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Deutschen geologischen Gesellschaft.
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XLII. Band.
1891.
Mit einundfünfzig Tafeln.
Berlin 1891.
Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung).
Behren-Strasse No. 17.
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Inhalt.
A. Aufsätze.
J. RorH. Die Eintheilung und die chemische Beschaffenheit
der Eruptivgesteine .
OTTO FROMmM. Petrographische Untersuchungen v von Basalten
aus der Gegend von Cassel .
E. Koken. Neue Untersuchungen an tertiären Fisch - Oto-
lithen. II. (Hierzu Tafel I—X
P. G. KrAuse. Die Decapoden des norddeutschen Jura.
(Hierzu Tafel XI— XIV.) .
CARL ÖCHSENIUS. Ueber Loth, Pendel, Oceanniveau und
Beweglichkeit unserer Erdrinde .
F. Rinne. Ueber den Dimorphismus der Magnesia
CLEMENS SCHLÜTER. Verbreitung der regulären Echiniden
in der Kreide Norddeutschlands
H. Eck. Bemerkungen über geognostische Profile "längs
württembergischer Eisenbahnen .
RoTHPLETZ. Fossile Kalkalgen aus den Familien der Co-
diaceen und Corallineen. (Hierzu Tafel XV— XVII).
A. Osann. Ueber den geologischen Bau des Cabo de Gata.
(Hierzu Tafel XVII--XX.) . .
KARL ALPHONS PENECKE. Die Mollusken-Fauna des unter-
miocänen Süsswasserkalkes von Reun in Steiermark
(SANDBERGER sS Horizont von Aelhix Raimondi BRONG.).
(Hierzu Tafel XXL).
O. BEHRENDSEN. Zur Geologie des Ostabhanges der argen-
tinischen Cordillere. I. Theil. (Hierzu Tafel XXII bis
XXV.)
PAUL OPPENHEIM. Beiträge zur Kemtniss des Neogen in
Griechenland. (Hierzu Tafel XXVI— XXVII)
AUREL Krause. Beitrag zur Kenntniss der Ostrakoden-
Fauna in silurischen Diluvialgeschieben. (Hierzu Tafel
XXIX— XXX).
OTTO JAEKEL. Ueber Holopocriniden "mit besonderer Be-
rücksichtigung der Stramberger Formen. ER Tafel
XXXIV— XLIL).
Frrrz Frech. Ueber das Devon der Ostalpen. He (Hierzu
Tafel XLIV—XLVIU) .
A. Osann. Beiträge zur Kenntniss der Eruptivgesteine des
Cabo de Gata. U.
W. DEECKE. Der Granitstock des Elsässer Belchen in den
Südvogesen. (Hierzu Tafel XLVIIL).
RICHARD WAGNER. Ueber einige Versteinerungen des un-
teren Muschelkalks von Jena. (Hierzu Tafel XLIX.).
GEORG GÜRICH. Ueber Placodermen und andere devonische
Fischreste im Breslauer mineralogischen Museum
Seite
B:
C.
IV
W. ScHaur. Ueber die Diabasschiefer (Hornblendesericit-
Schiefer K. KocH’s) von Birkenfeld bei Eppenhain und
von Vockenhausen im rechtsrheinischen Taunus. (Hierzu
Tafel L.).
A. voN STROMBECK. Ueber das Vorkommen von Actinocamaz
quadratus und Belemnitella mucronata
PAUL OPPENHEIM. Die Gattungen Dreyssensia van BENE-
DEN und Congeria PARTSCH, ihre gegenseitigen Bezie-
hungen und ihre Vertheilung in Zeit und Raum. (Hierzu
Tafel LI.) ; a.
Briefliche Mittheilungen.
J. LEMBERG. Die Aufstellung des Mischungsgesetzes der
Feldspäthe durch J. F. HESSEL . ö EEE NN.
SCHREIBER. Vorkommen fester Sandsteinbänke im mittel-
oligocänen Grünsande bei Magdeburg i
R. Lepsıus. Berichtigung zu STEINMANN, Einige Fossilreste
aus Griechenland. .
6. Kıemm. Chiastolith-Schiefer und Hornblende- Porphynit
im Oberlausitzer Flachland 2
G. BOEHM. Ueber Lithiotis problematica GÜMBEL
F. M. StAPFF. Beobachtungen an den in Kreide eingebet-
teten Diluv jalablagerungen Rügens
W. MÜLLER. Ueber Contacters scheinungen am Glimmerschiefer
der Schneekoppe . . .
Eck. Ceratites antecedens BEYR. von Wenden in W ürttemberg
R. Lepsıus. Die erste Quarzporphyr-Effusiv-Decke im Saar-
Nahe-Gebiete nachgewiesen
Eck. Bemerkungen über einige Eneriniden
G. Boeum. Ueber eine Anomalie im Kelche von Millerierinus
mespiliformis EERRREEEITTIENS >
P. OPPENHEIM. Bemerkungen zu G. STEINMANN: a
Fossilreste aus Griechenland.
GEORG. GÜRICH. Ueber einen neuen Nothosaurus von Go-
golin in Oberschlesien .
J. FRÜH. Ueber fossile Kalkalgen
Verhandlungen der Gesellschaft . . . 256. 533. 750.
Zugänge für die Bibliothek im Jahre 1889 .
Namenregister S Sue:
Sachregister
Seite.
914
919
BR
Jeitschrilt
der
Deutschen geologischen Gesellschaft.
1. Heft (Januar, Februar, März) 1891.
A. Aufsätze.
1. Die Eintheilung und die chemische
Beschaffenheit der Eruptivgesteine.
Von Herrn J. RoTH in Berlin.
Die geologische Erfahrung giebt, abgesehen von den Eruptiv-
gesteinen, nur wenig Aufschluss über die Beschaffenheit des Erd-
innern, dessen sp. G. nothwendig über das höchste bei Eruptiv-
gesteinen (3,5) und krystallinischen Schiefern (3.2) beobachtete
hinausgehen muss. Die grosse Menge der Schwefelverbindungen,
welche die Solfataren und ein Theil der Vulkane liefern, lässt
auf das Vorhandensein von Schwefelmetallen. die ungeheure Menge
Kohlensäure, welche dem Erdinnern entströmt, auf Kohlenstoffver-
bindungen schliessen. Man hat die Meteoriten herangezogen, um
durch kühne Vergleiche weitere Daten über die Beschaffenheit des
Erdinnern zu erlangen, DAauBr£r hat den Olivin zu einer „all-
semeiner Schlacke“ gestempelt, welche den metallischen Erdkern
bedeckt, aber alle diese Schlüsse sind weniger sicher als die,
welche über die nächst höhere Schicht aus den Eruptivgesteinen
sich ableiten lassen, daher hat es an Betrachtungen über Ein-
theilung und chemische Beschaffenheit der Eruptivgesteine nie
gefehlt.
An anderer Stelle habe ich darzulegen versucht, wie sich die
Gesteine der Erstarrungskruste, deren Vorhandensein das der
Eruptivgesteine bedingt, chemisch und mineralogisch von den
letzteren unterscheiden, und die Verknüpfung beider durch die
chemische und mineralogische Gleichheit von Gneiss und Granit
dargelegt.
Zeitschr. d. D. geol. Ges, XLIII. 1. 1
2
Die Eruptivgesteine sind so wesentlich aus Silikaten und
Kieselsäure zusammengesetzt, dass man unter Umständen vom
Graphit. von den Schwefel-, Arsen-, Wolfram-, Fluorverbindungen,
vom Korund, Zinnstein, Zirkon absehen kann und nur einigen
Titansäure und Phosphorsäure enthaltenden Mineralien, sowie dem
Eisenglanz und der Spinellgruppe (diese im weitesten Sinne ge-
nommen) einige Bedeutung einräumt. Darüber besteht kein Zweifel,
dagegen gehen darüber, ob man die vortertiären Eruptivgesteine
als ältere von den jüngeren, tertiären und nachtertiären scheiden
soll, die Meinungen aus einander.
Vom rein mineralogischen Standpunkt aus, der so lange be-
rechtigt ist, als er nicht die alleinige Berechtigung für sich in
Anspruch nimmt, mag die Trennung schwer sein. Es ist gut an
die weitere Consequenz dieses einseitigen, anscheinend radikalen
Standpunktes zu erinnern, dass nach ihm auch Hornbiendegneiss,
Diorit, Amphibol-Andesit, ferner Zobtenit und Gabbro u. s. w.
nicht geschieden werden.
Sobald man die Gesteinsmassen als Ganzes an Ort und Stelle
untersucht, sieht man, dass der Verband der älteren und jüngeren
Eruptivgesteine mit ihrer Umgebung ein anderer ist, dass ihre
Spaltungsgesteine verschiedene sind, dass ihre Ausbildungsformen,
im Grossen betrachtet, von einander abweichen, dass z. B. glasige
Gesteine (die ich schon 1861 als blosse Ausbildungsformen ge-
mengter Eruptivgesteine bezeichnet habe) bei den jüngeren Eruptiv-
gesteinen viel häufiger und mannichfaltiger vorkommen als bei
den älteren. In erster Linie muss bei der Namengebung das
geologische Alter, erst in zweiter die mineralogische und chemische
Beschaffenheit entscheiden. Dass in beiden Gruppen dieselbe
mineralogische und dem entsprechend dieselbe chemische Zusammen-
setzung wiederkehrt, dass einige ältere Eruptivgesteine mit unver-
ändertem Habitus im Tertiär auftreten, dass daher bisweilen die
Entscheidung nicht leicht ist, darf als bekannt vorausgesetzt werden,
aber alles dieses wird aufgewogen durch den Vortheil mit einem
einfachen. schon vorhandenen und allgemein verständlichen Namen
neben der mineralogischen Zusammensetzung das geologische Alter
zu bezeichnen, ohne die vielfach mit unnöthigen Namen über-
häufte Nomenklatur noch weiter zu belasten.
Von den früheren Eintheilungen der Eruptivgesteine glaube
ich absehen zu können, wie ich denn überhaupt auf Vollständigkeit
verzichte und nur das mir wichtig Erscheinende erwähne.
Die noch heute in Frankreich gebräuchliche Eintbeilung der
Eruptivgesteine und der Begriff der „mineralisateurs“ stammt aus
dem in Frankreich so oft genannten Aufsatz von ELıE DE BEAUMONT:
Sur les &manations volcaniques et metalliferes). Darin werden
unterschieden als roches acidiferes (später in acides umgeändert),
die Eruptivgesteine, welche (l. c. p. 1254) neben „den mit Kiesel-
säure gesättigten Feldspäthen (=1:3:12) Quarz enthalten.
Dazu gehören der Quarzporphyr, Diorit, Syenit, Protogin, Granit
und einige degenerirte oder monströse Granite, wie die grob-
körnigen Granite, Pegmatite, Leptynite, Greisen u. s. w. Ihnen
gegenüber stehen die basischen oder doch beinahe neutralen Ge-
steine?), welche als Hauptgemengtheil („qui ont pour base“) die
nicht mit Kieselsäure gesättigten Feldspäthe (Labrador, Andesin,
Oligoklas) und Leucit enthalten. Nur einige Trachyte bestehen
aus Sanidin und führen z. Th. etwas Quarz.“
Wie man sieht, fehlen die Nephelin-Gesteine in der Aufzählung.
In den gewöhnlichen Gängen finden sich (ib. 1. c. p. 1268) die
eigentlichen Metalle seltener als Oxyde, meist verbunden mit
Schwefel, Selen, Arsen, Phosphor, Antimon, Tellur, Chlor, Jod
und Brom. Diese Elemente sind nicht nur an sich flüchtig, sie
theilen diese Eigenschaft auch vielen ihrer Verbindungen mit und
heissen daher seit langer Zeit die mineralisateurs ?)
Später hat H. Sre-CLaıre Devirne die Bezeichnung „Agents
mineralisateurs*“ auf Gase angewendet, welche sich nicht mit
den mit ihnen in Berührung kommenden Stoffen verbinden, aber
durch ihre Gegenwart die letzteren umformen. Trocknes Was-
serstoffigas macht bei hoher Temperatur amorphes Zinkoxyd
und amorphes Schwefelzink krystallin; dieselbe Wirkung übt
trocknes Salzsäuregas bei hoher Temperatur auf Eisenoxyd, Zinn-
oxyd, Talkerde, Manganoxyd*) aus. Dass derartige Bedingungen
sich in der Natur wiederfinden, erscheint wenig wahrscheinlich.
Noch später (1380) hat HAuUTErFEUILLE die Wolframiate und Vana-
dinate der Alkalien nach seinen Versuchen als agents min£ralisateurs
bezeichnet.
Micner-L£vy°) geht von der Voraussetzung aus, dass die
Eruptivgesteine aus der Tiefe gebrochene und angefressene Krystalle
!) ELIE DE BEAUMONT. Bull. geol. (2) IV. p. 1249—1334. 1847.
2) Le caractere general de toutes ces roches est de contenir un
exces de base plus ou moins considerable, et par consequent d’etre
basiques ou au moins & peu pres neutres. ]. c. p. 1253.
*) Les &manations qui sortaient de linterieur des masses 6ruptives
ont entraine les metaux volatilises vers leur surface. 1. c. p. 1269. —
Les filons ordinaires sont surtout caracterises par le röle important
qu’y jouent les mineralisateurs, et par l’absence des silicates anhydres.
Fe, P- 1289.
*) H. Ste-Cl. DEvILLE. Compt. rend. LI. p. 920 und 1264. 1861.
5) MIiCHEL-L£EvY. Structures et classification des roches &ruptives.
Paris 1889; cf. Bull. geol. (3) III. p. 199. 1875.
£*
(elements anciens generalement en debris, cristaux de premiere
consolidation, de la periode infratellurique) mitbringen, denen in
einer zweiten Phase der Erstarrung die elements de seconde con-
solidation, die elements recents, die Mineralien der zweiten
Krystallisationszeit folgen, oder die Erstarrung führt zu Mikro--
lithen, Krystalliten und amorphen Bildungen. Nach diesen Unter-
schieden in der zweiten Bildungszeit wird ein granitischer Typus
(mit starkem Vorherrschen der jüngeren Elemente) und ein tra-
chytischer (porphyrischer) Typus aufgestellt.
Alle Verschiedenheiten der Gesteinsstruktur werden nach
MicHeEL-L£evy (Structures ete. p. 5) durch drei Faktoren bedingt:
durch Temperatur, Druck und Mineralisateurs!). Bei den sauren
Gesteinen (roches acides & exces de silice) spielen die letzteren eine
grosse Rolle?). Der Biotitgranit wird im Contakt mit Gneiss nicht
feinkörniger, wie man erwarten sollte, sondern grobkörniger und führt
!/g m weit keinen Biotit; im Contakt mit krystallinischen Schiefern
und mit Sedimenten sieht man von porphyrartigen Graniten zahlreiche
feine Apophysen ausgehen, welche fast ganz mit grossen Orthoklas-
krystallen erfüllt sind. Hier haben die Faktoren Temperatur und
Druck plötzlich aufgehört, an diesen Stellen traten die Minerali-
sateurs stromweise (& flot, 1. c.. p. 7) aus, und daher finden sich weit
vom Granit in den Schiefern die Mineralien der zweiten Consoli-
dation des Granites. Die so entstandenen Mischgesteine (roches
granito-schisteuses) verdanken also ihre Bildung nicht dynamo-
metamorphischen Vorgängen. Ausnahmsweise tritt bei Graniten im
Contakt die Abnahme der drei genannten Faktoren gleichzeitig
(simultanöment) ein, und dann liefert dieselbe Gesteinsmasse Ge-
steine mit granitischer und porphyrischer Structur. Diese That-
sachen beweisen (l. c., p. 7), dass die Granite aus der Tiefe fertig
gebildete Krystalle (des cristaux tout formes d’un premier temps)
mitbringen.
Wie man sich das plötzliche Entweichen flüchtiger Stoffe aus
dem ganz compakten Granit vorzustellen habe, da man von ihrem
Wege keine Spuren sieht, warum sie in diesem Fall plötzlich ent-
weichen, aus welchem Material sie bestanden, sagt MicuerL-L£evy
!) Vergl. auch MıcHEL-L£vy, Bull. geol. (3) VI, p. 176. 1878. und
ib. p. 173: Cause de la r¤ce granulitique tertiaire.
?) Wenn A. DE LAPPARENT (Bull. geol. (3) XVII, p. 287. 1889) die
Solfataren an die sauren Gesteine gebunden findet, so muss er die
Trachyte der phlegräischen Felder und die Augitandesite oder Ba-
salte des Papandayan in Java u. s. w. für saure Gesteine erklären.
Nach ihm soll in den Graniten die Kieselsäure ausser in Wasser noch
in anderen flüchtigen Substanzen gelöset gewesen sein, deren lang-
sames Entweichen die Kristallisation des Granites bedingte. Woraus
diese Hüchtigen Substanzen bestanden, theilt er nicht mit,
5
leider nicht. Diese ganze Anschauung — mir wiederum ein Be-
weis, dass man zu den ungeheuerlichsten Voraussetzungen !) lieber
greift als eine überkommene Theorie aufgiebt — hat bis jetzt
in Deutschland keine Anhänger und hoffentlich dazu wenig Aussicht.
Bei den basischen Gesteinen bedeuten nach MıcHEL-L£vy von
den drei die Struktur bedingenden Faktoren zwei, nämlich Druck
und Mineralisateurs, nur sehr wenig: die Mineralien. welche man
ihnen zuschreiben könnte, der schwarze Glimmer und die basaltische
Hornblende (Structures, p. 9) finden sich in den sehr basischen
Magmen selten, werden sehr oft in den letzten Phasen der Fest-
werdung des Gesteins resorbirt und in Augit und Magneteisen
umgesetzt. Hier ist die Temperatur das Entscheidende (l. c., p. 25),
wie auch aus der künstlichen Darstellung dieser Gesteine durch
FougueE und MicHEL-L£Evy hervorgeht, hier besteht kein Zusammen-
hang zwischen Alter und Struktur (1. c., p. 31). Man kann eine
rationelle petrographische Classifikation überhaupt nur auf die
Struktur und auf die mineralogische Zusammensetzung, nicht auf
Alter?) und Lagerungsverhältnisse gründen, da man an einem
Handstück von unbekannter Herkunft weder Alter noch Lagerunngs-
verhältnisse bestimmen kann (l. e., p. 34).
Niemand wird das Letztere bestreiten, aber die Aufgaben
der Petrographie, eines Zweiges der Geologie, nicht der Mine-
ralogie, liegen weder in der Bestimmung von Handstücken unbe-
kannter Herkunft, noch können sie durch solche gelöst werden.
Schon 1879 haben FouvauE und MıcHeEL-L£evy in der Mine-
ralogie micrographique, roches &ruptives francaises (ebenso MICHEL-
Levy in Structures etc., p. 40) die Eruptivgesteine geordnet nach
den Mineralien der zweiten Consolidation, und zwar zunächst nach
den Feldspathgemengtheilen.
Mir ist es nicht gelungen, überall eine sichere Unterscheidung
zwischen den Mineralien der ersten und zweiten Consolidation zu
finden. Scharfe krystallographische Begrenzung macht den Unter-
schied nicht aus, da die Mineralien der ersten Consolidation so
oft zerbrochen und corrodirt sind, ebenso wenig die Grösse der
Krystalle. Ausserdem giebt es in den „Elvans granitoides°®) so-
!) Sile mica blanc laisse sa trace sur les grains de quartz (de !’elvan
granitoide), c’est que son dissolvant les a attaques posterieurement &
leur consolidation.e MICHEL-L£EVY, Bull. geol. (3) III. p. 202. 1875.
?) MicHerL-L£vy (Bull. geol. (3) I. p. 197. 1874) se declare partisan
des classifications basees sur l’äge des roches parce qu'elles sont su-
jettes a moins de causes d’erreurs. — MICHEL-LE£EVvY (ib.) (8) DI. p. 236.
1875) persiste & penser que deux roches acides de texture identique
sont du meme äge.
°®) MıcHEL-L£EvY. Bull. geol. (3) III. p. 202. 1875.
wohl quartz bipyramide aneien als recent“. Auch Rosengusch !)
bemerkt: „Der Leucit (der Tephrite und Basanite) kann ebenfalls
in zwei Generationen ausgebildet sein, welche sich indessen nicht
durch die Form, nur durch die Grösse unterscheiden“.
Da Fovaus und MicHerL-Levy zunächst die Struktur und
dann die Mineralien, aber nicht die chemischen Unterschiede der
Eruptivgesteine berücksichtigen, so enthält z. B. ihre Familie Granit
auch die körnigen kieselsäurereichen Plagioklasgesteine, also in
der Abtheilung Granite neben Graniten als „andesitische Granite*
die Quarzdiörite, in der Abtheilung Mikrogranite neben Granit-
porphyren die vollkrystallinen Dacite, ferner in der Abtheilung
Porphyre als neovulkanisch „Rhyolithe und Dacite*, in den ersten
herrscht Sanidin, in den letzteren Plagioklase vor.
Ausgehend von seinen Untersuchungen isländischer Eruptiv-
gesteine nahm Bunsen?) in Island zwei gesonderte Herde an,
deren Produkte bald gesondert, bald gemischt auftreten.
So ergaben sich ihm als Endglieder der isländischen Eruptiv-
gesteine ein normaltrachytisches (t) und ein normalpyroxenisches
(p) Gestein, daneben Zwischenglieder aus n X t + p, bei denen
er die Ermittelung des procentischen Mischungsverhältnisses nach
dem Kieselsäuregehalt bewirkte. Stimmt dann die Rechnung nicht
immer genau mit den Analysen, so wird die Differenz viel grösser,
wenn man von einem anderen Gemengtheil ausgeht. Also selbst
für das beschränkte Gebiet Island reicht die Hypothese nicht aus,
für die Allgemeinheit der Eruptivgesteine (auf welche BunsEn
selbst sie nie anwendete und nur noch auf transkaukasische Ge-
steine ausdehnte) reicht sie noch weniger, wie ich?) nachgewiesen
habe. Dass Bunsen’s Theorie später auf stark verwitterte Ge-
steine angewendet wurde, war nicht im Sinne ihres Urhebers.
SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN erklärte die Mischungsver-
schiedenheit der Eruptivgesteine aus der nothwendigen Zunahme
des sp. @. der tieferen Schichten, sodass die chemische Zusammen-
setzung der Eruptivgesteine auf die Tiefe, aus welcher ihr Ma-
terial kommt, schliessen lässt*).
J. Durocner’s 1857 veröffentlichte Hypothesen°) sind denen
!) ROSENBUSCH, Massige Gesteine, 1887, p. 755. „Wenn eine Ge-
neration des Leueit fehlt, so ist es die intratellurische“.
?) BUNSEN in Pogg. Ann. 1851. LXXXIH. p. 197 u. fie.
®) ROTH, Gesteinsanalysen. 1861. p. X. u. fig.
4) SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, Vulkanische Gesteine von
Sicilien und Island. 1853. p. 331.
°) J. DUROCHER, Essai de petrologie comparee ou recherches sur
la composition chimique et mineralogique des roches ignees, sur les
phenom£nes de leur @mission et sur leur classification. Ann. min. (5),
RI pe217 2, 485%
7
Bunsens ähnlich. Er nimmt für die Gesammtreihe der Eruptiv-
gesteine zwei Kugelhüllen unter der Erdkruste an, eine untere
basische (mit magma basique) und eine obere (mit magma acide),
während die zwischen beiden liegende Zone als Mischungsglieder
die Zwittergesteine, die roches hybrides, liefert, zu denen Syenit,
an Hornblende und Augit reiche Trachyte u. s. w. gehören.
DUROCHER fügt einen neuen Begriff hinzu: liquation, Saigerung.
Im eigentlichen Sinne des Wortes kann sich dieser Ausdruck nur
auf feste Massen beziehen, aus denen mittelst erhöhter Temperatur
leichter flüssig Werdendes ausgesondert wird. Wenn DUROCHER
Trachytporphyr (d. h. Liparit) und Phonolith als Produkte der
Saigerung bezeichnet, die sich in der flüssigen Masse vollzog
(liquation qui s’est operee au sein de la masse fiuide), und sie
mit zwei Legirungen vergleicht, in welche eine geschmolzene
Metallmasse beim Erstarren zerfällt, so ist das vielmehr ein
Zerfall einer bis dahin homogenen Schmelzmasse in chemisch
verschiedene Dinge, welche zusammengerechnet die ursprüngliche
Gesammtmischung ergeben müssen. Ob meine frühere Auffassung,
dass nach Dvrocher dieser Zerfall z. Th. schon im Erdinnern.
z. Th. erst auf der Erdoberfläche vor sich gehe, die richtige ist,
lasse ich dahin gestellt.
Ich habe 1869!) die Ansicht ausgesprochen, dass bei pluto-
nischen, d. h. aus flüssigem Fluss erstarrten, Gesteinen (und ich
rechnete damals wie noch heute die krystallinischen Schiefer zu
den plutonischen Gesteinen) Spaltung oder Differenzirung in mine-
ralogisch verschiedene Gesteinen eintreten könne, und dabei nur
Erscheinungen über der Erdoberfläche im Sinne gehabt, an Vor-
gänge im Erdinnern nicht gedacht, als Ursache das kleinere
Volumen und die daraus folgende schnellere Abkühlung und Er-
starrung angeführt. Wenn ich (Allgem. Geol. 1883, I, p. 87) als
Spaltungsgesteine eines wesentlich einheitlichen Magma in den
Graniten auftretend Hornblendegranit,. Syenit, Diorit, Quarzdiorit
und Augit-Biotit-Gabbro anführe, so sieht man, dass damit das-
selbe gemeint ist, was RosenguscH, (Massige Gest. 1887, p. 32)
dioritische und syenitische Facies nennt. Dass niemals auf rein
chemische Grundsätze ein befriedigendes petrographisches System
sich aufbauen lässt, habe ich schon 1861 (Gesteinsanalysen, p.XXIV)
nachgewiesen und ebenda (p. XXI) ausgesprochen, dass „feurig-
flüssige Massen von gleicher oder sehr naher chemischer Zusammen-
t) Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine in Abhandl.
der Berliner Akademie der Wissensch., 1869, p. 72. Später in All-
gemeine und chemische Geologie, 1883, II, p. 50, 68, 388 wiederholt.
Meine Darstelluug in Gesteinsanalysen, 1861, p. XIX, leidet an Unklar-
heit des Ausdrucks.
setzung in verschiedene Mineralien auseinander fallen können.“
Nach Rosenguscn !) „schien dieser Satz zur Zeit, als er auf-
gestellt wurde, eine gewisse Berechtigung zu besitzen, die wir
ihm heute bestreiten müssen. Die letze Consequenz desselben
wäre, dass wir aus der Bauschanalyse eines Gesteins seine mine-
ralogische Zusammensetzung nicht erkennen könnten, und diese
Consequenz wird heute kein Petrograph mehr zugestehen.*
Als Fougu£ und MıcHeEL-L£vy ein Gemenge von !/ıo Pyroxen
mit °/ıo Nephelin schmelzten und glühten „entstand ein Gemisch
von normalem Nephelin, blass meergrünem Spinell in zahlreichen
scharfen Oktaedern, gelb-braunem Melanit in Rhombenoctaedern
und sehr dünnen farblosen Mikrolithen.*“ RosenguscHh, Jahrb.
Miner. 1879, p. 411. — „FouQguE und MicHer-Levy theilen mit,
dass der Wernerit-Amphibolit von Bamle nach Schmelzung bei
langsamer Erstarrung, indem die Schmelze längere Zeit auf einer
nur wenig unter dem Schmelzpunkt liegenden Temperatur gehalten
wurde, zu einem Gemenge von Labrador und Pyroxen wird.“
RosenguscHh, Jahrb. Miner. 1880, II, p. 69. — Als FouguE und
MiıcHEL-L£vy die chemischen Bestandtheile eines Gemenges, das
1 Th. Augit, 4 Th. Labrador und 8 Th. Leueit entsprach,
schmelzten und dann das Gemenge weitere 24 Stunden in lichter
Rothgluth behandelten, enthielt die ganz krystallin gewordene
Masse neben Augit, Labrador und Leucit noch kleine Oktaeder
von Magneteisen und Picotit. FouguE und Mıcner-Levv, Compt.
rend., 1880, XC, p. 698.
Nach Fovaus und MicHer-L£evy (Synthese des mineraux et
des roches, 1882, p. 77) gaben 4 Th. Mikroklin nnd 4,3 Th.
Biotit (— 2 pCt. Kieselsäure; 0,85 pCt. Thonerde; 0,40 pCt. Eisen-
oxyd; 1,05 pCt. Magnesia; 0,50 pCt. Kali) nach dem Schmelzen
ein Gemenge aus Leucit, Olivin, Melilitı und Magneteisen. Bour-
GEoIS schmelzte die Bestandtheile des Grossulars und erhielt
Anorthit und Melilith?). Hinzufügen kann ich noch, dass die von
mir als plutonisch betrachteten Gesteine: Cordieritgneiss von
Lunzenau; Glimmerschiefer des Selgegrundes und Garbenschiefer
ebendaher dieselbe chemische Zusammensetzung zeigen). Weiteres
über Spaltungsgesteine folgt weiter unten, obwohl das Vorstehende
genügt, meine Behauptung zu rechtfertigen.
Da nach A. pe LaArrArent‘) viele Eruptivgesteine aus der
Tiefe fertig gebildete Krystalle (cristaux anciens ou en debris)
!) ROSENBUSCH. TSCHERMARK, Miner. Mitth., 1839, XI, p. 152.
?)\ FOUQUE und MICHEL-LEVY, 1. c., p. 123.
®) RoTH, Allgem. und chemische Geologie, 1883, II, p. 66.
*) A. DE LAPPARENT, Traite de geologie, 1885.
9
mitbringen können, (l. e., p. 586), sind diese nicht zur Charakte-
ristik des Gesteins benutzbar; man muss daher von der Grund:
masse (päte, magma de consolidation) ausgehen. Weiter ist die
Erstarrungsfolge der Krystalle nicht so sicher festgestellt, dass
man danach die Gesteine trennen könnte: ein Krystall, der von
einem andern corrodirt zu sein scheint, kann dessen Umriss ab-
geformt haben (peut s’etre moul&e autour du premier crystal, 1. c.,
p. 593) und ein von einem grösseren umschlossener kleiner Kry-
stall, der also älter zu sein scheint als der umschliessende, kann
das Resultat späterer Erstarrung in dem grösseren Krystall sein,
der zuerst nur im Umriss ausgebildet war (d’abord reduit & son
enveloppe). Man muss daher nach der chemischen Zusammen-
setzung, und zwar zunächst nach dem Kieselsäuregehalt des Magma,
die Gesteine eintheilen und nennt sie sauer, wenn die Menge der
Kieselsäure 65—66 pCt. beträgt, neutral bei 55—65, basisch
bei 40—45 pCt. Kieselsäure. Als zweiter Eintheilungsgrund dient
das Alter (serie ancienne et moderne), als dritter die Struktur,
welche vollkrystallin, glasig oder gemischt sein kann. A. DE
LAPPARENT!) verhehlt sich die Schwächen und Lücken dieser
Eintheilung nicht, bei welcher z. B. Tonalit vom Aviosee mit
66.91 pCt. Kieselsäure, der Porphyr von Elfdalen mit 74,65 pCt.
Kieselsäure, und die Dacite zu den neutralen Gesteinen gerechnet
werden, welche überhaupt die am schlechtesten begrenzte und
definirte Gruppe darstellen.
Dass weder der Gehalt an Kieselsäure noch das Vorhanden-
sein von Quarz als Eintheilungsgrund benutzt werden kann, habe
ich an anderer Stelle?) nachgewiesen; dazu kommt die Schwierig-
keit, sekundären, d. h. bei Verwitterung der Silikate gebildeten
Quarz vom primären zu unterscheiden.
Ich habe die Eruptivgesteine zunächst nach dem Alter, dann
nach dem vorwiegenden Feldspath, resp. Leucit und Nephelin ge-
theilt, den Kieselsäure- resp. Quarzgehalt erst in dritter Linie
benutzt, überall die Glastormen dem betrefienden krystallinen Ge-
stein angereiht und als besondere Gruppe die selbstständigen Peri-
dotite, feldspathfreie oder doch feldspatharme Gesteine, betrachtet.
Dass man auch gegen diese Theilung z. Th. berechtigte Einwürfe
machen kann, habe ich nie bezweifelt, aber ich fürchte, es wird
sich kein System der Eruptivgesteine aufstellen lassen, gegen das
nicht einige Einwände erhoben werden; ein Schicksal, welches dies
System mit den meisten übrigen Systemen theilt.
!) Die Granite enthalten (1. c., p. 596) nur sehr selten Quarz in
alten Krystallen.
?, RorH, Allgem. und chem. Geologie II. 73. 1883.
10
Es erscheint zweckmässig der Besprechung der von Rosen-
BuscH in seinem Aufsatz „Ueber die chemischen Beziehungen der
Eruptivgesteine“!) aufgestellten Ansichten eine Aufzählung der
Gesteine vorauszuschicken, auf welche sein Aufsatz Bezug nimmt,
und an die Auswahl, welche mir nicht glücklich scheint, einige
Bemerkungen zu knüpfen. Von den 63 erwähnten Gesteinen halte
ich nämlich mindestens 10 für so stark verändert, von den Ana-
lysen einen Theil für so unvollständig, die Gesteine z. Th. für so
lokale Vorkommen, dass ich keine Theorie darauf bauen möchte.
Wenn ich nicht an das „magmatische Wasser“ glaube, von wel-
chem die von RosenguscH sogenannten Tiefengesteine?) frei sein
sollen (l. c., p. 147), so spricht für mich die „hydrochemische
Umänderung* des wasserfreien Sideromelans in Palagonit, das -
Vorhandensein wasserfreier Obsidiane und die oben erwähnte
Darstellung wasserfreier Gesteine durch Fougus und MicHer-
LEVY, die den natürlichen „Erguss-Gesteinen“ vollständig gleichen.
RosenguscH geht aus von seiner bekannten Eintheilung der
Eruptivgesteine in Tiefengesteine, Ganggesteine, paläovulkanische
und neovulkanische Ergussgesteine. Ich möchte die Erörterung
über die Berechtigung dieser Gliederung an einen anderen Ort
verschieben, da sie hier nicht von Belang ist, und nur bemerken,
dass ich die Ansicht, (l. c., p. 147), nach welcher die Tiefen-
gesteine — diese Gruppe im Sinne von ROSENBUSCH genommen
— gewöhnlich reicher an Oxyden der zweiwerthigen Metalle,
etwas ärmer an Alkalien und Kieselsäure sein sollen als die zu-
gehörigen Ergussformen, durch die vorhandenen Analysen nicht
bewiesen finde.
Aufzählung der von RosenguscnH erwähnten Gesteine.
I. Albitgranit, Bühlberg bei Eibenstock. W. Knor in Sect,
Schneeberg, 1883. 10. Thonerde und Eisenoxyd = 14,21 pCt.;
Wasser 0,20 pCt.; Summe 99,90.
II. Albanygranit, White Mountains, New-Hampshire. G. W.
HAwes. Amer. J. oof sc. 1881,:XXJ, p. 25: "DO per
Wasser 0,47 pCt.; Summe 100,73; sp. G. 2,65.
III. Granitit, Bobritzsch.h Russ, Z. d. geol. Ges. 1862,
XIV, p. 46. TiO? 0,94 pCt.; MnO 0,48 pCt.; Wasser 1,40 pCt.;
Summe 100,29. Das Manganoxydul fehlt in der Berechnung bei
ROSENBUSCH.
!) TSCHERMACK. Miner. Mitth. 1889. XI. p. 144—178.
°) Auch der Satz (Massige Gest. 1887. p. 340) „die Lava wird durch
Abgeben ihres Wassergehaltes mehr oder weniger plötzlich viel saurer“
entzieht sich meinem Verständniss.
2
IV. Granitit, Landsberg bei Barr. Unger in RosenBusch,
Steigerschiefer, 1877, p. 147. TiO? 0,309 pCt.; Wasser 0,707 pCt.;
Summe 99,923; sp. G. 2,680.
V. Amphibolgranit, Hohwald, Unger, ]l. c., p. 167. Wasser
1,161 pCt.; Summe 101,166; sp. G. 2,743.
VI. Syenit, Plauenscher Grund. Zırker. Poce. Ann. 1864,
CXXL, p. 622. Glühverlust 1,29 pCt.; Summe 101,03; sp. G.
RIO:
VI. Augitsyenit, Farrisvand bei Laurvik. Merıan. Jahrb.
Miner. Blbgd. III, 1885, p.266. P?O? 0,54 pCt.; Wasser 1,01 pCt.;
Summe 100,99; sp. G. 2,720.
VII. Elaeolithsyenit, Ditro.. Ferrner. Verhandl. geol.
Reichsanst., 1867, p. 286. Glühverl. 1,58 pCt.; Summe 100,90;
sp. G. 2.48.
IX. Elaeolithsyenit, Serra de Monchique. JannascnH. Jahrb.
Miner., 1884, I, p. 13. TiO? 1,04 pCt.; Glühverl. 2,32 pCt.;
P? O5 und Cl Spur; Summe 100,36; sp. G. 2,578.
X. Tonalit, Aviosee. G. vom RATH. Z. d. geol. Ges., 1864,
XVL p. 257. Wasser 0.16 pCt.; Summe 98,99; sp. G. 2,724.
XI. Banatit. Dognacska. NıEpzwiEDskI in TSCcHERMAR,
Miner. Mitth., 1873, p. 256; Summe 100,12.
XD. Diorit, Gerdsdyn, AÄmäl. Törnzesonm. Blatt Ämäl.,
1870, p. 31. Glühverl. 0,93 pCt.; Summe 98,65.
XII. Diorit, Schwarzenberg bei Barr. VA WERVERE in
RosenguscHh. Steiger Schiefer 1877, p. 334 TiO? 0,573 pCt.;
P?0>5 0,366 pCt.; Wasser 1,353 pCt.; Summe 99,452; sp. G.
2,850,
XIV. Gabbro, Lofthus in Snarum. Kyrrurr, Jahrb. Miner.,
1862, p. 144. Unreine Titansäure 3,70 pCt.; Glühv. 0,71 pCGt.;
Summe 99,25.
XV. Gabbro, Radauthal. S’rreng, Jahrb. Miner., 1862,
23662 25102: 1.15,p6Ct.: Cr? 0% 0538. pCt. ; B2702:.0,44 pCt;
S 0,07 pCt.; Wasser 0,55 pCt.; Summe 100,66.; sp. G. 3,02.
XVI. „Olivinnorit“, Radauthal. Streng, 1. c., p. 540. Wasser
6,64 pCt.; Summe 100,20; sp. G. 2,88.
XVH. Lherzolith, Mti. di S. Vittore. Cossa. Ricerche chim.
e microscop., 1881, p. 108. Wasser 0,72 pCt.; Summe 99,28;
50.6.3 3,225.
XVII. Amphibolpikrit, Schriesheim, C. W. C. Fuchs. Jahrb.
Miner., 1864, p. 329. Wasser 5,60 pCt.; Summe 100,63; sp.
2,82.
XIX. Dunit, Dun-Mtn. Reuter, Z. d. geol. Ges., 1864,
XVI, p. 342. Wasser 0,57 pCt.; Summe 100,15; sp. G. 3,295.
XX. Quarzkeratophyr, Mt. Elizabeth, Omeo. Howırt. The
12
rocks of Noyang, 1883, p. 25. Wasser 0,46 pCt.; Summe 99,24;
sp. G. 2,634.
XXI. Quarzporphyr, Grosser Knollen bei Lauterberg. Mr-
CHAELIS in Rorn, Beitr. zur Petrographie, 1869, p. L. Wasser
1,21 pCt.; Summe 100,32; sp. G. 2,622.
XXI. „Vitrophyr, Meissen“. LEMBERG, Z. d. geol. Ges.,
877, XXX, 2.0508. : Al20% 4 Be202, II yp EL Wer
‚9 pCt.; Summe 100,10.
XXIMN. Rhombenporphyr, Vettakollen. KJERULF, Christiania-
Silurbecken, 1855, p. 29. Glühverl. 0,779 pCt.; Summe 98,025
(nicht 98,925, wie dort angegeben).
XXIV. „Vitrophyrit, Kornberg bei Erbendorf“. GümseL,
Ostbayer. Grenzgeb., 1868, p. 423. Fe? 0°? + FeO 6,48 pCt.;
Wasser 4,90 pCt: Summe 100,90.
XXV. Enstatitporphyrit, Carhope on Coquet. PETERSEN. Mi-
krosk. und chemische Untersuchungen von Enstatitporphyrit aus
den Cheviothills, 1884, p. 36. Wasser 3,09 pCt.; Summe 98,51;
spG.. 25543:
XXVI Augit-Hornblendeporphyrit, Unkersdorf bei Wilsdruff.
Bruans, Z. d. geol. Ges., 1886, XXXVIH, p. 752. Glührerl.
0,84 pCt.; Summe100:67 ;2spuG. 2,69:
XXVI. „Augitvitrophyrit“, Weiselberg bei St. Wendel.
HETZER bei G. vom Rarn, ib. 1864, XVI, p. 503. Wasser
3,25 pCt.;: Summe 99,80; sp. G. 2,557.
XXVII. Labradorporphyr, Rimbachthal, Vogesen. Trauv-
MANN in Osann. Beitr. zur Kenntniss d. Labradorp. d. Vogesen,
1887, p. 29. Wasser 2,26 pCt.; Summe 100,50; sp. G. 2,748:
XXIX. Melaphyr, Horensko, Böhmen. Borıcky, Petrograph.
Studien an den Melaphyrgest. Böhmens, 1876, p. 58. Wasser
0,53 pCt.; Summe 99,80; sp. G. 2,863.
XXX. Salitdiabas, Halleberg, Schweden. Merran. Jahrb.
Miner. Blgd., II, p. 289, 1884. TiO? 1,21 pCt.; P?0?0,19 pi
Wasser 0,39 pCt.; Summa 99,70; sp. G. 3,025.
XXXI. Olivindiabas, Kinnekulle.. Franke bei STRENG. Z.d.
geol. Ges., 1858, X, p. 175. Wasser 0,70 pCt.; Summe 102,64.
XXXI. Pikritporphyr, Söhle bei Neutitschein. TscHERMAR.
Porphyrgesteine Oesterreichs, 1869, p. 246. Kohlensäure 1,83 pCt.;
Wasser 4,5 pCt.; Summe 99,1; sp. G. 2,961.
XXXIH. „Felsoliparit“, Ostende von Telkibanya.. K. von
Hauer. Verh. geol. Reichsanst., 1866, p. 99. Glühverl. 0,61 pCt.;
Summe 100,67; sp. G. 2,403.
XXXIV. „Felsoliparit*, Ravin de l’Usclade, Auvergne. Box-
HORST bei A. von Lasauıx. Jahrb. Miner., 1872, p. 346.
Wasser 0,96 pCt.; Summe 100,01; sp. G. 2,39. Keine Magnesia!
1
T
15
XXXV. „Felsoliparit“, Steinmeer bei Vichnye. K. v. HAver.
l e., 1868, p. 386. : Glühverl. 0,94 pCt.; Summe 99,89. Keine
Eisenoxyde, keine Magnesia.
XXXVI. Pantellerit, Cuddia Mida. FÖRSTNER, Z. f. Kryst.,
1883, VIII, p. 182. Kupferoxyd 0,29 pCt.; Summe 100,58;
sp. G. 2,46.
XXXVN. Trachyt, :Scarrupata, Ischia. G. vom Rarn, Z.d.
geol. Ges., 1866, XVII, p. 623. (Sodalith-Akmit-Trachyt). Chlor
natrium 0,56 pCt.; Glühverl. 0,78 pCt.; Summe 99,90; sp. G.
2,547.
XXXVII Trachyt, Monte Amiata. J. F. Wırvıams, Jahrb.
Miner., Blgbd., IH, p. 413, 1887. TiO? 0,30; SO? 0,11; CL 0,11;
Wasser 2,28 pCt; X 0,47 pCt.; Summe 100,77; sp. G. 2,615.
(Rothe Varietät.)
XXXIX. Trachyt, Bolsena, Steinbruch Nassini. G. vom RaATu,
Z. d. geol. Ges., 1868, XX, p. 291. Glühverl. 1,14 pCt.; Summe
400,593 15p.,:G:: 2,548.
XL. Trachyt, Arso. C. W. C. Fuchs in TscHERMAK. Miner.
Mitth. 1872, p. 230. Glühverl. 0,09 pCt.; Summa 100,85; sp.
G:261.
XLI. „Phonolith-Obsidian“, Alta vista, Tenerife. Asıch,
Vulk. Erscheinungen, 1841, p. 62 und 71. Kieselsäure mit Titan-
säure 0,66 pCt.; 0,30 pCt. Chlor; 0,04 pCt. Wasser; Summa
290:03::!sp: G:-2,528:
XLIH. Phonolith, Fernando de Noronha. GÜNMBEL in TscHEr-
MAK, Miner. Mitth., 1879, p. 189. Wasser 0,71 pCt.; Summa
100,22.
XLII. Leucitophyr, Olbrück. G. vom RartH, Z. d. geol.
Ges., 1864, XVI, p. 107. SO? 0,69 pCt.; Cl 0,36 pCt.; Wasser
2,75 pCt.; Summe 100; sp. G. 2,533.
XLIV. „Hyalodaeit“, Lassen’s Peak, HacvE und Invınss.
Amer. J. of sc. (3), XXVI, p. 232, 1885. Glühverl. 0,45 pCt.;
Summe 100,04. (Dacit mit Glasgrundmasse.)
XLV. Dacit, Nagy-Sebes. DÖLTER in TscHErRMAKR. Miner.
Mitth., 1873, p. 93. Glühverl. 0,89 pCt.; Summe 100,88.
XLVI. Amphibol - Andesit, Monte Tajumbina, Columbia.
Hörrner, Jahrb. Miner., 1881, II, p. 189. TiO? 0,180 pCt.;
P? 0° 0,245 pCt.; Glühverl. 0,073 pCt.; Summe 100,058.
XLVNH. Hypersthen-Andesit. Strohgelber Bimsstein des Mount
Shasta. Smimer in Hacur und Ippings. Amer. J. of sc. (3),
XXV, p. 142, 1883. TiO? 0,17 pCt.; P?O3 0,29 pCt.; Glühverl.
1,66 pCt.; Summe 100,03.
XLVII. Amphibol- Andesit, Gunung Patua, Java, Pröuss,
Jahrb. Miner., 1864, p. 432. Summe 100,24.
14
XLIX. Hypersthen-Andesit, Buffalo Peak, Colorado. Hırrr-
BRAND in W. Cross. Amer. J. of sc. (5), XXV, p. 142, 1883.
P? 05 0,27 pCt.; Cl 0,02 pCt; Wasser 1,03 pCt.; Summe 99,91;
sp. G. 2,742. |
L. Basalt, Breitfirst. Fr. Knarp. Doleritische Gesteine des
Frauenberes, 1880, p. 15. .TiO? 2,087:C00? 0,21 7E20 273%
Wasser 0,75 pCt.; Summe 99,755 sp. G. 2,86:
LI. Aetnalava, 1865. Sırvesteı, Atti Accad. Gioenia. (3),
I, p. 244, 1867. Wasser 0,24 pCt.; Summe 100,06; 'sp. G.
(Mittel) 2,771.
LII. Anamesit, Bockenheim. Hornsteiın. Z. d. geol. Ges.
1867, XIX, p. 315. Ti022,157 0020,50; Wasser OlGampere
Summe -10097.,.5p.2&. 292%
LIII. Basalt, Fingalshöhe. Streng. Pose. Ann., 1853, XC,
p.: 114. Wasser 1,41 pCt.;'Summe7100 25:7(sp! GE 2937 72H:
VON DEcHEN). |
LIV. Hornblendebasalt, Todtenköpfchen bei Gersfeld. Som-
MERLAD, Jahrb. Miner., 1883, Blgbd. I, p. 155. TiO? 0,51 pCt.;
P?O° 1,29 pCt.; Wasser 1,06 pCt.; Summe 100,85; sp. G. 3,114.
LV. Mittel der Analysen der Vesuvlaven bis 1868, nach
C. W. C. Fuchs, Jahrb. Miner., 1869, p. 171. Summe 100,84.
LVI. Nephelin-Tephrit, S. Antao, Pico da Cruz. KUTSCHER
in DörLter. Capverden, 1882, p. 35. Wasser 1,73 pCt.; Summe
101,40. |
LVI. „Leucitit“, Capo di bove. Bunsen in Rorn. Beiträge
1869, p. CHI. Glühverl. 0,59 pCt.; Summe 100,67.
LVIHI. Leueitbasalt, Forstberg. G. Bıscuor, Chem. Geologie,
Supplementband, 1871, p. 137. Glühverl. 0,25 pCt.; Summe
98,20; sp. G. 2,944.
LIX. Nephelinit, S. Antao. Südlich der Povacao. DÖLTER,
l. e., p. 60. Glühverl. 2,09 pCt.; Summa 100,15. |
LX. Nephelinbasalt, Rossberg bei Darmstadt. Tu. PETERSEN,
Jahrb. Miner., 1869, p. 36. TiO? 1,80; P?O? 1,32; CO? 0,17 pCt.;
Wasser 1,44 pCt.; Summe 99,86; sp. G. 3,043.
- LXI. Limburgit, Limburg, Kaiserstuhl. RosenguscHh, Jahrb.
Miner., 1872, p. 54. TiO? 0,281; Wasser 3,955 pCt.; Summe
99,874; sp. G. 2,829.
LXII. Augitit, Madeiral, S. Vicente. DöÖLTER, 1. c., p. 76.
Wasser 1,62 pCt.; Summe 99,95. In concentrirter Salzsäure
unlöslich 32 pCt.
LXIN. Melilithbasalt, Hochbohl. Meyer bei STELZNER. Jahrb.
Miner., Blgbd., II, p. 398, 1883. Ti027064:P207 Fa
1,41; Wasser 2,90 pCt.; Summe 100,00; sp. G. Mittel 3,04,
15
Bemerkungen zu den Analysen).
I. Der feinkörnige (Turmalin-) Albitgranit tritt nach DALMmER
(l. e.) stock- oder gangförmig in dem grobkörnigen Eibenstocker
Turmalingranit auf, von dem zur Vergleichung keine Analysen
vorliegen. Beide Gesteine führen neben Orthoklas, Albit, Quarz
noch Lithioneisenglimmer, Turmalin, Topas, Apatit, Zirkon. Da
in der Analyse Lithion, Magnesia, Fluor nur in Spuren angegeben
sind, lässt sich nur auf Feldspathe und reichlichen Quarz schliessen.
Berechnet man aus den Alkalien und dem Kalk (0,10 pCt.) die
Feldspathe, so bleibt etwa die Hälfte der Kieselsäure (40,60 pOt.),
und ein Viertel der als Thonerde berechneten Sesquioxyde
(3,70 pCt.) übrig. RosenguschH berechnet nach dem Durchschnitts-
gehalt der alkalireichen Granite 2 pCt. Eisenoxyd und 12,21 pCt.
Thonerde.
IV. Da Rosengusc#H (l. c.) die Analyse des Granitites von
Landsberg für nicht fehlerfrei erklärt, möchte ich sie nicht als
beweisend anführen.
VII. Im Augitsyenit von Farrisvand entsprechen 0,54 pCt,
Phosphorsäure etwa 1,26 pCt. Apatit. Der sehr thonerdearme
Augit (mit nur 0,50 pCt. Thonerde) enthält 3,08 pCt. Alkali. Da
nach MerıAn (l. c., p. 269) Elaeolith und Sodalith nur in sehr
geringer Menge nachzuweisen waren, muss der Feldspath, neben
welchem fein gestreifter Plegioklas sehr spärlich zu sehen ist,
viel Natron enthalten, wenn auch ein kleiner Theil des Natrons
der Hornblende angehört. Titansäure wurde im Gestein nicht
bestimmt, obwohl titanhaltiges Magneteisen und Titanit als Gemeng-
theile genannt werden und im Augit 0,66 pCt. Titansäure sich
fanden. An Kali wurden 4,05, 4,60, 4,80 pCt. gefunden und
als Mittel 4,50 pCt. angenommen.
VIII. Das in Salzsäure Lösliche des Elaeolithsyenites von
Ditro (32,06 pCt.) enthält 0,86 pCt. Kali und 6,19 pCt. Natron,
zwei Drittel des Gesammtgehaltes des Natrons, und besteht nach
FELLNER vorwaltend aus blauem Sodalith, untergeordnet aus
Elaeolith. Dies Verhältniss kommt keineswegs dem dorti-
gen normalen Elaeolithsyenit zu?). FEeLLxer fand (l. c.,
p. 287) in Sodalith von Ditro bei 1,78 pCt. Glühverlust nur
0,14 pCt. Chlor, K. von HAvEr und Freischer fanden 6,00 und
6,08 pCt. Chlor. (Berechnet man die Sodalithformel mit 5,67 pCt.
ı) Bis auf VII, IX, XX, XXVL XXVIO, XXX, XXXIV, XXXVII
sind die Analysen in den von mir gegebenen Zusammenstellungen
aufgeführt.
2, Vgl. G. vom RATH, Correspondenzbl. naturhistor. Ver. für Rh,
und Westf., 1875, p.86; A. Koch, Jahrb. Miner., Bigbd. I, p. 150, 1881,
16
Chlor, so entspricht diese Menge 4,94 pCt. Natron.) FELLNER
hat offenbar ein Gestein mit verwittertem Sodalith analysirt, daher
das sp. G. des Gesteins auffallend niedrig (= 2,48) gefunden.
Aus dem Auftreten im Feldspath und Elaeolith ergiebt sich der
Sodalith als primäres Mineral.
XII. Für den Diorit vom Schwarzenberge berechnet Rosen-
BUSCH (l. ce.) 1,38 pCt. Titanit und 0,55 pOt. Apatit, zusammen
mit 0,57 pCt. Kalk, so dass für die Silikate nur 7,21 pCt. Kalk
übrig bleiben.
XVI. „Olivinnorit“, Radauthal. Das von Stren@ (l. ec.) als
Serpentinfels bezeichnete und mit etwa 40 pCt. Serpentin berech-
nete Anorthit-Bronzitgestein enthält 6,64 pCt. Wasser und kann
daher als stark verwittert mit den übrigen Analysen
nicht in eine Reihe gestellt werden.
XVII. Für „Amphibol-Pikrit* von Schriesheim mit 5,60 pCt.
Wasser gilt dasselbe. Der Olivin des Gesteins liefert nach
RosenguscHh (Massige Gest., 1887, p. 265) Serpentin und Talk,
die Hornblende Talk und Chlorit, in beiden Fällen findet Stoft-
abgabe statt.
XXIII. „Vitrophyr*, Meissen. Der Pechstein des Meissner
Felsitporphyrs giebt nach Lemgere!) über Schwefelsäure bei
Zimmertemperatur von 7,61 pCt. Wasser 1,72 pCt. ab; also ist
diese Menge nicht chemisch gebunden. Uebrigens wechselt der
Wassergehalt des Gesteins zwischen 4,73 und 8,49 pCt. Dass in
den Pechsteinen veränderte Gesteine vorliegen, erscheint zweifellos,
wenn auch über die Art und Weise der Umänderung verschiedene
Ansichten herrschen.
XXIV. „Vitrophyrit* von Kornberg bei Erbendorf mit
4,90 pCt. Wasser kann nicht als unverändertes Gestein angesehen
werden, ebensowenig
XXVI. „Augitvitrophyrit* des Weiselbergs mit 3,25 pCt.
Wasser.
XXV. Enstatitporphyrit, Carhope on Coquet. „Rothe Adern,
welche jedes Handstück in reichlicher Menge durchziehen, bestehen
aus Opal und Chalcedon (Prrersen, 1. c., p. 23). Die gleiche
Substanz findet sich auch als Ausfüllungsmasse innerhalb der
Hohlräume des frischen (!) Gesteins.“ Das Gestein enthält 3,09 pCt.
Wasser, die Basis 5,59 pCt. Wasser. Offenbar ist das Ge-
stein stark verändert.
XXVII. Labradorporphyr, Rimbachthal. Nach Osann (l. e.,
p. 31) können die nicht unbedeutenden Mengen Kalk, welche im
Apatit und Caleit stecken, bei Berechnung auf die Gemengtheile
') LEMBERG, Z. d. geol. Ges., 1877, XXIX, p. 507.
17
nicht in Rechnung gezogen werden. da weder Kohlensäure noch Phos-
phorsäure bestimmt wurde. Der Wassergehalt von 2,26 pCt. muss
. zum grössten Theil im Serpentin und Brauneisen vorhanden sein.“
XXXIH. „Pikritporphyr“ von Söhle. Nach Tscuermak !) ist
es „wegen des nicht unbedeutenden Gehaltes an Wasser (4,5 pCt.)
und Kohlensäure (1,8 pCt. = 4,10 pCt. Kalkkarbonat), schwierig,
die ursprüngliche Zusammensetzung mit einiger Wahrscheinlichkeit
zu berechnen.“
L. Im Doleritbasalt der Breitfirst gehören 2,08 pCt. Titan-
säure wohl dem Titaneisen an; 0,49 pCt. Phosphorsäure ent-
sprechen etwa 1,15 pÜt. Apatit; 0.21 p&t. Kohlensäure 0,48 pCt.
Kalkkarbonat. Kxarr (l. c., p. 15 u. 41) analysirte „das hellgraue,
scheinbar ganz frische Gestein, welches ein Auslaugungspro-
dukt des frisch grün-schwarzen oder blau-grauen Ge-
steins ist“. Bückına giebt dasselbe an.
LU. Im Anamesit von Bockenheim gehören 2,15 pCt. Titan-
säure dem Titaneisen an. Das Gestein mit 0,50 pCt. Kohlensäure
und 0,68 pCt. Wasser ist stark verändert.
LIV. Für den Hornblendebasalt des Todtenköpfchens be-
rechnet SOMMERLAD (l. c.) 3,15 pCt. Apatit.
LV. In der durchschnittlichen Zusammensetzung der Vesuylaven
bis 1868 giebt ©. W. C. Fuchs (l. ec.) 10,94 pCt. für Eisenoxyd-
oxydul an, nicht bloss für Eisenoxydul, wie RosEengBuscH berech-
net. Das von mir (Allgem. und chemische Geologie II, p. 268,
1885) gegebene Mittel, welches ebenfalls auf Titan-, Phosphor-,
Schwefelsäure, Chlor, Fluor, Glühverlust keine Rücksicht nimmt,
giebt 5,24 pCt. Eisenoxyd und 5,12 pCt. Eisenoxydul.
LX. Für den Nephelinbasalt des Rossberges berechnet Tu.
PETERSEN (nach 0,17 pCt. CO?) 0,40 pCt. Kalkkarbonat, (nach
1,32 pCt. P?O°) 3,23 pCt. Apatit, (nach 1,80 pCt. TiO?) 4,86 pCt.
Titanmagneteisen. Von 14,62 pCt. Kalk sind demnach 2 pCt.
nicht an Kieselsäure gebunden.
LXI. Nach RosenguschH (l. c.) wurde das Gesteinspulver vor
der Analyse mit Essigsäure behandelt „um die Carbonate auszu-
ziehen. Der Wassergehalt (3,955 pCt.) muss gewiss dem Gehalt
an Zeolithen und FEisenoxydhydrat zugeschrieben werden (l. c.,
p. 35). Auf den capillaren Spalten der Augite (nach MERIAN’),
der darin die von RosENBUSCH angegebene Phosphorsäure nicht
finden konnte, mit 2,95 pCt. Titansäure) sind Karbonate abgelagert“
(l. e., p. 58). Ich muss daher trotz des zweimaligen Wider-
!) TSCHERMAK, Porphyrgesteine Oesterreichs, 1869, p. 246. Das
Gestein durchbricht Kalkstein.
?), MERIAN, Jahrb. Miner., Bleld. III, p. 285, 1885.
Zeitschr. d. D. geol. Ges, XLII. 1, 2
18
spruchs von Rosengusch !) das analysirte Gestein für verwittert
erklären.
LXII. Melilithbasalt von Hochbohl mit 1,41 pCt. Kohlen-
säure (= 3,20 pCt. Kalkkarbonat) und 2,90 pCt. Wasser ist ein
verwittertes Gestein. Da (nach 1,41 pCt. P?O°) für etwa
3,28 pCt. Apatit noch 1,57 pCt. Kalk erfordert werden, so sind
3,66 pCt. Kalk nicht an Kieselsäure gebunden.
Ueberall hat RosenBusch wasserfreie Substanz berechnet,
dabei für die nicht in Rechnung gestellte Titansäure, Phosphor-
säure und Kohlensäure niemals Basen abgezogen. Wo die Mengen
dieser Säuren nicht zu gross werden, hat dies Verfahren keinen
bedeutenden Einfluss. So ergiebt der Nephelinbasalt des Ross-
berges (LX) nach Abzug von 2ptCt. Kalk für Phosphor- und
Kohlensäure den Werth von AZ zu 445,960, von MAZ zu 182,125,
also nur wenig abweichend von den Zahlen bei RosenguscH 444
und 182.
Aus den so auf 100 reduzirten Procentzahlen der Analyse
berechnet Roszngusch durch Theilung mit 60 für SiO?, 102 für
A103, 160 für Fe?03, 72 für FeO, 40 für MeO, 56 für CaO,
62 für Na?O, 94 für K?O die Moleeularproportionen. Aus diesen
Werthen (deren Addition die „Zahl“ °) giebt) gewinnt er die Ver-
hältnisszahlen der in der Gewichtseinheit des Gesteins enthaltenen
Metall-Atome, deren Summe mit MAZ bezeichnet wird, so wie
die der Metall- und Sauerstoff - Atome, deren Summe AZ die
„Atomzahl des Gesteins“ heisst.
Um die Werthe von MAZ vergleichbar zu machen, werden
sie auf 100 reducirt. In den folgenden Beispielen ist 1 die auf
100 reducirte Analyse, 2 die Berechnung der „Zahl“, 3 die daraus
folgende Berechnung von MAZ, 4 die für AZ, 5 die Reduction
von MAZ auf 100. Man sieht, dass die Werthe in 2 verhundert-
facht sind und dass 5 und 5 auf Metalle sich beziehen.
VI. Elaeolithsyenit von Ditro:
Ssi0O? AI?O? Fe?0? Fe0 ° MgO CaO Na?0rK20
1. 56,69 24,31 2,00 — 013 0,69 9,84 6,84 = 100.
2. 94,48 23,88 1,25 —. . 0,9% 1,23 .15,07..7,98 = 143,465.
3. 94,48 47,66 3,75 — 0,325 1.23 30.14 14,56 — 190,895. MAZ,
1.983,44 11915 605 0 005 Se 21 84 = 479 AZ,
5. 1,31
19,49 24,97 131 — 017 064 1579 7.68 = 100.
') ROSENBUSCH, Massige Gesteine, 1877, p. 642 und Massige Ge-
steine, 1887, p, 816.
>) Maximum 203,694, Dunit XIX; Minimum 140,6, Leucitbasalt
LVIUI; meist 143 bis 158.
19
IX. Elaeolith, Serra de Monchique:
SıO0?2 A120? Fe?0? FeO MgsO CaO Na’0 K?O
1. 55,88 22,41 047 2,55 053 201 896 719 = 100.
9. 98,13 21,97 0,29 3,54 1,32 3,59 14,45 7,65 — 145,94.
3. 98,13 43,94 0,58 3,54 1,32 3,59 28,90 15,30 — 190,30 MAZ.
4.279,39 109,85 1,45 7,08 2,64 7,18 43,35 22,95 = 473,89 AZ.
E48,94 23,09 . 2,16 0,69 1,89 15,19 8,04 — 100.
XLI. Phonolith-Obsidian, Altavista:
1. 61,37 19,11 457 — 0,19 0,9 10,66 3,50 — 100.
2.102,28 18,74 2,86 . 0,47. 1,05 17,18 3,73 = 146,31.
3.102,28 3748 572 — 047 105 34,36 7,46 = 188.82 MAZ.
4. 306,84 93,70 1430 — 094 2,10 51,54 11,19 = 480,61 AZ.
5. 54,19 19,85 308 — 025 0,6 18,19 3,95 — 100.
XLH. Phonolith, Fernando de Naronha:
1. 59,75 2311 354 — 050 1,00 7,17 4,98 = 100.
2. 99,58 22,65 2321 — 125 1,79 11,57 5,25 — 144,30.
3. 99,58 45,380 4,42 — 1.259 1.2.9723,14 10,50 185,98 MA 2.
4. 298,74 113,25 11.05 — 2.50 3.58 34,71 15.75 = 479,58 AZ.
5. 53,54 24,86 2,38 — 067 096 12,44 5,65 = 100.
XLIH. Leucitophyr, Olbrück:
nen 125 032 217 1027. 6,22 100.
2. 98,59 20,21 — 5,90 0,80 3,875 16,56 6,62 = 147,558.
3. 93,59 4042 — 5,90 0,80 3,875 33,12 13,24 — 190,945 MAZ.
4.280,77 101,05 — 11,80 1,60 7,75 49,68 19,86 = 472,51 AZ.
5. 4901 231,17 — 3,09 0,42 2,08 17,85 6,98 — 100.
XIX. Dunit, Dun-Mts.:
1.4238 — — 944 41585 — — — 100.
see al. 118,950 Zu El I = 203,69.
es ne 13,111 118,950, 9 0 — 208,694 MAZ.
Meatsag. , _. 96,959. 337,900: — 2 u . = 479,021-AZ.
5b. 85,17 — — 6,44 58,393 — — — 100.
Elaeolithsyenit vom Barranco do Banho, Caldas de Monchigue.
A. Merian, Jahrb. Miner., Blgdb. III, p. 271, 1885. Orthoklas,
etwas Plagioklas, Augit, Elaeolith, daneben Hornblende, dunkler
Glimmer, Sodalith, Titanit, Apatit, Eisenerze. TiO? 0,09; P?O°
0,15; Wasser 1,13 pCt.; Summe 99,31; sp. G. 2,584 und 2,635.
1. 55,76. 22,53 2,38 2,55 0,90 2,56 7,74 5,58 = 100.
9. 92,93 22,01 1,49 3,54 2,25 4,57 12,48 5,94 = 145,21.
3292.93 44,02 2,98: 3,54..2,25, 4,57 .24,96 : 11,88 = 187,13 MA2Z.
4. 278,79 110.05. 745 7,08 450 9,14 37,44 17,82 = 412,27 AZ.
5. 4966 23.53 1,59 1,89 1,20 2,44 13,84 6,35 = 100.
Verglichen mit VIII fehlten dort namentlich Magnesia, Kalk,
Eisenoxyde.
20
Nach Rosengusch berechnen sich für die von ihm ange-
nommenen Kerne!) folgende Atomzahlen (AZ) und Metall-Atom-
zahlen (MAZ), denen ich als OAZ die Atomzahlen für die Sauer-
Man erhält OAZ — die Differenz zwischen
AZ und MAZ und als Controlle der Rechnungen sehr nützlich —-
durch Division der Sauerstoffprocente mit 16, dem Atomgewicht
stoffatome beifüge.
des Sauerstofis.
AZ MAZ OAZ O-Proecente
1.2Me20 1.8102 2, 208 500 200 300 48,00
2. 2M2O&E SO ar 500°) 214,29. 285,7 Ab
3. KeO-EISTOrR a 918719 151,50-* 22725 20902
AS Re0 Ss Onr 343,14 147.06‘; 196:08 Fa
5.020 12810 an Ben 431,05 172,42 258.603 453
6..030 22470772 102 38 175,88 90,507 3822
7. Na20. + Al?03 +:481027 495,05) 7198, 229703247 595
8. K2O 711202 7 ASTOFT Asa 183,48 275,23 44,037
9. ST OH BET Tee 500 166,67. 359,98. Sarsss
Es ist bemerkenswerth, dass vom Eisenoxyd gar keine Rede ist.
Anfangs erregt es Erstaunen, dass drei chemisch so ver-
schiedene Verbindungen wie 1, 2, 9 dieselbe Atomzahl besitzen,
bis man sieht, dass 100 getheilt durch = (SiO?, und durch ©
(MgO) dasselbe Resultat geben muss.
in Betracht gezogenen Oxyde*) AZ, MAZ, OAZ so erhält man
100 Atomgew. Mol. AZ MAZ OAZ O-Procente
SO ar 60 166,67 "500 166,67 390.00 Sana
AO? 102 98,04 490,20 196,08 294,12. 47,06
Fe?O° 160 . 62,50. 312,50 125.007 737 5329
Ee0 293.20 > 72 138,89. 277,78 1BSE839 7 Bar
MESSER > 40 250,00 500,00 250,00 250,00 40,00
BE RR 56 178,57 3912 T78I72 17 SS
NE 62 161,29 483,87 32258 161297 25205
KO: ra 94 . 106,38 319,14 272,76, .106588 76702
Fe?0?,.-t; FeO.. 232 ,- 43,10: 301,.72 12981 ERS AT T
Berechnet man für die hier
Diese Zahlen beweisen, dass aus den angeführten Oxyden
bestehende Mineralien und Aggregate solcher Mineralien (Gesteine)
!) Die bei meinen Zahlen angewendete Berechnung mit zwei Deci-
malen ist nöthig, weil sonst 0,06 bis 0,14 = 0,1 und 0,16 bis 0,24 = 0,2
gesetzt wird.
- ?) Aus 42,9pCt. SiO? bei ROSENBUSCH folgt 71,5 Mol. (nicht 71,3)
und daraus für AZ 499,9. Genauere Berechnung giebt 500.
®) AZ bei ROSENBUSCH = 505 ist irrig, da 24,75 Mol. Thonerde
für. AZ 123,75 (nicht wie dort angenommen 133,8) ergeben.
*) Manganoxyde können hier füglich den Eisenoxyden zugerechnet
werden,
für AZ nie mehr als 500 und nie weniger als 277,78
- geben können. Da AZ für Kieselsäure wie für Magnesia 500
beträgt, so muss dieselbe Zahl gelten für alle ihre Combinationen,
also für SIO?, MeO +# SiO?, 10MsO + SiO?, 1MgO + 10Si0?
u. Ss. w.; d. h. ins Mineralogische übersetzt: 100 Gewichtstheile
Quarz, Enstatit, Olivin, Talk, Serpentin (soweit die vier letzteren
Mineralien nur aus Kieselsäure und Magnesia bestehen, da stets
wasserfreie Substanz berechnet wird) liefern für AZ denselben
Werth, nämlich 500. Da ferner AZ für Thonerde (490) und für
Natron (484) von 500 sich wenig entfernt. so bewirkt Anwesen-
heit und namentlich grosse Quantität von Thonerde und Natron
für AZ der Silikate geringe Abweichungen von 500, wie die
Berechnung für Kern 7 (Na?O + Al?O° + 4 SiO?), mit 40 pCt.
der Kieselsäure fremden Bestandtheilen. zu 495,05 zeist. Den
höchsten, von RosenguscH angeführten Werth für AZ mit 495,71
liefert der Quarzkeratophyr von Omeo!) (XX, mit 78,63 pCt. SiO?:
2159621203: 20-19R6Ct. Kali; 7,04. pCt. Na?0; MAZ =
181,76). Die Atomzahl für Kalk, Kali, Eisenoxyd, Eisenoxydul
entfernt sich immer weiter von 500, daher vermindert sich, ihrer
Quantität entsprechend, für alle ihre Combinationen mit Kiesel-
säure (und Thonerde) die Ziffer für AZ. So beträgt AZ (und
MAZ) für
Analysen vergl. p. 22.
Man sieht, dass gleiche Gewichtsmengen Andesin und Nephelin
für AZ dasselbe bedeuten, ebenso gleiche Gewichtsmengen von
ÖOrthoklas und Anorthit, wie folgende Rechnung zeigt, die zu
467,626 führt.
Orthoklas Anorthit ?)
94 Kali EN C 94 = 300 56 Kalk BE 5850 200
102 Thonerde = :%%ı02 X 102 = 500” 102”Thonerde = °%ı02 X 102 = 500
860 Kieselsäure = °°%/g x 360x1800 120 Kieselsäure = °?'%gu x 120 = 600
556 0r = A 1300 /g78
Or An 46463.
t) Wasserfrei berechnet. Es entsprechen 7,04 pCt. Natron etwa
60 pCt. Albit, sodass für den Rest von 1,69 pCt. Basen (0,62 pCt. Fe? 0°;
0,17 pCt. FeO;- 0,74 pCt. M&O; 0,16 pCt. Ca®O) etwa 38 pCt. Kiesel-
säure übrig bleiben. Ein Aggregat aus 60 pCt. Albit (AZ = 297,708)
und 40 pCt. Quarz (AZ = 200), d. h. aus 7,10 pCt. Natron, 11,68 pCt.
