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DEPOSIT ” Beitschrift En 3294 der 1 / n | EM Deutschen geologischen Gesellschaft. ıyı XLII. Band. 1891. Mit einundfünfzig Tafeln. Berlin 1891. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). Behren-Strasse No. 17. Bere 2 NER aan Dun er di HERZ Inhalt. A. Aufsätze. J. RorH. Die Eintheilung und die chemische Beschaffenheit der Eruptivgesteine . OTTO FROMmM. Petrographische Untersuchungen v von Basalten aus der Gegend von Cassel . E. Koken. Neue Untersuchungen an tertiären Fisch - Oto- lithen. II. (Hierzu Tafel I—X P. G. KrAuse. Die Decapoden des norddeutschen Jura. (Hierzu Tafel XI— XIV.) . CARL ÖCHSENIUS. Ueber Loth, Pendel, Oceanniveau und Beweglichkeit unserer Erdrinde . F. Rinne. Ueber den Dimorphismus der Magnesia CLEMENS SCHLÜTER. Verbreitung der regulären Echiniden in der Kreide Norddeutschlands H. Eck. Bemerkungen über geognostische Profile "längs württembergischer Eisenbahnen . RoTHPLETZ. Fossile Kalkalgen aus den Familien der Co- diaceen und Corallineen. (Hierzu Tafel XV— XVII). A. Osann. Ueber den geologischen Bau des Cabo de Gata. (Hierzu Tafel XVII--XX.) . . KARL ALPHONS PENECKE. Die Mollusken-Fauna des unter- miocänen Süsswasserkalkes von Reun in Steiermark (SANDBERGER sS Horizont von Aelhix Raimondi BRONG.). (Hierzu Tafel XXL). O. BEHRENDSEN. Zur Geologie des Ostabhanges der argen- tinischen Cordillere. I. Theil. (Hierzu Tafel XXII bis XXV.) PAUL OPPENHEIM. Beiträge zur Kemtniss des Neogen in Griechenland. (Hierzu Tafel XXVI— XXVII) AUREL Krause. Beitrag zur Kenntniss der Ostrakoden- Fauna in silurischen Diluvialgeschieben. (Hierzu Tafel XXIX— XXX). OTTO JAEKEL. Ueber Holopocriniden "mit besonderer Be- rücksichtigung der Stramberger Formen. ER Tafel XXXIV— XLIL). Frrrz Frech. Ueber das Devon der Ostalpen. He (Hierzu Tafel XLIV—XLVIU) . A. Osann. Beiträge zur Kenntniss der Eruptivgesteine des Cabo de Gata. U. W. DEECKE. Der Granitstock des Elsässer Belchen in den Südvogesen. (Hierzu Tafel XLVIIL). RICHARD WAGNER. Ueber einige Versteinerungen des un- teren Muschelkalks von Jena. (Hierzu Tafel XLIX.). GEORG GÜRICH. Ueber Placodermen und andere devonische Fischreste im Breslauer mineralogischen Museum Seite B: C. IV W. ScHaur. Ueber die Diabasschiefer (Hornblendesericit- Schiefer K. KocH’s) von Birkenfeld bei Eppenhain und von Vockenhausen im rechtsrheinischen Taunus. (Hierzu Tafel L.). A. voN STROMBECK. Ueber das Vorkommen von Actinocamaz quadratus und Belemnitella mucronata PAUL OPPENHEIM. Die Gattungen Dreyssensia van BENE- DEN und Congeria PARTSCH, ihre gegenseitigen Bezie- hungen und ihre Vertheilung in Zeit und Raum. (Hierzu Tafel LI.) ; a. Briefliche Mittheilungen. J. LEMBERG. Die Aufstellung des Mischungsgesetzes der Feldspäthe durch J. F. HESSEL . ö EEE NN. SCHREIBER. Vorkommen fester Sandsteinbänke im mittel- oligocänen Grünsande bei Magdeburg i R. Lepsıus. Berichtigung zu STEINMANN, Einige Fossilreste aus Griechenland. . 6. Kıemm. Chiastolith-Schiefer und Hornblende- Porphynit im Oberlausitzer Flachland 2 G. BOEHM. Ueber Lithiotis problematica GÜMBEL F. M. StAPFF. Beobachtungen an den in Kreide eingebet- teten Diluv jalablagerungen Rügens W. MÜLLER. Ueber Contacters scheinungen am Glimmerschiefer der Schneekoppe . . . Eck. Ceratites antecedens BEYR. von Wenden in W ürttemberg R. Lepsıus. Die erste Quarzporphyr-Effusiv-Decke im Saar- Nahe-Gebiete nachgewiesen Eck. Bemerkungen über einige Eneriniden G. Boeum. Ueber eine Anomalie im Kelche von Millerierinus mespiliformis EERRREEEITTIENS > P. OPPENHEIM. Bemerkungen zu G. STEINMANN: a Fossilreste aus Griechenland. GEORG. GÜRICH. Ueber einen neuen Nothosaurus von Go- golin in Oberschlesien . J. FRÜH. Ueber fossile Kalkalgen Verhandlungen der Gesellschaft . . . 256. 533. 750. Zugänge für die Bibliothek im Jahre 1889 . Namenregister S Sue: Sachregister Seite. 914 919 BR Jeitschrilt der Deutschen geologischen Gesellschaft. 1. Heft (Januar, Februar, März) 1891. A. Aufsätze. 1. Die Eintheilung und die chemische Beschaffenheit der Eruptivgesteine. Von Herrn J. RoTH in Berlin. Die geologische Erfahrung giebt, abgesehen von den Eruptiv- gesteinen, nur wenig Aufschluss über die Beschaffenheit des Erd- innern, dessen sp. G. nothwendig über das höchste bei Eruptiv- gesteinen (3,5) und krystallinischen Schiefern (3.2) beobachtete hinausgehen muss. Die grosse Menge der Schwefelverbindungen, welche die Solfataren und ein Theil der Vulkane liefern, lässt auf das Vorhandensein von Schwefelmetallen. die ungeheure Menge Kohlensäure, welche dem Erdinnern entströmt, auf Kohlenstoffver- bindungen schliessen. Man hat die Meteoriten herangezogen, um durch kühne Vergleiche weitere Daten über die Beschaffenheit des Erdinnern zu erlangen, DAauBr£r hat den Olivin zu einer „all- semeiner Schlacke“ gestempelt, welche den metallischen Erdkern bedeckt, aber alle diese Schlüsse sind weniger sicher als die, welche über die nächst höhere Schicht aus den Eruptivgesteinen sich ableiten lassen, daher hat es an Betrachtungen über Ein- theilung und chemische Beschaffenheit der Eruptivgesteine nie gefehlt. An anderer Stelle habe ich darzulegen versucht, wie sich die Gesteine der Erstarrungskruste, deren Vorhandensein das der Eruptivgesteine bedingt, chemisch und mineralogisch von den letzteren unterscheiden, und die Verknüpfung beider durch die chemische und mineralogische Gleichheit von Gneiss und Granit dargelegt. Zeitschr. d. D. geol. Ges, XLIII. 1. 1 2 Die Eruptivgesteine sind so wesentlich aus Silikaten und Kieselsäure zusammengesetzt, dass man unter Umständen vom Graphit. von den Schwefel-, Arsen-, Wolfram-, Fluorverbindungen, vom Korund, Zinnstein, Zirkon absehen kann und nur einigen Titansäure und Phosphorsäure enthaltenden Mineralien, sowie dem Eisenglanz und der Spinellgruppe (diese im weitesten Sinne ge- nommen) einige Bedeutung einräumt. Darüber besteht kein Zweifel, dagegen gehen darüber, ob man die vortertiären Eruptivgesteine als ältere von den jüngeren, tertiären und nachtertiären scheiden soll, die Meinungen aus einander. Vom rein mineralogischen Standpunkt aus, der so lange be- rechtigt ist, als er nicht die alleinige Berechtigung für sich in Anspruch nimmt, mag die Trennung schwer sein. Es ist gut an die weitere Consequenz dieses einseitigen, anscheinend radikalen Standpunktes zu erinnern, dass nach ihm auch Hornbiendegneiss, Diorit, Amphibol-Andesit, ferner Zobtenit und Gabbro u. s. w. nicht geschieden werden. Sobald man die Gesteinsmassen als Ganzes an Ort und Stelle untersucht, sieht man, dass der Verband der älteren und jüngeren Eruptivgesteine mit ihrer Umgebung ein anderer ist, dass ihre Spaltungsgesteine verschiedene sind, dass ihre Ausbildungsformen, im Grossen betrachtet, von einander abweichen, dass z. B. glasige Gesteine (die ich schon 1861 als blosse Ausbildungsformen ge- mengter Eruptivgesteine bezeichnet habe) bei den jüngeren Eruptiv- gesteinen viel häufiger und mannichfaltiger vorkommen als bei den älteren. In erster Linie muss bei der Namengebung das geologische Alter, erst in zweiter die mineralogische und chemische Beschaffenheit entscheiden. Dass in beiden Gruppen dieselbe mineralogische und dem entsprechend dieselbe chemische Zusammen- setzung wiederkehrt, dass einige ältere Eruptivgesteine mit unver- ändertem Habitus im Tertiär auftreten, dass daher bisweilen die Entscheidung nicht leicht ist, darf als bekannt vorausgesetzt werden, aber alles dieses wird aufgewogen durch den Vortheil mit einem einfachen. schon vorhandenen und allgemein verständlichen Namen neben der mineralogischen Zusammensetzung das geologische Alter zu bezeichnen, ohne die vielfach mit unnöthigen Namen über- häufte Nomenklatur noch weiter zu belasten. Von den früheren Eintheilungen der Eruptivgesteine glaube ich absehen zu können, wie ich denn überhaupt auf Vollständigkeit verzichte und nur das mir wichtig Erscheinende erwähne. Die noch heute in Frankreich gebräuchliche Eintbeilung der Eruptivgesteine und der Begriff der „mineralisateurs“ stammt aus dem in Frankreich so oft genannten Aufsatz von ELıE DE BEAUMONT: Sur les &manations volcaniques et metalliferes). Darin werden unterschieden als roches acidiferes (später in acides umgeändert), die Eruptivgesteine, welche (l. c. p. 1254) neben „den mit Kiesel- säure gesättigten Feldspäthen (=1:3:12) Quarz enthalten. Dazu gehören der Quarzporphyr, Diorit, Syenit, Protogin, Granit und einige degenerirte oder monströse Granite, wie die grob- körnigen Granite, Pegmatite, Leptynite, Greisen u. s. w. Ihnen gegenüber stehen die basischen oder doch beinahe neutralen Ge- steine?), welche als Hauptgemengtheil („qui ont pour base“) die nicht mit Kieselsäure gesättigten Feldspäthe (Labrador, Andesin, Oligoklas) und Leucit enthalten. Nur einige Trachyte bestehen aus Sanidin und führen z. Th. etwas Quarz.“ Wie man sieht, fehlen die Nephelin-Gesteine in der Aufzählung. In den gewöhnlichen Gängen finden sich (ib. 1. c. p. 1268) die eigentlichen Metalle seltener als Oxyde, meist verbunden mit Schwefel, Selen, Arsen, Phosphor, Antimon, Tellur, Chlor, Jod und Brom. Diese Elemente sind nicht nur an sich flüchtig, sie theilen diese Eigenschaft auch vielen ihrer Verbindungen mit und heissen daher seit langer Zeit die mineralisateurs ?) Später hat H. Sre-CLaıre Devirne die Bezeichnung „Agents mineralisateurs*“ auf Gase angewendet, welche sich nicht mit den mit ihnen in Berührung kommenden Stoffen verbinden, aber durch ihre Gegenwart die letzteren umformen. Trocknes Was- serstoffigas macht bei hoher Temperatur amorphes Zinkoxyd und amorphes Schwefelzink krystallin; dieselbe Wirkung übt trocknes Salzsäuregas bei hoher Temperatur auf Eisenoxyd, Zinn- oxyd, Talkerde, Manganoxyd*) aus. Dass derartige Bedingungen sich in der Natur wiederfinden, erscheint wenig wahrscheinlich. Noch später (1380) hat HAuUTErFEUILLE die Wolframiate und Vana- dinate der Alkalien nach seinen Versuchen als agents min£ralisateurs bezeichnet. Micner-L£vy°) geht von der Voraussetzung aus, dass die Eruptivgesteine aus der Tiefe gebrochene und angefressene Krystalle !) ELIE DE BEAUMONT. Bull. geol. (2) IV. p. 1249—1334. 1847. 2) Le caractere general de toutes ces roches est de contenir un exces de base plus ou moins considerable, et par consequent d’etre basiques ou au moins & peu pres neutres. ]. c. p. 1253. *) Les &manations qui sortaient de linterieur des masses 6ruptives ont entraine les metaux volatilises vers leur surface. 1. c. p. 1269. — Les filons ordinaires sont surtout caracterises par le röle important qu’y jouent les mineralisateurs, et par l’absence des silicates anhydres. Fe, P- 1289. *) H. Ste-Cl. DEvILLE. Compt. rend. LI. p. 920 und 1264. 1861. 5) MIiCHEL-L£EvY. Structures et classification des roches &ruptives. Paris 1889; cf. Bull. geol. (3) III. p. 199. 1875. £* (elements anciens generalement en debris, cristaux de premiere consolidation, de la periode infratellurique) mitbringen, denen in einer zweiten Phase der Erstarrung die elements de seconde con- solidation, die elements recents, die Mineralien der zweiten Krystallisationszeit folgen, oder die Erstarrung führt zu Mikro-- lithen, Krystalliten und amorphen Bildungen. Nach diesen Unter- schieden in der zweiten Bildungszeit wird ein granitischer Typus (mit starkem Vorherrschen der jüngeren Elemente) und ein tra- chytischer (porphyrischer) Typus aufgestellt. Alle Verschiedenheiten der Gesteinsstruktur werden nach MicHeEL-L£evy (Structures ete. p. 5) durch drei Faktoren bedingt: durch Temperatur, Druck und Mineralisateurs!). Bei den sauren Gesteinen (roches acides & exces de silice) spielen die letzteren eine grosse Rolle?). Der Biotitgranit wird im Contakt mit Gneiss nicht feinkörniger, wie man erwarten sollte, sondern grobkörniger und führt !/g m weit keinen Biotit; im Contakt mit krystallinischen Schiefern und mit Sedimenten sieht man von porphyrartigen Graniten zahlreiche feine Apophysen ausgehen, welche fast ganz mit grossen Orthoklas- krystallen erfüllt sind. Hier haben die Faktoren Temperatur und Druck plötzlich aufgehört, an diesen Stellen traten die Minerali- sateurs stromweise (& flot, 1. c.. p. 7) aus, und daher finden sich weit vom Granit in den Schiefern die Mineralien der zweiten Consoli- dation des Granites. Die so entstandenen Mischgesteine (roches granito-schisteuses) verdanken also ihre Bildung nicht dynamo- metamorphischen Vorgängen. Ausnahmsweise tritt bei Graniten im Contakt die Abnahme der drei genannten Faktoren gleichzeitig (simultanöment) ein, und dann liefert dieselbe Gesteinsmasse Ge- steine mit granitischer und porphyrischer Structur. Diese That- sachen beweisen (l. c., p. 7), dass die Granite aus der Tiefe fertig gebildete Krystalle (des cristaux tout formes d’un premier temps) mitbringen. Wie man sich das plötzliche Entweichen flüchtiger Stoffe aus dem ganz compakten Granit vorzustellen habe, da man von ihrem Wege keine Spuren sieht, warum sie in diesem Fall plötzlich ent- weichen, aus welchem Material sie bestanden, sagt MicuerL-L£evy !) Vergl. auch MıcHEL-L£vy, Bull. geol. (3) VI, p. 176. 1878. und ib. p. 173: Cause de la r¤ce granulitique tertiaire. ?) Wenn A. DE LAPPARENT (Bull. geol. (3) XVII, p. 287. 1889) die Solfataren an die sauren Gesteine gebunden findet, so muss er die Trachyte der phlegräischen Felder und die Augitandesite oder Ba- salte des Papandayan in Java u. s. w. für saure Gesteine erklären. Nach ihm soll in den Graniten die Kieselsäure ausser in Wasser noch in anderen flüchtigen Substanzen gelöset gewesen sein, deren lang- sames Entweichen die Kristallisation des Granites bedingte. Woraus diese Hüchtigen Substanzen bestanden, theilt er nicht mit, 5 leider nicht. Diese ganze Anschauung — mir wiederum ein Be- weis, dass man zu den ungeheuerlichsten Voraussetzungen !) lieber greift als eine überkommene Theorie aufgiebt — hat bis jetzt in Deutschland keine Anhänger und hoffentlich dazu wenig Aussicht. Bei den basischen Gesteinen bedeuten nach MıcHEL-L£vy von den drei die Struktur bedingenden Faktoren zwei, nämlich Druck und Mineralisateurs, nur sehr wenig: die Mineralien. welche man ihnen zuschreiben könnte, der schwarze Glimmer und die basaltische Hornblende (Structures, p. 9) finden sich in den sehr basischen Magmen selten, werden sehr oft in den letzten Phasen der Fest- werdung des Gesteins resorbirt und in Augit und Magneteisen umgesetzt. Hier ist die Temperatur das Entscheidende (l. c., p. 25), wie auch aus der künstlichen Darstellung dieser Gesteine durch FougueE und MicHEL-L£Evy hervorgeht, hier besteht kein Zusammen- hang zwischen Alter und Struktur (1. c., p. 31). Man kann eine rationelle petrographische Classifikation überhaupt nur auf die Struktur und auf die mineralogische Zusammensetzung, nicht auf Alter?) und Lagerungsverhältnisse gründen, da man an einem Handstück von unbekannter Herkunft weder Alter noch Lagerunngs- verhältnisse bestimmen kann (l. e., p. 34). Niemand wird das Letztere bestreiten, aber die Aufgaben der Petrographie, eines Zweiges der Geologie, nicht der Mine- ralogie, liegen weder in der Bestimmung von Handstücken unbe- kannter Herkunft, noch können sie durch solche gelöst werden. Schon 1879 haben FouvauE und MıcHeEL-L£evy in der Mine- ralogie micrographique, roches &ruptives francaises (ebenso MICHEL- Levy in Structures etc., p. 40) die Eruptivgesteine geordnet nach den Mineralien der zweiten Consolidation, und zwar zunächst nach den Feldspathgemengtheilen. Mir ist es nicht gelungen, überall eine sichere Unterscheidung zwischen den Mineralien der ersten und zweiten Consolidation zu finden. Scharfe krystallographische Begrenzung macht den Unter- schied nicht aus, da die Mineralien der ersten Consolidation so oft zerbrochen und corrodirt sind, ebenso wenig die Grösse der Krystalle. Ausserdem giebt es in den „Elvans granitoides°®) so- !) Sile mica blanc laisse sa trace sur les grains de quartz (de !’elvan granitoide), c’est que son dissolvant les a attaques posterieurement & leur consolidation.e MICHEL-L£EVY, Bull. geol. (3) III. p. 202. 1875. ?) MicHerL-L£vy (Bull. geol. (3) I. p. 197. 1874) se declare partisan des classifications basees sur l’äge des roches parce qu'elles sont su- jettes a moins de causes d’erreurs. — MICHEL-LE£EVvY (ib.) (8) DI. p. 236. 1875) persiste & penser que deux roches acides de texture identique sont du meme äge. °®) MıcHEL-L£EvY. Bull. geol. (3) III. p. 202. 1875. wohl quartz bipyramide aneien als recent“. Auch Rosengusch !) bemerkt: „Der Leucit (der Tephrite und Basanite) kann ebenfalls in zwei Generationen ausgebildet sein, welche sich indessen nicht durch die Form, nur durch die Grösse unterscheiden“. Da Fovaus und MicHerL-Levy zunächst die Struktur und dann die Mineralien, aber nicht die chemischen Unterschiede der Eruptivgesteine berücksichtigen, so enthält z. B. ihre Familie Granit auch die körnigen kieselsäurereichen Plagioklasgesteine, also in der Abtheilung Granite neben Graniten als „andesitische Granite* die Quarzdiörite, in der Abtheilung Mikrogranite neben Granit- porphyren die vollkrystallinen Dacite, ferner in der Abtheilung Porphyre als neovulkanisch „Rhyolithe und Dacite*, in den ersten herrscht Sanidin, in den letzteren Plagioklase vor. Ausgehend von seinen Untersuchungen isländischer Eruptiv- gesteine nahm Bunsen?) in Island zwei gesonderte Herde an, deren Produkte bald gesondert, bald gemischt auftreten. So ergaben sich ihm als Endglieder der isländischen Eruptiv- gesteine ein normaltrachytisches (t) und ein normalpyroxenisches (p) Gestein, daneben Zwischenglieder aus n X t + p, bei denen er die Ermittelung des procentischen Mischungsverhältnisses nach dem Kieselsäuregehalt bewirkte. Stimmt dann die Rechnung nicht immer genau mit den Analysen, so wird die Differenz viel grösser, wenn man von einem anderen Gemengtheil ausgeht. Also selbst für das beschränkte Gebiet Island reicht die Hypothese nicht aus, für die Allgemeinheit der Eruptivgesteine (auf welche BunsEn selbst sie nie anwendete und nur noch auf transkaukasische Ge- steine ausdehnte) reicht sie noch weniger, wie ich?) nachgewiesen habe. Dass Bunsen’s Theorie später auf stark verwitterte Ge- steine angewendet wurde, war nicht im Sinne ihres Urhebers. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN erklärte die Mischungsver- schiedenheit der Eruptivgesteine aus der nothwendigen Zunahme des sp. @. der tieferen Schichten, sodass die chemische Zusammen- setzung der Eruptivgesteine auf die Tiefe, aus welcher ihr Ma- terial kommt, schliessen lässt*). J. Durocner’s 1857 veröffentlichte Hypothesen°) sind denen !) ROSENBUSCH, Massige Gesteine, 1887, p. 755. „Wenn eine Ge- neration des Leueit fehlt, so ist es die intratellurische“. ?) BUNSEN in Pogg. Ann. 1851. LXXXIH. p. 197 u. fie. ®) ROTH, Gesteinsanalysen. 1861. p. X. u. fig. 4) SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, Vulkanische Gesteine von Sicilien und Island. 1853. p. 331. °) J. DUROCHER, Essai de petrologie comparee ou recherches sur la composition chimique et mineralogique des roches ignees, sur les phenom£nes de leur @mission et sur leur classification. Ann. min. (5), RI pe217 2, 485% 7 Bunsens ähnlich. Er nimmt für die Gesammtreihe der Eruptiv- gesteine zwei Kugelhüllen unter der Erdkruste an, eine untere basische (mit magma basique) und eine obere (mit magma acide), während die zwischen beiden liegende Zone als Mischungsglieder die Zwittergesteine, die roches hybrides, liefert, zu denen Syenit, an Hornblende und Augit reiche Trachyte u. s. w. gehören. DUROCHER fügt einen neuen Begriff hinzu: liquation, Saigerung. Im eigentlichen Sinne des Wortes kann sich dieser Ausdruck nur auf feste Massen beziehen, aus denen mittelst erhöhter Temperatur leichter flüssig Werdendes ausgesondert wird. Wenn DUROCHER Trachytporphyr (d. h. Liparit) und Phonolith als Produkte der Saigerung bezeichnet, die sich in der flüssigen Masse vollzog (liquation qui s’est operee au sein de la masse fiuide), und sie mit zwei Legirungen vergleicht, in welche eine geschmolzene Metallmasse beim Erstarren zerfällt, so ist das vielmehr ein Zerfall einer bis dahin homogenen Schmelzmasse in chemisch verschiedene Dinge, welche zusammengerechnet die ursprüngliche Gesammtmischung ergeben müssen. Ob meine frühere Auffassung, dass nach Dvrocher dieser Zerfall z. Th. schon im Erdinnern. z. Th. erst auf der Erdoberfläche vor sich gehe, die richtige ist, lasse ich dahin gestellt. Ich habe 1869!) die Ansicht ausgesprochen, dass bei pluto- nischen, d. h. aus flüssigem Fluss erstarrten, Gesteinen (und ich rechnete damals wie noch heute die krystallinischen Schiefer zu den plutonischen Gesteinen) Spaltung oder Differenzirung in mine- ralogisch verschiedene Gesteinen eintreten könne, und dabei nur Erscheinungen über der Erdoberfläche im Sinne gehabt, an Vor- gänge im Erdinnern nicht gedacht, als Ursache das kleinere Volumen und die daraus folgende schnellere Abkühlung und Er- starrung angeführt. Wenn ich (Allgem. Geol. 1883, I, p. 87) als Spaltungsgesteine eines wesentlich einheitlichen Magma in den Graniten auftretend Hornblendegranit,. Syenit, Diorit, Quarzdiorit und Augit-Biotit-Gabbro anführe, so sieht man, dass damit das- selbe gemeint ist, was RosenguscH, (Massige Gest. 1887, p. 32) dioritische und syenitische Facies nennt. Dass niemals auf rein chemische Grundsätze ein befriedigendes petrographisches System sich aufbauen lässt, habe ich schon 1861 (Gesteinsanalysen, p.XXIV) nachgewiesen und ebenda (p. XXI) ausgesprochen, dass „feurig- flüssige Massen von gleicher oder sehr naher chemischer Zusammen- t) Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine in Abhandl. der Berliner Akademie der Wissensch., 1869, p. 72. Später in All- gemeine und chemische Geologie, 1883, II, p. 50, 68, 388 wiederholt. Meine Darstelluug in Gesteinsanalysen, 1861, p. XIX, leidet an Unklar- heit des Ausdrucks. setzung in verschiedene Mineralien auseinander fallen können.“ Nach Rosenguscn !) „schien dieser Satz zur Zeit, als er auf- gestellt wurde, eine gewisse Berechtigung zu besitzen, die wir ihm heute bestreiten müssen. Die letze Consequenz desselben wäre, dass wir aus der Bauschanalyse eines Gesteins seine mine- ralogische Zusammensetzung nicht erkennen könnten, und diese Consequenz wird heute kein Petrograph mehr zugestehen.* Als Fougu£ und MıcHeEL-L£vy ein Gemenge von !/ıo Pyroxen mit °/ıo Nephelin schmelzten und glühten „entstand ein Gemisch von normalem Nephelin, blass meergrünem Spinell in zahlreichen scharfen Oktaedern, gelb-braunem Melanit in Rhombenoctaedern und sehr dünnen farblosen Mikrolithen.*“ RosenguscHh, Jahrb. Miner. 1879, p. 411. — „FouQguE und MicHer-Levy theilen mit, dass der Wernerit-Amphibolit von Bamle nach Schmelzung bei langsamer Erstarrung, indem die Schmelze längere Zeit auf einer nur wenig unter dem Schmelzpunkt liegenden Temperatur gehalten wurde, zu einem Gemenge von Labrador und Pyroxen wird.“ RosenguscHh, Jahrb. Miner. 1880, II, p. 69. — Als FouguE und MiıcHEL-L£vy die chemischen Bestandtheile eines Gemenges, das 1 Th. Augit, 4 Th. Labrador und 8 Th. Leueit entsprach, schmelzten und dann das Gemenge weitere 24 Stunden in lichter Rothgluth behandelten, enthielt die ganz krystallin gewordene Masse neben Augit, Labrador und Leucit noch kleine Oktaeder von Magneteisen und Picotit. FouguE und Mıcner-Levv, Compt. rend., 1880, XC, p. 698. Nach Fovaus und MicHer-L£evy (Synthese des mineraux et des roches, 1882, p. 77) gaben 4 Th. Mikroklin nnd 4,3 Th. Biotit (— 2 pCt. Kieselsäure; 0,85 pCt. Thonerde; 0,40 pCt. Eisen- oxyd; 1,05 pCt. Magnesia; 0,50 pCt. Kali) nach dem Schmelzen ein Gemenge aus Leucit, Olivin, Melilitı und Magneteisen. Bour- GEoIS schmelzte die Bestandtheile des Grossulars und erhielt Anorthit und Melilith?). Hinzufügen kann ich noch, dass die von mir als plutonisch betrachteten Gesteine: Cordieritgneiss von Lunzenau; Glimmerschiefer des Selgegrundes und Garbenschiefer ebendaher dieselbe chemische Zusammensetzung zeigen). Weiteres über Spaltungsgesteine folgt weiter unten, obwohl das Vorstehende genügt, meine Behauptung zu rechtfertigen. Da nach A. pe LaArrArent‘) viele Eruptivgesteine aus der Tiefe fertig gebildete Krystalle (cristaux anciens ou en debris) !) ROSENBUSCH. TSCHERMARK, Miner. Mitth., 1839, XI, p. 152. ?)\ FOUQUE und MICHEL-LEVY, 1. c., p. 123. ®) RoTH, Allgem. und chemische Geologie, 1883, II, p. 66. *) A. DE LAPPARENT, Traite de geologie, 1885. 9 mitbringen können, (l. e., p. 586), sind diese nicht zur Charakte- ristik des Gesteins benutzbar; man muss daher von der Grund: masse (päte, magma de consolidation) ausgehen. Weiter ist die Erstarrungsfolge der Krystalle nicht so sicher festgestellt, dass man danach die Gesteine trennen könnte: ein Krystall, der von einem andern corrodirt zu sein scheint, kann dessen Umriss ab- geformt haben (peut s’etre moul&e autour du premier crystal, 1. c., p. 593) und ein von einem grösseren umschlossener kleiner Kry- stall, der also älter zu sein scheint als der umschliessende, kann das Resultat späterer Erstarrung in dem grösseren Krystall sein, der zuerst nur im Umriss ausgebildet war (d’abord reduit & son enveloppe). Man muss daher nach der chemischen Zusammen- setzung, und zwar zunächst nach dem Kieselsäuregehalt des Magma, die Gesteine eintheilen und nennt sie sauer, wenn die Menge der Kieselsäure 65—66 pCt. beträgt, neutral bei 55—65, basisch bei 40—45 pCt. Kieselsäure. Als zweiter Eintheilungsgrund dient das Alter (serie ancienne et moderne), als dritter die Struktur, welche vollkrystallin, glasig oder gemischt sein kann. A. DE LAPPARENT!) verhehlt sich die Schwächen und Lücken dieser Eintheilung nicht, bei welcher z. B. Tonalit vom Aviosee mit 66.91 pCt. Kieselsäure, der Porphyr von Elfdalen mit 74,65 pCt. Kieselsäure, und die Dacite zu den neutralen Gesteinen gerechnet werden, welche überhaupt die am schlechtesten begrenzte und definirte Gruppe darstellen. Dass weder der Gehalt an Kieselsäure noch das Vorhanden- sein von Quarz als Eintheilungsgrund benutzt werden kann, habe ich an anderer Stelle?) nachgewiesen; dazu kommt die Schwierig- keit, sekundären, d. h. bei Verwitterung der Silikate gebildeten Quarz vom primären zu unterscheiden. Ich habe die Eruptivgesteine zunächst nach dem Alter, dann nach dem vorwiegenden Feldspath, resp. Leucit und Nephelin ge- theilt, den Kieselsäure- resp. Quarzgehalt erst in dritter Linie benutzt, überall die Glastormen dem betrefienden krystallinen Ge- stein angereiht und als besondere Gruppe die selbstständigen Peri- dotite, feldspathfreie oder doch feldspatharme Gesteine, betrachtet. Dass man auch gegen diese Theilung z. Th. berechtigte Einwürfe machen kann, habe ich nie bezweifelt, aber ich fürchte, es wird sich kein System der Eruptivgesteine aufstellen lassen, gegen das nicht einige Einwände erhoben werden; ein Schicksal, welches dies System mit den meisten übrigen Systemen theilt. !) Die Granite enthalten (1. c., p. 596) nur sehr selten Quarz in alten Krystallen. ?, RorH, Allgem. und chem. Geologie II. 73. 1883. 10 Es erscheint zweckmässig der Besprechung der von Rosen- BuscH in seinem Aufsatz „Ueber die chemischen Beziehungen der Eruptivgesteine“!) aufgestellten Ansichten eine Aufzählung der Gesteine vorauszuschicken, auf welche sein Aufsatz Bezug nimmt, und an die Auswahl, welche mir nicht glücklich scheint, einige Bemerkungen zu knüpfen. Von den 63 erwähnten Gesteinen halte ich nämlich mindestens 10 für so stark verändert, von den Ana- lysen einen Theil für so unvollständig, die Gesteine z. Th. für so lokale Vorkommen, dass ich keine Theorie darauf bauen möchte. Wenn ich nicht an das „magmatische Wasser“ glaube, von wel- chem die von RosenguscH sogenannten Tiefengesteine?) frei sein sollen (l. c., p. 147), so spricht für mich die „hydrochemische Umänderung* des wasserfreien Sideromelans in Palagonit, das - Vorhandensein wasserfreier Obsidiane und die oben erwähnte Darstellung wasserfreier Gesteine durch Fougus und MicHer- LEVY, die den natürlichen „Erguss-Gesteinen“ vollständig gleichen. RosenguscH geht aus von seiner bekannten Eintheilung der Eruptivgesteine in Tiefengesteine, Ganggesteine, paläovulkanische und neovulkanische Ergussgesteine. Ich möchte die Erörterung über die Berechtigung dieser Gliederung an einen anderen Ort verschieben, da sie hier nicht von Belang ist, und nur bemerken, dass ich die Ansicht, (l. c., p. 147), nach welcher die Tiefen- gesteine — diese Gruppe im Sinne von ROSENBUSCH genommen — gewöhnlich reicher an Oxyden der zweiwerthigen Metalle, etwas ärmer an Alkalien und Kieselsäure sein sollen als die zu- gehörigen Ergussformen, durch die vorhandenen Analysen nicht bewiesen finde. Aufzählung der von RosenguscnH erwähnten Gesteine. I. Albitgranit, Bühlberg bei Eibenstock. W. Knor in Sect, Schneeberg, 1883. 10. Thonerde und Eisenoxyd = 14,21 pCt.; Wasser 0,20 pCt.; Summe 99,90. II. Albanygranit, White Mountains, New-Hampshire. G. W. HAwes. Amer. J. oof sc. 1881,:XXJ, p. 25: "DO per Wasser 0,47 pCt.; Summe 100,73; sp. G. 2,65. III. Granitit, Bobritzsch.h Russ, Z. d. geol. Ges. 1862, XIV, p. 46. TiO? 0,94 pCt.; MnO 0,48 pCt.; Wasser 1,40 pCt.; Summe 100,29. Das Manganoxydul fehlt in der Berechnung bei ROSENBUSCH. !) TSCHERMACK. Miner. Mitth. 1889. XI. p. 144—178. °) Auch der Satz (Massige Gest. 1887. p. 340) „die Lava wird durch Abgeben ihres Wassergehaltes mehr oder weniger plötzlich viel saurer“ entzieht sich meinem Verständniss. 2 IV. Granitit, Landsberg bei Barr. Unger in RosenBusch, Steigerschiefer, 1877, p. 147. TiO? 0,309 pCt.; Wasser 0,707 pCt.; Summe 99,923; sp. G. 2,680. V. Amphibolgranit, Hohwald, Unger, ]l. c., p. 167. Wasser 1,161 pCt.; Summe 101,166; sp. G. 2,743. VI. Syenit, Plauenscher Grund. Zırker. Poce. Ann. 1864, CXXL, p. 622. Glühverlust 1,29 pCt.; Summe 101,03; sp. G. RIO: VI. Augitsyenit, Farrisvand bei Laurvik. Merıan. Jahrb. Miner. Blbgd. III, 1885, p.266. P?O? 0,54 pCt.; Wasser 1,01 pCt.; Summe 100,99; sp. G. 2,720. VII. Elaeolithsyenit, Ditro.. Ferrner. Verhandl. geol. Reichsanst., 1867, p. 286. Glühverl. 1,58 pCt.; Summe 100,90; sp. G. 2.48. IX. Elaeolithsyenit, Serra de Monchique. JannascnH. Jahrb. Miner., 1884, I, p. 13. TiO? 1,04 pCt.; Glühverl. 2,32 pCt.; P? O5 und Cl Spur; Summe 100,36; sp. G. 2,578. X. Tonalit, Aviosee. G. vom RATH. Z. d. geol. Ges., 1864, XVL p. 257. Wasser 0.16 pCt.; Summe 98,99; sp. G. 2,724. XI. Banatit. Dognacska. NıEpzwiEDskI in TSCcHERMAR, Miner. Mitth., 1873, p. 256; Summe 100,12. XD. Diorit, Gerdsdyn, AÄmäl. Törnzesonm. Blatt Ämäl., 1870, p. 31. Glühverl. 0,93 pCt.; Summe 98,65. XII. Diorit, Schwarzenberg bei Barr. VA WERVERE in RosenguscHh. Steiger Schiefer 1877, p. 334 TiO? 0,573 pCt.; P?0>5 0,366 pCt.; Wasser 1,353 pCt.; Summe 99,452; sp. G. 2,850, XIV. Gabbro, Lofthus in Snarum. Kyrrurr, Jahrb. Miner., 1862, p. 144. Unreine Titansäure 3,70 pCt.; Glühv. 0,71 pCGt.; Summe 99,25. XV. Gabbro, Radauthal. S’rreng, Jahrb. Miner., 1862, 23662 25102: 1.15,p6Ct.: Cr? 0% 0538. pCt. ; B2702:.0,44 pCt; S 0,07 pCt.; Wasser 0,55 pCt.; Summe 100,66.; sp. G. 3,02. XVI. „Olivinnorit“, Radauthal. Streng, 1. c., p. 540. Wasser 6,64 pCt.; Summe 100,20; sp. G. 2,88. XVH. Lherzolith, Mti. di S. Vittore. Cossa. Ricerche chim. e microscop., 1881, p. 108. Wasser 0,72 pCt.; Summe 99,28; 50.6.3 3,225. XVII. Amphibolpikrit, Schriesheim, C. W. C. Fuchs. Jahrb. Miner., 1864, p. 329. Wasser 5,60 pCt.; Summe 100,63; sp. 2,82. XIX. Dunit, Dun-Mtn. Reuter, Z. d. geol. Ges., 1864, XVI, p. 342. Wasser 0,57 pCt.; Summe 100,15; sp. G. 3,295. XX. Quarzkeratophyr, Mt. Elizabeth, Omeo. Howırt. The 12 rocks of Noyang, 1883, p. 25. Wasser 0,46 pCt.; Summe 99,24; sp. G. 2,634. XXI. Quarzporphyr, Grosser Knollen bei Lauterberg. Mr- CHAELIS in Rorn, Beitr. zur Petrographie, 1869, p. L. Wasser 1,21 pCt.; Summe 100,32; sp. G. 2,622. XXI. „Vitrophyr, Meissen“. LEMBERG, Z. d. geol. Ges., 877, XXX, 2.0508. : Al20% 4 Be202, II yp EL Wer ‚9 pCt.; Summe 100,10. XXIMN. Rhombenporphyr, Vettakollen. KJERULF, Christiania- Silurbecken, 1855, p. 29. Glühverl. 0,779 pCt.; Summe 98,025 (nicht 98,925, wie dort angegeben). XXIV. „Vitrophyrit, Kornberg bei Erbendorf“. GümseL, Ostbayer. Grenzgeb., 1868, p. 423. Fe? 0°? + FeO 6,48 pCt.; Wasser 4,90 pCt: Summe 100,90. XXV. Enstatitporphyrit, Carhope on Coquet. PETERSEN. Mi- krosk. und chemische Untersuchungen von Enstatitporphyrit aus den Cheviothills, 1884, p. 36. Wasser 3,09 pCt.; Summe 98,51; spG.. 25543: XXVI Augit-Hornblendeporphyrit, Unkersdorf bei Wilsdruff. Bruans, Z. d. geol. Ges., 1886, XXXVIH, p. 752. Glührerl. 0,84 pCt.; Summe100:67 ;2spuG. 2,69: XXVI. „Augitvitrophyrit“, Weiselberg bei St. Wendel. HETZER bei G. vom Rarn, ib. 1864, XVI, p. 503. Wasser 3,25 pCt.;: Summe 99,80; sp. G. 2,557. XXVII. Labradorporphyr, Rimbachthal, Vogesen. Trauv- MANN in Osann. Beitr. zur Kenntniss d. Labradorp. d. Vogesen, 1887, p. 29. Wasser 2,26 pCt.; Summe 100,50; sp. G. 2,748: XXIX. Melaphyr, Horensko, Böhmen. Borıcky, Petrograph. Studien an den Melaphyrgest. Böhmens, 1876, p. 58. Wasser 0,53 pCt.; Summe 99,80; sp. G. 2,863. XXX. Salitdiabas, Halleberg, Schweden. Merran. Jahrb. Miner. Blgd., II, p. 289, 1884. TiO? 1,21 pCt.; P?0?0,19 pi Wasser 0,39 pCt.; Summa 99,70; sp. G. 3,025. XXXI. Olivindiabas, Kinnekulle.. Franke bei STRENG. Z.d. geol. Ges., 1858, X, p. 175. Wasser 0,70 pCt.; Summe 102,64. XXXI. Pikritporphyr, Söhle bei Neutitschein. TscHERMAR. Porphyrgesteine Oesterreichs, 1869, p. 246. Kohlensäure 1,83 pCt.; Wasser 4,5 pCt.; Summe 99,1; sp. G. 2,961. XXXIH. „Felsoliparit“, Ostende von Telkibanya.. K. von Hauer. Verh. geol. Reichsanst., 1866, p. 99. Glühverl. 0,61 pCt.; Summe 100,67; sp. G. 2,403. XXXIV. „Felsoliparit*, Ravin de l’Usclade, Auvergne. Box- HORST bei A. von Lasauıx. Jahrb. Miner., 1872, p. 346. Wasser 0,96 pCt.; Summe 100,01; sp. G. 2,39. Keine Magnesia! 1 T 15 XXXV. „Felsoliparit“, Steinmeer bei Vichnye. K. v. HAver. l e., 1868, p. 386. : Glühverl. 0,94 pCt.; Summe 99,89. Keine Eisenoxyde, keine Magnesia. XXXVI. Pantellerit, Cuddia Mida. FÖRSTNER, Z. f. Kryst., 1883, VIII, p. 182. Kupferoxyd 0,29 pCt.; Summe 100,58; sp. G. 2,46. XXXVN. Trachyt, :Scarrupata, Ischia. G. vom Rarn, Z.d. geol. Ges., 1866, XVII, p. 623. (Sodalith-Akmit-Trachyt). Chlor natrium 0,56 pCt.; Glühverl. 0,78 pCt.; Summe 99,90; sp. G. 2,547. XXXVII Trachyt, Monte Amiata. J. F. Wırvıams, Jahrb. Miner., Blgbd., IH, p. 413, 1887. TiO? 0,30; SO? 0,11; CL 0,11; Wasser 2,28 pCt; X 0,47 pCt.; Summe 100,77; sp. G. 2,615. (Rothe Varietät.) XXXIX. Trachyt, Bolsena, Steinbruch Nassini. G. vom RaATu, Z. d. geol. Ges., 1868, XX, p. 291. Glühverl. 1,14 pCt.; Summe 400,593 15p.,:G:: 2,548. XL. Trachyt, Arso. C. W. C. Fuchs in TscHERMAK. Miner. Mitth. 1872, p. 230. Glühverl. 0,09 pCt.; Summa 100,85; sp. G:261. XLI. „Phonolith-Obsidian“, Alta vista, Tenerife. Asıch, Vulk. Erscheinungen, 1841, p. 62 und 71. Kieselsäure mit Titan- säure 0,66 pCt.; 0,30 pCt. Chlor; 0,04 pCt. Wasser; Summa 290:03::!sp: G:-2,528: XLIH. Phonolith, Fernando de Noronha. GÜNMBEL in TscHEr- MAK, Miner. Mitth., 1879, p. 189. Wasser 0,71 pCt.; Summa 100,22. XLII. Leucitophyr, Olbrück. G. vom RartH, Z. d. geol. Ges., 1864, XVI, p. 107. SO? 0,69 pCt.; Cl 0,36 pCt.; Wasser 2,75 pCt.; Summe 100; sp. G. 2,533. XLIV. „Hyalodaeit“, Lassen’s Peak, HacvE und Invınss. Amer. J. of sc. (3), XXVI, p. 232, 1885. Glühverl. 0,45 pCt.; Summe 100,04. (Dacit mit Glasgrundmasse.) XLV. Dacit, Nagy-Sebes. DÖLTER in TscHErRMAKR. Miner. Mitth., 1873, p. 93. Glühverl. 0,89 pCt.; Summe 100,88. XLVI. Amphibol - Andesit, Monte Tajumbina, Columbia. Hörrner, Jahrb. Miner., 1881, II, p. 189. TiO? 0,180 pCt.; P? 0° 0,245 pCt.; Glühverl. 0,073 pCt.; Summe 100,058. XLVNH. Hypersthen-Andesit. Strohgelber Bimsstein des Mount Shasta. Smimer in Hacur und Ippings. Amer. J. of sc. (3), XXV, p. 142, 1883. TiO? 0,17 pCt.; P?O3 0,29 pCt.; Glühverl. 1,66 pCt.; Summe 100,03. XLVII. Amphibol- Andesit, Gunung Patua, Java, Pröuss, Jahrb. Miner., 1864, p. 432. Summe 100,24. 14 XLIX. Hypersthen-Andesit, Buffalo Peak, Colorado. Hırrr- BRAND in W. Cross. Amer. J. of sc. (5), XXV, p. 142, 1883. P? 05 0,27 pCt.; Cl 0,02 pCt; Wasser 1,03 pCt.; Summe 99,91; sp. G. 2,742. | L. Basalt, Breitfirst. Fr. Knarp. Doleritische Gesteine des Frauenberes, 1880, p. 15. .TiO? 2,087:C00? 0,21 7E20 273% Wasser 0,75 pCt.; Summe 99,755 sp. G. 2,86: LI. Aetnalava, 1865. Sırvesteı, Atti Accad. Gioenia. (3), I, p. 244, 1867. Wasser 0,24 pCt.; Summe 100,06; 'sp. G. (Mittel) 2,771. LII. Anamesit, Bockenheim. Hornsteiın. Z. d. geol. Ges. 1867, XIX, p. 315. Ti022,157 0020,50; Wasser OlGampere Summe -10097.,.5p.2&. 292% LIII. Basalt, Fingalshöhe. Streng. Pose. Ann., 1853, XC, p.: 114. Wasser 1,41 pCt.;'Summe7100 25:7(sp! GE 2937 72H: VON DEcHEN). | LIV. Hornblendebasalt, Todtenköpfchen bei Gersfeld. Som- MERLAD, Jahrb. Miner., 1883, Blgbd. I, p. 155. TiO? 0,51 pCt.; P?O° 1,29 pCt.; Wasser 1,06 pCt.; Summe 100,85; sp. G. 3,114. LV. Mittel der Analysen der Vesuvlaven bis 1868, nach C. W. C. Fuchs, Jahrb. Miner., 1869, p. 171. Summe 100,84. LVI. Nephelin-Tephrit, S. Antao, Pico da Cruz. KUTSCHER in DörLter. Capverden, 1882, p. 35. Wasser 1,73 pCt.; Summe 101,40. | LVI. „Leucitit“, Capo di bove. Bunsen in Rorn. Beiträge 1869, p. CHI. Glühverl. 0,59 pCt.; Summe 100,67. LVIHI. Leueitbasalt, Forstberg. G. Bıscuor, Chem. Geologie, Supplementband, 1871, p. 137. Glühverl. 0,25 pCt.; Summe 98,20; sp. G. 2,944. LIX. Nephelinit, S. Antao. Südlich der Povacao. DÖLTER, l. e., p. 60. Glühverl. 2,09 pCt.; Summa 100,15. | LX. Nephelinbasalt, Rossberg bei Darmstadt. Tu. PETERSEN, Jahrb. Miner., 1869, p. 36. TiO? 1,80; P?O? 1,32; CO? 0,17 pCt.; Wasser 1,44 pCt.; Summe 99,86; sp. G. 3,043. - LXI. Limburgit, Limburg, Kaiserstuhl. RosenguscHh, Jahrb. Miner., 1872, p. 54. TiO? 0,281; Wasser 3,955 pCt.; Summe 99,874; sp. G. 2,829. LXII. Augitit, Madeiral, S. Vicente. DöÖLTER, 1. c., p. 76. Wasser 1,62 pCt.; Summe 99,95. In concentrirter Salzsäure unlöslich 32 pCt. LXIN. Melilithbasalt, Hochbohl. Meyer bei STELZNER. Jahrb. Miner., Blgbd., II, p. 398, 1883. Ti027064:P207 Fa 1,41; Wasser 2,90 pCt.; Summe 100,00; sp. G. Mittel 3,04, 15 Bemerkungen zu den Analysen). I. Der feinkörnige (Turmalin-) Albitgranit tritt nach DALMmER (l. e.) stock- oder gangförmig in dem grobkörnigen Eibenstocker Turmalingranit auf, von dem zur Vergleichung keine Analysen vorliegen. Beide Gesteine führen neben Orthoklas, Albit, Quarz noch Lithioneisenglimmer, Turmalin, Topas, Apatit, Zirkon. Da in der Analyse Lithion, Magnesia, Fluor nur in Spuren angegeben sind, lässt sich nur auf Feldspathe und reichlichen Quarz schliessen. Berechnet man aus den Alkalien und dem Kalk (0,10 pCt.) die Feldspathe, so bleibt etwa die Hälfte der Kieselsäure (40,60 pOt.), und ein Viertel der als Thonerde berechneten Sesquioxyde (3,70 pCt.) übrig. RosenguschH berechnet nach dem Durchschnitts- gehalt der alkalireichen Granite 2 pCt. Eisenoxyd und 12,21 pCt. Thonerde. IV. Da Rosengusc#H (l. c.) die Analyse des Granitites von Landsberg für nicht fehlerfrei erklärt, möchte ich sie nicht als beweisend anführen. VII. Im Augitsyenit von Farrisvand entsprechen 0,54 pCt, Phosphorsäure etwa 1,26 pCt. Apatit. Der sehr thonerdearme Augit (mit nur 0,50 pCt. Thonerde) enthält 3,08 pCt. Alkali. Da nach MerıAn (l. c., p. 269) Elaeolith und Sodalith nur in sehr geringer Menge nachzuweisen waren, muss der Feldspath, neben welchem fein gestreifter Plegioklas sehr spärlich zu sehen ist, viel Natron enthalten, wenn auch ein kleiner Theil des Natrons der Hornblende angehört. Titansäure wurde im Gestein nicht bestimmt, obwohl titanhaltiges Magneteisen und Titanit als Gemeng- theile genannt werden und im Augit 0,66 pCt. Titansäure sich fanden. An Kali wurden 4,05, 4,60, 4,80 pCt. gefunden und als Mittel 4,50 pCt. angenommen. VIII. Das in Salzsäure Lösliche des Elaeolithsyenites von Ditro (32,06 pCt.) enthält 0,86 pCt. Kali und 6,19 pCt. Natron, zwei Drittel des Gesammtgehaltes des Natrons, und besteht nach FELLNER vorwaltend aus blauem Sodalith, untergeordnet aus Elaeolith. Dies Verhältniss kommt keineswegs dem dorti- gen normalen Elaeolithsyenit zu?). FEeLLxer fand (l. c., p. 287) in Sodalith von Ditro bei 1,78 pCt. Glühverlust nur 0,14 pCt. Chlor, K. von HAvEr und Freischer fanden 6,00 und 6,08 pCt. Chlor. (Berechnet man die Sodalithformel mit 5,67 pCt. ı) Bis auf VII, IX, XX, XXVL XXVIO, XXX, XXXIV, XXXVII sind die Analysen in den von mir gegebenen Zusammenstellungen aufgeführt. 2, Vgl. G. vom RATH, Correspondenzbl. naturhistor. Ver. für Rh, und Westf., 1875, p.86; A. Koch, Jahrb. Miner., Bigbd. I, p. 150, 1881, 16 Chlor, so entspricht diese Menge 4,94 pCt. Natron.) FELLNER hat offenbar ein Gestein mit verwittertem Sodalith analysirt, daher das sp. G. des Gesteins auffallend niedrig (= 2,48) gefunden. Aus dem Auftreten im Feldspath und Elaeolith ergiebt sich der Sodalith als primäres Mineral. XII. Für den Diorit vom Schwarzenberge berechnet Rosen- BUSCH (l. ce.) 1,38 pCt. Titanit und 0,55 pOt. Apatit, zusammen mit 0,57 pCt. Kalk, so dass für die Silikate nur 7,21 pCt. Kalk übrig bleiben. XVI. „Olivinnorit“, Radauthal. Das von Stren@ (l. ec.) als Serpentinfels bezeichnete und mit etwa 40 pCt. Serpentin berech- nete Anorthit-Bronzitgestein enthält 6,64 pCt. Wasser und kann daher als stark verwittert mit den übrigen Analysen nicht in eine Reihe gestellt werden. XVII. Für „Amphibol-Pikrit* von Schriesheim mit 5,60 pCt. Wasser gilt dasselbe. Der Olivin des Gesteins liefert nach RosenguscHh (Massige Gest., 1887, p. 265) Serpentin und Talk, die Hornblende Talk und Chlorit, in beiden Fällen findet Stoft- abgabe statt. XXIII. „Vitrophyr*, Meissen. Der Pechstein des Meissner Felsitporphyrs giebt nach Lemgere!) über Schwefelsäure bei Zimmertemperatur von 7,61 pCt. Wasser 1,72 pCt. ab; also ist diese Menge nicht chemisch gebunden. Uebrigens wechselt der Wassergehalt des Gesteins zwischen 4,73 und 8,49 pCt. Dass in den Pechsteinen veränderte Gesteine vorliegen, erscheint zweifellos, wenn auch über die Art und Weise der Umänderung verschiedene Ansichten herrschen. XXIV. „Vitrophyrit* von Kornberg bei Erbendorf mit 4,90 pCt. Wasser kann nicht als unverändertes Gestein angesehen werden, ebensowenig XXVI. „Augitvitrophyrit* des Weiselbergs mit 3,25 pCt. Wasser. XXV. Enstatitporphyrit, Carhope on Coquet. „Rothe Adern, welche jedes Handstück in reichlicher Menge durchziehen, bestehen aus Opal und Chalcedon (Prrersen, 1. c., p. 23). Die gleiche Substanz findet sich auch als Ausfüllungsmasse innerhalb der Hohlräume des frischen (!) Gesteins.“ Das Gestein enthält 3,09 pCt. Wasser, die Basis 5,59 pCt. Wasser. Offenbar ist das Ge- stein stark verändert. XXVII. Labradorporphyr, Rimbachthal. Nach Osann (l. e., p. 31) können die nicht unbedeutenden Mengen Kalk, welche im Apatit und Caleit stecken, bei Berechnung auf die Gemengtheile ') LEMBERG, Z. d. geol. Ges., 1877, XXIX, p. 507. 17 nicht in Rechnung gezogen werden. da weder Kohlensäure noch Phos- phorsäure bestimmt wurde. Der Wassergehalt von 2,26 pCt. muss . zum grössten Theil im Serpentin und Brauneisen vorhanden sein.“ XXXIH. „Pikritporphyr“ von Söhle. Nach Tscuermak !) ist es „wegen des nicht unbedeutenden Gehaltes an Wasser (4,5 pCt.) und Kohlensäure (1,8 pCt. = 4,10 pCt. Kalkkarbonat), schwierig, die ursprüngliche Zusammensetzung mit einiger Wahrscheinlichkeit zu berechnen.“ L. Im Doleritbasalt der Breitfirst gehören 2,08 pCt. Titan- säure wohl dem Titaneisen an; 0,49 pCt. Phosphorsäure ent- sprechen etwa 1,15 pÜt. Apatit; 0.21 p&t. Kohlensäure 0,48 pCt. Kalkkarbonat. Kxarr (l. c., p. 15 u. 41) analysirte „das hellgraue, scheinbar ganz frische Gestein, welches ein Auslaugungspro- dukt des frisch grün-schwarzen oder blau-grauen Ge- steins ist“. Bückına giebt dasselbe an. LU. Im Anamesit von Bockenheim gehören 2,15 pCt. Titan- säure dem Titaneisen an. Das Gestein mit 0,50 pCt. Kohlensäure und 0,68 pCt. Wasser ist stark verändert. LIV. Für den Hornblendebasalt des Todtenköpfchens be- rechnet SOMMERLAD (l. c.) 3,15 pCt. Apatit. LV. In der durchschnittlichen Zusammensetzung der Vesuylaven bis 1868 giebt ©. W. C. Fuchs (l. ec.) 10,94 pCt. für Eisenoxyd- oxydul an, nicht bloss für Eisenoxydul, wie RosEengBuscH berech- net. Das von mir (Allgem. und chemische Geologie II, p. 268, 1885) gegebene Mittel, welches ebenfalls auf Titan-, Phosphor-, Schwefelsäure, Chlor, Fluor, Glühverlust keine Rücksicht nimmt, giebt 5,24 pCt. Eisenoxyd und 5,12 pCt. Eisenoxydul. LX. Für den Nephelinbasalt des Rossberges berechnet Tu. PETERSEN (nach 0,17 pCt. CO?) 0,40 pCt. Kalkkarbonat, (nach 1,32 pCt. P?O°) 3,23 pCt. Apatit, (nach 1,80 pCt. TiO?) 4,86 pCt. Titanmagneteisen. Von 14,62 pCt. Kalk sind demnach 2 pCt. nicht an Kieselsäure gebunden. LXI. Nach RosenguschH (l. c.) wurde das Gesteinspulver vor der Analyse mit Essigsäure behandelt „um die Carbonate auszu- ziehen. Der Wassergehalt (3,955 pCt.) muss gewiss dem Gehalt an Zeolithen und FEisenoxydhydrat zugeschrieben werden (l. c., p. 35). Auf den capillaren Spalten der Augite (nach MERIAN’), der darin die von RosENBUSCH angegebene Phosphorsäure nicht finden konnte, mit 2,95 pCt. Titansäure) sind Karbonate abgelagert“ (l. e., p. 58). Ich muss daher trotz des zweimaligen Wider- !) TSCHERMAK, Porphyrgesteine Oesterreichs, 1869, p. 246. Das Gestein durchbricht Kalkstein. ?), MERIAN, Jahrb. Miner., Bleld. III, p. 285, 1885. Zeitschr. d. D. geol. Ges, XLII. 1, 2 18 spruchs von Rosengusch !) das analysirte Gestein für verwittert erklären. LXII. Melilithbasalt von Hochbohl mit 1,41 pCt. Kohlen- säure (= 3,20 pCt. Kalkkarbonat) und 2,90 pCt. Wasser ist ein verwittertes Gestein. Da (nach 1,41 pCt. P?O°) für etwa 3,28 pCt. Apatit noch 1,57 pCt. Kalk erfordert werden, so sind 3,66 pCt. Kalk nicht an Kieselsäure gebunden. Ueberall hat RosenBusch wasserfreie Substanz berechnet, dabei für die nicht in Rechnung gestellte Titansäure, Phosphor- säure und Kohlensäure niemals Basen abgezogen. Wo die Mengen dieser Säuren nicht zu gross werden, hat dies Verfahren keinen bedeutenden Einfluss. So ergiebt der Nephelinbasalt des Ross- berges (LX) nach Abzug von 2ptCt. Kalk für Phosphor- und Kohlensäure den Werth von AZ zu 445,960, von MAZ zu 182,125, also nur wenig abweichend von den Zahlen bei RosenguscH 444 und 182. Aus den so auf 100 reduzirten Procentzahlen der Analyse berechnet Roszngusch durch Theilung mit 60 für SiO?, 102 für A103, 160 für Fe?03, 72 für FeO, 40 für MeO, 56 für CaO, 62 für Na?O, 94 für K?O die Moleeularproportionen. Aus diesen Werthen (deren Addition die „Zahl“ °) giebt) gewinnt er die Ver- hältnisszahlen der in der Gewichtseinheit des Gesteins enthaltenen Metall-Atome, deren Summe mit MAZ bezeichnet wird, so wie die der Metall- und Sauerstoff - Atome, deren Summe AZ die „Atomzahl des Gesteins“ heisst. Um die Werthe von MAZ vergleichbar zu machen, werden sie auf 100 reducirt. In den folgenden Beispielen ist 1 die auf 100 reducirte Analyse, 2 die Berechnung der „Zahl“, 3 die daraus folgende Berechnung von MAZ, 4 die für AZ, 5 die Reduction von MAZ auf 100. Man sieht, dass die Werthe in 2 verhundert- facht sind und dass 5 und 5 auf Metalle sich beziehen. VI. Elaeolithsyenit von Ditro: Ssi0O? AI?O? Fe?0? Fe0 ° MgO CaO Na?0rK20 1. 56,69 24,31 2,00 — 013 0,69 9,84 6,84 = 100. 2. 94,48 23,88 1,25 —. . 0,9% 1,23 .15,07..7,98 = 143,465. 3. 94,48 47,66 3,75 — 0,325 1.23 30.14 14,56 — 190,895. MAZ, 1.983,44 11915 605 0 005 Se 21 84 = 479 AZ, 5. 1,31 19,49 24,97 131 — 017 064 1579 7.68 = 100. ') ROSENBUSCH, Massige Gesteine, 1877, p. 642 und Massige Ge- steine, 1887, p, 816. >) Maximum 203,694, Dunit XIX; Minimum 140,6, Leucitbasalt LVIUI; meist 143 bis 158. 19 IX. Elaeolith, Serra de Monchique: SıO0?2 A120? Fe?0? FeO MgsO CaO Na’0 K?O 1. 55,88 22,41 047 2,55 053 201 896 719 = 100. 9. 98,13 21,97 0,29 3,54 1,32 3,59 14,45 7,65 — 145,94. 3. 98,13 43,94 0,58 3,54 1,32 3,59 28,90 15,30 — 190,30 MAZ. 4.279,39 109,85 1,45 7,08 2,64 7,18 43,35 22,95 = 473,89 AZ. E48,94 23,09 . 2,16 0,69 1,89 15,19 8,04 — 100. XLI. Phonolith-Obsidian, Altavista: 1. 61,37 19,11 457 — 0,19 0,9 10,66 3,50 — 100. 2.102,28 18,74 2,86 . 0,47. 1,05 17,18 3,73 = 146,31. 3.102,28 3748 572 — 047 105 34,36 7,46 = 188.82 MAZ. 4. 306,84 93,70 1430 — 094 2,10 51,54 11,19 = 480,61 AZ. 5. 54,19 19,85 308 — 025 0,6 18,19 3,95 — 100. XLH. Phonolith, Fernando de Naronha: 1. 59,75 2311 354 — 050 1,00 7,17 4,98 = 100. 2. 99,58 22,65 2321 — 125 1,79 11,57 5,25 — 144,30. 3. 99,58 45,380 4,42 — 1.259 1.2.9723,14 10,50 185,98 MA 2. 4. 298,74 113,25 11.05 — 2.50 3.58 34,71 15.75 = 479,58 AZ. 5. 53,54 24,86 2,38 — 067 096 12,44 5,65 = 100. XLIH. Leucitophyr, Olbrück: nen 125 032 217 1027. 6,22 100. 2. 98,59 20,21 — 5,90 0,80 3,875 16,56 6,62 = 147,558. 3. 93,59 4042 — 5,90 0,80 3,875 33,12 13,24 — 190,945 MAZ. 4.280,77 101,05 — 11,80 1,60 7,75 49,68 19,86 = 472,51 AZ. 5. 4901 231,17 — 3,09 0,42 2,08 17,85 6,98 — 100. XIX. Dunit, Dun-Mts.: 1.4238 — — 944 41585 — — — 100. see al. 118,950 Zu El I = 203,69. es ne 13,111 118,950, 9 0 — 208,694 MAZ. Meatsag. , _. 96,959. 337,900: — 2 u . = 479,021-AZ. 5b. 85,17 — — 6,44 58,393 — — — 100. Elaeolithsyenit vom Barranco do Banho, Caldas de Monchigue. A. Merian, Jahrb. Miner., Blgdb. III, p. 271, 1885. Orthoklas, etwas Plagioklas, Augit, Elaeolith, daneben Hornblende, dunkler Glimmer, Sodalith, Titanit, Apatit, Eisenerze. TiO? 0,09; P?O° 0,15; Wasser 1,13 pCt.; Summe 99,31; sp. G. 2,584 und 2,635. 1. 55,76. 22,53 2,38 2,55 0,90 2,56 7,74 5,58 = 100. 9. 92,93 22,01 1,49 3,54 2,25 4,57 12,48 5,94 = 145,21. 3292.93 44,02 2,98: 3,54..2,25, 4,57 .24,96 : 11,88 = 187,13 MA2Z. 4. 278,79 110.05. 745 7,08 450 9,14 37,44 17,82 = 412,27 AZ. 5. 4966 23.53 1,59 1,89 1,20 2,44 13,84 6,35 = 100. Verglichen mit VIII fehlten dort namentlich Magnesia, Kalk, Eisenoxyde. 20 Nach Rosengusch berechnen sich für die von ihm ange- nommenen Kerne!) folgende Atomzahlen (AZ) und Metall-Atom- zahlen (MAZ), denen ich als OAZ die Atomzahlen für die Sauer- Man erhält OAZ — die Differenz zwischen AZ und MAZ und als Controlle der Rechnungen sehr nützlich —- durch Division der Sauerstoffprocente mit 16, dem Atomgewicht stoffatome beifüge. des Sauerstofis. AZ MAZ OAZ O-Proecente 1.2Me20 1.8102 2, 208 500 200 300 48,00 2. 2M2O&E SO ar 500°) 214,29. 285,7 Ab 3. KeO-EISTOrR a 918719 151,50-* 22725 20902 AS Re0 Ss Onr 343,14 147.06‘; 196:08 Fa 5.020 12810 an Ben 431,05 172,42 258.603 453 6..030 22470772 102 38 175,88 90,507 3822 7. Na20. + Al?03 +:481027 495,05) 7198, 229703247 595 8. K2O 711202 7 ASTOFT Asa 183,48 275,23 44,037 9. ST OH BET Tee 500 166,67. 359,98. Sarsss Es ist bemerkenswerth, dass vom Eisenoxyd gar keine Rede ist. Anfangs erregt es Erstaunen, dass drei chemisch so ver- schiedene Verbindungen wie 1, 2, 9 dieselbe Atomzahl besitzen, bis man sieht, dass 100 getheilt durch = (SiO?, und durch © (MgO) dasselbe Resultat geben muss. in Betracht gezogenen Oxyde*) AZ, MAZ, OAZ so erhält man 100 Atomgew. Mol. AZ MAZ OAZ O-Procente SO ar 60 166,67 "500 166,67 390.00 Sana AO? 102 98,04 490,20 196,08 294,12. 47,06 Fe?O° 160 . 62,50. 312,50 125.007 737 5329 Ee0 293.20 > 72 138,89. 277,78 1BSE839 7 Bar MESSER > 40 250,00 500,00 250,00 250,00 40,00 BE RR 56 178,57 3912 T78I72 17 SS NE 62 161,29 483,87 32258 161297 25205 KO: ra 94 . 106,38 319,14 272,76, .106588 76702 Fe?0?,.-t; FeO.. 232 ,- 43,10: 301,.72 12981 ERS AT T Berechnet man für die hier Diese Zahlen beweisen, dass aus den angeführten Oxyden bestehende Mineralien und Aggregate solcher Mineralien (Gesteine) !) Die bei meinen Zahlen angewendete Berechnung mit zwei Deci- malen ist nöthig, weil sonst 0,06 bis 0,14 = 0,1 und 0,16 bis 0,24 = 0,2 gesetzt wird. - ?) Aus 42,9pCt. SiO? bei ROSENBUSCH folgt 71,5 Mol. (nicht 71,3) und daraus für AZ 499,9. Genauere Berechnung giebt 500. ®) AZ bei ROSENBUSCH = 505 ist irrig, da 24,75 Mol. Thonerde für. AZ 123,75 (nicht wie dort angenommen 133,8) ergeben. *) Manganoxyde können hier füglich den Eisenoxyden zugerechnet werden, für AZ nie mehr als 500 und nie weniger als 277,78 - geben können. Da AZ für Kieselsäure wie für Magnesia 500 beträgt, so muss dieselbe Zahl gelten für alle ihre Combinationen, also für SIO?, MeO +# SiO?, 10MsO + SiO?, 1MgO + 10Si0? u. Ss. w.; d. h. ins Mineralogische übersetzt: 100 Gewichtstheile Quarz, Enstatit, Olivin, Talk, Serpentin (soweit die vier letzteren Mineralien nur aus Kieselsäure und Magnesia bestehen, da stets wasserfreie Substanz berechnet wird) liefern für AZ denselben Werth, nämlich 500. Da ferner AZ für Thonerde (490) und für Natron (484) von 500 sich wenig entfernt. so bewirkt Anwesen- heit und namentlich grosse Quantität von Thonerde und Natron für AZ der Silikate geringe Abweichungen von 500, wie die Berechnung für Kern 7 (Na?O + Al?O° + 4 SiO?), mit 40 pCt. der Kieselsäure fremden Bestandtheilen. zu 495,05 zeist. Den höchsten, von RosenguscH angeführten Werth für AZ mit 495,71 liefert der Quarzkeratophyr von Omeo!) (XX, mit 78,63 pCt. SiO?: 2159621203: 20-19R6Ct. Kali; 7,04. pCt. Na?0; MAZ = 181,76). Die Atomzahl für Kalk, Kali, Eisenoxyd, Eisenoxydul entfernt sich immer weiter von 500, daher vermindert sich, ihrer Quantität entsprechend, für alle ihre Combinationen mit Kiesel- säure (und Thonerde) die Ziffer für AZ. So beträgt AZ (und MAZ) für Analysen vergl. p. 22. Man sieht, dass gleiche Gewichtsmengen Andesin und Nephelin für AZ dasselbe bedeuten, ebenso gleiche Gewichtsmengen von ÖOrthoklas und Anorthit, wie folgende Rechnung zeigt, die zu 467,626 führt. Orthoklas Anorthit ?) 94 Kali EN C 94 = 300 56 Kalk BE 5850 200 102 Thonerde = :%%ı02 X 102 = 500” 102”Thonerde = °%ı02 X 102 = 500 860 Kieselsäure = °°%/g x 360x1800 120 Kieselsäure = °?'%gu x 120 = 600 556 0r = A 1300 /g78 Or An 46463. t) Wasserfrei berechnet. Es entsprechen 7,04 pCt. Natron etwa 60 pCt. Albit, sodass für den Rest von 1,69 pCt. Basen (0,62 pCt. Fe? 0°; 0,17 pCt. FeO;- 0,74 pCt. M&O; 0,16 pCt. Ca®O) etwa 38 pCt. Kiesel- säure übrig bleiben. Ein Aggregat aus 60 pCt. Albit (AZ = 297,708) und 40 pCt. Quarz (AZ = 200), d. h. aus 7,10 pCt. Natron, 11,68 pCt. Thonerde, 81,22pCt. Kieselsäure liefert für AZ 497,708, für MAZ 181,170. ?) Dasselbe Resultat erhält man durch folgende Rochnung 20,144 pCt. Kalk = 719822816 AYı 36,690 pCt. Thonerde X 490,20 = 17985,43800 „ 43,166 pCt. Kieselsäure X 500,00 = 21583,00000 „, 100 Anorthit = 467,6266616 AZ. Bei Berechnung mit 4 oder 5 Decimalen würde die Uebereinstim- mung noch grösser sein. Für Orthoklas gilt dasselbe wie für Anorthit. Na?O + AI?O? + 4 SiO? (15,24 pCt. Natron) (Leueit) K20 -ZAP0°2 4 81077 27.06pCr. Kah) K20 + A203 + 2 8i0? (29,74 pCt. Kali) Na?O + Al?0° + 2 SiO? (21,33 pCt. Natron) (Anorthit) CaO + Al?O? + 2 SiO? (20,14 pCt. Kalk) (Orthoklas) K?O + Al20° + 6 SiO? (16,91 pCt. Kali) (Albit) Na?O + Al?O° + 6 SiO? (11,33 pCt. Natron) (Labrador!) Na?O + 3Ca0 + 4 Al?0° + 12 SiO? (4,56 pÖt. (Ab + 5 An) I2FB7epEer: (Andesin N2202 70108 2701.07 2 810 MR pet (Ab + An) 6,98 pCt. (Oligoklas 2N3:0 7 Ca0 2. DRAr0°%7 + 148107 9,35 pCt. (2 Ab + An) 4,22 pCt. (Nephelin ohne ClNa, nach RANMMELS- K?0 + 6Na?O + 7 A1?0? + 16 SiO? (4,39 pCt. BERG S Formel) 17,38 pCt. / Natron Kalk) Natron Kalk) Natron Kalk) Kali Natron) AZ 495,05 458,71 442,07 492,96 467,63 467,69 496,18 4718,64 MAZ 198,02 183,48 189,88 la 277 179,86 179,86 190,84 184,09 157,05 188,54 205,33 Albit Anorthit 1) 62 Natron + 102 Thonerde + 360 Kieselsäure = 524 6 Kalk +10 > 1 Ab 278 ” ‚056 _ 478,64 AZ. Thonerde + 120 Kieselsäure 2 4% 496,183 = 2599 999,972 AZ 5 ) — ı 3 An = 834 x 467,626 = 3 900 000,084 6 500 000 1 358. La 1358 22 Ferner liefert ein ÖOrthoklas mit 1,5 Kali + 1 Natron für AZ dieselbe Zahl wie Labrador, da 1.5 Orthoklas (834) 3 An- orthit (834) entspricht. Bei bekannter atomistischer Zusammen- setzung lässt sich nach der in der Anmerkung gegebenen Formel für jedes Mineral AZ leicht berechnen. Da Olivin, Enstatit, Talk, Serpentin. Quarz, andererseits Anorthit und Orthoklas für diese Rechnung eleich bedeutend sind, so liefert für AZ (A)4OpÜt. Olivin + 60 pCt. Anorthit 480,58 (MAZ 193,63) (B)30 pCt. Olivin—+ 10pCt. Enstatit + 60 pCt. Anorthit 480,58 (MAZ 189,34) (C)40pCt. Quarz + 60pCt. Orthoklas 480,58 (MAZ 174,58) A B Ü D Kieselsäure 43,04 48,19 18,85 42,29 Thonerde 2,01 22,01 ER.00:. 722,04 Magnesia 22,86 IT lä = 19.67 Kalk 12,09 12,09 — 12.09 Kali — — 10.15 — Eisenoxydul _ _— — 3,94 100 100 100 100 Unter D ist 60 pCt. Anorthit mit 40 pCt. eines Olivins an- genommen, der aus 9MeO + 1 FeO + 5 SiO? besteht, um die Wirkung weniger Procente Eisenoxydul auf AZ ( 471,80; MAZ = 189,87) zu zeigen; etwas Maeneteisen würde ungefähr dasselbe bewirken. Für die übrigen Silikatgemengtheile der Eruptivgesteine —- Glimmer, Hornblenden, Augite, Epidot, Gra- naten, Cordierit, Melilith u. s. w. — wurde die Berechnung unter- lassen, da der Eintritt von Eisenoxyd für Thonerde, von Eisen- oxydul für Magmesia u. s. w. den Werth von AZ so bedeutend verändern würde. Man sieht aus dem Vorhergehenden, dass sehr verschieden zusammengesetzte Gesteine!) für AZ dieselbe Zahl liefern, dass diese also für keine Gesteinsgruppe bezeichnend ist. So ergiebt sich 479,02 für Dunit XIX, 479,30 für Albanygranit DJ, 479.00 für Elaeolithsyenit”) von Ditro VIII, 4719,25 für „Felsoliparit“ von Vichnye?) XXXV, !) Die römischen Zahlen bedeuten die Zahlen bei ROSENBUSCH. Die Procentzahlen beziehen sich auf wasserfrei berechnete Substanz. *”) Die Differenz gegen die Berechnung bei ROSENBUSCH (AZ 482, MAZ 192) entsteht durch Berechnung mit einer oder mehr Decimalen, namentlich durch 0,13 pCt. Magnesia. Ich finde MAZ = 190,895. ®) MAZ 180,14. ROSENBUSCH hat seine frühere Angabe für AZ — 502) später berichtigt. 24 479 für Daeit von Nagy-Sebes XLV, 479,58 für Phonolith‘), Fernando de Noronha LXL, 479,42 für Trachyt, Scarrupata XXXVL. 477 für Amphibolgranit V, für „Leucitit*, Capo di bove LVH, für Tonalit X, für Enstatitporphyrit XXV. Ich finde 468,475 für „Olivinnorit“, Radauthal?) XVI, 468,02 für Rhombenporphyr?) XXIH, 467,49 für Trachyt*), Bolsena XXXIX. Diese Reihen liessen sich leicht vermehren. Das Minimum 433 giebt Rosengbusch für Leucitbasalt, Forstberg LVHI mit 21.80 pCt. Eisenoxyd, neben welchem kein Eisenoxydul angegeben wird. Offenbar ist eine Wiederholung dieser Analyse notbwendig. Mit 455 folgt der Limburgit LXT. Sieht man ab von den Extremen nach unten und oben, so liegen bei den angeführten Gesteinen die Werthe für AZ zwischen 460 und 485, wie nach den oben gegebenen Daten für die so oft vorwiegenden Feldspathe und Nephelin zu erwarten war. Darunter fällt AZ für das Mittel der Vesuvlaven, nach meiner Berechnung 450,305 (AZ = 180,44); für Amphibol-Pikrit von Schriesheim (XVII, 445, mit 20 pCt. Eisenoxyden); Salitdiabas des Hallebergs (XXX, 452); Olivindiabas, Kinnekulle (XXXT, 444); Amphibol - Andesit, Gunung - Patua (XXXXVIU, 454); Basalt der Breitfirst (L, 454); Aetnalava (LI, 452); Basalt von Bockenheim (LI, 457); Basalt der Fingalshöhle (LIII, 448); Hornblendebasalt des Todtenköpfchens (LIV, 439); Leueitbasalt des Forstberges (LVIH, 433); Nephelinbasalt des Rossberges (LX, 444); Limburgit des Kaiserstuhls (LXI, 435); Ausitit, Madeirai (LXI. 459); Melilithbasalt, Hochbohl (LXII, 444); d.h. für alle relativ kieselsäurearmen, an Kalk und Eisenoxyden reichen Gesteine. Bei den kalireicheren Gesteinen wird nämlich AZ durch Quarz und Plagioklase erhöht, obgleich Kali für AZ eine kleinere Zahl liefert als Kalk; bei den relativ kalireichen, aber kieselsäurearmen Vesuvlaven (Mittel 6,41 pCt. Kali und 47,82 pCt. Kieselsäure) sinkt AZ durch den hohen Gehalt an ') MAZ 185,98. Bei ROSENBUSCH ist der Kalk nicht in Rechnung gezogen, daher findet er AZ = 476. ”) MAZ 188,535. Die Differenz gegen ROSENBUSCH rührt daher, dass er 0,36 pCt. Natron und 0,44 pCt. Kali als 0,4 pCt. Natron und 0,4 pCt. Kali berechnet. ®) MAZ = 183,11. SEMAZ 18249: 25 Eisenoxyden (5,24 pCt. Eisenoxyd und 5,12 pCt. Eisenoxydul) und Kalk (9,51 ptt.). Ueber 485 hinaus geht Albitgranit von Eibenstock (I, 487); Quarzkeratophyr von Omev (XX, 495,71); „Vitrophyr* von Meissen (XXH, 485,485): „Felsoliparit“, Auvergne (XXXIV, 491,83). Aber das gilt keineswegs für alle Granite und Liparite. Ich finde für AZ MAZ Granit von Mitweida)) ..... 479,79 179,65 „von Altmitweida?) .... 483,11 178,60 „ von Bobritzsch?) IT... 476,84 176,17 von: Landsberg IV... . 478,00: 177,26 in Liparit von Hrafntinnahryger‘) . 484,83 176,74 Chiaja de Luna’). Ponza 480,81 178,13, dagegen a der Baula®) Island .... 486 178 „ von Strutrhals, Island‘). 485,76 178,61 -„ Obsidian des Ararat®) . 486,78 178,80. Vergleicht man den Nutzen von AZ mit dem des Sauerstoff- quotienten, so sieht man, dass beide ihre grossen Mängel haben. Wenn AZ für sehr verschiedene Gesteine gleich ist, so gilt das- | 3 Beide Weisen mögen nützlich sein um Ge- eben so selbe für den Sauerstoffquotienten”) bei welchen 1+2 3 steine derselben mineralogischen Beschaffenheit zu vergleichen, bei allgemeiner Anwendung führen sie nicht zu brauchbaren Resultaten. Uebrigens besitzt der Sauerstoffquotient den Vorzug der kürzeren Rechnnng. Die Angabe von nur Eisenoxyd oder nur Eisenoxydul wird, wenn grössere Mengen vorhanden sind (wie bei VI. X. XIV, XXIV, BEE EEK RINT, XXX ALVEN, LE LI) LVE,; LVIN, LIX, LXI—LXII) kleine Aenderungen für AZ und MAZ hervor- bringen. Wie viel von den Eisenoxyden als Magneteisen, wie viel als Silikat vorhanden ist. kommt dabei nicht in Betracht. gross ist als 1) LEMBERG, Zeitschr. d. geol. Ges. 1875, XXVIL, p. 596. ?) LEMBERG, ib. *) Titansäure (0,94 pCt.) wurde auf Kieselsäure (0,70 pCt.) berechnet. *) Bunsen, PoG6G. Ann. 1851, 83, p. 212. >) DÖLTER, Denkschr. Wiener Akad. 1875, 36, p. 10. 6) SCHIRLITZ. TSCHERMAK, Miner. Mitth. 1881, p. 416. 7) Bunsen, 1. c., p. 201. ®) WISLICENUS bei KENNGOTT, Verh. miner. Ges., Petersburg, (2), 5, p. 45, 1869. Die von mir in den Beiträgen etc. 1873, p. XXXJI für Magnesia berechnete Sauerstoffmenge ist falsch, sie beträgt 0,71 (nicht 0,07), daher der Sauerstoffquotient 0,217 (nicht 0,214). ®) Vergl. Allgemeine und chemische Geologie, II, p. 64. 26 Für die Metall- Atomzahlen (MAZ) ergiebt sich Folgendes. Die höchste Ziffer (322.58) liefert Natron, die niedrigste das Eisenoxyd (125): für die Eruptivgesteine muss daher MAZ zwischen diesen beiden Zahlen liegen. Da der dem Natron nächst höchste Werth der Maenesia (250) zukommt, Kieselsäure nur 166,67 aufweist, so haben kieselsäurearme, an Natron und Magnesia reiche Gesteine die höchste Zahl für MAZ, also eisenarme Ge- steine mit viel Nephelin. Sodalith, Olivin. So zeigt Dunit (XIX, etwa 9MgO + 1 FeO + 5 SiO?), die höchste, von RosSENBUSCH angeführte Zahl 203.69; ihm folgen der natronreiche Leueitophyr von Olbrück (XLIIH, mit 190,945) und die natronreichen Elaeolith- syenite von Ditro (VII, mit 190,895) und Monchique (IX, mit 190,30). Die niedrigste Ziffer (173) kommt dem Leueitbasalt des Forstberges (mit 21,8 pCt. Eisenoxyd) zu; ihm zunächst stehen mit 174,93 der Felsitporphyr von Lauterberg (XXI: 76,75 pCt. SiO?; 7,05 pCt. KO) und mit 175 der Augit-Hornblendeporphyrit von Unkersdorf (XXVI: 60,5 pCt. SiO?; 9,2 pCt. Eisenoxyde). Mit diesen Angaben soll jedoch weder die höchste noch die niedrigste, bei Eruptivgesteinen vorkommende Ziffer bezeichnet werden. Auch hier ergeben Orthoklas und Anorthit dieselben Werthe. Orthokas Anorthit 94 Kali — 2004 IA = DI00 56 Kalk — 1.5. X. 56100 102 Thonerde = "102 x 102=200 102 Thonerde = *%/y02 X 102 = 200 860 Kiesels. —=!%/g X 3860=600 120 Kiesels. = 09 x 120— 200 556 Or = 1000 278An == 500 Daher für beide MAZ — 179.8561. Dieselben Ziffern erhält man durch Multiplication der betreffenden Procentzahlen mit den oben für MAZ angegebenen Werthen von Kali, Thonerde. Kiesel- säure, Kalk. Bei den Plagioklasen steigt MAZ mit der Zunahme des Natrons, so dass Albit 190,84, Labrador (= 1 Ab + 3 An) nur noch 184,09 liefert. Dieselbe Zahl erhält man von einem Ortho- klas mit 1,5 Kali + 1 Natron (10,38 pCt. K?O; 4,56 pCt: Na?0; 18,78 pCt. Al?O°; 66,28 pCt. SiO?) da 1,5 Orthoklas = 3 An- orthit ist. Die Werthe für MAZ von Enstatit MgOSiO?). Olivin (2 MgO + SiO?), Nephelin, Sodalith (die beiden letzteren ohne Chlornatrium berechnet) stehen einander sehr nahe, daher ist MAZ für 60 pCt. Anorthit + 30 pCt. Enstatit + 10 pCt. Olivin — 189,34, für 60 pCt. Orthoklas + 40 pCt. Nephelin!) — 190,13, und MAZ für Sodalith-Elaeolithsyenit von Ditro = 190,895; für !) AZ = 474,93, Nephelin — 485,87 und 205,58. a „Olivinnorit* des Radauthals = 188,535. Wenn RosENnBUSCH angiebt 178 für Albanygranit, White Mountains, II: „Augitvitroporphyrit“, Weiselberg, XXVII; Salitdiabas, Halleberg, XXX; Dacit, Nagy-Sebes, XLV; Amphibol-Andesit, Mt. Tajumbina, XLVI; Anamesit, Bockenheim, LH: Limburgit, Kaiserstuhl, LXT; (Granite und Liparite s. oben); » Albitgranit, Eibenstock, TI: Tonalit, Avio-See, X; Gabbro, Radauthal. XV: „Vitrophyrit*, Kornberg bei Erbendorf, XXIV; Labradorporhyr, Rimbachthal, XXVILH; Amphibol-Andesit, Gunung Patua, XLVII; (Granit von Landsberg s. oben 177.26), md —] 1 eh =: er so liefern sehr verschieden zusammengesetzte Gesteine dieselbe Zahl für MAZ. Ich füge nach meinen Berechnungen noch hinzu MAZ für „Felsoliparit“, Vichnye, XXXV = 180,14 Trachyt!), Arso, XL 1180,10 Mittel der Vesuvlaven ’) — 180,46. Es geht aus dem Mitgetheilten hervor, dass die Zahl MAZ für keine Gesteinsgruppe bezeichnend ist. Abgesehen von den Extremen, Leucitbasalt, Forstberg (175) und Dunit (203,69) schwanken die Zahlen für MAZ zwischen 175 und 191, von grosser Constanz kann demnach nicht die Rede sein. Dabei kommen die magnesiareichen Lherzolithe der Monti di San Vittore XVII und Pikritporphyr von Söhle XXXH mit 191 in die Nähe der natronreichen Leucitophyre von Olbrück und der Elaeolithsyenite von Ditro und Monchique. Erscheint die Differenz zwischen 175 und 191 gering. so ist zu bedenken, dass diesen Zahlen Rechnungen zu Grunde liegen, welche absehen von dem 40—48 pCt. betragenden Gehalt an Sauerstoff; dass man die Ziffern, aus denen MAZ durch Addition entsteht. durch Division relativ kleiner, aber hundertfach vergrösserter Zahlen mit Werthen zwischen 31 und 80 erhält. Wie stark die auf 100 umgerech- neten Metallatome die ursprünglichen Zahlen verschleiern, mag folgendes Beispiel zeigen: !) Die Magnesia ist bei ROSENBUSCH unrichtig berechnet, daher die Differenz. AZ = 461,76. ”) Nach dem von mir berechneten Mittel. 28 Dunit, XIX = 6;44 Fe; 58,39 Mg;l,,33;517 81 =10ß: 4 Analyse 9,44 FeO; 47,58 Mg0; 42,98 SiO? = 100, mit 44,05 pCt. ©. Man erhält die untere Reihe aus der oberen, wenn man die betreffende Zahl mit MAZ = 203,694 und den Atomgewichten, resp. 72, 40, 60, multiplieirt. Bei den Zahlen für Aluminium, Natrium und Kalium ist nur das halbe Atomgewicht mit MAZ zu multipliciren. In Analyse VII (Ditroit) — MAZ auf 100 be- rechnet — entsprechen 15,79 Natrium und 7,63 Kalium 9,34 pCt. Natron und 6,84 pCt. Kali der Analyse; MAZ = 190,895 x 31 x 15,79 Na— 9,34 pCt. Na20 und 190,891 x HU FE FR — 6,84pCt. K?0. Wo AMultiplication mit so grossen Zahlen nothwendig ist, um die ursprünglichen Ziffern zu erkennen, und so lange Rechnung, um die Zahlen für MAZ herzustellen, wird man auf die Anwendung der Methode verzichten wollen, wenn sie nicht ganz besondere Vorzüge besitzt. Ich habe die Vorzüge nicht finden können, ebensowenig irgend welche Beziehungen zwischen AZ und MAZ. So kommt nach RosENBUSCH vor MAZ 177 bei AZ 454 bis 487 MAZ 179 bei AZ 445, 448, 452, 464, 465, A471, 17, ATt. Für andere Werthe von MAZ gilt dasselbe. Aus den p. 15und 19 angeführten Analysen des Elaeolithsyenites von Ditro VOII und der Serra de Monchique IX, des Phonolith- Obsidians von Alta vista XLI; des Phonolithes von Fernando de Noronha XLII und des Leueitophyrs von Olbrück XLIII, in welchen „zwischen Alkalimetallen, Aluminium und Silicium sehr nahe zu das Verhältniss 1:1:2 obwaltet“, leitet Rosexgusch (l. c., p. 160) seinen ersten „Kern“ (NaK) AISi? ab, welcher „in dem Foyait- magma (2) dieser Gesteine bis zum fast vollständigen Ausschluss anderer Metalle herrscht“. Das Letzere anlangend. so machen die Metalle Fe, Mg, Ca und ihre Oxyde aus in Procenten (s. p. 18 und 19) VIII 2,12. IX #74 XLI 3,34 XLI 4,01. Rem 2,82 5,56 9,99 5.04 6,74. Rechnet man dazu die zu ihren Verbindungen gehörige Kiesel- säure, wozu zZ. T. noch Thonerde kommt, so erreicht die Menge der aus diesen Oxyden bestehenden Mineralien 10 pCt. und mehr. Das Verhältniss von Al: (NaK) ist in VII == 94.971:9342 1:0,94 ix 9309.55 0, 7 0008 XLI = 19,85:22,14 =1:1,19 XLIT — 24,36 : 18,09 — 1: 0,74 XLIH = 21:47.:24,28 = 13: 1,15. 29 Kann man in VIII und IX das Verhältniss zu 1:1 setzen, so wird die Abweichung in XLI, XLII. XLIIT doch recht gross, besonders wenn man sich der Ableitung dieser Werthe erinnert. Geht man von den Alkalimetallen aus, da doch dem Rest (den Mineralien aus den Metallen Fe, Me, Ca) das Aluminium nicht absolut fehlen kann, so erhält man nach Abrechnung von (NaK) AISi? als Rest in Si Al Fe Ms Ca voI Brose ESTRONT 0), 64 = ,6,32’y0t! IX 248 22 8 .2:416...0869...1089 = 1:22 XLI 909872 21,09630322.0:25910150— 15775 BEREIT SE 6272335067096 27,64 REIHE NE3,09.0542° 2103 =, 5/99. Wie die Vertheilung von Silicium auf diese Metalle geschehen soll, lässt sich namentlich für XLII und XLIII schwer einsehen. Die Analyse des Elaeolithsyenites von Monchique nach MERIAN (s. p. 19) liefert für Al: (NaK) das Verhältniss 23,53 :19,69 — 1:0,84, also nicht 1:1. Geht man von den Alkalimetallen aus, so bleibt nach Abzug von 78,76 pCt. (NaK) AlSi? der erhebliche Rest von 21,24 pCt., welcher besteht aus 10,28 Si; 3,84 Al; 3,48 Fe; 1,20 Mg; 2,44 0a. I | Der Kern (NaK) AISi? liefert nach Rosenzusch „bei der Krystallisation seiner Oxyde bekanntlich die Verbindungen (NaK) A1SiO* — Nephelin; (KNa) AlSi?0° — Leucit und (KNa) AlSi?O? — ÖOrthoklas oder Sanidin in der angegebenen Reihenfolge“. Unter Nephelin ist, wie man sieht, das Silikat des Sodalithes (Na?O + A!?O° 4 2 SiO?) einbegriffen. Bezeichnet man obige Formeln nach dem vorwaltenden Alkali, so entspricht, da man sie verdoppeln muss, Na?O + Al?O° + 2 SiO? dem Nephelin K?O + AI?O°? + 4 SiO? dem Leueit K?O + AI?0° + 6 SiO? dem Orthoklas. Man sieht, dass bisweilen, aber nur in jüngeren Eruptiv- gesteinen, der aus dem Kern (NaK) AIlSi? abgespaltene (Leucit-) Kern K?O + AI?O° + 4 SiO? erhalten bleibt, dass dagegen der entsprechende Natronkern (Na?O + Al?O°? + 4 SiO?) stets zer- fällt, nämlich in Nephelin-Sodalith und in 2 Mol. Kieselsäure, welche an den nicht gespaltenen (NaK) AlSi?-Kern abgegeben werden, damit natronhaltiger Orthoklas entstehen könne. Es ist wohl besser, die Frage, warum die Vorgänge sich in dieser Weise ') Es fehlt schon im Kern an Aluminium. 30 abspielen, zu unterlassen, da es darauf vorläufig keine Antwort giebt, ebenso wenig als auf die Frage, warum nie Albit (Na?O + Al?O° + 6 SiO?) sich bildet. Leitet demnach RosenguscH aus demselben „Kern“ Gesteine ab, welche aus Sodalith-Elaeolith-Orthoklas VII, oder aus Nephelin- Sanidin XLH oder aus Leucit-Nephelin-Hauyn-Sanidin bestehen XLHOI — auf die Verbindungen von Eisen, Magnesium und Cal- cium, die ja „bis zum Verschwinden zurücktreten“, kann es nicht ankommen — so ist die Öonsequenz, „welche heute kein Petro- graph mehr zugesteht“, dass man aus der Bauschanalyse die mineralogische Zusammensetzung dieser Gesteine nicht erkennen kann. Ich hätte niemals gewagt, Gesteine mit so verschiedenen Mengen von Kali und Natron für gleich oder nahezu gleich zu- sammengesetzt zu erklären. Es enthält nämlich in Procenten auf wasserfreie Substanz berechnet VI SEIX XLI...,, XLI 4 IH Kali SEITE ISH: 8,517 719 I Natron! 9,34 208,96: 10,66 ,17,17230 27: Die Consequenz des Verfahrens von RosENBUSCH wäre, dass man Thonerde und Eisenoxyd, andererseits Eisenoxydul, Magnesia und Kalk als gleichwerthig in denselben Kern presste, da sie in Silikaten ebenso neben einander auftreten wie Kali und Natron. Nur wenn man Kali und Natron zusammenwirft, wie ROSENBUSCH es thut, lässt sich der Foyaitkern halten, der übrigens so elastisch ist, dass man damit jedes Mengenverhältniss von Orthoklas, Nephelin, Leucit, Sodalith berechnen kann. Zum Vergleich habe ich vier Analysen nach meiner Meinung möglichst frischer Phonolithe berechnet. A. Mt. Miaune, Velay. Emmons'). Glühverl. 1,00 pCt., SO? 0,27 pCt.; Summe 99,46. B. Zittau. ECKENBRECHER). Glühverl. 0,48 pCt.; Summe 99,40. C. Olbersdorf bei Zittau. G. vom Rarn°). Glühverl. 0,71 pCt.; Summe 100,69. D. Mte. Ferru, Sardinien. Dörrer*). Glühverl. 1,59pCt.: Summe 99,10. !) EMMons. On some phonolites, 1874, p. 20. In Salzsäure 33,13 pCt. löslich. *) ECKENBRECHER in TSCHERMAK, Min. Mitth., 1880, p. 3. ®) G. vom RATH, diese Zeitschrift, 1856, VIII, p. 296. In Salz- säure 22,13 pCt. löslich. *) DÖLTER, Denkschr. Wiener Akad., 1878, XXXIX, p. 22, A B C D Si Bas Ws aaa res Al au 95 alt 99a: "94,87 Na 1 LESEN 17,29 RK 5,39 629 671 6,56 MIITEIEErTEE Fe 2,31 3.06 2,84 1,78 Mo 0,42 (0:08) 70,13 0,73 Ca 1,48 OT a 0,94 100 100 100 100 AZ. A18,A9 474,65 476,386 477,64 MAZ 189,13 184,20 185,40 191,99 en 206 12 Zahl, 146,095 1:42,34 1.45 29. .10.143,56. ol Auch hier schwankt das Verhältniss von Na: K bedeutend: es kommen auf 1 Gew. Kalium in A 3,2; in B1,7; in C 2,0; in D 2,6 Gew. Natrium. In C und D nähert sich das Verhältniss von Al:(NaK) den Zahlen 1:1, in A und B weicht es stark davon ab. Geht man von den Alkalimetallen aus, so bleiben nach Abzug des Kernes (NaK) AISi? für Fe, Mg, Ca übrig in Beeren m DB 1109; m 0°17528; nm D 0.13 pCt. Silicium, wobei es in A schon für den Kern an Aluminium fehlt, während in B 8,27 pCt. in GC 0,40 pCt., in D 1,02 pCt. Aluminium übrig bleiben. Die Menge des in Säure Unlöslichen, welche in frischerem Gestein von 44—77 pCt. schwankt, zeigt deutlich die ungleiche mineralogische Zusammensetzung der Phonolithe. Das Verhältniss von Kali zu Natron im Unlöslichen schwankt zwischen 1:1 und 1:2, wobei ein kleinerer Theil der Alkalien dem Augit, der grössere dem Sanidin zukommt, dessen Gehalt an Natron in dieser Gesteinsgruppe sehr bedeutend wird. Das in Salzsäure Lösliche enthält vom Gesammtgehalt des Natrons 40 —66 pCt. Auch die obigen 4 Analysen von Phonolithen sprechen nicht für das „Foyaitmagma“. Ich habe schon 1883 (Allgemeine und chemische Geologie, Il, p. 65) ausgesprochen, dass Elaeolithsyenite und Phonolithe übereinstimmen können in chemischer und mine- ralogischer Beziehung, aber ich möchte auch heute bei der ge- ringen Anzahl brauchbarer Elaeolithsyenit-Analysen und bei den srossen Abweichungen der Phonolith- Analysen untereinander die chemische Uebereinstimmung beider Gesteine als speziellen Fall und nicht als allgemein gültig ansehen. 32 Bei voll krystalliner Ausbildung haben nach RosENBUSCH (l. e., p. 160) die Foyaitgesteine das niedrigste spec. G. Es beträgt bei IX 2,578; bei XLIH 2,533 (nicht 2,75, wie Rosen- puscH angiebt), da Elaeolithsyenit von Ditro als stark verwitttert und XLI Phonolith-Obsidian von Tenerife!) als glasig nicht in Betracht kommen. Für Elaeolithsyenit von Monchique fand MERIAN 2,584 und 2,635, für den von Pouzac V. GorpscHhmipr 2,585; für die oben angeführten Phonolithe beträgt es 2,597 —2,60. Da 2,58 das spec. G. von Sanidin und nahezu von Nephelin; 2,2—2,3 das des Sodalithes; 2,4—2,5 das spec. G. des Hauyns ist, so kann 2,57—2,59 als Mittel des spec. G. für Elaeolith- syenit und Phonolith gelten, das bei Reichthum an Magneteisen, Hornblende, Augit bis 2,66 steigen, bei Hauynreichthum der Phono- lithe bis 2,51 und bei Zeolithreichthum auf 2,435 sinken kann, aber nach Auslaugung der Zeolithe wieder steigt?).. Da die ‚Combination Sanidin-Sodalith bei den Sodalith-Trachyten wieder- kehrt, so haben auch diese ein spec. G. bis 2,547. Die kleine Gruppe, zu welcher der Leucitophyr von Olbrück gehört, aus- gezeichnet durch die Combination Leucit-Hauyn-Nephelin-Sanidin, wobei der Sanidin z. Th. nur 10 pCt. ausmacht’), zeigt ein spec. G. von 2,54—2,605, in dem nicht frischen Gestein von- der Hannebacher Ley‘) sogar 2,879. Dass die Gesteine der Foyaitgruppe nicht die höchsten Atom- zahlen besitzen, wenn auch hohe, zwischen 472 und 480 liegende, dagegen die fast höchsten Metallatomzahlen (186—191) geht aus dem Mitgetheilten hervor (s. p. 18 ff). An das Foyaitmagma schliessen sich nach RosEnBUsc# (l. c., p. 161) an „durch Vermittelung der chemisch überaus nahe- stehenden Augitsyenite VII und Rhombenporphyre XXIII eine Anzahl durch niedrigen Kalkgehalt charakterisirter Granite?°), Syenite, Quarzporphyre, Keratophyre, Liparite und Trachyte*. !) Nach Asıch beträgt das spec. G. 2,528, nicht 2,48, wie ROSEN- BUSCH angiebt. 2) RorTu, Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine, 1869, p. 173. ®, G. voM RATH, diese Zeitschrift, 1860, XII, p. 37. *) G. voM RATH, ib. 1862, XIV, p. 678. 5, Da in der Analyse des Albitgranites I Thonerde und Eisen- oxyd nicht getrennt wurde, habe ich sie nicht berücksichtigt. Nach seiner Zusammensetzung (64,55 pCt. Si; 18,85 pCt Al; 0,73 pCt. Ca; 4,23 pCt. Na; 11,64 pCt. K= 100, ohne Eisen nnd Magnesium) würde hierher gehören der Felsoliparit von Vichnye XXXV, welchen RosEn- BUSCH in Folge eines später berichtieten Rechenfehlers zu einer anderen Gruppe stellt. 33 "11191199 udyd a4ydaod “ıÄydoyeroy -ıÄydaod . 'uaAs "HYAYIBLL, -UBI "oyrredıfos[e T -OMA -Zaene) -ZIENG "NUBIc -UOqNWOYUYy -NONY DE = era N 0 05. 900. 080.50 en ee == Oel zu: OTOST 6F EST. 0GIST ZE'SLT O8'TST EILIEL FEHLT E6TLT 9L2T8T LESLT LIEST 0781 ZVN 9, 10 6297 ZE6LT 260,7 EsIoHr KT'aer Sriasr L6'T8F IL'C6H O8'6Lr 00897 86 TLr ZV DE E 0 SE SR FIRE DEF UN ADESENIE SUEr Tge n «6 8 1329 DLre 6 200% er gu LE'8 20 199 LET 34 4 0L'9 99'8 9GB FELL ELSTIS ELTERN 01% 08:et 20669 606 sTol eN 64€ 66% Boleı cne ch rare Te E 910 eEerTiSE 66% ed 12204 Ze 22022 901 = 08022 1510 Lo OT s00 F8r 801 Ss +09 #97 DEE 2995 2.0 YET 51250 LFI 990 Iee 868 FF aa ae oo ar co ler ser > 0091 ı TreT .)onla« esale more IV 20.203 -SETG = HEIO. FI7I STE 09: Sorte "50. > ELEN- 20T 22% ed 197 Ir cS . oe IS IR 9 XIXKX= HAXXX TAXXI AIR STIRRX RX IXX VOR I. INS Zeitschr. d. D. geol. Ges, XLII. 1. 34 Zunächst sieht man, dass in VO und XXTIH Eisen, Magnesium und Calcium viel grössere Werthe erreichen als in den Gesteinen der sogenannten Foyaitgruppe (Max. für Fe Mg Ca in der Foyait- gruppe 5,54 pCt.; Fe Mg Ca in XXIII 14,51 pCt.), sodann, dass in diesen beiden Gesteinen Al: NaK sich nicht wie 1:1 verhält, vielmehr in VII wie 21,94:15,46 und in XXIII wie 19,32:13,46; nur in I und XX ist Al: NaK ungefähr wie 1:1, in den übrigen Analysen ist von diesem Verhältniss keine Rede, wie auch Rosen- puscH angiebt. Es ist kaum nöthig auf die ungleichen Verhält- nisse von Natrium zu Kalium zu verweisen, die sich zwischen 1:4,08 und 1:0,017 bewegen. Nach Rosengusch muss man im Pantellerit XXXVI „Eisen für Aluminium eintretend annehmen, im Rhombenporphyr XXI würde durch Austritt eines Kernes 2Mg + Si das Magma & resultiren*. Nach Rosengusch (l. c., p. 162) soll sich „das Verhältniss zwischen Na + K: Al der Proportion 1:1 um so mehr nähern, je mehr sich das Si dem für das Magna © charakteristischen Werth 50 annähert, unter welchen es nirgends sinkt. Das führt zu der Vermuthung. dass in den vorstehenden Analysen ebenfalls das Magma 9 vorliege, aber mit einem Ueberschuss von Si“. Die vorstehenden Zahlen ergeben Folgendes, wobei in der zweiten Reihe Na + K als 1 gesetzt ist. II XX :. XXXIV- XXXV XXX OR Si: 6765. 7210 6924 26414 5488053203 6136 Al 1! 1,0 11 ent 1.2 1:2 4 Na-+K 13,66 12,72 13,87 15,70 1647 15,62 13,80 Al 14,97 13.44 15,75 .11,05 20.05 10980 are Fe 6,62 xXI%. Xxm XXX vn een Si 7313. 729%. 7219 5206 Al 1,4 it 1,5 1,4 1.5 Na+K 10,67 1035 956 1546 13,46 Al 1400 14,38 14,71 1.91 2083 Zwischen den Werthen von Si und der Proportion Na + K:Al ist, wie man sieht, absolut keine Beziehung zu finden. !) AZ 471 bei RosENBUScCH (l. c., p. 161) ist Druckfehler für 482. ”) Meine abweichende Berechnung für XXXVI rührt daher, dass bei ROSENBUSCH zwar Chior abgerechnet ist, aber die entsprechende Menge Natrium zugerechnet wurde. Bei XXXIN ist 77,2 Si Druckfehler für 72,2, daher die Notiz (l. e., p. 165) zu berichtigen. ” | 39 In ‘diesen, von Rosengusch als granitische (Y) zusammen- gefassten Magmen (l. c., p. 163) „kann bei abnehmendem Si ein kleiner Theil der Alkalimetalle durch Ca vertreten sein, welches die doppelte Menge Al zu binden vermag“. Berechnet man die Verbindungen (NaK) AISi” (A) und Ca + 2 Al + 4Si (B), so erhält man in pCt. Vo XXHI II XX XXI XXH XXX GEB 758,84 54564 50,88 °.42,68 4140: 38,24 2.2095. 24,85 sa 1.12 — 8474. 713209 ‚58% 52,00 14 1 8 BI 8569 5:62 2,68 ..,49,87 ‚51,33 Fe- 4,47 5,92 2,9 0,56 1,47 0,77 1,37 Mg 1,08 4,84 0,08 1,02 0,75 0,37 0,30 Al 0,50 — |) —°) 0,40 3,99 1,61 r Se 1,18 242% 35,81797-46,028:5 1779 HU IE? 45,99 Si 8,87 100 100,74 100,95 1:00.:.%3. 100 100 100 KIERTVHIIRKK VE IXXXVIDSNRKIK XL A 5548 6280 5520 6588 62.48 EL EEE an a NE ie 58,412 7295 6451 8632 . 87,61 Be 70,721.) 3,30. 1464: 6,04 M — 1.dbens. O.-1sgn wald 1024 Ad HER nis) lad she) —_) Sir 39,82. 26,94 28,34 9.76 1,43 100 100,95 100: 2102.26 103,52: Wie man sieht, macht die Calcium-Verbindung in XXIII und XL etwa ein Viertel des Ganzen aus. Diese Analysen. auf 50 Si. dem für das Magma & bezeichnenden Werth, berechnet. ergaben nach Rosengusch (l. c., p. 162) in abgerundeten Zahlen folgende Werthe®), „in denen offenbar (Na + K-+ 2Ca): Al: Si —= 151 0111 Feesp A !) Für die obigen Formeln fehlt 0,74 Al. ?) Zu 4,84 Mg gehören 2,42 Si nach p. 34. ®) Es fehlt 0,95 Al. *) Al und Fe sind zusammengerechnet s. p. 34. >) Es fehlt 0,95 Al+ Fe. 6) Es fehlen 2,26 Al. 7) Es fehlen 3,52 Al. ®) Ich habe die Werthe als richtig und druckfehlerfrei ange- nommen. 3* 36 VIL XXI. IN, XX, XXI IXKEEENRRIUN RI RO Si 50,90,:5:904 20 207230 0 50 50 Al 23:5: 2123,24 56 29 26 241) Ca 3 4 2.—. 4 2 4 1 2 Na-+,.K 17, 14) 21228 zZ A El 193 23 22 XXXVO XXXIX XL Si 50 50 50 Al 25 22 21 Ca 2 3 4 Na+K 18 18 17 Die Willkür 21 und 29 Al:50 Si= 1:2 zu setzen, ist noch grösser als die, welcke 19 +4=26; 18 +4 =25; 18 +6 =22 und 17 + &:=21 setzt.. Auf>50 Sr und 2 02 kommen 14, 19, 17 Na + K in XXI, XXXII, XL! Für XXI und XXIU ergiebt die Berechnung 14 NaK + 4Ca + 22 Al + 44 Si, freilich nur 6 Si weniger als 50, für XXXVI 18 NaK + 2 Ca + 22 Al + 44 Si statt 50! Die Atomzahlen dieser Gesteine des sogenannten granitischen Magma y — z. Th. quarzreich, z. Th. quarzfrei, nämlich Granite, Felsitporphyre, Quarzkeratophyre, Liparite, Pantellerite, Syenite, Trachyte — liegen zwischen 461,76 und 495,71, sind demnach bald höher, bald niedriger als bei der sog. Foyaitgruppe; der Werth von MAZ ist hier niedriger (174,93—183,11) als dort. Sieht man ab von den glasigen Gesteinen, so bewegt sich das sp. G. der Gesteinsgruppe Y zwischen 2,547 und 2,720 und ist am höchsten grade bei dem „chemisch dem Foyaitmagma überaus nahestehenden Augitsyenit* VII mit 21 pCt. des Kernes Ca Al? Sit. Das Schicksal, welches den Natronkern (Na Al Si?) hier wie im Foyaitmagma stets trifft, nämlich zu zerfallen, ereilt hier auch den Kalikern und, wie auch sonst überall, den Kalkkern (Ca + 2 Al + 48i). Leueit?) kommt nicht mehr vor, aus dem Kalikern entsteht mit Hülfe des Natronkernes Orthoklas, aus dem zer- fallenden Natronkern bisweilen Nephelin und Sodalith, meist Albit (für die Plagioklase) oder der Kern geht in die Feldspathe ein. Aus dem Kalkkern gehen die Anorthite (für die Plagioklase), die Augite und Hornblenden, z. Th. noch mit Alkaligehalt, hervor. Ausserdem muss der Kalkkern noch den Kalk für Apatit und Titanit liefern. Mg und Fe geben Olivin, Biotit, Augite, Horn- blenden, aus den Eisenoxyden geht Magneteisen hervor. ') Al+ Fe. °?) G. voM RATH giebt im Arsotrachyt Leucit an, den ich darin nicht gesehen habe. O1 An die Magmen schliesst Rosengusch (l. e., p. 163) „die granito-dioritischen Magmen (8) an. In ihnen ist der Gehalt an Alkalimetallen immer noch grösser als der an Ca. das jedoch entschieden zu grösserer Bedeutung gelangt und dem entsprechend auch von grösseren Mengen Fe und Mg begleitet wird. Diese Magmen liefern die Granitite, Amphibol- und Augitgranite mit ihren Abarten, die Syenite und dioritischen Gesteine nebst ihren Ergussformen“. Man erwartet demnach nur Gesteine mit einem grösseren Caleiumgehalt als der Arsotrachyt mit 3,59 Ca, aber es enthält Granitit von Bobritzsch III nur 3,1 Ca; Vitrophyrit von Kornberg XXIV nur 2,7 Ca (kein Magnesium!); Augitvitrophyrit vom Weiselberg XXVI nur 3,3 Ca; Hyalodacit, Lassen’s Peak XLIV nur 3,2 Ca; Trachyt, Monte Amiata XXXVIIN, den hier zu finden man nicht erwartet, nur 3,7 Ca neben 4,7 Na und 7AK. Der Syenit des Plauenschen Grundes VI ist hierher gestellt wegen seines zu 4,4 pCt. berechneten Calciumgehaltes. In dieser Gruppe wechselt die Menge von Silicium zwischen 52,8 im Labradorporphyr, Rimbachthal, und 69,2 im Granit von Bobritzsch; von Alkalimetallen zwischen 6,1 im Amphibolgranit von Hohwald und 12,2 im Syenit des Plauenschen Grundes. Neben dem Metallkern (NaK) Al Si? ist nach Rosengusch (l. e., p. 165) in wechselnder Menge der Metallkern Ca A]? Si* vorhanden, ein Theil des Calcium vielleicht als CaSi oder Ca MgSi?, so in XXVIH (9,8 Na + K; 8,5 Ca; 3,2 Mg). „Aus dem reichlicheren Gehalt der Magmen 5 an Mg und Fe scheint der Schluss gezogen werden zu müssen, dass sie befähigt sind, grössere Mengen einer Al-freien Magnesium- oder Eisen- Siliciumverbindung zu lösen, welche in den Magmen p und y bis auf kleine Spuren fehlen. Hierin sehe ich den fundamentalen Unterschied der beiden Magmengruppen.“ Im Magma © machen, wie oben gezeigt, Fe + Mg 1,50 bis 8,90 pCt., in y 0,72--8,48 pCt. aus, für kleine Spuren recht hohe Werthe, wobei Rhombenporphyr XXIII y mit 10,76 pÜt. nicht berücksichtigt ist. Im Magma 5 beträgt nach den Zahlen bei Rosengusch Fe -+ Mg 3,6-—13,7 pCt. (Maximum in XLIX). Auch hier berechnet RosenguscrH (l. c., p. 165). wobei ich seine Rechnung als richtig annehme, ohne Rücksicht auf Mg und Fe und auf ganze Zahlen abgerundet die Analysen auf 53 Si d. h. auf die geringste, im Labradorporphyrit XXVIII gefundene Menge und erhält (neben Werthen für V. XL XXV, XXVIL XXVIL XXXVIH, XLIV, XLV, XLVI, XLVO) für I SV, x VE.2XH. 0. XLIX RRIV Ca 6) 6) % ) 1 7 4 NaK 15 13 1055018 8 8 m Al 20h, 22 2 Zi 1:8 78288 Wenn nun „das Verhältniss der feldspathbildenden Metalle und des Aluminiuu in den meisten Fällen offenbar ausdrückbar ist durch Nn +4 K+2Ca:Al=1:1*, so ergiebt die einfache Rechnung als nothwendig für IL. IV x VI Xi XLIX XXIV Al 25.2208 2.20.2029... 2200022707708 statt 20222] EAN 18.2.0285 Es fehlen demnach in III 5, in XLIX 4, in VI 3 Aluminium, wogegen in XXIV 3 übrig sind. Berechnet man Granitit von Bobritzsch II (mit 0,94 pCt. TiO? — 0,70 SiO?; 0,48 pCt. MnO = 0,48 pCt. FeO), so er- hält man Si Al Fe Mg Ca Na K 69;117%11213032 16:11 95:3, 095 Br 143 I 09 (69,24,12,92 3,42 156. 3,11.:5;3 4 4838 1 00 Tach Boserese und daraus 38,88 pCt. NaKAlSi? mit 9,72 pCt. Al und 21,63 pCt. CaAl?Si* mit 6,18 pCt. Al; ferner als Rest 3,76 pCt. Fe; 1,53 pCt. Mg; 37,37 pCt. Si, wobei 3,17 pCt. Al fehlen. Man sieht Ca- und NaK-Metallkern würden sich verhalten wie 1:1,5 und in den übrigen Analysen würde dies Verhältniss zwischen 1:2 bis 0,66 schwanken. Etwas anders gestaltet sich die Rechnung, wenn man nur so viel Aluminium und Calcium verrechnet, als vorhanden ist. Dann ergiebt sich in Prozenten für 1001 IV. x VI xU XLIX XXIV NaKAlISi?. 38,88 40,40 28,4 48,8 304 832 344 CaAl?Si?. .10,535 22,75 26,6..:.224 380, Daran 49,4151)63,15.,.,98,0,.: 71,2 68,9 66,82 325 rein. mb ‚Di7eoi 0 2 nun vl 54a (oe Me.‘ vw po: Te Ale: Ca do, UT 586 2 06 Bao oe Si 2 2 Naairlo aaa saprııa6t 202 a A ve Ans a ala DAMEN 9,3 100 100, 100. "100° - 10077 TO Für Syenit VI ist der Ueberschuss an Si sehr gross. 39 Bei diesen granito-dioritischen Gesteinen 8 ist weder von Leueit noch Nephelin noch Sodalith zu reden. Orthoklase, Plagio- klase, Quarz, Biotit, Hornblende, Augit, etwas Olivin, Apatit, Titanit, Magneteisen, Eisenglanz und Glasmasse sind die Gesteins- elemente. Die Ableitung der Biotite, thonerdehaltigen Augite und Hornblenden aus den von ROoSENBUSCH angenommenen Kernen müsste eine recht künstliche sein. Die Werthe für AZ liegen zwischen 460 und 483, für MAZ zwischen 176 und 181. In den Gesteinen „des Gabbromagma &, dessen Grenze gegen ö etwas unsicher ist, zeigt sich der Werth für Ca fast durchweg grösser als für Na + K, der Metallkern Ca Al? Si* wird das Bestimmende, so weit nicht noch andere Mg- und Fe-reiche Kerne (2 Ms0O+Si0? Mg0+SiO? FeO-+ SiO?) vorhanden sind“. Immer bleibt der Werth von Mg kleiner als der von N + K -+ Ca. Es sind basische Diorite, Gabbro, Porphyrite, Melaphyre, Dia- base, Andesite, Basalte.. Zu den letzteren sind von RosSENBUSCH gestellt die Vesuvlaven LV, Leucitit vom Capo di bove LVI, Leueitbasalt vom Forstberg LVII und der Nephelinbasalt vom Rossberg LX, ferner XIII, XV, XXVI, XXIX, XXX, XXxXL XLVIH, L, LI, LIH. Das von mir berechnete Mittel der Vesuv- lJaven A — wesentlich in den Alkalimetallen von den Zahlen bei Rosengusch B (l. c., p. 167, LV) abweichend -— ergiebt Si Al Fe Mg 0a Na K met 2048, 651..0,10 942.473, 194 — 100 BEE 00: 753 HL 92 .59. 60. =. 100 d. h. in beiden Rechnungen mehr Na + K als Calcium. Für LVII (Leueitit vom Capo di bove) giebt Rosengusch 3,0 Na + 7,9K und 10,5 Ca, also ebenfalls mehr Na + K als Ca. Die Werthe für Ca liegen in dieser Gruppe zwischen 6,6 und 15,1, für Na + K zwischen 4,5—11,9. Berechnet man die Kerne (NaK) AlSi? und Ca Al? Si*, so dass alles Aluminium untergebracht ist, so bleibt stets Ca übrig (Maximum 10,45 Ca in LX; 9,05 Ca in LVII) und ebenso Si (Max. 21,7 in XXVI, Minimum 1,5 in LVID). Wenn es noch nöthig wäre, gegen die Kerntheorie Argumente vorzubringen, so würden folgende Rechnungen geeignet sein. Leueitit vom Capo di bove LVII liefert 43,6 pCt. NaK Al Si? und 32,9 pCt. CaAl?Sit für den Rest von 8,2 Fe; 8,0 Mg; 5,8 pCt. Ca = 22 pCt. bleiben 1,5 pCt. Si übrig. Die obige Berechnung der Vesuvlaven ergiebt Bssemen, Rest .y0nl 7,57. Fe;;76, 10 Me; 5,315!pCt..Ca nur 3,20 Si; die Berechnung nach B nur 2,2 Si für Fe + Mg + Ca == 18,7 ptt. | 40 Die Werthe für AZ liegen zwischen 453 und 466, für MAZ zwischen 173 und 182, für das hohe sp. G. zwischen 2,69 und 3,045. In dieser bunten Gesteinsgruppe sind neben Leucit, Nephelin, Melilith die Feldspäthe, Biotit, Hornblenden, Augit, Olivia, Apatit, _ Titanit. Magneteisen, Glasbasis die Gemengtheile; Quarz wird nur im Diorit XIII angegeben. Hier bliebe also der Kaliumkern z. Th. erhalten, während Natrium- und Calciumkern, wie immer, zerfiele. Hervortretend ist die Menge von Mg (11,5 in LX), als MsO0 + SiO? und 2MgO + SiO2. Zu der Gruppe, deren typische Glieder Peridotitmagmen heissen, werden (l. e., p. 170) gerechnet Gabbro von Snarum XIV, Olivinnorit XVI, Lherzolith XVII. Amphibolpikrit XVIH, Dunit XIX, Pikritporphyrit XXXII. der olivinfreie Basalt von Bocken- heim LII. Hornblendebasalt LIV, Limburgit LXI, Melilithbasalt LXIN. In ihnen ist Mg + Fe grösser als Ca+ Na + K; Kalium tritt stark zurück (Max. 1,3 in LII) oder fehlt ganz, (LXII), in XVIH und XIX sind überhaupt Alkalimetalle nicht vorhanden, Maximum von Na (5,5) in LXIH Maximum von Na + K6, in LIV. - Nach ROSENBUSCH „gehört der Gabbro von Snarum XIV wohl noch zu den &-Magmen. auch der Olivinnorit (XV), Pikrit- porphyrit XXXIT. der Basalt LII wären besser dort eingereiht, wie denn auch Limburgit LXT, Hornblendebasalt LIV und Melilith- basalt LXIII sehr stark dorthin tendiren*“. Rechnet man diese.7 Gesteine ab, so bleiben die alkalifreien Gesteine Lherzolith XVO, Dunit XIX und der Amphibolpikrit XVIH übrig — allerdings eine gut begrenzte Gruppe. Die Leueitgesteine LV und LVI (Vesuvlaven und Leueitit vom Capo di bove) der Ö- -Magmen zeigen nach Rosengusch (l. c., p.: 171) „eine nahe Verwandtschaft mit der kleinen Gruppe des Nephelintephrites von den Capverden LVI. dem Nephelinit eben- daher LIX und dem Augitit von Madeiral LXH, welche andererseits durch ihren hohen Alkaligehalt sich neben das Magma o stellen“. Das Unterscheidende dieser Magmen (%) soll darin liegen, dass, nach Abzug des feldspathbildenden Kernes (NaK) Al Si?, der Rest nicht Si genng enthält, um Ca Al? Si* zu bilden. Rechnet man für (NaK) AlSi? ab in LVI ERS LXI Na —11,3 p6t. 2 1557 p6&t.. 110.1 968 a a. 2 00 Alp OH 4:18 0 RR SET 30,470, 300 60,8 plt. 72,0 pCt. 48,4 ptt., so bleibt ein Rest von LVI LIX LXII SEAT DT 6t. 6,5 pCt. 19,5 pCt. Ja a e .. usage Fe Trsöhhhnares Na De Sa NE SR EA, 7.08: Ca OL, REN EOS, 39.2 28 Se Um diese Reste zu deuten, vermuthet RoseEngusch (l. c., p. 174), dass „in diesen Magmen statt des Kernes Na AlSi? ein Nephelinkern Na AlSi und in gewissen Fällen statt Ca Al? Si* ein Kern von der Form Ca Al? Si? (Anorthitkern) auftrete“. Die Hauptmasse dieser Gesteine bilden neben Glasmasse Nephelin., kalkreiche Plagioklase und natronhaltige Augite, deren Neben- einander aus den Kernen NaK Al Si? und Ca Al? Si* nicht herzu- leiten ist. Nach Rosengusc# (l. c., p. 173) „ergiebt der Kern (NaK) A] Si? direkt und durch Spaltung Leueit. Nephelin, Orthoklas, Albit, das Glimmermolekül KAlSi. sowie die alkalihaltigen Pyroxene und Amphibole Na Fe Si? durch Vertretung des Al durch Fe“. Aus Na Al?Si* und Na AlSi? stammen sämmtliche Plagioklase, da „Ca Al?Si* + 2 NaAlSi? — CaAl?Si? (Anorthit) + 2 NaAlSi? (Albit) ist. Die Möglichkeit und Nothwendigkeit der Pyroxen- und Amphibolbildung, sowie die Entstehung des Glimmermoleküls Mg"? Si® liegt in den nachgewiesenen Al-freien Kernen vor.“ Da die Magnesiaglimmer, Hornblenden und Augite auch Thonerde enthalten, ist die Rechnung so einfach nicht. Wenn sich nach RosEnBuschH (l. c., p. 172) ergiebt, „dass das Aluminium der Gesteine durchweg in einem Feldspathkern gebunden ist“, so ist diese Ansicht, soviel ich weiss, nicht neu, wenn man Leucit und Nephelin zu den Feldspath-Mineralien zählt, aber man hat bisher die Thonerde der Glimmer. Hornblenden, Augite, Granaten, Tur- maline u. s. w. nicht aus einem .„Feldspathkern“ abgeleitet. Dass die Zahlen für AZ und MAZ für die Theorie der Eruptivgesteine keinerlei Bedeutung beanspruchen können, habe ich mit Bestimmtheit nachgewiesen. Ich kann den Werth der Kerne. die z. Th. Schalen von 6 —27 pCt. besitzen, (p. 29) und nur dazu dienen, um mittelst künstlichster Rechnungen und Zer- schlagungen die silikatischen Gemengtheile abzuleiten, schon um desswillen nicht hoch anschlagen, weil schon im ersten Kern Natron und Kali zusammengeworfen werden und eisenoxydhaltige 42 Mineralien aus den Kernen nicht abgeleitet werden können. Aber alle diese Nachtheile würden nicht in Betracht kommen, wenn durch die Kerne ein wesentlicher Vortheil erreicht oder die Einsicht in den Zusammenhang der Eruptivgesteine unter einander gefördert würde. So lange dafür nicht schlagende Be- weise geliefert sind, wird die Einbürgerung der Kerntheorie schwer- lich Fortschritte machen. 2. Petrographische Untersuchung von Ba- salten aus der Gegend von Cassel. Von Herrn OTTo Fromm in Berlin. Von den zahlreichen Vorkommen basaltischer Gesteine im Gebiete des Habichtswaldes und des Kaufunger Waldes sind nur wenige einer eingehenden petrographischen Untersuchung unterzogen worden. Um die Reihe derselben etwas zu erweitern, besuchte ich auf Veranlassung des Herrn Geh. Rath Prof. Kreım diese Gegend und habe dann an den gesammelten, sowie an den mir von Herrn Dr. Rınne eütigst überlassenen Handstücken eine che- mische und mikroskopische Untersuchung vorgenommen. Danach gehören die verschiedenen Gesteine folgenden Gruppen an. Es rechnen zu den Limburgiten: die Gesteine 1. der Schaumburg bei Hoof. 2. des Essigberges bei Ehlen. zu den Plagioklasbasalten: die Gesteine vom . Helfenstein nördl. Dörnberg. . Habichtstein bei Bodenhausen. . Auersberg südl. Dörnbere. . Hirzstein bei Elgershausen. . Katzenstein bei Dörnberg. . Baunsberg süd-westl. Cassel. . Bühl bei Weimar. . Baumgarten westl. Oassel. 11. Kl. Steinberg, Kaufunger Wald. 12. Gr. Steinberg, Kaufunger Wald. 13. Gr. Staufenberg bei Sichelstein. 14. Kl. Staufenberg bei Lutterberg. 15. Deisselberg bei Deissel. zu den Nephelinbasalten: die Gesteine vom 16. Hunrodsberg westl. Cassel. 17. Rehtberg bei Grebenstein. 18. Hohenstein bei Dörnberg. 19. Hohenkirchen nördl. Cassel. m OO @QD AI ar SD 44 Das makroskopische Aussehen der Handstücke wechselt; manche sind ganz dicht, andere sind von anamesitischem Habitus. Ihre Farbe ist gewöhnlich das Grauschwarz der meisten basalti- schen Gesteine, doch sind einige heller grau (Kl. Steinberg). Bei der Mehrzahl derselben kann man mit blossem Auge Einspreng- linge wahrnehmen, unter denen bald Olivin, bald Augit der Menge nach überwiegt. Im Dünnschliff zeigt sich, dass einen wesentlichen Antheil am Aufbau der Gesteine folgende Bestandtheile nehmen: Olivin, Augit, Feldspath, Nephelin, Melilith, Magnetit, Ilmenit, Eisen- glanz, Glimmer, Apatit, Glas. I. Einsprenglinge. Olivin. Dieses Mineral zeigt nach Menge, Grösse und Form seiner Krystalle recht wechselnde Verhältnisse. Ganz vollständig fehlt es nie, tritt aber bisweilen sehr spärlich auf (Bühl), während es in der Mehrzahl der Fälle recht reichlich vorhanden ist. Besonders reich an Olivin sind die Gesteine der Schaum- burg, des Auersberges, des Katzensteins. In eben so weiten Grenzen wie die Menge schwankt die Grösse der Olivinkrystalle. Die Durchmesser der Krystalle gehen vom makroskopisch Sichtbaren bis herab zu 0,1 mm (Bühl), und wenn das Mineral in der Form von Körnern auftritt, so wird es noch kleiner (0,025 mm). Recht oft lassen die Durchschnitte auf eine regelmässige krystallographische Umgrenzung der Krystalle schliessen, besonders dann, wenn ein deutlicher Gegensatz zwischen Grundmasse und Einsprenglingen hervortritt. (Katzenstein, Schaumburg.) Doch fehlen idiomorphe Krystalle den andern Vorkommen durchaus nicht, wenn sie sich auch bisweilen nur auf die kleineren Individuen beschränken. Auffallend sind Olivindurchschnitte, die im Verhältniss zu ihrer Breite ungewöhnlich lang sind; im Gestein des Hunrodsberges fanden sich solche, deren Längen- und Breitenverhältnisse waren 0,24 :1,2 mm. 0,06: 0,46 mm, und deren spitze Winkel nur 26°, in einem andern Falle nur 10° betrugen. Die Fälle, wo die Krystalle nur zum Theil die regelmässige Flächenbegrenzung zeigen, leiten über zu denen, wo entweder ganz unregelmässige Begrenzungen auftreten (wie bei den grösseren Individuen), oder wo rundliche Umrisse eintreten, die keine deutlichen Flächenbe- grenzungen mehr erkennen lassen. Solche rundlichen Olivinkörner finden sich in manchen der Feldspathbasalte, am deutlichsten im Gestein des Baunsberges. Mannichfache Erscheinungen lassen erkennen, dass die Olivin- krystalle nach ihrer Bildung Umänderungen erfahren haben. Hier 45 kommen zuerst solche in Betracht, und bieten ein ganz besonderes Interesse dar, die mechanisch durch Druck beim Festwerden des Gesteins erzeugt worden sind. Man findet Zertrümmerungen von Krystallen in allen Stadien; bald sind nur wenige Bruchstücke entstanden, bald sind die Krystalle aufgelöst in ein Gewirr scharf- kantiger Körner, die breccienartig bei einander liegen. Bisweilen liegen die Theile so dicht bei einander, dass man sie erst im polarisirten Licht an ihrer verschiedenen Auslöschung als eine Mehrheit von Körnern erkennt, während man im gewöhnlichen Licht die Gruppen für einen von Sprüngen durchzogenen Krystall halten würde. In einigen Fällen ist es auch zu deutlicher rand- licher Kataklase gekommen (Auersberg, Gr. Steinberg, Nephelin- basalte). Sind die Krystalle nach einer Richtung besonders stark ausgedehnt, so werden sie in Stücke zerbrochen, deren Zusammen- gehörigkeit noch erkennbar ist. Im polarisirten Licht offenbart sich eine gewaltsame Ver- schiebung der Theilchen gewöhnlich durch eine undulöse Aus- löschung. Vielleicht aber steht auch mit diesen Druckwirkungen im Zusammenhang eine unregelmässig nach Flecken wechselnde Höhe der Polarisationsfarben innerhalb desselben Krystalls, wie sie besonders deutlich die Olivine aus dem grossen Steinberg auf- weisen. Gerade dieses Gestein zeigt auch sonst an seinen Augiten besonders zahlreiche Zertrümmerungserscheinungen. In geringerem Grade findet sich aber die Erscheinung der fleckenartig wechseln- den Polarisationstöne, manchmal nur in den verschiedenen Nüancen derselben Farbe, in noch manchen anderen Gesteinen (Hunrods- berg. Auersberg, Schaumburg). Neben diesen Umwandlungen, die einen rein mechanischen Charakter tragen, treten am Olivin andere auf, die auf die Wirkung des schmelzflüssigen Magmas zurückzuführen sind. Hier sei zu- nächst eine merkwürdige Umrandung erwähnt, wie sie die Olivin- krystalle des Katzensteins zeigen. Bei denjenigen Durchschnitten, die nicht mit einem deutlich als Serpentin zu erkennenden Rande umgeben sind, gewahrt man, dass die Grundmasse nicht bis un- mittelbar an den Olivin heranreicht, sondern dass zwischen beiden eine schmale Zone einer farblosen, durchsichtigen Substanz liegt. Fig. 2. 46 Die Grenze des Olivins gegen diese Masse ist nicht glatt, gerad- linig, sondern zackig und unregelmässig; dagegen ist diese farb- lose Masse gegen die Grundmasse scharf und gerade abgesetzt. (Fig. 1, 2.) DBei gekreuzten Nicols und selbst mit dem Gyps- blättchen vom Roth erster Ordnung betrachtet, erweist sich die Zwischenmasse als völlig isotrop. Bei der Behandlung des Schliffs mit Salzsäure löst sich die Substanz ungefähr gleichzeitig mit dem Olivin auf. Macht man nach dem Anätzen einen Färbever- such mit Fuchsin, so färbt sie sich wie das im Schliff vorhandene Glas roth. Es wäre möglich, dass die Zwischenmenge ein Glas ist, welches durch eine oberflächliche Erweichung der Olivin- krystalle infolge einer plötzlich aufgetretenen Wärmeentwickelung entstand. Diese Erhöhung der Temperatur über den Schmelz- punkt des Olivins hinaus hätte nur von kurzer Dauer sein können, weil nur ein geringer Bruchtheil der Dieke der Kry- stalle erweicht wurde, und sie hätte ebenso plötzlich, wie sie entstand, auch wieder verschwinden müssen, so dass die erweichte Substanz zu Glas erstarren konnte und sich nicht wieder als krystallisirter Olivin ausschied. Man sollte nun denken, dass die weiche Masse hier oder da einmal von ihrem Entstehungsort fortgeführt worden sei; eine solche Erscheinung wurde aber nicht beobachtet, vielleicht, weil die Menge des entstandenen Schmelz- flusses überall nur so gering war. Vielleicht aber deutet dieser Umstand darauf hin. dass man es hier doch nicht mit einer Er- weichung und glasigen Wiedererstarrung zu thun hat, sondern mit einer randliehen Umwandlung des Olivins in Serpentin. Die ein- zelnen Nädelchen und Schüppchen desselben könnten so fein mit einander verwebt sein, dass völlige Compensation der Doppel- brechung zu Stande gekommen wäre. Doch scheint mir der Unterschied in Farbe und Ansehen, :der zwischen der fraglichen Substanz und dem unzweifelhaft als solchen erkannten Serpentin in den Schliffen besteht, gegen die zweite Annahme zu sprechen. Gegenüber dieser nur in dem einen Fall des Katzensteins beobachteten Erscheinung finden sich häufiger Corrosionen der Olivinkrystalle durch das noch flüssige Magma. Einzelne der untersuchten Gesteine bieten hervorragend schöne Beispiele für 47 dieses Phänomen dar (Schaumburg, Hunrodsberg, Auersberg). Obschon in den durch die Anschmelzung erzeugten Begrenzungen im Allgemeinen rundliche CGontouren herrschen, kann man be- merken, dass streckenweise ganz gerade und scharfe Ränder ent- stehen, welche gewöhnlich einer Krystallfläche parallel sind. (Fig. 3, 4) Es waltet hier, wie es scheint, eine ähnliche Be- ziehung zwischen dem Krystall und dem corrodirenden Agens, wie bei der Entstehung der Ätzfiguren, deren Flächen ja gleich- falls krystallographisch möglichen Ebenen folgen oder solchen nahe kommen. Die Farbe des Olivins ist überall die gleiche wasserhelle, und obgleich der Augit bisweilen auch recht hell gefärbt ist, so wasserhell wie der Olivin wird er doch nicht. In einigen Fällen konnte am Olivin Zwillingsbildung nach dem Gesetz: Zwillings- ebene das Doma P & (011) beobachtet werden (kl. Staufenberg). Häufiger aber als Zwillinge sind rundliche augenartige Ansamm- lungen kleiner runder Olivinkörner, die sich dicht an einander drängen (Kl. Steinberg). Die Substanz der Olivinkrystalle ist immer annähernd rein, wenn auch nicht in dem hohen Grade, wie bei den Plagioklas- leisten. Denn es finden sich Einschlüsse der verschiedensten Art. Durch ihre Farbe heben sich zumeist schwarze, bisweilen grünlich- braun durchscheinende Krystalle ab, die man oft durch Heben und Senken des Tubus als kleine Oktaöder erkennen kann. Zu- folge ihrer Form und ihrer grossen Undurchsichtigkeit wurden sie anfangs für Magnetit gehalten. Aber das Vorkommen der grün- lichbraun durchscheinenden im Nephelinbasalt vom Rehtberg, die an den dünnsten Stellen des Schliffes mitunter ihre Isotropie zeigen, zusammen mit einer grossen Widerstandsfähigkeit gegen Salzsäure weist darauf hin, dass alle diese Einschlüsse nicht Masnetit, sondern Picotit sind. Unterwirft man Schliffe einer Behandlung mit warmer Salzsäure, so bleiben nämlich diese schwarzen Krystalle erhalten, auch wenn längst alles Magneteisen- erz und aller Olivin gelöst ist. Sie fanden sich in fast allen zur Untersuchung gelangten Gesteinen, besonders reichlich in denen des gr. Staufenbergs, Katzensteins und Rehtberges. Sie werden bis zu 0,012 mm gross, sinken aber andererseits herab bis auf 0,003 mm. Ob neben dem Picotit auch Magnetit in Olivin eingeschlossen wird, lässt sich schwer feststellen; an Farbe unterscheiden sich die beiden Mineralien kaum, und nach der Behandlung mit Salzsäure kann man nicht feststellen, ob die fehlenden schwarzen Einschlüsse aufgelöst oder mit der Kieselsäure des Olivins aus dem Schliff entfernt sind. — Weniger verbreitet, aber durch ihre Grösse aus- gezeichnet sind Einschlüsse von Glas. Das Glas ist farblos. mit- 48 unter strahlig entglast. Die Einschlüsse sind, wo sie vorkommen, nur zu wenigen, oft nur in einem Exemplar in einem Olivinkrystall enthalten, und haben meist rundliche Form, selten sind sie in die Länge gezogen. In den schmalen leistenförmigen Durchschnitten durchziehen nicht selten Glaseinschlüsse den Krystall seiner ganzen Länge nach. Diese Glaseier sind oft mit einem schwarzen Erz- korn verbunden, andere enthalten in sich eine oder einige Krystall- nadeln und manche tragen auch eine Libelle, Am reichsten an derartigen Einschlüssen sind die Olivine der Nephelinbasalte und die des Baunsberges (Feldspathbasalt). Gewöhnlicher noch als Glaseinschlüsse finden sich solche von Flüssigkeitströpfchen. Sie erscheinen stets in grosser Menge bei einander, sind aber oft un- messbar klein. Sie ordnen sich auf krummen Flächen oder auf krummen Linien innerhalb ihres Wirthes an. In der Regel sind sie rund, doch fehlen auch nicht lange schlauchartige Formen. In einem Falle (Auersberg) wurde ein Flüssigkeitseinschluss mit einer tanzenden Libelle gefunden. Auch sie finden sich am zahl- reichsten in den Nephelinbasalten und den Glas führenden Plagio- klasbasalten. Endlich finden sich auch runde Einschlüsse von Gasbläschen, diese aber nur vereinzelt gegenüber den anderen Interpositionen. Nicht alle der untersuchten Gesteine waren vollkommen frisch obgleich andererseits die Verwitterung nie einen sehr hohen Grad angenommen hat. Die Verwitterung offenbart sich zuerst in einer Umwandlung des Olivins in Serpentin. Die Olivindurchschnitte zeigen sich dann mit schmaleren (Hunrodsberg) oder breiteren (Gr. Staufenberg, Katzenstein, Essigberg) Rändern und Adern von grünem Serpentin durchzogen, der auch durch gleichzeitig gebildete Eisenhydroxyde gelb gefärbt sein kann. Augit. Augit als Einsprengling wechselt in seinen Eigenschaften je nach dem Gesteinstypus, in welchem er auftritt. Manche der Gesteine sind recht arm an diesem Mineral; dem Feldspathbasalt des Bühl scheint es gänzlich zu fehlen, in sechs Schliffen des Nephelinbasaltes vom Hunrodsberg fand sich nur ein grösserer Augitdurchschnitt. In der Mehrzahl der Fälle tritt er zwar reichlicher auf, bleibt aber doch hinter dem Olivin an Menge zu- rück. Nur in den Plagioklasbasalten, die unter den Nummern 3, 4, 5, 6 aufgezählt sind, erscheint er reichlich und hat das Uebergewicht über den Olivin. Die Grösse der Augitkrystalle wechselt ebenso stark wie die der Olivine. Als obere Grenze mag etwa ein Durchmesser von 5 mm gelten (Auersberg, Hohen- stein). Nach unten zu lässt sich eine Grenze schwer angeben, 49 zumal da bisweilen die grossen Augite mit den kleinen der Grund- masse durch alle Übergänge in der Grösse verbunden sind (Plagio- klasbasalte 10— 15). Wie in Bezug auf die Menge ihrer Augite, weisen die Plagioklasbasalte auch hinsichtlich der anderen Eigen- schaften dieser Einsprenglinge, in Form, Farbe, Aufbau und Ein- schlüssen, erhebliche Verschiedenheiten auf, welche mit der Struktur des Gesteins wechseln. Die Form der Ausgitkrystalle ist die gewöhnliche der in basaltischen Gesteinen vorkommenden Augite, kurz säulenförmig in der Richtung der Axe c. Bei den Plagioklasbasalten 10—14 indessen überwiegt die Erstreckung nach der Verticalaxe die Breite um das Mehrfache. Wo der Augit Krystallformen nicht erkennen lässt, stellt er sich in der Form von rundlichen Körnern dar. Idiomorphe Ausbildung ist die Regel bei den Plagioklas- basalten, besonders den glasfreien; sonst erscheinen wohl die kleineren Augite in eigenen Krystallformen, die grösseren aber haben oft eine Veränderung ihrer Gestalt erfahren. Die Farbe des Augits in den Plagioklasbasalten 10—14 ist ein gelbliches Grau, die Durchschnitte lassen Pleochroismus nicht erkennen. In den Piagiobasalten 3—6 fehlen so helle und auch noch hellere Augite nicht, doch treten bei ihnen häufig in schöner Weise im Innern der Durchschnitte Kerne von grün gefärbter Augitsubstanz auf. Die Vertheilung der grünen Stellen ist sehr wechselnd; bald ist der grüne Kern concordant von der helleren Schale umgeben, bald weichen Kern und Schale stark in ihrer Form von einander ab, bisweilen ist der grüne Kern auf einige Flecke reducirt. Die grün gefärbte Augitsubstanz ist pleochroitisch, ihre Farbe wechselt zwischen gelbgrün und graugrün. Die Auslöschungsschiefe des grünen Kernes ist geringer als die der hellen Schale. Fig. 5 zeigt einen Fall, wo man an einem Krystall mehrere Zonen an ihrer verschieden grünen Färbung schon im gewöhnlichen Lichte unterscheiden kann. Die Einsprenglingsaugite der Nephelinbasalte lassen, wo sie vorkommen (Hohenstein), in Bezug auf ihre Farbe ungefähr das umgekehrte Verhältniss erkennen; im Innern sind sie hell, nach aussen zu wird ihre Färbung allmählich dunkler _ und nimmt nahe ihrem Rande einen violetten Stich an. Die Aus- löschungsschiefe ändert sich dabei ebenso allmählich wie die Färbung; und zwar wird sie von aussen nach innen zu grösser, Im Allgemeinen kann man den Aufbau aus Zonen verschiedener chemischer Zusammensetzung noch besser als durch die verschiedene Färbung an dem Verhalten der Partieen im polarisirten Lichte erkennen. Am schönsten und mannigfaltigsten tritt freilich die Zonarstrucktur in den Gesteinen hervor, bei denen man schon durch die Färbung einen solchen Aufbau erkennt. Doch ist die Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1. 4 Nie, 5. durch Anwendung polarisirten Lichtes sich darbietende Schalen- bildung viel reichlicher, als die Verschiedenheiten der Färbung vermuthen lassen; an einem kleinen Krystall des Hirzsteins wurden acht solcher Schalen gezählt. Bald legt sich genau concentrisch Schale auf Schale, bald ist die Ueberlagerung unregelmässig, bald treten im Innern nur einige abweichend auslöschende Flecken auf. Der Unterschied in den Auslöschungsrichtungen ist verschieden, er kann sich aber steigern bis auf 12° von Zone zu Zone. Eine andere Art der Ablagerung von Augitsubstanz verschiedener chemischer Zusammensetzung offenbart sich in den sog. Sanduhrformen, die auch oft zu beobachten sind (Plagioklasbasalte). In einem Falle (Gr. Steinberg) wurde bemerkt, dass die Ausfüllung des ursprüng- lichen gabelförmigen Skeletts wieder in zwei verschiedenen Ab- schnitten erfolgt war. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sind die Augit- krystalle einfach aufgebaut, doch finden sich überall auch verzwil- lingte Individuen. Die Zwillingsverwachsung (Zwillingsebene das vordere Pinakoid) steigert sich bisweilen zu polysynthetischer Lamellirung; so zeigte ein Krystall aus dem Nephelinbasalt von Hohenkirchen so reiche Zwillingsstreifung, das man an einen Plagioklas erinnert wird; doch setzen die Lamellen meist nicht durch den ganzen Krystall hindurch. Häufiger als in den übrigen Fällen zeigt sich Zwillingsaufbau bei den Plagioklasbasalten ohne Glas. Bei ihnen tritt dann noch die weitere Eigenthümlichkeit auf, dass sich zwei oder gewöhnlicher mehrere der säulenförmig ausgebildeten Augite gegenseitig durchwachsen; die Individuen schneiden sich dabei unter schiefen Winkeln. Es entstehen durch a en m En en, el nein m na nn m nn u ann 51 diese Verwachsung knäuelartige oder sternförmige Gruppirungen von Aueiten. die in den anderen Gesteinen nicht beobachtet wurden. Neben diesen anscheinend nicht regellosen Verwachsungen kommen rundliche Ansammlungen von Augiten hier und da vor (Hirzstein). Formveränderungen kommen wie an Olivin, so auch an Augit vor. Das Gestein des Gr. Steinbergs, welches an seinen Olivinen Druckwirkungen erkennen liess, zeigt auch an seinen Augiten solche Erscheinungen, Man findet gebogene Augitsäulen, die eine stark wellige Auslöschung haben. (Fig. 6, 7.) In dem Fig. 6. © Pie: 7. auffallendsten Beispiele, das beobachtet wurde, waren die ursprünglich parallel gelagerten Theilchen so weit aus ihrer Lage gebracht, dass sie einen Winkel von 60° mit einander bilden, wie die Werthe der Auslöschungsschiefen beweisen; dabei war zugleich das am weitesten verschobene Ende des Krystalls abgebrochen. (Fig. 7.) Auch in den Polarisationsfarben zeigen die Augite dieses Gesteins Unterschiede ähnlicher Art, wie sie beim Olivin erwähnt wurden. Manchmal variirt die Höhe des Tones auch unbestimmt nach Flecken, in anderen Fällen zieht sich an den Spaltrissen entlang eine andere Polarisationsfarbe, als der übrige Krystall sie zeigt. Bisweilen geschieht es, dass ein solcher Krystall und mit ihm die Spaltrisse eine Biegung erfahren haben, dann zeigen die Durehschnitte im polarisirtem Licht ein an Tonnen erinnerndes Aussehen. (Fig. 8) Auch hier ist der Zusammenhang zwischen den Unterschieden der Polarisationsfarben mit den Wirkungen eines Druckes überall evident. Zertrümmerungen von Krystallen 32 finden sich wie beim Olivin so auch beim Augit, und es giebt Fälle, wo Trümmer dieser beiden Mineralien wie gewaltsam in. einander gepresst erscheinen. Eine bemerkenswerthe Bildung zeigt der Augit des Auers- berges. Man findet grosse, mit blossem Auge im Schliff sichtbare Haufen von vielen kleinen gelblichweissen Augitkörnern, die rundlich, ohne deutliche Krystallflächen begrenzt sind nnd so dicht bei ein- ander liegen, dass man Mühe hat, die Grenze des einen gegen das benachbarte zu finden. Sie machen einen sehr frischen Ein- druck und ihre Ähnlichkeit mit den kleinen Augiten der Grund- masse ist deutlich. Einmal fand sich ein Kern eines gewöhnlichen hell gefärbten Augits, um welchen herum eine breite Zone solchen Haufwerks liegt. (Fig. 9.) Für zufällige Aggregationen von Grundmassen-Augiten kann man diese Gebilde nicht halten, sonst müssten sie doch auch die anderen Bestandtheile der Grundmasse, besonders Magnetit, enthalten; aber davon sind sie ganz frei. Es scheint auch eine gewisse Orientirung der Körner unter einander zu bestehen, denn viele von ihnen löschen zugleich aus. Die Verbindung mit dem Kern gewöhnlichen Augits scheint mir darauf hinzudeuten, dass hier eine Umkrystallisation der Augitsubstanz vorliegt. Die Erscheinung würde sich etwa erklären, wie die er- wähnten farblosen Ränder um den- Olivin des Katzensteins, nur dass dort die erweichte Substanz glasig erstarrte, hier aber | | 53 wieder krystallinisches Gefüge annahm. Der letztere Umstand liesse sich wohl aus der grösseren Krystallisationskraft des Augits erklären. Einen starken Grund gegen diese Annahme, dass die Bildungen durch eine Schmelzung vorhandener Augite entstanden seien, bildet aber die Thatsache. dass bei weitem nicht alle Augit- krystalle, nicht einmal innerhalb eines Schliffes, die erwähnte Er- scheinung zeigen, sondern meistens wohl erhalten geblieben sind. Reicher als alle andern Gemengtheile der Gesteine sind die Augite an Einschlüssen, und unter diesen überwiegen die von Glas. Das Glas der Einschlüsse ist in der Regel farblos, doch kommt bei den in der Grundmasse braunes Glas führenden Ge- steinen solches auch eingeschlossen vor. Zum Unterschied vom Olivin ist die Anzahl der Glas-Einschlüsse innerhalb eines Krystalls sewöhnlich eine grosse und ihre Gestalt sehr unregelmässig; ihre Vertheilung lässt nicht selten eine Tendenz zu centraler Anhäufung erkennen. Jedenfalls ist die äusserste Zone des Krystalls in der Regel frei von Einschlüssen. Im extremen Fall kann durch den wechselnden Reichthum an Glaseinschlüssen eine Art Zonenaufbau markirt werden. So zeigt ein grosser Krystall im Nephelinbasalt von Hohenstein im Innern kleine aber äusserst zahlreiche Ein- schlüsse farblosen Glases, darauf folgt nach aussen eine Zone mit selteneren aber grösseren farblosen Einschlüssen, den Rand end- lich bildet eine Zone fast ganz einschlussfreier Substanz. Merklich ärmer an Glaseinschlüssen im Augit als die übrigen Gesteine sind die Plagioklasbasaite 10—14. — Oft mit Glaseinschlüssen ver- bunden, oft aber auch selbständig auftretend findet man ferner im Augit schwarze Körner von Magneteisen eingeschlossen. Ganz besonders reichlich finden sich derartige Interpositionen im Basalt des Habichtsteins. Hier erfüllen sie grosse Krystalle von Augit so vollständig, dass man die betreffenden Stellen mit blossem Auge im Dünnschliff wahrnehmen kann. Die Erfüllung ist so dicht, dass man bisweilen nur bei starker Vergrösserung die Substanz des Augits als Bindemittel erkennt. Einige Male wurde eine Anordnung der Magnetiteinschlüsse auf einer Zone parallel den Umgrenzungen des Krystalls beobachtet. Weniger verbreitet als Glas und Magnetit sind andere Einschlüsse; doch finden sich solche von runden Gasbläschen (Hohenstein), von scharenweise auf- tretenden Flüssigkeitströpfehen (Hohenstein), und hin und wieder von einem Olivinkorn. In einem Falle zeigten sich viele zungen- förmige gelbe Blättchen von schwachem Pleochroismus, alle unter einander parallel und schief zu den Spaltrissen gelagert, etwa so, wie sie der Hypersthen oft aufweist. Ihre Form und ihr Pleo- chroismus deuten darauf hin, dass man es vielleicht mit Titan- eisenglimmer zu thun habe. 54 In einem grossen grünen Augit im Basalt des Habichtsteins tinden sich einige Körner eines bräunlich-gelben Minerals, das ich für Titanit halte. Es erscheint in etwas verrundeten Durch- schnitten, die noch entfernt an einen spitzen Rhombus erinnern. Die Stärke der Brechung und der Doppelbrechung sind bedeutend. Plagioklas. Plagioklas tritt als Einsprengling in den Plagioklas- basalten 3—-6 auf, aber immer nur sehr vereinzelt. Relativ am reichlichsten ist er vorhanden im Gestein des Hirzsteins, welches von den vier genannten Basalten auch in der Grundmasse am meisten Plagioklas enthält. In diesem Basalt fand sich auch das grösste beobachtete Individuum, ein Krystall von mehreren Milli- metern Durchmesser. Andere massen nur 0,5 mm bis herab zu 0,15 mm im Durchmesser. Die Krystalle erscheinen nicht in schmalen Leisten, sondern als breite Lappen, die unregelmässig zackig begrenzt sind. Sie zeigen reichliche Zwillingslamellirung nach dem Albitgesetz, vereinzelt auch eine nach dem Periklin- gesetz eingeschaltete Lamelle.e. Die beobachteten Auslöschungs- schiefen (auf dem seitlichen Pinakoid — 19° gegen die Spalt- spuren der Basis) weisen auf Labrador. Sie besitzen aussen eine nicht sehr breite Zone anderer Auslöschung, die auch dadurch sich von dem Kern abhebt. dass sie einschlussfrei ist, während dieser oft entweder ganz oder an der Grenze gegen die jüngere Zone Einschlüsse mancherlei Art aufweist. Es finden sich an Interpositionen Schaaren von Flüssigkeitströpfchen, dann braun- rothe Blättchen von Ilmenit, auch Gasporen fehlen nicht. Auch Plagioklaskrystalle wurden unter den Wirkungen des Druckes zuweilen zertrümmert und zu einer Gruppe von Bruchstücken umgewandelt. ii. Die Grundmasse. Ausgit. Augit hat gewöhnlich den Hauptantheil an dem Aufbau der Grundmasse.. Die Menge desselben ist nicht gerade starken Schwanknngen unterworfen. Er tritt etwas zurück bei einigen der glasfreien Plagioklasbasalte (Bühl), sonst erscheint er in ausserordentlich zahlreichen Kryställchen am Gesteinsgewebe be- theiligt. Die Grösse der einzelnen Krystalle schwankt etwa in demselben Sinne und in demselben Maasse, wie die Körnigkeit des betreffenden Gesteins.. Daher sind sie am grössten in den anamesitischen Plagioklasbasalten (Gr. Staufenberg). Von da nimmt ihre Grösse ab und verläuft bis zu den winzigsten Mikrolithen, die sich besonders in den dichtesten Gesteinen finden (Deissel- 55 berg). — In den Glas führenden Gesteinen sind sie grünlich gelb gefärbt, in den gröber körnigen Plagioklasbasalten meist licht bräunlich. — Der Regel nach bilden sie wohlbegrenzte Krystalle mit den gewöhnlichen Formen: «Px& (100), oP& (010), oP (110), P (111). Doch machen einige der Nephelinbasalte von dieser Regel eine Ausnahme (Hohenkirchen). Die hier zu- gleich sehr hell gefärbten Augite sind von denen aller übrigen Gesteine durch ihre unvollkommene Ausbildung unterschieden. Nur die grösseren lassen Krystallflächen erkennen, die kleineren verweben sich unter einander und mit den grösseren zu ver- schwommenen Agsregaten mit wulstigen Rändern. Dabei sind sie oft in der Richtung der vertikalen Axe so stark verlängert, dass man von Nadeln reden kann. Idiomorphe Ausbildung kann man an ihnen besonders dann wahrnehmen, wenn sie einzeln liegen, etwa in einem Felde von Nephelin. — An solchen Krystallen, welche dem Beschauer das vordere Pinakoid zuwenden, lässt sich nicht selten ein geringer Pleochroismus, der etwa zwischen bräun- lich grün und gelblich grün wechselt, constatiren (Hunrodsberg). Zwillingsbildungen und schiefwinklige Durchwachsung mehrerer Individuen sind zwar nicht die Regel, treten aber überall auf, am häufigsten in den Plagioklasbasalten 10—14, deren grössere Augite dieselben Erscheinungen zeigen. Bei dieser Gesteinsgruppe ist überhaupt der Unterschied zwischen Einsprenglingsaugit und Grundmassenaugit verwischt; in. der Form, der Art des Vor- kommens und der Farbe stimmen beide überein, und in der Grösse sind alle möglichen Uebergänge zwischen beiden vorhanden. Auch die Einschlüsse der grossen, Magnetit und Glas, kehren in dieser Gruppe bei den kleinen wieder. In geringerem Masse finden sich diese Einschlüsse auch in den anderen Gesteinen wieder, obgleich gewöhnlich die Substanz dieser Augite, besonders der srünlich gelben, sehr rein ist. Dann und wann sieht man ein Augitsäulchen quer gegliedert oder auch einmal gegabelt. Die Augite der Grundmasse gruppiren sich bisweilen zu Aggregaten, die man als Augen bezeichnen kann. Plagioklas. Der Plagioklas der nach ihm benannten Basalte tritt in deutlichen Leisten auf. Bisweilen sieht man seine Durchschnitte stets scharf und geradlinig begrenzt (Bühl), bisweilen sieht man neben deutlichen Leisten auch verschwommene Grenzen (Gr. Staufenberg) und im anderen Extrem (Deisselberg) findet man wenig scharfe Leisten, die Begrenzungen der Krystalle sind nicht sehr deutlich. Die Erscheinungen machen den Eindruck, als ob im ersten Fall die Krystalle nach allen Seiten eine wohl ausge- 56 bildete Flächenbegrenzung haben, und dass dabei der tafelartige Charakter nicht zu stark betont ist. Das Bild des zweiten Falles würde entstehen, wenn relativ dünne Tafeln, wesentlich nur durch die seitliche Endfläche begrenzt, durchschnitten werden. Im Falle des Deisselberges mögen die Krystalle überhaupt der regelmässi- gen Begrenzung entbehren und sich lappenartig gegenseitig unter- und überlagern. Die Menge des Feldspaths in den Plagioklas- basalten ist stets eine bedeutende, doch bilden sich durch Abnahme derselben. die dann auch mit einer Verminderung der Grösse und dem Eintritt von Glas verbunden ist, Uebergänge zu den Lim- burgiten (Helfenstein, Habichtstein.. Während in den diesen Uebergang herstellenden Gesteinen die Länge der Feldspathleisten 0,1 mm gewöhnlich nicht übersteigt. erreichen sie in den ana- mesitischen Gesteinen Längen bis zu 0.6 mm, sodass beim Her- stellen eines Schliffes von dem einsprenglingslosen Gestein des Bühl die Feldspath - Durchschnitte zuerst durchsichtig werden. Andererseits sinken die Dimensionen bis auf etwa 0,05 mm Länge herab (Deisselberg, Kl. Staufenberg). Sobald grössere Plagioklas- leisten auftreten. lagern sich die anderen Bestandtheile der Grund- masse in die von jenen frei gelassenen Lücken. Sind dagegen die Feldspathkrystalle kleiner, so sind die Gemengtheile mehr gleichmässig mit einander gemischt, doch zeigen die Plagioklas- leisten dann nicht selten Andeutungen von Fluidalstructur (Auers- berg). Eigenartig und abweichend von allen anderen Gesteinen ist die Art des Vorkommens dieses Minerals im Basalt des Katzensteins. Hier bildet es die Füllmasse zwischen den dicht sedrängten Augiten, die Leisten setzen, was sonst nicht vorkommt, über die Augite und die anderen Bestandtheile hinweg fort, sodass man annehmen muss, der Feldspath wurde hier nach, oder gleich- zeitig mit den Augiten ausgeschieden. — Allgemein verbreitet ist natürlich Zwillingsbildung nach dem Albitgesetz; die symme- trisch zur Zwillingsnaht liegende Auslöschungsschiefe wurde oft bestimmt. und ergab sich in der Mehrzahl der Fälle als zwischen 25° und 30° liegend, Abweichungen kamen vor einerseits bis zu 12°, andererseits bis zu 34°. Der Charakter des Plagioklases ergiebt sich daraus als der eines basischen Labradors. Nicht selten gewahrt man auch einige nach dem Periklingesetz einge- schaltete Lamellen (Bühl). Schnitte, die annähernd parallel dem seitlichen Pinakoid geführt sind, kenntlich an der fehlenden Zwil- lingsstreifung, zeigen im polarisirten Licht Andeutungen von zo- nalem Aufbau, doch ohne deutliche Grenze der Zonen gegen einander (Hirzstein. Habichtstein). In der tafelartigen Natur der Plagioklase ist es begründet, dass sie beim Wachsen die Tafeln mehr an Umfang als an Dicke auszudehnen streben; so kommt — — SM es, dass Querschnitte durch die Tafeln von diesem zonalen Auf- bau nichts erkennen lassen. Die Durchschnitte parallel dem seit- lichen Pinakoid sind oft an ihren Rändern mit feinsten schwarzen Körnchen besetzt. Diesen Durchschnitten sehr ähnlich sind an- dere, die sich im Basalt vom Auersberg finden. Sie sind rund- lich oder polygonal umgrenzt, zeigen schwache, mitunter nur mit- telst des Gypsblättchens vom Roth erster Ordnung erkennbare Doppelbrechung und haben Einlagerungen von kleinen Augiten. Da manchmal eine Art Feldertheilung bei ihnen vorkommt, und da die Interpositionen bisweilen kranzartig geordnet sind, so könnte man an das Vorhandensein von Leucit denken. Aber die Aehnlichkeit mit den Durchschnitten parallel © P& (010) durch die Plagioklastafeln ist so gross, dass eine scharfe Grenze zwi- schen beiden nicht gefunden wurde. Die schwache Doppelbrechung erklärt sich auch durch die Ueberlagerung mehrerer Lamellen und die Feldertheilung kann auch so zu Stande kommen, dass eine solche Lamelle nicht den ganzen Krystall durchsetzt. Für eine scheinbare. äusserst schwache Doppelbrechung des Feldspaths ge- währen auch die Gesteine vom Deisselberg und Kleinen Staufen- berg gute Beispiele. — Die Substanz der Grundmassen -Plagio- klase ist gewöhnlich vollkommen rein: nur vereinzelt finden sich Einschlüsse in ihnen. Als solche sind am verbreitetsten winzige Körncehen von Augit, es fehlen nicht solche von Apatit, selten dagegen sieht man Einlagerungen von runden, schwarzen Erz- körnern. Sanidin. Sanidin scheint nur in einigen Gesteinen vorhanden zu sein. Im Feldspathbasalt vom Katzenstein sieht man zwischen den Augiten der Grundmasse eine farblose, schwach doppelbrechende Substanz, welche mit der sogen. Nephelin-Füllmasse grosse Aehnlichkeit hat. So wurde denn diese Substanz anfangs auch als Nephelin ange- sehen. Aber dies Mineral widersteht der Einwirkung von Salz- säure vollständig. Manchmal bemerkt man an ihm eine zwillings- mässige Zusammensetzung aus zwei Lamellen. die oft orientirt auslöschen. So ist denn die Möglichkeit nicht abzuweisen, dass dieser Feldspath Sanidin sei. An vielen Stellen ist er fein radial strahlig -gefasert. und die Faserung wird deutlicher durch das Behandeln des Schliffes mit Salzsäure. Da das Gestein auch sonst Verwitterungs-Erscheinungen zeigt, so wird man in diesen radial strahligen Partieen Zeolithe sehen dürfen. Sicherer als im Basalt des Katzensteins ist Sanidin in dem Gestein des Hunrods- berges nachgewiesen. Bei Aetzversuchen an Schliffen dieses Ne- phelinbasaltes fand sich, dass Stellen, die sich äusserlich in nichts or 0 0) von dem Nephelin unterscheiden, die Fuchsinfärbung nicht an- nehmen. Behandelt man solche Schliffe so lange mit Salzsäure, bis man sicher sein kann, dass aller Nephelin gelöst ist (wobei auch zugleich Olivin und Magnetit verschwinden), so bleiben diese Stellen erhalten. Es sind breite, undeutlich begrenzte Lappen, die hin und wieder auch eine zwillingsmässige Verwachsung (nach dem Karlsbader Gesetz) zeigen und dann orientirt zur Zwillings- naht auslöschen. Die Art des Vorkommens des Sanidins gleicht ganz der des Nephelins, er bildet die Füllmasse zwischen den Grundmassen - Äugiten. Nephelin. Der Nephelin findet sich ausser den Nephelinbasalten acces- sorisch im Plagioklasbasalt vom Hirzstein. Seine Menge ist nir- sends so bedeutend, dass er das Uebergewicht über den Aueit der Grundmasse gewinnt. Er erscheint entweder als Untergrund für die dicht darin eingestreuten Augite, gleichmässig über den ganzen Schliff vertheilt (Hunrodsberg), oder er sammelt sich an gewissen Stellen zu grösseren Partieen an, die andere Mineralien nur als Einschlüsse enthalten und sonst rein sind (Rehtberg). Häufig kann man bemerken, dass mehrere Nephelintheile, die durch andere Bestandtheile der Grundmasse getrennt sind, zusam- men auslöschen, ein Beweis, dass diese Theile einem einzigen Krystall angehören müssen, in welchen die Augite und Magnetite gleichsam nur als Interpositionen eingeschlossen sind. Es muss sich also der Nephelin erst ausgeschieden haben, nachdem die anderen Gemengtheile schon gebildet waren. Im Zusammenhang damit steht, dass man recht selten einen vollständigen Durch- schnitt durch einen Nephelinkrystall sieht. Einzelne Kanten da- gegen oder einzelne Winkel kann man häufiger erkennen. Im Basalt des Rehtberges, in dem die Ausbildung der Krystalle nach Grösse und idiomorpher Umgrenzung am schönsten ist, tritt oft eine feine Faserung parallel der Hauptaxe auf. — Immer in augenartigen Anhäufungen ist der Nephelin in dem Plagioklas- basalt des Hirzsteins vorhanden, dem eigentlichen Gesteinsgewebe scheint er völlig zu fehlen. Im Durchschnitt zeigen sich diese Stellen als farblose Flecke von niedrigem Relief; im polarisirten Licht erkennt man, dass zahlreiche kleine, polyedrische Körner, die im Durchschnitt als Polygone erscheinen, diese Ansammlungen bilden. Doppelbrechung, Auslöschung und Verhalten gegen Salz- säure sind die des Nephelins. Merkwürdig ist die häufig zu beobachtende Verbindung dieser Nephelinnester mit Kugeln (im Durchschnitt als Kränze erscheinend) von radial gestellten Augit- kryställchen, die in ihrem Innern farbloses Glas enthalten. Ausser- dem finden sich innerhalb der Nephelinnester des Hirzsteins regel- mässig grosse Mengen von braunen Ilmenitblättchen. Es scheint, dass derselbe Umstand, der zur Bildung der Augitkränze Veran- lassung gab. etwa der Einschluss und die nachherige Einschmel- zung eines fremden Minerals, auch die Entstehung der Nephelin- höfe mit ihren Ilmenitblättchen bewirkt hat. Vom Centrum anfangend sind manche dieser Nester in ein radial strahliges Aggregat sphärolithischer Natur umgewandelt. Die Nädelchen, die die Sphärolithen aufbauen, sind stärker doppelbrechend als der Nephelin, und zwar, soviel man erkennen kann, positiv. Sie wer- den als Natrolith zu deuten sein. — Die Substanz des Nephelins ist überall recht rein und einschlussfrei. Nur die grösseren Par- tieen zeigen sich durchzogen von langen, dünnen Nadeln von Apatit, oder sie enthalten einige kleine Kryställchen von Augit. In zwei Fällen fand ich Flüssigkeitseinschlüsse im Nephelin (Hun- rodsbereg), das eine Mal angenähert parallel den Begrenzungs- elementen des Wirthes geordnet. Melilith. Melilith wurde nur im Nephelinbasalt von Hohenkirchen sefunden. Es findet sich nicht gerade selten im Gesteinsgewebe zerstreut und stellt meist Rechtecke von 0,06 bis 0,13 mm Länge dar, deren Breite etwa die Hälfte oder ein Drittel von der Länge ausmacht. Auch annähernd achteckige Durchschnitte kommen vor, sodass man auf eine Begrenzung der Krystalle durch die Flächen OP (001), &P (110), «Ps» (100) schliessen kann. Die Ausbildung der Krystalle ist eine tafelförmige nach der Basis, ihre Farbe ein trübes Grünlichgrau. Das Relief und somit der Brechungsexponent ist höher als beim Nephelin, die Doppel- brechung aber noch niedriger, sodass man sie kaum ohne Gyps- blättchen erkennen kann. Die Durchschnitte sind stark getrübt, einmal durch Einlagerung winziger Mikrolithe (wohl Augite) an- nähernd parallel der Basis, und dann durch Ausbildung einer Pfiockstructur; die Pflöcke stehen zur kurzen Kante der Recht- ecke parallel. Magnetit. Der Magnetit ist gewöhnlich reichlich vorhanden; in einigen Fällen jedoch tritt er sehr hinter dem Titaneisen zurück (Bühl, Gr. Steinberg, Gr. Staufenberg). Seine Körner, die sehr gleich- mässig zwischen den anderen Gemengtheilen zerstreut liegen, schwanken ziemlich bedeutend in der Grösse. 0,05 mm mag etwa das Mittelmaass für die grösseren von ihnen sein; von da nimmt die Grösse allmählich ab bis zu den kleinsten Dimensionen. Ver- 60 einzelt jedoch wachsen die Krystalle über diese mittlere Grösse hinaus, so wurde im Limburgit der Schaumburg ein rundlich be- grenztes Korn von 0,6 mm Durchmesser wahrgenommen, welches in seiner Mitte bis auf ein Augitsäulchen oder ein Apatitnädel- chen leere Höhlungen zeigt. In der Regel tritt der Magnetit in scharfkantigen Dreiecken, Vierecken oder Polygonen auf, seltener in rundlichen Körnern mit zackigen Rändern, die keine einfache Beziehung zu Oktaödern erkennen lassen (Rehtberge). Während ge- wöhnlich zwischen den grösseren und den kleineren Magnetiten alle Uebergänge in der Grösse bestehen, sind im Basalt des Katzensteins die Körner in zwei ziemlich scharf geschiedenen Gruppen vorhanden. Die grösseren haben Durchmesser von 0,03 bis 0.07 mm, und schliessen nicht selten Augitkryställchen ein, die kleineren dagegen, gleich scharf begrenzt, bleiben in ihren Durchmessern unter 0,01 mm. Um vor Verwechselungen mit Titaneisen sicher zu sein, wurden die Erzkörner in allen Fällen auf die Löslichkeit in Salzsäure geprüft. Nach einer ein- bis zweistündigen Einwirkung von etwa 40° warmer Salzsäure waren die Magnetitkörner verschwunden. Nur die schwarzen Körner im Basalt des Deisselberges widerstehen selbst mehrtägiger Wirkung der Säure. Obgleich sie im Schliff in scharfen Dreiecken und Vierecken auftreten, wie sonst die Magnetite, wird man sie da- nach entweder für rhomboädrisches Titaneisen oder für stark titanhaltiges Magneteisen halten müssen. — In den Glas führen- den Gesteinen findet man Magnetit auch in der Form von Ske- letten. Sehr zierliche derartige Bildungen enthält der Limburgit der Schaumburg. Sie liegen an den Stellen, wo das Glas des Gesteins zu grösseren Partieen sich sammelt, und färben dasselbe so dunkel, dass man daran die fraglichen Stellen schon bei schwacher Vergrösserung erkennt. Hier bildete das Mineral schwarze, undurchsichtige Stäbe, die entweder einzeln, recht- winklig von anderen Krystallen abstehend, in das Glas hinein- ragen oder aber sich zu sehr zierlichen, tannenbaumartig ver- zweigten Skeletten zusammensetzen. Die Stäbe stossen unter Winkeln von ungefähr 120° an einander so, dass das eine Stäb- chen gewissermaassen als Zweig an dem andern als Stamm an- sitzt. Eine andere Art von Skeletten findet sich im Glas der Basalte vom Hunrodsberg und Katzenstein. Es sind dies Bil- dungen, die aus einzelnen keulenartig geformten Gliedern aufge- baut sind. Ihnen fehlt die grosse Zierlichkeit, die die erst be- sprochene Art auszeichnet. 61 Ilmenit. Ilmenit tritt selten als herrschendes Erz auf (Bühl, Gr. Steinberg, Gr. Staufenberg), in der Regel aber ist er ein unter- seordneter Begleiter des Magneteisens. Ist das Titaneisen vor- waltend, so bildet es schwarze, unregelmässig zackig begrenzte Leisten, die recht ansehnliche Grösse erreichen können; im Basalt des Gr. Staufenbergs werden sie bis über 0,5 mm lang. Wenn sie klein werden, nehmen sie die Eigenschaften des Titaneisen- glimmers an, und in dieser Form erscheint der Ilmenit gewöhn- lich neben Magnetit. Er bildet dann breite, aber feine Lappen mit unregelmässig verlaufendem gezähnten Rand. Hat der Schliff solch’ Blättehen quer durchschnitten, so erscheint der Durch- schnitt als feine schwarze Linie, die ganz die Form der grossen Titaneisenleisten hat. Durch Auf- und Niederbewegen des Tubus kann man von diesem Querschnitt aus den Verlauf des Blättchens schräg nach unten verfolgen. Sehr steil einschneidende Lappen erscheinen als Nadeln. Sie treten bisweilen zu je dreien zu einem sechsstrahligen Stern zusammen, dessen Strahlen sich unter Winkeln von 60° schneiden (Schaumburg, Hirzstein in den Nephelinnestern). Nicht selten übertrifft einer der Strahlen die beiden andern an Länge, etwa wie bei den Schlagfiguren der Glimmer die charakteristische Linie. Es kommt auch vor, dass ein Lappen sich an der Bildung zweier Sterne betheiligt. Alle diese Blättchen, sofern sie nur einigermassen durchsichtig sind, zeigen Pleochroismus: sie sind braun, wenn ihre Längenausdehnung senkrecht zur Polarisationsebene des unteren Nicols steht, und farblos bis gelb, je nach ihrer Dicke, in der dazu normalen Lage. Sie besitzen starke Doppelbrechung derart, dass die Längsrichtung der Durchschnitte mit der Axe der kleineren optischen Elastieität zusammenfällt. Ein schönes Beispiel für das Vorkommen der- artiger Ilmenite bietet der Plagioklasbasalt des Baunsberges. Daneben finden sich oft bei Anwendung stärkerer Vergrösse- rung dünne Nädelchen, die besonders im polarisirten Licht durch ihre leuchtenden, goldgelben Polarisationsfarben in die Augen fallen (Essigberg). Sie setzen sich oft rechtwinklig an Grund- massenaugite an, oft stehen sie gruppenweise zu den beiden Seiten einer gemeinsamen Axe von Magnetit. Ihre Grösse ist äusserst gering, die Längenerstreckung wechselt zwischen 0,006 und 0,018 mm. In Bezug auf ihre Doppelbrechung, ihren Pleochroismus und ihre Auslöschung stimmen sie mit den Blättchen von Titaneisen überein. Dr. Rınnz!) hat es wahrscheinlich ge- !) Ueber Limburgite aus der Umgebung des Habichtswaldes. 62 macht, dass die Nädelchen Titaneisenglimmer sind, dessen Tafeln stark einseitig ausgedehnt sind. Diese Ansicht findet eine Stütze darin, dass sie von Salzsäure nur schwer angegriffen werden. Eisenglanz. FEisenglanz scheint hier und da neben dem Ilmenit vor- zukommen, aber immer nur sehr untergeordnet und in äusserst geringer Menge. Es finden sich nämlich Blättchen, deren Um- grenzung ein gleichseitiges Dreieck oder ein Sechseck mit gleichen oder ungleichen Seiten ist (Deisselberg, Baunsberg, Kl. Staufen- berg). Im Querschnitt erscheinen sie als kurze Stäbe; ihre Formen haben immer etwas Glattes gegenüber dem Unregel- mässigen, Zerhackten des Ilmenits. Auch ihre Farbe ist ein kräftigeres Braun, als das der Ilmenitlappen. Ferner unterscheiden sie sich von diesen durch ihre geringere Grösse; die Breite der Tafeln resp. die Länge der Stäbe beträgt höchstens 0,03 mm, gewöhnlich nur halb so viel. Von Pleochroismus und Doppel- brechung ist gewöhnlich nicht viel zu bemerken, wohl wegen zu grosser Undurchsichtigkeit der Täfelchen. Glimmer. Glimmer kommt in einigen Plagioklas- und Nephelinbasalten vor (Gr. Staufenberg, Hunrodsberg), aber er spielt nirgends eine bedeutende Rolle. Es sind braune Lappen, die nur, wenn sie grösser werden (Gr. Staufenberg), ihre Spaltbarkeit zeigen. Kennt- lich sind sie an ihrem Pleochroismus; doch sind ihre Eigen- schaften zu wenig von denen des Titaneisenglimmers verschieden, als dass man in jedem speciellen Falle eine Entscheidung über die Natur des vorliegenden Blättchens treffen könnte. Nur sind die Farben des Biotits durchschnittlich etwas dunkler als die des Titaneisenglimmers. Apatit. Apatit wurde in den untersuchten Gesteinen niemals ver- misst. Er bildet lange, bisweilen quer gegliederte, bisweilen an den Enden gegabelte Nadeln. Nur selten (Rehtberg) wurde eine durch Interpositionen hervorgerufene Bestäubung bemerkt. In dem Basalt vom Habichtstein tritt der Apatit noch in einer anderen Gestalt auf. Er erscheint nicht in der Form langer Nadeln, sondern als sechseckige Säulen, deren Längendurchmesser den Breitendurchmesser nicht stark überragt. Eine Säule mit pyra- Sitzungsber. d. K. preuss. Akad. d. Wiss., Math.-naturw. Kl., 1889, p. 1007. 63 midaler Endigung mass 0,3 : 0,08 mm, Querschnitte, die deut- liche Sechsecke sind, 0,05—0,13 mm. Während diese Krystalle sich als Einschluss in grünem Augit finden, erreicht ein stark verrundeter Krystall, der frei im Gesteinsgewebe liegt, noch be- deutendere Dimensionen, nämlich 0,4 : 0,25 mm. Einige dieser Apatite sind dicht erfüllt von schwarzen strichartigen Einschlüssen, welche orientirt zu den Begrenzungselementen eingelagert sind. Sie liegen so, dass die Längsrichtung der Striche der Hauptaxe des Wirthes parallel geht, und ferner sind sie, wie man auf Quer- schnitten erkennt, in lauter den Prismenflächen des Apatits parallel gehenden Flächen angeordnet. In den glasreichen Buchten des Limburgits der Schaumburg erscheint nicht gerade selten ein Mineral, welches nicht in Krystallen, aber doch in einer ihm eigenthümlichen Form auftritt. Es stellt sich dar als hörnchenartige Gebilde, die bisweilen in der Mitte ein Loch haben. In der Breite messen sie ungefähr 0,003—-0,006 mm, ihre Länge beträgt 0,012—0,02 mm, selten werden sie länger. Sie sind wasserhell und zeigen eine schwache Doppelbrechung: in ihrer Längsrichtung liegst die Axe kleinerer optischer Elastieität. Eine Eigenthümlichkeit von ihnen ist, dass sie innerhalb eines bestimmten Bezirks nicht regellos durchein- ander liegen, sondern dass sie alle einer oder zwei Richtungen parallel gelagert sind. Auch Dr. Rınıe hat in den von ihm untersuchten Limburgiten solche Körper gefunden. Ueber ihre Natur konnte nichts weiter festgestellt werden, als dass sie in Salzsäure unlöslich sind. Glas. Glas findet sich ausser in den Limburgiten auch in einer Gruppe der Plagioklasbasalte und in einem Nephelinbasalt (Hohen- kirchen).. Seine Menge bleibt immer hinter der der anderen Gemengtheile zurück. Unter den Plagioklasbasalten bietet die Reihe: Helfenstein, Habichtstein, Auersberg, Hirzstein eine recht hübsche Stufenfolge von grösserer und geringerer Glasführung bis zur Glasfreiheit, verbunden mit einer Zunahme der Plagioklase an Menge und Grösse, während die Struktur ungeändert bleibt. In dieser Reihe, wie auch bei den Limburgiten kann man be- merken, dass das Glas um so heller gefärbt ist, je weniger da- von vorhanden ist. Es ist nämlich braun in den glasreicheren Gesteinen (Helfenstein, Schaumburg), farblos in den glasarmen (Auersberg). Bei den genannten Plagioklasbasalten und den Lim- burgiten bildet das Glas gleichsam den Kitt, der die übrigen Gemengtheile zusammenhält. Anders ist sein Vorkommen in den 64 übrigen Fällen, wo es immer farblos ist. Es nimmt die kleinen und schmalen Lücken ein, die die anderen Gemengtheile zwischen sich lassen (Bühl). In eigenartiger Weise erscheint es im Nephelin- basalt von Hohenkirchen. Hier bildet es rundliche Partieen, die nur hier und da einen kurzen Ausläufer aussenden. Diese kugelige Zusammenziehung ist vielleicht dadurch ermöglicht, dass dem Glase infolge des Fehlens so breiter Krystalle wie Feldspath- tafeln bis zum letzten Moment vor der Verfestigung die freie Beweglichkeit durch nichts gehindert wurde. Aber das Auftreten von Glas in einem Nephelinbasalt, noch dazu in dieser Form, ist so auffällig, dass man versucht ist, diese Gebilde nicht als Glas, sondern als ein reguläres Mineral, etwa Hauyn, anzusprechen. Dagegen spricht indessen die für Hauyn zu unregelmässige Form, dann das Fehlen der bei Hauyn gewöhnlich vorhandenen Strich- systeme und endlich die Unlöslichkeit in concentrirter Essigsäure. — Allgemein birgt das Glas in seinem Innern krystallitische und skelettartige Bildungen (Schaumburg, Katzenstein) von mannich- facher Form und Erscheinungsweise. Das chemische Verhalten des Glases wechselt, steht aber in keinem Zusammenhang mit der Farbe desselben. Unangreifbar in kalter Salzsäure ist es bei den Plagioklasbasalten 3-—-5; in den anderen Fällen bildet es damit eine Gallerte, die sich mit Fuchsin färben lässt. In dem Basalt vom Habichtstein zieht sich das braune Glas nicht selten zu Kugeln zusammen, auf deren Oberfläche alles färbende Pigment concentrirt ist. Im Durchschnitt erscheinen diese Kugeln als Wälle dunklen braunen Glases, welche einen Hof umgeben, in dem alle Gesteinsbestandtheile gerade so wie ausserhalb des- selben vorhanden sind, dessen Glas aber farblos ist. Der braune Rand ist besonders reich globulitisch gekörnt. Durch Verwitterung entstandene Mineralien. Abgesehen von dem Rand von Serpentin, welcher so oft die Olivine umgiebt, erscheint dieses Mineral auch bisweilen, ohne dass die Olivinkrystalle des Gesteins verwittert sind (Baunsberg). Die Substanz setzt sich auf Krystallen in feinen Fäserchen ab, welche senkrecht zur Unterlage stehen, und füllt im Gestein vorhandene Löcher aus. DBisweilen ordnet sie sich zu zierlichen Sphäro- lithen, die im polarisirten Licht ihr schwarzes Interferenzkreuz zeigen. Oft mit diesen grünlichen Massen zusammen. oft aber auch allein, findet sich Kalkspath ein, der sich in einzelnen Körnern oder Gruppen von solchen, seltener in Schnüren (Gr: Staufenberg) ansiedelt. Der Nephelinbasalt von Hohenkirchen ist so reich an Kalkspath, dass seine weissen Schnüre mit blossem Auge im Handstück deutlich zu erkennen sind. Im Mikroskop 69 erkennt man bei dem letztgenannten Gestein, dass an allen den Stellen, wo ein Augit gegen eine Kalkspathmasse grenzt, dieser mit einem Wulst überzogen ist, der dadurch zu Stande kommt, dass die Kalkspathkryställchen sich alle senkrecht auf dem Augit ansetzen. Quarzeinschlüsse. Die unter 1—6 aufgeführten Gesteine haben hier und da ein ihnen fremdes Quarzkorn eingeschmolzen. Diese Einschlüsse sind gekennzeichnet durch eine Hülle von Augit, dessen einzelne Krystalle ihre gemeinsame Basis auf einem mehr oder weniger kugelähnlichen Gebilde haben, und dessen frei auskrystallisirte Enden nach innen gerichtet sind, dem Quarzkorn entgegen. An diesen eigenartig geformten Kränzen von Augiten kann man die Einschlüsse erkennen, auch wenn das eingeschmolzene Mineral nicht mehr vorhanden ist. Alle Stadien der Einverleibung des fremden Körpers kann man beobachten. War das Quarzkorn gross, oder waren es deren mehrere, so konnte es nicht ganz resorbirt werden, sondern blieb erhalten und zeigt noch seine Sprünge und Flüssigkeitseinschlüsse. Rings um seinen Rand liegt dann eine Zone gelblichen Glases, in welches von aussen nach innen die sehr klaren und hellen Augitsäulen hineinragen. Kleinere Individuen dagegen wurden ganz aufgelöst und es blieben nur die Säume von Augit mit ihrem hellen Glas übrig. Wenn man Augit- kränze findet, in deren Innern das dunklere Gesteinsglas vor- handen ist, so muss man annehmen, es sei nachträglich hinein- geflossen; in diesem Falle findet man auch scharf begrenzte kleine Magnetite zwischen den Augiten vor, die in den früheren Stadien fehlen. Ein Färbeversuch an einem Schliff des Basaltes vom Habichtstein zeigte, dass das helle durch die Schmelzung ent- standene Glas von Salzsäure leicht angreifbar ist, im Gegensatz zu dem dunklen Glase der Grundmasse. Der Vergleich wird dadurch erleichtert, dass dieses letztere gerade in der Umgebung von solchen Quarzeinschlüssen sich zu grösseren Partieen anzu- sammeln liebt. Beim Hirzstein. dessen Gestein glasfrei ist, hat die Einverleibung des fremden Minerals Anstoss zur Bildung von Nephelin und Ilmenitlappen gegeben, die sich um den Augitkranz herumlagern. li. Structur, Classification und Vorkommen. Was die Structur der untersuchten Gesteine anbetrifft, so- weit sie nicht durch obige Darstellung bereits erörtert ist, so kann man die deutlich porphyrischen von denen scheiden, bei welchen alle Bestandtheile mehr gleichmässig körnig sind. Der Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIll. 1. ) 66 porphyrische Charakter der ersteren wird bedingt durch den deut- lichen Gegensatz zwischen einer feinkörnigen Grundmasse und eingesprengten Krystallen, insbesondere von Augit, die sich nach Grösse, Farbe und Form von den Augiten der Grundmasse unter- scheiden. Die Eigenschaften der beiden Arten von Augit (in einigen Fällen auch Plagioklas) sind so sehr von einander ver- schieden, dass man mit Sicherheit eine Ausbildung in zwei Generationen daraus folgern kann. Die meisten der hierher zu rechnenden Gesteine führen Glas, ihre Plagioklasleisten, die nicht sehr gross werden, zeigen oft Fluidalerscheinungen. Zu den Ge- steinen mit deutlich porphyrischem Charakter gehören die beiden Limburgite, von den Plagioklasbasalten die Gesteine des Helfen- steins, Habichtsteins, Auersbergs, Hirzsteins, von den Nephelin- basalten das des Hohensteins. Weniger ausgeprägt ist der por- phyrische Charakter bei den Nephelinbasalten vom Rehtberg und von Hohenkirchen, weil sie sehr wenig Einsprenglings-Augite haben. Das Gestein des Katzensteins steht nach seiner Struktur etwa in der Mitte zwischen den entschieden porphyrisch struirten und denen, die keinen so starken Wechsel in den Eigenschaften ihrer Mineralien hervortreten lassen. Bei diesen fehlen Einsprenglings- Feldspathe immer, doch kommen Augite vor, die sich durch ihre Grösse vor den Augiten der Grundmasse auszeichnen. Im Uebrigen aber sind sie durch nichts von diesen unterschieden. Man wird sie nicht als Vertreter einer älteren Generation ansehen dürfen. Die ansehnliche Grösse der Plagioklasleisten und die relative Kleinheit der Olivinkrystalle bringen den gleichmässig körnigen Eindruck hervor. Hierher gehören von den Plagioklasbasalten die Gesteine des Baunsberges, Baumgartens, Gr. Staufenberges, Gr. und Kl. Steinberges. Ihnen schliesst sich an der Nephelin- basalt des Hunrodsberges. Dieselbe Struktur, aber. ins Fein- körnige übersetzt, zeigen die sich sehr ähnlichen Gesteine des Kl. Staufenberges und des Deisselberges. Der Basalt vom Bühl bildet eine Gruppe für sich; er ist characterisirt durch die be- sonders schöne Leistenform seiner Plagioklase, zwischen die sich in geringer Menge ein globulitisch gekörntes Glas in der Form einer Zwischenklemmungsmasse drängt. Grössere Augite fehlen ihm ganz und Olivin ist nur in spärlichen und auffallend kleinen Individuen vorhanden. Von denen der zweiten Gruppe nähert sich ihm in der Struktur am meisten das Gestein des Bauns- berges. Von den Gesteinen wurden einige einer chemischen Analyse unterworfen. Bei dem Gange derselben habe ich mich an den von Prof. JannascHh und seinen Schülern geübten Weg gehalten, 67 insbesondere, wie ihn Wırzıams!) und MöLter?) wiedergegeben haben. Dabei fand denn auch ich jene noch nicht identificirte Substanz, welche in den Analysenresultaten als X figurirt. Sie zeigt mit der Titansäure in so fern Verwandtschaft, als sie mit Fluorwasserstofisäure, im Gegensatz zur Kieselsäure, nicht flüchtig ist. Die Widerstandsfähigkeit des Körpers gegen schmelzendes saures schwefelsaures Kalium, die übrigens keine absolute ist, liesse auf Niob- (und Tantal)säure schliessen (Fresenius, Qualitative Analyse, 15. Aufl.,. 1886, p. 503). In einer Phosphorsalzperle löst sie sich, aber langsam. und ertheilt ihr im Reduktionsfeuer eine violette Färbung, während die Oxydationsperle farblos mit einem geringen grünlichen Stich ist, der in der Hitze deutlicher hervortritt. Es gelang auch, mit dieser Phosphorsalzperle die für Niob- und Tantalsäure angegebene mikrochemische Reaction her- vorzubringen. (RosexguscH, Mikroskop. Physiographie der Mine- ralien, 1885, Bd.I, p. 237.) Was die geringe Menge der durch Schwefelwasserstoft fällbaren Sulfide angeht, so lässt sich unter ihnen Platin nachweisen; die Lösung derselben in Königswasser liefert, nachdem die überschüssige Säure verdampft ist, mit Sal- miak die regulären gelben Krystalle des Platinsalmiaks. In der That erleidet der Platintiegel bei der Operation des Schmelzens mit saurem schwefelsauren Kalium in der Regel eine Gewichts- abnahme. Aber so gering die Menge der Sulfide ist, sie ist doch grösser, als dem Gewichtsverlust des Tiegels entspricht; es müssen also Schwermetalle in ganz minimalen Mengen Theil an dem Auf- bau der Gesteine haben. Erwähnt sei, dass die Bestimmung der Kohlensäure und des Wassers durch direkte Wägung der in Absorptionsröhren auf- gefangenen Substanzen geschah. Eisenoxydul und Eisenoxyd neben einander bestimmte ich, indem ich die Substanz mit Schwefelsäure unter einer Kohlensäure-Atmosphäre im Einschlussrohr aufschloss und dann mit Chamäleonlösung titrirte. Die feinen Pulver der Gesteine geben über Schwefelsäure durchschnittlich 0,4 pCt. hygroskopisches Wasser ab; die Analysen- resultate beziehen sich auf im Exsiccator getrocknetes Pulver. Es möge nun eine kurze Charakterisirung der einzelnen Vor- kommen folgen. 1. Limburgite. Die Schaumburg erhebt sich als flache Kuppe westlich vom Dorfe Hoof. An ihrer Spitze tritt das Gestein durch den !) Ueber den Monte Amiata und seine Gesteine. Neues. Jahrb. f. Min. etc., 1887, Beil., Bd. V, .p. 381. 2) Petr. Untersuchung einiger Gesteine der Rhön. Neues Jahrb, f. Min. etc., 1888, I, p. 81. 5* 68 Ackerboden zu Tage. Es ist ein dichtes, etwas fettglänzendes Gestein mit Olivineinsprenglingen. U. d. M. zeigt sich, dass die Grundmasse aus dicht gedrängten grün-gelben Augiten, Magnet- eisen, dem unerkannten weissen Mineral und braunem Glas be- steht, in welchem reichlich Globulite, Skelette von Magnetit und auch Ilmenit liegen. Als Einsprenglinge erscheinen reichlich Olivin, weniger Augit. Das Glas wird von kalter Salzsäure an- gegriffen und entfärbt sich damit. Kalkspath und Serpentin kommen als Zersetzungsprodukte vor. Analyse: BIOS ee en 2129 2m: IN Ü A N Eo903.7° 27.0 Role eos re ro U ee alone; U DE ler ER IP 320 = Nas 0 "er. re ar RO ER IMnOr =, were en Or I ee ZI el Näl-r. Po05.%... 0 Pe yo See: ee ÜRLD-. #2 VOR N en ne 101,56 ptCt. Spec. Gew.: 3,069 bei 19° C. Der hohe Gehalt an Magnesia erklärt sich durch die reich- liche Führung von Einsprenglings-Olivin. Die Alkalien scheinen im Glase zu stecken, denn die beim Aetzen des Dünnschliffs er- haltene Salzsäurelösung scheidet beim Eintrocknen Würfel von Chlornatrium ab. Der gegenüber anderen Analysen von Limburgit etwas zurücktretende Kalkgehalt dürfte seine Erklärung in dem sparsamen Auftreten grösserer Augite finden. Der Essigberg liegt westlich von Cassel an dem Wege von Hoof nach Ehlen. Er ist an zwei Stellen durch Steinbrüche aufgeschlossen, und beide Brüche dienen zur Gewinnung basaltischen Tuftes In dem einen liegt über dem Tuff eine lehmige Schicht; darüber befindet sich eine etwa \/a m mächtige Decke, die aus Limburgit besteht. Es ist ein durch anfangende Verwitterung mattes, glanzloses Gestein mit Einsprenglingen von Olivin. U.d. M. sieht man, dass der Augit der Grundmasse reichlicher, das Glas spärlicher und heller braun gefärbt ist als bei dem vorigen, 69 Im Glase liegen schwarze Globuliten und Nädelchen von Ilmenit, Masnetit, Apatit. Porphyrische Einsprenglinge von Augit sind spärlich, reichlicher ist Olivin mit Serpentinrändern. Quarzein- schlüsse kommen vor. Das Glas wird durch Salzsäure angegriffen. 2. Plagioklasbasalte. Der Helfenstein ist eine Klippe auf dem Tuff des Dörn- berges, nördlich vom Dorfe Dörnberg. Ein graues, etwas fett- glänzendes Gestein mit grösseren Einsprenglingen von Augit und kleineren von Olivin. U. d. M. zeigt sich die Grundmasse zu- sammengesetzt aus kleinen Feldspathleisten. gelblichen Augiten, Magnetit und reichlichem braunem Glas, in dem schwarze Globu- lite und krystallitische Gebilde liegen. Von porphyrischen Ein- sprenglingen ist Augit etwas reichlicher als Olivin, ersterer mit grünen Kernen und Zonenstructur. Schöne Quarzeinschlüsse. Das braune Glas der Grundmasse färbt sich nach dem Anätzen des Schliffes mit Salzsäure nicht mit Fuchsin. Das Gestein nähert sich sehr einem Limburgit. | Der Habichtstein erhebt sich westlich von der Chaussee, die Ehlen mit Dörnberg verbindet, in der Nähe der Colonie Bodenhausen. Seine schroffe Klippe, die über die Bäume des umgebenden Waldes hinausragt, wird als Aussichtspunkt besucht. Ein dichtes, etwas fettglänzendes Gestein, aus dessen Grundmasse sich Einsprenglinge von Augit und etwas Olivin abheben. U. d.M.: Die Grundmasse ist der des vorigen sehr ähnlich, nur die Plagioklas- leisten werden durchschnittlich etwas grösser. Neben diesen er- scheinen Augit, Magnetit, braunes Glas, welches bisweilen dunkle Ringe bildet. Einsprenglinge von Augit mit grünen Kernen, Olivin, einmal Plagioklas. Manche Augite sind ganz erfüllt von kleinen Magnetitkörnern, sodass sie mit blossem Auge im Schliff sichtbar sind. Im Augit finden sich die beschriebenen Einschlüsse von grösserem Apatit und Titanit. (?) Quarzeinschlüsse, Kalk- spath und Serpentin kommen vor. Das braune Glas zeigt schwarze Skelettbildungen, es ist von kalter Salzsäure unangreifbar. Der Auersberg ist eine flache Erhebung im Süden von Dörnberg.. An einigen Basaltsäulen, die im Walde zu Tage treten, fing man bei meinem Besuch der Oertlichkeit an zu brechen. Dichtes mattes Gestein mit vielen Olivinknöllchen, seltener Augit- einsprenglingen. U. d. M. zeigt sich die Grundmasse ähnlich der der beiden vorigen zusammengesetzt, doch ist weniger Glas vor- handen und dieses ist sehr hellbraun, fast farblos. Es enthält weniger Globuliten. Einsprenglinge von Augit, Olivin, selten Plagioklas. Umschmelzungen von Augit. Leucit? Das Glas färbt sich nicht mit Fuchsin. 70 Der Hirzstein liegt am südlichen Abhang des Habichts- waldes, nördlich vom Dorf Elgershausen. Da sein Gestein als fester und glatter Baustein geschätzt ist, wird es in einem grossen Steinbruch gewonnen. Es ist ein mattes, dichtes Gestein, welches hier und da Löcher hat, in denen sich Kalkspath in verrundeten Krystallen und kugeligen Warzen angesiedelt hat. U.d.M. zeigt sich, dass es in Structur und anderen Eigenthümlichkeiten (Quarz- einschlüsse, Augit mit grünen Kernen) mit den vorigen überein- stimmt. Aber der Grundmasse fehlt das Glas. Der Feldspath ist dagegen reichlicher vorhanden und seine Krystalle sind etwas grösser ausgebildet. Porphyrisch eingesprengt sind Augit, weniger Olivin und, etwas reichlicher als bei den vorigen. Plagioklas. Augitkränze in der characteristischen Form deuten auf Einschlüsse von Quarzkörnern. Accessorisch kommt Nephelin vor, in Nestern, die oft mit den Augitkränzen verbunden sind. Ilimenit, Apatit, Kalkspath. Das Gestein zeigt manche Zertrümmerungserscheinungen. Analyse: Slam ei din pe Ale055 . ai. 2 sn... 4,83. BesOs u N. nase. RE ReOss.: 3: drei 0309: arte ae M29;:115 220 En 18908 Kst... ae Nas9.: 2,2288: DI MnO,N,= ste 2440 TiO2 :5.,,2. er. endabae Kt ee BO. errre SO OR Cha: SERIE VER Os: RE DO er Is 19076 7% Spec. Gew.: 2,9936 bei 26°C. Glühverl.: 0,40 pCt. Die grosse Menge Kohlensäure kann nicht in Erstaunen setzen, wenn man bedenkt, dass in Drusenräumen mehrere Millimeter grosse Kalkspathkrystalle sichtbar sind. Es wurde natürlich ver- mieden, makroskopisch sichtbaren Kalkspath in das Gesteinspulver hineinzubringen; was aber in mikroskopischen Hohlräumen vor- handen war, wurde nicht entfernt. H 4 ac 2 Be ware 71 Der Katzenstein erhebt sich frei im Felde nördlich von der Chaussee von Cassel nach Dörnberg, nicht weit von diesem Dorf. An seinem nördlichen schrofferen Abhang tritt das Gestein zu Tage und zeigt dort vielfach schlackige Ausbildung. Es ist ein dichtes, infolge von beeinnender Verwitterung matt aussehendes Gestein. U.d.M. zeigt der reichlich vorhandene Olivin die be- schriebenen glasigen Ränder. Einsprenglings-Augite sind sehr selten. Der Feldspath, der vielleicht zum Theil Sanidin ist, bildet den Untergrund für den Grundmassen-Augit und ist oft radial strahlig gefasert. Der Magnetit in zwei durch die Grösse der Körner unterschiedenen Gruppen. Ilmenit und Apatit kommen vor. Farb- loses Glas ist vorhanden: es umschliesst zweierlei Arten von skelettartigen Bildungen und färbt sich mit Fuchsin. Die Olivine beginnen sich in Serpentin umzuwandeln. Der Baunsberg ist eine umfangreichere Erhebung im Süden vom eigentlichen Habichtswald, genau südwestlich von Cassel - gelegen. Er ist an seiner Ostseite durch einen grossen Stein- bruch aufgeschlossen. Der Basalt zeigt schöne Säulenabsonde- rungen derart, dass die Säulen nach einem an der Spitze gelegenen Centrum convergiren, wie die Hölzer eines aufgeschichteten Meilers. Das Gestein hat schon von ZirkeL (Mikrosk. Zusammensetzung und Structur der Basaltgesteine p. 120) eine Untersuchung er- fahren. Es ist ein anamesitisches, im reflectirten Licht flimmerndes Gestein, welches einige Olivinaugen und grössere Augite ein- gesprengt enthält. Im polarisirten Licht betrachtet bietet ein Dünnsehliff infolge der Grösse der Plagioklase und der gleich- mässigen Mischung der nach Grösse nicht stark verschiedenen Gemengtheile ein farbenprächtiges Bild. Der Olivin ist an den Rändern ein wenig serpentinisirt. Augit bei ihm und allen folgenden Gesteinen ohne grüne Kerne. Plagioklas, Magnetit, Augit, unter- geordnet Ilmenit, Eisenglanz, Apatit. Als Zersetzungsproducte erscheinen: Kalkspath und eingewanderter Serpentin. Der Bühl erhebt sich frei und unbewaldet süd-süd-östl. vom Dorfe Weimar; er zeigt sehr ausgedehnten Steinbruchsbetrieb. Auch dieses Gestein ist schon beschrieben und analysirt worden (Möst, IX. Bericht d. Offenbacher Vereins f. Naturk., Offen- bach a. M., 1868). Der Steinbruch hat gegen die damalige Zeit eine bedeutende Erweiterung erfahren; doch ist die Axe des Berges bis zum heutigen Tage stehen geblieben, wohl, weil ihr Gestein eine sehr plumpe und unregelmässige Absonderung zeigt und deshalb schwer zu bearbeiten ist. Die ringsum gegen die Axe fast horizontal liegenden Säulen, die viel kleiner und regelmässiger sind, als die die Axe bildenden Säulen, sind schon in hohem Masse aufgearbeitet. Es ist ein anamesitisches, sehr gleichmässig gebautes Gestein, ohne 1% alle Einsprenglinge. U. d.M. zeigt sich, dass Plagioklas der bei weitem überwiegende Gemengtheil ist. Seine Leisten sowie seine Zwillingslamellen sind hier breiter als gewöhnlich, die hohen Werthe der symmetrisch zur Zwillingsgrenze sich ergebenden Aus- löschungsschiefen (bis 33°) und die Schiefe auf dem seitlichen Pinakoid (28°, 30°) sprechen für einen sehr basischen Labrador. Zwillingsverwachsungen nach dem Albit-, Periklin- und Karlsbader Gesetz kommen vor. Augit als Einsprengling wurde nicht be- obachtet, Olivin ist selten und klein, das herrschende Erz ist Ilmenit. Schwarz gekörntes, an sich farbloses Glas tritt als Zwischenklemmungsmasse zwischen den Plagioklasen auf. Apatit und etwas Kalkspath erscheinen. — Von den drei folgenden Analysen sind I. und II. die von Moenz angegebenen, III. die von mir gefertigte. T. 1. II. S102.223,.250:98 50,76 53,83 AbO3;3 . 12,80 14,50 19,89 F&03 . 4,32 4,26 6,87 ReOr 2.2808 6,93 4,09 MsO. . 5,94 6,75 5,56 Car. 220824 1.55 7,68 KOT EN 0,85 0,72 Na20: 453328 2,92 3,02 MnO 0,21 NO if! 8,00 1.13 x 0,61 BOSEAMOHTS 0,156 0,26 SOSE: Sp. 0,031 Sp. el. Eroxol 0,005 0,05 OR TKOR 0,20 0532 50222. 221.,65 un) 0,84 99,505 99,692 101,64 Spec. Gew. (Pulver): 2,8971 2.803 2,9114 - - (Gestein): 2,8667 2,8582 Glühzunahme 0,21 pCt. Der hohe Kieselsäure- und Thonerdegehalt meiner Analyse steht mit dem Vorwalten des Feldspaths und dem Fehlen des Einsprenglings-Augits im Einklang und die kleine Menge Magnesia weist auf das sparsame Vorkommen von Olivin hin. Baumgarten heisst ein Gebiet auf dem nordöstlichen Ab-- hang des Habichtswaldes, etwa drei Viertelstunden westlich von Harleshausen. Dort wird in drei neben einander liegenden Gruben zu ebener Erde Basalt gebrochen, der ein anamesitisches, 73 flimmerndes Gestein mit zahlreichen, aber kleinen Augiten und wenig ÖOlivin ist. U. d. M. bemerkt man, dass die grösseren Augite häufiger in Zwillingen und zu knäuelartigen Gruppen ver- einiet sind. Die Olivine sind mit einem Rand von Serpentin um- geben, die Plagioklasdurchschnitte sehen sich oft wie verwaschen an, es ist dies eine Folge schiefer Schnitte durch stark tafelartig ausgedehnte Krystalle. Magnetit, Ilmenit, Glimmer, Apatit treten auf. Der Kleine Steinberg ist die nördlichste Erhebung des Kaufunger Waldes. Er sowohl, wie der etwas südlicher gelegene Gr. Steinberg bilden flache, bewaldete Kuppen, deren Gestein nirgends durch Steinbrüche aufgeschlossen ist. Aber überall im Walde tritt es hervor und liest in Trümmern umher. Der Basalt des Kl. Steinbergs ist heller grau gefärbt, als die übrigen zur Untersuchung gekommenen Gesteine. Einsprenglinge sind makros- kopisch nicht sichtbar. U. dd. M.: Während grössere Augite sehr spärlich sind, überwiegen die kleinen über den Plagioklas und sind relativ gross ausgebildet. Olivin ist vollkommen frisch. Das herrschende Erz ist Magnetit, untergeordnet ist Ilmenit; da- neben treten Glimmer und Apatit auf. Der Basalt des Grossen Steinberges unterscheidet sich von dem vorigen durch reichliche Führung grösserer idiomorpher Augite, ferner dadurch, dass in der Grundmasse der Feldspath überwiest, und dass Ilmenit das herrschende Erz ist. Grosse und kleine Augite zeigen die Tendenz, knäuelartige Durchwachsungen zu bilden. Der Olivin ist am Rande in Serpentin umgewandelt. Das Gestein zeigt ausgezeichnete Zertrümmerungserscheinungen und Druckwirkungen, fleckige Polarisationstöne, gebogene Ausgite. Etwas Magnetit und Apatit kommen vor. . Die beiden Staufenberge gehören zu den westlichen Vor- bergen des Kaufunger Waldes. Sie liegen nordöstlich von Cassel, zwischen den Dörfern Lutterberg und Sichelstein. Der Grosse Staufenberg, zunächst Sichelstein gelegen, ist durch einen an- sehnlichen Steinbruch aufgeschlossen. Es ist ein anamesitisches Gestein, das das Flimmern der Feldspathbasalte zeigt und nur vereinzelt mit blossem Auge erkennbare Krystalle von Augit und Olivin enthält. U. d. M. zeigt sich, dass er sich in seiner Structur ganz an die zuletzt besprochenen Gesteine anschliesst. Grössere idiomorphe Augite sind nicht häufig, die Augite der Grundmasse derb und gross. Der Olivin ist randlich serpentinisirt. Recht grosse Leisten von Ilmenit kommen vor, der Glimmer ist etwas deutlicher als in den anderen Fällen. Apatit, Kalkspath. Das Gestein des Kleinen Staufenberges, welcher näher an Lutterberg liegt, ist dem vorigen recht unähnlich. Es ist sehr feinkörnig. ganz dicht, ohne Einsprenglinge. U. d.M. sieht man 14 den Plagioklas nicht in Leisten, sondern in breiten Lappen, die oft nur sehr schwache Doppelbrechung zeigen. Augit tritt immer nur in kleinen Krystallen auf, der der Grundmasse ist sehr klar, aber auch klein. Olivin randlich in Serpentin umgewandelt. Ilmenit und Magnetit in annähernd gleicher Menge, Glimmer, Eisenglanz, Apatit. Analyse: STE er 9, Vorne AbOs 2. 207.2,..0,14,30, 5 Real 223 FeO ne 0.392 2 CaO N nn One MEET. 8905 Koran nr, 2,20, 5 Nas Seen. 342.0, NO se. DE TiOa 2.1802, Re ONE, P>0; ÜEE SO3 OT 61 MUST 003. 0,40 „ Hs0 . or b>) Spec. Gew.: 2,9447. Der Deisselberg liest nördlich von Hofgeismar bei dem Dorfe Deissel. Sein Gestein ist dem vorigen makroskopisch und mikroskopisch zum Verwechseln ähnlich, nur dass hier die Ser- pentinisirung etwas weiter gegangen ist. Seine Erzkörner sind in Salzsäure sehr schwer löslich. | ö. Nephelinbasalte. Mit dem Namen Hunrodsberg wird der Theil des grossen Basaltmassives westlich von Cassel, der das Thal des Druselbachs umgiebt, bezeichnet. Er liegt südlich von dem als Wilhelms- höhe bekannten Complex. Zu beiden Seiten des Baches befinden sich sechs grosse Steinbrüche, die einen schönen Aufschluss des Gesteins gewähren. Dieses ist dicht, ziemlich matt im Aussehen, hier und da Einsprenglinge von Olivin und kleinen Augiten zeigend. Der Olivin hat einen schmalen Rand von Serpentin. Die Ausgite der Grundmasse sind im Vergleich mit denen der anderen Nephelin- basalte gross und idiomorph entwickelt, nicht selten zeigen sie geringen Pleochroismus. Im Allgemeinen gleichen sie denen der 0 sröber körnigen Feldspathbasalte. Zwischen ihnen gleichmässig vertheilt treten als Füllmasse Nephelin und etwas Sanidin auf. Maenetit, Glimmer, Apatit und schwarze skelettartige Gebilde kommen vor. Analyse: See un EN 420 DUL. IND ON E EDNOON 7 Reomznen ui .r. Di & FeO Bee te Ca0 Te ns A Ir Wen Meere 7n...22.0700992 , KO er En a 0580 Nase su, un So Mae MaOSar nen Dale 0522 0% lrtelo Be ae a I BO 9 Gs1153 le 2er NT Be ua 00, FEO NS 24.1, , 101,28 Spec. Gew.: 3,0283 bei 19° C. Glühverlust 1,38 pCt. Der Rehtberg ist eine kleine Erhebung bei Grebenstein, zwischen Cassel und Hofgeismar. Ein mattes, dichtes Gestein mit Einsprenglingen von Olivin. U. d. M. erkennt man, dass Einsprenglings-Augite sehr sparsam sind. Der Augit der Grund- masse tritt äusserst dicht gedrängt auf und ist oft nicht scharf krystallographisch begrenzt, sondern nur wulstartig ausgebildet. Der Nephelin zieht sich zu grösseren Butzen zusammen, in denen die Individuen ziemlich bedeutende Grösse erreichen. Reichlich ist Olivin vorhanden. Der Magnetit zeigt zackige Ränder. Der Hohenstein liest in unmittelbarer Nähe des erwähnten Katzensteins, mitten zwischen den Dörfern Weimar und Dörnberg im Nordwesten von Cassel. Sein Gestein ist dicht, mit Einspreng- lingen von Augit und Olivin. Die porphyrisch eingesprengten Augite, ausgezeichnet durch ihre Grösse und Allotriomorphie, zeigen u. d. M.. dass ihre Färbung von innen nach aussen dunkler wird. Der Grundmassenaugit ist sehr dicht gedrängt, dazwischen tritt als Füllmasse Nephelin auf. Der Magnetit ist scharf be- grenzt. Ilmenit, Glimmer kommen vor. Der Nephelinbasalt von Hohenkirchen findet sich in losen Blöcken in der Nähe von diesem Dorf, nördlich von Cassel. Er 76 ist ein mattes, sehr dichtes Gestein. in welchem zahlreiche, aber nicht sehr grosse Einsprenglinge von Olivin und Augit sichtbar sind. Er ist mit einem Adernetz von weissen Kalkspath-Schnüren durchzogen. Im Dünnschliff ähnelt er den beiden vorigen Gesteinen, besonders in dem Auftreten der Augite. Der Nephelinbasalt von Hohenkirchen ist aber vor den zuletzt beschriebenen Gesteinen ausgezeichnet durch einen Gehalt an Melilith. Ferner enthält er Glas in rundlichen Partieen, die durch globulitische Körnung einen bläulichen Ton haben. 17 3. Neue Untersuchungen an tertiären Fisch-Otolithen. IL Von Herrn E. Koken in Berlin. Hierzu Tafel I bis X. Nach Durcharbeitung des gesammten, mir von verschiedenen Seiten zur Verfügung gestellten Materials habe ich mich ent- schlossen, die erzielten Resultate nunmehr in einer umfassenderen Arbeit zur Kenntniss zu bringen, anstatt die verschiedenen Local- faunen in ebensoviel gesonderten Einzelarbeiten zu veröffentlichen. Demgemäss ist für den beschreibenden Theil eine rein zoologische Anordnung gewählt, in welcher nach dem geltenden System die grosse Zahl der neu hinzutretenden Arten besprochen wird, wäh- rend die in meinen früheren Veröffentlichungen aufgestellten Arten nur Berücksichtigung finden, soweit über die zoologische Stellung oder das geologische Vorkommen neue Daten vorliegen, was frei- lich nahezu für alle Fälle gilt. Es ist naturgemäss, dass die ersten Versuche, die so lange Zeit vernachlässigten Otolithen zu bestimmen, nicht immer gleich das Richtige getroffen haben, und dass immer wieder Correcturen nöthig werden, je mehr das Ver- gleichsmaterial wächst. Im Laufe der Zeit ist es mir gelungen, ziemlich 150 Gattungen lebender Fische bezüglich der Gehör- organe oder wenigstens der Otolithen untersuchen zu können, und . die Ueberzeugung von der eminenten Bedeutung derselben für eine natürliche Gruppirung der Fische hat sich mehr und mehr in mir gefestigt. In einem Schlusscapitel der Abhandlung habe ich einige der sich mir aufdrängenden Ansichten niedergelegt, und ich treue mich, dass ich in vielen Punkten mit einem so erfah- renen Zoologen wie Herrn von JHERING in Rio Grande do Sul übereinstimme, besonders auch, weil ich sehe, dass man auf zoologischer Seite anfängt, auf dieser wichtigen Stelle einzusetzen. Auch VAILLANT hat in seiner Bearbeitung der vom Talisman und Travailleur gesammelten Tiefseefische den Otolithen eingehende Beachtung geschenkt und eine Reihe auffallender, für die Paläon- tologie z. Th. sehr wichtiger Formen kennen gelehrt. 18 Die Unterschiede innerhalb einer echten Gattung sind für jede Art constant, aber oft minimal, und wenn ein Otolith sich in diesen eng begrenzten Rahmen nicht fügen lässt, kann man ihn auch nicht direct der Gattung einverleiben. Als ich noch weniger recentes Material kannte, hielt ich die innerhalb der Gattungen sich einstellenden Differenzen für grösser und glaubte zuweilen, schon die Gattung ermittelt zu haben, wo es sich nur um die Familie handelte. Deshalb muss ich von Neuem anem- pfehlen, bei der von mir aus praktischen Rücksichten gewählten Nomenclatur zu bleiben, da jede Aenderung der Benennung hier leicht eingefügt werden kann, ohne einen Rattenkönig von Syno- nymen nach sich zu ziehen. Besonders die Perciden mit ihren zahllosen Gattungen, deren Otolithen sich nur bei genauester Kenntniss trennen lassen, würden eine beständige Quelle nomencla- torischer Verwirrung bilden, da es doch einige Zeit dauern dürfte, bis man die Otolithen sämmtlicher lebenden Gattungen vor sich hat; man bringt die Otolithen nach der grössten Aehnlichkeit mit recentem Material unter, aber ehe letzteres nicht vollständig bekannt ist, wird stets der Fall eintreten, dass man eine Gat- tung mit noch ähnlicheren Otolithen kennen lernt und nun die frühere Bestimmung ändern muss. Ich halte darum an dem von mir eingeführten System der Sonderbetrachtung der Oto- iithen fest, ohne mich von Einwürfen beirren zu lassen. Eine grosse Anzahl der von mir beschriebenen Otolithen ist zwar generisch schon absolut sicher bestimmt, aber das Bild würde an Uebersichtlichkeit verlieren, wenn diese wiederum ausgeschieden und bei den einzelnen Gattungen untergebracht würden. Die Be- stimmungen, die nach den Otolithen gemacht sind, werden sich allmählich zu absoluter Präcision steigern lassen, was man von den oft vagen und jeder wissenschaftlichen Genauigkeit entbehren- den Deutungen zerdrückter Körper nicht sagen kann. Ist das geschehen, so habe ich nichts dagegen, die gewählte Nomenclatur zu verlassen und zu der normal zoologischen überzugehen; im Hinblick darauf habe ich mich bemüht, für die Artbezeichnung möglichst Namen zu wählen, die eine allgemeine Bedeutung ha- ben und sich nicht auf eine specielle Eigenschaft des Otolithen beziehen. Ich suche damit einem von E. T. Nswrox mir im- plicite gemachten Vorwurf zu begegnen, der auf Grund des ın einem Arzus-Schädel gefundenen, von mir als Otokthus cerassus bezeichneten Gehörsteins (Lapillus) nach den Gesetzen der Prio- rität nun auch den Fisch als ganzen mit Ardus crassus bezeich- nen musste, obwohl ihm der Name nicht glücklich scheint. Das ist wohl richtig, aber übermässig viel Gewicht kann man heut- zutage der Auswahl eines passenden Namens nicht mehr beilegen, [e) weil der Fülle des Neuen selbst mit dem Reichthum der alten Sprachen nicht mehr zu folgen ist. Ein Name, der wenigstens einen Theil des Ganzen charakterisirt, ist schliesslich nicht schlechter als ein von den Musen, von Heroen und Göttern entlehnter. Doch, wie gesagt, ich bin bemüht gewesen, möglichst solche Adjectiva auszuwählen, die später auch auf das Ganze unbeschadet angewendet werden können. Im Folgenden seien die hauptsächlichsten Materialien, die mir für diese Arbeit zur Verfügung standen, aufgezählt: Unter- oligocän von Lattorf, Westeregeln u. s. w. (Sammlung der geo- logisch-paläontologischen Abtheilung des Museums für Naturkunde, der Bergakademie zu Berlin, verschiedene Privatsammlungen), Mitteloligocän von Söllingen (Mus. f. Naturkunde, Bergakademie zu Berlin), des Mainzer Beckens (besonders die Sammlung des Herrn Dr. Borrreer in Frankfurt a. M., des Senkenberg’schen Museums ebendaselbst), Septarienthon der Mark und Süddeutsch- lands (ausser den aufgeführten Sammlungen die des Herrn Dr. 0. Meyer, A. Kravse u. a.), Ober - Oligocän von Cassel (Coll. BETTGER, Mus. Senkenberg u. a.), von Freden (Museum in Göt- tingen), von Wangelnstedt (Coll. Koxen), des Sternberger Ge- steins (Sammlung des Herrn v. NETTELBLAD, Coll. BeHm d. Forst- akademie zu Eberswalde), Miocän des Mainzer Beckens (Coll. BorTTGER, Mus. Senkenberg), von Langenfelde und Lüneburg (Museum in Hamburg, Sammlung des Vereins für Naturwiss. in Lüneburg), des Wiener Beckens und Siebenbürgens (Mus. Senken- berg), Pliocän von Orciano (Museum f. Naturkunde, Coll. Dr. JAEKEL), Crag von Suffolk (Coll. Dr. JArker). Ausserdem lagen mir zahlreiche Stücke von anderen hier nicht weiter zu berührenden Fundorten vor. Aus dem Senon von Siegsdorf erhielt ich aus dem Museum in München, aus dem Gault von Folkestone durch Herrn Dr. JAEKEL, aus norddeutschem Neocom ausser dem eigenen durch das Museum in Göttingen Vergleichsmaterial. Allen den Herren, die mich so liebenswürdig durch Zusen- dung und Ueberlassung von Material unterstützt haben, sage ich hiermit nochmals ausdrücklich meinen Dank, insbesondere den Herren AnDREAE, BEYRICH, BOETTGER, DAmES, GOTTSCHE. HAUCHE- CORNE, JAEKEL, KINKELIN, v. K@NEN, v. NETTELBLAD, REMELE. Der Beschreibung der einzelnen Arten lasse ich einen all- gemeinen Theil folgen, der eine Zusammenfassung der paläonto- logischen und geologischen Resultate, sowie einige Bemerkungen über den Werth der Otolithen und Gehörorgane für die natürliche Systematik und Stammesgeschichte der Teleostier enthält, 80 A. Physostomi. I. Siluroidae. Otolithus (Artus) crassus Koken. 1884. 1. e,t. XML 18, p. 559, (meertae sedis). 1889. A. S. WoODWARD. Catalogue of fossil Fishes, I, t. IV, f£.4, 5 (als Arius), p. 86 irrthümlich als Raja similis n. sp. 1889. E. T. Newron. Proceed. Zool. Soc. London, p. 210 f., BOOST Das von mir abgebildete Original stammt von Headon - Hill und stimmt mit den von NEwTon beschriebenen Stücken voll- ständig überein. Dagegen unterscheidet es sich in der Gestalt nicht unbedeutend von den deutschen oligocänen Vorkommnissen, und bei der äusserst geringen Variabilität, welche die Otolithen der Ariiden zeigen, muss man auf derartige Abweichungen dop- peltes Gewicht legen. Der glückliche Fund eines eocänen Arvus mit den Ötolithen in situ, der Vergleich derselben mit einem recenten Arzus hat die Frage über die Stellung dieses Otolithen hinreichend geklärt, und seit der ersten Publication NEwToN’s über diesen Gegenstand habe ich mir Vergleichsmaterial genug verschafft, um auch über den Werth der Formschwankungen ein Urtheil zu gewinnen. Herr von JHERIıNG in Rio Grande do Sul war so liebenswürdig, mir recentes Material zur Verfügung zu stellen, und hat auch mehrfach über diese und andere Otolithen mit mir correspondirt; eine Abhandlung von ihm, welche über den verwandtschaftlichen Zusammenhang der Siluriden, Cypriniden und Characiniden wichtiges Material bringen wird, ist in Bälde zu erwarten. Ich habe schon gelegentlich eines Referates über die Arbeit Newron’s in Neuen Jahrb. f. Mineralogie gesagt, dass nicht die Sa- gitta des Sacculus, sondern der Lapillus des Recessus: utriculi vor- liegt, welcher bei diesen Siluriden enorm vergrössert ist, während Silurus in allen Punkten mehr mit den Cypriniden übereinstimmt und hier der Asteriscus der grösste Otolith ist. In Bagrus ha- ben wir eine Uebergangstorm, doch überwiegt auch hier schon der Lapillu. Eigentlich sollte man sagen, überwiegt noch, denn es unterliegt keinem Zweifel, dass Sdurus und die Cypri- niden die geologisch jüngeren Formen sind. Hierüber wird im Schlusswort noch Einiges zu bemerken sein. Vorkommen des Otolithus crassus: Eocän; Headon Hill (Mus. Berolin.).. Nach Newron im oberen Eocän von Barton, zusammen mit drei anderen, unbenannten Arten. 81 Otolithus (Arlus) germaniens Koken. Taf. 1, Fig. 3—3b (2:1) und Taf. VI, Fig.8 8:1). Diese Otolithen wurden früher von mir mit O. crassus zu- sammengeworfen, unterscheiden sich aber durch die gleichmässi- sere Rundung der Peripherie und fast symmetrische Zuspitzung uach vorn, wodurch der Otolith zuweilen ein gerundet fünfseitiges Aussehen erhält. während ©, cerassus und alle mir bekannten Otolithen lebender Arzus - Arten schief thränenförmig und vorn sehr spitz, fast schnabelförmig ausgezogen sind. Die mitteloligo- cänen Formen zeigen diese undeutliche Fünfseitigkeit häufiger als die unteroligocänen, bei denen, gute Erhaltung vorausgesetzt, Dorsal- und Ventralrand ohne Knick, in eimer sanften Curve in die vorspringende Spitze übergehen. Eine specifische Trennung wage ich indessen nicht vorzunehmen. Auch der von mir aus dem Paleocän von Kopenhagen be- schriebene Otolith (©. atf. crassus) macht einen anderen Eindruck, als der echte O, germanicus von Weinheim, doch lässt sich das schwer in Worte fassen. Er ist noch gestreckter und eckiger im Umriss (vgl. Fig. 1), in dieser Beziehung auch von dem unteroligocänen sich noch weiter ent- fernend. Mehr Material (es ist nur 1 Exemplar gefunden) dürfte wohl die Selbständigkeit der Art darthun (O. danıcus nov. nom.). Vorkommen: Unteroligocän: Lattorf, Westeregeln, Oster- weddingen. Mitteloligocän: Söllingen, Weinheim, Waldböckelheim. Otolithus (Artus) Vangrionis Koken. Taf. VI, Fig. 4, 4a (3,5:1). Die Aussenseite ist gewölbt, glatt, die Innenseite flach, mit radialen Sculpturen, welche eine ähnliche Vertheilung wie bei O0. (Arcus) germanvcus haben. Die eigenthümliche Abplattung unterscheidet diese Art aber scharf von der vorigen. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 1. h 82 Das Vorkommen dieser in der gegenwärtigeni Zeit auf das Süss- wasser beschränkten Arzus-ähnlichen Welse in unseren marinen Tertiärschichten und zwar in auffallender Verbreitung und Häu- figkeit, ist eine Thatsache von grossem Interesse. Selbst in das Miocän gehen sie noch hinein, denn die von SısmonpA aus dem Tortonesischen beschriebenen Otolithen !) gehören sicher in diese Gruppe, obwohl möglicher Weise zu einer anderen Gattung als Artus, in welche auch die im Gegensatz zu der schief thränen- förmigen Gestalt der Arzus - Lapilli mehr symmetrisch fünfsei- tigen O0. germanicus, O. danicus und ©. Vangionis zu stellen wären. Das ist aber ganz belanglos gegenüber der Thatsache des Fortlebens solcher Welse bis in’s südeuropäische marine Mio- cän. Dass diese Ariiden sehr alt sind, geht aus dem paläon- tologischen Befunde hervor; selbst im Gault von Folkestone kom- men Otolithen vor, die eine auf Verwandtschaft kinweisende Aehn- lichkeit haben. Auch die anatomische Zergliederung des Laby- rinthes zeigt dieses primitiver gebaut als das der Siluriden und Oypriniden. So stehen wir hier vor der Erscheinung, dass eine alte, marine Gruppe allmählich in die Süsswasser der Ströme gedrängt ist und hier unter anderen Lebensbedingungen der Aus- gangspunkt für eine grosse Reihe anderer Formen (Siluriden, Cypriniden und Characiniden) wurde. II. Ciupeaeformes. Otolithus (Clupea) testis Koken. Taf. I, Fig 1, 1302. 0721): Gestalt gestreckt, vorn tief ausgerandet mit spitzem Rostrum, hinten breit gerundet. Aussenseite im Ganzen convex; eine stär- kere Erhebung verläuft auf dem Rostrum bis zur Mitte, zwei bis drei weniger starke liegen dorsal. Ventral unter der Haupterhe- bung auf dem Rostrum bemerkt man einige randliche Furchen oder Kerben, die sich nur wenig gegen die Mitte hin fortsetzen. Die Innenseite ist convex angelegt, wird aber durch den sehr breiten und tiefen Suleus acusticus zu mehr als einem Drittel einge- nommen. Derselbe endigt in einiger Entfernung von dem Hinter- rande verschmälert und geschlossen, während er nach dem Vor- derrande zu sich verbreitert und vertieft. Eine Scheidung in Ostium und Cauda ist kaum angedeutet. Die Excisura ostii greift weit nach hinten zurück, und Rostrum und Antirostrum bilden spitzige Vorsprünge, sodass der Otolith fast gespalten er- scheint. Die Ränder des Sulcus sind leistenförmig ausgebildet; ') Mem. Accad. Scienze di Torino, 1849 (2), Bd. X, t.2, £ 71. die obere Crista tritt besonders deutlich heraus. weil über ihr noch eine vertieite Area liegt, und läuft bis zur Spitze des Anti- rostrum; die untere Crista erscheint zuweilen fein gekerbt. Man vergleiche die in meiner ersten Arbeit über Otolithen (1884, 1. c., t. X, £. 2) gegebene Abbildung der Sagitta von Olupea harengus, und man wird sich von der Analogie der Aus- bildung überzeugen. Die Salmoniden, Esociden und Clupeiden zeichnen sich alle durch den sehr tiefen und langen Sulcus und die spaltartige Excisura aus. Bei den Clupeiden hat der Sulcus keilförmige Gestalt und endigt hinten geschlossen, wenn auch zu- weilen eine schwächere Furche ihn noch mit dem Hinterrande verbindet. Die dem Rostrum entsprechende Verdickung oder Er- hebung der Aussenseite findet sich nur bei Clupeiden, nicht bei Salmoniden, bei denen ausserdem der Sulcus über die ganze Innen- seite reicht und deutlich in Cauda und Ostium geschieden ist. Bei der Häufigkeit von Clupeiden-Resten in anderen tertiären Ablagerungen muss es auffallen, dass dies die einzige, unter den bisher untersuchten Otolithen vertretene echte Olupea - Art ist. Die Otolithen von Clupea und Verwandte sind aber im Allge- meinen sehr zart und zerbrechlich und bleiben wohl nur in den seltensten Fällen erhalten. Vorkommen: Öberoligocän; Sternberger Gestein. B. Anacanthini gadiformes. TI. Gadidae. Otolithus (Merluccetius) balticus Koxen. 1885. In: v. Kennen. Ueber eine paleocäne Fauna von Kopen- hasen.ip. Hart. Vf 22528. Figur 2. Die Gestalt ist flach apfelkernförmig, vorn abgerundet, hinten spitz, nicht so flach als bei ©. emarginatus. Die Innenseite ist convex, die Aussenseite etwas concav, von einer höckerigen Längs- erhebung durchzogen. Die tuberculösen, aber ziemlich regelmä- ssigen Rippen gehen vorn von einem deutlichen Umbo aus, wäh- 6* 84 rend sie in der hinteren Hälfte des Otolithen vom Rande auf die mediane Längserhebung zulaufen. Besonders an: jungen Indivi- duen gehen die Trennungsfurchen der Rippen auch auf die Innen- seite über und erstrecken sich bis in die Nähe des Sulcus, wel- cher die für die Gattung typische Gestalt besitzt. Von O0. emarginatus unterscheidet sich ©. baltieus durch die vorn mehr abgerundete Gestalt, durchschnittlich geringere Grösse bei stärkerer Dicke, die abweichende Sculptur und durch das Fehlen der Kerbung des Dorsalrandes, welche bei O. emar- ginatus höchst selten verwischt ist, dann aber stets noch in einer Divergenzlinie der Sculptur sich ausspricht. ° Diese alteocäne Art ist der Ausgangspunkt für die reichere Entwicklung der Gattung in den höheren Schichten. Im Eocän von Noramerika fehlt die Gattung, ebenso im Pariser Becken (nach dem geringen Material. das ich untersuchen konnte), sodass hier eine Verbreitung von Norden nach Süden vorzuliegen scheint. Otoltithus (Merluccius) emarginatus Koken. Taf. II, Fig. 8 (4:1) und Fig. 9 (3:1). 1884. 1. c., p. 548, t. XLE 6. Der Typus ist von Söllingen beschrieben, also mitteloligocän. Unteroligocän ist die Art nicht bekannt, dagegen geht sie bis in’s Oberoligocän. Vorkommen: Mitteloligocän: Söllingen, Waläböckelheim, Joachimsthal (sehr selten!). — Oberoligocän: Sternberger Gestein (Taf. II, Fig. 8, 9), Kl. Freden bei Alfeld. Wangelnstedt (hfg. Lüthorst bezeichnet). Otolithus (Merluccius) attennatus KokEN. Taf. D.Hio 1 27229228 Diese Art unterscheidet sich von O. (Merluceius) emarge- natus auf den ersten Blick durch die eigenthümliche Senkung des Dorsalrandes über dem Östium, der ein ziemlich starker Anstieg folgt, worauf die Verschmälerung in die vordere Spitze eintritt. Die Sculptur ist sehr zierlich und greift auch auf die Innenseite über; die randlichen Zähne vorn am Ostium sind breiter als die des mittleren Dorsalrandes und zinnenförmig. Die unter dem Suleus liegende ventrale Partie der Innenseite ist breiter als bei OÖ. emarginatus, mit einer deutlichen Seitenlinie, häufig auch mit Sculptur versehen. Der Sulcus ist relativ schmaler, seine ven- trale Begrenzung nicht geknickt, sondern nur etwas nach oben gebogen, ebenso wie die dorsale nach unten. Dort, wo etwa die Grenze von Ostium und Cauda liegt, bemerkt man gleichsam eine Unterbrechung in der ventralen Begrenzung. Das Ostium ist weit geöffnet, die Cauda aber häufig nach hinten verengert. Die Zuspitzung und tiefe Kerbung der Hinterseite, grössere Flach- heit des Ötolithen im Allgemeinen und abweichende Sculptur unterscheidet diese Art von der Gattung Merlangus, mit der sie durch den Sulcus einige Aehnlichkeit bekommt. Vorkommen: Oberoligocän; Freden, CGassel, Sternberger Gestein, häufig. Otolithus (Merluccius) obtusus Koxen. Taf. II, Fig. 3, 4 (6:1) und Fig. 5 (4:1). Gestalt langelliptisch, an beiden Enden abgerundet. Schon hierdurch unterscheidet sich die Art von den bisher besprochenen. Die Rippen der Aussenseite laufen senkrecht oder unter steilem Winkel auf die Längsaxe zu, während sie bei O. attenuatus und O. emarginatus nur in der Mitte senkrecht, dagegen nach dem Vorder- und dem Hinterende zu sehr schräg geneigt zur Axe stehen. Der Suleus ist dem von ©. emarginatus entsprechend, breiter als bei O. attenuatus, der sich ausserdem durch die tiefe Ausbuchtung des dorsalen Randes unterscheidet. Vorkommen: Sternberger Gestein. Otolithus (Merluccius) mtiocentcus KokeENn. Taf. V., Fig. 4 (7:1). Diese interessante Art, welche unmittelbar zu dem lebenden Merluccrus vulgaris hinüberleitet, liegt mir leider nur in einem sehr jugendlichen und in einem stark beschädigten grösseren Exemplare vor. Sie genügen aber vollständig, um die nahen Be- ziehungen zu Merluccius vulgaris zu erweisen. Merluccius escu- lentus des Mittelmeers ist durch die feinere, gleichmässige Sculptur, die besonders auch an kleinen Exemplaren hervortritt, etwas weiter getrennt. 86 Die Unterschiede, die ich gegen M. vulgaris hervorheben kann, liegen in dem Mangel der Excisura, welche an grossen Sagitten dieser Art sehr tief eindringt, und in der Stellung der Rippen auf der dorsalen Hälfte des Otolithen. Dieselben haben bei der Langenfelder Art über dem Knick des ventralen Suleus- Randes schon ihre Richtung geändert und divergiren nach der hinteren Seite, während bei M. vulgarıs sich dieselben in dieser (Gegend noch nach vorn überlegen. Verfolet man den Verlauf dieser Rippen genauer, so stösst man bei der Langenfelder Art auf eine versteckte Discordanzlinie, an welcher die Richtung sich plötzlich ändert, während bei MM. vulgarıs diese Richtungsände- rung ganz allmählich, im Verlauf der Biegung des Dorsalrandes eintritt. Diese Discordanz ist sehr deutlich auch bei dem oligo- cänen 0. emarginatus, wo mit ihr meistens eine Einbuchtung des Randes verbunden ist. Sowohl der Mangel der Exeisura ostii wie das Vorhandensein der Discordanz in der Sculptur erscheinen als ältere Charaktere, durch welche O. muocenicus zwischen Mer- lucctus vulgarıs und den oligocänen Arten vermittelt. Im Pliocän von Orciano sind die Otolithen eines Merluccrus nicht selten, die wohl auf M. vulgaris zu beziehen sind; sie zeichnen sich höchstens durch relativ grössere Breite als geringe Varietät aus. Otolithus (Raniceps) latisulcatus Koken. Taf. IV, Fig. 4, 4a .(3 :-1) ‚und Taf. IM, Fie 2 22 a 1884. Ueber Fischotolithen etc., 1. c., p. 545, t. XL, £. 5. Die Art ist von mir aufgestellt für unteroligocäne Otolithen von Lattorf, Westeregeln und Magdeburg. Mit ihr beginnt eine Reihe, die sich bis zum Oberoligocän verfolgen lässt und in den verschiedenen Schichten des Tertiärs bestimmte Mutationen bildet. In meiner ersten, auf geringeres Material gegründeten Arbeit liess sich das noch nicht übersehen, und ich muss daher die Art hier ausführlicher besprechen. Schon im Unteroligocän gruppiren sich diese Otolithen um 2 Formen, die an sich leicht zu unterscheiden sind, aber sich doch durch Uebergänge sehr gegen einander abstufen. Die eine Gruppe begreift in sich die auf der Aussenseite glatten oder fast glatten (var. &), die andere die mit Höckern bedeckten (var. 3). Jene glatten besitzen die richtige Apfelkern- gestalt, sind vorn breit, hinten spitz und nach vorn in der Art verdickt, dass die Linie der höchsten Wölbung mehr nach der ventralen Seite verschoben, daher hier der Abfall steiler ist, wäh- rend der Dorsalrand schneidend scharf bleibt. Zugleich ist der Suleus stärker vertieft, seine ventrale Begrenzung springt dort, 87 wo die Grenze zwischen Ostium und Cauda liegt, scharf ein, und die Collicula sind kräftiger abgesetzt. Die anderen haben im Umriss dieselbe Gestalt, aber die Aussenseite ist gleichmässiger, die Innenseite schwächer gewölbt. Die ventrale Seitenlinie und eine sie begleitende Depression treten daher stärker hervor. Der Suleus ist in seinem caudalen Theile gleichmässiger elliptisch (bei der anderen Form fast rhombisch), alles ist zierlicher. Dazu tritt dann besonders die reichlichere Tuberkelbildung der Aussenseite, doch ist die Bildung vereinzelter Höcker auch bei der glatten Form nicht gar zu selten. Im Mittel- und Oberoligocän herrscht derselbe Dimorphis- mus. Die glatte, einseitig verschobene Varietät (y) unterscheidet sich von der unteroligocänen nur durch etwas zierlichere Formen und stärkere Neigung zur Tuberkelbildung. Zuweilen steht die Cauda sulci nicht in Verbindung mit dem Hinterrande, der meist deutlich, zuweilen doppelt gekerbt ist, während das Ostium sich sehr oft frei öffnet, umgekehrt wie bei der unteroligocänen Form. Die stärker verzierten Varietäten zerfallen wieder in 2 Gruppen. Bei der einen sind die Höcker ungleichförmig ausgebildet (2), auch liest die höchste Wölbung der Aussenseite noch etwas dorsal, wenngleich die ganze Gestalt mehr abgeplattet ist. Das Auf- treten feiner Furchen und Rippen auch auf der Innenseite trennt sie von der unteroligocänen Form. Bei der anderen Varietät dieser Gruppe sind die Höcker stark vermehrt, gleichmässiger, die Wölbung der Aussenseite geringer und fast symmetrisch, die Innenseite meist flacher, der Umriss mehr oval (e). Junge Exemplare nähern sich daher dem Of. (Ran.) plamıus (Taf. III, Fig. 7, 7a von Söllingen), ohne dass man sie mit dieser charakteristischen mitteloligocänen Form verwechseln könnte. Bei O. planus ist die Gestalt regelmässiger elliptisch; die Innenseite ist fast ganz eben, die Aussenseite geringer gewölbt als bei O. latisulcatus var. e. Die Höcker der Aussenseite sind stets rippen- artig in die Quere gezogen, dem Ventralrande zu regelmässig ge- spalten, und auch die Innenseite ist diesen Rippen entsprechend scharf seulpturirt. Der Sulcus ist schmaler, die Collicula sind unbedeutender. Auch in der oberoligocänen Varietät (Taf. IV, Fig. 5, 5a) bleiben die angegebenen Merkmale beständig. Die Reihe der reich sculpturirten Varietäten ist besonders bei Waldböckelheim häufig. Nebst O. (Gadus) elegans ist die Art die in deutschen Oligocänbildungen verbreitetste und erreicht ihr Maxi- mum im Mitteloligocän; manche Stücke des Stettiner Gesteins sind buchstäblich mit diesen meist zerspaltenen Otolithen bedeckt. Im Ganzen mögen mir einige Tausend Exemplare dieser Art 88 durch die Hände gegangen sein. Im Oberoligocän tritt sie zu- rück und ist nur (in einer Mutation, |) im Sternberger Gestein etwas häufiger; im norddeutschen Miocän ist noch kein Exemplar gefunden, während mir aus den schwarzen Sanden von Antwerpen (Diestien). deren Stellung. ob miocän oder pliocän, wechselnd beurtheilt ist, eine Reihe von Exemplaren vorliegt (mut. n). Uebersicht: O. latısulcatus var.: a. Lattorf (häufig), Magdeburg (selten). Lattorf, Westeregeln, Magdeburg. y. Söllingen (sehr selten), Cassel (Sept.-Thon) (sehr selten), Waldböckelheim (massenhaft). Waldböckelheim (massenhaft). Cassel (? Oberoligocän, selten). Waldböckelheim (massenhaft). Sternberger Gestein. Mio-Pliocän. Antwerpen (häufig). [67] | SS) oo © Otolithus (Rantceps) tuberculosus KoREN. 1884. 1. c., ©. (Gadi) tubereulosus, p. 540, t. XI, f. 1. Die Gründe, welche für eine Beziehung des ©. latısuleatus auf die lebende Gattung Rantceps sprechen, gelten auch für diese Art. Die scharf accentuirte Trennung des Suleus acusticus in Ostium und Cauda durch eine Annäherung beider Ränder, wobei insbesondere der ventrale Rand des Sulcus scharf geknickt er- scheint, die starke Vertiefung beider Theile und zwar jedes für sich, sodass zwischen ihnen eine schmale Erhebung oder Brücke stehen bleibt, und die starken, aber auf zwei Hauptmassen be- schränkten Collicula-Bildungen wiederholen sich bei den anderen mir bekannten Gattungen in dieser Weise nie. Von ©. latisulcatus unterscheidet sich die Art leicht durch die ausserordentlich. zahlreichen und gleichmässigen Höcker der Aussenseite und durch die zugleich flachere und mehr ellip- tische Gestalt, von O. planus durch die hohe Wölbung der Innen- seite und relativ breiteren Sulcus. Auch sind alle mir bekannten Exemplare des O. planus viel kleiner als die Durchschnittsgrösse des ©. tuberculosus. Vorkommen: Mitteloligocän; Süldorf (von hier das l. c. abgebildete Original), Neustadt-Magdeburg, Stettiner Sand (mas- senhaft). Die Angabe Antwerpen beruhte auf einem Irrthum. 89 Ötolithus (Merlangus) spatuwlatus KoKEn. Beier oa, 1 (2:2), umac-Fie, 20 (10. Tr). Gestalt spatel- oder lanzettförmig, d.h. hinten gerundet, nach vorn in eine lange, dem Rostrum entsprechende Spitze aus- gezogen. In der Jugend ist die Gestalt mehr verkürzt und relativ breiter (Fig. 10), an die flachen Abänderungen des O. (Gadıs) elegans erinnernd. Die Aussenseite besitzt eine gewölbte Längs- axe, auf welche die randlichen Rippen unter steilem Winkel treffen; sie endigt im hinteren Theile (dem morphologischen Mittel- punkte, Umbo) des Otolithen und von hier strahlen einige stär- kere Rippen nach dem Rande aus. Auch die Innenseite des Otolithen zeigt regelmässige, randliche, flache Rippen und Furchen, welche selbst den Raum über dem Ostium besetzen. Der Suleus durchzieht als flache, mit collicularen Bildungen erfüllte Depression die ganze Innenseite, ist in der Mitte des Verlaufes verschmälert, nach beiden Enden hin erweitert und ver- flacht. Eine Ventralfurche bezeichnet zugleich die Linie, an wel- cher die Innenseite steiler gegen den Rand abfällt Wie dieser Otolith durch eine Reihe fossiler, geologisch jüngerer Zwischenformen mit dem lebenden Merlangus verbunden ist, so hat er andererseits durch die Reihe des Otolithus (Gadus) elegans auch so viel Berührungspunkte mit Gadus gemeinsam, dass wir Grund haben zu der Annahme, die Abzweigung des Merlangus von Gadus sei zur Zeit des Oberoligocän erfolgt und zwar mit der Art, deren Otolithen hier vorliegen. Vorkommen: Sternberger Gestein. Otolithus (Merlangus) cognatus Koken. Para? Biol 1) md: Par: V, Fe Bla 85:7). In der Gestalt dem vorstehend beschriebenen Otolithen sehr ähnlich, doch durchschnittlich noch spitziger ausgezogen und flacher. Die Wölbung der Aussenseite reicht weiter nach hinten. der Theil, wo die Rippen radial stehen, ist daher verkleinert. In der Ausbildung der Innenseite erkennt man schon den echten Merlangus. Der Knick, welcher an der ventralen Begren- zung des Sulcus die Scheide zwischen Ostium und Cauda an- deutet, liegt weit nach hinten und ist sehr deutlich; ihm ent- sprechen eigenthümliche Ausbiegungen der kräftigen collicularen Bildungen des Sulcus. Die über dem Ostium stehenden rand- lichen Rippen erleiden dort, wo sie an den Sulcus stossen, eine geringe, aber für Merlangus bezeichnende Abschrägung. Die Ventralfurche ist sehr stark; während sie bei der vorigen Art 90 zugleich die Grenze der randlichen Rippen ist, sind dieselben hier nur durch sie unterbrochen. Vorkommen: Miocän; Langenfelde in Holstein; (?) Leitha- kalkmergel; Portsteich (junge Exemplare). Otolithus (Merlangus) vulgaris var. suffolkensis Koren. Far): Diese Art aus dem Crag von Suffolk bildet den vollkom- menen Uebergang zum lebenden Merlangus vulgaris und ist nur als eine Mutation, als der pliocäne Vorläufer desselben, aufzu- fassen. Grössere Streckung des vorderen, ostialen Theiles, Ver- kürzung des caudalen, noch reichere Differenzirung der Sculptur und die Verlegung der gewölbten Längsaxe der Aussenseite mehr nach dem Ventralrande hin, scheiden O. suffolkensis von dem miocänen O. cognatus und noch mehr von O. spatulatus des Sternberger Gesteins. Bei dem rececenten Merlangus vulgaris liegt die Wölbung der Aussenseite dem Ventralrande an; es hat das zur Folge, dass die dorsale Partie des ÖOtolithen verdünnt ist, daher die Rippen viel feiner und regelmässiger zum Ausdruck kommen, als an dem dicken Ventralrande, wo sie sehr verwischt sind. Vorkommen: Pliocän; Crag von Suffolk. Otolithus (Gadidarum) ponderosus KoKkeEn. 1885. "VON Ka@neEn, ]. c., p. 113, t. V, £. 24. Gestalt länglich, schmal und dick. Die Innenseite ist stark convex; die Aussenseite deutlich querconcav; dem ventralen Rande genähert liegt auf der Aussenseite eine Längsverdickung, welche 91 ebenso wie der übrige Theil mit unregelmässigen Buckeln und Anschwellungen besetzt ist. Der Suleus ist deutlich vertieft und endiet mit dem Hinterrande, aber verschlossen; er ist durch eine Einschnürung in etwa gleich grosse Theile getrennt, welche beide Collicula enthalten. Die Area besteht in einer schwachen, läng- lichen Vertiefung; ihr entspricht eine Ventralfurche, von der aus der Otolith steil nach dem Rande hin abfällt, während das dar- über gelegene Stück beträchtlich verdickt ist. Die ganze Gestalt, die Art der Sculptur, das Verhalten der Ventralfurche erinnern an Gadus, während der Sulcus abweicht. Vorkommen: Paleocän; Kopenhagen. Otolithus (Gadus) venustus Koken. Bars Ric: 2, 29,088 und; Big, 9 (34 1): Gestalt eiförmig, vorn zugespitzt, hinten breit gerundet. Aussenseite convex, mit ziemlich regelmässigen, stark verdickten und von einander wohl getrennten Rippen bedeckt, die besonders am Dorsal- und Ventralrande regelmässig entwickelt sind, wäh- rend sie vorn und hinten verschmelzen. In der Mitte einige quer gezogene Höcker. Auch die flache Innenseite ist zierlich seulpturirt; vom Rande ausgehende (denen der Aussenseite ent- sprechende) Furchen trennen die breiten, abgeflachten Rippen und verlieren sich gegen den Sulcus hin. Eine Ventralfurche ist deutlich. Der Sulcus ist ziemlich vertieft, von erhabenen Linien ein- sefasst und durchläuft die ganze Innenseite, ohne sich in Ostium und Cauda zu differenziren; etwa in der Mitte findet sich eine kleine Ausbiesung oder Nebengrube, wie sie häufig bei Gadiden auftritt. Dieser Otolith ist nicht leicht zu verwechseln; von den meisten Arten unterscheidet ihn schon die verkürzte, aber vorn stark zugespitzte Gestalt. Das gilt auch für Otolithus planus, der ihm besonders in der Verzierung der Aussenseite etwas ähnelt, sich dann aber besonders durch den Sulcus unterscheidet, der nach dem Typus ZRanciceps geformt ist und deutlich in Ostium und Cauda zerfällt. Vorkommen: Miocän; Langenfelde in Holstein. Otolithus (Gadus) simplex Koken. Bat. Wiea6:05 : Di: 1884. Ueber Fischotolithen ete., t. XI, f.3 (= 0. elegans 1884 pars, AOn MIR TROLAN: Die Art ist häufig im Mitteloligocän von Söllingen und liegt in einer Mutation, welche durch bedeutende Grösse und gröbere 92 Modellirung abweicht, auch aus dem Unteroligocän von Lattorf vor; das einzige bisher bekannte Exemplar von dort ist Taf. III, Fig. 6 abgebildet. Die Söllingener Exemplare sind durchweg zierlicher. Von O. (Gadus) elegans sind sie durch grössere Länge im Verhältniss zur Breite, den fast parallelrandigen Sulcus, der sich wie ein breites Band, ohne jegliche Einschnürungen, über die Innenfläche hinzieht, und durch die dem Ventralrande sehr genäherte Lage desselben stets zu unterscheiden. Ich habe früher angenommen, dass bei älteren Fischen die Otolithen des ©. elegans die eben geschilderte Gestalt annehmen, und habe 1. c., t. XL f. 3 ein Exemplare dieser Art als ©. elegans abgebildet!). An reichlicherem Materiale (es liegen meh- rere Tausend Exemplare von O. elegans und O0. simplex vor) habe ich gefunden, dass schon ganz kleine Exemplare des O. simplex die aufgeführten Charaktere besitzen, und ebenso sehr grosse des O. elegans die ihrigen festhalten. Unter den Hunderten von ©. elegans, die ich allein aus dem Oberoligocän von Gassel, Freden. Wangelnstedt und aus dem Stern- berger Gestein durchsehen konnte, fand sich niemals ein O. simplex. Derselbe ist auf Unter- und Mitteloligocän beschränkt, in erste- rem aber noch sehr selten. Otolithus (Gadus) tenuis Koken. Taf IV Fie! 8, 8a (6 ZT) und) Fie)6 Haren Gestalt sehr lang gestreckt, schmal. Aussenseite mit quer gestellten, dicken Rippen, welche sich ventral verstärken, dorsal verflachen. Daher fällt der Ventralrand sehr steil ab, während der Dorsalrand fast scharf ist. Innenseite mit breitem, ein- fachem Suleus. Diese Art könnte der miocäne Nachkomme des O0. simplex sein, der sich durch grössere Breite und weniger ausgebildete Sculptur der Aussenseite immerhin gut unterscheidet. Ob Taf. IV, Fig. 6 (aus dem oberoligocänen Sternberger Gestein) die Jugend- form dieses oder des OÖ. elegans ist, bleibt schwer zu entscheiden. Die schmale, lange Gestalt lässt auf jenes, die wenn auch schwache Einschnürung des Sulcus auf dieses schliessen. Vorkommen: Miocän; Bordeaux, Baden (Tegel). !) Int. XI, f. 3 ist der Zwischenraum zwischen Sulcus und Ven- tralrand zu gross dargestellt. 93 Otolithus (Gadus) elegans Koken. BErree era to ru Pro. 2,2807 .L) und Tat. V, Fyamtp (2671): Bass L e.t,X1,8 2, A (non, 3). Innerhalb dieser Art sind noch geographische Varietäten und geologische Mutationen zu unterscheiden. deren Abgrenzung schwer fällt, während doch die pliocänen Ausläufer sich von der Aus- sangsform so weit entfernt haben, dass man einen neuen Art- namen geben möchte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese letzten, im Pliocän von Suffolk massenhaft vorkommenden Oto- lithen sich einer noch lebenden Art werden anschliessen lassen; doch reicht mein Vergleichsmaterial an Gadiden nicht aus, diese Frage zu entscheiden. Auch andere Arten, so die ganze Mer- langus-Reihe. scheinen aus diesem Formenkreise hervorgegangen zu sein. Ueber O. simplex vergl. p. 91. Die typische Form des ©. elegans liegt im Mitteloligocän von Söllingen, bleibt stets klein, relativ kurz und dick, Rosinen- kernen ähnlich. Etwas flachere und auf der Aussenseite regel- mässiger sculpturirte Formen sind mit ihnen vergesellschaftet und durch Uebergänge untrennbar verbunden (l. c., t. XI, f. 2, 4). Dieselbe kurze, Traubenkern - ähnliche Form kommt, aber viel weniger häufig, in den mitteloligocänen Meeressanden von Wald- böckelheim vor. Den Septarienthonen fehlt diese gänzlich, doch liegen mir 6 Otolithen, angeblich von Hermsdorf, also aus dem Septarienthon, vor, welche ganz und gar mit der Taf. IV, Fig. 2 dargestellten, flachen und reich sculpturirten Mutation (mut. sculpta) des Oberoligocän übereinstimmen. Sie ist stets relativ länger als die Söllingener Stücke, ist im Oberoligocän häufig bei Cassel, Freden und im Sternberger Gestein, geht in's Miocän (Taf. V, Fig. 6, von Dingden) und ist durch letztere mit der Form des Crags von Suffolk, welche ich durch die Güte der Herren E. T. NEwTon und Dr. JaAEkKEL in zahlreichen Exemplaren untersuchen konnte, untrennbar verbunden. Von den typischen Stücken von Söllingen weichen diese sehr ab, sodass man seit dem Mittel- oligocän etwa eine selbständige Art sich allmählich entwickeln sieht. {m Oberoligocän bleibt aber eine Mittelform noch häufiger (Taf. IV, Fig. 1, 1a aus dem Sternberger Gestein abgebildet), die bei Freden in vielen Hunderten von Exemplaren gesammelt ist; sie ist niemals so flach als die andere. Den Typus des Mittel- oligocän findet man im Oberoligocän viel seltener, doch sind bei Cassel und Nieder-Kaufungen einzelne Stücke gesammelt, die man noch darauf beziehen kann. Ueber die Anknüpfung an ©. (Gadus) spectabihs s. u. 94 Vorkommen: Mitteloligoeän; Sande von Söllingen, Waldböckelheim, Septarienthon von Hermsdorf (flache Varietät). Oberoligocän: Cassel, Freden, Wangelnstedt, Sternberger Gestein. — Die flache Form: Cassel, Freden, Stern- berger Gestein. Miocän; flache Mutation: Dingden. Plioeän; flache Mutation: Crag von Suftolk. Otolithus (Gadus) spectabilis KokEn. Taf. II, Fig. 3—3b 8:1) und Fig. 4 (2,5:1). Gestalt spitz apfelkernförmig, der Länge nach stark gebogen. Die Aussenseite ist sehr angeschwollen und mit dicken Höckern besetzt, welche sich besonders ventral hoch entwickeln, sodass die Aussenseite senkrecht zur Innenseite abfällt, oder noch über sie hinausragt; die vordere Spitze ist scharf nach aussen aufge- bogen. Die Innenseite ist diesem Verhalten der Aussenseite ent- sprechend sehr convex und dabei eigenthümlich gedreht. Der Sulcus acusticus ist breit, von collicularen Bildungen erfüllt; eine Aufbiegung des Ventralrandes und eine derselben entsprechende Unterbrechung der collicularen Bildungen, meist in Form eines vertieften Dreiecks, zeigt die Theilung von Cauda und Ostium an. Die Ventralfurche ist deutlich, doch ist meist nur der obere Rand derselben ausgebildet, als gekörnelte Leiste. Einige Stücke des Otolithus elegans bekommen durch stär- keres Anschwellen der Aussenseite einen ähnlichen Habitus, und wahrscheinlich ist die Art auch als Ausgangspunkt für diese auf- fallende Form des Miocän anzusehen. Der Taf. II, Fig. 8 ab- gebildete Ololethus (Gadus) anglicus ist wiederum eine pliocäne Mutation, welche im Allgemeinen flacher bleibt, nicht so auffallend anschwillt und sich weniger biegt als die miocäne. Vorkommen: Miocän; Langenfelde, Holstein. Otolithus (Morrhua) söllingenenstis Koken. Taf. III, Fig. 1, 1a (8:1). Gestalt oval, vorn ein wenig eckig, hinten gerundet. Aussenseite schüsselförmig-concav, mit zahlreichen, gerundeten, demRande zu häufig dichotomirten Rippen, von denen die des Dorsal- und Ventral- randes scheinbar nicht nach einem gemeinschaftlichen Mittelpunkt convergiren, sondern auf der Längsaxe senkrecht stehen; in der Mitte einige rundliche Höcker. Innenseite convex, im Ganzen wie bei Morrhua gestaltet, indessen ist der Sulcus nach oben durch eine schärfere Crista superior abgegrenzt (in der Abbildung 95 ist der Otolith umgekehrt gestellt, sodass die ventrale Seite nach oben steht); die darüber liegende Area ist schmal, vertieft und endigt an einer Kante, vor welcher der Dorsalrand steil abfällt, scharf seulpturirt durch randliche Kerben und Zähne. Die ven- trale Grenze des Suleus ist in der Mitte nach oben hochgezogen. Es mangelt die bei Morrhua vorhandene deutliche Ventralfurche, welche zugleich einen Knick der ventralen Partie des Otolithen markirt, während bei O. söllingenensts gerade dieser Theil flach ist, und ein entsprechender Knick vielmehr in der Nähe des Dorsalrandes auftritt. Auch ist bei Morrhua der Otolith vorn zugespitzt, weil das Rostrum noch deutlich entwickelt ist, häufig sogar durch eine Exeisura vom Dorsalrande sich absetzt. Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen. Otolithus (Morrhua) faba Koken. 1884. 1. c., O. (Gadi) faba K., p. 541, t. XL £. 8. In Anschluss an die heute von den Zoologen beliebte Ab- trennung der Gattung Morrkua muss auch genannter Otolith bei dieser untergebracht werden. Die Aussenseite ist in der eitirten Abbildung falsch gestellt und müsste um 80° gedreht werden; sie ist deutlich concav und war mit dicht gedrängten (jetzt abgeriebenen) Höckern bedeckt. Die Aehnlichkeit mit ©. (Morrhua) söllingenenstis ist sehr gross, doch erscheint die Hermsdorfer Art massiger und plumper. Vorkommen: Mitteloligocän (Septarienthon); Hermsdorf. Otolithus (Morrhua) latus Koken. TalıXx .Bie. u 8 (8 21). Länge 12 mm, Breite 8 mm, Dicke 4,8 mm. Von diesem ausgezeichneten Otolithen liegt nur ein Exem- plar vor aus der Sammlung des naturforschenden Vereins zu Lüneburg, welches aber trotz einiger Verletzungen eine völlig sichere Bestimmung erlaubt. Gestalt fast regelmässig elliptisch; die Innenseite ist sehr stark convex, die Aussenseite nur schwach concav, weil die derbe Sculptur die allgemeine Krümmung fast verdeckt. Diese Sculptur besteht aus etwas unregelmässigen, rundlichen Tuberkeln, welche auf der ventralen Seite etwas stärker entwickelt sind. Der Otolith ist auf der Aussenseite übrigens stark abgescheuert oder corro- dirt, denn die meisten dieser Tuberkeln bilden nur noch ganz schwache Wölbungen und sind von scharfen, leistenförmig hervor- tretenden Linien in Form von Polygonen, meist Sechsecken, um- zogen. Diese Linien sieht man an frischen Otolithen nicht; sie 96 entsprechen den Flächen, in denen sich die einzelnen Stäbchen- systeme der den Otolithen aufbauenden Kalkspath-Prismen gegen einander abgrenzen (vergl. Koken, 1. c., p. 523). Eine Längs- depression markirt sich ziemlich deutlich in der Mittellinie der Aussenseite. Der Ventralrand fällt steil ab, da der Otolith in dieser Gegend am dicksten ist. der Dorsalrand ist scharf; der Querschnitt ergiebt ein spitzwinkeliges Dreieck. Der Sulcus acusti- cus ist sehr breit, ziemlich seicht und mit collicularen Bildungen, welche in der Mitte undeutlich getrennt sind, erfüllt. Beide Rän- der des Sulcus biegen sich, etwa in der Mitte, gegen einander nach innen vor, wodurch die Abgrenzung von Ostium und Cauda angedeutet ist. Ventral liegt eine ziemlich auffallende Seiten- furche; die Gegend zwischen ihr und dem Sulcus ist leistenförmig geschwollen und von geglättetem Aussehen. Sind einerseits die Beziehungen zu lebenden Gadiden, be- sonders zu Morrhua, sehr enge, so springt andererseits die Aehnlichkeit mit dem mitteloligocänen ©. (Morrhua) faba von Hermsdorf und ©, söllingenensis von Söllingen in die Augen. Der hervorragendste Unterschied von ©. faba liegt in der Beschaffen- heit der Aussenseite, welche bei ©. faba stärker und gleichmäs- siger concav und mit zahlreichen, fast kreisförmig gerundeten Tuberkeln besetzt ist. Der Ventralrand stösst sehr scharf und in rechtem Winkel an der Aussenseite ab. ©. söllingenensts un- terscheidet sich durch die Berippung der Aussenseite und den Mangel der Ventralfurche. Vorkommen: Miocän; Lüneburg. II. Macruridae. Otolithus (Macrurus) praecursor Koken. Gestalt unregelmässig rhombisch, der Ventralrand ist scharf gebogen und mehr nach vorn hin fast stumpfwinkelig geknickt, der Dorsalrand unregelmässig. aber im Ganzen etwa rechtwinkelig geknickt. Die eigenthümliche Form des Dorsalrandes lässt sich auf excessives, zugleich lockeres Wachsthum der dorsal vom Sulcus gelegenen Partie des Otolithen zurückführen, in Folge dessen diese flacher ist als der übrige Körper des Otolithen, weit vor- springt und ein traubig-höckeriges Ansehen erhält. Die Aussen- seite ist der Längsaxe nach gewölbt; einige undeutliche, wellig- höckerige Rippen laufen von dieser Erhebung zu den Rändern. Verwitterte Exemplare zeigen auf der Aussenseite meist eine tiefe, bis in den dorsalen Vorsprung sich erstreckende Quer-Depression, welche unmittelbar vor der höchsten Erhebung der Aussenseite liegt und bei intacten Stücken kaum angedeutet ist. 97 Die Innenseite wird von dem breiten Sulcus der ganzen Länge nach durchzogen; bei jüngeren und gut erhaltenen Exem- plaren erkennt man eine scharfe, nach oben concav gekrümmte Crista superior, über welcher, nur durch eine schmale Zone ge- trennt. der eigentliche Dorsalrand folgt, welcher noch stärker nach oben concav ist und sich sehr stark von dem dorsalen Vor- sprung absetzt. Bei verwitterten Exemplaren, vielleicht auch bei sehr alten, ist aber diese ganze Partie mit in den Suleus hinein bezogen, welcher dadurch sehr verbreitert erscheint. Massige colliculare Bildungen lagern in der ganzen Länge des Suleus, welcher nicht in Ostium und Cauda differenzirt ist. Eine Ventral- furche oder Linie ist bei guter Erhaltung sichtbar. - Es muss nochmals darauf hingewiesen werden, dass der dorsale Vorsprung als Ganzes der Aussenseite (morphologisch gesprochen) angehört, gewissermaassen ein umgelegter und seitlich verbreiterter Höcker ist, während die eigentliche Innenseite nicht hoch über dem Suleus endigt. Die generische Stellung dieses Otolithen ergiebt sich un- mittelbar aus dem Vergleich mit der Sagitta von Macrumuıs trachyrhynchus (Fig. 7); die Aehnlichkeit ist so schlagend, dass jeder Zweifel an der Zusammengehörigkeit ausgeschlossen wird. Die Macruriden sind Tiefsee-Bewohner‘, eine abyssische Neben- linie der Gadiden. Der Hauptcharakter liest in der Flossenbil- dung. Die Rückenflosse ist getheilt, der vordere Theil klein, von wenigen Strahlen gestützt, der hintere mit der Caudal- und Analflosse zu einer langen Endflosse verwachsen, welche als mäch- tiges Locomotiönsorgan dient. Diese Charaktere sind Tiefsee- Anpassungen. und alle Gruppirungen, die auf sie gestützt werden, sind willkürlich und führen nicht zur Erkenntniss der wahren Verwandtschaften. Die Macruriden sind keine einheitliche Fa- Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIIL. !. 7 oO I milie, sondern unter dem gleichmässigen Aeussern des Kör- pers verbergen sich Abkömmlinge mehrerer Gruppen der Gadiden und Ophidiiden. Die Gruppirung in Gattungen ist von den ver- schiedenen Autoren sehr verschieden vorgenommen; auch VAaıL- LANTS Trennungsversuche sind künstlich. Daher kommt es denn auch, dass die von VaıLzLanr abgebildeten Otolithen so auffallend vielgestaltig sind, und dass z. B. die Sagitta von Meaerurus (Lepidoleprus) trachyrhynchus der von Hymenocephalus italteus ähnlicher ist als der von Macrurus sclerorhynchus, die von Ma- crurus smillophorus wiederum mehr der von Hymenocephalus crasstceps gleicht. Hymenocephalus italiceus ist nach VAILLANT'S Abbildung so ähnlich, dass man über die Zugehörigkeit der vor- liegenden Otolithen, ob zu Macrurus resp. Lepedoleprus oder Hymenccephalus, streiten kann; die nächste Beziehung bleibt jedenfalls die zu Macrurus trachyrhynchus (Textfig. 7). und es erscheint mir daher angemessen, die Otolithen unter Maerurus (im weiteren Sinne) aufzuführen. | Auch in der Kreide erscheinen schon ähnliche Formen; ein Otolith aus dem Siegsdorfer Senon, und zwar der häufigste der dort vorkommenden, kann nach der Aehnlichkeit mit Maerurus japondcus nur zu dieser Familie gerechnet werden, doch ist, je weiter wir in den Formationen zurückgehen, die Unterscheidung von Gadiden und Macruriden immer schwieriger, oft unmöglich. Vorkommen des O. praecursor: Pliocän; Orciano bei Pisa. Otolithus (Macruridarum) singulartis Koken. Taf. yI, Kies. 952m Nur ein beschädigtes Exemplar, daher die Umrissform nicht genau anzugeben, jedenfalls aber länglich. vorn breiter als hinten. Die Längsaxe der Aussenseite etwas concay gebogen, sonst ist die Aussenseite gewölbt, glatt. Rippen fehlen, aber nach vorn oben setzt sich eine Anschwellung scharf ab, welche eine be- trächtliche Aufwärtsbiegung des Dorsalrandes veranlasst. Der Suleus ist stark vertieft, mit collieularen Bildungen erfüllt. die wiederum einen Längskiel bilden. Ostium von der Cauda scharf abgesetzt, lang gestreckt, den Rand erreichend. Ventralfurche deutlich, desgleichen die Crista superior und die darüber liegende Area. Diese interessante Form scheint nach den Abbildungen, die VAILLANT von ÖOtolithen der Macruriden gegeben hat, in diesen Formenkreis zu gehören, hat aber auch manche Aehnlichkeit mit fossilen Formen. so mit Otohthus difformis einerseits, dem O0. mueronatıs des amerikanischen Alttertiärs andererseits; be- 99 sonders nahe steht sie aber einer Art aus dem Öbersenon von Siegsdorf, die ich für die von Herrn Bönm in München beab- sichtigte Monographie der Siegsdorfer Fauna untersucht und be- schrieben habe, und die generisch nicht zu trennen ist. Vorkommen: Unteroligocän; Lattorf. III. Ophidiidae. Otolithus (Fierasfer) nuntıus Koren. Far. NbauRig.1230220(9:1). Gestalt zugespitzt apfelkernförmig, die Aussenseite hoch ge- wölbt, die Innenseite ganz eben. Die stärkste Wölbung der Aussenseite liegt dem einen Rande sehr genähert, den ich des- wegen, nach Analogie mit Gadiden etc., als Ventralrand auffasse. Nach diesem fällt die Aussenseite steil ab, sodass sie mit der Innenseite einen rechten Winkel bildet, nach dem Dorsalrand viel allmählicher, sodass dieser scharfwinkelig bleibt. Von Sculpturen bemerkt man mehrere Querfurchen. welche die höchste Erhebung in eine Reihe sanfter Wellen auflösen (der letzte Rest der Ga- diden - Sculptur), und eine schmale Depression längs des Dorsal- randes. Der Sulcus ist wenig vertieft und wird durch zwei Fur- chen, welche in die Ebene der Innenseite wie eingravirt erscheinen, fast vollständig umschlossen: die breitere ventrale folgt ziemlich der Krümmung des Ventralrandes, die dorsale ist fast gerade, linear. Ausserdem bemerkt man eine scharfe Depression längs des Dorsalrandes. Die Aehnlichkeit mit der Sagitta des in Holothurien schma- rotzenden Frerasfer acu (Koken, 1884, 1. c., t. IX, f. 3) ist eine auffallende.e Nur ist bei diesem die Aussenseite ganz glatt, jede Sceulptur verwischt, und ebenso der Sulcus acusticus noch un- deutlicher. Die schmarotzende Lebensweise hatte zur Oligocänzeit die Grundzüge der Gadiden - Sagitta noch nicht so angegrifien,. war vielleicht noch gar nicht so stark entwickelt. Eigenthümlich ist die Thatsache, dass die Masse des Otolithen, sein Volumen und seine Festigkeit, weniger alterirt wird. Die zu abyssischen Tiefen niedergestiegenen Macruriden und die in anderen Ge- schöpfen schmarotzenden Fierasfer haben die relativ grosse Sa- gitta der normalen Gadiden nicht verloren, dieselbe füllt vielmehr noch immer den Sacculus vollständig aus; ihre vermuthlich ver- minderte Function prägt sich nur in den verschwommeneren Um- rissen des Sulcus und der weniger kräftigen Sculptur aus. Vorkommen: Mitteloligoeän; Söllingen, sehr selten. 100 Otolithus (Flerasfer) posterus Koken. TarıYyE "Pier 65a 0). Im Allgemeinen dem Vorigen sehr ähnlich. Die Aussenseite ist relativ noch stärker gewölbt, und man zählt nur wenig Quer- furchen. Gestalt elliptisch, gleichmässiger abgerundet, nicht scharf gespitzt wie vorstehende Art. Die Wölbung der Aussenseite hat auf Kosten der flachen Innenseite zugenommen, sodass der Raum zwischen Ventralrand und Sulcus beträchtlich schmaler erscheint. Vorkommen: Oberoligocän; Cassel, Kl. Freden. ? Mioeän. (Mehrere Exemplare, die ich ohne Fundortsangabe, aber mit typi- schen Arten des österreichischen Miocän zusammen erhalten habe.) Otolithus (Ophridiridarum) Boettgert Koren. Taf. I, Fig. 6.—6b 65:1). Maasse des abgebildeten Exemplares: Länge 5, Breite 3, Dicke f. 2 mm. Gestalt oval, vorn etwas abgestutzt, der Ventrairand stärker vorspringend als der Dorsalrand. Innenseite stark gewölbt. glatt, der Sulcus kaum vertieft, jedoch durch vertiefte Linien umrissen und durch die rauhe Oberfläche abgehoben. Die Aussenseite in der Anlage concav (vergl. die Profilansicht Taf. I, Fig. 6b), aber stark höckerig und daher auch gewölbt; in der Mitte bleibt jedoch eine flachere Partie, ebenso am ventralen Rande, daher dieser scharf. Die Entwicklung der Höcker steigert sich nach vorn hin (und dorsal), doch sind sie bei einem zweiten Exem- plar nicht so scharf ausgeprägt wie bei dem abgebildeten. Der Suleus ist relativ breit, erreicht den Vorderrand und beinahe auch den Hinterrand. Eine Aufbiegung der ventralen Begrenzung etwa in Form eines nach vorn gerichteten Wellen- kammes bezeichnet die Grenze des Ostium; eine feine, vertiefte Linie läuft von hier nach dem Vorderrande. Vorkommen: Oberoligocän; Cassel, 2 Exemplare (BoETT- GER sche Sammlung). Otolithus (Ophidiidarum) obotritus Koken. Taf. I, Fig.5 (15:1). Gestalt oval, dick, dem vorigen sehr ähnlich, auch in der Bildung des Suleus. Der vordere, als Ostium aufzufassende Theil des Sulcus enthält auch hier eine feine, vertiefte Linie, welche von dem Knick des Ventralrandes des Sulcus nach dem Vorder- rande verläuft. Die Form ist noch plumper als bei voriger Art, die Aussenseite nur mit wenig scharfen Erhebungen; der dorsal und 101 vorn gelegene Tlieil wie bei Macruriden nach oben und vorn verlängert. Nahe verwandt sind ausser ©. Boettgere auch O. Meyer: und 0. elevatus aus den Jackson- bezw. Clayborne - Schichten Alaba- mas, die dort nicht selten sind. Die Sagitta von Ophrdium bar- batum ist in mancher Beziehung von überraschender Aehnlichkeit und vermittelt andererseits auch zu der Formenreihe des O. dif- formis, sodass wir mit Sicherheit alle diese Arten zu den Ophi- diiden stellen können, während die Gattung allerdings in beiden Fällen eine andere als Ophrdium ist. Eine Abbildung der Sagitta von Ophidrium kann leider an dieser Stelle nicht mehr gebracht werden. Otolithus (Ophidiidarum) difformis Koken. | Beer ta (4.51); Taf.,V, Bis. (Wie) 87(3"or 1); 0. La al VL: Bie25,(2°2,,1). 1884. 1. c., t. XI, f. 11 (in Text und Tafelerklärung citirt als f. 13). Diese eigenthümliche Form ist mir nachträglich erst im zahl- reichen Exemplaren zugekommen, sodass die erste Darstellung mehrfacher Berichtigung bedarf. Das früher abgebildete Exemplar stammt von Hermsdorf (der Fundort ist in meiner ersten Arbeit nicht angegeben) und ist beson- ders auf der Aussenseite und am Hinterrande ziemlich abgerieben, sodass die Zeichnung nicht charakteristisch gerathen ist. Taf. V, Fig. 7 ist ein anderes Exemplar von Hermsdorf abgebildet, wel- ches für die Darstellung besser geeignet ist. Die eigentliche Anlage der Sculptur erfährt man aber erst aus Stücken, die sich nur bei Joachimsthal ebenfalls im Septarienthon gefunden haben, und die ich als var. joachimica absondern will. (Taf. I, Fig. 7.) Die stark entwickelten Höcker bedecken die ganze Aussen- seite bis auf den ventralen Randsaum, der als glatte, allmählich ansteigende Zone gewissermaassen eine Vorstufe bildet. Der seulpturirte Theil zerfällt in eine ventrale und eine dorsale Partie, und letztere wieder durch eine Radialsenke in einen stärker vor- springenden vorderen und einen etwas schwächeren, nach hinten spitz auslaufenden hinteren Theil. Die ventrale Erhebungszone nimmt nach hinten an Höhe zu und springt als deutliche Spitze ziemlich weit über die hintere Grenze der Innenseite hinaus. Diese drei Haupterhebungen der Aussenseite finden wir auch bei den plumperen Hermsdorfer Formen wieder, meistens auch den ventralen Randsaum, aber die Trennungsfurchen sind nicht so tief als bei var. joachtmica, häufig fast ganz verwischt, und eine Auflösung der gröberen Erhebungen in einzelne Tuberkel ist kaum angedeutet. Mit Rücksicht auch auf das Vorkommen ist 102 eine Trennung wohl rathsam. Die plumpe Form ist bei Joachims- thal noch nicht gefunden, dagegen bei Lübars, in unmittelbarer Nähe der alten Hermsdorfer Grube, ein Exemplar der stärker ornamentirten Varietät. Im Allgemeinen zeichnen sich die plumperen Formen auch durch relativ grössere Dicke aus. Der einzige im Unteroligocän von Lattorf gefundeue Otolith schliesst sich in dieser Beziehung ganz an sie an, während die Ornamentik schon kräftiger, die ganze Gestalt etwas gestreckter ist. Dennoch kann man nicht zweifeln, dass die Art dieselbe wie die der mitteloligocänen Thone ist. (Taf. V, Fig. 8.) Die Joachimsthaler Formen variiren aber noch nach einer anderen Richtung, indem sie sehr fiach vorkommen, wobei zu- gleich die Höckerbildung der Aussenseite etwas zurücktritt (Taf. V, Fig. 9). Nach hinten ist die Gestalt etwas verschmälert. Das ist nun aber ganz der Bau des Otolithen, den ich 1884 aus Lattorf als ©, acutangelus beschrieben habe. Er ist etwas kür- zer, aber bei genauer Besichtigung mit der Lupe fand ich, dass vom hinteren Ende einige der concentrischen Lagen abgeblättert sind. Wenn man diese ergänzt denkt, erhält er vollkommen die Gestalt des Joachimsthaler Stückes, und da andere Exemplare von Lattorf mir nicht zu Gesicht gekommen sind, halte ich es für zweifellos, dass der Fundort verwechselt ist. Jedenfalls ist O. acıtangulıs als selbständige Art einzuziehen und kann höch- stens als Varietät gelten. Alle aufgezählten Abänderungen haben den gleichen charak- teristischen Bau des Suleus acusticus, das langgezogene Ostium und die kurze, wie angehängte Cauda. Der von mir aus den Jackson Beds beschriebene O. mucronatus!) steht unleugbar sehr nahe und bildet zugleich einen Uebergang zu gewissen Macru- riden, indem die vorn und oben gelegene Partie der Aussenseite zu einem selbständig auswachsenden Vorsprunge wird, welcher auch auf der Innenseite deutlich sichtbar ist oder in sie mit hineinbezogen wird. und indem die Cauda sich nur noch durch eine Unterbrechung der collieularen Bildungen im Suleus, nicht durch eine Einschnürung dieses selbst markirt. Mit 0. defformis theilt er besonders auch die conische Zuspitzung des Hinterrandes. Eine sehr langgestreckte Varietät mit wenig ausgebildeter Differenzirung der Aussenseite sei als var. hermsdorfensis be- zeichnet (Taf. VI, Fig. 5). Sie erinnert etwas am VAILLANTS Abbildung von Bathygadus melanobranchus (Trav. et Talism.. t. XVII, f. 1a u. 1b). doch nur in den Haupterhebungen der !\ Diese Zeitschrift, 1888, p. 290, t. XVIL £. 10, 11. 103 Aussenseite. Der Sulcus ist an VaızLanrs Exemplar nicht deut- lich ausgeprägt, scheint aber verschieden gebildet zu sein von dem des ©. difformis var. hermsdorfensis, welcher sich ganz an den des Typus anschliesst. Ich habe übrigens schon einmal darauf hingewiesen, dass schon aus der Betrachtung der Otolithen her- vorgeht, wie willkürlich und schematisch die Gattungen der Ma- eruriden gefasst sind. Der Versuch, sie in die Paläontologie einzuführen, dürfte wenig vortheilhaft für letztere sein. Die Ma- cruriden dürften polyphyletisch aus verschiedenen Gattungen der normalen Gadiden und Ophidiiden entstanden sein und bilden gleichsam die Tiefseefacies derselben; die eingehendere Analyse dieses Vorganges ist vorläufig unmöglich, aber in Formen wie 0. difformis etc. ist der Uebergang von Ophidiiden- Charakteren zu solchen bestimmter Macruriden offenbar. Uebersicht des Vorkommens der verschiedenen Formen des Otolithus diformis: Otolithus difformis typus: Hermsdorf 9, Lübars 1, Freienwalde 1. Ot. difformis var. vetusta: Lattorf 1. Ot. difformis var. joachimica: Joachimsthal 7, Lübars 3. Ot. dıfformis var. acutangula: Joachimsthal 5, (?!Lattorf, 1 Stück), Offenbach a. Main. Ot. dıfformıs var. hermsdorfensis: Hermsdorf, 2 Stück. Das Vorkommen dieser Art, welche ihre Entwickelung offenbar im Norden durchmachte, im Rupelthon von Offenbach a. Main ist von hohem Interesse, da sie eine Verbindung des rheinischen Tertiärs mit dem norddeutschen schon zur Zeit des Mitteloligo- cän voraussetzt, wofür übrigens auch die Gadiden von Wald- böckelheim u. a. sprechen. Otolithus (Ophidiidarum) Hilgendorfi Koken. Tar.V. Rio 12 144 35.1) Gestalt länglich apfelkernförmig, vorn scharf zugespitzt, hinten verbreitert, mehr gerundet, ziemlich dick. Aussenseite convex, meist glatt oder mit undeutlichen Buckeln, seltener (Figur 14a) mit verdickten Rippen, die am Dorsalrand beginnen, aber bald gegen die Mitte hin verschwinden. Innenseite abgeflacht, von dem breiten, geraden Sulcus durchzogen, der keinerlei Einschnürung, dagegen deutliche colliculare Bildungen zeigt. Diese eigentliche 104 Fläche der Innenseite wird vorn und hinten, z. Th. auch ventral von einer Zone umgeben, die mehr nach aussen abfällt und sich ziemlich scharf von der Ebene der Innenseite absetzt. Die Beziehung zu den Otolithen der Ophidiiden sind offenbar, allein es fehlt mir an Vergleichsmaterial, um die Stellung näher präcisiren zu können. In gewissen Punkten z. B. in der Ab- flachung der Innenseite, zeigt sich auch hier ein Uebergang zu Macruriden. Vorkommen: Uhnteroligocän; Lattorf. Otolithus (Ophridiidarum) occultus Koken. Pat. VI. Rio 2 ka a Gestalt oval, hinten fast zugespitzt. Aussenseite flach ge- wölbt, mit breiten, flach - rundlichen Rippen, besonders dorsal, welche sich gegen die Mitte hin verlieren. Innenseite convex; auf der Höhe der Wölbung liegt der kleine Sulcus, der vorn und hinten weit vom Rande getrennt ist und eine eigenthümliche beil- förmige Gestalt hat. Er ist von collicularen Bildungen erfüllt, nach oben durch eine Crista superior abgegrenzt, nach unten durch eine breitere Anschwellung, sodass er fast wallartig ein- gefasst ist. Die Area über dem Suleus ist scharf markirt, da der Otolith hier flach ist und die Crista superior sich steil dar- über erhebt. Statt der Ventralfurche eine breitere Depression. Am Dorsal- und Ventralrande deutliche Furchen, dazwischen flache Rippen. Mit Sicherheit kann ich den Otolithen nicht unterbringen, vermuthe jedoch seine Zubehör zu den Ophidiiden oder Maeruriden. Vorkommen: Unteroligoeän; Lattorf. Mitteloligocän (Sep- tarienthon); Offenbach a. M., Hermsdorf, Joachimsthal. Otolithus (Ophidtiidarum) marchicus Koken. Tal x, Mor Ts, Gestalt länglich, vorn und hinten zugespitzt, Innenseite flach, Aussenseite mässig convex, am meisten nach dem Ventralrande hin, glatt. Suleus acusticus elliptisch, vom Vorder- und Hinter- rande gleich weit getrennt, mit collicularen Bildungen erfüllt. Die Ventralfurche beginnt als breite Depression im Rostrum, ver- schmälert sich am Ventralrande und breitet sich hinten wieder zu einer flachen Depression aus, die mit der lang gestreckten Area in Verbindung tritt. Das Stück der Innenseite, welches den Sulcus trägt, tritt dadurch reliefartig hervor. Die Gestalt und Reduction des Sulcus lassen wie bei vo- riger Art auf einen Ophidiiden schliessen. Vorkommen: Mitteloligocän: Hermsdorf. a re rt Er Ed 0 en ad 105 Otolithus (Ophrdirdarum) hybridus Koken. Tabs). Bie.sl 7% Gestalt spitz apfelkernförmig, nach hinten in eine Spitze ausgezogen, vorn stumpflicher. Ventralrand gleichmässig gekrümmt, Dorsalrand im stumpfen Winkel geknickt. Aussenseite convex, nicht scharf von der Innenseite abgesetzt. Der Sulcus bildet eine breite, etwas unregelmässig begrenzte Einsenkung auf der Innenseite, die mit collicularen Bildungen erfüllt ist. Nach hinten ist sie verschmälert; sie erreicht den Rand des Otolithen nicht. Ueber dem Sulcus liegt eine dreieckige Area, die sich noch etwas in die hintere Spitze des Otolithen verlängert. Unter dem Sulcus eine breite Depression, der Ventralfurche entsprechend. Die apfelkernförmige Gestalt unterscheidet ihn von der vo- rigen Art genügend, sodass wir weitere Kennzeichen nicht hervor- zuheben brauchen. Bei Otolithus Halgendorfi ist der Sulcus gleichmässig bandförmig, bei O0. saxonıcus die appendiculäre Cauda schärfer. Vorkommen: Mitteloligocän; Süldorf. Otolithus (Ophidiidarum) saxonicus Koken. Bar X, Biel 19. Gestalt länglich oval, weder vorn noch hinten besonders zugespitzt. Aussenseite convex, glatt, in der Nähe des Ventral- randes am dicksten, mit einigen unregelmässigen Buckeln. Innen- seite ebenfalls stark gewölbt, mit breitem, vertieftem Suleus, der hinten in eine kleine, aber ziemlich scharf abgesetzte Cauda sich verschmälert. Der vordere Theil des Sulcus enthält ein grosses, die Cauda ein kleines Colliculum (ilöt in VaıtLanr's Nomenclatur). Ueber dem Sulcus liegt eine längliche, vertiefte Area, welche zum Dorsalrand ziemlich steil abfällt; noch steiler senkt sich die Partie unter dem Sulecus zum Ventralrande. Dieser Otolith ist von hohem Interesse durch die Ausbildung des Sulcus, der in der unregelmässigen Form dem vorigen, über- haupt den Ophidiiden gleicht, durch die appendiewläre Cauda aber auch an ©. difformis und O. occultus erinnert. Vorkommen: Mitteloligocän; Magdeburg. ©. Anacanthini heterosomata. Otolithus (Platessa) sector Koken. Taf. I, Fie. 4. 1888. Neue Untersuchungen an tertiären Fischotolithen, p. 292, t. XVIL ‚f., 14—16. Diese Art, eine der häufigsten in den Jackson - Schichten Nordamerikas, fand sich auch, aber bedeutend seltener, im Unter- 106 oligocän von Westeregeln und Österweddingen. Einen Unter- schied vermag ich nicht festzustellen; auch heute kommen an der nordamerikanischen Küste einige mit der Nordsee etc. gemein- same Arten von Plattfischen vor. In dem citirten Aufsatze habe ich gezeigt, dass die Otolithen einem Fisch aus der Gruppe der Platessa flesus angehören. Im Mitteloligocän oder noch jüngeren Schichten haben sich Platessa noch nicht sicher gefunden. wohl aber einige auf Soleiden und Ahombus (?) bezügliche Otolithen. Vorkommen: Unteroligocän; Westeregeln, Osterweddingen. Jackson-Schichten Alabama’s. Otolithus (Solea) lenticularis Koken. 18846 Le, m. 549, ER 15. Vorkommen: Oberoligocän; Cassel. Otolithus (Solea) guestfalicus Koken. Paf.-V.. Bio. 10,103 .4051, Gestalt elliptisch, an beiden Enden leicht zugespitzt. Aussen- seite convex, wellig gebogen, ohne deutlicher differenzirte Sculptur. Innenseite convex. Der Sulcus liegt in einer scharf umgrenzten Depression derselben und, seine Ränder treten wallartig heraus. Er verläuft leicht gebogen, ist vorn erweitert, aber flach; hinten stärker vertieft. O. lenticularıs unterscheidet sich durch die Abrundung der Hinterseite, die convexe, glatte Aussenseite, die weniger hervor- stehenden Ränder des Suleus und die nur undeutliche, ihn um- ziehende Depression. Vorkommen: OÖberoligocän; Bünde. Otolithus (Solea) approximatuws Koken. Tat-V, Bie. 13 (1027, Gestalt rundlich, Aussenseite convex, glatt. Innenseite flach. Der breite Suleus ist wallartig umgrenzt; die der Cauda und dem Ostium entsprechenden Theile sind jeder für sich vertieft, die Verbindung mit dem Vorderrande flach. Von ©, lentieularıs und O. guestfalicus schon durch die rund- liche Form stets zu unterscheiden. Durch diese und die Aus- bildung des Sulcus nähert er sich den Otolithen der lebenden Solea vulgarıs, deren miocänem Vorläufer er angehören mag. Vorkommen: Miocän; Langenfelde i. Holstein. Otolithus (Pleuronectidarum) acuminatus Koken. Ve Ad2 te. ler Gestalt gestreckt elliptisch, Aussenseite convex, glatt, mit undeutlichen Buckeln.. Auch die Innenseite ist convex und fällt gegen den Ventralrand deutlich ab, während die dorsale Partie flach ist und gegen die starke Crista superior des Sulcus sogar vertieft erscheint. Der Suleus ist breit, kurz, nach vorn und hinten etwas verschmälert, stark vertieft, von einer Längswölbung durchzogen. Die Verbindung mit dem Vorderrande ist unter- brochen, jedoch durch eine schmale. geringe Depression noch angedeutet. Dieser Otolith gehört auch wohl in die nähere Verwandt- schaft von Solea, doch ist die Gattung vorläufig nicht genau fest- zustellen. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim. Otolithus (?Rhombus) rhenanus Koken. Tara Dres 157 21). Gestalt elliptisch. vorn zugespitzt, hinten schräg abgestutzt, flach. Aussenseite concav, mit einigen undeutlichen Buckeln oder Rippen, in der Jugend glatt und convex. Der Sulcus ist lang, schmal und stark vertieft, oben und unten von deutlich hervor- tretenden Leisten begleitet, nach hinten verschmälert, zuweilen fast spitz endigend. Eine leichte Verengung gegen die Mitte könnte man als Andeutung einer Theilung in Ostium und Cauda auf- fessen; etwa an derselben ist die Orista inferior eigenthümlich verbreitert, wie beim lebenden ARhombus. Zarte radiale Runzeln strahlen von den Begrenzungen des Sulcus gegen die Seiten aus. Der Otolith nimmt eine Mittelstellung zwischen Rhombus und Solea ein, trägt jedoch im Allgemeinen mehr die Charaktere ersterer Gattung und mag hier zunächst untergebracht werden. Die flache Gestalt, der schmale vertiefte Sulcus mit spitz endi- sender Cauda und verdickter Crista inferior sprechen für diese Einreihung. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim. D. Acanthopterygüi. I. Seiaenidae. Otolithus (Sciaena) holsaticus Koken. Fat. NIEsKigsd; karıl2: 1): Gestalt langgestreckt: die Aussenseite hinten mit einem mas- sigen, vierseitigen Höcker, nach vorn verflacht. schnabelschuhartig 108 auslaufend. Der Höcker ist etwas nach dem Ventralrande ge- neigt und bildet daher mit dieser Partie der Aussenseite einen stumpfen Winkel, während er in den Dorsalrand viel allmählicher übergeht, obwohl auch von diesem scharf abgesetzt; vor ihm eine tiefe und hinter ihm eine flache, breite Depression. Der Rand oder, wenn man will, die Basis der Aussenseite ist concentrisch gestreift. Der Winkel zwischen Dorsal- und Vorderrand ist etwas nach oben gebogen, zuweilen spitz verlängert.. Innenseite stark convex. mit dem grossen, einem Schlüssel ähnlichen Sulcus acusticus, wie er allen Sciaeniden zukommt. Cauda vertieft, scharf nach unten umgebogen, der obere Schenkel des Winkels der längere. Ostium nicht vertieft, durch collieu- lare Bildungen erfüllt und von anderem Glanz als die übrige Innenseite; es füllt fast den ganzen vorderen Theil derselben aus. Diese Form ist als miocäner Vorläufer der Sciaena aquwıla aufzufassen, deren mächtige, sonderbar gestaltete Gehörsteine seit lange bekannt sind und früher theils als Amulette getragen, theils direet als Heilmittel in den Apotheken verkauft wurden. Man verglich den Sulcus acusticus mit dem Abbilde des Schlüssels Petri, wie man mit wundergläubigen Augen in dem Suleus der grossen Gadus- Arten, besonders von Morrhua, die Jungfrau mit dem Bambino zu erblicken glaubte. Die Unterschiede von Scraena aqua sind, wie man sich leicht überzeugt, recht geringfügig. Die Sagitten dieser Art sind relativ breiter und. besonders vorn, flacher. Der Höcker ist niedriger, grenzt sich aber sehr scharf ab. Der Winkel zwi- schen Dorsalrand und Vorderrand ist gerundet. Der herabgezo- gene Theil der Cauda liegt dem Ostium näher und ist etwa ebenso lang wie der horizontale. Ich will hinzufügen, dass von Sciaena holsatica Exemplare vorliegen, welche relativ noch schmäler und vorn viel mehr zugespitzt sind als das abgebildete. Vorkommen: Miocän von Langenfelde, ziemlich häufig. Otolithus (Seiaena) speciosus Koken. 1a) Val Iuen2 2a 00 Schliesst sich an die vorige Art als oberoligocäner Vorläufer an. Die Otolithen sind relativ breiter, elliptisch.h Das Ostium nach vorn wenig verschmälert, nicht so gestreckt; oberhalb des Ostiums eine relativ breite Randzone, die etwas vertieft ist. Die Aussenseite trägt hinten einen breiten, gerundeten Höcker, der nach keiner Seite scharf abgesetzt ist und viel mehr Platz einnimmt als die vordere, flache Partie. Zuweilen sieht man noch eine undeutliche Zweitheilung dieses Höckers angedeutet, der durch 109 Verschmelzung der zwei Höcker bei 0. (Sciaena) vwrregularıs entstanden ist. 1884 begriff ich diese Art mit unter O. (Sceraenidarum) irregularis, habe mich aber inzwischen überzeugt, dass sie von dieser Form getrennt zu halten ist und auch nicht in sie über- geht. Das l. c., t. XII f. 8 abgebildete Exemplar, von Detmold stammend, bildet den Typus der Art und ist von ©. erregularis abzutrennen. Die im Sternberger Gestein gefundenen Exemplare scheinen sämmtlich etwas gestreckt zu sein und mögen als var. erratica vorläufig für sich gehalten werden. (Taf. VII, Fig. 2, 2a.) Vorkommen: Öberoligocän; Detmold, Sternberger Gestein. Otolithus (Sceaena) meridionalis Koken. Dieser Otolith unterscheidet sich von beiden eben bespro- chenen durch die verkürzte schiefe Gestalt und die scharf nach oben gerichtete Ecke des Vorder- und Dorsalrandes. Der Vorder- rand verläuft sehr schräg in den Ventralrand, daher ist auch das Ostium des Sulcus acustieus nicht so gleichmässig ausgebildet, wie bei Sc. agıela, sondern sehr schief herzförmig. Der herab- gebogene Theil der Cauda verläuft unmittelbar am Hinterrande. Der Höcker der Aussenseite ist sehr massig, unregelmässig ge- rundet und geht direct in den Hinterrand über. ; Vorkommen: Miocän: Foro Bosca bei Asolo. (Mus. Berol.) Otolithus (Sciaena) Kirchbergensts Koken. Auch diese Art muss der Scraena aqua offenbar nahe stehen, unterscheidet sich aber dadurch, dass hier die Vorder- seite verbreitert, die Hinterseite zugespitzt ist. Der Höcker der Aussenseite fällt nach vorn und hinten ziemlich gleichmässig ab. Vorkommen: Miocän (mittleres); Ober-Kirchberg a. d. Iller, Ober-Schwaben. Otolithus (Sciaena) irregularis Korn. Taf. VIII, Fig. 3—3b (2:1). BSStsel ct. XI, f. 7 (non.'8). Die Abtrennung des O. (Scraena) speciosus als selbständige Art ist schon besprochen. Es verbleiben hier die relativ breiten, oblongen Otolithen, deren Aussenseite mehr oder minder deutlich in eine vordere und eine hintere Erhebung getheilt ist. Eine ziemlich genau die Mitte haltende Depression trennt beide von einander; wird dieselbe sehr flach, so verschmelzen beide Hügel zu einem, der dann die ganze Aussenseite einnimmt. Diese letztere Varietät ist zugleich etwas dicker und schmaler; der Rand 110 der Äussenseite steigt steiler an und ist besonders ventral fein concentrisch gestreift. Diese Varietät, die schon mit dem Typus zusammen bei Cassel (Oberoligocän) vorkommt, setzt auch in's Mioceän fort. während jener auf das Oberoligocän beschränkt scheint; vielleicht wird man sie auf mehr Material hin als eigene Art abscheiden müssen. Im Untermiocän von Weisenau b. Mainz ist sie in schönen Exemplaren vorgekommen, an denen das Ostium des Sulcus stets etwas schmaler, relativ länger ist, als an ober- oligocänen Stücken. Vorkommen: Oberoligocän; Cassel (Ahnethal), Niederkau- fungen, Rackow. — Var.! Oberoligocän; Cassel. Miocän; Hoch- städt (Taf. VIH, Fig. 3 — 5b), Oberkirchberg, Weisenau bei Mainz. Otolithus (Seraena) amplus KokEn. Tai. Vi, Bio. 5 32. (9.1). Gestalt abgerundet vierseitig, die Winkel zwischen Oberrand und Vorder- resp. Hinterrand annähernd rechte. Die Aussenseite glatt oder unregelmässig wellig. nach hinten zu etwas stärker gewölbt. Der Suleus ist sehr entwickelt, das schaufelförmige Ostium höher resp. breiter als lang: der umgebogene Theil der Cauda reicht nicht so weit nach dem Ventralrand hinunter als die un- tere Grenze des Ostium. Dieser Ötolith sieht dem Otolıtnus (Sciaena) erregularts sehr ähnlich (Taf. VIII, Fig. 5). unterscheidet sich aber durch weniger gestreckte Gestalt und die gleichmässige Wölbung der Aussenseite. welche bei OÖ, wrregular:s in zwei Höcker zerfällt. Diejenigen Varietäten des OÖ. zrregularıs, bei denen dieselben zu einem verschmolzen sind, lassen sich durch ihre grössere Dicke immer noch getrennt halten. Unter dem recenten Vergleichsmaterial fand ich die ähn- lichsten Formen bei der Gattung Umbrina, doch bedürfen die lebenden Sciaeniden noch einer genaueren Revision, sodass ich von einer Einreihung in diese Gattung vorläufig absehe. Vorkommen: Oberoligocän; Sternberger Gestein. Otolithus (Sciaena) obtusus Koken. Ma lSovE, Prskeran Mara Gestalt gestreckt elliptisch. Aussenseite gleichmässig und hoch gewölbt oder nach vorn zu mit einer Depression, welche einen höheren hinteren Theil von dem flacheren vorderen trennt; der Rand ist gewöhnlich concentrisch gestreift. Der Suleus zerfällt in eine sehr lange, schmale Cauda, deren herabgebogener Theil den Ventralrand ganz oder fast erreicht und in ein sehr breites, relativ kurzes Ostium, welches durch den Vorderrand des Otolithen wie abgestutzt erscheint. Der Otolith ist nach diesem Merkmale stets mit Sicherheit von ©. irregularıs und ©. specrosus, zwischen denen er der äusseren Gestalt nach schwankt, zu unserscheiden. Vorkommen: Oberoligocän; Sternberger Gestein. Otolithus (Corvina) gebberulus Koken. Taf. VIL, Fig. 7” —"b 8:1). Diese Art, welche der lebenden Corvena nigra des Mittel- meeres nahe steht, habe ich nochmals abgebildet, weil die 1884, l. e., t. IX, f. 7 gebrachte Abbildung nur die Aussenseite eines nicht sehr charakteristischen Exemplares darstellt. Die feinen radialen Sculpturen werden auch am Ventralrande der Innenseite sichtbar, und auch der Umriss der flachen Otolithen nähert sich häufige der rundlichen Gestalt der Sagitta von Üorveina nigra. In die engere Verwandtschaft gehören die von mir aus den Vicks- burg- und Clayborne-Schichten beschriebenen ©. radıans und ©. intermedius, die in manchen Punkten aber wieder einen Ueber- gang zu Sciaena vermitteln. Das steht im Einklang mit der Ansicht vieler Ichthyologen (z. B. Jorvan), dass Corvena (oder besser Johndus) selbst als Untergattung von Serauena kaum auf- recht zu erhalten sei. Ich will durch die Bezeichnung Corvena nur auf die bestimmte Beziehung zu dem genannten Mittelmeer- fische aufmerksam machen, die kein anderer der zahlreichen Sciaeniden-Otolithen des deutschen Tertiärs zeigt. Vorkommen: Öberoligocän; ÜOassel. Ein einzelnes, etwas corrodirtes Exemplar aus dem Mittel- oligocän von Waldböckelheim zeichnet sich durch die grössere Dicke und geringere Sculptur vor den oberoligocänen Stücken aus. Otolithus (Sceinenidarum) ovatıs Koken. Baal ie 9. 5a (Ley und 6, 0a:(15: 1). Gestalt elliptisch, meist vorn etwas breiter als hinten. Der Oberrand ist stark gekrümmt und geht unmerklich in den Vorder- rand über, während er gegen den Hinterrand sich etwas schärfer absetzt. Die Aussenseite ist nach der Mitte zu eingesenkt, min- destens abgeplattet und mit mehr oder weniger (im Alter) deut- lichen, am Rande als verdickte Rippen auftretenden Höckern besetzt. Diese Seulptur ist bei jungen Exemplaren auf der Innen- seite durch feine randliche Furchen markirt, welche den Tren- nungsfurchen der Höcker auf der Aussenseite entsprechen. Der Sulcus ist relativ kleiner als bei der vorhergehenden Art und daher weiter vom Rande getrennt. Das schaufelförmige Ostium ist länger als breit, nach vorn zusammengezogen und reicht nicht so weit ventralwärts wie das umgebogene Ende der Cauda. Vorkommen: Oberoligocän; Sternberger Gestein. Otolithus (Setaenidarum) insignis Koken. Taf X,1sKig,11x@ Cl): Gestalt dreiseitig, mit abgerundeten Ecken, dick, aussen und innen convex. Die Sculptur der Aussenseite beschränkt sich auf einige scharfe Zähne am Dorsalrande; die vordere Partie des Ötolithen ist flacher als die hintere. Sulcus acusticus lang, dem Dorsalrande genähert, bis zum Hinterrande ausgedehnt, scharf in Ostium und Cauda geschieden. Ersteres von der eigenthümlichen Herzform der Sciaeniden, aber relativ klein und sehr schräg verschoben. Die schmale aber tiefe Cauda verläuft im Ganzen ziemlich gerade zum Hinterrande, ist aber gleichsam zweitheilig. Die vordere, an’s Ostium schlies- sende Partie ist schmaler und wellenförmig gebogen; dann iolgt ein scharfer Absatz und nun, gleichsam als Appendix, der breite und tiefe Schlusstheil der Cauda, ganz gerade gerichtet. Derartige Appendices der Uauda kommen bei mehreren Sciae- niden vor (Collichthys, Ancylodon); Collichthys hat auch ein ähn- lich verschobenes Ostium, welches aber immerhin relativ noch viel grösser ist. Eine directe Beziehung zu einer lebenden Gat- tung habe ich bis jetzt nicht gefunden. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim (häufig). II. Trachinidae. Otolithus (Trachinus) mutabeilis KoKEn nov. nom. —; O0. biscissus.. 1884, 1. €... AL.t Ip ober Der früher gegebene Name bezieht sich auf eine Eigenschaft, die nur an wenigen Exemplaren beobachtet wurde und ist besser gegen obigen zu vertauschen. Meistens ist die Aussenseite der Otolithen glatt, ohne Fur- chen und Rippen, nur von einer ventral gelegenen Anschwellung durchzogen. In der dorsalen, flacheren Partie bemerkt man zu- weilen radiale Berippung, die auch eine entsprechende Unduli- rung oder selbst Kerbung des Randes hervorrufen kann. Eine der Exeisura ostii entsprechende Furche ist meistens deutlich, seltener lie ihr gegenüber liegende Furche des Hinterrandes. Es 113 kommen Variationen vielfach vor, sodass eine auf alle Fälle pas- sende Beschreibung kaum möglich ist. Stets ist die Dicke im Verhältniss zur Länge und Breite recht bedeutend. Ueber dem Sulcus liegt eine stark vertiefte Area, an welcher gern die Verwitterung einsetzt, sodass dann der Sulcus nach oben sehr verbreitert erscheint und schliesslich seine dorsale Begren- zung ganz verliert. Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen. — Oberoligocän; Cassel, Freden, Wangelnstedt, Sternberger Gestein. Otolithus (Trachinti) verus Koken. Kat X „BKig..13, 14,505 21). Gestalt ähnlich dem vorigen, lang elliptisch, vorn zugespitzt (Rostrum), hinten schräg abgestutzt. Auch hier wird die Aussen- seite von einer ventral gelegenen Erhebung durchzogen, ist aber sehr scharf und zierlich gerippt, auch an ganz jungen Exemplaren. Im Ganzen ist der ÖOtolith flacher. Der Sulcus bietet keine Un- terschiede, vielleicht endigt die Cauda hinten spitziger als bei O. mutabdis, doch kann das wechseln. Wenn die Beziehung des ©. mutabilıs auf Trachinus die Möglichkeit eines Irrthums nicht ausschloss, so erweist sich ©. verus durch die flachere Gestalt und die Berippung und Zähne- lung der Aussenseite als echter Trachinus, wodurch dann auch wiederum die Deutung jenes eine Stütze erhält, denn schwerlich kann man beide generisch trennen. Eine sehr ähnliche Art habe ich als O. laevigatus 1388 aus den Jackson - Schichten Nord- amerikas beschrieben. Vorkommen: Oberoligocän; Üassel. Otolithus (Trachint) seelandicus Koken. BES KeNEN,.L. c.,t.\, f. 25, p. 225. Gestalt elliptisch, Innenseite regelmässig gewölbt, Aussenseite etwas concav, wenigstens mit einer vertieften Randzone. Die Sceulptur besteht in unregelmässigen Anschwellungen und Furchen. Der Dorsalrand ist undeutlich gekerbt. Der schmale Suleus ist Figur 8. Figur 9. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1. fe) 114 von collicularen Bildungen durchzogen, die sich in einen ostialen und einen caudalen Theil gliedern. Das Ostium ist grösser als die Cauda. Eine Area scheint nur an kleinen Exemplaren noch zu erkennen zu sein. Deutlicher lässt sich eine ventrale Furche verfolgen. | Es ist diese die älteste mir bekannte Art dieser Gruppe, und von ihr dürften unsere oligocänen Trachiniden herstammen; eine unteroligocäne, also sich direct anreihende Art ist allerdings bis jetzt in Deutschland nicht gefunden. | Vorkommen: Paleocän; Kopenhagen. III. Beryeidae. Gattung Hoplosthethus. Von diesem bekannten Berycidengeschlechte, dessen Arten wohl sämmtlich nur Ausläufer der einen, H. mediterraneus, sind und sowohl in abyssischen Tiefen, wie auch noch in der Küsten- zone leben, sind nach den Otolithen jetzt eine grössere Anzahl von Arten ermittelt. Die Sagitta des lebenden H. (mediterraneus) japonieus, zuerst von VAILLANT abgebildet (Voy. Talism. et Travailleur) und auf unserer Taf. IX, Fig. 5, 3a in etwas schärferer Belich- tung dargestellt (ca. 3:1), ist im Verhältniss zum Körper des Fisches sehr gross, wie auch bei den anderen von mir hierauf untersuchten Beryciden. Von der Innenseite betrachtet, bietet sie die Form eines verschobenen Halbkreises, dessen stärkere Rundung nach vorn gelesen ist, während die hintere Seite sich etwas verlängert. Der unterhalb des Sulcus acusticus liegende Theil der Innenseite ist gewölbt und ziemlich breit, der oberhalb gelegene schmaler und vertieft (Area). Das Ostium des Suleus ist sehr weit, seine untere Begrenzung bildet einen stark ge- schwungenen Bogen, der sich scharf von der unteren Begrenzung der Cauda des Sulcus absetzt. Die Crista superior ist deutlich ausgeprägt und steigt vorn ziemlich schnell nach oben. Excisura ostii sehr tief. Cauda gerade. Die Sculpturen bestehen in regelmässig radialen Furchen der Vorderseite und der Hinterseite und in einigen scharfen Vorsprüngen des Umrisses, von denen vier am dorsalen Rande liegen (Rostrum, Antirostrum, ein mitt- lerer Vorsprung und die scharfe, von dorsaler und Hinterseite gebildete Ecke), einer auf der Grenze der Hinterseite gegen den Ventralrand und einer etwa in der Mitte des Ventralrandes selbst. Betrachtet man die Aussenseite, so bemerkt man, dass ihre stärkste Erhebung einer flachen Curve folgt, die dem Ventralrande ähn- lich verläuft und diesem genähert liest. Von dem Wachsthums- 115 Mittelpunkte (umbo) strahlen einige deutlichere Radien aus. welche sich in den oben bezeichneten Vorsprüngen verlieren. Es ent- stehen dadurch Flächen, welche den von VAILLANT gezogenen Vergleich mit einer stumpfen Pyramide ganz treffend erscheinen lassen. Besonders deutlich markirt sich der nach der Ecke zwi- schen Hinterseite und Ventralrand führende Radius, doch auch der nach dem Rostrum führende; die zwischen den Schenkeln dieses stumpfen Winkels liegende Partie hebt sich als eine Fläche der Pyramide deutlich ab. Im Vergleich zu den fossilen Arten ist der Sulcus sehr seicht. Otolithus (Hoplosthethus) Lawleyi Koren. Tor Pe BH1092924 (2). Die Art, welche mir in mehreren schön erhaltenen Stücken aus dem Pliocän von Orciano bei Pisa vorliegt, schliesst sich, wie zu erwarten, nahe an die lebende an. Sie unterscheidet sich durch die viel bedeutendere Entwickelung des Sulcus, beson- ders des Ostium, welches sich so ausbreitet, dass die Cauda ver- kürzt erscheint und die ventrale Partie der Innenseite sehr ge- schmälert erscheint. Ostium, besonders aber die Cauda des Sulcus sind sehr vertieit, letztere durch eine Senke mit dem Hinterrand verbunden. Crista superior sehr hervorspringend, die dorsale Partie der Innenseite (Area) auf einen schmalen Saum reducirt. Während in der Regel bei den Otolithen Aussen- und Innenseite sich dorsal in einem spitzen Winkel vereinigen, bildet sich hier eine breite Zwischenzone, welche dadurch entsteht, dass Crista superior und die unmittelbar darüber gelegene Partie so anschwellen, dass die noch mehr dorsal belegene, eigentlich der Innenseite noch zugehörende Fläche sich in einen rechten Winkel zu derselben stellt. Alle Sculpturen und Vorsprünge sind massiger als bei Hopl. mediterraneus, aber ganz homolog vertheilt. Auffallend scharf ist die Ecke zwischen Hinterseite und Dorsalrand. Bei einem grös- seren Exemplare von Orciano bildet sie geradezu einen nach vorn zurückgebogenen Haken. Otolithus (Hoplosthethus) pisanus Koken. Pac Piel, 1a). Sulcus sehr tief, Ostium ventral noch stärker ausgebogen, als bei voriger Art, aber kürzer als die breite Cauda, welche vom Rande deutlich getrennt bleibt. Crista superior scharf de- finirt, vom Beginn der Cauda bis in das Antirostrum verlaufend. Die dorsal vom Sulcus liegende Partie der Innenseite viel mehr g* 116 entwickelt als bei O. (Hopl.) Lawleyt und mit der Ecke zwischen Hinterseite und Dorsalrand continuirlich verbunden. Die Vorder- seite und zugleich die ventrale Begrenzung des Ostium steigen sehr steil an. Excisura ostii deutlich, aber schwächer als bei O0. (Hopl.) Lawleyi und Hopl. mediterraneus, Rostrum wenig vorspringend. ; Vorkommen: ÖOrciano (nur 1 Exemplar. Mus. Berol.). Otolıthus (Hoplosthethus) Nettelbladti Korn. Taf. IX, Fig, 6,62. 10,1): Gestalt verlängert, etwa noch einmal so lang als hoch. Sulcus acustieus vertieft, nach oben von einer vorspringenden Crista superior begrenzt. Ostium kürzer als die Cauda, letztere hinten ein wenig nach unten gebogen, vom Hinterrande getrennt. Ventrale Partie der Innenseite gleichmässig gewölbt, glatt, Ven- tralrand ohne Vorsprünge; dorsale Partie als Area entwickelt, die sich nach hinten deutlich absetzt. Excisura ostii tief, ziem- lich weit nach hinten gerückt, Rostrum sehr verlängert. Aussenseite angelegt wie bei den anderen Arten, jedoch tritt das pyramidenförmige weniger hervor, weil die ganze Gestalt ge- streckt ist, die dem Ventrairand etwa folgende Erhebung (vergl. oben unter H. medeterraneus) sehr überwiegt, und der zur Ecke zwischen Dorsalrand und Hinterseite führende Radius schwächer ist als der zum Hauptvorsprunge des Dorsalrandes ziehende. Hinterseite gefaltet wie bei A. mediterranenus. Durch seine relative Länge und die gleichmässige Ausbildung des Ventralrandes ist dieser Otolith von den übrigen Arten leicht unterschieden. Ich benenne diese einzige aus dem Oberoligocän bekannt gewordene Art nach Herrn Oberst z. D. von NETTELBLADT, welcher systematisch die Otolithen des Sternberger Gesteins ge- sammelt, präparirt und mit den Fachgenossen bekannter Liebens- würdigkeit für die wissenschaftliche Bearbeitung zur Verfügung gestellt hat. Vorkommen: Sternberger Gestein; mehrere Exemplare in der Sammlung des Herrn v. NETTELBLADT. Otolithus (Hoplosthethus) ostiolatus Koken. Taf. IX, Fig. 4, 4a u. 57(ea, 4:1). Gestalt weniger verlängert als bei voriger Art. Sulcus acusticus tief, nach oben durch eine scharfe Crista superior be- grenzt; Ostium nach unten tief ausgebuchtet, mit steil anstei- gendem Vorderrand. Exeisura ostii selır ausgeprägt, weit nach hinten, fast dem Absatz zwischen Ostium und Cauda gegenüber gelegen. Cauda mit dem Hinter- resp. Ventralrand durch eine Senke in Verbindune. In der Cauda markiren sich die ober- flächlichen, collieularen Bildungen. Die ventrale Partie der Innenseite stark entwickelt, der Ventralrand zweimal geknickt, besonders vorn sehr steil aufstei- gend (Vorderrand): dorsale Partie ebenfalls entwickelt (nicht ver- kürzt wie bei ©. Zawleyi), mit deutlicher Area, besonders bei dem jüngeren Exemplare Figur 4, welches hier auch radiale Sculpturen trägt. Aussenseite ähnlich dem Hopl. mediterraneus, jedoch ist die Radialsculptur des Dorsalrandes gleichmässiger, die des Vorder- randes dagegen verwischt; die Verbindungslinie zwischen Anti- rostrum und Ecke von Dorsal- und Hinterrand ist nicht durch tiefere Kerben unterbrochen. Vorderrand und Hinterrand bilden mit der Längsaxe der Cauda etwa einen rechten Winkel. Wenn wir die miocänen Formen kennen lernen, wird sich vielleicht ergeben, dass sehr nahe Beziehungen zu O0. (Hoplosthe- thus) pesanus obwalten, der in der allgemeinen Form und der Ausbildung des Suleus recht ähnlich ist. Ihm fehlt besonders die tiefe Excisura ostii. Vorkommen: Im mitteloligocänen Meeressande von Wald- böckelheim (Coll. BErTTGEr), selten. Otoliikus (Hoplosthethus) ingens Koken. — 0. (Apogoninarum) ingens KoX. 1884, 1. e., t XII, f. 1—3. Der dort gegebenen Beschreibung brauche ich nichts hinzu- zufügen. Ich will nur auf die Aehnlichkeit verweisen, die zwi- schen dieser Art und O. (Hoplosthethus) Lawleyi herrscht und unter andern auch in der Gestaltung des Dorsalrandes zum Ausdruck kommt. Ostium und Cauda sind relativ schmaler, doch liegt die Exeisura ostii wie bei jenem weit vor dem Knick, der Ostium und Cauda trennt. In dem Verhältniss von Höhe und Länge, sowie in der Ausbildung der randlichen Zacken (dem Grade nach) herrscht ziemliche Variabilität, jedoch bleiben die Grundzüge der Sculptur stets die nämlichen. Vorkommen: Unteroligocän von Lattorf und Egeln, häufig. (Mus. Berol., Samml. der geol. Landesanstalt.) Otolithus (Hoplosthethus) laciniatus Koxex. — 0. (Apogoninarum) laciniatus KoX., 1885 in! v. KeneEn, Ueber eine paleocäne Fauna von Kopenhagen, p. 115, t. Vf. 26 a,b. Die Gestalt ist etwa trapezförmig, jedoch ist die obere Seite des Trapezes (Dorsalrand) sehr tief ausgezackt. Ventralrand 118 dreiseitig geknickt, an jeder Ecke mit einem Vorsprung. Die Aussenseite ähnlich wie bei O0, (Hoplostheihus) ingens, aber mit nur schwachen Furchen ete. wre Figur 10. Der Sulcus ist sehr tief, das Ostium kürzer als die Cauda, nach unten tief ausgebogen, vorn steil ansteigend. Die Exeisura ostii liegt aber recht weit nach vorn (gegen O. (Hopl.) ostiolatus und Hopl. mediterraneus). Ueber der Crista superior des Suleus liegt eine deutliche Area, die auch nach hinten abgegrenzt er- scheint durch eine Anschwellung, die von der scharf vorsprin- genden Ecke zwischen Dorsal- und Hinterrand ausgeht. Diese Art scheint dem 0. ostrolatus noch näher zu stehen, als dem O. zngens. Vorkommen: Paleocän von Kopenhagen. 1 Exemplar Mus. Gött. Otolithus (Monocentris) subrotundus Koken. 18845 Iljc., XI. Arad: Ueber die wahre Stellung dieses im Unteroligocän verbrei- teten Otolithen bin ich kaum noch im Zweifel. Zum Vergleiche habe ich die Sagitta von Monocentris japon’ca neben O. sub- rotundus abbilden lassen (Textfigur 11 u. 12 nebenstehend). Von Beryciden konnte ich Polymixia, Hoplosthethus und Monocentris untersuchen, abgesehen von Myripristis und Holo- centrum, welche häufig als besondere Familie abgezweigt werden. Hoplosthethus und Monocentris stehen einander näher als Poly- mixıa. Das ausserordentlich umfangreiche, ventral ausgebogene, nach vorn etwas verengte Ostium, die nach oben concave Üurve der dorsalen Begrenzung des Sulcus, die convexe Aussenseite, deren grösste Dicke dem Ventralrande zu liegt, die rundliche Gestalt, die geringen Ausbuchtungen der Peripherie — alles das Figur 11. Figur 12. stimmt vortrefflich zu Monocentrts, und ich würde nicht anstehen, die Vereinigung mit dieser Gattung als endgültig anzusehen, wenn ich die Otolithen der wichtigen Gattung Beryx hätte untersuchen können. So bleibt immer noch die Möglichkeit, dass O. sub- rotundus zu Beryx gehört, nicht ausgeschlossen. Die früher von mir ausgesprochene Stellung zu den Apogoniden muss aufgegeben werden, aber die Aehnlichkeit zwischen den Sagitten der Apogo- niden und echten Berceyden (excl. Polymixta und Holocentriden) ist so auffallend, dass dadurch eine grössere Annäherung der beiden Familien, als bisher angenommen wurde, angezeigt wird. Vorkommen: Unteroligocän; Lattorf, Westeregeln. Otolithus (Monocentris) integer Koken. v. Kenen. Paleocän von Kopenhagen, t. V, f. 25. Das relativ kleinere Ostium unterscheidet diese Art leicht von ©. subrotundus, dem sie sonst sehr ähnelt!). (Siehe Textfigur 13 auf p. 120.) Vorkommen: Paleocän; Kopenhagen. Otolithus (Monocentris) hospes Kokkn. 1888. 1. e.,t. XVIIL f. 15, p. 278. Die Ausführungen über diese Art der nordamerikanischen, miocänen Jackson - Schichten sind nach dem oben Gesagten zu !) Es mag erwähnt werden, dass eine verwandte Form, jedenfalls zu den Beryciden s. str. gehörend, schon im Senon von Siegsdorf auf- tritt. Abbildung und Beschreibung erfolgen in der von Herrn Dr. BÖHM bearbeiteten Monographie dieser Ablagerungen. Figur 13. präcisiren. Von den |]. c. unterschiedenen zwei Formenkreisen hat sich der eine als zu Hoplosthethus gehörig herausgestellt, wäh- rend der andere zu Monocentris zu ziehen ist. Otolithus (Berycidarum) rhenanus KokEn. Tar v1, 10% 10, 102 (10298 Gestalt länglich-elliptisch, vorn zugespitzt, ausgerandet, hinten schräg abgestutzt, ziemlich diek. Aussenseite convex, mit un- deutlichen Rippen; am schärfsten tritt eine Falte oder Rippe des Dorsalrandes hervor. Die Haupterhebung liegt mehr ventral als dorsal und der Ventralrand fällt daher steil ab. Innenseite etwas convex, mit ungewöhnlich stark ausgeprägtem Sulcus, Area und Ventralfurche. Der Sulcus zerfällt in ein sehr weites, löftelförmig ausgehöhltes Ostium und eine etwas längere, aber auch bedeutend schmalere Cauda, die unweit des Hinterrandes ziemlich spitz endigt. ÜUrista superior sehr stark, darüber die vertiefte Area. Ventralfurche unweit des Randes, sehr auffallend. Am ehesten kann man diesen Otolithen mit O. osteolatus von Waldböckelheim vergleichen, und da dieser zur Gruppe des Hoplo- sthethus gehört, so dürfte auch die vorliegende Form als Berycide aufzufassen sein. Die Unterschiede ergeben sich aus dem Ver- gleich der Abbildungen besser, als Worte ausdrücken können. Vorkommen: Untermiocän (Corbeeula-Schichten); Nieder- Ingelheim. Ein Exemplar aus dem Mitteloligocän von Wald- böckelheim lässt sich wegen sehr geringer Unterschiede (flacheres, nicht so tief ausgehöhltes Ostium) als ältere Mutation auffassen. Die Hauptcharaktere stimmen aber mit dem Typus. Otolithus (Berycidarum) geron Koken. Taf. VI, Fig. 5 (8:1). Taf. 1X, Big. 7,7220 0 a), Gestalt oval, hinten breit gerundet, vorn durch das Rostrum zugespitzt und die Exceisura ostii ausgerandet. Sculptur der u aa 3 tin un Aussenseite an grösseren Exemplaren sehr gering; die ventrale Partie beginnt mit einer flachen Zone, schwillt dann stark an, während der dorsale Theil wieder viel flacher ist. Am Dorsal- rande bemerkt man gewöhnlich einige unregelmässige Rippen, welche an jungen Exemplaren meist viel mehr hervortreten und durch tiefe Furchen getrennt sind. Der dem Rostrum entspre- chende Theil der Aussenseite erhebt sich deutlich über den vor- lagernden Dorsalrand. | Der Sulcus acusticus zeigt ein weit geöffnetes Ostium, welches durch eine Stufe von der schmaleren, etwa doppelt so langen Cauda getrennt ist. An sehr kleinen Exemplaren ist die Cauda fast gerade nach hinten gerichtet, gegen den Hinterrand verschmälert und kaum etwas gebogen; an grösseren Otolithen senkt sich das Ende der Cauda deutlicher, aber nie beträchtlich. Colliculare Bildungen durchziehen die ganze Cauda und setzen sich besonders ventral durch eine deutliche Linie ab. Der Ventralrand des Ostium bildet einen scharfen Knick gegen die Cauda und eine nach unten convexe Curve; die dorsale Grenze wird durch eine starke Aufbiegung der wohl entwickelten Crista superior gebildet. Die Area ist stark vertieft, sodass der Dorsalrand wieder erhaben hervortritt. Die Ventralfurche ist besonders an kleinen Exem- plaren scharf markirt, während sie im Alter zu weit gegen den Ventralrand rückt, um deutlich erkennbar zu bleiben. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim. — Ober- oligocän; Cassel, Kaufungen, Sternberger Gestein. Otolethus (Berycidarum?) parvulus Koren. Patı X, Biel 4,55 ALT). Kleine Otolithen von annähernd fünfseitiger Gestalt. Der Ventralrand ist sehr scharf gekrümmt, der Dorsalrand fast gerade, der Hinterrand abgestumpft. Das Rostrum ist breit und ragt weit vor. Die Aussenseite ist gewölbt, fast immer mit einer runden, lochartigen Depression in der Mitte (durch Verwitterung), auch meist in ein Loch verwandelt, glänzend-glatt, mit einigen Rippen am Rande. Innenseite flach. Ueber der scharfen Crista superior eine ausgedehnte, flach vertiefte Area, in welcher die Rippen des Dorsalrandes meist deutlich sichtbar sind. Der Suleus acusticus ist in seinem geraden, caudalen Theile ziemlich tief, flacher im Ostium, welches daher häufig nur undeutlich abge- grenzt erscheint. Excisura und OÖstialfurche meist deutlich. Ventralfurche in der Nähe des Ventralrandes. Ich hielt diesen Otolithen früher für jugendliche, nicht zur vollen Charakteristik gekommene Sagitten von Pereiden, doch ist 122 er mit keiner der mir bekannten Arten durch Uebergänge ver- bunden, findet sich fast stets in derselben Grösse und zwar un- gemein häufig, sodass ich ihn jetzt als selbständige Art auffasse. Er zeigt manche Beziehungen zu ©. geron und mag gleich diesem einstweilen bei den Beryciden untergebracht werden. Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen. Otolithus (Berycidarum) debilis Koken. Par VE hear sa (6: D). Gestalt klein, rund, au der Vorderseite durch die Excisura ostii tief ausgeschnitten; Aussenseite convex, glatt, jedoch beson- ders am Ventralrande etwas wellig gezähnelt. Von der Excisura ostii verläuft eine scharfe Furche gegen die Mitte hin. Innen- seite flach. Suleus acusticus beilförmig breit, in ein sehr grosses Östium und eine kleinere Cauda getheilt, beide mit collicularen Bildungen. Aus der Excisura geht eine deutliche Ostialfurche nach hinten. Oberrand des Sulcus gerade, über dem Ostium als Crista superior entwickelt; darüber eine Area, die sich nach vorn in einer schrägen Linie scharf abgrenzt; nach hinten geht die Area in eine Depression über, die durch eine etwa senkrecht zur Cauda stehende Linie abgegrenzt ist. Ventralfurche deutlich. Das Antirostrum springt ebenso weit vor als das Rostrum. Die systematische Stellung dürfte wohl in der Nähe der Beryciden zu suchen sein, doch fehlt mir eine direct vergleich- bare recente Form. Vorkommen: Miocän; Langenfelde. Von Michelsberge in Siebenbürgen, ferner von Grusbach (II. Mediterranstufe) und aus dem Badener Tegel hat Herr KınkELin ähnliche, sehr kleine Otolithen durch Schlämmen erhalten, welche bei analoger Gestalt und Ausbildung des Sulcus sich durch man- gelhaftere Ausbildung der Excisura ostii und geringe Vertiefung der Area unterscheiden; ersterem Merkmal entsprechend fehlt auch die starke Furche der Aussenseite, welche eine einfache, flache Wölbung bildet. Zweifellos gehören beide in dieselbe Gat- tung. Ich benenne diese Art O, austriacus. (Siehe Figur 14 u. 15 nebenstehend.) Von Grusbach liegt auch noch ein leider nicht ganz erhal- tener Otolith vor (Fig. 15), der viel gestreckter und auf der Aussenseite mit kurzen. randlichen Rippen verziert ist, die auch auf der Innenseite undeutlich erkennbar sind. Das Ostium ist relativ schmaler. (O, mediterraneus). Er ist ident mit wohlerhal- tenen Stücken, die ich ohne Fundortsangabe bekommen habe, die aber sicher auch aus mediterranen Schichten sind. Figur 15. Otolithus (Berycidarum) neglectws Koken. TR BE). Gestalt breit elliptisch, Aussenseite etwas vertieft oder flach, Innenseite convex. Sculptur gering, die Rippen der Aussenseite verwischt oder auf den Rand beschränkt; auf der Innenseite regelmässigere Kerben nur am Ventralrand, Dorsalrand wellig gebuchtet. Suleus acusticus sehr gross und tief. Ostium breit, weit nach vorn geöffnet, aber viel kürzer als die Cauda, von der es ausserdem durch eine Stufe getrennt ist. Die Cauda endigt rundlich und ist scharf nach unten gebogen. Eine Ventralfurche 124 ist nicht oder undeutlich vorhanden, dagegen ein Knick. an wel- chem die Innenseite steiler zum Ventralrande abfällt. Die Achnlichkeit dieses Otolithen mit der Sagitta von Poly- mixıa japontca ist so auffallend, dass ich ihn unbedenklich dieser interessanten Gattung zuschreiben würde, wenn mir nicht die Oto- lithen von Beryx selbst noch unbekannt wären, eine Gattung, die wohl sicher auch in unseren Oligocän-Meeren verbreitet war und deshalb vor allen anderen noch zu vergleichen ist, ehe man diese generische Bestimmung einführt. Vorkommen: Unteroligocän; Westeregeln, Osterweddingen. Mitteloligocän; Söllingen, Waldböckelheim. IV. Pereidae. Otolithus (Dentex) nobilis Koren. Taf: VIN, Eie. 8, 323(10:1): Gestalt oval. nach vorn verschmälert, aber nicht zugespitzt, hinten abgerundet. Aussenseite zwar concav angelegt, aber durch die reichliche Entfaltung höckeriger Rippen im Ganzen convex. Die Ränder sind durch die Rippen fein gekerbt, diese selbst häufig dichotom gespalten, gegen die Mitte verflacht. Nur einige stärkere erreichen die Mitte, welche von einer Längserhebung durchzogen wird. Innenseite gewölbt, am Ventralrande abgeschrägt an Stelle einer Ventralfurche, Ränder fein gekerbt, am Dorsal- rande gröbere Zähne. Der Sulcus acusticus zerfällt in ein schau- felförmiges Ostium, dessen ventraler Rand scharf von der Cauda absetzt, eine nach unten flache Curve bildet und im Rostrum wieder in die Höhe steigt, und eine lange, schmale, ein wenig nach unten gebogene Cauda. Auch der dorsale Rand des Ostium setzt scharf von dem der Cauda ab. biegt sich alsdann wieder parallel der Längsaxe. Ueber dem Sulcus resp. der Crista su- perior eine längliche Area. Die angeführten Kennzeichen ermöglichen die Einreihung dieses Otolithen in die Gattung Dentex. Vorkommen: Oberoligocän; Sternberger Gestein, Cassel. Otolithus (Serranus) Noetlingi Koken. Tal VIE Bierde ie Gestalt länglich, Hinterrand fast zugespitzt, Vorderrand ausge- buchtet (Exeisura), durch ein langes Rostrum zugeschärft. Aussen- seite concav. mit randlichen, radial gestellten Rippen, die sich nach der Mitte zu verflachen. Der Exceisura ostii entspricht eine besonders tiefe Furche, das Rostrum ist auf der Aussenseite stark gewölbt. Auch am Hinterrande liegt eine stärkere Depres- sion. Innenseite gewölbt, an Stelle der Ventralfurche ein flacher 125 Absatz. Rippen nur am Dorsalrande deutlich, am Hinterrande eine schärtere Einbuchtung. Sulcus acusticus tief, Cauda lang, schmal, nach unten gebogen, Ostium kurz, durch eine Stufe ab- sesetzt, mit nach vorn divergirenden Rändern. Vorkommen: Öberoligocän; Sternberger Gestein, Cassel. Otolithus (Serramus) distinetus Koken. Mater Big. 282): Der Otolith ist nach hinten verschmälert, daher der Hinter- rand meist continuirlich mit dem winkelig gebogenen Dorsalrand verbunden. Unmittelbar hinter der Endigung der Cauda dringt vom Ventralrande aus eine kurze, breite Depression in die Höhe, welche meist auch eine deutliche Einbiegung des Ventralrandes veranlasst. Stets ist eine Ventralfurche deutlich zu beobachten, doch rückt sie bei sehr alten Exemplaren so weit nach unten, dass nur Anfang und Ende noch in die Fläche des Otolithen fallen. Das Ostium ist relativ gross, etwa so lang wie die Cauda bis zu ihrer Abwärtsbiegung, und seine Begrenzung wellenförmig, d. h. die im Ganzen nach unten convexe Furche ist in der Mitte ihres Verlaufes nicht nur abgeflacht, sondern sogar etwas nach oben gezogen, ein geringfügiger, aber constanter Unterschied. Der abwärts gebogene Theil der Cauda steht dem Hinterrande parallel. Die Aussenseite fällt besonders durch die markirten, concentri- schen Anwachslinien auf; die Rippen sind undeutlich, doch treten einige als stärkere Falten schärfer hervor, und an den Rändern zeigen sich zackige Vorsprünge. Die beschriebene caudale De- pression der Innenseite ist auch auf der Aussenseite durch eine Einfaltung des Randes bezeichnet. Der Otolith ist relativ dick, seine Ränder sind abgerundet. Die Zugehörigkeit zu Serranus ergiebt sich aus dem Vergleich mit der Sagitta von Serranus sceriba, welcher sogar die caudale Depression auf der Innenseite in der gleichen Weise zeigt. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim (sehr häufig). Otolithus (Percidarum) varians Koken. Bea Ten t. XL T. 40.4549; Eingehenderes Studium der Otolithen recenter Perciden hat mich überzeugt, dass deren Charaktere, besonders die der Innen- seite, nur in sehr engen Grenzen schwanken, und dass jede etwas stärkere Abweichung anzeigt, dass nicht mehr dieselbe Art vor- liegt. In Folge dessen muss bei den fossilen Otolithen noch schärfer unterschieden werden, als früher von mir geschah, und die von mir als ©. varians aufgeführten Otolithen von Perciden vertheilen sich, wie wiederholte Untersuchung der früher von mir benutzten und der umfangreichen, neu dazu gekommenen Mate- rialien lehrten, auf eine grössere Anzahl von Arten. Dem Her- kommen entsprechend ist der Name auf den abgebildeten Oto- lithen zu beschränken, der im Mitteloligocän (excl. Septarienthon) eine grosse Verbreitung besitzt und am besten dem Typus Cen- tropistes entspricht. Er ist relativ lang gestreckt und flach, dabei stark gebogen (nach innen convex) und auf der Aussenseite mit Rippen bedeckt, welche am Hinterrande und der hinteren Hälfte des Dorsalrandes meist eine deutliche Zähnelung hervor- bringen. Der caudale Theil des Sulcus ist relativ lang und schmal, hinten abwärts gekrümmt. Zwischen Cauda und Hinter- rand bleibt noch eine relativ breite Partie. Ostium mit deut- licher Ostialfurche. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim, Söllingen. Otolithus (Percidarum) plebejus Koken. Tai aNierig Gestalt ähnlich dem ©, destinctus. Der Hinterrand ist deut- licher gegen den Dorsalrand abgesetzt, welcher gezähnelt, aber nicht winkelig gebogen ist. An jungen Exemplaren ist die Ker- bung des Dorsal- und Hinterrandes recht regelmässig, jedenfalls zierlicher als bei 0. distinctus, und auch die Aussenseite lässt meist mehrere nach den Rändern ausstrahlende Rippen erkennen, während die concentrische Streifung mehr zurücktritt. Das Ostium ist kürzer als der bis zur Abwärtsbiegung reichende Theil der Cauda. Das Rostrum springt weit vor, die ventrale Begrenzung des Ostium bildet eine einfache, nach unten convexe Curve. Ueber dem Sulcus liegt eine langgezogene Area. Die bei O, dastinetus constante Depression hinter der Cauda fehlt stets, die Ventral- furche ist niemals so stark und fehlt häufig ebenfalls. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim (die häufigste Art neben den Gadiden). Otolithus (Percidarum) frequens Koken. Taf. VII, Rio. 442392 9). Gestalt oval, hinten gerundet, vorn tief ausgebuchtet (Exci- sura ostii), in ein weit vorspringendes Rostrum verlängert. Aussen- seite convex, mit starken, rundlichen, durch tiefe Furchen ge- trennten Rippen, welche am Rande eine ausgeprägte Kerbung verursachen, gegen die Mitte sich verflachen. Die Exeisura erscheint auch auf der Aussenseite als tiefer, zuweilen kaum ge- schlossener Spalt, bis zur Mitte reichend, ventral von dem auf- sewölbten Rostrum begleitet. Innenseite flach, wenig gewölbt, am dorsalen und hinteren Rande mit deutlichen Rippen, welche sich gegen den Sulcus hin bald verlieren. Ventralrand ohne Rip- pen, aber seicht gekerbt. Suleus acusticus mit grossem Ostium und relativ breiter Cauda, welche sich nach hinten verschmälert und nach unten biegt. Die tiefe Excisura und die Sculptur der Aussenseite unter- scheiden diesen Otolithen von O. Gottschei, weicher ihm sonst recht ähnlich ist. Vorkommen: Oberoligocän; Sternberger Gestein. Otolıthus (Percidarum) aegqualıis Koken. Gestalt elliptisch, dick, convex - concav. Aussenseite mit einigen deutlicheren Rippen, besonders die zum Antirostrum und zu den Ecken des Hinterrandes strahlenden meist stärker. Con- Figur 16. centrische Anwachslinien. Sulcus sehr tief, wie bei voriger Art, desgleichen Rostrum und Exeisura.. Die dorsale Begrenzung des Östium wird häufig durch die sich ausbreitende Ostialfurche zu- rückgedrängt, steigt dann senkrecht in die Höhe und legt sich selbst rückwärts über. Area halbmondförmig. Ventralfurche dem Rande sehr genähert, dieser im Alter fein gekerbt. Junge Exemplare zeichnen sich durch die stumpf abgerundeten, dicken Ränder aus. Wie bei der vorigen Art sind besonders alle Scul- pturen sehr variabel, fernor die Gestalt des Ostium, soweit sie durch die dorsale Begrenzung bedingt ist. Sie unterscheidet sich von ihr durch relativ geringere Länge und grössere Breite, kür- zeren, breiteren Sulcus und die dorsale Begrenzung des Ostium. In allen Punkten entsprechen diese Otolithen dem Typus der Seebarsche, Zabrax; es ist daher wahrscheinlich, dass auch die von Weisenau beschriebene Percea moguntina, welche eine dieser beiden Arten wohl zugehören wird, nicht zu Perca, sondern zu Leabrex zu stellen ist. Vorkommen: Untermiocän; Weisenau, Mombach. 128 Otolithus (Pereidarum) moguntinus Koken. Langgestreckt elliptisch, concav-convex, dick und massig. Die Sculptur der Aussenseite ist verwischt, meist nur durch Quer- runzeln repräsentirt; am Dorsalrand sind aber fast immer einige = Figur 17. kurze, kräftige Rippen vorhanden, die eine zackige Verbiegung desselben verursachen. Auch die der Exceisura entsprechende Depression lässt sich fast stets verfolgen, seltener eine vom Hin- terrande kommende. Concentrische Anwachsstreifung deutlich. Sulcus acusticus sehr tief eingesenkt, in einen langen, relativ schmalen, caudalen Theil und ein kürzeres, schaufelförmiges Ostium getheilt; letzteres ist sowohl durch einen Knick des Ven- tralrandes wie durch eine Aufwärtsbiegung des dorsalen Randes abgesetzt. Die ventrale Grenze des Ostium wellenförmig gebogen (s. 0. O. destinctus), häufig am Vorderrande im Rostrum in die Höhe steigend; die dorsale Grenze in der Hälfte ihres Verlaufes geknick. Das Rostrum springt weit vor, ist aber meist breit abgerundet; die Excisura ist eine Ausbiegung des Randes, aus der eine Ostialfurche sich nach innen zieht, aber kein Spalt. Die Area liegt schmal, bandförmig und vertieft über der starken Crista superior. Die Cauda ist stark abwärts gebogen; meistens liegt sie noch ziemlich entfernt vom Hinterrande. Die Ventral- furche liegt hart am Ventralrande. Vorkommen: Weisenau bei Mainz (sehr häufig). Otolithus (Sparidarum) gregarıns Koken. Taf.sNIL,..Kig.;7, 2a,.8, 8a (ha 0% Gestalt rundlich, flach; die Aussenseite vertieft, mit breiten, häufig höckerigen Rippen (besonders deutlich an jungen Exem- plaren), die sich dem Rande zu theilen und verstärken, sodass dieser stark gekerbt ist. Nach der Mitte zu convergiren die Rippen, verschmelzen, verflachen sich und verschwinden. Die 129 Excisura ostii erscheint als tiefer Spalt der Vorderseite und mar- kirt sich auch auf der Aussenseite, an älteren Exemplaren aller- dings weniger auffällig; bei solchen ist auch die Innenseite fast glatt, während bei jüngeren Stücken die Rippen der Aussenseite auch auf der Innenseite zum Ausdruck kommen, besonders dorsal. Se Yes Figur 18. Figur 19. Figur 20. Im Alter werden die Rippen auch unregeimässiger und liegen _ nicht mehr so locker neben einander; es bildet sich eine An- schwellung heraus, welche von der Spitze des Rostrums begin- nend nach dem Hinterrande zieht; die dem Ventralrande zulau- fenden Rippen verschwimmen mehr, während die dorsalen sich stets markiren. Die Innenseite ist gewölbt. Der Sulcus zerfällt in ein weites, schaufelförmiges Ostium mit tiefer (nur im Alter zurücktretender) Exeisura und einer Ostialfurche, und in die längere, nach hinten srabenförmig vertiefte Cauda. deren Ende sich etwas verschmälert und im Alter nach unten biegt, bei jüngeren Exemplaren aber fast gerade nach hinten gerichtet ist. Die ventrale Begrenzung des Ostium bildet eine nach unten convexe Curve, die deutlich Zeitschr. d. D. geol. Ges, XLII. 1. 9 150 vom caudalen Theile des Sulcus absetzt: dorsal ist der Suleus durch eine gleichmässig fortlaufende Curve begrenzt, die sich vorn stark nach oben biegt. Die Crista superior ist deutlich ent- wickelt, die Area wohl begrenzt. Eine Ventralfurche fehlt mei- stens, kann aber bei sehr grossen Exemplaren auch scharf aus- geprägt sein. Die unterhalb des Sulcus liegende Partie ist glatt; die Entfernung von der Mitte des Sulcus zum Ventralrande ist beträchtlich grösser als die zum Dorsalrande. Die kleineren jugendlichen Exemplare weichen also besonders darin ab, dass die Sculptur auch auf der Innenseite schärfer hervortritt, indem die dorsalen Rippen und Furchen bis zum Sulcus zurückgreifen und die Zähnelung des Ventralrandes sich weiter hinauf zieht, und dass die Excisura ostii als tiefer Spalt auftritt, daher das Ostium auch weiter geöffnet ist als später, wo die Excisura allmählich zuwächst und das Ostium mehr schaufelförmige Gestalt annimmt. Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen, Waldböckelheim (sehr häufig). Oberoligocän; Cassel. Freden, Sternberger Gestein. V. Scombridae. Otolithus (Scombridarum) thymnorides Koren. Taf. X, Fie. 10.8279: Gestalt gestreckt, Hinterseite sehr verschmälert, Vorderseite ausgerandet und durch das Rostrum scharf zugespitzt. Aussen- seite quer concav gebogen, mit undeutlichen radialen Rippen und mit concentrischen Streifen und Erhebungen. Sulcus acusticus sehr lang und tief; Ostium wenig abgesetzt, gegen das Ende hin stärker vertieft. Crista superior entwickelt, desgleichen die Ventralfurche, aber häufig dem Ventralrande so genähert, dass sie wenig hervortritt. Die aufgeführten Charaktere kehren bei vielen Scombriden ähnlich wieder; unter den mir bekannten Gattungen besitzt Thynnus, der ja auch mehrfach im Tertiär festgestellt ist, die ähnlichsten Otolithen, weswegen ich die Art als O. thynnoides bezeichne. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim. VI. Cataphrati. Otolithus (Trigla) ellipticus Koren. 1884. 18e,, POASIFERTEE FIUR Von dieser charakteristischen Art bringe ich die Abbildung eines auffallend grossen Exemplars aus dem Septarienthon von Offenbach a. M., welches besonders schön die starke Vertiefung des Sulcus im Ostium und im hinteren Theil der Cauda zeigt Figur 21 (7:1). und ausserdem die Verbreitung einer bisher nur aus Norddeutsch- jand gekannten Art weiter nach Süden beweist. Vorkommen: Mitteloligoeän; Söllingen (Sand), Offenbach (Septarienthon). Otolithus (Trigla) adjunctus Koken. ParıX „Rieı 9 (95; P): Gestalt dreiseitig, Hinterseite stark verschmälert, aber mit abgerundeter Spitze. Ostium und Cauda durch eine brücken- artige, flachere Partie des Sulcus getrennt. Exeisura tief. Crista superior deutlich. Die dreiseitige Gestalt unterscheidet die Art von O. (Trigla) ellipticus und nähert sie den lebenden Cottus und Agonus, doch ist bei letzterem die Hinterseite spitzer, die Excisura verwischt, während bei Cottus beide Seiten viel mehr zugeschärft sind, besonders das Rostrum. Trigla hineata und Tr. corax sind aber auch ziemlich dreiseitig und, da die Form des Sulcus dieselbe ist, am besten zu vergleichen. Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen. Otolithus (?Agonus) primas Kokex!). Gestalt länglich, vorn zugespitzt, hinten abgeschrägt, die Aussenseite flach convex, mit Andeutungen randlicher Rippen. Innenseite stärker convex, mit tiefem Sulcus, der durch eine Auf- biegung seines Ventralrandes und davon ausgehende Leiste in zwei selbstständig vertiefte Theile zerfällt. Das Ostium verflacht sich nach vorn und zieht sich zugleich zusammen, sodass es nur durch eine schmale Depression längs des Rostrums den Rand !) Die Otolithen dieser Art fanden sich erst bei einer letzten Durchsicht des Materials und konnten leider nicht mehr zu Abbildung gelangen, 9g* 132 erreicht. Crista superior stark, Area vertieft, halbmondförmie. Ventralfurche eine breite Depression unter dem Sulcus acusticus. Man kann schwanken, ob dieser Otolith zu Cottus oder Agonus gehört. Indessen ist wenigstens bei Cottus scorpıo das Ostium weit nach vorn geöfinet, eine tiefe Excisura wie bei Trigla vorhanden und das Rostrum sehr entwickelt und spitz. Bei Cottus gobro ist der Sulcus flacher, sonst wie bei der marinen Art, der Ötolith beiderseitig aber sehr zugespitzt. Bei Agyonus ist das Rostrum mässig zugespitzt und das Ostium öffnet sich nicht in voller Breite nach vorn, hat auch seine grösste Vertiefung mehr nach hinten, sodass eine wichtige Uebereinstimmung mit O. primas herrscht. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim, Söllingen. Otolithus (Peristedion) personatus Koken. Tabak. 6 (8 1), Gestalt dick, länglich, fast fünfseitig, indem der Dorsalrand stumpfwinkelig gebogen, der Ventralrand in der Mitte seines Ver- laufes abgeplattet ist. Die Vorderseite ist durch ein deutliches Rostrum zugespitzt, die Hinterseite abgeschräst und die Grenze zum Dorsalrand als Spitze entwickelt. Die Sculpturen der ge- wölbten Aussenseite sind unbedeutend und bestehen in undeut- lichen Rippen, die von concentrischen Streifen geschnitten werden. Der Suleus ist breit und tief und endigt in einiger Ent- fernung vom Hinterrande. An einigen Exemplaren erkennt man noch eine undeutliche Scheidung von Cauda und ÖOstium, aber meist bildet das Ganze ein breites Band, das vorn und hinten etwas stärker vertieft ist. Crista superior deutlich, Area flach, aber kantig vom Dorsalrande abgesetzt; Ventralfurche vorhanden, mehr oder weniger dem Ventralrande genähert. Die Aehnlichkeit mit den Otolithen von Peristedion cata- phratum ist gross genug, um eine generische Vereinigung zu motiviren. Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen. VII. Gobiidae. Otolithus (Gobius) francofurtanus Koken. Taf.. VELüFig. 1,72 (ebssch. Gestalt scherbenförmig, mit eingebuchteter Vorder- und Hin- terseite und fast geradlinigem Ventralrande. Die Aussenseite ist in der Gegend des Ventralrandes angeschwollen und zugleich nach vorn und hinten in Vorsprünge verlängert; dann folgt eine De- pression, welcher auch die Einbuchtungen des Vorder- und Hin- _ un u A ee rer ee ee ie eu eine ee ee ee u 133 terrandes entsprechen, und hierauf nochmals eine gewölbte Partie der Aussenseite, welche dann gleichmässig zum Dorsalrande ab- fällt. Jugendliche Exemplare sind glänzend glatt, ohne Verzie- rungen! später stellen sich randliche Kerben ein, welche bei grossen Exemplaren ziemlich weit zurückreichen und durch rund- liche Rippen getrennt sind. Die Ecke von Ventral- und Hinter- rand ist fast zapfenförmig verlängert. Die Innenseite trägt den höchst charakteristischen, beilför- migen Sulcus acusticus der Gobiilden, welcher weit vom Vorder- rande getrennt und ringsum von einer Depression umgeben ist. Eine Ventralfurche tritt noch besonders hervor. Bei Gobeus ist die Grenze von Cauda und Ostium nur durch einen mässigen Absatz der Sulcusbegrenzung markirt, während bei Zleotris z. B. das Ostium höchst auffallend von der Cauda abgesetzt ist, wie die Schärfe eines Beiles vom Handgriffe. Herr Prof. AnprEeAE in Bonn besitzt Exemplare von Gobrus mit den Ötolithen in situ, deren einer, da die Sulcus-Seite nach oben ge- wendet war, sich genau untersuchen liess; sie stimmen vollkommen mit der beschriebenen Form überein und stammen auch aus dem- selben Niveau, dem Corbzeula-Thone von Ginheim bei Frankfurt. Es ist wahrscheinlich, dass bei Frankfurt mehrere Arten Gobrius vertreten sind, da einige Exemplare etwas abweichend gestaltet erschienen; die Hauptmenge (Otolithen von Gobeus sind durch Schlämmen aus den miocänen Thonen in beträchtlicher An- zahl gesammelt) gehört aber einer Art, unserem O. francofurtanus, an. Dieselbe Art ist auch in den Leithakalkmergeln von Ports- teich vorgekommen. Vorkommen: Untermiocän; Friedberger Warte bei Frank- furt a. M., Eckenheim, Ginheim, Bornheim. Leithakalkmergel; Portsteich. Otolithus (Gobius) vicinalis KokEn. (Siehe Textfigur 21 auf page. 134.) Dem vorigen im Allgemeinen sehr ähnlich, unterscheidet sich dieser Otolith besonders durch die gleichmässigere Rundung, stärker vertiefte Area, scharf ausgeprägte Ventralfurche und ge- ringe Sculptur der glatten Oberfläche. Vorkommen: Mioeän; Unterfeld, Oberfeld. Otolithus (Gobirdarum) dispar Koken. Ra 2X, Bier 105 (8:1), Gestalt in die Länge gestreckt, nach hinten verschmälert und abgestumpft. Aussenseite glatt. Sulcus acusticus verhältniss- Figur 21 (30:1). mässig tief, scharf umschrieben, beilförmig, vom Vorderrande durch eine schmale Barre getrennt. Unterhalb des Dorsalrandes eine Furche, deren Enden etwas verbreitert sind; dann folgt die vertiefte Area, die nach unten durch eine scharfe Crista superior begrenzt wird. Der ventral des Suleus gelegene Theil der Innen- seite ist gewölbt und ganz nahe dem Ventralrande liegt eine feine Ventralfurche. Die mir bekannten Gobrus-Arten. recente und fossile, unter- scheiden sich sofort durch die relativ viel geringere Länge der Sagitta, welche zuweilen im Gegentheil höher als lang ist. Auch Eleotris fusca ist hierdurch gekennzeichnet. Dagegen ist der Suleus acusticus für alle diese Formen so charakteristisch, dass die allgemeine Bestimmung des Otolithen als Gobiide gesichert ist. Callionymus allerdings weicht auch hierin von den echten Gobiiden sehr ab; wahrscheinlich ist diese Gattung nebst ihren nächsten Verwandten mit Unrecht zu den Gobiiden gestellt. Vorkommen: Miocän (Öyrenen-Mergel); Hofnau’s Garten, Nauserweg, Frankfurt a. M. Otolithus (inc. sedis) umbonatus KokeEn. 1884. -1:€.,.t: RE 2999 DSs5 Der Typus der Art ist unteroligocän (Lattorf, Süldorf, Oster- weddingen), jedoch setzt sie ohne wesentliche Abänderung in’s Mitteloligocän fort, wo sie (allerdings selten) bei Hermsdorf und bei Offenbach a. M. im Septarienthon und bei Söllingen in den sandigen Schichten vorgekommen ist. Die äquivalenten Ablage- 135 rungen bei Waldböckelheim scheinen die Art nicht zu enthalten, während ©. minor bei Waldböckelheim ungemein häufig ist. Man kann im Allgemeinen feststellen, dass die unteroligoeänen Exem- plare gleichmässig oblong. die mitteloligocänen hinten etwas ver- schmälert sind. Dieser geringfügige Unterschied (wenn er in der That constant sein sollte) gewinnt an Bedeutung durch Vergleich des paleocänen O0. conchaeformıs mit dem fast rechteckigen Um- risse mit ©, minor und ©. robustus, welche deutlich nach hinten verschmälert sind, sodass man dann die Stadien einer fortlaufen- den Entwickelung vor sich hätte. Otolithus (inc. sedis) conchaeformıs Koken. 1855. v. Kaenen: Paleocän, t. V, f. 25, p. 113. Relativ kürzer und dicker als O. umbonatus, fast rechteckig. Die Aussenseite ist tuberculös verziert, aber unregelmässiger und gröber als bei O. minor, convex oder doch nur wenig concav (im dorsalen Theile). Die an abgescheuerten Exemplaren her- vortretenden Linien sind weniger zahlreich. die durch sie hervor- gebrachte Zeichnung weniger zierlich. Der Suleus ist stärker vertieft, und ebenso treten die denselben begleitenden Leisten und die Area schärfer hervor. Figur 22. Alle diese Eigenschaften vereinigen sich, um dem Otolithen ein derberes, man möchte sagen, energischer modellirtes Aussehen zu geben, als es ©. ımbonatus zukommt. Abgescheuerte Exem- plare werden sich allerdings schwer unterscheiden lassen. Vorkommen: Paleocän; Kopenhagen. Otolithus (inc. sedis) minor Koken. 1884. 1. c., p. 558. Aus Zufall ist die einzige Abbildung (l. e., t. XI, £. 14), die Innenseite darstellend,. nach der damals noch nicht abgetrennten Art O. robustus entworfen, weswegen ich die weit verbreitete, zu- je 9 ep) weilen massenhaft auftretende Art hier nochmals abgebildet habe. Der Text bezieht sich auf den Typus. Die geringere Grösse und die äusserst zierliche Seulptur der Aussenseite unterscheiden diesen häufigen Otolithen habituell leicht von den vorhergehenden. Es sei aber bemerkt, dass mir von Westeregeln, wo nur O. ımbonatus vorkommt, ein ganz jugendliches Exemplar vorliegt, welches in der Sculptur dem ©. minor sehr nahe steht. Wenn keine Verwechselung des Fund- ortes stattgefunden hat, würde daraus hervorgehen, dass O. um- bonatus in der Jugend eine Berippung ähnlich O. minor hat, die sich aber bald verwischt. no+ a 09% Figur 23. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim. Oberoligo- cän; Sternberger Gestein (Fig. 23, 24), Cassel, Niederkaufnngen, Freden, Wangelnstedt. Ein einziges abgeriebenes und daher nicht ganz beweis- kräftiges Exemplar liegt aus dem Septarienthon von Offenbach vor, und eins aus dem Septarienthon von Ober - Kaufungen. Im Oberoligocän ist die Art weit verbreitet in Mittel- und Nord- deutschland, im Mitteloligocän ist sie nur in den Sanden von Waldböckelheim häufig, während sie im Norden noch fehlt und durch die Nachzügler des 0. umbonatus ersetzt wird. Otolithus (ine. sedis) robustus KokEN. 1884. 1. e., t. XI, f. 14 (errorim O. minor zugeschrieben). (Siehe die Textfigur 25 nebenstehend.) Gestalt auffallend dick und massiv, nach hinten rasch ver- schmälert. Aussenseite gewölbt, glatt. Innenseite mit tiefem Sulcus acusticus, glatt, ebenfalls convex. Vorkommen: Oberoligocän; Cassel, Freden (sehr selten). | | | | Figur 25. Otolithus (inc. sedis) lunaburgensis KokEn. Länge 13 mm, Breite 8.5 mm. Dieser Otolith gehört in die Gattung des Otolithus umbo- natus, den ich von Lattorf beschrieben habe, dürfte aber eine besondere Art, jedenfalls eine Varietät oder geologische Mutation Figur 26. bilden, welche sich durch die Vorbiegung der ventralen Hälfte der Vorderseite unterscheidet, ein geringes, aber leicht ersicht- liches Merkmal. Otolithus conchaeformis aus dem Paleocän von Kopenhagen ist von fast rechteckiger Gestalt, und der Sulcus acusticus divergirt stark vom dorsalen Rande. Näher stehen die hierher gehörenden Otolithen des Oberoligocän, allein auch von diesen besitzt keine die starke Vorbiegung der Vorderseite. ©. minor bleibt ausserdem viel kleiner, die Aussenseite ist relativ gewölbter und stärker sculpturirt, O©. robustus spitzt sich nach hinten mehr zu und ist gleichfalls gewölbter. Vorkommen: Miocän von Lüneburg (ein Exemplar in der Sammlung des naturw. Vereins zu Lüneburg). Wenn die eben genannte Art das Fortleben dieser inter- essanten Gattung bis in die Zeit des Miocän darthut, so liegen 158 andererseits Beweise vor. welche ein ausserordentlich hohes Alter des Typus wahrscheinlich machen. Ich bekam durch die Freund- lichkeit des Herrn Dr. JAEkEL zwei Otolithen aus dem Gault von Folkestone, welche sich nur schwer von den tertiären Arten dieser Figur 27. Gruppe unterscheiden lassen. Sie sind relativ gestreckter als O, umbonatus, dicker und die Entfernung vom Ende der Cauda bis zur Ecke zwischen Dorsal- und Hinterrand ist grösser. Die Gestalt bildet im Ganzen ein Rechteck mit abgestumpften Ecken, in dessen Diagonale der tiefe Sulcus verläuft. Mehr Aehnlich- keit noch ist mit ©. conchaeformis vorhanden, der sich allein durch kürzere Gestalt und höckerige Aussenseite unterscheidet. Vermuthungsweise will ich auf die von VaıLLant (Talism. et Tra- vailleur, t. XVI, f. 3) gebrachte Abbildung der Sagitta von Halo- saurus Owenti hinweisen, die wenigstens in der Gestalt und in der Lage und diagonalen Richtung des Sulcus sich annähert. Der letztere selbst ist aber so verwischt gezeichnet, dass ein bestimmtes Urtheil sich nicht eher fällen lässt, als bis Halosaurus- Otolithen in natura verglichen sind. Mir sind keine derselben zugänglich. Andererseits bieten die Otolithen von Üonger ge- wisse Analogien, sodass sich mit aller Wahrscheinlichkeit we- nigstens eine Stellung in der Nähe der aalartigen Physostomen annehmen lässt. Diese höchst interessante Art benenne ich Otolithus galtinus. Otolithus (inc. sedis) hassovieus KOkEN. TafoX;ubie. 13a Gestalt länglich elliptisch, ganzrandig, stark gekrümmt, so dass die Innenseite hoch convex, die Aussenseite tief quer concav ist. Die Rippen der Aussenseite erscheinen als meist undeutliche Querrunzeln, welche durch Depressionen in eine centrale und zwei seitliche Partieen zerlegt sein können. Innenseite glatt mit sehr seichtem, aber ausserordentlich langem und breitem Sulcus acusticus, der sich weniger durch 139 Vertiefung, als durch den rauheren Glanz und feine Grenzfurchen abhebt. Er zerfällt in ein kurzes, schaufelförmiges Ostium und eine etwa dreimal so lange und fast ebenso breite Cauda, die etwas vor dem Hinterrande endigt. Die dorsale Grenze des Sulcus läuft dem Dorsalrande ungefähr parallel, in einem Bogen, wäh- rend die ventrale Grenze derart verbogen ist, dass unmittelbar hinter dem Ostium und dann wieder vor dem Ende der Cauda eine Verbreiterung des Sulcus eintritt. Eine Ventrallinie fehlt. Leider ist es mir nicht gelungen, bei recenten Arten ent- sprechende Otolithen zu finden, und so muss die Stellung dieser häufigen und leicht kenntlichen Form vorläufig unbestimmt bleiben. Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim. Vilbel (Cy- renen - Mergel. Otolithus (inc. sedis) fallax Koken. Da X Bea (3 1): Gestalt ziemlich regelmässig elliptisch, Innen- und Aussen- seite gewölbt. Sculptur der Aussenseite bei kleinen Exemplaren sehr verschwommen, häufig nur undeutliche Buckel in der Nähe des Dorsalrandes, bei grösseren in breiten, gerundeten, wellig verbogenen oder höckerigen Rippen bestehend, welche ihrer gan- zen Vertheilung nach sehr an Gadiden erinnern. Im mittleren Theile des Otolithen verlaufen sie von beiden Rändern aus senk- recht gegen die Längsaxe und verbinden sich auch wohl, sodass die Aussenseite hier wie quergefurcht erscheint. Von Vorder- und Hinterseite aus ziehen sie radial gegen die Mitte hin. Die Innenseite ist im Ganzen sehr gleichmässig gewölbt, und umsomehr fällt die Area auf, welche über dem Sulcus eine muschelförmige Vertiefung bildet, nach vorn und hinten deutlich abgegrenzt. Der Sulcus ist sehr reducirt und verschwimmt nach vorn vollständig; er bildet eine fast rechteckige Depression auf der Höhe der Innenseite des Otolithen, aus der sich ein sehr starkes, in der Mitte vertieftes, an den Rändern leistenartig gewölbtes Colliculum scharf heraushebt. Am dorsalen Rande und auch in der Area treten einzelne Rippen und Furchen stärker hervor. Eine nähere Bestimmung dieses auffallenden Otolithen ist vor der Hand nicht sicher zu geben, aber die Beziehungen zu Halieutaea, Lophius und Chaunax, welch’ letzteren ich allerdings nur aus VAıLLanTs Abbildung kenne, scheinen die Zugehörigkeit zu den Pediculaten zu begründen. Vorkommen: Öberoligocän; Freden. 140 Die Vertheilung der in dieser Abhandlung beschriebenen und abgebildeten Otolithen auf die verschiedenen 'Tertiärschichten und Localitäten ersieht man am besten aus der folgenden Zusammen- stellung. Es sind in dieselbe auch die schon bei früheren Ge- legenheiten von mir aufgestellten Arten aus dem norddeutschen Tertiär aufgenommen, sodass über die Otolithen des letzteren hiermit Alles gesagt ist, was ich ermitteln konnte. Einige wenige Arten, die mir erst in letzter Stunde bekannt geworden sind, mussten allerdings zurückbleiben, doch erleidet das Gesammtbild Ueber Eocän. Unteroligocän. Otolithus (Artus) crassus Barton, Headonhill n— — — damicus Kopenhagen — — — germanicus = Lattorf, Osterwed- dingen, Wester- egeln — — Vangionis — — — (Olupea) testis = — (Merluceius) balticus Kopenhagen a — emarginatus un Ei — .—. attenuatus — = — — obtusus Bo = — 0 — 2 miocenicus Kar Bin — — vulgaris mut. Ltr Eh. — (Raniceps) latisulcatus E Lattorf, Wester- (verschiedene Mutationen) egeln — tuberculosus au _ — — planus _ — — (Merlangus) spatulatus — — — cognatus — = — — suffolkensis — — — (Gadidarum) ponderosus | Kopenhagen = — (Gadı) venustus — — — simplex — Lattorf — — tenuis — — 141 durch sie keine Veränderung; es sind nach einer vorläufigen Be- stimmung ein Peristedion, ein Scombride und ein wahrscheinlich zu Mullus gehörender Otolith !). Abgesehen von den als inc. sedis aufgeführten Arten, deren auffallende Charaktere jedoch eine generische Bestimmung für die Zukunft als gesichert erscheinen lassen, sind die in Klammern bei- sefügten Gattungsbestimmungen nur in wenigen Fällen als provi- sorische anzusehen. wo von manchen grossen Familien mir nur wenige Genera zur Verfügung standen. sieht Mitteloligocän. | Oberoligocän. Miocän. Pliocän. wi za | = = Söllingen, Wein- _ E heim, Waldböckel- heim Waldböckelheim — = E= _ Sternberger Gestein _ _ Söllingen, Joachims-| Freden, Wangeln- — | — thal, Waldböckel-| stedt, Sternberger heim Gestein — Cassel, Freden, — | — Sternberger Ge- | stein | — Sternberger Gestein = _ = = Langenfelde — _ - = Öreiano bei Pisa Magdeburg, Söllin- | Cassel, Freden, Antwerpen —_ sen, Waldböckel- | Sternberger Ge- heim stein Süldorf, Magdeburg, _- ._ _ Stettiner Gestein Söllingen Sternberger Gestein - — — Sternberger Gestein g= — u — Langenfelde, — | Portsteich (?) — — — Crag von Suffolk — -— Langenfelde — Söllingen — u — — — Bordeaux, Ba-ı — | den ı) Von Otolithus (Agonus) primas liess sich wenigstens die Be- schreibung noch in den Text einflechten. 142 Eoeän. Unteroligocän. Otolithus (Gadi) elegans (verschiedene Mutationen) — — spectabilis — (Morrhua) söllingensis — -- faba — — datus — (Macrurus) praecursor — (Maeruridarum) singu- laris — (Fierasfer) nuntius — — posterus — (Ophidiidarum) Boettgeri — obotritus — — difformis typus — — 1 — rar. vetusta — — — — joachimica —— — — acutangula — 0 0 — 0 — hermsdor- fensis — — BHilgendorfi — — oceultus — -—- marchicus — — hybridus — 7 — saxonicus — (Platessa) sector — (Solea) lentieularis — — guestfaliceus — — approsimatus — (Pleuromectidarum) acu- minatus — (?Rhombus) rhenanus — (Sciaena) holsaticus —— speciosus — — meridionalis — — Kirchbergensis — — irregularıs > rl Nr Lattorf Lattorf ? Lattorf Westeregeln, Oster- weddingen (Jack- son-Sch., N.-Ame- rika) 143 Mitteloligocän. | Oberoligocän. Miocän. Pliocän. Söllingen, Wald- |Cassel, Freden, Dingden Suffolk böckelheim, Wangelnstedt, Hermsdorf Sternberger Ge- stein = - Langenfelde — Söllingen — E= -- Hermsdorf _ _ — — E= Lüneburg — En _ — Orciano Söllingen — _- — == Cassel, Freden ?(ohneFundort) = — Cassel — — __ Sternberger Gestein — — Hermsdorf, Freien- E= = — walde Joachimsthal, Lü- — _ Ä — bars Joachimsthal, Offen- — — bach a.M. Hermsdorf — — — Hermsdorf, E= — — Joachimsthal, Offenbach Hermsdorf = — — Süldorf _ —_ — Magdeburg — — — — Cassel — — En Bünde — — _ . Langenfelde E Waldböckelheim — == —_ Waldböckelheim — = ae _ — Langenfelde — u= Detmold, Sternber- — — ger Gestein = = Asolo | — — — Ober-Kirchberg = a. d. Iller — Rackow, Cassel, — — Niederkaufungen -- Cassel Hochstätt, Ob.- — Kirchberg, Weisenau | 144 Eoecän. Otolithus (Sceiaena) amplus — — obtusus = (Corvina) gibberulus — (Seiaenidarum) insignis — — elongatus — (Trachinus) mutabilis = — verus = (Hoplosthethus) laciniatus| Kopenhagen — ingens — — ostiolatus — — Nettelbladti — — pisanus = — Lawleyv — (Monocentris) subrotun- = dus (.Berycidarum) geron —_ — rhenanus = (? Polymizia) neglectus — ( Berycidarum) minutus _ — austriacus — — mediterrameus — — parvulus — (Dentex) nobilis — (Serranus) Noetlingi en — distinetus = (Perceidarum) varıans — — plebejus — — frequens = — aequalıs _ —- moguntinus — (Sparidarum) gregarius — — Söllingensis — (Trigla) elliptieus _ — adjunctus — (Peristedion) personatus — (Agonus) primas — (Scombridarum) thyn- er noides — - I Unteroligocän. Lattorf Lattorf — Österweddingen, Westeregeln Mitteloligocän. Waldböckelheim Waldböckelheim Waldböckelheim, Söllingen Waldböckelheim efiböckelheim Waldböckelheim Söllingen Waldböckelheim Söllingen, Wald- böckelheim Waldböckelheim Söllingen, Wald- böckelheim Söllingen Söllingen, Offenbach Söllingen Söllingen Söllingen, Wald- böckelheim Waldböckelheim 145 Oberoligeocän. Sternberger Gestein Sternberger Gestein Cassel Detmold Cassel, Freden, Wangelnstedt, Sternberger Ge- stein Sternberger Gestein Cassel, Sternberger Gestein Bünde Sternberger Gestein, Cassel Sternberger Gestein, Cassel Sternberger Gestein Cassel, Freden, Sternberger Ge- stein Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1. Miocän. Nieder - Ingel- heim Langenfelde Grusbach Weisenau, Mombach Weisenau Pliocän. Orciano Orciano 146 Eocän. Uoteroligoeän. Otolithus (Gobius) francofur- - — tanus — __ meinals — — — (Gobüdarum) dispar — — — (ine. sedis) conchaeformis | Kopenhagen -- — — wumbonatus — Lattorf, Osterwed- dingen, Süldorf — — minor — — —_ 0 gabustus — — — — lunaburgensis — = EI ET RASSOVICHS — — — — fallax —_ —- Nach dieser tabellarischen Uebersicht handelt es sich darum, einige Einzelheiten von grösserem Interesse hervorzuheben. Dahin gehört zunächst das schon oft betonte Vorwiegen der Anacanthinen. Zu den Gadiden, von denen Gadus, Morrhua, Merlangus, Raniceps und Merluccius sicher nachgewiesen sind und durch zuweilen massenhaftes Auftreten zu den bezeichnendsten Otolithen der verschiedenen deutschen und ausserdeutschen Ter- tiärschichten gehören, gesellen sich durch die vorstehenden Un- tersuchungen nunmehr auch zahlreiche Ophidiiden. Generisch war nur Frerasfer festzustellen; der kleine, in Holothurien schmarotzende Fisch war schon zur Mitteloligocänzeit bei uns vertreten, aber es fragt sich. ob die Lebensweise schon dieselbe war. Bei gleicher Gestalt der Otolithen ist der Sulcus acusticus des Parasiten Frerasfer acu viel verschwommener als bei den oligocänen Vorläufern; dass die verminderte Function sich be- sonders durch Zurücktreten des Sulcus acusticus der Sagitta an- zeigt, ist mir aus vielen Beispielen wahrscheinlich geworden, und gerade bei parasitärer Lebensweise kann man wohl sicher an- uehmen, dass eine Reduction der Nerventhätigkeit im Bereiche des Acusticus eingetreten sei. Die für alle Gadiden bezeich- nende Grösse der Sagitta erleidet dagegen keine Einbusse und dieselbe wird mit allen Eigenschaften der: allgemeinen Form gleichsam mitgeschleppt Die abyssisch lebenden Fische erleiden eine ähnliche Verflachung des Suleus, und auch in diesem Falle "147 Miteloligocän. Oberolieocän. Mioeän. Plioeän. - = Frankfurt, — Eckenheim, Ginheim, Bornheim = — Unterfeld, — Oberfeld _ = Frankfurt — Hermsdorf, Offen- E= — — bach a.M. Waldböckelheim, Cassel, Freden, — = Ober-Kaufungen, | Niederkaufungen, Offenbach Waneelnstedt, Sternberger Ge- stein — Cassel, Freden, — — u _ Lüneburg — Waldböckelheim, — — — Vilbel _— Freden Er ER möchte ich bei einigen fossilen Formen, deren im Uebrigen völlig analoger Otolith sich durch weit tieferen und kräftiger ausge- prägten Suleus auszeichnet, annehmen, dass die betreffenden Arten noch nicht ausschliesslich abyssisch lebten. Die vielen anderen Ophidiiden, die ich aufgeführt habe, entziehen sich bis jetzt der senerischen Bestimmung; unter ihnen wird man auch den weit verbreiteten, früher als Gadiden aufgefassten O. defformis finden, mit dem ich ©. acutangulus als Varietät vereinigt habe. Die als ©. Boettger! und obotritus beschriebenen Arten stehen Ophr- dium näher als alle die übrigen, sind aber doch wohl generisch selbständig. Sie sind obnroligocäne Arten, während die nahe verwandten ©. Meyer? und elevatus aus dem amerikanischen Alt- Tertiär stammen; diese sich mehrfach wiederholenden Beziehun- gen des nordamerikanischen sogen. Eocän (Clayborne-, Jackson- und Vicksburg-Schichten) zu unserem Oligocän legen den Gedanken reckt nahe, dass das Alter derselben zu hoch angeschlagen ist. Zum ersten Male kann ich Vertreter der Macruriden namhaft machen. Maerurus selbst liegt zwar nur aus dem Pliocän von Orciano vor, aber eine andere, noch unbestimmte Maecruriden- Gattung kommt schon im Unteroligocän von Lattorf vor, und es ist besonders interessant zu sehen, dass sie einen Typus vertritt, der in einer nahe verwandten Art auch im Senon von Siegsdorf vorkommt. Den Charakteren des Sulcus nach würde ich aber keine von beiden Arten für eine abyssische halten, sondern es 10) 148 zeigt sich vielmehr eine augenscheinliche Annäherung an den Typus der echten Gadiden. Von den Gadiden selbst liegen einige fast vollständige Ent- wicklungsreihen vor, so für Merluccius und für Merlangus, der schon im Öberoligocän mit jenen Gadiden - Formen verschmilzt, deren Typus O. elegans mit seinen zahlreichen Mutationen ist. Viel weiter zurück reicht Rantceps, der im Unteroligocän völlig typisch auftritt, ohme nachweisbaren Uebergang zu den gleich- zeitigen anderen Gadiden. Zu dieser heute im Vergleich zu Gadus und Morrhua sehr zurücktretenden Gattung gehören drei der häufigsten Arten, von denen 0. latisulcatus und tuberculosus geradezu massenhaft auftreten, ganz den Schwärmen zahlloser Individuen entsprechend, in denen Gadus und Morrhua unsere nördlichen Meere durchziehen. Wenn man weiss, wie auch heute noch die grossen Otolithen von Morrhua sich auf dem Boden des Meeres oder am Strande anhäufen, so kann man das Miss- verhältniss zwischen dem Vorkommen fossiler Raniceps- und fos- siler Morrhua - Otolithen nicht für -einen Zufall halten, sondern muss darin den Beweis erblicken, dass die Hauptentfaltung der letzteren Gattung erst in die jüngste Zeit fällt. Weniger befriedigend sind die Aufschlüsse, die wir über die Plattfische erhalten. Sehr selten kommt im norddeutschen Unteroligocän eine Platessa vor, die im nordamerikanischen „Eocän“ massenhaft vertreten ist (O. (Platessa) sector). Von den von mir als Solea aufgeführten Arten kann ich nur für 0. (Solea) approximatus die generische Bestimmung als zweifellos an- geben; die lebenden Gattungen sind so zahlreich, dass noch weit mehr recentes Material zu untersuchen ist, ehe für die im Uebrigen niemals häufigen Otolithen völlige Sicherheit der gene- rischen Bestimmung erzielt werden kann. Das relativ seltene Vorkommen erklärt sich wohl daraus, dass die Flachfische die Nähe des Strandes suchen, während unsere Oligocänbildungen, wenn auch nicht in der Tiefsee, so doch im offenen Meere ab- gelagert wurden. Durch Hermann v. Meyer kennt man fossile Schollen (Solea Kürchbergeana) aus dem Untermiocän von Kirch- berg, Schichten von mehr brackischem Charakter; es ist hier zu- gleich der seltene Fall, dass die Otolithen im situ erhalten sind und die Bestimmung nach der Körperform bestätigen. Diese Otolithen stehen den hier beschriebenen recht nahe; in denselben Formenkreis gehört auch der in den Jackson- Schichten vorkom- mende 0. glaber. Von den Acanthopterygiern sind die interessantesten Fami- lien die Beryciden und Sciaeniden. Dass Beryciden unter den fossilen Teleostiern eine grosse Rolle spielen, weiss man seit 149 langer Zeit, aber aus unserem norddeutschen Tertiär waren bisher keine Reste bekannt. Zwei Gattungen sind jetzt mit Sicherheit nachgewiesen, Hoplostethus und Monocentris; dazu gesellen sich zahlreiche Formen, die nur als Beryciden im Allgemeinen erkannt werden konnten. Hoplosthethus mediterrameus ist ein Berycide. der, wie sich herausgestellt hat, in den höheren Zonen der abyssischen Regionen sehr verbreitet ist, jedoch auch in die Küstenregion seht. So sind vom Talisman nördlich der Bank von Arguin allein 99 Exemplare aus einer Tiefe von 235 m, 3 Exemplare aus einer Tiefe von 140 m herausgeholt worden. An der suda- nischen Küste ist er andererseits noch bei 1435 m Tiefe ange- troffen worden. Während der Sulcus acustieus bei der lebenden Art sehr verflacht und zuweilen fast verwischt ist, tritt er bei den fossilen sehr ausgeprägt und vertieft auf; auch hier ist die Vermuthung berechtigt, dass die oligocänen Arten in höherem Grade Küstenfische waren und erst gegen Ende des Tertiärs mehr und mehr in die abyssischen Tiefen einwanderten. Seit der Pal- eocän-Zeit sind sie im nordischen Tertiär verbreitet (O. lacinvatus) und verschwinden im Oberoligocän (O. Nettelbladti), wo auch die Gestalt sich am meisten vom Typus entfernt; im Süden lebten sie wenig verändert weiter fort, wie O. Lawleyt aus dem Pliocän von Orciano, der nur wenig von 0. ingens unseres Unteroligocän abweicht, beweist. Die Grösse der Otolithen im Verhältniss zur Grösse des Fisches ist recht beträchtlich, das Labyrinth dem ent- sprechend blasig aufgetrieben; die bekannten Lattorfer Stücke des O. ingens dürfen also auch nur auf mässig grosse Fische bezogen werden. Monocentris lebt in den japanischen Meeren und wird ihrer auffallenden Gestalt wegen viel getrocknet und als Curiosität in den Handel gebracht. Zu dieser Gattung ist O. subrotundus von Lattorf, früher als Apogonide augesprochen, zu rechnen und ebenfalls O. hospes aus dem Tertiär von Alabama. Zeugen einer einst weiten Verbreitung der heute so isolirten Gattung. Eine verwandte Art tritt schon im Senon von Siegsdorf auf, doch mag hier immerhin eine andere Gattung vorliegen. Unter den anderen Beryciden dürfte O. neglectus aus dem norddeutschen Unteroligocän der interessanten Polymixia ange- hören, einem ebenfalls japanischen Fische; die übrigen sind der Gattung nach vorläufig ganz unbestimmbar. Die Sciaeniden sind bei uns verbreiteter als ich früher glaubte, aber erst in den höheren Schichten. Im Unteroligoeän hat sich noch keine Spur gefunden, im Mitteloligocän nur die sehr isolirt stehende Form des 0. insignıs und ein einzelnes 150 Exemplar von ©. (Corvina) gibberwlus. Um so auffallender ist die Formenfülle im Oberoligocän, die sich auch noch bis in’s Miocän hinüberzieht. Im Oberoligocän erfolgt auch die Abzwei- gung jener Linie, die zu Scraena aquda hinführt, von den mehr an Umbrina anschliessenden Formen. 0. holsaticus im Miocän von Holstein schliesst sich eng an Sceraena aquila an, und O. me- ridionalis ist eine verwandte Art, vielleicht nur eine Varietät aus dem Mioeän Italiens. Das Auftreten von Corvena ist durch ein einziges Exemplar aus den Meeressanden von Waldböckelheim angedeutet, während im Oberoligocän die Otolithen sich häufig finden. Diese Invasion der Sciaeniden zur jüngeren Oligocänzeit steht in einem gewissen Gegensatze zu dem Vorkommen der Sciae- niden im Tertiär von Alabama. Gehört dieses wirklich dem Eoeän an, so wäre die correcte Schlussfolgerung, dass die frühere Ent- wickelung der Familie im nordamerikanischen Atlanticum erfolgte und dass sie erst später in die europäischen Meere einwanderten. Die sehr häufigen Pereiden erwiesen sich grossen Theils als generisch unbestimmbar, da es noch an recentem Material man- gelt; nur Dentex und Serranus sind für das Oberoligocän sicher gestellt. Spariden sind gleichfalls weit verbreitet, besonders ©. gre- garius, der bei Waldböckelheim zu den häufigsten Arten gehört; es lassen sich noch mehr Arten unterscheiden, aber die Erhal- tung derselben war so ungenügend. dass, besonders auch mit Hinblick auf die Schwierigkeit der Unterscheidung. von einer Charakterisirung abgesehen wurde. Von Trachiniden liegen zwei, von Scombriden ein (und ein unbeschriebener) Vertreter vor. Wichtiger sind die Cataphracten, von denen ich früher nur O0. (Trigla) elliptieus kannte; sie vertheilen sich auf die Gattungen Trigla, Peristedion und Agomus. Eine besondere Besprechung verdienen die Gobiiden, da deren Bestimmung sonst grossen Schwierigkeiten unterliegt. Die leicht kenntlichen Otolithen der Gobiiden sind sehr häu- fige Formen in den miocänen Schichten des Rheinthals und des Wiener Beckens, dagegen in Norddeutschland weder im Miocän, noch in den älteren Tertiärschichten bis jetzt gefunden. H. v. Meyer beschrieb 1852 zwei fragliche Coftus-Arten aus dem Mio- cän von Unterkirchberg, die ihn selbst an Gobiiden erinnerten, dennoch aber „mehr zu Cottus hinneigen“. Von einem Exemplar des Cottus brevis Ac.? wird gesagt! „Die in der hinteren Hälfte des Schädels liegenden Ohrknochen sind deutlich über- liefert; im Exemplar f. 8 (t. XVD) lassen sich beide unterscheiden. zz 151 Sie zeichnen sich durch weissliche Farbe aus. Diese Ohrknochen sind glatt, viereckicht, nur wenig länger als breit, die in die Dia- sonale fallenden Ecken sind gerundet, die der anderen spitz ver- längert, und auf der vorderen von diesen liegt ein Wärzchen. Die mit der hinteren Spitze versehene Hälfte des Knochens wird fast ganz von einer vertieften rundlichen Fläche eingenommen.“ Diese Beschreibung und die, wenn auch wenig scharfe, Ab- bildung lassen erkennen, dass es sich hier um einen Gobeuss handelt. Später, 1856, gab H. v. Meyer die Beschreibung eines an- deren Fischchens, den er fraglich als @obzus bezeichnet, auch mit dem sogen. Cottus brevis von Unterkirchberg vergleicht, aber doch für artlich verschieden hält. Bei ihm sind „unter allen Trägern nur die des vorderen Theiles der Rückenflosse durch blattförmige Ausdehnung des Knochens verstärkt, was für Cottus nicht angeführt wird und auch an den von mir von diesem Genus untersuchten Exemplaren von Unterkirchberg nicht wahrgenommen wurde. Auch würde die Beschuppung mehr an Gobeus erinnern.“ Es scheint der Fall so zu liegen, dass Cottus im Mainzer Becken und in Schwaben noch gar nicht gefunden ist. Unter den vielen - Otolithen, die ich untersucht habe, fanden sich Gobwus- Otolithen in grosser Zahl, aber nicht ein einziger, der sich auf Cottus be- ziehen liesse. Gerade in den Schichten, aus denen Cottus an- geführt wird. habe ich nur Gobzus - Otolithen erhalten. Cottus brevis H. v. Meyer (non Agassız) ist ein echter Gobrus und an Fischehen aus der Sammlung des Herrn Prof. AnprzArR konnte ich den von mir O0. francofurtanus genannten Gehörstein in situ beobachten und zeichnen. Wahrscheinlich ist dieselbe Gobrus-Art auch im österreichischen Miocän verbreitet; daneben kommt aber auch eine andere ausgezeichnete Art vor (O. vicıinalıs), wie auch bei Frankfurt wohl noch andere Arten vertreten sind. Wo Gobrus auftritt, kann von Tiefsee - Ablagerungen nicht wohl mehr die Rede sein; es ist bekannt, dass diese Fische im Gegentheil brackisches Wasser bevorzugen. So sind denn auch die Ablagerungen von Öberfeld, Prevole-Bressowitz und Unterfeld litoraler Natur, trotz Pleurotoma asperula, auch wohl salzarmer (Horizont von Grund). Michelsberg in Siebenbürgen entspricht der Fauna nach der besser bekannten Localität Lapugy; auch hier liegt trotz Foraminiferen-Reichthums keine Tiefsee-Ablagerung vor. Die sogen. Leithakalkmergel von Portsteich enthalten eben- falls Gobeus, während die Gattung in den Tegelschichten von Baden und Vöslau zu fehlen scheint. Die Miocänschichten von Langenfelde, welche z. B. in ©. (Berycidarum) mintus eine dem 152 Ö. austriacus und medıterraneus des österreichischen Tegel sehr verwandte Art besitzen, entbehren wie dieser der Gattung @obzus, während die in viel seichterem Wasser abgelagerten Schichten des Mainzer Beckens sie sehr zahlreich führen. Schliesslich sei des reichlichen Vorkommens von Siluriden aus der Arrus-Gruppe gedacht, welche seit dem ältesten Eocän bis ins Mitteloligocän in allen unseren Tertiärschichten verbreitet sind und erst später weiter nach Süden wandern (Miocän Italiens), bis sie allmählich in die Flüsse der südlichen Halbkugel zurück- gedrängt werden. Mit den letzten Betrachtungen haben wir schon den rein paläontologischen Standpunkt verlassen und, auf der geographischen und stratigraphischen Vertheilung der Otolithen fussend, auf einige bisher nicht gekannte Daten aus der Geschichte der Teleostier- faunen hingewiesen. Auch hier bringt die mitgetheilte Tabelle die beste Ueber- sicht und nur wenige Punkte bedürfen einer stärkeren Betonung. Vor Allem muss gesagt werden, dass die Aenderungen, welche die Teleostier - Fauna unserer Meere allmählich durchge- macht hat, sich durchaus nicht in das vielbeliebte Schema ein- passen lassen: Tropischer Charakter des Meeres und seiner Be- wohner in der älteren Tertiärzeit und im Gefolge allmählicher Klimaverschiebung Uebergang in den Charakter der gemässigten und kühlen Zonen der Jetztzeit im jüngeren Tertiär. Wir sehen im ältesten Eocän, aus dem ich Otolithen kenne, im Paleocän von Kopenhagen, die Gadiden als nördliche neben den Beryciden als südlichen Elementen. Die Gadiden und Ophi- diiden nehmen im Oligocän an Formenreichthum fortwährend zu und spielen schon ganz die Rolle, die ihnen heutzutage im nörd- lichen atlantischen und nördlichen pacifischen Ocean zugetheilt ist. Während sie auch später nichts an ihrer Ausdehnung ein- büssen, nehmen die Beryciden schon im Oberoligocän ab, und die charakteristischen Typen wie Hoplosthethus und Monocentris wandern aus und werden von noch ungedeuteten Gattungen ab- gelöst. Fast zur selben Zeit erfolgt eine Invasion der Sciaeniden, von denen im Mitteloligocän nur erst Spuren vorhanden sind; im Miocän erlischt schon die Formenfülle derselben, und es erhalten sich nur die Vorläufer der noch jetzt in den nördlichen Meeren lebenden Arten wie Sceaena aquıla, während die meisten wieder südwärts wandern. Fast das Gleiche spielt sich bei den Pereiden ab, welche zur Zeit des Mittel- und Oberoligocän einen kräftigen Aufschwung nehmen, jetzt aber mehr zu den südlichen Formen gehören. Wir sehen somit, dass seit alten Zeiten in den Anacanthinen 153 ein fester Stamm der Teleostier - Fauna sich an Stärke fast un- verändert erhalten hat, während im Gefolge gelegentlicher Wan- derungen bald diese, bald jene Familie rasch aufblüht, um dann wie eine Welle wieder zu verschwinden. Das dürfte auch wohl die Norm für die Umänderungen sein, welche die Teleostier-Fauna unserer nördlichen Meere im Lauf der Zeiten erlitten hat: Nicht die consequente Umwandlung des tropischen in den Charakter der gemässigten Zone, sondern Öscillationen, welche zu einem alten Stamme bald neue Glieder hinzufügen, bald andere entfernen. Meistens kamen diese Verschiebungen der Fauna wohl aus dem atlantischen Becken. während Beeinflussungen vom Mittelmeer aus für unsere Oligocän-Ablagerungen wenigstens nicht nachweis- bar sind. Im Miocän sind dagegen die im Mainzer Becken ver- breiteten Gobrus - Arten, ferner ©. (Berycidarum) minutus, ©. (Gadidarum) venustus offenbar vorgedrungene mediterrane Formen. ©. (ine. sedis) hassovecus, O. (Scraenidarum) insignis sind nur im Mitteloligocän des Mainzer Beckens gefunden, daher vielleicht auch Arten südlicher resp. mediterraner Provenienz, während nach dem uralten Vorkommen von Hoplosthethus und Monocentris im Norden es wahrscheinlicher erscheint, dass dieselben im Ober- oligocän resp. Miocän nach dem Mittelmeer wanderten, in dessen Bereich wenigstens Hoplosthethus zur Pliocänzeit schon reichlich vorkommt. Auch die Arzus-Gruppe hat nach den oben gemachten Darlegungen ihren Ursprung wahrscheinlich in nördlichen Meeren gefunden. Interessant sind die Beziehungen der nördlichen Teleostier- Fauna zu den mitteloligocänen Schichten des Mainzer Beckens. Nachdem eine ganze Anzahl von Arten aufgefunden ist, die hier wie dort vorkommen, erscheint es zweifellos, dass von jeher eine directe Verbindung dorthin existirte. So finden sich ©. (Artus) germanus, O©. (Merluccius) emarginatus, O. (BRaniceps) satısuleatus, O. (Opmndiidarum) difformis und occultus, O. (Gadus) elegans, O. (Trachinus) mutabilis, O. (Percidarum) varians, O. (Sparidarum) gregarius, O. (Agonus) primas, O. (inc. sedis) um- bonatus, O. (inc. sedis) menor zugleich im Norden und im Mainzer Becken, wie die gegebene Tabelle nachweist. Bekanntlich ist das Vorkommen von Amphesyle im Oligocän nicht weiter nördlich als bis Flörsheim als ein Beweis angeführt, dass zur Zeit der Ab- lagerung von Septarienthon und Meeressand noch keine Verbin- dung zwischen Mainzer und Elsässer Tertiär mit dem Nordmeere existirte, während die Beschränkung des Vorkommens in Wirklich- keit nur auf die abweichenden geologischen Facies zurückzu- führen ist. Die Bedeutung der Otolithen und des Gehörorgans für die natürliche Systematik der Fische. Dass den Otolithen als Versteinerungen ein höherer Werth zukommt, als fast allgemein angenommen wird, habe ich verschie- dentlich betont und im voranstehenden Abschnitte dieser Arbeit auch wohl bewiesen. Grosse Familien von Teleostiern, von denen kaum jemals Reste gefunden sind, zeigen sich jetzt in gleich- mässiger Formenfülle durch die verschiedenen Stufen des Tertiärs und seit der Kreidezeit her verbreitet. Die Anhäufung der ÖOtolithen von Gadiden erreicht zuweilen einen solchen Grad, dass die Schichtflächen von ihren Durchschnitten buchstäblich bedeckt erscheinen, und wir sehen, dass diese Fische schon im älteren Tertiär in gewaltigen Massen auftraten, in „Bergen“, wie man heute die imponirenden Züge des Gadus calarıas nennt, die oft, mehrere Meter tief, einen Raum von über einer Seemeile einnehmen. Wir können nach den Otolithen verfolgen, wie ver- schiedene, in der jetzigen Zeit gut getrennte Arten in der Ver- gangenheit zusammenfliessen, oder umgekehrt, von älteren Formen ausgehend, deren weitgehende Verzweigung studiren. Wir sehen den Uebergang von Küstenfischen zu Tiefsee- formen. z. B. von Gadiden zu Macruriden, verzeichnen die weite Verbreitung jetzt isolirter Gattungen, wie Hoplosthethus und Mo- nocentris, und werden. wenn die Bestimmung der fossilen Oto- lithen durch das ausgiebigere Studium der recenten zu der Ge- nauigkeit gesteigert ist, deren sie fähig erscheint, die Geschichte vieler Gattungen mit Sicherheit enträthseln können. Manche Trugschlüsse, die nach dem sporadischen Vorkommen fossiler Fischabdrücke nicht als solche erkannt werden konnten, können jetzt schon eliminirt werden; das gilt nicht nur für den paläon- tologischen Nachweis von Familien und Gattungen, sondern ins- besondere auch für die geographische Verbreitung. Selbstver- ständlich darf man darum jene Reste nicht vernachlässigen, zumal sie ihres Vorkommens, der Facies wegen schon manche Formen bringen, die wir in den oligocänen Hochsee - Ablagerungen z. B. nicht erwarten dürfen. Auch sind die Otolithen von verschie- denem paläontologischen Werthe, insofern z. B. die Trennung der vielen Perciden bei der ausserordentlichen Gleichmässigkeit, mit welcher der gemeinsame Charakter festgehalten wird, nur dem Auge des Specialisten mit einer gewissen Leichtigkeit möglich sein wird. andere Fische sehr kleine Otolithen tragen, die nur selten gefunden werden. andere wegen ihrer geringeren Wider- standsfähigkeit häufiger zerstört als erhalten sein werden. Wenn aber auch nur diejenigen Formen, die ich bis jetzt in verschie- 155 denen Veröffentlichungen abgebildet habe, sicher gedeutet sind, was leider selbst bei einigen der wichtigsten Gruppen wegen der Schwierigkeit, das nöthige Vergleichsmaterial zu schaffen, noch nicht gelungen ist, so muss man sagen, dass das Studium dieser kleinen, räthselhaften Körper für die Paläontologie der Teleostier von Nutzen gewesen ist. Die Paläontologie kann aber noch einen anderen Nutzen aus ihnen ziehen, indem sie die Resultate jener Studien, welche an recentem Material angestellt wurden, zu den ihrigen macht. Es ist von Retzıus in seinem Fundamentalwerke über das Gehör- organ der Fische mancher werthvolle Gedanke ausgesprochen. und weiteren interessanten Beiträgen sehen wir aus der Feder des Herrn Dr. v. JuErING in Rio Grande do Sul entgegen. Ich selbst habe in den letzten Jahren stetig Vergleichsmaterial ge- sammelt, und es ist so immerhin schon möglich, einige Linien des zukünftigen systematischen Bildes zu ziehen. Rerzıus “hat die Morphologie der Otolithen selbst aus dem Bereiche seiner Arbeiten gelassen, weil damals ein schwedischer Forscher sich mit dem Gedanken trug, eine umfassende Mono- graphie derselben zu schreiben. Seine Schlüsse basiren allein auf dem häutigen Labyrinthe und der Vertheilung der Nervatur. Ganz gewiss kommt der Form des Gehörorgans ein ungewöhnlich hoher systematischer Werth zu, da es im Innern des Körpers den gewöhnlichen Anpassungsreizen entzogen ist. sodass z. B. trotz der Verschiebung der Kopfknochen bei den Flachfischen die Sym- metrie zwischen linkem und rechtem Organ nicht gestört wird. Immerhin varliren die Proportionen und Lagerungsverhältnisse der hauptsächlichsten Theile innerhalb einer Familie nicht unbeträcht- lich, cbwohl einschneidendere Abweichungen nie zu verzeichnen sind; viel beträchtlicher aber ist das Trägheitsmoment, das der Form der Otolthen innewohnt, die gleichsam unberührt von den Verschiebungen und Ausstattungen des übrigen Körpers bleiben, obwohl die artlichen Unterschiede auch hier nach Abschattirungen der Charaktere zu verfolgen sind. Eine sorgfältige Verarbeitung beider, sowohl der Charaktere des Labyrinths wie jener der Oto- lithen, wird sicher zum Ziele führen und wahrhaft verwandte Formen auch unter den Verhüllungen, wie sie das bewegte Le- ben des Meeres stets neu hervorbringt, zu erkennen ermög- lichen, ebenso wie sie durch manche Gruppen einen Schnitt legen muss, der vielleicht zunächst überraschen wird. Je stärker die Anpassungskräfte spielen, um so häufiger wird sich das herausbil- den. was man im rückübertragenen Sinne auch beim thierischen Körper eine Facies oder vielleicht noch besser eine Function jener genannten Impulse nennen könnte, was häufig als natürliche Fa- 156 milie oder Gruppe aufgefasst wird und doch nnr eine Convergenz- erscheinung differenter genealogischer Zweige ist. In diesem, aber auch nur in diesem Sinne bin ich überzeugt vom polyphy- letischen Ursprunge mehrerer unserer zoologischen Gruppen. oder richtiger gesagt, ich bestreite die Berechtigung, nach willkürlich vorgezogenen Aehnlichkeiten eine Gruppe zu bilden oder bestehen zu lassen, die nach Ausweis anderer Charaktere Mitglieder ver- schiedener Abstammungsreihen in sich vereinigt. Diesen Ausweis liefern solche Charaktere. die der Anpassung gegenüber eine grosse Sprödigkeit und Unbildsamkeit besitzen, d. h. solche Or- gane, welche dem Getriebe der Aussenwelt gleichsam entzogen sind; sie können ersetzt werden durch den historischen Nachweis der Geschichte eines beliebigen Merkmals, wenn eine möglichst lückenlose geologische Aufeinanderfolge und reiches paläontolo- gisches Material vorliegt. Die Otolithen sind, wie ich gezeigt habe, in dieser Art als Hülfsmittel zu benutzen, aber noch weit wichtiger werden sie für die Systematik, weil sie auch Merkmale der ersten Kategorie sind und als solche gestatten, die Schranken der Zeit. des strengen geologischen Nachweises theoretisch zu erweitern. Ein Blick sei auch auf die Gehörorgane und zwar nicht allein der Teleostier gestattet. Man sucht zunächst nach einem Maassstabe, um die Werthigkeit der vor sich gegangenen Verän- derungen zu bemessen, und bedarf dazu der Kenntniss von dem einfachsten, primitivsten Zustande des Fischgehöres (wobei ich Amphrioxus, Myxinoiden und Petromyzonten ausschliesse). Aber selbst die vielfach als Urformen aufgefassten und jedenfalls geo- logisch sehr alten Elasmobranchier, Holocephalen und Dipnoer sind weit davon entfernt, und es bedarf der Combination der in vielen wichtigen Punkten sich nahestehenden Typen der Dipnoer und Holocephalen (ein nicht misszuverstehender Wink für die Pa- läontologie!) unter Beachtung, dass die Dipnoer zu den Ganoiden, die Holocephalen nach den Elasmobranchiern vermitteln, um zu dem gewünschten Bilde zu gelangen. Man kommt dann auf einen grösseren, membranösen Hohl- raum (Sacculus), der nach oben mit einem zweiten in Verbindung steht (Utrieulus). von dem die halbkreisförmigen Kanäle ausgehen und in den sie einmünden. Die beiden etwa in der Sagittal- ebene liegenden Kanäle vereinigen sich zu einem gemeinsamen Einmündungsschlauche (Sinus superior) und sind an den Stellen ihres Austrittes, also der vordere Gang vorn, der hintere Gang hinten zu blasenförmigen Anschwellungen, den Ampullen, erweitert; der äussere, horizontale Bogengang besitzt vorn eine Ampulle und mündet nach hinten ohne Erweiterung in den gemeinsamen Hohl-_ 157 raum, den Utriculus, oder in den Sinus superior. Vom Sacculus aus steigt eine Röhre in die Höhe bis zur Kopfhaut, durchbohrt diese und mündet frei nach aussen (Ductus endolymphaticus). Der Öhrnerv sendet nun in der Art an dieses Organ seine Verzwei- gungen, dass er es gleichsam umklammert und bildet deutliche Nervenendstellen (Gehörflecke) auf der Innenseite des Sacculus (Macula acustica sacculi), am vorderen Theil des Utriculus (Ma- cula acustica recessus utriculi), an der vorderen Ampulle (Mac. ac. amp. anterioris), an dem Boden des Utriculus (Mac. ac. ne- glecta) und an der hinteren Ampulle (Mac. ac. ampullae poste- rioris).. An drei Punkten herrscht die Neigung, Kalkspathkry- ställchen in einer schleimigen Grundmasse abzulagern, im vorderen und im hinteren Theil des Sacculus und im Recessus utriculi, d.h. an den Stellen intensivster Nervenreizbarkeit. Von diesem Bilde haben sich aber alle unsere urspünglichen Typen schon weit entfernt, und es ist von Interesse, sich klar zu machen, in welcher Richtung der weitere Ausbau des Gehörs erfolgt. Wir vertrauen uns hierbei der bewährten Führung von Rertzıus an. Bei Chimaera ist das Ursprüngliche erhalten in der ein- fachen Gestaltung des Sacculus, von dem der hintere Theil noch durchaus nicht anfängt sich abzugrenzen, ebenso wenig wie eine Theilung der Mac. acustica sacculi zu bemerken ist. Der Ductus endolymphaticus steigt gerade nach oben, das ganze Gehörorgan liegt offen gegen die Gehirnhöhle. Dagegen ist eine auffallende Veränderung im Utriculus zu verzeichnen, und zwar eine solche, welche von der Ganoiden - Teleostier - Reihe nicht getheilt wird. Der Recessus utriculi, eigentlich nur der vordere, etwas ausge- weitete Theil des letzteren, macht sich selbstständig, d.h. er wird zu einer abgeschnürten Blase, die mit dem Utriculus nur durch einen engen Spalt communicirt, dagegen sich durch eine besondere Oefinung direct in den Sacculus öffnet. Die vordere und äussere Ampulle der Bogengänge münden nunmehr auch nicht in den Recessus utriculi, sondern in den Utriculus selbst. Die Elasmobranchier, Haie wie Rochen. erleiden dieselbe Umgestaltung. aber in noch höherem Grade. Auch sonst erweisen sie sich als modificirte Typen. Der Sinus superior, der breite Vereinigungsschlauch der sagittalen Kanäle ist nämlich vertical gespalten, in einen vorderen und einen hinteren Theil. Dadurch erklärt sich die Erscheinung, dass bei Haien und Rochen der Sacculus durch eine besondere, bei jenen loch-, bei diesen röhren- förmige Oeffnung mit dem hinteren Bogengange sich verbindet. Diese Oeffnung ist ein Theil der ursprünglichen Communication zwischen Utriculus und Sacculus, welche bei der Theilung des Sinus superior nach hinten gedrängt ist. Die Richtigkeit dieser von Rerzıus aufgestellten Theilungstheorie wird durch die Lage der Macula acustica negleeta bewiesen, welche bei der primiti- veren COhrmaera an der hinteren Seite des Verbindungsspaltes zwischen Utriculus und Sacculus, bei Haien und Rochen hinter der beschriebenen Verbindung von Sacculus und hinterem Bogen- gange liegt. Diese Verbindung ist eben das hintere, abgeschnürte Ende des Canalis utriculo-saccularis. Bei den noch mehr speecialisirten Rochen ist zugleich der vordere Theil in Wegfall gekommen, sodass Sacculus und Utri- culus gar nicht mehr direct in Verbindung stehen, sondern nur indirect, durch Vermittelung des mit beiden verbundenen Re- cessus utrieculi. Obwohl es schwer ist, von diesen Verhältnissen ohne Abbil- dungen eine klare Darstellung zu geben, möchte ich doch diese Betrachtungen nicht verlassen, auch weil sie jene Ansicht zu unterstützen geeignet sind, die in neuerer Zeit besonders von meinem Freunde JAEKEL aufgenommen ist, dass die Elasmobran- chier überhaupt nicht in die directe Ahnenreihe der höhereu Wirbelthiere einzuschalten sind. 1 Der Ductus endolymphaticus gewinnt bei diesen Thieren eine mächtige Entwickelung, erweitert sich nach oben und macht unter der‘ Haut eine Biegung, die klein bei Seyllivum, grösser bei Acan- thias, sehr stark bei Squatina ist, während sich bei Rochen ein weiter Sacculus endolymphaticus ausbildet. (Nur Trygon und Torpedo stehen nach Rerzıus näher zu den Haifischen in dieser Beziehung.) Die knorpelige Scheidewand, welche bei Haien und Rochen im Gegensatz zu Chrmaera und den übrigen Fischen das Gehör von der Gehirnhöhle abgrenzt. könnte anf die höheren Wirbelthiere verweisen. ist aber doch wohl als selbstständig ent- wickelte Eigenschaft aufzufassen, wie man deren bei Haien, diesen in mancher Beziehung so hoch stehenden Thieren, mehrere trifft. Dagegen ist wiederum eine Lagena vom Sacculus noch nicht ab- gegliedert, eine Theilung des Gehörfleckes am Saeculus in eine Macula acustica saeculi und Papilla acustica lagenae wenigstens bei Haien erst angedeutet, bei Rochen allerdings durchgeführt. Hätte man aber auch mehrere Punkte, die einer Weiterführung zum Typus der Anamnier nnd Amnioten fähig wären, so genügte doch die complieirte Differeneirung des membranösen Labyrinthes, um diesen Gedanken auszuschliessen. Man müsste sonst eine Vereinfachung durch Rückbildung und nochmalige Differenzirung annehmen, eine bisher gemiedene Auskunftsweise. Wenden wir uns jetzt den Dipnor zu, so sehen wir auch hier wie bei Holocephalen den Recessus utrieuli enorm entwickelt, 159 mit dem Sacculus verbunden, aber nur durch diesen mit dem eigentlichen Utriculus in indirecter Verbindung. Wie bei jenen münden also auch vordere und äussere Ampulle am vorderen Ende des eigentlichen Utriculus. Der Sinus superior ist nicht vertical gespalten, die knorpelige Scheidewand des Gehörs gegen die Gehirnhöhle fehlt. Die Otolithen bestehen aus Ansammlungen feiner, getrennter Krystalle, die aber wenigstens bei Oeratodus im Sacculus schon formbeständig zusammengeballt sind, ohne festere Consistenz zu gewinnen. Von Chrmaera unterscheidet sich das Labyrinth sofort durch den Mangel des Ductus endolympha- ticus, der nach Rerzıus anscheinend völlig fehlt, keinenfalls aber bis zur Kopfhaut emporsteigt. Wie bei Holocephalen ist keine besondere Lagena vom Sacculus abgegliedert, wohl aber eine Papilla acustica lagenae von der Mac. ac. sacculi; das Vorhan- densein dieses selbstständigen Hörflecks stellt die Dipnoer über die Chimaeriden, während die Beziehungen zu diesen im Allge- meinen enger sind als zu Ganoiden und Teleostiern einerseits, zu Plagiostomen andererseits. Der oben theoretisch abgeleitete Urtypus des Gehörorganes seht demnach zunächst in eine Form über mit selbstständig ent- wickelten Recessus utrieuli — Holocephalen - Stufe Aus dieser leitet sich die Dipnoer-Stufe ab durch Verkümmerung des Ductus endolymphaticus, während ein gewisser Fortschritt in der Ausbildung eines selbstständigen Gehörfleckes auf der lage- nalen Partie des Sacculus liegt. Die Selachier schreiten in der Richtung, welche durch die Abtrennung des Recessus utriculi begonnen ist, noch weiter fort, indem der Sinus superior sich spaltet und complicirte secundäre Verbindungen der Labyrinththeile entstehen. Auch der Ductus endolymphaticus wird weiter ausgebaut, und der lagenale Theil des Sacculus wird zu einer taschenförmigen Ausstülpung (Elasmo- branchier-Stufe). Die Reihe. der Ganoiden und Teleostier erlaubt keine Anknüpfung an eine dieser drei Stufen, sondern führt zu dem Urtypus zurück, aus dem sie durch Verkümmerung des Ductus endolymphaticus, wohl abgegrenzten selbstständigen Hörfleck der lagenalen Partie des Sacculus (Papilla acustica la- genae) und Concentration der getrennten Kryställchen (Otoconie) zu festen Otolithen hervorgeht. Die Vertreter der lebenden Ganoiden stimmen in allen we- sentlichen Punkten überein. Bei Accipenser ist der Sacculus eine längliche Blase, die durch einen kurzen Kanal mit dem weit gestreckteren Utriculus zusammenhängt und von der die Lagena nicht abgegrenzt erscheint, 160 Der betreffende Theil des Saceulus ist aber als solche charakte- risirt sowohl durch den Gehörfleck (Papilla acustica lagenae), wie durch einen eigenen Otolithen. Dieser ist etwas kleiner als der des Sacculus und wie dieser sehr spröde und zerbrechlich, „in ein steifiges Gewebe eingebettet, das hie und da Kalkkrystalle enthält“. Eigenthümlich ist die blasenförmige Auftreibung am oberen Ende des blindgeschlossenen Ductus endolymphaticus. viel- leicht der Rest eines früheren Sacculus endolymphaticus. Der Sinus superior ist nicht hoch, aber sehr geräumig und geht erweitert in den Utriculus über, welcher seinerseits vorn etwas zum Recessus utriceuli anschwillt. Dieser Recessus utriculi empfängt die Ampullen des vor- deren und äusseren Bogenganges und ist eben nur eine geringe Erweiterung des eigentlichen Utriculus — ein wichtiger Unter- schied aller Ganoiden und Teleostier (Actinopteri) von den oben betrachteten Typen. Während bei Accepenser Sacculus und Lagena im Gleich- gewicht ausgebildet sind, überwiegt bei Zepedosteus der vordere Theil (Sacculus) und ist bei Amza umgekehrt der lagenale Theil der bei Weitem grössere. In demselben Verhältniss stehen Ner- venversorgung, Gehörflecke und Gehörsteine der beiden Typen zu einander. Noch höher steigert sich das Uebergewicht des lagenalen Theiles bei Polypterus, ohne dass eine Grenze angedeutet wäre. Der sehr grosse, scheibenförmige, hintere Otolith stösst fast un- mittelbar an den davor gelagerten, in der Richtung von oben nach unten gedehnten Otolithen. und beide zusammen füllen den Sacculus fast vollständig aus. Eine deutliche Trennung von Ma- cula acustica sacculi und Papilla acustica lagenae konnte ich nicht beobachten, sondern auf der ganzen Innenfläche des Sacculus erfolgt die Ausstrahlung der Nervenendigungen!). Der Otolith des Recessus utrieuli ist sehr klein, alle drei sind aber sehr fest, und ihrer Substanz nach denen der Teleostier völlig analog. Wenn man versuchen wollte, auf einen dieser lebenden Ga- noiden die Reihe der Actinopter! zurückzuführen. so stösst man natürlich auf Schwierigkeiten, die weniger in der Gestaltung des häutigen Labyrinthes, welches im Allgemeinen nach dem für alle construirbaren Schema gebaut ist, als in der Morphologie der ÖOtolithen liegen. Eins mag allerdings hervorgehoben werden, dass nämlich nach Rrrzıus’ Angabe bei Zepzdosteus, vielleicht auch bei Amza die Verbindung zwischen Utrieulus und Sacculus !t, Frisches Material stand mir allerdings leider nicht zur Ver- fügung. 161 geschlossen ist: das ist auch der Fall bei sämmtlichen Acan- thopterygiern, bei den Pharyngognathen und Anacanthinen, wäh- rend bei den Physostomen, Pleetognathen und Lophobranchiern die Communication offen ist. Gerade der Umstand, dass bei For- men wie Coregonus und Clupea weder das eine noch das andere zutrifft, sondern an Stelle der Oefinung eine Verdünnung der Wandung zu beobachten ist, macht die Entscheidung schwer, welches der ursprüngliche Zustand war, weil sie auch die Erklä- rung zulässt, dass die a priori ohne Frage secundäre Wand zwischen Saceulus und Utriculus durch allmähliche Schwächung wieder dem ursprünglichen Zustande Platz gemacht habe. Im Allgemeinen ist man geneigt, den Amiaden eine bedeu- tende Rolle in der Stammesgeschichte der Teleostier zuzutheilen, indem man sie mit den Clupeiden in Verbindung bringt, die schon zur Jurazeit eine grosse Rolle spielen. Allein man kann osteo- logisch eine Reihe von Einwürfen machen, und die Otolithen, die ich zwar nur nach Rerzıus’ wenig ausgeführten Abbildungen kenne, sind so total verschieden, dass ich bei der geringen Ver- änderungsfähigkeit dieser Körper wenigstens nicht an einen directen senetischen Zusammenhang glaube. Ausser der verschiedenen Ge- stalt spricht auch die relative Grösse mit, indem, wie oben aus- seführt, der Otolith der Lagena weit überwiegt. Das ist weder bei Clupeiden, noch, mit Ausschluss der Siluriden, Cypriniden und Charaeiniden, auf die wir noch zu reden kommen, bei irgend einem Teleostier, der bis jetzt auf diese Verhältnisse untersucht ist, der Fall. Immer überwiegt der Otolith des Sacculus. Aus gleichen Gründen ist Polypterus auszuschliessen, der auch seiner ganzen Körperbeschaffenheit nach ebenso wenig Be- ziehungen zu den modernen Fischtypen besitzt, wie er wichtig für die Beurtheilung grosser Gruppen ausgestorbener Fische erscheint. Lepidosteus hat so abweichend geformte Otolithen, dass auch dieser für die Deutung älterer Fische so wichtige Typus wohl nur als letzter Nachzügler einer erloschenen Ordnung zu be- trachten ist. Die Aceipenseriden zeichnen sich durch eine gewisse Neu- tralität ihres Gehörorganes aus, welche an und für sich der Ab-- leitung der übrigen Formen nicht ungünstig ist. Sacculus und Lagena sind ziemlich im Gleichgewicht, die Otolithen selbst noch locker, ohne scharfe Formen. Man hat, ohne Kenntniss des hier besprochenen Organs, schon öfter versucht, die Chondrostei oder Accipenseroiden in Zusammenhang mit den Teleostiern zu setzen, indem man die Siluriden einerseits, die Hoplopleuriden sammt Belonorhynchus und Saurichthys von alten Accipenseroiden ab- leitete... Da nach Tragvaır's Untersuchungen die Palaeonisciden Zeitschr. dä. D. geol. Ges. XLill. 1. 11 162 ebenfalls den Stören genetisch vorangehen, so hätte man hier eine weite Perspeetive eröffnet; indessen, wenn man auch die Siluriden auf störartige Vorfahren zurückführen kann, so gilt doch das Gleiche unter keinen Umständen für die Clupeiden. Wenn ich mich auch oben gegen einen direecten Zusammenhang mit Amica ausgesprochen habe, so eilt doch nicht das Gleiche für etwa triassische Vorläufer von Amca. Ist es nun in der That berech- tigt, einen derartig diphyletischen Ursprung der Teleostier an- zunehmen ? Ehe wir versuchen, auf diese Frage zu äntworten, mögen die Hauptabtheilungen derselben in Bezug auf das Gehörorgan und die Otolithen hier kurz besprochen werden. Bei Zırrer finden wir die Teleostier in üblicher Weise ein- getheilt in Lophobranchier, Plectognathen, Physostomen, Pharyn- gognathen, Acanthopterygier und Anacanthinen. Lassen wir die ersteren vorläufig bei Seite, und wenden wir uns zunächst der Untersuchung der vier letztgenannten Gruppen zu. Die Physostom‘ erweisen sich sofort als ein heterogenes (semisch verschiedener phyletischer Zweige. wie das übrigens auch nach anderen Charakteren ersichtlich ist und in verschiedener Weise von verschiedenen Autoren dargestellt ist. Es scheint aber, dass die Untersuchung des Gehörorgans den besten Leit- faden für die Entwirrung der Gruppe geben wird. Altbekannt sind die Verhältnisse des Gehörorgans bei den Uypriniden. Das in seinem oberen Theile ganz normal gestaltete Labyrinth bietet im Saceulus mehrere auffallende Besonderheiten. Erstens ist dieser Theil weit nach unten gesenkt und bildet eine nach hinten und unten gerichtete Röhre, die nach vorn spitz in den Utriculus mündet. Zweitens ist die Lagena sehr gross und bildet eine vorn zugespitzte Blase, welche dem Sacculus so eng anliegt, das eigentlich nur eine Scheidewand existirt. Ihre Pa- pilla acustica ist oval, die Macula des Sacculus lang und schmal. Dem entsprechend sind die Otolithen gestaltet; der des Sacculus lang und spitzig, der der Lagena rundlich, derbe. Jener trägt als Sulcus acusticus eine lange Rille, besteht gleichsam nur aus der Wandung des Sulcus acusticus, dieser trägt einen ovalen Eindruck mit hufeisenförmiger Umwallung. Von diesem Befunde bei den Cypriniden schreiben sich die üblichen Benennungen der Otolithen her, Sagitta für den des Saceulus, Asteriscus für den runden, radial gestreiften und gezähnelten der Lagena, Lapillus für den weniger charakteristisch gestalteten Stein des Recessus utrieuli. Obwohl diese Formen sich nur in einem beschränktem Verwandtschaftskreise wiederfinden, bezeichnet man auch die ab- weichend gestalteten Otolithen der anderen Teleostier so, indem 165 man den Hauptnachdruck nicht auf die Gestalt, sondern auf die homologe Lagerung legt. Diese kann stets festgestellt werden nach der Vertheilung der Nervatur resp. der Gehörflecke. in den allermeisten Fällen auch durch die Scheidung der Lagena von dem Sacculus. die fast bei allen Teeleostiern durchgeführt ist und keinen Lagerungstausch der Steine gestattet. Es ist daher der grosse Asteriscus der CGypriniden nicht homolog der grossen Sa- gitta der Acanthopterygiern, sondern dem kleinen, in der Lagena gelagerten Steine derselben, welcher deswegen als Asteriscus auf- zufassen ist. Wenn man die Reihe der Teleostier durchmustert, so trifft man aber auch auf eine grosse Anzahl von Formen, wo der Asterisceus deutlich an die Gestalt bei den Cypriniden erinnert (z. B. Sargus, Labrus, Scomber, Clupea, Coregonmus). Er ist hier nur ähnlich redueirt, wie die Sagitta bei jenen, d. h. die breite Fläche des Otolithen ist wenig entwickelt und häufig nur als dünne Basis der hufeisen- oder halbmondförmigen Umwallung der Fossa acustica vorhanden. Daher sind die Asterisci dieser Fische auch meist nicht von rundlicher Peripherie, sondern halbkreis- förmig; indessen kommen Ausnahmen vor und der Asteriscus z. B. von Labrus carneus stimmt auch in seiner. in der Richtung der Fossa acustica quergezogenen Gestalt ganz zum Typus der Cypri- noiden. Auch der Lapillus ist hier nicht wunähnlich dem eines Cyprinoiden. Dass ein grosser Unterschied zwischen der Sagitta der Sciaeniden, Spariden oder Beryeiden und jener von Cyprinus herrscht, ist augenfällig. Wie es aber Oyprinoiden giebt, wo die Sagitta etwas mehr in die Breite gedehnt ist, so finden wir auch andere Teleostier. wo die Sagitta einfacher gestaltet, verschmälert und in die Länge gezogen ist, während der Sulcus acusticus in demselben Maasse mehr hervortritt. Clupea, Coregonus, Isox, auch die Scombriden und Labriden sind hier zu nennen. Ein so deutlicher Uebergang der Formen wie für den Asteriscus ist zwar für die Sagitta nicht nachweisbar, indessen kann man theo- retisch auch die Sagitta eines Cyprinoiden aus der eines Clu- peiden ableiten, indem man sich das Hinterende, welches bei einigen schon deutlich vorspringt. noch weiter, endlich stielförmig verländert denkt. während zugleich die Masse der vorderen Partie des Ötolithen abnimmt und gleichsam auf eine Umkleidung des Suleus beschränkt wird. Die Untersuchungen über die Ariiden und Characiniden, die Herr v. JHERING in Aussicht stellt, bringen vielleicht mehr Uebergangsmaterial auch von der anderen Seite; denn man muss bedenken, dass gerade die Cypriniden eine geo- logisch junge Gruppe bilden, welche entsprechend weit differen- zirt ist. Das zeigt sich ja auch in der secundären Verbindung als 164 der beiderseitigen Labyrinthe durch einen häutigen Schlauch. den Canalis sinus imparis und durch die Entfernung des Sacculus vom Utrieulus. Der sicher nachweisbare Uebergang von der Form des Aste- riscus bei Cypriniden zu jener der anderen Teleostier, der ange- deutete zwischen den Sagitten spricht sehr dafür, dass beide Typen des Gehörorgans und seiner Steine aus einer Quelle ab- zuleiten sind und gegen den diphyletischen Ursprung der Teleostier. Ueber die Abstammung der Cypriniden erhalten wir einen sicheren Aufschluss durch den Vergleich mit den Siluriden. Das Gehörorgan von Sdlurus glanıs, das Rerzıus und BRESCHET SO meisterhaft abbilden, ist von einer überraschenden Homologie aller Theile; selbst der die beiderseitigen Organe in Verbindung setzende Canalis sinus imparis ist vorhauden. Die Otolithen tra- sen bei Sıhurus dieselben Charaktere; wir haben eine echte Sa- sitta und einen echten Asteriseus, in der Form mit dem eines Uypriniden zu verwechseln. Dieselbe Senkung des Sacculus und der Lagena, wie bei COyprinus ist auch bei Sıurus vorhanden. Ist so der genetische Zusammenhang trotz der Differenzen der allgemeinen Körpergestalt unzweifelhaft, so fragt es sich, welche Gruppe die ursprünglichere. welche die abgeleitete ist. Herr v. JHERING hat mir einige interessante Mittheilungen über seine Studien an südamerikanischen Welsen gemacht, die unsere paläontologischen Daten wesentlich zu unterstützen geeignet sind. Schon Rerzıus machte aufmerksam auf die tief nach unten gesenkte Lage des Sacculus und der Lagena, sowie die lange Verbindungs- röhre dieser Theile mit dem Utriculus bei einem anderen Silu- riden, dem Malapterurus electricens. Yv. JHERING fand dasselbe Verhalten bei einem Theile der südamerikanischen Siluriden und den Characiniden wieder. Dagegen erwiesen sich die Panzerwelse (ausschliesslich Zorzcarra) als ursprünglicher organisirt; Sacculus und Lagena sind nicht gesenkt, der Ganalis sinus imparis, wel- cher bei Cyprinus im Sinus impar sackförmige Ausbuchtungen macht, ist einfach und gleichmässiger gebildet. Wir sehen demnach in den Gypriniden, Characiniden und Siluriden drei durch genetische Verwandtschaft eng ver- knüpfte Gruppen, welche sich von Formen ableiten, die den leben- den Ariiden wahrscheinlich sehr nahe standen, beziehungsweise wir haben in den Ariiden die Ueberbleibsel jener Stammgruppe zu erblicken, welcher die grossen Familien der Physostomen im engeren Sinne (Öypriniden, Characiniden, Siluriden) entsprosst sind. Wie weit die paläontologischen Daten diesen Schluss stützen, haben wir früher dargelegt. So schält sich aus den Physostomen zunächst diese eine grosse Gruppe heraus. Die Spal- tung in Siluriden, Cypriniden und Characiniden muss ziemlich weit zurück verlegt werden, da einzelne Theile des Labyrinthes bei den drei Gruppen sich selbstständig verändert haben. So fehlt den Siluriden der Ductus endolymphaticus, während er bei Cypriniden ein ziemlich langes, nach oben gerichtetes Anhängsel des Sacculus bildet. Da er keine neue Erwerbung, sondern ein rudimentäres Organ ist, musste, wenn einer der Abkömmlinge ihn noch besitzt, die Stammgruppe ihn ebenfalls gehabt haben; die Siluriden, die ihn ganz verloren haben, sind also nach dieser Richtung weiter specialisirt als die Oypriniden, die ihrerseits durch complieirte Ausbildung des Canalis sinus imparis sich weiter von dem Ausgangspunkte entfernt haben. Eine zweite Gruppe der sog. Physostomen bilden die Clu- peiden und Salmoniden, denen sich die Esociden, obwohl etwas peripherischer stehend, anschliessen lassen. Sie besitzen zunächst einen leicht kenntlichen Typus von Sagitta, welche sich durch einen ungewöhnlich vertieften, häufig bis zum Hinterrande durchgezogenen Sulcus und ein nach vorn spitzig vorspringendes Rostrum auszeichnet. Bei den Clupeiden und Salmoniden finden wir gewisser- maassen das normale Teleostier-Labyrinth, in allen Theilen gleich- mässig ausgebildet, ohne secundäre Erscheinungen. Bei Esox ist dagegen am Hinterende des Utriculus eine appendiculäre Wuche- rung, ein Blindschlauch zu bemerken, der sich nach innen und rückwärts streckt, während andererseits die Trennung von Lagena und Saceulus wieder aufgehoben ist und das Ganze nur einen Hohlraum bildet, in welchem hinten der kleine, verkümmerte Asteriscus liegt. Das geologische Auftreten der Ülupeiden bestärkt uns in der Annahme, dass hier ein sehr alter Typus vorliegt, aus dem die meisten Typen auch der Acanthopterygier hervorgegangen sein dürften. Die Einzelheiten dieser Entwickelung sind allerdings noch vollständig in Dunkel gehüllt. Die Muraeniden und Congeriden, denen sich die Anguil- liden als selbstständige Familie zugesellen dürften, sind sowohl von - den COlupeiden wie von den Cypriniden weit verschieden, und es erweist sich auch hier die Unhaltbarkeit der Physostomen als selb- ständige Gruppe. Die Cyprinodonten wurden von JORDAN den Esociden zugesellt; v. JHERING ist geneigt, sie zu den Pharyn- sognatben zu stellen. Ich kenne die Gehörorgane derselben nicht aus eigener Anschauung, möchte aber hervorheben, dass die Pha- ryngognathen ebenso zusammengewürfelt sind, wie die Physosto- men, und dass ein grosser Unterschied besteht zwischen Typen 166 wie Lubrus mit spaltförmigem Sulcus acusticus und Ohromis, deren Sulcus sich ganz nach Art der Spariden gebaut erweist, denen man sie auch zutheilen sollte. Die verwachsenen unteren Schlundkno- chen sind ein Merkmal ganz niederen Ranges, das nicht einmal gleichmässig von den Systematikern behandelt ist, denn sonst müssten z. B. Gerres und Pogonias auch bei den Pharyngognathen stehen. Die Wanderungen der Scomberesociden im Systeme sind bekannt und scheinen ihren Abschluss noch immer nicht gefunden zu haben; die Sagitta weicht sowohl von der der Esociden wie der Labriden oder Chromiden bedeutend ab und ist dagegen jener der Heterosomata nicht unähnlich. Es wäre mir nicht auffallend, wenn sich noch mehr Beziehungen zwischen diesen Gruppen herausstellen sollten. Die eigentlichen Acanthopterygier. welche etwa den ZPerco- morpht + Percesoces bei JORDAN entsprechen, zeichnen sich aus durch die deutliche Trennung des Sulcus in ein mehr oder we- niger schaufelförmiges Ostium und eine längere, hinten abgeschlos- sene und meist nach unten gebogene Cauda. Die Oataphracti vermitteln in dieser Beziehung nach den einfacheren Typen wie Labrus etc. hinüber. Einige Familien sind scharf abgegrenzt auch nach diesen Charakteren, z. B. die Sciaeniden, andere gehen in einander über, wie Pereiden, Spariden u. a., und bei noch anderen zeigt sich, dass heterogene Gattungen zusammengestellt sind, z. B. bei den Beryciden. Die Gobiiden sind durch die Form ihrer Sagitta recht isolirt; die Verwandtschaft solcher Gat- tungen wie Callyonımus mit den eigentlichen Gobiiden ist in Hin- blich auf den ganz verschiedenen Bau der Sagitta kaum glaublich. Ammodytes, den man in der Nähe der Scombriden findet (JoRDAN), ist nach dem kurzen, hinten geschlossenen Sulcus doch wohl eher den Muraeniden und Congeriden anzuschliessen. Malthiden (Zalieutaes) und Lophiiden sind den Gadiden näher verwandt als den Acanthopterygiern; es geht das so- wohl aus Rerzıus’ Untersuchungen über das Labyrinth, wie aus der Morphologie der Sagitta hervor. Im Miocän von Baden etc. kommen OÖtolithen vor, welche vollkommen zwischen Ga- diden und Halteutaea vermitteln, sodass ich nicht mit Sicher- heit entscheiden kann, welcher von beiden im System so weit getrennten Gruppen sie angehören. Dass Otolithen wie der von mir abgebildete ©. (Gobriidarum) dispar auffällige Beziehungen zu manchen Ophidiiden zeigen, lässt vermuthen, dass auch die Gobiiden in genetischem Verwandtschaftsverhältniss zu den Ga- doiden (Gadiden, Macruriden, Ophidiiden) stehen; auch Rerzıus deutet nach dem Befunde am Labyrinth (Fehlen der Macula acustica neglecta etc.) auf solche Verwandtschaft hin. Ich sage 167 mit Absicht zu den Gadoiden, denn ich halte die Heterosomata für eine von den anderen Anacanthinen schärfer getrennte Gruppe, die entweder sehr früh von dem Stamme sich abgezweigt hat oder überhaupt anderen Ursprunges ist. Einige Bemerkungen über das Gehörorgan der Anacanthint sind im Folgenden zusammen gestellt. „Das membranöse Gehörorgan des Gadus Morrhua ist nicht wur durch die bedeutende Grösse des Sacculus, sondern noch mehr durch die auffallende Länge des hinteren Theiles des Utri- culus und das eigenthümliche Einmünden des äusseren Bogen- sanges in das Einde desselben, sowie durch das Fehlen der Ma- cula acustica neglecta und des Ramulus neglectus charakterisirt.“ (Rerzıus). Wir fügen hinzu, dass auch die Communication zwi- schen Sacculus und Utriculus aufgehoben ist, und dass die Lagena nur durch eine sehr enge Oeffnung mit dem Sacculus in Verbin- dung steht. Documentirt sich hierin eine Entfernung vom ur- sprünglichen Verhalten, so zeigt der deutliche Ductus endolym- phaticus wiederum auf dieses zurück. Der Sacculus wird fast ganz von dem grossen Otolithen ausgefüllt und die Macula acustica sacculi bildet ein sehr lang- gezogenes Band, ohne Einbuchtung, das gleichmässig von Nerven- fasern besonders des hinteren Zweiges des Acusticus versorgt wird. Dem entspricht die Form des Sulcus acusticus, der als seichte Furche über die ganze Länge des Otolithen läuft. Bei Raniceps ist die Ausstrahlung des Nerven nicht so gleichmässig, sondern es bilden sich für den Sacculus zwei grös- sere Complexe heraus. die eine Macula von biscuitförmiger Gestalt bedingen. Der Otolith des Sacculus trägt daher einen Sulcus, der durch eine scharfe Aufbiegung seines centralen Randes in zwei fast gleich grosse Hälften zerfällt, ein Merkmal, das diese Otolithen leicht erkennen lässt. Etwas anders liegen die Verhältnisse bei den Pleuronectoiden. Die Macula acustica sacculi ist relativ kleiner, lang gestreckt, aber bei Weitem nicht über die ganze Fläche des Otolithen ver- breitet; in Folge dessen ist hier der Sulcus acusticus mehr auf die vordere Hälfte des OÖtolithen beschränkt. Die Nervenaus- strahlung, wenn auch nicht zweitheilig wie bei Ranzceps, ist doch auch nicht so gleichmässig wie bei Morrhua, und die Folge ist, dass der Sulcus gewöhnlich vorn und hinten stärker vertieft ist als in der Mitte seines Verlaufes.. Im Uebrigen treifen wir die Kennzeichen der Anacanthinen — Mangel eines CGanalis utriculo- saceularis, Mangel der Macula acustica neglecta und des Ramulus neglectus; aber die Einmündung des äusseren Bogenganges ge- schieht nicht am hinteren Ende des Utriculus, sondern unter dem 168 Sinus superior. während das doch sogar bei den von uns hierher gestellten Gobiiden, Malthiden und Lophiiden noch der Fall ist, in Uebereinstimmung mit allen gadoiden Teleostiern. Die Ablei- tung der Anacanthinen aus den Acanthopterygiern erscheint sehr schwer: wahrscheinlicher ist die Abkunft von einem Theil der sogen. Physostomen. Die Plectognathen stehen. so abweichende Körpergestalten bei ihnen auch vorkommen, bezüglich des Gehörorgans nahe zu den Acanthopterigiern hin. Die Sagitta, der Otolith des Sacculus, ist ziemlich gross, der Suleus acusticus scharf abgegrenzt und über die ganze Innenfläche ausgedehnt. nach Art der Coregoniden. Eine vorgeschrittene Differenzirung des Organs erhellt aus dem Fehlen der Macula acustica neglecta und des betreffenden Nervenastes. ferner aus dem Schwunde des Ductus endolympha- ticus. dieses archäischen und doch so lange mitgeschleppten An- hängsels des Sacculus. Der letztere ist sehr scharf vom Utrieulus abgesetzt und die Verbindung bei Östracıon sogar zu einem lan- gen Ganale ausgezogen, was lebhaft an Siluriden erinnert. Wäh- rend allen Acanthopterygiern sonst eine offene Verbindung zwischen Saceulus und Utrieulus mangelt, ist sie bier vorhanden. Die Lagena ist nur eine taschenförmige Ausstülpung des Sacculus, durch eine weite Oeffnung mit ihm verbunden. In dieser Bezie- hung ist also ein primitiverer Zustand beibehalten (oder wieder eingetreten). R Sehr gesondert von der Masse der Teleostier stehen S?pho- nostoma und Hrppocampnıs, die Vertreter der Lophobranchier, und zwar bieten die Verhältnisse des Gehörorgans sowohl Momente hoher Speeialisirung, wie auffallender Vereinfachung. Es fragt sich aber, ob letztere als primitiver Zustand oder als Resultat einer Reduction aufzufassen ist. Fast scheint letzteres der Fall zu sein. Es dreht sich hauptsäehlich um die Vereinigung von Sacculus und Utriculus zu einem grossen Raume; beide gehen ohne deutliche Abgrenzung mit weiter Oefinung in einander über, was sonst nur bei Gyelostomen beobachtet ist. während bei den Acanthopterygiern umgekehrt die Trennung so durchgreifend wird, dass jede Verbindung aufgehoben ist. Andererseits bildet die TLaagena cochleae eine selbständige kleine Blase, welche nur durch einen engen Canal mit dem Sacculus zusammenhängt. Das ist aber ein Zeichen hoher Specialisirung, denn dort, wo wir mit Sicherheit von primitiven oder alterthümlichen Formen sprechen können, ist umgekehrt die Lagena noch nicht vom Sacculus ab- gesondert. Das von Rerzıus hervorgehobene Fehlen des Ramulus neglectus wie der Macula acustica neglecta, das Missverhältniss in der Grösse zwischen Sacceulus - Otolith und Macula acustica saceuli sind so dewtliche Anzeichen des Schwindens einzelner Charaktere, dass ich dahin auch die aufgehobene Trennung von Utrieulus und Sacculus rechne. Die Vertheilung der Nervatur ist zum einfachsten Maass zurückgeschraubt: der vordere Ast des Acusticus zerlegt sich in einen Ast für die vordere Ampulle und einen für den Recessus utrieuli, der hintere Ast zerlegt sich in Ramuli für Sacculus, La- sena und hintere Ampulle.. Jedes Aestchen bildet einen com- pacten, wenig verfaserten Strang. Auf die übrigen. z. Th. sehr sonderbaren morphologischen Verhältnisse des Gehörorgans ist hier nicht einzugehen, doch ist die auffallende Verkürzung der Bogengänge gegenüber der Aus- weitung ihrer selbst und des gemeinsamen Sinus ein Charakter, der ebenfalls den Stempel des Rückganges trägt. Rertzıus spricht dieselbe Anschauung über das Gehörorgan der Lophobranchier aus: „Im ganzen liegt hier (nämlich bei Hrppocampus) also ein Gehörorgan vor, welches, ebenso wie dasjenige von Sephonostoma, in mancher Beziehung unentwickelt ist und rudimentäre Theile aufzuweisen hat, wobei besonders die vollständig fehlende Ab- srenzung des Sacculus vom Utriculus von hohem Interesse ist; die fast fehlenden, jedenfalls höchst rudimentären Bogengänge, welche mit den zugehörigen Ampullen so dicht an dem Utrieulus und Sinus superior zusammengepackt liegen, dass kein offener Raum zwischen ihnen vorhanden ist, sind auch sehr bemerkens- werthe Verhältnisse. Hier möchte aber auch hervorgehoben wer- den, dass die wichtigsten Theile, die Nervenendstellen mit den ihnen zugehörigen Nervenzweigen des Acusticus (die Macula ne- slecta und den Ramulus neglectus ausgenommen) vollständig vor- handen sind, sodass das Organ als Gehörorgan wahrscheinlich fast ebenso functionsfähig als dasjenige der übrigen Teleostier ist. Das Gehörorgan der Lophobranchier stellt aber jedenfalls mor- phologisch einen eigenthümlichen, verkümmerten Typus dar, wel- cher bei den anderen Ordnungen der Teleostier nicht vorzu- kommen scheint.“ Die paläontologischen Daten über die Geschichte dieser eigenartigen Ordnung (besser Unterklasse) reichen bis in das Eocän zurück, aber ergeben keine Convergenzrichtung nach den Teleostiern hin. sSolenorhynchus HeckEL, aus dem Eocän des Monte Postale, gehört schon zu den Solenostomiden, Pseudo- syngnathus steht dem lebenden Syngnathus nahe und Calamo- stoma vermittelt zwischen Syngnathus und Hrppocampus. In dem von Jorpanw zusammengestellten Kataloge der nord- amerikanischen Fische haben die hierher gehörenden Gattungen und Familien als zwei Ordnungen Hemibranchii und Lopho- 170 branchei ihre Stellung zwischen der Ordnung der Synentognatki (Belonidae) und der Percesoces (Mugilidae, Atherinidae, Sphy- raenidae und Polymemidae) gefunden. Die Einschaltung dieser ısolirt stehenden Typen zwischen die Beloniden und echten Acan- thopterygier ist ein offenbarer Missgriff, ebenso die Coordination der systematisch ganz ungleichwerthigen Gruppen als Ordnungen. Hiermit will ich die aus der Morphologie der Gehörorgane und Gehörsteine für die Beurtheilung der natürlichen Verwandt- schaftsverhältnisse resp. der Stammesgeschichte sich ergebenden Bemerkungen schliessen, da ein weiteres Eingehen den Rahmen einer geologischen Zeitschrift überschreiten dürfte. Weder aus den Elasmobranchiern, noch Holocephalen oder Dipnoern hervorgegangen knüpfen die Teleostier durch ausgestor- bene Ganoiden direct an einen generalisirten Urtypus an. Wäh- rend die Ganoiden nur in wenigen Gattungen die Jetztzeit erreicht haben, zwischen denen die Verbindungen ebenso abgebrochen sind, wie zwischen lebenden Ganoiden und Teleostiern, kommen die letzteren, deren monophyletischer Ursprung aus den Clupeiden verwandten Formen wahrscheinlich und mindestens in den Anfang der Jurazeit zurück zu verlegen ist, schon im Tertiär zu hoher Blüthe. Eine Spaltung in eine Anzahl genetischer Linien muss frühe eingetreten sein. Am weitesten entfernten sich die Lopho- branchier vom Urtypus, aber auch die Physostomen im engeren Sinne (Cypriniden, Siluriden, Uharaciniden) stehen sehr isolirt und werden sich durch Arzrs-ähnliche Gattungen schon im Beginn der Kreidezeit abgelöst haben. Bald folgen Plectognathen und auch die Anacanthinen, deren Trennung in gadoide und pleuronectoide jedenfalls weit zurückreicht; die Macruriden bildeten sich aus verschiedenen in die Tiefsee eingewanderten Gadiden und den nahestehenden Ophidiiden. Zwischen die Anacanthinen und die übrigen Teleostier schalten sich noch Lophiiden, Malthiden und Gobiiden ein, die im Gehörorgan und der Form der Otolithen viel mehr Beziehungen zu jenen wie zu den Acanthopterygiern zeigen. Diese letzteren gewinnen ihre typische Enntwickelung in den percomorphen Fischen und sind durch Uebergänge mit den clupeiformen Physostomen verbunden. Physostomen und Pharyngo- gnathen sind keine natürlichen Gruppen, sondern auf Grund eines nicht wesentlichen Merkmals vereinigte Abtheilungen, die theils bei anderen Familien unterzubringen, theils als solche Formen zu betrachten sind, die aus der Anfangseruppe der Clupeiden- formen nach anderen Richtungen als die echten Acanthopterygier sich entwickelt oder in vermittelnden Stadien Halt gemacht haben. 171 4. Die Decapoden des norddeutschen Jura. Von Herrn PAur G. Krause in Marburg. Hierzu Tafel XI — XIV. Einleitung. Die Crustaceen des norddeutschen Jura haben bisher noch keine monographische Bearbeitung erfahren. Abgesehen von den wenigen genaueren Beschreibungen einzelner Arten sind alle dar- auf bezügliche Notizen nur mehr oder weniger kurze Angaben über Fundort und Schicht, welcher die einzelnen Exemplare an- gehören. Eine eingehendere Bearbeitung war auch nicht eher möglich, als bis im Laufe der Zeit durch vieles Sammeln und eifriges Ausbeuten neuer Aufschlüsse ein einigermaassen umfang- reiches Material zusammengebracht war. Trotzdem ist dasselbe immer noch dürftig genug, wenn man es mit dem vergleicht, welches Orren bei seiner grossen Arbeit über die jurassischen Orustaceen allein aus dem süddeutschen Gebiet dieser Formation zu Gebote stand. Es fehlen eben in Norddeutschland einmal solche ergiebigen Fundstellen, wie sie die lithographischen Kalke Frankens und Schwabens durch den riesigen Abbaubetrieb dar- bieten, und andererseits auch derartige, die Bedingungen für die Erhaltung der feinsten Theile am Thierkörper darbietenden Ge- steine wie sie dieselben Kalksteine Süddeutschlands in der pracht- vollsten Weise besitzen. Denn auch in der Erhaltung übertrifft das süddeutsche Material das norddeutsche. Sind auch die Fos- silien im lithographischen Stein flach gedrückt und selten kör- perlich erhalten, wie ausser an manchen anderen Localitäten auch an einigen norddeutschen, so ist dafür an ersteren der feinere Bau der Thiere oft überraschend schön in seinen Einzelheiten erhalten. Antennen, Augen, Mundwerkzeuge, Beine, Borsten u. s. w. sind oft noch an den Exemplaren vorhanden, aber auch die Sehnen in den grossen Scheeren, das Kaugerüst des Magens, die Anhänge der Abdominalsegmente, die Facetten der Augen habe ich z. B. an den Eryonen des lithographischen Schiefers, welche das Berliner Museum für Naturkunde besitzt, in der schönsten Erhaltung wiederholt beobachten können. Beine und Antennen finden sich ja allerdings auch öfter in Zusammenhang init dem Körper an norddeutschen Stücken, doch sind dieselben meist schlecht erhalten. Bei der Mehrzahl der Stücke ist ausser- dem der Zusammenhang der einzelnen Körpertheile aufgehoben. Es sind einzelne Kopfbrustschilder, Schwänze oder Scheeren, welche der Zerstörung nach dem Tode des Thieres entgingen und in den Sedimenten zur Einbettung gelangten. Dies ist auch ganz erklärlich, da diese Thiere, welche in einem mehr oder minder flachen, bewegten Wasser lebten, nach ihrem Absterben ein Spiel der Wellen wurden. Die nicht verkalkten Gelenkstellen der ein- zelnen Körpertheile fielen der Maceration schnell anheim, und der so gelockerte Zusammenhang wurde durch die Thätigkeit der Wellen bald ganz aufgehoben. wenn nicht vorher durch günstige Umstände die Sedimente das Stück eindeckten. In dem günstigsten Erhaltungszustand befinden sich durch- schnittlich die Stücke aus dem Ornatenthon. Nächst diesem sind der Posidonien- Schiefer und die Zone der Ostrea Knorrii durch bessere Erhaltung ihrer Crustaceen ausgezeichnet. Auch das Material aus den Hersumer Schichten und dem Korallenoolith ist noch leidlich gut erhalten. Am ungünstigsten sind dagegen die Exemplare aus dem Kimmeridge von Lauenstein.. Es sind zwar meist vollständigere Stücke mit Beinen, aber sie sind ganz flach gedrückt und ihre Schale ist meist so mürbe, dass sie leicht in ein weisses Pulver zerfällt und nur in wenigen Fällen noch ein wenig von der Schalensculptur erkennen lässt. Von einer mikroskopischen Untersuchung der Hartgebilde der Crustaceen, die jedenfalls interessante Ergebnisse haben würde, musste leider aus verschiedenen Gründen abgesehen werden. Einmal sind Crustaceenreste, wie schon betont, im norddeutschen Jura nicht häufig, und sodann befand sich von sämmtlichen zur Untersuchung gelangten Exemplaren nur eine Scheere von (allia- nassa im Besitz des Autors, die sich jedoch in Folge der mür- ben Beschaffenheit der Schale nicht zur Anfertigung von Dünn- schliffen eignete. Erschwerend für die Untersuchung war es, dass bei einzelnen Gattungen. z. B. Orhomalus, gar kein Vergleichsmaterial, oder bei anderen, wie z. B. Eryma, nur unzureichendes zur Benutzung kommen konnte. Es konnten in diesen Fällen dann nur Abbil- dungen und Beschreibungen bei Vergleichen benutzt werden. In der Systematik bin ich der Eintheilung, wie sie in v. Zırrer's Handbuch der Palaeontologie angewandt ist, gefolgt. Die Anordnung der Arten geschah im Folgenden nach dem geologi- schen Alter von unten nach oben. 175 Die vorliegende Arbeit wurde auf den Rath und die Anre- gung der Herren Geh. Rath Bryrichn und Professor Damss in Berlin ausgeführt. Es ist mir eine angenehme Pflicht, auch an dieser Stelle diesen meinen beiden hochverehrten Lehrern für die vielfache Anregung, Förderung und Unterstützung, welche mir dieselben hierbei zu Theil werden liessen, sowie auch für die Ueberlassung des einschlägigen Materials der geolog. - paläontol. Sammlung des königl. Museums für Naturkunde in Berlin meinen wärmsten Dank auszusprechen. Für mannigfache Rathschläge und das lebhafte Interesse, welches Herr Prof. KAysEr an mei- ner Arbeit nahm, bin ich demselben ebenfalls besonderen Dank schuldig. Ausserdem haben mich noch folgende Herren, welche mir mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit das in Frage kommende Material ihrer Sammlungen zur Untersuchung anvertraut haben, zu besonderem Dank verpflichtet: Oberlehrer Dr. BEHRENDSEN in Göttingen, Pastor Dr. Denckmann in Salzgitter, Dr. EBErr in Berlin, Prof. Dr. v. Frırsch in Halle, Geh. Rath HAucHEcoRNE, Dr. HıLGenporFr (durch Ueberlassen von lebendem Vergleichs- material) und Dr. JAEKkEL in Berlin, Prof. Dr. v. Kenen in Göt- tingen. Dr. Koken und Dr. G. MürLrer in Berlin, Senator Dr. Ramer in Hildesheim, Amtsrath Dr. Struckmann in Hannover und Rentier WÖckExER in Hildesheim. A. Macroura. 1. Familie Carididae. a. Unterfamilie Penaeidae. Penaeus sp. ind Die Gattung Penaeus war bisher noch nicht aus dem nord- deutschen Jura bekannt. Das vorliegende Exemplar — Platte und Gegenplatte —- ist das erste derartige Stück. Es fand sich in dem Posidonien-Schiefer von Bleienrode in einer Kalkbank mit Heildoceras boreale (coll. DENCKMANN) Ein Vergleich mit den 3 bis jetzt aus dem Lias bekannten Arten!) lässt sich schlecht durchführen, da dieselben hierzu ebenso wie unser Stück nicht deutlich genug erhalten sind. Das letztere besteht aus Cephalothorax und Abdomen, hat mehrere Beine im Abdruck erhalten, sowie auch Spuren von Antennen. Am Cephalothorax ist noch das Rostrum vorhanden, welches !) Es sind 2 englische: P. Sharpü H. Woopw. (Brit. Assoc. Re- port, 1868, p. 74, t. U, f. 3) und P. latipes Orr. (H. WOOoDWARD in Sommerset Nat. Hist. Soc., 1865 — 66, vol. XII, p. 72), und 1 schwei- zerische Art: P. kiasicus Opp. (Paläontol. Mittheilungen, p. 91, t. 25, I. I— 4). 174 scharf gezähnt ist, sich ein wenig schräg nach unten wendet und in eine Spitze ausläuft. Die Zähne beginnen schon vor der Stelle, wo sich das Rostrum vom übrigen Uephalothorax absetzt. Die Schale des Rostrum ist an der Seite mit runden Höckern granulirt. Diese Eigenschaft bildet vielleicht ein unterscheidendes Merkmal von den übrigen Arten, die, soweit dies aus den Abbil- dungen und Beschreibungen ersichtlich ist, ein elattschaliges Rostrum besitzen. In seiner äusseren Gestalt hat das letztere sonst Aehnlichkeit mit dem von Penaeus specvosus Münst. (OPPEL, l. e.. t. 25, f. 5). Die übrige Schale des Cephalothorax und des Abdomen ist glatt und glänzend, wie dies bei den anderen Arten auch der Fall ist. Von den Anhängen am vorderen Theil des Cephalothorax ist noch das Vorhandensein eines ziemlich kräftigen Augenstieles, sowie einiger Spuren von Antennen zu erwähnen. Auch von den Antennenschuppen sind noch einige Fragmente erhalten. Von den Kieferfüssen des dritten Paares ist der vordere Theil des einen und der andere ohne sein distales Ende erhalten. Der untere Rand des Kieferfusses ist jederseits mit einer Reihe kleiner, schlanker Stacheln dünn besetzt. OPper (l. e., p. 89) sah an seinen Exemplaren nur die Ansatzstellen dieser Stacheln, deutete sie aber als solche von Borsten. Ich habe die Stacheln auch noch an einem Penaeus Meyer‘ Orr. der Sammlung des königl. Museum für Naturkunde zu Berlin (D. 41Sb) beobachtet. Der Kieferfuss selbst ist schlank fingerförmig und endet vorn mit einem spitzen Nagel. An den dünnen, nicht sehr langen Füssen sind jederseits bei zweien schlanke Scheeren zu bemerken, welche wenig stärker sind als die anderen Gliedee. Die Enden der übrigen sind entweder nicht erkennbar oder nicht erhalten. Die Abdominalsegmente haben die gewöhnliche Gestalt, wie bei den anderen Arten. Von den Anhängen des Abdomen sind nur un- deutliche Spuren vorhanden. Auch der Schwanzfächer ist nur unvollkommen erhalten. Wahrscheinlich gehört hierher auch noch ein anderes Exem- plar eines Penaeus, das in derselben Zone und derselben Schicht bei Klein-Sissbeck gefunden ist (Coll. DEnckMmAnN). Es besteht auch aus einem Kopfbrustschild und Schwanz mit einem Theil der Beine, doch fehlen hier das Rostrum und die Kieferfüsse. An diesem Exemplar macht sich auf dem ÜOephalothorax eine Linie bemerkbar, welche vom Hinterrand anfänglich schräg nach vorn und unten verläuft, dann einen Knick macht und sich mehr nach unten wendet, um in der Nähe des Seitenrandes aber wieder. im Bogen zu einem horizontalen Verlauf nach vorn abzubiegen, 175 2. Familie Eryonidae. Die Familie der Eryonidae umfasst nach v. Zırrers Hand- buch der Palaeontologie gegenwärtig 3 Gattungen: Tetrachela, die ganz auf die obere Trias von Raibl beschränkt ist, Archaea- stacus und Eryon. Unter Eryon sind im Laufe der Zeit ver- schiedene Formen vereinigt worden, die eine Theilung dieser Gattung nothwendig machen. ein Umstand. der schon von Mün- STER!) hervorgehoben wurde. Nachdem die Zahl der Arten im Laufe der Jahre grösser und noch mannichfaltiger geworden war. machte in neuerer Zeit Srenck Barr?) den Versuch, eine neue Gattung abzutrennen, die er Archaeastacus nannte. Die- selbe sollte keine Quertheilung auf der äusseren Schwanzflosse besitzen. Abgesehen davon. dass diese Ferm, wie WoopwaArp°) be- reits nachgewiesen. gerade eine getheilte äussere Schwimmplatte besitzt, ist dieselbe höchst wahrscheinlich mit Colera (Eryon) cras- sechelis ident, wie WooDwArRD in einer Fussnote zu obiger Arbeit bemerkte. Auch der Name scheint mir nicht sonderlich glücklich gewählt; er erweckt die Vorstellung einer Descendenz des leben- den Astacus vom Archaeastacns, eine Verwandtschaft, die min- destens unerwiesen ist. In derselben Arbeit macht nun Woopwarn (p. 436) den Vorschlag, den von Desmarssrt*) für Formen olıne die fragliche Sutur aufgestellten Namen Zryon auch auf solche zu beschrän- ken, dagesen den alten Gattungsnamen Colei« BRoDErIP’) wieder zu Ehren zu bringen und ihn auf die Formen mit getheilter äusserer Schwanzklappe anzuwenden, welche WoopwArp irrthüm- licher Weise für die Vorläufer der echten Zryon-Arten mit un- getheilter äusserer Schwanzfiosse zu halten scheint, wenn er sagt (l. c., p. 440): „The species of Eryon from the Lias, having all, apparently, a diaeresis in the outer lobe of the caudal fan, are evidently an older or less specialized form than those of the newer Solenhofen Stone, in which the diaeresis is absent, the outer lobe of the caudal fan being in one piece; and this is the case also in the surviving deep-sea species.“ !) MÜNSTER. Beiträge zur Petrefactenk., 1839, Vol. II, p. 14. 2) Geolog. Mag., 1884, Dec. II, Vol. I, p. 307 £. 3) On the genus Eryon. Geol. Mag., 1888, Decade III, Vol. V, No. 10, p. 436. #) DESMAREST. Hist. Nat. Foss. Crust., 1822, p. 128. 5) BRODERIP. Description of some Fossil Crustacea and Radiata, found at Lyme Regis, in Dorsetshire. Geol. Trans., 2 ser., Vol. V, ee er, pP. Lil —178. m Dieselbe Ansicht ist äuch schon in einer älteren Arbeit von Woopwarp!) ausgesprochen. wo er sagt, nachdem von Eryon neocomiensis H. Woopw.\ bemerkt war, dass er ebenfalls eine ungetheilte äussere Schwanzplatfe besässe, wie die Formen des lithographischen Schiefers. „whereas in the older Liassie form of Eryon it is divided across by a transverse joint“ etc. Hiergegen möchte ich Folgendes einwenden: Einmal kom- men im Lias neben den Formen mit Diaeresis auch solche mit ungetheilten Exopoditen des sechsten Segments vor, z. B. im oberen Lias Zryon Calvadosii MorIıkRE, E. Hartmanni H. v. MEyER und FE. Moore H. Woopw. Sodann ist es mir nicht recht verständlich, wie eine Form, bei der die äussere Schwimm- platte durch eine Quernaht getheilt ist, weniger differenzirt sein soll, als eine andere, bei der dies nicht der Fall ist; bietet doch, abgesehen von der grösseren Complication, erstere Platte bei Schwimmbewegungen grössere Vortheile als letztere, z. B. beim Steuern oder Hemmen. Schliesslich beweist auch noch die unten beschriebene neue Form (Colera macrophthalmus) das Vorkommen von Colera im oberen Lias (Posidonien-Schiefer) von Norddeutschland, während bisher diese Gattung nur aus dem unteren Lias von England be- kannt war. Schon vor Woopwarp hat jedoch Pıcrer°) Colera von Eryon getrennt. Er stellt dieselben aber nicht als verwandte Formen zu derselben Familie. sondern er rechnet die ersteren zu seiner Familie der „Salıcoques“, während er letztere zu den „Uuzrasses“ zieht (l. c., p. 441 f.). Seine Diagnose der Gattung Oolera ist ziemlich unvollständig und lässt gerade das Hauptmerkmal, die Sutur der Schwanzflosse, vermissen. QuEnsSTEDT hat in seinem Handbuch der Petrefactenkunde (3. Aufl., 1855, p. 406 — 409) beide Gattungen unter einer Fa- milie (Eryonen) vereinigt. Er vermuthet sogar eine Ueberein- stimmung. H. v. Meyer’) sagt: „Aus dem Lias führt BRoDErIıP sein Genus Colera an, das zunächst mit Zryon verwandt zu sein scheint“. An der geologischen Verbreitung der Gattung Colera ist auffällig, dass dieselbe bis jetzt nur aus dem Lias bekannt ist. Sollte dieselbe nur eine kurze Lebensdauer oder später eine andere geographische Verbreitung gehabt haben, in Folge deren uns jüngere Reste noch unbekannt sind? !) H. WOoODWARD. Contributions to the study of fossil Crustacea. Geolog. Mag., 1881, p. 533. ?, PICTET. Traite de Paleontologie, Tome II, p. 455 f. ®\) H. v. MEYER. Neue Gattungen fossiler Krebse, p. 1. 177 Coleia BRODERIP. Breite, flache Formen, deren erste vier Schreitfusspaare Scheeren tragen, während das fünfte mit einem Nagel endigt. Seitenränder des Panzers jederseits mit zwei Einschnitten und mit kleinen spitzen Dornen besetzt. Augen in Gruben stehend. Exopoditen des sechsten Abdominalsegments mit einer Querthei- lung. Schale des Panzers nicht sehr dick. Aeussere Antennen mit grosser Schuppe. Es gehören zu dieser Gattung folgende Arten: C. antiqua Brod. — Eryon antıiquus BrRoD. sp. (a. a. O.), 0. Barrovensis M' Cory —= Eryon Barrovensis M’ Cor'), C©. Willemoesü Sp. BATE —= Archaeastacus Wilemoesit Sp. Bare?), C. macrophlhalma mihi. Es bleiben demnach noch 21 resp. 20 Arten, wenn man von dem neuerdings auf ganz schlecht erhaltene Bruchstücke hin errichteten Z. Morteri Renaurr?) absieht, für das Genus Eryon übrig. ° Doch auch diese Zahl wird sich noch reduciren, wenn man von manchen selteneren Formen bessere und zahlreichere Exemplare gefunden und untersucht haben wird. So wird man z. B. wohl E. Redenbacher‘ Münst. als Vertreter eines neuen Genus ausscheiden müssen, denn derselbe besitzt auch an dem fünften Schreitfusspaar Scheeren, hat einen glatten Panzerrand, nicht, wie ihn Orrer abbildet, einen gezackten. Das Telson ist am hinteren Ende concav ausgeschnitten (OrpeL stellt es spitz dreieckig dar) etc. Weitere neue Beobachtungen an Fornien dieser Familie beabsichtige ich demnächst zu veröffentlichen. Ooleia macrophthalma nov. sp. Taf. X, Fig. 1—4. Diese neue Art gründet sich auf 5 Stücke, welche sämmt- lich aus dem Posidonien-Schiefer benachbarter Localitäten stam- men. 3 Stücke sind vom Heinberg bei Fehlde, das erste aus einer Bank mit Harpoceras capellinum, die beiden anderen aus der Borealıs - Zone (Coll. DenckMmAnn), das vierte fand sich bei Gross - Sissbeck in der Schicht mit Zytoceras Siemensi (Coll. !) M’Coy. Ann. Mag. Nat. Hist., 1849, p. 172 und H. WooDWARD. Notes on the species of the genus Eryon. Proc. Geol. Soc., 1866, p. 495 ft. ?) SPENCE BATE. Geol. Mag., 1884, Dec. III, Vol. I, t. X, p. 307. ®) CH. RENAULT. Note sur une Eryonidee nouvelle ete. Bull. Soc, Lin. de Norm., 1889, p. 13 ff., t. I—-II. Zeitschr. d, Ges, XLIL. 1. 12 178 DencKkMAnN) und das fünfte bei Schandelah in der Schicht mit Harpoceras boreale (Coll. der geolog. Landesanstalt). Die Stücke ergänzen einander vollkommen. Die 3 ersten ‚bestehen aus einem schön erhaltenen Üephalothorax, der auf der Bauchseite liegt und aller Anhänge entbehrt, und aus zwei ein- zelnen Abdominalterga, die nicht viel von ihrer ursprünglichen Wölbung eingebüsst haben. Das vierte Stück besteht im We- sentlichen aus dem etwas auf die Seite gelegten Abdomen, wel- ches nur das Tergum des ersten Segments vermissen lässt. Ausserdem ist noch der erste Scheerenfinser an diesem Stück vorhanden. Da das Thier eine zur Schichtung schiefe Lage hat, liegt obiges Bein auf der anderen Seite des Gesteinsstückes. Von den anderen Beinpaaren sind nur noch sehr unvollständige Reste neben diesem vorhanden, die keine Berücksichtigung gestatten. Das fünfte Stück endlich zeigt ein auf dem Rücken liegendes Thier, welches sein Abdomen auf die Bauchseite umgeschlagen hat. An diesem Exemplar sind die 5 Beinpaare der rechten Unterseite erhalten, dagegen vom Kopfbrustschild nichts. Vom Abdomen sind die hintersten 3 Segmente nebst Telson und Schwimmplatten erhalten. Das ganze Stück ist übrigens durch Druck etwas verquetscht, sodass man die Epimeren nicht in ihrer Gestalt unterscheiden kann, wie dies beim vorigen Individuum möglich war. Die etwas dünnere Schale legt die Vermuthung nahe, dass dieses Individuum vielleicht erst kurz vor seiner Ein- bettung die Häutung durchgemacht habe. Ich habe kein Bedenken getragen, diese verschiedenen Stücke auf einander zu beziehen. Denn abgesehen davon, dass sie aus derselben Zone und von benachbarten Fundorten herrühren, stim- men sie auch in Gestalt und Sculptur mit einander überein. Beschreibung. Der Umriss des Kopfbrustschildes ist ge- rundet, der Halbkreisform sich nähernd. Die grösste Breite liegt hinter der Mitte und beträgt 7,05 cm, die grösste Länge ist 6,8 cm, steht also der Breite wenig nach, ist vielmehr am leben- den Thier derselben wohl ziemlich gleich gewesen, da der Panzer durch den Druck der über ihm liegenden Sedimente etwas breiter gequetscht ist, als er lebend und unbelastet war. Mit kleinen Dornen sind die beiden Seitenränder, sowie der Stirntheil des Panzers besetzt. Der Hinterrand entbehrt dagegen dieselben. Die Dornen selbst sind stumpf und ein wenig nach vorn gerichtet. Sie wechseln dergestalt mit einander ab, dass auf einen grösseren immer einige kleinere folgen. In der vor- deren Hälfte ist der Seitenrand mit 3 Eiuschnitten versehen. Der vorderste ist der grösste; er ist kreisförmig gerundet und trägt an seiner vorderen und hinteren Ecke einen Dorn. Dieser Ein- ui ae} ul, schnitt stellt die Augengrube dar; von dem Auge selbst oder dem Stiel ist nichts erhalten. Aufiällig ist die Grösse dieser Grube, wodurch sich diese Art von den anderen besonders unterscheidet. Ich schlage deshalb für diese den Namen macrophthalma vor. Der zweite und dritte seitliche Einschnitt ist schwach, nur wenig gegen die Längsaxe des Körpers nach vorn geneigt und am Grunde stumpf endigend. Die Vorderecke derselben ist ge- rundet, die hintere dagegen gerade, sie bildet fast einen rechten Winkel mit dem Seitenrand. Der zweite Einschnitt ist 0,25 cm, der dritte 0,35 cm tief. Von dem letzten Einschnitt an nimmt der Seitenrand des Panzers allmählich von vorn nach hinten an Stärke zu. An der Vereinigungsstelle mit dem Hinterrand ver- dickt er sich wulstig und bildet dann, auf diesem. weiterlaufend, einen inneren Rand; der Hinterrand des Cephalothorax ist auch verdickt und concav ausgeschnitten. Zwischen ihm und dem oben erwähnten inneren Rande verläuft eine tiefe Furche, die etwa die- selbe Breite hat wie der Aussenrand. An den hinteren Ecken biest sich der letztere nach unten und verdickt sich knotig, steigt dann wieder nach vorn und bildet eine schleifenförmige Einbuchtung, die zugleich grubenförmig vertieft ist. Der Stirnrand des Panzers trägt an jeder Seite einen kräf- tigen, schräg nach vorn gerichteten Dorn und verläuft von hier jederseits in einer schwach j-förmig geschwungenen Linie nach der etwas tiefer liegenden Mitte. Die Breite des Stirnrandes zwischen den beiden Dornen beträgt 2,6 cm. Auf der Mittellinie des Panzers entlang zieht vom Hinter- rand bis zur Nackenfurche, dann jenseits derselben weiter ein Kamm, der sich von hinten nach vorn allmählich verflacht. Zwei Reihen grösserer Warzen markiren sich deutlich auf ihm. An dem vorderen Ende, welches sich mit einiger Deutlichkeit bis zur Mitte zwischen Nackenfurche und Stirnrand verfolgen lässt, verlaufen dann die Knoten allmählich in die Sculptur der Ober- fläche. Die Länge dieses Kammes vom Hinterrand bis zur Nackenfurche beträgt 2,7 cm. Rechts und links von demselben fällt der Panzer flach zu den seitlichen Kämmen ab, die, vom Innenrand der Hinterseite beginnend, nach der Nackenfurche zu convergiren und mit einer Reihe von stärkeren Wärzchen bedeckt sind. Die letzteren stehen durch die kleineren Körnchen der Oberflächensculptur getrennt. Der Lauf der Seitenkämme ist nicht geradlinig wie der des Mediankammes, sondern zeigt eine schwache Convexität nach aussen. Die Kämme endigen ungefähr 0,3 cm vor der Nackenfurche mit einem kräftigeren Dorn. Ueber die vom letzten Seitenausschnitt des Panzers auf den Median- kamm zu verlaufende Furche setzen die Seitenkämme. hinweg, 12° 180 indem sie sich etwas verflachen. Jenseits der Nackenfurche setzen sich dieselben auf kurze Entfernung weiter nach vorn fort, ziemlich parallel mit einander und nach aussen schwach convex. Am vorderen Ende gehen sie ebenfalls in die allgemeine Ober- flächensculptur über. Hinter dem Dorn des Stirnrandes entspringt ein mit Höckern geschmückter Kamm, der am Augengrubenrand bis ziemlich zur Mitte verläuft und sich dann gerade nach hinten wendet. Hier bildet er die sogen. Postorbitalleiste. Auf diese folgt dann durch eine Furche getrennt ein starker Dorn als Fortsetzung, der Post- orbitaldorn. Die Nackenfurche ist in der Mitte am tiefsten, verflacht sich nach den Seiten zu und endet in dem mittleren Ausschnitt des Seitenrandes. Dieselbe ist in der Mitte weit U-förmig. Von den beiden Schenkelenden des U läuft die Furche dann in einem schwachen Bogen nach aussen und vorn zu dem zweiten Seiten- randausschnitt. Oberhalb der beiden U-Schenkelspitzen liegt je eine kleine ovale Grube, die ebenso wie der Boden der Nacken- furche keine Sculptur zeigt. Von hier aus scheinen dann noch 2 schwache Furchen in sanftem Bogen nach vorn gegen den Me- diankiel hin convergirend zu ziehen. Hinter der Nackenfurche verläuft, wie oben schon erwähnt, eine vom dritten Panzereinschnitt beginnende, schwach f-förmig gebogene Furche. Dieselbe wird zwar vom Seitenkamm unter- brochen, setzt sich aber jenseits desselben noch ein Stück weiter nach innen fort und vertieft sich grubig am Ende. Zwischen Seiten- und Mittelkamm ist noch eine andere Furche gelegen (Branchiocardiacalfurche?). Dieselbe ist nach innen concav und wendet sich nach hinten. Sie umgrenzt ein schildförmiges Feld, das der Mediankamm mitten durchschneidet. Die Sculptur der Schale besteht hauptsächlich aus grösseren und kleineren Warzen; letztere stehen in geringerer Anzahl zwi- schen den ersteren. In der Mitte des Panzers ist die Sculptur am stärksten ausgeprägt, sie nimmt jedoch nach den Rändern zu stetig ab. Die Schreitfüsse sind von schlanker Form, ihre Oberfläche ist reich mit Körnchen verziert; ausserdem sind dieselben noch dadurch ausgezeichnet, dass der Innenrand des Meropodits am zweiten, dritten und vierten Scheerenfusspaar mit kleinen Dornen besetzt ist. Ob dies auch beim ersten Paar der Fall gewesen ist, lässt sich nicht entscheiden, da die Schale an diesem abge- sprungen ist. Ebenso trägt der Aussenrand des Carpopodit an denselben Fusspaaren Dornen. Die beweglichen Finger sind schwach gekrümmt. ee ur 181 Das erste Gehfusspaar zeichnet sich durch grosse Schlankheit, aus, ähnlich dem bei Coleea antıqua Bron., dem es auch an Länge nahe kommt. Das Propodit misst bis zur Spitze des un- beweglichen Fingers 5,1 cm, auf das Dactylopodit, das wenig gebogen, nur oben hakenförmig wird, kommen 2,2 cm. Der un- bewegliche Finger ist schlank und fast gerade. Er läuft oben ohne eine Krümmung spitz aus. Das Carpopodit ist 0,7 cm lang und hat einen schief trapezförmigen Umriss.. Das Meropodit ist wieder von ziemlich gleichmässig schlanker Form und hat eine Länge von 2,6 cm. Das Ischiopodit ist am distalen Ende breit und glatt; es trägt dort an der Innenseite einen nach vorn ge- richteten Dorn. Das Abdomen hat eine gestreckte Form und ist von mittlerer Breite. Das Tergum des ersten Segments ist nicht erhalten. Die Terga der übrigen werden durch zwei über sie hinweglaufende Furchen in ein Vorder-, Mittel- und Hinterstück getheilt. Ihre Oberfläche ist mit Ausnahme der Furchen mit kleinen Warzen sculpturirt. Der Vordertheil ist stark aufgeworfen, in der Mitte am breitesten, verschmälert sich nach den Seiten zu und wendet sich bogenförmig nach hinten. Die ihn nach hinten begrenzende Furche hat einen entsprechenden Verlauf, sodass dadurch die Gestalt des Vorderstückes eine spindelförmige wird. Das Mittel- stück ist in der Mitte am schmalsten und erhebt sich hier zu einem kräftigen, nach hinten gerichteten, kammartigen Höcker, dem ein schwächerer auf dem Hinterstück entspricht. Die hin- tere Querfurche verläuft annähernd parallel dem Vorderrand. Der nur schwach geschweifte Hinterrand des Tergum ist mit kleinen Stacheln besetzt, die sich gerade nach hinten richten. Das letzte Tergum hat nur einen Höcker auf seiner Mitte. Am Vorderrand der Terga steht oberhalb der Epimeral- platten ein nach vorn gerichteter, kräftiger Dornfortsatz, der in eine schwache Vertiefung am Hinterrande des vorhergehenden Tergum eingreift und so die Verbindung der einzelnen Glieder zu einer festeren macht, indem dadurch ein seitliches Ausweichen verhindert wird... Die Epimeren des ersten Segments sind be- deutend kleiner als die der folgenden. Nach vorn entsenden sie einen symmetrisch -blattförmigen Fortsatz, nach hinten einen ähn- lichen gerundeten, über den wahrscheinlich die Epimeren des zweiten Segments hinweggrifien. Letztere zeichnen sich durch ihre Grösse vor den übrigen aus, sind von gleichmässiger stum- pfer Blattform mit etwas verdickten Rändern. Die vordere und hintere Furche des Tergum trifft auf ihnen in einem Bogen zu- sammen. Dadurch wird ein buckelartiges, mit einem Höcker verziertes Feld abgegrenzt. 182 Die Epimeren des dritten, vierten und fünften Segments haben auch noch Blattform; dieselbe ist aber nicht mehr sym- metrisch. Der Vorderrand ist wenig gebogen, aber durch einen kurzen Kamm verstärkt, während der hintere, stark geschweifte Rand fast gar keine Verdickung zeist. Das Ende des Epimer geht in eine nach hinten gerichtete Spitze aus. Auf diese laufen die vordere und hintere Tergalfurche, nachdem sie sich unter spitzem Winkel vereinigt haben, zu. Auch hier umgrenzen sie einen Buckel. Die Epimeren nehmen übrigens von vorn nach hinten an Grösse ab. Die des sechsten Segment sind schmal, schwach sichelförmig gekrümmt und laufen in eine scharfe Spitze aus. Der seitliche Höcker ist hier schon weiter nach oben gerückt. Die Sculptur auf den Abdominalterga besteht zumeist aus gröberen Warzen, zwischen. denen in geringerer Anzahl feinere vertheilt stehen. Das Telson hat eine dreieckige Gestalt und trägt seitlich 2 von vorn nach hinten zu convergirende, mit kleinen Höckern besetzte Kämme. Das distale Ende ist leider weggebrochen, sodass sich über seine Form nichts sagen lässt. Wahrscheinlich lief es in eine Spitze aus. Der Rand desselben ist auch noch verdickt; er fliesst nach dem spitzen Ende zu mit den beiden Kämmen zusammen. Der breite basale Theil des Telson erhebt sich in der Mitte zu einem. höckertragenden Hügel. Der Seiten- rand scheint mit kleinen, nach hinten gerichteten Dornen besetzt gewesen zu sein. Dies zeigt wenigstens das Stück von Schan- delah.. Zwischen den beiden Kämmen ist ebenfalls Körnchen- sculptur. — Die Schwanzflossen haben ovale Gestalt. Die äussere hat einen verdickten, mit Körnchen besetzten Aussenrand und einen medianen Kiel. Ausserdem hat sie eine Quertheilung. Die- selbe beginnt am Aussenrande, läuft eine kurze Strecke schräg nach oben, gabelt sich dann zu einer Schlinge, deren proximale Seite stark convex, deren distale concav ist. Die beiden Aeste der Schlinge treten kurz vor dem Mediankiel nahe an einander, laufen schräg nach unten über denselben hinweg und vereinigen sich wieder. Diese Linie bildet mit der anfänglichen ungefähr einen rechten Winkel. In dem von der Schlinge eingenommenen Raum lag wahrscheinlich eine beide Theile verbindende und ge- gen einander bewegende, schwache Gewebepartie. Die englischen Arten von Coleia zeigen nach den Abbil- dungen eine einfache, schwach gebogene Suturlinie. Dagegen scheint sich die Form derselben bei ©. (Archaeastacus) Wile- moesit Sp. BarE der bei unserer Art entwickelten zu nähern. Erwähnen möchte ich hier übrigens noch, dass an einem Exemplar der Berliner Universitätssammlung aus dem unteren 185 Lias von Lyme Regis der Suturverlauf dem unserigen am nächsten kommt. Es fehlt hier nur die Gabelung und mit derselben das schwach vertiefte Feld. Es scheint dies Exemplar einer neuen englischen Art anzugehören. C©. macrophthalma hat übrigens im äusseren Umriss, wie auch im sonstigen Bau einige Aehnlichkeit mit Eryon Calwadosit Mors&re !). Doch ist erstere, abgesehen von dem fundamentalen Unterschied, der im Besitz der oben erwähnten Sutur liegt, von der Eryon-Form in folgenden Punkten verschieden: E. Calwadosir besitzt keine seitlichen Panzereinschnitte, er hat auf dem Panzer noch jederseits nach aussen von den beiden Seitenkämmen einen kurzen Kamm, der am Hinterrand beginnt. Er hat gerundete Ecken am Hinterrand des Panzers ohne die beiden grubigen Ver- tiefungen; die Innenseite des ersten Scheerenfigers ist gezähnelt; die Abdominalterga haben zwischen dem mittleren und den beiden seitlichen Höckern noch je einen etwas kleineren; die Epimeren des ersten Segments haben Blattform ohne einen vorderen oder hinteren Fortsatz; die Epimeren des sechsten Segments sind kurz und stumpf. Eryon Hartmanni H. v. Meyer. (Synonymie siehe bei OPPpEL, Paläontologische Mittheilungen, p. 11 ff.) 1885. Eryon Hartmanni QuEnsT., Handb. d. Petrefactenk., p. 408. Ein Exemplar aus der Sammlung des Herrn Senator Dr. Remer in Hildesheim wird von Brauns?) erwähnt. Ferner wird an derselben Stelle ein Segment von Harterode angeführt, wel- ches bei v. SezsacH°) Erwähnung findet. Beide Stücke gehören dem Posidonien-Schiefer an. „Mehrere Vorderscheeren mit dem langen, glatten, beweg- lichen, letzten Finger“ führt F. E. Gemıtz*) aus dem Dobber- tiner Lias als Zryon cfr. Hartmannı an. Eryon af. aretiformis SCHLOTH. (Synonymie siehe bei OppeL, Pal. Mitth., p. 15, 16.) 1885. Eryon archformıs QUENST., Handb. d. Petrefactenk., p. 407, 1921. 2, 8, Brauns°) erwähnt aus dem oberen Kimmeridge von Lauen- !) MoRIERE. Note sur une Eryonidee nouvelle etc., 1883. Bulletin de la soc. Lin. de Normandie, 3e serie, VIIe volume. ?) BRAUNS. Der mittlere Jura im nordwestlichen Deutschland, 1869, p. 16. ®) v. SEEBACH. Der hannoversche Jura, 1864, p. 27. *) F. E. Gemmtz. Ueber die Fauna des Dobbertiner Lias. Diese Zeitschr., 1884, Bd. 36, p. 569. 5) BRAUNS. Der obere Jura im nordwestl. Dentschland, 1874, p. 116. 184 stein einen Eryon, der dem FE. arctiformis SchLota. ähnlich sei. Leider habe ich ihn nicht untersuchen können, da mir nicht be- kannt ist, in welcher Sammlung er aufbewahrt wird. 3 Familie Palinuridae. Genus Mecochiırus GERM. (Synonymie siehe bei OppeL, Paläont. Mitth., p. 78.) 1876. Mecochirus H. oo. Wuart. Jonrn. En Soc., ve XXXL, p. 48. 1885. Mecochirus QuENnST. Handb. d. Petrefactenk., p. 413, 414. 1881—1885. Mecochirus ZITTEL. Handb. der Paläontologie, I. Bd., p. 688. Sowohl bei Orper (l c., p. 78) wie bei v. ZıTreu findet sich die Angabe, dass die Kieferfüsse bei Mecochirus niemals erhalten sind. Es ist mir jedoch gelungen, an einem Exemplar von Me- cochirus longimanus SCHLOTH. aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen (Paläont. Sammlung des königl. Mus. für Natur- kunde zu Berlin. D. 280a und b) auf Platte und Gegenplatte den ziemlich deutlichen dritten Kieferfuss aufzufinden. Man sieht die 3 ersten Glieder von demselben. welche eine schlanke und nicht ungewöhnliche Gestalt besitzen, natürlich in flach gedrück- tem Zustande. Die Schalenoberfläche ist übrigens nicht allein granulirt, wie OrpEL und nach ihm andere Autoren meinen, sondern stellen- weise besteht die Sculptur auch aus kleinen Grübchen und Ver- tiefungen. Auch eine Quertheilung der äusseren Schwanzklappen habe ich nicht bei allen Arten wahrnehmen können. Wenn diese Beobachtung sich weiter bestätigt, würde sie vielleicht die Spal- tung von Mecochtrus in 2 Gattungen zur Folge haben. Mecochirus nov. sp.? Die Reste einer grösseren Art, Platte und Gegenplatte, fan- den sich in dem Posidonien-Schiefer von Schandelah (Collection d. geolog. Landesanstalt). Es sind speciell die Kalke mit Har- poceras falcifer. Es ist ein ziemlich vollständiges Exemplar, dessen Thorax und Abdomen jedoch ganz verquetscht sind. Das eine Bein des ersten Fusspaares ist, wenn auch meist nur im Abdruck, ziemlich vollständig vorhanden. Dasselbe gilt von einem zweiten; sonst sind von den übrigen nur noch einige Bruchstücke übrig. Dieses Stück ist von der einzigen bisher bekannten Art 185 des Lias!) schon durch seine Grösse unterschieden. Das Dacty- lopodit des ersten Beinpaares ist dolchartig, schmal und spitz, und hat auf jeder Seite in der Mitte eine niedrige Kante. Das Propodit ist ebenso breit wie das bei M. longimanus SCHLOTH., hat dagegen beinahe nur !/s der Länge desselben. Der Innen- und Aussenrand dieses Gliedes ist mit kleinen stacheligen Dornen besetzt, die mit der Spitze nach vorn gerichtet sind. Dasselbe scheint auch an dem nun folgenden kurzen Oarpopodit der Fall gewesen zu sein. Um die distale Gelenkstelle dieses Gliedes läuft ein Kranz von kleinen Knoten. Deutlich vorhanden sind die Dornen wieder an den beiden Seitenrändern des Meropodit. Die übrigen Beinfragmente zeigen ebenfalls diese Dornen an ihren Rändern. Auf der Schale der einzelnen Beinglieder stehen nicht sehr zahlreiche, kleine Höcker. Auf der Mitte sind dieselben jederseits etwas enger angeordnet. Neben dem grossen Finger liegt grösstentheils im Abdruck eine der äusseren Antennen, die an Länge dem Finger so ziem- lich gleichgekommen sein mag. Ein blattförmiges Gebilde am Vordertheil des Cephalothorax über der Antenne könnte vielleicht als Fragment der Antennenschuppe zu deuten sein. Der Cephalothorax ist. wie schon bemerkt, breit gedrückt und vielfach beschädigt. Der Hinterrand ist nicht sehr breit und nur schwach gebogen. Von der Nackenfurche, welche tief und schmal ist, ist noch ein Stück erhalten, ebenso von den beiden Rückenfurchen. Auf der Oberfläche des Panzers stehen am hinteren, oberen Ende kleine Wärzchen, während auf dem übrigen Theil des hinteren Feldes bis zu den Rückenfurchen kleine Gruben sich finden. Zwischen letzteren und der Nacken- furche scheinen wieder einzelne Warzen die Schale zu bedecken. Die Sculptur des vordersten Theiles ist zerstört. Vom Abdomen ist nur ein Theil des Schwanzfächers sichtbar, die übrigen Segmente liegen im Gestein. Eine Quertheilung kann ich an der äusseren Schwanzflosse nicht wahrnehmen. Die Länge des ersten Beinpaares ist folgende: Dactylopodit 1,1 cm, Propodit 2,4 cm. Carpopodit 0,6 cm. Die Länge des Meropodits und der übrigen Glieder lässt sich nicht ermitteln. Mecochirus socialis MEYER Sp. Taf. XIV, Fig. 7a—e. (Synonymie siehe bei OPpEL, Pal. Mitth., p. 81—82.) 1885. Mecochirus socialis QuENST. Handb. d. Petrefactenk., p. 414, t. 82, f. 24—26. 2) M. ohfex QuENST. Jura, p. 89, t. 11, f. 17, und OPPpern, ]. c., malt. 22,.£ 1. | 186 Es.ist dies eine der häufigsten Crustaceen- Arten im nord- deutschen Jura. Ich konnte über 15 Stücke davon untersuchen, die sämmtlich aus dem Örnatenthon von Hildesheim und Völksen stammen. Unter diesen Exemplaren gehören 7 der Göttingener, 4 der DenckMmann schen, 2 der BEHurREnDsen schen Sammlung und 2 der geol. Landesanstalt an. OPprer (l. c.) giebt als einzige Art- unterschiede die geringe Grösse und den geologischen Horizont an. Ich glaube dagegen, dass die Schalensculptur ein ganz gutes Merkmal liefert. Bei den von mir untersuchten Exemplaren sind auf dem grössten Theil des Kopfbrustschildes grubige Vertiefun- gen, in denen am hinteren Ende mehr oder minder kleine Warzen stehen. Nach vorn und nach dem Seitenrand zu nehmen die Vertiefungen an Grösse etwas ab, die Warzen werden dagegen stärker. An der Nackenfurche sind die Gruben fast ganz ver- schwunden. Auf den Beingliedern besteht die Sculptur dagegen aus Warzen. Die Terga der Abdominalsegmente sind fast ganz glatt, nur einige schwache Grübchen sind auf ihnen bemerkbar. Die Epimeren tragen dagegen wieder kleine Wärzchen. Die Stirn läuft in eine scharfe Spitze aus. Letztere wird durch 2 Kämme, die nach vorn convergiren, gebildet. Das Feld zwischen ihnen ist ausgekehlt.e. Auf der Mitte des vorderen Ce- phalothoraxtheils läuft eine schwache mediane Linie, die vor dem Rostrum am stärksten wird und dort endigt. Die beiden vom Hinterrand herunterlaufenden Rückenfurchen endigen mit einer hufeisenförmigen Furche. Der Hinterrand des Cephalothorax hat eine tiefere Einbuchtung, als dies an der Orpzu’schen Figur (Ss. 0.) zum Ausdruck kommt. Der Querschnitt der Füsse ist viereckig, an den Kanten sind die Warzen etwas stärker. Der Aussenrand des Ischiopodit am ersten Beinpaare ist mit kleinen Stacheln besetzt, die von hinten nach vorn an Grösse zunehmen. Das Propodit des zweiten Bein- paares ist stark verbreitert, der Innenrand gewölbt, während nach dem Aussenrand zu das Glied dünner wird und sich zuschärft. An der äusseren Schwanzklappe kann ich keine Quertheilung bemerken, obwohl mir ein gut erhaltenes Stück hiervon vorliegt. Uebrigens zeichnet auch OrpeL eine solche nicht (s. o.). Sollte sich diese Beobachtung noch weiter bestätigen, so würde man genöthigt sein, von der Gattung Mecochtrus nach den in der Zoologie geltenden Principien eine neue abzuspalten. Ein Kiel ist besonders scharf anf dem inneren Paar der Schwanzflossen ausgeprägt; von ihm geht im oberen Drittel ein gebogener Zweig nach dem Innenrand zu. Uebrigens tragen beide Schwanzflossen- paare in der unteren Hälfte an ihrem Aussenrand einen nach hinten gewandten Dorn. 187 Von Brauns wird das Vorkommen dieser Art ausser vom Westfusse des Galgenberges (Ornatenthon), 1. c., p. 401 noch von anderen Localitäten angeführt (Mittl. Jura, p. 76— 78). Es ist dies der Ornatenthon der Gegend zwischen Wenzen und Eimen, von Bündheim, Oker und dem Tönnjesberg. Nach demselben Autor ist diese Art nebst anderen Fossilien für die untere Ab- theilung des Ornatenthones charakteristisch. Mecochirus sp. Die Scheere einer grossen Mecochirus- Art erwähnt BrAuns (l. c., p. 103) aus dem mittleren Kimmeridge vom Langenberge. Bei der Untersuchung konnte dieselbe nicht benutzt werden, da ihr Verbleib nicht bekannt ist. Mecochirus sp. ind. Der obere Kimmeridge von Lauenstein scheint besonders reich an Resten von Mecochtrus zu sein. Ich hatte 25 Stücke davon zur Untersuchung, von denen 10 der Göttingener, 9 der WOÖCKENER’ schen, 4 der STRUCKMAnN’ schen und 2 der Hallenser Sammlung angehören. Die Erhaltung ist, wie in der Einleitung schon hervorgehoben wurde, nicht besonders günstig, obwohl die Beine noch an den meisten Exemplaren vorhanden sind. Die Stücke sind jedoch ganz flach gedrückt, und ihre Schale ist meist zu einem weissen, leicht zerfallenden Pulver umgewandelt. Das erste Schreitfusspaar ist nur in Bruchstücken erhalten, sodass seine Gestalt und Länge nicht vollständig bestimmbar ist. Da auf diesen beiden Eigenschaften die hauptsächlichen Art- unterschiede beruhen, ist natürlich eine specifische Bestimmung nicht möglich. Ein am ersten Beinpaar vorhandenes Dactylopodit ist 2 cm lang. An einem anderen Exemplar ist ein Theil des Propodit von demselben Paar erhalten, dasselbe hat am distalen Ende eine Breite von 0,6 cm. Das zweite Gehfusspaar ist an mehreren Exemplaren vorhanden. Das distale Ende seines kur- zen, aber kräftigen Propodit ist schwach concav ausgeschnitten, eine Ausbildung, wie sie M. longimanus ScHLoTH. zeigt (OPPEL, l. ce. t. 22, f. 4). Der Aussenrand dieses Gliedes ist ganz schwach sezähnelt. Auf dem sich hieran anschliessenden Dactylopodit steht jederseits nahe dem Innenrand ein schwacher, aber scharfer Kiel. Die übrigen Beinpaare sind schlank und nehmen nach hinten an Länge ab. Die Schale des Oephalothorax war, wie man dies noch an einigen Stellen beobachten kann, granulirt, ebenso wie die Epimeren der Abdominalsegmente. In die Terga der letz- teren sind dagegen feine Grübchen eingesenkt. Die Ränder der 188 Epimeren sind ebenfalls durch kleine, niedrige, konische Dornen fein gezähnelt. Ein gleiches habe ich auch bei M. longimanus beobachtet. Die äussere Schwanzklappe besitzt eine Quertheilung; über das hintere Stück derselben greifen vom vorderen parallel der Längsrichtung kleine schlanke Dornen, sodass dadurch wohl ein Umklappen des kleineren Stückes nach oben unmöglich wird. Auf dem Telson scheinen flache, mit der Spitze nach hinten lie- gende, schuppenartige Warzen gestanden zu haben. Ob diese Reste mit einer der schon bekannten Arten zu vereinigen sind, oder ob dieselben eine neue Form bilden, wird sich erst dann entscheiden lassen, wenn man besser erhaltene Exemplare aufgefunden haben wird. Mecochtirus efr. locusta. (Synonymie siehe bei OPPEL, Pal. Mitth., p. 82.) 1885. Mecochirus locusta QuENsT. Handb. d. Petrefactenk., p. 414, SE. DL Nach Brauns Angabe (l. c., p. 116) finden sich Reste, welche dieser Art ähnlich sind, in dem oberen Kimmeridge von Lauenstein. Da M. locusta —= M. longimanus SCHLOTH. ist (cfr. OPPkL, l. e., p. 82), so wäre damit das Vorhandensein einer neuen, dem nord- und süddeutschen Jura gemeinsamen Form wahrscheinlich gemacht. Mecochirus sp. Im Plattenkalke von Lauenstein kommt nach Brauns (l. c., p. 135) „eine kleine Mecochtrus-Art vor, die sich durch gerin- gere Grösse und zugleich durch eine relativ kleinere Schwanz- flosse von M. locusta GERM. unterscheidet“. 4. Familie Glypheidae. Anm. Die richtige Schreibweise ist @/yphea, denn das Wort hängt mit Adow, YAbpy, YAvpelg zusammen. Glyphea ambigua v. FRITSCH. Taf. XII, Fig. 43 — c. Diese Art führt v. Frirscun!) als Glyphea ambigua? nov. Sp. aus eisenreichem Unter - Liassandstein von der Mittelmühle bei Krauthausen nördlich von Eisenach an. Die Schicht, welcher das ’) K. v. Fritsch. Vorstudien über die jüngeren mesozoischen Ablagerungen bei Eisenach, Neues Jahrb. für Min. etc., 1870, p. 402. j 189 Stück entstammt, hat vielleicht das Alter der Psilonoten-Schichten. Der Rest ist ein Cephalothorax, dessen eine Hälfte vom Gestein freigelegt ist, während die andere anscheinend noch im letzteren steckt. Die Gestalt ist kurz und gedrungen. Obgleich die Schale zerstört ist, sieht man doch an dem Abdruck, dass auf dem hin- teren Theil des Panzers die Sculptur durch Grübchen gebildet wird. Unten stellen sich zum mittleren Theil hin kleine Warzen ein, die dann auf dem Mittelfeid dicht gedrängt stehen. Die Sculptur des vorderen Feldes lässt sich nicht erkennen. Das Rostrum ist weggebrochen. Die Nackenfurche ist tief und ver- läuft in ganz schwacher Biegung unter verhältnissmässig spitzem Winkel nach unten. Die beiden Rückenfurchen sind auch tief ausgekehlt; sie schliessen ein sich von oben nach unten verbrei- terndes dreiseitiges Feld ein, das im letzten Drittel eine kleine Einschnürung aufzuweisen hat. Die Rückenfurchen vereinigen sich dann hinter diesem Feld und laufen auf den Seitenrand zu ein Stück gerade nach unten, biegen dann ein wenig rückwärts und setzen ihren Weg zu dem Seitenrand in schwachem Bogen fort. Die Tiefe der Furche ist auf diesem letzten Theil nur ganz gering. Zu der Nackenfurche gehen von den Rücken- furchen aus 2 horizontale Verbindungsfurchen, die jedoch an Tiefe den beiden anderen nachstehen. Zwischen diesen Horizontal- furchen hebt sich ein dreieckiges Feld scharf ab. Der obere Theil des Mittelfeldes ist schief dreiseitig, der untere Theil ist da- gegen, wie bei fast allen Arten, kahnförmig mit scharf nach vorn ausgezogener Spitze. Von den Längskämmen auf dem Vorder- theil des Panzers sind nur 2 angedeutet. Der obere davon ist schwach nach aussen gebogen, während der untere eine Knickung nach innen aufweist. Der Augengrubenrand ist schräg abgestutzt und kaum merklich gebogen. Er bildet mit dem seitlichen Pan- zerrand ungefähr einen rechten Winkel. Der Seitenrand biegt dann nach unten um und läuft im Bogen nach hinten. Hier vereinigt er sich mit dem Hinterrand, welcher nach der Mittel- linie des Panzers zu mit einem scharfen Knick einspringt. Dieser Rand ist übrigens stark verdickt. Vorn am Cephalothorax scheinen noch Reste vom Labrum vorhanden zu sein. An der Seite des Panzers liegen noch einige Beinfragmente, die jedoch nach ihrem Erhaltungszustand weiter keine Berücksichtigung zulassen. Bas Heer Oper... (1..e:,:P--99 4.,11.,15, £.,1,,2a==e) ist unsere Art durch die Tiefe der Furchen unterschieden, wie von Fritsch hervorhebt, ausserdem auch wohl noch durch den Hin- Eeraud. Von G. alpına Orr. (l. e., p. 60, t. 15, f..3. u. 4) unterscheidet sie das starke Anschwellen des von den beiden 190 Rückenfurchen begrenzten Feldes, das ausserdem noch eine Ein- schnürung aufzuweisen hat, ferner durch die Grübchen auf dem Hintertheil des Panzers, durch eine schwache Einbuchtung vor der Mitte der Nackenfurche, durch den gebogenen Verlauf des mittleren Längskammes auf dem Vordertheil des Panzers. Mit @G. hasina Mever!) hat unsere Form noch am meisten Aehnlich- keit, doch ist sie verschieden durch die Sculptur auf dem hin- teren Theil des Panzers, durch den Hinterrand, durch den Verlauf der mittleren Längskante, durch den schwächeren Seitenrand am Panzer, sowie durch die Einschnürung des keilförmigen Feldes zwischen den beiden Rückenfurchen. Die Länge des Panzers in der Mittellinie gemessen beträgt 2,4 cm, die Höhe ca. 1.2 em. Glyphea liasina MEyEr. (Synonymie siehe bei OPPpEL, Pal. Mitth., p. 61.) 1885. Astacus hasinus QUENST. Handb. d. Petrefactenk., p. 410. Diese Art kommt nach WaAsenxer?’) bei Falkenhagen in der Zone des Aegoceras striatum vor‘ Fragmente dieses Krebses sollen nach U. ScuLönsacna°’) bei Liebenburg in der oberen Zone des Zytoceras fimbriatum nicht selten sein. Als @. hasina? führt derselbe Autor von der nämlichen Gegend aus der Schicht des Harpoceras Aalense Reste an. Glyphea sp. Unter dieser Bezeichnung führt F. E. Gemitz eine Glyphea aus dem Lias von Dobbertin (l. c., p. 569) an. Glyphea Udressieri MEYER. (Synonymie siehe bei OPrpEL, Pal. Mitth., p. 66.) Es liegt mir von dieser Art nur ein, allerdings prachtvoll körperlich erhaltenes Exemplar vor, welches sich in den Perar- maten - Schichten von Hersum gefunden hat (Coll. des Museums zu Hildesheim). In der Sculptur des Cephalothorax stimmt dasselbe am besten mit dem von H. v. Meyer) abgebildeten überein, wie sich dies auch an einem Gypsabguss jenes Originals "feststellen liess. 2) OPPEL. ep 616,6 15, 1 sah) ?) WAGENER. Ueber die Liasschichten von Falkenhagen im Fürsten- thum Lippe-Detmold. Verh. d. nat. Ver. d. preuss. Rheinl. etc., 1860, p- 165. ®) U. SCHLÖNBACH. Ueber den Eisenstein des mittleren Lias etc. Diese Zeitschrift, 1863, p. 564. *) H. v. MEYER. Neue Gattungen fossiler Krebse, p. 14, t. 4, f. 28, 191 Die Orpzr’sche Figur (s. 0.) zeigt dagegen einige kleine Abwei- chungen der Sculptur. Das erste Schreitfusspaar besitzt an dem vorliegenden Stück eine besondere Sculptur auf dem einen Glied, welches davon erhalten ist (Meropodit?). Dieselbe geht von einer mittleren Linie aus und ist nach rechts und links ver- schieden. Nach dem mit Dornen besetzten Innenrande zu sind die Körner stärker und mehr hervortretend, während sie, nach der entgegengesetzten Seite zu flach und schwach entwickelt, die- selbe nur wenig rauh erscheinen lassen. Etwas abweichend von den bisher bekannten Individuen scheinen, soweit ich dies nach den Beschreibungen und Abbil- dungen beurtheilen kann, an dem norddeutschen auch die Abdo- minalterga gebildet zu sein. Die Ränder der Furchen, welche quer über die Segmente hinwegziehen, ebenso die grösseren Höcker auf den Epimeren (und die kleinen) sind von feinen Poren durch- bohrt, die wohl bei lebenden Thier kleinen Borsten zum Austritt gedient haben mögen. Ausserdem finden sich auf den mittleren Feldern des 2., 3. und 4. Abdominaltergum grubige Vertiefungen — dieselben erwähnt auch Erarzox in seiner Beschreibung und bildet sie ab!) —, die auch an den Rändern fein durchlöchert sind, also auch wohl mit Borstenhaaren besetzt waren. Die An- ordnung dieser Grübehen ist derartig, dass am Vorder- und Hinterrand des Mittelstückes je eine Reihe derselben steht, von denen 2 nach vorn geöffnet sind. Auch der breite Rand der Epimeren ist auf der Innenseite mit porösen Höckern verziert. Ebenso sind die Körner auf dem Innentheil des Epimer mit Poren besetzt, und zwar die kleineren ganz, die grösseren nur an den Rändern. Das Epimer des zweiten Segments hat übrigens eine vierseitig gerundete, nicht blattförmig zugespitzte Gestalt wie bei Orper (l. c., t. 16, f. 7), sondern ähnlich wie in der Abbildung bei DesLonecHAamps?). — OPren (l. ce.) erwähnt diese Art aus den Oxfordschichten von Derneburg. Glyphea Münsteri Voutz. (Synonymie siehe bei OppeEL, Pal. Mitth., p. 67.) Von dieser Art habe ich als einziges Exemplar das Original der G. speciosa A. Remer’s aus dem Oxford des Tönnjesberg un- tersuchen können. Zu der Beschreibung A. Ramer’s?) möchte !) ETALLON. Bull. Soc. g60l. de France, Vol. XVI, p. 190, t. 4, End 5. 2) DEsLonGcHamps. Mem. Soc. Lin. de Norm., VI. Bd., p. 55, Be f..4, 5. 5 A. ReMER. Norddeutsches Oolithengebirge, Nachträge, p. 54, a0, fi 82, 192 ich einige Ergänzungen hinzufügen. An der linken Seite liegt zwischen dem vorderen Theil des Cephalothorax und dem Mero- podit des ersten Schreitfusspaares ein Rest des dritten Kieferfusses. Das Propodit des ersten Fusspaares hat nicht nur einen grossen Stachel, sondern auch mehrere kleinere am Aussenrand. Ebenso ist auch der äussere Rand am Carpopodit des zweiten Fusspaares mit einigen Stacheln besetzt. Das zweite Fusspaar endete nicht mit einer Scheere, wie A. Remer (l. c., p. 52). sowie Dunker und Koca!) behaupten, sondern der Fuss ist in seinem oberen Theil etwas verbogen und geknickt; er verschmälert sich allmählich und endet mit einem Nagel. Das Mittelstück des ersten Abdominaltergum, das sich von der Mitte, wo es nur Fadenstärke besitzt, nach den Seiten zu verbreitert, ist hier mit verschiedenen, kräftigen Höckern verziert. Das zu diesem Segment gehörige Epimer ist nicht deutlich er- kennbar. Das Epimer des zweiten Segments ist allerdings nach vorn zugespitzt, aber nicht so scharf und lang, wie es bei A. R&MmER abgebildet ist. Die folgenden Epimeren sind gerundet und auf dem Aussenrand mit Körnern besetzt. In der Mitte des inneren, blattartig vertieften Theiles erhebt sich ein kleiner Hügel. Am oberen Hinterrand ist noch eine kleine, schmale Einsenkung be- merkbar. Nach oben zu folgen auf diese Epimeren je 2 Furchen, die parallel der Längsaxe des Thieres verlaufen. v. SEEBACH führt unsere Art als G@lyphea speciosa aus den Hersumer Schichten vom Mönkeberg resp. Tönnjesberg auf?). Glyphea Bronni Ran. Taf. XU, Fig. 32 —d. (Synronymie siehe bei OPPEL, Pal. Mitth., p. 69.) Von dieser Art sind mir 9 Stücke aus dem unteren Coralrag bekannt geworden. Davon sind 3 Opper'’sche Originale und stam- men nebst einem vierten Stück vom Lindener Berg (Coll. Göt- tingen), das fünfte und sechste Exemplar ist von Hersum (Coll. der geolog. Landesanst. u. d. Mus. f. Naturk. zu Berlin), 2 wei- tere von Hildesheim (Coll. des Mus. Hildesheim u. d. Mus. £. Naturk. zu Berlin). ‘Erwähnt wird. ausserdem das Vorkommen dieser Art in Norddeutschland von A. R=mEr°) aus dem unteren Coralrag von Hersum und von OPrPper (l. c.) aus demselben Ni- !) KocH und DuUNkKER. Beiträge zur Kenntniss des norddeutschen Oolithgebirges ?) v. SEEBACH. Der hannoversche Jura, 1864, p. 48. °®) A.ReMmER. Nordd. Oolithengeb., Nachtr., p. 51, t. 20, f. 33, 193 veau vom Tönjesbere. Derselbe Autor giebt das Vorkommen dieser Art aus den Oxfordschichten der Umgegend von Hannover an (ibidem p. 63), und aus den Hersumer Schichten des Mönke- berg führt sie Srruckmann |) nach CREDNER auf. Ein besonders schönes Stück (Coll. d. geol. Landesanst.) ist Taf. XII, Fig. 3a—d abgebildet. Die etwas unvollständige Beschreibung dieser Art bei A. Ra«- MER ist von OPrEn zur Genüge ergänzt, sodass mir kaum etwas hinzuzufügen übrig bleibt. Das zwischen der zweiten und dritten Längskante des Üe- phalothorax gelegene Feld zeigt bei den verschiedenen Exemplaren bald tiefe Auskehlung, bald eine flache Rinne. Die Epimerai- stücke zeichnen sich durch runde Blattform aus, die am ersten der noch erhaltenen ohne Spitze ist und an den drei anderen mit einer kleinen Zuspitzung endet. Da der Erhaltungszustand ein zu ungünstiger ist, lässt sich Weiteres über diese Theile nicht sagen. Die Art scheint auf den norddeutschen, englischen und rus- sischen Jura, und zwar auf Oxford und Coralrag beschränkt zu sein. Aus dem englischen Coralrag besitzt das Museum für Naturkunde ein Exemplar von Malton. Im Norddeutschland ist sie unter den Glypheen die häufigste. Das eine der Exemplare von Hildesheim (Coll. R=meEr), ausgezeichnet durch eine helle, graublaue Farbe, hat eine besonders dünne Schale. Es scheint, dass dasselbe bald nach dem Häutungsprocess des T'hieres von Sedimenten eingebettet wurde. Bis auf das Stück vom Lindener Berg, welches noch 4 Epi- meren des Abdomen, allerdings in schlechter Erhaltung, aufzu- weisen hat, bestehen alle nur aus Kopfbrustschildern. Glyphea pustulosa H. v. Meyer. (Synonymie siehe bei Orper, Pal. Mitth., p. 63.) Die Exemplare, welche H. v. Mxyer aus dem Coralrag von Derneburg zu dieser Art stellte, gehören nach Orpen zu Glyphea Bronni Ren. Glyphea Meyer‘ A. R&emEr. 1836. Glyphea Meyeri A. Ram., Oolith., p. 210, t. 12, f. 14. 18662. — — OPpper, Pal. Mitth., p. 78. Diese auf einem schlechten Bruchstück beruhende Art führt £ !) STRUCKMANN. Der obere Jura der Umgegend von Hannover, 1878, p. 68. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIIL. 1. 13 194 A. RemEr aus dem Portland von Uppen bei Hildesheim an. Leider konnte ich dasselbe nicht noch einmal untersuchen, da sein Ver- bleib mir nicht bekannt ist. Ob dasselbe überhaupt zur Gattung Glyphea gehört, was OrreL in Zweifel zieht, lässt sich nach der etwas undeutlichen Abbildung bei R=mer nicht entscheiden. Glyphea ledonoton nov. Sp. Tar. XmM Kıc- tab Dieser neuen Art liegt ein ziemlich vollständig und schön erhaltenes Exemplar aus dem unteren Portland — Schichten des Olcostephanus gigas — von Münder am Deister zu Grunde (Coll. STRUCKMANN). Das Thier liegt in der Wohnkammer eines dieser Ammoniten, in der es wohl sein Dasein beschlossen hat. Wäre es durch den Wellenschlag erst als Cadaver in dieses Grab hineingespült, so würde man dies an der Abrollung der Schale und der Trennung der einzelnen Körpertheile bemerken müssen. Dies ist jedoch nicht der Fall, im Gegentheil, der Körper ist in ziemlich gestreckter Lage und relativ vollständig vorhanden. STRUCKMANN !) erwähnt dieses Stück in seiner Arbeit über „Die Portlandbildungen der Umgegend von Hannover“ als G@ly- »hea sp. und fügt hinzu, dass dasselbe wahrscheinlich einer neuen Art angehöre. Der Cephalothorax ist auf der linken Seite in der Rostral- gegend etwas beschädigt. Die entsprechende Stelle auf der rechten Seite liegt noch im Gestein. Die Splittrigekeit des letz- teren verbietet leider das Herauspräpariren. Die Spitze des Rostrum ist nicht vorhanden, doch war dasselbe wohl von keiner ungewöhnlichen Form. Von den Längskanten auf der Stirn ist nur die oberste erhalten. Dieselbe hat einen geschwungenen Verlauf und ist nur flach und schwach sculpturirt, eine Abwei- chung von der gewöhnlichen Art bei Giyphea, die an Pseudo- glyphea erinnert. Die Felder rechts und links von dieser Längskante sind glatt. Charakteristisch ist unter anderem die tiefe, unter verhältnissmässig spitzem Winkel gegen die Rücken- linie verlaufende Nackenfurche. Nach vorn zu biegt sie um und läuft annähernd parallel mit der Rückenlinie. Dicht vom Hinter- rande des Kopfbrustschildes aus laufen zwei wenig divergirende, schwach entwickelte Furchen schräg nach vorn auf die Nacken- furche zu und theilen dadurch mehrere Felder ab, deren mit- telstes, auf dem Rücken gelegenes glatt ist und nur nach dem !) Diese Zeitschrift, 1887, p. 38. 195 Rande der Furche zu einige Sculpturkörnchen trägt. Wegen dieses glatten Rückens, der von dem der anderen Arten abweicht, habe ich für diese Art den Namen leronoton (von Aetog und yoroy) gewählt. Das zwischen beiden Furchen liegende, langge- streckte Feld ist streifig sculpturirt. Die übrigen Theile des Cephalothorax sind gleichmässig mit gerundeten Warzen bestreut. Ob eine mediane Rückenlinie vorhanden war oder nicht, lässt sich nicht sicher entscheiden, da dieser Theil durch Bruch gelitten hat. Der Hinterrand des Panzers ist seicht ausgeschnitten und mit einem schwachen Aussenrand versehen, der sich sanft nach unten umbiegt und mit dem Unterrand des Panzers vereinigt. Von den Antennen ist nur das äussere Paar theilweise er- halten, von einer der inneren liegt ein kleines Fragment im Ge- stein. Die äusseren sind kräftig, lang, vielgliederig, peitschenartig. An der einen liest die schwach sichelartig gebogene und ebenso geformte, deckende Schuppe, deren Innenrand schwach gezähnelt gewesen zu sein scheint. Von den Schreitfusspaaren sind nur Bruchstücke vorhanden, so von dem ersten Paar je ein Glied- fragment, dessen Oberfläche auch mit Warzen bedeckt ist, welche ziemlich dieselbe Grösse wie die des Cephalothorax besitzen. In der Stärke weichen diese Beine nicht von denen der anderen Arten ab, sie verbreitern sich ebenfalls nach dem distalen Ende zu. Von einem anderen Bein liegen die Bruchstücke resp. Ab- drücke des Propodit, Carpopodit, Meropodit und Ischiopodit in situ im Gestein. Die Bruchstücke der anderen Beine sind zu fragmentarisch, um weitere Berücksichtigung zu verdienen. Zu erwähnen sind jedoch noch die Fragmente eines Kieferfusses neben dem Vordertheil des Cephalothorax, charakterisirt durch die dreikantige Form der einzelnen Glieder, sowie auch durch die Schlankheit derselben. Das Abdomen ist bis auf die beiden Stücke der rechten Seite des Schwanzfächers vollständig erhalten, allerdings stecken die Epimeren der rechten Seite grösstentheils noch im Gestein, von weichem sie bei dessen Splittrigkeit schwer zu befreien sind. Die ersten Glieder des Abdomen sind seitlich etwas zusammen- gepresst, worunter die Form des ersten Segments besonders ge- litten hat. Ueber das letztere zieht eine breite, vertiefte Quer- furche, auf die nach hinten eine zweite schwächere folgt. Das zweite und die folgenden Segmente zeichnen sich durch glatte Terga aus. Sie haben wohl alle, wie das sechste Segment dies in Folge einer Biegung des Abdomens nach unten zeigt, einen gewulsteten Vorderrand, auf den eine gebogene Querfurche folgt. Eine schwache, nach unten zu sich etwas verstärkende Querfurche 13 * 196 theilt auch an der Hinterseite einen allerdings nur wenig aufge- worfenen Rand von dem Haupttheil des Tergum ab. Die Epi- meren der Segmente haben eine etwas gerundet dreiseitige Form. Die Spitze des Dreiecks liegt nicht über der Mitte der Basis, sondern ist nach hinten gerückt. Die Grenze zwischen Tergum und Epimer ist durch eine schwache Kante markirt (s. Fig. 1a). Durch die oben erwähnten beiden Querfurchen, die auch auf die Epimeren hinablaufen und dann unterhalb der Mitte bogenförmig zusammentrefien, wird ein mit Warzen besetzter Buckel umgrenzt, der jedoch nicht regelmässig gewölbt ist, sondern auch noch kleine Vertiefungen und Furchungen zeigt. Hinter und unter diesem Buckel liegt noch je ein kleinerer, welcher ebenfalls War- zen trägt. Der Schwanzfächer (Taf. XII, Fig. 1b) hat ein breites, stumpf serundetes Telson, das nach der Mitte des hinteren Randes zu ein wenig eingebogen ist. Auf diese Bucht zu läuft ein schwacher, medianer Kiel. der rechts und links von zwei ebenso beschaffenen Furchen begleitet ist. Am vorderen Rande tritt ein dreieckiges, erhöhtes Feld hervor, von dessen Spitze aus der erwähnte Kiel an- hebt. Die Oberfläche des Telson trägt schwache Warzen. Durch einen Bruch ist dasselbe übrigens in 2 Theile getheilt, und diese sind seitlich gegen einander etwas verschoben. Die beiden Schwanz- klappenpaare articuliren durch ein kleines verbindendes Stück am sechsten Segment. Auf ihrem hinteren Theile. besonders am Rande, zeigen dieselbe radiale Streifung. Uebrigens tragen sie beide einen Kiel; das äussere hat ausserdem einen am oberen Ende stark verdiekten Aussenrand und eine Quernaht, welche ein kleines hinteres Stück abtrennt. Der Verlauf derselben ist bo- genförmig. Die einzelnen Maassverhältnisse sind folgende: Länge vom Rostrum bis zum Hinderrand des Panzers ca. 4,5 cm, vom Rostrum bis zur Nackenfurche 1,7 em; Länge des Abdomen (in gestrecktem Zustande gedacht) ca. 6,2 cm; Breite der Abdominal- segmente ca. 1,2 cm. Charakterisirt wird dieArt vor den übrigen durch den glatten Rücken, den relativ schräg nach vorn gerichteten Verlauf der Nackenfurche, die schwachen und geschwungenen Kopfleisten, die sehr weit nach hinten reichenden Rückenfurchen und den schwa- chen Ausschnitt am Hinterrand des Panzers. Pseudoglyphea arlietina nov. Sp. Taf. .XxIV. „Eis: Eine Cephalothorax-Hälfte aus dem oberen Arieten-Lias (mit | Ä 197 Artetites Gemündensis) von Wethen bei Warburg (Coll. @. Mus. für Naturkunde zu Berlin) bekundet seine Zugehörigkeit zu obiger Gattung durch den parallelen Verlauf der beiden Rückenfurchen, ein vor diesen liegendes. nierenförmiges Feld und die Un- regelmässigkeit der Längskämme auf dem vorderen Theil des Panzers. Es scheint dieses Exemplar der Vertreter einer neuen Art zu sein, wenigstens stimmt es mit keiner der ihm nahe stehenden Formen überein. Von Ps. grandis Meyer!) weicht es durch die kürzere Form des Cephalothorax und den schwach f-förmig geschwungenen Verlauf der Rückenfurchen ab. Diese beiden Eigenschaften unterscheiden es ebenfalls von Ps. Etalloni Orr. ?), ausserdem noch der ziemlich gerade Verlauf der Nacken- furche. Von Ps. amalthea Opr.?) und Ps. strieta Erarr.*) un- terscheidet sie die kürzere und gedrungenere Form. Es scheinen nur 2 Längskämme vorhanden zu sein, die- selben sind jedoch in einzelne Höcker aufgelöst, der untere bezeichnet gleichzeitig eine Kante, von der der Panzer seitlich abfällt. Unterhalb dieser stehen noch vereinzelte scharfe Warzen. Die Nackenfurche ist tief, verläuft in einem schwachen Bogen und sendet auf ihrer Mitte einen flachen, bogenförmigen Ausläufer nach vorn. Der Verlauf der Rückenfurchen ist f-förmig, wie schon oben bemerkt. In dem oberen Drittel ihres Verlaufes liegt neben der vorderen von ihnen eine Grube. Vor dem nieren- förmigen Feld am unteren Rande divergiren sie ein wenig. Die hintere Rückenfurche läuft um das nierenförmige Feld unten herum, theilt sich dann und wendet sich einerseits nach oben zur Nackenfurche, andererseits gerade nach vorn ebendorthin. Hiedurch wird noch ein dreieckiges Feld abgegrenzt. Das mitt- lere Feld des Panzers ist mit dornigen Warzen dünn besetzt; auf dem Felde, welches die beiden Rückenfurchen einschliessen, ist dies ebenfalls der Fall; auf dem Hinterfelde scheint die Gra- nulation an Grösse abgenommen zu haben, wenigstens verschwin- den die Warzen bald hinter den Rückenfurchen. Der Hinterrand scheint in der Mitte ziemlich stark verdickt, aber nur schwach ausgeschnitten gewesen zu sein. Die Länge des Stückes ist ca. 4 cm, die Breite 2,3 cm. Eee. 1528, t. 13; f.13,.b, f. 2. eibidem, p. 53; t. 13;.f._3. Dribidem, p. 53 f., t. 13, f. Aa, b. 4) Erarvon, 1. e., p. 31, t. 7, f 2. ee 198 Glyphaea (Orphnea) sp. Aus dem Plattenkalk von Lauenstein erwähnt Brauns (l. c., p. 135) Fussreste von Orphnea. Da diese Gattung nach OPPEL (l. e., p. 58) mit G/lyphea ident ist, so haben wir es hier mit einem Rest dieser Gattung zu thun. 9. Familie Astacomorpha. Eryma numismalis OPpeL. (Synonymie siehe bei OPPpEL, Pal. Mitth., p. 23.) Diese Art führt Brauns!) aus dem Lias auf. Ein Exem- plar stammt aus den Schichten des Üoeloceras centaurus von Falkenhagen, die anderen fanden sich in den Schichten des Aego- ceras Davoet der Haverlahwiese und von Lichtenberg. Eryma elegans var. nov. major. Taf XI ie: Glyphyaea aalensis (Qu.) BRAUNS, 1. c., p. 29. Diese Bezeichnung wähle ich für eine Abart, von der mir ein grösseres Bruchstück einer linken Scheere vorliegt. Es ist von BrAuns als Glyphea (Eryma) aalenstis: bezeichnet. Mit dieser letzteren Art stimmt jedoch diese Scheere nicht überein, soweit man aus der schlechten Abbildung und mangelhaften Beschrei- bung bei Quenstepr?) ersehen kann. Die Scheere von jener Art hat nämlich einen viel gedrungeneren Ballen, der auch mehr gerundet ist. Die Schale zeigt ausserdem in der oben erwähnten Skizze starke, abstehende Warzen. Diese Eigenschaft hebt QuEn- steptr auch in der Beschreibung hervor. Unser Exemplar ist ein Scheerenballen von schwarzer Farbe, an dem noch ein Stück des unbeweglichen Fingers vorhanden ist. Das Dactylopodit fehlt dagegen. Durch seine relative Grösse kann es nicht zu der gewöhnlichen #. elegans Orr. gehören. Die Warzen sind eng gestellt und kräftig, sie haben an ihrer Vor- derseite Grübchen. Die Seitenkanten sind zugeschärft und dichter seulpturirt als die übrige Oberfläche. Dies gilt besonders von der oberen Aussenkante.. Die Warzen und Gruben sind hier ausserdem stärker entwickelt als auf der übrigen Oberfläche, die ersteren bedingen auch das zackige Aussehen der Seitenränder. Auf der unteren Innenseite verläuft von der Gelenkstelle für das !) BrRAuns. Der untere Jura etc., p. 120 u. 137. ?) QUENSTEDT. Der Jura, 1858, p. 349. | 199 Daetylopodit eine schwache Rinne nach hinten zu dem proximalen Ende des Propodit. Auf der Unterseite der Scheere ist übrigens die Sculptur schwächer entwickelt als auf der oberen, die Wärz- chen verschwinden fast ganz. Die fingerförmige Verlängermig des Propodit ist auf der oberen Seite ziemlich eben, auf der Unter- seite schwach gewölbt. Die Breite der Scheere beträgt 1,7 cm, die Dicke 0,8 cm. Am proximalen Ende ist noch ein Fragment vom Carpo- podit erhalten. Aus der Zone der Ostrea Knorrit führt Brauns (l. c., p. 50) eine andere, der E. aalensis verwandte Scheere von Dörshelf an, die bei Dunker und Kocn!) abgebildet und beschrieben ist. Welcher Art diese Scheere angehört, lässt sich nach der Abbildung nicht entscheiden, jedenfalls ist sie mit Z%. aalensıs nicht ident. Ein schlecht erhaltenes Schalenfragment aus der Zone der Trigonia navis von Dehme rührt aus der früheren Brauns’schen Samm- lung her, welche in den Besitz der kgl. preuss. geolog. Landes- anstalt übergegangen ist. Es ist von Brauns auch als Glyphea aalensis Qu. bezeichnet. Da das Stück jedoch grubige Sculptur erkennen lässt, gehört es wohl sicher nicht hierher. Die Scheere, welche Vosınsky?) fälschlich auf Glyphea Bronnii Remer bezieht, hat viel Aehnlichkeit mit der oben be- schriebenen, sowohl was die äussere Form, als auch was die Art der Schalensculptur anbelangt. Ich möchte dieselbe nach der Ab- bildung fast mit der oben beschriebenen neuen Varietät identifi- eiren. Die Sculptur der oberen Seite, wie sie an dem russischen Exemplar dargestellt ist, gilt auch von demselben Theil des norddeutschen Stückes. Eryma elegans var. nov. gracelis. Taf. XIH, Fig. 22— e. Eryma Greppini BRAuNS. Der mittlere Jura, p. 50, z. Th. Die 3 Exemplare, welche dieser neuen Varietät zu Grunde liegen, bestehen in 3 Kopfbrustschildern. Das erste ist beson- ders schön erhalten und auf Taf. XII, Fig. 2a—d abgebildet. _ Es ist von blaugrauer Farbe und entbehrt aller Anhänge. Das Niveau, in welchem sich dasselbe fand, ist die Zone der Ostrea !) DUNKER uad KocnH. Beitr. zur Kenntniss des norddeutschen Oolithgebirges; Braunschweig 1837, p. 35, t. II, f. 15. ?) A. Vosınsky. Notice sur les restes des crustaces fossiles du Jura de Moscou. Bull. de la Soc. Imp. de Naturalistes de Moscou, 1848, p. 494 ff., t. IX, f. 2 u. 2a. 200 Knorrii, speciell die Schichten mit Astarte pulla, von Eimen (Coll. Göttingen). Das zweite Exemplar ist nur der Vordertheil eines Panzers. Es ist aus derselben Zone wie voriges (Coll. d. geol. Landesanst.). Ein dritter Cephalothorax von schwärzlicher Farbe, wie der zweite, aber weniger guter Erhaltung, ist in dem- selben Horizont bei Listringen gefunden (Coll. WÖCKENER). Die Sculptur der Oberfläche ist der typischen EM. elegans Orp. sehr ähnlich. Die Wärzchen haben vor sich kleine Gruben (Fig. 2c), die nach dem Hintertheil des Panzers zu grösser wer- den, während jene an Grösse abnehmen (Fig. 2d). Nach vorn zu findet das umgekehrte statt. Am stärksten sind bei dem Exemplar von Listringen die Wärzchen auf dem Feld, welches zwischen der Nackenfurche und den beiden Rückenfurchen liegt. Zwischen der Oberflächensculptur verläuft ein unregelmässiges Netzwerk von feinen Linien. Das Rostrum ist bei allen wegge- brochen. Das sogen. Schaltstückchen ist schlank spindelförmig. Auf demselben stehen die Warzen in zwei Reihen alternirend. Die Ränder der Augengruben sind schwach ausgeschnitten. Un- mittelbar hinter ihnen liegt ein kleiner Postorbitaldorn (Fig. 2a und b). Die Nackenfurche ist breit und tief, ihr vorderer Rand sanft, der hintere steil aufsteigend. Der Lauf der Furche ist schräg nach vorn und unten gerichtet und mehrfach gebogen. Er verläuft dann gerade nach vorn und schliesslich aufwärts. Die Breite und Tiefe nimmt dabei allmählich ab. Ziemlich parallel mit der Nackenfurche laufen die beiden Rückenfurchen. Sie beginnen jederseits etwas unterhalb der Rückenmitte und ver- laufen anfänglich etwas convergirend, später einander parallel und schwach bogenförmig gekrümmt unter sehr spitzem Winkel zur Nackenfurche schräg nach vorn und unten. Die vordere von beiden verliert allmählich an Stärke, während die hintere, stärker entwickelte sich nach unten zu vertieft und dann in einem sichel- förmigen Bogen, dessen Krümmung nach hinten gerichtet ist, zu dem Seitenrand des Panzers wendet. Diesem folgt sie noch auf kurze Erstreckung nach vorn. Von der Umbiegungsstelle geht in geschlängeltem Lauf eine schwächere Furche zur Nackenfurche hin. Das von dieser Rinne, dem vorderen Theil der Nacken- furche, dem Seitenrand des Panzers und der sichelförmigen Furche begrenzte Feld ist ziemlich gross und nach vorn in eine scharfe Spitze ausgezogen. Es hat im Uebrigen ungefähr halbkreisför- mige Gestalt und an seiner oberen Grenze einen rundlichen Vorsprung. Der Seitenrand des Cephalothorax ist nur schwach aufge- wulstet. Er nimmt von vorn nach hinten ein wenig an Stärke a nn er ale Zn ah N N 201 zu. Mit dem Hinterrand des Panzers, der an der Verbindungs- stelle zwischen Cephalothorax und Abdomen nur wenig einge- buchtet ist und auch nur schwach verdickt gewesen zu sein scheint, vereinigt sich der Seitenrand in sanftem Bogen. Auf der Bauchseite ist bei dem Stück von Eimen vorn noch der grösste Theil des Labrum in situ vorhanden, darauf folgen Schalen- bruchstücke, die zum Theil den Beinen angehört haben. An den beiden anderen Exemplaren liegen am Cephalothorax noch Bein- fragmente, deren Schale eine grubige Sculptur erkennen lässt. Die Dimensionen des abgebildeten Individuum sind folgende: Länge 3,05 cm, Höhe 1,7 cm und Breite ca. 2,3 cm. Von der typischen E. elegans Orr. ist diese Varietät ver- schieden durch das nach vorn in eine scharfe Spitze ausgezogene, kahnförmise Feld, dadurch ferner, dass die Rückenfurchen nicht in der Rückenmitte zusammentreffen, durch das Fehlen einer vom Rostrum nach hinten und unten auslaufenden Kante, durch die gebogenen oberen Augengrubenränder und durch das Fehlen einer Einbuchtung der Nackenfurche nach vorn. Es handelt sich hier jedenfalls um die Abänderung einer Art auf einem beschränktem Gebiet, nicht um eine neue Art. Wegen der schönen, zierlichen Gestalt habe ich für diese Va- rietät den Namen gracılıs gewählt. Der von Brauns (l. c., p. 50) als Eryıma Greppint erwähnte Cephalothorax aus der Zone der Ostrea Knorrt (Coll. d. geolog. Landesanst., früher Coll. BrAuns) gehört hierher. Das auf Taf. XIII, Fig. 2e abgebildete Scheerenbruchstück sehört höchst wahrscheinlich auch zu dieser neuen Varietät. Es ist aus der Zone der Ostrea Knorriı der Gegend zwischen Weenzen und Eimen (Coll. d. geol. Landesanst.,. Es hat die nämliche Sculptur. Es sind auch kleine, spitzige, liegende Warzen mit Grübchen davor. Am oberen Aussenrand sind dieselben etwas stärker und stehen enger als auf der übrigen Oberfläche. Der unbewegliche Fortsatz des Propodit, sowie das Dactylopodit fehlen diesem Stück, das der rechte Scheerenballen vom ersten Schreit- fusspaar ist. Der Querschnitt desselben ist queroval; die Aussen- kante schärft sich mehr zu als die innere. Die Breite des Stückes beträgt 1,3 cm, die Länge 1,5 cm und die Dicke 0,8 cm. Eryma elegans Oper. 1861. Eryma elegans Opr. Württemberg. naturwissensch. Jahresh., XVII. Jahrg. p. 357. 1862. — — 0Opp., Pal. Mitth., p. 26f,t. 4, £ 7. 202 Das Vorkommen dieser Art im norddeutschen Jura wird von Brauns!) einmal aus den Schieferthonen mit Drrgonia navıs der Gegend von Oberdehme (Cephalothorax) und andererseits aus den Thonen mit Inoceramus polyplocus?) angeführt. Ich habe die- selben nicht noch einmal untersuchen können. Eryma ventrosa var. nov. subherceynica. Rar., XI, Bis 1. Eryma Greppini BRAUNS. Der mittlere Jura, p. 50, z. Th. Von dieser Art konnte ich 2 Cephalothoraxhälften aus der Zone der Ostrea Knorrii zwischen Weenzen und Eimen unter- suchen (Coll. d. geol. Landesanst.). Sie rühren aus der Brauns’- schen Sammlung her und sind auf der Original - Etiquette von Brauns selbst als Glyphea Greppini Orr. bestimmt. Dass ich dieselben zu FE. ventrosa stelle und hierin von Brauns ab- weiche, hat seinen Grund in dem Umstande, dass verschiedene Arten der Gattung Zryma sehr eng begrenzt und durch gering- fügige Unterschiede von einander geschieden sind, sodass die Fest- stellung der Identität einer Art dadurch sehr erschwert wird, zu- mal wenn man nur auf Abbildungen und Beschreibungen Rücksicht nehmen kann. Ich konnte meine Stücke mit einem Gypsabguss des Mrykr’- schen Originals von E. ventrosa vergleichen und fand, dass die- selben noch am besten mit dieser Art übereinstimmen. Da die- selben jedoch auch wieder in einigen unwichtigeren Merkmalen abweichen, so glaubte ich mich auch hier zu der Annahme einer localen Varietät berechtigt, die ich nach ihrem Vorkommen als subhercynica bezeichne. In der Sculptur zeigt sich kein Unterschied. Beide haben vor den Warzen ganz schwache, kleine Vertiefungen (wie dies auch an dem oben erwähnten Gypsabguss zu beobachten ist). Die letzteren verschwinden nach vorn zu allmählich, und die Warzen werden ein wenig kräftiger. Die Nackenfurche ist im Querschnitt dreieckig; sie ist breit und buchtet sich ungefähr auf ihrer Mitte ein wenig flach nach vorn aus. Die typische E. ventrosa hat diese Eigenschaft nicht. Unterhalb dieser Stelle ist die Schale etwas stärker gewölbt. Diese Einbiegung ist bei dem abgebil- deten Exemplar schwächer ausgebildet als bei dem anderen. An letzterem macht sich noch nach unten zu eine zweite parallele, !) BRAauns. „Nachträge zum mittleren Jura“ in „Der untere Jura ete.“, p. 459. ?) Idem. Der mittlere Jura etc., p. 33 u. 34. weniger kräftig entwickelte Abbiegung bemerkbar. Der untere Theil des mittleren Cephalothoraxfeldes ist bei den norddeut- schen Stücken höher und kürzer als an dem französischen. Ober- halb dieses Feldes sind 2 kleine Höcker durch eine sich ga- belnde horizontale Furche abgetrennt. Die vom Rostrum nach hinten gehende Leiste ist nur an dem nicht abgebildeten Stück schwach entwickelt, bei dem abgebildeten fehlt sie dagegen. Der Hinterrand, soweit er vorhanden, ist an dem französischen Stück der nämliche. Die Schale selbst ist übrigens glänzend schwarz gefärbt. Von E. Greppini weichen unsere beiden Exemplare ab durch die schwachen Grübchen vor den Warzen, durch die Warzen selbst, welche mehr spitzig sind, durch den fast paral- lelen Verlauf der Rückenfurchen mit der Nackenfurche, durch die Verlängerung der vorderen Rückenfurche nach ihrer Vereinigung mit der hinteren auf das mittlere Feld des Panzers, durch den seraden Verlauf der Rückenfurchen zum Seitenrand in ihrem un- tersten Theil, durch den kürzeren und gedrungeneren unteren Theil des Mittelfeldes und durch die mehr gerundete Umbiegung des vorderen Panzerrandes zum seitlichen. Das abgebildete Exemplar hat eine Länge von 3,4 cm, eine Höhe von 2 cm, die Breite lässt sich nicht genau feststellen. Von der typischen #. ventrosa unterscheidet sich diese nord- deutsche Varietät durch den kürzeren Hintertheil des Panzers, durch das kahnförmige Feld, durch das Höher-Hinaufgehen der Rückenfurchen, durch die Ausbuchtung der Nackenfurche nach vorn, sowie durch das Vorhandensein zweier Höcker oberhalb des kahnförmigen Feldes. Eryma sp. Ein grösserer Cephalothorax aus der Zone der Ostrea Knorrw von Listringen (Coll. WOoECcKENER) gehört vielleicht zu Eryma elegams var. major mihi, doch ist eine specifische Bestimmung nicht möglich, da die Schalensculptur zerstört ist. Die Nacken- furche macht auf ihrer Mitte eine flache Ausbuchtung nach vorn. Die vordere Rückenfurche verläuft fast parallel mit der Nacken- furche, die hintere zieht von oben nach unten convergirend zur vorderen und scheint sich auf der Mitte mit der vorderen zu vereinigen. Von der Richtung schräg nach vorn und unten weicht die hintere etwa im letzten Drittel ab und wendet sich dann gerade nach unten auf den seitlichen Panzerrand zu. Eryma cfr. elegans Opr. Zwei Cephalothoraxreste aus dem Ornatenthon von Hildes- 204 heim (Coll. DENcKMANN) zeigen die für Z. elegans Orr. charakte- ristische Schalensculptur, kleine Warzen mit Vertiefungen davor, und ebenso eine schwache Ausbuchtung der Nackenfurche nach vorn. Auch die Bildung des Hinterrandes am Panzer spricht hierfür. Im Webrigen ist die Erhaltung zu ungünstig, um eine weitere Beschreibung davon zu geben. Diese wie auch die näch- sten Exemplare aus dem Örnatenthon liegen in Thongeoden. Eryma sp. ind. Drei Panzer- und drei Scheerenfragmente aus dem ÖOrnaten- thon von Hildesheim lassen zwar ihre Zugehörigkeit zu der Gat- tung Zryma mit voller Sicherheit erkennen, machen jedoch eine specifische Bestimmung unmöglich, da die Schale auf den Kopf- brustschildern ihre Sculptur eingebüsst hat. Nur an einem der Stücke ist von derselben noch ein wenig vorhanden. Die Sculptur erinnert hier an diejenige von E. ventrosa Meyer!). Die Form der Scheeren hat dagegen eine gewisse Aehnlickeit mit denjenigen von E. Greppini Orr. (l. c., p. 27, 28, t. 4, f. 8). An dem einen Cephalothorax findet. sich eine schwache Leiste, die vom Rostrum schräg nach hinten läuft. Der Vorderrand des Panzers geht ziemlich gerade nach unten. Die Nacken- und Rückenfurchen laufen einander fast parallel. Eryma maeandrina nov. Sp. Taf. XIM, Rise, 7a,ob: Ein von Hildesheim aus der Schicht der Reineckia anceps stammendes Scheerenfragment unterscheidet sich von allen an- deren Arten durch die Sculptur der Schale. Die Warzen sind fein und flach. Zwischen diesen verläuft ein mäandrisch gewun- denes System von feinen, erhabenen Streifen. Das proximale Ende des Scheerenballens ist ziemlich gerade abgestutzt. Die Verbindungsstelle mit dem Carpopodit ist abgeschnürt und mit einem schwachen Rand umsäumt. Der Ballen selbst ist ziemlich breit und flach, an den Kanten ein wenig zugeschärft. Der fingerförmige Fortsatz des Propodit scheint nur schwach gewesen zu sein, wie es nach dem im Gestein steckenden Fragment den Anschein erweckt. Die Warzen sind nicht sehr dicht gestellt, sie haben eine ziemlich gleichmässige Grösse. Das Carpopodit ist auch noch zum grössten Theil an dem vorliegenden Stück erhalten, doch fehlt allerdings sein proximales Ende. Dies Glied IR OPFELI FEN PA S2 U, 16, 205 war von kurzer, gedrungener, aufgeblähter Gestalt, mit der näm- lichen Sculptur wie die Scheere. \ Eryma crassimanus nov. sp. Taf. XIII, Fig. 5. Eine Scheere aus dem Korallenoolith (Schicht der Cidarıs florigemma) vom Galgenberg bei Hildesheim (Coll. d. Mus. zu Hildesheim) weicht von denen der übrigen Arten ab. Am näch- sten steht sie noch der von M. Calloviensis Orr. (l. c., p. 29, t.5, f. 1) und der von E. Corbiert Mor.!). Von ersterer Art ist dieselbe durch den fast geradlinigen Verlauf der Aussenkante, durch die starke und gleichmässige Wölbung des Ballens, welcher bei %. Calloviensis am Rande eine flache Depression aufweist, unterschieden. Ausserdem ist an unserer Scheere die Ansatzstelle für den beweglichen Finger viel breiter, mehr gerade und mit einem kräftig aufgewulsteten Rand umgeben, welcher auf jeder Seite eine nach aussen höckerartig hervorspringende Gelenkgrube besitzt. Aussen um den Rand läuft eine Furche. Die Sculptur besteht aus kräftigen Warzen, welche vorn von einer halbkreis- förmigen Rinne umgeben sind. Die Warzen stehen ein wenig schräg nach vorn gerichtet. Mit E. Corbierd Mor. hat unsere Art den geraden Aussen- rand der Scheere gemeinsam, doch ist bei der französischen die Granulation fein, die Grösse des Scheerenballens geringer, die Form desselben gerundet, während sie bei unserer Art fast recht- eckig ist. Die Scheere hat eine Länge von 4,9 cm, eine Breite von 1,95 cm und eine Dicke von 1,1 cm. Eryma fossata nov. Sp. Taf. XIH, Fig. 6. Für diese neue Art liegt ein leidlich erhaltener Cephalo- thorax vom Galgenberg bei Hildesheim aus dem oberen Korallen- oolith, speciell der Zone des Pecten varıans, vor (Coll. SRTUcK- MANN). Das Stück ist ein wenig seitlich verquetscht und zeigt in Folge davon einen Bruch. Die Seitenränder des Panzers sind nur an einigen Stellen erhalten. Die Spitze des Rostrum ist abgebrochen, dasselbe sendet nach hinten zwei kleine divergirende, kammartige Erhebungen, die sich dann weiterhin in einzelne, von vorn nach hinten an Grösse abnehmende Warzen auflösen. Ein !) MOoRIERE. Notes sur quelques Crustaces fossiles. Bull. de la oe Lin,.de Neorm., 1889,,p. 142, t.|V, £. 3. 206 Postorbitaldorn ist jederseits vorhanden. Aussen setzt sich der Rand des Rostrum in den schwach ausgeschnittenen Augenrand fort. Das sogen. Schaltstückchen ist ziemlich lang und schmal, es reicht verhältnissmässig weit in das Rostrum hinein. Rechts und links von diesem Stück ist die Schale schwach furchenartig eingesenkt. Seitlich davon verläuft je eine Reihe stärkerer War- zen. Von der äusseren Ecke der Augengrube verläuft schräg nach hinten eine kurze Erhebung, die aus mehreren Dornen besteht. Am hinteren Ende des Schaltstückes scheint eine kleine srubige Vertiefung vorhanden zu sein, Die Rückennaht lässt sich von dem Schaltstück bis zum Hinterrand des Panzers ver- folgen. Die Nackenfurche ist tief, ihr Verlauf ist der gewöhn- liche. Während sie sich schräg nach unten wendet, hat sie etwa auf der Mitte vor sich eine rundliche Grube. Wegen dieser charakteristischen Eigenschaft habe ich den Namen fossata ge- wählt. Die Rückenfurchen sind abweichend von den meisten anderen Arten ausgebildet. Sie entspringen beide fast unmittelbar an der Rückennaht und laufen fast parallel mit der Nackenfurche. Die vordere ist kräftig entwickelt und sendet einen schwachen Zweig ungefähr in derselben Höhe, wo die Gruben vor der Nacken- furche liegen, nach vorn. Nach dem Seitenrand biegt sie unter sehr stumpfem Winkel um und läuft in schwachem Bogen nach unten. Die Furche, welche die vordere Rückenfurche mit der Nackenfurche verbindet, ist flach, gabelt sich nach vorn und um- schliesst ein ungefähr dreieckiges, erhabenes Feldchen. Die hin- tere Rückenfurche ist nur kurz und wenig kräftig entwickelt. Auf den hinteren Theilen des Panzers finden sich noch einige mehr oder weniger flache, grubenartige Vertiefungen, bei denen es jedoch ungewiss ist, ob sie natürliche sind oder von Beschä- digungen herrühren. Für das letztere spricht ihre unregelmässige Anordnung (cfr. Taf. XIII, Fig. 6 auf der rechten Seite). Die seitlichen Ränder des Panzers zeigen, soweit sie vorhanden sind, nur schwache Entwickelung. Der Hinterrand dagegen hat einen breiter aufgewulsteten Rand. Vor diesem ist eine kräftige Furche. Rand und Furche nehmen von oben nach unten an Ausdehnung zu. Die Einbuchtung des Hinterrandes für die Verbindung mit dem Abdomen ist nur seicht. Die Sculptur ist auf den vor- deren Theilen des Üephalothorax kräftiger als auf den hinteren. Sie besteht dort in spitz-konischen, nach vorn gerichteten War- zen, die kleine Vertiefungen vor sich haben. An den Seiten- rändern ist dieselbe auch kräftiger entwickelt. Hinten dagegen verschwimmen diese Warzen mehr in einander. Die Länge des Panzers beträgt 5,35 cm; Breite und Dicke 207 sind in Folge der Verschiebung des Stückes nicht richtig festzu- stellen. Das Schaltstückchen ist 1,5 em lang. Eryma anisodaclylus nov. Sp. Taf. XUI, Fig. 4. Zwei zusammengehörige Scheerenfragmente und ein undeut- licher Cephalothorax aus dem unteren Kimmeridge von Holzen am Ith (Coll, d. Mus. f. Naturk.) liegen mir vor. Ob der letz- tere zu derselben Art wie die Scheeren gehören, ist ungewiss, jedenfalls rühren die 3 Stücke nicht von einem Individuum her, da die Grösse der Scheeren nicht im Verhältniss zu dem kleinen Cephalothorax steht. Die Scheeren, deren Gestalt allerdings durch Druck etwas deformirt ist, sind denen von M. Babeani Erarton!) in gewissem Grade ähnlich. Die Scheerenfinger haben auch dieselbe Form, sind innen mit starken Warzen besetzt und machen auch dieselbe Krümmung wie bei der französischen Art. An den vorliegenden Stücken ist jedoch der bewegliche Finger stärker als der feste, seine Ansatzstelle am Propodit ist ausser- dem schräg abgestutzt und jederseits mit 2 Gelenkhöckern sowie einem kräftigen Rande versehen. Das distale Ende des Dacty- lopodit, welches nur als Abdruck erhalten ist, läuft in eine schwach nach innen gekrümmte Spitze aus. Das Ende des un- beweglichen Fingers ist nicht erhalten. Das proximale Ende der Scheere ist für die Gelenkung des CGarpopodit abgeschnürt und mit einem schwachen Rand versehen. Das Carpopodit ist an dem nicht abgebildeten Exemplar noch theilweise erhalten, doch ist nichts besonderes darüber zu bemerken. Das vielleicht zu derselben Art gehörige Cephalothorax- Fragment zeigt die beiden Rückenfurchen in der für die Gattung Eryma charakteristischen Weise. Der vordere Theil des Pan- zers ist nicht erhalten. Die Sculptur der Schale besteht aus kleinen, ziemlich dicht stehenden, flachen, nach vorn gewandten Warzen. Die abgebildete Scheere ist 6,4 cm lang (davon kommen auf den beweglichen Finger 4,1 cm), 1,3 cm breit. Die Dicke - lässt sich nicht feststellen. Palaeastacus sp.? Zwei Scheerenfragmente aus dem Korallenoolith —- Stufe 1) ETALLoN. Notes sur les crust. jurass., p. 41, t. 8, f. 1. Mem. de la soc. d’agriculture de la Haute-Saöne, und OPPEL, |. c., p. 42, mi, TS. 3, 208 der Ordarıs florigemma — des Galgenberges bei Hildesheim (Coll. d. Mus. Hildesheim und Coll. WÖCKENER) stehen durch die kräftig entwickelten Warzen der Schale, die auf der Innenfläche des Fingers sich in einer Reihe knopfartig verdicken, der Gat- tung Palaeastacus nahe resp. gehören zu derselben. Eine sichere Entscheidung hierüber wird jedoch erst dann möglich sein, wenn einmal besser und vollständiger erhaltene Reste als diese gefun- den werden. Das grössere der beiden Stücke ist ein einzelner Scheerenfinger mit fast vollständig erhaltener Schale. Der Finger selbst ist von schlanker Form, sein distales Ende ist wegge- brochen. Das kleinere Stück zeigt: zwei zu einer Scheere gehö- rige Fingerfragmente, die gerade über dem Ballen abgebrochen sind. 6. Familie Thalassinidae. Caltianassa!) prisca nov. Sp. Taf. XIV, Fig 6a, b. Ein Fragment von einer grossen Scheere aus den Oxford- schichten des Mönkeberges liegt dieser neuen Art zu Grunde. Der Scheerenballen hat einen flach elliptischen Durchschnitt. Die Unterseite ist flacher als die Oberseite. Der Rand auf der Seite des unbeweglichen Fingers. ist scharf und geht auf den letzteren über. Der andere Seitenrand ist dagegen stumpf. Be- weglicher wie unbeweglicher Finger sind an der Basis — mehr ist davon nicht erhalten — ziemlich kräftig entwickelt. Der erstere ist oval, der andere dreiseitig im Querschnitt. Die Schale ist im Allgemeinen glatt, trägt jedoch auf der Unterseite nahe lem Seitenrande des unbeweglichen Fingers einige kleine Warzen. Ob sich diese Sculptur noch weiter über die Schale erstreckte, lässt sich nicht weiter nachweisen, da die letztere vielleicht ein wenig abgerieben ist. An der Gelenkstelle für den beweglichen Finger sind jederseits nahe dem Seitenrande zwei vorspringende Gelenkgruben. Die Scheere ist 1,7 cm breit, 0,6 cm dick, die Länge des Ballens beträgt ca. 1,3 cm. Vom proximalen Ende des Scheeren- ballens ist übrigens nur noch wenig vorhanden. !) Die Schreibweise mit einem 1 ist wohl die richtige, da der Name jedenfalls mit za%ı2, Wohnung, und valw aor. vdsca, wohne, zu- sammenhängt. 209 Calianassa suprajurensis Er. Taf. XIV, Fig. 4a, b. 1861. Calianassa suprajurensis ET., t. 1, f. 13 (non 3), p. 34. Mem. de la soc. d’agriculture de la Haute-Saöne. 1885. Pagurus suprajurensis QuENST. Handb. der Petrefactenkunde, p. 405. t. 31, f. 36—39. Von dieser Art erwähnt Brauns (l. c., p. 62) Scheerenstücke aus dem Korallenoolith (Zone der Okidaris florigemma) von Linden, Goslar und Hoheneggelsen. Mit obiger Art ist jedenfalls die Taf. XIV, Fig. 4a und b abgebildete Scheere, welche ich im oberen Kimmeridge von Holzen am Ith fand, ident. Auf der Schale machen sich nur Runzeln, und zwar haupt- sächlich auf der Seite des beweglichen Fingers, bemerkbar. Die Oberseite der Schale ist gewölbt. die Unterseite ziemlich flach. Die beiden Seitenränder sind zugeschärft. Der unbewegliche Fin- ger ist kurz und von mittlerer Stärke. Der bewegliche Finger fehlte. Auch das proximale Ende des Stückes ist abgebrochen. Die Breite der Scheere beträgt 0,6 cm. Anhang zu den Macroura. Novum genus? (Leptochtrus.) Bar SıV. Pie, 83.%h. Einen Crustaceenrest aus dem Posidonienschiefer von Schan- delah (Coll. d. geol. Landesanst.) vermag ich nicht mit einer der mir bekannten fossilen Gattungen zu identificiren. Ich vermuthe daher, dass derselbe einer neuen Gattung angehört. Leider ist jedoch die Erhaltung zu unvollständig, um dies mit Sicherheit feststellen zu können. Dem Stück fehlt nämlich der Cephalo- thorax überhaupt, dagegen sind verschiedene Beine erhalten. In dem besten Erhaltungszustand findet sich das Abdomen, das zum grössten Theil noch mit einer dünnen, braunen Schale bekleidet ist. Das Thier liegt übrigens schräg im Gestein, sodass die linke Seite des Abdomen verdeckt ist. Das Stück besteht aus Platte und Gegenplatte. Das erste Beinpaar ist nur in seinen ersten Gliedern erhalten, sodass es nicht zu ermitteln ist, ob dasselbe mit einer Scheere oder einem Nagel endigte. Das Me- ropodit ist lang und nicht sehr dick.- Es nimmt nach dem distalen Ende an Stärke zu. Seine Schale ist mit kleinen. spitzen, im Innern hohlen Stacheln besetzt, die von vorn nach hinten an Grösse abnehmen. Das zweite und dritte Bein ist auf der rechten Seite vollständig erhalten. Dieselben sind schlank, Zeitschr. d.D. geol. Ges. XLII. 1. 14 210 ihre einzelnen Glieder haben gleichmässige Stärke. An ihrem Ende tragen sie alle eine kleine Scheere mit ganz kurzen, schwach gekrümmten Fingern. Die Scheere übertrifft an Stärke nicht die übrigen Gliedern. Der bewegliche Finger steht auf der Aussenseite. Auf der linken Seite ist der zweite Fuss mit seiner Scheere ebenfalls erhalten. Ob das vierte und fünfte Fusspaar mit einer Scheere oder einem Nagel ausgerüstet war, vermag ich nicht festzustellen, denn die Endelieder derselben sind nicht erhalten. Das vierte ist länger als das fünfte, aber kürzer als die vorhergehenden Beine. Das Abdomen ist ein wenig seitlich comprimirt und besteht aus 6 Segmenten nebst dem Telson. Die Schalensculptur zeigt auf den Terga nicht sehr zahlreiche Höcker, die hinter sich je eine kleine Vertiefung ha- ben. Nach den Epimeren zu werden die letzteren grösser, um schliesslich auf jenen fast nur noch allein neben einigen Höckern aufzutreten. Das erste Segment macht von dieser Sculptur in- sofern eine Ausnahme, als es bis auf wenige kleine Vertiefun- gen ganz glatt ist. Sein Vorderrand ist gerade und glatt. Von den Epimeren desselben ist nichts erhalten. Die Terga der einzelnen Segmente haben einen breiten, starken Vorderrand, der in der Mitte am kräftigsten, nach den Seiten zu schwächer wird. Der hintere Tergalrand scheint nur schwach gewesen zu sein, er ist überall abgebrochen. Die Höcker stehen zum Theil in Reihen hinter einander. Die Epimeren fallen ziemlich gerade nach unten ab, sie haben eine gerundet vierseitige Form. Ihre hintere Ecke ist in eine kleine Spitze nach hinten ausgezogen Das Epimer des sechsten Segments nähert sich einer etwas unsymmetrischen Blattform. Der untere Rand an den Epimeren ist fein gekerbt. Auf der vorderen Grenze zwischen Tergum und Epimer macht sich ein ganz kleiner, nach vorn gerichteter Zapfen bemerkbar, über den das vorhergehende Segment hinwegzugreifen scheint. Von dem Schwanzfächer ist die rechte Seite und ein Theil des Telson erhalten. Das letztere scheint einen spitz dreieckigen Umriss und eine gewölbte Form zu haben und mit dem von Pa- laemon einige Aehnlichkeit zu zeigen. Die beiden Schwanzflossen haben einen geraden Aussen- und Hinterrand, der innere ist dagegen bogenförmig. Auf der äusseren der beiden Flossen ist der Aussenrand verdickt, ziemlich parallel mit ihm verläuft dann in geringem Abstande ein Kiel. Eine Quertheilung ist nicht zu bemerken. Uebrigens sind die beiden Schwanzflossen ziemlich dünn. 211 Einzelne nicht näher bestimmbare Scheeren. DARENıV.Rlor.3,.0a,.b,.,8,9, Fünf Scheerenreste aus verschiedenen Zonen des Malm, so- wie einer aus dem Kelloway bieten bezüglich ihrer Bestimmung Schwieriekeiten, da sie ohne Zusammenhang mit anderen Körper- theilen gefunden sind. In ihrer äusseren Form haben dieselben am meisten mit Paguriden - Scheeren Aehnlichkeit, wie ein Ver- gleich mit dem Material der zoologischen Sammlung des königl. Museum für Naturkunde zu Berlin, bei welcher Herr Dr. HıLaEn- DORF mich freundlichst unterstützte, lehrte. Der unbewegliche Finger ist mehr oder weniger stark nach aussen und unten ge- krümmt. Der Scheerenballen ist länger als breit und gewölbt. Die Schale selbst ist ziemlich dick. Da bisher, abgesehen von den Scheeren, keine anderen Körpertheile gefunden sind, empflehlt es sich, von einer Benennung abzusehen. Es wird das Zweck- mässigste sein. die einzelnen Stücke des weissen Jura nach ihrem geologischen Alter von unten nach oben zu besprechen und hieran dann die Scheere aus dem Kelloway anzufügen. Die erste, Taf. XIV, Fig. 3 abgebildete Scheere stammt aus der Schicht des Peltoceras perarmatum von Hersum (Coll. R@meEr). Der Scheerenballen hat eine etwas verschoben recht- eckige Form. Die Gelenkstelle für das Carpopodit ist scharf ab- geschnürt und mit einem relativ breiten Rand umsäumt. Die Unterseite des Ballens ist flach, nur nach der Mitte zu ein wenig gewölbt. Die Oberseite hat dagegen eine gleichmässige Wölbung. Der Innenrand ist gerundet, der Aussenrand scharf und mit Höckern besetzt. Der unbewegliche Finger ist ein wenig nach innen und unten gekehrt; er ist kurz und spitz, auf der äusseren Seite rundlich, auf der inneren mit einer Kante, die Höcker trägt. Die letzteren werden von oben nach unten kleiner. Der beweg- liche Finger ist ein wenig nach innen gekrümmt. Er ist vier- kantig und hat auf der Aussenseite 2 Reihen stachelartiger Warzen, dazwischen eine schwache Furche. Auf der inneren Seite stehen ebenfalls Höcker. Auf dem beweglichen wie auf dem unbeweglichen Finger bemerkt man auf der Innenseite rechts und links von den eine Schneide bildenden Höckern kleine Gru- ben, in denen jedenfalls wohl kleine Bündel von Borsten standen. Für die Gelenkung des Fingers ist jederseits eine Gelenkgrube, in die er mit einem Vorsprung greift, vorhanden. Eine ent- sprechende unpaare Gelenkung ist noch auf der Kante bemerkbar. Dicht am unbeweglichen Finger steht auf der Oberseite auch noch ein Höcker. Die Schalensculptur besteht auf der Oberseite aus 14* 212 kleinen, flachen Warzen, die jedoch nach den Fingern zu immer grösser und spitziger werden. Auf der Unterseite scheint die Sculptur nur schwach entwickelt gewesen zu sein. Die Länge beträgt 2,2 cm, die Breite 1,2 cm und die Dicke 0,8 cm. Das zweite Stück (Taf. XIV, Fig. 9) ist eine Scheere ohne den beweglichen Finger aus dem unteren Korallenoolith von Her- sum (Coll. d. geol. Landesanst.),,. Sie ist länger und breiter, aber dünner als die vorige, ebenso ist der unbewegliche Finger mehr gebogen. Der Scheerenballen ist fast quadratisch, auf der Oberseite nur schwach gewölbt, auf der Unterseite dagegen am Aussenrand concav, am Innenrand convex. Die Schalenoberfläche ist mit runden, kleinen Warzen besetzt, die in der Nähe der Finger etwas grösser sind. In der Concavität der Unterseite sind keine Warzen vorhanden. Der Innenrand ist gerundet, der äussere zugeschärft und mit grösseren Warzen gekrönt. Der un- bewegliche Finger hat einen schief-rhombischen Querschnitt. Seine auf der Innenseite gelegene Kante trägt einzelne gröbere Höcker. Die Körner sind auf seiner Oberseite am stärksten. Die Innen- fläche ist dagegen glatt. Rechts und links von der schneiden- artigen Kante liegen einzelne Grübchen, die wohl am lebenden Thier mit Borsten besetzt waren. Die Gelenkstelle für das Car- popodit ist auf die Unterseite gerückt, die Abschnürung und der Rand derselben ist nur schwach. Für den beweglichen Finger ist die Gelenkstelle etwas länger aber schmaler als bei dem vo- rigen Stück. Auf der Mitte steht jederseits eine Gelenkgrube, ausserdem ist am oberen Rande und dicht am festen Finger noch ein Höcker vorhanden. Die Länge des Scheerenballens beträgt 1,6 cm, die Gesammt- länge 2,7 cm, die Breite 1,5 cm und die Dicke 0,7 cm. Weiter liegen 3 Stücke aus dem Oxford des Lindener Berges bei Hannover vor (Öoll. Göttingen). Zwei von ihnen sind Scheeren ohne den beweglichen Finger, das dritte ist ein Stück von einem Finger. Bei diesen Exemplaren ist der Scheerenballen auf beiden Seiten gewölbt, allerdings auf der Oberseite mehr als auf der Unterseite. Der unbewegliche Finger ist noch etwas mehr nach aussen gebogen. Die Schalensculptur besteht in einer feinen Körnelung, die jedoch auf dem mittleren Theil der Innen- seite ganz fehlt, auf den Fingern dagegen an Stärke zunimmt. Die Gelenkstelle für das Carpopodit hat einen rhombischen Um- riss, an den beiden Kanten liegt daneben eine kleine Gelenkgrube. Die Abschnürung dieser Stelle ist auf der Oberseite schwach, auf der unteren dagegen stark ausgeprägt, der Rand ist auf- gewulstet. Der Rand am festen Finger des Ballens ist gerundet, der obere dagegen zugeschärft und mit spitzigen, ein wenig nach vorn gerichteten Dornen besetzt. Der unbewegliche Finger hat einen grossen und verschiedene, etwas kleinere Höcker, die dicht nebeneinander gestellt zusammen eine messerartige Kante bilden. Die beiden anderen Kanten des im Querschnitt dreiseitigen Fin- gers sind gerundet. Jederseits von der Innenkante des Fingers finden sich wieder einzelne Borstengrübchen. Die Ansatzstelle für den beweglichen Finger ist fast so breit wie lang, hat jeder- seits eine Gelenkgrube und auf der Oberseite neben dem festen Finger noch einen Höcker. An der entsprechenden Stelle auf der Innenseite scheint noch eine Gelenkgrube vorhanden zu sein. Von dieser Stelle aus laufen 2 Höcker auf die Schneide des un- beweglichen Fingers zu. Das Taf. XIV, Fig. 5a, b dargestellte Exemplar, das grösste Ders deer ist 2,cm lang, 1,2 em breit "und .0,8:cm dick; der Scheerenballen selbst hat eine Länge von 1.3 cm. Scheeren, wie sie im Vorstehenden beschrieben sind, bildet DestonscHAmrs !) schon ab und giebt eine kurze Beschreibung dazu; er bezeichnet sie als „Pinces de Pagures??