Thonerde, 81,22pCt. Kieselsäure liefert für AZ 497,708, für MAZ 181,170.
?) Dasselbe Resultat erhält man durch folgende Rochnung
20,144 pCt. Kalk = 719822816 AYı
36,690 pCt. Thonerde X 490,20 = 17985,43800 „
43,166 pCt. Kieselsäure X 500,00 = 21583,00000 „,
100 Anorthit = 467,6266616 AZ.
Bei Berechnung mit 4 oder 5 Decimalen würde die Uebereinstim-
mung noch grösser sein. Für Orthoklas gilt dasselbe wie für Anorthit.
Na?O + AI?O? + 4 SiO? (15,24 pCt. Natron)
(Leueit) K20 -ZAP0°2 4 81077 27.06pCr. Kah)
K20 + A203 + 2 8i0? (29,74 pCt. Kali)
Na?O + Al?0° + 2 SiO? (21,33 pCt. Natron)
(Anorthit) CaO + Al?O? + 2 SiO? (20,14 pCt. Kalk)
(Orthoklas) K?O + Al20° + 6 SiO? (16,91 pCt. Kali)
(Albit) Na?O + Al?O° + 6 SiO? (11,33 pCt. Natron)
(Labrador!) Na?O + 3Ca0 + 4 Al?0° + 12 SiO? (4,56 pÖt.
(Ab + 5 An) I2FB7epEer:
(Andesin N2202 70108 2701.07 2 810 MR pet
(Ab + An) 6,98 pCt.
(Oligoklas 2N3:0 7 Ca0 2. DRAr0°%7 + 148107 9,35 pCt.
(2 Ab + An) 4,22 pCt.
(Nephelin ohne
ClNa, nach
RANMMELS- K?0 + 6Na?O + 7 A1?0? + 16 SiO? (4,39 pCt.
BERG S Formel) 17,38 pCt.
/
Natron
Kalk)
Natron
Kalk)
Natron
Kalk)
Kali
Natron)
AZ
495,05
458,71
442,07
492,96
467,63
467,69
496,18
4718,64
MAZ
198,02
183,48
189,88
la 277
179,86
179,86
190,84
184,09
157,05
188,54
205,33
Albit
Anorthit
1)
62 Natron + 102 Thonerde + 360 Kieselsäure = 524
6 Kalk +10
>
1 Ab
278
”
‚056 _ 478,64 AZ.
Thonerde + 120 Kieselsäure
2
4% 496,183 = 2599 999,972 AZ
5
)
— ı
3 An = 834 x 467,626 = 3 900 000,084
6 500 000
1 358.
La 1358
22
Ferner liefert ein ÖOrthoklas mit 1,5 Kali + 1 Natron für
AZ dieselbe Zahl wie Labrador, da 1.5 Orthoklas (834) 3 An-
orthit (834) entspricht. Bei bekannter atomistischer Zusammen-
setzung lässt sich nach der in der Anmerkung gegebenen Formel
für jedes Mineral AZ leicht berechnen. Da Olivin, Enstatit, Talk,
Serpentin. Quarz, andererseits Anorthit und Orthoklas für diese
Rechnung eleich bedeutend sind, so liefert für AZ
(A)4OpÜt. Olivin + 60 pCt. Anorthit 480,58 (MAZ 193,63)
(B)30 pCt. Olivin—+ 10pCt. Enstatit + 60 pCt. Anorthit 480,58 (MAZ 189,34)
(C)40pCt. Quarz + 60pCt. Orthoklas 480,58 (MAZ 174,58)
A B Ü D
Kieselsäure 43,04 48,19 18,85 42,29
Thonerde 2,01 22,01 ER.00:. 722,04
Magnesia 22,86 IT lä = 19.67
Kalk 12,09 12,09 — 12.09
Kali — — 10.15 —
Eisenoxydul _ _— — 3,94
100 100 100 100
Unter D ist 60 pCt. Anorthit mit 40 pCt. eines Olivins an-
genommen, der aus 9MeO + 1 FeO + 5 SiO? besteht, um die
Wirkung weniger Procente Eisenoxydul auf AZ ( 471,80;
MAZ = 189,87) zu zeigen; etwas Maeneteisen würde ungefähr
dasselbe bewirken. Für die übrigen Silikatgemengtheile der
Eruptivgesteine —- Glimmer, Hornblenden, Augite, Epidot, Gra-
naten, Cordierit, Melilith u. s. w. — wurde die Berechnung unter-
lassen, da der Eintritt von Eisenoxyd für Thonerde, von Eisen-
oxydul für Magmesia u. s. w. den Werth von AZ so bedeutend
verändern würde.
Man sieht aus dem Vorhergehenden, dass sehr verschieden
zusammengesetzte Gesteine!) für AZ dieselbe Zahl liefern, dass
diese also für keine Gesteinsgruppe bezeichnend ist. So ergiebt sich
479,02 für Dunit XIX,
479,30 für Albanygranit DJ,
479.00 für Elaeolithsyenit”) von Ditro VIII,
4719,25 für „Felsoliparit“ von Vichnye?) XXXV,
!) Die römischen Zahlen bedeuten die Zahlen bei ROSENBUSCH.
Die Procentzahlen beziehen sich auf wasserfrei berechnete Substanz.
*”) Die Differenz gegen die Berechnung bei ROSENBUSCH (AZ 482,
MAZ 192) entsteht durch Berechnung mit einer oder mehr Decimalen,
namentlich durch 0,13 pCt. Magnesia. Ich finde MAZ = 190,895.
®) MAZ 180,14. ROSENBUSCH hat seine frühere Angabe für AZ
— 502) später berichtigt.
24
479 für Daeit von Nagy-Sebes XLV,
479,58 für Phonolith‘), Fernando de Noronha LXL,
479,42 für Trachyt, Scarrupata XXXVL.
477 für Amphibolgranit V,
für „Leucitit*, Capo di bove LVH,
für Tonalit X,
für Enstatitporphyrit XXV.
Ich finde 468,475 für „Olivinnorit“, Radauthal?) XVI,
468,02 für Rhombenporphyr?) XXIH,
467,49 für Trachyt*), Bolsena XXXIX.
Diese Reihen liessen sich leicht vermehren. Das Minimum
433 giebt Rosengbusch für Leucitbasalt, Forstberg LVHI mit
21.80 pCt. Eisenoxyd, neben welchem kein Eisenoxydul angegeben
wird. Offenbar ist eine Wiederholung dieser Analyse notbwendig.
Mit 455 folgt der Limburgit LXT.
Sieht man ab von den Extremen nach unten und oben, so
liegen bei den angeführten Gesteinen die Werthe für AZ zwischen
460 und 485, wie nach den oben gegebenen Daten für die so
oft vorwiegenden Feldspathe und Nephelin zu erwarten war.
Darunter fällt AZ für das Mittel der Vesuvlaven, nach meiner
Berechnung 450,305 (AZ = 180,44); für Amphibol-Pikrit von
Schriesheim (XVII, 445, mit 20 pCt. Eisenoxyden); Salitdiabas
des Hallebergs (XXX, 452); Olivindiabas, Kinnekulle (XXXT,
444); Amphibol - Andesit, Gunung - Patua (XXXXVIU, 454);
Basalt der Breitfirst (L, 454); Aetnalava (LI, 452); Basalt
von Bockenheim (LI, 457); Basalt der Fingalshöhle (LIII, 448);
Hornblendebasalt des Todtenköpfchens (LIV, 439); Leueitbasalt
des Forstberges (LVIH, 433); Nephelinbasalt des Rossberges
(LX, 444); Limburgit des Kaiserstuhls (LXI, 435); Ausitit,
Madeirai (LXI. 459); Melilithbasalt, Hochbohl (LXII, 444);
d.h. für alle relativ kieselsäurearmen, an Kalk und Eisenoxyden
reichen Gesteine. Bei den kalireicheren Gesteinen wird nämlich
AZ durch Quarz und Plagioklase erhöht, obgleich Kali für AZ
eine kleinere Zahl liefert als Kalk; bei den relativ kalireichen,
aber kieselsäurearmen Vesuvlaven (Mittel 6,41 pCt. Kali und
47,82 pCt. Kieselsäure) sinkt AZ durch den hohen Gehalt an
') MAZ 185,98. Bei ROSENBUSCH ist der Kalk nicht in Rechnung
gezogen, daher findet er AZ = 476.
”) MAZ 188,535. Die Differenz gegen ROSENBUSCH rührt daher,
dass er 0,36 pCt. Natron und 0,44 pCt. Kali als 0,4 pCt. Natron und
0,4 pCt. Kali berechnet.
®) MAZ = 183,11.
SEMAZ 18249:
25
Eisenoxyden (5,24 pCt. Eisenoxyd und 5,12 pCt. Eisenoxydul) und
Kalk (9,51 ptt.).
Ueber 485 hinaus geht Albitgranit von Eibenstock (I, 487);
Quarzkeratophyr von Omev (XX, 495,71); „Vitrophyr* von Meissen
(XXH, 485,485): „Felsoliparit“, Auvergne (XXXIV, 491,83).
Aber das gilt keineswegs für alle Granite und Liparite. Ich
finde für
AZ MAZ
Granit von Mitweida)) ..... 479,79 179,65
„von Altmitweida?) .... 483,11 178,60
„ von Bobritzsch?) IT... 476,84 176,17
von: Landsberg IV... . 478,00: 177,26
in
Liparit von Hrafntinnahryger‘) . 484,83 176,74
Chiaja de Luna’). Ponza 480,81 178,13, dagegen
a der Baula®) Island .... 486 178
„ von Strutrhals, Island‘). 485,76 178,61
-„ Obsidian des Ararat®) . 486,78 178,80.
Vergleicht man den Nutzen von AZ mit dem des Sauerstoff-
quotienten, so sieht man, dass beide ihre grossen Mängel haben.
Wenn AZ für sehr verschiedene Gesteine gleich ist, so gilt das-
|
3
Beide Weisen mögen nützlich sein um Ge-
eben so
selbe für den Sauerstoffquotienten”) bei welchen
1+2
3
steine derselben mineralogischen Beschaffenheit zu vergleichen, bei
allgemeiner Anwendung führen sie nicht zu brauchbaren Resultaten.
Uebrigens besitzt der Sauerstoffquotient den Vorzug der kürzeren
Rechnnng.
Die Angabe von nur Eisenoxyd oder nur Eisenoxydul wird,
wenn grössere Mengen vorhanden sind (wie bei VI. X. XIV, XXIV,
BEE EEK RINT, XXX ALVEN, LE LI) LVE,; LVIN,
LIX, LXI—LXII) kleine Aenderungen für AZ und MAZ hervor-
bringen. Wie viel von den Eisenoxyden als Magneteisen, wie
viel als Silikat vorhanden ist. kommt dabei nicht in Betracht.
gross ist als
1) LEMBERG, Zeitschr. d. geol. Ges. 1875, XXVIL, p. 596.
?) LEMBERG, ib.
*) Titansäure (0,94 pCt.) wurde auf Kieselsäure (0,70 pCt.) berechnet.
*) Bunsen, PoG6G. Ann. 1851, 83, p. 212.
>) DÖLTER, Denkschr. Wiener Akad. 1875, 36, p. 10.
6) SCHIRLITZ. TSCHERMAK, Miner. Mitth. 1881, p. 416.
7) Bunsen, 1. c., p. 201.
®) WISLICENUS bei KENNGOTT, Verh. miner. Ges., Petersburg, (2),
5, p. 45, 1869. Die von mir in den Beiträgen etc. 1873, p. XXXJI für
Magnesia berechnete Sauerstoffmenge ist falsch, sie beträgt 0,71 (nicht
0,07), daher der Sauerstoffquotient 0,217 (nicht 0,214).
®) Vergl. Allgemeine und chemische Geologie, II, p. 64.
26
Für die Metall- Atomzahlen (MAZ) ergiebt sich Folgendes.
Die höchste Ziffer (322.58) liefert Natron, die niedrigste das
Eisenoxyd (125): für die Eruptivgesteine muss daher MAZ zwischen
diesen beiden Zahlen liegen. Da der dem Natron nächst höchste
Werth der Maenesia (250) zukommt, Kieselsäure nur 166,67
aufweist, so haben kieselsäurearme, an Natron und Magnesia
reiche Gesteine die höchste Zahl für MAZ, also eisenarme Ge-
steine mit viel Nephelin. Sodalith, Olivin. So zeigt Dunit (XIX,
etwa 9MgO + 1 FeO + 5 SiO?), die höchste, von RosSENBUSCH
angeführte Zahl 203.69; ihm folgen der natronreiche Leueitophyr
von Olbrück (XLIIH, mit 190,945) und die natronreichen Elaeolith-
syenite von Ditro (VII, mit 190,895) und Monchique (IX, mit
190,30). Die niedrigste Ziffer (173) kommt dem Leueitbasalt
des Forstberges (mit 21,8 pCt. Eisenoxyd) zu; ihm zunächst stehen
mit 174,93 der Felsitporphyr von Lauterberg (XXI: 76,75 pCt.
SiO?; 7,05 pCt. KO) und mit 175 der Augit-Hornblendeporphyrit
von Unkersdorf (XXVI: 60,5 pCt. SiO?; 9,2 pCt. Eisenoxyde).
Mit diesen Angaben soll jedoch weder die höchste noch die
niedrigste, bei Eruptivgesteinen vorkommende Ziffer bezeichnet
werden.
Auch hier ergeben Orthoklas und Anorthit dieselben Werthe.
Orthokas Anorthit
94 Kali — 2004 IA = DI00 56 Kalk — 1.5. X. 56100
102 Thonerde = "102 x 102=200 102 Thonerde = *%/y02 X 102 = 200
860 Kiesels. —=!%/g X 3860=600 120 Kiesels. = 09 x 120— 200
556 Or = 1000 278An == 500
Daher für beide MAZ — 179.8561. Dieselben Ziffern erhält
man durch Multiplication der betreffenden Procentzahlen mit den
oben für MAZ angegebenen Werthen von Kali, Thonerde. Kiesel-
säure, Kalk.
Bei den Plagioklasen steigt MAZ mit der Zunahme des
Natrons, so dass Albit 190,84, Labrador (= 1 Ab + 3 An) nur
noch 184,09 liefert. Dieselbe Zahl erhält man von einem Ortho-
klas mit 1,5 Kali + 1 Natron (10,38 pCt. K?O; 4,56 pCt: Na?0;
18,78 pCt. Al?O°; 66,28 pCt. SiO?) da 1,5 Orthoklas = 3 An-
orthit ist. Die Werthe für MAZ von Enstatit MgOSiO?). Olivin
(2 MgO + SiO?), Nephelin, Sodalith (die beiden letzteren ohne
Chlornatrium berechnet) stehen einander sehr nahe, daher ist
MAZ für 60 pCt. Anorthit + 30 pCt. Enstatit + 10 pCt. Olivin
— 189,34, für 60 pCt. Orthoklas + 40 pCt. Nephelin!) — 190,13,
und MAZ für Sodalith-Elaeolithsyenit von Ditro = 190,895; für
!) AZ = 474,93, Nephelin — 485,87 und 205,58.
a
„Olivinnorit* des Radauthals = 188,535. Wenn RosENnBUSCH
angiebt
178 für Albanygranit, White Mountains, II:
„Augitvitroporphyrit“, Weiselberg, XXVII;
Salitdiabas, Halleberg, XXX;
Dacit, Nagy-Sebes, XLV;
Amphibol-Andesit, Mt. Tajumbina, XLVI;
Anamesit, Bockenheim, LH:
Limburgit, Kaiserstuhl, LXT;
(Granite und Liparite s. oben);
» Albitgranit, Eibenstock, TI:
Tonalit, Avio-See, X;
Gabbro, Radauthal. XV:
„Vitrophyrit*, Kornberg bei Erbendorf, XXIV;
Labradorporhyr, Rimbachthal, XXVILH;
Amphibol-Andesit, Gunung Patua, XLVII;
(Granit von Landsberg s. oben 177.26),
md
—]
1
eh
=:
er
so liefern sehr verschieden zusammengesetzte Gesteine dieselbe
Zahl für MAZ. Ich füge nach meinen Berechnungen noch hinzu
MAZ für „Felsoliparit“, Vichnye, XXXV = 180,14
Trachyt!), Arso, XL 1180,10
Mittel der Vesuvlaven ’) — 180,46.
Es geht aus dem Mitgetheilten hervor, dass die Zahl MAZ
für keine Gesteinsgruppe bezeichnend ist.
Abgesehen von den Extremen, Leucitbasalt, Forstberg (175)
und Dunit (203,69) schwanken die Zahlen für MAZ zwischen 175
und 191, von grosser Constanz kann demnach nicht die Rede
sein. Dabei kommen die magnesiareichen Lherzolithe der Monti
di San Vittore XVII und Pikritporphyr von Söhle XXXH mit
191 in die Nähe der natronreichen Leucitophyre von Olbrück und
der Elaeolithsyenite von Ditro und Monchique. Erscheint die
Differenz zwischen 175 und 191 gering. so ist zu bedenken, dass
diesen Zahlen Rechnungen zu Grunde liegen, welche absehen von
dem 40—48 pCt. betragenden Gehalt an Sauerstoff; dass man die
Ziffern, aus denen MAZ durch Addition entsteht. durch Division
relativ kleiner, aber hundertfach vergrösserter Zahlen mit Werthen
zwischen 31 und 80 erhält. Wie stark die auf 100 umgerech-
neten Metallatome die ursprünglichen Zahlen verschleiern, mag
folgendes Beispiel zeigen:
!) Die Magnesia ist bei ROSENBUSCH unrichtig berechnet, daher
die Differenz. AZ = 461,76.
”) Nach dem von mir berechneten Mittel.
28
Dunit, XIX = 6;44 Fe; 58,39 Mg;l,,33;517 81 =10ß:
4 Analyse 9,44 FeO; 47,58 Mg0; 42,98 SiO? = 100, mit
44,05 pCt. ©.
Man erhält die untere Reihe aus der oberen, wenn man die
betreffende Zahl mit MAZ = 203,694 und den Atomgewichten,
resp. 72, 40, 60, multiplieirt. Bei den Zahlen für Aluminium,
Natrium und Kalium ist nur das halbe Atomgewicht mit MAZ zu
multipliciren. In Analyse VII (Ditroit) — MAZ auf 100 be-
rechnet — entsprechen 15,79 Natrium und 7,63 Kalium 9,34 pCt.
Natron und 6,84 pCt. Kali der Analyse; MAZ = 190,895 x 31
x 15,79 Na— 9,34 pCt. Na20 und 190,891 x HU FE FR
— 6,84pCt. K?0. Wo AMultiplication mit so grossen Zahlen
nothwendig ist, um die ursprünglichen Ziffern zu erkennen, und so
lange Rechnung, um die Zahlen für MAZ herzustellen, wird man
auf die Anwendung der Methode verzichten wollen, wenn sie nicht
ganz besondere Vorzüge besitzt. Ich habe die Vorzüge nicht
finden können, ebensowenig irgend welche Beziehungen zwischen
AZ und MAZ. So kommt nach RosENBUSCH vor
MAZ 177 bei AZ 454 bis 487
MAZ 179 bei AZ 445, 448, 452, 464, 465, A471, 17, ATt.
Für andere Werthe von MAZ gilt dasselbe.
Aus den p. 15und 19 angeführten Analysen des Elaeolithsyenites
von Ditro VOII und der Serra de Monchique IX, des Phonolith-
Obsidians von Alta vista XLI; des Phonolithes von Fernando de
Noronha XLII und des Leueitophyrs von Olbrück XLIII, in welchen
„zwischen Alkalimetallen, Aluminium und Silicium sehr nahe zu
das Verhältniss 1:1:2 obwaltet“, leitet Rosexgusch (l. c., p. 160)
seinen ersten „Kern“ (NaK) AISi? ab, welcher „in dem Foyait-
magma (2) dieser Gesteine bis zum fast vollständigen Ausschluss
anderer Metalle herrscht“.
Das Letzere anlangend. so machen die Metalle Fe, Mg, Ca
und ihre Oxyde aus in Procenten (s. p. 18 und 19)
VIII 2,12. IX #74 XLI 3,34 XLI 4,01. Rem
2,82 5,56 9,99 5.04 6,74.
Rechnet man dazu die zu ihren Verbindungen gehörige Kiesel-
säure, wozu zZ. T. noch Thonerde kommt, so erreicht die Menge
der aus diesen Oxyden bestehenden Mineralien 10 pCt. und mehr.
Das Verhältniss von Al: (NaK) ist in
VII == 94.971:9342 1:0,94
ix 9309.55 0, 7 0008
XLI = 19,85:22,14 =1:1,19
XLIT — 24,36 : 18,09 — 1: 0,74
XLIH = 21:47.:24,28 = 13: 1,15.
29
Kann man in VIII und IX das Verhältniss zu 1:1 setzen,
so wird die Abweichung in XLI, XLII. XLIIT doch recht gross,
besonders wenn man sich der Ableitung dieser Werthe erinnert.
Geht man von den Alkalimetallen aus, da doch dem Rest (den
Mineralien aus den Metallen Fe, Me, Ca) das Aluminium nicht
absolut fehlen kann, so erhält man nach Abrechnung von (NaK)
AISi? als Rest in
Si Al Fe Ms Ca
voI Brose ESTRONT 0), 64 = ,6,32’y0t!
IX 248 22 8 .2:416...0869...1089 = 1:22
XLI 909872 21,09630322.0:25910150— 15775
BEREIT SE 6272335067096 27,64
REIHE NE3,09.0542° 2103 =, 5/99.
Wie die Vertheilung von Silicium auf diese Metalle geschehen
soll, lässt sich namentlich für XLII und XLIII schwer einsehen.
Die Analyse des Elaeolithsyenites von Monchique nach MERIAN
(s. p. 19) liefert für Al: (NaK) das Verhältniss 23,53 :19,69 —
1:0,84, also nicht 1:1. Geht man von den Alkalimetallen aus,
so bleibt nach Abzug von 78,76 pCt. (NaK) AlSi? der erhebliche
Rest von 21,24 pCt., welcher besteht aus 10,28 Si; 3,84 Al;
3,48 Fe; 1,20 Mg; 2,44 0a. I |
Der Kern (NaK) AISi? liefert nach Rosenzusch „bei der
Krystallisation seiner Oxyde bekanntlich die Verbindungen (NaK)
A1SiO* — Nephelin; (KNa) AlSi?0° — Leucit und (KNa) AlSi?O?
— ÖOrthoklas oder Sanidin in der angegebenen Reihenfolge“.
Unter Nephelin ist, wie man sieht, das Silikat des Sodalithes
(Na?O + A!?O° 4 2 SiO?) einbegriffen. Bezeichnet man obige
Formeln nach dem vorwaltenden Alkali, so entspricht, da man
sie verdoppeln muss,
Na?O + Al?O° + 2 SiO? dem Nephelin
K?O + AI?O°? + 4 SiO? dem Leueit
K?O + AI?0° + 6 SiO? dem Orthoklas.
Man sieht, dass bisweilen, aber nur in jüngeren Eruptiv-
gesteinen, der aus dem Kern (NaK) AIlSi? abgespaltene (Leucit-)
Kern K?O + AI?O° + 4 SiO? erhalten bleibt, dass dagegen der
entsprechende Natronkern (Na?O + Al?O°? + 4 SiO?) stets zer-
fällt, nämlich in Nephelin-Sodalith und in 2 Mol. Kieselsäure,
welche an den nicht gespaltenen (NaK) AlSi?-Kern abgegeben
werden, damit natronhaltiger Orthoklas entstehen könne. Es ist
wohl besser, die Frage, warum die Vorgänge sich in dieser Weise
') Es fehlt schon im Kern an Aluminium.
30
abspielen, zu unterlassen, da es darauf vorläufig keine Antwort
giebt, ebenso wenig als auf die Frage, warum nie Albit (Na?O
+ Al?O° + 6 SiO?) sich bildet.
Leitet demnach RosenguscH aus demselben „Kern“ Gesteine
ab, welche aus Sodalith-Elaeolith-Orthoklas VII, oder aus Nephelin-
Sanidin XLH oder aus Leucit-Nephelin-Hauyn-Sanidin bestehen
XLHOI — auf die Verbindungen von Eisen, Magnesium und Cal-
cium, die ja „bis zum Verschwinden zurücktreten“, kann es nicht
ankommen — so ist die Öonsequenz, „welche heute kein Petro-
graph mehr zugesteht“, dass man aus der Bauschanalyse die
mineralogische Zusammensetzung dieser Gesteine nicht erkennen
kann. Ich hätte niemals gewagt, Gesteine mit so verschiedenen
Mengen von Kali und Natron für gleich oder nahezu gleich zu-
sammengesetzt zu erklären. Es enthält nämlich in Procenten auf
wasserfreie Substanz berechnet
VI SEIX XLI...,, XLI 4 IH
Kali SEITE ISH: 8,517 719 I
Natron! 9,34 208,96: 10,66 ,17,17230 27:
Die Consequenz des Verfahrens von RosENBUSCH wäre, dass
man Thonerde und Eisenoxyd, andererseits Eisenoxydul, Magnesia
und Kalk als gleichwerthig in denselben Kern presste, da sie in
Silikaten ebenso neben einander auftreten wie Kali und Natron.
Nur wenn man Kali und Natron zusammenwirft, wie ROSENBUSCH
es thut, lässt sich der Foyaitkern halten, der übrigens so elastisch
ist, dass man damit jedes Mengenverhältniss von Orthoklas, Nephelin,
Leucit, Sodalith berechnen kann.
Zum Vergleich habe ich vier Analysen nach meiner Meinung
möglichst frischer Phonolithe berechnet.
A. Mt. Miaune, Velay. Emmons'). Glühverl. 1,00 pCt., SO?
0,27 pCt.; Summe 99,46.
B. Zittau. ECKENBRECHER). Glühverl. 0,48 pCt.; Summe 99,40.
C. Olbersdorf bei Zittau. G. vom Rarn°). Glühverl. 0,71 pCt.;
Summe 100,69.
D. Mte. Ferru, Sardinien. Dörrer*). Glühverl. 1,59pCt.: Summe
99,10.
!) EMMons. On some phonolites, 1874, p. 20. In Salzsäure
33,13 pCt. löslich.
*) ECKENBRECHER in TSCHERMAK, Min. Mitth., 1880, p. 3.
®) G. vom RATH, diese Zeitschrift, 1856, VIII, p. 296. In Salz-
säure 22,13 pCt. löslich.
*) DÖLTER, Denkschr. Wiener Akad., 1878, XXXIX, p. 22,
A B C D
Si Bas Ws aaa res
Al au 95 alt 99a: "94,87
Na 1 LESEN 17,29
RK 5,39 629 671 6,56
MIITEIEErTEE
Fe 2,31 3.06 2,84 1,78
Mo 0,42 (0:08) 70,13 0,73
Ca 1,48 OT a 0,94
100 100 100 100
AZ. A18,A9 474,65 476,386 477,64
MAZ 189,13 184,20 185,40 191,99
en 206 12
Zahl, 146,095 1:42,34 1.45 29. .10.143,56.
ol
Auch hier schwankt das Verhältniss von Na: K bedeutend:
es kommen auf 1 Gew. Kalium in A 3,2; in B1,7; in C 2,0;
in D 2,6 Gew. Natrium. In C und D nähert sich das Verhältniss
von Al:(NaK) den Zahlen 1:1, in A und B weicht es stark
davon ab. Geht man von den Alkalimetallen aus, so bleiben
nach Abzug des Kernes (NaK) AISi? für Fe, Mg, Ca übrig in
Beeren m DB 1109; m 0°17528; nm D 0.13 pCt. Silicium,
wobei es in A schon für den Kern an Aluminium fehlt, während
in B 8,27 pCt. in GC 0,40 pCt., in D 1,02 pCt. Aluminium übrig
bleiben.
Die Menge des in Säure Unlöslichen, welche in frischerem
Gestein von 44—77 pCt. schwankt, zeigt deutlich die ungleiche
mineralogische Zusammensetzung der Phonolithe. Das Verhältniss
von Kali zu Natron im Unlöslichen schwankt zwischen 1:1 und
1:2, wobei ein kleinerer Theil der Alkalien dem Augit, der
grössere dem Sanidin zukommt, dessen Gehalt an Natron in dieser
Gesteinsgruppe sehr bedeutend wird. Das in Salzsäure Lösliche
enthält vom Gesammtgehalt des Natrons 40 —66 pCt.
Auch die obigen 4 Analysen von Phonolithen sprechen nicht
für das „Foyaitmagma“. Ich habe schon 1883 (Allgemeine und
chemische Geologie, Il, p. 65) ausgesprochen, dass Elaeolithsyenite
und Phonolithe übereinstimmen können in chemischer und mine-
ralogischer Beziehung, aber ich möchte auch heute bei der ge-
ringen Anzahl brauchbarer Elaeolithsyenit-Analysen und bei den
srossen Abweichungen der Phonolith- Analysen untereinander die
chemische Uebereinstimmung beider Gesteine als speziellen Fall
und nicht als allgemein gültig ansehen.
32
Bei voll krystalliner Ausbildung haben nach RosENBUSCH
(l. e., p. 160) die Foyaitgesteine das niedrigste spec. G. Es
beträgt bei IX 2,578; bei XLIH 2,533 (nicht 2,75, wie Rosen-
puscH angiebt), da Elaeolithsyenit von Ditro als stark verwitttert
und XLI Phonolith-Obsidian von Tenerife!) als glasig nicht in
Betracht kommen. Für Elaeolithsyenit von Monchique fand MERIAN
2,584 und 2,635, für den von Pouzac V. GorpscHhmipr 2,585;
für die oben angeführten Phonolithe beträgt es 2,597 —2,60.
Da 2,58 das spec. G. von Sanidin und nahezu von Nephelin;
2,2—2,3 das des Sodalithes; 2,4—2,5 das spec. G. des Hauyns
ist, so kann 2,57—2,59 als Mittel des spec. G. für Elaeolith-
syenit und Phonolith gelten, das bei Reichthum an Magneteisen,
Hornblende, Augit bis 2,66 steigen, bei Hauynreichthum der Phono-
lithe bis 2,51 und bei Zeolithreichthum auf 2,435 sinken kann,
aber nach Auslaugung der Zeolithe wieder steigt?).. Da die
‚Combination Sanidin-Sodalith bei den Sodalith-Trachyten wieder-
kehrt, so haben auch diese ein spec. G. bis 2,547. Die kleine
Gruppe, zu welcher der Leucitophyr von Olbrück gehört, aus-
gezeichnet durch die Combination Leucit-Hauyn-Nephelin-Sanidin,
wobei der Sanidin z. Th. nur 10 pCt. ausmacht’), zeigt ein spec.
G. von 2,54—2,605, in dem nicht frischen Gestein von- der
Hannebacher Ley‘) sogar 2,879.
Dass die Gesteine der Foyaitgruppe nicht die höchsten Atom-
zahlen besitzen, wenn auch hohe, zwischen 472 und 480 liegende,
dagegen die fast höchsten Metallatomzahlen (186—191) geht aus
dem Mitgetheilten hervor (s. p. 18 ff).
An das Foyaitmagma schliessen sich nach RosEnBUsc# (l. c.,
p. 161) an „durch Vermittelung der chemisch überaus nahe-
stehenden Augitsyenite VII und Rhombenporphyre XXIII eine
Anzahl durch niedrigen Kalkgehalt charakterisirter Granite?°),
Syenite, Quarzporphyre, Keratophyre, Liparite und Trachyte*.
!) Nach Asıch beträgt das spec. G. 2,528, nicht 2,48, wie ROSEN-
BUSCH angiebt.
2) RorTu, Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine,
1869, p. 173.
®, G. voM RATH, diese Zeitschrift, 1860, XII, p. 37.
*) G. voM RATH, ib. 1862, XIV, p. 678.
5, Da in der Analyse des Albitgranites I Thonerde und Eisen-
oxyd nicht getrennt wurde, habe ich sie nicht berücksichtigt. Nach
seiner Zusammensetzung (64,55 pCt. Si; 18,85 pCt Al; 0,73 pCt. Ca;
4,23 pCt. Na; 11,64 pCt. K= 100, ohne Eisen nnd Magnesium) würde
hierher gehören der Felsoliparit von Vichnye XXXV, welchen RosEn-
BUSCH in Folge eines später berichtieten Rechenfehlers zu einer anderen
Gruppe stellt.
33
"11191199 udyd a4ydaod “ıÄydoyeroy -ıÄydaod . 'uaAs
"HYAYIBLL, -UBI "oyrredıfos[e T -OMA -Zaene) -ZIENG "NUBIc -UOqNWOYUYy -NONY
DE = era N 0 05. 900. 080.50 en ee == Oel zu:
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9, 10 6297 ZE6LT 260,7 EsIoHr KT'aer Sriasr L6'T8F IL'C6H O8'6Lr 00897 86 TLr ZV
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IR 9 XIXKX= HAXXX TAXXI AIR STIRRX RX IXX VOR I. INS
Zeitschr. d. D. geol. Ges, XLII. 1.
34
Zunächst sieht man, dass in VO und XXTIH Eisen, Magnesium
und Calcium viel grössere Werthe erreichen als in den Gesteinen
der sogenannten Foyaitgruppe (Max. für Fe Mg Ca in der Foyait-
gruppe 5,54 pCt.; Fe Mg Ca in XXIII 14,51 pCt.), sodann, dass
in diesen beiden Gesteinen Al: NaK sich nicht wie 1:1 verhält,
vielmehr in VII wie 21,94:15,46 und in XXIII wie 19,32:13,46;
nur in I und XX ist Al: NaK ungefähr wie 1:1, in den übrigen
Analysen ist von diesem Verhältniss keine Rede, wie auch Rosen-
puscH angiebt. Es ist kaum nöthig auf die ungleichen Verhält-
nisse von Natrium zu Kalium zu verweisen, die sich zwischen
1:4,08 und 1:0,017 bewegen.
Nach Rosengusch muss man im Pantellerit XXXVI „Eisen
für Aluminium eintretend annehmen, im Rhombenporphyr XXI
würde durch Austritt eines Kernes 2Mg + Si das Magma &
resultiren*.
Nach Rosengusch (l. c., p. 162) soll sich „das Verhältniss
zwischen Na + K: Al der Proportion 1:1 um so mehr nähern,
je mehr sich das Si dem für das Magna © charakteristischen
Werth 50 annähert, unter welchen es nirgends sinkt. Das führt
zu der Vermuthung. dass in den vorstehenden Analysen ebenfalls
das Magma 9 vorliege, aber mit einem Ueberschuss von Si“.
Die vorstehenden Zahlen ergeben Folgendes, wobei in der
zweiten Reihe Na + K als 1 gesetzt ist.
II XX :. XXXIV- XXXV XXX OR
Si: 6765. 7210 6924 26414 5488053203 6136
Al 1! 1,0 11 ent 1.2 1:2 4
Na-+K 13,66 12,72 13,87 15,70 1647 15,62 13,80
Al 14,97 13.44 15,75 .11,05 20.05 10980 are
Fe 6,62
xXI%. Xxm XXX vn een
Si 7313. 729%. 7219 5206
Al 1,4 it 1,5 1,4 1.5
Na+K 10,67 1035 956 1546 13,46
Al 1400 14,38 14,71 1.91 2083
Zwischen den Werthen von Si und der Proportion Na + K:Al
ist, wie man sieht, absolut keine Beziehung zu finden.
!) AZ 471 bei RosENBUScCH (l. c., p. 161) ist Druckfehler für 482.
”) Meine abweichende Berechnung für XXXVI rührt daher, dass
bei ROSENBUSCH zwar Chior abgerechnet ist, aber die entsprechende
Menge Natrium zugerechnet wurde.
Bei XXXIN ist 77,2 Si Druckfehler für 72,2, daher die Notiz
(l. e., p. 165) zu berichtigen.
”
|
39
In ‘diesen, von Rosengusch als granitische (Y) zusammen-
gefassten Magmen (l. c., p. 163) „kann bei abnehmendem Si ein
kleiner Theil der Alkalimetalle durch Ca vertreten sein, welches
die doppelte Menge Al zu binden vermag“.
Berechnet man die Verbindungen (NaK) AISi” (A) und Ca
+ 2 Al + 4Si (B), so erhält man in pCt.
Vo XXHI II XX XXI XXH XXX
GEB 758,84 54564 50,88 °.42,68 4140: 38,24
2.2095. 24,85 sa 1.12 — 8474. 713209
‚58% 52,00 14
1
8
BI 8569 5:62 2,68 ..,49,87 ‚51,33
Fe- 4,47 5,92 2,9 0,56 1,47 0,77 1,37
Mg 1,08 4,84 0,08 1,02 0,75 0,37 0,30
Al 0,50 — |) —°) 0,40 3,99 1,61 r
Se 1,18 242% 35,81797-46,028:5 1779 HU IE? 45,99
Si 8,87
100 100,74 100,95 1:00.:.%3. 100 100 100
KIERTVHIIRKK VE IXXXVIDSNRKIK XL
A 5548 6280 5520 6588 62.48
EL EEE an a NE ie
58,412 7295 6451 8632 . 87,61
Be 70,721.) 3,30. 1464: 6,04
M — 1.dbens. O.-1sgn wald 1024
Ad HER nis) lad she) —_)
Sir 39,82. 26,94 28,34 9.76 1,43
100 100,95 100: 2102.26 103,52:
Wie man sieht, macht die Calcium-Verbindung in XXIII und
XL etwa ein Viertel des Ganzen aus. Diese Analysen. auf
50 Si. dem für das Magma & bezeichnenden Werth, berechnet.
ergaben nach Rosengusch (l. c., p. 162) in abgerundeten Zahlen
folgende Werthe®), „in denen offenbar (Na + K-+ 2Ca): Al: Si
—= 151 0111 Feesp A
!) Für die obigen Formeln fehlt 0,74 Al.
?) Zu 4,84 Mg gehören 2,42 Si nach p. 34.
®) Es fehlt 0,95 Al.
*) Al und Fe sind zusammengerechnet s. p. 34.
>) Es fehlt 0,95 Al+ Fe.
6) Es fehlen 2,26 Al.
7) Es fehlen 3,52 Al.
®) Ich habe die Werthe als richtig und druckfehlerfrei ange-
nommen.
3*
36
VIL XXI. IN, XX, XXI IXKEEENRRIUN RI RO
Si 50,90,:5:904 20 207230 0 50 50
Al 23:5: 2123,24 56 29 26 241)
Ca 3 4 2.—. 4 2 4 1 2
Na-+,.K 17, 14) 21228 zZ A El 193 23 22
XXXVO XXXIX XL
Si 50 50 50
Al 25 22 21
Ca 2 3 4
Na+K 18 18 17
Die Willkür 21 und 29 Al:50 Si= 1:2 zu setzen, ist
noch grösser als die, welcke 19 +4=26; 18 +4 =25;
18 +6 =22 und 17 + &:=21 setzt.. Auf>50 Sr und 2 02
kommen 14, 19, 17 Na + K in XXI, XXXII, XL! Für XXI und
XXIU ergiebt die Berechnung 14 NaK + 4Ca + 22 Al + 44 Si,
freilich nur 6 Si weniger als 50, für XXXVI 18 NaK + 2 Ca
+ 22 Al + 44 Si statt 50!
Die Atomzahlen dieser Gesteine des sogenannten granitischen
Magma y — z. Th. quarzreich, z. Th. quarzfrei, nämlich Granite,
Felsitporphyre, Quarzkeratophyre, Liparite, Pantellerite, Syenite,
Trachyte — liegen zwischen 461,76 und 495,71, sind demnach
bald höher, bald niedriger als bei der sog. Foyaitgruppe; der
Werth von MAZ ist hier niedriger (174,93—183,11) als dort.
Sieht man ab von den glasigen Gesteinen, so bewegt sich
das sp. G. der Gesteinsgruppe Y zwischen 2,547 und 2,720 und
ist am höchsten grade bei dem „chemisch dem Foyaitmagma
überaus nahestehenden Augitsyenit* VII mit 21 pCt. des Kernes
Ca Al? Sit.
Das Schicksal, welches den Natronkern (Na Al Si?) hier wie
im Foyaitmagma stets trifft, nämlich zu zerfallen, ereilt hier auch
den Kalikern und, wie auch sonst überall, den Kalkkern (Ca + 2 Al
+ 48i). Leueit?) kommt nicht mehr vor, aus dem Kalikern
entsteht mit Hülfe des Natronkernes Orthoklas, aus dem zer-
fallenden Natronkern bisweilen Nephelin und Sodalith, meist Albit
(für die Plagioklase) oder der Kern geht in die Feldspathe ein.
Aus dem Kalkkern gehen die Anorthite (für die Plagioklase), die
Augite und Hornblenden, z. Th. noch mit Alkaligehalt, hervor.
Ausserdem muss der Kalkkern noch den Kalk für Apatit und
Titanit liefern. Mg und Fe geben Olivin, Biotit, Augite, Horn-
blenden, aus den Eisenoxyden geht Magneteisen hervor.
') Al+ Fe.
°?) G. voM RATH giebt im Arsotrachyt Leucit an, den ich darin
nicht gesehen habe.
O1
An die Magmen schliesst Rosengusch (l. e., p. 163) „die
granito-dioritischen Magmen (8) an. In ihnen ist der Gehalt an
Alkalimetallen immer noch grösser als der an Ca. das jedoch
entschieden zu grösserer Bedeutung gelangt und dem entsprechend
auch von grösseren Mengen Fe und Mg begleitet wird. Diese
Magmen liefern die Granitite, Amphibol- und Augitgranite mit
ihren Abarten, die Syenite und dioritischen Gesteine nebst ihren
Ergussformen“.
Man erwartet demnach nur Gesteine mit einem grösseren
Caleiumgehalt als der Arsotrachyt mit 3,59 Ca, aber es enthält
Granitit von Bobritzsch III nur 3,1 Ca;
Vitrophyrit von Kornberg XXIV nur 2,7 Ca (kein Magnesium!);
Augitvitrophyrit vom Weiselberg XXVI nur 3,3 Ca;
Hyalodacit, Lassen’s Peak XLIV nur 3,2 Ca;
Trachyt, Monte Amiata XXXVIIN, den hier zu finden man nicht
erwartet, nur 3,7 Ca neben 4,7 Na und 7AK.
Der Syenit des Plauenschen Grundes VI ist hierher gestellt
wegen seines zu 4,4 pCt. berechneten Calciumgehaltes.
In dieser Gruppe wechselt die Menge von Silicium zwischen
52,8 im Labradorporphyr, Rimbachthal, und 69,2 im Granit von
Bobritzsch; von Alkalimetallen zwischen 6,1 im Amphibolgranit
von Hohwald und 12,2 im Syenit des Plauenschen Grundes.
Neben dem Metallkern (NaK) Al Si? ist nach Rosengusch
(l. e., p. 165) in wechselnder Menge der Metallkern Ca A]? Si*
vorhanden, ein Theil des Calcium vielleicht als CaSi oder Ca MgSi?,
so in XXVIH (9,8 Na + K; 8,5 Ca; 3,2 Mg).
„Aus dem reichlicheren Gehalt der Magmen 5 an Mg und Fe
scheint der Schluss gezogen werden zu müssen, dass sie befähigt
sind, grössere Mengen einer Al-freien Magnesium- oder Eisen-
Siliciumverbindung zu lösen, welche in den Magmen p und y bis
auf kleine Spuren fehlen. Hierin sehe ich den fundamentalen
Unterschied der beiden Magmengruppen.“
Im Magma © machen, wie oben gezeigt, Fe + Mg 1,50 bis
8,90 pCt., in y 0,72--8,48 pCt. aus, für kleine Spuren recht
hohe Werthe, wobei Rhombenporphyr XXIII y mit 10,76 pÜt.
nicht berücksichtigt ist. Im Magma 5 beträgt nach den Zahlen
bei Rosengusch Fe -+ Mg 3,6-—13,7 pCt. (Maximum in XLIX).
Auch hier berechnet RosenguscrH (l. c., p. 165). wobei ich
seine Rechnung als richtig annehme, ohne Rücksicht auf Mg und Fe
und auf ganze Zahlen abgerundet die Analysen auf 53 Si d. h.
auf die geringste, im Labradorporphyrit XXVIII gefundene Menge
und erhält (neben Werthen für V. XL XXV, XXVIL XXVIL
XXXVIH, XLIV, XLV, XLVI, XLVO) für
I SV, x VE.2XH. 0. XLIX RRIV
Ca 6) 6) % ) 1 7 4
NaK 15 13 1055018 8 8 m
Al 20h, 22 2 Zi 1:8 78288
Wenn nun „das Verhältniss der feldspathbildenden Metalle
und des Aluminiuu in den meisten Fällen offenbar ausdrückbar
ist durch Nn +4 K+2Ca:Al=1:1*, so ergiebt die einfache
Rechnung als nothwendig für
IL. IV x VI Xi XLIX XXIV
Al 25.2208 2.20.2029... 2200022707708
statt 20222] EAN 18.2.0285
Es fehlen demnach in III 5, in XLIX 4, in VI 3 Aluminium,
wogegen in XXIV 3 übrig sind.
Berechnet man Granitit von Bobritzsch II (mit 0,94 pCt.
TiO? — 0,70 SiO?; 0,48 pCt. MnO = 0,48 pCt. FeO), so er-
hält man
Si Al Fe Mg Ca Na K
69;117%11213032 16:11 95:3, 095 Br 143 I 09
(69,24,12,92 3,42 156. 3,11.:5;3 4 4838 1 00 Tach Boserese
und daraus 38,88 pCt. NaKAlSi? mit 9,72 pCt. Al
und 21,63 pCt. CaAl?Si* mit 6,18 pCt. Al;
ferner als Rest 3,76 pCt. Fe; 1,53 pCt. Mg; 37,37 pCt. Si, wobei
3,17 pCt. Al fehlen. Man sieht Ca- und NaK-Metallkern würden
sich verhalten wie 1:1,5 und in den übrigen Analysen würde
dies Verhältniss zwischen 1:2 bis 0,66 schwanken.
Etwas anders gestaltet sich die Rechnung, wenn man nur
so viel Aluminium und Calcium verrechnet, als vorhanden ist.
Dann ergiebt sich in Prozenten für
1001 IV. x VI xU XLIX XXIV
NaKAlISi?. 38,88 40,40 28,4 48,8 304 832 344
CaAl?Si?. .10,535 22,75 26,6..:.224 380, Daran
49,4151)63,15.,.,98,0,.: 71,2 68,9 66,82 325
rein. mb ‚Di7eoi 0 2 nun vl 54a (oe
Me.‘ vw po: Te Ale:
Ca do, UT 586 2 06 Bao oe
Si 2 2 Naairlo aaa saprııa6t 202 a
A ve Ans a ala DAMEN 9,3
100 100, 100. "100° - 10077 TO
Für Syenit VI ist der Ueberschuss an Si sehr gross.
39
Bei diesen granito-dioritischen Gesteinen 8 ist weder von
Leueit noch Nephelin noch Sodalith zu reden. Orthoklase, Plagio-
klase, Quarz, Biotit, Hornblende, Augit, etwas Olivin, Apatit,
Titanit, Magneteisen, Eisenglanz und Glasmasse sind die Gesteins-
elemente. Die Ableitung der Biotite, thonerdehaltigen Augite und
Hornblenden aus den von ROoSENBUSCH angenommenen Kernen
müsste eine recht künstliche sein.
Die Werthe für AZ liegen zwischen 460 und 483, für MAZ
zwischen 176 und 181.
In den Gesteinen „des Gabbromagma &, dessen Grenze
gegen ö etwas unsicher ist, zeigt sich der Werth für Ca fast
durchweg grösser als für Na + K, der Metallkern Ca Al? Si* wird
das Bestimmende, so weit nicht noch andere Mg- und Fe-reiche
Kerne (2 Ms0O+Si0? Mg0+SiO? FeO-+ SiO?) vorhanden sind“.
Immer bleibt der Werth von Mg kleiner als der von N + K -+ Ca.
Es sind basische Diorite, Gabbro, Porphyrite, Melaphyre, Dia-
base, Andesite, Basalte.. Zu den letzteren sind von RosSENBUSCH
gestellt die Vesuvlaven LV, Leucitit vom Capo di bove LVI,
Leueitbasalt vom Forstberg LVII und der Nephelinbasalt vom
Rossberg LX, ferner XIII, XV, XXVI, XXIX, XXX, XXxXL
XLVIH, L, LI, LIH. Das von mir berechnete Mittel der Vesuv-
lJaven A — wesentlich in den Alkalimetallen von den Zahlen bei
Rosengusch B (l. c., p. 167, LV) abweichend -— ergiebt
Si Al Fe Mg 0a Na K
met 2048, 651..0,10 942.473, 194 — 100
BEE 00: 753 HL 92 .59. 60. =. 100
d. h. in beiden Rechnungen mehr Na + K als Calcium. Für LVII
(Leueitit vom Capo di bove) giebt Rosengusch 3,0 Na + 7,9K
und 10,5 Ca, also ebenfalls mehr Na + K als Ca. Die Werthe
für Ca liegen in dieser Gruppe zwischen 6,6 und 15,1, für Na
+ K zwischen 4,5—11,9.
Berechnet man die Kerne (NaK) AlSi? und Ca Al? Si*, so
dass alles Aluminium untergebracht ist, so bleibt stets Ca übrig
(Maximum 10,45 Ca in LX; 9,05 Ca in LVII) und ebenso Si
(Max. 21,7 in XXVI, Minimum 1,5 in LVID). Wenn es noch
nöthig wäre, gegen die Kerntheorie Argumente vorzubringen, so
würden folgende Rechnungen geeignet sein. Leueitit vom Capo
di bove LVII liefert 43,6 pCt. NaK Al Si? und 32,9 pCt. CaAl?Sit
für den Rest von 8,2 Fe; 8,0 Mg; 5,8 pCt. Ca = 22 pCt. bleiben
1,5 pCt. Si übrig. Die obige Berechnung der Vesuvlaven ergiebt
Bssemen, Rest .y0nl 7,57. Fe;;76, 10 Me; 5,315!pCt..Ca nur
3,20 Si; die Berechnung nach B nur 2,2 Si für Fe + Mg + Ca
== 18,7 ptt. |
40
Die Werthe für AZ liegen zwischen 453 und 466, für
MAZ zwischen 173 und 182, für das hohe sp. G. zwischen 2,69
und 3,045.
In dieser bunten Gesteinsgruppe sind neben Leucit, Nephelin,
Melilith die Feldspäthe, Biotit, Hornblenden, Augit, Olivia, Apatit, _
Titanit. Magneteisen, Glasbasis die Gemengtheile; Quarz wird
nur im Diorit XIII angegeben. Hier bliebe also der Kaliumkern
z. Th. erhalten, während Natrium- und Calciumkern, wie immer,
zerfiele. Hervortretend ist die Menge von Mg (11,5 in LX), als
MsO0 + SiO? und 2MgO + SiO2.
Zu der Gruppe, deren typische Glieder Peridotitmagmen
heissen, werden (l. e., p. 170) gerechnet Gabbro von Snarum XIV,
Olivinnorit XVI, Lherzolith XVII. Amphibolpikrit XVIH, Dunit
XIX, Pikritporphyrit XXXII. der olivinfreie Basalt von Bocken-
heim LII. Hornblendebasalt LIV, Limburgit LXI, Melilithbasalt
LXIN. In ihnen ist Mg + Fe grösser als Ca+ Na + K; Kalium
tritt stark zurück (Max. 1,3 in LII) oder fehlt ganz, (LXII), in
XVIH und XIX sind überhaupt Alkalimetalle nicht vorhanden,
Maximum von Na (5,5) in LXIH Maximum von Na + K6, in
LIV. - Nach ROSENBUSCH „gehört der Gabbro von Snarum XIV
wohl noch zu den &-Magmen. auch der Olivinnorit (XV), Pikrit-
porphyrit XXXIT. der Basalt LII wären besser dort eingereiht,
wie denn auch Limburgit LXT, Hornblendebasalt LIV und Melilith-
basalt LXIII sehr stark dorthin tendiren*“.
Rechnet man diese.7 Gesteine ab, so bleiben die alkalifreien
Gesteine Lherzolith XVO, Dunit XIX und der Amphibolpikrit
XVIH übrig — allerdings eine gut begrenzte Gruppe.
Die Leueitgesteine LV und LVI (Vesuvlaven und Leueitit
vom Capo di bove) der Ö- -Magmen zeigen nach Rosengusch (l. c.,
p.: 171) „eine nahe Verwandtschaft mit der kleinen Gruppe des
Nephelintephrites von den Capverden LVI. dem Nephelinit eben-
daher LIX und dem Augitit von Madeiral LXH, welche andererseits
durch ihren hohen Alkaligehalt sich neben das Magma o stellen“.
Das Unterscheidende dieser Magmen (%) soll darin liegen,
dass, nach Abzug des feldspathbildenden Kernes (NaK) Al Si?,
der Rest nicht Si genng enthält, um Ca Al? Si* zu bilden. Rechnet
man für (NaK) AlSi? ab in
LVI ERS LXI
Na —11,3 p6t. 2 1557 p6&t.. 110.1 968
a a. 2 00
Alp OH 4:18 0 RR
SET 30,470, 300
60,8 plt. 72,0 pCt. 48,4 ptt.,
so bleibt ein Rest von
LVI LIX LXII
SEAT DT 6t. 6,5 pCt. 19,5 pCt.
Ja a e .. usage
Fe Trsöhhhnares Na De Sa
NE SR EA, 7.08:
Ca OL, REN EOS,
39.2 28 Se
Um diese Reste zu deuten, vermuthet RoseEngusch (l. c.,
p. 174), dass „in diesen Magmen statt des Kernes Na AlSi? ein
Nephelinkern Na AlSi und in gewissen Fällen statt Ca Al? Si*
ein Kern von der Form Ca Al? Si? (Anorthitkern) auftrete“. Die
Hauptmasse dieser Gesteine bilden neben Glasmasse Nephelin.,
kalkreiche Plagioklase und natronhaltige Augite, deren Neben-
einander aus den Kernen NaK Al Si? und Ca Al? Si* nicht herzu-
leiten ist.
Nach Rosengusc# (l. c., p. 173) „ergiebt der Kern (NaK)
A] Si? direkt und durch Spaltung Leueit. Nephelin, Orthoklas, Albit,
das Glimmermolekül KAlSi. sowie die alkalihaltigen Pyroxene
und Amphibole Na Fe Si? durch Vertretung des Al durch Fe“.
Aus Na Al?Si* und Na AlSi? stammen sämmtliche Plagioklase,
da „Ca Al?Si* + 2 NaAlSi? — CaAl?Si? (Anorthit) + 2 NaAlSi?
(Albit) ist. Die Möglichkeit und Nothwendigkeit der Pyroxen-
und Amphibolbildung, sowie die Entstehung des Glimmermoleküls
Mg"? Si® liegt in den nachgewiesenen Al-freien Kernen vor.“ Da
die Magnesiaglimmer, Hornblenden und Augite auch Thonerde
enthalten, ist die Rechnung so einfach nicht. Wenn sich nach
RosEnBuschH (l. c., p. 172) ergiebt, „dass das Aluminium der
Gesteine durchweg in einem Feldspathkern gebunden ist“, so ist
diese Ansicht, soviel ich weiss, nicht neu, wenn man Leucit und
Nephelin zu den Feldspath-Mineralien zählt, aber man hat bisher
die Thonerde der Glimmer. Hornblenden, Augite, Granaten, Tur-
maline u. s. w. nicht aus einem .„Feldspathkern“ abgeleitet.
Dass die Zahlen für AZ und MAZ für die Theorie der
Eruptivgesteine keinerlei Bedeutung beanspruchen können, habe
ich mit Bestimmtheit nachgewiesen. Ich kann den Werth der
Kerne. die z. Th. Schalen von 6 —27 pCt. besitzen, (p. 29) und
nur dazu dienen, um mittelst künstlichster Rechnungen und Zer-
schlagungen die silikatischen Gemengtheile abzuleiten, schon um
desswillen nicht hoch anschlagen, weil schon im ersten Kern
Natron und Kali zusammengeworfen werden und eisenoxydhaltige
42
Mineralien aus den Kernen nicht abgeleitet werden können.
Aber alle diese Nachtheile würden nicht in Betracht kommen,
wenn durch die Kerne ein wesentlicher Vortheil erreicht oder
die Einsicht in den Zusammenhang der Eruptivgesteine unter
einander gefördert würde. So lange dafür nicht schlagende Be-
weise geliefert sind, wird die Einbürgerung der Kerntheorie schwer-
lich Fortschritte machen.
2. Petrographische Untersuchung von Ba-
salten aus der Gegend von Cassel.
Von Herrn OTTo Fromm in Berlin.
Von den zahlreichen Vorkommen basaltischer Gesteine im
Gebiete des Habichtswaldes und des Kaufunger Waldes sind nur
wenige einer eingehenden petrographischen Untersuchung unterzogen
worden. Um die Reihe derselben etwas zu erweitern, besuchte
ich auf Veranlassung des Herrn Geh. Rath Prof. Kreım diese
Gegend und habe dann an den gesammelten, sowie an den mir
von Herrn Dr. Rınne eütigst überlassenen Handstücken eine che-
mische und mikroskopische Untersuchung vorgenommen.
Danach gehören die verschiedenen Gesteine folgenden Gruppen
an. Es rechnen zu den Limburgiten:
die Gesteine
1. der Schaumburg bei Hoof.
2. des Essigberges bei Ehlen.
zu den Plagioklasbasalten:
die Gesteine vom
. Helfenstein nördl. Dörnberg.
. Habichtstein bei Bodenhausen.
. Auersberg südl. Dörnbere.
. Hirzstein bei Elgershausen.
. Katzenstein bei Dörnberg.
. Baunsberg süd-westl. Cassel.
. Bühl bei Weimar.
. Baumgarten westl. Oassel.
11. Kl. Steinberg, Kaufunger Wald.
12. Gr. Steinberg, Kaufunger Wald.
13. Gr. Staufenberg bei Sichelstein.
14. Kl. Staufenberg bei Lutterberg.
15. Deisselberg bei Deissel.
zu den Nephelinbasalten:
die Gesteine vom
16. Hunrodsberg westl. Cassel.
17. Rehtberg bei Grebenstein.
18. Hohenstein bei Dörnberg.
19. Hohenkirchen nördl. Cassel.
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44
Das makroskopische Aussehen der Handstücke wechselt;
manche sind ganz dicht, andere sind von anamesitischem Habitus.
Ihre Farbe ist gewöhnlich das Grauschwarz der meisten basalti-
schen Gesteine, doch sind einige heller grau (Kl. Steinberg). Bei
der Mehrzahl derselben kann man mit blossem Auge Einspreng-
linge wahrnehmen, unter denen bald Olivin, bald Augit der Menge
nach überwiegt.
Im Dünnschliff zeigt sich, dass einen wesentlichen Antheil
am Aufbau der Gesteine folgende Bestandtheile nehmen: Olivin,
Augit, Feldspath, Nephelin, Melilith, Magnetit, Ilmenit, Eisen-
glanz, Glimmer, Apatit, Glas.
I. Einsprenglinge.
Olivin.
Dieses Mineral zeigt nach Menge, Grösse und Form
seiner Krystalle recht wechselnde Verhältnisse. Ganz vollständig
fehlt es nie, tritt aber bisweilen sehr spärlich auf (Bühl),
während es in der Mehrzahl der Fälle recht reichlich vorhanden
ist. Besonders reich an Olivin sind die Gesteine der Schaum-
burg, des Auersberges, des Katzensteins. In eben so weiten Grenzen
wie die Menge schwankt die Grösse der Olivinkrystalle. Die
Durchmesser der Krystalle gehen vom makroskopisch Sichtbaren
bis herab zu 0,1 mm (Bühl), und wenn das Mineral in der Form
von Körnern auftritt, so wird es noch kleiner (0,025 mm). Recht
oft lassen die Durchschnitte auf eine regelmässige krystallographische
Umgrenzung der Krystalle schliessen, besonders dann, wenn ein
deutlicher Gegensatz zwischen Grundmasse und Einsprenglingen
hervortritt. (Katzenstein, Schaumburg.) Doch fehlen idiomorphe
Krystalle den andern Vorkommen durchaus nicht, wenn sie sich
auch bisweilen nur auf die kleineren Individuen beschränken.
Auffallend sind Olivindurchschnitte, die im Verhältniss zu ihrer
Breite ungewöhnlich lang sind; im Gestein des Hunrodsberges
fanden sich solche, deren Längen- und Breitenverhältnisse waren
0,24 :1,2 mm. 0,06: 0,46 mm, und deren spitze Winkel nur 26°,
in einem andern Falle nur 10° betrugen. Die Fälle, wo die
Krystalle nur zum Theil die regelmässige Flächenbegrenzung
zeigen, leiten über zu denen, wo entweder ganz unregelmässige
Begrenzungen auftreten (wie bei den grösseren Individuen), oder
wo rundliche Umrisse eintreten, die keine deutlichen Flächenbe-
grenzungen mehr erkennen lassen. Solche rundlichen Olivinkörner
finden sich in manchen der Feldspathbasalte, am deutlichsten im
Gestein des Baunsberges.
Mannichfache Erscheinungen lassen erkennen, dass die Olivin-
krystalle nach ihrer Bildung Umänderungen erfahren haben. Hier
45
kommen zuerst solche in Betracht, und bieten ein ganz besonderes
Interesse dar, die mechanisch durch Druck beim Festwerden des
Gesteins erzeugt worden sind. Man findet Zertrümmerungen von
Krystallen in allen Stadien; bald sind nur wenige Bruchstücke
entstanden, bald sind die Krystalle aufgelöst in ein Gewirr scharf-
kantiger Körner, die breccienartig bei einander liegen. Bisweilen
liegen die Theile so dicht bei einander, dass man sie erst im
polarisirten Licht an ihrer verschiedenen Auslöschung als eine
Mehrheit von Körnern erkennt, während man im gewöhnlichen
Licht die Gruppen für einen von Sprüngen durchzogenen Krystall
halten würde. In einigen Fällen ist es auch zu deutlicher rand-
licher Kataklase gekommen (Auersberg, Gr. Steinberg, Nephelin-
basalte). Sind die Krystalle nach einer Richtung besonders stark
ausgedehnt, so werden sie in Stücke zerbrochen, deren Zusammen-
gehörigkeit noch erkennbar ist.
Im polarisirten Licht offenbart sich eine gewaltsame Ver-
schiebung der Theilchen gewöhnlich durch eine undulöse Aus-
löschung. Vielleicht aber steht auch mit diesen Druckwirkungen
im Zusammenhang eine unregelmässig nach Flecken wechselnde
Höhe der Polarisationsfarben innerhalb desselben Krystalls, wie
sie besonders deutlich die Olivine aus dem grossen Steinberg auf-
weisen. Gerade dieses Gestein zeigt auch sonst an seinen Augiten
besonders zahlreiche Zertrümmerungserscheinungen. In geringerem
Grade findet sich aber die Erscheinung der fleckenartig wechseln-
den Polarisationstöne, manchmal nur in den verschiedenen Nüancen
derselben Farbe, in noch manchen anderen Gesteinen (Hunrods-
berg. Auersberg, Schaumburg).
Neben diesen Umwandlungen, die einen rein mechanischen
Charakter tragen, treten am Olivin andere auf, die auf die Wirkung
des schmelzflüssigen Magmas zurückzuführen sind. Hier sei zu-
nächst eine merkwürdige Umrandung erwähnt, wie sie die Olivin-
krystalle des Katzensteins zeigen. Bei denjenigen Durchschnitten,
die nicht mit einem deutlich als Serpentin zu erkennenden Rande
umgeben sind, gewahrt man, dass die Grundmasse nicht bis un-
mittelbar an den Olivin heranreicht, sondern dass zwischen beiden
eine schmale Zone einer farblosen, durchsichtigen Substanz liegt.
Fig. 2.
46
Die Grenze des Olivins gegen diese Masse ist nicht glatt, gerad-
linig, sondern zackig und unregelmässig; dagegen ist diese farb-
lose Masse gegen die Grundmasse scharf und gerade abgesetzt.
(Fig. 1, 2.) DBei gekreuzten Nicols und selbst mit dem Gyps-
blättchen vom Roth erster Ordnung betrachtet, erweist sich die
Zwischenmasse als völlig isotrop. Bei der Behandlung des Schliffs
mit Salzsäure löst sich die Substanz ungefähr gleichzeitig mit
dem Olivin auf. Macht man nach dem Anätzen einen Färbever-
such mit Fuchsin, so färbt sie sich wie das im Schliff vorhandene
Glas roth. Es wäre möglich, dass die Zwischenmenge ein Glas
ist, welches durch eine oberflächliche Erweichung der Olivin-
krystalle infolge einer plötzlich aufgetretenen Wärmeentwickelung
entstand. Diese Erhöhung der Temperatur über den Schmelz-
punkt des Olivins hinaus hätte nur von kurzer Dauer sein
können, weil nur ein geringer Bruchtheil der Dieke der Kry-
stalle erweicht wurde, und sie hätte ebenso plötzlich, wie sie
entstand, auch wieder verschwinden müssen, so dass die erweichte
Substanz zu Glas erstarren konnte und sich nicht wieder als
krystallisirter Olivin ausschied. Man sollte nun denken, dass die
weiche Masse hier oder da einmal von ihrem Entstehungsort
fortgeführt worden sei; eine solche Erscheinung wurde aber nicht
beobachtet, vielleicht, weil die Menge des entstandenen Schmelz-
flusses überall nur so gering war. Vielleicht aber deutet dieser
Umstand darauf hin. dass man es hier doch nicht mit einer Er-
weichung und glasigen Wiedererstarrung zu thun hat, sondern mit
einer randliehen Umwandlung des Olivins in Serpentin. Die ein-
zelnen Nädelchen und Schüppchen desselben könnten so fein mit
einander verwebt sein, dass völlige Compensation der Doppel-
brechung zu Stande gekommen wäre. Doch scheint mir der
Unterschied in Farbe und Ansehen, :der zwischen der fraglichen
Substanz und dem unzweifelhaft als solchen erkannten Serpentin
in den Schliffen besteht, gegen die zweite Annahme zu sprechen.
Gegenüber dieser nur in dem einen Fall des Katzensteins
beobachteten Erscheinung finden sich häufiger Corrosionen der
Olivinkrystalle durch das noch flüssige Magma. Einzelne der
untersuchten Gesteine bieten hervorragend schöne Beispiele für
47
dieses Phänomen dar (Schaumburg, Hunrodsberg, Auersberg).
Obschon in den durch die Anschmelzung erzeugten Begrenzungen
im Allgemeinen rundliche CGontouren herrschen, kann man be-
merken, dass streckenweise ganz gerade und scharfe Ränder ent-
stehen, welche gewöhnlich einer Krystallfläche parallel sind.
(Fig. 3, 4) Es waltet hier, wie es scheint, eine ähnliche Be-
ziehung zwischen dem Krystall und dem corrodirenden Agens,
wie bei der Entstehung der Ätzfiguren, deren Flächen ja gleich-
falls krystallographisch möglichen Ebenen folgen oder solchen
nahe kommen.
Die Farbe des Olivins ist überall die gleiche wasserhelle,
und obgleich der Augit bisweilen auch recht hell gefärbt ist, so
wasserhell wie der Olivin wird er doch nicht. In einigen Fällen
konnte am Olivin Zwillingsbildung nach dem Gesetz: Zwillings-
ebene das Doma P & (011) beobachtet werden (kl. Staufenberg).
Häufiger aber als Zwillinge sind rundliche augenartige Ansamm-
lungen kleiner runder Olivinkörner, die sich dicht an einander
drängen (Kl. Steinberg).
Die Substanz der Olivinkrystalle ist immer annähernd rein,
wenn auch nicht in dem hohen Grade, wie bei den Plagioklas-
leisten. Denn es finden sich Einschlüsse der verschiedensten Art.
Durch ihre Farbe heben sich zumeist schwarze, bisweilen grünlich-
braun durchscheinende Krystalle ab, die man oft durch Heben
und Senken des Tubus als kleine Oktaöder erkennen kann. Zu-
folge ihrer Form und ihrer grossen Undurchsichtigkeit wurden sie
anfangs für Magnetit gehalten. Aber das Vorkommen der grün-
lichbraun durchscheinenden im Nephelinbasalt vom Rehtberg, die
an den dünnsten Stellen des Schliffes mitunter ihre Isotropie
zeigen, zusammen mit einer grossen Widerstandsfähigkeit gegen
Salzsäure weist darauf hin, dass alle diese Einschlüsse nicht
Masnetit, sondern Picotit sind. Unterwirft man Schliffe einer
Behandlung mit warmer Salzsäure, so bleiben nämlich diese
schwarzen Krystalle erhalten, auch wenn längst alles Magneteisen-
erz und aller Olivin gelöst ist. Sie fanden sich in fast allen zur
Untersuchung gelangten Gesteinen, besonders reichlich in denen des
gr. Staufenbergs, Katzensteins und Rehtberges. Sie werden bis
zu 0,012 mm gross, sinken aber andererseits herab bis auf 0,003 mm.
Ob neben dem Picotit auch Magnetit in Olivin eingeschlossen wird,
lässt sich schwer feststellen; an Farbe unterscheiden sich die
beiden Mineralien kaum, und nach der Behandlung mit Salzsäure
kann man nicht feststellen, ob die fehlenden schwarzen Einschlüsse
aufgelöst oder mit der Kieselsäure des Olivins aus dem Schliff
entfernt sind. — Weniger verbreitet, aber durch ihre Grösse aus-
gezeichnet sind Einschlüsse von Glas. Das Glas ist farblos. mit-
48
unter strahlig entglast. Die Einschlüsse sind, wo sie vorkommen,
nur zu wenigen, oft nur in einem Exemplar in einem Olivinkrystall
enthalten, und haben meist rundliche Form, selten sind sie in die
Länge gezogen. In den schmalen leistenförmigen Durchschnitten
durchziehen nicht selten Glaseinschlüsse den Krystall seiner ganzen
Länge nach. Diese Glaseier sind oft mit einem schwarzen Erz-
korn verbunden, andere enthalten in sich eine oder einige Krystall-
nadeln und manche tragen auch eine Libelle, Am reichsten an
derartigen Einschlüssen sind die Olivine der Nephelinbasalte und
die des Baunsberges (Feldspathbasalt). Gewöhnlicher noch als
Glaseinschlüsse finden sich solche von Flüssigkeitströpfchen. Sie
erscheinen stets in grosser Menge bei einander, sind aber oft un-
messbar klein. Sie ordnen sich auf krummen Flächen oder auf
krummen Linien innerhalb ihres Wirthes an. In der Regel sind
sie rund, doch fehlen auch nicht lange schlauchartige Formen.
In einem Falle (Auersberg) wurde ein Flüssigkeitseinschluss mit
einer tanzenden Libelle gefunden. Auch sie finden sich am zahl-
reichsten in den Nephelinbasalten und den Glas führenden Plagio-
klasbasalten. Endlich finden sich auch runde Einschlüsse von
Gasbläschen, diese aber nur vereinzelt gegenüber den anderen
Interpositionen.
Nicht alle der untersuchten Gesteine waren vollkommen frisch
obgleich andererseits die Verwitterung nie einen sehr hohen Grad
angenommen hat. Die Verwitterung offenbart sich zuerst in einer
Umwandlung des Olivins in Serpentin. Die Olivindurchschnitte
zeigen sich dann mit schmaleren (Hunrodsberg) oder breiteren
(Gr. Staufenberg, Katzenstein, Essigberg) Rändern und Adern von
grünem Serpentin durchzogen, der auch durch gleichzeitig gebildete
Eisenhydroxyde gelb gefärbt sein kann.
Augit.
Augit als Einsprengling wechselt in seinen Eigenschaften
je nach dem Gesteinstypus, in welchem er auftritt. Manche der
Gesteine sind recht arm an diesem Mineral; dem Feldspathbasalt
des Bühl scheint es gänzlich zu fehlen, in sechs Schliffen des
Nephelinbasaltes vom Hunrodsberg fand sich nur ein grösserer
Augitdurchschnitt. In der Mehrzahl der Fälle tritt er zwar
reichlicher auf, bleibt aber doch hinter dem Olivin an Menge zu-
rück. Nur in den Plagioklasbasalten, die unter den Nummern
3, 4, 5, 6 aufgezählt sind, erscheint er reichlich und hat das
Uebergewicht über den Olivin. Die Grösse der Augitkrystalle
wechselt ebenso stark wie die der Olivine. Als obere Grenze
mag etwa ein Durchmesser von 5 mm gelten (Auersberg, Hohen-
stein). Nach unten zu lässt sich eine Grenze schwer angeben,
49
zumal da bisweilen die grossen Augite mit den kleinen der Grund-
masse durch alle Übergänge in der Grösse verbunden sind (Plagio-
klasbasalte 10— 15). Wie in Bezug auf die Menge ihrer Augite,
weisen die Plagioklasbasalte auch hinsichtlich der anderen Eigen-
schaften dieser Einsprenglinge, in Form, Farbe, Aufbau und Ein-
schlüssen, erhebliche Verschiedenheiten auf, welche mit der
Struktur des Gesteins wechseln.