“, stellt sie also zu den Anomuren. H. v. MpyErr (Neue Gattungen etc., p. 27, t. 3, f. 24) bezieht dieselben nach den Erklärungen zu seinen Tafeln in obiger Arbeit fälschlich auf Glyphea Münster? Vowtz. [|Anm. Vor der Beschreibung dieser Art bei H. v. Meyer ist jedoch nur auf die Abbildung des Cephalothorax verwiesen, nicht dagegen auf die beiden Abbildungen der oben angeführten Scheeren. Dieselben werden auch im Text nicht erwähnt.] Qusxsteor’) stellt derartige Scheeren ohne nähere Bezeichnung zu den Krab- ben. Gegen die Zugehörigkeit zu den letzteren spricht vor Allem die gerade Stellung des Gelenkes für das Carpopodit, sowie über- haupt die Aehnlichkeit mit den Scheeren von Paguriden. Die kleine, Taf. XIV, Fig. 8 dargestellte Scheere mag hier angeschlossen werden, welche darum noch besonderer Erwäh- nung verdient, weil sie der einzige bisher bekannte Crustaceen- Rest aus den Kelloway - Geschieben des norddeutschen Flachlan- des ist. Dieselbe wurde von Herrn Dr. JaAEKEL bei Nieder- Kunzendorf in Schlesien gefunden und befindet sich in dessen Privatsammlung. Sie hat einen Scheerenballen, der etwas länger als breit und auf beiden Seiten gewölbt ist. Der Seitenrand am !) M. E. DESLONGCHAMPS. Memoire pour servir a l’histoire na- turelle des crustaces fossiles, 1829. Mem. de la soc. Lin. de Norm., ie 92a. ?) QuUENSTEDT. Handbuch der Petrefactenkunde, 3. Aufl., 1885, Bao8 al, f. 27-30. 214 unbeweglichen Finger ist zugeschärft, während der gegenüber- liegende gerundet ist. Der unbewegliche Finger ist seitlich stark comprimirt. Die Oberfläche der Schale ist auf der einen Seite dicht mit unregelmässig vertheilten Warzen besetzt, während dieselben auf der anderen Seite in einigen Längsreihen angeordnet sind. An dem Rande, der auf der Seite des beweglichen Fin- gers liegt, sind die Warzen etwas grösser als die übrigen. Die Gelenkstelle für den letzteren, der nach aussen gebogen liegt, ist breit und gerade. Dicht am unbeweglichen Finger steht dann jederseits ein kleiner Höcker. Die Gelenkstelle für das Carpo- podit liegt quer zur Längsaxe, hat elliptischen Umriss und jeder- seits nahe dem Rande 2 kleine Gelenkgruben. Gattung zweifelhafter Stellung. Orhomalus ETALLON. 1861. Orhomalus ETALLONn. Mem. de la Soc. d’agrieulture de la Haute-Saöne, p. 13 f. Die Gattung Orhomalus ist bisher nur aus Scheeren, die ziemlich häufig vorkommen, bekannt geworden. Erarzon und nach ihm andere Autoren haben aus der dicken. breiten Form des Scheerenballens, aus der Kürze der Finger, aus der Abplat- tung der Innenseite, sowie aus dem Umstand, dass bei den meisten Formen derselben die Gelenkstelle für das Carpopodit von dem proximalen Ende des Propodit etwas auf die Unterseite desselben verschoben ist, geschlossen, dass diese Scheeren Brachyuren ange- hört haben. Es scheinen mir dies jedoch keine zwingenden Gründe zu sein, denn wenn es wirklich Krabben waren, bleibt es doch merkwürdig, dass bisher nur die Scheeren und niemals andere Körpertheile mit den letzteren im Zusammenhang gefunden sind. Dieser Umstand spricht nicht zu Gunsten der Krabbennatur. Bei den Scheeren von Gomzochirus, welche der Gattung Orhomalus sehr ähnlich sind, sodass diese beiden vielleicht zu einem Genus zu vereinigen wären, spricht Erarzon die Vermu- thung aus, dass sie vielleicht Anomuren angehören könnten (l. c., p. 18). Den Gattungsnamen Gammarolithes, welchen er in einer früheren Arbeit!) aufgestellt hatte, identificirt er in der oben an- geführten mit Orhomalus (1. c., p. 14). Einen Theil der in Frage kommenden Scheeren bezieht H. v. Meyer?) auf Prosoponiden, eine Annahme, zu der er durch !) Les crustaces fossiles de la Haute - Saöne et du Haut - Jura. Bull Soc geol, 1858, XVI, p. 169 et suiv. ?®) H. v. MEYER. Die Prosoponiden etc. Palaeontographica, Bd. 7, 1859—1861, p. 204, t. XXI, f. 16. j 4 2 Ä % 3 Ä 7 215 einen Fund gelangt ist. bei welchem derartige Scheeren neben einem Üephalothorax von Proson elongatum v. Meyer in situ vorhanden waren. Dies würde allerdings zu Gunsten der Bra- chyuren-Natur unserer Scheeren sprechen. v. ZırreL bezeichnet indess diese Zugehörigkeit in seinem Handbuch der Palaeontologie, Bd. Il, p. 702 als mindestens zweifelhaft, führt aber in demselben Werk die Gattung Orhomalus nicht an. Auch WoopwArn!) erwähnt dieselbe in seinem Crusta- ceen-Katalog nicht. Es ist die Annahme wohl die wahrscheinlichste, dass wir es hier mit Scheeren von Anomuren zu thun haben, welche einen weichen Körper besassen. Dafür spricht ihr stets isolirtes Auf- treten. Eine sichere Entscheidung bleibt jedoch einem glück- lichen Funde überlassen, der über die Beschaffenheit und Art der übrigen Körpertheile Aufschluss giebt. In dem lithographischen Schiefer scheinen derartige Scheeren nicht vorzukommen, was dafür sprechen würde, dass diese Thiere ihren Aufenthalt im bewegteren Wasser hatten. Sonst sind ähn- liche Formen jedoch aus anderen Abtheilungen des süddeutschen Jura bekannt, welche QuEnstepr”) aus dem Malm & beschreibt und abbildet. Auch v. Ammon führt Orhomalıs sp. aus dem oberen Oxford von Maierhof zwischen Regensburg und Passau an). Opper*) stellt eine derartige Scheere zu Glyphea (Gl. amal- the! Quenst.). Dass dieselben aber nicht zu dieser Gattung ge- hören, geht zur Genüge aus Exemplaren hervor, welche noch das erste Schreitfusspaar in situ haben. Die Diagnose für die Gattung Orhomalus ist folgende: Kräftige, diekschalige Scheeren mit kurzen, spitzen Fingern. Die Oberseite des Scheerenballens ist gewölbt, die Unterseite abge- plattet. Die Articulationsstelle für den beweglichen Finger ist breit und gross. Die Gelenkstelle für das Carpopodit verschiebt sich mehr oder weniger auf die Unterseite. Orhomalus sp. | Eine Scheere aus dem unteren Kimmeridge von Holzen am Ith (Coll. d. Mus. f. Naturk.) lässt sich mit den bisher beschrie- !) H. WooDwARD. A. Catalogue of British Fossil Crustacea. London 1877. ?) QUENSTEDT. Der Jura, 1858, t. 95, f. 49—51, p. 780. ?) v. AMMONn. Die Juraablagerungen zwischen Regensburg und Passau. München 1875, p. 155. *) OppeL. Der mittlere Lias Schwabens, 1853, p. 25 und 26, ef 3b. benen Arten nicht vollkommen identificiren. Sie zeigt zwar einige Aechnlichkeit mit O. verrucosus Er.') in der äusseren Form und Sculptur, doch ist die erstere bei unserem Stück etwas mehr gerundet vierseitig, die letztere ist auf dem unbeweglichen Finger, sowie auf der Unterseite dicht und ziemlich glatt. Auf der Oberseite sind allerdings die Körner weniger dicht gestellt und heben sich schärfer ab, doch stehen sie gleichwohl noch viel enger als bei der französischen Art. Die Unterseite der Scheere ist eben, die Oberseite wenig gewölbt. Die Articulationsstelle für das Carpopodit liegt wenig schief. Der unbewegliche Finger ist von mittlerer Länge und flach dreiseitigem Querschnitt. Wie seine Innenseite beschaffen ist, lässt sich nicht ermitteln, da das Gestein mit derselben verwachsen ist. Der bewegliche Finger ist nicht vorhanden, seine Artieulationsstelle scheint nicht breit gewesen zu sein. Die beiden Seitenränder der Scheere sind in Folge der flachen Form etwas zugeschärft. Orhomalus macrochirus Er. 1859. Orhomalus macrochirus THURMANN et KTALLON. Lethaea Bruntrutana, p. 484. 1861. -- — ErTALLox. Notes sur les cerust. jur. du bassin du Juraniete.,ip. IAm.15,.t IL 1 Daybre Diese Art ist die häufigste von Orkomalus in Norddeutsch- land. Ich konnte davon 1 Scheere aus dem oberen Dogger vom Mehler Dreisch (Coll. d. geol. Landesanst.), 3 Scheeren und 1 Carpopodit aus dem Korallenoolith des Galgenberges bei Hil- desheim (Coll. WÖCckKENER), 6 Scheeren aus dem mittleren Kimmeridge von Ahlem bei Hannover (Coll. StTRUCKMANN) und 2 aus derselben Schicht von Wendhausen bei Hildesheim (Coll. DEncKMANN) untersuchen. Merkwürdiger Weise ist unter die- sen 12 Scheeren nur eine rechte. Dieselben sind auf der Aussenseite gewölbt, die Innenseite ist abgeflacht und ziemlich eben. Der am unbeweglichen Finger entlang laufende Rand ist glatt und gewölbt, setzt sich jedoch scharf gegen die Un- terseite ab. Der entsprechende Rand der anderen Seite schärft sich zu und trägt stärkere Warzen als die übrige Schalenober- fläche. Die Warzen sind rund, flach und stehen dicht gedrängt. Nach dem proximalen Ende zu werden sie etwas schwächer. Bisweilen lösen sich die einzelnen Warzen mehr von einander, und es entsteht dann eine netzartige Anordnung. "Die Gelenk- stelle für das Carpopodit befindet sich in etwas schiefer Lage 212 Inc... p.. om, TARER9, Ana, abric- | | | | EZ A a u Dun 19 Zn Zain ae 37 FT KL Fe ne y > EN Hua N ee Pe LEE 2 2a auf der Unterseite der Scheere unmittelbar am proximalen Rande. Eine schwache Einschnürung umgiebt dieselbe. Zwischen dem gewölbten Rand der Scheere und dieser Gelenkstelle liegt eine kleine Grube, in die vielleicht vom vorhergehenden Glied ein Vorsprung fasste. Die beiden Scheerenfinger haben einen drei- seitigen Querschnitt und sind etwas weniger gebogen als an den französischen Exemplaren, jedoch liegt ihre Spitze in der Verlängerung des seitlichen Scheerenrandes. Beide Finger schärfen sich zu, sind auf ihrer Innenfläche eben und mit 2 Reihen stär- kerer Warzen besetzt, zwischen welchen noch einige vereinzelt stehen. Die Gelenkstelle für den beweglichen Finger ist breit, jederseits mit einem Gelenkhöcker ausgestattet und von einer mehr oder weniger deutlichen Einschnürung umgeben. Das nach Schalensculptur, Form und Erhaltung jedenfalls zu den Scheeren gehörige Carpopodit hat eine breite, ovale, etwas schief stehende Articulationsstelle für die Scheere mit 2 an den Polen des Ovals einander gegenüber stehenden Gelenkhöckern. Von den letzteren läuft eine Kante nach unten und zur Mitte. Das Glied nimmt dabei rasch an Dicke ab. Um diese Gelenk- stelle verläuft eine schwache Einschnürung. Das proximale Ende dieses Gliedes sitzt im Gestein und lässt sich bei der mürben Beschaffenheit des Objectes nicht freilegen. Auf der einen Seite des Gliedes ist noch eine höckerartige Auftreibung, welche die Bildung einer Kante veranlasst. Ist die Schale an den Scheeren durch Verwitterung ent- fernt, so bleibt auf dem Steinkern ein unregelmässiges Maschen- werk von feinen, erhabenen Linien, welches gröbere Höcker in ungleicher Anordnung trägt. Die Granulation variirt ein wenig an den einzelnen Stücken. ebenso die schiefe Lage der Gelenk- stelle für das Carpopodit. Die grösseren Scheeren haben eine durchschnittliche Breite von 1,5 cm, eine Länge von 1,8 cm und eine Dicke von 0,7 cm; die Länge des Scheerenballens beträgt 1,2 cm. Das Vorkommen dieser Art erwähnt STRUCKMANN!) aus dem mittleren Kimmeridge von Ahlem, vom Mönkeberg und Tönjes- berg. Es sind dies jedenfalls dieselben Stücke, welche mir vorlagen. Brauns (l. c., pag. 62) führt sie aus dem Korallenoolith (Schichten der Ordaris florıgemma) von Linden, Goslar und Hohen- eggelsen und aus dem mittleren Kimmeridge vom Langenberge, Kahlenberge und von Coppengraben an. !) STRUCKMANN. Der obere Jura der Umgegend von Hannover, 1878, p. 60. 218 efr. Orhomalus astartıinus Er. Eine Scheere aus dem Kimmeridge von Fritzow bezeichnet SADEBECK !) als obiger Art am nächsten stehend. Er charakte- risirt sie folgendermaassen: „Die Hand ist sehr kurz und mit Granulationen versehen, die nach innen gröber sind; der Index ist zum grössten Theil abgebrochen, scheint jedoch sehr ver- längert gewesen zu sein und ist fein granulirt.“ B. Brachyura. Familie Dromiacea. Prosopon sp.? Ein einziges Fragment dieser Gattung ist mir aus dem nord- deutschen Jura bekannt, nämlich ein Vordertheil eines Cephalo- thorax aus den Hersumer Schichten von Vorholz bei Hersum (Coll. BEHRENDSEN). Es gehört einer grösseren Art an. Die Gra- nulation der Schale besteht aus runden Höckern. Die Nacken- furche ist ziemlich stark ausgebuchtet, doch fehlt vor derselben die dreieckig umgrenzte Magenregion. Die sichere Zugehörigkeit dieses Stückes zu der Gattung Prosopon lässt sich bei der schlechten Erhaltung nicht feststellen, wohl aber hat dasselbe damit die meiste Aehnlichkeit. Schluss. Während man aus dem norddeutschen Juragebiet bisher nur 5 Gattungen mit 12 Arten von Decapoden —- nach Abzug zweier Species, welche, wie im Vorhergehenden gezeigt wurde, irrthüm- lich bestimmt waren — kannte, sind nunmehr in der vorliegenden Arbeit im Ganzen 41 Arten, die sich auf 12 Gattungen ver- theilen, aufgeführt und beschrieben worden. Unter diesen sind 2 Gattungen. 8 Arten und 3 Varietäten als neu aufgeführt. Die eine der beiden Gattungen (Coleia) war früher mit einer anderen, verwandten zusammengeworfen worden, während die andere sich überhaupt nicht mit einer der bekannten Formen identificiren liess. Drei weitere Gattungen (Penaeus, Palaeastacus und Pro- sopon) und einige nicht näher bestimmte Scheeren waren bisher aus dem norddeutschen Gebiet noch nicht bekannt, während sie aus anderen (Gebieten jurassischer Ablagerungen schon früher be- schrieben worden sind. !) A. SADEBECK. Die oberen Jurabildungen in Pommern. Diese Zeitchrift, 1865, p. 651. 219 Wie es nicht anders zu erwarten war, zeigt auch die Crusta- ceen-Fauna des norddeutschen Juragebietes im Grossen und Gan- zen keinen von den entsprechenden Faunen der Nachbargebiete abweichenden Charakter. Wenn dasselbe auch eine Reihe von endemischen. bis jetzt wenigstens nur von hier bekannten Arten aufzuweisen hat, so sind die meisten derselben doch wohl nur als „vicariirende“, andere der Nachbarfaunen vertretende, aufzu- fassen. Ihre Anzahl ist im Verhältniss zur Gesammtzahl nicht bedeutend, es sind zusammen 13 Arten und Varietäten, dazu kommt dann noch eine neue Gattung, die vorläufig auch als en- demisch aufzufassen ist und einige fragliche neue Arten. Die übrige Zahl der Formen ist auch in den benachbarten Absatz- gebieten vertreten und zwar kommen von denselben 12 Arten auch im süddeutschen, 7 auch im französischen, dagegen auf- fallender Weise nur 2 auch im englischen und schliesslich auch 2 im russischen Jura vor, die einzigen, welche bis jetzt aus dem letzteren bekannt geworden sind. Sehen wir nun die 41 Arten auf ihre Verbreitung durch die einzelnen Stufen der Juraformation an, so stellt sich als Resultat heraus, dass die Vertheilung und Häufigkeit im nord- deutschen Jura von unten nach oben zunimmt. Der Lias hat zwar fast dieselbe Zahl von Arten (10) wie der Dogger (11) aufzuweisen, doch ist ersterer ärmer an Individuen als letzterer. Der weisse Jura übertrifft an Zahl der Arten wie der Individuen Lias und Dogger zusammen. Die Vertheilung der Crustaceen innerhalb der einzelnen Abtheilungen und zwar von unten nach oben aufgezählt, ist folgende: In der untersten Zone des Lias liegt eine endemische Art, G@lyphea ambigua v. Fritsch. In den Arieten- Schichten ist es eine einzelne Pseudoglyphea arretina, die eine neue, auf das norddeutsche Gebiet beschränkte Art repräsentirt. In der Zone des Aegoceras plantcosta sind bisher noch keine Krebse gefunden worden, wohl aber wieder in dem nächst höheren Horizont mit Aegoceras capricornus. Hier begegnet uns der erste Kruster, dessen Auftreten sich nicht auf Norddeutschland be- schränkt, nämlich Eryma numismalis Opp. Derselbe findet sich auch in Süddeutschland und zwar in der nächst tieferen Zone, der des Amaltheus vbex. Die Amaltheen-Schichten fallen für unsere Betrachtung aus, dagegen finden sich im Posidonien - Schiefer verschiedene inter- essante Formen, unter denen wieder eine für Nord- und Süd- deutschland gemeinsame und im gleichen Niveau auftretende Art enthalten ist, Zryon Hartmanni Meyer. Die 4 anderen Arten sind endemisch. Eine neue Colera-Art beweist das Vorkommen 220 dieser Gattung auch im oberen Lias, während sie bisher nur aus dem unteren, englischen bekannt war. Der Penaeus sowie der Mecochtirus sind beide vielleicht Ver- treter neuer Arten. Ob dies auch mit der G/lyphaea der Fall ist, vermag ich nicht zu entscheiden. Ausserdem hat der Posi- donien - Schiefer noch ein Exemplar von einer vermuthlich neuen Gattung aufzuweisen. Aus den Schichten des a Jurense sind keine Decapoden-Reste bekannt. Während der Liaszeit bestand eine Verbindung zwischen dem norddeutschen und süddeutschen Jurameer, darauf deutet nicht nur die sonstige, sondern auch die beiden gemeinsame Decapoden-Fauna hin. Aus dem Vorhandensein der Gattung Colera allein auf eine Verbindung des norddeutschen und eng- lischen Liasmeeres zu schliessen, wäre gewagt und widerspräche den bisher darüber bekannten Thatsachen. Der Dogger hat in seinen beiden untersten Stufen wieder eine verbreitete Form, Zryma elegans Orrzn, sowohl in der Zone des Harpoceras opalinum als auch in der des Imoceramus polyplocus. In Süddeutschland liest diese Art etwas höher, näm- lich in dem Horizont der Parkinsonta Parkinsoni, in Frankreich ebenfalls, nämlich im Pholadomyien nach ErarLon, in England dagegen viel tiefer. im Upper and Middle Lias, nach Woon- WARD. Dass diese Art jedoch in Norddeutschland wahrschein- lich bis in den Ornaten-Thon hinaufgeht, werden wir weiter unten sehen. Die Coronaten- und Parkinsoni-Schichten kommen hier nicht in Betracht. Die Zone der Ostrea Knorri hat 2 neue Varietäten der Eryma elegans geliefert, var. major und var. gracths, erstere höchst wahrscheinlich auch im russischen Jura vorhanden. Von KK ventrosa ist ebenfalls eine neue var. sub- hercynica in derselben aufgefunden. Es sind dies locale Ab- änderungen zweier, auch im süddeutschen Jura verbreiteter Arten. Ausserdem kommt noch in dieser Schicht eine nicht näher be- stimmbare Eryma - Art vor. Durch das Fehlen von Crustaceen- Resten zeichnet sich wieder die Zone der Avscula echinata aus. Das Vorkommen in den Macrocephalen-Schichten ist nicht sicher, da sowohl die einzelnen Scheeren als auch Orhomalus macro- chirus Er. nach ihrer Bezeichnung „aus dem oberen Dogger“ ebenso gut den Ornaten-Schichten zugehören können. Die letz- teren sind relativ reich an Decapoden, besonders häufig ist Meco- chirus socialis MEyER, eine Form die ausserdem auch in Eng- land, der Normandie und Süddeutschland vorkommt. Weiter wird aus derselben Zone noch Eryma cf. elegans Orr. angeführt. Neben dieser kommt dann noch eine andere, nicht näher be- EINE A Dr u ee A re a re re Ti 221 stimmbare Art nicht gerade selten und schliesslich noch eine neue, endemische, E. maeandrina, vor. Auch der Dogger des norddeutschen Juragebietes weist in seiner Crustaceen-Fauna noch entschiedene Beziehungen zum süd- deutschen auf, freilich macht sich daneben im Ornaten-Thon schon eine Form bemerkbar, die auch im englisch -französischen Gebiet verbreitet ist und auf eine Verbindung nach dorthin deutet. Die reichste Crustaceen-Fauna ist im oberen Jura entwickelt, der, abgesehen vom Purbeck, in jeder seiner Stufen derartige Reste aufzuweisen hat. Glyphea Udressier! MEYER und G. Mün- steri Vorrz kommen in dem Perarmaten-Niveau vor. Diese bei- den Arten sind in ziemlich demselben Horizont auch im franzö- sischen Gebiet vorhanden. Ob die neue Cahanassa prisca aus den Perarmaten-Schichten herrührt oder dem Korallenoolith ange- hört, lässt sich nach der Angabe „aus dem Oxford“ nicht mit Sicherheit entscheiden. Eine einzelne Scheere sowie ein Bruch- stück von Prosopon sp. sind weitere Angehörige der Perarmaten-Zone. Der Korallenoolith übertrifft die letztere durch Reichthum an Crustaceen. Zwei neue Arten von Eryma (E. crassimanus und E. fossata) fanden sich in demselben, ausserdem Scheeren, die wohl zu Palaeastacus gehören und eine Cahanassa suprajurensis Er. Letztere kommt auch im süddeutschen und französischen Jura, allerdings in einem höheren Niveau, vor (Weisser Jura @ und Strombien, nach QuUENSTEDT und ErALron). Doch findet sie sich, wie wir weiter unten sehen werden, auch in .den nord- deutschen Vergula-Schichten. Nicht gerade selten ist in diesem Niveau Glyphea Bronni Rem., eine Art, die auch im englischen Coralrag und im russischen Jura (couches de Choroschovo) vor- kommt. Weiter enthält der Korallenoolith noch einzelne Scheeren, worunter solche von Orhomalus macrochirus Er., der im franzö- sischen Gebiet auch wieder höher liegt (Virgulien nach ErArLon). Aus den Nerineen - Schichten ist eine neue Art von Eryma (E. anisodactylus) anzuführen, ferner Orhomalus macrochirus Er. und eine andere Art derselben Gattung. Den nächst höheren Pteroceras - Schichten gehören ein nicht näher bestimmbarer Mecochurus, sowie verschiedene Scheeren von Orhomalus macrochirus Er. an. Aus der Zone der Zogyra virgula wird Eryon aft. arctı- formis ScuLorH. namhaft gemacht; neben diesem sind daraus noch zahlreiche Reste eines unbestimmten Mecochtrus, sowie von M. cfr. locusta und schliesslich Calanassa suprajurensis Er. anzuführen. Die Schichten des Olcostephanus gıgas haben bis jezt nur 2 Decapoden geliefert. eine neue Art von Glyphea (Gl. leronoton) 222 und Gl. Meyer: Remer, die auch auf Norddeutschland be- schränkt ist. Die Eimbeckhäuser Plattenkalke , die jüngsten jurassischen Schichten, aus denen Decapoden-Reste bekannt sind, enthalten nur unbestimmbare Fragmente eines Mecochtrus und einer Glyphea. Der obere Jura Norddeutschlands hat in seiner Uebersicht über die Vertheilung der Li Gattungen und Arten. = [eb] _ rS © .— = o un i = & _ oO = [®) = un a. | Aegoceras planicosta. | Aegoceras brevispina. | Aegoceras capricornus. Amaltheen - Schichten. | Posidonien - Schiefer. | An gulaten - Schichten. | Arieten - Schichten. | Jurensis- Schichten. 1. Penaeus Sp. — | | | | BERe 2. Coleia macrophthalmus n n» sp.. — 0 a 8. Eryon Hartmanni MEvER x | — | — | — | — | —|— | — | 8. 4. — aff. archiformis SCHLOTH.X | — | — | — | — | — | | = = 22 5. Mecochirus nov. P.? ... .1—-\—- 1—-|—|—|1— | — |s. 8. | 6. — socialis MEYER . . . .|—- | —- 1 — 1 — | — | — | — | — | — | Te ISDU N N I en | 8. — sp. ind. ; _ ze ff ÄRA ZEN VER IER | MMRNE ARE AB RE | 9. — cfr. locusta GERMAR x — ||| — | | | — | — | — | 10. — S$P.xX. BERIE VEERER ESEL ER Een. | __ | 11. Glyphea ambigua v. Frıssch . |s.s. | 12. — hasına MEYER X 2 TS | RIEDL ICEN. } — |— | — |— | — | — | — |8. | 14. — ÜUdressieri MEvER . ti | gone en a | 15. — Münsteri VOLTZ ei il Aurel | 16. — Bronn: Ren. REN RER RR ee | | 17. — Meyeri Rem. x | 2) 22 DS | 18. — leionoton nov. Sp. . Ze | — | 19. Orphnea sp. (= Glyphea sp.) X ale ejerilee ge 20. Pseudoglyphea arietina nov. sp. |— |— — | — | — |! — | — 1— | — 21. Eryma numismalis OPP. X | | € 22. — elegans var. Nov. major — ee 293. = elegans war. now. graalis | | | 24. — wentrosa var. nw. subher- |—\ — | — | — | — | || — |— eynica s 25. — elegans OrP.X . — je | ja] Ze] | 2a Rn 260 sp: 2.2 | — | 22 | 20 Zen ee 27. — cfr. elegans Opr. ARE E82 2 EIER DEREI See | E S = = “ımdıas | FR er | ne = "PFITO aopuny | Sr ae | } & So >) i R un SEES -UINEIT AOSNEYNOIqULLTT | 2 N EZ zu . Q = E Se = -UOFYOTTIS -SDMIH E85 | En Leend [=] — 2. EEE Eee 58 = a @ uorgoTag - md A 5 me ae n oo _ IE u A a gr ah 5 . ai E 25 z "UONIOTYOS - 5D.1990.107 7 | | Sabre Be one ee; ei LOraTag-uoaunoN | : FE BE ee z: Br2:- © UINOOLOTTELOM | | MSN rar .—_ u . [m 1 EEE a © [e2) 2 a > = S = = = -UONITUOS - UOYeULIBAOT | | | ee 5 {eb} » s . er Es E uopppryag -uopeung | werie- ea lel 2 E00 8%&% e "7 anne 5.2253 = "uoryoryag-uoperdaaodaem | Kell el | & - nn | E = E 3 = 12 E S vymumy99 BMNAy | | ae Be | en OO N SEE Pa a EI RTT e T Fa Tee < F 2 Be ER AIOUy 20480 | en Fr: 5 2 = ER = 2 "uoraTLyD mosuy we | | SE o DTTOS 2Uosuny mg | kanal le el | Ras. 4 = I ee |. UOHTOTTOg - UOPBUOAO,) ee SrrEE ee o© Pa = SS o =) nu En = = = = "snoodhyod smaum.1090ouf el ee ee = 3 © i F; SEE uoggoryag - naunpndg bee 1 lei lerlan ee 224 ST Einzelne’Scheeren Tr er 38. Orhomalus PP. . . . . . .I—|— | — Sy nat ecrochtrusBE AO er astontinasaB 41. 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"ındaas [SW AopunM SET -UIYEId TOSNEUNIIgWIT "uoyyaryaS -sphıy "n9ryaITaS - Dpnd.urg "U9FYITHIS -89.1990.499 7 "UOYYOTUIS - U99ULION "UNOOUATLEIOY, "u9IyIIYIS - U9yeunıe1dd | "u9FTITYag - uOYeuıg Fr | -usgyaryog-uspeydeoosem | | | | "Dmunpa nmaay | | | | MLUNT 9VaasOo | | | | uaryoryag -mosugwg | | | | S.8.| 8.8. uagyoryag-usyeuoaog | | | | uopppryag -snunpdg | als -snaogdkrod smaun.aaooug | | | | Anmerkung. Die Buchstaben in den einzelnen Rubriken bezeich- nen die Häufigkeit des Vorkommens und bedeuten: sehr häufig für mehr als 15 bekannte Stücke, sehr selten für 1—2 bekannte Stücke, ziemlich häufig für 10—15 bekannte Stücke, selten für 5—5 bekannte Stücke, häufig für 6—10 bekannte Stücke, — u. > Oo 8.8. S h z.h. h.h Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1. 5. Ueber Loth, Pendel, Oceanniveau und Beweglichkeit unserer Erdrinde. Von Herrn CARL OCHsEniIus in Marburg. In Anknüpfung an die in meinem letzten Aufsatze über das Alter einiger Theile der Anden angebrachte Stelle: „Ein Anhänger der Ansicht von der Existenz von Meeres- bergen und -Thälern sagt: „Mit dem Barometer kann man die Störung der Niveauflächen durch ungleiche Massenverthei- lung. d. h. deren Abweichung von. der Oberfläche eines regel- mässigen Rotations-Ellipsoides ebenso wenig bestimmen, wie z. B. die Anschwellung der Erde unter den Aequator. Die Flä- chen gleichen Druckes im Wasser und in der Luft folgen in ihrer Gestalt den gestörten Niveauflächen. sie gehen mit ihnen bergauf und bergab. wenn man so sagen darf, genau so wie die Lothlinie Man kann deshalb die Störungen auch durch ein Nivellement nicht entdecken. Das Pendel dagegen zeigt die Abplattung der Erde an. Aber soviel steht fest, dass, wenn nicht durch eine besondere Vertheilung in der Dichte der tieferen Erdschichten die Unregelmässigkeit der Massenvertheilung, wie sie die Erdoberfläche darbietet, compensirt wird, Unregel- mässigkeiten der Niveauflächen bis zu und über 1000 m Einsen- kung resp. Erhebung vorkommen müssen, die man jedoch mit dem Barometer nicht messen kann.“ glaube ich Folgendes meinen seitherigen Ausführungen noch hin- zufügen zu müssen. HELMERT, der, wie die meisten Geodäten, mit grossem Recht die Ansicht von grossen Verschiedenheiten zwischen dem Erd- ellipsoid und dem Geoid (und damit auch die von der Existenz bedeutender Unregelmässigkeiten des Meeresniveaus) verwirft, sagte schon 1884 in seiner höheren Geodäsie. I, p. 365: „Jedenfalls darf man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass das Geoid vom Normalsphäroid weit weniger abweicht, als T. I angiebt.“ Sein Urtheil über die Pr. Fischer’ schen Anschauungen über die aus Pendelbeobachtungen und Lothstörungen hergelei- tete Unregelmässigkeit des Oceanniveaus ist geradezu vernichtend, Es lautet pag. 368: „Durch die wenig kritische Auffassung der Resultate Pr. Fıscher's durch andere Gelehrte ist die Ansicht von der allgemeinen Depression des Meeres weit verbreitet wor- den. Man hält sich von dieser um so mehr überzeugt, als die im 3. Kapitel, p. 262 erwähnten Näherungsformeln die Existenz derselben mit Rücksicht auf die Anomalien der Schwerkraft an- scheinend bestätigen. Die Werthlosigkeit dieser Formeln zeigt aber beispielsweise die Tabelle von p. 363 sehr drastisch: hier entsprechen H! und G! den Symbolen N und y in (1) p. 262: aber es stimmen nicht einmal die Vorzeichen von h! und 2R Ta Weiter drückt sich der Geodät A. Fischer in Berlin über Lothstörungen um Rauenberg bei Berlin (in „Himmel und Erde“, Heft 8, Mai 1890) folgendermaassen aus: „Dieselben erreichen sowohl in Breite wie in Länge recht erhebliche Beträge, die sich durch die Wirkung sichtbarer Massen nicht erklären lassen, folglich durch unterirdische Massen ver- ursacht werden müssen. ..... Die daraus abgeleiteten Erhebun- sen des Geoids betragen für OÖO—1 km Entfernung 0,003 m; für 70—80 km 0,346 m. Es ergiebt sich demnach hieraus die Thatsache, dass trotz bedeutender Lothstörungen die Erhe- bungen des Geoids über dem Ellipsoid oder die Abweichun- sen beider mathematischer Erdoberflächen im Lothablenkungsgebiet nur geringfügige sind.“ In einer Nachricht über den diesjährigen internationalen Congress für Erdmessung, welcher in Freiburg tagte. heisst es: „HELMERT berichtete über seine Untersuchungen hinsichtlich der Messungen v. Sterneck’s der Intensität der Schwere in Tyrol, aus denen sich mit grosser Wahrscheinlichkeit ergiebt, dass auch unter den Tyroler Alpen, ähnlich wie unter dem Hy- malya und dem Kaukasus, Massendefecte (vielleicht grössere Hohl- räume) vorhanden sind. Italien ist das Land der interessantesten Lothstörungen; aber die meisten Lothabweichungen werden durch Unregelmässigkeit der Massenvertheilung in der Nähe der Erdoberfläche bewirkt. (Näheres darüber in Ausland, 1891, No. 9, p. 174 ff.) Die Gleichheit des Meeresniveaus an den Küsten Europas wurde bestätigt !).“ A g überein.“ !) Niveauverhältnisse der europäischen Meere nach MAKRAROFF: Analen der Hydrographie, 1890, p. 374. Mittlerer Wasserstand des Atlantischen Oceans bei Lissabon Om, des westlichen Mittelmeeres . . . . —- 0,434 m, 19” 228 Listing hatte u.a. einen Unterschied von 25,4 m zwischen den Wasserspiegeln von London und Königsberg auf Grund der Attractionswerthe dieser beiden Orte herausgerechnet. Ueber die Veränderungen in der Intensität der Schwere von ‘ein und demselben Punkte der Erdoberfläche hat F. W. Prarr in Erlangen Versuche angestellt (diese Zeitschr., 1890, p. 303 bis 307) und zeigt damit, dass die Intensität der Erdanziehung (sc. der Schwere) gewissen Aenderungen unterworfen ist. Und zwar überschreiten diese Schwankungen die von THonmsEn theo- retisch berechneten, von Sonne und Mond hervorgerufenen, um ein ganz beträchtliches; ja es scheint, dass die Erdoberfläche ziemlich bedeutenden Schaukelbewegungen unterworfen ist. Hieraus folgt. dass, wenn die Schwerkraft an demselben Punkte der Erde variirt, sie auch an verschiedenen Stellen un- gleich sein muss, und demnach sind Pendelschwingungs - Zahlen, Lothabweichungen u. s. w. unbrauchbar für die Bestimmung der Entfernung vom Erdencentrum vermittelst der Schwere, d. h. die auf solche Beobachtungen basirten. Schlüsse über die Tieflage von isolirten oceanischen Inseln und Ansteigen des Oceans an massigen Küsten sind, wie ich solche schon in meinem letzten Aufsatze bezeichnet habe, meines Erachtens falsch; die Ocean- Hläche entspricht dem Rotationsellipsoid und hat durchaus keine Berge und keine Thäler. Da nun nicht der geringste Grund vorliegt, anzunehmen, dass der Ocean sich früher anders verhalten habe, müssen die Verschiebungen alter Strandlinien durch Auf- oder Abbewegung der Küsten und die Höhenlagen der jungen marinen Sedimente auf Gebirgen durch Hebungen hervorgerufen worden sein, durch Hebungen, welche auch heute noch nicht ganz aufgehört haben. Die Veste ist beweglich, das allgemeine Niveau des Oceans dagegen stetig. „Wir sehen bei. näheren Untersuchungen“, sagt AxeL BLyrt, „dass es mit der Festigkeit der sogenannten festen Erdkruste nur schlecht bestellt ist.“ Auch ohne eigentliche Erdbeben in den Kreis dieser Be- merkungen zu ziehen und Libellen - Beobachtungen zu erwähnen, lässt sich der Ausspruch Bryrr's stützen. des östlichen Mittelmeeres . . . . — 0,507 m, des Aegäischen Meeres. . . . . . — 0,563 m, des Marmara-Meeres . . . .....— 0,291 bis — 0,360 m, des Schwarzen Meeres. . . . ... + 0,246 m, der westlichen Ostsee . . . . ...-+ 0,259 m, der östlichen Ostsee . . . 2.2... + 0,254 m, des Finnischen Meerbusens . . . . + 0,415 m. 229 Von Japan wurde vor einiger Zeit berichtet: „Eine merkwürdige, auch in Europa bisweilen bemerkte Er- scheinung ist das leise Zittern des Bodens, das nur von sehr feinen Instrumenten angezeigt wird, welche selbstthätig auch die schwächsten Zuckungen der Erdoberfläche notiren. An 700 Punkten des Reiches sind Beobachtungsstellen ein- gerichtet. Dabei hat sich herausgestellt, dass dort das Vibriren des Bodens mit dem Winde zusammenhängt. Bei heftigem Winde ist es lebhaft, aber leise Bewegungen machen sich auch bemerkbar, wenn am Beobachtungspunkte Wind- stille herrscht. Die täglich zusammengestellten Wetterkarten wiesen dann aus, dass an jenen Tagen stets der Wind gegen gewisse Berge wehte, die 100 — 300 km vom Beobachtungsorte entfernt sind. Grossen Erschütterungen geht meist eine Reihe rascher und kleiner Schwingungen voraus, die kaum 0,1 mm betragen und sich 6— 10 Mal in der Secunde wiederholen.“ Hieran schliesst sich eine mir kürzlich zugegangene Notiz über die Observationen an dem durch v. REBEUR-PASCHWITZ ver- besserten Hen6eter’schen Horizontalpendel, welche buchstäblich zeigen, dass sogar unser norddeutscher, für erdbebenfrei erklärter Boden gar nicht so unbeweglich ist und auch durchaus nicht unempfindlich für Stösse, die in weitester Entfernung von ihm die Erdrinde erschüttern. Das Instrument besteht in seiner ursprünglichen Construction aus einer dünnen. an dem einen Ende mit Gewicht beschwerten Stange, die an dem anderen Ende durch zwei straffe Drähte, die dicht neben einander befestigt sind und von denen der eine nach dem oberen, der andere nach dem unteren Arm eines Stativs geht, frei schwebend erhalten wird. Sind die beiden Aufhängepunkte nicht genau senkrecht über einander, so ruft schon die kleinste Verschiebung in der Lage der Lothlinie eine beträchtliche Aenderung in der Gleichgewichtslage des Pen- dels hervor, und dadurch giebt der Apparat ein Mittel an die Hand, Winkelgrössen zu messen, die so klein sind, dass sie sich jeder sonstigen Wahrnehmung völlig entziehen. Die Ergebnisse der in Potsdam und Wilhelmshafen mit pho- tographischen Registrir - Apparaten aufgestellten Horizontalpendel sind ebenso sicher wie neu und überraschend. Sie lassen er- kennen, dass die Ebene des Horizontes ununterbrochen hin und her schwankt, allerdings um minimale Beträge, die eben nur das Horizontalpendel angiebt. welche aber beweisen, dass die Loth- linie nicht vollkommen stabil ist. Für Wilhelmshafen hängt ihre Lage sogar vom Barometerstande ab. Dort arbeitet das Hori- zontalpendel wie ein Barometer in grossem Maassstabe. Zur 230 Erklärung nimmt der Beobachter an, dass der von Wasser durch- zogene Marschboden Wilhelmshafens eine grosse Elasticität be- sitzt und sich unter dem Luftdruck wie ein Kissen aufbläht oder zusammenzieht. In Potsdam bemerkt man nichts derartiges. Eine zweite Art von Störungen wird durch die mikroseis- mischen Bewegungen des Erdbodens erzeugt, welche beweisen, dass sich Gebiete von 50 Meilen Durchmesser und darüber in leisem Vibriren befinden. Das Erkennen ferner Erdbeben am Horizontalpendel, bedarf wohl keiner besonderen Betonung. Im Sommer 1889 sind 30 Fälle von Beben verschiedener Stärke nachgewiesen worden, von kleinen, scharf markirten Stössen an bis zu ausgedehnten, viele Stunden dauernden Schwingungen des Bodens. Das grosse Beben in Üentralasien vom 11. und 12. Juli rief beträchtliche Bewegungen des Horizontalpendels hervor, die in Potsdam 40 Minuten früher ihr Ende erreichten als in Wil- helmshafen; das starke. Beben von Tokio in Japan gab sich deut- lich am 17. April in den beiden Orten am Horizontalpendel kund. Die Niveaustörungen erschienen in Wilhelmshafen in bedeu- tend grösserem Maasse als in Potsdam, und man vermuthet die Ursache davon in einer mehr von örtlichen Umständen bedingten blasenförmigen Anschwellung des Bodens. So hat sich also meine p. 148 im vorigen Jahrgang dieser Zeit- schrift ausgesprochene Vermuthung, dass die Physiker die Gründe der Nichtübereinstimmung der Pendelversuche schon mit der Zeit ausfinden würden, rascher erfüllt, als ich zu glauben wagte. Nach dem bisher seit 1887 in vorliegender Zeitschrift von mir über das Alter einiger Andentheile, über Hebungen im Allgemei- nen und die Beweglichkeit unserer Erdrinde im Besonderen Vor- getragenen wird gewiss jeder Unbefangene die vollkommene Be- rechtigung zu meinem Glauben an die Existenz recht jugendlicher Hebungen in Sädamerika anerkennen und auf der anderen Seite zugeben müssen, dass keiner von den auf Loth, Pendel und Strandlinien basirten Beweisen, die bislang für die gegentheilige Ansicht: „nicht das Festland hebt sich, sondern das Oceanniveau steigt hier tausende von Metern, um dort ebenso viel zu fallen“, angeführt sind, als stichhaltig anerkannt werden kann. Ich schliesse diesen Abschnitt: mit den treffenden Worten von E. Suess: „Hoffen wir, dass es uns oder wenigstens der folgenden Generation gelingt, die Wahrheit zu finden.“ 23H 6. Ueber den Dimorphismus der Magnesia. Von Herrn F. Rıxne in Berlin. In kalkigen Auswürflingen des Monte Somma fand Scacchi das von ihm Periklas genannte Mineral, dessen chemische Analyse MsO mit beigemischtem FeO ergab. Die Kryställchen, welche aus dem umgebenden Kalke leicht durch Salzsäure, von der sie selbst nur schwierig -angegriffen wer- den, herauszulösen sind, stellen Würfel und Oktaöder dar. Es liest mithin in ihnen die reguläre Entwickelungsform der Maenesia vor. Die optische Untersuchung bestätigt die Zugehörigkeit der Krystalle zu den in jeder Richtung optisch isotropen Körpern, denn sowohl Spaltblättchen des Minerals, die nach den Ebenen des Würfels leicht herzustellen sind, als auch sämmtliche be- liebig im Gesteinsdünnschliffe getroffenen Durchschnitte erweisen sich als nicht doppelbrechend. Somit entspricht das Magnesiumoxyd in seiner regulären Ausbildung als Periklas ganz den gleichartig zusammengesetzten Oxyden des Nickels, Mangans, Cadmiums, die in den natürlichen Krystallen des Bunsenits, Manganosits und den künstlichen des Oxydes des letzterwähnten Metalles in gleichfalls regulärer Form- entwicklung bekannt sind. Im Hinblick auf die ganz ähnlichen, regulären Sulfide der erwähnten Metalle, zu denen dann noch das Zink hier hinzuzu- fügen und deren wichtigster Vertreter die Zinkblende ist, liegt die Frage nach der geometrischen Symmetrie im Rahmen des regulären Systems nahe, die dem regulären Magnesiumoxyd zu- kommt. Da nun am Periklas ausser Würfel und Oktaöder keine Gestalten vorhanden sind, welche durch ihre Vertheilung auf das Vorhandensein einer tetraödrischen Hemiedrie einen Schluss zu machen erlauben und das Oktaäder selbst keine sicheren An- zeichen für einen solchen darbietet, so ist die physikalische Untersuchung geboten. Dieselbe wird durch die ausgezeichnete Spaltbarkeit nach dem Würfel erleichtert. Charakteristische Aetz- figuren wurden mit starker Salzsäure erzielt. Der Periklas erfor- derte zur Herstellung der Aetzerscheinungen auf den Würfel- plättchen ein Kochen der letzteren in der erwähnten Säure in der Dauer von etwa 5 Minuten. 232 Da die scharf ausgebildeten Figuren nach den Ebenen des Würfels und denen des Rhombendodekaöders symmetrisch sind. welche die geätzte Fläche senkrecht durchschneiden, so muss hiernach der Periklas in die vollflächige Abtheilung des regulären Systems gestellt werden. Die Umgrenzung der Aetzfiguren stellt ein Quadrat dar, dessen Seiten der rechteckigen Umrandung des Plättchens, welche durch Anspalten der Würfelflächen erzielt ist, parallel gehen. Das Quadrat der Aetzfiguren ist durch zwei dia- sonale Linien getheil. Die Gestalt der Aetzfiguren ist mithin durch eine Gestalt aus der Zone der Würfelkante (oO & (100): ©0On (011): 0 (110)) bedingt. Es ist der Schluss auf eine vollflächige Ausbildung des Pe- riklas auf diese bestgebildeten Aetzfiguren gegründet. Wie bei. vielen Aetzversuchen kommen auch hier Verzerrungen nicht selten vor, die durch ungleich grosse Ausbildung der Aetzflächen her- vorgerufen sind. Der Vergleich des Magnesiumoxydes als Periklas und des Zinksulfides als Zinkblende führt mithin zwar zur Gleichheit der Systeme aber nicht zur Identität der engeren Abtheilung in der Grenze desselben Systems. Es sei daran erinnert. dass auch in den Spaltungsverhält- nissen der beiden Körper eine Verschiedenheit in der Natur der- selben zu Tage tritt. Die dodekaedrische Spaltbarkeit der Zink- blende ist gleich ausgezeichnet wie die hexa&drische des Periklas. Zu einem weiteren Vergleichspunkte zwischen dem Magnesium- oxyd und dem Zinksulfid führt die Erwägung. dass von letzterem auch eine hexagonale Krvstallform im Würtzit bekannt ist. Die Ausbildung in regulärer sowohl als auch hexagonaler Form ist nach den bisherigen Erfahrungen für solche sich entsprechende Oxyde und Sulfide als möglich gegeben. und es steht zu erwarten, dass man diese beiden Entwickelungen bei den Sulfiden und Oxyden des Zinks, Cadmiums, Mangans, Eisens, Nickels u. s. w. in vollständiger Reihe kennen lernen wird. Das Magnesium glie- dert sich ohne Schwierigkeit den obigen Metallen an, indess hat die Erfahrung in diesem Falle die Theorie nur insofern bestätigt, als von den hierher gehörigen zwei regulären und zwei hexago- nalen Körpern erst einer in der Natur im Periklas bekannt ist. Die künstliche Darstellung des krystallisirten Magnesiumoxyds, wie sie EBELMEN, DAUBREE, Dumas. DeBRAY. ST. OLAIRE - DE- VIELE und anderen gelang, führte stets zur Bildung der regu- lären Form. Verfasser suchte nun gleichfalls zu krystallisirtem Magnesium- oxyd zu gelangen und schlug dabei einen besonderen Weg ein. Die Methode beruht auf einer künstlichen Pseudomorphosenbildung, = Ei San Bart Ki ee ee re RE 233 ähnlich der, die bei den Zeolithen angewandt werden kann). Sie besteht darin, krystallisirten Substanzen durch Temperatur- erhöhung verflüchtigbare Stofle. z. B. Wasser, zu entziehen, ohne das Krystallgebäude derart zu erschüttern, dass ein Zusammen- sturz des letzteren eintritt. Zeolithe geben ihren Gehalt an Wasser leicht mehr oder weniger vollständig beim Erhitzen ab. Hierbei werden die vorher klaren Krystalle bald trübe. Die unansehnlichen Erhitzungsproducte lassen sich indess sehr leicht durch Bedecken mit einem Tröpfchen Oel klären, und dieselben zeigen dann, dass nicht, wie man vermuthen möchte, ein wirres Haufwerk der einzelnen Theilchen, vielmehr eine in ihren Theilen wohlgeordnete, krystallisirte Verbindung vorliegt, deren bestimmte chemische Zusammensetzung sich im Hinblick auf die Natur der verflüchtisten Bestandtheile ergiebt. Der Rest stellt somit eine Pseudomorphose nach der ursprünglichen Substanz dar. Da die Theile der nun vorliegenden Verbindung in gesetzmässiger und paralleler Stellung zu einander sich befinden, so ist ihre physi- kalische Natur leicht zu untersuchen. Als Ausgangsobject zur Darstellung des Magnesiumoxyds nach der besprochenen Methode bietet sich das in der Natur krystallisirt vorhandene Magnesium- hydroxyd (Mg (OH)s = Mg0 .H>0), der Brucit, dar. Dieses hexagonal krystallisirende Mineral wird beim Erhitzen trübe und verliert hierbei, wie die chemische Analyse erkennen lässt, voll- ständig das in seiner Constitution enthaltene Wasser. Es liegt mithin nach dem Erhitzen MgO vor. Die trüben Blättchen bewahren bei und nach der Temperatur- erhöhung ihren Zusammenhalt. Indess deutet eine Verminderung ihrer Härte bereits eine innere, physikalische Veränderung an. Beim Berühren mit einer Nadel sind sie weich wie Leder oder Filz anzufühlen. Bedeckt man die trüben Blättchen mit einem Tropfen Oel, so werden sie soweit durchsichtig, dass sie im durchfallenden Lichte untersucht werden können. Der ursprünglich vorliegende Brucit liess in seinen Spalt- blättchen nach der Basis das Verhalten eines optisch einaxigen Körpers erkennen. In Folge des grossen Unterschiedes zwischen ® und e?) tritt das schwarze Kreuz schmalarmig und scharf t) F. Rinne. Ueber die Umänderungen, welche die Zeolithe durch Erwärmen bei und nach dem Trübewerden erfahren. Sitzungsber. der königl. preuss. Akademie d. Wissensch., 1890, XLVI, p. 1163. ?\, M. BAUER bestimmte für rothes Licht oe — 1,560 ID, N. Jahrb. für Mineralogie ete., Beilage-Bd. I, 1882, p. 70. 234 heraus. Die Beobachtung vermittelst des in das umgewandeite Polarisationsmikroskop eingeschalteten Gyps- oder Glimmerblätt- chens lässt den positiven Charakter der Doppelbrechung erkennen. Das durch Erhitzen getrübte una wieder in Oel geklärte Blätt- chen zeigt, dass auch bei dem in Rede stehenden Versuche die Ablösung des Wassergehaltes aus dem Brucitmolekül keinen Zu- sammensturz des Krystallgebäudes herbeigeführt hat. Man be- merkt in den nunmehr vorliegenden Magnesiablättchen gleichfalls noch das schwarze Interferenzkreuz der optisch einaxigen Sub- stanzen. Doch unterscheidet sich letzteres von dem des ehemals vorhandenen Brucites durch die bedeutendere Breite der Kreuzes- arme. Die Doppelbrechung ist mithin erheblich niedriger ge- worden. Ausserdem ist auch ihr Charakter umgeschlagen. Das Gypsblättchen lässt nämlich den positiven (rechten, oberen) Qua- dAranten zwischen den Armen des Interferenzkreuzes gelb, den negativen blau erscheinen. ein Zeichen für negative Doppel- brechung. Es liegt mithin ein einaxiger Körper in der vollkommenen, künstlichen Pseudomorphose von Magnesiumoxyd nach Brueit vor. Die Theilchen liegen nach wie vor parallel, da das Inter- ferenzkreuz beim Verschieben der Platte unbeweglich bleibt. Die Lage der optischen Axe des einaxigen Magnesiumoxydes fällt mit der des Brucites zusammen. Man kann nun zwar mit Hülfe der optischen Methode nicht zwischen hexagonalen und den, wie diese optisch einaxigen, tetragonalen Körpern unterscheiden und so für das vorliegende. einaxige Magnesiumoxyd das System feststellen, indess dürfte es kein unberechtigstes Wagniss sein, im Hinblick auf die alleinig im hexagonalen und nicht im tetragonalen Systeme krystallisi- renden, dem Magnesiumoxyd entsprechenden, verwandten Körper wie Zinkoxyd (Zinkit), Berylliumoxyd, Eis und Zinksulfid (Würtzit), Cadmiumsulfid (Greenockit), Nickelsulfid (Millerit) u. s. w. auch für das hergestellte einaxige Magnesiumoxyd das hexagonale Kry- stallsystem anzunehmen. — Dem Verfasser scheint ein besonderer Umstand bezüglich der theoretischen Form des hexagonalen Magnesiumoxydes und der durch Messungen sicher gestellten des Brueites wesentlich zu sein zur Erklärung der leichten Umstellung des Brucites in ein- axiges Magnesiumoxyd unter Beibehaltung der äusseren Kıystall- form. Es erscheint eine solche Pseudomorphosenbildung vollkom- menster Art von vorn herein dann erklärlich, wenn das entste- hende Erhitzungsproduct und das Ausgangsmaterial geometrische Aehnlichkeiten besitzen, d. h. auf ähnliche Krystallformen zurück- | | 235 geführt werden können. Im vorliegenden Falle ist für den Brueit die Krystallgestalt durch den Winkel Fee or (0004) = 119° 39° gegeben. Für das hexagonale Magnesiumoxyd ist ein Schluss unter Berücksichtigung seines offenbar bestehenden Isomorphismus mit dem Zinkit erlaubt, dessen Winkelverhältnisse nicht wesentlich von denen der hexagonalen Magnesia abweichen können. Der entsprechende Winkel ist Parka) op = 11896“ Die Aehnlichkeit ist eine grosse!.. Sie ist gewiss nicht ohne Einfluss bei der beschriebenen Umstellung, welche beim Erhitzen in der Brucitmasse sich vollzieht. !) Auf die Aehnlichkeit in den Axenverhältnissen des Zinkits und Brucits hat bereits GOLDSCHMIDT (Index der Krystallformen der Mi- neralien, p. 342) hingewiesen. ‘. Verbreitung der regulären Echiniden in der Kreide Norddeutschlands. Von Herrn ULEMENS SCHLÜTER in Bonn. Nachdem die Untersuchung der regulären Echiniden der Kreide Norddeutschlands vollendet und ihre Beschreibung und Abbildung vorliegt‘), dürfte das geologische Ergebniss, die Ver- breitung der Arten in den Gliedern?) der Kreideformation ein allgemeineres Interesse haben und möge deshalb hier folgen. Es wurden folgende Arten beobachtet: Hils (Etage N&ocomien p’ORB.). Phymosoma cf. Peroni! CorTTEAu, bei Gross-Vahlberg. — Hilsii SchLürter, bei Gross-Vahlberg, Berklingen, Ge- vensleben. Pseudodiadema rotulare Acassız, bei Gross-Vahlberg und Berk- lingen. — Bourgueti Acassız, bei Achim. — macrostoma AGassız, bei Achim. Codtopsis Lorini CorTEAuv, bei Neindorf und Salzgitter: Psammechinus fallax Acassız, bei Gross- Vahlberg. Orldarıs hirsuta MARcoU, Syn. Otdaris muricata bei COTTEAU, bei Achim, Berklingen, Kissenbrück, Oesel, Salzgitter. — muricata Ad. R&MER, Syn. Cidaris variabilis DUNKER u. KOCH, !) CLEMENS SCHLÜTER. Die regulären Echiniden der norddeut- schen Kreide. Mit 21 Tafeln. Herausgeseben von der königl. preuss. geolog. Landesanstalt und Bergakademie. Berlin, Verlag der SIMON ScHroPpP'schen Hof-Landkartenhandlung. ?\ Vergleiche über die Gliederung: Verbreitung der Cephalopoden in der oberen Kreide Norddeutsch- lands von CLEMENS SCHLÜTER, diese Zeitschrift, 1876, p. 457—518. — Von den daselbst unterschiedenen Zonen ist hier nur insoweit Ge- brauch gemacht, als für die Darlegung der Verbreitung der Echiniden erforderlich schien. Dan bei Achim, Berklingen, Kissenbrück, Oesel, Gevensleben, Elligser-Brinck, Grube Zuversicht bei Kniestedt, Grube Marie bei Steinlah, Sandstein des Teutoburger Waldes bei Neuenheerse etc. Ordaris punctata Av. Reimer, Syn. Cidanis variabilıs KocH u. DUNKER, bei Achim, Berklingen, Kissenbrück, Oesel, Gevensleben, Kniestedt, Gitter. Rhabdoerdarıs triangularıs SCHLÜTER, bei Achim. — sp. n., Grube Zuversicht bei Kniestedt. Letocıdarıs Salviensis Corteau, bei Gross-Vahlberg. — KHelsi ScuLürer, bei Achim. Peltastes stellulatus Acassız, bei Berklingen, Neindorf, Gross- Vahlbereg. Unterer Gault (Etage Aptien D’ORe.). Im unteren Gault Norddeutschlands wurden noch keine Re- gulären Echiniden beobachtet. Oberer Gault (Etage Albien D’ORB.). Pseudodiudema Brongniarti Acassız, im „Flammenmergel“ bei Neu -Wallmoden. ) Unterer Pläner (Etage c&nomanien D’ Or.) incl. Tourtia. Phymosoma Goldfussi ScuLürer, Tourtia bei Essen. — cenomanense CoTTEau, Tourtia bei Essen. Pseudodiadema tenue Acassız, Tourtia bei Essen. — vartvolare BRONGNIART, Syn. Tetagramma depressum AD. ReEMER, „ Pseudodiadema Roemeri DESOR, „ Diplopodia Roissyi AG. bei V. STROMBECK, Tourtia bei Essen, Pläner bei Salzgitter, Rethen etc. — Michelin! Acassız, Pläner bei Rethen, Salzgitter, Lan- gelsheim. Orthopsis granularıs CorTtEAu?, Pläner bei Langelsheim. Echinocyphus diffieilis AGassız Sp., Syn. Echinus radiatus HÖNINGH. bei GOLDFUSS, Tourtia bei Essen, Pläner bei Salzgitter etc. Goniopygus cf. Bronni Acassız, Tourtia bei Essen, Plauen. Codiopsis doma Desmarest, Tourtia bei Essen, Plauen. Cottaldıa Benettine Könıe, Plauen. Tylocıdarıs vehfera Bronn, Tourtia bei Essen. Tylocidarıs Bowerbanki Forses, Pläner bei Salzgitter. 238 Tylocidaris asperula An. R&MER sp., Syn. Oidaris Oliva DESOR, „ Cidaris Berthelinn COTTEAU, Pläner bei Langelsheim, Salzgitter, Mühlheim? — (2) Strombeckt DeEsor sp., Syn. Oidaris Dixoni COTTEAU. Grünsand der Kohlengrube Holland bei Wattenscheid, Kahnstein bei Langelsheim. Dorocidaris vesiculosa GoLDFUsSS sp., Tourtia bei Essen. — coronoglobus (QUENSTEDT sp., Tourtia bei Essen. — Essenensis SCHLÜTER, Tourtia bei Essen. Stereocidarıs cf. Carter! ForRBES, Unt. Pläner bei Rethen. — Hannoverana SCHLÜTER, Unt. Pläner bei Rethen (?). Peltastes clathratus Acassız. Tourtia bei Essen, Pläner bei Neu- Wallmoden. Salzgitter, Langelsheim, Lüneburg. GFontophorus lunulatus Acassız, Tourtia bei Essen. Salenia petahfera DssmouLın, Tourtia bei Essen, Pläner vom Kahnstein bei Langelsheim, bei Salzgitter. Oberer Pläner (Etage Turonien D’ORP.). Phymossma regulare Acassız?, Rother Pläner bei Salzgitter. — gquinquangulare SCHLÜTER, Galeriten-Pläner bei Graes. Echinocyphus mespilia WooDwARD, bei Wattenscheid. Tylocidaris clavıgera Könıs (Stacheln), Galeriten - Pläner bei Graes, Beuchte etc. Dorocidarıs perornata ForsBes ? (Stacheln), Galeriten-Schichten bei Salzgitter. — subvestculosa D ÖRBIGNY?, Grünsand der Timmeregge. Stereocidarıs subhercynica SCHLÜTER, Brongniarti - Pläner bei Salzgitter, bei Thale, Suderode, Langelsheim. — Reussi Geinitz, Scaphiten-Pläner des Hackelnberges bei Steinlah, bei Wolfenbüttel. | — punchllum SORIGNET, Galgenberg bei Quedlinburg. — sStlesiaca SCHLÜTER, Scaphiten-Pläner bei Oppeln. — Merceyi CoTtrAU, Cwvreri- Pläner bei Paderborn, bei Lüneburg — sceptrifera MANTELL, Ouviert-Pläner bei Paderborn, Wind- mühlenberg bei Salzgitter. Salenia granulosa Forses, Pläner mit Znoceramus labiatus am Uhrenberge bei Herbram, bei Ebbinghausen, bei Dort- mund, am Ringelberge bei Salzgitter im rothen Pläner; im Galeriten - Pläner bei Graes, am Fleischercamp ') !) URBAN SCHLÖNBACH (Ueber die norddeutschen Galeriten-Schich- ten und ihre Brachiopoden-Fauna. Sitzungsber. d. k.k. Akad. d. Wiss,, 239 bei Salzgitter, zwischen Beuchte und Weddingen unweit Goslar. Gauthierta radıata SORIGNET SP., Syn. Phymosoma radiatum aut., Galeriten - Pläner bei Graes, bei Beuchte- Weddingen; Scaphiten-Pläner bei Oppeln, Strehlen. im Turon-Grün- sande Westfalens bei Dortmund, der Zeche Schlägel und Eisen bei Recklinghausen; im Osuweer‘-Pläner ein Ge- häuse bei Paderborn. Emscher-Mergel (Horizont des Inoceramus digıtatus und Ammonites Texanus). Phymosoma cf. spatulifera Forses (Stacheln), bei Horst. Stereocidaris sceptrifera Manteın? (Stacheln), bei Horst; bei Stoppenberg? Unter-Senon (Horizont des /noceramus lobatus). Phymosoma Gehrdenense SCHLÜTER, bei Gehrden (Hannover). — cf. magnificum Acassız, bei Adenstedt - Bülten, Spel- dorf?, Haltern? Echinocyphus tenmistriatus Desor, bei Speldorf. Zeuglopleurus pustllus Ap. R&mEr, Syn. Echinocyphus pisum SCHLÜTER, bei Bülten, Gehrden, Recklinghausen. Tylocidarıs cf. clavigera Könıg sp. (Gehäuse), bei Adenstedt. — Gosae SCHLÜTER (Stacheln), bei Adenstedt, Goslar etc. Dorocidaris cf. hurudo Cotreav, bei Bülten. — cf. pseudopestillum CoTrTEAu, bei Adenstedt, Goslar, Ocker, Coesfeld. Salenia Gehrdenensis SCHLÜTER, Gehrdener Berg bei Hannover. — Quenstedti ScHLüTER, Salzberg bei Quedlinburg. Ober-Senon (Coeloptychien -Kreide). Phymosoma ornatıssimum Acassız. Untere Schichten mit Be- lemnitella mucronata bei Coesfeld und Darup. — pseudoradtatum ScHi.ÖöTeR, bei Ahlten, bei Darup? — princeps Hagenow, Rügen. — taeniatum Hagenow, Rügen. — maeandrinum SCHLÜTER, (vielleicht aus Maestricht-Schich- ten), bei Kunraed. 1. Abth., 1868) nennt von hier auch Salemia Bourgeoisi CotT. Diese Angabe kann nicht aufrecht erhalten werden. sSalenia Bourgeoisi ist bisher in Deutschland noch nicht gefunden, auch in England nicht. 240 Phymosoma gramulosum GoLpFUss, (ebenso), bei Maestricht. — pentagonale Jos. MÜLLER sp., Hornstein des Aachener Waldes, bei Aachen. — polygonophorum SCHLÜTER, Rügen, Aachen- Maestricht. Phymechinus eretaceus SCHLÜTER. Diplotagma altum SchLörer, bei Coesfeld u. Darup (und Aubel). Crdarıs striatula v.D. Marc, bei Berkum und Rosenthal, und diluvial im Lippethal. -— alata BorL, Rügen, Lüneburg, Ahlten. — spinosa Bort, Rügen, norddeutsches Diluvium. — (Pseudocidares?) baltica SCHLÜTER, Rügen?, Stevnsklint, norddeutsches Diluvium. Rhabdoctdaris cf. cometes Bor, Rügen. Tylocıdarıs vexilhfera SCHLÜTER, Stevnsklint, norddeutsches Diluvium. Dorocidarts Herthae SCHLÜTER, Rügen. —- 2? pestellum QUENSTEDT sp., Rügen, norddeutsches Diluvium. Stereocidarıs Darupensis SCHLÜTER, Darup. Temnocıdarıs cf. Bayleı: Correau, Aachen. Porocidaris 2? lingualis Desor, Rügen, Kunraed. — sp. n., Rügen. Salenıa Heberti Cortzau, Zone der Becksia Soekelandi bei Coesfeld, Belemnitellen-Kreide bei Lüneburg, Rügen? — obnupta SCHLÜTER, Kreide mit Belemnitella mucronata bei Berkum. — anthophora Jos. MÜLLER, Syn. Sulenia Bonissenti COTTEAU, desgl. bei Aachen. — stelhfera Hacenow, desgl. Rügen. — Pygmaea Hagenow, Rügen. — sigıllata SCHLÜTER, norddeutsches Diluvium. Maestricht-Schichten (Etage Danien). (onvopygus Heberti Carrzau, Maestricht. Oidarıs Faujası Desor, (Stacheln), bei Falkenburg, Maestricht. Otdarıs Hardwini Desor, Dorocidaris gigas ScuLürzr, bei Falkenburg. — cf. mamillata CoTTEAu, bei Falkenburg. Temnocidaris cf. Danica CoTTEAU, bei Maestricht, norddeut- sches Diluvium. — rtimulosa QUENSTEDT, norddeutsches Diluvium. Pleurocidaris regalis GoLpruss sp., bei Maestricht. Peltastes heliophorus Acassız, Maestricht, norddeutsch. Diluvium. Salenia Maestrichtensis ScuLürter, Falkenburg-Maestricht. ’ 1 Ami { Bw; s 241 Uebersicht über die verticale Verbreitung der regularen Echiniden in den Gliedern der Kreide Norddeutschlands. Bezeichnung der Art. Unterer Gault Neocom Oberer Gault Tourtia Oberes Cenoman Z.d. Actinocamax plenus Brongymartı 7.d. Inoceramus labiatus Z.d. Heteroc. Reussianum 7..d. Inocer. Öuvierv Z.d. Inocer. Emscher Unter-Senon überhaupt 2.d. .Becksia Soekelandi Mucronaten-Kr. überhaupt Maestricht - Schichten Phymosoma cf. Peromi CoTT. Pseudodiadema rotulare AG. Orthopsis granularis COTT.! ? I. Diadematidae. Helsii SCHLÜT. . Goldfussi SCHLÜT. cenomamense ÜOTT. regulare AGASS. 1 quinquangulare SCHLÜT. spathuhferum FORB. . Gehrdenense SCHLÜT. cf. magnificum AGASS. ornatıssimum AGASS. princeps HaG. . taeniatum HaG. 4 pseudoradiatum SCHLÜT. polygonophorum SCHLÜT. pentagonale Jos. MÜLL. . maeandrinum SCHLÜT. . granulosum GOLDE. Bourgueti AGASS.. macrostoma AGASS. Brongniarti AGASS. tenue AGASS. variolare BRONG. Michelini AGAss. Echinocyphus en Ac. sp.‘ mespilia Woopw. tenuistriatus DES. Zeuglopleurus Dans AD. Ren. sp. Goniopygus ct. Bronni AGass. Codiopsis Lorini AGASS.. — doma DESsM. Heberti CoTT. Cottaldia Benettiae Kan. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIM. 1. ee ge Ih: I+ +++ Far ae ++ 16 242 2. d. Inoceramus labiatus Z.d. Inocer. Brongniarti Bezeichnung Reussianum Ouvieri der Art. Unterer Gault Oberer Gault. Oberes Cenoman Z.d. Actinocamasx plenus Unter-Senon überhaupt _ Z.d. Becksia Soekelandi Mucronaten-Kr. überhaupt Maestricht-- Schichten Tourtia Z.d. Heteroc. Neocom Z.d. Imocer. Emscher II. Echinidae. Psammechinus fallac AGAss. |+: Phymechinus eretaceus SCHL. |-— — — — — — Diplotagma altum ScaLür. ‚| — —- —- — — — — III. Cidaridae. Oidaris hirsuta MARC. + — murtvcata AD. Rem. .I+ — punctata AD. Rem. . .|+ I kur — Sp.n.. . —_ striatula v.D. MARCK — .alata BOLL . NE — spinosa BOLL . . Io ae — (Pseudocidaris?) baltica| | BeBEUTE En -- | — Fawasi Des. . .. 1 — — Harduini DES... . . .} — == Rhabdocidaris triangularis SCHLÜT. + asp. ne wur Dee — cf. cometes BoLuL p. „| 1 1 ——|— + + .I+ Leiocidaris Salviensis COTT. — KHüsiü SCHLÜT. Tylocıdaris vehfera BRONN sp. — Bowerbankit FORB. . „| — — + — asperula AD.Rem. . . — — — + — (2) Strombecki DES. . .|- —|—— ? — sSorignei DES... . . . + — clwigera Ken. . . .——— | — + — Gosae ScHLÜT. . . .H-————|— ———|— nn — vexillifera SCHLÜT. ee 2” A. + Dorocidaris vesiculosa GLDF. | — — + — Essenensis SCHLÜT. . .|- ——+ — coronoglobus QUENST. .I- — — + — vperornata FoRB. . . | — ||| —|— |? — subvesieulosa D'ORB.. .I- — — — — 1 —+ — cf hirudo SoRIe.. . . I — — 1 1 1 — | — | — + — cf. pseudopistillum Cor. |...) 212 1122). 7 en + — Herthae ScHLür. . . . 1 —— — — | — | ——|—|— - — 2?pistillum Quest. . „I — | —— |) — = — + r — cf. mamillata CoTT.. I —— | —|— — gigas SCHLÜT... . Velen 243 Bezeichnung der Art. Stereocidaris cf. Carteri FORB. Hannoverana SCHLÜT. subhercynica SCHLÜT. Reussi GEIN. punctillum SORIG. Silesiaca SCHLÜT.. Merceyi CoTT. . sceptrifera MANT. . Darupensis ScHLür. . De. Baylei Corr. . Unterer Gault Oberer Gault Tourtia | | ++ Oberes Cenoman Z.d. Actinocamazx plenus Z.d. Inoceramus labiatus lee Z.d. Inocer. Brongniarti Z.d. Heteroc. Reussianum Z.d. Imocer. Ouvieri Emscher Pelssteet: Mucronaten-Kr. überhaupt Z.d. Becksia Soekelandi Maestricht - Schichten Unter-Senon überhaupt — Danica CoTT. Porocidaris (?) lingualis Des. sp mir Pleurocidaris regalis GLDr. sp. = IV. Salenidae. Peltastes stellulatus AGass. . — clathratus AGASS. — umbrella AGASS. — heliophorus AGASS. Goniophorus lunulatus AG... Salenia petalifera DESM. . — granulosa FORB. Gehrdenensis SCHLÜT. Quenstedti SCHLÜT. Heberti CoTT. sigillata SCHLÜT, . obnupta SCHLÜT. . . . amthophora JOS. MÜLL. . stellifera Hac. . Pygmaea Hac.. ; Maestrichtensis SCHLÜT. Gauthieria radiata SORIG. . 16* I++ ++ Ser 244 8. Bemerkungen über geognostische Profile längs württembergischer Eisenbahnen. Von Herrn H. Eck in Stuttgart. Bekanntlich wurden im Auftrage der Königl. württemberg. Eisenbahn-Direction längs der erstellten Eisenbahn-Linien seitens der bauleitenden Ingenieure geognostische Profile aufgenommen, von welchen einige in den Jahren 1883, 1885 und 1888 in den Verwaltungs - Berichten der Königl. württembergischen Verkehrs- anstalten veröffentlicht worden sind. Zu zweien derselben, welche Schwarzwald-Gebiete durchschneiden, seien folgende Bemerkungen gestattet. a. Zu VO. Die Gäu- und Kinzigbahn von Stuttgart nach Schiltach. Die beim Bau der Bahnstrecke Stuttgart - Schiltach aufge- schlossenen geognostischen Verhältnisse wurden von Herrn EBErn. FraAas geschildert. (Vergl. die geognostische Profilirung der württembergischen Eisenbahnlinien von Dr. EBERHARD FrAas. VII. Die Gäu- und Kinzigbahn von Stuttgart nach Schiltach. Als Anhang im Verwaltungs - Bericht der Königl. württembergischen Verkehrsanstalten für das Rechnungsjahr 1886 bis 1887, heraus- gegeben vom Königl. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abtheilung für die Verkehrsanstalten. Stuttgart, 1888. — Auch selbstständig, herausgegeben von dem Königl. statistischen Lan- desamt. Stuttgart, 1888, 12 S.) Mehrfache Begehungen der Bahnstrecke während des Baues und freundliche Mittheilungen der Herren Regierungsbaumeister G. BAUR, WALLERSTEINER und HorrAckEr setzen den Verfasser in den Stand, einige nicht un- wesentliche Ergänzungen und Berichtigungen zu der Beschreibung der „Schwarzwald - Strecke von der Eckhalde bei Schopfloch bis Schiltach“ (a. a. O., p. 10—12) zu geben (auf den übrigen Theil des Profils wird derselbe bei einer anderen Gelegenheit zurück- kommen), welche er um so weniger zurückhalten will, als manche der damaligen Aufschlüsse gegenwärtig nicht mehr offen sind. Belegstücke für sämmtliche im Folgenden erwähnte Gesteine wur- \ 245 den in der Sammlung der Technischen Hochschule in Stuttgart niedergelegt. 1. Bekanntlich gehören diejenigen Granitmassen, welche im oberen Kinzigthale zwischen Halbmeil (oberhalb Wolfach) und Alpirsbach zu Tage stehen, dem Triberger Granitmassive an, welches hauptsächlich aus Granitit besteht. In letzterem wurde am Haldenhofe zwichen Schiltach und Schenkenzell!) bei der Her- stellung der Baugrube für das dort errichtete Bahnwarthaus ein Gang röthlich weissen, feinkörnigen, aus grauen Quarzkörnern, röthlichen Feldspathen und spärlichen Glimmerblättchen, nnter welchen weisser Muscovit über schwarzen Biotit überwiegt, beste- henden aplitischen Granits aufgeschlossen, welcher anscheinend senkrecht steht und von Westsüdwest nach Nordnordost streicht. 2. Zwischen Schenkenzell und Röthenbach setzen im Gra- nitit 3 nahezu parallei verlaufende, von Südwest nach Nordost streichende Gänge von Granitporphyr auf?). Der östlichste der- selben ist am besten in einem Steinbruche beim oberen Gehöft am Nordgehänge des unteren Theiles des Thälchens Grubersgrund ent- blösst, ist etwa 30 m mächtig, steht senkrecht und wird behufs Ver- wendung zu Pflastersteinen und zur Strassenbeschotterung ausge- beutet, zu welchem letzteren Zwecke derselbe ein vorzügliches, dem bekannten Dossenheimer Porphyr nicht nachstehendes Ma- terial liefert. Das Gestein besteht aus einer feinkörnigen oder stellenweise dichten, an den Salbändern lediglich dichten Grund- masse von grauem Quarz, weissem Orthoklas, reichlichem röth- lichem, zwillingsgestreiftern Plagioklas und theils grünlich-,, theils bräunlich schwarzem Magnesiaglimmer, welche grosse Einspreng- linge von farblosem oder weissem, roth umrandetem Orthoklas enthält; nicht selten sind darin schwarze, glimmerreiche Ausschei- dungen. In gleicher Beschaffenheit ist das Gestein auch an der Wegebiegung am Südgehänge des Grubersgrundthälchens, im Bäch- thale unterhalb der Biegung der neuen Strasse nach Fräuleberg in einer Breite von etwa 30 Schritten und am Wege in der Teufelsküche zu beobachten. Dieser Gang wird von der Bahn- strecke nicht geschnitten. In einem Abstande von etwa 260 m setzt im Granitit ein zweiter Gang desselben Gesteins am nördlichen Ausgange des !) Vergl. Blatt 89, Schenkenzell, der neuen topographischen Karte des Grossherzogthums Baden in 1: 25000. 2, Vergl. H. Eck, Geognostische Karte der weiteren Umgebung der Schwarzwaldbahn, Lahr, 1884, und Neues Jahrh. f. Min. etc., 1886, I, Hft. 2, Ref. p. 248 (7). Auf den zuletzt hergestellten Abdrücken der genannten Karte sind die rothen Horizontal- und Verticalstriche der betreffenden Farbenbezeichnung leider nur sehr blass ausgefallen. 246 Stockbergtunnels auf, welcher etwa S m mächtig ist (beide Sal- bänder waren aufgeschlossen), steil nach Nordwest einfällt und auch an einer nordöstlich gelegenen Stelle im Bette der Kinzig selbst getroffen wurde. Ein dritter Gang desselben Gesteins wurde in etwa 50 m Abstand vom vorigen im Daistunnel, etwa 3 m mächtig, durch- örtert, steht unmittelbar vor dem nördlichen Tunnelausgang im Bette der Kinzig zu Tage und wurde im nächstoberen. auf der östlichen Thalseite gelegenen Anschnitt noch zweimal durchquert, sodass derselbe dreimal von der Bahnstrecke getroffen wurde. Es ist daher nicht richtig, wenn auf p. 12 der Erläute- rungen zu dem in Rede stehenden Eisenbahnprofile diese 3 An- schnitte ein und desselben Ganges als selbstständige Gänge auf- gefasst und demgemäss 4 Gänge (statt zweien) als von der Bahn gequert angegeben werden. Auf dem Profile sind die Anschnitte unrichtig eingetragen, da der untere derselben in den Daistunnel- Ausgang. die beiden oberen in den auf letzteren folgenden Bahn- anschnitt hätten gelegt werden sollen. 3. Westlich von der Kinzigbrücke in Röthenbach setzt in 420 m Höhe der Bahn im Granitit ein etwa 4 m mächtiger, nahezu senkrecht stehender, westsüdwest-ostnordöstlich streichender Gang röthliehen echten Granits auf, welcher aus einem mittelkörnigen (emenge von grauem Quarz, röthlichen Feldspathen, schwarzem Biotit und weissem Glimmer, der sich im Polarisationsapparat als Muscovit ausweist, besteht und mit scharfer Grenze gegen den benachbarten Granitit abschneidet. Auch auf das östliche Kinzigthalgehänge setzt derselbe fort, wo er in einem — unter dem Buchstaben ö des Wortes Röthenbach auf Blatt Freudenstadt des topographischen Atlasses von Württemberg in 1:50000 ge- legenen — Anbruche aufgeschlossen ist. 4. Wie auf der oben erwähnten Karte des Verfassers von 1884 angegeben. ist vom Rothliegenden bei Alpirsbach über dem Granitit nur die obere Abtheilung zum Absatz gekommen. Die Grenze zwischen beiden liest daselbst!) bei Hohneck in 515 m, an der Burghalde in 485 m, am Wege nach Romishorn in 470 m. Mit der Bahn wurde das tiefste Rothliegende in etwa 460 m überfahren; das letztere hielt an bis 507 m, in welcher Höhe dasselbe in einer Probegrube am nördlichen Anfange des Bau- looses 3 noch anstand: seine Mächtigkeit betrug daher etwa 50 m. Auf dem Bahnprofil ist demselben eine viel zu grosse Mächtigkeit gegeben, indem auch der untere und ein Theil des mittleren !) Vergl. Blatt Alpirsbach (der von der Königl. württemb. Eisen- bahn-Direction herausgegebenen Karten im Maassstabe 1: 25000. 247 Buntsandsteins als Rothliegendes eingetragen sind. Nicht mit dem Reichenbächle, wie die Erläuterungen des Bahnprofils be- sagen, sondern mit dem Thälchen südlich vom Weilerberge tritt die Bahn von Norden her in das Rothliegende-Gebiet herein. An der Grenze zwischen Granitit und Rothliegendem zeigten sich oberhalb des Haselbachs in Aufschlüssen unterhalb der Bahn die Klüfte des ersteren Gesteins mit braunem Dolomit erfüllt. Das obere Rothliegende bestand vorherrschend aus rothem tho- nigen und conglomeratischem Gesteinsgrus, in welchem beobachtet wurden: in 472 m Höhe (bei 100,870 km) Carneol, welcher sich als Ausfüllung von 2 — 3 cm dicken Spalten bis in den aufra- senden Granitit herabzog: in 473 m Höhe unweit des Gasthauses zum Adler weisser, conglomeratischer, braun gefleckter („getiger- ter“) Sandstein; in 476 m, 478 m (beim Adler), 4853 m und 490 m Dolomitpartieen mit oder ohne Carneol; in 498 m weisse und rothe, grob-, bezw. feinkörnige, schwarz gefleckte Sandsteine gegenüber Ehlenbogen am Hänslensbauernbach. 5. Unterer Buntsandstein wurde durch Bahnarbeiten insbe- sondere entblösst: gegenüber dem Gelände zwischen Hänslens- bauernbach und Buchbach bei 100,220 km zwischen 506 und 510 m Höhe, wo über dem obersten Rothliegenden rothe und weisse, unten fein-, oben auch mittelkörnige, etwas thonige, Glim- mer führende, braun- oder schwarz gefleckte Sandsteine angeschnit- ten wurden, und gegenüber dem Terrain zwischen Buchbach und Huttenbach bei 99,375 km in einem Aufschluss unterhalb der Bahn zwischen 518 und 532 m, welcher unten rothe, feinkör- . mige, thonige, glimmerreiche, braun gefleckte Sandsteine und rothe, sandige und glimmerige Schieferthone des unteren, oben theils weisse, theils rothe, schwarz gefleckte, grobkörnige, bindemittel- arme Sandsteine des mittleren Buntsandsteins entblösste.e. Da am Südwestgehänge des Weilerberges am Waldrande in 520, höch- stens 525 m Höhe an der Bahn bereits die lockeren, Gerölle führenden Sande der tiefsten Schichten des mittleren Buntsand- steins zu Tage stehen, besitzt der untere Buntsandstein hier noch eine Mächtigkeit von höchstens 18, vielleicht nur von 13 m. Schon früher hat der Verfasser darauf hingewiesen, dass sich derselbe vom Nordrande des Schwarzwaldes her, wo er im un- teren Murgthale eine Mächtigkeit von 70 bis 60 m besitzt, nach Süden immer mehr verschwächt und sich weiter südlich von Alpirsbach ganz auskeilt. 6. Von dem bezeichneten Punkte in etwa 525 m Höhe am Weilerberge aufwärts stehen, an mehreren Stellen noch jetzt sichtbar, bis zu 580 m am Südportale des Schwenkenhardt- Tun- nels die groben, lockeren, conglomeratischen Sande an, welche 248 ausser Kieselgeröllen häufig auch Gerölle kryställinischer Gesteine führen und die untere Abtheilung des mittleren Buntsandsteins bilden. Dieselben besitzen demnach bei der fast söhligen Schich- tenlage hier eine Mächtigkeit von etwa 55 m. Es beruht daher auf einen Irrthum, wenn die Erläuterungen zum Bahnprofile (p. 11) die Grenze zwischen mittlerem und unterem Buntsandstein an den südlichen Ausgang des Schwenkenhardt- Tunnels verlegen. Noch irrthümlicher ist die Angabe, diese vermeintliche Grenze sei „nicht durch eine ausgesprochene Carneolbank ausgezeichnet, wie sie Eck als Grenzbank zwischen mittlerem und unterem Horizont besonders in der Freudenstadter Gegend constatirt hat“, da be- kanntlich die sogenannte Carneolbank nirgends auf der Grenze zwischen unterem und mittlerem, sondern, wo sie überhaupt ent- wickelt ist, überall zwischen mittlerem und oberem Buntsandstein gelegen ist. 7. Auf letzterwähnter Grenze wurde als Vertreter der Oar- neolbank über den kieselconglomeratischen Schichten des mittleren Buntsandsteins ein rother, feinkörniger, Glimmer führender Sand- stein mit eingeschlossenen braunen Dolomitpartieen in 650 m Höhe in der Probegrube am Wege von Lossburg nach Büchenberg an- getroffen, über welchem die rothen, thonigen, glimmerigen Sand- steine und rothen, glimmerigen Schieferthone des oberen Bunt- sandsteins folgten. Es betragen somit hier die ungefähren Mäch- tigkeiten des unteren Buntsandsteins (13—) 18, der unteren Abtheilung des mittleren (60 —) 55, der oberen Abtheilung des- selben 70, des oberen Buntsandsteius 37, des ganzen Buntsand- steins 180 m. b. Zu IL Die obere Neckarbahn von Plochingen nach Villingen. Das Profil längs der Bahnlinie Plochingen - Villingen wurde von Herrn O. Fraas beschrieben (vergl. Die geognostische Pro- filirung der württembergischen Eisenbahnlinien von Dr. Oscar FrAAs. 2te Abtheilung. II. Als Anhang im Verwaltungs-Be- richt der Königl. württembergischen Verkehrsanstalten für das Rechnungsjahr 1882/1883. Herausgegeben von dem Königl. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abtheilung für die Verkehrsanstalten. Stuttgart, 1883, p. 175 —188.). Im Wider- spruch mit allen vorhandenen geognostischen Karten!) ist die !) Vergl.: Geognostische Karte von Württemberg, Blätter Schwen- ningen und Balingen, geognostisch aufgenommen unter Controle des Prof. Dr. v. QUENSTEDT durch J. HILDENBRAND, beschrieben von Prof. Dr. v. QUENSTEDT, Stuttgart, 1877 bezw. 1881. — VOGELSANG, Geo- logische Beschreibung der Umgebungen von Triberg und Donau- 249 Strecke Rottweil-Villingen des in Rede stehenden Eisenbahnprofils, welche im Grossen und Ganzen von Nordost nach Südwest schräg gegen die Streichlinie der durchfahrenen Schichten verläuft, ge- eignet, die Vorstellung zu erwecken, als ob das betreffende Ge- biet von 9 Tafelbrüchen durchsetzt wäre, deren jeder das öst- licher gelegene Gebirgsstück in’s Liegende gezogen habe. Da das Profil in der That als Unterlage für weitgehende Schlüsse iiber den Gebirgsbau der betreffenden Gegend nach der angedeu- teten Richtung hin gedient hat!), werden folgende Bemerkungen zu demselben nicht überflüssig sein. Vom Westende des Bahnhofs Rottweil läuft die Bahnlinie anfangs Östlich, sodann südlich an den alten Bohrhäusern an der Prim vorbei bis zur Abzweigung der Immendingener Bahn. Zur Construction des Schichtenfalls in dieser ersten Theilstrecke wur- den die „Erfahrungen in den Bohrlöchern* zu Grunde gelegt. Letztere befinden sich auf einem etwa einen halben Kilometer östlicher gelegenen Meridian als das Westende des Bahnhofs Rott- weil; daher liegt bei dem herrschenden etwa östlichen Schichten- fall eine bestimmte Schicht in den erwähnten Bohrlöchern tiefer als unter dem Bahnhof Rottweil. wie dies auch das Profil an- giebt. Da das letztere an seinem rechten Ende Westen hat, die Bahnlinie also in scheinbar ost-westlichem Verlaufe darstellt, so scheinen die Bohrlöcher westlicher (statt östlicher) als Rottweil zu liegen, die Schichten des Muschelkalks und der Lettenkohlen- gruppe westlich (statt östlich) einzufallen. Die Fortsetzung des Profils in der folgenden Theilstrecke bis zur Höhe von 717,7 m, etwa 21 km von Rottweil, leidet an 3 wesentlichen Fehlern. 1. Von der Abzweigung der Immen- dingener Linie an nimmt unsere Bahn süd-westlichen Lauf an und bleibt, abgesehen von localen Quartärbildungen und einer auf Blatt Schwenningen, nicht im Profil angegebenen verrutschten Keuper- und Liasscholle am Wege von Schwenningen nach Mühlhausen, durchweg in den Gypsmergein des mittleren Keupers. Da Stau- chungen und ähnliche locale kleine Lagerungsstörungen im Gyps- gebirge selbstverständlich nicht auf das unterlagernde Gebirge übertragen werden können, kann der Schichtenfall nur aus den eschingen, Beiträge z. Statistik d. inneren Verwaltung d. Grossh. Ba- den, Hft. 30, Carlsruhe, 1872. — H. Eck, Geognostische Uebersichts- karte des Schwarzwalds, nördliches Blatt, Lahr, 1887. !) Vergl.: Süss, Antlitz d. Erde, I, 1883, p. 257. — R. Lepsıus, Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Bd. I, Hft. 2, Stuttgart, 1885, p- 79. — R. Lepsıus, Geologie von Deutschland, Bd. I, Lief. 2, Stutt- gart, 1889, p. 444. 250 Verhältnissen der Gegend überhaupt erschlossen werden und er- weist sich bekanntlich hieraus als ein östlicher. Es entspricht daher nicht den Thatsachen, wenn im Profil der in Rede ste- henden zweiten Theilstrecke trotz der veränderten Bahnrichtung der scheinbar westliche Schichtenfall der ersten Profilstrecke zu einen wirklichen westlichen Fall gemacht und beibehalten worden ist. 2. Ein weiterer Fehler ist die Trennung der Gyps führenden Mergel des mittleren Keupers in 2 Schichtengruppen (Mergel und Gyps?) im Profil (nicht in der Farbenerklärung). Thatsächlich tritt, wie an anderen Orten (Asberg, Untertürkheim u. s. w.), auch hier Gyps unmittelbar über der Lettenkohlengruppe, selbst inner- halb derselben auf, wie dies am östlichen Thalgehänge oberhalb Rottweil zu beobachten ist; schon etwa 300 m oberhalb des oberen Bohrhauses im Primthale steht Gyps noch unterhalb der Abzweigung der Immendingener Strecke an der Bahnlinie zu Tage. Nur dem Bedürfniss, den scheinbaren westlichen Schich- tenfall der ersten Theilstrecke, welcher mindestens schon an den Bohrlöchern hätte abgebrochen werden sollen, nicht noch weiter ohne Unterbrechung fortzusetzen, und die Unterscheidung der erwähnten beiden Schichtengruppen haben der Verwerfung bei etwa 6 kın Bahnlänge zu einer scheinbaren Existenz verholfen. 3. Die in den Salzbohrlöchern oberhalb Schwenningen über die Höhenlagen der Grenzen zwischen den einzelnen Schichtengruppen gewonnenen Erfahrungen durften nicht unmittelbar für das Profil verwerthet werden, da die ersteren etwa !/a km östlicher als im Profil gelegen sind und daher bei dem herrschenden östlichen Schichten- falle jede einzelne Schicht in einer tieferen Lage treffen mussten, als sie unterhalb der Bahnlinie gelegen ist. Keine der 5 zwi- schen 4 und 21 km in das Profil eingezeichneten Verwerfungen ist in der Natur vorhanden, wie das auch schon O. Fraas er- kannte, denn: „bis zum 21. km wurde eine wesentliche Schichten- verschiebung nicht gefunden“ (a. a. O., p. 187). Ziehen wir in der letzten Theilstrecke, in welcher irrthüm- licherweise der scheinbar westliche Schichtenfall der ersten gleich- falls als wirklicher beibehalten ist, zunächst den Streckentheil zwischen 21 und 22,5 km in Betracht, so fällt vor Allem auf, dass im Profil hier die Mächtigkeit der Lettenkohlengruppe in durchaus unnatürlicher Weise plötzlich mehr als verdreifacht ist. Legt man die in den Salzbohrlöchern bei Schwenningen angege- bene Mächtigkeit zu Grunde, so ergiebt sich, dass die Grenze zwischen Lettenkohlengruppe und dem Dolomit des oberen Muschel- kalks in die Höhe 726,2 m fällt, wo auch an der Bahn beide auf einander folgen. KRückt man in den Schwenninger Bohr- löchern im Profil diese Grenze so weit herauf, als dies durch die 281 Lage derselben (1/s km östlicher als im Profil) bei dem östlichen Schichtenfall erforderlich ist, verbindet man diesen Grenzpunkt in einem der Salzbohrlöcher mit demjenigen in 726,2 m an der Bahn, und berücksichtigt man, dass die Höhen des Profils gegen die Längen verzehnfacht sind, so erhält man einen dem natür- lichen nahekommenden schwachen Schichtenfall, welcher letztere sich zu etwa 3 pCt. ergiebt, wenn man ein directes Profil (ohne Ueberhöhung) von jenem Grenzpunkt in 726,2 m Höhe nach dem in der Luftlinie etwa 2,6 km davon entfernten und ost-nordöstlich gelegenen oberen Salzbohrloch bei Schwenningen entwirft; d. h. weder bei 21 km, noch bei 22,5 km sind Verwerfungen vorhan- den. Dass auch die letzten beiden Bruchlinien des Profils nur angenommene sind, ist ohne Weiteres ersichtlich. „Schuttgebirge .. verschliesst uns leider den genaueren Einblick in die letzte der Verwerfungsspalten“ (a. a. O., p. 188)! ’ Lässt man in dem Profil Alles ausser Betracht, was un- beobachtet von dem betreffenden Ingenieur mit anerkennenswerther Zeichnenfertigkeit, aber geringem geologischem Verständniss un- terhalb der Bahnlinie einconstruirt worden ist, so erkennt man, dass dieselbe zwischen der Abzweigung der Immendingener Bahn und Villingen dem östlichen Schichtenfall entsprechend in regel- mässiger Aufeinanderfolge anschnitt!: Gypsmergel des mittleren Keupers, Lettenkohlengruppe (unteren Keuper), Dolomit und Kalk- steine der Nodosus-Schichten und Trochiten-Kalkstein des oberen Muschelkalks, mittleren und schliesslich unteren Muschelkalk (auf Bahnhof Villingen), wie das auch die oben erwähnten geognosti- schen Karten erkennen lassen. Nicht durch eine Verwerfung, wie Herr O. Fraas a..a. O., p. 187, angiebt, sondern in Folge des Schichtenfalls kommt westlich des unteren Muschelkalks zu- nächst oberer, dann mittlerer Buntsandstein zu Tage. Es soll damit natürlich nicht gesagt sein, dass nicht Schichtenknicke und kleine Störungen in der Lagerung, wie sie überall vorkommen, auch in unserer Gegend vorhanden seien; grössere Verwerfungen aber, welche die Muschelkalk -Keuper-Landschaft vom Schwarz- wald tektonisch trennen würden, fehlen. Das hat Herr FraAs wohl selbst erkannt, denn erst am Schlusse des Profiles ange- langt, bemerkt derselbe (a. a. O., p. 188): „Wenn, was kaum anders gedacht werden kann, der ganze Schwarzwald als ein archäischer Horst im Sinne von E. Süss (Das Antlitz der Erde, p. 264 ff.) angesehen wird, so stehen wir jetzt an der Stelle, wo das Sedimentgebirge am crystallinischen Gebirge absank und dadurch den Schwarzwald als einen alten archäischen Kern stehen liess.“ Solche Verwerfungen sind, wie aus dem gegenseitigen Lagerungsverhältniss der oberen Schichten des mittleren Bunt- 2 sandsteins zwischen Villingen, Vöhrenbach, dem Kesselberge bei Triberg, Steinsberge bei Waldau u. s. w. hervorgeht, nicht vor- handen; diejenige, welche von Schramberg her bis nahe an Vil- lingen verfolgbar ist, und welche zwischen Schramberg und Königs- feld den östlichen Gebirgstheil in's Liegende gezogen hat, verwirft zwischen Königsfeld und Villingen denselben sogar etwas im’s Hangende!). Dass auch weiter südlich am Ostrande des Schwarz- waldes nord-südlich laufende, das krystallinische vom Sediment- Gebirge trennende Verwerfungen nicht vorhanden sind, wurde schon früher hervorgehoben?) und geht aus des Verfassers geo- gnostischer Uebersichtskarte des Schwarzwalds, südl. Blatt, Lahr, 1886, deutlich hervor. Störungen, welche möglicher Weise in „Jahrzehnten“ innerhalb des dortigen, „vom Mesozoicum jetzt nicht mehr bedeckten Theil des Schwarzwaldes“ nachgewiesen werden könnten?), werden wohl nicht schon heute zur Stütze einer Ansicht über den Gebirgsbau verwendet werden dürfen. Wer also den Schwarzwald einen Horst nennen, d.h. als ein Erdrindenstück betrachten will, welches ringsum durch Verwer- fungen von nachbarlichen gesunkenen Gebirgsstücken getrennt ist, wird entweder diese Verwerfungen längs des Ostrandes des Schwarz- waldes endlich nachzuweisen und auf einer Karte zu verzeichnen haben oder dem Namen Schwarzwald eine Bedeutung beilegen müssen, welche ihm bisher von Niemandem gegeben worden ist, und welche nicht nur keinem geographischen, sondern auch kei- !) Vergl. H. Eck, Geognostische Uebersichtskarte des Schwarz- walds, nördliches Blatt, Lahr, 1887, und Geognostische Karte der weiteren Umgebung der Schwarzwaldbahn, Lahr, 1884. ?\, Jahresh. d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württemberg, 48, 1887, p. 354. ®) STEINMANN, Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Frei- burg i. Br., Bd. IV, 1888, p. 29. Die „Nagelfluhe“* (Moräne) von Al- persbach wurde zuerst von PLATZ beschrieben (Badische Landeszeitung, 1887, 14. Januar, No. 11, Bl. II; Mittheilungen d. Grossherz. Badisch. geologischen Landesanstalt, I, 1890, p. 940). — Am erstgenannten Orte wird p. 17 in der ersten Anmerkung hervorgehoben, dass auf dem südlichen Blatte meiner geognostischen Uebersichtskarte des Schwarzwalds im Maassstabe 1:200000 die Verbindung zwischen der Ewatingener Verwerfungslinie und der auf Bl. IV der geologischen Karte der Schweiz zwischen Wiechs und Thaingen eingetragenen Stö- rungslinie nicht angegeben ist. Es ist dies einfach nicht geschehen, weil ihr Verlauf hierzu nicht genügend bekannt war. Auf einer Kar- tenskizze im Maassstab 1:870000 (a. a. O., p. 18) ist dies natürlich immer möglich, weil in diesem Maassstabe die Breite der eingezeich- neten Linie unter allen Umständen dasjenige Terrain deckt, welches hierfür in Betracht zu ziehen ist. Vermuthungen über möglicher Weise vorhandene Verwerfungen kommen Jedem, der eine geognostische Karte fertigt, in Hülle und Fülle; eine Bereicherung für die Wissenschaft bilden aber Vermuthungen nicht. 253 nem geologischen Ganzen entsprechen würde. Idealprofile, wie sie in Lersıus’ Geologie von Deutschland, I, Lief. 1. 1887, unter der geologischen Uebersichtskarte, in Kroos’ Entstehung und Bau der Gebirge, 1889, p. 32, u. s. w. gezeichnet sind, ent- sprechen nicht den natürlichen Verhältnissen im Allgemeinen. Abbrüche fanden hauptsächlich im Nordwesten, Südwesten und Nordosten des Schwarzwaldes statt: längs der Südostseite sind solche nach Südosten in der angenommenen Verbreitung nicht nachgewiesen, und man wird daher den eigentlichen Schwarzwald mit mehr Recht als ein einseitiges Bruchgebirge, einen Halbhorst auffassen dürfen; Verhältnisse, auf welche der Verfasser an an- derer Stelle näher einzugehen sich vorbehält. B. Briefliche Mittheilungen. Herr J. LEMBERG an Herrn C©. A. TENNE. Die Aufstellung des Mischungsgesetzes der Feldspäthe durch J. F. HESSEL. Dorpat, den 7. Mai 1891. Bisher wurde angenommen, dass an der Aufstellung des Mischungsgesetzes der Plagioklase folgende Männer betheiligt sind: S. v. WALTERSHAUSEN (1853), TH. Scukerer (1853), De- LESSE und Sr. Hunt (1855). Es wird die Fachgenossen inter- essiren zu erfahren, dass das Mischungsgesetz bereits im Jahre 1826 durch Hesser in Marburg aufgefunden wurde. Es ist das derselbe Forscher, von dem kürzlich Herr Sounkk dargethan (Zeitschrift f. Krystallogr., Bd. 18, p. 486), dass er im Jahre 1830, 19 Jahre vor Bravaıs, das Eintheilungsprineip der Kry- stalle entdeckt hat. Im Taschenbuch für die gesammte Mineralogie von Lxon- HARD, Jahrgang 1826, Bd. I, p. 329, findet sich eine kleine Arbeit Hzsser’s: Chemischer Bestand der Glieder der Feldspath-Familie. Nachdem Hesse zunächst dargethan, dass der Labrador, der einzige damals bekannte Kalknatron- feldspath, als eine Verbindung von 1 Molecül Albit mit 3 Mol. Anorthit gedeutet werden kann, fährt er wörtlich fort: „somit wäre dann die allgemeine Formel für die Familie Feldspath: ll | fl l x@RSs HRS) +y@RS+ RS), wo x und y veränderliche Grössen bedeuten, deren Werth auch — Null sein kann. Bis jetzt beobachtete Verhältnisse von x und y wären dann: 1:0 bei Petalit, Orthose, Albit, Periclin, 1:3 beim Labrador, 0:1 beim Anorthit,* 255 Soweit Hzsser. Zum Verständniss der Formel sei angeführt, Ill | | dass R: Ala03 u. Fe&eO03. R:K20, Na20, Lie0, R:CaO u. MgO, und S : SiO2 bedeutet; das Atomgewicht des Al war damals gleich Us, das des Si gleich Ya, und das des O gleich !/s des heu- tigen Werthes. Es scheint, dass diese Arbeit Hrsser’s ebenso unbeachtet geblieben ist, wie die krystallographische, und dass mehr als zwei Menschenalter vergangen sind. ehe sein Rechts- anspruch, für den ersten Aufsteller des Mischungsgesetzes der Feldspäthe zu gelten, an’s Licht gezogen wurde. Ü. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Januar - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 7. Januar 1891. Vorsitzender: Herr BEYRICH. Das Protokoll der December-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Von dem Ableben des Herrn AnTtonıo STOPPANI ward unter An- erkennung seiner Verdienste der Gesellschaft Kenntniss gegeben. Darauf ward zur Neuwahl des Vorstandes geschritten. Auf Vorschlag des Herrn HAucHEcornE nimmt Herr BEYRICH den Vorsitz während der Wahlhandlung ein. Nachdem mitgetheilt worden, dass der 2. stellvertretende Vorsitzende, Herr Geh. Rath RAmMELSBERG, sein Amt mit Rück- sicht auf seine Gesundheit niedergelegt habe, und dass ferner durch den Tod des Herrn Weiss, sowie durch die bevorstehende Ueber- siedelung des Herrn Koren nach Königsberg zwei Schriftführer- stellen erledigt seien, wird zunächst der übrige Vorstand in der bisherigen Zusammensetzung wiedergewählt und dann an Stelle des Herrn RAMMELSBERG Herr Kreın als 2. stellvertretender Vor- sitzender, und an Stelle der Herren Weıss und Koken die Herren BEYSCHLAG und SCHEIBE zu Schriftführern neu gewählt. Demnach besteht der Vorstand für das laufende Geschäfts- jahr aus folgenden Mitgliedern: Herr Beyrıca, als Vorsitzender. u EL us als stellvertretende Vorsitzende. Herr KLem. ) Herr Danmes, Herr Tenne, Herr BeyscHLaAg, Herr SCHEIBE, J Herr EBERT, als Archivar. Herr Lorerz, als Schatzmeister. ] als Schriftführer. 257 Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr BRACKEBUSCH aus Cördoba gab unter Vorlegung einer Manuscript - Karte und zahlreicher Belegstücke eine Uebersicht über die geologischen Verhältnisse Argentiniens und schilderte weiterhin eingehend die Entstehung und den Bau der dortigen Salzsteppen. Herr R. BECK aus Leipzig sprach über Amphibolitisirung von Diabasgesteinen im Contactbereich von Graniten: „Nirgends hat man bessere Gelegenheit, die Gontactmetamor- phose von Sedimenten durch Granite und Syenite zu studiren, als im Königreiche Sachsen. Schon früher bekannt, besonders durch Naumann s Beschreibung, waren die Contacthöfe der Gra- nite des westlichen Erzgebirges und Vogtlandes, in welchen sich bei der neueren geologischen Landesaufnahme die Arbeiten Dar- MERS, SCHALCH'S und SCHRÖDER's bewegten, und deren Unter- suchung und Schilderung mit der Publication von Blatt Oelsnitz kürzlich ihren vorläufigen Abschluss gefunden hat. In den letzten Jahren erst erhielten wir durch SavEr und DALMER eingehende Kenntniss von dem ÜContactgebiet am Syenit von Meissen, wäh- rend die Arbeiten HERRMANN Ss, KrLemm’s und WEBER sS eine ganz unerwartet grosse Verbreitung des Contactmetamorphismus in der Lausitz darlegten. Im östlichen Erzgebirge dagegen hatte SCHALCH interessante Imprägnations-Metamorphosen an dem kleinen Granit- stock von Sadisdorf nachgewiesen und DALMER lehrte soeben die- selben Erscheinungen, in noch viel grossartigerer Weise ent- wickelt, an den Graniten von Altenberg und Zinnwald eingehend kennen. Unterdessen war mir die Untersuchung der merkwür- digen Contactgebiete zwischen Lockwitz und Berggiesshübel süd- östlich von Dresden zugefallen. Die dortigen Aufnahmen be- gannen im Frühling 1587 und wurden im vorigen Herbste ab- geschlossen. Blatt Berggiesshübel ist bereits erschienen, Pirna gelangt demnächst zur Veröffentlichung, Kreischa ist im Manu- script fertig gestellt. Diese Gegend besitzt in sich vereint die allgemeinen Züge des Meissner und des Lausitzer Contactgebietes, übertrifit aber beide durch Klarheit der Aufschlüsse in zahlreichen tief einge- schnittenen Querthälern und durch Manmnichfaltigkeit der Erschei- nungen. Man hat es dort mit einem nach dem sudetischen System streichenden, steil aufgerichtetem Schiefergebirge zu thun, welches sich in Phyllitformation. Cambrium, Silur und eine wahrscheinlich zum Devon gehörige, besonders bei dem Orte Weesenstein ent- Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIL. 4. 17 258 wickelte Gruppe von Grauwacken und Schiefern gliedern liess. In dieses Schiefergebirge sind eine ganze Anzahl unter einander petrographisch verschiedener Granitmassive eingedrungen und haben es auf weite Strecken hin umgewandelt. Die Hauptverbreitung nimmt der Dohnaer Granit ein, ein Appendix zum grossen Lausitzer Granitterritorium. von diesem durch die Elbthalweitung zwischen Dresden und Pirna getrennt. Längs seiner auf 15 km hin zu verfolgenden SW-Grenze, welche nach langer Unterbrechung bei Niedergrund unterwärts von Tet- schen noch einmal unter der Sandsteindecke der sächsischen Schweiz auftaucht, hat er die Weesensteiner Grauwackenfor- mation metamorphosirt. Dieser Granitgrenze parallel zieht zwi- schen Burkhardtswalde und Tronitz der langgestreckte Rücken des Hornblendegranitits von Weesenstein, welcher nach NW zu in Syenit, local auch in Tonalit und Quarzaugitdiorit übergeht. Diesen Granit bezw. Syenit sieht man an mehreren Punkten, z. B. bei Tronitz flach unter die Schiefer einschiessen. Hieraus erklärt sich die grosse Breite seiner Contactzonen, deren nördlich gelegene mit dem Contactgürtel des Dohnaer Granites zusammenfliesst. Umgekehrt darf man aus der Verbreitung der Contactgebilde schliessen, dass der Hornblendegranitit von Burk- „hardtswalde ab nach SO zu unterirdisch Nach unter einer Schiefer- decke weiter streicht. Denn hier stösst man auf eine bis 3,5 km breite Zone von metamorphen Gesteinen im SW vom Dohnaer Granit. Ausser der wahrscheinlich devonischen Weesensteiner Schichtengruppe ist das ganze Ober-Silur in Mitleidenschaft ge- zogen. Ein drittes Granitmassiv ragt bei Berggiesshübel_aus dem Schiefergebirge hervor, auch hier nachweisbar mit flachem Ein- schiessen seiner Oberfläche unter die an ihm abstossenden Schiefer. Hier wurde die Phyllitformation, das Unter-Silur und das Ober-Silur verändert. An vierter Stelle hat sich der lange Zug des Turmalin- granits von Gottleuba und Maxen in die liegendsten Schichten der Phyllitformation eingedrängt. Dieser letzte, mehr einem mächtigen Gange, als einem Stocke gleichende Granit, ist nur mit spärlich nachweisbaren Contacterscheinungen in seinem Nebengestein ver- knüpft. Aus diesen complieirten Lagerungsverhältnissen kann man schon auf grosse Mannichfaltigkeit der Contactproducte schliessen, wobei indessen zu bemerken ist. dass sich, wie anderwärts, so auch hier, die Individualität der Granite durchaus nicht zugleich in einer Verschiedenartigkeit der Contactgesteine ausspricht. Nur vom Imprägnations-Metamorphismus gilt das nicht, welcher bloss bei den Graniten von Berggiesshübel und Gottleuba nachgewiesen werden konnte und den übrigen wahrscheinlich fehlt. Den Schlüssel zum Verständniss der Contactmetamorphose des ganzen Gebietes 2.99 bot die Gegend von Berggiesshübel dar, weil hier die Contact- zonen transversal zum Streichen der Schiefer verlaufen. Die Art der Umwandlung der einzelnen Gesteine in den aufgeführten Contactrevieren sei nur kurz erwähnt: Es wurden umgewandelt in der Phyllitformation die Phyllite zu Fleck- und Fruchtschiefern im äusseren, zu Andalusit - Glim- merfelsen im inneren Contacthof, die der Formation dort eigen- thümlichen Chlorit-Gneisse zu Biotit-Gneissen, die feldspathreichen Sericit führenden Quarzitschiefer zu feldspathreichen Biotit-Horn- felsen. In dem reich gegliederten Silur treten uns die Thon- schiefer im äusseren Contactbereich als Knotenthonschiefer und Knotenglimmerschiefer entgegen, im inneren als Hornfelse, z. Th. als Cordierit-Hornfelse. Die Kieselschiefer wurden zu Chiastolith- Schiefern oder zu Graphit-Quarziten !), die Grauwacken zu Quarz- Glimmerfelsen. Die Diabase und Diabastuffe wurden amphiboli- tisirt, die dichten Kalksteine marmorisirt oder in Kalksilicat- sesteine verwandelt oder zugleich mit Erzen imprägnirt. Das, wie bereits erwähnt, in seiner stratigraphischen Stellung nur muthmasslich bestimmte Devon kennen wir überhaupt nur im metamorphen Zustand und zwar liegen vor: Andalusit-Glimmerfelse, grobkörnige, äusserlich z. Th. ganz gneissähnliche Quarz-Feldspath- sesteine mit Cordierit und Andalusit, Hornfelse und krystallin ge- wordene Grauwacken mit Zwischenbänken von Knotenglimmerschie- fern, Conglomerate, deren Cäment in einen hoch krystallinen Horn- fels umgewandelt ist, sodass das Gestein im Habitus die archäischen Conglomerate von Ober - Mittweida täuschend nachahmt, endlich Quarzite und Quarzitschiefer, sowie Augit-Hornblendeschiefer. Gestatten Sie mir, dass ich von allen diesen Gesteinen die- jenigen etwas genauer zu schildern versuche, welche aus siluri- schen Diabasen und Diabastuffen hervorgegangen sind. Aehnliche Gebilde sind schon von anderwärts her bekannt. Vor Allem weise ich aut die Arbeiten Herrn Prof. Lossen’s?) hin, welcher überhaupt zuerst die Umwandlung von Diabasgesteinen in Horn- blende führende Gesteine durch Granit nachgewiesen hat. In dem Contaetgebiet südöstlich von Dresden treten uns umgewandelte Diabasgesteine in grosser Verbreitung und in sehr verschiedener Ausbildung entgegen. Petrographisch müssen sie als Amphibolite und Amphibolschiefer bezeichnet werden. Hier, wo man die Gre- nesis kennt, ist auch der zuerst von W. Ber6r gebrauchte Aus- druck amphibolitisirte Diabase und Diabastuffe am Platze. !).Vergl. R. Beck u. W. Luzi: „Ueber die Bildung von Graphit bei der Contactmetamorphose.“ Neues Jahrbuch für Mineralogie etc., Akee. 1891, Bd. II, p. 28 fr. °), Vergl. Lossen, Erläuterungen zu Blatt Harzgerode, p. 80, Iullss 260 Die aus Diabas hervorgegängenen besitzen massige Structur. die aus Diabastuffen entstandenen dagegen schieferiges Gefüge. Die massigen Amphibolite zerfallen wiederum in zwei Typen. welche sehr verschiedenes Aussehen besitzen, aber eng zusammen gehören. Der erste besitzt eine gleichmässig körnig - krystalline Structur, der zweite zeichnet sich durch porphyrische Einsprenelinge in einer krystallinen Grundmasse aus. Offenbar sind diese beiden Typen bereits im unveränderten Diabas angelegt gewesen. Die gleichmässig körnig-krystalline Structur besitzt ein schmutzig grünes Gestein. in welchem man als Hauptgemengtheil sofort Hornblende erkennt. Es nehmen ferner an seiner Zusammen- setzung Theil folgende Mineralien: Augit, Plagioklas, Biotit, Titan- eisen, Magnetit. Apatit, Titanit, Rutil. Epidot, Calcit. In Bezug auf die Mikrostructur lässt sich zunächst ein wesentlich aus polygonalen Plagioklaskörnchen bestehender, lichter Gesteinsgrund erkennen, aus welchem die übrigen Gemengtheile, besonders aber die zahl- reichen Nädelchen, Säulchen, mitunter büschelartig aufgefaserten Stengel und grösseren, zu unregelmässigen Aggregaten geschaarten Körner der grünen Hornblende hervortreten. Häufig findet man Fingerzeige, woher diese Hornblende rührt, in dem uralitischen Aufbau einzelner Individuen. Ein unregelmässig umrandeter Kern von Augit wird peripherisch von feinstengeliger grüner Hornblende umgeben. Die Umwandlung beginnt zuweilen auch von Spältchen aus oder es siedeln sich im Innern der Körner von Augit zu- nächst zahlreiche farblose Nädelchen pilitischer Hornblende an. Alle möglichen Uebergänge von noch ganz hornblendefreien in bereits augitfreie Diabase wurden beobachtet. Je weiter man sich vom Granit entfernt, desto mehr trifft man noch unversehr- ten Augit an. Der Plagioklas kommt in diesen Gesteinen gar nicht oder nur ganz vereinzelt in grösseren leistenförmigen Durch- schnitten vor, sondern nur in Gestalt der erwähnten, äusserst teinkörnigen Mosaik und wahrscheinlich mit Quarz gemischt. Vom braunen Glimmer ist bemerkenswerth, dass er in Form von jenen für alle Contactgesteine so charakteristischen. scheibenför- migen Einschlüssen im Plagioklas und in der Hornblende beob- achtet wurde, im übrigen kleine, oft zu Putzen gehäufte Schüpp- chen bildet. Sehr hervorzuheben ist die reichliche Gegenwart von Epidot und Caleit bei der Frage, was aus dem Kalkgehalt von Augit und Labrador geworden sei. Titanit und Rutil sind secundärer Entstehung aus Titaneisen. Apatit ist aufällig selten nachweisbar, wurde übrigens als Einschluss in Hornblende beob- achtet, was ja nicht befremdet. Magnetit ist zuweilen sehr reich- lich beigemengt. | Der porphyrische Typus tritt nur ganz local inmitten des eben beschriebenen auf, bietet aber noch interessantere Structur- ee Selen win ei x 261 formen dar. Hier heben sich aus einer sehr dunkel gefärbten, fast dicht erscheinenden Grundmasse sehr zahlreiche schneeweisse oder glasig farblose Binsprenglinge eines z. Th. schön zwillings- gestreiften Feldspathes und einzelne grössere Hornblendekörner heraus. Die bis 10 mm, ausnahmsweise auch bis 2,5 cm grossen Feldspathtafeln besitzen zuweilen parallele Anordnung. Auch in der wesentlich aus Körnchen und kurzen Säulchen von grüner Hornblende gebildeten Grundmasse gewahrt man zuweilen eine scheinbare Fluidalstructur. Entweder war dieselbe bereits im Diabas durch die Vertheilung der Augite angelegt oder sie ist das Resultat eines während der Contactmetamorphose wirksamen Druckes. Ausser der Hornblende bemerkt man auch hier in der Grundmasse Plagioklaskörnchen, Magnetit, Titaneisen und Epidot, selten Biott. Merkwürdig ist die mikroskopische Structur der Plasioklaseinsprenglinge. Ihre lamellare Verzwillingung nach dem Albitgesetz, zuweilen zugleich nach dem Periklingesetz, tritt scharf hervor. Immer wurden nur ganz geringe Auslöschungsschiefen gemessen, welche für Oligoklas sprechen. Die Feldspathtafeln umschliessen oft Hornblende, Biotit, selten auch Flüssigkeitsein- schlüsse. Viel auffälliger als diese Interpositionen sind jedoch ganze Zonen von polygonal umgrenzten, oft sechseckigen, bis 0,15 mm grossen, z. Th. lamellar verzwillingten Plagioklaskör- nern, welche die grossen Feldspath - Individuen regellos durch- ziehen. Diese Streifen wachsen stellenweise so an, dass die Hauptmasse der grossen Einsprenglinge sich als ein mosaikartiges, kleinkörniges Aggregat dieser Plagioklase darstellt, welches in Folge der regelmässig polygonalen Umrisse der einzelnen Indivi- duen mitunter bienenwabenartig erscheint. Diese kleinen, immer wasserhellen Feldspäthe, welche sich ihrer ganzen Ausbildung nach als Neubildungen während der Contactmetamorphose zu er- kennen geben, gehören nach den geringen Auslöschungsschiefen ebenfalls in die Gruppe der Oligoklase, nicht des Albites, wie bei anderen ähnlichen metamorphen Diabasen. Die grösseren Hornblende-Einsprenglinge verrathen in dieser Gesteinsmodification höchstens dadurch ihre uralitische Natur, dass sie randlich sich in kurze Stengel und Körner auflösen. Augitreste oder auch nur Augitumrisse sind in diesem hoch metamorphen Gestein nicht erhalten geblieben. Bei der Umwandlung der im dortigen Unter- und Obersilur sehr verbreiteten, mit den Diabaslagern eng verknüpften Diabas- tuffe in schieferige Hornblende-Gesteine entstanden fol- gende Varietäten: Aktinolith-Schiefer mit dem normalen mono- klinen Aktinolith, Anthophyllit-Schiefer mit der rhombischsn Form des Strahlsteins, Hornblende-Schiefer mit der gewöhnlichen grünen Hornblende, endlich Augit - Hornblende - Schiefer mit reichlichem Malakolith, letztere jedenfalls aus einem Diabastuff hervorgegan- gen, der mit Lagen von Kalkstein wechsellagerte. Was zunächst die Strahlstein- Schiefer betrifft. so betheiligen sich an ihrer Zusammensetzung: Aktinolith, Plagioklas und Mag- netit, häufig auch Biotit oder ein grüner Glimmer und Epidot. Die oft strahlig angeordneten Säulchen des Aktinolith bilden einen dichten Filz, zwischen welchem ein äusserst feinkörnig- krystalliner Gesteinsgrund von Plagioklas und wohl auch von Quarz hindurchleuchtet. Im manchen Lagen wird der Aktinolith durch die gewöhnliche körnig-stengelige, grüne Hornblende ersetzt. Der Anthophyllit stellt sich nur selten ein, herrscht aber dann ausschliesslich. Er bildet farblose bis schwach gelb-grüne, der Endflächen entbehrende Nädelchen, die zu Büscheln oder radial- strahligen Aggregaten geschaart sind. Ausnahmsweise liegen auch grössere, quer gegliederte Säulchen- eingestreut, die sich an ihren Enden oft in Nadelbüschel auflösen. Die Anthophyllit - Prismen besitzen spitz-rhombische Querschnitte, deutliche Hornblende-Spalt- barkeit, gerade Auslöschung, in dickeren Schnitten schwachen Dichroismus und ziemlich lebhafte Interferenzfarben. An zahl- reichen guten Querschnitten wurden als Umgrenzungsflächen oo P und oP& bemerkt, ferner giebt sich an solchen im polarisirten Licht eine lamellare Verzwillingung nach & P& durch buntfarbige Streifung zu erkennen. Das Mineral besitzt hohen Magnesia- und Kalkgehalt und zersetzt sich beim Verwittern in eine feinfaserige Substanz. Es gleicht somit dem von SAuER!) beschriebenen Anthophyllit. An der Zusammensetzung der oft schön gebänderten Augit- Hornblende-Schiefer betheiligen sich ausser einem farblosen bis lichtgrünen Malakolith noch Hornblende, die hier selten strahl- steinartig, sondern in kurzen Säulchen und Körnchen auftritt, ferner Plagioklas, Granat, Biotit, Titanit, Apatit, Magnetit und Titaneisen. — Für die Annahme, dass die eben beschriebenen Hornblende- Gesteine wirklich aus Diabasen und Diabastuffen hervorgegangen sind und zwar lediglich unter dem Einfluss der Contactmetamor- phismus sprechen folgende Gründe: 1. Die theilweise Erhaltung der Diabasstructur und von Resten diabasischen Augites. 2. Das ausschliessliche Auftreten in einer auch in anderer Beziehung als contactmetamorphisch gekennzeichneten Zone !) SAUER, Erläuterungen zu Section Meissen, p. 48. 263 neben Knotenschiefern, Andalusit-Glimmerfelsen und Horn- telsen. 3. Das Vorhandensein unveränderter Diabase und Diabastuffe im nicht contactmetamorphischen Silur der dortigen Ge- gend und das Fehlen derselben in der Contactzone. Im Gesensatz zur Dynamometamorphose diabasischer Gesteine ist bei der Contactmetamorphose derselben, ganz abgesehen von der Nähe des Granites, besonders auch die Verbreitung der End- producte in breiten und ausgedehnten, zusammenhängenden Zonen, nicht aber in anscheinend regellos zerstreuten Gruppen, ferner das gänzliche Fehlen des Ühlorits und der Mangel jeglicher Ka- taklasstructur zu betonen. Mit den z. B. durch L. Mitch vom Taunus beschriebenen Erscheinungen hat die eben geschilderte Metamorphose in genetischer Beziehung nichts gemein. Besser noch als nach der Beschreibung und am einzelnen Handstück oder Schliff lassen sich diese Verhältnisse im Felde prüfen. Es würde mir ein grosses Vergnügen sein, Interessenten bei Gelegenheit unserer nächsten allgemeinen Versammlung in Frei- berg durch das Contactgebiet südöstlich von Dresden zu führen. * Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. w. 0. BEYRIcCH. HAUCHECORNE. SCHEIBR. 2. Protokoll der Februar - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 4. Februar 189. Vorsitzender: Herr BEYRICH. Das Protokoll der Januar - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr stud. A. Tornauıst aus Hamburg-Eggendorf, z. Z. in Göttingen, vorgeschlagen durch die Herren v. K&nen, Lie- BiscH und BEHRENDSEN. Der Vorsitzende leste die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr E. ZIMMERMANN sprach über einige neue Beobach- tungen, die er in stratigraphischer und tektonischer Beziehung an der Trias am Nordfuss des mittleren Thüringer Wal- 264 des bei Gelegenheit der Aufnahme der Blätter Plaue und Stadtilm gemacht hat. Er hob zuerst besonders die vermittelnde Stellung hervor, die der Muschelkalk dieser Blätter, wie geographisch, so auch, ganz besonders in seinem untersten Theile, petrographisch zwi- schen demjenigen von Jena und dem von Meiningen-Eisfeld jen- seits des Thüringer Waldes einnimmt. Die Myophorien-Bänke mit Modtola hirudinıformas (Coelestin-Schichten oder unterste ebene Kalkschiefer E. E. Sczmip’s). die darüber folgenden. bei Meinin- gen durchaus. bei Plaue noch andeutungsweise rothen Mergel und Letten, endlich die gelben Kalke an der Grenze gegen den eigent- lichen Wellenkalk wurden besonders besprochen. Auch höhere Wellenkalk-Schichten, nämlich die „Oolithbank“* und die an Echi- nodermen-Resten, Hennites comtus u.s. w. reiche Bank mit Spz- riferina hirsuta zeigen zwischen Plaue und Meiningen fast mehr Uebereinstimmung als zwischen Plaue und Jena. Was die Tektonik betrisft. so ziehen parallel dem durch das Zechsteinband gekennzeichneten Nordrand des Thüringer Waldes mehrere Zonen hin, abwechselnd breitere und schmälere, von denen erstere sich durch fast ungestörten, höchstens in flache Falten gelegten, von Verwerfungen kaum unterbrochenen Schichtverlauf auszeichnen, während in den schmäleren starke Schichtbiegungen und zahlreiche Verwerfungen zu finden sind. Die eine dieser Störungszonen, die längste von allen, liegt in der geraden Fort- setzung des das paläozoische Schiefergebirge zwischen Saalfeld und Blankenburg gegen die Trias abgrenzenden, bald als Flexur, bald als Bruchzone ausgebildeten Gebirgsrandes. Durch das Bunt- sandsteinGebiet zwischen- Blankenburg und Paulinzella, in welchem sich wegen schlechter Aufschlüsse Störungen nicht genügend nach- weisen lassen, von dem Nordende jenes Gebirges getrennt, wird die genannte Störungszone deutlich nordwestlich von Paulinzella, zieht über Hengelbach. Griesheim, südlich von Stadtilm vorbei, dann über Willingen, Behringen und Dannheim nach Arnstadt und setzt über die Wachsenburg und den Seeberg nach Gotha und noch weiterhin nach NW fort. In der südöstlichen Verlän- gerung der durch den Blankenburg - Saaltelder Gebirgsrand gege- benen Richtung setzen noch sehr weithin Gänge eines als Meso- diabas bezeichneten Eruptivgesteins auf. Wenn diese Gänge in der That mesoplutonisch sind und man die Lage derselben, sowie des genannten Gebirgsrandes und der Paulinzella-Arnstadt-Gothaer Störungszone auf derselben grossen Linie nicht als ganz zufällig betrachtet, so kann man wohl zu dem Schluss kommen, dass diejenige carbonische Schichtenfaltung und -spaltung, welche jenem Eruptivgestein die Bahn wies, auch die Prädisposition schuf zu 265 der — wohl in der Tertiärzeit erfolgten — Bildung des Saal- feld - Blankenburger Gebirgsrandes und unserer Triasstörungszone gerade an ihrer dermaligen Stelle. Was die Störungszone nun im Einzelnen betrifft, so sind in derselben, wenigstens auf den Blättern Stadtilm und Plaue, die Verwerfungsspalten im Allgemeinen parallel von SO nach NW gerichtet (Diagonal- und Bogentrümer fehlen zwar nicht, sind aber mehr untergeordnet), der Schichtenverlauf aber hat häufig ein anderes Streichen, und zwischen zwei Verwerfungen treten oft verschiedene Längs-, Schräg- und Quermulden und Sättel auf. -—— Einer dieser Sättel, diesmal parallel den Hauptspalten strei- chend, ist besonders interessant; er befindet sich südöstlich von Hammersfeld. Auf eine längere Strecke ist der Sattel ganz normal: an den Kern von Unterem Wellerkalk schliessen sich symmetrisch der Reihe nach die übrigen Muschelkalk - Schichten an bis hinauf zu den Nodosen-Schichten. Weiter nach Hammers- feld zu bildet Mittlerer Muschelkalk den Sattelkern:; aber mitten darin, rings von dieser Formation umgeben, taucht auf einem kleinen Gebiet von 650 m Längs- und 175 m Querdurchmesser urplötzlich Mittlerer Buntsandstein auf, rings von Verwerfungen umerenzt! Er macht sich durch eine flache Oberflächen-Einsen- kung bemerklich; Aufschlüsse von Anstehendem existiren leider nicht (vielleicht schafft die neue Bahnlinie Arnstadt - Saalfeld solche), aber in dem lockeren Sandboden liegen zahlreiche und grosse Sandsteinstücke, an denen man eine sichere Diagnose stellen kann. Soll man diese Sandsteinlinse im Mittleren Muschelkalk als stehen gebliebenen Horst ansehen, um den rings alles gesunken ist? oder legen nicht vielleicht die geringen Abmessungen der Linse den Gedanken nahe, dass hier in einer relativ stehen gebliebenen Umgebung eine emporgepresste Scholle vorliege? Eine zweite interessante Erscheinung in derselben Störungs- zone ist das absonderliche Auftreten von Röth an mehreren Stellen in der Nordost-Ecke von Blatt Plaue. Die Störungszone ist dort in der Diluvialzeit einmal auf eine grössere Erstreckung hin, ihrer Länge nach, von der Gera durchflossen und zu einem breiten - Thale ausgetieft worden (viele Schotterterrassen mit —- ihrem Ursprungsort nach sicher bestimmbaren — Thüringerwald - Ge- steinen’ legen davon Zeugniss ab). während sie vom jetzigen Gera- laufe (bei Arnstadt) fast rechtwinkelig gequert wird. Steigt man von dem südwestlichen hohen. von Wellenkalk gebildeten Thal- rande in das alte Gerathal hinab, so gelangt man in immer jüngere Schichten, bis in den Mittleren Keuper, und zwar bald ohne merkliche Schichtenstörung. bald über eine Verwerfung, welche den Unteren Wellenkalk neben den schon überschrittenen 266 Mittleren Muschelkalk oder, wieder an anderer Stelle, den letz- teren sogleich an den eben erst gekreuzten Zerebratula - Kalk bringt. In dieser Verwerfung nun oder auch in ihrer Verlänge- rung, wo mit der Schichtenzerreissung nicht eben mehr eine be- merkbare Schichtenverschiebung verbunden ist, tritt — absonder- licher Weise immer mindestens auf einer Seite an Mittleren Muschelkalk erenzend — an vier hinter einander liegenden, 225 bis 500 m langen, aber nur 15 — 75 m breiten, also gangartig aussehenden Zügen Röth auf, welches sich durch rothe und blaue Letten, sowie durch Sandsteine mit Myophorra costata und Stein- salz - Pseudomorphosen charakterisirt. Streng der Diagnose des Begriffes „Horst“ folgend. müsste man diese zwischen jüngeren Schichten auftretenden Züge von Röth ebenfalls als Horste be- zeichnen. Bei der ganz minimalen Querausdehnung derselben aber, sowie bei der Plasticität der Röthgesteine wird man hier gewiss nicht an stehen gebliebene Massen denken, wie es in dem oben besprochenen Falle von Mittlerem Buntsandstein allenfalls noch möglich war, sondern die einfachere Erklärung der Erschei- nung ist hier die, dass der Röth in Spalten emporgepresst ist. Aufschlüsse, welche die Schichtenlage des Röth erkennen liessen, giebt es leider nicht; der beste Aufschluss ist noch der an der „Schenne* bei Dannheim, wo aber auch nur thonig - bröckelige Zersetzung des Anstehenden zu sehen ist. Die Schenne ist — nebenbei bemerkt — eine durch die vom Röth gebildete unter- irdische, wasserstauende Mauer bedingte Quelle, welche in der Regel vertrocknet ist, nach lang anhaltenden Regengüssen oder starker Schneeschmelze aber plötzlich — nach Aussage der dor- tigen Bauern alle sieben Jahre ——- mit gewaltigem Getöse her- vorbricht, um nach kurzer Zeit wieder zu versiegen. Vortragen- der hat diesen Vorgang leider nicht selbst beobachten können. Es war oben von mehreren Störungszonen gesprochen wor- den. Diese anderen sind viel weniger lang, aber auch viel weniger complicirt als die besprochene von Arnstadt-Gotha. Die nächst gelegene Zone entfällt auf die Blätter Saalfeld, Remda und Stadtilm; sie beginnt am Saalfelder Kulm, überschreitet bei Volkstedt die Saale und zieht südlich von Remda vorbei nach Döllstedt, wo sie allmählich verschwindet. Diese Zone ist be- grenzt von zwei parallelen Randspalten ; diese werden durch meh- rere schräg dazu verlaufende Spalten von unbedeutender Sprung- höhe mit einander verbunden; im Südosten und Nordwesten lösen sich die Randspalten in mehrere parallele Spalten mit geringerer Sprunghöhe auf; unter noch weiterer Verringerung der letzteren hört der Charakter der Störungszone auf. — Die dritte Stö- rungszone entfällt fast ganz auf Blatt Remda, ein kleiner Theil 267 noch auf Blatt Osthausen. Sie ist der vorigen ähnlich durch die Ausbildung zweier paralleler Randspalten und mehrerer, diese verbindender Diagonalspalten. Sie lässt sich aus der Gegend von Rudolstadt, nördlich an Remda vorbei über Dienstedt und die Im hinweg bis nach Elchleben verfolgen. Ihre genaue Auf- nahme wie auch die des grössten Theils der vorigen Zone ist dem Herrn Professor v. Frırsch in Halle zu verdanken. Herr KOosMANN behandelte die Frage des Unterschiedes zwischen sogen. Constitutions- und Krystallwasser in nach- stehendem Vortrage. Die in unseren Lehrbüchern der Mineralogie und Mineral- chemie niedergelesten Ansichten über die Constitution der wasser- haltigen Mineralien und Salze veranlassen mich zu einigen Be- merkungen über die Stellung des in diesen Mineralien erhaltenen Hydratwassers und über die molekulare Zusammensetzung dieser Verbindungen. Nach der geltenden Lehre wird ein principieller Unterschied zwischen sogen. Constitutions- und Krystallwasser durch die Beschaifenheit des Hydratwassers als gegeben erachtet. Noch immer auf der von Gramam gegebenen Definition fussend, wird als Constitutionswasser dasjenige Wasser bezeichnet, welches aus einer Atomverbindung erst bei höherer Temperatur entweicht; als Krystallwasser dagegen dasjenige Wasser, welches schon unter 100° oder auch bei einer etwas über 100° gelegenen Tempe- ratur entweicht und welches auch nach seiner Austreibung von der wasserfrei gewordenen Verbindung wieder aufgenommen wer- den kann. Wie hoch die Temperatur zu greifen ist, um das bei derselben entweichende Wasser als Krystallwasser betrachten zu können, darüber herrscht bei den Gelehrten völlige Unsicherheit und ebenso viel Willkür. Dem gegenüber habe ich seit 1356 die andere Ansicht auf- gestellt, dass überhaupt eine derartige Unterscheidung zwischen Constitutions- und Krystallwasser, welcher sich auf die äusser- lichen Merkmale der Temperatur-Unterschiede gründe, nicht und namentlich nicht in dem Sinne gemacht werden dürfe, als gehöre das Krystallwasser überhaupt nicht zur Constitution des betref- fenden Körpers. Ich möchte daher von vorn herein feststellen, dass es nur eine Art der chemischen Bindung für die einer chemischen Verbindung eingefüsten Wassermoleküle giebt und dass in der Stellung der verschiedenen Wassermoleküle einer Verbindung höchstens ein gradueller Unterschied gemacht wer- den kann hinsichtlich des Grades der chemischen Energie, durch welche die Innigkeit und Beständigkeit der erzeugten wasserhal- tigen Verbindung, sowie das Volumen der aufgenommenen Wasser- moleküle bedingt ist. Nach dieser Ansicht giebt es nur eine Art von Hydratwasser, nämlich Constitutionswasser, da eben jedes aufgenommene Molekül Wasser zur Constitution der betreffenden Verbindung gehört und letztere nothwendig verändert oder zer- fallen muss, sobald eines dieser Wassermoleküle aus dem mole- kularen Gefüge der Verbindung fortgenommen wird. Die Vertreter der herrschenden Lehre bekunden, dass sie völlig in Unkenntniss sind über die Gesetze und Bedingungen, nach welchen überhaupt die Wasseraufnahme in den chemischen Verbindungen, insbesondere in den Mineralien, erfolgt, sowie über die Vorgänge und den Verlauf dieser Wasseraufnahme. Das ersieht man schon daraus. dass in allen den bisherigen Veröf- fentlichungen über diesen Gegenstand nie mit einem Worte der thermochemischen Grundlehren, sowie der thermochemi- schen Verhältnisse in den Mineralien gedacht wird, Gesetze, ohne welche eine Erörterung chemischer Verwandtschaftslehre überhaupt gar nicht deukbar ist. Wenn wir auf die Ergebnisse der so hochwichtigen Unter- suchungen. welche den Ruhm eines BERTRELOT, Tuomsen, FAvRE und SILBERMANN u. A. bilden, eingehen, so finden wir vor Allem, dass wir die wasserhaltigen Minerale nicht nach den Erschei- nungen zu beurtheilen haben, welche sie uns äusserlich bei der Erwärmung bieten. namentlich wenn uns der Zusammenhang dieser Erscheinung nicht klar ist, sondern dass wir das Wesen der Wasseraufnahme selbst zu berücksichtigen haben. Der Vorgang dieser Wasseraufnahme wird am besten ge- kennzeichnet als eine Verbrennung unter Wasser, mithin als eine Oxydation unter Mitwirkung von Wasserstoff. Bei dieser Oxyda- tion verbinden sich die Körper nicht mit Sauerstoff allein, son- dern mit der Wasserstoffverbindung desselben, mit Hydroxyl. Dieses Hydroxyl ist ein Bestandtheil des Wassers H>sO und zwar des chemischen erregten Wassers in seiner Constitution H—OH, und damit ist nun bereits zweierlei über den Vorgang der Hydra- tisation gesagt! 1. dass die Aufnahme von Wasser oder der Eintritt des Wassers in einen anderen chemischen Körper die chemische Erregung des Wassers zur Voraussetzung hat. und 2. dass das Wasser der betreffenden Verbindung nicht als solches, sondern nur in der Form von Hydroxyl sich einfüst. Damit ist nun sofort weiter ausgesprochen. dass die Schreibweise des For- melausdrucks der Hydratverbindungen eine ganz bestimmte zu sein hat und dass es, selbst wenn es sich um sogen. basisches Wasser handelt, es für unsere Anschauung nicht gleichgültig sein kann. ob wir z. B. schreiben: HKO oder KOH, wobei der Deut- 269 lichkeit der Zusammengehörigkeit wegen die Hydroxylgruppe in Klammern gesetzt wird, also K(OH). Die Kraftäusserung nun, mit welcher die Wasseraufnahme erfolgt und durch welche auch das Festhalten des Wassers in der neuen Verbindung bedingt ist, richtet sich nach der chemi- schen Energie des Wasser aufnehmenden Körpers und kenn- zeichnet sich durch die bei der Wasseraufnahme vor sich ge- hende Wärmeentwicklung und die daraus sich ergebende Wärme- tönung der erzeugten hydratischen Verbindung. Was nun die chemische Energie für die einzelnen Elemente oder deren Ver- bindungen hinsichtlich deren Fähigkeit, Wasser aufzunehmen und sebunden zu halten, also der Beständigkeit der Hydrate sagen will, das giebt sich in übersichtlicher Weise aus dem periodischen System der Elemente an die Hand. Das Gesetz der chemischen Affinität lautet: Je kleiner das Atomgewicht und das Molekül, desto grösser die chemische Energie. Die grössere chemische Energie heisst aber nichts anderes als höhere chemische Reactions- fähigkeit, durch welche die Leichtigkeit des Zusammentretens des betreffenden Elements mit Wasser gegeben ist, und in ihrem Ge- folge steht die Wärmetönung der erzeugten Verbindung, durch welche die Beständigkeit des erzeugten Hydrats sich bekundet. Die Wärmetönung wird ausgedrückt durch die Summe von Wärme- einheiten, welche die Messung der Wärmeentwicklung ergiebt. Sofern nun die Wasseraufnahme in einer Einfügung von Hydroxylmolekülen oder Gruppen derselben besteht, so ist die- selbe nothwendig mit einer Entwicklung von Wasserstoff verbun- den, indem das chemisch erregte Wasser H— OH sich in seine Componenten zersetzt. In der That erfolet z. B. durch Kalium die Zersetzung des Wassers in der heftigsten Weise, indem Wasserstoff entweicht und Kalihydrat entsteht; ähnlich durch Na- trium; aber auch durch metallisches Zink in der Form von Zink- staub wird Wasser, nur sehr viel langsamer, unter Bildung von Zinkhydroxyd zersetzt und die entweichenden Blasen entzünden sich unter Verpuffen an einer darüber gehaltenen Flamme. In gleicher Weise nehmen auch die Oxyde dieser Metalle, namentlich die sog. caustischen, Wasser unter grosser Wärmeentwicklung auf; da hier die aufnehmende Verbindung aber bereits ein Oxyd ist, so tritt kein freier Wasserstoff mehr aus, sondern derselbe ver- bindet sich mit dem Sauerstoff der Base zu Wasser. Die Er- scheinungen sind die analogen für Kalium-. Natrium-, Calcium- oder Magnesiumoxyd; auch stark geglühte Thonerde hydratisirt sich. Wir haben daher, in Formeln ausgedrückt: 0 K+RO=K + H-0OH = K(ÖH + H Zn + 2H50 = Zn + 2 (H--OH) = Zun(OH) + 2H, KO + HO = KO + 2(H—OH) = 2K(OH) + H30, CaO + H0 = Ca0 + 2 (H—0H) = Ca(OH) + H0. Nun sehen wir, dass die Wärmeentwicklung bei der Reaction von Ka, Ö, Hs0 139640 c beträgt, dagegen von Ca(OH)e 146470 c und von Ou(OH)e 37520 c. Da aber die Wärmeentwicklung von K>,,0.,97100, e,..von,.0a,.0.130930,.c,: von, 0u.,0 Zr tor trägt, so erhält man für die Verbindungen K>(OH)> Ca(OH)s Cu(OH)s 139640 146470 81520 ENLIDE 130930 31160 =2,425409,,csen=eh 3540 ea 3 als die entsprechende Wärmetönung der Hydroxyde. Gemäss diesen Wärmetönungen sehen wir nun, dass aus dem Kalium- hydroxyd das Wasser selbst nicht bei Rothgluht zum Entweichen gebracht werden kann, sondern dass das Kali mit dem Wasser unzersetzt verdampit; dass dagegen das Calciumhydroxyd auch erst bei Rothgluth sein Wasser verliert, während das Kupfer- hydroxyd schon durch kochendes Wasser entwässert und in schwarzes Kupferoxyd übergeführt wird. Ist nun, frage ich, an- gesichts dieses Verhaltens das Wasser im Kupferhydroxyd we- niger Constitutionswasser als im Kalihydrat?? Hat man es etwa im ersteren Hydrat mit Krystallwasser zu thun, da alle 53 Hy- droxyde doch Hydrate von derselben molekularen Zusammen- setzung sind? Schon aus diesen Beispielen geht hervor, dass die Tempe- ratur des siedenden Wassers nichts zu thun hat mit der Art der chemischen Bindung des Hydratwassers und dass dieselbe kein Kriterium abzugeben vermag für die molekulare Stellung, welche das Hydratwasser zu der die chemische Energie der Wasserauf- nahme bedingenden Base einnimmt. Sehen wir aber, welches der Verlauf der Hydratisation ist, wenn mehr Wassermoleküle als eins aufgenommen werden. Zu- nächst bei den einfachen Verbindungen. Sowohl die Basen als Säuren bildenden Elemente liefern derartige Hydrate. Nehmen wir zunächst die Hydrate, welche starke Basen bil- den, wie Kali-, Natronhydrat und Ammoniak, so haben dieselben die Eigenschaft, andere Hydrate aufzulösen, wie z. B. Zinkhydroxyd; es bildet sich die Verbindung al: . Denke man sich in dieser Verbindung das Molekül Zn durch das Molekül H> er- 271 ı setzt, so erhält man die Verbindung H>sR>z(OH)ı.. Treten zu dieser Verbindung fernere 2 Mol. Wasser —= 2 (H— OH), so entsteht die Verbindung HıKs(ÖH)s. Diese Verbindung, in den Lehrbüchern als KOH + 2HsO0 bezeichnet, das Kaliumpenthy- droxyd, krystallisirt aus concentrirter Kalilauge bei niedriger Tem- peratur aus und hat BertHeLor die Lösungswärme desselben in Wasser zu — 30 e bestimmt. Diese Lösungswärme besagt, dass die Verbindung nur in niederer Temperatur bestehen kann und dass eine geringe Erwärmung schon hinreicht, dieselbe zu zer- setzen. In ganz analoger Weise bildet sich aus concentrirter Natronlauge das Hydrat NaOH + 3!/ HsO bei 0°, im Doppel- molekül nach obiger Darstellung = HNa2(OH)s, Krystalle, welche bei 6° schmelzen. Unter den sesquioxydischen Basen bietet sich als Beispiel die Thonerde Al»O3 dar. Es bildet sich das 1. Hydrat AbO3 + H2O = Ala032. (OH)e, der Diaspor, 2. Hydrat AO; + 2Hs0 = AlbO .(OH)ı, der Bauxit, o. Hydrat Ab0; + 5 Hs0 = Al(OH)e, der Hydrarsillit. Die Wärmeentwicklung des Oxyds Als, O3 ist nun = 391600 ce. diejenige des Hydroxyds Al, O3. 3Hs0. . .= 388800 e, mithin ist die Wärmetönung des Hydroxyds AlbO3, 3 H30 — 1.2800 e. Für die Wärmetönung der Hydroxyde Al»03(OH)e und AlO(OH)ı sind keine Bestimmungen gemacht. Jedenfalls giebt der Minuswerth der Wärmetönung des Hydrargillits — man hat zu bedenken, dass in der Verbindung Als(OH); das Wasser durch 6 Valenzen gebunden ist -—— ein Anzeichen dafür, dass aus der Verbindung 2 Mol. Wasser schon bei einer Temperatur von 200° austreten, während das 3. Mol. Hs0 erst durch Erhitzen bei über 450° austritt, indem die Wärmetönung des Hydroxyds Als0>(OH)>2 eine wesentlich höhere sein muss. Gehören nun in dem Hydroxyd Als(OH)s die 2 bei 200° austretenden Moleküle Wasser weniger zur Constitution desselben als das eine Mol. H>0 in dem Hydroxyd AleOs . (OH) zur Constitution des letz- teren? Oder sind etwa, wie dies nach der bisherigen Aufiassung geschehen, die 2 Mol. Wasser im Hydrargillit als Krystallwasser anzusehen? Denn in dem Hydrarsillit sind für dessen molekulare Constitution die 3 Mol. Wasser doch von gleicher Werthigkeit. In dem Verhalten der so aus der allmähligen Hydratisation des Thonerdeanhydrids hervorgehenden Hydrate ist zugleich fest- zustellen, dass 212 das Hydrat Als0>2(OH)a eine zweiwerthige Verbindung, hs AlO(OH)ı eine vierwerthige R " Als(OH); eine sechswerthige e ist, welchen die anhydrischen Basen A032 .O. AO. O2 u. AbO3 entsprechen. Auch P. GrorH ist zu der Aufstellung der Thon- erdegruppen (AlO)e u. Al(AlO) als zwei- bezw. vierwerthiger Basen gelangt, um die molekulare Constitution gewisser Verbindungen erklären zu können; hier liegt die Ableitung dieser Gruppen vor, weiche aus den verschiedenen Stufen der Wasseraufnahme ent- stehen. Dies ist ein weiterer Grund, welcher für die Beschaffen- heit des einen wie der sämmtlichen Moleküle Hydratwasser als Constitutionswasser spricht. In der Reihe der Säureanhydride bilden sich folgende Hydrate: 1. Schwefelsäure SOs. Dieselbe bildet Monohydrat SO3s + HsO0 = S03(OH)s, Siedepunkt bei 290°, Dihydrat . SOs + 20 — SO(OHla, „ne Da Trihydrat . SO3 + 3 H20 = S(OH)s > 5,195 Bei der Mischung von Schwefelsäure mit Wasser findet eine Contraction des Gemisches statt, deren Maximum dem Hydrate S(OH)s entspricht. Wir sehen demnach, dass jedem Hydrate im Zusammenhang mit der Anzahl von hinzutretenden Molekülen Wasser ein bestimmter Siedepunkt entspricht. Zugleich ändert sich auch die Sättigungsfähigkeit der Säure: das Monohydrat oder die normale Schwefelsäure ist eine einbasische Säure, das Di- hydrat eine zweibasische, das Trihydrat eine dreibasische Säure. Ganz in gleicher Weise entstehen die Hydrate aus dem Phosphorsäureanhydrid P2035: Ps0; + HsO = Ps04(OH)e Metaphosphorsäure, 1 basisch. Ps0; + 2Hs0 = P203;3(OH)ı Paraphosphorsäure, 2 basisch, Ps0; + 3 Hs0 = Ps0s(OH);s Orthophosphorsäure, 3 basisch, P2z05 + 4H>20 —= Ps0(OH)s Tetraphosphorsäure, 4 basisch. Letztere hat man erst aus der Constitution der Schlacken vom Thomasprocess kennen gelernt. Wir dürfen daher nicht Anstand nehmen — und ich glaube auch deren Salze nachweisen zu können —- vorauszusetzen, dass es auch das Hydrat P20; + 5 Hs0 — Ps(ÖH)ıo Pentaphosphorsäure, 5 basisch giebt. Es ist also auch an diesen Hydraten zu ersehen. dass die Wasseraufnahme Molekül für Molekül vor sich geht, dass aber die 275 Werthiekeiten der in fortschreitender Wasseraufnahme befindlichen Säurestufen und damit die Sättigungsfähigkeit des höheren Hydrats sich ändern; der erweiterten Wasseraufnahme entspricht eine ander- weitige molekulare Constitution des betreffenden höheren Hydrats im Vergleich zu den voraufgehenden, aber man wird nicht in Abrede stellen können, dass auch in diesen höheren Hydratisa- tionsstufen sämmtliche Wassermoleküle zur Constitution der Ver- bindung gehören. Es bleibt nun zu untersuchen, wie sich die aus Basen und Säuren zusammengesetzten Verbindungen, die Salze, in Bezug auf die Aufnahme und Bindung des Hydratwassers verhalten. Wie bilden sich deren Hydrate? Da, wie gezeigt, die einfachen Ver- bindungen Hydrate von bestimmter molekularer Zusammensetzung bilden, so ist nichts einfacher, als dass bei der Bildung hydra- tischer Salze die einfachen Hydrate zusammentreten; z. B. also: Ca(OH)e + SO2(OH)e —= CaSO2(OH)s. nach der alten Formel CaS0O4 + 2Hs0 = Gyps. Bei diesem Zusammentreten von Hy- draten können in Bezug auf die Bindung von Hydratwasser 3 Fälle unterschieden werden: 1. Es treten durch das Zusammentreten von Base und Säure Wärmemengen aus, sodass in dem erzeugten Salz die Bindung der Wassermoleküle eine geringere ist, als sie es für sich in den einzelnen Hydraten war, z. B. im Gyps; denn es ist die Wärme- tönung von 0a0. Hs0 — 15540 ce, von SOs, HO —= 21320. c; dagegen die Wärmeentwicklung von Ca(OH)e, H3S04 = 52280 ec, diejenige von CaSO4, 2 HsO aber nur = 4740 ec. 2. Es entsteht durch die Verbindung von Base und Säure eine Verbindung höherer Wärmeverbindung und erfährt hierdurch das Hydratwasser eine festere Bindung; hierfür bietet ein Beispiel der Dioptas. 3. Es werden durch das Zusammentreten von Basen und Säuren neue Wärmemengen erzeugt der Art, dass in Folge der chemischen Erregung eine weitere Wasseraufnahme stattfindet; hierher gehören alle hoch wasserhaltigen Salze, die sauer reagi- renden Sulfate (Vitriole), Phosphate, Chloride u. s. w. Wenn es sich daher zeigt, das z. B. das Wasser des Gypses nur durch eine verhältnissmässige geringe Wärmetönung in seiner Stellung festgehalten wird. sodass dasselbe schon bei einer mäs- sigen Temperatur ausgetrieben werden kann, so wird hierdurch an seiner Eigenschaft als Constitutionswasser nichts geändert. Es ist selbstverständlich, dass, wenn dieses Wasser durch Wärme- zufuhr ausgetrieben wird. das zurückbleibende Anhydrid eine cau- stische Verbindung darstellt von der Wärmetönung 52280 --4740 — 41540 c. welche demnach bei Befeuchtung mit Wasser das- Zeitschr. d. D. geol. Ges, XLIH. 1. 18 274 Gr ee + selbe mit grösster Begier aufnimmt, um in die vorige Constitu- tion zurück zu gelangen; kann dieser Vorgang ein Kriterium dafür sein, das Wasser des Gypses als Krystallwasser zu er- achten? Bei der Erzeugung höher hydratisirter Salze, wie sie entstehen z. B. durch Lösung von Eisen oder Zink in Schwefel- säure, von Magnesium in Salzsäure, wird eine solche chemische Energie entwickelt, dass die für sich nicht höher hydratisations- fähigen Oxyde in höhere Hydrate übergeführt werden. Es treten zunächst basische und saure Hydrate von gleicher Hydratisations- stufe zusammen. während unter Einwirkung der Säure die Hydra- tisation des basischen Bestandtheils noch weiter vorschreitet. Wir lernen hier u. a. die zwei- und dreibasischen Salze der Schwefel- säure kennen; zunächst die Vitriole z. B. Eisenvitriol FeS04 + 7 H30 = HuıFe(OH)s SO(OH)ı als zwei- basisches Salz; oder Glaubersalz NaS04 + 10 Hs0 = H;Na(OH); S(OH)s als drei- basisches Salz; oder Bischofit MgCl + 6 Hz0 — HıMs(OH)., (HOl)2. Sieht man darauf. dass für die Base und die Säure die gleiche Hydratisationsstufe eingehalten wird, so erhält der Eisenvitriol die Formel Hs Fe(OH)ı SO(OH)« | H>2 — (OH)s das Glaubersalz „ \ Hı Na(OH)e S(OH)e | Hs —(OH)> der Bischofit n 5 Mg (OH)a (HCl)a | Hı -——-(OH)ı Aus diesen Formeln ist zu ersehen, dass in den betreffen- den Salzen 2 bezw. 4 Mol. Wasser sich in lockerer Stellung innerhalb des molekularen Aufbaues befinden. und diese Moleküle sind es, welche zuerst der Einwirkung einer Wärmezufuhr in der Art unterliegen, dass das Salz in dem austretenden Wasser schmilzt; es sind die Moleküle des sogen. Krystallwassers. Sie gehören aber nicht minder zur Constitution des Krystalls, denn ihr Eintritt ist durch bestimmte Lösungswärme des Salzes be- dingt, welche in diesem Falle zu bedeutenden Minuscalorieen hinabgeht; denn es ist die Lösungswärme z. B. von MgSOı, 7H>0 FeS04, 7H>0 ZnSO4, 7Hs0 — 9330086 — SM) € —_ 20078 dagegen diejenige von CuS04, 5H50 = — 2750 ce. 275 Hier wird uns eine bestimmte Erklärung darüber, weshalb der Kupfervitriol mit 5 Mol. HsO0 krystallisirt und nicht mit 7H>s0; nämlich weil das Kupfer bei seiner niederen Wärme- tönung einer höheren Hydratisation nicht fähig ist. Der Kupfer- vitriol hat die Formel Hs Öu(OH)ıS(OH).. Da nun diese in lockerer Verbindung mit dem gleichmässig gesättigten Hydrat stehenden Wassermoleküle gleichsam einen Ueberschuss, einen Rest gegen die in festerer Bindung stehenden Hydratwasser-Moleküle bilden, so charakterisire ich dieselben als Restwasser. Immerhin ist dieses Restwasser von ganz erheb- licher Bedeutung für die molekulare Constitution der Salze; 1. wie ich dies neulich nachgewiesen habe für die Bildung der sogen. basischen Salze, und 2. für die Entstehung der Doppelsalze. Die Doppelvitriole bilden hierfür ein ausgezeichnetes Beispiel: H; Me(OH)« S(OH); H> — (OH); so ist ersichtlich. wie in dem Restwasser das Mol. Hs durch eine andere Base, z. B. Ka oder (NHı)>s vertreten werden kann. Indem das Hydrat Ka(OH)e durch Schwefelsäure gesättigt wird, entsteht ... H»Ms(OH), S(OH): h i i der Doppelvitriol | und ergiebt sich hier aber- K:(OH) SO; mals eine Erklärung, weshalb alle diese Doppelvitriole mit 6 Mol. H>0 krystallisiren. Nun hat bezüglich der Vitriole TscHerMmAK die Entdeckung gemacht, dass 1 Mol. Wasser erst bei höherer Temperatur aus- getrieben wird; danach wäre also in den Vitriolen Constititutions- und Krystallwasser; auch an den Zeolithen wird als deren be- merkenswerthe Eigenschaft bezeichnet, dass sie Constitutions- und Krystallwasser enthalten. Es bleibt zu zeigen, was es mit dieser gleichzeitigen Existenz beider Arten von Wasser für eine Be- wandtniss hat. Es ist schon oben gezeigt, dass die Aufnahme mehrerer Mol. Wasser in der Art vor sich geht, dass ein Mol. Wasser nach dem andern in die betreffende Verbindung eintritt und dass dem Eintritt eines jeden Mol. Wassers eine bestimmte Wärme- entwicklung entspricht, womit zugleich die Werthigkeit des neuen Hydrats wächst. Die Reihenfolge dieser so sich folgenden Wärme- tönungen in der fortschreitenden Hydratisation ist nun schon seit lange durch die ausgezeichneten Untersuchungen THuomsens an einer Reihe von Salzen festgestellt worden, von denen hier nur eins angeführt sein mag; je nachdem die Wärmetönungen des Anhydrids und der verschiedenen Hydratisationsstufen durch die entsprechenden Lösungswärmen gekennzeichnet werden, stellt sich dieselbe z. B. für das Magnesiumsulfat: nimmt man z. B. das Bittersalz in der Formel {9° 276 Lösungswärme. Mg8S04 + 20280 ce MgS04, Hs0O + 13300 ce M8S0O;, 2Hs0 + 11050 e MgS0O4, 3Hs0 + 7450 e MgSO4, 4H50 + 4240 ec MgS0O4, 5Hs0 + 2010 ec MeSO,, 6 Hs 0 — 100 e MgeS04, 7H20 — 3800 ce Es besteht also in der Lösungswärme zwischen dem ersten und letzten Hydrat ein Unterschied von 17100 e. Es ist nicht mehr als natürlich, als dass bei fortschreitender Erwärmung des letzteren die Austreibung des Wassers bei dem ersten Molekül anlangt. Das Gesetz von der Erhaltung der Kraft verlangt, dass diejenigen Wärmemengen, welche bei Entstehung einer Verbindung entwickelt worden sind, auch behufs Zersetzung derselben wieder aufzu- wenden sind. Gerade wenn wir nun in der Reihenfolge der zu- nehmenden Wasseraufnahme die entsprechende Abnahme der Wärme- tönung sehen, so muss mehr als je uns die Erkenntniss werden, dass ein Wassermolekül wie das andere zur Constitution des betreffenden Hydrats gehören. Ist nun rückwärts die Wasserentziehung im Hydrat bis zur Erzeugung des anhydrischen Salzes vorgeschritten, so hat auch dieses seine vorige Wärmetönung wiedererhalten; damit ist demsel- ben seine chemische Energie. sich zu hydratisiren, wieder verliehen, und ich habe bereits in meinem früheren Vortrage erklärt, dass alle diese sich caustisch oder corrosiv verhaltenden wasserfreien Sauerstoff- und Haloidsalze die Fähigkeit. sich zu hydratisiren, einer Restenergie verdanken, welche so lange wirkt, bis sie durch die Aufnahme des letzten Moleküls Wasser ausgeglichen ist. Wenn nun nach der jetzigen Lehre es ein Kennzeichen des Krystallwassers ist, nach seiner Austreibung wieder aufgenommen zu werden, und es tritt nun diese Rehydratation ein, ist da nicht gleich das erste Molekül Wasser, welches aufgenommen wird, dieses von TscHERMAK nachgewiesene Constitutionswasser ? Es bedarf kaum der Bemerkung. dass es mit dem Constitu- tions- und Krystallwasser in den Zeolithen ganz dieselbe Be- wandtniss hat, wie in den hydratischen Sulfaten, Chloriden u. s. w. Ich glaube genugsam gezeigt zu haben, dass diese ganze Lehre vom Constitutions- und Krystallwasser nichts weiter ist als ein Wirrwarr. welchen aus unserer Wissenschaft zu entfernen es die höchste Zeit ist. An beide Vorträge knüpfte sich eine Discussion. Herr E. DarHs sprach über die Discordanz zwischen Culm und Waldenburger Schichten im Waldenburger Becken. In dem vor einem Jahre gehaltenen Vortrage (vergl. das betreffende Referat, diese Zeitschr., Bd. XLII, Heft 1) hatte der Redner berichtet, dass im Waldenburger Becken bei Salzbrunn, genauer zwischen Conradsthal und Altwasser, eine Discordanz zwi- schen Culm und Waldenburger Schichten vorhanden sei. Die ungleichförmige Lagerung der Waldenburger Schichten (Liegend- zug) auf Culm wurde dadurch erwiesen, dass erstens auf der an- gegebenen Grenzlinie die Waldenburger Schichten an verschie- denen Culmstufen abschneiden und zweitens, dass die Schichten beider Formationen in der Nähe ihrer Grenzlinie verschiedenes Streichen und Fallen besitzen. Durch dieses zwiefache Verhalten wurde es schon an sich wahrscheinlich gemacht, dass man in diesem Lagerungsverhältniss nicht eine locale, sondern eine all- gemeine, durch das ganze Waldenburger Beeken vorhandene Er- scheinung zu erblicken habe. Diese Annahme hat sich inzwischen durch die im Jahre 1890 ausgeführte Kartirung auf den Blättern Waldenburg, Freiburg und Landeshut, die sich vorzugsweise mit der weiteren Gliederung des Culms und mit der Verfolgung der Discordanz gleichzeitig beschäftigte, bestätigt. In dem heutigen Vortrage wurden die neuen Resultate dieser Untersuchung dar- gelegt. Die Discordanz wurde im eigentlichen Waldenburger Becken überall, und zwar bis jetzt auf eine Länge von 23 Kilometern nachgewiesen: diese Linie beginnt im SO bei Neukrausendorf — wo sich der Culm auskeilt — und setzt nach NW über Alt- wasser. Salzbruun, Conradsthal, Gaablau und Wittgendorf fort. Von Neukrausendorff bis zum Culmvorsprung südwestlich bei Gaablau war bisher die Verbreitung der Waldenburger Schichten sicher festgestellt worden. Nach ihrer petrographischen Ausbil- dung und ihrer unter sich verschiedenen Schichtenlage lassen sich längs der Discordanzlinie drei Culmbezirke unterscheiden, nämlich 1. der Bezirk zwischen Conradsthal — Salzbrunn — Altwasser und . Neukrausendorf, 2. der Bezirk Conradsthal— Liebersdorf und Gaablau, 3. der Bezirk Gaablau — Wittgendorf. — Im ersteren Bezirke ist bis jetzt die vollständigste und mannichfaltigste Ent- wicklung des Culms in hiesiger Gegend bekannt geworden. Von der Gneissgrenze bis zum Obercarbon gezählt, finden sich zunächst auf der Linie Mittelsalzbrunn — Obersalzbrunn und sodann auf der Linie Seitendorf— Altwasser — letzteres Profil ergänzt das erstere nach dem Hangenden zu in der erwünschten Weise — folgende Stufen des Culms entwickelt: ID —.) 2,9) die Stufe der Gmneissconglomerate (cggn); die untere Stufe der rothen Conglomerate (cgr'): die Stufe der grauschwarzen Thonschiefer und Conglo- merate (CS + cg); die obere Stufe der rothen Conglomerate (cgr?); die Stufe der Thonschiefer und Conglomerate (cs + eg); die untere Stufe der Variolit führenden Conglomerate (cgv!); die Stufe der Thonschiefer (es): die obere Stufe der Variolit führenden Conglomerate (cgv?); die Stufe der Thonschiefer mit der Fauna der Vogelkippe (es + ka): die Stufe der obersten rothen Conglomerate (cgr°). omansp wwH fek o Im zweiten Bezirke sind von den genannten Culmstufen nur die Stufen unter No. 2 — 7 vertreten; die höheren sind durch Erosion schon vor der Ablagerung der Waldenburger Schichten entfernt worden. Im nordwestlichen Theile des Bezirkes schiebt sich bei Adelsbach eine Zone von graubraunen Congliomeraten ein, die sich schnell verbreitert und namentlich bei Adelsbach, Liebersdorf und Gaablau ihre Verbreitung gefunden hat. Im dritten Bezirke ist letztere Stufe gleichfalls in starker Verbreitung vertreten, ausserdem ist eine Stufe von reinen Thon- schiefern (cs). eine Stufe von Variolit führenden Conglomeraten und eine von rothen Conglomeraten vorhanden. Die genaue Paral- lelisirung dieser Stufen mit den im obigen Profil genannten ist noch nicht ganz sicher gestellt worden, denn grosse Verwerfungen trennen den zweiten von dem dritten Bezirke. In den Schieferstufen des untersuchten Culmgebietes sind an verschiedenen Punkten Pflanzen- und Thierreste aufgefunden worden: Archaeocalamites radıatus BRong. und Cardtopteris poly- morpha bei Altwasser, Conradsthal und Liebersdorf! Cardiopteris frondosa bei Conradsthal; Cardiocarpum bei der Wilhelmshöhe. ‘— Reich ist die Ausbeute an thierischen Resten an etlichen ganz neuen Fundpunkten. Bei Conradsthal wurden folgende Gattungen gesammelt: Productus, Archaeocıdartis, Orthoceras, Bellerophon, Gontatites, Philipsia, Pecten, Spirrfer, Oyathophyllum ete., in für den Culm durchaus bezeichnenden Arten, deren nähere Bestim- mung und Aufzählung an anderer Stelle gegeben werden soll. Bei Gaablau fanden sich Productus, Spirfer, Pecten. — Bilobites kommt in der Schieferzone nordwestlich von Salzbrunn vor. Durch die abweichende Lagerung des Obercarbon auf den Culm wird bewiesen, dass die Aufrichtung des letzteren schon vor Ablagerung des ersteren erfolgt ist; mit der Aufrichtung TE der Culmschichten. die im ersten und dritten Bezirk sehr bedeu- tend, im zweiten aber nur gering ist, ging die Entstehung von Zerreissungen und Verwerfungen Hand in Hand; sie sind der Zeit ihrer Entstehung nach deshalb älter als die Waldenburger Schichten: nach ihrem Verlaufe sind sie nach der Kartirung meist Quer - Verwerfungen: streichende und spiesseckige Verwerfungen konnten, so nothwendig ihr Vorhandensein durch die Gegenwart der ersteren bedingt wird, nicht überall, so namentlich dort nicht, wo sehr steile Fallwinkel sich einstellen, sicher nachgewiesen werden. In den drei Culmbezirken wird die Discordanz zwischen Culm und den obercarbonischen Waldenburger Schichten durch folgende Thatsachen begründet: Im ersten Culmbezirk hat sich das obercarbonische Becken am tiefsten eingeschnitten, d. h. der Beckenrand reicht hier am weitesten nach NO; denn die 6. Stufe, nämlich die untere Stufe der Variolit führenden Conglomerate grenzt bei Salzbrunn an das Öbercarbon. Diese Stufe bildet bis zur Wilhelmshöhe die Grenze; von letzterem Orte bis in’s Hellebachthal, in Altwasser, tritt an das Obercarbon die nächst höhere, nämlich die 7. Stufe, die Stufe der Thonschiefer (cs) heran; alsdann bildet die im Hangenden folgende 8. Stufe, nämlich die der oberen Variolit führenden Conglomerate auf der Strecke vom Hellebach bis zu dem von der Vogelkippe herabkommenden Thälchen die Grenze zwischen Oulm und Obercarbon. Von letztgenanntem Thälchen bis zum Thälchen bei der Colonie Seitendorf trifft man längs der Obercarbongrenze die 9. Stufe und von da südlich bis zum Ende des Culm bei Neukrausendorf die 10. Stufe, nämlich die oberste Stufe der rothen Conglomerate (cgr?). Geht man also von Salzbrunn nach SO bis Neukrausendorf der Obercarbongrenze entlang, so trifft man im Fortschreiten fünf verschiedene Culmstufen, die streckenweise an das Öbercarbon herantreten, ein trefflicher und untrüglicher Beweis für die vorhandene Discordanz zwischen beiden Forma- tionen. Verfolgt man beispielsweise die Stufe der unteren Va- riolit führenden Conglomerate nach O über Altwasser und Seiten- dorf zu, die ein ost-westliches Streichen im Allgemeinen einhält, so findet man, dass sie sich immer weiter von der Obercarbon- grenze entfernt, und dass sie bei ihrem Endpunkte, wo sie das Liegende des Culms, nämlich die Gneissformation bei Seitendorf, erreicht, mit ihrem Hangenden von der Öbercarbongrenze bei Altwasser über 1300 m entfernt liegt. In ähnlicher Weise ver- halten sich in diesem Striche auch die anderen Culmstufen, jede derselben entfernt sich bei ihrem weiteren Fortstreichen nach O immer weiter von der Obercarbongrenze. 280 Wie schon in der ersten Mittheilung über diesen Gegenstand hervorgehoben wurde, ist die Discordanz auch in dem abweichen- den Streichen und Fallen in beiden Formationen nahe ihrer Grenz- linie begründet. Es können danach im besagten Bezirke drei Abschnitte unterschieden werden. Der erste Abschnitt reicht vom Salzbachthale bis zum Thälchen westlich des Geyersberges; in ihm streichen die Culmschichten N 45 — 55° W und fallen 55 — 70° segen SW. Das benachbarte Obercarbon aber streicht in zahl- reichen Aufschlüssen, nahe der Culmgrenze N 20-—30° W und fällt 10—15° in WWS. Der zweite Culmabschnitt wird durch zwei Verwerfungen auf seiner Nordwest- und Südostseite begrenzt; erstere fällt mit dem erwähnten Thälchen beim Geyersberge zu- sammen, die zweite verläuft zwischen Vogelkippe und den Fuchs- steinen nach N bis zur Gneissgrenze bei Seitendorf. Dieser ganze 2,5 km lange und 1,4 km breite Schichtencomplex ist längs der Gneissgrenze gesunken und zeigt nun in Folge dessen nicht mehr südliches Fallen. sondern bei ost-westlichem Streichen steiles, nach Norden gerichtetes Verflächen. So streichen die CGulm- schiefer im Eisenbahn - Einschnitte nördlich des Bahnhofs in Alt- wasser O—W und fallen 70-—-80° gegen N ein; die angrenzen- den Waldenburger Schichten, 100 m von den anstehenden Schie- fern und nur 40 m von der Öulmgrenze entfernt. sind in einem Steinbruche aufgeschlossen und streichen N 35° W und fallen 35° gegen SW ein; im Steinbruche bei der Schweizerei in Alt- wasser streichen die Waldenburger Schichten N 55° W und fallen 40 — 45° SW; die nächsten Felsen im Culm streichen O— W und fallen 65° gegen N; die Felsen im oberen Variolit führenden Conglomerat, nordwestlich vom Thälchen beim Schurf nach Fauna an der Vogelkippe streichen O—W und fallen 65-- 70° N; die Felsen im Conglomerat der Waldenburger Schichten im selbigen Thälchen, nahe der dortigen Halde, streichen dagegen N 45° W und fallen 60° gegen SW. Im dritten und südöstlichsten Ab- schnitte des Culms ist zwar das Fallen der Oulmschichten wie- derum nach SW gerichtet, doch sind sowohl im Fallen als auch Streichen im Culm und Obercarbon auffallende Unterschiede vor- handen. Die Felsen auf dem Gipfel der Fuchssteine im oberen Variolit führenden Conglomerate streichen N 35° W, fallen 70° SW; das Obercarbon im Steinbruche bei der Colonie „Drei Rosen“ streicht N 45° W und fällt 50—60° gegen SW. Die Discordanz kommt im zweiten Bezirk, also zwischen Conradsthal und Gaablau dadurch zunächst zum Ausdruck, dass bei Conradsthal eine kleine erhalten gebliebene Partie von oberen Variolit führenden Conglomeraten — wie auch eine gleiche Partie 281 nochmals in Liebersdorfer Flur nördlich des Langenberges auf- tritt —, sonst tritt aber auf der ganzen Strecke, nämlich von der Wiegand-Grube bis zur Golonie Neuliebersdorf die Stufe der 'Thon- schiefer (Stufe 7) an das Obercarbon heran und nur zwischen Co- lonie Neuliebersdorf und Gaablau wird die Stufe der unteren Va- riolit führenden Conglomerate von den Waldenburger Schichten daselbst berührt. Da die Culmschichten in diesem Bezirke aın wenigsten aufgerichtet worden sind, fallen die Unterschiede im Streichen und Fallen zwischen beiden Formationen nicht so auf, wie in den bisher angeführten Beispielen; die Discordanz ist jedoch auch in dieser Beziehung in diesem Striche vorhanden und genügend zu erkennen, wie folgende Beispiele beweisen. Die Culmschichten im Bahneinschnitte bei Conradsthal strei- chen O—W und fallen 30— 35° gegen S. Das ÖObercarbon bei der Haltestelle Conradsthal fällt 10—15° gegen S bei ost-west- lichem Streichen ein, im Steinbruche nördlich der Wiegand- Grube streichen die dortigen Culmschiefer N 55° O und fallen 35—40° gegen SO ein; die nächsten Obercarbonschichten strei- chen N 70° O und fallen 10° gegen SSO; die Culmschiefer am Feld- wege (Curve 500) und nördlich des Langenberges streichen O-—W und fallen 25° — 30° S; die Conglomerate der Waldenburger Schichten im nahen Steinbruche streichen auch ungefähr O—W, fallen aber nur mit 15° gegen S; das Culm - Conglomerat im mittelsten Thälchen südlich Gaablau streicht N 15° O und fällt 30° SOO, das Obercarbon daselbst streicht O— W und fällt 10 bis 15° S. — Diese Beispiele liessen sich noch durch zahlreiche Angaben vermehren. Der westlichste, hauptsächlich auf das Blatt Landeshut ent- fallende Culmbezirk, ist gleichfalls durch sehr steile Schichten- stellung ausgezeichnet; die Culmstufen, welche den bekannten Culmvorsprung bei Gaablau zusammensetzen, sind Culmschiefer, graubraune Conglomerate und Variolit führende Conglomerate; ihr Streichen ist in diesem Theile ein nordwestliches bei steilem nordöstlichen Einfallen. Auf diesen Culmvorsprung sind die Wal- denburger Schichten allseitig aufgelagert, sodass sie an dem äussersten Ende desselben rechtwinkelig von den Culmschichten getroffen werden; an der Nordost- und Südwestseite desselben weisen sie aber gleichfalls abweichende Lagerung auf. Folgende Beispiele mögen zur Erläuterung dienen: Die Culmschiefer an der alten Kohlenstrasse nach Rothen- bach streichen N 60° W und fallen 30-—40° NO; die Walden- burger Schichten im erschürften Flötz streichen N 45° O0 und fallen 60° SO; im Conglomerat südlich von Gaablau ist das 282 Streichen N 40° W bei saigerem Einfallen; die obercarbonischen Waldenburger Schichten südöstlich davon besitzen in der Grube auf Curve 540 ein Streichen N— S und ein Fallen von 20° gegen VO. — Die Discordanz kommt bei Wittgendorf durch folgende Ver- hältnisse zum Ausdruck: Die rothen Conglomerate des Culms streichen in den Felsen nahe der Eisenbahnlinie N 65° W und fallen 60° gegen SW. Die Waldenburger Schichten im nächsten Bahneinschnitt streichen O—W und fallen 20-—-25° gegen 8. — Auf dem Kuhberge haben die Variolit führenden Conglomerate ein Streichen N 35° W und ein Fallen von 45° gegen NO; das Obercarbon in den nächsten Felsen streicht N 70° W und fällt 25° gegen SSW ein; am Feldwege vom Kulhberge nach Gaablau bei Punkt 569,4 streicht der Culm N 65° W und fällt 40° gegen NO; das Obercarbon streicht N 30—40° W und fällt 70° gegen SW; am Bache südlich des Kuhberges streichen die rothen Con- glomerate N 70° W und besitzen ein Fallen von 60° gegen NO; das Obercarbon streicht 75° W und 80° SW. — Schliesslich betrachtete der Vortragende kurz noch die Aus- bildung des Hainichen-Chemnitzer Gulms in Sachsen. dessen Flötz führende Abtheilung von Srtur und RorurrLerz den Wal- denburger Schichten gleichgestellt wird, und dessen untere Ab- theilung (marine Facies nach RorkrLerz) dem Dachschiefer-Culm (Stur’s) in Mähren und Schlesien entspricht; nach der gleich- artigen Ausbildung dieses sächsischen Culms mit dem der ge- nannten Länder hält der Vortragende das Vorhandensein einer Discordanz zwischen der unteren und oberen Abtheilung für wahrscheinlich. Ob auch eine Discordanz zwischen dem Dach- schiefer-Culm und den Östrauer Schichten in Mähren und Oester- reich-Schlesien anzunehmen sei, lässt sich noch nicht entscheiden. StTur!) sagt über das beiderseitige Lagerungsverhältniss Folgendes: „An die jüngsten Schichten des mährisch-schlesischen Culm-Dach- schiefers bei Bobrownik ... findet man den ältesten Theil der Östrauer Schichten bei Petrzkowitz concordant angelagert.* — Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. 0. BEYRICH. HAUCHECORNE. SCHEIBE. !) Stur. Ostrau-Waldenburger Schichten, p. 318. 283 3. Protokoll der März- Sitzung. Verhandelt Berlin, den 4. März 1891. Vorsitzender: Herr BEYRICH. Das Protokoll der Februar-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Dr. WırueLm SAaLomon in Leipzig, mineralogisches Institut der Universität, - vorgeschlagen durch die Herren FELıx, ZırKEL und BERG; Herr Dr. Wortemann, Assistent am mineralog. Institut der Universität Giessen, vorgeschlagen durch die Herren STRENG, BAUER und Kayser. Der Vorsitzende brachte die Einladung zur Theilnahme am 9. deutschen Geographentag in Wien zur Kenntniss der Ver- sammlung. Herr EBERT sprach über die Lagerungsverhältnisse der oberschlesischen Steinkohlenformation. In dem Januarheft der Zeitschrift des oberschlesischen Berg- und hüttenmännischen Vereins hat Markscheider GABLEr in Kat- towitz eine Skizze gegeben über die Lagerungsverhältnisse des Rybniker Beckens. Er hat die Anschauung über diese Verhält- nisse gewonnen aus dem reichen kartographischen Material, wel- ches ihm zur Verfügung stand, namentlich auch in Bezug auf Bohrtabellen. Da die Aufschlüsse noch sehr unzusammenhängend sind, so haben Combinationen vielfach zu Hülfe genommen wer- den müssen. Auf mancherlei Schwächen. die hierdurch der Arbeit anhaften, gehe ich nicht ein, wende mich vielmehr direct zu der Parallelisirung, welche G&=BLER im Anschluss an Stur und Wiss zwischen den Schichten des Rybniker Beckens einerseits und den Schichten der Ostrauer Mulde sowie denen des grossen centralen oberschlesischen Beckens andererseits vorgenommen hat. Da die Gliederung des Ostrau-Karwiner Gebietes durch die Stur'schen Arbeiten am weitesten geführt ist, wurde diese zur Grundlage auch bei der Eintheilung der Rybniker Schichten gewählt. Es lag dazu noch die besondere Veranlassung vor, dass 284 STUR selbst die in den Bohrungen bei Loslau, S von Rybnik, entdeckte marine Fauna mit derjenigen seiner II. Gruppe im Hangenden des Franziskaflötzes bei Hruschau in Parallele stellte und auch Weiss dieser Auffassung zuneigte. Indem G=BLER die Identität dieser beiden Faunen als sicher annimmt, gelangt er zu folgender, der Ostrauer Mulde paralleler Gliederung: a. Gruppe der Sattelflötze = Beatens- | glückflötze { | Gruppe V. b. Gruppe der Leo- oder Hoymflötze } ah c. Gruppe d. Charlotte- od. Emmaflötze | | d. Gruppe der Annaflötze j Flötzleeres Mittel von 100 m Mächtigkeit, Gruppe IV. Gruppe der Radliner Flötze, über 500 m. mächtig, Flötzleeres Mittel von 200 m Mächtigkeit, Gruppe II. Gruppe der Loslauer Flötze, über 300 m mächtig mächtig. Eine 23 m unter dem vierten Loslauer Flötz erschrotene Kohlenbank von 0.52 m soll schon der II. Gruppe Stur’s ange- hören, da sonst die Mächtigkeit im Rybniker Gebiet bedeutender wäre als die desselben Horizontes im Ostrauer Becken, was der allgemeinen Regel der Verschwächung der Schichten widerspräche. Da die hangendste Gruppe der Rybniker Schichten, die der Beatensglückflötze (a), zugleich die einzige ist, welche Flötze von 4—5 m Mächtigkeit enthält, so wird diese in Parallele gestellt mit der Gruppe der mächtigen Flötze des Zabrze - Königshütter Gebiets, welche Srtur ja ebenfalls als Aequivalent seiner IV. und V. Gruppe (nicht nur V., wie GAEBLER schreibt) . auffasst. Ja, es wird direct das 4,5 m mächtige Gellhornflötz in Verbindung mit dem 1,3 m mächtigen Vincenzflötz der Beatensglückgrube als identisch mit dem Pochhammerflötz der Zabrzer Gegend ange- nommen. Diese seine Gliederung als sicher annehmend, wendet sich (GEBLER sodann zu den Erwartungen, die man darauf hin von den liegenden Schichten der Sattelflötzgruppe im centralen ober- schlesischen Becken hegen darf. GEBLER hat nun aber bei seiner Eintheilung der Rybniker Schichten eine mit der ganzen Frage eng verknüpfte Thatsache ganz ausser Betracht gelassen, wenigstens sich gänzlich darüber ausgeschwiegen, das ist das Vorkommen einer marinen Fauna ca. 20 — 530 m unter dem Sattel - Pochhammerflötz, den sogen. Remer schen Horizont, welcher Srtur gerade bei seiner Beur- theilung der oberschlesischen Schichten zum Ausgangspunkt ge- dient hat. Jedoch lässt sich aus einer Aeusserung GABLER’S 285 entnehmen, dass er diesen marinen R&mer’schen Horizont nicht mit dem Loslauer identineirt und der III. Gruppe gleichstellt. Denn er sagt im Anschluss an die Identificirung des Gellhorn- Vincenz-Flötz mit dem Pochhammerflötz wörtlich: „Demnach werden die unteren Flötze der Rybnik-Czernitzer Mulde diejenigen sein, welche die Gruben der nördlichen Sattel- linie zunächst in Angriff zu nehmen haben. wenn die Sattelflötze abgebaut sind.“ „Bei der bekannten Zusammenziehung des Stein- kohlengebirges nach Osten hin ist nicht anzunehmen, dass sämmt- liche bei Rybnik und Loslau nachgewiesenen Flötze im Mittel- punkte des Beckens vorhanden sein werden, doch dürfte immer- hin ein namhafter Theil zu erwarten sein.“ Mit dieser Annahme stellt sich aber G=BLER in Gegensatz zu Stur und Weiss. Denn er setzt damit voraus, dass der Raenmer’sche marine Horizont richt dem der III. Gruppe entspricht, sondern innerhalb der V. liegt, und es wäre mithin dieser R«- MER Sche marine Horizont im Rybniker und Mährisch - Ostrauer Becken seither übersehen worden oder nicht als solcher aus- gebildet. Stur hat aber in der von G=&BLer citirten Arbeit (18753) ausdrücklich erklärt, dass unter den Pflanzen der oberschlesischen Sattelflötzgruppe 9 Arten sind, die im Ostrauer Revier in der IV + V. Gruppe sich finden, und fügt wörtlich hinzu: „Von grossem Gewicht für diese Feststellung ist die Thatsache, dass die marine Fauna, wie ich sie im Idaschachte bei Hruschau an der Grenze zwischen der II. u. IV. Flötzgruppe der Östrauer Schichten vorkommen kennen gelehrt habe. auch in Oberschlesien zum letzten Male unter dem Sattelflötz in der 30zölligen Schiefer- thonschicht mit Sphärosiderit-Knollen auftritt — und diese That- sache würde den obigen Satz dahin präcisiren, dass die oberschle- sischen Sattelflötze in der That der IV + V. Flötzgruppe der Östrauer Schichten entsprächen, womit noch ferner die Thatsache stimmt, dass innerhalb der Sattelflötze allerdings noch Anthra- comyen (II. Culm-Fauna) auftreten, aber die rein marinen Gat- tungen gänzlich fehlen. * 1885 hat aber Stur gelegentlich einer Besprechung von Proben mit thierischen marinen und pflanzlichen Resten aus dem Loslauer Bohrloch IV wörtlich erklärt: „soweit diese wenigen Daten Aufschluss ertheilen. hat das IV. Bohrloch von Loslau in der Tiefe von 222— 241.4 m jedenfalls die Ostrauer Schichten und zwar höchst wahrscheinlich die III. Flötzgruppe derselben verquert“. Im Anschluss an diese Aeusserung hat Weiss in demselben Jahre in einer kleinen Abhandlung im Jahrbuch der geol. Landes- 286 anstalt ebenfalls nicht nur die Loslauer. sondern überhaupt die gesammte Schichtenfolge des Rybniker Beckens mit den Ostrauer Schichten in Parallele gestellt. Ueber die genauere Präcisirung der Stellung der Loslauer marinen Fauna spricht er sich dabei sehr vorsichtig aus und er- klärt dann mit allem Vorbehalt wörtlich” „Es ist indessen eine grössere Aehnlichkeit mit den letzteren (Ostrauer Verhältnissen) als mit den ersteren (der Gegend von Königshütte) unverkennbar, daher die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass man es bei Loslau mit Schichten zu thun hat, welche nahezu oder völlig der III. Gruppe entsprechen.“ Die Schichten der nördlichen Gruben Hoym, Char- lotte, Leo etc. erklärt auch er für hangendere. In Bezug auf die Sattelflötze aber sagt er: „Diese Schichten mögen im Ryb- niker Gebiete nicht fehlen, aber sie würden hier nur die obersten Schichten bilden können und enthalten nicht die mächtigen Flötze des Zabrze-Myslowitzer Zuges.“ Nehmen wir nun die Aufeinanderfolge der Flötze des Ryb- niker Beckens, wie sie GEBLER entwirft, als sicher an und stellen die Loslauer marinen Schichten mit STUR und Weıss zur III. Gruppe und mit Srtur auch den Ramer schen Horizont (20 m unter dem Sattelflötz) dahin, so entsprechen beide also einem und demselben Niveau, und nehmen wir nun ferner mit GA&BLER an,, dass das Gellhorn-Vincenz-Flötz dem Pochhammer Flötz entspricht, so sind die 4 obersten Flötze der Beatensglückgrube mit den Sattelflötzen in Parallele zu stellen. Von den sämmtlichen unter dem Vincenz- Nötz bis zu den Loslauer Flötzen folgenden Schichten aber muss man annehmen, dass sie sich im weiteren Verlauf nach Osten zusammengezogen resp. ausgekeilt haben. Es sind das 21 Flötze der V. und die 5 Flötze der IV. Gruppe GEBLeEr’s nebst ihren Zwischenmitteln, d. h. Schichten von einer Mächtigkeit von annähernd 2000 m mit mehr als 35 m Kohle, und zwar gerade dem Kohlenreichthum, den G&BLER dem Osten für die Zukunft noch verspricht. Dies Resultat ist von dem G&BLer’schen derartig verschieden, dass wir uns mit der Grundlage, von der beide Anschauungen ausgehen, doch etwas näher befassen müssen. Worauf beruht nun die Uebereinstimmung des Loslauer Ho- rizontes und des Reemer schen marinen Horizontes mit dem der III. Gruppe Stur’s? Zunächst auf dem allgemeinem Charakter der Fauna. Eine Anzahl der Arten sind den genannten Locali- täten gemeinsam, so z. B. Leda attenuata, Nucula gebbosa, Bel- lerophon Urei, Orthoceras undatum, Lingula mytrloides etc. und ferner hat jede Localität einzelne Arten für sich allein, die sich aber dem ganzen Charakter der Fauna gut anschliessen und leicht 287 auch an den anderen Fundorten nachgewiesen werden können, Denn wir kennen erst einen kleinen Bruchtheil der schlesischen marinen Carbon-Fauna. Es ist mir gelungen, allein aus den Gru- ben des Gleiwitz-Myslowitzer Sattelzuges bis jetzt schon über die dreifache Zahl der von RamEr citirten Arten nachzuweisen und hoffe ich, meine Monographie derselben noch Ende dieses oder im Laufe des nächsten Jahres publieiren zu können. Diese Fauna findet sich aber nicht nur in der III. Gruppe Srur’s, sondern auch in der I. und einzelne Arten auch in der II. Auf einzelne Arten, die sich bisher in dem tieferen Horizont nicht finden, einen Unterschied basiren zu wollen, wäre sehr verfehlt. Es wird viel- leicht mit der Zeit gelingen, einzelne Horizonte auszuscheiden, die sich durch das Vorwalten einzelner Arten auszeichnen, wie ich es auf der Florentine-Grube konnte, allein bis jetzt ist dies durchgehend noch nicht möglich. Also der Charakter der Fauna ist der gleiche in den verschiedenen Niveaus und darnach allein kann nicht entschieden werden. Es müssen weitere Anhaltspunkte hinzugezogen werden. So lässt sich im ganzen östlichen Gebiet der Ramer’sche Horizont leicht erkennen durch sein constantes Niveau ca. 20 m unter dem Sattelflötz und daran, dass über ihm die mächtigen Flötze vorhanden sind, während unter ihm nur vereinzelte Flötze von geringer Mächtigkeit vorkommen; dass ferner über ihm keine marinen Ablagerungen sich mehr finden, sondern nur noch brackische und Süsswasser - Ablagerungen. Diese letztere Eigen- schaft theilt er mit der marinen Schicht des Idaschachtes bei Hruschau, welche der III. Gruppe angehört und da auch über dieser erst die mächtigeren Flötze folgen, so lassen sich diese beiden Horizonte in Parallele ziehen. Anders verhält es sich bei dem Loslauer Vorkommen. Hier folgen die mächtigeren Flötze erst in weiterem Abstand. Immer- hin kommen Flötze von 1—2 m Mächtigkeit wie in Ostrau schon in den Radliner Flötzen vor. Betrachten wir aber die Gesammt- mächtigkeit der Schichten, so finden wir für die IV + V. Gruppe nebst dem oberen Theil der III. Gruppe bis zum Franziskaflötz rund 1077 m Mächtigkeit, während GABLErR für seine V. Gruppe schon allein 1200 m ausgerechnet hat, für die IV. Gruppe 500 m, wozu noch zwei flötzlere Zwischenmittel von 250 und 100 m hinzukommen, sodass die Gesammtmächtiekeit der G&BLer’ schen IV+V. Gruppe über 2000 m beträgt. Also wären diese beiden Gruppen mächtiger als die gleichen im Ostrauer Becken. Diese Erscheinung stände im Gegensatz zu der allgemeinen Regel der Verschwächung der Schichten nach Osten. Indessen trotzdem liesse sie sich dadurch erklären, dass wir den Abschluss der Ostrauer 288 Schichten im ÖOstrauer Becken selbst nicht kennen, da eine Ueberlagerung der Schatzlarer - Saarbrücker Schichten dort auf Östrauer Schichten noch nicht beobachtet worden ist. Vielmehr nehmen die Schatzlarer Schichten dort ein Becken für sich ein, in welchen ihr Liegendes noch nicht berührt ist. Daher können noch weitere Schichten die V. Gruppe Srur’s nach oben vervoll- ständigen. Jedenfalls ist aber eine Parallelisirung der Loslauer marinen Fauna mit der Ill. Gruppe Srur’s unter diesen Um- tsänden eine gewagte, und die Behauptung, dass sie einem tie- feren Nieveau angehöre, hat mindestens ebenso viel Berechti- gung, besonders da sich auch in höherem Niveau des Rybniker Beckens nach Weiss noch Spuren von mariner Fauna gefunden haben. so Narcala gebbosa auf der Hoym-Grube. Dass die Schichten des Rybniker Beckens einem tieferen Niveau als die Sattelllötz-Gruppe angehören, hat schon KARSTEN angenommen. Neuerdings ist diese Anschauung von KosMmAanN vertreten worden. Derselbe kommt allerdings durch einen nicht ganz verständlichen Schluss dazu. Er sagt wörtlich: „Diese marine Schicht (Idaschacht Hruschau) bezeichnet Srur als identisch mit der marinen Gonchylienschicht unter dem Sattel- tlötz. Hiernach lässt sich erkennen, dass wenn nach Weıss der paläontologische Befund der in den Bohrlöchern bei Loslau durch- fahrenen Schichten dieselben der III. Gruppe der Ostrauer Schich- ten zuweist, die Rybniker Flötzgruppen einer älteren Schichten- folge als die im oberschlesischen centralen Becken abgelagerten Flötzgruppen. welche mit den Sattelflötzen beginnen, angehören. Sie bilden mithin ein Mittelglied zmischen den Ostrauer Flötzen und den Zabzer-Myslowitzer Sattelflötzzuge.“ Es scheint demnach, dass auch er die Loslauer Schichten mit dem Reumer schen Horizont identifieirt, dass er aber an- nimmt, dass sämmtliche Schichten im Rybniker Becken über dem Loslauer Horizont ein Zwischenmittel zwischen diesem und der Sattelflötzgruppe bilden, welches nach Osten sich auskeilt oder zusammenzieht, sodass es im Zabrze-Myslowitzer Zug als soiches nicht mehr erkennbar ist. Auch will Kosmann von der Emma-Grube bei Radlın Pflan- zenreste untersucht haben aus einer Teufe zwischen 84 u. 127 m, zwischen Ober- und Unterflötz, welche „dieselben als einer tiefer als die Sattelflötze liegenden Schichtengruppe zugehörig erkennen liessen. * Thatsache ist, dass im preussischen Oberschlesien die hö- heren Ostrauer Schichten, die Sattelflötzgruppe und die liegenden Schichten bis zum AÄndreasflötz in der Aufeinanderfolge und Charakteristik im Allgemeinen klar gestellt sind, auch in ihrer 289 Beziehung zur Schatzlarer-Saarbrücker Abtheilung; dass dagegen im Mährisch-Ostrauer Becken, die tieferen Ostrauer-Waldenburger Schichten besser studirt worden sind, während die mittleren Ho- rizonte in beiden Gebieten noch viele Fragen offen lassen. Viel zu wenig resp. gar nicht ist seither der Umstand berücksichtigt worden, dass im Östrauer Becken überhaupt die Grenzschichten zwischen Schatzlarer und Ostrauer Schichten noch gar nicht be- kannt sind, dass die Schatzlarer Schichten in einem Becken für sich lagern, dem Karwiner Becken, und an der an das Ostrauer Becken stossenden Seite ein entgegengesetztes Einfallen besitzen, als die Ostrauer Schichten. Bei Orlau, welches etwa auf der Scheide beider Becken liest, fallen die Ostrauer Schichten am östlichen Rand der Ostrauer Mulde nach Westen, die Schatzlarer Schichten am westlichen Rand der Karwiner Mulde nach Osten. Die letztere Mulde öffnet sich nach Norden, die erstere nach Süden. Da wo beide zusammenstossen, ist das Gebiet noch wenig durchforscht. doch ist bekannt, dass gerade hier Porphyr empor- dringt. Stur hat über diesen Punkt sich gelegentlich der Vor- lage der Uebersichtskarte des Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers ausgesprochen in der Sitzung der geologischen Reichsanstalt vom 4. April 1876. Es heisst da in den Verhandlungen p. 149 wörtlich: „Den Abschluss der Ostrauer Mulde gegen Osten bilden sehr merkwürdige, bisher in dem Reviere unbekannt gewesene Ge- steine, die im Bohrloch I der genannten Unternehmung (Inner- berger Hauptgewerkschaft bei Orlau) in einer Tiefe von 180 Klitr. erreicht wurden, in Form von rothem Porphyr und rothen. kiesel- säure reichen, jaspisartigen Tuffen, die bis zu einer Tiefe von 220 Klitr. anstehend gefunden wurden. Oestlich von diesem tief verborgenen Porphyrtuffe, und östlich von Orlau bis nach Karwin hin folgen ganz neue, im Osten des Reviers nicht wahrgenom- mene Verhältnisse.“ Er hebt dann hervor, dass die Schatzlarer Schichten hier anfangs steil, nachher flach gegen Osten geneigt sind. Die Lösung der Grenzfrage der Schatzlarer und Ostrauer Schichten scheint südlich von Karwin zu liegen. Dort sind nach Stur die obersten Flötze durch die Flora als Schatzlarer Schich- ten erkannt. In’s Liegende folgen „kurz unter einander sehr mächtige und zahlreiche Flötze fast in derselben Reihe, wie die in der Umgegend des Ostrauer mächtigen Flötzes“. Leider ha- ben die vorliegenden Daten nicht genügt. ein bestimmteres Urtheil über dieselben zu fällen Im Jahre 1585 gab der Berg- und hüttenmännische Verein in Mähr. - Östrau eine Monographie des Ostrau - Karwiner Stein- Zeitschr. d.D. geol. Ges. XLIM. 1. 19 290 kohlenreviers heraus, in welcher ein Kapitel den geologischen Verhältnissen gewidmet ist und wichtige Profile und Grundrisse gegeben werden, wodurch die Stur schen Angaben theilweise eine - Vervollständigung erfahren. Namentlich sind die Lagerungsver- hältnisse der Ostrauer Schichten wesentlich ergänzt: Für die Abgrenzung des Ostrauer und des Karwiner Beckens gegen einander ist von besonderer Wichtigkeit das Hauptprofil auf Tafel 2. Nach der dortigen Darstellung kann man nur anneh- men, dass entweder die Karwiner Schichten discordant auf den Östrauer liegen, oder dass eine Verweriung zwischen beiden verläuft. Für eine discordante Lagerung hat sich Stur (Verhandlun- gen, 1875, p. 254) gelegentlich seines Berichtes über seine Reise nach Oberschlesien ausgesprochen, während er in seiner Mono- graphie über das Ostrauer Becken sich über diesen Punkt aus- schweigt. Er zieht diese discordante Lagerung zum Vergleich an zur Erklärung der benachbarten Lage der tieferen Ostrauer Schichten im Rybniker Becken und der höheren Schatzlarer Schichten des Nicolaier Gebietes und nimmt auch hier eine Dis- cordanz an (ibid., p. 254 u. 256) und stellt folgende Hypothese für das ganze schlesische Becken auf (ibid., p. 256): „Nach der völlig beendeten Ablagerung der Ostrauer Schichten, welche den Fond der ganzen Mulde einnehmen, nachdem theils in Folge von Schichtenstörungen, theils von Auswaschungen die ursprüngliche Oberfläche dieser ersten Ablagerung umgeformt war, erfolgte in den Mulden dieses neuen Terrains. theils concordant, theils dis- cordant die Ablagerung der Schatzlarer Schichten.“ Gegen eine discordante Lagerung und für eine Störung durch Aufsattelung, verbunden mit Verwerfungen spricht das steile Ein- fallen der Schatzlarer Schichten auf dem Westflügel der Kar- winer Mulde und das Empordringen des Porphyrs gerade an dieser Stelle. Die Störungszone würde ein nordnordöstliches Streichen haben und ihre Verlängerung in gleicher Richtung in das preus- sische Gebiet würde unfern des Loslauer Sattels, östlich von dem- selben verlaufen. Dann würde auch die Nähe der Saarbrücker Schichten von Üzerwionka und ÖOrzesche neben den tieferen Östrauer Schichten des Loslauer-Steiner-Sattels erklärlich werden. Jedenfalls ist diese eigenthümliche Lagerung an der Grenze des Ostrauer und des Karwiner Gebietes im Auge zu behalten. Herr H. PoOToNIE sprach über die von BRonGnIarT (Bist. d. veg. foss., p. 199, Paris 1828) aufgestellte Sphenopterts Hoeninghausti, die nach Meinung der meisten bisherigen Pa- 291 läophytologen auf die Saarbrücker- (Schatzlarer-) Schichten be- schränkt sein soll. Dieser Farn ist bisher in 2 Formen bekannt geworden, indem von Anprar (Vorw. Pfl. aus d. Steinkohlengeb. d. preuss. Rheinl. u. Westf. p. 13 f., Bonn 1865 — 69) gezeigt wurde, dass die von Broxn6niart beschriebene Form mit schwach ge- lappten Fiederchen letzter Ordnung specifisch nicht zu trennen ist von einer mit tiefer gelappten bis getheilten letzten Fieder- chen versehenen Form, da beide durch ganz allmähliche Ueber- gänge mit einander verbunden sind. Mit Recht hat AnprAE die Vermuthung ausgesprochen, die ursprüngliche BronGnIarT'sche Form möchte die fructificirende, die von ihm bekannt gegebene die sterile vorstellen. Der Vortragende meint nun, dass die Sphenopteris Hoening- haus! keineswegs auf aie Schatzlarer Schichten des Carbon be- schränkt sei, sondern auch in den tieferen Schichten des pro- ductiven Carbon, in den Ostrauer (Waldenburger) Schichten vor- komme, und zwar seien die von Stur (Die Culmflora der Ostrauer und Waldenburger Schichten, Wien 1877) beschriebenen Arten Calymmotheca Larisch! und Ü. Stangert, wahrscheinlich auch Ü. Rothschildi und €. Schlehant, identisch mit der Sphenopteris Hoeninghaus?, derart, dass die C. Stanger! (auch C. Rothschrldt und ©. Schlehani) tertile oder doch zur Fructification neigende Exemplare der Sphenopteris Hoeninghausi, die ©. Larischt hin- gegen sterile Exemplare dieser Pflanze vorstellen. Die Stur'sche fertile Calymmotheca Stangert ist nach dem Vortragenden nicht mit der sterilen Calyımmotheca Stangert! STUR'S zusammenzubringen, somit also nicht die Fructification der Sphe- nopteris Hoeninghaust! in dem erweiterten Sinne des Vortragenden; der letztere meint vielmehr, dass die Fructification sich auf der Unterseite der Wedel entwickele, und zieht ein der Sammlung der königl. preuss. geolog. Landesanstalt gehöriges Wedel-Exemplar aus dem Hangenden des Fundflötzes (Sylvester-Niederflötzes) der Johann-Jakob-Grube bei Niedobschütz in Oberschlesien, welches am Rande der Fiederchen letzter Ordnung Sorus-Eindrücke zeigt, als die fructificirende Form zu der Stephanopteris Hoeninghaust. Dieses Exemplar besitzt Fiederchen letzter Ordnung, deren Rand ganz ist, während die Anprar'sche Fructificationsform im Gegen- satz zu der tief - gelappten bis getheilten sterilen Form immer noch schwachlappig bis gekerbte Fiederchen letzter Ordeung be- sitzt und daher offenbar eine Mittelform zwischen den ganz sterilen und den bestimmt fructificirenden Wedeln darstellt. Aus praktischen Rücksichten gliedert der Vortragende dem- entsprechend und in Anlehnung an die Srur’schen Namen die Sphenopteres Hoeninghaust in die Formen: 1. larischiformis, 2. stangeriformtis und 3. schlehaniformas, erstere mit tief-getheilten, die zweite mit kurz-gelappten, die dritte mit ganzen und meist gewölbten letzten Fiederchen. Die Diagnose würde nunmehr lauten müssen: Sphenopteris Hoeninghausi BRONGNIART. (Histoire des vegetaux fossiles, I, Paris 1828, p. 199, t. 52.) Calymmotheca Hoeninghausi (BRONGN.) STUR. (Die Carbon - Flora der Schatzlarer Schichten, Abth. 1: Die Farne der Carbon- W]ora ‘der Schatzlarer Schichten, Wienzless sp 22708 ROOKIE ROOIEE HE) U. Stanger: STUR zum Theil. (Die Culm - Flora der Östrauer und Waldenburger Schichten, Wien 1877, p. 151 [257] f£., t. VIIL IXXV] u. IX [AXVT].) 0. Larischy SUR. 1. c., 1877, p 168 [272] 1, Ro RS POWER) ©. 'Schlehani STUR" N. , 11877, p. 17 PSO TE ©. Rothschülan Srer. (l:.€;,..1877, ,p-.1x40,12821] 2 t 1.32) [2] Hauptaxe mehrere, bis über 3 cm breit, mit Schüppchen besetzt; wir wollen die Hauptaxen als kletternde Stämme an- sehen, da sich auf ihnen zuweilen unregelmässig stehende „Blatt“- Narben finden). Die diesen Stämmen ansitzenden Wedel sind einmal gegabelt, auch unterhalb der Gabelstellen sitzen laubige Fiedern. „Wedel“ dreifach, wenn die Fiedern 3. Ordnung sehr tief eingeschnitten und etwas verlängert sind, wie man das na- mentlich an grundständigen Fiedern 3. Ordnung beobachtet, fast 4fach bis Sfach gefiedert. Die Primär-, Secundär- und Tertiär- Spindeln der Wedel locker bis sehr dicht gepünktelt resp. mit Spreuschuppen besetzt, die an den Hauptspindeln mehrere Milli- meter Länge erreichen können; oft ist die Pünktelung nicht er- halten. Secundär-Spindeln oftmals gegenständig oder fast gegen- ständig, sonst wechselständig. Die Fiedern letzter Ordnung und zwar bei den sterilen Wedeltheilen. entweder (1.) durchaus sphe- nopteridisch, glatt, keilförmig bis ei-kreisförmig, kreistörmig oder uch breiter als lang, 2— 5theilig, die kleinsten an der Spitze auch ganz, die Theile dieser Fiederchen können 2—3lappig sein, — oder (2.) glatt bis schwach gewölbt, mehr oder minder !) R. ZRILLER. Description da la flore fossile. Bassin houiller de Valenciennes, Paris, Atlas, 1866, t. VI, f. 1; Text, 188m 2% 293 höckerig, keil-kreisförmig, kurz 3 bis 5-, die oberen 2lappig, — oder endlich (3.), wenn sich die Sphenopteris Hoeninghaust noch weiter zur Fructification anschickt resp. wenn sie fructificirt, ebenfalls mehr oder minder höckerig, sphenopteridisch- bis pecop- teridisch-herablaufend, ansitzend, kreisförmig bis eiförmig, meist sehr stark, zuweilen halbkugelig gewölbt und die Fiedern vor- letzter Ordnung lang, fast lineal, sehr schmal, während die letz- teren in den beiden Fällen 1. und 2. mehr länglich-lineale, hier und da die grundständigsten auch länglich-ungleichseitig-dreieckige Gestalt haben. Die Fiedern vorletzter Ordnung tragen 8 — 10 oder auch mehr Fiedern letzter Ordnung. Die Fructification tritt als etwa ei-elliptische Sori resp. Sporangien auf der Unter- seite am Rande der letzten Fiederchen der Form 3. auf. Die Nervatur ist begreiflicherweise nur bei der ganz sterilen Form 1. zu ermitteln, aber auch dann nicht immer; sie ist durchaus sphenopteridisch. Eine 4fache Fiederung kommt nur bei der Form 1. vor. die Formen 2. und 3. sind wegen der Zusammen- ziehung der letzten Fiederchen, erstere meist, letztere stets nur bis 3fach gefiedert. Eine ausführliche Begründung seiner oben ausgesprochenen Ansicht und in Folge dessen auch der Diagnose wird vom Vor- tragenden im Jahrbuch der kgl. preuss. geolog. Landesanstalt und Bergakademie für 1890 gebracht werden; der hier zu veröffent- lichenden Arbeit werden mehrere Tafeln beigegeben werden; auf einer derselben wird u. a. auch das oben erwähnte fructificirende Exemplar von der Johann-Jakob-Grube veranschaulicht werden. Herr KLEIN sprach über die Methode der Einhüllung von Krystallen in Medien von annähernd gleicher Brechbarkeit zum Zweck des Studium ihrer optischen Eigen- schaften und demonstrirte einen hierzu dienenden einfachen Apparat. Herr RınnE sprach über den Dimorphismus der Mag- nesia. Vergl. den Aufsatz pag. 231. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. 0. BEYRichH. KLEm. BEYSCHLAG. Druck von J. F. Starcke in Berlin. al ER ae aaa a ee ‚ahteä a aba | eat ur sl Saar: ArsstHaiie, bustueldera BT. aha ih ham‘ ullomast a NE BIE nallswir Bein: BR AURUEN Fol BR ‚Inbeil: Hugh... zuel e % t In ee R % & sen 8: a Gras! Da PT Een ET a a hl url = Be: I ER. & En ® E ww (% Se irn rdokt, ini a Ferm 108 win sdoelE "RE {23 Ger REN ur EL De.‘ a N. : Ford $ Er RN ae DEN m g ls mE = E : # F En ar; 2 ENT IE wol. 1a ER Er ale mens n sh asandh | Dia alsg aa a ob de ar es ask Ser ae a OR u: Ba FVz ee re Braurulaa m £ ahsriahitswik s un i REN uch ka. Haut = TEE Taste IE Fk ran unaklı aha at. 8 odit ‘#ln 318 hass) wur I: Anibadh i Hat PEN DRIN Be Ss Beige re A SLR m ulngiiste. nabaag: 5 voice Rt nun. 439 il i Luob, RR z ar 0 ek ‚ir, ak han $ u Me # Ta Zeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. 2. Heft (April, Mai, Juni) 1891. A. Aufsätze. 1. Fossile Kalkalgen aus den Familien der CGodiaceen und der Corallineen. Von Herrn ROTHPLETZ in München. Hierzu Tafel XV bis XVL. In neuerer Zeit, seitdem MUNIER-CHALMAS gezeigt hat, dass gewisse bis dahin zu den Foraminiferen gestellte Körper zu den verticillirten Siphoneen gehören, ist die Kenntniss der fossilen Algen aus dieser Gruppe sehr wesentlich gefördert worden. Im Gegensatz dazu haben die übrigen fossilen Kalkalgen nur wenig Berücksichtigung gefunden, und zum Theil ist man ihnen sogar mit einer stark kritischen Zurückhaltung begegnet. Sie sind aber zu sehr verbreitet und haben in der Flora frü- herer geologischer Perioden eine zu wichtige Rolle gespielt, um auf die Dauer diese Gleichgültigkeit von Seiten der Paläontologen zu vertragen. Einige neue Formen hat denn auch kürzlich erst J. BORNEMAnNn an's Licht gezogen, und das Gleiche bezwecken diese Mittheilungen. welche das Ergebniss von während 6 Jahren fortgesetzten Nachforschungen sind. Ich bin dabei durch das Enntgegenkommen der Herren Professoren ALYyneE NıcHoLson, Grafen SoLMS-LAUBACcH und C. von ZiTTen unterstützt gewesen, welchen Herren ich, ebenso wie den Herren Dr. Es. Fraas, Prof. Frav- SCHER, Dr. Kırtı, 6. SCcHwAGER und S. von WÖHRMANN. welche mich mit. fossilem Material bereitwilligst versorgt haben, meinen Dank ausspreche. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 2. 20 296 I. Sphaerocodium. Dieses Genus!) umfasst kleine rundliche Körper, welche aus einem einzelligen Fadengeflecht bestehen. Der Durchmesser des Kalk ausscheidenden Thallus kann bis zu mehreren Centimetern anwachsen. Die Pflanze überzieht kleine. fremde Körper allseitig, besonders Crinoidenstielglieder und Bruchstücke von Muschel- schalen. Sie wächst dann allseitig in die Dicke, und das perio- disch verschiedenartige Wachsthum führt zu einem zonal-schalen- artigen Aufbau. Die einzelnen Zonen schmiegen sich anfänglich genau der Form des Fremdkörpers an, erlangen aber später immer mehr die Form von Kugelschalen. Der Thallus besteht aus dem innigen Geflechte einzelliger. wiederholt dichotom sich theilender Fäden von mikroskopisch geringer Breite. Von Zeit zu Zeit wachsen einzelne dieser Fadenzweige zu schlauchartigen Erwei- terungen aus, mit welchen das Wachsthum dieser Zweige sein Ende erreicht. Diese Schläuche sind innerhalb des feinen Faden- gewebes, entsprechend ihrer periodischen Entstehung, zonal an- geordnet und verleihen dem ganzen Algenkörper seine schalige Structur. Nur selten bemerkt man an diesen Schläuchen seit- liche, kugelförmige Anschwellungen, welche als Sporangien ge- deutet werden können. g Diese rundlichen Körper sind mir nur aus der oberen alpi- nen Trias bekannt, wo sie stets in einem dunkelfarbigen Kalkstein liegen, auf dessen frischem Bruch sie sich gewöhnlich nur als etwas andersfarbige Flecken bemerkbar machen. Erst bei genauer Betrachtung erkennt man Spuren des concentrischen Aufbaues, wie das durch Fig. 6, Taf. XVI veranschaulicht ist. Die Zeichnung ist jedoch viel deutlicher ausgefallen als das natürliche Bild. Erst auf angewitterter Gesteinsoberfläche treten die Algenkörper und deren Structur in auffälliger Weise hervor, wie Fig. 5, Taf. XVI zeigt, und solche Bilder haben bisher die irrthümliche Deutung auf Oolithe erfahren. Der ganze Algenkörper besteht gegenwärtig, wie auch das umgebende Gestein, aus fein krystallinischem Kalkspath, der mehr oder weniger von bräunlichen und schwarzen Körperchen verun- reinigt ist, welche meist Eisenoxydhydrat, z. Th. wohl auch koh- lige Substanzen sind. Fast stets aber unterscheidet sich der Kalkspath, welcher die Lumina der Zellfäden ausfüllt, durch gröberes Korn und grössere Reinheit oder umgekehrt durch Un- reinheit, die bis zur Undurchsichtiekeit führt. Besonders die Zellschläuche sind von grossen Calcitkörnern erfüllt, sodass sie !) Botan. Centralblatt 1889, Bd. 41. 29% im Dünnschliff stets zuerst durchsichtig werden, und bei der Ver- witterung in der Natur ebenfalls zuerst ihre Ausfüllung verlieren, worauf das deutliche Hervortreten der schaligen Structur beruht. Auch die Membranen der Fäden und insbesondere der Schläuche sind sehr oft noch als solche deutlich erkennbar (s. Fig.-4 u. 5, Taf. XV) und bestehen aus klarem Kalkspath. Ich schliesse daraus, dass die lebenden Pflanzen in ähnlicher Weise wie die Lithothamnien in der Zellhaut selbst Kalk ausgeschieden haben, der bei letzteren stets eine zur Zellhautoberfläche gleichmässig krystallographische Orientirung besitzt‘). Da aber ausserdem der Thallus im fossilen Zustande keine Spuren von Zerdrückung oder innerlicher Zer- brechung zeigt, was gewiss hätte eintreten müssen, wenn nur die dünnen Zellmembranen verkalkt gewesen wären, so muss ange- nommen werden, dass auch die im Verhältniss zum Gewebetheil immerhin bedeutenden Zwischenräume zwischen den Fäden ganz oder doch zum grössten Theil schon zu Lebzeiten der Pflanze mit Kalkincrustationen ausgefüllt worden sind. Dann ist es aber nur die Ausfüllung der Zelllumina, welche später als eine Folge der Fossilisation eintrat, und daraus erklärt sich auch der schon erwähnte Unterschied, welcher zwischen dieser und der äusseren Füllmasse besteht. Eine besondere Eigenthümlichkeit unserer Pflanze sind die schlauchartigen Anschwellungen, deren Zusammenhang mit den dünnen Zellfäden (Taf. XV, Fig. 8 u. 9) unzweifelhaft ist. Freilich bedarf es sehr dünner Schliffe, um überhaupt das Zellgeflecht zu erkennen. und dasselbe giebt dann Bilder wie Fig. 2 u. 3, Taf. XV, bei denen die langen und losen Fäden wie kurz und klein ge- schnitten erscheinen. Gleichwohl genügt ein Vergleich mit den Schläuchen der lebenden Codien (Fig. lau. Ib, Taf. XV), um die Aehnlichkeit beider Bildungen mit Sicherheit zu erkennen. Fig 1b stellt die Schlauchzellen von Codium adhaerens, welches ich auf dem felsigen Strand von Tenerife gesammelt habe, in ihrem Zu- sammenhang mit den Zellfäden dar. Hier stehen sie noch palli- sadenartig neben einander, so wie sie die Pflanze nach aussen als eine geschlossene Schicht umgeben. In Fig. 1a ist das aus- einander gelegte innere Geflecht derselben Pflanze zur Dar- 1!) Eine Folge dieser Orientirung ist, dass bei Melobesia, Litho- phylum und Lithothammium die Zellen im Querschnitt bei gekreuzten Nicols unter dem Mikroskop ein auch bei horizontaler Drehung des Objecttisches unveränderliches schwarzes Kreuz zeigen. Im Längs- schnitt löschen die quergeschnittenen Membranen, sobald ihre Längs- richtung mit dem Fadenkreuz zusammenfällt, aus. Da auch die kalk- freien pflanzlichen Zellmembranen dieselbe optische Orientiruug be- sitzen, so darf man in letzterer wohl die bestimmende Ursache sehen, 207 298 stellung gebracht. Hier liegen etwas verschrumpfte ältere Schlauch- zellen vereinzelt und regellos im Wirrsal der Fäden eingeschlossen, und beweisen, dass diese Pflanzen bei ihrem Längs- und Dicken- wachsthum mit den nicht zu Schläuchen umgewandelten Zweig- fäden weiter wachsen und die Schläuche überwuchern, geradeso wie dies auch bei Sphaerocodium stattgefunden haben muss. Wahrscheinlich also war auch das lebende Sphaerocodeum Ääus- serlich von einer Wand pallisadenartig gestellter Schlauchzellen umgeben, die bei weiterem Wachsthum in ähnlicher Weise wie bei Codium eingeschlossen und deformirt wurden. Die runden Zellen, welche. wie Fig. S u. 9, Taf. XV zeigt, einige Male an diesen Schläuchen ansitzend gefunden wurden, ver- gleiche ich mit den Sporangien, wie sie bei Udotea und Codium auftreten (Fig. 10 nach Kürzıse). Es können ja nur ausserge- wöhnlich günstige Umstände gewesen sein, welchen wir ihre Er- haltung verdanken, da in der Regel die Sporangien nach Ent- lassung ihrer Sporen zerfallen mussten. Allein eine überrasche Ueberwucherung der nicht zur Reife gekommenen Sporangien kann die Ursache ihrer Erhaltung sein, zugleich aber auch als Erklä- rung für die Seltenheit ihres Vorkommens dienen. Schon der Name, welchen ich diesem Genus gegeben habe, soll die augenscheinlich nahe Verwandtschaft mit Codium zum Ausdruck bringen. Die Unterschiede liegen in der Art des Wachsthums. Niemals umwächst Oodium fremde Körper und bildet so frei kugelnde Körper. Codeum Bursa, in der Form so ähnlich, ist stets äusserlich angeheftet. Die Sporangien der Co- dien sind länglich schlauchförmig, nicht kugelig. Hierin könnte eine Beziehung unserer Pflanze zu Udotea gesehen werden. Dann aber fehlt Codium die Fähigkeit der Kalkausscheidung, und die anderen Codiaceen, welche dieselben besitzen, sind in anderer Beziehung recht verschieden. Auf alle Fälle scheint es mir aber am passendsten, Sphaerocodium in die Familie der Codiaceen zu stellen. Unter den nur im fossilen Zustand bekannten Kalkalgen könnte man vielleicht Sephonema und Zomotrichttes als nahe ver- wandt ansehen wollen. Unter dem Namen Stphonema hat Jon. GEORG BORNEMANN !) „incrustirende Kalkalgen beschrieben, welche ähnlich wie die Nul- liporen kugelige Körper bilden und fremde Körper einschliessen.* Deutliche Structur liess aber nur Siphonema incrustans in einem diluvialen Geschiebe von silurischem Beyrichien-Kalk bei Almen- !, Nova acta der Leop. Carol. Akad., 51, 1886. Die Versteine- rungen des Cambrischen Schichtensystems der Insel Sardinien, | } | 299 hausen in Ostpreussen erkennen. Es sind kugelige Körper von 5—20 mm Durchmesser, aus concentrischen Schichten aufgebaut, die aus einem Geflecht gekrümmter einfacher, 15 —20 u dicker Fäden bestehen. Es ist mir aus der photographischen Abbildung nicht ganz klar geworden, ob die Fäden aus einfachen Zellreihen bestehen, oder ob sie einzellig sind. BORNEMANN vergleicht diese Alge mit Diplocolon Heppi Näcerı (Fam. der Scytonomaceae) und mit Drelosiphon Julianus Krz. (Fam. der Phycochromaceae), welche ebenfalls Kalk ausscheiden. Mit Sphaerocodium können sie, selbst wenn sie nicht vielzellig sein sollten, wegen der mangelnden Schläuche und dem Fehlen dichotomer Verzweigung der Fäden nicht vereinigt werden. Zonotrichites lissaviensis BoRNEMm.') stammt aus einer rhätischen Süsswasserablagerung Oberschlesiens, der sog. Lissauer Brececie. Die aus einfachen Gliederzellen aufgebauten Fäden sind zu strahligen Gruppen rasenweise angeordnet und bilden so con- centrische Zonen um fremde Körper. BorNEMAnN stellt sie zu den Rivulariaceen und vergleicht sie mit Zonotrichia Heeriana Näg. aus dem Sihlwald bei Zürich und mit Z. caleiwwora Au. Br. aus dem Neuburger See. Schon die Vielzelligkeit schliesst einen Vergleich mit Sphaerocodium aus. Eine wirklich enge Verwandtschaft scheint nur mit der bis jetzt als Foraminifere beschriebenen Grrvanella zu bestehen, doch soll hierauf bei Beschreibung dieses Genus eingegangen werden. Sphaerocodium Bornemanni RoTupL. Mara ie: 29 3 Tale XNL, Fie!2,. 5,6. Die kleinen kugeligen Körper umschliessen Stielglieder von Crinoiden oder Muschelschalen, besonders häufig von Curdıta erenata. Ihr Durchmesser schwankt zwischen 1 mm und 2 cm. Die Zellfäden des Thallusgeflechtes sind 3 — 6 u. breit, die Schläuche variiren zwischen 50—100 u Breite und 300—500 u Länge. Die beobachteten Sporangien hatten einen Durchmesser von 100 —120 u. Beim Dickenwachsthum der Alge hat sie nachträglich oft fremde Körper, besonders häufig Foraminiferen - Gehäuse einge- schlossen. Die Vertheilung der Schläuche auf einzelne Zonen ist eine ziemlich regelmässige und die letzteren liegen mit ihrer Längsaxe meist parallel zu den concentrischen Zonen. | Vorkommen: Diese Alge ist sehr häufig in den Raibler und Cassianer, seltener in den rhätischen Schichten der Östalpen. Aus ihr !) Jahrb. der preuss. geolog. Landesanst., Berlin, 1886, p. 126. 300 bestehen oft einzelne Kalkbänke fast ausschliesslich. Sie sind bisher wenig beachtet oder als Oolithe angesehen worden. Nur Herr BornE- MANN!) sprach 1886 die Vermuthung aus, dass die Oolithe aus Raibler Schichten von Mais bei Reichenhall zu seinen Oolithoiden gehören mögen. Es gelang ihm aber nicht, pfianzliche Structur darin nachzuweisen. Auch ich kam im selben Jahr, unabhängig ‘hiervon, zur gleichen Vermuthung. bei Gelegenheit der geologi- schen Untersuchung des Karwendelgebirges, wo diese Gebilde häufig angetroffen werden. Das zum Zweck mikroskopischer Un- tersuchung reichlich gesammelte Material konnte ich aber erst 2 Jahre später untersuchen, worüber ein vorläufiger Bericht?) 1889 gegeben worden ist. Fundorte: Cassianer Kalke: Im FEnmnebergischen: Pescol bei S. Leonhard. Prelongei bei S. Cassian. Zwischen Plan de Sass und Corvara. Raibler Kalke: Im Karwendelgebirge: Arzgrube und Ler- chenstock bei Mittenwald, Haller Anger, Erlsattel bei Zirl, Bären- alplscharte, Johannisthal, Falken und Rosskopf. Im Wetterstein- gebirge: Frauenalpl und Rainthal. An der Benedietenwand: auf der Südseite. Im Kaisergebirge: Seehaus und Naunspitze. Auf dem Schlernplateau. Rhätische Schichten: Kössener Kalke der Kothalpe am Wendelstein (zusammen mit Terebratula gregarta). Plattenkalk des Soiern im Karwendel. Es scheint, dass diese Alge wirklich auch noch in den obersten triasischen Schichten vorkommt. Weder in der äusseren Form, noch im mikroskopischen Aufbau war ich im Stande, un- terscheidende Merkmale aufzufinden. Nur das Eine kann man hervorheben, dass sie viel seltener als in den Raibler und Cas- sianer Schichten zu sein scheint. So sehr befremdend ist die Langlebigkeit dieser Art nicht, da ja auch in der Fauna der Cas- sianer und Raibler Schichten eine grosse Anzahl gemeinsamer Arten existiren, wie dies besonders aus den Untersuchungen von WÖHRMAnN hervorgeht. Aber auch die Rhätischen und Raibler Faunen stehen sich sehr nahe. Kommt z. B. die Ostrea montis caprikis in den Kössener Schichten vor, so nennt man sie ©. Hardingert, obwohl ein specifischer Unterschied nicht bekannt ist. !) Geologische Algenstudien, Anhang, p. 130 im Jahrb. d. preuss. geol. Landesanst. Berlin, 1886. ?) Botan. Centralblatt 301 II. Girvanella. Unter diesem Namen beschrieb Nıcnorson !) kleine gekrümmte Röhrchen, welche er in silurischem Kalkstein Schottlands aufge- funden hatte und die er für Foraminiferen hielt. Kürzlich fand WETHERED?) ähnliche Körper in Carbonkalken, im Superior Oolite und im Coralline Oolite Englands und machte daraus 5 neue Arten. Alle bestehen sie aus mehr oder minder gekrümmten einfachen Röhrchen, die sich durch ihren Querdurchmesser unter- scheiden, welcher zwischen 7 und 50 y. schwankt. Nur @. peso- Iithica hat noch die besondere Eigenthümlichkeit, dass die Röhren sich verzweigen. Der Autor hat der Versuchung, darauf für diese Art ein besonderes Genus zu gründen, glücklicherweise wider- standen, denn genügend dünne Schliffe lassen dasselbe bei @. pro- blematica erkennen. Da es mir nicht gelungen ist, von den car- bonischen und jurassischen Girvanellen Material zur Untersuchung zu erhalten, so muss ich mich auf die silurisehe Art beschränken, von welcher mir auf mein Ansuchen Herr NıcHoLson in Zuvor- kommendster Weise Stücke zusandte, wofür ich ihm sehr zu Dank verpflichtet bin. Immerhin macht die Untersuchung dieser es mir sehr un- wahrscheinlich, dass auf die Dicke der Zellfäden bei den von WETHERED beschriebenen Arten ein so grosser specifischer Werth gelegt werden darf. Girvanella problematica Nıcn. u. Ern. Far. XV; Fig’ 8 — 9 Die aus dem Ordovician - Kalk von Ayrshire stammenden Stücke bilden unregelmässige, knollige und rasenförmige Körper, welche unter dem Mikroskop sich in ein inniges Geflecht dichotom sich verzweigender Röhren auflöst. Diese Geflechte sitzen auf fremden Körpern und umschliessen dieselben zum Theil. Die Dicke dieser Zellröhren ist wechselnd. stellenweise mes- sen sie nur 6 — 9 u. an anderen Stellen 9 — 15 u, doch be- steht ein unmittelbarer Zusammenhang dieser feinen und gröberen Gefiechte. Einen regelmässigen Wechsel dieser beiderlei Formen, ‘etwa wie der zwischen den Zellfäden und den Schläuchen bei !) Ar. NICHOLSON u. R. ETHERIDGE. A monograph of the Silurian foss. of the Girvan district in Ayrshire. Edinb. 1878, p. 23, t. 9, f. 24. — Derselbe. On certain anomalous organismes which are concerned in the formation of some of the palaeoz. limestones. Geol. Mag., 1888, pag. 15. ?) WETHERED. On the mikroskopie structure of the jurassic piso- lite. Geol. Mag., 1889, p. 196. — Derselbe. On the occurrence of the genus Girvanella in Oolitie rocks. Quart. Journ., 1890, p. 270. 302 Sphaerocodtum, konnte ich nicht erkennen. NıcHoLson giebt für die Röhrchen eine Dicke von 17--40 u, zumeist aber von 22 q an, und es könnte daraus geschlossen werden, dass hier zwei verschiedene Arten vorlägen. Ich bin aber eher geneigt anzu- nehmen, dass die feinen Geflechtmassen, welche nur bei sehr dünnen Schliffen erkannt werden können, dem englischen Forscher entgangen sind. Die dickeren Zellfäden werden zwar schon bei noch ziemlich dieken Schliffen sichtbar, aber die dichotome Ver- zweigung kann dann in dem innigen Geflecht nicht leicht festge- stellt werden. Bei erneuter Prüfung hat Herr NıcHoLson diese Verzweigung nach einer brieflichen Mittheilung vom 10. Juli 1890 ebenfalls bemerkt und ist jetzt auch geneigt, diese Körper für Kalkalgen aus der Gruppe der Siphoneen zu halten. Immerhin besteht zwischen ihnen und Sphaerocodium dieser durchgreifende Unterschied, dass nur bei letzteren schlauchförmige Endigungen der Fäden vorkommen, durch welche in Verbindung mit den rund- lichen Sporangien die systematische Stellung der Sphaerocodien unter den Codiaceen viel gesicherter erscheint als diejenige von Girvanella. III. Lithothamnium. Die systematische Kenntniss der fossilen Lithothamnien liegt noch so sehr in den Anfängen, dass erst kürzlich !) der Vorschlag gemacht werden konnte, die nicht mehr lebenden Arten wieder alle unter dem einen Speciesnamen zusammen zu fassen, unter welchem vor 33 Jahren Unger”) zum ersten Male fossile Lithothamnien beschrieben hatte. Auch die lebenden Arten dieses Geschlechtes sind systematisch noch wenig durchgearbeitet, und viele derselben nur nach äusseren Merkmalen, die gerade hier einen sehr zwei- felhaften Werth besitzen, bekannt. Die Erklärung liest in der Schwierigkeit, welche diese steinharten Körper der Untersuchung bereiten, und in der Kürze der Zeit), seit welcher solche Un- tersuchungen überhaupt erst angestellt werden. Noch heutigen Tages werden diese Algen von Pflanzensammlern nur selten be- rücksichtigt, und es giebt grosse staatliche Herbarien, in welchen sie nicht oder doch nur sehr ungenügend vertreten sind. Die einzige systematische Beschreibung, welche die fossilen Lithothamnien bisher gefunden haben, stammt aus dem Jahre 1871%. Nach ihrem Verfasser werden die Arten in erster Linie !) SOLMS-LAUBACH. Einleitung in die Paläophytologie, 1887. ?) Denkschriften der k. Akad. der Wiss., Wien 1858. ®) WIEGMANNS Archiv für Naturgeschichte, 1837, p. 387. *) C. W. GÜMBEL. Die sogenannten Nulliporen. Abhandl. d. kgl. Akad. der Wiss., München 1871. 803 „nach Form und relativer Grösse der Zellen“ unterschieden, da die äussere Form des Algenkörpers häufig in ein und derselben Art zu bedeutenden Schwankungen unterliegt, oder bei der un- zulänglichen Erhaltung der fossilen Stücke oft nicht genügend erkannt werden kann, um danach die Species abzugrenzen. Nachfolgende Arten wurden auf diese Weise aufgestellt'!): Aus dem Plioeän: 1. Lithothamnium pliocwuenuwm vom Monte Mario. Zellen 8—9y breit, 10 u lang. Grosse, rundliche Polster mit kurzen, dicken, knolligen Auswüchsen. 2. — asperulum von Castel Arquato bei Parma. Zellen 75 u lang und 25 u breit. Grosse, dicke Polster mit zapfen- förmigen Auswüchsen. Aus dem Miocän: 3. — ramosıssımum Reuss. Zellen 20 u lang, 14—16 u breit. Bündel und Rasen mit zahlreichen, verzweigten, kurzen, keulen- bis warzenförmigen Aesten von 2 bis 5 mm Durchmesser des Querschnittes. Aus dem Oligoeän: 4. — tuberosum von Astrupp bei Osnabrück. Zellen 15 bis 16 u lang, 10 u breit. Bis faustgrosse Polster mit gedrängt stehenden, knollenförmigen und warzenartig auswachsenden Aesten. 5. — torulosum aus dem Thalberggraben bei Traunstein. Zellen 8 u lang, 6 x breit. Abgerundeter, knolliger Stock mit mamillöser Oberfläche. Aus dem Eoeän: 6. — nummultiticum aus dem nordalpinen Eocän. Zellen 15—16 u lang, 8 u breit. Traubig knolliger Stock mit kurzen, an den Enden kugelig abgerundeten Aestchen. !) Die hier angegebenen Maasse sind die von GÜMBEL mitge- theilten. Bei Nachuntersuchung der Originalstücke von L. tuberosum, L. torulosum und L. mamillosum, sowie von Knollen des L. ramosissi- mum und L. nummuliticum fand ich aber durchweg !/s —- !/; grössere Maasse. Ich habe mit controlirten Instrumenten direct an den Ob- jeeten gemessen, während Herr v. GÜMBEL, wie mich seine gef. münd- liche Mittheilung belehrt, die Maasse von den mittelst der Camera entworfenen Zeichnungen abnahm, welche vermuthlich in Folge eines Fehlers des Apparates nicht genau genug ausgefallen sind. Es ist mir deshalb sehr wahrscheinlich, dass auch die Maasse für die Zellen der anderen nicht von mir untersuchten Arten um einen ähnlichen Betrag erhöht werden müssen. 304 7. Lithothamnium effusum von Sardagna bei Trient. Zellen 6—7 y lang, 4—5 u breit. Stock mit walzenförmigen, oben sich etwas verjüngenden Aestchen. Obere Kreide: mamıllosum!) vom Petersberg bei Mastricht. Zellen 5,9 u lang, 5 u breit. Mamillöse Kruste. 9. — parıisiense aus dem Pisolithkalk. Zellen 9 x lang, 6 x breit. Isolirte. walzenförmige, verzweigte Aestchen. 10. — perulatum von Mastricht. Zellen 10 x lang, 84 breit. Niedrig krustenförmiger Stock. | 11. — procaenum von Mastricht. Zellen 12 u lang, 8 u breit. Lange, unregelmässig gegabelte Aeste. 12. — racemosum GoLpr. von Mastricht. Zellen 10 u lang, 9 breit. Traubig-knollig. 13. — palmatum Goupr. aus der Gosau und aus der fran- zösischen Kreide. Zellen 8 u lang, 7 u breit. Viel- fach verzweigte Aeste. 14. — Goldfussı. Zellen 70 u lang, 24 u breit. Grosser Stock mit flügelartigen Lappen. Aus dem Jura: 15. — jurassticum?) von Neukirchen (fränk. Alm). Zellen 13 u lang, 10 u breit. Unregelmässig gegabelte, walzenför- mige Asttheile. Die lebenden Arten haben eine ähnliche Untersuchung auf ihre Zellengrösse zwar noch nicht erfahren, doch liegen über ein- zelne Arten Beobachtungen vor, welche gegen die Annahme grosser Beständigkeit innerhalb derselben Species sprechen. Sorms-LAu- BACH sagt’): „Was die zahlreichen Species betrifft, die GÜMBEL aus den verschiedensten Horizonten, vom Jura aufwärts. beschreibt, !) Hauck hat 1885 in RABENHORST's Kryptogamen - Flora eine neue lebende Art des adriatischen Meeres ebenfalls unter diesem Na- men beschrieben, welcher besser mit AHaucki vertauscht wird. ?) Diese Art, welche mir übrigens aus eigener Anschauung nicht bekannt geworden ist, galt bisher als das älteste Lithothammium. Nach einer Mittheilung von STEINMANN (Eclogae geol. Helvetiae, Vol. U, p. 62) kommen aber in rhätischen Mergeln bei Induno im Tessin Nuss- bis Kindskopf-grosse Lithothamnien-Knollen vor, auf deren angewitter- ten Oberflächen kreisrunde Löcher als Cystocarpien (recte Conceptaceln) gedeutet werden und bei deren mikroskopischer Untersuchung die für Lithothamnien charakteristische Zellstructur sichtbar wurde. Wir er- warten mit Spannung weitere Mittheilungen über diese interessanten Körper. ®) Die Corallinen-Algen des Golfes von Neapel, 1831, p. 18. 305 so würde deren Aufstellung wohl unterblieben sein, wenn er die proteische Natur der lebenden Pflanzen genauer gekannt hätte. UngER, der seine Untersuehung an lebendem Material begann, hatte sich denn auch bezüglich der fossilen Formen mit der ein- zigen Nullipora ramosissima Reuss begnügt.“ Und an anderer Stelle!): „Wenn es schon bei den lebenden Repräsentanten un- endlich misslich mit der Speciesunterscheidung steht. so ist dies bei den fossilen begreiflicher Weise in noch viel höherem Grade der Fall. Man wird deshalb gut thun, sie alle mit Unger als L. ramosissimum zusammenzufassen. “ Dieser Standpunkt, welcher auf die genaue Kenntniss leben- der Formen gegründet ist und deshalb gewiss volle Beachtung verdient, scheint mir mit letzterem Vorschlag doch viel weiter zu gehen, als es in Unger’s Absicht lag. Unger waren damals die eocänen und noch älteren Li- thothamnien nicht bekannt, er konnte sie deshalb auch nicht mit den miocänen zusammenfassen wollen. Für eine jüngere pliocäne Form der Insel Rhodus (]. e.. t. 5, f. 17) aber hat er den Namen Z. rhodıca gegeben, denn ZL. ramosissimum sollte nur für die Algen des Leithakalkes gelten, von denen er jedoch sagt (l. c., p. 25): „es würde dermalen noch nicht an der Zeit sein, eine weitere Unterscheidung der fossilen Pflanzenformen zu versuchen, weshalb ich noch den Namen von Reuss zur Bezeich- nung dieser Steinalge beibehalten will.“ Ich hoffe nachfolgend noch den Nachweis zu erbringen, dass in der That gerade zwischen den miocänen und den meisten älteren Formen ein durchgreifender Unterschied besteht, will aber zunächst die Verhältnisse der Zellengrösse besprechen, welche nach GÜMBEL „zureichend constant und sicher genug“ ist, um zur Artbestimmung benutzt zu werden. Da sich nirgends in der Literatur Zahlenangaben finden über die Schwankungen der Zellengrösse innerhalb derselben Art und desselben Stockes. so will ich hier einige Maasse anführen. welche mir die Dünnschliffe zweier Knollen von ZL. racemus aus dem Miocän von Gran Canaria?) geliefert haben. Bei einem Stock von Cueva de mata schwankt die Länge der Zellen zwischen 12 und 24 u; die Breite zwischen 9 und 12 uw. Einzeilne Zellen ergaben für Breite und Länge je 10 — 20 12 — 15 12 — 12. !) Einleitung in die Palaeophytologie, 1887, p. 46. 2) Siehe diese Zeitschr., Bd. XLII, 1890, p. 677. 306 Bei einem Stock von 8. 'Catalina 12 — 15 9 — 18 9 —-12 I — 9, während die Läuge zwischen 12 — 18 u die Breite zwischen 9 — 18 u schwankte. Man ersieht daraus, dass die Zellen wirklich erhebliche Grössendifferenzen zeigen. Es ist dies auch nicht zu verwundern, wenn man bedenkt, dass die Zellen, aus deren Theilung die ver- kalkenden Zellen hervorgehen, sehr verschiedenen örtlichen und zeit- lichen Wachsthumsbedingungen ausgesetzt sein können und dass diese deren Grösse ebenso wie bei anderen Pflanzen beeinflussen. Die Verschiedenheit der Grössenverhältnisse, welche GümsEL für seine Arten 1, 5, 9— 13 angiebt, ist nicht grösser als diejenige zwischen den einzelnen Zellen des Z. racemus, und wenn keine anderweitigen Unterschiede geltend gemacht werden könnten, so läge ein Grund für die Abtrennung dieser 7 Arten auch nicht vor. Für andere Arten zeigen die angegebenen Grössen aller- dings so erhebliche Differenzen, dass sie gewiss als diagnostisches Merkmal angesehen werden müssen. Z. asperulum und L. Gold- fusst wird niemals mit ZL. mamillosum, dessen Zellen einen 860 Mal kleineren Kubikinhalt. besitzen, oder überhaupt mit allen anderen Arten verwechselt werden können. Dasselbe gilt für Z. ramosissimum und L. mamidlosum oder 7. efusum u. Ss. W. Ausser in der Grösse des Kubikinhaltes zeigen die verschiedenen Arten auch im Verhältniss der Länge zur Breite der Zellen be- merkenswerthe Unterschiede, die ebenfalls innerhalb gewisser Grenzen als diagnostisches Merkmal benutzbar sind, besonders wenn man stets nur Maasse von Exemplaren aus gleichwerthiger Schicht mit einander vergleicht. SoLMmS-LAuBAcH bezeichnet die zweierlei Gewebe, welche den Algenkörper der Lithothamnien aufbauen, als Markstrang und Rinde, was besonders bei astförmiger Entwicklung der Alge ein gutes Bild giebt. Für das Gewebe des Markstranges hat ÄRrE- scHhongG den Namen Hypothallium gebraucht, der sehr gut ge- wählt ist. Das Hypothallium bildet. stets die Basis der Rinden- schicht und sitzt unmittelbar auf den Fremdkörpern auf, über welche es sich. nach allen Richtungen hin ausbreitet und von denen aus es auch blatt- oder astförmig aufsteigen kann. Die Zellen dieses Gewebes vermehren sich nicht nur durch Querthei- lung, sondern auch durch die von Borner sobenannte „Subdicho- tomie“. Das Hypothallium stellt deshalb Bündel von wiederholt 307. dichotom sich verzweigender Zellfäden dar, die seitlich unter einander fest zusammengefügt sind und dadurch das Aussehen eines parenchymatischen Gewebes erlangen. Durch diese Art der Zellvermehrung allein wird der Thallus bei gleichbleibender Zellen- breite zu einem geschlossenen, allseitig peripherischen Wachsthum in den Stand gesetzt. Von diesem Hypothallium hebt sich die Rindenschicht ge- wöhnlich scharf ab. Sie entsteht aus der obersten Zelllage des Hypothalliums, sobald die Zellreihen desselben eine zur Thallus- oberfläche verticale Stellung erlangt haben. Es tritt jetzt zu- nächst nur noch Zellvermehrung durch Quertheilung ein und zwar in jeder Zellreihe gleichzeitig, sodass das ganze Gewebe gewisser- maassen durch drei Systeme rechtwinkelig sich kreuzender Wände, in Zellen abgetheilt, erscheint. Ich nenne diese Schicht Peri- thallium, da sie sich stets um oder wenigstens über das Hypo- thallium legt und von diesem ausser durch die Art der Zellthei- lung auch noch durch andere Eigenthümlichkeiten unterschieden wird. Die Zellen sind in der Rindenschicht bei gleicher Breite immer etwas, oft sogar erheblich kürzer als im Hypothallium, und es ist bei Angabe der Zell-Dimensionen wichtig, darauf Rücksicht zu nehmen. Sodann werden die der Fortpflanzung dienenden Zellen nur im Perithallium erzeugt. Freilich verlieren die obersten Zellen des Perithalliums die Fähigkeit zur Subdichotomie nicht und man kann häufig auch in der Rindenchicht sich abzweigende neue Zellreihen auftreten sehen. Bei convex gekrümmter Ober- fläche des Thallus, wie sie insbesondere stets die astförmigen Erhebungen besitzen, hat das Perithallium nicht nur die Auf- gabe des reinen secundären Dickenwachsthums zu lösen, wie es bei ebenflächigem Thallus allerdings der Fall ist, sondern da die Breite der Zellreihen niemals zunimmt, so muss eine Zunahme ihrer Zahl auch dem peripherischen Wachsthum gerecht werden. Besonders häufig lassen sich solche Dichotomien aber an den Stellen beobachten, wo das Perithallium zu localen Anschwellungen aus- wächst oder wo Zerstörungen des Thallus stattgefunden haben und durch Ueberwucherung wieder ausgeheilt worden sind. In den beiderlei Geweben kommen in der Mitte der Quer- wände der einfachen oder dichotom getheilten Zellfäden stets kleine Poren oder Tüpfel vor, wodurch die unmittelbar aus einander entstandenen Zellen in eine directe Verbindung gebracht sind. Es soll!) dies eine allen Florideen gemeinsame Eigen- thümlichkeit sein. Auch bei den fossilen Lithothamnien werden !) ScHMIpT’s Untersuchungen über die Befruchtung der Florideen, Sitzungsber. der Akad., Berlin 1883. 308 diese Tüpfel noch leicht erkannt, sobald die Zellreihen annähernd quer geschnitten sind, und ihr Nachweis genügt vollkommen, um Verwechselungen mit Bryozoen oder Hydromedusen auszuschliessen. Sie sind jedenfalls ein viel sichreres diagnostisches Merkmal als die halbmondförmigen Gonceptaceln, da es, wie ich zeigen werde, eine Anzahl von Lithothamnien giebt, von denen wir noch gar nicht wissen, ob sie überhaupt Conceptaceln gehabt haben. Die Begrenzung des Genus Zithothamnium ist ausschliess- lich auf die Entwicklung der vegetativen Thallustheile gegründet; der Unterschied gegen Lithophyllum liegt in dem Vorhandensein des Perithalliums. Sorms - LauBAcH hat auf das Ungenügende dieser Trennung genugsam hingewiesen und auch den Weg ge- zeigt, auf welchem eine natürlichere Genusabgrenzung innerhalb der Arten sämmtlicher Melobesien sich vielleicht erreichen liesse. Es machen sich in der Spermatien- und Tetrasporenbildung Un- terschiede bemerklich, die zu einer ganz neuen Gattungsfassung führen könnten, und wenn SoLMms - LAUBACH aus verschiedenen Gründen auch, vorläufig wenigstens, diesem Gedanken nicht wei- tere Folge gegeben hat, so brachte er darnach doch die von ihm untersuchten Arten in zwei Gruppen. Für die fossilen Arten hat natürlich die Spermatienbildung keine Bedeutung, da sie nie- mals mehr nachweisbar ist; anders verhält es sich mit den Tetra- sporen, die, wenn sie, wie bei Melobesta corticiformis, einzeln im Zellgewebe liegen, auch im fossilen Zustand können nachge- wiesen werden. In der That ist es mir gelungen, bei drei Arten aus der Kreide und drei Arten aus dem Tertiär solche isolirte Tetrasporen aufzufinden. Mit Ausnahme einer Art besteht aber bei diesen gegenüber den lebenden Arten der Unterschied, dass die Tetrasporen nicht in höckerartigen kleinen Auftreibungen des Thallus zusammengruppirt sind, sondern reihenweise gestellt ganze Zonen des zu concentrischen Schalen angeordneten Zellgewebes erfüllen, ohne dass sich eine locale Anschwellung auch nur im geringsten bemerkbar macht. Geht man von dieser, soweit meine Untersuchungen reichen, auf Kreide und Eocän beschränkten Art der Tetrasporenbildung aus, so können die zahllosen Bilder derselben, welche mir das Mikroskop gezeigt hat. über ihre Entwicklungsgeschichte kaum einen Zweifel übrig lassen. Einzelne der Zellfäden des Perithalliums verlieren ihre Fä- hiekeit durch Zelltheilung weiter zu wachsen Dafür wächst die Endzelle derselben zu einem grösseren, eiförmigen Körper aus, durch dessen Ausdehnung in die Breite die seitlich ihn umge- benden und regelmässig weiter fortwachsenden Zellfäden etwas auf die Seite gedrängt und zusammengedrückt werden. Doch Bien von " 309 rücken letztere über den verbreiterten Tetrasporen-Zellen wieder aus einander und schliessen dadurch diese alsbald völlig ein. Diese Umbildung von Endzellen zu Tetrasporen erfasst grös- sere Theile der Algenoberfläche gleichzeitig, und da die hierdurch ihr Längswachsthum einbüssenden Zellfäden gewöhnlich nur um 2 bis 6 Zellreihen auseinander stehen, so bedecken sich grosse und, wie es scheint, unregelmässig begrenzte Felder der Ober- fläche zeitweilig mit Tetrasporen, welche aber bei dem fortschrei- tenden Dickenwachsthum des Perithalliums in den Algenkörper eingeschlossen werden. | Dieses Einschliessen der Tetrasporen erfolgt häufig ganz einfach durch Fortwachsen der sterilen Zellfäden (siehe Taf. XVI, Fig. 13 u. 16), selten wohl auch durch Einschaltung neuer Fäden in Folge von „Subdichotomie“, wie sie ja auch in rein sterilem Gewebe vorkommt. Ganz in derselben Weise geht die Gewebebildung bei Zitho- thamnium suganum und denjenigen lebenden Formen vor sich, bei denen die Tetrasporen zwar zu regelmässig begrenzten Häuf- chen, nach Art der Conceptaceln, zusammengestellt sind, bei denen aber doch zwischen den einzelnen Sporen das seitliche Gewebe mehr oder minder deutlich und verkalkt erhalten bleibt (siehe Taf. XVII, Fig. 4). Die Zellfäden, welche senkrecht auf das Dach der Conceptacel-ähnlichen Hohlräume gestellt sind, stehen - theilweise noch in ungestörtem Zusammenhang mit den Zellfäden, welche den Boden jener Hohlräume bilden und aus deren Ver- längerung sie hervorgegangen sind. Der Unterschied zwischen dieser und der vorher geschilderten Ausbildungsweise besteht also nur darin, dass bei dieser die Tetra- sporen auf kleine kreisrunde Feldchen, deren Durchmesser selten 1 mm erreicht, beschränkt sind und dass das Zwischengewebe noch stärker verdrückt und bis zu erlangter Reife der Tetra- sporen sogar theilweise resorbirt wird, wodurch es den Anschein gewinnen kann, als ständen die Sporen in Gonceptaceln, deren Dach siebartig durchlöchert ist. Sorms - Lausacah nimmt für die Zellreihen im Dach dieser Tetrasporenhöcker bei Melobesta corticrformis Vermehrung der Zellreihen durch Längstheilungen an. Doch scheint mir das t. 3, f£. 25 von ihm gegebene Bild zur Annahme dieser Art von Zellbildung nicht zu zwingen. Die Bildung der Conceptacula tetrasporica, wie sie Zzthotham- nium racemus zeigt und wobei eine Anzahl von Tetrasporen in an verkalkendem Zwischengewebe vollständig freien Hohlräumen stehen, kann nur als eine weitere Modification der so eben besprochenen Entwicklung aufgefasst werden. Denn auch hier ist das Bild, 310 welches das die Conceptaceln umgebende Gewebe darbietet, ganz das gleiche, nur dass die den Boden mit dem Dach verbindenden einzelnen Fäden gänzlich fehlen. Gewiss aber haben’ sie als nicht verkalkende Fäden (Paraphysen) vor der Reife der Tetra- sporen existirt, und es sind die Zellfäden des Daches durch sie aus denen des Bodens erzeugt worden. Ueberwölbung der Con- ceptacula durch seitliche Zellüberwucherung in Folge wiederholter Längstheilung der Zellen scheint durchaus ausgeschlossen zu sein. Wir können die fossilen und recenten Lithothamnien - Arten unter dem Gesichtspunkt der Tetrasporenbildung in folgender Weise gruppiren: 1. Arten mit im verkalkten Gewebe einzeln eingelagerten und auf zonalen Feldern zusammengestellten Tetrasporen: Zitho- thamnium cenomanicum, L. turonicum und L. gosaviense aus der oberen Kreide; Z. nummulticum und ZL. torulosum aus dem Eoeän. 2. Arten mit im verkalkten Gewebe einzeln eingelagerten, zu kleinen Höckern zusammengestellten Tetrasporen: 2. suganum aus oberem Oligocän; ZL. fascieulatum, L. Müller‘ und L. ra- mulosum, lebend. od. Arten mit in gewebefreien Conceptaceln zusammenge- stellten Tetrasporen!: ZL. racemus, lebend und aus oberem Tertiär. Zu entscheiden, ob man nun auf diese Gruppirung zugleich eine generische Unterscheidung gründen könne, oder ob man viel- - leicht nach dem Vorgange von Graf SoLms-LAuBAcH, auch noch die Arten von Melobesia und Lithophyllum mit in diese Drei- theilung einbeziehen solle, dazu scheint mir der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen zu sein, und es muss dies wohl einem Monographen der Melobesieen überlassen sein, dem eine ein- gehendere Kenntniss der lebenden und der fossilen Arten zur Verfügung stehen wird. Hier wollen wir davon nur das erörtern, was der Befund der fossilen Arten lehren kann. Wollte man in obigem Sinne Genera unterscheiden, so könnte man die erste Gruppe als Archaeoltho- thammium bezeichnen, denn dieser Typus ist nicht nur der älteste, sondern nach unseren jetzigen Kenntnissen sogar der einzige wäh- rend der cretaceischen und der älteren tertiären Periode. Die zweite Gruppe, für die als Bezeichnung „Zithothamnium“ beibe- halten werden könnte, wäre jünger; denn sie beginnt gerade in dem Augenblick, da die erste für immer verschwunden ist. Auch die dritte Gruppe, der man den Namen Zithothamniscum geben könnte, tritt ungefähr um die gleiche Zeit auf und beide dauern fort bis in die Gegenwart. Diese eigenthümliche zeitliche Verbreitung steht aber in De ee er EISEN Rt ee ee a er IN: iv 311 vollständigem Einklang mit unserer Auffassung, wonach die hier benutzten generischen Unterschiede nur Modificationen eines ein- heitlichen Entwicklungsplanes sind. Zugleich darf in dieser Mo- difieation selbst eine Entwicklung insofern gesehen werden, als die indifferente Vertheilung der Tetrasporen im Gewebe der älte- ren Arten, bei den jüngeren Arten einer scharf umschriebenen und durch höckerartige Anschwellungen des Gewebes differenzirten Gruppirung der Tetrasporen Platz macht. Von diesem Gesichtspunkte aus und unter Berücksichtigung der Zellengrösse und Wachsthumsart des sterilen Gewebes wird es sehr wahrscheinlich. dass in der zeitlichen Aufeinanderfolge gewisser nahe verwandter Arten auch ein genetischer Zusammen- hang existirt. So möchte ich, wenn auch eine scharfe Beweisführung nicht möglich ist. Zethothamnium gosaviense, L. torulosum und das unter 14 erwähnte Zitholhamnium für Glieder einer entwicklungs- geschichtlich zusammenhängenden Sippe und Z. nummulkticum, L. Aschersoni, L. racemus und L. ramosıssinum für solche einer anderen Sippe halten; und ich erwarte von einer genaueren Un- tersuchung sowohl der fossilen als auch insbesondere der recenten Arten gerade in dieser Richtung eine wichtige Förderung unserer Kenntnisse. Setzen wir aber einen solchen wahrscheinlichen Zusammen- hang als wirklich voraus, dann ergiebt sich uns einerseits. dass sich aus dem Genus Archaeolithothamntum gleichzeitig zwei neue Genera, Lithothamnium und Lithothamniscum, entwickelt haben, dass zugleich aber Archaeohthothamnium ausstarb. Andererseits ordnen sich die Arten des älteren Genus in eine Anzahl von Sippen zeitlich aufeinander folgender und genetisch zusammenhän- gender Arten ein, welche sich ungestört über die zeitliche Grenze des Geschlechts theilweise in das Genus Lithothamndum, theil- weise in das Genus Zithothamniscum. fortsetzen. Wir haben es hier also mit zwei Gesichtspunkten zu thun, von denen der eine zu einer generischen Trennung, der andere im Gegentheil zu einer Vereinigung auffordert. Der erstere Ge- sichtspunkt ward durch die Abstraction eines einzigen Merkmales gewonnen, und will man nach Belieben ein anderes Merkmal zu Grunde legen, so wird man zwar stets zu generischen Abtheilun- gen, aber jeweilig mit verschiedenartiger Abgrenzung gelangen. Es ist ein künstliches Verfahren. dessen Verfolg besonders in der Paläontologie eine beliebte Beschäftigung geworden und das sehr geeignet ist, die Unzahl der Arten in leicht übersehbare Haufen zu schaaren. Der andere Gesichtspunkt betrachtet zunächst nur die einzelnen Arten und scheidet die einander sehr ähnlichen von Zeitschr. d.D geol. Ges. XLII. 2. 21 312 den minder ähnlichen ab. Die Aehnlichkeit, welche hierbei in Betracht kommt, beruht aber nicht etwa auf der Gemeinsamkeit einer bestimmten Eigenschaft, welcher vielleicht so und so viel andere nicht übereinstimmende Eigenschaften entgegen gehalten werden könnten, sondern sie gründet sich auf die möglichst grosse Uebereinstimmung sämmtlicher specifischer Eigenschaften. Es wird nicht bestritten werden können, dass die auf diese Weise festgestellte grössere Aehnlichkeit von Arten zugleich auch eine innigere genetische Verwandtschaft wahrscheinlich macht, und insofern muss dieser Methode gegenüber der anderen ein höherer wissenschaftlicher Werth beigelegt werden. Freilich ist sie praktisch nicht ebenso leicht verwerthbar, weil sie die noch zu wenig bekannten oder aussergewöhnlichen Arten systematisch nicht einzureihen versteht. und aus diesem Grunde wird :es sich oft empfehlen, eine Combination beider Methoden anzuwenden. Es wird dabei zwar niemals ganz ohne gegenseitige Benachthei- ligungen abgehen, aber der dadurch erlangte Nutzen dürfte solche kleine Schäden leicht überwiegen!). In unserem Falle können wir indessen auf dieses Hülfsmittel leicht Verzicht leisten, da die !) In der geolog.-paläontolog. Monographie der Vilser Alpen (Pa- laeontographica, 33. Bd., 1886) habe ich bei Gruppirung der Terebra- teln und Rhynchonellen eine solche Combination angewandt, indem ich zunächst die einzelnen Arten nach ihrer grössten Aehnlichkeit in Sippen, und dann diese Sippen nach einem bestimmten Merkmal des Gehäuses in durchaus künstliche Gruppen geordnet habe, welche, wenn man will, leicht durch eine andere künstliche Eintheilung ersetzt wer- den können, während dasselbe nicht für die Sippen eilt. An letzteren wird man zwar ebenfalls Veränderungen vornehmen können, aber nur, . wenn bei ihrer Aufstellung wirkliche Irrthümer maassgebend waren. Die Zersplitterung der Genera Terebratula und Waldheimia, wie sie DOUVILLE und DESLONGCHAMPS durchgeführt haben, ist eine künstliche, und dieses Verfahren, sowie seinen Werth und seine Beliebtheit hat M. NEUMAYR (Stämme des Thierreiches, 1889, p. 570) in trefflicher Weise beleuchtet. Wenn CAnAvArı (Fauna del Lias inferior di Spe- zia, 1888, p. 9) mit Bezug auf meine erwähnte Arbeit meint, die Systematiker sollten keine künstliche Gruppirung der Arten vorschla- gen, sondern ein Bild entwerfen, aus welchem die organische Ent- wicklung hervorgeht, so kann man ihm hierin gewiss nur beistimmen, aber wenn man seinen Versuch ansieht, eine kleine Anzahl von Tere- bratel-Arten zu einem Subgenus Pygope zu vereinen, so wird man mit der Frage nicht zurückhalten können, ob denn wirklich Terebratula Aspasia soviel näher mit T. aduetica verwandt sei als z. B. mit T. bimammata oder den Arten der Sphenoidea-Sippe? So lange man sich freilich nur mit einer beschränkten Anzahl von Arten beschäftigt, ge- lingt eine vielleicht der natürlichen Entwicklung entsprechende Grup- pirung leicht, sobald man aber alle bekannten Arten eines Genus mit in Betracht zieht, entstehen jene Schwierigkeiten, deren Ueberwindung uns wegen mangelnder Kenntniss aller Arten, d. h. aller Entwicklungs- stadien, noch nicht gelingen kann. Anzahl der Arten noch eine beschränkte ist, und so halte ich es für das Vortheilhafteste, von jeder generischen Zersplitterung abzusehen und alle Arten als Lithothamnien gelten zu lassen. 1. Lithothamnium cenomantcum n. Sp. \ Taf. XVI, Fig. 1, 2, 16. Der Thallus bildet kugelige, nur schwach mamillöse Knollen, welche durch ihre äussere Form diese Art von allen anderen mir bekannten Lithothamnien unterscheiden. Am nächsten steht ihr hierin Z. mamillosum aus der Maestrichter Kreide, doch sind bei letzterem die einzelnen Warzen schärfer begrenzt und treten stärker hervor. Das Dickenwachsthum ist ein sehr intensives und regelmäs- siges. Erneute Ueberwallungen des Perithalliums durch Hypo- thallium kommen nicht vor. Die Zellen sind 12 — 14 u breit und 20 — 25 u lang. Die Tetrasporen liegen zu vielen in con- centrischen Zonen des Gewebes angeordnet. Sie sind 50—60 u breit und 7O — 80 u hoch. Das seitlich sie begrenzende Ge- webe ist verkalkt. Die Grösse der Zellen steht derjenigen bei L. amphiroae- formis, L. nummulticeum, L. ramosissimum und L. racemus sehr nahe. Z. amphiroaeformis hat aber etwas längere Zellen im Perithallium und ungewöhnlich lange Hypothall-Zellen. Ausser- dem lassen die schlanken Aestchen eine Verwechselung nicht zu. L. racemus und L. ramosissimum haben nie isolirte Tetrasporen und L. nummnuliticum unterscheidet sich durch sein Diekenwachs- thum, welches wiederholt und in der regellosesten Art durch Ueberwucherungen des Hypothalliums unterbrochen wird. Fundort: St. Paterne (Dep. Sarthe) im Cenoman. (Pa- läontologisches Museum München.) 2, Lithothamnium turonicum n. sp. ak aRXV I, (Eie9 19. In einem gelblichen Mergel liegen zahllose walzenförmige, > mm dicke und dichotom verzweigte, bis 12 mm lange Ast- fragmente.. Auf dem Querbruch sieht schon das unbewaffnete Auge in dem concentrischen Bau einzelne breitere Ringe hervor- treten. Es sind dies die Tetrasporen-Zonen.. Gonceptaceln wur- den nicht beobachtet. Zellen 9 — 10 u breit und 12 — 15 u, im Hypothallium bis 30 u lang. Die Tetrasporen sind 30 bis 39 4 breit und 75 y. hoch. Die kleineren Zellen. die schlankeren Tetrasporen und die schlanke Form der Aestchen schliessen eine Verwechselung mit 21° 314 L. cenomanicum gänzlich aus. Die schlanken Aestchen mögen einem Stocke angehört haben, welcher etwa mit Z. fascieulatum oder Z. tophiforme Aehnlichkeit besass. Von ersterer Art ist mir die Zellengrösse zwar nicht bekannt, doch fehlen derselben die isolirten Tetrasporen. L. tophıforme hingegen hat 8—10 u. breite und 12 — 15 u lange Zellen, die im Hypothallium sogar über 20 p. lang werden (gemessen an einem aus Grönland stammenden Stück des P. M. München) und stimmt also in dieser Hinsicht voll- kommen mit der Kreide-Art überein, da mir aber über ihre Fructi- ficationsweise nichts bekannt ist, so kann ich ein unterscheidendes Merkmal nur darin finden, dass bei der nordischen Art die Aeste sich stärker nach oben verjüngen. Fundort: Beausset (Dep. Var), Turon. (P. M. München.) 3. Lithothamnium amphiroaeformis n. sp. Tat VD Tin Or Ebenfalls in gelblichem Mergel, aber nicht in denselben Handstücken, in denen die vorhergehend beschriebene Art vor- kommt, liegen sehr zierliche, walzenförmige und dichotom ver- zweigte Astbruchstücke, die man. obwohl sie nur !/s mm im Durchmesser haben, leicht für jüngere Zweige des Z. turonicum halten könnte. Die Grössenverhältnisse der Zellen widersprechen dieser Auffassung aber entschieden. Die Zellen sind 12 —15 u breit und 20 — 30 u, im Hypothallium bis 100 u lang. Ganz wie bei 42. turonıcum bestehen die Aeste aus einem inneren axilären Hypothallium - Gewebe und einem peripherischen Mantel von Perithallium. Obwohl eine grosse Anzahl dieser Astfragmente mikroskopisch untersucht wurde, so gelang es doch nicht, Tetra- sporen oder Gonceptaceln darin nachzuweisen. Gleichwohl besteht kein Zweifel, dass diese Gebilde zu den Lithothamnien gehören. Nur eine äusserliche Aehnlichkeit existirt mit Amphiroa. Es fehlt aber die durch nicht verkalkende Zonen hervorgerufene, der Corallinen-Gattung eigenthümliche Gliederung. Fundort: Le Beausset (Dep. Var), Turon. (P. M. München.) 4. Lithothamnium gosaviense n. sp. Taf.ı XVII, Bie. > Diese Art ist von den vorher beschriebenen wesentlich ver- schieden. Sie überzieht krustenförmig fremde Körper, und indem sie sich dabei der Form derselben anpasst, erlangt sie sehr wechselnde Gestalt. Auf der Oberfläche des Thallus bilden sich weder Aeste noch regelmässige Warzen, sondern nur wulstför- mige unbestimmte Erhabenheiten. Die Zellen sind 9—12 x breit und 9—12 u, im Hypothallium bis 25 x lang. Die Tetrasporen 315 liegen lagenweise im (Gewebe vertheilt und sind 30—40 u breit und 50 — 70 u hoch. Das Hypothallium überzieht als dünne Schicht die fremden Körper. darüber erhebt sich das Perithallium, wel- ches schon bei einer Dicke von 300 u Tetrasporen entwickelt. Entweder geht dann das Dickenwachsthum noch ruhig weiter, wobei sich von Zeit zu Zeit in ähnlichen Abständen neue Tetra- sporenreihen bilden. oder das weitere Wachsthum des Perithal- liums wird durch überwucherndes Hypothallium unterbrochen, welches dann zur Bildung einer neuen Lage von Perithallium führt. Die würfelförmige Gestalt der Zellen der Rindenschicht giebt dieser Art eine gewisse Aehnlichkeit mit Z/. torulosum, doch sind bei letzterer Art die Zellen meist kleiner, besonders aber ist der Aufbau des Thallus ein viel massigerer und führt zu wirklichen compacten Knollen. Fundort: In der Gosaukreide ziemlich häufig. In der senonen Kreide von Martigues. 5. LZithothamnium mamtillosum GÜMBEL. bat, XML. Bio, 7. Diese Art ist auf das Originalstück von GoLpruss’ Cellepora bipunctata aus der Mastrichter Kreide gegründet, welches im hiesigen paläontologischen Museum liegt. Ich habe dasselbe einer erneuten mikroskopischen Untersuchung unterzogen in der Hoffnung, die Fruc- tificationen darin nachzuweisen. Es scheint aber ein durchaus ste- riler Stock zu sein. Die Zellen des Perithalliums zeigen gewöhn- lich quadratische Längsschnitte und sind 6—8 y. lang wie breit. Im Querschnitt erkennt man sicher die charakteristischen Tüpfel, sodass die Algennatur nicht bezweifelt werden kann. Die Zellen des Hypothalliums sind stets länger und messen meist gegen 18 y. Interessant ist dieser Stock besonders wegen seiner Wachs- thumsverhältnisse. Aus dem Hypothallium entwickelt sich meist eine dieke Perithall-Schicht, deren oberste Zellen aber die Fähig- keit besassen, unmittelbar im Hypothall-Gewebe auszuwachsen. In Folge dessen erheben sich über den Perithall-Schichten häufig nur als locale warzen- oder astförmige Anschwellungen oft auch als breitere Schichten dichotom sich theilende Zellfäden, deren Zellenlänge erheblich von der der Rindenschicht abweicht. Dieses Wachsthum in die Dicke ist also nicht durch Ueberwuchern neuen Hypothalliums. sondern durch unmittelbaren Uebergang der Perithallfäden in Hypotallfäden bewirkt. In Folge davon zeigt der Stock einen massiven, an fremden Einschlüssen sehr armen Aufbau, ähnlich wie ZL. cenomanıcum, aber sehr verschieden von L. gosaviense, So wie bei allen Lithothamnien die Zellfäden des 516 Perithalliums aus denen des Hypothalliums hervorgehen, so können also auch erstere wieder zu letzteren auswachsen. 