Die Form der Ausgitkrystalle ist die gewöhnliche der in
basaltischen Gesteinen vorkommenden Augite, kurz säulenförmig
in der Richtung der Axe c. Bei den Plagioklasbasalten 10—14
indessen überwiegt die Erstreckung nach der Verticalaxe die
Breite um das Mehrfache. Wo der Augit Krystallformen nicht
erkennen lässt, stellt er sich in der Form von rundlichen Körnern
dar. Idiomorphe Ausbildung ist die Regel bei den Plagioklas-
basalten, besonders den glasfreien; sonst erscheinen wohl die
kleineren Augite in eigenen Krystallformen, die grösseren aber
haben oft eine Veränderung ihrer Gestalt erfahren. Die Farbe
des Augits in den Plagioklasbasalten 10—14 ist ein gelbliches
Grau, die Durchschnitte lassen Pleochroismus nicht erkennen. In
den Piagiobasalten 3—6 fehlen so helle und auch noch hellere
Augite nicht, doch treten bei ihnen häufig in schöner Weise im
Innern der Durchschnitte Kerne von grün gefärbter Augitsubstanz
auf. Die Vertheilung der grünen Stellen ist sehr wechselnd; bald
ist der grüne Kern concordant von der helleren Schale umgeben,
bald weichen Kern und Schale stark in ihrer Form von einander
ab, bisweilen ist der grüne Kern auf einige Flecke reducirt. Die
grün gefärbte Augitsubstanz ist pleochroitisch, ihre Farbe wechselt
zwischen gelbgrün und graugrün. Die Auslöschungsschiefe des
grünen Kernes ist geringer als die der hellen Schale. Fig. 5
zeigt einen Fall, wo man an einem Krystall mehrere Zonen an
ihrer verschieden grünen Färbung schon im gewöhnlichen Lichte
unterscheiden kann. Die Einsprenglingsaugite der Nephelinbasalte
lassen, wo sie vorkommen (Hohenstein), in Bezug auf ihre Farbe
ungefähr das umgekehrte Verhältniss erkennen; im Innern sind
sie hell, nach aussen zu wird ihre Färbung allmählich dunkler _
und nimmt nahe ihrem Rande einen violetten Stich an. Die Aus-
löschungsschiefe ändert sich dabei ebenso allmählich wie die
Färbung; und zwar wird sie von aussen nach innen zu grösser,
Im Allgemeinen kann man den Aufbau aus Zonen verschiedener
chemischer Zusammensetzung noch besser als durch die verschiedene
Färbung an dem Verhalten der Partieen im polarisirten Lichte
erkennen. Am schönsten und mannigfaltigsten tritt freilich die
Zonarstrucktur in den Gesteinen hervor, bei denen man schon
durch die Färbung einen solchen Aufbau erkennt. Doch ist die
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1. 4
Nie, 5.
durch Anwendung polarisirten Lichtes sich darbietende Schalen-
bildung viel reichlicher, als die Verschiedenheiten der Färbung
vermuthen lassen; an einem kleinen Krystall des Hirzsteins wurden
acht solcher Schalen gezählt. Bald legt sich genau concentrisch
Schale auf Schale, bald ist die Ueberlagerung unregelmässig, bald
treten im Innern nur einige abweichend auslöschende Flecken auf. Der
Unterschied in den Auslöschungsrichtungen ist verschieden, er kann
sich aber steigern bis auf 12° von Zone zu Zone. Eine andere
Art der Ablagerung von Augitsubstanz verschiedener chemischer
Zusammensetzung offenbart sich in den sog. Sanduhrformen, die
auch oft zu beobachten sind (Plagioklasbasalte). In einem Falle
(Gr. Steinberg) wurde bemerkt, dass die Ausfüllung des ursprüng-
lichen gabelförmigen Skeletts wieder in zwei verschiedenen Ab-
schnitten erfolgt war.
In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sind die Augit-
krystalle einfach aufgebaut, doch finden sich überall auch verzwil-
lingte Individuen. Die Zwillingsverwachsung (Zwillingsebene
das vordere Pinakoid) steigert sich bisweilen zu polysynthetischer
Lamellirung; so zeigte ein Krystall aus dem Nephelinbasalt von
Hohenkirchen so reiche Zwillingsstreifung, das man an einen
Plagioklas erinnert wird; doch setzen die Lamellen meist nicht
durch den ganzen Krystall hindurch. Häufiger als in den übrigen
Fällen zeigt sich Zwillingsaufbau bei den Plagioklasbasalten ohne
Glas. Bei ihnen tritt dann noch die weitere Eigenthümlichkeit
auf, dass sich zwei oder gewöhnlicher mehrere der säulenförmig
ausgebildeten Augite gegenseitig durchwachsen; die Individuen
schneiden sich dabei unter schiefen Winkeln. Es entstehen durch
a en m En en, el nein m na nn m nn u ann
51
diese Verwachsung knäuelartige oder sternförmige Gruppirungen von
Aueiten. die in den anderen Gesteinen nicht beobachtet wurden.
Neben diesen anscheinend nicht regellosen Verwachsungen kommen
rundliche Ansammlungen von Augiten hier und da vor (Hirzstein).
Formveränderungen kommen wie an Olivin, so auch an
Augit vor. Das Gestein des Gr. Steinbergs, welches an seinen
Olivinen Druckwirkungen erkennen liess, zeigt auch an seinen
Augiten solche Erscheinungen, Man findet gebogene Augitsäulen,
die eine stark wellige Auslöschung haben. (Fig. 6, 7.) In dem
Fig. 6. © Pie: 7.
auffallendsten Beispiele, das beobachtet wurde, waren die ursprünglich
parallel gelagerten Theilchen so weit aus ihrer Lage gebracht,
dass sie einen Winkel von 60° mit einander bilden, wie die
Werthe der Auslöschungsschiefen beweisen; dabei war zugleich
das am weitesten verschobene Ende des Krystalls abgebrochen.
(Fig. 7.) Auch in den Polarisationsfarben zeigen die Augite dieses
Gesteins Unterschiede ähnlicher Art, wie sie beim Olivin erwähnt
wurden. Manchmal variirt die Höhe des Tones auch unbestimmt
nach Flecken, in anderen Fällen zieht sich an den Spaltrissen
entlang eine andere Polarisationsfarbe, als der übrige Krystall sie
zeigt. Bisweilen geschieht es, dass ein solcher Krystall und mit
ihm die Spaltrisse eine Biegung erfahren haben, dann zeigen die
Durehschnitte im polarisirtem Licht ein an Tonnen erinnerndes
Aussehen. (Fig. 8) Auch hier ist der Zusammenhang zwischen
den Unterschieden der Polarisationsfarben mit den Wirkungen
eines Druckes überall evident. Zertrümmerungen von Krystallen
32
finden sich wie beim Olivin so auch beim Augit, und es giebt
Fälle, wo Trümmer dieser beiden Mineralien wie gewaltsam in.
einander gepresst erscheinen.
Eine bemerkenswerthe Bildung zeigt der Augit des Auers-
berges. Man findet grosse, mit blossem Auge im Schliff sichtbare
Haufen von vielen kleinen gelblichweissen Augitkörnern, die rundlich,
ohne deutliche Krystallflächen begrenzt sind nnd so dicht bei ein-
ander liegen, dass man Mühe hat, die Grenze des einen gegen
das benachbarte zu finden. Sie machen einen sehr frischen Ein-
druck und ihre Ähnlichkeit mit den kleinen Augiten der Grund-
masse ist deutlich. Einmal fand sich ein Kern eines gewöhnlichen
hell gefärbten Augits, um welchen herum eine breite Zone solchen
Haufwerks liegt. (Fig. 9.) Für zufällige Aggregationen von
Grundmassen-Augiten kann man diese Gebilde nicht halten, sonst
müssten sie doch auch die anderen Bestandtheile der Grundmasse,
besonders Magnetit, enthalten; aber davon sind sie ganz frei. Es
scheint auch eine gewisse Orientirung der Körner unter einander
zu bestehen, denn viele von ihnen löschen zugleich aus. Die
Verbindung mit dem Kern gewöhnlichen Augits scheint mir darauf
hinzudeuten, dass hier eine Umkrystallisation der Augitsubstanz
vorliegt. Die Erscheinung würde sich etwa erklären, wie die er-
wähnten farblosen Ränder um den- Olivin des Katzensteins, nur
dass dort die erweichte Substanz glasig erstarrte, hier aber
|
|
53
wieder krystallinisches Gefüge annahm. Der letztere Umstand
liesse sich wohl aus der grösseren Krystallisationskraft des Augits
erklären. Einen starken Grund gegen diese Annahme, dass die
Bildungen durch eine Schmelzung vorhandener Augite entstanden
seien, bildet aber die Thatsache. dass bei weitem nicht alle Augit-
krystalle, nicht einmal innerhalb eines Schliffes, die erwähnte Er-
scheinung zeigen, sondern meistens wohl erhalten geblieben sind.
Reicher als alle andern Gemengtheile der Gesteine sind die
Augite an Einschlüssen, und unter diesen überwiegen die von
Glas. Das Glas der Einschlüsse ist in der Regel farblos, doch
kommt bei den in der Grundmasse braunes Glas führenden Ge-
steinen solches auch eingeschlossen vor. Zum Unterschied vom
Olivin ist die Anzahl der Glas-Einschlüsse innerhalb eines Krystalls
sewöhnlich eine grosse und ihre Gestalt sehr unregelmässig; ihre
Vertheilung lässt nicht selten eine Tendenz zu centraler Anhäufung
erkennen. Jedenfalls ist die äusserste Zone des Krystalls in der
Regel frei von Einschlüssen. Im extremen Fall kann durch den
wechselnden Reichthum an Glaseinschlüssen eine Art Zonenaufbau
markirt werden. So zeigt ein grosser Krystall im Nephelinbasalt
von Hohenstein im Innern kleine aber äusserst zahlreiche Ein-
schlüsse farblosen Glases, darauf folgt nach aussen eine Zone mit
selteneren aber grösseren farblosen Einschlüssen, den Rand end-
lich bildet eine Zone fast ganz einschlussfreier Substanz. Merklich
ärmer an Glaseinschlüssen im Augit als die übrigen Gesteine sind
die Plagioklasbasaite 10—14. — Oft mit Glaseinschlüssen ver-
bunden, oft aber auch selbständig auftretend findet man ferner im
Augit schwarze Körner von Magneteisen eingeschlossen. Ganz
besonders reichlich finden sich derartige Interpositionen im Basalt
des Habichtsteins. Hier erfüllen sie grosse Krystalle von Augit
so vollständig, dass man die betreffenden Stellen mit blossem
Auge im Dünnschliff wahrnehmen kann. Die Erfüllung ist so
dicht, dass man bisweilen nur bei starker Vergrösserung die
Substanz des Augits als Bindemittel erkennt. Einige Male wurde
eine Anordnung der Magnetiteinschlüsse auf einer Zone parallel
den Umgrenzungen des Krystalls beobachtet. Weniger verbreitet
als Glas und Magnetit sind andere Einschlüsse; doch finden sich
solche von runden Gasbläschen (Hohenstein), von scharenweise auf-
tretenden Flüssigkeitströpfehen (Hohenstein), und hin und wieder
von einem Olivinkorn. In einem Falle zeigten sich viele zungen-
förmige gelbe Blättchen von schwachem Pleochroismus, alle unter
einander parallel und schief zu den Spaltrissen gelagert, etwa so,
wie sie der Hypersthen oft aufweist. Ihre Form und ihr Pleo-
chroismus deuten darauf hin, dass man es vielleicht mit Titan-
eisenglimmer zu thun habe.
54
In einem grossen grünen Augit im Basalt des Habichtsteins
tinden sich einige Körner eines bräunlich-gelben Minerals, das ich
für Titanit halte. Es erscheint in etwas verrundeten Durch-
schnitten, die noch entfernt an einen spitzen Rhombus erinnern.
Die Stärke der Brechung und der Doppelbrechung sind bedeutend.
Plagioklas.
Plagioklas tritt als Einsprengling in den Plagioklas-
basalten 3—-6 auf, aber immer nur sehr vereinzelt. Relativ am
reichlichsten ist er vorhanden im Gestein des Hirzsteins, welches
von den vier genannten Basalten auch in der Grundmasse am
meisten Plagioklas enthält. In diesem Basalt fand sich auch das
grösste beobachtete Individuum, ein Krystall von mehreren Milli-
metern Durchmesser. Andere massen nur 0,5 mm bis herab zu
0,15 mm im Durchmesser. Die Krystalle erscheinen nicht in
schmalen Leisten, sondern als breite Lappen, die unregelmässig
zackig begrenzt sind. Sie zeigen reichliche Zwillingslamellirung
nach dem Albitgesetz, vereinzelt auch eine nach dem Periklin-
gesetz eingeschaltete Lamelle.e. Die beobachteten Auslöschungs-
schiefen (auf dem seitlichen Pinakoid — 19° gegen die Spalt-
spuren der Basis) weisen auf Labrador. Sie besitzen aussen eine
nicht sehr breite Zone anderer Auslöschung, die auch dadurch
sich von dem Kern abhebt. dass sie einschlussfrei ist, während
dieser oft entweder ganz oder an der Grenze gegen die jüngere
Zone Einschlüsse mancherlei Art aufweist. Es finden sich an
Interpositionen Schaaren von Flüssigkeitströpfchen, dann braun-
rothe Blättchen von Ilmenit, auch Gasporen fehlen nicht. Auch
Plagioklaskrystalle wurden unter den Wirkungen des Druckes
zuweilen zertrümmert und zu einer Gruppe von Bruchstücken
umgewandelt.
ii. Die Grundmasse.
Ausgit.
Augit hat gewöhnlich den Hauptantheil an dem Aufbau der
Grundmasse.. Die Menge desselben ist nicht gerade starken
Schwanknngen unterworfen. Er tritt etwas zurück bei einigen
der glasfreien Plagioklasbasalte (Bühl), sonst erscheint er in
ausserordentlich zahlreichen Kryställchen am Gesteinsgewebe be-
theiligt. Die Grösse der einzelnen Krystalle schwankt etwa in
demselben Sinne und in demselben Maasse, wie die Körnigkeit
des betreffenden Gesteins.. Daher sind sie am grössten in den
anamesitischen Plagioklasbasalten (Gr. Staufenberg). Von da nimmt
ihre Grösse ab und verläuft bis zu den winzigsten Mikrolithen,
die sich besonders in den dichtesten Gesteinen finden (Deissel-
55
berg). — In den Glas führenden Gesteinen sind sie grünlich gelb
gefärbt, in den gröber körnigen Plagioklasbasalten meist licht
bräunlich. — Der Regel nach bilden sie wohlbegrenzte Krystalle
mit den gewöhnlichen Formen: «Px& (100), oP& (010),
oP (110), P (111). Doch machen einige der Nephelinbasalte
von dieser Regel eine Ausnahme (Hohenkirchen). Die hier zu-
gleich sehr hell gefärbten Augite sind von denen aller übrigen
Gesteine durch ihre unvollkommene Ausbildung unterschieden.
Nur die grösseren lassen Krystallflächen erkennen, die kleineren
verweben sich unter einander und mit den grösseren zu ver-
schwommenen Agsregaten mit wulstigen Rändern. Dabei sind sie
oft in der Richtung der vertikalen Axe so stark verlängert, dass
man von Nadeln reden kann. Idiomorphe Ausbildung kann man
an ihnen besonders dann wahrnehmen, wenn sie einzeln liegen,
etwa in einem Felde von Nephelin. — An solchen Krystallen,
welche dem Beschauer das vordere Pinakoid zuwenden, lässt sich
nicht selten ein geringer Pleochroismus, der etwa zwischen bräun-
lich grün und gelblich grün wechselt, constatiren (Hunrodsberg).
Zwillingsbildungen und schiefwinklige Durchwachsung mehrerer
Individuen sind zwar nicht die Regel, treten aber überall auf,
am häufigsten in den Plagioklasbasalten 10—14, deren grössere
Augite dieselben Erscheinungen zeigen. Bei dieser Gesteinsgruppe
ist überhaupt der Unterschied zwischen Einsprenglingsaugit und
Grundmassenaugit verwischt; in. der Form, der Art des Vor-
kommens und der Farbe stimmen beide überein, und in der Grösse
sind alle möglichen Uebergänge zwischen beiden vorhanden. Auch
die Einschlüsse der grossen, Magnetit und Glas, kehren in dieser
Gruppe bei den kleinen wieder. In geringerem Masse finden
sich diese Einschlüsse auch in den anderen Gesteinen wieder,
obgleich gewöhnlich die Substanz dieser Augite, besonders der
srünlich gelben, sehr rein ist. Dann und wann sieht man ein
Augitsäulchen quer gegliedert oder auch einmal gegabelt. Die
Augite der Grundmasse gruppiren sich bisweilen zu Aggregaten,
die man als Augen bezeichnen kann.
Plagioklas.
Der Plagioklas der nach ihm benannten Basalte tritt in
deutlichen Leisten auf. Bisweilen sieht man seine Durchschnitte
stets scharf und geradlinig begrenzt (Bühl), bisweilen sieht man
neben deutlichen Leisten auch verschwommene Grenzen (Gr.
Staufenberg) und im anderen Extrem (Deisselberg) findet man
wenig scharfe Leisten, die Begrenzungen der Krystalle sind nicht
sehr deutlich. Die Erscheinungen machen den Eindruck, als ob
im ersten Fall die Krystalle nach allen Seiten eine wohl ausge-
56
bildete Flächenbegrenzung haben, und dass dabei der tafelartige
Charakter nicht zu stark betont ist. Das Bild des zweiten Falles
würde entstehen, wenn relativ dünne Tafeln, wesentlich nur durch
die seitliche Endfläche begrenzt, durchschnitten werden. Im Falle
des Deisselberges mögen die Krystalle überhaupt der regelmässi-
gen Begrenzung entbehren und sich lappenartig gegenseitig unter-
und überlagern. Die Menge des Feldspaths in den Plagioklas-
basalten ist stets eine bedeutende, doch bilden sich durch Abnahme
derselben. die dann auch mit einer Verminderung der Grösse und
dem Eintritt von Glas verbunden ist, Uebergänge zu den Lim-
burgiten (Helfenstein, Habichtstein.. Während in den diesen
Uebergang herstellenden Gesteinen die Länge der Feldspathleisten
0,1 mm gewöhnlich nicht übersteigt. erreichen sie in den ana-
mesitischen Gesteinen Längen bis zu 0.6 mm, sodass beim Her-
stellen eines Schliffes von dem einsprenglingslosen Gestein des
Bühl die Feldspath - Durchschnitte zuerst durchsichtig werden.
Andererseits sinken die Dimensionen bis auf etwa 0,05 mm Länge
herab (Deisselberg, Kl. Staufenberg). Sobald grössere Plagioklas-
leisten auftreten. lagern sich die anderen Bestandtheile der Grund-
masse in die von jenen frei gelassenen Lücken. Sind dagegen
die Feldspathkrystalle kleiner, so sind die Gemengtheile mehr
gleichmässig mit einander gemischt, doch zeigen die Plagioklas-
leisten dann nicht selten Andeutungen von Fluidalstructur (Auers-
berg). Eigenartig und abweichend von allen anderen Gesteinen
ist die Art des Vorkommens dieses Minerals im Basalt des
Katzensteins. Hier bildet es die Füllmasse zwischen den dicht
sedrängten Augiten, die Leisten setzen, was sonst nicht vorkommt,
über die Augite und die anderen Bestandtheile hinweg fort, sodass
man annehmen muss, der Feldspath wurde hier nach, oder gleich-
zeitig mit den Augiten ausgeschieden. — Allgemein verbreitet
ist natürlich Zwillingsbildung nach dem Albitgesetz; die symme-
trisch zur Zwillingsnaht liegende Auslöschungsschiefe wurde oft
bestimmt. und ergab sich in der Mehrzahl der Fälle als zwischen
25° und 30° liegend, Abweichungen kamen vor einerseits bis
zu 12°, andererseits bis zu 34°. Der Charakter des Plagioklases
ergiebt sich daraus als der eines basischen Labradors. Nicht
selten gewahrt man auch einige nach dem Periklingesetz einge-
schaltete Lamellen (Bühl). Schnitte, die annähernd parallel dem
seitlichen Pinakoid geführt sind, kenntlich an der fehlenden Zwil-
lingsstreifung, zeigen im polarisirten Licht Andeutungen von zo-
nalem Aufbau, doch ohne deutliche Grenze der Zonen gegen
einander (Hirzstein. Habichtstein). In der tafelartigen Natur der
Plagioklase ist es begründet, dass sie beim Wachsen die Tafeln
mehr an Umfang als an Dicke auszudehnen streben; so kommt
—
—
SM
es, dass Querschnitte durch die Tafeln von diesem zonalen Auf-
bau nichts erkennen lassen. Die Durchschnitte parallel dem seit-
lichen Pinakoid sind oft an ihren Rändern mit feinsten schwarzen
Körnchen besetzt. Diesen Durchschnitten sehr ähnlich sind an-
dere, die sich im Basalt vom Auersberg finden. Sie sind rund-
lich oder polygonal umgrenzt, zeigen schwache, mitunter nur mit-
telst des Gypsblättchens vom Roth erster Ordnung erkennbare
Doppelbrechung und haben Einlagerungen von kleinen Augiten.
Da manchmal eine Art Feldertheilung bei ihnen vorkommt, und
da die Interpositionen bisweilen kranzartig geordnet sind, so
könnte man an das Vorhandensein von Leucit denken. Aber die
Aehnlichkeit mit den Durchschnitten parallel © P& (010) durch
die Plagioklastafeln ist so gross, dass eine scharfe Grenze zwi-
schen beiden nicht gefunden wurde. Die schwache Doppelbrechung
erklärt sich auch durch die Ueberlagerung mehrerer Lamellen und
die Feldertheilung kann auch so zu Stande kommen, dass eine
solche Lamelle nicht den ganzen Krystall durchsetzt. Für eine
scheinbare. äusserst schwache Doppelbrechung des Feldspaths ge-
währen auch die Gesteine vom Deisselberg und Kleinen Staufen-
berg gute Beispiele. — Die Substanz der Grundmassen -Plagio-
klase ist gewöhnlich vollkommen rein: nur vereinzelt finden sich
Einschlüsse in ihnen. Als solche sind am verbreitetsten winzige
Körncehen von Augit, es fehlen nicht solche von Apatit, selten
dagegen sieht man Einlagerungen von runden, schwarzen Erz-
körnern.
Sanidin.
Sanidin scheint nur in einigen Gesteinen vorhanden zu sein. Im
Feldspathbasalt vom Katzenstein sieht man zwischen den Augiten
der Grundmasse eine farblose, schwach doppelbrechende Substanz,
welche mit der sogen. Nephelin-Füllmasse grosse Aehnlichkeit hat.
So wurde denn diese Substanz anfangs auch als Nephelin ange-
sehen. Aber dies Mineral widersteht der Einwirkung von Salz-
säure vollständig. Manchmal bemerkt man an ihm eine zwillings-
mässige Zusammensetzung aus zwei Lamellen. die oft orientirt
auslöschen. So ist denn die Möglichkeit nicht abzuweisen, dass
dieser Feldspath Sanidin sei. An vielen Stellen ist er fein radial
strahlig -gefasert. und die Faserung wird deutlicher durch das
Behandeln des Schliffes mit Salzsäure. Da das Gestein auch
sonst Verwitterungs-Erscheinungen zeigt, so wird man in diesen
radial strahligen Partieen Zeolithe sehen dürfen. Sicherer als im
Basalt des Katzensteins ist Sanidin in dem Gestein des Hunrods-
berges nachgewiesen. Bei Aetzversuchen an Schliffen dieses Ne-
phelinbasaltes fand sich, dass Stellen, die sich äusserlich in nichts
or
0 0)
von dem Nephelin unterscheiden, die Fuchsinfärbung nicht an-
nehmen. Behandelt man solche Schliffe so lange mit Salzsäure,
bis man sicher sein kann, dass aller Nephelin gelöst ist (wobei
auch zugleich Olivin und Magnetit verschwinden), so bleiben diese
Stellen erhalten. Es sind breite, undeutlich begrenzte Lappen,
die hin und wieder auch eine zwillingsmässige Verwachsung (nach
dem Karlsbader Gesetz) zeigen und dann orientirt zur Zwillings-
naht auslöschen. Die Art des Vorkommens des Sanidins gleicht
ganz der des Nephelins, er bildet die Füllmasse zwischen den
Grundmassen - Äugiten.
Nephelin.
Der Nephelin findet sich ausser den Nephelinbasalten acces-
sorisch im Plagioklasbasalt vom Hirzstein. Seine Menge ist nir-
sends so bedeutend, dass er das Uebergewicht über den Aueit
der Grundmasse gewinnt. Er erscheint entweder als Untergrund
für die dicht darin eingestreuten Augite, gleichmässig über den
ganzen Schliff vertheilt (Hunrodsberg), oder er sammelt sich an
gewissen Stellen zu grösseren Partieen an, die andere Mineralien
nur als Einschlüsse enthalten und sonst rein sind (Rehtberg).
Häufig kann man bemerken, dass mehrere Nephelintheile, die
durch andere Bestandtheile der Grundmasse getrennt sind, zusam-
men auslöschen, ein Beweis, dass diese Theile einem einzigen
Krystall angehören müssen, in welchen die Augite und Magnetite
gleichsam nur als Interpositionen eingeschlossen sind. Es muss
sich also der Nephelin erst ausgeschieden haben, nachdem die
anderen Gemengtheile schon gebildet waren. Im Zusammenhang
damit steht, dass man recht selten einen vollständigen Durch-
schnitt durch einen Nephelinkrystall sieht. Einzelne Kanten da-
gegen oder einzelne Winkel kann man häufiger erkennen. Im
Basalt des Rehtberges, in dem die Ausbildung der Krystalle nach
Grösse und idiomorpher Umgrenzung am schönsten ist, tritt oft
eine feine Faserung parallel der Hauptaxe auf. — Immer in
augenartigen Anhäufungen ist der Nephelin in dem Plagioklas-
basalt des Hirzsteins vorhanden, dem eigentlichen Gesteinsgewebe
scheint er völlig zu fehlen. Im Durchschnitt zeigen sich diese
Stellen als farblose Flecke von niedrigem Relief; im polarisirten
Licht erkennt man, dass zahlreiche kleine, polyedrische Körner,
die im Durchschnitt als Polygone erscheinen, diese Ansammlungen
bilden. Doppelbrechung, Auslöschung und Verhalten gegen Salz-
säure sind die des Nephelins. Merkwürdig ist die häufig zu
beobachtende Verbindung dieser Nephelinnester mit Kugeln (im
Durchschnitt als Kränze erscheinend) von radial gestellten Augit-
kryställchen, die in ihrem Innern farbloses Glas enthalten. Ausser-
dem finden sich innerhalb der Nephelinnester des Hirzsteins regel-
mässig grosse Mengen von braunen Ilmenitblättchen. Es scheint,
dass derselbe Umstand, der zur Bildung der Augitkränze Veran-
lassung gab. etwa der Einschluss und die nachherige Einschmel-
zung eines fremden Minerals, auch die Entstehung der Nephelin-
höfe mit ihren Ilmenitblättchen bewirkt hat. Vom Centrum
anfangend sind manche dieser Nester in ein radial strahliges
Aggregat sphärolithischer Natur umgewandelt. Die Nädelchen, die
die Sphärolithen aufbauen, sind stärker doppelbrechend als der
Nephelin, und zwar, soviel man erkennen kann, positiv. Sie wer-
den als Natrolith zu deuten sein. — Die Substanz des Nephelins
ist überall recht rein und einschlussfrei. Nur die grösseren Par-
tieen zeigen sich durchzogen von langen, dünnen Nadeln von
Apatit, oder sie enthalten einige kleine Kryställchen von Augit.
In zwei Fällen fand ich Flüssigkeitseinschlüsse im Nephelin (Hun-
rodsbereg), das eine Mal angenähert parallel den Begrenzungs-
elementen des Wirthes geordnet.
Melilith.
Melilith wurde nur im Nephelinbasalt von Hohenkirchen
sefunden. Es findet sich nicht gerade selten im Gesteinsgewebe
zerstreut und stellt meist Rechtecke von 0,06 bis 0,13 mm Länge
dar, deren Breite etwa die Hälfte oder ein Drittel von der Länge
ausmacht. Auch annähernd achteckige Durchschnitte kommen
vor, sodass man auf eine Begrenzung der Krystalle durch die
Flächen OP (001), &P (110), «Ps» (100) schliessen kann. Die
Ausbildung der Krystalle ist eine tafelförmige nach der Basis,
ihre Farbe ein trübes Grünlichgrau. Das Relief und somit der
Brechungsexponent ist höher als beim Nephelin, die Doppel-
brechung aber noch niedriger, sodass man sie kaum ohne Gyps-
blättchen erkennen kann. Die Durchschnitte sind stark getrübt,
einmal durch Einlagerung winziger Mikrolithe (wohl Augite) an-
nähernd parallel der Basis, und dann durch Ausbildung einer
Pfiockstructur; die Pflöcke stehen zur kurzen Kante der Recht-
ecke parallel.
Magnetit.
Der Magnetit ist gewöhnlich reichlich vorhanden; in einigen
Fällen jedoch tritt er sehr hinter dem Titaneisen zurück (Bühl,
Gr. Steinberg, Gr. Staufenberg). Seine Körner, die sehr gleich-
mässig zwischen den anderen Gemengtheilen zerstreut liegen,
schwanken ziemlich bedeutend in der Grösse. 0,05 mm mag etwa
das Mittelmaass für die grösseren von ihnen sein; von da nimmt
die Grösse allmählich ab bis zu den kleinsten Dimensionen. Ver-
60
einzelt jedoch wachsen die Krystalle über diese mittlere Grösse
hinaus, so wurde im Limburgit der Schaumburg ein rundlich be-
grenztes Korn von 0,6 mm Durchmesser wahrgenommen, welches
in seiner Mitte bis auf ein Augitsäulchen oder ein Apatitnädel-
chen leere Höhlungen zeigt. In der Regel tritt der Magnetit in
scharfkantigen Dreiecken, Vierecken oder Polygonen auf, seltener
in rundlichen Körnern mit zackigen Rändern, die keine einfache
Beziehung zu Oktaödern erkennen lassen (Rehtberge). Während ge-
wöhnlich zwischen den grösseren und den kleineren Magnetiten
alle Uebergänge in der Grösse bestehen, sind im Basalt des
Katzensteins die Körner in zwei ziemlich scharf geschiedenen
Gruppen vorhanden. Die grösseren haben Durchmesser von 0,03
bis 0.07 mm, und schliessen nicht selten Augitkryställchen ein,
die kleineren dagegen, gleich scharf begrenzt, bleiben in ihren
Durchmessern unter 0,01 mm. Um vor Verwechselungen mit
Titaneisen sicher zu sein, wurden die Erzkörner in allen Fällen
auf die Löslichkeit in Salzsäure geprüft. Nach einer ein- bis
zweistündigen Einwirkung von etwa 40° warmer Salzsäure waren
die Magnetitkörner verschwunden. Nur die schwarzen Körner im
Basalt des Deisselberges widerstehen selbst mehrtägiger Wirkung
der Säure. Obgleich sie im Schliff in scharfen Dreiecken und
Vierecken auftreten, wie sonst die Magnetite, wird man sie da-
nach entweder für rhomboädrisches Titaneisen oder für stark
titanhaltiges Magneteisen halten müssen. — In den Glas führen-
den Gesteinen findet man Magnetit auch in der Form von Ske-
letten. Sehr zierliche derartige Bildungen enthält der Limburgit
der Schaumburg. Sie liegen an den Stellen, wo das Glas des
Gesteins zu grösseren Partieen sich sammelt, und färben dasselbe
so dunkel, dass man daran die fraglichen Stellen schon bei
schwacher Vergrösserung erkennt. Hier bildete das Mineral
schwarze, undurchsichtige Stäbe, die entweder einzeln, recht-
winklig von anderen Krystallen abstehend, in das Glas hinein-
ragen oder aber sich zu sehr zierlichen, tannenbaumartig ver-
zweigten Skeletten zusammensetzen. Die Stäbe stossen unter
Winkeln von ungefähr 120° an einander so, dass das eine Stäb-
chen gewissermaassen als Zweig an dem andern als Stamm an-
sitzt. Eine andere Art von Skeletten findet sich im Glas der
Basalte vom Hunrodsberg und Katzenstein. Es sind dies Bil-
dungen, die aus einzelnen keulenartig geformten Gliedern aufge-
baut sind. Ihnen fehlt die grosse Zierlichkeit, die die erst be-
sprochene Art auszeichnet.
61
Ilmenit.
Ilmenit tritt selten als herrschendes Erz auf (Bühl, Gr.
Steinberg, Gr. Staufenberg), in der Regel aber ist er ein unter-
seordneter Begleiter des Magneteisens. Ist das Titaneisen vor-
waltend, so bildet es schwarze, unregelmässig zackig begrenzte
Leisten, die recht ansehnliche Grösse erreichen können; im Basalt
des Gr. Staufenbergs werden sie bis über 0,5 mm lang. Wenn
sie klein werden, nehmen sie die Eigenschaften des Titaneisen-
glimmers an, und in dieser Form erscheint der Ilmenit gewöhn-
lich neben Magnetit. Er bildet dann breite, aber feine Lappen
mit unregelmässig verlaufendem gezähnten Rand. Hat der Schliff
solch’ Blättehen quer durchschnitten, so erscheint der Durch-
schnitt als feine schwarze Linie, die ganz die Form der grossen
Titaneisenleisten hat. Durch Auf- und Niederbewegen des Tubus
kann man von diesem Querschnitt aus den Verlauf des Blättchens
schräg nach unten verfolgen. Sehr steil einschneidende Lappen
erscheinen als Nadeln. Sie treten bisweilen zu je dreien zu einem
sechsstrahligen Stern zusammen, dessen Strahlen sich unter
Winkeln von 60° schneiden (Schaumburg, Hirzstein in den
Nephelinnestern). Nicht selten übertrifft einer der Strahlen die
beiden andern an Länge, etwa wie bei den Schlagfiguren der
Glimmer die charakteristische Linie. Es kommt auch vor, dass
ein Lappen sich an der Bildung zweier Sterne betheiligt. Alle
diese Blättchen, sofern sie nur einigermassen durchsichtig sind,
zeigen Pleochroismus: sie sind braun, wenn ihre Längenausdehnung
senkrecht zur Polarisationsebene des unteren Nicols steht, und
farblos bis gelb, je nach ihrer Dicke, in der dazu normalen Lage.
Sie besitzen starke Doppelbrechung derart, dass die Längsrichtung
der Durchschnitte mit der Axe der kleineren optischen Elastieität
zusammenfällt. Ein schönes Beispiel für das Vorkommen der-
artiger Ilmenite bietet der Plagioklasbasalt des Baunsberges.
Daneben finden sich oft bei Anwendung stärkerer Vergrösse-
rung dünne Nädelchen, die besonders im polarisirten Licht durch
ihre leuchtenden, goldgelben Polarisationsfarben in die Augen
fallen (Essigberg). Sie setzen sich oft rechtwinklig an Grund-
massenaugite an, oft stehen sie gruppenweise zu den beiden
Seiten einer gemeinsamen Axe von Magnetit. Ihre Grösse ist
äusserst gering, die Längenerstreckung wechselt zwischen 0,006
und 0,018 mm. In Bezug auf ihre Doppelbrechung, ihren
Pleochroismus und ihre Auslöschung stimmen sie mit den Blättchen
von Titaneisen überein. Dr. Rınnz!) hat es wahrscheinlich ge-
!) Ueber Limburgite aus der Umgebung des Habichtswaldes.
62
macht, dass die Nädelchen Titaneisenglimmer sind, dessen Tafeln
stark einseitig ausgedehnt sind. Diese Ansicht findet eine Stütze
darin, dass sie von Salzsäure nur schwer angegriffen werden.
Eisenglanz.
FEisenglanz scheint hier und da neben dem Ilmenit vor-
zukommen, aber immer nur sehr untergeordnet und in äusserst
geringer Menge. Es finden sich nämlich Blättchen, deren Um-
grenzung ein gleichseitiges Dreieck oder ein Sechseck mit gleichen
oder ungleichen Seiten ist (Deisselberg, Baunsberg, Kl. Staufen-
berg). Im Querschnitt erscheinen sie als kurze Stäbe; ihre
Formen haben immer etwas Glattes gegenüber dem Unregel-
mässigen, Zerhackten des Ilmenits. Auch ihre Farbe ist ein
kräftigeres Braun, als das der Ilmenitlappen. Ferner unterscheiden
sie sich von diesen durch ihre geringere Grösse; die Breite der
Tafeln resp. die Länge der Stäbe beträgt höchstens 0,03 mm,
gewöhnlich nur halb so viel. Von Pleochroismus und Doppel-
brechung ist gewöhnlich nicht viel zu bemerken, wohl wegen zu
grosser Undurchsichtigkeit der Täfelchen.
Glimmer.
Glimmer kommt in einigen Plagioklas- und Nephelinbasalten
vor (Gr. Staufenberg, Hunrodsberg), aber er spielt nirgends eine
bedeutende Rolle. Es sind braune Lappen, die nur, wenn sie
grösser werden (Gr. Staufenberg), ihre Spaltbarkeit zeigen. Kennt-
lich sind sie an ihrem Pleochroismus; doch sind ihre Eigen-
schaften zu wenig von denen des Titaneisenglimmers verschieden,
als dass man in jedem speciellen Falle eine Entscheidung über
die Natur des vorliegenden Blättchens treffen könnte. Nur sind
die Farben des Biotits durchschnittlich etwas dunkler als die des
Titaneisenglimmers.
Apatit.
Apatit wurde in den untersuchten Gesteinen niemals ver-
misst. Er bildet lange, bisweilen quer gegliederte, bisweilen an
den Enden gegabelte Nadeln. Nur selten (Rehtberg) wurde eine
durch Interpositionen hervorgerufene Bestäubung bemerkt. In dem
Basalt vom Habichtstein tritt der Apatit noch in einer anderen
Gestalt auf. Er erscheint nicht in der Form langer Nadeln,
sondern als sechseckige Säulen, deren Längendurchmesser den
Breitendurchmesser nicht stark überragt. Eine Säule mit pyra-
Sitzungsber. d. K. preuss. Akad. d. Wiss., Math.-naturw. Kl., 1889,
p. 1007.
63
midaler Endigung mass 0,3 : 0,08 mm, Querschnitte, die deut-
liche Sechsecke sind, 0,05—0,13 mm. Während diese Krystalle
sich als Einschluss in grünem Augit finden, erreicht ein stark
verrundeter Krystall, der frei im Gesteinsgewebe liegt, noch be-
deutendere Dimensionen, nämlich 0,4 : 0,25 mm. Einige dieser
Apatite sind dicht erfüllt von schwarzen strichartigen Einschlüssen,
welche orientirt zu den Begrenzungselementen eingelagert sind.
Sie liegen so, dass die Längsrichtung der Striche der Hauptaxe
des Wirthes parallel geht, und ferner sind sie, wie man auf Quer-
schnitten erkennt, in lauter den Prismenflächen des Apatits parallel
gehenden Flächen angeordnet.
In den glasreichen Buchten des Limburgits der Schaumburg
erscheint nicht gerade selten ein Mineral, welches nicht in
Krystallen, aber doch in einer ihm eigenthümlichen Form auftritt.
Es stellt sich dar als hörnchenartige Gebilde, die bisweilen in
der Mitte ein Loch haben. In der Breite messen sie ungefähr
0,003—-0,006 mm, ihre Länge beträgt 0,012—0,02 mm, selten
werden sie länger. Sie sind wasserhell und zeigen eine schwache
Doppelbrechung: in ihrer Längsrichtung liegst die Axe kleinerer
optischer Elastieität. Eine Eigenthümlichkeit von ihnen ist, dass
sie innerhalb eines bestimmten Bezirks nicht regellos durchein-
ander liegen, sondern dass sie alle einer oder zwei Richtungen
parallel gelagert sind. Auch Dr. Rınıe hat in den von ihm
untersuchten Limburgiten solche Körper gefunden. Ueber ihre
Natur konnte nichts weiter festgestellt werden, als dass sie in
Salzsäure unlöslich sind.
Glas.
Glas findet sich ausser in den Limburgiten auch in einer
Gruppe der Plagioklasbasalte und in einem Nephelinbasalt (Hohen-
kirchen).. Seine Menge bleibt immer hinter der der anderen
Gemengtheile zurück. Unter den Plagioklasbasalten bietet die
Reihe: Helfenstein, Habichtstein, Auersberg, Hirzstein eine recht
hübsche Stufenfolge von grösserer und geringerer Glasführung bis
zur Glasfreiheit, verbunden mit einer Zunahme der Plagioklase
an Menge und Grösse, während die Struktur ungeändert bleibt.
In dieser Reihe, wie auch bei den Limburgiten kann man be-
merken, dass das Glas um so heller gefärbt ist, je weniger da-
von vorhanden ist. Es ist nämlich braun in den glasreicheren
Gesteinen (Helfenstein, Schaumburg), farblos in den glasarmen
(Auersberg). Bei den genannten Plagioklasbasalten und den Lim-
burgiten bildet das Glas gleichsam den Kitt, der die übrigen
Gemengtheile zusammenhält. Anders ist sein Vorkommen in den
64
übrigen Fällen, wo es immer farblos ist. Es nimmt die kleinen
und schmalen Lücken ein, die die anderen Gemengtheile zwischen
sich lassen (Bühl). In eigenartiger Weise erscheint es im Nephelin-
basalt von Hohenkirchen. Hier bildet es rundliche Partieen, die
nur hier und da einen kurzen Ausläufer aussenden. Diese kugelige
Zusammenziehung ist vielleicht dadurch ermöglicht, dass dem
Glase infolge des Fehlens so breiter Krystalle wie Feldspath-
tafeln bis zum letzten Moment vor der Verfestigung die freie
Beweglichkeit durch nichts gehindert wurde. Aber das Auftreten
von Glas in einem Nephelinbasalt, noch dazu in dieser Form,
ist so auffällig, dass man versucht ist, diese Gebilde nicht als
Glas, sondern als ein reguläres Mineral, etwa Hauyn, anzusprechen.
Dagegen spricht indessen die für Hauyn zu unregelmässige Form,
dann das Fehlen der bei Hauyn gewöhnlich vorhandenen Strich-
systeme und endlich die Unlöslichkeit in concentrirter Essigsäure.
— Allgemein birgt das Glas in seinem Innern krystallitische und
skelettartige Bildungen (Schaumburg, Katzenstein) von mannich-
facher Form und Erscheinungsweise. Das chemische Verhalten
des Glases wechselt, steht aber in keinem Zusammenhang mit
der Farbe desselben. Unangreifbar in kalter Salzsäure ist es
bei den Plagioklasbasalten 3-—-5; in den anderen Fällen bildet
es damit eine Gallerte, die sich mit Fuchsin färben lässt. In
dem Basalt vom Habichtstein zieht sich das braune Glas nicht
selten zu Kugeln zusammen, auf deren Oberfläche alles färbende
Pigment concentrirt ist. Im Durchschnitt erscheinen diese Kugeln
als Wälle dunklen braunen Glases, welche einen Hof umgeben,
in dem alle Gesteinsbestandtheile gerade so wie ausserhalb des-
selben vorhanden sind, dessen Glas aber farblos ist. Der braune
Rand ist besonders reich globulitisch gekörnt.
Durch Verwitterung entstandene Mineralien.
Abgesehen von dem Rand von Serpentin, welcher so oft die
Olivine umgiebt, erscheint dieses Mineral auch bisweilen, ohne dass
die Olivinkrystalle des Gesteins verwittert sind (Baunsberg). Die
Substanz setzt sich auf Krystallen in feinen Fäserchen ab, welche
senkrecht zur Unterlage stehen, und füllt im Gestein vorhandene
Löcher aus. DBisweilen ordnet sie sich zu zierlichen Sphäro-
lithen, die im polarisirten Licht ihr schwarzes Interferenzkreuz
zeigen. Oft mit diesen grünlichen Massen zusammen. oft aber
auch allein, findet sich Kalkspath ein, der sich in einzelnen
Körnern oder Gruppen von solchen, seltener in Schnüren (Gr:
Staufenberg) ansiedelt. Der Nephelinbasalt von Hohenkirchen ist
so reich an Kalkspath, dass seine weissen Schnüre mit blossem
Auge im Handstück deutlich zu erkennen sind. Im Mikroskop
69
erkennt man bei dem letztgenannten Gestein, dass an allen den
Stellen, wo ein Augit gegen eine Kalkspathmasse grenzt, dieser
mit einem Wulst überzogen ist, der dadurch zu Stande kommt,
dass die Kalkspathkryställchen sich alle senkrecht auf dem Augit
ansetzen.
Quarzeinschlüsse.
Die unter 1—6 aufgeführten Gesteine haben hier und da ein
ihnen fremdes Quarzkorn eingeschmolzen. Diese Einschlüsse
sind gekennzeichnet durch eine Hülle von Augit, dessen einzelne
Krystalle ihre gemeinsame Basis auf einem mehr oder weniger
kugelähnlichen Gebilde haben, und dessen frei auskrystallisirte
Enden nach innen gerichtet sind, dem Quarzkorn entgegen. An
diesen eigenartig geformten Kränzen von Augiten kann man die
Einschlüsse erkennen, auch wenn das eingeschmolzene Mineral
nicht mehr vorhanden ist. Alle Stadien der Einverleibung des
fremden Körpers kann man beobachten. War das Quarzkorn
gross, oder waren es deren mehrere, so konnte es nicht ganz
resorbirt werden, sondern blieb erhalten und zeigt noch seine
Sprünge und Flüssigkeitseinschlüsse. Rings um seinen Rand liegt
dann eine Zone gelblichen Glases, in welches von aussen nach
innen die sehr klaren und hellen Augitsäulen hineinragen. Kleinere
Individuen dagegen wurden ganz aufgelöst und es blieben nur die
Säume von Augit mit ihrem hellen Glas übrig. Wenn man Augit-
kränze findet, in deren Innern das dunklere Gesteinsglas vor-
handen ist, so muss man annehmen, es sei nachträglich hinein-
geflossen; in diesem Falle findet man auch scharf begrenzte kleine
Magnetite zwischen den Augiten vor, die in den früheren Stadien
fehlen. Ein Färbeversuch an einem Schliff des Basaltes vom
Habichtstein zeigte, dass das helle durch die Schmelzung ent-
standene Glas von Salzsäure leicht angreifbar ist, im Gegensatz
zu dem dunklen Glase der Grundmasse. Der Vergleich wird
dadurch erleichtert, dass dieses letztere gerade in der Umgebung
von solchen Quarzeinschlüssen sich zu grösseren Partieen anzu-
sammeln liebt. Beim Hirzstein. dessen Gestein glasfrei ist, hat
die Einverleibung des fremden Minerals Anstoss zur Bildung von
Nephelin und Ilmenitlappen gegeben, die sich um den Augitkranz
herumlagern.
li. Structur, Classification und Vorkommen.
Was die Structur der untersuchten Gesteine anbetrifft, so-
weit sie nicht durch obige Darstellung bereits erörtert ist, so
kann man die deutlich porphyrischen von denen scheiden, bei
welchen alle Bestandtheile mehr gleichmässig körnig sind. Der
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIll. 1. )
66
porphyrische Charakter der ersteren wird bedingt durch den deut-
lichen Gegensatz zwischen einer feinkörnigen Grundmasse und
eingesprengten Krystallen, insbesondere von Augit, die sich nach
Grösse, Farbe und Form von den Augiten der Grundmasse unter-
scheiden. Die Eigenschaften der beiden Arten von Augit (in
einigen Fällen auch Plagioklas) sind so sehr von einander ver-
schieden, dass man mit Sicherheit eine Ausbildung in zwei
Generationen daraus folgern kann. Die meisten der hierher zu
rechnenden Gesteine führen Glas, ihre Plagioklasleisten, die nicht
sehr gross werden, zeigen oft Fluidalerscheinungen. Zu den Ge-
steinen mit deutlich porphyrischem Charakter gehören die beiden
Limburgite, von den Plagioklasbasalten die Gesteine des Helfen-
steins, Habichtsteins, Auersbergs, Hirzsteins, von den Nephelin-
basalten das des Hohensteins. Weniger ausgeprägt ist der por-
phyrische Charakter bei den Nephelinbasalten vom Rehtberg und
von Hohenkirchen, weil sie sehr wenig Einsprenglings-Augite haben.
Das Gestein des Katzensteins steht nach seiner Struktur etwa in
der Mitte zwischen den entschieden porphyrisch struirten und
denen, die keinen so starken Wechsel in den Eigenschaften ihrer
Mineralien hervortreten lassen. Bei diesen fehlen Einsprenglings-
Feldspathe immer, doch kommen Augite vor, die sich durch ihre
Grösse vor den Augiten der Grundmasse auszeichnen. Im Uebrigen
aber sind sie durch nichts von diesen unterschieden. Man wird
sie nicht als Vertreter einer älteren Generation ansehen dürfen.
Die ansehnliche Grösse der Plagioklasleisten und die relative
Kleinheit der Olivinkrystalle bringen den gleichmässig körnigen
Eindruck hervor. Hierher gehören von den Plagioklasbasalten
die Gesteine des Baunsberges, Baumgartens, Gr. Staufenberges,
Gr. und Kl. Steinberges. Ihnen schliesst sich an der Nephelin-
basalt des Hunrodsberges. Dieselbe Struktur, aber. ins Fein-
körnige übersetzt, zeigen die sich sehr ähnlichen Gesteine des
Kl. Staufenberges und des Deisselberges. Der Basalt vom Bühl
bildet eine Gruppe für sich; er ist characterisirt durch die be-
sonders schöne Leistenform seiner Plagioklase, zwischen die sich
in geringer Menge ein globulitisch gekörntes Glas in der Form
einer Zwischenklemmungsmasse drängt. Grössere Augite fehlen
ihm ganz und Olivin ist nur in spärlichen und auffallend kleinen
Individuen vorhanden. Von denen der zweiten Gruppe nähert
sich ihm in der Struktur am meisten das Gestein des Bauns-
berges.
Von den Gesteinen wurden einige einer chemischen Analyse
unterworfen. Bei dem Gange derselben habe ich mich an den
von Prof. JannascHh und seinen Schülern geübten Weg gehalten,
67
insbesondere, wie ihn Wırzıams!) und MöLter?) wiedergegeben
haben. Dabei fand denn auch ich jene noch nicht identificirte
Substanz, welche in den Analysenresultaten als X figurirt. Sie
zeigt mit der Titansäure in so fern Verwandtschaft, als sie mit
Fluorwasserstofisäure, im Gegensatz zur Kieselsäure, nicht flüchtig
ist. Die Widerstandsfähigkeit des Körpers gegen schmelzendes
saures schwefelsaures Kalium, die übrigens keine absolute ist,
liesse auf Niob- (und Tantal)säure schliessen (Fresenius, Qualitative
Analyse, 15. Aufl.,. 1886, p. 503). In einer Phosphorsalzperle
löst sie sich, aber langsam. und ertheilt ihr im Reduktionsfeuer
eine violette Färbung, während die Oxydationsperle farblos mit
einem geringen grünlichen Stich ist, der in der Hitze deutlicher
hervortritt. Es gelang auch, mit dieser Phosphorsalzperle die für
Niob- und Tantalsäure angegebene mikrochemische Reaction her-
vorzubringen. (RosexguscH, Mikroskop. Physiographie der Mine-
ralien, 1885, Bd.I, p. 237.) Was die geringe Menge der durch
Schwefelwasserstoft fällbaren Sulfide angeht, so lässt sich unter
ihnen Platin nachweisen; die Lösung derselben in Königswasser
liefert, nachdem die überschüssige Säure verdampft ist, mit Sal-
miak die regulären gelben Krystalle des Platinsalmiaks. In der
That erleidet der Platintiegel bei der Operation des Schmelzens
mit saurem schwefelsauren Kalium in der Regel eine Gewichts-
abnahme. Aber so gering die Menge der Sulfide ist, sie ist doch
grösser, als dem Gewichtsverlust des Tiegels entspricht; es müssen
also Schwermetalle in ganz minimalen Mengen Theil an dem Auf-
bau der Gesteine haben.
Erwähnt sei, dass die Bestimmung der Kohlensäure und des
Wassers durch direkte Wägung der in Absorptionsröhren auf-
gefangenen Substanzen geschah. Eisenoxydul und Eisenoxyd neben
einander bestimmte ich, indem ich die Substanz mit Schwefelsäure
unter einer Kohlensäure-Atmosphäre im Einschlussrohr aufschloss
und dann mit Chamäleonlösung titrirte.
Die feinen Pulver der Gesteine geben über Schwefelsäure
durchschnittlich 0,4 pCt. hygroskopisches Wasser ab; die Analysen-
resultate beziehen sich auf im Exsiccator getrocknetes Pulver.
Es möge nun eine kurze Charakterisirung der einzelnen Vor-
kommen folgen.
1. Limburgite.
Die Schaumburg erhebt sich als flache Kuppe westlich
vom Dorfe Hoof. An ihrer Spitze tritt das Gestein durch den
!) Ueber den Monte Amiata und seine Gesteine. Neues. Jahrb. f.
Min. etc., 1887, Beil., Bd. V, .p. 381.
2) Petr. Untersuchung einiger Gesteine der Rhön. Neues Jahrb,
f. Min. etc., 1888, I, p. 81.
5*
68
Ackerboden zu Tage. Es ist ein dichtes, etwas fettglänzendes
Gestein mit Olivineinsprenglingen. U. d. M. zeigt sich, dass die
Grundmasse aus dicht gedrängten grün-gelben Augiten, Magnet-
eisen, dem unerkannten weissen Mineral und braunem Glas be-
steht, in welchem reichlich Globulite, Skelette von Magnetit und
auch Ilmenit liegen. Als Einsprenglinge erscheinen reichlich
Olivin, weniger Augit. Das Glas wird von kalter Salzsäure an-
gegriffen und entfärbt sich damit. Kalkspath und Serpentin kommen
als Zersetzungsprodukte vor. Analyse:
BIOS ee en 2129 2m:
IN Ü A N
Eo903.7° 27.0 Role
eos re ro
U ee alone;
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Nas 0 "er. re ar RO ER
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Po05.%... 0 Pe yo
See:
ee ÜRLD-. #2
VOR N en
ne
101,56 ptCt.
Spec. Gew.: 3,069 bei 19° C.
Der hohe Gehalt an Magnesia erklärt sich durch die reich-
liche Führung von Einsprenglings-Olivin. Die Alkalien scheinen
im Glase zu stecken, denn die beim Aetzen des Dünnschliffs er-
haltene Salzsäurelösung scheidet beim Eintrocknen Würfel von
Chlornatrium ab. Der gegenüber anderen Analysen von Limburgit
etwas zurücktretende Kalkgehalt dürfte seine Erklärung in dem
sparsamen Auftreten grösserer Augite finden.
Der Essigberg liegt westlich von Cassel an dem Wege
von Hoof nach Ehlen. Er ist an zwei Stellen durch Steinbrüche
aufgeschlossen, und beide Brüche dienen zur Gewinnung basaltischen
Tuftes In dem einen liegt über dem Tuff eine lehmige Schicht;
darüber befindet sich eine etwa \/a m mächtige Decke, die aus
Limburgit besteht. Es ist ein durch anfangende Verwitterung
mattes, glanzloses Gestein mit Einsprenglingen von Olivin. U.d.
M. sieht man, dass der Augit der Grundmasse reichlicher, das
Glas spärlicher und heller braun gefärbt ist als bei dem vorigen,
69
Im Glase liegen schwarze Globuliten und Nädelchen von Ilmenit,
Masnetit, Apatit. Porphyrische Einsprenglinge von Augit sind
spärlich, reichlicher ist Olivin mit Serpentinrändern. Quarzein-
schlüsse kommen vor. Das Glas wird durch Salzsäure angegriffen.
2. Plagioklasbasalte.
Der Helfenstein ist eine Klippe auf dem Tuff des Dörn-
berges, nördlich vom Dorfe Dörnberg. Ein graues, etwas fett-
glänzendes Gestein mit grösseren Einsprenglingen von Augit und
kleineren von Olivin. U. d. M. zeigt sich die Grundmasse zu-
sammengesetzt aus kleinen Feldspathleisten. gelblichen Augiten,
Magnetit und reichlichem braunem Glas, in dem schwarze Globu-
lite und krystallitische Gebilde liegen. Von porphyrischen Ein-
sprenglingen ist Augit etwas reichlicher als Olivin, ersterer mit
grünen Kernen und Zonenstructur. Schöne Quarzeinschlüsse.
Das braune Glas der Grundmasse färbt sich nach dem Anätzen
des Schliffes mit Salzsäure nicht mit Fuchsin. Das Gestein
nähert sich sehr einem Limburgit. |
Der Habichtstein erhebt sich westlich von der Chaussee,
die Ehlen mit Dörnberg verbindet, in der Nähe der Colonie
Bodenhausen. Seine schroffe Klippe, die über die Bäume des
umgebenden Waldes hinausragt, wird als Aussichtspunkt besucht.
Ein dichtes, etwas fettglänzendes Gestein, aus dessen Grundmasse
sich Einsprenglinge von Augit und etwas Olivin abheben. U. d.M.:
Die Grundmasse ist der des vorigen sehr ähnlich, nur die Plagioklas-
leisten werden durchschnittlich etwas grösser. Neben diesen er-
scheinen Augit, Magnetit, braunes Glas, welches bisweilen dunkle
Ringe bildet. Einsprenglinge von Augit mit grünen Kernen,
Olivin, einmal Plagioklas. Manche Augite sind ganz erfüllt von
kleinen Magnetitkörnern, sodass sie mit blossem Auge im Schliff
sichtbar sind. Im Augit finden sich die beschriebenen Einschlüsse
von grösserem Apatit und Titanit. (?) Quarzeinschlüsse, Kalk-
spath und Serpentin kommen vor. Das braune Glas zeigt schwarze
Skelettbildungen, es ist von kalter Salzsäure unangreifbar.
Der Auersberg ist eine flache Erhebung im Süden von
Dörnberg.. An einigen Basaltsäulen, die im Walde zu Tage
treten, fing man bei meinem Besuch der Oertlichkeit an zu brechen.
Dichtes mattes Gestein mit vielen Olivinknöllchen, seltener Augit-
einsprenglingen. U. d. M. zeigt sich die Grundmasse ähnlich der
der beiden vorigen zusammengesetzt, doch ist weniger Glas vor-
handen und dieses ist sehr hellbraun, fast farblos. Es enthält
weniger Globuliten. Einsprenglinge von Augit, Olivin, selten
Plagioklas. Umschmelzungen von Augit. Leucit? Das Glas färbt
sich nicht mit Fuchsin.
70
Der Hirzstein liegt am südlichen Abhang des Habichts-
waldes, nördlich vom Dorf Elgershausen. Da sein Gestein als
fester und glatter Baustein geschätzt ist, wird es in einem grossen
Steinbruch gewonnen. Es ist ein mattes, dichtes Gestein, welches
hier und da Löcher hat, in denen sich Kalkspath in verrundeten
Krystallen und kugeligen Warzen angesiedelt hat. U.d.M. zeigt
sich, dass es in Structur und anderen Eigenthümlichkeiten (Quarz-
einschlüsse, Augit mit grünen Kernen) mit den vorigen überein-
stimmt. Aber der Grundmasse fehlt das Glas. Der Feldspath
ist dagegen reichlicher vorhanden und seine Krystalle sind etwas
grösser ausgebildet. Porphyrisch eingesprengt sind Augit, weniger
Olivin und, etwas reichlicher als bei den vorigen. Plagioklas.
Augitkränze in der characteristischen Form deuten auf Einschlüsse
von Quarzkörnern. Accessorisch kommt Nephelin vor, in Nestern,
die oft mit den Augitkränzen verbunden sind. Ilimenit, Apatit,
Kalkspath. Das Gestein zeigt manche Zertrümmerungserscheinungen.
Analyse:
Slam ei din pe
Ale055 . ai. 2 sn... 4,83.
BesOs u N. nase. RE
ReOss.: 3: drei
0309: arte ae
M29;:115 220 En 18908
Kst... ae
Nas9.: 2,2288: DI
MnO,N,= ste 2440
TiO2 :5.,,2. er. endabae
Kt ee
BO. errre
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Cha: SERIE VER
Os: RE
DO er Is
19076 7%
Spec. Gew.: 2,9936 bei 26°C.
Glühverl.: 0,40 pCt.
Die grosse Menge Kohlensäure kann nicht in Erstaunen setzen,
wenn man bedenkt, dass in Drusenräumen mehrere Millimeter
grosse Kalkspathkrystalle sichtbar sind. Es wurde natürlich ver-
mieden, makroskopisch sichtbaren Kalkspath in das Gesteinspulver
hineinzubringen; was aber in mikroskopischen Hohlräumen vor-
handen war, wurde nicht entfernt. H
4 ac 2 Be ware
71
Der Katzenstein erhebt sich frei im Felde nördlich von
der Chaussee von Cassel nach Dörnberg, nicht weit von diesem
Dorf. An seinem nördlichen schrofferen Abhang tritt das Gestein
zu Tage und zeigt dort vielfach schlackige Ausbildung. Es ist
ein dichtes, infolge von beeinnender Verwitterung matt aussehendes
Gestein. U.d.M. zeigt der reichlich vorhandene Olivin die be-
schriebenen glasigen Ränder. Einsprenglings-Augite sind sehr selten.
Der Feldspath, der vielleicht zum Theil Sanidin ist, bildet den
Untergrund für den Grundmassen-Augit und ist oft radial strahlig
gefasert. Der Magnetit in zwei durch die Grösse der Körner
unterschiedenen Gruppen. Ilmenit und Apatit kommen vor. Farb-
loses Glas ist vorhanden: es umschliesst zweierlei Arten von
skelettartigen Bildungen und färbt sich mit Fuchsin. Die Olivine
beginnen sich in Serpentin umzuwandeln.
Der Baunsberg ist eine umfangreichere Erhebung im
Süden vom eigentlichen Habichtswald, genau südwestlich von Cassel
- gelegen. Er ist an seiner Ostseite durch einen grossen Stein-
bruch aufgeschlossen. Der Basalt zeigt schöne Säulenabsonde-
rungen derart, dass die Säulen nach einem an der Spitze gelegenen
Centrum convergiren, wie die Hölzer eines aufgeschichteten Meilers.
Das Gestein hat schon von ZirkeL (Mikrosk. Zusammensetzung
und Structur der Basaltgesteine p. 120) eine Untersuchung er-
fahren. Es ist ein anamesitisches, im reflectirten Licht flimmerndes
Gestein, welches einige Olivinaugen und grössere Augite ein-
gesprengt enthält. Im polarisirten Licht betrachtet bietet ein
Dünnsehliff infolge der Grösse der Plagioklase und der gleich-
mässigen Mischung der nach Grösse nicht stark verschiedenen
Gemengtheile ein farbenprächtiges Bild. Der Olivin ist an den
Rändern ein wenig serpentinisirt. Augit bei ihm und allen folgenden
Gesteinen ohne grüne Kerne. Plagioklas, Magnetit, Augit, unter-
geordnet Ilmenit, Eisenglanz, Apatit. Als Zersetzungsproducte
erscheinen: Kalkspath und eingewanderter Serpentin.
Der Bühl erhebt sich frei und unbewaldet süd-süd-östl. vom
Dorfe Weimar; er zeigt sehr ausgedehnten Steinbruchsbetrieb.
Auch dieses Gestein ist schon beschrieben und analysirt worden
(Möst, IX. Bericht d. Offenbacher Vereins f. Naturk., Offen-
bach a. M., 1868). Der Steinbruch hat gegen die damalige Zeit eine
bedeutende Erweiterung erfahren; doch ist die Axe des Berges bis
zum heutigen Tage stehen geblieben, wohl, weil ihr Gestein eine sehr
plumpe und unregelmässige Absonderung zeigt und deshalb schwer zu
bearbeiten ist. Die ringsum gegen die Axe fast horizontal liegenden
Säulen, die viel kleiner und regelmässiger sind, als die die Axe
bildenden Säulen, sind schon in hohem Masse aufgearbeitet. Es
ist ein anamesitisches, sehr gleichmässig gebautes Gestein, ohne
1%
alle Einsprenglinge. U. d.M. zeigt sich, dass Plagioklas der bei
weitem überwiegende Gemengtheil ist. Seine Leisten sowie seine
Zwillingslamellen sind hier breiter als gewöhnlich, die hohen
Werthe der symmetrisch zur Zwillingsgrenze sich ergebenden Aus-
löschungsschiefen (bis 33°) und die Schiefe auf dem seitlichen
Pinakoid (28°, 30°) sprechen für einen sehr basischen Labrador.
Zwillingsverwachsungen nach dem Albit-, Periklin- und Karlsbader
Gesetz kommen vor. Augit als Einsprengling wurde nicht be-
obachtet, Olivin ist selten und klein, das herrschende Erz ist
Ilmenit. Schwarz gekörntes, an sich farbloses Glas tritt als
Zwischenklemmungsmasse zwischen den Plagioklasen auf. Apatit
und etwas Kalkspath erscheinen. — Von den drei folgenden
Analysen sind I. und II. die von Moenz angegebenen, III. die
von mir gefertigte.
T. 1. II.
S102.223,.250:98 50,76 53,83
AbO3;3 . 12,80 14,50 19,89
F&03 . 4,32 4,26 6,87
ReOr 2.2808 6,93 4,09
MsO. . 5,94 6,75 5,56
Car. 220824 1.55 7,68
KOT EN 0,85 0,72
Na20: 453328 2,92 3,02
MnO 0,21
NO if! 8,00 1.13
x 0,61
BOSEAMOHTS 0,156 0,26
SOSE: Sp. 0,031 Sp.
el. Eroxol 0,005 0,05
OR TKOR 0,20 0532
50222. 221.,65 un) 0,84
99,505 99,692 101,64
Spec. Gew. (Pulver): 2,8971 2.803 2,9114
- - (Gestein): 2,8667 2,8582
Glühzunahme 0,21 pCt.
Der hohe Kieselsäure- und Thonerdegehalt meiner Analyse
steht mit dem Vorwalten des Feldspaths und dem Fehlen des
Einsprenglings-Augits im Einklang und die kleine Menge Magnesia
weist auf das sparsame Vorkommen von Olivin hin.
Baumgarten heisst ein Gebiet auf dem nordöstlichen Ab--
hang des Habichtswaldes, etwa drei Viertelstunden westlich von
Harleshausen. Dort wird in drei neben einander liegenden Gruben
zu ebener Erde Basalt gebrochen, der ein anamesitisches,
73
flimmerndes Gestein mit zahlreichen, aber kleinen Augiten und
wenig ÖOlivin ist. U. d. M. bemerkt man, dass die grösseren
Augite häufiger in Zwillingen und zu knäuelartigen Gruppen ver-
einiet sind. Die Olivine sind mit einem Rand von Serpentin um-
geben, die Plagioklasdurchschnitte sehen sich oft wie verwaschen
an, es ist dies eine Folge schiefer Schnitte durch stark tafelartig
ausgedehnte Krystalle. Magnetit, Ilmenit, Glimmer, Apatit treten auf.
Der Kleine Steinberg ist die nördlichste Erhebung des
Kaufunger Waldes. Er sowohl, wie der etwas südlicher gelegene
Gr. Steinberg bilden flache, bewaldete Kuppen, deren Gestein
nirgends durch Steinbrüche aufgeschlossen ist. Aber überall im
Walde tritt es hervor und liest in Trümmern umher. Der Basalt
des Kl. Steinbergs ist heller grau gefärbt, als die übrigen zur
Untersuchung gekommenen Gesteine. Einsprenglinge sind makros-
kopisch nicht sichtbar. U. dd. M.: Während grössere Augite sehr
spärlich sind, überwiegen die kleinen über den Plagioklas und
sind relativ gross ausgebildet. Olivin ist vollkommen frisch.
Das herrschende Erz ist Magnetit, untergeordnet ist Ilmenit; da-
neben treten Glimmer und Apatit auf.
Der Basalt des Grossen Steinberges unterscheidet sich von
dem vorigen durch reichliche Führung grösserer idiomorpher
Augite, ferner dadurch, dass in der Grundmasse der Feldspath
überwiest, und dass Ilmenit das herrschende Erz ist. Grosse und
kleine Augite zeigen die Tendenz, knäuelartige Durchwachsungen
zu bilden. Der Olivin ist am Rande in Serpentin umgewandelt.
Das Gestein zeigt ausgezeichnete Zertrümmerungserscheinungen
und Druckwirkungen, fleckige Polarisationstöne, gebogene Ausgite.
Etwas Magnetit und Apatit kommen vor.
. Die beiden Staufenberge gehören zu den westlichen Vor-
bergen des Kaufunger Waldes. Sie liegen nordöstlich von Cassel,
zwischen den Dörfern Lutterberg und Sichelstein. Der Grosse
Staufenberg, zunächst Sichelstein gelegen, ist durch einen an-
sehnlichen Steinbruch aufgeschlossen. Es ist ein anamesitisches
Gestein, das das Flimmern der Feldspathbasalte zeigt und nur
vereinzelt mit blossem Auge erkennbare Krystalle von Augit und
Olivin enthält. U. d. M. zeigt sich, dass er sich in seiner Structur
ganz an die zuletzt besprochenen Gesteine anschliesst. Grössere
idiomorphe Augite sind nicht häufig, die Augite der Grundmasse
derb und gross. Der Olivin ist randlich serpentinisirt. Recht
grosse Leisten von Ilmenit kommen vor, der Glimmer ist etwas
deutlicher als in den anderen Fällen. Apatit, Kalkspath.
Das Gestein des Kleinen Staufenberges, welcher näher
an Lutterberg liegt, ist dem vorigen recht unähnlich. Es ist sehr
feinkörnig. ganz dicht, ohne Einsprenglinge. U. d.M. sieht man
14
den Plagioklas nicht in Leisten, sondern in breiten Lappen, die
oft nur sehr schwache Doppelbrechung zeigen. Augit tritt immer
nur in kleinen Krystallen auf, der der Grundmasse ist sehr klar,
aber auch klein. Olivin randlich in Serpentin umgewandelt.
Ilmenit und Magnetit in annähernd gleicher Menge, Glimmer,
Eisenglanz, Apatit.
Analyse:
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AbOs 2. 207.2,..0,14,30, 5
Real 223
FeO ne 0.392 2
CaO N nn One
MEET. 8905
Koran nr, 2,20, 5
Nas Seen. 342.0,
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TiOa 2.1802,
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SO3 OT
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003. 0,40 „
Hs0 . or b>)
Spec. Gew.: 2,9447.
Der Deisselberg liest nördlich von Hofgeismar bei dem
Dorfe Deissel. Sein Gestein ist dem vorigen makroskopisch und
mikroskopisch zum Verwechseln ähnlich, nur dass hier die Ser-
pentinisirung etwas weiter gegangen ist. Seine Erzkörner sind
in Salzsäure sehr schwer löslich. |
ö. Nephelinbasalte.
Mit dem Namen Hunrodsberg wird der Theil des grossen
Basaltmassives westlich von Cassel, der das Thal des Druselbachs
umgiebt, bezeichnet. Er liegt südlich von dem als Wilhelms-
höhe bekannten Complex. Zu beiden Seiten des Baches befinden
sich sechs grosse Steinbrüche, die einen schönen Aufschluss des
Gesteins gewähren. Dieses ist dicht, ziemlich matt im Aussehen,
hier und da Einsprenglinge von Olivin und kleinen Augiten zeigend.
Der Olivin hat einen schmalen Rand von Serpentin. Die Ausgite
der Grundmasse sind im Vergleich mit denen der anderen Nephelin-
basalte gross und idiomorph entwickelt, nicht selten zeigen sie
geringen Pleochroismus. Im Allgemeinen gleichen sie denen der
0
sröber körnigen Feldspathbasalte. Zwischen ihnen gleichmässig
vertheilt treten als Füllmasse Nephelin und etwas Sanidin auf.
Maenetit, Glimmer, Apatit und schwarze skelettartige Gebilde
kommen vor.
Analyse:
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BO 9 Gs1153
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Be ua 00,
FEO NS 24.1, ,
101,28
Spec. Gew.: 3,0283 bei 19° C.
Glühverlust 1,38 pCt.
Der Rehtberg ist eine kleine Erhebung bei Grebenstein,
zwischen Cassel und Hofgeismar. Ein mattes, dichtes Gestein
mit Einsprenglingen von Olivin. U. d. M. erkennt man, dass
Einsprenglings-Augite sehr sparsam sind. Der Augit der Grund-
masse tritt äusserst dicht gedrängt auf und ist oft nicht scharf
krystallographisch begrenzt, sondern nur wulstartig ausgebildet.
Der Nephelin zieht sich zu grösseren Butzen zusammen, in denen
die Individuen ziemlich bedeutende Grösse erreichen. Reichlich
ist Olivin vorhanden. Der Magnetit zeigt zackige Ränder.
Der Hohenstein liest in unmittelbarer Nähe des erwähnten
Katzensteins, mitten zwischen den Dörfern Weimar und Dörnberg
im Nordwesten von Cassel. Sein Gestein ist dicht, mit Einspreng-
lingen von Augit und Olivin. Die porphyrisch eingesprengten
Augite, ausgezeichnet durch ihre Grösse und Allotriomorphie,
zeigen u. d. M.. dass ihre Färbung von innen nach aussen dunkler
wird. Der Grundmassenaugit ist sehr dicht gedrängt, dazwischen
tritt als Füllmasse Nephelin auf. Der Magnetit ist scharf be-
grenzt. Ilmenit, Glimmer kommen vor.
Der Nephelinbasalt von Hohenkirchen findet sich in losen
Blöcken in der Nähe von diesem Dorf, nördlich von Cassel. Er
76
ist ein mattes, sehr dichtes Gestein. in welchem zahlreiche, aber
nicht sehr grosse Einsprenglinge von Olivin und Augit sichtbar
sind. Er ist mit einem Adernetz von weissen Kalkspath-Schnüren
durchzogen. Im Dünnschliff ähnelt er den beiden vorigen Gesteinen,
besonders in dem Auftreten der Augite. Der Nephelinbasalt von
Hohenkirchen ist aber vor den zuletzt beschriebenen Gesteinen
ausgezeichnet durch einen Gehalt an Melilith. Ferner enthält er
Glas in rundlichen Partieen, die durch globulitische Körnung einen
bläulichen Ton haben.
17
3. Neue Untersuchungen an tertiären
Fisch-Otolithen. IL
Von Herrn E. Koken in Berlin.
Hierzu Tafel I bis X.
Nach Durcharbeitung des gesammten, mir von verschiedenen
Seiten zur Verfügung gestellten Materials habe ich mich ent-
schlossen, die erzielten Resultate nunmehr in einer umfassenderen
Arbeit zur Kenntniss zu bringen, anstatt die verschiedenen Local-
faunen in ebensoviel gesonderten Einzelarbeiten zu veröffentlichen.
Demgemäss ist für den beschreibenden Theil eine rein zoologische
Anordnung gewählt, in welcher nach dem geltenden System die
grosse Zahl der neu hinzutretenden Arten besprochen wird, wäh-
rend die in meinen früheren Veröffentlichungen aufgestellten Arten
nur Berücksichtigung finden, soweit über die zoologische Stellung
oder das geologische Vorkommen neue Daten vorliegen, was frei-
lich nahezu für alle Fälle gilt. Es ist naturgemäss, dass die
ersten Versuche, die so lange Zeit vernachlässigten Otolithen zu
bestimmen, nicht immer gleich das Richtige getroffen haben, und
dass immer wieder Correcturen nöthig werden, je mehr das Ver-
gleichsmaterial wächst. Im Laufe der Zeit ist es mir gelungen,
ziemlich 150 Gattungen lebender Fische bezüglich der Gehör-
organe oder wenigstens der Otolithen untersuchen zu können, und
. die Ueberzeugung von der eminenten Bedeutung derselben für
eine natürliche Gruppirung der Fische hat sich mehr und mehr
in mir gefestigt. In einem Schlusscapitel der Abhandlung habe
ich einige der sich mir aufdrängenden Ansichten niedergelegt, und
ich treue mich, dass ich in vielen Punkten mit einem so erfah-
renen Zoologen wie Herrn von JHERING in Rio Grande do Sul
übereinstimme, besonders auch, weil ich sehe, dass man auf
zoologischer Seite anfängt, auf dieser wichtigen Stelle einzusetzen.
Auch VAILLANT hat in seiner Bearbeitung der vom Talisman und
Travailleur gesammelten Tiefseefische den Otolithen eingehende
Beachtung geschenkt und eine Reihe auffallender, für die Paläon-
tologie z. Th. sehr wichtiger Formen kennen gelehrt.
18
Die Unterschiede innerhalb einer echten Gattung sind für
jede Art constant, aber oft minimal, und wenn ein Otolith sich
in diesen eng begrenzten Rahmen nicht fügen lässt, kann man
ihn auch nicht direct der Gattung einverleiben. Als ich noch
weniger recentes Material kannte, hielt ich die innerhalb der
Gattungen sich einstellenden Differenzen für grösser und glaubte
zuweilen, schon die Gattung ermittelt zu haben, wo es sich nur
um die Familie handelte. Deshalb muss ich von Neuem anem-
pfehlen, bei der von mir aus praktischen Rücksichten gewählten
Nomenclatur zu bleiben, da jede Aenderung der Benennung hier
leicht eingefügt werden kann, ohne einen Rattenkönig von Syno-
nymen nach sich zu ziehen. Besonders die Perciden mit ihren
zahllosen Gattungen, deren Otolithen sich nur bei genauester
Kenntniss trennen lassen, würden eine beständige Quelle nomencla-
torischer Verwirrung bilden, da es doch einige Zeit dauern dürfte,
bis man die Otolithen sämmtlicher lebenden Gattungen vor sich
hat; man bringt die Otolithen nach der grössten Aehnlichkeit
mit recentem Material unter, aber ehe letzteres nicht vollständig
bekannt ist, wird stets der Fall eintreten, dass man eine Gat-
tung mit noch ähnlicheren Otolithen kennen lernt und nun die
frühere Bestimmung ändern muss. Ich halte darum an dem
von mir eingeführten System der Sonderbetrachtung der Oto-
iithen fest, ohne mich von Einwürfen beirren zu lassen. Eine
grosse Anzahl der von mir beschriebenen Otolithen ist zwar
generisch schon absolut sicher bestimmt, aber das Bild würde an
Uebersichtlichkeit verlieren, wenn diese wiederum ausgeschieden
und bei den einzelnen Gattungen untergebracht würden. Die Be-
stimmungen, die nach den Otolithen gemacht sind, werden sich
allmählich zu absoluter Präcision steigern lassen, was man von
den oft vagen und jeder wissenschaftlichen Genauigkeit entbehren-
den Deutungen zerdrückter Körper nicht sagen kann. Ist das
geschehen, so habe ich nichts dagegen, die gewählte Nomenclatur
zu verlassen und zu der normal zoologischen überzugehen; im
Hinblick darauf habe ich mich bemüht, für die Artbezeichnung
möglichst Namen zu wählen, die eine allgemeine Bedeutung ha-
ben und sich nicht auf eine specielle Eigenschaft des Otolithen
beziehen. Ich suche damit einem von E. T. Nswrox mir im-
plicite gemachten Vorwurf zu begegnen, der auf Grund des ın
einem Arzus-Schädel gefundenen, von mir als Otokthus cerassus
bezeichneten Gehörsteins (Lapillus) nach den Gesetzen der Prio-
rität nun auch den Fisch als ganzen mit Ardus crassus bezeich-
nen musste, obwohl ihm der Name nicht glücklich scheint. Das
ist wohl richtig, aber übermässig viel Gewicht kann man heut-
zutage der Auswahl eines passenden Namens nicht mehr beilegen,
[e)
weil der Fülle des Neuen selbst mit dem Reichthum der alten
Sprachen nicht mehr zu folgen ist. Ein Name, der wenigstens
einen Theil des Ganzen charakterisirt, ist schliesslich nicht
schlechter als ein von den Musen, von Heroen und Göttern
entlehnter. Doch, wie gesagt, ich bin bemüht gewesen, möglichst
solche Adjectiva auszuwählen, die später auch auf das Ganze
unbeschadet angewendet werden können.
Im Folgenden seien die hauptsächlichsten Materialien, die
mir für diese Arbeit zur Verfügung standen, aufgezählt: Unter-
oligocän von Lattorf, Westeregeln u. s. w. (Sammlung der geo-
logisch-paläontologischen Abtheilung des Museums für Naturkunde,
der Bergakademie zu Berlin, verschiedene Privatsammlungen),
Mitteloligocän von Söllingen (Mus. f. Naturkunde, Bergakademie
zu Berlin), des Mainzer Beckens (besonders die Sammlung des
Herrn Dr. Borrreer in Frankfurt a. M., des Senkenberg’schen
Museums ebendaselbst), Septarienthon der Mark und Süddeutsch-
lands (ausser den aufgeführten Sammlungen die des Herrn Dr.
0. Meyer, A. Kravse u. a.), Ober - Oligocän von Cassel (Coll.
BETTGER, Mus. Senkenberg u. a.), von Freden (Museum in Göt-
tingen), von Wangelnstedt (Coll. Koxen), des Sternberger Ge-
steins (Sammlung des Herrn v. NETTELBLAD, Coll. BeHm d. Forst-
akademie zu Eberswalde), Miocän des Mainzer Beckens (Coll.
BorTTGER, Mus. Senkenberg), von Langenfelde und Lüneburg
(Museum in Hamburg, Sammlung des Vereins für Naturwiss. in
Lüneburg), des Wiener Beckens und Siebenbürgens (Mus. Senken-
berg), Pliocän von Orciano (Museum f. Naturkunde, Coll. Dr.
JAEKEL), Crag von Suffolk (Coll. Dr. JArker). Ausserdem lagen
mir zahlreiche Stücke von anderen hier nicht weiter zu berührenden
Fundorten vor. Aus dem Senon von Siegsdorf erhielt ich aus dem
Museum in München, aus dem Gault von Folkestone durch Herrn
Dr. JAEKEL, aus norddeutschem Neocom ausser dem eigenen durch
das Museum in Göttingen Vergleichsmaterial.
Allen den Herren, die mich so liebenswürdig durch Zusen-
dung und Ueberlassung von Material unterstützt haben, sage ich
hiermit nochmals ausdrücklich meinen Dank, insbesondere den
Herren AnDREAE, BEYRICH, BOETTGER, DAmES, GOTTSCHE. HAUCHE-
CORNE, JAEKEL, KINKELIN, v. K@NEN, v. NETTELBLAD, REMELE.
Der Beschreibung der einzelnen Arten lasse ich einen all-
gemeinen Theil folgen, der eine Zusammenfassung der paläonto-
logischen und geologischen Resultate, sowie einige Bemerkungen
über den Werth der Otolithen und Gehörorgane für die natürliche
Systematik und Stammesgeschichte der Teleostier enthält,
80
A. Physostomi.
I. Siluroidae.
Otolithus (Artus) crassus Koken.
1884. 1. e,t. XML 18, p. 559, (meertae sedis).
1889. A. S. WoODWARD. Catalogue of fossil Fishes, I, t. IV, f£.4, 5
(als Arius), p. 86 irrthümlich als Raja similis n. sp.
1889. E. T. Newron. Proceed. Zool. Soc. London, p. 210 f.,
BOOST
Das von mir abgebildete Original stammt von Headon - Hill
und stimmt mit den von NEwTon beschriebenen Stücken voll-
ständig überein. Dagegen unterscheidet es sich in der Gestalt
nicht unbedeutend von den deutschen oligocänen Vorkommnissen,
und bei der äusserst geringen Variabilität, welche die Otolithen
der Ariiden zeigen, muss man auf derartige Abweichungen dop-
peltes Gewicht legen. Der glückliche Fund eines eocänen Arvus
mit den Ötolithen in situ, der Vergleich derselben mit einem
recenten Arzus hat die Frage über die Stellung dieses Otolithen
hinreichend geklärt, und seit der ersten Publication NEwToN’s
über diesen Gegenstand habe ich mir Vergleichsmaterial genug
verschafft, um auch über den Werth der Formschwankungen ein
Urtheil zu gewinnen. Herr von JHERIıNG in Rio Grande do Sul
war so liebenswürdig, mir recentes Material zur Verfügung zu
stellen, und hat auch mehrfach über diese und andere Otolithen
mit mir correspondirt; eine Abhandlung von ihm, welche über
den verwandtschaftlichen Zusammenhang der Siluriden, Cypriniden
und Characiniden wichtiges Material bringen wird, ist in Bälde
zu erwarten.
Ich habe schon gelegentlich eines Referates über die Arbeit
Newron’s in Neuen Jahrb. f. Mineralogie gesagt, dass nicht die Sa-
gitta des Sacculus, sondern der Lapillus des Recessus: utriculi vor-
liegt, welcher bei diesen Siluriden enorm vergrössert ist, während
Silurus in allen Punkten mehr mit den Cypriniden übereinstimmt
und hier der Asteriscus der grösste Otolith ist. In Bagrus ha-
ben wir eine Uebergangstorm, doch überwiegt auch hier schon
der Lapillu. Eigentlich sollte man sagen, überwiegt noch,
denn es unterliegt keinem Zweifel, dass Sdurus und die Cypri-
niden die geologisch jüngeren Formen sind. Hierüber wird im
Schlusswort noch Einiges zu bemerken sein.
Vorkommen des Otolithus crassus: Eocän; Headon Hill
(Mus. Berolin.).. Nach Newron im oberen Eocän von Barton,
zusammen mit drei anderen, unbenannten Arten.
81
Otolithus (Arlus) germaniens Koken.
Taf. 1, Fig. 3—3b (2:1) und Taf. VI, Fig.8 8:1).
Diese Otolithen wurden früher von mir mit O. crassus zu-
sammengeworfen, unterscheiden sich aber durch die gleichmässi-
sere Rundung der Peripherie und fast symmetrische Zuspitzung
uach vorn, wodurch der Otolith zuweilen ein gerundet fünfseitiges
Aussehen erhält. während ©, cerassus und alle mir bekannten
Otolithen lebender Arzus - Arten schief thränenförmig und vorn
sehr spitz, fast schnabelförmig ausgezogen sind. Die mitteloligo-
cänen Formen zeigen diese undeutliche Fünfseitigkeit häufiger als
die unteroligocänen, bei denen, gute Erhaltung vorausgesetzt,
Dorsal- und Ventralrand ohne Knick, in eimer sanften Curve in
die vorspringende Spitze übergehen. Eine specifische Trennung
wage ich indessen nicht vorzunehmen.
Auch der von mir aus dem Paleocän von Kopenhagen be-
schriebene Otolith (©. atf. crassus) macht einen anderen Eindruck,
als der echte O, germanicus von Weinheim, doch lässt sich das
schwer in Worte fassen.
Er ist noch gestreckter und eckiger im Umriss (vgl. Fig. 1), in
dieser Beziehung auch von dem unteroligocänen sich noch weiter ent-
fernend. Mehr Material (es ist nur 1 Exemplar gefunden) dürfte
wohl die Selbständigkeit der Art darthun (O. danıcus nov. nom.).
Vorkommen: Unteroligocän: Lattorf, Westeregeln, Oster-
weddingen. Mitteloligocän: Söllingen, Weinheim, Waldböckelheim.
Otolithus (Artus) Vangrionis Koken.
Taf. VI, Fig. 4, 4a (3,5:1).
Die Aussenseite ist gewölbt, glatt, die Innenseite flach, mit
radialen Sculpturen, welche eine ähnliche Vertheilung wie bei
O0. (Arcus) germanvcus haben. Die eigenthümliche Abplattung
unterscheidet diese Art aber scharf von der vorigen.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 1. h
82
Das Vorkommen dieser in der gegenwärtigeni Zeit auf das Süss-
wasser beschränkten Arzus-ähnlichen Welse in unseren marinen
Tertiärschichten und zwar in auffallender Verbreitung und Häu-
figkeit, ist eine Thatsache von grossem Interesse. Selbst in das
Miocän gehen sie noch hinein, denn die von SısmonpA aus dem
Tortonesischen beschriebenen Otolithen !) gehören sicher in diese
Gruppe, obwohl möglicher Weise zu einer anderen Gattung als
Artus, in welche auch die im Gegensatz zu der schief thränen-
förmigen Gestalt der Arzus - Lapilli mehr symmetrisch fünfsei-
tigen O0. germanicus, O. danicus und ©. Vangionis zu stellen
wären. Das ist aber ganz belanglos gegenüber der Thatsache
des Fortlebens solcher Welse bis in’s südeuropäische marine Mio-
cän. Dass diese Ariiden sehr alt sind, geht aus dem paläon-
tologischen Befunde hervor; selbst im Gault von Folkestone kom-
men Otolithen vor, die eine auf Verwandtschaft kinweisende Aehn-
lichkeit haben. Auch die anatomische Zergliederung des Laby-
rinthes zeigt dieses primitiver gebaut als das der Siluriden und
Oypriniden. So stehen wir hier vor der Erscheinung, dass eine
alte, marine Gruppe allmählich in die Süsswasser der Ströme
gedrängt ist und hier unter anderen Lebensbedingungen der Aus-
gangspunkt für eine grosse Reihe anderer Formen (Siluriden,
Cypriniden und Characiniden) wurde.
II. Ciupeaeformes.
Otolithus (Clupea) testis Koken.
Taf. I, Fig 1, 1302. 0721):
Gestalt gestreckt, vorn tief ausgerandet mit spitzem Rostrum,
hinten breit gerundet. Aussenseite im Ganzen convex; eine stär-
kere Erhebung verläuft auf dem Rostrum bis zur Mitte, zwei bis
drei weniger starke liegen dorsal. Ventral unter der Haupterhe-
bung auf dem Rostrum bemerkt man einige randliche Furchen oder
Kerben, die sich nur wenig gegen die Mitte hin fortsetzen. Die
Innenseite ist convex angelegt, wird aber durch den sehr breiten
und tiefen Suleus acusticus zu mehr als einem Drittel einge-
nommen. Derselbe endigt in einiger Entfernung von dem Hinter-
rande verschmälert und geschlossen, während er nach dem Vor-
derrande zu sich verbreitert und vertieft. Eine Scheidung in
Ostium und Cauda ist kaum angedeutet. Die Excisura ostii
greift weit nach hinten zurück, und Rostrum und Antirostrum
bilden spitzige Vorsprünge, sodass der Otolith fast gespalten er-
scheint. Die Ränder des Sulcus sind leistenförmig ausgebildet;
') Mem. Accad. Scienze di Torino, 1849 (2), Bd. X, t.2, £ 71.
die obere Crista tritt besonders deutlich heraus. weil über ihr
noch eine vertieite Area liegt, und läuft bis zur Spitze des Anti-
rostrum; die untere Crista erscheint zuweilen fein gekerbt.
Man vergleiche die in meiner ersten Arbeit über Otolithen
(1884, 1. c., t. X, £. 2) gegebene Abbildung der Sagitta von
Olupea harengus, und man wird sich von der Analogie der Aus-
bildung überzeugen. Die Salmoniden, Esociden und Clupeiden
zeichnen sich alle durch den sehr tiefen und langen Sulcus und
die spaltartige Excisura aus. Bei den Clupeiden hat der Sulcus
keilförmige Gestalt und endigt hinten geschlossen, wenn auch zu-
weilen eine schwächere Furche ihn noch mit dem Hinterrande
verbindet. Die dem Rostrum entsprechende Verdickung oder Er-
hebung der Aussenseite findet sich nur bei Clupeiden, nicht bei
Salmoniden, bei denen ausserdem der Sulcus über die ganze Innen-
seite reicht und deutlich in Cauda und Ostium geschieden ist.
Bei der Häufigkeit von Clupeiden-Resten in anderen tertiären
Ablagerungen muss es auffallen, dass dies die einzige, unter den
bisher untersuchten Otolithen vertretene echte Olupea - Art ist.
Die Otolithen von Clupea und Verwandte sind aber im Allge-
meinen sehr zart und zerbrechlich und bleiben wohl nur in den
seltensten Fällen erhalten.
Vorkommen: Öberoligocän; Sternberger Gestein.
B. Anacanthini gadiformes.
TI. Gadidae.
Otolithus (Merluccetius) balticus Koxen.
1885. In: v. Kennen. Ueber eine paleocäne Fauna von Kopen-
hasen.ip. Hart. Vf 22528.
Figur 2.
Die Gestalt ist flach apfelkernförmig, vorn abgerundet, hinten
spitz, nicht so flach als bei ©. emarginatus. Die Innenseite ist
convex, die Aussenseite etwas concav, von einer höckerigen Längs-
erhebung durchzogen. Die tuberculösen, aber ziemlich regelmä-
ssigen Rippen gehen vorn von einem deutlichen Umbo aus, wäh-
6*
84
rend sie in der hinteren Hälfte des Otolithen vom Rande auf die
mediane Längserhebung zulaufen. Besonders an: jungen Indivi-
duen gehen die Trennungsfurchen der Rippen auch auf die Innen-
seite über und erstrecken sich bis in die Nähe des Sulcus, wel-
cher die für die Gattung typische Gestalt besitzt.
Von O0. emarginatus unterscheidet sich ©. baltieus durch
die vorn mehr abgerundete Gestalt, durchschnittlich geringere
Grösse bei stärkerer Dicke, die abweichende Sculptur und durch
das Fehlen der Kerbung des Dorsalrandes, welche bei O. emar-
ginatus höchst selten verwischt ist, dann aber stets noch in einer
Divergenzlinie der Sculptur sich ausspricht. °
Diese alteocäne Art ist der Ausgangspunkt für die reichere
Entwicklung der Gattung in den höheren Schichten. Im Eocän
von Noramerika fehlt die Gattung, ebenso im Pariser Becken
(nach dem geringen Material. das ich untersuchen konnte), sodass
hier eine Verbreitung von Norden nach Süden vorzuliegen scheint.
Otoltithus (Merluccius) emarginatus Koken.
Taf. II, Fig. 8 (4:1) und Fig. 9 (3:1).
1884. 1. c., p. 548, t. XLE 6.
Der Typus ist von Söllingen beschrieben, also mitteloligocän.
Unteroligocän ist die Art nicht bekannt, dagegen geht sie bis
in’s Oberoligocän.
Vorkommen: Mitteloligocän: Söllingen, Waläböckelheim,
Joachimsthal (sehr selten!). — Oberoligocän: Sternberger Gestein
(Taf. II, Fig. 8, 9), Kl. Freden bei Alfeld. Wangelnstedt (hfg.
Lüthorst bezeichnet).
Otolithus (Merluccius) attennatus KokEN.
Taf. D.Hio 1 27229228
Diese Art unterscheidet sich von O. (Merluceius) emarge-
natus auf den ersten Blick durch die eigenthümliche Senkung des
Dorsalrandes über dem Östium, der ein ziemlich starker Anstieg
folgt, worauf die Verschmälerung in die vordere Spitze eintritt.
Die Sculptur ist sehr zierlich und greift auch auf die Innenseite
über; die randlichen Zähne vorn am Ostium sind breiter als die
des mittleren Dorsalrandes und zinnenförmig. Die unter dem
Suleus liegende ventrale Partie der Innenseite ist breiter als bei
OÖ. emarginatus, mit einer deutlichen Seitenlinie, häufig auch mit
Sculptur versehen. Der Sulcus ist relativ schmaler, seine ven-
trale Begrenzung nicht geknickt, sondern nur etwas nach oben
gebogen, ebenso wie die dorsale nach unten. Dort, wo etwa die
Grenze von Ostium und Cauda liegt, bemerkt man gleichsam
eine Unterbrechung in der ventralen Begrenzung. Das Ostium
ist weit geöffnet, die Cauda aber häufig nach hinten verengert.
Die Zuspitzung und tiefe Kerbung der Hinterseite, grössere Flach-
heit des Ötolithen im Allgemeinen und abweichende Sculptur
unterscheidet diese Art von der Gattung Merlangus, mit der sie
durch den Sulcus einige Aehnlichkeit bekommt.
Vorkommen: Oberoligocän; Freden, CGassel, Sternberger
Gestein, häufig.
Otolithus (Merluccius) obtusus Koxen.
Taf. II, Fig. 3, 4 (6:1) und Fig. 5 (4:1).
Gestalt langelliptisch, an beiden Enden abgerundet. Schon
hierdurch unterscheidet sich die Art von den bisher besprochenen.
Die Rippen der Aussenseite laufen senkrecht oder unter steilem
Winkel auf die Längsaxe zu, während sie bei O. attenuatus und
O. emarginatus nur in der Mitte senkrecht, dagegen nach dem
Vorder- und dem Hinterende zu sehr schräg geneigt zur Axe
stehen. Der Suleus ist dem von ©. emarginatus entsprechend,
breiter als bei O. attenuatus, der sich ausserdem durch die tiefe
Ausbuchtung des dorsalen Randes unterscheidet.
Vorkommen: Sternberger Gestein.
Otolithus (Merluccius) mtiocentcus KokeENn.
Taf. V., Fig. 4 (7:1).
Diese interessante Art, welche unmittelbar zu dem lebenden
Merluccrus vulgaris hinüberleitet, liegt mir leider nur in einem
sehr jugendlichen und in einem stark beschädigten grösseren
Exemplare vor. Sie genügen aber vollständig, um die nahen Be-
ziehungen zu Merluccius vulgaris zu erweisen. Merluccius escu-
lentus des Mittelmeers ist durch die feinere, gleichmässige Sculptur,
die besonders auch an kleinen Exemplaren hervortritt, etwas
weiter getrennt.
86
Die Unterschiede, die ich gegen M. vulgaris hervorheben
kann, liegen in dem Mangel der Excisura, welche an grossen
Sagitten dieser Art sehr tief eindringt, und in der Stellung der
Rippen auf der dorsalen Hälfte des Otolithen. Dieselben haben
bei der Langenfelder Art über dem Knick des ventralen Suleus-
Randes schon ihre Richtung geändert und divergiren nach der
hinteren Seite, während bei M. vulgarıs sich dieselben in dieser
(Gegend noch nach vorn überlegen. Verfolet man den Verlauf
dieser Rippen genauer, so stösst man bei der Langenfelder Art
auf eine versteckte Discordanzlinie, an welcher die Richtung sich
plötzlich ändert, während bei MM. vulgarıs diese Richtungsände-
rung ganz allmählich, im Verlauf der Biegung des Dorsalrandes
eintritt. Diese Discordanz ist sehr deutlich auch bei dem oligo-
cänen 0. emarginatus, wo mit ihr meistens eine Einbuchtung des
Randes verbunden ist. Sowohl der Mangel der Exeisura ostii
wie das Vorhandensein der Discordanz in der Sculptur erscheinen
als ältere Charaktere, durch welche O. muocenicus zwischen Mer-
lucctus vulgarıs und den oligocänen Arten vermittelt. Im Pliocän
von Orciano sind die Otolithen eines Merluccrus nicht selten, die
wohl auf M. vulgaris zu beziehen sind; sie zeichnen sich höchstens
durch relativ grössere Breite als geringe Varietät aus.
Otolithus (Raniceps) latisulcatus Koken.
Taf. IV, Fig. 4, 4a .(3 :-1) ‚und Taf. IM, Fie 2 22 a
1884. Ueber Fischotolithen etc., 1. c., p. 545, t. XL, £. 5.
Die Art ist von mir aufgestellt für unteroligocäne Otolithen
von Lattorf, Westeregeln und Magdeburg. Mit ihr beginnt eine
Reihe, die sich bis zum Oberoligocän verfolgen lässt und in den
verschiedenen Schichten des Tertiärs bestimmte Mutationen bildet.
In meiner ersten, auf geringeres Material gegründeten Arbeit
liess sich das noch nicht übersehen, und ich muss daher die Art
hier ausführlicher besprechen.
Schon im Unteroligocän gruppiren sich diese Otolithen um
2 Formen, die an sich leicht zu unterscheiden sind, aber sich
doch durch Uebergänge sehr gegen einander abstufen.
Die eine Gruppe begreift in sich die auf der Aussenseite
glatten oder fast glatten (var. &), die andere die mit Höckern
bedeckten (var. 3). Jene glatten besitzen die richtige Apfelkern-
gestalt, sind vorn breit, hinten spitz und nach vorn in der Art
verdickt, dass die Linie der höchsten Wölbung mehr nach der
ventralen Seite verschoben, daher hier der Abfall steiler ist, wäh-
rend der Dorsalrand schneidend scharf bleibt. Zugleich ist der
Suleus stärker vertieft, seine ventrale Begrenzung springt dort,
87
wo die Grenze zwischen Ostium und Cauda liegt, scharf ein, und
die Collicula sind kräftiger abgesetzt.
Die anderen haben im Umriss dieselbe Gestalt, aber die
Aussenseite ist gleichmässiger, die Innenseite schwächer gewölbt.
Die ventrale Seitenlinie und eine sie begleitende Depression treten
daher stärker hervor. Der Suleus ist in seinem caudalen Theile
gleichmässiger elliptisch (bei der anderen Form fast rhombisch),
alles ist zierlicher. Dazu tritt dann besonders die reichlichere
Tuberkelbildung der Aussenseite, doch ist die Bildung vereinzelter
Höcker auch bei der glatten Form nicht gar zu selten.
Im Mittel- und Oberoligocän herrscht derselbe Dimorphis-
mus. Die glatte, einseitig verschobene Varietät (y) unterscheidet
sich von der unteroligocänen nur durch etwas zierlichere Formen
und stärkere Neigung zur Tuberkelbildung. Zuweilen steht die
Cauda sulci nicht in Verbindung mit dem Hinterrande, der meist
deutlich, zuweilen doppelt gekerbt ist, während das Ostium sich
sehr oft frei öffnet, umgekehrt wie bei der unteroligocänen Form.
Die stärker verzierten Varietäten zerfallen wieder in 2 Gruppen.
Bei der einen sind die Höcker ungleichförmig ausgebildet (2),
auch liest die höchste Wölbung der Aussenseite noch etwas dorsal,
wenngleich die ganze Gestalt mehr abgeplattet ist. Das Auf-
treten feiner Furchen und Rippen auch auf der Innenseite trennt
sie von der unteroligocänen Form. Bei der anderen Varietät
dieser Gruppe sind die Höcker stark vermehrt, gleichmässiger,
die Wölbung der Aussenseite geringer und fast symmetrisch, die
Innenseite meist flacher, der Umriss mehr oval (e).
Junge Exemplare nähern sich daher dem Of. (Ran.) plamıus
(Taf. III, Fig. 7, 7a von Söllingen), ohne dass man sie mit dieser
charakteristischen mitteloligocänen Form verwechseln könnte. Bei
O. planus ist die Gestalt regelmässiger elliptisch; die Innenseite
ist fast ganz eben, die Aussenseite geringer gewölbt als bei O.
latisulcatus var. e. Die Höcker der Aussenseite sind stets rippen-
artig in die Quere gezogen, dem Ventralrande zu regelmässig ge-
spalten, und auch die Innenseite ist diesen Rippen entsprechend
scharf seulpturirt. Der Sulcus ist schmaler, die Collicula sind
unbedeutender. Auch in der oberoligocänen Varietät (Taf. IV,
Fig. 5, 5a) bleiben die angegebenen Merkmale beständig.
Die Reihe der reich sculpturirten Varietäten ist besonders bei
Waldböckelheim häufig. Nebst O. (Gadus) elegans ist die Art die
in deutschen Oligocänbildungen verbreitetste und erreicht ihr Maxi-
mum im Mitteloligocän; manche Stücke des Stettiner Gesteins
sind buchstäblich mit diesen meist zerspaltenen Otolithen bedeckt.
Im Ganzen mögen mir einige Tausend Exemplare dieser Art
88
durch die Hände gegangen sein. Im Oberoligocän tritt sie zu-
rück und ist nur (in einer Mutation, |) im Sternberger Gestein
etwas häufiger; im norddeutschen Miocän ist noch kein Exemplar
gefunden, während mir aus den schwarzen Sanden von Antwerpen
(Diestien). deren Stellung. ob miocän oder pliocän, wechselnd
beurtheilt ist, eine Reihe von Exemplaren vorliegt (mut. n).
Uebersicht:
O. latısulcatus var.:
a. Lattorf (häufig), Magdeburg (selten).
Lattorf, Westeregeln, Magdeburg.
y. Söllingen (sehr selten), Cassel (Sept.-Thon) (sehr
selten), Waldböckelheim (massenhaft).
Waldböckelheim (massenhaft).
Cassel (? Oberoligocän, selten).
Waldböckelheim (massenhaft).
Sternberger Gestein.
Mio-Pliocän. Antwerpen (häufig).
[67]
|
SS) oo ©
Otolithus (Rantceps) tuberculosus KoREN.
1884. 1. c., ©. (Gadi) tubereulosus, p. 540, t. XI, f. 1.
Die Gründe, welche für eine Beziehung des ©. latısuleatus
auf die lebende Gattung Rantceps sprechen, gelten auch für diese
Art. Die scharf accentuirte Trennung des Suleus acusticus in
Ostium und Cauda durch eine Annäherung beider Ränder, wobei
insbesondere der ventrale Rand des Sulcus scharf geknickt er-
scheint, die starke Vertiefung beider Theile und zwar jedes für
sich, sodass zwischen ihnen eine schmale Erhebung oder Brücke
stehen bleibt, und die starken, aber auf zwei Hauptmassen be-
schränkten Collicula-Bildungen wiederholen sich bei den anderen
mir bekannten Gattungen in dieser Weise nie.
Von ©. latisulcatus unterscheidet sich die Art leicht durch
die ausserordentlich. zahlreichen und gleichmässigen Höcker der
Aussenseite und durch die zugleich flachere und mehr ellip-
tische Gestalt, von O. planus durch die hohe Wölbung der Innen-
seite und relativ breiteren Sulcus. Auch sind alle mir bekannten
Exemplare des O. planus viel kleiner als die Durchschnittsgrösse
des ©. tuberculosus.
Vorkommen: Mitteloligocän; Süldorf (von hier das l. c.
abgebildete Original), Neustadt-Magdeburg, Stettiner Sand (mas-
senhaft). Die Angabe Antwerpen beruhte auf einem Irrthum.
89
Ötolithus (Merlangus) spatuwlatus KoKEn.
Beier oa, 1 (2:2), umac-Fie, 20 (10. Tr).
Gestalt spatel- oder lanzettförmig, d.h. hinten gerundet,
nach vorn in eine lange, dem Rostrum entsprechende Spitze aus-
gezogen. In der Jugend ist die Gestalt mehr verkürzt und relativ
breiter (Fig. 10), an die flachen Abänderungen des O. (Gadıs)
elegans erinnernd. Die Aussenseite besitzt eine gewölbte Längs-
axe, auf welche die randlichen Rippen unter steilem Winkel
treffen; sie endigt im hinteren Theile (dem morphologischen Mittel-
punkte, Umbo) des Otolithen und von hier strahlen einige stär-
kere Rippen nach dem Rande aus. Auch die Innenseite des
Otolithen zeigt regelmässige, randliche, flache Rippen und Furchen,
welche selbst den Raum über dem Ostium besetzen.
Der Suleus durchzieht als flache, mit collicularen Bildungen
erfüllte Depression die ganze Innenseite, ist in der Mitte des
Verlaufes verschmälert, nach beiden Enden hin erweitert und ver-
flacht. Eine Ventralfurche bezeichnet zugleich die Linie, an wel-
cher die Innenseite steiler gegen den Rand abfällt
Wie dieser Otolith durch eine Reihe fossiler, geologisch
jüngerer Zwischenformen mit dem lebenden Merlangus verbunden
ist, so hat er andererseits durch die Reihe des Otolithus (Gadus)
elegans auch so viel Berührungspunkte mit Gadus gemeinsam,
dass wir Grund haben zu der Annahme, die Abzweigung des
Merlangus von Gadus sei zur Zeit des Oberoligocän erfolgt und
zwar mit der Art, deren Otolithen hier vorliegen.
Vorkommen: Sternberger Gestein.
Otolithus (Merlangus) cognatus Koken.
Para? Biol 1) md: Par: V, Fe Bla 85:7).
In der Gestalt dem vorstehend beschriebenen Otolithen sehr
ähnlich, doch durchschnittlich noch spitziger ausgezogen und
flacher. Die Wölbung der Aussenseite reicht weiter nach hinten.
der Theil, wo die Rippen radial stehen, ist daher verkleinert.
In der Ausbildung der Innenseite erkennt man schon den
echten Merlangus. Der Knick, welcher an der ventralen Begren-
zung des Sulcus die Scheide zwischen Ostium und Cauda an-
deutet, liegt weit nach hinten und ist sehr deutlich; ihm ent-
sprechen eigenthümliche Ausbiegungen der kräftigen collicularen
Bildungen des Sulcus. Die über dem Ostium stehenden rand-
lichen Rippen erleiden dort, wo sie an den Sulcus stossen, eine
geringe, aber für Merlangus bezeichnende Abschrägung. Die
Ventralfurche ist sehr stark; während sie bei der vorigen Art
90
zugleich die Grenze der randlichen Rippen ist, sind dieselben hier
nur durch sie unterbrochen.
Vorkommen: Miocän; Langenfelde in Holstein; (?) Leitha-
kalkmergel; Portsteich (junge Exemplare).
Otolithus (Merlangus) vulgaris var. suffolkensis Koren.
Far):
Diese Art aus dem Crag von Suffolk bildet den vollkom-
menen Uebergang zum lebenden Merlangus vulgaris und ist nur
als eine Mutation, als der pliocäne Vorläufer desselben, aufzu-
fassen. Grössere Streckung des vorderen, ostialen Theiles, Ver-
kürzung des caudalen, noch reichere Differenzirung der Sculptur
und die Verlegung der gewölbten Längsaxe der Aussenseite mehr
nach dem Ventralrande hin, scheiden O. suffolkensis von dem
miocänen O. cognatus und noch mehr von O. spatulatus des
Sternberger Gesteins. Bei dem rececenten Merlangus vulgaris liegt
die Wölbung der Aussenseite dem Ventralrande an; es hat das zur
Folge, dass die dorsale Partie des ÖOtolithen verdünnt ist, daher
die Rippen viel feiner und regelmässiger zum Ausdruck kommen,
als an dem dicken Ventralrande, wo sie sehr verwischt sind.
Vorkommen: Pliocän; Crag von Suffolk.
Otolithus (Gadidarum) ponderosus KoKkeEn.
1885. "VON Ka@neEn, ]. c., p. 113, t. V, £. 24.
Gestalt länglich, schmal und dick. Die Innenseite ist stark
convex; die Aussenseite deutlich querconcav; dem ventralen Rande
genähert liegt auf der Aussenseite eine Längsverdickung, welche
91
ebenso wie der übrige Theil mit unregelmässigen Buckeln und
Anschwellungen besetzt ist. Der Suleus ist deutlich vertieft und
endiet mit dem Hinterrande, aber verschlossen; er ist durch eine
Einschnürung in etwa gleich grosse Theile getrennt, welche beide
Collicula enthalten. Die Area besteht in einer schwachen, läng-
lichen Vertiefung; ihr entspricht eine Ventralfurche, von der aus
der Otolith steil nach dem Rande hin abfällt, während das dar-
über gelegene Stück beträchtlich verdickt ist.
Die ganze Gestalt, die Art der Sculptur, das Verhalten der
Ventralfurche erinnern an Gadus, während der Sulcus abweicht.
Vorkommen: Paleocän; Kopenhagen.
Otolithus (Gadus) venustus Koken.
Bars Ric: 2, 29,088 und; Big, 9 (34 1):
Gestalt eiförmig, vorn zugespitzt, hinten breit gerundet.
Aussenseite convex, mit ziemlich regelmässigen, stark verdickten
und von einander wohl getrennten Rippen bedeckt, die besonders
am Dorsal- und Ventralrande regelmässig entwickelt sind, wäh-
rend sie vorn und hinten verschmelzen. In der Mitte einige
quer gezogene Höcker. Auch die flache Innenseite ist zierlich
seulpturirt; vom Rande ausgehende (denen der Aussenseite ent-
sprechende) Furchen trennen die breiten, abgeflachten Rippen und
verlieren sich gegen den Sulcus hin. Eine Ventralfurche ist
deutlich.
Der Sulcus ist ziemlich vertieft, von erhabenen Linien ein-
sefasst und durchläuft die ganze Innenseite, ohne sich in Ostium
und Cauda zu differenziren; etwa in der Mitte findet sich eine
kleine Ausbiesung oder Nebengrube, wie sie häufig bei Gadiden
auftritt.
Dieser Otolith ist nicht leicht zu verwechseln; von den
meisten Arten unterscheidet ihn schon die verkürzte, aber vorn
stark zugespitzte Gestalt. Das gilt auch für Otolithus planus,
der ihm besonders in der Verzierung der Aussenseite etwas ähnelt,
sich dann aber besonders durch den Sulcus unterscheidet, der
nach dem Typus ZRanciceps geformt ist und deutlich in Ostium
und Cauda zerfällt.
Vorkommen: Miocän; Langenfelde in Holstein.
Otolithus (Gadus) simplex Koken.
Bat. Wiea6:05 : Di:
1884. Ueber Fischotolithen ete., t. XI, f.3 (= 0. elegans 1884 pars,
AOn MIR TROLAN:
Die Art ist häufig im Mitteloligocän von Söllingen und liegt
in einer Mutation, welche durch bedeutende Grösse und gröbere
92
Modellirung abweicht, auch aus dem Unteroligocän von Lattorf
vor; das einzige bisher bekannte Exemplar von dort ist Taf. III,
Fig. 6 abgebildet.
Die Söllingener Exemplare sind durchweg zierlicher. Von
O. (Gadus) elegans sind sie durch grössere Länge im Verhältniss
zur Breite, den fast parallelrandigen Sulcus, der sich wie ein
breites Band, ohne jegliche Einschnürungen, über die Innenfläche
hinzieht, und durch die dem Ventralrande sehr genäherte Lage
desselben stets zu unterscheiden.
Ich habe früher angenommen, dass bei älteren Fischen die
Otolithen des ©. elegans die eben geschilderte Gestalt annehmen,
und habe 1. c., t. XL f. 3 ein Exemplare dieser Art als ©.
elegans abgebildet!). An reichlicherem Materiale (es liegen meh-
rere Tausend Exemplare von O. elegans und O0. simplex vor) habe
ich gefunden, dass schon ganz kleine Exemplare des O. simplex
die aufgeführten Charaktere besitzen, und ebenso sehr grosse des
O. elegans die ihrigen festhalten.
Unter den Hunderten von ©. elegans, die ich allein aus dem
Oberoligocän von Gassel, Freden. Wangelnstedt und aus dem Stern-
berger Gestein durchsehen konnte, fand sich niemals ein O. simplex.
Derselbe ist auf Unter- und Mitteloligocän beschränkt, in erste-
rem aber noch sehr selten.
Otolithus (Gadus) tenuis Koken.
Taf IV Fie! 8, 8a (6 ZT) und) Fie)6 Haren
Gestalt sehr lang gestreckt, schmal. Aussenseite mit quer
gestellten, dicken Rippen, welche sich ventral verstärken, dorsal
verflachen. Daher fällt der Ventralrand sehr steil ab, während
der Dorsalrand fast scharf ist. Innenseite mit breitem, ein-
fachem Suleus.
Diese Art könnte der miocäne Nachkomme des O0. simplex
sein, der sich durch grössere Breite und weniger ausgebildete
Sculptur der Aussenseite immerhin gut unterscheidet. Ob Taf. IV,
Fig. 6 (aus dem oberoligocänen Sternberger Gestein) die Jugend-
form dieses oder des OÖ. elegans ist, bleibt schwer zu entscheiden.
Die schmale, lange Gestalt lässt auf jenes, die wenn auch schwache
Einschnürung des Sulcus auf dieses schliessen.
Vorkommen: Miocän; Bordeaux, Baden (Tegel).
!) Int. XI, f. 3 ist der Zwischenraum zwischen Sulcus und Ven-
tralrand zu gross dargestellt.
93
Otolithus (Gadus) elegans Koken.
BErree era to ru Pro. 2,2807 .L) und Tat. V,
Fyamtp (2671):
Bass L e.t,X1,8 2, A (non, 3).
Innerhalb dieser Art sind noch geographische Varietäten und
geologische Mutationen zu unterscheiden. deren Abgrenzung schwer
fällt, während doch die pliocänen Ausläufer sich von der Aus-
sangsform so weit entfernt haben, dass man einen neuen Art-
namen geben möchte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese
letzten, im Pliocän von Suffolk massenhaft vorkommenden Oto-
lithen sich einer noch lebenden Art werden anschliessen lassen;
doch reicht mein Vergleichsmaterial an Gadiden nicht aus, diese
Frage zu entscheiden. Auch andere Arten, so die ganze Mer-
langus-Reihe. scheinen aus diesem Formenkreise hervorgegangen
zu sein. Ueber O. simplex vergl. p. 91.
Die typische Form des ©. elegans liegt im Mitteloligocän
von Söllingen, bleibt stets klein, relativ kurz und dick, Rosinen-
kernen ähnlich. Etwas flachere und auf der Aussenseite regel-
mässiger sculpturirte Formen sind mit ihnen vergesellschaftet und
durch Uebergänge untrennbar verbunden (l. c., t. XI, f. 2, 4).
Dieselbe kurze, Traubenkern - ähnliche Form kommt, aber viel
weniger häufig, in den mitteloligocänen Meeressanden von Wald-
böckelheim vor. Den Septarienthonen fehlt diese gänzlich, doch
liegen mir 6 Otolithen, angeblich von Hermsdorf, also aus dem
Septarienthon, vor, welche ganz und gar mit der Taf. IV, Fig. 2
dargestellten, flachen und reich sculpturirten Mutation (mut. sculpta)
des Oberoligocän übereinstimmen. Sie ist stets relativ länger als
die Söllingener Stücke, ist im Oberoligocän häufig bei Cassel,
Freden und im Sternberger Gestein, geht in's Miocän (Taf. V,
Fig. 6, von Dingden) und ist durch letztere mit der Form des
Crags von Suffolk, welche ich durch die Güte der Herren E. T.
NEwTon und Dr. JaAEkKEL in zahlreichen Exemplaren untersuchen
konnte, untrennbar verbunden. Von den typischen Stücken von
Söllingen weichen diese sehr ab, sodass man seit dem Mittel-
oligocän etwa eine selbständige Art sich allmählich entwickeln sieht.
{m Oberoligocän bleibt aber eine Mittelform noch häufiger
(Taf. IV, Fig. 1, 1a aus dem Sternberger Gestein abgebildet), die
bei Freden in vielen Hunderten von Exemplaren gesammelt ist;
sie ist niemals so flach als die andere. Den Typus des Mittel-
oligocän findet man im Oberoligocän viel seltener, doch sind bei
Cassel und Nieder-Kaufungen einzelne Stücke gesammelt, die man
noch darauf beziehen kann.
Ueber die Anknüpfung an ©. (Gadus) spectabihs s. u.
94
Vorkommen:
Mitteloligoeän; Sande von Söllingen, Waldböckelheim,
Septarienthon von Hermsdorf (flache Varietät).
Oberoligocän: Cassel, Freden, Wangelnstedt, Sternberger
Gestein. — Die flache Form: Cassel, Freden, Stern-
berger Gestein.
Miocän; flache Mutation: Dingden.
Plioeän; flache Mutation: Crag von Suftolk.
Otolithus (Gadus) spectabilis KokEn.
Taf. II, Fig. 3—3b 8:1) und Fig. 4 (2,5:1).
Gestalt spitz apfelkernförmig, der Länge nach stark gebogen.
Die Aussenseite ist sehr angeschwollen und mit dicken Höckern
besetzt, welche sich besonders ventral hoch entwickeln, sodass
die Aussenseite senkrecht zur Innenseite abfällt, oder noch über
sie hinausragt; die vordere Spitze ist scharf nach aussen aufge-
bogen. Die Innenseite ist diesem Verhalten der Aussenseite ent-
sprechend sehr convex und dabei eigenthümlich gedreht. Der
Sulcus acusticus ist breit, von collicularen Bildungen erfüllt; eine
Aufbiegung des Ventralrandes und eine derselben entsprechende
Unterbrechung der collicularen Bildungen, meist in Form eines
vertieften Dreiecks, zeigt die Theilung von Cauda und Ostium
an. Die Ventralfurche ist deutlich, doch ist meist nur der obere
Rand derselben ausgebildet, als gekörnelte Leiste.
Einige Stücke des Otolithus elegans bekommen durch stär-
keres Anschwellen der Aussenseite einen ähnlichen Habitus, und
wahrscheinlich ist die Art auch als Ausgangspunkt für diese auf-
fallende Form des Miocän anzusehen. Der Taf. II, Fig. 8 ab-
gebildete Ololethus (Gadus) anglicus ist wiederum eine pliocäne
Mutation, welche im Allgemeinen flacher bleibt, nicht so auffallend
anschwillt und sich weniger biegt als die miocäne.
Vorkommen: Miocän; Langenfelde, Holstein.
Otolithus (Morrhua) söllingenenstis Koken.
Taf. III, Fig. 1, 1a (8:1).
Gestalt oval, vorn ein wenig eckig, hinten gerundet. Aussenseite
schüsselförmig-concav, mit zahlreichen, gerundeten, demRande zu
häufig dichotomirten Rippen, von denen die des Dorsal- und Ventral-
randes scheinbar nicht nach einem gemeinschaftlichen Mittelpunkt
convergiren, sondern auf der Längsaxe senkrecht stehen; in der
Mitte einige rundliche Höcker. Innenseite convex, im Ganzen
wie bei Morrhua gestaltet, indessen ist der Sulcus nach oben
durch eine schärfere Crista superior abgegrenzt (in der Abbildung
95
ist der Otolith umgekehrt gestellt, sodass die ventrale Seite nach
oben steht); die darüber liegende Area ist schmal, vertieft und
endigt an einer Kante, vor welcher der Dorsalrand steil abfällt,
scharf seulpturirt durch randliche Kerben und Zähne. Die ven-
trale Grenze des Suleus ist in der Mitte nach oben hochgezogen.
Es mangelt die bei Morrhua vorhandene deutliche Ventralfurche,
welche zugleich einen Knick der ventralen Partie des Otolithen
markirt, während bei O. söllingenensts gerade dieser Theil flach
ist, und ein entsprechender Knick vielmehr in der Nähe des
Dorsalrandes auftritt. Auch ist bei Morrhua der Otolith vorn
zugespitzt, weil das Rostrum noch deutlich entwickelt ist, häufig
sogar durch eine Exeisura vom Dorsalrande sich absetzt.
Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen.
Otolithus (Morrhua) faba Koken.
1884. 1. c., O. (Gadi) faba K., p. 541, t. XL £. 8.
In Anschluss an die heute von den Zoologen beliebte Ab-
trennung der Gattung Morrkua muss auch genannter Otolith bei
dieser untergebracht werden.
Die Aussenseite ist in der eitirten Abbildung falsch gestellt
und müsste um 80° gedreht werden; sie ist deutlich concav und
war mit dicht gedrängten (jetzt abgeriebenen) Höckern bedeckt.
Die Aehnlichkeit mit ©. (Morrhua) söllingenenstis ist sehr gross,
doch erscheint die Hermsdorfer Art massiger und plumper.
Vorkommen: Mitteloligocän (Septarienthon); Hermsdorf.
Otolithus (Morrhua) latus Koken.
TalıXx .Bie. u 8 (8 21).
Länge 12 mm, Breite 8 mm, Dicke 4,8 mm.
Von diesem ausgezeichneten Otolithen liegt nur ein Exem-
plar vor aus der Sammlung des naturforschenden Vereins zu
Lüneburg, welches aber trotz einiger Verletzungen eine völlig
sichere Bestimmung erlaubt.
Gestalt fast regelmässig elliptisch; die Innenseite ist sehr
stark convex, die Aussenseite nur schwach concav, weil die derbe
Sculptur die allgemeine Krümmung fast verdeckt. Diese Sculptur
besteht aus etwas unregelmässigen, rundlichen Tuberkeln, welche
auf der ventralen Seite etwas stärker entwickelt sind. Der Otolith
ist auf der Aussenseite übrigens stark abgescheuert oder corro-
dirt, denn die meisten dieser Tuberkeln bilden nur noch ganz
schwache Wölbungen und sind von scharfen, leistenförmig hervor-
tretenden Linien in Form von Polygonen, meist Sechsecken, um-
zogen. Diese Linien sieht man an frischen Otolithen nicht; sie
96
entsprechen den Flächen, in denen sich die einzelnen Stäbchen-
systeme der den Otolithen aufbauenden Kalkspath-Prismen gegen
einander abgrenzen (vergl. Koken, 1. c., p. 523). Eine Längs-
depression markirt sich ziemlich deutlich in der Mittellinie der
Aussenseite. Der Ventralrand fällt steil ab, da der Otolith in
dieser Gegend am dicksten ist. der Dorsalrand ist scharf; der
Querschnitt ergiebt ein spitzwinkeliges Dreieck. Der Sulcus acusti-
cus ist sehr breit, ziemlich seicht und mit collicularen Bildungen,
welche in der Mitte undeutlich getrennt sind, erfüllt. Beide Rän-
der des Sulcus biegen sich, etwa in der Mitte, gegen einander
nach innen vor, wodurch die Abgrenzung von Ostium und Cauda
angedeutet ist. Ventral liegt eine ziemlich auffallende Seiten-
furche; die Gegend zwischen ihr und dem Sulcus ist leistenförmig
geschwollen und von geglättetem Aussehen.
Sind einerseits die Beziehungen zu lebenden Gadiden, be-
sonders zu Morrhua, sehr enge, so springt andererseits die
Aehnlichkeit mit dem mitteloligocänen ©. (Morrhua) faba von
Hermsdorf und ©, söllingenensis von Söllingen in die Augen. Der
hervorragendste Unterschied von ©. faba liegt in der Beschaffen-
heit der Aussenseite, welche bei ©. faba stärker und gleichmäs-
siger concav und mit zahlreichen, fast kreisförmig gerundeten
Tuberkeln besetzt ist. Der Ventralrand stösst sehr scharf und
in rechtem Winkel an der Aussenseite ab. ©. söllingenensts un-
terscheidet sich durch die Berippung der Aussenseite und den
Mangel der Ventralfurche.
Vorkommen: Miocän; Lüneburg.
II. Macruridae.
Otolithus (Macrurus) praecursor Koken.
Gestalt unregelmässig rhombisch, der Ventralrand ist scharf
gebogen und mehr nach vorn hin fast stumpfwinkelig geknickt,
der Dorsalrand unregelmässig. aber im Ganzen etwa rechtwinkelig
geknickt. Die eigenthümliche Form des Dorsalrandes lässt sich auf
excessives, zugleich lockeres Wachsthum der dorsal vom Sulcus
gelegenen Partie des Otolithen zurückführen, in Folge dessen
diese flacher ist als der übrige Körper des Otolithen, weit vor-
springt und ein traubig-höckeriges Ansehen erhält. Die Aussen-
seite ist der Längsaxe nach gewölbt; einige undeutliche, wellig-
höckerige Rippen laufen von dieser Erhebung zu den Rändern.
Verwitterte Exemplare zeigen auf der Aussenseite meist eine tiefe,
bis in den dorsalen Vorsprung sich erstreckende Quer-Depression,
welche unmittelbar vor der höchsten Erhebung der Aussenseite
liegt und bei intacten Stücken kaum angedeutet ist.
97
Die Innenseite wird von dem breiten Sulcus der ganzen
Länge nach durchzogen; bei jüngeren und gut erhaltenen Exem-
plaren erkennt man eine scharfe, nach oben concav gekrümmte
Crista superior, über welcher, nur durch eine schmale Zone ge-
trennt. der eigentliche Dorsalrand folgt, welcher noch stärker
nach oben concav ist und sich sehr stark von dem dorsalen Vor-
sprung absetzt. Bei verwitterten Exemplaren, vielleicht auch bei
sehr alten, ist aber diese ganze Partie mit in den Suleus hinein
bezogen, welcher dadurch sehr verbreitert erscheint. Massige
colliculare Bildungen lagern in der ganzen Länge des Suleus,
welcher nicht in Ostium und Cauda differenzirt ist. Eine Ventral-
furche oder Linie ist bei guter Erhaltung sichtbar. - Es muss
nochmals darauf hingewiesen werden, dass der dorsale Vorsprung
als Ganzes der Aussenseite (morphologisch gesprochen) angehört,
gewissermaassen ein umgelegter und seitlich verbreiterter Höcker
ist, während die eigentliche Innenseite nicht hoch über dem
Suleus endigt.
Die generische Stellung dieses Otolithen ergiebt sich un-
mittelbar aus dem Vergleich mit der Sagitta von Macrumuıs
trachyrhynchus (Fig. 7); die Aehnlichkeit ist so schlagend, dass
jeder Zweifel an der Zusammengehörigkeit ausgeschlossen wird.
Die Macruriden sind Tiefsee-Bewohner‘, eine abyssische Neben-
linie der Gadiden. Der Hauptcharakter liest in der Flossenbil-
dung. Die Rückenflosse ist getheilt, der vordere Theil klein,
von wenigen Strahlen gestützt, der hintere mit der Caudal- und
Analflosse zu einer langen Endflosse verwachsen, welche als mäch-
tiges Locomotiönsorgan dient. Diese Charaktere sind Tiefsee-
Anpassungen. und alle Gruppirungen, die auf sie gestützt werden,
sind willkürlich und führen nicht zur Erkenntniss der wahren
Verwandtschaften. Die Macruriden sind keine einheitliche Fa-
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIIL. !. 7
oO
I
milie, sondern unter dem gleichmässigen Aeussern des Kör-
pers verbergen sich Abkömmlinge mehrerer Gruppen der Gadiden
und Ophidiiden. Die Gruppirung in Gattungen ist von den ver-
schiedenen Autoren sehr verschieden vorgenommen; auch VAaıL-
LANTS Trennungsversuche sind künstlich. Daher kommt es denn
auch, dass die von VaıLzLanr abgebildeten Otolithen so auffallend
vielgestaltig sind, und dass z. B. die Sagitta von Meaerurus
(Lepidoleprus) trachyrhynchus der von Hymenocephalus italteus
ähnlicher ist als der von Macrurus sclerorhynchus, die von Ma-
crurus smillophorus wiederum mehr der von Hymenocephalus
crasstceps gleicht. Hymenocephalus italiceus ist nach VAILLANT'S
Abbildung so ähnlich, dass man über die Zugehörigkeit der vor-
liegenden Otolithen, ob zu Macrurus resp. Lepedoleprus oder
Hymenccephalus, streiten kann; die nächste Beziehung bleibt
jedenfalls die zu Macrurus trachyrhynchus (Textfig. 7). und es
erscheint mir daher angemessen, die Otolithen unter Maerurus
(im weiteren Sinne) aufzuführen. |
Auch in der Kreide erscheinen schon ähnliche Formen; ein
Otolith aus dem Siegsdorfer Senon, und zwar der häufigste der
dort vorkommenden, kann nach der Aehnlichkeit mit Maerurus
japondcus nur zu dieser Familie gerechnet werden, doch ist, je
weiter wir in den Formationen zurückgehen, die Unterscheidung
von Gadiden und Macruriden immer schwieriger, oft unmöglich.
Vorkommen des O. praecursor: Pliocän; Orciano bei Pisa.
Otolithus (Macruridarum) singulartis Koken.
Taf. yI, Kies. 952m
Nur ein beschädigtes Exemplar, daher die Umrissform nicht
genau anzugeben, jedenfalls aber länglich. vorn breiter als hinten.
Die Längsaxe der Aussenseite etwas concay gebogen, sonst ist
die Aussenseite gewölbt, glatt. Rippen fehlen, aber nach vorn
oben setzt sich eine Anschwellung scharf ab, welche eine be-
trächtliche Aufwärtsbiegung des Dorsalrandes veranlasst. Der
Suleus ist stark vertieft, mit collieularen Bildungen erfüllt. die
wiederum einen Längskiel bilden. Ostium von der Cauda scharf
abgesetzt, lang gestreckt, den Rand erreichend. Ventralfurche
deutlich, desgleichen die Crista superior und die darüber liegende
Area.
Diese interessante Form scheint nach den Abbildungen, die
VAILLANT von ÖOtolithen der Macruriden gegeben hat, in diesen
Formenkreis zu gehören, hat aber auch manche Aehnlichkeit
mit fossilen Formen. so mit Otohthus difformis einerseits, dem
O0. mueronatıs des amerikanischen Alttertiärs andererseits; be-
99
sonders nahe steht sie aber einer Art aus dem Öbersenon von
Siegsdorf, die ich für die von Herrn Bönm in München beab-
sichtigte Monographie der Siegsdorfer Fauna untersucht und be-
schrieben habe, und die generisch nicht zu trennen ist.
Vorkommen: Unteroligocän; Lattorf.
III. Ophidiidae.
Otolithus (Fierasfer) nuntıus Koren.
Far. NbauRig.1230220(9:1).
Gestalt zugespitzt apfelkernförmig, die Aussenseite hoch ge-
wölbt, die Innenseite ganz eben. Die stärkste Wölbung der
Aussenseite liegt dem einen Rande sehr genähert, den ich des-
wegen, nach Analogie mit Gadiden etc., als Ventralrand auffasse.
Nach diesem fällt die Aussenseite steil ab, sodass sie mit der
Innenseite einen rechten Winkel bildet, nach dem Dorsalrand viel
allmählicher, sodass dieser scharfwinkelig bleibt. Von Sculpturen
bemerkt man mehrere Querfurchen. welche die höchste Erhebung
in eine Reihe sanfter Wellen auflösen (der letzte Rest der Ga-
diden - Sculptur), und eine schmale Depression längs des Dorsal-
randes. Der Sulcus ist wenig vertieft und wird durch zwei Fur-
chen, welche in die Ebene der Innenseite wie eingravirt erscheinen,
fast vollständig umschlossen: die breitere ventrale folgt ziemlich
der Krümmung des Ventralrandes, die dorsale ist fast gerade,
linear. Ausserdem bemerkt man eine scharfe Depression längs
des Dorsalrandes.
Die Aehnlichkeit mit der Sagitta des in Holothurien schma-
rotzenden Frerasfer acu (Koken, 1884, 1. c., t. IX, f. 3) ist eine
auffallende.e Nur ist bei diesem die Aussenseite ganz glatt, jede
Sceulptur verwischt, und ebenso der Sulcus acusticus noch un-
deutlicher. Die schmarotzende Lebensweise hatte zur Oligocänzeit
die Grundzüge der Gadiden - Sagitta noch nicht so angegrifien,.
war vielleicht noch gar nicht so stark entwickelt. Eigenthümlich
ist die Thatsache, dass die Masse des Otolithen, sein Volumen
und seine Festigkeit, weniger alterirt wird. Die zu abyssischen
Tiefen niedergestiegenen Macruriden und die in anderen Ge-
schöpfen schmarotzenden Fierasfer haben die relativ grosse Sa-
gitta der normalen Gadiden nicht verloren, dieselbe füllt vielmehr
noch immer den Sacculus vollständig aus; ihre vermuthlich ver-
minderte Function prägt sich nur in den verschwommeneren Um-
rissen des Sulcus und der weniger kräftigen Sculptur aus.
Vorkommen: Mitteloligoeän; Söllingen, sehr selten.
100
Otolithus (Flerasfer) posterus Koken.
TarıYyE "Pier 65a 0).
Im Allgemeinen dem Vorigen sehr ähnlich. Die Aussenseite
ist relativ noch stärker gewölbt, und man zählt nur wenig Quer-
furchen. Gestalt elliptisch, gleichmässiger abgerundet, nicht scharf
gespitzt wie vorstehende Art. Die Wölbung der Aussenseite hat
auf Kosten der flachen Innenseite zugenommen, sodass der Raum
zwischen Ventralrand und Sulcus beträchtlich schmaler erscheint.
Vorkommen: Oberoligocän; Cassel, Kl. Freden. ? Mioeän.
(Mehrere Exemplare, die ich ohne Fundortsangabe, aber mit typi-
schen Arten des österreichischen Miocän zusammen erhalten habe.)
Otolithus (Ophridiridarum) Boettgert Koren.
Taf. I, Fig. 6.—6b 65:1).
Maasse des abgebildeten Exemplares: Länge 5, Breite 3,
Dicke f. 2 mm.
Gestalt oval, vorn etwas abgestutzt, der Ventrairand stärker
vorspringend als der Dorsalrand. Innenseite stark gewölbt. glatt,
der Sulcus kaum vertieft, jedoch durch vertiefte Linien umrissen
und durch die rauhe Oberfläche abgehoben. Die Aussenseite in
der Anlage concav (vergl. die Profilansicht Taf. I, Fig. 6b), aber
stark höckerig und daher auch gewölbt; in der Mitte bleibt
jedoch eine flachere Partie, ebenso am ventralen Rande, daher
dieser scharf. Die Entwicklung der Höcker steigert sich nach
vorn hin (und dorsal), doch sind sie bei einem zweiten Exem-
plar nicht so scharf ausgeprägt wie bei dem abgebildeten.
Der Suleus ist relativ breit, erreicht den Vorderrand und
beinahe auch den Hinterrand. Eine Aufbiegung der ventralen
Begrenzung etwa in Form eines nach vorn gerichteten Wellen-
kammes bezeichnet die Grenze des Ostium; eine feine, vertiefte
Linie läuft von hier nach dem Vorderrande.
Vorkommen: Oberoligocän; Cassel, 2 Exemplare (BoETT-
GER sche Sammlung).
Otolithus (Ophidiidarum) obotritus Koken.
Taf. I, Fig.5 (15:1).
Gestalt oval, dick, dem vorigen sehr ähnlich, auch in der
Bildung des Suleus. Der vordere, als Ostium aufzufassende Theil
des Sulcus enthält auch hier eine feine, vertiefte Linie, welche
von dem Knick des Ventralrandes des Sulcus nach dem Vorder-
rande verläuft. Die Form ist noch plumper als bei voriger Art, die
Aussenseite nur mit wenig scharfen Erhebungen; der dorsal und
101
vorn gelegene Tlieil wie bei Macruriden nach oben und vorn
verlängert.
Nahe verwandt sind ausser ©. Boettgere auch O. Meyer: und
0. elevatus aus den Jackson- bezw. Clayborne - Schichten Alaba-
mas, die dort nicht selten sind. Die Sagitta von Ophrdium bar-
batum ist in mancher Beziehung von überraschender Aehnlichkeit
und vermittelt andererseits auch zu der Formenreihe des O. dif-
formis, sodass wir mit Sicherheit alle diese Arten zu den Ophi-
diiden stellen können, während die Gattung allerdings in beiden
Fällen eine andere als Ophrdium ist. Eine Abbildung der Sagitta
von Ophidrium kann leider an dieser Stelle nicht mehr gebracht
werden.
Otolithus (Ophidiidarum) difformis Koken. |
Beer ta (4.51); Taf.,V, Bis. (Wie) 87(3"or 1);
0. La al VL: Bie25,(2°2,,1).
1884. 1. c., t. XI, f. 11 (in Text und Tafelerklärung citirt als f. 13).
Diese eigenthümliche Form ist mir nachträglich erst im zahl-
reichen Exemplaren zugekommen, sodass die erste Darstellung
mehrfacher Berichtigung bedarf.
Das früher abgebildete Exemplar stammt von Hermsdorf (der
Fundort ist in meiner ersten Arbeit nicht angegeben) und ist beson-
ders auf der Aussenseite und am Hinterrande ziemlich abgerieben,
sodass die Zeichnung nicht charakteristisch gerathen ist. Taf. V,
Fig. 7 ist ein anderes Exemplar von Hermsdorf abgebildet, wel-
ches für die Darstellung besser geeignet ist. Die eigentliche
Anlage der Sculptur erfährt man aber erst aus Stücken, die sich
nur bei Joachimsthal ebenfalls im Septarienthon gefunden haben,
und die ich als var. joachimica absondern will. (Taf. I, Fig. 7.)
Die stark entwickelten Höcker bedecken die ganze Aussen-
seite bis auf den ventralen Randsaum, der als glatte, allmählich
ansteigende Zone gewissermaassen eine Vorstufe bildet. Der
seulpturirte Theil zerfällt in eine ventrale und eine dorsale Partie,
und letztere wieder durch eine Radialsenke in einen stärker vor-
springenden vorderen und einen etwas schwächeren, nach hinten
spitz auslaufenden hinteren Theil. Die ventrale Erhebungszone
nimmt nach hinten an Höhe zu und springt als deutliche Spitze
ziemlich weit über die hintere Grenze der Innenseite hinaus.
Diese drei Haupterhebungen der Aussenseite finden wir auch
bei den plumperen Hermsdorfer Formen wieder, meistens auch
den ventralen Randsaum, aber die Trennungsfurchen sind nicht
so tief als bei var. joachtmica, häufig fast ganz verwischt, und
eine Auflösung der gröberen Erhebungen in einzelne Tuberkel ist
kaum angedeutet. Mit Rücksicht auch auf das Vorkommen ist
102
eine Trennung wohl rathsam. Die plumpe Form ist bei Joachims-
thal noch nicht gefunden, dagegen bei Lübars, in unmittelbarer
Nähe der alten Hermsdorfer Grube, ein Exemplar der stärker
ornamentirten Varietät.
Im Allgemeinen zeichnen sich die plumperen Formen auch
durch relativ grössere Dicke aus. Der einzige im Unteroligocän
von Lattorf gefundeue Otolith schliesst sich in dieser Beziehung
ganz an sie an, während die Ornamentik schon kräftiger, die
ganze Gestalt etwas gestreckter ist. Dennoch kann man nicht
zweifeln, dass die Art dieselbe wie die der mitteloligocänen Thone
ist. (Taf. V, Fig. 8.)
Die Joachimsthaler Formen variiren aber noch nach einer
anderen Richtung, indem sie sehr fiach vorkommen, wobei zu-
gleich die Höckerbildung der Aussenseite etwas zurücktritt (Taf. V,
Fig. 9). Nach hinten ist die Gestalt etwas verschmälert. Das
ist nun aber ganz der Bau des Otolithen, den ich 1884 aus
Lattorf als ©, acutangelus beschrieben habe. Er ist etwas kür-
zer, aber bei genauer Besichtigung mit der Lupe fand ich, dass
vom hinteren Ende einige der concentrischen Lagen abgeblättert
sind. Wenn man diese ergänzt denkt, erhält er vollkommen die
Gestalt des Joachimsthaler Stückes, und da andere Exemplare
von Lattorf mir nicht zu Gesicht gekommen sind, halte ich es
für zweifellos, dass der Fundort verwechselt ist. Jedenfalls ist
O. acıtangulıs als selbständige Art einzuziehen und kann höch-
stens als Varietät gelten.
Alle aufgezählten Abänderungen haben den gleichen charak-
teristischen Bau des Suleus acusticus, das langgezogene Ostium
und die kurze, wie angehängte Cauda. Der von mir aus den
Jackson Beds beschriebene O. mucronatus!) steht unleugbar sehr
nahe und bildet zugleich einen Uebergang zu gewissen Macru-
riden, indem die vorn und oben gelegene Partie der Aussenseite
zu einem selbständig auswachsenden Vorsprunge wird, welcher
auch auf der Innenseite deutlich sichtbar ist oder in sie mit
hineinbezogen wird. und indem die Cauda sich nur noch durch
eine Unterbrechung der collieularen Bildungen im Suleus, nicht
durch eine Einschnürung dieses selbst markirt. Mit 0. defformis
theilt er besonders auch die conische Zuspitzung des Hinterrandes.
Eine sehr langgestreckte Varietät mit wenig ausgebildeter
Differenzirung der Aussenseite sei als var. hermsdorfensis be-
zeichnet (Taf. VI, Fig. 5). Sie erinnert etwas am VAILLANTS
Abbildung von Bathygadus melanobranchus (Trav. et Talism..
t. XVII, f. 1a u. 1b). doch nur in den Haupterhebungen der
!\ Diese Zeitschrift, 1888, p. 290, t. XVIL £. 10, 11.