6. Lithothamnium nummuliticum GÜMBEL. Tat. XVil Nie. .Von dieser eocänen Art liegt mir ein reiches Material vor. Es sind theils abgebrochene Aststücke, die in ungezählter Menge die Kalksteine erfüllen, theils unversehrte bis faustgrosse Knollen mit kurzen, warzenförmigen Verästelungen, die bald rund und dicklich, bald schlank und zugespitzt sind. Man versucht unwill- kürlich daraus zwei verschiedene Arten zu machen, aber die mikroskopische Untersuchung belehrt uns, dass sie zusammen- gehören, und eben gerade dort, wo wir gleiches zu sehen geneigt waren. verschiedene Arten vorliegen. Stets kommt nämlich mit dieser Art noch das 2. torulosum, das sich durch die Zellen- srösse leicht unterscheiden lässt, zusammen vor, und es ist ganz unmöglich. nach der äusseren Form beide Arten von einander zu trennen. Die Unterscheidung hat nur für mikroskopisch unter- suchte Stücke Werth. Die Zellen von dieser Art sind 10—15y breit, 15—25 4, im Hypothallium bis 30 x lang. Die Tetrasporen werden 60 u breit und 120 x hoch. Die Tetrasporen liegen zonenweise im Gewebe isolirt, ganz ebenso wie bei Z. turonicum und L. cenomamıcum. | Das Vorkommen der Canceptaceln hat GümBEL angegeben. Ich war jedoch nicht so glücklich, dieselben in dem nordalpinen Material wieder aufzufinden, da sich meine angeschliffenen Stücke alle als zu L. torulosum gehörig herausstellten. Auch bei dieser Art ist die Entwicklung des Perithalliums keine sehr bedeutende. Das Hypothallium überzieht fremde Kör- per wie bei Z. gosaviense, oder es steigt in dünnen Blättern in die Höhe und überwuchert das schon gebildete Perithallium theil- weise oder ganz. Dadurch wächst der Knollen allerdings in die Dicke, zugleich schliesst er aber auch eine Menge fremder Körper neuerdings ein und ebenso wuchert auch das Z. Zorulosum mit seinem Hypothallium herein oder es werden abgebrochene Stücke desselben mit überwallt. Hieraus erklärt sich der Formenwechsel der Stöcke und das bunte Bild, welches dieselben auch im Dünn- schliff zeigen. Fundorte: Umgebung des Kressenbergs.. Val Sugana bei Borgo. Griechenland. 7. Leithothamnium Aschersonti SCHWAGER. Im Eocän der Libyschen Wüste kommen zahlreiche abge- 317 brochene Aststücke vor, für welche ©. ScHwAGER diese Art auf- gestellt hat. Er hat richtig die Aehnlichkeit, aber auch den Unterschied. der zwtschen ihr und dem eocänen Z. nummuliticum besteht, erkannt. Die Zeichnung der Tetrasporenräume !) hingegen ist insofern nicht genau, als das zwischen denselben hindurch- gehende Zellgewebe nicht dargestellt ist. Auf dem Originalschlift habe ich gemessen: Zellen 10—12 u breit uud 12—15 u lang, das Verhältniss der Länge zur Breite ist gewöhnlich 5:4. Die Tetrasporen sind 30—40 u breit und 70—80 u hoch, sie stehen dicht neben einander gedrängt in langen Reihen. Nach der Zell- grösse steht die Art etwa zwischen Z. nummuliticum und L. torulosum, von letzterer aber durch die stets länglicheren Zellen gut unterschieden. Von ersterem durch die kleinen und dichter aneinander gestellten Sporenräume. Auch mit Z. turonicum be- steht eine grosse Aehnlichkeit, doch hat dieses schmälere Zellen und die Sporen stehen weiter aus einander. Vorkommen: Eocän der Libyschen Wüste. 8. Lithothamnium Rosenbergi K. MaArr. Obwohl mir diese tertiäre Art von Timor nur nach den Abbildungen bekannt ist, welche ihr Autor veröffentlicht hat?), so giebt sie mir doch Veranlassung zu einigen Bemerkungen. Die eiförmigen Hohlräume der fig. 6 sind jedenfalls Tetrasporen- räume und die kleinzelligen Fäden des Gewebes laufen gewiss zwischen denselben hindurch, wie bei Z. Aschersont. Die 10 u langen und breiten Zellen könnten auf diese Art oder ZL. toru- losum hinweisen. Die Zellen von fig. 7 und 7a sind erheblich srösser und stehen denen von Z. nummuhticum recht nahe. Aber da wir die Fructificationen nicht kennen und da die Zellen des Hypothalliums verhältnissmässig sehr lang sind. so ist eine Identificirung mit der europäischen Art nicht möglich. Vorkommen: Neu-Guinea und Timor. 9. Lithothamnium tuberosum GÜMmeR. In dem der Art zu Grunde liegenden Originalstück aus dem Oligocän von Bünde maass ich die Länge der Zellen mit 18 bis 24 u, die Breite mit 12 — 18 u. Die Zellen sind stets etwas länglich (Länge zur Breite wie 6:5), im Hypothallium werden sie bis 30 u lang. Auch hier tritt ein Dickenwachsthum des 1) Palaeontographica, 1883, Bd. 30, p. 147, t. 29, f. 25. 2) K. MArrın. Sedimente Timors in Sammlungen des geolog. Reichsmuseums in Leyden, I, Heft 1 (1881), p. 12, t. II, f. 6 u. 7. — Derselbe. Eine Tertiärformation von Neu-Guinea, ebenda, Heft 2 (1881), p. 70. 818 Thallus durch wiederholte Ueberwucherung des Hypothalliums auf. Die Fructificationen sind unbekannt, und eine sichere Feststellung der Art ist deshalb nicht möglich. Die Zellengrösse weist so- wohl auf 1. nummuliticum als L. ramosissimum hin. 10. Lithothamnium torulosum GÜMBEL. Jar. NY Ile 10.:2,06- Diese Art wurde von GÜMBEL auf einen einzigen Knollen gegründet, welcher in oligocänen Mergeln des Thalberggrabens bei Traunstein gefunden worden ist. Derselbe ist wahrscheinlich ebenso wie eine Reihe von Nummuliten aus dem älteren Eocän in den Schlamm des oligocänen Meeres eingeschwemmt worden, wo sie jetzt als seltene Gäste in einer reichen oligocänen Fauna ange- troffen werden. Es ist mir nicht gelungen, einen zweiten Knollen an jenem Fundorte aufzutreiben, und da die Lithothamnien stets in grösse- ren Mengen gesellschaftlich vorzukommen pflegen, so halte ich es für ganz sicher, dass jener Knollen im Oligocän sich auf secun- därer Lagerstätte befunden habe. Dahingegen konnte ich diese Art als sehr häufig in den Eoeänschichten bei dem nahen Siegsdorf und Kressenberg zusam- men mit dem 2. nummuliticum nachweisen und ebenso in den Südalpen und in Griechenland. Die Zellen sind sowohl in dem Originalstück, welches in dem Münchener Museum liegt, als in den anderen eocänen Stücken 7—9y breit und 7—12 „u lang. diejenigen des Hypothallium bis 35 y lang. Die vorherrschend kubische Form der Zellen im Perithallium ist neben ihrer Kleinheit ein vortrefflliches Unter- scheidungsmerkmal von fast allen anderen fossilen Arten. Nur L. mamillosum steht ihm in dieser Beziehung sehr nahe, aber der compacte Aufbau, das Fehlen des in Folge der Ueberwach- sungen des Hypothalliums eingeschlossenen zahlreichen fremden Körper trennt beide Arten. Das Stück aus dem Thalberggraben trägt längliche Concep- taceln und ebenso die zahlreichen Stücke des Kressenberger Eocän. Sie sind bis 400 u lang und 150 u hoch. Diese Geschlechts- pflanzen sind auch in den Südalpen sehr verbreitet und nur ein Mal im Val Sugana habe ich ein Astfragment derselben Art ge- funden, welches 40 u breite und über 50 u hohe Tetrasporen trägt. Die Wachsthumserscheinungen, welche diese Art darbietet, sind dieselben wie bei Z. nmmmulitcum und dies ist auch der Grund, weshalb man beide Arten nach ihrer äusseren Form nicht unterscheiden und in den Sammlungen nicht von einander trennen 819 kann, abgesehen von den Knollen, welche mikroskopisch unter- sucht sind. Fundorte: Thalberggraben bei Traunstein (secundär im Oligoeän, derselbe Stock trägt auch L. nummuliticum!). Kres- senberg und Siegsdorf im Eocän. Borgo im Val Sugana im Eocän. Monte Magre im Vicentinischen (Eocän). Griechenland. 11. Leithothamnium suganum n. sp: Taf. XVII, Fig. 4. In den jüngeren Lithothamnien führenden Bänken des Ter- tiärs von Val Sugana, die das Alter der Scio-Schichten besitzen, kommt eine Art vor, deren Zellengrösse mit derjenigen von Z. torulosum fast übereinstimmt. Die Zellen sind 7—9 u breit und 9—12 u lang. Der einzige geringe Unterschied besteht in der etwas länglicheren Form der Zellen. Die Conceptaceln sind bis 250 » lang und 100 u hoch, tragen aber in ihrem Dach nicht eine centrale grosse, sondern viele kleine Oeffnungen, nach Art der Siebporen der Tetrasporen-Conceptaceln lebender Lithotham- nien. Zugleich sind in dem Lumen der Conceptaceln noch einige vom Boden bis zum Dach reichende verkalkte Zellreihen erhalten, sodass die Tetrasporen wie bei Z. Müller! im Zellgewebe ringsum eingeschlossen waren. Hiernach wird erkannt, dass dieses Zztho- thamnium nicht zu L. torulosum gehört und eine besondere Art darstellen dürfte, für die ich, so lange ihre Identität mit lebenden Formen nicht nachgewiesen ist, einen besonderen Namen wähle. Mit ihr zusammen kommen sterile Fragmente einer gross- zelligen Art vor. die man zum Z. nummuliticum oder L. racemus stellen könnte. L. suganum liegt in den durch ihren Reichthum an Scu- tellen ausgezeichneten Bänken, die man als Scio - Schichten be- zeichnet, und die jedenfalls jünger als das Eocän und die oligo- cänen „Üastel Gomberto“ - Schichten sind. Bei Borgo im Val Sugana liegen alle diese Schichten regelmässig über einander und sind sämmtlich reich an Lithothamnien, ohne dass man diesen Algen je nach der Verschiedenheit des Lagers eine Verschieden- artigkeit ansehen könnte. Um so erfreulicher war es mir, in den jüngsten dieser Schichten eine Form nachweisen zu können, die - nach Art ihrer Tetrasporenbildung eine Mittelstellung zwischen den cretaceischen und eocänen Arten einerseits und dem miocä- nen und lebenden Z. racemus andererseits einnimmt. Die Scio- Schichten gehören wahrscheinlich zum oberen Oligocän. Herr Prof. Daues theilte mir freundlichst mit. dass die miocäne Scu- tella subrotunda lLam., welche er in seiner Arbeit über die vicen- tinischen Seeigel mit Sc. subrotundaeform’s Scaaur. identificirt 320 hatte, nach seinen neueren Untersuchungen doch davon verschieden ist, sodass kein Grund mehr vorliegt, diese Schichten in’s Miocän zu stellen. Fundort: Scio-Schichten von Telve bei Borgo (Val Sugana). 12. Lrithothamnium ramosıssimum Reuss. Dieses durch die Beschreibungen von UnGER und GÜMBEL wohl bekannte Zrthothamnmium, scheint in seiner äusseren Form sehr veränderlich zu sein. Die mir vorliegenden Stücke aus dem Leithakalk von S. Margarethen. am Neusiedler See wenig- stens, mit ziemlich dicken und langen Aesten, unterscheiden sich recht auffallend von Gümsers Abbildung, die auch von der Unger’schen recht abweicht. Die Stücke, welche Reuss ge- zeichnet hat, könnte man sogar unbedenklich für das lebende Z. racemus halten. GÜümBEL giebt die Grösse der länglichen Zellen zu. 20 u. für die Länge und 14—16 4 für die Breite an. Ob Unger das Vorhandensein verschiedener durch die Zellgrösse unterschiedener Algenstöcke beobachtet hat, was man aus der weiter oben citirten Stelle vielleicht schliessen könnte, muss unentschieden bleiben. Es kann aber keinem Zweifel mehr unter- liegen, dass wenigstens zwei Arten im Leithakalk vorkommen, und zwar zum Theil so innig mit einander vermischt, dass der Schliff‘ durch einen scheinbar einheitlichen Knollen mir beide Arten zugleich zeigte. Hierdurch wird es aber von Neuem be- wiesen, wie die äussere Form des Knollens häufig ganz und gar nichts für die Art charakteristisches hat, da die eine Art durch Wucherung ihres Hypothalliums sich der anderen anheftet und sie wohl auch ganz umschliesst. Die grosszelligere Art fasste ich als Z. ramosissimum auf, da sie ziemlieh die von GÜMBEL mitgetheilten Maasse hat und auch auf Unger’ s Abbildungen die Zellen eine Breite von 13 u haben. Die Zellen sind stets länger als breit, z.B. 18:12 oder 24:15 %.. Im Ganzen sind sie 12—-20 x breit und 1824 u. lang. Im Gewebe liegen schwach mondsichelartige Conceptaceln, von denen eines 280 u lang und 80 x hoch war. Von dem sehr ähnlichen Z. racemas unterscheidet sich diese Art entschieden durch die grösseren Zellen. Es kommen zwar auch bei ZL. racemus gleich grosse vor, doch ist das mehr eine Ausnahme. Die feinzelligere Art beschreibe ich unter 14. 13. Lithothamnium racemus ARESCH. Taf. XVI, Fig. 4, '7,'8'11,'12,'T5. Ueber die Synonymie dieser Art herrschen verschiedene Meinungen. Sorms-LAuBAcH, dem wir hier folgen, rechnet dazu L. erassum Puıw., Hauck zieht letzteren Namen vor, weil Z. racemus AR. unsicher sei. | Obwohl auch hier die äussere Form grossem Wechsel unter- liegt, so scheint doch das Vorhandensein kurzer, verzweigter und an den Enden knollenförmig angeschwollener Aeste eine bestän- dige Eigenschaft dieser Alge zu sein. In den Conceptacel tragenden Aesten sind die Zellen 9 bis 13 x breit und 12 — 18 u lang, in dem massiven Theil des Stockes 9 — 18 x breit und 12 — 24 u lang, die gewöhnliche Breite beträgt aber durchweg 9—12y, die Länge 12 —15y im Perithallium, und bis 50 u im Hypothallium. Die Conceptaceln ergaben bis 450 u Länge und 200 u Höhe. Die wiederholte Ueberwucherung des Stockes durch Hypothallium giebt dieser Art einen ähnlichen Aufbau wie Z. nummulitıicum, dem sie auch durch den starken Grössenwechsel der Zellen gleicht. Auch in den Dimensionen der Zellen wird man nicht leicht ein unterscheiden- des Merkmal finden können, sodass ich nicht weiss, wie man Conceptacel tragende Stöcke der eocänen von der jüngeren Art unterscheiden soll. Glücklicher Weise sind die Tetrasporen tra- senden Stöcke aber viel häufiger und der Nachweis der isolirten Sporenräume ist entscheidend. -Untersuchte Fundorte: Lebend im Adriat. Meer und im Golf von Neapel. Pliocän: Girgenti (rupe Atenea). Miocän: Bei Las Palmas auf Gr. Canaria. 14. Lithothamnium sp. Ohne Speciesbezeichnung lasse ich die Lithothamnien- Aeste, welche die pliocänen Kalke von Poccio Ansano bei S. Quirico d’Orcia in Toscana stellenweise ganz erfüllen. Man hat diese Schichten früher irrthümlich in’s Miocän gestellt, V. SımonxELLI hat aber ihr wahres Alter erkannt. Die Zellen sind 7—9 y breit und 6--9 » lang, entweder quadratisch oder sogar quer länglich. Vielleicht dazu gehört jene Form, welche mit dem echten L. ramosissimum zusammen vorkommt und deren Zellen 9 u breit und 6—12 u lang sind. Auch hier sind Sporen und Con- ceptaceln noch unbekannt. Die meist quadratischen Zellen wech- seln wiederholt in dünnen Lagen mit länglichen und mit quer länglichen Zellen ab, wodurch Bilder entstehen, die an die Jahres- ringe mancher Baumstämme erinnern. 322 Nachtrag. Nach Einlieferung dieser Arbeit zum Druck erschien der 17. Band (1890) der Abhandl. d. schweiz. palaeontolog. Ges., welchen ich, von einer Reise zurückkehrend, im Mai hier vor- fand. Herr Dr. Frün hat darin eine Arbeit „Ueber Gesteins- bildende Algen der Schweizer Alpen“ veröffentlicht, in welcher besonders die eocänen Lithothamnien der Schweiz abge- handelt werden. Die Ergebnisse, zu denen der Verfasser gelangt ist, stimmen im Allgemeinen mit den meinigen überein. Die Ver- änderlichkeit der Zellengrösse innerhalb derselben Art und die Verschiedenheit des Gewebebaues der Rinden und Hypothall- Schicht werden eingehend. erörtert. Das Vorkommen von im Gewebe isolirter ovaler Tetrasporen hat Frün, wie schon früher (1885) C. SchwAGEr, beobachtet, aber doch wohl zu wenig die Verschiedenartigkeit dieser Ausbildung von derjenigen bei den lebenden Lithothamnien erkannt. Anderenfalls hätte er zum Schlusse der Arbeit nicht Z. racemus und L. nummuliticum so eng mit einander vereinigen können, da doch gerade diese beiden Arten durch die Art der Tetrasporenbildung von einander ge- trennt sind. Die durchgehende Verwechselung der Conceptaceln mit den Üystocarpien hätte wohl vermieden werden können. Wir haben bei den fossilen Lithothamnien kein Mittel, um die Conceptaceln, welche die ÜCystocarpien eingeschlossen haben, von denjenigen, welche nur Spermatien enthielten, zu unterscheiden, und selbst die Unterscheidung dieser von den Conceptacula tetrasporica fällt oft schwer. Aber selbst. wenn wir diese Unterscheidung machen könnten, so wäre es doch noch immer unrichtig, den mit ver- kalktem Gewebe umgebenen Hohlraum. in welchem sich die wirk- lichen Geschlechtszellen und im Falle der Befruchtung fernerhin das sog. Cystocarpium, welches hier die Rolle eines zweiten, ungeschlechtlichen, Sporen erzeugenden Generation spielt. entwickelt, als Cystocarpium selber zu bezeichnen. Sehr interessant sind die rundlichen Körper, welche FRÜH in einigen Tetrasporen - Räumen fand und als fossile Tetrasporen deutet. Eine genauere mineralogische Prüfung der radial ange- ordneten Füllmasse wäre gewiss erwünscht, da die Zeichnung (ig. 12) sehr an concretionäre, sphärolithische Bildungen erinnert. Der systematische Theil bringt nichts Neues. Die Litho- thamnien des schweizerischen Eocäns werden zu Z. nummultı- cum gestellt, und das Vorkommen anderer Arten als noch fraglich bezeichnet. Nach den mitgetheilten Zellengrössen vermuthe ich, dass auch /. forulosum vorhanden ist. 2. Ueber den geologischen Bau des Cabo de Gata. Von Herrn A. Osann in Heidelberg. Hierzu Tafel XVIII— XX. Literatur: GUILLERMO BOWLES: Introduccion a la historia natural y la geografia fisica: de Espana. Madrid 1775. CH. SILVERTOP:! A geological scetsch of the tertiary formation in the provinces of Granada and Murcia. With notices respecting primary, secundary and volcanic rocks in the same distriet and sections. London 1836. RAMON PELLICO Y AMALIO MAESTRE! Apuntes geognosticos sobre la parte oriental de la provincia de Almeria. Anales de minas. Tomo U. FED. DE BOTELLA Y DE HoRnosS: Description geol. y min. de las provincias de Murcia y Albacete. Madrid 1868. F. M. Davıra: Isla de Alboran. Bolet de la Com. del Mapa geol. de Espana. Tomo III 1876. FELIPE M. DONAYRE: Datos para una resena fisica y geologica de la region S. E. de la provincia de Almeria. Bolet. de la Com. del Mapa geol. de Espana. Tomo IV 1877 Lovss N. MONREAL: Apugptes fisico-geologicos referentes a la zona central de la provincia de Almeria. Bolet. d. 1. Com. del Mapa geol. d. Espana. Tomo V 1878. SALVADOR CALDERON Y ARANA: Estudio petrografico sobre las rocas volcanicas del Cabo de Gata. Bolet. d. 1. Com. d. Mapa geol. d. Espana. Tomo IX 1882. SALVADOR ÜALDERON:! Les roches cristallines massives de l’Espagne. Bull. de la soc. g&eol. de France. 13. Bd. 1884/85. A. Osann: Ueber den Cordierit führenden Andesit vom Hoyazo (Cabo de Gata). Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. XL 1888. A. Osann: Beiträge zur Kenntniss der Eruptivgesteine des Cabo de Gata. Zeitschr. d deutsch. geol. Ges. Bd. XLI 1889. Nach den zahlreichen Untersuchungen von AnsTED, CALDERON, VON DrASCHE, Mac PhHerson und der spanischen geologischen Landesuntersuchung, sowie der zusammenfassenden Darstellung von Suess (Antlitz der Erde), bildet die sogenannte betische Cordillere, der mächtige Gebirgszug, welcher die Provinz Andalusien von der Meerenge von Gibraltar in westöstlicher Richtung durchzieht und südlich Alicante in der Provinz Murcia die Ostküste der Halb- 1 324 insel erreicht. ein-junges Faltengebirge, dessen Hauptfaltung in der alttertiären Periode sich vollzogen hat. Man kann es als einen Ausläufer des grossen alpinen Faltensystems betrachten, das von der apenninischen Halbinsel nach Nordafrika übersetzt, vom Ras Addar bis in das nordwestliche Marocco die Küste einfasst und hier nach Norden umbiegend nach Europa zurückkehrt. Der Durch- bruch der Strasse von Gibraltar. welcher das nordafrikanische Küstengebirge von der betischen Cordillere heute trennt, ist viel jünger als diese beiden Gebirge und für ihre Bildung von keiner Bedeutung. Wie ferner Surss gezeigt hat, bildet der allgemeine Bau so- wohl dieses nordafrikanischen als südspanischen Faltengebirges ein vollständiges Analogon zu dem unserer Alpen; zwischen beiden Gebirgen liegt ein grosses Senkungsgebiet, durch dessen Absinken die Faltung der Ränder der anliegenden Continentalschollen zu er- klären ist, und in der That zeigt der Bau dieser letzteren, dass der faltende Druck überall vom Meere landeinwärts gewirkt hat. Der gewaltige Horst der den grössten Theil Portugals, des centralen und nordwestlichen Spaniens einnehmenden Meseta hat dem nach Nordwesten und Norden gerichteten Vordringen der Faltung stauend entgegengewirkt und spielt so der betischen Cordillere gegenüber dieselbe Rolle. wie Schwarzwald, Vogesen und die böhmische Tafel gegen die centralen Alpen. Jedes dieser beiden Faltengebirge, das nordafrikanische und südspanische, lässt im Grossen einen Aufbau aus drei dem Streichen des Gebirges parallelen Zonen erkennen, einer centralen, aus krystallinen Schiefern und paläozoischen Schichten gebildeten Axe, der sich beiderseits stark gefaltete, aus mesozoischen und alt- tertiären Sedimenten bestehende Zonen vorlagern. Wie bei den Alpen sind die dem Druck zunächst ausgesetzten Gebirgstheile z. Th. mit abgesunken, — nur vereinzelte Schollen sind stehen ge- blieben, während die dem Druck abgewandte Aussenseite die krystalline Axe in ihrer ganzen Ausdehnung begleitet. Es liegen so beide Gebirge, nordafrikanisches und iberisches, symmetrisch zu dem von ihnen umschlossenen abgesunkenen Gebiet. Die westlichsten Spuren der centralen krystallinen Axe wurden auf afrikanischer Seite von BLEICHER bei Ceuta nach- gewiesen; auf spanischer Seite beginnt dieselbe mit der Serrania de Ronda, setzt sich durch die Sierra de Almijara in nord- östlicher Richtung fort und erreicht in der Sierra Nevada ihre grösste Ausdehnung und zugleich höchste Erhebung. Immer mehr in eine nördliche Streichrichtung umbiegend, findet sie ihre Fort- setzung in der Sierra de Alhamilla, der Sierra de Filabres, Sierra Cabrera und Sierra Almagrera. um in der Sierra de Carthagena am 325 Cabo Palos zu enden. Der geologische Bau dieser einzelnen Ge- birge ist ein relativ einfacher, — so stellt die Sierra Nevada nach den Untersuchungen von Anstep und von DrAscHE im Ganzen einen mächtigen antiklinalen Sattel dar und ein ähnlicher einfacher Bau ergiebt sich nach den Arbeiten der spanischen geologischen Landesuntersuchung für die Sierra Alhamilla und. Sierra de Filabres; Gneisse, granatreiche Glimmerschiefer, Talk- und Chlorit- schiefer, krystalline Kalke und Thonschiefer mit kleineren Eruptiv- massen tragen wesentlich zum Aufbau dieser Zone bei. Fossilien wurden nie in den Thonschiefern gefunden, so dass deren Alter vollständig unbestimmt ist. Die nördliche Parallelzone beginnt an dem von jurassischen Schichten gebildeten Vorgebirge von Gibraltar, umfasst den nörd- lichen ‘Theil der Serrania de Ronda und umschliesst in grossem Bogen die krystalline Axe bis in die Provinz Alicante. Von der Meseta wird sie durch das breite, von alluvialen Absätzen aus- gefüllte Thal des Guadalguivir getrennt. Von der südlichen Parallelkette sind nur wenige Schollen, wie die wahrscheinlich von Trias gebildete und durch ihren Erz- reichthum bekannte Sierra de Gador, westlich Almeria, erhalten. Die Bruchlinien des heute vom Meere überflutheten Senkungs- gebietes sind. wie dies in ähnlicher Weise bei allen dem alpinen Faltensystem anliegenden Senkungsfeldern der Fall ist, von Aus- brüchen vulkanischer Massen begleitet. An der ganzen Nordwest- küste Afrikas, von der Insel Galita bis in die Gegend von Melilla sind junge Eruptivgesteine bekannt, sie bilden einen grossen Theil der der Küste vorgelagerten kleinen Inseln und treten an ver- schiedenen Punkten des Festlandes selbst auf. DBLEICHER und VELAIN verdanken wir vorzugsweise die Kenntniss dieser aus Trachyten und Basalten bestehenden Vorkommen. Ueber das Alter dieser Gesteine liegen uns genauere Angaben aus der Umgebung von Oran durch BLEicHEr!) vor. Nach diesem Autor durchsetzen die Trachyte hier z. Th. Obermiocän (Helvetien) und ältestes Pliocän. (Sahelien), andererseits finden sich in diesen Tertiär- schichten schon Bruchstücke von Trachyt, so dass ihre Eruption an das Ende der Miocänzeit zu setzen ist. Die begleitenden Tuf- massen sind geschichtet und wechsellagern bei Oran mit oberen - Mioeänschichten, so dass eine submarine Entstehung dieser Ge- steine anzunehmen ist. Die Basalte derselben Gegend dagegen gehören einer jüngeren Eruptionszeit an, sie sollen subaerische !) BLEICHER. Recherches sur l'origine des elements lithologiques des terrains tertiaires et quaternaires des environs d’Oran. Comptes . rendus Bd. 78 (1874). Bildungen sein und diluviales Alter besitzen, da sie theilweise diluviale Sedimente bedecken. Die Südküste der iberischen Halbinsel östlich der Strasse von Gibraltar ist frei von jungen Eruptivgesteinen bis in die Gegend von Vicar. etwa 12 Kilometer südwestlich Almeria, wo nach Bo- TELLA |) eine Reihe kleinerer Eruptivmassen vorkommen. Es sind niedere Hügel, welche aus Tertiärschichten emporragen und nach der mikroskopischen Untersuchung von Mac PHERSoN aus Augit- Andesiten bestehen. Nach BorEıra enthält das Tertiär, welches ohne genauere Angaben von Fossilien zum mittleren und oberen Pliocän gestellt wird, Bruchstücke dieser Andesite, so dass letzteren ein höheres Alter als den sie umgebenden Sedimenten zukommt. In grösserer Ausdehnung treten vulkanische Gesteine erst öst- lich Almeria auf, wo sie vom Cabo de Gata bis zum Cabo Palos östlich Carthagena die Küste in einem circa 200 Kilometer langen Zug begleiten. Man hat diesen ganzen Zug, dem sich südwestlich von Almeria noch die kleine Insel Alboran anschliesst, im weiteren Sinn als die vulkanische Zone des Cabo de Gata bezeichnet, weil die von diesem Cap in nordöstlicher Richtung verlaufende Sierra del Cabo, ganz aus vulkanischem Material gebildet, die grösste zusammenhängende Masse der ganzen Zone darstellt. Ausserhalb dieser Küstenstrecke treten junge Eruptivgesteine noch vereinzelt in der Provinz Murcia auf, wie das durch seine schönen in Mandel- räumen gebildeten Mineralien bekannte Vorkommen von Jumilla und ein von BorEra beschriebenes von Fortuna westlich Orihuela. Der Küstenstrich, in welchem die Eruptivgesteine des Cabo de Gata auftreten, besteht geologisch wie orographisch aus drei scharf getrennten Bildungen. Der Ausdehnung nach nimmt das Tertiär die erste Stelle ein. Es bildet eine flachhügelige, stellenweise plateauartige Landschaft, welche im Allgemeinen eine Höhe von 200 m über dem Meeresspiegel nicht überschreitet; an den Gehängen der alten Sierren ziehen sich die Tertiärschichten stellenweise bedeutend höher hinauf, ein Beweis dafür, dass die Erosion schon stark abtragend gewirkt hat. Die Lagerung ist sehr einfach, die Schichten liegen nahezu horizontal, doch kommen lokale Störungen vor, an denen das Fallen recht steil werden kann. So wurde südwestlich Vera, wo die Poststrasse Vera- Almeria den Rio de Antas überschreitet, ein Einfallen bis zu 55° NNO. beobachtet. Es sind wesentlich Kalke, mergelige Thone, glimmerreiche Sandsteine und Conglomerate, welche dieses !) De BoTELLA y DE Hornos. Resena fisica y geologica de la region S. O. de la provincia de Almeria. Boletin de la comision del Mapa geol. de Espana, Tomo IX. 1882. Er oo. N | Tertiär zusammensetzen. In der Gegend von Vera und Garrucha sind die tiefsten aufgeschlossenen Schichten blaugraue Thone, welche nach oben durch Aufnahme sandigen Materials in Sand- steine übergehen, die ihrerseits wieder von CGonglomeraten über- lagert werden. Weiter südlich zwischen CGarboneras und Almeria treten in grosser Ausdehnung harte dickbankige Kalksteine auf, stellenweise erfüllt von Resten von Zweischalern und Bryozoen und vielfach wechsellagernd mit Gerölle führenden Bänken. Eine Reihe von Fossilien, welche ich in der Umgebung von Vera und Garrucha sammelte, sowie eine sehr reiche Foraminiferen-Fauna aus den Thonen von Garrucha hat kürzlich Scarora !) beschrieben. Er führt nicht weniger als 129 Foraminiferenformen an, unter welchen Globigerinen, Nodosarien und Cristellarien in besonderer Häufigkeit vertreten sind. Diese Fauna lässt auf eine Bildung der Thone in der Tiefsee und auf ein unterpliocänes Alter schliessen, während die sie überlagernden Sandsteine und Conglomerate nach ihren Fossilien eine Bildung in seichtem Wasser und mittel- bis oberpliocänes Alter vermuthen lassen. Aus dieser tertiären Landschaft erheben sich schroff und unvermittelt eine Reihe von Gebirgsketten bis zu bedeutender Höhe, es sind dies die Sierra Alhamilla nördlich Almeria, die Sierra Cabrera, die Fortsetzung der vorigen zwischen dem Rio de Alias und Rio de Aguas, die Sierra Almagrera nördlich vom Rio Almanzora und die Sierra de Carthagena zwischen Carthagena und dem Cabo de Palos. Die Alhamilla, die bedeutenste von ihnen, erreicht nach Donarre eine Höhe von über 1400 m. Diese Sierren bilden sämmtlich einen Theil der centralen Axe der betischen Cordillere und bestehen wesentlich aus Gneissen, Glimmer- schiefern und fossilleeren Thonschiefern, untergeordnet treten eruptive Gesteine, Diabase und Diorite auf. Alle sind sie reich an Erz führenden Gängen und besonders in der Sierra Almagrera und Sierra de Carthagena werden in zahlreichen Minen Blei-, Silber- und Eisenerze abgebaut. Die jungeruptiven Gesteine endlich bilden den dritten und der Ausdehnung nach unbedeutendsten Faktor in dem Auf- bau dieses Küstenstriches; mit Ausnahme zweier kleiner Vor- kommnisse treten dieselben nur im Pliocän auf. Das eine dieser letzteren liegt am östlichen Fuss der Sierra Almagrera, am Aus- sang der Rambla del Esparto, wo die Sierra die Küste verlässt, das zweite, ein kleines Vorkommen von Daecit, in der Sierra Cabrera nördlich der Granatilla. Ausserdem tritt ebengenannte !) F. SCHROTH. Beiträge zur Kenntniss der Pliocänfauna Süd- Spaniens. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellschaft. Bd. XLH, p. 386. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2. Do 328 Sierra an ihrem Südabhang auf eine mehrere Kilometer lange Entfernung mit den Daciten der Granatilla in Berührung. Obgleich der direkte Contakt der Eruptiv-Gesteine mit den z. Th. hoch- krystallinen Schiefern an diesen drei Lokalitäten theilweise gut aufgeschlossen ist, konnte keine irgendwie nennenswerthe Verände- rung an diesen Schiefern wahrgenommen werden. Nach den Angaben von BorerrA treten auch in den paläo- zoischen Kalken des Cabezo de los Porillos und am Südabhang des Cabezo de Roldan westlich Carthagena junge Eruptiv-Gesteine auf; an ersterem Punkt konnte ich überhaupt kein massiges Ge- stein auffinden, das zweite Vorkommen gehört seinem ganzen Habitus nach der Diorit- oder Diabasreihe an. Wie schon früher (diese Zeitschrift Bd. 41, p. 297) an- geführt wurde und auf der kleinen Uebersichtskarte Taf. XVII. ersichtlich ist, bilden die Eruptiv-Gesteine des Cabo de Gata drei der Küste annähernd parallel streichende Züge von sehr ver- schiedener Ausdehnung. Der östliche Zug ist der Masse nach der bedeutendste, der Längenausdehnung nach kürzeste, er umfasst die Sierra del Cabo und in seiner nordöstlichen Verlängerung das isolirte Vor- kommen des Mesa de Roldan südlich Carboneras. Die Sierra del Cabo erstreckt sich in einer Länge von etwa 25 km bei einer durchschnittlichen Breite von 5—6 km längs der Küste vom Cabo de Gata selbst bis etwas nördlich San Pedro. Sie ist ein aus zahlreichen kleineren Bereketten- zu- sammengesetztes, kahles oder mit niederem Gestrüpp und Zwerg- palmen bewachsenes. Gebirge, dessen höchste Erhebungen nahe an 500 m über dem Meeresspiegel erreichen. Mit Hülfe eines GoLp- SCHMID’schen Aneroids wurden folgende Höhen in dieser Sierra bestimmt: m Cerro de los Lobos (Hyp.-Augit-Andesit) . . . 254 Morron de los Genoveses (Hyp.-Augit-Andesit) nor eh ae 131 ä nordwestl. Spitze 153 Torre de E Cala Bm (Hy p- me AnEee) rk a La Monja (Hyp--Augit-Andesit) . . . cap Kein ME Fraile grande „ x e San heiter Me ee Fraile chico © u ng üu ee Cerro del Romero Em Be Ana) Eat ve Cerro del Medio (bei San Jose) Hornblende- ae Rn Torre de la Testa 288 Höchste Spitze nordwestl. Torre de la Testa. Hohl > ei: 385 Torre de la Vela blanca = 208 Cerro ‚de; ‚Artiehuela,;(Dacit) +4 sus. us met Sen e Garbanzal (Dacit) „ou sbehrii b. Missa PET 329 Durch eine grössere Depression, welche von San Jose nord- östlich verläuft und südlich des Garbanzal in die Ebene der Rambla de Morales mündet, wird die ganze Sierra in zwei nahezu gleiche Theile getrennt; diese Linie bildet auch geologisch in ge- wisser Beziehung eine Grenze, südlich derselben herrschen Horn- blende- und Glimmer-Andesite, während der nördliche Theil wesent- lich von Daciten gebildet wird. Von dieser Depression zweigt sich in der Nähe des Pozo de los Frailes eine zweite in nordöstlicher Richtung ab und erreicht bei Escullos die Küste. Durch beide Depressionen wird zwischen San Jos& und Escullos ein kleiner Gebirgsstock isolirt, der im Fraile grande und Fraile chico seine culminirenden Punkte besitzt. Nördlich San Pedro verschwinden die Eruptiv-Gesteine unter einer Pliocändecke und kommen nur in einzelnen tieferen Einschnitten nochmals zum Vorschein. Der isolirte Mesa de Roldan ist ein gegen das Meer in nahezu senkrechten, 198 m hohen Wänden abfallendes Vorgebirge, das von Hypersthen-Augit-Andesit gebildet wird und zwei flache Kuppen von Pliocän trägt, Erosionsreste einer früher jedenfalls zusammenhängenden grösseren Tertiärmases. £ er ee - NIS un. --< > —/ a Mesa de Roldan von Westen aus gesehen, nach einer Photographie gezeichnet. Ein Blick auf die Karte, Taf. XIX, zeigt, dass dieses ganze Gebiet aus Andesiten, Daciten und Lipariten zusammengesetzt ist. Die Andesite trennen sich wieder in zwei ihrer Zusammensetzung und ihrem Alter nach typisch verschiedene Gruppen, die Glimmer- und Hornblende-Andesite einerseits, die Hypersthen-Augit-Andesite andrerseits. Schon in der allgemeinen Anordnung und Verbreitung dieser Gesteine, wie sie auf der Karte hervortritt (die Karte macht keinen Anspruch auf Genauigkeit in den Details), ist dieses Verhältniss ersichtlich. Die Hypersthen-Augit-Andesite sind mit Ausnahme weniger grösserer gangförmiger Vorkommnisse auf die Küstenlinie beschränkt. Unter den Daciten, die in dem ganzen nördlichen Theil der 23° 330 Sierra das herrschende Gestein bilden, finden sich zwei recht gut charakterisirte Gruppen. Die eine derselben ist ausgezeichnet durch den Reichthum an Quarz und die Armuth an dunklen Ge- mengtheilen. Von den letzteren ist Glimmer der herrschende, Hornblende tritt nur sehr sporadisch auf, Pyroxene fehlen stets ganz. Es sind dies Gesteine von rother bis brauner Farbe und häufig sehr Quarzporphyr-ähnlichem Aussehen, bei denen auch viel- fach neben Plagioklas ein ungestreifter Feldspath in nicht un- bedeutender Menge vorkommt, so dass Uebergänge zu Lipariten stattfinden. In der ganzen Zone des Cabo des Gata finden sich die Liparite stets mit Daciten verknüpft, während typische Trachyte vollständig fehlen. Auch die Manigfaltigkeit der Structur- verhältnisse der Grundmasse hat diese Dacitgruppe mit den Lipariten gemein. Dieser Gesteinstypus findet sich in sehr charakteristischer Ausbildung am Garbanzal und nördlich von ihm an der Majada redonda, dem Cerro Rellana, dem Cerro noble bis zur Rambla de Granatello in der Gegend von Rodalquilar. Der zweite Dacittypus setzt wesentlich den nördlichsten Theil der Sierra del Cabo zusammen, er findet sich in grosser Aus- dehnung bei Artichuela, El Plomo, Majada de vacca; ausserdem begegnet man ihm in ausserordentlicher Verbreitung in der später zu besprechenden Serrata. Es sind dies stets hornblendereiche Gesteine, mit Einsprenglingen von Hornblende, die bis zu 3 cm Länge erreichen; ihr Charakter ist im Allgemeinen basischer als der der vorigen Gruppe, sie sind quarzärmer, und durch voll- ständiges Zurücktreten dieses Minerales finden Uebergänge zu Hornblende-Andesiten statt. Die Glimmer- und Hornblende-Andesite nehmen nahezu den ganzen südlichen Theil der Sierra ein, ihre Grenze gegen die Dacite verläuft von der Bocca de los Frailes (südlich :vom Gar- banzal) in nordöstlicher Richtung und erreicht nördlich Escullos die Küste. Der Varitätenreichthum dieser Gesteine in Bezug auf Zusammensetzung und Structur ist ebenfalls sehr gross, der erstere ist bedingt durch das Mengenverhältniss von Biotit und Horn- - blende, denen sich mikroskopisch z. Th. noch Augit und rhombischer Pyroxen zugesellt. Was ihre Structur anbelangt, so finden sich Uebergänge von nahezu holokrystalliner trachytischer Ausbildung der Grundmasse bis zu vollständig glasigen Typen. Die Hypersthen-Augit-Andesite wurden schon a. a. O. einer eingehenden Beschreibung unterzogen; für sie ist charakteristisch, dass sie stets vollkommen frei von Biotit und Hornblende sind, ihr basischer Charakter drückt sich in der Natur ihrer Feldspath- einsprenglinge, die der Anorthitreihe angehören, aus. In früheren petographischen Beschreibungen wurden sie ihrer dunklen Farben 391 wegen theilweise als Basalte bezeichnet, obgleich sie nie ein Korn ÖOlivin enthalten und ihre Structur, verschieden von der der olivin- freien Basalte, grösstentheils eine rein andesitische ist. Ausser den Lipariten, welche durch Uebergänge mit den Daciten innig verbunden und gleichalterig sind, treten Repräsentanten dieser Gesteinsgruppe noch in einer zweiten Ausbildung in Form schmaler Gänge auf, die zum grossen Theil glasig sind und von Bimssteintuffen begleitet werden. Es sind Perlit- und Pechstein- gänge, welche die Hornblende-Andesite im Süden und Südosten der Sierra durchsetzen: seltener wie in der Umgebung des Torre de la Testa besitzen diese Ganggesteine eine krystalline Aus- bildung. Charakteristisch ist für diese Gruppe, dass bei sehr seringem Kalkgehalt die Natronmenge der Bauschanalyse der des Kalis eleichkommt oder sie übertrifft; es drückt sich dies Ver- hältniss in der Anwesenheit eines sehr sauren Plagioklases (Albit) neben Sanidin aus, häufig sind beide Feldspathe mikroperthitisch verwachsen, wie dies in anderen natronreichen und kalkarmen Felsarten, wie den Keratophyren eine verbreitete Erscheinung ist. Der mittlere Zug wird im Süden von der Serrata ge- bildet, eine Hügelkette von etwa 1 km Breite und 12 km Länge, die in ihren höchsten Punkten dem Cerro de las Yeguas und dem Cerro de Zapaton eine Höhe von circa 350 m erreicht; sie be- sinnt im Südwesten mit den Cerros Coloradillos und endet nord- östlich vom Pozo de Hernan de Perez mit dem Cerro de Cavanuela. Von der Sierra del Cabo wird die Serrata durch die 2—3 km breite, nach Nordost sanft ansteigende und von einer tiefen Rambla durchschnittene Ebene des Rio Morales getrennt, von der Sierra Alhamilla durch das Campo de Nijar. Ihre Fortsetzung in nord- östlicher Richtung findet die Serrata westlich von Carboneras in einem Hügelland, das in seinen einzelnen Theilen verschiedene Namen, wie Covaticas, Majada blanca, Palaiin, Rosica trägt, nach Osten allmählich an Höhe zunimmt und jenseits des Rio de Alias in der Granatilla seine höchsten Punkte (400 m ü. d. M.) besitzt. Das Hauptgestein dieses ganzen Zuges ist ein hornblende- reicher Dacit, der dem zweiten der oben angeführten Dacittypen angehört. Mit Ausnahme des schwankenden Quarzgehaltes ist die Ausbildung dieses Gesteines eine so gleichmässige, dass man Handstücke von der Granatilla und der Serrata makroskopisch nicht zu unterscheiden vermag. Hypersthen-Augit-Andesite treten nur sehr untergeordnet in einzelnen kleineren, den Dacit durch- setzenden Massen auf. In der Serrata haben endlich liparitische, an Bimsstein- und Perlitbrocken reiche Tuffe eine grosse Verbreitung, sie bedecken z. Th. den Daeit. | Der westliche Zug bildet keine grössere zusammenhängende Masse, er besteht aus einzelnen kleineren Vorkommen, die sich in SW-NO - Richtung auf einer circa 165 km langen Linie an- einander reihen. Die einzelnen Eruptionspunkte gruppiren sich zu 4 Gebieten. Dem ersten Gebiet im Südwesten gehört nur der Hoyazo, 2 km südlich Nijar, an, dessen Beschreibung im 40. Bande dieser Zeitschrift gegeben wurde. Das zweite Gebiet liegt in der Umgebung der Stadt Vera und umfasst: 1) Den Cabezo Maria mit seinem circa 8 km langen Lava- strom (vergl. diese Zeitschrift Bd. 41). 2) Die Gerros pelados (Kahlen Berge), 5 km östlich Vera, eine aus 10 Hügeln bestehende kleine Kette, die durch eine von Vera nach der Küste laufende Rambla in einen grösseren südlichen und einen kleineren nördlichen Theil getrennt werden. Sie erreichen eine Höhe von etwas über 100 m über dem Meere. 5) Die Cabezos Alifragas, 2 km nördlich des Rio Almanzora, ein sich ebenfalls in SW-NO-Richtung erstreckender Höhen- zug, dem sich im Nordosten der Cerro Monje und Cerro alto anschliessen. | 4) Ein kleines gangförmiges Vorkommen an der Rambla del Esparto östlich der Sierra Almagrera. In einer Länge von etwa 1/s km hat der im Nordosten sich gabelnde Gang die NNO-SSW streichenden Schiefer der Sierra durch- brochen. Nördlich der Rambla del Esparto fehlen junge Eruptiv- Gesteine auf eine grössere Entfernung, sie treten erst wieder bei Mazarron auf und bilden das dritte Verbreitungsgebiet. Ein grosser Theil des Untergrundes dieser Stadt und die nächsten Erhebungen, der Cerro de San Cristobal, Cerro de los Perules und Cerro de la Javalina, werden von ihnen gebildet; von hier erstrecken sie sich westlich etwa 4 km über die Miene Coto de Fortuna hinaus, in nördlicher Richtung etwa 2 km. Vielfach von jüngeren Bildungen bedeckt, kommen die Eruptiv-Gesteine in tieferen Einschnitten allerorten wieder zum Vorschein, ein Um- stand, der neben der Gleichartigkeit des Gesteines dafür spricht, dass das Ganze eine grössere zusammenhängende Masse bildet. Das vierte Verbreitungsgebiet endlich liegt bei der Stadt Carthagena. Oestlich und nordöstlich Carthagena dehnt sich eine grosse, von diluvialen Ablagerungen gebildete Ebene aus, die von dem Meer im Osten durch die erzreiche Sierra de Cartha- gena getrennt wird. Aus dieser Ebene erheben sich eine Anzahl isolirter Hügel, die sich im Allgemeinen in SW-NO-Richtung an- einander reihen und in den Inseln des Mar menor ihre Fortsetzung finden. Es sind dies, von Osten angefangen, der Cabezo de Felipe, Cabezo de la Tia Laura, Cerrito de la media legua, Cabezo de Asas, Cabezo Ventura, Cabezo Rojado mit dem Cabezo de Agudo, Cabezo de Roche, Cabezo de Atalaya und am Ufer des Mar menor der Cabezo de Carmoli. Ihre Höhe ist sehr verschieden; während der Cerrito de la media legua sich nur wenige Fuss über seine Umgebung erhebt, erreicht der Cabezo Rojado nahe an 200 m (nach BoreLra). Die kleinen Inseln im Mar menor sind die Isla Perdiguera, Isla mayor, Isla redondella, Isla de Ciervos und Isla de Sujetos. Nahe der letzteren erhebt sich auf dem das Mar menor von dem Mittelmeer trennenden natür- lichen Damm ein kleiner Hügel, der CGalnegre, welcher aus dem- selben Gestein wie die benachbarten Inseln besteht. Endlich be- finden sich ausserhalb des Mar menor im Mittelmeer noch die beiden Inseln Isla grossa und Isla de Estacio, welche eruptiven Ursprungs sein sollen; ich hatte keine Gelegenheit, diese letzteren zu besuchen. Die Gesteine, welche diese zahlreichen Eruptionspunkte zu- sammensetzen, sind manigfaltiger als die der beiden anderen Züge, sie können hier auch nur im Allgemeinen besprochen werden. Hypersthen-Augit-Andesite mit allen den Eigenschaften, welche bei der Sierra del Cabo erwähnt wurden, bilden den Cabezo de Car- moli, die Inseln Isla redondella, Isla de Ciervos, Isla de Sujetos und den Cerro Calnegre, — Liparite mit sehr spärlichem Biotit und von Quarzporphyr-ähnlichem Aussehen die Isla mayor und Isla Perdiguera. Der grossen Gesteinsmasse des Cabo de Gata fremd gegenüber stehen die beiden mir im ganzen Gebiete einzig be- kannten Olivin führenden Felsarten, der Verit des Cabezo Maria. und ein Nephelinbasanit, der den Cabezo de la Tia Laura und den Cerrito de la media legua zusammensetzt. Die Gesteine aller übrigen Punkte zeigen trotz mancher Verschiedenheit im Einzelnen so viele gemeinsame Charaktere, dass man sie hier in eine Gruppe zusammenfassen kann, welche Repräsentanten der Glimmer-Andesite, Dacite und Nevadite enthält. Diese gemeinsamen Charaktere sind folgende: 1) Der grosse Reichthum an Einsprenglingen gegenüber der Grundmasse; alle diese Gesteine haben den in der Liparitfamilie als Nevadit bezeich- neten Habitus. So haben z. B. Handstücke von den Alifragas, dem Cabezo de Atalayaoder Cabezo Ventura bei sehr flüchtiger Betrachtung das Aussehen von Graniten und wurden deshalb früher von BoTELLA als granitische Trachyte bezeichnet. 2) Unter diesen Einspreng- lingen herrscht stets der Biotit, neben ihm kommen z. Th. unter- geordnet, z. Th. recht reichlich monokline und rhombische Pyroxene 394 vor, Hornblende dagegen tritt nur ganz ausnahmsweise und ma- kroskopisch nie erkennbar auf. Der Biotit ist stets ausgezeichnet durch nicht selten bedeutende Auslöschungsschiefe und durch die Häufigkeit der Zwillingsbildungen, Eigenschaften, welche wohl mit einem immer nachzuweisenden Gehalt an Titansäure zusammenhängen. 3) Die Feldspatheinsprenglinge sind zweierlei, die einen in der für andesitische Gesteine etwa als normal zu bezeichnenden Grösse von 1—35 mm Durchmesser gehören stets der Plagioklasreihe an. Sie sind gut krystallographisch begrenzt, zeigen überaus häufig Zonarstructur, reichlich Grundmasseeinschlüsse, kurz alle Eigen- schaften der in Andesiten gewöhnlichen Plagioklase. Neben diesen kommen in sehr wechselnden Mengen ebenso krystallographisch begrenzte Sanidineinsprenglinge vor, deren Dimensionen 5—6 cm erreichen; in den Gesteinen der Alifragas, Pelados wie am Cabezo Monje sind dieselben so häufig, wie in den porphyrartigen Gra- niten, welche man als Krystallgranite zu bezeichnen pflegt. Ver- einzelt finden sie sich bei Mazarron, am Cabezo Felipe, Cabezo Ven- tura etc. Örientirte Schliffe nach den Hauptspaltflächen und mikrochemische Reactionen bestimmen sie sicher als Sanidin. Ein ähnliches Verhältniss von Sanidin nnd Plagioklaseinspreng- lingen findet nach Drrcke in den Gesteinen des Mte Cimino statt. 4) Alle Gesteine dieser Gruppe besitzen eine sehr glas- reiche Grundmasse, nur wo zahreiche Erzgänge sie durchsetzen, wie in den Minendistricten von Mazarron und dem Cabezo Rojado, ist die vitrophyrische Structur durch secundäre krystalline Umbildung verloren gegangen. Der Quarzgehalt ist grossem Wechsel unter- worfen; einige Vorkommen sind quarzfrei (Hoyazo, Rambla del Esparto), während andere quarzreich sind. Alle Gesteine dieses ganzen westlichen Zuges enthalten be- gleitende Bestandmassen. unter welchen die Einschlüsse von Cor- dierit-Gesteinen am häufigsten sind. Schon bei der Beschreibung des Hoyazo wurden dieselben erwähnt. ebenso reichlich wie hier finden sie sich bei Mazarron, sie finden sich in gleicher Weise, wenn auch spärlicher, in den Hypersthen-Augit-Andesiten der Inseln des Mar menor, im dem Basanit des Cabezo de la Tia Laura etc. Neben diesen Cordierit-Gesteinen trifft man Mineral- aggregate, welche neben Feldspath und Quarz reichlich Spinell, Korund und Andalusit führen, wie sie ähnlich durch Koch aus dem Kersantit von Michaelstein bekannt wurden. Im Zusammen- hang mit der Reichhaltigkeit dieser Einschlüsse steht, worauf ich schon früher hinwies, das Auftreten des Cordierits als unzweifel- haft aus dem Magma auskrystallisirten Gemengtheiles: derselbe indet sich als solcher nicht nur am Hoyazo, er ist in gleicher Weise in den Alifragas, in den Gesteinen von Mazarron (hier 909 überaus häufig in bis ÜCentimeter grossen, scharf begrenzten Krystallen ete.) vorhanden. Es erinnert dies an die Hyalonevadite der Umgebung von San Vincenzo und Campiglia maritima, und manche Gesteinvarietäten von Mazarron haben eine überraschende Aehnlichkeit mit jenen. Schliesslich gehört zum Cabo de Gata im weiteren Sinn noch die kleinere Insel Alboran zwischen der andalusischen und marokkanischen Küste unter 14° 40° östlicher Länge von Ferro und 36 ° nördlicher Breite, sie liegt genau in der Verlängerung der Sierra del Cabo. Die Insel besitzt die Gestalt eines lang- gestreckten gleichschenkligen Dreiecks, dessen Längsrichtung, in SW-NO-Richtung, ınit der Längsaxe jener Sierra zusammenfällt; in ihrer Verlängerung liest noch ein kleiner Felsen im Meer, die Isla de la Nube. Die grösste Länge der Insel beträgt nur 600 m, ihre grösste Breite 200 m. Sie erhebt sich mit allerorten sehr steil gegen das Meer abfallender Küste im Durchschnitt nur etwa 9 m über dem Meeresspiegel, ihr höchster Punkt beträgt 12 m. Ganz unbebaut, baum- und strauchlos, trägt sie nur einen Leucht- thurm und ein Haus für die Familie des Leuchtthurmwärters. Die ganze Insel wie die benachbarte Isla de la Nube wird von Augit-Andesittuffen gebildet. welche deutlich geschichtet sind und deren Bänke unter Winkeln von 25—30° nach NO. ein- fallen. DAvıva, welcher die Insel früher untersuchte, hielt diese stets stark zersetzten Tuffe für mergelige Kalke, da sie mit Säure brausen. Er giebt aus ihnen ein Fossil an, das dem Genus Fusus angehören soll, aber nicht näher zu bestimmen war, ich konnte während meines kurzen Aufenthaltes auf der Insel keine Fossilien in ihnen finden. Sehr reichlich trifft man bis Cubikmeter grosse Blöcke von Hypersthen-Augit-Andesit in dem Tuff an, doch ist das Gestein nirgends anstehend zu beobachten. Nordöstlich des Leuchtthurmes wird der Tuff von einem kleinen ' Rest einer früheren Kalkbedeckung überlagert. Es ist dies ein dichter röthlicher Kalk, welcher schon makroskopisch Bryozoen zeigt (Myriozoum truncatum) und mikroskopische Lithotamnien- reste und vereinzelte Foraminiferen enthält. Die Eruptiv-Gesteine des Cabo de Gata besitzen mit wenigen Ausnahmen den Habitus älterer Ergüsse, welche durch Erosion- schon sehr stark ihre ursprüngliche Gestalt verloren haben, es fehlen ihnen alle die für jüngere Ergüsse so charakteristischen Erscheinungen, wie schlackige Oberfläche, Mandelsteinstructur oder deutliche Stromform. DonxavYRE, welcher den südöstlichen Theil der Provinz Almeria für die spanische Landesaufnahme untersucht hat, sagt: „Ninguna de las rocas eruptivas, que se observan en la Serrata, Carboneras y el Hoyazo manifiestan indicios de cor- 336 rientes.“ Es spricht vielmehr die grosse, früher erwähnte Ein- förmigkeit, welche z. B. der mittlere Zug von der Serrata bis zur Granatilla zeigt, dafür, dass man es mit ursprünglich mächtigen Spaltenergüssen zu thun hat, welche später durch Erosion in ein- zelne kuppenförmige Erhebungen gegliedert worden sind. Man kann diese Gebiete durchwandern und Berg für Berg ersteigen, ohne in horizontaler oder vertikaler Entfernung eine Asudemng des Gesteinscharakters zu constatiren. Auch grössere, von Tuffen gebildete Areale, wie sie für die mittelitalienischen Eruptivgebiete so charakteristisch sind, fehlen am Cabo de Gata ganz. Die, wie später noch nachzuweisen ist, im Vergleich zu den Hornblende-Andesiten und Daciten jüngeren Hypersthen-Augit-Andesite und Liparite werden von reichlichem Tuffmaterial begleitet, nehmen selbst jedoch nur eine räumlich untergeordnete Stellung ein. Bei den beiden ersten Gesteinsarten, welche das Hauptareal des Cabo de Gata zusammensetzen, spielen Tuffe nur eine sehr geringe Rolle. Es fehlen letzteren alle schlackigen Auswurfsproduckte, alle Bomben etc.; es sind meist stark zersetzte erdige Massen, ohne alle Schichtung, die eckige Gesteinsbrocken von sehr verschiedenen Dimensionen umschliessen; die letzteren unterscheiden sich petrographisch in keiner Weise von den anstehenden massigen Gesteinen. Es ist einmal die untergeordnete Bedeutung dieser Tuffe, welche bei dem kleinen Maassstab der beigegebenen Karten ihre Auszeichnung verhinderte, dann die in vielen Fällen schwierige Unterscheidung der Tuffe von Trümmergesteinen anderer Entstehung, welche gerade in der Sierra del Cabo eine ausserordentliche Verbreitung besitzen. Ein Theil derselben sind Reibungsbreccien, welche die sehr zahlreichen theils tauben und nur von Kieselsäure in den verschiedensten Modificationen erfüllten, theils Erz führenden Gänge begleiten. Ferner entstehen Gesteine von breccienartigem Aussehen durch einen eigenthümlichen Gang der Zersetzung, besonders bei glas- reicher Grundmasse; es ist dieser Vorgang die Folge einer unregel- mässigen polyedrischen Absonderung, welche erst bei beginnender Zersetzung sichtbar wird und welche, wahrscheinlich durch Volumen- verminderung bei. krystalliner Umbildung der Grundmasse, zu einem vollständigen Zerfall des massigen Gesteines in poliedrische Fragmente führt. Die letzteren können wieder verkittet werden, so dass auf diese Weise Massen von sehr verschiedenartigem tuffähnlichem Aussehen resultiren. Man kann nicht selten den allmähligen Uebergang in compacte massige Gesteine verfolgen, so in den Cerros pelados, in der Umgebung von Mazarron. Mit den oben geschilderten Verhältnissen hängt die Frage nach erhaltenen Krateren am Cabo de Gata eng zusammen. Die- 3317 selbe ist von früheren Autoren sehr verschieden beantwortet worden. So sagt DonayRE: „En toda la masa eruptiva no hemos encon- trado resto alguno de crater* ... .. Ganz anders lautet die Ansicht von VıranovVA, welche in der petrographischen Be- schreibung des Cabo von CALDERON wiedergegeben wird. Hier heisst es: El Sr Vıranova ha reconocido unos veinte crateres de grandes dimensiones en el Cabo de Gata,. entre los cuales cree dignos de especial mencion el Rincon de Martos, el Sabinar, el Cortyo de las Higueras y Majada redonda. Algunos abiertos por el lado del S. perdieron su continuidad primitiva por la denudacion marina y han quedado reducidos a circos incompletos, que constituyen pequenas ensenadas, como la cala de Monsu el Morron de los Genoveses.* Die hier angeführten Lokalitäten sind zum grössten Theil keine Kratere. Es ist natürlich, dass an Punkten, wo zwei oder drei Hügelketten zusammenstossen, durch Mitwirkung der Erosion halbrunde oder elliptische Configurationen entstehen; für die An- nahme, dass in dem Rincon de Martos, dem Sabinar oder der Umgebung des Cortijo de la Higueras Kratere vorliegen, fehlen alle weiteren Anhaltspunkte. Von den oben erwähnten Orten fällt nur einer durch seine ausserordentlich regelmässige elliptische Form auf, die nahezu rundum geschlossene Majada redonda nordöstlich von Garbanzal; zugleich wird ein grosser Theil ihrer Wände von Tuffen gebildet, so dass sie wohl mit Sicherheit als erloschener Krater zu betrachten ist. Die Majada redonda ist, wie die nach einer Photographie gefertigte Zeich- nung erkennen lässt, ein nahezu vollständig geschlossener Circus, dessen grösster Durchmesser in ONO-WSW -Richtung circa Figur 2. Z LE T EN \ \\ TH LER 7 Majada redonda vom Garbanzal gesehen. Nach einer Photographie. oo» os [0 0) 4--500 m beträgt. An seiner SW-Seite, dem Garbanzal gegen- über, besitzt sie einen schmalen, mit Gesteinstrümmern erfüllten Ausgang, an dessen Seiten wie in dem ganzen unteren Theil der Kraterwände stark zersetzte graugrüne Dacittuffe aufgeschlossen sind; eine regelmässige Schichtung der letzteren ist nicht, zu er- kennen. Die Kraterwände erheben sich über 100 m über dem unebenen hügeligen Kraterboden, der theilweise angebaut ist; sie fallen nach innen wie aussen steil ab, nur im Nordosten geht die äussere Circuswand in ein kleines Plateau über, das den Cerro de Rellana trägt. Dieses Plateau sowie der obere Krater- rand werden von Dacit gebildet. Ein anderer, in spanischen Werken als deutlicher Krater an- geführter Berg ist der Morron de los Genoveses, südlich San Jose; er besteht aus Hypersthen-Augit-Andesit, begleitet von reich- lichen Tuffmassen. Manpoz beschreibt ihn als einen abgestumpften Kegel, dessen Basis einen Durchmesser von 400 Ellen besitzt und zu */;s Theilen vom Meer bespült wird, während sein oberer Theil eine trichterförmige Krateröffnung von 16 Ellen Durchmesser trägt. Donayre dagegen sagt! „En el Morron de los Genoveses, que aleunos citan como tal (crater) hemos observado, que la pequena planicie de la parte superior estaba cubierta por arenas de playa y restos de conchas vivientes“. Der Morron de los Genoveses ist der höchste Theil einer kleinen, der Küste parallel laufenden, aus Hypersthen-Augit-Andesit gebildeten Hügelkette; nach der Seeseite sind tiefe und steile Schluchten in diesen Höhenzug erodirt, es hängt dies grössten- theils mit der leichten Wegführung lockerer Tuffe gegenüber dem Andesit zusammen. Von einer trichterförmigen Vertiefung auf seiner etwas abgeflachten Spitze konnte ich ebensowenig wie DonayrE etwas wahrnehmen, so dass, wenn auch die frühere An- wesenheit eines Kraters durch die Tuffe höchst wahrscheinlich ist. derselbe aus der jetzigen Configuration nicht mehr zu erkennen ist. Der Andesit bildet im Tuff kleine kuppenförmige Erhebungen und Gänge, in deren Bau die Küste einen sehr schönen Einblick gewährt. An ausserordentlich zahlreichen Punkten des Cabo de Gata-Gebietes ist eine regelmässige Absonderung der Eruptiv-Ge- steine. besonders die säulenförmige, zu beobachten, es seien hier der Garbanzal (Daecit), Mesa de Roldan, die beiden Frailes (Hyper- sthen-Augit-Andesit), die Playa del Nido de Aguila, östlich vom Faro de Corralete (Hornblende-Andesit) erwähnt, an keinem aber in solcher Verbreitung und Vollkommenheit, wie am Morron de los Genoveses; die Säulen sind hier gewöhnlich sehr regelmässig sechsseitig und zeigen einen Durchmesser von 1—2 Fuss. An einer kleinen Höhle der Cueva de los Genoveses, die nur bei ruhiger See zugänglich ist, ist eine kuppenförmige Andesitmasse in 50—60 m hohen, nahezu senkrechten Wänden aufgeschlossen und zeigt eine sehr regelmässig fächerförmige Anordnung der Andesitsäulen. Wenige hundert Schritte südwestlich dieser Höhle ist ein grösserer Gang aus dem Tuff ausgewaschen, der 50—60 m weit mauerartig in die See reicht und aus 3-—4 m langen, hori- zontal liegenden Säulen besteht. Was das relative Alter der Eruptiv-Gesteine des Cabo de Gata anbetrifit, so ist man bei dessen Feststellung wesentlich auf die Verhältnisse in der Sierra del Cabo und der Serrata an- gewiesen, da in der ganzen westlichen Zone Gesteine typisch ver- schiedener Zusammensetzung in einer zusammenhängenden Eruptiv- masse nicht vorkommen. An den beiden ersteren Lokalitäten kann man zwei grössere, ihrem Alter und der Anordnung ihres Auf- tretens nach getrennte Gruppen unterscheiden. Die ältere Gruppe umfasst die Hornblende- und Glimmer- Andesite und die Dacite mit ihren Uebergängen zu Lipariten. Die jüngere Gruppe wird von den Hypersthen-Augit-An- desiten und den gangförmigen Lipariten mit den sie begleitenden Bimssteintuffen gebildet. Schon in dem Auftreten beider Gruppen wird dieses Alters- verhältniss markirt. Während die ältere Gruppe die Hauptmasse der Sierra del Cabo zusammensetzt, ist die jüngere wesentlich auf die Küstenlinie, auf ein jüngeres Spaltensystem, beschränkt. Wo typische Hypersthen-Augit-Andesite in der Sierra selbst auf- treten, wie nördlich Artichuela, sind es grössere gangförmige Massen, welche die Dacite durchsetzen und dadurch ihr jüngeres Alter bekunden. So giebt Fig. 3 einen nach einer Photographie gezeichneten Gang von Hypersthen-Augit-Andesit, der den Üerro de las Negras nordwestlich Artichuela in einer Mächtigkeit von Gang von Hypersthen- Augit-Andesit in Daecit. Gerro de las Negras. 340 10 — 15 m durchbricht. Das Streichen des Ganges ist NNW- SSO bei einem nach ONO gerichteten Fallen von 50—60°. Das gleiche Altersverhältniss ist vorzüglich an dem kleinen isolirten Gebirgsstock der beiden Frailes zu erkennen. Von dem Fraile grande, dem höchsten Punkt desselben, zweigen sich 4 Kämme ab, einer nach Nordosten mit dem Fraile chico, zwei nach Südwesten mit dem Cerro del Sacristan und dem Cerro de las mujeres und ein vierter nach Süden gerichteter mit dem Cerro de Figuera. Die ganze Basis dieses Gebirgsstockes wird von einem Hypersthen führenden vitrophyrischen Hornblende - Andesit gebildet, welcher von San Jos& bis nördlich Escullos eine sehr grosse Verbreitung besitzt. Der ganze obere Theil der genannten vom Fraile grande auslaufenden Kämme dagegen besteht aus Hypersthen-Augit-Andesit; es ist dies ein durch Erosion gegliederter Rest einer früher jedenfalls bedeutend mächtigeren Bedeckung. Es ist mir kein Aufschluss bekannt, welcher auf ein umgekehr- tes Altersverhältniss schliessen liesse; auch die kleinen Vorkommen von Hypersthen-Augit-Andesit in der Serrata und den Covaticas durchbrechen den Daecit. Das gangförmige Auftreten der jüngeren Liparite in den Hornblende- Andesiten unterhalb des Torre de la Vela blanca, des Torre de la Testa und an der Punta de Corralete lassen an dem gleichen Altersverhältniss keinen Zweifel. Sehr schön ist die Auflagerung der die Liparite begleitenden Bimssteintuffe auf Horn- blende-Andesit in den von der Cala de la Vela blanca nach dem Meer ziehenden Schluchten aufgeschlossen. An der Vela blanca selbst wie an dem Ausgang der Rambla de Corralete sind diese Tuffe als Erosionsreste grösserer Massen in den Gehängen der von Hornblende-Andesit gebildeten Berge gleichsam angeklebt, sie gleichen in ihrem Auftreten kleinen Lössfetzen, die an den Ge- hängen älterer Gebirge sich erhalten haben. Auch in der petrographischen Beschaffenheit der beiden Gruppen angehörigen Gesteinsfamilien ist ihr relatives Alter ausgedrückt. Während die Hornblende-Andesite und Dacite nicht selten hoch- gradig zersetzt sind und besonders auch einen propylitischen Habitus angenommen haben, sind die Hypersthen-Augit-Andesite fast durchweg sehr frische Gesteine. Es hängt dies mit der Bildung der zahlreichen Erzgänge zusammen, welche erstere durch- setzen, in den letzteren dagegen mir nirgendswo bekannt ge- worden sind. Ueber das relative Altersverhältniss von Hornblende-Andesit einer- und Dacit andererseits sind wenige sichere Anhaltspunkte vorhanden. In der Nähe des Pozo de los Frailes wird der schon bei den beiden Frailes erwähnte Hornblende-Andesit von jüngerem 341 Hornblende-Andesit und Dacit gangförmig durchsetzt, so dass wahr- scheinlich den Daciten ein etwas jüngeres Alter als der Haupt- masse des ersteren zuzuschreiben ist. Doch sind jedenfalls die Altersunterschiede, wenn vorhanden, sehr gering, dafür spricht das Zusammenvorkommen auf einem grossen Spaltensystem, wie dies die Sierra del Cabo in ihrer Hauptmasse jedenfalls darstellt, der Reichthum und die gleiche Ausbildung der sie durchsetzenden Erzgänge etc. Auch das gegenseitige Altersverhältniss der jüngeren Liparite und Hypersthen-Augit-Andesite lässt sich nicht ganz sicher fest- stellen, es scheint dasselbe sogar zu wechseln, so dass ein In- einandergreifen beider Eruptionsperioden anzunehmen ist. In der Serrata, wo liparitische Bimssteintuffe eine weite Verbreitung besitzen und vielfach von Pliocänschichten überlagert werden, findet man häu- fig Hypersthen-Augit-Andesitbrocken in diesen Tuffen eingeschlossen. Es spricht dies für ein jüngeres Alter der letzteren. Anders ist dies Verhältniss an der Küste. Am südlichen Theil des Puerto de Genoves erhebt sich ein etwa 40 m hoher Hügel, welcher z. Th. aus Andesit, z. Th. aus Bimssteintuffen besteht. An der Nordseite des Hügels stehen letztere in 8—-10 m hohen Wänden an; sie bestehen in ihren unteren Theilen aus einem liparitischen Material, während sich in der höheren Parthie reichlich Andesit- brocken mit einmengen. Der Andesit durchbricht den Tuff und bildet die ganze Spitze des Hügels, er hat sich hier über den Liparittuff ergossen. Am Contakt, der theilweise sehr gut auf- geschlossen ist, sieht man den Andesit in horizontalen, auf der Contaktfläche senkrechten Säulen abgesondert, während der Tuff etwa einen Fuss breit geschmolzen und zu einem hellbraunen Glase erstarrt ist, welches wie der Tuff selbst noch Einspreng- linge von Biotit und Quarz enthält. An einzelnen Stellen wird der Andesit wiederum von pliocänen Kalken überlagert; dieselben bilden horizontale Bänke und enthalten Bruchstücke desselben. Hier ist also ein etwas jüngeres Alter des Hypersthen-Augit-An- desites zweifellos. Ueber das absolute Alter der Eruptiv-Gesteine des Cabo de Gata giebt uns nur ihre Stellung gegenüber dem Pliocän Anhaltspunkte. Es sind hierfür folgende Thatsachen von Be- deutung: 1) An zahlreichen Lokalitäten findet eine Ueberlagerung der eruptiven Gesteine durch pliocäne Schichten statt. So trägt der von Dacit gebildete Garbanzal eine Kuppe von pliocänem Kalk, dasselbe Verhältniss zeigt Fig. 1 an dem Mesa de Roldan, in grösserem Massstab finden solche Ueberlagerungen nordöstlich Rodalquilar statt und endlich bei San Pedro tauchen die aus 342 Dacit gebildeten Hügel ganz unter einer steilen Wand von Plio- cänschichten unter. Das umgekehrte Verhältniss, dass erup- tives Material über Pliocän liegt, ist mir mit Ausnahme des Veritstromes vom Cabezo Maria nirgendswo bekannt geworden. DonAyrE steht dieser Thatsache gegenüber auf dem alten Stand- punkt der Erhebungstheorie, er hält die Eruptiv-Gesteine für jünger als das Tertiär und lässt letzteres durch erstere gehoben sein. Hiergegen spricht die ungestörte Lagerung solcher angeblich ge- hobener Pliocänschichten, eine Aufwölbung derselben mit allseitig nach aussen gerichtetem Einfallen ist niemals zu constatiren. Auch andere Verhältnisse sprechen sicher gegen eine solche An- nahme. Nördlich Rodalquilar liegt ein langgestreckter flacher Bergrücken, der Lomo de castillo, so genannt, weil er auf seinem nach dem Meer gerichteten Abhang die Reste eines alten Castells trägt. Die Basis dieses circa 180 m hohen Berges bildet ein stark zersetzter Dacit, der von verschiedenen Gängen durchsetzt wird, die ihrer Erzführung wegen, wie verschiedene alte Schächte und Schutthalden beweisen, abgebaut wurden; die nahezu saiger stehenden Gänge führen Bleierze. Der ganze obere Theil des Berges wird von pliocänen Kalken gebildet, welche schwach (circa 10°) nach Osten einfallen. Kein einziger dieser Erz führenden Gänge setzt in das Pliocän über, dieselben schneiden an der Ueberlagerungsgrenze scharf ab und in ihrer Verlängerung ist auch keine Spur einer Dislocation oder Störung in der Lage- rung des Tertiär zu erkennen. Wären beide Gesteine nahezu gleichalterig oder der Dacit sogar jünger, so wäre gar kein Grund ersichtlich, warum nicht auch die Gänge in die Sedimentgesteine fortsetzen sollten. Ueberhaupt spricht der Erzreichthum der älteren Gruppe der Eruptiv-Gesteine gegenüber dem Fehlen der Erz führenden Gänge in der jüngeren Gruppe und dem Pliocän für ein bedeutend höheres Alter der ersteren. Dass die früher er- wähnten lokalen Störungen in der Lagerung des Tertiärs nicht durch Eruptiv-Gesteine hervorgebracht wurden, zeigt ein Durch- bruch von Verit durch Pliocän an der Strasse Vera Almeria. Die Bänke des Tertiärs sind, wie dies schon früher erwähnt wurde, an dieser Stelle bis zu 50 und 60° steil gestellt. Figur 4 giebt das Profil des sehr guten Aufschlusses. Es fällt hier nicht nur nicht die stärkste Störung der Lagerung mit dem Contakt zu- sammen, wie man bei einer Dislocation durch das Eruptiv-Gestein annehmen müsste, denn die Bänke sind an demselben nur unter 40-—50° geneigt, sondern das Einfallen der Schichten ist auf beiden Seiten des Aufschlusses vollständig gleichsinnig, was mit einer Hebung durch den Verit ganz unvereinbar wäre. 2) An zahllosen Stellen des Cabo de Gata-Gebietes finden sich a —ı 345 Bruchstücke der Eruptiv-Gesteine im Tertiär eingeschlossen, so in weiter Verbreitung in der die Sierra del Cabo von der Serrata trennenden Ebene der Rambla de Morales, sehr reich- Figur 4. IN NN 3 IN 2 N N NN II N NTIQ Pr EI NII. e \- Durchbruch von Verit durch Pliocän. Strasse Vera-Almeria. lich in Pliocänschichten zwischen Carboneras und der Mün- dung des Rio de Alias, vereinzelt in der Umgebung von Ma- zarron etc. Sehr interessant ist in dieser Beziehung ein Oolith, welcher der kleinen Tertiärparthie nördlich des Puerto del Geno- ves angehört. Es ist ein weisser Oolith, dessen Kugeln dicht gedrängt 1/„—!/s mm Durchmesser erreichen. Schon mit der Lupe erkennt man, dass die meisten derselben in ihrem Centrum fremde, meist dunkel gefärbte Körner enthalten. Unter dem Mikroskop zeigt sich, dass die Kugeln weitaus die Hauptmasse des Gesteins bilden, dass nur geringe Zwischenräume von einem farblosen Aggregat von Caleitkörnern ausgefüllt werden. Erstere bestehen aus concentrischen Schaalen von Carbonaten, die durch etwas thonige Substanz gelbbraun gefärbt sind. Bei starker Ver- grösserung erkennt man, dass diese Schaalen aus winzigen Car- bonatkörnern bestehen, welche in sehr regelmässiger Anordnung sich aneinander reihen müssen, da jede der Kugeln im polarisirten Licht ein sehr vollkommenes Interferenzkreuz zeigt, dessen Arme den Nikolhauptschnitten parallel liegen. Eine radiale Structur ist nicht zu erkennen. Jede dieser Oolithkugeln enthält einen fremden Körper als Centrum, um welche sie sich gebildet hat. Es sind dies stets scharfkantige Mineralfragmente, die keine auf weiten Transport schliessen lassende Abänderung zeigen. Die- selben bestehen aus triklinem Feldspath, z. Th. erfüllt von Glas- einschlüssen, einer saftgrünen Hornblende, wie sie für alle Horn- blende führenden Gesteine des Cabo de Gata charakteristisch ist, aus rhombischem Pyroxen mit seinem charakteristischen Pleo- chroismus und all’ den Eigenschaften, mit denen er sich in den Andesiten des Cabo de Gata zeigt und die ihn stets von den rhombischen Pyroxenen älterer Gesteine unterscheidet, und aus Zeitsehr. d. D. geol. Ges. XLIIL 2. 23 344 vereinzelten Quarzkörnern. Auch Fragmente von Fossilien, die nach gütiger Mittheilung von Herrn Prof. AnprEAE Lithothamnien angehören, finden sich als Ansatzpunkte für den ausgeschie- denen Kalk. 3) Der Mangel an Schichtung, den die Tuffe der älteren Gesteinsgruppe zeigen, macht deren subaerische Entstehung wahr- scheinlich; die Tuffe der Hypersthen-Augit-Andesite sind z. Th. wie auf der Insel Alboran sehr gut geschichtet, ebenso die lipa- ritischen Tuffe an der Punta de Öorralete. so dass hier wohl eine submarine Bildung stattgefunden hat. Fasst man die soeben berührten Punkte zusammen, so er- giebt sich der Schluss, dass die grosse Masse der Eruptiv-Gesteine des Cabo de Gata und besonders die Hornblende- und Glimmer- Andesite sowie Dacite älter als das Pliocän und subaerisch ge- bildet sind; für weitere Altersbestimmungen lässt sich bei dem Mangel älterer Tertiärschichten kein Anhaltspunkt gewinnen. Eine zweite, jüngere Eruptivperiode hat in die Pliocänperiode hineingedauert, ihr verdanken die Hypersthen-Augit-ÄAndesite und jüngeren Liparite ihre Entstehung. Den Schluss der vulkanischen Thätigkeit endlich bildet der Erguss des Verit vom Cabezo Maria, der bedeutend jünger als die Pliocänschichten ist und sich über dieselben als breiter Lavastrom ausgebreitet hat. Nur mit wenigen Worten noch seien die in den Eruptiv- Gesteinen des Cabo de Gata auftretenden Erz führenden Gänge erwähnt; ihre Hauptverbreitungsgebiete sind einmal die Sierra del Cabo selbst und zwar die Umgebung von Rodalquilar im Nord- osten und ein Minendistriet im Südwesten in der Nähe des Sa- binar. dann die nächste Umgebung von Mazarron und der Üerro Rojado östlich Carthagena; an den beiden letzten Punkten haben, wie zahlreiche alte Bergbauten und Funde antiker Münzen be- wiesen, schon die alten Römer Bergwerke besessen. Es sind wesentlich Blei. Zink und Silbererze, welche abgebaut werden, untergeordnet, wie am Garbanzal, auch Manganerze, und auf einem Quarzgang bei Rodalquilar Gold. Der Name „Gata* soll sich von agata (Achat) herleiten und den verschiedenen, auf Gängen verbreiteten Kieselsäuremodificationen seine Entstehung verdanken. DonaykE giebt ein Verzeichniss der Minen der Sierra del Cabo und es ist nicht uninteressant, dass von 26 dort angeführten Erz- gängen 19, also nahezu 75°/, ein NO-SW Streichen besitzen, dem grossen Spaltensysteme, das für das EBEmpordringen der Eruptiv-Gesteine massgebend war, also parallel verlaufen. Spuren noch fortdauernder vulkanischer Thätigkeit finden sich am Cabo de Gato nicht, es fehlen heisse Quellen, Fuma- rolen, Mofetten und derartige Nachwirknngen derselben voll- 345 ständig. Dagegen sind die gebirgsbildenden Kräfte, denen die ganze betische Cordillere ihre Entstehung verdankt, noch in Thätigkeit, wie die zahlreichen tectonischen Erdbeben im süd- lichen Andalusien und speciell auch im östlichen Theil der Pro- vinz Almeria beweisen. Bemerkung zu den Tafeln: Die Grenzen von Paläozoicum und krystallinen Schiefern einer- und Tertiär (und Diluvium) andrer- seits wurden nach den Karten von DONAYRE, MONREAL und BOTELLA eingezeichnet. Geringe Abweichungen sind nach eigenen Beobachtungen eingetragen. 346 3. Die Mollusken-Fauna des untermiocänen Siisswasserkalkes von Reun in Steiermark (SANDBERGER’sS Horizont der Helix Ramondi BRONG.). Von Herrn KARL ALPHONS PENECKE in Graz. Hierzu Tafel XXI. - I. Einleitung. Nicht blos durch den Reichthum der Fossilien, sondern auch durch die treffliche Erhaltung derselben ausgezeichnet, hat der Süsswasserkalk von Reun!) bereits früh zu seinem eingehenden Studium Veranlassung gegeben. Die erste Nachricht über ihn stammt von Franz Unger?) aus dem Jahre 1843. Dieselbe lautet: „In dem kleinen Gebirgskessel von Rein, eine Meile nörd- lich von Graetz. findet sich von Uebergangskalk und einer Kalk- breccie eingeschlossen ein wenig mächtiges Lager von Kieselkalk, das stellenweise in eine Art Kreide übergeht. Eine Menge Süss- wasser-Conchylien und Reste von schilfartigen Pflanzen, dieselben, welche in der oberen Süsswasserformation des Pariser Beckens vorkommen, finden sich in demselben eingeschlossen. * Unter dem Striche werden dann folgende Mollusken namhaft gemacht: Planorbis rotundatus Brong., Limmaeus strigosus BRONG., — Lens Bronc. Helix Ramondi BRonG., Limnaeus ventricosus BRONG., — Moroguesi BRonG. Im Jahre 1854 veröffentlichte Joser GoBAnz seine mit einer Tafel ausgestattete Arbeit: Die fossilen Land- und Süss- ‘) Aeltere Autoren schreiben Rein. Da jedoch das der Gegend den Namen gebende Cistercienser-Stift in den alten Chroniken: Röu- num genannt ist, ist die richtige Schreibweise: Reun. ”) In: GUSTAV SCHREINER. Graetz, ein naturhistorisch-realistisch- topograpisches Gemälde dieser Stadt und ihrer Umgebung. Graetz, 1843, I. Theil, III. Abschnitt, I. Kapitel, $ 8, p. 79. Do 347 wassermollusken des Beckens von Rein in Steiermark!'). Diese beginnt nach einigen einleitenden Bemerkungen mit einer eingehenden Schilderung der geologischen Verhältnisse des Beckens von Reun aus der Feder Kar Prrers’, auf die ich hier im Be- sonderen verweise, da ich nichts Neues zuzufügen habe, umso- mehr als über Tag sehr wenig in dem ganz mit Kulturland be- deckten Gebiete zu beobachten ist, und auch zum Sammelhı der Versteinerungen nur die Halden der Schächte des Bergbaues Gelegenheit geben, der in der im Liegenden des Süsswasserkalkes sich befindlichen Braunkohle umgeht. Durch die Untersuchung der Fossilien stellt Goganz das miocäne Alter unserer Ab- lagerung fest und berichtigt den Irrthum Unger’s, indem er sagt, „dass die Identifieirung dieser Ablagerung mit einer der verschie- denen Süsswasserschichten des Pariser Beckens nicht durchzu- führen ist, unter den bisher ‚aufgefundenen Versteinerungen be- findet sich keine einzige beiden Becken gemeinsame Form“. GoBanz vergleicht vielmehr ganz richtig unseren Süsswasserkalk mit den Süsswasserbildungen des nordwestlichen Böhmens, von Württemberg und Nassau. Im paläontologischen Theile der Arbeit werden hierauf neben 3 Oypris-Arten (CO. simcdlis Rss., C. oblonga Rss. und (©. concinna Rss.) 19, darunter 3 neue Gasteropoden- Arten beschrieben. Es sind dies: Succinea Pfeiferi Rossm., Olausilia grandıs (?) Kueım, Helix reinensis GOBANZ, Planorbis pseudoammonius VOLzZ, — depressa v. MarTr., — corniculum THom., — carıinulata KLEın, —_ platystoma KLeın, — inflexa v. MART., —_ nitıdıformis GOBANZ, — orbicularıs KLEın, — applanatus Trom, — giengensis Kraus, Limnaeus parvulus A. BRAUN, — stenosptira Rss., — subpalustris THom, — plicatella Rss., Paludina exigua GOBANZ. Pupa quadridentata KLeın, Da nun einerseits Planorbis corniculum und Pl. platystoma mit der von GoBanz als Pl. pseudoammoncus aufgeführten Teller- schnecke, und andererseits seine Helix depressa v. Marr. mit seiner H. reinensis, wie wir unten zeigen werden. zusammen- fallen, so verringert sich die Zahl der durch GoBanz aus dem Reuner Süsswasserkalk bekannt gewordenen Gastropoden - Arten auf sechszehn. In seiner „Geologie von Steiermark“ giebt Srtur?) die !) Sitzungsber. der mathem. - naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. XIII, p. 180. Wien 1854. ?) DIonYS STUR. Geologie der Steiermark, Graz 1871, p. 574 ff. 348 von GOBANZ-PETERS gewonnenen Erkenntnisse wieder, bringt un- sere Ablagerung mit den ausgedehnten, Kohlen führenden Bin- nen-Ablagerungen von Voitsberg-Köflach in Zusammenhang, wel- chem Vorgange das Vorkommen von Helix moguntina Desn. zu Voitsberg (meine Sammlung) nicht widerspricht, und schildert sie unter dem Titel „Neogen, untere Stufe d) Süsswasserschichten mit Braunkohlen (Schichten von Rein und Köflach)*. In der Faunen - Tabelle dieser Abtheilung werden die 19 oben mitge- theilten Go»anz’schen Namen aus dem Reuner Süsswasserkalk aufgeführt, ohne eine weitere Form namhaft zu machen. SANDBERGER !) lässt sich auf unsere Ablagerung nicht ein, verweist nur gelegentlich bei einzelnen Formen auf die GoBAnz’- sche Arbeit in seiner Abtheilung „Binnenmollusken der Ober- miocän-Schichten* und scheint daher den Reuner Süsswasserkalk für obermiocän angesehen zu haben. Im Jahre 1882 veröffentlichte F. Sranprest ?) einen Aufsatz über unseren Gegenstand, betitelt: „Ueber das Alter der Schichten von Rein in Steiermark.“ In demselben unter- zieht er die Gopanz schen Bestimmungen einer kritischen Be- sprechung, auf die wir bei der Einzelndarstellung der Arten näher eingehen werden, und führt folgende Gasteropoden als vor- kommend auf, und zwar als bereits von GoBAnz gekannte Arten: bei GoBAnz Succinea peregring SANDEB., (S. Pfeifer! Rossm.), Helix Reinensis STANDF. nec. GoB., (H. inflexa v. MaArT. ex parte), — depressa (v. Marr.) KıLem, (H. depressa u. H. reunensis), — devexa Rss., (H. carinulata Kueın), — tnflexa Kein, — orbicularis KLEın, — giengensis KRAUS, — stenospira Rss., Pupa fissidens SANDB., (P. quadridentata KuEın), Planorbis cornu BRronG., (Pl. pseudoammonius VoLz), _ nitidiformis GOB., u applanatus Tmom., Limnaeus parvulus A. Braun, = subpalustris Tuom.; !) SANDBERGER. Die Land- und Süsswassen-Conchylien der Vor- welt. Wiesbaden 1870—75. ?”, Verhandlungen d. k.k. geologischen Reichsanstalt, Jahrg. 1882, p. 176. Wien 1882. 349 als neue Arten: Bullimus minulus Kueın, Archaeozonites Hardingeri Rss. und Limnaeus pachygaster Tom. ; als von ihm nicht beobachtete Arten: Helix plicatula Rss., Olaustilia grandıs Kueın und Paludina exigua GoB. Durch Sranprest erhöht sich demnach die Zahl der aus dem Reuner Süsswasserkalk bekannt gewordenen Arten auf neun- zehn. Das Ergebniss seiner Untersuchung bezüglich des Alters dieser Fauna fasst er in folgende Schlussworte zusammen: „Da somit von 16 in Betracht zu ziehenden Reiner Gasteropoden im Ganzen 13 untermiocänen Alters sind, so ist die Annahme wohl berechtigt, die Süsswasser-Ablagerungen von Rein als untermiocän anzusehen. Im Ganzen sind es nur 3 Species, welche bisher blos von den obermiocänen Schichten Württembergs und Baierns bekannt geworden sind, und die nach ihrem Vorkommen zu Rein somit auch in untermiocänen Ablagerungen auftreten. Es sind dies: H. inflexa Kueiın, H. orbieularıs Kıeın und Bulimus minutus Kurın.“ Ich habe nun selbst durch eine Reihe von Jahren Aufsamm- lungen im Reuner Süsswasserkalk gemacht und bin dadurch nicht nur in den Besitz von sämmtlichen von GoBAnZz und STANDFEST erwähnten Arten (nur der Paludina exigua Go. konnte ich ebenso wenig habhaft werden als STAnpresT), sondern noch über- dies in den von weiteren elf Gasteropoden-Arten gekommen, sodass die Mollusken - Fauna unseres Süsswasserkalkes nunmehr aus dreissig Arten besteht. Wie bereits oben erwähnt, bieten die einzige Gelegenheit, gut erhaltenes Material zu sammeln, die Halden der Schächte des Kohlenbergbaues. Es werden nämlich bei der Weiterführung des Baues, durch den eine sehr minderwerthige Braunkohle für den Betrieb der Gratweiner Papierfabrik gewonnen wird, von Zeit zu Zeit behufs Wetterführung Schächte durch das Hangende geschlagen. Auf den Halden dieser Wetterschächte verwittert nun der daselbst in Blöcken gestürzte, frisch sehr harte Süsswasser- kalk zum Theil ziemlich rasch, namentlich die quarzärmeren und thonreicheren Varietäten desselben zu einer bläulichen (thonreichen) oder rein weissen (thonarmen), kreideartigen Masse oft so weit, dass die Masse in Wasser schlemmbar wird. Aus dieser lassen sich die oft in grosser Menge eingeschlossenen Versteinerungen 350 in der besten Erhaltung und grössten Vollständigkeit gewinnen. Drei derartige Schächte befinden sich auf der Nordflanke des Hügels, der die Mitte des Beckens einnimmt (ich verweise noch- mals auf Prrers’s geologische Schilderung bei GoBaxz) und der das Thal von Reun vom Schirdinggraben trennt. einer auf dessen Höhe (Maschinenschacht) und einer auf der Südflanke desselben nahe der ÖOstgrenze der Ablagerung und nahe dem devonischen Grundgebirge.. Was nun die Vertheilung der Fauna auf diese fünf von mir ausgebeuteten Sammelstellen anbelangt, so ist die- selbe dadurch auffallend, dass an den vier erstgenannten Punkten die Kalkblöcke neben den eingeschwemmten Landschnecken äus- serst reich an den Süsswasserschnecken, namentlich an Planorbis cornu und Pl. dechvis, sind und eine durchaus gleiche Fauna zeigen, während am letztgenannten Punkte (dem Schachte auf dem Südgehänge) die Süsswasser-Mollusken gänzlich fehlen, dafür aber einige Landschnecken zum Theil in grosser Menge auftreten, die ich an den anderen Sammelstellen nicht beobachten konnte: es sind dies Cyelostoma brisulcatum (sehr häufig), Helix Lartetii var. reunensis, Azeca Boettgerl (nester- weise) und Zreptychia ulmensis (häufig, jedoch immer fragmentär). Es macht den Eindruck, als hätten wir es hier weniger mit einer Ablagerung des Süsswasserbeckens selbst. als vielmehr mit der einer vom nahen Randgebirge (hier unterdevonischer Korallenkalk) einströmenden, viel Kalktuff niederschlagenden Quelle zu thun, deren Bereich vielleicht wegen des übermässigen Kalkgehaltes und dem damit verbundenen Mangel an reichlichem Wasserpflan- zenwuchse!) von den Süsswasserschnecken gemieden wurde. Es ist auch der Gesteinscharakter hier gegenüber dem der anderen Punkte ein verschiedener. Der Süsswasserkalk dieser, also die Hauptmasse desselben überhaupt, verräth sich durch seinen grös- seren oder geringeren Thongehalt und die dadurch bedingte stär- kere oder schwächere bläuliche (verfärbt gelbliche) Färbung sowie durch die Mischung seiner Fauna aus Land- und Stsswasser- Bewohnern als aus dem Sedimente am Grunde einer ruhigen Süsswasser-Ansammlung entstanden, sein Bruch ist splitterig, zum Theil muschelig mit verhältnissmässig glatten Bruchflächen. Das Gestein beim Südschachte ist ein rein weisser Kalkstein mit ver- schwindendem Thongehalte und rauhem, erdigem Bruche (Tuffkalk), sein Verwitterungsproduct ist eine weisse, stark abfärbende, dem Wiener Kalk ähnliche Masse, während das der anderen Gesteinsart !\ Es scheinen hier auch die an anderen Sammelstellen nicht sel- tenen, bereits von GOBANZ erwähnten Chara - Früchte zu fehlen, da- gegen finden sich eingeschwemmte Steinfrüchte von (eltis crenata HEER sp. 351 (Seekalk), namentlich in ihren dunkleren, thonreicheren Abände- rungen mehr einen mergelartigen Charakter besitzt. Das Alter unserer Fauna ist, wie dies bereits STANDFEST festgestellt, ein untermiocänes. Der Reuner Süsswasser- kalk ist gleichalterig mit dem Landschnecken - Kalk von Hochheim des Mainzer Beckens und dem Süss- wasserkalk von Tuchorie im nordwestlichen Böhmen, er gehört demnach SAnpBERGERSs Horizonte der Aelix Ramondi Bronc. an. Von den 30 Reuner Arten sind 8 auf unsere Ablagerung beschränkt, daher für die Altersfrage belanglos; es sind dies: Aydrobia exigua GoB., Planorbis nitı- dıformis GoB., Ancylus subtilis sp. nov., Helix Standfestı sp. nov., H. reunensis GoB., Azeca Boettgeri sp. nov., Olausihia Gobanzı sp. nov. und Cl. Standfesti sp. nov. Von den übrigen 22 Arten gehören 18 der Fauna des ARamond: - Horizontes an, darunter Triptychia Ulmensis Sannpe., auf die bei der Altersbestimmung besonders Werth zu legen ist, „da Triptychien nirgens bis jetzt aus einer älteren in eine jüngere Schicht ohne starke Verände- rung übersetzen“ (Barrger, Brief d. d. 30. Noy. 1890). Eine Art ist mittelmiocän: Helix Lartetii Borsss., hier aber durch eine eigene Varietät vertreten, drei obermiocän: Hyalıina orbieularis Krem, Helix inflexa Kıeın und Stenogyra minuta Kein, letz- tere tritt aber auch wieder in einer eigenen Varietät auf, gehört also ebenso wie die Varietät der H. Lartetii streng genommen in die Gruppe der Reun eigenthümlichen Formen, während Helix inflexa nur äusserst selten unter ihrer vermuthlichen Stammart, der unten zu beschreibenden Helix Standfesti, sich findet, die bis jetzt zum Theil mit ihr zusammengeworfen, zum Theil irrig ge- deutet wurde (Helix reunensis STAnDr. nec GoB.) und die sich hauptsächlich durch bedeutend kleinere, auf der Schlusswindung fehlende Haargruben, also ursprünglich viel schwächere und hinfällige Behaarung sowie andere nebensächliche Unterschiede unterscheidet. Unter mehr als 100 Helix Gobanzi, die durch meine Hände gin- gen, fand sich eine einzige typische Helix inflexa. Es bleibt demnach eigentlich nur eine und noch dazu eine sehr indifferente Form, wie es Hyalına orbicularts ist, übrig, die gegen das unter- miocäne Alter unserer Fauna spricht. 1 gegen 18! wohl eine sehr kleine Minorität. Bevor ich nun auf die Einzelndarstellung der Arten über- gehe, drängt es mich noch, meinem hochverehrten Freunde Dr. OskAR BETTGER in Frankfurt a. M. für seine vielen und wich- tigen Bemerke, die er mir theils mündlich, theils schriftlich über einzelne Arten zu Theil werden liess, meinen innigsten Dank auch an dieser Stelle auszusprechen. Was von ihm stammt, wird 352 im Folgenden eigens vermerkt werden, ich hoffe auf diese Art am besten seiner mittheilsamen Liebenswürdigkeit gerecht zu wer- den. Auch dem Herrn Universitätsprofessor Dr. RunoLr HörRNES sei hiermit mein Dank dafür ausgesprochen, dass er die Be- nutzung des in der geologischen Sammlung der Grazer Univer- sität vorhandenen Materials aus Reun mit grösster Liebenswür- digkeit gestattete, worunter sich von STANDFEST mitbenutztes und bestimmtes Material befindet. Vorkommen anderswärts Fauna des Süsswasser-Kalkes von Reun. Im Eigenthümliche Arten Unter-Miocän Im Ober-Miocän 1. Hydrobia (Amnicola) exigua GOB. Sp. 2. Cyclostoma (Oyelostoma) bisulcatum X. ZIETEN 3. Limnaeus (Limnus). girondieus Novr. 4. — — vachygaster "THOM. 5. — — subpalustris 'THoM. 6. ?— minor THom. 7 8 -- . Planorbis (Spirodiscus) cormu BRONG. . — (@Gyrorbis) dechwvis A. BRAUN . 9. — (Segmentina) mitidiformis GOB. . . 10. Ancylus (Ancylatrum) subtilis Sp. nov. . 11. Archaeozonites Haidingeri RSS.. . 12. Hyalına (Aegopia) orbieularis KL. sp. 13. Gasterodonta uniplicata A. BRAUN Sp. . 14. Patula (Pyramidula) plicatella Rss. > 15. — (Discus) stenospira Rss. 16. Helix (Gonostoma) osculum THoM. 17. — (Trichia) devexa Rss. 18. — — leptoloma Rss... 19. — (Campylaea) Standfesti sp. nov. 20, 2 inplexa, TasBEN.. 21. (Pentataenia) veumensis GoB. 22. — — Lartei Boiss. var. Teumensis var. NOV. 23. Azeca Boettgeri sp. noV.. . 24. Stenogyra (Opeas) minuta KLEIN sp. var. reunensis Var. NOV. Nun. 25. Triptychia ulmensis SANDB. sp. ! 26. Olausilia (Charpenteria) Gobanzı SP. nov. 27. — (Pseudidyla) Standfesti sp. nov. 28. Pupa (Torquilla) subvariabılıs SANDB. . 29. — (Vertigo) flecidens Rss. . 30. Succinea peregrina SANDB. ++4++4+4++ ++++4++ + | ei er rrree z Tr Fer +++ II. Beschreibung der Arten. Im Folgenden wird bei der Literatur- Angabe an erster Stelle auf die Beschreibung und Abbildung der Art bei SANDBERGER! Land- und Süsswasser - Conchylien der Vorwelt, oder wo diese fehlt, auf die Originalbeschreibung der Art verwiesen werden, und hierauf nur jene Literatur citirt, die sich mit dem Vorkommen der betreffenden Form an unserem speciellen Fundorte beschäf- tigt. Sie ist bereits in der Einleitung angeführt. (Die Seiten- angaben bei Goganz beziehen sich auf den Sonderabdruck seiner Arbeit.) In der systematischen Anordnung folge ich ganz ZırtEL's Handbuch der Paläontologie. Familie Hydrobiidae. 1. Hydrobia (Amntcola) exiguwa GoB. Sp. Paludina exigua GOBANZ, 1. c., p. 23, f. 12a, b. Diese kleine Schnecke, die von SANDBERGER völlig ignorirt wurde, ist mir ebenso wie Sranprssr unbekannt geblieben. Go- BANZ giebt sie als häufig im Süsswasser - Kalk an. Nach seiner Beschreibung und Abbildung halte ich sie für eine Amnicola GouULD. Familie Cyelostomidae. 2. Oyelostoma (Cyclostoma) bisulcatum v. ZIET. Oyclostomus bisulcatus V. ZIET. Sp. SANDBERGER, |. c., p. 464, t. XXIX, f. 33, 33b u. ce (nec 33a). „Stimmt genau mit der Form der ©. bisulcatum v. ZiET. von Eckigen (untermiocän), von dem es sich nur dadurch ganz leicht unterscheidet, dass die Spiralen der Nabelzone etwas weit- läufiger gestellt sind als bei diesem“ (Barrger, Brief d. d. 30. 11. 1890). Es ist häufig im Tuffkalk des Südschachtes in vortreff- licher Erhaltung, nicht selten finden sich noch gedeckelte Stücke. An den anderen Sammelstellen wurde es von mir nicht beob- achtet; doch zeigen zwei Hohldrücke in Kalkstücken vom Cha- rakter des eigentlichen Seekalkes, die in der geologischen Samm- lung der Grazer Universität!) aufbewahrt werden, sein wenn auch seltenes Vorkommen in demselben an. GoBanz erwähnt p. 11 ein „kleines hübsches Uyclostoma“ aus dem blaugrauen Tegel im Liegenden des Süsswasserkalkes. Ob ihm unsere Art vorlag, ist nicht mehr festzustellen. !) Im Folgenden kurz Universitätssammlung genannt. 354 Familie Löünnaeidae. Limnaeus Drap. Limnaeen gehören in Reun zu den häufigen, wenn auch meist schlecht erhaltenen Vorkommnissen. Es sind aber doch unter den vielen verquetschten immerhin eine grössere Anzahl von gut er- haltenen Stücken in meinen Besitz gekommen. Sie zeigen alle einen einheitlichen Charakter, der sich am besten dadurch be- zeichnen lässt, dass er die Mitte hält zwischen dem der Unter- gattung Zimnus Montr. (Typus: ZL. stagnalıs L.) und der Unter- gattung Limnaephysa Fır. (Typus: L. palustris Mürr.), mit welch’ letzterer Art die auch in Reun aufgefundenen Formen von SAND- BERGER in nähere Beziehung gebracht wurden, obwohl sie ersterer Untergattung entschieden näher kommen, und zwar durch die schlanke Gehäusespitze, die flache Wölbung der oberen Windun- gen und durch die hohe Mündung, die bedingt wird durch das bedeutendere Ueberwiegen der Schlusswindung gegen die übrigen, als dies in der Untergattung Zimmaephysa der Fall ist. Auch die Form der Spindel und des Spindelumschlages stimmt iast vollständig mit gewissen Varietäten von Zimnus stagnalıs L. überein, namentlich mit kleinen Stücken der Varietäten Z. vul- garis WESTERL. und L. arenarius Coue. (vergl. Onessın, Deutsche Excursions-Molluskenfauna, II. Aufl., p. 361 u. 365). Was weiter die Trennung der Arten selbst betrifit, so werde ich sie, SAnD- BERGER folgend, als solche aufführen, ohne jedoch hier die Be- merkung unterdrücken zu können, dass meines Dafürhaltens nach sämmtliche untermiocäne Formen dieses Typus wohl nur als eine Art aufzufassen sind und die dermalen als Arten geltenden For- men höchstens den Anspruch auf Varietäten erheben können. Sie sind unter sich viel weniger verschieden — und die Ver- schiedenheit besteht im Wesentlichen nur in schlankerer oder bauchigerer Gestalt — als die verschiedenen Varietäten unserer lebenden Arten, beispielsweise des Z. stagnalıs L. oder L. aur:- cularius L. und ZL. amplus Harrm., kommen ausserdem we- nigstens an unserem Fundorte zusammen vor und sind so innig durch Zwischenstufen verbunden, dass es oft bei einzelnen Stücken unmöglich wird, sie mit Sicherheit einer oder der anderen Form zuzuweisen. 3. Limnaeus (Limnus) girondicus NoUL. Limnaeus girondicus NOUL. SANDBERGER, 1. c., p. 478, t. XXV, lo, Die schlankeste Form. die sich am meisten dem Stagnalkıs- Typus nähert, worauf auch SANDBERGER hinweist. Sie ist häufig 855 bei Reun, wurde jedoch von GoBAnz und Stanprest von L. sub- palustris Tuom. nicht getrennt, obwohl ganz typische Stücke vorkommen. 4. Limnaeus (Limnus) pachygaster Tom. Taf. XXI, Fig. 1a, b. Limnaeus pachygaster THOM. SANDBERGER, ]l. c., p. 497, t. XXV. f. 13, 13a. — STANDEEST, ]. c., p. 179. Form mit spitzem Anfangsgewinde und stark aufgetriebener Schlusswindung, von entschiedenem Stagnalis - Gepräge. Er ist der grösste Zrimmaeus von Reun, und ich gebe nochmals eine Abbildung von ihm nach einem vollständigen Stücke von der Halde des Maschinenschachtes, da an SAnpBERGErR’s Abbildung die Anfangswindungen fehlen. 5. Limnaeus (Limnus) subpalustrıs Tuom. Limnaeus subpalustris THOM. SANDBERGER, ]. c., p. 495, t. XXV, f. 14 u. 14a. — GOBANZ, ]. c., p. 22. — STANDEEST, |. c., p. 178. Meist kleinere, bauchigere Form als ZL. gerondicus Nour. mit etwas gewölbteren Umgängen, die sich in der Gestalt etwas mehr als dieser dem Z. palustris Mürn. nähert, jedoch in den Mündungscharakteren von den obigen Formen nicht verschieden ist und mit Z. girondicus NouL. durch Uebergänge auf das allerengste verbunden wird. Häufigste Form. 6. 2? Limnaeus minor Thuom. Limnaeus parvulus A. BRAUN. GOBANZ, ]. c., p. 22, f. 11. — — (= L. minor Tnom.). STANDEEST, ]. c., p. 178. Die Selbstständigkeit dieser Art scheint mir sehr zweifel- haft; wenigstens scheinen mir sämmtliche Stücke von Reun, die auf sie bezogen werden können, nach eingehendem Vergleiche nur junge Schalen der vorhergehenden Formen zu sein. 1. Planorbis (Spirodıscus) cornu Bronc. Planorbis cornu BRONG. SANDBERGER, ]. c., p. 847, t. XVIII, f. 12 bis 12b; t. XX, f. 26—26b und var. solidus Thom, t. XXVJ, Fine Nahen, STANDEEST, ]. c., p. 178. — pseudoammonius \VOLZ. GOBANZ, 1. ce, PIE ENanD: — cormiculum THmom. GOB., 1. c., p. 20. — pPlatystoma Kein. GoB., 1. c., p. 21, f. 9a —c. — Mantelli DUNK. SANDBERGER, |. c., p. 577. Planorbis cornu Brong. und die folgende Art (Pl. dechvis 356 A. Braun) sind ebenso die häufigsten Versteinerungen des Reuner Süsswasserkalkes (des Seekalkes), wie in den „aequivalenten Ax- gulosa-Kalken Württembergs, in den Kalken von Tuchowitz u. s. w. in Böhmen und Larrieg, Saucant, Lucbardez u. a. O. in Aquita- nien“ (SANDBERGER, p. 370), sie erfüllen oft dicht gedrängt die Kalksteinblöcke der Halden, fehlen jedoch, wie sämmtliche an- deren Wasserschnecken, im Tuffkalk beim Südschacht. Unser Vorkommen von Pl. cornu entspricht dem Typus der Art, ein- zelne etwas gewölbtere Stücke können zu var. solidus Tuom. ge- stellt werden, während die flache obermiocäne var. Mantelli Dunk., unter der SANDBERGER den Pl. pseudoammonius GOBANZ eitirt, wie bereits STAnDFEST betont, in Reun nicht auftritt. Die ver- schiedene Höhe der Windungen ist bei jungen Stücken unter 1 cm im Durchmesser, namentlich bei ganz kleinen, viel auffal- lender als bei erwachsenen. Derartige hochmündige Jugendgehäuse sind Pl. platystoma Kueın. Planorbis corniculum Tom. ent- spricht der var. solidus. Pl. cornu erreicht an unserem Fundorte oft eine sehr be- deutende Grösse (bis über 3 cm Durchmesser). Bei weitaus den meisten Stücken tritt die Spiralsculptur stark zurück, oder fehlt auch hie und da fast gänzlich, dagegen zeigen einzelne Stücke dieselbe sehr ausgeprägt, meist ist bei solchen die Wölbung der Umgänge etwas ungleichmässig, und ihre Oberfläche eine etwas unregelmässige. Ein kleines Exemplar meiner Sammlung zeigt eine sehr beträchtliche Wachsthumsstörung, die Schlusswindung ist an der der Mündung gegenüberliegenden Stelle des Umfanges eingeknickt und die zweite Hälfte derselben lest sich auf der Unterseite quer über die Scheibe. den Nabel theilweise verdeckend, auf der Oberseite biegt sich die Naht dieses Theiles von der Knickungsstelle tief bogenförmig nach unten, sodass die Ansatz- stelle der Oberseite in der Mitte des unregelmässigen Theiles bis in die Höhe der Naht der Unterseite hinabsinkt, gegen die Mündung steigt sie jedoch wieder ebenso weit in die Höhe, und der äussere Mundrand setzt wieder in der normalen Höhe an. Die Mündung wird dadurch sehr hoch und schief verzogen. Vor der Einknickung steht ein alter Mundrand, in dem der unregel- mässige Theil der Schlusswindung, der in seinem Beginn stark verengt ist, dütenförmig steckt. Nicht selten finden sich Gehäuse mit verdoppeltem Mundrand. Die zweite Mündung meist 4 bis 5 mm von der ersten entfernt, steckt dann stets dütenförmig in dieser. Das von GoBAanz abgebildete Stück zeigt sogar vier hinter einander folgende Mündungen. 357 8. Planorbis (Gyrorbis) deelivis A. Braun. Planorbis declivis A. BRAUN. SANDBERGER, |. c., p. 491, t. XXV, f. 9—9c. — applanatus THOM. GOBANZ, l. c., p. 22, f. 10a—c. — STAXD- FEST, 1. c., p. 178. Ebenso häufig wie sein vorbenannter grosser Vetter. 9. Planorbis (Segmentina) nitidiformis GOBANZ. Planorbis nitidiformis GOB. GOBANZ, 1. c., p. 22, f. 10 a—c. — STANDEEST, ]. c., p. 178. — Lartetii NOUL. SANDBERGER, 1. c., p. 579. Diese bis jetzt auf den Reuner Süsswasserkalk beschränkte Art wurde von SANDBERGER mit dem obermiocänen Pl. Lartetiv NourL mit Unrecht vereinigt. Srtanprest hat mit Recht ihre Selbstständigkeit hervorgehoben. Sie unterscheidet sich von Pl. Lartetii NouL. durch auch im Alter beibehaltene starke Wölbung der Oberseite und durch die napfförmig eingesenkte Unterseite. 10. Ancylus (Ancylatrum) subtilis sp. nov. Taf. XXI, Fig. 2a, b. Gehäuse sehr klein, niedrig - kegelförmig. Der Wirbel ist niedrig, biest am Beginn des hinteren Drittheils der Schale, schwach gegen rechts gekrümmt und von der medianen Längslinie etwas nach rechts verschoben. Oberfläche glatt, glänzend, mit äusserst zarten, concentrischen Zuwachsstreifen, von denen ein- zelne in ziemlich gleichem Abstande von einander etwas deut- licher sind. Keine Spur einer radialen Streifung vorhanden. Umriss elliptisch, links im hinteren Schalentheil etwas bauchig erweitert. Seine grösste Breite liegt in der Mitte vor dem Wir- bel. Die Form der Mündung entspricht der des Umfanges. Länge 3— 3,5 mm, Breite 2—2,2 mm, Höhe kaum 1 mm. Mir liegen von diesem äusserst zarten Schneckchen Scha- len von ziemlich gleicher Grösse vor, 4 Stück aus meiner und 2 aus der Universitätssammlung. Meine Stücke sammelte ich auf der Halde des 3., westlichsten Schachtes des Nord- gehänges.. Mir ist kein lebender oder fossiler Ancylus bekannt, mit dem Ancylus subtilis näher verglichen werden könnte. Sann-- BERGER (p. 583) nennt den obermiocänen Ancylus deperditus Desm. den „ältesten ächten Ancylus“ (im Gegensatz zum Sub- genus Velletia Gray. dem die älteren Ancylus - Formen ange- hören). Unser untermiocäner Ancylus subtilis ist demnach mit seinem nach rechts gekrümmten verschobenen Wirbel als Ange- höriger des Subgenus Ancylastrum Bourc. nunmehr der älteste zechte Ancylus*. 358 Familie Helicidae. 11. Archaeozonites Haldingeri Rss. sp. Archaeozonites Haidingeri RSS. sp. SANDBERGER, ]. c., p. 443, t. XXIV, f, 26—26 b. — STANDEEST, ]. c., p. 179. Vollkommen mit den böhmischen Stücken übereinstimmend. Ein in Reun seltenes Fossil, das mir nur in 4 zum Theil be- schädigten Stücken aus der Universitäts-Sammlung vorliegt. 12. Hyalina (Aegopia) orbiceularis KLeım sp. Hiyalina orbiceularıs KLEIN Sp. SANDBERGER, 1. c., p. 603, t. XXIX, f. 283—28b und f. 29 — 29a. Helix orbicularis KLEIN. GOBANZ, 1. c., p. 16. — STADNEEST, ]. c., 197. Diese anderwärts nur aus obermiocänen Schichten bekannte Art findet sich häufig in unserer untermiocänen Ablagerung. Die mir bis jetzt unter die Hände gekommenen Stücke sind alle ziemlich klein (bis 19 mm Durchmesser), entsprechen demnach der Helix subnitens KLEın, die von SANDBERGER als Jugendform der H. orbiceularis Kr. erkannt wurde. Nach SANDBERGER’S fig. 28 zu schliessen, sind unsere Stücke noch flacher als der Typus der Art. Doch fehlt mir Vergleichsmaterial, um entschei- den zu können, ob unsere Schnecke nicht als eigene Varietät abzutrennen ist, was mir wahrscheinlich erscheint. 13. Gasterodonta uniplicata A. BRauN Sp. Strobilus uniplicatus A. BRAUN Sp. SANDBERGER, ]. c., p. 406, t. XXI, £. 24—24b. Mir liegt nur ein Stück dieser zierlichen Schnecke von nord- amerikanischem Typus in bester Erhaltung aus meiner Sammlung vor. Gesammelt wurde es auf der Halde des 3. Schachtes des Nordgehänges. Ich habe Gasterodonta ALBERS als Gattuugsname gewählt, da Strobzlus unsicher ist. Ich folge hierin wie überhaupt in der Familie der Helcidae Arzers!), da gerade diese Familie in Zırrer's Handburch leider sehr stiefmütterlich behandelt ist. ALBERS (p. 74) stellt die Helix labyrinthica Say, die nächst- stehende lebende Verwandte unserer Schnecke, zu Gasterodonta (hier Subgenus von Ayalina Gray). ZITTEL führt Gasterodonta Ars. und Strobelus Morse als selbstständige Gattungen nach !) Die Heliceen, nach natürlicher Verwandtschaft systematisch geordnet, besorgt von E. v. MARTENS. Leipzig 1860, 359 Hyalina Gray auf, ohne Diagnosen beizufügen, nimmt daher Stroblus in demselben Sinne wie SANDBERGER. AÄLBERS da- segen nennt neben oder unter Gasterodonta Aug. den Namen Strobtlus gar nicht, früher aber Strobelus Anton, p. 260 u. 358 als synonym mit Tornatellina Beck (Subgenus von Ctonella JEFF.) auf. 14. Patula (Pyramidula) plicatella Rss. sp. Helix plicatella Rss. Reuss, Palaeontographica, II. Bd., p. 21, mei 2210. GoBAnz, 1. c.,Dp. 11. Mir liegen nur 2 Stück dieser zierlichen Schnecke aus mei- ner Sammlung vor, die GoBanz als „ziemlich selten“ bezeichnet. STANDFEST sah keine von Reun. 15. Patula (Discus) stenospira Rss. sp. Helix stenospira Rss. Russ, Palaeontographica, I. Bd., p. 22, t. I, f. 11. — GOBANZ, 1. c., p. 17. — STANDEEST, ]. c., Pen 77. Nicht selten, gut mit den böhmischen Stücken überein- stimmend. 16. Helix (Gonostoma) osculum Tnom. Heli (Gonostoma) osculum THOM. SANDBERGER, |. c., p. 377, t. XXIL, f. 18—18c; t. XXV, £f. 20—-20a und t. XXIX, f. 4—4b. — giengensis KRAUS. GOBANZ, 1. c., p. 16. — STANDEEST, |. c., 1 Va Er Ziemlich selten und meist in flachen Exemplaren, die der var. intermedia oder gregensis angehören. Stanprest behauptet, dass die Reuner Stücke „eine andere Sculptur“ als H. osculum THom. zeigen, ohne anzugeben, worin der Unterschied besteht. Ich kann bei directem Vergleich mit Stücken von MH. osculum meiner Sammlung, die von Hochheim stammen, keinen Sculptur- Unterschied entdecken. 17. Helix (Trichia) devexa Rss. Helix (Fruticicola) devexa RSS. SANDBERGER, ]. c., p. 429, t. XXIV, f. 5—5c. — STANDEEST, 1. c., p. 177. — carmulata KLEIN. GOBANZ, |. c., p. 14. Dass Helix carınulata Kreın bei GoBanz MH. devexa Reuss ist, wurde bereits von STAnDFEST nachgewiesen, was ich vollständig bestätigen kann. „Helix devexa Reuss ist eine Trichia“ (Berreer, Brief d. d. 1. Dec. 1887). Sie ist von den kleineren Landschnecken die häufigste in Reun und meist in aus- gezeichnetem Zustande erhalten. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIM. 2. 94 360 18. Helix (Trichia) leptoloma A. Braun. Helix (F’ruticicola) leptoloma A. BRAUN. SANDBERGER, |. c., p. 380, HIXXEIE SEES hand t XV Dre Mit der vorigen Art sammelte ich auf der Halde des 3. Schachtes des Nordgehänges ein Stück, das mir durch sein etwas höheres Gewinde sofort auffiel; unter der Loupe betrachtet unterscheidet es sich beträchtlich von Hehx devexa Rss. durch seine viel gröbere Sculpturr. Es stimmt in Allem mit der von SANDBERGER gegebenen Beschreibung und Abbildung von A. lepto- loma A. Braun, ist jedoch etwas kleiner und enger genabelt als das kleinere von SANDBERGER abgebildete Exemplar {t. XXIV) (H. leptoloma var. apeicalis Rss.).. Da nun AH. leptoloma Typus, von dem er leider keine Abbildung giebt, kleiner als ihre Varie- täten ist, so dürfte unser Stück dem Typus der Art entsprechen. 19. Helix (Campylaea) Standfesti sp. nov. Taf. XXI, Fig. 3a, b, c, Typus; Fig. 4 var. trochordalis; Fig. 5 var. depressa. Helix inflexa v. MART. GOBANZ, ]. c., p. 15, ex parte. — — KLEIN. STANDFEST, p. 177, ex parte. — reinensis GOB. STANDFEST, ]. e., p. 176. Das dickschalige Gehäuse ist niedergedrückt kugelig mit stumpfer, fast ebener Spitze. Die Basis ist mässig gewölbt mit engem, durchgehendem, halb überragtem Nabel. Die 51/2 Um- gänge sind oben abgeplattet. Die Verzierung der Oberfläche besteht aus zu Bündeln geordneten Anwachsstreifen, von denen einzelne bei manchen Stücken auf dem Ende der Schlusswindung stärker. fast rippenstreifig vortreten. Sie werden (unter der Lupe) durch äusserst feine, dicht stehende Spiralstreifen durchschnitten, und ausserdem besitzt die Schale eine sehr feinkörnige Mikro- sculptur. Daneben befinden sich auf den oberen und mittleren Windungen sehr seichte und kleine Haargrübchen über die Ober- fläche gleichmässig vertheilt. die jedoch auf der Schlusswindung früher oder später undeutlich werden und schliesslich ganz ver- schwinden. Die Schlusswindung ist gedrückt und zeigt an ihrem Umfange die Andeutung eines wenn auch sehr schwachen Kieles, der bei einzelnen sehr flachen Stücken deutlicher wird (var. de- pressa). Gegen die Mündung ist sie eingeschnürt und allmählich absteigend. Bei einzelnen Stücken, die meist (jedoch nicht immer) auch etwas kleiner sind als die typischen Stücke, erreicht dieses Herabsteigen einen höheren Grad ; bei solchen ist auch das Ge- winde etwas höher und die Kielandeutung der letzten Windung verschwindet fast gänzlich (var. trochordalis).. Die Mündung ist 361 mondförmig und sehr schief geneigt. Die Mundränder, durch eine mässig verdeckte Schwiele verbunden, sind flach zurückge- schlagen und verdickt, der etwas verbreiterte Spindelrand nicht angedrückt, er überragt einen Theil des Nabelloches. Die Farben- zeichnung, in seltenen Fällen erhalten, besteht in einem sehr wenig oberhalb des Kieles verlaufenden, schmalen, gelben Spiralbande; unmittelbar unter dem Kiel glaube ich an einem Stücke die An- deutung eines zweiten, weit schwächeren zu erkennen. Helix Standfesti steht der H. inflexa Kreın nahe, deren Stammart sie vielleicht ist, unterscheidet sich jedoch durch den gedrückten, wenn auch sehr schwach gekielten Umgang und die viel undeutlicheren und kleineren, gegen die Mündung ganz ver- schwindenden Haargruben, also durch ursprünglich viel schwächere und hinfällige Behaarung. „Die Farbenzeichnung beider Arten ist dagegen sehr ähnlich (direct verglichen)* (Bartser, Brief d. d. 2.0Dee. 1837): Helix Standfesti ist in Reun sehr häufig und wurde von mir an sämmtlichen 5 Sammelstellen beobachtet. Wie bereits in der Beschreibung hervorgeoben, variirt sie nicht unbedeutend in Grösse und Höhe des Gewindes. Die Hauptform ist die häufigste und geht ganz allmählich in ihre beiden Varietäten über, in deren Mitte sie steht. Ich habe auf Taf. XXI, Fig. 4 u. 5 die beiden extremsten Glieder der ganzen mir vorliegenden Reihe abgebildet. Die var. trochordalis entfernt sich am weitesten vom Typus und ist in ihrer vollen Ausbildung auch meist kleiner als dieser, wenn auch einzelne Stücke die volle Grösse erreichen. Solche kleine Stücke machen, wenn man die Zwischenglieder, die sie mit der Hauptform vollständig verbinden, ignorirt, den Eindruck einer eigenen Art, und sie wurden von STANDFEST mit Unrecht als Hehx reunensis GoB. gedeutet, wie dies aus seiner Beschreibung hervorgeht, und von ihm bestimmte Stücke der Universitätssamm- lung zeigen. „Der verdickte Spindelumschlag ist an das Ge- häuse nicht angedrückt, sondern lässt unter sich den Nabel deutlich erkennen“ (Helix reinensis STAnDF.), während GoBANZ die Beschreibung seiner FM. reunensis mit den Worten beginnt: „Gehäuse gross, verdeckt genabelt“, und weiter unten sagt er: „der Nabel durch den verdickten, höckerigen, umgeschlagenen Spindelrand verdeckt“. Srtanprest hat sich offenbar dadurch irre führen lassen, dass GoBanz neben seiner Helix reunensis, von der er angeblich kein vollständiges Exemplar besass, noch Hehx depressa v. Mart. (recte Krein —= H. oxystoma Trom.) aufführt, ohne erkannt zu.haben, dass dieses einzige Exemplar, das ihm vorlag, ein Stück mit ganz erhaltener Mündung seiner 24* 362 H. reunensis war. Srtanprest folgte nun in der Deutung der gekielten. bedeckt genabelten Helix von Reun GoBanz und be- stimmte sie dem entsprechend als #7. depressa Ken , musste daher für H. reumensis Gog. eine andere suchen. Es blieb nun hierfür von entsprechender Grösse nur HA. Standfesti mit ihren Varietäten übrig, denn die unten angeführte 4. Lartetii kommt nur in den Tuffkalken des Südschachtes vor, welche Fundstelle zu Stanprest's Zeit noch nicht bestand (der Schacht wurde erst vor wenigen Jahren abgeteuft), und Hehx inflexa Kızım kannte STANDFEST von Reun in typischen Stücken, die „die von SAND- BERGER an der Kreım schen Species nachgewiesene Sculptur zeigen. * Die var. depressa hält sich mehr an den Typus der Art und unterscheidet sich nur durch etwas deutlichere Kielung, denn das abgebildete Stück ist ein fast monströs gedrücktes Exemplar. Ausser in der Gestalt (Formvarietät CLessin) variirt aber Helix Standfest! auch nach einer anderen Richtung hin, nämlich in der Oberflächen-Sculptur. Die eingedrückten Haargruben, die bei den meisten Stücken nur auf den oberen Windungen vor- handen und auch hier sehr klein sind, sodass sie an Stücken mit nicht glänzender, kreideartiger Schale, leicht ganz übersehen werden können, auf der Schlusswindung dagegen ganz fehlen oder nur auf der ersten Hälfte derselben noch auftreten, sind auf ein- zelnen Stücken deutlicher und erstrecken sich weiter gegen die Mündung, selten findet man sie sogar bis zu dieser entwickelt. Sie bilden wahrscheinlich den Uebergang zu 20. Helix (Campylaea) inflexa Kıaın. Helix pen) infleca KLEIN. SANDBERGER, |. c., p. 589, t. XXIX, 8—8b. — STANDEEST, ]. c., p. 177. ?— v. en, GOBANZ I, Lea pls Diese obermiocäne Schnecke kommt nur äusserst selten in typischen Stücken in Reun unter ihrer vermuthlichen Stammart der oben beschriebenen H. Standfesti nob. vor. Unter sämmt- lichen (über 100) Stücken dieser, die ich selbst sammelte, fand sich eine einzige typische A. inflexa Kr., die, unter der Lupe be- trachtet, sofort durch ihre viel grösseren und bis zur Mündung gleich deutlichen Haargruben auffällt und sich dadurch auch von den bis zur Mündung behaart gewesenen Stücken jener leicht unterscheidet. STANDFEST scheint ebenfalls typische Stücke vor sich gehabt zu haben, oder bezieht sich sein oben citirter Aus- spruch bezüglich der Sculptur nur auf eine stark sculpturirte A. Standfesti nob., da er nur die var. trochordalis als H. reu- nensts GOB. genommen, während er Hehx Standfesti typus bei £: 4 H. inflexa beliess (Universitätssammlung)? Ob Gopanxz typische Stücke vor sich gehabt, ist, da er über die Mikrostructur schweigt, nicht mehr festzustellen. 21. Helix (Pentataenia) reunensis GOBANZ. Tab, XXI, Fie:63; b; c. Helix reinensis GOB. GOBANZ. ]. c., p. 14, f. 4—4b. — depressa v. MART. GOB,., ]. c., p. 14. — — KLEIn. STANDEEST, ]. c., p. 176. Das verdeckt genabelte, gekielte Gehäuse bildet einen sehr stumpfen Kegel (Spitzenwinkel gegen 130°) mit gewölbter Basis, die Unterseite fast doppelt so hoch als die Oberseite. Es be- steht aus 5, oben fast ebenen, unten gewölbten Umgängen. Ihre Oberfläche ist glatt, glänzend, die Anwachsstreifen, entsprechend der Mundstellung sehr schräg über sie hinziehend, sind fein und zart, nur wenige den Grenzen der Wachsthumsperioden ent- sprechend etwas stärker. Die oberen Windungen bis incl. der ersten Hälfte der Schlusswindung sind spitzwinkelig gekielt, der Kielwinkel nur an seiner äussersten Spitze etwas gerundet abge- stumpft, daher der Kiel nicht schneidig. Gegen die Mündung hin verliert sich der Kiel allmählich, sodass der Mundrand in gleichmässig geschwungenem Bogen über die Kielstelle hinweg- zieht. Die Schlusswindung ist vor der Mündung eingezogen und hier vom Kiele der vorhergehenden Windung abgezogen, an dem sich die Windungen im übrigen ansetzen. Die Mündung selbst ist queroval, nur wenig durch die Mündungswand eingebuchtet, sie steht stark gegen die Höhenaxe geneigt. Der Mundrand, durch eine sehr dünne Schwiele verbunden, ist mässig erweitert, wenig verdickt und zurückgebogen, nur der Spindelrand ist stärker ver- dickt, verbreitert und völlig zurückgeschlagen und angepresst, sodass er den engen Nabel vollständig verschliesst. Die Farben- zeichnung besteht aus 5 gelben Spiralbändern, von denen 3 auf der Oberseite, 2 auf der Unterseite verlaufen. Band 1 und 2 sind schmal, 3 breiter und unmittelbar am Rande oberhalb des Kieles verlaufend, sodass es auf den oberen Windungen an die Naht anstösst. Band 4 und 5 sind die breitesten: Band 4 ver- läuft unterhalb des Kieles, von ihm beiläufig um seine eigene Breite getrennt, und setzt oberhalb des oberen Mündungsansatzes an, sodass es durch den oberen, herabsteigenden Theil der Schluss- windung durchschnitten wird. Band 5 verläuft beiläufig in der Mitte der Basis und zieht in die Mündung selbst hinein. Helix reunensis Go». ist ebenfalls häufig in unserer Ab- lagerung, wenn sie auch hierin von H. Standfesti nob. noch über- 364 troffen wird. Von FH. depressa Kurın (recte H. oxystoma Trom.) unterscheidet sie sich durch viel flachere Ober- und gewölbtere Unterseite, wodurch der Kiel viel höher zu liegen kommt. Dass STANDFEST die Art verkannt, wurde bereits oben bei Helix Stand- festi var. trochordalis nob. ausführlich erörtert. 22. Helix (Pentataenia) Lartetii Boıs. MaRıRXT „Fir.zra b Helic (Macularia) Lartetii BoISs. SANDBERGER, 1. c., p. 529, t. XXVI, f.. 14, und et SAX, 619.0, 19: var. reunensis var. noYV. Grösser als der Typus der Art und mit oben flacheren Windungen. Bis jetzt wurde diese Schnecke nur in dem Tufikalk des Südschachtes beobachtet. Unsere Form ist nur durch ihre oberen flacheren Windungen von der etwas jüngeren, mittelmiocänen 4. Lartetii Boıs. verschieden, im Uebrigen stimmt sie vollkommen mit sehr grossen Exemplaren aus den marinen Sanden von Grund (II. Mediterranstufe, Grunder Horizont) des Wiener Beckens überein. 23. Azeca Boettgert sp. nov. Taf. XXI, Fig. 8, a, b. Das kleine, glatte, glänzende Gehäuse ist länglich eiförmig mit stumpfer Spitze und deutlichem Nabelritz. Es besteht aus 6 flachgewölbten Umgängen, die durch eine einfache seichte Naht setrennt werden und allmählich an Breite zunehmen. Die schief- dreieckige Mündung steht mit der Längsaxe parallel, deren Rän- der sind verdickt, der rechte vorgezogen, der Spindelrand deutlich umgeschlagen. Im Innern der Mündung stehen 6 Zähne: ein kräftiger auf der Mündungswand, zwei auf der Spindel und drei im Gaumen, von denen der mittlere, sehr kräftige dem der Mün- dungswand gegenübersteht, während die beiden seitlichen, na- mentlich der untere, der Spindel nahe gerückte viel kleiner und niedriger sind als jener. zeca Boettgeri nob. ist „der obermiocänen Azeca loxostoma Kreıy sehr ähnlich, aber bauchiger, weniger in die Länge ge- zogen, hat einen Umgang weniger und drei Parietalzähne, während ein Prachtstück von A. loxostoma,. das ich zum Ver- gleich besitze, wirklich nur einen Parietalzahn zeigt“ (B&TTGER, Brief d. d. 30. Nov. 1890). Ich widme die zierliche Art in Dankbarkeit meinem hochverehrten Freunde Dr. Oscar BE&TTGER, der mich auf das Vorhandensein der zwei kleinen Seitenzähne im Gaumen aufmerksam machte. Ich sammelte die Art nur einmal 2 365 in grösserer Anzahl in einem Blocke festen Tuffkalkes auf der Halde des Südschachtes, in anderen war sie nur sehr vereinzelt. An den anderen Snmmelstellen habe ich sie nicht beobachtet. 24. Stenogyra (Opeas) minuta Kuaın. aß; ZT, „Big; Qa;,b: rei minuta re Sp. SANDBERGER, |]. c., p. 596, t. XXIX, -„ 16—16b. Bulimus minutus KLEIN. STANDFEST, l. c., p. 179. var. reunenstıs Var. NOV. Kürzer, gedrungener, der letzte Umgang mehr gewölbt als bei dem Typus der Art. „Subulima minuta Kueın gehört zu der jetzt an den Bau der Banana gebundenen, tropisch - indischen und westindischen, leicht verschleppbaren Gattung Opeas und mnss heissen Opeas minutus (Kreim). Ihre Form ist übrigens (direct verglichen!) kürzer und gedrungener, der letzte Umgang mehr gewölbt als bei Opeas minutus typus und muss einen neuen Varietätnamen er- halten* (Barteer, Brief d. d. 1. Dec. 1887). Die Sculptur be- steht aus feinen Anwachsstreifen, die oben fast papillarartig ver- stärkt sind, sodass die Naht fein gekerbt erscheint. Der Nabel ist deutlich. Der Spindelrand verbreitert und umgeschlagen. Die Schnecke ist nicht selten zu Reun, von GoBAxz nicht gekannt, wird sie bereits von STANDFEST angeführt. 25. Triptychia ulmensis SANDB. Olausilia (Tryptichia) ulmensis SANDB. SANDBERGER, |]. c., p. 461, RTL 8: — grandis (?) KLEIN. GOBAEZ, ]. c., p. 18, £. 6. Bis lange wies nur die von GoBAanz gegebene Abbildung eines Bruchstückes einer grossen, Olausilien - ähnlichen Schnecke auf das Vorkommen von solchen in Reun hin. Durch die ganze Reihe von Jahren seit GoBanz blieb jedoch unsere Art von dort unbekannt. Erst im verflossenen Sommer fand sie Prof. Dr. RupoLr Hörnes in einigen Bruchstücken im Tuffkalk des Süd- schachtes wieder auf. Sie „ist jedoch keine Clauscha, sondern die Megaspiriden - Gattung Trrptychtıa Sanpse. Der Unter- schied liegt ausser in dem Fehlen des Clausiliums in den Spindel- lamellen, welche bei Olausika im Gewinde fehlen, während sie bei Triptychia bis in die Spitze des Gehäuses zu verfolgen sind“ (BErTTGER, Brief d. d. 30. Jan. 1890). Ich selbst sammelte später eine grössere Anzahl solcher Fragmente, worunter einige Schlusswindungen mit vollständig erhaltener Mündung die genaue Bestimmung der Art ermöglichen. Sie stimmt in allen erkenn- 366 baren Merkmalen (nur die Anzahl der Umgänge ist nicht zu constatiren) auf das beste mit Triptychia tlmensis SAnDB. über- ein, welche Uebereinstimmung mir auch von B&TTsEr bestätigt wurde. Sie ist häufig am genannten Fundorte, jedoch immer fragmentär, am häufigsten finden sich die abgestossenen Spitzen („Der Typus von Ulm ist mir nur mit decollettirter Gehäusespitze bekannt.“ BatrGer wie oben), seltener die letzten Windungen mit der Mündung, der bauchige Mitteltheil des sehr dünnwandigen Gehäuses ist stets zertrümmert. 26. COlausilia (Oharpenteria) Gobanzi sp. noy. Dar. XXq, Eie. 10a, D. Das schlanke Gehäuse besteht aus ? Windungen. Die drei letzten (einzig erhaltenen) Umgänge sind kaum gewölbt. Die Naht ist einfach, seicht. Die Oberfläche glatt, sculpturlos, bis auf sehr zart angedeutete Anwachsstreifen, von denen jedoch ein auf der Aussenseite des linken Mundrandes stehender Bündel stärker ist und schärfer begrenzt erscheint. Der Nacken ist nicht aufgetrieben, nur neben dem deutlichen Nabelritz etwas wulstig hervorstehend. Die Mündung ist klein und schmal, schief eiförmig, der Axe parallel gestellt. Die Mundränder schmal zurückgeschlagen, durch eine mässig verdickte Schwiele verbunden. Der linke Rand, mit Aus- nahme seines obersten Theiles, mässig verdickt. Oberlamelle zart, nicht ganz bis vorn vortretend, Unterlamelle ziemlich wage- recht in die Mündung eintretend, dann in einem gerundeten Bo- sen abwärts steigend und in den äusseren Spindelrand auslaufend. Die Spindelfalte lang und bis an den äussersten Rand des Mund- saumes vortretend, auf diesem als fadenförmiger Beleg erscheinend. Obere Gaumenfalte lang, nahe der Naht und dieser parallel. Untere Gaumenfalte (der untersten Falte der Clausilien mit mehreren Parietalfalten entsprechend) nahe der Spindel stehend, nicht vortretend, nur bei schiefer Lage in der Mündung sichtbar. Sie verfliesst mit ihrem unteren Ende in einen breiten, jedoch nicht dicken Gaumenwulst, der sich über die ganze Aussenwand hinzieht. Mondfalte vorhanden. Clausikia Gobanzi nob. liegt mir nur in einem Stücke, dem die Spitze fehlt, vor, das ich auf der Halde des dritten Schachtes des Nordgehänges sammelte. „Sie ist die nächste Verwandte der untermiocänen Ol. (Ch.) perforata Brra. von Tuchwitz, aber aus- gezeichnet durch das Auftreten einer unteren Gaumenfalte uud durch ziemlich deutliche Mondfalte. Unter den Char- penterien, die fossil und lebend sonst nur noch in den höchsten Westalpen vorkommen, ist es die Form, deren Mondfalte am 367 besten ausgebildet zu sein scheint* (Bartger, Brief d.d. 1. Dee. 1887). 27. Olausilia (Pseudidyla) Standfesti sp. nov. Taf. XXI. Fig. 11a, b. Das Gehäuse ist klein, bauchig, spindelförmig und besteht aus 91/;s Umgängen. Diese sind ziemlich gewölbt und nehmen langsam, aber gleichmässig an Breite zu; sie sind durch eine tiefe, gekerbte Naht getrennt. Die Spitze ist stumpf, die ersten 21/2 Windungen sind glatt, die übrigen mit deutlichen, nicht sehr dicht stehenden Längsrippen verziert, der Abstand dieser von einander beträgt etwa das Doppelte ihrer Dicke. Gegen das Ende der Schlusswindung ist ihr Verlauf etwas unregelmässig und sie rücken in der Nähe der Mündung noch weiter aus einander. Diese ist klein, nicht vollständig erhalten. Clausiha Standfesti nob. liegt mir auch nur in einem leider an der Mündung beschädigten Exemplare vor, das ich an gleichem Orte mit der vorigen sammelte. „Die Section Pseudidyla BTre. (Gruppe der 07. Mörsingensis Sanne.) ist ober- und mittelmio- cän“ (unsere Art demnach als untermiocän die älteste derselben) „und anscheinend ausgestorben. In Gestalt ünd Sculptur lässt sich die vorliegende Species gut mit der bekannten (2. (Pirostoma) cructata StuD. Ol. minima A. Scum. vergleichen, ohne übrigens Blutverwandtschaft mit ihr zu zeigen. Unter den fossilen Arten dieser Section (Pseudidyla) ist sie die kleinste bekannte* (BeETT- GER, Brief d. d. 1. Dec. 1887). 28. Pupa (Torgquilla) subvartabilis SANDE. Pupa (Torquilla) subvariabilis SANDB. SANDBERGER, ]. c., p. 393, t. XXI, f. 6—6c. Diese Art ist nicht selten im Süsswasserkalk von Reun. Alle Stücke zeigen die bauchige Gestalt, wie sie die böhmischen besitzen. Einzelne erreichen die sehr beträchtliche Grösse von 12 mm, während andere das von SANDBERGER gezeichnete Maass besitzen. Die grossen Exemplare haben auch eine entsprechend stärkere Costulirung, doch stimmen alle Exemplare in den Cha- rakteren der Mündung und der Anzahl der Zähne vollkommen unter sich und mit SAnnBERGER’s Angaben überein. (2 Zähne auf der Mündungswand, von denen einer ganz vorne in der rech- ten Mundecke, der zweite in der Mitte und weiter rückwärts steht, 2 Spindelzähne und 3 Gaumenfalten, die nach abwärts an Grösse und Stärke zunehmen.“ Die bedeutendere Grösse, die unsere Stücke erreichen, mag vielleicht auf klimatischen Um- 368 ständen beruhen, und durch die südlichere Lage unseres Fund- ortes gegenüber dem Mainzer Becken bedingt sein; eine Erschei- nung, die sich ja auch an den recenten Torquillen beobachten lässt. 29. Pupa (Vertigo) flexidens Rss. Pupa N Vertigo) ÄRPISENE Rss. SANDBERGER, ]. c., p. 489, t. XXIV, 18—18b — ee KLEIN. GOBANZ, 1. c., p. 17. — fissidens SANDB. STANDFEST, ]. c., p. 177. Diese kleine Vertigo findet sich sehr häufig im Reuner Süss- wasserkalk, wenn auch Stücke, an denen man die Zähne der Mün- dung freilegen kann, nicht häufig zu erlangen sind. Solche zeigen aber, wie bereits STanprest hervorgehoben, dass die Art „durch die grössere Anzahl und Stellung ihrer Zähne* nicht zur ober- miocänen P. quadrridentata Kreım, als welche sie GoBanz be- stimmte, gehört. Sie stimmt vielmehr vollkommen mit Pupa flexidens Rss. aus den mit unserer Ablagerung gleichalterigen Süsswasserschichten des nordwestlichen Böhmens überein. _Pupa fisstdens Sanpe. (einer Varietät der P. didymodus A. BRAUN, SANDBERGER, pP. 399) hat ganz andere Mündungsform. 30. Succinea peregrina SANDB. Succinea peregrina SANDB. SANDBEGRER, ]. c., p. 440, t. XXIV, f. 22—22b. — STANDEEST, ]. c., p. 176. — Pfeifferı Rossm. GOBANZ, ]l. c., p. 13. Nicht selten zu Reun, meist in kleinen Exemplaren. d. Zur Geologie des Ostabhanges der argentinischen Cordillere. Von Herrn O. BEHRENDSEN in Göttingen. I. Theil. Hierzu Tafel XXII— XXV. In den Jahren 1887 und 88 wurde von Herrn Dr. Bopen- BENDER im Auftrage des geographischen Institutes in Buenos Aires im Verein mit dem Professor der Botanik an der Univer- sität Cördoba, Herrn Dr. Kurrz, eine Forschungsreise nach den Ostabhängen der argentinischen Cordillere südlich vom Rio Dia- mante unternommen, welche neben der Feststellung der geolo- sischen Verhältnisse vor Allem eine sorgfältige kartographische Darstellung des bereisten Gebietes bezweckte. Berichte über den Verlauf der Reise sind bereits im Bol. d, Instit. Geogr. Argen- tino, 1889, X, p. 311—329, sowie in Petermann’s Mittheilungen, 1890, Heft 10 gegeben worden. Die von Herrn Dr. BopENBENDER untersuchten Landstriche befinden sich am Ostabhange der chilenisch - argentinischen Cor- dillere im Quellgebiete des Rio Atuel, des Rio Colorado, sowie des Rio Neuquen, also im südlichen Theile der Provinz Mendoza und im nördlichen der Gobernacion Neuquen. Der Länge nach wird das besagte Gebiet vom zwanzigsten Meridian durchschnitten und erstreckt sich etwa vom vier und dreissigsten (San Rafa&]) bis zum vierzigsten Parallelkreis südlicher Breite. Während der ganzen Reise wurde petrographisches und pa- läontologisches Material in ausgiebigster Weise von Herrn Dr. BODENBENDER gesammelt. Letzteres übergab derselbe Herrn Pro- fessor v. KenEen in Göttingen, welcher mir die Bearbeitung des- selben übertrug. Ich möchte an dieser Stelle beiden Herren meinen verbindlichsten Dank für die bereitwillige Ueberlassung des so reichen Materials aussprechen. Herr Dr. BoDENBENDER hat mit sachkundiger Hand die von ihm entdeckten Aufschlüsse ausgebeutet und sich dadurch um die Kenntniss des geologischen 310 Aufbaues der argentinischen Anden ein sehr grosses, dauerndes Verdienst erworben. Die Fundorte, von denen das unten zu beschreibende Ma- terial stammt, liegen nicht in der Hauptcordillere selbst, sondern befinden sich in den zahlreichen Vorketten, die zum Theil dem Andenzuge parallel laufen und von den der Hauptkette entsprin- genden Flussthälern durchbrochen werden. Die von Herrn Dr. BODENBENDER aufgefundenen Fundstellen lassen sich (von einigen einzeln liegenden abgesehen) zu drei Gruppen vereinigen. Eine nördliche zwischen 35° und 38° südl. Br. befindet sich am Rio Salado und Rio Malargue, eine mittlere zwischen 37° und 38° südl. Br. zwischen den Flüssen Rio Neuquen und Rio Agrio, endlich eine südliche am Picun-Leuvü und Rio Catanlil zwischen dem 39. und 40. Parallelkreis südl. Br. Die zahlreichsten und ergiebigsten Fundpunkte gehören der nördlichen der oben erwähnten Gruppen an. Dieselbe soll zu- nächst einer eingehenderen Besprechung unterzogen werden. Hier zieht parallel der Hauptcordillere. in der Gegend des Paso del Planchon und des Paso de los Indios, nord-südlich eine Gebirgskette, die östliche Begrenzung des Valle hermoso, des oberen Flussthales des Rio grande, welcher sich weiter südlich in den Rio colorado ergiesst. Von dieser Kette entspringt in ihrer nördlichen Hälfte ostwärts der Ric salado, aus mehreren Bächen zusammenfliessend, von denen der nördlichste der Arroyo de las lenas amarillas ist. In ihn ergiesst sich wieder, vom Passe Portezuelo ancho!) kommend, der Arroyo de las Yarretas. Dieses Seitenthal sowie das Valle de las lenas amarillas wurde schon von PELLEGRINO-STROBEL besucht, welcher dort „Sandstein mit Pecten alatus“ anstehend fand und ihn dem Lias zuertheilte. Indess scheint P. StTrRoBen dieses Gebiet nur flüchtig durch- streift zu haben, während BoDENBENDER es einer sorgfältigen Untersuchung unterzog. Die von ihm beim Portezuelo ancho gesammelten Verstei- nerungen gehören augenscheinlich zwei Schichten an, welche durch die Gesteinsbeschaffenheit und ihre Fauna von einander abweichen. Zu unterst scheinen dort Oxynoten-Schichten anzustehen; das Gestein derselben ist ein sehr harter, scharfkantiger, Kiesel- säure-haltiger Kalk von braungrauer oder schwärzlicher Farbe. Die sich in ihnen findenden Versteinerungen liessen folgende Arten resp. Gattungen erkennen: !) Auf der oben erwähnten Parallelkette liegend und in's Valle hermoso führend. 371 Artetites impendens YounG u. BirD, Amaltheus Guibalianus D’ORB., Oxynoticeras leptodıscus nov. Spec., Belemnites spec., Cerithium Bodenbendert! nov. spec., Trochus spec., Pecten Dufrenoyi D’ORB,, — textorius SCHLOTH., Hinnites conf. velatus GOLDF., Pholadomya spec. Ueber dieser Schicht scheint ein meist rothbraun gefärbtes, Conglomerat zu folgen, das häufig ein Hornblende-artiges Mineral als Gemengtheil enthält. Das Material zu diesen Schichten ist offenbar vulkanischen Ursprungs. Einige diesen Schichten ent- nommene Handstücke tragen geradezu den Charakter eines grauen Tuffes. Diese Schichten sind durch ihren Reichthum an Pecten- Formen aus der Gruppe des Pecten alatus v. Buckh ausgezeichnet und entsprechen wohl den oben erwähnten Sandsteinen STRoBET’S. Da mir keinerlei stratigraphische Angaben zu Gebote stehen. so muss die Frage offen bleiben, ob zwischen den vorher besproche- nen Oxynoten - Schichten und den Schichten mit Pecten alatus noch andere Schichtencomplexe liegen, die nicht genügend aufge- schlossen waren, oder ob beide Schichten sich direct berühren. Aus den rothbraunen Conglomeraten von Portezuelo ancho sind folgende Formen namhaft zu machen: Ammonites spec. (dem Amm. Veectoris Dum. ähnlich), Actaeonina transatlantica nov. spec., — ovata Nov. SpPec., Natica spec., Pecten alatus v. Buch, — Bodenbendert nov. spec., — Pradoanus VERN. et COLL., — spec., Pseudomonotis conf. papyria QUENST., Pholadomya Acostae Bayız et Coqu., — decorata ZIET., Homomya Bodenbendert nov. spec., — obliquata PsiLL., Trigonia substriata GIEB., — . spec., Cueullaea spec., Isocardia spec., Ostrea spec., 372 Gryphaea striata Prruıper. Rhynchonella tetraedra SOWw., Terebratula conf. punctata Sow., Serpula varıcosa Nov. SPec., Korallenreste. Obschon der Mangel an Cephalopoden in diesen Schichten eine genauere Zonenbestimmung erschwert, wenn nicht überhaupt fraglich macht, so dürfte doch die Ansicht zu rechtfertigen sein, dass wir es mit den höheren Schichten des mittleren Lias zu thun haben. Diese Vermuthung rechtfertigt das Auftreten der Trigonia substriata, der Rhynchonella tetraedra, Formen, die an und für sich auf den oberen Lias weisen würden, im Verein mit mittelliasischen Arten, wie Pholadomya decorata, Homomya_ oblı- quata, Pseudomonotis papyria. In dem vorhin erwähnten Thale de las lenas amarıllas, nahe der Einmündung des Baches in den Rio salado, traf Herr Bopex- BENDER im Bache anstehend ein schwarzes, hartes Gestein an, welches ebenfalls dem mittleren Lias anzugehören scheint. Zu dieser Meinung werden wir durch das Vorkommen des Pecten Hehli D’OrB., P. textorius ScHLoTH. und P. personatus MsTk. mit Zerebratula subovoides, T. subnumismalis Dav., Pleuromya streatula Acas. gedrängt. Das Auftreten des Pecten personatus Msrr. in mittelliasischen Schichten braucht nicht zu befremden, da diese Form auch in Europa wiederholt im mittleren Lias an- getroffen wurde. Das Verzeichniss der im Valle de las lenas amarillas (Rio salado) gefundenen Arten ist folgendes: Pecten paradoxus MSTR., —_ Hehh D.Ore, — spec. (dem P. aequivalvıs verwandt), Lithodomus sp., Astarte antıpodum GınB., Anomia spec., Ostrea spec., Gryphaea conf. cymbrum Lam., Goniomya spec., Pleuromya conf. unzoides GOLDF., — striatula AGass., Inoceramus conf. substriatus GOLDF., Trigonia spec., Leda acuminata QUENST., Chenopus spec., Terebratula subovordes Rem., — conf. subnumismalis Dav., Serpula varicosa NOV. Spec. 3815 Südöstlich von den eben beschriebenen, dem Lias angehöri- gen Fundpunkten befindet sich eine Aufschlussstelle. welche un- zweifelhaft auf mittleren Jura hindeutet. Es ist dies ein Punkt nördlich vom Arroyo Torrecillo, dem Hauptzufluss des Rio Ma- largue, der seinerseits sich wieder in die Laguna Lancanelo ergiesst. Hier fanden sich am Ostfusse des Cerro colorado aller- dings nur zwei Species; doch lässt sich auf dieselben eine Alters- bestimmung gründen. Es sind dies Pleuromya jurassi AGas. und Stephanoceras multiforme GoTTscHE. Diese beiden auch von Gortschk am Paso del Espinazito (3 — 4 Breitengrade nördlich von unserem Aufschlusse) angetroffenen Arten machen es sogar wahrscheinlich, dass die von BODENBENDER am ÜCerro colorado aufgefundenen Schichten der Zone des Stephanoceras Sauzer an- gehören. Die durch die bisher besprochenen Aufschlüsse fixirte von Süd- osten nach Nordwesten verlaufende Linie dürfte der Mediane eines Sattels entsprechen, dessen Flügel nach Nordosten resp. Südwesten einfallen. Letztere scheinen beiderseits einen im wesentlichen entsprechenden Aufbau zu besitzen. In beiden Flügeln ist weder die obere Hälfte des mittleren, noch der untere Theil des oberen Jura angetroffen worden, sondern wir können von den auf die bisher besprochenen Schichten folgenden erst das Tithon als sicher vorhanden aufführen, welches dann von Gliedern der un- teren Kreide überlagert wird. Um zunächst von dem südwestlichen Sattelflügel zu reden, so ist etwa an der Quelle des vorhin erwähnten Arroyo Torre- cillo, am Westfuss des Cerro colorado, ein Aufschlusspunkt vor- handen, der sowohl mit Rücksicht auf die dort angetroffene Fauna, als auch auf den petrographischen Charakter des Gesteins genau dem Niveau entspricht, welches wir im Ostflügel bei Rodeo viejo und am Arroyo Pequenco namhaft zu machen haben werden. Das Gestein besteht hier wie dort aus harten, schwarzen Kalken, grau angewittert, sowie aus bräunlichen oder gelblich grauen Mergeln. Die aus den Schichten vom Westfuss des Cerro colorado stam- menden Arten sind folgende: Haploceras rasıle var. planiuscula Zırr‘, Perisphinetes Kokeni nov. spec., —- conf. Richter! OPp., — spec., Aptychus spec., Alaria acutecarinata nov. spec., Patella spec., Ostrea spec., ©» —] Ha Anomia Koeneni nov. spec., Pecten conf. concentricus DER., Arca magnafice-reticulata BoEHM, Cercomya angustıssima Nov. SPec., Astarte strambergensis BoEHM, Lucina fragosa Tor. Ein Vergleich dieser mit den bei Rodeo viejo angetroffenen, weiter unten zu erwähnenden Arten lässt die Annahme der Gleich- alterigkeit der Schichten beider Fundorte unbedenklich erscheinen. Die Altersbestimmung lässt sich allerdings nicht genügend nach obigem Verzeichniss allein durchführen (wenn auch hier Formen wie Haploceras rasıe, Astarte strambergensis, Arca magnifice- retrculata auf Tithon hinweisen), sondern kann erst unter Zuhülfe- nahme der Fauna von Rodeo viejo erfolgen. Auf diese Schichten scheint sich direct die untere Kreide aufzulagern, wenigstens deutet ein Fundpunkt unweit des vorigen darauf hin. Es ist dies eine Stelle auf der Westseite des Ge- birgszuges zwischen Rio Malargue und Valle hermoso am Passe (Portezuelo) de CGarqueque, zehn Kilometer westlich von den Tithonschichten am Arroyo Torrecilloe. Hier sammelte Dr. BopEn- BENDER neben einem Ammoniten-Windungsstück und einer Peeten- Art (beide unbestimmbar) zahlreiche Exemplare der für das untere Aptien so sehr charakteristischen Serpula Phillips! Rem. Im Ostflügel wurde westlich vom Fuerte San Martin, am Cerro de la Mesa eine Aufschlussstelle, der schon oben er- wähnte Rodeo viejo (alter Viehsammelplatz) von Dr. BODENBENDER angetroffen, welche eine reiche Tithonfauna lieferte. Die hier anstehenden Gesteine sind denen am Westfusse des Cerro colo- rado vollkommen entsprechend, wie schon hervorgehoben wurde. Die Schichten am Rodeo viejo haben folgende Arten ergeben: Hoplites mendozanus nov. spec. (dem Privasensıs sehr nahe verwandt), — Köllikeri Opp., — protractus noV. Spec., — conf. progenttor OpP., — calistordes nov spec., (dem H. calsto und H. carpathicus nahe verwandt), e— Oppeli Kınıan. (= calisto ZITTEL), Haploceras elimatum Opp., — rasıle var. plandiuscula ZiTT., Pertsphinctes Lotharl OPPEL, — cf. contıguus CArT., — torguatus SoW., 375 Perisphinctes Garnieri FoNT., — vergulatus QUENST., — Andium STEINMANN, — stenocyelus FONT., — Kokent nov. spec., == @eron ZITTEL, — Richter! OPPEL, — cf. Roubyanus FonT., Aptychus punctatus VOLTZ, Anomia Koenenti nov. spec., Emarginula .spec., Turbo Bodenbendert nov. Spec., Arca magnifice - reticulata B&HMm, Astarte aequilatera nov. Spec., Lucina conf. plebeja LoRr., — argentina nov. spec. Dieses Verzeichniss zeigt unter den Perisphineten zunächst eine Reihe von Arten, welche schon den TZenurlobatus- Schichten (resp. dem Kimmeridge) eigenthümlich sind, so z. B. Pertsphenctes Lothari, P. torgualus, P. Garniert, P. virgulatus. Eine weitere Reihe von Formen gehört in Europa dem Untertithon an (ältere Cephalopoden führende Schichten Zırrer’s), so vor Allem Perr- sphinctes Geron, P. Richtert, P. contiguus, Haploceras rasıe var. slanwuscula, während eine dritte Reihe, insbesondere die Ver- treter des Genus Hoplites auf entschiedenes Obertithon (Stram- berger Schichten Zırrer'’s) hinweist. Dem Verfasser ist es nicht gelungen, aus dem petrogra- phischen Verhalten des ihm zu Gebote stehenden Materials das Vorhandensein verschiedener Stufen in den Schichten von Rodeo viejo nachzuweisen, sodass er nicht mit Sicherheit die Frage zu entscheiden wagt. ob die Temurlobatus- (event. Acamthicus-) Zone, das untere und das obere Tithon sich in getrennten Schich- ten dort überlagern, oder ob die BopEnBENDER schen Funde einer einzigen Schicht entstammen. Ohne eine sorgfältige Untersuchung an Ort und Stelle wird diese Frage sich nicht endgültig lösen lassen. Doch möchte er Folgendes zu Gunsten der letzteren Annahme anführen: 1. Das Vorhandensein getrennter, sich überlagernder Schichten (soweit BODENBENDER sie gesehen und ihnen seine Ver- steinerungsstücke entnommen) ist wegen des gleichartigen petrographischen Charakters unwahrscheinlich. 2. Das Vorhandensein einer typischen Tenurlobatus- (Acan- thrcus-) Zone ist nicht anzunehmen, da wohl eine Zahl der Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 2. 95 _ 376 in Frage kommenden Perisphincten aber keine einzige Op- pehia und kein einziger Aspidoceras sich gezeigt hat. 5. Eine Vermischung ober- und untertithonischer Formen ist in Europa eine an vielen Orten beobachtete Thatsache (Ardeche, Mont Ventoux, Lemenc et Aizy u. a.), des glei- chen eine Mischung von Arten der Tenuzdlobatus-Zone mit solchen des Tithons (KıLıan, Montagne de Lure). Es ist also sehr wahrscheinlich das Vorkommen bei Rodeo viejo ein neues Beispiel dieser in jüngerer Zeit namentlich von Toucas!) und Kınıan?) beobachteten und beschriebenen Misch- faunen im Tithon. Wollen wir dieser Annahme Raum geben (und es will mir scheinen, als ob wir dazu berechtigt seien), so dürften die Schichten von Rodeo viejo dem mittleren Tithon, wie es Toucas charakterisirt hat (Ardescien, gleichbedeutend mit der unteren Zone der Pygope janztor, unteren Stramberger Schich- ten) entsprechen. Südöstlich von der oben beschriebenen Stelle am Rodeo viejo erbeutete Herr BODENBENDER am Arroyo Pequenco (zwischen Rio Salado und Rio Malargue) unweit der Villa Beltran eine grössere Zahl von Versteinerungen, welche auf 3 Schichten vermöge, ihres Gesteinscharakters und ihres paläontologischen Verhaltens schliessen lassen. Von diesen wollen wir zunächst derjenigen Erwähnung thun, deren Beschaffenheit mit den oben besprochenen Schichten von Rodeo viejo in hohem Grade übereinstimmt. Die Zahl der hierher gehörenden Petrefacten, ausschliesslich Ammoniten, ist keine erhebliche, aber doch ausreichend, um die untere der von BODENBENDER am Arroyo Pequenco angetroffenen Schichten als gleichalterig mit dem Tithon von Rodeo viejo zu erklären. Neben einigen unbestimmbaren Perisphineten stammen von hier: Hoplites calistordes nov. spec., Perrsphinctes contiguus WAAg., — conf. Dorae STEIMANN, En cf. Roubyanus Font., — vergulatus QUENST. Das Auftreten des Tithons in Südamerika ist bislang nur einmal von STEINMANN (Neues Jahrbuch, 1881, I, p. 132) und zwar durch das Vorkommen des Perisphinctes senex OrP. con- statirt worden, während Lias und mittlerer Jura wiederholt in !) ToucAs. Faune des couches tithoniques de l’Ardeche. Bull. de la soc. Fr., HI serie, 18. Band. ?) Kırıan. Montagne de Lure. Annales des sciences geol., 19. Bd, 977 reichen Faunen angetroffen wurden. Wenn es daher Herrn Dr. BODENBENDER gelungen ist, bei Rodeo viejo, Rio Malargue und‘ Arroyo Pequenco Schichten zu entdecken, in denen wir eine reiche Tithonfauna nachzuweisen vermochten, so dürfte diese Thatsache schon an und für sich Interesse erwecken. Aber auch mit Rücksicht auf die Darstellung, welche NeumAyr bekanntlich über die gesammte Verbreitung des Jura auf der Erde geliefert hat (Erdgeschichte, Bd. I, p. 330 — 331), geben die Befunde von Rodeo viejo Anlass zu Bemerkungen allgemeiner Art. NEUMAYR stellt die Theorie auf, dass auf der südlichen He- misphäre die Ausbildung des Jura in den nämlichen drei Zonen, einer äquatorialen, einer gemässigten und einer polaren, erfolgt sei wie auf der nördlichen Halbkugel. Der verschiedene Cha- rakter dieser Zonen sei durch klimatische Verhältnisse bedingt worden. Neumayr will die äquatoriale Zone mit alpin entwickel- tem Jura bis zum 20. Parallelkreise in Südamerika reichen lassen und stellt direct die Behauptung auf, dass südlich dieses Parallels in Südafrika, Südamerika, Neuseeland und Neuholland keinerlei Localitäten mit alpinem Jura bekannt seien, sondern die bekann- ten Faunen jenseits dieser Grenze mitteleuropäischen Charakter trügen. Die von uns jetzt vorgelegte Tithonfauna gehört schon als solche dem alpinen Jura an. Die Fundorte liegen aber mehr als 15 Breitengrade südlicher als NrumAyYrRr seine Grenzen alpinen Juras zieht. Sollten sich ähnliche Tithonfunde in nämlicher Breite auf der südlichen Halbkugel wiederholen, so würde zum wenigsten die Neumayr’ sche Grenze sehr wesentlich zu verlegen sein, zumal wir später zu zeigen haben werden, dass auch der mittlere Jura einer noch südlieher gelegenen Localität alpinen Charakter trägt, indem er sich den Schichten am Cap San Vigilio als äusserst ähnlich erweist. Neben den dunkeln tithonischen Kalken zeigen sich am Arroyo Pequenco hell grauröthliche, ziemlich feste Kalksteine, in denen vorzugsweise Exogyren gefunden wurden. Es sind dies srosse Formen, die mit der E. Oowlon! Derr. und ihren Varie- täten völlige Uebereinstimmung zeigen. Ausserdem fanden sich hier neben einer grossen Zahl nicht bestimmbarer Krebsscheeren- glieder eine schlecht erhaltene Zrigonia, die vielleicht als 7! ak- formis PARK. gedeutet werden kann, eine Rihynchonella und endlich eine Mytilus-Form, welche mit Mytedlus Cuviere MaTH. (sublineata DORB.) gut übereinstimmt. Der Umstand, dass in diesen Schichten keine Cephalopoden sefunden wurden, gestattet uns nicht, diese Schichten mit völ- liger Sicherheit einer bestimmten Zone im Neocom zuzutheilen, 2b" 378 Vielleicht gehören sie der oberen Abtheilung desselben an, um so mehr als auch BAayız und CoqguAanp von Arqueros in Chili die nämliche Zxogyra mit Orioceras Duvali zusammen vorkom- mend namhaft gemacht haben. Neben diesen Exogyren-Bänken traf Dr. BODENBENDER end- lich bei Arroyo Pequenco noch weitere helle Kalke an, den eben erwähnten sehr ähnlich, aber durch eine Beimengung von Glau- konitkörnern petrographisch leicht unterscheidbar. Völlig abwei- chend aber ist die in ihnen vorkommende, zwar sehr individuen-, aber wenig artenreiche Fauna von der des Neocoms am Arroyo Pequenco. Die Erhaltung ist die denkbar schlechteste, da sämmtliche Schalen aufgelöst sind und nur Steinkerne und ungenügende Ab- drücke sich vorfinden. Unter den in diesen Kalken vorkommen- den Arten zeigen sich einige Pelecypoden und Gasteropoden, welche sich, soweit der Erhaltungszustand das zu beurtheilen gestattet, eng an die von Wırae (Contribuicoes a Paleontologia do Brazil, Archivos do Museo Nacional do Rio de Janeiro, Band VII) geschilderte, angebliche Kreidefauna anschliessen. Es sind dies Cardıla morganıana Rarag., Cardia sp., Tur- ritella sylviana Harr., Tylostoma conf. ovatum SHARPE (von welcher Gattung zwar WırHr nicht speciell diese Art, wohl aber das nahe verwandte 7. Zorrubta und T. globosum SHARPE auf- führt). Diese Arten kommen neben einer grossen Zahl sonst noch von Wırur angegebener Formen in der Provinz Pernambuco bei Maria Farinha vor und lassen es nicht zweifelhaft, dass wir es dort nicht mit Kreideschichten zu thun haben, wie WıruE es meint. Das zeigt vor Allem das Zusammenvorkommen von Pseu- doliva decordata (als Harpa von Wırur beschrieben) mit Formen wie Scalarta Gardner! Wırae und vor Allen mit den so merk- würdigen Cerithien (C. Pedroanum und C. Hartiu Wırur), welche auf das bestimmteste an Formen des Paleocäns erinnern, wie es etwa bei Mons bekannt geworden ist. Bestärkt werden wir in dieser Ueberzeugung dadurch, dass in Maria Farinha kein Ammonit oder Belemnit vorgekommen ist?). Wir stehen daher nicht an, auch die Glaukonit führenden Kalk- schichten von Arroyo Pequenco als ältestes Eocän anzusprechen. Eine etwa 15 Kilom. südsüdöstlich liegende Fundstelle am Arroyo Loncoche hat nur eine Zahl glatter, diekschaliger Austern !) Als einzigen Cephalopoden führt WırhE einen Nautilus auf, den er als N. Sowerbyanus D’ORB. beschreibt, der aber mit der Ab- bildung D’ORBIGNY’s nicht übereinstimmt und sich ebenso gut als N, imperialis Sow. (Eocän) deuten liesse. 379 von Jlänglicher Form und geradem Wirbel geliefert, die eine Altersbestimmung der betreffenden Schichten nicht erlauben. Fassen wir das bisher Gesagte noch einmal kurz zusammen, so stellt sich das Schichtensystem am Rio salado und Malargue als ein Sattel dar mit südöstlich — nordwestlichem Streichen, in dessen Mediane Lias und mittlerer Jura angetroffen wird, dessen südwestlicher Flügel Tithon und, ihm aufgelagert, Neocomschichten enthält, während der Ostflügel Tithon (an mehreren Stellen), dar- über Schichten mit Kxogyra Coulon! und endlich tiefstes Eocän aufzuweisen hat. Ich will nochmals hervorheben, dass dieses Resultat nur auf dem Wege der Construction an der Hand einer nicht sehr cor- recten Karte und der Petrefactenfunde gewonnen wurde. Mög- licher Weise würde sich die Auffassung über die Lagerung der Schichten durch sorgsame Untersuchung an Ort und Stelle sehr wesentlich verschieben. Beschreibung der in obigen Schichten angetroffenen Versteinerungen. Lias vom Rio Salado und Portezuelo ancho [zwischen Arroyo de las Yarretas (Valle hermoso) und Arroyo del Portezuelo ancho und Rio salado]. A. Cephalopoda. Arvetites impendens Young u. BirD. Young u. BIRD, Geolog. Surv. Yorksh., p. 266. — Sımpson, Mo- nographie of Amm., p. 52. — TATE u. BLARE, Yorksh. Lias, p. 290, t. 6, f. 7. — WRrıGTH, Lias Amm., p. 302, t. 22a, f. 15. Durchmesser Höhe der Wind. Nabel 23 mm 8 mm 8,8 mm. Die stark zusammengedrückte Form mit rechteckigem Quer- schnitt der Windungen, flachen Flanken, welche sich von einer senkrecht zur Naht einfallenden Nahtfläche ohne scharfe Kante absetzen, trägt auf der Externseite einen deutlichen Kiel, neben welchen zwei Furchen laufen. Die Involution beträgt etwa °/z der Windungshöhe. Der Nabel ist ziemlich weit, etwa 37 pCt. des Durchmessers. Die Sculptur besteht aus eng gestellten, meist einfachen, scharfen Rippen. die parallel und radial gerichtet sind, aber an der Externkante scharf nach vorn biegen und fast bis zur folgenden 380 Rippe herantreten. Die Scheidewandlinien Hessen sich nicht beobachten. | Die Form entspricht der Abbildung Wrigrr’s, 1. c., f. 4 in sehr erfreulicher Weise. Fundort: Portezuelo ancho. Amaltheus Guibalianus D’ORB. D’ORBIGNY, Pal. franc. terr. jur., t. 73. — WRIGTH, Lias Ammon., P. ‚885, t. ‚48. Durchm. Höhe der Wind. Dicke ders. Nabelweite. 28 mm 14 mm 6 mm 7,5 mm. Diese hochmündige, sehr comprimirte Form zeigt einen ziem- lich engen Nabel (27 pCt. des Durchmessers), flach gewölbte Flanken, die auf der Externseite zu einer kielartigen Schneide zugeschärft sind, ohne dass gerade ein eigentlicher, deutlich ab- gesetzter Kiel vorhanden wäre. Eine Nahtfläche lässt sich nicht beobachten, auch die Involution kann nicht angegeben werden. Die Sculptur besteht aus ziemlich eng gestellten (etwa 30) Rippen, welche, bis auf ganz vereinzelte, ungetheilt sind. Die- selben sind leicht /-förmig gebogen und zeigen in der Nähe des Kiels eine grössere Vorbiegung, verschwinden aber kurz bevor sie denselben erreichen. Doch tritt an ihre Stelle eine feine, vor- wärts gerichtete Streifung, die über den Kiel hinwegläuft, wie das schon p’OrBIGny ‚angiebt. — Scheidewandlinien sind nicht erkennbar. Die vorliegende Form ist dem A. Guibahlanus D’ORB. äusserst ähnlich, doch soll nicht verschwiegen werden, dass auf der Ab- bildung WrigrtHus ein deutlich abgesetzter Kiel gezeichnet ist, während p’Orgıgny denselben weniger markirt angiebt; die auf den angeführten Abbildungen angegebene Interposition kleiner Rip- pen ist schon bei unserem, übrigens noch jugendlichen Exemplar angedeutet; vielleicht ist die etwas abweichende Beschaffenheit des Kieles auch auf dies jugendliche Stadium zu schieben, wahrschein- licher aber durch den Umstand zu erklären, dass wir es nur mit einem Steinkern zu thun haben. Fundort: Portezuelo ancho. Oxynmoticeras leptodıscus n. Sp. Taf. XXI, Fig. 8a —b. Durehm. Höhe der Wind. Dicke derselben Nabel 25 mm 12,5 mm 4 mm 5 mm. Diese äusserst hochmündige, stark zusammengedrückte Art mit flachen Flanken, welche gegen die Externseite hin ganz leicht 381 umbiegen und sich zu einer. kielartigen Schneide zuschärfen, zeigt einen ziemlich engen (20 pCt.) Nabel. Eine deutliche Nahtfläche lässt sich nicht erkennen, auch lässt sich die Involution nicht angeben, doch scheint sie sehr erheblich zu sein. Die Flanken sind mit undeutlichen Rippen versehen, die bis zur Windungs- mitte radial und gerade verlaufen, dann einen leichten Bogen nach hinten machen, um dann weiter sich schräg nach vorne zu richten. Hier sind wohl noch kurze, undeutliche Externrippen eingeschoben. Um den Nabel herum ist die Berippung sehr ver- wischt. Durch das Hinüberlaufen der Rippen über die kielartige Schneide erscheint diese leicht wellig-knotig. Die Scheidewandlinie ist nur unvollkommen zu beobachten, zeigt aber doch den Oxynoticeras-Charakter, einen sehr breiten, durch einen grossen Secundärlobus zweitheiligen Externsattel, einen wenig zerschlitzten, breiten, aber nicht tiefen, zweitheiligen ersten Seitenlobus, der höher ist als der Externlobus. einen klei- nen, einfach gebauten zweiten Seitenlobus, dem wohl noch meh- rere unbedeutende Hülfsloben folgen, deren Niveau sich deutlich nach vorn biegt. Nahe verwandt sind unserer Form Ox. oxymotus QUENST. und Ox. Simpsoni Berau., doch ist die Art der Zuschärfung der Aussenseite eine andere, indem bei den genannten Arten unter- halb des Kiels eine Excavität auftritt, unterhalb welcher eine stumpfe Kante bemerkbar ist, wovon bei O«x. leptodiseus nichts zu sehen ist. Das ist auch der Grund davon, dass der Kiel bei unserer Form nicht so fein zugeschärft ist. Auch ist bei Ox. ‚Simpson! und Ox. oxynotus der Nabel viel mehr vertieft und eine deutliche Nahtfläche vorhanden. Fündort: Portezuelo ancho. Ammonites sp. Ein Abdruck von Portezuelo ancho gehört einer stark zu- sammengedrückten Ammoniten-Form mit hohem Kiel und flachen Flanken an. Die Windungen sind mit leicht f-förmig gebogenen, dicht gestellten, scharfen Rippen versehen, die fast bis zum Kiel herantreten, sich dann aber in ein System feiner Streifen auf- lösen, welche unter den Kiel hinwegzulaufen scheinen. Der Nabel ist mässig eng. Die Form zeigt nahe Beziehungen zu Amm. Victoris Dum., Etud. pal., Bd. II, p. 136 und Amm. aballoensıs vD’Ore., ibid., p. 141, Formen, welche den Oxynotus - Schichten angehören. Doch unterscheidet sie sich von beiden durch die f-förmigen Rippen, die. überdies enger als bei Amm. aballoensis, weiter und kräftiger als bei Amm. Veetoris sind. Fundort: Portezuelo ancho. 3832 Belemnites sp. Ein äusserst schlecht erhaltenes Bruchstück eines Belem- nites aus Portezuelo ancho gestattet keine Artbestimmung. B. Gasteropoda. Chenopus sp. Ein äusserst schlecht erhaltener Steinkern mit etwa 5 Win- dungen und einem Gehäusewinkel von 25 — 30° lässt eine Be- stimmung nicht zu. Auf den Windungen lassen sich zwei Kiele erkennen, die in Fortsätze ausgehen. Der Kanal ist ziemlich lang. Fundort: Rio salado. Cerithium Bodenbenderi n. sp. Fig. XXI, Fig. 4. Diese schöne, in einem gut erhaltenen Abdruck vorliegende Form vom Typus des (©, excavatum n’OrB. besitzt eine Länge von 44 mm (den nicht erhaltenen Kanal abgerechnet). Die Schlusswindung hat einen Durchmesser von 11 mm. Die jungen Windungen besitzen einen Gehäusewinkel von 18°, die alten einen solchen von 14°, sodass das Gehäuse ein wenig gebaucht erscheint. Die einzelnen Windungen sind etwa 1'/g mal so breit als hoch und nehmen nach unten zu an Breite ab, sodass die Win- dungen ausgehöhlt erscheinen und sich jede Windung von der folgenden treppenartig absetzt. Der obere wie der untere Rand jeder Windung wird durch eine Knotenreihe begrenzt, doch ist die untere breiter, die Knoten hier gröber und weniger zahlreich als in der oberen Reihe. Zwischen beiden Reihen befinden sich 12 bis 14 feine Spiralstreifen, die auf den ausgehöhlten Par- tieen der Windungen enger und feiner werden. Die Schlusswin- dung zeigt auch auf der Fläche unterhalb der Knotenreihe 4 sröbere Spiralstreifen. Fundort: Portezuelo ancho. Trochus sp. Ein Abdruck einer Trochus-Form zeigt etwa vier ausgehöhlte Windungen, von denen jede 2 Reihen grobe Knoten besitzt. Die stärkere derselben sitzt am unteren, die obere, schwächere bei 2/3 oder °/a der Windungshöhe. Der Gehäusewinkel mag etwa 50° betragen. Die Form zeigt grosse Aehnlichkeit mit 7. Per:- nianus D’ORB. (Pal. france. terr. jur. Gastr., t. 310, f. 12—13), doch sind die schräg gestellten Längsrippen, welche die Knoten bei dieser Art verbinden, nicht gut an unserem Exemplar ersichtlich. Fundort: Portezuelo ancho. 385 Actaeonina transatlantica nov. Sp. Dar XXI, .Kie.'9. In mehreren Exemplaren liegt eine Actaeonina-Art vor von länglicher Form mit stufenartig sich absetzenden Windungen. Die Schlusswindung beträgt wohl mehr als ?/3 des Gehäuses. Die Windungen sind mit zahlreichen enggestellten und regelmäs- sigen Spirallinien bedeckt. Spindelfalten sind nicht vorhanden. Die Form ist der A. (Orthostoma) eylindrata Dum. (Etud. pal., Bd. I, t. 20, f. 10) sehr ähnlich; doch ist diese Art um das Dreifache kleiner als unsere, besitzt viel steilere und breitere Nahtflächen und eine weniger enge Spiralstreifung. Auch von A. Drevainı Duw. (ibid., Bd. U, t. 16, f. 12) ist unsere Art durch die Grösse, sowie durch höheren Apex und enge Spiral- streifung unterscheinbar. Fundort: Portezuelo ancho. Actaeonina ovata Nov. Sp. Taf. XXIT, Fig. 7. Diese etwa 21 mm lange, ziemlich bauchige Form mit grosser, ovale Mundöffnung und ziemlich niedrigem, stufig abge- setztem Gewinde ist höher als breit. Die Schlusswindung ist sehr gross; ihre Höhe beträgt °/, der gesammten Höhe. Die Sculptur besteht nur aus Anwachsstreifen. Eine Spiralstreifung fehlt. Fundort: Portezuelo ancho. Natica sp. Einige Steinkerne einer Natzca - Form lassen eine genauere Bestimmung nicht zu. Eine Aehnlichkeit mit N. praelonga D’ ORB. ist allerdings vorhanden. Die Windungen sind getreppt; der Gehäusewinkel beträgt etwa 45 — 50°. Fundort: Portezuelo ancho. ©. Pelecypoda. Pleuromya cf. untordes GoLDF. (non R&mEr, non BrAuns). GOLDFUSss, Petref. Germ., t. 152, f. 12. — Agassız, Myes, p. 236, t. 27, £. 9—13. — OPPEL, Jura, p. 174. Die vordere Hälfte einer Form, welche den Abbildungen von GoLpruss und Acassız gut entspricht, ist mit regelmässigen und scharfen concentrischen Rippen bedeckt, die sich stark nach oben aufbiegen. Fundort: Rio salado. 384 Pleuromya striatula Acass. AGASSIz, Myes, t. 28, f. 10— 14. — DUMORTIER, Bass. du Rhöne, N, 6.108.171 8:%.8 15, 8 W und Aoere P. liasina SCHUEBL? ZIETEN, Verst., t. 61, f. 2. P. ?angusta DUMORTIER, Bass. du Rhöne, II, t. 46, f. 1. Eine ziemlich langgestreckte Pleuromya - Form mit stark hervorragenden Wirbeln, die sich bei etwa einem Drittel der Länge befinden, ist beiderseits gerundet. Die verlängerte Hinter- seite erscheint etwas heraufgezogen. Die Schale ist mit starken Anwachsstreifen und Falten versehen; dieselben verlaufen auf der Mitte der Flanken ziemlich gerade, um dann auf dem hinteren Ende der Schaale stark in die Höhe zu biegen. Fundort: Rio salado. Gontomya spec. Die hintere Hälfte einer ziemlich grossen Goniomya gestattet eine Artbestimmung nicht. Die Rippen erreichen, ähnlich wie bei G. seripta und @. anaglyptıca Münst., den Hinterrand nicht, sondern die Hinterregion ist nur mit den hier stark umbiegenden Anwachsstreifen versehen. Fundort: Rio salado. Pholadomya decorata ZiET. ZIETEN, Verst., t. 66, f. 2—3. — QUENSTEDT, Jura, t.19, f. 1. — DUMORTIER, Bass. du Rhöne, III, p. 117. — MascH, Pho- ladmyen, t. V. f. 7 und t. VII, f. 2—3. Es sind zwei Bruchstücke einer Pholadomya-Form mit sehr spitzen eingebogenen Wirbeln, kurzer, gerundeter Vorderseite, die in allmählige Rundung in die Flanken übergeht. Das Schildchen ist scharf begrenzt. Auf den Seiten zeigen sich zahlreiche, erst weiter, dann ziemlich eng stehende Längsrippen, welche von con- centrischen Runzeln durchschnitten werden. Die Vorderseite ist ohne Längsrippen. Das Verhalten der Hinterseite konnte nicht constatirt werden, doch scheint auch diese der Längsrippen zu ermangeln. Fundort: Portezuelo ancho. Pholadomya Acostae BAYLE et Coqu. BAyYLE et CoQuanD, Chili, t. 7, f£ 5—6. Ph. Zieteni BAYLE et COQUAND (non Acass.), Chili, t. 7, £ 8. — DUMORTIER, Bass. du Rhöne, Bd. IV, t. 60, £. 1. Die zuerst von BAvyrLE und Coguvanp aus dem Lias Süd- es ET a u 385 amerikas beschriebene Ph. Acostae liegt in mehreren Exem- plaren vom Portezuelo ancho vor. Sie ist eine langgestreckte Form mit verschmälertem klaffendem Hinterende, kurzer Vorder- seite, welcher die Wirbel nahe gerückt sind und zwar je nach dem Grade der Verdrückung in verschiedener Weise. Dieselben sind nach innen gekrümmt. Charakteristisch ist die grosse Zahl dünner Längsrippen, die am vorderen Theile der Schale nach unten, am hinteren Theile sehr schräg gerichtet sind. Doch bleibt der äusserste Theil der Hinterseite von Längsrippen frei und ist nur mit den hier stark aufbiegenden Anwachsstreifen und Falten versehen, die auch auf dem berippten Theile sichtbar sind und die Längsrippen leicht durchkreuzen. Pholadomya Sp. Ein Bruchstück einer sehr geblähten Form mit stark zu- sammengedrückter Hinterseite ohne begrenztes Schildchen mit sehr regelmässigen, concentrischen, engen Falten und wenigen ganz un- deutlichen Längsrippen lässt keine Bestimmung zu. Einige Bezie- hungen hat sie zu der Ph. valangiensis Pıcr. (PıcTErT et CAm- 'PICHE, St. Croix, Bd. IV der Materiaux, t. 106, f. 1--3), welche Art indessen länger, weniger gebaucht ist und weniger stark ent- wickelte Wirbel besitzt. Fundort: Portezuelo ancho. Homomya obliquata PhsıuL. sp. PhitLLıps, Geology of Yorkshire, t. 13. f. 15 (Pholadomye). — Du- MORTIER, Bass. du Rhöne, III, p. 116. Die stark nach innen gekrümmten Wirbel stehen ganz vorn. Die Vorderseite ist völlig abgestutzt, der Hinterrand gerundet, der Schlossrand verläuft ziemlich gerade. Die grösste Dicke der Schalen liest vorn, die Hinterseite ist zusammengedrückt. Von den Wirbeln läuft schräg nach hinten eine leichte, furchenähn- liche Vertiefung. : Die Sculptur besteht nur aus starken concen- trischen Runzeln, die am Hinterrande stark aufbiegen. Die vorliegenden Exemplare passen sich recht gut der Ab- bildung von PriıtLıps an. Fundort: Portezuelo ancho. Homomya Bodenbenderi nov. Sp. Far xx, Ric. TO. Zwei Exemplare einer Homomya sind von der eben er- wähnten Art wesentlich verschieden. Sie besitzen eine weniger abgestutzte Vorderseite, wenn dieselbe auch noch kurz genug ist, 386 doch liegen die Wirbel nicht mehr ganz vorn. Ferner ist her- vorzuheben, dass die Form viel höher. die Hinterseite kürzer und stärker zusammengedrückt ist. Von den Wirbeln läuft nach hinten eine Schrägkante. Auch hier scheint eine seichte Furche von den Wirbeln auszugehen, doch ist dieselbe gerade nach unten gerichtet. Die Schale ist mit concentrischen, hinten stark auf- gebogenen Falten bedeckt. Die Art zeigt nahe Beziehungen zu Homomya compressa Ag. aus dem oberen Jura, doch ist bei dieser die Vorderseite noch länger, die Wirbel sind dünner und spitzer, die Schrägkante scheint nicht vorhanden zu sein. Fundort: Portezuelo ancho. Astarte antipodum GIEB. BURMEISTER u. GIEBEL, Verstein. v. Juntas, p. 135, t. I, £. 5. Eine in einem Steinkern und zwei Abdrücken vorhandene Astarte von 25 mm Länge und 20 mm Höhe entspricht im We- sentlichen der Abbildung Gıegen’s Dass die Vorderseite kürzer sei, als es die Abbildung zeigt, wie GIEBEL angiebt, kann ich unserem Exemplare nicht entnehmen. Vor den ziemlich spitzen Winkeln scheint eine Lunula vorhanden zu sein, die bei GIEBEL nicht bemerkbar ist. Der Umriss eiförmig rundlich. Die Sculptur besteht aus fast lamellösen. concentrischen, ziemlich weitläufigen Rippen. Von Astarte cingulata Terg. ist die Art durch weniger vierseitige Form, von A. fontis Dumorr. durch grössere Höhe und spitzere Wirbel genugsam unterschieden. Fundort: Rio salado. Lithodomus sp. (?) Ein nur einschalig erhaltener Zithodomus von langgestreckter Form, beiderseits gerundet, glatt, nur mit Anwachsstreifen ver- sehen, bietet keine Beziehungen zu liasischen, bereits bekannten Arten. Auffallend und die Zugehörigkeit zur Gattung Zrthodomus in Frage stellend ist der Umstand, dass die Wirbel hinter dem vorderen Viertel der Länge der Schale sich befinden. Pseudomonotis conf. papyria QUENST. QUENSTEDT, Jura, t. 18, f. 31—32. — DUMORTIER, Bassin du Rhöone ii xx Lan Der Abdruck einer rechten Schale einer grösseren Monotis- Form von etwa 31 — 32 mm Höhe und 29 — 30 mm Breite schliesst sich ohne Zwang an die von DuMmorTIER. |]. c., als Mo- notis papyria QuEnst. gegebene Abbildung an. Die Schale selbst (u VRR 387 wie das grössere hintere Ohr ist mit feinen, völlig gleichen, ra- dialen, rippenartigen Streifen versehen, die nicht ganz gerade sind, sondern zuweilen etwas hin und her biegen. Zwischen ihnen sind äusserst feine Linien eingeschaltet; über alle hinweg zieht sich ein System sehr feiner concentrischer, eigentlich nur mit der Lupe erkennbarer Anwachsstreifen. Der Byssusausschnitt des vor- deren Ohres ist nicht sonderlich erhalten, aber doch als eine Furche angedeutet, die nach theilweiser Ausfüllung des Aus- schnittes zurückgeblieben ist. Fundort: Portezuelo ancho. Inoceramus conf. substriatus MSsTR. GOoLDFUSS, Petref. Germ., t. 109, f. 2. — OPPpeEL, Mittl. Lias Schwabens, t. 4, £. 14. Eine etwas verdrückte linke Schale von eiförmigem Umriss scheint der genannten Art zuzugehören; leider ist der Wirbel abgebrochen. Doch lässt die mit ziemlich starken Runzeln und Anwachsstreifen versehene, nicht sehr ungleichseitige Schale eine Deutung im angegebenen Sinne zu. Fundort: Rio salado. Cucullaea sp. Das einzige vorliegende Exemplar (Steinkern) gehört einer ziemlich gleichseitigen, mässig gestreckten Form mit starken, nach innen gekrümmten Wirbeln.. Der Abdruck der äusseren, langgestreckten, querliegenden Schlosszähne rechtfertigt die Gat- tung. Eine Bestimmung der Art war nicht möglich. Fundort: Portezuelo ancho. Isocardia sp. Der vorliegende Steinkern von rundlicher, geblähter Form, mit stark gekrümmten, sich fast berührenden Wirbeln ist wenig länger wie hoch. Die Sculptur besteht aus concentrischen Falten und Anwachsstreifen. Die Form steht der Is. inversa GoLDF. nahe, ist jedoch geblähter, hat stärker gekrümmte, aber we- niger hervorragende Wirbel und eine etwas stärker entwickelte Vorderseite als die letztere. Fundort: Portezuelo ancho. Trigonia substriata GIEBEL. BURMEISTER U. GIEBEL, Verst. v. Juntas, p. 134, t. 2, f. 7. Der Abdruck einer Trigonta von Portezuelo ancho lässt sich mit der von GIEBEL gegebenen Abbildung und Beschreibung in 388 wünschenswerther Weise in Einklang bringen. Die Berippung dieser sehr ungleichseitigen Form mit breiter Area besteht in sehr dün- nen, entfernt stehenden Rippen, welche am Vorderende der Schale nach vorn gerichtet und stark nach oben umgebogen sind; an der Hinterseite sind sie mehr nach unten gerichtet und treten einan- der ein wenig näher. Die Rippen sind fein gekörnelt. Auf der äusseren Arealkante zeigt sich eine ziemlich deutliche Körnelung, die allerdings auf der Gısser’schen Zeichnung nicht vorhanden ist. Indessen weist derselbe besonders darauf hin, dass diese Kante von seinem Zeichner nicht richtig wiedergegeben wäre. Die Area selbst ist ziemlich glatt und nur mit leichten Quer- falten versehen, die von den schuppigen Knötchen auf der Kante ausgehen. Die Unterschiede von der (wie GIEBEL richtig bemerkt) sehr nahe stehenden 7! striata Sow. beruhen in der breiteren Area, den dünneren und vor Allem feiner gekörnelten Rippen. Die auf der Area der Sowergy’schen Form angedeutete Längsfurche ist bei unserer Art kaum wahrnehmbar, die Querfaltung schwächer und weniger regelmässig. Trigonda sp. Der nicht gut erhaltene Abdruck einer Trigonra - Art vom Rio salado zeigt Beziehungen zu T. formos« Lye. (T. striata GoLpr., t. 137, f. 2); sie ist auf den Flanken mit ziemlich eng gestellten Rippen versehen, welche knotig zu sein scheinen. Die Area zeigt wie bei der eben erwähnten Art eine Transversal- streifung. Leda acuminata QuEnst. (non ZIETEN). QUENSTEDT, Jura, p. 187, t. 23, f. 14. — GOLDFUSS, Petref. Germ., 152,1. Te): L. inflata ZIETEN, Verstein., t. 57, f. 4. (??) inflata OrPEL, Mitt. Lias Schwab., t. 4, f. 4. Eine ziemlich geblähte Zeda mit stark zugespitztem Hinter- ende entspricht der oben eitirten Abbildung Quexstepr’s in erfreulicher Weise. Der Wirbel findet sich bei etwa °/s der ganzen Länge der Schale. Letztere ist mit einer sehr feinen concentrischen Streifung versehen. Die von Oprer 1. c. gegebene Abbildung weicht sehr wesentlich von der Quexstepr’schen ab, nicht minder von den Darstellungen Zırrens und GoLpruss', sodass ich nicht zu entscheiden im Stande bin, ob dieselbe mit der Quenstepr' schen Form zu vereinigen ist oder nicht. Fundort: Rio salado. 389 Peceten textorius SCHLOTH. SCHLOTHEIM, Petref., p. 229. — GoLpruss, Petref. Germ., t. 89, f. 9. — QUENSTEDT, Jura, t. 6, f. 12; t. 9, f. 18. — Dv- MORTIER, Bass. du Rhöne, II, t. 13, £. 1. Die Höhe der vorliegenden Exemplare ist etwas grösser als die Breite (23 mm zu 19,5 mm). Der Schlosswinkel bleibt unter einem Rechten. etwa 75°-—-80°. Die (linke) Schale ist flach gewölbt; die Ohren sind ungleich. das vordere, viel grössere scheint einen Byssusausschnitt zu haben. Auf der Schale stehen etwa 22—23 Längsrippen, die min- destens so breit sind als ihre Zwischenräume. Diese Rippen sind nicht gleichartig. sondern es wechseln dünnere und dickere. Ob- schon die Erhaltung keine gute ist, so lässt sich doch deutlich bemerken, dass die Radialrippen noch von einem System concen- trischer Streifen durchkreuzt werden, welche auf den ersteren knotige Schüppchen hervorbringen. Auch auf den Ohren ist bei einem Exemplar eine deutliche Längsrippung bemerkbar. Die Form der vorliegenden Exemplare entspricht am besten der Ab- bildung Dvmorrier's, 1. c. Pecten sp. Eine grosse, nicht vollständig erhaltene, flache (linke) Schale eines stark gerippten Pecten, leider nur auf der inneren Seite sichtbar, konnte auf ihrer Oberseite nur zum Theil durch Spren- gung freigelegt werden. Die Art steht dem P. aeqwivalvis Sow. nahe, ist jedoch durch ganz bestimmte Merkmale von demselben unterschieden. Der Schlosswinkel beträgt etwa 120°. Die Zahl der Rippen (11 — 12) ist viel geringer als bei P. aequiwvalws, aber dieselben sind viel schärfer und mit breiteren Zwischenräu- men versehen. Ueber beide hinweg läuft ein System feiner, aber sehr deutlicher Anwachsstreifen; während diese aber bei P. aequr- valvis in den Interstitien gerade, d. h. senkrecht zu den Rippen verlaufen, machen sie bei unserer Form einen starken Bogen nach unten. Die Ohren haben eine mittlere Grösse und scheinen ausser einer Anwachsstreifung mit (nicht besonders starken) Längs- rippen versehen zu sein. Kin Byssusausschnitt ist am vorderen Öhre ersichtlich. Von P. alatus (flache Schale) ist die Art durch die Form der weniger zahlreichen. schärferen und stär- keren Rippen unterschieden. Fundort: Rio salado. Pecten sp. Der Abdruck der linken Schale einer flachen Peeten - Art von etwa 27 mm Höhe und 23 mm Breite zeigt einen Schloss- 390 winkel von etwa 110°. Die Ohren sind mässig gross, beide fast gleich, das vordere mit leichtem Byssusausschnitt. Die Sculptur besteht aus feinen, nicht regelmässigen Radialrippen, dergestalt, dass auf eine feinere eine (selten zwei) gröbere folgt; nur ganz ausnahmsweise stehen zwei gröbere Rippen neben einander. Ausser- dem ist eine feine concentrische Streifung vorhanden, die auf den Rippen selbst eine feine Schuppung hervorbrinst. Auch auf den Ohren sind diese Anwachsstreifen deutlich zu bemerken; daneben einige schwächere Längsrippen auf dem hinteren Ohre. Die Schale hat auch auf der inneren Seite eine entsprechend, wenn auch nicht so scharfe Rippung. Fundort: Portezuelo ancho. Pecten alatus Buch. Buch, Petref. rec. en Amerique p. Humbold, p. 3, f£ 1—4. — (??) BAYLE et COQUAND, Me&m. de la soc. geol. de France, II ser., Bd. IV, 1 partie, p. 14, t. 5, f£ 1—2. — BURMEISTER u. GIE- BEL, Verstein. v. Juntas, p. 132, pars. Es liegen Abdrücke der flachen, sowie ein kleineres Exem- plar der gewölbten Schale einer Pecten - Art vor, die sich am besten der Bucm’schen Art zu zählen lässt. Die Längsrippen sind schmal im Vergleiche mit den breiten Zwischenfurchen, in welchen keinerlei Zwischenrippen oder Secundärfurchen sich be- merken lassen. Vielmehr sind sie flach concav und mit feinen Anwachsstreifen versehen. Ich kann der Ansicht GıeBEL's nicht beistimmen, dass der D’ÖrsıcnyY sche P. Dufrenoyi dem echten P. alatus ident sei. Ist doch die Zahl der Rippen das P. Dufrenoyi eine grössere (14—17 auf der gewölbten. 14 auf der flachen), die Form der- selben eine völlig andere, ihre Breite eine weit beträchtlichere. Die Annahme Gieser's, dass die von D’ORBIGNY. angegebenen Rippen nur an den Seiten der Schale vorkämen und auf der Mitte derselben willkürlich ergänzt seien, ist nicht begründet. Fundort: Portezuelo ancho. Pecten Dufrenoyi D ORB. D’ORBIGNY, Voyage en Ameörique merid., p. 106, t. 22, f. 5—9. — BURMEISTER u. GIEBEL, Verst. v. Juntas, p. 182 pars. Es liest ein SO mm hohes und ebenso breites Exemplar der rechten gewölbten Klappe vor, das sich der von D’ÖRBIGNTY |. c. abgebildeten und beschriebenen Art am besten anschliesst. Der Wirbel ist hoch und stark nach innen gebogen. Das Exemplar ist etwas schief, was aber zum Theil auf Verdrückung zu schie- ben sein mag. Die Schale trägst 13 Rippen, welche die von 391 D’ORBIGNY angegebene eigenthümliche Form besitzen, die darin besteht, dass sie einen mittleren Kamm haben, an welchen sich seitlich je eine Art Stufe ansetzt, welche ihrerseits ohne scharfe Kante in die gerundeten Zwischenfurchen abfallen. In dieser zeigen sich keinerlei Zwischenrippen oder Secundärfurchen, son- dern sie sind nur, wie das auch auf der Zeichnung bei p’ORr- BIGNnY ersichtlich ist, mit feinen, auch über die Rippen laufenden Anwachsstreifen versehen. Die Zwischenfurchen sind schmäler als die Rippen (von Seitenkante zu Seitenkante gerechnet). Was p’Orgıgny mit der in fig. 8, 1. c. gezeichneten Secundär- furche meint, ist nicht zu verstehen. Weder ist davon in seiner Beschreibung die Rede, noch in der fig. 5 etwas davon ersichtlich. Fundort: Portezuelo ancho. Pecten Bodenbenderti nov. spec. Taf. XXI, Fig. 3. Diese grosse dreieckige, etwa ebenso hohe (ca. 90 mm) wie - breite (85 mm) Form mit rechter, hoch gewölbter Klappe, sehr kräftigem, eingekrümmtem Wirbel steht den beiden letzten Arten ziemlich nahe. Die rechte, gewölbte Schale trägt etwa 14 grobe Rippen, von denen die mittleren 9 bis 10 einen recht- eckigen Querschnitt besitzen und fast senkrecht in die Zwischen- furchen abfallen. Die letzteren sind flach concav und etwa ebenso breit wie die Rippen. In der Mitte der Furchen erhebt sich eine ziemlich feine Zwischenrippe, die aber auf dem Steinkern selten sichtbar ist. Auf letzterem erscheinen die Rippen schmäler und gerundeter, die Zwischenfurchen flach gewölbt. Die 2 bis 3 Seitenrippen weichen wesentlich von den mittleren ab und be- stehen eigentlich aus je einem Paar dicht neben einander liegen- -der, dünner Rippen. Von den Ohren kann nur constatirt werden, dass sie ziemlich klein sind, dass auf ihnen schräg nach unten radiale Rippen verlaufen und dass ausserdem feine Anwachs- streifen. welche dieselben durchkreuzen, bemerkbar sind. — Ueber die linke flache Schale ist wegen mangelnden Materials nichts Zuverlässiges zu berichten. Fundort: Portezuelo ancho. Pecten Pradoanus VERN. et CoLL. Taf. XXIL, Fig. 1a —d. VERNEUIL et COLLOMB. Bull. de la soc. geol. de France, 2 ser., 29310: p. 163,.1.,8,.f..4. Diese wie die drei vorigen Arten stark ungleichklappige Form ist jedoch viel kleiner als jene. Keines der mir vor- liegenden, sicher zugehörigen Exemplare dürfte eine Höhe und Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIIl. 2. 265 392 Breite von 35 .— 40 mm überschreiten. Die rechte, gewölbte Klappe ist, wenn unverdrückt, mässig schief und mit stark ein- gekrümmten Wirbeln versehen. Dieselbe trägt 13 Rippen, die auf Kern und Schale ein sehr verschiedenes Ansehen gewähren. Die Beschaffenheit derselben konnte, obschon ein vollständiges Exem- plar fehlt, aus guten Abdrücken genügend ermittelt werden. Auf der Schale sind die Rippen regelmässig dreieckig und sehr scharf. Dasselbe gilt von den Zwischenfurchen, welche gewisser- maassen das negative Bild der Rippen geben, sodass ein Profil durch die Schale eine genaue Zickzacklinie darbietet. Die tiefste Rinne der Zwischenfurchen ist sehr scharf und scheint oft noch ein wenig eingeschnitten und vertieft zu sein. Ueber Rippen und Furchen laufen sehr feine und scharfe, regelmässige Anwachs- streifen. Auf dem Kerne sind die Rippen ziemlich schmal und gerundet, keineswegs dreieckig, wenig mehr als halb so breit wie die flachen Zwischenfurchen. Die linke, flache Schale ist ziem- “lich gleichseitig, der Winkel, den die oberen Schalenränder mit einander bilden. ein spitzer. Die auf ihr stehenden 12 Rippen verhalten sich ganz so wie auf der convexen (rechten) Schale. Auch hier sind auf dem Kerne die Rippen schmal und erinnern in nichts an die der Schale selbst. Die Ohren sind ungleich; das hintere ist grösser als das vordere, an welchem ein Byssus- ausschnitt nicht deutlich sichtbar ist. Die innere Seite zeigt am oberen Rande eine Leiste, auf welcher eine Reihe zahnähn- licher, senkrecht gestellter Hervorragungen bemerkbar ist. Fundort; Portezuelo ancho. Pecten Hehli D Ore. DÖRBIGNY, Prodrome, I, p. 219. — DUMORTIER, Bass. du Rhöne, T, 'p.' 162, t. 24, £165; H, p: 70 WW 216 2 ae HI, p. 135. P. glaber ZIETEN, Verstein., t. 53, £. 1. Eine Reihe von Exemplaren einer glatten Pecten-Form mit spitzem Wirbel und einem Schlosswinkel, welcher bald ein wenig grösser, bald kleiner als ein Rechter ist, dürfte der genannten Art zugehören. Die Form ist höher als breit, von den Wirbeln laufen beiderseits den Rändern genähert parallel zwei Falten. Die Sculptur besteht, abgesehen von einigen ganz leichten concentrischen Falten, aus einer sehr feinen. nicht scharfen con- centrischen Streifung (bei einigen Exemplaren lassen sich überaus feine, aber unregelmässige Längslinien erkennen). Die Ohren sind klein, einander gleich und ebenfalls glatt. Ein Byssusausschnitt ist anscheinend nicht vorhanden. Von P. calvus GoLpr. ist die Form durch grössere Höhe, spitzen Winkel und Gleichheit der en 393 Ohren, von P. subulatus durch den fehlenden Byssusausschnitt und die gleich gestellten Ohren unterschieden. Fundort: Rio salado. Pecten (Amustum) paradoxus Münst. GoLDFUSS, Petref. Germ., t. 99, f. 4. P. inerustatus DEFR., Diet, 34, 253. P. contrarius BUCH, QUENSTEDT, Jura, t. 36, f. 15 —17. P. pumilus DUMORTIER, Bass. du Rhöne, IV, p. 95. Von dieser Form liegt eine Reihe Exemplare (meist Ab- drücke der Innenseite) vor von kreisrundem Umriss, mässig grossen Ohren. Auf der Innenseite befinden sich 10—11 gerade, nicht ganz bis zum Rande reichende Rippen. Die Oberseite ist mit einer feinen Längsstreifung und sehr undeutlichen, concen- trischen Linien versehen, wie das DUMORTIER, GOLDFUSS u. Ändere für die linke Klappe angeben. Die Exemplare haben eine nicht unerhebliche Grösse, bis zu 24 mm Höhe und etwa gleiche Breite. Ob die andere Schale nur eine concentrische, aber keine Längsstreifung besitzt, konnte nicht ermittelt werden. Der An- sicht Orpper’s, der die von GoLpruss herrührende Trennung der Formen anerkennt und nicht wie manche andere Autoren Alles unter P. pumalus vereinigt, habe ich mich hinsichtlich der Syno- nymik anschliessen zu müssen geglaubt. Fundort: Rio salado. Hinnites conf. velatuws GOLDF. GOLDFUSS, Petref. Germ., t. 90, f. 2. — DUMORTIER, Bass. du Rhöne, I, t. 4, f£ 1—3. — OPper, Mittl. Lias, t. 4, f. 12. Die vorliegende, flache Schale in schlechter Erhaltung ist etwas concav mit einem grossen vorderen, längsgestreiften Ohre versehen. Auf der Schale selbst befindet sich eine feine, nicht regelmässige Rippung. Von concentrischen Streifen ist kaum etwas zu bemerken. Fundort: Portezuelo ancho. Ostrea sp. Ein Steinkern von länglicher Form, stark gewölbt, mit gros- sem, deutlichem Muskeleindruck lässt eine Artbestimmung nicht zu. Fundort: Portezuelo ancho. Ostrea sp. Eine grössere gewölbte Auster mit radial gestellten, groben Falten liest in so schlechter Erhaltung vor, dass eine Bestim- mung unthunlich erscheint. Fundort: Rio salado. 20 394 Anomia sp. nova. Die (linke?) Schale einer gerundeten, etwas schiefen, 33 mm hohen und 30 mm breiten Anomia-Form mit spitzen, wenn auch wenig hervorragenden Wirbeln, sehr dünner Schale, feinen con- centrischen Runzeln, ohne Längsstreifung, scheint eine neue Art zu repräsentiren. Von Anomia numismalis und A. opalinus QuENST., sowie von. A. pellucıda Terg. (Luxemb., t. 35, f. 2) ist unsere Art durch ihre Form, den stärker entwickelten Wirbel verschieden, von A. streatula und A. kasina OPpren durch die fehlende Längsstreifung. Fundort: Rio salado. Gryphaea striata PriLippr (?). | Taf. XXI, Fig. 5—6. PrıLippi, Reise durch die Wüste Atakama, p. 144, t. ], £. 10. Ein Hohldruck aus den Tuffen vom Portezuelo ancho nebst darin befindlichem Steinkern ist insofern interessant, als er das Vorhandensein einer gestreiften Gryphaea nachweist. Die Art ist länglich oval, die grössere linke Schale ziemlich stark gewölbt und geht in einen stark nach innen gekrümmten Wirbel aus. Auf der Vorderseite der grossen Schale läuft eine Art Kante vom Wirbel bis an den Unterrand, vor welchem die Schale steil abfällt und abgestutzt erscheint. Dieses für Gryphaea charakte- ristische Verhalten zeigt sich auch auf dem Steinkern. Die Sculptur der grossen Schale besteht aus einer ziemlich feinen, nicht regelmässigen Längsrippung, ausserdem sind deutliche An- wachsstreifen bemerkbar. . Die kleine rechte Schale ist deckel- artig, flach, von ovalem Umriss. Der am oberen Ende befindliche Wirbel ist klein und sehr wenig vorstehend. Die Schale ist mit starken concentrischen Runzeln versehen; ob ausserdem noch eine feine Rippung vorhanden ist, wie sie die grosse Schale besitzt, kann nicht constatirt werden. Die Zugehörigkeit der sehr man- gelhaft abgebildeten und. beschriebenen Form Phıuippr’s zu un- serer Art ist freilich schwer zu erweisen. Doch glaubte ich bei der Seltenheit gerippter Gryphaeen einen Zusammenhang beider Formen annehmen zu müssen. Gryphaea conf. cymbium Lam. LAMARK, Hist. nat., Bd. VI, p: 198. — GoLDFuss, Petref. Germ., t. 85, f£ 1 und t. 84, f. 3—5. Ein ziemlich kleines Exemplar einer Gryphaea scheint ge- nannter Art zugerechnet werden zu können. Der Wirbel dürfte allerdings nicht sonderlich stark eingekrümmt sein (die Spitze ET TEEN Sue 395 desselben ist abgebrochen). Die Furche auf der hinteren Seite der gewölbtem Klappe ist nur schwach angedeutet. Fundort: Rio salado. D. Brachiopoda. Terebratula (Waldheimia) cf. punctata Sow. SOWERBY, Min. Conch., t. 15, f.4. — DAvıpson, Jur. Brach., p. 45, t. 6, f. 1—6. — DESLONGCHAMPS, Pal. franc. Brachiop., Mala, tr 128, Eine in mehreren Exemplaren (meist Steinkernen) vorhan- dene Waldheimia besitzt in der Jugend flach gerundete, später eine etwas gewölbtere und geblähtere Form. Der Umriss ist fast kreisrund, wenig höher als breit. Der Schnabel ist mässig stark nach vorn gebogen und hat eine ziemlich kleine Oeffnung. Das Deltidium lässt sich nicht genau beobachten. Der Stirnrand läuft gerade. Auf der Dorsalseite des Steinkerns sind ein Median- septum sowie die Zahngruben erkennbar. Die Schale ist deutlich punktirt. Bei den geblähteren Formen treten einige sehr deut- liche, grobe, concentrische Runzeln auf. Fundort: Portezuelo ancho. Terebratula subovordes Ram. Re&MErR, Oolitengeb., t. 2, f£ 9. — OPPEL, Mittl. Lias, t. 4, £. 1. — DESLONGCHAMPS, Pal. france. terr. jur. Brachiop., t. 37, f. 4—9. T. (?) subpunctata DAvıpson, Jur. Brach., t. 6, f. 7—10. T. ornithocephala BAYLE et CoQuAND, Chili, t. 8, f. 12—14. Die länglich eiförmige, geblähte Form zeigt einen stark ge- krümmten Schnabel, der ein mässig grosses Foramen besitzt und sich so dicht über der kleineren Schale befindet, dass das Del- tidium ganz bedeckt wird. Vom Schnabel abwärts läuft auf der unteren (grösseren) Schale ein stumpfer, sich indessen im wei- teren Verlauf verflachender Kiel. Auf der oberen (kleinen) Klappe tritt nicht selten eine ganz seichte Rinne namentlich bei solchen Exemplaren auf, bei denen der Stirnrand nicht gerundet, son- dern gerade oder sogar ausgebogen ist. Eine Einbiegung des Stirnrandes dagegen in die grössere Schale ist damit nicht ver- bunden. Die Arealkanten sind nur in unmittelbarer Nähe des Schnabels zu bemerken, eine deutlich umgrenzte Area ist also nicht vorhanden. Die Schalen zeigen starke Anwachsstreifen, die namentlich gegen den Stirnrand hin häufig werden. Fundort: Rio salado. 396 Terebratula swbovorides Ram. var. DESLONGCHAMPS, Pal. france. terr. jur. Brach., t. 38. Eine Reihe von leider verdrückten Exemplaren scheint dieser von DESLONGCHAMmPS gut abgebildeten, seltenen Varietät mit wul- stigen, absatzartigen Anwachsstreifen zuzugehören. Fundort: Rio salado. Terebratula cf. subnumismalıs Dav. DAvıpson, Jur. Brach., t. 5, f. 10. — DESLONGCHAMPS, Pal. france. terr. jur. Brachiop., t. 27—29. Eine Anzahl ziemlich deprimirter Exemplare einer Wald- heimia - Art lässt sich keiner der in Frage kommenden Formen besser anpassen als der erwähnten. Der Umriss ist gerundet fünfseitig, der Schnabel nur mässig vorgebogen mit mittelgrossem Foramen. Auf beiden Klappen laufen vom Schloss gegen den Stirnrand hin zwei Falten. die allerdings erst auf der unteren Schalenhälfte deutlich werden. Zwischen denselben befindet sich eine leichte Furche. Fundort: Rio salado. Rhynchonella tetraedra Sow. SOWERBY, Min. Conch., t. 83, f. 4. — DaAviıpson, Jur. Brachiop., t. 18, f. 5—10. In mehreren Exemplaren sind Steinkerne und ein Abdruck einer sehr geblähten Rhynchonella - Form vorhanden, welche der R. tetraedra Sow. am besten entspricht. Der Umriss ist ku- gelig dreieckig, die ventrale, grössere Klappe viel weniger stark sewölbt als die dorsale, welche einen schmalen, stark hervortre- tenden, mit 2--3 Falten versehenen Wulst trägt, neben welchem beiderseits 2— 3 scharfe Seitenfalten sich befinden. Dem Wulste auf der Dorsalklappe entspricht ein Sinus auf der ventralen, innerhalb dessen sich 1—-2 Falten befinden. Dieser ‘Sinus bringt auf der Stirnseite eine starke Hinaufbiegung hervor. Der Schnabel ist stark vorn herüber gekrümmt. Ueber das Del- tidium und die Area gestattet der Erhaltungszustand keine Aus- kunft. Die Dorsalschale besitzt ein deutliches Medianseptum. Unsere Form trägt allerdings eine etwas geringere Zahl von Falten wie die Sowergy’sche Art; doch bildet Davıpson, Jur. Brach., t. 18, f. 10 eine Form der Rh. tetraedra ab, die auch nur 2 — 3 Medianfalten besitzt und überhaupt unseren Exem- plaren: überaus ähnlich ist. Fundort: Portezuelo ancho. 397 E. Vermes. Serpula varticosa noVv. Sp. ar; SXıl, Fig, 2 Eine freilebende Form mit geraden oder gekrümmten, nur schwach sich verjüngenden Röhren findet sich vorwiegend in den Tuffen vom Portezuelo ancho. Die äussere Form der Röhren ist vierseitig, dergestalt, dass die Kanten fast flügelig hervortreten und die Flächen vertieft erscheinen. Ausserdem sind in wech- selnden Abständen (3—10 mm) Wülste sichtbar, welche auch über die Kanten hinüberlaufen. Der Kern, d.h. die Ausfüllung der Röhren ist viereckig gerundet und zeigt eine dichte und feine Querstreifung.. Die Dicke der Röhren schwankt zwischen 1!/e bis 3 mm. Die Form zeigt gewisse Beziehungen zu Serpula etalensis Dumorrier (Bass. du Rhöne, I, t. 49, f. 21). Doch sind hier die Wülste viel regelmässiger, die Röhren nicht vier- kantig, sondern rund. Fundort: Portezuelo ancho und Rio salado. Mehrere Reste von Korallen von Portezuelo ancho entziehen sich ihrer sehr schlechten Erhaltung wegen einer Bestimmung. Ein Exemplar, von welchem der Abdruck des Epitheks sowie einige Septenreste vorhanden sind, dürfte der Gattung Montlı- vaultıa zugehören. Ueberdies sind am Rio salado einige Stücke fossilen Holzes gefunden, die Herr Dr. Conventz als Cedroxylon zu bestimmen die Freundlichkeit hatte. Mittlerer Jura vom ÖOstfuss des Gerro colorado nördlich des Rio Malargue. Stephanoceras multiforme GOTTSCHE. GOTTSCHE, Espinazito, p. 13, t. IL, f. 5—8. Ein Windungsbruchstück eines sehr deprimirten, stark invo- luten Ammoniten mit engem Nabel, knotenartigen, kurzen Rippen, die sich in etwa 3 Externrippen gabeln. Letztere laufen ziem- lich gerade über den Rücken. Die Form entspricht vollkommen den Abbildungen Gortscae’s, 1. c., namentlich der fig. 5. Pleuromya jurassi Acas. AGassız, Myes, t. 30, ££ 3—10. — GOoTTSCHE, Espinazito, p. 32, Di | Mehrere gut erhaltene Exemplare einer Pleuromya stimmen 398 schr gut mit der von GortscHz ]. c. gegebenen Abbildung. Die Wirbel befinden sich etwa beim vorderen Drittel. Die abgerun- dete Hinterseite erscheint etwas nach oben aufgebogen. Schale ist allerdings nicht erhalten, sodass über das Vorhandensein der feinen Punktirung nichts ausgesagt werden kann. Tithon von Rodeo viejo, Rio Malargue (Westfuss des Cerro colorado) und Arroyo Pequenco. Haploceras climatum Opr. OPPEL, Diese Zeitschrift, Bd. XVII, p. 549. — ZITTEL, Paläont. Mitth... Map. 219 1. Ta und pe169 52T er Das vorliegende beschalte Exemplar zeigt in genügender Weise die Merkmale, die ZırreL für die Orrer’sche Art in sei- ner Beschreibung und Abbildung hervorhebt. Die Windungen sind stark comprimirt, auf den Flanken flach, ihre Externseite ist stark gerundet. Zur Naht fallen die Windungen steil, fast senkrecht ein, ohne dass eine scharfe Kante die Flanken von der Nahtfläche trennt. Der Nabel ist eng (15 pCt.). Die Involution sehr erheblich (?/ı der Windungshöhe). Die Sculptur besteht nur aus feinen, sichelförmigen. in der Mitte geknickten Anwachs- streifen. welche dann unter starker Vorbiegung über den Rücken laufen. Einzelne derselben sind in regelmässigen Abständen etwas stärker. Die Scheidewandlinie konnte nicht beobachtet werden. Maasse: Durchm. Höhe Dicke Nabel 41,5 mm 235 mm 13 mm 7 mm. Fundort: Rodeo viejo. Haploceras rastile Opp. var. planiuscula ZITTEL. OPPEL, Diese Zeitschrift, Bd. XVII, p. 549. — ZITTEL, Paläont. Mittheilungen, Bd. II, p. 173, t. 28, f. 3. Mit der erwähnten Varietät des A. rasde. wie sie von ZITTEL, ]. c., beschrieben und abgebildet wird, lassen sich die vorliegenden Exemplare ohne Mühe in Einklang bringen. Die Windungen von elliptischem Querschnitt haben eine sehr gewölbte Externseite, flach gewölbte Flanken, die ohne Kante und allmäh- lich (etwa unter 45°) zur Naht einfallen. Die Nabelweite be- trägt etwa 22 pCt. (in der Jugend 25 pCt.; etwas weniger als ZiTTEL es angiebt). Die Windungen sind bis auf äusserst feine, kaum sichtbare Anwachsstreifen, die auf der Nahtfläche rückwärts gerichtet sind. auf den Flanken flach f-förmig gekrümmt, glatt, ein Umstand, der allerdings von den Zırrer'schen Angaben ab- 399 weicht, der von einer völlig glatten Schale spricht. Dagegen lässt die sehr grosse Aehnlichkeit der Scheidewandlinie bei un- serem Exemplar mit der von Zırreu 1. c. abgebildeten, die in ihrer Einfachheit sehr charakteristisch ist und von anderen Hap- loceras-Arten wesentlich abweicht, die nahe Verwandtschaft unserer Art mit der angeführten muthmaassen. Maasse: Durchm. Höhe Dicke Nabel 52 mm 25 mm. 157 mm El.7 mm: Fundort: Rodeo viejo und Rio Malargue. Hoplites mendozanus nov. Sp. Taf. XXV, Fig. 24 — .c. Ammonites conf. privasensis ZITTEL (?). Paläontol. Mittheilungen, Bd. I, p. 102. Die flach-scheibenförmige Art besitzt zusammengedrückte Win- dungen, die höher als breit sind von fast rechteckigem, nach der Externseite zu etwas verschmälertem Querschnitt. Die grösste Dicke befindet sich in der Mitte. Die Externseite ist ziemlich flach. Die Flanken sind flach gewölbt und fallen steil, fast senk- recht zur Naht ab, wenn auch ohne scharfe Nahtkante. Die Involution beträgt etwa °/- der Windungshöhe. Der Nabel ist mässig weit (32—37 pCt. des Durchmessers). Die Sculptur besteht aus ziemlich groben, scharf hervortre- tenden Rippen (etwa 30 auf den äusseren Umgang). welche gleich an der Naht entspringen und zwar auf der Nahtfläche deutlich rückwärts gerichtet sind, auf den Flanken jedoch gerade, oft auch wohl ein wenig nach vorn geneigt verlaufen. Bei zwei Drittel der Windungshöhe gabeln sich die Rippen in zwei Aeste, doch bleiben auch nicht selten einzelne Rippen ungetheilt, namentlich in der Jugend. An der Gabelungsstelle befindet sich nicht selten ein Knötchen, selbst auf den ungetheilten Rippen an der ent- sprechenden Höhe. Auf der Externseite enden die Rippen ent- weder beiderseits mit einer knotenförmigen Anschwellung oder sie gehen auch wohl, wenn auch unter starker Einsenkung über den Rücken hinweg, sodass auf der Mitte des Rückens eine deutliche Furche entsteht, welche namentlich in der Jugend stark vertieft und zu dieser Zeit innen glatt ist. Die Scheidewandlinie zeigt einen tief zweispitzigen. von dem breiten, dreizipfligen Haupt- seitenlobus überragten Externlobus, einen dem ersten ähnlich ge- bauten zweiten Laterallobus und ziemlich stark zurückweichende Hülfsloben. Die Art steht dem A. privasensis Pıcrer (Melanges paleon- tologiques, Livr. II. p. 84, t. 18, f. 1—2) nahe, lässt sich in- dessen von demselben doch deutlich unterscheiden und zwar: 400 1. durch die im erwachsenen Zustande nicht mehr glatte Rückenfurche, durch die in grösserer Höhe stattfindende Gabelung der Rippen, 3. durch die geringe Zahl derselben, 4. durch die Rückwärtsrichtung der Rippen auf der Nahtfläche. 8) Eine Verwechselung des A. privasensis mit dem echten A. calısto DOrB. halte ich für ausgeschlossen. da letztgenannte Form durch engeren Nabel. comprimirtere höhere Windungen und die flach sichelförmich geschwungenen Rippen sich gut unter- scheiden lässt. Ob der von Zırteu 1. c. angeführte Ammonites conf. privasensis zu unserer Art gehört, lässt sich nicht ent- scheiden, da keine Beschreibung oder Abbildung gegeben wurde, doch möchte ich die Vermuthung hegen. Der Zırrer’sche A. calısto ist ebenfalls verwandt, aber durch enger gestellte, tiefer gegabelte Rippen, grössere Dicke des Querschnitts unterscheidbar. Auch mit FH. rjasanensis Nıx. (Nıkıtın, Les vestiges de la pe- riode cretac&ee dans la Russie centrale; Me&moires du com. g£ol., Vol. V, No. 2, t. I, f. 1—3) zeigt die vorliegende Form nahe Beziehungen, doch sind bei der Form Nırıkın’s die Rippen noch etwas gröber, vor Allem auf der niedrigen Schlusswindung, die völlig verschieden von der unserer Art ist, überhaupt ist der Querschnitt der Windungen breiter. Maasse: Durchm. Höhe d. Wind. Dicke derselben Nabel ‘O0 mm 26 mm 17 mm 26 mm Fundort: Rodeo viejo. Hoplites conf. progenitor Opr. ÖOPPEL, Diese Zeitschrift, Bd. XVII, p. 554. — ZITTEL, Pal. Mitth., Bd. I, p. 99, t. 18, f. 3. — FAVvRE, Tithon der Freiburger Alpen, t. 3, f. 10. Ein Wohnkammerbruchstück eines Hopliten aus den Schich- ten von Rodeo viejo zeigt sehr nahe Beziehungen zu der ge- nannten Form. Um den Nabel herum stehen Knoten, von denen leicht sichelförmig gebogene Rippen ausgehen, die sich in verschiedener Höhe, zum Theil schon bald über dem Nabel theilen. Ueberdies treten noch Zwischenrippen auf, die ihren Ausgang nicht von einem Knoten nehmen. sich aber trotzdem gabeln kön- nen. Auf der Externseite sind die Rippen unterbrochen und es entsteht dadurch eine deutliche Furche. Von der Zırreu’schen Abbildung zeigt unser Exemplar einige Unterschiede, welche in der grösseren Dicke. sowie in den weniger geschwungenen Rippen bei letzterem bestehen und wohl dadurch erklärt werden können, 401 dass wir es mit einem Wohnkammerstück zu thun haben, auf welchem ein abweichendes Verhalten der Sculptur ganz ge- wöhnlich ist. Hoplites Köllikeri Opr. OPPEL, Diese Zeitschrift, Bd. XVII, p. 555. — ZITTEL, Pal. Mit- theilungen, Bd. 1, p. 95, t. 18, f. 1—2. Diese charakteristische Form liegt in einem ziemlich gut erhaltenen Exemplar vor. Die Windungen haben einen gerundet siebenseitigen Querschnitt und sind ebenso hoch wie breit. Die Externseite ist ziemlich abgeplattet, die Flanken sind gerundet und fallen ohne Nahtkante steil zur Naht ein. Die Nabelweite ist beträchtlich (44 pCt.) und scheint im Alter noch zuzunehmen, die Involution nicht erheblich, da nur etwa ein Viertel der Windungshöhe umfasst wird. Die Sculptur besteht aus sehr groben, stark geknoteten Rip- pen, welche direct an der Naht entspringen und annähernd radial verlaufen. Sie gabeln sich grösstentheils etwas über der Mitte der Windungshöhe in zwei Aeste, doch kommen auch ungetheilte Rippen vor. An der Gabelungsstelle befindet sich ein starker Knoten. Auf der Externseite, über welche die Rippen gerade hinweggehen (wenn sie auch auf der abgeplatteten Partie dessel- ben etwas abgeschwächt erscheinen), zeigen sich ebenfalls beider- seits Knoten und zwar an der Stelle, wo die Externseite sich von den Flanken mit einer leicht gerundeten Kante absetzt. Hierbei ist zu bemerken, dass nicht jede Externrippe einen Kno- ten besitzt, sondern dass ein Knotenpaar auf je 2—3 Paare von Externrippen kommen. Die Scheidewandlinie war nicht sichtbar. Maasse: Durchmesser Höhe Dicke Nabelweite 116 mm 38 mm 39 mm 50 mm. Fundort: Rodeo viejo. Hoplites protractus nov. sp. Taf. XXV, Fig. lau. b. Es liegt von dieser, mit keiner der bekannten Arten des Tithons irgend ähnlichen Form eine gut erhaltene Wohnkammer- vor, deren Querschnitt ein Oval darstellt, dessen schmälere Partie sich nach aussen zu befindet. Die Externseite ist hoch gewölbt, die Flanken sind gerundet und fallen steil und tief zur Naht ein. Obschon keine Nahtkante vorhanden ist, so ist doch durch das plötzliche Anschwellen der Rippen an der Stelle, wo die Flanken beginnen, eine Art Nahtfläche ausgebildet, auf welcher die schwa- chen Rippenansätze stark rückwärts verlaufen. Auf den Flanken 402 sieht man ziemlich weitläufig gestellte und kräftige Rippen, welche zuweilen (und zwar auf der unteren Hälfte der Windung) gegabelt, meist aber einfach sind. Sie biegen, je mehr sie sich der Extern- seite nähern, immer stärker nach vorn, sodass die entsprechenden Rippen rechts und links unter stumpfem oder selbst rechtem Winkel zusammentreffen. Der Uebergang auf der Externseite ist allerdings kein winkeliger, sondern ein parabolisch gekrümmter. Auf der Mediane findet dabei eine leichte Abschwächung der Rippen statt, die auf der Zeichnung nicht genügend hervortritt. Zwischen den gröberen Hautrippen ist noch je eine schwächere etwas verwischte Zwischenrippe eingeschaltet, welche sich meist schon unterhalb der Mitte gabelt; die Theilrippen werden nach der Externseite zu deutlicher und laufen in derselben Weise, wie das an den Hauptrippen vorhin geschildert wurde, über den Rücken hinweg. Zuweilen fehlen die eingeschalteten Rippen. Von der Lobenlinie ist nur eine Spur am hinteren Ende des Wohnkammerstückes zu sehen. Man.kann nur einen ansehn- lichen Externsattel, einen an seiner Basis sehr breiten ersten Seitenlobus und einen mässigen zweitheiligen ersten Seitensattel constatiren. Am meisten scheint die Form mit Hoplites longinodus Neun. u. Unmr. (Ammoniten der norddeutschen Hilsbildungen, p. 172, t. 37, f. 2 u. 3) verwandt zu sein, welcher Art ebenfalls ab- wechselnd stärkere und schwächere Rippen eigenthümlich sind, die über die Externseite unter beträchtlicher Vorbiegung hin- überlaufen. Doch fehlen unserer Art die Knoten auf der Extern- seite, auch ist bei H. Z/onginodus meist mehr als eine schwächere Rippe eingeschaltet, die überdies nicht so sehr von den stärkeren differiren als bei H, protractus. Endlich ist der Querschnitt der Windung ein anderer, deren grösste Dicke dicht über der Naht, bei unserer Art jedoch etwa in der Mitte sich befindet. Fundort: Rodeo viejo. Hoplites calistordes nov. spec. Taf. XXIN, Fig. 1a—b. Diese ausgezeichnete Form zeigt zu H. Calsto v Org (Pal. franc. terr. jur.. t. 213, f. 1—2) enge Beziehungen. Wir haben es mit einem flach scheibenförmigen, hochmündigen Ammoniten zu thun, dessen Windungsquerschnitt sich einem Rechteck nähert. die Externseite ist ziemlich flach und mit einer Längsfurche versehen, die Flanken sind ganz flach gewölbt und fallen zur Naht ganz allmählich ohne jede Nahtkante ein. Die (nicht deutlich abge- setzte) Nahtfläche fällt höchstens unter einem Winkel von 40° ein (in der Jugend scheint der Abfall ein steilerer zu sein). Die 403 Involution ist ziemlich erheblich, da die Hälfte der Windungen bedeckt wird. Der Nabel ist mässig eng (28 pCt. des Durch- messers). Die Sculptur besteht aus eng gestellten Rippen, die schon an der Naht beginnen, auf der Nahtfläche sehr stark nach rückwärts gerichtet sind (fast im Winkel von 45°, auf der Ab- bildung ist dies nicht überall entschieden genug dargestellt). Beim Uebergang der Nahtfläche in die Flanken biegen die Rippen um und verlaufen etwas radial, aber leicht sichelförmig geschwun- gen über die Flanken. Bei etwa °/s der Windungshöhe gabeln sie sich fast regelmässig in zwei Aeste, die bis zur Externseite laufen, wo sie aufhören und dadurch die oben erwähnte Furche erzeugen; in späterem Alter gehen die Rippen auf der Mediane allerdings eingesenkt über den Rücken hinweg. Die Scheidewandlinie war nicht zu beobachten. Die Unterschiede von H. Calısto D’OrB. bestehen 1. in der grösseren Dicke der Windungen bei unserer Form, 2. in dem schrägen, wenig steilen Abfall der Nahtfläche, 3. in der sehr deutlichen Rückwärtsrichtung der Rippen auf der Nahtfläche. Sehr nahe Beziehungen hat unsere Art auch mit A. carpa- thicus ZitteL sp. (Pal. Mitth., t. 18, f. 4, 5). Die eben unter 2 und 3 aufgeführten Unterschiede gegen H. Calisto gelten auch als Unterscheidungsmerkmale gegen H. carpathicus, bei welcher Form nach der Zırrzv’schen Abbildung einmal die Nahtfläche recht steil abfällt, zweitens die Rippen auf derselben keine Rück- wärtsrichtung zeigen. Der von Tovcas (Faune de couches tith. de !’Ardeche, t. 17, f. 10— 11) dargestellte Hoplites carpathicus scheint von der Zır- TEL’schen Originalform wesentlich sich zu unterscheiden und viel- leicht unserer Art zuzurechnen zu sein, zumal (namentlich in fig. 11) die Nahtfläche nicht mehr steil einfallend gezeichnet ist und auf ihr die Rippen eine Rückwärtsbiegung zeigen. Maasse: Durchm. Höhe d. link. Wind. Dicke ders, Nabelweite. 75 mm 3l mm 21 mm 21,4 mm. Fundort: Rodeo viejo und Arroyo Pequenco. Hoplites (?) Oppeli Kır. sp. Taf. XXIII, Fig. 2a—b. Kıtıan, Andalousie, p. 662 (Perisphinctes). 2? Perisphinctes Oalisto ZITTEL (non D’ORB.) (Pal. Mittheil., Bd. II, mo A), Die vorliegende Art stellt eine Mittelform zwischen. Ammo- 404 nites transıtorius Orr. und A. Calisto D’OrB. dar, mit welcher letzterer sie in der Jugend Beziehungen darbietet, während ihre Altersform sich der Orper’schen Art nähert. Der Querschnitt der Windungen ist im Alter elliptisch derart, dass die in der Mitte befindliche Dicke etwa °/ı der Windungs- höhe beträgt. In der Jugend ist der Querschnitt schmäler, mehr rechteckig, die Flanken sind dann wellig flach und fallen sehr steil zur Naht ein. Auf den älteren Windungen sind die Flanken gewölbt und fallen (ohne jede Nahtkante) steil zur Naht ein. Die Externseite ist hier deutlich gerundet, eine Furche nicht mehr deutlich, sondern kaum durch eine leichte Depression der Rippen auf der Mediane angedeutet. während in der Jugend eine überaus deutliche und vertiefte Furche vorhanden ist. Die Involution be- trägt etwa !/ı der Windungshöhe, die Nabelweite etwa 40 pCt. des Durchmessers. Die Sculptur besteht in scharfen, schmalen Rippen, die sich bereits auf der Nahtfläche zeigen, hier leicht rückwärts gerichtet sind. auf den Flanken gerade, wenn auch leicht vorwärts ge- richtet, verlaufen. Genau in der Mitte gabeln sich die Rippen in zwei Theilrippen, die, wie schon erwähnt, auf der Externseite in der Jugend eine Unterbrechung, später eine Depression erlei- den. Höchstens noch bei 70 mm Durchmesser ist eine Extern- furche deutlich ausgeprägt. Eine Einschaltung ungetheilter Rip- pen gehört zu den Ausnahmen. Die Scheidewandlinie konnte nur zum Theil beobachtet wer- den. Man sieht in ihr nur das Vorhandensein eines sehr breiten 1sten Lateralsattels, eines nicht sehr hohen, dreizipfeligen 2ten Laterallobus, der völlig gerade steht und dem noch einige un- deutliche, anscheinend nicht zurückweichende Hülfsloben folgen. Dass die von ZırreL unter dem Namen A. calisto (Ceph. d. Stramberger Schichten, t. 18, f. 1—4) abgebildete Art nicht der p Orsıcnvr'sehen Form entspricht, lehrt eine sorgfältige Prü- fung der Abbildungen, wird aber auch vom Verfasser selbst zum Theil hervorgehoben. Kırıan (l. c.) hat den oben erwähnten Namen für die Zrrrev'sche Art vorgeschlagen; eine sorgfältige Untersu- chung lehrt, dass dieselbe wohl nur die Jugendform unserer Art von Rodeo viejo ist, da sie sich von den inneren Windungen der letzteren so gut wie gar nicht unterscheidet. Die etwas weiter gestellten Rippen der Zırrer'schen Abbildung auf fig. 1b auf dem äusseren Drittel des ersten Umganges lassen sich durch den Um- stand erklären, dass derselbe eine Wohnkammer darstellt. Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite 95 mm 85 mm 25 mm 37 mm, Fundort: Rodeo viejo. 405 Perisphinctes Lotharti Opr. OPPEL, Pal. Mitth., Bd. I, 2, p. 244, t. 67, f. 6. —- DUMORTIER u. FONTANNES, Tenwilobatus-Zone, p. 91, t. XU, f. 2—3. Einige Wohnkammerstücke eines Ammoniten aus der Gruppe des P. polyplocus lassen sich am besten der genannten Art zu- weisen. Die Dimensionen der Form konnte ich nicht genügend feststellen, doch liess sich so viel ersehen, dass wir es mit einem Ammoniten zu thun haben von mässiger Nabelweite, mit compri- mirt ovalem Windungsquerschnitt, ziemlich flachen Flanken, die steil zur Naht einfallen. Die Sculptur besteht aus weitläufig gestellten, regelmässigen und scharfen Rippen, welche wenig höher als bei einem Drittel der Windungshöhe in meist 3—4 Theilrippen gabeln. Die Rip- pen sind leicht gebogen, laufen aber gerade über die Externseite. Ausser den eigentlichen Theilrippen sind noch Schaltrippen vor- handen, die_ sich fast bis zur Gabelungsstelle herab erstrecken. Die Art der Gabelung und Einschaltung ist eine sehr con- stante, und dieser Umstand lässt die Form von P. polyplocus selbst am besten unterscheiden, bei welchem die Gabelungsart der Rippen eine sehr variable ist, überdies in viel grösserer Höhe geschieht. Am nächsten steht unsere Form dem P. ketor Fonr., doch ist auch bei dieser Art die Gabelung eine viel unregel- mässigere. die Zahl der auf eine Hauptrippe kommenden Extern- rippen eine viel geringere. Fundort: Rodeo viejo. Perisphinctes stenocyclus Font. FONTANNES, Calcaires de Crussol, p. 58, t. 9, f. 2. Zwei Exemplare eines Perisphineten vom Arroyo Pequenco stimmen in allen wesentlichen Punkten mit der Beschreibung und Abbildung Fontanses’ überein. Die im Querschnitt gerundet rechteckigen Windungen zeigen eine gewölbte Externseite, ziem- lich flache, zur Naht etwas steil einfallende Flanken. Die Nabel- weite beträgt 47 pÜt. des Durchmessers. — Die Sculptur besteht aus etwa 50 nach vorn gestellten, mässig engen Rippen, die sich regelmässig etwas oberhalb der Windungsmitte gabeln. Die Theil- rippen laufen gerade über den Rücken. Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite 104 mm 85 mm 25 mm 48 mm. Perisphinectes conf. contiguus Car. CATULLO, Mem. alp. Venez., arag Da Bit f. 4. — ZITTEL, Pal. Mitth., Bd. H, p. 228, t. 35, f. 1—2. — FAVRE, Acamthicus-Zone. Abh. der Schweizer pal. neigen BIS, p. AB, t. 4, f. 2. — Toucas, Ardeche, t. 14, £ 4: 406 Die Windungen sind gerundet rechteckig, der Abfall zur Naht ziemlich steil, die Flanken flach, die Externseite gerundet. Die Involution beträgt etwa '/ı der Windungshöhe. Die etwas vorwärts gestellten zahlreichen Rippen gabeln sich etwas oberhalb der Hälfte der Windungshöhe in meist drei Aeste, die gerade über die Externseite hinweglaufen; doch kommen auch zweigespaltene Rippen vor. Ein Windungsstück eines älteren Exemplars weicht von der typischen Form durch seine Dimensionen ab, verräth aber durch die Dreitheilung seiner Rippen (wobei die vorderste Theilrippe tiefer inserirt ist) seine Zugehörigkeit zu P. contıguus. Der Quer- schnitt ist nämlich etwas breiter wie hoch, ein Verhalten, welches sich auch bei einem der von ZırtreL in seinen Maassen "ange- gebenen Exemplare vorfindet!). Von P. Kokent ist die vorliegende Form unschwer zu unterscheiden, da der erstere viel dicker ist, die Gabelungsstelle der Rippen höher liegt und dieselben sich in nur zwei Theilrippen spalten. Fundort: Rodeo viejo und Arroyo Pequenco. Perisphinctes Kokeni nov. spec. Taf. XXIV, Fig. 1—2. Die Windungen dieser weitnabeligen Form haben einen vier- eckig-rundlichen Querschnitt, dessen grösste Dicke seine Höhe etwas übertrifit. Die Externseite ist flach gerundet, die Flanken sind ziemlich abgeplattet. Von der Nabelgegend an tritt eine schwache Verschmälerung nach der Externseite zu ein. Die Flanken fallen ohne deutliche Nahtkante völlig senkrecht zur Naht ein; die Nahtfläche ist verhältnissmässig breit. sodass da- durch der Nabel recht vertieft erscheint. Die Involution beträgt ein starkes Drittel der Windungshöhe, die Nabelweite 41 bis 47 pCt. des Durchmessers. Die Sculptur besteht aus eng stehenden, etwas nach vorn gestellten Rippen, die sich oberhalb der Mitte in je 2 Aeste gabeln, um dann unter leichter Vorbiegung ohne Unterbrechung über die Externseite zu laufen. Nur ausnahmsweise kommt eine Dreitheilung der Rippen vor. Auch zeigen sich auf jedem Um- gange 3 bis 4 schwache Einschnürungen. Die Scheidewandlinie zeigt einen ansehnlichen, mit zwei starken Endzipfeln und eben solchen Seitenzipfeln versehenen Externlobus, welcher den dreizipfeligen Hauptseitenlobus überragt. Der zweite Seitenlobus ist nur halb so tief wie der erste. Die !) ZırTEL. Aeltere Cephalopoden führende Schichten, pag. 228, Exemplar No. c. 407 zwei bis drei Hülfsloben weichen ziemlich stark zurück, der Externsattel ist gross, zweitheilig, am Grunde etwas verengt; der erste Seitensattel stark verzweigt, zweitheilig; ähnlich, aber kleiner ist der zweite Lateralsattel. Die Art steht dem P. contiguus Car. nahe, unterscheidet sich aber durch den breiten Windungsquerschnitt und durch den Umstand, dass die Rippen fast durchgängig in zwei Gabelrippen spalten, während bei P. contiguus die Mehrzahl der Rippen drei- spaltig zu sein pflegen. Ferner lässt sich die vorliegende Art mit P. bathyplocus Waac. (Pal. Ind., p. 195, t. 50, £. 1) ver- gleichen, dessen Dimensionen mit unserer Form im Wesentlichen übereinstimmen, dessen Berippung jedoch eine viel weitläufigere ist. Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite. 39 mm 12 mm 14 mm 16 mm 65 mm 20 mm 2 S mmer 297 mm 116 mm. 54,5 mm 39 mm 54,5 mm Fundort: Rodeo viejo. Perisphinctes Dorae STEINMANN. STEINMANN, Caracoles, p. 279, t. 10, £. 7. Ein in mehreren allerdings nicht sonderlich erhaltenen Exem- plaren vorhandene Art schliesst sich ziemlich gut an die von STEINMANN 1. c. gegebene Abbildung und Beschreibung an. Die Dimensionen stimmen in erfreulicher Weise. Der Windungsquer- schnitt ist gerundet rechteckig, viel höher wie breit, der Nabel ziemlich weit. Die Berippung ist ziemlich grob. Die bei etwa °/s der Windungshöhe gegabelten Rippen sind leicht nach vorn gestellt (auf der Abbildung Steınmanns stehen sie gerader!). Nicht selten sind ungetheilte Rippen eingeschaltet. Die Loben- linie ist nicht sichtbar. STEINMANN hat das Lager nicht genau constatiren können, hält es aber für wahrscheinlich, dass die Form dem Kimmeridge zugehört. Fundort: Arroyo Pequenco. Perisphinctes geron ZiVTEL. ZITTEL, Aeltere Cephalopoden führende Schichten, t. 35, f. 8. P. contiguus var. geron ZITTEL, Geogn. pal. Beiträge von BENEKE, I, p.'147. Die flach scheibenartige Form mit gerundeter Externseite besitzt flache Flanken, welche ohne scharfe Suturkante senk- recht zur Naht einfallen. Die grösste Dicke der Windung be- Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIl. 2. 27 408 findet sich bald oberhalb’ der Naht; der Querschnitt der Windung erscheint daher trapezförmig.. Die Windungen sind höher als breit. Die Nabelweite ist mässig (etwa 33 pCt. des Durchmessers). Die Involution beträgt fast die halbe Windungshöhe. Die Windungen sind mit sehr feinen. eng gestellten Rippen (60 und mehr auf die äussere Windung) versehen, die etwas schräg nach vorn gestellt, sonst aber (von einer Biegung an der Nahtkante abgesehen) gerade sind. Htwas oberhalb der Mitte gabeln sich die meisten in zwei feine unter leichter Vorbiegung über die Externseite laufende Theilrippen. Nicht zu vergessen sind ferner einige Einschnürungen, die allerdings nicht sehr mar- kirt sind. Die Scheidewandlinie konnte nicht beobachtet werden. Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite 73 mm 29 mm 22 mm) 25, a Fundort: Rodeo viejo. Perisphinctes Roubyanus Font. FONTANNES, Calcaire de Crussol, p. 56, t. 8, f. 6. — STEINMANN, Caracoles, p. 281, t. 10, f. 6. Die scheibenförmige, mit wenig höheren als breiteren Win- dungen von anfänglich rundem, dann oval rechteckig werdenden Querschnitt versehene Form hat flache Flanken, welche sehr steil zur Naht abfallen. Die Externseite ist gerundet. Die Nabelweite ist nicht unbeträchtlich (43 pCt. des Durchmessers). Die Invo- lution beträgt °/s der Windungshöhe. Die Sculptur besteht aus eng gestellten, vorwärts gerichteten Rippen (über 60 auf dem äusseren Umgange), die auf der Naht- fläche ein wenig rückwärts gerichtet, auf der gerundeten Kante dann umbiegen und auf den Flanken gerade, aber nach vorn gestellt sind. Bei etwa °/s der Windungshöhe findet eine Ga- belung in zwei Theilrippen statt. Einschaltung ungetheilter Rip- pen ist selten. Ueber die Externseite laufen die Rippen unter ganz leichter Vorbiegung ununterbrochen hinweg. Auch sind Einschnürungen in regelmässigen Abständen wahrnehmbar. Die Scheidewandlinie zeigt einen ansehnlichen Externlobus, welcher den breiten, wenig zerschlitzten, dreizipfeligen Haupt- laterallobus überragt. Der zweite Seitenlobus ist ähnlich dem ersten, aber halb so gross. Die Hülfsloben stehen schief und treten stark zurück. Sehr ansehnlich ist ferner der zweitheilige Externsattel, und zwar doppelt so breit als der erste Lateralsattel. Die Form steht dem P. Geron Zırr. sehr nahe, ist aber 409 durch gröbere Rippen, weiteren, weniger vertieften Nabel leicht zu unterscheiden. Auch zu P. pouzinenses Toucas (Ardeche, t. 14, f. 6) sind nahe Beziehungen vorhanden; doch unterscheidet sich unsere Form durch schiefer gestellte Rippen, sowie durch den Windungsquerschnitt von dieser Art genügend. Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite 75:5 mm 23° mm 29 = m 32 mm. Fundort: Rodeo viejo. Pertisphinctes virgulatus QUENST. QUENSTEDT, Jura, t. 74, f. 4. — PIıcTET, Mel. pal., IV, p. 251. — QUENSTEDT, Schwäb. Ammon., t. 100, f. 5. Diese feinrippige Art mit gerundeten Windungen, welche fast so dick wie hoch sind, hat ziemlich flache Flanken, die zwar sehr steil, aber ohne scharfe Nahtkante einfallen. Die Nabel- weite ist mässig, etwa 32 — 33 pCt. des Durchmessers. Die Involution ist erheblich, da etwa die Hälfte der Windungen be- deckt wird. Die Sculptur besteht aus sehr feinen, schräg nach vorn ge- stellten Rippen, die sich in verschiedener Höhe, theils oberhalb, theils unterhalb der Windungsmitte in 2 feine Aeste gabeln; doch sind zuweilen, namentlich in der Jugend, ungetheilte Rippen ein- geschaltet. Ueber die Externseite laufen die Rippen unter leichter Vorbiegung ununterbrochen hinüber. Ausserdem sind sehr schräg nach vorn gerichtete Einschnürungen in ziemlich regelmässigen Abständen (etwa sechs auf einem Umgange) vorhanden. Der Windungsquerschnitt unserer Form ist vielleicht ein wenig dicker als der von Quessteor (Schwäb. Amm., t 100, £. 5) gezeichnete, ein Umstand, der aber nicht Veranlassung geben kann, die Form neu zu benennen. Die Scheidewandlinie liess sich nur zum Theil beobachten. Der Externlobus ist sehr ansehnlich, zweispaltig und überragt den drejästigen, wenig zerschlitzten Hauptseitenlobus, der Externsattel ist zweitheilig mit tieferem, innerem Abschnitt. ‘ Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite 53 mm 21 mm 19 mm 17 mm Fundort: Rodeo viejo. Perisphinctes Garniert Font. DUMORTIER u. FONTANNES, Zone & Amm. tenuilob., p. 81, t. 10. £ 2—3. Ein kleinerer Perisphincetes mit gerundet vierseitigem Win- 27* 410 dungsquerschnitt, flachen Flanken scheint der von DumorTIER und FoxTanngs gegebenen Beschreibung und Abbildung gut zu ent- sprechen. Die Flanken sind flach und fallen (bei gerundeter Nahtkante) steil zur Naht ein. Die Externseite ist flach gerundet, der Nabel mässig weit (39 — 40 pCt. des Durchmessers). Die Involution beträgt ?/s der Windungshöhe. Die Windungen sind mit sehr eng gestellten, vorwärts ge- richteten Rippen versehen, welche auf halber Windungshöhe in zwei feine Theilrippen sich gabeln, doch kommen auch ungetheilte vor. Die Berippung ist, zumal in der Nähe der Einschnürungen, etwas unregelmässig. Letztere sind allerdings nicht besonders tief und ausgeprägt und wie bei voriger Form vorwärts gestellt. — Die Scheidewandlinien liessen sich nicht beobachten. Die Form steht dem P. geron sehr nahe, unterscheidet sich jedoch von ihm durch den niedrigeren Windungsquerschnitt und weniger tiefen Nabel. Auch zu P. vergulatus zeigt unsere Art nahe Beziehungen. Doch sind die Einschnürungen weniger tief und regelmässig, die Flanken viel flacher als bei der letztge- nannten Form. Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite 36 mm 13 mm 14 mm 14 mm. Fundort: Rodeo viejo. Perisphinctes Andium STEINM. STEINMANN, Caracoles, p. 275, t. 9. f. 3—4. (?) Amm. cf. virgulatus QUENST., Schwäb. Amm., t. 100, f. 12. Ein sehr flacher, scheibenförmiger Perispheinctes von recht- eckigem, viel höherem als breitem Windungsquerschnitt, ganz ebe- nen Flanken, die mit völlig gerundeter Kante steil zu dem nicht vertieften, sondern eher flachen Nabel einfallen, lässt sich recht gut zu der von STEINMANN |. c. gegebenen Ammoniten-Ärt ziehen. Die Nabelweite beträgt 41 pCt. des Durchmessers, die Involution etwa !/s der Windungshöhe und ist dann noch etwas erheblicher als auf der Abbildung STEInmanN’s. Die Sculptur besteht in zahlreichen geraden, ein wenig vor- wärts gerichteten Rippen (50 auf der äusseren Windung), die sich bei etwa °/s der Windungshöhe in zwei Aeste spalten, welche ununterbrochen über die Aussenseite laufen. Einschnürungen sind vorhanden, treten aber nicht zahlreich auf. An dem vorliegenden Exemplare lässt sich eigentlich auf dem äusseren Umgange nur eine solche gut wahrnehmen. Die Scheidewandlinie konnte nur theilweise beobachtet werden. lässt 411 aber einen ansehnlichen dreizipfeligen Hauptseitenlobus und einen zweitheiligen, unten verengten Externsattel sehen. Der Extern- lobus scheint kürzer zu sein als der erste Seitenlobus. Wir glaubten die Bestimmung Steınmann’s für diese Tithon- form adoptiren zu dürfen, obschon sie in Caracoles von dem genannten Autor dem Oxford zugetheilt wird, ein Verfahren, das nicht beispiellos dasteht. (Phyll. Zignodianum bei ZırteL.) Der sehr ähnliche P. Fischer! Kırıan (Andalousie, t. 28, f. 2) hat etwas höhere Windungen, nicht vorwärts gerichtete Rippen und ist mit einem deutlichen Rückenstreifen versehen. Aehnlich ver- hält sich P. Sautrerd Fontannes (Tenudlobatus-Zone, p. 112). Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite 45 mm 15 mm 10 mm 18,4 mm. Fundort: Rodeo viejo. Perisphinctes torguatus Sow. SOWERBY, Transact. geol. soc. Lond., Bd. V, p. 719, t. 61. f. 12. — WAAGEN, Pal. Indie., p. 191, t. 54 (?). Die vorliegenden Exemplare haben gerundete Windungen, die ein wenig breiter als hoch sind. Ihre grösste Dicke liegt etwas oberhalb des Einfalls der gerundeten Flanken zur Naht. Dieser Einfall erfolgt sehr steil. Die Nabelweite beträgt bei unserem grösseren Exemplar 40 pCt. des Durchmessers. Die Involution ist gleich ?/; der Windungshöhe. Die Windungen sind mit mässig eng gestellten scharfen, aber dünnen Rippen geziert (etwa 435 auf dem äusseren Umgange), die sich etwas oberhalb der Mitte der Windung in 2 Aeste spalten, welche mit leichter Vorbiegung ununterbrochen über den Rücken laufen. Ausserdem sind noch Einschnürungen bemerkbar, die allerdings auf der Sowergy’schen Zeichnung 1. c. nicht wahrge- nommen werden. | Der Verlauf der Scheidewandlinie konnte nicht constatirt werden. Inwieweit die von WAAGEn abgebildete Altersform zu der von SowErsy benannten Jugendform gehört, lässt sich aus der Zeichnung nicht mit Zuverlässigkeit ermitteln. Die Form steht dem 2. Bleicherd LorıoL (LoRIoL et PELLAT, Etag. sup. de la form. jur. de Boulogne, t. 4, f. 1—2) ebenfalls sehr nahe, unterscheidet sich aber von dieser Art dadurch, dass die Windungen etwas breiter als hoch sind, dass die Rippen sich etwas vorbiegen und sich oberhalb der Mitte gabeln, während sie bei P. Bleicheri gerade verlaufen und schon etwas unterhalb der Mitte sich theilen. 412 Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite 77 mm 27 mm 29 mm 31 mm. Fundort: Rodeo viejo. Perisphinctes ef. Richtert Opr. OPPpEL, Diese Zeitschr., Bd. XVII, p. 556. — ZITTEL, Stramb. Schichten, p. 108, t. 20, £. 9—12. — Ders., Aeltere Cephalop. führende Schichten, p. 227, t. 33, £. 4—5. — FAYvRE, Tithon der Freib. Alpen (Schweiz. pal. Ges., Bd. VI, t. 3, f. 3—4). A. macilentus CATULLO, Alpe Venete, p. 325, t. 7, f. 3c. Die weitnabelige, leider nur in nicht vollständig erhaltenen Exemplaren. vorliegende Form zeigt zu P. Richteri sehr nahe Beziehungen. Die Windungen besitzen einen schmal ovalen Quer- schnitt, dessen grösste Dicke bald über der Naht liest. Die Flanken der Windungen sind flach und fallen steil, wenn auch ohne scharfe Kante. zur Naht ein. Auf der Nahtfläche entspringen die zunächst ein wenig rück- wärts gestellten Rippen, die auf den Flanken sich stark nach vorn krümmen, sich oberhalb der Windungsmitte gabeln (wobei auch einzelne ungetheilte eingeschoben werden) und auf der Extern- seite unter sehr starker Vorbiegung winkelig zusammentreten. Auf der hinteren Hälfte eines der vorliegenden Windungsstücke zeigt sich hier (d. h. auf der Mitte des Rückens) eine Einsenkung der Rippen, während auf dem vorderen Theil eine solche Unterbrechung kaum sichtbar wird. Dieser Umstand, sowie der bei unserer Form weitere Nabel geben Unterschiede gegenüber der typischen Art, wie sie ZıTTeL abbildet. Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite 100 mm? 30 mm 20 mm 45mm? Fundort: Rodeo viejo und Rio Malargue. Aptychus punctatus VoLTz. VoLTz, Jahrbuch von LEONHARDT u. BRONN, 1837, p. 435. — FAVRE, Abhandl. d. schweiz. pal. Ges., Bd. VI, p. 42 t. 3, f. 14—15. — ZITTEL, Stramb. Schichten, p. 52, t. 1, f. 15. — Ders., Aeltere Ceph. führende Schichten, p. 149. Die langestreckte Form von dreieckigem Umriss besitzt, wie die beiden vorliegenden (anscheinend zu einem Paar gehörenden), leider nicht ganz vollständigen Stücke es zeigen, eine Länge von über 50 mm bei einer Breite von üher 20 mm und verschmälert sich stark nach hinten zu. Die Hinterseite ist völlig gerundet, die Vorderseite fehlt. Die concave Unterschicht zeigt sehr deut- lich eine dichte, feine Anwachsstreifung, welche dem Aussenrande ziemlich genau parallel läuft, um in der Nähe des geraden Innen- randes völlig umzubiegen und sich sogar wieder vorwärts zu krümmen. Auf der Mittelschicht befinden sich 18 — 20 aussen ziemlich grobe, nach innen zu feinere, durch Furchen getrennte Rippen, die im Grossen und Ganzen dem Rande parallel laufen, sanz wie das ZırreL beschreibt. Die Aussenschicht ist nicht erhalten. Fundort: Rodeo viejo. Alarca acute carinata nov. spec.. Einige Exemplare einer Alaria-Art zeigen einen spitzen Ge- häusewinkel von 10—12° und 10-—12 Windungen. Auf der Mitte jeder der letzteren erhebt sich ein scharfer Kiel, von dem aus nach oben und nach unten je eine concave Fläche verläuft. Dicht neben der Naht befindet sich beiderseits noch je eine Spirallinie.e Ueberdies sind deutliche Anwachsstreifen vorhanden. . Auf den unteren Windungen sind diese gewissermaassen zu Bü- scheln vereinigt, welche auf der oberen schrägen Fläche vorge- bogen sind, auf der unteren zurückweichen. Auf der Schluss- windung folgen unterhalb des Mittelkieles noch drei weniger her- vorragende, an Stärke abnehmende Kiele. Ueber den Kanal und . die Fortsätze der Mundöffnung liess sich nichts beobachten. Fundort: Rio Malargue. Tornatella spec. Leider ist nur der untere Theil eines Exemplars vorhanden, das dieser Gattung zuzugehören scheint. Das Gehäuse ist we- nigstens auf der unteren Hälfte mit Spirallinien verziert. Eine Spindelfalte ist nicht deutlich bemerkbar. Die Mündung erscheint etwas erweitert, etwa wie bei Actueonina cylindracea D ORB. Fundort: Rodeo viejo. 4 Turbo Bodenbendert nov. spec. Taf. XXV, Fig. 5. Die kleine Art ist breiter als hoch, mit conischem, sehr niedrigem Apex und starker Windungszunahme. Der Gehäuse- winkel hat eine Grösse von etwa 90—100° Die Mündung ist ziemlich kreisförmig, ein Nabel nicht wahrnehmbar. Ausser sehr feinen Anwachsstreifen lässt sich keine Sculptur constatiren. Die Art steht dem 7. Erinus D’Ore. nahe, doch ist sie viel deprimirter als diese Art, die ebenso hoch wie breit ist. Vielleicht ist der Turbo Erinus bei LorıoL und CorrtzrAu (Foss. de l’etag. Portl. de I’Yonne, p. 49, t. IH, f. 13 — 14), der in dieser Hinsicht von der typischen Form p’ÖrBıcnY’s wesentlich abweicht, zu unserer Art zu ziehen. Fundort: Rodeo viejo. 414 Patella spec. Das vorliegende Exemplar ist ziemlich niedrig, eirundlich, 4 mm lang, 3 mm breit. Der Wirbel liegt excentrisch. Die Sculptur besteht aus schwachen concentrischen Runzeln und sehr feinen Anwachsstreifen. Auf einem Schalenrest lässt sich das Vorhandensein feiner Radialrippen constatiren. Eine Artbestim- mung ist nicht statthaft. Fundort: Rio Malargue. Emarginula spec. Es liegt der Steinkern einer kleinen Zmargenula von ovalem Umriss (9,5 mm lang, 6 mm breit, 6 mm hoch) vor, mit sehr excentrischem, stark nach hinten gerücktem Wirbel. Der Schlitz ist an und für sich kurz, doch setzt eine von zwei Wülsten be- grenzte Rinne die Schlitzfurche bis nahezu zum Wirbel fort. Von einer Radialsculptur ist nichts zu erkennen. Die Form hat eine gewisse Aehnlichkeit mit FM. argonnensis Bvv. (Geol. de la Meuse, t. 21, f. 19—20), die BuviGnIEr aus dem Gault anführt, doch ist der Wirbel bei unserem Exemplar noch mehr nach hinten gerückt. Dieser Umstand nähert die Form der E. Michälensis Buv. (l. e., t. 21, f. 23-24), von der sie indess sehr wesentlich durch ihre Höhe sich unterscheidet. Fundort: Rodeo viejo. Cercomya angustissima Nov. Spec. Von dieser ausserordentlich verlängerten Form liegt ein leider schlechtes Exemplar vor, welches die Gattungsmerkmale er- kennen lässt. Die Vorderseite ist überaus kurz, viel mehr als dies bei einer sonst bekannten Art der Fall ist. und zwar derart, dass der Wirbel schon bei !/s der Gesammtlänge liegt. Die Hinterseite ist sehr lang und stark verschmälert. Vom Wirbel läuft eine Schrägkante nach hinten und grenzt eine von aufgebo- genen Anwachsstreifen bedeckte Area ab. Fundort: Rio Malargue. Astarte Strambergensis Banm. BeEHM, Bivalven der Stramberger Schichten, p. 562, t. 23, f. 14—15. Ein kleines Exemplar (4 mm lang), hat vierseitigen Umriss. Die Schale ist ziemlich stark gewölbt und besitzt deutlich hervor- ragende, sehr nach vorn zu gelegene Wirbel. Die Sculptur be- steht aus groben, scharfen, concentrischen Runzeln, in deren Zwischenräumen sich feine Anwachsstreifen zeigen. Die Form gleicht durchaus der Baunm schen Abbildung, vielleicht sind bei ihr die Wirbel etwas weniger prominent als bei letzterer. Fundort: Rio Malargue. Astarte aeqwilatera nov. Spec. Taf. XXV, Fig. 4. Die auffallend lang gestreckte, fast gleichseitige Art von ovalem Umriss liegt in zwei Exemplaren vor. Die Länge beträgt etwa 25 — 26 mm, die Höhe 18 mm, die Dicke 10 mm. Die Wirbel sind nicht stark. Der Schlosswinkel hat eine Grösse von etwa 130°. Auf der Vorderseite ist eine Lunula vorhanden. Die Sculptur besteht aus concentrischen, starken, mässig eng stehenden Rippen, die am Hinterrande plötzlich aufwärts biegen, während die Aufbiegung an der Vorderseite eine allmähliche ist. Die Form steht der dem Neocom zugehörigen Astarte elongata DORrB. (Pal. france. terr. eret., t. 263, f. 9-—11) hinsichtlich der Querverlängerung nahe, weicht indessen durch ihre Gleichseitigkeit und durch die Sculptur von derselben ab. Fundort: Rodeo viejo. Lucina fragosa Lor. LoRIoL, Foss. de l’&t. Portl. de I’Yonne, p. 142, t. 10, f. 4—5. Die im Steinkern erhaltene, eirundliche Form (12,5 mm hoch, 14,5 mm lang) stimmt recht gut mit der von Lorıon 1. c. gege- benen Abbildung und Beschreibung. Sie ist länger als hoch, nicht sehr gewölbt, die Vorderseite wiederum etwas länger als die Analseite. Auf dem Steinkern verrathen sich wohl die von LorıoL angegebenen vereinzelten, lamellenartigen Runzeln, sowie die leichte Radialstreifung; dagegen finde ich nicht eine allerdings ganz leichte Kante, welche vom Wirbel schräg nach hinten verlaufen soll. Fundort: Rio Malargue. Lucina argentina nov. spec. Taf. XXV, Fig. 3. Zwei Exemplare einer Zxcina - Art von fast kreisrundem Umriss sind wenig länger als hoch, von mässiger Dicke, fast gleichseitig und mit deutlich hervorragenden Wirbeln versehen. Auf der Vorderseite ist neben den Wirbeln eine leichte Ausbuch- tung vorhanden. Die Sculptur besteht neben einer feinen An- wachsstreifung aus lamellenartigen Runzeln, die bald unterhalb des Wirbels auftreten und von denen etwa 14 auf jeder Schale vorhanden sein mögen. Durch diesen Umstand erinnert die Art sehr lebhaft an die Zucina plicato-costala D’OrB. (Voyage en Amerique merid., Tome III, part. 4, t. 18, f. 13 — 14) aus dem Neocom Columbiens, die jedoch mehr vierseitig, ebenso hoch wie lang ist und dabei bedeutend gewölbter erscheint. Weitere Be- ziehungen lassen sich anführen, die unsere Art zu L. Üredneri Lor., welche höher ist und weit weniger hervorragende Wirbel besitzt, sowie zu Z. imbricata Contr. hat. Doch ist letztgenannte Form viel gerundeter als Z. argentina, auch tritt bei ihr die lamellenartige Sculptur erst in der unteren Hälfte deutlich auf. Maasse: Höhe Länge Dicke 19 mm 20 mm 9 mm 23 mm 26 mm 11 mm. Fundort: Rodeo viejo. Lucina spec. Es liegt ein kleiner Zweischaler in mehreren Exemplaren vor, welcher, wenn auch zu Zzcina gehörig, sich doch zu keiner der bekannten Arten mit Sicherheit ziehen lässt. Am nächsten steht die Art vermöge ihrer Sculptur sowie der Form der Wirbel der ZLucina plebeja Coxr., von welcher sie sich namentlich durch die Höhe der Schale sowie die mehr mediane Stellung der Wirbel unterscheidet. Fundort: Rodeo viejo. Arca magnifice-reticulata Baum. B&Hm, Bivalven der Stramb. Schicht., p. 580, t. 65, £ 10-11. Die stark ungleichseitige, verlängerte Form von mässiger Wölbung stimmt mit der von Baum |. ec. gegebenen Beschreibung und Abbildung gut überein. Die gitterförmige Seulptur, welche auf der Mitte der Schale am feinsten, am vorderen und hinteren Ende jedoch gröber ist (wo die Radialrippen viel weitläufiger stehen als die concentrischen Streifen), entspricht völlig der von A. magnafice- reticulata. Fundort: Rodeo viejo und Rio Malargue. Pecten cf. concentricus Dunk. u. Koch. DUNKER u. Koch, Beiträge, t. 5, f. 8. — STRUCKMANN, Ober. Jura, p. 84.u. 81: — Ders., Neue Beiträge. p.: 13,:t. 3, f..2. Einige Exemplare einer Pecten-Art von eirundlichem Umriss lassen sich ohne Zwang auf die angegebene Art beziehen. Die ziemlich flachen, sehr dünnen Schalen zeigen eine sehr feine, concentrische Streifung, ausserdem aber äusserst zarte Radiallinien ganz in der Weise wie das STRUCKMANN ]. c. abbildet. Das Ver- halten der Ohren ist nicht deutlich zu beobachten, doch scheint auf ihnen eine der bei Dunker, l. c., gegebenen Abbildung ent- sprechende Sculptur vorhanden zu sein. Unsere Art steht jedenfalls dem P. cingulferus ZiTTEL (Stramberger Schichten, t. 30, f. 20—21) nahe, dessen concen- 417 trische Streifung jedoch weniger fein ist und welcher der Längs- linien gänzlich entbehrt. Fundort: Rio Malargue. Anomia (?) Koenent nov. spec. Taf AXV,6.Eio.0. Mehrere länglich rundliche Exemplare, deren Höhe die Länge übertrifft, mit einer deutlich gewölbten und einer flacheren Klappe, deren erstere einen verhältnissmässig starken Wirbel besitzt, zei- gen einen geraden, vom Wirbel der gewölbten Schale überragten Schlossrand. Die Klappen sind ziemlich gleichseitig. Die Sculptur besteht aus groben, unregelmässigen Runzeln. Von einer radialen Streifung ist nichts zu sehen. ÖObschon die Durchbohrung der flachen Klappe nicht zu con- statiren war, wurde es vorgezogen, die Art zur Gattung Anomta zu ziehen, da die bei Placunopsıs gewöhnliche Radialstreifung bei keinem Exemplare zu bemerken war. Fundort: Rodeo viejo. Aptien vom Portezuelo de Carqueque. Ammonites spec. Ein Windungsbruchstück von schlechter Erhaltung gestattet weder Gattungs- noch Artbestimmung. Es gehört einer Form mit elliptischem Windungsquerschnitt, steil zur Naht abfallenden Flanken, mächtiger Nabelweite an. Die Windungen sind mit nicht eng stehenden Rippen geziert, von denen eine um die an- dere sich bald über der Naht in zwei Theilrippen gabeln, die leicht nach vorn gestellt sind und sich bei ?/3 der Windungshöhe abermals gabeln. Die zwischengestellten Rippen zeigen eine ein- malige Theilung bei °/s der Windungshöhe. Der Verlauf der Rippen auf der Externseite ist nicht erkennbar. Die Form hat mancherlei Beziehungen zu der Altersform des Hoplites Des- hayesi, wie sie die Abbildungen bei Nzeumayr und Uurig (Am- monitiden der Hilsbildung, p. 49, t. 46, f. 2—3) darstellt. Östrea sp. Ein Austernfragment von so schlechter Erhaltung, dass eine Deutung ausgeschlossen erscheint. Pecten sp. Mehrere Abdrücke und Schalenreste einer kleinen Peeten-Art mit sehr stumpfem Schlosswinkel und mindestens 16 regelmässi- 418 gen Rippen lässt eine Bestimmung nicht zu. Die Zwischenräume der Rippen sind wenig breiter als letztere. Ueber die scharf- kantigen Rippen gehen zahlreiche feine Anwachsstreifen hinweg, die in den Interstitien etwas vorgebogen erscheinen. Auf den Rippen bilden sie keinerlei Schüppchen. Auch auf den Ohren ist die Anwachsstreifung vorhanden. Serpula Phillipsia R&umer. ReEMER, Kreidegebirge, p. 102, t. 16, f£ 1. — PhırLLıps, Geology ot Yorkshire, t. II, f. 29 (Vermicularia Sowerbyi). In sehr zahlreichen Exemplaren und vollkommen guter Er- haltung liegt diese (in den Speeton clay sowie den Ürzoceras- Schichten Norddeutschlands so häufige) Art vor. Einen irgend wesentlichen Unterschied von dem europäischen Vorkommniss konnte ich nicht finden. Oberes Neocom vom Arroyo Pequenco. Mytilus Owvieri MATHER. | MATHERON, Catal., p. 179, t. 28. f. 9—10. — PICTET et CAMPICHE, - St. Croix, Bd. IV (des Materiaux), p. 491. M. lineatus D’ORB., Pal. franc. terr. cret., III. t. 337, f. 7—9. M. sublineatus PICT. et Roux, Terr. apt., p. 111, t. 15, f. 8—9. Die nicht grossen, länglichen, aber etwas gekrümmten Scha- len sind ziemlich dick; von den spitzen Wirbeln läuft eine gebo- gene Kante nach der hinteren Seite und dem Unterrande zu. Dieselbe ist abgerundet und nach oben gegen den Mantelrand hin zusammengedrückt. Die Oberfläche ist mit radialen Linien bedeckt, welche von Anwachsstreifen durchkreuzt werden. Auf dem vorderen Theil des Unterrandes ist die Längsstreifung nicht vorhanden und erscheint erst, allerdings schwach, dicht am Wirbel wieder, was auch Pıcter (St. Croix, Bd. IV, p. 492) besonders erwähnt. Trigonia conf. aliformis Park. Eine leider schlecht erhaltene rechte Schale einer Trigonia- Form von länglich dreieckiger Form, auf der Oberseite ausge- buchtet, ziemlich gebläht, mit stark eingekrümmten Wirbeln, ge- rundeter, kurzer Vorderseite, gekrümmten, nach unten und vorn verlaufenden, geknoteten Rippen dürfte eime Anlehnung an obige Art gestatten. T. Delafossei Coa. et BayLe (Mem. de la soc. geol. de Fr., 2 serie, Bd. IV, t. 8, f. 27) ist durch andere Richtung der vor- deren Rippen, sowie durch kräftigere Knoten auf denselben ver- schieden. 419 Exogyra Coulont! DEFR. spec. Gryphaea Couloni DEFRANCE, Dict. science. nat., XIX. p. 534. Ostrea Couloni D’ORBIGNY, Pal. franc. terr. eret., t. 466 u. 467. CoQUAND et BAYLE, M&m. de la soc. de France, 2 serie, 1V, p. 37, t. VII, f. 1-2. — CoQuAanD, Monographie, p. 180, t. 65, 71, 14, 75. — PICTET et CAMPICHE, St. Croix (Mat6riaux,), Bd. " p. "287, t 137, 188 und 192. Ein in sehr zahlreichen Exemplaren vorhandene grosse Exo- syren - Form von sonst sehr variabler Form, bald länglich ge- streckt, bald breiter, zeigt auf der grösseren, gewölbten Schale einen stumpfen, aber sehr deutlichen Kiel, welcher von den stark eingekrümmten Wirbeln schräg herüberläuft. Obere Schale flach und (wie auch die untere) mit blättrigen Anwachsstreifen ver- sehen. Die Art ist in fast allen Formen, wie sie von D’ÜRBIGNY und Pıcrrr dargestellt worden, vorhanden und entspricht genau den Abbildungen derselben, namentlich aber auch der von BAvYLE und Coquann 1. c. gegebenen. Eocän (?) von Arroyo Pequenco. Turritella sylviana Harrr. WHiITE, Contrib. a Pal. do Brazil, p. 161, t. 18, f. 10. Das kegelförmige Gehäuse zeigt einen Winkel von etwa 20°; die etwas concaven Windungen springen oberhalb der unteren Naht winkelig hervor. Die Windungen sind, von einer Zahl von Spiralstreifen abgesehen, glatt. Die Länge beträgt etwa 50 mm. Tylostoma cf. ovatum SHARPE. SHARPE, Quarterly Journal, Vol. V, p. 379. Eine in zwei Steinkernen vorliegende Ziylostoma - Form hat stark abgesetzte Windungen, welche eine ziemlich hohe Spirale bilden. Die letzte bauchige Windung geht in eine kanalartige Verlängerung aus, wie sie auch bei 7. wncrebrescens WHITE (Wurte, Contrib. a Pal. do Brazil, p. 188, t. 17, £. 4) vorhanden ist. Neben der Mundöffnung zeigt sich deutlich eine Einschnürung. Cardıta morganiana RArTHe. RATHBUN, Proceed. Bost. soc. nat. hist., Bd. 17, p. 250. — WHITE, ®omteib..a Pal. do Braz., p. 12, t. 8, f. 18-22. Die ziemlich bauchige und sehr hohe Form liegt in sehr zahlreichen Exemplaren (Steinkernen und Abdrücken) vor. Sie ist wenig ungleichseitig und nicht sehr schief. Die stark hervor- ragenden Wirbel. sind stark nach innen gekrümmt. Der Umriss ist deutlich viereckig. 420 Die Schale ist mit ziemlich groben Längsrippen versehen. Dieselben sind breiter als ihre Zwischenräume und werden durch deutliche Anwachsstreifen durchkreuzt, welche über die Rippen hinweglaufen und auf denselben eine schuppige Sculptur hervor- bringen. Die Innenseite der Schale war glatt, wie das die Steinkerne lehren, mit Ausnahme des Randes, der grob gezähnt erscheint. Höhe eines Steinkerns Länge desselben Dicke desselben 25 mm 23 mm 19 mm. Cardita sp. Eine in einem Steinkern und mehreren Abdrucksresten vor- handene Art ist bedeutend grösser als die vorige. Sie ist ausser- ordentlich schief und ungleichseitig und ziemlich bauchig. Ihr Umriss ist oval. Die Wirbel strecken sich ganz nach vorn und sind zugleich stark eingebogen. Die Schale war mit starken Rippen besetzt, welche von sehr zahlreichen gröberen und fei- neren concentrischen Streifen durchkreuzt werden. Die Zwischen- räume der Rippen scheinen breiter zu sein als diese; wenigstens gilt das für die mittleren Rippen. Die Art hat mancherlei Ver- wandtschaft mit der Cardıta Wrlmote Rarug. (WHITE, 1. c., t. 8, f. 16— 17). Doch ist bei dieser der Wirbel viel kleiner, der Umriss mehr gerundet und weniger lang, auch weniger bauchig. Die Innenseite der Schale war glatt, von dem sehr grob ge- zähnten Rande abgesehen. 