103
Aussenseite. Der Sulcus ist an VaızLanrs Exemplar nicht deut-
lich ausgeprägt, scheint aber verschieden gebildet zu sein von dem
des ©. difformis var. hermsdorfensis, welcher sich ganz an den
des Typus anschliesst. Ich habe übrigens schon einmal darauf
hingewiesen, dass schon aus der Betrachtung der Otolithen her-
vorgeht, wie willkürlich und schematisch die Gattungen der Ma-
eruriden gefasst sind. Der Versuch, sie in die Paläontologie
einzuführen, dürfte wenig vortheilhaft für letztere sein. Die Ma-
cruriden dürften polyphyletisch aus verschiedenen Gattungen der
normalen Gadiden und Ophidiiden entstanden sein und bilden
gleichsam die Tiefseefacies derselben; die eingehendere Analyse
dieses Vorganges ist vorläufig unmöglich, aber in Formen wie
0. difformis etc. ist der Uebergang von Ophidiiden- Charakteren
zu solchen bestimmter Macruriden offenbar.
Uebersicht des Vorkommens der verschiedenen Formen des
Otolithus diformis:
Otolithus difformis typus: Hermsdorf 9,
Lübars 1,
Freienwalde 1.
Ot. difformis var. vetusta: Lattorf 1.
Ot. difformis var. joachimica: Joachimsthal 7,
Lübars 3.
Ot. dıfformis var. acutangula: Joachimsthal 5,
(?!Lattorf, 1 Stück),
Offenbach a. Main.
Ot. dıfformıs var. hermsdorfensis: Hermsdorf, 2 Stück.
Das Vorkommen dieser Art, welche ihre Entwickelung offenbar
im Norden durchmachte, im Rupelthon von Offenbach a. Main ist
von hohem Interesse, da sie eine Verbindung des rheinischen
Tertiärs mit dem norddeutschen schon zur Zeit des Mitteloligo-
cän voraussetzt, wofür übrigens auch die Gadiden von Wald-
böckelheim u. a. sprechen.
Otolithus (Ophidiidarum) Hilgendorfi Koken.
Tar.V. Rio 12 144 35.1)
Gestalt länglich apfelkernförmig, vorn scharf zugespitzt, hinten
verbreitert, mehr gerundet, ziemlich dick. Aussenseite convex,
meist glatt oder mit undeutlichen Buckeln, seltener (Figur 14a)
mit verdickten Rippen, die am Dorsalrand beginnen, aber bald
gegen die Mitte hin verschwinden. Innenseite abgeflacht, von dem
breiten, geraden Sulcus durchzogen, der keinerlei Einschnürung,
dagegen deutliche colliculare Bildungen zeigt. Diese eigentliche
104
Fläche der Innenseite wird vorn und hinten, z. Th. auch ventral
von einer Zone umgeben, die mehr nach aussen abfällt und sich
ziemlich scharf von der Ebene der Innenseite absetzt.
Die Beziehung zu den Otolithen der Ophidiiden sind offenbar,
allein es fehlt mir an Vergleichsmaterial, um die Stellung näher
präcisiren zu können. In gewissen Punkten z. B. in der Ab-
flachung der Innenseite, zeigt sich auch hier ein Uebergang zu
Macruriden.
Vorkommen: Uhnteroligocän; Lattorf.
Otolithus (Ophridiidarum) occultus Koken.
Pat. VI. Rio 2 ka a
Gestalt oval, hinten fast zugespitzt. Aussenseite flach ge-
wölbt, mit breiten, flach - rundlichen Rippen, besonders dorsal,
welche sich gegen die Mitte hin verlieren. Innenseite convex;
auf der Höhe der Wölbung liegt der kleine Sulcus, der vorn und
hinten weit vom Rande getrennt ist und eine eigenthümliche beil-
förmige Gestalt hat. Er ist von collicularen Bildungen erfüllt,
nach oben durch eine Crista superior abgegrenzt, nach unten
durch eine breitere Anschwellung, sodass er fast wallartig ein-
gefasst ist. Die Area über dem Suleus ist scharf markirt, da
der Otolith hier flach ist und die Crista superior sich steil dar-
über erhebt. Statt der Ventralfurche eine breitere Depression.
Am Dorsal- und Ventralrande deutliche Furchen, dazwischen
flache Rippen.
Mit Sicherheit kann ich den Otolithen nicht unterbringen,
vermuthe jedoch seine Zubehör zu den Ophidiiden oder Maeruriden.
Vorkommen: Unteroligoeän; Lattorf. Mitteloligocän (Sep-
tarienthon); Offenbach a. M., Hermsdorf, Joachimsthal.
Otolithus (Ophidtiidarum) marchicus Koken.
Tal x, Mor Ts,
Gestalt länglich, vorn und hinten zugespitzt, Innenseite flach,
Aussenseite mässig convex, am meisten nach dem Ventralrande
hin, glatt. Suleus acusticus elliptisch, vom Vorder- und Hinter-
rande gleich weit getrennt, mit collicularen Bildungen erfüllt.
Die Ventralfurche beginnt als breite Depression im Rostrum, ver-
schmälert sich am Ventralrande und breitet sich hinten wieder
zu einer flachen Depression aus, die mit der lang gestreckten
Area in Verbindung tritt. Das Stück der Innenseite, welches
den Sulcus trägt, tritt dadurch reliefartig hervor.
Die Gestalt und Reduction des Sulcus lassen wie bei vo-
riger Art auf einen Ophidiiden schliessen.
Vorkommen: Mitteloligocän: Hermsdorf.
a re rt Er Ed 0 en ad
105
Otolithus (Ophrdirdarum) hybridus Koken.
Tabs). Bie.sl 7%
Gestalt spitz apfelkernförmig, nach hinten in eine Spitze
ausgezogen, vorn stumpflicher. Ventralrand gleichmässig gekrümmt,
Dorsalrand im stumpfen Winkel geknickt. Aussenseite convex,
nicht scharf von der Innenseite abgesetzt. Der Sulcus bildet
eine breite, etwas unregelmässig begrenzte Einsenkung auf der
Innenseite, die mit collicularen Bildungen erfüllt ist. Nach hinten
ist sie verschmälert; sie erreicht den Rand des Otolithen nicht.
Ueber dem Sulcus liegt eine dreieckige Area, die sich noch etwas
in die hintere Spitze des Otolithen verlängert. Unter dem Sulcus
eine breite Depression, der Ventralfurche entsprechend.
Die apfelkernförmige Gestalt unterscheidet ihn von der vo-
rigen Art genügend, sodass wir weitere Kennzeichen nicht hervor-
zuheben brauchen. Bei Otolithus Halgendorfi ist der Sulcus
gleichmässig bandförmig, bei O0. saxonıcus die appendiculäre
Cauda schärfer.
Vorkommen: Mitteloligocän; Süldorf.
Otolithus (Ophidiidarum) saxonicus Koken.
Bar X, Biel 19.
Gestalt länglich oval, weder vorn noch hinten besonders
zugespitzt. Aussenseite convex, glatt, in der Nähe des Ventral-
randes am dicksten, mit einigen unregelmässigen Buckeln. Innen-
seite ebenfalls stark gewölbt, mit breitem, vertieftem Suleus,
der hinten in eine kleine, aber ziemlich scharf abgesetzte Cauda
sich verschmälert. Der vordere Theil des Sulcus enthält ein
grosses, die Cauda ein kleines Colliculum (ilöt in VaıtLanr's
Nomenclatur). Ueber dem Sulcus liegt eine längliche, vertiefte
Area, welche zum Dorsalrand ziemlich steil abfällt; noch steiler
senkt sich die Partie unter dem Sulecus zum Ventralrande.
Dieser Otolith ist von hohem Interesse durch die Ausbildung
des Sulcus, der in der unregelmässigen Form dem vorigen, über-
haupt den Ophidiiden gleicht, durch die appendiewläre Cauda aber
auch an ©. difformis und O. occultus erinnert.
Vorkommen: Mitteloligocän; Magdeburg.
©. Anacanthini heterosomata.
Otolithus (Platessa) sector Koken.
Taf. I, Fie. 4.
1888. Neue Untersuchungen an tertiären Fischotolithen, p. 292,
t. XVIL ‚f., 14—16.
Diese Art, eine der häufigsten in den Jackson - Schichten
Nordamerikas, fand sich auch, aber bedeutend seltener, im Unter-
106
oligocän von Westeregeln und Österweddingen. Einen Unter-
schied vermag ich nicht festzustellen; auch heute kommen an
der nordamerikanischen Küste einige mit der Nordsee etc. gemein-
same Arten von Plattfischen vor. In dem citirten Aufsatze habe
ich gezeigt, dass die Otolithen einem Fisch aus der Gruppe der
Platessa flesus angehören. Im Mitteloligocän oder noch jüngeren
Schichten haben sich Platessa noch nicht sicher gefunden. wohl
aber einige auf Soleiden und Ahombus (?) bezügliche Otolithen.
Vorkommen: Unteroligocän; Westeregeln, Osterweddingen.
Jackson-Schichten Alabama’s.
Otolithus (Solea) lenticularis Koken.
18846 Le, m. 549, ER 15.
Vorkommen: Oberoligocän; Cassel.
Otolithus (Solea) guestfalicus Koken.
Paf.-V.. Bio. 10,103 .4051,
Gestalt elliptisch, an beiden Enden leicht zugespitzt. Aussen-
seite convex, wellig gebogen, ohne deutlicher differenzirte Sculptur.
Innenseite convex. Der Sulcus liegt in einer scharf umgrenzten
Depression derselben und, seine Ränder treten wallartig heraus.
Er verläuft leicht gebogen, ist vorn erweitert, aber flach; hinten
stärker vertieft.
O. lenticularıs unterscheidet sich durch die Abrundung der
Hinterseite, die convexe, glatte Aussenseite, die weniger hervor-
stehenden Ränder des Suleus und die nur undeutliche, ihn um-
ziehende Depression.
Vorkommen: OÖberoligocän; Bünde.
Otolithus (Solea) approximatuws Koken.
Tat-V, Bie. 13 (1027,
Gestalt rundlich, Aussenseite convex, glatt. Innenseite flach.
Der breite Suleus ist wallartig umgrenzt; die der Cauda und dem
Ostium entsprechenden Theile sind jeder für sich vertieft, die
Verbindung mit dem Vorderrande flach.
Von ©, lentieularıs und O. guestfalicus schon durch die rund-
liche Form stets zu unterscheiden. Durch diese und die Aus-
bildung des Sulcus nähert er sich den Otolithen der lebenden
Solea vulgarıs, deren miocänem Vorläufer er angehören mag.
Vorkommen: Miocän; Langenfelde i. Holstein.
Otolithus (Pleuronectidarum) acuminatus Koken.
Ve Ad2 te. ler
Gestalt gestreckt elliptisch, Aussenseite convex, glatt, mit
undeutlichen Buckeln.. Auch die Innenseite ist convex und fällt
gegen den Ventralrand deutlich ab, während die dorsale Partie
flach ist und gegen die starke Crista superior des Sulcus sogar
vertieft erscheint. Der Suleus ist breit, kurz, nach vorn und
hinten etwas verschmälert, stark vertieft, von einer Längswölbung
durchzogen. Die Verbindung mit dem Vorderrande ist unter-
brochen, jedoch durch eine schmale. geringe Depression noch
angedeutet.
Dieser Otolith gehört auch wohl in die nähere Verwandt-
schaft von Solea, doch ist die Gattung vorläufig nicht genau fest-
zustellen.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim.
Otolithus (?Rhombus) rhenanus Koken.
Tara Dres 157 21).
Gestalt elliptisch. vorn zugespitzt, hinten schräg abgestutzt,
flach. Aussenseite concav, mit einigen undeutlichen Buckeln oder
Rippen, in der Jugend glatt und convex. Der Sulcus ist lang,
schmal und stark vertieft, oben und unten von deutlich hervor-
tretenden Leisten begleitet, nach hinten verschmälert, zuweilen fast
spitz endigend. Eine leichte Verengung gegen die Mitte könnte
man als Andeutung einer Theilung in Ostium und Cauda auf-
fessen; etwa an derselben ist die Orista inferior eigenthümlich
verbreitert, wie beim lebenden ARhombus. Zarte radiale Runzeln
strahlen von den Begrenzungen des Sulcus gegen die Seiten aus.
Der Otolith nimmt eine Mittelstellung zwischen Rhombus
und Solea ein, trägt jedoch im Allgemeinen mehr die Charaktere
ersterer Gattung und mag hier zunächst untergebracht werden.
Die flache Gestalt, der schmale vertiefte Sulcus mit spitz endi-
sender Cauda und verdickter Crista inferior sprechen für diese
Einreihung.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim.
D. Acanthopterygüi.
I. Seiaenidae.
Otolithus (Sciaena) holsaticus Koken.
Fat. NIEsKigsd; karıl2: 1):
Gestalt langgestreckt: die Aussenseite hinten mit einem mas-
sigen, vierseitigen Höcker, nach vorn verflacht. schnabelschuhartig
108
auslaufend. Der Höcker ist etwas nach dem Ventralrande ge-
neigt und bildet daher mit dieser Partie der Aussenseite einen
stumpfen Winkel, während er in den Dorsalrand viel allmählicher
übergeht, obwohl auch von diesem scharf abgesetzt; vor ihm eine
tiefe und hinter ihm eine flache, breite Depression. Der Rand
oder, wenn man will, die Basis der Aussenseite ist concentrisch
gestreift. Der Winkel zwischen Dorsal- und Vorderrand ist etwas
nach oben gebogen, zuweilen spitz verlängert..
Innenseite stark convex. mit dem grossen, einem Schlüssel
ähnlichen Sulcus acusticus, wie er allen Sciaeniden zukommt.
Cauda vertieft, scharf nach unten umgebogen, der obere Schenkel
des Winkels der längere. Ostium nicht vertieft, durch collieu-
lare Bildungen erfüllt und von anderem Glanz als die übrige
Innenseite; es füllt fast den ganzen vorderen Theil derselben aus.
Diese Form ist als miocäner Vorläufer der Sciaena aquwıla
aufzufassen, deren mächtige, sonderbar gestaltete Gehörsteine seit
lange bekannt sind und früher theils als Amulette getragen, theils
direet als Heilmittel in den Apotheken verkauft wurden. Man
verglich den Sulcus acusticus mit dem Abbilde des Schlüssels
Petri, wie man mit wundergläubigen Augen in dem Suleus der
grossen Gadus- Arten, besonders von Morrhua, die Jungfrau mit
dem Bambino zu erblicken glaubte.
Die Unterschiede von Scraena aqua sind, wie man sich
leicht überzeugt, recht geringfügig. Die Sagitten dieser Art sind
relativ breiter und. besonders vorn, flacher. Der Höcker ist
niedriger, grenzt sich aber sehr scharf ab. Der Winkel zwi-
schen Dorsalrand und Vorderrand ist gerundet. Der herabgezo-
gene Theil der Cauda liegt dem Ostium näher und ist etwa
ebenso lang wie der horizontale. Ich will hinzufügen, dass von
Sciaena holsatica Exemplare vorliegen, welche relativ noch
schmäler und vorn viel mehr zugespitzt sind als das abgebildete.
Vorkommen: Miocän von Langenfelde, ziemlich häufig.
Otolithus (Seiaena) speciosus Koken.
1a) Val Iuen2 2a 00
Schliesst sich an die vorige Art als oberoligocäner Vorläufer an.
Die Otolithen sind relativ breiter, elliptisch.h Das Ostium
nach vorn wenig verschmälert, nicht so gestreckt; oberhalb des
Ostiums eine relativ breite Randzone, die etwas vertieft ist.
Die Aussenseite trägt hinten einen breiten, gerundeten Höcker,
der nach keiner Seite scharf abgesetzt ist und viel mehr Platz
einnimmt als die vordere, flache Partie. Zuweilen sieht man noch
eine undeutliche Zweitheilung dieses Höckers angedeutet, der durch
109
Verschmelzung der zwei Höcker bei 0. (Sciaena) vwrregularıs
entstanden ist.
1884 begriff ich diese Art mit unter O. (Sceraenidarum)
irregularis, habe mich aber inzwischen überzeugt, dass sie von
dieser Form getrennt zu halten ist und auch nicht in sie über-
geht. Das l. c., t. XII f. 8 abgebildete Exemplar, von Detmold
stammend, bildet den Typus der Art und ist von ©. erregularis
abzutrennen. Die im Sternberger Gestein gefundenen Exemplare
scheinen sämmtlich etwas gestreckt zu sein und mögen als var.
erratica vorläufig für sich gehalten werden. (Taf. VII, Fig. 2, 2a.)
Vorkommen: Öberoligocän; Detmold, Sternberger Gestein.
Otolithus (Sceaena) meridionalis Koken.
Dieser Otolith unterscheidet sich von beiden eben bespro-
chenen durch die verkürzte schiefe Gestalt und die scharf nach
oben gerichtete Ecke des Vorder- und Dorsalrandes. Der Vorder-
rand verläuft sehr schräg in den Ventralrand, daher ist auch das
Ostium des Sulcus acustieus nicht so gleichmässig ausgebildet,
wie bei Sc. agıela, sondern sehr schief herzförmig. Der herab-
gebogene Theil der Cauda verläuft unmittelbar am Hinterrande.
Der Höcker der Aussenseite ist sehr massig, unregelmässig ge-
rundet und geht direct in den Hinterrand über. ;
Vorkommen: Miocän: Foro Bosca bei Asolo. (Mus. Berol.)
Otolithus (Sciaena) Kirchbergensts Koken.
Auch diese Art muss der Scraena aqua offenbar nahe
stehen, unterscheidet sich aber dadurch, dass hier die Vorder-
seite verbreitert, die Hinterseite zugespitzt ist. Der Höcker der
Aussenseite fällt nach vorn und hinten ziemlich gleichmässig ab.
Vorkommen: Miocän (mittleres); Ober-Kirchberg a. d. Iller,
Ober-Schwaben.
Otolithus (Sciaena) irregularis Korn.
Taf. VIII, Fig. 3—3b (2:1).
BSStsel ct. XI, f. 7 (non.'8).
Die Abtrennung des O. (Scraena) speciosus als selbständige
Art ist schon besprochen. Es verbleiben hier die relativ breiten,
oblongen Otolithen, deren Aussenseite mehr oder minder deutlich
in eine vordere und eine hintere Erhebung getheilt ist. Eine
ziemlich genau die Mitte haltende Depression trennt beide von
einander; wird dieselbe sehr flach, so verschmelzen beide Hügel
zu einem, der dann die ganze Aussenseite einnimmt. Diese
letztere Varietät ist zugleich etwas dicker und schmaler; der Rand
110
der Äussenseite steigt steiler an und ist besonders ventral fein
concentrisch gestreift. Diese Varietät, die schon mit dem Typus
zusammen bei Cassel (Oberoligocän) vorkommt, setzt auch in's
Mioceän fort. während jener auf das Oberoligocän beschränkt
scheint; vielleicht wird man sie auf mehr Material hin als eigene
Art abscheiden müssen. Im Untermiocän von Weisenau b. Mainz
ist sie in schönen Exemplaren vorgekommen, an denen das Ostium
des Sulcus stets etwas schmaler, relativ länger ist, als an ober-
oligocänen Stücken.
Vorkommen: Oberoligocän; Cassel (Ahnethal), Niederkau-
fungen, Rackow. — Var.! Oberoligocän; Cassel. Miocän; Hoch-
städt (Taf. VIH, Fig. 3 — 5b), Oberkirchberg, Weisenau bei
Mainz.
Otolithus (Seraena) amplus KokEn.
Tai. Vi, Bio. 5 32. (9.1).
Gestalt abgerundet vierseitig, die Winkel zwischen Oberrand
und Vorder- resp. Hinterrand annähernd rechte. Die Aussenseite
glatt oder unregelmässig wellig. nach hinten zu etwas stärker
gewölbt.
Der Suleus ist sehr entwickelt, das schaufelförmige Ostium
höher resp. breiter als lang: der umgebogene Theil der Cauda
reicht nicht so weit nach dem Ventralrand hinunter als die un-
tere Grenze des Ostium.
Dieser Ötolith sieht dem Otolıtnus (Sciaena) erregularts
sehr ähnlich (Taf. VIII, Fig. 5). unterscheidet sich aber durch
weniger gestreckte Gestalt und die gleichmässige Wölbung der
Aussenseite. welche bei OÖ, wrregular:s in zwei Höcker zerfällt.
Diejenigen Varietäten des OÖ. zrregularıs, bei denen dieselben zu
einem verschmolzen sind, lassen sich durch ihre grössere Dicke
immer noch getrennt halten.
Unter dem recenten Vergleichsmaterial fand ich die ähn-
lichsten Formen bei der Gattung Umbrina, doch bedürfen die
lebenden Sciaeniden noch einer genaueren Revision, sodass ich
von einer Einreihung in diese Gattung vorläufig absehe.
Vorkommen: Oberoligocän; Sternberger Gestein.
Otolithus (Sciaena) obtusus Koken.
Ma lSovE, Prskeran Mara
Gestalt gestreckt elliptisch. Aussenseite gleichmässig und
hoch gewölbt oder nach vorn zu mit einer Depression, welche
einen höheren hinteren Theil von dem flacheren vorderen trennt;
der Rand ist gewöhnlich concentrisch gestreift.
Der Suleus zerfällt in eine sehr lange, schmale Cauda, deren
herabgebogener Theil den Ventralrand ganz oder fast erreicht
und in ein sehr breites, relativ kurzes Ostium, welches durch den
Vorderrand des Otolithen wie abgestutzt erscheint. Der Otolith
ist nach diesem Merkmale stets mit Sicherheit von ©. irregularıs
und ©. specrosus, zwischen denen er der äusseren Gestalt nach
schwankt, zu unserscheiden.
Vorkommen: Oberoligocän; Sternberger Gestein.
Otolithus (Corvina) gebberulus Koken.
Taf. VIL, Fig. 7” —"b 8:1).
Diese Art, welche der lebenden Corvena nigra des Mittel-
meeres nahe steht, habe ich nochmals abgebildet, weil die 1884,
l. e., t. IX, f. 7 gebrachte Abbildung nur die Aussenseite eines
nicht sehr charakteristischen Exemplares darstellt. Die feinen
radialen Sculpturen werden auch am Ventralrande der Innenseite
sichtbar, und auch der Umriss der flachen Otolithen nähert sich
häufige der rundlichen Gestalt der Sagitta von Üorveina nigra.
In die engere Verwandtschaft gehören die von mir aus den Vicks-
burg- und Clayborne-Schichten beschriebenen ©. radıans und ©.
intermedius, die in manchen Punkten aber wieder einen Ueber-
gang zu Sciaena vermitteln. Das steht im Einklang mit der
Ansicht vieler Ichthyologen (z. B. Jorvan), dass Corvena (oder
besser Johndus) selbst als Untergattung von Serauena kaum auf-
recht zu erhalten sei. Ich will durch die Bezeichnung Corvena
nur auf die bestimmte Beziehung zu dem genannten Mittelmeer-
fische aufmerksam machen, die kein anderer der zahlreichen
Sciaeniden-Otolithen des deutschen Tertiärs zeigt.
Vorkommen: Öberoligocän; ÜOassel.
Ein einzelnes, etwas corrodirtes Exemplar aus dem Mittel-
oligocän von Waldböckelheim zeichnet sich durch die grössere
Dicke und geringere Sculptur vor den oberoligocänen Stücken aus.
Otolithus (Sceinenidarum) ovatıs Koken.
Baal ie 9. 5a (Ley und 6, 0a:(15: 1).
Gestalt elliptisch, meist vorn etwas breiter als hinten. Der
Oberrand ist stark gekrümmt und geht unmerklich in den Vorder-
rand über, während er gegen den Hinterrand sich etwas schärfer
absetzt. Die Aussenseite ist nach der Mitte zu eingesenkt, min-
destens abgeplattet und mit mehr oder weniger (im Alter) deut-
lichen, am Rande als verdickte Rippen auftretenden Höckern
besetzt. Diese Seulptur ist bei jungen Exemplaren auf der Innen-
seite durch feine randliche Furchen markirt, welche den Tren-
nungsfurchen der Höcker auf der Aussenseite entsprechen.
Der Sulcus ist relativ kleiner als bei der vorhergehenden
Art und daher weiter vom Rande getrennt. Das schaufelförmige
Ostium ist länger als breit, nach vorn zusammengezogen und reicht
nicht so weit ventralwärts wie das umgebogene Ende der Cauda.
Vorkommen: Oberoligocän; Sternberger Gestein.
Otolithus (Setaenidarum) insignis Koken.
Taf X,1sKig,11x@ Cl):
Gestalt dreiseitig, mit abgerundeten Ecken, dick, aussen und
innen convex. Die Sculptur der Aussenseite beschränkt sich auf
einige scharfe Zähne am Dorsalrande; die vordere Partie des
Ötolithen ist flacher als die hintere.
Sulcus acusticus lang, dem Dorsalrande genähert, bis zum
Hinterrande ausgedehnt, scharf in Ostium und Cauda geschieden.
Ersteres von der eigenthümlichen Herzform der Sciaeniden, aber
relativ klein und sehr schräg verschoben. Die schmale aber
tiefe Cauda verläuft im Ganzen ziemlich gerade zum Hinterrande,
ist aber gleichsam zweitheilig. Die vordere, an’s Ostium schlies-
sende Partie ist schmaler und wellenförmig gebogen; dann iolgt
ein scharfer Absatz und nun, gleichsam als Appendix, der breite
und tiefe Schlusstheil der Cauda, ganz gerade gerichtet.
Derartige Appendices der Uauda kommen bei mehreren Sciae-
niden vor (Collichthys, Ancylodon); Collichthys hat auch ein ähn-
lich verschobenes Ostium, welches aber immerhin relativ noch
viel grösser ist. Eine directe Beziehung zu einer lebenden Gat-
tung habe ich bis jetzt nicht gefunden.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim (häufig).
II. Trachinidae.
Otolithus (Trachinus) mutabeilis KoKEn nov. nom.
—; O0. biscissus.. 1884, 1. €... AL.t Ip ober
Der früher gegebene Name bezieht sich auf eine Eigenschaft,
die nur an wenigen Exemplaren beobachtet wurde und ist besser
gegen obigen zu vertauschen.
Meistens ist die Aussenseite der Otolithen glatt, ohne Fur-
chen und Rippen, nur von einer ventral gelegenen Anschwellung
durchzogen. In der dorsalen, flacheren Partie bemerkt man zu-
weilen radiale Berippung, die auch eine entsprechende Unduli-
rung oder selbst Kerbung des Randes hervorrufen kann. Eine
der Exeisura ostii entsprechende Furche ist meistens deutlich,
seltener lie ihr gegenüber liegende Furche des Hinterrandes. Es
113
kommen Variationen vielfach vor, sodass eine auf alle Fälle pas-
sende Beschreibung kaum möglich ist. Stets ist die Dicke im
Verhältniss zur Länge und Breite recht bedeutend.
Ueber dem Sulcus liegt eine stark vertiefte Area, an welcher
gern die Verwitterung einsetzt, sodass dann der Sulcus nach oben
sehr verbreitert erscheint und schliesslich seine dorsale Begren-
zung ganz verliert.
Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen. — Oberoligocän;
Cassel, Freden, Wangelnstedt, Sternberger Gestein.
Otolithus (Trachinti) verus Koken.
Kat X „BKig..13, 14,505 21).
Gestalt ähnlich dem vorigen, lang elliptisch, vorn zugespitzt
(Rostrum), hinten schräg abgestutzt. Auch hier wird die Aussen-
seite von einer ventral gelegenen Erhebung durchzogen, ist aber
sehr scharf und zierlich gerippt, auch an ganz jungen Exemplaren.
Im Ganzen ist der ÖOtolith flacher. Der Sulcus bietet keine Un-
terschiede, vielleicht endigt die Cauda hinten spitziger als bei
O. mutabdis, doch kann das wechseln.
Wenn die Beziehung des ©. mutabilıs auf Trachinus die
Möglichkeit eines Irrthums nicht ausschloss, so erweist sich ©.
verus durch die flachere Gestalt und die Berippung und Zähne-
lung der Aussenseite als echter Trachinus, wodurch dann auch
wiederum die Deutung jenes eine Stütze erhält, denn schwerlich
kann man beide generisch trennen. Eine sehr ähnliche Art habe
ich als O. laevigatus 1388 aus den Jackson - Schichten Nord-
amerikas beschrieben.
Vorkommen: Oberoligocän; Üassel.
Otolithus (Trachint) seelandicus Koken.
BES KeNEN,.L. c.,t.\, f. 25, p. 225.
Gestalt elliptisch, Innenseite regelmässig gewölbt, Aussenseite
etwas concav, wenigstens mit einer vertieften Randzone. Die
Sceulptur besteht in unregelmässigen Anschwellungen und Furchen.
Der Dorsalrand ist undeutlich gekerbt. Der schmale Suleus ist
Figur 8. Figur 9.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1. fe)
114
von collicularen Bildungen durchzogen, die sich in einen ostialen
und einen caudalen Theil gliedern. Das Ostium ist grösser als
die Cauda. Eine Area scheint nur an kleinen Exemplaren noch
zu erkennen zu sein. Deutlicher lässt sich eine ventrale Furche
verfolgen. |
Es ist diese die älteste mir bekannte Art dieser Gruppe,
und von ihr dürften unsere oligocänen Trachiniden herstammen;
eine unteroligocäne, also sich direct anreihende Art ist allerdings
bis jetzt in Deutschland nicht gefunden. |
Vorkommen: Paleocän; Kopenhagen.
III. Beryeidae.
Gattung Hoplosthethus.
Von diesem bekannten Berycidengeschlechte, dessen Arten
wohl sämmtlich nur Ausläufer der einen, H. mediterraneus, sind
und sowohl in abyssischen Tiefen, wie auch noch in der Küsten-
zone leben, sind nach den Otolithen jetzt eine grössere Anzahl
von Arten ermittelt.
Die Sagitta des lebenden H. (mediterraneus) japonieus,
zuerst von VAILLANT abgebildet (Voy. Talism. et Travailleur)
und auf unserer Taf. IX, Fig. 5, 3a in etwas schärferer Belich-
tung dargestellt (ca. 3:1), ist im Verhältniss zum Körper des
Fisches sehr gross, wie auch bei den anderen von mir hierauf
untersuchten Beryciden. Von der Innenseite betrachtet, bietet
sie die Form eines verschobenen Halbkreises, dessen stärkere
Rundung nach vorn gelesen ist, während die hintere Seite sich
etwas verlängert. Der unterhalb des Sulcus acusticus liegende
Theil der Innenseite ist gewölbt und ziemlich breit, der oberhalb
gelegene schmaler und vertieft (Area). Das Ostium des Suleus
ist sehr weit, seine untere Begrenzung bildet einen stark ge-
schwungenen Bogen, der sich scharf von der unteren Begrenzung
der Cauda des Sulcus absetzt. Die Crista superior ist deutlich
ausgeprägt und steigt vorn ziemlich schnell nach oben. Excisura
ostii sehr tief. Cauda gerade. Die Sculpturen bestehen in
regelmässig radialen Furchen der Vorderseite und der Hinterseite
und in einigen scharfen Vorsprüngen des Umrisses, von denen
vier am dorsalen Rande liegen (Rostrum, Antirostrum, ein mitt-
lerer Vorsprung und die scharfe, von dorsaler und Hinterseite
gebildete Ecke), einer auf der Grenze der Hinterseite gegen den
Ventralrand und einer etwa in der Mitte des Ventralrandes selbst.
Betrachtet man die Aussenseite, so bemerkt man, dass ihre stärkste
Erhebung einer flachen Curve folgt, die dem Ventralrande ähn-
lich verläuft und diesem genähert liest. Von dem Wachsthums-
115
Mittelpunkte (umbo) strahlen einige deutlichere Radien aus. welche
sich in den oben bezeichneten Vorsprüngen verlieren. Es ent-
stehen dadurch Flächen, welche den von VAILLANT gezogenen
Vergleich mit einer stumpfen Pyramide ganz treffend erscheinen
lassen. Besonders deutlich markirt sich der nach der Ecke zwi-
schen Hinterseite und Ventralrand führende Radius, doch auch
der nach dem Rostrum führende; die zwischen den Schenkeln
dieses stumpfen Winkels liegende Partie hebt sich als eine Fläche
der Pyramide deutlich ab. Im Vergleich zu den fossilen Arten
ist der Sulcus sehr seicht.
Otolithus (Hoplosthethus) Lawleyi Koren.
Tor Pe BH1092924 (2).
Die Art, welche mir in mehreren schön erhaltenen Stücken
aus dem Pliocän von Orciano bei Pisa vorliegt, schliesst sich,
wie zu erwarten, nahe an die lebende an. Sie unterscheidet
sich durch die viel bedeutendere Entwickelung des Sulcus, beson-
ders des Ostium, welches sich so ausbreitet, dass die Cauda ver-
kürzt erscheint und die ventrale Partie der Innenseite sehr ge-
schmälert erscheint. Ostium, besonders aber die Cauda des
Sulcus sind sehr vertieit, letztere durch eine Senke mit dem
Hinterrand verbunden. Crista superior sehr hervorspringend, die
dorsale Partie der Innenseite (Area) auf einen schmalen Saum
reducirt. Während in der Regel bei den Otolithen Aussen- und
Innenseite sich dorsal in einem spitzen Winkel vereinigen, bildet
sich hier eine breite Zwischenzone, welche dadurch entsteht, dass
Crista superior und die unmittelbar darüber gelegene Partie so
anschwellen, dass die noch mehr dorsal belegene, eigentlich der
Innenseite noch zugehörende Fläche sich in einen rechten Winkel
zu derselben stellt.
Alle Sculpturen und Vorsprünge sind massiger als bei Hopl.
mediterraneus, aber ganz homolog vertheilt. Auffallend scharf ist
die Ecke zwischen Hinterseite und Dorsalrand. Bei einem grös-
seren Exemplare von Orciano bildet sie geradezu einen nach vorn
zurückgebogenen Haken.
Otolithus (Hoplosthethus) pisanus Koken.
Pac Piel, 1a).
Sulcus sehr tief, Ostium ventral noch stärker ausgebogen,
als bei voriger Art, aber kürzer als die breite Cauda, welche
vom Rande deutlich getrennt bleibt. Crista superior scharf de-
finirt, vom Beginn der Cauda bis in das Antirostrum verlaufend.
Die dorsal vom Sulcus liegende Partie der Innenseite viel mehr
g*
116
entwickelt als bei O. (Hopl.) Lawleyt und mit der Ecke zwischen
Hinterseite und Dorsalrand continuirlich verbunden. Die Vorder-
seite und zugleich die ventrale Begrenzung des Ostium steigen
sehr steil an. Excisura ostii deutlich, aber schwächer als bei
O0. (Hopl.) Lawleyi und Hopl. mediterraneus, Rostrum wenig
vorspringend. ;
Vorkommen: ÖOrciano (nur 1 Exemplar. Mus. Berol.).
Otolıthus (Hoplosthethus) Nettelbladti Korn.
Taf. IX, Fig, 6,62. 10,1):
Gestalt verlängert, etwa noch einmal so lang als hoch.
Sulcus acustieus vertieft, nach oben von einer vorspringenden
Crista superior begrenzt. Ostium kürzer als die Cauda, letztere
hinten ein wenig nach unten gebogen, vom Hinterrande getrennt.
Ventrale Partie der Innenseite gleichmässig gewölbt, glatt, Ven-
tralrand ohne Vorsprünge; dorsale Partie als Area entwickelt,
die sich nach hinten deutlich absetzt. Excisura ostii tief, ziem-
lich weit nach hinten gerückt, Rostrum sehr verlängert.
Aussenseite angelegt wie bei den anderen Arten, jedoch tritt
das pyramidenförmige weniger hervor, weil die ganze Gestalt ge-
streckt ist, die dem Ventrairand etwa folgende Erhebung (vergl.
oben unter H. medeterraneus) sehr überwiegt, und der zur Ecke
zwischen Dorsalrand und Hinterseite führende Radius schwächer
ist als der zum Hauptvorsprunge des Dorsalrandes ziehende.
Hinterseite gefaltet wie bei A. mediterranenus.
Durch seine relative Länge und die gleichmässige Ausbildung
des Ventralrandes ist dieser Otolith von den übrigen Arten leicht
unterschieden. Ich benenne diese einzige aus dem Oberoligocän
bekannt gewordene Art nach Herrn Oberst z. D. von NETTELBLADT,
welcher systematisch die Otolithen des Sternberger Gesteins ge-
sammelt, präparirt und mit den Fachgenossen bekannter Liebens-
würdigkeit für die wissenschaftliche Bearbeitung zur Verfügung
gestellt hat.
Vorkommen: Sternberger Gestein; mehrere Exemplare in
der Sammlung des Herrn v. NETTELBLADT.
Otolithus (Hoplosthethus) ostiolatus Koken.
Taf. IX, Fig. 4, 4a u. 57(ea, 4:1).
Gestalt weniger verlängert als bei voriger Art. Sulcus
acusticus tief, nach oben durch eine scharfe Crista superior be-
grenzt; Ostium nach unten tief ausgebuchtet, mit steil anstei-
gendem Vorderrand. Exeisura ostii selır ausgeprägt, weit nach
hinten, fast dem Absatz zwischen Ostium und Cauda gegenüber
gelegen. Cauda mit dem Hinter- resp. Ventralrand durch eine
Senke in Verbindune. In der Cauda markiren sich die ober-
flächlichen, collieularen Bildungen.
Die ventrale Partie der Innenseite stark entwickelt, der
Ventralrand zweimal geknickt, besonders vorn sehr steil aufstei-
gend (Vorderrand): dorsale Partie ebenfalls entwickelt (nicht ver-
kürzt wie bei ©. Zawleyi), mit deutlicher Area, besonders bei
dem jüngeren Exemplare Figur 4, welches hier auch radiale
Sculpturen trägt.
Aussenseite ähnlich dem Hopl. mediterraneus, jedoch ist die
Radialsculptur des Dorsalrandes gleichmässiger, die des Vorder-
randes dagegen verwischt; die Verbindungslinie zwischen Anti-
rostrum und Ecke von Dorsal- und Hinterrand ist nicht durch
tiefere Kerben unterbrochen. Vorderrand und Hinterrand bilden
mit der Längsaxe der Cauda etwa einen rechten Winkel.
Wenn wir die miocänen Formen kennen lernen, wird sich
vielleicht ergeben, dass sehr nahe Beziehungen zu O0. (Hoplosthe-
thus) pesanus obwalten, der in der allgemeinen Form und der
Ausbildung des Suleus recht ähnlich ist. Ihm fehlt besonders
die tiefe Excisura ostii.
Vorkommen: Im mitteloligocänen Meeressande von Wald-
böckelheim (Coll. BErTTGEr), selten.
Otoliikus (Hoplosthethus) ingens Koken.
— 0. (Apogoninarum) ingens KoX. 1884, 1. e., t XII, f. 1—3.
Der dort gegebenen Beschreibung brauche ich nichts hinzu-
zufügen. Ich will nur auf die Aehnlichkeit verweisen, die zwi-
schen dieser Art und O. (Hoplosthethus) Lawleyi herrscht und unter
andern auch in der Gestaltung des Dorsalrandes zum Ausdruck
kommt. Ostium und Cauda sind relativ schmaler, doch liegt
die Exeisura ostii wie bei jenem weit vor dem Knick, der Ostium
und Cauda trennt. In dem Verhältniss von Höhe und Länge,
sowie in der Ausbildung der randlichen Zacken (dem Grade nach)
herrscht ziemliche Variabilität, jedoch bleiben die Grundzüge der
Sculptur stets die nämlichen.
Vorkommen: Unteroligocän von Lattorf und Egeln, häufig.
(Mus. Berol., Samml. der geol. Landesanstalt.)
Otolithus (Hoplosthethus) laciniatus Koxex.
— 0. (Apogoninarum) laciniatus KoX., 1885 in! v. KeneEn, Ueber
eine paleocäne Fauna von Kopenhagen, p. 115, t. Vf. 26 a,b.
Die Gestalt ist etwa trapezförmig, jedoch ist die obere Seite
des Trapezes (Dorsalrand) sehr tief ausgezackt. Ventralrand
118
dreiseitig geknickt, an jeder Ecke mit einem Vorsprung. Die
Aussenseite ähnlich wie bei O0, (Hoplostheihus) ingens, aber mit
nur schwachen Furchen ete.
wre
Figur 10.
Der Sulcus ist sehr tief, das Ostium kürzer als die Cauda,
nach unten tief ausgebogen, vorn steil ansteigend. Die Exeisura
ostii liegt aber recht weit nach vorn (gegen O. (Hopl.) ostiolatus
und Hopl. mediterraneus). Ueber der Crista superior des Suleus
liegt eine deutliche Area, die auch nach hinten abgegrenzt er-
scheint durch eine Anschwellung, die von der scharf vorsprin-
genden Ecke zwischen Dorsal- und Hinterrand ausgeht.
Diese Art scheint dem 0. ostrolatus noch näher zu stehen,
als dem O. zngens.
Vorkommen: Paleocän von Kopenhagen. 1 Exemplar
Mus. Gött.
Otolithus (Monocentris) subrotundus Koken.
18845 Iljc., XI. Arad:
Ueber die wahre Stellung dieses im Unteroligocän verbrei-
teten Otolithen bin ich kaum noch im Zweifel. Zum Vergleiche
habe ich die Sagitta von Monocentris japon’ca neben O. sub-
rotundus abbilden lassen (Textfigur 11 u. 12 nebenstehend).
Von Beryciden konnte ich Polymixia, Hoplosthethus und
Monocentris untersuchen, abgesehen von Myripristis und Holo-
centrum, welche häufig als besondere Familie abgezweigt werden.
Hoplosthethus und Monocentris stehen einander näher als Poly-
mixıa. Das ausserordentlich umfangreiche, ventral ausgebogene,
nach vorn etwas verengte Ostium, die nach oben concave Üurve
der dorsalen Begrenzung des Sulcus, die convexe Aussenseite,
deren grösste Dicke dem Ventralrande zu liegt, die rundliche
Gestalt, die geringen Ausbuchtungen der Peripherie — alles das
Figur 11. Figur 12.
stimmt vortrefflich zu Monocentrts, und ich würde nicht anstehen,
die Vereinigung mit dieser Gattung als endgültig anzusehen, wenn
ich die Otolithen der wichtigen Gattung Beryx hätte untersuchen
können. So bleibt immer noch die Möglichkeit, dass O. sub-
rotundus zu Beryx gehört, nicht ausgeschlossen. Die früher von
mir ausgesprochene Stellung zu den Apogoniden muss aufgegeben
werden, aber die Aehnlichkeit zwischen den Sagitten der Apogo-
niden und echten Berceyden (excl. Polymixta und Holocentriden)
ist so auffallend, dass dadurch eine grössere Annäherung der
beiden Familien, als bisher angenommen wurde, angezeigt wird.
Vorkommen: Unteroligocän; Lattorf, Westeregeln.
Otolithus (Monocentris) integer Koken.
v. Kenen. Paleocän von Kopenhagen, t. V, f. 25.
Das relativ kleinere Ostium unterscheidet diese Art leicht
von ©. subrotundus, dem sie sonst sehr ähnelt!).
(Siehe Textfigur 13 auf p. 120.)
Vorkommen: Paleocän; Kopenhagen.
Otolithus (Monocentris) hospes Kokkn.
1888. 1. e.,t. XVIIL f. 15, p. 278.
Die Ausführungen über diese Art der nordamerikanischen,
miocänen Jackson - Schichten sind nach dem oben Gesagten zu
!) Es mag erwähnt werden, dass eine verwandte Form, jedenfalls
zu den Beryciden s. str. gehörend, schon im Senon von Siegsdorf auf-
tritt. Abbildung und Beschreibung erfolgen in der von Herrn Dr.
BÖHM bearbeiteten Monographie dieser Ablagerungen.
Figur 13.
präcisiren. Von den |]. c. unterschiedenen zwei Formenkreisen
hat sich der eine als zu Hoplosthethus gehörig herausgestellt, wäh-
rend der andere zu Monocentris zu ziehen ist.
Otolithus (Berycidarum) rhenanus KokEn.
Tar v1, 10% 10, 102 (10298
Gestalt länglich-elliptisch, vorn zugespitzt, ausgerandet, hinten
schräg abgestutzt, ziemlich diek. Aussenseite convex, mit un-
deutlichen Rippen; am schärfsten tritt eine Falte oder Rippe des
Dorsalrandes hervor. Die Haupterhebung liegt mehr ventral als
dorsal und der Ventralrand fällt daher steil ab. Innenseite etwas
convex, mit ungewöhnlich stark ausgeprägtem Sulcus, Area und
Ventralfurche. Der Sulcus zerfällt in ein sehr weites, löftelförmig
ausgehöhltes Ostium und eine etwas längere, aber auch bedeutend
schmalere Cauda, die unweit des Hinterrandes ziemlich spitz
endigt. ÜUrista superior sehr stark, darüber die vertiefte Area.
Ventralfurche unweit des Randes, sehr auffallend.
Am ehesten kann man diesen Otolithen mit O. osteolatus von
Waldböckelheim vergleichen, und da dieser zur Gruppe des Hoplo-
sthethus gehört, so dürfte auch die vorliegende Form als Berycide
aufzufassen sein. Die Unterschiede ergeben sich aus dem Ver-
gleich der Abbildungen besser, als Worte ausdrücken können.
Vorkommen: Untermiocän (Corbeeula-Schichten); Nieder-
Ingelheim. Ein Exemplar aus dem Mitteloligocän von Wald-
böckelheim lässt sich wegen sehr geringer Unterschiede (flacheres,
nicht so tief ausgehöhltes Ostium) als ältere Mutation auffassen.
Die Hauptcharaktere stimmen aber mit dem Typus.
Otolithus (Berycidarum) geron Koken.
Taf. VI, Fig. 5 (8:1). Taf. 1X, Big. 7,7220 0
a),
Gestalt oval, hinten breit gerundet, vorn durch das Rostrum
zugespitzt und die Exceisura ostii ausgerandet. Sculptur der
u aa 3 tin un
Aussenseite an grösseren Exemplaren sehr gering; die ventrale
Partie beginnt mit einer flachen Zone, schwillt dann stark an,
während der dorsale Theil wieder viel flacher ist. Am Dorsal-
rande bemerkt man gewöhnlich einige unregelmässige Rippen,
welche an jungen Exemplaren meist viel mehr hervortreten und
durch tiefe Furchen getrennt sind. Der dem Rostrum entspre-
chende Theil der Aussenseite erhebt sich deutlich über den vor-
lagernden Dorsalrand. |
Der Sulcus acusticus zeigt ein weit geöffnetes Ostium, welches
durch eine Stufe von der schmaleren, etwa doppelt so langen
Cauda getrennt ist. An sehr kleinen Exemplaren ist die Cauda fast
gerade nach hinten gerichtet, gegen den Hinterrand verschmälert
und kaum etwas gebogen; an grösseren Otolithen senkt sich das
Ende der Cauda deutlicher, aber nie beträchtlich. Colliculare
Bildungen durchziehen die ganze Cauda und setzen sich besonders
ventral durch eine deutliche Linie ab. Der Ventralrand des
Ostium bildet einen scharfen Knick gegen die Cauda und eine
nach unten convexe Curve; die dorsale Grenze wird durch eine
starke Aufbiegung der wohl entwickelten Crista superior gebildet.
Die Area ist stark vertieft, sodass der Dorsalrand wieder erhaben
hervortritt. Die Ventralfurche ist besonders an kleinen Exem-
plaren scharf markirt, während sie im Alter zu weit gegen den
Ventralrand rückt, um deutlich erkennbar zu bleiben.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim. — Ober-
oligocän; Cassel, Kaufungen, Sternberger Gestein.
Otolethus (Berycidarum?) parvulus Koren.
Patı X, Biel 4,55 ALT).
Kleine Otolithen von annähernd fünfseitiger Gestalt. Der
Ventralrand ist sehr scharf gekrümmt, der Dorsalrand fast gerade,
der Hinterrand abgestumpft. Das Rostrum ist breit und ragt
weit vor. Die Aussenseite ist gewölbt, fast immer mit einer
runden, lochartigen Depression in der Mitte (durch Verwitterung),
auch meist in ein Loch verwandelt, glänzend-glatt, mit einigen
Rippen am Rande. Innenseite flach. Ueber der scharfen Crista
superior eine ausgedehnte, flach vertiefte Area, in welcher die
Rippen des Dorsalrandes meist deutlich sichtbar sind. Der Suleus
acusticus ist in seinem geraden, caudalen Theile ziemlich tief,
flacher im Ostium, welches daher häufig nur undeutlich abge-
grenzt erscheint. Excisura und OÖstialfurche meist deutlich.
Ventralfurche in der Nähe des Ventralrandes.
Ich hielt diesen Otolithen früher für jugendliche, nicht zur
vollen Charakteristik gekommene Sagitten von Pereiden, doch ist
122
er mit keiner der mir bekannten Arten durch Uebergänge ver-
bunden, findet sich fast stets in derselben Grösse und zwar un-
gemein häufig, sodass ich ihn jetzt als selbständige Art auffasse.
Er zeigt manche Beziehungen zu ©. geron und mag gleich diesem
einstweilen bei den Beryciden untergebracht werden.
Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen.
Otolithus (Berycidarum) debilis Koken.
Par VE hear sa (6: D).
Gestalt klein, rund, au der Vorderseite durch die Excisura
ostii tief ausgeschnitten; Aussenseite convex, glatt, jedoch beson-
ders am Ventralrande etwas wellig gezähnelt. Von der Excisura
ostii verläuft eine scharfe Furche gegen die Mitte hin. Innen-
seite flach. Suleus acusticus beilförmig breit, in ein sehr grosses
Östium und eine kleinere Cauda getheilt, beide mit collicularen
Bildungen. Aus der Excisura geht eine deutliche Ostialfurche
nach hinten. Oberrand des Sulcus gerade, über dem Ostium als
Crista superior entwickelt; darüber eine Area, die sich nach vorn
in einer schrägen Linie scharf abgrenzt; nach hinten geht die
Area in eine Depression über, die durch eine etwa senkrecht zur
Cauda stehende Linie abgegrenzt ist. Ventralfurche deutlich. Das
Antirostrum springt ebenso weit vor als das Rostrum.
Die systematische Stellung dürfte wohl in der Nähe der
Beryciden zu suchen sein, doch fehlt mir eine direct vergleich-
bare recente Form.
Vorkommen: Miocän; Langenfelde.
Von Michelsberge in Siebenbürgen, ferner von Grusbach
(II. Mediterranstufe) und aus dem Badener Tegel hat Herr KınkELin
ähnliche, sehr kleine Otolithen durch Schlämmen erhalten, welche
bei analoger Gestalt und Ausbildung des Sulcus sich durch man-
gelhaftere Ausbildung der Excisura ostii und geringe Vertiefung
der Area unterscheiden; ersterem Merkmal entsprechend fehlt
auch die starke Furche der Aussenseite, welche eine einfache,
flache Wölbung bildet. Zweifellos gehören beide in dieselbe Gat-
tung. Ich benenne diese Art O, austriacus.
(Siehe Figur 14 u. 15 nebenstehend.)
Von Grusbach liegt auch noch ein leider nicht ganz erhal-
tener Otolith vor (Fig. 15), der viel gestreckter und auf der
Aussenseite mit kurzen. randlichen Rippen verziert ist, die auch
auf der Innenseite undeutlich erkennbar sind. Das Ostium ist
relativ schmaler. (O, mediterraneus). Er ist ident mit wohlerhal-
tenen Stücken, die ich ohne Fundortsangabe bekommen habe, die
aber sicher auch aus mediterranen Schichten sind.
Figur 15.
Otolithus (Berycidarum) neglectws Koken.
TR BE).
Gestalt breit elliptisch, Aussenseite etwas vertieft oder flach,
Innenseite convex. Sculptur gering, die Rippen der Aussenseite
verwischt oder auf den Rand beschränkt; auf der Innenseite
regelmässigere Kerben nur am Ventralrand, Dorsalrand wellig
gebuchtet.
Suleus acusticus sehr gross und tief. Ostium breit, weit
nach vorn geöffnet, aber viel kürzer als die Cauda, von der es
ausserdem durch eine Stufe getrennt ist. Die Cauda endigt
rundlich und ist scharf nach unten gebogen. Eine Ventralfurche
124
ist nicht oder undeutlich vorhanden, dagegen ein Knick. an wel-
chem die Innenseite steiler zum Ventralrande abfällt.
Die Achnlichkeit dieses Otolithen mit der Sagitta von Poly-
mixıa japontca ist so auffallend, dass ich ihn unbedenklich dieser
interessanten Gattung zuschreiben würde, wenn mir nicht die Oto-
lithen von Beryx selbst noch unbekannt wären, eine Gattung,
die wohl sicher auch in unseren Oligocän-Meeren verbreitet war
und deshalb vor allen anderen noch zu vergleichen ist, ehe man
diese generische Bestimmung einführt.
Vorkommen: Unteroligocän; Westeregeln, Osterweddingen.
Mitteloligocän; Söllingen, Waldböckelheim.
IV. Pereidae.
Otolithus (Dentex) nobilis Koren.
Taf: VIN, Eie. 8, 323(10:1):
Gestalt oval. nach vorn verschmälert, aber nicht zugespitzt,
hinten abgerundet. Aussenseite zwar concav angelegt, aber durch
die reichliche Entfaltung höckeriger Rippen im Ganzen convex.
Die Ränder sind durch die Rippen fein gekerbt, diese selbst
häufig dichotom gespalten, gegen die Mitte verflacht. Nur einige
stärkere erreichen die Mitte, welche von einer Längserhebung
durchzogen wird. Innenseite gewölbt, am Ventralrande abgeschrägt
an Stelle einer Ventralfurche, Ränder fein gekerbt, am Dorsal-
rande gröbere Zähne. Der Sulcus acusticus zerfällt in ein schau-
felförmiges Ostium, dessen ventraler Rand scharf von der Cauda
absetzt, eine nach unten flache Curve bildet und im Rostrum
wieder in die Höhe steigt, und eine lange, schmale, ein wenig
nach unten gebogene Cauda. Auch der dorsale Rand des Ostium
setzt scharf von dem der Cauda ab. biegt sich alsdann wieder
parallel der Längsaxe. Ueber dem Sulcus resp. der Crista su-
perior eine längliche Area.
Die angeführten Kennzeichen ermöglichen die Einreihung
dieses Otolithen in die Gattung Dentex.
Vorkommen: Oberoligocän; Sternberger Gestein, Cassel.
Otolithus (Serranus) Noetlingi Koken.
Tal VIE Bierde ie
Gestalt länglich, Hinterrand fast zugespitzt, Vorderrand ausge-
buchtet (Exeisura), durch ein langes Rostrum zugeschärft. Aussen-
seite concav. mit randlichen, radial gestellten Rippen, die sich
nach der Mitte zu verflachen. Der Exceisura ostii entspricht eine
besonders tiefe Furche, das Rostrum ist auf der Aussenseite
stark gewölbt. Auch am Hinterrande liegt eine stärkere Depres-
sion. Innenseite gewölbt, an Stelle der Ventralfurche ein flacher
125
Absatz. Rippen nur am Dorsalrande deutlich, am Hinterrande
eine schärtere Einbuchtung. Sulcus acusticus tief, Cauda lang,
schmal, nach unten gebogen, Ostium kurz, durch eine Stufe ab-
sesetzt, mit nach vorn divergirenden Rändern.
Vorkommen: Öberoligocän; Sternberger Gestein, Cassel.
Otolithus (Serramus) distinetus Koken.
Mater Big. 282):
Der Otolith ist nach hinten verschmälert, daher der Hinter-
rand meist continuirlich mit dem winkelig gebogenen Dorsalrand
verbunden. Unmittelbar hinter der Endigung der Cauda dringt
vom Ventralrande aus eine kurze, breite Depression in die Höhe,
welche meist auch eine deutliche Einbiegung des Ventralrandes
veranlasst. Stets ist eine Ventralfurche deutlich zu beobachten,
doch rückt sie bei sehr alten Exemplaren so weit nach unten,
dass nur Anfang und Ende noch in die Fläche des Otolithen
fallen. Das Ostium ist relativ gross, etwa so lang wie die Cauda
bis zu ihrer Abwärtsbiegung, und seine Begrenzung wellenförmig,
d. h. die im Ganzen nach unten convexe Furche ist in der Mitte
ihres Verlaufes nicht nur abgeflacht, sondern sogar etwas nach
oben gezogen, ein geringfügiger, aber constanter Unterschied. Der
abwärts gebogene Theil der Cauda steht dem Hinterrande parallel.
Die Aussenseite fällt besonders durch die markirten, concentri-
schen Anwachslinien auf; die Rippen sind undeutlich, doch treten
einige als stärkere Falten schärfer hervor, und an den Rändern
zeigen sich zackige Vorsprünge. Die beschriebene caudale De-
pression der Innenseite ist auch auf der Aussenseite durch eine
Einfaltung des Randes bezeichnet. Der Otolith ist relativ dick,
seine Ränder sind abgerundet. Die Zugehörigkeit zu Serranus
ergiebt sich aus dem Vergleich mit der Sagitta von Serranus
sceriba, welcher sogar die caudale Depression auf der Innenseite
in der gleichen Weise zeigt.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim (sehr häufig).
Otolithus (Percidarum) varians Koken.
Bea Ten t. XL T. 40.4549;
Eingehenderes Studium der Otolithen recenter Perciden hat
mich überzeugt, dass deren Charaktere, besonders die der Innen-
seite, nur in sehr engen Grenzen schwanken, und dass jede etwas
stärkere Abweichung anzeigt, dass nicht mehr dieselbe Art vor-
liegt. In Folge dessen muss bei den fossilen Otolithen noch
schärfer unterschieden werden, als früher von mir geschah, und
die von mir als ©. varians aufgeführten Otolithen von Perciden
vertheilen sich, wie wiederholte Untersuchung der früher von mir
benutzten und der umfangreichen, neu dazu gekommenen Mate-
rialien lehrten, auf eine grössere Anzahl von Arten. Dem Her-
kommen entsprechend ist der Name auf den abgebildeten Oto-
lithen zu beschränken, der im Mitteloligocän (excl. Septarienthon)
eine grosse Verbreitung besitzt und am besten dem Typus Cen-
tropistes entspricht. Er ist relativ lang gestreckt und flach,
dabei stark gebogen (nach innen convex) und auf der Aussenseite
mit Rippen bedeckt, welche am Hinterrande und der hinteren
Hälfte des Dorsalrandes meist eine deutliche Zähnelung hervor-
bringen. Der caudale Theil des Sulcus ist relativ lang und
schmal, hinten abwärts gekrümmt. Zwischen Cauda und Hinter-
rand bleibt noch eine relativ breite Partie. Ostium mit deut-
licher Ostialfurche.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim, Söllingen.
Otolithus (Percidarum) plebejus Koken.
Tai aNierig
Gestalt ähnlich dem ©, destinctus. Der Hinterrand ist deut-
licher gegen den Dorsalrand abgesetzt, welcher gezähnelt, aber
nicht winkelig gebogen ist. An jungen Exemplaren ist die Ker-
bung des Dorsal- und Hinterrandes recht regelmässig, jedenfalls
zierlicher als bei 0. distinctus, und auch die Aussenseite lässt
meist mehrere nach den Rändern ausstrahlende Rippen erkennen,
während die concentrische Streifung mehr zurücktritt. Das Ostium
ist kürzer als der bis zur Abwärtsbiegung reichende Theil der
Cauda. Das Rostrum springt weit vor, die ventrale Begrenzung
des Ostium bildet eine einfache, nach unten convexe Curve. Ueber
dem Sulcus liegt eine langgezogene Area. Die bei O, dastinetus
constante Depression hinter der Cauda fehlt stets, die Ventral-
furche ist niemals so stark und fehlt häufig ebenfalls.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim (die häufigste
Art neben den Gadiden).
Otolithus (Percidarum) frequens Koken.
Taf. VII, Rio. 442392 9).
Gestalt oval, hinten gerundet, vorn tief ausgebuchtet (Exci-
sura ostii), in ein weit vorspringendes Rostrum verlängert. Aussen-
seite convex, mit starken, rundlichen, durch tiefe Furchen ge-
trennten Rippen, welche am Rande eine ausgeprägte Kerbung
verursachen, gegen die Mitte sich verflachen. Die Exeisura
erscheint auch auf der Aussenseite als tiefer, zuweilen kaum ge-
schlossener Spalt, bis zur Mitte reichend, ventral von dem auf-
sewölbten Rostrum begleitet. Innenseite flach, wenig gewölbt,
am dorsalen und hinteren Rande mit deutlichen Rippen, welche
sich gegen den Sulcus hin bald verlieren. Ventralrand ohne Rip-
pen, aber seicht gekerbt. Suleus acusticus mit grossem Ostium
und relativ breiter Cauda, welche sich nach hinten verschmälert
und nach unten biegt.
Die tiefe Excisura und die Sculptur der Aussenseite unter-
scheiden diesen Otolithen von O. Gottschei, weicher ihm sonst
recht ähnlich ist.
Vorkommen: Oberoligocän; Sternberger Gestein.
Otolıthus (Percidarum) aegqualıis Koken.
Gestalt elliptisch, dick, convex - concav. Aussenseite mit
einigen deutlicheren Rippen, besonders die zum Antirostrum und
zu den Ecken des Hinterrandes strahlenden meist stärker. Con-
Figur 16.
centrische Anwachslinien. Sulcus sehr tief, wie bei voriger Art,
desgleichen Rostrum und Exeisura.. Die dorsale Begrenzung des
Östium wird häufig durch die sich ausbreitende Ostialfurche zu-
rückgedrängt, steigt dann senkrecht in die Höhe und legt sich
selbst rückwärts über. Area halbmondförmig. Ventralfurche
dem Rande sehr genähert, dieser im Alter fein gekerbt. Junge
Exemplare zeichnen sich durch die stumpf abgerundeten, dicken
Ränder aus. Wie bei der vorigen Art sind besonders alle Scul-
pturen sehr variabel, fernor die Gestalt des Ostium, soweit sie
durch die dorsale Begrenzung bedingt ist. Sie unterscheidet sich
von ihr durch relativ geringere Länge und grössere Breite, kür-
zeren, breiteren Sulcus und die dorsale Begrenzung des Ostium.
In allen Punkten entsprechen diese Otolithen dem Typus der
Seebarsche, Zabrax; es ist daher wahrscheinlich, dass auch die
von Weisenau beschriebene Percea moguntina, welche eine dieser
beiden Arten wohl zugehören wird, nicht zu Perca, sondern zu
Leabrex zu stellen ist.
Vorkommen: Untermiocän; Weisenau, Mombach.
128
Otolithus (Pereidarum) moguntinus Koken.
Langgestreckt elliptisch, concav-convex, dick und massig.
Die Sculptur der Aussenseite ist verwischt, meist nur durch Quer-
runzeln repräsentirt; am Dorsalrand sind aber fast immer einige
=
Figur 17.
kurze, kräftige Rippen vorhanden, die eine zackige Verbiegung
desselben verursachen. Auch die der Exceisura entsprechende
Depression lässt sich fast stets verfolgen, seltener eine vom Hin-
terrande kommende. Concentrische Anwachsstreifung deutlich.
Sulcus acusticus sehr tief eingesenkt, in einen langen, relativ
schmalen, caudalen Theil und ein kürzeres, schaufelförmiges
Ostium getheilt; letzteres ist sowohl durch einen Knick des Ven-
tralrandes wie durch eine Aufwärtsbiegung des dorsalen Randes
abgesetzt. Die ventrale Grenze des Ostium wellenförmig gebogen
(s. 0. O. destinctus), häufig am Vorderrande im Rostrum in die
Höhe steigend; die dorsale Grenze in der Hälfte ihres Verlaufes
geknick. Das Rostrum springt weit vor, ist aber meist breit
abgerundet; die Excisura ist eine Ausbiegung des Randes, aus
der eine Ostialfurche sich nach innen zieht, aber kein Spalt.
Die Area liegt schmal, bandförmig und vertieft über der starken
Crista superior. Die Cauda ist stark abwärts gebogen; meistens
liegt sie noch ziemlich entfernt vom Hinterrande. Die Ventral-
furche liegt hart am Ventralrande.
Vorkommen: Weisenau bei Mainz (sehr häufig).
Otolithus (Sparidarum) gregarıns Koken.
Taf.sNIL,..Kig.;7, 2a,.8, 8a (ha 0%
Gestalt rundlich, flach; die Aussenseite vertieft, mit breiten,
häufig höckerigen Rippen (besonders deutlich an jungen Exem-
plaren), die sich dem Rande zu theilen und verstärken, sodass
dieser stark gekerbt ist. Nach der Mitte zu convergiren die
Rippen, verschmelzen, verflachen sich und verschwinden. Die
129
Excisura ostii erscheint als tiefer Spalt der Vorderseite und mar-
kirt sich auch auf der Aussenseite, an älteren Exemplaren aller-
dings weniger auffällig; bei solchen ist auch die Innenseite fast
glatt, während bei jüngeren Stücken die Rippen der Aussenseite
auch auf der Innenseite zum Ausdruck kommen, besonders dorsal.
Se Yes
Figur 18. Figur 19.
Figur 20.
Im Alter werden die Rippen auch unregeimässiger und liegen
_ nicht mehr so locker neben einander; es bildet sich eine An-
schwellung heraus, welche von der Spitze des Rostrums begin-
nend nach dem Hinterrande zieht; die dem Ventralrande zulau-
fenden Rippen verschwimmen mehr, während die dorsalen sich
stets markiren.
Die Innenseite ist gewölbt. Der Sulcus zerfällt in ein weites,
schaufelförmiges Ostium mit tiefer (nur im Alter zurücktretender)
Exeisura und einer Ostialfurche, und in die längere, nach hinten
srabenförmig vertiefte Cauda. deren Ende sich etwas verschmälert
und im Alter nach unten biegt, bei jüngeren Exemplaren aber
fast gerade nach hinten gerichtet ist. Die ventrale Begrenzung
des Ostium bildet eine nach unten convexe Curve, die deutlich
Zeitschr. d. D. geol. Ges, XLII. 1. 9
150
vom caudalen Theile des Sulcus absetzt: dorsal ist der Suleus
durch eine gleichmässig fortlaufende Curve begrenzt, die sich
vorn stark nach oben biegt. Die Crista superior ist deutlich ent-
wickelt, die Area wohl begrenzt. Eine Ventralfurche fehlt mei-
stens, kann aber bei sehr grossen Exemplaren auch scharf aus-
geprägt sein. Die unterhalb des Sulcus liegende Partie ist glatt;
die Entfernung von der Mitte des Sulcus zum Ventralrande ist
beträchtlich grösser als die zum Dorsalrande.
Die kleineren jugendlichen Exemplare weichen also besonders
darin ab, dass die Sculptur auch auf der Innenseite schärfer
hervortritt, indem die dorsalen Rippen und Furchen bis zum
Sulcus zurückgreifen und die Zähnelung des Ventralrandes sich
weiter hinauf zieht, und dass die Excisura ostii als tiefer Spalt
auftritt, daher das Ostium auch weiter geöffnet ist als später,
wo die Excisura allmählich zuwächst und das Ostium mehr
schaufelförmige Gestalt annimmt.
Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen, Waldböckelheim
(sehr häufig). Oberoligocän; Cassel. Freden, Sternberger Gestein.
V. Scombridae.
Otolithus (Scombridarum) thymnorides Koren.
Taf. X, Fie. 10.8279:
Gestalt gestreckt, Hinterseite sehr verschmälert, Vorderseite
ausgerandet und durch das Rostrum scharf zugespitzt. Aussen-
seite quer concav gebogen, mit undeutlichen radialen Rippen und
mit concentrischen Streifen und Erhebungen.
Sulcus acusticus sehr lang und tief; Ostium wenig abgesetzt,
gegen das Ende hin stärker vertieft. Crista superior entwickelt,
desgleichen die Ventralfurche, aber häufig dem Ventralrande so
genähert, dass sie wenig hervortritt.
Die aufgeführten Charaktere kehren bei vielen Scombriden
ähnlich wieder; unter den mir bekannten Gattungen besitzt
Thynnus, der ja auch mehrfach im Tertiär festgestellt ist, die
ähnlichsten Otolithen, weswegen ich die Art als O. thynnoides
bezeichne.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim.
VI. Cataphrati.
Otolithus (Trigla) ellipticus Koren.
1884. 18e,, POASIFERTEE FIUR
Von dieser charakteristischen Art bringe ich die Abbildung
eines auffallend grossen Exemplars aus dem Septarienthon von
Offenbach a. M., welches besonders schön die starke Vertiefung
des Sulcus im Ostium und im hinteren Theil der Cauda zeigt
Figur 21 (7:1).
und ausserdem die Verbreitung einer bisher nur aus Norddeutsch-
jand gekannten Art weiter nach Süden beweist.
Vorkommen: Mitteloligoeän; Söllingen (Sand), Offenbach
(Septarienthon).
Otolithus (Trigla) adjunctus Koken.
ParıX „Rieı 9 (95; P):
Gestalt dreiseitig, Hinterseite stark verschmälert, aber mit
abgerundeter Spitze. Ostium und Cauda durch eine brücken-
artige, flachere Partie des Sulcus getrennt. Exeisura tief. Crista
superior deutlich.
Die dreiseitige Gestalt unterscheidet die Art von O. (Trigla)
ellipticus und nähert sie den lebenden Cottus und Agonus, doch ist
bei letzterem die Hinterseite spitzer, die Excisura verwischt, während
bei Cottus beide Seiten viel mehr zugeschärft sind, besonders das
Rostrum. Trigla hineata und Tr. corax sind aber auch ziemlich
dreiseitig und, da die Form des Sulcus dieselbe ist, am besten
zu vergleichen.
Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen.
Otolithus (?Agonus) primas Kokex!).
Gestalt länglich, vorn zugespitzt, hinten abgeschrägt, die
Aussenseite flach convex, mit Andeutungen randlicher Rippen.
Innenseite stärker convex, mit tiefem Sulcus, der durch eine Auf-
biegung seines Ventralrandes und davon ausgehende Leiste in
zwei selbstständig vertiefte Theile zerfällt. Das Ostium verflacht
sich nach vorn und zieht sich zugleich zusammen, sodass es nur
durch eine schmale Depression längs des Rostrums den Rand
!) Die Otolithen dieser Art fanden sich erst bei einer letzten
Durchsicht des Materials und konnten leider nicht mehr zu Abbildung
gelangen,
9g*
132
erreicht. Crista superior stark, Area vertieft, halbmondförmie.
Ventralfurche eine breite Depression unter dem Sulcus acusticus.
Man kann schwanken, ob dieser Otolith zu Cottus oder
Agonus gehört. Indessen ist wenigstens bei Cottus scorpıo das
Ostium weit nach vorn geöfinet, eine tiefe Excisura wie bei Trigla
vorhanden und das Rostrum sehr entwickelt und spitz. Bei Cottus
gobro ist der Sulcus flacher, sonst wie bei der marinen Art, der
Ötolith beiderseitig aber sehr zugespitzt. Bei Agyonus ist das
Rostrum mässig zugespitzt und das Ostium öffnet sich nicht in
voller Breite nach vorn, hat auch seine grösste Vertiefung mehr
nach hinten, sodass eine wichtige Uebereinstimmung mit O. primas
herrscht.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim, Söllingen.
Otolithus (Peristedion) personatus Koken.
Tabak. 6 (8 1),
Gestalt dick, länglich, fast fünfseitig, indem der Dorsalrand
stumpfwinkelig gebogen, der Ventralrand in der Mitte seines Ver-
laufes abgeplattet ist. Die Vorderseite ist durch ein deutliches
Rostrum zugespitzt, die Hinterseite abgeschräst und die Grenze
zum Dorsalrand als Spitze entwickelt. Die Sculpturen der ge-
wölbten Aussenseite sind unbedeutend und bestehen in undeut-
lichen Rippen, die von concentrischen Streifen geschnitten werden.
Der Suleus ist breit und tief und endigt in einiger Ent-
fernung vom Hinterrande. An einigen Exemplaren erkennt man
noch eine undeutliche Scheidung von Cauda und ÖOstium, aber
meist bildet das Ganze ein breites Band, das vorn und hinten
etwas stärker vertieft ist. Crista superior deutlich, Area flach,
aber kantig vom Dorsalrande abgesetzt; Ventralfurche vorhanden,
mehr oder weniger dem Ventralrande genähert.
Die Aehnlichkeit mit den Otolithen von Peristedion cata-
phratum ist gross genug, um eine generische Vereinigung zu
motiviren.
Vorkommen: Mitteloligocän; Söllingen.
VII. Gobiidae.
Otolithus (Gobius) francofurtanus Koken.
Taf.. VELüFig. 1,72 (ebssch.
Gestalt scherbenförmig, mit eingebuchteter Vorder- und Hin-
terseite und fast geradlinigem Ventralrande. Die Aussenseite ist
in der Gegend des Ventralrandes angeschwollen und zugleich nach
vorn und hinten in Vorsprünge verlängert; dann folgt eine De-
pression, welcher auch die Einbuchtungen des Vorder- und Hin-
_
un u A ee rer ee ee ie eu eine ee ee ee u
133
terrandes entsprechen, und hierauf nochmals eine gewölbte Partie
der Aussenseite, welche dann gleichmässig zum Dorsalrande ab-
fällt. Jugendliche Exemplare sind glänzend glatt, ohne Verzie-
rungen! später stellen sich randliche Kerben ein, welche bei
grossen Exemplaren ziemlich weit zurückreichen und durch rund-
liche Rippen getrennt sind. Die Ecke von Ventral- und Hinter-
rand ist fast zapfenförmig verlängert.
Die Innenseite trägt den höchst charakteristischen, beilför-
migen Sulcus acusticus der Gobiilden, welcher weit vom Vorder-
rande getrennt und ringsum von einer Depression umgeben ist.
Eine Ventralfurche tritt noch besonders hervor.
Bei Gobeus ist die Grenze von Cauda und Ostium nur durch
einen mässigen Absatz der Sulcusbegrenzung markirt, während
bei Zleotris z. B. das Ostium höchst auffallend von der Cauda
abgesetzt ist, wie die Schärfe eines Beiles vom Handgriffe. Herr
Prof. AnprEeAE in Bonn besitzt Exemplare von Gobrus mit den
Ötolithen in situ, deren einer, da die Sulcus-Seite nach oben ge-
wendet war, sich genau untersuchen liess; sie stimmen vollkommen
mit der beschriebenen Form überein und stammen auch aus dem-
selben Niveau, dem Corbzeula-Thone von Ginheim bei Frankfurt.
Es ist wahrscheinlich, dass bei Frankfurt mehrere Arten
Gobrius vertreten sind, da einige Exemplare etwas abweichend
gestaltet erschienen; die Hauptmenge (Otolithen von Gobeus sind
durch Schlämmen aus den miocänen Thonen in beträchtlicher An-
zahl gesammelt) gehört aber einer Art, unserem O. francofurtanus,
an. Dieselbe Art ist auch in den Leithakalkmergeln von Ports-
teich vorgekommen.
Vorkommen: Untermiocän; Friedberger Warte bei Frank-
furt a. M., Eckenheim, Ginheim, Bornheim. Leithakalkmergel;
Portsteich.
Otolithus (Gobius) vicinalis KokEn.
(Siehe Textfigur 21 auf page. 134.)
Dem vorigen im Allgemeinen sehr ähnlich, unterscheidet sich
dieser Otolith besonders durch die gleichmässigere Rundung,
stärker vertiefte Area, scharf ausgeprägte Ventralfurche und ge-
ringe Sculptur der glatten Oberfläche.
Vorkommen: Mioeän; Unterfeld, Oberfeld.
Otolithus (Gobirdarum) dispar Koken.
Ra 2X, Bier 105 (8:1),
Gestalt in die Länge gestreckt, nach hinten verschmälert
und abgestumpft. Aussenseite glatt. Sulcus acusticus verhältniss-
Figur 21 (30:1).
mässig tief, scharf umschrieben, beilförmig, vom Vorderrande
durch eine schmale Barre getrennt. Unterhalb des Dorsalrandes
eine Furche, deren Enden etwas verbreitert sind; dann folgt die
vertiefte Area, die nach unten durch eine scharfe Crista superior
begrenzt wird. Der ventral des Suleus gelegene Theil der Innen-
seite ist gewölbt und ganz nahe dem Ventralrande liegt eine feine
Ventralfurche.
Die mir bekannten Gobrus-Arten. recente und fossile, unter-
scheiden sich sofort durch die relativ viel geringere Länge der
Sagitta, welche zuweilen im Gegentheil höher als lang ist. Auch
Eleotris fusca ist hierdurch gekennzeichnet. Dagegen ist der
Suleus acusticus für alle diese Formen so charakteristisch, dass
die allgemeine Bestimmung des Otolithen als Gobiide gesichert
ist. Callionymus allerdings weicht auch hierin von den echten
Gobiiden sehr ab; wahrscheinlich ist diese Gattung nebst ihren
nächsten Verwandten mit Unrecht zu den Gobiiden gestellt.
Vorkommen: Miocän (Öyrenen-Mergel); Hofnau’s Garten,
Nauserweg, Frankfurt a. M.
Otolithus (inc. sedis) umbonatus KokeEn.
1884. -1:€.,.t: RE 2999 DSs5
Der Typus der Art ist unteroligocän (Lattorf, Süldorf, Oster-
weddingen), jedoch setzt sie ohne wesentliche Abänderung in’s
Mitteloligocän fort, wo sie (allerdings selten) bei Hermsdorf und
bei Offenbach a. M. im Septarienthon und bei Söllingen in den
sandigen Schichten vorgekommen ist. Die äquivalenten Ablage-
135
rungen bei Waldböckelheim scheinen die Art nicht zu enthalten,
während ©. minor bei Waldböckelheim ungemein häufig ist. Man
kann im Allgemeinen feststellen, dass die unteroligoeänen Exem-
plare gleichmässig oblong. die mitteloligocänen hinten etwas ver-
schmälert sind. Dieser geringfügige Unterschied (wenn er in der
That constant sein sollte) gewinnt an Bedeutung durch Vergleich
des paleocänen O0. conchaeformıs mit dem fast rechteckigen Um-
risse mit ©, minor und ©. robustus, welche deutlich nach hinten
verschmälert sind, sodass man dann die Stadien einer fortlaufen-
den Entwickelung vor sich hätte.
Otolithus (inc. sedis) conchaeformıs Koken.
1855. v. Kaenen: Paleocän, t. V, f. 25, p. 113.
Relativ kürzer und dicker als O. umbonatus, fast rechteckig.
Die Aussenseite ist tuberculös verziert, aber unregelmässiger und
gröber als bei O. minor, convex oder doch nur wenig concav
(im dorsalen Theile). Die an abgescheuerten Exemplaren her-
vortretenden Linien sind weniger zahlreich. die durch sie hervor-
gebrachte Zeichnung weniger zierlich. Der Suleus ist stärker
vertieft, und ebenso treten die denselben begleitenden Leisten und
die Area schärfer hervor.
Figur 22.
Alle diese Eigenschaften vereinigen sich, um dem Otolithen
ein derberes, man möchte sagen, energischer modellirtes Aussehen
zu geben, als es ©. ımbonatus zukommt. Abgescheuerte Exem-
plare werden sich allerdings schwer unterscheiden lassen.
Vorkommen: Paleocän; Kopenhagen.
Otolithus (inc. sedis) minor Koken.
1884. 1. c., p. 558.
Aus Zufall ist die einzige Abbildung (l. e., t. XI, £. 14), die
Innenseite darstellend,. nach der damals noch nicht abgetrennten
Art O. robustus entworfen, weswegen ich die weit verbreitete, zu-
je
9
ep)
weilen massenhaft auftretende Art hier nochmals abgebildet habe.
Der Text bezieht sich auf den Typus.
Die geringere Grösse und die äusserst zierliche Seulptur
der Aussenseite unterscheiden diesen häufigen Otolithen habituell
leicht von den vorhergehenden. Es sei aber bemerkt, dass mir
von Westeregeln, wo nur O. ımbonatus vorkommt, ein ganz
jugendliches Exemplar vorliegt, welches in der Sculptur dem ©.
minor sehr nahe steht. Wenn keine Verwechselung des Fund-
ortes stattgefunden hat, würde daraus hervorgehen, dass O. um-
bonatus in der Jugend eine Berippung ähnlich O. minor hat, die
sich aber bald verwischt.
no+ a 09%
Figur 23.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim. Oberoligo-
cän; Sternberger Gestein (Fig. 23, 24), Cassel, Niederkaufnngen,
Freden, Wangelnstedt.
Ein einziges abgeriebenes und daher nicht ganz beweis-
kräftiges Exemplar liegt aus dem Septarienthon von Offenbach
vor, und eins aus dem Septarienthon von Ober - Kaufungen. Im
Oberoligocän ist die Art weit verbreitet in Mittel- und Nord-
deutschland, im Mitteloligocän ist sie nur in den Sanden von
Waldböckelheim häufig, während sie im Norden noch fehlt und
durch die Nachzügler des 0. umbonatus ersetzt wird.
Otolithus (ine. sedis) robustus KokEN.
1884. 1. e., t. XI, f. 14 (errorim O. minor zugeschrieben).
(Siehe die Textfigur 25 nebenstehend.)
Gestalt auffallend dick und massiv, nach hinten rasch ver-
schmälert. Aussenseite gewölbt, glatt. Innenseite mit tiefem
Sulcus acusticus, glatt, ebenfalls convex.
Vorkommen: Oberoligocän; Cassel, Freden (sehr selten).
|
|
|
|
Figur 25.
Otolithus (inc. sedis) lunaburgensis KokEn.
Länge 13 mm, Breite 8.5 mm.
Dieser Otolith gehört in die Gattung des Otolithus umbo-
natus, den ich von Lattorf beschrieben habe, dürfte aber eine
besondere Art, jedenfalls eine Varietät oder geologische Mutation
Figur 26.
bilden, welche sich durch die Vorbiegung der ventralen Hälfte
der Vorderseite unterscheidet, ein geringes, aber leicht ersicht-
liches Merkmal. Otolithus conchaeformis aus dem Paleocän von
Kopenhagen ist von fast rechteckiger Gestalt, und der Sulcus
acusticus divergirt stark vom dorsalen Rande. Näher stehen die
hierher gehörenden Otolithen des Oberoligocän, allein auch von
diesen besitzt keine die starke Vorbiegung der Vorderseite. ©.
minor bleibt ausserdem viel kleiner, die Aussenseite ist relativ
gewölbter und stärker sculpturirt, O©. robustus spitzt sich nach
hinten mehr zu und ist gleichfalls gewölbter.
Vorkommen: Miocän von Lüneburg (ein Exemplar in der
Sammlung des naturw. Vereins zu Lüneburg).
Wenn die eben genannte Art das Fortleben dieser inter-
essanten Gattung bis in die Zeit des Miocän darthut, so liegen
158
andererseits Beweise vor. welche ein ausserordentlich hohes Alter
des Typus wahrscheinlich machen. Ich bekam durch die Freund-
lichkeit des Herrn Dr. JAEkEL zwei Otolithen aus dem Gault von
Folkestone, welche sich nur schwer von den tertiären Arten dieser
Figur 27.
Gruppe unterscheiden lassen. Sie sind relativ gestreckter als O,
umbonatus, dicker und die Entfernung vom Ende der Cauda bis
zur Ecke zwischen Dorsal- und Hinterrand ist grösser. Die
Gestalt bildet im Ganzen ein Rechteck mit abgestumpften Ecken,
in dessen Diagonale der tiefe Sulcus verläuft. Mehr Aehnlich-
keit noch ist mit ©. conchaeformis vorhanden, der sich allein
durch kürzere Gestalt und höckerige Aussenseite unterscheidet.
Vermuthungsweise will ich auf die von VaıLLant (Talism. et Tra-
vailleur, t. XVI, f. 3) gebrachte Abbildung der Sagitta von Halo-
saurus Owenti hinweisen, die wenigstens in der Gestalt und in
der Lage und diagonalen Richtung des Sulcus sich annähert.
Der letztere selbst ist aber so verwischt gezeichnet, dass ein
bestimmtes Urtheil sich nicht eher fällen lässt, als bis Halosaurus-
Otolithen in natura verglichen sind. Mir sind keine derselben
zugänglich. Andererseits bieten die Otolithen von Üonger ge-
wisse Analogien, sodass sich mit aller Wahrscheinlichkeit we-
nigstens eine Stellung in der Nähe der aalartigen Physostomen
annehmen lässt. Diese höchst interessante Art benenne ich
Otolithus galtinus.
Otolithus (inc. sedis) hassovieus KOkEN.
TafoX;ubie. 13a
Gestalt länglich elliptisch, ganzrandig, stark gekrümmt, so
dass die Innenseite hoch convex, die Aussenseite tief quer concav
ist. Die Rippen der Aussenseite erscheinen als meist undeutliche
Querrunzeln, welche durch Depressionen in eine centrale und
zwei seitliche Partieen zerlegt sein können.
Innenseite glatt mit sehr seichtem, aber ausserordentlich
langem und breitem Sulcus acusticus, der sich weniger durch
139
Vertiefung, als durch den rauheren Glanz und feine Grenzfurchen
abhebt. Er zerfällt in ein kurzes, schaufelförmiges Ostium und
eine etwa dreimal so lange und fast ebenso breite Cauda, die
etwas vor dem Hinterrande endigt. Die dorsale Grenze des Sulcus
läuft dem Dorsalrande ungefähr parallel, in einem Bogen, wäh-
rend die ventrale Grenze derart verbogen ist, dass unmittelbar
hinter dem Ostium und dann wieder vor dem Ende der Cauda
eine Verbreiterung des Sulcus eintritt. Eine Ventrallinie fehlt.
Leider ist es mir nicht gelungen, bei recenten Arten ent-
sprechende Otolithen zu finden, und so muss die Stellung dieser
häufigen und leicht kenntlichen Form vorläufig unbestimmt bleiben.
Vorkommen: Mitteloligocän; Waldböckelheim. Vilbel (Cy-
renen - Mergel.
Otolithus (inc. sedis) fallax Koken.
Da X Bea (3 1):
Gestalt ziemlich regelmässig elliptisch, Innen- und Aussen-
seite gewölbt. Sculptur der Aussenseite bei kleinen Exemplaren
sehr verschwommen, häufig nur undeutliche Buckel in der Nähe
des Dorsalrandes, bei grösseren in breiten, gerundeten, wellig
verbogenen oder höckerigen Rippen bestehend, welche ihrer gan-
zen Vertheilung nach sehr an Gadiden erinnern. Im mittleren
Theile des Otolithen verlaufen sie von beiden Rändern aus senk-
recht gegen die Längsaxe und verbinden sich auch wohl, sodass
die Aussenseite hier wie quergefurcht erscheint. Von Vorder-
und Hinterseite aus ziehen sie radial gegen die Mitte hin.
Die Innenseite ist im Ganzen sehr gleichmässig gewölbt, und
umsomehr fällt die Area auf, welche über dem Sulcus eine
muschelförmige Vertiefung bildet, nach vorn und hinten deutlich
abgegrenzt. Der Sulcus ist sehr reducirt und verschwimmt nach
vorn vollständig; er bildet eine fast rechteckige Depression auf der
Höhe der Innenseite des Otolithen, aus der sich ein sehr starkes,
in der Mitte vertieftes, an den Rändern leistenartig gewölbtes
Colliculum scharf heraushebt. Am dorsalen Rande und auch in
der Area treten einzelne Rippen und Furchen stärker hervor.
Eine nähere Bestimmung dieses auffallenden Otolithen ist
vor der Hand nicht sicher zu geben, aber die Beziehungen zu
Halieutaea, Lophius und Chaunax, welch’ letzteren ich allerdings
nur aus VAıLLanTs Abbildung kenne, scheinen die Zugehörigkeit
zu den Pediculaten zu begründen.
Vorkommen: Öberoligocän; Freden.
140
Die Vertheilung der in dieser Abhandlung beschriebenen und
abgebildeten Otolithen auf die verschiedenen 'Tertiärschichten und
Localitäten ersieht man am besten aus der folgenden Zusammen-
stellung. Es sind in dieselbe auch die schon bei früheren Ge-
legenheiten von mir aufgestellten Arten aus dem norddeutschen
Tertiär aufgenommen, sodass über die Otolithen des letzteren
hiermit Alles gesagt ist, was ich ermitteln konnte. Einige wenige
Arten, die mir erst in letzter Stunde bekannt geworden sind,
mussten allerdings zurückbleiben, doch erleidet das Gesammtbild
Ueber
Eocän. Unteroligocän.
Otolithus (Artus) crassus Barton, Headonhill n—
— — damicus Kopenhagen —
— — germanicus = Lattorf, Osterwed-
dingen, Wester-
egeln
— — Vangionis — —
— (Olupea) testis = —
(Merluceius) balticus Kopenhagen a
— emarginatus un Ei
— .—. attenuatus — =
— — obtusus Bo =
— 0 — 2 miocenicus Kar Bin
— — vulgaris mut. Ltr Eh.
— (Raniceps) latisulcatus E Lattorf, Wester-
(verschiedene Mutationen) egeln
— tuberculosus au _
— — planus _ —
— (Merlangus) spatulatus — —
— cognatus — =
— — suffolkensis — —
— (Gadidarum) ponderosus | Kopenhagen =
— (Gadı) venustus —
— — simplex — Lattorf
— — tenuis — —
141
durch sie keine Veränderung; es sind nach einer vorläufigen Be-
stimmung ein Peristedion, ein Scombride und ein wahrscheinlich
zu Mullus gehörender Otolith !).
Abgesehen von den als inc. sedis aufgeführten Arten, deren
auffallende Charaktere jedoch eine generische Bestimmung für die
Zukunft als gesichert erscheinen lassen, sind die in Klammern bei-
sefügten Gattungsbestimmungen nur in wenigen Fällen als provi-
sorische anzusehen. wo von manchen grossen Familien mir nur
wenige Genera zur Verfügung standen.
sieht
Mitteloligocän. | Oberoligocän. Miocän. Pliocän.
wi za | = =
Söllingen, Wein- _ E
heim, Waldböckel-
heim
Waldböckelheim — = E=
_ Sternberger Gestein _ _
Söllingen, Joachims-| Freden, Wangeln- — | —
thal, Waldböckel-| stedt, Sternberger
heim Gestein
— Cassel, Freden, — | —
Sternberger Ge- |
stein |
— Sternberger Gestein = _
= = Langenfelde —
_ - = Öreiano bei
Pisa
Magdeburg, Söllin- | Cassel, Freden, Antwerpen —_
sen, Waldböckel- | Sternberger Ge-
heim stein
Süldorf, Magdeburg, _- ._ _
Stettiner Gestein
Söllingen Sternberger Gestein - —
— Sternberger Gestein g= —
u — Langenfelde, —
| Portsteich (?)
— — — Crag von
Suffolk
— -— Langenfelde —
Söllingen — u —
— — Bordeaux, Ba-ı —
| den
ı) Von Otolithus (Agonus) primas liess sich wenigstens die Be-
schreibung noch in den Text einflechten.
142
Eoeän. Unteroligocän.
Otolithus (Gadi) elegans
(verschiedene Mutationen)
— — spectabilis
— (Morrhua) söllingensis
— -- faba
— — datus
— (Macrurus) praecursor
— (Maeruridarum) singu-
laris
— (Fierasfer) nuntius
— — posterus
— (Ophidiidarum) Boettgeri
— obotritus
— — difformis typus
— — 1 — rar. vetusta
— — — — joachimica
—— — — acutangula
— 0 0 — 0 — hermsdor-
fensis
— — BHilgendorfi
— — oceultus
— -—- marchicus
— — hybridus
— 7 — saxonicus
— (Platessa) sector
— (Solea) lentieularis
— — guestfaliceus
— — approsimatus
— (Pleuromectidarum) acu-
minatus
— (?Rhombus) rhenanus
— (Sciaena) holsaticus
—— speciosus
— — meridionalis
— — Kirchbergensis
— — irregularıs
> rl Nr
Lattorf
Lattorf
? Lattorf
Westeregeln, Oster-
weddingen (Jack-
son-Sch., N.-Ame-
rika)
143
Mitteloligocän. | Oberoligocän. Miocän. Pliocän.
Söllingen, Wald- |Cassel, Freden, Dingden Suffolk
böckelheim, Wangelnstedt,
Hermsdorf Sternberger Ge-
stein
= - Langenfelde —
Söllingen — E= --
Hermsdorf _ _ —
— E= Lüneburg —
En _ — Orciano
Söllingen — _- —
== Cassel, Freden ?(ohneFundort) =
— Cassel — —
__ Sternberger Gestein — —
Hermsdorf, Freien- E= = —
walde
Joachimsthal, Lü- — _ Ä —
bars
Joachimsthal, Offen- — —
bach a.M.
Hermsdorf — — —
Hermsdorf, E= — —
Joachimsthal,
Offenbach
Hermsdorf = — —
Süldorf _ —_ —
Magdeburg — — —
— Cassel — —
En Bünde — —
_ . Langenfelde E
Waldböckelheim — == —_
Waldböckelheim — = ae
_ — Langenfelde —
u= Detmold, Sternber- — —
ger Gestein
= = Asolo | —
— — Ober-Kirchberg =
a. d. Iller
— Rackow, Cassel, — —
Niederkaufungen
-- Cassel Hochstätt, Ob.- —
Kirchberg,
Weisenau |
144
Eoecän.
Otolithus (Sceiaena) amplus —
— obtusus =
(Corvina) gibberulus —
(Seiaenidarum) insignis —
— elongatus —
(Trachinus) mutabilis =
— verus =
(Hoplosthethus) laciniatus| Kopenhagen
— ingens —
— ostiolatus —
— Nettelbladti —
— pisanus =
— Lawleyv —
(Monocentris) subrotun- =
dus
(.Berycidarum) geron —_
— rhenanus =
(? Polymizia) neglectus —
( Berycidarum) minutus _
— austriacus —
— mediterrameus —
— parvulus —
(Dentex) nobilis —
(Serranus) Noetlingi en
— distinetus =
(Perceidarum) varıans —
— plebejus —
— frequens =
— aequalıs _
—- moguntinus —
(Sparidarum) gregarius —
— Söllingensis —
(Trigla) elliptieus _
— adjunctus —
(Peristedion) personatus —
(Agonus) primas —
(Scombridarum) thyn- er
noides
— - I
Unteroligocän.
Lattorf
Lattorf
—
Österweddingen,
Westeregeln
Mitteloligocän.
Waldböckelheim
Waldböckelheim
Waldböckelheim,
Söllingen
Waldböckelheim
efiböckelheim
Waldböckelheim
Söllingen
Waldböckelheim
Söllingen, Wald-
böckelheim
Waldböckelheim
Söllingen, Wald-
böckelheim
Söllingen
Söllingen, Offenbach
Söllingen
Söllingen
Söllingen, Wald-
böckelheim
Waldböckelheim
145
Oberoligeocän.
Sternberger Gestein
Sternberger Gestein
Cassel
Detmold
Cassel, Freden,
Wangelnstedt,
Sternberger Ge-
stein
Sternberger Gestein
Cassel, Sternberger
Gestein
Bünde
Sternberger Gestein,
Cassel
Sternberger Gestein,
Cassel
Sternberger Gestein
Cassel, Freden,
Sternberger Ge-
stein
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1.
Miocän.
Nieder - Ingel-
heim
Langenfelde
Grusbach
Weisenau,
Mombach
Weisenau
Pliocän.
Orciano
Orciano
146
Eocän. Uoteroligoeän.
Otolithus (Gobius) francofur- - —
tanus
— __ meinals — —
— (Gobüdarum) dispar — —
— (ine. sedis) conchaeformis | Kopenhagen --
— — wumbonatus — Lattorf, Osterwed-
dingen, Süldorf
— — minor — —
—_ 0 gabustus — —
— — lunaburgensis — =
EI ET RASSOVICHS — —
— — fallax —_ —-
Nach dieser tabellarischen Uebersicht handelt es sich darum,
einige Einzelheiten von grösserem Interesse hervorzuheben.
Dahin gehört zunächst das schon oft betonte Vorwiegen der
Anacanthinen. Zu den Gadiden, von denen Gadus, Morrhua,
Merlangus, Raniceps und Merluccius sicher nachgewiesen sind
und durch zuweilen massenhaftes Auftreten zu den bezeichnendsten
Otolithen der verschiedenen deutschen und ausserdeutschen Ter-
tiärschichten gehören, gesellen sich durch die vorstehenden Un-
tersuchungen nunmehr auch zahlreiche Ophidiiden. Generisch
war nur Frerasfer festzustellen; der kleine, in Holothurien
schmarotzende Fisch war schon zur Mitteloligocänzeit bei uns
vertreten, aber es fragt sich. ob die Lebensweise schon dieselbe
war. Bei gleicher Gestalt der Otolithen ist der Sulcus acusticus
des Parasiten Frerasfer acu viel verschwommener als bei den
oligocänen Vorläufern; dass die verminderte Function sich be-
sonders durch Zurücktreten des Sulcus acusticus der Sagitta an-
zeigt, ist mir aus vielen Beispielen wahrscheinlich geworden, und
gerade bei parasitärer Lebensweise kann man wohl sicher an-
uehmen, dass eine Reduction der Nerventhätigkeit im Bereiche
des Acusticus eingetreten sei. Die für alle Gadiden bezeich-
nende Grösse der Sagitta erleidet dagegen keine Einbusse und
dieselbe wird mit allen Eigenschaften der: allgemeinen Form
gleichsam mitgeschleppt Die abyssisch lebenden Fische erleiden
eine ähnliche Verflachung des Suleus, und auch in diesem Falle
"147
Miteloligocän. Oberolieocän. Mioeän. Plioeän.
- = Frankfurt, —
Eckenheim,
Ginheim,
Bornheim
= — Unterfeld, —
Oberfeld
_ = Frankfurt —
Hermsdorf, Offen- E= — —
bach a.M.
Waldböckelheim, Cassel, Freden, — =
Ober-Kaufungen, | Niederkaufungen,
Offenbach Waneelnstedt,
Sternberger Ge-
stein
— Cassel, Freden, — —
u _ Lüneburg —
Waldböckelheim, — — —
Vilbel
_— Freden Er ER
möchte ich bei einigen fossilen Formen, deren im Uebrigen völlig
analoger Otolith sich durch weit tieferen und kräftiger ausge-
prägten Suleus auszeichnet, annehmen, dass die betreffenden Arten
noch nicht ausschliesslich abyssisch lebten. Die vielen anderen
Ophidiiden, die ich aufgeführt habe, entziehen sich bis jetzt der
senerischen Bestimmung; unter ihnen wird man auch den weit
verbreiteten, früher als Gadiden aufgefassten O. defformis finden,
mit dem ich ©. acutangulus als Varietät vereinigt habe. Die
als ©. Boettger! und obotritus beschriebenen Arten stehen Ophr-
dium näher als alle die übrigen, sind aber doch wohl generisch
selbständig. Sie sind obnroligocäne Arten, während die nahe
verwandten ©. Meyer? und elevatus aus dem amerikanischen Alt-
Tertiär stammen; diese sich mehrfach wiederholenden Beziehun-
gen des nordamerikanischen sogen. Eocän (Clayborne-, Jackson-
und Vicksburg-Schichten) zu unserem Oligocän legen den Gedanken
reckt nahe, dass das Alter derselben zu hoch angeschlagen ist.
Zum ersten Male kann ich Vertreter der Macruriden
namhaft machen. Maerurus selbst liegt zwar nur aus dem Pliocän
von Orciano vor, aber eine andere, noch unbestimmte Maecruriden-
Gattung kommt schon im Unteroligocän von Lattorf vor, und es
ist besonders interessant zu sehen, dass sie einen Typus vertritt,
der in einer nahe verwandten Art auch im Senon von Siegsdorf
vorkommt. Den Charakteren des Sulcus nach würde ich aber
keine von beiden Arten für eine abyssische halten, sondern es
10)
148
zeigt sich vielmehr eine augenscheinliche Annäherung an den
Typus der echten Gadiden.
Von den Gadiden selbst liegen einige fast vollständige Ent-
wicklungsreihen vor, so für Merluccius und für Merlangus, der
schon im Öberoligocän mit jenen Gadiden - Formen verschmilzt,
deren Typus O. elegans mit seinen zahlreichen Mutationen ist.
Viel weiter zurück reicht Rantceps, der im Unteroligocän völlig
typisch auftritt, ohme nachweisbaren Uebergang zu den gleich-
zeitigen anderen Gadiden. Zu dieser heute im Vergleich zu
Gadus und Morrhua sehr zurücktretenden Gattung gehören drei
der häufigsten Arten, von denen 0. latisulcatus und tuberculosus
geradezu massenhaft auftreten, ganz den Schwärmen zahlloser
Individuen entsprechend, in denen Gadus und Morrhua unsere
nördlichen Meere durchziehen. Wenn man weiss, wie auch heute
noch die grossen Otolithen von Morrhua sich auf dem Boden
des Meeres oder am Strande anhäufen, so kann man das Miss-
verhältniss zwischen dem Vorkommen fossiler Raniceps- und fos-
siler Morrhua - Otolithen nicht für -einen Zufall halten, sondern
muss darin den Beweis erblicken, dass die Hauptentfaltung der
letzteren Gattung erst in die jüngste Zeit fällt.
Weniger befriedigend sind die Aufschlüsse, die wir über die
Plattfische erhalten. Sehr selten kommt im norddeutschen
Unteroligocän eine Platessa vor, die im nordamerikanischen
„Eocän“ massenhaft vertreten ist (O. (Platessa) sector). Von
den von mir als Solea aufgeführten Arten kann ich nur für 0.
(Solea) approximatus die generische Bestimmung als zweifellos an-
geben; die lebenden Gattungen sind so zahlreich, dass noch weit
mehr recentes Material zu untersuchen ist, ehe für die im
Uebrigen niemals häufigen Otolithen völlige Sicherheit der gene-
rischen Bestimmung erzielt werden kann. Das relativ seltene
Vorkommen erklärt sich wohl daraus, dass die Flachfische die
Nähe des Strandes suchen, während unsere Oligocänbildungen,
wenn auch nicht in der Tiefsee, so doch im offenen Meere ab-
gelagert wurden. Durch Hermann v. Meyer kennt man fossile
Schollen (Solea Kürchbergeana) aus dem Untermiocän von Kirch-
berg, Schichten von mehr brackischem Charakter; es ist hier zu-
gleich der seltene Fall, dass die Otolithen im situ erhalten sind
und die Bestimmung nach der Körperform bestätigen. Diese
Otolithen stehen den hier beschriebenen recht nahe; in denselben
Formenkreis gehört auch der in den Jackson- Schichten vorkom-
mende 0. glaber.
Von den Acanthopterygiern sind die interessantesten Fami-
lien die Beryciden und Sciaeniden. Dass Beryciden unter den
fossilen Teleostiern eine grosse Rolle spielen, weiss man seit
149
langer Zeit, aber aus unserem norddeutschen Tertiär waren bisher
keine Reste bekannt. Zwei Gattungen sind jetzt mit Sicherheit
nachgewiesen, Hoplostethus und Monocentris; dazu gesellen sich
zahlreiche Formen, die nur als Beryciden im Allgemeinen erkannt
werden konnten.
Hoplosthethus mediterrameus ist ein Berycide. der, wie
sich herausgestellt hat, in den höheren Zonen der abyssischen
Regionen sehr verbreitet ist, jedoch auch in die Küstenregion
seht. So sind vom Talisman nördlich der Bank von Arguin
allein 99 Exemplare aus einer Tiefe von 235 m, 3 Exemplare
aus einer Tiefe von 140 m herausgeholt worden. An der suda-
nischen Küste ist er andererseits noch bei 1435 m Tiefe ange-
troffen worden. Während der Sulcus acustieus bei der lebenden
Art sehr verflacht und zuweilen fast verwischt ist, tritt er bei
den fossilen sehr ausgeprägt und vertieft auf; auch hier ist die
Vermuthung berechtigt, dass die oligocänen Arten in höherem
Grade Küstenfische waren und erst gegen Ende des Tertiärs mehr
und mehr in die abyssischen Tiefen einwanderten. Seit der Pal-
eocän-Zeit sind sie im nordischen Tertiär verbreitet (O. lacinvatus)
und verschwinden im Oberoligocän (O. Nettelbladti), wo auch die
Gestalt sich am meisten vom Typus entfernt; im Süden lebten
sie wenig verändert weiter fort, wie O. Lawleyt aus dem Pliocän
von Orciano, der nur wenig von 0. ingens unseres Unteroligocän
abweicht, beweist. Die Grösse der Otolithen im Verhältniss zur
Grösse des Fisches ist recht beträchtlich, das Labyrinth dem ent-
sprechend blasig aufgetrieben; die bekannten Lattorfer Stücke
des O. ingens dürfen also auch nur auf mässig grosse Fische
bezogen werden.
Monocentris lebt in den japanischen Meeren und wird
ihrer auffallenden Gestalt wegen viel getrocknet und als Curiosität
in den Handel gebracht. Zu dieser Gattung ist O. subrotundus
von Lattorf, früher als Apogonide augesprochen, zu rechnen und
ebenfalls O. hospes aus dem Tertiär von Alabama. Zeugen einer
einst weiten Verbreitung der heute so isolirten Gattung. Eine
verwandte Art tritt schon im Senon von Siegsdorf auf, doch mag
hier immerhin eine andere Gattung vorliegen.
Unter den anderen Beryciden dürfte O. neglectus aus dem
norddeutschen Unteroligocän der interessanten Polymixia ange-
hören, einem ebenfalls japanischen Fische; die übrigen sind der
Gattung nach vorläufig ganz unbestimmbar.
Die Sciaeniden sind bei uns verbreiteter als ich früher
glaubte, aber erst in den höheren Schichten. Im Unteroligoeän
hat sich noch keine Spur gefunden, im Mitteloligocän nur die
sehr isolirt stehende Form des 0. insignıs und ein einzelnes
150
Exemplar von ©. (Corvina) gibberwlus. Um so auffallender ist
die Formenfülle im Oberoligocän, die sich auch noch bis in’s
Miocän hinüberzieht. Im Oberoligocän erfolgt auch die Abzwei-
gung jener Linie, die zu Scraena aquda hinführt, von den mehr
an Umbrina anschliessenden Formen. 0. holsaticus im Miocän
von Holstein schliesst sich eng an Sceraena aquila an, und O. me-
ridionalis ist eine verwandte Art, vielleicht nur eine Varietät aus
dem Mioeän Italiens.
Das Auftreten von Corvena ist durch ein einziges Exemplar
aus den Meeressanden von Waldböckelheim angedeutet, während
im Oberoligocän die Otolithen sich häufig finden.
Diese Invasion der Sciaeniden zur jüngeren Oligocänzeit
steht in einem gewissen Gegensatze zu dem Vorkommen der Sciae-
niden im Tertiär von Alabama. Gehört dieses wirklich dem Eoeän
an, so wäre die correcte Schlussfolgerung, dass die frühere Ent-
wickelung der Familie im nordamerikanischen Atlanticum erfolgte
und dass sie erst später in die europäischen Meere einwanderten.
Die sehr häufigen Pereiden erwiesen sich grossen Theils als
generisch unbestimmbar, da es noch an recentem Material man-
gelt; nur Dentex und Serranus sind für das Oberoligocän sicher
gestellt.
Spariden sind gleichfalls weit verbreitet, besonders ©. gre-
garius, der bei Waldböckelheim zu den häufigsten Arten gehört;
es lassen sich noch mehr Arten unterscheiden, aber die Erhal-
tung derselben war so ungenügend. dass, besonders auch mit
Hinblick auf die Schwierigkeit der Unterscheidung. von einer
Charakterisirung abgesehen wurde. Von Trachiniden liegen
zwei, von Scombriden ein (und ein unbeschriebener) Vertreter
vor. Wichtiger sind die Cataphracten, von denen ich früher
nur O0. (Trigla) elliptieus kannte; sie vertheilen sich auf die
Gattungen Trigla, Peristedion und Agomus.
Eine besondere Besprechung verdienen die Gobiiden, da
deren Bestimmung sonst grossen Schwierigkeiten unterliegt.
Die leicht kenntlichen Otolithen der Gobiiden sind sehr häu-
fige Formen in den miocänen Schichten des Rheinthals und des
Wiener Beckens, dagegen in Norddeutschland weder im Miocän,
noch in den älteren Tertiärschichten bis jetzt gefunden. H. v.
Meyer beschrieb 1852 zwei fragliche Coftus-Arten aus dem Mio-
cän von Unterkirchberg, die ihn selbst an Gobiiden erinnerten,
dennoch aber „mehr zu Cottus hinneigen“. Von einem Exemplar
des Cottus brevis Ac.? wird gesagt! „Die in der hinteren
Hälfte des Schädels liegenden Ohrknochen sind deutlich über-
liefert; im Exemplar f. 8 (t. XVD) lassen sich beide unterscheiden.
zz
151
Sie zeichnen sich durch weissliche Farbe aus. Diese Ohrknochen
sind glatt, viereckicht, nur wenig länger als breit, die in die Dia-
sonale fallenden Ecken sind gerundet, die der anderen spitz ver-
längert, und auf der vorderen von diesen liegt ein Wärzchen.
Die mit der hinteren Spitze versehene Hälfte des Knochens wird
fast ganz von einer vertieften rundlichen Fläche eingenommen.“
Diese Beschreibung und die, wenn auch wenig scharfe, Ab-
bildung lassen erkennen, dass es sich hier um einen Gobeuss
handelt.
Später, 1856, gab H. v. Meyer die Beschreibung eines an-
deren Fischchens, den er fraglich als @obzus bezeichnet, auch
mit dem sogen. Cottus brevis von Unterkirchberg vergleicht, aber
doch für artlich verschieden hält. Bei ihm sind „unter allen
Trägern nur die des vorderen Theiles der Rückenflosse durch
blattförmige Ausdehnung des Knochens verstärkt, was für Cottus
nicht angeführt wird und auch an den von mir von diesem Genus
untersuchten Exemplaren von Unterkirchberg nicht wahrgenommen
wurde. Auch würde die Beschuppung mehr an Gobeus erinnern.“
Es scheint der Fall so zu liegen, dass Cottus im Mainzer Becken
und in Schwaben noch gar nicht gefunden ist. Unter den vielen
- Otolithen, die ich untersucht habe, fanden sich Gobwus- Otolithen
in grosser Zahl, aber nicht ein einziger, der sich auf Cottus be-
ziehen liesse. Gerade in den Schichten, aus denen Cottus an-
geführt wird. habe ich nur Gobzus - Otolithen erhalten. Cottus
brevis H. v. Meyer (non Agassız) ist ein echter Gobrus und an
Fischehen aus der Sammlung des Herrn Prof. AnprzArR konnte
ich den von mir O0. francofurtanus genannten Gehörstein in situ
beobachten und zeichnen. Wahrscheinlich ist dieselbe Gobrus-Art
auch im österreichischen Miocän verbreitet; daneben kommt aber
auch eine andere ausgezeichnete Art vor (O. vicıinalıs), wie auch
bei Frankfurt wohl noch andere Arten vertreten sind.
Wo Gobrus auftritt, kann von Tiefsee - Ablagerungen nicht
wohl mehr die Rede sein; es ist bekannt, dass diese Fische im
Gegentheil brackisches Wasser bevorzugen. So sind denn auch
die Ablagerungen von Öberfeld, Prevole-Bressowitz und Unterfeld
litoraler Natur, trotz Pleurotoma asperula, auch wohl salzarmer
(Horizont von Grund). Michelsberg in Siebenbürgen entspricht
der Fauna nach der besser bekannten Localität Lapugy; auch
hier liegt trotz Foraminiferen-Reichthums keine Tiefsee-Ablagerung
vor. Die sogen. Leithakalkmergel von Portsteich enthalten eben-
falls Gobeus, während die Gattung in den Tegelschichten von
Baden und Vöslau zu fehlen scheint. Die Miocänschichten von
Langenfelde, welche z. B. in ©. (Berycidarum) mintus eine dem
152
Ö. austriacus und medıterraneus des österreichischen Tegel sehr
verwandte Art besitzen, entbehren wie dieser der Gattung @obzus,
während die in viel seichterem Wasser abgelagerten Schichten des
Mainzer Beckens sie sehr zahlreich führen.
Schliesslich sei des reichlichen Vorkommens von Siluriden
aus der Arrus-Gruppe gedacht, welche seit dem ältesten Eocän
bis ins Mitteloligocän in allen unseren Tertiärschichten verbreitet
sind und erst später weiter nach Süden wandern (Miocän Italiens),
bis sie allmählich in die Flüsse der südlichen Halbkugel zurück-
gedrängt werden.
Mit den letzten Betrachtungen haben wir schon den rein
paläontologischen Standpunkt verlassen und, auf der geographischen
und stratigraphischen Vertheilung der Otolithen fussend, auf einige
bisher nicht gekannte Daten aus der Geschichte der Teleostier-
faunen hingewiesen.
Auch hier bringt die mitgetheilte Tabelle die beste Ueber-
sicht und nur wenige Punkte bedürfen einer stärkeren Betonung.
Vor Allem muss gesagt werden, dass die Aenderungen,
welche die Teleostier - Fauna unserer Meere allmählich durchge-
macht hat, sich durchaus nicht in das vielbeliebte Schema ein-
passen lassen: Tropischer Charakter des Meeres und seiner Be-
wohner in der älteren Tertiärzeit und im Gefolge allmählicher
Klimaverschiebung Uebergang in den Charakter der gemässigten
und kühlen Zonen der Jetztzeit im jüngeren Tertiär.
Wir sehen im ältesten Eocän, aus dem ich Otolithen kenne,
im Paleocän von Kopenhagen, die Gadiden als nördliche neben
den Beryciden als südlichen Elementen. Die Gadiden und Ophi-
diiden nehmen im Oligocän an Formenreichthum fortwährend zu
und spielen schon ganz die Rolle, die ihnen heutzutage im nörd-
lichen atlantischen und nördlichen pacifischen Ocean zugetheilt
ist. Während sie auch später nichts an ihrer Ausdehnung ein-
büssen, nehmen die Beryciden schon im Oberoligocän ab, und
die charakteristischen Typen wie Hoplosthethus und Monocentris
wandern aus und werden von noch ungedeuteten Gattungen ab-
gelöst. Fast zur selben Zeit erfolgt eine Invasion der Sciaeniden,
von denen im Mitteloligocän nur erst Spuren vorhanden sind;
im Miocän erlischt schon die Formenfülle derselben, und es
erhalten sich nur die Vorläufer der noch jetzt in den nördlichen
Meeren lebenden Arten wie Sceaena aquıla, während die meisten
wieder südwärts wandern. Fast das Gleiche spielt sich bei den
Pereiden ab, welche zur Zeit des Mittel- und Oberoligocän einen
kräftigen Aufschwung nehmen, jetzt aber mehr zu den südlichen
Formen gehören.
Wir sehen somit, dass seit alten Zeiten in den Anacanthinen
153
ein fester Stamm der Teleostier - Fauna sich an Stärke fast un-
verändert erhalten hat, während im Gefolge gelegentlicher Wan-
derungen bald diese, bald jene Familie rasch aufblüht, um dann
wie eine Welle wieder zu verschwinden. Das dürfte auch wohl
die Norm für die Umänderungen sein, welche die Teleostier-Fauna
unserer nördlichen Meere im Lauf der Zeiten erlitten hat: Nicht
die consequente Umwandlung des tropischen in den Charakter
der gemässigten Zone, sondern Öscillationen, welche zu einem
alten Stamme bald neue Glieder hinzufügen, bald andere entfernen.
Meistens kamen diese Verschiebungen der Fauna wohl aus
dem atlantischen Becken. während Beeinflussungen vom Mittelmeer
aus für unsere Oligocän-Ablagerungen wenigstens nicht nachweis-
bar sind. Im Miocän sind dagegen die im Mainzer Becken ver-
breiteten Gobrus - Arten, ferner ©. (Berycidarum) minutus, ©.
(Gadidarum) venustus offenbar vorgedrungene mediterrane Formen.
©. (ine. sedis) hassovecus, O. (Scraenidarum) insignis sind nur
im Mitteloligocän des Mainzer Beckens gefunden, daher vielleicht
auch Arten südlicher resp. mediterraner Provenienz, während
nach dem uralten Vorkommen von Hoplosthethus und Monocentris
im Norden es wahrscheinlicher erscheint, dass dieselben im Ober-
oligocän resp. Miocän nach dem Mittelmeer wanderten, in dessen
Bereich wenigstens Hoplosthethus zur Pliocänzeit schon reichlich
vorkommt. Auch die Arzus-Gruppe hat nach den oben gemachten
Darlegungen ihren Ursprung wahrscheinlich in nördlichen Meeren
gefunden.
Interessant sind die Beziehungen der nördlichen Teleostier-
Fauna zu den mitteloligocänen Schichten des Mainzer Beckens.
Nachdem eine ganze Anzahl von Arten aufgefunden ist, die hier
wie dort vorkommen, erscheint es zweifellos, dass von jeher
eine directe Verbindung dorthin existirte. So finden sich ©.
(Artus) germanus, O©. (Merluccius) emarginatus, O. (BRaniceps)
satısuleatus, O. (Opmndiidarum) difformis und occultus, O. (Gadus)
elegans, O. (Trachinus) mutabilis, O. (Percidarum) varians, O.
(Sparidarum) gregarius, O. (Agonus) primas, O. (inc. sedis) um-
bonatus, O. (inc. sedis) menor zugleich im Norden und im Mainzer
Becken, wie die gegebene Tabelle nachweist. Bekanntlich ist das
Vorkommen von Amphesyle im Oligocän nicht weiter nördlich als
bis Flörsheim als ein Beweis angeführt, dass zur Zeit der Ab-
lagerung von Septarienthon und Meeressand noch keine Verbin-
dung zwischen Mainzer und Elsässer Tertiär mit dem Nordmeere
existirte, während die Beschränkung des Vorkommens in Wirklich-
keit nur auf die abweichenden geologischen Facies zurückzu-
führen ist.
Die Bedeutung der Otolithen und des Gehörorgans für die
natürliche Systematik der Fische.
Dass den Otolithen als Versteinerungen ein höherer Werth
zukommt, als fast allgemein angenommen wird, habe ich verschie-
dentlich betont und im voranstehenden Abschnitte dieser Arbeit
auch wohl bewiesen. Grosse Familien von Teleostiern, von denen
kaum jemals Reste gefunden sind, zeigen sich jetzt in gleich-
mässiger Formenfülle durch die verschiedenen Stufen des Tertiärs
und seit der Kreidezeit her verbreitet. Die Anhäufung der
ÖOtolithen von Gadiden erreicht zuweilen einen solchen Grad,
dass die Schichtflächen von ihren Durchschnitten buchstäblich
bedeckt erscheinen, und wir sehen, dass diese Fische schon im
älteren Tertiär in gewaltigen Massen auftraten, in „Bergen“, wie
man heute die imponirenden Züge des Gadus calarıas nennt, die
oft, mehrere Meter tief, einen Raum von über einer Seemeile
einnehmen. Wir können nach den Otolithen verfolgen, wie ver-
schiedene, in der jetzigen Zeit gut getrennte Arten in der Ver-
gangenheit zusammenfliessen, oder umgekehrt, von älteren Formen
ausgehend, deren weitgehende Verzweigung studiren.
Wir sehen den Uebergang von Küstenfischen zu Tiefsee-
formen. z. B. von Gadiden zu Macruriden, verzeichnen die weite
Verbreitung jetzt isolirter Gattungen, wie Hoplosthethus und Mo-
nocentris, und werden. wenn die Bestimmung der fossilen Oto-
lithen durch das ausgiebigere Studium der recenten zu der Ge-
nauigkeit gesteigert ist, deren sie fähig erscheint, die Geschichte
vieler Gattungen mit Sicherheit enträthseln können. Manche
Trugschlüsse, die nach dem sporadischen Vorkommen fossiler
Fischabdrücke nicht als solche erkannt werden konnten, können
jetzt schon eliminirt werden; das gilt nicht nur für den paläon-
tologischen Nachweis von Familien und Gattungen, sondern ins-
besondere auch für die geographische Verbreitung. Selbstver-
ständlich darf man darum jene Reste nicht vernachlässigen, zumal
sie ihres Vorkommens, der Facies wegen schon manche Formen
bringen, die wir in den oligocänen Hochsee - Ablagerungen z. B.
nicht erwarten dürfen. Auch sind die Otolithen von verschie-
denem paläontologischen Werthe, insofern z. B. die Trennung der
vielen Perciden bei der ausserordentlichen Gleichmässigkeit, mit
welcher der gemeinsame Charakter festgehalten wird, nur dem
Auge des Specialisten mit einer gewissen Leichtigkeit möglich
sein wird. andere Fische sehr kleine Otolithen tragen, die nur
selten gefunden werden. andere wegen ihrer geringeren Wider-
standsfähigkeit häufiger zerstört als erhalten sein werden. Wenn
aber auch nur diejenigen Formen, die ich bis jetzt in verschie-
155
denen Veröffentlichungen abgebildet habe, sicher gedeutet sind,
was leider selbst bei einigen der wichtigsten Gruppen wegen der
Schwierigkeit, das nöthige Vergleichsmaterial zu schaffen, noch
nicht gelungen ist, so muss man sagen, dass das Studium dieser
kleinen, räthselhaften Körper für die Paläontologie der Teleostier
von Nutzen gewesen ist.
Die Paläontologie kann aber noch einen anderen Nutzen aus
ihnen ziehen, indem sie die Resultate jener Studien, welche an
recentem Material angestellt wurden, zu den ihrigen macht. Es
ist von Retzıus in seinem Fundamentalwerke über das Gehör-
organ der Fische mancher werthvolle Gedanke ausgesprochen.
und weiteren interessanten Beiträgen sehen wir aus der Feder
des Herrn Dr. v. JuErING in Rio Grande do Sul entgegen. Ich
selbst habe in den letzten Jahren stetig Vergleichsmaterial ge-
sammelt, und es ist so immerhin schon möglich, einige Linien des
zukünftigen systematischen Bildes zu ziehen.
Rerzıus “hat die Morphologie der Otolithen selbst aus dem
Bereiche seiner Arbeiten gelassen, weil damals ein schwedischer
Forscher sich mit dem Gedanken trug, eine umfassende Mono-
graphie derselben zu schreiben. Seine Schlüsse basiren allein
auf dem häutigen Labyrinthe und der Vertheilung der Nervatur.
Ganz gewiss kommt der Form des Gehörorgans ein ungewöhnlich
hoher systematischer Werth zu, da es im Innern des Körpers den
gewöhnlichen Anpassungsreizen entzogen ist. sodass z. B. trotz
der Verschiebung der Kopfknochen bei den Flachfischen die Sym-
metrie zwischen linkem und rechtem Organ nicht gestört wird.
Immerhin varliren die Proportionen und Lagerungsverhältnisse der
hauptsächlichsten Theile innerhalb einer Familie nicht unbeträcht-
lich, cbwohl einschneidendere Abweichungen nie zu verzeichnen
sind; viel beträchtlicher aber ist das Trägheitsmoment, das der
Form der Otolthen innewohnt, die gleichsam unberührt von den
Verschiebungen und Ausstattungen des übrigen Körpers bleiben,
obwohl die artlichen Unterschiede auch hier nach Abschattirungen
der Charaktere zu verfolgen sind. Eine sorgfältige Verarbeitung
beider, sowohl der Charaktere des Labyrinths wie jener der Oto-
lithen, wird sicher zum Ziele führen und wahrhaft verwandte
Formen auch unter den Verhüllungen, wie sie das bewegte Le-
ben des Meeres stets neu hervorbringt, zu erkennen ermög-
lichen, ebenso wie sie durch manche Gruppen einen Schnitt legen
muss, der vielleicht zunächst überraschen wird. Je stärker die
Anpassungskräfte spielen, um so häufiger wird sich das herausbil-
den. was man im rückübertragenen Sinne auch beim thierischen
Körper eine Facies oder vielleicht noch besser eine Function jener
genannten Impulse nennen könnte, was häufig als natürliche Fa-
156
milie oder Gruppe aufgefasst wird und doch nnr eine Convergenz-
erscheinung differenter genealogischer Zweige ist. In diesem,
aber auch nur in diesem Sinne bin ich überzeugt vom polyphy-
letischen Ursprunge mehrerer unserer zoologischen Gruppen. oder
richtiger gesagt, ich bestreite die Berechtigung, nach willkürlich
vorgezogenen Aehnlichkeiten eine Gruppe zu bilden oder bestehen
zu lassen, die nach Ausweis anderer Charaktere Mitglieder ver-
schiedener Abstammungsreihen in sich vereinigt. Diesen Ausweis
liefern solche Charaktere. die der Anpassung gegenüber eine
grosse Sprödigkeit und Unbildsamkeit besitzen, d. h. solche Or-
gane, welche dem Getriebe der Aussenwelt gleichsam entzogen
sind; sie können ersetzt werden durch den historischen Nachweis
der Geschichte eines beliebigen Merkmals, wenn eine möglichst
lückenlose geologische Aufeinanderfolge und reiches paläontolo-
gisches Material vorliegt. Die Otolithen sind, wie ich gezeigt
habe, in dieser Art als Hülfsmittel zu benutzen, aber noch weit
wichtiger werden sie für die Systematik, weil sie auch Merkmale
der ersten Kategorie sind und als solche gestatten, die Schranken
der Zeit. des strengen geologischen Nachweises theoretisch zu
erweitern.
Ein Blick sei auch auf die Gehörorgane und zwar nicht
allein der Teleostier gestattet. Man sucht zunächst nach einem
Maassstabe, um die Werthigkeit der vor sich gegangenen Verän-
derungen zu bemessen, und bedarf dazu der Kenntniss von dem
einfachsten, primitivsten Zustande des Fischgehöres (wobei ich
Amphrioxus, Myxinoiden und Petromyzonten ausschliesse). Aber
selbst die vielfach als Urformen aufgefassten und jedenfalls geo-
logisch sehr alten Elasmobranchier, Holocephalen und Dipnoer
sind weit davon entfernt, und es bedarf der Combination der in
vielen wichtigen Punkten sich nahestehenden Typen der Dipnoer
und Holocephalen (ein nicht misszuverstehender Wink für die Pa-
läontologie!) unter Beachtung, dass die Dipnoer zu den Ganoiden,
die Holocephalen nach den Elasmobranchiern vermitteln, um zu
dem gewünschten Bilde zu gelangen.
Man kommt dann auf einen grösseren, membranösen Hohl-
raum (Sacculus), der nach oben mit einem zweiten in Verbindung
steht (Utrieulus). von dem die halbkreisförmigen Kanäle ausgehen
und in den sie einmünden. Die beiden etwa in der Sagittal-
ebene liegenden Kanäle vereinigen sich zu einem gemeinsamen
Einmündungsschlauche (Sinus superior) und sind an den Stellen
ihres Austrittes, also der vordere Gang vorn, der hintere Gang
hinten zu blasenförmigen Anschwellungen, den Ampullen, erweitert;
der äussere, horizontale Bogengang besitzt vorn eine Ampulle und
mündet nach hinten ohne Erweiterung in den gemeinsamen Hohl-_
157
raum, den Utriculus, oder in den Sinus superior. Vom Sacculus
aus steigt eine Röhre in die Höhe bis zur Kopfhaut, durchbohrt
diese und mündet frei nach aussen (Ductus endolymphaticus). Der
Öhrnerv sendet nun in der Art an dieses Organ seine Verzwei-
gungen, dass er es gleichsam umklammert und bildet deutliche
Nervenendstellen (Gehörflecke) auf der Innenseite des Sacculus
(Macula acustica sacculi), am vorderen Theil des Utriculus (Ma-
cula acustica recessus utriculi), an der vorderen Ampulle (Mac.
ac. amp. anterioris), an dem Boden des Utriculus (Mac. ac. ne-
glecta) und an der hinteren Ampulle (Mac. ac. ampullae poste-
rioris).. An drei Punkten herrscht die Neigung, Kalkspathkry-
ställchen in einer schleimigen Grundmasse abzulagern, im vorderen
und im hinteren Theil des Sacculus und im Recessus utriculi, d.h.
an den Stellen intensivster Nervenreizbarkeit.
Von diesem Bilde haben sich aber alle unsere urspünglichen
Typen schon weit entfernt, und es ist von Interesse, sich klar zu
machen, in welcher Richtung der weitere Ausbau des Gehörs
erfolgt. Wir vertrauen uns hierbei der bewährten Führung von
Rertzıus an.
Bei Chimaera ist das Ursprüngliche erhalten in der ein-
fachen Gestaltung des Sacculus, von dem der hintere Theil noch
durchaus nicht anfängt sich abzugrenzen, ebenso wenig wie eine
Theilung der Mac. acustica sacculi zu bemerken ist. Der Ductus
endolymphaticus steigt gerade nach oben, das ganze Gehörorgan
liegt offen gegen die Gehirnhöhle. Dagegen ist eine auffallende
Veränderung im Utriculus zu verzeichnen, und zwar eine solche,
welche von der Ganoiden - Teleostier - Reihe nicht getheilt wird.
Der Recessus utriculi, eigentlich nur der vordere, etwas ausge-
weitete Theil des letzteren, macht sich selbstständig, d.h. er
wird zu einer abgeschnürten Blase, die mit dem Utriculus nur
durch einen engen Spalt communicirt, dagegen sich durch eine
besondere Oefinung direct in den Sacculus öffnet. Die vordere
und äussere Ampulle der Bogengänge münden nunmehr auch nicht
in den Recessus utriculi, sondern in den Utriculus selbst.
Die Elasmobranchier, Haie wie Rochen. erleiden dieselbe
Umgestaltung. aber in noch höherem Grade. Auch sonst erweisen
sie sich als modificirte Typen. Der Sinus superior, der breite
Vereinigungsschlauch der sagittalen Kanäle ist nämlich vertical
gespalten, in einen vorderen und einen hinteren Theil. Dadurch
erklärt sich die Erscheinung, dass bei Haien und Rochen der
Sacculus durch eine besondere, bei jenen loch-, bei diesen röhren-
förmige Oeffnung mit dem hinteren Bogengange sich verbindet.
Diese Oeffnung ist ein Theil der ursprünglichen Communication
zwischen Utriculus und Sacculus, welche bei der Theilung des
Sinus superior nach hinten gedrängt ist. Die Richtigkeit dieser
von Rerzıus aufgestellten Theilungstheorie wird durch die Lage
der Macula acustica negleeta bewiesen, welche bei der primiti-
veren COhrmaera an der hinteren Seite des Verbindungsspaltes
zwischen Utriculus und Sacculus, bei Haien und Rochen hinter
der beschriebenen Verbindung von Sacculus und hinterem Bogen-
gange liegt. Diese Verbindung ist eben das hintere, abgeschnürte
Ende des Canalis utriculo-saccularis.
Bei den noch mehr speecialisirten Rochen ist zugleich der
vordere Theil in Wegfall gekommen, sodass Sacculus und Utri-
culus gar nicht mehr direct in Verbindung stehen, sondern nur
indirect, durch Vermittelung des mit beiden verbundenen Re-
cessus utrieculi.
Obwohl es schwer ist, von diesen Verhältnissen ohne Abbil-
dungen eine klare Darstellung zu geben, möchte ich doch diese
Betrachtungen nicht verlassen, auch weil sie jene Ansicht zu
unterstützen geeignet sind, die in neuerer Zeit besonders von
meinem Freunde JAEKEL aufgenommen ist, dass die Elasmobran-
chier überhaupt nicht in die directe Ahnenreihe der höhereu
Wirbelthiere einzuschalten sind. 1
Der Ductus endolymphaticus gewinnt bei diesen Thieren eine
mächtige Entwickelung, erweitert sich nach oben und macht unter
der‘ Haut eine Biegung, die klein bei Seyllivum, grösser bei Acan-
thias, sehr stark bei Squatina ist, während sich bei Rochen ein
weiter Sacculus endolymphaticus ausbildet. (Nur Trygon und
Torpedo stehen nach Rerzıus näher zu den Haifischen in dieser
Beziehung.) Die knorpelige Scheidewand, welche bei Haien und
Rochen im Gegensatz zu Chrmaera und den übrigen Fischen das
Gehör von der Gehirnhöhle abgrenzt. könnte anf die höheren
Wirbelthiere verweisen. ist aber doch wohl als selbstständig ent-
wickelte Eigenschaft aufzufassen, wie man deren bei Haien, diesen
in mancher Beziehung so hoch stehenden Thieren, mehrere trifft.
Dagegen ist wiederum eine Lagena vom Sacculus noch nicht ab-
gegliedert, eine Theilung des Gehörfleckes am Saeculus in eine
Macula acustica saeculi und Papilla acustica lagenae wenigstens
bei Haien erst angedeutet, bei Rochen allerdings durchgeführt.
Hätte man aber auch mehrere Punkte, die einer Weiterführung
zum Typus der Anamnier nnd Amnioten fähig wären, so genügte
doch die complieirte Differeneirung des membranösen Labyrinthes,
um diesen Gedanken auszuschliessen. Man müsste sonst eine
Vereinfachung durch Rückbildung und nochmalige Differenzirung
annehmen, eine bisher gemiedene Auskunftsweise.
Wenden wir uns jetzt den Dipnor zu, so sehen wir auch
hier wie bei Holocephalen den Recessus utrieuli enorm entwickelt,
159
mit dem Sacculus verbunden, aber nur durch diesen mit dem
eigentlichen Utriculus in indirecter Verbindung. Wie bei jenen
münden also auch vordere und äussere Ampulle am vorderen
Ende des eigentlichen Utriculus. Der Sinus superior ist nicht
vertical gespalten, die knorpelige Scheidewand des Gehörs gegen
die Gehirnhöhle fehlt. Die Otolithen bestehen aus Ansammlungen
feiner, getrennter Krystalle, die aber wenigstens bei Oeratodus
im Sacculus schon formbeständig zusammengeballt sind, ohne
festere Consistenz zu gewinnen. Von Chrmaera unterscheidet sich
das Labyrinth sofort durch den Mangel des Ductus endolympha-
ticus, der nach Rerzıus anscheinend völlig fehlt, keinenfalls aber
bis zur Kopfhaut emporsteigt. Wie bei Holocephalen ist keine
besondere Lagena vom Sacculus abgegliedert, wohl aber eine
Papilla acustica lagenae von der Mac. ac. sacculi; das Vorhan-
densein dieses selbstständigen Hörflecks stellt die Dipnoer über
die Chimaeriden, während die Beziehungen zu diesen im Allge-
meinen enger sind als zu Ganoiden und Teleostiern einerseits, zu
Plagiostomen andererseits.
Der oben theoretisch abgeleitete Urtypus des Gehörorganes
seht demnach zunächst in eine Form über mit selbstständig ent-
wickelten Recessus utrieuli — Holocephalen - Stufe Aus
dieser leitet sich die Dipnoer-Stufe ab durch Verkümmerung
des Ductus endolymphaticus, während ein gewisser Fortschritt in
der Ausbildung eines selbstständigen Gehörfleckes auf der lage-
nalen Partie des Sacculus liegt.
Die Selachier schreiten in der Richtung, welche durch die
Abtrennung des Recessus utriculi begonnen ist, noch weiter fort,
indem der Sinus superior sich spaltet und complicirte secundäre
Verbindungen der Labyrinththeile entstehen. Auch der Ductus
endolymphaticus wird weiter ausgebaut, und der lagenale Theil des
Sacculus wird zu einer taschenförmigen Ausstülpung (Elasmo-
branchier-Stufe).
Die Reihe. der Ganoiden und Teleostier erlaubt
keine Anknüpfung an eine dieser drei Stufen, sondern
führt zu dem Urtypus zurück, aus dem sie durch Verkümmerung
des Ductus endolymphaticus, wohl abgegrenzten selbstständigen
Hörfleck der lagenalen Partie des Sacculus (Papilla acustica la-
genae) und Concentration der getrennten Kryställchen (Otoconie)
zu festen Otolithen hervorgeht.
Die Vertreter der lebenden Ganoiden stimmen in allen we-
sentlichen Punkten überein.
Bei Accipenser ist der Sacculus eine längliche Blase, die
durch einen kurzen Kanal mit dem weit gestreckteren Utriculus
zusammenhängt und von der die Lagena nicht abgegrenzt erscheint,
160
Der betreffende Theil des Saceulus ist aber als solche charakte-
risirt sowohl durch den Gehörfleck (Papilla acustica lagenae), wie
durch einen eigenen Otolithen. Dieser ist etwas kleiner als der
des Sacculus und wie dieser sehr spröde und zerbrechlich, „in
ein steifiges Gewebe eingebettet, das hie und da Kalkkrystalle
enthält“. Eigenthümlich ist die blasenförmige Auftreibung am
oberen Ende des blindgeschlossenen Ductus endolymphaticus. viel-
leicht der Rest eines früheren Sacculus endolymphaticus. Der
Sinus superior ist nicht hoch, aber sehr geräumig und geht
erweitert in den Utriculus über, welcher seinerseits vorn etwas
zum Recessus utriceuli anschwillt.
Dieser Recessus utriculi empfängt die Ampullen des vor-
deren und äusseren Bogenganges und ist eben nur eine geringe
Erweiterung des eigentlichen Utriculus — ein wichtiger Unter-
schied aller Ganoiden und Teleostier (Actinopteri) von den oben
betrachteten Typen.
Während bei Accepenser Sacculus und Lagena im Gleich-
gewicht ausgebildet sind, überwiegt bei Zepedosteus der vordere
Theil (Sacculus) und ist bei Amza umgekehrt der lagenale Theil
der bei Weitem grössere. In demselben Verhältniss stehen Ner-
venversorgung, Gehörflecke und Gehörsteine der beiden Typen
zu einander.
Noch höher steigert sich das Uebergewicht des lagenalen
Theiles bei Polypterus, ohne dass eine Grenze angedeutet wäre.
Der sehr grosse, scheibenförmige, hintere Otolith stösst fast un-
mittelbar an den davor gelagerten, in der Richtung von oben
nach unten gedehnten Otolithen. und beide zusammen füllen den
Sacculus fast vollständig aus. Eine deutliche Trennung von Ma-
cula acustica sacculi und Papilla acustica lagenae konnte ich nicht
beobachten, sondern auf der ganzen Innenfläche des Sacculus
erfolgt die Ausstrahlung der Nervenendigungen!). Der Otolith
des Recessus utrieuli ist sehr klein, alle drei sind aber sehr fest,
und ihrer Substanz nach denen der Teleostier völlig analog.
Wenn man versuchen wollte, auf einen dieser lebenden Ga-
noiden die Reihe der Actinopter! zurückzuführen. so stösst man
natürlich auf Schwierigkeiten, die weniger in der Gestaltung des
häutigen Labyrinthes, welches im Allgemeinen nach dem für alle
construirbaren Schema gebaut ist, als in der Morphologie der
ÖOtolithen liegen. Eins mag allerdings hervorgehoben werden,
dass nämlich nach Rrrzıus’ Angabe bei Zepzdosteus, vielleicht
auch bei Amza die Verbindung zwischen Utrieulus und Sacculus
!t, Frisches Material stand mir allerdings leider nicht zur Ver-
fügung.
161
geschlossen ist: das ist auch der Fall bei sämmtlichen Acan-
thopterygiern, bei den Pharyngognathen und Anacanthinen, wäh-
rend bei den Physostomen, Pleetognathen und Lophobranchiern
die Communication offen ist. Gerade der Umstand, dass bei For-
men wie Coregonus und Clupea weder das eine noch das andere
zutrifft, sondern an Stelle der Oefinung eine Verdünnung der
Wandung zu beobachten ist, macht die Entscheidung schwer,
welches der ursprüngliche Zustand war, weil sie auch die Erklä-
rung zulässt, dass die a priori ohne Frage secundäre Wand
zwischen Saceulus und Utriculus durch allmähliche Schwächung
wieder dem ursprünglichen Zustande Platz gemacht habe.
Im Allgemeinen ist man geneigt, den Amiaden eine bedeu-
tende Rolle in der Stammesgeschichte der Teleostier zuzutheilen,
indem man sie mit den Clupeiden in Verbindung bringt, die schon
zur Jurazeit eine grosse Rolle spielen. Allein man kann osteo-
logisch eine Reihe von Einwürfen machen, und die Otolithen, die
ich zwar nur nach Rerzıus’ wenig ausgeführten Abbildungen
kenne, sind so total verschieden, dass ich bei der geringen Ver-
änderungsfähigkeit dieser Körper wenigstens nicht an einen directen
senetischen Zusammenhang glaube. Ausser der verschiedenen Ge-
stalt spricht auch die relative Grösse mit, indem, wie oben aus-
seführt, der Otolith der Lagena weit überwiegt. Das ist weder
bei Clupeiden, noch, mit Ausschluss der Siluriden, Cypriniden und
Charaeiniden, auf die wir noch zu reden kommen, bei irgend
einem Teleostier, der bis jetzt auf diese Verhältnisse untersucht
ist, der Fall. Immer überwiegt der Otolith des Sacculus.
Aus gleichen Gründen ist Polypterus auszuschliessen, der
auch seiner ganzen Körperbeschaffenheit nach ebenso wenig Be-
ziehungen zu den modernen Fischtypen besitzt, wie er wichtig für
die Beurtheilung grosser Gruppen ausgestorbener Fische erscheint.
Lepidosteus hat so abweichend geformte Otolithen, dass auch
dieser für die Deutung älterer Fische so wichtige Typus wohl
nur als letzter Nachzügler einer erloschenen Ordnung zu be-
trachten ist.
Die Aceipenseriden zeichnen sich durch eine gewisse Neu-
tralität ihres Gehörorganes aus, welche an und für sich der Ab--
leitung der übrigen Formen nicht ungünstig ist. Sacculus und
Lagena sind ziemlich im Gleichgewicht, die Otolithen selbst noch
locker, ohne scharfe Formen. Man hat, ohne Kenntniss des hier
besprochenen Organs, schon öfter versucht, die Chondrostei oder
Accipenseroiden in Zusammenhang mit den Teleostiern zu setzen,
indem man die Siluriden einerseits, die Hoplopleuriden sammt
Belonorhynchus und Saurichthys von alten Accipenseroiden ab-
leitete... Da nach Tragvaır's Untersuchungen die Palaeonisciden
Zeitschr. dä. D. geol. Ges. XLill. 1. 11
162
ebenfalls den Stören genetisch vorangehen, so hätte man hier eine
weite Perspeetive eröffnet; indessen, wenn man auch die Siluriden
auf störartige Vorfahren zurückführen kann, so gilt doch das
Gleiche unter keinen Umständen für die Clupeiden. Wenn ich
mich auch oben gegen einen direecten Zusammenhang mit Amica
ausgesprochen habe, so eilt doch nicht das Gleiche für etwa
triassische Vorläufer von Amca. Ist es nun in der That berech-
tigt, einen derartig diphyletischen Ursprung der Teleostier an-
zunehmen ?
Ehe wir versuchen, auf diese Frage zu äntworten, mögen
die Hauptabtheilungen derselben in Bezug auf das Gehörorgan
und die Otolithen hier kurz besprochen werden.
Bei Zırrer finden wir die Teleostier in üblicher Weise ein-
getheilt in Lophobranchier, Plectognathen, Physostomen, Pharyn-
gognathen, Acanthopterygier und Anacanthinen. Lassen wir die
ersteren vorläufig bei Seite, und wenden wir uns zunächst der
Untersuchung der vier letztgenannten Gruppen zu.
Die Physostom‘ erweisen sich sofort als ein heterogenes
(semisch verschiedener phyletischer Zweige. wie das übrigens auch
nach anderen Charakteren ersichtlich ist und in verschiedener
Weise von verschiedenen Autoren dargestellt ist. Es scheint
aber, dass die Untersuchung des Gehörorgans den besten Leit-
faden für die Entwirrung der Gruppe geben wird.
Altbekannt sind die Verhältnisse des Gehörorgans bei den
Uypriniden. Das in seinem oberen Theile ganz normal gestaltete
Labyrinth bietet im Saceulus mehrere auffallende Besonderheiten.
Erstens ist dieser Theil weit nach unten gesenkt und bildet eine
nach hinten und unten gerichtete Röhre, die nach vorn spitz in
den Utriculus mündet. Zweitens ist die Lagena sehr gross und
bildet eine vorn zugespitzte Blase, welche dem Sacculus so eng
anliegt, das eigentlich nur eine Scheidewand existirt. Ihre Pa-
pilla acustica ist oval, die Macula des Sacculus lang und schmal.