421 6. Beiträge zur Kenntniss des Neogen in Griechenland. Von Herrn PAUL OPPENHEIM in Berlin. Mit einer geologischen Einleitung von Herrn ALFRED PHILIPPSoN in Berlin. Hierzu Tafel XXVI—XXVII Das Material zu vorliegender Studie wurde von Herrn Dr. PHıLıppson während seiner, der geographischen und geologischen Erforschung Griechenlands gewidmeten Reisen (Herbst 1887, Frühjahr 1888, 1889 und 1890) gesammelt und mir zur Bear- beitung übergeben. Auf meinen Wunsch hin hat derselbe diesem Aufsatze eine Einleitung hinzugefügt, welche über die geologischen Verhältnisse insbesondere des peloponnesischen Neogen in aller Kürze orientiren will; für alle Einzelheiten sei auf die grössere Publication verwiesen, welche Herr Dr. Pmmıppson demnächst über den Peloponnes veröffentlichen wird. Wir haben uns bei unserem Unternehmen der entgegenkom- mendsten Unterstützung seitens des Herrn Prof. Dr. E. von MaAr- TENS zu erfreuen gehabt; wir benützen gern diese Gelegenheit, diesem Herrn hierdurch auch öffentlich unseren wärmsten und ergebensten Dank auszusprechen. Die Kenntniss der jungen Bildungen Griechenlands ist im We- sentlichen bisher ausschliesslich durch die Thätigkeit französischer und österreichischer Forscher gefördert worden. Das erste Werk, welches unseren Gegenstand eingehender behandelt und welches wohl für alle Zeiten Grund legend geworden ist, bildet die Expedition scientifique de Mor&e, welches in den Jahren 1832—1836 zu Paris erschien; die geologischen Verhältnisse unseres Gebietes sind in die- sem Werke durch PuıLLon DE BoBLAYE und THEODORE VIRLET (Ex- pedition scientifique de Moree, Section des sciences physiques, II, 2. Geologie et Mineralogie) geschildert, die Zoologie durch die bei- den GEOFFRoOY St. HıLaIıRE, DesHayYss, BırRRon und BorrY DE 422 St. Vincent. Die geologischen Ergebnisse der Expedition, soweit sie das Neogen betreffen, kranken an einem fundamentalen Fehler; es wird aus den mächtigen Conglomeraten und meist versteine- rungsleeren Mergeln, welche auf der Halbinsel bis zu bedeutenden Höhen ansteigen. ein älteres Tertiär gebildet, welches an einer Stelle (p. 23) mit dem Eocän (Etage parisien), an einer anderen Stelle (p. 216) mit der Molasse (Nagelfluhe) der Schweiz oder dem „Tertiaire moyen“ gleichgestellt und im Gegensatze behan- delt wird zu den marinen Pliocänbildungen, dem „Etage sub- apennin“, welche die Küsten der Peloponnes umsäumen; eine irrige Anschauung, deren Richtigstellung für die Auffassung des tektonischen Aufbaues der peloponnesischen Gebirge von der höchsten Bedeutung ist. Wir werden weiter unten sehen, dass diese Conglomerate in der That das Hangendste der unterplio- cänen „Subapenninmergel“ bilden. DesHAavyes, dem die Bearbeitung der Mollusken, der recenten und fossilen. übertragen war, hat sich dieser seiner Aufgabe mit der ihm eigenen seltenen Sachkenntniss zu entledigen gewusst. Leider besitzen seine Zusammenstellungen und Beschreibungen aber den einen, schwerwiegenden Fehler, ohne genauere Fund- angaben verfasst zu sein, sodass dadurch einmal eine Trennung der verschiedenen Tertiärgebiete von Elis, Messenien, des Golfes von Korinth und des Isthmus zur Unmöglichkeit wird, dann sich aber auch innerhalb derselben natürlich kein procentualer Ver- gleich der recenten und fossilen Typen durchführen lässt, wie ihn unsere moderne Tertiärgeologie für die genauere Altersbestim- mung mit Nothwendigkeit verlangt! Fıepter !) und Russesger?) bringen beide in ihren Reise- berichten nichts Wesentliches über das Neogen der Halbinsel bei; wichtiger sind die Untersuchungen von Morırz Hörnes über das Tertiär von Kalamaki (Isthmus), welche 1855 in den Bulletins de la Societe geologique de France erschienen; sie enthalten eine sorgfältige Zusammenstellung der von ihm an dem erwähnten Fundort gesammelten Fossilien, welche indessen in ihren Schluss- folgerungen durch die neueren Untersuchungen von Fucas°) und PrıLıppson*) nicht unwesentlich modificirt wird. Gaupry giebt !) FIEDLER. Reise durch alle Theile des Königreichs Griechen- land, I. Leipzig 1840. ?) RUSSEGGER. Reisen in Europa, Asien und Afrika, IV. Stutt- art 1848. ®) Denkschriften der k. Akad. d. Wissenschaften, mathem.-naturw. Classe, 37. Bd.. 1877. *, Der Isthmos von Korinth. (Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde in Berlin, Bd. XXV, Heft 1, 1890.) einige Notizen !) über die am Isthmus auftretenden Schichten und über den Neogencomplex von Megara und beschreibt mit FiscHer zusammen eine Reihe von überall auf der Halbinsel in den Tertiär- absätzen wieder auftretenden limnischen Formen. Die trotz ihrer, wie wir annehmen, in wesentlichen Punkten zu berichtigenden Re- sultate bedeutsamen Untersuchungen von Ta. FucnHs (l. c.) beschäf- tigen sich wie die späteren, im Auftrage der Wiener Akademie durchgeführten Arbeiten Neumayr’s?), Brrrser’s und Teuuer’s des Näheren nicht mit den Verhältnissen des Peloponnes, doch sind diese letzteren, wie wir im specielleren nachzuweisen versuchen werden, von denen des übrigen Griechenland nicht zu trennen und so die hier gewonnenen Resultate auch dort von einschnei- dender Wichtigkeit... Wir sind durch unsere bisherigen Unter- suchungen im Wesentlichen dazu gelangt, uns im Allgemeinen auf den Boden der Ansichten NeumAyr’s zu stellen; insbesondere glauben wir, dass unsere Resultate dazu beitragen dürften, die Ansichten dieses Autors bezüglich der Entstehung des östlichen Mittelmeerbeckens durch den Einbruch gewaltiger Continental- massen während und nach der oberen Pliocänzeit durch neue Belege zu stützen. Die letzte, unser Gebiet behandelnde Arbeit ist endlich der kurze Bericht, den Bückına über seine im Auftrage der Berliner Akademie der Wissenschaften in Olympia vorgenommenen Unter- suchungen in ihren Monatsberichten 1881 veröffentlicht hat. Derselbe beschränkt sich auf wenige Druckseiten, ohne auf ge- nauere Altersbestimmungen und Angaben von Fossilien einzuge- hen; das reiche Material, welches Bückıng auf seinen Excur- sionen gesammelt, ist von ihm bisher nicht veröffentlicht wor- den, und es ist daher im Sinne einer genaueren Durchforschung unseres Gebietes mit Freuden zu begrüssen, dass Herr Geheim- rath Beyricn sich entschlossen hat, die überaus interessanten, theils marinen, theils limnischen Ablagerungen entstammenden Fossilien zu bearbeiten. Wir selbst waren in Folge dessen nicht in der Lage, das Bückıne’sche Material mit in den Kreis un- serer Betrachtung zu ziehen. Geologische Einleitung von Herrn ALFRED PHILIPPSON. Die neogenen (jungtertiären) Ablagerungen umgürten die Nord- und Westküste der von hohen und vielgestaltigen Gebirgen, vor- !) GAuDrY. Animaux fossiles et geologie de l’Attique, 1862. ”) NEUMAYR. Veber den geol. Bau der Insel Kos etc. Denkschr. d. k. Akad. der Wissensch., 1880, math.-naturw. Classe, 40. Band, Zeitschr. d.D geol. Ges. XL. 2. 28 424 wiegend aus Gesteinen der Eocän- und Kreideformation erfüllten Halbinsel in einer fast ununterbrochenen Zone von bedeutender Breite, sodass dort nur auf geringen Strecken die älteren Ge- birge unmittelbar an das Meer herantreten. Viel weniger zu- sammenhängend ist der Neogengürtel an der Südküste, wo er sich vornehmlich auf die Innenseiten der beiden grossen Golfe, des Messenischen und Lakonischen, beschränkt, von letzterem aus jedoch das Eurotasthal aufwärts sich beträchtlich in das Innere des Landes hinein erstreckt. Auf der Ostseite der Halbinsel da- gegen fehlen, von Monemvasia bis zum Isthmus von Korinth, die neogenen Gebilde vollständig, mit Ausnahme der Insel Spetsae und der gegenüber liegenden kleinen Halbinsel von Portocheli. Im Binnenlande endlich, von jeder Verbindung mit der heutigen Meeresküste getrennt, finden wir nur eine einzige hierher zu zählende Ablagerung, und zwar diejenige, welche das beckenför- mige Hochthal von Megalopolis erfüllt. Diese Gebilde treten in zwei verschiedenen Facies auf. Die eine, welche wir als die Mergelfacies bezeichnen können, be- steht aus hellfarbigen, sandigen Mergeln, welche einerseits durch Anreicherung der Quarzkörner in Sande (so besonders in Messe- nien), andererseits durch Zurücktreten derselben in ganz zarte, zerreibliche, reine Mergel, zuweilen aber auch in einen festen Kalkstein übergehen können. Eine besondere Ausbildungsart dieser Mergelgruppe ist der sogenannte Poros (altgriechisch) oder Pori (neugriechisch), ein körniger, rauher, mehr oder weniger fest ver- kitteter, immer aber leicht bearbeitbarer und in grossen Blöcken brechender, grau oder gelblich gefärbter Kalksandstein, der im Alterthum wie noch heute als Baustein hochgeschätzt und viel verwendet wird. Diese verschiedenen petrographischen Erschei- nungsformen wechseln an manchen Punkten sowohl in horizontaler als in verticaler Richtung sehr vielfach mit einander ab, und die Ablagerungen gewinnen dann durch das Auftreten der Kalkstein- und Poros-Bänke, der Sandlager und Schotterschmitzen innerhalb der Mergel einen mannigfaltigen Charakter und eine wechselvolle Oberflächengestaltung, während sie in anderen Gegenden wieder auf meilenweite Erstreckung nur einförmig gestaltete und gefärbte, nackte Mergelwände aufweisen. Die Mergel selbst besitzen meist keine erkennbare Schichtung und sind von greller Farbe, ge- wöhnlich weiss oder gelblich, zuweilen auch roth oder, wie in Elis. wo sie thoniger sind. mehr gelbbraun. Nur untergeordnet tritt in tiefen Anschnitten, wo reichliche Bodenfeuchtigkeit vor- handen ist, blaue Farbe hervor, ohne doch scharf gegen die gelb- weissen Partieen abgesetzt zu sein. Getrocknet, nehmen auch solche blaue Mergel eine lichte Färbung an. Die Fossilführung der neogenen Mergel. Sande, Kalke und Porosschichten ist un- gemein wechselnd. An einzelnen Stellen ganz erfüllt mit Con- chylien, weisen sie in anderen Gegenden nur einzelne verstreute Nester auf, .in anderen wieder sind sie auf weite Strecken ganz fossilfrei. Die zweite Facies der Neogenbildungen des Peloponnes sind die Conglomerate, welche für den Bau und den landschatft- lichen Charakter des Landes von ungemeiner Bedeutung sind. Es sind meist ungeschichtete oder sehr grob geschichtete Anhäufungen von faust- bis kopf- oder sogar kubikfussgrossen Rollstücken, welche den verschiedenen Gesteinen der Kreide und des Eocän oder der krystallinischen Gruppe, wie sie in Griechenland auftreten, ange- hören, und die in sehr wechselndem Grade durch ein, gewöhnlich kalkiges Cäment verkittet, meist einen bedeutenden Grad von Consistenz besitzen. Ihr landschaftlicher Charakter ist ein durch- aus anderer als derjenige der Mergel; während diese ein unge- mein zerschnittenes, durch steile, aber doch geböschte Schluchten aufgelöstes Hügelland zu bilden pflegen, zeichnen sich die Con- slomerate durch ihre Neigung zur Bildung tafelförmiger Ver- ebnungen mit fast vollkommen senkrechten Abstürzen aus. Die Schluchten, welche diese Tafelberge durchschneiden, sird weniger zahlreich und weniger verzweigt als diejenigen, welche die Mergel- landschaft durchkreuzen, aber fast canonartig eng mit unersteig- lichen Wänden. Im Ganzen sind diese beiden Ausbildungsweisen des Neogen örtlich und stratigraphisch wohl von einander ver- schieden, doch kommen sowohl CGonglomeratbänke in den Mergeln als Mergel- und Sandbänke in den Conglomeraten vor. Die Mächtigkeit, sowohl der Mergel als der Gonglomerate. stei- gert sich stellenweise zu ganz gewaltigen Massen. In dem Schollen- lande südwestlich von Korinth erreichen die Mergel (z. B. am Berge Phuka) eine Mächtigkeit von mindestens 600 m; die Conglomerate bilden im Berglande von Achaia häufig Abstürze von 500 m und mehr bei horizontaler Lagerung; am Mavron Oros, dem grossartigen Tafel- berg nördlich von der Ziria, lässt sich ihre Mächtigkeit nicht unter 800 m schätzen. In anderen Gegenden wiederum, z. B. im westlichen Messenien, schrumpfen die Neogenbildungen zu einer schwachen Decke über dem Grundgebirge zusammen. Im Allge- meinen kann man sagen, dass die Mächtigkeit des Neogens im Peloponnes von Norden nach Süden beträchtlich abnimmt. Stets ruhen die Neogenbildungen, in welcher Form sie auch auftreten, discordant dem Grundgebirge auf. Von der heftigen 'Gebirgsfaltung der Kreide- und Eocänschichten sind die neogenen Ablagerungen nicht betroffen worden; sie lagerten sich an das bereits gefaltete Gebirge an und bedeckten einzelne Theile des- 98 * 426 selben. Dagegen unterlagen sie mitsamt dem eingehüllten Grund- gebirge später gewaltigen Verschiebungen längs verticaler Bruch- linien. wodurch sie in die verschiedensten Höhenlagen gebracht wurden. So finden wir sie im nördlichen Gebirgslande Achaia zu der erstaunlichen Höhe von 1760 m gehoben (in dem schon erwähnten Mavron Oros)!), während sie in Elis 700 m, in Mes- senien 400 m Höhe nicht überschreiten. Sie nehmen daher in den Gegenden des Nordens einen sehr bedeutenden Antheil an dem ‚Aufbau selbst der höheren Gebirge. Wenden wir uns nun zur näheren Betrachtung der einzelnen Gegenden, in denen unsere Ablagerungen im Peloponnes auftreten. Die Halbinsel wird mit Mittel-Griechenland verbunden durch eine Landbrücke,. welche aus drei verschiedenen Gliedern besteht; im Nordosten, zunächst an die attischen Kreidegebirge sich an- schliessend, der Isthmus von Megara, dann in der Mitte das isolirte, ebenfalls der Kreide zugehörige Gebirge der Geraneia, dann im Südwesten, dem Peloponnes zunächst, der Isthmus von Korinth. Der Isthmus von Megara wird ausschliesslich von neogenen Ablagerungen gebildet, welche die Vermittelung zwischen den pe- loponnesischen und mittelgriechischen Neogenbildungen herstellen. Von der Westküste, der Bai von Livadostra (dem nordöstlichen Zipfel des Golfes von Korinth), erheben sich weisse Mergel in flacher Lagerung zu einem Hügelland. welches im wasserschei- denden Rücken 450 m erreicht und sich dann nach Osten sanft zu der Alluvialebene von Megara abdacht. Diese letztere läuft zu der rings geschlossenen Bucht von Eleusis aus, an deren Ge- staden kein Tertiär vorkommt, wird aber durch einen niedrigen Kalkzug von dem offenen Golf von Aegina geschieden, sodass das Tertiär von Megara nirgends das Östliche Meer erreicht. Es ist aber nicht ausgeschlossen, wenn auch wenig wahrscheinlich, dass es hier durch Erosion abgetragen ist. Gegen Osten schieben sich in die weissen Mergel Braunkohlenflötze, plattige Kalke, Travertine und Porosschichten ein, in welchen vornehmlich, eben- sowohl wie in den zwischenliegenden Mergel- und Tegelschichten, jene reiche, nach unserer Ansicht unterpliocäne (levantinische) ?), !) Die Expedition giebt an (l. c., p. 215), dass am Olonos und Voidias die tertiären Conglomerate 1800 m überstiegen; in ersterem Gebirge kommen sie aber überhaupt nicht vor, in letzterem nur bis zu bescheidenen Höhen (etwa 1000 m). Die Gipfelregion des Voidias, die auf der Karte der Expedition mit der Farbe des „älteren Tertiärs“ (der Conglomerate) angelegt ist, besteht ausschliesslich aus Kalken und. Hornsteinen. ®) Wir folgen in der Benennung der Abtheilungen des Neogen der Uebersicht, welche NEUMAYR (I. c., p. 271) giebt. Später hat derselbe 427 ‘Fauna auftritt, die Fuchs beschrieben hat und auf die weiter unten näher eingegangen werden wird. Salz- und Süsswasser- bildungen wechsellagern hier mehrfach mit einander. Die Verhältnisse des Isthmus von Korinth sind von mir in der bereits eitirten Abhandlung!) eingehend dargestellt worden. Es sei aus derselben hier nur wiederholt, dass sich am Isthmus zwei Ab- theilungen des Neogen unterscheiden lassen: 1. zu unterst blaue Mergel mit Süsswasserfossilien der Paludinen - Schichten, nach oben übergehend in weisse Mergel mit denselben Fossilien, oder untermengt und wechsellagernd mit petrographisch nicht zu unter- scheidenden marinen Ablagerungen. Diese Abtheilung ist, meiner Ansicht nach, äquivalent den Ablagerungen von Megara, also den Paludinen - Schichten (Unterpliocän).. 2. Darüber liegen. meist discordant, marine Sande, Schotter und Conglomerate, reich an Meeresthieren; sie gehen am Isthmus bis zu 140 m Meereshöhe hinauf. Diese Gruppe, welche in Megara fehlt, ist dem Oberpliocän zuzurechnen, denn sie enthält zwar 15 pCt. nicht mehr im Mittelmeer lebende Formen, aber es fehlen ihr die grossen tropischen Conchylien, die noch für das marine Unter- pliocän charakteristisch sind. Ihre Aequivalente finden wir in Kos, Rhodos, Cypern, wie in Tarent, am Monte Pellegrino und an anderen jugendlichen Bildungen Italiens. In dem nordöstlich an den Isthmus sich anschliessenden Hügellande von Krommyonia sind die Neogenmergel fossilleer; darüber lagern ziemlich mäch- tige, ebenfalls fossilfreie Conglomerate bis zu 550 m Meereshöhe. Wenden wir uns nun vom Isthmus von Korinth nach Süd- westen in den Peloponnes hinein, so finden wir unmittelbar an- _ stossend ein ausgedehntes Tafelland von neogenen Ablagerungen, welches von dem. Isthmus und ‘der Küstenebene der Sikyonia nach Süden in mehreren, von Verwerfungen abgetreppten Stufen auf- steigt bis zu den Kalkgebirgen der Argolis.. Nur einzelne Kup- pen des Kreidegebirges ragen aus diesem Neogenlande auf, wel- ches die Gebiete der alten Städte Sikyon, Kleonae, Nemea und Phlius umfasst. Zunächst der Küste besteht das ganze Neogen aus weissen oder bläulichen, mehr oder weniger sandigen Mergeln von bedeutender Mächtigkeit; sie hängen unmittelbar mit den weissen Mergeln des Isthmus zusammen, und schon daraus geht hervor, was durch den Fund von Paludinen bei Kleonae in den sonst fossilleeren Ablagerungen bestätigt wird. dass sie ebenfalls Autor, sowie einige seiner Schüler für die Levantinische Stufe (unser „Unterpliocän“) die Bezeichnung „Mittelpliocän“ eingeführt. ‘) PmıtLippson. Der Isthmus von Korinth. Zeitschr. d. Gesellsch. für Erdkunde in Berlin, Bd. XXV, Heft 1, 1890. dem Unterplioeän zuzurechnen sind. Nur auf den untersten Stufen des Schollenlandes (bis etwa 150 m Meereshöhe) werden die Mer- gel von einer wenig mächtigen Conglomeratbank mit marinen Con- chylien (z. B. zwischen Stimanga und Velu) überlagert, zuweilen mit leichter Discordanz. Dieses auf den höheren Stufen fehlende Deckconglomerat scheint identisch mit dem des Isthmus, also Oberpliocän zu sein. Wenn wir von Kleonae nach Nemea hinauf- steigen, so begegnen wir bald einer mächtigen Schicht sehr harten Conglomerates, welche in flacher Lagerung den unterpliocänen Mergel von Kleonae überlagert. Dieses Conglomerat, stellenweise | mit sandigen Mergelschichten wechsellagernd, bildet nun weiter nach Westen mit wachsender Mächtigkeit (400 — 600 m) fast ausschliesslich die Gebirge, welche die Ebenen von Nemea und Phlius (jetzt H. Georgios) rings umgeben. Wenn wir von H. | Georgios zur Küste nach Kiaton wieder hinabsteigen, haben wir | wiederholt Gelegenheit zu beobachten, wie die mächtigen Conelo- | meratmassen in Gestalt durch die Erosion getrennter Kuppen und Tafeln die Mergel überlagern. Schematisches Profil von Nemea durch das Thal des Longopotamus zur Ebene westlich von Korinth. Berg Pruka SW 873m. ES VRR} = = Nernez & Korinth M = Neogenmergel. — Ü = Conglomerat. — MC = Marines, ober- pliocänes Conglomerat. | Ein hier beigefügtes Profil von Korinth über Kleonae nach | Nemea zeigt deutlich die angegebenen Lagerungsverhältnisse. | Wir haben hier den Bereich jener überraschend mächtigen ‘ Conglomerat - Ablagerungen betreten, welche für den Nord- und : Nordwestrand des peloponnesischen Berglandes so überaus cha- . rakteristisch sind. Wir haben ihre petrographische Beschaffenheit i und ihre Mächtigkeit bereits oben geschildert. Sie sind nie- i mals gefaltet, wohl aber häufig in Schollen verworfen und ge- j neigt, doch wohl niemals über 30°. Von hier, der Gegend von { Phlius, an ziehen sie als breite Zone nach Westen, die Vorstufen der Ziria und des Chelmos-Gebirges bildend; in einzelnen. durch 3 die Erosion von der Hauptmasse losgelösten Schollen liegen sie E € j 429 sogar weit landeinwärts mitten zwischen den älteren Gebirgen, so z.B. am Südabfall der Ziria nach dem Stymphalischen See zu. Durch ihre gewaltigen Felsabstürze, ihre tiefen Engthäler zwischen unersteiglichen Wänden geben sie der Landschaft Achaia ihren ungemein wilden und pittoresken Charakter und machen sie zu demjenigen Gau des Peloponnes, welcher von allen dem Verkehr die grössten natürlichen Schwierigkeiten in den Weg setzt. Die Altersbestimmung dieser Conglomerate ist für die Ent- stehungsgeschichte unseres Landes von der höchsten Bedeutung. Weder in den Conglomeraten selbst, noch in den ihnen zahlreich eingelagerten Mergel- und Sandschichten ist bisher, weder von mir noch von der französischen Expedition die geringste Spur eines Fossils aufgefunden worden. Nur einige geringwerthige, wenig mächtige Braunkohlenflötze (z. B. bei Kalavryta, Lapata, Paraskevi u. a. Ö.) weisen darauf hin, dass wir es mit einer limnischen, nicht mit einer marinen Bildung zu thun haben, geben aber keinen Anhalt zur genaueren Altersbestimmung. Der Um- stand, dass diese Conglomerate in den höheren Gebirgen vielfach unmittelbar auf dem Grundgebirge auflagern, ohne dass sich die Mergel dazwischenschieben, sowie die grosse Höhe, zu welcher sie erhoben sind, haben die französischen Geologen verleitet, sie für älter zu halten als die Mergelablagerungen an ihrem Fusse. Aber fast jedes der Thäler, welches sich von den Hoch- gebirgen Achaia’s zum Golf von Korinth hinabzieht, lässt er- kennen, dass die Conglomerate die Neogenmergel über- lagern, und der Irrthum der Franzosen lässt sich nur daraus erklären. dass sie diese Thäler nicht verfolgt haben, sondern sich mit dem Anblick der Conglomerat-Landschaft einerseits von den Hochgebirgen, andererseits von der Küste aus begnügt haben. Vor Allem wird dies deutlich in dem Thal von Vlovoka bei den Ruinen von Aegira. Von diesem Thal giebt das Werk der Ex- pedition auf dem grossen Profil des Peloponnes auf t. I, f. 1 folgenden Längsschnitt: Profil des Thales von Vlovoka nach der Expedition de Moree. Ziria N Mavron oros Golfe de I GENE SZENE E, Corinthe f BA __ Aegire K = Kreidekalk. — C = Conglomerat. Demnach würde also hier das Conglomerat auf Kreidekalk ruhen. Das Profil wird aber ungefähr richtig, wenn wir statt des Kreidekalkes Neogenmergel setzen, denn Kalk steht hier, mit Ausnahme einer Stelle gegenüber von Seliana, überhaupt nicht an, sondern die ganzen unteren Gehänge des Thales bestehen aus Mergeln, über welchen die gewaltigen Conglomeratmassen des Berges Evrostina mit 600 m hohen, senkrechten Abstürzen ruhen. Sowohl Mergel als Conglomerate sind von Verwerfungen durch- setzt und schwach geneigt, und zwar nach verschiedenen Rich- tungen, sodass an mehreren Stellen Discordanz zwischen beiden besteht. Wie gesagt, noch zahlreiche Profile liessen sich aus diesen Thälern anführen, welche alle die Mergel unter den Conglome- raten zeigen würden, ebenso wie wir das bereits in Kleonae beob- achtet haben. Dort liess sich das unterpliocäne Alter der Mergel constatiren; noch besser geschieht dies durch den Fund unter- pliocäner Fossilien in den die Conglomerate unterteufenden Mer- geln von Kumari; südlich von Aegion am Fusse des Gebirges gelegen. Dort finden sich im ungeschichteten Mergel einige Nester von unterpliocänen Süsswasser- und Meeres - Conchylien (s. unten) in engster Vereinigung. Die mächtigen fossilleeren Gonglomerate des nörd- lichen Peloponnes bilden also das Hangende des Unter- pliocäns. Man könnte sie daher zum Oberpliocän rechnen und Profil des Thales von Vlovoka von Seliana bis zum Meere. Evrostlina- Gebirge. a Bolf vor Korinth E 1, : Seliana fuinen von Vlovoka Vergovitza Kolokythianika Aegira © = Conglomerat. — M = Mergel. sie für äquivalent halten den oberpliocänen Conglomeraten des Isthmus von Korinth. Von diesen marinen Öonglomeraten unter- scheiden sich aber unsere „Gebirgsconglomerate“ wesentlich durch 431 ihre viel grössere Mächtigkeit. Die ersteren sind ferner reich an marinen Fossilien und finden sich ausschliesslich in der Nähe des heutigen Meeresniveaus. während die Gebirgscon- slomerate fossilfrei und zum Theil in sehr bedeutende Höhen gehoben sind. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass sich gleichzeitig die gewaltigen Gebirgsconglomerate in Süsswasser- becken und dicht benachbart im Meere die wenig mächtigen ma- rinen Conglomerate abgelagert haben und dann nachher zufällig nur die ersteren, nicht auch die letzteren so gewaltigen Hebungen unterworfen worden sein sollten. Warum fänden wir dann nicht auch irgend ein oberpliocänes marines Fossil in beträchtlicher Meereshöhe? Wir haben also den Schluss zu ziehen, dass die Gebirgsconglomerate älter sind als die oberpliocänen Meeresconglomerate des Isthmus, und dass die grosse He- bung der ersteren vor Bildung der letzteren vor sich ging. Die Gebirgsconglomerate des Peloponnes rechnen wir also zum Un- terpliocän (levantinisch), und zwischen Unter- und Oberpliocän fand die Erhebung der peloponnesischen Gebirge zur heutigen Höhe durch Verschiebungen an grossen Brüchen statt. Dieses Resultat steht übrigens durchaus nicht vereinzelt da. Das Unter- pliocän enthält auch in anderen Theilen Griechenlands und der benachbarten Länder mächtige Conglomerate, wenn auch nicht von der Gewaltigkeit wie in dem Peloponnes. So zeigen die ausgesprochen limnischen Tertiärablagerungen an der Südwestküste des Canals von Euböa, der überhaupt die grössten Analogien zum Golfe von Korinth aufweist, ähnliche Verhältnisse!); so bilden den levan- tinischen Schichten zugehörige Gonglomerate ganze Gebirge auf Rhodus?), so schliessen endlich die Pliocänbildungen der Ionischen Inseln mit mächtigen Conglomeraten ab). Ehe wir die Neogenablagerungen nach Westen weiter ver- folgen, müssen wir noch einmal zu der Gegend von Nemea zu- rückkehren, um eines Ausläufers zu gedenken, welchen die grosse Conglomeratformation von hier nach Südosten sendet. Der Bergzug, welcher das Becken von Kleonae von der Ebene von Argos trennt, besteht zum grössten Theil aus diesen Conglomeraten. Dieselben begleiten dann den Gebirgsfuss im Nordosten der letzteren Ebene bei Mykenae als eine schmale Zone von Vorhügeln. Sie haben hier bereits ungemein an Mächtigkeit verloren, wechsellagern mit !) BITTNER. Denkschr. d. Wiener Akad., 40. Bd., 1880, a.a. 0. 2) BuROWwSsKI. Grundzüge des geolog. Baues der Insel Rhodus. Sitzungsber. d. Wien. Akad., math.-nat. Cl., 1889, Bd. 98, 1. 2) Fuchs. Pliocänbildungen von Zante und Korfu. Sitzungsber. d. Wien. Akad., math.-nat. Cl., 1877, Bd. 75. PARTSCH. Die Insel Korfu. PETERM. Mittheil., Erg.-Heft 88, 1887. 432 mergeligen Schichten und verlieren sich südöstlich von Mykenae bald ganz. Der West- und Östrand der Ebene ist, wie diese selbst, frei von Neogenbildungen. Um die Agora des alten My- kenae stehen einige Porosplatten, welche jedenfalls aus der Nähe entnommen sind und den mit den CGonglomeraten wechsellagernden Mergelschichten entstammen. Dieselben enthalten marine Fos- silien (auch Cladocoren). Genau dieselben Conglomerate, mit weissen Mergeln wechsellagernd, bilden die kleine Halbinsel von Portocheli im äussersten. Süden der Argolis und, nach den An- gaben der Expedition, auch die gegenüberliegende Insel Spetsae, die von mir nicht besucht worden ist. Es ist dies, wie schon erwähnt, das einzige Neogenvorkommen an der Ostküste des Pe- loponnes. Bei Portocheli fanden sich, aus einem frischen Gra- ben ausgeworfen, einige Porosstücke mit Cardien und anderen marinen Fossilien, die eine Altersbestimmung nicht erlauben. Wir werden kaum fehlgehen, wenn wir eine ehemalige Verbindung dieses Vorkommens mit demjenigen von Mykenae annehmen und zwar in dem jetzt vom Golf von Nauplia und der Ebene von Argos eingenommenen Streifen, und es dementsprechend dem Unterpliocän zurechnen. Auch die Expedition zieht es zu ihrem „älteren Tertiär“. Westlich von Aegion tritt der Eocänkalk des Voidias gegen die Küste vor und scheidet das Neogengebiet des Golfes von Korinth von demjenigen von Elis. Aber die Scheidung ist nicht ganz vollständig. An der Küste tritt zwar zwischen Aegion und Patras auf eine kurze Strecke der Eocänkalk auf, aber etwas weiter landeinwärts erstreckt sich doch ein Zug thonig-sandiger Neogenablagerungen über die Vorhöhen des Voidias hinweg, bis der letztere bei Patras zurückweicht und dem Neogen wieder freieren Spielraum lässt. Von hier aus breitet es sich nun in zusammenhängender Masse über die ganze nordwestliche Ecke des Peloponnes aus, die Landschaft Elis erfüllend, südlich bis über den Alpheios hinüber und binnenwärts nach Osten bis an die Abhänge des Arkadischen Hochlandes jenseits des Ladon. Auch hier beobachten wir ein ähnliches Verhältniss zwischen ÜOonglo- meraten und Mergeln. Auch hier finden wir eine untere Abthei- lung, vorwiegend aus Mergeln bestehend — die jedoch hier eine mehr bräunlich gelbe Farbe haben statt der blendend weissen am Golf von Korinth — in welcher reichlich Sande, Schotter, Braun- kohlenflötze und Porosbänke eingeschaltet sind, und eine obere, welche aus mehrere hundert Meter mächtigen CGonglomeraten, ganz ähnlich denjenigen Achaias, wenn ihnen auch an Mächtigkeit weit nachstehend. zusammengesetzt ist. Auch hier schliessen sich die Conglomerate an den Gebirgsrand an, die 6 bis 700 m hohen, 433 weit ausgedehnten, ebenflächigen Plateaus der Pholoö (jetzt Ka- pellis) im östlichen (Hoch-) Elis bildend. Nach Süden und Westen brechen sie in Steilrändern ab und darunter erscheinen nun die Mergel, welche die niedrigeren, wechselvoll gestalteten Hügelländer am unteren Alpheios und Peneios bilden. Die Schichten sind hier weit weniger gestört als in Achaia, und wie in behaglicherer Breite, so dehnen sie sich in ruhigerer Lagerung in dem weiten Raume aus. Auch hier ist die Ueberlagerung der Mergel durch die Gon- glomerate zweifellos und auch schon von Bückıne constaftirt; gleichwohl werden von der Expedition auch die Gonglomerate von Hoch-Elis zu dem „älteren Tertiär“ gerechnet. In diesen Con- slomeraten finden sich auch hier keine Fossilien. Dagegen sind die darunter liegenden Mergel stellenweise reich an solchen, und zwar wechseln marine und lacustre Conchylien, nesterweise in den Mergeln zerstreut, äusserst bunt mit einander ab. Wir müssen von der Bearbeitung der Bückıng’schen Sammlung durch Herrn Geheimrath Beyrıcn die Entscheidung erwarten, ob die Süsswasserbildungen von Elis, wie es allen Anschein hat, eben- falls den Paludinen-Schichten (Unterpliocän) angehören. Der Zu- sammenhang mit dem Golf von Korinth spricht dafür. Die ma- rine Fauna, die wir hier seit dem Isthmus von Korinth zum ersten Male wieder in reicherem Maasse vertreten finden, weist, wie zu erwarten, bedeutende Unterschiede gegen die oberpliocänen Schichten des Isthmus auf, denn sie besitzt einige ausgezeichnete tropische Arten. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist also auch das Neogen von Elis Unterpliocän. Zu ihm gehört jedenfalls unmit- telbar das Pliocän der ionischen Inseln hinzu. Einen Beleg finden wir ausser in der faunistischen auch in der petrographi- schen Uebereinstimmung. In Zante sowohl wie in Korfu beob- achten wir dieselben Mergel, Sande und CGonglomerate wie in Elis, und die Gypslager, welche auf den Ionischen Inseln sich vor- nehmlich zwischen Sande und Conglomerate einschalten, zeigen sich in demselben Niveau in dem Pliocän des Hügellandes von Chlemutzi oder Glarentza, der Zante zunächst gelegenen West- spitze des Peloponnes. Durch den Vorsprung des Gebirges von Kaiapha wird das - Neogen von Elis im Süden abgeschlossen. Weiter südlich wird die Küste von wenig landeinwärts reichenden, mergeligen Hügeln und Fossilien begleitet, deren Stellung unsicher ist. Erst bei Kyparissia beginnen die näher bestimmbaren Neogen-Ablagerungen von Messenien. An der Westküste dieser Landschaft, von Ky- parissia bis Pylos, trägt die die Küste begleitende, etwa 300 m hohe Stufe von Kreidegesteinen eine Decke von neogenen Sanden, 434 Sandmergeln und Poros, welche ausschliesslich marine Conchy- lien enthalten (Fundort Pylos). Dieselbe ist weit weniger mächtig, als die Sande, Mergel und Üonglomerate, welche in häufiger Wechsellagerung und in einer Mächtigkeit von mehreren hundert Metern die Ostküste der messenischen Halbinsel von Koroni bis Petalidi begleiten (Fundorte Kastelia, Bali) und bis 400 m Höhe aufsteigend, in einzelnen Erosionsresten auch auf dem Gebirgs- rücken im Innern der Halbinsel gefunden werden. Im unmittel- baren Zusammenhang damit stehen die Sande und Conglomerate, welche die untere messenische Ebene auf beiden Seiten als Hügel- land umrahmen (Fundorte Kalamata, Lykotrapho). Auch hier bildet ein System von Conglomeraten das Hangende, aber ihre Mächtigkeit ist hier auf 50 bis 100 m redueirt. In allen diesen messenischen Ablagerungen sind bisher nur marine Fossilien ge- funden worden, und zwar charakterisirt sich diese Fauna durch das Auftreten einer Anzahl typischer Formen (z. B. Pleuronectia cristata, Terebratula ampulla u. a. m.) als Unterpliocän. Diese marinen Bildungen sind also gleich zu setzen den gemischt marinen und limnischen Ablagerungen von Elis, von Achaia und Megara. Die Westküste der Taygetos - Halbinsel (Mani oder Maina) besitzt einige geringfügige Neogenablagerungen, die wahrscheinlich mit den messenischen in Zusammenhang zu setzen sind. Die Ostküste derselben ist vollkommen frei von Neogen, erst im Innern des Lakonischen Golfes, von Marathonisi bis über die Eurotas - Mündung hinaus (im sogen. Helos) finden wir wieder hierher gehörige Bildungen in ziemlich beträchtlicher Mächtigkeit. Es sind wieder sandige Mergel. Sande und Conglomerate in Wechsellagerung, darüber eine Tafel fest verkitteten Conglome- rates, welche sich als zusammenhängendes Plateau von 200 bis 300 m Höhe östlich vom Eurotas an die Vorhöhen des Parnon anschliesst. Die Zeit verstattete mir nicht, hier eingehend zu sammeln; was ich jedoch an Fossilien in den Mergeln beobach- tete (grosse Austern, Turritella triplicata etc.) wies auf Identität mit dem messenischen Unterpliocän hin, ebenso wie die Angaben der Expedition und der äussere Habitus der -Ablagerungen. Dieses marine Neogen des Helos wird im Nordwesten ab- geschlossen durch einen niedrigen Höhenzug von Kreidekalk, der sich von den Vorhöhen des Parnon bei Goritzia nach Süden über den Eurotas hinweg zu dem Bergland von Levetsova erstreckt. Nördlich von dieser Scheide, die allerdings nicht vollständig ge- schlossen zu sein scheint, liest das Neogen des Beckens von Sparta. welches als niedriges Hügelland beide Seiten des Eurotas- 435 thales von hier aufwärts bis in die Gegend von Kastania umsäumt. Diese Ablagerungen tragen durchaus den Charakter Jimnischer Anhäufnngen; es sind Mergel, lose Sande und lockere grobe Schotter in wirrem Wechsel. In denselben fand ich bei Skura (südöstlich von Sparta) Paludinen. Die Expedition giebt an, dass das Plateau dieser Süsswasserbildungen gegenüber Sparta von einer Schicht mit marinen Fossilien bedeckt sei; ich habe die- selbe nicht beobachtet. Wir haben also in dem Becken von Sparta einen Süsswassersee aus der Unterpliocänzeit vor uns, der wahrscheinlich mit der gleichzeitig existirenden Meeresbucht des Helos, vielleicht nach Art einer Lagune, wie sie sich in kleinem Maassstabe noch heute an der Eurotasmündung finden, in Zu- sammenhang gestanden hat. Wenn wir den Eurotas aufwärts verfolgen, so führt uns eine niedrige, aber aus Grundgebirge bestehende Wasserscheide in das Becken von Megalopolis hinüber, das vom oberen Alpheios durch- flossen wird und ganz ähnliche Verhältnisse aufweist, wie das- jenige von Sparta. Es ist rings von Gebirgen umschlossen, durch die sich der Alpheios in einer wilden, stellenweise unzugäng- lichen Durchbruchsschlucht einen Weg geöffnet hat, um aus dem Becken nach Nordwest zu den Hügelländern von Elis zu ent- weichen. Das ganze Becken, dessen Ränder seit der Neogenzeit durch Verwerfungen vielfach umgestaltet sind, ist bis zu einer Höhe von über 100 m über dem Fluss mit neogenen Bildungen ausgekleidet; es sind wieder blaue, weisse und gelbliche Mergel, wechselnd mit Sanden und Conglomeraten, welche im Allgemeinen fossilleer sind. Doch beweist, neben dem Habitus der Ablage- rungen. der gänzliche Mangel an marinen Fossilien und das Vor- kommen von Braunkohlenflötzen die limnische Entstehung der- selben. Zudem fand ich in den das Becken im Nordosten um- - rahmenden Gebirgen, bei Vanköu, einen durch Verwerfungen in beträchtliche Höhe gehobenen Fetzen derselben Ablagerungen, welcher schlecht erhaltene Paludinen enthielt. Das Becken von Megalopolis war also ehedem ein Süsswassersee, den wir, ohne voreilig zu sein, nach Analogie der übrigen Süsswasserbildungen Griechenlands und nach dem Vorkommen freilich unbestimmbarer Paludinen ebenfalls in die levantinische, d. h. Unterpliocänzeit versetzen können. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser See mit demjenigen von Sparta über die niedrige Wasserscheide hin- weg in Zusammenhang gestanden hat. Die letzten jugendlichen Ablagerungen, die wir hier noch zu erwähnen haben, sind einige kleine Schollen von Poros-Gestein. welche in geringer Ausdehnung, in geringer Meereshöhe und fast 436 ungestörter Lagerung den Küsten der östlichsten der drei südlichen Halbinseln des Peloponnes, derjenigen, die mit dem Cap Maleas endigt, ankleben. Sie befinden sich in der Nähe des alten Aso- pus, ferner an der Bai von Vatika (bei dem heutigen Neapolis und auf der Insel Elaphonisos) auf der Westküste, etwa südlich von Monemvasia an der Ostküste der genannten Halbinsel. Sie enthalten marine Conchylien. Dieselben sind nicht zahlreich und schwer aus dem harten Gestein zu gewinnen; ich musste daher bei der Kürze der mir zu Gebote stehenden Zeit, die ich vor- züglich auf das Studium des Gebirgsbaues zu verwenden hatte, darauf verzichten zu sammeln. Die Frage muss daher offen gelassen werden, ob diese Ablagerungen dem Unterpliocän von Messenien und Lakonien zuzurechnen sind, oder ob sie dem Ober- pliocän oder gar Quartär entstammen. Der petrographische Habitus giebt keinen Anhaltspunkt, da porosartige Gesteine in Griechenland in allen jüngeren Ablagerungen vorkommen }). Paläontologischer Theil von Herrn PAUL OPPENHEIM. Schreiten wir nunmehr nach der topographischen und geo- logischen Besprechung der uns beschäftigenden Sedimentärbildun- gen zu einer Altersbestimmung derselben auf Grund der uns vorliegenden organischen Reste; die genauere Besprechung der aufgefundenen Formen dürfte zweckmässiger weiter unten nach- folgen; vor der Hand acceptiren wir die von den Autoren ge- wählten generischen und specifischen Bestimmungen, ohne zu Aenderungen, soweit dieselben nicht zum Verständniss und zur Begründung unserer Ansichten dringend nöthig, unsere Zuflucht zu nehmen, aber auch ohne uns durch die vorläufig angenomme- nen Bezeichnungen in irgend einer Weise zu binden. Wir haben es also in den Neogenbildungen des Peloponnes mit marinen und limnisch-lacustrinen Bildungen zu thun, welche durch die Ablagerungen von Megara mit den analogen Sedimenten Mittel - Griechenlands zusammenhängen; diese letzteren sind es auch, welche uns den ersten Schlüssel für die Altersbestimmun- sen des Gomplexes gewähren. Die weisslichen, plattigen Süss- wasserkalke von Megara, welche, wie Fucus”) angiebt, in drei verschiedenen Niveaus Brackwasserschichten in sich einschliessen, haben nach diesem Autor bisher folgende Fossilien geliefert: !) Verel. über das peloponnesische Neogen auch A. PHILIPPSoN: Der Peloponnes. Berlin 1891. !) Fuchs. Denkschriften d. Wiener Akad. d. Wissensch., Bd. 37, 1877. a. Brackische Schichten: Buceinum neriteum Lam. (Cy- clonassa nerttea LAm.), — n. sp. ef. coloratum EıcHw., Murex sublavatus BAasr., Cerithium atticum GAUDR. et FischH., — vulgatum Bruc., — sp. cf. nodosoplicatum Hörn., Melanopsis anceps GAUDR. et Fiscn., — costata FeER., — incerta Fuchs, Melania curvicosta Desn.. — Tournouer? Fucus, Odostonna interstincta MoNTr., Rissoa pulchella Pıun., — Sp. Bithynia sp., Natica helicina Brocc., Neritina Sp.. Bulla hydatis Lixn., Venus gallina Lınn., Lucina lactea Linn., 4537 Cardium edule Linn., Arca pectinata Brocc., Congerta sp. ef. polymorpha PARL!, Balanus. Kleine Species. b. Süsswasserschichten. Planorbis cornu BRONGN., Limnaeus megarensis GAUDR. et FISCHER, Vivipara megarensis Fuchs, Biühynia simplex Fuchs, — scalaris Fucns, Hydrobia attıca Fucns. — Heldreichiti Fucus, Valvata minima Fuchs, — kupensis Fuchs, Nerttina micans GAUDR. et FISCHER, Melanopsis unceps GAUDR. et FISCHER, -— costata NEUMAYR non FER., — incerta Fucus, Melania Tournouerı Fuchs, — curvicosia Desn. Fucas meint nun, dass aus dieser Fauna mit Evidenz hervorgehe, dass die Süsswasserablagerungen von Me- gara jünger seien als die GCongerien-Schichten und dass sie vielmehr ein Aequivalent der oberen marinen Sande von Kalamaki und mithin auch der marinen Pliocän- bildunsen von Rhodus, Kos und den oberen Schichten von Tarent darstellen. Diese Ansicht ist nun, wie bereits NeEv- MAYR (l. c.) gezeigt hat, eine irrige, der von Fuchs selbst heran- gezogene Vergleich mit den brackischen Schichten von Siena und Montpellier wie der Umstand, dass von den in Megara aufge- fundenen Arten mindestens ein Drittel ausgestorben, ist für NEU- MAYR Grund geuug, den Schichtencomplex von Megara dem älte- ren Pliocän zuzuzählen. Diese Annahme findet auch durch das mir vorliegende Material vollauf ihre Bestätigung. Abgesehen davon, dass das Hauptleitfossil der ganzen Bildung, die Mela- nopsis anceps Gaupry et Fischer wie die Melanopses incerta Fuc#s, dem in den oberen Paludinen - Schichten Slavoniens so 438 reich vertretenen Formenkreise harpula-hastata-lanceolata-costata- clavıgera NEUMAYRS angehören, dass. wie DE STEFANI (CARLO DE STEFANI, Sull’ epoca degli strati di Pikermi [Bull. Com. geol. d'Italia, 1878, p. 396]) gezeigt hat, Planorbis cornu und Mela- nıa curvecosta Desm. bisher nur im typischen Miocän aufgefunden wurden und dem italienischen Pliocän zu fehlen scheinen, gelang es mir, auch einige Formen aufzufinden, welche für beide Ab- lagerungen, die griechischen und slavonischen, specifisch gleich. den Zusammenhang zwischen ihnen vermitteln. Es sind dies: Melanopsis hastata NEUMAYR, — costata NEUMAYR non FER., u clavigera NEUMAYR, von welchen die erstere nach NeumAyr in den unteren Paludinen- Schichten mit Veripara stricturata, die letzteren in den oberen mit V. Hoernest und V. Zelebor! auftreten; wie diese Formen in dm Complexe von Megara vorkommen und ob sie dort ebenfalls ein gesondertes Niveau vertreten, vermag ich nach dem mir vorlie- senden Materiale nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Mit Be- stimmtheit scheint mir aber aus dem Vorkommen dieser drei Formen wie aus dem Gesammtcharakter der Fauna hervorzugehen, dass die Schichten von Megara der le- vantinischen Stufe angehören und als gleichzeitig mit den durch die starke Entwicklung reich verzierter Pa- ludinen und Melanopsiden charakterisirten Süsswasser- absätzen des östlichen Europa aufzufassen sind. Diese meine Anschauung, welche sich völlig deckt mit den Anschauungen NEUMAYRs, scheint mir eigentlich auch aus den Ausführungen Fuchs’ mit zwingender Nothwendigkeit hervorzu- sehen. Welche Veranlassung hat denn dieser Autor, nachdem er die Unmöglichkeit einer Identificirung zwischen dem Complexe von Megara und den Congerien-Schichten des Wiener Beckens nach- gewiesen, sofort auf das obere Pliocän, dem die marinen Con- glomerate von Kalamaki, wie Fuchs mit Recht annimmt und wie seitdem PHiLıppson zifiermässig nachgewiesen, zweifellos ange- hören, überzuspringen und für die Identität dieser beiden Bildun- gen einzutreten? Es kommen nach Fuchs in Megara eine Anzahl mariner Formen vor, welche in Kalamaki nicht mehr aufgefunden worden sind; ich erwähne hier nur Arca pectinata BRoccHT, Natica helicina Broccnı!), wie den specifisch miocänen Murex !, Nach WEINKAUFF:! Die Conchylien des Mittelmeeres, ihre geo- graphische und geologische Verbreitung, Cassel 1868, II, p. 250, kommt Natica helieina heut im Mittelmeere nur an den Küsten von Süd-Frankreich vor. 439 sublavatus Bast., die beiden ersteren aber kommen im typischen Unterpliocän Italiens häufig genug vor, sodass also auch nach Fucas’ Tabelle die Schichten von Megara wenigstens als limnische Aequivalente des marinen Unterpliocän aufzufassen wären, was man bisher für die Paludinen - Schichten des östlichen Europas wohl mit Recht angenommen hat! Der Vergleich mit den Conge- rien-Schichten, wie überhaupt dieser Horizont, verliert zudem jede Bedeutung, nachdem Fuchs schon im folgenden Jahre 1878) überzeugend genug nachgewiesen, dass „es eben Gongerien- Schichten von verschiedenem Alter giebt, und dass die- selben mit dem oberen Miocän beginnend bis tief in das Pliocän hineinreichen!* Wir werden weiter unten die- sem Gegenstand näher zu treten versuchen. — Wenden wir uns nunmehr nach Westen und treten wir den Verhältnissen des Isthmus von Korinth näher! Wir können hier voll- kommen das bestätigen, was PrıLıppson (l. ec.) über diesen Gegen- stand bereits veröffentlicht hat. Die blauen Mergel, welche die Unterlage des ganzen Schichtencomplexes abgeben, und welche nach der Ansicht dieses Autors als identisch mit den weissen aufzufassen sind, enthielten in reicher Menge der Individuen, wenn auch in ungünstiger Erhaltung die Neritina micans (FAUDR. et Fischer, welche ebenfalls in den Pliocänmergeln von Megara vorkommt. FucHs erwähnt zudem: Limnaeus Adelinae CANTRAINE, Congeria amygdaloides DUNKER, Vivipara ornata Fucnhs (— Me- — minor Fuchs, lania ornata NEUM.), Limnaeus Sp., Nerttina nivosa Brus., Vivipara Sp., Congeria clavaeformis Krauss, Melania sp. Wenngleich die Identität der griechischen Congerien mit denen der Günzburger Molasse, welche sich ausschliesslich auf die von Fuchs selbst inzwischen aufgegebene!) Voraussetzung der Gleichwerthigkeit beider, der griechischen und der schwäbischen Absätze, zu stützen scheint, mir höchst zweifelhaft ist, so dürfte doch das Vorkommen der Neritina micans GAUDR. et FISCHER, der aus den kroatischen CGongerien - Schichten von Brusına be- schriebenen Ner:itina nivosa wie der Melanıa ornata, einer reich verzierten Angehörigen der Sippe der Melania Hollandri dafür sprechen, dass wir auch hier einen den Paludinen-Schichten gleich- !) Ta.FucaHs. Studien über die Gliederung der jüngeren Tertiär- bildungen Ober-Italiens. Sitzungsberichte d. k. Akad., math.-naturw. Classe, 77, Wien 1878, p. 436. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2. 29 440 werthigen Horizont zu erkennen haben; es wäre dies also die Stufe des für das ganze östliche Mittelmeerbecken so überaus charakteristischen Limnaeus Adelinae, die uns hier zum ersten Mal entgegentritt und die, wie wir im Folgenden ersehen werden, auch an anderem Orte, bei Kumari, durch den Einschluss echt pliocäner Meeresconchylien als dieser Periode angehörig erkannt werden wird. Die obere Schichtenserie, welcher die Sande und Conglomerate von Kalamaki angehören, und welche die blauen Mergel discordant überlagert, enthält nach der sorgfältigen Zu- sammenstellung Pritsıprson’s 15 pCt. heute im Mittelmeer ausge- storbener Arten, darunter zwei eigenthümliche, den schwach be- zahnten Dridacna-Formen des Schwarzen und Caspischen Meeres nahestehende Cardien !) (Cardium tenue Fucns und O©. Fuchst Prıuıppson), einige nordische Typen (Fusus corneus L., Rıssoa albella Lovsx), einzelne specifische Miocänformen des Wiener Beckens (Mitra Partschi Hörn., Cerithium bilineatum Hörx.) und eine Anzahl für das obere Pliocän von Rhodus und Cypern ausserordentlich charakteristischer Typen (Strombus coronatus Derr., Dentalium fosslle L., D. mutabile Don., Tapes vetula L.. Rıssoa plicatula Rısso. Enulima lacten D’ORB. u.a.). Die Bil- dung dürfte also trotz des verhältnissmässig jugendlichen Erhal- tungszustandes, welchen ihre Fossilien darbieten, dem Oberpliocän zugezählt werden müssen und es scheint keine Veranlassung vor- zuliegen, sie mit NEUMAYR in das Quartär zu verweisen. Die Paludinen, welche PrıLıppson in den Mergeln der Nord- küste bei Kleone aufgefunden, erlauben in ihrer dürftigen Erhal- tung keine specifische Bestimmung, doch sind es reich verzierte und gekielte Formen vom Tulotomen-Habitus, die also jedenfalls die Hypothese der Gleichaltrigkeit dieser wie der übrigen lim- nischen Bildungen des Peloponnes mit den Paludinen - Schichten des östlichen Europas nur bestätigen. Ein gleiches Resultat gewähren die Fossilien aus dem weiter westlich gelegenen Mergelcomplex von Kumari bei Aegion, auf welche wir bereits oben hingewiesen haben. Es fanden sich hier: Limmaeus Adelinae CANTR., Turritella triplicata BROCCHT, Hydrobia Heldreichii Fuchs, Corbula cf. gebba, Congerta subcarinata DesH., Valvata sp. n. In sein Reisebuch hat Pmuippson an Ort und Stelle notirt: !) STOLIZKA hat den sehr bequemen Ausdruck Limmocardium für diese Brackwasserformen vorgeschlagen. Conf. FONTANNES, Sur la faune des etages sarmatique et Levantin en Roumanie. Bull. soc. geol., III serie, XV, 1886 —87, p. 49. 441 Limnaeus Adelinae FoRBEs, Hydrobia cf. Heldreicht Fuchs, Congerra cf. subcarinata Desn., Valwata sp. Zusammen mit dünnschaligen Cardien. In derselben Masse einige Schritte weiter: Turritella trüplicata BroccHı, Corbula cf. gebba, Cardien und Pecten cf. Jacobaeus. (Letztere Fossilien wurden leider nicht mitgenommen.) Hydrobra Heldreichti Fuchs ist von dem genannten Autor aus Megara beschrieben, Zimmaeus Adelinae Cantr. und Con- geria subcarinata Desm. aus den Süsswasserbildungen von Livo- nataes bei Talandi an der Nordküste von Lokris in Mittel- Griechenland, die letztere Form zudem von CH. MAyER aus den Congerien - Schichten von Bollene; Turritella triplicata Broccnı endlich ist eine der charakteristischsten Formen für das Unter- pliocän Italiens. Auch diese Bildung gehört also unserer An- sicht nach dem Unterpliocän an und ist als isochron mit den übrigen Süsswasserabsätzen Mittel - Griechenlands und des Pelo- ponnes, also auch mit den Paludinen-Schichten Ost-Europas auf- zufassen. — Wenn wir nunmehr nach Westen fortschreitend uns den Neogenbildungen der ionischen Küste des Peloponnes zu- wenden, so gelangen wir zu den zwei Tertiärbecken von Elis und Messenien, von denen das erstere sich durch den reichen Wechsel mariner und limnischer Ablagerungen auszeichnet, während das letztere, das messenische, im wesentlichen eine reine Meeresbil- dung darstellt; als dem elischen Becken angehörig müssen wohl auch die Neogenabsätze der Ionischen Inseln, insbesondere die- jenigen von Korfu und Zante betrachtet werden (Fucas, 1. c., Sitz.-Ber., 1877), deren Beschreibung wir wieder Tn. Fuc#s ver- danken. Es wird nach den bisher vorliegenden Daten, d. h. bis zur Veröffentlichung des reichen Materials der Bückıng schen Sammlung immer eine missliche Aufgabe bleiben, mit aller Be- stimmtheit die Fauna der beiden Meeresbecken, des elischen und des messenischen, mit einander zu vergleichen; doch gestatten die Aufsammlungen PhıLıprson’s, so spärlich dieselben speciell für das Gebiet von Elis aus äusseren Gründen waren, immerhin mit grösster Wahrscheinlichkeit den Schluss, dass wir es hier mit gleichzeitigen Absätzen, die beide dem unteren Plio- cän angehören, zu thun haben. 2 442 Es fanden sich an Leitfossilien dieser Terrainstufe in beiden Gebieten: Pleuronectia ceristata BRonNn, in Messenien allein: Terebratula ampulla Broccnı, Arca deluvii Lam., Dentalium sexangulare Lam., — turonica Duy,., Ostrea Boblayei Desn., Cerithium trieinetum BroccH. Im Folgenden geben wir eine Liste der von PHıLıprson in Elis und Messenien aufgesammelten Fossilien: Blis: Fundorte: Cardium edule L. . Olympia. Artemis eroleinles ey. — Oerithium trieinetum BroccHı . — Karatula. Pleuronectia ceristata BRoNN . . -—- (Bückına’sche Samm- lung). Melanopsiıs eleis n. SP... . Bizere. Messenien: Ostrea lamellosa Broc. . . Kalamata, Kastelia. — Boblayei Desn. ER _ — cochlear PoLi ns TS BroccnHi) . . Kastelia. Anomia ephippeum L. . Kalamata. Pecten Jacobaeus L.. . . . . — Bali. Buster ANHT Bw: = Kastelia. —Inopereularıs L.ıi Jsıuh BR. % _ Lykotrapho, Bali. — iflexuosus Poniı ni. son. — Kastelia. Pleuronectia cerıstata BRONN . . — Kastelia. Cardium edule L. Lykotrapho. — echinatum var. Deshayest rn — — oblongum CHEMN. . 2... — — tuberculatum UL. . Pylos. Arca barbata 1. . Lykotrapho. — diuuvüu Lam. . Pylos. —ı ‚turonzca Dus.inis leeih/. mern Bali: Pectunculus glycimerts L. . . Lykotrapho. Nucula nucleus L. _ Venus ovata Penn. . — Cytherea multilamella Lam. . Bali. Tellina donacina L. . Lykotrapho. Mactra sultorum L. — Corbula gibba Ouıwvı . Bali. 443 Messenien: Fundorte: Dentalium sexangulare Lam. . . Bali. Patella tarentina v. Sar. . . . Kastelia. Trochus Laugieri PayR. . . . u Turritella triplicata BroccHnı „. . Lykotrapho. Rissoa venusta Pu. -. . . . Pylos. Oyclonassa neritea BRUG. . . . — Cerithium vulgatum Bruc. var. ee en Chenopus pes pelicanı Lam. . . Kalamata. Bewer siuneulus L. -.. ...., Pylos. Conus mediterraneus BruUG. . . — Vermetus glomeratus Bw. . . . Bali. Terebratulina caput serpentis Lam. Kastelia. Terebratula ampulla Broc. . . Kalamata, Bali, Kastelia. Bed . 0... ..%..,Pylos. Bee. nel 0 cu, Kalamata. DrsHAvyss, dem wir die ausführlichste Monographie der Mollusken des peloponnesischen Neogens verdanken, hat leider seinen Beschreibungen, wie bereits erwähnt, keine Fundangaben hinzugefügt und ebensowenig eine scharfe Trennung der Absätze von Elis, Messenien und des Isthmus durchzuführen versucht. Es lassen sich daher meiner Ueberzeugung nach procentuale Schlüsse, wie sie TOURNOUER!) giebt, aus seinen Zusammenstel- lungen weder ziehen noch vertheidigen. Wenn wir dagegen er- wägen, dass die Fauna der Sande von Kalamaki ziemlich genau durchforscht und in ihrer verhältnissmässig geringen Anzahl aus- gestorbener Arten annähernd bekannt sind, so sind wir meiner Ansicht nach berechtigt, die zahlreichen heute im Mittelmeere theils erloschenenen, theils im Erlöschen begriffenen Arten, welche Dr- SHAYES aufführt, den Neogenablagerungen des westlichen Pelo- ponnes zuzusprechen. Es sind dies folgende: Corbula costellata Desn. fossil im Miocän von Bordeaux, (Desn.), Pliocän von Antwerpen und Sicilien, lebend selten im Mittelmeer (WEINKAUFF), Mya Tugon (ornataBasteror), lebend im Senegal. !) TOURNOUER äussert sich in seinem „Etude sur les fossiles ter- tiaires de lile de Cos (Annales scientifigues de l’Ecole normale de Paris 1876) folgendermaassen: J’ai releve, dans l’expedition scienti- fiques de Moree la liste des fossiles pliocenes de la p@ninsule deter- mines par DESHAYES: la sur 137 especes je n’en trouve pas moins Amphidesma subtrigona DzsnH., — ovata DesnH., Tellina wunicostalis Desn., Lucina orbicularis DEsH., Oytherea Boryi DeshH., Venus Brocchit Desn., Cardirum hians BRroccHı, Chama squamata DesH., — Brocchil Desn.)), Nucula vtalica Dssnm. (Pla- centina LMk.), Arca pectinata Brocchm, — minuta DEsH., Pleuronectia ertistata Lmx , Pecten latıcostatus LMmk., -— flabelhhiformis BRoccHT, Ostrea Boblayei Desn., 444 bisher nur fossil im Peloponnes. Unterpliocän Italiens, lebend im In- dischen Ocean (Desn.), Cardium hians nach WEINKAUFF auch Küste von Algier. bisher nur fossil im Peloponnes. Miocän, Unter- und Oberpliocän. Miocän, Unterpliocän. nur fossil im Peloponnes. Unterpliocän, lebend im Indischen Ocean. Unterpliocän Italiens. Miocän, Unterpliocän Italiens. Miocän, Unterpliocän Italiens. Terebratula (Rhynchonella) bi- Unterpliocän Italiens. partita BrocchHı, — ampulla BROccHT, — inflexa Desn., Dentalium sexangulare Lamk., Trochus patulus BRoccHI, — conchyliophorus BORN, Melania curvicosta Desu., Sigaretus haliotideus Lak., Cancellaria lirta Broccni — /yra Desu., Fusus longicosta Brocchi, Cerithium Basteroti Desn., — vulgatulum Desn., — graecum Desn., Strombus coronatus DEFR., ) Miocän, Unterpliocän Italiens. bisher nur fossil im Peloponnes. Unterpliocän Italiens. Miocän, Unterpliocän Italiens. Unter- und Oberpliocän Italiens u. Rhodus. Miocän, Pliocän. Miocän, selten Pliocän, lebend In- discher Ocean. Unterpliocän Italiens. Unterpliocän Italiens. Miocän, Unterpliocän Italiens. Peloponnes. Miocän, Unter- und Oberpliocän. de 50, et mäme d’avantage qui seraient des especes perdues propor- tion tres - forte qui tendrait & faire ranger ces couches dans le plio- cene ancien. !) WEINKAUFF, Mittelmeer-Conchylien, I, p. 150, identisch mit der mediterranen Oh. gryphoides L. 445 Cassis saburon LMmk., Miocän, Unter- u. Oberpliocän, le- bend Senegal, selten Mittelmeer. Dolium dentieulatum Desm., Miocän, Unterpliocän Italiens. Conus Mercati Broccuı, Miocän, Unterpliocän Italiens. Mitra fusıformis Broccm. Miocän, Unterpliocän Italiens. Wenn wir also auch annehmen, dass die Beschreibungen DesnAayzs’ nicht zu procentualen Zusammenstellungen berechtigen und daher eine genauere Zutheilung der in Betracht kommenden Tertiärbildungen der Peloponnes zu den einzelnen Etagen des Pliocän erst nach sorgfältigen, zu diesem Zwecke an Ort und Stelle ausgeführten Aufsammlungen ermöglicht sein wird, so steht soviel heute jedenfalls schon fest, dass das marine Neogen der Westküste der Peloponnes jedenfalls den älteren Pliocänbildungen, wie auch TOURNOUER annimmt, zuzuzählen sein wird. Dafür spricht gleichmässig der Reichthum der Bildungen an grossen Formen von Cancellaria, Dolum, Strombus, Sıgaretus, Terebrateln und Pectiniden, wie die Fülle der mit dem unteren Pliocän Italiens semeinsamen Typen. Vielleicht wird ein sorgfältigeres Studium der reichen Sammlungen Bückınag s übrigens auch über die ge- nauere Classificirung dieser Gebilde ein Licht zu werfen im Stande sein! Wenn wir uns nunmehr der Südküste der Halbinsel zuwenden, so finden wir dort weit verbreitet Süsswasserablagerungen, welche, wie PHiLıppson annimmt, zwei vielleicht communicirenden See- becken, dem von Sparta und dem von Megalopolis, ihre Entstehung verdanken. Aus dem ersteren, aus der näheren Umgegend von Sparta, von Skura, liegen mir Paludinen vor, welche weiter unten zu beschreiben sein werden. Es ist dies eine neue, sehr cha- rakteristische Art, welche sich aber eng anschliesst an die von TOURNOUER und NEUMmAYR für die Vorkommnisse der Insel Kos aufgestellte Formenreihe der Viviparen von amerikanischer Ver- wandtschaft ( Tulotoma Forbest — Mumier! — Gorceixi — Coa), also jedenfalls mit Bestimmtheit auch diese Bildungen den Paludinen- ‚Schichten zuweist. Wir sehen also. es handelt sich in der Peloponnes um Ab- sätze, welche sich in die zwei Kategorien des Neogen ver- theilen lassen. a. Unterpliocän (Levantinische Stufe, erste Pliocänfauna NEU- MAYR S (l. c.) mit Mastodon arvenensis; dazu gehören: 1. die rein marinen Absätze von Messenien, 2. die marin-limnischen Sedimente von Elis, von Megara, 446 untere Schichtenzone von Kalamaki und Isthmus, Nemea- Phlius, Kumari bei Aegion; die rein limnischen von Sparta und Megalopolis. b. Oberpliocän (zweite Pliocänfauna NeumAyr's mit Zlephas - mertdtonalis), obere Sande und Conglomerate von Kalamaki und des Isthmus. In dieses Schema fügen sich aber auch im Grossen und Ganzen die mittelgriechischen Ablagerungen, wie a priori anzu- nehmen, mit Bequemlichkeit ein. Es gehören hier dem Unter- pliocän, der Levantinischen Stufe, wie schon NEUMAYR (l. c.) theilweise nachgewiesen hat, mit grosser Wahrscheinlichkeit an: 1. die limnischen Ablagerungen von Daphne mit Melanopsis lanceolata NEUMAYR, 2. die Complexe gleicher Entstehung von Livonataes bei Ta- landi in Lokris (Fauna der Adelina elegans CANTRAINE), 3. wahrscheinlich die Ablagerungen von Marcopulo, Calamo Oropo, vielleicht auch Kumi. Wenn wir hier den grössten Theil der Binnenablagerungen Mittel-Griechenlands ebenfalls der levantinischen Stufe angegliedert haben, so verkennen wir keineswegs, dass ein positiver Beweis bisher für diese Zusammengehörigkeit noch nicht geführt ist und dass es also wohl möglich wäre, dass vielleicht auch die ältere Stufe, die pontische, zum Theil noch mit in ihnen eingeschlossen sein könnte; insbesondere scheint es keineswegs ausgeschlossen, dass die ziemlich mächtige und in ihrem Faunencharakter stark an die pontischen Schichten von Arapatak und Vargyas im südöst- lichen Siebenbürgen!) erinnernde Ablagerung von Livonataes noch die pontische Stufe in sich umfasste. Ebenso könnte vielleicht ein Theil der nach Psuniprson bis 800 m Mächtigkeit erreichen- den Mergel und Conglomerate der Peloponnes noch den älteren Complex in sich einschliessen. Es lassen sich naturgemäss die Süsswasserablagerungen beider Stufen, da ihre Faunen meist loca- lisirt sind und die stratigraphischen Verhältnisse ebenfalls wenig Aufschluss geben, schwer von einander trennen; zur Unmöglich- keit wird dies aber dann, wo, wie in vielen Fällen, jede Spur von Versteinerungen fehlt. Im Norden unseres Gebietes dürfen 5) ?\ Nach NEUMAYR (Die Süsswasserablagerungen im südöstlichen Siebenbürgen (Jahrb. d. k.k. geol. Reichsanst., 1875, p. 429) enthalten die siebenbürgischen Vorkommnisse wahrscheinlich ebenfalls die Aequi- valente beider Stufen, der pontischen und der levantinischen, in sich vereinigt. 447 wir wohl annehmen. dass die Süsswasserbecken durch Abschnü- rung und Aussüssung von Armen des sarmatischen Meeres früher in die Erscheinung traten, als im Süden, wo erst durch Dislo- cationen Raum für sie geschaffen werden musste; die brakischen Ablagerungen des Hellespont wie der Chaleidice beweisen, dass ein Arm des sarmatischen Meeres sich von Thracien aus nach Süden und Südwesten erstreckte, um sich dann im Süden all- mählich auszusüssen. Das Wechsellagern von reinen Süsswasser- und brackischen Schichtverbänden an beiden Stellen beweist, dass hier dieselben rhytmischen Oscillationen stattfanden, wie wir sie später überall in den Peloponnes beobachten können. Es wäre nun nicht unmöglich, dass der See von Livonataes ursprünglich einen Golf jenes halb ausgesüssten sarmatischen Meeresarmes dar- stellte, der sich durch Thessalien und Euboea vielleicht bis nach Lokris hinein erstreckte. Das Fehlen aller Versteinerungen in dem Neogen Thessaliens dürfte allerdings gegen diese Hypothese sprechen, in- keinem Falle bekommen wir aber durch sie eine Erklärung für das Entstehen der räthselhaften Ablagerung von Trakonaes bei Athen, im welcher Tueopor Fucas und mit ihm NEUMAYR das marine Aequivalent der sarmatischen Stufe er- blicken. Der Kalk von Trakonaes enthält nach Fuchs ein Gemisch von echt pliocänen Conchylien, Rasen bildenden Korallen (Porstes, Astraea) und Congerien. Die marinen Formen sind recht schlecht, meist als Steinkerne erhalten; was davon aber bestimmbar war, verrieth pliocäne Arten. Die Congerien, welche in den über dem Korallenkalke lagernden Schichtverbänden allmählich die Oberhand gewinnen. welche aber, wie ich bestimmt aus den von Dr. Phr- LIPPSON in diesem Frühjahr mitgebrachten Handstücken ver- sichern kann, zusammen mit den Korallen vorkommen, sind von Fuchs wie die in den gleichen Schichten auftretenden Cardien nur als sp. aff. oder cf. bestimmt, fast sämmtlich aber auf pliocäne Vorkommnisse (Bollene) bezogen worden. Congerin simplex BARrBOT, welche „einen grossen Theil des Muschelkalkes zusammensetzt“, findet sich zudem sowohl in Kumari als in Livo- nataes meiner Ueberzeugung nach in levantinischen Ablagerungen, eine als Congeria clavaeformis Krauss bestimmte Art soll der lebenden Dreyssensia polymorpha PAaıL. so nahe stehen, dass sie „vielleicht dereinst zu einer Vereinigung dieser Arten führen dürfte*!). Die Identification dieser Species mit der miocänen \ Beide Typen zeigen fundamentale Verschiedenheiten im Schloss- bau: Congeria clavaeformis KRAUSS besitzt eine Septalapophyse und ist somit eine echte Congerie, deren Verwandte unter den südameri- 448 Form aus der Ulmer Molasse wird vielleicht durch die von Fucus später selbst zurückgezogene Behauptung des Isochronismus dieser Bildungen und der pontischen Congerien - Schichten erklärt, und dürfte diese Bestimmung wohl mit jener Ansicht stehen und fallen. Wir constatiren also zunächst in diesem Korallen- und Nulliporen-Kalke von Trakonaes ein gemeinsames Auftreten von marinen (Arca lactesw Lm., Lima squamosa Lam., Spondylus gaederopus Lin. u. a.) und brackischen (Congeria , Limnocar- dium) CGonchylien, von sich sonst stets ausschliessenden Formen, wie Korallen und Congerien, von vereinzelten, bisher allgemein als pontisch angesprochenen Arten und zahlreichen des mediter- ranen Bereiches und stehen somit schon diesem faunistischen Räthsel wie der Altersbestimmung seines Substrats ziemlich rathlos gegenüber. Fucas hat den Kalk von Trakonaes, welcher ihm Veran- lassung gab, eine neue Stufe des Neogen, sein Mio-Pliocän, zu begründen, identifieirt mit den „marinen Tertiärablagerungen, welche bei Bollöene im Liegenden der Congerien - Schichten auf- treten und nach dem von MaAYvER gegebenen Verzeichnisse eine ebenso ungewöhnliche Mengung von miocänen und pliocänen Cha- rakteren aufweisen wie dieser“: er hat ihn ferner identificirt mit dem Grobkalke von Rosignano in Toskana. Der Vergleich mit Bollene fällt nunmehr fort, seitdem Fuchs ein Jahr später selbst zugegeben, dass nach den Untersuchungen von FONTANNEsS da- selbst der echt pliocäne Charakter derartig vorherrsche, dass er diese Parallelisirung für den Augenblick nicht zu wiederholen wage°). Was Rosignano anlangt. so scheint mir die Frage seines Alters noch keineswegs ganz geklärt zu sein! CArkEuLını’) hält denselben für mioceno-medio; ihm schliesst sich SequenzA®), auf Vorkommnisse in Sieilien gestützt, vollständig an. De STErFANI?) erklärt denselben in seinem ausgezeichneten Aufsatze über die Binnenmollusken des italienischen Pliocän für ein einfaches Pliocän- kanischen Formen wie ©. Risei und Verwandte zu suchen sind. Siehe darüber meinen auf der allgemeinen Versammlung in Freiburg i. Br. gehaltenen Vortrag. Zuelz ec. Denkschr., 1877.37. 60. 2),.1878,, 1.22 Sitz.-Ber2 77. °®) G. CAPELLINI. La formazione gessosa di Castellina maritima. Memorie della Academia di Bologna, Serie III, T. 4. 1873. *) G. SEQUENZA. Sulla relazione di un viaggio geologico in Italia del dottore T. Fuchs. Boll. del R. Com. geol. d'Italia. Roma 1874. °) De Srteranı. Molluschi .continentali nei terreni pliocenici. Atti della societa Toscana di scienze naturale, Pisa 1876, 1878, 1880. 449 sediment und behauptet, dass er sich über den Congerien-Schichten Toskanas, im Hangenden derselben befände; später hat dann DE STE- FANI (l: c., 1878) diese seine Behauptungen selbst zurückgezogen und heute stimmt allerdings die grosse Mehrzahl der italienischen Geologen*) darin überein, den Kalk von Rosignano für älter als die marinen Pliocänbildungen Toscanas zu halten und in innige Beziehung zu setzen zu den brakischen Congerien - Schichten, welche er unterteuft. Barpaccı?) hat auf Sicilien nachgewiesen, dass der Kalk mit Peceten aduncus Eıcmw., welchen er mit Recht nach seinen Fossilien wie nach seinem petrographischem Habitus mit dem von Rosignano identificirt, sowohl unter (Castello bei Calatafimi) als über (Pizzo di Ciminna) dem Gyps führenden Congerien-Horizont sich befindet (l. e., p. 105), sodass er ihn daher als das marine Aequivalent?) dieser Bildung an- spricht, welche von ihm als mariner Absatz betrachtet wird, dessen Entstehung sich in geschützten, langsam verdampfenden Lagunen vollzog®). Es wäre nun nicht unmöglich, dass der Kalk von Rosignano wie seine Aequivalente (DE Steranı erklärt als solche den Kalk von Par- rane, Castellnuovo della Misericordia, den Sandstein von Paltratico und die Gabbro-Conglomerate des Valle di Marmolaio, von Lespa, Pomaia und aus der Nähe des Valle della Sterza) (l. e., 1878, p. 274) in Toskana den Congerien-Schichten gegenüber dieselbe Rolle spielen würden, wie dies der Kalk mit Pecten aduncus Eıcaw. in Sicilien dem Gypshorizonte gegenüber thut, dass hier wie dort die isomesischen Ablagerungen nicht immer unbedingt auch zeitlich zu identificiren wären, d.h. dass wir, wie dies ja auch Barvaccı ausspricht, in diesen Kalken einen Theil, vielleicht den ältesten der so lange vermissten Aequivalente der pontischen Stufe NEumAyr’s, vor uns hätten. Die Verhältnisse in Rosignano selbst sprechen, wie dies ja auch Fuchs bemerkt, und wie ich selbst im letzten Frühjahre aus eigener Anschauung mich zu überzeugen Gelegenheit hatte, zum mindesten nicht gegen diese !) CAPELLINI, ]. c., 1873. DE BOSNIASKI, Rendiconti della societa@ Toscana delle scienze naturale, Pisa, Juli 1879. ?), BaLpAaccı. Descrizione geologica dell’ Isola di Sicilia. Me- morie descrittive della Carta geologica d’Italia, Vol. I, Roma 1886. *) Ibidem, p. 105: e sembra dover rappresentare un deposito litto- raneo dell’ epoca della Zona a Congerie. *) Al mio credere i gessi sino essenzialmente di origine marina e vennero deposti per effetto dell’ evaparazione delle aque del mare. Ibidem, p. 356. 450 Auffassung; der Kalk von Rosignano erhebt sich als isolirter Hügel aus der Pliocänebene, an seiner Basis sind Gabbro - Con- glomerate, welche ihn als litorale Bildung kennzeichnen, eine Ueberlagerung durch jüngere Bildungen ist an Ort und Stelle nicht vorhanden, Korallen habe ich selbst trotz allen Suchens dort nicht gefunden, sie können also in der ganzen Masse jedenfalls nicht häufig und werden wohl ausschliesslich auf ein begrenztes Niveau concentrirt sein; eine Ueberlagerung durch jüngere Bil- dungen ist bei Rosignano selbst nicht vorhanden, die Annahme der Identität zwischen den Kalkmassen von Rosignano, Castelnuovo uud Pane e Vino!) stützt sich auf den gleichen. Habitus derselben und auf anscheinend identische Fossilien, doch sind alle diese Bedingungen auf für die Schichten mit Pecten aduncus in Sieilien erfüllt und trotzdem liegen sie, wie wir vorher gesehen, sowohl unter als auch über dem Congerien - Horizonte! Und auch für diesen selbst wie für die mit ihm verbundenen Gypsmassen ist die zeitliche Identität aller ihrer Theile noch keineswegs unbe- dingt sicher gestellt. Wenn wir die letzteren mit Barpaccı und anderen italienischen Geologen, insbesondere mit PANTANELLI?) als den Absatz in langsam abdampfenden Lagunen ansehen wollen, wofür auch ihre Fischfanna zu sprechen scheint?), so lässt sich a priori nicht recht einsehen, warum sich dieser Process der Verschiebung der Strandlinie oder der Deltabildung nicht zu wiederholten Malen in rhythmischen Oscillationen vollziehen konnte. In Sicilien scheint dies ja auch der Fall gewesen zu sein und die Gypse, welche sich auf Zante (s. p. 433) und im Peloponnes nach Fucns (l. e., Sitz.-Ber., 75, 1877) und Par- LIPPSON im echten marinen Pliocän einschalten, sind jedenfalls viel jünger als der gleiche Horizont Italiens, sind übrigens auch wie die gleichen Vorkommnisse vom Ponte S. Ruffilo bei Bologna*) als zweifellos marine Absätze zu betrachten. Wenn nun Fuchs auf Grund der Vorkommen von Casino und Monte- bamboli erklärt, dass „es eben Öongerien- Schichten von verschiedenem Alter giebt, und dass dieselben mit dem !) Siehe DE BoSNIaskı. (l. ec.) Juli 1879. Profil an dem Rio San- guigna. ?) PANTANELLI, DANTE. Monografia degli strati pontici del mio- ceno superiore nel Italia settentrionale e centrale. Memorie della R. Academia di scienze, lettere ed arti in Modena, Serie II, Vol. IV. 1886. ®) Siehe DE BOSNIASKI (l. c.) Januar 1879. 5) G. CAPELLINI. Sulle marne glauconiferi dei dintorni di Bologna. Boll. R. Com. geol., 1877, p. 398. 451 oberen Miocän beginnend bis tief in das Pliocän hineinreichen“* (l. e., 1878, Sitz.-Ber., 77, p. 436), so ist dies einmal eine Bestätigung des von mir oben vertretenen Standpunktes, andererseits spricht es für die Unsicherheit die- ses ganzen Horizontes, sobald man die Stätten, auf welchen er entstanden, das östliche Europa verlässt; die Erfahrungen, welche man mit ihm, ob man ihn nun als Congerien - Schich- ten, Inzersdorfer Schichten oder pontische Stufe bezeichnet, im mediterranen Gebiete zu machen Gelegenheit gehabt hat, mah- nen zur Vorsicht und lassen die von den Wiener Autoren aufge- stellte und vertretene Theorie von der „Lücke* in der marinen Schichtenbildung und der grossen Continentalperiode während der oberen Miocänzeit unserer Ueberzeugung nach als noch nicht genugsam erwiesen und durch zwingende Beweise gestützt er- scheinen. Wir möchten uns hier lieber der älteren Maver’schen’?), später von ÜAPELLINI wieder aufgenommenen Anschauung zuwen- den, der zu Folge ein Theil der von dem ersteren Autor als Messenien zusammengefassten Bildungen als das marine Aequiva- lent der pontischen Stufe im Mediterrangebiet aufzufassen wäre; es möchte denn noch zu erwägen sein, ob diese marinen Bil- dungen nicht in einem so innigen Verhältniss zu den echten Pliocänbildungen stehen, dass sie in ihrer Gesammtheit mit diesen erst ein Aequivalent der „Zonen* NEUMAYR's ausmachen, sodass dann allerdings die von Fuchs vorgeschlagene Hinzuziehung der- selben zum Pliocän mehr für sich hätte als die Argumentationen der italienischen Geologen, insbesondere DE Sterants, welcher dieselben aus Prioritätsgründen, gestützt auf die Genesis der von Lyerr vorgeschlagenen Gliederung des Tertiärs dem Miocän zu- weist. Die Fauna von Rosignano wie die von Trakonaes trägt mit Ausnahme der Rifikorallen, welche übrigens auch im Zan- cleano Unter-Italiens vertreten sind (Dendrophyliia)?), einen durch- t) „Erwägt man dagegen nun, dass die Congerien - Schichten von Bollene im Rhönethal, welche so auffallend an die Cardien-Thone der Krim erinnern, über marinen Ablagerungen ruhen, welche einen so entschieden pliocänen Charakter haben, und denkt man zurück an die Congerien-Schichten von Casino und Bamboli, von denen die einen über, die anderen aber unter dem Kalkstein von Rosignano lie- gen, so scheint es sich aus dem Ganzen zu ergeben, dass es eben Congerien-Schichten von verschiedenem Alter giebt.“ ?) MAvER. Tableau synchronistique des terrains tertiaires su- perieures. Zürich 1868. ®) Tu. Fuchs. Geologische Studien in den Tertiärbildungen Süd- Italiens. Sitz.-Ber. d. Wiener Akad., math.-naturw. Cl., Bd. 66, 1872, 452 aus pliocänen Charakter; denselben zeigen, wie auch Fucns !) behauptet, ebenfalls die weisslichen Foraminiferen-Mergel aus dem Val di Savena bei Bologna, welche als ungefähre Aquivalente der Congerien-Schichten von Ancona anzusehen sind?). Auch die von CHARLES MAyEr°’) aus Ligurien bei Stazzano und Alice beschrie- bene Fauna, welche dort in Gesellschaft von Gypsflötzen erscheint, und die der citirte Autor, trotz des Fehlens von Limnocardien und Congerien als Aequivalente der „Congerien - Schichten“ auf- fasst, zeigt einen ganz pliocänen Habitus. Wenn die Verände- rung der marinen Organismen also, wie wir alle Veranlassung haben, zu vermuthen, mit derjenigen der Süsswasser- und Land- bewohner, insbesondere der Säugethiere, nicht gleichen Schritt hielt, wenn sich in Folge dessen diese Veränderungen vielleicht auch durch eine den minimalen Differenzen der Schalen nicht ganz Rechnung tragende Methode mehr der Aufmerksamkeit entziehen, so möchte man vermuthen, dass vielleicht auch die Pliocänbildungen Italiens, wie dies auch CArELLINı*) voraussetzt, stellenweis Aequivalente beider Stufen, der pontischen und der levantinischen, und beider Säugethierfaunen, der des Mastodon arvernensis wie derjenigen des Mastodon longirostrıs, in sich enthalten. Ob wir diese Mediterranstufe nun mit Parrro°) als Plaisantin (Piacentino) oder mit Maver-Eymar als Messinian be- zeichnen und ob wir sie dem Miocän oder dem Pliocän zuweisen, das scheint mir für das Wesen der Dinge gleichgültig und nur formalen und systematischen Werth zu besitzen; sehr wahrschein- lich scheint mir indessen zu sein, dass sie besteht, dass wir zwischen den tortonischen Mergeln und dem typischen Plioeän der Subapenninformation im mediterranen Gebiete keine Lücke in der Sedimentation anzunehmen haben, dass die sarmatische und die pontische Stufe, so typisch sie auch für den Osten: Europas ist, doch nur ausschliesslich für diesen Werth und !, Te. Fucas, 1. c., 1878, Sitz.-Ber., 77, p. 422 u 228 pP g08: chylien, welche unter dem Gypse gefunden waren ... waren viel- mehr ausnahmslos ganz gewöhnliche, weit verbreitete Pliocänarten, wie Chenopus pes pelicami etc. 4 ?2) G. CAPELLINI, 1877, ]. c., marne glauconiferi, p. 398. ®) CHARLES MAYER. Studii geologici sulla Liguria centrale. Boll. R. Com. geol., 1877, p. 419. *) G. CAPELLINI, 1. c., 1877 p. 399 (identifieando queste ultime [seil. obere Mergel] con le marne vaticane superiori del Ponzi, con le marne che spuntano alla Coroncina presso Siena (diverse affatto dalle circostanti che sono piu recenti) etc. °) L. DE PARETO. Note sur les subdivisons que l’on pourrait etablir dans les terrains tertiaires de l’Apenin septentrional. Bull, soc. g&ol. de France, II serie, T. 22, 1864—65. 453 Geltung besitzt und dass es nicht angebracht erscheint, die aus der Betrachtung dieser Gebilde dort gewonnenen Resultate ohne weitgehende Einschränkungen und Modificationen auf das Mittel- meerbecken zu übertragen. Die Existenz einer Continentalperiode. eines bedeutenden Gewinnes an jungem, trockenem Lande am Ausgang der Miocänperiode, wie sie von DE STEFAN!) und NEu- MAYR?) ziemlich eleichzeitig gefolgert und erst letzthin von PANTANELLI®) in seiner ausgezeichneten Zusammenfassung der Verhältnisse der pontischen Stufe, der besten, klarsten und über- sichtlichsten Darstellung, welche wir wenigstens über die italie- nischen Congerien-Schichten aus der jüngsten Zeit besitzen, mit aller Entschiedenheit vertreten würde, ist nicht nur wahrschein- lich, sondern scheint erwiesen zu sein. Für die Einengung und Beschränkung des Mittelmeerbeckens durch Trockenlegung grosser Gebiete im tyrrhenischen und adriatischen Meere sprechen alle bisher festgestellten Thatsachen der Paläontologie und verglei- chenden Stratigraphie; dagegen scheint mir durchaus nicht er- wiesen, dass das Meer sich auch von allen heutigen Continental- gebieten vollständig zurückgezogen hatte; die Verhältnisse in Attika sprechen, wie wir sehen werden, unbedingt dagegen; an- dererseits ist es sehr wahrschemlich. dass das Mittelmeer vom Süden und Südosten in die heutige Italische Halbinsel bis zur Po-Niederung eingedrungen war, dass dort Verhältnisse herrschten, wie wir sie heut etwa im Sunda - Archipel oder in Westindien beobachten und dass dann brakische Bildungen (Congerien-Schich- ten) neben echt marinen (Messinian) zur Ablagerung gelangten, eine Ansicht, welche, wenn auch nicht in der Form, so doch dem Inhalte nach insbesondere von CAreuLını*) des Wiederholten vertreten worden ist. Was nun die Fauna dieser brakischen Ge- bilde anlangt, deren Aehnlichkeit mit denen des Osten zwar vorhanden, wohl aber auch etwas übertrieben worden zu sein scheint, so ist der Beweis noch keineswegs geliefert, dass der Zug der Organismen gerade in der Richtung von Ost nach West, und nicht vielleicht in umgekehrter Richtung erfolgte! Die !) De STEFANI. Societa Toskana, Proc. verb. dell’ adunanza del 12 gennaio 1879. 2) NEUMAYR, 1. c., Kos, 1879 (1880 erschienen). — Vergl. auch PANTANELLI, ]. c. (Ac. di Modena), p. 152. 3) DANTE PANTANELLI, 1]. c., 1886. — Siehe auch DAnTE PAnNTA- NELLI: Su gli strati miocenici del Casino (Siena) e considerazione sul miocene superiore. Atti dei Lincei, Memorie delle scienze fisiche etc., Ser. III, Vol. III, 1879. *) z.B. G. CApELLIn:! Gli strati a Congerie e le marne compatte mioceniche dei dintorni di Ancona. Atti della R. Acad. dei Lincei, Memorie, Serie III, 1879. 454 Congerien, welche hierbei in erster Linie in Betracht kommen, sind uralte Bewohner des Mittelmeerbeckens; sie sind, wie ich an anderer Stelle kurz erwähnt!), und demnächst ausführlicher dar- legen werde, im Eocän sowohl in Ober-Italien als auch in Ungarn reich vertreten und im Oligocän und älteren Miocän (Thun, Mies- bach, Dax, Bordeaux, Mainz. Ulm)?) sehr mannichfaltig ent- wickelt; ihre lebenden Verwandten, Drerssensia Risei DuUNnkeEr, Dr. africana van Ben. u. a., welche von ConrAD als Mytilopsis und von den Gebrüdern Anams als Praxis zusammengefasst wurden und welche wie die echten Öongerien Septalapophysen besitzen, bewohnen heute die Flüsse und Lagunen Süd- Amerikas und des westlichen Afrikas; — was erscheint also natürlicher, als den Ursprung dieser Formen auch im Obermiocän daher zu datiren, wo sie sich im älteren Tertiär wie in der Jetztzeit im grosser Formenfülle aufgefunden haben? Wahrscheinlich sind die Dreissen- sien wie vielleicht auch die Limnocardien also erst in ganz junger geologischer Vergangenheit im jüngeren Miocän durch die den alpinen Continent im Norden und Westen umgebenden Fluss- ästuarien an der Küste entlang nach Osten gewendet und müssen heut auch im caspischen Meere als westliche Relicte aus der Zeit betrachtet werden, in welcher dieser abgeschnürte Meerestheil noch mit dem centralen Mittelmeere verbunden war, und sobald wir dies zugeben, verliert das Vorkommen von Üongerien in Italien und an der Rhönemündung während des jüngeren Neogen einen grossen Theil der Beweiskraft, welche ihm bisher von den Vertretern und Vertheidigern der DE StErAnI - NEUMAYR’schen Continentaltheorie zuerkannt wurde. — Wenn wir nach dieser längeren, durch die ganz eigenartigen und so verschieden beurtheilten Verhältnisse des attischen Neogen bedingten Abschweifung wieder zu dem letzteren zurückkehren, so unterscheidet Tr. Fuchs (l. c., 1877, Denkschr.) in demsel- ben drei Abtheilungen: a. die meist lacustren Conglomerate und Kalksteine von Tra- konaes, !) Vortrag auf der Allgcmeinen Versammlung der deutschen geol. Gesellschaft zu Freiburg i. B. 1890. ?) Siehe CHARLES MAYER. La decouverte des couches & Conge- ries dans le bassin du Rhöne. Vierteljahrsschrift der naturf. Gesell- schaft in Zürich, 1871: La decouverte r&ecente de couches & Congeries dans les terrains tertiairs inferieurs de la Hongrie et l’abondance de certaines petites especes de ce genre & differents niveaux des terrains tertiairs superieurs (Thoune, Miesbach, Dax, Mayence, Ulm) oblige- ront & l’avenir d’employer le terme de couches & Inzersdorf propose par Mr. Süss pour designer les couches & Congeries messeniennes moyennes. 455 b. die marinen Bildungen des Piraeus, c. die Pikermiformation, von denen die erstere als Mio - Pliocän, die beiden letzteren als ein ganz jugendliches Pliocän angesehen werden. Wir haben schon weiter oben Gelegenheit gehabt, zu bemerken, dass die bisher gegebenen paläontologischen Indizien uns für diese Alters- bestimmung des Kalkes von Trakonaes nicht zu genügen scheinen: Es sind, wie Fuchs selbst zugiebt, durchwegs pliocäne Mollus- ken, welche bisher in ihm beobachtet wurden, und was das Auf- treten von riftbildenden Korallen anlangt, so sind dieselben einmal, wie Fuchs selbst eitirt, in dem von diesem Autor für Unter- pliocän angesehenen Zancleano zweifellos vorhanden, und würde andererseits in dem Auftreten von pliocänen Korallenriffen gerade im östlichen Mittelmeere bei der wenigstens vorübergehend ein- getretenen Verbindung mit dem rothen Meere und bei dem entschieden tropischen Charakter der Mollusken-Fauna des Un- terpliocän an und für sich nichts Wunderbares zu erblicken sein. Die Mollusken-Fauna der Bildungen am Piräus trägt nach Fucns einen typisch pliocänen Charakter; es sei indessen erwähnt, dass GAupry doch einige specifisch miocäne Typen aus denselben angiebt (Cidarıs melhtensis Wricutr, Psammechinus mirabılıs Desor, Schizaster ati. Scillae, Hemiaster ati. Cotteaur Wricht, Astraea al. cerenatae Goupr., ? Conoclypeus SP.; 8. GAuDrRY, 1.c., p. 440 u. 441). Die gegenseitige Lage der Piraeusbildungen uud des Trakonaes-Complex ist auch nach Fuchs nicht mit Sicherheit zu bestimmen. wie auch GAuprr’s Profile für die Lösung dieser wichtigen Frage so gar keinen Anhalts- punkt gewähren. Es scheint aber, als ob sich beide Formationen in allen bisher beobachteten Fällen ausschliessen, und der Ge- danke einer Gleichwerthigskeit beider gewinnt umsomehr Wahr- scheinlichkeit, als sie beide in stark geneigter Schichtenstellung von der fast horizontal gelagerten Pikermibildung an verschie- denen Punkten discordant bedeckt werden (s. GAUDRY, 1. c., t. 74, f. 2, Profil vom Pentelicon bis zur Mündung des Pikermibaches) als zudem, da das Meer wohl zweifellos von Süden anrückte. die südliche Lage der Piraeusschichten zu den von ihnen nur durch eine Scholle Hymettoskalk (s. Gauprry, 1. c.. t. 75, Profil 1) getrennten Trakonaesbildungen der Auftassung, es seien die erste- ren die Strandsedimente desselben Meeres, dessen halb ausge- süsste Lagune die letzteren zur Ablagerung brachte, zum min- desten kein Hinderniss in den Weg lest. Was nun die Pikermibildungen anlangt — und zwar spreche ich hier nur von den echten, durch Einschlüsse der Fauna des Zeitschr, d. D. geol. Ges. XLIII. 2. 30 456 Mastodon longerostris und Hippotherium gracile als solche ge- kennzeichneten Ablagerungen!) — so ist ihre fast horizontale Lagerung auf der zum Theil steil aufgerichteten Molasse allerdings eine recht auffallende Erscheinung, und Fuchs wurde durch sie verführt, diese Bildungen als verhältnissmässig junges Pliocän zu bezeichnen, ja von einem quartären Erhaltungszustand der in ihr bei Raphina eingeflossenen marinen Fossilien zu sprechen. Wir wissen heute aus der zwischen ihm und DE SreErAnı geführten Polemik, wie aus den Arbeiten PanranerLurs, FoRsyYrTH MAJoRr’s, NEUMAYR’S. CAPELuınts und vieler anderer Autoren), dass diese Behauptung sich nicht aufrecht erhalten lässt, dass die Säuge- thier-Fauna der marinen Pliocänbildungen Italiens die des Val d’Arno, die mit Mastodon arvernensis ist, und dass die Fauna von Casino mit Herppotherium, welche den Pikermibildungen im Alter ungefähr entsprechen dürfte. von manchen Autoren sogar noch für jünger angesprochen wird, einem älteren Niveau an- gehört als es das typische Pliocän Italiens, das Astiano bezeichnet. Eine totale Verschiedenheit der Säugethier-Faunen Italiens und der Balkanhalbinsel während des Pliocän und das Ausdauern von verhältnissmässig sehr alten Typen in der letzteren wäre nun zwar keine unbedingte Unmöglichkeit, scheint doch aber bei den ausgedehnten Landverbindungen, welche zwischen beiden direct und indirect bestanden und bei dem Charakter der Pikermifauna, welche zum grossen Theil aus schnellfüssigen Hufthieren besteht, deren Verbreitung nach allen Richtungen der Windrose also keine Schwierigkeiten hatte, eine recht unwahrscheinliche und unan- nehmbare Hypothese! Wenn wir dieselbe also ablehnen, so sehen wir uns gezwungen, die Pikermisedimente in die pontische Stufe zu verlegen und als annähernd gleichwerthig mit den Congerien- Schichten der Donaumonarchie und Italiens aufzufassen. Und da sowohl die Bildungen von Trakonaes als die vom Piraeus von !) Schon GAUDRY giebt eine ganze Anzahl von quaternären, den echten Pikermibildungen sehr ähnlichen Vorkommnissen an; siehe ins- besondere t. 75, Profil 3 der citirten Abhandlung. ?) Vergl. hierüber ausser den bereits citirten Werken! DE STEFANI, Molluschi continentali etc., Vol. II, 1876, p. 171. — Derselbe: De- scrizione degli strati plioceniei dei dintorni di Siena. Boll. R. Com. geol. d’Italia, 1877. — Derselbe: Das Verhältniss der jüngeren Ter- tiärbildungen Oesterreich - Umgarns zu den Pliocänbildungen Italiens. Verh. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1878, p. 204. — Tu. Fucas: L’age des couches & Hipparions. Boll. R. Com. geol. d’Italia, 1879, p. 14 ff. — Derselbe: Einige Bemerkungen zu Prof. NeumAyr’s Darstellung der Gliederung der jungtertiären Bildungen im griechischen Archipel. Verh. der k.k. Reichsanst., 1881. — FORSYTH-MAJorR: Die Tyrrhenis, Kasmos, VI. Jahrg., 13. Bd., 1883. 457 ihnen discordant überlagert werden, so sind dieselben in so viel höherem Maasse als älter zu betrachten, als wir sogar eine He- bung der marinen Sedimente und Emporfaltung derselben über das Meeresniveau vor der Ablagerung der Pikermiformation mit zwingender Nothwendigkeit annehmen müssen! Gegen diese naturgemässe Auffassung der stratigraphischen Stellung der Pikermiformation ist nun schon von GAUDRY und dann von Fucas Einspruch erhoben worden auf Grund der ma- rinen Conchylien, welche dieselbe bei Raphina enthält und deren pliocäner Charakter im Allgemeinen wohl von keiner Seite ange- zweifelt worden ist. Gaupry hat, um der Schwierigkeit zu ent- gehen, welche ihm die Mischung einer miocänen Säugethier-Fauna mit pliocänen Meeresmollusken darbot, zu der nicht ganz klar vorgetragenen Hypothese gegriffen, die Knochen der Pikermisäuger befänden sich auf secundärer Lagerstätte und wären erst nach der Vernichtung der letzteren durch Wildbäche und Wolkenbrüche vom Pentelicon heruntergespült worden; und Neumark (l. c., p. 275) glaubte anzweifeln zu müssen, dass die Austernbänke bei Raphina zu annähernd gleicher Zeit abgelagert wurden wie die an Wirbel- thieren reichen Schiehten, und nahm eine spätere theilweise Um- lagerung des Materials während des jüngeren Pliocän oder der älteren Diluvialzeit zur Erklärung der Erscheinung in Anspruch. Dass die Hypothese Gaupry’s zu phantastisch und auf zu un- sicherer Grundlage aufgebaut zu sein scheint, um eine wirkliche Erklärung zu bieten, wird wohl von vielen zugegeben werden; dass aber auch NeumAyr’s Ansicht sich nicht aufrecht erhalten lässt, dafür scheinen mir GAupryYs Profile und Fuchs’ Aus- einandersetzungen gleichmässig zu sprechen. Zudem scheint hin- sichtlich der Arten, welche die interessante, bei Raphina einge- schlossene Fauna ausmachen, immer noch eine gewisse Unsicher- heit zu herrschen; GAaupry’s und Fuchs’ Listen divergiren in wesentlichen Punkten und auch der letztere Autor hat seine früheren Bestimmungen später!) nach mehreren Richtungen hin modifieirt. Es scheint also noch eine gewisse Unsicherheit hin- sichtlich dieser Mollusken-Reste zu bestehen und ich bin geneigt, dieselbe eher dem Gegenstande als den geübten Diagnostikern, welche sich ihm gewidmet, zur Schuld zu legen. Wahrscheinlich haben wir auch hier wieder Uebergangsformen vor uns und mit diesen vermag unsere Tertiärgeologie. deren Bestreben von jeher darauf gerichtet war, gute und geschlossene Artcomplexe zu er- richten, ja nur in den seltensten Fällen etwas anzufangen. !) Ta. Fuchs, 1. c., Einige Bemerkungen ete., 1881, p. 175. 30* 458 In jedem Falle beweist die Fauna von Raphina, wenn wir die Hypothese NeumAyr’s von der späteren Umlagerung des sie einschliessenden Schichtencomplexes ablehnen, dass annähernd zu gleicher Zeit, als die Pikermifauna in Attika lebte, das Meer die östliche Küste dieser Landschaft bereits erreicht hatte, wie wir aus einer um ein Geringes früheren Periode bereits Beweise seiner Wirksamkeit an der südwestlichen Seite, am Piraeus, be- sitzen. Beide Ablagerungen gehören — andere Folgerungen scheinen mir, sobald wir die oben auseinander gesetzten Prä- misse acceptiren, ausgeschlossen —- der pontischen Stufe, den Congerien-Schichten, nat’eSoyny. an und müssen als das marine Aequivalent derselben betrachtet werden; beide enthalten aber auch eine Mollusken-Fauna, welche sich nur in unbedeutenden Ein- zelheiten, wenn wir den bei ihrer Bestimmung thätigen Autoren Glauben schenken, unterscheiden von der des typischen älteren Pliocän Italiens. Ob wir diese Ablagerungen nun dem Mioecän, wofür die italienischen Autoren, insbesondere DE STEFAnT!) warm eintreten; oder dem Pliocän, was dem Standpunkte Tu. Fucus’ entsprechen würde, zuweisen, ob wir sie mit PArerro als Plaisantin oder mit Om. MAyEr als Messinian bezeichnen, das scheint mir völlig irrelevant und für das Wesen der Dinge gänzlich gleich- gültig zu sein; wesentlich scheint mir, dass sich zwischen die tortonischen Mergel und die Subapenninformation, das Astiano, Italiens wenigstens in Attika ein mariner Horizont einschiebt, dessen Fauna in der innigsten Beziehung zu der des typischen Pliocän steht, sodass er da, wo nur wenige und dürftig erhaltene Fossilreste vorliegen, vielleicht nicht immer von dem letzteren zu trennen ist, der aber, meiner Ueberzeugung nach, das marine Aequivalent der Congerien - Schichten?) und stellenweis auch der !) DE STEFANI. Della nomenclatura geologica. Lettera ad E. BeyricH. Atti del R. Instituto Veneto di scienze, lettere ed arti, T.1, Ser. VI, 1883, p. 813. ?) Tu. Fuchs (Ueber das Alter der jüngeren Tertiärbildungen Griechenlands; Sitzungsber. d. k. Akad., math.-naturw. Classe, 1877) scheint zu analogen Resultaten gekommen zu sein. Er bemerkt p. 86: Durch die schönen Untersuchungen CAPELLINIS über die Gegend von Castellina maritima in Toscana ist es ausser Zweifel gestellt, dass die osteuropäischen Congerien - Schichten in Italien jenem Complexe von brakischen und Süsswasserschichten entsprechen, der in Mittel- und Ober-Italien regelmässig die Basis der Pliocänbildungen bildet (Castel- lina maritima, Sinigaglia) und in Süd - Italien, wie es scheint, durch jene marinen Schichten vertreten wird, die man gegenwärtig meist unter der Bezeichnung Messenien zusammenfasst. (Untere Bryo- zoen-Schichten von Lentini, Pliocänbildungen von Messina und 459 sarmatischen Stufe!) des östlichen Europas darstellt und so be- weist, dass die letzteren trotz ihrer grossen Ausdehnung immer doch nur locale Verhältnisse darstellen; dass es im Mittelmeere trotz der zweifellos im Obermiocän eingetretenen Continental- periode nie zu dem Grad von negativer Strandverschiebung ge- kommen zu sein scheint, welchen die österreichischen Geologen annehmen zu müssen glauben. —— Mit CAreuuını und PANTANELLI glaube ich, dass das italienische Pliocän, die Subapenninformation, keine so homogene Masse darstellt, wie dies insbesondere von DE STEFANI in letzterer Zeit vertreten wird; es wären, um hier zur Klarheit zu gelangen, noch eingehende paläontologische, auf ein grosses Material und verschiedene Pliocändistricte ausgedehnte Untersuchungen nothwendig, es ist hier, wie sich DE STEFANI selbst in seiner Einleitung zu seinem ausgezeichneten Aufsatz: „Molluschi continentali plioceniei* (l. e.. 1876) ausdrückt, noch viel, ja alles zu thun; aber die Untersuchung inüsste meiner Ueberzeugung nach sich auf transformistische Anschauungen zu stützen versuchen, sich den „soverchie distinzioni* (l. c., 1878, p. 282) mehr anbequemen und sich ihnen nicht so feindlich ge- genüberstellen, wie dies DE S’rRFANT thut. Wenn wir also, gestützt auf die im Vorhergehenden gege- benen Erwägungen, die marinen Neogenbildungen Attikas dem Messenien zugetheilt und für älter als die typischen Subapen- nin-Ablagerungen wie als die Sedimente der levantinischen Stufe angesprochen haben, so erübrigt noch zu ermitteln, von welcher Seite das Meer kam, welches die Küsten dieser Landschaft im Obermiocän umgürtete. Der rein mediterrane Charakter der Fauna dieser Sedimente, wie die überall im Norden sowohl auf dem Gerace etc. — 1872 (l. c., Tertiärbildungen Süd-Italiens; Sitz.-Ber., Bd. 66, 1) fasste Fuchs die letzteren Bildungen aber als Tiefseefacies des Astiano auf. Man muss also annehmen, dass der Autor jetzt von dieser Ansicht zurückgekommen ist! !) CAPELLINI hat sich des Oefteren darüber ausgesprochen, dass seiner Ansicht nach die italienischen Congerien - Schichten nicht voll- ständig denen Oesterreich-Ungarns entsprechen und dass die letzteren wahrscheinlich in ihrem oberen Niveau in Italien marine Vertretung finden. So z.B. 1879: da altera parte avendo sempre ammesso come base del pliocene o pliocene inferiore il Messiniano superiore sarei disposto a ritenere con esso anche gli strati superiore a Congerie (che in Italia ritengo siano rappresentati in massima parte da depositi marini) e cosi potrei trovarmi in accordo anche coi geo- logi austriaci. — G. CAPELLIN!: Gli strati a Congerie etc., ]. c., 1879, p. 162. Ueber CAPELLINTs Ansicht bezüglich der glauconitreichen Mergel von Bologna wurde schon weiter oben gesprochen. 460 Festlande als auf den Inselgruppen vorhandenen limmischen und fluviatilen Bildungen scheinen jede Verbindung des attischen Golfes mit dem sarmatischen Meere auszuschliessen und machen die Existenz grosser Festlandsbarren in dieser Gegend am Ausgang der Miocänperiode, wie dies NEUMAYR überzeugend dargethan, überaus wahrscheinlich; das Herannahen des Meeres von Norden und Osten her scheint also ausgeschlossen. und ebenso sprechen die oben eingehender berührten Verhältnisse des korinthischen Golfes wie des Isthmus mit grosser Wahrscheinlichkeit gegen eine Verbindung nach dieser Richtung hin; es scheint ziemlich sicher, dass die Grabenverwerfung, welche den Peloponnes von dem übri- gen Griechenland schied, erst im Unterpliocän, während der levan- tinischen Stufe entstand, damals also noch nicht vorhanden war. Es bleibt also die Verbindung der attischen Neogensedimente mit dem Mittelmeere nur durch den schmalen südlichen Kanal denk- bar, welchen NeumAyR annimmt und zeichnet. Allerdings ist es merkwürdig, dass marine Neogenbildungen in dem östlichen Pelo- ponnes, wenn wir von der kleinen Insel Spetsae und dem ihr gegenüber liegenden Festlande (Portocheli) absehen, so gut wie fehlen; vielleicht sind diese Neogensedimente aber trotz ihres jugend- lichen Habitus älter als man bisher annahm, was sich erst durch eingehendes Sammeln in diesen Gebieten entscheiden liesse, oder die Ablagerungen dieses Meeresarmes liegen heute noch unter dem Wasserspiegel begraben. Die Frage scheint jedenfalls zur Zeit noch nicht vollständig spruchreif zu sein, und wären weitere Un- tersuchungen von fachkundiger Seite sehr am Platze! — Möglich wäre es auch, dass die Neogenbildungen von Elis und Messenien ausser der levantinischen auch Elemente der pontischen Stufe wenigstens stellenweis in sich einschlössen, auch dies würde sich bei der grossen Aehnlichkeit, welche, wie erwähnt, die marinen Aequivalente beider Stufen besitzen, nur auf Grund eingehender paläontologischer Studien, auf Grund eines sehr ausgedehnten Materiales entscheiden lassen. | Gehen wir nunmehr nach der allgemeinen Besprechung der uns beschäftigenden Neogenablagerungen des Peloponnes zu einer Beschreibung der für sie eigenthümlichen, zum grossen Theil neuen Formen, insbesondere der limnischen Absätze, über. 461 Limnaeus (Äcella) megarensis GAUDRY u. Fischer. Taf. AXVI, Rio 6, 6a. 6h. 1862. Limnaeus megarensis GAUDRY U. FISCHER, ]. c., t. LXI, £. 11 bis 13. Bed — — fucas, |. c., Griechenland, t. ID, tr. 56 u. 57. Diese Form, welche in Megara ziemlich häufig, ist sicher eine echte Acella, als nahe Verwandte des nordamerikanischen Limnaeus gracihs Say. Unsere recenten europäischen Limnaeen lassen derartig zugespitzte nadelförmige Gestalten höchstens in der Jugend oder in stark verkrüppelten Exemplaren (Zimnaeus palustris) erkennen. Die griechische Art ist also eng verwandt mit dem gleichaltrigen Zimnaeus acuarius Neun. !) und stellt also wieder eine Type dar, welche den innigen zeitlichen und räum- lichen Zusammenhang zwischen den griechischen und slavonischen Süsswasserbecken trefflich illustrirt, zudem aber die nordameri- kanischen Beziehungen in der limnischen Fauna des osteuropäi- schen Pliocän scharf hervortreten lässt. Die Art ist auch in Prıtıppson’s Material reich vertreten; ihr alleiniger Fundort ist bisher Megara. Vivipara (Tulotoma) Lacedaemontiorum n. Sp. Men, ROM. Mies Sr Biel Gehäuse fest, undurchbohrt, gerundet - kreiselförmig; die Spitze ganz stumpf abgeplattet, an der Basis dagegen scharf und schneidend gekielt. Aus 4!/s Windungen aufgebaut, von denen die 1!/s ersten glatt, die übrigen mit je zwei stumpf hervorge- wölbten Kielen versehen sind. Die Mündung ist rundlich, der Columellarrand schwielig verdickt. Diese, den echten Tulotomentypus repräsentirende Paludine steht Formen wie den aus Kos von ToURNovER (l. c., 1876) beschriebenen Vexipara Coa und V. trochlearts gewiss nahe, scheint überhaupt in Neumayr’s (l. c.. Kos, 1880) Formenreihe Forbesv- Mumieri-Gorceixi-Coa zu gehören, unterscheidet sich aber von allen mir bekannten Arten durch die abgestumpfte Spitze und den ausserordentlich scharf und schneidend ausgebildeten Kiel. Knoten und sonstige Verzierungen fehlen. Die Art scheint für das Süsswasserbecken von Sparta !) NEUMAYR und PAurL. Die Congerien- und Paludinen-Schichten Slavoniens und deren Fauna. Abhandlungen d. k.k. geol. Reichsanst. Wien 1875. 462 charakteristisch, sie spricht beredt für den Isochronismus der griechischen, slavonischen und sporadischen Bildungen und weist scharf auf nordamerikanische Beziehungen hin. Fundort: Skura bei Sparta (Puıtıprson’s Sammlung). Höhe 21 mm, Breite 17 mm. Neritina micans GAUDR. U. FISCHER. Diese zierliche, in ihrer Färbung wie im Habitus so ausser- ordentlich variable Form (vergl. Fuchs, 1. c., Griechenland 1877, t. II, f££. 5 — 16) scheint wirklich, wie schon FiscHEr angiebt, der von Desnayes auf t. XIX, f. 1—5 seines Beitrags zur Ex- pedition scientifique en Moree abgebildeten. für das östliche Mittel- meerbecken auch heute noch ausserordentlich charakteristischen Neritina betica Lam. sehr nahe zu stehen. Die Unterschiede in der Färbung und Grösse lassen es aber doch angebracht er- scheinen, die pliocäne Form von der recenten zu unterscheiden. — Unter den von Megara und aus den blauen Mergeln des Isthmus stammenden Stücken in Pmirıppson s Material reich vertreten. a Valvata (Aegaea) vivipartiformis n. Sp. Taf. XXVI, Fig. 1, la—e. Gehäuse kugelig-kegelig, nur ganz bedeckt durchbohrt, d.h. ganz schmaler Nabelschlitz vorhanden. Aus 5 Windungen auf- gebaut, welche mit erhabenen Längsstreifen (d. h. mit parallel der Axe verlaufender Sculptur) geschmückt sind und von denen die letzte etwa die Hälfte der Gesammthöhe ausmacht. Die Mün- dung annähernd parallel zur Axe, sehr steil. gerundet - eiförmig; ihre Ränder einfach und scharf. Ich vermag für diese interessante Type. welche in Kumari bei Aegion zusammen mit dem Zemnaens Adelinae Cante. in zahlreichen Exemplaren vorkommt, weder lebend noch fossil ein sicheres Analogon zu finden. In ihrer Gesammtform ist es eine Valvata; doch ist der Nabel fast ganz verdeckt und die Mün- dung gerader als dies bei analog gebauten Formen dieser Sippe, wie der V. pescinalis, zur Erscheinung tritt. Auch ist eine ähn- liche Sculptur mir von keiner Valvata!) bekannt. Form der Mün- !) Nachträglich sehe ich, dass Valvata (Cinciana) Sorensis W.DY- BOWSKI aus dem Baikalsee sich durch ihre Verzierung mit Längsrippen der fossilen Form einigermaassen nähert. Cf. W. DyBowskı: Ueber zwei neue sibirische Valvata-Arten. Jahrbücher der deutschen malaco- zoologischen Gesellschaft, XIII. Jahrg., Frankfurt a. Main 1886, p .113. (Anmerk. während der Correctur.) 4163 dung wie des Nabels nnd die Sculptur erinnern dagegen stark an pliocäne Paludinen Slawoniens, besonders an die Avellana NEUM. (Tylopoma Brus.)'!), von welcher sich die griechische Form in- dessen durch ihren ganzen Aufbau wesentlich unterscheidet. Ich möchte daher fast annehmen, dass die Type eine Zwi- schenform repräsentirt, welche von den Valvaten zu den Palu- dinen überführen würde und für welche ich daher den Namen Aegaea als selbstständige Gattungsbezeichnung vorschlagen möchte. Fundort: Kumari bei Aegion (Prıuıppson’s Sammlung). Höhe 10 mm, Breite 6 mm. Adelina elegans ÜANTRAINE. Taf. XXVI, Fig. 2, 2a, b. 1841. Adelina elegans. F. CANTRAINE, Malacologie me£diterranee et litorale. (Nouveaux me&moirs de l'academie royale des sciences et belles lettres de Bruxelles, T. XIII.) 1857. Limnaeus Adelinae FORBES u. SPRATT, Travels in Lyecia, Mer ll pP. 177. 1877. — — Fucas, Griechenland, t. 1, f. 4; t. IV, £. 1—6. 1880. — — NEUMAYR, Insel Kos, 1. c., p. 265. Die mit jeder Windung sehr stark an Breite zunehmende Schale, deren Gesammtform sich schwer definiren lässt, besteht aus 31/a Umgängen, welche oben in ihrer Mitte einen scharfen Kiel tragen und mit erhabenen Längsrippen dicht besetzt sind; der letzte misst °/ı der Gesammthöhe. Die Mündung ist sehr weit und länglich. Eine dichte Schwiele, welche beim Abbröckeln einen schmalen Nabelspalt erkennen lässt, überzieht den Colu- mellarrand.. Die Columelle selbst steigt gerade, ohne sich zu drehen oder zu falten, nach oben. Der Aussenrand ist einfach. Diese hochinteressante und ihres Vorkommens halber als Leit- fossil wichtige Form wurde, wie schon SprAarr und Fuchs angeben, zuerst von ÜANTRAINE aus Italien leider ohne genauere Angabe des Fundortes als Adelina elegans beschrieben: von FORBES und SPRATT wurde sie dann als Zeimnaeus Adelinae aus den plio- cänen Süsswasserbildungen Lyciens aufgeführt, und diese Bezeich- nung später von TH. Fuchs und NeumAyR anstandslos ange- nommen. Es scheint mir wunderbar genug, dass so ausgezeichnete Con- - ehyliologen wie die beiden letzterwähnten Autoren in einen derartigen Irrthum verfallen konnten; denn in Wirklichkeit hat unsere Type auch nicht entfernte Aehnlichkeit mit Limnaeen und lässt nichts von den specifischen Charakteren dieser Gruppe erkennen. Die !) C£. Sp. Brusına! Ueber Orygocer«s (Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns und des Orients, II. Bd., 1882). 464 Columelle ist nicht, wie bei der überwiegenden Mehrzahl jener Formen, gedreht und gefaltet, dagegen mit einem dichten Gallus bedeckt, der ungemein an die für die Melanien, speciell für Me- lanopsis und Paludomus typischen Verhältnisse erinnert; eine derartige scharfe Kielung der Umgänge, wie wir sie bei der Ade- lina beobachten, kommt meines Wissens ebenso wie die reiche Sculptur der Type bei keinem recenten Zimnaeus vor; auch erin- dert die allgemeine Form mehr an Paludomen unter den Mela- nien als selbst an den Limnaeus aurieularıs, der vielleicht ent- fernte Aehnlichkeit darbietet, stets aber die gedrehte Columelle deutlich erkennen lässt. Uebrigens zeigen die Figuren, welche FucHs auf t. IV seines oben citirten Aufsatzes giebt, speciell an der Mündung andere, den Limnaeen näher kommende Verhältnisse, als ich diese an meinen Stücken wie an den mir von Herrn Geheimrath BeyricH vorgelegten, aus Lycien stammenden Exem- plaren erkennen konnte. : Mir scheint nach genauerer, zusammen mit Herrn Prof. v. MARTENS durchgeführter Durchsicht des Melanien - Materials der Berliner Sammlung als sicher festzustehen, dass die Adelina elegans einen untergegangenen Typus repräsentirt, der in der Jetztzeit kein Analogon mehr besitzt, wohl aber noch am ersten mit gewissen indischen Melanien, insbesondere den Paludomen Ceylons zu vergleichen sein würde; sie wäre also als ein letzter Ueberrest der aus indomalayischen und neotropischen Elementen bunt gemischten Binnenschnecken-Fauna des älteren Tertiärs auf- zufassen. Ich glaube daher, dass es angebracht sein wird, die ältere, von FORBES und SprArr mit Unrecht veränderte Bezeichnung ÜANTRAINE Ss wiederherzustellen. Wahrscheinlich wäre dann der neuen Gattung auch die von Reuss!) als Zimmaeus nobihs aus den Congerien - Schichten von Arbegen in Siebenbürgen beschrie- bene und von SANDBERGER?) abgebildete Art. wie die von Fuchs (Studien) als Zimnaeus becarınatus aus Livonates bei Talandi angeführte Form, einzureihen. Adelina elegans ist bisher aus Lycien, Mittel-Gliechenland, den Peloponnes und Italien bekannt und scheint als ein Leitfossil der Binnenabsätze des osteuropäischen Festlandes in der Pliocän- periode aufzufassen zu sein. Fundort: Kumari bei Aegion (PrıLıppsons Sammlung). Höhe 11 mm, Breite 9 mm. !) Reuss. Sitzungsbericht der Wiener Akad., math.-naturw. Cl., 1868, LVIII. Bd. 2) SANDBERGER. Land- und Süsswasser - Conchylien der Vorwelt. Wiesbaden 1870 — 1875. Melanopstis Eleis n. sp. IE SODASS Bee Die gethürmt-kegelförmige, an der Spitze corrodirte Schale besteht aus 5, von tiefen Nähten getrennten Umgängen, deren letzter mehr als ?/s der Gesammthöhe misst. Die Mündung ist länglich eiförmig, der Aussenrand scheint leicht umgeschlagen und verdickt, wodurch sich die eigenthümliche Verzierung der Type mit erhabenen. Längsrippen erklärt. Die unten abgestutzte und zur Seite gebogene Spindel ist mit dichtem Oallus besetzt. Die Schale zeichnet sich durch die Höhe des letzten Um- ganges, der °/3 ihres Durchmessers umfasst, durch ihre aus leicht geschwungenen Längsstreifen bestehende Sculptur, wie durch eine auf der letzten Windung angedeutete kielförmige Verdickung aus; sie steht den auf das westliche Mittelmeerbecken angewiesenen Melanopstis Dufowrei Fer. und M. cariosa GrAT. wohl am näch- sten, unterscheidet sich von ihnen auch nur durch ihre stark ausgeprägte Sculptur, welche. ihr ein charakteristisches Habitusbild gewährt. Von fossilen Formen ist mir nichts genau Entsprechen- des bekannt, Melanopsis Proteus Tourn. aus Kos ähnelt in der Sculptur, besitzt aber einen viel niedrigeren letzten Umgang als die griechische Form. Höhe 24 mm, grösste Breite 12 mm. Fundort: Bizere, nördlich von Pyrgos (Elis). (Prıtıppson’s Sammlung.). Melanopsis pseuwdocostata mihi. 1875. Melanopsis costata NEUMAYR, ]. c., Slavonien. 1877. — — Fuchs, ]. c., Griechenland, t. II, f. 1—-12.) 1876. — — TOURNOUER, 1. c., Cos, t. M. Wenngleich ich die Schwierigkeiten, welche sich einer spe- eifischen Abgrenzung bei einer so variirenden Sippe wie die Me- lanopsiden es sind, in den Weg stellen, nicht unterschätze, zumal wenn es sich um eine so mannichfaltig ausgebildete Art wie die M. costata F&r. handelt, so möchte ich doch nicht ermangeln, hier meine Bedenken gegen die von NEUMAYR und andere Autoren vorgenommene Identification dieser recenten Art und einer in den Pliocänablagerungen des östlichen Europas stark verbreiteten ähn- lichen Type auszusprechen. Es ist a priori schwer anzunehmen, gerade bei der ausserordentlichen Veränderlichkeit, welche alle diese Formen besitzen, dass sich eine von ihnen, unter Wahrung ihrer wichtigsten Artcharaktere, bis auf die Jetztzeit erhalten haben sollte, während alle ihre gleichzeitigen Verwandten unter- gegangen wären; auch spricht die von NeumAyrR in den Palu- 466 dinen - Schichten beobachtete Abzweigung der seither erloschenen Melanopsis clavigera Nevm. aus der pliocänen nach den An- schauungen dieses Autors bis auf die Jetztzeit erhaltenen M. costata nicht gerade für diese Hypothese. Kleine Differenzen im Aufbau sollten unter diesen Verhältnissen genügen, um eine spe- cifische Trennung zu rechtfertigen und diese scheinen mir durch die viel gestrecktere Form (die pliocäne M. pseudocostata ist fast spindelförmig, während die recente MM. costatu wenigstens am letzten Umgang immer eiförmig gerundet erscheint) und die stär- kere Sculptur, welche die fossile Type besitzt, gegeben zu sein. Was Fuchs als Melanopsis costata aus Megara, t. I, f. 1—13, abbildet, entspricht, wie das Vorhandensein von beson- ders auf der Jetzten Windung entwickelten Kielen be- weist, alles der Melanopstis elavigera Neumayrs. Diese besitzt, wie die von mir abgebildeten Exemplare darthun werden, 1 — 2 deutlich abgegrenzte Kiele auf dem letzten Umgange; an recenten Typen der M. costata habe ich wenigstens nichts Ana- loges beobachten können (siehe Taf. XXVI, Fig. 4). Beide Formen liegen mir unter PmınLıppsons, aus Megara stammenden Materialien vor'). Binnenmollusken aus dem Neogen Mittel-Griechenlands, von Purtıpesov 1890 gesammelt.) Aus Stamna in Aetolien liegt mir ein reiches Melanopsiden- Material vor, welches nach Art der kroafisch - slavonischen Vor- kommnisse eine sehr instructive Variationsreihe bildet. Man könnte vielleicht für dieselbe den Namen Melanosteiren (N sTeipa, !) Wie ich nachträglich, durch den Autor selbst aufmerksam ge- macht, ersehen habe, hat Dr. O. BETTGER bereits 1884 im Neuen Jahr- buch für Mineralogie etc. in einer brieflichen Mittheilung einen ana- logen Standpunkt vertreten. Er vergleicht die fossile Form mit der bei Grosswardein in Ungarn heut noch ganz sporadisch auftretenden M. Parreyssi PhiL., ohne indessen für eine unbedingte Identität beider Formen einzutreten. — Ebenso hat sich R. HERNES (Ein Beitrag zur Kenntniss fossiler Binnenfaunen [Sitz.-Ber. d. k. Akad., math.-nat. Cl., 74. Bd., 1. Abth., Wien 1876]) schon 1876 gegen die von NEUMAYR angenommene Identification ausgesprochen. Auch BrusinA (Die Fauna der Congerien - Schichten von Agram in Croatien. Beiträge zur Pa- läontologie Oesterreich - Ungarns, II. Bd., 1884) ist der gleichen An- sicht und schlägt für die fossile Form den Namen croatica vor, wel- cher ihr nach den Gesetzen der Priorität wohl auch bleiben wird, trotzdem er bei der grossen Verbreitung der Type nicht gerade glück- lich gewählt ist. (Anmerk. während der Correctur.) ?), Vergl. meinen Vortrag in der Juli- Sitzung 1890. PIERRE; RE, 467 Kiel) verwenden, da das Endproduct des Vorganges Formen liefert, welche einer stark gekielten Vivipare zum Verwechseln ähnlich sehen. Die Gruppe ist bereits von NeumAyRr (Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1876) kurz erwähnt und später in seiner eingehenden Schilderung des westlichen Mittel- Griechen- lands!) näher, allerdings nicht genügend geschildert und abgebildet worden. Es ist nach den auf der von F. ScHimA nicht gerade glänzend gezeichneten t. VI, f. 15—17 des citirten Werkes ge- sebenen Abbildungen mit Bestimmtheit anzunehmen, dass das Material, über welches NeumAyr verfügte. wie dies auch bei einer Uebersichtsaufnahme nicht anders sein konnte, ein verhältnissmässig recht dürftiges und schlecht erhaltenes gewesen sein muss?), da ihm sonst das Vorhandensein einer Formenreihe nicht entgangen sein würde und er nicht im Gegensatz zu den von ihm selbst 1375 (l. e., Slavonien) aufgestellten Principien alles vereinigt hätte, was durch Uebergänge verbunden schien. NeEumAyrR hat allerdings diese Uebergänge wohl beobachtet und angegeben, er hält sie aber als durch Altersdifferenzen und Decollationen der Schale bedingt, was bei meinem Material vollständig ausgeschlossen erscheint. Besonders interessant wird die Reihe der Melanosteiren dadurch, dass durch sie einige nördlichere Vorkommnisse erklärt und mit den Formen von Stamnäa in Beziehung gebracht werden. Durch das liebenswürdige Eintgegenkommen des hochverehrten Herrn Dr. 0. BErtGER in Frankfurt a. M. erhielt ich Exemplare einer Me- lanopside aus Prevesa in Epirus, welche entschieden in die Reihe der Melanosteiren gehören. Dasselbe möchte ich von der von VIQuESNEL und D Arcurac als Paludina Viquesneli o’ ArcH. aus Ipek in Nord-Albanien beschriebenen hoch interessanten Type an- nehmen, und wäre eine erneute Untersuchung dieser Form für die Altersbestimmung der albanischen Süsswasserbildungen von hoher Wichtigkeit. p’Arcnıac giebt folgende Einzelheiten an: „Ouver- ture un peu versante a la base. (Dies trifft für Paludinen jeden- falls nicht zu!) Cette coquille que nous rapportons au genre Paludina non sans quelques doutes A cause de l’öpaisseur de !) NEUMAYR. Denkschriften der Wiener Akademie, 1880. ?) In einer späteren Mittheilung, in welcher die hier zu beschrei- benden Formen ebenfalls abgebildet sind (M. NEUMAYR, Ueber einige tertiäre Süsswasserschnecken aus dem Orient. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc., 1883, II, p. 37) giebt NEUMAYR dies selbst zu, in- dem er schreibt: „Melanopsis aetolica findet sich in ungeheurer Menge ausgewittert, aber meist schlecht erhalten, in nächster Nähe von Stamna in Aetolien; bessere, aber meist unausgewachsene Exemplare finden sich in dem zerreiblichen Süsswasserkalk, der wenige Minuten nördlich von Stamnä ansteht; doch sind sie hier überaus zerbrechlich und sehr schwer herauszupräpariren,“ 468 son test et de res carenes saillantes. est remarquable par le peu de constance de ses caracteres exterieurs ete. Mr. Bour a trouve des individus de cette espece dont les tours de spire sont enroul&Es a gauche.* Das letztore wäre allerdings eine für Melanopsiden etwas merkwürdige Eigenthümlichkeit, die übrigen von D’ArcHrAac angegebenen Züge würden indessen recht gut zum Typus der gekielten Melanosteiren passen. In dieselbe Gruppe gehört vielleicht auch die Melanopsis Lus - Hani w’Arca.!) aus den Tertiärschichten zwischen Koulana und Lus-han in Nord-Al- banien (südlich von der Mündung des Drin ziemlich in der Mitte zwischen dem 41. und 42. Breitengrade gelegen). wie überhaupt levantinische Süsswasserbildungen in Albanien weit verbreitet zu sein scheinen. Dazu stimmt auch die Angabe von CoquanD‘), dass bei Selenitza lacustrine Lagen mit Planorbis und Melanopsis buceinoidea Fur. (?) eingeschlossen zwischen echt marinen Lagen mit Cardium edule und Jamira Jacobaea auftreten. Es scheinen dies Verhältnisse zu sein, welche denen von Elis sehr analog sein dürften. | Formenreihe der Melanosteiren. Taf. XXVII, Fig. 1— 6. Die von NEUMAYR, 1. c., als Melanopsis aetohca zusammen- gefasste Formenreihe lässt sich am besten von Formen wie die M. clavigera Neum. (l. c., Slavonien, 1875, t. VIL f. 13 u. 14) ableiten. Bei dieser Type beginnt die bei den Melanopsiden vorherrschende Knotung der Längsrippen bei treppenartigem Ab- setzen der einzelnen Umgänge gegen einander sich langsam durch Verschmelzen der Knoten in eine noch wenig hervor- tretende Kielung umzuwandeln. Dieser bei der M. clavigera ein- geleitete Process wird nun in der uns beschäftigenden Gruppe weiter geführt und erreicht durch allmähliche Verdrängung der Längsrippen und Vorherrschen der Kiele schliesslich in der Aus- bildung Tulotomen - ähnlicher Formen das Maximum seiner Ent- wicklung. Die Ausgangsform der Reihe, für welche ich den Namen M. carinato-costata vorschlage, erinnert im Habitus wie in der Sculptur noch stark an die Formenreihe der Melanopsis Bouel !) VIQUESNEL. Journal d’un voyage dans la Turquie d’Europe. (Memoires de la societ€e geologique de France, II serie, T. 1, 1844, P.r268, BORN 2) ?), H. CoQuanD. Description geologique des gisements bitumini- feres et petroliferes de Selenitze dans l’Albanie et de Chieri dans Vile de Zante. (Bull. soc. g6ol., II serie, T. 25, 1867—68.) 469 Neum.. zu welcher sie wohl im genetischen Verhältnisse steht. Die 7 ersten Umgänge sind noch kiellos, regelmässig ausgebildet und mit auf beiden Endigungen geknoteten Längsrippen besetzt; erst auf den beiden letzten Windungen verschmelzen diese Knoten zu wirklichen Kielen, doch bleiben die ersteren immer noch in den letzteren als Anschwellungen erkennbar und der zwischen ihnen liegende Theil der Längsrippen wie die Naht immer noch erkennbar. Der Charakter der Kielung scheint auch noch kein fest und sicher erworbener zu sein, da Rückschläge auftreten. So löst die auf Taf. XXVIL, Fig. 1 dargestellte Type, von welcher mir leider nur ein Exemplar vorliegt, auf,dem letzten Umgange plötzlich die Kiele wieder in geknotete Längsrippen auf und man sieht hier sehr schön, wie die Knotenreihen immer in der directen Fortsetzung der Kiele sich befinden, wie andererseits dieser plötz- liche Wechsel der Sculptur einen ausserordentlich überraschenden und verblüffenden Eindruck macht. Durch stärkeres Hervortreten der Kiele und Verlust der Längssulptur geht nun diese Type langsam in die von mir als M. stamnana (Taf. XVII, Fig. 3 u. 4) bezeichneten Form über, deren Repräsentanten die grosse Mehr- zahl der Melanopsiden von Stamnä& ausmachen. Während aber bei diesen die beiden jederseits die Naht begrenzenden Kiele (der obere entspricht den unteren Knoten der vorhergehenden, der untere den oberen der folgenden Windung) einander ziemlich gleich bleiben, tritt bei der nun folgenden Variation, auf welche ich den Namen M. aetolica Newum. beschränken möchte (Taf. XXVI, Fig. 5 u. 6), eine allmähliche Verstärkung des unteren Kieles auf, welche schliesslich denselben bis zu gleicher Höhe mit dem vor- hergehenden heraufwölbt. Damit ist dann eine Verkürzung der ganzen Gestalt und eine Verkümmerung der oberen, kiellosen Windungen verbunden, sodass wir damit zu Formen gelangen, deren Viviparen - Aehnlichkeit unbestreitbar und bisher auch un- bestritten ist. In die gleiche Gruppe der Melanosteiren gehört, wie be- reits oben erwähnt, die mir von Dr. O. Bartrger gütigst über- lassene Melanopside aus Preveza in Epirus. Melanopsis Conemenosiana Barre. in lit. !) a een Die aus 7 — 9 Umgängen bestehende Form schliesst sich !) An Melanopsis aetolica NEUM. var. Üonemesomana BETTE.? — Der Name wurde nach Herrn CESAR CONEMENOS in Preveza, dem Ent- decker und Uebermittler der interessanten Formen, von Dr. BETTGER vorgeschlagen. 470 an die M. carinato-costata aus Stamna an. Wie bei dieser sind die geknoteten Längsrippen noch vollständig bis auf den letzten Umgang erhalten, während die Knoten selbst vom 5. oder 6. Umgange an sich zu Kielen verbinden und zwar so. dass je zwei an der Naht befindliche Kiele vollständig mit einander verschmel- zen. Der untere Kiel (= der obere des folgenden Umgänges) ist ursprünglich bei weitem der stärkste, und seine Knotungen sind auch innerhalb des Kieles noch deutlich zu unterscheiden. Ich muss, nach genauerer Durchsicht des Materials, auch in dieser Form zwei Variationen unterscheiden. Bei der ersten, der M. Conemesoniana B&TTe. s. stret.. beginnt die Kielbildung schon auf dem 6., bei M. Conemenostana var. Boettgeri mihi erst auf dem 7. Umgange. Die erstere Form weist so 3, die zweite nur 2 Kiele bei Exemplaren gleicher Grösse auf; die Knotenreihe auf dem letzten Umgange ist beiden Mutationen gemeinsam. Alters- differenzen und Decollationen spielen, wie bereits erwähnt und wie die Tafel wohl beweisen wird, bei diesen Verhältnissen keine Rolle. Im Anschluss an die oben erwähnte Formengruppe drängt sich naturgemäss die Frage auf, welche Verhältnisse wohl für das Auftreten und die Entwicklung derselben ausschlaggebend ge- wesen sind. NEUMAYR führt in seinen Gongerien- und Paludinen- Schichten die Ausbildung stark gekielter und geknoteter Typen aus einfachen Urformen auf zwei Factoren zurück: einmal auf die Aussüssung der Seebecken und dann auf die räumliche Ver- minderung der Wasserfläche. Für beide Ursachen sind uns in Stamnäa keine Belege gegeben. Dass der See von Stamna, wel- cher sich ursprünglich bis Epirus hinein erstreckte, sich allmäh- lich in seinem Umfange verminderte und in einzelne Theile ab- schnürte, wird durch die analogen Verhältnisse im Peloponnes, welche die mächtige Ausbildung der Gonglomerate dort bedingen, wahrscheinlich gemacht, ist indessen keineswegs erwiesen. Was die chemische Veränderung des Mediums aber anlangt, so haben wir, wie bereits oben für die gleichartigen und gleichaltrigen Ab- lagerungen des Peloponnes angeführt, bei allen diesen Seebecken eher an eine Aussalzung als an eine Aussüssung zu denken und wir würden also, wenn wir die gleichen Resultate in der Um- prägung der organischen Form in Griechenland bemerken, welche in Slavonien zur Beobachtung gelangen, zu der Annahme geführt, dass in beiden Fällen contradictorisch entgegengesetzte Factoren die gleichen Resultate gezeitigt haben, was sehr unwahrscheinlich zu sein scheint. Man möchte ohnehin annehmen, dass die Ur- sachen, welche an den Ufern der Rhöne, der Sawe und des Achelous dieselben Veränderungen in der organischen Welt her- 0 u a 5 are 2 u Be A Ami vorzurufen im Stande waren, mehr universeller als localer Natur waren, dass hier Verhältnisse obwalten, deren Existenz wir wohl constatiren, deren Erklärung und ursächliche Begründung wir aber bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse noch nicht zu geben in der Lage sind!) Von Arkita bei Livonataes (über die geologischen Verhält- nisse dieser Localität verel. Fucas: 1. e., Griechenland, 1877, NEUMAYR:!: 1. c., Kos, 1880. Puıtıppson: Bericht über eine Reise durch Nord- und Mittel - Griechenland ; Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, XXV. Bd., 1890, p. 387) wurden mir durch Dr. PuıLıppson Klumpen eines braungelben Sandes übergeben, welche bei näherer Untersuchung folgende Fossilien enthielten: Congerta subcarinata DesH., — simplex BARBOT, Pisidium slavonicum NEUM., Hydrobia Pauli Fuchs, Pyrgula incisa Fuchs, — tricarinata Fuchs (im Text guadricarinata genannt), Valvata piscinalis Lan., — 5 8p. !\ Ich freue mich, auch in dieser Hinsicht mich mit Herrn Dr. 0. BETTGER zu begegnen. Derselbe schreibt 1878: „Es macht sich somit in dieser interessanten südamerikanischen Binnenfauna dieselbe Erscheinung der schrankenlosen Variabilität der einzelnen Formen seltend, die uns bei der Untersuchung des Beckens von Steinheim am Aalbuch und der zahlreichen localisirten Binnenfaunen von Osteuropa durch HILGENDORF, NEUMAYR, FUCHS, BRUSINA u. A. schon so häufig . aufgestossen ist. Der Grund zu dieser auffallenden Variabilität ist also kein localer, sondern ein ganz allgemeiner, der sich wahrschein- lich über alle Süss- und Brackwasser-Bewohner aller Zeiten und aller Zonen erstrecken dürfte.“ (0. BETTGER, Die Tertiärfauna von Pembas am oberen Maranon (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 28. Bd, 1878, p- 504). Ist diese Anschauung bei der schrankenlosen Variabilität, welche Süsswasser- Bewohnern, insbesondere ‚aber brakischen Formen auch in der Gegenwart eigen zu sein scheint, auch zweifellos richtig, und haben wir auch in der Vorwelt in verschiedenen, zeitlich und räumlich von einander getrennten Faunen Gelegenheit, sie zu beob- achten (Laramie - Gruppe, Tertiär von Pembas, Süsswasserbildungen des Obermiocän in Europa), so möchte ich doch darauf hinweisen, dass es auch, wenn auch seltene, Ausnahmen giebt, dass insbesondere die Fauna des südfranzösischen Garumnien sich durch eine merkwür- dige Constanz fast aller ihrer Elemente auszeichnet. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2, 3l Ausserdem Adelina elegans CAantRAaınE (Limnaeus Adelinae ForRBES et auct.). Von dieser interessanten und für die jungen Süsswasserbil- dungen des Neogen anscheinend typischen Art, über deren syste- matische Stellung ich mich oben des Näheren ausgesprochen habe, liegen mir neben mehreren, den Vorkomnissen von Kumari bei Aegion vollkommen entsprechenden Stücken auch zahlreiche Exem- plare von bedeutenderer Grösse vor, wie sie ja auch Fucas (l.c., Griechenland, 1877, t. IV, £. 1, 2, 5, 6) abbildet und be- schreibt. An mehreren ist der dichte Gallus, welcher sich über den Innenrand der Mündung hinzieht, abgebröckelt und dadurch ein schmaler Nabelspalt sichtbar geworden. Es scheint dies ein neues Moment zu sein, welches gegen die Zugehörigkeit der Gruppe zu den Limnaeiden, die meist ungenabelt, sprechen würde. An Adelina elegans CanTr. schliessen sich, soweit ich nach Abbil- dung und Beschreibung urtheilen kann, vielleicht ausser dem sicher hierhin gehörigen Zimnaeus bicarinatus Fuchs der grösste Theil der aus dem levantinischen Schichtencomplexe bisher be- schriebenen Limnaeiden an; so ZLimnaeus velutinus Desu. aus Kertsch in der Krim (vergl. SANDBERGER, ]. c., 1874, p. 700, t. XXXI, £. 10; das von diesem Autor für die Form aufge- stellte Subgenus Velutinopsıss wäre dann nutzlos geworden), Limnaeus nobtiks Reuss (l. c., 1868). Zimnaeus paucispira Fuchs (Tr. Fuchs, Die Fauna von NRadmanest im Banate; Jahrbuch d. k. k. geolog. Reichsanstalt, 1870, t. XIV, f. 56 bis 58) und andere‘); alle diese Formen nähern sich durch die nicht gedrehte Spindel, die geringe Zahl der Umgänge, von denen !) Es wäre z. B. nicht unwahrscheinlich, dass die Gattung Lyto- stoma BRUSINA (Die Fauna der Congerien - Schichten von Agram in Croatien. Beiträge zur Paläontol. Oesterreich-Ungarns, Bd. II, 1884, p. 178), von welcher, wie mir Herr Dr- von BUKOWSKI in diesem Frühjahr in Wien zeigte, jetzt anscheinend eine weitere Form in Klein- asien aufgefunden wurde, hierher gehörte. Mit der von BENSON für Physen mit gedrehter Columelle aufgestellten indischen Gattung Camp- toceras BENSON, mit welcher sie BRusInA vergleicht, hat sie gewiss nichts zu thun, ebenso wenig mit Limnaeiden, welche die bei der fossilen Form so deutliche Spiralsculptur nicht besitzen. Ebenso möchte ich die Gattung Zagrabica BRUS., wegen der bedeutenden Differenzen in der Mündung, nicht zu den Limnaeiden gestellt sehen. Warum, da „das Thier von Zagrabica uns wohl völlig unbekannt bleiben wird (p. 173), „die Organisation des Thieres von Benedictia DyB. ein so gewaltiges Hinderniss gegen irgend welche Annäherung der sonst äusserlich ähnlichen Gattungen bilden“ soll, ver- mag ich zudem nicht recht einzusehen. 473 der letzte die übrigen so gewaltig an Grösse überragt, durch das Vorhandensein eines Nabels und durch ihre reichen Verzweigungen der Adelina elegans und somit meiner Ueberzeugung nach den Melaniaden. Vielleicht ist für die ganze Gruppe an eine Bluts- verwandtschaft mit den für die oberste Kreide Europas und Nord- Amerikas so charakteristischen, recent noch im Taganyka - See vertretenen Pyrguliferen zu denken, mit Zimnaeus auricularts Lın. hat sie jedenfalls nichts gemein. Da derartige Formen bisher nur im jüngeren Neogen aufgefunden wurden, so dürften sie, wie man auch die Frage ihrer systematischen Stellung entscheiden möge, jedenfalls als charakteristische und leicht kenntliche Leit- fossilien für dasselbe aufzufassen sein. Valvata (Aegaea) Philippsont n. sp. Taf. XXVIIL, Fig. 6a —d. Die stumpf kegelförmige Schale besitzt 4'/g Umgänge, deren letzter ungefähr die Hälfte der Gesammthöhe erreicht. Die ersten 1!/e Windungen sind eben. wodurch die Spitze abgestutzt er- scheint, die zweite und dritte besitzt je einen, die vierte zwei scharf hervortretende Kiele.e. Die Basis ist nur leicht gewölbt, ein mittelgrosser Nabel vorhanden, die Mündung rundlich, ihre Ränder einfach und durchlaufend. Die vorliegende Type zeigt viel Viviparen - Aehnlichkeit, ins- besondere mit der Gruppe der V. avellana Neum und V. owulum NEUM. (NzumaAyr u. Paur, 1.c., Slavonien, 1875, t. VIH. f. 7 fi.), doch lassen die geringe Grösse unserer Form, die Stumpfheit der Spitze wie die Art ihrer Ornamentik doch einen engeren Anschluss nicht wünschenswerth erscheinen. Noch mehr scheint sie sich den ge- kielten Tropidinen unter den Valvaten zu nähern, wie deren ja auch aus den ziemlich gleichalterigen Schichten Siebenbürgens von NEUMAYR aufgefunden und beschrieben worden sind. (NEv- MAYR, Binnenmollusken aus Siebenbürgen, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt. 1375). Doch ist hier wie bei den recenten Formen der Nabel gewöhnlich viel weiter und die Mundöfinung besitzt eine etwas verschiedene Form; zudem ist bei den siebenbürgischen Tropidinen ein Kiel auch auf der Grundfläche vorhanden, welcher der griechischen Type fehlt. Wir glauben also, den vorliegenden Verhältnissen am meisten Rechnung zu tragen, wenn wir die Type als caracolle Species der längsgestreiften Form aus Kumari bei Aegion anreihen,. für welche wir weiter oben das Subgenus Aegaea aufgestellt haben. Die Aehnlichkeit zwischen beiden Typen scheint mir auch in Wirklichkeit. wie die Figuren beweisen dürften, eine recht ausgesprochene zu sein. 3 \ 474 Höhe der Type 9 mm, Breite „, „> bl mm. Valvata graeca Fucas (l. c., Griechenland, 1877, t.V, f. 6 — 10) halte ich für eine nahe Verwandte der nordameri- kanischen Tropidinen und der Valvata Eugeniae Neum. aus Var- gyas in Siebenbürgen. Dagegen scheint mir Valvata euomphalus FucHs (Ib. t. V, f. 11 — 15) ein echter Carinifex, meiner Auf- fassung nach also eine Planorbide zu sein. Beide weisen jeden- falls auf nordamerikanische Beziehungen hin. Neritina Locrenstis n. Sp. Taf. XXVII, Fig. 7 u. 8. Die dicke, rundliche Schale setzt sich aus 2!/g Windungen zusammen, deren letzte etwa. °/s der Gesammthöhe misst. Die Mündung ist elliptisch, die Columellarplatte nicht gezähnelt. Die Farbe ist violett, drei Spiralstreifen umziehen die Schale, welche aus violetten und weissen Feldchen mosaikartig zusammenge- setzt sind. Ich kann mich nur schwer dazu entschliessen, die Unzahl bereits beschriebener pliocäner Neritinen durch eine neue Species zu vermehren; doch kenne ich keine unter den vorliegenden For- men, welcher ich sie mit Bestimmtheit anzugliedern vermöchte. Am meisten Aehnlichkeit besitzt N. platystoma Brusına!) ins- besondere in der Form des stark erweiterten letzten Umganges, doch ist die dalmatinische Type viel kleiner und mit starker Längssculptur versehen, sodass mir ein innigerer Anschluss an dieselbe unmöglich zu sein scheint. Höhe der Type 6 mm, Breite „. 7 dam) Formenreihe der Hydrobia prisca Neun. zur Pyrgula incisa Fuchs. Taf. XXVII, Fig. 1—5. Die vorliegende Formenreihe geht aus von Hydrobien mit treppenförmig abgesetzten Umgängen (Fig. 1), bei welchen etwa auf der Mitte eine ganz leicht angedeutete, kielartige Verdickung auftritt. Wenn man von diesem letzteren Merkmale absieht, durch welches sie sich der Aydrobia transitans Neum. (HERBICH und NEUMAYR: Siebenbürgische Binnenmollusken; Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1875, t. XVIL f. 7) bereits nähert, sind sie !) Sp. Brusına. Fossile Binnenmollusken aus Dalmatien, Kroa- tien und Slavonien. Agram 1874, p. 93, t. VL, f. 7u.8. . von Formen wie Aydrobia prisca Neum. (Ibid., t. XVII, f. 4) und Aydrobia Heldreicht Fuchs (l. c., Griechenland, 1877, t. II, f. 45 — 47), zwischen welchen ich keinen durchgreifenden Un- terschied zu entdecken vermag, nicht zu trennen. Uebrigens liegen in dem immerhin spärlichen Material, wel- ches ich von Livonataes besitze, mir auch einige, wenn auch schlecht erhaltene, ganz glatte Hydrobien vor, während anderer- seits die Aydrobia Heldreichi Fuchs auch, wie wir oben gesehen haben, in Kumari bei Aegion vertreten ist, sodass an eine Ab- leitung unserer Pyrgulen von ganz glatten Formen nicht gezweifelt werden kann. Die jedenfalls als sicherer Ausgangspunkt der in meinem Materiale vertretenen Formenreihe dienende Type besitzt 7 Umgänge, bei denen auf dem 5. und 6. je 1, auf dem 7. 2 kielartige Erhabenheiten. wenn auch schwach, so doch deutlich hervortreten. Diese gewinnen nun allmählich an Stärke, während sich die Ränder der zwischen den treppenartig abge- setzten Umgängen liegenden Naht ebenfalls aufwulsten und kiel- artig emporwölben, sodass wir von einkieligen (Pyrgula vncisa Fucas) allmählich zu dreikieligen (Pyrgula tricarinata Fuchs: l. e., Griechenland, 1877, t. IV, Fig. 22—24) Formen über- gehen können. Leider sind die Mündungen der Schälchen nicht immer so ausreichend conservirt, um etwaige Veränderungen, welche sich im langsamen Uebergange an denselben vollziehen konnten, zur Beobachtung zu bringen; wie andererseits mein Material doch nicht genügend erhalten und vor allen nicht an Individuen so vollständig zu sein scheint. um die systematische Aufstellung von Mutationen und Entwicklungscyclen zu rechtfer- tigen. Dass aber hier vielleicht sogar reich gegliederte und ab- gestufte Formenreihen wirklich existiren, das beweisen, glaube ich, die Abbildungen, welche ich auf Taf. XXVII, Fig. 1—5 hinzuzufügen Sorge getragen habe. Aus Fig. 1, welche also der Hydrobra prisca Neum. nahe steht, entwickelt sich durch Hervorwölbung des bereits in Fig. 1 angedeuteten Mediankieles, Fig. 2, welche im Uebrigen von Bruv- sına (cf. Brusina: 1. c., 1884, p. 163. t. 30. f. 11) auch aus den Congerien-Schichten von Croatien angeführt und abgebildet wird. Aus Fig. 2 entwickeln sich nun die dreikieligen Formen durch Her- vorbildung der Nahtkiele, welche durch Aufwulstung der Nahträn- der bewirkt wird. Und zwar leitet sich sowohl Fig. 3, die typische Pyrgula incisa Fuchs, als Fig. 4 u. 5 (Pyrgula tricarinata Fuchs) von Fig. 2 ab. P. incisa. entsteht durch stärkere Ausbildung des Mediankieles, während bei den anderen Formen sich die drei Kiele gleichmässig zu entwickeln scheinen. 476 Das Auftreten von Formenreihen, wie wir sie in Livonataes und Stamna beobachtet haben, gewinnt ein hervorragend theore- tisches Interesse einmal deshalb, weil wir dieselbe Erscheinung anscheinend an den meisten Fundpunkten des griechischen Neogen zu erkennen oder wenigstens zu vermuthen Veranlassung haben; dann aber auch im Vergleich zu den Verhältnissen im übrigen östlichen Europa. Was den ersteren Punkt anlangt, so möchte ich nach den Angaben und Abbildungen Fuchs’ voraussetzen, dass continuirliche Uebergeänge zwischen den einzelnen Formen auch in Daphne und Megara zu beobachten sein werden. Aus dem letzteren ebenso reichen als leider schlecht ausgebeuteten Fundpunkte beschreibt Gaunry- (l. c., 1862, t. LXIL £. 1— 18) die schönste Formenreihe , die man sich theoretisch zu con- struiren vermag, hält sich aber natürlich nach den Anschauun- gen der sechziger Jahre verpflichtet, alle die lästigen Varia- tionen als Melanopsıs costata Fer. zu bezeichnen. Auch unter dem von Bückıns in Olympia gesammelten Materiale dürften sich derartige Formenreihen vorfinden‘). Es wäre, scheint mir, eine sehr dankenswerthe Aufgabe für einen Tertiärgeologen, wel- cher der Descendenztheorie zum mindesten nicht unbedingt feind- lich gegenübersteht, von diesen Gesichtspunkten aus sorgfältigere und genauere Aufsammlungen an den einzelnen reichen Locali- täten des griechischen Neogen vorzunehmen. Was den zweiten Punkt, das Verhältniss zu den übrigen gleichaltrigen und gleichartigen Neogenablagerungen des östlichen Europas, anlangt, so können wir z. B. sowohl in Arapatak in Siebenbürgen?) als in Livonataes in Locris, als auch anscheinend in Italien?) dieselbe allmähliche Entwicklung von gekielten Pyr- gulen aus glatten Hydrobien beobachten. Liegt hier nun eine !, Wahrscheinlich finden sich auch in den von HoCHSTETTER und R. HÖRNES als sarmatisch betrachteten Süsswasserbildungen-des Hel- lespont derartige Formenreihen. R. HÖRNES (Ein Beitrag zur Kenntniss fossiler Binnenfaunen [Sitz.-Ber. d. k. Akad., math.-nat. Cl., 74. Bd., 1. Abth., Wien 1876]) drückt sich p. 18 folgendermaassen über diesen Punkt aus: „Es sei bemerkt, dass ebenso wie bei der sogleich zu schildernden Melanopsis Trojana die weitgehende Verschiedenheit der einzelnen Gehäuse in ihrer allgemeinen Gestalt und Verzierung daher rühren mag, dass wir es nicht mit einer einzelnen Form, vielmehr mit einer Formenreihe zu thun haben.“ HÖRrNEs hatte leider nicht die Zeit, der Frage näher zu treten. ?) NEUMAYR. Die Süsswasserbildunger im südöstlichen Siebenbür- gen. (Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1875.) ®) G. CAPELLINI. Gli strati a Congeria e la formazione gessosa- solfifera nella provineia e nei dintorni di Livorno. (Hydrobia incerta, p. 412, t. V, f. 15 u. 16). U AttıiR. Acad. dei Lincei, Memorier Ban serie III, 1880. 477 monophylletische oder polyphylletische Entwicklung der ersteren Gattung vor, d. h. mit anderen Worten: Hat sich der Prozess der Gattungsentwicklung einmal oder wiederholt vollzogen und vollzog er sich immer auf demselben Wege? Es ist nicht leicht, bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse auf diese Frage eine bestimmte Antwort zu finden, aber umgangen darf sie darum doch nicht werden, umsomehr als mit dieser Beantwortung Erwägungen von geradezu prineipieller Bedeutung angeregt werden, als mit dem Zugeständniss, Gattungen von allgemeinerer Geltung seien auf polyphylletischem Wege entstanden, leider ein grosser Theil der Resultate in ihrem Werthe und ihrer Geltung stark beein- trächtigt werden, welche die paläontologische Forschung aus den ihr überlieferten Resten zu gewinnen sich anheischig gemacht hat. Der Verdacht liegt nun allerdings bei den Vorkommnissen von Livonataes und Arapatak vor, dass hier die Natur zweimal zur Erzeugung desselben Gattungsproductes geschritten ist. Es lässt sich wenigstens bei aller Anerkennung der Verbindungen, welche zwischen den siebenbürgischen und dem locrischen Seebecken meiner Ansicht nach zweifelsohne bestanden haben, schwer vor- aussetzen, dass sämmtliche Bindeglieder, welche die Formenreihe bilden, aus dem einen in das andere übergegangen sind; zudem scheint es, als ob sich die Umbildung der Hydrobien in Livo- nataes nicht in vollkommen analoger Weise vollzog wie in Sieben- bürgen. Dazu kommen dann die Erscheinungen in den slavo- nischen Paludinen - Schichten, welche schon NEuUmAYr!) zu der An- nahme drängten, dass „in solchen Fällen zwei oder mehrere Reihen gleichzeitig und ohne unter einander stark abzuweichen, einen Grad von Divergenz vom alten Gattungstypus erreichen, der eine generische Abtrennung wünschenswerth erscheinen lässt, und dass wir uns dann genöthigt sehen, die monophylletische Entstehung der Gattungen aufzugeben, welche a priori die natür- liche Basis einer genetisch begründeten Systematik zu sein scheint (z. B. Formenreihen, welche in Vivepara Hoernesi, V. Zelebort und V. avellana endigen)“. Dazu kommt ferner die doppelte Ent- stehung, welche die Gattung T7ulotoma in zwei räumlich weit von einander getrennten Gebieten (Slavonien und westliches Nord- Aamerika) in von einander weit entfernten Zeitläuften (Laramie- gruppe und Unterpliocän) zweifellos genommen hat! NEBMAYR (1. c., 18/5, slavonien, p. 97) hat zuerst ‚in seinen grundlegenden Untersuchungen über die Paludinen Sla- voniens nachgewiesen, und ich glaube, die Thatsache wird heut nur von Wenigen mehr bestritten werden, dass hier Tulotomen !) NEUMAYR und PAur: 1. c., 1875, p. 97. sich auf mannichfache Art polyphylletisch aus Viviparen ent- wickeln. Eserr!) hat dann 1884 darauf aufmerksam gemacht, dass bereits aus den Laramie-Schichten Nord - Amerikas 7ulo- toma Thompson?! Waıte vorläge und dass „also in diesem Falle der erwähnte Entwicklungsprocess unter ähnlichen Verhältnissen (Aussüssung etc.) wenigstens schon einmal, wenn nicht mehrere Male vor sich gegangen sein müsste“ (l. c., p. 561). Und Wnrre’s „Non marin fossil mollusca of North America (United states geol. Survey. Third annual Report, 1881-— 82) lässt uns ausser dieser Tulotome auch Campelomen (z. B. Campeloma produeta White), Acellen (Acella Haldemann! Wsute, t. 6, £. 18 u. 19) und Unionen (Unio bellipkcatus MEER, t. 6, f. 1-3) u. a. von ausgesprochenster Aehnlichkeit mit denjenigen der pliocänen Palu- dinen - Schichten des östlichsten Europas erkennen, mit deren Fauna die Laramiegruppe somit eine entschiedene Analogie besitzt! Alle diese Erscheinungen mahnen somit zur Vorsicht und lassen uns die Hypothese einer polyphylletischen Entstehung vieler Mollusken-Gattungen und vielleicht auch -Arten nicht als so un- möglich und ungereimt erscheinen, wie sie sich andererseits als theoretisch im höchsten Maasse unbequem und erschwerend für den weiteren Fortschritt auf unserem Gebiete erweist! Denn was bei Binnenmollusken eintreten kann und, wie wir gesehen haben, in Wirklichkeit eintritt, das ist bei marinen ÖConchylien und bei Angehörigen anderer Stämme des Thierreiches a priori keine Unmöglichkeit! Wäre es nicht z. B. denkbar, dass die verschie- denen Zweige und Arten der Rudisten wie der Nummuliten sich auf dieselbe Art polyphylletisch auf den verschiedenen Punkten ihres Bereiches zu entwickeln im Stande gewesen wären? Die Thatsache ist unwahrscheinlich — und unbequem, aber unmöglich ist sie leider nicht. Die Untersuchungen NEUMmAYR' Ss!) über die !) Tu. EBERT. Tulotoma Degenhardti DUNKER u. EBERT nebst einigen Bemerkungen über die Gattung Tulotoma. (Jahrbuch d. kgl. geol. Landesanstalt, 1884.) (Uebrigens scheint mir Twlotoma Degen- hardti keine Vivipare, sondern eine Pyrgulifere zu sein, wie dies die Höhe des letzten Umganges die Mündungscharaktere und die Or- namentik anzudeuten scheinen!) !) M. NEUMAYyR. Die Ammoniten der Kreide und die Systematik der Ammonitiden. (Diese Zeitschrift, Bd. 27, 1875.) Es findet sich hier eıne auf unser Thema speciell bezügliche Bemerkung: Eine sehr interessante Frage schliesst sich hier an, nämlich ob unter den geschilderten Verhältnissen die Einheit der geographischen Gattungs- centren wird festgehalten werden können. Es liegen für die Entschei- dung derselben noch nicht genügende Daten vor, doch sind mir in neuester Zeit einige Thatsachen über die Verbreitung beginnender Gat- tungstypen in den jungtertiären Süsswasser - Ablagerungen von Süd- Frankreich, Slavonien, Siebenbürgen und Kleinasien bekannt geworden, Ammoniten-Gruppen der Kreide sprechen sogar mit Wahrscheinlich- keit dafür, und man muss sie sich gegenwärtig halten, wenn man mit „Leitfossilien* in derselben Weise operirt, wie dies vor 40 Jahren, vor dem siegreichen Durchbruch der Descendenz- theorie allerdings angemessen und förderlich war, wie dies aber in unserer Zeit nicht mehr angängig und vortheilhaft zu sein scheint! Wenn also z. B. Stacnz auf p. 57 seiner „Libur- nischen Stufe“!) von einer regionalen Entwicklung der dalma- tinisch-istrischen Nummuliten- und Alveolinen-Fauna aus anschei- nend noch unbekannten Embryonaltypen spricht und für dieselbe später hoffentlich weitere Belege bringen wird, so ist dieser Versuch, wenngleich seine Grundlagen bei der leichten Migrations- fähigkeit, welche den Nummuliten wie allen Foraminiferen eigen, noch keineswegs über jeden Zweifel erhaben, theoretisch jeden- falls sehr anerkennenswerth. Dagegen muss z. B. gegen die Ver- suche H£gerr's, auf Grund von einigen wenigen, in ihrer Ent- stehung und räumlichen wie zeitlichen Verbreitung ausserhalb des Pariser Beckens noch keineswegs eingehender untersuchten ma- rinen Üonchylien gegen die überzeugendsten Erwägungen der Stratigraphie Parallelisirung zwischen den Nummuliten-Horizonten und den Schichtencomplexen des Pariser Beckens vorzunehmen, wie gegen jede rein schematische Ausbeutung von Fossillisten auf Grund der obigen Erwägungen, zu denen sich noch die Mi- grationsfrage gesellen könnte, entschieden Protest eingelegt werden! Um mit der Species auf gesicherter Grundlage operiren zu kön- nen, dazu bedarf es — immer abgesehen von den noch sehr wenig geklärten Vorgängen der Wanderungen und der räumlichen Verbreitung derselben — der genauen Kenntniss ihrer Entstehung und ihrer Variation; und um diese festzustellen. müssen wir mit den unbequemen Variationen auch bei den marinen Formen mehr zu rechnen anfangen; wir müssen auf Grund der Methode NEv- MAYR SS, welche der modernen Paläontologie, soweit sie wenigstens transformistischen Anschauungen huldiget, unserer Ueberzeugung nach als Richtschnur zu dienen hat, die feinen Mutationen, „So- bald in ihnen dieselben Merkmale mit relativer Constanz bei einer grösseren Anzahl von Individuen wiederkehren“, festhalten und durch Namen, und wenn möglich durch Abbildungen fixiren, als neutrale Grössen, „unabhängig von allen Vorurtheilen über Con- welche wenig für solche Einheit zu sprechen scheinen, p- 873 1. ec. — Siehe auch ]. c. an anderer Stelle, „sodass also diese Gattung (Tulotoma) wenigstens einen triphylletischen Ursprung hat“. !) G. STACHE. Die liburnische Stufe und deren Grenzhorizonte. (Abh. d. k.k. geol, Reichsanstalt, Bd XIII, Heft 1, Wien 1889.) 480 stanz und Veränderlichkeit der Species“). Der Einwand; eine derartige Methode erschwere unnütz das wissenschattliche Ar- beiten, der träge Stoff erdrücke schliesslich den nach der Herr- schaft über ihn ringenden Menschengeist, ist nicht ausschlag- gebend, so oft man ihm auch insbesondere in der malacologischen Literatur begegnet?). Auch ohne die Methode Neumayr’s wächst die Zahl der von Jahr zu Jahr beschriebenen „guten“ Arten in's Groteske und gestattet schon heute ein sicheres Arbeiten in un- seren Fächern nur unter der ausgedehntesten Benutzung biblio- graphischer Hülfsmittel, und daran wird nichts geändert, selbst wenn die Zahl der vorhandenen Namen verzehnfacht wird. Aber wenigstens kommen wir dann zu einer naturgemässeren Auffassung der Verhältnisse insbesondere der Tertiärperiode, eine ganze Reihe von heut noch heiklen Punkten in derselben, wie z. B. die in letzter Zeit so vielfach discutirten Verhältnisse des österreichischen (unga- risch-steierischen) Neogen wird nur auf diesem Wege zu einer endgil- tigen Lösung geführt werden können, und die eigentlich nicht allzu- viel bedeutenden Fossillisten mit ihren vielen affer und confer wer- den allmählich aus der wissenschaftlichen Discussion verschwinden, sobald eine Methode sich allgemein Bahn bricht, wie sie z. B. BELLARDI in seiner Schilderung der piemontesischen fossilen Mollusken-Fauna°) wenigstens in den letzten Heften durchzuführen versucht hat. Ich glaube dem hochverehrten Herrn Cossmann, !) Vergl. hierüber auch NEUMAYR, ]. c., Kos, p. 248. NEUMAYR hat bekanntlich später (cf. die Mittelmeer - Conchylien und ihre jung- tertiären Verwandten. Jahrbuch d. deutsch. malacozoolog. Ges., VI, Frankfurt a. M. 1880, p. 201) den früher eingenommenen Standpunkt aus Zweckmässigkeitsrücksichten unter voller Wahrung seiner theo- retischen Anschauungen etwas modificirt. Wir sind hier den von ihm in dieser seiner letzteren Publication entwickelten Vorschlägen gefolgt, ?) Siehe z. B. FONTANNES. Sur la faune des etages Sarmatique et Levantin en Rumanie. (Bull. soc. g60l., DI serie, T. 15, 1886 — 1887, p. 49.) „En attendant la geologie doit s’estimer heureuse que cet engouement du fractionnement A outrance ait respect& jusqu’ ici, dans une certaine mesure, les faunes marines et quelle ait eu le temps de tracer ces grandes lignes & une lueur moins vacillante; il lui eüt ete difficile sans cette bonne fortune de tirer de la paleontologie les precieuses ressources qui ont tant contribu& & la solidite de ses prin- cipes.“ Man kann, ohne die grossen Verdienste des dahingegangenen französischen Forschers zu verkennen, sich wohl fragen, ob speciell in Tertiärgeologie das Princip der Forschung schon so fest gestützt nnd der auch nur die grossen Züge des Rahmens schon so sicher gezogen sind, dass man des „Hackernden“, aber doch immerhin noch leuchten- den Scheines transformistischer Anschauungen hier entbehren zu kön- nen glaubt. °®) BELLARDI. I molluschi dei terreni terziarii del Piemonte e della Ligurila. Turin. ae A a U PPRPEFEE Pe ER OR Ca \ x ad j 17 . 48] dessen Besprechung?) der Berrarpı'schen Arbeit mir hier vor- Jiegt, versichern zu können, dass es Autoren giebt, welche nicht bedauern, dass so viele Mitren in Piemont vorhanden sind! — Wenn wir also, wie die letzten Ausführungen gelehrt haben, auch zugeben, dass bei der Annahme einer polyphyletischen Ent- stehung von Arten und Gattungen, für welche die Wahrschein- lichkeit, wie bereits Neumayr annahm, gerade bei den seltsamen Typen des osteuropäischen Neogen im hohen Maasse vorliegt, das Auftreten von specifisch und generisch gleichen oder ver- wandten Typen und Entwicklungsreihen an und für sich noch keinen Grund abgiebt, auf eine Verbindung zwischen den Aus- sangspunkten ihrer Entstehung und Verbreitung zu schliessen, so scheinen doch die eigenartigen Verhältnisse dieser Neogenfauna darauf hinzuweisen, dass hier Communicationen bestanden. NEU- MAYR hat in seinem Aufsatze über Kos des Wiederholten auf die Wahrscheinlichkeit derselben hingewiesen; zwingende Belege sind ihm für dieselbe das Auftreten aberranter Viviparen vom ortho- conchen Typus und slavonischem Verwandtschaftsgepräge in der klinoconchen Fauna des koischen Neogen (l. c., p. 306 u. 307, Vivipara Fuchst, V. levostraca, V. Brusinatl, V. Hippocralis, V. Munieri); die eigenartige Verbreitung von Formen aus der Gruppe der Melanıa Hollandree (Cigelnik und Novska in West- slavonien (Melania ricinus Neum.), Uesküb in Macedonien (M. macedonica BUrRGERST.), Kalamaki auf dem Isthmos von Korinth (Melania ornata Fucus), Renkioei bei Troja (M. hellespontic« Carv. u. Neum.); endlich das Auftreten von specifisch festen und starren Formen in beiden Bereichen, wie z. B. von Pisidium sla- vonıcum NEum., welches sowohl in Slavonien als in Livonataes vorhanden ist. Auch ich vermag aus meinem Materiale einige Fälle namhaft zu machen, welche bestimmt für Communicationen zwischen den Fluss- und Seegebieten des östlichen Neogen zu sprechen scheinen. Wenn wir von der unserer Ansicht nach nichts, weil zu viel, beweisenden Formenreihe der Aydrobria sim- plex — Pyrgula Eugeniae Neum. absehen, welche gleichmässig in Siebenbürgen und in Locris entwickelt zu sein scheint, so so haben wir einmal die zweifellose Fortsetzung der Gruppe der Melanosteiren aus Aetolien bis nach Epirus hinein (Preveza); wir haben dann in Vivipara Lacedaemoniorum mihi eine an- scheinend ganz localisirte Type, welche sich mehr dem ortho- conchen, d. h. dem slavonischen Typus anschliesst (V. Muniert Tourn., Neumayr: Kos, t. I, f. 24) als dem klinoconchen (V. Gorcerxı Tourn., Ibid., t. II, f. 25), indessen wohl zweifellos in ?) Annuaire geologique universel, Paris, T. V, 1889, p. 1107. 482 die in Kos reich entwickelte Formenreihe der V. Fuchst— Forbesi -— (oa gehört, welcher die beiden vorher erwähnten Typen auch zugezählt werden. Eine Reihe von slavonischen Melanopsiden- Mutationen (M. pseudocostata mihi [costata Neum.], M. elavigera Neum., M. hastata Neum., M. lanceolata Neum.) ist in Megara und zum Theil auch in Daphne vorhanden, doch könnte hier wieder die bei den griechischen Formen noch nicht näher fest- gestellte Entwicklung mit der slavonischen nur parallel laufen, ohne durch einen gegenseitigen Austausch bestimmt und beein- flusst zu werden; dagegen ist die Adelina elegans, eine feste und von ihren nächsten Verwandten anscheinend scharf abgetrennte Type, sowohl in Lycien!), als in Kalamaki*), Livonataes?), Euboea*) (?) und in Italien®) vorhanden, von welcher letzteren Localität sie von CANTRAINE aus einer Pisaner Sammlung, allerdings leider ohne Fundortsangabe, beschrieben wurde; die Vermuthung liegt indessen für mich sehr nahe, dass sie aus den dortigen Con- gerien - Schichten stammen dürfte. Verbindungen zwischen den heut getrennten Neogengebieten haben also allem Anscheine nach zweifellos existirt, ob dieselben nun auch directe, durch Fluss- läufe vermittelte oder indirecte, durch gelegentliche grosse Ueber- schwemmungen, Wolkenbrüche u. dergl. veranlasst gewesen sein mögen, und da drängt sich denn die Frage auf, wie weit wir dieselben bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse zu recon- struiren im Stande sind. Die Communicationen zwischen den einzelnen Fetzen des griechischen Neogen unter einander, wie mit den Bruchschollen der jetzt durch Cykladen und Sporaden vertretenen, zur Tiefe gegangenen Aegaea sind zweifellos und bereits von NEUMAYR des Eingehenden gewürdigt worden. Es wird auch bei der jetzigen Configuration des Landes, zumal wenn wir den im Pliocän und noch im Quartär so thätigen Gebirgsschub und seine Disloca- tionen mit in Berücksichtigung ziehen, nicht allzu schwer, sich Seeenbecken etwa nach Art der aetolischen vorzustellen, welche stellenweis durch kleinere Flusslänfe mit einander in Verbindung gesetzt waren. Dass im Nordosten unseres Gebietes sich die pon- !) EORBES u. SPRATT/ I. c., Vol. W pa: ?\ Fuchs, 1. c., Griechenland, 1877. °) Ibidem. *) FR. Unger. Wissenschaftliche Ergebnisse einer Reise in Grie- chenland und in den jonischen Inseln. Wien 1862 (W. BRAUMÜLLER). — UNGER ‘ecitirt den Limnaeus Adelinae allerdings mit einem Frage- zeichen aus Kumi auf Euboea! °) CANTRAINE, 1. c., 1841, d 485 tisch-levantinische Mischfauna von Livonataes nach Osten durch den wahrscheinlich fast ausgesüssten Meeresarm nach den Dar- danellen und über Macedonien, Thracien, Rumänien nach Sieben- bürgen hinein fortgepflanzt haben wird, ist sehr wahrscheinlich und eine durch das Vorhandensein analoger Ablagerungen in allen diesen Gebieten wohlbegründete Annahme. Auf das Vorhanden- sein und die Verhältnisse der Neogenbildungen in Albanien sind wir bereits oben eingegangen und dürfte wahrscheinlich wenigstens ein Theil derselben im Alter den griechischen Vorkommnissen bestimmt gleichgesetzt werden. Es würde dann von dort aus über das Adriafestland, dessen Existenz während der pontisch- levantinischen Periode von Süss }), Neumaryr?), Stacaz°’), Pan- TANELLI*) und Koszrr°) gleichmässig gefolgert und gefordert wird, ein bequemer Austauch der Organismen nach Italien herüber sich haben vollziehen können, wie er nach den zoogeographischen Verhältnissen insbesondere der Congerien-Schichten, aber auch der echt pliocänen Süsswasserbildungen der hesperischen Halbinsel, welche, wie die Fülle identischer Formen im Westen und im Osten des Apennins beweisen, unbedingt mit einander in Verbin- dung gestanden haben müssen, mit zwingender Nothwendigkeit vorhanden gewesen sein muss. Am dunkelsten und verworrensten liegen die diesbezüglichen Verhältnisse noch in den von Oester- reich - Ungarn occupirten Provinzen. Während NeumAyr (Kos, p. 263) noch 1880 für das Vorhandensein levantinischer Bildun- gen in Bosnien und der Herzegowina eintritt und einen Nach- weis derselben aus den in demselben Jahre ausgeführten Aufnah- men der geologischen Reichsanstalt folgert, hat er diese Behaup- tung schon 1881 auf Grund des bei der letzteren erzielten Materiales zurückziehen müssen und die Süsswasserbildungen beider Länder für sarmatisch, stellenweis sogar für noch älter (erste Mediterran- stufe!) erklärt‘). Allerdings kommen nach v. Mossısovics und PAur?) wenigstens in West-Bosnien auch pontische Schichten vor, und wäre es so nicht unbedingt ausgeschlossen, dass Detailauf- ') E. Süss. Entstehung der Alpen. — Antlitz der Erde. 2) M. NEUMAYR, 1. c., Kos, 1880, p. 263. ®) Verhandlungen d. geol. Reichsanstalt, 1876, p. 127. *) DAnTE PANTANELLT, ]. c., 1866. 5) KOBELT. Excursionen in Süd-Italien. (Jahrbücher d. deutschen malaco-zoolog. Gesellsch., 1879, p. 144. !) M. NeumAyR. Tertiäre Binnenmollusken aus Bosnien und der Herzegowina. (Jahrb. d. k.k. geol. Reichsanstalt, 30. Bd., Wien 1880.) ?) v. Mossısovics. West-Bosnien und türkisch Kroatien. (Jahrb. d. k, k. geol. Reichsanst., 30. Bd., Wien 1880.) 484 nahmen hier auch eine weitere Verbreitung der vielleicht zum grossen Theile später erodirten levantinischen Bildungen, sei es vielleicht auch nur als Bruchstücke in den Flussthälern an secun- därer Lagerstätte nachzuweisen im Stande sein könnten®). Auch wäre eine Verbindung durch Serbien hindurch keine Unmöglich- keit. Zusoviß#) eitirt wenigstens bei Razanj. Zvezdan, Gradiste und Postolac Ablagerungen der levantinischen Stufe, aus der ersteren Localität sogar das Mastodon arvernensis, indessen ist die Fauna dieser Schichten wohl noch nicht soweit bekannt, um hinsichtlich ihrer stratigraphischen Stellung jeden Zweifel zu beseitigen. — Es erübrigt, nunmehr zum Schlusse einen kurzen Blick zu werfen auf die zoogeographischen Verhältnisse der uns beschäfti- genden Fauna. Wir finden auch hier eine vollständige Analosie mit den Resultaten, welche die Betrachtung der slavonischen Vor- kommnisse ergeben hat. Neben einer kleinen Anzahl fossil ge- bliebener, also auch heute noch wenigstens in ihren Nachkommen an Ort und Stelle vertretener Typen (Nerrtina micans, Melanopsts »sendocostata, MM. clavigera u. a.) treten uns Arten entgegen, deren nächste Blutsverwandte jetzt den Osten Europas, Asiens und Nordamerika bevölkern. Auf den Osten unseres Continents weisen die Limnocardien,. Melanien aus der Gruppe der M. Hol- landrei, wie ein Theil der Melanopsiden hin, während anderer- seits. wie wir gesehen haben, die Adelina elegans CANTR. un- serer Ansicht nach als ein letzter Ueberrest der tropisch-indischen Binnenschnecken-Bevölkerung des älteren Tertiärs Europas ange- sehen werden muss, vielleicht sogar in Verbindung zu setzen wäre mit den heut auf den Taganyka concentrirten, in der oberen Kreide in Europa (Süd-Frankreich, Norddeutschland, Alpen, Ungarn) und Nord - Amerika so weit verbreiteten und so man- nichfach entwickelten Pyrguliferen. Am meisten ausgesprochen und am stärksten hervortretend bleiben aber auch hier, wie in den Ländern der österreichischen Militärgrenze die Beziehungen zum nördlichen Amerika, für welche Acella, Tropidina, Carinifex wie eine grosse Anzahl von typischen Tulotomen gleich beredtes °®) Etwa wie in Ost-Galizien. Cf. V. HıLBER. Fossilien der Con- gerien-Stufe von Czortkow in Ost-Galizien. (Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst., 1881. *) J. M. ZuJovie. Geologische Uebersicht des Königreichs Serbien. (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1887, p. 71 fl.) „Wenn wir in’s Becken der Südmorava kommen, so treffen wir die tertiären Ablage- rungen znerst bei Razanj, wo Schichten mit Mastodon arvernensis auf- gefunden wurden. Diese Ablagerungen ziehen sich auch gegen die Morava und gegen Jovanovac.“ (p. 101). Siehe auch p. 114, 485 Zeugniss ablegen. Nur eine Art, die Melanopsıs Ileis mihi, besitzt meines Erachtens ihre Verwandten, die M. carvosa und M. Dufowrei, im westlichen Mittelmeerbecken, eine Erscheinung, welche. so vereinzelt sie auch dasteht, dennoch nicht ohne Ana- logien (ich erinnere hier nur an die M. cardosa, welche Tour- NOUIER aus den analogen Bildungen von Kos beschreibt) geblieben zu sein scheint. Congerien sind meiner Auffassung nach Ueber- reste der Brakwasser-Bevölkerung des centralen Mittelmeeres und haben ihre recenten Verwandten (Oongerta (= Mytilopsis CoNRAD — Praxis H. u. A. Anans) afrıcana v. Ben., (. Risei Dunker etc.) in Westafrika und Westindien. Pyrgula-Arten endlich leben heute im Gardasee und in Dalmatien. Für den grössten Theil der uns beschäftigenden Fauna ha- ben wir also auch für unser Gebiet die grosse Aehnlichkeit der pliocänen Binnenbevölkerung mit den recenten Bewohnern der ostasiatischen und nordamerikanischen Flüsse und Seeen zu con- statiren vermocht und der bereits von NEuUMAYR gezogene Schluss liest daher nahe, dass diese Formen seit dem Pliocän langsam nach Osten gezogen und während sie in ihren bisherigen Wohn- sitzen ausstarben, sich den neuen Verhältnissen so anzupassen wussten, dass sie dort ohne grosse Modification bis zur Gegen- wart auszudauern im Staude waren. Gegen diese im ersten Augenblicke sehr einleuchtende Hypothese spricht nun allerdings der Umstand, dass bereits während der Laramieperiode eine der pliocänen Fauna Europas sehr ähnliche und analog zusammen- gesetzte Brakwasser-Bevölkerung in Nordamerika vorhanden war. Wenn wir unter diesem Gesichtspunkte die Tafeln des Wnrre'- schen Quellenwerkes!) durchblättern, so finden wir bereits Tulo-. tomen (Zulotoma Thompson! White, t. 24, f. 17—22), Unionen (Umio bellipkicatus ME, t. 6, f. 1—3, Umio goinonotus WHITE, t. 13, £. 7—9), Acellen (Limnaea [Acella] Haldemanı Wr, t.6, £. 18 u. 19), Neritinen (Neritina volvdlineata Ware, N. Bruner‘ Wire, t. 23, £. 12 — 15) von sehr ähnlicher Gestalt wie die der pliocänen Sedimente Europas, wir finden dieselbe Neigung der Typen zur Verstärkung der Schalen durch Kiel- und Knotenbildungen, wir haben in Veivepara trochrformis wahrschein- lich ein Uebergangsstadium der echten Viviparen zu typischen Tulotomen zu constatiren. Wir sehen also einmal, wie ähnlich Faunen werden, welche auch in weit von einander entfernten Erdepochen gleichen Factoren ihre Entstehung und Umwandlung 1) C.A. WnıTe. A review of the non-marine fossil mollusca of North America (United States. Geol. Survey, Third annual report, 1881 bis 1888.) 486 verdanken, wir bemerken aber andererseits auch, dass, wie er- wähnt, die recente Binnenfauna der nordamerikanischen Ströme bereits in der Laramieformation in wesentlichen Punkten vorge- bildet war. Nun scheinen aber alle diese Formen bereits im Eocän wieder in Amerika zu verschwinden und gigantische Physen von neuholländischem Typus (Physa Bredgerensis MErr und Ph. pleromatis Wuıme, t. 30, f. 6— 10), glatte Viviparen (V. palu- dinaeformas Harn und V. wyomingensis MEer, t. 30, f. 11—14) und formenreiche, stark variirende Ceriphasiiden (Gonzobasis no- dulifera MEER, @. tenera Hart. t. 31) scheinen an ihre Stelle zu treten; und ein von der Jetztzeit wie von der Laramieperiode noch verschiedeneres Bild gewähren die Binnenmollusken des amerikanischen Neogen. unter. welchen eine eigenartige Form von Carinfex (C. [Vortierfex] Tryoni, t. 32, f. 7—9) und eine mir noch sehr zweifelhafte Ceriphasiide (Zethasia antıgqua GABB, t. 32, f. 4) fast die einzigen Formen sind, welche unter oceanischen Ancyliden und echten Melanien (Zatia Dalki Ware, t. 32, f. 37—40, Melania sculptilis Meer, t. 32, f. 1, M. subsculp- tılis MERK, t. 32, f. 2) an die Verhältnisse der Gegenwart erin- nern. Natürlich ist es bei dem verhältnissmässig geringen Areal, welches in Nordamerika eingehender untersucht worden, immer noch nicht ausgeschlossen. dass wir dort noch pliocäne Ablage- rungen finden. welche eine recent nearktische Binnenmollusken- Bevölkerung von Acellen, Tulotomen und Unionen darbieten. Bis zu diesem Zeitpunkt aber können wir, glaube ich, behaupten, dass die Binnenmollusken des europäischen Pliocän nach Osten gewandert sind und dass die heu- tige Fauna Nordamerikas ihre direeten Nachkommen darstellt. Im Gegenwart zu dieser Wanderung der Binnenbevölkerung des europäischen Neogen nach Osten steht nnn der Zug nach dem Westen. welchen die marine Fauna, soweit sie nicht durch die Ungunst der Verhältnisse ganz ausgestorben, angetreten zu haben scheint. Ihre Verwandtschaft mit Formen der afrikanischen Westküste ist von M. Harnes!), Süss?), v. Marrens°®) und in letzter Zeit von v. Tauscn!) des Wiederholten betont worden. !) M. HÖRNES. Fossile Mollusken des Wiener Beckens. (Abh. d. geol. Reichsanst., Vol. III u. IV.) ?\) E. Süss. Ueber die einstige Verbindung Nord-Afrikas mit Süd- Europa. (Jahrb. d. geol. Reichsanstalt, 1863, p. 26.) ®) Jahrbuch der deutschen malaco-zoologischen Gesellschaft, 1876, p. 236. *) Ibidem, 1884. 487 Wahrscheinlich zwang sie die hereinbrechende Glacialperiode. deren Spuren sich in den quartären Muschelbreccien Italiens und Sieiliens, wie in dem Auftreten von nordischen Tiefseeformen (Nephrops)'!) auch heute noch bemerkbar machen, soweit sie nicht direct ihre Vernichtung herbeiführten, zum Abzuge; Strombus co- ronatus, dessen nächster Verwandter, Str. bubondus, heute noch am Senegal lebt, findet sich noch in den oberpliocänen Ablage- rungen von Rhodus?) und Cypern zusammen mit noch drei heute westafrikanischen Formen. Wahrscheinlich spielte die Schliessung der breiten Verbindungspforte zwischen Mittelmeer und Atlantik durch das Thal des Guadalquivir und vielleicht durch das Sahara- meer dabei auch eine Rolle, und noch heut erinnert die immerhin grosse Zahl von gemeinsamen Formen zwischen beiden Meeren an die Zeit, wo sie in einem innigeren Zusammenhang mit einander standen, als er heut durch die Verhältnisse gegeben ist. t) J.R. LoREnZz. Phys. Verh. u. Vertheil. der Organismen im Quarnerischen Golfe, 1863. 2) Siehe P. FiscHER. Paleontol. des Terrains Tertiairs de T'ile de Rhodes. (M&m. Soc. geol. de France, 1877, 3 serie, I, p. 40-44.) Zeitschr. d.D. geol. Ges. XLII. 2. BD) 488 ‘. Beitrag zur Kenntniss der Ostrakoden- Fauna in silurischen Diluvialgeschieben. Von Herrn AUREL Krause in Berlin. Hierzu Tafel XXIX — XXXII. In einer kürzlich veröffentlichten Arbeit! „Die Ostrakoden der silurischen Diluvialgeschiebe*“ !) habe ich eine Uebersicht über die bisher in Silurgeschieben beobachteten Ostrakoden zu geben versucht. Unter den 81 daselbst aufgeführten Arten befindet sich eine Anzahl theils neuer, theils auf unzulänglich bekannte bezogener Formen, zu deren genauerer Kennzeichnung eine durch Abbildungen erläuterte Beschreibung erforderlich ist. Da eine solche a. a. OÖ. unterbleiben musste, will ich jetzt diese Versäumniss nachholen. Als weitere Ergänzung der genannten Arbeit, auf die ich im übrigen verweise, füge ich noch eine Tabelle über die zeitliche und räumliche Verbreitung der in Silurgeschieben gefun- denen Ostrakoden hinzu. I. Leperditiidae. 1. Gattung Leperditia ROUAULT. 1. Leperditia Eichwaldt F. ScuMipT. Tafı XXIX; Eige. Tab aa 1873. Leperditia Eichwaldi F. SCHMIDT. Russ. silur. Leperditien, p. ITS oe. 1883. — — Derselbe. Nachtrag zu den russ. silur. Leperditien, a 1885. — cf. Eichwaldi. REMELE. Katalog, p. 26. 1889. — Eichwaldi. KıErsow. Jahrb. d. kgl. preuss. geol. Landes- anstalt, p. 90, t. 23, f. 16. Kızsow beschreibt unter obiger Benennung eine rechte Schale, die durch einen stumpfen Vorsprung an der Bauchseite, der nach beiden Seiten zu ziemlich gleichmässig abfällt, einen annähernd !) Wissenschaftliche Beilage zum Programm der Luisenstädtischen Ober-Realschule. Berlin 1891. ; 489 fünfseitigen Umriss erhalten hat. Dieselbe fand sich in einem dichten, gelblichen Kalke mit Kalkspatheinschlüssen in Gesellschaft von Chonetes striatella und Sperrfer erispus. ReMmeLs führt in seinem Katalog 4 Stück einer Leperditie, die er mit Zeperditia EFichwaldi F. Scnmipr vergleicht, aus einem Geschiebe von Ener:- nurus-Kalk auf. Ich selbst stelle zu dieser Art einige rechte Schalen meiner Sammlung, welche aus verschiedenen gelblichen oder gelblich grauen obersilurischen Kalkgeschieben stammen. Die Schalen sind glänzend, hell braun, punktirt, mit deutlichen, vom Schliessmuskelfleck strahlig verlaufenden Gefässen. Auf der Innenseite der Schale ist ihr Verlauf durch lineare Furchen mar- kirt, auf dem Steinkern durch entsprechende Erhabenheiten. Der Schliessmuskelfleck ist rundlich; an seinem Dorsalende, etwas nach vorn, erhebt sich der kugelförmige Augentuberkel, ohne von einem Rhombenfleck umgeben zu sein. Beobachtete Maasse sind: Rechte Schalen Tanserm) ;191.5:4432)3 mm) 13 mm 119 Grösste Höhe . 82 „ 853... 1966 Vordere Höhe. 6 „ TRERIREN BE Hintere Höhe . Tehud) == Ss Schlossrand . 9% ms 98 Sara Im anstehenden Gestein findet sich Zeperditia Eichwaldi auf Oesel bei Kiddemetz und Piddul. 2. Leperditia Hisingeri F. ScHmipr. Taf. XXIX, Fig. 4a, b, c, d. 1873. F. ScHhmior. Russ. silur. Leperditien, p. 16 (ex parte), f. 23. 1833. Derselbe. Nachtrag, p. 14, t. 1, f£ 5 —7. In seiner Arbeit über silurische und devonische Geschiebe führt Kızsow eine rechte Leperditien-Schale unter obiger Benennung auf: später bezeichnet er jedoch das Vorkommen dieser Art in west- preussischen Geschieben als zweifelhaft. da die bisher allein beob- achteten rechten Schalen von denen der Zeperditia baltıca, mit denen sie stets vergesellschaftet gefunden würden, schwer zu un- terscheiden wären. Mir liegt eine linke Schale vor, welche ich, wiewohl auch mit einigem Zweifel, zu ZLeperditia Hisingert F. Schmidt stellen möchte. In den allgemeinen Schalenverhältnissen und der Art ihrer Wölbung, namentlich aber auch in der Form und Lage des Schliessmuskelflecks stimmt sie mit dieser Art gut überein, nur ist sie beträchtlich gestreckter als die typischen Exemplare von Wisby, von ähnlichem Umriss wie Zeperdttia iyraıca F. ScHMiDrT. A 52% 490 Bei einer grössten Länge von 11 mm beträgt die grösste Höhe 6,5 mm, die vordere Höhe 4,6 mm, die hintere 6,4 mm, und der Schlossrand 7,5 mm. Das Exemplar stammt aus einem Geschiebe von Zner:- nurus - Kalk. Im anstehenden Gestein kommt Zeperditia Hisingeri ausser auf Gotland in den untersten Stufen G und Gı der baltischen ÖObersilur-Schichten vor, aber auch noch in @3. 3. Leperditia (Isochtlina?) afi. conspersa Kızsow. Taf. XXIX, Fig. 5a, b, c,d, e. 1889. Kızsow. Jahrb. d. kel. preuss. geolog. Landesanstalt, p. 92, t. XXI, f£. 18a —.c. Kırsow hat seine Art auf Grund einer linken Schale auf- gestellt, welche in einem sehr harten, splittrig brechenden, gelb- grauen Kalke in Gesellschaft von Brachiopoden-Resten und einer Koralle, anscheinend einem Oyathophyllum, gefunden wurde. Nach ihrem Autor steht sie in den allgemeinen Umrissen und der Schalensculptur der Zeperdeitia Nordenskjöld F. Scumipr am nächsten. Der Schlossrand ist lang, die vordere Höhe nur wenig kürzer als die hintere, die Wölbung der Schale verhältnissmässig stark; die Mittelpartie bildet vom Schlossrande oder Ventralrande aus gesehen fast eine gerade Linie. In die Verwandtschaft dieser Art!) gehört vielleicht ein voll- ständiges Exemplar meiner Sammlung, das noch gestreckter ist als das von Krızsow beschriebene. Die grösste Länge der linken Schale misst 7,4 mm, die grösste Höhe 4 mm, die vordere Höhe 2,3 mm, die hintere 3,8 mm und der Schlossrand 5,3 mm. Die grösste Wölbung ist im vorderen Drittel der Schale; von hier aus findet ein fast gleichmässiger, nur im letzten Drittel stärkerer Abfall nach hinten statt. Besonders charakteristisch ist aber die rechte Schale. Dieselbe greift nicht völlig über den Umschlag der linken Schale herüber, sondern lässt ihn zur Hälfte unbedeckt. Ferner bemerkt man zu beiden Seiten des in der Mitte lippenartig vorgezogenen Ventralrandes einen kleinen Ausschnitt, der wohl den beiden Poren am Ventralrande von Leperditia gegantea ent- sprechen möchte. Die Oberfläche der Schalen ist glänzend, fein punktirt und zeigt wie bei dem von Kızsow abgebildeten Exem- plare unterhalb des ziemlich stark hervortretenden Augenhöckers eine deutlich gewölbte Area. Der Schliessmuskelfleck ist undeut- !) Nachträglich hat Herr Dr. Kıesow, dem ich das Exemplar zur Vergleichung übersandte, festgestellt, dass es von seiner L. conspersa verschieden ist. |. 491 lich begrenzt. Ein Randsaum am Vorder- und Hinterrande ist ebenfalls vorhanden, dagegen fehlt die von Kırsow bemerkte Ein- senkung am Schlossrande. Der Umschlag der linken Schale be- ginnt wie bei Z. Nordenskjöldi bereits unter dem flachen Rand- saum an den Seiten. 2. Gattung Isochilina JONES. 1. Isochrlina (?) erratica n. sp. Kameras Re orur:La..W.CHd. Fig. 6: Länge 2,7 mm, Höhe 1,7 mm, Fig. 7: Länge 2 mm. Höhe 1,3 mm, Dicke 0,9 mm. Die bis 3,5 mm langen Schalen sind Leperditien - ähnlich, von fast dem gleichen Umriss wie bei Zeperditia baltıca. Eine mehr oder weniger deutliche Dorsalfurche erstreckt sich in dem vorderen, etwas verschmälerten Theil bis etwa zur Mitte der Schale; vor dieser Furche ist bisweilen ein gerundeter Höcker vorhanden, während eine faltenartige Erhebung sich längs des Dorsalrandes hinzieht. Die beiden Schalen sind fast gleich gross, die grössere greift am Bauchrande nur wenig über die andere über. Diese Form findet sich in sehr verschiedenen Grössen ver- einzelt in untersilurischen Geschieben, rothen und grauen Kalken mit Beyrichia marchica und hellen, glaukonitischen Kalken. Bei jugendlichen Exemplaren, welche man öfters mit zusammenhän- genden Schalen antrifft, pflegt die Dorsalfurche gar nicht oder nur undeutlich ausgebildet zu sein; indessen ist dieselbe mitunter auch bei den grösseren Individuen nur schwach entwickelt. — Da die Schalen weder einen deutlichen Augenhöcker, noch einen Muskelfleck erkennen lassen, dürften sie vielleicht trotz ihrer verhältnissmässigen Grösse besser den Primitien zuzurechnen sein. Möglicherweise gehört hierher auch die von Remeır als Primitıa brachynotos FR. Schmiprt aus Fenestellen-Kalk angeführte Form '). 3. Gattung Aparchites JONES. 1. Aparchites simplex Jones. Fig XXX, Fig, 8a..b.c, 1889. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. VI, vol. 4, p. 272, tb 19a .birc, Die mit der von Jonas a. a. O0. gegebenen Beschreibung gut übereinstimmenden Exemplare stammen aus obersilurischen !) Diese Zeitschrift, Bd. 82, p. 646 und Bd. 34, p. 653. 492 Enerinurus-Kalken. Das grösste der beobachteten Exemplare hat eine Länge von 1,4 mm, eine Höhe von 1,1 mm und eine Dicke von 0,7 mm. Bei dem abgebildeten Exemplar sind die ent- sprechenden Maasse: Länge 1,2 mm, Höhe 1 mm, Dicke 0,6 mm. Am Dorsalrande findet sich eine kurze Area. 2. Aparchites ovatus Jones et Horn. Taf. XXIX, Kig. 9a. b ce; 1865. Primitia ovata. JONES et HoLL. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser 118, vol: 16, 9.4285 t. 18, 1 lsa,ne 1877. — —. KRAUSE. Diese Zeitschrift, Bd. 29, p. 37. 1889. Aparchites ovatus. JONES. Ann. and Mae. Nat. Hist., ser. VI, vol. 3, p. 384. Die Ventralansicht zeigt die Zugehörigkeit dieser Form zu Aparchites. Die scharf umgebogenen, von einer Kante begrenzten und etwas verdickten Ventralränder beider Schalen stossen an einander, ohne dass ein Uebergreifen der einen über die andere bemerkbar ist. Am Dorsalrande sieht man eine deutliche Area. Das grösste der betreffenden Exemplare hat eine Länge von 1,7 mm, eine Höhe von 1.2 mm und eine Dicke von 0,8 mm. Die entsprechenden Maasse des abgebildeten Exemplars sind: Länge 1,5 mm, Höhe 1 mm und Dicke 0,7 mm. 3. Aparchites obsoletus Jon&s et Hour. Far XXX ige, bie 1865. Primitia obsoletaJoNES et HoLL. Ann. and. Mag. Nat. Hist., ser. PH, ‘vol. ‚10, pl 228172778, 2. 12a. cc 1877. — — KRAUSE. Diese Zeitschrift, Bd. 29, p. 37. 1889. _Aparchites obsoletus JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. III, vola, 38 Diese in den obersilurischen Beyrichien- und Enecrinurus- Kalken häufige Art zeigt in ihren allgemeinen Schalenverhältnissen eine gewisse Aehnlichkeit mit Leperditien. Die beiden Schalen sind von ziemlicher Dicke, ungleich gross, mässig gewölbt. in der Mitte am stärksten, nach den Rändern zu abgeflacht, diese selbst stark umgebogen, nach dem Schlossrande zu unter einem spitzen Winkel. Der Schlossrand ist gerade, von einer deutlichen Area umgeben, die Ecken sind stumpf, die eine Seite, die vor- dere, stärker vorspringend als die andere. An dem Ventralrand greift die grössere rechte Schale beträchtlich über die kleinere linke über. Die Zugehörigkeit unserer Form zu Primttia obsoleta JonEs ist übrigens nicht zweifellos, da in der von Jonzs gegebenen Be- schreibung einer Klappe die angegebenen Charaktere nur zum Theil erkennbar sind. Indessen habe ich in den zahlreichen von mir durchsuchten Beyrichien - Kalken keine andere Form finden können, welche besser als diese zu der aus dem gleichen Gestein von Jongs beschriebenen Art passt. | Eine sehr nahe stehende Form ist Aparchites (Primitia) len- treularıs Jones!), welche von Aparchites obsoletus durch den ge- bogenen Schlossrand, weniger entwickelten Randsaum, stärkere Krümmung in der Mitte und den vollständigen Mangel eines Dorsalsuleus unterschieden sein soll. Da sich die gleichen Merk- male bei der Mehrzahl unserer Formen erkennen lassen, müssten auch sie zu Aparchites lenticularis gestellt werden, falls nicht beide Arten zu vereinigen sind. Die Grössenverhältnisse unserer Form zeigen beträchtliche Verschiedenheiten. Während die meisten Exemplare einen an- nähernd kreisförmigen Umriss haben, sind andere mehr länglich und nähern sich dadurch der folgenden Form. Das grösste der beobachteten Exemplare hat eine Länge von 1,2 mm, eine Höhe von 0,9 mm und eine Dicke von 0,6 mm. Bei dem abgebildeten Exemplare sind die entsprechenden Maasse: Länge 1 mm, Höhe 0,8 mm, Dicke 0,6 mm. 4. Aparchites oblongus Jones et Hour. TEEIRARZ Fin 2 a bye 1865. Primitia oblonga. JONES et Hour. Ann. and Mag. Nat. Hist., Ser Ill vol 216, p: 423, 1. 18, f 1Aa,b,c. 1877. — —. KRAUSE. Diese Zeitschrift, Bd. 29, p. 37. 1889. Aparchites oblongus. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. VI, vol. 3, p. 384. Diese von der vorigen durch ihre beträchtlichere Grösse, serundete Ecken und flachere Form unterschiedene Art ist ein häufiges und charakteristisches Fossil der obersilurischen Bey- richien - Kalke. Die grössten Exemplare erreichen eine Länge von 1,8 mm. Die Maasse des abgebildeten sind: Länge 1,6 mm, Höhe 1,1 mm, Dicke 0.8 mm. 4. Gattung Primitia JONES et HoLL. 1. Primitia Jonesir KRAUSE. Mar ıXaXT ie, 6u 1. 1889. Krause. Diese Zeitschr., Bd. 41, p. 8, t. 1, £. 6. Zu dieser Art stelle ich vorläufig auch die beiden abgebil- !) Ann. and Mag. Nat. Hist., 1869, ser. IV, vol. 3, p. 219, Holz- schnitt fig. 4. 494 deten Schalen, welche sich in einem hell grauen Geschiebe unter- silurischen Beyrichien - Kalkes fanden, wiewohl sie von der typi- schen Form in mehrfacher Beziehung abweichen. Die Granulirung der Schale ist gröber, die stärkeren Knötchen sind weniger regel- mässig vertheilt, namentlich fehlt die dem Rande parallel laufende Knotenreihe. Das in Fig. 6 abgebildete Exemplar zeigt einen deutlichen, vorn stark verbreiterten und verdickten, convex ge- krümmten Randsaum, bei dem anderen Exemplar ist nur ein schmaler, mit kleinen Knötchen besetzter Saum vorhanden. Die Grössenverhältnisse des ersten sind: Länge 1,43 mm und Höhe 0,87 mm (ohne Randsaum): das Fig. 7 abgebildete Exemplar hat eine Länge von 1,2 mm und eine Höhe von 0,72 mm. 2. Primitia Maccoyti Jonss et Hort. Taf! 'RXX, Fig, 83,'p) c. 1869. JoNnES et HoLL. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. IV, vol. 2, pe Bent tab Daran Kleine, bis 1,3 mm lange. glattschalige Formen von eiför- migem bis elliptischem Umriss mit geradem, etwa ?/3 der Schalen- länge betragendem Schlossrande und übereinander greifenden, jedoch nicht verdickten Bauchrändern. Nicht selten in untersilurischen Beyrichien - Kalken. Die Maasse des abgebildeten Exemplars sind: Länge 0,91 mm, Höhe 0,62 mm, Dicke 0,49 mm. 3. Primitia elongata n. sp. Taf. XXX, Fig. 4a, b. Länge 1,07 mm, Höhe 0,52 mm. Die Schale ist länglich viereckig mit geradem, die ganze Länge einnehmendem Schlossrande und wenig gebogenen, fast unter einem rechten Winkel mit demselben zusammenstossenden Seitenrändern. Der Ventralrand ist fast geradlinig, gegen den Schlossrand geneigt; seine Entfernung von demselben beträgt an dem einen, vorderen, Ende etwa !/s, an dem hinteren etwa a der Schalenlänge. Ein flacher Randsaum umfasst die Seiten- ränder und den Ventralrand, unterhalb desselben ist in der Bauch- ansicht ein senkrechter Umschlag sichtbar. Die Oberfläche ist dicht gekörnelt, mit einem wenig vertieften Nabelfleck hinter der Schalenmitte, von welchem sich eine flache Einsenkung zum Dorsalrande hinzieht. Die einzige beobachtete Schale fand sich in einem Geschiebe von untersilurischem Beyrichien-Kalk in Ge- sellschaft von Bolla granulosa, 495 4. Primitia mundula Jones. Taf RX, vr Hieitbarbie,n6inrde, bi 1855. Beyrichia mundula. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. II, vol.’t6, Pp.90H EI) 5jIE28. 1865. Primitia mundula. JONES et Ho. Ibidem, ser. III, vol. 16, 419. 1877. — > KRAUSE. Diese Zeitschr. Bd. 29, p. 38. Die hierher gerechneten Formen, welche aus obersilurischen Enerinurus- uud Beyrichien-Kalken stammen, zeigen im Umriss und in der Ausbildung der Dorsalfurche beträchtliche Verschie- denheiten, wie es auch ein Blick auf die drei abgebildeten Exem- plare erkennen lässt. Besonders auffällig ist die Fig. 7 abgebildete Form, bei welcher durch Gabelung der Dorsalfurche ein centraler Höcker abgegrenzt wird. Fig. 8 zeigt eine punktirte, mit abge- setztem Randsaum versehene Schale. Formen, bei welchen die Dorsalfurche nur schwach ausgebildet ist, zeigen eine gewisse Aehnlichkeit mit Aparchites obsoletus. Beobachtete Maasse sind: Fig. 5: Länge 0,79 mm, Höhe 0,54 mm, Dicke 0,46 mm, Fig. 6: Länge 0,95 mm, Höhe 0,59 mm, Fig. 7: Länge 1,2 mm, Höhe 0,82 mm, Dicke 0,75 mm. 5. Primitia eristata Jones et Hour. Tat XXXI. Fig Im. 2: 1865. JonEs et HoLL. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. III, vol. 16, pag. 420,061,:.48,) 1.718, by\e: Diese glatte, gerundete, mit einem tiefen Nabel versehene Primitie fand sich in einer grösseren Zahl von Individuen in einem gelblichen mürben Kalkgeschiebe zusammen mit Beyrichra nodulosa BoLL var. expansa Kırsow, Cypriden, Spirrfer crispus, Rhynchonella und Chonete.. Die Fig. 1 abgebildete Schale hat eine Länge von 0,8 mm und eine Höhe von 0,63 mm. Eine abweichende Form stellt Fig. 2 dar. Der Umriss ist bei dieser mehr kreisförmig, der Rand deutlich abgesetzt. und eine tiefe Einbuchtung erstreckt sich von der Mitte des Dorsalrandes bis nahe an die ventrale Nabelgrube. Die Maasse dieser in Ge- sellschaft von Beyrichia Jonesit und B. spinigera in einem Ge- _ schiebe von Enerinurus-Kalk beobachteten Form sind: Länge 0,85 mm, Höhe 0,67 mm. 6. Primitia retieristata JONES. RR Ri Sahb ce.d, 9a,b,e, d 1887. JonEs. On some silurian Ostracoda from Gothland, p. 5. 1888. Derselbe. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. VI, vol. 1, p. 406, t. 22, £. 15a, b,c. 496 Eine Anzahl getrennter Schalen, welche mit der gotländi- schen Form gut übereinstimmen, fanden sich in mehreren gelb- lichen Geschieben in Gesellschaft von Beyrichia Jonesit und B. spinigera, ausserdem noch in einem grauen Geschiebe zusammen mit Beyrichta Steusloffi, B. Buchiana, B. Maccoyiana und B. Weüleckenstana. Die Maasse des Fig. Sc—d abgebildeten Exemplars sind: Länge 0,72 mm, Höhe 0,55 mm, Dicke 0,44 mm. Eine abweichende, in Gesellschaft von Beyrichia Bolliana- umbonata beobachtete Form ist in Fig. 9a—d dargestellt. Die- selbe ist mehr länglich, flacher und zeigt nur auf der linken Schale eine wenig vertiefte Nabelerube. — Ihre Maasse sind: Länge 0,78 mm, Höhe 0,52 mm, Dicke 0,34 mm. 7. Primitia Beyrichtana JONES. Taf.! ARRTIPFIS Farb: 1865. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. III, vol. 16, p. 422, 1.149 1877. KRAUSE. Diese Zeitschr., Bd. 29, p. 38. Eine halbkreisförmige, convexe, nach dem Ventralrande steil abfallende Schale mit zierlich gestricheltem, schmalem Randsaum scheint der von Jones aus obersilurischen Geschieben beschrie- benen Art anzugehören. Das Exemplar stammt aus Graptolithen- Gestein. Länge 0,81 mm, Höhe 0,5 mm. Das a.a. O., p. 37 von mir behauptete Vorkommen von Primitia Roemertana in unseren Beyrichien-Kalken ist mir zwei- felhaft geworden. Die dafür gehaltenen Schalenreste gehören vielleicht zu Primitia retieristata. 8. Primitia (2) striata n. Sp. Tat. XXXTE EFie. 4 u, 5a,b%e: Diese Form hat eine auffallende Aehnlichkeit mit der von Jones aus canadischem Devon beschriebenen Primitia (2) Wal- cotte‘). Indessen ist die centrale Grube dem Rande mehr ge- nähert und durch eine flache Einsenkung mit demselben verbun- den, auch ist der Verlauf der Längsrippen weniger unregelmässig. — Mehrere Schalen dieser Art, darunter einige zusammenhän- sende, fanden sich in einem gelblichen, obersilurischen Geschiebe zusammen mit Preimitia retieristata und Bollia semäicircularis n. Sp. Die Fig. 4 abgebildete Schale hat eine Länge von 0,86 mm und !) Jones. Quarterly Journal Geol. Soc., 1890, Vol. 46, p. 543, Holzschnitt. r eine Höhe von 0,51 mm. Die Maasse des Fig. 5a—-c abgebil- deten Exemplars sind; Länge 0,64 mm, Höhe 0,37 mm und Dicke 0,23 mm. i 5. Gattung .Bollia JONES. 1. Bollia semieircularis n. sp. Taf. XXXI, Fig. 8 u. 9. Fig. 5: Länge 0,58 mm, Höhe 0,38 mm. Fie. 9: Länge 0,52 mm, Höhe 0,33 mm. Die Schale ist flach, halbkreisförmig, die Seiten fast gleich- mässig gekrümmt, der Schlossrand etwas schmäler als die grösste Schalenlänge. Ein hufeisenförmiger Wulst, dessen Schenkel bis zum Dorsalrande reichen, umgiebt eine flache, von der Mitte des Dorsalrandes bis über die Schalenmitte sich erstreckende De- pression. Der eine Schenkel dieses Wulstes (der vordere?) ist stärker und senkrecht zum Dorsalrande gestellt, der andere schwach gebogen und etwas geneigt. Am Grunde dieses huf- eisenförmigen Wulstes findet sich ein kommaartiges Knötchen, das mit seinem verdickten oberen Ende dem stärkeren Schenkel ge- nähert ist. — Der Dorsalrand ist leistenförmig verdickt; Bauch- rand und Seitenränder sind von einem unter einem stumpfen Winkel abstehenden Randsaum umgeben. Diese kleine, aber sehr charakteristische Form fand ich in drei Geschieben eines gelblichen, obersilurischen Kalkes in Ge- sellschaft von Beyrichia Bolliana-umbonata. 2. Bollia rotundata n. sp. Taf. XXXI, Fig. 10. Von der vorigen unterscheidet sich diese Form durch ihren mehr gerundeten Umriss und durch ihre viel kräftigere Sculptur. Der erhabene Rand sowohl wie der hufeisenförmige Mittelwulst sind sehr scharf ausgeprägt. Hierin zeigt sich eine auffallende Uebereinstimmung mit Bollia semilunata, einer kürzlich von JoxEs beschriebenen amerikanischen Form von Anticosti!), indessen fehlt bei dieser der kommaförmige Knoten am Grunde der zwischen den Schenkeln des hufeisenförmigen Wulstes befindlichen Ver- tiefung. Das eine bobachtete Exemplar fand sich in einem gelblichen Geschiebe von mürber Beschaffenheit in Gesellschaft von Bey- ') Jones. Quarterly Journal Geol. Soc., 1890, Vol. 46, p. 548, MODE. iga'b. 498 richta spinigera, B. Bolliana - umbonata, Leperditia Eichwaldt, L. baltica, Sperifer sp., und Cyathophyllum sp. 3. Bollia (?) sinuata n. sp. Var ARRT Mo, Ir Länge 0,65 mm, Höhe 0,4 mm. Diese kleine Form erinnert etwas an Primitia seminulum JONES, indessen ist die dorsale Furche viel stärker entwickelt, als bei jener Art und reicht bis über die Mitte der Schale hinaus, indem sie sich am Ende zu einer kreisförmigen Grube erweitert. Dadurch entsteht ein hufeisenförmiger Wulst, dessen Schenkel an den Enden verbreitert und gerundet sind. — Die Schale ist glatt, ziemlich stark gewölbt; ein Randsaum ist nicht wahrnehmbar. Die beobachteten Schalen fanden sich in einem gelblichen, obersilurischen Geschiebe in Gesellschaft von Beyrichra Jonesti und B. spinigera. 6. Gattung Strepula JONES. 1. Strepula limbata n. sp. Par X RT, Mur, Länge (ohne den Saum) 0,93 mm, Breite 0.55 mm. In ihren allgemeinen Grössenverhältnissen und dem breiten, gefälteltem Randsaum gleicht diese Form der Primitia Schmidtat, doch unterscheidet sie sich von dieser Art durch die netzförmige Structur der Oberfläche und durch eine hufeisenförmig gebogene Leiste, welche von der vorderen Ecke des Dorsalrandes ausgeht, den dorsalen Höcker und die Dorsalfurche umzieht und sich dann in schräger Richtung wieder zum Dorsalrande wendet. Der Rand- saum bildet mit der mässig gewölbten Schalenoberfläche einen stumpfen Winkel. — Das abgebildete Exemplar fand sich in Gesellschaft von Strepula Linnarssoni in einem hellgrauen Ge- schiebe von untersilurischem Beyrichien-Kalk. 2. Strepula simplex n. sp. Tat. AXRT FI A 2 Länge 1,68 mm, Breite 1,10 mm. Die Art steht der Strepula lineata nahe, unterscheidet sich indessen von ihr durch den abweichenden Verlauf der Leiste. Dieselbe zieht sich vom Dorsalrande längs des vorderen Wulstes nach dem Ventralrande zu, biegt dann vor demselben unter einem stumpfen Winkel um und endigt auf dem hinteren Wulst in sei- 499 nem unteren Drittel. Die ganze Oberfläche ist dicht gekörnelt. — Die Art fand sich in einem röthlich grauen, mürben Kalk- geschiebe in Gesellschaft von Premitia cineta und Trilobiten- resten. 3. Strepula cf. costata LinNARsson. 1889. Beyrichia (Strepula) costata. REMELE. Diese Zeitschr., Bd. 41. p. 786. Diese Form, welche ich zuerst in der Geschiebesammlung des Herrn Prof. RemELE zu sehen Gelegenheit hatte, dann aber durch Herrn Cand. P. G. Krause in einem Stück Backsteinkalkes von Westend erhielt, weiter auch in Backsteingeschieben von Müsgelheim zusammen mit Primitien beobachtet habe. steht der Str. Linnarssoni m. sehr nahe, unterscheidet sich aber von ihr da- durch, dass die beiden Leisten des hinteren Wulstes bis etwa zur Mitte des vorderen Wulstes getrennt verlaufen. Dadurch nähert sie sich allerdings der von Lınnarsson beschriebenen Art. Ob sie aber wirklich zu derselben zu rechnen ist, lässt sich bei der Art der Erhaltung (Steinkerne und Abdrücke) ohne Vergleichs- Exemplare schwer entscheiden. 7. Gattung Deyrichia Me Cor. 1. Beyrichia marchica Krause var. lata n. v. Taf. XXXI, Fig. 14, 15. 1889. Beyrichia marchica. KRAUSE. Diese Zeitschr., Bd. 41, p. 19 (pars). Fig. 14: Länge 1,54 mm, Höhe 0,92 mm; Fig. 15: Länge 2,49 mm, Höhe 1,45 mm. Ausser der a. a. O., t. 2, f. 9 abgebildeten Varietät, welche ich v. angustata nenne, findet sich noch eine zweite, welche das entgegengesetzte Extrem darstellt. Bei derselben sind die Wülste flach und breit und namentlich an der vorderen Bauchseite bis dicht au den Ventralrand heranreichend, sodass die tiefe Rinne, welche bei der typischen Form dem Rande parallel läuft, fast verschwindet. Diese Form, welche ich als var. lata bezeichne, fand ich in 3 Geschieben, vergesellschaftet mit Promitia bursa, Pr. Schmidtü, Entomis sigma, Strepula Linnarssoni und Bollia v— seripta. 2. Beyrichia erratica Krause var. acuta n. v. Taf. XXXI, Fig. 18. Länge 1 mm, Breite 0,7 mm. Die aus untersilurischem Glaukonit - Kalk stammende Form 500 ist der von mir (diese Zeitschr., 1889, Bd. 41, p. 18, t. 2, f. 6) beschriebenen Varietät der B. erratica, welche ich als var. gra- nulosa bezeichne, ähnlich, unterscheidet sich aber von derselben durch besonders hohe, schneidenartig ausgebildete Leisten, sowie dadurch, dass die hinterste derselben den Dorsalrand nicht erreicht, die zweite keulenförmig angeschwollen ist. Die Schalen- oberfläche ist gleichfalls granulirt. 3. Beyrichia digitata Krause. Rat, XXI E10. 16,0 177 1889. KRAUSE, Diese Zeitschr., Bd. 41, p. 20, t. 2, f. 12. Von der a. a. OÖ. beschriebenen Art unterscheiden sich die hier abgebildeten aus untersilurischem Beyrichien-Kalk stammenden Formen durch die schräge Zuspitzung ihrer Schalen, welche an 2. Rıbeysiana Jones erinnert, sowie dadurch, dass die einzelnen Wülste durch stärkere und breitere Furchen von einander getrennt sind. Das grössere Exemplar hat eine Länge von 0,388 mm und eine Höhe von 0,52 mm, das kleinere eine Länge von 0,48 mm und eine Höhe von 0,29 mm. 4. Beyrichra nodulosa Born. Taf. XXXU, Fig. 11. 1856. Beyrichia spinulosa. BOLL. Diese Zeitschrift, Bd. 8, p. 323, f. 3 (Holzschnitt). 1862. — nodulosa. BoLL. Mecklenb. Archiv, Bd. 16, p. 131, tARSERG 1885. — dubia. REUTER. Diese Zeitschr., Bd. 37, p. 648, t. 26, f. 22. 1838. — Lindströmi. Kıesow. Diese Zeitschr., Bd. 40, p. 5, t. 1, f. 2—6. Nur durch Vergleichung des Borr’schen Original-Exemplars, das ich in Fig. 11 nochmals abbilde, war es mir möglich, die oben als synonym bezeichneten Formen mit dieser Art zu ver- einigen. Borr’s Diagnose lautet: „alle 3 Wülste stossen unten zusammen, c (d. i. der hintere) ist der stärkste und zeigt einige Spuren von Furchen, welche B. tuberculata und B. Koch an der entsprechenden Stelle besitzen; alle Falten sind etwas gra- nulirt, der Ventralränd ist mit dichten, perlschnurförmigen Knöt- chen besetzt.“ Das ist richtig; die Abbildung zeigt jedoch den hinteren Wulst in seinem dorsalen Theile zu breit und nur eine, die untere, Querfurche vorhanden, während das Original deutlich eine zweite obere erkennen lässt, durch welche das verschmälerte Dorsalende des hinteren Wulstes als isolirter Knoten abgetrennt wird. Die von Kızsow, a. a. O.. f. 3, gegebene Darstellung passt er en 5 auch sehr gut für das Bonr’sche Exemplar. Dasselbe zeigt auch den vorderen Wulst ebenso schmal und leistenförmig wie die Gotländer Form und ohne eine solche Längstheilung, wie sie die Figur bei Bor anzudeuten scheint. — Nur eine linke Schale hat Borz beobachtet; er vermuthet, dass sie aus einem Grapto- lithen-Geschiebe stamme. Mir liegt die gleiche Form in sehr guter Erhaltung aus einem grünlich grauen, mergeligen Kalk- geschiebe von Müggelheim vor, welches ausserdem noch Sperzfer erispus, Conocardium cf. hillanum und Leperditia enthielt. Die Knötchen am Rande erscheinen zum Theil als kurz abgebrochene Röhren. In anstehendem Gestein findet sich die Form nach Kırsow bei Oestergarn auf Gotland. Von derselben Localität beschreibt Kırsow auch eine Varietät unter dem Namen Beyreichra Lind- strömt var. expansa (a. a. O., p. 6, t. 7—9). 5. Beyrichia spinigera BoLL. DARAUFHIN OrTN 20% 1862. Bor. Meckl. Archiv, Bd. 16, p. 133, f. 7. 1877. KRAUSE. Diese Zeitschr., Bd. 29, p. 36. 1884. Kıesow. Schriften d. naturf. Ges. zu Danzig, Neue Folge, Bd. 6, p. 279. 1885. Beyrichia Bolliana. REUTER. Diese Zeitschr., Bd. 37, p. 645, FORMEN Borz hat diese Art auf Grund einer einzigen linken Schale aufgestellt, welche er in einem obersilurischen, thonig - kalkigen Geröll von grauer Farbe und splittrigem Bruch zusammen mit Ichynchonella nucula, Beyrichta Maccoyiana und kleinen Cypriden fand. Er bemerkt, dass alle in dem Geschiebe enthaltenen Ostra- koden roth, Beyrıchia spinigera sogar zinnoberroth gefärbt sei. — Mir liegt das Original vor, und dadurch bin ich in den Stand gesetzt, die volle Uebereinstimmung desselben mit den von mir bisher mit einigem Zweifel zu Beyrichia spinigera BoLv gerech- neten Formen festzustellen und zugleich die von BoLL gegebene Beschreibung zu ergänzen und die mangelhafte Darstellung seiner Figur zu berichtigen. Der vordere sichelförmige Wulst verbrei- tert und verflacht sich nach dem ventralen Ende zu; zugleich tritt hier eine stärkere Granulirung auf. Der mittlere Wulst ist etwas schräger nach vorn gerichtet und der inneren Krümmung des vorderen mehr genähert, als es die Bozr'sche Zeichnung an- siebtt. Am ungenauesten ist jedoch die Darstellung des hinteren Wulstes, von dem bei dem Borr’schen Original - Exemplar die Schale abgeblättert ist. Dieser hintere Wulst zeigt deutlich eine 502 untere, auf der Dorsalseite scharf eingeschnittene Querfurche, welche auch auf dem Steinkern des Borr’schen Exemplars, wie- wohl nur undeutlich, wahrzunehmen ist. An seinem Dorsalende, nach den Hinterecken zu, ist er durch eine gerundete, meist mit einigen Knötchen besetzte Leiste begrenzt, sein ventrales Ende steht durch einen schmalen, dem Bauchrande parallelen, nur in der Mitte etwas flacheren und nach innen gebogenen gerundeten Rücken mit dem Ventralrande des vorderen Wulstes in Verbindung. Alle 3 Wülste sind granulirt, der mittlere jedoch schwächer. Besonders stark pflegt die Granulirung an den ventralen Enden des Vorder- und Hinterwulstes entwickelt zu sein; die bisweilen stark aus der Schalenfläche hervorragenden Knötchen stehen häufig in regelmässigen Reihen, die dem Ventralrande und der Quer- furche des hinteren Wulstes parallel laufen. Auch der etwas aufgebogene Ventralrand ist mit einer Reihe baid näher, bald entfernter stehender Knötchen besetzt, die bisweilen in ziemlich lange, z. Th. etwas gebogene Stacheln auslaufen. In anderen Fällen strahlen, wie bei dem Borr’schen Original - Exemplare, solche Stacheln von dem umgeschlagenen Rande unterhalb der ventralen Knotenreihe aus. Auch die Oberfläche einzelner Schalen ist mit zerstreuten Stacheln besetzt gewesen, von denen freilich nur die Basis in Gestalt von kurzen, geöffneten Röhren stehen geblieben ist. Bei einem Exemplar stehen 5 solcher vermuth- lichen Stachelreste in einer Reihe auf der dem Ventralrande paral- lelen Aufwulstung. Beyrichia spinigera Bow findet sich nicht gerade selten in männlichen und auch vereinzelten weiblichen Exemplaren in den sogenannten Enerinurus-Geschieben, in Gesellschaft von Beyrichia Jonesit und Leperditia baltıca. Dass auch Beyrichia Bolliana REUTER mit unserer Art ident ist, habe ich durch Prüfung des Original-Exemplars feststellen können. Von den abgebildeten Exemplaren hat das grössere eine Länge von 1,8 mm und eine Breite von 1.05 mm; das kleinere eine Länge von 1,67 mm und eine Breite von 1 mm. 6. Beyrichia Damesir n. sp. TAX X RI Re 208 Fig. 1: Länge 1,3 mm, Höhe 0,8 mm. Diese zierliche Form, welche ich nach Herrn Prof. Dames be- nenne, dem ich für die freundliche Förderung meiner Geschiebestu- dien zu Danke verpflichtet bin, ist dadurch ausgezeichnet, dass der vordere und der hintere Wulst an der Ventralseite breit in ein- 503 ander übergehen und einen zum Ventralrande steil abfallenden Wall bilden, welcher dicht gekörnelt ist. Der hintere Wulst ist an seinem Dorsalende ähnlich wie bei Beyrechia spinigera aus- gebildet, der Mittelwulst liegt schräg wie bei Beyrichia Jonesüt, der Vorderwulst zerfällt in zwei leistenartige Erhebungen, deren ventrale dem Rande parallel läuft, während die dorsale stark nach hinten einbiegt und oberhalb des Mittelhöckers den Dorsalrand erreicht. Die Art ist mir nur einmal in wenigen Exemplaren, darunter jedoch 2 mit zusammenhängenden Klappen in einem mürben, weisslichen Kalkgeschiebe von Mügsgelheim begegnet, über dessen Alter ich nichts weiter aussagen kann, als dass es wahrscheinlich obersilurisch ist. 1. Beyrichia scamenstis KoLMoDin. = Taf. XXXIH, Fig. 4 u. 5. 1869. KoLmoDın. Sverges Siluriska Ostracoder, p. 19, f. 11. Schwerlich wäre ich darauf gekommen, die vorliegenden zier- lichen Exemplare der schwedischen Art zuzurechnen, wenn ich auf Kormopım’s Beschreibung allein angewiesen gewesen wäre. Da ich aber in einem Stück dunkelgrauen, obersilurischen Kalkes, welches ich selbst vom Ringsjö in Schonen mitgebracht hatte, die gleiche Form fand, verglich ich KoLmopın’s Beschreibung und Abbildung seiner ebendaher stammenden Art genauer und erkannte nun, dass dieselben sich in der That auf unsere Art beziehen, wenn sie auch nur ein sehr unvollständiges Bild von ihr geben. Nach Kormopın hat die Schale 4 Wülste. Der hinterste ist gross, breit, fast die Hälfte der Schale einnehmend und steht sowohl mit dem vordersten, der schmal und lang gestreckt ist und dem Rande parallel läuft, wie mit dem mittelsten, der klein und eiförmig ist, in Verbindung. Der Rand, der an der hinteren und unteren Seite deutlich entwickelt ist, nach vorn zu aber verschwindet, ist mit einer Strichelung versehen. — Diese Beschrei- bung bedarf nun sehr der Ergänzung. Zunächst sind in der Hauptsache auch bei dieser Form nur die 3 typischen Wülste der obersilurischen Beyrichien entwickelt, ihre gegenseitige Lage ist fast die gleiche wie bei Deyrichta Maccoyiana, mit welcher unsere Form auch sonst die nächsten Beziehungen hat. Charak- teristisch ist aber eine Leiste, die, begleitet von einer spaltähn- lichen Furche, vom Dorsalende des mittleren Wulstes über den - Rücken desselben sich hinzieht und an seinem ventralen Ende in eine zweite Leiste übergeht, welche auf dem hinteren Wulste Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 2. 33 I; - 1 j 504 längs seines äusseren Randes bis etwa zur Mitte ansteigt, hier nach innen einbiegt und dadurch ein elliptisches Feld auf dem- selben abgrenzt, welches sich durch seine rauhere, grubige Be- schaffenheit von der übrigen Schalenfläche unterscheidet. Der Rand ist ähnlich entwickelt wie bei Beyrichta Maccoyiana und gleichfalls mit einer doppelten Strichelung versehen, einer inneren gröberen und einer äusseren sehr feinen; auch der ventrale Um- schlag ist gestrichelt. Die obere Kante dieses Umschlages setzt sich nach vorn zu als scharfer Rücken bis zur Dorsalkante fort, so die von KoLmopın beschriebene vierte Leiste bildend, deren Seiten gleichfalls mit einer Reihe grubiger Vertiefungen versehen sind. Bei den weiblichen Formen wölbt sich ein gerundeter, fast kugelförmiger Ventralhöcker hoch über die Schalenoberfläche empor; wie bei denjenigen von Beyrichra Maccoyiana und B. Dalman- miana ist auch bei ihnen die charakteristische Strichelung des Randes bis auf ganz geringe Spuren verschwunden. Diese namentlich durch ihre volle Uebereinstimmung mit der schwedischen Form interessante Art ist mir nur in wenigen Exem- plaren in einem kaum mehr als wallnussgrossen, hell grauen Kalk- geschiebe von Müggelheim begegnet, welches ausserdem noch Beyrichia Buchtiana und B. Weckenstana enthielt. Die Fig. 4 abgebildete Schale eines weiblichen Exemplars hat eine Länge von 2,53 mm und eine Höhe von 1,7 mm. Fig. 5 stellt die linke Schale eines männlichen Exemplars dar, welches aus den ober- silurischen Kalken vom Ringsjö in Schonen stammt. 8. Beyrichia Reuteri n. sp. Taf. XXXII, Fig. 6a, b. Länge 1,3 mm, Höhe 0,5 mm. In der Grösse und allgemeinen Gestalt steht diese Form, welche ich nach dem leider zu früh verstorbenen Monographen der ostpreussischen Beyrichien benenne, der Beyrichia Salteriana nahe, unterscheidet sich aber von derselben, wie auch von allen anderen Beyrichien dadurch. dass der hintere Wulst an seinem Ventralende stark angeschwollen und der Ventralrand an dieser Stelle aufgebogen ist. Die Schalenoberfläche ist glatt, porzellan- artig glänzend. Eine Strichelung des Randsaumes wie bei 2. Salteriana habe ich nicht wahrgenommen. Diese Art findet sich sehr vereinzelt in grauen Geschieben vom Charakter des Graptolithen-Gesteins. 505 9, Beyrichia Steusloffe n. sp. ae NII E700, La,.b, 8,9. Fig. 6 ohne den Randsaum: Länge ca. 1 mm, Höhe 0,6 mm, Fig. S desgl.: Länge 0,91 mm, Höhe 0,52 mm. Die Schale ist halbkreisförmig. mit fast geradem, dem Dorsal- rande parallel laufenden Bauchrande. Die Oberfläche ist wenig gewölbt. Vom Dorsalrande aus durchziehen zwei Querfurchen die ganze Schale bis zum Ventralrande. Die vordere ist stärker und erscheint in ihrer ganzen Ausdehnung als eine gleich breite und tiefe, zum Dorsalrande senkrecht stehende Furche; die hintere, schwächere, zeigt in der Mitte eine leichte Einbiegung nach innen. Durch diese Furchen ist die Schale in 3 Theile getheilt; der mittlere ist der schmälste und an seinem Dorsalende ein wenig angeschwollen. An den Ventralrand setzt sich ein breiter, regel- mässig gestrichelter Saum, der auch nach beiden Seiten zu sich fortsetzt. Die weiblichen Individuen zeigen einen angeschwollenen Ven- tralhöcker, an welchen der unter einem stumpfen Winkel von der Schalenfläche abstehende Saum sich anlegt. Diese unter den Beyrichien unserer Geschiebe ganz isolirt stehende Form beobachtete ich zuerst in den Bruchstücken eines bei Neu - Brandenburg gefundenen Gerölles, welche mir Herr Lehrer STEUSLOFF. nach dem ich die Art benenne, zugesandt hatte. Es ist ein rothbraunes, sandig - kalkiges, glimmerreiches, festes Geschiebe, in welchem versteinerungslose Lagen mit an- deren wechseln, die ganz erfüllt sind von Schalenresten, nament- lich von Zweischalern und Schnecken. ÜUharakteristische Formen sind Bellerophon cf. trilobatus, Orthoceras ef. annulatus, Tentacu- liten und Hyolites erraticus Koren, sowie von Östracoden Bey- richta Buchiana var. lata, B. Kochit und Kloedenia Welekenstana. Das Stück ist sehr ähnlich demjenigen, in welchem BorL seine Beyrichia Kloedene (= B. Buchriana var. lata) fand und wel- ches er als einen leberbraunen Kalkstein von krystallinischem Gefüge beschreibt, der zahlreiche Petrefacten, namentlich Bey- richien, darunter B. cincta und B. Maccoytana, nebst vielen En- tomostraceen, Phacops granulosus, Bellerophon trilobatus, Cueul- laea ovata und C. Cawdori enthielt. Ich habe nun bald darauf die gleiche Beyrichie in meh- reren wahrscheinlich zusammenhörigen Geschiebestücken von Müg- selheim gefunden, welche sowohl durch ihre petrographische Be- schaffenheit wie durch die in ihnen enthaltenenReste mit den obersilurischen Beyrichien-Kalken übereinzustimmen scheinen. Es 33* a sind graue, ziemlich weiche, thonig-kalkige, glimmerhaltige Ge- schiebe von geringer Grösse, welche ausser unserer Art nach Beyrichia Buchtana, B. Wückenstana, Cytherellina siligua, Cho- netes s’riatella und Tentaculites sp. enthalten. Die aus diesen Geschieben erhaltenen Exemplare, von denen zwei in Fig. 8 und 9 dargestellt sind. weichen allerdinges im Umriss und in der Beschaffenheit des mittleren Wulstes, welch letzterer am Ventral- ende verschmälert erscheint, von den zuerst beobachteten etwas ab. doch dürften diese Abweichungen z. Th. in der weniger guten Erhaltung der letztgenannten begründet sein. 10. Beyrichra hieroglyphrica n. sp. Taf. XXXH, Fig. 10. Länge 0,74 mm, Höhe 0,5 mm. Die Schale ist annähernd rechteckig mit geradem Dorsal- und Ventralrand und gerundeten Seitenrändern. Auf der Schalen- oberfläche befinden sich 5 symmetrisch angeordnete, grubenförmige, durch schmale Leisten von einander getrennte Vertiefungen, je eine parallel den beiden Seitenrändern vom Dorsalrande bis zum Ventralrande verlaufend, in der Mitte zwischen diesen eine kür- zere, welche vom Dorsalrande bis zur Mitte der Schale reicht. und unterhalb derselben zwei rundliche Gruben am Ventralrande. Die Art weicht von allen anderen Beyrichien unserer Ge- schiebe weit ab. Am nächsten scheint sie noch der Beyrichra Hull! Joses') aus der Waterlime - Gruppe von Utica, N.Y., zu stehen, nur dass bei dieser die beiden unter der centralen Furche befindlichen Vertiefungen fehlen. Ich fand die eben beschriebene Form in einem grauen, fleckigen Geschiebe zusammen mit Beyrichia Wückenstana, B. aft. Kloedeni, Cypriden und Fischresten. Die einzelnen Schalen waren nur in Bruchstücken aus dem Gestein zu lösen. Fig. 10 ist ein ergänztes Bild eines der besterhaltenen Exemplare. 8. Gattung Kloedenia JONES. 1. Kloedenia Kiesowi n. sp. Tab. XXXH „Kie12a a8 Fig. 12: Länge 2,2 mm, Höhe 1,5 mm, Fig. 13: Länge 3,1 mm, Höhe 2,2 mm. Von Kloedenia Welckensiana unterscheidet sich diese Form !) Jones. Quarterly Journal Geol. Soc., 1890, vol. 46, p. 15, | 24 1021, E: 507 auf den ersten Blick durch ihre fast völlig symmetrische Aus- bildung, welche die Unterscheidung von vorn und hinten mitunter nicht ganz leicht macht. Der mittlere Wulst reicht kaum über die Schalenwölbung hervor: von dem hinteren wird er von einer spaltähnlichen, fast genau von der Mitte des Dorsalrandes bis zur Schalenmitte gehenden und dort flach auslaufenden Furche getrennt. Der vordere Theil des hinteren Wulstes ist in ähn- licher Weise wie der Mittelwulst ausgebildet, und indem er gleich- falls mit einer schwach nach innen gebogenen stumpfen Spitze bis zum Ventralrande reicht oder diesen auch etwas überragt, erscheint der am höchsten gewölbte Dorsaltheil der Schale schna- belarti.. Flache Furchen begrenzen diesen Theil zu beiden Seiten, während nach dem Ventralrande zu die Wölbung in einem sanften Bogen abfällt. — Eine den Rand begleitende Furche ist gleichfalls nur an den Seiten stärker entwickelt, in der Mitte des Bauchrandes verschwindet sie fast ganz. Dagegen sieht man in der Ventralansicht eine scharfe, rinnenartige Furche unterhalb des Randes sich hinziehen. Von dieser Form liegen auch mehrere weibliche Individuen vor, die von denen der Beyrichia Wückensiana ganz verschieden sind. Dieselben zeigen. einen grossen, deutlich abgegrenzten Ven- tralhöcker, welcher, einen grossen Theil der Schalenoberfläche überdeckend, vom Vorderrande bis zur Mitte des Hinterwulstes reicht. An seiner ventralen, den Schalenrand überragenden Fläche sieht man bei starker Lupenvergrössernng eine aus 3 bis 10 parallelen Linien bestehende Längsstreifung. Diese Form, welche ich nach Herrn Dr. Kızsow, dem eifrigen Erforscher der westpreussischen Geschiebe und ihrer Ostrakoden- fauna, benenne, ist mir nur einmal, jedoch in einer grösseren Zahl von Individuen in einem hell grauen, festen, plattenförmigen Stücke obersilurischen Beyrichien-Kalkes begegnet, das ich an der hinterpommerschen Ostseeküste bei Kl. Horst fand). Von anderen Petrefacten enthielt das Stück noch die typische Aloedenia Wil- ckensiana, ferner Beyrichia Buchiana, Chonetes striatella, Rhyn- chonella nucula und Tentaculiten. !) Nachträglich erhielt ich dieselbe Form durch Herrn STEUSLOFF aus einem ähnlichen Geschiebe von Neubrandenburg. 508 9. Gattung Octonaria. 1. Octonaria elliptica n. sp. Taf. XXXIL, Fig. 14. Länge 0,72 mm, Höhe 0,52 mm. Die nur in einer Schale vorliegende Art zeichnet sich von den bisher beschriebenen durch die regelmässige elliptische Form des Ringwulstes und eine innerhalb desselben in der Längsaxe befindliche, längliche Erhebung aus. Auf dem einen Ende dieser letzteren bemerkt man eine punktförmige Vertiefung; ausserdem sieht man bei starker Vergrösserung unregelmässige, strahlen- förmig angeordnete Erhebungen, welche den centralen Längshöcker mit dem Ringwulst verbinden. Diese Schale stammt aus einem Geschiebe von Enerinurus- Kalk, welches ausserdem noch Aechmina bovina und Beyrichia spinigera enthielt !). 10. Gattung Thlipsura. 1. Thlipsura tetragona n. Sp. Taf. XXXIL Fig. 15. Länge 0,77 mm, Höhe 0,5 mm. Die Schale ist eiförmig, an dem breiteren Ende mit 3 stum- pfen Ecken, an dem schmäleren gerundet, die Wölbung ist am stärksten an dem breiteren Ende, an welchem sie steil zum Rande abfällt. während sie nach den anderen Seiten sich allmählich ver- tacht. Die Oberfläche ist mit zwei rundlichen oder etwas läng- lichen Vertiefungen versehen , die schräg einander gegenüber stehen und von denen die eine meist etwas stärker ist als die andere. Die beobachteten Exemplare stammen aus obersilurischen Beyrichien - Kalken und gelblichen Geschieben mit Primitia retı- eristata Joses, Thlipsura simplex n. sp. und Th. personata n. sp. 2. Thlipsura simplex n. sp. Taf. XXXIH, Fig. 163, b. Länge 0,86 mm, Höhe 0,63 mm. Der Umriss der Schale ist mehr kreisförmig, die Oberfläche nur mit einer grossen länglichen Grube versehen. In Gesellschaft der vorigen Form in obersilurischen Beyrichien-Kalken beobachtet. !) Eine zweite der ©. Linnarssoni JONES nahestehende Art fand sich in Gesellschaft von Beyrichia spinigera und B. Jonesü. Da 2 > nr See fe se + ee re ee’ er re A A ee a ee a EB An 3 Be 509 >. Thlipsura personata n. sp. TARUR RK Knien 1 a,b. 78. Fig. 17: Länge 0,8 mm, Höhe 0,52 mm. Fig. 15: Länge 0,52 mm, Höhe 0,41 mm. Auf der Schalenfläche sieht man 3 rundliche Vertiefungen in einer etwas gebogenen Linie angeordnet, von denen die mit- telste die stärkste ist. Die wenigen vorliegenden Exemplare fan- den sich in einem mürben, gelben, obersilurischen Kalke in Ge- sellschaft von Zeperditia sp., Thlipsura tetragona und Preimitia retieristata. II. Entomidae. 1. Gattung Entomis JONES. 1. Entomts sigma KRAUSE var. ormata n. var. - BAER IR Bio. 9, Ausser der von mir beschriebenen Varietät von Zintomis sigma (diese Zeitschr., Bd. 41, p. 13, t. 1, f. 13), welche ich als var. antıguata bezeichnen will, findet sich noch eine an- dere, von der typischen abweichende Form, die ich var. ornata nenne. Bei dieser stehen, ähnlich wie bei der a. a. O.,t.1,f. 15 abgebildeten Varietät von Primitia Schmidt, eine Reihe von Knötchen längs des Dorsalrandes, während die übrige Schalen- oberfläche fein gekörnelt erscheint. Ausserdem ist am Vorder- rande der $-förmigen Furche ein rundlicher Höcker abgegrenzt. — Diese Form fand sich in einem mürben, grauen Kalkgeschiebe, das, wiewohl es weitere bestimmbare Petrefacten nicht enthielt, sich doch durch den Habitus als untersilurisch erkennen liess. III. Cypridae. 1. Gattung Bythocypris BRADY. 1. Bythocyprıs semtcircularis Jones et HoLı. ADRRIP SEFZE DC. 1865, Primitia semicircularıs JONES et HoLL. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. II, vol. 16, p. 424, t. 18, f. 10a, b, c. 1877. — — KRAUSE. Diese Zeitschr.. Bd. 29, p. 37. Fig. 1: Länge 0,93 mm, Höhe 0,61 mm, Dicke 0,46 mm, Fig. 2: Länge 0,7 mm, Höhe 0,55 mm, Dicke 0,39 mm. Nach Jones hat die Art mässig convexe, eiförmige bis rund- liche Klappen mit geradem Dorsalrand, verdicktem Bauchrand, 510 einem mehr oder weniger zugespitzten und einem gerundeten Ende. Zahlreiche mir vorliegende Exemplare mit vereinigten Klappen, welche ich nur auf diese Art beziehen kann, erlauben eine vollständigere Charakterisirung. Die beiden Schalen sind von ungleicher Grösse. Die grössere, gewölbtere umfasst mit ihren umgebogenen Rändern die kleinere fast vollständig, beson- ders stark an der Rücken- und Bauchseite. Die kleinere ist flacher, an den beiden Enden mit einem deutlich abgesetzten flachen Saum versehen. Von dem Dorsalrande aus erstreckt sich eine flache Einsenkung nach der Schalenmitte zu, durch welche die Schale zusammengeschnürt erscheint; auch der Steinkern zeigt eine entsprechende Vertiefung. | Bythocypris semicirceularts ist eine der häufigsten Cypriden der Beyrichien- und Enerinurus - Kalke. Sie variirt beträchtlich hinsichtlich ihres Umrisses. Die kürzeren gerundeten Formen sind vieleicht mit der von Jonss beschriebenen Pr. pusilla }) ident, aber durch Uebergänge mit der typischen eiförmigen Form verbunden. Von der nahestehenden Bythocypris Philippsiana unterscheidet sie sich durch ihre etwas flachere Form und durch die Falte an den Seitenrändern, welche der letztgenannten Form zu fehlen scheint. 2. Bythocypris cornuta n. sp. Taf. XXXIIT, Fig. 3a, b, c. Länge 0,6 mm, Höhe 0,35 mm, Dicke 0,28 mm. Die aus obersilurischen Enerinurus - Kalken stammenden Schalen sind oval, an dem einen Ende erhöht und in einen kur- zen gerundeten Stachel auslaufend, nach dem anderen Ende zu abgeflacht, sodass die Bauchansicht keilförmig erscheint. Die Form erinnert etwas an Promitia untcornis Urrıcan!), doch hat sie offenbar nähere Beziehungen zu der vorigen Art. 3. Bythocypris Philippsiana Jones et Horr. Taf. XXXIIL, Fig. Aa, b, c. 1869. Bairdia Philippsiana JONES et HorzL. Ann. and Mag. Nat. Hist,, ser IV, wol 3, t. 1A, Bra 1887. Bythocypris Philippsiana JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. V, vol. 19, p- 187, t. 5, £.-3—4. Die hierher gerechneten Formen, welche aus obersilurischen !) Jones and HoLL. Ann. and Mag. Nat. Hist., 1865, ser. III, vol.'16, pP 422492218, La. !) Jones. Quart. Journ. Geol. Soc., Vol. 46, p. 7, t. 4, f. 8—13. 51 Beyrichien- und Enerinurus- Kalken stammen, sind durch die starke Wölbung der beiden ungleich grossen Klappen ausgezeich- net. Die grössten Exemplare erreichen eine Länge von 1 mm. Das abgebildete Exemplar hat eine Länge von 0,81 mm, eine Höhe von 0,51 mm und eine Dicke von 0,55 mm. — Dieselbe oder wenigstens eine sehr ähnliche Form findet sich auch in den untersilurischen Beyrichien--Kalken. 4. Bythocypris Hollii Jones. Taf XXX). Fie. 53,b. 1887. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. V, vol. 19, p. 184, 2 56131.30b..2;,1..6r1.J3a,.h; Aagb: Länge 1,58 mm, Höhe 0,91 mm, Dicke 0,77 mm. Die abgebildete, aus einem gelblichen bis röthlichen ober- silurischen Geschiebe stammende Form scheint am besten zu der angegebenen Art zu stimmen. Jones führt dieselbe auch von Gotland auf?). 5. Bythocypris symmetrica JONES. Taf. XXXIIL, Fig. 6a, b. 1837. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. V, vol. 19, p. 186, De, SRsarbetanbiNTa2h. Bei den aus Enerinurus-Kalken stammenden Formen, welche ich hierher rechne, sind die beiden Schalen nur wenig an Grösse verschieden, beide gleichmässig gewölbt, von länglich eiförmigem bis elliptischem Umriss. Die grössten beobachteten Exemplare erreichen eine Länge von 1,4 mm. Die Maasse des abgebildeten Exemplares sind: | Länge 1,3 mm, Höhe 0,63 mm, Dicke 0,56 mm. 6. Bythocypris af. reniformis JoNEs. Taf. XXXII, Fig. 7a, b, c. 1887. Bythocypris (?) reniformis JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., Sera. vol 19, p. 185.6, f. 12. In den untersilurischen Beyrichien - Kalken, in Gesellschaft von Beyrichia marchica und Strepula Linnarssoni finden sich ziemlich häufig Schalen. die der vorigen Form nahe stehen, aber mehr länglich-nierenförmig sind. Von der typischen Bythocypris reniformis Jones weichen sie insofern ab, als die grösste Dicke bei den meisten Exemplaren mehr nach der Mitte zu gefunden -») Jones. Ann. and Mag., ser. VI, vol. 1, p. 398. 512 wird. — Hierin, wie auch im Umriss stimmen sie besser mit der aus den Caradoc-Schichten Irlands von Jones beschriebenen Cythere Wrightiana. Die grössten Schalen erreichen eine Länge von 1,3 mm. Die Maasse des abgebildeten Exemplars sind: Länge 1,21 mm, Höhe 0,61 mm, Dicke 0,51 mm. 2. Gattung Pontocypris G. ©. SARS. 1. Pontocypris Mawri JoNES. Taf. XXXIN, Fig. 8a, b. 1837. JonES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. V, vol. 19, p. 182, 104,2 A067. 1888. Jones. Ibidem, ser. VI, vol. 1, p. 397, t. 2, £ 3a, b,c. 1889. JoNnzs. -Ihidem,, ser. VI,,yol. &,,p. 269, 1. Als, Tre: var. breviata; f. 5a,b, var. proxıma,; f.6a,b,c, var. divergens. Das abgebildete, aus obersilurischen Enerinurus - Kalken stammende Exemplar stimmt im Umriss am besten mit Ponto- cyprıs Mawit var. proxima. Seine Maasse sind: Länge 1,35 mm, Höhe 0,62 mm, Dicke 0,54 mm. IV. Cytheridae. 1. Gattung Xestoleberis SARS. 1. Xestoleberis (2) aft. Wrightil Jones. VafIRNXIEHEIE. 9a, bie. 1890. Jones. Quart. Journ. Geol. Soc., Vol. 46, p. 28, t. 4, f. 14, 15a, Nbue. Das aus einem obersilurischen Kalkgeschiebe stammende Exemplar ist durch seine verhältnissmässige Grösse und bauchige Gestalt ausgezeichnet. Die eine Schale greift wie bei Bythocypres mit ihren Rändern allseitig über die andere über. An dem fast geraden Dorsalrande stossen beide Schalen in einer ebenen Fläche zusammen. Die Maasse des abgebildeten Exemplars sind: Länge 1,56 mm, Höhe 0,96 mm, Dicke 1,1 mm. 2. Gattung Bursulella. Bursulella (?) rostrata n. Sp. Taf. XXXII, Fig. 10a, b, c. Länge 1,28 mm, Höhe 0,86 mm, Dicke 0,60 mm. Schalen ungleich, halbkreisförmig bis dreieckig, mit geradem, etwas eingebogenem Dorsalrand und gerundeten Ecken; die grös- sere Schale ist am Ventralrand vorgewölbt und in eine mehr oder 513 weniger deutliche stumpfe Spitze ausgezogen. Am nächsten scheint dieser aus einem wahrscheinlich obersilurischen Geschiebe stam- menden Form Bursulella unicornis Jones!) zu stehen, doch sind bei derselben die Schalen bei weitem höher und in eine lange Spitze ausgezogen. Vollständige Exemplare mit zusammenhängen- den Klappen haben eine gewisse Aehnlichkeit mit Jugendformen von Brachiopoden. Einschliesslich der oben beschriebenen Formen habe ich in meiner Arbeit über die ÖOstrakoden der silurischen Diluvial- seschiebe im Ganzen 84 Arten aufgeführt, von denen 26 untersilurisch und 57 obersilurisch sind. eine einzige sowohl in obersilurischen wie in untersilurischen Geschieben beobachtet wurde. Die bei weitem überwiegende Zahl der untersilurischen Arten stammt aus Geschieben, welche ich trotz ihres verschie- denen petrographischen Aussehens wegen der Gemeinsamkeit ihrer ÖOstrakoden - Fauna und der Verwandtschaft derselben mit der- jenigen der Beyrichra - Kalke Linnarsson’s als untersilurische Beyrichien-Kalke zusammengefasst habe. Ob und inwieweit sich innerhalb dieser noch Horizonte unterscheiden lassen, muss späteren Untersuchungen vorbehalten werden. — Von anderen untersilurischen Geschieben sind noch gewisse hell graue Glau- konitkalke und einige Backsteinkalke sparsam ostrakodenfüh- rend; die in ihnen enthaltenen Arten sind von denen der un- tersilurischen Beyrichien-Kalke wenig verschieden. was auf nahe Beziehungen der 3 genannten Geschiebeformen schliessen lässt °). Als Leitformen derselben betrachte ich Strepula Linnarssont, Beyrichia marchica und B. erratica. — Viel reicher an Ostrakoden sind die obersilurischen Geschiebe. In ihnen lassen sich auch wenigstens 2 streng geschiedene Östra- koden-Faunen nachweisen. durch welche die Graptolithen-Gesteine und Enerinurus - Kalke einerseits und die obersilurischen Bey- richien - Kalke andererseits gut charakterisirt werden. Für die ersteren dienen als Leitformen Beyrichia Jonesiil und B. spinigera, für die letzteren Beyrechia tuberculata, B. Maccoyiana, B. Sal- terıana, B. Kochii und B. Welckensiana. Innerhalb der beiden er Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. VI, vol. 1, p. 410, | 2) Vergl. REMELE. Diese Zeitschr., 1889, Bd. 41, p. 787. — Eine abweichende, durch mehrere ausgezeichnete Formen charakterisirte Östrakoden-Fauna habe ich nachträglich in gewissen Macrurus-Kalken entdeckt. Die Beschreibung der beobachteten neuen Arten behalte ich einer späteren Arbeit vor. 514 Faunen lassen sich wieder verschiedene Horizonte oder Facies nachweisen; so.zeichnen sich die Graptolithen- Gesteine vor den Encrinurus - Kalken dadurch aus, dass Beyrichia spinigera in ihnen. nach meinen Beobachtungen wenigstens niemals gefunden wird und Beyrichia Jonesii in den Enerinurus - Kalken in einer etwas abweichenden Form, der var. clavata, vertreten ist. Ebenso lassen sich in den obersilurischen Beyrichien - Kalken, wie die Untersuchungen Reurer’s ergeben haben, verschiedene Gruppen unterscheiden, wenn auch die von dem genannten Autor z. Th. nur auf Grund weniger Geschiebefunde aufgestellten, wegen der Unzulänglichkeit des Materials und wegen der, wie ich glaube, zuweitgehenden Berücksichtigung geringfügiger Formenunterschiede noch einer weiteren Prüfung bedürfen. In der nachstehenden tabellarischen Uebersicht gebe ich nun zunächst an, mit welchen von den oben genannten Leitformen die einzelnen Arten verge- 13. Primitia plana KRAUSE . .|—|— "S S & S SS 8 1-2 | SoSe Server Ss |SIS[8 | >| SS SS Selle As ea Se aıslaisials [mals IM | I. Leperditiidae. 1. Leperditia baltica Hıs.. . .|— |— | —|+|)+|— | | —| — 2. — phaseolus His. . . . — | 1-1 |)+/ +1 |+[|— — — v. omata Eıcaw. . .|— | —1—|1—1—-|1—|— | — | — | -— — v. subpentagona Kınsow.. vor. & zur Se Se en 3. — gregaria KIESOoW . . Ba m pe es | | _ __y grehicoidea Kızsow ||. | 0 2 pe — — v. ardua KıEsSow . .|— |— |— | — | — | — | — | — | — 4. — Eichwaldi F. Schmp .I|—-|— |) — | — | + | | — ERhe Dizaschlasingero.P..SeHmipr.owal- ee en ee 6. — conspersa KIESOoW.. . „|—|— | —| — ||. — | — | —ı| — — —nı.1vann.sp. . Duo Re na re a ea || ||... 7. — gigantea FERD. a a... |. 8. — Isochilina (2) erratica n. Sp. . JE I ee 9. Aparchites simplex Jo 0 ae —\| 10. — ovatus JONES et HoLL. .|— | — |— | — ||| —|—|— 11. — (2) obsoletus Jones etHouz | — |) — | — | | — | —/)+|1+1— 12. — (2) oblongus Jones et HoLz |— | — |) — |) — — ++ -|+ 515 sellschaftet beobachtet worden sind und in welchen Geschiebe- gruppen sie sich gefunden haben. Für die Fälle, in welchen sich die Art des Geschiebes nicht näher feststellen liess, bemerke ich nur, ob es als obersilurisch oder als untersilurisch angesehen wurde. Die letzten Rubriken geben über die Verbreitung der beobach- teten Arten Auskunft. Für einen Vergleich mit dem Vorkommen in der Mark Brandenburg kommen nur die in Ost- und West- ‚preussen gemachten Beobachtungen in Betracht, da für andere Theile unseres Diluvialgebietes keine ausreichenden Angaben vor- handen sind. Der Vollständigkeit halber ist noch das Vorkommen in den Ursprungsländern unserer Geschiebe, in Schweden und den russischen Ostseeprovinzen berücksichtigt worden, wiewohl auch hierüber nur sehr lückenhafte und z. Th. noch einer Prüfung bedürftige Angaben vorliegen. 3 5 ae = S Er ES oo or > = .S = ar ' Be EN =} 2 u MM | WelıS & = = = © Ss a Sa re = Is Sl =) = les 2/8 een ee ee ee Sarg eu Se lAıs. - Ge an ea ® Bas else | aus 5 ie 22a 2,2), 21882 2 1325| Anal... or RI ID ID & ae ch SB lo =; |e) an \& | | | | | | el lie einer het el ee ee ea I or lese de) | min ermaliik = el el | ee dar ee a nee) else an. Se ==) | ee ee ae m = Ne a | ee ee N Korn aa el u m elle) on le Den | N lc ie ie ee ai Ne ee = | | A ae == Eee le ee late ia N ee edel ai 2 etlarulene | | a a When | NER mean 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. . Primitia sulcata KRAUSE . Ä Boiha v-scripta KRAUSE . Strepula lineata KRAUSE . Beyrichia marchica KRAUSE . 516 distans KRAUSE . cincta KRAUSE Jonesit KRAUSE bursa KRAUSE Schmidtii KRAUSE — v. ornata KRAUSE . intermedia KRAUSE . (2) Maccoyüi JONES et HoLL brachynotus F. SCHMIDT elongata n. Sp. maundula JONES . cristata JONES et HoLL retieristata JONES Beyrichnana JONES et Horz. (2) striata n. SP... valida JONES et HoLL. seminulum JONES -—- v. complanata KRAUSE granulosa KRAUSE semicircularis n. SP. rotundata n. Sp. . (2) sinuata n. Sp. sımplex n. Sp. limbata n. Sp.. r Linnarssoni KRAUSE aff. costata LINNARSSON — v. angustata KRAUSE. — v. lata KRAUSE. erratica KRAUSE. — v. granulosa KRAUSE . — v. acuta n. var. digitata KRAUSE palmata KRAUSE protuberans BOLL Bolliana-umbonata REUTER gotlandica KIESOW . nodulosa BOLL — v. ecpansa KIESOW spinigera BOLL Linnarssoni Str. +4+4+4+ + | il beirslbslel 1: marchica BD. Fear B. erratica B. Jonesiv B. spinigera B. tuberculata Free ++] WEIEZErTET ae Srlsszsszeblerlelsaleri anal ee B. Buchiana B. Maccoyiana B. Salteriana m——————— 00000000 Te UIZUIA -01d99s4sg 'ssny u9p9aydg uoassnaud -1s9 4 pun -I5Q IAMAqUIPULIT NACA one -U9TYOLLÄIT "[ISAIIO Pe BEE ++ +++ ++ ++ HHtttHtHtH+ H+IHHH HH HH HH HH HH HH HH bi INTEY - sn.ununtoum uIo9}S > - ıc) INTIS-I9AO NEM - UraIsyPeg IAEN -UoyneL) one -UOLPLIÄIT "SIONuN) NEE ES I | Er a an ee ana) le | -9%) - uoyyyıogde.tm) alle) ee eisen li ee ar ee +4+4++++++ ++ I 1 I} DUMSUPNM 'T Eee mo EI Bel EEE ER EL TE Re rer lelleetereect Deere Re ee een DEREN EEE ee ae EEE Eee | Da ar er u u Be Da a u a a a a a a a ee ee lee lee elle ee —eo la ae olelslak leise Se el RUSIRAR TR Fee 518 2 S > S S I (IS & as Esel rer eis ls nl Se alaısıaisiısiaiesır 50. Beyrichia Damesiti n. Sp. — Er, 22 2) aa an aan 51. — Buchiana JONES. U Be u Be — — Yv. lata REUTER. ur 52. — tuberculata KLEDEN .. | | 2) u). = — — v. gibbosa REUTER . |— | — | — | — | — see — — v. tuberculato- Bucht- ana REUTER . .I—|— || — | — | _ — — v. Buchiano - tubercu- lata REUTER . .|— | — | — | — | — = Bel rue — — v. tuberculato- Kochi- ana REUTER | 2 zu ze 53. — Bronni REUTER . Zr zer 54. — Gedamensis KIESOW — || 1-1) —|— || —-/+ 55. — DBaueri REUTER . | | |) || on 56. — Jonesü BOLL. . . Sea el |). — — v. clavata KOLMODIN . Se | | | — 57. — Maccoyiana JONES . — | | 2 || Deren 58. — Kochü BoLL . — en 59. — scanensis KOLMODIN Air 60. — Salteriana JONES — u) a0.) Bee nn 61. — Keuteri n. sp. Be am |, 0, | 62. — Steusloffi n. Sp. ie —|— 1 |— ar tl IT 63. — (9) hieroglyphica n. Sp. BE ee aan | | __ |, __ 64. — (2) primitiva VERWORN muzeene 0. |\_.|. 65. Kloedenia (2) globosa KrAusE | -- — — | — | — |— | |- | — 66. — Kiesowi n. Sp. ee.) | 67. — Wiückensiana JONES = je ee — — v. plicata JONES a N | on 68. Octonaria elliptica n. Sp. 0 Dee 69. Thlipsura tetragona n. Sp. . — pp | ne 70. — simplex n. sp. en 0). 71. — personata n. Sp. 4 u (fe za de re ee er 72. — v-scripta V. disereta Jonns Be a |) _. 0. II. Entomidae. 73. Entomis sigma KRAUSE ee | =. — — v. antiquata n. var. — | 1 |. 2 2 ee ee mn — — vr. ornata n. var. +/+1—-|1—|—|1—|— |—|— III. Cytherellidae. 74. Cytherellina siliqua JONES. . I — | — |— | — | — | LI LEE 75. Aechmina bovina JONES — | — | — au Se im 519 UIZULA -01d398IJsQ 'ssny uapa9Ayog uossnard -4>9M pun -45s0 JanquapueIg YABN ae VoyorLÄag "s2000_ INTEY - sn.ınuniourg u19IS -9X) - UOyYI[oIdeI9 ANIIS - 1940 Oyey -urysppeg INTE -NUoynEL) ae -u9ry9LIÄag 'SAoyuN) NIS -aaruf mumswy mM IT mo’ 4 «+ == ++ | mu. + + nn. ge rn ee ee ee a a a a a a ee Be dee ie 2 [0 a Denen In +++++ + + +44++4+44++++++ | +++++ 44 + we rn Eee are IB See En Bee,;>=>zeeee ee een een en 76. TIL 78. 19. sd. 81. 82. 83. 84. 520 IV. Cypridae. Bythocypris semieireularıs JONES et HoLL — cornuta n. Sp... - — Phillipsiana JONES etHoLL — Hollii JONES . — symmetrica JONES — af. reniformis JONES — Pontocypris Mawii JONES V. Cytheridae. Xestoleberis (?) aft. win. JONES . Bursulella (?) rostrata n. sp. 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Bisher war in der nächsten Umgebung Magdeburgs in dem mitteloligocänen Grünsande, welcher die Culmgrauwacke und das Rothliegende überlagert, das Vorkommen fester, felsartiger Massen unbekannt; erst als jüngst im Norden der Stadt, innerhalb der früheren Festungswerke, der Boden bis auf eine Tiefe von 7 m ausgeschachtet wurde, fand sich der Grünsand über der Grau- wacke nicht wie bisher als gleichmässige, lockere, feinkörnige Schicht, sondern mit festen Felsbänken wechsellagernd. Besonders auf der Strecke zwischen dem Breiten Wege und der neu ange- legten Gustav - Adolfstrasse zeigte sich diese Erscheinung Hier dacht sich nämlich die Culmgrauwacke, welche unter 73° nach Süden zu einfällt, in ihrer Streichungslinie nach dem östlich 10 m tiefer liegenden Elbthal so beträchtlich ab, dass der Graben, welcher, wie die Zeichnung ersehen lässt, an seinem westlichen Ende 3 m tief in die Grauwacke eingeschnitten werden. musste, 23 m weiter östlich dieselbe in der Grabensohle, also 3 m tiefer, nicht mehr antraf. An.diesem Punkte also, wo sich der Grau- wackenrücken so beträchtlich gegen das Elbthal zu einsenkt, treten über demselben die horizontal lagernden Sandsteinbänke auf, welche sich sonst nirgends im Magdeburger Grünsande vorfinden. Die oberste beginnt ? m vom Westende des Grabens, ist 24 m lang und streicht horizontal 3.75 m über der Grabensohle; die zweite 1.25 m tiefer liegende, welche 12 m weiter östlich beginnt, ist 12 m lang; die dritte 11 m weiter östlich beginnende ist 24 m lang. Die oberste Sandsteinbank ist auf die Länge von 15 m mit einem Conglomerat, welches das Hangende der geschichteten Culm- grauwacke bildet und nur an wenigen Stellen durch eine lockere en... a A m Do. nn ER BEN Si ai r5 43210 5 10 15 20 %5 30 air. m x Sr Ri 05900 Conglomerak ink XorrKiaren Ohm -Sromwacke, N) Era Ser oligocaner = esie Sao DaKzirr = re ra ES 2) = DSArınsand. - =] Oechriger BEnES Sl Per) De @ = = kenne ED Kenne Tan, Grünsandschicht von derselben getrennt ist, fest verkittet. Ob- wohl die abgerundeten Fragmente dieses OGonglomerats der Grau- wacke entstammen, so muss es doch wohl in der Form, wie es hier auftritt, als ein tertiäres Gebilde betrachtet werden; denn abgesehen davon, dass es an einzelnen Stellen durch eine 0,25 bis 0,20 m mächtige Grünsandschicht von der geschichteten Grau- wacke getrennt ist, und dass die Verbindung seiner Rollstücke zum Theil durch Grünsandsteinmasse bewirkt ist, fällt für diese Annahme in’s Gewicht, dass in dem Conglomerat Tertiär-Verstei- nerungen, z. B. Pectunculus Philippi Desn., Cardium cingu- latum, Astarte Henkehi Nyst, Fusus Koninckü Nyst, Anomia Goldfussi, eingekittet sich vorfinden. In der Grünsandschicht, welche die geschichtete Grauwacke von dem Conglomerat trennt, wurden diese in ihren Umrissen und mit ihrer feinsten Ober- flächenzeichnung wohl erhaltenen organischen Reste ebenfalls gefunden. | Das Bindemittel für den Grünsandstein und das Conglomerat bildete der kohlensaure Kalk, welcher dem lockeren Gründsande, selbst in der nächsten Umgebung der Bänke, vollständig fehlt. 2. Herr R. Lepsıus an Herrn W. DAmESs. Berichtigung zu Steimmasn, Einige Fossilreste aus Griechenland (diese Zeitschrift, XLIl. Bd., p. 764 ft. 1890). Darmstadt, den 24. Juni 1891. Die Mittheilung des Herrn STEINMAnN über einige Fossil- reste aus Griechenland bedarf einer thatsächlichen Berichtigung; ich könnte allerdings auf meine demnächst erscheinende Karte und geologische Beschreibung von Attika verweisen, durch welche ohne Weiteres die Notiz des Herrn STEINMANnN richtig gestellt wird; jedoch glaube ich gegenüber der grossen Bedeutung, welche zum Theil die Angaben des Herrn SrEInMmAanNn für die Geologie von Attika haben würden, wenn sie auf richtiger Grundlage be- ruhten, auch hier eine kurze Nachricht über die Sache geben zu sollen. Das Material, auf welches sich die Angaben des Herrn STEINMANN bezüglich der von Bückınsa gesammelten Stücke be- zieht, liegt mir vor, da Herr Bückıne die Gefälliskeit hatte, die betreffenden Gesteinsstücke und Dünnschliffe mir zu übersenden; es sind Stücke, welche Herr Bückıne mit mir an Ort und Stelle 1883 gesammelt hat. Auch die von NEuMAYR und BiTTNER im Jahre 1876 am Fusse des Hymettos gesammelten Stücke hat mir NEUMAYR in Wien wiederholt gezeigt, und habe ich mit NEUMAYR die hier in Betracht kommende Frage eingehend besprochen. Da ich dreimal in Attika gewesen bin, steht mir in meiner eigenen Sammlung ein grosses Material zur Verfügung; Herr STEINMANN hat mich weder um nähere Auskunft über die Bückıne’schen und NeumAyr'schen Stücke, noch um Zusendung meiner eigenen hier in Betracht kommenden Materialien gebeten; es kam mir daher die Mittheilung des Herrn STEINMANN in dieser Zeitschrift ganz überraschend. 1. „Aus dem unteren Marmor des Hymettos nahe der Pass- höhe zwischen Liopesi und Athen unterhalb des Glimmerschiefers 925 stammt eine von Bückıng gesammelte Koralle ete.* Dieses Stück ist kein unterer Marmor des Hymettos, sondern es ist eine Breccie, in der viele kleine eckige Stückchen des grauen oberen Marmors des Hymettos secundär mit Kalk verkittet sind, eine in Attika vielfach verbreitete Bildung der tertiären Ablagerungen. Wie Herr STEINMAnN die einzelnen Marmor-Stückchen dieser Breccie für Korallenkelche halten kann, ist mir unbegreiflich. Herr Bor- NEMANN jun. in Eisenach, dem dieses Stück ebenfalls vorgelegen hat, schreibt darüber: „Diesem Stücke muss ein organischer Ur- sprung ganz entschieden abgesprochen werden; es handelt sich vielmehr um eine Art Üonglomerat kleiner Marmorstückchen, welche durch ein weniger krystallinisches graues Kalkbindemittel verkittet sind. Letzteres verwittert leichter als die Marmor- stückchen, sodass diese alsdann wie die Enden eines Korallen- stockes hervortreten. Wie man auch den Schnitt legen mag, man bekommt immer das gleiche Bild.“ Selbst wenn diese Breccie aber eine Koralle gewesen wäre, so hätte dieselbe für die Marmorfrage gar keine Bedeutung: denn das Stück stammt nicht vom Anstebenden, sondern ist ein Ge- rölle, das Bückıng am Wege aufgelesen hat; man erkennt noch jetzt an der rund abgewitterten Oberfläche, dass das Stück ein einzelnes Gerölle gewesen ist. Bückmg schreibt mir hierüber: „Das Corpus delieti stammt nicht aus dem Anstehenden, sondern hat sich etwa 50 Schritte seitlich von dem Saumpfade Liopesi- Athen nahe der Passhöhe gefunden.