Dem entsprechend sind die Otolithen gestaltet; der des Sacculus
lang und spitzig, der der Lagena rundlich, derbe. Jener trägt
als Sulcus acusticus eine lange Rille, besteht gleichsam nur aus
der Wandung des Sulcus acusticus, dieser trägt einen ovalen
Eindruck mit hufeisenförmiger Umwallung. Von diesem Befunde
bei den Cypriniden schreiben sich die üblichen Benennungen der
Otolithen her, Sagitta für den des Saceulus, Asteriscus für den
runden, radial gestreiften und gezähnelten der Lagena, Lapillus
für den weniger charakteristisch gestalteten Stein des Recessus
utrieuli. Obwohl diese Formen sich nur in einem beschränktem
Verwandtschaftskreise wiederfinden, bezeichnet man auch die ab-
weichend gestalteten Otolithen der anderen Teleostier so, indem
165
man den Hauptnachdruck nicht auf die Gestalt, sondern auf die
homologe Lagerung legt. Diese kann stets festgestellt werden
nach der Vertheilung der Nervatur resp. der Gehörflecke. in den
allermeisten Fällen auch durch die Scheidung der Lagena von
dem Sacculus. die fast bei allen Teeleostiern durchgeführt ist und
keinen Lagerungstausch der Steine gestattet. Es ist daher der
grosse Asteriscus der CGypriniden nicht homolog der grossen Sa-
gitta der Acanthopterygiern, sondern dem kleinen, in der Lagena
gelagerten Steine derselben, welcher deswegen als Asteriscus auf-
zufassen ist. Wenn man die Reihe der Teleostier durchmustert,
so trifft man aber auch auf eine grosse Anzahl von Formen, wo
der Asterisceus deutlich an die Gestalt bei den Cypriniden erinnert
(z. B. Sargus, Labrus, Scomber, Clupea, Coregonmus). Er ist hier
nur ähnlich redueirt, wie die Sagitta bei jenen, d. h. die breite
Fläche des Otolithen ist wenig entwickelt und häufig nur als
dünne Basis der hufeisen- oder halbmondförmigen Umwallung der
Fossa acustica vorhanden. Daher sind die Asterisci dieser Fische
auch meist nicht von rundlicher Peripherie, sondern halbkreis-
förmig; indessen kommen Ausnahmen vor und der Asteriscus z. B.
von Labrus carneus stimmt auch in seiner. in der Richtung der
Fossa acustica quergezogenen Gestalt ganz zum Typus der Cypri-
noiden. Auch der Lapillus ist hier nicht wunähnlich dem eines
Cyprinoiden.
Dass ein grosser Unterschied zwischen der Sagitta der
Sciaeniden, Spariden oder Beryeiden und jener von Cyprinus
herrscht, ist augenfällig. Wie es aber Oyprinoiden giebt, wo die
Sagitta etwas mehr in die Breite gedehnt ist, so finden wir auch
andere Teleostier. wo die Sagitta einfacher gestaltet, verschmälert
und in die Länge gezogen ist, während der Sulcus acusticus in
demselben Maasse mehr hervortritt. Clupea, Coregonus, Isox,
auch die Scombriden und Labriden sind hier zu nennen. Ein
so deutlicher Uebergang der Formen wie für den Asteriscus ist
zwar für die Sagitta nicht nachweisbar, indessen kann man theo-
retisch auch die Sagitta eines Cyprinoiden aus der eines Clu-
peiden ableiten, indem man sich das Hinterende, welches bei
einigen schon deutlich vorspringt. noch weiter, endlich stielförmig
verländert denkt. während zugleich die Masse der vorderen Partie
des Ötolithen abnimmt und gleichsam auf eine Umkleidung des
Suleus beschränkt wird. Die Untersuchungen über die Ariiden
und Characiniden, die Herr v. JHERING in Aussicht stellt, bringen
vielleicht mehr Uebergangsmaterial auch von der anderen Seite;
denn man muss bedenken, dass gerade die Cypriniden eine geo-
logisch junge Gruppe bilden, welche entsprechend weit differen-
zirt ist. Das zeigt sich ja auch in der secundären Verbindung
als
164
der beiderseitigen Labyrinthe durch einen häutigen Schlauch. den
Canalis sinus imparis und durch die Entfernung des Sacculus vom
Utrieulus.
Der sicher nachweisbare Uebergang von der Form des Aste-
riscus bei Cypriniden zu jener der anderen Teleostier, der ange-
deutete zwischen den Sagitten spricht sehr dafür, dass beide
Typen des Gehörorgans und seiner Steine aus einer Quelle ab-
zuleiten sind und gegen den diphyletischen Ursprung
der Teleostier.
Ueber die Abstammung der Cypriniden erhalten wir einen
sicheren Aufschluss durch den Vergleich mit den Siluriden. Das
Gehörorgan von Sdlurus glanıs, das Rerzıus und BRESCHET SO
meisterhaft abbilden, ist von einer überraschenden Homologie
aller Theile; selbst der die beiderseitigen Organe in Verbindung
setzende Canalis sinus imparis ist vorhauden. Die Otolithen tra-
sen bei Sıhurus dieselben Charaktere; wir haben eine echte Sa-
sitta und einen echten Asteriseus, in der Form mit dem eines
Uypriniden zu verwechseln. Dieselbe Senkung des Sacculus und
der Lagena, wie bei COyprinus ist auch bei Sıurus vorhanden.
Ist so der genetische Zusammenhang trotz der Differenzen der
allgemeinen Körpergestalt unzweifelhaft, so fragt es sich, welche
Gruppe die ursprünglichere. welche die abgeleitete ist.
Herr v. JHERING hat mir einige interessante Mittheilungen über
seine Studien an südamerikanischen Welsen gemacht, die unsere
paläontologischen Daten wesentlich zu unterstützen geeignet sind.
Schon Rerzıus machte aufmerksam auf die tief nach unten gesenkte
Lage des Sacculus und der Lagena, sowie die lange Verbindungs-
röhre dieser Theile mit dem Utriculus bei einem anderen Silu-
riden, dem Malapterurus electricens. Yv. JHERING fand dasselbe
Verhalten bei einem Theile der südamerikanischen Siluriden und
den Characiniden wieder. Dagegen erwiesen sich die Panzerwelse
(ausschliesslich Zorzcarra) als ursprünglicher organisirt; Sacculus
und Lagena sind nicht gesenkt, der Ganalis sinus imparis, wel-
cher bei Cyprinus im Sinus impar sackförmige Ausbuchtungen
macht, ist einfach und gleichmässiger gebildet.
Wir sehen demnach in den Gypriniden, Characiniden
und Siluriden drei durch genetische Verwandtschaft eng ver-
knüpfte Gruppen, welche sich von Formen ableiten, die den leben-
den Ariiden wahrscheinlich sehr nahe standen, beziehungsweise
wir haben in den Ariiden die Ueberbleibsel jener Stammgruppe
zu erblicken, welcher die grossen Familien der Physostomen
im engeren Sinne (Öypriniden, Characiniden, Siluriden) entsprosst
sind. Wie weit die paläontologischen Daten diesen Schluss
stützen, haben wir früher dargelegt. So schält sich aus den
Physostomen zunächst diese eine grosse Gruppe heraus. Die Spal-
tung in Siluriden, Cypriniden und Characiniden muss ziemlich
weit zurück verlegt werden, da einzelne Theile des Labyrinthes
bei den drei Gruppen sich selbstständig verändert haben. So
fehlt den Siluriden der Ductus endolymphaticus, während er bei
Cypriniden ein ziemlich langes, nach oben gerichtetes Anhängsel
des Sacculus bildet. Da er keine neue Erwerbung, sondern ein
rudimentäres Organ ist, musste, wenn einer der Abkömmlinge ihn
noch besitzt, die Stammgruppe ihn ebenfalls gehabt haben; die
Siluriden, die ihn ganz verloren haben, sind also nach dieser
Richtung weiter specialisirt als die Oypriniden, die ihrerseits
durch complieirte Ausbildung des Canalis sinus imparis sich weiter
von dem Ausgangspunkte entfernt haben.
Eine zweite Gruppe der sog. Physostomen bilden die Clu-
peiden und Salmoniden, denen sich die Esociden, obwohl
etwas peripherischer stehend, anschliessen lassen.
Sie besitzen zunächst einen leicht kenntlichen Typus von
Sagitta, welche sich durch einen ungewöhnlich vertieften, häufig
bis zum Hinterrande durchgezogenen Sulcus und ein nach vorn
spitzig vorspringendes Rostrum auszeichnet.
Bei den Clupeiden und Salmoniden finden wir gewisser-
maassen das normale Teleostier-Labyrinth, in allen Theilen gleich-
mässig ausgebildet, ohne secundäre Erscheinungen. Bei Esox ist
dagegen am Hinterende des Utriculus eine appendiculäre Wuche-
rung, ein Blindschlauch zu bemerken, der sich nach innen und
rückwärts streckt, während andererseits die Trennung von Lagena
und Saceulus wieder aufgehoben ist und das Ganze nur einen
Hohlraum bildet, in welchem hinten der kleine, verkümmerte
Asteriscus liegt.
Das geologische Auftreten der Ülupeiden bestärkt uns in
der Annahme, dass hier ein sehr alter Typus vorliegt, aus dem
die meisten Typen auch der Acanthopterygier hervorgegangen sein
dürften. Die Einzelheiten dieser Entwickelung sind allerdings
noch vollständig in Dunkel gehüllt.
Die Muraeniden und Congeriden, denen sich die Anguil-
liden als selbstständige Familie zugesellen dürften, sind sowohl von -
den COlupeiden wie von den Cypriniden weit verschieden, und es
erweist sich auch hier die Unhaltbarkeit der Physostomen als selb-
ständige Gruppe. Die Cyprinodonten wurden von JORDAN den
Esociden zugesellt; v. JHERING ist geneigt, sie zu den Pharyn-
sognatben zu stellen. Ich kenne die Gehörorgane derselben nicht
aus eigener Anschauung, möchte aber hervorheben, dass die Pha-
ryngognathen ebenso zusammengewürfelt sind, wie die Physosto-
men, und dass ein grosser Unterschied besteht zwischen Typen
166
wie Lubrus mit spaltförmigem Sulcus acusticus und Ohromis, deren
Sulcus sich ganz nach Art der Spariden gebaut erweist, denen man
sie auch zutheilen sollte. Die verwachsenen unteren Schlundkno-
chen sind ein Merkmal ganz niederen Ranges, das nicht einmal
gleichmässig von den Systematikern behandelt ist, denn sonst
müssten z. B. Gerres und Pogonias auch bei den Pharyngognathen
stehen. Die Wanderungen der Scomberesociden im Systeme sind
bekannt und scheinen ihren Abschluss noch immer nicht gefunden
zu haben; die Sagitta weicht sowohl von der der Esociden wie
der Labriden oder Chromiden bedeutend ab und ist dagegen jener
der Heterosomata nicht unähnlich. Es wäre mir nicht auffallend,
wenn sich noch mehr Beziehungen zwischen diesen Gruppen
herausstellen sollten.
Die eigentlichen Acanthopterygier. welche etwa den ZPerco-
morpht + Percesoces bei JORDAN entsprechen, zeichnen sich aus
durch die deutliche Trennung des Sulcus in ein mehr oder we-
niger schaufelförmiges Ostium und eine längere, hinten abgeschlos-
sene und meist nach unten gebogene Cauda. Die Oataphracti
vermitteln in dieser Beziehung nach den einfacheren Typen wie
Labrus etc. hinüber. Einige Familien sind scharf abgegrenzt
auch nach diesen Charakteren, z. B. die Sciaeniden, andere gehen
in einander über, wie Pereiden, Spariden u. a., und bei noch
anderen zeigt sich, dass heterogene Gattungen zusammengestellt
sind, z. B. bei den Beryciden. Die Gobiiden sind durch die
Form ihrer Sagitta recht isolirt; die Verwandtschaft solcher Gat-
tungen wie Callyonımus mit den eigentlichen Gobiiden ist in Hin-
blich auf den ganz verschiedenen Bau der Sagitta kaum glaublich.
Ammodytes, den man in der Nähe der Scombriden findet (JoRDAN),
ist nach dem kurzen, hinten geschlossenen Sulcus doch wohl eher
den Muraeniden und Congeriden anzuschliessen.
Malthiden (Zalieutaes) und Lophiiden sind den Gadiden
näher verwandt als den Acanthopterygiern; es geht das so-
wohl aus Rerzıus’ Untersuchungen über das Labyrinth, wie aus
der Morphologie der Sagitta hervor. Im Miocän von Baden
etc. kommen OÖtolithen vor, welche vollkommen zwischen Ga-
diden und Halteutaea vermitteln, sodass ich nicht mit Sicher-
heit entscheiden kann, welcher von beiden im System so weit
getrennten Gruppen sie angehören. Dass Otolithen wie der von
mir abgebildete ©. (Gobriidarum) dispar auffällige Beziehungen
zu manchen Ophidiiden zeigen, lässt vermuthen, dass auch die
Gobiiden in genetischem Verwandtschaftsverhältniss zu den Ga-
doiden (Gadiden, Macruriden, Ophidiiden) stehen; auch Rerzıus
deutet nach dem Befunde am Labyrinth (Fehlen der Macula
acustica neglecta etc.) auf solche Verwandtschaft hin. Ich sage
167
mit Absicht zu den Gadoiden, denn ich halte die Heterosomata
für eine von den anderen Anacanthinen schärfer getrennte Gruppe,
die entweder sehr früh von dem Stamme sich abgezweigt hat
oder überhaupt anderen Ursprunges ist.
Einige Bemerkungen über das Gehörorgan der Anacanthint
sind im Folgenden zusammen gestellt.
„Das membranöse Gehörorgan des Gadus Morrhua ist nicht
wur durch die bedeutende Grösse des Sacculus, sondern noch
mehr durch die auffallende Länge des hinteren Theiles des Utri-
culus und das eigenthümliche Einmünden des äusseren Bogen-
sanges in das Einde desselben, sowie durch das Fehlen der Ma-
cula acustica neglecta und des Ramulus neglectus charakterisirt.“
(Rerzıus). Wir fügen hinzu, dass auch die Communication zwi-
schen Sacculus und Utriculus aufgehoben ist, und dass die Lagena
nur durch eine sehr enge Oeffnung mit dem Sacculus in Verbin-
dung steht. Documentirt sich hierin eine Entfernung vom ur-
sprünglichen Verhalten, so zeigt der deutliche Ductus endolym-
phaticus wiederum auf dieses zurück.
Der Sacculus wird fast ganz von dem grossen Otolithen
ausgefüllt und die Macula acustica sacculi bildet ein sehr lang-
gezogenes Band, ohne Einbuchtung, das gleichmässig von Nerven-
fasern besonders des hinteren Zweiges des Acusticus versorgt
wird. Dem entspricht die Form des Sulcus acusticus, der als
seichte Furche über die ganze Länge des Otolithen läuft.
Bei Raniceps ist die Ausstrahlung des Nerven nicht so
gleichmässig, sondern es bilden sich für den Sacculus zwei grös-
sere Complexe heraus. die eine Macula von biscuitförmiger Gestalt
bedingen. Der Otolith des Sacculus trägt daher einen Sulcus,
der durch eine scharfe Aufbiegung seines centralen Randes in
zwei fast gleich grosse Hälften zerfällt, ein Merkmal, das diese
Otolithen leicht erkennen lässt.
Etwas anders liegen die Verhältnisse bei den Pleuronectoiden.
Die Macula acustica sacculi ist relativ kleiner, lang gestreckt,
aber bei Weitem nicht über die ganze Fläche des Otolithen ver-
breitet; in Folge dessen ist hier der Sulcus acusticus mehr auf
die vordere Hälfte des OÖtolithen beschränkt. Die Nervenaus-
strahlung, wenn auch nicht zweitheilig wie bei Ranzceps, ist doch
auch nicht so gleichmässig wie bei Morrhua, und die Folge ist,
dass der Sulcus gewöhnlich vorn und hinten stärker vertieft ist
als in der Mitte seines Verlaufes.. Im Uebrigen treifen wir die
Kennzeichen der Anacanthinen — Mangel eines CGanalis utriculo-
saceularis, Mangel der Macula acustica neglecta und des Ramulus
neglectus; aber die Einmündung des äusseren Bogenganges ge-
schieht nicht am hinteren Ende des Utriculus, sondern unter dem
168
Sinus superior. während das doch sogar bei den von uns hierher
gestellten Gobiiden, Malthiden und Lophiiden noch der Fall ist,
in Uebereinstimmung mit allen gadoiden Teleostiern. Die Ablei-
tung der Anacanthinen aus den Acanthopterygiern erscheint sehr
schwer: wahrscheinlicher ist die Abkunft von einem Theil der
sogen. Physostomen.
Die Plectognathen stehen. so abweichende Körpergestalten
bei ihnen auch vorkommen, bezüglich des Gehörorgans nahe zu
den Acanthopterigiern hin. Die Sagitta, der Otolith des Sacculus,
ist ziemlich gross, der Suleus acusticus scharf abgegrenzt und
über die ganze Innenfläche ausgedehnt. nach Art der Coregoniden.
Eine vorgeschrittene Differenzirung des Organs erhellt aus
dem Fehlen der Macula acustica neglecta und des betreffenden
Nervenastes. ferner aus dem Schwunde des Ductus endolympha-
ticus. dieses archäischen und doch so lange mitgeschleppten An-
hängsels des Sacculus. Der letztere ist sehr scharf vom Utrieulus
abgesetzt und die Verbindung bei Östracıon sogar zu einem lan-
gen Ganale ausgezogen, was lebhaft an Siluriden erinnert. Wäh-
rend allen Acanthopterygiern sonst eine offene Verbindung zwischen
Saceulus und Utrieulus mangelt, ist sie bier vorhanden. Die
Lagena ist nur eine taschenförmige Ausstülpung des Sacculus,
durch eine weite Oeffnung mit ihm verbunden. In dieser Bezie-
hung ist also ein primitiverer Zustand beibehalten (oder wieder
eingetreten). R
Sehr gesondert von der Masse der Teleostier stehen S?pho-
nostoma und Hrppocampnıs, die Vertreter der Lophobranchier, und
zwar bieten die Verhältnisse des Gehörorgans sowohl Momente
hoher Speeialisirung, wie auffallender Vereinfachung. Es fragt
sich aber, ob letztere als primitiver Zustand oder als Resultat
einer Reduction aufzufassen ist. Fast scheint letzteres der Fall
zu sein. Es dreht sich hauptsäehlich um die Vereinigung von
Sacculus und Utriculus zu einem grossen Raume; beide gehen
ohne deutliche Abgrenzung mit weiter Oefinung in einander über,
was sonst nur bei Gyelostomen beobachtet ist. während bei den
Acanthopterygiern umgekehrt die Trennung so durchgreifend wird,
dass jede Verbindung aufgehoben ist. Andererseits bildet die
TLaagena cochleae eine selbständige kleine Blase, welche nur durch
einen engen Canal mit dem Sacculus zusammenhängt. Das ist
aber ein Zeichen hoher Specialisirung, denn dort, wo wir mit
Sicherheit von primitiven oder alterthümlichen Formen sprechen
können, ist umgekehrt die Lagena noch nicht vom Sacculus ab-
gesondert. Das von Rerzıus hervorgehobene Fehlen des Ramulus
neglectus wie der Macula acustica neglecta, das Missverhältniss
in der Grösse zwischen Sacceulus - Otolith und Macula acustica
saceuli sind so dewtliche Anzeichen des Schwindens einzelner
Charaktere, dass ich dahin auch die aufgehobene Trennung von
Utrieulus und Sacculus rechne.
Die Vertheilung der Nervatur ist zum einfachsten Maass
zurückgeschraubt: der vordere Ast des Acusticus zerlegt sich in
einen Ast für die vordere Ampulle und einen für den Recessus
utrieuli, der hintere Ast zerlegt sich in Ramuli für Sacculus, La-
sena und hintere Ampulle.. Jedes Aestchen bildet einen com-
pacten, wenig verfaserten Strang.
Auf die übrigen. z. Th. sehr sonderbaren morphologischen
Verhältnisse des Gehörorgans ist hier nicht einzugehen, doch ist
die auffallende Verkürzung der Bogengänge gegenüber der Aus-
weitung ihrer selbst und des gemeinsamen Sinus ein Charakter,
der ebenfalls den Stempel des Rückganges trägt. Rertzıus spricht
dieselbe Anschauung über das Gehörorgan der Lophobranchier
aus: „Im ganzen liegt hier (nämlich bei Hrppocampus) also ein
Gehörorgan vor, welches, ebenso wie dasjenige von Sephonostoma,
in mancher Beziehung unentwickelt ist und rudimentäre Theile
aufzuweisen hat, wobei besonders die vollständig fehlende Ab-
srenzung des Sacculus vom Utriculus von hohem Interesse ist;
die fast fehlenden, jedenfalls höchst rudimentären Bogengänge,
welche mit den zugehörigen Ampullen so dicht an dem Utrieulus
und Sinus superior zusammengepackt liegen, dass kein offener
Raum zwischen ihnen vorhanden ist, sind auch sehr bemerkens-
werthe Verhältnisse. Hier möchte aber auch hervorgehoben wer-
den, dass die wichtigsten Theile, die Nervenendstellen mit den
ihnen zugehörigen Nervenzweigen des Acusticus (die Macula ne-
slecta und den Ramulus neglectus ausgenommen) vollständig vor-
handen sind, sodass das Organ als Gehörorgan wahrscheinlich
fast ebenso functionsfähig als dasjenige der übrigen Teleostier ist.
Das Gehörorgan der Lophobranchier stellt aber jedenfalls mor-
phologisch einen eigenthümlichen, verkümmerten Typus dar, wel-
cher bei den anderen Ordnungen der Teleostier nicht vorzu-
kommen scheint.“
Die paläontologischen Daten über die Geschichte dieser
eigenartigen Ordnung (besser Unterklasse) reichen bis in das
Eocän zurück, aber ergeben keine Convergenzrichtung nach den
Teleostiern hin. sSolenorhynchus HeckEL, aus dem Eocän des
Monte Postale, gehört schon zu den Solenostomiden, Pseudo-
syngnathus steht dem lebenden Syngnathus nahe und Calamo-
stoma vermittelt zwischen Syngnathus und Hrppocampus.
In dem von Jorpanw zusammengestellten Kataloge der nord-
amerikanischen Fische haben die hierher gehörenden Gattungen
und Familien als zwei Ordnungen Hemibranchii und Lopho-
170
branchei ihre Stellung zwischen der Ordnung der Synentognatki
(Belonidae) und der Percesoces (Mugilidae, Atherinidae, Sphy-
raenidae und Polymemidae) gefunden. Die Einschaltung dieser
ısolirt stehenden Typen zwischen die Beloniden und echten Acan-
thopterygier ist ein offenbarer Missgriff, ebenso die Coordination
der systematisch ganz ungleichwerthigen Gruppen als Ordnungen.
Hiermit will ich die aus der Morphologie der Gehörorgane
und Gehörsteine für die Beurtheilung der natürlichen Verwandt-
schaftsverhältnisse resp. der Stammesgeschichte sich ergebenden
Bemerkungen schliessen, da ein weiteres Eingehen den Rahmen
einer geologischen Zeitschrift überschreiten dürfte.
Weder aus den Elasmobranchiern, noch Holocephalen oder
Dipnoern hervorgegangen knüpfen die Teleostier durch ausgestor-
bene Ganoiden direct an einen generalisirten Urtypus an. Wäh-
rend die Ganoiden nur in wenigen Gattungen die Jetztzeit erreicht
haben, zwischen denen die Verbindungen ebenso abgebrochen sind,
wie zwischen lebenden Ganoiden und Teleostiern, kommen die
letzteren, deren monophyletischer Ursprung aus den Clupeiden
verwandten Formen wahrscheinlich und mindestens in den Anfang
der Jurazeit zurück zu verlegen ist, schon im Tertiär zu hoher
Blüthe. Eine Spaltung in eine Anzahl genetischer Linien muss
frühe eingetreten sein. Am weitesten entfernten sich die Lopho-
branchier vom Urtypus, aber auch die Physostomen im engeren
Sinne (Cypriniden, Siluriden, Uharaciniden) stehen sehr isolirt und
werden sich durch Arzrs-ähnliche Gattungen schon im Beginn der
Kreidezeit abgelöst haben. Bald folgen Plectognathen und auch
die Anacanthinen, deren Trennung in gadoide und pleuronectoide
jedenfalls weit zurückreicht; die Macruriden bildeten sich aus
verschiedenen in die Tiefsee eingewanderten Gadiden und den
nahestehenden Ophidiiden. Zwischen die Anacanthinen und die
übrigen Teleostier schalten sich noch Lophiiden, Malthiden und
Gobiiden ein, die im Gehörorgan und der Form der Otolithen
viel mehr Beziehungen zu jenen wie zu den Acanthopterygiern
zeigen. Diese letzteren gewinnen ihre typische Enntwickelung in
den percomorphen Fischen und sind durch Uebergänge mit den
clupeiformen Physostomen verbunden. Physostomen und Pharyngo-
gnathen sind keine natürlichen Gruppen, sondern auf Grund eines
nicht wesentlichen Merkmals vereinigte Abtheilungen, die theils
bei anderen Familien unterzubringen, theils als solche Formen
zu betrachten sind, die aus der Anfangseruppe der Clupeiden-
formen nach anderen Richtungen als die echten Acanthopterygier
sich entwickelt oder in vermittelnden Stadien Halt gemacht haben.
171
4. Die Decapoden des norddeutschen Jura.
Von Herrn PAur G. Krause in Marburg.
Hierzu Tafel XI — XIV.
Einleitung.
Die Crustaceen des norddeutschen Jura haben bisher noch
keine monographische Bearbeitung erfahren. Abgesehen von den
wenigen genaueren Beschreibungen einzelner Arten sind alle dar-
auf bezügliche Notizen nur mehr oder weniger kurze Angaben
über Fundort und Schicht, welcher die einzelnen Exemplare an-
gehören. Eine eingehendere Bearbeitung war auch nicht eher
möglich, als bis im Laufe der Zeit durch vieles Sammeln und
eifriges Ausbeuten neuer Aufschlüsse ein einigermaassen umfang-
reiches Material zusammengebracht war. Trotzdem ist dasselbe
immer noch dürftig genug, wenn man es mit dem vergleicht,
welches Orren bei seiner grossen Arbeit über die jurassischen
Orustaceen allein aus dem süddeutschen Gebiet dieser Formation
zu Gebote stand. Es fehlen eben in Norddeutschland einmal
solche ergiebigen Fundstellen, wie sie die lithographischen Kalke
Frankens und Schwabens durch den riesigen Abbaubetrieb dar-
bieten, und andererseits auch derartige, die Bedingungen für die
Erhaltung der feinsten Theile am Thierkörper darbietenden Ge-
steine wie sie dieselben Kalksteine Süddeutschlands in der pracht-
vollsten Weise besitzen. Denn auch in der Erhaltung übertrifft
das süddeutsche Material das norddeutsche. Sind auch die Fos-
silien im lithographischen Stein flach gedrückt und selten kör-
perlich erhalten, wie ausser an manchen anderen Localitäten auch
an einigen norddeutschen, so ist dafür an ersteren der feinere
Bau der Thiere oft überraschend schön in seinen Einzelheiten
erhalten. Antennen, Augen, Mundwerkzeuge, Beine, Borsten
u. s. w. sind oft noch an den Exemplaren vorhanden, aber auch
die Sehnen in den grossen Scheeren, das Kaugerüst des Magens,
die Anhänge der Abdominalsegmente, die Facetten der Augen
habe ich z. B. an den Eryonen des lithographischen Schiefers,
welche das Berliner Museum für Naturkunde besitzt, in der
schönsten Erhaltung wiederholt beobachten können. Beine und
Antennen finden sich ja allerdings auch öfter in Zusammenhang
init dem Körper an norddeutschen Stücken, doch sind dieselben
meist schlecht erhalten. Bei der Mehrzahl der Stücke ist ausser-
dem der Zusammenhang der einzelnen Körpertheile aufgehoben.
Es sind einzelne Kopfbrustschilder, Schwänze oder Scheeren,
welche der Zerstörung nach dem Tode des Thieres entgingen und
in den Sedimenten zur Einbettung gelangten. Dies ist auch ganz
erklärlich, da diese Thiere, welche in einem mehr oder minder
flachen, bewegten Wasser lebten, nach ihrem Absterben ein Spiel
der Wellen wurden. Die nicht verkalkten Gelenkstellen der ein-
zelnen Körpertheile fielen der Maceration schnell anheim, und der
so gelockerte Zusammenhang wurde durch die Thätigkeit der
Wellen bald ganz aufgehoben. wenn nicht vorher durch günstige
Umstände die Sedimente das Stück eindeckten.
In dem günstigsten Erhaltungszustand befinden sich durch-
schnittlich die Stücke aus dem Ornatenthon. Nächst diesem sind
der Posidonien- Schiefer und die Zone der Ostrea Knorrii durch
bessere Erhaltung ihrer Crustaceen ausgezeichnet. Auch das
Material aus den Hersumer Schichten und dem Korallenoolith ist
noch leidlich gut erhalten. Am ungünstigsten sind dagegen die
Exemplare aus dem Kimmeridge von Lauenstein.. Es sind zwar
meist vollständigere Stücke mit Beinen, aber sie sind ganz flach
gedrückt und ihre Schale ist meist so mürbe, dass sie leicht in
ein weisses Pulver zerfällt und nur in wenigen Fällen noch ein
wenig von der Schalensculptur erkennen lässt.
Von einer mikroskopischen Untersuchung der Hartgebilde der
Crustaceen, die jedenfalls interessante Ergebnisse haben würde,
musste leider aus verschiedenen Gründen abgesehen werden.
Einmal sind Crustaceenreste, wie schon betont, im norddeutschen
Jura nicht häufig, und sodann befand sich von sämmtlichen zur
Untersuchung gelangten Exemplaren nur eine Scheere von (allia-
nassa im Besitz des Autors, die sich jedoch in Folge der mür-
ben Beschaffenheit der Schale nicht zur Anfertigung von Dünn-
schliffen eignete.
Erschwerend für die Untersuchung war es, dass bei einzelnen
Gattungen. z. B. Orhomalus, gar kein Vergleichsmaterial, oder
bei anderen, wie z. B. Eryma, nur unzureichendes zur Benutzung
kommen konnte. Es konnten in diesen Fällen dann nur Abbil-
dungen und Beschreibungen bei Vergleichen benutzt werden.
In der Systematik bin ich der Eintheilung, wie sie in v.
Zırrer's Handbuch der Palaeontologie angewandt ist, gefolgt. Die
Anordnung der Arten geschah im Folgenden nach dem geologi-
schen Alter von unten nach oben.
175
Die vorliegende Arbeit wurde auf den Rath und die Anre-
gung der Herren Geh. Rath Bryrichn und Professor Damss in
Berlin ausgeführt. Es ist mir eine angenehme Pflicht, auch an
dieser Stelle diesen meinen beiden hochverehrten Lehrern für die
vielfache Anregung, Förderung und Unterstützung, welche mir
dieselben hierbei zu Theil werden liessen, sowie auch für die
Ueberlassung des einschlägigen Materials der geolog. - paläontol.
Sammlung des königl. Museums für Naturkunde in Berlin meinen
wärmsten Dank auszusprechen. Für mannigfache Rathschläge
und das lebhafte Interesse, welches Herr Prof. KAysEr an mei-
ner Arbeit nahm, bin ich demselben ebenfalls besonderen Dank
schuldig. Ausserdem haben mich noch folgende Herren, welche
mir mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit das in Frage kommende
Material ihrer Sammlungen zur Untersuchung anvertraut haben,
zu besonderem Dank verpflichtet: Oberlehrer Dr. BEHRENDSEN in
Göttingen, Pastor Dr. Denckmann in Salzgitter, Dr. EBErr in
Berlin, Prof. Dr. v. Frırsch in Halle, Geh. Rath HAucHEcoRNE,
Dr. HıLGenporFr (durch Ueberlassen von lebendem Vergleichs-
material) und Dr. JAEKkEL in Berlin, Prof. Dr. v. Kenen in Göt-
tingen. Dr. Koken und Dr. G. MürLrer in Berlin, Senator Dr.
Ramer in Hildesheim, Amtsrath Dr. Struckmann in Hannover
und Rentier WÖckExER in Hildesheim.
A. Macroura.
1. Familie Carididae.
a. Unterfamilie Penaeidae.
Penaeus sp. ind
Die Gattung Penaeus war bisher noch nicht aus dem nord-
deutschen Jura bekannt. Das vorliegende Exemplar — Platte
und Gegenplatte —- ist das erste derartige Stück. Es fand sich
in dem Posidonien-Schiefer von Bleienrode in einer Kalkbank mit
Heildoceras boreale (coll. DENCKMANN)
Ein Vergleich mit den 3 bis jetzt aus dem Lias bekannten
Arten!) lässt sich schlecht durchführen, da dieselben hierzu
ebenso wie unser Stück nicht deutlich genug erhalten sind. Das
letztere besteht aus Cephalothorax und Abdomen, hat mehrere
Beine im Abdruck erhalten, sowie auch Spuren von Antennen.
Am Cephalothorax ist noch das Rostrum vorhanden, welches
!) Es sind 2 englische: P. Sharpü H. Woopw. (Brit. Assoc. Re-
port, 1868, p. 74, t. U, f. 3) und P. latipes Orr. (H. WOOoDWARD in
Sommerset Nat. Hist. Soc., 1865 — 66, vol. XII, p. 72), und 1 schwei-
zerische Art: P. kiasicus Opp. (Paläontol. Mittheilungen, p. 91, t. 25,
I. I— 4).
174
scharf gezähnt ist, sich ein wenig schräg nach unten wendet und
in eine Spitze ausläuft. Die Zähne beginnen schon vor der
Stelle, wo sich das Rostrum vom übrigen Uephalothorax absetzt.
Die Schale des Rostrum ist an der Seite mit runden Höckern
granulirt. Diese Eigenschaft bildet vielleicht ein unterscheidendes
Merkmal von den übrigen Arten, die, soweit dies aus den Abbil-
dungen und Beschreibungen ersichtlich ist, ein elattschaliges
Rostrum besitzen. In seiner äusseren Gestalt hat das letztere
sonst Aehnlichkeit mit dem von Penaeus specvosus Münst. (OPPEL,
l. e.. t. 25, f. 5). Die übrige Schale des Cephalothorax und des
Abdomen ist glatt und glänzend, wie dies bei den anderen Arten
auch der Fall ist.
Von den Anhängen am vorderen Theil des Cephalothorax
ist noch das Vorhandensein eines ziemlich kräftigen Augenstieles,
sowie einiger Spuren von Antennen zu erwähnen. Auch von den
Antennenschuppen sind noch einige Fragmente erhalten. Von den
Kieferfüssen des dritten Paares ist der vordere Theil des einen
und der andere ohne sein distales Ende erhalten. Der untere
Rand des Kieferfusses ist jederseits mit einer Reihe kleiner,
schlanker Stacheln dünn besetzt. OPper (l. e., p. 89) sah an
seinen Exemplaren nur die Ansatzstellen dieser Stacheln, deutete
sie aber als solche von Borsten. Ich habe die Stacheln auch
noch an einem Penaeus Meyer‘ Orr. der Sammlung des königl.
Museum für Naturkunde zu Berlin (D. 41Sb) beobachtet. Der
Kieferfuss selbst ist schlank fingerförmig und endet vorn mit
einem spitzen Nagel. An den dünnen, nicht sehr langen Füssen
sind jederseits bei zweien schlanke Scheeren zu bemerken, welche
wenig stärker sind als die anderen Gliedee. Die Enden der
übrigen sind entweder nicht erkennbar oder nicht erhalten. Die
Abdominalsegmente haben die gewöhnliche Gestalt, wie bei den
anderen Arten. Von den Anhängen des Abdomen sind nur un-
deutliche Spuren vorhanden. Auch der Schwanzfächer ist nur
unvollkommen erhalten.
Wahrscheinlich gehört hierher auch noch ein anderes Exem-
plar eines Penaeus, das in derselben Zone und derselben Schicht
bei Klein-Sissbeck gefunden ist (Coll. DEnckMmAnN). Es besteht
auch aus einem Kopfbrustschild und Schwanz mit einem Theil der
Beine, doch fehlen hier das Rostrum und die Kieferfüsse. An
diesem Exemplar macht sich auf dem ÜOephalothorax eine Linie
bemerkbar, welche vom Hinterrand anfänglich schräg nach vorn
und unten verläuft, dann einen Knick macht und sich mehr nach
unten wendet, um in der Nähe des Seitenrandes aber wieder. im
Bogen zu einem horizontalen Verlauf nach vorn abzubiegen,
175
2. Familie Eryonidae.
Die Familie der Eryonidae umfasst nach v. Zırrers Hand-
buch der Palaeontologie gegenwärtig 3 Gattungen: Tetrachela,
die ganz auf die obere Trias von Raibl beschränkt ist, Archaea-
stacus und Eryon. Unter Eryon sind im Laufe der Zeit ver-
schiedene Formen vereinigt worden, die eine Theilung dieser
Gattung nothwendig machen. ein Umstand. der schon von Mün-
STER!) hervorgehoben wurde. Nachdem die Zahl der Arten im
Laufe der Jahre grösser und noch mannichfaltiger geworden
war. machte in neuerer Zeit Srenck Barr?) den Versuch, eine
neue Gattung abzutrennen, die er Archaeastacus nannte. Die-
selbe sollte keine Quertheilung auf der äusseren Schwanzflosse
besitzen.
Abgesehen davon. dass diese Ferm, wie WoopwaArp°) be-
reits nachgewiesen. gerade eine getheilte äussere Schwimmplatte
besitzt, ist dieselbe höchst wahrscheinlich mit Colera (Eryon) cras-
sechelis ident, wie WooDwArRD in einer Fussnote zu obiger Arbeit
bemerkte. Auch der Name scheint mir nicht sonderlich glücklich
gewählt; er erweckt die Vorstellung einer Descendenz des leben-
den Astacus vom Archaeastacns, eine Verwandtschaft, die min-
destens unerwiesen ist.
In derselben Arbeit macht nun Woopwarn (p. 436) den
Vorschlag, den von Desmarssrt*) für Formen olıne die fragliche
Sutur aufgestellten Namen Zryon auch auf solche zu beschrän-
ken, dagesen den alten Gattungsnamen Colei« BRoDErIP’) wieder
zu Ehren zu bringen und ihn auf die Formen mit getheilter
äusserer Schwanzklappe anzuwenden, welche WoopwArp irrthüm-
licher Weise für die Vorläufer der echten Zryon-Arten mit un-
getheilter äusserer Schwanzfiosse zu halten scheint, wenn er sagt
(l. c., p. 440): „The species of Eryon from the Lias, having all,
apparently, a diaeresis in the outer lobe of the caudal fan, are
evidently an older or less specialized form than those of the
newer Solenhofen Stone, in which the diaeresis is absent, the
outer lobe of the caudal fan being in one piece; and this is the
case also in the surviving deep-sea species.“
!) MÜNSTER. Beiträge zur Petrefactenk., 1839, Vol. II, p. 14.
2) Geolog. Mag., 1884, Dec. II, Vol. I, p. 307 £.
3) On the genus Eryon. Geol. Mag., 1888, Decade III, Vol. V,
No. 10, p. 436.
#) DESMAREST. Hist. Nat. Foss. Crust., 1822, p. 128.
5) BRODERIP. Description of some Fossil Crustacea and Radiata,
found at Lyme Regis, in Dorsetshire. Geol. Trans., 2 ser., Vol. V,
ee er, pP. Lil —178.
m
Dieselbe Ansicht ist äuch schon in einer älteren Arbeit von
Woopwarp!) ausgesprochen. wo er sagt, nachdem von Eryon
neocomiensis H. Woopw.\ bemerkt war, dass er ebenfalls eine
ungetheilte äussere Schwanzplatfe besässe, wie die Formen des
lithographischen Schiefers. „whereas in the older Liassie form of
Eryon it is divided across by a transverse joint“ etc.
Hiergegen möchte ich Folgendes einwenden: Einmal kom-
men im Lias neben den Formen mit Diaeresis auch solche mit
ungetheilten Exopoditen des sechsten Segments vor, z. B. im
oberen Lias Zryon Calvadosii MorIıkRE, E. Hartmanni H. v.
MEyER und FE. Moore H. Woopw. Sodann ist es mir nicht
recht verständlich, wie eine Form, bei der die äussere Schwimm-
platte durch eine Quernaht getheilt ist, weniger differenzirt sein
soll, als eine andere, bei der dies nicht der Fall ist; bietet doch,
abgesehen von der grösseren Complication, erstere Platte bei
Schwimmbewegungen grössere Vortheile als letztere, z. B. beim
Steuern oder Hemmen.
Schliesslich beweist auch noch die unten beschriebene neue
Form (Colera macrophthalmus) das Vorkommen von Colera im
oberen Lias (Posidonien-Schiefer) von Norddeutschland, während
bisher diese Gattung nur aus dem unteren Lias von England be-
kannt war.
Schon vor Woopwarp hat jedoch Pıcrer°) Colera von Eryon
getrennt. Er stellt dieselben aber nicht als verwandte Formen
zu derselben Familie. sondern er rechnet die ersteren zu seiner
Familie der „Salıcoques“, während er letztere zu den „Uuzrasses“
zieht (l. c., p. 441 f.). Seine Diagnose der Gattung Oolera ist
ziemlich unvollständig und lässt gerade das Hauptmerkmal, die
Sutur der Schwanzflosse, vermissen.
QuEnsSTEDT hat in seinem Handbuch der Petrefactenkunde
(3. Aufl., 1855, p. 406 — 409) beide Gattungen unter einer Fa-
milie (Eryonen) vereinigt. Er vermuthet sogar eine Ueberein-
stimmung. H. v. Meyer’) sagt: „Aus dem Lias führt BRoDErIıP
sein Genus Colera an, das zunächst mit Zryon verwandt zu sein
scheint“. An der geologischen Verbreitung der Gattung Colera
ist auffällig, dass dieselbe bis jetzt nur aus dem Lias bekannt
ist. Sollte dieselbe nur eine kurze Lebensdauer oder später eine
andere geographische Verbreitung gehabt haben, in Folge deren
uns jüngere Reste noch unbekannt sind?
!) H. WOoODWARD. Contributions to the study of fossil Crustacea.
Geolog. Mag., 1881, p. 533.
?, PICTET. Traite de Paleontologie, Tome II, p. 455 f.
®\) H. v. MEYER. Neue Gattungen fossiler Krebse, p. 1.
177
Coleia BRODERIP.
Breite, flache Formen, deren erste vier Schreitfusspaare
Scheeren tragen, während das fünfte mit einem Nagel endigt.
Seitenränder des Panzers jederseits mit zwei Einschnitten und
mit kleinen spitzen Dornen besetzt. Augen in Gruben stehend.
Exopoditen des sechsten Abdominalsegments mit einer Querthei-
lung. Schale des Panzers nicht sehr dick. Aeussere Antennen
mit grosser Schuppe.
Es gehören zu dieser Gattung folgende Arten:
C. antiqua Brod. — Eryon antıiquus BrRoD. sp. (a. a. O.),
0. Barrovensis M' Cory —= Eryon Barrovensis M’ Cor'),
C©. Willemoesü Sp. BATE —= Archaeastacus Wilemoesit
Sp. Bare?),
C. macrophlhalma mihi.
Es bleiben demnach noch 21 resp. 20 Arten, wenn man
von dem neuerdings auf ganz schlecht erhaltene Bruchstücke hin
errichteten Z. Morteri Renaurr?) absieht, für das Genus Eryon
übrig. ° Doch auch diese Zahl wird sich noch reduciren, wenn
man von manchen selteneren Formen bessere und zahlreichere
Exemplare gefunden und untersucht haben wird. So wird man
z. B. wohl E. Redenbacher‘ Münst. als Vertreter eines neuen
Genus ausscheiden müssen, denn derselbe besitzt auch an dem
fünften Schreitfusspaar Scheeren, hat einen glatten Panzerrand,
nicht, wie ihn Orrer abbildet, einen gezackten. Das Telson ist
am hinteren Ende concav ausgeschnitten (OrpeL stellt es spitz
dreieckig dar) etc. Weitere neue Beobachtungen an Fornien
dieser Familie beabsichtige ich demnächst zu veröffentlichen.
Ooleia macrophthalma nov. sp.
Taf. X, Fig. 1—4.
Diese neue Art gründet sich auf 5 Stücke, welche sämmt-
lich aus dem Posidonien-Schiefer benachbarter Localitäten stam-
men. 3 Stücke sind vom Heinberg bei Fehlde, das erste aus
einer Bank mit Harpoceras capellinum, die beiden anderen aus
der Borealıs - Zone (Coll. DenckMmAnn), das vierte fand sich bei
Gross - Sissbeck in der Schicht mit Zytoceras Siemensi (Coll.
!) M’Coy. Ann. Mag. Nat. Hist., 1849, p. 172 und H. WooDWARD.
Notes on the species of the genus Eryon. Proc. Geol. Soc., 1866,
p. 495 ft.
?) SPENCE BATE. Geol. Mag., 1884, Dec. III, Vol. I, t. X, p. 307.
®) CH. RENAULT. Note sur une Eryonidee nouvelle ete. Bull. Soc,
Lin. de Norm., 1889, p. 13 ff., t. I—-II.
Zeitschr. d, Ges, XLIL. 1. 12
178
DencKkMAnN) und das fünfte bei Schandelah in der Schicht mit
Harpoceras boreale (Coll. der geolog. Landesanstalt).
Die Stücke ergänzen einander vollkommen. Die 3 ersten
‚bestehen aus einem schön erhaltenen Üephalothorax, der auf der
Bauchseite liegt und aller Anhänge entbehrt, und aus zwei ein-
zelnen Abdominalterga, die nicht viel von ihrer ursprünglichen
Wölbung eingebüsst haben. Das vierte Stück besteht im We-
sentlichen aus dem etwas auf die Seite gelegten Abdomen, wel-
ches nur das Tergum des ersten Segments vermissen lässt.
Ausserdem ist noch der erste Scheerenfinser an diesem Stück
vorhanden. Da das Thier eine zur Schichtung schiefe Lage hat,
liegt obiges Bein auf der anderen Seite des Gesteinsstückes. Von
den anderen Beinpaaren sind nur noch sehr unvollständige Reste
neben diesem vorhanden, die keine Berücksichtigung gestatten.
Das fünfte Stück endlich zeigt ein auf dem Rücken liegendes
Thier, welches sein Abdomen auf die Bauchseite umgeschlagen
hat. An diesem Exemplar sind die 5 Beinpaare der rechten
Unterseite erhalten, dagegen vom Kopfbrustschild nichts. Vom
Abdomen sind die hintersten 3 Segmente nebst Telson und
Schwimmplatten erhalten. Das ganze Stück ist übrigens durch
Druck etwas verquetscht, sodass man die Epimeren nicht in ihrer
Gestalt unterscheiden kann, wie dies beim vorigen Individuum
möglich war. Die etwas dünnere Schale legt die Vermuthung
nahe, dass dieses Individuum vielleicht erst kurz vor seiner Ein-
bettung die Häutung durchgemacht habe.
Ich habe kein Bedenken getragen, diese verschiedenen Stücke
auf einander zu beziehen. Denn abgesehen davon, dass sie aus
derselben Zone und von benachbarten Fundorten herrühren, stim-
men sie auch in Gestalt und Sculptur mit einander überein.
Beschreibung. Der Umriss des Kopfbrustschildes ist ge-
rundet, der Halbkreisform sich nähernd. Die grösste Breite liegt
hinter der Mitte und beträgt 7,05 cm, die grösste Länge ist
6,8 cm, steht also der Breite wenig nach, ist vielmehr am leben-
den Thier derselben wohl ziemlich gleich gewesen, da der Panzer
durch den Druck der über ihm liegenden Sedimente etwas breiter
gequetscht ist, als er lebend und unbelastet war.
Mit kleinen Dornen sind die beiden Seitenränder, sowie der
Stirntheil des Panzers besetzt. Der Hinterrand entbehrt dagegen
dieselben. Die Dornen selbst sind stumpf und ein wenig nach
vorn gerichtet. Sie wechseln dergestalt mit einander ab, dass
auf einen grösseren immer einige kleinere folgen. In der vor-
deren Hälfte ist der Seitenrand mit 3 Eiuschnitten versehen. Der
vorderste ist der grösste; er ist kreisförmig gerundet und trägt
an seiner vorderen und hinteren Ecke einen Dorn. Dieser Ein-
ui ae}
ul,
schnitt stellt die Augengrube dar; von dem Auge selbst oder dem
Stiel ist nichts erhalten. Aufiällig ist die Grösse dieser Grube,
wodurch sich diese Art von den anderen besonders unterscheidet.
Ich schlage deshalb für diese den Namen macrophthalma
vor. Der zweite und dritte seitliche Einschnitt ist schwach, nur
wenig gegen die Längsaxe des Körpers nach vorn geneigt und
am Grunde stumpf endigend. Die Vorderecke derselben ist ge-
rundet, die hintere dagegen gerade, sie bildet fast einen rechten
Winkel mit dem Seitenrand. Der zweite Einschnitt ist 0,25 cm,
der dritte 0,35 cm tief. Von dem letzten Einschnitt an nimmt
der Seitenrand des Panzers allmählich von vorn nach hinten an
Stärke zu. An der Vereinigungsstelle mit dem Hinterrand ver-
dickt er sich wulstig und bildet dann, auf diesem. weiterlaufend,
einen inneren Rand; der Hinterrand des Cephalothorax ist auch
verdickt und concav ausgeschnitten. Zwischen ihm und dem oben
erwähnten inneren Rande verläuft eine tiefe Furche, die etwa die-
selbe Breite hat wie der Aussenrand. An den hinteren Ecken
biest sich der letztere nach unten und verdickt sich knotig,
steigt dann wieder nach vorn und bildet eine schleifenförmige
Einbuchtung, die zugleich grubenförmig vertieft ist.
Der Stirnrand des Panzers trägt an jeder Seite einen kräf-
tigen, schräg nach vorn gerichteten Dorn und verläuft von hier
jederseits in einer schwach j-förmig geschwungenen Linie nach
der etwas tiefer liegenden Mitte. Die Breite des Stirnrandes
zwischen den beiden Dornen beträgt 2,6 cm.
Auf der Mittellinie des Panzers entlang zieht vom Hinter-
rand bis zur Nackenfurche, dann jenseits derselben weiter ein
Kamm, der sich von hinten nach vorn allmählich verflacht. Zwei
Reihen grösserer Warzen markiren sich deutlich auf ihm. An
dem vorderen Ende, welches sich mit einiger Deutlichkeit bis
zur Mitte zwischen Nackenfurche und Stirnrand verfolgen lässt,
verlaufen dann die Knoten allmählich in die Sculptur der Ober-
fläche. Die Länge dieses Kammes vom Hinterrand bis zur
Nackenfurche beträgt 2,7 cm. Rechts und links von demselben
fällt der Panzer flach zu den seitlichen Kämmen ab, die, vom
Innenrand der Hinterseite beginnend, nach der Nackenfurche zu
convergiren und mit einer Reihe von stärkeren Wärzchen bedeckt
sind. Die letzteren stehen durch die kleineren Körnchen der
Oberflächensculptur getrennt. Der Lauf der Seitenkämme ist
nicht geradlinig wie der des Mediankammes, sondern zeigt eine
schwache Convexität nach aussen. Die Kämme endigen ungefähr
0,3 cm vor der Nackenfurche mit einem kräftigeren Dorn. Ueber
die vom letzten Seitenausschnitt des Panzers auf den Median-
kamm zu verlaufende Furche setzen die Seitenkämme. hinweg,
12°
180
indem sie sich etwas verflachen. Jenseits der Nackenfurche
setzen sich dieselben auf kurze Entfernung weiter nach vorn fort,
ziemlich parallel mit einander und nach aussen schwach convex.
Am vorderen Ende gehen sie ebenfalls in die allgemeine Ober-
flächensculptur über.
Hinter dem Dorn des Stirnrandes entspringt ein mit Höckern
geschmückter Kamm, der am Augengrubenrand bis ziemlich zur
Mitte verläuft und sich dann gerade nach hinten wendet. Hier
bildet er die sogen. Postorbitalleiste. Auf diese folgt dann durch
eine Furche getrennt ein starker Dorn als Fortsetzung, der Post-
orbitaldorn.
Die Nackenfurche ist in der Mitte am tiefsten, verflacht sich
nach den Seiten zu und endet in dem mittleren Ausschnitt des
Seitenrandes. Dieselbe ist in der Mitte weit U-förmig. Von
den beiden Schenkelenden des U läuft die Furche dann in einem
schwachen Bogen nach aussen und vorn zu dem zweiten Seiten-
randausschnitt. Oberhalb der beiden U-Schenkelspitzen liegt je
eine kleine ovale Grube, die ebenso wie der Boden der Nacken-
furche keine Sculptur zeigt. Von hier aus scheinen dann noch
2 schwache Furchen in sanftem Bogen nach vorn gegen den Me-
diankiel hin convergirend zu ziehen.
Hinter der Nackenfurche verläuft, wie oben schon erwähnt,
eine vom dritten Panzereinschnitt beginnende, schwach f-förmig
gebogene Furche. Dieselbe wird zwar vom Seitenkamm unter-
brochen, setzt sich aber jenseits desselben noch ein Stück weiter
nach innen fort und vertieft sich grubig am Ende. Zwischen
Seiten- und Mittelkamm ist noch eine andere Furche gelegen
(Branchiocardiacalfurche?). Dieselbe ist nach innen concav und
wendet sich nach hinten. Sie umgrenzt ein schildförmiges Feld,
das der Mediankamm mitten durchschneidet.
Die Sculptur der Schale besteht hauptsächlich aus grösseren
und kleineren Warzen; letztere stehen in geringerer Anzahl zwi-
schen den ersteren. In der Mitte des Panzers ist die Sculptur
am stärksten ausgeprägt, sie nimmt jedoch nach den Rändern zu
stetig ab.
Die Schreitfüsse sind von schlanker Form, ihre Oberfläche
ist reich mit Körnchen verziert; ausserdem sind dieselben noch
dadurch ausgezeichnet, dass der Innenrand des Meropodits am
zweiten, dritten und vierten Scheerenfusspaar mit kleinen Dornen
besetzt ist. Ob dies auch beim ersten Paar der Fall gewesen
ist, lässt sich nicht entscheiden, da die Schale an diesem abge-
sprungen ist. Ebenso trägt der Aussenrand des Carpopodit an
denselben Fusspaaren Dornen. Die beweglichen Finger sind
schwach gekrümmt.
ee
ur
181
Das erste Gehfusspaar zeichnet sich durch grosse Schlankheit,
aus, ähnlich dem bei Coleea antıqua Bron., dem es auch an
Länge nahe kommt. Das Propodit misst bis zur Spitze des un-
beweglichen Fingers 5,1 cm, auf das Dactylopodit, das wenig
gebogen, nur oben hakenförmig wird, kommen 2,2 cm. Der un-
bewegliche Finger ist schlank und fast gerade. Er läuft oben
ohne eine Krümmung spitz aus. Das Carpopodit ist 0,7 cm lang
und hat einen schief trapezförmigen Umriss.. Das Meropodit ist
wieder von ziemlich gleichmässig schlanker Form und hat eine
Länge von 2,6 cm. Das Ischiopodit ist am distalen Ende breit
und glatt; es trägt dort an der Innenseite einen nach vorn ge-
richteten Dorn.
Das Abdomen hat eine gestreckte Form und ist von mittlerer
Breite. Das Tergum des ersten Segments ist nicht erhalten. Die
Terga der übrigen werden durch zwei über sie hinweglaufende
Furchen in ein Vorder-, Mittel- und Hinterstück getheilt. Ihre
Oberfläche ist mit Ausnahme der Furchen mit kleinen Warzen
sculpturirt. Der Vordertheil ist stark aufgeworfen, in der Mitte
am breitesten, verschmälert sich nach den Seiten zu und wendet
sich bogenförmig nach hinten. Die ihn nach hinten begrenzende
Furche hat einen entsprechenden Verlauf, sodass dadurch die
Gestalt des Vorderstückes eine spindelförmige wird. Das Mittel-
stück ist in der Mitte am schmalsten und erhebt sich hier zu
einem kräftigen, nach hinten gerichteten, kammartigen Höcker,
dem ein schwächerer auf dem Hinterstück entspricht. Die hin-
tere Querfurche verläuft annähernd parallel dem Vorderrand. Der
nur schwach geschweifte Hinterrand des Tergum ist mit kleinen
Stacheln besetzt, die sich gerade nach hinten richten. Das letzte
Tergum hat nur einen Höcker auf seiner Mitte.
Am Vorderrand der Terga steht oberhalb der Epimeral-
platten ein nach vorn gerichteter, kräftiger Dornfortsatz, der in
eine schwache Vertiefung am Hinterrande des vorhergehenden
Tergum eingreift und so die Verbindung der einzelnen Glieder
zu einer festeren macht, indem dadurch ein seitliches Ausweichen
verhindert wird... Die Epimeren des ersten Segments sind be-
deutend kleiner als die der folgenden. Nach vorn entsenden sie
einen symmetrisch -blattförmigen Fortsatz, nach hinten einen ähn-
lichen gerundeten, über den wahrscheinlich die Epimeren des
zweiten Segments hinweggrifien. Letztere zeichnen sich durch
ihre Grösse vor den übrigen aus, sind von gleichmässiger stum-
pfer Blattform mit etwas verdickten Rändern. Die vordere und
hintere Furche des Tergum trifft auf ihnen in einem Bogen zu-
sammen. Dadurch wird ein buckelartiges, mit einem Höcker
verziertes Feld abgegrenzt.
182
Die Epimeren des dritten, vierten und fünften Segments
haben auch noch Blattform; dieselbe ist aber nicht mehr sym-
metrisch. Der Vorderrand ist wenig gebogen, aber durch einen
kurzen Kamm verstärkt, während der hintere, stark geschweifte
Rand fast gar keine Verdickung zeist. Das Ende des Epimer
geht in eine nach hinten gerichtete Spitze aus. Auf diese laufen
die vordere und hintere Tergalfurche, nachdem sie sich unter
spitzem Winkel vereinigt haben, zu. Auch hier umgrenzen sie einen
Buckel. Die Epimeren nehmen übrigens von vorn nach hinten
an Grösse ab. Die des sechsten Segment sind schmal, schwach
sichelförmig gekrümmt und laufen in eine scharfe Spitze aus.
Der seitliche Höcker ist hier schon weiter nach oben gerückt.
Die Sculptur auf den Abdominalterga besteht zumeist aus
gröberen Warzen, zwischen. denen in geringerer Anzahl feinere
vertheilt stehen.
Das Telson hat eine dreieckige Gestalt und trägt seitlich
2 von vorn nach hinten zu convergirende, mit kleinen Höckern
besetzte Kämme. Das distale Ende ist leider weggebrochen,
sodass sich über seine Form nichts sagen lässt. Wahrscheinlich
lief es in eine Spitze aus. Der Rand desselben ist auch noch
verdickt; er fliesst nach dem spitzen Ende zu mit den beiden
Kämmen zusammen. Der breite basale Theil des Telson erhebt
sich in der Mitte zu einem. höckertragenden Hügel. Der Seiten-
rand scheint mit kleinen, nach hinten gerichteten Dornen besetzt
gewesen zu sein. Dies zeigt wenigstens das Stück von Schan-
delah.. Zwischen den beiden Kämmen ist ebenfalls Körnchen-
sculptur. — Die Schwanzflossen haben ovale Gestalt. Die äussere
hat einen verdickten, mit Körnchen besetzten Aussenrand und
einen medianen Kiel. Ausserdem hat sie eine Quertheilung. Die-
selbe beginnt am Aussenrande, läuft eine kurze Strecke schräg
nach oben, gabelt sich dann zu einer Schlinge, deren proximale
Seite stark convex, deren distale concav ist. Die beiden Aeste
der Schlinge treten kurz vor dem Mediankiel nahe an einander,
laufen schräg nach unten über denselben hinweg und vereinigen
sich wieder. Diese Linie bildet mit der anfänglichen ungefähr
einen rechten Winkel. In dem von der Schlinge eingenommenen
Raum lag wahrscheinlich eine beide Theile verbindende und ge-
gen einander bewegende, schwache Gewebepartie.
Die englischen Arten von Coleia zeigen nach den Abbil-
dungen eine einfache, schwach gebogene Suturlinie. Dagegen
scheint sich die Form derselben bei ©. (Archaeastacus) Wile-
moesit Sp. BarE der bei unserer Art entwickelten zu nähern.
Erwähnen möchte ich hier übrigens noch, dass an einem
Exemplar der Berliner Universitätssammlung aus dem unteren
185
Lias von Lyme Regis der Suturverlauf dem unserigen am nächsten
kommt. Es fehlt hier nur die Gabelung und mit derselben das
schwach vertiefte Feld. Es scheint dies Exemplar einer neuen
englischen Art anzugehören.
C©. macrophthalma hat übrigens im äusseren Umriss, wie
auch im sonstigen Bau einige Aehnlichkeit mit Eryon Calwadosit
Mors&re !). Doch ist erstere, abgesehen von dem fundamentalen
Unterschied, der im Besitz der oben erwähnten Sutur liegt, von
der Eryon-Form in folgenden Punkten verschieden: E. Calwadosir
besitzt keine seitlichen Panzereinschnitte, er hat auf dem Panzer
noch jederseits nach aussen von den beiden Seitenkämmen einen
kurzen Kamm, der am Hinterrand beginnt. Er hat gerundete
Ecken am Hinterrand des Panzers ohne die beiden grubigen Ver-
tiefungen; die Innenseite des ersten Scheerenfigers ist gezähnelt;
die Abdominalterga haben zwischen dem mittleren und den beiden
seitlichen Höckern noch je einen etwas kleineren; die Epimeren
des ersten Segments haben Blattform ohne einen vorderen oder
hinteren Fortsatz; die Epimeren des sechsten Segments sind kurz
und stumpf.
Eryon Hartmanni H. v. Meyer.
(Synonymie siehe bei OPPpEL, Paläontologische Mittheilungen, p. 11 ff.)
1885. Eryon Hartmanni QuEnsT., Handb. d. Petrefactenk., p. 408.
Ein Exemplar aus der Sammlung des Herrn Senator Dr.
Remer in Hildesheim wird von Brauns?) erwähnt. Ferner wird
an derselben Stelle ein Segment von Harterode angeführt, wel-
ches bei v. SezsacH°) Erwähnung findet. Beide Stücke gehören
dem Posidonien-Schiefer an.
„Mehrere Vorderscheeren mit dem langen, glatten, beweg-
lichen, letzten Finger“ führt F. E. Gemıtz*) aus dem Dobber-
tiner Lias als Zryon cfr. Hartmannı an.
Eryon af. aretiformis SCHLOTH.
(Synonymie siehe bei OppeL, Pal. Mitth., p. 15, 16.)
1885. Eryon archformıs QUENST., Handb. d. Petrefactenk., p. 407,
1921. 2, 8,
Brauns°) erwähnt aus dem oberen Kimmeridge von Lauen-
!) MoRIERE. Note sur une Eryonidee nouvelle etc., 1883. Bulletin
de la soc. Lin. de Normandie, 3e serie, VIIe volume.
?) BRAUNS. Der mittlere Jura im nordwestlichen Deutschland,
1869, p. 16.
®) v. SEEBACH. Der hannoversche Jura, 1864, p. 27.
*) F. E. Gemmtz. Ueber die Fauna des Dobbertiner Lias. Diese
Zeitschr., 1884, Bd. 36, p. 569.
5) BRAUNS. Der obere Jura im nordwestl. Dentschland, 1874, p. 116.
184
stein einen Eryon, der dem FE. arctiformis SchLota. ähnlich sei.
Leider habe ich ihn nicht untersuchen können, da mir nicht be-
kannt ist, in welcher Sammlung er aufbewahrt wird.
3 Familie Palinuridae.
Genus Mecochiırus GERM.
(Synonymie siehe bei OppeL, Paläont. Mitth., p. 78.)
1876. Mecochirus H. oo. Wuart. Jonrn. En Soc., ve XXXL,
p. 48.
1885. Mecochirus QuENnST. Handb. d. Petrefactenk., p. 413, 414.
1881—1885. Mecochirus ZITTEL. Handb. der Paläontologie, I. Bd.,
p. 688.
Sowohl bei Orper (l c., p. 78) wie bei v. ZıTreu findet sich
die Angabe, dass die Kieferfüsse bei Mecochirus niemals erhalten
sind. Es ist mir jedoch gelungen, an einem Exemplar von Me-
cochirus longimanus SCHLOTH. aus dem lithographischen Schiefer
von Solenhofen (Paläont. Sammlung des königl. Mus. für Natur-
kunde zu Berlin. D. 280a und b) auf Platte und Gegenplatte
den ziemlich deutlichen dritten Kieferfuss aufzufinden. Man sieht
die 3 ersten Glieder von demselben. welche eine schlanke und
nicht ungewöhnliche Gestalt besitzen, natürlich in flach gedrück-
tem Zustande.
Die Schalenoberfläche ist übrigens nicht allein granulirt,
wie OrpEL und nach ihm andere Autoren meinen, sondern stellen-
weise besteht die Sculptur auch aus kleinen Grübchen und Ver-
tiefungen.
Auch eine Quertheilung der äusseren Schwanzklappen habe
ich nicht bei allen Arten wahrnehmen können. Wenn diese
Beobachtung sich weiter bestätigt, würde sie vielleicht die Spal-
tung von Mecochtrus in 2 Gattungen zur Folge haben.
Mecochirus nov. sp.?
Die Reste einer grösseren Art, Platte und Gegenplatte, fan-
den sich in dem Posidonien-Schiefer von Schandelah (Collection
d. geolog. Landesanstalt). Es sind speciell die Kalke mit Har-
poceras falcifer. Es ist ein ziemlich vollständiges Exemplar,
dessen Thorax und Abdomen jedoch ganz verquetscht sind. Das
eine Bein des ersten Fusspaares ist, wenn auch meist nur im
Abdruck, ziemlich vollständig vorhanden. Dasselbe gilt von einem
zweiten; sonst sind von den übrigen nur noch einige Bruchstücke
übrig.
Dieses Stück ist von der einzigen bisher bekannten Art
185
des Lias!) schon durch seine Grösse unterschieden. Das Dacty-
lopodit des ersten Beinpaares ist dolchartig, schmal und spitz,
und hat auf jeder Seite in der Mitte eine niedrige Kante. Das
Propodit ist ebenso breit wie das bei M. longimanus SCHLOTH.,
hat dagegen beinahe nur !/s der Länge desselben. Der Innen-
und Aussenrand dieses Gliedes ist mit kleinen stacheligen Dornen
besetzt, die mit der Spitze nach vorn gerichtet sind. Dasselbe
scheint auch an dem nun folgenden kurzen Oarpopodit der Fall
gewesen zu sein. Um die distale Gelenkstelle dieses Gliedes
läuft ein Kranz von kleinen Knoten. Deutlich vorhanden sind
die Dornen wieder an den beiden Seitenrändern des Meropodit.
Die übrigen Beinfragmente zeigen ebenfalls diese Dornen an ihren
Rändern. Auf der Schale der einzelnen Beinglieder stehen nicht
sehr zahlreiche, kleine Höcker. Auf der Mitte sind dieselben
jederseits etwas enger angeordnet.
Neben dem grossen Finger liegt grösstentheils im Abdruck
eine der äusseren Antennen, die an Länge dem Finger so ziem-
lich gleichgekommen sein mag. Ein blattförmiges Gebilde am
Vordertheil des Cephalothorax über der Antenne könnte vielleicht
als Fragment der Antennenschuppe zu deuten sein.
Der Cephalothorax ist. wie schon bemerkt, breit gedrückt
und vielfach beschädigt. Der Hinterrand ist nicht sehr breit
und nur schwach gebogen. Von der Nackenfurche, welche tief
und schmal ist, ist noch ein Stück erhalten, ebenso von den
beiden Rückenfurchen. Auf der Oberfläche des Panzers stehen
am hinteren, oberen Ende kleine Wärzchen, während auf dem
übrigen Theil des hinteren Feldes bis zu den Rückenfurchen
kleine Gruben sich finden. Zwischen letzteren und der Nacken-
furche scheinen wieder einzelne Warzen die Schale zu bedecken.
Die Sculptur des vordersten Theiles ist zerstört.
Vom Abdomen ist nur ein Theil des Schwanzfächers sichtbar,
die übrigen Segmente liegen im Gestein. Eine Quertheilung kann
ich an der äusseren Schwanzflosse nicht wahrnehmen.
Die Länge des ersten Beinpaares ist folgende: Dactylopodit
1,1 cm, Propodit 2,4 cm. Carpopodit 0,6 cm. Die Länge des
Meropodits und der übrigen Glieder lässt sich nicht ermitteln.
Mecochirus socialis MEYER Sp.
Taf. XIV, Fig. 7a—e.
(Synonymie siehe bei OPpEL, Pal. Mitth., p. 81—82.)
1885. Mecochirus socialis QuENST. Handb. d. Petrefactenk., p. 414,
t. 82, f. 24—26.
2) M. ohfex QuENST. Jura, p. 89, t. 11, f. 17, und OPPpern, ]. c.,
malt. 22,.£ 1. |
186
Es.ist dies eine der häufigsten Crustaceen- Arten im nord-
deutschen Jura. Ich konnte über 15 Stücke davon untersuchen,
die sämmtlich aus dem Örnatenthon von Hildesheim und Völksen
stammen. Unter diesen Exemplaren gehören 7 der Göttingener,
4 der DenckMmann schen, 2 der BEHurREnDsen schen Sammlung und
2 der geol. Landesanstalt an. OPprer (l. c.) giebt als einzige Art-
unterschiede die geringe Grösse und den geologischen Horizont
an. Ich glaube dagegen, dass die Schalensculptur ein ganz gutes
Merkmal liefert. Bei den von mir untersuchten Exemplaren sind
auf dem grössten Theil des Kopfbrustschildes grubige Vertiefun-
gen, in denen am hinteren Ende mehr oder minder kleine Warzen
stehen. Nach vorn und nach dem Seitenrand zu nehmen die
Vertiefungen an Grösse etwas ab, die Warzen werden dagegen
stärker. An der Nackenfurche sind die Gruben fast ganz ver-
schwunden. Auf den Beingliedern besteht die Sculptur dagegen
aus Warzen. Die Terga der Abdominalsegmente sind fast ganz
glatt, nur einige schwache Grübchen sind auf ihnen bemerkbar.
Die Epimeren tragen dagegen wieder kleine Wärzchen.
Die Stirn läuft in eine scharfe Spitze aus. Letztere wird
durch 2 Kämme, die nach vorn convergiren, gebildet. Das Feld
zwischen ihnen ist ausgekehlt.e. Auf der Mitte des vorderen Ce-
phalothoraxtheils läuft eine schwache mediane Linie, die vor dem
Rostrum am stärksten wird und dort endigt. Die beiden vom
Hinterrand herunterlaufenden Rückenfurchen endigen mit einer
hufeisenförmigen Furche. Der Hinterrand des Cephalothorax hat
eine tiefere Einbuchtung, als dies an der Orpzu’schen Figur (Ss. 0.)
zum Ausdruck kommt.
Der Querschnitt der Füsse ist viereckig, an den Kanten sind
die Warzen etwas stärker. Der Aussenrand des Ischiopodit am
ersten Beinpaare ist mit kleinen Stacheln besetzt, die von hinten
nach vorn an Grösse zunehmen. Das Propodit des zweiten Bein-
paares ist stark verbreitert, der Innenrand gewölbt, während nach
dem Aussenrand zu das Glied dünner wird und sich zuschärft.
An der äusseren Schwanzklappe kann ich keine Quertheilung
bemerken, obwohl mir ein gut erhaltenes Stück hiervon vorliegt.
Uebrigens zeichnet auch OrpeL eine solche nicht (s. o.). Sollte
sich diese Beobachtung noch weiter bestätigen, so würde man
genöthigt sein, von der Gattung Mecochtrus nach den in der
Zoologie geltenden Principien eine neue abzuspalten. Ein Kiel
ist besonders scharf anf dem inneren Paar der Schwanzflossen
ausgeprägt; von ihm geht im oberen Drittel ein gebogener Zweig
nach dem Innenrand zu. Uebrigens tragen beide Schwanzflossen-
paare in der unteren Hälfte an ihrem Aussenrand einen nach
hinten gewandten Dorn.
187
Von Brauns wird das Vorkommen dieser Art ausser vom
Westfusse des Galgenberges (Ornatenthon), 1. c., p. 401 noch von
anderen Localitäten angeführt (Mittl. Jura, p. 76— 78). Es ist
dies der Ornatenthon der Gegend zwischen Wenzen und Eimen,
von Bündheim, Oker und dem Tönnjesberg. Nach demselben
Autor ist diese Art nebst anderen Fossilien für die untere Ab-
theilung des Ornatenthones charakteristisch.
Mecochirus sp.
Die Scheere einer grossen Mecochirus- Art erwähnt BrAuns
(l. c., p. 103) aus dem mittleren Kimmeridge vom Langenberge.
Bei der Untersuchung konnte dieselbe nicht benutzt werden, da
ihr Verbleib nicht bekannt ist.
Mecochirus sp. ind.