“ Wie dürfen wohl hiermit das Stück einer „mesozoischen Koralle aus dem Hymettos-Marmor“ für abgethan erklären. 2. Was nun die übrigen von STEINMAnN erwähnten Stücke von „Kalken der Vorhügel des Hymettos bei Kaesariani* betrifft, so stammen dieselben sämmtlich aus der Kreide; es sind graue Kalke, graue und weissliche dolomitische Kalke. welche in der Umgegend von Athen an vielen Stellen undeutliche Reste von Fossilien enthalten; besonders eine Partie des grauen Kalkes auf dem Lykabettos bei Athen, die ich mit Bückme im Jahre 1883 aufand und später wiederholt besuchte, ist ganz erfüllt mit Or- ganismen-Resten, ohne dass es möglich wäre, aus dem dichten Kalksteine einen Rest zu isoliren oder als irgend eine bestimmte Gattung zu erkennen. BoRNEMANnN sen. in Eisenach. dem von NEUMAYR einige der Stücke, welche er an einer Stelle im Bachbette unterhalb Kaesariani im Jahre 1876 gesammelt hatte, zur Untersuchung zugesendet worden waren, sagte mir, dass er nicht wage, die fest eingewachsenen, an der Oberfläche des Gesteins zum Theil etwas 526 ausgewitterten Reste für Korallen zu erklären, dass die Stücke aber unzweifelhaft mit organischen Resten erfüllt seien. Diesem Urtheil wird jeder unbefangene Beobachter zu- stimmen. | Auf meiner geologischen Karte von Attika im Maassstabe 1:25000, welche jetzt im Drucke fertig gestellt ist, wird man die Verbreitung der Kreidestufen des näheren verfolgen können; mit dem krystallinen Grundgebirge, den Glimmerschiefern und Marmoren des Hymmettos, haben dieselben nichts zu thun. Ueber die geologischen Verhältnisse in dem Peloponnes wird uns ja nächstens Herr Dr. PmiLippson unterrichten; während meiner Reise durch den Peloponnes im Jahre 1889 habe ich das Vergnügen gehabt, mit Herrn Dr. PrınLıppson einen Theil von Arkadien und Lakonien zu besuchen, und dort sowohl die Kreide- stufen, als das krystalline Grundgebirge kennen zu lernen. 3. Herr G. KrLemm an Herrn C. A. TENNE. Chiastolithschiefer und Hornblende-Porphyrit im Oberlausitzer Flachland. Leipzig, 2. Juli 1891. In seiner „Geognostischen Beschreibung der Preussischen Oberlausitz“ (Görlitz 1857) bespricht E. F. GLockEr auf S. 138 bis 140 einen aus Grauwacke und Grauwackenschiefer be- stehenden Hügelzug, welcher sich von Dubring (SW von Wit- tichenau im Kreise Hoyerswerda) bis in die Gegend von Kamenz in Sachsen erstreckt. In den östlichsten Ausläufern dieses Zuges bei Dubring gelang es mir im vergangenen Herbste bei der geo- logischen Aufnahme des Blattes Königswartha der topographischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, an mehreren Stellen Cor- dierit führenden Chiastolithschiefer aufzufinden,, sowie einen Gang von Hornblende-Porphyrit, letzteren auch in be- sonders schöner Ausbildung bei Schmerlitz auf demselben Kartenblatte, welche Gesteinsvorkommnisse weder von GLOCKER noch von anderer Seise bisher erwähnt worden sind und deshalb im Folgenden kurz besprochen werden mögen. Ihre ausführ- lichere Beschreibung wird in den Erläuterungen zu der demnächst in den Druck gelangenden Section Königswartha-Wittichenau ent- halten sein. Vorher erscheint es jedoch nicht unangebracht. einige Worte über die allgemeine geologische Beschaffenheit ihrer von den Hauptverkehrswegen ziemlich abgelegenen Umgebung zu sagen, deren einförmiger landschaftlicher Charakter auch in geologischer Hinsicht des Interessanten wenig zu versprechen scheint. Die Sächsisch-Preussische Landesgrenze im Osten der Elbe begleitet, so lange sie in vorwiegend west-östlicher Richtung ver- läuft, ein grosses diluviales Flussthal, welches in vieler Beziehung ein Analogon zu dem weiter nördlich gelegenen Baruther Haupt- thal bildet. Dieses südliche Hauptthal vereinigt sich bei dem Städtchen Elsterwerda mit dem alten Elbthale und ist von da nach Osten über Ortrand, Ruhland, Hoyerswerda, Uhyst, Klitten und Rietschen bis zum jetzigen Neissethal zwischen Rothenburg und Priebus zu verfolgen. Die Bahnlinie Kohlfurt - Falkenberg läuft auf weite Erstreckung in demselben hin. Der Fluss, wel- cher es in jungdiluvialer Zeit durchströmte, muss ein recht an- sehnlicher gewesen sein, da er aus der Vereinigung einer ganzen Anzahl nicht unbeträchtlicher Gewässer bestand, denen heute die Neisse, der Schwarze und der Weisse Schöps, das Lö- bauer Wasser, die Spree, das Schwarzwasser, das Klo- sterwasser und die Pulsnitz entsprechen. Der Boden des stellenweise bis zu 15 km breiten Thales wird vorwiegend von mehr oder weniger kiesigem Thalsande eingenommen, der an vielen Stellen zu Dünen aufgeblasen ist. In landschaftlicher Hin- sicht bietet die weite, von vielen unter einander verzweigten Gräben und Bachläufen durchflossene, fast völlig ebene Thalsand- fläche durch die stetige Wiederholung von Feldflächen und oft recht kümmerlichen Kiefergehölzen ein sehr eintöniges und reiz- loses Bild dar, welches selbst durch die in grosser Anzahl vor- handenen Karpfenteiche, die bei einer zum Theil recht beträcht- lichen Oberfläche nur eine ganz geringe Tiefe besitzen, wenig belebt wird. Vielfach zeigt sich der Thalsand von weiten Moor- flächen bedeckt, unter denen manche erst im Laufe der letzten Jahrzehnte durch Entwässerung einer nutzbringenden Bewirthschaf- tung zugänglich gemacht worden sind, so z. B. der „Schraden*“ zwischen Ortrand und Elsterwerda. Das südliche Ufer des Hauptthales und seiner Zuflüsse be- steht aus altdiluvialen Schottern, Kiesen und Sanden, welche von einer dünnen Decksandhiille überzogen werden. Unter ihnen tritt mehrfach die Braunkohlenformation zu Tage. Nur an wenigen Stellen durchragen Kuppen festen Gesteins diese oft sehr mäch- tigen Schwemmlandmassen, so bei Ossling und Dubring (ca. 9 km "SW von Hoyerswerda und 13 km NW von Kamenz) die östlichsten Ausläufer des eingangs erwähnten Hügelzuges, darunter besonders 528 — auffallend der kegelförmige Dubringer Berg, welcher sich hart am ganz flach verlaufenden Uferrande um etwa 30 m über ein grosses Torfmoor erhebt. Die Gesteine jenes Hügelrückens gehören der nordsächsischen Grauwackenzone an und haben, soweit sie auf das Gebiet der Section Königswartha-Wittichenau entfallen, durch den Lausitzer Hauptgranit eine Umwaudlung zu Knoten- und Fleckengrau- wacken erfahren, zwischen denen aber nicht selten Lagen von wenig veränderter, weil der Metamorphose überhaupt nur wenig zugänglicher, körnig-massiger Grauwacke auftreten. (Veregl. die Erläuterungen zu den Sectionen Skässchen, Schönfeld, Rade- burg, Radeberg u. s. w.) Am Dubringer Berge aber ist diesen Gesteinen auch eine ca. 6 m mächtige Bank von schwarzem Chiastolithschiefer eingelagert, welcher, wie ein Steinbruch am Ostabhange des Berges zeigt, durch ganz allmähliche Ueber- gänge mit seinem Hangenden und Liegenden verbunden ist. Das durch Verwitterung ziemlich mürbe und etwas cavernös gewordene und auf den Schichtflächen mit weissen Efflorescenzen bedeckte Gestein enthält zahlreiche, aber mit blossem Auge meist nur schwer wäahrnehmbare Chiastolithsäulchen. welche in ihrer mikro- skopischen Beschaffenheit völlig mit denjenigen des von mir in den Erläuterungen zu Section Riesa - Strehla beschriebenen Schiefers von Leckwitz bei Strehla übereinstimmen. Auch sonst zeigt der Dubringer Schiefer die grösste Aehnlichkeit mit jenem und unterscheidet sich nur dadurch von ihm, dass er Cordierit in mikroskopischen, ab und zu mit deutlichen Krystallumrissen versehenen Körnern enthält, welche durchaus den Habitus der Cordierite in den Knotengrauwacken besitzen. Durch makrosko- pisch deutlich sichtbare Chiastolithe zeichnet sich ein am Mittel- berge bei Dubring in Lesesteinen nachgewiesener Schiefer aus. Die Auffindung des Dubringer Chiastolithschiefers ist inso- fern von Bedeutung, als bis dahin noch in keinem der Gesteine aus dem Contacthofe des Lausitzer Granites Andalusit im der gewöhnlichen Ausbildungsweise oder in der als Chiastolith nach- gewiesen werden komnte. Der Lausitzer Granit, welcher das flachwellige Plateau zusammensetzt, das nach Süden zu das alte Flussthal begrenzt. und welcher, wie überall in seinem Üontacte mit den Gesteinen der nordsächsischen Grauwackenzone, dieselben auch hier meta- morphosirt hat, ist in der Umgegend von Dubring im Allge- meinen unter mächtiger Schwemmlanddecke verborgen. Wie an vielen Stellen der Nachbarsectionen sendet derselbe auch am Dubringer Berge eine Apophyse von freilich nur '/ m zwi- schen die Schieferschichten hinein. Dieselbe lässt in ihrer WET aplitischen Beschaffenheit eine endogene ÜContactmetamor- phose erkennen, wie dies auch an den anderen Contactstellen mehrfach zu beobachten war. Eine andere, die Schieferschichten quer durchsetzende Granitader sah seiner Zeit GLOCKER und bil- dete sie 1. c. ab. Tritt nun bei Dubring der Lausitzer Granit fast gar nicht zu Tage, so ist dies in weit ausgedehnterem Maasse in der Süd- westecke des Kartenblattes Königswartha der Fall. Einer dieser Granithügel, der Galgenberg, bei Schmerlitz gewinnt dadurch besonderes Interesse, dass er von einer Anzahl von Gängen eines Eruptivgesteins durchsetzt wird, welches selbst in dem an den mannichfaltigsten Eruptivgesteinen so reichen Sachsen bis jetzt einzige dasteht. Es ist dies ein Hornblende-Porphyrit von fast mittelkörniger bis dichter Beschaffenheit, dessen verschieden- artige Ausbildungsformen eine ganz continuirliche Reihe bilden. Die mittelkörnige Varietät hat das Aussehen eines sehr feldspath- reichen Diorites mit verhältnissmässig wenig porphyrischen Horn- blendekrystallen. Die feinkörnigen bis dichten Abarten dagegen zeigen in einer dunkel grünschwarzen Grundmasse zahlreiche, z. Th. mehrere Centimeter lange und bis über 1 em dicke, schwarze, elänzende Hornblendesäulen, die oft einen hellen Kern von Feldspath und Quarz umschliessen. Theilweise verleihen diese Hornblendekrystalle, indem sie sich mit ihren Längsaxen parallel stellen, dem Gesteine eine deutliche Fluidalstructur. Bei der Verwitterung wird die Grundmasse des Porphyrites zuerst schmutzig grün, dann bell grau bis fast weiss, besonders auf der Oberfläche der zahlreichen. am Galgenberge verstreuten und viel- fach zu Kantengeschieben abgeschliffenen Fragmente. von denen sich die scharf umrandeten, ihre schwarze Farbe und ihren Glanz beibehaltenden Hornblendekrystalle fast plastisch abheben. Nach dem Salbande zu nehmen die Gänge äusserst zahlreiche Granitbrocken auf, sowie derartig zahlreiche durch Zer- spratzung der ersteren isolirte Quarze und Feldspathe, dass local eine Granitbreccie entsteht, die nur durch spärliches Porphyrit- material verkittet wird. Besonders die isolirten Granitgemengtheile lassen ganz analoge Contacterscheinungen beobachten, wie die zerspratzten Graniteinschlüsse im Diabas von Niederneukirch bei Bischofswerda, nämlich Corrosion der Quarze und netz- artige Durchäderung der Feldspäthe, wie ich dies in den Erläuterungen zur Section Neustadt - Hohwald p. 21 beschrie- ben habe. Die grösseren Porphyritgänge stehen untereinander in Ver- bindung durch zahlreiche kleine Seitentrümchen. Dieselben sind sammt dem von ihnen durchsetzteu Granit in Folge nicht unbe- 950 trächtlicher Zertrümmerung des letzteren so zerrissen und zer- stückelt worden, dass man bei flüchtiger Betrachtung im Hand- stücke die Fragmente dieser Trümchen als ursprünglich vom Granit umschlossene Bruchstücke eines älteren Gesteines anzu- sehen geneigt sein könnte. Ein Gestein, welches mit dem Schmerlitzer Porphyrit sehr nahe übereinstimmt. lässt sich auch in dem oben genannten Stein- bruche am Dubringer Berg in Form eines wenig mächtigen Ganges nachweisen. In dem kleinen Grauwackenküppchen von Dubring zeigen sich also nach Obigem folgende geologisch interessante Erschei- nungen concentrirt: | 1. Hochmetamorphosirte Grauwacke als Knoten- und Flecken- Grauwacke, wenig metamorphosirte körnigmassige Grauwacke und Cordierit führender Chiastolithschiefer in Wechsel- lagerung. 2. Aplitische Granitapophysen, welche vom Hauptmassiv in diese Üontactgesteine injieirt sind. 3. Ein Gang von Hornblende-Porphyrit, welcher diese sämmt- lichen Gesteine durchquert. Der Galgenberg bei Schmerlitz dagegen zeichnet sich aus durch das Auftreten von mehren Hornblende-Porphyritgängen mit bis 4 cm langen Hornblendesäuien. durch die wechselvolle Aus- bildungsweise des Porphyrites, durch seinen Reichthum an grös- seren und kleineren, vielfach in ihre eimzelnen Componenten zer- spratzten Graniteinschlüssen sowie endlich durch Zermalmungs- erscheinungen, welche den Granit mit den ihn durchsetzenden Porphyritgängen betroffen haben. Ur we 531 4, Herr G. Bornm an Herrn W. Dames. Ueber Lithiotis problematica (ÜMBEL. Freiburg i. B., den 20. Juli 1891. In seiner Arbeit über die Fauna der grauen Kalke der Süd- alpen — Abhandlungen d. k. k. geolog. Reichsanstalt, Bd. XV, Heft 2 — stellt Herr v. Tausch, 1.c., p. 18, eine neue Art Trichites Loppianus dar. Der äussere Habitus, den die Abbil- dungen zeigen, spricht nicht gerade für Trzchites. Immerhin würde typische 7rzchrtes-Schalenstructur die Richtigkeit der Gat- tungsbestimmung erweisen. Nach Prüfung der gesammten Ori- sinale glaube ich mit Bestimmtheit behaupten zu können, dass jene Structur nicht vorhanden ist. Die neue Art gehört nicht zu Trichites, sondern, wie ich glaube, zu Ostrea. Diese Thatsache gewinnt einiges Interesse dadurch, dass v. Tavscn die viel genannte Zithöotis problematica mit seiner neuen Species in Verbindung bringt und deshalb auch jene — wenigstens theilweise — zur Gattung Trichites stellt. Ein an- derer Theil von ZLithrotis problematica wird — gestützt auf eigene Beobachtungen, sowie auf briefliche Mittheilungen vox Zıcnos!) — dem Pflanzenreiche zugewiesen. Ohne hier auf De- tails einzugehen, möchte ich bemerken, dass an keiner mir bekannten Zithreotis Trichites-Structur zu beobachten ist, und dass dieses Fossil zu Trechites sicher nicht sehört. Ebenso wenig kaun Zifhrotis problematica als Pflanze aufgefasst werden. Da Herr v. Tausch jene ihm brieflich zu- gegangenen „beweiswürdigen Daten“ des Herrn Baron DE Zıcno . nicht mittheilt, so habe ich mich selbst an den berühmten Pa- laeontologen in Padua gewandt. Freiherr v. ZıGno schickte mir mit bekannter Liebenswürdigkeit Prachtexemplare von ZLithrotis problematica, welche die Pflanzennatur dieser Species sicher beweisen sollten. Die Exemplare gehören nach meiner Meinung zweifellos zu Ostrea. Ebenso, aller Wahrscheinlichkeit nach, die gegabelten Exemplare, die Herr v. Tausch für den pflanzlichen Charakter eines Theils un- serer Fossilien in’s Feld führt. Ein überraschendes Material wie von so vielem anderen so auch von Zithrotis problematica, birgt das Berliner Museum für Naturkunde. Einzelne der mir gütigst übersandten Stücke !) Verhandl. d. k k. geolog. Reichsanstalt, 1891, p. 37, 532 erinnern am Ostrea (Trichites) Loppiana v. Tausch sp. Andere zeigen wesentlich anderen Habitus. Alle aber gehören ausnahmlos zu Ostrea. | Das Verdienst, die Natur von Lithiotis problematica richtig erkannt zu haben, gebührt v. Gümger. In den Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanstalt, 1890, p. 64 weist dieser unermüdliche Forscher darauf hin, dass jene Art der Gattung Ostrea am nächsten. steht. „Es fragt sich nur“, heisst es l.c., P..67, „ob die starke Längsstreifung des Bandfeldes etc. zureicht, um ein von Ostrea zu trennendes Genus etc aufrecht zu erhalten. * Dieselbe starke Längsstreifung findet sich nun aber auch im Bandfelde einer riesigen Ostrea crasstissima LAMARK, welche ich bei la Carolina in Andalusien gesammelt habe. Jene starke Streifung dürfte hier wie dort nur eine Verwit- terungserscheinung sein. Dann aber ist die Aufstellung einer neuen Gattung für unser Fossil nicht nöthig. Dem Wege v. Gümszer’s folgend, glaube ich, dass das ge- sammte Material, welches man bisher von ZLithrothis problematica kennt, zu Östrea gehört. Schwierigkeiten bereitet nur die Frage, ob man es mit einer. ob mit mehreren Species zu thun hat. Hierauf werde ich demnächst in einer Arbeit zurückkommen, die, bereits fertig gestellt, auch die oben entwickelten Ansichten eingehend begründen soll. zu ; 0. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der April- Sitzung. : Verhandelt Berlin, den 1. April 1891. Vorsitzender: Herr BEYRICH. | Das Protokoll der März-Sitzung wurde vorgelesen und ge- nehmigt. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Tu. Lange in Leipzig, vorgeschlagen durch die Herren ÜREDNER, FELıx und Beck. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr K. A. Lossen wies einen 35 — 40 cm hohen und 15—20 cm breiten Gabbro-Bruchstein vor aus dem Stein- bruche oberhalb des Bärensteins im Radauthale, der in ausgezeichneter Weise die Bänderstructur zeigt, über welche bereits früher von dem Vortragenden Mittheilungen gemacht wor- den sind (vergl. Jahrb. d. kgl. preuss. geol. Landesanstalt für 1881, p. 44 und für 1888, p. XXIX — XXX). — Grauweisse Plagioklas-Bänder wechseln mit braunen, vorzüglich diallagreichen und violett-braunen biotitreichen Bändern ab; auch Magnetkies fehlt nicht in Einsprengungen, welche der Lagentextur folgen. Mit solchen schlierig substanziell und structurell gesonderten, im Querschnitt buntfarbig gestreiften Massen (striped gabbro), deren Einzellagen ungefähr 1 bis mehrere Centim. messen, stehen in engster Verbindung solche des normalkörnigen Gesteins von hell und dunkel gefleckter Beschaffenheit. Nicht immer ist die Lagen- textur streng parallel, kleinere Abweichungen von der herr- schenden Richtung sind vielmehr häufig genug und lassen sich oA auch an der vorgezeigten Probe wahrnehmen. Im Grossen be- trachtet ist dagegen das Vorherrschen bestimmter Richtungen des Streichens und Fallens ganz unverkennbar, worüber die angezo- genen Mittheilungen in dem Jahrbuche der kgl. geologischen Lan- desanstalt das Nähere berichten. Die Erscheinung einer solchen Lagentextur ist im Harzburger Gabbro zwar keineswegs allgemein verbreitet, aber auch gar nicht selten. Im Eckerthale herrscht sie z. B. am Wege von der Dreiherrnbrücke zur Muxklippe auf- wärts und fehlt auch nicht im Zillier Walde und im Diebesstiege. Auf dem Rücken zwischen dem Kalten- und dem Langen Thale wurde sie gleichfalls beobachtet. Unter den Steinbrüchen des Radauthales ist es ganz besonders der Eingangs erwähnte ober- halb des Bärensteins. dessen hohe Wände die Bänderung in aus- gezeichneter Weise darbieten. Um so lehrreicher sind hier die gestreiften Gabbro-Wände, als man zugleich wahrnimmt, dass die zahlreichen Einschlüsse der vom Gabbro durchbrochenen und metamorphosirten älteren Harz-Gesteine einen rohen Parallelismus einhalten, welcher sichtlich mit der Lagentextur des Gabbro über- einstimmt. Auch durch den Steinbruch des Riefenbachthales sind ähnliche Erscheinungen erschlossen worden. Derselbe legte 1—1'/» em lange Andalusitkrystalle vom Koleborn und Sellenberg im Harzburger Forst vor. Die- selben liegen einzeln oder divergentstrahlig zu zweien oder dreien gruppirt in einem krystallinischen Schiefer, welcher dem soge- nannten „Eckergneisse* angehört und als hochgradig durch Con- tactmetamorphose umgewandelter ÖGulmschiefer aufgefasst werden muss. Mikroskopischer Andalusit war seit RosenguscH’s lehr- reichen Untersuchungen über die Steiger Schiefer und ihre Con- tactmetamorphosen an den Granitstöcken von Andlau und Hohwald längst schon in den Hornfelsen um den Brockengranit nachge- wiesen worden. Vereinzelte Funde von Krystallen, die mit blossem Auge sichtbar sind, waren gefolgt, wie z. B. solche in der Nähe des Kaltenborns, einem Zufluss des Gr. Giersthales, im Werni- geroder Forst zwischen Ilse und Ecker von dem Vortragenden beobachtet worden waren. Hier nun liegen sehr deutliche und dabei häufig ganz frische, glasige, rosarothe Krystalle in grosser Anzahl als eine sehr auffällige Erscheinung vor, die wohl nur darum so lange sich der Kenntniss der Geologen und Mineralogen entzogen hat, weil jene Forstdistriete zu den abgelegensten des Gebirges gehören und der Beobachter auch hier nur auf Lese- Stücke, nicht auf gute Entblössungen anstehenden Gesteins ange- wiesen ist. Im verwitterten Zustande sehen diese Harzer Andalusit- schiefer gewissen Garbenschiefern recht ähnlich. 535 Ebenderselbe berichtet über Quarzporphyr-Gänge an der Unter-Nahe, welche die Intrusivlager') des Palatinit°) oder Tholeyit, d. h. des diabasischen oder doleritischen Melaphyrs durchsetzen. und über das räumliche Verhal- ten der Eruptivgesteine des Saar -Nahe-Gebietes zum Schichtenaufbau. Das erste von dem Vortragenden beobach- tete derartige Gangvorkommen steht im Eisenbahndurchstiche etwas flussaufwärts schräg gegenüber von Oberhausen an und ist von LASPEYRES und von Weiss, welcher letztere das Profil dieser Stelle des Durchstichs abgebildet hat (vergl. Neues Jahrb. Zur Min. .etc., 1872, t..10, f. .3), übersehen worden, ‚Der. mit 75 Grad NW-Neigung gegen den intrusiven Melaphyr einfallende Porphyrgang, den man bei flüchtiger Betrachtung leicht für eine steil aufgerichtete Bank des graugelben Sandsteins der ca. 55 bis 65 Grad N einfallenden Lebacher Schichten halten kann, durchsetzt hier diese Schiehten im Liegenden des Melaphyrs, lässt sich aber in der Richtung auf die Kupfergrube Manfred hin weiter verfolgen und durchschneidet in dieser Fortsetzung schmal und scharf das gratförmig im Abhang des Berges hervortretende Melaphyrlager. Interessanter Weise enthält dieser an Quarz- und Feldspath - Einsprenglingen arme Porphyr mikroskopische Tur- malin-Rosettchen, welche ihn den dichteren Varietäten des Auerberg-Porphyrs im Harz einigermaassen annähern. Das zweite von dem Vortragenden entdeckte Vorkommen steht auf dem rechten Nahe-Ufer gegenüber der Mühle unterhalb Norheim in der streichenden Verlängerung desjenigen intrusiven °) Melaphyr-Lagers, das LAspzyres am ausführlichsten beschrieben und analysirt hat und das er als leitenden Typus für seinen Palatinit hingestellt hat. Hier hat man es mit einer ganzen An- zahl schmaler Trümer zu thun, welche von der Breite eines klei- nen Fingers bis zu der einer Hand die Klippen des Melaphyrs vom Nahe-Spiegel bis auf die Höhe in verschiedener Streichrich- tung durchsetzen und sich z. Th. apophysenartig darin auskeilen. Das Gestein ist röthlich- bis bräunlich - grau und erscheint fast fein zuckerkörnig, ähnlich gewissen Gesteinen des Lem- berges, zumal auch jenen, welche, durch die Erosion getrennt von dem Berge, auf der Westseite des bei Oberhausen ausmün- !) Vergl. die Profile von E. Weiss auf der im Text citirten Tafel und die Erläuterung dazu. 2, Vergl. diese Zeitschrift, 1886, p. 921 ft. ®) Die Wiedergabe des LASPEYRES’schen Profils in LEPsIUS’. Geo- logie von Deutschland, p. 158—159 als Beispiel für ein aus Strömen zusammengesetztes Effusivlager ist nach LASPEYRES’ und des Vortra- genden Beobachtungen nicht gerechtfertigt. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2. 5%) 536 denden Montforter Thales anstehen. In beiden Fällen ist es der Feldspath, dessen relativ gut begrenzte Krystallkörnchen die kry- stallkörnige (panidiomorph-körnige) Structur bedingen, während der Quarz, den man selbst mit der Lupe nur schwer wahrnimmt, grösstentheils in mikropegmatitischer Verwachsung mit umrinden- dem Feldspath oder aber allein in einzelnen relativ grösseren Körnchen den Füllkitt oder die eigentliche Grundmasse bildet. Dunkel braune, sehr dünne. aber deutliche Biotit-Blättchen von z. Th. schmal riemenförmiger Gestalt vervollständigen den Mineral- bestand der Gangtrümer im Norheimer Palatinit, während in den Gesteinen des Lemberges daneben oder an dessen Stelle Bronzit, Malakolith und Hornblende oder deren Umbildungsproducte auf- treten können und überdies Plagioklas vor dem Orthoklas gern vorherrscht, sodass vielleicht die meisten Lemberg-Gesteine eher Quarzporphyrit als Quarzporphyr heissen müssen. Immerhin stehen diese Quarzporphyrite des Leiheret Massivs und seiner Umgebung, jene Gesteine, die Las- PEYRES unter zu einseitig chemischer Beurtheilung nach dem Sauerstoffquotienten Orthoklasporphyre!) nannte, dem Quarzpor- phyr, in den sie nach demselben Autor übergehen, nach ihrer Zusammensetzung sowohl, als nach ihrem geologischen Auftreten in grossen stockförmigen Massiven viel näher, als dem Melaphyr; weshalb die älteren Burkarr’schen und v. Deczen’schen Karten die Vertheilung saurer und basischer Eruptivgesteinsmassen dieser Gegend im Allgemeinen richtiger darstellen, als die Waıss - Las- PEYRES’sche Uebersichtskarte des Saar - Rhein - Gebiets nach Las- PFRYRES Auffassung und die danach abgeänderte Darstellung der v. Decnen’schen Uebersichtskarte. Auch das Kreuznacher Quarz- porphyr-Massiv ist ja nicht durchaus homogen, wie basischere Gesteine aus dem Steinbruche zwischen der Karls- und Theodorshalle beweisen (62,2 pCt. SiO2, Analyse 3), viel- leicht dieselben, die Rosengusch zum Porphyrit rechnet, und wie auch die folgende gleichfalls im Laboratorium der Berliner Bergakademie auf Veranlassung des Vortragenden ausgeführte Analyse (5) der grünen Schlieren im rothen Quarzporphyr des Eisenbahndurchschnitts oberhalb der Station Mün- ster am Stein darthut, welche diese früher wohl als Melaphyr- Brocken gedeutete Massen als Quarzporphyrit erkennen lässt (60,45 pCt. SiO2), von wesentlich derselben chemischen Mischung wie der Porphyrit des Horstberges?), bei Bettingen an der !) Mit viel mehr Recht könnte man die Porphyre von Aussen bei Bettinsen an der Prims Orthoklasporphyre nennen, da sie z. Th. we- nigstens (vergl. Erläuterungen zu den Messtischblättern Wahlen und Lebach) mit 63!/ pCt. SiO2 und 11 pCt. KsO relativ quarzarm sind, °) Vergl. die Erläuterungen zu Blatt Lebach. 537 Prims oder die entglasten Porphyrite des Hohen Rechs am Weiselberge bei Oberkirchen (Analyse 4). Auch das rothe, durch feinkörnige Beschaffenheit der Grundmasse einem Granitporphyr schon sehr genäherte Quarzporphyr-Ge- stein des Eisenbahndurchstichs von Münster am Stein (Analyse 2), welches diese graugrünen Quarzporphyrit-Schlieren in ausserordentlich grosser Menge umschliesst, unterscheidet sich von den durch SCHWEIZER, Lersıus und LAsPpEyYREs analysirten Quarzporphyren von Kreuznach und Fürfeld um einen 6 — 7 ptt. niedrigeren Kieselsäuregehalt. Mit ihm stimmt, ungeachtet seiner abweichenden, den Lemberg-Gesteinen ähnlichen Structur, chemisch genau, selbst bis auf den allen diesen basischeren, relativ plagio- klasreichen Quarzporphyren und den Quarzporphyriten eignenden Gehalt an secundärem Carbonat, das Gestein der Gänge im Nor- heimer Palatinit (Analyse 1) überein. i£ 2 3. 4. 9: Ber 72.765,00 64,55 62.20 60,96 60,45 TiOa (Zr02) 0,47 0,29 032 15,186) et: Bm °. . 13,18 13,62 14,69 3,35 15,99 ne: » . .044 1) 3,83 1,56 | we ... 2,19 1,24 0,43 or 2.30 MnO . . Spürchen — — = — Ben . 0,82 0,67 1,86 0, 1402 en... _.,..4,43 5.07 2:91 3198 ZUR Ba 2. :>,10 3,48 202 2,83 4,29 Ban. 7 -4:82 4,13 5,03 4,23 ZUUT ZEV... 1.08 1,90 2,47 2,14 8,28 ee... .0,08 0,10 0,20 0529 0,21 En 2,021 0,05 03P2 0,16 0.10 Be: 93,15 8,10 8,98 RD PT Org. Subst. — 0,00 0,00 0,03 100,12 . 100,053. 100,43 305 99,86 Vol. Gew. . 2,622 2,993 2,631 2,625 2,645 (HEssE) (BÖTTCHER) (BÖTTCHER) (BÖTTCHER) (GREMSE) Aber auch der Quarzporphyrit!) von der Spitze des Lembergs (Juhhe). dessen Analyse in dieser Zeitschr.. Bd. XL, p. 203 mitgetheilt wurde, weicht, unbeschadet seiner etwas ver- !) Vergl. diese Zeitschr., 1883, p. 211. Wenn Lersıus (Geologie von Deutschland, p. 158) von dem „mächtigen Melaphyrlager im Lem- berge bei Oberhausen“ spricht, hat er nur die WEISS-LASPEYRES’sche Karte, nicht aber LASPEYRES’ petrographische Beschreibung im Sinn, 35* 5938 schiedenen mineralischen Zusammensetzung, chemisch nur sehr wenig von dem Quarzporphyr des Bahndurchstichs zu Münster und dem Norheimer Ganggestein ab. Genügt doch eine kleine Menge Kalk, um aus dem Magma eines relativ natronreichen Alkalifeldspath-Gesteins Oligoklas auskrystallisiren zu lassen, des- sen Vorwalten vor dem daneben vorhandenen Orthoklas das Gestein zum Quarzporphyrit stempelt. Der Antheilnahme des Norheimer Ganggesteins an den Eigen- schaften der beiden Massive, des im Rothenfels nächst benach- barten Kreuznacher und des Lemberg-Massivs, entspricht der geo- graphische Ort des zwischen beiden Massiven gelegenen Vorkom- mens. Nähere Beziehungen zu dem einen oder dem anderen Massive werden sich erst dann ergeben können, wenn eine ge- nauere petrographische und geologische Kartirung der ganzen Ge- gend vorliegt. So z. B. stehen auch zwischen Hüffelsheim und Niederhausen vermittelnd zwischen beiden Massiven Quarzporphyr- Gesteine an, die bisher auf den Karten unverzeichnet geblieben sind. Dass man den Bau- oder Baumwald!) vom Lemberg nicht trennen könne, hat LAsrryres schon ganz richtig erkannt, aber auch die älteren, von LAsrEYrREs und von DEcHEn angefochtenen Beobachtungen BurkArrs über das Quarzporphyr-Vorkommen zwi- schen Schlossböckelheim und Niederhausen sind nach den geo- logischen, mikroskopischen und chemischen Untersuchungen des Vortragenden wohlbegründet (72,75 pCt. SiO2; 4,76 KO; 0,61 CaO). Soviel lässt sich aber heute schon mit Sicherheit behaupten, dass der hier geführte Nachweis von Porphyrgängen, welche quer durch die aufgerichteten Lebacher Schichten und durch den als Intrusivlager zwischen letztere eingeschalteten Palatinit hindurchsetzen, unvereinbar erscheint mit der Rolle, welche Las- PEYRES 1867 den Porphyr-Massiven im Saar - Nahe - Gebiete in seinen Profilen und den zugehörigen Erläuterungen zugewiesen hat. Laspryres stellte sich diese Massive als dicke, linsenför- mige Lagerstöcke vor (liegende Stöcke, nicht stehende), welche zwischen die noch horizontalen Schichten der obersten Kohlenformation und des Rothliegenden eingedrungen und mit diesen in festem Zustande am Schlusse der paläozoischen Zeit, nach Absatz des gesammten Rothliegenden und vor Ab- lagerung des Buntsandsteins aufgerichtet worden sind, sodass die Faltung der der Hauptsache nach durchweg concordanten !, Der Wiederabdruck der LASPEYRES’schen Analyse des Bauwald- Gesteins in LEPpsIus’ Geologie von Deutschland unter dem Namen Augitporphyrit beruht auf einem Missverständniss, 989 Schichten durch jene festen Massen örtlich eine besonders com- plieirte, mit Zerreissung und Verwerfung gepaarte Form annahın. Ueberdies sind nach demselben Autor bei einer im Grossen und Ganzen gleichzeitigen Eruptionszeit der sämmtlichen, sauren und basischen, intrusiven und effusiven Eruptivgesteine des Saar-Nahe- Gebietes, die nach Ablagerung der Oberlebacher (Tholeyer) Schich- ten anhebt, „alle Porphyre etwas älter, als die soge- nannten Melaphyre*!'). Diese Auffassung bedarf vom Erfahrungsstandpunkt des Vor- tragenden, der sich neben den eigenen Untersuchungen auch auf die Resultate der Kartenaufnahmen der Herren GrEBE, E. Weiss, Rote, Kosmann und LeppLA stützt, einer mehrfachen Berichti- gung. LaAsPpryrRes, der sich für die intrusive Natur der Eruptiv- lager STRENG gegenüber mit Recht besonders auf die wichtige Gegend von St. Wendel berufen hat. hat doch andererseits ganz unerörtert gelassen, dass hier und bei Ousel dieselben Eruptiv- sesteine, welche jene Eruptivlagergänge oder -Stöcke verschiedener Mischung und Structur (Melaphyre, Augitsyenitporphyre, Augit- dioritporphyrite) ?2) zwischen den Ottweiler. Cuseler, Lebacher und Tholeyer Schichten zusammensetzen, auch in langen, schmalen. z. Th. mehrere Kilometer weit fortstreichenden Quergängen die aufgesattelten Schichten durchsetzen. Zieht man diese Quergänge in Spalten, z. Th. sogar in Verwerfungsspal- ten°) (Winterbacher Gang), die gleich den Verwerfungen im an- srenzenden Saarkohlenrevier nordwestlich bis nördlich, seltener nord- nordöstlich radial oder diagonal zur Hauptsattelaxe‘) der Carbonformation und des concordant darüber gelagerten Unterroth- liegenden (Cuseler bis einschliesslich Tholeyer Schichten) streichen, für die Altersfrage in Rechnung, so ist klar, dass die Eruptiv- gesteine nicht vor, sondern im Zusammenhang mit der Sattelbildung und Schichtenbrechung aufgepresst wor- den sind; und zwar ist dies um so augenfälliger, als einige Hauptstörungslinien sich bis an die Porphyr-Massive des Litter- !) Vergl. diese Zeitschr., Bd. 19, 1867, p. 815—816 und p. 867; - ferner Begleitworte zur geogn. Uebersichtskarte des Kohlen führenden Saar-Rhein-Gebiets, 1868, p. 14—16, sowie Nenes Jahrb. f. Min. etc., 1872, 9. 824°’u. 325. >, Vergl. Vergleichende Studien über die Gesteine des Spiemonts ete. Jahrb. d. kgl. geol. Landesanst. f. 1889, p. 259 ff. ®) In der z. Th. schon von KosmAnNn entdeckten Querverwerfung Niederlinxweiler-Winterbach, der grössten, welche man nach E. Weiss’ Urtheil (Erläuterungen zu Bl. Neunkirchen, p. 19) im ganzen Saar- Nahe-Gebiet bestimmt erkannt hat. *) E. Weiss. Erläuterungen zu Bl. Friedrichsthal und zu Bl, Neunkirchen, 540 mont!) und des Nahe-Quellgebiets?) verfolgen lassen und als die steile Schichtenstellung sowie die metamorphosirte Beschaffenheit der auch schollenförmig eingeklemmten Schieferthone und Sandsteine in der Umgebung des letztgenannten Massivs (so z. B. im Süden vom Buchwalde) diese Porphyr-Massive als an Ort und Stelle in magmatischem Zustande von unten eingedrungene Stöcke charak- terisiren. Zudem lässt die Discordanz zwischen den Tho- leyer Schichten und allen jüngeren Formationsgliedern des Rothliegenden, deren unterstes Glied ja aus dem eine zwischenzeitliche, von Erosion gefolgte Landbildung bedingenden Conglomerat des in Rede stehenden Porphyrs besteht, gar keinen Zweifel übrig, dass die Hauptsattelung der Schichten mit dem Beginn der Eruptionszeit nach Absatz der Tho- leyer Schichten zusammenfällt. Bei St. Wendel, wie bei Düppenweiler lagern die Waderner und Kreuznacher Schichten direct auf den Cuseler auf, örtlich gar ungestört quer über die Verwerfungen im Unterrothliegenden hinweg. Im Bahnprofil bei Burg Birkenfeld liest das Porphyrconglomerat dis- cordant auf den erodirten Tholeyer Schichten. Das Lemberg-Massiv an der Unter-Nahe dürfte nicht anders zu verstehen sein, als das im Nahe-Quell-Gebiet. Las- PEYRES selber hat es als den Mittelpunkt bedeutender Schichten- aufrichtungen und -Verwerfungen kennen gelehrt?) und sowohl in dieser Beziehung, wie nach seiner domförmigen Gestalt den Por- phyrbergen bei Wolistein, dem Königsberg und Hermannsbers, den Sattelkernen der zufolge steilster Schichtenaufrichtung schmal- sten Stelle des Hauptsattels treffend verglichen. Diese Sattel- kerne als lediglich aufgesattelte, nicht in die Tiefe niedersetzende Lager auffassen zu wollen, wie E. Weıss das bereits 1866 in seinen Beiträgen zur Feldspathbildung, p. 152, als „möglich“ hingestellt hatte, dürfte nicht gelingen. Denn v. DecnHen hat bereits 1847 eine Stelle am Königsberg namhaft gemacht, wo der Porphyr wie verzahnt in sein Nebengestein eingreift (Jahrb. f. Min., p. 322) und v. GümBEL ein Jahr später (ibid., 1848, p. 158 und wiederholt in der Bavaria, IV, 2. Abth., 1865) ausser 5) Ein Vergleich der publicirten Blätter Heusweiler, Lebach und Wahlen ergiebt mit Evidenz eine schon von E. Weıss (Fossile Flora, 1872, p. 223) gefolgerte „bedeutende Zerreissung des Gebirges* aus dem Verhalten der Conglomerate der Cuseler Schichten (Heusweiler) und dem unvermittelten Angrenzen der Cuseler Schichten an die Tho- leyer NO von Düppenweiler (Wahlen). 6) Bis dahin setzt die Hauptstörung Niederlinxweiler - Winter- bach fort. ®) Diese Zeitschrift, 1867, p. 810 u. 822. anderen einschlägigen Beobachtungen die durchgreifende Verwach- sung des Porphyrs am Donnersberg mit sehr verändertem Kohlen- schiefer zu Seedel bei Marienthal hervorgehoben. Solcher Stellen siebt es nach den Beobachtungen des Vortragenden in der Um- gebung des Lembergs nicht wenige, sie sind grossentheils nur darum unbekannt geblieben, weil die Fortsetzungen der Lemberg- Gesteine auf der Nordseite der Nahe zwischen Niederhausen und dem Eingangs beschriebenen Porphyr-Gange im Bahnprofile ober- halb der Brücke (ehedem Fähre) von Oberhausen in den Karten fehlen. Einen solchen keilförmigen Ausläufer des Lemberges deutet übrigens auch die Weiss - Laspeyres’sche Karte auf der Westseite des Berges im Montforter Thale (vergl. oben) an und es darf hinzugefügt werden, dass gerade hier auf einer Stolln- halde neben dem Liemberg-Gestein hoch metamorphosirtes Schicht- sestein mit Biotit und Kalksilicaten !) angetroffen wurde. Auch feinere Verästelungen der Eruptivmasse in das Nebengestein bis zu einer sehr innigen Verbindung fehlen nicht, wofür besonders auf eine sehr leicht zugängliche Stelle auf der Nordseite des Flusses bei der Bahnwärterbude No. 26 (früher 35) verwiesen sei; ähnlichen Stellen begegnet man im Trombachthale, sowie N. von Bingert und an dem zum Bauwald-Massive zählenden Mont- forter Schlossberge. Gleichviel also, ob man es vorzieht, jenen Porphyrgang im Eisenbahndurchstich oberhalb Oberhausen für einen selbstständigen Gang oder für eine Apophyse des Lemberges anzusprechen, steht sein durchgreifendes Verbandverhält- niss zu den gehobenen Schichten in Uebereinstimmung mit demjenigen des Lemberg-Stockes. Das z. Th. von Verwerfungen begrenzte, noch mehr von Tertiär und Diluvium überdeckte Porphyr-Massiv von Kreuz- nach, das in seiner Ausdehnung und Zusammensetzung aus zahl- reichen einzelnen Bergen nur mit dem im Quellgebiete der Nahe verglichen werden kann, entbehrt im Allgemeinen guter Aufschluss- punkte seiner normalen Grenzverhältnisse gegen das Nebengestein. Am günstigsten liegen dieselben vielleicht bei Altenbambereg. Hinter dem letzten thalaufwärts gelegenen Hause dieses Dorfes (dem des Julius Gottlieb) stehen metamorphosirte, kalkig-sandige Schichten mit Kupferkies an, welche auch der Porphyr - Grenze gegenüber auf der Südwestseite des nach Fürfeld führenden Weges angetroffen werden; in dem Berggrat aber, der von jenem Hause nach der auf derselben Seite gelegenen unteren, kleinen Ruine aufsteigt, durchquert man eine isolirte Porphyrmasse, die sich !) Zu vergleichen die Kalksilicate am Remigiusberg und in den metamorphosirten Schollen im Palatinit von Norheim. 542 wohl nur als Apophyse der jenseits des Fürfelder Weges liegen- den Porphyr - Grenzwand auffassen lässt. Diese Beobachtungen des Vortragenden würden also abermals besser mit denjenigen v. Gümser's (a. a. O.), als mit denen von LASPEYRES übereinstim- men), und danach bemessen erscheint es nicht unnatürlich, die kleinen Gangtrümer im Palatinit gegenüber der Norheimer Unter- mühle, zumal in Anbetracht ihrer stofflichen Uebereinstimmung mit dem Granitporphyr - ähnlichen Quarzporphyr aus dem Bahn- durchstiche bei Münster am Stein, sich in einem unterirdischen Zusammenhang mit der Fortsetzung der nahe benachbarten Ro- thenfels-Wand zu denken. Durch diese Vorstellung geräth der Vortragende allerdings in Widerspruch mit einer Angabe, die er vor einem Vierteljahr- hundert LAspEYRES gethan haben muss und wonach er selber (vergl. LAspeEvres, a. a. O., ds. Zeitschr., 13867, p. 862) Porphyr- bruchstücke als Einschlüsse im Norheimer Palatinit beobachtet haben wollte. LasPpryYres machte diese Mitthelung als Ergänzung zu einer anderen, wonach „man“ bei dem Tunnelbau unterhalb Norheim einen Porphyr-Einschluss im Palatinit durchbrochen hatte. Diese letztere Mittheilung rührt wohl von Herrn v. DecnHen her, welcher persönlich den Fund im Tunnel besichtigt und so aufge- fasst hat, wie er dies dem Vortragenden bemerkt hat, als dieser ihn von den Porphyr-Gängen in der streichenden Fortsetzung des Palatinits auf dem jenseitigen Ufer in Kenntniss setzte. So be- achtenswerth also nach jeder Hinsicht diese von einem so erfah- renen Geologen gemachte Beobachtung ist, so wenig kann anderer- seits die eigene Mittheilung des Vortragenden aus der Mitte der 60er Jahre in’s Gewicht fallen. Denn schon aus der Mitthei- lungszeit ergiebt sich mit Nothwendigkeit, dass die ihr zu Grunde liegende Beobachtung aus dessen Gymnasial- oder höchstens Stu- dentenjahren herrührt, womit sehr wohl übereinstimmt, dass er selber sich einer solchen zu entsinnen nicht mehr im Stande ist, noch weniger etwas Schriftliches darüber aufgezeichnet hat. Immerhin war die Veranlassung zu einer nochmaligen gründ- lichen Untersuchung an Ort und Stelle gegeben, wozu nach sachlicher Hinsicht umsomehr Ursache vorlag, als obige Mit- theilungen die einzigen positiven Grundlagen zur Bestimmung des Altersverhältnisses zwischen Porphyr und Palatinit, wie es Las- PEYRES aufgefasst hatte, abgeben. Diese Untersuchung hat wohl ergeben, dass zwischen den losen Schuttmassen des Norheimer !) Die bei R. Lepsıus als „möglich“ in Betracht gezogene Auf- fassung der Porphyr - Massive als Effusiv- Decken kann ich noch we- niger theilen als die von LASPEYRES vertretene (Geologie von Deutsch- land, p. 299). Palatinits örtlich lose Porphyrstücke liegen, was seinen natür- lichen Erklärungserund darin hat, dass einmal die benachbarten Weinbergmauern aus dem nahegelegenen Porphyr des Rothenfels aufgemauert sind, ferner aber Diluvialterrassen mit Porphyr - Ge- röllen örtlich über dem Melaphyr anstehen. In den ansteherden Melaphyr eingeschlossene Porphyrstücke konnten dagegen nirgends beobachtet werden, wohl aber metamorphosirte sogenannte „ge- frittete“ Brocken von Arkossandstein der Lebacher Schichten, welche in diesem Zustande einem einsprenglingsreichen Quarzpor- phyr gar nicht unähnlich sehen und daher möglicherweise zu der, wie man jetzt annehmen muss, irrigen Angabe aus den Jugend- jahren des Vortragenden geführt haben. Für v. Dechzn’s Beob- achtungen im Tunnel erscheint eine derartige Täuschung kaum zulässig, fraglich aber kann es sein, ob nicht eine durchörterte oder einseitig angeschnittene Apophyse von Porphyr im Melaphyr den Anschein eines Einschlusses dargeboten hat. Wenn man nach den Porphyrgängen von Oberhausen und Norheim zu schliessen mithin zunächst die melaphyrischen Intrusiv- massen im Unterrothliegenden im Gegensatz zu der von Las- PEYRES formulirten Altersordnung eher für älter anzusehen haben wird, als die sauren Stock- und Gangmassen der Quarzporphyre und Quarzporphyrite, so folgt daraus zugleich auch die Unhalt- barkeit der von demselben Autor gehegten Vorstellung, als seien die intrusiven und effusiven Eruptivmassen des Saar-Nahe-Gebiets im Grossen und Ganzen gleichalterige. Denn die porphyritischen und melaphyrischen Grenzlager - Ergüsse ruhen ja normal auf Porphyr - Conglomeraten auf, welche aus den stark abgerollten Bruchstücken eben jener sauren Gesteine bestehen, sind also that- sächlich jünger als dieselben. Diese aus der Birkenfelder Gegend und vom Donnersberg zumeist bekannten Porphyrconglomerate fehlen als diseordant über den älteren Stufen des Rothliegenden ausgebreitete Decke auch in der weiteren Umgebung des Lem- berges und des Kreuznacher Porphyr - Massivs nicht, so z. B. am Gangelsberge, am Heimbacher Hof bei Waldböckelheim, schräg gegenüber oberhalb Norheim, zwischen Altenbamberg und Fürfeld, und führen an der letztgenannten Stelle auch einzelne Gerölle eines diabasischen oder doleritischen Melaphyrs als abermaligen Beweis dafür, dass die Intrusiv-Melaphyre nicht sammt und sonders als gleichaltrig mit den effusiven Mela- phyr-Decken gelten können. Die Eruptionsfolge der verschiedenen und sehr mannichfal- tigen Eruptivtypen des Saar - Nahe - Gebietes ist sichtlich keine einfache, vom basischen zum sauren Pol oder umgekehrt zeitlich fortgeschrittene ; dagegen spricht schon allein die Zusammensetzung 544 der in ihrer Altersfolge am besten, aber gleichwohl noch nicht vollständig bekannten Effusivmassen des Grenzlagers!); zumal, wenn man bedenkt, dass die Gesammtheit dieser Ergüsse weithin auf Porphyreonglomeraten aufruht (Grege’s „Unterem Thonstein“ e. p.) und noch weiterhin von einer Tuffbrececie oder einem dich- ten Felsittuffe (Grege'’s „Oberem Thonstein“) bedeckt wird, dem Producte einer spätzeitlichen Wiederholung der Quarzporphyr- Eruption?), welches sich nach des genannten Autors Untersuchun- gen mit dem Ober-Rothliegenden transgredirend über das Devon bis Uerzig in der Trierer Bucht erstreckt. Hier gilt es also die älteren Melaphyr- und Quarzpor- phyr-Eruptionen und die der vermittelnden Orthophyre und Porphyrite von den jüngeren thunlichst zu unterscheiden. Das Gleiche gilt aber auch von den älteren und jüngeren Fal- tungs- und Zerspaltungserscheinungen der Sedimente. Denn wenn in diesen Zeilen für die Hauptsattelung und die damit zusammenhängenden Störungslinien der Beginn der Eruptivthätig- keit nach Ablagerung der Tholeyer Schichten und vor der Bil- dung der Porphyr-Conglomerate geltend gemacht worden ist, so sollen damit vortriadische Faltungs- und Verwerfungswirkungen, welche alle Stufen des Rothliegenden betroffen haben, keineswegs in Abrede gestellt werden. Sie lassen sich namentlich längs des Südrandes des Rheinischen Schiefergebirges verfolgen und scheinen durch Schaukelbewegungen dieses alten Festlandes bedingt zu sein. Diese zweite Faltungswirkung hat durch seitlichen Druck die Discordanz zwischen den älteren und jüngeren Stufen des Rothliegenden örtlich vielfach ausgeglichen, zumal man hier im Gebiet der Prims- und Nahe - Mulde nur die Muldenflügel, nicht aber das Muldentiefste beobachten kann. Diese vorläufigen Mittheilungen über den heutigen Erfahrungs- standpunkt bezüglich des räumlichen Verhaltens der Eruptiv- gesteine des Saar-Nahe-Gebietes zum Schichtenaufbau und bezüg- lich der Altersfolge dieser Gesteine erschienen dem Vortragenden zur einstweiligen Orientirung geboten, da sein eigener Name mit einem Irrthum verknüpft ist, der unglücklicher Weise durch das gehaltreiche, im Erscheinen begritiene Werk von R. Lepsıus: „Die Geologie von Deutschland“, eine weitere Verbreitung erhalten hat, und da überdies der Verfasser dieses Werkes mehrfach zu !, Ueber die Gliederung des Eruptiv-Grenzlagers ete. Verel. Jahrb. d. kgl. geol. Landesanstalt f. 1883, p. XXL fl. ?) Es fehlen also den Quarzporphyren des Saar-Nahe-Gebiets die vulkanischen Tuffe und Brecceien nicht, wie LEPSIUS (a. a. O., p. 147 und 299) sagt, indem er den Thonstein unseres Gebietes auf Grund einer missverstandenen Analyse als Melaphyrtuff gelten lässt. 545 4 Anschauungen über die betreffenden Eruptivgesteine gelangt ist, welche weder mit den Erfahrungen von LAspeykes, noch mit denen des Vortragenden übereinstimmen. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. 0. Bevrıch. HAUCHECORNE. BEYSCHLAG. 2. Protokoll der Mai-Sitzung. Verhandelt Berlin, den 6. Mai 1891. Vorsitzender: Herr BEYRICH. Das Protokoll der April - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Studiosus WALDEMAR WEISSERMEL aus Gross-Kruschin (Westpreussen), vorgeschlagen durch die Herren Kayser, R. Brauns und ÖCHSENTUS. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. ’ Herr EBERT brachte Nachträge zu: seinem in der März- Sitzung gehaltenen Vortrage über die Lagerungsverhältnisse des Garbons in Oberschlesien. 1. In einem in der März-Sitzung unserer Gesellschaft ge- haltenen Vortrage hatte ich darauf hingewiesen, dass eine Paral- lelisirung der verschiedenen, zur Waldenburger Stufe gehörigen Schichtencomplexe des Carbon im preussischen Oberschlesien mit sleichalten Ablagerungen in dem angrenzenden Steinkohlengebiete - Oesterreichs auf Grund des Vorkommens von mariner Fauna zur Zeit unzulässig oder doch wenigstens unsicher sei. Namentlich so lange im Ostrau-Karwiner Gebiet eine directe Ueberlagerung der Saarbrücker (Schatzlarer, Karwiner) auf den Waldenburger (Ostrauer) Schichten nicht beobachtet worden sei, könne die IV. + V. Gruppe Srur’s in der Ostrauer Mulde nicht mit Sicher- heit der Sattelflötzeruppe Oberschlesiens gegenüber gestellt wer- den. Denn wenn auch beide Ablagerungen eine Mischflora auf- weisen und in Ihrem liegenden eine marine Fauna sich findet, 546 so ist für das Ostrauer Becken doch noch nicht erwiesen, ob thatsächlich die marine Fauna im Idaschacht bei Hruschau, an der oberen Grenze der III. Stufe, wirklich das letzte Vorkommen einer marinen Fauna in der Ostrauer Stufe sei, während für die marine Schicht unter dem Sattel-Pochhammerflötz Oberschlesiens dies feststeht. In unerwartet schneller Weise hat sich die Rich- tigkeit dieser vorsichtigen Auffassung bestätigt. Bei einem Be- such der Gräfl. Wilezek’schen Grube bei Mährisch-Ostrau wurden mir von Herrn Markscheider BEIGER marine Versteinerungen vor- gelegt, welche derselbe kürzlich auf einem Querschlag des Drei- faltigkeitsschachtes zwischen Kronprinz- und Barbara - Flötz in einem dunklen, Sphärosiderit führenden Schiefer gefunden hatte. Ich konnte verläufig bestimmen: Plenrotomarta Weissi, Nucula grbbosa, Leda attenuata, Orthoceras ef. undatum und Sperrfer sp. Herrn Markscheider Beiger. der in liebenswürdiger Weise mir die gefundenen Stücke für die Sammlung der Landesanstalt über- gab, sei auch an dieser Stelle der herzlichste Dank ausgesprochen. Ich erkannte sofort die Wichtigkeit des Fundes. Denn dieser Horizont befindet sich nach Jıcınsky (Monographie des Östrauer Beckens) ca. 850 m über dem Franziska - Flötzhorizont des Ida- schachtes bei Hruschau, und liegt innerhalb der V. Gruppe Srtur’s. Ueber dem Kronprinz - Flötz sind nur noch 13 Flötze von über 15 cm Mächtigkeit bekannt, von denen nur 3 über 1 m mächtig sind, und zwar liegt das oberste „Fundflötz“ 163 m über dem Kronprinz-Flötz. Keines dieser hangenden Flötze erreicht aber 2 m Mächtigkeit. Der marine Horizont im Hangenden des Fran- ziska-Flötzes im Idaschacht ist also nicht der oberste im Ostrauer Becken, sondern 850 m darüber folgt noch ein jüngerer. Damit ist eine Identität des ersteren mit demjenigen ca. 20 m unter dem Sattelflötz noch unwahrscheinlicher geworden und ob der neu- entdeckte Horizont mit letzterem in Parallele zu stellen sei, ist ebenfalls sehr zweifelhaft, namentlich wenn man die Mächtigkeit und Beschaffenheit der im Hangenden folgenden Flötze vom Kron- prinz-Flötze an mit den Flötzen der Sattelflötzgruppe in Vergleich zieht. Vor Allem aber ist im Auge zu behalten, dass wir den Abschluss der Ostrauer Schichten im Östrauer Gebiet noch gar nicht kennen, da eine Ueberlagerung der Schatzlarer Schichten auf denselben nach wie vor nicht beobachtet worden ist. Die mächtigen Flötze, welche südlich von Karwin im Lie- senden der Schatzlarer Schichten erbohrt waren und in denen ich geneist war, das Aequivalent der Sattelflötzgruppe zu vermuthen, haben sich nach den Bestimmungen meines Reisegenossen Herrn Dr. Poronıe als ebenfalls der Schatzlarer Stufe angehörig er- geben. Auch ist die Mächtigkeit der Flötze nicht so bedeutend, 547 als es nach den Bohrungen den Anschein hatte, sondern in Wirk- lichkeit hat sich eine grössere Zahl von Flötzen geringer Mäch- tigkeit gefunden, die durch Schiefermittel getrennt werden. Von Wichtigkeit ist ein Querschlag, welcher jetzt im öst- lichen Flügel der Ostrauer Mulde vom Sophienschacht bei Orlau aus durch die unbekannte Partie hindurch, in der Richtung auf den Mühsamschacht im Karwiner Becken getrieben wird. Derselbe wird voraussichtlich Klarheit über die Beziehungen der beiden Mulden bringen und die Frage entscheiden, ob eine Discordanz oder ein Verwurf vorliegt. Zur Zeit meines Besuches war der Querschlag ca. 500 m lang und konnte ich auf dieser Strecke nicht weniger als 29 Verwerfungen mit dem verschiedensten Ein- fallen, darunter solche bis zu 60 m Verwerfungshöhe, feststellen. 2. Für die Geschichte des oberschlesischen Carbons ist es von Wichtigkeit. dass, wie ich aus den Profilen der verschiedenen Gruben ersehen konnte, der allgemeine Aufbau der sog. Beuthener Mulde nunmehr klar gelegt ist. Diese Mulde zieht sich nordöstlich der Königshütter-Laurahütter Sattelerhebung in nordwest-südöst- licher Richtung aus der Gegend von Beuthen in die Gegend von Sielee.e Die nordwestliche Begrenzung derselben ist noch nicht bekannt. Die Mulde ist schmal im Verhältniss zu ihrer Tiefe und aus den Lagerungsverhältnissen sowohl der preussischen wie der russischen Gruben geht mit Sicherheit hervor, dass dieselbe, wenigstens in ihrer jetzigen Form, das Product einer sogen. Grabenversenkung ist. . Auf dem westlichen Flügel: derselben so- wohl bei Beuthen wie auch bei Sielce fallen die Schichten steil und plötzlich ein, werden nach der Tiefe durch NW—SO strei- chende Bruchlinien verworfen, jenseits derselben die Schichten in der Sohle der Mulde fast horizontal, oder doch mit weit geringerer Neigung lagern, während am östlichen Flügel sich wiederum NW-—-SO streichende Verwerfungen einfinden und die Schichten steil in die Höhe gerichtet sind. Auf der Heinitzgrube bei Beu- then und in den Gruben bei Sielce sind diese Verhältnisse am schönsten aufgeschlossen. Den Herren Director BERNHARDI, Di- rector MauwE und Berginspector Lucke, welche mir in ent- gegenkommenster Weise Einsicht in ihr Kartenmaterial gestatteten, spreche ich auch hier meinen verbindlichsten Dank aus. 3. Die Gasrer sche Hypothese, dass die Beatensglück- Flötze ein Aequivalent der Sattelflötze seien, war seither nur auf die Mächtigkeit dieser Flötze und ihre Lage zu den liegenderen Flötzen und Gruppen des Rybnicker Beckens begründet. Daher ist die Entdeckung einer Sıgellarıa der Favularien - Gruppe im Liegenden des Vincenz-Flötzes der Beatensglück-Grube von Inter- esse, welche nach Bestimmung des Herrn Dr. PoronıE ir die 548 Verwandtschaft derjenigen gehört, welche für die Saarbrücker Schichten bezeichnend sind. Auch F! Bismarcki Wrıss aus dem Hangenden der Niederbank des Sattelflötzes vom Bismarkschacht der Königshütte ist nahe verwandt. Es gewinnt somit den An- schein, dass auch die Beatensglück-Flötzgruppe eine sog. Misch- flora enthalte und damit hätte die Gagrer’sche Hypothese an Wahrscheinlichkeit gewonnen. Jedenfalls ist auch ferner den Pflanzenresten aus diesem Horizont ein besonderes Interesse zu- zuwenden. Herr LORETZ sprach über eine Verwerfung am Langen Berg bei Amt Gehren am Thüringer Wald. Herr KosMAnN leste vor und besprach neue Marmor- arten von Mecklinghausen. Bei der genannten Ortschaft, einem Dorfe südöstlich von dem Städtchen Attendorn, Kr. Olpe, in Westfalen hatte die „Rhei- nische Baugesellschaft* vor etwa zwanzig Jahren Steinbrüche zur Marmorgewinnung und eine Mühle zum Zersägen, Schleifen und Poliren ihrer Fabrikate angelegt. Das Eigenthum an diesen Mar- morbrüchen war durch bergrechtliche Verleihungen erworben wor- den, welche auf Grund der alten Churkölnischen Bergordnung in den fünfziger Jahren erfolgt waren. Die Ungunst der Verkehrs- verhältnisse für den Fernabsatz sowie die mangelhaften techni- schen Vorrichtungen versagten dem Unternehmen den Erfolg; auch waren daran wohl einige Missgriffe in der Auswahl des Roh- materials Schuld. indem man Gestein gewann und verarbeitete, welches wegen der Nähe der Tagesschichten nicht die ausrei- chende Festigkeit und Dauerhaftigkeit besass. Seit einigen Jahren ist dieses Unternehmen wieder in’s Leben gerufen worden durch eine Besitznachfolgerin, welche in An- knüpfung an den früheren ersten Gewinnungsort sich „Gewerk- schaft Vereinigte Mecklinghäuser Marmorgruben“ nennt; „Gewerkschaft“ mit Bezug auf die nach dem Berggesetz gebildete Grundlage des Bergwerks - Eigenthums auf Marmor, welches aus 18 verliehenen Grubenfeldern besteht. Ich habe heute die Ehre. hier die Proben der Musterkarte der verschiedenen Marmorgesteine vorzulegen, welche in den jüngst eröffneten Brüchen gewonnen werden und das Material der neuen Fabrication gewähren. Die Kalksteinbänke, welche hier als „Marmor“ angesprochen werden und demgemäss der Gewinnung unterliegen, gehören den mächtigen Kalksteinzügen an, welche sammt einigen jüngeren Schichtengruppen die „Doppelmulde von Attendorn“ ausfüllen. Diese wegen ihrer isolirten und bemerkenswerthen Lage schon 549 von H. v. DecHuen in seinen „Erläuterungen zur geologischen Karte der Rheinprovinz und Provinz Westfalen“ (Bd. II, p. 169) her- vorgehobene Gebirgsbildung besteht aus zwei mächtigen Gebirgs- zügen des mitteldevonischen Eifel- oder Stringocephalen-Kalksteins, welche sich aus ihrer allseitigen Umrandung durch Lenneschiefer bis zu einer mittleren Seehöhe von 330 m erheben. In dem nördlichen Kalksteinzuge wird die Bildung der Muldenflügel er- kennbar; in dem südlichen Zuge ist nur der nach Süden einfal- lende Nordflügel vorhanden, welchem in südöstlicher Richtung jüngere Schichten, zunächst devonische Cypridinen- oder Kra- menzel-Schiefer, dann Culmschichten und flötzleerer Sandstein der Carbonformation sich auflagern.. Zwischen beide Mulden schiebt sich im Südwesten der Lenneschiefer mit einer starken Sattel- faltung trennend ein, und ist hier auf der südlichen Grenze der nördlichen Mulde zwischen Kalkgebirge und Lenneschiefer das Thal der Bigge in vielfachen Windungen aufgerissen, an deren Ufern die Kalksteinfelsen bis zu 100 m Höhe anstehen und zahl- reiche Angriffspunkte darbieten; die erwähnten hangenden Schichten stossen fast als Fortsetzung des sich einschiebenden Sattels von Lenneschiefern an diesen an und bilden so die mittlere Scheide zwischen den beiden Kalksteinmulden. Die Längserstreckung der Kalksteinzüge folgt der Streich- richtung des Gebirges in hor. 3 — 4 und werden diese Gebirgs- glieder fast in der Mitte ihrer Länge sammt der sie überlagern- den Schichtengruppen von dem Lennethal durchbrochen und durchquert, sodass zu beiden Seiten dieses Thales die ausgezeich- neten Profile der Kalksteinbänke blossgelegt sind und für die technische Gewinnung von Bedeutung zahlreiche Angriffspunkte darbieten. Der bedeutendere Theil der Kalksteinzüge liegt auf dem linken Lenneufer. Der Kalksteinzug der nördlichen Mulde zwischen Attendorn und Fretter ist ungefähr 15 km lang bei einer durchschnittlichen Breite von 1280 m; die Erhebung des Kalk- steins der südlichen Mulde zwischen Mecklinghausen und Mel- becke ist gegen 9,3 km lang bei einer grössten Breite von 1920 m. Ausser den Thalbildungen der beiden erwähnten Flussläufe ist in der südlichen Mulde das Repethal, au der Grenze zwischen Kalkstein und Oypridinen-Schiefer ausgewaschen, vorhanden, deren nördliches linkes Ufer von hohen Kalksteinfelsen begleitet wird; ausserdem besitzt das vorliegende Gebiet noch verschiedentliche Thaleinschnitte sowie frei aus dem Gelände sich heraushebende Rücken und anstehende Felsenklippen, welche sich zu Gewinnungs- punkten verschiedenartigster Kalksteine nach Färbung und Gefüge eignen, 550 Dass in den Schichten des Eifelkalksteins vielfach Gesteins- lagen auftreten. welche durch das feinkörnige, gleichmässige Ge- füge und durch die wechselnden und satten Färbungen ein zur Marmorfabrieation höchst geeignetes Material darbieten, ist eine snerkannte Thatsache. Die gegenwärtige gesammte Marmor- industrie des nassauischen Lahnthales beruht auf der massenhaften und mannigfachen Entwicklung sowie der leichten Zugänglichkeit des zu beiden Seiten des Lahnthales von Diez bis Weilburg an- stehenden Eifelkalksteins. Im Harz bei Rübeland, bei Brilon, im Düsselthal bei Erkerath sind es die Schichten der analogen Altersstufe gewesen, welche vorübergehend zur Marmorfabrication ausgebeutet worden sind. In dem vorliegenden Gebiet erweitert sich der Bereich ge- winnbarer Gesteine dadurch, dass auch innerhaib der Cypridinen- Schiefer sich hinreichend verkalkte Lager finden. um nach Sehnitt, Schliff und Politur geeignetes Material abzugeben. Die Kalksteine nehmen bei grünlichen, bläulichen, hell gelben und namentlich tief rothen Färbungen ein knottenartiges, rundlich-schaliges Gefüge an, indem Kalksteinkörper von Erbsen- bis Nussgrösse durch kalkig-kieselige, chloritische und thonige, band- bis wulstförmige Einlagerungen verkittet und zusammengehalten sind. Diese Bil- dungsform verleiht den Schnittflächen der polirten Platten ein eigenthümlich gewundenes und flaseriges Ansehen, welches andere Marmorsorten nicht besitzen. Diese Marmorarten sind völlig gleichwerthig mit den hochgeschätzten, aus den Pyrenäen hier ein- geführten Marmorsorten, welche denselben Schichtenstufen ent- stammen. Das Hauptwerk der neuen Unternehmung ist in das Repe- thal bei dem Dorfe Dünschede verlegt worden. Von der Halte- stelle Borghausen an der Lennethalbahn (Hagen-Siegen) führt eine Schmalspurbahn im Thal aufwärts bis zu einer Schneide- und Schleifanstalt, die mittels einer Turbinenanlage betrieben wird, welcher die Aufschlagswasser aus dem in einem Gefluder ge- fassten Bache zugeführt werden. Wenige Kilometer im Thale aufwärts weiter sind die Hauptbrüche im Eifelkalkstein eröffnet worden durch regelrechte Ausrichtung des Kalksteinlagers in einem über 16 ha grossen Grundstücke, dessen Bänke durch querschlä- gigen und streichenden Aufhieb blossgelegt wurden. Hier werden vorwiegend röthliche, graue und blaugraue Färbungen gewonnen, welche sich durch den ruhigen Ton ihrer gleichmässigen Färbung auszeichnen. Schwarze Sorten. z. Th. gemustert durch die Quer- schnitte der Stämme fossiler Korallenreste (Astraea, Cyathophyl- um etc.) werden bei Heggen und Milstenau gewonnen. Die rothen, braunrothen und grünlichen Abarten aus den Cypridinen- 551 Schiefern werden bei Mecklinghausen gebrochen; ein anderer Punkt, welcher diese Kramenzelkalke in reichhaltigen und wechsel- vollen Mustern darbietet, hat sich bei Deitmecke auf dem rechten Lenneufer, etwa 4000 m nordöstlich von Bamenohl (im Lennethal), im Thal des Fretterbachs gefunden. Gegenüber dem Wettbewerb mit zahlreichen belgischen, französischen und italienischen Marmor- arten hat die deutsche Marmorindustrie mit diesem Material an westfälischem Marmor einen erwünschten Zuwachs erhalten. Herr ZIMMERMANN sprach über neue Beobachtungen an Dietyodora und legte mehrere neugesammelte, besonders lehr- reiche Stücke vor, um recht vielen Fachgenossen die Bildung einer eigenen Meinung über diesen bisher ausschliesslich im Gulm Thüringens und im Harz nachgewiesenen, problematischen und durch die neuen Beobachtungen nur noch problematischeren Kör- per zu ermöglichen !). 1884 hatte E. Weiss eine sehr genaue Beschreibung und ausgezeichnete Abbildungen desselben im Jahrbuch d. kgl. geolo- gischen Landesanstalt für 1883 veröffentlicht, dabei aber den Fehler begangen, dass er den hier sehr bedeutungsvollen Unter- schied von Schichtung und Schieferung nicht gehörig beachtete. Aus Längs- und Queransicht hatte er gezeigt, dass der Körper flächenartig ist und .dass seine mannigfach gestalteten Windungen mehr oder minder vollständig einen fast geschlossenen Raum um- geben, der unten eng ist, nach oben sich erweitert. Er fügte hinzu, dass nach Lırer’s Beobachtungen an leider nicht aufbe- wahrten Stücken die schlangenartig gewundenen Querschnittslinien ganz oder z. Th. spiralig verlaufen könnten, aber niemals sich selbst durchkreuzten oder auch nur berührten. Es dachten aber weder Weıss noch Liıese daran, dass die 1867 von H. B. Grintrz vom Fundorte Wurzbach beschriebene Palaeochorda marina Emm. ebenfalls der Querschnitt einer Deie- iyodora sein könne. Hatte doch auch Geiz kein Gewicht auf die Thatsache gelegt, dass bei vielen Exemplaren der Palaeochorda (z. B. auch bei dem einen der beiden von ihm abgebildeten Ori- ginale) die einzelnen Windungen auf der Rückseite der Schiefer- platte in derselben Gestalt, wenn auch in anderer Grösse wieder- kehrten, die Palaeochorda also den Schiefer durchdringen müsse. Nur von Crossopodia Henrici hatte Geinıtz erwähnt, dass sie zuweilen auf der Rückseite der Schieferplatte sich durch eine dünne, die gleichen Windungen zeigende Linie verrathe, und an !) Der nachstehende Bericht ist etwas ausführlicher als der Vor- trag selbst, für den nur kurze Zeit zur Verfügung stand. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 2. 36 552 einem von Geıinıtz selbst bestimmten Nerertes Loomisi Emm. (ebenfalls von Wurzbach) konnte Vortragender in dem ihm durch des genanuten Forschers bereitwilligstes liebenswürdiges Entgegen- kommen völlig geöffneten Dresdener königl. Museum denselben „Durchdruck der Axe“, wie Lıssz eine Zeitlang diese Erschei- nung erklärte, beobachten. Der Vortragend hatte nun bis zum vorigen Winter schon eine Menge der in den Wurzbacher Dachschieferbrüchen sehr häufigen Schlangenlinien gesammelt und untersucht, und dabei gefunden: 1. dass diese Linien sich doch recht häufig dicht berühren und selbst durchkreuzen (z. Th. sogar mehrmals an derselben Stelle), wobei die zwischen den Aesten eingeschlossenen Winkel alle möglichen Werthe haben können; 2. dass nicht bloss die Vorsprünge, Einbuchtungen und Um- biegungen der Windungen, sondern auch die Durchkreuzungen und Schleifenbildungen von der einen zur anderen Seite der Schiefer- platten unter deutlicher Beibehaltung der Gestalt, aber gleich- sinniger Veränderung (Erweiterung oder Verengerung) der Grösse durchsetzen; >. dass es zuweilen gelingt, die Flächenansicht des zu diesen Linien als Querschnitten gehörigen Körpers durch Spalten theil- weise blosszulegen, und dass diese Ansicht dann durchaus mit Dictyodora übereinstimmt; 4. dass auch an solchen Schlangenlinien, die mit als Oros- sopodia Henrici oder als Nerertes Loomisi zu bestimmenden breiten „Anneliden“ in sichtbarem. organischem Zusammenhang stehen, die Drictyodora-Flächen durch glückliches Spalten zuweilen blossgelest werden können; 5. dass der — im mathematischen, erweiterten Sinne — conische oder subconische Körper mit seiner Axe die Schichten nahezu senkrecht durchsetzt, etwa wie es ein festgewachsener, aufrechter Bryozoen- oder Korallenstock oder ein in natürlicher Lage gebliebener versteinerter Baumstamm thut. Es kam nun dem Vortragenden darauf an, diese an Samm- lungsstücken gemachten Beobachtungen am anstehenden Gestein nachzuprüfen und zu vervollständigen, und dabei insbesondere zu achten auf die Vertheilung der einzelnen Individuen in derselben Schicht und in den auf einander folgenden Schichten, — ferner darauf, ob die Spitzen der einzelnen Kegel gegen die Hangend- oder gegen die Liegendseite der Schichten oder neben einander am einen Kegel nach oben, am anderen nach unten gerichtet seien, — sodann darauf, ob die Spitze des Kegels stets in der That vorhanden sei, und wie beschaffen überhaupt die Endigung 553 des Körpers nach oben und unten und nach den Seiten sei, — endlich darauf, unter welchen Bedingungen eventuell die Dielyo- dora die Erscheinungsform als Crossopodia oder als Nereites bietet. Die ganze Untersuchung hat schliesslich zum Zwecke, festzustellen, ob die Dietyodora in der That ein organischer Kör- per, eine Versteinerung, oder ob sie nur die irgendwie entstan- dene Spur eines solchen sei, oder ob sie ebenso wenig mit Orga- nismen etwas direct zu thun habe, wie die Stylolithen und die Tutenmergel. Dank der gütigen Bewilligung des Herrn Geheimrath HaucHe- CORNE konnte der Vortragende im April zwei Orten einen beson- deren Besuch abstatten, deren Reichthum an Dietyodora, bezw. an Palaeochorda, Crossopodia und Nereites ihm von früher be- kannt war. Der eine Ort ist der im Süden des Messtischblattes Gera gelegene Schieferberg zwischen den Dörfern Liebschwitz und Lietsch, der andere der herrschaftliche Schieferbruch am Kosel- stein nahe bei Wurzbach auf dem Messtischblatt Lobenstein. Die Hauptresultate waren in Kürze folgende: In einem klei- nen Schurf am Schieferberg, wo ein prachtvoller Aufschluss den Gegensatz der unter etwa 40—50° sich schneidenden Schichtung und Schieferung erkennen lässt, bietet das nach der Schieferung gut, nach der Schichtung nicht spaltende Gestein eine durch mehr oder minder sandige oder kohlige Schichten heller und dunkler in wechselnder Breite gebänderte, über 3!/g m im Streichen lange Schieferungsfläche dar; hier erkennt man auf einem besonders breiten Bande an 4 getrennten Stellen Dictyodora-Falten, sämmt- lich 18 cm hoch und an den einzelnen Stellen bis über 30 cm breit: die grössten bis jetzt beobachteten Maasse:; die Falten be- sinnen alle und an allen Stellen auf derselben Schichtfläche und enden also auch alle an einer und derselben Schichtfläche; sie sind am oberen Ende etwa ebenso breit als am unteren. doch ist die ganze Art der Erhaltung (Zusammendrückung) nicht geeignet zu einem sicheren Urtheil, ob nicht doch, und nach welcher Seite hin, eine conische Erweiterung stattfindet. Im Schieferbruch Koselstein war Herr Bruchverwalter BAvEr dem Vortragenden bei seinem Besuche nach jeder Richtung hin in liebenswürdigster und dankenswerthester Weise behülflich. Hier konnte Folgendes beobachtet werden: Schichtung und Schieferung fallen gleichsinnig und unter nahezu demselben flachen Winkel (um 20° etwas schwankend) nach Nordwest ein, stören sich also nicht gegenseitig; — es wechseln wie im ganzen Bruch, so auch an der s. Z. gerade abgebauten Schichtenzone von 2—3 dm Stärke mehrfach härtere, hellere, gröbere. also quarzitische, mit dunkle- ren, weicheren, feineren Schieferschichten ab (die quarzitischen, unbrauchbaren, hier „Platten“ genannten Lagen würden bei stei- lerer Neigung der Schichtung gegen die Schieferung die Schiefe- rungsflächen gebändert erscheinen lassen). Sowohl im Schiefer als in den „Platten“ sind Palaeochorda - Schlangenlinien häufig (im Schiefer natürlich deutlicher sichtbar), bald dichter gedrängt (auf 1 |m bis 5 Individuen von verschiedener Grösse), bald spär- licher; correspondirende Linien lassen sich durch 3—5 em Schich- tenmächtigkeit hindurch verfolgen und so als zusammengehörige Querschnitte von demnach 3 — 5 cm hohen Dietyodora - Körpern nachweisen, deren charakterische Flächenansicht man durch Spalten blosslegen kann; — zuweilen findet man Verbreiterungen der Linien auf den Schichtflächen zu (rossopodia- oder Nereites- Formen, ohne dass aber bisher über dies höchst absonderliche Verhalten genauere Beobachtungen gemacht werden konnten; — die Drctyodora von Wurzbach bildet stumpfere Kegel als die von Liebschwitz, doch kann das durch Gesteinsumformungen in Zu- sammenhang mit der an beiden Orten verschiedenen gegenseitigen Lage von Schichtung und Schieferung bedingt sein: -— die Spitze des Kegels scheint bei Wurzbach häufig. wenn nicht immer, vor- handen, bez. erhalten zu sein; sie, bez. die Verengerung der Win- dungen, ist gegen das Hangende gerichtet; — zunächst der Kegelaxe verlaufen die an sich wiederum welligen oder zickzackförmigen und sonst noch unregelmässigen Spiralwindungen enger an und durch einander, im Querschnitt einen unentwirrbaren Linienknäuel bil- dend: nach aussen hin wird das Ganze lockerer, auf immer län- gere Strecken kann man die Linie im Zusammenhang verfolgen, ganz zu äusserst kommen Berührungen oder Durchkreuzungen nur noch selten vor: die Linie, immer noch wellig gebogen, nie gerade gestreckt, kann sich sogar fast tangential vom Üentral- knäuel entfernen, schliesslich hört sie plötzlich ohne irgend eine bemerkenswerthe Erscheinung auf; ihr innerer Anfang im Knäuel ist nicht nachweisbar; -—- an dem Linienende wurde mehrmals eine elliptische Scheibe aufgefunden, die noch näherer Untersuchung be- darf; — die der Kegelspitze entgegengesetzte Endigung der Dec- tyodora scheint entweder ein einfacher glatter Rand oder eine Orossopodia- bezw. Nereites - artige Verbreiterung zu sein; auch darüber ist die Untersuchung nicht abgeschlossen; — die Durch- kreuzung zweier Strecken einer Palaeochorda - Linie erfolgt stets so, dass die diesseits angefangene Krümmung jenseit der Kreu- zungsstelle ungestört fortgesetzt wird, und man also nicht erkennt, welches die durchsetzende jüngere, — welches die durchsetzte ältere Strecke ist; Störungen dieses Verhaltens, Verästelungen oder Anastomosen kommen nach den bisherigen Beobachtungen nicht vor. 359 Nach genauerer Untersuchung des gesammelten Materials beabsichtigt der Vortragende im Jahrbuch der kgl. geologischen Landesanstalt eine eingehendere Beschreibung nebst Abbildungen zu geben; er betont zum Schluss nur nochmals seine feste Ueber- zeugung, dass die Drctyodora, zu der auch wenigstens ein Theil der als Palaeochorda martna, als Crossopodia Henrici und als Nerertes Loomisi beschriebenen Formen gehört, nicht ein gänzlich anorganischer lusus naturae sei, auch nicht bloss die irgendwie entstandene Spur eines ehemaligen Organismus, sei sie im NarHogsr schen Sinne vom Organismus selbst erzeugt, sei sie bei irgend einem mechanischen Gesteinsumformungsprocess durch das blosse Vorhandensein eines Organismus bedingt worden; son- dern sie sei ein steifer, in seiner ursprünglichen Gestalt und Stellung nur wenig veränderter organischer Körper gewesen, dessen Zutheilung zum Thier- oder Pflanzenreich aber jetzt, nach Auf- findung der ungestörten Durchkreuzung der Querschnittslinien und der nach oben gerichteten Spitze des Kegels noch weniger, auch nur vermuthungsweise, vorzunehmen sei, als früher, wo an Thallo- phyten (Algen) immer noch leichter zu denken war. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. W. 0. BEYRicH. Damks. SCHEIBE. 3. Protokoll der Juni-Sitzung. Verhandelt Berlin, den 3. Juni 1891. Vorsitzender: Herr BEYRICH. Das Protokoll der Mai-Sitzung wurde vorgelesen und ge- nehmigt. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Bergreferendar Leo CREMER in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren Rınn&e, PoTonıE und SCHEIBE. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr KLEın legte eine Suite von Präparaten vor. die Herr Prof. LEMBERG in Dorpat nach einem von ihm beschriebenen Ver- 554 s fahren (vergl. diese Zeitschrift, 1890, p. 737) hergestellt hatte, und erläuterte ihre Nützlichkeit. Derselbe besprach ferner ein Flussspath - Vorkommen von Rabenstein bei Sarntheim in Tirol. an dem, wie die vorliegenden Krystalle zeigen, 70 °/s (731) und © O °/s (730) nebst & O © (100) auftreten. Herr RınneE legte Gabbro aus dem Radauthal mit Schlieren und ferner das gleiche Gestein mit einem etwa faust- grossen Quarzeinschluss vor und knüpfte daran Erläuterungen. Herr JAEKEL sprach im Anschluss an eine Arbeit von LANGENHAHN über den Jura von Inowraclaw und darin vor- kommende Crinoiden-Reste. die den Gattungen Plecatoerinus und Tetracrinus angehören. Er erläuterte ihre Stellung zu Saco- coma und Hyocrinus und betonte ihre nahe Verwandtschaft ‚mit diesen. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. 0. BEYRICH. Dames. SCHEIBE. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Zeitschrift alle Deutschen geologischen Gesellschaft. 3. Heft (Juli, August, September) 1891. i A. Aufsätze. 1. Ueber Holopocriniden mit besonderer Be- rücksichtigung der Stramberger Formen. Von Herrn Orro JAEKEL in Berlin. Hierzu Tafel XXXIV bis XLII. Vorwort. Gelegentlich einer Excursion nach Stramberg in Mähren sammeite ich daselbst im Nordosten der Stadt in den rothen Mergeln, welche auf den weissen Tithonkalken liegen, ein reiches Material von Crinoiden, welches trotz des unscheinbaren Aus- sehens wegen der Mannichfaltigkeit sonst selten vorkommender Formen mein Interesse erregte. Durch das liebenswürdige Ent- gegsenkommen meines hochverehrten Lehrers, Herrn Professor vox ZITTEL, wurde mir das reiche, von HoHENEGGER gesammelte Ma- terial der Münchener Sammlung und später in gleicher Weise das des Naturhistorischen Hof-Museums in Wien in dankenswerther Weise zur Verfügung gestellte Auch Herr A. LAnGEnHAN in Breslau war so freundlich, mir das von ihm gesammelte Ma- terial hierher zu senden. Die vorliegende Arbeit hätte aber jeden- falls in dieser Form nicht zustande kommen können, wenn mich nicht Herr Geheimrath Beyrıcn zunächst durch Ueberlassung des von ihm auf das Sorgfältigste durchgearbeiteten fränkischen Materials der Berliner Sammlung, dann aber vor Allem durch freundlichen Rath stets unterstützt hätte. Seine umfassende Kenntniss und sein scharfes Urtheil haben mir oft über Schwie- rigkeiten hinweggeholfen und mich vor manchem übereilten Schluss Zeitschr. d.D geol. Ges. XLIIl. 3. 37 (eo or (0 6) bewahrt. Neben den oben Genannten sage ich ihm daher ganz besonders an dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank. Das im Folgenden behandelte Material umfasst vollständig die Crinoiden der rothen Mergelschichten von Stramberg; dagegen wurde von einer vollständigen Behandlung der übrigen Vorkomm- nisse aus Mangel an Material Abstand genommen. Dieselben sind aber insoweit genauer dargestellt, als sie zur Aufklärung der verwandtschaftlichen Beziehungen der Stramberger Arten, oder der Organisation der Eugeniacriniden im Allgemeinen in Betracht kommen. Das Studium der Eugeniacriniden ergab im Laufe der Untersuchung das Resultat, dass sich inre Organisation in allen der Beobachtung zugänglichen Punkten auf das Engste an die des lebenden Holopus Range! D’OrB. anschliesst. Infolge dessen war die Vereinigung beider Typen in eine Familie unab- weisbar. welcher der F. R&mer’sche Name Holopoerinidae ge- geben wurde. Die Arbeit erfuhr hierdurch eine wesentliche Erweiterung, indem einerseits der Beweis für jene Zusamengehö- rigkeit erbracht werden musste, und weil sich andererseits aus der einheitlichen Beurtheilung der Organisations-Verhältnisse aller dieser Formen neue Gesichtspunkte für die Umgrenzung und die Definition der neuen Familie ergaben. Im Gegensatz zu der Mehrzahl fossiler Crinoiden sind die fossilen Reste der Holopocriniden ausserordentlich dürftig und unscheinbar. Da aber Verfasser auf die erwähnte Weise ein sehr reiches Material dieser wenig beachteten Thierreste vereinigt hatte, so wurde eine Bearbeitung derselben um so weniger hinaus- geschoben, als man aus später zu erörternden Gründen voraus- sichtlich niemals vollkommen erhaltene Exemplare dieser Crinoiden fossil finden wird. Bei der aussergewöhnlichen Schwierigkeit, diese stets isolirten und bunt durcheinander geworfenen Skelet- theile richtig zu deuten und zu einander in Zusammenhang zu bringen, wolle man dem Verfasser auch eine aussergewöhnliche Nachsicht nicht versagen und die als wahrscheinlich hingestellten Annahmen nur als zur Debatte gestellt betrachten. I. Die Literatur über Holopoeriniden. Die Kenntniss der im Folgenden zusammengefassten Formen ist von verschiedenen Seiten gefördert worden. Während der absonderlich gebaute Holopus Range! das allgemeine Interesse, namentlich von Seiten der Zoologen, auf sich lenkte und zu viel- fachen Besprechungen Veranlassung gab, sind seine fossilen Ver- wandten, die Eugeniacriniden, fast ausschliesslich von Paläonto- 559 losen behandelt worden. Die mangelhafte Erhaltung der unschein- baren Reste lässt es aber nicht wunderbar erscheinen, dass kein Paläontologe sich eingehender mit denselben beschäftigt hat. Die Literatur über die Familie beschränkt sich auf gelegentliche Mit- theilungen, welche in den verschiedenen Handbüchern der Paläon- tologie und den Beschreibungen jurassischer oder localer Faunen zerstreut sind. Am meisten wurde die Kenntniss dieser Formen gefördert durch MiLLER, v. GOLDFUSS, v. QUENSTEDT, BEYRICH und v. ZITTEL. Im Besonderen sei zunächst aus der Literatur über Buge- niacriniden Folgendes hervorgehoben !). Von älteren Angaben aus früheren Jahrhunderten ist zu erwähnen, dass SCHEUCHZER die für versteinerte Gewürznelken gehaltenen Formen als Caryophyllus lapideus bezeichnete, ein Name, der später in der Artbenennung „caryophyllatıs“ Verwerthung fand. Die erste, unseren heutigen Begriffen nach wissenschaftliche Beschreibung eines Eugeniacri- niden gab J. S. MiLLer in seiner im Jahre 1821 erschienenen Monographie der Crinoiden?). Der ganz fremdartige Charakter der 5 verschmolzenen Radialglieder veranlasste MıLLer für seinen Eugencaerinites eine eigene Unterordnung (division) der Crinoiden zu gründen. welche er wegen der Verschmelzung der Radialstücke Coadunala nannte. Da ihm nur die Patina einer Art vorlag, so war er sich der Unvollständigkeit seiner Abtheilung wohl bewusst, aber um so anerkennenswerther ist es, dass er trotzdem den eigenartigen Typus sofort erkannte und ihm im System einen präcisen Ausdruck verlieh. Er hob übrigens die Möglichkeit hervor, dass Zugeniacrinites einen unentwickelten Jugendzustand eines anderen Crinoiden vorstelle, dasselbe, was später auch von Holopus Rangii behauptet wurde. Den Gattungsnamen Zugentacrinites, der später mit Recht in den kürzeren Kugemiacrinus umgeändert wurde, wählte er deshalb, weil die Patina mit ansitzenden Stielgliedern einer un- reifen Gewürznelke ähnlich ist. Er sagt: „The first appearence of the enlarged columnar joint with its attached pelvis, much resembles the unripe fruit of the clove-tree, Zugenia caryophyl- lata (formerly Caryophyllus aromatıca)“. Es ist daher nicht richtig. wenn v. QuENsSTEpT°) zur Erklärung des Gattungsnamens sagt, Mırrer hätte „mit dem Namen edyeyera noch die echte ') Eine vollständige Uebersicht über ältere Literaturangaben giebt v. QUENSTEDT:! Asteriden und Echiniden etc., Leipzig 1876, p. 94 2), J. S. MiLLeR. A Natural History of the Crinoidea, or lily- shaped animals etc., Bristol 1821, p. 110—113, mit Tafel. ®) Handbuch der Petrefactenkunde, 11. Aufl., p. 732, u. 2a.a. 0, 3 560 Abkunft von Crinoiden bezeichnen wollen“. Dass die Reste zn Crinoiden gehören, hatte bereits Lumwyp erkannt. v. GoLpruss bereicherte in seinen Petrefacta Germaniae na- mentlich die Kenntniss der hierher gehörigen Formen, indem er mehrere Arten unterschied, allerdings auch einige Formen irr- thümlich zu Hugentaerinus stellte, die anderen Familien zuzu- rechnen sind!). Er gab jedenfalls präcise Beschreibungen und vorzügliche Abbildungen der einzelnen Formen, welche eine klare Anschauung von diesen Fossilien ermöglichten. Auch die Axillar- glieder bildete er bereits ab, ohne allerdings ihre Zugehörigkeit zu den Eugeniacriniden zu erkennen. Er nannte dieselben, so- wohl die des Zugentacrinus caryophyllatus, wie die des &. nutans: Pentacrinites paradoxus. Um eine Fülle interessanter Einzelheiten wurde die Kenntniss der Eugeniacriniden durch v. QuEnstepr bereichert, welcher in seinen verschiedenen Werken?) eingehende Beschreibungen seines reichen Materials gab. Leider sind seine Abbildungen meist so klein, dass es oft nicht möglich ist, die Einzelheiten an den Figuren klar zu erkennen. Die Systematik der Eugeniacriniden wurde insofern durch ihn gefördert, als er zahlreiche Varietäten und Arten benannte, ohne allerdings den systematischen Werth der Abgrenzungen zu präcisiren. Er fasste unter dem Gattungs- namen Kaugentaerinus alle echten KEugeniacriniden zusammen, während in diese Familie bei ihm ausser Zugeninerinus noch Tetracrinus und Pheatocrinus gestellt wurden. Desor’) glaubte bei Kugeniaerinus caryophyllatus einen Basalkranz beobachten zu können und meinte demnach, dass ein solcher stets vorhanden und nur gewöhnlich übersehen worden sei. Eine sehr wesentliche Klärung erfuhr die Kenntniss und die systematische Stellung der Eugeniacriniden dadurch, dass E. Bry- rich im Jahre 1869 den Verlauf der Axialkanäle im Kelch klar stellte und auf Grund desselben zeigte. dass im Innern des Kel- ches eine mit den Radialgliedern verwachsene Basis vorhan- den war®). K. v. ZrrreL erhob in seinem Handbuch der Paläontologie’) !) Vergl. die Bemerkungen p. 568. 2, F. A. QUENSTEDT. Der Jura, Tübingen 1858, p. 652—654. — — Derselbe. Handbuch d. Petrefactenkunde, Tübingen 1852, 1867, 1885. — Derselbe. Die Asteriden und Encriniden nebst Cystideen und Blastoideen, Leipzig 1876. ®) Sur la structure des Hugeniaerinus et des quelques autres fos- siles analogues. Bull. Soc. sc. Nat. de Neuchätel, 1858. p. 112. *) Diese Zeitschrift 1869, Bd. XXI, p. 835. ?) Theil I, p. 384, München und Leipzig 1876 — 80. 561 die Eugeniacriniden zu einer Familie, welcher er eine klare De- finition gab und sehr treffend einen Platz zwischen den Enceri- niden und Holopiden anwies. Dass die Gattung Phyllocrinus nicht. wie D’OrsBıcny glaubte, zu den Blastoideen gehöre, sondern mit Zugentacrinus nahe verwandt sei, hatte v. Zırteu bereits früher nachgewiesen ). In betreff der systematischen Deutung von Te- tracrinus schloss sich v. Zrrren den früheren Autoren an, während er Plicatoerinus mit Recht zum Typus einer neuen Familie machte. P. pe Lorıorn hat sich in mehreren Arbeiten eingehend mit Eugeniaeriniden beschäftigt?) und namentlich durch zahlreiche Ab- bildungen und Beschreibungen der Formen eine werthvolle Ueber- sicht über das französische und schweizer Material ermöglicht. Durch irrthümliche Auffassung : bereits klar gestellter Orga- nisationsverhältnisse, durch Hinzuziehung wesentlich anders organi- sirter Formen zu den Eugeniacriniden und einige andere Versehen ist leider der Werth dieser Arbeiten beeinträchtigt. In neuester Zeit hat F. A. Barker?) an der Hand von Ab- bildungen den Verlauf der Axialkanäle besprochen, hierbei die von Beyrkick und v. ZırreLn gegebenen Darstellungen bestätigt und die Ansicht P. H. CArrexrer’s®) widerlegt, dass das oberste Stielglied der Eugeniacriniden einen verschmolzenen Basalkranz vorstelle. In dieser Notiz findet sich auch der kurze, allerdings nicht näher erörterte Hinweis, dass von den lebenden Formen nur Holopus zum Vergleich mit Eugeniaerinus herangezogen werden könne. Im Uebrigen hat sich die Literatur und die Frage über die systematische Stellung des lebenden Zolopus Ranger D ORB. ganz selbstständig entwickelt, weshalb ich auch hier die- selbe getrennt von der über Eugeniacriniden bespreche. Das erste von p OÖrBıcnYy im Jahre 1837 beschriebene Exemplar von Holopus Rangii*) hat, zumal es viertheilig war, zu sehr verschiedenen Deutungen Veranlassung gegeben. DÖR- BIGNY hatte das Thier richtig als Crinoid erkannt und seine wesentlichen Merkmale klar gedeutet. F. Ramer°’) machte Ho- lopus im Jahre 1856 zum Typus einer Familie, die er Holopo- crinidae nannte und aus ihnen mit den Oyathidioerinidae die !) Die Fauna der älteren Cephalopoden führenden Tithonbildungen. 1871. ?) Monogr. d. Crinoides fossiles de la Suisse, p. 196. — Paleont. Ieane, Nerr. jurass., XI, 1, p. 74. ®) The Basals of Eugeniacrinidae. Quart. Journ. geol. Soc., Vol. XIV, part. 2, May 1889. *) Memoire sur une seconde espece vivante de la famille des Cri- noides ou Encrines servant de type au nouveau genre Holopus, 1837, 8°, mit Tafel. °) BRonn. Lethaea geogn., II, p. 226. 562 erste Gruppe der „Astylida“ bildete, welche einen mit der Unter- seite angewachsenen Kelch besitzen. Dusarvın und Hvp£!) waren geneigt, die Form von den Echinodermen zu trennen und meinten, dass Holopus vielleicht ein Cirripedier sei. v. Quexstepr betrachtete noch 1876), nachdem bereits von Arkx. Acassız und Graf PourTALES ein zweites fünftheiliges Exemplar beschrieben war°), das Thier als zu ungenügend bekannt zur Aufstellung einer besonderen Familie und betonte die Möglichkeit, dass Holopus eine Crinoidenlarve vorstelle, die er an Comatula anschloss. v. Zırrer änderte in seinem Handbuch der Paläontologie‘) den von F. Ra&MmER vorge- schlagenen Familiennamen Holopocrinidae in Holopidae. Er ver- einigte in diese Familie die Gattungen Cotylederma QUENST., Oyathidium STEENSTR., Holopus D Ore., Cothocrinus PsıL. und stellte sie zwischen die Kugentaerinidae und Plicatocrinidae. Die Zusammenstellung der neuesten Beobachtungen über Ho- lopus ist in dem grossen Werk P. H. CArpEnrter’s°®) so vollständig gegeben, dass hier eine ausführliche Besprechung darüber unnöthig erscheint, zumal die einzelnen Punkte später eingehend zu be- sprechen sind. CARPENTER stellt die Familie der Holopidae an die Spitze der Neocrinordea und vereinigt in derselben die Gat- tungen Holopus D’ORB., Kudesterinus DE Lor., COyathıdium STERNSTR. und ÜOotyleerimus v. Qu., Formen, bei welchen der Kelch ohne Stiel unmittelbar am Untergrund aufgewachsen ist. Er nahm an, dass der obere Theil der zur Anheftung dienenden basalen Ausbreitung des Kelches bei allen vier Gattungen als Basalkranz aufzufassen sei. Bei der neuesten Aenderung ihres Systems der Crinoiden®$) haben WAcHsMmUTH und SPRINGER die Ansicht geäussert, dass Holopus sowie die Gattungen Ayoerinus und Bathyerinus ihrer Abtheilung der ZLarvrformia zuzurechnen seien. Die genannten Gattungen würden dann mit den paläozoischen Typen der Haplo- criniden, Symbathocriniden, Öupressocriniden und Gasterocomiden vereinigt sein. Da WacHsmUTH und SPRINGER als Grund dieser Vereinigung — und andere würden sich bei dem verschiedenen Bau jener recenten und dieser paläozoischen Formen schwerlich finden lassen — nur das anführen, dass Holopus, Bathyerinus und Hyoerinus zeitlebens 5 Oralplatten behalten und monocyclisch !) Hist. Nat. des Zoophyt. Echinodermes, Paris 1862, p. 217. ?\ Asteriden und Encriniden etc., Leipzig 1876, p. 186. ”) Mem. Mus. Comp. Zool., Vol. IV, p. 51. *) "Eh.uluR. 886: 5) Challenger Report, Crinoidea, 197. ®) Proc. Acad. Nat. Scienc. of Philadelphia (1888), 1889, p. 360. 565 seien, wie die Haploeriniden und Symbathocriniden, so werden wir diese Gründe, wenigstens was Holopus betriftt, später im Ein- zelnen auf ihren Werth bezw. ihre Richtigkeit zu prüfen haben. Im Anschluss an jene Ansicht WACHSMUTH und SPRINGER’S betonte F. A. Barner, dass dann auch Zudesierinus pe Lor. und Holopus v’Ors. den Zarvrformia W. u. Sp. zuzurechnen seien). Soviel über die Literatur und die Deutungen der Holopo- eriniden im Allgemeinen; die übrigen Literaturangaben sollen im einzelnen Berücksichtigung finden, nur seien schon hier einige Irrthümer über Kugeniacriniden berichtigt bezw. zusammenge- stellt, andere, die eine ausführlichere Besprechung nothwendig machen, werden in einem späteren Kapitel behandelt werden. Eugeniaerinus annularıs An. Remer (Ool.-Geb., II, p. 17, t. 17, £. 534) bezieht sich auf ein Stielglied, dessen genaue Bestimmung vorausichtlich nie möglich sein wird. Das Gleiche gilt von Eug. essensis A. Remer (Norddeutsches Kreide-Gebirge, p. 26, 267,0). Eug. ? costatus Hısınser (Leth. Suecica, p. 90, t. 30, £. 14) wurde von ANGELIn später als Callterınus costatus be- schrieben. Eug. Hagenowii GoLdDr. (Hagenow. Neues Jahrbuch. 1840, p. 446, t. 9, f. 13) ist ein .Bowrgetiertinus. Eng. Hausmannı! AvD. Remer (Ool.-Geb., I. p. 29, t. 1, f. 13) bezog sich zunächst auf isolirte Stielglieder, die wahrschein- lich zu Millerieriniden gehören; was von späteren Autoren hierher gestellt ist. bedarf noch der Durcharbeitung. gehört aber jedenfalls nicht zu Eugeniacriniden. Eug. ? hexagonus Münster (Beitr. I, p. 4, t. 1, £. 6) gehört zu den Blastoideen. Enug. monıhformis Münsr. ist später als Tetracrinus beschrie- ben; siehe über diesen die Bemerkungen am Schluss dieser Arbeit. Eug. piriformis Goupor. (Petr. Germ., I,.p. 165, t. 50, £. 6) ist später als Conocrinus beschrieben und nach dem allein bekannten Kelch kaum zu trennen von Rhizocerinus lofotensıs. Eug. ? pygmaeus Münst. (Beitr. I, p. 4) ist nach der Be- schreibung nicht näher zu beurtheilen. Eug. sessilıs Müxst. (Beitr. III, p. 1il, t. 9, £. 7) aus dem Devon von Schübbelhammer gehört ohne Zweifel nicht hier- her, verdient aber jedenfalls eine genauere Untersuchung. ‘) Quart. Journ. Geol. Soc., Vol. XIV, part. 2, 1889, p. 362. 564 Enug. mayalıs (Dese.) pe Lorror, (Paleont. franc., XI, 1, p. 78) ist in dem gleichen Werk p. 99 zur Gattung Eudesierinus erhoben; vergl. über diese Gattung die späteren Bemer- kungen. Eug. Deslongchampst ve LorıoL (l. c., p. 89) ist ebenda p. 100 mit vorstehender Art unter dem Namen Zrrdesierinus vereinigt. Ueber die Gattungen: Hemierinus D’ÖRB., Tetracrinus Grf. Münst., Plicatoerinus Grf. Münsrt., Cotylederma v. QUENST., Cotylecrinus (v. QUENST.) Dest., Eudesterinus DE LoRr., wird in einem besonderen Capitel gesprochen werden. II. Charakteristik der Familie der Holopocrinidae. I. Definitien, Umfang ünd Benennung der Familie. Definition. Die Patina nur aus dem untersten Radialkranz gebildet. Der Stiel mehr oder weniger redueirt. Die Stielglieder cylindrisch oder tonnenförmig, mit einfachem centralem Axialkanal, ihre Gelenkflächen peripherisch gestrahlt oder gekörnelt. Das zweite und dritte radiale Glied durch Syzyeie verbunden, oder zu einem axillaren Stück verschmolzen. Die 10 Arme einrollbar, soweit bekannt, aus hohen massiven Gliedern bestehend, mit Pin- nulis besetzt. Kelchdecke, soweit bekannt, von 5 interradialen Öralplatten und kleinen Randplatten gebildet. Mund central. After und Weichtheile unbekannt. Das wesentliche und Ausschlag gebende Merkmal der Holo- pocriniden beruht in dem Mangel eines morphologisch nachweis- baren Basalkranzes. Hierdurch unterscheiden sich diese Formen nicht nur von allen übrigen Articulaten Jos. MÜLLERS, sondern von allen Crinoiden überhaupt. Wie sich noch aus dem Verlauf der inneren Axialkanäle nachweisen lässt, ist das Verschwinden des Basalkranzes durch Ueberwucherung und Umwachsung seitens des untersten Radialkranzes herbeigeführt; die Basalia sind also in das Innere des untersten verschmolzenen Radialkranzes, der Patina, wie ich kurz sagen will, gerückt und dort obliterirt (vergl. p. 577). Sie sind also weder in den peripherischen Theilen der Patina, noch in dem von ihr getrennten obersten Stielgliede zu suchen. Folglich sind auch alle Formen, bei denen Basalia ausserhalb des untersten Radialkranzes nachweisbar sind, von den 565 Holopoeriniden auszuschliessen, wie z. B. Tetraerinus, Plicato- erinus, Eudesterinus. Auf der anderen Seite lässt sich aus einer homologen Dif- ferenzirung der nächst verwandten Articulaten, wie Extracrinus und Solanoerinus, der Gang jener Verlegung und Reduction der Basalia phylogenetisch verfolgen. Wir sehen also nicht nur, dass es so ist, sondern auch wie und wann es erfolet ist. Auch das ist von Wichtigkeit. Denn gesetzt, wir fänden, dass andere Cri- noiden auf einem anderen Wege zu einer ähnlichen Differenzirung selansten, oder in einer viel früheren Zeit ähnliche Erscheinungen aufwiesen, so würden wir a priori annehmen müssen, dass wir es in solchem Falle mit selbstständig herausgebildeten Analogien oder Convergenz - Erscheinungen zu thun haben, die uns nicht berechtigen, derart ähnliche Formen in eine Familie zu vereinigen. So schwierig ein solcher Nachweis, ob Homologieen oder Analogieen vorliegen, bei der Lückenhaftigkeit der paläontologi- schen Ueberlieferung sein könnte, so war doch bei den hier in Frage kommenden Fällen leicht zu erkennen. dass die angenom- mene Verwandtschaft nur in einer äusserlichen Aehnlichkeit be- ruhte. Gerade die genauere Untersuchung, ob Basalia vorhanden sind, liess bei den hier in Betracht kommenden Formen (vielleicht von einem unwichtigen Falle abgesehen) obige Frage stets leicht entscheiden. Mit dieser Reduction der Basalia steht jedenfalls in engem physiologischem Connex die Reduction und die Massivirung des Stieles. Aber weder hieraus noch aus der Massivirung der Arme lassen sich Ausschlag gebende Merkmale der Familie herleiten, schon deshalb nicht, weil diese den äusseren Lebensbedingungen am meisten ausgesetzten Organe sehr modulationsfähig sind. Immerhin aber ergeben sich, wie wir sehen werden, aus einem genaueren Vergleiche der einzelnen Theile noch eine ganze Reihe von Merkmalen, welche die Holopocriniden zu einem sehr wohl charakterisirten und scharf umgrenzten Formenkreis machen. Unter vorstehender Definition umfasst die Familie der Holo- pocriniden folgende Gattungen: Oyrtoerinus n. gen., Holopus D’ORBIGNY, Scleroerinus n. gen., Tetanocerinus n. gen., GFymnocrinus DE LiORIOL, Engeniacrinus MILLER, Phyllocrinus D ÖRBIGNY, Tormoerinus n. gen. 0 On ern 1 Ei DE Ia0) 566 Die Wahl des Namens Holopocrinidae für die neue Familie be- darf noch einer Rechtfertigung. Es kamen hierbei vier ältere Namen in Betracht, je zwei für jede der beiden bisher getrennten Familien. Für Eugentacrinus wurde zuerst von Mırver die Ordnung der Coadunata geschaffen; dieser Name würde daher, wenn man eine der älteren Bezeichnungen wieder aufgreifen will, als der älteste den ersten Anspruch auf Berücksichtigung haben. Der Wahl dieses Namens steht aber die Form desselben entgegen. MıLLER betrachtete, wie gesagt, die Coadunata als eine den Articulata etc. gleichwerthige Ordnung der Crinoiden. Die lateinischen Worte wie Artzculata sind auch von den späteren Autoren nach dem Vorgange MitLer’s immer zur Bezeichnung grösserer Ab- theilungen der Orinoiden, nie zur Benennung von Familien ver- wandt worden. Wie aber bereits von anderen Autoren erkannt ist und durch die folgende Untersuchung bestätigt werden soll, bilden die hier beschriebenen Formen eine den Encriniden, Millericri- niden und Pentacriniden gleichwerthige Familie der Articulata Jos. Mürz. Die Wahl des Namens Coadumata erschien demnach wegen des dadurch involvirten Aufgebens der bisher üblichen Ter- minologie unstatthaft. Der nächstälteste Name, der für Mitglieder unserer Familie verwendet wurde, ist der 1352 von F. Ramer gegebene Holopo- crinidae. Derselbe wurde später von v. ZırTeL in Holopidae um- gewandelt und in dieser Form auch neuerdings von P. H. Car- PENTER beibehalten. Ich sehe zu dieser Veränderung des R«- MER schen Namens keine Veranlassung, da die Familiennamen aller normalen Urinoiden in dieser Weise gebildet sind. Nur einige Formen. die man früher besonderer Abweichungen wegen für selbstständige Typen hielt, wie Oomatula oder Marsupites, gaben zu abweichend gebildeten Familiennamen Veranlassung. Da dies bei unseren Formen ebensowenig der Fall ist wie bei jenen, so scheint mir die Beibehaltung des Namens Holopoerinidae durch- aus gerechtfertiet. Derselbe ist freilich insofern gegenüber dem Raemer’ schen geändert. als der damit verbundene Begriff eine Erweiterung erfährt. Man könnte daraus, dass die Kugeniacri- niden zu der Familie das überwiegende Oontingent stellen, den Namen Kugeniacrinidae für berechtigter halten. Dem gegenüber hat der Name Holopocrinidae, abgesehen von seinem Prioritäts- recht, den Vortheil, dass er an die am genauesten bekannte Form, den lebenden Holopus, anknüpft. 567 2. Die geologische Verbreitung und das besondere Vorkommen der Holopocriniden. Die verticale sowohl wie die horizontale Verbreitung inner- halb der Formationen scheint nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse zwischen engen Grenzen zu liegen. Was zu- nächst die verticale Verbreitung oder die geologische Lebensdauer der Familie betrifft, so erscheint dieselbe zuerst in typischen Vertretern im mittleren Dogger oder braunen Jura und erreicht im Malm oder weissen Jura ihren Höhepunkt; einzelne Faunen, wie namentlich die Stramberger, sind noch in den untersten Kreide- schichten in voller Blüthe, dann aber treffen wir ausser Tormo- crinus,: dessen Stellung noch unsicher ist, von dem ganzen For- menreichthum nur noch die festgewachsenen Formen, von denen ein Vertreter, Holopus Range, sich in sehr seltenen Exemplaren bis in die Gegenwart erhalten hat. Wenn wir uns nach den bisherigen Funden ein Bild von der horizontalen oder geographischen Verbreitung der Formen innerhalb der einzelnen Formationen reeonstruiren. so dürfen wir uns dabei nicht verhehlen, dass dies im günstigsten Falle den Werth einer Wahrscheinlichkeitsrechnung hat. Immerhin müssen wir uns an das halten, was wir zunächst wissen. Danach sind die fossilen Formen auf Central-Europa beschränkt, während der einzige heut lebende Vertreter der Familie bisher nur in dem Caraibischen Meer an den kleinen Antillen gefunden wurde. Die- ser Gegensatz in der Verbreitung der älteren fossilen und der jüngsten lebenden Form könnte auffallend erscheinen, wenn er nicht in zahlreichen Beispielen Analoga fände. Ich erwähne hier nur den einen Fall, auf den ich an anderer Stelle hinwies!), dass noch zur Zeit des oberen Tertiär Pristiophorus im Gebiet des heuti- gen Württemberg lebte. während er gegenwärtig nur im westlichen Theile des stillen Oceans zu finden ist. Bei Holopus Rangi wird ausserdem der Gegensatz der Verbreitung gegenüber den älteren Eugeniacriniden dadurch abgeschwächt und theilweise aus- geglichen, dass im unteren Eocän Ober-Italiens, d. h. schon ausserhalb des Verbreitungsgebietes seiner älteren Verwandten, ein typischer Vertreter der Gattung, Holopus (Oyathidium) speleccense ScHLür. sp. gefunden ist. Es ist ferner bekannt?), dass in alttertiärer Zeit das Mittelmeer in directer Verbindung mit dem heutigen Verbreitungsgebiet von Holopus stand. Dies !) JAEKEL. Ueber die systematische Stellung und fossile Reste der Gattung Pristiophorus. Diese Zeitschr., Jahrg. 1890, p. 120, ?) M. NEUMAYR. Frdgeschichte, II, p. 493. 568 ergab sich aus der Uebereinstimmung zahlreicher Arten aus dem marinen Tertiär der Antillen mit mediterranen Formen, nament- lich aus oberitalienischen Ablagerungen. Besonders waren es die bekannten Riffkorallen aus dem Oligocän von Castel Gomberto und Crosara im Vicentinischen, welche sich in Westindien wieder- fanden. Durch diese Verhältnisse findet nicht nur der Gegensatz zwischen der früheren und gegenwärtigen Verbreitung von Holopus seine einfache Erklärung, sondern diese Verbreitung ist selbst wieder ein weiterer und sehr bemerkenswerther Beleg für jene aus anderen Thatsachen gezogene Schlussfolgerung, dass in alt- tertiärer Zeit ein Mittelmeer sich von Westindien aus m das heutige Mittelmeer hinein ausdehnte. Die Organisation der Orinoiden ist augenscheinlich in hohem Grade abhängig von den Bedingungen, unter denen sie leben, und steht namentlich unter dem Einfluss ihres Standortes und dessen besonderer Eigenthümlichkeiten. Von einschneidender Wichtigkeit für die Lebensweise dürfte es sein, ob die Thiere in bewegstem Wasser leben, ob sie sich auf vorragenden Stellen des Meeresbodens angesiedelt haben, oder ob sie in ruhigen Tiefen leben. Es werden sich hierbei zwei Gegensätze herausbilden. In einem Falle wird den Formen durch die Bewegung des Wassers die Nahrung reichlich zugetrieben, zugleich werden sie sich fest am Boden befestigen und kräftig gebaut sein müssen, um selbst der Strömung den nöthigen Widerstand entgegensetzen zu können. Im anderen Falle würden die in ruhiger Tiefe lebenden Formen ihrer Befestigung und ihrem Schutz weniger Rechnung zu tragen brauchen, dagegen ihrer Ernährung durch eine reichere Glie- derung ihrer Arme Vorschub leisten. Was wird die Folge dieser Gegensätze sein? Im ersten Falle werden Formen resultiren von compactem Bau mit kräfti- gem, kurzem Stiel. im zweiten zierliche Thiere mit hoch ent- wickelten Armen. Letztere werden den Stiel ganz rückbilden können, wenn sie durch die Tiefe des Wassers vor starker, un- freiwilliger Locomotion geschützt sind; im Uebrigen werden sie sich wenig verändern und langlebige Typen bilden, während die in bewestem Wasser lebenden Arten dem leichter eintretenden Wechsel der Lebensbedingungen in höherem Maasse ausgesetzt sind. Hier werden wir daher im Allgemeinen kurzlebige und sehr veränderliche Formen antreffen. Jener Unterschied wird sich auch darin äussern, dass namentlich Formen mit sehr kurzem Stiel, der Strömung, den Unebenheiten des Bodens oder der Nähe‘ anderer Organismen Rechnung tragend, sich mehr nach der einen oder der anderen Seite entwickeln, im radialen Wachsthum also unregelmässig werden, während sich bei den langgestielten, in der NW 569 Tiefe lebenden Formen die streng systematische Ausbildung un- gestört erhalten kann. Betrachten wir auf diese Gesichtspunkte hin die Stramberger Crinoiden - Fauna, und untersuchen wir zunächst, unter welchen Bedingungen und localen Einflüssen dieselbe lebte. Die berühmten weissen Tithonkalke von Stramberg stellen ausgezeichnete Klippen vor, welche um den Ort herum ziemlich bedeutende Erhebungen bilden. Das umstehende Bild zeigt links den grössten Berg, welcher durch einen bedeutenden Steinbruch angeschnitten ist. An der fast senkrechten Wand des Steinbruches sieht man, dass der ganze Berg aus massigem Kalk besteht, der zahlreiche Cephalopoden, Bivalven, Brachiopoden und Ellipsacti- nien führt. Auf diesem Massiv liegt nur eine dünne Diluvial- bedeckung. Am Oberrand des Kalkmassives sieht man zahlreiche karstartige Spalten und Höhlungen, welche leider unzugänglich sind. Eine von der Oberseite zu erreichende Höhle ist sehr beträchtlich und hat eine reiche Ausbeute diluvialer Säugethier- Reste geliefert. Neben diesem Massiv, hinter welchem die Burgruine von Stramberg sichtbar ist, liegt ein niederer Kalkberg, welcher sich in der Sehrichtung des Beschauers nach dem Nordende des Ortes hinzieht. Derselbe ist ebenfalls durch Steinbrüche gut aufge- schlossen und wegen der geringen Höhe in allen Theilen leicht zugänglich. Auf demselben liegen meist horizontal dünne, rothe. mergelige Kalkbänke mit zahllosen Brachiopoden, unter denen Rehynchonella Suess‘ durch ihre Häufigkeit und Variabilität auf- fällt. Klettert man an den Wänden der Steinbrüche herauf, so sieht man, dass die Spalten und Höhlungen der corrodirten Ober- fläche mit rothen Mergeln gefüllt sind, welche wohl auch gele- gentlich vom Regen herab in den Steinbruch geführt werden. Diese rothen Mergel nun sind vollständig erfüllt von kleinen Ver- steinerungen, namentlich Crinoiden. COrdarrs-Stacheln, Trochocya- thus - artigen Korallen und zahlreichen grösseren und kleineren Kalkschwämmen. Ausserdem finden sich darin die Arten von Brachiopoden, welche in den darüber liegenden Kalkbänken vor- kommen und wahrscheinlich aus diesen in die Spalten und Höh- lungen einsanken. Alle diese Formen zeigen Spuren von Ab- rollung und zwar um so deutlicher, je grösser sie sind. Die kleinsten Organismen sind mit ihrer Oberfläche meist vorzüglich erhalten, während grössere Stücke bisweilen bis zur Unkenntlich- keit abgerieben sind. Die Erklärung für alle diese Verhältnisse liegt, wie ich glaube, sehr nahe. Vor Ablagerung jener rothen Mergel bildeten die weissen Stramberger Kalke Klippen, auf denen durch Erosion Fleur 1: IRA, DV? INS RE Geologische Skizze von Stramberg. Links und in der Mitte der weisse Stramberger Kalk. Auf dem Berge links Diluvialbedeckung, auf dem kleineren Berge in der Mitte die rothen Kalke und Mergel mit Crinoiden (dureh den Pfeil bezeichnet). Im Hintergrunde der Ort und die Ruine Stramberg. U 4 Be 511 oder Brandung jene corrodirte Oberfläche entstand. Nach einer Transgression des Meeres siedelten sich auf den Riffen Kalk- schwämme, Korallen und namentlich zahlreiche Crinoiden an, welche in dem nicht mehr brandenden, aber noch durch Ebbe und Fluth oder eine stetige Meeresströmung bewegtem Wasser üppig gediehen. Ein Öscilliren des Meeresspiegels brachte die Klippen wieder in brandendes Wasser, welches die Fauna abra- sirte und die zerstreuten Theile in die Spalten und Höhlungen des Riftes rollte. Eine danach eintretende Vertiefung des Meeres führte dazu, dass zahlreiche Brachiopoden und Mollusken an der gleichen Stelle lebten und nach ihrem Absterben in un- gestörter Schichtung abgelagert wurden, wobei sie z. Th. in die nicht ganz gefüllten Höhlungen des corrodirten Meeresbodens ein- sanken. Diese Erklärungen liegen, wie ich meine, so nahe, dass sie einer Discussion des pro et contra nicht bedürfen. Nicht un- ähnlich liegen. soviel ich dies nach flüchtigen Excursionen und nach dem Charakter der Faunen beurtheilen kann, die Verhält- nisse in Streitberg in Franken und in den Birmensdorfer Schichten des Aargau, den wichtigsten Fundstellen von Eugeniacriniden. Es stimmen ferner in einem Punkte alle Faunen von Euge- niacriniden überein, nämlich in der Häufigkeit und Mannichfaltig- keit der Krüppelbildungen. Während diese sonst bei Urinoiden zu den grossen Seltenheiten gehören, sind sie bei Eugeniacri- niden derart häufig, dass regelmässig gewachsene Kelche fast zu den Ausnahmen gehören. Man werfe z. B. einen Blick auf die Abbildungen. welche v. Quensrtepr!) von diesen Missbildun- gen giebt, um sich eine Vorstellung von deren ausserordentlicher Mannichfaltigkeit zu machen. Die Ursache dieser Verkrüppelun- gen kann man doch wohl nur in häufigen äusseren Störungen und Verletzungen suchen. Auch dies erklärt sich sofort aus dem Standort und der Lebensweise dieser Formen auf Riffen im be- wegten Wasser. Von Schwaben giebt v. Qussstepr ebenfalls an, dass Eugeniacriniden nur mit den massigen Kalkschwämmen zusammen vorkommen, welche zweifellos in seichtem und beweg- tem Wasser lebten. Bei St. Claude im südfranzösischen Jura liegen die Eugeniacriniden in dem „Spongitien“. Nirgends aber lässt sich wohl besser als an den Stramberger Crinoiden nach- weisen, dass der Standort und die localen Besonderheiten des- selben in innigster Beziehung stehen zu dem allgemeinen Cha- rakter und dem äusseren Habitus der Crinoiden. Ich werde ") l.e., Die Asteriden und Encriniden etec., t. 105. deshalb auch in dem nächsten Capitel von der Stramberger Fauna ausgehen und die übrigen nur gelegentlich berühren. 3. Der äussere Habitus der Formen. Wenn man die auf den Tafeln abgebildeten Formen mustert und mit anderen Crinoiden vergleicht, so wird man finden, dass dieselben auffallend compact und massig gebaut sind. Wäh- rend bei anderen Urinoiden im Allgemeinen der Kelch von zahl- reichen, oft sehr dünnen Plättchen umschlossen wird, die Arme dünn und zierlich getheilt sind, und der schlanke Stiel durch eine Unzahl Glieder eine grosse Beweglichkeit erhält, treffen wir hier Formen mit dicken, fest verschmolzenen Kelchstücken, mit massigen, unförmlichen Armgliedern und langen, tonnenförmigen Stielgliedern, oder ganz verkümmertem Stiel. Dies gilt im höch- sten Maasse von den Gattungen Holopus, Cyrtocrinus, Selero- cerinus und Gymnocerinus. Bei den Gattungen Kugeniacrinus und Phyllocrinus gilt es entschieden auch für den Kelch und den Stiel, doch dürften die bisher nicht bekannten Arme bei diesen Formen etwas zierlicher gebaut gewesen sein als bei den oben genannten. Einen analogen Typus zeigen von älteren Orinoiden z. B. die Cupressocriniden des Eifeler Mitteldevon, mindestens was den Bau der Arme anbetrifft. Geht man aber etwas näher auf einen Ver- gleich ein, so zeigt sich sehr bald, dass die Aehnlichkeit nur eine sehr äusserliche ist, dass sowohl im Bau der Arme wie des Kelches und des Stieles die grössten Verschiedenheiten herrschen. Es scheint danach — ich gehe hierauf in einem späteren Kapitel näher ein — für jene Uebereinstimmung des äusseren Habitus die Erklärung am nächsten zu liegen. dass die Holopocriniden und z. B. die Uupressocriniden unter ähnlichen Lebensbedingungen eine ähnliche compacte äussere Form erlangten, die man viel- leicht zweckmässig als „Rifftypus“ bezeichnen könnte. Wie dieselbe zu erklären sei, glaube ich nach den p. 568 — 571 auf- gestellten allgemeinen Gesichtspunkten nicht weiter erörtern zu müssen; hinsichtlich der Eigenthümlichkeiten einzelner Organe verweise ich auf das im folgenden Kapitel Besprochene. Was die allgemeine Körperform der Eugeniacriniden betrifft, so gilt in der Familie gewöhnlich als Typus Zugeniaerinus caryo- phyllatus, und von diesem wieder geht durch alle Lehrbücher eine Reconstruction, die ebenso unrichtig ist, als die Aufstellung von Kugentacerinus zum Typus der Familie, wie wir im Folgenden sehen werden, unzweckmässig erscheint. 573 4. Der morphologische Bau der einzelnen Theile. a. . Die Patina. Wenn man bei Grinoiden von dem Kelch spricht, so versteht man darunter bei verschiedenen Gruppen verschiedene Dinge, je nachdem man dem Begriff eine physiologische oder eine rein mor- phologische Bedeutung zu Grunde lest. Vom physiologischen Standpunkt aus versteht man unter Kelch die Umwandung der Leibeshöhle, oder schärfer ausgedrückt der centralen Weichtheile des Thieres. Vom morphologischen Standpunkt aus wird nament- lich in der Paläontologie oft der Theil des Thieres als Kelch be- zeichnet, dessen Stücke zu einem Ganzen mit einander verschmol- zen sind. ganz gleich, ob innerhalb desselben die centralen Weich- theile des Thieres Platz haben oder nicht. Beide Bedeutungen treffen zusammen und geben dadurch dem Begriff „Kelch“ eine unzweideutige Begrenzung nur bei denjenigen Crinoiden, bei welchen die centralen Weichtheile ganz von einer festen Kapsel umschlossen werden, also z. B. bei Formen wie Actinoerinus, Platyerinus, Oyathocrinus, Crotaloerinus, Hyocrinus, Saccocoma. Der Begriff Kelch geräth hingegen sofort in’s Schwan- ken, wenn man ihn auf diejenigen Formen ausdehnt, bei welchen die Arme sich allmählich vom dorsalen Pole aus losgliedern, und die centralen Weichtheile von den unteren Theilen der beweg- lichen Arme umschlossen werden. Dies ist der Fall z. B. bei den Eneriniden, Pentacriniden, Apiocriniden, Eugeniacriniden, ferner Ichthyoerinus, Taxoerinus und verwandten Formen, also mit Aus- schluss einiger verkannter Formen bei den Artziculata Jon. MÜL- LER S sowohl wie bei den Articulata WACHSMUTH U. SPRINGER’S. Bei allen diesen Formen kann man der Bezeichnung Kelch nur dann eine bestimmte Bedeutung geben. wenn man nur die un- teren mit einander verschmolzenen Stücke als Kelch bezeichnet. Vom physiologischen Standpunkt aus markirt sich hier der Kelch äusserlich nicht als ein bestimmt abgegrenzter Theil des Crinoids. Da man also in dem letztgenannten Falle das Wort Kelch nur in anderem, weit unbestimmterem Sinne brauchen kann als im ersten Falle, so erscheint die Anwendung dieses Wortes bei der letzt- genannten Gruppe überhaupt unstatthaft. Man müsste wenigstens zwischen einem „festen“ und einem „beweglichen“ Kelch unter- scheiden, aber die Anwendung des Wortes auf andere Begriffe führt zu Missverständnissen, während die Anwendung verschie- dener Bezeichnungen für verschiedene Begriffe schon an sich klärt und die Diagnosen vereinfacht. Ich werde, bis ein besserer Ausdruck gefunden ist, die unteren unbeweglich verbundenen Kelchtheile articulater Crinoiden als „Patina“ bezeichnen, die Zeitschr. d, D. geol. Ges. XLIII. 3. 38 Zt 14 Bezeichnung „Kelch“ dagegen nur im physiologischen Sinne als Umwandung der centralen Weichtheile verwenden. Ebenso habe ich aus später zu erörternden Gründen die Bezeichnung Radialia für die radial gelegenen Stücke articeulater Crinoiden verlassen und durch die alte Bezeichnung Costalia ersetzt (vergl. p. 582). Während bei vielen Poteriocriniden, bei Encriniden, Penta- criniden, Comatuliden und Millerieriniden die Patina aus einer grösseren oft wechselnden Zahl von basalen und radialen Tafel- kränzen, mindestens aber einem radialen und einem basalen Kranz gebildet wird, besteht sie bei den Eugeniacriniden ohne Ausnahme nur aus einem einzigen und zwar radialen Tafelkranz. Wie bereits in der Familien-Diagnose hervorgehoben wurde, liegt hierin das wesentlichste Merkmal der. Eugeniacriniden, welches sie nicht nur von den oben genannten verwandten Familien, son- dern von allen CGrinoiden überhaupt unterscheidet. Der radiale Tafelkranz besteht aus 5, ausnahmsweise nur aus 4 Stücken, die ich also als Costalia prima bezeichne, deren Form sehr varürt und dadurch die wichtigsten Merkmale für die verschiedenen Gattungsdiagnosen liefert. Die allgemeine Gestalt der Patina ist ziemlich einförmig. Als Typus könnte ein unten abgestumpfter Kreisel gelten, wie ihn z. B. Tafel XLI, Figur 3b bei Eugentaerinus zeigt. Diese Form erfährt dadurch Abän- derungen, dass sich 5 Längskanten oder 5 Längsfurchen aus- bilden, ferner dadurch, dass die Seiten des Kreisels sich nach aussen oder nach innen wölben; dadurch entstehen entweder ku- gelige Formen, wie Taf. XXXVI, Fig. 1b bei Seleroerinus, oder schirmförmige Typen, wie v. QuEnstepr sie z. B. bei Kugenra- crinus caryophyllatus nennt (verel. Taf. XL, Fig. 1a). Sehr be- trächtlich variirt die Höhe. Während dieselbe wie z. B. bei Sele- rocrinus (Taf. XXXVUH, Fig. 4b) sehr gering sein kann, wird sie bei Zetanoerinus aberrans DE Lor. sp. ausserordentlich beträcht- lich (vergl. die Textfigur 15. p. 629). Von dieser Ausnahme ab- gesehen, sind die die Patina zusammensetzenden Costalia im ein- fachsten Fall keilförmige Stücke, welche mit den Schärfen zusammen- laufen, an ihrer Aussenseite gerundet sind und oben die Gelenk- fläche für die Arme tragen. Seitlich sind die Stücke so fest mit einander verbunden, dass man oft die Nähte äusserlich nicht mehr verfoigen kann. v. QUENSTEDT erwähnt nur ein Exemplar, wel- ches nach den Nahtflächen zerfallen war. An einem zweiten, von Herrn Beyrıcn präparirten Exemplar, an welchem die Stücke ebenfalls auf der Nahtfläche entzwei gesprungen sind, sieht man die letztere von unregelmässig verlaufenden Runzeln bedeckt, welche zeigen, auf welchem Wege die innige Verwachsung zu Stande kam. 575 Die oberen Gelenkflächen der Costalia I sind bei den ein- zelnen Gattungen sehr verschieden und bilden gute systematische Gattungsmerkmale. Sie nebmen die ganze Breite der Costalia ein bei Seleroerinus (Taf. XXXVL, Fig. 3b; Taf. XXXIX, Fig. 1b), sie sind etwas schmäler bei Cyrtiocrinus (Taf. XXXIV, Fig. 1 und 9; Taf. XXXV, Fig. 1. 2a, 3b), sie sind zwischen inter- radiale Vorsprünge eingekeilt bei Gymnocrinus (Taf. XLII, Fig. 1b und d),. Eugentacrinus (Taf. XL, Fig. 1a: Taf. XLI, Fig. 1b, 2b, 3b, 4b, 5b. 6b) und Phyllocrinus (Taf. XL, Fig. 2b, 3b, 3e, 4b, 5b). Im Uebrigen hängt die Grösse der Gelenkflächen ab von der oberen Aushöhlung der Patina, die bei den verschiedenen Gattungen sehr variirt. Die Neigung der Ge- lenkflächen unterliegt bei den Gattungen, aber auch bei den ein- zelnen Arten in Folge des unregelmässigen Wachsthums beträcht- lichen Schwankungen; flach geneigt sind sie namentlich bei Scle- rocrinus (Taf. XXXVU, Fig. 4b; Taf. XXXIX, Fig. 1b) und Phyliocrinus (Taf. XLI, Fig. 5b, 4b. 5b), steil gestellt bei @y- mnocrinus (Taf. XLIII, Fig. 1d); sehr wechselnd in dieser Hin- sicht bei dem schief wachsenden Cyrtocrinus. Selten erscheinen die Gelenkflächen eben wie bei Seleroerinus (Taf. XXXVL, Fig. 3b; Taf. XXXIX. Fig. 1b), meist sind sie durch Gruben und Leisten stark modellirt. Dies hängt ab von der Ausbildung der einzelnen Elemente der Gelenkflächen. Diese sind ein „Quer- ritt“, auf welchem das nächstfolgende Glied balaneirt und von dem aus nach aussen und innen die Gelenkfläche abfällt. Auf dem Querrifi tritt der Axjialkanal in das nächste Armglied ein. In der nach aussen abgeschrägten Fläche liegt die Grube zum Ansatz des Ligamentes, welches stets bestrebt ist, die äusseren Gelenkflächen auf einander folgender Glieder zu nähern und da- durch den Arm aufzurollen, während innerhalb der Querriffes paarige Gruben zum Ansatz der Muskeln liegen, deren Gontraction die nach innen abgeschrägten Flächen zusammenzieht und da- durch die Armglieder einrollt (vergl. die Textfiguren 3 u. 4, p. 583 u. 584) Einen bemerkbaren Einfluss auf die Form der Patina hat von diesen nur die verschiedene Ausbildung der Muskel- sruben. Dieselben sind ausserordentlich klein, fast punktförmig bei Selerocrinus (Taf XXXVI, Fig. 3b, 6b; Taf. XXXIX, Fig. 1b), normal entwickelt bei Cyrtocrinus und Phyllocrinus, flach ver- breitert mit nierenförmigen Eindrücken bei Gymnoerinus (Taf. XLHI, Fig. 1c), aufallend in die Breite gezogen bei Zugenaa- erinus (Taf. XL, Fig. 5, la; Taf. XLL Fig. 3b, 4b, 6b). Bei letztgenannter Gattung liegen über den Muskelgruben ähnlich ge- formte Gelenkgruben. welche den übrigen Gattungen fehlen. Die Unterseite der Patina ist entweder eben angeschnitten 33* 576 wie bei Kugeninerinus (Taf. XLI, Fig. 3b, 2e. 4d; Taf. XL, Fig. 6), oder eng ausgebohrt wie bei Phyllocerinus (Taf. XL, Fig. 1, 4e), oder breit ausgehöhlt wie bei Seleroerinus (Taf. XXXVI, Fig. 7b; Taf. XXXIX, Fig. 1d) und namentlich bei Gymmocrinus (Taf. XLIN, Fig. 2b). Bei Oyrtoerimıs und Ho- lopus ist die Patina unten verwachsen mit dem Stiel bezw. der Wurzel; bei Cyrtocrinus sieht man bisweilen noch die Nähte der Verwachsung (Taf. XXXVI, Fig. lc). bei Aolopus sind solche auch bei jungen Exemplaren nicht mehr nachweisbar. Auch die obere Aushöhlung der Patina zur Aufnahme der centralen Weichtheile ist sehr verschieden bei den Gattungen. Sehr eng und flach ist sie bei Sclerocrinus (Taf. XXXVIL Fig. 3b, 5b, 6b, Te; Taf. XXXIX, Fig. 1b), sehr weit und tief bei Zo- lopus; die übrigen Gattungen stehen hierin etwa in der Mitte zwischen diesen Gegensätzen. Infolge dessen hat z. B. bei Sele- rocrinus die Patina an der seitlichen Umgrenzung der Leibes- höhle fast gar keinen Antheil, während sie dieselbe bei Holopus vanz allein umschliesst. In letzterer Eigenthümlichkeit stimmen alle genauer gekannten angewachsenen Crinoiden überein, und dieselbe erklärt sich, wie ich glaube, daraus, dass ein am Boden festgewachsener Kelch zu seinem Schutze nur wenig Kalk an seiner Unterseite abzuscheiden braucht. Geschieht dies aber, so sinkt die Leibeshöhle tiefer in die Patina hinab und wird schliess- lich ganz von dieser umwandet. Unter diesen Gesichtspunkten erscheint dann jene eigenthümliche Lage der Leibeshöhle in die- sem Falle als eine zufällige Anpassungserscheinung die für die Systematik nicht erheblich in's Gewicht fällt. Die Trennungsnähte der einzelnen Üostalien gegen einander sind bisweilen durch tiefe Furchen kenntlich gemacht, namentlich bei Kugeniaerinus (Taf. XLI, Fig. 4, 6) und Phyllocrinus (Taf. XLH, Fig. 2e, 3b, 4b, 5b). bisweilen nur als feine Linien an- gedeutet (Taf. XXXVI, Fig. 1c; Taf. XXXVIL, Fig. &b) und öfters ganz unsichtbar, besonders bei Cyrtocrınus (Taf. XXXIV, Fig. 9; Taf. XXXV, Fig. 2a). Sehr bemerkenswerth ist der Verlauf der Trennungsnähte bei Gymmoerenus Moussoni (vergl. die Besprechung dieser Gattung). Dieselben sind im unteren Theil der Patina nach rechts, im oberen Theil nach links ge- dreht. Die Umbiegung markirt sieh etwa in der halben Höhe der Patina sehr scharf (vergl. Taf. XLIII, Fig. 1d). Vergleicht man die citirte Abbildung mit der Figur 5c der gleichen Tafel, welche eine Patina von Solanoerinus darstellt. so sieht man, dass die Drehung etwa soviel beträgt als die Breite der überwachsenen Basalia bei Solanoerinus. Eine ganz analoge Drehung der Naht- flächen bildet Carpenter!) bei einem Querschnitt von Holopus Range ab. Wie weiter unten ausführlicher besprochen werden soll, ist diese ganz eigenartige Wachsthumserscheinung nur aus der Ueber- wachsung der Basalia durch die Radialia zu erklären. Die Basalia sind morphologisch nicht mehr vorhanden, wie dies auch v. QuUEN- STEDr durch die Spaltungsrichtungen nachwies?), wohl aber in ihrer ursprünglichen Lage nachweisbar durch den Verlauf der Axial-Kanäle. Die erste Beobachtung hierüber verdanken wir Beyricn, wel- cher im Jahre 1869 der in Heidelberg tagenden Deutschen Geo- logischen Gesellschaft verkieselte Exemplare von Eugemiacrinus caryophyllatus vorlegte und daran zeigte, dass 5 interradial stehende Kanäle durch Gabelung zu den 5 radial stehenden Ka- nälen der ersten Radialglieder hinführen, und dass sonach wie bei Pentacrinus und Apiocerinus im Innern der Kelche eine mit den Radialgliedern verwachsene Basis vorhanden war). In neuester Zeit hat F. A. Baruer?) auf Grund der verkie- selten Exemplare der Münchener Sammlung eine neue, mit Ab- bildungen versehene Beschreibung dieser Verhältnisse gegeben, in welcher er die Beobachtungen Beyrıcns und die Darstellung v. Zırter’s®) in allen Punkten bestätigt. Er erläutert ausserdem in anschaulicher Weise durch Text und Abbildungen die Unter- schiede, die Kugenraerinus gegenüber anderen lebenden Formen in diesem Punkte aufweist. Da das beste mir von Herrn Geheim- rath Beyricn zur Verfügung gestellte Exemplar von Zugenia- crinus in einem Punkte von der schematischen Darstellung ab- weicht, welche BArnHeEr, 1. c.. f. 5, auf Grund weniger gut erhaltener Exemplare versucht hat, so habe ich Tafel XL, Figur 7 eine erneute Darstellung dieser Verhältnisse gegeben auf Grund jenes Exemplares, welches den Verlauf der Axialkanäle ohne Reconstruction vollständig zeigt. Man sieht an demselben, dass sich der vom Stiel in den Kelch eintretende Axialkanal etwa ein Drittel über dem Boden der Patina in 5 interradiale Kanäle gabelt, welche sich bald theilen und dann zu 5 radialen Kanälen vereinigen, die in dem kleinen Axialloch auf der Mitte der Ge- lenkflächen austreten. Ein Ringkanal verbindet etwa in zwei !) Challenger Report. Crinoidea, t. 5, f. 4. 2?) 1. c., Asteriden und Encriniden etc., p. 398. ®) Diese Zeitschr., 1869, Bd. XXI, p. 835. *) The Basals of HEugeniaerinidae Quart. Journ. geol. Soc., Vol. XIV, part. 2, May 1889, p. 359. >) Handbuch der Paläontologie, I, p. 385. Or —] [0 #) Drittel der Höhe der Patina unmittelbar die radialen Kanäle, zwi- schen denen er in schwach abwärts gekrümmten Bögen verläuft. Diese Verhältnisse, welche also, wie gesagt, an dem Taf. XL, Fig. 7 abgebildeten Exemplar unmittelbar zu beobachten sind, zeigen demnach von der durch Barrer gegebenen Reconstruction einige nicht ganz unerhebliche Abweichungen. Erstens sind die relativen Maasse hinsichtlich der Vergabelung der Kanäle ziemlich verschieden. dann aber liegt der Ringkanal nicht ausserhalb der Radialkanäle und steht mit denselben vor deren Vereinigung durch 10 besondere Commissuren in Verbindung, sondern ver- bindet einfach und unmittelbar die bereits vereinigten Radialkanäle. wie dies bei Zinerinus, Millerierinus, Pentacrinus und Comatula beobachtet ist. Die Unterschiede, die sich hinsichtlich der rela- tiven Maasse ergeben, zeigen, dass die Unregelmässigkeit, welche im äusseren Wachsthum den Eugeniacriniden eigen ist, sich auch im Verlauf dieser inneren Organe geltend macht. Dieselbe er- scheint umsoweniger auffallend. wenn man sich vorstellt, dass jene bei allen Eugeniacriniden eingetretene ‚Ueberwucherung der Basalia durch die Radialıa sich in der ontogenetischen Entwick- lung jedes Individuums wiederholt haben muss. Wenn ferner hinsichtlich des Rinekanals, in dessen Verlauf sich unser Exemplar wesentlich von der Barner’schen Recon- struction unterscheidet, die letztere vollkommen correct ist — und dies möchte ich bei der Genauigkeit seiner Beobachtungen annehmen — so würde unser Exemplar auch in diesem Punkte von Wichtigkeit sein. Es würde zeigen, dass jener sehr auf- fällige Verlauf des Ringkanais nicht ohne Weiteres als Typus für Eugeniacriniden gelten kann, und dadurch würde dasselbe, die Richtigkeit jener abnormen Ausbildung vorausgesetzt. die Eugeniacriniden in diesem Punkte mit den verwandten Fami- lien, Eneriniden, Millerieriniden, Pentacriniden und Comatuliden, verbinden. Das übrige Material, welches mir von Eugeniacriniden vorlag. gestattete keine so vollständige Beobachtung des Verlaufs der Axialkanäle. Immerhin aber war bei den roth gefärbten Exem- plaren von Stramberg der Verlauf der Kanäle durch allmähliches Abschleifen nachweisbar, da in diese Kanäle gewöhnlich die färbende Lösung besser eingedrungen war als in die übrigen Ge- webe. In allen Fällen zeigte sich, unwesentliche Schwankungen der relativen Maasse abgerechnet, derselbe Verlauf wie bei Zuge- niaerinus caryophyllatus, den ich noch durch eine schema- tische Ansicht von oben (Taf. XL, Fig. 8) anschaulich zu machen versucht habe. b:. Die Arme. Die starre Individualisirung der Patina lässt über die Ab- erenzung der beweglichen Arme bei den Eugeniacriniden keinen Zweifel. Sie beginnen mit einer deutlich ausgeprägten Gelenkung am ersten Costale und sind also von diesem an beweglich. Bei dem lebenden ZHolopus sind sie zugleich auch vom ersten Costale an frei, da hier die centralen Weichtheile sich ganz in die Patina zurückgezogen haben. Bei den übrigen Gattungen der Eugenia- criniden war dies indess nicht der Fall, und man muss das Ver- halten von Holopus als eine durch die Anwachsung der Patina bedingte Ausnahme betrachten. Die Regel bei Eugeniacriniden war, dass die centralen Weichtheile auf der Patina auflagen und seitlich von den unteren Armgliedern umschlossen wurden. Es ist nun die Frage die, wie man die unteren Armglieder bezeichnet. Bei den Eugeniacriniden speciell hat es sich einge- bürgert, dass man nach der Jon. Mürrer’schen Terminologie die ersten drei radialen Stücke als Radialia I, II und III bezeichnet, und Brachialia die Glieder der 10 Arme nennt, die sich von den dritten axillaren Radialien abzweigen. Diese Bezeichnung ent- behrt aber der Consequenz gegenüber der bei anderen Orinoiden üblichen‘. Schurrtze°), und nach ihm viele Autoren, legte die Grenze zwischen den Radialia und Brachialia in die erste Ge- lenkung, durch welche letztere an den ersteren beweglich werden. ÜARPENTER hat ]. c. die Schwierigkeiten und die Inconsequenzen beleuchtet, welche sich bei Anwendung dieser Bezeichnungen er- geben, und deshalb eine neue, auf alle Crinoiden anzuwendende Terminologie vorgeschlagen, auf welche ich, soweit sie uns hier berührt, p. 582 zurückkomme. Die Schwierigkeit der ganzen Frage hat, glaube ich, auch hier darin ihren Grund, dass man bei der Verschiedenartigkeit der Organisation der Crinoiden dieselben Bezeichnungen auf ver- schiedene Begriffe anwendet und deshalb bei verschiedenen Grup- pen den Bezeichnungen eine verschiedene Bedeutung zu Grunde lest. Morphologisch versteht man unter „Arm“ den Theil eines Crinoids, der sich vom Kelch frei abgliedert; physiologisch die in radialer Richtung gelegenen beweglichen Theile der Krone. Beide Begriffe fallen entsprechend dem Begriff Kelch in einen zusammen nur bei den Formen, bei denen die Arme vom ersten Radiale an frei und beweglich sind, also z. B. bei !) Vergl. P.H. ÜARPENTER. Anatomical Nomenclature of Echino- derms. Ann and Mag. Nat. Hist., 1890, p. 11. 2) Monogr. d. Echinodermen d. Eifeler Kalkes, 1867, p. 117. 580 COyathoerinus, Grssoerinus, Crotaloerinus, Coccocrinus, Marsupites, Hyocrinus, Saccocoma u. a. Bei allen diesen setzt sich der freie Arm so scharf gegen die grosse Radialplatte des Kelches ab, dass man über die Bezeichnung Radialia und Brachialia nicht in Zweifel kommen kann. Hier ist ein natürlicher Gegensatz vor- handen, hier ist ein solcher auch in der Terminologie angebracht. Man nenne das Radiale R, die Armelieder Br, und will man letztere genauer analysiren. so nenne man dia Brachialia bis zur ersten Theilung Brachialia erster Ordnung und schreibe sie IBri — m, die von dort bis zur nächsten Theillung HBri—n U. 'S...W. Gauz anders liegt die Sache bei denjenigen Crinoiden. bei denen die Arme nicht von den ersten radial gelegenen Stücken an frei sind, sondern mit einer Reihe ihrer unteren Stücke an der Umgrenzung der Leibeshöhle theilnehmen. Die letztere ist dann ventral von einer beweglichen Kelchdecke bedeckt, welche sich an die allmählich frei werdenden Arme anlegt und zwischen ihnen und ihren Theilungen nach dem dorsalen Pol hinunter- greift. Die Plättchen. die sich hierbei zwischen die Arme ein- schieben, sind meist als Interradialia bezeichnet worden. Sie verleihen dadurch, dass sie nicht fest mit einander verbunden sind, auch dem dorsalen Kelchabschnitt eine gewisse Beweglich- keit. welche noch dadurch gesteigert werden kann, dass die radial gelegenen Stücke in gelenkige Verbindung mit einander treten. Indem nun an der grossen. vieltäfeligen Leibeshöhle die Arme all- mählich selbstständiger und zugleich nach dem dorsalen Pol zu kräf- tiger werden, zeigen sich zZ. B. alle Uebergänge von Formen wie Sagenoerinus expansus!) oder Forbesioerinus Wortheni zu For- men wie Tuxoerinus und Onychocrinus. Eine ganz analoge Dif- ferenzirung können wir von gewissen Poteriocriniden zu den jüngsten Articulaten Jorm. MÜüLLer’s verfolgen. Auch hier werden die Arme allmählich freier. die interradialen Plättchen treten vom dorsalen Kelchabschnitt zurück (Dadoertnus). indem die Arme nach dem dorsalen Pol zu kräftiger werden?). Ein analoges 1) Sagenocrin«s wird jetzt und jedenfalls mit Recht von WAcHSs- MUTH und SPRINGER zu ihren Articulata gestellt. Da die Bezeichnung Articulata bereits von JOH. MÜLLER für eine andere und, wie ich glaube, berechtigte Gruppe der Crinoiden verbraucht war, so schlage ich vor, die Articulata W.u. Sp. endgültig in Articulosa umzuändern. ?) Die geschilderte Differenzirung der Arme dürfte auch die Ur- sache der Reduction der Basalia sein, welche sowohl bei den Arti- culosa wie bei den Articulata resultirt. Vielleicht ist auch die kräf- tigere Kalkablagerung nach dem dorsalen Pol zu allein die Veran- lassung, dass bei den Artieulaten die Axialkanäle schon von den untersten Stücken am dorsalen Pol umschlossen werden. 581 Endelied wie Onyehoerinus bei den Articlosa bildet hier Pen- teerimus, oder noch besser, wegen der vollständigeren Reduction des ventralen Kelchskelettes, Antedon und Actenometra. Das Gemeinsame aller dieser Formen liegt darin, dass eine erössere Anzahl radial gelegener und unter sich beweglicher Stücke in jedem Antimer an der Umgrenzung der centralen Leibeshöhle theilnehmen. Die Radien können sich dabei öfters gabeln, ehe sie als Arme frei werden. Da zugleich eine scharfe Grenze, an welcher sich die Arme ganz von der Leibeshöhle frei machen, oder von welcher an sie beweglich sind, nicht existirt, so ist hier eine Unterscheidung von Radialia und Brachialia weder vom morphologischen. noch vom physiologischen Standpunkt aus con- sequent durchzuführen. Man hat auch versucht, von der ent- gegengesetzten Seite aus eine Unterscheidung von Radialien und Brachialien festzustellen. indem man. von den Armen ausgehend. diejenigen Stücke als Brachialia bezeichnen wollte, die Pinnulae tragen. Aber dieses an sich wichtige Merkmal wäre nur bei einem Theil der Crinoiden zu verwerthen, da die Artziculosa und die Cyathocriniden keine Pinnulae besitzen und solche auch z. B. an einem unteren Brachiale von PJolopus fehlen. Wenn wir also von diesem Merkmal absehen, so können wir entweder die Grenze zwischen Radialia und Brachialia in die erste Articulation oder in das Freiwerden der Arme legen. Während beide Merkmale bei einem Theil der ÜOrinoiden zusam- menfallen, ist jedes derselben bei dem anderen Theil der Cri- noiden vom systematischen Standpunkt aus inconsequent. Während man auf der einen Seite z. B. bei den Articulosa, bei denen die Beweglichkeit am Kelch tief hinabgreift, oft schon Stücke als Brachialia bezeichnen müsste, die nichts weniger als Armglieder sind. sondern lediglich zur Umgrenzung der Leibeshöhle dienen, und die Bezeichnung ändern muss, wenn man, wie z. B. bei Aptoerinus, findet, dass die erste Gelenkung tiefer liegt, als man vorher annahm, muss man auf der anderen Seite oft noch als Radialia Stücke bezeichnen. die äusserlich ganz den Eindruck von Armgliedern machen. wie z. B. bei Zazxoerinus oder Penta- crinus, weil sie an der Umgrenzung der Leibeshöhle theilnehmen. und hierzu würde bei fossilem Material meist jeder Maassstab fehlen !). Aus diesem Grunde halte ich die Anwendung des Wortes !) Ich erinnere hier nur daran, dass z. B. bei den lebenden Pen- tacriniden die ventrale Kelchdecke oft bis zur dritten, bei nahe ver- wandten Formen aber nur bis zur zweiten Gabelung der Arme reicht, und dass bei fossilen Pentacriniden nur in dem einzigen, von mir be- schrieberen Falle eine Entscheidung hierüber getroffen werden konnte. Cr cn IND Radialia und Brachialia hier für wunrichtig und schlage vor, in allen Fällen, wo die radial gelegenen Stücke nicht plötzlich zu Brachialien werden, für alle radial gelegenen Stücke die Bezeich- nung „Costalia* anzuwenden, welche zuerst von MırLEr im gleichen Sinne, wenn auch nicht in der gleichen Ausdehnung, gebraucht wurde. In Consequenz dieser Ter- Figur 2. minologie würde man die Costalia über der ersten Thei- lung zweckmässig als „Di- eostalia“, die nach der zwei- ten Theilung als „Tricosta- lia* etc. bezeichnen können. Auch für die zwischen ihnen (interradial und interbrachial) gelegenen Täfelchen würden sich sehr einfache Benen- nungen wie Intercostalia. In- terdicostalia u. Ss. w. erge- ben. In Textfigur 2 ist diese Bezeichnung für einen beson- ders reich gegliederten Kelch- typus durchgeführt und mit abgekürzten Zeichen, wie C — Oostale, DC = Dicostale, TC = Tricostale, TtC =Te- tracostale, JÜ = Intercostale, JDC —= Interdicostale, JTC — Intertricostale, versehen. Ich glaube, dass diese Be- Forbesierinus. zeichnung viel einfacher und für jeden der Sache ferner Stehenden leichter zu merken ist, als die verschieden gebildeten Bezeichnungen der gieichen Theile bei P. H. CARPENTER, als Ra- dialia. Distichalia, Palmaria etc. Dieselbe hat schliesslich auch den Vortheil, dass sie niemals inconsequent modifieirt oder ge- ändert zu werden braucht, z. B. wenn ein Crinoid wie Zudese- crinus und Thaumatcerinus überhaupt nur 5 Arme hat, oder wenn sich durch genauere Untersuchung ereiebt, dass die erste Gelenkung bereits bei einem tieferen Radialgliede stattfindet, als man vorher annalım. - Kehren wir nach diesen Betrachtungen zu den Holopocri- niden zurück, so würden wir die bisher als Radialia bezeichneten > } 85 Stücke Costalia zu nennen haben. Ueber die zur Patina ver- schmolzenen Costalia prima ist schon p. 573 bis 578 gesprochen, wir würden uns nun den beweglichen Armen zuzuwenden haben. An denselben lassen sich zwei Theile unterscheiden, ein un- terer Theil, der unterhalb der Gelenke für die 10 Arme liegt - und in der Fünfzahl entwickelt ist, und ein oberer Theil, die 10 Arme selbst. Auf die Verschiedenheit der Arme eines Indi- viduums unter einander gehe ich später ein. Wenden wir uns zunächst den unteren Theilen der Arme zu. Dieselben sitzen in der Fünfzahl den fünf Gelenkfiächen der Patina auf. nehmen an der Umgrenzung der Leibeshöhle Theil, tragen aber keine Pin- nulae und bestehen aus zwei Stücken, den Costalia II und II, welche mit einander durch Syzygie verbunden oder fest zu einem Stück verschmolzen sind. Letzteres bezw. das obere ist axillar, d. h. es trägt zwei Gelenkflächen, auf denen die 10 freien Arme articuliren. Diese sind ungetheilt und bestehen aus einzeilig geordneten Gliedern, welche Pinnulae tragen. Die Pinnulae sind einreihig gegliedert, kurz und an den Armgliedern alternirend rechts und links gestellt. Betrachten wir nun die einzelnen Theile etwas genauer. Die Gelenkflächen an der Patina, die zugleich als Typen aller Gelenkflächen bei den verschiedenen Gattungen gelten kön- nen, zeigen innerhalb der Familie sehr erhebliche und constante Verschiedenheiten. denen deshalb ein bedeutender systematischer Werth zukommt. Der allgemeine Bau ist durch beistehende Zeich- 5 Figur 3. Er Schematische Ansicht einer Gelenkfläche. tr = Tentakelrinnee a = Axialkanal. mg = Muskel- gruben. qr = Quermifi!). lg = Ligamentgrube. lf = Ligamentfläche. !) In der Figur versehentlich mit gr bezeichnet. nung schematisch veranschaulicht. Vom Innern des Kelches, also ventral. schneidet eine radial oder ambulacral verlaufende Rinne, die Tentakelrinne (tr), in die Gelenkfläche ein. In ihr liegen beim lebenden Thier die kieinen Tentakeln. deren Wimperbewe- gung dem Munde Nahrung von den Armen aus zuführt. Neben ihr liegt jederseits eine Muskelerube (mg). worin die den Arm - einrollenden Muskeln inseriren. Ausserhalb in der Verlängerung der Tentakelrinne liegt etwa in der Mitte der Gelenkfläche die Oeffnung für den Durchtritt des Axialkanals (a). Vor dieser Oeffnung läuft ein Querriff (qr) quer über die Gelenkfläche und theilt von dieser eine äussere, kreissegmentförmige Fläche ab, in deren Mitte die quer verlängerte Ligamentgrube (lg) liest, worin sich das den Arm aufrollende Ligament anheftet. Die ganze segmentförmige Fläche möge als Ligamentfläche (lf) be- zeichnet sein. In beistehender Textfigur 4 ist die Gelenkverbindung zweier Glieder schematisch im Querschnitt gezeichnet, um die Figur 4. AL Schematischer Längsschnitt durch die Gelenk- und Syzygial- verbindung der Costalia I, II und IH. ac — der die Glieder senkrecht durchziehende Axial- kanal. mw = ventrale Muskel zur Einrollung. mg = Muskelgruben. 7 — das die Arme aufrollende Liga- ment. /g = die Ligamentgruben. If = die Ligameut- Hlächen. gr = das Querrif. sz—sz —= die Syzygial- fläche. (Die Zeichnung ist insofern schematisch, als die paarig ent- wickelten Muskeln, », in die Mittelebene gezeichnet wurden.) BIRTHTERREN STIRAT UN, w ° 585 Tiefe der Sculpturen und deren Zweck zu veranschaulichen. Am Querriff liegen die Stücke auf einander auf. Das äussere Liga- ment ist immer bestrebt, die Ligamentflächen einander zu nähern und dadurch den Arm aufzurollen, während die Oontraction des inneren Muskels jener Tendenz entgegenwirkt und die Glieder auf der Innenseite einander nähern kann. Durch die gleiche Funetion der Muskeln aller Glieder wird der Arm eingerollt. Die durch sz bezeichnete Linie deutet eine Syzygie an, durch welche z. B. bei articulaten Crinoiden der Regel nach das zweite und dritte Gostale mit einander verbunden ist. Im einer Syzyeialfläche finden sich weder Muskeln noch Ligamente bezw. deren Gruben, sondern nur das kleine Loch zum Durchtritt des Axialstranges. Zwei durch Syzygie verbundene Stücke sind daher gegen einander unbeweglich und können, was in den verschie- densten Familien vorkommt. leicht mit einander verschmelzen. Bei vielen Holopocriniden tritt eine solche Verschmelzung zwi- schen dem zweiten und dritten Costale ein, sodass beide in aus- gewachsenem Zustande nur ein Stück darstellen, welches axillär ist und daher zweckmässig, statt der langen Bezeichnung ver- schmolzenes „zweites und drittes Costale*. Axillare genannt werden kann. zumal es bei Holopocriniden in jedem Arm nur ein solches Stück giebt, die Bezeichnung also in dieser Familie ganz un- zweideutig ist. Das zweite und das dritte Costale finden sich bei Holopocri- niden noch getrennt bei Zugeniacrinus und Gymnoerenus'), mit deutlicher Naht noch bisweilen bei Cyrtocrinus und vorübergehend bei jungen Entwicklungsstadien von Holopus Range. In jedem Falle aber — mag die Verschmelzung eingetreten sein oder nicht — finden sich an der Unterseite beider Stücke eine, an der Oberseite zwei Gelenkflächen, und sonst keine. Eine Gelenkung zwischen dem zweiten und dritten Costale ist bei Holopocriniden ausgeschlossen. Ich betone dies deshalb, weil pe Lorior und P. H. CArPEnTER die Gattung Zudesterinus De LoR. zu ihren Holopiden rechnen und auf die bei dieser Gattung beschriebene Gelenkung zwischen dem zweiten und dritten Costale Werth legen. Es soll später ausführlicher nachgewiesen werden, dass Eudesterinus aus verschiedenen ausschlaggebenden Gründen nicht zu unserer Familie gerechnet werden darf. Ein isolirtes Costale II habe ich p. 644 von Kugeniacrinus '!) Wahrscheinlich auch bei Phylloerinus; leider kennen wir dessen Arme nicht, die vielleicht im äusseren Aussehen nicht unbeträchtlich von denen der anderen Gattungen abweichen. 586 abgebildet und dort eingehender besprochen. Es ist bei der ge- nannten Gattung ein niedriges, leistenförmiges Stück, welches in die tiefen Gelenke der Patina eingekeilt ist. Ausser der selbst- verständlichen Tentakelrinne besitzt dieses Costale II bei Zuge- niacerinus zwei über den Muskelgruben stehende Gelenkzapfen, welche in den Jlänglichen Gelenkgruben articuliren, die sich an den Gelenkflächen der Patina über den Muskelgruben befinden (Taf. XL, Fig. 5; Taf. XLI). Bei den anderen Gattungen fehlen diese Gelenkgruben, und zeigt dann das Costale II infolge dessen an seiner Innenseite nur die Tentakelrinne, welche in das Costale III fortsetzt und sich dort etwa in der mittleren Höhe gabelt, um nach den zwei Dicostalien zu verlaufen. Bei Zuge- niaertnus blieb jedenfalls das zweite Costale immer selbstständig, wenigstens zeigen alle Costalia III unten eine Syzygial- und keine Gelenkfläche (Taf. XL, Fig. 5d). Das Gleiche gilt höchst wahr- scheinlich auch von Gymmnoerinus, wie ich bei Besprechung dieser Gattung nachzuweisen versucht habe. Die Costalia III bezw. die aus der Verschmelzung der Costalia II und IlI hervorgegangenen Axillaria ver- dienen ein ganz besonderes Interesse, da sie nicht nur für die einzelnen Familien sehr charakteristisch sind, sondern überhaupt die grösste Mannichfaltigkeit der Form unter allen CGrinoiden aufweisen. Den einfachsten und durchaus normalen Typus zeigt Uyrto- crinus nutans besonders dann, wenn die beiden Costalia noch ge- trennt sind, wie an dem Tafel XXXIV, Figur 2 abgebildeten Stück. Ein solches Axillare unterscheidet sich in keinem wesentlichen Punkte von den entsprechenden Stücken bei Pentacriniden, Co- matuliden, Apiocriniden und Encriniden. Der Bau ist durchaus regelmässig, die Seitenflügel sind nicht nach innen verlängert, die Aussenseite ist nicht verdickt, wie die Seitenansicht (Taf. XXXIV, Fig. 2c) zeigt. Die ventrale Furche gabelt sich etwa in der Mitte der Höhe; etwa unter rechtem Winkel verlaufen die Aeste nach den beiden Gelenkflächen, welche unter stumpfem Winkel zusammenstossen und also schräg gegen die Längsaxe nach den Seiten abfallen. Diese oberen Gelenkflächen sind gross und entsprechen vollständig denen der Patina.. Durch die Ga- belung der Furche und die schräge Abdachung der oberen Ge- lenkflächen entsteht oben auf der Innenseite der Stücke ein vier- eckiges Kissen von mässiger Grösse (Taf. XXXIV, Fig. 2b, 5b, 4b), welches sich auch bei den aus der Verschmelzung der zwei- ten und dritten Costalia hervorgegangenen Axillarien in gleicher Form wiederfindet. Das Tafel XXXIV, Figur 3 abgebildete Exem- plar zeigt schon beide Costalia innig zu einem Axillare ver- IF te en OR -] schmolzen. welches aber sonst noch regelmässig gebaut ist. Figur 4 derselben Tafel zeigt die unsymmetrische Verlängerung des einen Flügels nach der Seite. Aehnlichen Charakter tragen verschmolzene Axillaria von Seleroerinus (Taf. NXXVI, Fie. 1); dieselben bilden aber inso- fern ein Extrem, als sie ausserordentlich niedrig sind, niedriger fast als sonst bei anderen Crinoiden das dritte Costale für sich allein zu sein pflest. Eine ganz aussergewöhnliche Form erhalten die Costalia III bei Kngeniacrinus m. dadurch, dass sich das durch die Gabelung der Furche entstehende Kissen, wie wir es bei Cyrtocrinus fan- den, hier zu einen riesigen Zapfen nach oben verlängert. Das Vorhandensein dieses Zapfens ist für Kugemaerinus m., die beson- dere Form desselben für die Arten Figur 5. dieser Gattung charakteristisch. In C Textfigur 5 habe ich einige Üo- pien!) des Costale III von Bargenea- crinus Dumortieri P. pe Lior. gege- ben. Figur 5a u. b zeigen dasselbe Stück von aussen und von der Seite, ce ein anderes Fragment vergrössert von innen. Der Zapfen besteht hier in einem einfachen, nach oben bezw. aussen gerichteten Stachel. Die Stel- lung der Gelenkflächen in Figur 5e beweist, dass der Stachel nach aussen gerichtet war, da sonst die auf den (elenkflächen stehenden Arme keinen Platz gehabt hätten (vergl. p. 642). Wenn auch in allen wesentlichen Punkten gleich gebaut, unterscheiden sich die Costalia III des Zugeniaerr- Eugemiaerinus Dumortieri us caryophyllatus von den genannten c L or nicht unerheblich durch die bizarre one ch a) Form des Zapfens. Derselbe breitet 1 nen (ce). — (Copie nach Sich hier seitlich aus und verdickt DE LORIOL.) sich dabei zugleich zu einem media- nen kielartigen Vorsprung auf der 5) a b Innenseite (vergl. Taf. XL, Fig. 3 u. 4). Die Form des Zapfens ist übrigens sehr unregelmässig; von dem normalen hier darge- stellten Typus finden sich sehr mannichfache Abänderungen ?). Baur LoRIoL., Kal. frane.,.XT, 1, t.;14,,f.7,u, 9, 2) Verel. v. QUENSTEDT. 1. c., Asteriden u, Encriniden ete., t. 105, a 7. — PP. DE Lorior. 1 e, t. 18, £'9,10. 588 Dass das ganze auch histologisch ein einheitliches Stück vorstellt, hat v. QuUENSTEDT durch seine Spaltbarkeit nachgewiesen. Bricht man den oberen Zapfen ab, so sieht ein solches Axillare ganz normal aus. da es ja auch sonst alle Verhältnisse normal zeigt. Dass GorLpruss diese Stücke als Pentaerinites paradoxus be- schrieb und für dorsale Kelchtheile hielt, wurde schon früher bemerkt. Er stellte 5 Stücke mit den Zapfen nach unten ge- richtet zusammen. v. QUENSTEDT erkannte, dass man es mit Axillarien von Kugenriacrinus caryophyllatus zu tlıun habe, und drehte die Gorpruss’sche Abbildung um, so dass die Zapfen über dem Kelch eine geschlossene Pyramide bilden sollten. Die un- regelmässigen Leisten und Furchen an den Seiten bestimmten ihn zu der Annahme, dass die Stücke so eng an einander stan- den. Ich habe p. 641 versucht, das Irrthümliche dieser Auffas- sung und der darauf gegründeten Reconstruction nachzuweisen. Die in Rede stehenden Axillaria waren unzweifelhaft so weit nach aussen gewendet, dass die 10 Arme zwischen den Zapfen Platz zum Einrollen hatten. und dass sich die benachbarten Arme je zweier Axillaria nicht gegenseitig in ihren Bewegungen hin- derten (vergl. Textf. 22. p. 642). Im übrigen waren die Axillaria selbst beweglich und jedenfalls bei den verschiedenen Individuen und Arten sehr verschieden weit nach aussen drehbar. Während man bisher den an Zugeniacrinus geschilderten Typus eines Axillare bezw. Costale II als das Abnormste im Bau der Eugeniacriniden betrachtete. glaube ich auf Grund der p. 634 ausführlich besprochenen Gründe, obigem Typus einen noch aber- ranteren an die Seite stellen zu können. Die 1. e. besprochenen Stücke. die von pr Lorıor unter dem Namen Gymmnoerinus Moescht als Kelche beschrieben wurden, lassen sich nur als axil- lare Costalia III deuten und passen allen Eigenthümlichkeiten nach sehr gut zu den stets mit ihnen gefundenen Patinen des Sceleroerinus (Kugentacr.) Moussoni. Ob sie bei dieser Art und Gat- tung regelmässig so geformt waren, ist noch nicht erwiesen. aber hier auch irrelevant. Ihre Eigenthümlichkeit besteht darin, dass nicht wie bei Eugentaerinus der obere Theil nach oben aus- wächst, sondern die seitlichen Flügel sich ventral so verlängern, dass sie nach innen verschmelzen und die ambulacrale Tentakel- rinne ganz umwachsen. Ihre besondere Form zwingt zu der An- nahme, dass diese Costalia III sich hier fast rechtwinklig vom Kelch abbogen, eine Annahme, für die auch die sehr schiefe Neigung den Gelenkflächen der Patina spricht (vergl. Taf. XLIH, Fig. 1d). Diese Costalia Hi sind fast noch abweichender und merkwürdiger geformt als die von Kugeniacrinus; für beide aber findet sich kein Analogon bei irgend einem anderen Crinoid. Sakare ie N ae DAFT - Tan Blei: 4 589 Dieselben sind deshalb für die vergleichende Morphologie der Crinoiden überhaupt von höchstem Interesse. Die Axillaria von Holopus schliessen sich ihrer Form nach sehr eng an CUyrtocrinus und namentlich an eine jüngere Form, wie Oyrtocrinus Thersites, an. In der Jugend ist das Costale II und III noch scharf getrennt (vergl. p. 596 Textfig. 11); später verschmelzen sie, so aber, dass man die Nähte bisweilen noch deutlich erkennen kann; im ausgewachsenen Zustande ist keine Spur einer Naht mehr sichtbar‘), wie die beistehende Abbildung zeigt, welche ein Axillare mit einem aufsitzenden untersten Dicostale von aussen darstellt. Der einzige Un- terschied desselben gegenüber dem Tafel XXXV, Figur 4 abgebildeten Stück von Cyrtocrınus Thersites besteht in der Granulation der. Aussenseite, welche aber ebenso wie die feineren Details der Ge- lenkfächen bei ©. Thersites abge- rieben sein können, zumal der Tafel XXXIV, Figur 8c abgebildete Axillare mit aufsitzendem lin- Arm an seiner Aussenseite derar- ken Dicostale 1 von Holopus. tige Granulationen aufweist. (Copie nach P. H. CARPENTER.) Die die 10 Arme zusammensetzen- den Dicostalia sind echte Armglieder; sie nehmen nicht an der Umgrenzung der Leibeshöhle Theil und tragen alternirend Pinnulae. Es sind hohe, würfelförmige Stücke mit einer tiefen Innenfurche. Sie sind zwar einzeilig angeordnet, aber doch namentlich die grossen unteren keilförmig abgeschrägt, so dass bisweilen ein Stück die zwei ihm benachbarten nicht vollständig trennt. Die Arme sind so vollkommen einrollbar wie vielleicht bei keinem auderen Crinoiden. Dies ist aus der um- stehenden Abbildung eines Armes von Holopıs ersichtlich, bei welchem an den unteren Dicostalien die Pinnulae entfernt sind, um zu zeigen, wie sich das eingerollte Ende des Armes in die breite Innenfurche der unteren Stücke lest. Da uns in dieser Hinsicht Cyrtoerinus dieselben Verhältnisse zeigt (vergl. Taf. XXXIV, Fig. 5—8), so werden wir die besprochene Entwicklung zum Typus der Familie machen können. wenn auch z. B. bei Seleroerinus das Einrollungsvermögen, bei Zugentaerinus und Phyllocrinus die Dicke der Arme in geringerem Maasse ausge- bildet sein mochten. Alle übrigen Kronentheile kennen wir nur ') P.H. CARPENTER. Challenger Report, Crinoidea p. 204, Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 3. 39 Ein Arm von Holopus Rangiü in seitlicher Ansicht, um die Einrollung des oberen Endes zu zeigen. (Copie nach P. H. CARPENTER.) von Holopus, und würde es ungerechtfertigt sein, die dort ge- machten Beobachtungen ohne weiteres zu verallgemeinern. Was die verschiedene Entwicklung der Arme eines Indivi- duums betrifft, so hat dieselbe dazu geführt, dass man bei Holopus Range ein Trivium der grösseren und Bivium der kleineren Arme unterscheidet. Wir werden p. 595 sehen. worin jene unsymme- trische Entwicklung der 5 Antimeren ihren Grund hat. Wir finden dieselbe nun bei allen festgewachsenen. Formen, z. B. bei Endesierinus, Cotylecrinus, Oyathidium, und können namentlich bei den Eugeniacriniden alle Stadien der schiefen Stellung des Kelches und der verschiedenen Entwicklung der Arme verfolgen, da letztere sich ohne weiteres aus der verschiedenen Grösse der Gelenkflächen der Patina ergiebt. Wie sich nun auch in anderen Familien, z. B. bei Eudesierinus'), die Schiefe sehr verschieden herausbildet, so dass sich z. B. nur ein Arm gegenüber allen anderen mächtig entwickelt, finden wir auch z. B. bei Oyrioerinus hierin kein bestimmtes Gesetz. Bald sind zwei, bald drei Ge- lenke grösser als die übrigen. Nur eins ist immer constant, dass die grösseren Arme immer auch die höher stehenden sind. Dass sich nun bei Holopus Range! eine wichtige Gesetzmässig- '!) Vergl. P. DE LoRIoL. Pal. franc., Tome XI, t. 29, f. 1a, 3b, 591 keit ausgebildet haben sollte derart, dass immer nur die 3 oberen Arme grösser, die 2 unteren kleiner sind, ist a priori wenig wahrscheinlich. Man müsste annehmen, dass, wenn sich dieses Merkmal constant einstellt, es schon in der ontogenetischen Ent- wicklung prädestinirt wäre. Das ist aber durchaus unwahrschein- lich, da sich jedes Individuum erst nach dem Standort, den es sewoennen hat, seine Stellung und damit seine Armentwicklung einrichten muss. Die oberen müssen immer die grösseren sein; ob aber je nach der Drehung der Patina gegen die Strömung zwei oder drei Arme oben sind und grösser werden, ist zunächst jeden- falls gleichgültig und wechselnd. Eine jedesmal der Prädesti- nation des Thieres entsprechende spätere Drehung der Patina oder des Stieles ist aber weder bei fossilen, noch bei recenten Formen beobachtet. Es erscheint mir deshalb schon vom theo- retischen Standpunkt aus richtig, nur obere grössere und untere kleinere Arme, nicht aber stets ein bevorzugtes Trivium und ein _ weniger entwickeltes Bivium unterscheiden zu wollen. Betrachten wir nun vom praktischen Standpunkt aus die bisher beobachteten Exemplare von Holopus, so sind zwar bei einigen Exemplaren zwei Arme etwas kleiner als die anderen, bei anderen aber kann man auch recht wohl drei Arme als die kleineren betrachten, und ein in die Augen springender Ge- gensatz zwischen einem Trivium und einem Bivium existirt in Wirklichkeit nicht. Bei der p. 596 copirten Jugendform zeigen die Antimeren, wie gesagt. noch keine verschiedene Differenzi- rung. Auf die Ursachen und die Art der schiefen Ausbildung komme ich bei Besprechung der Lebensweise zurück. es: Den» Stiel! Der Bau des Stieles der Eugeniacriniden unterliegt insofern grossen Schwankungen. als die Zahl der Stielglieder sehr variirt, indem die Tendenz dieser Riffbewohner dahin geht, eine möglichst feste Anheftung am Boden zu gewinnen. Unter diesen Umständen ist der Stiel zu einem ungegliederten Stück verkümmert bei Cyr- Zocrinus, noch mehr obliterirt bei Holopus speleccensts sp., ganz verschwunden z. B. bei Holopus Range. Wo er wohl entwickelt‘ ist. erscheint er ziemlich einförmig gebaut. Er besteht aus walzen- oder tonnenförmigen, kurz aus hohen, unregelmässig cylindrischen Gliedern, welche jedenfalls der Regel nach nur wenig zahlreich waren. Ihre Aussenseite ist bisweilen mit rauhen Körnchen ver- ziert, welche vereinzelt bei Zurgemaerinus zu finden sind (Taf. XL, Fig. 1a). Die Gelenkflächen der Stielglieder sind meist an der Peri- pherie unregelmässig gestrahlt. so bei Seleroerinus und Cyrto- erinus, oder gekörnelt bei Kugentaerinus. In der Regel sind 39* 592 sie eben, aber bisweilen ist ihre Mitte vertieft (Taf. XXXV, Fig. 2b) oder um den Nahrungskanal herum schwach erhoben (Taf. XLI, Fig. 2c). Dies aber wechselt nicht nur bei denselben Arten, sondern auch bei den beiden Seiten eines und desselben Stielgiiedes (Taf. XXXVI, Fig. 10). Der Nahrungskanal ist genau in der Mitte gelegen und von rundem Querschnitt. Die Wurzel besteht in den bisher beobachteten Fällen aus einem dicken, unförmlichen Stück, von welchem meist mehrere Stiele ausgehen. Freie Endigungen des Stieles, wie sie z. B. bei Encriniden, Millericriniden und Pentacriniden vorkommen, sind hier nie beobachtet und auch bei der Lebensweise dieser Thiere undenkbar. Die Reduction des Stieles, wie wir sie bei Üyrio- crinus finden, ist mit der normalen anderer Eugeniacriniden durch alle Uebergänge verbunden. Ebenso zeigt Holopus (Cya- thidium) spüeccensis SCHLÜT. sp. aus dem untersten Eocän in dieser Hinsicht einen Uebergang zu dem heute lebenden Folopus Range D ORB. 5. Die Mikrostructur. Der Umstand. dass die Stramberger Crinoiden - Reste fast durchgängig durch Eisenhydrat roth gefärbt sind, erleichtert deren histologische Untersuchung sehr. Da aber histologische Unter- suchungen bei Orinoiden erst in sehr geringer Zahl vorliegen, ist es zur Zeit noch nicht möglich, aus einzelnen Beobachtungen weitere Schlüsse zu ziehen. Ich beschränke mich daher hier, die bei Eugeniacriniden beobachteten Gewebe zu. veranschau- lichen und ihre Uebereinstimmung mit den bei Holopus Rangii beobachteten Structurverhältnissen zu constatiren. In Text- figur 8 ist das Gitterwerk dargestellt, welches in der Mitte der Kelche und Stielglieder sich zeigt. Es ist ausgezeichnet durch die Unregelmässigkeit seiner Maschen, welche darin ihren Grund hat, dass die einzelnen Stäbe des Gitterwerks nicht rechtwinklig auf einander stossen. Im übrigen sind die Elemente dieses Ge- webes genau dieselben wie bei dem die peripherischen Theile des Crinoids bildenden Gewebe. welches in Textfigur 9 dar- gestellt ist. Hier stossen alle Stäbe rechtwinklig wie die Axen eines Würfels auf einander. so dass die Maschen zwischen ihnen gleich gross und in regelmässigen Reihen geordnet sind. In beiden Bildern sind die grossen Räume die Maschen, während die kleinen Kreise den Querschnitt von Stäben bilden, die in der Richtung des Beschauers auf dem dargestellten Netzwerk stehen. Da sie bei dem letzteren Gewebe senkrecht stehen, so erscheinen ihre Querschnitte immer kreisrund, während sie bei dem ersteren Gewebe, wo die Stäbe meist schief auf einander stehen, oft \ 593 Figur 8. Peripherische Gitterstructur von Phyllocrinus Hoheneggeri. mehr oder weniger oval erscheinen. Der Bau war bei allen mir von Stramberg vorliegenden Gattungen derselbe, so dass ich zur Darstellung zwei beliebige Bilder herausgreifen konnte. Textfigur 8 stammt von einem Querschnitt eines Kelches von Sele- rocrinus strambergensts. Textfigur 9 von einem Längsschnitt eines Kelches von Phyllocrinus Hoheneggert. Die Uebereinstimmung mit den von CARPENTER, 1. c.. t. 5, f. 5 und 6, dargestellten Geweben von Holopus ist so vollständig. dass deren nähere Vergleichung überflüssig ist. Andere als die beiden hier dargestellten Gewebsformen kommen weder bei fos- silen Eugeniacriniden noch bei Holopus vor. Einen bemerkenswerthen, aber sonst analogen Bau wie die Patinae weisen die Stielglieder wenigstens von Seleroerinus auf, bei welchem ich von mehreren Exemplaren gute Dünnschliffe an- fertigen konnte. 594 6. Die Lebensweise. Ueber die Lebensweise der Holopocriniden liegen keine directen Beobachtungen vor: wir können nur aus der Art des Vorkommens der fossilen und recenten Formen und aus der Or- ganisation namentlich der letzteren einige Rückschlüsse auf die Biologie dieser Thiere herleiten. In betreff des bathymetrischen Vorkommens wurde bereits in einem früheren Kapitel (p. 567) darauf hingewiesen, dass sich die fossilen Eugeniacriniden in solchen Ablagerungen und in Gesellschaft solcher Formen finden. dass wir dieselben nicht als Tiefseeformen ansprechen dürfen, sondern sie geradezu als Riftbewohner betrachten können. Zu einem ähnlichen Resultat führt die Betrachtung der einzelnen Funde von Holopus Rangu. In der Uebersichtstabelle, welche HERBERT ÜARPENTER_(l. c., p. 155) über die bathymetrische Verbreitung aller Crinoiden un- terhalb 250 Faden gegeben hat. ist Zolopus überhaupt nicht erwähnt, während bekanntlich Gattungen wie Bathyerinus, Hyo- crinus und Antedon noch in einer Tiefe von 2000—3000 Faden leben. An einer anderen Stelle (l. e., p. 137) wird die Tiefe, in welcher Aolopus lebt. auf etwa 100 Faden angegeben. Holopus lebt sonach im Vergleich zu den übrigen Crinoiden in der ge- ringsten Tiefe und kann seinem bisherigen Vorkommen nach als ein typischer Seichtwasserbewohner gelten. In Betreff der Beweglichkeit der Arme hebt CARPENTER (l. c., p. 206) hervor, dass die starke Ausbildung der Muskeln und Liga- mente zwischen den Gelenkflächen auf ein sehr energisches Einrol- lungs-Vermögen hindeuten. Da wir bei den fossilen Formen die (Gruben zum Ansatz der betreffenden Muskeln und Ligamente in entsprechender Weise entwickelt sehen, so müssen wir die gleiche Beweglichkeit wie bei Holopus Rangii auch bei den fossilen Eugeniacriniden annehmen. Wenn wir indess in diesem Punkte einen Gegensatz anderen Crinoiden gegenüber erblicken, so dürfen wir doch nicht ausser Betracht lassen, dass die ausserordentliche Dicke der einzelnen Armglieder und der massige Bau der kurzen, wenig gegliederten Arme einen relativ grossen Aufwand von Muskulatur beansprucht. um die Arme überhaupt beweglich zu machen. Immerhin aber wird die Beweglichkeit der Arme eine grössere gewesen sein als bei anderen Crinoiden mit langen, viel- fach gegliederten Armen, um in der Strömung und bei der Kürze der Arme energische Bewegungen zu ermöglichen. Es wurde schon oben hervorgehoben (p. 591), dass die un- gleichartige Ausbildung der 5 Arme bezw. Antimeren augenschein- lich eine Anpassungserscheinung an die Lebensweise in strömen- dem Wasser ist. Jene Ungleichartigkeit der Ausbildung, die wir DT WOTPR 595 bei fossilen Eugeniacriniden aus der verschiedenen Grösse der 5 Gelenkflächen an der Patina und aus der schiefen Stellung der letzteren auf dem Stiel folgern können, hat bei Holopocriniden dazu geführt, dass bei erwachsenen Individuen stets die höher inserirten Arme bedeutend kräftiger entwickelt sind, als die tiefer inserirten. In ähnlicher Weise wie die Pflanze ihre Blüthen und Blätter dem Licht zuwendet, richtet das Thier seine animalen Organe nach der Seite, von welcher ihm die meiste Nahrung zu- geführt wird. Da ein unbeweglich angewachsenes Crinoid, wie namentlich Holopus Rangii, seine schiefe Stellung nicht nach- träglich verändern, d. h. sich nicht drehen kann, so muss ein solches Thier immer in einer gleich gerichteten Strömung gelebt haben. Dass die oberen Arme Figur 10. kräftiger entwickelt sind als 3 die unteren, ist selbstver- ständlich, da sie der Strö- mung stärker ausgesetzt sind (vergl. Textfig. 10). Aus die- sem Grunde wird bei allen unbeweglich festgewachsenen Kelchen ein unsymmetrisches Wachsthum der Antimeren re- sultiren. Eine systematische Bedeutung wird diesem Um- Schematische Darstellung des Ein- stande nicht zukommen kön- flusses der Strömungsrichtung nen, da er sich secundär und (9 —>) auf die Entwicklung ohne Beziehung zu der son- der Arme. stigen Organisation ausbildet. 7. Die ontogenetische Entwicklung. Ueber die ontogenetische Entwicklung der Mitglieder un- serer Familie liegen bisher nur die wenigen Beobachtungen vor, die an einigen jungen Exemplaren von Holopus Rang gemacht worden sind. So unvollständig und wenig bedeutungsvoll die- selben auch zunächst scheinen mochten, so kommt ihnen doch, wie ich glaube, schon insofern eine grosse Bedeutung zu, als sie zeigen, dass die bisher allein bekannte Entwicklung von Coma- fula nicht vollständig zum Typus der Ontogenie aller Örinoiden gemacht werden darf. Aus den mancherlei Verschiedenheiten, die die Entwicklung von Holopus gegenüber der von Comutula zeigt, können wir ersehen, welche Erscheinungen, welche Phasen der Entwicklung als palingenetische Vererbungserscheinungen und welche wahrscheinlich als cänogenetische Anpassungserscheinungen der Larve aufzufassen sind. 596 Vorläufig kennen wir allerdings nur einige wenige Punkte, die hierin von Wichtigheit sind. Das jüngste bisher bekannte Exemplar von Holopus Rangii ist neuerdings von ÜARPENTER genau abgebildet worden), nachdem Acassız bereits früher eine kurze Notiz darüber ge- geben hatte). Die neben- stehende Copie nach CAr- PENTER stellt eine Ansicht von oben dar und zeigt, dass das Exemplar aus einem flachen. ungeglie- derten Kranz, welcher un- regelmässig auf dem Bo- den ausgebreitet und an- geheftet ist, besteht. In- nerhalb dieses äusseren Ringes erhebt sich eine Zone von 5 sechseckigen Platten, über deren jeder eine dreieckige Platte liegt. Diese 5 dreieckigen j Platten füllen die Mitte Das jüngste bisher beobachtete Entwick- Kr ganz aus, und da auch Jungsstadium von Holopus Rangi D’ORB., °. ET a von oben gesehen. die sechseckigen Stücke seitlich fest an einander stossen, so stellt das Ganze eine flache, geschlossene Kapsel dar, aus welcher keinerlei andere Organe austreten. Das, was sich sonst an dem Stück erkennen lässt, sind die 5 interradialen Zapfen an dem äusseren Kranz, je eine Ligamentgrube unter der Mitte jedes sechseckigen Stückes und je eine Leiste, welche von dieser Ligamentgrube nach der Mitte verläuft. Ausserdem ist der Kranz unregelmässig mit Knötchen verziert, welche auf den inneren Stücken nur schwach angedeutet sind. Dieser noch ausserordentlich einfach gebaute Körper hat schon mehr Deutungen erfahren, als verschiedene Elemente an ihm vorhanden sind. Der äussere Kranz wurde von einigen Autoren für die Basis, von anderen für Basis und erster Radial- kranz gehalten, die sechsseitigen Stücke wurden von einigen für die Axillaria. von anderen für die zweiten Costalia (Radialia) aus- gegeben, und über die morphologische Bedentung der inneren drei- Figur 11. !) Challenger Report, Crinoidea, p. 204, t. 5, f. 9, 10. ”, Bull. Mus. Comp. Zool., V, p. 213, 1879. eckigen Stücke gingen die Meinungen ebenfalls aus einander. Ich glaube, es kann zunächst keinem Zweifel unterliegen, dass Car- PENTER (das Einfachste und Richtigste getroffen hat, wenn er die inneren dreieckigen Stücke als Axillaria, also als Costalia II, und die sechsseitigen Stücke als Costalia II ansprach. Denn dass in dem äusseren Kranz die 5 Costalia prima enthalten sind, beweisen die 5 wie bei dem erwachsenen Thiere vorhandenen Ausschnitte. die man schon wegen der Ligamentgruben nur als obere Gelenkflächen der Costalia I auffassen kann. In jedem der 5 Radien sind nun die zwei Stücke, das sechseckige und das dreieckige, bilateral symmetrisch gebaut. Bei allen Articulaten (mit Ausnahme von Metacrtnus) und auch bei den älteren Euge- niacriniden findet man über dem ersten Costale bis zur Theilung der Arme immer nur zwei solcher Stücke, welche mit einander durch Syzygie verbunden sind, oder wie auch bei dem erwachse- nen Holopus mit einander verschmelzen. Demnach können wir jene beiden Stücke nur als Costale II und als axillares Costale III auffassen; jede andere Deutung ist nach dem bisherigen Stand unserer Kenntnisse ausgeschlossen. Das hier besprochene Exem- plar ist trocken aufbewahrt, wobei natürlich der Kelch fest ver- schlossen ist. Die wohl entwickelten Ligamentgruben an den Costalien, welche die Ligamente zum Ausbreiten der Arme ent- halten, deuten darauf hin, dass schon in diesem Stadium ein Auf- klappen der vorhandenen Armglieder möglich war. Da die ganze Kapsel noch sehr niedrig ist, können in die- sem Stadium die 10 Arme, die später über den 5 dreieckigen Stücken folgen, noch nicht verkalkt gewesen sein, sie können nur in weichen Geweben präformirt unter den Costalia II und II liegen. Jedenfalls muss der äussere Kranz erheblich zu einer Kelchwandung in die Höhe und Breite wachsen, bis Raum zur Ausbildung weiterer Armglieder vorhanden ist. Das Bild. welches nun diese Jugendform von Holopus bietet, ist also total verschieden von dem, welches Comatula etwa im gleichen Entwicklungsstadium zeigt. Bei dieser finden wir einen langen, zierlichen Stiel, einen eiförmigen Kelch, der dorsal von zwei alternirenden Basalkränzen, oben von fünf grossen Oral- platten umschlossen wird. Unter und zwischen diesen Oralplatten treten zuerst Primärtentakeln heraus, welche später zu den Pin- nulis der 10 zierlichen Arme werden, deren Verkalkung dann langsam fortschreitet. Im schärfsten Gegensatz hierzu finden wir, wie gesagt, bei Holopus einen dicken Kranz fest verschmolzener Costalia prima, darüber. den Kelch fest verschliessend, grosse, massiv verkalkte Costalia II und UI. Von einem Stiel, von Basal- b) de} N und Oralstücken, von frei vortretenden, unverkalkten Armen ist keine Spur zu bemerken. Fragen wir nun zunächst, worin diese Unterschiede ihren Grund haben, die um so auffallender sind, weil Holopocriniden und Comatuliden im System einander ziemlich nahe stehen. Wir ha- ben oben gesehen, dass die fossilen Eugeniacriniden wie der lebende Holopus Seichtwasserbewohner waren. deren massiver Bau und schiefe Kelchstellung beweisen, dass sie in strömendem Wasser gelebt haben. Die ausserordentlich beschränkte geogra- phische Verbreitung der einzelnen Faunen deutet ferner darauf hin, dass sie nur an wenigen Stellen günstige Lebensbedingungen antrafen, an denen sie dann in grosser Menge zu finden sind. Stellt man sich nun vor. dass die Larven bezw. Jugendformen der Holopocriniden eine Gestalt besessen hätten wie die der Comatu- tuliden, so wäre die nothwendige Folge, dass solche zarten Or- ganismen von der Strömung fortgerissen und, wenn dieselben nicht hierdurch schon vernichtet worden wären, durch ungünsti- gere Lebensbedingungen. die sie an anderen Orten gefunden ha- ben würden. zu Grunde gegangen wären. Die Lebensbedingungen, unter denen die Holopo- criniden leben, machen es unbedingt nothwendig, dass auch die Larven schon sehr fest und massiv gebaut sind. um sich an dem Standorte der Colonieen halten zu können. Ich glaube, dass unter diesem Gesichtspunkte die auf- fallenden Eigenthümlichkeiten. die die Larve von Holopus Ranger zeigt, einer weiteren Erklärung nicht bedürfen. Was an ihnen befremdend aussieht, sind cänogenetische Anpassungserscheinun- gen. deren jede durch die Lebensbedingungen ohne weiteres ver- ständlich wird. Die palingenetischen Vererbungserscheinungen treten bei Ho- /opıs in dem Stadium, welches wir kennen, bereits vollständig zurück, während uns Comatula im gleichen Entwicklungsstadium noch ein gutes Stück Geschichte des ganzen Crinoidenstammes reproducirt. II. Beschreibung der unterschiedenen Gattungen. Die Principien der Abtrennung. Der Leser dieser Arbeit wird wahrscheinlich das Gefühl haben, dass ich nun auch bei Crinoiden eine solche Namenspal- terei beginne, wie sie z. B. bei Ammoniten in unserer Zeit vorgenommen ist. Früher fasste man unter dem Gattungs- namen Zurgentiacrinns Formen zusammen, die im Folgenden unter 599 5 verschiedene Gattungen vertheilt sind. Eine derartige Ver- änderung der bisher üblichen Systematik bedarf einer Rechtterti- sung. Wenn der hier eingenommene Standpunkt auch erst durch die Gattungsbeschreibungen selbst genauer zu begründen ist, so möchte ich doch schon im voraus einige allgemeine Gesichtspunkte hervorheben, welche mir bei der Classificirung der Formen maass- gebend erscheinen und mich zur Aufstellung neuer Gattungen veranlassten. Die entgegen zu haltenden Bedenken können zweierlei Art sein. Auf der einen Seite könnte man glauben, dass die nach- gewiesenen Verschiedenheiten zu gering seien, um im Allge- meinen generische Trennungen zu rechtfertigen; auf der anderen Seite könnte man die Trennungen im Einzelnen beanstanden, weil augenscheinlich Zwischenformen zwischen einigen hier unter- schiedenen Gattungen vorhanden sind. Was den ersten dieser zwei Punkte betrifft, so sind bei den fossilen Holopocriniden die Gattungsdiagnosen allerdings nur von den Verschiedenheiten einiger Theile, namentlich der Patina, her- geleitet. Sie sind in Folge dessen unvollständig, aber trotzdem, wie ich aus allgemeinen Rücksichten glauben muss, nicht viel weniger berechtigt, als wenn sie auf die Kenntniss der ganzen Organismen basirt wären. Wenn wir von einigen aberranten Gattungen wie Saccocoma, Plicatocrenus und Hyocrinıus absehen, so finden wir, dass die Gattungsdiagnose sehr vieler jüngerer Crinoiden, etwa vom Carbon an, nur auf Merkmale basirt sind, die in der Patina liegen oder wenigstens in ihrem Bau indirect zum Ausdruck kommen. Ich erinnere Z. B. an die Gattungstrennung innerhalb der Familie der Aptocrinidae, wo die Gattungen Apzocrinus, Milerterinus einer- seits und Bourgueticrinus, Conocrinus, Rhizocrinus und Bathy- erinus andererseits nur auf Grund der Verschiedenheiten im Bau der Patina unterschieden sind. Wenn man nun graduell die Unterschiede vergleicht. die sich 2. B. zwischen jenen Gattungen der Apocriniden einerseits und den hier getrennten andererseits finden, so wird dieser Vergleich bei Holopoceriniden jedenfalls grösser und durchgreifendere Un- terschiede an den Tag legen als z. B. bei Apiocriniden. Wäh- rend sich bei diesen beispielsweise die Gattungen Apzocrinus und Millerierinus nur durch den verschieden hohen Grad der Ge- lerkung zwischen dem ersten und zweiten Costale unterscheiden, dürfte man hier zwischen Gattungen wie Scleroerinus und Phyllo- erinus oder zwischen Gymnoerinus und Cyrtoerinus ausser den gemeinsamen Familien-Merkmalen kaum viele Aehnlichkeiten her- ausfinden. 600 Endlich zeigte sich, dass den Verschiedenheiten der Patina meist auch grössere Unterschiede im Bau der übrigen zur Kennt- niss gelangten Theile entsprachen. Grössere Abweichungen, wie die der Axillaria von Brgentacrinus, Cyrtocrinus, Selerocrinus und G@ymnoertinus, wird man schwerlich sonst unter den Gattungen einer Familie nachweisen können. Nach alledem schienen mir die vorhandenen Unterschiede innerhalb der Holopocriniden in jeder Weise ausreichend zur Trennung der im Folgenden beschriebenen Gattungen. Der andere der möglichen Einwände, dass das Vorhanden- sein unzweitelhafter Zwischenformen eine systematische Trennung unmöglich mache, ist von principieller Bedeutung und muss des- halb von einem höheren Gesichtspunkte aus betrachtet werden. Man hält, um von einem conereten Fall auszugehen, seit alter Zeit die Gattungen Zugenzacrinus und Phyllocrinus getrennt, ja man hatte sogar zuerst gemeint, dass sie im System ausser- ordentlich weit geschieden seien. Durch v. Zrrrer’s Untersuchungen wurde die nahe Verwandtschaft beider erkannt; beide wurden in eine Familie vereinigt P. pe LorıoL macht uns nun in der Pa- leontologie francaise mit einer solchen Menge mannichfaltiger Arten bekannt. dass es heut nicht meliır möglich ist, eine scharfe Grenze zwischen beiden Gattungen zu ziehen. Sollen wir nun deshalb beide Gattungen in eine vereinigen, Phylloerinus also als Gattungsbegriff fallen lassen? Die typischen Arten von Phyllo- crinus, 2. B. Ph. Hoheneggeri (Taf. XLII, Fig. 3 — 5), ist von dem neben ihm vorkommenden Zugeniaerinus Zitteli so scharf unterschieden, dass kein Autor zögern würde, diese zwei Formen generisch von einander zu trennen. Nun giebt es aber zwischen ihnen Formen, über deren nähere Beziehung zur einen oder zur anderen Gattung man im Zweifel sein kann; ich erin- nere z. B. an die ältesten Formen aus dem Bathonien, oder an den hier Tafel XXXVI, Figur 5 abgebildeten Phylloerinus manor aus dem Neocom. DBei solchen Formen zieht man sich gewöhn- lich dadurch aus dem Dilemma, dass man willkürlich den Werth einzelner Merkmale aufbauscht und diese dann für die Zugehö- rigkeit zur einen oder der anderen Gattung den Ausschlag geben lässt. Hierdurch schafft man sich künstlich eine Grenze und „die lästigen Uebergangsformen* aus der Welt, oder wenigstens aus dem System; denn in Wirklichkeit bleiben die Formen da und müssen jedem unbefangenen Beurtheiler als Zwischen- formen erscheinen. Hier ist nun also die nächste Frage die, ob man Zugentacrinus und Phyllocrinus überhaupt und nur deshalb trennen darf, weil ihre extremen Formen, so zu sagen, um eine reichliche Gattungslänge von einander entfernt sind, und ob hier- 601 bei das Vorhandensein von Zwischenformen an sich gleichgültig ist. Ich meine, dass man diese Frage unbedenklich bejahen kann. Der Gattungsbegriff erhält dann allerdings eine andere Be- deutung als die, welche eine strenge Systematik gern beansprucht. Er bedeutet hier nicht einen mathematisch abgegrenzten Formen- kreis, sondern eine Differenzirungsrichtung. Wenn man sich die Consequenzen der Darwın’ schen Entwicklungslehre klar macht, so hat eine derartige Auffassung systematischer Begriffe nichts befremdendes, wenn sie auch dem orthodoxen Systematiker als eine Inconsequenz erscheinen mag. Erkennen wir den Darwinismus — auch in seinen Conse- quenzen —- an, so setzen wir voraus, dass sich alle Arten, Gat- tungen, Familien ete. allmählich von einander getrennt haben und dass die die einzelnen Glieder rückwärts verbindenden Fä- den, d. h. also Uebergangsreihen überall vorhanden gewesen sein müssen. Die Thatsache, dass uns die Uebergangsformen zum grössten Theil fehlen!), ändert an dieser grundsätzlichen und nothwendigen Auffassung nichts. In der Natur ist die Entwick- lung und Differenzirung des Formenreichthums auch nicht in systematischen Kategorien erfolgt, sondern ohne inneres Prinzip nach den jedesmaligen Verhältnissen geändert. Das, was objectiv bei der allgemeinen Entwicklung zu einer Gliederung führt, sind nur die divergirenden Richtungen der Differenzirung. Da nun jede einer Difterenzirung zu Grunde liegende Veränderung an eine Form gebunden ist, so sondern sich aus dem Formenreichthum Reihen und Gruppen, deren Stärke schnell oder langsam zu- und abnehmen kann, oder die ganz verschwinden. wenn ihre einzelnen Mitglieder aussterben. Nur dadurch kommt eine Gliederung in den unerschöpflichen Formenreichthum, und nur durch das Fehlen oder das künstliche Uebersehen der einst nothwendig vorhandenen Zwischenformen kommt ein schönes System zu Stande. Je mehr Formen und namentlich !) Dass die verbindenden Zwischenformen ganz im Allgemeinen selten sind, erklärt sich aus folgender Erwägung. Die Neubildung oder Sonderung einer neuen Art, Gattung etc. kommt, wie ich glaube, meist dadurch zu Stande, dass ein Organ oder Organsystem sich irgend einem Zwecke durch eine aussergewöhnliche Differenzirung an- passt. Das Gesetz von der Correlation der Theile bedingt, dass auch andere Organe durch obige Aenderung beeinfiusst und zu Umgestal- tungen gezwungen werden. Bis das dadurch hervorgerufene Missver- hältniss der Theile ausgeglichen und das Gleichgewicht im Einzelorga- nismus wieder hergestellt ist, werden die in jenem Uebergangsprocess befindlichen Formen ungünstiger organisirt sein und deshalb im All- gemeinen keinen grossen Individuenreichthum produciren, 602 fossile Formen wir kennen lernen, umsomehr werden wir ge- zwungen sein, die bisher üblichen Begriffe der Systematik in obigem Sinne umzugestalten. Würden wir, wie gesagt, alle Zwi- schenformen kennen, so würde jeder systematische Begriff nur so zu fassen sein, wie ich ihn auf Grund vorstehender Erwägurgen bei Kugenracrinus und Phylloerinus und ebenso bei Oyrtocrinus und Sclerocrinus im Folgenden zu fassen versuchte. Auf die besonderen Beziehungen der Gattungen zu einander gehe ich später ein. Oyrtocrinus nov. gen. Taf. XXXIV— XXXVI, Fig. 1—4. Eugenvacerinites aut. Eugeniacerinus aut. Peniacrinites z. Th. GOLDF. Die Patina mit dem Stiel zu einem Stück verschmolzen und schief auf demselben stehend (nuprög — gebogen, überhangend). Die obere ventrale Aushöhlung breit mit tiefen Armfurchen. Die Gelenkflächen der Patina stark vortretend, mit einem Paar quer- ovaler Muskelgruben. Die Arme aus hohen, innen tief gefurchten Gliedern bestehend. Die Wurzel mit dem Stiel direet verwachsen, oder durch eine unregelmässig gestrahlte Articulationsfläche ver- bunden. Die unter obigem Gattungsnamen zusammengefassten Formen bilden einen Verwandtschaftskreis, der namentlich durch die Mo- dification des Stieles und seine schiefe Verwachsung mit der Patina ein sehr charakteristisches Gepräge erhält. Die hierher serechneten Formen erweisen sich in jeder Hinsicht als echte Eugeniacriniden. In der Zusammensetzung der Patina aus 5 Costalia prima stimmen sie mit allen anderen Eugeniacriniden überein, und als solche theilen sie den gleichen Verlauf der Axialkanäle mit Pentacriniden, Apiocriniden und Eneriniden. Von welchem Typus sich Oyrioerinus abgezweigt hat, ist zur Zeit nicht mit Sicherheit: festzustellen. Hinsichtlich der schiefen Stel- lung der Patina auf dem Stiel erinnern sie an Selerocrinus und Gymnoerinus, doch darf man aus dieser Aehnlichkeit allein wohl noch nicht auf eine Verwandschaft dieser Typen schliessen, da jene Uebereinstimmung sich sehr leicht aus den gleichen Lebens- bedingungen der Formen erklären lässt (vergl. p. 594). In der Form der Gelenkflächen, der oberen Aushöhlung der Patina, dem Habitus der Arme, sind typische Arten von Cyrtocrinus und Selerocrinus scharf unterschieden. Es kommen allerdings bei letzterer Gattung ältere Formen vor, welche auch in der Form der Gelenkflächen und der ventralen Aushöhlung der Patina an 603 Oyrtoerinus erinnern, so dass er scheint, dass beide Gattungen unter einander näher verwandt sind als mit den anderen Vertre- tern der Familie. Mit Zugeniaerinus und Gymnocrinus hat un- sere Gattung die breite ventrale Aushöhlung der Patina gemein, ist aber, abgesehen von den übrigen Unterschieden, durch den Mangel interradialer Zapfen zwischen den Gelenkflächen von bei- den sofort zu unterscheiden. Eine etwas eingehendere Besprechung verdienen die unteren Costalglieder zwischen der Patina und der Abzweigung der 10 Arme, namentlich auch deswegen, weil deren Verhalten bei Cyr- focrinus die morphologische Bedeutung der gleichen Stücke bei Holopus aufklärt. Das ursprüngliche und, so zu sagen, normale Ver- halten zeigt jedenfalls Tafel XXXIV, Figur 2, wo man das zweite und dritte Costale noch deutlich geschieden, aber mit einander im Zusammenhang findet. Ursprünglich und normal kann man dieses Verhältniss deshalb nennen, weil es bei den älteren Ver- wandten, den Pentacriniden. bei Encriniden und Apiocriniden die Regel ist. Während dieses Verhalten nur selten bei Oyrtocrinus nulans zu beobachten ist, finden sich nicht allzu selten mit dieser Art und ©. Thersites zusammen axillare Armglieder, die ihrer Grösse nach nur erste Axillaria gewesen sein können. Es ist nun die Frage, welche morphologische Bedeutung diesen Stücken zukommt, ob sie nur das obere der beiden Stücke in Tafel XXXIV, Figur 2 darstellen, oder ob sie aus der Verschmelzung beider hervorge- sangen sind. Es scheint a priori wahrscheinlich, dass unter dem Einfluss der Massivirung des ganzen Baues häufig, vielleicht sogar mei- stens eine Verschmelzung der zweiten und dritten axillaren Costal- glieder eintrat, so dass auf die ersten zur Patina verschmol- zenen Costalien nur ein 5zähliger Gliederkranz folgte. Es ist das deshalb sehr wahrscheinlich, weil man bei den älteren Ver- wandten der Eugeniacriniden und bei Zugenmtaerinus selbst zwi- schen den zweiten und den axillaren dritten Costalien nur eine Syzygie. aber keine Gelenkung findet. Die grossen axillaren Stücke nun (wie Taf. XXXIV, Fig. 3 und 4, Taf. XXXV, Fig. 4) zeigen an ihrer Unterseite ausgeprägte Articulationsflächen, welche genau auf die der Patina passen. Wir müssten also, um jene Glieder nur als axillare dritte Costalia auffassen zu können, annehmen, dass sich bei diesen Eugeniacriniden die Syzygie zwi- schen dem zweiten und dritten Costale zu einer (Gelenkung ent- wickelt habe. Eine soiche Differenzierung ist aber bei Eugenia- eriniden im höchsten Maasse unwahrscheinlich. denn wir finden, dass dies sonst nur da eintritt, wo sich die Arme zu grosser 604 Gliederung und Beweglichkeit entwickeln, während dieselben gerade bei unseren Formen einfach und massig werden. Es erscheint deshalb nur möglich anzunehmen, dass jene grossen axillaren Stücke aus der Verschmelzung der zweiten und dritten Costalia hervorgegangen sind. Diese Annahme wird durch eine Beobach- tung v. QueEsstenr’s direct bestätigt, der l. c., p. 433 sagt: „Höchst wahrscheinlich war zwischen dem 2. und 3. Gliede eine Syzygalnaht, und in der That fand ich ein einziges kleines Stück, fig. 59, was die Ansicht bestätigt: die obere Gelenkfläche bildet ein ebenes Hufeisen, worauf man den feinen Nahrungskanal kaum mit der Lupe findet: die viereckige Rückenansicht in der Mitte, die seitliche hakenförmige unten stimmt vollständig mit den Unterenden der Doppelgelenke, darnach würden alle fig. 49—58 aus zwei Gliedern bestehen, woran die Syzygalnaht nur selten sichtbar ist.“ Es kann nach alledem nicht zweifelhaft sein, dass ursprüng- lich das zweite und dritte Costale durch Syzygie verbunden wa- ren. dass aber gewöhnlich eine Verschmelzung beider Stücke eintrat. Bei Cyrtoerinus nutans, der verhältnissmässig dünne Glieder hat, ist die Verschmelzung noch mehr oder weniger aus- gebildet; bei jüngeren, sehr verdickten Formen, wie O. Thersites ist, ebenso wie bei Seleroerinus strambergensts und bei Holopus Rangii die Verschmelzungsgrenze unter der starken Kalkablage- rung bei ausgewachsenen Exemplaren ganz verschwunden. Obwohl v. QuUENSTEDT, wie aus dem obigen Citat hervor- geht, diese Deutung bei ÜOyrtocrinus nutans durchaus theilte, spricht er doch an anderer Stelle von einem zweiten Costalgliede, das mit der Patina „verharnischt* sein soll. Er giebt nicht an, ob dieses angeblich auf die Patina aufgewachsene Glied oben eine Gelenk- oder Syzygialfläche zeigt, und auch aus der Abbil- dung ist dies nicht zu ersehen. Wie dem aber auch sei, scheint mir die Annahme einer Verwachsung eines zweiten Costale mit der Patina aus den oben dargestellten Verhältnissen von vorn- herein unwahrscheinlich. Es liegt mir nun aber von Oyrioerinus Thersites eine Patina vor, an welcher man ebenfalls aufgewachsene zweite Costalia zu bemerken glaubt. Dies beruht indess hier sicher darauf, dass sich die Gelenkflächen auf den Costalien der Patina besonders stark herauswölben und dass infolge dessen am Fuss der Vorwölbung flache Furchen entstehen. Oben sieht man deutlich die Gelenkflächen. Doch auch diese können durch Ver- krüppelung namentlich an einzelnen Costalien so verkümmern, dass man glauben könnte, oben eine Syzygialfläche zu sehen (vergl. Taf. XXXV, Fig. 6). Es scheint unzweifelhaft, dass dies nur auf einer unregelmässigen Missbildung beruht, denn dass von 605 3 aufeinander folgenden Gliedern. die unter einander durch eine lose Gelenkung und eine starre Syzygie verbunden sind, die Ver- wachsung auf der Gelenkung erfolgen soll, ist mehr als unwahr- scheinlich; und wäre dieser Fall eingetreten, so würde sicher auch das axillare dritte Glied an der Verwachsung theilgenommen haben. Dies ist aber bei keinem Exemplare der Fall. Diese breiten Auseinandersetzungen könnten überflüssig er- scheinen, aber sie sind schon zur Klarstellung der Morphologie von Holopus nothwendig. Ich komme hierauf bei Besprechung dieser Gattung zurück. Da andere als die hier besprochenen grossen Axillarglieder bei keiner der hierher gehörigen Gattungen gefunden sind da ferner solche Unregelmässigkeiten des Wachsthums, wie sie hier häufig sind, nur in der Nähe der Patina zu erwarten sind, und schliesslich von einem Eugeniacriniden ein bis zum oberen Ende ungetheilter Arm wie bei Zolopus vorhanden ist (Taf. XXXIV, Fig. 8), so ist die Annahme berechtigt. dass auch bei den fos- silen Formen nur 10 ungetheilte Arme wie bei Holopus Range ‚vorhanden waren. Die Verbreitung der Gattung scheint auf die Malm- und un- tersten Kreideschichten der nordalpinen Gebiete beschränkt zu sein. Die Zahl der Arten ist nicht gross; durch die drei hier an- geführten dürfte vielleicht der ganze Formenreichthum erschöpft sein. Bei dem unregelmässigen Wachsthum und den vielen Krüppelbildungen dieser Riffformen ist es kaum möglich. die Art- Unterschiede scharf zu schematisiren, doch bilden die hier ge- trennten Formen so charakteristische Typen, dass ihre specifische Selbstständigkeit keinen Zweifeln begegnen dürfte. Da es schwer zu beurtheilen ist, ob einige, nur bei ein- zelnen Arten beobachtete Merkmale generischen Werth haben, so gehe ich auf diese bei Besprechung der Arten ein. Oyrtocrinus nutans GOLDF. Sp. Taf. XXXIV. Eugeniacrinites nutans GOLDFUSS. Petr. Germ., Düsseldorf 1826 bis 1833, t. 50, f. 4a, b, p. 164. \ Eugeniacrinus nutans QUENSTEDT!: Der Jura, t. 530, f. 63, 64, Bsaret: | — nutans apertus QUENSTEDT: Asteriden u. Encriniden ete., 1876, p. 414, t. 105, f. 157, 160, 164. — nutans, ebenda, f. 174— 180. — -—- ZiTTeL: Handbuch der Petrefactenkunde, Th. I, p. 385, f. 275f—h, 1876 —-1880'). W ; !) In vorstehendem sowie in den späteren Synonymen - Verzeich- nissen sind nur diejenigen Angaben registrirt, welche eine absolut Zeitschr. d.D. geol. Ges. XLIII. 3. 40 606 Die einzelnen Stücke, namentlich die unteren Kelchtheile wenig verdickt. Die Patina wenig schief gestellt mit kantig vor- springenden Gelenkflächen. Alle Costalglieder mit äusseren Längs- kanten. Die Costalia II und III selten getrennt, öfter zu einem Axillare verschmolzen. Die Arme sehr einrollungsfähig. Die Armglieder (Dicostalia) hoch, im Querschnitt gerundet vierkantig, nach innen abgeschrägt, einzeilig angeordnet, mit Pinnulis besetzt. Der Stiel unregelmässig gewachsen, bisweilen noch gegliedert. Die Wurzel unförmlich verdickt). | Vorkommen: Im unteren Malm (Oxfordien) des aargauer und deutschen Jura. Die vorliegende Art wurde von den älteren Autoren noch mit Zugeniacrinus caryophyllatus vereinigt. GoLpruss trennte sie von diesen, rechnete aber hierzu noch Formen von sSelero- erinus. v. QUENSTEDT trennte die Form von letzteren zwar noch nicht specifisch, unterschied sie aber als Zugentacrinus nutans apertus von dem opertus, der hier zu Sclerocrinus gestellt ist. v. ZiTTEL bildete in seinem Handbuch untere Costalglieder und den eingerollten Arm ab, welchen ich durch seine Liebenswür- digkeit in der Lage war, Tafel XXXIV, Figur 8 noch einmal ver- grössert darzustellen. Derselbe ist zunächst insofern sehr be- merkenswerth, weil er der einzige im Zusammenhang gebliebene Arm eines fossilen Holopocriniden ist. Was nun die Form dieses Restes im Besonderen anbetrifft. so ist zunächst zu be- merken (Taf XXXIV, Fig. 8d). dass die einzelnen Stücke sich nicht mehr ganz in natürlicher Lage befinden, sondern dass die in Figur 8d unterhalb der beiden Pfeile gelegenen Glieder nach innen verschoben sind, so dass der Arm stärker eingerollt er- scheint, als er es in Wirklichkeit war. Denkt man sich unter sichere Bestimmung möglich machten. Die Beschreibungen sind in der Regel für die hier durchzuführenden Trennungen unzureichend; aber auch die Abbildungen sind vielfach so klein und in älteren Arbeiten oft so undeutlich, dass man in solchen Fällen wohl besser thut, von einem Citat ganz abzusehen, als dieselben, mit zahlreichen Frage- zeichen versehen, als unnütze Bürde weiter zu schleppen. Die Dar- stellung würde hierdurch nur unübersichtlich werden. Das, was aus den zahlreichen Angaben über Verbreitung einzelner Arten u. S. w. zu ersehen ist, habe ich soweit als thunlich berücksichtigt. P. DE LORIOL hat überdies (Pal. franc., Tome XI, 1, p. 106—110) erst kürzlich alle jene Angaben über die hier in Betracht kommenden Formen zusam- mengestellt und konnte dieselben deshalb unbedenklich registriren, weil er unter seinem Eugeniacrinus nutans alle diesem ähnliche Arten vereinigte, während seinen ]. c. gegebenen Abbildungen und der Be- schreibung nicht der typische Hug. nutans GOLDF. zu Grunde lag. !) Die Familien- und Gattungs - Charaktere sind in den Artdia- gnosen nicht wiederholt. 607 den beiden Pfeilen die Glieder wieder in ihre normale Lage aus einander geschoben, so würde die Einrollung nur . etwa zwei Drittel einer Umdrehung betragen. und an dem oberen Ende ist dann noch Platz genug für den Ansatz weiterer Armglieder, die wegen der Einrollung und Verdrückung im Einzelnen nicht mehr zu erkennen sind. Vergleicht man nun die einzelnen Glieder dieses Armfrag- mentes mit den isolirten Dicostalien, die Tafel XXXIV, Figur 5—7 abgebildet sind, so liegt der einzige Unterschied nur darin, dass die letzteren grösser und z. Th. etwas unregelmässiger sind. Fasst man nun alle Tafel XXXIV, Figur 5—8 abgebildeten Arm- theile zusammen in’s Auge. so ergiebt sich die vollkommene Webereinstimmung derselben mit den entsprechenden Stücken von Holopus Rangti, wie sie in dem pag. 590 dargestellten Arm dieser Art vorliegen. Auf die Aehnlichkeit der Costalia von Oyr- tocrinus mutans und Holopus Range‘ wurde schon pag. 589 hin- gewiesen; es zeigt sich nun auch eine entsprechende Ueberein- stimmung in dem Bau und der Anordnung der beiderseitigen Dicostalia. Was zunächst die Form dieser letzteren betrifft, so finden wir bei beiden würfeltörmige Stücke, mit gerundeter und gekör- nelter Aussenseite.e Bei Holopus Range ist die Wölbung und die Körnelung der Aussenseite sehr kräftig, bei Cyrtoerinus mu- tans ist die Wölbung. dem zierlichen Bau dieser Art entsprechend, gering, so dass die Stücke etwas weniger compact und schwer- fällig erscheinen; die Körnelung der Aussenseite beschränkt sich hier auf wenige sehr kleine Knötchen, die fast erst unter der Lupe deutlich erkennbar sind (Taf. XXXIV, Fig. Sc). Es ist jedenfalls bemerkenswerth. dass der Holopus spileccense aus dem untersten Tertiär, wenigstens hinsichtlich der Granulirung der Patina, etwa in der Mitte zwischen obigen beiden Formen steht. Die innere Armfurche ist bei Holopus und Cyrtocrinus in gleicher Weise vertieft zur Aufnahme des eingerollten oberen Armendes. An dem Arm von CUyrtocrinus nutans sind 6 grosse Dicostalia zu zählen, welche unter einander gleich gebaut sind und sehr allmählich an Grösse abnehmen. Das siebente Stück ist dagegen erheblich kleiner und verschmälert sich sehr bedeutend nach oben, während seine Höhe noch die gleiche ist. wie bei den grösseren unteren Stücken. Einige breite, gegliederte Pinnulae sind deut- lich erkennbar; im Uebrigen erkennt man im Innern des einge- rollten Armes nur kleine Stücke in Unordnung neben einander. Dieselben sind im Einzelnen nicht mehr sicher als Theile von Pinnulis oder als obere Armglieder zu unterscheiden. Die Gelenkflächen zwischen den einzelnen Stücken sind von 40* 608 denen des Holopus Ranger in keinem Punkte wesentlich verschie- den; sie treten mit ihren Aussenecken scharf hervor und bedin- gen dadurch die viereckige Form der Glieder und die seitlichen Aussenkanten der Arme. Das, was dem Arm ebenso wie bei Holopus sein charakteristisches und ganz exceptionelles Gepräge verleiht, ist seine Einrollung und die damit in Beziehung stehende Differenzirung in zwei Theile. Der untere Theil umfasst die grossen kräftigen Glieder, welche bei der Einrollung aussen liegen und zum äusseren Zeichen hierfür eine gekörnelte Aussenfläche besitzen. Der obere Theil des Armes umfasst die plötzlich ver- schmälerten kleineren Glieder, welche bei der Einrollung gegen aussen verdeckt sind und keine Oberflächenverzierung aufweisen (vergl. Textfig. 7, p. 590). Ob die 6 grossen Dicostalien den ganzen unteren Theil des Armes repräsentiren, wird kaum zu entscheiden sein. Bei Holopus Rangi sind an den grösseren Armen etwa 8 bis 10, an den kleineren 5 bis 7 grössere untere Stücke vorhanden. Das unterste Glied an dem Arm von Cyrto- crinus nutans ist unten schief abgeschrägt, danach könnte es sehr wohl auf dem Axillare gestanden haben; ein Vergleich mit dem Arm von Holopus (p. 590, Textfig. 7) macht dies auch wahrscheinlich. Es ist aber auch möglich, dass unten noch meh- rere Glieder weggebrochen sind, da die schiefe Form des un- tersten auch schliesslich mit einer anderen Position am Arme ver- einbar ist. Bei Holopus Ranger herrscht in diesem Punkte eine grössere Mannichfaltigkeit als bei unserer Art. Die horizontalen Rillen, welche an den Seiten der unteren Dicostalien bei Holopus sichtbar werden, sind bei dem Arm des Ü. nutans nur durch einige flache Eindrücke schwach angedeutet. Sie erklären sich jeden- falls aus dem festen Zusammenschluss der Arme und der dicken compacten Form der einzelnen Stücke. Da letztere bei Holopus Rangıi sehr viel ausgeprägter ist als bei Oyrtocrinus mutans, so ist jedenfalls deswegen auch die Rillenbildung bei Holopus weiter entwickelt. Der Bau des Armes stimmt demnach bei Oyrtocrınus nutans und Holopus Rangii in allen der Beobachtung zugänglichen Punkten fast vollständig überein. Da nun die besprochene Aus- bildung der Arme unter den Crinoiden etwa ebenso exceptionell ist wie die von Crotalocrinus oder Plicatocrinus, so wird man einer so nahen Uebereinstimmung einen entscheidenden systema- tischen Werth nicht absprechen können. Die übrigen Eigenthümlichkeiten unserer Art sind durch v. QUENSTEDT so eingehend besprochen worden !), dass ich mich auf ') 1. c., Asteriden und Encriniden, p. 411—427. 609 obige phylogenetisch wichtigen Punkte beschränken und in allem Uebrigen auf die Darstellung v. Quesstepr's verweisen kann. Cyrtoerinus nutans verdient insofern ein besonderes Inter- esse, weil er sich als Art von dem Differenzirungswege der Fa- milie sehr wenig entfernt hat und weil in der Art die Gattungs- charaktere phylogenetisch zuerst klar hervortreten. Wir kennen zwar noch Zwischenformen von dieser Art zu Selerocrinus, aber man wird trotzdem zugeben müssen, dass die allen jüngeren Arten charakteristischen Merkmale hier schon klar zum Aus- druck kommen. Während bei Zugeniacrinus m. und Gymnocrinus schon allein die Form der Axillaria, bei Selerocrinus die kuge- lige Verdickung der Patina, die namentlich bei den jüngeren For- men wie Sci. strambergensis zum Ausdruck kommt, bei Tetano- crinus die abnorme Verlängerung der Costalia prima die Abzwei- gung und Sonderstellung dieser Typen erkennen lässt, ist gerade Oyrtocrinus nutans vom typischen Entwicklungsgange kaum ab- gewichen. Ich meine wenigstens, dass man als typischen Ent- wicklungsgang der Holopocriniden denjenigen betrachten muss, der in immer besserer Anpassung an das Leben im bewegten Seicht- wasser schliesslich zu dem ungestielten und compacten, dabei aber kräftig muskulirten Holopus Rangi“ führt. Ich halte es nach alledem für wahrscheinlich, dass Oyrtocrinus nutans in die directe Ahnenreihe von Holopus Rangrii zu stellen und wegen seiner mittleren Stellung in der Familie als Typus derselben be- trachtet werden kann. Das Gleiche gilt vielleicht auch für Cyr- tocrinus Thersites, aber von dessen Morphologie wissen wir zu wenig, um obige Behauptung auch bei ihm rechtfertigen zu können. Die verticale Verbreitung der Art scheint sich auf das Ox- fordien zu beschränken, doch wird man hrerbei vielleicht in Rech- nung ziehen müssen, dass dieselbe, wie es scheint, stets an das Vorkommen mächtig angeschwollener Schwammriffe gebunden ist, und dass deren scharfe Altersbestimmung, wie das Vorkommen am Lochen beweist, oft seine grosse Schwierigkeit hat. Die horizontale Verbreitung ist nicht weniger beschränkt. Die Art kommt in der Nordschweiz, dem schwäbischen und frän- kischen Jura vor. In Frankreich fehlt sie schon und ebenso in den östlichen Gebieten Mittel- Europas. Was schliesslich die Tafel XXXIV abgebildeten Formen be- trifft, so dürften die Figur 1 bis 8 abgebildeten Stücke für die Art typisch sein, während der schlanke zierliche Kelch, der in Fig. 9 dargestellt ist, eine locale Varietät zu repäsentiren scheint. Ihr Fundort ist unbekannt. Es liegen mir nur einige Exemplare in der Berliner Sammlung vor, welche sämmtlich den gleichen Ha- bitus besitzen. Die Gelenkflächen liegen ganz an den Seiten der 610 Patina. welche mit dem langen zierlichen Stiele fest verschmolzen ist. Wegen des zierlichen Baues und der geringen Grösse dürfte die Bezeichnung var. fenurs gerechtfertigt sein. Die Exemplare befinden sich mit Ausnahme von Fig. 8, welches der Münchener Sammlung angehört. im Berliner Museum für Naturkunde und stammen aus Franken. Oyrtocrinus Thersttes n. sp. Ha REN Die Patina dick, auf der dorsalen Seite gerundet. sehr schief stehend, in sich und mit dem Stiel so fest verwachsen, dass keinerlei Nähte sichtbar sind. Die Aussenfläche aller Theile an- scheinend glatt!). Die Armglieder sowie die Gelenkflächen der Patina aussen gerundet. Der Stumpf ziemlich diek von wech- selnder Länge, entweder auf der Wurzel articulivrend und dann unten verjüngt, oder unmittelbar mit der Wurzel verwachsen und dann cylindrisch bezw. unten verdickt. Die Zahl der untersuchten Exemplare betrug etwa 15. Die Grössenverhältnisse sind aus den Figuren ersichtlich. Vorkommen: In den neocomen Mergeln von Stramberg und Nesselsdorf. Im Vergleich zu Cyrtoerinus nutans ist die Form viel mas- siger, was sich namentlich in der halbkugeligen Verdickung der Patina äussert. Die Costalia und Dicostalia sind ebenfalls dick aufgetrieben, so dass an den oben und unten articulirenden Axil- larien (Fig. 4a—-d) jede Spur der ursprünglichen Verschmelzung verschwunden ist. Auch an der Patina und deren Grenze gegen den Stiel war an keinem der untersuchten Exemplare die Spur einer Verwachsungsnaht kenntlich. Gegenüber den kantigen Arm- gliedern von C. nutans fällt hier deren runde Form sehr in’s Auge. Die Art neigt sehr zu ganz unförmlichen Krüppelbildungen, bei denen man bisweilen nicht mehr entscheiden kann, ob man eine Patina oder eine Wurzel vor sich hat. Bei der Grösse dieser Form war auch die Abrollung auf den Stramberger Riffen sehr gross, wodurch namentlich solche Krüppelformen noch un- kenntlicher werden. Figur 6 stellt ein solches Exemplar dar, bei welchem man aber immerhin noch 5 unregelmässige Fur- chen und undeutliche Spuren von Gelenkgruben erkennen kann. Eine andere Art der Verzerrung ist in Textfigur 12 etwa in öfacher Vergrösserung dargestellt. Das Exemplar, welches der !) Da die relativ grossen Stücke stark abgerollt sind (vergl. p. 569), so wäre es nicht unmöglich, dass durch die Abrollung feinere Ober- flächen - Sculpturen verloren gegangen sind. 611 Münchener Sammlung angehört, habe ich in 12a von der ventralen Seite, also von innen, in 12b von der dorsalen Seite, also von aussen, gezeichnet. Die Eigenthümlichkeit desselben besteht da- rin, dass die Ventralseite der Patina dem Stiel fast rechtwinklig zugeneigt ist, dass eine Gelenkfläche und also auch ein Arm auf die dorsale Seite ge- rückt ist (Textf. 12b rechts unten) und dass tiefe Furchen die Grenzen der Co- stalia prima trotz deren Verzerrung deut- lich erkennen lassen. Der Stiel selbst ist an diesem Exemplar abgebrochen, 5 war aber an einem anderen, sonst un- b günstiger erhaltenen, in gleicher Weise gegen die Patina gestellt. Wegen der vielen unförmlichen Krüppelbildungen Eine verkrüppelte Pa- tina von Üyrtocrinus Thertites. wählte ich den Namen 0. Ther sites. a von innen, b von Die auf Tafel XXXV abgebildeten aussen gesehen. Exemplare befinden sich mit Ausnahme von Figur 6, welches der Münchener Sammlung gehört, in dem Berliner Museum für Naturkunde und wurden von mir in Stramberg gesammelt. Oyrtocrinus granulatus n. sp. Taf. XXXVI, Fig. 1—4. Die Patina dick, halbkugelig, bei guter Erhaltung mit deut- lichen Nähten der Costalia prima. Die dorsalen Seiten der letz- teren mit grossen aber flachen Granulationen verziert. Die Ge- lenkflächen der Costalia prima fast aneinander stossend, etwas in die Breite gezogen. Die Patina fast rechtwinklig gegen den Stiel geneigt. Der Stiel im Verhältniss zur Patina dünn und ziemlich kurz. Die Wurzel unten ausgebreitet (in den bisher beobachteten Fällen), mit einem ziemlich regelmässig cylindrischen Gelenkzapfen von wechselnder Höhe. Arme unbekannt (jedenfalls aussen wie die Patina granulirt). Vorkommen: In neocomen Mergeln bei Lans (Dep. du Var) in Frankreich. Diese durch ihre eigenthümlich flachen Granulationen und den verhältnissmässig dünnen Stiel ausgezeichnete Form erinnert in den übrigen Merkmalen an die vorige Art, ist aber zweifellos von dieser specifisch zu trennen. Die Exemplare gehören dem Berliner Museum f. Naturkunde. 612 Holopus v’Ore. ALC. D’ORBIGNY. Memoire sur une seconde espece vivante de la famille des Crinoides ou Encrines, servante de type au nou- veau genre Holope (Holopus). (GuERIS, Mag. de Zool. 7m annee, Cl. x p. 3.0t:08, Parıs; 1881.) Figur 18. Die aus fünf, ausnahms- weise vier, Costalia prima ge- bildete Patina unmittelbar am Boden angeheftet, mit tiefer, sich schnell verengenden ven- tralen Aushöhlung, in welcher Radialfurchen nach dem Kelch- centrum verlaufen. Die Ven- tralseite mit 5 grossen Oral- platten und kleineren Rand- plättchen bedeckt. Der Mund central; After bisher unbe- kannt, wahrscheinlich seitlich zwischen den Randplättchen versteckt. Die Aussenseite der Patina und der unteren Arm- glieder mit flachen Knoten ver- ziert. Die Gelenkflächen an der Patina eckig vortretend, mit kleinen, auf einer Verti- calleiste sitzenden Ligament- Holopus Rangü DORB., vollstän- opuben. Zwischen den Gelenk- diges Exemplar mit eingerollten Wrmien flächen an der Innenseite un- (Copie nach P. H. CARPENTER.) regelmässig entwickelte, inter- radiale Zapfen. Der Oberrand der Patina in schiefer Ebene liegend, die höher gelegenen Ge- lenkflächen breiter und kräftiger entwickelt. Die Muskelgruben mit unregelmässiger Sculptur. Die Costalia II und III in der Jugend getrennt, im Alter zu einem axillären Stück verschmolzen. 10 Arme, deren untere Stücke gross, aussen mit Knoten verziert, seitlich und nach innen abgeschrägt, ziemlich unregelmässig ge- formt sind, deren obere, bei der Einrollung verdickte Glieder glatt mit zwei Aussenkanten versehen und sehr viel schmäler und kleiner sind als die unteren Dicostalien. Alle Glieder alternirend mit Pinnulis besetzt!). Die höher gestellten Arme kräftiger ent- wickelt als die tiefer stehenden. Armmuskulatur sehr kräftig. '). Nur am zweiten Dicostale scheint eine Pinnula regelmässig zu fehlen, was sich aus der Stellung dieses Gliedes von selbst erklärt. 613 Weichtheile unbekannt. In der Jugend ungestielt, flach auf dem Boden ausgebreitet, mit getrennten Oostalia II und II. Vorkommen: Im Tertiär Ober - Italiens und in seichtem Wasser des Caraibischen Meeres au den Kleinen Antillen. Nachdem P. H. CARPENTER erst kürzlich alles über Holopus Rangii Wissenswerthe so meisterhaft zusammengestellt hat!), kann es nicht meine Absicht sein, auf eine erneute Besprechung aller einzelnen Theile einzugehen. Eine neue Definition der Gattung glaubte ich geben zu müssen. weil ich über die Zusammensetzung der Patina wesentlich anderer Ansicht bin als ÜARPENTER, und weil es hier darauf ankam, in der Diagnose einige Punkte her- vorzuheben, die zur Aufklärung der Beziehungen von Holopus Rangii zu einer fossilen Art und zu den verwandten fossilen Gattungen von Wichtigkeit sind. Zu einigen dieser Punkte möchte ich Folgendes bemerken. Was zunächst die Zusammensetzung der Patina betrifit, so war die allgemeine Auffassung die, dass dieselbe aus einem ver- schmolzenen Radial- und einem Basalkranz bestehe. Meines Wis- sens vertrat nur P. pr Lorıor andere Ansichten, indem er in der Pal&ontologie francaise, Tome XI, 1. p. 62, zuerst bei der Definition der Holopiden sagt: „Calice fixe par une base large compose d’une piece centro-dorsale, en forme de cupule, qui ne presente pas de divisions apparentes, et sur lebord superieur de la quelle s’articulent des pieces radiales, composant ordinairement cing series.“ An anderen Stellen (l. c., p. 188 u. 191) ergänzt er diese Auffassung noch durch die Zusätze, dass jene „piece centro-dorsale* die Leibeshöhle umschliesse, und dass nur ein Kranz radialer Stücke vorhanden sei, welche axillär seien und durch Gelenkflächen mit der nur aus Basalien gebildeten „piece centro-dorsale* verbunden seien. Abgesehen von der durch nichts gerechtfertigten Bezeich- nung „Centro-dorsale* für die Patina von Holopus, ist obige Aut- fassung deshalb durchaus unzulässig, weil echte Gelenkflächen., wie sie die Patina von Holopus zeigt, zwischen Basalien und Radialien (Costalien) bei keinem Crinoiden vorkommen. Eine Gelenkung tritt immer erst an der Oberseite radialer Stücke auf, mit den Basalien sind dieselben immer durch Syzygie verbunden. Die Art und Weise, wie pE LorıoL zu seiner Auffas- sung gekommen ist, ist fast noch auffallender als die Auffassung selbst. Er sagt 1. c., p. 190: „Dans les Cyathidium, & en juger du moins par lespece decrite par M. SchLürer?’) (car je n’ai !) ]. c., Challenger Report, Stalked Crinoidea, p. 197—217. ?) C. SCHLÜTER. Ueber einige astylide Crinoiden. Diese Zeit- schrift, 1878, Bd. XXX, p. 50. 614 jamais pu &tudier l’esp&ce type). on pourrait plutöt affırmer, que la cupule est composde de l’ensemble des pieces basales soudees entre elles, car lä elles se trouveraient pr&cisement dans une position interradiale par rapport aux facettes articulaires des pieces radiales, qui sont placdes sur les angles*. Danach müsste man doch glauben, dass C. SCHLÜTER die becherförmige Patina (vergl. die Abbildung p. 616) ausschliesslich aus Basalien zusammengesetzt glaubte. Das ist aber keineswegs der Fall, denn ScahLürer sagt in seiner Beschreibung sehr klar: „Die obere Hälfte des Kelches wird als aus Radialia gebildet anzusehen sein, während die tiefere, mehr runde Partie den Ba- salien angehört“. Herr pe Lorıon aber behauptet mit dem un- zweideutigen Hinweis auf ScHLürter. die Patina (cupule bei pe LorıoL) bestände nur aus interradialen Basalien. Ich glaube, dass die ebenso ausführliche wie klare Beschreibung der Art bei SCHLÜTER eine derartige aus auffallender Unkenntniss der be- treffenden Organisations-Verhältnisse hervorgegangene Entstellung nicht verdiente. Sehr befremdlich ist schliesslich auch das, dass DE LorıoL (Üyathrdium) spileccense als Typus der Gattung Cya- thidium verwerthet, während ScHhLüTEr diese Art nur provisorisch und mit allem Vorbehalt zur Gattung Cyathrdium STEENST. ge- stellt hatte. (Im Folgenden ist dieselbe zur Gattung Holopus gestellt worden, p. 619.) Wenden wir uns nun der von den übrigen Autoren vertre- tenen Auffassung zu, dass die Patina von Holopus aus verschmol- zenen Radialien (Costalien) und Basalien bestehe. Die ersteren sollen dabei den oberen Theil des Bechers mit den Gelenkflächen bilden, während der untere Theil als verschmolzener Basalkranz ‚ aufgefasst wird.-. Was hierbei von Holopus Range gesagt ist, gilt in gleicher Weise für die Auffassung der Patina von Holopus (Oyathidium) spileccense SCHLÜT. Sp. Die angegebene Auffassung, die namentlich von W. THouson, P. H. Carpenter und Cr. SCHLÜTER vertreten wurde, stützt sich auf keinen positiven Grund, sondern lediglich auf die Analogie. Wenn P. H. Carpenter sagt!)!: „the’analogy of all other Cri- noids would lead to the conclusion that the small portion of the calyx-tube between this?) and the spreading base consists of closely anchylosed basal plates“, so ist damit die von ihm und anderen Autoren für obige Auffassung eingeschlagene Beweisfüh- rung erschöpft. Denn dass die inneren Radial- oder Armfurchen !) 1. e., Challenger Report, Crinoidea, p. 201. ?), Gemeint ist der Theil der Patina, der als untere Grenze der Radialia von CARPENTER gedeutet wird, 615 nach dem Kelchceentrum zu undeutlich werden, und im unteren Theil des Bechers das Kalkgerüst lockerer wird, das beweist doch höchstens, dass an dem Aufbau des unteren Theiles noch ein anderes Element des Crinoiden ÄAntheil nimmt, aber nicht, dass in diesem Element Basalia zu erblicken sind. Diese Auffassung entspringt wieder nur aus der „analogy of all other Crinoids*“. Prüfen wir also das Durchgreifende und Beweisende dieser Analogie. Die genannten Autoren und namentlich CARPENTER !) singen von der Ueberzeugung aus, dass bei allen Crinoiden und auch bei Eugeniacriniden Basalia morphologisch vorhanden sein müssten, dass ohne dieselben ein Crinoid nicht denkbar sei. CARPENTER gab aber in einer Discussion?) mit J. A. BArTuEr be- reits zu, dass, wenn die nun hier p. 573 bis 577 ausführlich besprochenen Verhältnisse richtig sind, allerdings die Eugenia- eriniden eine Ausnahme in dem genannten Punkte bilden würden. Da nun, wie ich meine, die Wanderung und die Reduction der Basalia bei Eugeniacriniden endlich dem Reich der Debatte defi- nitiv entrückt ist, so ergiebt sich, dass obige „analogy of all the other Crinoids“ nicht vorhanden ist und folglich auch als Beweis für das Vorhandensein eines Basalkranzes bei Holopus nicht geltend gemacht werden kann. Stellen wir uns also wieder auf den neutralen Boden einer vorurtheilsfreien Betrachtung von Holopus. Aeusserlich ist, wie von allen Autoren einstimmig zugegeben wird, von Grenzen einzelner Theile nichts zu erkennen. Das, was man mit Sicherheit sagen kann und auch die genannten Autoren zugeben, ist das, dass der obere Theil der Patina aus radialen Costalien besteht. Das beweisen erstens die 5 Gelenkflächen am Oberrand. zweitens die radialen Innenfurchen, drittens die äusse- ren Längsdepressionen. welche interradial nach der Wurzel hinab laufen (vergl. die Textfiguren auf p. 612 und 616). In dem unter jenen Costalien liegenden eingeschnürten Theil ist äusserlich gar nichts mehr nachweisbar, dasselbe bildet ein einfaches drehrundes Stück. welches mit den darunter und dar- über liegenden Theilen des Crinoids vollkommen verschmolzen ist. Das verkalkte Maschengewebe ist darin loser und unregelmässiger als in den darüberliegenden Costalien; bei Holopus sptleccense reicht die ventrale Aushöhlung, bei Holopus Ranger die radialen Innenfurchen nicht bis in jenes Stück hinab. Nachdem wir gesehen haben, dass man in diesem Stück !) On the Supposed Absence of Basals in the Eugeniacrinidae and in certain other Neocrinoids. Ann. Mag. Nat. Hist., Ser. 5, Vol. XI, 1883, p. 327. 2) F. A. BATHER. The Basals of Eugeniacrinidae. Quart. Journ, Geol. Soe., Vol. XIV, 2, 1880, p. 359. 616 durchaus nicht nothwendig einen Basalkranz zu erblicken braucht, eröffnet sich die Möglichkeit einer zweiten Deutung. dass nämlich jenes eingeschnürte Stück dem Stiel der Crinoiden entspreche (vergl. die Textfig. 14 von Holopus Figur 14. spileccense ScHLT. sp... Da uns je- nes Stück an sich eine Aufklärung über seine morphologische Bedeutung nicht bietet, so müssen wir andere, in diesem Punkte ähnliche Crinoiden zur Erklärung heranziehen. Man hat im Allgemeinen mit Ao- /opıs immer nur solche Crinoiden verglichen, die ebenfalls mit dem Kelch direct auf den Meeresboden aufgewachsen sind, und nach Analo- sie dieser eine Erklärung des Baues von Holopus versucht. Man hat hierbei zunächst ganz ausser acht gelassen, dass sich zu allen Zeiten und in den verschiedensten Familien der Cystideen und Crinoiden derart festgewachsene Formen finden, und Cyathidium spileccense SCHLT. dass, wie CARPENTER an Millertert- a Te NUS Pratti aus dem englischen Dog- ter ein Theil des Oberrandes ger 'gezeigt' "hat, eine” !dadsrchirbe von ohen gesehen. dingste Reduction des Stieles sich sehr schnell vollziehen kann!). Man hat in diesem Falle, wie so oft in der vergleichenden Morpho- logie, durch Anpassung erworbene Aehnlichkeiten der äusseren Form für phyletisch wichtige und in systematischer Hinsicht Ausschlag gebende Merkmale gehalten; man hat analoge Conver- genzerscheinungen mit Homologieen verwechselt. Was nun im Besonderen die Vergleiche von Holopus mit Eudesierinus und Cotylecrinus?) betrifft, so kann man sich gerade durch dieselben von der allgemeinen Unberechtigung jener Vergleiche überzeugen. Die Gattung Zudesterinus?) ist nach den Abbildungen und !) On some new or little known Jurassic Crinoids. Quart. Journ. Geol. Soc., Vol. XXXVIIH, p. 29. ?) Cotylecrinus ist Synonym von Üotylederma Qu.;, über Oyathidium STEENST. siehe p. 621. ®) Ich glaube DE LoRIOL darin richtig zu verstehen, dass er als Synonymen seines Eudesierinus die Namen Bugeniacrinus (Plicatoerinus) mayalis und Eug. Deslongchampsi DE LoR. betrachtet wissen will; obwohl ich es nicht für erwiesen halte, dass die von ihm zuerst als Eugenia- 617 Beschreibungen pe Lorıor's zu urtheilen, sehr nahe verwandt und vielleicht ident mit dem Zugenvacrinus Hausmanni! A. Rem. vom Hainberge bei Göttingen. Beide erinnern entschieden an die Gattungen Phecatocrinus und Tetracrinus und dürften viel- leicht sogar als Riff-bewohnende Plicatocriniden - Typen zu be- trachten sein. Sie unterscheiden sich sehr scharf von den Euge- niacriniden und Holopus dadurch, dass der Radialkranz ganz selbstständig, und zwar durch Syzygie mit einem darunter lie- senden unzweifelhaften Basalkranz verbunden ist, ferner durch den Verlauf der Axialkanälle und den von Holopocriniden ganz abweichenden Bau der Arme. Uebereinstimmend bei jenen For- men und Holopus ist nur der Mangel eines Stieles und die un- gleichmässige Entwicklung der Antimeren, Erscheinungen, die sich, wie wir sahen, aus der gleichen Lebensweise sehr einfach er- klären. Von Cotylecrinus gilt, soviel sich über die Form sagen lässt, im wesentlichen dasselbe; jedenfalls steht er Holopus nicht näher als Zudesicrinus. Wenn wir nun die genannten Formen zu einem Vergleich mit Holopuws und zur Erklärung von dessen Morphologie nicht als nahe Verwandte heranziehen können, so sind die Analogien anderer Crinoiden, auf Grund deren wir den eingeschnürten Theil des Holopus als verschmolzenen Basalkranz deuten könnten, eigent- lich erschöpft, denn die etwa als ähnlich in Betracht kommenden paläozoischen Formen wie Edriocrinus oder die Larviformia W. u. Sp., stehen doch wohl zu fern, um bei ihrer vollständigen Verschiedenheit in zahlreichen Punkten zu einer Erklärung mor- phologischer Eigenthümlichkeiten einer recenten Form sichere Anhaltspunkte zu bieten. Versuchen wir nun aber den eingeschnürten Theil der Patina von Holopus als Stiel zu deuten, so stehen dieser Deutung nicht die mindesten Hindernisse im Wege, wohl aber sprechen für sie eine ganze Reihe schwer wiegender Gründe. Auf der einen Seite ist eine Verkürzung des Stieles zu einem ungegliederten Stück gar nicht selten, ferner kann dasselbe sowohl mit der Wurzel wie mit der Patina vollkommen verschmel- zen, sodass keinerlei Grenzen zwischen diesen Theilen mehr er- kennbar sind. Letzteres finden wir nur bei Eugeniacriniden. Auf der anderen Seite können die Basalia von den Costalien ganz überwuchert werden (Comatuliden, Eugeniacriniden) und im Innern der Patina morphologisch verschwinden (Eugeniacriniden), erinus und einige Seiten und Tafeln später als Eudesierinus mayalis beschriebenen und abgebildeten Exemplare wirklich auch einer Art angehören. (Paleont. franc., Tome XI, 1.) 618 sodass in solchem Falle der Stiel unmittelbar mit dem ersten Radialkranz verschmilzt. Ist also die Annahme, dass das eingeschnürte Stück von Holopus den Stiel repräsentire im Aligemeinen durchaus berech- tigt, so wird sie im Besonderen durch eine Reihe von Gründen mehr als wahrscheinlich gemacht. Wenn P. H. CARPENTER hervorhebt. dass in dem betreffen- den Theil der Patina das verkalkte Netzwerk weniger dicht und regelmässig sei als in dem aus Costalien gebildeten oberen Theil, so scheint mir das geradezu ein Beweis, dass darin keine Ba- salia, sondern der Stiel oder die Wurzel zu erblicken sei, weil in den peripherischen Theilen von Basalien naturgemäss derselbe histologische Bau zu finden ist, als in den darüber liegenden, ganz homologen Theilen der Costalien. Zum speeiellen Vergleich mit Holopus Range fertigte ich einen Schliff von Cyriocrinus Thersites, der die peripherischen Theile der Patina und des mit ihr verschmolzenen Stieles schneidet. Hierbei ergab sich, dass die Verwachsung der Patina mit dem Stiei zwar eine sehr innige war, dass sich aber die Grenze zwischen beiden Elementen histo- logisch durch eine Zone wirren Gewebes markirte, welches sich von der Peripherie nach dem Üentrum ausbreitet. Während sich nun darunter bei Cyrtocrinus nutans wieder das regelmässig an- geordnete Netzwerk des Stieles einstellt, fehlt dieses in den un- teren Partieen der Patina von Holopus, welche sich schon in früher Jugend auf dem Boden ganz unregelmässig ausbreitet. Da die Structur des Netzwerkes abhängig ist von dem Vorhandensein und der Lage organischer Faserzüge und Muskelbündel, so kann das Fehlen regelmässiger Structur in den untersten Partieen von Holopus Rangit nicht überraschen. Es wäre interessant, in dieser Hinsicht den Holopus spileccense zu untersuchen. da derselbe jedenfalls auch in diesem Punkte die an sich unwesentlichen Unterschiede zwischen Cyrtocrınıs und Holopus Rangii über- brücken würde. Nachdem wir in allen wesentlichen Punkten — ich erinnere nur noch einmal an den Bau der Arme — eine ganz aufiallende Uebereinstimmung der Organisation von Holopus mit Cyrtocrinus fanden, werden wir den daraus abgeleiteten Schluss, dass beide nahe verwandt seien, auf seine geologische Wahrscheinlichkeit zu prüfen haben. Oyrtoerinus besitzt noch im unteren Malm einen Stiel, dessen Zusammensetzung und Verbindung mit der Patina wenig abnorm erscheint. Bei einer Art der unteren Kreide ist der Stiel ganz ungegliedert, mit der Patina und bisweilen mit der Wurzel innig Aare EEE re. ne ae he u ar Br. 619 verschmolzen, die ventrale Aushöhlung der Patina dabei weit und tie. Aus dem untersten Tertiär kennen wir eine Art von Ho- lopus, die noch einen durch seine Einschnürung kenntlichen Stiel aufweist. Der lebende Holopus Ranger ist von dieser Form nur dadurch unterschieden, dass Patina. Stiel und Wurzel noch mehr zusammengesunken sind, sodass der Stiel sich äusserlich nur noch durch eine ganz schwache Einschnürung und einen anderen histo- logischen Bau als die Patina bemerkbar macht und von der aus- gebreiteten Wurzel abhebt. Ich meine, dass diese Auffassung unendlich viel einfacher und wahrscheinlicher ist als die früher versuchte Vereinigung von Holopus mit nur äusserlich ähnlichen liasischen oder gar paläo- zoischen Formen. Dass sich der phyletische Entwicklungsgang in der Ontogenie von Holopus Rangir nicht reproducirt, erklärt sich, wie früher nachzuweisen versucht wurde, sehr einfach und ungezwungen durch die Anpassung der Larve an die Lebensweise und die besonderen Verhältnisse des Standortes. Holopus sptleccensis SCHLÜT. sp. Textfig. 14, p. 616. Syn. Oyathidium Spilecceense CL. SCHLÜTER: Ueber einige astylide Crinoiden. (Diese Zeitschrift, 1878, Bd. XXX, p. 50.) Die Patina becherförmig, mit stielartiger Einschnürung und wenig ausgebreiteter Wurzel. Die ventrale Aushöhlung ziemlich tief, etwa bis zur halben Höhe hinabreichend.. Die Wände der Patina oben ziemlich dünn. Zwischen den Gelenkflächen flache, unregelmässig zapfenartige Erhebungen. Die den Ligamentgruben entsprechenden Aussenleisten stark entwickelt, sodass der Quer- schnitt nach diesen fast fünfseitig wird. Auf den Grenzen der Costalien schwache Verticalfurchen. Auf der Aussenseite der Patina wenige, meist auf den Kanten stehende flache Knoten. Die übrigen Theile unbekannt. Vorkommen: Im untersten Tertiär des Monte Spilecco bei Bolca in Ober-Italien. ScHLürter hatte diese Form nur mit Vorbehalt zu Oyathr- dium gestellt und ihre Aehnlichkeit mit Holopus hervorgehoben. Da Herr Professor SCHLÜTER so liebenswürdig war, mir einige Exemplare zur Untersuchung zu überlassen, so konnte ich nun auf Grund der Darstellungen P. H. Carrenrer’s von Holopus Rangir einen eingehenden Vergleich mit dieser Form vornehmen. Hierbei ergab sich, wie bereits an verschiedenen Stellen aus- 620 führlich besprochen wurde, eine Uebereinstimmung beider Formen in allen wesentlichen Punkten, sodass die Zurechnung der Art zur Gattung Holopus keinem Zweifel unterliegen konnte. Die Art besitzt ein besonderes Interesse, weil sie, wie er- wähnt, in verschiedenen Punkten eine vermittelnde Stellung zwi- schen Cyrtocrinus und Holopus Rangit einnimmt. Von letztge- nannter Art ist sie specifisch unterschieden durch die stielartige Einschnürung über der kleinen Wurzel, durch das starke Vor- treten der Ligamentleisten und durch die mehr regelmässige An- ordnung und geringe Zahl der Knoten an den Aussenseiten. Holopus Rangti D’ORB. Holopus Rangiü ALC. DÖRBIGNY! 1. c., seconde espece vivante de la famille des Crinoides etc. (GUERIN, Mag. de Zool., Tme annee, CL.X, P.58, .t.-8:,. Paris 1887.) Holopus BRONN: Lethaea geognostica, 1851, I, p. 26. Holopus D’OrRB. M. F. DuUJAarDın und M. H. Hupe: Hist. Nat. des Zoophytes Echinodermes. Paris 1862, p. 217—218. Holopus rangiü DORB. ALEX. AGAssız und Graf PoURTALES!: Des- eription of a Specimen of Holopus rangiı from Barbados. (Meuw. Mus. Comp. Zool., Vol. IV, 1874, No. 8, p. 51, t. X.) Holopus Rangii D’ORB. F. A. QUENSTEDT: Asteriden und Encrini- den etc., p. 185, 1° 4071. 4. Holopus D’'ORB. Wyw. THoMson: On the Structure and Relations of the genus Holopus. (Proc. Roy. Soc., Edinburgh 1876—1877, p. 407.) Holopus D’ORB. K. A. ZırteL! Handbuch der Palaeontologie, Bd. |], München und Leipzig 1876—1880, p. 387. Holopus rangi D’ORB. P. H. CARPENTER:! Challenger Report, Stalked Crinoidea 1884, p. 199, t. 1—5b, 5c, f. 1—3. Die Patina sehr niedrig. mit ausgebreiteter Wurzel und schiefer Oberkante. Die Arme compact, verschieden kräftig ent- wickelt. Die bei der Einrollung aussen gelegenen Theile unregel- mässig mit flachen Knoten verziert. Vorkommen: In seichtem Wasser des Caraibischen Meeres bei Barbados. Die Art ist der einzige lebende Vertreter der Holopocri- niden und zugleich in der Entwicklungsrichtung der Familie am weitesten differenzirt. Die Eigenthümlichkeiten dieser Form sind neuerdings von P. H. CARPENTER ausführlich besprochen. Das für die Familie und Gattung Bemerkenswerthe wurde hier bereits hervorgehoben. Die Gattung Cyathidium STEENSTRUP mit der einen Art C. holopus Str. aus dem Faxekalk möchte ich nach dem We- nigen, was wir bisher von dieser Form kennen, noch nicht mit 621 Sicherheit den Holopocriniden zuzählen. Wir kennen von dieser Form bisher nur die 5theilige, dünnwandige Patina. Dieselbe kann sehr wohl in die Nähe von ZHolopes gehören, da sie aller- dings nur aus radialen Stücken zu bestehen scheint. .Ist das aber der Fall. so würde Oyathrdium von Oyrtocrinus sich schon wegen seiner Dünnwandigkeit weiter entfernt haben als Holopus. Dies wäre bei einer Form der oberen Kreide immerhin auffallend. Ganz abweichend von allen Holopocriniden ist es, dass‘ die Kelche gern aus einander herauswachsen, in ähnlicher Weise wie man dies bei der calycinalen Knospung von Korallen: beobachtet. In diesem Punkte erinnert Oyathidıum an gewisse Formen - von Cotylecrinus aus dem Lias, die ebenso wie obige Gattung wei- terer Aufklärung bedürfen. sd Unzweifelhaft ist übrigens, dass der von MicueLin!) aus dem Miocän der Superga bei Turin als Mreropocrinus Ga- staldii beschriebene Kelch in die unmittelbarste Nähe von CÜya- thidium holopus STERNSTR. gehört. Das Exemplar, welches Herr Professor PaArona in Turin so liebenswürdig war, mir zur Ansicht zu schicken, unterscheidet sich eigentlich von der Form aus dem Faxekalk nur durch bessere Erhaltung. Wenigstens schiebe ich vorläufig auf die Erhaltung den Umstand, dass die miocäne Form noch dichte Granulationen auf der Aussenseite zeigt, die den abgeriebenen und mit Kalkspath überzogenen Kelchen aus dem Faxekalk fehlen. Sclerocrinus nov. gen. Taf. XXXVII — XXXRX. Syn. Eugeniacrinus aut. Eugenvacrinites aut. Die Patina sehr massiv, kugelig, meist dorso-ventral abge- flach. Die dorsale Unterseite zur Aufnahme des Stieles breit und tief ausgehöhlt. Der Stiel aus langen. dicken, cylindrischen oder tonnenförmigen Gliedern bestehend. Die ventrale Aushöh- lung sehr eng. Die Gelenkflächen für die Arme eben, mit sehr kleinen, fast punktartigen Muskelgruben. Die Arme aus sehr niedrigen. gerundeten Gliedern bestehend, welche innen einen sehr kleinen Einschnitt, oben und unten kräftige Gelenkleisten besitzen. Pinnulae alternirend an den Armgliedern stehend. Die hier in eine neue Gattung zusammengefassten Formen entfernen sich von den übrigen Holopocriniden namentlich da- durch, dass sich die Patina kugelig verdickt und an ihrer Unterseite ») Description d’un nouveau genre de la Famille de Crinoides. Revue et Magasin zoologique, Ser. II, Tome III, p. 93. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 3. 41 622 sehr breit und tief ausgehöhlt ist, dagegen an ihrer Oberseite nur eine sehr kleine Einsenkung zeigt: ferner dadurch, dass die Gelenkflächen sehr eben sind und nur ganz kleine Muskelgruben besitzen. Die Arme müssen wie die ganze Form ziemlich 'schwer- fällig gewesen sein. da ihre niedrigen. breiten Glieder und die schwache Entwicklung der Muskelgruben nicht für eine grosse Beweglichkeit sprechen: Das zweite und dritte Costale ist we- nigstens bei der jüngeren Art zu einem Axillare verschmolzen. Die Krone sass stets schief auf einem gegliederten Stiel, der aber sicher nur aus sehr wenigen Gliedern bestanden hat. ° Die Mas- sivirung der ganzen Krone. welche für Holopocriniden überhaupt typisch ist, hat in der Gattung Seleroerinus ihren höchsten Grad erreicht. Die ältesten Arten treten im unteren Malm (Oxfordien) sofort in grosser Individuenzahl auf und dürften mit Formen wie Öyrto- crinus nulans am nächsten verwandt sein. Wenigstens finden sich im unteren Malm noch so viele Zwischenformen zwischen beiden Gattungen, dass in der Regel eine systematische Tren- nung gar nicht versucht, sondern fast der ganze Formenkreis mit einem Artnamen belegt wurde. Nur eine durch Oberflächensculptur leicht kenntliche Art, Seleroerinus (Eugentacrinus) compressus, wurde von den übrigen specifisch abgetrennt. Die elatten Formen wurden durch v. QUEnSTEDT als Kugentacrinus nutans opertus von dem ersten Zug. nutans apertus unterschieden. DE LORIOL vereinigte wieder alle Formen, auch den durch die Oberflächen- Verzierung leicht kenntlichen Se. compressus mit (Oyrtocrinus nutans. Während bei den älteren Arten aus dem unteren Malm noch vielfache Schwankungen, namentlich in der Weite der ventralen Aushöhlung und der Grösse der Muskelgruben vorkommen, haben die generischen Eigenthümlichkeiten bei den jüngeren Formen feste Gestalt gewonnen. Während man daher bei diesen stets eine generische Trennung mit Entschiedenheit durchführen kann, ist dies bei den älteren Arten bisweilen nicht der Fall. Da wir eine gemeinsame Abstammung der Mitglieder einer Familie vor- aussetzen, so kann uns das Vorhandensein von Zwischenformen nicht befremden und, wie bereits oben ausführlich besprochen wurde, von einer generischen Trennung divergirender Zweige der Familie nicht abhalten. Ich . beginne mit der Beschreibung der am vollständigsten bekannten Stramberger Art, bei welcher die Gattungs-Merkmale typisch entwickelt sind und durch Uebergänge zu anderen Gat- tungen nicht verwischt werden. 623 Seleroerinus strambergensts n. sp. Taf. XXXVIH und XXXVIL Die Patina kugelig, oft dorsal-ventral abgeflacht. Die ventrale Aushöhlung der Patina sehr eng. die dorsale der Unterseite mässig weit. Der Umriss der Patina und die Form der Gelenk- flächen ausserordentlich variabel. Die axillaren Glieder aus dem Costale 2 und 3 verschmolzen, mit proximaler Gelenkfläche. Die Armglieder sehr niedrig, aussen grob gekörnelt, die unteren etwas abgeschrägt. Die Stielglieder lang, unregelmässig, in der Mitte bald verdickt, bald eingeschnürt. Vorkommen: In den rothen und weisslichen neocomen Mergeln von Stramberg und Nesselsdorf. Diese Form ist bei Weitem die häufigste in den Neocom- Mergeln Strambergs, indem etwa 9a aller Crinoiden-Reste aus den Kelchen und Stielgliedern dieser Art bestehen. Aus diesem Grunde schien der Name Se. strambergensis für sie besonders ange- bracht. Ein hervorragendes Interesse gewinnt die Form durch ihre unter Crinoiden vielleicht einzig dastehende Variabilität. Wenn man die Figuren auf Tafel XXXVII mit einander vergleicht. so wird man zugeben müssen, dass Formen wie Figur 1 und 7 nicht den Eindruck machen. als ob sie einer Art angehören könnten. Bei Figur 1 zeigen sich auf der Grenze der Costalia tiefe Furchen, während bei Figur 7 an derselben Stelle scharf markirte Leisten verlaufen, die an der Unterseite sogar zu fünf Knoten anschwellen (Fig. 7b). Andererseits ist Figur 1 ziemlich hoch, aber noch durchaus nicht die höchste der vorliegenden Exem- plare, während Formen wie Figur 4 ganz niedrig, fast münzen- förmig werden. Bei Figur 3 sind die Gelenkflächen sehr gross und nehmen den ganzen Umfang der Patina ein, während sie bei anderen Exemplaren (wie Fig. 2) ziemlich klein bleiben. Bald treten die fünf radialen Ventralfurchen sehr deutlich hervor (wie in Fig. 2b und 7c), bald sind sie kaum bemerkbar (wie in Fig. 1c oder 6b). Zahlreiche Kelche sind fast ganz symmetrisch gebaut (wie Fig. 7), andere, und wohl die Mehrzahl, sind mehr oder weniger schief ausgebildet. Kurz, von den Gattungsmerkmalen und der ziemlich constanten Grösse abgesehen, ist kaum ein Merkmal vorhanden. welches nicht in ganz auffallender Weise varlirte. Und doch sind alle Uebergänge zwischen den Stücken vorhanden, auch nicht eine einzige der Hunderte von Formen liess sich specifisch von den anderen loslösen. Die einzige Form, der man vielleicht ihrer Grösse und Form nach eine gewisse Selbstständigkeit zusprechen könnte, wäre durch die in Fig. 8 und 9 abgebildeten Patinae repräsentirt. Diese nur in wenigen 41* 624 Exemplaren vorliegende Form ist durch geringe Grösse, schwache Granulation, die vielleicht nur. wegen der geringeren Grösse der Exemplare nicht abgerieben ist, und den gerundet fünfeckigen Umriss ausgezeichnet. Für sie dürfte demnach eine Bezeich- nung wie Sclerocrinus strambergensis var. pentagona gerechtfertigt sein. Auch die sehr zahlreichen Stielglieder variiren nicht unbe- trächtlich, wie Figur 10a—c und Figur 11 zeigen, wenn auch durch diese Typen die Mannichfaltigkeit keineswegs erschöpft ist. Figur 10b und 10c stellen die beiden Gelenkflächen des Exem- plars Figur 10a dar, woraus sich ergiebt, dass auch die Weite des Nahrungskanals sehr schnell, sogar an demselben Gliede wechselt. Bei der grossen Mannichfaltigkeit der Form ist es nicht auffallend, dass einzelne Exemplare an ältere Arten erinnern. Derartige Uebereinstimmungen sind wohl als zufällige zu betrach- ten. Man wird solche einzelne Form nicht aus dem Zusammen- hang herausreissen dürfen, sondern muss den ganzen Formenkreis als etwas Geschlossenes betrachten, dem eben nach unseren syste- matischen Vorstellungen der Werth einer Art zuzuerkennen ist. Die Zusammengehörigkeit der Tafel XXXVII abgebildeten Armglieder unter sich und mit den besprochenen Resten dürfte keinem Zweifel unterliegen. Nachdem ich das von 5 verschie- denen Sammlern jedenfalls an verschiedenen Punkten gesammelte Material Stück für Stück durchgesehen und mit einander ver- glichen habe, glaube ich jene Zusammengehörigkeit unbedenklich annehmen zu können. In allen Sammlungs-Suiten kehrten immer nur die in dieser Arbeit beschriebenen Typen wieder. Würden andere Crinoiden, wie z. B. Solanocrinus oder Comatula, ‘dort gelebt haben, so hätten wenigstens in einer jener Suiten sichere Reste davon vorgekommen sein müssen. Statt dessen fanden sich — von Pentacrinus abgesehen, dessen Stielglieder nur in der Wiener Suite vorhanden sind — in allen Suiten immer nur folgende Arten: am häufigsten Scleroerinus strambergensis, dem- nächst nicht selten Eugeniaerinus Zitteli, verschieden "häufig in ‘ den einzelnen Suiten Phyllocrinus Hoheneggert, nicht häufig,‘ aber, wie gesagt, in allen Suiten Cyriocrinus Thersites, selten 'Euge- niacrinus intermedius. KErwägt man nun, welchen von diesen Formen jene Armglieder angehört haben können, so ist dies einzig und allein Sclerocrinus strambergensis, da bei allen anderen all- gemeine oder besondere Eigenthümlichkeit die Annahme einer Zusammengehörigkeit von vornherein ausschliessen. Die Gelenkflächen, welche namentlich die grössten jener Armglieder (wie Taf. XXXVIH, Fig. 2 und 3) besitzen, passen so 625 vollständig auf die Gelenkflächen der Patinae von Selerocrinns strambergensts, und nur zu diesen, dass ich, wie gesagt, nicht das geringste Bedenken trage, beide Reste als Theile derselben Crinoiden anzusprechen. Andererseits schliessen sich an jene grösseren und jedenfalls unteren Armglieder ihrer Grösse und -Oberflächenverzierung nach unmittelbar die Figur 4 und 5 abge- bildeten Glieder an, welche auf der einen Seite (Fig. 4b, 5b) noch eine normale Gelenkung zeigen, aber auf der anderen eigen- thümliche 4- und 5strahlige Leisten tragen. Ich kann auch diese ihrem Vorkommen, ihrer Grösse, ihrer Ornamentik und den Ueber- gängen nach nur zu Sclerocrinus strambergensis rechnen. Wir kommen hierauf später zurück, da auch mit den Stielgliedern und der Patina anderer Arten derartige Armglieder vorkommen, welche bisher meist eine andere Deutung erfahren hatten. | Die Tafel XXXVIII zusammengestellten Armglieder zeigen fol- gende Eigenthümlichkeiten, Sie sind sehr niedrig, das axillare Stück ist das höchste und zugleich grösste. Die nächst grössten und diesem ihrem Habitus nach ähnlichsten sind als untere Di- costalien aufzufassen. Sie sind seitlich schief abgeschrägt, etwa in dem Maasse wie bei Holopus Rangiu. Die Innenfurche ist verhältnissmässig sehr klein, gegenüber der bei Oyrtocrinus und Holopus. Eine Pinnula articulirt immer nur an der höheren Seite. Alle Gelenkflächen sind einander sehr ähnlich, namentlich fällt immer die geringe Grösse der paarigen Muskelgruben auf. Bei den grösseren unteren Gliedern verläuft nur ein Querriff über die ebene Gelenkfläche; in Figur 4b zeigt dieselbe auf einer Seite eine Einbiegung, auf der anderen ist sie durch 4 Leisten und einige isolirte Knoten ersetzt. Das Gleiche ist bei Figur 5 der Fall, nur dass sich hier 5 Leisten einstellen. Die sämmtlichen Glieder sind an ihren Aussenseiten mit unregelmässigen, aber dicht stehenden Knötchen verziert, welche sich bei allen Gliedern in denselben Grössenunterschieden halten. Bei den kleinen, auf den Tafeln stärker vergrösserten Gliedern (Fig. 4 und 5) erschei- nen sie deshalb relativ grösser als bei den grossen unteren Glie- dern. Bei letzteren sind die an der gerundeten Aussenseite fast .ganz abgerieben, sodass sie bisweilen kaum noch mit der Lupe erkennbar sind. DBei den kleinen Gliedern, wie überhaupt bei kleinen Objecten, haben sich die Knötchen sehr wohl erhalten. Gegenüber den Armgliedern von Cyrtocrinus und Holopus unterscheiden sich demnach diejenigen von Sclerocrinus stramber- gensıs durch ihre niedrige, aussen gerundete Form, durch ihre kleine Innenfurche, die Form der Gelenkflächen und die kräftige .Körnelung der Aussenseite. Diese Eigenthümlichkeiten der Armbil- 626 dung von Selerocrinus sind ein weiterer Beleg für die Selbst- ständigkeit der Gattung. Die Arten aus dem Malm. Die Formen aus dem unteren Malm lassen sich, wie ich glaube, auf zwei Arten vertheilen, die ich nur kurz als Mitglieder der Gattung erwähnen möchte. | | Die ausserordentliche Variabilität der soeben besprochenen Ärt macht es in hohem Grade warscheinlich, dass die folgenden, von v. Quexnstepr als Varietäten oder selbstständige Arten ns fassten Formen: . ‚Eugeniaerinus cidaris (Handbuch d. Petrefactenkunde, 1852, t. 53, f. 44), — .nutans opertus (Asteriden und Encriniden, 1876, p. 414, t 105, 2 158) und — compressus, glatte Varietät (Jura, p. 654). einer Art unterzuordnen sind, für welche der Name Sclerocrinus cidarıis v. QUENST. als der älteste die Priorität haben würde. v. QUENSTEDT giebt an, dass er sich von dem Cyriocrinus (Eugeniacrinus) compressus GoLpF. sp. nur durch die glatte Aussenseite unterscheidet. Ueber die Zugehörigkeit dieser Form zu Selerocrinus kann kein Zweifel sein. wenn man auch einigen Varietäten dieses ältesten Vertreters unserer Gattung anmerkt, dass sich in verschiedenen Merkmalen der Typus verwischt, oder, richtiger gesprochen, noch nicht scharf ausgebildet hat. Eine seit alter Zeit specifisch abgetrennte Form ist dagegen der Scelerocrinus compressuws GOLDF. Sp. Taf. XXXIX. Syn. Eugeniacrinus compressus GOLDFUSS. Petref. Germ., t. 50, f. 5. non Eug. compressus asper QUENSTEDT. Eneriniden und Aste- riden, t. 106, f. 24—28. Diese Art ist durch die gleichmässige feine Körnelung ihrer Oberfläche von der vorher erwähnten Form leicht zu unterschei- den. Goupruss bildete zuerst ihre Kelche und Stielglieder aus den unteren Malm - Schichten Frankens ab. v. QuEnsTeDrT!) beschrieb die gleichen Theile genauer. betrachtete aber als Va- rietät dieser Art einen Typus von Stielgliedern, den er compressus \].c., Euucıniden und Asteriden, t. 106, f. 25 — 28. Sicherlich nicht zu Eugeniacriniden, sondern zu Plicatocriniden möchte ich Euge- nmiacrinus astralis QUENST. stellen. 627 asper nannte, der aber nach meinem Dafürhalten nicht hierher gehört. Die mit dieser Art vorkommenden Armglieder bat genannter Autor als Solanoerinetes asper ‘beschrieben, aber. dabei bemerkt, dass er immer geneigt gewesen sei, wenigstens einige zu .Buge- niaerinus compressus zu stellen; und an einer anderen Stelle bei Besprechung des Solamoerinites asper sagt er')!: „Eine sichere Bestimmung ist zur Zeit nicht möglich: im Jura t. 81, f.4 meinte ich ein solch kleines Glied für: Armglied des Eugenia- erinites compiressus halten zu sollen. Auch an die mitvorkom- menden Pentacriniten ist zu denken.“ | Nachdenı mir die Zusammengehörigkeit der Tafel XXXVI und XXXVII dargestellten Theile nicht mehr zweifelhaft war, glaube ich nun auch die Tafel XXXIX zusammengestellten Patinae und Stiel- und Armglieder vereinigen und als Scleroerinus com- pressus GOLDF. sp. vereinigen zu können. Die strittigen Arm- glieder (wie Fig. 5, 6, 7 und 8) um die es sich handelt, stimmen in allen Merkmalen zu vollständig mit den analogen Stücken von Scleroeiinus strambergensis überein, dass ich über- zeust bin, dass wenigstens Armglieder wie diese dem Sclerocrinus compressus zugezählt werden können. Kommen derartige oder ähnliche Armglieder auch bei Co- matuliden vor, und diese Möglichkeit ist ja nicht ausgeschlossen, so würde man jedenfalls Formen mit so niedrigen Armgliedern wie diese nicht mehr zu Comatula und auch nicht z. B. mit der Juraform Comatıula pinnata GoLpr. generisch vereinigen können. Derartige Formen müssten im Gegensatz zu den jüngeren, echten Comatuliden ganz kurze, (icke Arme: gehabt haben, wie etwa das Tafel XXXYII, Figur 5 abgebildete Stück. Dies stammt aus einem Feuersteingeröll, welches mit ziemlicher Sicherheit auf die obere norddeutsche Kreide zurückzuführen ist; es ist nur im Hohldruck er- halten, sodass die Abbildung nach einem Guttapercha-Abdruck ge- zeichnet wurde. Es zeigt 10 Arme, die aus ungemein niedrigen, flach verbreiterten Gliedern bestehen. Letztere sind etwas gekrümmt und greifen nach aussen fast schuppenartig über einander; an der Aussenseite fragen sie Kuoten. Die unteren Glieder sind sehr breit, die oberen verjüngen sich sehr schnell; derart, dass die Länge der Arme sich zur Breite ihrer hier erhaltenen, breitesten Glieder etwa wie 5:1 verhalten haben mochte. Diese 10 Arme sind augenscheinlich ungetheilt, was nach der Form der einzelnen Glieder auch das eimzig Mögliche scheint. Dieselben stimmen ') 1. c., Asteriden und Encriniden, p. 182. 628 nun in ihren Theilen nahe überein mit den niedrigen Armgliedern von Selerocrinus (Taf. XXXVIH und Taf. XXXIX, Fig. 5—8), und nach der Formverschiedenheit dieser letzteren werden wir uns bei Sclerocrinus die Arme auch im ganzen kaum anders re- construiren können, wie sie uns- das besprochene Exemplar zeigt. Dessen Arme sind aber ihrem ganzen Bau nach ausserordentlich verschieden von den Armen heutiger Comatuliden, dagegen erin- nern sie wenigstens in der Kürze und der niedrigen Form der Glieder an einige Comatuliden, welche DE LorıoL aus der Schweiz und Frankreich beschrieben hat. Und dass unsere Form in der That eine Comatulide ist, beweisen ihre Cirrhen, die sich von der Peripherie aus zwischen die 10 Arme von unten aus ein- schieben. Dieselben sind an der Figur 5 links und oben deutlich zu erkennen, und ihre Lage ist durchaus für Comatuliden normal. Diese Form war also unzweifelhaft eine Cirrhen tragende und wahrscheinlich auch frei schwimmende Comatulide, sie unter- scheidet sich aber durch den Bau ihrer Arme sehr wesentlich von den jüngeren echten Comatuliden, mit denen CARPENTER die fossilen Comatuliden gern generisch vereinigen möchte, sodass eine generische Abgrenzung derartig organisirter Comatuliden un- vermeidlich erscheint. Ich schlage deshalb für derartige Formen mit 10 kurzen, dicken Armen, die aus niedrigen, schuppenartigen Gliedern bestehen, den Gattungsnamen Pachyantedon nov. gen. vor. Um auch die bisher unbeschriebene Art zu fixiren, erlaube ich mir, sie nach ihrem Entdecker, Herrn Geheimrath Beyrıch, Pachyantedon Beyricht n. sp. zu benennen. Wichtiger aber. als diese Sonderstellung unserer neuen Form gegenüber anderen Comatuliden, erscheint die Beziehung, die sich durch dieselbe auch im Bau der Arme zwischen älteren Comatu- liden und Holopocriniden zu erkennen giebt. Dies war auch der Grund. warum jene Form hier zur Besprechung gelangte. Tetanocrinus nov. gen. Tetanocrinus aberrans DE LoR. Sp. Textfig. 15, pag. 629. Syn. Eugeniacrinus aberrans DE LORIOL, Pal&ont. franc., Tome XI, 1.1889, 0,148: .XV: Ei 5 Die die Patina bildenden Costalia prima sehr verlängert (teravos verlängert) und jedenfalls ohne Stiel am Boden aufge- wächsen. Die ventrale Aushöhlung der Patina sehr eng, ihre Gelenkflächen schräg nach aussen abfallend, die ganze Oberseite der Costalia einnehmend, mit grosser Ligamentfläche und meh- 629 reren Gelenk-Eindrücken über den Muskelgruben. Die Oberseite der Patina nach der Seite gekrümmmt. Die Gattung stützt sich nur auf die eine Art, welche im unteren Malm (Oxfordien) der Ardeche im südöstlichen Frank- reich vorkommt. Die in Textfigur 15 abgebildete Art wurde bereits von DE LortoL sehr treffend beschrieben. Es lagen ihm 10 Exemplare zur Untersuchung vor, sodass die nahe liegende Vermuthung, dass man es bei dieser sonderbaren Form mit einer Monstro- sität zu thun habe, ausgeschlossen war. Das charakteristische Merkmal, welches mich in erster Linie zur Aufstellung einer neuen Gattung veranlasste, ist die Figur 15. ganz ungewöhnliche Verlängerung der y Costalia prima, wodurch scheinbar ein langer Stiel wie bei Cyriocrinus ent- steht. Derselbe ist aber durchaus nicht mit dem Stiel dieser Gattung zu vergleichen, sondern wird unzwei- felhaft nur aus den unteren Theilen der Costalia prima gebildet. Dies wurde bewiesen durch ein Exemplar, an welchem zwei der langgezogenen Costalia von den drei anderen der Länge nach abgelöst waren. Hierbei zeigte sich deutlich der grosse, das Ganze durchziehende Axialkanal, wel- cher sich oben zwischen den Gelenk- flächen erweitert. Am Querbruch wa- ren der mittlere, runde Axialkanal und die Trennungsnähte der fünf Co- stalia deutlich sichtbar. Dass die Form sich in der That weit von allen anderen Holopocriniden entfernt, wird auch durch ihre son- stigen Eigenthümlichkeiten bewiesen, so durch die Form der Gelenkflächen, in welcher sie am meisten an Coma- Tet rl tuliden erinnert. Dies ist nicht. un- etanocrinus aberrans DE . ; LoR. sp. aus dem Oxfor- interessant, aber auch nicht auffallend, dien der Ardeche. da, wie schon früher bemerkt wurde, a eine Patina von der Seite, sich die älteren Eugeniacriniden den b eine Gelenkfläche stärker zperen Comatuliden in mehrfacher vergrössert, c das abgebro- ie N i ee ntere Ende. Hinsicht sehr nähern. Die enge, ven- (Copieen nach DE LorıorL.) trale Aushöhlung theilt die Form nur ET: 650 mit Sclerocrinus. Mit dieser Gattung hat Tetanoerinus auch in der Form der Gelenkflächen noch die meiste Aehnlichkeit, ‘und viel- leicht ist die Gattung von einem Seleroerinws-ähnlichen Typus ab- zuleiten. Man muss sich jedenfalls vorstellen, dass die Form erst ihren Stiel vollkommen verlor und sich dann unter irgend welchen äusseren Gründen durch Verlängerung ihrer Costalia prima’ einen neuen, unechten Stiel. schuf. Die Annahme, dass unter denselben ' noch Basalia vorhanden waren, erscheint vollkommen ausgeschlossen. Durch den Artnamen „aberrans“ hob schon pe LorıoL ihre Verschiedenheit gegenüber den anderen Eugeniacriniden' hervor und bemerkte auch am Schluss seiner Beschreibung, dass die Form wohl eine generische Abstammung rechtfertigen dürfte. An der Zugehörigkeit der Gattung zu den Holopocriniden kann kein Zweifel bestehen, da dieselbe in allen Punkten sich den Merkmalen der Familie unterordnet. Die von px Lorıor beschriebenen Exemplare stammen von la Pouza bei la Voulte und von la Clapouze (Ardeche). Gymnocrynus (P. pe LorıoL) emend. JAKEL. Taf. XLII, Fig. 1—2. Syn. Eugeniaerinites aut. Eugeniacerinus aut. (?) Hemierinus D’ORB. 4 Die Patina kronenförmig in Folge der breiten und tiefen Aushöhlung der dorsalen Unterseite. Die Gelenkfläche für das oberste Stielglied peripherisch gekörnelt. Der Stiel aus miedrigen, tonnenförmigen Gliedern bestehend. Die ventrale Aushöhlung breit und tief. Die Gelenkflächen für die Arme sehr schief geneist, mit einem Paar breiter Muskelgruben. Die Costalia Il und HI durch. Syzygie verbunden. Die axillaren Costalia HI (= Gymno- crinus DE LorıoL, ? Hemierinus D’ORB.) mit unförmlich verdickten und innen verschmolzenen Flügeln. Die Stielglieder klein, ton- nenförmig, mit peripherisch gekörnelten Gelenkflächen. | Die in Rede stehende Gattung begreift die Patinae, welche bisher unter dem Artnamen Mousson! Des. —= coronatuws QUENST. zu Eugeniacrinus gestellt wurden, und die Axillaria, welche von P. pe LorıoL in irrthümlicher Deutung ihrer Organisation als Patinae eines Eugeniacriniden unter dem Namen Gymmoerinus Moeschi beschrieben wurden. Der Name bezog sich darauf, dass das von ihm für einen Kelch gehaltene Stück nach unten offen ist, die Leibeshöhle also z. Th. nackt (Yuyvög) gewesen wäre. Nachdem Verfasser sich von der Zusammengehörigkeit jener Pa- tinae (Eugeniacrinus Moussoni) und der Axillaria (Gymnoerinus 631 Moesch?) überzeugt hatte, musste der von pe LorıoL gegebene Name für die neu zu errichtende Gattung Anwendung finden, wenn derselbe auch eine keineswegs glückliche Bezeichnung ist. Falls sich die Identität mit der Gattung Hemicrinus D’ORBIGNY erweist, würde dieser letztere Name als der ältere die Priorität haben. Die allerdings nur auf eine Art basirte Gattung ist von jeder der verwandten Gattungen durch eine Reihe von Merkmalen scharf geschieden, sodass sie unter den Eugeniacriniden sehr selbstständig dasteht.e. Von Kugeniacrıinus unterscheidet sich Gymnocerinus namentlich dureh die breite Aushöhlung der Un- terseite und den Mangel eines oberen Paares von Gelenkgru- ben auf den Gelenkflächen. Von Oyrtocrinus: und Sclerocrinus weicht er ab durch die Einkeilung der Armgelenke zwischen vorspringende- interradiale Zapfen. Eine Verwechselung mit an- deren Eugeniacriniden dürfte ausgeschlossen sein. Sehr auffallend sind dagegen die Beziehungen, die unsere Gattung, d. h. also die als Eug. Moussoni bekannte Patina zu der von Solanoerinus auf- weist. Ich habe eine solche von Solanoerinus serobtewlatus GOLDF. aus dem Malm von Franken Tafel XLIOI, Figur 3a—d in natür- licher Grösse von oben, von der Seite und von unten dargestellt, um einen unmittelbaren Vergleich derselben mit unserer Form zu ermöglichen. Es springt hierbei sofort in die Augen die Ueber- einstimmung in der ventralen Aushöhlung, in der Gestalt der Armgelenke und der allgemeinen Form. die bei den Vertretern beider Gattungen sehr constant ist, wie z. B die Einschnürung in halber Höhe. Was jedoch eines besonderen Hinweises werth zu sein scheint, ist der Verlauf der Costalnähte bei @ymnocrinus im Vergleich zu dem bei Solanocrinus. Man sieht bei G@ymmocrinus, worauf ich bereits im allgemeinen Theil kurz hinwies, meist die Nähte der Costalia prima in halber Höhe der Patina deutlich geknickt (Taf. XLIH, Fig. 1a). Die Biegung dieser äusserlich sichtbaren Naht entspricht einer Biegung der Trennungsebenen zweier Costalia genau an der Stelle, wo sich bei Solanocrinus die leistenförmigen Basalia zwischen die Costalia prima emkeilen (Taf. XLIII, Fig. 3c). So auffallend und abnorm jenes Wachsthum bei G@ymnoerinus auch erscheint, so könnte man es zunächst einfach so erklären. dass die Patina in ihrer Höhenaxe eine kleine Drehung erfahren hätte. Der Winkel dieser Drehung würde dann sonderbarer Weise auch ziemlich genau so viel betragen, als die untere Dicke jener leistenförmigen Basalia bei Solanoerinus ausmacht. Jene Erklä- rung aber erweist sich deshalb als unzulässig, weil, wie ich an einem von 3 Exemplaren sehr deutlich beobachten konnte, die 632 Biegung der 5 Nähte gar nicht immer nach derselben Seite er- folgt. Auf eine Ebene projicirt, sehen die 5 Nähte dieses Exem- plars so aus, wie es Textfigur 16 zeigt. Zu beiden Seiten einer Figur 16. Die Nähte der Costalia I an der Patina von Gumnoerinus Moeschi in eine Ebene projicirt, um ihre verschiedene Bie- gung zu zeigen. undeutlich, aber ziemlich gerade abwärts laufenden Naht biegt die eine nach rechts, die andere links aus. Die inneren Tren- nungsflächen biegen sich also nicht nach einer gemeinsamen Ten- denz um, sondern jede muss ihre eigene Veranlassung zu dieser Störung, d. h. also ihr eigenes Hemmniss gehabt haben und über- wand oder umging dasselbe in verschiedener Weise. Nach alledem scheint mir nur folgende Erklärung zulässig. Ebenso wie bei allen anderen Holopocriniden sind -bei @y- mnocrinus die Basalia äusserlich nicht mehr nachweisbar, aber wir müssen doch annehmen, dass sie bei den Vorfahren und also auch in der ontogenetischen Entwicklung der Eugeniacriniden einmal vorhanden waren; ja, aus dem Verlauf der inneren Kanäle können wir dies sogar noch direct nachweisen. Es müssen folg- lich bei jedem Holopocriniden in einem frühen Stadium die Ra- dialia die Basalia überwachsen haben. Ich glaube nun, dass eine Combination der Bilder von Gymnocrinus und Solanoerinus (Taf. XLII, Fig. 1c u. 3c) uns klar veranschaulicht, wie jene Ueberwachsung und in Folge dessen die Reduction der Basalia vor sich ging. Während bei allen vorliasischen Crinoiden, und also auch bei den Vorfahren der Eugeniacriniden, wenigstens ein Basalkranz noch wohl entwickelt ist, finden wir bei Pentacriniden und Sola- noceriniden diesen bereits insofern reducirt, als die einzelnen Basalia zu leistenförmigen Stücken redueirt sind, welche unter den Costalien äusserlich nur noch wenig vortreten. Die Costalia prima haben sich dabei relativ sehr vergrössert und sind z. B. bei Eixtracrinus fossihs nach unten derart verlängert, dass sie selbst sich secundär in mehrere Stücke gliedern, um der Beweg- 633 lichkeit des Stieles nachgeben zu können. Ein solches Stadium der Reduction der Basalia, wie es Tafel XLIIE, Figur 3d von Sola- noerinus und Figur 4 von einem lebenden Pentacrinus darstellt, werden also auch die Eugeniacriniden durchlaufen haben. Wäh- rend nun aber die Pentacriniden und die Mehrzahl der Coma- tuliden auf diesem Stadium stehen geblieben sind, ist die gleiche Differenzirung bei den Eugeniacriniden fortgesetzt und spätestens vor. der Malm - Periode bereits zum Abschluss gekommen. Die Costalia haben sich dabei nicht, wie bei einer so symmetrischen Form wie. Extracrinus, genau nach unten verlängert, sondern haben sich in unregelmässigerem Wachsthum auch seitlich ausge- dehnt, sodass sie peripherisch verwachsen blieben. Nach dieser Ueberwachsung hat sich an einer Trennungsnaht manches Costale stärker ausgedehnt, während das benachbarte die frühere, durch die Seitenfläche der Basale bedingte Ausbiegungsrichtung im Weiterwachsen inne hielt. Nur so kann ich für jene auffällige Biegung der Nahtflächen bei @ymnocrinus und die homologe Er- scheinung bei Holopus (vergl. p. 576) eine Erklärung finden. Ich will nun keineswegs behaupten, dass Gymnoertinus von Solanocerinus abstamme, aber das scheint doch wahrscheinlich, dass Gymnocrinus, Solanocrinus und Pentacrinus einen gemein- samen Ausgangspunkt haben, oder sich wenigstens im Malm von einander noch viel weniger weit entfernt halten, als- von ihren übrigen Verwandten, z. B. den Apiocriniden und Millericriniden. In ähnlicher Weise wie Solanoerinus den Ausgangspunkt für die grosse Mehrzahl der Comatuliden bildet, nimmt Gymnocrinus eine Mittelstellung unter den Eugeniacriniden ein, sodass wir wohl be- rechtigt sind, das über jene Gattungen Gesagte auf die Coma- tuliden!) und Holopocriniden im Allgemeinen auszudehnen. Ein eigenthümlich geformter Crinoiden-Rest, der sich in dem oberen Jura (Oxfordien) der Schweiz und des südlichen Frank- reichs in Gesellschaft von Eugeniacriniden in einigen wenigen Exemplaren gefunden hat, wurde, wie oben erwähnt, von DE LorIoL?) mit dem Namen Gymnocrinus Moeschi belegt und als der Kelch (bezw. Patina) eines Crinoiden gedeutet. Durch Zufall gelangte ich soeben in den Besitz eines solchen Exemplares, welches aus der Sammlung pe Koniınck’s zu stammen scheint. Dasselbe !) Wie an anderer Stelle gezeigt werden soll, giebt es allerdings Comatula - artige Formen, die in die oben skizzirte Ahnenreihe nicht gehören und deshalb eine polyphyletische Abstammung der Comatu- liden beweisen. 2) Monographie des Crinoides fossiles de la Suisse. Me&m. de la Soc. pal&ont. suisse, 1870, Vol. VI, p. 250, t. 19, f£ 54—56. 634 Figur 17. Gymnocrinus Moussoni DES. sp. Das axilläre Costale III. a von oben, b von der Seite, c von unten, d von aussen. Oxfordien von St. Claude. selben gegeben. stimmt mit der Beschreibung und Abbildung des Gymnoerinus Moeschi pe Lorıon’s vollkom- men überein und stammt über- dies von demselben Fundort, St. Claude im französischen Jura, von woher DE LorIoL drei Exemplare in der Paleontolo- gie franeaise (XI, 1, p. 210, t. 21, f. 19 — 20) beschrieben hat. Es kann sonach über die Zugehörigkeit unseres Exem- plares zu der von pe LorIoL aufgestellten Gattung und Art kein Zweifel bestehen. DE Lorror hielt diese Stücke (vergl. Textfig. 17) für Kelche eines Eugeniacriniden, -ein Irr- thum, der vielleicht dadurch ent- schuldbar wird, dass dieser Autor an das Vorhandensein eines Oentrodorsale bei Holopo- criniden glaubte. Der angeb- liche Kelch würde zwei Arme getragen haben und nach unten gar nicht geschlossen gewesen sein, wohl aber würde der nach den beiden Gelenkflächen sich sabelnde Axialkanal frei an der Unterseite des Thieres geöffnet gewesen sein — Annahmen, die mit der Organisation der Cri- noiden in einem so bedenklichen Widerspruch stehen, dass sie einer Widerlegung nicht be- dürfen. Um meine von den frühe- ren abweichende Auffassung die- ses Fossils begründen zu kön- nen, habe ich in den Textfiguren 17a—d eine Darstellung des- Weitere Abbildungen findet man an den citirten Stellen bei pe Lorıor; ich glaube aber, dass die beistehenden !) !) Das Original befindet sich in meiner Privatsammlung. 635 genügen, um die morphologische Bedeutung dieses Fossils ausser Frage zu stellen. Sieht man nämlich von dem in den Texsfiguren 17a — ce links liegenden unregelmässigen Theil des Stückes ab, so kann man über die Bedeutung des rechts gelegenen Theiles nicht im Zweifel sein. Dasselbe kann man nur als ein axillares Costale auffassen, dessen zwei obere Gelenkflächen rechts in der Ansicht a, dessen untere Syzygalfläche rechts in ce sichtbar ist. . Die letztere lässt deutlich in ihrer Mitte die Oeffnung des Axijalkanals erkennen, der sich bei dem Eintritt in das Axiale in zwei Canäle trennt, deren jeder auf der Oberseite in der Mitte der beiden Gelenk- flächen austritt. Diese Oefinungen sieht man in der Ansicht a auf dem Querriff, welches die typisch gebauten Gelenkflächen in ein äusseres und ein inneres Feld theilt. Das äussere Feld zeigt die breite Ligamentgrube und ist im übrigen schmal und wenig ab- geschrägt. Das innere Feld lässt zwei vertiefte Muskelgruben erkennen, welche unmittelbar neben der interradialen Kelchfurche liegen. Diese Muskelgruben zeigen im Grunde eine nierenförmige Rauhigkeit, wie wir sie bei den Gelenkflächen der Patina beob- achteten (vergl. Taf. XLIII, Fig. 1d). Der innere Theil der ganzen Gelenkfläche ist ein wenig ver- tieft, sodass sich neben den Muskelgruben jederseits noch eine flache Einsenkung gegen den Aussenrand hin markirt. Lässt man nun das Licht sehr schief auf die Gelenkfläche fallen, so macht es den Eindruck, als ob jederseits neben der einen noch eine äussere flachere Grube vorhanden sei. Ein solches Paar äusserer Gruben ist bei DE Lorıor, 1. c., fig. 19b, d und 20a, b, c gezeichnet. Da ich mich an meinem Exemplar deutlich von der optischen Täuschung in diesem Punkte überzeugen kann, so glaube ich annehmen zu dürfen, dass eine solehe auch zu der angege- benen Darstellung bei pe LorıoL Veranlassung gegeben hat. Jedenfalls sind an meinem Exemplar nur die inneren Gruben typische Muskelgruben, die überdies durch die nierenförmige Grundfläche sich scharf von den äusseren flachen Depressionen unterscheiden!). Dass bei sonst vollkommener Uebereinstimmung diese merkwürdig gestalteten Stücke in dem Ban bezw. der Zahl der Muskelgruben so variiren sollten, ist nicht wahrscheinlich. Die Richtigkeit einer entsprechenden Correctur und die hier dar- gestellte Form der Gelenkflächen als typisch angenommen, stim- men dieselben von allen zum Vergleich in Betracht kommenden !) Es ist hier daran zu erinnern, dass auch bei Eugeniaerinus Gelenkgruben vorkommen, dort aber nicht neben, sondern über den Muskelgruben ihren Platz haben. 636 Crinoiden ausschliesslich und vollkommen überein mit denen der Patina des älteren Zug. Mousson?, dessen Kelche nach pz LorıoL !) nur an den gleichen Fundstellen gefunden sind, wie sein Gymno- crinus Moescht. Wir haben bisher nur den rechts gelegenen, sozusagen nor- malen Theil unseres Fossils in’s Auge gefasst und den linken, unregelmässig geformten ausser Acht gelassen. Betrachtet man das Stück von der Seite (Textfig. 17b), so sieht man, dass der nor- male axillare Theil etwa die Hälfte der Breite einnimmt. Etwas weiter nach links oben reicht ein lang ausgezogener Hügel, wie solche bei COyrtoerinus nutans (vergl. Taf. XXXIV, Fig. 4d)?) und bei Holopus Ranger D’OrB. (vergl. Textfig. 18) an unteren Armgliedern, wenn auch weniger entwickelt, vor- kommen. Bis zu dieser Stelle bietet also das Stück nichts Abnormes; un- gewöhnlich und ganz abnorm ist nur, dass jene Flügel nach dem Kelch zu verschmelzen und die Radialfurche des Armgliedes dadurch an der Innenseite Unteres Armglied von Ho- SO verschliessen, dass dieselbe nur lopus mit verlängertem Sei- durch ein Loch (vergl. Textfig. 17a Figur 18. tenflügel. und ec) nach dem Kelchcentrum dringt. (Copie nach P. H. CAR- Eine derartige Ausbildung eines PENTER.) Armgliedes ist zwar bei Crinoiden meines Wissens nie beobachtet, aber, wie mir scheint, morphologisch keineswegs undenkbar. Die ra- diale oder ambulacrale Furche, welche von der Innenseite der Arme auf der Oberseite der Leibeshöhle nach dem Mund ver- läuft, ist von Tentakeln besetzt, welche eine Wimperbewegung nach dem Munde zu unterhalten. Ausserdem verlaufen einige Längsgefässe an ihrem Grunde, welche aber hier nicht in Frage kommen können. Nur jene Tentakelbewegung, welche jedenfalls der Ernährung dient, könnte durch einen ventralen Schluss der Furche behindert werden. Betrachtet man nun aber die Abbil- dung eines Armes von Holopus, wie sie CARPENTRR (l. c., t. 5b, f. 5) gegeben hat, und wie sie in Textfigur 19, p. 637 copirt ist, so sieht man, dass jene Tentakeln in der Ambulacralrinne so klein sind, dass ihre Bewegung durch die in der Textfigur 17 gezeichnete Oeffnung ganz unbehindert erfolgen konnte. Erwägt !) Pal&ont. franc., XI, 1, p. 142. ?2) Vergl. namentlich auch die Abbildungen bei v. QUENSTEDT! Encriniden und Asteriden, t. 106, f. 55, 56. 637 Figur 19. man ferner, dass bei zahlreichen fossilen Crinoiden, z. B. bei Aete- noerinus und Platyerinus, die Arme unten fest geschlossen waren und die Bewegung der Tentakeln eben- falls in einer geschlossenen: Rinne erfolgen musste, so verliert jene ventrale Verschmelzung der Axil- laria ihr anomales Aussehen. Aber auch das Ungewöhnliche, welches in dieser Verwachsung liegt, wird vermittelt durch jene unregel- mässigen Verzerrungen, welche die Patina und die untersten Armglie- der bei Eugeniacriniden und Ho- lopus aufweisen; man vergleiche namentlich die Abbildungen, welche v. QuENSTEDT von den Axillarien des Eug. nutans gegeben hat'!).-. Eine derartige Verwachsung: ist Arm von Holopus von innen Jedenfalls nur da möglich, wo die gesehen, um die geringe Grösse Gelenkflächen der Patina nach der Tentakeln zu zeigen. aussen abfallen, d. h. die’ Arme (Copie nach P. H. CARPENTER.) sich unten scharf von der Patina abbiegen, da sonst jener ventrale Zapfen (vergl. Textfig. 16b) gerade auf der Kelchdecke liegen würde. Das ist natürlich undenkbar, und wir finden auch bei allen Crinoiden, bei denen die Arme sich erst allmählich von der Längsaxe bezw. der Patina abbiegen, keine Spur derartiger Aus- wüchse an der Innenseite der Armglieder. Sie finden sich aber ‚ausser bei den hier angeführten Formen auch bei Comatuliden, z. B. bei Solanoerinus, bei welchem die Gelenkflächen der Patina und also auch die unteren Armstücke scharf nach aussen. gerichtet sind (vergl. Taf. XLIIL, Fig. 3c). Bei keinem Eugeniacriniden ist dies nun in höherem Maasse und zwar regelmässig der Fall, als bei unserem Gymnoerinus Mousson? (vergl. Taf. XLIH, Fig. 1d). Wenn ich nun noch einmal zusammenfassend bemerke, dass. die in Rede stehenden Stücke nur zu einem .articulaten. Crinoiden und unter diesen nur zu einem solchen gehört haben: können, ‘dessen Arme sich scharf von der Patina abbiegen, und bei wel- chem die einzelnen Stücke oft unregelmässig wuchsen, wenn ferner die allgemeine Form gut zu Eugeniacriniden passt, und schliess- 1) ]. c., Asteriden und Encriniden etc., t. 106, f. 65-u. 66. Zeitschr, d. D. geol: Ges. XLIII. 3, ; 42.0. RBB. lich die Form der Gelenkflächen, die glatte Aussenfläche und das geologische Vorkommen nur auf (Bugeniacrinus) Mousson! Des. weisen, so glaube ich, dass diese Gründe ausreichend sind, die beschriebenen Stücke als Axillaria jener Patinae zu betrachten, für welche dann der Gattungsname Gymnoerinus Anwendung findet. Als Consequenz dieser Annahme würde sich dann ergeben, dass bei @ymnocrinus die zweiten und dritten Costalia noch ge- trennt waren, wie dies bei Zugeniacrinus immer, bei älteren Arten von ÖOyriocrinus bisweilen, bei Holopus nur in der Jugend der Fall ist. Hiernach würde sich Gymnoerinus in diesem Punkte als ein älterer Eugeniacriniden - Typus erweisen, was mit den p. 630 erörterten Eigenschaften dieser Gattung ganz im Ein- klange steht. Ferner würde sich Gymnocrinus in genannter Hin- sicht am nächsten an Eugeniacrinus mihi anschliessen, zu dem es auch in anderen Punkten die nächsten Beziehungen aufweist. Wir werden dann in der weiteren Annahme nicht fehl gehen, dass die zweiten Costalia niedrige, keilförmige Stücke waren, die nach der Form der Gelenkflächen an der Patina noch flacher waren als bei Zugentacrinites caryophyllatus, bei welchem dieses kleine Stück einige Male beobachtet wurde. Die besprochenen Axillarglieder würden sich mit ihrer ventralen Verdickung an die interradialen Zapfen der Patina angelehnt haben, wofür unregel- mässige Furchen an entsprechender Stelle der letzteren sprechen. Es ist jedenfalls interessant, dass Gymnocrinus ebenso wie Eugeniacrinus so abnorm gestaltete Axillarglieder besitzen, und es bestätigt die Richtigkeit der vor Kenntniss jenes Stückes vorge- nommene Trennung beider in zwei Genera, da ausser der Patina auch die Axillaria bei beiden so verschieden gestaltet sind. Die Frage, ob jene innere Verwachsung der Axillaria regelmässig oder nur bisweilen bei Gymnocrinus eintrat und sonst vielleicht nur lange, aber nicht verschmolzene Flügel vorhanden waren, ist hier nicht wesentlich und erst auf Grund reicheren Materials zu ent- scheiden. Es ist im hohen Grade wahrscheinlich, dass die Gattung Hemierinus D’Ore.!) auf den gleichen oder einen entsprechenden Rest begründet ist. Die Diagnose p’Orsıcny's ist zwar sehr unvollkommen; sie lautet für die Gattung: „ÜO’est un Zugenia- crinus, dont une partie du calice depend de la tige“ und für die eine Art, A. Astierianus, „Espece & sommet en cuilleron porte par une tige dont une partie vient former deux pieces du calice. France les Lattes (Var).“ Trotzdem scheinen mir die angege- !) Prodrome de Pal&ontologie, Paris 1850, II, p. 90. 639 benen Merkmale gut zu unserem Fossil und wohl nur zu einem solchen zu passen. Eine Ermittelung des Originals wäre hier sehr erwünscht, um die eventuelle Priorität des Gattungsnamens Hemeerinus op Or. festzustellen. Gymnocrinus Moussoni DESOR Sp. Taf. XLII, Fig. 1—2. Textfiguren p. 632 u. 634. ? Encrinites cariophyllites, „abweichender Kronenkopf“, v. SCHLOTH. Nachtrag zur Petrefactenkunde, II, Gotha 1823, p. 102, t. 28, Lehr e,d. Eugeniaerinus Moussoni DESOR. Notices sur les Crinoides suisses. (Bull. Soc. Sc. nat. de Neuchätel, I, p. 220.) — coronatus V. QUENSTEDT. Handbuch der Petrefactenkunde, 1852, p. 615, t. 53, f. 48. — — v. QUENSTEDT. Der Jura, 1858, p. 654, t. 80, f. 68. — — v. QUENSTEDT. Handbuch der Petrefactenkunde, 1867, p. 733, E67, 45. — — v. QUENSTEDT. Asteriden und Encriniden, Leipzig 1876, p. 425, t. 106, f. 1—5. — Moussoni P. DE LoRIOL. Monogr. des Crinoides fossiles de la Suisse, 1879, p. 212, t. 18, f. 53—67. Gymnocrinus Moeschi P. DE LORIOL. Monogr. des Crinoides fos- siles de la Suisse. (Mem. Soc. Paleont. suisse, Vol. VI, 1879, p. 250, t. 21, f. 54—56.) — — P.DpeLorıor. Paleont. franc., Tome XI, 1, 1882 — 1884, Crinoides jurassiques, p. 210. t. 21, f. 19—20. Eugeniacrinus Moussoni P. DE LORIOL. Pal£ont. franc.. Tome XI, 1, 1882—1884, p. 138, t. 14, f. 18—24. - Da sich das oben über die Gattung Gymnocrinus Gesagte zu- nächst nur auf diese eine Art stützt und bezieht, so ist eine von der Gattungsdiagnose scharf zu trennende Artbeschreibung unmöglich. Charakteristisch für die vorliegende Art scheint zu- nächst ihre geologische Beschränkung auf die Malm- (Oxford-) Schichten des südfranzösischen und schweizer Jura. Die Art als solche ist leicht kenntlich und von Dzsor schon so charakterisirt worden, dass sie mit anderen Arten kaum verwechselt werden konnte. v. QuUENnSTEDT gab ihr zwar einen neuen Namen, gestand aber selbst zu!), dass seine Art Eugeniacrinites coronatus höchst wahrscheinlich ident sei mit Zug. Moussoni Des. Dieses Zuge- ständniss ist schon deshalb nicht anzuzweifeln, weil sein EZ. co- ronatus von den gleichen Fundorten stammt, wie unser Gymno- erinus Moussont.. Die Variabilität der Patina ist gegenüber anderen Holopocri- niden sehr unbedeutend. Geringe Schwankungen zeigen sich nur in !) Asteriden und Encriniden, p. 425. 42* 640 dem Verlauf und der Deutlichkeit der Costalnähte an der Patina und der dorsalen Ausbreitung der letzteren. Stielglieder wurden von DE LorRIoL beobachtet, und zwar auch im Zusammenhang mit einer Patina. Dieselben sind klein, niedrig, tonnenförmig, mit unregelmässig an der Peripherie granulirten Gelenkflächen. Der dünne Stiel setzt sich scharf von der dicken Patina ab. Eugeniacrinus MiLLer. Taf. XL und XLI. Syn. Caryophyllites KNORR. | Encrinites v. SCHOTHEIM z. Th. Eugeniacrinites MILLER. Symphytocrinus KENIG. Eugeniacrinus GOLDFUSS z. Th. Pentacrinus GOLDFUSS z. Th. Phyliocrinus DE LoRIOoL z Th. Die Patina kreiselförmig, unten mit ebener Fläche abge- stutzt. Die ventrale Aushöhlung breit, mässig tief. Die Gelenk- flächen tief eingeschnitten, durch interradiale Vorsprünge getrennt, mit quer - verlängerten Muskelgruben und darüber mit ähnlichen, aber flacheren Gelenkgruben. Die Costalia IT klein, mit läng- lichen Gelenkhöckern an der Innenkante der Unterseite, mit oberer, flach convexer Syzygialfläche. Die axillaren Costalia III unten mit flach concaver Syzygialfläche, oben mit zwei kleinen Gelenk- flächen, zwischen denen sich ein hoher Zapfen erhebt. Die un- tersten Armglieder klein, dünn und mässig hoch. Die wenig zahlreichen Stielglieder lang cylindrisch, mit peripherisch gekör- nelten Gelenkflächen. Die Wurzel unförmlich verdickt. i Die Gattung Eugeniacrinus ist in dieser Fassung beschränkt auf die von jeher als typisch betrachteten Formen, da dem die ältere Gattung Zugeniacrinus bildenden Formencomplex der Werth einer Familie zuerkannt wurde. Die wesentlichsten Merkmale, durch welche sich Eugentnerinus in dieser Beschränkung gegen- über anderen Gattungen kenntlich macht, sind an der Patina die gerade Abstutzung des dorsalen Poles, die weite Aushöhlung der Oberseite, die Einkeilung der breiten Armgelenke zwischen nie- drigen interradialen Zapfen, und in den Gelenken die Entwicklung eines Paares von Gelenkgruben über den Muskelgruben, deren Form und Lage aus Texfigur 20 (p. 641) ersichtlich ist. Nach- gewiesen bei einigen und charakteristisch wahrscheinlich für alle Arten ist ferner die eigenartige Entwicklung der axillaren Co- stalia, welche zwischen den beiden Gelenken für die zehn Arme einen hohen Zapfen tragen. Da ferner eine Ausnahme noch nicht beobachtet wurde, scheint es sicher, dass das zweite und 641 Die correspondirenden Gelenkflächen der Patina und des zweiten Costale von Eugeniacerinus. rf Radialfurche (Tentakelrinne), ae Axialcanal, qr Querriff, /y Liga- /f Ligamentfläche, Muskelgruben, gh Gelenkhöcker, mentgrube , 99 Gelenkgruben. Figur 21. Die ältere, irrthümliche Recon- struction des Eugeniacrinus caryophyllatus. dritte Costale noch niemals mit einander verschmolzen, sondern stets nur durch Sy- zygie verbunden blieben. Jene auffallend geformten Axillarstücke hatte GoLp- russ, der sie für dorsale Kelchtheile eines Pentacri- niden hielt und Pentacr:- nites paradoxus nannte, so zusammengestellt, dass die gekerbten Seiten des unte- ren Fünfecks und die Spitzen der Zapfen zusammenstiessen. v. QuEnsTepr erkannte, dass es axillare Stücke seien, de- ren Gelenkflächen sich nach oben richten. Er drehte also das Gorpruss’sche Bild um mg und reconstruirte die Text- figur 21, welche seitdem fast in allen Lehrbüchern der Palaeontologie und Geologie Ver- breitung fand. Diese Reconstruc- tion ist aber deshalb unrichtig, weil bei einer derartigen Aneinan- derfügung der Axillaria die Arme, die in Textfigur 22 (p. 642) durch punktirte Linien angedeutet sind, sich unmittelbar über ihrer Inser- tion gekreuzt haben müssten. Das ist bei Crinoiden weder beobachtet, noch mit ihrer Organisation ver- einbar. Die Gelenkung zwischen dem ersten und zweiten Costale beweist, dass das axillare Stück etwas be- weglich war, aber es ist wegen der Stellung der Arme nicht denkbar, dass dieselben sich so nahe zu- sammenlegen konnten, wie es die v. QuENSTEDT’sche Reconstruction darstellt. Die normale Stellung: Figur 22. Zwei nach der älteren Recon- struction zusammengestellte Axillarıa, um die Unmöglich- keit dieser Zusammenstellung zu zeigen. — Die punktirten Striche sollen die Lage der Arme andeuten. Figur 23. 642 der Axillaria mag etwa so gewesen sein, wie es die Textfigur 23 zeigt. Erst. bei einer derartigen Aus- einanderbiegung der Axillaria konn- ten .sich die Arme frei bewegen, und ein- positiver Beweis, dass die Stellung die normale gewesen sei, scheint sich-aus correspondirenden Gelenkfurchen zu ergeben, welche sich an der Oberseite der inter- radialen Zapfen (verg. Taf. XL, Fig.’ 5 m) und der Unterseite der Axillaria (Taf. XL, Fig. 3d m.) finden. Die Form der Axillaria, soweit dieselben bekannt geworden sind, varıirt bei den verschiedenen Arten der Gattung. Das Costale II und die untersten Arm- glieder sind bisher nur von Eug. caryophyllatus bekannt und sollen deshalb bei Be- sprechung dieser Art be- schrieben werden. Von den ziemlich zahl- zeichen Arten sollen ausser der Stramberger Form nur der Eug. caryophyllatus, als der am vollständigsten bekannte, ausführlicher be- sprochen werden. Die ältesten Vertreter der Gattung stammen aus dem Die wahrscheinliche Stellung der Axil- Bathonien, zeigen aber dort laria an der Patina von Eugeniacrinus noch Anklänge an Phylio- caryophyllatus. crinus, sodass P. DE LoRIoL sie geradezu dieser Gat- tung zurechnete (Ph. clapsensıs und der wohl damit idente Ph. Ganthrert P. pe LorıoL aus dem Bathonien von Claps [Bouches du Rhöne)]). Die jüngsten Formen, die man bisher kennt, stammen aus der unteren Kreide, die Hauptverbreitung der Gattung liegt in den unteren Malmschichten, dem Oxfordien. Was aus älteren Schichten, namentlich aus dem Lias bisher 643 als Zugentacrinus beschrieben worden ist, gehört sicherlich nicht zu unserer Gattung und überhaupt nicht zu den Holopocriniden. Die phylogenetischen Beziehungen von Eugentacrinus zu den verwandten Gattungen sind nach dem bisherigen Stand unserer Kenntnisse schwer zu übersehen. Durch den Besitz eines geglie- derten Stieles und die Selbstständigkeit des Costale II schliesst sich die Gattung den älteren, einfacher gebauten Holopocriniden an, während sie sich andererseits durch die extreme Form der Axillaria und die tief eingeschnittenen Gelenkflächen der Patina als ein weit differenzirter Typus erweist. Am nächsten verwandt ist sie augenscheinlich mit Phyllocrinus; doch wird man dar- aus, dass diese Gattung etwas früher auftritt, noch nicht den Schluss ziehen dürfen, dass Eugeniaerinus von Phyllocrinus ab- stammt. Dazu ist Phyllocrinus bereits zu wenig indifferent, wie schon die abnorme Entwicklung der interradialen Zapfen der Patina beweist. Die geographische Verbreitung der Gattung scheint auf die nordalpinen Gebiete mit Einschluss des fränkischen Jura und der nördlichen Karpathen beschränkt zu sein. Eugeniacrinus caryophyllatus v. SCHLOTH. Sp. Taf. XL. Enerinites caryophyllites v. SCHLOTHEIM. Petrefactenkunde, 1820, p- 332, Nachtr. z. Petrefactenk., II, Gotha 1823, p. 101, t. 28, 5a,.b, 68 Eugeniacrinites quinguangularıs MILLER. Nat. Hist. of the Crinoidea, p- 111, mit Tafel. Symphytocrinus Caryophyllum KaenıG. lIcones fossilium sectiles, IP Thenl.t. It,.f. 182. Eugeniacrinus caryophyllatus GOLDFUSS. Petrefacta Germaniae, I, p. 163, t. 50, £. 8. Pentacrinus paradoxus GOLDFUSS, ebenda, p. 200, t. 60, f. 11. Eugeniacrinus angulatus D’ORBIGNY. Prodrome etc., I, p. 383. — impressus DÖRBIGNY, ebenda. — caryophyllatus BRONN. Lethaea geognostica, 3. Ausg., II, p. 115. t. 17, f£ a—e!). I) Unbegreiflicher Weise führt DE LORIOL in dem Synonymen- Verzeichniss dieser Art Gammaroerinites caryophyllatus V. QUENST. an. Er eitirt (Pal&ont. franc., XI, 1, p. 121) „Zugeniacrinites caryophyllatus V. QUENSTEDT, 1858, Der Jura, p. 652, t. 80. Gammarocrinites caryophyllatus V. QUENSTEDT, 1858, Der Jura, p. 654, f. 48-—-61.° In Wirklichkeit aber verhält sich die Sache folgendermaassen: voN QUENSTEDT beschreibt 1. c., p. 652 Eugeniacrinites caryophyllatus und bildet ihn t. 80, f. 48—61 ab. p. 654 desselben Werkes sagt er nach Besprechung des Eugeniacerinites nutans, E. cidaris, E. compressus Ba Die Patina kreiselförmig, meist mit concav, seltener: mit convex gewölbten Seiten. Die Nähte der Costalia kaum sichtbar, Die Axillaria mit seitlich und ventral ausgebreiteten Mittelzapfen. Die Oberfläche der Stielglieder bisweilen mit vereinzelten Knöt- chen verziert. Nachdem von verschiedenen Seiten und namentlich von v. QUENSTEDT eine so eingehende Beschreibung aller Einzelheiten dieser Art gegeben ist und auch hier. bereits bei Besprechung der Familie und Gattung fast alles Wesentliche hervorgehoben wurde, erübrigt nur noch, einiges Wenige zu bemerken. Herr v. ZırTeL war so liebens- Figur 24. würdig, mir ein Armglied zu über- | senden, welches seiner Form nach nur ein zweites Costalglied von un- serer Art sein kann. Da die ent- sprechende Figur bei v. QUENSTEDT wie hakenförmige Unterseite kaum eine klare Vorstellung dieses Ob- jectes geben, so habe ich in Text- figur 24 das genannte Stück noch einmal von oben (a), von innen (b) und unten (c) abgebildet. Die Ober- seite (a) zeigt die Syzygialfläche, auf welcher das axillare Costale III ruht. Sie ist etwas convex gewölbt, entsprechend der entgegengesetzten Wölbung der Unterseite des Co- stale II. In seiner Mitte erkennt man die feine Oeffnung zum Durch- tritt des Axialkanals (ac). Die In- nenseite (b) zeigt die mediane Ra- dialfurche (rf) und zu beiden Seiten am Unterrand die Gelenkhöcker (gh), Das Costale II von Kugenva- erimus caryophyllatus. und E. coronatus wörtlich: „Jedenfalls bilden E. compressus, E. nu- tans und alles, was sich daran schliesst, einen besonderen Typus, der wahrscheinlich sogar geschlechtlich von E. caryophyllatus verschieden ist. Dann könnte man durch eine neue Bezeichnung Gammaroerinites auf die schon von SCHEUCHZER (Naturgeschichten des Schweizerl., 15. Juli 1705, p. 92) hervorgehobene Aehnlichkeit mit Krebssteinen hindeuten.“ — Das beinahe endlose Literatur-Verzeichniss dieser Art ist von V. QUENSTEDT und namentlich von DE LoRIOL so ausführlich zusammengestellt worden, dass ich mich darauf beschränkt habe, aus. den Hauptwerken gute Abbildungen zu eitiren und die Synonymen zu registriren. sehr undeutlich ist und auch Worte. GET welche in den entsprechenden Gelenkgruben der Patina articu- liren. Darunter liegen auf der Unterseite (c) die tiefen Muskel- gruben (mg), darunter das Querriff (gr) mit der Oeffnung des Axialkanals (ac) und darunter die Ligamentgrube (/y) in der schmalen Ligamentfläche (/f) (vergl. die Textfigur 20. p. 641). Die Textfigur 24 stellt das Exemplar etwa in 6facher Ver- grösserung dar. Das Stück ist also auffallend gross gegenüber der Mehrzahl der Patinae; eben wegen seiner besonderen Grösse wird es dem Sammler aufgefallen sein, während sich die klei- neren Stücke dem Auge entzogen. Eugeniacrinus caryophyllatus tritt unter allen Holopocri- niden in grösster Individuenzahl auf, und zwar in den unteren Malm-Schichten des südlichen Frankreich, der Nordschweiz und des schwäbisch-fränkischen Jura- Zuges. Die Variabilität der Individuen erstreckt sich besonders auf die Form der Patina und der axillaren Costale II. Hinsichtlich der Form der Patina machen sich besonders zwei Differenzirun- gen bemerkbar, die v. QuEenstenr nach dem Vorgang älterer Autoren zu der Eintheilung in glocken- und schirmförmige Kelche verwandte. Die beiden Varietäten gehen aber an verschiedenen Localitäten so Hand in Hand, dass man der verschiedenen Diffe- renzirung wohl noch nicht einen systematischen Werth zuerken- nen kann. Nicht allzu selten sind viertheilige Kelche beobachtet, da- gegen scheinen sechstheilige zu den grössten Ausnahmen zu gehören !). Bei einem Exemplar bildet ps Lorıon (Paleont. franc., XI, 1, t. 8, f. 2b) in der ventralen Aushöhlung der Patina neben den interradialen Furchen Reihen von Knötchen (petits granules inegaux) ab. In den „Elementen der Palaeontologie“* von Sreis- MANN und DÖDERLEIN, p. 169, f. 167 B* dürfte die citirte Abbil- dung copirt sein. Ich habe bei ganz vorzüglich erhaltenen Exemplaren wohl unregelmässige Rauhigkeiten, aber nie derartige Knotenreihen beobachten können, wie sie die citirten Abbildungen zur Anschauung bringen. Ich glaube nach meinen Beobachtungen und der Beschreibung bei pe Lorıor (l. c., p. 124) annehmen zu dürfen, dass obige Verhältnisse durch die Zeichnung. über- trieben sind. Ueber die Beschaffenheit der Arme von Eugeniacrinus ca- ryophyllatus wissen wir nur sehr wenig. In einem einzigen Falle hat v. Quensteor die untersten Dicostalien an einem Axillare an-. !) Vergl. v. QUENSTEDT. Asteriden und Encriniden, p. 402. 646 Figur 25. sitzend gefunden. Die von v. QuEn- sTEDT (Enceriniden und Asteriden) gegebene Abbildung ist in Text- figur 25 copirt, lässt aber nur er- kennen, dass die Arme unten schmal = ZUR waren, den kleinen Gelenkflächen Sa a mit an. der Axillaria entsprechend, und sich sitzenden untersten Dicosta- Scharf von den letzteren seitwärts lien. Nat. Grösse. abbogen. Die Arme werden also im a von aussen, b von innen. Ganzen unverhältnissmässig dünner gewesen sein als bei Üyrboerinus, Selerocrinus, Gymnocrinus und Holopus. Im Uebrigen aber be- weist die normale Form des Dicostale, dass die Arme des Zuge- ntacrinus von denen der genannten Gattungen nicht wesentlich verschieden sein konnten. ETF Eugentacrinus Zetteli n. sp. Taf. XLI. Die Patina kreiselförmig, mit mehr oder weniger convexer Aussenseite, auf welcher die Grenzen der Costalia meist durch flache Einsenkungen oder scharf eingeschnittene Furchen kennt- lich sind. Die interradialen Zapfen sind klein, die Gelenkflächen wenig tief eingeschnitten. Die Ligamentfläche wohl entwickelt. Die ventrale Aushöhlung der Patina flach, mit gleich deutlich markirten, radialen und interradialen Furchen. Die Gelenkflächen für das oberste Stielglied zeigen (vielleicht in Folge von Abrei- bung) keine Körnelung. Der Stiel ist verhältnissmässig dünn gegenüber der Patina. Vorkommen: In den rothen und grauen Neocom -Mergeln von Stramberg und Nesselsdorf. Die Art, die ich zu Ehren meines auch um die Kenntniss’ der Eugeniacriniden hochverdienten Lehrers benannt habe, variirt besonders in der Ausprägung der interradialen Furchen der Co- stalia.. Von einer Form wie Figur 3, die glatte Seiten zeigt, finden sich alle Uebergänge bis zu Exemplaren wie Figur 6, bei welcher die Nähte durch tiefe Einschnitte in der mittleren Höhe der Patina kenntlich werden. Das Figur 1 abgebildete Indi- viduum zeigt sogar interradiale Kanten, während Figur 2 durch flache interradiale Depressionen einen Uebergang von Formen wie Figur 3 zu Formen wie Figur 4 und 6 vermittelt. Bei Figur 5 ist noch ein unten abgebrochenes Stielglied mit der Patina im Zusammenhang geblieben. | | | { j 647 Da sonach auch die extremsten Formen durch alle neben ihnen lebenden Uebergänge verbunden waren, schien eine Tren- nung derselben unmöglich. Die Art und die Grenzen dieser Variabilität geben der Form ihren specifischen Charakter. An den intensiv roth gefärbten Exemplaren von Stramberg liess sich der Verlauf der Axialkanäle gut verfolgen. Durch allmähliches Abschleifen konnte ich mich in mehreren Fällen davon überzeugen, dass der Verlauf der Axialkanäle genau der gleiche war wie bei Kugentaerinus caryophyllatus (vergl. Taf. XL, Fig. 7 und 8). In Figur 7 ist ein Querschnitt durch die Patina unterhalb der Gelenkflächen dargestellt, auf welchen ich später, bei Besprechung von Phyllocrinus, Bezug nehmen werde. Die Patinae dieser Art sind nächst denen von Seleroerinus strambergensis im Stramberger Neocom am häufigsten. Von anderen Arten unserer Gattung sei Folgendes bemerkt, Dass Phyllocrinus clapsensis und Ph. Gauthieri P. pm LorıoL aus dem Bathonien von Claps (Bouches-du-Rhöne) höchst wahrschein- lich ident sind und besser zu Zugeniacrinus als zu Phyllocrinus zu rechnen sind. wurde bereits bemerkt. Die Art stimmt in allen wesentlichen Merkmalen mit Zugenziaerinus überein und unterscheidet sich von den jüngeren Arten dieser Gattung im Anklang an Phyllocrinus nur durch die grössere Ausbreitung der interradialen Zapfen der Patina.. Im Uebrigen steht sie dem Eug. Dumortiere sehr nahe und ist wahrscheinlich als der di- recte Vorläufer dieser Form zu betrachten, wenn sie nicht sogar speeifisch mit derselben zu vereinigen ist. Eugeniacrinus Dumortieri pe LorıoL (Paleont. franc., XL, 1, p. 132, t. 14, f. 1—12) steht im Bau der Patina in der Mitte zwischen der genannten Form und Eugentacrinus caryo- phyllatus, wenn sich auch gegenüber dem letzteren nur der „schirm- förmige* Typus findet, der durch eine plötzliche Auswölbung des oberen Theiles der Patina entsteht. Abgesehen zunächst von ihrer Identität mit anderen Arten ist die Form besonders bemerkens- werth durch die Ausbildung ihrer axillaren Costalia II, die in Textfigur 5, p. 587 nach der Darstellung P. pe Lorıor’s copirt ist. Es ist sehr interessant, dass sich bei verschiedenen Arten unserer Gattung Eugeniacrinus so verschiedene Formen der Axil- laria finden. Von Zug. caryophyllatus weicht die schlanke, stachel- artige Form des oberen Zapfens so stark ab, dass es wichtig erscheint. nur solche specifische Unterschiede, wie sie hier vor- treten, und nicht auch solche, wie die Axillaria. von Oyrtocrinus, 648 Scleroerinus und Gymnocrinus zeigen, in einen Gattungsbegriff zu vereinigen. An Eugentacrinus Dumortier! P. DE LorıoL schliessen sich eine Reihe von Formen aus den gleichen Schichten so eng an, dass ich es nicht für gerechtfertigt halte, dieselben specifisch zu trennen. Es sind dies: Phylioerinus alpinus OosTer. Synopsis des Echinodermes des Alpes suisses, 1865, p.6, t.1, £.5—6. | Eugentacrinus alpinus v. ZırteL. Die Fauna der älteren Ce- phalopoden führenden Tithonbildungen, 1870, p. 276. Eug. rimatus P. pe Lorıor. Monographie des Crinoides fos- | siles de la Suisse, 1879, p. 218, t. 18, £. 89. Eug. Oosteri P. pe Lorıor. Ebenda, p. 220, t. 19, f£. 6. Eug. Dyonysii OosTer. Sched. Mus. bernensis. P. pe LoRIOL. Monogr. d. Crin. foss. de la Suisse, p. 222, £. 19, £.1—3. s Eug. Oosteri P. ve Lorıor. Ebenda, p. 221, t. 19, £. 6. Eug. erenulatus D ORBIGnY. Prodrome, I, p. 283. — P. pe LoRrroL. Paleont. franc., Tome XI, 1. p. 143, t. 15, f. 1—2. Eug. fissus P. pe LorıoL. Ebenda, p. 146, t. 15, f. 3. Phylloerinus Colloti P. ps LorıoL. Ebenda. p. 175, t. 18, f. 4—9. Die genannten Formen, die sämmtlich aus dem unteren Malm des schweizer und südfranzösischen Jurazuges stammen !), schwan- ken unter einander nur in der Ausprägung der interradialen Naht- furchen, in der Ausbreitung der interradialen Zapfen und der Wölbung der Aussenseite der Patina. Eugeniaerinus armatus Zırt. aus dem Tithon von Rogoznik in Mähren steht etwa in der Mitte zwischen Zug. Dyonysiı OosTEr und Phyllocrinus Sabaudıanus P. DE Lor. Mit ersterem verbindet ihn die Form der Zapfen, an letzteren erinnern die breiten Einsenkungen auf den Nahtfurchen, welche zur Ausbil- dung von Kanten auf der Mitte der Costalia führen. In den genannten Merkmalen schwanken auch die Individuen anderer Arten nicht unbedeutend, und die Unterschiede liegen überhaupt durchaus innerhalb der Grenzen, in denen in den ge- nannten Merkmalen unser Zugenziacrinus Zitteli und zahlreiche andere Holopocriniden schwanken. Wir sahen oben, dass Eugentacrinus Dumortieri P. ve LoRr. sehr charakteristische Axillaria besitzt, die durch ihren einfachen !) Bei Eug. Dyonysii ist das Alter insofern nicht ganz sicher ge- stellt, -als neben einem Original- Exemplar aus dem Oxfordien zwei liegen, die aus dem Neocom stammen sollen. (Vergl. P. DE LORIOL, L-C, n: 223, A 649 stachelartigen Mittelzapfen scharf von denen des Kug. caryo- phyllatus unterschieden sind. Nun hat P. pr LorrorL (Monogr. d. Crin. foss. de la Suisse, p. 230, t. 19, f. 9 und 10) von der gleichen Fundstelle, von der z. B. Eug. rimatus stammt, ein Fossil als Kelch von Phylloerinus beschrieben und Ph. gracıhs genannt, welches er später!) selbst als Axillare eines Kuge- niaerınus oder Phyllocrinus erkannte. Dasselbe stimmt voll- kommen überein?) mit dem Axillare, welches wir für Zug. Du- mortieri als charakteristisch kennen lernten. Es ist mir nun, nachdem pE Lorıon jenen auffallend geformten Crinoiden-Rest selbst als Axillare erkannt hat, nicht mehr zweifelhaft, dass er zu jenen Patinen gehört, die von der gleichen Localität beschrie- ben sind und denen des Zugeniacrinus Dumortieri sehr ähneln. Somit wird die specifische Uebereinstimmung, die wir in dem Bau der Patinae fanden, auch durch die Uebereinstimmung der bisher bekannten Axillaria bestätigt. Auch die Stielglieder stimmen überein und unterscheiden sich z. B. von denen des Zug. caryo- phyjllatus durch die sparsamen, auf die Peripherie der Gelenk- flächen vertheilten gröberen Knötchen. Für alle diese zuletzt besprochenen Formen mit Einschluss des. Eug. Dumortieri P. pe Lor. würde nun der Oosrter’sche Name Phyllocrinus alpinus die Priorität haben, aber nun in Eugeniacrinus alpinus OVosT. sp. non D’ÖRB. abzuändern sein®). Die charakteristischen Eigenthümlichkeiten der Art würden darin beruhen, dass die interradialen Zapfen sich über den Gelenkflächen ausbreiten, dass die Aussenseiten der Patina sich erst im oberen Theile stärker auswölbten, dass die interradialen Nahtfurchen an der Aussenseite mehr oder weniger deutlich hervortreten, dass die Axillaria einen einfachen, stachel- artigen Mittelzapfen tragen, und dass die niedrigen Stielglieder wenig zahlreiche grobe Knötchen auf dem peripherischen Theil BD 1) Paleont. franc., XI, 1, p. 180. 2) Von einer Zugehörigkeit des Fossils zu Phyllocrinus kann keine Rede sein, vergl. p. 653. ®) Es tritt durch diese Aenderung des Gattungsnamens allerdings der sonderbare Fall ein, dass der zuerst von D’ÖRBIGNY beschriebene Eugeniacerinus alpinus ein typischer Phyllocrinus und die von ÜOSTER als Phyllocrinus alpinus beschriebene Art ein Eugeniacrinus geworden ist. Da das Prioritätsrecht am Art- und nicht am Gattungsbegriff hänst, so müssen wir die beiden Artnamen anerkennen, da sie nun wieder, wenn auch umgekehrt, in verschiedene Gattungen gehören. P. DE LorRIOL, dem die Originale D’OÖRBIGNY’s und OOSTER’s vorla- gen, hatte überhaupt meiner Ansicht nach kein Recht, den OOSTER’- schen Artnamen unter dem Gattungsnamen Eugeniacrinus in: Eug. Oosteri abzuändern. 650 der Gelenkflächen besitzen. Durch die genannten Merkmale steht die Form in einem auffallenden Gegensatz zu Eug. caryophyllatus, und es ist sehr erfreulich, dass der aus so vielen Synonymen hervorgehende Name der Art, Zug. alpinus, so ausserordentlich zutreffend ist. In Deutschland, wo der ebenso mannichfaltige Formenkreis von Zug. caryophyllatus besonders dominirt, fehlt diese für die Alpen typische Art vollständig. Es entsteht nun aber die weitere Frage, ob nicht einige ältere und jüngere Formen, die augenscheinlich dem gleichen Formenkreis angehören, ebenfalls der genannten Art zuzuzählen sind. Es ist dies die bereits besprochene Form aus dem Batho- nien Süd-Frankreichs, Eugeniacrinus clapsensis (= Eug. Gauthieri) P. pe LoRIoL sp., nnd der aus dem Neocom stammende Eugeniacrinus bernensis OVoSTER sp. (= Phyllocrinus ber- nensis ÜVOSTER!: Synopsis des Echinodermes des Alpes suisses, 1865, p. 9, t. 1, f£ 13— 15. = Eugeniacrinus Bernensis ZırteL: Die Fauna der älteren Cephalopoden führenden Tithonbildungen. p. 276). Die beiden Formen theilen durchaus die für Bug. alpinus in obiger Fassung charakteristischen Merkmale, nur bei Zug. ber- nensis ist die concave Biegung der Aussenseite der Patina etwas stärker als bei den genannten Formen. Darauf lässt sich aber keine Art gründen, wie die Schwankungen in diesem Merkmal bei Eug. caryophyllatus beweisen. Es bleibt sonach lediglich das verschiedene Alter der Formen von Bedeutung, und ich glaube, dass man diesen genügend Rechnung trägt, wenn man die Form aus dem Bathonien als Eugentiacrinus alpinus var. clapsensis P. DE LoRrıoL, und die aus dem Neocom als Eugeniacrinus alpinus var. bernensis ÜOSTER bezeichnet. Die nachstehenden Arten: Eugentacrinus Hofert MÜnsTER, Bug. Quenstedti P. pe LoRIOL, Eug. Fischer! OOSTER, Eug. (Lerocrinus D’ORB.) essensis R&MER, Eug. fallax P. pe LoB1oL sind lediglich auf Stielglieder basirt, deren Zugehörigkeit zu Ho- lopocriniden, namentlich aber zu einer bestimmten Gattung dieser 651 Familie durchaus nicht erwiesen ist. Die Mehrzahl derselben sind so geringe und wenig charakteristische Reste, dass man wohl füglich von deren Benennung überhaupt hätte absehen kön- nen. Handelt es sich aber bei solchen Resten wirklich einmal um besonders häufige oder als Leitformen wichtige Stielglieder, so ist man meines Erachtens nur berechtist, den Dingen einen Artnamen zu geben, aber nicht sie mit bestimmten Gattungen ohne Weiteres zu vereinigen. Dadurch wird auf der einen Seite jener Gattungsbegriff durch Belastung mit zweideutigen Elementen getrübt, und auf der anderen Seite wird die systematische Klar- stellung des betreffenden Fossils durch Präsumption irgend eines naheliegenden Gattungsnamens nicht gefördert, sondern nur un- nöthiger Weise hingehalten. In solchem Falle wähle man doch, wie dies auch sonst schon von verschiedenen Seiten, z. B. von F. Remer, geschehen ist, zur generellen Benennung einen indif- ferenten Begriff wie Zintrochus, der eben nicht mehr sagt, als man in dem betreffenden Falle zu sagen berechtigt ist. Ich schlage also vor, die oben stehenden Arten unter dem Namen Entrochus Hoferi, Entrochus Quenstedti etc. zu führen. Anders liegt der Fall natürlich, wenn man die betreffenden Theile mit Sicherheit mit einer bereits bestehenden Gattung identi- ficiren kann, oder besonders auffallender Merkmale wegen zur Auf- stellung einer neuen Gattung greifen muss. Der erstere Fall trifft z. B. bei den zahlreichen Arten zu, die auf die charakteristischen Stielglieder der Gattung Pentacrinus gegründet sind, oder auch bei den von v. QUENSTEDT als Eugeniacrinus astralis beschriebenen Gliedern, deren Zugehörigkeit zur Gattung Plecatocrinus nicht zweifelhaft sein kann. Der letztere Fall trifft z. B. bei dem Mesprlocrinus macrocephalus QuEnsteor!) zu. Derartige Fälle aber sind sehr seltene Ausnahmen; im Allgemeinen wird den auf Stielgliedern basirten Arten eben nur eine specifische Bedeutung zukommen. Phyllocrinus v’Ore. Taf. XL, Fig. 1—5. Die Patina glockenförmig symmetrisch gebaut. Je zwei be- nachbarte Costalien bilden interradial stehende, hohe Zapfen von !) Für entsprechende Formen, die zuerst zu Eugeniacrinus ge- stellt wurden, ist später von TRAUTSCHOLD das Genus Acrochordo- crinus aufgestellt und also durch den älteren Namen Mespilocrinus zu ersetzen. P. DE LORIOL verwendet im gleichen Sinne den Namen Cyc- locrinus D’ORB., der aber erstens von D’ORBIGNY durchaus ungenügend charakterisirt und zweitens bereits im Jahre 1844 durch L. v. Buch für ein bekanntes untersilurisches Fossil vergriffen war, 652 dreiseitigem Querschnitt, deren eine Kante sich nach innen richtet. Zwischen diesen 5 Zapfen liegen die kleinen Armgelenke tief ein- gekeilt am äusseren Ende von länglichen Radialgruben, welche nach einer centralen, kleinen Kelchgrube führen. Die Armgelenke sehr klein, flach, kreisförmig mit mittlerem Querriff und einem Paar grosser, .ovaler Muskelgruben. Die Unterseite der Patina mit kleiner, kreisrunder Einsenkung zur Aufnahme des Stieles. Die Stielglieder dünn, cylindrisch, auf den Gelenkflächen unregel- mässig gestrahlt. Die Gattung wurde von D’ÖrBıcnY aufgestellt und bei den Pentremitiden untergebracht. v. ZırreL erkannte ihren Bau, ins- besondere die Zusammensetzung der Patina aus 5 Costalia prima ohne Basalia. So auffallend und leicht kenntlich typische Ver- treter dieser Gattung- durch die 5 interradialen Zapfen und die Form und Lage der Armgelenke auch sind, so schwer ist es, die Gattung scharf von Zugentacrinus m. zu trennen. Ja, in verschiedenen Fällen ist es geradezu unmöglich, eine Art mit Sicherheit zur einen oder zur anderen dieser beiden Gattungen zu stellen. Nicht nur dass beide zu gleicher Zeit neben einander auftreten und sich erst allmählich in verschiedenen Richtungen differenziren, finden sich Zwischenformen beider noch bis zu ihrem Aussterben in der unteren Kreide. Unter solchen Umstän- den ist die generische Bezeichnung der einzelnen Zwischenformen eine durchaus willkürliche, zumal wir bei paläontologischen Ob- jeeten gar nicht wissen können, welche sonstigen Organisations- änderungen mit den Verschiedenheiten der uns bekannten Hart- gebilde Hand in Hand gingen. Ich halte es deshalb für ganz gleichgültig, ob man eine Patina wie die Tafel XXXVI, Figur 5 abgebildete zu Zugeniacrinus oder Phyliocrinus stellt. Ich habe sie bei Phyllocrinus untergebracht, weil es bequemer erschien, die Gattungsdiagnose von Phyllocrinus in einigen Punkten zu er- weitern als die von Zugeniacrinus. Wie ich oben schon bemerkte, fasse ich beide Gattungen nur als wenig divergirende Differen- zirungsrichtungen auf, deren äusserste Glieder durch Mittelformen in einer gewissen Verbindung blieben. Den ganzen Formenkreis in eine Gattung zusammenzufassen, wäre unzweckmässig, da sich die extremen Typen zu weit von einander entfernen und man dadurch weder die Sache aufklären, noch die prineipiellen Schwie- rigkeiten der systematischen Anordnung beseitigen würde. Die einzelnen Individuen unserer Art sind im Gegensatz zu den anderen Holopocriniden auffallend regelmässig gebaut, we- nigstens was die Stärke der einzelnen Costalien anbetrifft. Nicht unerheblich variirt an einzelnen Individuen die Länge der inter- radialen Zapfen (vergl. Taf. XLII, Fig. 5e). Inwieweit aber in 653 solchem Fall Verletzungen eine Rolle spielen, wird kaum immer zu ‚entscheiden sein. Nur an einem Exemplar waren Reste des Stieles an der Patina haften geblieben, doch waren hieran weder Gliederung noch eine Articulationsfläche bemerkbar. Ihrer Grösse und ihrem Vorkommen nach möchte ich Stielglieder wie die Tafel XXXVI, Figur 6 und 7 abgebildeten zu Phyllocrinus Hoheneggert stellen. Ueber die Organisation der übrigen Theile, namentlich die Form der Arme sind nur Vermuthungen zu hegen. Es ist nach Analogie der übrigen Holopocriniden wahrscheinlich, dass Phyllo- erinus auch 10 Arme besass, und die geringe Breite der Arm- gelenke macht es mehr als wahrscheinlich, dass jene Arme ver- hältnissmässig dünn und zierlich waren. Es wäre wenigstens ungewöhnlich, wenn sie oben breiter bezw. dicker gewesen wären als das unterste Armgelenk. Unter dieser Annahme der geringen Dicke der Arme erklärt es sieh auch, dass keinerlei Armglieder gefunden sind, welche mit Phyllocrinus in Beziehung gebracht werden könnten. Auch aus dem Tithon des Apennin, aus dem mir Gesteinsstücke mit zahlreichen Exemplaren von Phylloerinus vorliegen. finden sich neben den Patinen nur ganz winzig kleine, Stielgliedern ähnliche Stücke, deren Isolirung aus dem Gestein aber nicht möglich war. Auch Stücke, die man mit den grossen Axillarien von Zugentacrenus vergleichen könnte, fanden sich nicht. Wir werden also annehmen dürfen, dass die Arme schon von den zweiten Costalien an sehr dünn und zierlich gebaut waren, eine Annahme, zu welcher auch schon die schmale Form und die eingekeilte Lage der Armgelenke an der Patina drängt. Phyllocrinus Hoheneggeri v. ZITTEL. Taf. XLII, Fig. 3—5. Phylioerinus Hoheneggeri v. ZITTEL. Die Fauna der älteren Cepha- lopoden führenden Tithonbildungen, Cassel 1870, p. 277, mit Textfigur 1—6. — Pieteti P. DE LorIoL. Monogr. des Crinoides fossiles de: la Suisse, 1877—79,:p. 239, t. 19, f. 28—30. Die Patina halbkugelig, die interradialen Nähte nur an den Seiten etwa in mittlerer Höhe der Patina von flachen Einsen- kungen begleitet. Die interradialen Zapfen unten breit, nach oben gleichmässig. aber bei der verschiedenen Länge der Zapfen bald schneller, bald allımählicher verjüngt. Die Gelenkfläche der Arme sehr schmal. Die Oberfläche glatt. Der Stiel dünn, 'aus länglichen Gliedern bestehend, die auf den Gelenkflächen wenige unregelmässige Radialfurchen zeigen. Wurzel und Arme un- bekannt. Zeitschr. d.D geol. Ges. XLIII. 3 43 654 Vorkommen: Im Neocom von Stramberg in Mähren und Charmey bei Freiburg in der Schweiz. Aus der Variabilität der Tafel XLII. Figur 3—5 abgebildeten Exemplare von Phyllocrinus ergiebt sich, dass man auf die Länge der Zapfen, die Höhe der ganzen Patina, die Tiefe der inter- radialen Furchen an der Aussenseite keinen besonderen systema- tischen Werth legen kann. In Folge dessen glaube ich auch, die erwähnte Zwischenform zwischen Zugeniacrinus und Phyllo- erinus zweckmässig als Phyllocrinus intermedius nov. Sp. Taf. XXXVL Fig. 5. zu letzterer Gattung stellen zu können. Charakteristisch für die- selbe ist die geringe Entwicklung der interradialen Zapfen und die in Folge dessen verhältnissmässig grosse Ausdehnung der Gelenkflächen. Auch ihre Grösse bleibt hinter der des mitvor- kommenden Ph. Hoheneggeri zurück. Sie stammt aus den rothen : Neocom-Mergeln von Stramberg. Um an der Hand eines Beispieles zu zeigen, dass thatsäch- lich wohl geschiedene Species von Phyllocrinus existiren, habe ich eine zweite Art auf Tafel XLII, Figur 1 und 2 abgebildet. Dieselbe stimmt in allen wesentlichen Punkten überein mit Phyllocrinus granulatus DORB,, von welchem p’OrsBısny im Prodrome, I, p. 383 unter dem Na- men Zugeniacrinus granulatus allerdings nur eine sehr unvoll- ständige Diagnose gegeben hatte. P. pr LorıoL hat dieselbe aber durch gute Abbildungen und eine eingehende Beschreibung auf Grund der Originale D’OrBıcny’s in dankenswerther Weise ver- vollständigt!). Die Form wird aus dem Oxfordien von Chaudon (Basses Alpes) citirt, der Fundort der hier (Taf. XLII, Fig. 1 und 2) abgebildeten Exemplare steht nicht fest. Es ist aber an der Identität mit der p’OrBıcny'schen Art kaum zu zweifeln, obwohl ich mir nach der Darstellung pe Lorıor’s über den Cha- rakter der Granulation nicht ganz klar geworden bin. Dr LorıoL giebt an, dass dieselbe so fein sei, dass man sie erst mit der Lupe genauer erkenne und dass sie den Eindruck eines feinen Chagrins mache. Dies ist auch bei unseren Exemplaren der Fall, aber das Chagrin ist hier nichts anderes als die gewöhnlich nicht sichtbare Structur des verkalkten Gewebes. Ob nun das Gleiche ‚auch für die Originale p’Örsıcny’s gilt, kann ich nicht entschei- .den; es könnte eine so feine äussere Granulation bei unseren 1) 'Paleont. frant., Tome X4, 1, pP 170, „18 Te 655 Exemplaren sehr wohl abgerieben und jedenfalls für eine spe- eifische Trennung allein nicht maassgebend sein. Der Habitus dieser Art ist ein wesentlich anderer als der z. B. von Ph. Hoheneggeri.. Die allgemeine Form macht zunächst einen viel zierlicheren Eindruck. Die Grösse der Exemplare ist nur etwa halb so gross als bei genannter Art. Die Patina ist viel regelmässiger halbkugelig, die Zapfen sind viel kleiner. Was der Art im Besonderen ihren specifischen Charakter verleiht, ist der Umstand, dass die Nähte der Costalia I nicht an den Seiten von tieferen Depressionen begleitet sind, sondern gleichmässig vom dorsalen Pol aus entweder in schwachen Furchen verlaufen oder auf der regelmässig gewölbten Halbkugel als schwache Leisten hervortreten. Die Variabilität äussert sich. wie Figur 1 und 2 zeigen, in der verschieden starken Auswölbung der Costalia. Im Folgenden habe ich eine Gruppirung der bisher beschrie- benen Formen versucht, ohne damit deren specifische Bedeutung in allen Fällen für ausgemacht zu halten. Eine Revision der Arten würde, wie gesagt, nur auf Grund eines Vergleiches der Originale möglich sein und übrigens auch dann noch seine Schwierigkeit haben, weil von einer ganzen Anzahl von Arteii nur je ein oder einige wenige Exemplare den Diagnosen zu Grunde liegen. An Phyllocrinus Brunnert OVoster. (Synopsis des Echi- nodermes des Alpes Suisses, 1865. p. 6, t. 1, f. 4 — P. or LorıoL. Monogr. d. Crinoides fossiles de la Suisse, 1877 —179, p. 227, t. 19. f. 7) aus dem oberen Dogger (Bajocien oder Cal- lovien) des schweizer Jura schliessen sich folgende Arten an: Phyllocrinus granulatus D’ORB. sp., der bereits besprochen wurde, — patellaeformis v. ZimteL. (CGephalopoden führende Ti- thonbildungen, 1870, t. 39, f. 17. und 18) aus dem Klip- penkalk von Rogoznik und — nutantiformis SCHAUR. Sp. —= Kugemiaerinus nutantı- formis ScHAauroru. (Verz. der Versteinerungen des Co- burg. Nat. Cab.. 1865, p. 139, t. 4, f. 1). — Phyllo- crinus nutantıformis v. Zimmer: _(Cephalopoden führende ‚Eitkonbildungen, 1870, p. 281, t. 39 ..£.. 19.) Diese Arten bilden einen Formenkreis, der sich am weitesten von Eugentacrinus entfernt und wahrscheinlich vom unteren Malm bis in die untere Kreide (Valangien) des schweizer Jura heraufgeht. “ Die Patina dieser Formen ist regelmässig halbkugelig ge- 43* 636 wölbt, die Seiten zeigen interradial keine Depressionen. Die Gelenkflächen sind schmal, die Zapfen zwischen ihnen sind niedrig, an ihrer Basis nicht eingeschnürt. Der Stiel ist klein und in einer Grube der Patina inserirt. Einen zweiten Formenkreis bilden folgende Arten: Phyllocrinus fenestratus DumorTier. (Quelques gisements de l’Oxfordien inferieur de l’Ardöche, 1871, p. 49, t. 5, f. 14—16. — P. pe Lorıor. Paleont. franc., XI, 1, p. 167, t. 17, £. 4—9 (nicht f. 3)) aus dem Oxfordien des südfranzösischen Jura. — gibbosus P. pe LorıoL. (Paleont. franc., XI, 1, 1882, p. 173, t. 18, f. 3.) 1 Exemplar aus dem Oxfordien von Crussol (Ardeche). — helveticus OoSTER. (Synopsis des Echinodermes fossiles j des’ Alpes suisses. 1865, p. 8, t. 1. roror ea P. pe Lorıor. Monogr. des Crinoides fossiles de la Suisse, 1877 — 79, p. 236, t. 29, f. 23—24) aus dem Neocom der Freiburger Alpen. | — alpinus D’ÖORB. sp. non Ooster. (Prodrome, 1850, I, p. 383 (als Zugeniacrinus alpinus beschrieben), P. DE Lorıor. Paleont. frang, AI, 41, p. TI2rz ee 1 Exemplar aus dem Oxfordien der Basses Alpes. — apertus P. pe Lorıor. (Monogr. d. Crinoides des Alpes suisses, 1879, p.:228, 2.19, 7.8) — (Cardinauzti ÖVosTER. (Protog. helvetica, 1871, p. 109, t. 116, f. 14. — P. oe Lorıor. Monogr. d. Crinoides des Alpes suisses, p. 231, t. 19, f. 11—17.) — Sabaudianus (PicTET u. DE LORIOL) OoSTER. (Synopsis des Echinod. foss. des Alpes suisse, 1865, p. 7, t.1, f. 8—9. — P. pe LorıioL. Monogr. des Crin. foss. de la Suisse, p. 240, t. 19, f. 31—32) aus dem Neocom des südfranzösischen und schweizer Jura. k j 5 700 u IT Alle diese Formen sind dadurch ausgezeichnet, dass die Patina mehr kreiselförmig als halbkugelig ist, die Seiten ungleich- mässig gewölbt sind und interradial breite Depressionen zeigen, und dass die Zapfen sich über den Gelenkflächen verbreitern und nach oben zuspitzen. An diesen Kreis schliesst sich nahe an der bereits besprochene Phylloerinus Hoheneggert v. ZırTEL, von welchem. spe- cifisch kaum zu trennen sein dürfte — Piecteti P. pe Lorıor. (Monogr. d. Crin. foss. de la Suisse, 1874, p. 239, t. 19, f, 23—30.) 657 Phyllocrinus Moescht P. ve LorıorL (Monogr. d. Crinoides foss. de la Suisse, p. 235, t. 19, f. 18—22) bildet durch die extreme Verbreiterung seiner Zapfen und Aus- breitung seiner Unterseite einen ganz eigenartig differenzirten Typus, der allerdings — wenigstens in dem ersteren Merkmal —. durch Phyllocrinus Preteti P. ps Lorıor (ebenda, p. 239, t. 19, f. 28-30) mit dem ersten der oben genannten Formen- kreise verbunden zu sein scheint. Während der zierliche und regelmässige Bau der vorher ge- nannten Phyllocriniden darauf schliessen lässt, dass bei diesen der Rifftypus am wenigsten unter den Holopocriniden zum Aus- druck kommt, scheint er sich bei den letztgenannten Arten in höherem Maasse geltend zu machen. Tormocrinus nov. gen. Taf. XLIL, Fig. 6. Der feste Kelch kegelförmig nach unten zugespitzt. Die ihn zusammensetzenden Elemente unbekamnt. Zwischen den kreis- runden kleinen Gelenkgruben gerundete Leisten, welche sich am Aussenrand der Oberseite in hohe, runde Zapfen (Töpnog = Zapfen) erheben und innen am Kelchcentrum durch die Radial- furchen getrennt sind. Arme und Stiel unbekannt. Diese Gattung, die neben dem bekannten Conocrinus pyr- formis GoLDF. sp. im Eocän Ober-Italiens vorkommt, ist zunächst nur in einer Art bekannt, welche ich in der Sammlung meines verehrten Freundes, des Herrn Cav. E. pe Nıcorıs in Verona, fand, der mir dieselbe freundlichst zur Bearbeitung überliess. Die senerische Definition stützt sich also zunächst auf die eine unten zu besprechende Art und wird demgemäss bei Kenntniss neuer Formen vielleicht eine Einschränkung erfahren müssen. Die systematische Stellung der Gattung ist unsicher, da an dem einen vorhandenen Exemplar die Zusammensetzung des Kel- ches nicht zu ermitteln war. Ihrem äusseren Habitus nach schliesst sie sich am engsten an Phyllocrinus an, von welchem sie wesentlich nur durch die dünne, runde Form der Zapfen und die Lage der Gelenkflächen für die Arme unterschieden ist. Da ferner Basalien nicht an dem Kelch zu erkennen sind, so ist es jedenfalls das Richtigste, sie so lange in die Nähe von Phyl- loerinus zu stellen, bis ein eventueller Beweis vom Gegentheil erbracht ist. Auch irgend welche Unebenheiten der Aussenseite, wie sie bei Conocrinus die Grenzen der Kelchtheile bezeichnen, sind nicht zu bemerken. Ich nenne die einzige Art nach ihrem Vorkommen 658 Tormocrinus veronensis n. sp. Taf. XLO, Fig. 6a —d. Die Patina : hoch kegelförmig mit schwach convexen Seitens Die Zapfen gerundet, etwas nach aussen gebogen. Dies wären etwa die Eigenthümlichkeiten, denen nur ein specifischer Werth zukommen dürfte. Die übrigen gaben Veran- lassung zur Aufstellung der Gattung und sind daher in deren Diagnose bereits hervorgehoben und besprochen. = Bemerkungen über Teiracrinus und die sogenannten Eugeniacriniden aus dem Lias. Die Gattung Tetracrinus gehört, wie ich demnächst an neuem Material nachweisen kann, in die unmittelbare Verwandtschaft von Phicatocrinus und ebenso wie diese Gattung nicht zu den Euge- niacriniden. Der unterste verschmolzene sogen. Radialkranz ist ein unzweifeilhafter Basalkranz, wie sich leicht aus dem Verlauf der Axialkanäle nachweisen lässt. Der Bau der Arme ist bei beiden Gattungen der gleiche und, wie schon aus den Unter- suchungen v. Zırren's über Plicatoerinns Fraasi hervorging, total verschieden von: dem der: Holopocriniden. Die sogenannten Eugeniacriniden aus dem mittleren a von :May in Galvados und dem Hainberge bei Göttingen bedürfen sehr 'einer durchgreifenden Revision. Aus eigener Anschauung be- kannt ist mir nur das Material vom Hainberge bei Göttingen, aus welchem Zugentaerinus Hausmanni von A. RemEr und anderen Autoren beschrieben wurde). Eine Durchsicht des bezüglichen Materials der berliner Sammlung ergab zunächst. dass in dem von J. G. BoRNEMAnN als Zug. Hausmannı bestimmten Stücken, die grosse Mehrzahl als Kronentheile und Rankenglieder zu Pen- taeriniden gehören, einige Wurzelstöcke stimmen durchaus mit Millerterinus marginatus »’OrB. aus den liasischen Schichten Frankreichs und gehören vielleicht zu isolirten Kelchtheilen, welche Tetraerinus und Plicatocrinus nahe zu stehen scheinen. Von: irgend welcher Zugehörigkeit der Reste zu den Holopoeriniden kann keine Rede sein. Dagegen spricht sowohl ihre Form wie ihre Structur. Aus. dem Lias von May in Calvados hat neuerdings?) P. pe LorıoL einige vorher noch unvollständig bekannte Crinoiden zuerst. !) F. A. REMER. Die Versteinerungen des norddeutschen Oolith- gebirges, Hannover 1836, Theil I, p. 29, £. 1, f. 13. — J. G. BORNE- MANN. Ueber die Liasformation in der Umgegend von Göttingen und ihre organischen Einschlüsse, Berlin 1854, p. 69. 2) Paleont. franc., Tome XI, 1, p. 78—97, t. 8—10. 659 unter dem Namen Zhrgeniaerinus mayalıs und Kug. Deslong- champsi genauer beschrieben, daun aber!) beide Arten in eine vereinigt und zum Typus einer neuen Gattung Erdesierinus ge- macht. Dieselben erinnern auf den ersten Blick allerdings inso- fern an Eugeniacriniden, als sie auch unsymmetrisches Wachsthum der Antimeren und einen compacten Bau zeigen, also mit einem Wort Riffttypen sind. Das ist aber auch Alles, was diese For- men mit Eugeniacriniden gemein haben. Principiell unterscheidet sie von letzteren der Basalkranz und der Bau der Armglieder. Auch in die Ahnenreihe der Eugeniacriniden können dieselben, wie an anderer Stelle gezeigt werden soll, nicht gehören, wohl aber zeigen sie viele Beziehungen zu Tetracrinus und Plecato- erinus, zu welch’ letzterem sie auch zuerst von DESLONGCHAMPS gestellt worden waren. Die Form der einzelnen Stücke, ihre Oberflächensculptur und ihre Mannichfaltigkeit passt übrigens so gut zu einigen der Formen aus dem Lias vom Hainberge bei Göttingen, dass sie sich mit diesen vielleicht sogar specifisch werden vereinigen lassen. V. Die Beziehungen der Gattungen zu einander, Nachdem im Vorstehenden die Gattungsbegriffe innerhalb der Holopocriniden eine so tief greifende Umgestaltung erfahren ha- ben und auch den bisher bestehenden einige neue zugefügt wer- den mussten, dürfte eine übersichtliche Zusammenfassung der verwandtschaftlichen Beziehungen der Gattungen zu einander am Platze sein. Wir fanden, dass unter den einzelnen Gattungen Eugenia- erinus und Phyllocrinus zu einander die engsten Beziehungen zeigen, derart. dass ihre gegenseitige Abgrenzung nicht selten Schwierigkeiten bereitete und uns zu einer anderen als der sonst üblichen Auffassung des Gattungsbegriffes im Allgemeinen veran- lasste.e Es fragt sich nun, ob eine der beiden Gattungen von der anderen sich abgezweigt habe, oder beide auf eine gemein- same Wurzel zurückzuführen sind. Für die erstere Auffassung könnte der Umstand sprechen, dass die zuerst auftretende Form, Phyllocrinus Brunner! VosTer, schon aus dem Bajocien stammen soll, während echte Eugeniacriniden erst in den obersten Schich- ten des Dogger auftreten. Dort aber treten sie bereits in so reicher Entwicklung auf, dass man nicht wohl annehmen kann, dass dieselben erst in der bis jetzt bekannten Zeit des Auftretens ihren Ausgangspunkt haben. Vielmehr wird man schliessen dürfen, dass zufällige Facies-Verhältnisse und die Lückenhaftigkeit der paläon- !) in der citirten Arbeit, p. 98—101, t. 29. 660 tologischen Ueberlieferung uns zufällig nur mit einer einzigen älteren Form, eben jenem Phyllocrinus Brunner’, bekannt ge- macht haben. Dafür spricht ferner der Umstand, dass diejeni- gen älteren Formen, welche eine Mittelstellung zwischen Phyl- loerinus und Kugeniacrinus einnehmen. einem anderen For- menkreis angehören als der ältere Phyllocrinus Brunner!. An- dererseits sind die typischen Arten der beiden Gattungen mit so divergenten Eigenthümlichkeiten ausgestattet. dass es wohl richtig ist, eine gemeinsame Abstammung und gleichwerthige Abzweigung beider Gattungen von einer in den später charakteristischen Merk- malen noch indifferenten Urform abzuleiten. In einer fast ebenso engen Beziehung stehen zu einander die Gattungen Cyrtocrinus und Selerocrinus auf der einen, (yrto- crinus und Gymnocrinus auf der anderen Seite, oder mit an- deren Worten, Cyrtocrimus bildet einen Zwischentypus zwischen den genannten beiden anderen Gattungen. v. QUENSTEDT glaubte darauf hin, dass alle drei vielleicht zweckmässig in ein Genus vereinigt werden könnten, für welches er dann den Namen Gam- marocrinites zu wählen vorschlug. Es ist unstreitig, dass bei den ältesten Formen von Sclerocrinus noch ein Uebergang zu denen von Üyrtocrimuıs zu erkennen ist. Eine Folge hiervon war. dass zahlreiche Autoren eben wegen der zahlreichen Zwischen- formen die ältesten Vertreter beider Gattungen aus dem Oxfordien in. eine einzige Art vereinigten. Nur v. QuUENSTEDT trennte, ob- wohl gerade ihm das grösste Material, also auch die zahlreichsten Uebergangsformen vorgelegen haben dürften, in richtiger Erkennt- niss der verschiedenen Differenzirungsrichtungen die apert? (Cyr- tocrinus nobis) von den opertz (Sclerocrinus nobis). Nachdem wir fanden, dass die jüngeren Nachkommen beider Typen in den glei- chen Richtungen sicher ebenso weit von einander divergiren, als es andere Gattungen thun, erschien die Aufstellung selbstständiger Gattungen gerechtfertigt. Man muss nur das eine dabei nicht vergessen, dass die älteren Vertreter beider sich in der That einander nähern und sogar zusammenlaufen. und dass diese Mög- lichkeit vom Standpunkt der Stammesgeschichte aus mit dem Gattungsbegriff' durchaus vereinbar ist. Die Trennung. die zu- nächst auf Grund der Verschiedenheiten im Bau der Patina vor- genommen waren, wurde, wie sich später zeigte, durch die Unter- schiede im Bau der Axillaria und der Armglieder überhaupt be- stätigt. Wie im Kelchbau. so nimmt Gymnoerinus namentlich auch im Bau der Axillaria durch eine Reihe ihm eigenthüm- licher Merkmale eine selbstständigere Stellung ein, doch schliesst sich die Bildung der Axillaria an Oyrtocremus, die der Patina und des Stieles an Sclerocerinus an. Noch unvermittelter steht namentlich durch die ganz abnorme Verlängerung seiner Costalia prima die Gattung Tetanoerınus da; sie schliesst sich aber jeden- falls an den letztgenannten Formenkreis an. Die lebende Gattung Holopus stimmt besonders in der eigen- artigen Entwicklung der Arme so vollkommen mit Oyrtocrinus überein. dass man im alleiniger Hinsicht auf diese Organe eine generische Trennung beider kaum rechtfertigen könnte. Anderer- seits liegt die Verkürzung des Stieles bis zur festen Anwachsung der Patina am Boden durchaus in der Entwicklungsrichtung, welche bei Cyrtocrinus schon klar zum Ausdruck kommt. Wir müssen also, da die Organe, die wir von beiden Gattungen ken- nen, in engster Beziehung zu einander und in scharfem Gegensatz zu anderen Crinoiden stehen, annehmen, dass sich Holopus an Cyrtocrinus unmittelbar anschliesst. Der Unterschied in der geo- graphischen Verbreitung beiter Gattungen fand in geologischen Ursachen eine naheliegende Erklärung. Die Frage, ob unvoll- kommen bekannte Reste, wie Cyathidium holopus, als Vorfahren bezw. nahe Verwandte von Holopus zu betrachten seien, musste zunächst noch eine ofiene Frage bleiben. Ebenso liess sich die Zugehörigkeit von unserem neuen Genus Tormoerinus zu den Holopocriniden noch nicht mit Sicherheit feststellen. VI. Die phyletische Stellung der Familie der Holopocriniden. Die Frage nach der systematischen Stellung der hier in eine Familie zusammengefassten Formen ist theils von paläonto- logischer, theils von geologischer Seite beleuchtet worden, je nachdem es sich um eine Besprechung der Eugeniacriniden oder Holopus handelte. Um das früher Gesagte nicht zu wiederholen. sei hier nur Folgendes hervorgehoben. Nachdem bereits GoLp- Fuss die Gattung Hrrgeniacrinus neben Encrinus, Pentacrinus und Solanocrinus aufgeführt und Beyrıcm nachgewiesen hatte, dass der Verlauf der Axialkanäle bei Zugenzacrinus derselbe sei wie bei den genannten Gattungen, ist von paläontologischer Seite die systematische Stellung der Eugeniacriniden bis in die letzte Zeit nie verkannt worden. Man hat sie als eine Familie be- trachtet, welche etwa den Encriniden, Pentacriniden und Apio- criniden gleichwerthig gegenüber steht, sich aber mit jenen einem grösseren Ganzen unterordnet, welches allerdings in sehr verschie- dener und sehr verbesserungswürdiger Form und Fassung als Articulata (Jon. MürterR) oder als Neocrinordea (Wacns- MUTH U. SPRINGER) bezeichnet wurde. 662 Ganz anders entwickelte sich die Frage nach der systema- tischen Stellung von Holopus. Nachdem das zuerst gefundene viertheilige Exemplar von Holopus Range zu mehrfacher Miss- deutung Veranlassung gegeben hatte, machte F. R&mzr die Form später zum Typus einer Familie der Holopocrinidae Später sprach v. QUENSTEDT die Ansicht aus, dass die Form am meisten an die Comatula-Familie erinnere; aber die Gründe, worauf er diese Annahme basirte, sind später von ÜARPENTER als irrthüm- lich bezw. irrelevant erkannt worden. v. QUENSTEDT hatte ausser- dem als möglich hingestellt, dass Holopus den jugendlichen Ent- wicklungszustand eines anderen Crinoiden repräsentiren könne, eine Ansicht, die durch die nun bekannte Entwicklungsgeschichte dieser Gattung direct widerlegt ist. Es ist nicht uninteressant, dass seiner Zeit J. S. Mırner dieselbe Möglichkeit für Zuge- niacrinus caryophyllatus betont hatte!). Von den späteren Auto- ren, und namentlich von CARPENTER?), auf dessen eingehende Darstellung der historischen Entwicklung der Ansichten ich hier verweisen möchte, wurde die Frage insofern einseitig behandelt, als man immer nur die Beziehungen von Holopus zu den fest- gewachsenen und deshalb unregelmässig ausgebildeten Formen erörterte und zur Grundlage der Systematik machte. In neuester Zeit?) traten WaAcHsmurH und SPRINGER mit einer anderen Ansicht über die systematische Stellung unseres Formenkreises hervor, indem sie Holopus Rangiı zusammen mit Hyocrinus und Bathyerinus ihren Frstulata larvıformia un- terordneten und also mit Gattungen wie Haplocrinus, Symbatho- crinus, Phimocerinus, Pisoerinus, Triaerinus, Oupressoerinnus, Gasterocoma u. a. in nahe verwandtschaftliche Beziehung brachten. Ueber die natürliche Zusammengehörigkeit dieser paläozoischen Formen will ich mir zunächst kein Urtheil erlauben; dass aber eine Form wie Holopus sich neben jenen alten Typen höchst fremdartig ausnimmt, bedarf wohl kaum eines Hinweises. Man vergegenwärtige sich von den besser bekannten Formen, z. B. die fünf peitschenförmigen, aus langen Gliedern bestehenden Arme von Prsocrinus, den Consolidations - Apparat und die fünf ganz eigenartigen Arme von Cupressocrinus, die Kelchdecke und die Abgliederung der unten geschlossenen Arme bei Gasterocoma. Da nun ein Vergleich derselben mit den entsprechenden Organen von !\) J. S. MiLLEeR. A Natural History ofthe Crinoidea or lily-shaped animals, with Observations on the Genera Asteria, Euryale, Comatula, Marsupites, Bristol 1821, p. 113. 2) CARPENTER. Rep. on the Crinoidea, p. 211 — 217. ®) Proc. Acad. Nat. Scienc. of Philadelphia (1888) 1889, p. 360. 663 Holopus ausserordentliche Verschiedenheiten zeigt, so würde man doch wenigstens erwarten dürfen, dass die beiderlei Typen in sonstigen Merkmalen eine auffallende Uebereinstimmung zeigen. Statt dessen finden wir auch in der allgemeinen Körperform die tiefgreifendsten Unterschiede. Die genannten paläozoischen Gat- tungen sind alle gestielt — Holopus ist ungestielt; keine der genannten paläozoischen Formen hat einrollbare Arme — bei Holopus ist das Einrollungsvermögen derselben ausserordentlich vollkommen entwickelt; jene paläozoischen Gattungen besitzen alle wohl entwickelte Basalia — bei Aolopus fehlen dieselben voll- ständig. Wenn WacHhsmuTH und SPRINGER hierbei von der An- sicht ausgingen, dass Holopus wie Hyocrınus und Bathyerinus einen monocyclischen Basalkranz besitze, so ist dies nach den älteren Beobachtungen BryrıcH's, v. Zırrer’s und BATneEr’s sehr auffallend und bedarf nach der hier bereits gegebenen Darstellung keiner nochmaligen Widerlegung. Auch bei dem jüngsten bisher bekannten Entwicklungsstadium von Holopus ist, wie wir sehen, von Basalien nichts zu bemerken. Dass Holopus freilich in noch früheren Stadien Basalia besessen habe, ist nach Analogie der Entwicklung von Comatula sehr wahrscheinlich. Es ist aber dann nach der gleichen Analogie ebenso wahrscheinlich, dass Holopus wie Comatula zwei Basalkränze besass, also nicht monocyclisch war. wie es die genannten ZLarviformia sein sollen. Es bleibt bei Zolopus sonach wirklich nur ein einiges Merk- mal übrig, welches mit der Organisation jener Larvıformia W. u. Sp. allenfalls in Beziehung zu bringen ist, nämlich der Bau der Kelchdecke, auf welchen auch WAcHsMmUrH und SPRINGER zur Begründung ihrer Auffassung den Hauptwerth zu legen scheinen. Denn eine Uebereinstimmung hinsichtlich der monocyclischen Basis wäre Joch, auch wenn sie zutreffend wäre, was nicht der Fall ist. ein unwesentliches Merkmal, da es auch von zahlreichen an- deren paläozoischen Crinoiden getheilt wird; es würde also in keiner Weise die Zugehörigkeit von Holopus gerade zu den Lar- viformia bewiesen haben. Wenden wir uns also nun zu dem Bau der Kelchdecke und prüfen‘ wir dessen systematische Bedeutung. Zunächst geben WACHSMUTH und SPRINGER selbst zu, dass die 5 Oralplatten, welche bei Holopus interradial den Mund umstehen, durch eine Zone kleinerer Randplättchen umgeben werden, während sie bei den Haplocriniden und Symbathocriniden allein die Leibeshöhle bedecken und unmittelbar an den Radialien anliegen. In diesem letzteren Punkte soll sich Holopus an die Gasterocomiden an- schliessen. Nun zeigen allerdings die Gasterocomiden kleinere 664 Randplättchen, aber doch keineswegs deutliche Oralplatten wie Holopus und die Haplocriniden. Dort hinkt der Vergleich auf dem einen, hier auf dem anderen Beine; er ist mit einem Wort undurchführbar. Gesetzt nun aber den Fall, Holopus stimme in dem Bau der Kelchdecke, die in Textfigur 25 nach ÜARPENTER copirt ist, mit jenen paläozoischen Formen überein, würde sich daraus eine nahe phyletische Beziehung bei- der ergeben? Ich sehe hierzu keinen zwingenden Grund. Man kann unter den leben- den Crinoiden kaum drei ver- schiedenere Typen herausfinden als die drei Gattungen Holopus, Hyocrinus und Thaumatoerinus, und doch stimmen alle drei serade in dem Bau der Kelch- decke überein. Hätte die Ausbildung dieses Organes einen pri- mären systematischen Werth, so müssten wir gerade die ver- schiedenartigsten Formen auf Grund desselben im System irgend- wie vereinigen. Aber auch diejenigen Formen, die sich von den bisher besprochenen im Bau der Kelchdecke am weitesten entfernen, die Pentacriniden und Comatuliden machen ein ziemlich lang an- dauerndes Entwicklungsstadium durch, in welchem sie genau den Typus der Haplocriniden reproduciren. Dass auch WACHSMUTH . und Springer dem Besitz von ÖOralplatten nicht immer einen Ausschlag gebenden Werth zumessen, beweisen sie damit!), dass sie den lebenden Thaumatoerinus, der kräftige Oralplatten be- sitzt, zu ihren Arteculata (Articulosa mihi) stellen, die nach den bisherigen Untersuchungen einen recht abweichenden Bau der Kelchdecke besitzen?). Aus alledem geht doch zur Genüge her- vor. dass man dem Vorhandensein von Öralplatten in systema- tischer Hinsicht nicht den primären und Ausschlag gebenden Werth beimessen kann. den man vielfach darin zu finden glaubte. Dass aber gar wegen einer höchst unvollständigen Aehnlichkeit dieses !) Discovery of the Ventral Structure of Taxocrınus and Haplo- crinus, and consequent Modifications in the Classification of the COri- nordea. (Proc. Nat. Sc., Philadelphia 1888, p. 360.) | ?) Vergl. JAEKEL. Ueber Kelchdecken von Crinoiden etc. Sitz.- Ber. der Gesellschaft naturforsch. Freunde, Berlin 1891, p. 12. 665 “Organes und bei sonstiger Verschiedenheit in allen wesentlichen Punkten eine lebende Form mit einigen bereits im Palaeozoicum ausgestorbenen Gattungen in eine Familie gehören soll, das wird wohl nur wenigen Beurtheilern der Crinoiden einleuchtend er- scheinen. Wie ich glaube, geht aus einer vergleichenden Be- trachtung der Kelchdecke der Crinoiden nur Folgendes hervor: Bei allen Formen, bei welchen bewegliche Theile der Arme an der Umgrenzung der Leibeshöhle theilnehmen, ist die Ventraldecke ebenfalls beweglich und deshalb mit kleinen Plättchen getäfelt, oder ganz nackt. Bei allen Crinoiden, bei welchen die Leibeshöhle in einer fest verbundenen Kapsel, einem echten Kelch, liegt, ist die Kelchdecke unbeweglich und erhält darum gern srössere Platten, die der Ambulacralgefässe wegen mehr oder weniger regelmässig interradial liegen. Eine Consequenz dieser Auffassung ist, dass man nicht alle grossen Platten im Centrum der Kelchdecke a priori als ho- mologe Oralplatten betrachten kann, und dass sich nach obigen Gesetzen die Kelchdecke secundär ändern muss, wenn sich die angegebenen primären Factoren, nämlich das Verhältniss der Lei- beshöhle zu den Armen ändert. . Allerdings kann diese Aende- rung der secundären Merkmale langsamer fortschreiten als die der primären; sie kann hinter der der letzteren zurückbleiben und deshalb gelegentlich auch eine scheinbare Anomalie aufweisen. ‘ Da die in sich bewegliche Kelchdecke gemäss des ganzen Ent- wicklungsganges der Crinoiden als die später erworbene und vom Typus der Echinodermen weiter entfernte Difterenzirung aufzu- fassen ist, so finden wir Reste von Oralplatten noch in sehr be- weglichen Kelchdecken z. B. bei Taxocrinus'). Der umgekehrte Fall, dass bei einem völlig starren Kelch die Kelchdecke sehr beweglich bliebe oder es würde, tritt naturgemäss nicht ein; wohl aber kehren Formen, deren Leibeshöhle, wie z. B. bei Holopus, durch Festwachsen der Patina in dieselbe wie in einen festen Kelch einsinkt, zu dem älteren Typus zurück und behalten wie- “ der zeitlebens Oralplatten. Um eine Neuerwerbung braucht es sich in diesem Falle insofern nicht zu handeln, als nach Ana- logie von Comatula wohl auch bei Holopus, allerdings in sehr " Trühen Stadien, die Anlage solcher Oralia erfolgen mag. Der Besitz der Oralia würde also bei Holopus nur als ein Perenniren embryonaler Eigenthümlichkeiten aufzufassen sein. Einige Punkte würden bei den Differenzirungen der Kelch- ‚decke auch noch wesentlich in Frage kommen, nämlich die Lebens- !) Vergl. WACHSMUTH u. SPRINGER, |. c., t. 18, f. 1e. 666 weise und im Besonderen der mehr oder weniger massive und compakte Bau des ganzen Crinoids.. Eine Riffform, der durch ihren Standort verhältnissmässig viel kohlensaurer Kalk zur Ver- fügung steht, schafft sich im Ganzen einen compakten Körper, der den Fährlichkeiten des Standortes Rechnung trägt. Die reichere Aufnahme von kohlensaurem Kalk auf der einen und der grössere Schutz der Weichtheile auf der anderen Seite werden hier die Bildung kräftiger Ventralplatten sehr begünstigen. Bei anderen Articulaten, die unter entgegengesetzten Lebensbedingun- gen leben und einen zierlichen gegliederten Bau haben, wie An- tedon, Actinometra und z. Th. auch Pentacrinus, wird die Ver- kalkung der Kelchdecke rückgebildet. Andererseits haben Hyocrinus und die sich ihnen jedenfalls sehr nahe anschliessende Gattung Saccocoma, bei denen die seitliche Umgrenzung der Leibeshöhle einen festen Kelch darstellt, und die sich jedenfalls nicht an die Articulaten, sondern an ältere Crinoiden-Typen anschliessen, grosse aber ihrem zierlichen Bau entsprechend dünne Oralia. Nach alledem halte ich die Zutheilung von Aolopus zu den Lar- viformia für unhaltbar und sehe andererseits im Bau der Kelch- decke keinen Grund. diese Gattung nicht zu den Articulaten zu stellen. Die gemeinsamen Beziehungen von Holopus und den Eugenia- criniden zu anderen Familien sind meines Wissens niemals her- vorgehoben und systematisch verwerthet worden. Vergleicht man die Organisation, und zwar speciell den in systematischer Beziehung wichtigsten Bau des Kelches der Holo- pocriniden mit den übrigen Articulaten, so ergiebt sich, dass in einem Merkmal alle Holopocriniden übereinstimmen und zugleich allen Crinoiden gegenüberstehen, darin nämlich, dass bei ihnen die Basalia morphologisch nicht mehr nachweisbar sind. Gehen wir also von diesem als dem durchgreifendsten Merkmal aus, und vergleichen wir darauf hin die Holopocriniden mit den Articulaten, die in Encriniden, Apiocriniden, Pentacriniden und Comatuliden zerfallen würden. Der untere Basalkranz, der bei den Poteriocriniden noch wohl entwickelt ist, ist zwar bei den Encriniden, wie Beyrıch !) nachgewiesen hat. noch vorhanden, aber bereits sehr rudimentär und äusserlich nicht mehr sichtbar (vergl. Textfig. 26,2, p. 668). Bei den jüngeren Familien ist er ganz verschwunden, nur bei Mil- lericrinus und Extracrinus sind von ÜARPENTER?) noch Spuren !, Die Crinoiden des Muschelkalks. ?) CARPENTER. On some new or little known Jurassic Crinoids. Quart. Journ. Geol. Soc., Vol. XXXVII, p. 81—33, t. 1, f. 6-8. 667 desselben nachgewiesen. In der Ontogenie von Comatula finden wir ihn aber ebenfalls noch vor. Der obere Basalkranz ist bei den der Gattung Dadoerinus H. v.M. zugetheilten Arten, D. gracdıs und D. Kunischü, noch so zu sagen typisch ausgebildet, indem er einen geschlossenen, äusser- lich sofort sichtbaren Kranz bildet (vergl. Textfig. 26, ı, p. 668). Dieser Typus, welcher den Ausgangspunkt für die jüngeren Ver- wandten bilden könnte, findet sich bei diesen in zwei verschie- denen Richtungen modificirt. Hand in Hand geht damit eine Concentration der Kalkablagerung nach dem dorsalen oder abac- tinalen Pol zu. In einem Falle nun rücken die Basalia aus einander, indem sich zugleich die oberen Stielglieder .verbreitern (Apioerinidae; vergl. Textfig. 26, s, p. 668). Im anderen ent- gegengesetzten Falle breiten sich die Radialia prima aus und überwachsen die Basalia. Unvollkommen sehen wir diesen Vor- gang in der Familie der Encriniden, vollkommen und bis zum Extrem durchgeführt bei den Eugeniacriniden, bei denen schliess- lich jede äussere Spur jenes Basalkranzes innerhalb der Costalia prima verloren geht. Zwischen diesen beiden divergirenden Ent- wicklungsrichtungen füllen die Pentacriniden und Comatuliden jede Lücke aus. Bei einigen Pentacriniden schliesst sich das Verhalten unmittelbar an das von Dadocrinus Kunischü an. z. B. bei Oainocrinus Andreae pe LorıoL, bei Pentacrinus sigmarin- gensis Quenst. und bei dem lebenden Pentacrinus naresianus, der noch sehr viele Beziehungen zu Dadocrinus Kuntschii bietet. Bei anderen Formen, z. B. bei Metacrinus Moseleyi Car. treten die Basalia kräftig hervor und erinnern dadurch an Millerierinus (vergl. Textfig. 26, 4, p. 668). | Bei der liasischen Pentacriniden - Gattung Extracrinus zeigt sich bereits eine sehr ausgesprochene Ueberwachsung der Basalia durch die Costalia (vergl. Textfig. 26, 5, p. 668). Dieselbe ist aber insofern unvollkommen, als sich die Costalia nur einseitig nach unten ausdehnen, indem sie lange, zapfenartige Fortsätze bilden, die sich in die Furchen des fünftheiligen Stieles legen und sich, um der Beweglichkeit desselben keinen Eintrag zu thun, selbst wieder in mehrere Stücke gliedern. Diese eigenartige Dif- ferenzirung der Costalia prima ist für den ganzen Process der Ueberwucherung der Basalia sehr instructiv. Die letzteren er- scheinen bei Zxtracrinus zwischen den grossen Costalien sehr unbedeutend. Am klarsten zeigen den Ueberwucherungsprocess die Coma- tuliden, deren Verhalten uns unmittelbar den Schlüssel zum Ver- ständniss der homologen Erscheinungen bei den Holopocriniden 668 Figur 26. Uebersicht über die Veränderungen des oberen Basalkranzes in der Familie der Articulaten. Die Basalia sind mit schrägen Strichen schraffürt. Die Figuren sind etwa auf den gleichen Umfang verschieden stark vergrössert. vo 1. Dadoerinus Kumischiw. 2. Enerinus hliformis. 3. Apioerinus elegams. 4. Metacrinus Moseleyi. 5. -Extracrinus fossilis. 6. Actinometra. 7. Ein einzelnes Basale von Actinometra, isolirt und stärker vergrössert. Hier ist erstens die Art der Reduction der Basalia die- selbe wie bei den Holopocriniden, indem sich die Costalia: prima bietet. gleichmässig ausdehnen und die Basalia nach innen drängen; und 669 zweitens lässt sich der Process selbst hier in allen Stadien ver- folgen. Solamoerimus aus dem Malm steht in dem genannten Punkte etwa auf dem Stadium der meisten lebenden Pentaecri- niden (vergl. Taf. XLIII. Fie. 3d); die Basalia sind leistenförmig geworden und treten nur mit ihrer kleinen dreieckigen Aussen- fläche seitlich unter den Costalien hervor (Fig. 3c). Bei jün- geren Gomatuliden sind. diese Leisten von aussen nicht mehr sichtbar, sondern nur noch durch Entfernung des Cirren tragen- den Centrodorsale über diesem als sogenannte Rosette nachweis- bar. In einzelnen Fällen. namentlich bei Actinometra, sind die Basalia auf eigenthümlich deformirte kleine Stücke reducirt (vergl. Textfig. 26, 6 ur, P- 6653). Man findet also bei den Gomatuliden dieselbe Differenzirung im' Kelehbau wie bei den Holopocriniden, und der ganze Unter- schied beider Familien besteht in dieser Hinsicht nur darin, dass bei den Holopocriniden jene Reduetion der Basalia bereits im oberen Jura abgeschlossen war, während sie bei den Comatuliden noch bis zur Gegenwart andauert ohne ihren definitiven Abschluss gefunden zu haben. . Der letztere wurde jedenfalls bei den Ho- lopocriniden dadurch beschleunigt, ' dass diese als Riffformen durch reichere Kalkzufuhr und Anpassung ‘an die Lebensweise compakter und massiger wurden. während bei den Comatuliden nur die ererbte Tendenz zur Vereinfachung des Kelchbaues, nicht aber jene von aussen hinzutretenden Factoren auf den Organismus einwirkten. Da, wie wir in früheren Capiteln sahen, der Bau der übri- gen Organe der Holopocriniden kein exceptionelles Verhalten zeigt. sondern im besten Einklang mit anderen Articulaten steht, so können wir nun unsere Betrachtungen über die systematische Stellung unserer Familie dahin zusammenfassen, dass die Holo- pocriniden eine im Dogger auftretende und bis zur Ge- genwart lebende Familie der Articulaten bilden und naturgemäss neben Pentacriniden und Comatuliden ein- zureihen sind, Nachtrag, Ein mir soeben aus Stuttgart von Herrn Dr. Ep. Fraas zugesandtes Material jurassischer Crinoiden setzt mich noch rechtzeitig in den Stand, obigen Besprechungen einige ergänzende Zusätze anzufügen. Eine Patina von Seleroerinus cidaris QUENST. sp. trägt noch auf einer etwas unregelmässig eingesenkten Gelenkfläche die Co- Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 3. 44 670 stalia IT und II. Dieselben sind ganz fest mit einander ver- schmolzen, zeigen aber noch deutlich die Verwachsungsnaht. Das obere Costale trägt die beiden abgeschrägten Gelenkflächen für die Arme. In der Form und dem Bau der Gelenkflächen schliesst sich dieses Stück unmittelbar an die isolirten Axillarstücke (Taf. XXXVII Fig. 1) an, welche oben zu Selerocrinus strambergensas gestellt wurden. DBesagtes Stück der Stuttgarter Sammlung be- stätigt sonach die diesbezüglichen Annalımen. welehe pag. 624 über die Organisation von Selerocrinus aufgestellt wurden. Es ist ferner insofern bemerkenswerth, als es beweist, dass auch bei Selerocrinus die Verschmelzung des Costale I und HI im unteren Malm noch nicht zum Abschluss gekommen war. Die Gestalt des Costale II lässt sich an diesem Stück nicht genauer feststellen. da dasselbe in Folge der Verzerrung der Patina selbst abnorm ausgebildet ist, während das darüber liegende Axillare hierdurch nicht mehr beeinflusst wurde. Ein Exemplar von Seleroerinus compressus (GOLDF. SP. zeigt deutlich die charakteristische Biegung der Nähte an der Patina. welche bisher nur bei G@ymmnoertinus und Holopus zu beob- achten war und pag. 632 ausführlich besprochen wurde. Hier- durch erhält diese Erscheinung noch weitere Tragweite für die Familie. 671 Inhalt, Seite. LET Me EEE GER a I. Die Literatur über olcpasdnuien sh wiuraik . Ka. 558 Pre Charakteristik der Familie. . . . no 1. Definition, Umfang und Be de one 564 2. Die geologische Verbreitung und das besondere Vorkommen . . NRACE Base rg aa | 3. Der äussere Habitus der Formen . . RU DENE 4. Der morphologische Bau der einzelnen Theile . 5783 Zelner Batınam a ee ze DesDie Arme an ante ea er rbTg es Dersstuel BRURLSIDIN. .: ......05 002.02 :591 SeEldie, Nikrostructur .... .. 00 engen eh. 4,0092 6. Die Lebensweise . . le O4 7. Die ontogenetische Entwicklung BEE URN. 2090 1lI. Beschreibung der unterschiedenen Gattungen. — Die Banciwien!der Abtrennung 29. 11. AOllnnkllin .202197,.,11598 BNNDDErINUSE MON N gendD HENNIG TONDEINERDE, 199,7 ,10602 Halnpus, DORB:„ saenelimliiiit. wersslorr ti 51802, 11612 EEE SE NONE IBEN a mal Srasleimen OD + BoeRInus NOSSISen. Kr ee 0.098 BRD NS (DE BORN ne. en ie. 680 Inenlackunıs NILEE 0 net. EEE Beuligeninus BORBIE. 11 daneelisienhsbuelstl 131651 Tormocrinus nov. gen. . . . RE EN BPr SEEN! IV. Bemerkungen über Tetracrinus A die sogenannten Kaecnjacriniden aus; dem Lias . . 2... „7. ...658 V. Die Beziehungen der Gattungen zu einander . . . . 659 Be Diesphyletische 'Stellune der Kamilie . .. . .:. .. -. ‚661 Rear en 20609 44* NND 67: 2. Ueber das Devon der Östalpen. 11.') Von Herrn Fritz Frecnu in Halle a. S. Hierzu Tafel XLIV — XLV1l. Einleitung. Seit der Veröffentlichung der ersten, unter obigem Titel erschienenen Arbeit habe ich die geologischen Untersuchungen in dem Palaeozoicum der Ostalpen fortgesetzt. Die tektonischen Fragen, welche allmählich in den Vordergrund traten, sollen an anderer Stelle ausführlicher behandelt werden. Im den vorlie- senden sowie in weiteren Mittheilungen werden die verschiedenen altpaläozoischen Faunen eine gesonderte Besprechung erfahren, soweit dieselben nicht durch blosse Aufzählung der Namen zu erledigen sind. Der leitende Gesichtspunkt. ist also der stratigraphische. Die verschiedenen, allmählich zu veröffentlichenden Localmonographieen sollen nur eine Ergänzung der grösseren geologischen Arbeit dar- stellen, welcher sie aus äusseren Gründen nicht unmittelbar _bei- segeben werden konnten. Den Beginn bildet die Beschreibung der wichtigeren Ver- steinerungen des ober- und mitteldevonischen Rifikalkes, deren Auffindung für die Altersbestimmung der Kalkmassen in den Kar- nischen Alpen von Ausschlag gebender Bedeutung war. Es sei im Allgemeinen bemerkt, dass die inneren Gerüste der Brachio- poden durchgängig zerstört sind; jedoch konnte die Bestimmung auf Grund der äusseren Merkmale mit hinreichender Sicherheit erfolgen. I. Die Brachiopoden des unteren Oberdevon (Iberger Kalk). Rhynchonella cuboides Sow. Sp. CLARKE. Die Fauna des Iberger Kalkes. Neues Jahrb., Beil.-B. II, p. 385 (hier auch weitere Literaturangaben). Es liegt keine Veranlassung vor, die Artmerkmale dieser oft !) I. siehe d. Zeitschr., Bd. XXXIX, 1887, p. 659, t. 2829. 44 * (am eingehendsten von Davıpsoxn) beschriebenen Form ausführ- licher zu erörtern. Es sei nur daran erinnert, dass neuerdings Wirtiams eine Specialstudie über die verschiedenen Localvarie- täten der in Europa. Asien und Nordamerika weit verbreiteten Art veröffentlicht hat. Das Vorkommen derselben in den Kar- nischen Alpen war bisher noch nicht bekannt und erhebt das Auftreten des Unteren Oberdevon nunmehr über jeden Zweifel. Ich fand ein ziemlich gut erhaltenes Exemplar am Ostabhang des Kollinkofels in einem weissen Kalke. Von Interesse ist die weit- sehende Uebereinstimmung desselben mit einem vom Winterberge bei Grund stammenden Stücke. Rhynchonella pugnus Marr. und Ah. acuminata Frech. Narı XEVI, Fig. a, oben. CLARKE, 1. c., pP. 883 bezw. 384. Das abgebildete Stück stammt vom gleichen Fundort wie die vorher erwähnte Art und erfüllte hier einen weissen Kalkblock fast vollkommen. Unter den zahlreichen, durchweg schlecht er- haltenen und verdrückten Exemplaren finden sich auch einige, welche nahe mit der sogenannten Ahynchonella acuminata Fisch. verwandt sind; die letztere stellt bekanntlich das eine Extrem einer Formenreihe dar, deren anderes man als Zrhynchonella pugnus zu bezeichnen pflest. Das am besten erhaltene Stück wurde in dem Blocke gefunden. der Productella forojuliensis und Rhynchonella contrarıa enthält; ein drittes kam zusammen mit Athyris globosa vor. Die Art besitzt bekanntlich im Oberdevon und Kohlenkalk Europas weite Verbreitung; der im Mitteldevon auftretende Vorläufer ist zuweilen mit der Hauptform vereinigt worden, jedoch richtiger als Rhynchonella pugnordes Scunur ab- zutrennen. Dieselbe steht zu der Hauptform in demselben Ver- hältniss wie Rhynchonella procuboides zu Rh. cubordes. Rhynchonella ? contraria A. Ram. sp. Taf. XEVL, Pie. 5 1b. Terebratila contraria A. REMER. Palaeont., II, t. 4, f. 25, p. 31. Unter dem angeführten Namen bildet A. RamEr eine flache, radialgestreifte Muschel von Grund ab, bei der der Stirnsinus entgegen — contraria« — dem gewöhnlichen Verhältniss in der srossen Klappe liest. Beschreibung und Abbildung (mit verkehrt gezeichneter Stirnansicht) sind nicht ‚sonderlich klar; doch weist die Vergleichung der Art mit Pentamerus darauf hin, dass in der That von einer „conträren“ Form die Rede ist. Der Sinus auf der Oberseite der kleinen Klappe ist meist deutlich, die Berippung einfach und über die ganze Schale ver- 674 breitet, der Wirbel ragt spitz vor. Leider ist das Innere der alpinen, in zahlreichen Exemplaren vorliegenden Art so schlecht erhalten, dass die Gattungsbestimmung zweifelhaft bleiben muss. Zusammen mit der flachen, von der Harzer Art nicht zu unter- scheidenden Form kommt am Ostabhang des Kollinkofels (in dem- selben Blocke) eine dickere, breite Varietät mit stärker ausgeprägtem Stirnsinus vor. Ich glaube dieselbe als var. obesa (Fig. 5—6b) bezeichnen zu müssen. Vereinzelte Exemplare sind bei gleichem Dickenwachsthum am Schnabel etwas schmaler. Doch würde die Aufstellung eines dritten Namens überflüssig sein: die vorliegende Art gehört ebenso wie Athyrıs globosa zu den stark varjirenden Brachiopodengruppen, bei denen man höchstens die Endpunkte der im gleichen Horizonte auftretenden Variationsreihen durch Namen auszeichnen darf. Bei anderen Gruppen (z. B. bei der Reihe des Sperifer spe- ciosus und Sp. aculeatus, Rhynchenella parallelepipeda, den de- vonischen Orthrs-Arten) sind die oft nur minutiösen Unterschiede sowohl zwischen altersgleichen. wie zwischen altersverschiedenen Aıten viel beständiger. Man muss daher in dem letzteren Falle schon auf viel geringfügigere Unterschiede Arten oder Mutationen begründen, während bei den in starker Entwicklung bezw. Varia- tion befindlichen Gruppen das umgekehrte Verfahren am Platze ist. Die verschiedenen Formen der Ahynchonella contraria wur- den am Kollinkofel in einem weissen Kalkblock gefunden, der ausserdem Zhynchonella pugnus, Produectella forojuliensis, Sperifer Urü, Orthrs striatula enthielt. Zum Vergleich mit der beschriebenen Arhymchonella ist eine neue Art aus dem Unterdevon des Pic de Cabrieres abgebildet (Rh. languedocrana, Taf. XLVI, Fig. 12—15). welche sich nur durch die normale Lage des Sinus unterscheidet. Athyris globosa A. Rem. sp. Tab X LV: 1860. Terebratula concentrica var. globosa F.A. REMER. Palaeont., IX (Beitr. zur geognost. Kenntniss des nordwestlichen Harz- gebirgcH HD. An. 2, Tal. Die Form ist von A. Rewer als Varietät angesehen worden, dürfte aber sowohl wegen ihrer weiten Verbreitung in einem eng begrenzten Horizont, als auch wegen der bemerkenswerthen Eigen- thümlichkeiten der äusseren Gestalt als Art anzusehen sein: Der Sattel, welchen die kleine Klappe an der Stirn besitzt, ist von zwei, meist sehr scharf ausgeprästen Seitenfalten begrenzt, und es scheint in Folge dessen, als ob die Art zu den „perversen“ Formen (Mimulus, Antiptychina) gehöre. Die kleine Klappe ist in Folge dessen dreigetheilt! ein Sattel in der Mitte und zwei 675 Seitenfalten '). Die grosse Klappe ist weniger abweichend ge- staltet, vielmehr lässt sich hier der Sinus bis in den Schnabel verfolgen. Der in der kleinen Klappe liegende Sinus ist jedoch meist deutlicher ausgeprägt. Zuweilen sind allerdings auch hier die Seitenfalten stärker entwickelt. Einzelne Exemplare ähneln dann vollkommen der auch im Oberdevon vorkommenden (ama- rophoria rhombordea; nur liegt hier der Stirnsattel, wie gewöhn- lich, in der grossen Klappe. Im Allgemeinen unterliegt die Tiefe und Breite der Falten am Stirnrande erheblichen Schwankungen; die Beobachtung Dar- wıns, dass excessiv entwickelte Merkmale auch starker Variabi- lität unterliegen, bewahrheitet sich auch hier. Auch die Dicke der Schale und das Ausmaass des Schloss- winkels variirt erheblich. Die Harzer Form, die in mehreren wohl erhaltenen, vom Bergfeld bei Rübeland stammenden Exem- plaren vorliegt, ist besonders breite Man könnte vielleicht die langgestreckten alpinen Exemplare als var. elongata bezeichnen. (Fig. 11—15). Die Schale ist mit feinen Anwachsstreifen und ausserdem in der Mitte mit undeutlichen Radiallinien bedeckt, die meist erst nach Absprengung der äusseren Schalenschicht zum Vorschein kommen. (Fig. 4, 15.) Athyris globosa ist am Östabhang des Kollinkofels in den Karnischen Alpen in einem Blocke gefunden worden, der ausser- dem noch ein Exemplar von Rhynchonella pugnus enthielt; bei der Präparation erhielt ich etwa 40 mehr oder weniger gut er- haltene Exemplare. Die Exemplare aus dem unteren Oberdevon des Harzes (kgl. geologische Landesanstalt und kgl. Museum für Naturkunde) sind etwa doppelt so gross, wie die alpinen Stücke. Den entsprechenden Grössenunterschied zeigt die, ebenfalls an beiden Fundorten vorkommende Prodrctella Herminae. Bei der schlechten Erhaltung der alpinen Exemplare ver- mochte ich über die inneren Merkmale der Schale nichts in Er- fahrung zu bringen. Zwar habe ich eine ganze Anzahl von Exemplaren durchgeschlagen, aber nur grobkrystallinen Kalkspath oder grauen, von Rissen durchsetzten Kalk gefunden. Jedoch hat bereits A. REmer die Spiralen der vorliegenden Art abgebildet (l.e.). Die eigenthümliche Gestaltung des Stirnrandes und der daselbst befindlichen Falten findet in einigen verwandten Varie- täten der Athyris concentrica ihr Analogon: !) Eine in dieser Hmsicht vollkommen übereinstimmende Form der kleinen Klappe besitzen Rhynchonella sublata BITTNER aus den Wengener Schichten der Seelandalp (BiTTnEr, Brachiopoden d. alpinen Trias, t. 38, f. 11), sowie Rhynchonella sublevata vom Röthelstein (Jd. ibid., t. 12, f. 4—7). 676 l. Athyris concentrica var. erfliensis Scunur. Taf. NLVI, Fig. 1 (Kayser, diese Zeitschrift, 18571. p. 550). eine schon seit langem. bekannte Form aus den mittleren Horizonten des Eifler Mitteldevon, besitzt die für Athyris globosa bezeichnenden Seitenfalten; jedoch fehlt der mittlere Sinus vollkommen; vielmehr ist der Stirnrand gerade und springt etwas vor. 2. Athyrıs concentrica var. nov. bisinuata Taf. XLVI, Fig. 2 bis 3b. Der für Athyris globosa bezeichnende Sinus der kleinen Klappe, der allerdings nicht bei allen Exemplaren gleichmässig entwickelt ist, findet sich bei einer noch unbeschriebenen Varietät aus dem unteren Oberdevon von Haiger wieder. Gleichzeitig ist hier der Sinus der grossen Klappe vollkommen normal entwickelt, während die für Atkyres globosa und die var. erfliensis bezeich- nenden Seitenfalten fehlen. Bei der var. besinuata Audet sich demnach auf: der Stirn ein einspringender Winkel. Uebrigens ist die Varietät durch so allmähliche Uebergänge (Fig. 3) wit der typischen, am gleichen Fundorte vorkommenden Athyris con- centreca verbunden, dass die Aufstellung eimer besonderen Art nicht angezeigt erscheint. Produetella subaculeata MUurcH. Sp. Taf XLVN Bio 12 2 9arın Produetus subaculeatus SCHNUR. Brachiopoden der Eifel, t. 43, f. 4 (mangelhafte Abbildung). — — SANDBERGER. Versteinerungen des rheinischen Schichten- systems in Nassau, t. 84, f. 17 (grosses, rundes Exemplar, ähnlich wie Fig. 1). — .— . WENJUKOFF. Fauna des devonischen Systems im nord- westlichen und centralen Russland, t. 2, f. 7 {grosses Schalen- exemplar, grosse Klappe, mit den deutschen Exemplareu durch- aus übereinstimmend). Das Genus (oder Subgenus) Productella Harn (Palaeontol. ot New York, IV. p. 155) unterscheidet sich von Productus's. str. durch Besitz einer niedrigen Area und kleiner Zähne. Beide Merkmale treten. auf dem abgebildeten künstlichen. Steinkern, wenngleich nicht mit aller erforderlichen Deutlichkeit hervor... Der zweigespaltene Schlossfortsatz und das Medianseptum sind wohl ausgeprägt; weniger deutlich heben‘ sich- die. nierenförmigen Ein- drücke ab. Im Innern ..der grossen Schale sind die vom Wirbel ausstrahlenden Leisten. sowie die Grösse’ der Muskeleindrücke. be- merkenswerth. | Die Form und die Sculptur eines gut erhaltenen ausge- wachsenen Exemplars ist auf Figur 9a, 9b dargestellt; dieselbe ist der äussere Abdruck der kleinen Schale (mit deutlichen Radial- linien) und stammt wahrscheinlich aus den (ulceola-Mergeln von (terolstein. Die ebenfalls noch niemals abgebildeten Stacheln des Ran- des sind auf Figur 4, einer kleinen Klappe (Schalenexemplar) vom Iberg bei Grund dargestellt. Eine kurze Besprechung der (in den Alpen nicht vorkom- menden) Art erschien nothwendig. da trotz der zahlreichen Ab- bildungen (von denen nur die wichtigsten eitirt wurden) die Merk- male noch nicht genügend bekannt waren. Productella forojuliensts nov. Sp. Taf. XLVIL, Fie. 7:28. Die neu benannte Form ist als eine vicariirende Localart der auch im unteren Oberdevon weit verbreiteten Produetella subaculeata aufzufassen, mit der ich sie früher vereinigt hatte. Doch treten die Unterschiede bei dem Vergleich ausgewachsener., vollständig erhaltener Exempläre hinreichend deutlich hervor. Die kleinen Klappen, welche von Produelella forojulienses allein in guten Exemplaren vorliegen, sind wesentlich breiter, flacher und entbehren der seitlich herabgezogenen Schleppe. Auch findet sich bei guter Erhaltung in der Mitte eine mediane Leiste. Die feinen Radiallinien von Prodıictella subaculeata fehlen vollkommen. Die Art findet sich in einem weissen, durch das Vorkom- men von Ahynchonella pugnus und Ih. contrarıa gekennzeichneten Gestein am Ostabhang des Kollinkofels in Friaul (forum Julii). Productella Herminae nov. Sp. BR NEN IL.-Rie’d, 5 5e, 6, 107-12. Ein am Ostablıang des Kollinkofels gefundener grauer Kalk- block war gänzlich angefüllt mit den Schalen einer kleinen Pro- ductella, der sich von der verbreiteten. soeben beschriebenen Art auf den ersten Blick durch die stärkere Wölbung der Schale unterscheidet. Die vorliegende Form ähnelt viel mehr einer von Harz beschriebenen Productella spinulicosta‘!) aus der Hamilton sroup des Staates New York. Die Unterschiede ergeben sich erst bei näherer Untersuchung. Die alpine Form ist wesentlich breiter, die Seitentheille der Schale sind flügelartig ausgezogen. während dieselben bei Productella spenultcosta vechtwinklig abge- stutzt sind. Die Stachelansätze sind rund und nicht wie bei der amerikanischen Art verlängert. Die Wölbung ist auch bei aus- gewachsenen Stücken von Prodıuctella Herminae niemals so stark ausgeprägt. wie bei Productella spinulicosta (t. 23, f. 52). Immer- !) Palaeontology of New York, Vol. IV, t. 25, f. 6—8, 25—384. 618 hin ist die alpine Form nur als Localvarietät der Harr’schen Art anzusehen. Dieselbe Art findet sich, wie zwei vortrefflich erhaltene, in der kel. geologischen Landesanstalt befindliche Stücke beweisen, auch im unteren Oberdevon des Harzes und zwar auf dem Berg- feld bei Kübeland, ist aber bisher noch nicht beschrieben worden. Die Harzer Exemplare stimmen mit den alpinen in jeder Hinsicht überein, erreichen jedoch die doppelte Grösse. Auch die Gesteins- beschaffenheit und die Art des geologischen Vorkommens ist voll- kommen die gleiche; denn auch im Harz sind die mittel- und oberdevonischen Rifikalke stratigraphisch kaum von einander zu trennen. II. Bemerkungen zur Fauna des oberen Mitteldevon. In dem oberdevonischen Rifikalk fanden sich eine gewisse - Anzahl neuer Formen. während die mitteldevonischen Arten, deren ausführliches Verzeichniss im Schlusstheile gegeben werden soll, fast durchweg schon beschrieben sind. Ich habe mich daher im nachfolgenden auf eine kurze Besprechung der abgebildeten Formen beschränkt. Von einer eingehenderen Behandlung der ziemlich häufig vorkommenden. aber meist schlecht erhaltenen Korallen wurde Abstand genommen. Die Feststellung des Horizontes konnte auf Grund der Brachiopoden und dGastropoden . mit hinreichender Sicherheit erfolgen, und zudem gehören die Korallen grössten- theils zu schon beschriebenen Arten. Bei den wenigen Stücken, welche nicht auf bekannte Namen zurückführbar waren, musste angesichts der ungünstigen Erhaltung und der geringen Zahl der verfügbaren Exemplare von einer genaueren Beschreibung Abstand genommen werden. Platyceras (Orthonychia) conordeum GEF. Sp. Taf. XLIV, Fig. 6—6c. Fissurella conoidea GOLDFUSS. Petref. Germ., t. 167, f. 13b (non 1. 13.2520): Capulus quadratus MAURER. Fauna der Kalke von Waldgirmes, t. 10, £. 2638. Dass GorLpruss unter seiner Frssurella conordea zwei etwas verschiedene Formen begriffen hat, wurde schon früher (diese Zeitschrift, 1857, p. 697) bemerkt. Die eine Abbildung stimmt wohl sicher mit Capulus guadratus MAURER, die beiden anderen ({. 13a. ec) höchst wahrscheinlich mit Capulus rigedus MAURER (l. e., t..10, f. 25) überein. Unsere Art ist durch die schlanke, | 679 leicht gebogene Gestalt, den vierkantigen Umriss und die schräge Abstutzung an der Mündung gekennzeichnet und dürfte zu den- jenigen Formen der vielgestaltigen Capuliden gehören, welche sich noch verhältnissmässig leicht wieder erkennen lassen. Die Art ist ausserdem in der Eifel und in Nassau in ent- sprechenden Horizonten bekannt. Ganz ähnliche Typen kommen bereits im Unterdevon vor. Das bessere der beiden vorliegenden Exemplare wurde von mir auf der Spitze des Kollinkofels (ca. 2800 m) in demselben Gestein gesammelt, das Stringocephalus Burtini enthält. Macrocheilos arculatum SCHLOTR. Sp. Taf. XLIV, Fie. 5. Eine ausführliche Literaturangabe erscheint bei dieser be- kannten Art überflüssig; die Abbildung wurde nur gegeben, um den Nachweis des Vorkommens des wichtigen Leitfossils in den Alpen auf unzweideutige Weise zu erbringen. Die meisten Paf- rather Exemplare sind etwas höher gethürmt, doch stimmen an- dere mit dem auf der höchsten Erhebung des Kollinkofels (2300 m) gesammelten Stücke vollkommen überein. Macrocherlos arculatım ist bekanntlich am Rhein für die beiden obersten Zonen des Stringocephalen-Kalkes bezeichnend. Stringocephalus Burtint! Derr. Taf. XLIV, Fig. 3 — dd. Die Abbildung zweier typischer Exemplare dieser Art recht- fertigt sich aus denselben Gründen, wie diejenige von Macrocherlos arculatum. Es sei nur daran erinnert, dass Stringocephalus bis an die Basis des oberen Mitteldevon hinabreicht und auf die rheinische Devonprovinz beschränkt ist; derselbe fehlt sowohl in Steiermark, wie in Süd-Frankreich, verbreitet sich aber anderer- seits bis in das nördliche Nordamerika (Manitoba). Die Art ist auf dem Kamme zwischen Kollinkofel und Kellerwand (2700—2300 m) nicht eben selten. Pentamerus globus Bronn. Taf. XLIV, Fig. 4+— 4b. E. Kayser. Die Brachiopoden des Mittel- und Oberdevon der Eifel. Diese Zeitschr., 1873, p. 541. (Hier auch die weitere Literatur.) Ein typisches Exemplar der glatten, ungerippten Form von Pentamerus habe ich in dem mit Atrypa desguamata var. alticola angefüllten Gestein unmittelbar unterhalb des Gipfels der Keller- wand (2800 m) gefunden. Der gerippte Pentamerus galeatus fehlt dagegen. .Pentamerus globus ist im rheinischen Devon von 680 den oberen (ealceola - Sehichten bis in des untere Oberdevon verbreitet. Atrypa desgquamata Sow. var. nov. altecola. Taf. XLIV. Fig. 1—1e. Auf der höchsten Spitze des Kollinkofels und unmittelbar unter dem Gipfel der Kellerwand kommen Atrypa-Formen vor, von denen einzelne vollkommen mit selbst gesammelten Stücken aus den Stringocephalen-Schichten der Eifel übereinstimmen. Die erosse Mehrzahl der Exemplare unterscheidet sich jedoch durch einige Merkmale, welche immerhin die Aufstellung einer Local- varietät rechtfertigen dürften. Die Grösse ist unbedeutender, Radialrippen sind viel feiner, niedriger und eleichmässiger aus- gebildet, als bei den rheinischen Exemplaren. Anwachsstreifen treten im Allgemeinen weniger deutlich hervor. Der Hauptunter- schied besteht in der Grösse des spitz vorragenden Schnabels. Die Schale ist meist (und zwar nicht nur in Folge von Ver- drückung) etwas assymmetrisch, ähnelt aber in Bezug auf den Umriss und das Fehlen des Stirnsinus den rheinischen Stücken, Die Exemplare der beschriebenen Varietät finden sich unter- halb der Kellerwand an einer ziemlich exponirten Stelle in grosser Menge, wo sie offenbar in einer Lücke des alten Riffes gesellig lebten. Orthis Goeschent!) nov. sp... Taf. XLIV, Fig. 2—2E. Die kleine Art ist als eine Localform der Orthrs striatula Schrorn. aufzufassen, zu deren Gruppe sie. wie ein Blick auf die Abbildung zeigt, ohne Zweifel gehört. Mit der genannten Eifler Species stimmt der Umriss und die Sculptur gut überein, während die Höhe der Schale eine erheblich grössere ist. Dieser Unterschied tritt besonders deutlich in der Schlossgegend hervor, wo die Höhe der Area und die Entfernung der Schnabelspitzen von einander viel bedeutender ist, als bei grossen Exemplaren der Ortkis striatula. Orthisina ? hainensis MAur.”) besitzt in der Schnabelgegend eine ausgesprochene Aehnlichkeit mit Orthis Goescheni. Doch ist der Umriss der Nassauer Art breiter und die Form der Muskel- eindrücke von Ortiıs striatula abweichend. Es liegen Reste von sechs Exemplaren (darunter zwei besser erhaltene) vor, die ich auf dem gefährlichen Grat zwischen Kollin- kofel und Kellerwand gesammelt habe. !) Ich benenne die neue Art nach Herrn Assessor G@SCHEN in Halle, einem eifrigen Freunde der Alpen. ?) Die Fauna der Kalke von Waldgirmes, t. 5, f. 14—16. 651 Zusammenfassende Bemerkungen. I. Das Oberdevon. Das untere Oberdevon wird durch Brachiopoden-Kalke ver- treten, welche am Ostabhang des Kollinkofels dem meist unge- schichteten. mitteldevonischen Riftkalke unmittelbar auflagern. Eine Abgrenzung konnte daher nicht durchgeführt werden. Die vor- liegenden Gesteine sind ein dunkel grauer und ein schneeweisser, z. Th. röthlicher, halbkrystalliner Brachiopoden - Kalk. Korallen, welche mit Sicherheit zum Oberdevon zu rechnen wären, sind bisher nicht gefunden worden. Möglicherweise gehören hierher die Kalke mit Alveorites suborbienlarts, welche den Vorgipfel des Kollinkofels zusammensetzen; die genannte Koralle kommt be- kanntlich im Mittel- und Oberdevon vor. Weiter östlich in den Karawanken hat K. A. PEneckE am Christophfelsen bei Vellach einen Rifkalk mit oberdevonischen Korallen aufgefunden (diese Zeitschrift, 1587). Die Namen der oberdevonischen Brachiopoden sind: Productella Herminae nov. Sp, — forojuliensis nov. Sp., Orthrs striatula SCHL., Spirifer Urü FLemm., Athyrıs globosa A. Raım., — — var. noy. elongata, Rhynchonella cuborldes Sow. SP., = pugnus Mant. Sp., _- acuminata MANT. Sp., — ? conlrarıa A. Rem sp., — — var. nov. obesa. Die vorstehend genannten Arten finden sich wit Ausnahme der gesperrt gedruckten Localformen sämmtlich in dem Korallen- kalk des unteren Oberdevon wieder, welcher bei Rübeland und Grund im Harz seit langem bekannt ist. Auf das Vorkommen einiger Localformen ist kein besonderer Werth für die Unter- scheidung zu legen. Dieselben sind sämmtlich mit den Haupt- formen nahe verwandt (Pr. forojuliensis und Pr. subacıuleata) und gehören grossentheils zu Arten, welche die bei Brachiopoden häufig beobachtete starke Neigung zum Variiren besitzen. Man wird daher auch die oberdevonischen Schichten des Kollinkofels unbedenklich als Iberger Kalk bezeichnen können. 11. Das Mitteldevon. Das Mitteldevon bildet in dem Normalprofil Wolayer Thörl- Kellerwand die hangende Fortsetzung der ungeschichteten Rif- massen des Unterdevon und ist von diesem ebenso wenig wie von dem darauf lagernden Iberger Kalk durch bestimmte Grenzen ge- trennt. Es wiederholt sich hier die häufig gemachte Beobach- tung, dass in mächtigen Korallenrifen die scharfe Scheidung aufhört. Ebenso wenig wie in dem mittel-oberdevonischen Kalk zwischen Rübeland und Elbingerode oder in den triadischen Dolo- mitriffen von Südtirol und Kärnten vermag man hier sichere Gren- zen zu ziehen, trotzdem gerade am Kollinkofel und auf der Kellerwand die verteinerungsreichen Nester häufiger auftreten als in anderen Riffgebieten. Die petrographische Beschaffenheit bleibt in der Masse des Gesteines die gleiche von oben bis unten. Es fehlen im Mittel- und Oberdevon die schwarzen Gastropoden - Schichten und die Crinoiden - Breccien; der graue Korallenkalk mit mehr oder weniger deutlichen Korallen und Brachiopoden ist überall die herrschende Felsart. Unterschiede werden weniger durch ur- sprüngliche chemische Abweichungen als durch dynamische Um- wandlungen bedingt. Die ungestörte Schichtenfolge und die flache Lagerung an der Kelierwand beweist, dass dieser riesige, wohl 1000 m mächtige Kalkklotz einen festen Punkt innerhalb des tektonischen Wirrsals der karnischen Alpen gebildet hat. In Folge dessen findet man hier die am wenigsten veränderten Kalke und organischen Reste vor Allem in der Längsaxe, d. h. auf dem Kamm zwischen Kollinkofel und Kellerwand. Doch lässt sich auch hier das allmähliche Verschwinden der organischen Structur und die Krystallinisirung des Kalkes verfolgen; das beste Studien- object bildet das am häufigsten vorkommende Actinostroma ver- rucosum. Von der tadellosen, zur unmittelbaren photographischen Wiedergabe geeigneten Schliffläche bis zur grauen Kalkmasse, die nur hie und da noch undeutliche Reste der verticalen oder horizontalen Skelett - Elemente erkennen lässt, finden sich alle denkbaren Uebergänge. Von dem letzten Stadium ist bis zu dem, gänzlich der organischen Structur entbehrenden, Kalke nur ein kleiner Schritt. Wenn nicht die Beobachtungen in lebenden oder subfossilen Riffen hinreiehende Belege für das Verschwinden der organischen Structur lieferten, so könnte man diese alpinen Devon- kalke als zweifellose Beweisstücke verwenden. Es kann nicht Wunder nehmen, dass z. B. in dem Kalkzuge Poludnigeg- Osternigg nur an vereinzelten Stellen Korallen - Reste vorkommen, während der halbkrystalline Kalk überwiegt. Man könnte viel eher dar- 685 über erstaunen, dass überhaupt noch irgendwo in dem wild dis- loeirten Gebiete der Karnischen Alpen erkennbare organische Structur erhalten geblieben ist. Allerdings wird die „Krystallinisirung“ eines Kalkes selbst durch einen gewaltigen Gebirgsdruck niemals bis zur Umwandlung sämmtlicher Partikelehen durchgeführt. Eine recht interessante hierauf bezügliche Beobachtung habe ich vor Jahren an einer Stelle des Aarmassives gemacht, wo die Schichten bis zum äus- sersten „gequält“ worden sind. Etwas unterhalb der Spitze des Gstellihorns befindet sich im Liegenden des obersten Gneisskeils eine reiche Fundstelle von Versteinerungen des oberen Doggers (Bleggioolith).. Das schwer zugängliche Vorkommen ist von BALTZER nur kurz erwähnt und seitdem wohl selten von einem Geologen beklopft worden. Der eigentliche Fundort ist kaum einen Meter vom Gmeisse entfernt, sodass hier die gesaramten, nicht unbeträchtlichen Zwischenschichten vom mittleren Dogger bis zum Perm durch „Auswalzung“ entfernt worden sind. Trotzdem ist weder der Eisenoolith krystallin geworden, noch erscheinen die Versteinerungen wesentlich deformirt; einige Perisphincten und Terebrateln sind etwas verzerrt und von kleinen Verwerfungen durchsetzt; dagegen haben andere, zur ersteren Gruppe gehörige Ammoniten, ferner Belemniten, ein Cadoceras und vor Allem eine srosse, dünnschalige Pholadomya vollkommen ihre natürliche Form bewahrt. Man muss sich vorstellen, dass innerhalb einer, in dyna- mischer Umwandlung begriffenen Masse einzelne Theilchen in Folge localer Stauungen —- etwa durch gewölbeartigen Zusammen- schluss des umgebenden Gesteins — ihre ursprüngliche Zusam- mensetzung bewahrt haben. Ebenso wird man sich die locale Erhaltung der Korallen in der stark zusammengepressten Kalk- falte des Österniggzuges') zu erklären haben. Das tiefere Mitteldevon ist am Kollinkofel und in den Kar- nischen Alpen überhaupt so gut wie versteinerungsleer. Bruch- stücke eines Aphylhites, Orthoceras und Favosites reticulatus GrF.?, die ich im Eiskar, unterhalb des Kollinkofels sammelte, erlaubten leider keine nähere Bestimmung. Dass die tieferen Korallen-Kalke des Pasterkriffes bei Vellach (Karawanken) dem tieferen Mitteldevon zuzurechenen sind, wurde schon früher?) bemerkt; dieselben enthalten Oystiphyllum. vesieu- !) Die frühere Annahme, dass das dort vorkommende Mitteldevon discordant aufgelagert sei, hat sich bei weiteren Untersuchungen nicht bestätigt. 2) Um verschiedenen in der Literatur — u.a. in den Referaten des Neuen Jahrbuchs und der geologischen Reichsanstalt — vorge- © [0 ®) > losum Gr., Heliolitess Barvande! Harn. und eine kleinzellige Varietät des Favosites Goldfusse M. Epw. et H., die ausserdem in den Caltröjugatus - Schichten der Eifel, also in der tiefsten Zone des Mitteldevon verkommt. Herr Psxecke, der neuerdings in dem entsprechenden Horizonte bei Graz eine grössere Anzahl von Arten gefunden hat, befürwortet zur Abwechslung wieder die Einbeziehung desselben in das Unterdevon. So gleicheiltig diese Grenzbestimmung an und für sich ist, so liegt doch keine Ver- anlassung vor, Schichten mit Sperifer specrosus (der bei Graz vorkommt) in das Unterdevon zurück zu versetzen. Vom Kamme Kollinkofel-Kellerwand. dem besten Vorkommen des oberen Mitteldevon liegen die nachfolgenden Arten vor; die Localformen sind gesperrt gedruckt! Actinostroma verrucosum Gr. sp. Die häufigste Art, z. Th. in kopfgrossen Massen. — clathratum Nıcuos. ? Selten. Stromatopora concentrica Gr. Ss. str. Einfach und in Cammno- pora-Form, Anlopora repens minor Gr. überwachsend. Beide Formen sind am Kollinkofel ziemlich selten; die „Caumopora* stimmt vollkommen mit einem Eifeler Exemplar überein, in dem dieselben beiden Arten zusammen vorkommen. Die allgemeine Verbreitung der eigenthümlichen commensua- listischen Form in sämmtlichen mitteldevonischen Ko- rallen-Kalken Europas, von Devonshire bis Kärnten, ist sehr bemerkenswerth. Favosites retienlatus M. E. et H. Häufie. — polymorphus Gr. sp. Auf der höchsten Spitze des Kollin- kofels in wenigen Exemplaren gefunden. — Goldfussi M. E. et H. Seltener. Alveolites suborbeceulares Lam. Häufig. auf dem östlichen Vor- gipfel des Kollinkofels. — reticulatus Stein. Seltener. — NOV. Sp. Cyathophyllum caespitosum GE. — vermiculare Gr. var. praecursor FRECH. kommenen Irrthümern zu begegnen, sei hier noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dess die erste Auffindune mitteldevoni- scher Korallen-Kalke in Rärnten durch den Verfasser und nicht durch K. A. PEnECcKE eıfolet ist. Der genannte Herr hat das Verdienst, den Iberger Kalk zuerst erkannt zu haben, ist aber erst bei den gemeinsam ausgeführten Begehungen durch den Verfasser auf die richtige Altersdeutung der Rifikalke in den Karawanken und am Osternigg aufmerksam gemacht worden. te BEE u er I 685 Oyathophyllum bathyealyx Frecn. ? Sämmtliche Cyathophyllen liegen nur in einzelnen Exemplaren vor. Orthis Goeschent nov. sp. Atrypa retienlata UL. — desguamata SOWw. — desquamata var nov. alticola. — aspera BRONN. Athyris eoncentrica v. B. ? Uneites gryphus ScHL. ? Pentamerus globus BRONN. Waldhecmia Whidbornei Dav.? Stringocephalus Burtini! DeErR. Die Brachiopoden finden sich wie die Gastropoden und Cephalopoden meist in einzelnen Exemplaren. Nur Stringo- cephalus Burtint ist auf der Spitze des Kollinkofels häufig, und Atrypa desquamata var. alticola erfüllt unterhalb des Kellerwandgipfels eine Lücke des alten Riffs. Holopella piligera SANDB. Platyceras (Orthonychra) conoideum Gr. Sp. Maerocheilos arculatum SCHL. Gomphoceras Sp. Die vorstehende, mehrfach vervollständigte Liste bestätigt die schon früher ausgesprochenen Ansichten über die Stellung des Karnischen Mitteldevon. Die ganze Fauna hätte ebenso gut irgendwo in der Eifel oder in Westfalen gefunden sein können; es ist bemerkenswerth, dass der äusserst geringe Procentsatz von Localformen (3 unter 27) von manchen rheinischen Fundorten, z. B. Villmar und Soetenich, bei weitem übertroffen wird. Die sonstigen Mitteldevon-Fundorte Kärntens haben fast aus- schliesslich Korallen geliefert; nur unter dem im oberen Pasterk- rift bei Vellach gesammelten Material fand sich nachträglich noch ein kleiner Sparrfer semplex, dessen Schlossrand auffallend kurz ist. Am Südabhang des Kollinkofels fand ich in einer zacken- artig in den Culm vorragenden Kalkmasse an der Casa Monu- ments Endophyllum acillocum Frech und COyathophyllum cf. conglomeratum ScHhLür., welche beide auf höhere Schichten des Mitteldevon hinweisen. Eine Anzahl verschiedener Mitteldevon -Korallen sammelte ich auf der Hochfläche und dem Nordabhang des kleinen Pal am Plöckenpass: Montieulipora fibrosa Gr. ? Alveocıtes suborbieular's Lam., grosszellig. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 3. 45 686 Favosites Goldfuss? M. Eow. et H. — retsculatus Gr. Oyathophyllum Lindströmi FrecH. — caespitosum Gr. Auch diese kleine Fauna erinnert mehr an oberes als an unteres Mitteldevon. In dem östlichen Zuge des Mitteldevon zwischen Osternigg und Poludnigg sind in Folge der weiter vorgeschrittenen dynamo- metamorphen Umwandlung der Kalke Korallen-Reste nur an we- nigen Punkten gefunden worden. Der von mir im Jahre 1885 entdeckte Fundort wuf dem Ostabhange des Osternigg (unmittelbar am Ende des Kalkzuges ist bisher das reichhaltigste geblieben (vergl. die Liste dieser Zeitschrift, 1887. p. 678). Die in den folgenden Jahren aufgefundenen Vorkommen er- weisen die durch geologische Beobachtung gewonnene Ueberzeu- gung von der Einheitlichkeit des Kalkzuges auch durch paläon- tologische Gründe, bieten aber in der letzteren Hinsicht nichts Neues. Am Lomsattel finden sich undeutliche Spuren von Korallen und Crinoiden. Am Östabhang des Poludnigg. sammelte ich Fa- vosites polymorphus GoLpr. und Heliolites Barrandet Harx.. am Westabhang desselben Berges die beiden genannten Arten und Favosites reticulatus Gr., Cyathophyllum vermticulare var. prae- cursor FRECH, sowie Actinostroma sp. Der hier vorkommende Heliolites stimmt am besten mit der bei Graz und im den Kara- wanken vorkommenden Art überein (PEnEckE. diese Zeitschrift, 1887, t. 20, f. 1— 85). Jedoch ist die Verschiedenheit desselben von Heliolites vesiculosa Pen. (ibid., t. 20, f. 4, 5) zum min- desten zweifelhaft. Gerade in der Abbildung fig. 5 varlirt die blasenartige Beschaffenheit der Böden, welche den Hauptunter- schied von Hel. Barrandei bilden soll, nicht unerheblich. Die im westlichen Theile der Karnischen Alpen vorkommen- den Riffkalke, der Zug des Hochweisssteins (Paralba) und Hoch- alplspitz, weiterhin der der Porze und Königswand haben näher bestimmbare Korallen nicht geliefert und dürften nach ihrer all- semeinen Stellung dem Unterdevon zuzurechnen sein. Die in meinen früheren Arbeiten (diese Zeitschrift, 1857, p. 722 ff.) ausgesprochenen Ansichten über die geographische Ver- schiedenheit des Steirischen und Kärntner Mitteldevon haben sich im Allgemeinen bestätigt. Allerdings wird dieser Gegensatz durch den Umstand verschärft, dass Diabasdecken und -Tuffe, welche bei Graz in grosser Mächtigkeit auftreten, dem Devon der Kar- nischen Alpen und Karawanken vollkommen fehlen. Es besteht also hier derselbe Unterschied wie zwischen Lahngebiet und Eifel 687 oder Süd- und Nord - Devonshire. Allerdings sind durch die neueren Forschungen PEXEcKE's bei Graz weitere rheinische Arten, vor Allem Cnleeola sandalına, aufgefunden; aber die Verschieden- heit bleibt trotz alledem noch wahrnehmbar genug, umsomehr als fast jede aus Kärnten neu bestimmte Art die Anzahl der dort vorkommenden westdeutschen Formen vermehrt. Dass die Schichten des Kollinkofels dem oberen Stringocepha- len-Kalk entsprechen dürften, wurde schon früher bemerkt; bei den übrigen Fundorten ist eine genauere Horizontirung unthunlich. Unter den näher gelegenen mitteldevonischen Vorkommen, deren ehemaliger Zusammenhang durch die Uebereinstimmung der Faunen erwiesen wird, zeigen Olmütz und Schirmeck in den Vo- gesen verhältnissmässig geringe Uebereinstimmung. Beide dürften etwas tieferen Zonen des oberen Mitteldevon entsprechen. Die Schichten des Breuschthales bei Schirmeck sind der Cri- noiden-Zone der Eifel unmittelbar zu vergleichen. Ich kann diese Ansicht mit um so grösserer Sicherheit aussprechen, als das von O0. J£KEL!) gesammelte Material mir zur Bestimmung vorgelegt wurde. Die von mir seiner Zeit niedergeschriebenen und in Strass- burg hinterlegten Mittheilungen sind, wie es scheint, verloren gegangen’). Auf das Vorhandensein der Crinoidenschicht deutet das Zu- sammenvorkommen von Sfröngocephalus Burtin! und Cnlceola sandahna, sowie die charakteristischen Leitformen Retzia longt- rostris und Cupressoerinns abbrevriatus. Die grösste Uebereinstimmung mit dem höheren Korallen- Kalk der Karnischen Alpen zeigt in facieller und stratigraphischer Hinsicht der sogenannte Massenkalk Westfalens und noch mehr die Gegend von Elbingerode, wo ebenfalls mittel- und oberdevo- nischer Riffkalk untrennbar mit einander verbunden sind. Auch in Belgien sowie bei Torquay (Süd-Devonshire) finden sich ähn- lich mittel- und oberdevonische Riffkalke. Das Ergebniss der vorliegenden kleinen Studie ist: Der Korallen-Kalk des Mittel- und Oberdevon der Karnischen Alpen syimmt vollkommen mit den gleich- alten Bildungen in Mittel- und Süddeutschland (Voge- sen), Belgien und England überein. !) Ueber mitteldevonische Schichten im Breuschthal. Mittheilungen der Commission für die geologische Landes-Untersuchung von Elsass- Lothringen, I, 1888, Sep.-Abdr., p. 7. ?) So finde ich in meinem Notizbuch als bei Schirmeck vorkom- mend noch die Arten Farosites Goldfussi und Pentamerus globus, die l. e. fehlen, u. s. w. 45* 3. Beiträge zur Kenntniss der Eruptivgesteine des Cabo de Gata. IL. Von Herrn A. Osanx in Heidelberg. In zwei früheren Mittheilungen: Ueber den Cordierit führen- den Andesit vom Hoyazo (diese Zeitschr.. Bd. XL, 1888) und: Beiträge zur Kenntniss der Eruptivgesteine des Cabo de Gata (d. Zeitschr., Bd. XLI, 1889) wurde ein Theil der in dem inter- essanten vulkanischen Gebiet des südöstlichen Spaniens gesam- melten Eruptivgesteine beschrieben; ein weiterer Aufsatz: Ueber den geologischen Bau des Cabo de Gata (d. Zeitschr., Bd. XLIII, 1891) schildert die allgemeinen geologischen Verhältnisse, unter welchen diese Gesteine auftreten, und giebt zugleich eine kurze Uebersicht dieser letzteren. In der folgenden Mittheilung soll sich nun die petrographische Beschreibung des übrigen gesam- melten Materials anschliessen. Liparitische Gesteine. Es gehören dahin die in Form schmaler Gänge und als grössere Blöcke in den liparitischen Tuffen auftretenden, grössten- theils glasigen Gesteine: Bimssteine, Perlite und Pechsteine; an sie schliessen sich einige gangförmige Vorkommen aus der Nähe des Torre de la Testa mit krystalliner Grundmasse an. Bimssteine. Die Bimssteine sind von hell grauer Farbe und zeigen mehr oder weniger die für diese Gesteinsgruppe charakteristische schau- mige und blasenreiche Structur; selbst bei starker Zersetzung, bei welcher weisse, erdige, leicht zerreibliche Massen resultiren, ist dieselbe oft noch sehr gut zu erkennen. Am besten erhalten finden sich die Bimssteine in den Tuffen des Puerto de Genoves südlich San Jose, und an einzelnen Punkten der Serrata. An ersterem Ort zeigen die Gesteine makroskopisch vereinzelte sechsseitige Biotitblättchen und wasserhelle Quarzeinsprenglinge von der Com- bination + R (1011) — R (0111). beide nahezu im Gleichgewicht ausgebildet; nur selten tritt das Prisma «© R (1010) als schmale Abstumpfung der Randkanten der scheinbaren hexagonalen Pyra- mide hinzu: die Flächen sind stets sehr glatt und geben auf dem (Goniometer sehr gute Reflexe. Ueber die optischen Verhältnisse dieser Krystalle wurde früher berichtet (N. Jahrb., 1891, Bd. ]). sie ergab, dass von 12 der letzteren 7 rechts- und 5 linksdre- hend waren, und dass 3 mit HFI geätzte Krystalle sich als Zwillinge nach dem sogen. gewöhnlichen Gesetz, bei welchem sleichdrehende Individuen mit einander verwachsen sind, erwiesen. Die Biotit - Einsprenglinge zeigen kleinen Winkel der optischen Axen und symmetrische Lage der Axenebene. Unter den Feld- spath - Einsprenglingen ist, nach der polysynthetischen Zwillings- streifung zu schliessen. in nicht unbeträchtlicher Menge Plagioklas vertreten. Die Grundmasse, welche weitaus die Hauptmasse des Gesteins ausmacht, besteht vorzugsweise aus einer wasserhellen, homogenen Basis, schlierenartig durchzogen von schmalen Par- tieen eines gelblichen, globulitisch gekörnelten Glases; beide um- schliessen zahlreiche, in der Flussrichtung in die Länge gezogene Gasporen. Die Bauschanalyse des Bimssteins vom Puerto de Genoves ergab mir die unter I. angeführte Zusammensetzung: T. IL. So, N Inpez>! 17a 80 RO, Darst IT Born 49-0 Bo 00, 0917 re ine mo a ng N CAORIEN O8 DIT ge, Alto No Re ey S0EA O5 a 1 ee aM Sa.. 100,53. 100,00 ll. ist dieselbe Analyse, wie sie sich bei holokrystalliner Entwicklung des Gesteins. d. h. wasserfrei, auf 100 umgerechnet ergiebt. Die unbedeutenden Mengen MnO, sowie das dem Biotit zukommende H>0 wurden vernachlässigt. Die geringe Menge der MsO und des FeO beweist die Armuth des Gesteins an Biotit. Berechnet man die Alkalien und den Kalk auf die Sanidin-, Albit- und Anorthit- Moleküle, so restiren SiO2 33,71 AO: 1,21 690 Fes03 0,45, FeO 0,97, MsO ' 0,57: Es ergiebt sich hieraus, dass bei holokrystalliner Entwick- lung «des Gesteins nahezu !/s desselben aus Quarz bestehen würde. Angenommen, der ganze Kalk- und Natrongehalt gehörten einem Plagioklas an, so wäre dessen procentige Zusammensetzung 31057209592, Al03 21,74, Baum 72360, N2»20 10,28. Es wäre dies ein Albit der Zusammensetzung Abs Anı. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist indess der Plagioklas basischer und ein Theil des Moleküls Nasa Ale Sie O1s im Sanidin enthalten. Diesem Bimsstein ausserordentlich ähnlich sind diejenigen, welche den Tuffen der Serrata entstammen, nur sind sie noch ärmer an Einsprenglingen. An Stelie der Feldspath - Einspreng- linge treten hier zuweilen Sanidinsphäro - Krystalle in Form rund- licher bis elliptischer radial gebauter Sphärolithe, deren einzelne Fasern theilweise parallel, theilweise schief zu ihrer Längsrich- tung auslöschen; mit der letzteren fällt stets die grössere Elasti- cität zusammen. Zuweilen schliessen diese Sphärolith - Krystalle Biotiteinsprenglinge ein. Die erlite. Sehr reichlich finden sich in den liparitischen Tuffen der Serrata ‚schwarze Perlite, am Cerro de Zapaton durchbricht ein eirca 2 m mächtiger Gang dieses Gesteines die Tuffe. In fri- schem Zustand nahezu schwarz und etwas fettglänzend, nimmt der Perlit bei beginnender Zersetzung eine mattgraue Farbe an. Einsprenglinge fehlen makroskopisch nahezu vollständig, dagegen treten die zahlreichen perlitischen Sprünge als helle Linien in der dunklen Gesteinsmasse in sehr zierlicher Weise hervor. Auch unter dem Mikroskop ist die Zahl der Einsprenglinge sehr spär- lich, Feldspath- und Pyroxen-Krystalle, welch’ letztere nach Aus- löschung und Pleochroismus dem rhombischen System angehören, finden sich vereinzelt. @uarzeinsprenglinge fehlen ganz. Die Grundmasse besteht der Hauptsache nach aus einem wasserhellen, völlig structurlosen Glase, in welches zahlreiche winzige Pyroxen- Nädelchen, deren Länge die Breite oft um das 40fache über- trifft. eingebettet sind. Diese Augitnadeln werden mit hell grüner “arbe durchsichtig, besitzen keinen merklichen Pleochroismus 691 und gehören nach ihrer Auslöschungsschiefe von 36° (ec: c) wohl einem Diopsicd-artigen Pyroxen an. Opake Erzpartikelchen kleben an ihnen und haben sich bisweilen an ihren Rändern vollständig perlschnurartig aneinander gereiht. Farblose Tafeln und an den Enden häufig gegabelte Leisten gehören einem Feldspath an; Zwillingsstreifung fehlt ihm ganz. Von den perlitischen Sprün- gen aus beginnt eine Entelasung der Basis, es treten zahlreiche gelb gefärbte Globulite auf, desen Bildung bei stärkerer Um- wandlung immer mehr um sich greift. Es ist dies eine Um- bildung, welche in allen glasreichen Gesteinen des Cabo de Gata- Gebietes zu beobachten ist und stets von Rissen und Sprüngen ausgeht. Das Gestein giebt im Kölbchen reichlich Wasser; eine SiO2- Bestimmung an vorher geglühtem Material ergab mir 71,7 pCt. SiOe. Einen etwas anderen Typus bildet ein Perlit, der denselben Tuffen entstammt. Er zeigt ebenfalls makroskopisch eine vor- züglich perlitische Structur, ist aber von etwas hellerer Farbe und reicher an Einsprenglingen, von denen Biotit, Hornblende nnd Pyroxen schon makroskopisch zu erkennen sind; unter dem Mikroskop gesellt sich zu ihnen noch Feldspath; Quarzeinspreng- linge fehlen. Das Gestein scheint etwas basischer als die oben beschriebenen zu sein, neben Sanidin findet sich reichlich Pla- gioklas.. Die schwarze Hornblende wird mit grüner Farbe durch- sichtig, ihr Pleochroismus ist: a grün-gelb, b dunkel braun-grün, c dunkel grün. Die Pyroxen-Einsprenglinge gehören dem Hyper- sthen an, sie umschliessen reichlich farblose Glaseinschlüsse, wäh- rend der Hornblende solche nahezu ganz fehlen. An der Südspitze der Sierra del Cabo, unterhalb des Faro de Corralete durchsetzen zwei schmale Perlitgänge den lipari- tischen Tuff und theilweise den Hornblende-Andesit, welcher das kleine, den Leuchtthurm tragende Vorgebirge bildet. Das Gestein dieser Gänge ist frisch schwarz, von Pechstein-artigem Aussehen und zerfällt theilweise in bis faustgrosse, concentrisch schalige oder zwiebelschalenförmig aufgebaute Kugeln; in anderen Partieen tritt die perlitische Absonderung erst mikroskopisch hervor. Bei beginnender Zersetzung nimmt es eine hellere grün-graue Farbe an, der Glanz wird matt porzellanartig und als Endproduct der Umwandlung entstehen weiche, weisse Kaolin-artige Massen. Zu- weilen wechseln dunkle und hellere Gesteinspartieen lagenartig ab, sodass ein gebändertes Aussehen entsteht, es lässt sich dann unter dem Mikroskop nachweisen, dass erstere rein glasiger, letztere mikrotelsitischer Natur sind; aller Wahrscheinlichkeit nach ist dies die Folge einer plattigen Absonderung, die mikrofelsi- 692 tische Ausbildung ist, seeundär durch die Umwandlung ursprüng- lich ebenfalls rein glasiger Lagen entstanden. Einsprenglinge sind nur spärlich vorhanden! Quarzkörner. sechsseitige Biotittafeln und vereinzelte Feldspäthe; auch unter dem Mikroskop vermehrt sich die Anzahl derselben nur in sehr geringem Maasse. Quarz nimmt unter ihnen der Menge nach die erste Stelle ein; nur selten tritt er in gut erhaltenen Kıystallen auf, meistens bildet er ein Haufwerk unregelmässiger. scharfkan- tiger Bruchstücke, die unzweifelhaft durch Zerspringen eines grös- seren Individuums bei rascher Temperaturänderung entstanden sind. In einzelnen Fällen kann man aus ihnen noch die Form des ursprünglichen Krystalls reconstruiren, gewöhnlich sind diese Trümmer durch die Bewegung des Magmas zu einer in der Fluss- richtung des letzteren verlängerten Schliere ausgezogen. Durch Anhäufung solcher Bruchstücke kann mikroskopisch ein vollständig breccienartiges Aussehen entstehen. Vereinzelt enthält der Quarz Glaseinschlüsse von der Form seines Wirthes. Auch bei dem Feldspath. von dem ein Theil seiner Zwillingsstreifung nach dem Plagioklas angehört, kommen derartige Zertrümmerungen vor. Die Grundmasse zeigt in sehr typischer Weise eine durch- flochtene Structur, einen häufigen Wechsel verschieden ausgebil- deter Schlieren und Strähne. Ein Theil derselben besteht aus nahezu homogenem, farblosem Glas, das sich nur theilweise iso- trop verhält, z. Th. eine schwache Doppelbrechung zeigt. Die Aus- löschungsrichtungen solcher doppelbrechenden Partieen liegen parallel und normal zur Längsrichtung der Schlieren, also der Flussrich- tung des Magmas; mit letzterer fällt die kleinere Elastieität zusam- men, es hat also durch die Bewegung ihr parallel ein Zug statt- gefunden. Einzelne Schlieren bestehen aus braun durchsichtigem Glas, das selbst bei den stärksten Vergrösserungen keine Inhomogenität erkennen lässt; andere sind erfüllt mit Entglasungsproduceten: opaken Eisenerzkörnchen, Trichiten, die sich zu sternförmigen Grup- pen vereinigen, farblosen bis schwach grünlich gefärbten Stäbchen von nicht unbeträchtlicher Doppelbrechung,. bei denen mit der J,ängsrichtung die Axe kleinster Elasticität zusammenfällt und die aller Wahrscheinlichkeit nach Augitmikrolithe sind. Stark dop- pelbrechende dunkle Fäserchen lassen deutlich Absorptionsunter- schiede erkennen. der normal zur Längsrichtung schwingende Strahl wird stärker absorbirt als der zu ihr parallele; bei grös- seren Dimensionen lassen sich diese Gebilde sicher als Quer- schnitte z. Th. stark gebogener Glimmerblättchen bestimmen. Auch bei diesem Gestein lässt sich verfolgen, dass von Sprüngen und Rissen aus eine secundäre globulitische Entglasung der Basis stattfindet. 695 Die Bauchanalyse dieses Perlites ergab mir die Zusammen- setzung unter 1.! I. 1. SIoa STD] 75455 AO». OBEN 14,36 Fe203 ah: 0,29 a! Be Te 0,90 0,95 le Op Eu 0,44 0.46 Bao nal..4% 1,44 151 NasO.AUM, .uM 522 BIN BLU BREITER ENTE 3198 8,49 a N I DEE BER ER 4.19 — Da 9909 10000 Das spec. Gewicht des Gesteins wurde zu 2,546 bestimmt. II. giebt dieselbe Analyse wasserfrei und auf 100 berechnet. Die Zusammensetzung ist nahezu dieselbe wie die des Bimsteines vom Puerto de Genoves. Liparitpechsteine. An diese Perlite schliessen sich Liparitpechsteine eng an, ihnen fehlt nur die für jene charakteristische perlitische Abson- derung. So durchsetzt ein Pechsteingang unterhalb des Torre de la Vela blanca den Andesit; dieselben Gesteine sind mir ferner aus Blöcken in den Tuffen an der Cala de Figuera, in der Nähe des Cerro de la Vela blanca etc. bekannt geworden. Unter den stets spärlichen Einsprenglingen findet sich von dunklen Gemeng- theilen nur Biotit, in der Grundmasse häufig Pyroxenmikrolithe. Rein glasige Grundmassen treten hier mikrofelsitischen gegenüber ausserordentlich zurück. eine Folge weiter fortgeschrittener Um- wandlung; im Uebrigen wiederholen sich die bei den Perliten geschilderten Verhältnisse, sodass hier nicht specieller auf sie eingegangen zu werden braucht. Liparite mit krystalliner Grundmasse. Dieselben treten in Gangform in der Rambla de Corralete und an der Punta de la Testa auf. Als Typus dieser Gesteine kann ein ca. 2 m mächtiger Gang gelten, welcher südwestlich des Torre de la Testa den Hornblende - Andesit durchbrochen hat, derselbe zeigt sehr schön eine Absonderung in Säulen, die auf den Salbändern des Ganges normal stehen. Das weisse bis röthlich gefärbte Gestein lässt schon makro- skopisch einen grösseren Reichthum an Einsprenglingen als die 694 oben beschriebenen glasigen Glieder der Liparitfamilie erkennen; der Grundmasse fehlt der fettige Glanz, der jenen eigen ist. Die Feldspath-Einsprenglinge sind tafelförmig nach © Po (010), doch zeigen sie sehr selten scharfe Begrenzung, meistens sind ihre Con- touren stark zugerundet. Polysynthetische Zwillingsstreifung fehlt ihnen ganz, sie sind theils einfache Individuen, theils Carlsbader Zwillinge; die Zwillingsgrenze der letzteren ist selten geradlinig, die verwachsenen Individuen greifen mit zackigen Rändern in einander über. Sehr charakteristisch für diese Einsprenglinge sind mikroperthitische Verwachsungen; mit dem Sanidin ist ein durch etwas stärkere Licht- und Doppelbrechung ausgezeichneter Feldspath verwachsen, welcher bei dem niedrigen Kalkgehalt des Gesteins wohl nur als Albit gedeutet werden kann; leider liessen sich keine orientirten Präparate aus dem Sanidin herstellen, um die Natur des eingewachsenen Feldspathes sicher zu bestimmen. Dieser letztere ist stets frei von Zwillingsstreifung, er bildet im Sanidin unregelmässig begrenzte Partieen, die in einem Durch- schnitt meistens optisch gleich orientirt sind und bei abnehmenden Dimensionen nur als etwas stärker doppelbrechende Flecken aut- fallen; bei noch geringeren Dimensionen entsteht im Sanidin eine hellere und dunklere Marmorirung, die stellenweise an undulöse Auslöschung erinnert. In anderen Fällen bildet der Albit lang- gestreckte Lamellen, die parallel angeordnet sind und dem Sani- din ein faseriges Aussehen verleihen. Diese Fasern liegen in Durchschnitten nach der Orthodomenzone schief zur Längsrichtung derselben, also zu oP&» (010), bei Carlsbader Zwillingen durch- setzen sie entweder einheitlich beide Individuen oder stossen an (ler Zwillingsgrenze federfahnenförmig zusammen. Wahrscheinlich sind sie den Prismenflächen des Sanidins parallel eingelagert, doch lässt sich dies bei dem Mangel scharfer Umgrenzung des letzteren nicht mit Sicherheit bestimmen. Der Glimmer, der von dunklen Gemengtheilen allein vor- handen ist, bildet dicke Krystalle; er hat symmetrische Axenlage und kleinen Axenwinkel. Vereinzelt umschliesst er Apatit- und Zirkon -Kryställchen. Auch die Quarz-Einsprengelinge zeigen stets stark gerundete Gontouren, Einbuchtungen und Einschlüsse der Grundmasse. Selten tindet sich eine mikropeematitische Verwachsung der Feldspath- und Quarz-Einsprenelinge, der erstere ist dann von unregelmässig lappigen Partieen des letzteren durchwachsen, die alle optisch gleich orientirt sind. Während die zugerundeten Umrisse und Grundmasse - Einbuchtungen des Quarzes auf eine stark corrodi- rende Einwirkung des Magmas schliessen lassen, hat in einer späteren Periode der Gesteinsbildung wieder ein Auskrystallisiren 695 desselben Minerales um die ceorrodirten Einsprenglinge stattge- funden. Jeder der letzteren ist von einem schmalen Quarzrand umgeben, der optisch gleich mit dem umschlossenen Krystall orientirt ist nnd sich durch seine trübere Beschaffenheit von die- sem unterscheidet; die Grenze beider ist stets scharf. Die nahezu holokrystalline Grundmasse besteht aus kleinen, wasserhellen, unregelmässig begrenzten Scherben, die zum grö- seren Theil dem Quarz, zum kleineren dem Feldspath angehören; zwischen ihnen in innigem Wechsel liegen trübe, von winzigen Körnchen erfüllte Flecken, die oft nahezu kreisrunde Contouren zei- gen und im gewöhnlichen Licht leicht für Mikrofelsit gehalten wer- den können. Im polarisirten Licht erkennt man, dass auch sie aus Quarz und Feldspath bestehen, deren Masse durch die Körnchen setrübt ist. Nicht selten findet sich die bei den Quarz-Einspreng- lingen beschriebene Erscheinung, dass ein wasserhelles Quarzkorn von einem trüben, gleich orientirten Hof derselben Substanz um- geben ist. Wahrscheinlich sind diese Höfe durch eine secun- däre Umwandlung einer ursprünglich mikrofelsitischen oder glasi- sen Grundmasse entstanden. Eine amorphe Zwischenklemmungs- masse ist nur in sehr dünnen Häutchen zwischen den krystallinen Elementen vorhanden. Die Zusammensetzung dieses Gesteins zeigt das Mittel zweier Analysen, welche im chemischen Laboratorium der hiesigen Uni- versität ausgeführt wurden: SOSE 382 AlO3 . 9535 Fe203 1oZ FeO) 1,28 MgO 0,47 CaoO 092 Ks0 9,82 Na20 202 H>0) ne er Sa. 100,88 Gegenüber der Zusammensetzung der Liparit-Bimsteine und Perlite besteht ein wesentlicher Unterschied nur in der Menge und dem Verhältniss der Alkalien. Während die Summe derselben dort 7—7,5 pCt. betrug, ist sie hier nahezu 12 pCt., der Thonerdegehalt dagegen ist derselbe wie dort, wahrscheinlich sind die Alkalien etwas zu hoch. die Thonerde etwas zu niedrig bestimmt. Da beide nur im Feldspath und Biotit vorhanden sind und hier im Verhältniss ihrer Molekulargewichte an der Zusammensetzung theil- 696 nehmen, so fordern 9,82 KO und 2,02 Na2O allein 13,98 pCt. AlsO3. abgesehen von dem geringen Kalkgehalt. Dass die Menge des eingewachsenen Albits gegenüber dem Sanidin eine geringe ist, geht aus dem Verhältniss der Alkalien hervor, man ist ge- neigt, dieselbe unter dem Mikroskop zu überschätzen. Die Dacite. Dacite treten im Cabo de Gata - Gebiet in grosser Ausdeh- nung auf, der nördliche Theil der Sierra del Cabo besteht nahezu ganz aus diesem Gestein, ebenso die Serrata und deren nord- östliche Fortsetzung, eine Hügellandschaft, welche in ihren ein- zelnen Theilen verschiedene Namen wie Covaticas, Majada blanca, Rosica, Palaiin etc. führt, und in den nördlichen Ausläufern der Granatilla sich an die Sierra Cabrera anlehnend, die Küste zwi- schen Carboneras und Mojacar erreicht. Ein drittes kleineres Gebiet liegt östlich Carthagena! die Gesteine des letzteren sind wesentlich von den ersteren verschieden und hängen so eng mit den Glimmer-Andesiten und Lipariten des ganzen westlichen Eruptiv- zuges zusammen, dass sie mit diesen zusammen später beschrie- ben werden sollen. Wie schon in einer früheren Mittheilung hervorgehoben wurde, kann man unter den Daciten der Sierra del Cabo und der Serrata mit ihrer nördlichen Fortsetzung wieder zwei grosse Gruppen unterscheiden. Die erste derselben ist ausgezeichnet durch den Reichthum ihrer Einsprenglinge, unter welchen Horn- blende stets vorhanden ist und in den meisten Fällen durch ihre Grösse und Häufigkeit dem Gestein schon makroskopisch seinen eigenen Typus verleiht; zu ihr gesellen sich fast stets Pyroxene, sowohl Augit als Hypersthen, dieselben können erstere sogar nahezu verdränger. Biotit fehlt in den meisten Fällen, wenn er vorhanden ist, ist er stets ein spärlicher Gemengtheil. An der Zusammensetzung der Grundmasse betheiliet sich von farbigen Ge- mengtheilen nur Augit. Der Quarzgehalt ist nie sehr bedeutend, in vielen Handstücken tritt er ganz zurück, und es finden dadurch Uebergänge zu Andesiten statt. Dieser relativ basische Gesteins- charakter giebt sich auch in den Feldspath - Einsprenelingen zu erkennen: Sanidin wurde nie mit Sicherheit nachgewiesen und ist, wenn vorhanden, jedenfalls sehr spärlich. Die Bestimmung der sehr frischen Plagioklas-Einsprenelinge aus einem Daeit dieser Gruppe von der Rosica ergab Labrador. Diesem Gesteinstypus gehören die Dacite der Serrata und ihrer nördlichen Fortsetzung, sowie des nördlichen Theiles der Sierra del Cabo der Umgebung von Artichuela, San Pedro, Majada de vacca etc. an. 697 Die zweite Gruppe ist ärmer an Einsprenglingen; von far- bigen Gemengtheilen herrscht hier stets der Biotit, Hornblende und Pyroxen, besonders letzterer, sind recht selten und dann nur spärlich vorhanden, Hypersthen wurde nie beobachtet; der Quarz- eehalt ist im Allgemeinen grösser und durch reichliches Ein- treten von Sanidin finden Uebergänge zu Lipariten statt. Diese Gruppe ist auf den mittleren Theil der Sierra del Cabo: Garbanzal, Majada redonda, Rellana etc. beschränkt. I. Gruppe Dacite von der Granatilla und Serrata. Die schwarzen Hornblende - Einsprenglinge dieser Gesteine erreichen eine Länge von 2!/z em und nahezu 1 cm Dicke, sie wittern leicht aus der Gesteinsmasse aus und lassen sich an den Abhängen der Granatilla leicht in grösseren Mengen sammeln. Die Krystalle zeigen stets die Formen

b>a. Die Auslöschungsschiefe auf Spaltblättchen nach »P (110) beträgt 10 — 12°, auf Schliffen nach P« (010) 13—15°. Eine Analyse des mit schweren Lösungen gereinigten Materiales ergab mir unter I: (Siehe die Analysen pag. 698.) Das spec. Gewicht wurde im Pyknometer zu 3,212 be- stimmt. Unter I. ist die Analyse einer ihrer Zusammensetzung nach sehr nahe verwandten Hornblende angeführt; dieselbe ist srün-schwarz und bildet mit Anorthit zusammen ein wahrschein- I. Il: SIO2ARt Erde 445, 10 45,25 MOoHeire Be 1,43 _- Alias 8,80 8,85 Fe>03 R e Bi hralid Het 1% Bars dly28 11,80 Mn 0,57 — MeD : Klaradaal,08 13,46 V3adS.2.0E. 0 a0 10,42 N20es...n 0,9 2,08 Kor ca ee 0.26 0,24 1 AO ET 0,85 0,64 GI.-Verl. Saas 10051 98,27 lich dioritisches Gestein von Bogoslowsk im Ural. Aus Ana- lyse I. berechnen sich: Elemente. Quotiente, ST wm Da 2 30 0,7627 Tin. 000.000 80.217 00 Aları em, 4.66 0.0863 Teste. 1,86 0.0333 Merten 5 8.73 0.1560 VEN ne: 0,44 0,0080 Mezı.u 20% 8,45 03521 (ars 199 0,1896 Naar 05 0,0448 Ka 022 0,0055 Kae en 0,09 0,0944 Es.ıst 80 2 7806 Im Ra = 0,1196 I Ro 01032 [ Rh =,0, 144% oder"Ro = 00722 U Ne Zn - Fe + Mn) :Ca=2, ns N ( (Ro an R): (Si ı MW) =1:l, ee 699 Es ist also auch hier, wie dies RAMMELSBERG für eine grössere Anzahl von Hornblenden nachgewiesen hat, das Ver- I ul hältniss (Re + R): (Si + Ti) = 1:1; für die Annahme einer I m Riebeckit ensprechenden Atomgruppe Rs Ra Si O2 ist die Menge der SiO> zu gering; ob die Sesquioxyde in der von TScHERMAK IE I angenommenen Atomgruppe R Re SiOs oder dem von SCHARIZER aufgestellten Syntagmatitmolekül R; Ro Siz O12 gebunden sind. dafür ergeben sich keine weiteren Anhaltspunkte. Die Hornblende ist stets reich an Einschlüssen, die theil- weise schon makroskopisch auffallen, es sind Plagioklas-Einspreng- linge, Apatitkrystalle und Magnetitkörner. Sehr interessant sind Umwandlungen, welche das Mineral in Handstücken von der Ro- sica und den Covaticas zeigen; es bilden sich bei denselben Pyroxen - Mineralien unter reichlicher Ausscheidung von copaken Eisenerzen. Die Form der Hornblende bleibt bei diesem Vor- gang in den meisten Fällen scharf bewahrt und es finden sich in einem Schliff gewöhnlich alle Stadien von unverändertem bis zu völlig umgewandeltem Muttermineral. Der Veränderungsprocess seht von den randlichen Partieen aus und setzt sich nicht selten kanalartig in das Innere fort, sodass nur noch Reste des Mutter- minerals in einem Netzwerk der entstandenen Neubildungen liegen. Nur selten bilden die Pyroxene ein so feinkörniges Aggregat, wie es gewöhnlich bei den Umwandlungserscheinungen, die man einer magnetischen Resorption zuschreibt, der Fall ist; es ist dann ein Haufwerk wirr durcheinander liegender, zuweilen roh radial angeordneter Säulchen entstanden, deren genauere Bestim- mung durch die vielfache Uebereinanderlagerung unmöglich ist. Viel häufiger dagegen erreichen die neugebildeten Pyroxene grös- sere Dimensionen (die einzelnen Säulen bis 0,1 mm Durchmesser) und sind dann mit der Hornblende krystallographisch gleich orien- tirt, sodass beide die Prismenzone und © P& gemeinsam haben. Es lässt sich dann nachweisen, dass ein nicht unbeträchtlicher Theil jener dem rhombischen System angehört, sie besitzen den wenn auch schwachen Pleochroismus des Bronzites, gerade Auslöschung, schwache Doppelbrechung, die zur Prismenaxe quer verlaufenden unregelmässigen Risse, welche für die rhombischen Pyroxene cha- rakteristisch sind. Am besten tritt dieses Verhältniss in Schnitten hervor, welche die Hornblende nach © P& getroffen haben, und welche man leicht an dem parallelen Verlauf von Spaltrissen und Zwillingsnaht und der Auslöschungsschiefe von circa 28° der bei- den Zwillingshälften zu einander erkennt. Man unterscheidet dann 700 leicht zwei verschiedene neu gchildete Angit - Mineralien, deren Prismen den Hornblende - Spaltrissen parallel orientirt sind; die einen löschen bei schwacher Doppelbrechung mit ihrer Längs- richtung aus, die anderen, ebenfalls alle gleichzeitig, 41 — 42° schief zu derselben. In manchen Fällen werden die randlichen Theile von solchen grösseren Pyroxen-Individuen eingenommen, während die centralen von einem dichteren Haufwerk derselben gebildet werden. Ob dieser eigenartige Umwandlungsvorgang besonders bei der scharfen Erhaltung der äusseren Umrisse der Hornblende als eine mag- matische Resorption aufzufassen ist, ist sehr fraglich. Bei Um- wandlung durch die Atmosphärilien geht die Hornblende unter Ausscheidung von Brauneisen in ein Mineral der Serpentin- gruppe über. Die Plagioklas-Einsprenglinge zeigen ganz dieselben Verhält- nisse, wie in andesitischen Gesteinen und wie sie schon bei den Hypersthen - Augitandesiten geschildert wurden. Reichliche Glas- einschlüsse, Zonarstructur, häufige Verwachsungen zu knäuelarti- sen Aggregaten sind auch hier sehr verbreitet. Aus einem Hand- stück von der Rosiea wurden sie isolirt und ergaben ein spec. Gewicht von 2,69 — 2,70 und auf OP eine Auslöschungsschiefe von 9-—-13°, sie gehören also der Labrador-Reihe an. Neben Hornblende ist Pyroxen nahezu in allen Gesteinen dieser Gruppe vorhanden und zwar Bronzit und monokliner Augit, ersterer tritt spärlich in einzelnen, meist grösseren Krystallen auf und ist schon makroskopisch leicht durch seine hell erüne Farbe von der Hornblende zu unterscheiden, letzterer ist reich- licher vorhanden und betheiligt sich auch an der Zusammensetzung der Grundmasse. Der Bronzit umschliesst wie die Hornblende häufig Plagioklas-Einsprenglinge, ein Beweis dafür, dass die Bil- dung dieser relativ sehr bald begonnen hat. Eine eigenthüm- liche Umwandlung zeigt der Pyroxen in einem Handstück von der Granatilla; seine gut erhaltenen Formen werden von einem wasser- hellen, vollständig isotropen Mineral ausgefüllt, das von Säuren nicht angegriffen wird und aus amorpher Kieselsäure zu bestehen scheint. Ein normaler Biotit vertritt in einzelnen Gesteinen von dem Cerro de las Yeguas und den Coloradillos den Pyroxen. Quarz fehlt nur sehr selten ganz, jedoch ist er in den meisten Gesteinsvarietäten spärlich in Form grösserer Einspreng- linge mit Glaseinschlüssen und Grundmasseeinbuchtungen vorhan- den. Am reichlichsten enthalten ihn Handstücke aus dem Palaiin. Die Grundmasse der untersuchten Gesteine zeigt Uebergänge von rein vitrophyrischem Habitus zu hypokrystallinem mit Ueber- 2101 wiegen der krystallinen Gemengtheile, während holokrystalline Typeii nicht vertreten sind. Die vitrophyrischen Vertreter, wie sie z. B. aus der Rosica stammen, sind sehr arm an Feldspathleistchen und Augitsäulchen in der Grundmasse, sie enthalten eine wasser- helle, structurlose Basis, die mit einem von Schüppchen und Fäserchen erfüllten, gelblich gefärbten Mikrofelsit fleckenweise wechselt. Durch Zunahme der krystallinen Componenten entste- hen zwei verschiedene Typen, ein andesitischer mit Feldspath- leisten und Pyroxensäulchen, und ein zweiter, bei welchem Feld- spath und etwas Quarz in Form unregelmässig begrenzter Körner ausgeschieden sind; Pyroxen pflegt bei dem letzteren ganz zu fehlen; der Feldspath zeigt sehr selten Zwillingsstreifung. Die Gesteine des nördlichen Theiles der Sierra del Cabo schliessen sich den eben beschriebenen eng an. Ein Typus, wel- cher durch seine ausgezeichnet vitrophysiche Structur und den Reichthum an Hypersthen charakterisirt ist, findet sich in der Umgebung von San Pedro. Der rhombische Pyroxen ist stets stark pleochroitisch und gehört den eisenreichen Gliedern dieser Reihe an; die Hornblende ist grün und zeigt dem vitrophyrischen Charakter der Gesteine entsprechend niemals Resorptionserschei- nungen; Biotit und monokliner Augit sind in geringen Mengen vorhanden. Der Pyroxen umschliesst öfter Hornblende und ist dem- nach jünger als diese. Sehr schön sind zuweilen die Verwach- sungen von Augit und Hypersthen, beistehender Querschnitt ist a RX a yerararara INN I LEREKKLNZ & EEE EÄREEELERRERRT EEE LETTER TER RER ESSEN, IEILILEEIELLEEELERES LEER RE EEE EEE % & & 5 SS x einem Schliff eines Gesteins südlich San Pedro entnommen. Die verwachsenen Mineralien haben das Prisma und die verticalen Pina- koide gemeinsam, bei dem Hypersthen tritt im convergenten Licht eine Bisectrix, bei dem Augeit randlich eine Axe aus, die Axenebenen beider stehen normal zu einander. Der Augit wird von mehreren Zwillingslamellen nach o Po (100) durchsetzt, die an dem Hy- persthen absetzen. Schwingt das Licht des Polarisators //b des letzteren Minerals, so sind beide grün und im gewöhnlichen Licht kaum zu unterscheiden, bei einer Drehung des Präparates um Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIIl. 3. 46 102 90° wird der Hypersthen braunroth, während der Augit kaum seine Farbe ändert. | Der Quarz ist stets nur in geringer Menge vorhanden, fehlt z. Th. ganz. Die Basis dieser Dacite wird wasserhell oder mit hell bräunlichen Farben durchsichtig und ist stellenweise erfüllt mit Mikrolithen und Entglasungsprodueten. Es sind z. Th. kleine Stäbchen, welche an den Enden käulenförmig verdickt oder auch gegabelt sind; bei geringeren Dimensionen werden sie haar- förmig, sind dann oft gekrümmt und gebogen; während die erste- ren: noch doppelbrechend sind, zeigen: die letzteren selbst bei Anwendung: eines empfindlichen Gypsblättchens keine Einwirkung auf das polarisirte Licht mehr. Die Uebergänge zu vereinzelten grösseren Pyroxennadeln, ihre rechteckigen Querschnitte etc. lassen an: der Pyroxennatur dieser Gebilde keinen Zweifel. In anderen Präparaten sind es opake Trichite, “oder durch Aneinanderreihen opaker Körnchen entstehende Margarite. welche theils. der: Fluidal- richtung parallel, theils in 'wirrem Haufen durcheinanderliegend das Glas erfüllen. In Handstücken aus der Rambla de. Aouilas südlich San Pedro findet sich auch eine mikrofelsitische Ausbil- dung dieses Gesteinstypus. Eine Bauschanalyse eines dieser Daeite ergab Herrn Kor- TENHAHN: Sı@ala: mädse u62,21 AloeOs3 15,60 Fe203 52216 Fed 1336 MgO BZNICH, Gad . 099 Na20 . RN) K>0 1,63 H>0 229 Sa. 99.97 er Der SiOz-Gehalt des Gesteins. welcher bei holokrystalliner Entwicklung etwa auf 64 pCt. steigen würde, liegt an der un- teren Grenze der Dacite, der oberen der Andesite; der relativ basische Charakter lässt sich ferner in dem. hohen Gehalt an Magnesia, der sich aus dem Reichthum an rhombischem Pyroxen erklärt, und der geringen Menge der Alkalien gegenüber dem Kalk erkennen. Das spec. Gewicht des Gesteins bestimmte ich zu 2,574. | An diesen Typus schliesst sich ein Gestein an, welches an der Windmühle zwischen Rodalguilar und Las Negras ansteht, dasselbe ist reicher an Quarz als die vorigen, enthält keinen 103 Biotit und ist schon ziemlich stark in Zersetzung begriffen. Der Pyroxen ist stets vollständig umgewandelt, seine wohl erhaltenen Umrisse werden von einem Netzwerk von Eisenoxydhydrat durchzo- gen, dessen Maschen von Carbonaten und einem schwach doppel- brechenden. mit Säure leicht gelatinirenden Mineral der Chlorit- sruppe erfüllt sind. Auch die Hornblende ist eigenthümlich mo- difieirt; gegenüber der sonst diesen Daciten eigenthümlichen com- pacten Hornblende ist dieselbe hier vollständig faserig geworden, sodass sie ganz an Uralit erinnert, dabei haben sich an den Rändern und auf Spaltrissen reichlich Eisenerze ausgeschieden, die sich gern zu dunklen Flecken und Putzen häufen. u Ein. zweiter Typus der ersten Dacitgruppe ist frei von Pyroxen und führt nur Biotit und Hornblende, von: ihm liegen Repräsentanten vom Üerro de Artichuela, der Majada de vacca und der Umgebung von Artichuela vor. Interessänt ist das Gestein von der Majada de vacca dadurch, dass in ‘demselben zwei verschiedene Hornblenden meistens in inniger’ und‘ 'gesetz- mässiger Verwachsung vorkommen. Die eine derselben: ist die sewöhnliche grüne mit allen Eigenschaften, wie sie oben beschrie- ben wurden, die zweite hat eine hell grau-grüne Farbe und: ist in normal dieken Schliffen "ausserordentlich schwach pleochroi- tisch, namentlich fehlen alle stärkeren Absorptionsunterschiede, ihr schwacher Pleochroismus bewegt sich zwischen grau - bräun- lichen und grau - grünlichen Tönen, sodass sie in prismätischen Schnitten leicht mit Pyroxen verwechselt werden kann. Es ist a hell grün-gelb, Db wenig dunkler mit einem Stich in's bräun- liche, e nahezu rein grün. Die Auslöschungsschiefe in Sehnitten nach o Po (O10) wird etwas grösser wie in der grünen Hornblende, es wurde e:c bis 17° gemessen. Sehr charakteristisch für sie ist ferner eine sehr feine Streifung, welche mit der von Müsge und anderen Autoren beschriebenen Zwillingsstreifung nach P oo (101) ident zu sein scheint. Auf Schnitten nach o Po (100) läuft dieselbe nor- mal zu den Spaltnissen. auf solchen nach © P» (010) ist sie unter 17—18° zu denselben geneigt und liegt (nach der Elasticitäts- axe c orientirt) wie ein positives Orthodoma (im spitzen —& ß). Die Risse sind ausserordentlich fein und scharf und unterscheiden sich dadurch von den viel rauheren und gröberen Spaltrissen. Sie durchsetzen nie einen Krystalldurchschnitt in seiner ganzen Ausdehnung, auch ist ihre Vertheilung stets sehr unregelmässig; während manche Stellen ganz frei von ihnen sind, liegen 'sie in anderen dicht gedrängt. Alle diese Eigenschaften machen es wahrscheinlich, dass eine feine Zwillingsstreifung vorliegt, ob- gleich niemals im polarisirten Licht . eine Differenzirung in ein- zelne l,aamellen zu beobachten ist. Es mag dies einestheils an 46* 704 der Feinheit der Lamellen, anderentheils an dem geringen Unter- schied der Auslöschungsrichtungen für die verschiedenen Lamellen liegen. . Berechnet man den letzteren bei Annahme des Des Cnorızkaux schen Axenverhältnisses (a:b:c —= 1,5318:1:0,2936; 3=175°2°) und einer Auslöschungsschiefe von 17° auf oP«& (010), so ‚beträgt derselbe nur 10‘ bei einer Auslöschungsschiefe von 15° nur 3° 50‘, ist also stets sehr gering. Wie schon oben bemerkt, sind beide Hornblenden sehr häufig in paralleler Stellung mit einander verwachsen; Zwillingslamellen nach oo Po (100) durchsetzen beide einheitlich. In den meisten Fällen bildet die grüne Hornblende den Kern der Krystalle, die andere die. äusseren Partieen, sodass diese im Allgemeinen jünger ist und hier gewissermaassen den Pyroxen vertritt; die Grenze beider ist meistens unregelmässig, aber scharf, selten gehen die Farben in einander über. Dieselbe Hornblende findet sich wieder in. einem Gestein vom Gerro de Artichuela, ihr Pleochroismus ist bei derselben ge- ringen Absorption etwas stärker, derselbe erinnert an den des Hypersthens. Die Grundmasse dieses Dacites besteht aus einem roth-bräunlichen Mikrofelsit mit recht zahlreichen echten Sphäro- lithen von schwacher Doppelbrechung. deren Fasern sich optisch positiv verhalten. Sehr basische, in Strucetur und Zusammensetzung den Hy- persthen- Augit- Andesiten ähnliche Repräsentanten dieser Gruppe finden sich in der Umgebung des Cortijo Montana, Cortijo Martinez, sowie in einzelnen Blöcken in der Rambla de Grana- tella.: Es: sind dunkel graue bis fast schwarze, sehr quarzarme Gesteine, in denen rhombischer und monokliner Pyroxen über die stets mit Resorptionsrändern versehene Hornblende stark vorherr- schen. . Auch hinsichtlich der Structur herrscht hier des rein andesitische Typus, in einer farblosen bis schwach gelblich ge- färbten : structurlosen Basis sind reichlich Feldspathleisten und etwas spärlicher Pyroxensäulen eingebettet. - I. Gruppe der Dacite. Gesteine vom Garbanzal. Sie zeigen einen den Quarz- porphyreu ähnlichen Habitus; in einer dichten, rothen bis roth- braunen Grundmasse liegen Einsprendlinge von Feldspath, Quarz und Biotit, deren Dimensionen 3 mm nicht überschreiten, der Feldspath hat nicht die glasige Beschaffenheit des Sanidin oder Mikrotin, sondern ist meistens trübe. Stark umgewandelte Horn- blende enthält nur eines der gesammelten Handstücke. U.d.M. zeigt der Plagioklas häufig Zonarstructur, während Glaseinschlüsse, mit denen die Feldspäthe der Andesite oft ganz vollgepfropft 705 sind, hier nahezu fehlen, Sanidin ist stets in wechselnden Men- een vorhanden. Auch die Substanz des Quarzes pflegt sehr rein zu sein, es kommen Glas- und Flüssigkeitseinschlüsse vor, doch stets spärlich, dagegen sind grössere Grundmasseeinbuchtungen verbreitet, wie denn der Quarz überhaupt stets stark corrodirt ist. Bei der Umwandlung der Feldspäthe bilden sich wesentlich Carbonate, ausserdem ein grün-gelbes Mineral in radialfaserigen Sphärolithen, deren Fasern sich optisch positiv verhalten; die ziemlich kräftige Doppelbrechung lässt auf ein dem Serpentin nahe stehendes Mineral schliessen. Der Biotit zeigt keine irgend- wie bemerkenswerthen Eigenschaften. Die Formen der oben er- wähnten Hornblende sind stets noch gut erhalten, doch finden sich nur spärliche Reste derselben vor, sie ist grösstentheils in Carbonate und Eisenenerze übergegangen. Die Grundmassen dieser Gesteine siud hypokry stallin.. Der Hauptmasse nach bestehen sie aus einem körnig-faserigen Mikro- felsit, in welchem kleine. unregelmässig begrenzte. Scherben von Quarz und Feldspath eingebettet liegen. Glimmer fehlt ganz, dagegen ist ziemlich gleichmässig durch die Gesteinsmasse ein feiner Staub opaker oder roth durchsichtiger Eisenerze vertheilt. In den stärker umgewandelten Gesteinen häuft sich dieser Staub besonders um den Glimmer und scheint diesem Mineral dann theilweise seine Entstehung zu verdanken. Zuweilen zeigen die Mikrofelsitfasern radiale Anordnung zu echten Sphärolithen, es tritt dann eine gleiche Anordnung für die kleinen Erztheilchen ein. Solche Sphärolithe haben bei schwacher Doppelbrechung ein dunkles Kreuz von positivem Charakter. Durch Zunahme der krystallinen Gemengtheile und Zurück- treten des Mikrofelsites treten Uebergänge zu mikrogranitischer Grundmasse auf, ohne dass dieselbe in den gesammelten Hand- stücken in typischer Weise erreicht wird. In anderen Fällen hat eine reichliche Bildung von Quarz - Feldspath - Pseudosphäro- lithen und Feldspath-Sphärokrystallen stattgefunden. Herr Haurr hatte die Freudlichkeit, einen dieser Daecite vom Garbanzal zu analysiren. Er erhielt: (Siehe die Analyse pag. 706.) Auffallend hoch ist hier der Gehalt an AlsO3 im Verhältniss zu Kalk und Alkalien. Da die AlO3 nur Feldspäthen und dem Biotit angehören kann, ist das Verhältniss gewiss nicht ganz richtig bestimmt. Das spec. Gewicht des Gesteins bestimmte ich zu 2,449. Diesen Daciten des Garbanzal sehr ähnlich sind Vertreter derselben Gruppe von der Majada redonda, Cerro rellana, Cerro 106 S1i0s 6529 AlbO; . 2075 Fe&03 . 5,57 Fe) 1.do MeO 0,16 Ca0 2,01 Na20 2692 K>0 1,24 H>0 1,19 Sa 3 del noble, Carilzalejo etc.. die Einsprenglinge erreichen hier viel bedeutendere Dimensionen, die Plagioklase beispielsweise über 1 cm Durchmesser. Aus einem Handstück von der Rellana wurden dieselben isolirt und ihr spec. Gewicht zu 2,634 — 2,655 be- stimmt, es liegt also ein Oligoklas vor. Hornblende und Pyroxen fehlt diesen Daciten wanz, der Biotit ist stets stark zersetzt. Bei der Grundmasse wiederholen sich dieselben Verhältnisse wie sie oben beschrieben wurden. Sa Hornblende und Biotit- Andesite. Diese Gesteinsfamilie nimmt in grosser Ausdehnung wesent- lich den südlichen und südöstlichen Theil: der Sierra del Cabo ein. Sie tritt dann wieder, steile Abstürze nach dem Meer bil- Jlend. bei El Plomo mit etwas abweichendem Charakter auf. end- lich setzt sie einen Theil der der westlichen Eruptivzone angehö- renden. Eruptionspunkte wie den Hoyazo, das gangförmige Vor- kommen: an der Rambla del Esparto und mehrere weitere Punkte bei Carthagena zusammen; diese letzteren Gesteine sollen mit den Daeiten und Nevaditen derselben Zone, mit denen sie eng ver- wandt sind, später zusammen besprochen werden, soweit dies nicht schon in früheren Mittheilungen geschehen ist. Ein grosser Theil der Glimmer- und Hornblende-Andesite der Sierra del Cabo, besonders an dem südöstlichen, an die Rambla de la Serrata srenzenden, von ausserordentlich zahlreichen Erzgängen durch- setzten Gebiete. ist stark zersetzt, es kommen hier Gesteine vor, (deren Habitus und Umbildungserscheinungen vollständig mit denen der. Propylite anderer grösserer Andesitgebiete übereinstimmen, doch sind die Zersetzungsvorgänge mannigfach und die ursprüng- liche 'mineralogische Zusammensetzung oft nicht mehr mit Sicher- heit zu reconstruiren. Dieser Umstand sowie die wechselnde Zu- sammensetzung. welche durh die Anwesenheit von Hornblende, Biotit, Augit,_ Hypersthen und deren Combinationen gegeben sind, 707 lassen es auch hier nur zu, einige charakteristische und räumlich weiter ausgedehnte Gesteinstypen hervorzuheben. Ein in der Umgebung von San Jose, Pozo de los Frailes bis in die Nähe von Escullos anhaltender und den ganzen un- teren Theil der beiden Frailes und ihrer Nachbarberge bildender Typus ist ausgezeichnet durch die reichliche Anwesenheit von Hornblende und Hypersthen, welche beide einander wieder nahezu verdrängen können. Neben ihm tritt untergeordnet und nicht in allen Handstücken Biotit und Augit auf. Die Gesteine haben grosse Aehnlichkeit mit den oben beschriebenen quarzarmen, vitro- phyrischen Daciten der Umgegend von San Pedro, auch hier ist die Structur eine vitrophyrische bis andesitische, und zwar. pflegen die Hornblende - reichen Repräsentanten mehr der ersteren, die Hypersthen - reichen mehr der letzteren anzugehören. Die Horn- blende ist auch hier grün und zuweilen mit dem Biotit in der Weise verwachsen, dass die Blättchen der letzteren auf die Pris- menflächen der ersteren zu liegen kommen, so dass beide Mine- ralien die Spaltrisse gemeinsam haben. Resorptionserscheinungen fehlen bei beiden vollständig. Auch bei diesen Andesiten lässt sich, wie dies bei den Liparitperliten erwähnt wurde, eine secun- däre Umbildung des Gesteinsglases zu Mikrofelsit beobachten, ein Vorgang, der auch hier von den reichlich vorhandenen per- litischen Sprüngen ausgeht. Zwischen den beiden Frailes und der Küste fanden sich in diesem Andesit vereinzelte bis cubikfussgrosse und gegen das Hauptgestein scharf abgegrenzte Massen, die dieselben Mineralien wie letzteres enthalten, sich aber ihrer Structur nach als ältere, in . grösseren Tiefen gebildete Ausscheidungen charakterisiren, ähnlich wie sie schon bei der Beschreibung des Andesites vom Hoyazo erwähnt wurden. Es sind gleichmässig mittel- bis fein- körnige Mineral- Aggregate, welchen schon für das blosse. Auge das glasige Aussehen des Hauptgesteins abgeht und die eine sehr ausgeprägte miarolithische Structur zeigen; in den eckigen Hohl- räumen, die bis Erbsengrösse erreichen, sitzen kleine Tridymit- tafeln und nadelförmige:. Kryställchen, die unter dem Mikroskop vorwiegend dem Hypersthen, selten dem Apatit angehörig sich erweisen. _ Vereinzelte grössere Hornblendekrystalle geben diesen Massen ein porphyrisches Aussehen. U. d. M. fällt zunächst auf, dass eine Anreicherung . der dunklen Gemengstheile der Erze, grüner Hornblende und des Hy- persthens stattgefunden hat, die Structur ist porphyrisch durch Einsprenglinge von Hornblende, Hypersthen und Plagioklas; die Grundmasse ist holokrystallin panidiomorph und wird von densel- ben drei Mineralien zusammengesetzt: Plagioklas in Leistenform, 708 Hornblende und Hypersthen in prismatisch regelmässig, terminal un- regelmässig begrenzten Kryställchen. Fluidalstructur, wie sie in dem Hauptgestein auch bei stärker krystalliner Entwicklung der Grund- masse stets ausgeprägt ist, fehlt ganz; die Feldspathleisten sind di- vergent-strahlig angeordnet, wie dies bei Diabasen und manchen Augit-Porphyriten mit Intersertalstructur der Fall zu sein pflegt; während aber bei diesen Gesteinen die eckigen Räume zwischen den Feldspäthen durch Augit resp. Glas ausgefüllt sind, sind sie hier leer, so dass die ganze Grundmasse gleichsam aus einem Balkenwerk von Feldspathleisten,. Hornblende- und Pyroxensäulen besteht. An diesen Typus schliesst sich ein vom Cerro del Cigarron stammender Andesit seiner mineralogischen Zusammensetzung nach an. Die grüne Hornblende und stellenweise auch der Biotit zei- sen in hohem Grade Resorptionsphänomene, Augit und Hyper- sthen die normalen Verhältnisse. Der ursprünglich andesitische Habitus der Grundmasse ist durch secundäre krystalline Um- wandlung der Basis theilweise modificirt. 7u den Biotit-freien Hornblende-Pyroxen-Andesiten gehört ein Gestein von dem Faro de Corralete. Die grüne Horn- blende ist stets frisch, ohne Resorptionserscheinungen, der Py- roxen, der der Form der Durchschnitte nach z. Th. wohl rhom- bisch war, ist vollständig umgewandelt; es entstand ein Maschen- netz von Serpentin, das von einem farblosen isotropen Mineral erfüllt wird, welches aller Wahrscheinlichkeit nach amorphe SiO2 ist. Derselbe Zersetzungsvorgang wurde schon bei den Daciten der Granatilla erwähnt. Aehnlich findet er sich ferner an einem dunkel grünen, stark zersetzten Hornblende-Pyroxen-Andesit, welcher nordwestlich vom Pozo de los Frailes geschlagen wurde, nur ist hier an Stelle der amorphen SiOs ein ziemlich grobkörniges Aggregat von Quarz- körnern getreten. Hornblende - arme, Pyroxen - reiche Andesite finden sich in dem oberen Theil der Rambla de Corralete, man kann an ihnen vorzüglich die secundäre Umwandlung der Grundmasse studiren. Feldspathleisten in fluidaler Anordnung lassen noch die ursprüng- lich glasreiche andesitische Structur erkennen, jetzt zerfällt die Grundmasse in einen Mosaik rundlicher, nach aussen etwas ver- schwimmender, doppelbrechender Partieen. Zuweilen bildet sich bei diesem Process auch etwas Biotit in sehr kleinen, unregel- mässig begrenzten Schüppchen. An der Playa de la vela blanca fanden sich Andesitblöcke, welche dieselbe Kugelstructur zeigen, wie sie aus dem Hypersthen- Augit-Andesit von Bath bekannt sind, Die stark umgewandelte, 09 roth gefärbte Hauptmasse des Gesteins enthält bis centimeter- grosse, härtere, grau gefärbte Kugeln. Wie bei dem erwähnten ungarischen Andesit lässt sich auch hier mikroskopisch keinerlei Unterschied weder in Bezug auf Zusammensetzung, noch auf Structur zwischen Gesteinsmasse und Kugeln nachweisen. Die der Fluidalrichtung parallelen Feldspathleisten der Grundmasse setzen durch beide einheitlich hindurch. Pyroxen-freie Glimmer- und Glimmer-Hornblende- Andesite finden sich in weiterer Verbreitung südlich der Bocca de los Frailes und in der Umgebung der Minen dos y quatro amigos. Einen etwas eigenen Habitus zeigt der Hornblende - Andesit von der Punta del Plomo. In einer vollständig dichten, asch- srauen Grundmasse liegen grössere, rundliche, wasserhelle Ein- sprenglinge, welche man bei flüchtiger Betrachtung für ein Mineral der Leucit- oder Sodalith-Gruppe halten möchte; es rührt dies daher, dass stets eine grössere Anzahl Plagioklas- Einsprenglinge zu solchen rundlichen Augen verwachsen sind und dass diesen dann eine einheitliche durchgehende Spaltbarkeit fehlt. Vereinzelt enthält das Gestein sehr lange, schmale Hornblende-Nadeln. Bei Verwitterung nimmt dieser Andesit eine schmutzig grüne Farbe an und erhält ein Phonolith-artiges Aussehen. Das spec. Gewicht des Feldspathes wurde zu 2,731 bestimmt; derselbe ist Bytownit. Die Grundmasse besteht aus einem farblosen Glase, das voll- ständig erfüllt ist mit winzigen grün-gelben Pyroxen -Mikrolithen. Als Typus der propylitisch zersetzten Andesite kann der Hornblende-Andesit erwähnt werden, welcher unterhalb des Torre de la Testa ansteht; schon die grau-grüne Farbe des Gesteins liess auf die Bildung reichlicher chloritischer Umwand- lungsproducte schliessen. Die Hornblende ist vollständig in ein Gemenge von Chlorit, Caleit und Epidot übergegangen, ausserdem hat sich Chlorit auch allenthalben in der Grundmasse angesiedelt; die letztere ist holokrystallin und besitzt eine mikrogranitische Structur. Die noch auffallend frischen Plagioklas- Einsprenglinge ergaben ein spec. Gewicht von 2,674, gehören also dem Andesin an. Stärker noch propylitisch umgewandelt sind Handstücke aus der Nähe der Erzgänge der Mine dos y quatro amigos, sie sind sanz erfüllt von kleinen Pyritkörnchen, einem für propylitische Zersetzungsvorgänge so charakteristischen secundären Mineral. Liparite (Nevadite), Glimmerandesite des westlichen Eruptivzuges. In der Darstellung des geologischen Baues des Cabo de Gata wurden schon die einzelnen Eruptionspunkte dieses Zuges an- 710 geführt und die gemeinsamen Charaktere ihrer Gesteine, die eine alle Uebergänge enthaltende Reihe von quarzreichen Nevyaditen bis zu Glimmer-Andesiten bilden, angeführt, es sind Eigenschaf- ten, welche sich auf die Zusammensetzung ihrer Structur und ihre begleitenden Bestandmassen beziehen. Es mögen hier die speciellen Beschreibungen einiger hierher gehöriger Gesteine, so- weit sie nicht früher schon gegeben wurden (Hoyazo) folgen. Glimmer-Andesit von der Rambla del Esparto. Das Gestein ist mittel- bis feinkörnig, von hell grauer bis röthlich grauer Farbe; grössere Sanidin - Einsprenglinge . sowie Quarz als Einsprengling fehlen ganz, dagegen ist ein brauner Glimmer in hexagonalen Blättchen recht reichlich vorhanden, Unter dem Mikroskop erweist sich das Gestein nicht so. frisch als nach seinem makroskopischen Aussehen zu vermuthen ist, es haben sich namentlich nicht unbedeutende Mengen von Üarbonaten ge- bildet. Der Glimmer zeigt ganz die Eigenschaften wie sie bei der Beschreibung des Verites vom Cabezo Maria geschildert, wur- den, denselben charakteristischen Pleochroismus (a: nahezu farblos, b hell bräunlich, c bräunlich gelb bis fast rein gelb), die deut- lich schiefe Auslöschung in Schnitten aus der Prismenzone, die Häufigkeit der Zwillingsbildungen nach dem TscHERMmAR’schen Gesetz etc. Es ist ein Glimmer der 2. Art, der Axenwinkel ist ziemlich gross; um Einschlüsse finden sich häufig die bekannten pleochroitischen Höfe. Mit H20> giebt er, wie die Glimmer des ganzen westlichen Eruptivzuges. kräftige Titansäurereaction. Die _ Feldspath-Einsprenglinge sind zum grössten Theil vollständig um- vewandelt, die wenigen erhaltenen Reste zeigen vorwiegend poly- synthetische Zwillingsstreifung. Wie die wohl erhaltenen Formen beweisen, war auch ein Mineral der Pyroxenfamilie vorhanden, an seine Stelle sind allenthalben Carbonate getreten. Apatit ist, wie in allen Vertretern dieser Gesteinsreihe, ein recht reichlicher und in relativ grossen Krystallen ausgebildeter Gemengtheil, auch lang säulenförmige Zirkonkryställchen sind häufig, sie zeigen zu- weilen als terminale Endigung eine biquadratische Pyramide. wohl 8P5 (11). Die Grundmasse ist vorwiegend krystallin ausge- bildet, eine wasserhelle Basis tritt nur als spärlicher Kitt der krystallinen Gemengtheile auf; letztere bestehen aus Feldspath und Quarz, von denen jener stets unregelmässige Conturen Zeigt, während dieser häufig idiomorph beerenzt ist und von einem jün- seren, optisch gleich orientirten Rand derselben Substanz um- geben wird; Biotit findet sich im vereinzelten Blättchen in der (rundmasse. Einschlüsse kommen in dem Andesit von der Rambla del 711 Esparto in ausserordentlicher Häufiekeit vor, man kann kein Handstück ohne dieselben schlagen, zuweilen sind sie so gehäuft, dass ein Handstück deren zwanzig und mehr enthält; gewöhnlich haben sie die Grösse einer Haselnuss und erreichen in seltenen Fällen bis Faustgrösse. Stets sind sie glimmerreich und treten aus der Gesteinsmasse als dunkle, scharf begrenzte Flecken her- vor. Eine flaserige Parallelstructur, wie sie die Cordieritgneiss- Einschlüsse am Hoyazo und bei Mazarron zeigen, fehlt ihnen nahezu vollständig, mikroskopisch lässt sich zuweilen eine Lagen- structur erkennen, dadurch, dass glimmerreiche und glimmerarme, an Sillimanit reiche Gesteinspartieen mit einander wechseln. Auch die mineralogische Zusammensetzung dieser begleitenden Bestandmassen ist von denen des Hoyazo wesentlich verschieden. Der Cordierit, welcher dort eine so hervorragende Rolle: spielte, fehlt hier nahezu vollständig, vereinzelte hexagonale und kurz- rectanguläre Durchschnitte lassen sich ihrer Form nach auf ihn beziehen. ihr Muttermineral ist aber stets unter Bildung von Car- bonaten umgewandelt. Die diese Einschlüsse zusammensetzenden Mineralien sind ausser Cordierit (?): Biotit, Spinell, Sillimanit, Korund, Andalusit, trikliner Feldspath, Rutil, Zirkon, Granat, Quarz und Apatit; die meisten derselben sind allgemein verbreitet, fehlen keinem dieser Mineralaggregate, Granat und Korund sind seltener, Andalusit wurde nur einmal beobachtet. Der Korund wurde in mehreren Einschlüssen gefunden, er bildet kleine Tä- felchen von 1—1'/g mm Durchmesser und besitzt eine kornblumen- blaue Farbe. Auf der Tafelfläche zeigt sich zuweilen ein System von 3 unter 120° sich schneidenden scharfen Linien eine Folge der Zwillingsbildungen nach R; randliche Flächen fehlen. Die Täfelchen geben im convergenten Licht ein einaxiges Axenbild von negativem Charakter; das Mineral ritzt Topas. Andalusit wurde nur einmal in Begleitung und vielfach durchwachsen von Korund in Form eines unregelmässig prisma- tischen Stückes gefunden. Die Farbe ist hell roth, der Bruch im Allgemeinen muschlig, vereinzelt treten der Prismenzone ange- hörige Spaltflächen auf. Kleine Spaltstücke sind stark pleochroi- tisch, der parallel e schwingende Strahl ist hell rosenroth, der normal schwingende schwach grün gefärbt. Im convergenten Licht tritt am Rande des Gesichtsfeldes eine Bisectrix aus, die Axenebene liegt den Spaltrissen nach oP (110) parallel, mit der e-Axe fällt a zusammen; dies Verhalten sowie der Pleochroismus unterscheiden das Mineral leicht von rhombischem Pyroxen. Quarz wird von dem Mineral geritzt. Der Spinell ist in allen untersuchten Einschlüssen reichlich vorhanden, er bildet theilweise grössere, regellos begrenzte Körner, theilweise scharfe Oktaöder, das Wachsthum der ersteren ist häufig lückenhaft, er schliesst dann grössere Feldspathpartieen ein. Gewöhnlich wird er mit dunkel grüner Farbe, der Farbe des Pleonastes, durchsichtig, selten ist er eigenthümlich grauroth und erinnert dann an Perowskit; manche Krystalle zeigen einen graurothen Kern, während die randlichen Partieen grün sind, im Allgemeinen aber sind beide Spinelle gruppenweise gesondert. Die ganze Vertheilung des Spinells ist nämlich niemals gleich- mässig, grössere Flecken eines Dünnschliffes sind frei von ihm, in anderen häuft er sich besonders unter reichlicher Begleitung von Sillimanit stark an. Von Einschlüssen führt das Mineral Erzkörnchen und nicht selten rundliche Glaseier mit unbeweglicher Libelle; Glaseinschlüsse sind in den meisten Mineralien dieser begleitenden Bestandmassen verbreitet, in den Feldspathen sogar reichlich vorhanden. Der rothgraue Spinell umschliesst ausserdem vereinzelte Rutilkryställchen und kommt überhaupt gern mit Rutil zusammen vor, vom grünen Spinell wurde dies nie beobachtet. Vielleicht rührt die eigenthümliche Färbung des ersteren von einem geringen Gehalt an TiOa her. Der Sillimanit bildet die bekann- ten, aus einer Unzahl feinster Nädelchen zusammengesetzten Aggre- gate, nur selten treten Prismen von etwas grösseren Querdimen- sionen auf, an denen eine optische Bestimmung möglich ist. Die sehr dichten Aggregate zeigen bald eine nahezu streng parallele Anordnung der Nadeln, bald sind letztere regellos verfilzt. Eigen- thümlich ist das Verhalten des Sillimannits gegenüber dem Spinell, wie schon oben bemerkt. reichern sich beide Mineralien flecken- weise stark an. In der Regel wird dann jeder Spinell von einem Sillimannit-freien Hof umgeben, nur in sehr seltenen Fällen rei- chen die Nadeln des letzteren an jenen heran oder werden von ihm umschlossen. Granat findet sich nur spärlich, er zeigt nie Krystallform und erreicht auch nicht die Dimensionen wie am Hoyazo. Ge- wöhnlich findet er sich als rundes Korn von hell kirschrother Farbe direet im Andesit eingeschlossen. DBiotit in hexagonalen Blättehen oder unregelmässig lappigen Formen ist stets sehr reichlich vorhanden. Er steht, wie schon oben bemerkt, in einem gewissen Gegensatz zu Spinell und Sillimannit, so dass Biotit- reiche Partieen arm an diesen beiden Mineralien sind. Der Feldspath bildet den eigentlichen Untergrund dieser be- gleitenden Bestandmassen, in den die übrigen Gemengtheile ein- gebettet sind; er gehört nach seiner polysynthetischen Zwillings- streifung nach dem Albit- und Periklingesetz seiner Hauptmasse nach dem asymmetrischen System an. Seine Zwillingslamellen keilen vielfach aus oder setzen in der Mitte eines Individuums ab; eine mikroskopische Durchwachsung mit einem. Feldspath, der frei von Zwillingsbildungen ist, ist sehr häufig. Ursprünglich eckige Hohlräume, in welche die sonst regellos begrenzten Feld- spathkörner mit krystallographischer Begrenzung hineinragen, sind von eisenhaltigen Carbonaten erfüllt. Ein grosser Theil der diese begleitenden Bestandmassen zu- sammensetzenden Mineralien sind dem normalen Andesit fremd, sind aber, wie besonders die Thonerde-reichen Mineralien, Spinell, Andalusit, Korund, Sillimannit, ausserordentlich verbreitet und z. Th. geradezu charakteristische Gemengtheile in Gesteinen, die durch Contactmetamorphose verändert sind. Andere, wie der Feldspath und Biotit, unterscheiden sich in ihren Eigenschaften nicht von den normalen Gemengtheilen des Andesites. Diese Zusammensetzung, die Glaseinschlüsse in fast allen Gemengtheilen, z. Th. auch die Structurverhältnisse, wie das oben erwähnte miaro- lithische Gefüge. weisen darauf hin, dass man in diesen dunklen Gesteinspartieen ursprüngliche Einschlüsse zu erblicken hat, welche in grösserer Tiefe aufgenommen und durch Metamorphose zur Bildung der oben erwähnten Thonerde-reichen Mineralien Veran- lassung gegeben haben, es resultirten die Spinell- und Sillimannit- reichen Partieen. Zugleich dienten diese Einschlüsse als Ansatz- punkte für ältere Krystallisationen aus dem Magma, denen wohl ein grosser Theil des Biotites und Feldspathes zugeschrieben wer- den muss. Vereinzelt finden sich neben diesen begleitenden Bestand- massen auch Einschlüsse, welche mit dem durchbrochenen Schiefer der Sierra Almagrera identisch sind und mikroskopisch keine nennenswerthen Veränderungen durch das andesitische Magma zeigen. Nevadite von den Öerros peladvs, Alifragas, dem Gerro Monje und alto. Die hell grauen Gesteine sind ausserordentlich reich an Ein- sprenglingen, unter welchen Biotit und Sanidin stets die Haupt- masse einnehmen, erstere in zahlreichen, gut begrenzten Blättchen, letztere in weniger zahlreichen, aber durch ihre Grösse ausge- zeichneten Krystallen. dieselben erreichen eine Ausdehnung von 6 cm. Quarz fehlt nie, ist aber in recht wechselnden Mengen vorhanden, einzelne besonders hellere Gesteine enthalten ihn sehr reichlich. Die Sanidin-Einsprenglinge gehören krystallographisch zwei Typen an; der wohl etwas häufigere ist nach der &-Axe in die Länge gezogen, sodass OP (001) und Po (010) im Gleich- 114 gewicht ausgebildet sind, ausser diesen beiden Formen treten »oP (110) oP3 (150), +2 Pc (201) und zuweilen + P (111) auf. Diese Krystalle sind stets einfache Individuen. Der zweite Typus hat einen dick tafelförmigen Habitus nach oeP& (010), die Krystalle haben dieselben Formen wie bei Typus 1, sind aber immer Carlsbader Zwillinge. Nach den Spaltflächen orientirte Schliffe ergaben die für Sanidin charakteristischen Auslöschungs- schiefen. Stets sind diese Einsprenglinge reichlich durchwachsen von Biotitblättchen, die sich besonders gern in den centralen Theilen häufen und oft schon makroskopisch einen recht deut- lichen zonaren Bau des Sanidins erkennen lassen. Mikrochemische Reactionen ergeben neben Kali einen geringen Natrongehalt. Diese Sanidin - Einsprenglinge sitzen häufig nur sehr lose im Gestein, sind von schmalen Hohlräumen umgeben und nur durch einzelne Brücken mit diesem verbunden. eine Erscheinung, welche offenbar durch die Contraction bei der Krystallisation und die relativ späte Bildung dieser Krystalle, während das Magma schon sehr zäh- flüssig war, bedingt ist. In mikroskopischen Präparaten tritt Sanidin dem Plagioklas gegenüber zurück. ein Verhältniss,. das die Gesteine den Daciten nähert und bei dem verwandten Vorkommen von Mazarron und bei Carthagena noch in weitaus erhöhtem Maasse stattfindet, an diesen Punkten finden sich grössere Sanidine nur sehr vereinzelt. Der Biotit giebt mit H>0> Titansäurereaction, zeigt deut- liche Auslöschungsschiefe und häufige Zwillingsbildungen. Pyroxen und Amphibol fehlt den Gesteinen der ÜCerros pelados ganz, in den Alifragos kommen etwas dunklere, quarzarme Gesteinsvarie- täten vor, welche in kleinen Säulchen einen sehr schwach ge- färbten, jedenfalls eisenarmen, rhombischen Pyroxen enthalten. Recht reichlich tritt mikroskopisch Apatit in dicken Krystallen auf, vereinzelt findet sich Zirkon. Interessant ist, dass die Bronzit führenden Handstücke aus den Alifragas auch Cordierit enthalten. Dieses Mineral tritt in kleinen, aber sehr scharf begrenzten Dril- lingen wie beim Hoyozo, wenn auch nicht mit solcher Häufigkeit. auf. Auch hier hängt seine Anwesenheit offenbar mit begleiten- den Bestandmassen, wie sie bei dem Andesit der Rambla del Esparto beschrieben wurden, zusammen; eine dieser letzteren enthält bis 2 cm lange, blaue Korundkrystalle, welche von Prisma und steilen Pyramiden in treppenförmig alternirender Ausbildung begrenzt we.ıden. Die Grundmasse dieser Nevadite ist eine vitrophyrische, wo nicht durch secundäre Umwandlungsprocesse die ursprünglich rein glasige Basis sich mikrofelsitisch differenzirt hat; geringe Mengen von Feldspathleisten und etwas Biotit, der mit den Einspreng- ya er ee re a re nn a m nn U UULLD U U. U 2 ENG... A Ze 215 lingen durch Uebergänge verbunden ist, sind in der Basis ein- gebettet. Dacit von Mazarron. Hell graues, mittel- bis feinkörniges Gestein vom Nevadit- habitus, d. h. sehr reich an. Einsprenglingen, in manchen Hand- stücken den Üordierit.. führenden Nevaditen der Umgebung von Campiglia marittima (Toscana) ausserordentlich ähnlich. Als Ein- sprenglinge treten Biotit, Quarz, Cordierit und Feldspäthe auf; grössere Sanidinkrystalle sind sehr spärlich, die Hauptmasse der Feldspath-Einsprenglinge ist asymmetrisch, sie wurden aus einem Handstück isolirt und ergaben ein spec. Gewicht zwischen 2,65 und 2,85, gehören also dem Andesin an. In keinem der mir bekannten Gesteine des Cabo de Gata-Gebietes tritt der Cordierit in so grossen, krystallographisch gut begrenzten Einsprenglingen auf wie in diesen Daciten; die prismatischen Krystalle erreichen eine Länge von über 1 cm. Einzelne Gesteinsblöcke in der Rambla de Mazarron zeigen bei vollständig frischen Gemeng- theilen eine eigenthümliche Lockerung des Gefüges, eine Desaggre- sation, welche es ermöglicht. die sonst leicht zerbrechlichen Cor- dieritkrystalle aus der Gesteinsmasse auszulösen. Die an diesen Krystallen beobachteten Formen sind »P (110), dürfen. 819 Herr VoGr. Christiania, hielt einen Vortrag über Erz- lagerstätten, durch magmatische Disterantiation in ba- sischen Eruptivgesteinen gebildet. Der Vorsitzende dankte im Namen der Anwesenden für die höchst interessanten Mittheillungen und wünscht nur, dass das Gehörte möglichst bald und ausführlich im Druck erscheine. — Herr STELZNER unterstützte diesen Wunsch. Herr UnuLiG, Prag, sprach über die Entwicklung des Jura im Kaukasusgebiet nach der im Nachlasse von M. Nev- MAYR vorgefundenen AsıcH schen Sammlung. Herr KosmAnN, Berlin, sprach über Aufgaben und Ziele der Mineralchemie. Es wurde zunächst der Umstand beklagt. dass, indem die Jünger der Chemie sich vorzugsweise dem Studium der organi- schen Chemie hingäben, der Ausbau der Mineralchemie als einer speciellen Disceiplin der anorganischen Chemie in bedenklichster Weise zurückgeblieben sei. Während die Mineralchemie bahn- brechend gewesen sei für die Lehren des Iso- und Dimorphis- mus. harrten andere Lehren wie diejenigen der verschiedenen Zustände einfacher und isomerer Körper. der Umlagerung im Molekül, der Verkettung der Moleküle und die neuerdings ange- bahnte Stereochemie noch der Nachweise innerhalb der mineral- chemischen Forschungen. Hierin könne nur der Ausbau der Lehre durch Hereinbeziehung der thermochemischen Principien Wa.del schaffen und die Anwendung derselben fände ihre volle Erfüllung in der Lehre von der Wasseraufnahme der chemischen Verbin- dungen. Durch Erläuterungen an Beispielen der Thonerde. Kie- selsäure, Phosphorsäure (vergl. Berg- und hüttenm. Zte.. 1889. No. 10 u. 11) wurde gezeigt, dass z. B. mit Bezug auf die ver- schiedenen Zustände des Moleküls der Thonerde und der Kiesel- säure für das Thonerde - Silicat AleO3 . SiO2 sich sofort drei di morphe, unter sich isomere Körper ergeben, nämlich: AbOs . SiO.02 = AkbOs.Sidz Andalusit. AbO.Sı. 04 — AbO.SıOı Sillimanit. Ab.Sı0s.03 = AlSıO; Disthen. Während die erste Verbindung die grösste Wärmetönung und grösste Härte besitzt, ist die letzte diejenige der niedrigsten Wärmetönung und der grössten Dichte. Demgemäss ist die erste Verbindung auch die chemisch reactionsfähigste, d. h. am leich- testen zersetzbare, die letzte aber als die dichteste diejenige der grössten Beständigkeit. 820 "Wenn ich mit wenigen Worten auf die von Prof. Vocr vorgetragenen Erscheinungen in der Bildung der Erzgänge und der Ausscheidung der oxydischen Erze eingehen darf, so zeigt die Thatsache, dass diese Oxyde die zuerst fest werdenden Ver- bindungen gewesen sind, dass die obigen Gesetze ganz allgemein ihre Bestätigung finden. Aus einem Magma scheiden sich noth- wendig zuerst die Körper grösster Dichtigkeit ab, bei deren Fest- werden die meiste Wärme entwickelt wird; die zuerst fest wer- denden und sich ausscheidenden Körper sind also diejenigen, welche den höchsten Schmelzpunkt besitzen. Die frei gewordenen Wärmemengen dienen dazu. die anderen in feuriger oder wäss- riger Lösung befindlichen Verbindungen darin zu erhalten, bezw. zu Verbindungen höherer Wärmetönung überzuführen, wie dies mit fortschreitender Entwässerung bezw. stärkerer Durchschmel- zung der Schmelzmassen der Fall sein wird. Redner wies auf die Beispiele der aus den Freiberger Gruben vorliegenden Stufen der Gangbildungen hin, welche am Saalbande des Ganges die Ausbildung der Metallsulfide zeigen; diesen schliessen sich Silieate an und in der Mitte des Ganges sind die Carbonate ausgebildet, die’ Salze der stärksten. Basen und der grössten Löslichkeit. Herr H. Pontis, Bonn, legte 1. neue geologische und palaeontologische Photographieen und 2. bemerkens- werthe Mineralien und Versteinerungen vor, und sprach 9. über die drei niederrbeinischen Vulcancentren. 1. Photographieen geologisch wichtiger Vorkommnisse aus Rheinland wurden fernerhin aufgenommen durch drei Zuhörer des Vortragenden, die Herren stud. H. GeERLInGs, F. Heinen und L. Schurre. Aus der Eifel liegen vor: die 8 Maare bei Daun, das Pulvermaar mit dem Römersberg, das obere Uessbachthal, der Käsekeller, verschiedene Lavathränengebilde; aus dem Rhein- thal: die Hölle und der Quegstein im Siebengebirge, der Berg- rutsch von Caub, Siebengebirgische Auswürflinge. — Von Pa- laeontologischem liegen vor, in natürlicher Grösse photographirt, Lepidopterus crassus n. 8. n.sp., Palaeoniscus (cf. Rohani) me- gapterus n. f.. und Medusites atavus PosrL., — sämmtlich unter- permisch von Friedrichroda. 2. Von Versteinerungen wurden nur vorgelegt: ein zweites Exemplar vom“Milchstosszahn, sowie fünf weitere vorderste Milch- backzähne des’ typischen Zlephas antıquwus von Taubach; unter letzteren sind der erste Fund eines unzweifelhaften oberen Zähn- chens, das zweiwurzelig ist, und noch vier einwurzelige untere Zähnchen. deren eines das einzige bisher bekannte Beispiel to- taler Abrasion an solchen Molaren der Species bietet. Der obere 821 Milchzahn enthält alte Brandspuren. Von allen 4 unteren Exen- plaren lässt sich nur eines mit früber bereits zu Taubach gefun- denen und vom Vortragenden abgebildeten !) individuell zusammen- stellen; es sind daher von jener einen Stelle bisher nicht weniger als (mindestens) sieben se ganz jugendlicher Individuen mit vordersten Milchzähnen von Klephas antiquus nachgewiesen. Neue oder besonders bemerkenswerthe Mineralvor- kommnisse, ebenfalls ans der eigenen Sammlung, die vorgezeigt wurden, sind: aus dem Siebengebirge ausgezeichnete Exemplare von dem Chlorosaphir des Vortragenden?). Vereinzelte grüne Edelkorunde waren ja allerdings schon früher bekannt; eine be- sondere Bezeichnung derselben wurde deshalb vorgeschlagen, weil dieses Mineral fast ausschliesslich und in Menge charakteristi- scher accessorischer Bestandtheil gneissartiger Siebengebirgischer Auswürflinge ist, während in anderen solchen ebenso fast aus- schliesslich entweder gemeiner Korund, oder aber Saphir in den allerverschiedensten Krystall- und Farbenmodificationen zu- eleich, also weisslich, rosa, lichtblau, eyanbiau etc., vorhanden ist. Aus Mexico sind das mitgebrachte gediegen Tellur und eine vorgewiesene Pseudomorphose von Silber nach Kalk- spath (Combination zweier Skalenoäder, von denen das spitzere quergestreift ist), — wohl die einzige ihrer Art, — ferner sehr grosse Einzelkrystalle von Jodsilber, bis 15 mm lang und 12 mm dick, welche über die Krystallform dieses Minerals neues Licht zu verbreiten geeignet erscheinen. -- Von Kongsberg wurde ge- zeigt ein Silberkrystall, wohl der grösste seiner Art, ein zum grösseren Theil erhaltener regelrechter Vollwürfel von 1!/a cm maximaler Kantenlänge. — Von Almaden in Spanien wurde Zin- nober in einer bisher wohl noch nicht bekannten Form vorge- legt, parallelstenglig gangförmig wie Asbest etc. Derartiges ist genetisch entscheidend und beweist ferner, dass das bisher immer nur vorwiegend rhomboedrisch bekannte Mineral unter Um- ständen auch einmal vorwaltend prismatisch krystallisirt. — Auch sehr klare, grosse. rhomboödrische Krystalle von dort, gangförmig auf Quarz mit Apophysen im schwarzen Gestein, und brillante Krystallüberzüge einer breceienartig, luftig verkitteten Gangmasse liegen vor. Von Leadville in Colorado stammen das mitgetheilte Tellur- gold und eine derbe Masse natürlicher Mennige in Pseudo- morphose nach Weissblei; von letzterem hat sich der Glanz '!) Vergl. Abhandl. d. Leopold. Carol. Akademie, 1889, t. II. ?) Vergl. Verhandl. d. naturh. Vereins f. Rheinl.-Westf., Sitz.-Ber., 1888, p. 44 ff. 822 der Spaltugsrichtungen gut erhalten. Ebendaher ist die vorge- zeigte Probe von gediegen Silber in Form von sandigem Rückstand. aus einer Höhlung des Muttergesteines. — Von Mexico endlich lag auch eine Stufe des merkwürdigen, durch den Vortragenden zuerst bekannt gemachten grossen Goldbergwerkes des Gerro Colorado vor, wo das Goid theilweise völlig matt wie Ocker erscheinende. erst unter der Lupe in feinstes, glän- zendes Fadengewebe sich auflösende dünne Adern in kaolinisch zersetztem Porphyr bildet, der erzreichen Diabas durchbrochen und überlagert hat. 3. Der Vortragende gab sodann eine gedrängte Uebersicht seiner wichtigsten Forschungsergebnisse aus den letzten 12 Jahren über die drei niederrheinischen Vulcancentren des Siebengebir- ges, des Laacher See’s und der Eifel. Einige dieser Er- gebnisse wurden seither in TscHermaxX's Mittheilungen, in den Sitzungsberichten der niederrheinischen Gesellschaft. in den Ver- handlungen des Bonner naturhistorischen Vereins und in dieser Zeitschrift mitgetheilt; eine umfassende Bearbeitung des von dem Vortragenden angesammelten Materials bleibt jedoch einer grös- seren Abhandlung vorbehalten. A. Das Vulcangebiet. dessen Mittelpunkt das Siebengebirge ist. berührt sich mit den beiden anderen genannten Gebieten an dem Ahrthal, bezw. an dem Brohlthal, und enthält mitteltertiäre bis mitteldiluviale Vulcangebilde.e Die Eruptivgesteinsmassen da- selbst ruhen, soweit Aufschlüsse die Unterlagen erkennen lassen, fast sämmtlich unmittelbar oder mittelbar wenigstens theilweise auf einer mehr oder minder bedeutenden Tuffmasse. So ging auch der ältesten Siebengebirgischen Eruption. derjenigen der typischen Trachyte, eine Tuifablagerung vorher. welche sonach die älteste vulcanische Bildung in den genannten drei Centren ist. Dieselbe war ursprünglich offenbar von bedeutender Ausdehnung, ähnlich wie die älteste wesentlichere des Laachersee - Centrums (s, u.). und war wohl auch ebenso in einem ringförmigen Krater- rand abgesetzt, welcher indess später durch vuleanische und flu- viatile Thätiekeit grösstentheils zerstört worden ist; nach der Vertheilung der Auswürflinge und der Neigung der noch vorhan- denen Trachyttuffschichten zu urtheilen, wäre das Centrum jenes ältesten Siebengebirgskraters etwa nahe an Königswinter liegend zu denken. An diesem Kraterrand stiegen der Reihe nach die verschie- denartigen Trachyte, Andesite und Basalte empor, je mit eigen- artigen Tuffunterlagen, unter welchen sich die andesitischen durch röthliche und die basaltischen durch dunkle, bräunliche Farbe und 823 eigenartige Auswürflinge zunächst von den meist lichten Trachyt- tuffen unterscheiden. Die Aufschlüsse von äusseren Contaetwirkungen beschränken sich auf säulige Absonderung und Verkieselung von Trachyttuff durch Basalt. wohl auch Durchträukung tertiärer Schichten durch heisse, mit Basalt- oder Andesiteruption verbunden gewesene Aus- brüche von Kieselsäure; der Stenzelberger Andesit hat an dem Contact mit seinem Tuff eine opalartige Masse, die in der Lage- rung, wie auch äusseren Gesteinsbeschaffenheit den unreinen Ob- sidianen von Michoacan in Mexico und Alaghös in Armenien ganz nahe kommt. Sehr gut sind an den Eruptivgesteinen des Siebengebirgi- schen Gebietes die inneren, intensiveren Contactwirkungen zu sehen, hervorgebracht an eingeschmolzenen Schichtgesteins - Frag- menten, — zuweilen auch der Einfluss solcher auf die Bildung des Eruptivgesteins selbst. Metamorphische Schiefer mit Andalusit oder Chiastolith und (nach VoseLsanG) Korund, Cordierit. Spinell sind je nach der Natur der einbettenden Masse eigenartig ver- ändert: in dem Trachyt sind sie „trachytisirt*, rissig aufgebläht worden, eleich diesem, und in den Hohlräumen mit Sanidin ete. besetzt; in kalkreichem Andesit erscheinen Schieferfragmente !) in ähnlicher Weise mit Galcit imprägnmirt. In den Basalten macht die Häufigkeit isolirter Saphire und Zirkone wahrscheinlich, dass Fragmente krystallinischer Schichtgesteine bis auf jene ganz schwer schmelzbaren Bestandtheile gänzlich eingeschmolzen und in dem Magma gelöst wurden; nur in seltenen Fällen sind auch solche. als Glimmerschiefer und Hornblendegneiss. wohl auch Cordieritgreiss erhalten. Andererseits stellen vielleicht die Olivinkryställchen des Basaltes nichts anderes als eine gleich- mässige Wiederausscheidung der überschüssig aus Olivinfels ge- lösten Magnesia vor?). !) Vergl. Verhandl. d. naturh. Vereins zu Bonn, Sitz.-Ber., 1888, pag. 62. ”) Ueber die Herkunft der Olivinaggregate des Basaltes kann man, wie mir scheinen will, kaum zweifelhaft sein. Man muss sich doch an die Thatsachen halten: wir haben auf der einen Seite die Thatsache des Vorkommens archäischer Olivinfelsmassen (in Norwegen, im Fich- teleebirge etc.), andererseits diejenige einer Breccie metamorphischer Schieferfragmente in den Trachyten und Andesiten etc. Wenn man mit letzterer die Olivinfelsbreccie niederrheinischer Basalte, wie des Finkenberges bei Bonn und der Eifeler Auswürflinge vergleicht, kann man über die Herkunft dieses Olivinfelses nicht in Zweifel sein. Die Basaltmasse stammt ihrer Zusammensetzung nach aus anderen, wahr- scheinlich grösseren Tiefen, als die trachytische und andesitische; jene darf also, selbst an gleicher Stelle, überwiegend auch andere Nebengesteinsfragmente eingebettet enthalten. Das Mikroskop 824 Seltener sind Contacterscheinungen an den auch weniger ınassenhaft eingebetteten Fragmenten metamorphischer Schichtge- steine in den älteren Tufflagen des Siebengebirges. Diese Fragmente enthalten theilweise ferner Zirkon, Granat. Saphir und Chlorosaphir. (s. 0.) und zwar ebenso. wie gemeinen Korund, als makroskopische Gemengtheile. Die derartigen Gesteinsein- schlüsse der Tuffe haben oft die unbestreitbaren Kennzeichen typischer Auswürflinge und genügen allein schon zu völliger Wi- derlegung einer jeden gegen die Tufnatur des einschliessenden Gebildes ausgesprochenen Ansicht; dieselben sind ferner noch in dreierlei Beziehung von hervorragendem Werth: erstens tragen sie fast ausnahmslos die deutlichsten. theilweise extremen Belege dafür an sich. dass ihre gegenwärtige krystallinische oder halb- krystallinische Natur dynamometamorphen Ursprungs ist; zwei- tens stellen sie eine ganz vollständige Uebergangsreihe von unkrystallinischem Thonschiefer an bis zu völlig krystallinischen Schichtgesteinen gneissartigen Aussehens vor, man kann an den- selben das Nasciren und Wachsen der Krystallgebilde förmlich belauschen. Drittens sind unter diesen Fragmenten Gesteinsbil- dungen gewöhnlich. wie solche bisher an der Oberfläche. und überhaupt, kaum noch bekannt gewesen sind, — wie die fast ausschliesslich aus gleichmässigem Gemenge von Saphir und An- dalusit bestehenden gneissähnlichen Massen. Die letzte, zeitlich sicher bestimmbare Vulcanthätigkeit des Siebengebirgischen Umkreises ist diejenige des Rodderbergkraters bei Bonn, welche nach den Untersuchungen des Vortragenden senau in der mitteldiluvialen Interglacialzeit abschliesst '). B. Das Laacherseegebiet ist gegen den Siebengebirgischen Umkreis wohl geschieden, da ersteres Feldspathbasalte nicht her- vorgebracht zu haben scheint; aber in die Vordereifeler Vulcan- gebilde hat es durch seine Nephelin und Leucit führenden Tra- banten einen vollständigen Uebergang. ’ Die vulcanische Thätigkeit in dem Laacherseegebiet fällt der Hauptsache nach offenbar in diejenige Zeit, in welcher das Sie- bengebirgische Centrum seine Eruptionen beschloss, — in die mitteldiluviale Interglacialperiode. kann in dieser Sache kaum etwas entscheiden; wenn man sieht, wie innig in den Siebengebirgischen Andesiten ete. die schwarzen Schiefer- fragmente mit der Eruptivmasse verschweisst sind, welcher energische Materialaustausch bei diesem Einschmelzen stattgefunden hat, so wird man etwaigelähnliche Uebergänge der Olivinfelsstücke in Basalt oder Lava nicht als Unterlage zu einer Annahme concretionärer Entstehung derselben benutzen können. !\ Vergl. diese Zeitschrift, 1888, p. 814. Auch in dem Laacherseegebiet konnte der Vortragende durch seine Untersuchungen eine früher streitige Hauptfrage zum Ab- schluss bringen: der Laacher See selbst ist ein typisches Maar und keine Thalsperre; er ist von einem noch sehr voll- ständigen Kraterrand umgeben. dessen Aufbau. wo immer derselbe durch Hohlwege etc. aufgeschlossen ist, überall das gleiche Profil gleichartig und eigenartig zusammengesetzter dunkler, an der Innenseite nach dem Seespiegel. an der Aussenseite in umge- kehrtem Sinne einfallender Tufschichten zeigt. | Die Laacher Bimssteintuffe, abgesehen von denjenigen des Gänsehalsgebietes, müssen wohl der Hauptsache nach als Aequi- valente jener dunkeln, losen Tuffe des Kraterkammes selbst. und als gleichzeitige Producte des gleichen Hauptkraters betrachtet werden: denn in verschiedenen Richtungen, am besten nach Nordost, kann man den allmählichen Uebergang nicht nur des dunklen Laacher Tuffes in den hellen Brohler Trass, sondern auch der trachytartigen Laacher Bomben bis zu typischem Bims- stein verfolgen. welcher noch die charakteristischen Mineralien ersterer vereinzelt porphyrisch eingestreut enthält: die specifisch leichteren Theile der Aschen und Lapille gelangen bei den Eru- ptionen in höhere Regionen und durch den Luftstrom weiter entfernt zur Ablagerung. als die schweren. Seine Verfestigung hat der Trass lediglich durch chemische Eigenart jener leich- teren Theile erlangt. unter Einfluss der Gebirgsteuchtigkeit; er ist ein rein äolisches Gebilde und der Hauptsache nach so wenig ursprünglich unter Wasser abgesetzt. wie nach MıTscHEerLicH die Eifeler Tuffe. Der frühere Laacher Trassmantel ist jetzt grösstentheils verschwunden; relativ schwache Zeugen dieser grossartigen Zer- störung sind noch die mächtigen alluvialen Bimssteinlager der prähistorischen Thallössstufe von Andernach - Neuwied. Zu dem Bemerkenswerthesten gehören auch in dem Laacher- seegebiet die Auswürflinge und Einschlüsse von Schichtgesteins- fragmenten. welche. wie in dem Siebengebirgskreis, zum Theil sämmtliche und wiederum eigenartige Phasen vulcanischer Meta- morphose, und zwar dort nicht selten auch mechanischer Natur, zeigen. In dieser Eigenart der Umwandlung, wie in den Gesteins- arten der Fragmente selbst, haben die Laacher 'Tuffe und Laven mit den Siebengebirgischen Eruptivgesteinen nur wenige Punkte gemeinsam, mit den dortigen Tuffen höchstens die Anwesenheit von Korund, Disthen. Zirkon, Granat und Andalusit. Auch an dem Laacher See haben -- bereits vorher metamorphische — Gesteine in Menge die Unterlage jener also secundären. vulcanischen Metamorphose gebildet; hier sind jedoch für Einwirkung regio- 826 naler Dynamometamorphose keine bestimmten Belege zu finden, es dürfte meist generale plutonische. oder granitische CGontact- umwandlung stattgefunden haben. Die merkwürdigsten Producte vuleanischer Metamorphose an dem Laacher See sind wohl die von dem Vortragenden beschrie- bene vulcanische Erweichung und nachträgliche Faltung von Schicht- gesteinen, die Aufblähung solcher zu bimssteinartiger Masse (Pu- micisirung) und die dort sicher verfolgbare gänzliche Auflösung des Schieferfragmentes in vuleanischem Magma bis auf einzelne, etwas schwerer schmelzbare. als Anhaltspunkte für den Beobachter dienende Bestandtheile (die Flecklinsen im Fleckschiefer). In letzterem Fall können die Sanidine der Grundmasse zwi- schen den restirenden Gemengtheilen des einstigen Schichtgesteines selbstredend auch Glaseinschlüsse haben. Wo immer daher für metamorphische oder Urgesteine charakteristische accessorische Mineralier. wie Korund. Zirkon, Granat ete.. etwas schwerer schmelzbar, als Quarz, Feldspath oder Glimmer, massenhaft und gar noch in planparalleler Aggregation in Eruptivgesteinen sich finden. wird der von den thatsächlichen Verhältnissen Ausgehende deren Herkunft aus Urgesteinen annehmen müssen. Selbst in solchen Fällen, wie in demjenigen des Laacher weissen Zirkons, dessen Neubildung durch vulcanische Einwirkung wahrscheinlich ist, wird eine Entstehung des betreffenden Auswürflings durch extremste vulcanische Auflösung aus einen metamorphischen Ur- gestein anzunehmen sein. Sind doch in rheinischen Eruptivge- steinen auch Zirkon und selbst Korund hier und da angeschmolzen, während nicht weit davon ganz leicht schmelzbare Einschlüsse gauz oder theilweise ungeschmolzen erscheinen können. GC. Das Vulcangebiet der eigentlichen Eifel ist bekanntlich in zwei Gruppen geschieden: die ältere, dem Siebengebirge näher liegende der hohen Eifel ist von dem Gebiet des letzteren in dem Ahrthal nicht scharf getrennt, die Zeit ihrer Entstehung fällt ganz nahe mit derjenigen der Siebengebirgischen tertiären Eruptivgesteine zusammen- und reicht nur mit der Bildung ihrer phonolithischen Massen wohl in etwas spätere Zeit hinein, mit welchen sie die Verbindung zu den nachtertiären rheinischen Eruptionen herstellt. Die Entstehung der vulcanischen Vordereifel dagegen fällt der Hauptsache nach offenbar in dieselbe Zeit, wie die Vulcan- bildungen des Laacher See’s, insbesondere der Trabanten des letzteren. — also in das Plistocän. Während dieses Eifeler Gebiet sich in seinen eigentlich vulcanischen Gebilden denen des L,aacherseegebiets ja entsprechend eng anschliesst, entspricht die aus den krystallinischen Schichtgesteinsfragmenten der letzteren 827 erkennbare Natur der dortigen tieisten Unterlage aus solchen Schichten sehr nahe derjenigen von Einschlüssen siebengebirgischer Basalte: hier wie dort finden sich allein in den drei Vulcan- gebieten unzweifelhaft generalmetamorphische und Urgesteine. von typisch archaeischem Gepräge. — in der Eifel ausser dem auch in Basalten vorhandenen Oliviniels, Glimmerschiefer und Hornblendegneiss noch Hornblendegneiss mit Pistazit oder Olivin. Hornblendeschieter. ferner stellenweise in grosser Menge grauer Gneiss, zum Theil von Freiberger nicht zu unterscheiden. Der Olivintels dominirt nur an einzelnen Stellen unter diesen Frag- menten. wie bei Treis und Meerfeld. anderwärts fehlt er oder es überwiegen doch weitaus die gneissartigen Auswürflinge. Einzig in ihrer Art ist bekanntlich die Vordereifel durch die Häufung der mit Wasser gefüllten Kraterbecken, der Maare, in verhältnissmässig so geringen Entfernungen von einander. = Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. NN 0. v. K&nen. KeınHack. WEBER. V. ALBERT. Zusätzliche Bemerkung. In den vorstehend abgedruckten Protokollen (S. 790) ist der Wortlaut der an dem zweiten Sitzungstage von den Herren OP- PENHEIM und Kosmann gestellten und abgelehnten Anträge auf Abänderung der Statuten nicht wiedergegeben. In Folge einer neuerlichen Anfrage der oben genannten bei- den Herren und in der Erwägung. dass die von denselben ge- wünschte Veröffentlichung des Wortlautes jener Anträge lediglich die äussere Form der Protokolle über die Sitzungen der allge- meinen Versammlung betreffe, hat der Berliner Vorstand in seiner Sitzung vom 28. Nov. beschlossen, dass Jie Anträge ihrem Wort- laute nach den Protokollen angeschlossen werden sollen !). | 1) 8. 29 der „Geschäftsordnung für den Vorstand der Gesellschaft“ (d. Zeitschr., Bd. 1, p. 31) bestimmt über die Veröffentlichung der Protokolle der allgemeinen Versammlungen: „In der Regel wird der Bericht über die allgemeine Versamm- lung sofort zum Druck zu befördern sein, um zu Anfang des nächst- folgenden Jahres zu erscheinen. Es wird jedoch einer der Schrift- führer zu Berlin die dabei etwa noch vorkommenden Arbeiten, welche nur die äussere Form betreffen können, zu besor- gen haben.“ 828 Dies geschieht in Folgendem: Antrag des Herrn P. OÖrpEnHeEim: Die allgemeine Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft in Freiberg i. Sachsen möge folgende Abänderung der Statuten der genannten Gesellschaft in Erwägung ziehen. S. 6 erhält nach Streichung des Passus „in Berlin“ folgen- gen Wortlaut: „Die Leitung der laufenden Geschäfte versieht ein Vor- stand, bestehend aus: Vorsitzenden, stellvertretenden Vorsitzenden, 4 Schriftführern, 1 Schatzmeister, 1 Archivar. . DI Von diesen 9 Vorstandsmitgliedern müssen 4 (der Vor- sitzende. 1 Schriftführer, 1 Schatzmeister und 1 Archivar) ihr Domizil in Berlin haben. Die Wahl dieses Vorstandes erfolgt in der allgemeinen Versammlung für das folgende Geschäftsjahr nach einfacher Majorität. auf Verlangen in schrift- licher und geheimer Wahl.- Bei-letzterer werden die von aus- wärts eingehenden Stimmzettel mitgezählt. “ S. 7 erhält folgenden Wortlaut: „Die Gesellschaft veröffentlicht eine Zeitschrift in Viertel- jahresheften. Diese enthalten: 1. Berichte über die Versammlungen, Zutritt von Mit- gliedern. ökonomische und andere Verhältnisse der der Gesellschaft, 2. briefliche Mittheilungen. 3. kleinere Aufsätze. Ueber die Aufnahme von Mittheilungen und Aufsätzen in das Gesellschaftsorgan entscheidet der Redacteur, in streitigen Fällen, wie stets Erstlingsarbeiten, insbesondere Doctor-Disser- tationen gegenüber, eine aus 6 Fachgenossen zusammengesetzte Redactions-Commission, welche aus 2 Mineralogen, 2 Geologen und 2 Paläontologen zu bestehen hat. Die Autoren sind allein verantwortlich für Inhalt und Form ihrer Aufsätze. Eine Veränderung der eingegangenen und zur Drucklegung angenommenen Manuscripte seitens der Redaction durch Hinzufügungen und Streichungen ist demnach nur im vollsten Einverständnisse mit dem Autor möglich, sonst aber unbedingt ausgeschlossen!“ 829 Antrag des Herrn B. Kosmann: „Mit dem Amt als Schriftführer im Vorstande der Deut- schen geologischen Gesellschaft darf Niemand betraut werden, wer selbstständiger Herausgeber einer der „Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft“ verwandten Fachzeitschrift oder an der Herausgabe einer solchen Fachzeitschrift be- theiligt ist.“ }) An der Debatte betheiligte sich ausser den oben genannten Herren noch Herr W. Dames. Berlin, den 7. December 1891. Der Schriftführer: C. A. Tenne. !) Der Wortlaut des 8. 6 und 7 der bestehenden Statuten ist folgender: 6) Die Leitung der laufenden Geschäfte versieht ein Vorstand in Berlin, bestehend aus: einem Vorsitzenden, zwei stellvertretenden Vorsitzenden, vier Schriftführern, einem Schatzmeister, einem Archivar. Die Wahl dieses Vorstandes: geschieht in der Januar-Sitzung für das mit dieser Sitzung beginnende Geschäftsjahr nach einfacher Majorität. Bei letzterer werden die von auswärts eingegebenen Stimmzettel mitgezählt. 7) Die Gesellschaft veröffentlicht: a. eine Zeitschrift in bestimmt erscheinenden Vier- teljahrsheften. Diese enthalten: 1) Berichte über die Versammlungen, Zutritt von Mitglie- dern, ökonomische und andere Verhältuisse der Ge- selischaft; 2) briefliche Mittheilungen und 3) kleinere Aufsätze. Die Aufnahme von Aufsätzen kann von dem Vorstande ($. 6) beanstandet werden, doch bleibt eine definitive Entscheidung darüber der nächsten allgemeinen Ver- sammlung vorbehalten. b. Abhandlungen in besonderen Heften. Ueber den Druck der Abhandlungen entscheidet ein Directorium, welches von der allgemeinen Versammlung für das nächste Geschäftsjahr ernannt wird. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIIT. 3. 54 830 Anhang. Bericht über die im Anschluss an die allgemeine Versammlung aus- geführten Excursionen. Am 9. August Vormittags fuhren 35 Theilnehmer von Freiberg nach Klingenberg und besuchten von hier aus den un- teren Quadersandstein nnd Quarzporphyr bei Grüllenburg, den Basalt des Ascherhübels, den Pechsteinporphyr bei Spechtshausen und den Phyllit bei Tharandt. Nach kurzer Rast in Tharandt wanderte man durch den Plauenschen Grund (Rothliegendes, Horn- blendeporphyrit, Syenit, Pläner) nach Dresden und fuhr dann am Abend nach Freiberg zurück. Die Führung hatten am Vormittage Herr STELZNER - Freiberg, am Nachmittage Herr Brcx - Leipzig und Herr VArar - Tharandt übernommen. Am Nachmittage des 10. August wurden zunächst unter Führung des Herrn Oberbergrath BıLrarz die Sammlungen, Tage- anlagen und Aufbereitungswerkstätten der Grube Himmelfahrt bei Freiberg und weiterhin unter Führung des Herrn Oberbergrath Mergacn und der Beamten der kgi. Hüttenwerke die Muldner Hütten und die mit denselben verbundene Münze besichtigt. Nachdem man sich auch noch auf dem Hutliause der Hütten der gastlichsten Aufnahme zu erireuen gehabt hatte, trat man den Rückweg nach Freiberg an und besuchte auf demselben noch einige Steinbrüche, durch welche im Gmeisse aufsetzende Gänge von Quarzporphyr abgebaut werden. Am Nachmittage des 12. August wurde von 49 Theil- nehmern, denen sich diesmal auch mehrere Damen angeschlossen hatten, ein Ausflug naclı Flöha gemacht und von hier aus, unter Führung des Herrn Saver - Heidelberg. zunächst der durch Fluidalstructur ausgezeichnete Quarzporphyr von Augustusburg. hierauf diejenige, auf dem rechten Gehänge des -Zschopauthales sut entblösste, durch Quarz und Fluorit verkittete Porphyrbreceie besichtigt, welche die Ausfüllungsmasse der „Kunnersteiner Ver- werfung“ bildet. Hierbei konnte man sich auch davon überzeu- gen. dass durch diese Verwerfung Zweiglimmergneiss (Hangendes) und Phyllit (Liegendes) in das gleiche Niveau gerückt worden sind. An einer letzten Excursion, welche sich in der Zeit vom 13. bis 16. August an die Freiberger Versammlung anschloss und am 14. von Herrn Lausr-Prag. an den übrigen Tagen von Herrn STELZNER geleitet wurde, betheiligten sich an den ersten beiden Tagen 46 bezw. 44, an den letzten beiden Tagen 37 bezw. 28 Fachgenossen. 831 Am 13. August wurden von Freiberg aus Moldau, Rehe- feld, Altenberg, Zinnwald. das Mückenthürmehen und Graupen besucht und am Abend Teplitz erreicht. Dadurch wurde ein Ueberblick über die einseitige. nach Böhmen zu steil abfallende Bruchspalte. welche das Erzgebirge bildet, gewonnen; gleichzeitig wurde in Reheteld das in Phyllit eingebettete Kallsteinlager be- fahren, in Altenberg die Pinge und in Zinnwald die Greisenhalden besichtigt. In Altenberg waren durch Herrn Betriebsdirector Vorıer und in Zinnwald durch Herrn Obersteiger MORGENSTERN Grubenrisse. Erze und Hüttenproducte ausgestellt worden. 14. August. Nachdem am Vormittage zunächst eine Wan- derung nach dem Teplitzer Schlossberge (Quarzporphyr, Phono- lith) unternommen worden war, fuhr man über die Plänerkali- Brüche von Hundorf nach Ladowitz, um hier unter Führung der Herren Bergdirector Soxnntac und Markscheider Ba1L.THASAR die Braunkohlentagebaue der Richard- Hartmann - Schächte zu besich- tigen. Mittagsrast wurde auf dem Biliner Sauerbrunnen gehalten: sodann wurde unter Führung der Herren Bergverwalter RUBESCH und Brunnendirector Wınrter Einsicht von der Fassung der Biliner Quellen und von den zur Füllung ihres Sauerwassers dienenden Werkstätten genommen; endlich wurde über Kutschlin, woselbst einige von der Gemeindeverwaltung angestellte Entblös- sungen des Polirschiefers aufgesucht wurden, nach Bilin uud von hier aus am Abend noch nach Aussig gefahren. Am Morgen des 15. August wurde zunächst die Wostray (Basalt) erstiegen; dann ging man an Felsen vorüber, die aus Basalttuffen bestehen und von Nephelindolerit - Gängen durchsetzt werden, wieder hinab zum Schreckenstein (Phonolith) und über den Werkotsch (Säulen-Basalt) zurück nach Aussig. Der Nach- mittag wurde durch eine Excursion im Gebiete des Rongstocker Dolerites ausgenutzt, am Abend wurde Bodenbach erreicht. Während sonach am 14. und 15. August ein Einblick in das Böhmische Mittelgebirge und das demselben unmittelbar be- nachbarte Braunkohlenbecken gewonnen worden war, galt der 16. August dem Quadersandstein-Gebiete der Sächsisch - Böhmi- schen Schweiz und seinen Erosionsformen. Nachdem daher am Morgen des 16. zunächst die im Quadersandsteine der Schäfer- wand bei Bodenbach aufsetzenden Barytgänge in Augenschein ge- nommen worden waren. wurden von Herrnskretschen aus das Prebischthor, der Winterberg und der Kuhstall besucht. Endlich fuhr man über Schandau nach Dresden. Hier fand die Excursion ihren Abschluss. 832 Rechnungs- der Kasse der Deutschen geologischen Special-| Haupt- Summe. Bestand. de. 1889 41: wat. Kae Ki 1739 127 Einnahme - Reste: 5 Beitrape zu 25 Mk... men nr 125 — 23 NAdESEL A IZUBUTU HE! ERURTFHRIISEE I 900 |— Titel Capitel. © = Einnahme. s= An rS I|i.]| An Beiträgen der Mitglieder für 1890: Laut beiliegender Liste vom 11.1. 90. 1 —= 1250M. Davon ab von dem obigen Rest- betrag von 125M.=4xX25M. = 100 „ | bleihen“ 7277 1150 |— | Besser’sche Bunchhandlung: | Laut Verzeichniss vom 3. 4. 90. — 4896 M. 56 Pf. 2 —. 946 3 zusammen 5772M. 62 Pf. Davon ab obiger Restbetrag VON 1... 49 EH1R00. BIER IOORTZEIOE Desgl. vom 24. 9. 9%. bleiben . an 4872 [62 Ausserdem sind direct an Be Kadad ge- zahlt: 3 Beiträge zu25M.. . = 50M. —Pf. | 14 5 s: 20, GEN 23U 5,6 ZUSAMMER A un: 38l kr | Summa Tih, 1 | 6354 |23 I II). 1 Vom Verkauf der Schriften: Vom Verkauf der Zeitschrift durch die Besser'sche Buchhandlung . . . . 4 Summa Tit. I. für sich. 1227 — II!. | An extraordinären Einnahmen: An Geschenken: Nichts. An Vermächtnissen: Nichts. An Zinsen: von den im Depot befindlichen 4proc. con- solidirten Staatsanleihescheinen u. zwar: | [eo Sol a. von 8300 M. pro 166 |— Seitenbetrag 166 |—] 10345 |50 833 Abschluss Gesellschaft für das Jahr 1890. En &,|Special- | Haupt- RS = = 2 Ausgabe. 28 Summe. > al ae Vorschüsse: ee Ausgabe -Reste: — | I Für Herausgabe von Zeitschriften und Karten: 1: Für die Zeitschrift: | a. Druck, Papier, Buchbinderarbeit: | 1. J. F. Starcke, hier, 1. Heft d. 42. Bandes | LG MEIO BE 2 2. Derselbe, 2. Heft desgl. 927 „ 10 „ | 3/4 3. Derselbe, 3. Heft desgl. 1105 „ 65 „ | 5/6 4. Derselbe, 4. Heft desel. 985 „ 90 „ 7/8 5 . Ders., Hauptregister etc. 804 „ b. Kupfertafeln, Lithographien E. Ohmann, Zeichnung u. Lithgraphie etc. von 5 Tafeln 360M. nDers Desel-,,. bh 5 TOR: m . ” w. Pütz 5 ” ” ” ” ans u: ” ” ” © 7 C. Krapf in München 2] 10 ” 370 „ » 8 nm 225 „ a Do „ 4 ” 288 „ 468 „ Desgl. von 3 Tafeln 285 „ 9. Victor Wolff, 1 Karten- zeichnung. . or, 10. E. A. Funcke in Leipzig, Lithographie von 3 Tafeln 448 „ 11. H. Hauschild, 1 Holz- schnitt . ee ON k2.G. Meisenbach in Mün- ebens 5 Gliches = 7 Ihae 13. Adolph Renaud, Druck dereratel I... Abe 14. Otto Berner, Zeichnungen 1002; 15. Bruno Kell 16. A. Birkmaier in Juning, 2 Tafeln 17. Heinr. Riffarth, B) Photo- Bruck von 22l'afeln .*. \'6L., 60 . en etc. ec le lithographi “ in München, Seitenbetrag 3203 M. — 9 | 4600 135 etc.: — Pf. | W — ,„ 22 un pe | 0,1 28 49 Pf. 6400 |35] III — oO > 2 om} | Capitel. b. C. d. 834 Einnahme. von 6000 M. pro I. Semester 1890 . 20 „ 2 TR uartal 1890 5000 „ „ II. Semester 1890 zusammen Erlös aus dem Verkauf von 4proc. conso- lidirten Staatsanleihescheinen: a. im Betrage von 1000 M b @ d e r 1064 M. 20 Pf. 1998. 00. 1576 „ 90, 1265090. 1587 „ 25 „ 251, 2, . Desgl. von 1200M. . Desgl. von 1500 M. . Desel. von 1200M. . Desgl. von 1500 M. . Desgl. von 2100 M. I Summa Tit. II. Summa der Einnahmen Uebertrag 5/6 7/8 9/10 11/12 13/14 15/16 Me BI M. |4 Special- | Haupt, Summe. 166 |—| 10345 |50 20, Bl = 100 A 9043 [70 9513 \70 19859 |20 | | 835 p) e = Ausgabe. So 71-3 Uebertrag 3203 M. 42 Pf. 4600 35] °— ı— 18. Heinrich Riffarth, Photo- | lithographien etc. . iiber 18, 29 | 19. Ders. Desgl. al20E,, =, 30 20. Ders. Desal. 272 190, Sl | | 21. Berliner Lithogr. Institut, | | Druck etc. von 4 Tafeln bader 205 32 | | 22. Dass., desgl. von 1 Tafel 100 „ — , 33 | | 23. Dass., desgl. von 4 Tafeln 318 „ 80 „ 34 | 24. Dass., desgl. von 2 Tafeln 358 „ 50 „ 35 k 4928 |87 Summa Tit. 1. | 9529 |22 I An Kosten für die allgemeine Ver- sammlung. 1. Prof. Dr. Steinmann in Freiburg i. Br. | Diverse Auslagen für Programme etc. |36/40 45 170 Tit. I. für sich. | II Zu Anschaffungen für die Bibliothek. | 1. H. Wichmann, Buchbinderarbeiten 4] | 108 185 2. Ders. Desal. 42 | 531551 un; N 43 | 2860 4. Dr. Ebert, Auslagen . 44 18 |65 5. R. Zwach, Bretter 45 29 120 6. A. Eichhorn, Aufziehen von Karten 46 7150 Summa Tit. Il. 245 |65 IV Sonstige Ausgaben. 1 An Büreau- und Verwaltungskosten: 1. Dr. Tenne, Honorar für das 1. Quartal | 150M. — Pf. | 47 PeDesel. tur d. 2. Quartal . 150, — „ 48 | Sebesel. fürd. 3. Quartal 150, , 49 | | 4. Desel. für d. 4. Quartal . 150, — , 50 5. Dr. Ebert, Honorar für das 1. Quartal BON, 51 6. Desgl. für d. 2/3. Quartal 100 ,„ — „ 52 | 7. Desgl. etc. für d.4. Quartal 56 „ 50 „ 53 8. Dr. Koken u. Dr. Tenne, | Honorar für das Register 800 „ — „ 54 9. Rendant Wernicke, desgl. | pro 1890 . 2000, 55 | Seitenbetrag 1906 M. 50 Pf. — |—1 9820 57 NUR UT Font TE ARE un fi cr Ba Te Tg It it: nd Ta nean ber Haingd a 7 BEE En Vo nn ©. } Ur b hd ER 4 on a dr A Katant:. ET. ir, ae R EN hu an | | ‚a i lb tk te :1OR\ÖER ‚574 Stiege 3 Fo (5 a | statt sh Sai m ee variablen Se ex a Bi: En Taryadauhe 10% En . nf miiiehe ; ur- it) antand arena SR tar) anf ai verocE ve 52 -+ Musi BEN ‚ Kern) CS 0 er De Er ksrıunah) BD Val, en h % Ka 857 Kr % Special- | Haupt- E 3 Ausgane. IE Surmnnes FE I | A“ Isl M 14 ıvı Uebertrag 1906 M. 50 Pf. | | 9820 I57 10. Aufseher Beyer, Honorar | 920. 1.. April .1890/91 . In a, 56 11. Schneider, Versendung d. Separatabzüge 15, ee, 57 | | | 12. Carl Fränkel, Falzmappen 1, 720%, 58 | 13. Christmann, Selbstbinder- mappen Se 5 | | i 14. Händeler, i Adresse . 64 — ,„ 61 | | 15. E. Rölcke, 1 Trauerar- | rangement. I Ar 62 | 2026 70 2 | Porto und Botenlöhne: | | 1. Prof. Dr. Dames, Portoauslagen | PFMEHO PR 063 | 2. Derselbe, Desg!. DERANSO ,, 64 3. Derselbe, Desel. . 2105, .80,, 65 | 4. Dr. Tenne RE 66 | 5. Derselbe, IERR0F,, 67 6. Dr. Ebert 1972280: 2.168711 7. Rendant Wernicke, Dessl. 100,590... 12 8. Ed. Prüfer, Fracht Dr AIE 13 9. Sieth, Transportauslagen DAN 14 10. Besser'sche Buchhand- lune, Portoauslagen . .. 482 ,„ 55, 15 617145 | 3 Ankauf von Staatspapieren: 1. Diskonto-Geselisch., 4°/ Consols über 5000 M. 76/771 538790 Summa Tit. IV. 8032 |05 24 Auf das Jahr 1891 zu übertragender Kassenbestand | 2006 |58 Summa ' 119859 |20 Berlin, den 1. August 1891. Der Schatzmeister der Deutschen geologischen Gesellschaft. Dr. LORETZ. Die Unterzeichneten haben die Hauptrechnung pro 1890/91 der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft mit den Belägen verglichen und richtig befunden. — Freiberg i./S., den 11. August 1891. EDUARD Koch. Dr. ADOLF SCHENCK. Druck von J.F. Starcke in Berlin. ELITE 2 er a er eis = Er Era 0 re Ey 4 “ > &; } Te SE Vor | Tg | | ne: i " x H 2 Kom wi FE 2 rn Kun Pr Ka | ofgag a En url A a I Zeitschrift äb Deutschen geologischen Gesellschaft. 4. Heft (October, November, December) 1891. A. Aufsätze. 1. Der Granitstock des Elsässer Belchen in den Südvogesen. Von Herrn W. DEECKE in Greifswald. Hierzu Tafel XLVIII. Literatur. E. DE BıLıy, Esquisse de la geologie du Departement des Vosges. Ann. soc. d’emul. des Vosges, VII, 2, p. 295—340, 1850. — — Carte geologique du Departement des Vosges au 80 mille, 4 feuilles. Paris 1848. E. CoHEn. Ueber einige Vogesengesteine L. J., 1883, I, p. 199. E. CoLLOomB. Exemple d’endomorphisme du granite des Vosges. Bibl. univers. de Geneve. Arch. sc. phys. et natur, VIII, p- 257, 1848. W. DEECKE. Glacialerscheinungen im Dollerthal. Mittheil. d. Comm. f. d. geol. Land.-Unters. v. Els.-Lothr., Bd. II, p. 1—16, 1889. DELBOS et KÖCHLIN-SCHLUMBERGER. Description geologique et mi- neralogique du Departement du Haut-Rhin, 1866. A. DELESSE. Memoire sur la constitution mineralogique et chimique des roches des Vosges: Syenite du Ballon d’Alsace. Arch. d. sc. phys. et natur. Supplem. & la Bibl. univers. de Ge- neve, No. 20, 1847. — — Sur la constitution min6ralogique et chimique de la Syenite des Ballons dans les Vosges. Compt. rend., XXV, 1847, p. 103. — — Memoire sur la constitution mineralogique et chimique des Vosges. Syenite du ballon d’Alsace. Ann. des mines, Ser. 4, XII, p. 667—698, 1848, P. V1. — — Ueber den Syenit des Ballon d’Alsace L. J., 1848, p. 769 bis 778. DUFRENOY et E. DE BEAUMONT. FExplication de la Carte g£eolo- gique de la France, I, p. 267—486, 1841. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 4. 55 840 G. MEYER. Beitrag zur Kenntniss des Culms in den südlichen Vo- gesen. Abhandl. z. geol. Spezialkarte v. Elsass-Lothringen, IV, H. 1, 1832 A. OSANN. Beitrag zur Kenntniss der Labradorporphyre der = gesen. Ebenda, III, H. 2, 1887. ROSENBUSCH. Mikroskopische Physiographie der Mineralien ind Gesteine, 2. Aufl., 1887, Bd. I. E. SCHUMACHER. Geologische Beobachtungen in den Hochvogesen. Mitth. d. Commiss. f. d. geol. Untersuch. v. Elsass-Lothrin- gen, 1I, 1889, p. 18. E. THIRRIA. Statistique mineralogique et geologique du Departe- ment de la Haute-Saöne. 1833. — — Carte geologique du Departement de la Haute-Saöne. Mem. d. ’Acad&mie d. Strasbourg, I, 2, 1833. In dem südlichsten Abschnitte der Vogesen, dessen bekann- teste, wenngleich nicht höchste Erhebung der Elsässer Belchen oder Ballon d’Alsace ist. bildet ein grösseres Granitmassiv, der „Belchengranit“. den Kern des Gebirges. Dies Massiv be- sitzt annähernd die Gestalt einer langgestreckten Ellipse mit West-Ost gerichteter längerer Axe und einer Oberflächenausdeh- nung von ungefähr 60 | |Kilometer. Rings um den Granit legt sich ein zusammenhängender Mantel von paläozoischen, meist wohl carbonischen Grauwacken mit sehr wechselndem Habitus. Nur im Nordwesten. in der Nähe des Moselthales treten auch ältere krystalline Gesteine, wie Gmeisse und zweiglimmerige Granite (Granites des Vosges, DELESsE), an das genannte Massiv hinan. Obwohl der Belchengranit seinen Namen nach dem Elsässer Belchen führt. liegt doch die Hauptentwicklung des Gesteines nicht am Kamme in der Nähe des erwähnten Berges, sondern westlich desselben auf dem südlothringischen Plateau. Als west- lichsten Punkt dieses Granitvrorkommens giebt E. pe BızLıy auf seiner geologischen Karte des Departement des Vosges den Ort Le Plain de Coravillers (Dept. de la Haute-Saöne) im Thale des Breuschin an. Von dort erstreckt sich das Gestein in einem sich allmählich verbreiternden Bande gegen den Vogesenkamm, dicht vor demselben zwischen den Dörfern Ramonchamp und Servance seine grösste Ausdehnung in nord-südlicher Richtung erreichend. Weiter gegen .Östen nimmt die Breite wieder ab. Der Granit überschreitet in bedeutend schmälerer Zone‘ den Ge- birgskamm und lässt sich auf deutschem Gebiete bis gegen Ober- bruck im Dollerthale verfolgen, wo er unter Grauwackenbedeckung verschwindet. Fällt demnach auch die Hauptentwicklung des Stockes auf die Westabdachung der Vogesen, so erlangt derselbe trotz seiner geringen Verbreitung an der Kammlinie doch nur hier eine für die Orographie und landschaftliche Gestaltung des Gebirges her- 841 vorragende Bedeutung. Denn im Gegensatze zu dem ausgedehnten, sanft gegen Westen geneigten, seeenreichen Hügellande finden wir hier in der Nähe der Grenze stattliche. Granitberge von ungefähr 1250 m Höhe und einer überaus charakteristischen Kuppelform (Ballon d’Alsace, Ballon de Servance)!). Da ferner diese für die Landschaft der Südvogesen so sehr bezeichnenden Berge zu- gleich zu den höchsten Punkten des Gebirges gehören, bestimmen sie die hydrographischen Verhältnisse ihrer näheren, wie weiteren Umgebung. An ihren Abhängen nämlich, besonders an den ge- gen Westen gerichteten, schlagen sich die von den warmen Süd- westwinden mitgeführten Wassermassen nieder, sodass hier zahl- reiche kleinere oder grössere Bäche ihren Ursprung nehmen. Dieselben strömen radial angeordnet nach allen Seiten (auf der Westseite in grösserer Zahl) herab und gehören theils zum Fluss- gebiet des Rheines, theils zu dem der Rhone. Die wichtigsten derselben sind: 1. auf französischem Gebiet la Savoureuse, l’Oignon, le Breu- schin und die südlichen Quellflüsse der Moselbtte, 2. auf deutscher Seite die drei Quellbäche der Doller: die Doller, der Holenbach und der Neuweiherbach. In Folge dieser orographischen Bedeutung erscheint die schmale Granitzone des Kammes als die. wichtigste Partie des ganzen Stockes und als eigentlicher Kern des Gebirges. Somit dürfte denn auch der hier für das ganze granitische Massiv ge- wählte Name „Belchengranit“ oder die ältere, von DELEssE herrührende Bezeichnung „Syenite des Ballons“ volle Berech- tigung haben. Dieser Belchengranit ist bereits mehrfach Gegenstand der Untersuchung gewesen. Besonders hat sich Deessze mit ihm beschäftigt und zahlreiche fundamentale Beobachtungen über die mineralogische Zusammensetzung des Gesteines und chemische Beschaffenheit der einzelnen darin auftretenden Mineralien in meh- reren Aufsätzen und Notizen niedergelest. Für vorliegende Un- tersuchung ist vor Allem die Bemerkung von grösster Wichtigkeit. dass der sogen. Syenit nicht in allen seinen Theilen gleiche Be- schaffenheit zeige, sondern gegen die Peripherie des Stockes in Korn und Habitus eine allmähliche Aenderung erleide. Indessen wurde damals diese Differenzirung keiner genaueren Untersuchung unterworfen. !) Vielleicht spielt die französische Bezeichnung dieser Knppen auf ihre Gestalt an; indessen wird Ballon in dieser Verbindung viel- fach nur als eine Französirung des altgermanischen „Belchen“ erklärt. 99 842 Fast ausnahmslos sind die von DeLesse gemachten Angaben unverändert von den späteren Geologen der Südvogesen, vor Allem von Köchin und DELBOS in ihre Publicationen übernommen. Der einzige wesentliche Fortschritt im Vergleich zu ersterem Autor besteht in der geographischen Umgrenzung des Granitstockes ge- legentlich der in den Departements Ht. Rhin, Ht. Saöne und Vosges Ende der sechziger Jahre ausgeführten geologischen Karten- aufnahme. Aber auch diesmal wurde auffallender Weise der rand- lichen Differenzirung des Gesteins nicht die gebührende Beachtung geschenkt. Seit dem Kriege sind in den letzten beiden Jahr- zehnten nur kleinere Bemerkungen über Vorkommen, chemische und mineralogische Zusammensetzung einzelner Theile des Stockes oder der in demselben aufsetzenden Gänge veröffentlicht; als solche wären hier die Notizen und Aufsätze von ROSENBUSCH, ÜOHENnN, Ösann und SCHUMACHER zu nennen. (Vergl. die Literatur- übersicht.) Vorliegende Arbeit soll nun, aut die Untersuchungen von DELESSE zurückgreifend. die damals angeregte Frage nach der Differenzirung des Granits zum Abschluss bringen, soweit dies nach Beobachtungen im Dollerthale möglich ist. Dabei werden natürlich die allgemeinen geologischen Verhältnisse der Gegend mit zur Besprechung gelangen müssen, umsomehr, als der Bau des Gebirges für die jetzige Vertheilung der einzelnen Gesteins- varietäten von maassgebenden Einflusse gewesen ist. Eine abschliessende Bearbeitung dieses Themas hätte aller- dings eine gleichzeitige Berücksichtigung der benachbarten fran- zösischen Gebietstheile erfordert. Leider musste jedoch wegen der augenblicklich höchst unerquicklichen Verkehrsverhältnisse im Grenzbezirk davon Abstand genommen werden. zumal die drako- nischen Bestimmungen des französischen Spionagegesetzes eine geologische Begehung der von Sperrforts gekrönten Höhen bei Giromagny und St. Maurice für einen Deutschen nahezu un- möglich machen. I. Verbreitung des Granits im Zuflussgebiet der Doller'). Sieht man vor der Hand von den verschiedenen Varietäten des Granits ab und betrachtet nur die Gesammtverbreitung des- selben im Dollerthale, so erhält man die auf der beigegebenen Karte (Taf. XLVII) eingetragene Umgrenzung. Letztere wurde durch Begehung des Gebirges im Herbste 1585 und 1889 fest- gestellt und weicht in vielen Punkten von den älteren Einzeich- !) Verel. DELBOS u. KÖCHLIn, Bd. I, p. 180 #. 8 ) l 845 nungen ab. Am besten stimmen noch die Eintragungen auf der von KÖCHLIN-SCHLUMBERGER und DerBos herausgegebenen Karte des Departement du Ht. Rlıin. während die pe Bırıy'schen An- gaben auf der Carte geologique du Dept. des Vosges ungenau sind und nur ein unvollkommenes Bild von der Vertheilung der Massengesteine im oberen Dollerthale darbieten. Nach meiner Erfahrung sind zwei durch eine Grauwacken- zone getrennte Granitpartieen zu unterscheiden. von denen die eine am Kamme, die andere im mittleren Dollerthale zwischen Oberbruck und Sewen auftritt. Wie aus der Karte ersichtlich, gehört zu der ersten Partie die ganze Kamm- und Grenzlinie. zwischen dem Wisgrüt und Neuberg. Innerhalb derselben steigt der Granit zu beträchtlicher Höhe empor (Rundkopf oder Pointe Chaume, 1116,6 m; Grosser Langenberg 1136,4 m) und bildet vor Allem die gewaltige dom- artige Masse des Elsässer Belchen. Vom Neuberg verläuft die westliche Begrenzung des Granits vor dem Col des Charbonniers den Kamm verlassend über die Almen der oberen Gratzen (Gres- sons superieurs) und Oberen Bers, dann quer durch den Sternsee bis an den Fuss des Rothwasen, wo der Granit endigt. Von hier führt die östliche und südöstliche Grenze über den west- lichen Abhang des Rimbachkopfes zum Gustiberg. den Mittleren Gratzen und hinab zum Stauweiher des Alfeld im Seewenthal. Jenseits der letzteren steigt sie durch das Enzengesick zum Klei- nen Langenberg hinauf, überschreitet das Wagenstallthal und erreicht endlich wieder den Ausgangspunkt, das Wisgrüt (1123,1). In dieser etwa 8000 m langen und in der Breite sehr wech- selnden Granitzone entspringen die wichtigsten Zuflüsse: des Dol- lerbaches: der Seebach, der Neuweiherbach, der Holen- und der Wagenstallbach. Bei ersteren drei sammeln sich die Quellwasser in eigenthümlichen. kesselförmigen Becken zu kleinen Seeen an, welche als solche heutigen Tages allerdings wohl nur noch künst- lich zu industriellen Zwecken gehalten werden; es sind von Nor- den nach Süden: der Sternsee, die beiden Neuweiher und der neu angelegte Alfeldsee. ‘Die zweite Granitpartie tritt nur mit ihren obersten Theilen zu Tage und bildet nur die Abhänge des Dollerthales zwischen Sewen und Oberbruck sowie die Mündungen der sich auf dieser Strecke öffnenden Seitenthäler. Der westlichste Punkt liegt am Südende des Sewensees. Von dort zieht sich einerseits die Grenz- linie südlich von Sewen am Hohenstein vorbei bis zu dem Striedel genannten Hause im Graberthale und weiter dicht oberhalb Dol- lern vorbei bis zum Steinbruch unterhalb Oberbruck. Die andere nördliche Grenze läuft vom Sewensee zum Rotheberg, dann an "844 der Basis des Wüstkopfes entlang bis zum oberen Theile von Oberbruck, wo sie den Rimbach überschreitet und dicht bei dem Kirchhofe mit ersterer zusammentrifft. Das Dollerthal liegt daher auf etwa 4 Kilometer in Granit, und zahlreiche isolirte Fels- kuppen der Thalsohle zwischen Sewen und Dollern deuten an, dass die Granitränder der Thalfurche einst mit einander in Ver- bindung standen und erst durch Erosion von einander getrennt “wurden. 36 Das ganze zwischen beiden Granitpartieen und südlich, süd- östlich oder östlich von denselben gelegene Gebiet besteht aus Grauwacke, ebenso wie der schmale, zwischen dem: Granit und der Landesgrenze eingeschobene Streifen am Neuberg und Roth- wasen. II. Mineralogische Zusammensetzung des Granites. Nach der mineralogischen Zusammensetzung können wir drei, durch Uebergänge mit einander verbundene Granitvarietäten unter- scheiden. Nämlich: 1. Biotit führender Amphibolgranit, den Typus des Belchen- granites, Ausitbiotit-Granit und (Juarzarmen. Aueitdiorit-ähnlichen Amphibolgranit. BYE SO) Grössere Verbreitung erlangen nur die beiden ersten. I. Biotit führender Amphibolgranit. Der eigentliche Belchengranit ist ein grobkörniges, selten mittelkörniges, aus Feldspath, grüner Hornblende, Quarz und accessorischem Biotit zusammengesetztes, lichtes Gestein, welches in der Regel durch grössere, säulenförmige, verschieden gefärbte Orthoklase eine porphyrartige Structur annimmt. Letztere theilt dasselbe mit dem grossen Granitstocke der Mittelvogesen, dem sogen. Kammgranit, während im Uebrigen beide Gesteine einen durchaus verschiedenen Habitus zeigen!). Dieser typische, por- phyrartige Belehengranit setzt mit geringen Ausnahmen die erste, oben näher begrenzte Granitzone am Vogesenkamm zusammen. Ausgenommen sind nur die Abhänge des oberen Wagenstallthales, zwischen dem Grossen Langenberg (1072,7 m) und dem Wisgrüt, der Rücken des Kleinen Langenbergs und eine schmale Zone 1) E. CoHEn. Das obere Weilerthal und die zunächst angrenzen- den Gebiete. Abh. zur Spec.-Karte von Elsass-Lothringen, Bd. III, H.3.218895 P:7220: :845 "oberhalb der Senmnhütte Neuberg. Diese letztere Partie gehört ebenso wie die Umgebung des Wisgrüt zum Augit führen- den Typus. während am Kleinen Langenberg die dritte, diori- tische Varietät entwickelt ist. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist aber der Umstand, dass man zwischen dem obersten Gipfel des Grossen Langenberges (1158,4 ın „les Fortifications“ der Fran- zosen) und dem Wisgrüt Schritt für Schritt die allmähliche Um- wandlung des normalen Belchengranits in den Augit führenden verfolgen kann. Diese Veränderung äussert sich zuerst in dem Verschwinden der grossen Orthoklas-Einsprenglinge; dann tritt ein feineres, - mittleres Korn ein, und schliesslich bei weiterer Ab- nahme des letzteren an Stelle der primären Hornblende Uralit und Augit. Am Neuberg dagegen ist eine solche u Differenzirung nicht nachweisbar. Die Hauptverbreitung des BL NEE Belcehengranits liegt aber in Frankreich. Derselbe bildet nämlich nicht nur die West- und Südabhänge des Elsässer Belchen und das Massiv des Ballon de Servance, sondern reicht auch im Thal von Giromagny bis zum sogen. Saut de la Truite hinab. Bemerkenswerther Weise scheint dort, sowie sich der Granit dem ÜContacte mit der Grau- wacke nähert, z. B. am letztgenannten Orte, gleichfalls die fein- körnige, augitische Varietät aufzutreten, wenigstens muss man die Angaben von Derzos und Köchin in diesem Sinne auslegen. Schliesslich erstreckt sich der grobkörnige Granit noch weit gegen Westen bis in das Gebiet des Oignon und Breuschin, wahrscheinlich sogar bis nach Le Plain de Coravillers; denn es stimmen die von DELESSE gegebenen Beschreibungen des dort ent- wickelten Granits bis auf unwesentliche Abweichungen mit dem Vorkommen am Elsässer Belchen durchaus überein: Randliche Veränderungen fehlen indessen in diesem Gebiete oder dürften zum Mindesten undeutlich ausgeprägt sein. In losen Blöcken findet sich schliesslich dieser Granit auf beiden Seiten der Südvogesen weit verbreitet und besitzt in dieser Form als sogen. „Leitblock* für den Nachweis der Flussrichtung diluvialer Gletscher in den Thalfurchen des Gebirges eine her- vorragende Bedeutung. Dies gilt besonders für den Ostabhang, wo derselbe als anstehender Fels lediglich auf die Höhen unmittel- bar am Kamme beschränkt ist, in Form erratischer Blöcke sich aber bis Langenfelde nachweisen lässt. Auch die äussere Erscheinungsform ist bezeichnend.. Man erkennt ihn sofort an der gleichmässig kuppelförmigen Gestalt der Berge (Rundkopf, Elsässer Belchen). wodurch er im Land- schaftsbilde zu den aus Sedimenten - bestehenden Höhen (Rimbach- 846 kopf, Bärenkopf etc.) in augenfälligen Gegensatz tritt. Dazu kommt ausserdem der verschiedene Pflauzenwuchs; denn während die Grauwackenkuppen des oberen Dollerthales meist von Wald oder diehtem Gebüsch bedeckt sind, trägt der Granit nur aus- gedehnte Almen, welche sich vom Wisgrüt bis zum Sternsce in einem fast ununterbrochenen Bande hinziehen. Dieser alpine Charakter und wohl z. Th. auch die runde Form, soweit sie nämlich nicht durch die diluviale Vergletscherung bedingt ist, lassen sich als eine Folge der langsamen Verwitterung des Ge- steins auffassen, welche zwar an der Oberfläche eine Unzahl grosser, häufig nach Kubikmetern messender Blöcke hervorbringt, jedoch nicht im Stande ist, die für den Baumwuchs unentbehr- liche Ackerkrume zu schaffen. Dagegen entstehen an steilen Ab- hängen, in Kesselthälern oder an Punkten, wo sich die Block- massen über einander thürmen, Scenerien von eigenthümlichem Reiz und wirklich grossartiger Wildkeit (Anstieg zu den Neu- weihern, Untere Bers, Sternsee, Alfeld etc.) Abgesehen von geringen Schwankungen der Farbe und mine- ralogischen Zusammensetzung ist der typische Belchengranit ein sehr gleichartiges Gestein. Gewöhnlich ist es grau, nimmt jedoch je nach der Farbe und Menge „des vorherrschenden Feldspathes fleischrothe, schwach violette, grünliche oder weissliche Töne an. Das Korn ist in der Regel ein mittleres, zuweilen etwas in’s Grobe gehendes; hie und da begegnet man grosskörnigen, feld- spathreichen Massen, doch sind dieselben stets local beschränkte Erscheinungen (Alfeldbassin.. Varietäten mit feinerem Korne kommen in grösserer Entfaltung nur am Südabhange des Grossen Langenberges vor; wirklich feinkörnige Partieen sind äusserst selten und von mir nur am Neuberg beobachtet worden, Von den ähnlich struirten basischen Ausscheidungen gilt dasselbe, wodurch sich dies Granitmassiv neben anderen Merkmalen vom Kammgranit scharf ‚unterscheidet. Nicht minder gleichförmig ist die mineralogische Zusammen- setzung. Orthoklas, Plagioklas, Quarz, grüne Hornblende, Biotit und Titanit sind überall und schon mit blossem Auge erkennbar. Unter dem Mikroskop kommen noch Apatit, Magnetit, Ilmenit, Zirkon, Pyrit hinzu, und local treten auch Augit und Eisenglim- mer als accessorische, Epidot, Chlorit und Carbonate als secun- däre Bestandtheile auf. Andere Mineralien sind bisher nur in den Quarzgängen gefunden, welche den Granitstock in mehreren Richtungen und in nicht geringer Zahl durchziehen. Der in Folge seiner Menge zweifellos vorwaltende Gemeng- theil ist der Orthoklas, welcher allein in doppelter Ausbildung 847 in grossen sänlenförmigen Krystallen und in unregelmässigen Kör- nern auftritt. Die grossen Orthoklase sind gewöhnlich fleischroth, bisweilen schwach violett, seltener weisslich gefärbt und erreichen eine Länge von 6 em. Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetz, sowie zonarer Aufbau sind allgemein verbreitet. Letzterer ist meistens nur an der Peripherie der Individuen vorhanden und dort in Folge von zonar angeordneten Glimmer- oder Hornblendeeinschlüssen vielfach auch makroskopisch sichtbar. Als Interpositionen finden sich alle wesentlichen Gemengtheile des Granits, besonders Am- phibol, Biotit, Quarz und Plagioklas, daneben gelegentlich Titanit und Eisenerze. Die umschlossenen basischen Gemengtheile zeigen mitunter scharfe Krystallumrisse, der Plagioklas bildet meistens lange, parallel eingewachsene Leisten, während der Quarz stets nur in Körnerform auftritt. Diese Orthoklase sind ferner wenig scharf gegen das Nebengestein abgegrenzt, besonders gehen die benachbarten kleinen Quarze mit dem grossen Feldspathe innige, vielfach mikropegmatitische Verwachsungen ein, was ebenso wie die Einschlüsse von Quarz und Orthoklas auf relativ späte Ausschei- dung dieser grösseren Krystalle aus dem Magma hinweist. — Das spec. Gewicht wurde an Bruchstücken zu 2,52 —2.56 bestimmt. Die chemische Zusammensetzung ermittelte DELESSE an einem allerdings wohl nicht ganz reinen Material vom Ballon de Ser- vance. Analyse I. wurde 1848), Analyse II. 1853) ausgeführt. 1 d8 BI02 20 .02..304:20, 504.91 AN ÜEE IT S 05, „us 0,5077 Spur Bau 26002.2050,7027,.0.78 Meer eu, BO 7er. 0865 Nas0 el ee) 1002, wen #10 58:11 07 HE0WE>, ur DO, AOBR. — 9.36 399,06: Spec. Gewicht 2,551. Die Verwitterung dieser Feldpathe geht nur langsam vor sich, und da dieselben widerstandsfähiger sind als das sie um- gebende Gestein. treten sie bei Einwirkung der Atmosphärilien !) Neues Jahrbuch, 1848, p. 769—778. ”) Comptes rendues, 1853, p. 484. 848 auf der Oberfläche höckerig hervor. Doch sind selbst solche halb ausgewitterte Krystalle unter der dünnen Zersetzungsrinde im Innern noch vollkommen frisch. Neben diesen grossen Orthoklasen kommen im kleinkörnigen Gesteinsgefüge ausserdem noch unregelmässige Körner von mono- klinem Feldspath vor. welche sich im Allgemeinen nicht wesent- lich von ersteren unterscheiden. Auf dem südlichen Gehänge des Grossen Langenbergs, wo die Korngrösse des Granites allmählich von der Höhe nach dem Thale zu abnimmt, werden die grossen Krystalle nach und nach durch die Orthoklaskörner ersetzt, und man kann dabei mit Sicherheit erkennen, dass die Unterschiede der in anderen Varietäten scheinbar so scharf getrennten Feld- spathe nur in der Form ihres Auftretens bestehen. z Zum Orthoklas gesellt sich ein grünlich oder gelblich weisser, schwach fettglänzender Plagioklas. Derselbe bildet nur unregel- mässige Körner, in der Hauptgesteinsmasse niemals Einspreng- lingse Vom Orthoklas unterscheidet er sich, abgesehen von der Färbung durch die leichte Verwitterbarkeit, auf welcher vorzugs- weise die schnelle Entstehung einer rauhen Gesteinsoberfläche be- ruht. U.d.M. ergiebt sich ferner, dass, wie in den meisten Graniten. der Plagioklas mit zahlreichen Individuen an der Zu- sammensetzung des Gesteins theilnimmt. Derselbe ist meistens getrübt, zeigt Zwillingslamellen von mittlerer Breite und führt, abgesehen vom fehlenden Quarz, dieselben Einschlüsse wie der Orthoklas. Sein optisches Verhalten, wie vor Allem die von DeLesseE festgestellte chemische Zusammensetzung lassen auf An- desin schliessen, wie Letzterer bereits hervorgehoben hat. Der weisse Feldspath ergab die unter I. angeführte Analyse. Unter II. ist die gleichfalls von Derssse stammende Analyse eines korallenrothen Feldspaths von Le Plain de Coravillers angeführt, welcher nach seinem ganzen Auftreten dem Plagioklas des typi- schen Belchengranites entspricht und auch nahezu die gleiche Zusammensetzung hat. Deresse vermuthet daher. dass die rothe Farbe lediglich durch secundäres. infiltrirtes Eisenoxyd (0,99 pCt.) hervorgerufen sei. Am Elsässer Belchen kommt solch rother Plagioklas nicht vor. (Siehe die Analysen pag. 849.) Der Quarz bietet keinerlei bemerkenswerthe Eigenschaften. Seine Farbe ist grau. Spannnungserscheinungen und polysynthe- tische Felderung sind verhältnissmässig selten; mikropegmatitische Verwachsungen kommen wenig vor und sind auf die erwähnten randlichen Partieen der grossen Orthoklase beschränkt. Plagioklas- Analysen zu pag. 848: E I. SO. 33.:0.58,92 De ASOSN N 47 125:05 24,59 F&80:3 . . Spur 0,99 Ca0Er nn. 4,64 4,01 N Oh 0,39 KOUF IN ,. 2206 2,54 Nas H. . 1,0 1.99 EROUE CL, 27 0,98 IP 100.00: Spec. Gew. . 2,683 263: Wichtiger für die Charakterisirung des Granits ist die Horn- blende, welche makroskopisch als dunkel grüne, säulenförmige Individuen erscheint. U. dd. M. zeigen diese bisweilen undeutlich zonaren Bau und sind in der Regel compact, da gelappte oder zersetzte Kıystalle auf Ausscheidungen und gangartigen Bildungen beschränkt sind (z. B. bei der Sennhütte Neuberg). Durchsichtig wird die Hornblende mit grasgrüner Farbe. welche sich, abge- sehen vom Pleochroismus, in den verschiedenen Theilen des Stockes gleich bleibt. Der Pleochroismus ist kräftig mit Farben- wechsel zwischen dunkel grün zu licht gelb-grün; die Absorption ist normal a ) finden wir überall die Synonymie durch- geführt, während P. FıscHher®) neuerdings einem ganz eigenarti- gen Compromissstandpunkte huldigt und, während er den Namen Congeria als Subgenus von Preyssensia« mit NEUMAYR für die dickschaligen Typen des österreichischen Neogen (C. subglobosa Partsch und Verwandte) anwendet, andere, von PArTscH eben- falls als Congeria beschriebene gleichzeitige Formen wie die C. den Namen Dreyssena für die typischen Repräsentanten der Gattung wie polymorpha und beschränke den Namen Congeria auf jene Unter- gattung, welche die grossen aufgeblasenen Formen des Tertiär, wie ©. subglobosa, 0. Partschi, C. rhomboidalis, C. triangularıs umfasst und für welche SANDBERGER den Namen Fnocephalus MÜNST. ver- wendet hat“.) !) PAuL FIscHER. Emuneration monographique des especes du genre Dreissena. Journal de Conchyliologie, VII, 1858, p. 123 ff. ?\ Melius Dreissensa (Moquin TANDoN). ®) Ce mot doit s’ecrire Aenocephalus de alivds ingens et zewaAn caput et non de eis uncus et xepaAr. *) K. A. ZırteL. Handbuch der Palaeontologie. Palaeozoologie, IT, p. 43, München und Leipzig 1881-— 1885. 5) G. STEINMANN. Elemente der Palaeontologie, p. 285, Leipzig 1890. °) PaAuL FIscHer. Manuel de Conchyliologie et de pal&ontologie conchyliologique, p. 973, Paris 1887. 959 spathulata einem Subgenus Mytdlopsis Conranp!) = Praxis H. u. A. Apams°) zuweist, welches für die lebenden Formen auf Grund der Septalapophyse ohne jedwede Berücksichti- sung der Parrtscm’schen Bezeichnung aufgestellt wor- den war. Mit der Erschaffung dieser beiden fast gleichzeitig entstan- denen Subgenera erreicht die Verwirrung ihren Höhepunkt! Wir haben nunmehr, abgesehen von orthographischen Variationen, für welche Dreyssensia, Dreissensia, Drressensia, Dreissena, Driessena, Drressenta etc. ein beklagenswerthes Beispiel bilden, 8 fast identische Bezeichnungen für denselben Formenkreis (Dreyssensia, Teichogonia, Mytilina und Mytilomya , letzterer Name von CAnTrRAınE gelegentlich gebraucht) auf der einen -—— (Congeria, Enocephalus, Praxis und Mytlopsıs auf der anderen Seite, und man hat an diesem Beispiele wieder Ge- I) T. A. Conrad. Description of a new genus of the family Dreissenidae. Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia, 1857; Philadelphia 1858, p. 167. CoNnRAD giebt folgende Diagnose: „Shell mytiliform, attached by a Byssus; hinge with a sep- tum, beneath which on the cardinal side is a triangular cup - shaped progress: cartilage groove rather deep.“ — Die Gattung wurde von CONRAD für seinen schon 1830 beschriebenen Mytilus leucophaeatus aufgestellt. Diese Form scheint aber jedenfalls eher zu Septifer als zu Dreyssensia zu gehören; sie soll runzelige Epidermis besitzen (with a very rugose epidermide) und auf Ostrea virginiana festgeheftet vorkommen. In seiner ersten Mittheilung (Journal of the Academie of Natural Sciences of Philadelphia, Vol. VI, p. 2, Philadelphia 1830) erklärt CONRAD seinen Myt. leucophaeatus für eine echt marine Form (inhabits the southern coast of the U. S.), in der zweiten behauptet er, dass sie „inhabits the rivers of Virginia and probably further south, where the water is brackish, resembling Cyrena in that respect and it is found in great abundance attached by its byssus to Ostrea virgi- niana.“ Es liegen hier viel Widersprüche vor; denn selbst wenn wir CONRAD zugeben wollen, dass sein Myt. leucophaeatus ein Flussbe- wohner ist, so scheint ein derartiges Vorkommen für die Ostrea, auf deren Schalen er sich festheften soll, keineswegs erwiesen. Die 1830, l. e., t. 11, f. 13 gegebene Abbildung der Form erinnert, soweit sie kenntlich, durch das Vorhandensein von Längsrippung auf der Ober- seite an Septifer, im Uebrigen ist sie sehr undeutlich. Die Type selbst scheint ziemlich selten zu sein, da das hiesige Museum für Natur- kunde laut freundlicher Mittheilung des Herrn Prof. E. v. MARTENS kein einziges Exemplar derselben besitzt! Eine neue Untersuchung derselben wäre sehr wünschenswerth; vor der Hand lässt sich der Verdacht nicht abweisen, dass Mytilopsis CONRAD ein Genus ist, welches heterogene Elemente, Septifer- und Congeria-Arten (nach Con- RAD Dreissenia domingensis RECL.) in sich umfasst und schon aus diesem Grunde zu streichen, beziehungsweise auf den Septifer zu be- schränken wäre. 2) H u. A. Apams. The genera of recent Mollusca, Vol. II, London 1858, 940 legenheit zu erkennen, zu welchen bedauerlichen Consequenzen man gelangt, wenn Zoologie und Paläontologie nebeneinander wirken, unbekümmert um die Verhältnisse der Nachbarwissen- schaft, statt mit einander zu verschmelzen und in einander aufzu- gehen! Und bei dieser Fülle von Formen sind rein vorübergehende und schnell wieder verlassene Bezeichnungen noch gar nicht be- rücksichtigt; so erwähnt z. B. Jay in seinem Catalogue of Shells den Namen Dythalmia für unsere Gruppe, und Bronx stellte seiner Zeit vorübergehend die Gattung (Cvelogonia für sie auf. Nach der Definition der Gebrüder Anans (l. c.) umfasst das Sub- genus Praxis Formen mit einer kleinen Platte am Septum (Shell with a small lamina affıxed to the septum) und diese recht flüch- tige Diagnose stimmt, wie wir gesehen haben, in ihren wesent- lichen Merkmalen vollständig überein mit dem was ParrscH sei- ner Gattung Congeria vindieirt! Dieses Subgenus Praxis H. u. A. Anpams ist nun neuerdings (1879) von K. MiıLLer!) unter fol- gender Begründung zum Range einer selkstständigen Gattung erhoben worden: „Die Arten der Familie. welche Central- und das nördliche Südamerika bewohnen, zeichnen sich dadurch aus, dass das Ligament zwischen zwei Leisten eingeschlossen liegt und dass sich an das erstere eine kleine. dreieckige. zahnartig vor- tretende, nach innen gerichtete Lamelle ansetzt, die bei den Arten aus anderen Gegenden fehlt. Diese Merkmale scheinen mir be- trächtlich genug, um es zu rechtfertigen, die so ausgezeichneten Arten als einem selbstständigen Genus angehörig zu betrachten. Ich habe deshalb das von H. u. A. Anams aufgestellte Subgenus Praxis zum Range eines Genus erhoben.“ Das hier ausgesprochene Verlangen einer generischen Ab- grenzung der auf Westindien, Central- und Südamerika, wie West- afrika heut localisirten Congerien von den europäischen Dreyssen- sien, entspricht somit den Anschauungen, welche bereits PARTSCH, wie wir gesehen haben, bei Schaffung des Genus besessen und ausgesprochen hat; die Existenz von Praxis sowohl als Subgenus wie als Genus ist daher unnöthig und der Name einzuziehen. Wir kommen nunmehr auf Grund der vorhergehenden Er- wägungen und Auseinandersetzungen zu folgenden Resultaten: 1. Die Gattungen Dreyssensia van BENEDEN (Tichogonia RossmÄssLER, Mytilina und Mytilopsis CANTRAINE) und Congerra PartscHh (Enocephalus Münst., Mwytilopsis Conrad, Praxis H. u. A. Apams) sind weit davon entfernt, Synonyma darzustellen. Sie unterscheiden sich scharf von einander durch anatomische Ver- !) K. MILLER. Die Binnenmollusken von Ecuador. (S. CLESSIN: Malacozool. Blätter, Neue Folge. I. Bd., Cassel 1879, p. 117.) 941 hältnisse der Schale und des Thieres (Muskelsystem), und die letzteren dürften bei einer genaueren, vergleichend anatomischen Untersuchung recenter Dreyssensien und Congerien wohl noch mehr hervortreten. Insbesondere würde bei dieser Insertion und Entwicklung des vorderen Byssusmuskels und seine Bezie- hungen zur Ausbildung von Zahnstützen am Septalrande zu be- rücksichtigen sein. Es dürfte bereits jetzt gefolgert werden dürfen, dass der Byssusmuskel bei den kleineren und dünnschali- seren lebenden Congerien eine viel gewaltigere Ausbildung erfährt als bei den grösseren und dickschaligeren Dreyssensien. 2. Dreyssensia und Congeria sind beide heut noch existi- rende Gattungen. Die erstere lebt im westlichen Eurasien und vielleicht im südlichen Nordamerika’), die letztere ist auf West- indien, Central- und nördliches Südamerika, wie Westafrika beschränkt. 8. Der pontisch-caspische Charakter, welcher der Fauna des österreichisch-ungarischen Obermiocän (pontische Stufe) zugespro- chen worden ist”), findet bei ihren Hauptvertretern, bei den Con- gerien, somit keine Bestätigung. ı) Wenn Dr. OCumungiana RecLuz wirklich, wie ich bisher noch zweifle, im Mississippi vorkommt, so würde sich NEUMAYR’s An- schauung von dem Nichtauftreten von Dreyssensien in Nordamerika also nicht bestätigen. Cf. M. NEUMAYR. Ueber einige Süsswasser-Üon- chylien aus China. 1. c., p. 21. „Aehnlich verhält es sich mit der Gattung Dreissena oder Congeria, die im jüngeren Tertiär eine grosse Rolle spielt und in den verschiedensten Gegenden fossil vorkommt, nur nicht in China und nicht in Nordamerika.“ Jedenfalls ist aber das Auftreten von Dreyssensien im weitesten Sinne (Congerien in der von mir gegebenen Fassung) in Nordamerika durch das Vorkommen der Dr. americana RecLuz in Florida sicher gestellt! ?) Vergl. z. B. TuEoDorR Fuchs. Ueber die lebenden Analoga der jungtertiären Paludinen-Schichten etc. Verh. d. k. k. geolog. Reichs- anstalt, 1879, p. 300: „Nachdem es nun bekannt ist, dass die Fauna der Congerien-Schichten im engeren Sinne die nächste Analogie mit der Fauna des caspischen Meeres findet.“... Vergl. auch F. v. SAnD- BERGER. Land- und Süsswasser-Conchylien der Vorwelt, p. 703 (Fauna der Inzersdorfer Schichten). „Cyrenen und sonstige gegenwärtig nur in Brackwassern tropischer Gegenden lebende Gattungen fehlen indess vollständig. Wenn nun auch Dreyssenien und Cardien von der ange- gebenen Beschaffenheit jetzt nur in dem sehr schwach gesalzenen cas- pischen Meere zusammenleben .... so darf man doch nur im Allge- meinen von einem caspischen Habitus der Fauna sprechen. Keine einzige Art der Inzersdorfer Schichten ist nämlich mit einer in dem erwähnten Meere lebenden identisch und sowohl Dreissenia als Car- dium sind in einer solchen Mannichfaltigkeit von Formen in ihnen entwickelt, dass die kleine Zahl der im caspischen Meere vorhandenen ihnen gegenüber den Eindruck äusserster Verarmung macht. Die rie- sigen Dreyssenien der Gruppe Aenocephalus sind wie alle Arten mit 942 4. Das Auftreten von Congerien im oberen Miocän an den verschiedensten Punkten in Lagunenbildungen des Mittelmeeres (Rhönemündung, Mittel-Italien, Sicilien) ist, da die Vorläufer die- ser Formengruppe schon seit dem ältesten Tertiär in demselben Bereiche vorhanden waren, keine besonders auffallende Erscheinung und jedenfalls als Stütze für Continentaltheorien und Landzusam- menhang nicht zu verwenden. 5. Die von v. SANDBERGER (l. c., p. 681) wieder aufgenommene Müsster’sche Bezeichnung Aenocephalus für Congeria subglobosa ParrschH ist, wie bereits NEumAayr!) seiner Zeit betont hat, eigent- lich identisch mit Congeria und hätte so der Synonymie anheimzu- fallen. Doch hätte ich nichts dagegen einzuwenden, wenn man den Namen als Collectiv-Bezeichnung für die auffallend dickschaligen, riesennaften Typen des oberen Miocän beibehielte, sobald man sich bewusst wäre, damit eine rein künstliche Scheidung durch- zuführen. Denn dass diese Formen „im Bau von lebenden Arten viel abweichen“, muss ich mit Entschiedenheit bestreiten nnd ist v. SANDBERGER den Beweis für diese seine Behauptung seinem wissenschaftlichen Publikum bisher schuldig geblieben. 6. Waltet auch zwischen den Gattungen Dreyssensia und ÖCongerta unter sich wohl zweifellos ein genetisches Verhältniss vor, so scheint der Zusammenhang beider mit den Mytiliden jedenfalls ein sehr lockerer, und sprechen sowohl die Verhältnisse der Schale als die anatomischen Merkmale der Thiere gegen eine innige Verbindung Zweckmässiger erscheint es mir für’s Erste bis zur weiteren Klärung der gegenseitigen Beziehungen, beide Apophysen der Ligamenipliatte in diesen Gegenden längst erloschen, und nur wenige Cardien zeigen ausser der allgemeinen im Bau des Schlosses und der Mantelbucht hervortretenden Analogie eine nähere Verwandtschaft mit den lebenden.“ v. SANDBERGER ist, wie wir hieraus wie aus mehreren Stellen seines Quellenwerkes (cf. p. 262, 337, 519 u. a.) entnehmen, einer der wenigen Autoren, welche den grossen systematischen Werth der Septalapophyse bei den Congerien richtig erkannt und gewürdigt haben. Auch mit der Verwendung des Mün- STER'schen Namens Aenocephalus als Unterabtheilung für die dickscha- ligen, gewaltigen Formen wie Congeria subglobosa, ©. Partschi etc. könnte man sich einverstanden erklären, wenn man von der Künst- lichkeit der gewählten Bezeichnung überzeugt ist. Um so auffallender ist es, dass V. SANDBERGER die innigen Beziehungen der Congerien zu den tropischen mit Septalapophyse versehenen Dreyssensien nicht schärfer betont, dass er auf derselben Seite (p. 703) wenige Zeilen weiter unten von Neuem erklärt, dass Melania Escheri und M. curvi- costa „fast die einzigen Formen in der Fauna sind, deren Verwandte jetzt im tropischen Klima leben“. !) Siehe Anm. 4 p. 937. 945 Formencomplexe von einander zu trennen und für Dreyssensia und Congeria eine neue Familie zu errichten, welche vielleicht sich den Prasiniden Srouızka’s (Myoconcha?) mehr nähern würde als den Mytiliden; in der ersteren Familie besitzt das Thier von Phaseolicama VALENCIENNES, nach v. ZırteL!) „am meisten Aehnlichkeit mit dem von Dreessena.“ Für diese neu zu schaf- fende, die Gattungen Dreyssensta und Congeria vereinigende Fa- milie würde ich den sehr bezeichnenden, wie wir gesehen haben, ganz ungerechtfertister Weise der Synonymie anheimgefallenen RossmÄssLer’schen Namen „Tichogoniden“ vorschlagen. Da, wie die Dunkkr’sche Tabelle bereits beweist und wie wir im Fol- senden noch weiter sehen werden, alle Formen des älteren Ter- tiärs, deren Schloss zur Untersuchung gelangte, echte Congerien sind, so erscheint es wahrscheinlich, dass die Gattung Dreyssensia von der Gattung Congerta vielleicht in Folge von Verkümmerun- gen des Fussmuskelapparats abzuleiten sein wird. Es erscheint angebracht, hier einige Bemerkungen über die anatomischen Verhältnisse der Tichogoniden, soweit sich dieselben an der Schale bemerkbar machen, also insbesondere über Liga- ment und Muskelapparat hinzuzufügen. Sind diese Verhältnisse doch keineswegs so bekannt, wie man bei der Häufigkeit und dem allgemeinen Interesse, welches sich mit unseren Formen, sowohl mit den recenten als mit den fossilen, von jeher ver- knüpfte, annehmen sollte; und gehen doch irrige Anschauungen, wie die ParrscH's von dem doppelten Ligament der Formen- gruppe, selbst in weit verbreitete Lehrbücher über, wovon STEIN- MANN - DÖDERLEIN pag. 285 ein Beispiel liefert. Der Mus- kelapparat z. B. lässt bei allen diesen Formen nur schwer die Spuren seiner Wirksamkeit an der Schale erkennen; selbst bei eben präparirten und bezüglich des Muskelsystems untersuchten Dreyssensien hält es schon schwer, die Eindrücke auf der Schale zu beobachten und später wieder zu erkennen; und Congerien zeigen fossil wie lebend nur selten die Spuren der randlichen Muskulatur. Das Ligament ist also bei allen diesen Formen ein inner- liches und einfaches; es liegt am Hinterrande in einer Grube, welche vom Schalenrande nach aussen und von 1 bis 2 zahn- artigen Hervorragungen nach innen begrenzt wird; diese letzteren, oft auch als Schlosszähne bezeichnet, haben wohl functionell mit diesen Stützen des Bivalvenschlosses nichts zu thun und dienen ausschliesslich zur Fixirung des Ligamentes. Das Septum am ') K.A. ZırreL. Paläozoologie, II. Bd., München 1885, p. 44. 944 Wirbel steht mit dem Ligament in keinerlei Verbindung; es functionirt alleinig als Stütze für den vorderen (kleineren) Scha- lenadduktor ) (läme myophore PauL Fischer, Manuel, p. 972). Von den übrigen 3 Muskeln liest der vordere Byssusmuskel, von welchem wir schon des Wiederholten gesprochen, bei Dreys- sensia, wie mich frische Exemplare gelehrt haben, auf der Unterseite des Septums etwas nach dem Hinterrande geneigt; er ist aber so schwächlich, . dass er, wenigstens an den von mir untersuchten Exemplaren, keinen Eindruck am Septum hinterlässt. Bei allen CGongerien liegt er ebenfalls in der Nähe des Hinterrandes und des Ligamentes auf dem löffelförmigen Fortsatze. Der hintere Adduktor der Schale, welcher bei den Gongerien des Wiener Beckens, besonders bei der C. subglo- bosa. PARTSCH oft eine bedeutende Grösse erreicht, liegt hier wie bei den recenten Dreyssensien submedian, aber der Hinter- seite des Thieres zugeneigt, in der Nähe des Aussenrandes. Es setzt sich direct in den bandförmig ausgezogenen, langgestreckten hinteren Byssus- oder Fussmuskel fort, welcher bis beinahe zum Hinterrande zu verfolgen ist. Es sei noch bemerkt, dass bei allen Tichogoniden der Wir- bel nach vorn gedreht ist und dass die starke Verdickung zwi- _ schen Wirbel und Septum, welche die Congeria subglobosa z. B. so deutlich zeigt, auch bei recenten Dreyssensien und Congerien zur Anlage kommt. Die Verstärkung der Schalendicke bei den fossilen Congerien des Wiener Beckens findet sich in analoger Form bei den meisten Typen der pontischen Stufe (Melanopsiden, Viviparen, Unionen) und dürfte wohl mit der Veränderung der chemischen Beschaffenheit des Mediums zusammenhängen. Zeitliche Verbreitung und Geschichte der Tichogoniden. Die erste‘) echte Tichogonide, welche wir aus der Vorzeit kennen, ist meiner Ueberzeugung nach der Mytılus membra- !) Auch das doppelte Ligament, welches v. SANDBERGER (l. €., p. 682) der Dreyssenomya Schroeckinger zuschreibt, ist mir sehr ver- dächtig. Wahrscheinlich diente auch hier die halbmondförmige Grube an der Spitze als Stütze für den vorderen Adduktor! — ?\ Ueber Anthracoptera (Dreissena p. p. LUDWIG) aus der oberen Steinkohlenformation (cf. ZırteL, Paläozoologie, I, p. 43) und ihre systematische Stellung fehlt mir jedes Urtheil. — Was R. LupwIe (ef. RupoLr Lupwıe: Die Najaden der Rheinisch-Westphälischen Stein- kohlenformation und Süsswasserbewohner aus der Westphälischen Stein- kohlenformation. Palaeontographica, VIN, Bd., Cassel 1859 — 1861) p. 188 als Dreissena Feldmanni, Dr. dilatata und Dr. inflata "beschreibt 945 naceus Dunkers') aus dem Wealdenthon von Oberkirchen. Schon Dunker hat dies vermuthet und ausgesprochen; in der eben eitir- ten Arbeit (p. 25) scheibt er folgendermaassen: „Diese Muschel, welche theils jungen Individuen von Mytelus edulis L., theils denen des M. galloprovincralis Lam. — die vielleicht zu vereini- gen sind — sehr nahe steht, habe ich bis jetzt nur im schwar- zen Schiefer mit Cyrenen und Cyprzs - Arten von Obernkirchen gefunden; sie ist jedoch nicht häufig. Bis jetzt kenne ich die innere Beschaffenheit noch nicht; es bleibt daher unentschieden, ob sie nicht vielleicht zum Geschlechte Dreissena (Techogonra, Congeria etc.) gehört, welches sich dadurch von Mytılus unter- scheidet, dass im Winkel einer jeden Valve eine kleine Quer- wand sich befindet. Uebrigens zeigen sich Uebergänge von Dreissena zu Mytılus und dürfte daher jene Querwand kein generisches Unterscheidungsmerkmal abgeben, auch giebt es sehr deutliche Dreissenae im Meereswasser und echte Mytii im süssen Wasser“. Die letzteren Bemerkungen beziehen sich anschei- nend auf das mit den Tichogoniden nicht verwandte und nur äusserlich ähnliche Genus Septzfer, welches später?) von DunkKErR selbst: abgetrennt wurde. In dieser letzteren, für den Gegenstand grundlegenden, neun Jahre später veröftentlichten Arbeit spricht sich der Verfasser bereits etwas entschiedener über den Mytelus membranaceus aus. Er schreibt: „Mytılus membranaceus DER. (Mon. des nordd. Wealdengebirges, p. 25, t. 11, f. 10 u.11a, b) omnium specierum ab hoc usque tempus notarum fortasse est an- tiquissima Dreissenta, quod tamen pro certo non affırmaverim, cum mihi nondum eontigerit ut structuram testae internam exa- minarem.*“ Man sieht, die Zweifel sind allerdings noch nicht gehoben und eine Entscheidung daher bis zur Kenntniss des Schlosses nicht zu fällen; doch spricht es entschieden für die Tichogonien-Natur der besagten Muschel°), dass eine den Gegen- und abbildet, sieht allerdings sehr Tichogoniden - ähnlich aus, auch wird bei Dr. Feldmann? ein deutliches Septum angegeben und ge- zeichnet. Doch haben sich v. KnEn (Versteinerungen aus dem west- phälischen Steinkohlengebirge. Diese Zeitschr., 17. Bd., 1865, p. 270 u. 428) und v. SANDBERGER (l. c., p. 5) auf Grund grösserer Materia- lien mit Entschiedenheit gegen die LupwiIg@’schen Anschauungen er- klärt, ohne indessen speciell auf die Deutung des bei LUDwIe ge- zeichneten Septum, welches doch zu Aviculiden nicht recht passen dürfte, näher einzugehen. ‘) WIEHELM DUNKER. Monographie der norddeutschen Wealden- bildung; Braunschweig 1846, t. 11, f. 10 u. 11a, b. ?) DUNKER. 1.c. De Septiferis et Dreisseniis. ®) SANDBERGER ist allerdings nicht mehr dieser: Ansicht. -Er- 946 stand und den Formenkreis so beherrschende Autorität wie Wir- HELM ])UnkER stets geneigt war. auch ohne Beweise auf Grund seines subjectiven Empfindens dafür einzutreten; denn dieses, selbst wenn seine Begründung sich der Erklärung und des Be- weises noch entzieht, ist meines Erachtens auch bei generischen Bestimmungen ein wichtiger Factor, natürlich nur dann, wenn es von Autoren ausgeht, die in den Gegenstand tiefer eingedrungen, sich so zu sagen in ihn eingelebt haben! — Dazu kommt dann in diesem Fall die grosse Dünnschaligkeit der Muschel, ihr aus- schliessliches Vorkommen in einer reinen Süsswasserbildung mit Cyrenen, Cypres - Schälchen und anscheinend auch Pyrguliferen; kurz es scheint der Verdacht zum mindesten aus dem Auftreten des sogenannten Mytilus membranaceus wohl berechtigt zu sein, dass die Familie der Tichogoniden bereits im Wealden vorhan- den war. Ein zweites, vielleicht vortertiäres, jedenfalls aber tief eocänes Auftreten der Familie der Tichogonien ist meiner Ueberzeugung nach das Erscheinen der Congeria stiriaca RoLLz in den Ligniten von St. Britz bei Ober-Skallis in Süd-Steiermark. Da die chronologische Stellung dieser Ablagerung noch nicht mit Sicherheit festgestellt ist und erst in letzter Zeit durch L. v. TauscH !) wieder ihr neo- genes Alter betont wurde, so wird es hier nöthig, mit einigen Worten vom Thema abschweifend, diesen Verhältnissen näher zu treten: In seinem ausgezeichneten Aufsatze über die Sotzkaschichten in Steiermark und ihre geologische Stellung zählt RorLe?) unter den seiner Ansicht nach diesem Complexe angehörigen Bildungen allerdings auch die Süsswasserschichten von Schoenstein mit Me- lanopsis gradata RoLLe auf und giebt als Hauptfundpunkt den Graben an, „welcher in der Gemeinde Ober - Skallis nordöstlich von Schoenstein an der Kirche St. Britz nach Westen verläuft“. Er fügt aber sofort weiter unten hinzu: „Andererseits ist eine gewisse allgemeine Analogie der Schoensteiner Süsswasserfossilien schreibt (Land- und Süsswasserconch. der Vorwelt, p. 51): „Ich hatte Gelegenheit, mich zu überzeugen, dass diese Art (MM. membranaceus Dunk.) ein ächter, äusserst dünnschaliger Mytilus ist, keine Dreusse- nia, wie ich früher glaubte. (Conchylien des Mainzer Tertiär- beckens, p. 375.)* !, L. v. Tausch. Ueber die Fossilien von St. Britz in Steier- mark. Verhandl. der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1888, p. 192. ?) H. ROLLE. Ueber die geologische Stellung der Sotzkaschichten in Steiermark. Sitz.-Ber. der k. Akad., math.-naturw. Classe, 30. Bd., 1854, p. 1—33. 947 mit denen des englischen und norddeutschen Wälderthongebildes auffallend und ich würde, wenn nicht einerseits die Sotzkaschich- ten so ganz in der Nähe lägen, und nicht andererseits durch Herrn Prof. Süss aus den Gosauschichten der Abtenau in Salz- burg ein Süsswasseräquivalent der Gosauschichten, welches ganz andere Einschlüsse (Melanopsis- und Nerzta-Arten) führt, nach- gewiesen wäre, der Möglichkeit Raum gegeben haben, dass die Schoensteiner Schichten ein Süsswasseräquivalent der an der Südseite des Bachergebirges entwickelten marinen Gosaumergel und Hippuriten - Kalke seien. Der zuerst erörterten Deutung ist indess jedenfalls der Vorzug zu geben.“ Bereits 1857 hatte Rorzz!) die Glanzkohlengebilde von Ober-Skallis besprochen und die totale Differenz ihrer Fauna von derjenigen der Süsswasser- gebilde des Wiener Beckens und des mittleren Steiermarks (Rein, Strassgang, Eibiswald) hervorgehoben. Im Jahre 1860?) gelangt er dann zu _der Ueberzeugung, dass die Süsswasserbildung von Schoenstein eine ganz junge, wahrscheinlich pliocäne Erscheinung darstellt; um so energischer tritt er dafür aber für das eocäne Alter der Ablagerung von Ober - Skallis im Lubellinagraben bei St. Britz ein und trennt auf Karte, Profil und Schema beide Se- dimente scharf von einander. So schreibt er auf p. 19, 1. e.: „Gleich im Südost unter dem Haus des Lukesch-Bauer zum Lu- bellinagraben hinabsteigend, sieht man die festen, unter 40° ge- neigten Mergelschiefer der eocänen Glanzkohlenbildung (Paludina stircaca RoLLe u. s. w.) anstehen.“ Es wird hier also, wie wir nochmals hervorheben wollen, von Rouzr scharf unterschieden zwischen einer jung -neogenen, wahrscheinlich pliocänen Süss- wasserbildung eines seine einstige Existenz noch in der Sage des Volkes bewahrenden Seebeckens von Schoenstein und einer viel älteren, dem nach der Ansicht des Autors eocänen Sotzkacomplexe angehörigen Glanzkohlenbildung des Lubellinagrabens bei St. Britz (Ober - Skallis), und für die letztere wird als Hauptleitfossil die !) F. RoLLE. Geologische Untersuchungen in der Gegend zwi- schen Weitenstein, Windisch-Gratz, Cilli und Oberburg in Untersteier- mark. Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, VIII. Bd., 1857, p. 448: Glanzkohlengebilde von Ober-Skallis:.... „Es kommen viele Süsswasserfossilien hier vor, namentlich eine grosse Paludine in Menge, dann auch. wiewohl seltener, Unio, Dreissenia u. a. Diese Fossilien sind sowohl von denen der Süsswasserschichten des Wiener Beckens, als auch von denen des mittleren Steiermarks (Rein, Strassgang, Eibis- wald) durchaus verschieden.“ ?) F. ROLLE. Die Lignitablagerung des Beckens von Schönstein in Unter-Steiermark und ihre Fossilien. Sitz. - Ber. der k. Akad. der Wissensch., math.-naturw. Classe, 41. Bd., Wien 1860, p. 7 ft. 948 Paludina stirtaca RoLLz aufgeführt. Im Jahre 1861 beschreibt dann Rorız!) die Oyrena hgnitaria aus dem, wie er sich etwas nachlässig ausdrückt, Glanzkohlengebilde von Schoenstein im süd- lichen Steiermark, doch wird die Provenienz dieser sehr typischen, an die Formen des älteren Eocän erinnernden Species deutlich durch den Zusatz. „zusammen mit Paludina stiriaca RoLusE u. A.* (l. c., p. 218); aus der jungneogenen Ablagerung von Schoenstein selbst werden von Rouzs keine Fossilien angegeben, welche sich auch nur oberflächlich mit seiner Oyrena konitaria in Verbindung bringen lassen, und würde auch der sehr alterthümliche Habitus, welchen die letztere Form zeigt, eigenartig contrastiren mit dem jugendlichen Gepräge der übrigen Bewohner dieses Beckens. Dieser alterthümliche Charakter der Oyrena lignitaria Rolle wird auch von Srur in seiner „Geologie der Steiermark“ ausdrücklich und nachhaltig betont. wie auch andererseits diese Form wie die übrigen von RorzLz aus dem Lubellinagraben bei St. Britz be- schriebenen Typen (Melanopsis gradata, Paludina stiriaca u. a.) nur von dieser Localität angegeben und ausschliesslich dem Sotzkacomplexe, nicht jüngeren Vorkommnissen zugerechnet wer- den. So schreibt Stur auf p. 542 seines Werkes: „Neben diesen häufigsten Molluskenresten ist die von Rorrz als (Oyrena hignitaria bestimmte Muschel dadurch von grosser Wichtigkeit, als ihre generischen Verwandten bisher nur im älteren Theile des Tertiärs gefunden wurden.“ Ebenso p. 543: „Sie alle stehen hier als Beweis dessen, dass wir die Sotzkaschichten nur als eine Ablagerung des Neogen zu deuten haben, — mit Ausnahme der yrena lignitaria, deren generische Verwandtschaft mit älteren Tertiärformen auf ein verhältnissmässiges höheres Alter der Sotzka- schichten schliessen lässt.“ Wie wir sahen, bestand bereits für die älteren Autoren eine gewisse Schwierigkeit, die ganz loca- lisirtte und in ihrem Habitus stark antikisirende Fauna des Lu- bellinagrabens in ihrem Sotzkacomplexe unterzubringen, und wir finden es daher überaus begreiflich, dass in der jüngsten Zeit, nachdem Write?) und nach ihm Leorovo v. Tausch?) auf die !) F. ROLLE. Ueber einige neue oder wenig gekannte Mollusken- arten aus Tertiärablagerungen. Sitz -Ber. der k. Akad., math.-naturw. Classe, 44. Bd., 1, 1861. 2), D. STUR. Geologie der Steiermark, Graz 1871. 2) C. A. WHITE. New molluscan forms from the Laramie and Green River Groups with discussion of some associated forms hetero- fore known. Proceedings of U. S. Nat. Mus., p. 96, Washington 1883. *) LEOPOLD TAUSCH. Ueber einige Conchylien aus dem Taganyika- See und deren fossile Verwandte. Sitz.-Ber. der k. Akademie, math.- 949 Bedeutung der für die obere Kreide Europas und Nordamerikas charakteristischen, lebend auf den Taganyika localisirten Melanien- Sippe der Pyreuliferen aufmerksam gemacht hatten. R. Harxzs !) auf das Vorkommen der von ihm als Pyrgulifere erkannten Mela- nopsis gradata Rowwe hin den Complex des Lubellinagrabens der oberen Kreide zusprach; es war dies Vorgehen um so natürlicher, als damit eigentlich nur eine Hypothese wieder aufgenommen und mit neuen Beweisgründen belest wurde, welche bereits RoLLe vorgeschwebt hatte. Gegen diese Anschauungen von R. H&RNES ist nun in neuerer Zeit eine kleine Arbeit von LEOPOLD v. Tauscr?) publieirt worden, welche den tertiären Charakter der Fauna von St. Britz zu vertheidigen übernimmt. L.' v. Tausch beleuchtet zuerst die ungenauen und schematisirenden Abbildun- gen, welche RorLe in dem Eingangs erwähnten Aufsatze von den Fossilien von St. Britz insbesondere von der Melanopsıs gradata Rorze, hinzugefügt hat. („Vorerst sei bei dieser Form bemerkt, dass die Abbildungen Rorzr’s den Exemplaren, die mir vorliegen, durchaus nicht entsprechen, indem sie viel zu sehr idealisirt und Dinge gezeichnet sind, wie beispielsweise die Mündung, die an den Originalen gar nicht zu sehen sind.*) Ich glaube, die be- hauptete Unähnlichkeit zwischen Modell und Abbildung lässt sich auch auf andere Weise, vielleicht durch nachträglichen Verfall der Belegstücke erklären. Und Herr v. Tausc#°), welcher ja selbst naturw. Classe, 90. Bd., I, 1884, p 56 ff. — So zwingend mir die Be- weise für den genetischen Zusammenhang zwischen fossilen und re- centen Pyrguliferen (Paramelania SMITH) zu sein scheinen, als ebenso zweifelhaft dürfte die in demselben Aufsatze vorgenommene Identifi- cation zwischen Syrnolopsis SMITH und Fascinella STACHE sich dar- stellen. Abgesehen davon, dass Fascinell«a S—10, Syrnolopsis 12 Um- gänge zeigt, dass Fascinella genabelt, .während Syrnolopsis undurch- bohrt ist, sind bei der fossilen Form aus den Cosina - Schichten der adriatischen Küstenländer (Fascinella) die Verhältnisse der Mündung fast völlig unbekannt, die, von hohem systematischen Werthe, bei der im Taganyika lebenden Syrnolopsis natürlich mit aller Präcision fest- gestellt werden konnten. Wenn sich TAusch auf die Abbildungen beruft, welche die Uebereinstimmung zwischen den beiden kleinen For- men deutlicher zeigen sollen als die Beschreibung, so muss man leider constatiren, dass dieselben so undeutlich sind, dass selbst bei der lebenden Form die Verhältnisse der Mündung nicht zur Darstellung kommen. — !) R. H@ERNESs. Ein Beitrag zur Kenntniss der südsteierischen Kohlenablagerungen (Verlag des naturwissenschaftl. Vereins in Steier- mark, Graz 1888. ?) LEopoLp TAuscH. Ueber die Fossilien von St. Britz in Steier- mark. Verh.d.k. geol. Reichsanstalt, 1888. ®) L. Tausch. Ueber die Fauna der nichtmarinen Ablagerungen der oberen Kreide des Csingerthales bei Ajka im Bakony -und über 950 mit Lignitversteinerungen und Fossilien aus Süsswassermergeln zu operiren hatte, wird wohl ohne Weiteres zugeben, wie schwierig es ist, diese auf die Dauer zu erhalten, wie leicht sie zerfallen, wie gern sich der Schwefelkies oxydirt und wie gering wohl die Wahr- scheinlichkeit ist, dass gerade solche Belegstücke bei der grössten Sorgfalt, mit welcher sie behandelt wurden, nach wiederholten Umzügen und dreissigjähriger Abnutzung sich dem späteren Beob- achter noch so darbieten, wie sie ihr Beschreiber gesehen! !) Zudem fügt Herr v. Tausch auch selbst bei der Besprechung der vieldeutigen Melania Escher‘ hinzu: „Die aus der Kohle stam- menden Stücke sind im Laufe der Jahre so zerfallen, dass man kaum den äusseren Umriss erkennen kann.“ Auch ist die Be- hauptung der Incongruenz zwischen Abbildung und Originalexem- plar bezüglich der Melanopsıs gradata Roruz zweifellos unrichtig, denn v. Tausch ist einige Zeilen weiter im Stande, an dem letz- teren zu erkennen, dass „der vordere Theil der Innenlippe als dicke, callöse, am Rande umgeschlagene Platte erscheint“, und mehr kann ich an der Rorre’schen Abbildung auch nicht sehen! Melanopsis gradata Route ist nun auch nach v. TavschH’s Auf- fassung eine Pyrgulifere — und danach sollte man, da diese (sruppe fossil in Europa bisher, wenn ich von einem, von HEBERT und Munıer-OHaLmas behaupteten, von v. Tausch geleugneten !), durch meine in diesem Frühjahre unter der gütigen Führung von Prof. v. HAntken durchgeführten Untersuchungen in Ungarn aber bewiesenen Vorkommnisse im Untereocän Ungarns?) absehe, nur in der oberen Kreide vertreten ist, erwarten. dass er der von R. Harnes geäusserten Ansicht bedingungsles beitritt. Weit ge- fehlt! Herr v. Tausch „glaubt, keiner ungegründeten Auffassung Ausdruck zu geben, wenn er die vorliegenden Fossilien für un- zureichend hält, um, auf dieselben gestützt, ein cretacisches Alter der Schichten, die sie enthalten, vorauszusetzen, zumal Pyrguli- fera gradata mit keiner ihm bekannten cretacischen Pyrgukfera- Art näher verwandt sei, ferner eine einkielige Congeria, welche auf demselben Handstück mit Congeria stüriaca vorkomme mit einige Conchylien der Gosaumergel von Aigen bei Salzburg. Abhand- lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt, Bd. XII, 1886, p. 1 ff. 2, TAusen se (Ayka) p. Brur Ad. ?) Ich habe in Dorogh zweifellose, zum Theil vorzüglich erhaltene Pyrguliferen in dem Schichtencomplex mit Oyrena grandis v. HANTK. und Anomia greyaria BAYAN (= Anomia dentata v. HANTK.) aufgefunden. Dieselben scheinen im nordwest-ungarischen Eocän weit verbreitet zu sein, da sie mir auch aus Nagy-Kovacsi und aus Szt. Ivän, wenn auch sohlechter erhalten, so doch deutlich bestimmbar vorliegen. Vergl. hierüber meinen Vortrag auf der allgemeinen Versammlung zu Frei- berg i. Sachsen. re RER,» L u, „ i 951 einer Congeriw aus den Tertiärschichten von Fohnsdorf zum min- desten sehr nahe verwandt sei und schliesslich Cyrena hgnitaria, die von Rorze aus den Glanzkohlengebilden von Schoenstein, deren tertiäres Alter seines Wissens nach niemals bezweifelt wurde, beschrieben worden sei, auch in den Ablagerungen des Lubellinagrabens gefunden worden wäre. Die letztangeführten Umstände würden vielmehr dafür sprechen, an der urspünglichen Auffassung vom tertiären Alter der die Pyrgulifera gradata etc. enthaltenden Schichten festzuhalten. * Diese Argumentation kann mich nach keiner Richtung hin überzeugen! Einmal wäre eine specifische Uebereinstimmung der Pyrgulifera gradata RorLLe mit bekannten Pyrguliferen bei dem auch von v. Tausch praktisch durch Gewinnung natürlicher, Schicht für Schicht sich entwickelnder Formenreihen noch nicht entwirrten chaotischen Polymorphismus und dem localisirendem Auf- treten dieser Formen, durchaus nicht nothwendig; es würde, so- bald nur die Gattungsdiagnose erfüllt ist, nach unseren bisherigen Erfahrungen durchaus genügen, eine fossile, europäische oder nordamerikanische Pyreulifere vor sich zu haben, um daraufhin sich für obere Kreide oder Untereocän zu erklären; ich will darum ganz davon absehen, dass nach meiner allerdings nur durch die Abbildung RorrLe’s gewonnenen Anschauung die P. gradata allerdings Aehnlichkeit besitzt mit cretacischen Formen, und zwar mit der P. Pichler‘ Zex., wie mit der P. /yra Marn£ron’s. Die Corgeria dürfte mindestens die gleiche Aehnlichkeit besitzen mit der von MUNIER-CHALMAS Üongeria eocenica. genannten, im Fol- genden zu beschreibenden Form aus dem ungarischen Untereocän (Dorogh), wie mit der Type von Fohnsdorf; und was Oyrena hgni tarıa Rorıe anlangt, so haben wir oben gesehen, dass dieselbe nur in dem Lubellinagraben und nicht in dem viel jün- seren GComplexe von Schoenstein auftritt und dass der Irr- thum v. Tausc#’s nur aus einer gelegentlichen Flüchtigkeit RoLnr's zu erklären ist, dass aber bei einem einigermaassen eingehen- deren Studium der Rorrze’schen Arbeiten über den wahren Sinn der Worte dieses Autors, wie über den wahren Fundort eigent- lich kein Zweifel aufkommen durfte, wie sich denn ja auch Srur in den Angaben Rorre’s nicht geirrt hat! Indem ich mich also gezwungen sehe, auf Grund der mir vorliegenden Literaturbelege die Ausführungen v. Tauscu’s als nicht stichhaltig zurückzuweisen, komme ich zu dem Resultate, dass R. Hörnes!) wohl berechtigt sein durfte, die Fauna des Lubel- !, Aus einem mir nachtröglich von Prof. Dr. R. H@RNEs liebens- würdigst übersandten Exemplare seines Aufsatzes ersehe ich, dass der- Zeitschr. d, D. geol. Ges. XLIM. 4. 62 332 linagrabens bei St. Britz im südlichen Steiermark als der Gosau- formation angehörig zu bezeichnen. Mir scheint indessen nach meinen neueren Funden in Ungarn ein eocänes Alter der Abla- gerung wahrscheinlicher (cf. meinen Vortrag auf der allgemeinen Versammlung in Freiberg). Als weitere vortertiäre Art unserer Gruppe wären hier noch die allerdings wohl schlecht erhaltenen Formen anzuführen, welche G. STAcHE aus den istrischen Cosinaschichten zwischen Prodoll und Predubas angiebt'). Aus alttertiären Bildungen, aus den meiner Ueberzeugung nach noch dem Untereocän zuzuzählenden Ligniten des Mt. Pulli im Vicentinischen, wie denen des Graner Braunkohlenreviers im westlichen Ungarn liegen mir zwei Tichogoniden vor, deren Ver- theilung unter die beiden Gruppen Dreyssensia und Congeria mir zwar nur bei der einen Form möglich war, deren Zugehöriekeit zur Gruppe aber durch das Auffinden des inneren Septum für beide über jeden Zweifel erhoben wurde. Es sind dies einmal die Congerra eocenica MUNIER-CHALMAS°?) aus Ungarn, welche ich in diesem Frühjahre auf meinen unter der kundigen Führung des Herrn Prof. Dr. Max vox Hantken in Budapest unternommenen Excursionen in grosser Menge gesammelt habe, und dann eine von mir bereits in meinem auf der Allgemeinen Versammlung in Freiburg i. B. gehaltenen Vortrage erwähnte neue, Congeria euchroma mihi zu nennende Form. selbe in ihm bereits einen Theil der Gründe für das höhere Alter der uns beschäftigenden Fauna angeführt hatte, welche ich in den vorste- henden Zeilen dargelegt habe. Um so weniger begreife ieh jetzt den Aufsatz des Herrn v. TAuScH, welcher über alle diese Punkte mit Stillschweigen hinweggeht. !) G. STACHE. Planorbis-Straten und Congerien-Bänke in Cosina- schichten Istriens. Verh. der k. k. geol. Reichsanstalt, 1871, p. 206. ?) 1877. MUNIER-CHLALMAS in HEBERT! Recherches sur les ter- rains tertiaires de l’Europe me&ridionale. Comptes rendus des s&ances de l’acad&mie des sciences, T. 85, 16 juillet 1877. — Herr MUNIER- CHALMAS hat in diesem Aufsatze eine ganze Reihe von neuen Tertiär- arten aus dem Vicentinischen und aus Ungarn geschaffen, d. h. Namen aufgestellt, ohne Figuren oder auch nur Beschreibungen zu geben! Ich halte ein derartiges Verfahren, ein vorheriges „Belegen“ von be- stimmten Gruppen, Arten oder Revieren im Interesse der Wissenschaft für höchst unzweckmässig. Ballast haben. wir, denke ich, in unserer Wissenschaft genug und jedenfalls zu viel, als dass wir inhaltsleere Bezeichnungen ruhig mit in den Kauf nehmen könnten und die Unter- suchungen über das, was ein Autor unter einer solchen Bezeichnung verstanden wissen wollte, sind so zeitraubend und unfruchtbar, dass man uns mit ihnen nach Möglichkeit verschonen sollte! — 953 Tichogonta (Congerta) eocenica Mun.-CHALn. Faf. LE: Fig.ı8. 1872. Mytilus sp. M. v. HANTKEN: Graner Braunkohlengebiet. Mittheilungen d. k. ungar. geol. Anstalt, I. Bd. Pesth 1872. 1877. Dreyssensia (Congeria) eocenica MUNIER-CHALMAS in HEBERT: Recherches etc. 1878. Congeria n. sp. M. HANTKEN v. PRUDNIK: Kohlenflötze und Kohlenbergbau Ungarns, Budapest 1878. Diese interessante Type, deren specifische Uebereinstimmung mit der weiter unten zu beschreibenden vicentiner Form ich zuerst vermuthete, erfüllt in den unteren Brackwasserbildungen zu Dorogsh, Annathal, Nagy Kovacsi und an anderen Orten oft mit Pyrgulifera (hungarica mihi, vielleicht identisch mit gradata RoLLE) und grösseren Melanopsiden vereinigt ganze Schichten- verbände (eocäne ÜCongerien - Schichten). Die Gesammtform der stark gekielten Muschel, welche die doppelte Grösse der vicen- tiner Art erreicht. erinnert an die (ongeria triangularis PARTSCH (siehe v. SANDBERGER, Land- und Süsswasser-Conchylien, t. 21, f. 2). Den Schlossapparat vermochte ich an den wenigen, mir von Herrn v. HAnTkEn gütigst überlassenen Stücken zuerst nicht zu studiren, an selbst in Dorogh gesammelten Stücken gelang es mir schliesslich nach vielen vergeblichen Versuchen zu meiner grossen Genugthuung die Apophyse herauszupräpariren. Dieselbe, dreieckig. nach vorn in eine scharfe Spitze ausgezogen, befindet sich direct unter dem verhältnissmässig sehr breiten Septum und ist grade nach abwärts dem Schaleninnern zugewandt; sie liegt natürlich in der Nähe des Hinterrandes, welcher die Ligament- grube trägt. — Die Type unterscheidet sich durch ihren scharfen, schneidenden Mediankiel. welcher oft noch von Andeutungen eines zweiten begleitet ist, scharf und entschieden von der vicentiner Form wie auch von den unten zu erwähnenden Arten aus dem Ober- eocän des Pariser Beckens. Dagegen steht sie, wie ich bereits in meinem Vortrage auf der allgemeinen Versammlung in Freiberg i. S. ausgeführt habe. der Congeria stiriaca RoLıLz vom Lubel- linagraben bei St. Britz so nahe, dass sie vielleicht auch speci- fisch zu identificiren sein dürfte. Doch sind hier noch weitere Untersuchungen, insbesondere an steierischem Materiale am Platze, ehe eine endgiltige Entscheidung gefällt werden kann. Dorogh, Graner Comitat, untere eocäne Süss- und Brack- wasserbildungen. Länge des abgebildeten Exemplars 23, grösste Breite 12 mm!). !) MUNIER-ÜHALMAS fügt seiner Erwähnung der Tichogonia eocaenica auf p. 5 des Separatabzuges kurz hinzu: „C'est la premiere fois que l'on rencontre le genre Dreyssensia (nach MUNIER- CHALMAS identisch bare 954 Tichogonia (longeria) euchromu n. sp. Taf. LE! Fig 5.6. ‚Schale dünn, sphärisch dreieckig, convex, beinahe gleich- klappig (rechte Klappe etwas gewölbter als die linke), in der Mitte stark angeschwollen, ohne gekielt zu sein, am Hinterrande etwas eingedrückt, Wirbel leicht zur Seite gewendet. Farbe licht bräun- lich, mit verwaschenen weisslichen Streifen und einer weissen, von schwarzen Tüpfeln eingefassten Querbinde auf der hinteren Scha- lenseite. Ein Septum vorhanden, Schloss und Apophyse noch unbekannt. Diese zierliche, reich gefärbte Tichogonie erfüllt in grosser An- zahl der Individuen in den Lignitmergeln des Mt. Pulli bei Valdagno im Vicentinischen, deren Fauna ich demnächst ausführlicher zu be- sprechen gedenke, zusammen mit Melanopsiden (Melanopses vicen- tina mihi!)) und Melanatrien (Melanatria auriculata v. SCHLOTA.) sanze Schichtencomplexe und bildet so wie die ungarische Form alteocäne „Congerien - Schichten“. Ihre äussere Gestalt wie die prachtvoll erhaltene Färbung habe ich in der vorstehenden Dia- genose kurz zu schildern versucht. Die letztere ist licht bräun- lich mit weisser Unterfarbe; eine Reihe von schwarzen Tupfen treten am Aussen- und Hinterrande auf, wodurch weissliche, zickzackförmige, manchmal halb verwaschene Bänder daselbst ge- bildet werden, wie wir dieselben sehr analog bei vielen recenten Congerien und Dreyssensien (ÜCongeria cochleata Kıckx, Dreys- sensta polymorpha PArLas) vorfinden. Die Erhaltung dieser ziem- lich complieirten Farbenmuster, welche sich aus braun, weiss (oft mit gelblichem Anfluge) und schwarz combiniren, und welche bei recenten Formen dasselbe Farbenbild darbieten, scheint gegen die Ansicht E. Kayser’s?) zu sprechen, derzufolge die Farben- spuren sämmtlicher fossiler Conchylien von ursprünglich rothen Farben herrühren dürften; auch wäre gegen diese Annahme u. a. die Erhaltung der Färbung bei den meist violetten, stellenweis auch mit Congeria) au-dessous du miocene.“ Diese Bemerkung ist nicht richtig, da schon seit Jahren Dreyssensia ungwieulus SANDB. (= Congeria Brardiv der englischen Autoren) aus den Headon-Series bekannt war. — !) Vide P. OPPENHEIM. Die Land- und Süsswasserschnecken der Vicentiner Eocänbildungen. Eine paläontologisch - zoogeographische Studie. Denkschr. der math.-naturw. Classe der k. Akad. d. Wissen- schaften, Wien 1890, 57. Bd., p. 135. 2) E. Kayser. Notiz über Rhynchonella pugnus mit “ arbenspuren aus dem Eifler Kalk. Diese Zeitschrift, 1871, XXIH, p. 263: „Man könnte sich zu der Annahme bewogen fühlen, dass” die Farbenspu- ren sämmtlicher fossiler Conchylien von ursprünglich rothen Farben herrühren“, braunen und schwarzen Neritinen in’s Feld zu führen. Jedenfalls wäre eine Fortführung der interessanten Untersuchungen Kayser ’s bezüglich dieser Frage sehr am Platze. — Die Form unterscheidet sich durch die grössere Breite, welche die Schale besonders anı Vorderrande aufweist, von der sonst sehr ähnlichen Dr. ungureulus SanpB. (Land- u. Süsswasserconch. der Vorwelt, p. 262) aus dem englischen Obereocän, mit welcher letzteren ich auch eine Form identiieiren möchte, welche, bisher immer als Dr. Brardü ge- deutet, mir aus dem ungarischen Oligocän (Mergel mit Uyrena semistriata und Üertithium margaritaceunm von Sarkas und Mo- gyorös) vorliegt. Genaueres über das Verhältniss aller dieser polymorphen Formen lässt sich nur auf dem Wege einer sich auf grosses Material stützenden Monographie feststellen. Eine nähere Untersuchung des Schlosses unserer Type erwies sich bis- her als unmöglich. während die Existenz des Septums festgestellt werden konnte. War in den von Petroleum durchtränkten Mergel- schiefern die Gesteinsmasse der Präparation günstig, so waren die Schalen selbst sehr hinfällig und zerbrechlich, und waren diese hinlänglich stark und widerstandsfähig, so waren sie bisher immer in einem harten Kalke eingeschlossen, so dass dann eine Präpa- ration der zarten Gebilde des Vorderrandes nicht gelingen wollte. Länge der vorliegenden Formen 8— 10, Breite 4—8 mm. Fundort: Mergelschiefer und Kalke der Lignite des Mt. Pulli bei Valdagno im Vicentinischen Tertiär. Wenngleich. wie wir gesehen haben, nur bei einer, der Ü. eocaentica, der beiden untereocänen Formen das specifische Merkmal der Gattung Congeria, die Septalapophyse mit Sicherheit fest- gestellt werden konnte, so macht doch der Umstand, dass, wie wir sehen werden, alle älteren Formen des europäischen Tertiärs dieser Gattung angehören und dass zweifellose Dreyssensien erst im Obermiocän auftreten, die Vereinigung auch der anderen, der C. euchroma, mit der erwähnten Gruppe (Congeria) sehr wahr- scheinlich. Aus der von Barrtcer!) für alttertiär gehaltenen Brack- wasserfauna des oberen Maranon in Brasilien wird Dreissena fra- gilis BTTGR. beschrieben und abgebildet, welche Septalapophyse besitzt und daher eine echte Congerie in dem oben festgestellten Sinne darstellt. 2) O0. BETTGER. Die Tertiärfauna von Pebas am oberen Ma- ranon. Jahrb. d. geolog. Reichsanstalt, 28. Bd., 1878, p. 497, t. 13, f. 16 — 18. 956." Congeria curvirostris COSSMANN. TaßeLE> Big 2% 1887. Dreissensia curvirostris COSSMANN. Catalogue illustre des coquilles fossiles de l’&ocene des environs des Paris. An- nales de societ&e royale malacologique de Belgique, Bruxelles 1887, DXUE np 7: In seinem ausgezeichneten Cataloge der eocänen Mollusken- fauna des Pariser Beckens beschreibt Cossmann auch zwei Dreis- sensien. die ersten, welche aus dem älteren Tertiär Nord-Frank- reichs bekannt geworden sind; unter ihnen auch die oben erwähnte Form. Sie wie eine verwandte Art fänden sich in einem resp. 2 Exemplaren eingeschwemmt unter den marinen Fossilien der Sables moyens in Ruel und Marines; sie gehören also dem Eocöne superieur im Sinne Cossmanns an, welches nach diesem Autor die Sables de Beauchamp und den Calcaire de St. Ouen umfasst. Ich vermuthete sofort beim Anblick der Figuren, dass wir es auch hier mit echten Apophyse-tragenden Congerien zu thun ha- ben. und bei der näheren Untersuchung des mir von Herrn Coss- MANN So überaus liebenswürdig übersandten Originals von Dr. curvirostris (ein Unicum) stellte es sich denn auch zur Evidenz heraus, dass meine Vermuthung eine berechtigte war. Die Form besitzt eine Apophyse, welche allerdings ziemlich schwach und vom Schalenrande oben fast ganz verdeckt, dennoch mit wün- schenswerther Deutlichkeit festzustellen ist. Sie ist dreieckig, schmiegt sich innig an das Schaleninnere an und trägt an ihrer äusseren Spitze den schwachen Eindruck des Fussmuskels. Die Form scheint sich von der ungarischen wie von der oberitalienischen Type zu unterscheiden. Von der ersteren durch den bei derselben so scharf hervortretenden, bei Dr. curverostris nicht vorhandenen Mediankiel; von der letzteren durch ihre stär- kere Wölbung und durch die bedeutende Drehung des Wirbel nach der Seite (zum Vorderrande der Schale hin), welcher bei Dr. euchroma annähernd gerade nach vorn gewandt ist. Ausserdem besitzt Üongeria eocaenica eiu längeres Septum und die Apophyse befindet sich in der Nähe desselben und ist direct nach abwärts gezogen, während sie bei 0. curv@rostris ziemlich weit vom Septum unterhalb der Ligamentalarea und parallel zu derselben inserirt. !) Zu meinem grössten Bedauern traf den Zeichner Herrn OHMANN beim Abbilden des Stückes das Missgeschick, die Septalapophyse ab- zubrechen. Dieselbe lässt sich also an dem abgebildeten Original- Exemplare nicht mehr in situ demonstriren, doch hat sich auch Herr (OSSMANN selbst seiner Zeit von der Existenz derselben überzeugt. 957 Congeria chonioides ÜOSsMAnN. Tal XEIX, Fie. T. 1887. Dreissensia chonioides COSSMANN, 1. c., p. 148, t. 6, f. 32—33. Auch Mr. E. pe Bourr auf Schloss Themericourt (Seine et Oise) war liebenswürdig genug, mir die in seiner Sammlung be- findlichen Original-Exemplare Cossmann’s (2 Stücke) auf meine Bitte hin postwendend zuzusenden. Ich war so in der angenehmen Lage, auch hier die Apophyse festzustellen; sie ist ziemlich zart, aber bedeutend breiter als die der vorhergehenden Form und hängt hakenförmig oder axtartig in das Schaleninnere hinein. Die Type ist also wie die vorhergehende Form eine echte Congerie. Auf ihre Unterschiede von der vorhergehenden Art hat bereits CossmAnN l. c. aufmerksam gemacht. Ihre grosse Dünnschaligkeit scheint sie auch von der älteren Ü. eocaenica Mus.-CHALm. zu entfernen, welcher sie sich im Totalhabitus einigermaassen nähert. Die Färbung der Type, welche an einem Stücke erhalten, ist ganz die lebender Tichogonien, helle, weissliche, halb verschwommene Binden auf bräunlicher Unterlage. Mit Septfer Rec. haben natür- lich beide Formen, wie bereits Cossmann |. c. betont, nichts zu thun. Cossmann erwähnt 1. c. eine Dr. aviculoides MAyER vom Eocän des Niederhorn, leider ohne Literaturangabe. Ich war bisher nicht im Stande, den Aufsatz, in welchem die Form pu- blieirt, zu ermitteln und muss mich daher jedes Urtheils über die etwaigen Beziehungen dieser Type zu Ü. eocaenica Mun.-CHaLm. und C. stiriaca Roruz, welche durch die Bezeichnung 0. avicu- lordes angedeutet sein könnten, enthalten !). Das weitere Auftreten der Familie im jüngeren Tertiär und ihre thiergeographischen Beziehungen dürfte am klarsten und übersichtlichsten in einer Tabelle dargestellt werden. welche ich im Wesentlichen auf Grund des Quellenwerkes F. v. SANDBERGER’S wie der neueren Literatur, soweit mir dieselbe zugänglich, zusam- mengestellt habe. Ich bemerke schon im Voraus, dass es mir auf absolute Vollständigkeit nicht ankam und dass dieselbe daher !) Ich habe mittlerweile die betreffenden Stellen zu ermitteln ver- mocht. Die Type MaAveERr’'s ist als Dr. aviculoides im Journal de Con- chyliologie, 1861, p. 54 und später 1887 in dem „Systematischen Ver- zeichniss der Kreide- und Tertiärversteinerungen der Umgegend von Thun, XXIV. Lieferung, II. Theil der Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz“ als Dr. aviculiformis aus den Ligniten der Ralligstöcke (Obereocän?) immer aber sehr kurz beschrieben, niemals abgebildet worden. Ich vermag daher keine genauen Vergleiche vorzunehmen, doch glaube ich auf Grund des von MAYER gewählten Artnamens, dass seine Type der ungarischen & eocenica nahe steht. — Anmerk, während der Correctur. wohl auch nicht erreicht wurde; das Wesentlichste dürfte indessen mitgetheilt sein. (Siehe die Anlage -Tabelle.) Die von uns gegebene Tabelle spricht, wir glauben dies vertreten zu dürfen, beredter, als alle weitläufigen Ausführungen für die Wahr- scheinlichkeit unserer theoretischen Anschauungen. Sie zeigt die reiche Entwicklung fossiler Congerien vom ältesten Tertiär bis zum Pliocän und ihr Ausdauern in der Jetztzeit in Westafrika, West- indien und Südamerika bis Ecuador im Süden und im südlichsten Nordamerika (Florida). Das Vorhandensein einiger Typen, der ©. africana v. Ben., C. cyanea v. Ben., Ü. ornata MorLET und ©. lacustris MorLer in Westafrika, ist ein bemerkenswerthes Symptom, vielleicht als Ueberrest des alten centralen Mittelmeeres NEUMAYR’s aufzufassen; dass die europäische Art, die ©. cochleata Kıckx erst in dem letzten Jahrhundert nach Antwerpen verschleppt wurde, darüber sind und waren sich, glaube ich, alle bisherigen Bearbeiter der Gruppe einig!!) — Echte Dreyssensien waren in der Vorzeit nur sehr spärlich entwickelt und erscheinen sehr spät, erst im Obermiocän. Sie sind als Relicte einer tropisch- mediterranen Brackwasserbevölkerung im fernen Osten aufzufassen, Zeugen und Ueberreste einer marinen Transgression. welcher schwarzes Meer und Caspi ihr Dasein verdanken. Ihre Ablei- tung aus den Congerien als Degeneration aus muskelkräftigeren Vorfahren scheint mir sehr wahrscheinlich und würde eine genaue systematische Bearbeitung der Unzahl getrennter Dreyssensien- und Congerien-Species vielleicht den Zeitpunkt wie die Entwick- lungsreihe ermitteln lassen, an welchem sie entstanden und aus welcher sie ihren Ursprung gewonnen haben. Es würde sich dann auch an der Hand der Öbjecte selbst ein Urtheil gewinnen lassen über den systematischen Werth der Unzahl der von den verschie- denen Autoren abgetrennten Formen, welches jetzt auf Grund blosser Abbildungen zur Unmöglichkeit wird! Da ich mich mit dem Gegenstande gern eingehender beschäftigen würde, so richte ich an alle diejenigen Fachgenossen, welche im Besitz von Ori- ginalstücken selbstständiger Congerien- und Dreyssensien - Arten sind, die ergebene Bitte, mir dieselben zum Zwecke der syste- natischen Bearbeitung anvertrauen zu wollen! — Die lebenden !), Nur FISCHER erwähnt diesen Umstand nicht. 1. c., p. 129. ?\ Die jetzige Verbreitung der bereits im Vor- und Interglacial (ef. JENTSCH, 1. c. nnd briefliche Mittheilung, N. Jahrb. f. Mineralogie ete., 1891) bei uns ansässigen Dr. polymorpha PALLAS ist wohl trotz aller Einwürfe seitens JEFFREY'S (l. c.) und Ma&rcH#'s (Journal de Conchy- liologie, Vol. IX, 1861, p. 261) nicht anders zu erklären, als dass hier ein Zurückwandern der Form in bereits früher von ihr innegehabte und | Zu pag. 958. Teadon-Series an. Dane sensie VAN BENEDEN. 1 Congeria unguiculus SANDB. ') Brardii BRONGN. Basteroti DESH. alta SANDB. amygdaloides DUNKER var. Rottensis V. AMMON?) claviformis KRAUSS subglobosa PARTSCH spathulata PARTSCH triangularıs PARTSCH rhomboidea PARTSCH balatonica PARTSCH OZizeki HERNES Partschi CZJZEK radmanesti FUCHS‘) (?) arcuata FucHs?) (?) angusta ROUSSEAU’) — (?) gracilis ROUSSEAU°) (2) — zagrabiensis BRUS.°) (?) — Marcovici BRUS.?) (?) — eroatica Brus.°) (?) — Gnezdai Brus.?) (?) — superfoetata BRus.°) ungula caprae GOLDF. °) —- acuticostris GOLDF. '°) nucleolus RZEHAK !') banatiea R. HERNES') Zsigmondyi HALAVATS’) — (?) sanensis !?) MAYER — (2) plebeja DuBOIs'®) j: — (?) semen DE STEFANI subcarinata DESH. '*) sub- Basteroti TOURN.°) Deshayesı, CAPEL- LINI®) — — | | | Ii | Halbinsel Kertsch, Dr. sim- | SANDBERGER, |. c., p. 682. plex auch im griechischen | Ebendas. p. 683. Neogen Ebendas. p. 683. Tihany, Alint bei O Fucas, 1. c., t. 22, f. 26—28. / Neogen des Szeklerlandes on U m. 12 5 2 fen ar nt 72 e \ = Nuzznı | Ebendas. t. 2, f. 8a—d. Krim | DESHAYES, 1. c., p. 61, t. 4, f. 6— 11. JENTSCH, 1. c., D’ORBIGNY, l..c., EICHWALD,.]. c., AnN- DRUSSOW, 1. c.'”) Quartär von Ost- und West- preussen, Nord-Frankreich, Krim und Umgebung des Schwarzen Meeres nn ir eria unguiculus SANDB. ") Brardii BRONGN. - Basteroti Desu. alla SANDB. amygdaloides DUNKER - — var. Rottensis V. ANMMON°) claviformis KRAUSS subglobosa PARTSCH spathulata PARTSCH triangularıs PARTSCH rhomboidea PARTSCH balatonica PARTSCH Czizeki Ho@RNES Partschi CIZER radmanesti Wucust) — (?) arcuata Fuchs‘) — (?) angusta RoussBAu®) ?) gracilis Rousssau®) — zagrabiensis BRUS.®) (6) ?) — Marcovici Brus.®) (2) — croatica Brus.®) (2) — Gnezdai Brus.?) — superfoetata BRUS.®) ungula caprae GOLDE, °) — acuticosbris GOLDE. !) nucleolus RZEHAR \') banatica R. HeERrsEs'"®) Zsigmondyi Havavans?) — (?) sanensis'®) MAYER (®) plebeja Durois'®) — (P) semen DE STEFANI — subcarinata DESH.') = sub- Basteroti ToURN.®) = Deshayesi CAPEL- LINT®) Obereocän (Headon- Series) Untermiocän (Mainzer Becken) Oligocän (Saucats, Dax, Ral- ligen, Peissenberg, Zil- Iythal) Mittelmiocän (Manthelau bei Tours) \® Mittelmiocän ?) (Unter- kirchberg und Günzburg bei Ulm) Pontische Stufe (Congerien- Schichten sensu strieto) des österreichisch - unza- rischen Neogen Schichten s. str. der österreich - ungarischen Neogenbildungen) Krim Pontische Stufe (Congerien- Krim l Pontische Stufe, Croatien N etseonsisahklaitten Oester- \ reich-Ung. (Plattensee) Congerien - Schichten von Mähren Congerien - Schichten des Banat Ungarn Pliocän von Siena Levantinische Stufe (Krim) Pliocän v. Kertsch u. Bollene, (Süd- Frankreich) und Congerien-Schichten Mit- tel-Italiens Ebendas. Congeria Parısch cm. OPPENHEIM. SANDBERGER, |. c., D. 262. Ebendas. p. 184. Ebendas, p. 337. Ebendas. p. 518. Ebendas. p. 557. v. AMMON, ]. c., p. 12. SANDBERGER, |]. c., P. 558. Ebendas. p. 680. Ebendas. p. 558. Ebendas. p. 681. Ebendas. p. 681. Ebendas. p. 681. H&Ernes, Bor Moll. d. Ter- tiärb. von Wien, II, p. 367, WEAgT 8. SANDB., 1. c., p. 557. Fuchs, I. (oh, 2% 16, f. 4u.5. Ebendas. f. 12. 13. Rousseau, 1. 6, t 6,8 8 TEbendas, t. 6, f. 4. BRUSINA, l.c., p. 140, t. 27, f. 52. Ebendas. p. 181, t. 27, f. 61. p. 182. Ebendas. p. 183, t. 27, f. 55 bis 58. Ebendas.p.183,t.27,1.59—60. GOLDFUSS in MÜNSTER, Petr. Germ., II, p. 172, t 130, £.1. Ebendas. t. 129, f. 11. RZEHAK, 1.c., p. 41, t. 1, 1. 3a—c. H&RNES, ]. c., p. 75, t.8, f.3 bis 5. HALAYATS, 1.c., p. 171,t. 15, t. 7-10. Cu. MAYER, Description des coquilles fossiles des ter- rains tertiairs superieurs, Journ. de Conch., ser. III, T. IV, p: 160. DuBoIS DE MONTPEREUKX, 1. c., pP: 69. DE STEFANI, 1. c., Atti Vol. V, p. 46, v. Ill, t- XVIL, f. 2. SAnDB., 1. €, P. 682, TOURNOUER, l. e., p. 308. Dieyssensia simplew BARBOT rosthformis DESH. '*) iniquivalvis Dest, '*) aurieularis FucHs'®) exigua v. Rott) eristellata v. ROTH aperta Desn. '*) polymonpha PALL. Congerien und Dreyssensien des jüngeren Tertiärs von den Headon-Series an. Dreyssensia van BENEDEN. Halbinsel Kertsch, Dr. sim- plew auch im griechischen Neogen Tihany, Alint bei Ofen [Neogen des Szeklerlandes in Ungarn [} => SE ' Krim Quartär von Ost- und West- preussen, Nord-Trankreich, Krim und Umgebung des Schwarzen Meeres SANDBERGER, ]. €., P. 682. Ebendas. p. 683 u: Ebendas. p. 683. Br Fuchs, 1. c., t.22, f. 20-28. v. RoTa, 1. 0., n. T2,t 08 f. Ta, Ebendas. t. 2, f. 8a—d. DESHAYES, l €, p. 61, t. 4, 2 Bin JENTSCH, 1. c., DIORBIGNY, I. c., Ercuwarp, 1. c., AN- DRUSSOW, Tca0) u em G Rurpiprem. Congeria Rossimymorpha PALL. — cochleata K a Rec. Pfeifferi DDKR. 's DESH.'*) Gundlach . Sallei RECICHWw.?!) non — africana V.. — cyanea v. EHw.°') Risei DER. americana domingenst: Moerchiana Milleri CL eeuadorianı n. sp. (?) Congeria (?) orı siamensıs LET -— (?) lacustrü H. An. ”°) gnati LOo- LoCARD *) a Mort.””) Anme Dreyssensia vAN BENEDEN. Ost-Europa und der ganze Norden bis südlich zu Alpen und Pyrenäen Mississippi Patria ignota Schwarzes Meer Aralsee Caspisches Meer Siam China Syrien Syrien Cambodja Küster, Conch.-Cab.,p 3. Ebendas. p. 28. Ebendas. p. 5. EICHWALD, 1. c., p. 310, t._ 10, p..22 230 0 Ebendas. p. 309. | Ebendas. p. 311, t. 10, £. 19. bis 21. | | J. de Conch., 1387, p. 245. Proceed. zool. society, 1890, p. 31% es LoCARD, 1. c., p. 260 u. 261. Ebendaselbst. J. de Conch., 1884, p. 402. 959 Dreyssensien ?) scheinen auf den Norden und Osten Europas und Westen Asiens beschränkt; wenn Dr. stamensis Kos., Dr. Swin- hoei H. Ap. und Dr. Crosseana L. MorLET echte Dreyssensien sind, wie noch festzustellen, so dürfte die Gattung südlich bis Indochina und Siam herabgehen. Die Dr. Uumingrana Reäcıuz aus dem Mississippi scheint mir einigermaassen verdächtig, da das sonst so reich versehene Museum für Naturkunde zu Berlin kein einziges Stück dieser Art besitzt, welche doch, falls ihr Vor- kommen im Mississippi sichergestellt wäre, nicht allzu schwer zu beschaffen sein würde!!) Dr. carinata Dr. unbekannten Ur- sprungs dürfte wohl einzuziehen sein. Hochinteressant ist das Vorkommen von Tichogonien (Dreissensta Bourguignati Loc. und Dr. Chantrei Loc.) im See von Antiochia, welches Locarn (l. c., p. 195 ff.) 1883 beschreibt. Leider ist hier aber über die Schloss- apophyse in der etwas dürftigen Beschreibung auf p. 260 u. 261 nichts angegeben); ebenso fehlt jede Abbildung des Inneren der Muscheln, sodass wir leider über den genetischen Zusammenhang’) später verlassene Wohnsitze vorliegt. Ein trefflliches Analogon dafür bietet das Verhalten des ebenfalls wesentlich osteuropäischen Litko- glyphus naticoides unter den Glossophoren (cf. v. MARTENS! Eine für die Mark neue Schneckengattung (Lithoglyphus naticorides FER.), Sitz.- Ber. der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin, 1883, p. 100 und GOTTscHE: Ueber Lithoglyphus naticoides aus dem unteren Dilu- vium zu Berlin. Ihbidem, 1886, p. 74), und des Karpfen (cf. NEHRING, l. e.) unter den Vertebraten. !) Die Art wurde von RECLUZ seiner Zeit auf ein Unieum in der Cumin@’schen Sammlung aufgestellt. Der Beschreiber der Formen- gruppe in Küster’s Conchylienkabinet (?CLESsin?) äussert sich über sie folgendermaassen, cf. l.c., p. 29: „Nach dem Autor der Art be- findet sich das eine Exemplar, nach welchem dieselbe aufgestellt wurde, in der Cumin@ schen Sammlung. REEVE, der in seiner Monographie des Genus Mytilus nur in der genannten Sammlung sich befindliche Arten abbildet, stellt diese Art nicht dar. Die als Mytilus Cumin- gianus dargestellte Art entspricht dem Septifer Cumingi.“ — Die Type ist also eine sehr unsichere Form und wird wahrscheinlich zu streichen sein, jedenfalls beweist sie nichts für das Vorkommen echter Dreisse- nien in meinem Sinne in Nordamerika. Uebrigens dürfte auch Dreis- sena recurva RAFFINESQUE, die aus dem Mississippi bei New Orleans stammen sollte, als Septifer (bord inferieur et interieur strie, crenele!) hier zu streichen sein, cf. FISCHER, |. c., p. 131. ?) Charniere rudimentaire, cloison apicale forte, tres arquee et allongee vers la region posterieure. ®) Herr Dr. BLANKENHORN in Erlangen sandte mir letzthin auf meine Bitte ein Exemplar einer von ihm in Syrien gefundenen, als Dreissena cf. Chantrei aus dem diluvialen Conglomerate von Antäkije am Orontes bezeichneten Tichogonide ein. Diese besitzt keine Apo- physe und würde also, wenn sie, wie zu vermuthen, wirklich der Dr. Chantreı Loc. entspricht, diese unbedingt zu Dreyssensia gehören lassen. Jedenfalls ist aber das Hinabreichen echter Dreyssensien bis nach Syrien für das Quartär durch den Fund BLANKENHORN’S sicher gestellt. Lebende Verwandte gongeria Parrsch em. OPPENHEIM. Con, geria Rossmaessleri DER. — coehleata Kıckx 3 _ Pfeifferi Den. domingensis REcL. ‚Moerchiana DER. Milleri Cuessin '*) ecualoriana CLESSIN '*) 1. sp. (f) Brasilien Hafen von Antwerpen (ver- schleppt!} Cuba Cuba Guatemala Senegal Senegal St. Thomas Florida St. Domingo St. Thomas Ecuador Ecuador Venezuela Ebrie an der Küste von wi (Fluss Mayumba), Gross-Bassam Anmerkungen siehe pag. 964 — 966. REEvE, No. 45, t. 10, f. 45. Küster, Conch.- -Cab,, p: 16. Journ. de Conchyl., 1858, Cumingiana RECL. carinata DER. rosbiiformis DESH. '*) p- 132. = DUNKER, de Septif. et Dreis- senüs, Küster, Conch.-Cab., p. 29. Ebendas. p. 17. Ebendas. p. 26. VAN BENED., Bull. Ac. Bru- xelles, t. 4, f. 1—3 (1837). Küster, Conch.-Cab., p. 25. Ebendas. p. 28. Ebendas. p. 26. Ebendas. p. 18. Ebendas. p. 17. Ebendas. p. 16. K. Museum für Naturkunde in Berlin. Brardit Eıcuw.?') non BRONGN. caspia BıcHw. °*) Incertae sedis), J. de Conch., 1885, p. 32. Ebendaselbst. Dreyssensia (?) siamensis Kop. — (2?) Swinhoei H. An.) — (?) Bourguignati Lo- CARD ®°) — (?) Chantvei Locarp *) — (?) Orosseana MoRrt. ””) Dreissensia polymorpha Pau. aus beiden Gruppen. Dreyssensia van Beneoen. Ost-Europa und der ganze Norden bis südlich zu Alpen und Pyrenäen Mississippi Patria ignota Schwarzes Meer Aralsee Caspisches Meer Siam China Syrien Syrien Cambodja Ebendas. p. Ebendas. p. 5. ‚ Eichwarp, t. 10, p. 2% Ebendas. p. 809. J. de Conch., 188 Proceed. 2001. society, 189 p. 379. LocarD, ]. c,, p Ebendaselbst. J. de Conch,, 1 “ 50 Ki“ 960 und die thiergeographischen Beziehungen dieser hochinteressanten Objecte noch ganz im Dunkeln sind! — Ein hochangesehener Forscher auf dem Gebiete der Tertiär- geologie hat sich gegen die Möglichkeit, die Formen der Con- gerien-Schichten des östlichen Europas aus der mediterranen Fauna zu erklären, des Wiederholten !) mit Entschiedenheit ausgesprochen. Unsere Untersuchungen über die Charaktertypen dieser Formation verhindern uns, die Anschauungen von Tu. Fuchs in diesem Punkte zu theilen. Auch glauben wir, dass die in dieser Pe- riode erfolgte Entstehung der noch heute mediterranen?) Pyrgulen aus indifferenten Hydrobien, welche Neumayr°) und ich*) an ver- schiedenen Punkten nachgewiesen haben, wie die reiche Entwick- lung der ebenfalls seit der Kreide im Mittelmeergebiete herr- schenden Melanopsiden jedenfalls nicht für die seitens des ge- schätzten Autors in unserer Frage vertretenen Anschauungen sprechen dürfte. Anmerkung 1. In allerneuester Zeit hat N. AnDRUSSOwW (Der Kalkstein von Kertsch und seine Fauna. Herausgegeben im Auftrage der k. mineralogischen Gesellschaft zu St. Petersburg. Mit 4 Tafeln, 8°, St. Petersburg 1890) sich mit der Systematik der Tichogoniden beschäftigt. Es war mir trotz fortgesetzter, theils durch mich selbst, theils durch den Buchhändler Ferıx L. Dames hierselbst erfolgter Bemühungen unmöglich, des betreffen- den Aufsatzes, der, wie ich höre, nur russisch geschrieben, hab- haft zu werden. Ein Eingehen auf denselben, welches ich lebhaft gewünscht, erwies sich darum als Unmöglichkeit. Ich muss es daher einer späteren Zeit überlassen, etwaige Differenzen in deu Anschauungen und Prioritätsfragen zur Erledigung zu bringen. Tu. Fucas referirt im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc., 1890, I, p. 121 folgendermaassen über die uns interessirenden Stellen des betreffenden Aufsatzes (Systematik der Dreyssensien): 1. Nicht gekielte Arten mit Apophyse: a. Subglobosae 6 Arten, b. Amzygdalordes 9 Arten. !) Diese Zeitschrift, 1877, p. 695 und Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1885, p. 122. ?\ Sp. Brusına. Le Pyrguline dell’ Europa orientale. Bolletino della societä malacologica italiana, T. VII, 1881 — 1882, p. 239. „Le specie viventi sono proprie all Europa meridionale.“ 2) M. NEUMAYR. Die Fauna von Arapatak in Siebenbürgen. Jahr- buch der k. k. geol. Reichsanstalt, 1875. *) PauL OPPENHEIM. Beiträge zur Kenntniss des Neogen in Griechenland. Diese Zeitschrift, 1891, p. 474—4T5. 961 2. Nicht gekielte Arten ohne Apophyse: Rostriformes 7 Arten. 3. Gekielte Arten mit Apophyse: a. Alatae 3 Arten, b. Subcarinatae 8 Arten. 4. Gekielte Arten ohne Apophyse: Carinatae 8 Arten. Demnach würden nach Anprussow auf 26 fossile Congerien 15 Dreyssensien kommen, ein verhältnissmässig hoher Procentsatz der letzteren. Ob bei der so variablen Gestalt der Tichogoniden das Vorhandensein oder Fehlen des Kieles ein für die Systematik verwerthbares Merkmal darstellt, wage ich zu bezweifeln. Anmerkung 2. Nach Abschluss der vorstehenden Unter- suchnng erhalte ich durch die liebenswürdige Gefälligkeit des Herrn Director Dr. Tu. Fucas in Wien den oben citirten Aufsatz des Herrn Anprussow. Derselbe ist allerdings ausschliesslich russisch geschrieben, jedweder deutscher oder französischer Auszug fehlt. Es liegt somit, da keinem auf unserem Gebiete wirken- den Autor die Kenntniss von mehr als den vier Weltsprachen (deutsch, französich, englisch und italienisch) zugemuthet werden kann, keine Veranlassung vor, denselben näher zu berücksichtigen; auch befinde ich mich, abgesehen von diesem meinem theoretischen Standpunkte bei meiner vollständigen Unkenntniss des Russischen selbst beim besten Willen einer Unmöglichkeit gegenüber. Ich bedauere dies umsomehr, als anscheinend 17 Seiten in dem Auf- satze des Herrn Anprussow der uns beschäftigenden Frage ge- widmet sind und sich unsere Ansichten in vielen Punkten zu begegnen scheinen. Auf der p. 43 mitgetheilten Tabelle über die „verticale Verbreitung der europäischen Dreyssensien“, welche von Herrn Tu. Fuchs mit deutscher Uebersetzung versehen wor- den war, finden sich einige mir bisher unbekannte Arten der Fa- milie mitgetheilt, welche ich hier noch hinzufügen will, indem ich dazu bemerke, dass die Unzahl unterschiedener Formen wohl zweifellos vermindert werden dürfte, sobald ein Specialforscher daran ginge, an reichem Materiale Artgrenzen und Artberechti- gung festzustellen, eine Aufgabe, welcher ich mich, wie bereits oben bemerkt, in Zukunft gern unterziehen würde. Es sind dies folgende Arten: (Siehe die Tabelle auf p. 962.) Es sei hier ebenfalls bemerkt, dass Desmayss in seinem Traite elementaire de Conchyliologie. I T.. II partie, Conchiferes 962 Congeria (Formen mit Apophyse). Dreyssensia (Formen ohne dieselbe). C. Sandbergerii ANDRUSSOW, Kalkstein |Mittelmiocän. ANDR. |) von Kertsch, p. 35 C. novorossica SINZ. |ANDRUSSOW, ibid. p. 42 Obermiocän. Dr. latiuscula FONTANNES, 1. c., p. |Obermiocän (pon- (Maeotische u. MAYER 141, t. 8, f. 15—17.| tische Stufe). De Sul Dr. tenwissima SiNz | ANDRUSSOW, 1. c., Öbermioecän (pon- . p. 40. tische Stufe). 7 4 7 j = g A . . Fe ] P2 S U ® r . .. C I Are = ie Dan S nma Dr. Accurtuw Brus. |? (siehe Tabelle). Unterpliocän. n GR 2 rein D) D ri ©. dubia MAYER. FONTANNES, ]. c., t. 8, |Obermiocän (pon- Dr. Grimm Anpr. |? (siehe Tabelle). Liebend. f. 13—14 tische Stufe). (?) €. ceratodus An- |ÄNDRUSSOW, 1. c., 1.40. ? DRUSSOW ’?). !) Wohl besser Sandbergeri. °) F. FONTANNES. Les mollusques pliocenes de la vall&e du Rhöne et du Roussillon, II, p. 159, Pl. VI, f. 10 (teste ANDRUSSOW). Diese Publication von FONTANNES, welche ich schon vielfach ceitirt gefunden habe, war mir leider nicht zugänglich, da die hiesige k. Bibliothek sie auffallender Weise nicht angeschafft hat. °) In der Tabelle p. 43 seitens ANDRUSSOW’s nicht aufgeführt. 963 dimyaires, Paris 1843 —1S50, in welchem er sich für die Prio- rität von Üongeria statt Dreyssensia entscheidet und die Familie Dreissenidae Gray annimmt, p. 634 auf die äusserliche Lage des Ligaments aufmerksam macht und p. 642 eine ziemlich ge- naue Beschreibung des Muskelapparats unserer Familie giebt. Dupuy dagegen (Histoire naturelle des mollusques terrestres et d’eau douce qui vivent en France, Paris 1847—1852) giebt nur drei Muskeln statt vier an. Vide p. 657: Impressions muscu- laires au nombre de trois, celle du milieu lineaire. H. ApıcH ‘) erwähnt 1859 und bildet ab in seiner „Geologie des Kaukasus“ eine ÜOongeria diluwvii aus dem Diluvium des Araxesthales, welche nur eine Varietät der Dreyssensia poly- morpha PALLAS sein dürfte. FonTannes®) erwähnt 1887 aus den von ihm als levanti- nisch angesehenen „Congerien-Schichten* Rumäniens p. 347 1. c. Dreissensia Stefanescui Font., Dr. Rimestiensis Font., Dr. poly- morpha var. Berbestiensis Font. (t. 26, f£. 58—61, 62—64, 65), welche wohl echte Dreyssensien in meinem Sinne darstellen dürf- ten, wenngleich in der Beschreibung nichts darüber gesagt ist. — Folgende Bemerkung des verdienstvollen französischen For- schers, den seine Gründlichkeit und sein umfassendes Wissen vor jeder Einseitigkeit schützte und dessen Urbanität und Vor- urtheilslosigkeit selbst wissenschaftlichen Gegnern wie der Nou- velle Ecole gegenüber wohl unerreicht dasteht, ist durchaus im Einklange zu den von mir an anderer Stelle (diese Zeitschr., 1891, p. 421 ff.) geäusserten Ansichten bezüglich der Ungleichwerthig- keit der als „Congerien-Schichten“ bezeichneten Absätze: Fox- TANNES Schreibt 1. c., p. 364: „I se pourrait donc que le pon- tique du sud-est de la France ainsi que celui de 1’Italie dont il parait ins¶ble fussent d’un äge un peu plus recent que les couches A Dreissena rhomboidea et spa- thulata de l’Autriche-Hongrie et reprösentassent un facies different de la base du Levantin de ’Europe oceidentale*°). Ich kann es mir nicht versagen, auf diese Bestätigung der von mir eingenommenen Standpunktes in einer mir leider erst verspätet bekannt gewordenen Publication hierdurch hinzuweisen. !, H. ABıca. Vergleichende Grundzüge der Geologie des Kaukasus und der armenischen und nordpersischen Gebirge. Memoirs de l’aca- demie imperiale de St. Petersbourg, Ser. VI, Sciences mathematiques, physiques et naturelles, T. IX, 1. partie. Sciences mathematiques, T. VII, 1839, p..H1ll. ?), F. FONTANNES. Contribution & la faune malacologique des ter- rains neogenes de la Roumanie. Archive du musee d’histoire naturelle de Lyon, T. IV, Lyon 1887, p. 321 ft. %) Soll wahrscheinlich orientale heissen. 964 Noten zur beiliegenden Tabelle. !) F. SANDBERGER. Die Land- und Süsswasser-Conchylien der Vorwelt. Wiesbaden 1870—1875. ?\ Die chronologische Stellung dieses Schichtencomplexes scheint mir noch nicht über jeden Zweifel erhaben. Es dürfte sehr wahr- scheinlich sein, dass derselbe, wie auch TH. Fuchs einmal annahm, den Congerien-Schichten des österreichischen Neogen entspräche. Da- für würde dann auch seine von v. GÜMBEL (Geologie von Bayern, Grundzüge der Geologie, Cassel 1888, p. 944) eitirte Ueberlagerung durch Schichten mit Mastodon angustidens!) an der Reisensburg bei Günzburg sprechen. ®) v. Ammon. Die Fauna der brackisehen Tertiärschichten in Niederbayern. Geognostische Jahreshefte, Bd. I, Cassel 1888. *) Te. Fuchs. Die Fauna der Congerien-Schichten von Radmanest im Banate. Jahrbuch k. k. geolog. Reichsanstalt, 1870. — Fuchs erwähnt hier, wie in allen seinen mir bekannten Beschreibungen von Congerien kein Wort von dem etwaigen Vorhandensein oder Fehlen der löffelförmigen Apophyse, trotzdem dieselbe bei ©. radmanesti auf der Zeichnung deutlich zu erkennen ist. Da dieses Hilfsmittel bei €. arcuata fehlt, vermag ich dieselben nur auf Grund eines vielleicht unberechtigten Analogieschlusses hier einzuordnen. 5) L. ROUSSEAU. Description des principaux fossilis de la Cri- nee in DEMIDOFF: Voyage dans la Russie meridionales, Paris 1842. 6) TOURNOUER. Terrains tertiairs superieurs de Theziers. Bull. soc. geol., III serie, T. 2, 1873—1874, p. 2857. — CAPELLINI Gli strati a Congerie e la formazione gessosa solfifera nella provineia di Pisa. Atti dei Lincei, Classe di scienze fisiche. Memorie, Ser. Il, vol Verse Tal: ”, JuLıus HALAVATS. Die pontische Fauna von Lengenfeld. Mit- theilungen aus dem Jahrbuch der k. ungarischen geolog. Gesellschaft, VI. Bd. Budapest, 1883. ®) Sp. BRusınA. Die Fauna der Congerien-Schichten von Agram in Croatien (Beiträge zur Paläontol. Oesterreich-Ungarns ete., Bd. III, 1884). Fast sämmtliche Congerien wurden vom Verfasser nur von der Oberseite dargestellt und auf die Frage des Vorhandenseins oder Feh- lens der Apophyse nicht näher eingegangen. Daher ist es nur eine Vermuthung, wenn ich diese Formen hierher stelle, die aber vielleicht dadurch berechtigt ist, dass BRUSINA sie beständig mit echten Con- serien des Wiener Beckens, wie Ü. Ozizecki, C. triangularıs u. a., Ver- gleicht. Der irrige Ausdruck „Bandgrube“ für das Septum findet sich auch hier wieder! — _ ®) Ist nach Fuchs und R. H@RNES, wie BRUSINA 1. c. betont, eine selbstständige Art. 10) AUGUST GOLDFUSS. Petrefacta Germaniae, Düsseldorf 1834 bis 1840, II. Bd., p. 172, t. 129, f. 11. Diese Form, welche nach GOLD- !) Diese Form soll nach NEUMAYR (Insel Kos. Denkschriften d. Wiener Akademie, 40. Bd., Wien 1880) in hohem Maasse charakte- ristisch sein für die levantinische Stufe, während M. longirostris die ältere, pontische Stufe kennzeichne. Diese Annahme ist letzthin von ÄNDREAE (Ueber einen neuen Listriodon-Fundpunkt. Mitth. d. grossh. Badischen geolog. Landesanstalt, II. Bd., Heidelberg 1891), wie ich glaube mit Recht, angezweifelt worden. wu e 965 russ bei Wien, Dax und am Aralsee vorkommen soll, dürfte wohl mit einer der anderen Tichogoniden zu identificiren sein. Ich bin sehr zweifelhaft, ob sie nicht eine echte Dreissena darstellt und vielleicht mit Dr. simplex BARBOT zu identificiren wäre. GOLDFUSS schreibt we- nigstens folgendermaassen: „Die innere Scheidewand des Wirbels zeigt den Eindruck des accessorischen Schliessmuskels nicht.“ 1) RZEHAK. Beiträge zur Kenntniss der Tertiärformation im ausseralpinen Wiener Becken Verhandl. des naturforschenden Vereins zu Brünn, Bd. 21, 1883. 12) R. HERNES. Tertiärstudien, VII, Valenciennesia-Schichten aus dem Banate. Jahrbuch der k.k. geolog. Reichsanstalt, 25. Bd., 1875, p. 63 ff. 2) DE STEFANI. Molluschi continentali fino ad ora notati in Italia nei terreni pliocenici, ed ordinamento di questi ultimi. Atti della societa Toscana di scienze naturali, Vol. III, p. 287, Vol. V, p. 62. Pisa i878 u. 1880. Auch DE STEFANI giebt von dem Vorhan- densein oder Fehlen der Septalapophyse bei den italienischen Formen keine Notiz, doch lässt der von ihm durchgeführte Vergleich mit Cong. Basteroti auf das Erstere schliessen. (C. sub - Basteroti TOURNOUER, (l. e., p. 303, f. 8, 1874) ist nach demselben Autor identisch mit der toskanischen (©. sanensis MAYER. 12) DESHAYES. Coquilles fossiles de la Crimee in DE VERNEUIL: Me&moire geologique sur la Crimee. M&moirs de la societe geologique de France, Tome III, Paris 1838. 12) Durois DE MONTPEREDN. Conchiolosie fossile et apercu geo- gnostique des formations du plateau Wolhynien- Podolien, T. VI, f. 26—28, p. 69. ‘ 16) TH. Fuchs. Fauna von Tihany am Plattensee Jahrb. d. k.k. geol. Reichsanstalt, 1870, p. 531 ff. 17) Nach MARTINI-CHEMNITZ, Conchylienkabinet, Mytiloidea, 8. Bd., Heft V, Nürnberg 1887, zusammengestellt. 8) K. MitLer. Die Binnenmollusken von Ecuador. Malacozool. Blätter, herausgegeben von CLEssın, Neue Folge, I. Bd., Cassel 1879, pag. 117. 19) Wahrscheinlich nur Varietät der Ü. africana (cf. FISCHER, |. c., pag. 130). 2) L. v. Rora. Beitrag zur Kenntniss der Fauna der neogenen Süsswasserablagerung im Szeklerlande. (Foeldtani Koezloeny, Geolo- gische Mittheilungen, herausgegeben von der ungarischen geolog Gesell- schaft, Budapesth 1881.) Congeria exigua ist nach diesem Autor wie C. eristellata apophyselos. „Sie gehört daher, wie (. Se BARBOT, C. auricularis FUCHS etc., mit der Jetzt noch lebenden © . polymor ‚pha in eine Gruppe.“ v. RoTH ist also, wie wir sehen, einer der wenigen Autoren, welcher dem Vorhandensein und Fehlen der Apophyse bei Congeria - ähnlichen Formen und den dadurch bedingten natürlichen Verwandtschafts - Beziehungen eine intensivere Aufmerksamkeit ge- schenkt hat. 2!) E. v EıicHwALn. Zur Naturgeschichte des caspischen Meeres. Nouveaux m&moirs de la societe imperiale des Naturalistes de Moscou, T. X, Moscou 1855, p. 283 ff. Dreissena Brardii EıcHw. ist jeden- falls mit dem Mytilus Brardii BRONGNIARTsS nicht schlechthin zu identifieiren, da jedwede Angaben über die bei der letzteren Art so typisch entwickelte Apophyse fehlen und das Vorkommen einer echten lebenden Congeria im fernen Osten eine sehr auffallende und den bis- her erkannten Gesetzen der geographischen Vertheilung der Tichogo- 966 niden nicht entsprechende Erscheinung sein würde. Auch Dreyssensia Brardii AL. BRONGNIART (Me&moire sur les terrains de sediment supe&- rieurs du Vicentin, Paris 1823, t. 6, f. 14) scheint nicht identisch mit dem von FAuJas (M. FAUJAS DE SAINT-FOnD: Des coquilles fos- siles des environs de Mayence. Annales du musede d’histoire naturelle, T.vI, p. 372 ff., Paris 1806, t. 58, f. 11) abgebildeten Mytzlus. Ein- mal stimmt die Gesammtform nicht überein, da M. Brardü BRONGN. viel gewölbter ist als die ziemlich flache Type FAuJas, und dann be- hauptet DESHAYES (LAMARCK: Hist. nat. des animaux sans vert. II &di- tion par DESHAYES et MiLNE-EDWARDS, Paris 1836, T. VII, p. 53), dass an der Type FAuJas’, welche er doch wohl vor Augen gehabt hat, das Septum fehlt, dieselbe also nach unseren Begriffen einen My- tilus und keine Tichogonide. darstellt. (Le bord cardinal est simple et na pas une petite cleison semblable a celle du MM. bilocularis L.) Es ist also Dreyssensia Brardii AL. BRONGN., nicht mit DESHAYES, Dr. Brardii FAUJAS zu schreiben und die ohnehin nicht bekannte Type FAuJas’, welche wahrscheinlich einen jungen Mwytilus darstellt, einzuziehen. ??) Bei den folgenden, PAETEL's Cataloge (PAETEL, Catalog seiner Conchyliensammlung, IV. Aufl., Berlin 185S— 1891) entnommenen Formen ist, da sowohl Abbildung als Beschreibung im Stich lassen, hinsichtlich ihrer systematischen Stellung nichts Sicheres festzustellen und sind daher bisher nur zweifelhafte Analogieschlüsse gestattet. Von den sonst in der PAFTEL’schen Liste noch aufgeführten Arten ist Ü. cochleata Nysrt zweifellos identisch mit (. cochleata Kickx, D. exceisa WIEGMANN aus Madagascar (cf. REEVE! Conchologia ‚joconien, Vol. X, London 1858. Monograph of the genus Mytilus, t. 4, f. 13) ein echter mariner Septifer und die als lebend angeführte Cong 2. "Biardii BRONGN. aus dem Caspischen Meere (cf. E. v. MARTENS! Ueber vorderasiatische Conchy- lien. Novitates conchologicae, Cassel) auf eine irrige Bestimmung zu- rückzuführen. Ob diese letztere Art „ohne Kante, deren v. BAER (Caspische Studien. Bull. de la classe physico-mathematique de l'aca- demie imperiale des Sciences de St. Petersbourg, T. XII, No. 13 u. 14, p. 193, St. Petersburg 1855) erwähnt, als einer echten Brack- wassermuschel“ (v. MARTENS, 1°6.,’P!782) eine selbstständige Species oder nur eine Localvarietät der variablen Dr. polymorpha ParLas ist, müssen weitere Specialuntersuchungen nachweisen. >) Journal de Conchyliologie, T. XII, 1860, p. 191 und T. XXV, 1885, t. 11, f. 10. Scheint nach der Figur Apophyse zu besitzen. 2?!) IJhidem, 1885, p. 32, t. 11, f. 11 (A. MoRLET:! Coquilles ter- restres et Suviatiles de l’Afrique equinoctiale). >) H. Adams. List of "additional species of Land- und Fresh- water shells collected by Mr. BARTLETT in eastern Peru with deserip- tion of new species. Proceed. of the zoological society of London, 1870, p. 879, t. 27, f. 18. Aus dem Yangtsze river bei Kweifoo. Scheint eine echte Tichogonide nach der Abbildung zu sein. 65) ARNOULD LOCARD. Malacologie des lacs de Tiberiade, d’An- tioche etc. Archives du musee dhistoire naturelle de Lyon, T. HI, Lyon 1883, p. 195 ff. ?”) L. MORLET. Description d’esp&ces nouvelles de Coquilles re- cueillies par Mr. PATRE au Cambodge. Journal de Conchyliologie, T. XXI, 1884, p. 402, t. 18, f. 3—8c. — Ebenfalls wohl eine echte Tiehogonide; über die Verhältnisse von Schloss und Muskulatur ist nur sehr wenig angegeben, während der Muskelapparat auf der Tafel richtig gezeichnet ist. 967 engen B. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr GEORG GÜrıIcH an Herrn W. DAnmES. Ueber einen neuen Nothosaurus von Gogolin in ; Oberschlesien. Breslau, den 4. November 1891. Aus den Sacrauer Brüchen bei Gogolin wurden mir durch den Steinbruchsverwalter Wırkowskı Fragmente eines "grösseren Saurier-Schädels übergeben, der nach der sorgfältigen Präparirung durch den Breslauer Museums-Aufwärter ULıtzka eine leidliche Reconstruction gestattet; es fehlen nur die rechte hintere Ecke, die Schnauzenspitze und aus der Mitte ein kaum zolllanger Theil, wo Jochbogen und Scheitelbein am schwächsten waren. Die Art bildet eine Zwischenstufe zwischen Simosun us- und. Nothosaurus, steht aber letzterem näher. a Die Länge des Schädels mag etwa 27 cm, seine grösste Breite 17 cm betragen haben. Der Habitus weicht darin. von Nothosaurus ab, dass die Linien der Seitenbegrenzung des Schä- dels nach hinten gleichmässig divergiren, sodass also am Ende die grösste Breite erreicht wird. Es ist dies ein ähnliches, ‚Vier- hältniss wie bei S?mosaurus; darin aber unterscheidet sich un- sere Art wieder von diesem Genus, dass die Schnauze nicht so stumpf wie bei Semosaurus endigt, sondern etwas--Nothosaurus- artig vorgezogen ist. Der vordere Winkel der Schläfengrube ist nach innen gerichtet wie bei S?mosaurus, während derselbe bei Nothosaurus sonst nach aussen gerichtet ist. Demzufolge erstreckt sich die bei der neuen Art und bei Srmosaurus schmale Knochen-. brücke zwischen Auge und Schläfenloch von innen nach hinten. aussen. Bei den bisher bekannten Arten. von, Nothosaurus.; tritt die Richtung dieser Knochenbrücke nach vorn aussen nur dann. besonders deutlich hervor. wenn letztere schmal ist; das. ist. Z B. bei dem von mir beschriebenen Nothosaurus er ons” "der Fall. Zeitschr. d.D. geol. Ges. XLII. 4. 63 968 Nothosaurus latissimus aus dem Muschelkalke von Sacrau bei Gogolin i. Ob.-Schl., Schädel; A. von oben, B. von unten. 1:4 (zum Vergleich mit der Abbildung von Nothosaurus mirabilis in ZITTEL’S Handbuch, III, p. 479. ee vv S 4 \ u R EyEN EEE -- - Cıpee Pmx Zwischenkiefer;, Z Zahn des Zwischenkiefers; © Eckzahn; N Na- senloch; A Augenhöhle; S Schläfengrube; Ch Choane; Mx Oberkiefer; Fr Frontale; Pıf Praefrontale; Ptf Postfrontale; J Jugale; Pl Pala- tinum; Pt Pterygoid; Bo Basioceipitale; die beiden letzteren in A von oben, der Innenseite der Schädelhöhle aus gesehen, da die obere Knochenbrücke weggebrochen ist. Col Ansatz der Columella auf der Innnenseite der Pt; QJ Quadratojugale; Q@ Quadratum; Ar Gelenk- fläche derselben. C. Backzahn, Querschnitt, 2!) mm über der Basis. 3:1. Der Pfeil deutet die Innenseite an. A EATENENN Punktirte Linie = Bruchlinie, EEE LER ER gestrichelte Linie = Reconstruction, zickzackförmige Linie = Naht, gewöhnliche Linie = Begrenzung und Kanten. Die Gaumenbedeckung stimmt im Allgemeinen mit Nothosaurus überein ; die grossen länglichen Gaumenlöcher liegen mit ihrem vorderen Ende unter dem hinteren Ende der äusseren Nasenlöcher. Bei unserer Art sind wie bei Nothosaurus zwei besondere, Bei Figur A ist rechts das obere Na fortzulassen und J statt Z zu Setzen. Le: wen: 77 u - starke Eckzähne vorhanden, dieselben stehen aber weiter vorn als bei diesem. Während sie bei Nothosaurus sonst in dem Raume zwischen Nasenloch und Augenhöhle, bezw. in der hinteren Ge- send der Choanen stehen, befinden sie sich bei unserem Saurier zur Seite der äusseren Nasenlöcher, bezw. am vorderen Ende der Gaumenlöcher. Dadurch wird eine andere Form der Schnauze bedingt; dieselbe ist am Beginn des Zwischenkiefers jäher einge- schnürt als bei Nothosaurus. Die Zähne sind nicht keulenförmig wie bei Stmosourus, sondern haben die ungefähre Form der No- thosaurus - Zähne. Nur die Eckzähne sind ringsum cannellirt; aber nicht so stark wie die letzteren. Die Backzähne sind nur an der Innenseite fädig gerieft, aussen an der Basis glatt, und nur gegen die Spitze zu stellen sich einige Riefen ein, ähnlich wie bei Simosaurus. Die Zähne stehen nicht nach aussen vorge- streckt wie bei den anderen Nothosauwrus-Arten, sondern sind schwach nach innen gekrümmt. Der Hinterhauptscondylus ist kräftig. gewölbt, quer elliptisch, 17:13 mm. Die obere Schädeldecke ist hier weggebrochen, und man sieht in der Mediane die untere Knochendecke von ihrer Oberseite. Der Condylus sitzt an einem anscheinend einheitlichen, trapezoidalen, kurzen Knochen, der auf der Unterseite von den Flügelbeinen verdeckt ist, augenscheinlich also dem Basisphenoid; eine Naht gegen das Basioceipitale ist indess nicht erkennbar. Von den Flügelbeinen gehen schlanke. stabförmige Fortsätze nach oben, die ein wenig nach innen und: vorn geneigt sind; anscheinend reichten sie bis zum Parietale hinauf; sie werden also als Columella gelten müssen. Bei einem mir vorliegenden Schädel von Nothosaurus, der ein genaues Negativ der Knochen- masse darbietet (cf. diese Zeitschrift. 1884, p. 133) befindet sich die Columella etwas weiter hinten, sodass ich bei der eigenthüm- lichen Erhaltungsweise des Exemplares damals annahm, der Fort- satz ginge vom Basisphenoid aus. Dass es sich hier um keinen Parietalfortsatz handelt, geht aus der rundlichen Form des Kno- chens hervor. Vor dem Hinterende senden die Pterygoidea je einen kräf- tigen Fortsatz nach hinten und aussen, der unter 45° von der Mediane abweicht und in einer deutlichen Naht an das Quadratum stösst. Letzteres trägt die Gelenkfläche für den Unterkiefer an der Aussenseite.. Die Gelenkfläche besteht aus 2 Facetten, von denen die innere, von länglicher Form, steil gestellt und ein wenig | nach aussen übergeneigt, nicht genau parallel mit der Längsaxe, i sondern nach hinten convergent verläuft; die äussere ist weniger | bestimmt in ihren Umrissen und liegt mehr horizontal. Diese Gelenkflächen des Quadratum bilden nicht die Aussenecken der 63* 970 Hinterseite des Schädels, sondern sie werden nach aussen noch von je einem flügelartigen Fortsatze überragt, der von der Um- grenzung der hinteren Ecke der Schläfengrube ausgeht. Dieser Knochen lässt nur auf der Unterseite die Naht gegen das Qua- dratum erkennen, sonst ist er anscheinend einheitlich. Von der Ecke der Schläfengrube sendet er einen schmalen Fortsatz nach vorn zu dem Jugale, einen nach innen vorn zum Parietale, einen kräftigen nach unten, der das Quadratum nach aussen deckt, und endlich nach hinten, unten und aussen eben jenen flügelartigen, löffelförmig ausgehöhlten Fortsatz, der die hintere Ecke des Schädels bildet; die oberen Fortsätze werden als Squamosum, die unteren als Quadrato-Jugale aufzufassen sein. Der vorliegende Schädel unterscheidet sich also von allen bisher bekannten Nothosaurus-Arten durch den nach hinten stetig an Breite zunehmenden Umriss, die Form der Schläfengruben, die Lage der Eckzähne, die Streifung der Backzähne und den abweichenden Bau der kräftigen Hinterhauptsregion. Alle diese Eigenschaften weisen auf Stmosaurus hin; indess hat diese Gat- tung überhaupt keine stärker ausgebildeten Eckzähne, und über- dies sind alle Zähne keulig verdickt. Trägt man der immerhin stark ausgeprägten Aehnlichkeit der Form mit Nothosaurus Rech- nung, so kann man die vorliegende Art als Typus einer neu zu errichtenden Untergattung ansehen. Demgemäss bezeichne ich die Art einstweilen als Nothosaurus latissimus. Von besonderer Wichtigkeit scheint mir bei dem vorliegenden Exemplar der Nachweis von dem Vorhandensein eines als Colu- mella zu deutenden Knochenpfeilers zu sein. 971 2. Herr J. Frün an Herrn C. A. TENNE. Ueber fossile Kalkalgen. Zürich, den 26. December 1891. In einem „Nachtrag“ zu seinem in dieser Zeitschrift, Bd. 43, Heft 2 erschienenen Aufsatz, betitelt: „Fossile Kalkalgen aus den Familien dec Codiaceen und der Corallineen*, hat RoTHPLETZ meine bescheidene Arbeit „Ueber Gesteins-bildende Algen der Schweizeralpen* (Abh. d. schweiz. paläont. Ges., Vol. XVII, 1890) einer Kritik unterzogen, die mich zu folgender Entgegnung ver- anlasst: Meine Untersuchungen über eocäne, centralalpine Lithotham- nien verbreiten sich in eingehender und vergleichender Weise über den Bau und die Fortpflanzungs-Verhältnisse dieser Algen, um zu prüfen, ob und wie weit man solche Pflanzen selbst in kleinen Bruchstücken und Dünnschliffen beurtheilen kann. Ich habe mich hierbei zunächst mit Sorms - LauBacH (Die Corallinenalgen des Golfes von Neapel, 1381) auf die für alle Zeiten grundlegenden Studien von Rosanorr (Recherches anatomiques sur les Melob£&- siees, Mem. de la soc. imp. d. sc. nat. de Cherbourg, T. X, p. 1 ff., 1866) gehalten, die RoTHPLETZ nirgends erwähnt. Daher bin ich, Güuser’s diagnostische Verwerthung der Zellgrössen prü- fend (Gümser, Nulliporen, in Abhandl. d. k. Akad. d. Wiss, München 1871), stets von ganz bestimmten, vergleichbaren Zellen ausgegangen, denjenigen der Symmetrielinie (meine Arbeit, p. 12 u. 15), während RoTHpLErz allerdings betont, wie wichtig es sei, bei Angabe von Zelldimensionen auf den Grössenunterschied in Rinde und Hypothallus „Rücksicht zu nehmen“ (l. c., p. 307), ohne im Text entsprechende orientirende Bemerkungen einzu- flechten. Wenn RorHrLertz rügt, dass ich, gestützt auf mein Unter- suchungsmaterial, Zithothamnium nummnuliticum Güms. in die Nähe von L. racemus ArescH. gebracht, so lasse ich mich gern belehren, verweise aber auf p. 311 seiner Arbeit, wonach von einem anderen Gesichtspunkte aus „Zzth. nummuhlticum, L. Ascher- sont, L. racemus und L. ramosissimum“ für „Glieder einer ent- wicklungsgeschichtlich zusammenhängenden Sippe“ gehalten werden. Ferner bemerkt RotTuPpLETzZz, „die durchgehende Verwechse- lung der Conceptakeln mit den Cystocarpien hätte wohl vermieden werden können“. Ich bin wohl nicht unbescheiden, wenn ich be- haupte, dass die von mir dargelegte Anatomie der Melobesien einen Vergleich mit der von ROoTHPLETZ gegebenen nicht zu 972 fürchten hat und dass man mich in der Beschreibung der Fort- pflanzungsverhältnisse (meine Arbeit ‚p. 7 ff.) kaum missverstehen kann. Ich habe genau zwischen geschlechtlichen und ungeschlecht- lichen Fortpflanzungsorganen unterschieden. Angesichts der ge- ringen Einsicht in dieselben bei fossilen Formen und speciell in deren Fortpflanzungsproducte, habe ich den Begriff „Conceptakel* ganz allgemein gebraucht für Hohlraum, Behälter, z. Th. in An- lehnung an Hauck, Meeresalgen, p. 19 u. 20. Wenn ich, gestützt auf Form und Grössenverhältnisse, die mit blossem Auge leicht erkennbaren leeren „Üonceptakeln* mit GÜMmBEL u. A. zu den Cystocarpien zählte, habe ich damit nicht mehr als die weiblichen -Fortpflanzungsorgane bezeichnen wollen und auf p. 10 meiner Arbeit deutlich hervorgehoben, dass „einzelne der als Cystocar- pien angesehenen Hohlräume Antheridien darstellen“ können. Eine Verwechselung in dem von RoHTPLETZ gedeuteten Sinne kann nicht vorliegen; eine achtzehnjährige Beschäftigung mit Krypto- samen hätte mich wohl zum Voraus gegen solche Verstösse bewahrt. Das Verdienst, „wie schon früher (1883) C. SCHWAGER“, das Vorkommen „von im Gewebe isolirter, ovaler Tetrasporen“ beob- achtet zu haben, lehne ich ab. Meines Wissens sind solche überhaupt noch nie bei fossilen Lithothamnien erkannt worden. RoT#PLETZ spricht gar oft von „Tetrasporen* im Text und in der Erklärung der Tafeln. Nach seiner Darstellung in Wort und Bild müssten seine „Tetrasporen“ einzellige Gebilde sein, und zudem müsste die Membran der Spore mit derjenigen der Spo- renmutterzelle verwachsen sein. Damit ich nicht wieder miss- verstanden werde, verweise ich auf Lverssen, Handbuch der system. Botanik, 1879, Bd. I. f. 31, p. 113 und die zahlreichen Abbildungen bei Rosanorr. Was Rorkrrerz als „Tetrasporen* auffasst, sind die von mir klar beschriebenen Tetrasporangien (conf. auch Hauck, v. SoLMS - LAuBAcH). Es sind nur Sporen- behälter, seien sie nun in einen besonderen Hohlraum, in ein Conceptaculum tetrasporicum gruppirt (RoTHPLETZ. t. XVII, f. 4) oder werden sie als isolirt stehend aufgefasst (RoTHPLETZ, t. XV, f. 15a u. 16a, t. XV, f. 2, 3, 5); es sind keine Sporen, keine Fortpflanzungsproducte, sondern Räume, welche solche enthalten haben. Die Fortpflanzungsproducte verkalken normaliter nicht. Als seltener Fall der Erhaltung glaube ich solche erkannt zu haben und ist diese Auffassung von SoLus - LauBAcH bestätigt worden. Im Uebrigen verweise ich auf meine Arbeit, £f. 7, 10, 12,83: RortsrLerz findet die von mir abgebildeten „rundlichen Körper“ sehr interessant; sie erinnern ihn aber an .sphärolithische Bildungen. Die Figur ist missrathen, was sich zum Theil daraus erklärt, dass ich mit dem Lithographen nur schriftlich und in einer fremden Sprache verkehren konnte. Eine in den letzten Tagen vorgenommene Prüfung mit einem Fusss’schen Polarisationsmikroskop neuester Construction ergab nichts, was auf eine „concretionäre, sphärolithische* Bildung hin- weisen könnte. Ich kann sie auch jetzt nicht anders als Zellen, und zwar zu Tetrasporen gehörend, auffassen. 974 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der November - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 4. November 1891. Vorsitzender: Herr HAUCHECORNE. Das Protokoll der Juli-Sitzung wurde vorgelesen und ge- nehmigt. Auf die Anfrage des Herrn OPPENHEIM, warum das Pro- tokoll der allgemeinen Versammlung in Freiberg nicht verlesen werde, erwiderte der Vorsitzende, dass zur Verlesung desselben keine Veranlassung vorliege. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft - eingegangenen Bücher und Karten vor. Derselbe lenkte die Aufmerksamkeit der Versammlung auf eine Arbeit des Bergreferendars ZıckLer!: „Ueber die Gangver- hältnisse der Grube Bergmannstrost bei Clausthal“, welche eine Reihe schöner, in der Grube aufgenommener Photographien des Ganges enthält. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Dr. GürıcH, Privatdocent in Breslau, vorgeschlagen durch die Herren R&meEr, Dames und HınTze. Herr EBERT sprach über einen neuen marinen Hori- zont in der Steinkohlenformation Oberschlesiens. Derselbe ist entdeckt worden im tiefen Querschlag des Kron- prinzschachtes der consolidirten GıescHh£-Grube und befindet sich ca. 200 m unter dem Niederflötz und ca. TO m unter dem An- dreasflötz.. Die Fauna, welche anderweitig beschrieben werden soll, ist in einem dunklen Schiefer enthalten, der ca. 15m 975 mächtig ist. Dieselbe ist nach unten rein marin, nach. oben wird sie brackisch und enthält nur noch Zingula und Anthracomya. Der tiefste marine Horizont in Oberschlesien, dessen Lage zum Niederflötz mit Sicherheit bestimmt werden konnte, ist der von Kosmann beschriebene „Bahnschachthorizont“, ca. 124 m unter dem Niederflötz auf der Königsgrube.. Somit ist der neue, im Kronprinzschacht erschrotene Horizont ein tieferer; ob derselbe demjenigen bei Golonog in Russisch-Polen entspricht, bleibt zu- nächst zweifelhaft. Wahrscheinlich dürfte letzterer noch tiefer liegen. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. 0. HAUCHECORNE. BEYSCHLAG. SCHEIBE. 2. Protokoll der December-Sitzung. Verhandelt Berlin, den 2. December 1891. Vorsitzender: ‚Herr HAUCHECORNE. Der Vorsitzende legte die für die luunez der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten Nor Das Protokoll der Kon aHlt. aih wurde vorgelesen. Der Vorsitzende gab zu demselben folgende Erklärung ab: Nach dem Gesellschafts - Statut haben die allgemeinen, im August oder September jeden Jahres stattfindenden Versammlun- gen der Gesellschaft nichts mit den besonderen, in Berlin statt- findenden Versammlungen gemein. Die Geschäfte der ersteren werden ganz durch den aus ihrer Mitte gewählten Vorstand geführt. Die Protokolle über die Verhandlungen der allgemeinen Ver- sammlungen sollen während deren Dauer fertig gestellt werden. Ueber ihre Veröffentlichung enthalten die Statuten keine Bestim- mung. Nur in der von der Gesellschaft angenommenen Geschäfts- ordnung für den Vorstand findet sich eine darauf bezügliche An- ordnung in $ 29, welche lautet: 8 29. „In der Regel wird der Bericht über die all- gemeine Versammlung sofort zum Druck zu befördern sein, 976 um zu Änfang des nächstfolgenden Jahres zu erscheinen. Es wird jedoch einer der Schriftführer zu Berlin die dabei etwa noch vorkommenden Arbeiten, welche nur die äussere Form betreffen können, zu besorgen haben.“ (Diese Zeitschrift, Bad. :d,:p.. 31.) Herr OPPENHEIM beanstandete die Fassung des Protokolls und stellte, da das Protokoll der letzten Sitzung der allgemeinen Versammlung in Freiberg nicht verlesen wird. den Antrag: „Die deutsche geologische (resellschaft wolle in Erwägung, dass nicht ordnungsmässige Protokolle der Giltigkeit entbehren, die allgemeinen Versammlungen der Gesellschaft auffordern, in Zukunft auch das Protokoll ihrer letzten Sitzung an Ort und Stelle zu bestätigen.“ Der Vorsitzende lehnte unter Hinweis auf die oben abgegebene Erklärung diesen Antrag ab, da er nur durch die allgemeine Ver- sammlung selbst erledigt werden könne. Herr KosmAnn erklärte, dass er nunmehr für seine Person von den in Gemeinschaft mit Herrn OPPrEnHEIM im November gestellten, dem Vorstande vorliegenden Antrage zurücktrete. Die von Herrn OrrEnHEım beanstandete Fassung des im Protokoll der November-Sitzung enthaltenen, auf die Erwiderung des Vorsitzenden sich beziehenden Passus wurde von der Versamm- lung als richtig anerkannt und das Protokoll in der verlesenen Form genehmigt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Prof. Dr. DöpErLEın in Strassburg i. Els., vorgeschlagen durch die Herren BEnECckE, BückınG und Damess; Herr Dr. H. Hsrke, Chemiker an der kgl. geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren Lossen, LEPPLA und MÜLLER; Herr Dr. E. Zachz, Realgymnasiallehrer in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren KeıLHAack, LEPPLA und SCHEIBE. Herr KEILHACK sprach über das Alter der Cardıum führenden Sande und der Torflager im Steilufer der Elbe bei Lauenburg. Gegenüber der von ÜREDNER, WAHNSCHAFFE und GEINITZ aufgestellten Behauptung des postglacialen (alluvialen) Alters der letzteren und des miocänen Alters der ersteren (cf. Neues Jahrb, f. Mineral. ete., 1859, II, p. 194) hielt Vortragender an seiner früheren Ansicht vom interglacialen resp. präglacialen Alter dieser Schichten (cf. Jahrb. d. kgl. geol. Landesanstalt u. Bergakademie für 1584, Berlin 1885, p. 211) fest. Ein neuerdings mit Herrn Dr. H. Schröper ausgeführter Besuch von Lauenburg ergab näm- lich folgende, z. Th. die früheren Beobachtungen bestätigende und ergänzende Resultate: 1. Der Cardium-Sand ist durch Uebergänge mit nordischen Diluvialsanden auf’s engste verknüpft. 2. Er führt auch in grösseren Tiefen noch vereinzelte nor- dische Geschiebe. 3. Seine Fauna fehlt dem Holsteiner Miocän völlig, stimmt aber überein mit derjenigen anderer präglacialer Ablage- rungen Holsteins, z. B. Burg in Dithmarschen. 4. Das Miocän bei Lauenburg (Buchhorster Berge) besteht, soweit es aufgeschlossen ist, aus kalkfreien, fetten Thonen mit Braunkohlenflötzchen. Danach sind die Cardium-Sande zweifellos diluvial, und da sie unter dem Geschiebemergel liegen, alt- oder präglacial. Bezüglich des Alters der Torflager ist die Behauptung von ÜREDNER, WAHNSCHAFFR und GEINIıTz, dass über dem mächtigen Sande im Hangenden des Torfes kein oberer Geschiebemergel folge, wie Vortragender früher angenommen hatte, richtig. Be- deutende Abrutschungen hatten den Irrthum hervorgerufen. Falsch aber ist die Angabe, dass über den weissen Sanden überhaupt keine jüngere Schicht mehr folge. War schon die Schlussfolge- rung, dass das Torflager postglacial sei, weil es auf Unterem Mergel auflagere, ohne von ÖOberem überlagert zu sein, durchaus unzulässig, so wird jene Altersbestimmung erst ganz hinfällig gegenüber der Thatsache, dass über den Sanden eine zur Zeit des Besuches des Vortragenden schön aufgeschlossene, 1!/s bis 2 m mächtige Bank typischen Oberen Geschiebesandes mit zahl- losen Geschieben lagert. Dadurch wird das interglaciale Alter des Torflagers über jeden Zweifel erhoben. Ueber die ausserdem noch in den Lagerungsverhältnissen und der Flora des Torflagers liegenden zwingenden Gründe für ein diluviales Alter desselben ist in einer brieflichen Mittheilung im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc., 1892, I, Heft 2 aus- führlicher gehandelt. Herr SHCEIBE sprach über Hauchecorneit, ein neues Nickelwismuthsulfid von der Grube Friedrich im Revier Hamm an der Sieg und legte Stücke davon vor (vergl. die Arbeit im Jahrb. der geol. Landesanstalt und Bergakademie, 1891). 978 Herr H. PoToNIE legte emige Pflanzenreste aus dem thüringer Rothliegenden vor und besprach dieselben. 1. Exipulites Neestii Ga&rprEert auf Samen einer rothliegenden gymnospermen Pflanze. Als Extpulites Neesiti bezeichnet man bekanntlich Gebilde, die man am besten als zu den Sphaeriaceen-Perithecien gehörig an- sieht. Wiederholt ist dieser Schmarotzer-Pilz auf Wedelspreiten- theilen von palaeozoischen Frlices beobachtet worden; bei GÖPPERT schmarotzt er auf seiner Aymenophyllites Zobelü, H. B. GeinıTz giebt ihn „auf Sphenopteris tridactylitess Bronen., Sph. elegans Bronen. und Sph. erregularis STERNB.* an, GurBIEr bildet ihn, die Perithecien für Sori haltend, auf „Neuropteris Loshiüi Bronen.“ ab. Diejenigen, die — wie der letztgenannte Autor — die Exe- pulites Neesit - Gebilde nur wegen dieses ihres Vorkommens auf Wedelspreitentheilen für Sori halten möchten, trotz des triftigen Grundes GöppeErT s, der unsere Gebilde für Schmarotzer - Pilze hält, weil „sich gar keine Beziehung. derselben zu den Blattnerven nachweisen“ lässt, diese dürften von der Unrichtigkeit ihrer An- sicht durch die vom Vortragenden vorgelegten, auf (wohl einer gymnospermen Pflanze entstammenden) Samen sitzende Exemplare überzeugt werden, wenn ihnen auch das Vorkommen von Ext- pulites auf Callipteris conferta (STERNBERG) BRONGNIART, deren Sori — wie wir durch E. Weiss wissen — marginal wie bei Ptervs auftreten, noch nicht zur definitiven Entscheidung der Frage genügen sollte. Die Schmarotzer auf Callipteris conferta hat allerdings ge- rade GÖPPERT merkwürdigerweise für Sori angesehen; er sagt: sie „scheinen“ auf den Nerven zu sitzen; in Wahrheit stehen sie ausser allem Zusammenhang mit der Nervatur. Es kommt hinzu, dass die Perithecien allermeist auf der Oberseite der Wedel an- sitzen, während doch Sori auf Wedeloberseiten zu den ausser- ordentlichen Seltenheiten gehören. Esxipulites Neesit ist auch auf Stengelorganen gefunden worden. Das Vorkommen des in Rede stehenden Pilzes ist vom Culm bis zum Rothliegenden. 2. Callipteris conferta (STERNBERG) BRONGNIART und Callipteris latifrons Wuıss mit Frass-Gängen oder -Rinnen. Die vorgelegten Wedelbruchstücke der (Callipteris conferta aus dem thüringer Rothliegenden zeigen auf der Wedeloberseite verlaufende, verschieden lange, unregelmässige Vertiefungen (Ka- näle), meist die ganze Oberfläche bedeckend, die der Vortragende für Minirlarven-Gänge oder für Frass-Rinnen hält. 979 Die Gründe, warum die Kanäle keine Sori sein können, lassen sich dem unter 1. bei Eixipulites Neesit! Gesagten leicht entnehmen. 3. Gomphostrobus bifidus (E. GEinitz) H. Poroniıe. In der Sitzung vom 30. October 1891 der Deutschen bota- nischen Gesellschaft hat der Vortragende die vorgelegten Petre- facten von Gomphostrobus bifidus bereits besprochen, dieselben aber damals als Psvlotiphylhım bifidum (E. Geinırz) PoronıE (= Sigillariostrobus bifidus E. Geinıtz und Dieranophyllum br- fidum (E. G.) T. Sterzer) bezeichnet. Durch R. ZEILLER ist aber der Vortragende brieflich auf die specifische Identität von Gomphostrobus heterophylla Marıon (1890) und Sigellariostrobus bifidus E. Gew. (1873) aufmerksam gemacht worden. Die vom Vortragenden neugeschaffene Gattung Pselotephyllum muss daher wieder fallen, da schon Marıox eine neue Gattung, also G@ompho- strobus, geschaffen hatte, ohne allerdings zu merken, dass die ein- zige Art dieser Gattung, nämlich Gomphostrobus heterophylla der Species nach identisch ist mit Sigellarvostrobus bifidus E. G. Die Art war also vor Marıon schon bekannt, jedoch nicht — wie es ihr gebührt — in eine besondere Gattung gebracht worden. Sie muss nach dem Vorausgehenden nunmehr heissen! Gompho- strobus bıfidus (E. Gemitz) H. Poronı#£. Die Diagnose von Gomphostrobus bıifidus ist die folgende: Laubsprosse (bisher nicht in Verzweigung gefunden) von dem Typus der Walchia filiciformis bis W. piniformis, am Gipfel bis über 8 cm lange, zapfentörmige Fructificationsorgane tragend, deren Stengelaxe die directe Fortsetzung der Laubsprosse bildet. Die Blätter des Zapfens (Sporophylle resp. Fruchtblätter, je nach- dem man unsere Pflanze als eine Lycopodinee oder Conifere an- sieht) länger als die nadelförmigen Laubblätter, bis mehrere Cen- timeter lang, aus eiförmigem Grunde sich allmählich verschmälernd. am Gipfel oft lineal oder fast lineal werdend und sich einmal gabelnd. Gabelzipfel bis gegen 1,5 cm lang, spitz, mehr oder minder gespreizt. zuweilen fast parallel verlaufend. Die Sporo- phylle werden von einem ziemlich breiten, flachen Mittelnerven durchzogen, der sich im Gabelwinkel gabelt. Die Gabelnerven verlaufen am Innenrande der Gabelzipfel.e Ganz an ihrem Grunde tragen die Sporophylle resp. Fruchtblätter je ein, im Ganzen eiförmiges Sporangium (resp. ein Eichen oder einen Samen). An den mir von Herrn Prof. MaArıox gütigst mitgetheilten Abbildun- gen seiner Exemplare stehen die Sporophylle einseitswendig. Der Vortragende konnte nur Sporophylle der G@omphostrobus bifidus vorlegen, die’ er für eine Psilotacee halten möchte. Ausführliches über die unter 1. bis 3. erwähnten Fälle wird 980 der Vortragende baldigst in den Abhandlungen der kgl. geolo- gischen Landesanstalt und Bergakademie veröffentlichen, wo auch die vorgelegten Exemplare und die Marıon schen Reste von Gom- phostrobus in Abbildungen vorgeführt werden sollen. Herr E. ZIMMERMANN legte Flussspath vor; dieser kommt in einzelnen bis erbsengrossen Krystallen (Würfeln mit geätzten Flächen) von farbloser bis licht violetter Farbe an den Innenwänden von Lithophysen eines Porphyrs an mehreren Stellen bei Oberhof im Thüringer Walde vor und scheint sich aus fluor- haltigen Dämpfen ausgeschieden zu haben. Derselbe legte sodann mehrere Stücke Wellenkalk aus der Schaumkalkzone von Arnstadt in Thüringen vor, die sich durch absonderliche Druckerscheinungen auszeichnen. Man sieht dort in einem mehrere Meter hohen und breiten Aufschluss die Schichten sanft einfallen. Eine der Schichten ist quer zu ihrer ebenen Ober- und Unterseite von dicht gedrängt stehenden Kluftflächen, secundärer Entstehung, durchsetzt, die alle nicht eben verlaufen, sondern sehr intensiv gefaltet und geknickt sind durch einen Druck, der rechtwinkelig zu den Schichtflächen ge- wirkt haben muss. Wenn man die betreffenden Handstücke be- trachtet, ohne dass man Näheres über ihr Vorkommen weiss, werden jene gefalteten Kluftflächen den Eindruck von Schicht- flächen machen, während die beiden gleichzeitig sichtbaren, ebenen Schichtflächen wie Kluftflächen erscheinen. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. (07 HAUCHECORNE. BeEYSCHLAG. SCHEIBE. 981 EEE Für die Bibliothek sind im Jahre 1891 im Austausch und als Geschenke eingegangen: A. Zeitschriften. Angers. Societe d’etudes scientifiques. Bulletin, Bd. XIX. Basel. Naturforschende Gesellschaft. Verhandlungen, Bd. IX. Belgrad. Annales geologiques de la Peninsule Balkanique, Bd. TU. Berlin. Königl. preussische geologische Landesanstalt. Abhand- lungen, Bd: X, Heft 3. — Neue Folge, Heft 3. — Königl. Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte, 1890, Heft 41 —53 und 1891, Heft 1—40, — Zeitschrift für Berg-, Hütten- u. Salinen-Wesen in Preussen, Bd. XXXIX. — Naturwissenschaftlicher Verein von Neuvorpommern u. Rügen. Mittheilungen, Bd. XXI. — Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg. Verhand- lungen, Bd. XXXIL, XXXI und Register, Bd. I—-XXX. Bonn. Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande und Westfalens. Verhandlungen, Bd. XLVN, 2 u. XLVIL 1. Boston. Society of natural history. Proceedings, Bd. XXIV, 8—4; XXV, 1. Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen, Bd. XII, Heft 1. Breslau. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Jahres- bericht, Bd. XLVIH. Brünn. Naturforschender Verein. Verhandlungen, Bd. XXVII. Brüssel. Academie r. des sciences. Anmuaire 1890, 1891. — Bulletin, XVII — XXI. — Soctete royale malacologique. Annales, Ser. IV, Bd. IV. — Proces verbaux, Bd. XVHL, Bg. 10 —16 und Bd. XIX, Bg. 1—8. Buenos Aires. Revista Argentina de Historia Natural, Bd. TI, 1—5. — Museo nacional. Anales, II, 5. (17). Caen. sSocrete Linneenne de Normandie. Bd. IV, 3. Caleutta. Geological survey of India. Memovrs, Bd. IL —- Ke- cords, Bd. 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Coecodrillo fossile (Stereosaurus Barettoni ZiGNo) a en 9849 di Tresche, nei Sette Communi. 8°. Venezia 1890. (Istıt. Venen, TV 2 ser‘.7.) OPPENHEIM (P.), Die Geologie der Insel Capri. Ein offener Brief an Herrn Jon. Warner in Jena. 8°. Berlin 1891. PassarGeE (S.), Das Röth im östlichen Thüringen. Inaugural- Dissertation. 8°. Jena 1891. Per#ö (J.), Ergänzungsaufnahmen in den rechts- und linksufe- rigen Theilen des Teher-Körös-Thales. 8°. Budapest 1890. (Jahresber. Ungar. geol. Anst. f. 1888.) — Beiträge zur Geologie des Kodru-Gebirges. 8°. Budapest Ts3120 (Ibid., 11889:) Poroxıs (H.), Das kgl. botanische Museum zu Berlin. Mit 3 Tafeln. 8°. Berlin 1891. (Naturw. Wochenschrift 1891.) Report of the Director and Treasurer of the Michigan Mining School. Houghton Michigan 1886--1891. 8°. Marquette Mich. 1891. RomAanowskı (G.), Materialien zur Geologie von Turkestan, Lifg. 3. 4°. Petersburg 1890. (In russischer Sprache.) Sacco (F.), La @£eo-Tectonique de la Haute Italie Occidentale. 8°. 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Geologre Dia SII1 Italien. ‚1. R. Ufficio geologeco. Memorte descerittive della carta geologeca d’Italia, Vol. VI. CO. Barvaccı! Össervaziont fatte nella Colonia Eritrea. 2. Memorie per servire alla descrizione della carta geolo- geca d’Italia publicate a cura del R. Comitato geologico del Regno. Vol. IV, Part. 1. 4°. Florenz 1891. 3. IsseL (A.) und Sqauınagorn (S.): Carta geologeca della Liguria e Territori confinantı. 1:200000 con note explicativee Genova 1891. Preussen. Geolog. Specialkarte von Preussen. 1:25000. Herausge- geben von der kgl. geol. Landesanstalt. Lief. 45. 47. 48. Sachsen. Geolog. Specialkarte vom Königreich Sachsen. Herausge- geben vom kgl. Sächs. Finanzministerium. 1: 25000. Bl. Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Altenberg, Grossen- hain, Radeburg, Oelsnitz, Neustadt. 332 I. Namenregister. A. hinter den Titeln bedeutet Aufsatz, B. briefliche. Mittheilung, P. Protokoll der mündlichen Verhandlungen. BEcK, R., Ueber Amphibolitisirung von Diabasgesteinen im Con- 'taetbereich von Graniten. P. . „0: — Das Rothliegende des Plauenschen Grundes. P. F BEHRENDSEN, O., Zur Geologie des Ostabhanges der argentini- schen Cordillere. 1. (Taf. XXUI—XXV.) 4. 3 BöHm, G., Ueber Lithiotis problematica GÜMBEL. B. . — Ueber eine Anomalie im Kelche von Millerierinus mespili- formis. B. VAN CALKER, F.J. Di Cambrische und silurische Geschiebe bei Groningen. I DAamzs. Ueber Perna "Taramellii G. Bönm. PD. DATHE, E., Die Discordanz zwischen Culm und Waldenburger Schichten im Waldenburger Becken. P. . . DEECKE, W., Der Granitstock des Elsässer Belchen in den Süd- vogesen. (Taf. XLVII) A. EBERT. Die Lagerungsverhältnisse der oberschlesischen 'Stein- kohlenformation. P. — Lagerungsverhältnisse des 'Carbons in Oberschlesien. P. . — Ein neuer mariner Horizont in der Steinkohlenformation Oberschlesiens. P. . - Eck, H., Bemerkungen über geognostische Profile Jängs würt- tembergischer Eisenbahnen. A. . ; — Oeratites antecedens BEYR. von Wenden in Württemberg. Bi — Bemerkungen über einige Encriniden. B.. 2 FRECH, F., Ueber das Devon der a 1. (Tat. 'XLIV bis XLVII.) At: FRoMmMm, 0. ‚ Petrographische Untersuchung von Basalten aus der Gegend von Cassel. A. . BL Ns FRÜH, J., Ueber fossile Kalkalgen. B. GÜRICH, ( Ueber Placodermen und andere devonische Fisch- reste im Breslauer mineralogischen Museum. A. — Ueber einen neuen Nothosaurus von Son in Oberschle- sien. B. HaAzarv. Die Geologie in ihren Beziehungen zur " Landwirth- schaft. P. JAEKEL, Ueber Plicatoerinus und Tetracrinus von Inowraclaw. P. — Deber Holopocriniden mit besonderer Berücksichtigung der Stramberger Formen. (Taf. XXX1V—XLIUlL) 4. s Seite. 257 767 369 531 741 192 756 20 839 283 545 974 244 134 139 672 43 971 902 967 811 554 557 993 KEILHACK, Das Alter der Cardium führenden Sande und der Torflager im Steilufer der Elbe bei Lauenburg. P. . KLEMM, G., Chiastolith-Schiefer und Hornblende- Porphynit im Oberlausitzer Flachland. B. i KrLeın, Die Methode der Einhüllung von Krystallen in Medien von annähernd gleicher Brechbarkeit. 2. 4 — Flussspath von Rabenstein bei Sarntheim in Tirol. P. VON K@NEn, Concretionen aus Sandsteinen und Sanden. P. — og. Rutschflächen im Buntsandstein von Marburg. P.. Koken, E., Neue Untersuchungen an tertiären Fisch-Otolithen. 1. (Taf. ax) AR Yo: KosmAnn, Ueber den Unterschied zwischen Constitutions- und Krystallwasser. P. et — Neue Marmorarten von Mecklinghausen. Di: — Aufgaben und Ziele der Mineralchemie. P. KRAUSE, A., Beitrag zur Kenntniss der Ostrakoden - Fauna in silurischen Diluvialgeschieben. (Taf. XXIX—XXXIM.) A. KRAUSE, P. G., Die Decapoden des norddeutschen Jura. (Taf. XI bis XIV.) HAAR LAUBE, Photographien geologisch interessanter Localitäten Böh- mens, - LEMBERG, J., Die Aufstellung des Mischungsgesetzes der Feld- späthe durch J. F. HusseL. Lepsıus, Berichtigung zu STEINMANN, Einige Fossilreste aus Griechenland. B. ; — Die zuerst nachgewiesene Quarzporphyr- Effusiv-Decke im Saar-Nahe- Gebiet. B. Lossen, Gabbro mit Bänderung vom Bärenstein im Radauthal. P — Andalusitkrystalle aus der Harzburger Forst. P. — Quarzporphyrgänge an der Unter-Nahe. P. — Die Diabasschiefer des Taunus. P. — Metamorphosirte vorgranitische Eruptivgesteine des Harzes. P. MÜLLER, W., Ueber rn am Glimmerschiefer der Schneekoppe. B. OCHSENIUS, C., Ueber Loth, Pendel, Oceanviveau und Beweg- lichkeit unserer Erdrinde. A. . OPPENHEIM, P., Beiträge zur Kenntniss des Neogen i in Griechen- land. (Taf. XXVI—XXVI) 4. — Bemerkungen zu G. STEINMANN! Einige Fossilreste aus Griechenland. B. — Die Brackwasserfauna des Eocän im nordwestlichen Ungarn. P. — Die Gattungen Dreyssensia VAN BENEDEN u. (ongeria PARTSCH, ihre gegenseitigen Beziehungen und ihre Vertheilung in Zeit und Raum. (Taf. LI) A. OSANN, A., Ueber den geologischen Bau des Cabo de Gata. (Taf. XVIN--XX)) A. — Beiträge zur Kenntniss der Eruptivgesteine des Cabo de Gaza A... PENECKE, K.A., Die Mollusken-Fauna des untermiocänen Süss- wasserkalkes von Reun in Steiermark. GREEN Ze PonLıG, Photographien geologisch wichtiger Vorkommnisse im Rheinland. ’ — Vorlage bemerkenswerther Versteinerungen u. Mineralien. P. — Die drei niederrheinischen Vulcancentren. P.. Seite. 994 PoTonım, Ueber Sphenopteris Hoeninghausi BRONGN. P.. —_ Veber Sphenopteris furcata BRONGN. P. . — Exipulites Nesii GöPP., Oallipteris conferta mit F rassgängen, Gomphostrobus bifi dus E. GkinITz sp Pr MENIAR Rinne, F., Ueber den Dimorphismus der Magnesia. A. RoTH, j Die Eintheilung und chemische Beschaffenheit der Eruptivgesteine. AR ROTHPLETZ, Fossile Kalkalgen aus den Familien der Codiaceen und der Corallineen. ale a) ln) 2 SCHEIBE, Hanchecorneit, ein neues Niekelwismuthsulfid. P. SCHLÜTER, CL., Verbreitung der regulären Echiniden in der Kreide Nörddeutschlands. A. SCHAUF, W., Ueber die Diabasschiefer (Hornblendesericit- Schie- fer K. Koch’ s) von Birkenfeld bei Eppenhain und von Vockenhausen im rechtsrheinischen Taunus. (Taf. L.) A. SCHREIBER, Vorkommen fester Sandsteinbänke im mitteloligo- cänen Grünsande bei Magdeburg. B. . STAPFF, Beobachtungen an den in Kreide eingebetteten Diluvial- ablagerungen Rügens. B. . STELZNER, Begrüssungsrede in Freiberg 1. N Pal STERZEL, 'Die Flora des Rothliegenden im Plauenschen Grunde. P. VON STROMBECK, A., Ueber das Vorkommen von Actinocamax quadratus und Belemmitella mucronata. A. WAGNER, R., Ueber einige Versteinerungen des unteren Muschel. kalks von Jena. (Tat. XLIX.) A. ZIMMERMANN, Ueber die Trias am Nordfuss des mittleren Thü- ringer Waldes. BN N: — Ueber Dictyodora. P. . — Flussspath von Oberhof im n Thüringer Walde. P . — Druckerscheinungen im Wellenkalk von Arnstadt. P.. IH. Sachregister. Seite. Actaeonina ovata n. Sp.. 383 — transatlantica n. sp. 383 Actinocamax quadratus . 39 Apatit in Basalt der Gegend von COassel. ut a0 Alaria acute-carinata n. sp. 413 Amphibolgranit, Biotit füh- render, des Belchen 844 Amphibolitisirung von Dia- basgesteinen im Üontact- bereich von Graniten . 257 Ancylus (Aneylatrum) sub- lisısp: Nr, 357 Andalusit aus der Harzbur- ger Forst ... 534 Andesite des Cabo de Gata 706 Anomia Koeneni n. sp. 417 De mhneogm '894 Argentinische Cordillere, Geo- logie des Ostabhanges 369 Argentinien, Eocän der Cor- dillere von. ale — Jura, mittlerer, der Cor- dillere von. .813:0894 — . Lias d. Cordillere v. 370. 379 — Neocom der Cordillere VON. 3. u EA ANS — Tithon der Cordillere von 374 398 Astarte aequilatera n. sp. 415 Atrypa desquamata Sow. var. nov. alticola . 680 Augit in Basalt der Gegend von Cassel. Ra ee! — im Belchengranit 851. 855. 856 Azeca Boettgeri n. sp. 364 Bänderung im Gabbro vom Radauthal . 5383 Basalte, aus der Gegend v. Cassel NETTES Belchen, Eruptivgänge im Granit des . RR Granitstock des Elsässer Beneckeia Buchi v. ALR. cognata n. Sp. Beyrichia Damesi n. sp. erratica n.'var. acuta . hieroglyphica n. sp.. Reuterlanzsp., : Stensloffi n. sp. Bimsstein des Cabo de Gata Biotit im Belchengranit . Biotit- Andesit des Cabo de Gata. Biotitaugit- Granit des Elsäs- ser Belchen Bollia rotundata n. sp. semicircularis n. Sp. sinuata n. Sp... Bothriolepis Brachydeirus Ken. Buntsandstein an der Bahn von Stuttgart nach Schil- tachı ..y. : Bursulella rostrata n. ‘sp. Bythocypris cornuta n. sp.. bidorsatus V. Cabo de Gata, stenerdesn geolog. Bau des . Calianassa prisca n. Sp... suprajurensis ET. ErUDUNGE- Callipteris conferta mit Frass- gängeNn . „uradark Cambrische Geschiebe Groningen . bei Seite. Cassel, Basalte aus der Ge- gend von ; Ceratites antecedens BEYR. aus Württemberg Cercomya angustissima n. Sp. Cerithium Bodenbenderi n. SD. ee Chiastolithschiefer im Ober- lausitzer Flachlande Chlorosaphir aus dem Sie- bengebirge . Clausilia (Charpentieria) Go- banzi n. sp. . (Pseudidyla) Standfesti n. Sp. er: Coccosteus ; Codiaceen, fossile . : Coleia macrophthalma n. sp. Concretionen aus Sandstei- nen und Sanden . Congeria PARTSCH . chonioides COSMANN curvirostris COSMANN stiriaca ROLLE Constitutions- und Kry stall- wasser 2 Contacterscheinungen am Glimmerschiefer d. Schnee- koppe Contacthöfe der Granite des Harzes Corallincen, Cricodus Culm, Discordanz "zwischen Waldenburg. Schichten u. — von Hainichen-Chemnitz Cyrtocrinus nov. gen.. granulatus n. Sp.. . nutans GOLDF. Sp. . Thersites n. sp. fossile Dacite des Cabo de Gata Decapoden d. norddeutschen Jura . Devon der Ostalpen Diabasartige Gesteine Elsässer Belchen j Diabasgesteine, Amphiboliti- sirung durch Contact mit Graniten des Diabasschiefer d. ans 750. Dietyodora Liebeana . Diluvialgeschiebe, silurische, Ostracoden aus . "903. 996 Seite. Diluviunm von Rügen, Lage- rungsverhältnsse des Dimorphismus der Magnesia | Dioritischer Granit des EI- sässer Belchen Dislocationsmetamorphismus Dreyssensia vAn BEN. . Druckerscheinungen im Wel- lenkalk von Arnstadt . Echiniden, reguläre, Verbrei- tung der, in der norddeut- schen Kreide . Eisenglanz in Basalt der Ge- gend von Cassel Elephas antiquus, zähne von . Milch- Enerinus aculeatus BEYR. ı Entomis sigma var. n. ormata Eocän im nordwestl. Un- garn, Brackwasserfauna des von St. Britz, Steiermark Erdrinde, Beweglichkeit der Eruptivgesteine, Analysen v. Eintheilung und chemi- sche Beschaffenheit von Cabo de Gata . Eryma anisodactylus n. sp. crassimanus n. Sp. A elegans var. nov. gracilis major fossata n. Sp. maeandrina n. sp. numismalis Qu. ventrosa var. nOV. hercynica Encrinus aculeatus v. Mever sub- — Wagneri BEN.. : Eryon aff. arctiformis v. SCHLOTH. Hartmanni v. MEYER Eugeniacrinus MILLER alpinus OosT.. . caryophyllatus SCHLOTH. sp. i — Dumortieri Lor. . Zitteli n. sp. \ Excursionen im Anschluss an die allgemeine Ver- sammlung in Freiberg i. S. Exipulites Neesii GÖPP. Feldspäthe, ns der Fische, natürliche er tik der . e tertiäre Otolithen von . Flussspath v. Oberhof, Thü- ringer Wanld. von Rabenstein bei Sarnt- heim, Tirol Gabbro, gebändert, aus dem Radauthal . mit Quarzeinschluss aus dem Radauthal t Gänge, Erz führende, von Cabo de Gata Geologie in Beziehung zur Landwirthschaft . Geschiebe, eambrische und silurische, bei Groningen Girvanella problematica NicH. u. ETA.. Glas in Basalten der Gegend von Cassel. i Glimmer in Basalt der Ge- gend von Cassel Glimmerandesite des Cabo de Gat& ... PET Glimmersyenitp orphyr. des Elsässer Belchen Glyphea ambigua v. FRITSCH Bronni Rem. leionoton n. sp. liasina v. MEYER. Meyeri Rem. . Münsteri VOLTZ . pustulosa v. MEYER. Udressieri v. MEYER Gold vom Cerro Colorado, Serien Mathe -. Gomphostrobus bifidus E. GEIN. sp. Granite, Contaetwirkungen von, auf Diabasgesteine . Granitporphyre des Elsässer Belchen . . Granitstock des Belchen . Grauwacke der Südvogesen eruptive Lager in der . Griechenland, Fossilreste aus Elsässer Groningen, Geschiebe bei Gymnocrinus LOR. emend. JAER. Moussoni DESOR sp. 997 Seite. 858 839 867 871 524 744 192 630 639 Hauchecorneit . . Helix a Standfesti n. spe ro Holopoeriniden £ Holopus Rangii D'ORB. . spileccensis SCHLÜT. sp. Homomya Bodenbenderi n. 8p:: ey aleihr Hoplites calistoides n. sp. mendozanus n. Sp. protractus n. Sp. Hornblende im Belchengranit Hornblendeandesit des Cabo de Gata . . ae: Hornblende - Porphyrit im Oberlausitzer Flachlande . Hornblendeserieit - Schiefer K. Koc#'s . Hymettos-Marmor, aus AT 3 Hypersthen-Augit-Andesite . Korallen Ilmenit in Basalt der Ge- gend von Cassel. Isochilina erratica n. sp. Jura, norddeutscher, Deca- poden des . Kalkalgen, fossile . Kloedenia Kiesowi n. sp. Kreide Norddeutschlands, Verbreitung der regulären Echiniden in der Krystallwasser und Constitu- tionswasser Lauenburg, Cardium führen- de Sande bei. Torflager von. Leptochirus sp. Limburgite der Gegend \ von Cassel 4 Limnaeus , Artem!®. Liparitische Gesteine d. Cabo derGatagtrr aA. Liparitpechstein d. Cabo de Gata Lithiotis problematica Gün- BEL . Lithothamnium, "Arten von untermio ee 302. Tetraspongien von 332. amphiroaeformis n. sp. . 295. 688. 693 693 531 071 972 314 Lithothamnium Aschersoni SCHWAGER . . ..0. = cenomanicum n. Sp.. gosaviense n. SP... mamillosum GÜMB. -— nummuliticum GÜMB. racemus ÄARESCH. ramosissimum REUSS . Rosenbergi K. MART. suganum n. Sp. torulosum GÜMR. . tuberosum GÜMB. turonicum n. Sp... Lucina argentina n. sp. Macroura des norddeutschen Jura . Magnesia, Dimorphismus der Magnetit in Basalt der Ge- gend von Cassel Marmor von Mecklinehausen Mecklinghausen, Marmor von Mecochirus ef. loeusta Om. n. Sp. i socialis v. MEYER sp. . Melanopsis . carinato - costata Conemenosiana Eleis n. sp. Ä pseudocostata n. nom. . stamnana Melanosteiren . . . Melilith in Basalt der Ge- gend von Cassel. Mennige pseudomorph nach Weissblei von Lead- ville . ER Mexico, Mineralien aus . Millericrinus mespiliformis, anomal . Mineralchemie Aufgaben und Ziele der Minette des Elsässer Belchen Minirlarvengänge an Callip- terisde.). DER IHABEL Mitteloligoeäner" Grünsand v. Magdeburg, feste Sand- steinbänke in. Mucronaten-Kreide bei Kö- nigslutter Nut 8 Muschelkalk, unterer, von Jena, Versteinerungen aus Mytilus membranaceus DkR. 184. 998 Seite. 816 3183 314 315 316 820 820 817 319 818 817 313 415 Neogen in Griechenland . Nephelin in Basalt der Ge- gend von Cassel. . . Nephelinbasalt der Gegend von Cassel. Neritina locrensis n. sp. Nevadite des Cabo de Gata Nothosaurus latissimns GÜ- RICH . Oberschlesien, zont der Steinkohle von . Oceanniveau, Constanz des. Octonaria elliptica n. sp. . Olivin in Basalt der Gegend von Cassel. : Orhomalus astartinus Er. — macrochirus Er. . Örphnea sp. (Glyphea) ÖOrthis Goescheni n. Sp.. . Örthoklas im Belchengranit Östalpen, Devon der . Ostrakoden aus Silurgeschie- ben Otolithen tertiärer Fische Otolithus von a s (Arius) crassus K. danicus n. Sp. germanicus n. Sp. Vangionis n. sp.. . (Da az austria- cus n. Sp. . debilis n. sp. geron'n. Sp.19.977 mediterraneus n. sr. neglectus.n. Sp. parvulus n. SP. rhenanus n. Sp. . (Clupea) testis n. sp. . — (Corvina) gibberulus K. (Deutex) nobilis n. sp... (Fierasfer) nuntius n. sp. posterus n. Sp. 2 (Gadidarum) Don (Gadus) elegans Kin simplex n. sp. spectabilis n. sp. tenuis n. Sp. venustus n. Sp. { (Gobiidarum) dispar n.sp. mariner Hori- aka Seite. 421 58 74 474 109 967 974 228 508 44 218 215 198 680 847 855 672 488 a 80 81 81 81 122 129 120 122 123 121 120 82 111 124 99 100 90 93 9 94 92 91 133 Otolithus (Gobius) franco- furtanus n. Sp. k vicinalis n. sp. (Hoplosthetus) n. Sp. ingens laciniatus K. Lawleyi n. sp. . Nettelbladti n. sp. ostiolatus n. Sp... pisanus n. Sp. (Macruridarum) singula- ris n. Sp. (Macrurus) n. Sp. en — (Merlangus) cognatus n. sp. spatulatus n. sp.. . vulgaris var. suffol- kensis (Merluceius) attenuatus n. sp balticus K. . emarginatus K. miocenicus n. Sp. obtusus n. sp. . (Monocentris) hospes K. integer K. subrotundus K. (Morrhua) faba K. latus K. . Fer söllingenensis. mMESp. (Ophidiidarum) Boett- Ser N SD... difformis K. r Hilgendorfi n. sp. hybridus n, sp. marchiceus n. sp... obotritus n. sp. . oceultus n. Sp. saxonicus n. Sp.. . (Pereidarum) aequalis n. Sp. frequens n. sp. moguntinus n. Sp. plebejus n. sp. varians K.. (Peristedion) personatus D. Sp... \ (Platessa) sector K.. (Pleuronectidarum) acu- minatus n. Sp. — tuberculosus K. ee rhenanus D. sp. Zeitschr. d.D. N ee mim (Raniceps) latisulcatusK. SL. 4, 999 Seite. 132 133 117 117 115 116 116 115 98 96 89 89 90 84 83 84 85 85 119 179 118 95 95 94 | 100 101 103 105 104 100 105 105 127 126 128 126 125 132 105 107 86 88 107 | Ötolithus a amplus BaNSpE- N. MP holsatieus n. sp. irregularis K.. ! Kirchbergensis n. sp. meridionalis n. sp. . obtusus n. sp. speciosus n. Sp. . (Seiaenidarum) insignis ovatus K. — (Scombridarum) thynnoi- des n. sp. (Serranus) distinctus n. sp. Noetlingi n. sp. d4s (Solea) approximatus n. Sp. guestfalicus n. sp. lenticularis K. (Sparidarum) ne n.tspiaint (Tr achinus) mutabilis n. nom. . seelandicus n. SP verus n. Sp. (Trigla) adjunctus n. sp. ellipticus K. (inc. sedis) conchaefor- mis fallax n. sp. hassovicus n. sp. lunaburgensis n. sp. minor K. robustus n. sp. umbonatus K. : Demoticeras leptodiscus n. sp. Palaeastacus . Pecten Bodenbenderi . Pelecyphorus. Penaeus sp. ind. (norddeut scher Jura) ! Perisphinctes Kokeni n. sp. Perlite des Cabo de Gata . Perna Taramellii G. BöHm . Photographien von geolog. Interesse aus Böhmen aus dem Rheinlande Phyllocrinus, ee der INKEENF VON... granulatus D 'ORB. 65 Seite. 110 107 109 109 109 110 108 12 180 125 124 106 106 106 128 112 113 113 131 130 135 139 138 137 135 136 134 380 207 391 906 173 406 690 756 800 820 655 654 1000 Seite. Phylloerinus BOLEEERE FUT 653 — intermedius n. sp. 654 Pikermi, Alter der Schich- ten von... 455 Placodermen, devonische . 902 Plagioklas im Basalt der Gegend von Cassel.. 54. 55 — im Belchengranit. 848. 855 Plagioklasbasalte der Ge- send von Cassel. . . 69 Plauenscher Grund, Flora d. Rothliegenden im & 7178 — Rothliegendes des 767. 778 Plicatocrinus . 554 Pontisch-caspische Fauna 941 Primitia elongata n. sp. 494 — striata n. Sp. 496 Productella forojuliensis n. „sp. 677 — Herminea n. sp. 677 Prosopon sp. . 218 Proterobasd. Elsässer Belchen 863 Psammosteus. gl Pseudoglyphea arietina n. sp. 196 Quarzeinschlüsse in Basalt der Gegend von Cassel 65 QWuarzgänge im Belchengranit 852 Wuarzporphyr-Effusiv-Decke im Saar-Nahe-Gebiet 736 Quarzporphyrgänge an der Unter -Nahe 535 Rechnungsablage 832 Reun in Steiermark, Fauna des untermiocänen Süss- wasserkalkes von t 346 Rothliegendes, des Plauen- schen Grundes 767 — Flora des, im Plauenschen Grunde . 178 Rothpletzia rpbidt 12:019049 Rudisten , Zusammenhang mit Ascidien . . 147 Rügen, Diluvialablagerungen von . 123 Rutschflächen im Buntsand- stein von Marburg . 791 Saar-Nahe-Gebiet, Effusiv- decke v. Quarzporphyr im Sanidin in Basalt d. Gegend von Cassel. Sclerocrinus n. gen. . 628. — cidaris Qu. sp. — compressus GOLDF. sp. — strambergensis n. Sp. Serpula varicosa n. Sp. . Schneekoppe, Contacterschei- nungen am Glimmerschie- fer der L Schwarzwald, Tektonik des Silber von Leadville — -krystall von Kongsberg — -pseudomorphosen nach Kalkspath aus Mexico Silurische Geschiebe bei Gro- ningen Sphaerocodium Bornemanni D. SP Sphenopteris furcata BronGn. — Hoeninghausi BRoxen. . Steinkohlenformation , Dis- cordanz innerhalb der — Lagerungsverhältnisse d. oberschlesischen . . 283. Stramberg, Crinoiden von Strepula limbata n. sp. — simplex n. sp.. ; Süsswasserkalk, untermiocä- ner, von Reun, Steiermark Taunus, Diabasschiefer des Tellur aus Mexiko Tertiär, Fischotolithen aus. Tetanocrinus n. Sen. — aberrans LOR. sp. Tetracrinus Sr Seo Thlipsura personata n. sp... — simplex n. Sp. -— tetragona n. Sp. . Tichogonia eocenica Mun.- CHALM. — euchroma OPPENH. Titanit im Belchengranit Tormocrinus veronensis n. sp. n. gene! Trias am Nordfuss des mittl. Thüringer Waldes Turbo Bodenbenderi n. Sp. Ungarn, nordwestl., eocäne Brackwasserfauna des. Seite. 669 626 626 626 397 730 252 822 821 821 Untermiocäner Süsswasser- kalk v. Reun, Steiermark Uralit im Biotitaugit - Granit des Belchen Valvata (Aegaea) Philippsoni in Si> ar ve a — — vivipariformis n. sp. Verwitterungserscheinungen in Basalt der Gegend von Cassel Vivipara (Tulotoma) "Lace- daemoniorum n. Sp. 1001 Seite. 346 856 473 462 64 461 Vulcancentren , niederrhei- nische Waldenburger Becken, Dis- cordanz zwischen Culm u. Waldenburger Schichten TE RE Ka Württemberg, geognostische Profile längs der Eisen- bahnen in . Zinnober, parallelstenglig- gangförmig, von Almaden Druck von J.F. Starcke in Berlin. 244 821 ’ 4 I" a‘ e wi A f Be HER, a APIVLYE pn hr BEE; va EHrE x age H er PN E; ‘= 2 Bar‘ “ 4% rei 36: gr se, » Er ne NE. BE . re +8 ai: h rien WELTERBE R RENTE ? BEN > HL e zur Faust SErRE ; NEE i Zur: Sale Yy ara Bee 6 j re ; I 3 Ei r F. E \ a: Z R =, ae Eh 27 Ä MS 1% e f 2 F ® hc >» [pi 27 er 32% E si MiHausE z e ns = BB zn PERURSEERER E T s 5 74 % ä u = P { i [DIS HIRBRTERTENE Miet 7 E IE 25 3 Pi x NIHVI2ES LEizE Kr ü ir SECHATE AR ee ar; 7 erh in Kr yon Neon nn Hye R = N“ er re Er in Kae Rack f enksekll dot : j a; IT = rl nr a % ; bis e , ; H; Be BE ae SEheRHE XS; RROREN, + Kir wrrae “; : Alkepıta Kia er Be Sürsware u a. e A Een terra 14 By: Euler s Le 3 ner 1 uN B “ £ y au is IT zb Bl 42 er a ir ul Ri yü u 4 yo b BA sinne far) Da ET 2 > 5 2 & air ". s g F f x, Er r & HE Here ?: Kaya IE FR TER 4 ie 6. = Fr e 5 ara: er Be E, = siegt eh ‚ur ä RER 6) et I, i% 5 A a p ” FRE Ar: ih ar Tea BD 408 N E er; } Eur :; L 5 j 1 2 ee aataananti al 5 re i 60 JA il ihmde | j Fr, k3 4 ı Ei » A F; h 053 $ “ SERIE u sgcher = Br ORBIEBS en tina al) Allinar 2 dasen) au i er sans aan nr Berl Aa 9 ar | @ ® Erklärung der Tafel I. Figur 1, 1a, 2. Otolithus (Olupea) testis KOKEn. Oberoligocän, Sternberger Gestein. 14:1. Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 1a Sagitta von der Innenseite. Fig. 2 Desgl. Figur 3, 3a, 3b. Otolithus (Arius) germanicus KoKEn. Mittel- oligocän, Weinheim. 2:1. Fig. 3 Lapillus von der Aussenseite. Fig. 3a Lapillus von der Innenseite. Fig. 3b Profilansicht. Figur 4. Otolithus (Platessa) sector KOKEN. Unteroligocän, Westeregeln. Sagitta von der Innenseite 9:1. Figur 5, 5a. Otolühus (Ophidüdarum) obotrüs KOKEN. Ober- oligocän, Sternberger Gestein. 15:1. Fig. 5 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 5a Sagitta von der Innenseite. Figur 6, 6a. Otohthus (Ophidüdarum) Boettyeri Koken. Ober- oligocän, Cassel. Sagitta (in verkehrter Stellung). 5:1. Fig. 6 von der Innenseite. Fig. 6a von der Aussenseite. Figur 7, 7a. Otolithus (Ophidiidarum) difformis var. joanchimiea Koken. Mitteloligocän, Joachimsthal. 7,5:1. Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 7a Sagitta von der Innenseite. Taf. 1. x .Deutsch.geol.Ges. 1891. tschr.d : y2| SAUER Berlin. eck, an ap! x Irre j m Bilsananul ab mov stitasr y f MUS ET DE I YesT ei Ar. "ea vo Fi nknsar A. ah u07 Ara} au i ’ 7 3 Ar > 3 Ka Bet abi B di N * vr. 7 en MEET Pf 2. car aa k . Fr «) er er 4 - er ara ur ‘ 4. r u7 ar ee; gi N. De ) ”. Erklärung der Tafel II. Figur 1, 2, 2a. Otolithus (Merluceius) attenuatus KoKEN. Ober- oligocän, Sternberger Gestein. 5:1. 7 Fig. 1 Sagitta von der Innenseite. Fig. 2 Desgl. Fig. 2a Sagitta von der Aussenseite. | Figur 8, 4, 5. Otolitius (Merluccius) obtusus KoREn. Oberoli- gocän, Sternberger Gestein. Fig. 3 Sagitta von der Innenseite. 6:1. Fig. 4 Sagitta von der Aussenseite 6:1. Fig. 5 Sagitta von der Innenseite. 4:1. | Figur 6, 6a, 7, 10. Otolithus (Merlangus) spatulatus KOKEN Oberolieocän, Sternberger Gestein. Fig. 6 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 6a Sagitta von der Innenseite. Fig. 7 Deselr 73. Fig. 10 Desgl. (jung). 10:1. Figur 8, 9. Otolithus (Merlueeius) emarginatus KOKEN. Ober- oligccän, Sternberger Gestein. Fig. S Sagitta von der Aussenseite. 4:1. Fig. 9 Sagitta von der Innenseite. 3:1. MDrourk 178 PFE=SE FF 4 « Druck v. P. Kaplaneck, Berlin. nr en ji’ La \ “ RER I Äh a j " FR $ h T % 3 > ’ Ka * 1y B EN) II lataT mob gurshlaAnd Bert er. 1omi EAN ORT EN | Dura Bere Sara: eo u BEI 19h Deu re SU ee RE EEN; Erklärung der Tafel III. Figur 1, 1a. Otolithus (Morrhua) söllingensis KoKEN. Mittel- oligocän, Söllingen. 8:1. Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 1a Sagitta von der Innenseite. Figur 2, 2a. Otolithus (Raniceps) latisulcatus KOKEN var. e. Mitteloligocän, Waldböckelheim. 10:1. Fig. 2 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 2a. Sagitta von der Innenseite. Figur 3, 3a, 3b, 4. Otolithus (Gadus) spectabilis KOKEN. Miocän, Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 3a Profilansicht. 2,51. Fig. 3b Sagitta von der Innenseite. 8:1. Rie4 Desel 2521. Figur 5. Otolithus (Merlangus) cognatus KOKEN. Miocän, Lan- senfelde. Sagitta von der Innenseite. 8:1. Jugend -Exemplar. Figur 6. Otolithus (Gadus) simplee KOKEN. Unteroligocän, Lat- torf. Sagitta von der Innenseite. 3:1. Figur 7, 7a. Otolithus (Raniceps) planus KoKEn. Mitteloligocän, Söllingsen. 5:1. Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 7a Sagitta von der Innenseite. Figur S, Sa. Otolithus (Gadus) anglicus KoKEn. Crag von Suffolk. Sagitta von der Innenseite. 4,5:1. _ — Teitschr.d.Deutsch.geol.Ges. 1891. Taf. I. Druck y. P. Kaplaneck, Berlin. 'W. Pütz lith. Ti, eh e | Er ar, RT ERIE \nr- ya 2 Te I ” E = Y er ET a] au. ae nr St rT: and radnat? ‚uisonkormsult En er 0b or aumar % sl Bi PONEE TEE +3b..n0Y BIBan ne a ee Ki suy% { 1 L.8.2..£063b \ ih, al D. 1007 ‚aunsp KB 1 R | 8.913 BE > Ei Wi x B k las 170 ads Da Ei, 1sb.009 Blue I ar mans ah or ie an - Lern) uloN) \ Eis art P ne: st d ‚siatenn) (DIA REEINE HA h an zul 1 ntinse Ä Ü ir | | ER win N ei 7 nd ER saı8 Br) Be. ET >= Na ei ‚eier Veadenır7 „ed \ Baer > mb HOV HyRd # 1 ä | stisansunl “ab cr aligse. au gif | RI ‚ v0 Ai Ü y i a j N | Erklärung der Tafel IV. Figur 1, 1a. Otolithus (Gadus) elegans KoKEn. Oberoligocän, Sternberger Gestein. 6:1. Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 1a. Sagitta von der Innenseite. Figur 2, &a. Otolithus (Gadus) elegans var. sculpta KOKEn. Oberoligocän, Sternberger Gestein. 7:1. Fig. 2 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 2a. Sagitta von der Innenseite. \ Figur 3, 3a. Otolithus (Gadus) tenuis KOKEn. Miocän, Bor- deauxeo 1 Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite, Fig. 3a Sagitta von der Innenseite. Figur 4, 4a. Otolithus (Raniceps) latisuleatus mut. KOREN. Ober- oligocän, Sternberger Gestein. 3:1. Fig. 4 Sagıtta von der Aussenseite. Fig. 4a. Sagitta von der Innenseite. Figur 5, 5a. Otolithus (Raniceps) planus mut. KoKkex. Ober- oligocän, Sternberger Gestein. 6:1. Fig. 5 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 5a Sagitta von der Innenseite. Figur 6, 6a. ?Otolthus (Gadus) tenwis juv. KOKEN. Oberoligo- cän, Sternberger Gestein. 15:1. Fig. 6 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 6a Sagifta von der Innenseite. u u Bi Sn ln ll ee 5 han Zeitschr. d.Deutsch.geol.Ges. 1891. Taf.V. ID KAoken ge2. Druck v.P Kaplaneck, Berlin. W 7 Da ab ra “ ’ wi 2 < | EEE | 490° anT Blrian? 1.0 Mabaansasud 735 vor slslan? "Aal aM de (zulası)) DSEKUU NIE ca Sr “ Bon 2 183% h DIMIETERT ger er N „Bisanmzathl, aloe nt. KUREN RUE 7 0 DER mar ur u ae les) is rel . Ne 22T. ‚atiyananel Tb aut Euer . Ay re eu ) A 0 ERUTH Fe Srisensdn! mb nor WiinsR . allei ran (sub) RENNEN NG Hy" AR I; DRESDEN “sh 103 silaR? ART NRE NT RE EEE He | ak nu #4 Be ee 215 RIO erlo sah Het A 3b 0% Fe Feel IKERR Sk Jeeeeie N AIEETNET EURE ee" 2 2 Etige Inlteidgnol lan if TER a ( salor, ) ke) ee A RE | I: bar ,erkongi! ale: 23 ah Tann? BI er Bi ana ägh Bar ee. OL Le arte In ne 13D or still“ 2 Bro R h arunkilaswusiit) autor) br ee aa Tab any Birne A Y .‚uhsonilolal aA rniorgun los) Buhl ee we) Ahr ‚saiseranetl 43h 110% aitigs® ‚shi: NIE “ I rg eg sr ,8 | " Dahn : a Erklärung der Tafel V. Figur 1, 1a. Otolithus (Merlangus) cognatus KoKEN. Miocän, Langenfelde 3,5:1. Fig. 1 Sagitta von der Innenseite. Fig. 1a Sagitta von der Aussenseite. Figur 2, 2a, 3. Otolithus (Gadus) venustus KoKEN. Miocän, Langenfelde. Fig. 2 Sagitta von der Innenseite. Fig. 2a Sagitta von der Aussenseite 8:1. Fig. 3 Sagitta von der Innenseite. 3,5 :1. Figur 4. Otolithus (Merluccius) sp. Jjuv. Miocän, Langenfelde. Sagitta von der Innenseite 7:1. Figur 5. Otolithus (Merlangus) suffolkensis KOKEN. Crag, Suf- folk. Sagitta von der Innenseite. 2,5:1. Figur 6. Otolithus (Gadus) eleyans KOKEn. Miocän, Dingden. Sagitta von der Innenseite. 4:1. Figur 7. Otolithus (Ophidiidarum) difformis typus KoKEn. Mittel- oligocän, Hermsdorf. Sagitta von der Aussenseite. 2,5:1. Figur 8. Otolithus (Ophidiüdarum) difformis KOKEN. ÜUnteroli- gsocän, Lattorf. Sagitta von der Aussenseite 3,5:1. Figur 9. Otolithus (Ophidiidarum) difformis var. acutangula Ko- KEN. Mitteloligocän, Joachimsthal. Sagitta v. d. Aussenseite. 3,5:1. Figur 10, 10a. Otolithus (Solea) guestfalicus KOKEN. Ober- oligocän, Bünde 10:1. Fig. 10 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 10a Sagitta von der Innenseite. Figur 11. Otolithus (? Rhombus) rhenanus KoREN. Mitteloligocän, Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite. 7:1. Figur 12. Otolithus (Pleuronectidarum) acuminatus KoKEn. Mit- teloligocän, Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite. 7:1. Figur 13. Otolithus (Solea) approximatus KOKEN. Miocän, Lan- genfelde. Sagitta von der Innenseite. 10:1. Figur 14, 14a. Otolithus (Ophidiüdarum) Hhilgendorfi KOKEn. Unteroligocän, Lattorf. 3,5:1. Fig. 14 Sagitta von der Innenseite. Fig. 14a Sagitta von der Aussenseite, Zeitschr.d.Deutsch.geol.Ges. 1891. Taf.V. 1 . - TERN NR SEN NN e Koken ge2. Druck v.P. Kaplaneck, Berlin. W. Pütz lith. D + T- Ay san Ns Bun ln 1 no eninbunindet) e u ES Wi Bas wo ib art BER a De: 3 ; op a De aus od ionich -£% ’ © > 12 PETER niet Re I 491 10% ga MO, A \ a 4 ‚ni 7 pe Erna By a < an E 2 43 > 7 E85 Hair 480 13 re a N PN ca = un iu ne X BEN. r 1.,% \ ” e N, ie ] re. au: arg : | : 3° NS 1 f kann N RB (Sir zaaon BE ET In FREU Ur "A : nabrg J » : di >, Er. BT EN HT. BIHUNSA NOT ar BERN, NER 2 ah AR, en, aa j NE ET 2 EB > rund hoch ee. n 44 ; gr pr, wu Y 4 Rt : = y Besäne; ur wir Br u „ / u Erklärung der Tafel VI. Figur 1, 1a. Otolithus (Ophidiidarum) occultus KoKEN. Mittel- oligocän, Offenbach a.M. 7:1. Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 1a Sagitta von der Innenseite. Figur 2, 2a. Otolithus (Fierasfer) nuntius KoKXEn. Mitteloligo- cän, Söllingen. 9:1. Figur 3, 3a. Otolitius (Beryeidarum) debilis KOKENn. Miocän, Langenfelde. 8:1. Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 3a Sagitta von der Innenseite. Figur 4, 4a. Otolithus (Artus) Vangionis KoKen. Mitteloligocän, Waldböckelheim. 3,5:1. Fig. 4 Lapillus von der Innenseite. Fig. 4a Lapilius von der Aussenseite. Figur 5. Otolithus (Ophidüdarum) differmis var. hermsdorfensis Kokenx. Mitteloligocän, Hermsdorf. Sagitta v. d. Aussenseite. 2,571. Figur 6, 6a. Otolithus (Fierasfer) posters KOKEN. Oberoligocän, Freden. 10:1. Fig. 6 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 6a Saeitta von der Innenseite. Figur 7, Ta. Otolithus (Gobius) franeofurtanus KOKEN. ÜUnter- miocän, Frankfurt aM. 75:1. Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite. Fig. Ta Sagitta von der Innenseite. Figur 8. Otolithus (Artus) germanicus KOKEN. Unteroligocän, Lattorf. Lapillus von der Aussenseite. 3:1. Figur 9. Otolithus (Macruridarum) singularis KOKEN. Unter- oligocän, Lattorf. Sagitta von der Innenseite. 5:1. Druck v. P. Kaplaneck, Berlin. W. Pütz Kth. BAER 4 Mn x or, + Dear 3b unsuilärt mann; ) a %f alias ur seyih, + Kon. une aM 13% STARS: en ET TE sang PETE Ian TE 4% E 2 a es I8. ERST. Fe EN Aur wilien? & u x ‚eirzaha a der TARF RT Ze EL 4 un wo % Kr Ki in us vn ; x & I u 26 i ‘RB es IB ir uiterz E De) at BB 107 Der Kl, 28 3 ES 0 BEN EST 7 5 SrBensea- ja BE BIRIERG Ger ‚dir 1a u et ne rk nlselvann a nr lud, A. alu ENTE ern NNCHLETE EEIDENERERSTN sh 06% HUB BsIaynHt) see re en 3b. n0Y »Pi2 nenne ee ei en Erklärung der Tafel VII _ Figur 1, 1a. Otolithus (Seiaena) holsaticus KOKEN. Miocän, Langenfelde 1,5:1. Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 1a Sagitta von der Innenseite. Figur 2, 2a. Otolithus (Seiaena) speciosus KOKEN. Oberoligocän, Sternberger Gestein. 3:1. | Fig. 2 Sagitta von der Innenseite. Fig. 2a Sagitta von der Aussenseite. Figur 3, 3a. Otolithus (Sciaena) amplus KoKEx. Oberoligocän, Sternberger Gestein. 3:1. Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 3a Sagitta von der Innenseite. Figur 4, 4a. Otolithus (Sciaena) obtusus KOKEN. Oberoligocän, Sternberger Gestein. 5:1. Fig. 4 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 4a Sagitta von der Innenseite. Figur 5, 5a, 6, 6a. Otolithus (Sciaena) ovatus KOKEN. Ober- oligocän, Sternberger Gestein. Fig. 5 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 5a Sagitta von der Innenseite.,. 7:1. Fig. 6 Sagitta von der Anssenseite. Fig. 6a Sagitta v. d. Innenseite (jüngeres Exempl.). 15:1. Figur 7, 7a, 8, Sa. Otolithus (Sparidarum) gregarius KOREN. Oberoligocän, Sternberger Gestein. Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 7a Sagitta v. d. Innenseite (jüngeres Exempl.). 15:1. Fig. 8 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 8a Sagitta von der Innenseite. 51:1. tschr.d.Deutsch.geol.Ges. 1891. l Te eu EIER = k, Berl DIanecK Druck v.P Ka IIET SET nah sunmälan u 17 u EHER we er a ea Pa j ey Da m:H3233 99075 Isle 1695 “Narr k Moh nv Ber EN aaa Hab nor Bent he * j r hr 1 5 A EU ii { { i me \ i arrsassrırh, 5b ur water Rn Slsansunt sb nor AR Bra | sung mabirsılin [H oA ITS HANSE 2 Kcal u. your ’ pr e ru | 2 i ET N Days; E a fi erde KONG ra ’ EN j ü stone ah n07 elltua? RE ri Mi 2 f 0 ri u il 2 I imurslurgi), Bun ö Te FH u rc ® N ; f san) - BERN LPT EOEN, Bar 07 rende a RE : Bee aan ab 007 et rn 1.) Be lg N ansgaröre er aa FR MORRT (air Re A ae acht in i D| f ser] ab ag Alt, HB RER DE wart ER TSHTTSIT “| k r + - ir brain} ask BETA Ar = or i 2 2 5 ER r 5 Ste = “ Erklärung der Tafel VIII. Figur 1, 1a. Otolithus (Serranus) Noetlingi KOKEN. Oberoligo- cän, Sternberger Gestein. 9:1. Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 1a Sagitta von der Innenseite. Figur 2, 2a. Otolithus (Trigla) sp. Oberoligocän, Sternberger Gestem. ln Fig. 2 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 2a Sagitta von der Innenseite. (Das einzige Exemplar ist abhanden gekommen.) Figur 3, 3a, 3b. Otolithus (Sceiaena) wrregularıs KOKEN. Miocän, Hochstädt. 1,5:1. Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite. ig. 3a Sagitta von der Innenseite. g. 3b im Profi. Figur 4, 4a und 6. Otolithus (Percidarum) frequens KOKEN. Oberoligocän, Sternberger Gestein. Fig. 4 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 4a Sagitta von der Innenseite. 9:1. Fig. 6 Sagitta, grösseres Exemplar, v. d. Innenseite. 8:1. Figur 5. Otolithus (Beryeidarum) geron KOKEN. Oberoligocän, Sternberger Gestein. Sagitta von der Innenseite. | Figur 7, 7a, 7b. Otolithus (Corvina) gibberulus KoKEN. Ober- olieocän, Cassel. 2:1. Fig. 7 Sagitta von der Innenseite. Fig. 1a Sagitta von der Aussenseite. Fig. 7b im Profil. Figur 8, Sa. Otolithus (Dentex) nobilis KOKEN. Oberoligocän, Sternberger Gestein. Fig. S Sagitta von der Aussenseite. Fig. 8a Sagitta von der Innenseite. Taf. sitschr.d.Deutsch.geol.Ges. 1891 BT ETBERNTE DIN De 1 “ 5 R Fi \ RENTNER EAN ERRNEN ee 1 ae i cc e ‚pi f v; ' © *ö 3% 1773 RR 1% EISEN ER ] & . ® user] SH y rd or Er re ER | ; ir 11 j j £ ä i . ;3 [AUBERE ER, BEE HDTS NEN Ion uf Yan IHUSHRBER. al to ; h er 2 ER ; s BR) Pest, Ba al il ; ABER HD. TO DENE Aa hin 4 2} 7 r F 3 EEE VAHDOLH ee. en ” 4 e HMSENSSRIL Dre Haan ab ven er LE Tee NN. SH Met WELHETH LEN BT, ÜRTEALR DER 3 BUsaRsaneh win nr an IT aid ö £ ER ; Y . enter nl or AND a Ze. . e » pt Bro, ah 1167 SilieRe ersulald 8 Y J . N N I x E Erklärung der Tafel IX. Figur 1, 1a. Otolithus (Hoplosthethus) pisanus KOKEN. Pliocän, Orciano bei Pisa. 3:1. Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 1a Sagitta von der Innenseite. Figur 2, 2a. Otolithus (Hoplosthethus) Lawleyi KOKEn. Pliocän, Orciano bei Pisa. 2:1. Fig. 2 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 2a Sagitta von der Innenseite. Figur 3, 3a. Otolithus (Hoplosthethus) mediterraneus var. japo- 2000 3 Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 3a Sagitta von der Innenseite. Figur 4, da, 5. Otolithus (Hoplosthethus) ostiolatus KOKEN. Mit- teloligocän, Waldböckelheim. 4:1. Fig. 4 Sagitta von der Innenseite. Fig. 4a Sagitta von der Aussenseite. Fig. 5 Sagitta von der Innenseite. Figur 6, 6a. Otolithus (Hoplosthethus) Nettelbladti KoKEn. Ober- oligocän, Sternberger Gestein. 3:1. Fig. 6 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 6a Sagitta von der Innenseite. Figur 7, 7a, 8. Otolithus (Berycidarum) geron KoKEn. Ober- oligocän, Sternberger Gestein.. Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 7a Sagitta von der Innenseite. 9:1. Fig. S kleinere Sagitta von der Aussenseite. 15:1. Tatılr eutsch.geol.Ges. 1891. Zeitschr.d.D PR vi A Dana) 4 BE yinatis, a ı5h ran 1497 + ’r ee B “ gi - N = FANOH aut far BEA TERERTE A RL Aue a Eu ni] ” BUHELHENTTE 3 DV tar ra cl lasfo int BB BR | i 2 ‚ > i > f aa BIP 1 u { 2109217 ’ sy N j = Y 19741174 I . . { ‘ BE TTETERERT) I a ETTE RN 105 I 6 We NIE + | T \ a l Hand ıoY ‚UI2ORlH a al ab Hot f a SE yriTbE! 7 u: SL] ziinnos RER En 's er) uny E uhr ayun! fi nt 4 wa N, amt) me Pd ET amd a oe Ted ‚srl verirl 43h Hhy.H RS ER | RR a a) Dee SATTE N ERTL U ie i ma fear}, FE 1 07 I Io Pr: 3 ER TTEE RN ara} e um ® 2 19 BmH7 ellarerlle 7 er RASSE nn. fi E EH) 1% iv r ij 5 643 In ; 1 I N rar y ; N . Pe Haan Try liak 17 N Ar Art I NH Reli) Sr er E er , fd: / i r 3 nr mM nr url: IE ff Er BE A ee FR a re 1 k x ENDEN LH NONE url »raansınl 33h. 007 Kim? rar u EA 2 Ze s gs h Ira! -üi Pe a 3 i AO 2 TE A Ne ieihs: ’{ 1: FATTIREUTGNE r ron sau ah Hay Binde % % f1 » $ Fi 0,3% *, er rar . IR RIIEERE "lo nnaoytlo Als ort su DR. Di Her ; N 7 ; n ” 2 “ 2b TDVIR ainnd. Me ziksogılo (-1alnl]!) BEE eh Y E ze BEN) „#1 Tun bereshl f iur 1! ıo% Far?) tl ErTe® & eg ’ 6} ’ i R \ 4 e any SI Un“ e EN TR, Ah il ü j u Er - fi , ü N .. Erklärung der Tafel X. Figur 1. Otolithus (Pereidarum) plebejus KoKEn. Mitteloligocän, Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite. 4:1. Figur 2. Otolitwus (Serranus) distinetus KOKEn. Mitteloligocän, Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite. 4:1. Figur 3. Otolithus (inc. sedis) fallax KoKEN. Oberoligoeän, Freden. Sagitta von der Innenseite. 5:1. Figur 4, 5. Otolithus (Beryeidarum) parvulus KOKEN. Mittel- oligocän, Söllingen. 11:1. Fig. 4 Sagitta von der Innenseite. Fig. 5 Sagitta von der Aussenseite. Figur 6. Otolithus (Peristedion) personatus KOKEn. Mitteloligo- cän, Söllingen. Sagitta von der Innenseite 8:1. Figur 7, 8. Otolithus (Morrhua) latws KoKEn. Miocän, Lüne- bure: SE. / Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 8 Sagitta von der Innenseite. Figur 9. Otolithus (Trigla) adjunctus KoKEN. Mitteloligocän Söllingen. Sagitta von der Innenseite. 9:1. Figur 10. Otolitius (Scombridarum) thynnoides KOoKEN. Mittel- oligocän, Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite 5:1. Figur 11. Otolithus (Seiaenidarum) insignis KoKEn. Mitteloli- gocän, Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite. 3:1. Figur 12. Otolithus (Fobuidarum) dispar KoKEn. Miocän, Frank- furt a.M.. Sagitta von der Innenseite. 7,5:1. Figur 13, 14. Otolitwus (Trachinus) verus KOKEN. Mitteloligocän. Waldböckelheim. 5:1. Fig. 13 Sagitta von der Aussenseite. Fig. 14, Sagitta von der Innenseite. : Figur 15. Otokthus (inc. sedis) hassovicus KOKEN. Mitteloligo- cän, Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite 3:1. Figur 16. Otolithus (Berycidarum) neglectus KOKEN. Unter- oligocän, Westeregeln. Sagitta von der Innenseite. 4,5:1. Figur 17. Otolithus (Ophidüdarum) hybridus KOKEN. Mittel- (? Unter-) oligocän, Süldorf. Sagitta von der Innenseite. 4:1. Figur 18. Otolithus (Ophidiidarum) marchicus KOKEN. Mittel- oligocän, Hermsdorf. Sagitta von der Innenseite. 4:1. Figur 19. Otolithus (Ophidiidarum) saxonicus KOKEN. Mittel- oligocän, Magdeburg. Sagitta von der Innenseite. 4:1. sen gez. Druck v. P. Kaplaneck, Bern. . W.Pütz lith. USER u Erklärung der Tafel XI. Figur 1. Coleia macrophthalmus nov. sp.; Cephalothorax. Figur 2. Abdominaltergum derselben Art. Figur 3. Abdomen derselben Art. Figur 4. Erster Scheerenfinger derselben Art. Sämmtliche Stücke befinden sich in der Sammlung des Herrn Pastor Dr. DENCKMANN zu Salzgitter und stammen aus dem Posido- nien - Schiefer, Fig. 1—2 vom Heinberg bei Fehlde, Fig. 3--4 von Gross - Sissbeck. RER EN TEN Taerl Druck ARenaud, Berlin. Zeitschr. d.Deutsch.geol.Ges. 1891. W Pütz del. TER, I NT > id ee INT! 3 a ir ac # N EEE 2 Pr Aa NS ARTE (7 j war. EB LETUENDER| Ps - En UPS PETHRRT ER! Hand) A / ie ER sah. ‚Sinai He 12 sh AuB,l B 121 17 RR ' AR ah Ri art Erg 1 ars = i LLEIREETEN _ ze Er zp rodialsds) aE am H Jh ala ab ira da R ar n 2; vu { BF nel nv lad an cr ERAuHTA el Hisialatk ars Hetigashns.l Ynn nase aan a a t ? u 2 Erklärung der Tafel XIL. Figur 1. Gilyphea leionoton nov. sp.; Portland - Schichten von Münder am Deister. Fig. 2. Letzte Segmente des Abdomen bei mehr horizon- taler Lage des Stückes. Figur 3. Glyphea Bronni Rem.; Cephalothorax; unterer Coralrag von Hersum. Fig. 3a von oben gesehen. Fig. 3b Seitenansicht. Fig. 3c u. d. Schalensculptur, vergrössert. Figur 4. Glyphea ambigua V. FRITSCH. Fig. 4a Cephalothorax. Fig. 4b Sculptur der Schale am hinteren Ende, vergrössert. Big. Ae nr B N im Mittelfeld, * Das Original von Fig. 1a u. b befindet sich in der Sammlung des Herrn Amtsrath Dr. STRUCKMANN, das von Fig. 3a—d in der Samm- lung der kgl. geolog. Landesanstalt zu Berlin, das von Fig. 4a—c in der paläontologischen Sammlung der Universität Halle. Druck A.Renaud, Berlin. EIN = De a A FI 5 f Be a | reT ah anal ö Anz ! ; Asche ' Ir 000 1 oh I ' Race ya 5 ; ur r Auto lndg') BORIR, en VORUREWIATGR EEE r, PYRRT rn f Ale: Ir { ; EE = > DIE FRE SG h © i Bass Tea ah . or i EEE IE I Ders ANERANEIR BEE va OLE fer) ar EN 4 us FE - kl ie r $ d 2 > [EZ NET ERDE et # & Te ıYy R j ; | ot Fe a Sr ae E INH HI PR m ren ; 2 . r h > + = h Er E El »E KErar N n u 3 2 ride NITTTER A ' I N e- « nn 4 Fi rHirkatee n ir we x - N ’ {f4 GE TEEN et z 5 - \ e1 ei Gi rar roh 7 ST RER IE: > RER E 5 ARTE t$1 up 1,7 , - E L FR \ 20 De h BERNER ER RE TEN LESEN} 2) . Ir MAN He 1° Li . Me whbuindis He ET Rahel alanineir Se 2 Ir ui. A nee] | Eins Aal BE 2 ar INENEH si YA HIERA er hin eu | ip Erklärung der Tafel XIII. Figur 1. Eryma ventrosa var. nov. subhereynica. Zone der Ostrea Knorrii zwischen Weenzen und Eimen. Cephalothorax. Figur 2. Eryma elegans var. nov. gracilis. Zone der ÖOstrea Knorri zwischen Weenzen und Eimen. Fig. 2a Cephalothorax von der Seite gesehen, Eimen. Fig. 2b 5 von oben gesehen, Eimen. Fig. 2c = ; Schalenoberfiäche vom Vordertheil, vergrössert, Eimen. Fig. 2d S ; desgl. vom Hintertheil, vergr., Eimen. Fig. 2e Scheerenbruchstück vom ersten Schreitfusspaar. Figur 3. Eryma elegans var. nov. major. Aus der Zone der Tix- gonia navıs von Dehme. Scheerenbruchstück. Figur 4. Eryma anisodactylus nov. sp. Aus dem unteren Kim- meridge von Holzen am Ith. Scheere. Figur 5. Eryma erassimanus nov. sp. Aus dem Korallen-Oolith vom Galgenberg bei Hildesheim. Scheere. Figur 6. Eryma fossata nov. sp. Aus dem oberen Korallen-Oolith vom Galgenberg bei Hildesheim. Cephalothorax von oben. Figur 7. Eryma maeandrina nov. sp. Schicht des Reineckia anceps von Hildesheim. Fig. 7a Scheerenfragment. Fig. 7b Oberflächesculptur desselben. Die Originale zu den Fig. 1, 2e und 3 befinden sich in der Samm- lung der geolog. Landesanstalt in Berlin, dasjenige von Fig. 2a —d in der Universitäts - Sammlung von Göttingen, das zu Fig. 4 in der Sammlung des kgl. Museum für Naturkunde zu Berlin, zu Fig. 5 und 7 in dem Museum zu Hildesheim und zu Fig. 6 in der Sammlung des Herrn Amtsrath Dr. STRUCKMANN zu Hannover. Zeitschr. d.Deutsch.geol. Ges. 1891. .W. Pütz del. Druck ARenaud, Berlin. BAR ei K, 41 ee ie “ Erklärung der Tafel XIV. Figur 1. a Novum genus? Leptochirus. Posidonien-Schiefer von Schandelah. Fig. Ib. Vergrösserte Schalenoberfläche vom Abdomen des vorigen Stückes. Figur 2. Pseudoglyphea arietina nov. sp. Cephalothorax. Aus dem oberen Arieten-Lias von Wethen bei Warburg. Figur 3. Scheere aus der Schicht des Peltoceras perarmatum von Hersum. Figur 4. Celianassa suprajurensis Er. Oberer Kimmeridge von Holzen am Ith. Fig. 4a Scheere. Fig. 4b vergrösserte Schalenoberfläche derselben. Figur 5a, b. Scheere aus dem Oxford des Lindener Berges bei Hannover, von oben und vom proximalen Ende gesehen. Figur 6a, b. Scheerenfragment aus dem Oxford des Mönke- berges, Figur 7. Mecochirus socialis MEYER. Aus dem Ornatenthon von Hildesheim. Fig. 7b. Erstes Abdominalsegment der vorigen Art, in der Seitenansicht vergrössert. Fig. 7c. Rechtes Exopodit und Endopodit des letzten Ab- dominalsegments, vergrössert. Fig. 7d. Ischiopodit des ersten Beinpaares, vergrössert. Fig. 7e Schalenoberfläche in der Nähe des Panzerhinter- randes, vergrössert. Figur 8. Scheere aus einem Kelloway - Geschiebe von Nieder- Kunzendorf in Schlesien. Figur 9. Scheere aus dem Korallenoolith von Hersum. Die Originale zu Fig. 1 u. 9 befinden sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt zu Berlin, das zu Fig. 2 in der Sammlung des königl. Museum für Naturkunde zu Berlin, von Fig. 8 im Museum zu Hildesheim, zu Fig. 4 in der Sammlung des Verfassers, zu Fig. 5, 6 und 7 in der Göttinger Universitäts - Sammlung, zu Fig. 8 in der Sammlung des Herrn Dr. JAEKEL in Berlin. a en TR I. v ak ..W Pütz del. | Druck A Renaud, Berlin. i { Bi IT ob gute A HT: u0r ud Yoenähn wen) ee; N BR. + Ban auniy Hit wulisdT. oh wrsund imab ee als u Rs) Serge diassd] Ei art 4,u0dlonildy2 usılltary airınmabae Es ze an series Eememeen any | Wire 2 1u214 3 er et angid ? Sr em Fre vaelansrag? Ihn I N Mr ya ni, io fr sa 7 Hari EN Ve NE > ee e 4 Er ei ai Dur: 4008 won) DA RN uahast Ben 0) 0, OR TERN Ei gi Erz ABER Ob x ae an Ä i 1ayil El x AR URAE: SM AMT ah ui ‚dank Bir sd a | in x er i - x 4 > ER Fe e Te a : in I Be N Mu . h Erklärung der Tafel XV. Figur la. Codium adhaerens AG. von Tenerife (lebend). Geflecht- theile aus dem Innern des Thallus mit eingeschlossenen Schläuchen. Figur 1b. Desgl. Peripherische Geflechtstheile mit den pali- sadenartig gestellten Schläuchen. Figur 2. Shpaerocodium Bornemanni n. sp. et gen. X 150. Fieur 2. — — x 150: Figur 4u5. — — x 100 (non 160). Schläuche mit Sporangien. Figur 6. — — x 80. Figur 7. — == x 150. Figur 8. — - Schlauch mit dem anhaf- tenden Zellfaden. x 80 (non 100). Figur 9. Dasselbe. x 200. Figur 10. Sporangien tragender Schlauch von Codium tomentosum nach KÜTzing. x 40. Figur 11. Sphaerocodium Bornemanni auf einem Fremdkörper aufsitzend. X 100. Figur 12. Desgl. in natürl. Grösse und mit angewitterter Ober- fläche, in der Mitte ein fremdes Schalenfragment. Kieur is. Desel 7730 Kenn Dünen nn mn nn et Ges. 1891. geol chr. d. Deutsch. ıts Ha 283 ven HL ‚ne Carb heykuz umz Ri: ‚(ltıeR) YarrsTn 4 ge UV # seine MW hr MrY NL, « = Ri t selene u er li a 47 WARS ; Y n NE va) hnat # a ah Ar SEE SL " Erklärung der Tafel XVI. Figur 1u.2. Lithothammium cenomanicum n. sp., natürl. Grösse, von St. Paterne (Sarthe). Figur 3, 5, 6. Sphaerocodium Bornemanni n, sp., natürl. Gr. Figur 4, 7, 8, 11, 12. Lithothamnium racemus ARECH., aus dem mittleren Miocän von Gr. Canaria. Fig. 4 u. 8 stark abgerollt Figur 9. L. turonicum n. sp., von Le Beausset. Figur 10. L. amphiroaeformis n. sp., ebendaher. Figur 13a. 12. turonicum, X 230, mit isolirten Tetrasporen, von Le Beausset (Var). Ereunrzlaib, Desel 525 Figur 14a. L. amphiroaeformis, medianer Längsschnitt, X 50, ebendaher. _ Figur 14b. Deegl., Querschnitt, X 45. Figur 15. L. racemus ArRECH., X 85, aus MiocanvonzGe Canaria. Figur 16a. L. cenomanicum, X 150, von St. Paterne (Sarthe). Fieur 166, Desole >20 £ „ = D { R m ix es DA 0 u‘ 2 u st a El 8 { u c» Pe u i fi P4 Pe D m oh = 77 u t Ense Bu N “ RN 5 Y ee ee METLTE Soszall u. wur a er mie ug BEN eroH .iad Hs.d6 mom RR ’ rt Ror.. ife sine AL. una N A 107 au was A cum Be 16.) im ag ur we nat nissen nl uadasygrnl ig une: a wu elle mm ‚unterm au ade | " Re mayios simusadaibdn“ rin. Brei AR y \ ohitlloR eis hlaib- unbaldanıer HD. y a "| ö Er x 4 fr h ü u R x >> # BR Erklärung der Tafel XVII. Figur 1. Lithothammium gosavwiense n. sp., X 45, aus dem Senon von Martigues. Figur 2. L. torulosum GÜMB., X 50, mit Tetrasporen von Telve bei. Borgo. Figur 3. L. gosaviense, X 30, aus der Gosau-Kreide. Figur 4 L. suganum n.sp., von Telve bei Borgo (Val Sugana). Figur 5. L. nummulitieum GÜMBEL, von Kressenbere. Figur 6. L. torulosum GÜMBEL, mit Canceptacel, aus dem Thal- berggraben bei Traunstein. Figur 7. L. mamillosum GÜMBEL, aus der Mastrichter Kreide. Gewebe des Perithalliums, dessen Zellreihen ausnahmsweise häufig Subdichotomie zeigen. Figur S—9. Girvanella problematica« NICH. Fig. 8 feinste Zellfäden, X 240. Fig. 9 mit verschieden dicken Zellfäden, X 60. 8 Tat. SV Carl. Legkam inper ‚Seol.Ges. 1891., Ki AS ER X Ders H x > N II; B Mi x N x auas I Ö N ER 5 N "3 O4 A KNN DR Kern EEE A He N ‚ I S RSS > SS itschr. d.D eurtsch Zei ) J a ale a ee EEE a | cH SER .Osann del. Zeitschr. d.Deutsch. geol. Ges. 1891. Taf. X. = 17 | I ee 8 ‚ll hi nut = ade Roldan (2) Uebersicht der reihenförmigen Anordnung der vulkanischen Gesteine des Cabo de Gata. Masstab: 1: 1850 000. 16 Berliner Ethogr Instiuut Zeitschr. d.Deutsch. geol. Ges.1891. “ . £ 4 j ah +4 7,4 f Br f - ; Ey 4 Ä ; Ä r i , £ IE, daR Los £-Üoloro oulos 4 | g N a „.° le £ 7 Pozo del Fraile\ Fr. gr i ı\05 Pu Ä } s2 { N Ze N \ w N er - ui ä Pr / ; (na - N -, u. SS (ze = - \ —, E & \ \ Eetetos Gen = E \ x o 3 ‘ n - = = { > Zeitschr. d.Deutsch.seol.Ges.1891. Geologische Karte der jüngeren Eruptivgesteine im Süd-Ost der Provinz Almeria o Ael Genoves bearbeitet von Genoveses D 1% Ä 5 0 sann. 1:200 000. N | BenBiner lithogr. Insutut [See] NSS Pliocan Pr [es | ] ie Liparitische Tuffe Hypersthen- Glimmer-u. Hornblende - Dacit. Palämzoicum u uliparit- Gänge. Augit-Andesit Andesit Arystall:Schiehe ® Cab.de la Cab.de Asas inlagjei Ko, PoahaeFelipe Cabdel IQ Zeitschr. d.Deutsch. 8eol.Ges.1891. “ Cuevas Z eologische Karte mgebung von Vera bearbeitet vDrA.0sann. 1:200000. TertiärPliocan) Liparit (Nevadit.) je] [Se] GlimmerAndesit. Verit. NS Zaläozoicum. u. Kryst-Schiefer. Cab.del Carmolı Cab.de Ventura udo N C.delaTiaLaura s ) ON 7 eologische Karte Jüngeren Eruptivsesteine zwischen arthagena u.Cabo de Palos bearbeitet von Dr. A.Osann. 1:200000. Berliner lithogr Institut, a EZ Erz e — ns erliar Ziparit Z, then- Bronzilu.Pyrası Bronzitufyrosen Wephelin- Paläpzoieum u. uDilimium Be Aufl-Andesit. führbummerAnderit. führenderbacit \Basanil Arystall-Schiefer ELTELU N OT ainsil :;; Sr \. Bor, blank rl An er (norike KRES| ‚ade Tora 62 aD au DER rohhgian " ‚or bo IF ey asien, En BETONTE rer a are ORTE SUR) Wiaa (0 ke Br ue IAA=E LERNEN Agg sis (WER SE 2 I RR - sterne Be m ‚Hirte Pe: il, vonktpuil WR TH ch. ar ” N aan. ner base Br ‚ohren Pe ıaııa NETTER k $5 Aw rare | av Haan ‚hr oa) - (ud) RE) ir: Alster, Ru 0, “ Et a ee I IR Erklärung der Tafel XXI. Figur 1. Limnaeus (Limmus) pachygaster TuoM. a Vorder-, b Seitenansicht. Nat. Grösse. Figur 2. Aneylus (Ancylatrum) subtilis PNK. a Ansicht von der Seite, b von oben. Stark vergr. Figur 3. Helix (Campylaea) Standfesti PSK. a Ansicht von vorn, b von der Seite, e von unten. Nat. Gr. Figur 4. — — var. trochoidalis Punk. Nat. Gr. Figur5. — — var. depressa Pnk. Nat. Gr. Figur 6. Helix (Pentataenia) reunensis GOB. a, b und c wie Fig. 38. Nat. Gr: Figur 7. Helix (Pentataenia) Lartetii BoIS. var. reunensis PK. a Vorder-, b Seitenansicht. Nat. Gr. Figur 8. Azeca Boettgeri PNK. a Vorder-, b Seitenansicht. Vergr. Figur 9. Stenogyra (Opeas) minuta KLEIN Sp. var. reunensis PNK. a Vorder-, b Seitenansicht. Vergr. Figur 10. Clausilia (Charpenteria) Gobanzi PNK. a Vorder-, b. Seitenansicht. Vergr. Figur 11. (lausilia (Pseudidyla) Standfesti PNK. a Vorder-, b Seitenansicht. Vergr. Zeitschr. d.Deutsch. Seol. Ges. (891. DAERRL Fig. 1% [2203 Fig. I = Fig106 CT Bed Dr RK. A.Penecke del. Berliner lithogr. Institut En ! Ah nr Br rn ohinlot obs Se ah HlkinıO Ar IPRITER, ktlarevinld, 43h kan, Hai eianloare uni Figur: 1. zuelo ancho. Figur Figur C d > 3. Erklärung der Tafel XXII. Pecten Pradoanus VERN. et CoLL. Lias von Porte- Steinkern, flache (linke) Klappe, Steinkern, gewölbte (rechte) Klappe, Durchschnitt durch die Oberfläche der Schale, Ein Stück der gewölbten Schale. Serpula varicosa BEHR. Lias von Portezuelo ancho. Pecten Bodenbenderi BEHR. Gewölbte rechte Klappe. Lias von Portezuelo ancho. Figur ancho. Figur Figur Figur Fieur ancho. Figur ancho. Figur ancho. 4. 5» a b 6. 10. Cerithium Bodenbenderi BEHR. Lias von Portezuelo Gryphaea striata PriLıppr. Lias von Portezuelo ancho. Gewölbte Schale, Flache Schale. Dasselbe. Steinkern. Gewölbte Klappe, Flache Klappe. Actaeonina ovata BEHR. Lias von Portezuelo ancho. Oxynoniceras leptodiscus BEHR. Lias von Portezuelo Seitenansicht, Durchnitt der Windung. Actaeonina transatlantica BEHR. Lias von Portezuelo Homomya Bodenbenderı BEHR. Lias von Portezuelo Alle Abbildungen sind in natürlicher Grösse entworfen. Die Originale dieser sowie der folgenden drei Tafeln befinden sich im geologischen Museum der Universität Göttingen. schm ed Deu Zeil a) NEE UL 7 ae TSAREEN, ie A R VER RE B Ku B = u j Ser. N 5 A ac . f ) r > ze - \ z > N = S . ı & z = = r > 23 g < & » je 3 u. Ey S % v - F : ’ n "- rt x n 2 5 “ Be E / £ Ex = u P A E _ . Dr Z “ Ä j h o - zB k Pr E k - 3er 2 gi i j\ u 5 BEN ERR 2 Be ; 5 -umHrt aa een otrio A Hr; Be - HIIY aa ann an RR RSENHT. „az dsl) Asyiloh ulstznınarın ENSTELe GP WIRT F rd IR Em al Ken , 5 Erklärung der Tafel XXIL. - Figur 1. Hoplites calistoides BEHR. Tithon von a Seitenansicht, Ei b Rückenansicht. “ Figur 2. Hoplites Oppeli Kır. Tithon von Rodeo a Seitenansicht, b Rückenansicht. Alle Figuren haben natürliche Grösse. Yre Bu rl Bel Fr “ we, rue welt 7m, Gez.von Ö. Peteı EA ET ab ul. EHRE ae. re ‚ae RR ie Mar Sun P Erklärung der Tafel XXIV. EN Figur 1. Perisphinctes Kokeni BEHR. Tit Seitenansicht. a _ Figur 2. Derselbe. Rückenansicht. Figuren in natürlicher Grösse. Re ır.d.Deutsch.geol. Ges.1891 t Zeltsc r Instibut ö D >» Jıtho Gez.von 0. Peters. Ab Figur 1. a Seitenansicht, b Rückenansicht. Erklärung der Tafel XXVY. Hoplites protractus BEHR. Tithon von Rodeo viejo. (Die Linie auf der Mediane ist durch Verdrückung des Exem- Figur Figur Figur Figur Figur 9) u plars entstanden.) Hoplites mendozanus BEHR. Tithon von Rodeo viejo. Rückenansicht, Dieselbe in umgekehrter Lage, die Mundöffnung zeigend, Seitenansicht. Lueina argentina BEHR. Tithon von Rodeo viejo. Astarte aegilatera BEHR. Tithon von Rodeo viejo. Turbo Bodenbenderi BEHR. Tithon von Rodeo viejo. Anomia Koeneni BEHR. Tithon von Rodeo viejo. Alle Figuren besitzen natürliche Grösse. } . N \ h >. Y N ! B 3 ' } ö Einer —. } F he Zeitsch. d.Doutsch Seol Ges. 1891 Tat XNV. lüg.l® u 2 | gen ben asl.- NN, a REEL N N P RR | EHER) aa Des SE serT ‚20rg9A U. Tau? (Re a Fir ae a % Pr 9 oz a; Raary av ‚nolaasy) her nor nc am Anbtan ne WE ee a i IR N Br u u Tim f I u a B B T i en Be ıs \ - Kl i Ir 10H 19. Ir. = za 2 2% U! IS 3 ia? srriatal d$ ale. dan Blessing 5 2 BE ab 107 ulswäh Lu TS aan au sohh N: #5 BAR REN Nor tif, Er ar en hun & | ao . iaol. REISSM. ee SAnalN rurlov dd Sinn Day d .g SjaN A zippsol seine ‚E Tumrd re het ehe a Et E; ”\ a 9 r : A en anghueree v- RE N ” € ndo2 la 3,8 ‚od sbasdatande ) il slbienalsup; d- „lese SA 3 ‚aarol, santnaydaen Be 8.434304 SE we: ‚od PER ea 68 ART NE ide ® An old u nsaoıy % iBio*. ar » REEL ETIERN! a > 2 Bott Dan: ui Bit Sagrıer id iv b burn ds) : Er = be Ar v En a ö Me N We Bora 7 ml auuS Sb; biz, at {3281 neisgil +1 A a DE Erklärung der Tafel XXX. Alle Figuren dieser Tafel sind in 20facher Vergrösserung gezeichnet. Figur 1. Aparchites (?) obsoletus JONES et HOLL. a grosse Schale nach oben, b kleine Schale nach oben, ce Ansicht von der Rückenseite. Figur 2. Aparchites (?) oblongus JONES et HOLL. a und b wie bei voriger, c Ansicht von der Bauchseite. Figur 3. Primitia Maccoyii JONES et HOLL. a, b und ce wie bei voriger. Figur 4. Primitia elongata KRAUSE. a rechte (?) Schale, b von der Bauchseite. Figur 5—7. Primitia mundula JONES. Fig. 5 kleines vollständiges Exemplar, a rechte Schale nach oben, b linke Schale nach oben, ce Bauchansicht. Fig. 6 linke Schale. Fig. 7 abweichende Form, a linke Schale, b Bauchansicht. Figur 8—9. Primitia retieristata JONES. Fig. S typische Form, a grosse Schale nach oben, b kleine Schale nach oben, ce Bauchansicht, d von vorn. Fig. 9 abweichende Form, a, b, ce und d wie bei voriger. Zeitschr. d.Deutsch.geol. Ges. 1891. Tal.XXX. Pag. 1 Fig.2@ Lig.3 4 - Autor del. Berliner Hthosr Iastitut. Be. 13 anal! Kits ENRRR & sm sladse Sdull ‚arol adaaiger Herr ( Ss uno sbuadniswde £ oH In:8 anols RT EN Rte A) ih Y ‚Hort (R f ‚lBılbr x san Ar 18 Ja 2 a .“ 3 ih igmaz 2yarory | ler PETIEUNE. di u‘ ’ ur wir N p ir Ins ONE TB IHREN lady ga BRERSTRERERT) ‚oh elrseimed ur lo TER IerrT : 219 ini” u. ? : AM DEIMERNTR all ALLE. ER. RE ee aadapts u ERRer Erklärung der Tafel XXXI. Figur 1 u. 2. Primitia eristata JONES et HoLL. Fig. 1 typische Form, linke Schale» in 20facher Vergr. Fig. 2 abweichende Form, rechte (?) Schale, in 20facher Vergr. Figur 3. Primitia Beyrichiana JONES et HOLL, in 20facher Vergr. a linke (?)Schale, b im Profil. Figur 4u.5. Primitia striata KRAUSE, in 20facher Verer. Fig. 4 grosses Exemplar, die kleinere, linke Schale nach oben. Fig. 5 kleines Exemplar, a rechte Schale oben, b linke Schale oben, e Rücken- ansicht. Figur 6 u. 7. Primitia aft. Jonesii KRAUSE, in 15facher Vergr. Fig. 6 rechte Schale. Fig. 7 linke Schale. Figur S u. 9. Bollia semieireularis n. SP. Fig. S Exemplar mit zusammenhängenden, flach ausgebrei- teten Schalen, in 20facher Verer. Fig. 9 linke (?) Schale, in ders. Vergr. Figur 10. Bollia rotundata KRAUSE, linke (?) Schale, in 2O0facher 9 Vergr. Figur 11. Bollia (?) sinuata KRAUSE, linke (?) Schale, in 20- facher Vergr. Figur 12. Strepula simplee KRAUSE, liuke Schale, in 15facher Vergr. Figur 13. Strepula retieulat« KRAUSE, linke Schale, in 20facher Vergr. Figur 14 u. 15. Beyrichia marchica KRAUSE var. lata n.v. Fig. 14 linke Schale in 15facher Verer. Fig. 15 rechte Schale in 10facher Vergr. Figur 16 u. 17. Beyrichia dıgitata KRAUSE, in 20facher Vergr. Figur 18. Beyrichia erratica KRAUSE var. acuta nov., in 20- facher Vergr. Figur 19 u. 20. Beyrichia spinigera BOLL, rechte Schalen in 10facher Vergr. Zeitschr. d.Deutsch.geol. Ges. 1891. | | TaXXNI Fig.l. rel sur PC I a Autor del. * Berlinerlithogr. Institut. m na q i FA y N 7 - Iy ya L) ü e pi N Zur ß % 2) nn BANG ! a Ei Lee. % = ß j B* ‚ { N vs u Pr « h H j 2 y s da = cr F Bat er Tote nt yumrätkri BE nr Mi. nun rest 2. MR Bee ii DS late ler { RE X. Di elinoz: A hl are lador SA & tt g ‚und nor zialinoz, A arhniktellor E01 Si, ä Fisiom. 154 Ren Rute h a k ui PL SIDE a una “2 .r Fl nal y wahl \ r . Bi 1 1} 2 | N NEFER TI ORTE BE EL ANEITRET ET BR Ye ug: TERN Da 2a Pr age e, adaidsre ins 206 also Aa hd Er int DR BENDTEh ia Fran Ar i Br 5 ‚El De Ai #) 4 03 h L a 0 4 SHRIPFTIENSU SEN . | ö N Br ER er TERN INN 1 a anaklarıı) ums Bm olsdsf tler 2 ga on N Fr n ilkdıew.a ide 5 ar N EIERN, Pr \ & r IA 5 PIE % AV v5 % s | A z | IE ER N j ie | Er 4 a R| \ t « f ö Ile \ Bu". - fıs Ser erg 3 I \ i “ r P} ve I 173 | 4 al , } I f ) t R SR‘ X& f = re wre u ! { F i 14 . > 1, NEM FALE hi E: 4 j Ei IBAN Saar an era \ N, ee , PR ı Kt er RN LM | IRRE u Masken > DSERRE FE FR ENTER EEN re untl ; Arlgunz A FE. We a eu zen Ar die di ‚ulniene T ae FR | = ne ‚kr Mala sur FR 1 u uyi Erklärung der Tafel XXXII. Figur 1, 2, 3. Beyrichia Damesii KRAUSE; in 15facher Veregr. Fig. 1 rechte Schale. Fig. 2 linke Schale eines weiblichen Exemplars., Fig. 3 vollständiges Exemplar, von oben. Figur 4 u. 5. Beyrichia scanensis KOLMODIN, iu 10facher Vergr. Fig. 4 rechte Schale eines weiblichen Exemplars. Fig. 5 linke Schale. Figur 6a und b. Beyrichia Reuter n. sp., 15 mal vergr. a Flächenansicht, b Bauchansicht. Figur 6 u. 7—9. Beyrichia Steusloffi KRAUSE. Fig. 6 linke Schale aus einem Geschiebe von Neubranden- burg, 15mal veregr. Fig. 7 linke Schale eines weiblichen Exemplars, ebendaher, 15mal vergr. a Flächenansicht, b Bauchansicht. Fig. S rechte Schale aus einem Geschiebe von Müggelheim, 20mal verer. Fig. 9 rechte Schale eines weiblichen Exemplars, ebendaher, 20mal vergr. Figur 10. DBeyrichia hieroglyphica KRAUSE, in 2Ofacher Vergr. Figur 11. Beyrichia nodulosa BOLL, Originalexemplar in 10facher Vergr. Figur 12u. 13. Kloedenia Kiesowi KRAUSE, in 10facher Vergr. Fig. 12 rechte Schale eines männlichen Exemplars. Fig. 13 rechte Schale eines weiblichen Exemplars. Figur 14. Octonaria elliptica KRAUSE, 20mal vergr. Figur 15. Thlipsura tetragona KRAUSE, 20mal vergr. Figur 16. Thlipsura simplex KRAUSE, 20mal vergr. a Flächenansicht, b Bauchansicht. Figur 17u. 18. Thlipsura personata KRAUSE. 20mal vergr. Fig. 17 kleines Exemplar. Fig. 15 grösseres Exemplar. a Flächenansicht, b Bauchansicht. Figur 19. Entomis sigma KRAUSE var. ornata n. v., in 15facher Vergr. Taf. XXM. erliner lithosr Institut. RR rd a Te y { j ARE ERDE RER ed Tat RN ur { S HSR2LLHTBHSE TIL BUNT 217 8: Ute ‘| j er OVP: Ally er Br 16108 148; 0, weinen ram Bu ET ’ , DER IT ERIT N 2, Hr Esrzol, PIRATEN a Raul, meet : ERNER ee rn ad sei Lei; real: FEEHTE Ik ERUIERSWER in® Hart 1 RR RR 1 a re EEE I Bar re ia: iu‘ b ; r r f PN . 43 ü Ss AREA Fi AerE ee R TREE, GRAUE CNSNEREEN. ı 2 Veal N ERPTET Ce RER REEL IE 6 ual ae C N +3 } gr +, vi 44432 i A . ni - E { % 4 £ Lr. BT Ba a er y sur 2% 1 Ri: Bin es $ Mr "ep Er 2 # } ee Fi EU RIO V I ur, ERBNEN: X ’ - N i R- i a E R Kr / n “ c F Bi r 15 N R wre 2 le a“ Erklärung der Tafel XXXIII Figur 1u.2. Bythocypris semicircularis JONES et HoLL, 20mal vergrössert. a Ansicht von der grösseren Schaldo, b Ansicht von der kleineren Schale, c Ansicht von der Bauchseite. Figur 3. Bythocypris cornuta n. sp., 20mal vergr. a, b und ce wie oben. Figur 4. Bythocypris Philippsiana JONES et HoLL, 20mal vergr. a, b und ce wie oben. Figur 5. Bythocypris Hollii JONES, 15mal vergr. a Ansicht von der kleinen Schale, b Bauchansicht. Figur 6. Bythocypris symınetrica JONES, 15mal vergr. a und b wie bei voriger. Figur 7. Bythocypris aff. reniformis JONES, 15mal vergr. a, b und c wie bei Fig. 1. Figur 8. Pontocypris Mawil JONES, 15mal vergr. a Ansicht von der grossen Schale, b Bauchansicht. Figur 9. Xestoleberis cf. Wrightii JONES, 15 mal vergr. a, b und c wie bei Fig. 1. Figur 10. Bursulella rostrata n. sp., 15 mal vergr. a, b und ce wie bei Fig. 1. Taf. XNXM. Fig. ID 2 Fig lo Berliner Iıthogr Institut, va u & R % re ee bug 2 & Er Fi IHITEX IaleT rs noanron ade? | 3 A u Dee isn ı si IB er :, ih 5 yakıın Druia als3s1 malls ak Haze: YyıeD 11922072797 | dag ji BW3a depoR ie ir A sd Bu Minh air aber Si et si Ba, ‚ae anal szrlqitszl-Tanrerrt} SG f . u r f : SR 2% u „# . UT anne En Fart HREIORIRU TBN IE. 20 TI2ZA IstaT usb wär Be Io) ann Fast sorry A ri 2 in desultion?) ak Biarranr-Mossdewise ash al 4 Jah or etie ie Sue I ‚al g 1% (J ‘ j Hr en ir Ur Ren? BITTE DEN EI N Br j z IR 3 tan astra haus Saas FIIIN lo Hull: 3a } rel: z E { art nalarry nal on Anm nor di” N u arakımlögst BTIHOV Melliech % rk E03 ‚man ao anöhustie?. Ber 9 ‚non nor a dab rd Asıriastay EBRWSN HE Yin Ede ee Te 1067 A ‚arıh 153lors OAELTETTETTE BT: 83 u9l9uT nor 8 ae see 19 sd Tsd oh ah Iobunad Ianiy wadoniM a8 x eh 3 org on EP. 3 Ay % { rg are ART Bir RE) AI AR = Hnerdladın Proben] .stisf eh Vorbemerkungen zu Tafel’XXXIV— XLIMH. Auf allen Tafeln sind unter a die Exemplare in natürlicher Grösse, sonst etwa fünftach vergrössert dargestellt.“ , Wo der Raum mangelte, Ist die natürliche Grösse durch einen beistehenden Strich angegeben. Die Original-Exemplare befinden sich, wenn nichts anderes bemerkt wird, in der paläontologischen Sammlung des königl. Museums für Naturkunde zu Berlin. Erklärung der Tafel XXXIV. Figur 1—8. ÖÜyrtocrinus nutans GOLDF. sp. aus dem unteren Malm des schwäbisch-fränkischen Jura (Streitberg). Fig. 1 Patina mit Stiel, von der Seite gesehen. Fig. 2 zweites und drittes Costalee b von innen, c von der Seite. Fig. 3 Axillare (verschmolzenes zweites und drittes Costale). b von innen, c von oben gesehen. Fig. 4 Axillare von unregelmässiger Form mit verlängertem Seitenflügel. b von innen, c von der Seite, d von oben, Fig. 5 Dicostale. b von innen, c von oben, d von der Seite. Fig. 6 ein etwas verzerrtes Dicostale, von innen. Fig. 7 ein oberes Dicostale. b von innen, c von oben. Fig. 8 ein zusammengerollter Arm. b von der einen, d von der anderen Seite, ce vom Rücken gesehen. — Das Ori- ginal befindet sich in der kgl. bair. Staats- Sammlung zu München. Figur 9. Cyrtocrinus nutans var. tenuis. Patina mit Stiel, von der Seite. Fundort unbekannt. TOR KRXIV. DER DEZE LEDER B.Ohmann gez.u.lith Druck y.P Kaplaneck, Berlin IZII Ita ob wre ob a8 IHRRT ET aa) dt rei N“ ' S wrarlmarte 404 1103 Be kise 3b uov. Hi4f Hi sa pi EM 23° REN ur929g 49h nos abiod ‚BBR sim ante ac wl Ist. 23h sılokhanoisulnnins} syalun Ssih d TEN lite ah LEN WEN”; noY ‚sudiat 39.8 814 je > nis: d nafaryg nom 107 a er ammseärk 57 orale ı are e u 5 Zusam erellix Anis: Eal [9 ION 79h Hit Halo 407 RE en 2 a dh DREH INT NT netislaonrd er, busgias une ib ummman adokh ab mov 9 ‚uradtnhr Kor. al ns B ATS TEE CE RETTEN: ‚sib relgeand gel bis: 8 ai 3 ae‘ aut in ns! nd il Tab ni la ebd TenigrrO k Ben 610 Hitstınd hm an REN us al walniimie IoY mal Erklärung der Tafel XXXV. Figur 1—6. Cyrtocrinus Thersites JÄKEL, aus dem unteren Neo- com von Stramberg. | Fig. 1 Patina mit Stiel von der Seite, die Patina von innen gesehen. | Fig. 2a Patina mit Stiel, beide von der Seite gesehen, b die untere Articulationsfläche des Stieles,. | Fig. 3 eine Patina, von welcher der Stiel bei m abgebrochen ist. a von innen gesehen, b eine Gelenkfläche von der Seite in stärkerer Vergrösserung. Fig. 4 ein Axillare (verschmolzenes zweites und drittes Co- stale).. b von oben mit den zwei Gelenkflächen für die Dicostalien, c von innen, d von unten die Gelenk- fläche gegen die Patina zeigend. Fig. 5 ein Dicostale. b von unten, c von der Seite, d von innen, e von oben. Fig. 6 ein verkrüppeltes Exemplar; die undeutlichen Ge- lenkflächen mit römischen Zahlen bezeichnet. — Das Original befindet sich in der kgl. bair. Staats - Samm- lung zu München und stammt aus grauen Neocom-Mer- geln von Stramberg. a KV 1 Da RR Ba Ar n gez.u.lith. vr SlEr27931 1% t Zeitschr. d.Deutsch.geol.Ges. 1891. E.O vo > ner ghe st £ ı# En Zn Se Be u Zee Zu WEZZ late TE ah, Seil * Ban U rar Y: ö Gi dit. 1b Hier ni aa = v9 a: Jarkl srl Erklärung der Tafel XXXVI. Figur 1—4. Üyrtocrinus granulatus JÄKEL. Fig. 1 Patina mit Stiel. b auf die Innenseite, e auf die Aussenseite der Patina gesehen. : Fig. 2 ein anderes Exemplar der gleichen Art, ebenfalls Patina und Stiel vorstellend. Fig. 3 eine Wurzel mit dem cylindrischen Stumpf zum An- satz des Stieles und ausgebreiteter Basis. Fig. 4 eine andere Wurzel mit kürzerem Stumpf und zusam- mengefalteter Basis. Figur 5. Phyllocrinus intermedius JÄKEL. Eine Patina. b ven der Seite, c von oben gesehen, aus den rothen Mergeln von Strambere. Figur 61.7. Stielglieder, wahrscheinlich zu Phylloerinus gehörig. Fig. 6c eine Articulationsfläche, auf welcher die radialen Strahlen in der Zeichnung zu kräftig hervortreten; aus den rothen Mergeln von Stramberg. E.Ohmann gez: u. Iith. Druck v. P. Kaplaneck, Berlin EANIEZ org oh Surıäthud 7 j DR ener? Hoy gl 4313 : alas) wu is) ae sehe] se win they ARoa ln tim Ess Rage zs f ‚Karo . H x > Pi ein En ee au ach ehr 23 IT °R Era ar, war. ae. ae » y SER ia mir Brill Sn Arne 3), BERBE Sn ii ACHT r ee h 5. 7 = ar ä alien Sy N Wa gi H-mo5 Eu A Bi Erklärung der Tafel XXXVII Figur 1—7. Selerocrinus strambergensis JÄKEL, aus den rothen Neocom-Mergeln von Strambere. Fig. 1 eine ungewöhnlich hohe Patina. b von der Seite, c eine Gelenkfläche vergrössert. Fig. 2 eine Patina mit einer abnorm vertieften Gelenkfläche, von oben. Fig. 3 eine Patina mit sehr grossen Gelenkflächen, von oben. Fig. 4 eine sehr niedrige Patina, von der Seite. Fig. 5 eine Patina mit interradialen Furchen an der Aussen- seite. b von oben, c die Gelenkfläche für den Stiel. Fig. 6 eine schwach fünfkantige Patina, von oben. Fig. 7 eine Patina mit interradialen Leisten an der Aussen- seite, die an der Unterseite (b) zu Knoten anschwellen, ce von oben. Figur S—9. Sclerocrinus strambergensis var. pentagona, eben- Fig. S eine Patina von oben. Fig. 9 eine Patina von unten. Figur 10— 11. Stielglieder von Sclerocrinus strambergensis, eben- daher. Fig. 10 ein Stielglied mit verdickter Mitte von der Seite. b die untere, c die obere Gelenkfläche desselben. Fig. 11 ein in der Mitte verdünntes Stielglied von der Seite. Taf. KR. E.Ohmann gez. u. lith. Druel wei de ee: Erbin F a 404 2. 7,91[94 Tab Erklärung der Tafel XXXVIII. Figur 1—5. Armglieder von Scleroerinus strambergensis, aus dem unteren Neocom von Stramberg. Fig. 1 ein Axillare (verschmolzenes zweites und drittes Co- stale). b von oben, die zwei Gelenkflächen für die Arme zeigend, c von innen, d von aussen, e von unten. Fig. 2 ein unteres Distale. b von oben, € von innen, d von der Seite, e von unten. Fig. 3 ein unteres Dicostale.e b von oben, ce von innen, d von unten. Fig. 4 ein oberes Dicostalee b von oben, c von innen, d von der Seite, e von unten. Fig. 5 ein oberes Dicostalee Db von oben, ce von innen, d von der Seite, e von unten. Zeitschr. d.Deutsch.geol.Ges. 1891. Taf. XXXVI. Ib E.Ohmann gez.u.lith. Druck v. P. Kaplaneck, Berlin. ‚sah f 2-1 sei sed sei A ei ou. zatatnı wis d sit er shi neh aoı 5. E 0 ons Ta au si) esandsss a ‚siisd sh N er Pr Br ä ar % \ Erklärung der Tafel XXXIX. Figur 1—8. Seleroerinus compressus GOLDF. Sp. Fig. 1 eine Patina. b von oben, c von der Seite, d von unten. Fig. 2 ein Stielglied. b von der Seite, c von einer Arti- ticulationsfläche gesehen. Fig. 3 u. 4 zwei längere Stielglieder. b von der Seite. Fig. 5 ein unteres Dicostale.e. b von oben, c von innen, d von der Seite, e von unten. Fig. 6 u. 7 zwei der von v. QUENSTEDT zu Comatuliden ge- rechneten Glieder. b von oben, c von innen, d von der Seite, e von unten. TALK Id SEIEN Saar), 93, 1,77 er r . 7 nr Druck v. P. Kaplaneck, Berlin. NN ee f ’ Per 0 r 1} ARE h a » he ir u n ‘ N Re u ei b Jo ie L - e ER 9 4 RE ab act u Hirt abe Ss Be TEE helm an u rear ih, Sub 1oheh wo 42 RN: asian air DEE Br f “ BEE Sinnen za ade 107 RER: u Yucla, © ar ACH am. © Ber bi. hr RK, as RES la tim, la Te ST or d sul. zsughate. ee ae 2 Ba nun. our Ana ayla, 4. ta) URN ER RUN EF EHE Ba re as Si > STERN ih ie Saat ee 319, "7 de i it ale tellaeaie ö ern Hab: ae): 31: si: ” Telannd: sh. Basar: Era; dsälnsle). - ‚Isuelgusst 4 ‚Ipned: i 12 : un : 2 x 2 m EEE 23 = ie a. EN j z Er = e: = "x 3 % 2 ß 5 D Im ke # ne Be: sr R BA Sue Pe Ar “ Erklärung der Tafel XL. Figur 1—8. Engeniacrinus caryophyllatus SCHLOTH. Sp., aus dem Oxfordien des fränkischen Jura. Fig. 1 Patina mit vier ansitzenden Stielgliedern. b die un- tere Articulationsfläche. Fig. 2 eine andere Patina von oben gesehen. Fig. 3 ein Axillare (Costalle II). a von der Seite, b von aussen, c eine Gelenkfläche stärker vergrössert, d die untere Syzygialfläche mit Gelenkeindrücken (m). Fig. 4 ein anderes Axillare. b von innen. Fig. 5 eine Gelenkfläche einer Patina, stärker vergrössert mit Gelenkeindrücken (m). Fig. 6 Articulationsfläche eines Stielgliedes. Fig. 7 eine entkalkte Patina, welche den Verlauf der ver- kieselten Radialkanäle mit dem Ringkanale zeigt (n die untere Grenze der Patina gegen das oberste Stielglied). Fig. 8 Projection des Kanalsystems der Patina.. a Axial- kanal, r Ringkanal, g Gelenkfläche, Taf. XXxx AIR ia ab sro niet mr A # i ih niaklz Suralsd) sib b’ ‚nsdo ner 3 } % FE ARTE En a en a 4 susdaahll ab ai ai: un lesishl) sad a rar Fer 53 FR Seren - * aleibarrnhn Iaıst} Sun Sursee Ba 5 - E50 4067 93 „Mes ısh Se ee Erklärung der Tafel XLI. Figur 1—7. Engeniacrinus Zitteli JÄKEL, aus dem unteren Neo- com von Stramberg. Fig. 1 eine Patina mit interradial vorspringenden Kanten, von oben gesehen. Fig. 2 eine Patina mit fiachen interradialen Einsenkungen. b von der Seite, c von unten. Fig. 3 eine kreiselförmige Patina mit schief abgesetztem Pol. Fig. 4 cine Patina mit interradialen Furchen. b von der Seite, c von oben, d die Gelenkfläche für den Stiel. Das Original befindet sich in der Münchener Sammlung. Fig. 5 eine Patina mit ansitzendem Stielglied. Fig. 6 eine Patina mit tiefen interradialen Furchen. b von der Seite, c von oben. Das Original befindet sich in der Münchener Sammlung. Fig. 7 Eine oben abgeschliffene Patina. Taf. XXI. Zeitschr. d.Deutsch.geol.Ges. 1891. e LEN EN une bear ng # B f ee = b t + D—n m -i f Fl Erklärung der Tafel XLII. Figur 1--2. Phyllocrinus granulatus D’ORB., von unbekanntem Fundort. Fig. 1 eine Patina von unten. Fig. 2 eine Patina. b von der Seite, c von unten, d eine Gelenkfläche vergrössert. Figur 3—5. Phyllocrinus Hoheneggeri ZITT., aus dem unteren Neocom von Stramberg. Fig. 3 eine Patina mit niedrigen Zapfen. b von der Seite, c von oben. Fig. 4 eine Patina mit hohen Zapfen. b von der Seite, ce von unten. Fig. 5 eine Patina mit ansitzendem Stielfragment. Collection A. LANGENHAN, Breslau. Figur 6. Tormoerinus veronensis JÄKEL, aus dem Eocän von Verona. b von der Seite, c von oben, d eine Gelenkfläche ver- grössert. Collection E DE NIcoLıs, Verona. Taf. XXX. 7} wG vd „4 u. ya En a Ko 5 X 4 gr En Ya u; 7 N * r Apart = g 2 e % »- Ber | IR neh ö 178 u 17 a a" i 4 y i Ra, Eh Ih a et h Re 5 a 14 che \ 4 Ä Fr 3 7 r a‘ EEE TEE 3 ni MEET A E. r i Erklärung der Tafel XLIH. Figur 1—2. Gymnocrinus Moussoni DES. sp., aus dem unteren Malm von Blumberg am Randen. Fig. 1 eine Patina. b von oben. c von unten, d von der Seite, e eine Gelenkfläche stärker vergrössert. Fig. 2 eine stark ausgehöhlte Patina, von unten. Figur 3. Solanoerinus scrobiculatus MÜNST., aus dem unteren Malm vom Böllartfelsen Eine Patina; b von oben, e von der Seite, d von unten, um die Ueberwachsung der Basalia zu zeigen. Figur 4. Eine Patina von Metacrinus, von unten gesehen. Copie nach P. H. CARPENTER. Figur 5. Pachyantedon Beyrichi nov. gen. n.sp., aus der oberen Kreide Norddeutschlands. Taf. XXXXIl. lc TEE ‚Nur. IOAT yab aut Ben i » SEO: en EEE Ei Erklärung der Tafel XLIV. Versteinerungen aus dem oberen Mitteldevon der Keller- wand und des Kollinkofels. Figur la— le. Atrypa desquamata SOw. var. nov. alticola. Fig. 1a—1c ein Exemplar von drei Seiten. Fig. 1d, le zwei weitere Stücke, gefunden ein wenig unter- halb der Spitze der Kellerwand, pag. 680. Figur 2a—2E. Orthis Goescheni nov. sp. Zwischen Kollinkofel und Kellerwand, pag. 680. Figur 3a— dd. Stringocephalus Burtini DEFR. Ein mittleres und ein junges Exemplar. Zwischen Kollinkofel und Kellerwand, p. 679. Figur 4—4b. Pentamerus globus BRONN. Unterhalb der Spitze der Kellerwand, p. 679. Figur 5. Macrocheilos arculatum SCHLOTH. sp. Spitze des Kol- linkofels, p. 679. Figur 6—6c. Platyceras (Orthonychia) conoideum GF. sp. Ein Exemplar von 4 Seiten gesehen, zeigt die schiefe Stellung der Mün- dung. Spitze des Kollinkofels. p. 678. Die Originale befinden sich in der Sammlung des Verfassers, Zeitschr. d Deutsch. geo] Ges 189] IGx ir. sah Em n° {Bl ne x & ; 7 ; H w PR, ka wer N vH = £ h Rind hate Iezat ‚Xolr 18% ar a £s an? a Erklärung der Tafel XLY. Athyris globosa A. Rem. sp. aus dem Iberger Kalk des Kollinkofels und von Rübeland, p. 674. Figur 1—3, 5, 7—10. Acht Exemplare der sehr veränder- iichen Art, 2:1. Figur 4. Oberfiächensculptur stark vergrössert. Ostabhang des Kollinkofels. Figur 6—6a. Desgel. Bergfeld bei Rübeland. 1:1. Figur 11—15. Athyris globosa var. nov. elongata. Ostabhang des Kollinkofels. Die Originale befinden sich mit Ausnahme von Fig. 6 (kel. geol. Landesanstalt, Berlin) in der Sammlung des Verfassers. Zeitschr d.Deutsch geol Ges. 1891. E.Ohmann gez.ulifh. Druckv.PBrede]. Ju un En De a Ber e Bi Erikairken us eR, Ela A ER ER T » AUEGN: 1-y% # RER errit Br zu A u x ’r 5 Ich iu: + R i & ; j D4 \ r 153. j F u —— e * “ D { - # e L u Erklärung der Tafel XLVI. Figur 1. Athyris concentrıca var. erfliensis SCHNUR. 1:1. Cri- noidenschicht. Gerolstein, p. 676. Figur 2—3C. Athyris concentrica var. nov. bisinuata. 2:1. Iberger Kalk. Haiger bei Dillenbure (Fig. L—3 zum Vergleich mit Athyris globosa, Taf. XLV), p. 676. Figur 4, 4A. Athyris globosa. 2:1. Ostabhang des Kollin- kofels, p. 674. Figur 5a—10b. Rhynchonella ? contraria A. REM. sp. Sechs Exemplare der äusserst veränderlichen Art von verschiedenen Seiten. 1:1. Iberger Kalk. Ostabhang des Kollinkofels, p. 673. Figur 11a—15B. Rhynchonella langwedociana. 2 : 1. ÜUnter- devon (Herceynfacies). Pic de Cabrieres, Languedoc, p. 674. (Die Art ist zum Vergleich mit den vorhergehenden abgebildet; sie stimmt mit derselben in allen wesentlichen Merkmalen überein, nur liest der „con- träre“ Sinus von Rh. contraria hier normal.) Die Originale befinden sich in der Sammlung des Verfassers. Zeitschrd.Deutsch.geol.Ges.1891 Taf. XXXAXVI B.Ohmann gez.u.lith. DruckvwPBredel. RT. ah nasalanzt r EEE ae re TER | 3} a en 297 Sisiıhain: Erklärung der Tafel #XVIL Producetella aus dem Mittel- und Oberdevon. Figur 1, 2, 4 Productella subaculeata MURCH. sp. ig. 1 Steinkern der concaven Klappe. 2:1. Crinoiden- schicht. Blankenheim, Eifel. . 2 Steinkern der convexen Klappe. Iberger Kalk, Grund. . 4 ebendaher, concave Klappe mit Stacheln am Ober- rand, p. 676. Figur 3, 5a—6, I0—11b. Produetella Herminae nov. sp. Iberger Kalk. Ostabhang des Kollinkofels, p. 677. Fig. 3—5c zwei convexe Klappen in verschiedenen Ansichten. Fig. 6 concave Klappe im Profil, der Umriss der convexen Schale ist ergänzt. Fig. 10 concave Klappe. Fig. 11a convexe Klappe von oben. Fig. I1b dieselbe im Profil. Fig. 12 ist das Profil eines grösseren, derselben Art ange- hörenden Exemplars von Rübeland im Harz. — Königl. geologische Landesanstalt. Figur 7a—S8. Froductella forojuliensis nov. sp. Iberger Kalk. ae Östabhang des Kollinkofels, p. 677 und p. 673. Fig. 8 ist eine convexe, Fig. 7a eine concave Klappe. Auf letzterer ist die mediane Leiste nicht deutlich ent- wickelt. Auf Fig. 7a links oben! Rhynchonella pugnus MART. Figur 9a, 9b. Productella subaculeata MURCH. sp. Vollkommen ausgewachsenes Exemplar (selten!.. Fundort: Eifel, wahrscheinlich: Calceola-Schichten, Gerolstein, p. 676. — Königl. Museum für Natur- kunde in Berlin. Die Originale befinden sich mit Ausnahme von Fig. 9 und 12 in der Sammlung des Verfassers. ' Taf. RRXAV u .- na men u ee Are ee er. N age a nn I I 1 = er Zeitschr d. Deutsch geol Ges.1891. on — 2 In s j n : 1 | Geologische Karte des Oberen Dollerthales nach Aufnahmen von W. DEECKE. | | | | | | Maalsstab 1:50000. I | Taf. XXAXVID. 5 ü Graumacke, Diabas und Proterobas Hornblendebiotitgranit. Granitporphyr, Syenitporphyr. RERLE, Augitbiotitgranit. Diabasporphyrit und Melaphyr. + ; we | 2 254 Dioritischer Granit. Quarz-und Erzgange. —_- Verwerfüngen,. 23 e20 Sr 32 = =, Som or EIER F} 8 8 8 5 = B A FEBETT SETaRE HARTE B SET 8 ä B 232 33 37702 Berliner lithogr Institut Boat ‚unluons | Ye 2 U WERTET ET] er | u N s al. aprot: r? ne Mob ins ‚HambAY Boot BAER a lellsilsscht A 84 i i Be { ’ ap“ N ee 2 Erklärung der Tafel XLIX. Figur 1. Encerinus Wagner BEN., aus unterem Wellenkalke (d) des Rosenthales bei Zwätzen, grosses Exemplar, 3tach vergrössert. Figur 22 — —, ebendaher, kleineres Exemplar. Fig. 2a Ansicht von oben, 3fach vergr. Fig. 2b Kelchdeckenfragment (in der Bildfläche um 90° ge- dreht), 9fach vergr. Figur 3. — —, aus unterem Wellenkalk der Kernberge bei Jena, Exemplar mit stark entwickelten Armen, 5fach vergr. Rı, Re, Rs = 1stes, 2tes, 3tes Radiale. Figur 4. — —, ebendaher, Individuum mit rudimentären Ar- men, 5fach vergr. R;, Re, Rz wie in Figur 3. Figur 5. Enerinus aculeatus v.MEYR, aus der oberen Abthei- lung des unteren Muschelkalkes (f) der Kernberge bei Jena, natür- liche Grösse. | Figur 6. Beneckera cognata WAGNER, aus dem Schaumkalk (i} der oberen Abtheilung des unteren Muschelkalks im Rosenthal bei Zwätzen, 3fach vergr. Fig. 6a Aussenlobus. Originale der Figuren 1—2, 4—6 in der Sammlung des Verfas- sers, von Figur 3 im geolog. Museum der Universität Göttingen. geol.Ges 1891 3 Be f- Ir amRg DJ Kar A a Taf.Iz u Zeitschr. d.Deutsch. geol. Ges. 1891. Berliner lithogr. Institut. W. Schauf del. Erklärung der Tafel LI. Figur 1. Conyeria chonioides COSSMANN. Rechte Klappe. Nach dem Originale gezeichnet. Fig. 1a. Dieselbe. Spitze vergrössert. Figur 2. Congeria curvirostris COSSMANN. Rechte Klappe. Ma- rines Sables moyens. Nach dem Originale gezeichnet. Fig. 2a. Dieselbe. Spitze vergrössert. Figur 3. Dreyssensia polymorpha PALLAS. Rechte Klappe. Europa. (Nach der Abbildung in P. FISCHER! Manuel de Conchyl., t. 17, £. 9.) Figur 4. Congeria cochleata Kıckx. Rechte Klappe. Hafen von Antwerpen. Figur 5. Congeria euchroma OPPENH. Mt. Pulli bei Valdagno im Vicentinischen. Alteocän. Fig. 5a. Exemplar mit Farbenzeichnung (vergrössert). Fig. 5b. Beide Klappen vereinigt, den Byssusspalt (b) zei- gend (vergrössert). Figur 6. Congeria euchroma OPPENH. Natürl. Grösse. Etwas abweichend gefärbtes Exemplar. Fig. 6a vergrössert. Fig. 6b vergrössert mit präparirtem Septum. Fig. 6c natürl. Grösse mit präparirtem Septum. Figur 7. Congeria spathulata PARTSCH. Brunn bei Wien. Con- gerien - Schichten. Ganz junges Exemplar, doch schon die Apophyse mit Byssusmuskel (p) deutlich zeigend. Fig. 7a. Spitze vergrössert. Figur 8. Congerıa eocaena MUNIER-CHALMAS. Dorogh bei Gran. Alteocaen. Präparirtes Exemplar, Septum und Apophyse zeigend. Fig. 8a—c. Spitzen vergrössert. Fig. 8d. Exemplar mit natürlicher Färbung, rechte Klappe. Fig. Se u. fe Exemplar mit natürl. Färbung, linke Klappe. Figur 9. Congeria subjlobosa PARTSCH. ?/s der natürl. Grösse. Exemplar mit vorzüglich erhaltenen Muskeleindrücken. Rechte Klappe. Brunn bei Wien. Congerien-Schichten. Fig. 9a. Vorderer Byssusmuskel-Eindruck vergrössert. In sämmtlichen Figuren bedeutet a — vorderer Schliessmuskel, a = hinterer 6: p = vorderer Byssusmuskel, pr — himterer 0 s = Septum, 2 ieament: b = Byssusspalt, M = Manteleindruck. Die Original - Exemplare, mit Ausnahme von derjenigen zu Fig. 1 u. 2, welche Mr. CossmAnn in Paris und Mr. E. DE BoURY auf Schloss Themericourt bei Vigny besitzen, befinden sich in meiner Sammlung. \Elesg Zeitschr d Deutsch .geol.Ges. 1891 Zeitschr d Deutsch geol.Ges 1891 Taf.LI w im ne Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. ee er Eu RE £ 4 . $ “ ar 9 ea RE | XLIH. Band. (O2 22.9 33.8 a OLE. G, 40991 1. Heft. Januar, Februar und März 1891. (Hierzu Tafel I—-XIV.) Berlin, 1891. | Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). - W. Behrenstrasse 17. Die. Herren Mitglieder werden gebeten, bei Zusen- dungen an die Deutsche geologische Gesellschaft folgende Adressen benutzen zu wollen: 1. für Manuscripte zum Abdruck in der Zeitschrift und darauf bezügliche Correspondenz: Herrn Dr. C. A. Tenne, Berlin N., Invaliden- strasse 43, königl. Museum für Naturkunde; 2. für sämmtliche, die Bibliothek betreffenden Angele- genheiten, namentlich auch Einsendungen an dieselbe: Herrn Dr. Th. Ebert, Berlin N., invalidenstrasse 44, königl. geologische Landesanstalt; | 3. für die übrige geschäftliche Correspondenz (Anmel- dung neuer Mitglieder, Wohnortsveränderungen, Aus- trittserklärungen, Reclamationen nicht eingegangener Hefte ete. ete.): E Herrn Professor Dr. W. Dames, Berlin N., Inva- lidenstrasse 43, königl. Museum für Naturkunde. Br Er Fe Fe Fre er Se RR z at a u at s ee Er Der Vorstand. Zeitschrift BR AC Br IE ae ee a are! XLIH. Band. a 2. Heft. AN April, Mai und Juni 18918 ye (Hierzu Tafel XV—XXXIL) der Deutschen geologischen Gesellschaft. Berlin, 1891. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). W. Behrenstrasse 17. Die Herren Mitglieder werden gebeten, bei Zusen- dungen an die Deutsche geologische Gesellschaft folgende Adressen benutzen zu wollen: 1. für Manuscripte zum Abdruck in der Zeitschrift und darauf bezügliche Correspondenz: Herrn Dr. €. A. Tenne, Berlin N., Invaliden- strasse 43, königl. Museum für Naturkunde; 2. für sämmtliche, die Bibliothek betreffenden Angele- genheiten, namentlich auch Einsendungen an dieselbe: Herrn Dr. Th. Ebert, Berlin N., Invalidenstrasse 44, königl. geoiogische Landesanstalt; 3. für die übrige geschäftliche Correspondenz (Anmel- dung neuer Mitglieder, Wohnortsveränderungen, Aus- trittserklärungen, Reclamationen nicht OnSeE Hefte etc. ete.): Herrn Professor Dr. W. Dames, Berlin N., Inva- lidenstrasse 43, königl. Museum für Naturkunde. Der Vorstand. Zeitschrift der RESET N es a un Pe XLIH. Band. 78 3. Heft. 2 Juli, August und September 1891. (Hierzu Tafel XXXIV—XLVI) Berlin, i891. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). W. Behrenstrasse 17. Deutschen geologischen Gesellschaft, Die Herren Mitglieder werden gebeten, bei Zusen- ' dungen an die Deutsche geologische Gesellschaft folgende : Adressen benutzen zu wollen: 1. für Manuscripte zum Abdruck in der Zeitschrift und darauf bezügliche Correspondenz: Herrn Br. C. A. Tenne, Berlin N., Invaliden- strasse 43, königl. Museum für Naturkunde; 2. für sämmtliche die Bibliothek betreffenden Angele- ‘ genheiten, namentlich auch Einsendungen an dieselbe: Herrn Br. Th. Ebert, Berlin N., Invalidenstrasse 44, königl. geeiogische Landesanstalt; 3. für die übrige geschäftliche Correspondenz (Anmel- dung neuer Mitglieder, Wohnortsveränderungen, Aus- trittserklärungen, Reclamationen nicht eingegangener Hefte etc. etc.): Herrn Professor Dr. W. Dames, Berlin N., Inva- lidenstrasse 43, königl. Museum für Naturkunde. _ Der Vorstand. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. ‚October, November und Dezember 1891. Aue (Hierzu Tafel XLVII—LI.) Berlin, 1891. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). W. Behrenstrasse 17. Die Herren Mitglieder werden gebeten, bei Zusen- . dungen an die Deutsche geologische Gesellschaft er Adressen benutzen zu wollen: 1. für Manuscripte zum Abdruck in der Zeitschrift, BER: darauf bezügliche Correspongenz: ot Herrn Dr. C. A. Tenne, Berlin N., v3 strasse 43, königl. Museum für Naturkunde; 2. für sämmtliche die Bibliothek betreffenden Ana s genheiten, namentlich auch Einsendungen an eo Herrn Dr. Th. Ebert, Berlin N., Invalkienstraste 4 königl. geologische Landesanstalt; 5 3. für die übrige geschäftliche Correspondenz (Anm. dung neuer Mitglieder, Wohnortsveränderungen, Aus trittserklärungen, Reelamationen nicht eingegangenen‘ Hefte ete. etec.): Herrn Professor Dr. W. Dames, Berlin N., Inva- | lidenstrasse 43, königl. Museum für Naturkunde. Der Vorstand. — i® | | 32 hie, u*.r ‘