Der obere Kimmeridge von Lauenstein scheint besonders
reich an Resten von Mecochtrus zu sein. Ich hatte 25 Stücke
davon zur Untersuchung, von denen 10 der Göttingener, 9 der
WOÖCKENER’ schen, 4 der STRUCKMAnN’ schen und 2 der Hallenser
Sammlung angehören. Die Erhaltung ist, wie in der Einleitung
schon hervorgehoben wurde, nicht besonders günstig, obwohl die
Beine noch an den meisten Exemplaren vorhanden sind. Die
Stücke sind jedoch ganz flach gedrückt, und ihre Schale ist meist
zu einem weissen, leicht zerfallenden Pulver umgewandelt.
Das erste Schreitfusspaar ist nur in Bruchstücken erhalten,
sodass seine Gestalt und Länge nicht vollständig bestimmbar ist.
Da auf diesen beiden Eigenschaften die hauptsächlichen Art-
unterschiede beruhen, ist natürlich eine specifische Bestimmung
nicht möglich. Ein am ersten Beinpaar vorhandenes Dactylopodit
ist 2 cm lang. An einem anderen Exemplar ist ein Theil des
Propodit von demselben Paar erhalten, dasselbe hat am distalen
Ende eine Breite von 0,6 cm. Das zweite Gehfusspaar ist an
mehreren Exemplaren vorhanden. Das distale Ende seines kur-
zen, aber kräftigen Propodit ist schwach concav ausgeschnitten,
eine Ausbildung, wie sie M. longimanus ScHLoTH. zeigt (OPPEL,
l. ce. t. 22, f. 4). Der Aussenrand dieses Gliedes ist ganz schwach
sezähnelt. Auf dem sich hieran anschliessenden Dactylopodit steht
jederseits nahe dem Innenrand ein schwacher, aber scharfer Kiel.
Die übrigen Beinpaare sind schlank und nehmen nach hinten an
Länge ab. Die Schale des Oephalothorax war, wie man dies
noch an einigen Stellen beobachten kann, granulirt, ebenso wie
die Epimeren der Abdominalsegmente. In die Terga der letz-
teren sind dagegen feine Grübchen eingesenkt. Die Ränder der
188
Epimeren sind ebenfalls durch kleine, niedrige, konische Dornen
fein gezähnelt. Ein gleiches habe ich auch bei M. longimanus
beobachtet.
Die äussere Schwanzklappe besitzt eine Quertheilung; über
das hintere Stück derselben greifen vom vorderen parallel der
Längsrichtung kleine schlanke Dornen, sodass dadurch wohl ein
Umklappen des kleineren Stückes nach oben unmöglich wird.
Auf dem Telson scheinen flache, mit der Spitze nach hinten lie-
gende, schuppenartige Warzen gestanden zu haben.
Ob diese Reste mit einer der schon bekannten Arten zu
vereinigen sind, oder ob dieselben eine neue Form bilden, wird
sich erst dann entscheiden lassen, wenn man besser erhaltene
Exemplare aufgefunden haben wird.
Mecochtirus efr. locusta.
(Synonymie siehe bei OPPEL, Pal. Mitth., p. 82.)
1885. Mecochirus locusta QuENsT. Handb. d. Petrefactenk., p. 414,
SE. DL
Nach Brauns Angabe (l. c., p. 116) finden sich Reste,
welche dieser Art ähnlich sind, in dem oberen Kimmeridge von
Lauenstein.
Da M. locusta —= M. longimanus SCHLOTH. ist (cfr. OPPkL,
l. e., p. 82), so wäre damit das Vorhandensein einer neuen, dem
nord- und süddeutschen Jura gemeinsamen Form wahrscheinlich
gemacht.
Mecochirus sp.
Im Plattenkalke von Lauenstein kommt nach Brauns (l. c.,
p. 135) „eine kleine Mecochtrus-Art vor, die sich durch gerin-
gere Grösse und zugleich durch eine relativ kleinere Schwanz-
flosse von M. locusta GERM. unterscheidet“.
4. Familie Glypheidae.
Anm. Die richtige Schreibweise ist @/yphea, denn das Wort
hängt mit Adow, YAbpy, YAvpelg zusammen.
Glyphea ambigua v. FRITSCH.
Taf. XII, Fig. 43 — c.
Diese Art führt v. Frirscun!) als Glyphea ambigua? nov. Sp.
aus eisenreichem Unter - Liassandstein von der Mittelmühle bei
Krauthausen nördlich von Eisenach an. Die Schicht, welcher das
’) K. v. Fritsch. Vorstudien über die jüngeren mesozoischen
Ablagerungen bei Eisenach, Neues Jahrb. für Min. etc., 1870, p. 402.
j
189
Stück entstammt, hat vielleicht das Alter der Psilonoten-Schichten.
Der Rest ist ein Cephalothorax, dessen eine Hälfte vom Gestein
freigelegt ist, während die andere anscheinend noch im letzteren
steckt. Die Gestalt ist kurz und gedrungen. Obgleich die Schale
zerstört ist, sieht man doch an dem Abdruck, dass auf dem hin-
teren Theil des Panzers die Sculptur durch Grübchen gebildet
wird. Unten stellen sich zum mittleren Theil hin kleine Warzen
ein, die dann auf dem Mittelfeid dicht gedrängt stehen. Die
Sculptur des vorderen Feldes lässt sich nicht erkennen. Das
Rostrum ist weggebrochen. Die Nackenfurche ist tief und ver-
läuft in ganz schwacher Biegung unter verhältnissmässig spitzem
Winkel nach unten. Die beiden Rückenfurchen sind auch tief
ausgekehlt; sie schliessen ein sich von oben nach unten verbrei-
terndes dreiseitiges Feld ein, das im letzten Drittel eine kleine
Einschnürung aufzuweisen hat. Die Rückenfurchen vereinigen
sich dann hinter diesem Feld und laufen auf den Seitenrand zu
ein Stück gerade nach unten, biegen dann ein wenig rückwärts
und setzen ihren Weg zu dem Seitenrand in schwachem Bogen
fort. Die Tiefe der Furche ist auf diesem letzten Theil nur
ganz gering. Zu der Nackenfurche gehen von den Rücken-
furchen aus 2 horizontale Verbindungsfurchen, die jedoch an Tiefe
den beiden anderen nachstehen. Zwischen diesen Horizontal-
furchen hebt sich ein dreieckiges Feld scharf ab. Der obere
Theil des Mittelfeldes ist schief dreiseitig, der untere Theil ist da-
gegen, wie bei fast allen Arten, kahnförmig mit scharf nach vorn
ausgezogener Spitze. Von den Längskämmen auf dem Vorder-
theil des Panzers sind nur 2 angedeutet. Der obere davon ist
schwach nach aussen gebogen, während der untere eine Knickung
nach innen aufweist. Der Augengrubenrand ist schräg abgestutzt
und kaum merklich gebogen. Er bildet mit dem seitlichen Pan-
zerrand ungefähr einen rechten Winkel. Der Seitenrand biegt
dann nach unten um und läuft im Bogen nach hinten. Hier
vereinigt er sich mit dem Hinterrand, welcher nach der Mittel-
linie des Panzers zu mit einem scharfen Knick einspringt. Dieser
Rand ist übrigens stark verdickt.
Vorn am Cephalothorax scheinen noch Reste vom Labrum
vorhanden zu sein. An der Seite des Panzers liegen noch einige
Beinfragmente, die jedoch nach ihrem Erhaltungszustand weiter
keine Berücksichtigung zulassen.
Bas Heer Oper... (1..e:,:P--99 4.,11.,15, £.,1,,2a==e) ist
unsere Art durch die Tiefe der Furchen unterschieden, wie von
Fritsch hervorhebt, ausserdem auch wohl noch durch den Hin-
Eeraud. Von G. alpına Orr. (l. e., p. 60, t. 15, f..3. u. 4)
unterscheidet sie das starke Anschwellen des von den beiden
190
Rückenfurchen begrenzten Feldes, das ausserdem noch eine Ein-
schnürung aufzuweisen hat, ferner durch die Grübchen auf dem
Hintertheil des Panzers, durch eine schwache Einbuchtung vor
der Mitte der Nackenfurche, durch den gebogenen Verlauf des
mittleren Längskammes auf dem Vordertheil des Panzers. Mit
@G. hasina Mever!) hat unsere Form noch am meisten Aehnlich-
keit, doch ist sie verschieden durch die Sculptur auf dem hin-
teren Theil des Panzers, durch den Hinterrand, durch den Verlauf
der mittleren Längskante, durch den schwächeren Seitenrand am
Panzer, sowie durch die Einschnürung des keilförmigen Feldes
zwischen den beiden Rückenfurchen. Die Länge des Panzers in
der Mittellinie gemessen beträgt 2,4 cm, die Höhe ca. 1.2 em.
Glyphea liasina MEyEr.
(Synonymie siehe bei OPPpEL, Pal. Mitth., p. 61.)
1885. Astacus hasinus QUENST. Handb. d. Petrefactenk., p. 410.
Diese Art kommt nach WaAsenxer?’) bei Falkenhagen in der
Zone des Aegoceras striatum vor‘ Fragmente dieses Krebses
sollen nach U. ScuLönsacna°’) bei Liebenburg in der oberen Zone
des Zytoceras fimbriatum nicht selten sein. Als @. hasina?
führt derselbe Autor von der nämlichen Gegend aus der Schicht
des Harpoceras Aalense Reste an.
Glyphea sp.
Unter dieser Bezeichnung führt F. E. Gemitz eine Glyphea
aus dem Lias von Dobbertin (l. c., p. 569) an.
Glyphea Udressieri MEYER.
(Synonymie siehe bei OPrpEL, Pal. Mitth., p. 66.)
Es liegt mir von dieser Art nur ein, allerdings prachtvoll
körperlich erhaltenes Exemplar vor, welches sich in den Perar-
maten - Schichten von Hersum gefunden hat (Coll. des Museums
zu Hildesheim).
In der Sculptur des Cephalothorax stimmt dasselbe am besten
mit dem von H. v. Meyer) abgebildeten überein, wie sich
dies auch an einem Gypsabguss jenes Originals "feststellen liess.
2) OPPEL. ep 616,6 15, 1 sah)
?) WAGENER. Ueber die Liasschichten von Falkenhagen im Fürsten-
thum Lippe-Detmold. Verh. d. nat. Ver. d. preuss. Rheinl. etc., 1860,
p- 165.
®) U. SCHLÖNBACH. Ueber den Eisenstein des mittleren Lias etc.
Diese Zeitschrift, 1863, p. 564.
*) H. v. MEYER. Neue Gattungen fossiler Krebse, p. 14, t. 4, f. 28,
191
Die Orpzr’sche Figur (s. 0.) zeigt dagegen einige kleine Abwei-
chungen der Sculptur. Das erste Schreitfusspaar besitzt an
dem vorliegenden Stück eine besondere Sculptur auf dem einen
Glied, welches davon erhalten ist (Meropodit?). Dieselbe geht
von einer mittleren Linie aus und ist nach rechts und links ver-
schieden. Nach dem mit Dornen besetzten Innenrande zu sind
die Körner stärker und mehr hervortretend, während sie, nach
der entgegengesetzten Seite zu flach und schwach entwickelt, die-
selbe nur wenig rauh erscheinen lassen.
Etwas abweichend von den bisher bekannten Individuen
scheinen, soweit ich dies nach den Beschreibungen und Abbil-
dungen beurtheilen kann, an dem norddeutschen auch die Abdo-
minalterga gebildet zu sein. Die Ränder der Furchen, welche
quer über die Segmente hinwegziehen, ebenso die grösseren Höcker
auf den Epimeren (und die kleinen) sind von feinen Poren durch-
bohrt, die wohl bei lebenden Thier kleinen Borsten zum Austritt
gedient haben mögen. Ausserdem finden sich auf den mittleren
Feldern des 2., 3. und 4. Abdominaltergum grubige Vertiefungen
— dieselben erwähnt auch Erarzox in seiner Beschreibung und
bildet sie ab!) —, die auch an den Rändern fein durchlöchert
sind, also auch wohl mit Borstenhaaren besetzt waren. Die An-
ordnung dieser Grübehen ist derartig, dass am Vorder- und
Hinterrand des Mittelstückes je eine Reihe derselben steht, von
denen 2 nach vorn geöffnet sind. Auch der breite Rand der
Epimeren ist auf der Innenseite mit porösen Höckern verziert.
Ebenso sind die Körner auf dem Innentheil des Epimer mit Poren
besetzt, und zwar die kleineren ganz, die grösseren nur an den
Rändern. Das Epimer des zweiten Segments hat übrigens eine
vierseitig gerundete, nicht blattförmig zugespitzte Gestalt wie bei
Orper (l. c., t. 16, f. 7), sondern ähnlich wie in der Abbildung
bei DesLonecHAamps?). — OPren (l. ce.) erwähnt diese Art aus
den Oxfordschichten von Derneburg.
Glyphea Münsteri Voutz.
(Synonymie siehe bei OppeEL, Pal. Mitth., p. 67.)
Von dieser Art habe ich als einziges Exemplar das Original
der G. speciosa A. Remer’s aus dem Oxford des Tönnjesberg un-
tersuchen können. Zu der Beschreibung A. Ramer’s?) möchte
!) ETALLON. Bull. Soc. g60l. de France, Vol. XVI, p. 190, t. 4,
End 5.
2) DEsLonGcHamps. Mem. Soc. Lin. de Norm., VI. Bd., p. 55,
Be f..4, 5.
5 A. ReMER. Norddeutsches Oolithengebirge, Nachträge, p. 54,
a0, fi 82,
192
ich einige Ergänzungen hinzufügen. An der linken Seite liegt
zwischen dem vorderen Theil des Cephalothorax und dem Mero-
podit des ersten Schreitfusspaares ein Rest des dritten Kieferfusses.
Das Propodit des ersten Fusspaares hat nicht nur einen
grossen Stachel, sondern auch mehrere kleinere am Aussenrand.
Ebenso ist auch der äussere Rand am Carpopodit des zweiten
Fusspaares mit einigen Stacheln besetzt.
Das zweite Fusspaar endete nicht mit einer Scheere, wie
A. Remer (l. c., p. 52). sowie Dunker und Koca!) behaupten,
sondern der Fuss ist in seinem oberen Theil etwas verbogen und
geknickt; er verschmälert sich allmählich und endet mit einem
Nagel.
Das Mittelstück des ersten Abdominaltergum, das sich von
der Mitte, wo es nur Fadenstärke besitzt, nach den Seiten zu
verbreitert, ist hier mit verschiedenen, kräftigen Höckern verziert.
Das zu diesem Segment gehörige Epimer ist nicht deutlich er-
kennbar.
Das Epimer des zweiten Segments ist allerdings nach vorn
zugespitzt, aber nicht so scharf und lang, wie es bei A. R&MmER
abgebildet ist. Die folgenden Epimeren sind gerundet und auf
dem Aussenrand mit Körnern besetzt. In der Mitte des inneren,
blattartig vertieften Theiles erhebt sich ein kleiner Hügel. Am
oberen Hinterrand ist noch eine kleine, schmale Einsenkung be-
merkbar. Nach oben zu folgen auf diese Epimeren je 2 Furchen,
die parallel der Längsaxe des Thieres verlaufen.
v. SEEBACH führt unsere Art als G@lyphea speciosa aus den
Hersumer Schichten vom Mönkeberg resp. Tönnjesberg auf?).
Glyphea Bronni Ran.
Taf. XU, Fig. 32 —d.
(Synronymie siehe bei OPPEL, Pal. Mitth., p. 69.)
Von dieser Art sind mir 9 Stücke aus dem unteren Coralrag
bekannt geworden. Davon sind 3 Opper'’sche Originale und stam-
men nebst einem vierten Stück vom Lindener Berg (Coll. Göt-
tingen), das fünfte und sechste Exemplar ist von Hersum (Coll.
der geolog. Landesanst. u. d. Mus. f. Naturk. zu Berlin), 2 wei-
tere von Hildesheim (Coll. des Mus. Hildesheim u. d. Mus. £.
Naturk. zu Berlin). ‘Erwähnt wird. ausserdem das Vorkommen
dieser Art in Norddeutschland von A. R=mEr°) aus dem unteren
Coralrag von Hersum und von OPrPper (l. c.) aus demselben Ni-
!) KocH und DuUNkKER. Beiträge zur Kenntniss des norddeutschen
Oolithgebirges
?) v. SEEBACH. Der hannoversche Jura, 1864, p. 48.
°®) A.ReMmER. Nordd. Oolithengeb., Nachtr., p. 51, t. 20, f. 33,
193
veau vom Tönjesbere. Derselbe Autor giebt das Vorkommen
dieser Art aus den Oxfordschichten der Umgegend von Hannover
an (ibidem p. 63), und aus den Hersumer Schichten des Mönke-
berg führt sie Srruckmann |) nach CREDNER auf.
Ein besonders schönes Stück (Coll. d. geol. Landesanst.) ist
Taf. XII, Fig. 3a—d abgebildet.
Die etwas unvollständige Beschreibung dieser Art bei A. Ra«-
MER ist von OPrEn zur Genüge ergänzt, sodass mir kaum etwas
hinzuzufügen übrig bleibt.
Das zwischen der zweiten und dritten Längskante des Üe-
phalothorax gelegene Feld zeigt bei den verschiedenen Exemplaren
bald tiefe Auskehlung, bald eine flache Rinne. Die Epimerai-
stücke zeichnen sich durch runde Blattform aus, die am ersten
der noch erhaltenen ohne Spitze ist und an den drei anderen
mit einer kleinen Zuspitzung endet. Da der Erhaltungszustand
ein zu ungünstiger ist, lässt sich Weiteres über diese Theile
nicht sagen.
Die Art scheint auf den norddeutschen, englischen und rus-
sischen Jura, und zwar auf Oxford und Coralrag beschränkt zu
sein. Aus dem englischen Coralrag besitzt das Museum für
Naturkunde ein Exemplar von Malton. Im Norddeutschland ist
sie unter den Glypheen die häufigste. Das eine der Exemplare
von Hildesheim (Coll. R=meEr), ausgezeichnet durch eine helle,
graublaue Farbe, hat eine besonders dünne Schale. Es scheint,
dass dasselbe bald nach dem Häutungsprocess des T'hieres von
Sedimenten eingebettet wurde.
Bis auf das Stück vom Lindener Berg, welches noch 4 Epi-
meren des Abdomen, allerdings in schlechter Erhaltung, aufzu-
weisen hat, bestehen alle nur aus Kopfbrustschildern.
Glyphea pustulosa H. v. Meyer.
(Synonymie siehe bei Orper, Pal. Mitth., p. 63.)
Die Exemplare, welche H. v. Mxyer aus dem Coralrag von
Derneburg zu dieser Art stellte, gehören nach Orpen zu Glyphea
Bronni Ren.
Glyphea Meyer‘ A. R&emEr.
1836. Glyphea Meyeri A. Ram., Oolith., p. 210, t. 12, f. 14.
18662. — — OPpper, Pal. Mitth., p. 78.
Diese auf einem schlechten Bruchstück beruhende Art führt
£
!) STRUCKMANN. Der obere Jura der Umgegend von Hannover,
1878, p. 68.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIIL. 1. 13
194
A. RemEr aus dem Portland von Uppen bei Hildesheim an. Leider
konnte ich dasselbe nicht noch einmal untersuchen, da sein Ver-
bleib mir nicht bekannt ist. Ob dasselbe überhaupt zur Gattung
Glyphea gehört, was OrreL in Zweifel zieht, lässt sich nach der
etwas undeutlichen Abbildung bei R=mer nicht entscheiden.
Glyphea ledonoton nov. Sp.
Tar. XmM Kıc- tab
Dieser neuen Art liegt ein ziemlich vollständig und schön
erhaltenes Exemplar aus dem unteren Portland — Schichten des
Olcostephanus gigas — von Münder am Deister zu Grunde (Coll.
STRUCKMANN). Das Thier liegt in der Wohnkammer eines dieser
Ammoniten, in der es wohl sein Dasein beschlossen hat. Wäre
es durch den Wellenschlag erst als Cadaver in dieses Grab
hineingespült, so würde man dies an der Abrollung der Schale
und der Trennung der einzelnen Körpertheile bemerken müssen.
Dies ist jedoch nicht der Fall, im Gegentheil, der Körper ist in
ziemlich gestreckter Lage und relativ vollständig vorhanden.
STRUCKMANN !) erwähnt dieses Stück in seiner Arbeit über
„Die Portlandbildungen der Umgegend von Hannover“ als G@ly-
»hea sp. und fügt hinzu, dass dasselbe wahrscheinlich einer
neuen Art angehöre.
Der Cephalothorax ist auf der linken Seite in der Rostral-
gegend etwas beschädigt. Die entsprechende Stelle auf der
rechten Seite liegt noch im Gestein. Die Splittrigekeit des letz-
teren verbietet leider das Herauspräpariren. Die Spitze des
Rostrum ist nicht vorhanden, doch war dasselbe wohl von keiner
ungewöhnlichen Form. Von den Längskanten auf der Stirn ist
nur die oberste erhalten. Dieselbe hat einen geschwungenen
Verlauf und ist nur flach und schwach sculpturirt, eine Abwei-
chung von der gewöhnlichen Art bei Giyphea, die an Pseudo-
glyphea erinnert. Die Felder rechts und links von dieser
Längskante sind glatt. Charakteristisch ist unter anderem die
tiefe, unter verhältnissmässig spitzem Winkel gegen die Rücken-
linie verlaufende Nackenfurche. Nach vorn zu biegt sie um und
läuft annähernd parallel mit der Rückenlinie. Dicht vom Hinter-
rande des Kopfbrustschildes aus laufen zwei wenig divergirende,
schwach entwickelte Furchen schräg nach vorn auf die Nacken-
furche zu und theilen dadurch mehrere Felder ab, deren mit-
telstes, auf dem Rücken gelegenes glatt ist und nur nach dem
!) Diese Zeitschrift, 1887, p. 38.
195
Rande der Furche zu einige Sculpturkörnchen trägt. Wegen
dieses glatten Rückens, der von dem der anderen Arten abweicht,
habe ich für diese Art den Namen leronoton (von Aetog und
yoroy) gewählt. Das zwischen beiden Furchen liegende, langge-
streckte Feld ist streifig sculpturirt. Die übrigen Theile des
Cephalothorax sind gleichmässig mit gerundeten Warzen bestreut.
Ob eine mediane Rückenlinie vorhanden war oder nicht, lässt sich
nicht sicher entscheiden, da dieser Theil durch Bruch gelitten
hat. Der Hinterrand des Panzers ist seicht ausgeschnitten und
mit einem schwachen Aussenrand versehen, der sich sanft nach
unten umbiegt und mit dem Unterrand des Panzers vereinigt.
Von den Antennen ist nur das äussere Paar theilweise er-
halten, von einer der inneren liegt ein kleines Fragment im Ge-
stein. Die äusseren sind kräftig, lang, vielgliederig, peitschenartig.
An der einen liest die schwach sichelartig gebogene und ebenso
geformte, deckende Schuppe, deren Innenrand schwach gezähnelt
gewesen zu sein scheint. Von den Schreitfusspaaren sind nur
Bruchstücke vorhanden, so von dem ersten Paar je ein Glied-
fragment, dessen Oberfläche auch mit Warzen bedeckt ist, welche
ziemlich dieselbe Grösse wie die des Cephalothorax besitzen. In
der Stärke weichen diese Beine nicht von denen der anderen
Arten ab, sie verbreitern sich ebenfalls nach dem distalen Ende
zu. Von einem anderen Bein liegen die Bruchstücke resp. Ab-
drücke des Propodit, Carpopodit, Meropodit und Ischiopodit in
situ im Gestein. Die Bruchstücke der anderen Beine sind zu
fragmentarisch, um weitere Berücksichtigung zu verdienen. Zu
erwähnen sind jedoch noch die Fragmente eines Kieferfusses
neben dem Vordertheil des Cephalothorax, charakterisirt durch
die dreikantige Form der einzelnen Glieder, sowie auch durch
die Schlankheit derselben.
Das Abdomen ist bis auf die beiden Stücke der rechten
Seite des Schwanzfächers vollständig erhalten, allerdings stecken
die Epimeren der rechten Seite grösstentheils noch im Gestein,
von weichem sie bei dessen Splittrigkeit schwer zu befreien sind.
Die ersten Glieder des Abdomen sind seitlich etwas zusammen-
gepresst, worunter die Form des ersten Segments besonders ge-
litten hat. Ueber das letztere zieht eine breite, vertiefte Quer-
furche, auf die nach hinten eine zweite schwächere folgt. Das
zweite und die folgenden Segmente zeichnen sich durch glatte
Terga aus. Sie haben wohl alle, wie das sechste Segment dies
in Folge einer Biegung des Abdomens nach unten zeigt, einen
gewulsteten Vorderrand, auf den eine gebogene Querfurche folgt.
Eine schwache, nach unten zu sich etwas verstärkende Querfurche
13 *
196
theilt auch an der Hinterseite einen allerdings nur wenig aufge-
worfenen Rand von dem Haupttheil des Tergum ab. Die Epi-
meren der Segmente haben eine etwas gerundet dreiseitige Form.
Die Spitze des Dreiecks liegt nicht über der Mitte der Basis,
sondern ist nach hinten gerückt. Die Grenze zwischen Tergum
und Epimer ist durch eine schwache Kante markirt (s. Fig. 1a).
Durch die oben erwähnten beiden Querfurchen, die auch auf die
Epimeren hinablaufen und dann unterhalb der Mitte bogenförmig
zusammentrefien, wird ein mit Warzen besetzter Buckel umgrenzt,
der jedoch nicht regelmässig gewölbt ist, sondern auch noch
kleine Vertiefungen und Furchungen zeigt. Hinter und unter
diesem Buckel liegt noch je ein kleinerer, welcher ebenfalls War-
zen trägt.
Der Schwanzfächer (Taf. XII, Fig. 1b) hat ein breites, stumpf
serundetes Telson, das nach der Mitte des hinteren Randes zu
ein wenig eingebogen ist. Auf diese Bucht zu läuft ein schwacher,
medianer Kiel. der rechts und links von zwei ebenso beschaffenen
Furchen begleitet ist. Am vorderen Rande tritt ein dreieckiges,
erhöhtes Feld hervor, von dessen Spitze aus der erwähnte Kiel an-
hebt. Die Oberfläche des Telson trägt schwache Warzen. Durch
einen Bruch ist dasselbe übrigens in 2 Theile getheilt, und diese sind
seitlich gegen einander etwas verschoben. Die beiden Schwanz-
klappenpaare articuliren durch ein kleines verbindendes Stück am
sechsten Segment. Auf ihrem hinteren Theile. besonders am
Rande, zeigen dieselbe radiale Streifung. Uebrigens tragen sie
beide einen Kiel; das äussere hat ausserdem einen am oberen
Ende stark verdiekten Aussenrand und eine Quernaht, welche ein
kleines hinteres Stück abtrennt. Der Verlauf derselben ist bo-
genförmig.
Die einzelnen Maassverhältnisse sind folgende: Länge vom
Rostrum bis zum Hinderrand des Panzers ca. 4,5 cm, vom
Rostrum bis zur Nackenfurche 1,7 em; Länge des Abdomen (in
gestrecktem Zustande gedacht) ca. 6,2 cm; Breite der Abdominal-
segmente ca. 1,2 cm.
Charakterisirt wird dieArt vor den übrigen durch den glatten
Rücken, den relativ schräg nach vorn gerichteten Verlauf der
Nackenfurche, die schwachen und geschwungenen Kopfleisten, die
sehr weit nach hinten reichenden Rückenfurchen und den schwa-
chen Ausschnitt am Hinterrand des Panzers.
Pseudoglyphea arlietina nov. Sp.
Taf. .XxIV. „Eis:
Eine Cephalothorax-Hälfte aus dem oberen Arieten-Lias (mit
|
Ä
197
Artetites Gemündensis) von Wethen bei Warburg (Coll. @. Mus.
für Naturkunde zu Berlin) bekundet seine Zugehörigkeit zu obiger
Gattung durch den parallelen Verlauf der beiden Rückenfurchen,
ein vor diesen liegendes. nierenförmiges Feld und die Un-
regelmässigkeit der Längskämme auf dem vorderen Theil des
Panzers. Es scheint dieses Exemplar der Vertreter einer neuen
Art zu sein, wenigstens stimmt es mit keiner der ihm nahe
stehenden Formen überein. Von Ps. grandis Meyer!) weicht
es durch die kürzere Form des Cephalothorax und den schwach
f-förmig geschwungenen Verlauf der Rückenfurchen ab. Diese
beiden Eigenschaften unterscheiden es ebenfalls von Ps. Etalloni
Orr. ?), ausserdem noch der ziemlich gerade Verlauf der Nacken-
furche. Von Ps. amalthea Opr.?) und Ps. strieta Erarr.*) un-
terscheidet sie die kürzere und gedrungenere Form.
Es scheinen nur 2 Längskämme vorhanden zu sein, die-
selben sind jedoch in einzelne Höcker aufgelöst, der untere
bezeichnet gleichzeitig eine Kante, von der der Panzer seitlich
abfällt. Unterhalb dieser stehen noch vereinzelte scharfe Warzen.
Die Nackenfurche ist tief, verläuft in einem schwachen Bogen
und sendet auf ihrer Mitte einen flachen, bogenförmigen Ausläufer
nach vorn. Der Verlauf der Rückenfurchen ist f-förmig, wie
schon oben bemerkt. In dem oberen Drittel ihres Verlaufes
liegt neben der vorderen von ihnen eine Grube. Vor dem nieren-
förmigen Feld am unteren Rande divergiren sie ein wenig. Die
hintere Rückenfurche läuft um das nierenförmige Feld unten
herum, theilt sich dann und wendet sich einerseits nach oben
zur Nackenfurche, andererseits gerade nach vorn ebendorthin.
Hiedurch wird noch ein dreieckiges Feld abgegrenzt. Das mitt-
lere Feld des Panzers ist mit dornigen Warzen dünn besetzt;
auf dem Felde, welches die beiden Rückenfurchen einschliessen,
ist dies ebenfalls der Fall; auf dem Hinterfelde scheint die Gra-
nulation an Grösse abgenommen zu haben, wenigstens verschwin-
den die Warzen bald hinter den Rückenfurchen. Der Hinterrand
scheint in der Mitte ziemlich stark verdickt, aber nur schwach
ausgeschnitten gewesen zu sein.
Die Länge des Stückes ist ca. 4 cm, die Breite 2,3 cm.
Eee. 1528, t. 13; f.13,.b, f. 2.
eibidem, p. 53; t. 13;.f._3.
Dribidem, p. 53 f., t. 13, f. Aa, b.
4) Erarvon, 1. e., p. 31, t. 7, f 2.
ee
198
Glyphaea (Orphnea) sp.
Aus dem Plattenkalk von Lauenstein erwähnt Brauns (l. c.,
p. 135) Fussreste von Orphnea. Da diese Gattung nach OPPEL
(l. e., p. 58) mit G/lyphea ident ist, so haben wir es hier mit
einem Rest dieser Gattung zu thun.
9. Familie Astacomorpha.
Eryma numismalis OPpeL.
(Synonymie siehe bei OPPpEL, Pal. Mitth., p. 23.)
Diese Art führt Brauns!) aus dem Lias auf. Ein Exem-
plar stammt aus den Schichten des Üoeloceras centaurus von
Falkenhagen, die anderen fanden sich in den Schichten des Aego-
ceras Davoet der Haverlahwiese und von Lichtenberg.
Eryma elegans var. nov. major.
Taf XI ie:
Glyphyaea aalensis (Qu.) BRAUNS, 1. c., p. 29.
Diese Bezeichnung wähle ich für eine Abart, von der mir
ein grösseres Bruchstück einer linken Scheere vorliegt. Es ist
von BrAuns als Glyphea (Eryma) aalenstis: bezeichnet. Mit dieser
letzteren Art stimmt jedoch diese Scheere nicht überein, soweit
man aus der schlechten Abbildung und mangelhaften Beschrei-
bung bei Quenstepr?) ersehen kann. Die Scheere von jener
Art hat nämlich einen viel gedrungeneren Ballen, der auch mehr
gerundet ist. Die Schale zeigt ausserdem in der oben erwähnten
Skizze starke, abstehende Warzen. Diese Eigenschaft hebt QuEn-
steptr auch in der Beschreibung hervor.
Unser Exemplar ist ein Scheerenballen von schwarzer Farbe,
an dem noch ein Stück des unbeweglichen Fingers vorhanden ist.
Das Dactylopodit fehlt dagegen. Durch seine relative Grösse
kann es nicht zu der gewöhnlichen #. elegans Orr. gehören. Die
Warzen sind eng gestellt und kräftig, sie haben an ihrer Vor-
derseite Grübchen. Die Seitenkanten sind zugeschärft und dichter
seulpturirt als die übrige Oberfläche. Dies gilt besonders von
der oberen Aussenkante.. Die Warzen und Gruben sind hier
ausserdem stärker entwickelt als auf der übrigen Oberfläche, die
ersteren bedingen auch das zackige Aussehen der Seitenränder.
Auf der unteren Innenseite verläuft von der Gelenkstelle für das
!) BrRAuns. Der untere Jura etc., p. 120 u. 137.
?) QUENSTEDT. Der Jura, 1858, p. 349.
|
199
Daetylopodit eine schwache Rinne nach hinten zu dem proximalen
Ende des Propodit. Auf der Unterseite der Scheere ist übrigens
die Sculptur schwächer entwickelt als auf der oberen, die Wärz-
chen verschwinden fast ganz. Die fingerförmige Verlängermig des
Propodit ist auf der oberen Seite ziemlich eben, auf der Unter-
seite schwach gewölbt.
Die Breite der Scheere beträgt 1,7 cm, die Dicke 0,8 cm.
Am proximalen Ende ist noch ein Fragment vom Carpo-
podit erhalten.
Aus der Zone der Ostrea Knorrit führt Brauns (l. c., p. 50)
eine andere, der E. aalensis verwandte Scheere von Dörshelf an, die
bei Dunker und Kocn!) abgebildet und beschrieben ist. Welcher
Art diese Scheere angehört, lässt sich nach der Abbildung nicht
entscheiden, jedenfalls ist sie mit Z%. aalensıs nicht ident. Ein
schlecht erhaltenes Schalenfragment aus der Zone der Trigonia
navis von Dehme rührt aus der früheren Brauns’schen Samm-
lung her, welche in den Besitz der kgl. preuss. geolog. Landes-
anstalt übergegangen ist. Es ist von Brauns auch als Glyphea
aalensis Qu. bezeichnet. Da das Stück jedoch grubige Sculptur
erkennen lässt, gehört es wohl sicher nicht hierher.
Die Scheere, welche Vosınsky?) fälschlich auf Glyphea
Bronnii Remer bezieht, hat viel Aehnlichkeit mit der oben be-
schriebenen, sowohl was die äussere Form, als auch was die Art
der Schalensculptur anbelangt. Ich möchte dieselbe nach der Ab-
bildung fast mit der oben beschriebenen neuen Varietät identifi-
eiren. Die Sculptur der oberen Seite, wie sie an dem russischen
Exemplar dargestellt ist, gilt auch von demselben Theil des
norddeutschen Stückes.
Eryma elegans var. nov. gracelis.
Taf. XIH, Fig. 22— e.
Eryma Greppini BRAuNS. Der mittlere Jura, p. 50, z. Th.
Die 3 Exemplare, welche dieser neuen Varietät zu Grunde
liegen, bestehen in 3 Kopfbrustschildern. Das erste ist beson-
ders schön erhalten und auf Taf. XII, Fig. 2a—d abgebildet. _
Es ist von blaugrauer Farbe und entbehrt aller Anhänge. Das
Niveau, in welchem sich dasselbe fand, ist die Zone der Ostrea
!) DUNKER uad KocnH. Beitr. zur Kenntniss des norddeutschen
Oolithgebirges; Braunschweig 1837, p. 35, t. II, f. 15.
?) A. Vosınsky. Notice sur les restes des crustaces fossiles du
Jura de Moscou. Bull. de la Soc. Imp. de Naturalistes de Moscou,
1848, p. 494 ff., t. IX, f. 2 u. 2a.
200
Knorrii, speciell die Schichten mit Astarte pulla, von Eimen
(Coll. Göttingen). Das zweite Exemplar ist nur der Vordertheil
eines Panzers. Es ist aus derselben Zone wie voriges (Coll. d.
geol. Landesanst.). Ein dritter Cephalothorax von schwärzlicher
Farbe, wie der zweite, aber weniger guter Erhaltung, ist in dem-
selben Horizont bei Listringen gefunden (Coll. WÖCKENER).
Die Sculptur der Oberfläche ist der typischen EM. elegans
Orp. sehr ähnlich. Die Wärzchen haben vor sich kleine Gruben
(Fig. 2c), die nach dem Hintertheil des Panzers zu grösser wer-
den, während jene an Grösse abnehmen (Fig. 2d). Nach vorn
zu findet das umgekehrte statt. Am stärksten sind bei dem
Exemplar von Listringen die Wärzchen auf dem Feld, welches
zwischen der Nackenfurche und den beiden Rückenfurchen liegt.
Zwischen der Oberflächensculptur verläuft ein unregelmässiges
Netzwerk von feinen Linien. Das Rostrum ist bei allen wegge-
brochen. Das sogen. Schaltstückchen ist schlank spindelförmig.
Auf demselben stehen die Warzen in zwei Reihen alternirend.
Die Ränder der Augengruben sind schwach ausgeschnitten. Un-
mittelbar hinter ihnen liegt ein kleiner Postorbitaldorn (Fig. 2a
und b). Die Nackenfurche ist breit und tief, ihr vorderer Rand
sanft, der hintere steil aufsteigend. Der Lauf der Furche ist
schräg nach vorn und unten gerichtet und mehrfach gebogen.
Er verläuft dann gerade nach vorn und schliesslich aufwärts.
Die Breite und Tiefe nimmt dabei allmählich ab. Ziemlich
parallel mit der Nackenfurche laufen die beiden Rückenfurchen.
Sie beginnen jederseits etwas unterhalb der Rückenmitte und ver-
laufen anfänglich etwas convergirend, später einander parallel und
schwach bogenförmig gekrümmt unter sehr spitzem Winkel zur
Nackenfurche schräg nach vorn und unten. Die vordere von
beiden verliert allmählich an Stärke, während die hintere, stärker
entwickelte sich nach unten zu vertieft und dann in einem sichel-
förmigen Bogen, dessen Krümmung nach hinten gerichtet ist, zu
dem Seitenrand des Panzers wendet. Diesem folgt sie noch auf
kurze Erstreckung nach vorn. Von der Umbiegungsstelle geht
in geschlängeltem Lauf eine schwächere Furche zur Nackenfurche
hin. Das von dieser Rinne, dem vorderen Theil der Nacken-
furche, dem Seitenrand des Panzers und der sichelförmigen Furche
begrenzte Feld ist ziemlich gross und nach vorn in eine scharfe
Spitze ausgezogen. Es hat im Uebrigen ungefähr halbkreisför-
mige Gestalt und an seiner oberen Grenze einen rundlichen
Vorsprung.
Der Seitenrand des Cephalothorax ist nur schwach aufge-
wulstet. Er nimmt von vorn nach hinten ein wenig an Stärke
a nn er
ale Zn ah
N N
201
zu. Mit dem Hinterrand des Panzers, der an der Verbindungs-
stelle zwischen Cephalothorax und Abdomen nur wenig einge-
buchtet ist und auch nur schwach verdickt gewesen zu sein
scheint, vereinigt sich der Seitenrand in sanftem Bogen. Auf
der Bauchseite ist bei dem Stück von Eimen vorn noch der
grösste Theil des Labrum in situ vorhanden, darauf folgen Schalen-
bruchstücke, die zum Theil den Beinen angehört haben. An den
beiden anderen Exemplaren liegen am Cephalothorax noch Bein-
fragmente, deren Schale eine grubige Sculptur erkennen lässt.
Die Dimensionen des abgebildeten Individuum sind folgende:
Länge 3,05 cm, Höhe 1,7 cm und Breite ca. 2,3 cm.
Von der typischen E. elegans Orr. ist diese Varietät ver-
schieden durch das nach vorn in eine scharfe Spitze ausgezogene,
kahnförmise Feld, dadurch ferner, dass die Rückenfurchen nicht
in der Rückenmitte zusammentreffen, durch das Fehlen einer vom
Rostrum nach hinten und unten auslaufenden Kante, durch die
gebogenen oberen Augengrubenränder und durch das Fehlen einer
Einbuchtung der Nackenfurche nach vorn.
Es handelt sich hier jedenfalls um die Abänderung einer
Art auf einem beschränktem Gebiet, nicht um eine neue Art.
Wegen der schönen, zierlichen Gestalt habe ich für diese Va-
rietät den Namen gracılıs gewählt.
Der von Brauns (l. c., p. 50) als Eryıma Greppint erwähnte
Cephalothorax aus der Zone der Ostrea Knorrt (Coll. d. geolog.
Landesanst., früher Coll. BrAuns) gehört hierher.
Das auf Taf. XIII, Fig. 2e abgebildete Scheerenbruchstück
sehört höchst wahrscheinlich auch zu dieser neuen Varietät. Es
ist aus der Zone der Ostrea Knorriı der Gegend zwischen Weenzen
und Eimen (Coll. d. geol. Landesanst.,. Es hat die nämliche
Sculptur. Es sind auch kleine, spitzige, liegende Warzen mit
Grübchen davor. Am oberen Aussenrand sind dieselben etwas
stärker und stehen enger als auf der übrigen Oberfläche. Der
unbewegliche Fortsatz des Propodit, sowie das Dactylopodit fehlen
diesem Stück, das der rechte Scheerenballen vom ersten Schreit-
fusspaar ist. Der Querschnitt desselben ist queroval; die Aussen-
kante schärft sich mehr zu als die innere.
Die Breite des Stückes beträgt 1,3 cm, die Länge 1,5 cm
und die Dicke 0,8 cm.
Eryma elegans Oper.
1861. Eryma elegans Opr. Württemberg. naturwissensch. Jahresh.,
XVII. Jahrg. p. 357.
1862. — — 0Opp., Pal. Mitth., p. 26f,t. 4, £ 7.
202
Das Vorkommen dieser Art im norddeutschen Jura wird von
Brauns!) einmal aus den Schieferthonen mit Drrgonia navıs der
Gegend von Oberdehme (Cephalothorax) und andererseits aus den
Thonen mit Inoceramus polyplocus?) angeführt. Ich habe die-
selben nicht noch einmal untersuchen können.
Eryma ventrosa var. nov. subherceynica.
Rar., XI, Bis 1.
Eryma Greppini BRAUNS. Der mittlere Jura, p. 50, z. Th.
Von dieser Art konnte ich 2 Cephalothoraxhälften aus der
Zone der Ostrea Knorrii zwischen Weenzen und Eimen unter-
suchen (Coll. d. geol. Landesanst.). Sie rühren aus der Brauns’-
schen Sammlung her und sind auf der Original - Etiquette von
Brauns selbst als Glyphea Greppini Orr. bestimmt. Dass ich
dieselben zu FE. ventrosa stelle und hierin von Brauns ab-
weiche, hat seinen Grund in dem Umstande, dass verschiedene
Arten der Gattung Zryma sehr eng begrenzt und durch gering-
fügige Unterschiede von einander geschieden sind, sodass die Fest-
stellung der Identität einer Art dadurch sehr erschwert wird, zu-
mal wenn man nur auf Abbildungen und Beschreibungen Rücksicht
nehmen kann.
Ich konnte meine Stücke mit einem Gypsabguss des Mrykr’-
schen Originals von E. ventrosa vergleichen und fand, dass die-
selben noch am besten mit dieser Art übereinstimmen. Da die-
selben jedoch auch wieder in einigen unwichtigeren Merkmalen
abweichen, so glaubte ich mich auch hier zu der Annahme einer
localen Varietät berechtigt, die ich nach ihrem Vorkommen als
subhercynica bezeichne.
In der Sculptur zeigt sich kein Unterschied. Beide haben
vor den Warzen ganz schwache, kleine Vertiefungen (wie dies auch
an dem oben erwähnten Gypsabguss zu beobachten ist). Die
letzteren verschwinden nach vorn zu allmählich, und die Warzen
werden ein wenig kräftiger. Die Nackenfurche ist im Querschnitt
dreieckig; sie ist breit und buchtet sich ungefähr auf ihrer Mitte
ein wenig flach nach vorn aus. Die typische E. ventrosa hat
diese Eigenschaft nicht. Unterhalb dieser Stelle ist die Schale
etwas stärker gewölbt. Diese Einbiegung ist bei dem abgebil-
deten Exemplar schwächer ausgebildet als bei dem anderen. An
letzterem macht sich noch nach unten zu eine zweite parallele,
!) BRAauns. „Nachträge zum mittleren Jura“ in „Der untere Jura
ete.“, p. 459.
?) Idem. Der mittlere Jura etc., p. 33 u. 34.
weniger kräftig entwickelte Abbiegung bemerkbar. Der untere
Theil des mittleren Cephalothoraxfeldes ist bei den norddeut-
schen Stücken höher und kürzer als an dem französischen. Ober-
halb dieses Feldes sind 2 kleine Höcker durch eine sich ga-
belnde horizontale Furche abgetrennt. Die vom Rostrum nach
hinten gehende Leiste ist nur an dem nicht abgebildeten Stück
schwach entwickelt, bei dem abgebildeten fehlt sie dagegen. Der
Hinterrand, soweit er vorhanden, ist an dem französischen Stück
der nämliche. Die Schale selbst ist übrigens glänzend schwarz
gefärbt. Von E. Greppini weichen unsere beiden Exemplare
ab durch die schwachen Grübchen vor den Warzen, durch die
Warzen selbst, welche mehr spitzig sind, durch den fast paral-
lelen Verlauf der Rückenfurchen mit der Nackenfurche, durch die
Verlängerung der vorderen Rückenfurche nach ihrer Vereinigung
mit der hinteren auf das mittlere Feld des Panzers, durch den
seraden Verlauf der Rückenfurchen zum Seitenrand in ihrem un-
tersten Theil, durch den kürzeren und gedrungeneren unteren
Theil des Mittelfeldes und durch die mehr gerundete Umbiegung
des vorderen Panzerrandes zum seitlichen.
Das abgebildete Exemplar hat eine Länge von 3,4 cm, eine
Höhe von 2 cm, die Breite lässt sich nicht genau feststellen.
Von der typischen #. ventrosa unterscheidet sich diese nord-
deutsche Varietät durch den kürzeren Hintertheil des Panzers,
durch das kahnförmige Feld, durch das Höher-Hinaufgehen der
Rückenfurchen, durch die Ausbuchtung der Nackenfurche nach
vorn, sowie durch das Vorhandensein zweier Höcker oberhalb des
kahnförmigen Feldes.
Eryma sp.
Ein grösserer Cephalothorax aus der Zone der Ostrea Knorrw
von Listringen (Coll. WOoECcKENER) gehört vielleicht zu Eryma
elegams var. major mihi, doch ist eine specifische Bestimmung
nicht möglich, da die Schalensculptur zerstört ist. Die Nacken-
furche macht auf ihrer Mitte eine flache Ausbuchtung nach vorn.
Die vordere Rückenfurche verläuft fast parallel mit der Nacken-
furche, die hintere zieht von oben nach unten convergirend zur
vorderen und scheint sich auf der Mitte mit der vorderen zu
vereinigen. Von der Richtung schräg nach vorn und unten weicht
die hintere etwa im letzten Drittel ab und wendet sich dann
gerade nach unten auf den seitlichen Panzerrand zu.
Eryma cfr. elegans Opr.
Zwei Cephalothoraxreste aus dem Ornatenthon von Hildes-
204
heim (Coll. DENcKMANN) zeigen die für Z. elegans Orr. charakte-
ristische Schalensculptur, kleine Warzen mit Vertiefungen davor,
und ebenso eine schwache Ausbuchtung der Nackenfurche nach
vorn. Auch die Bildung des Hinterrandes am Panzer spricht
hierfür. Im Webrigen ist die Erhaltung zu ungünstig, um eine
weitere Beschreibung davon zu geben. Diese wie auch die näch-
sten Exemplare aus dem Örnatenthon liegen in Thongeoden.
Eryma sp. ind.
Drei Panzer- und drei Scheerenfragmente aus dem ÖOrnaten-
thon von Hildesheim lassen zwar ihre Zugehörigkeit zu der Gat-
tung Zryma mit voller Sicherheit erkennen, machen jedoch eine
specifische Bestimmung unmöglich, da die Schale auf den Kopf-
brustschildern ihre Sculptur eingebüsst hat. Nur an einem der
Stücke ist von derselben noch ein wenig vorhanden. Die Sculptur
erinnert hier an diejenige von E. ventrosa Meyer!). Die Form
der Scheeren hat dagegen eine gewisse Aehnlickeit mit denjenigen
von E. Greppini Orr. (l. c., p. 27, 28, t. 4, f. 8).
An dem einen Cephalothorax findet. sich eine schwache Leiste,
die vom Rostrum schräg nach hinten läuft. Der Vorderrand des
Panzers geht ziemlich gerade nach unten. Die Nacken- und
Rückenfurchen laufen einander fast parallel.
Eryma maeandrina nov. Sp.
Taf. XIM, Rise, 7a,ob:
Ein von Hildesheim aus der Schicht der Reineckia anceps
stammendes Scheerenfragment unterscheidet sich von allen an-
deren Arten durch die Sculptur der Schale. Die Warzen sind
fein und flach. Zwischen diesen verläuft ein mäandrisch gewun-
denes System von feinen, erhabenen Streifen. Das proximale
Ende des Scheerenballens ist ziemlich gerade abgestutzt. Die
Verbindungsstelle mit dem Carpopodit ist abgeschnürt und mit
einem schwachen Rand umsäumt. Der Ballen selbst ist ziemlich
breit und flach, an den Kanten ein wenig zugeschärft. Der
fingerförmige Fortsatz des Propodit scheint nur schwach gewesen
zu sein, wie es nach dem im Gestein steckenden Fragment den
Anschein erweckt. Die Warzen sind nicht sehr dicht gestellt,
sie haben eine ziemlich gleichmässige Grösse. Das Carpopodit
ist auch noch zum grössten Theil an dem vorliegenden Stück
erhalten, doch fehlt allerdings sein proximales Ende. Dies Glied
IR OPFELI FEN PA S2 U, 16,
205
war von kurzer, gedrungener, aufgeblähter Gestalt, mit der näm-
lichen Sculptur wie die Scheere.
\
Eryma crassimanus nov. sp.
Taf. XIII, Fig. 5.
Eine Scheere aus dem Korallenoolith (Schicht der Cidarıs
florigemma) vom Galgenberg bei Hildesheim (Coll. d. Mus. zu
Hildesheim) weicht von denen der übrigen Arten ab. Am näch-
sten steht sie noch der von M. Calloviensis Orr. (l. c., p. 29,
t.5, f. 1) und der von E. Corbiert Mor.!). Von ersterer Art
ist dieselbe durch den fast geradlinigen Verlauf der Aussenkante,
durch die starke und gleichmässige Wölbung des Ballens, welcher
bei %. Calloviensis am Rande eine flache Depression aufweist,
unterschieden. Ausserdem ist an unserer Scheere die Ansatzstelle
für den beweglichen Finger viel breiter, mehr gerade und mit
einem kräftig aufgewulsteten Rand umgeben, welcher auf jeder
Seite eine nach aussen höckerartig hervorspringende Gelenkgrube
besitzt. Aussen um den Rand läuft eine Furche. Die Sculptur
besteht aus kräftigen Warzen, welche vorn von einer halbkreis-
förmigen Rinne umgeben sind. Die Warzen stehen ein wenig
schräg nach vorn gerichtet.
Mit E. Corbierd Mor. hat unsere Art den geraden Aussen-
rand der Scheere gemeinsam, doch ist bei der französischen die
Granulation fein, die Grösse des Scheerenballens geringer, die
Form desselben gerundet, während sie bei unserer Art fast recht-
eckig ist.
Die Scheere hat eine Länge von 4,9 cm, eine Breite von
1,95 cm und eine Dicke von 1,1 cm.
Eryma fossata nov. Sp.
Taf. XIH, Fig. 6.
Für diese neue Art liegt ein leidlich erhaltener Cephalo-
thorax vom Galgenberg bei Hildesheim aus dem oberen Korallen-
oolith, speciell der Zone des Pecten varıans, vor (Coll. SRTUcK-
MANN). Das Stück ist ein wenig seitlich verquetscht und zeigt
in Folge davon einen Bruch. Die Seitenränder des Panzers sind
nur an einigen Stellen erhalten. Die Spitze des Rostrum ist
abgebrochen, dasselbe sendet nach hinten zwei kleine divergirende,
kammartige Erhebungen, die sich dann weiterhin in einzelne, von
vorn nach hinten an Grösse abnehmende Warzen auflösen. Ein
!) MOoRIERE. Notes sur quelques Crustaces fossiles. Bull. de la
oe Lin,.de Neorm., 1889,,p. 142, t.|V, £. 3.
206
Postorbitaldorn ist jederseits vorhanden. Aussen setzt sich der
Rand des Rostrum in den schwach ausgeschnittenen Augenrand
fort. Das sogen. Schaltstückchen ist ziemlich lang und schmal,
es reicht verhältnissmässig weit in das Rostrum hinein. Rechts
und links von diesem Stück ist die Schale schwach furchenartig
eingesenkt. Seitlich davon verläuft je eine Reihe stärkerer War-
zen. Von der äusseren Ecke der Augengrube verläuft schräg
nach hinten eine kurze Erhebung, die aus mehreren Dornen
besteht. Am hinteren Ende des Schaltstückes scheint eine kleine
srubige Vertiefung vorhanden zu sein, Die Rückennaht lässt
sich von dem Schaltstück bis zum Hinterrand des Panzers ver-
folgen. Die Nackenfurche ist tief, ihr Verlauf ist der gewöhn-
liche. Während sie sich schräg nach unten wendet, hat sie etwa
auf der Mitte vor sich eine rundliche Grube. Wegen dieser
charakteristischen Eigenschaft habe ich den Namen fossata ge-
wählt. Die Rückenfurchen sind abweichend von den meisten
anderen Arten ausgebildet. Sie entspringen beide fast unmittelbar
an der Rückennaht und laufen fast parallel mit der Nackenfurche.
Die vordere ist kräftig entwickelt und sendet einen schwachen
Zweig ungefähr in derselben Höhe, wo die Gruben vor der Nacken-
furche liegen, nach vorn. Nach dem Seitenrand biegt sie unter
sehr stumpfem Winkel um und läuft in schwachem Bogen nach
unten. Die Furche, welche die vordere Rückenfurche mit der
Nackenfurche verbindet, ist flach, gabelt sich nach vorn und um-
schliesst ein ungefähr dreieckiges, erhabenes Feldchen. Die hin-
tere Rückenfurche ist nur kurz und wenig kräftig entwickelt.
Auf den hinteren Theilen des Panzers finden sich noch einige
mehr oder weniger flache, grubenartige Vertiefungen, bei denen
es jedoch ungewiss ist, ob sie natürliche sind oder von Beschä-
digungen herrühren. Für das letztere spricht ihre unregelmässige
Anordnung (cfr. Taf. XIII, Fig. 6 auf der rechten Seite). Die
seitlichen Ränder des Panzers zeigen, soweit sie vorhanden sind,
nur schwache Entwickelung. Der Hinterrand dagegen hat einen
breiter aufgewulsteten Rand. Vor diesem ist eine kräftige Furche.
Rand und Furche nehmen von oben nach unten an Ausdehnung
zu. Die Einbuchtung des Hinterrandes für die Verbindung mit
dem Abdomen ist nur seicht. Die Sculptur ist auf den vor-
deren Theilen des Üephalothorax kräftiger als auf den hinteren.
Sie besteht dort in spitz-konischen, nach vorn gerichteten War-
zen, die kleine Vertiefungen vor sich haben. An den Seiten-
rändern ist dieselbe auch kräftiger entwickelt. Hinten dagegen
verschwimmen diese Warzen mehr in einander.
Die Länge des Panzers beträgt 5,35 cm; Breite und Dicke
207
sind in Folge der Verschiebung des Stückes nicht richtig festzu-
stellen. Das Schaltstückchen ist 1,5 em lang.
Eryma anisodaclylus nov. Sp.
Taf. XUI, Fig. 4.
Zwei zusammengehörige Scheerenfragmente und ein undeut-
licher Cephalothorax aus dem unteren Kimmeridge von Holzen
am Ith (Coll, d. Mus. f. Naturk.) liegen mir vor. Ob der letz-
tere zu derselben Art wie die Scheeren gehören, ist ungewiss,
jedenfalls rühren die 3 Stücke nicht von einem Individuum her,
da die Grösse der Scheeren nicht im Verhältniss zu dem kleinen
Cephalothorax steht. Die Scheeren, deren Gestalt allerdings
durch Druck etwas deformirt ist, sind denen von M. Babeani
Erarton!) in gewissem Grade ähnlich. Die Scheerenfinger haben
auch dieselbe Form, sind innen mit starken Warzen besetzt und
machen auch dieselbe Krümmung wie bei der französischen Art.
An den vorliegenden Stücken ist jedoch der bewegliche Finger
stärker als der feste, seine Ansatzstelle am Propodit ist ausser-
dem schräg abgestutzt und jederseits mit 2 Gelenkhöckern sowie
einem kräftigen Rande versehen. Das distale Ende des Dacty-
lopodit, welches nur als Abdruck erhalten ist, läuft in eine
schwach nach innen gekrümmte Spitze aus. Das Ende des un-
beweglichen Fingers ist nicht erhalten. Das proximale Ende der
Scheere ist für die Gelenkung des CGarpopodit abgeschnürt und
mit einem schwachen Rand versehen. Das Carpopodit ist an dem
nicht abgebildeten Exemplar noch theilweise erhalten, doch ist
nichts besonderes darüber zu bemerken.
Das vielleicht zu derselben Art gehörige Cephalothorax-
Fragment zeigt die beiden Rückenfurchen in der für die Gattung
Eryma charakteristischen Weise. Der vordere Theil des Pan-
zers ist nicht erhalten. Die Sculptur der Schale besteht aus
kleinen, ziemlich dicht stehenden, flachen, nach vorn gewandten
Warzen.
Die abgebildete Scheere ist 6,4 cm lang (davon kommen
auf den beweglichen Finger 4,1 cm), 1,3 cm breit. Die Dicke -
lässt sich nicht feststellen.
Palaeastacus sp.?
Zwei Scheerenfragmente aus dem Korallenoolith —- Stufe
1) ETALLoN. Notes sur les crust. jurass., p. 41, t. 8, f. 1. Mem.
de la soc. d’agriculture de la Haute-Saöne, und OPPEL, |. c., p. 42,
mi, TS. 3,
208
der Ordarıs florigemma — des Galgenberges bei Hildesheim
(Coll. d. Mus. Hildesheim und Coll. WÖCKENER) stehen durch die
kräftig entwickelten Warzen der Schale, die auf der Innenfläche
des Fingers sich in einer Reihe knopfartig verdicken, der Gat-
tung Palaeastacus nahe resp. gehören zu derselben. Eine sichere
Entscheidung hierüber wird jedoch erst dann möglich sein, wenn
einmal besser und vollständiger erhaltene Reste als diese gefun-
den werden. Das grössere der beiden Stücke ist ein einzelner
Scheerenfinger mit fast vollständig erhaltener Schale. Der Finger
selbst ist von schlanker Form, sein distales Ende ist wegge-
brochen. Das kleinere Stück zeigt: zwei zu einer Scheere gehö-
rige Fingerfragmente, die gerade über dem Ballen abgebrochen sind.
6. Familie Thalassinidae.
Caltianassa!) prisca nov. Sp.
Taf. XIV, Fig 6a, b.
Ein Fragment von einer grossen Scheere aus den Oxford-
schichten des Mönkeberges liegt dieser neuen Art zu Grunde.
Der Scheerenballen hat einen flach elliptischen Durchschnitt.
Die Unterseite ist flacher als die Oberseite. Der Rand auf der
Seite des unbeweglichen Fingers. ist scharf und geht auf den
letzteren über. Der andere Seitenrand ist dagegen stumpf. Be-
weglicher wie unbeweglicher Finger sind an der Basis — mehr
ist davon nicht erhalten — ziemlich kräftig entwickelt. Der
erstere ist oval, der andere dreiseitig im Querschnitt. Die Schale
ist im Allgemeinen glatt, trägt jedoch auf der Unterseite nahe
lem Seitenrande des unbeweglichen Fingers einige kleine Warzen.
Ob sich diese Sculptur noch weiter über die Schale erstreckte,
lässt sich nicht weiter nachweisen, da die letztere vielleicht ein
wenig abgerieben ist. An der Gelenkstelle für den beweglichen
Finger sind jederseits nahe dem Seitenrande zwei vorspringende
Gelenkgruben.
Die Scheere ist 1,7 cm breit, 0,6 cm dick, die Länge des
Ballens beträgt ca. 1,3 cm. Vom proximalen Ende des Scheeren-
ballens ist übrigens nur noch wenig vorhanden.
!) Die Schreibweise mit einem 1 ist wohl die richtige, da der
Name jedenfalls mit za%ı2, Wohnung, und valw aor. vdsca, wohne, zu-
sammenhängt.
209
Calianassa suprajurensis Er.
Taf. XIV, Fig. 4a, b.
1861. Calianassa suprajurensis ET., t. 1, f. 13 (non 3), p. 34. Mem.
de la soc. d’agriculture de la Haute-Saöne.
1885. Pagurus suprajurensis QuENST. Handb. der Petrefactenkunde,
p. 405. t. 31, f. 36—39.
Von dieser Art erwähnt Brauns (l. c., p. 62) Scheerenstücke
aus dem Korallenoolith (Zone der Okidaris florigemma) von Linden,
Goslar und Hoheneggelsen.
Mit obiger Art ist jedenfalls die Taf. XIV, Fig. 4a und b
abgebildete Scheere, welche ich im oberen Kimmeridge von Holzen
am Ith fand, ident.
Auf der Schale machen sich nur Runzeln, und zwar haupt-
sächlich auf der Seite des beweglichen Fingers, bemerkbar. Die
Oberseite der Schale ist gewölbt. die Unterseite ziemlich flach.
Die beiden Seitenränder sind zugeschärft. Der unbewegliche Fin-
ger ist kurz und von mittlerer Stärke. Der bewegliche Finger
fehlte. Auch das proximale Ende des Stückes ist abgebrochen.
Die Breite der Scheere beträgt 0,6 cm.
Anhang zu den Macroura.
Novum genus? (Leptochtrus.)
Bar SıV. Pie, 83.%h.
Einen Crustaceenrest aus dem Posidonienschiefer von Schan-
delah (Coll. d. geol. Landesanst.) vermag ich nicht mit einer der
mir bekannten fossilen Gattungen zu identificiren. Ich vermuthe
daher, dass derselbe einer neuen Gattung angehört. Leider ist
jedoch die Erhaltung zu unvollständig, um dies mit Sicherheit
feststellen zu können. Dem Stück fehlt nämlich der Cephalo-
thorax überhaupt, dagegen sind verschiedene Beine erhalten. In
dem besten Erhaltungszustand findet sich das Abdomen, das zum
grössten Theil noch mit einer dünnen, braunen Schale bekleidet
ist. Das Thier liegt übrigens schräg im Gestein, sodass die
linke Seite des Abdomen verdeckt ist. Das Stück besteht aus
Platte und Gegenplatte. Das erste Beinpaar ist nur in seinen
ersten Gliedern erhalten, sodass es nicht zu ermitteln ist, ob
dasselbe mit einer Scheere oder einem Nagel endigte. Das Me-
ropodit ist lang und nicht sehr dick.- Es nimmt nach dem
distalen Ende an Stärke zu. Seine Schale ist mit kleinen.
spitzen, im Innern hohlen Stacheln besetzt, die von vorn nach
hinten an Grösse abnehmen. Das zweite und dritte Bein ist auf
der rechten Seite vollständig erhalten. Dieselben sind schlank,
Zeitschr. d.D. geol. Ges. XLII. 1. 14
210
ihre einzelnen Glieder haben gleichmässige Stärke. An ihrem
Ende tragen sie alle eine kleine Scheere mit ganz kurzen,
schwach gekrümmten Fingern. Die Scheere übertrifft an Stärke
nicht die übrigen Gliedern. Der bewegliche Finger steht auf der
Aussenseite. Auf der linken Seite ist der zweite Fuss mit seiner
Scheere ebenfalls erhalten. Ob das vierte und fünfte Fusspaar
mit einer Scheere oder einem Nagel ausgerüstet war, vermag ich
nicht festzustellen, denn die Endelieder derselben sind nicht
erhalten. Das vierte ist länger als das fünfte, aber kürzer
als die vorhergehenden Beine. Das Abdomen ist ein wenig
seitlich comprimirt und besteht aus 6 Segmenten nebst dem
Telson. Die Schalensculptur zeigt auf den Terga nicht sehr
zahlreiche Höcker, die hinter sich je eine kleine Vertiefung ha-
ben. Nach den Epimeren zu werden die letzteren grösser, um
schliesslich auf jenen fast nur noch allein neben einigen Höckern
aufzutreten. Das erste Segment macht von dieser Sculptur in-
sofern eine Ausnahme, als es bis auf wenige kleine Vertiefun-
gen ganz glatt ist. Sein Vorderrand ist gerade und glatt.
Von den Epimeren desselben ist nichts erhalten. Die Terga der
einzelnen Segmente haben einen breiten, starken Vorderrand, der
in der Mitte am kräftigsten, nach den Seiten zu schwächer wird.
Der hintere Tergalrand scheint nur schwach gewesen zu sein, er
ist überall abgebrochen. Die Höcker stehen zum Theil in Reihen
hinter einander. Die Epimeren fallen ziemlich gerade nach unten
ab, sie haben eine gerundet vierseitige Form. Ihre hintere Ecke
ist in eine kleine Spitze nach hinten ausgezogen Das Epimer
des sechsten Segments nähert sich einer etwas unsymmetrischen
Blattform. Der untere Rand an den Epimeren ist fein gekerbt.
Auf der vorderen Grenze zwischen Tergum und Epimer macht
sich ein ganz kleiner, nach vorn gerichteter Zapfen bemerkbar,
über den das vorhergehende Segment hinwegzugreifen scheint.
Von dem Schwanzfächer ist die rechte Seite und ein Theil
des Telson erhalten. Das letztere scheint einen spitz dreieckigen
Umriss und eine gewölbte Form zu haben und mit dem von Pa-
laemon einige Aehnlichkeit zu zeigen. Die beiden Schwanzflossen
haben einen geraden Aussen- und Hinterrand, der innere ist
dagegen bogenförmig. Auf der äusseren der beiden Flossen ist
der Aussenrand verdickt, ziemlich parallel mit ihm verläuft
dann in geringem Abstande ein Kiel. Eine Quertheilung ist
nicht zu bemerken. Uebrigens sind die beiden Schwanzflossen
ziemlich dünn.
211
Einzelne nicht näher bestimmbare Scheeren.
DARENıV.Rlor.3,.0a,.b,.,8,9,
Fünf Scheerenreste aus verschiedenen Zonen des Malm, so-
wie einer aus dem Kelloway bieten bezüglich ihrer Bestimmung
Schwieriekeiten, da sie ohne Zusammenhang mit anderen Körper-
theilen gefunden sind. In ihrer äusseren Form haben dieselben
am meisten mit Paguriden - Scheeren Aehnlichkeit, wie ein Ver-
gleich mit dem Material der zoologischen Sammlung des königl.
Museum für Naturkunde zu Berlin, bei welcher Herr Dr. HıLaEn-
DORF mich freundlichst unterstützte, lehrte. Der unbewegliche
Finger ist mehr oder weniger stark nach aussen und unten ge-
krümmt. Der Scheerenballen ist länger als breit und gewölbt.
Die Schale selbst ist ziemlich dick. Da bisher, abgesehen von
den Scheeren, keine anderen Körpertheile gefunden sind, empflehlt
es sich, von einer Benennung abzusehen. Es wird das Zweck-
mässigste sein. die einzelnen Stücke des weissen Jura nach ihrem
geologischen Alter von unten nach oben zu besprechen und hieran
dann die Scheere aus dem Kelloway anzufügen.
Die erste, Taf. XIV, Fig. 3 abgebildete Scheere stammt
aus der Schicht des Peltoceras perarmatum von Hersum (Coll.
R@meEr). Der Scheerenballen hat eine etwas verschoben recht-
eckige Form. Die Gelenkstelle für das Carpopodit ist scharf ab-
geschnürt und mit einem relativ breiten Rand umsäumt. Die
Unterseite des Ballens ist flach, nur nach der Mitte zu ein wenig
gewölbt. Die Oberseite hat dagegen eine gleichmässige Wölbung.
Der Innenrand ist gerundet, der Aussenrand scharf und mit
Höckern besetzt. Der unbewegliche Finger ist ein wenig nach
innen und unten gekehrt; er ist kurz und spitz, auf der äusseren
Seite rundlich, auf der inneren mit einer Kante, die Höcker trägt.
Die letzteren werden von oben nach unten kleiner. Der beweg-
liche Finger ist ein wenig nach innen gekrümmt. Er ist vier-
kantig und hat auf der Aussenseite 2 Reihen stachelartiger
Warzen, dazwischen eine schwache Furche. Auf der inneren
Seite stehen ebenfalls Höcker. Auf dem beweglichen wie auf
dem unbeweglichen Finger bemerkt man auf der Innenseite rechts
und links von den eine Schneide bildenden Höckern kleine Gru-
ben, in denen jedenfalls wohl kleine Bündel von Borsten standen.
Für die Gelenkung des Fingers ist jederseits eine Gelenkgrube,
in die er mit einem Vorsprung greift, vorhanden. Eine ent-
sprechende unpaare Gelenkung ist noch auf der Kante bemerkbar.
Dicht am unbeweglichen Finger steht auf der Oberseite auch noch
ein Höcker. Die Schalensculptur besteht auf der Oberseite aus
14*
212
kleinen, flachen Warzen, die jedoch nach den Fingern zu immer
grösser und spitziger werden. Auf der Unterseite scheint die
Sculptur nur schwach entwickelt gewesen zu sein.
Die Länge beträgt 2,2 cm, die Breite 1,2 cm und die
Dicke 0,8 cm.
Das zweite Stück (Taf. XIV, Fig. 9) ist eine Scheere ohne
den beweglichen Finger aus dem unteren Korallenoolith von Her-
sum (Coll. d. geol. Landesanst.),,. Sie ist länger und breiter,
aber dünner als die vorige, ebenso ist der unbewegliche Finger
mehr gebogen. Der Scheerenballen ist fast quadratisch, auf der
Oberseite nur schwach gewölbt, auf der Unterseite dagegen am
Aussenrand concav, am Innenrand convex. Die Schalenoberfläche
ist mit runden, kleinen Warzen besetzt, die in der Nähe der
Finger etwas grösser sind. In der Concavität der Unterseite
sind keine Warzen vorhanden. Der Innenrand ist gerundet, der
äussere zugeschärft und mit grösseren Warzen gekrönt. Der un-
bewegliche Finger hat einen schief-rhombischen Querschnitt. Seine
auf der Innenseite gelegene Kante trägt einzelne gröbere Höcker.
Die Körner sind auf seiner Oberseite am stärksten. Die Innen-
fläche ist dagegen glatt. Rechts und links von der schneiden-
artigen Kante liegen einzelne Grübchen, die wohl am lebenden
Thier mit Borsten besetzt waren. Die Gelenkstelle für das Car-
popodit ist auf die Unterseite gerückt, die Abschnürung und der
Rand derselben ist nur schwach. Für den beweglichen Finger
ist die Gelenkstelle etwas länger aber schmaler als bei dem vo-
rigen Stück. Auf der Mitte steht jederseits eine Gelenkgrube,
ausserdem ist am oberen Rande und dicht am festen Finger noch
ein Höcker vorhanden.
Die Länge des Scheerenballens beträgt 1,6 cm, die Gesammt-
länge 2,7 cm, die Breite 1,5 cm und die Dicke 0,7 cm.
Weiter liegen 3 Stücke aus dem Oxford des Lindener
Berges bei Hannover vor (Öoll. Göttingen). Zwei von ihnen sind
Scheeren ohne den beweglichen Finger, das dritte ist ein Stück
von einem Finger. Bei diesen Exemplaren ist der Scheerenballen
auf beiden Seiten gewölbt, allerdings auf der Oberseite mehr als
auf der Unterseite. Der unbewegliche Finger ist noch etwas
mehr nach aussen gebogen. Die Schalensculptur besteht in einer
feinen Körnelung, die jedoch auf dem mittleren Theil der Innen-
seite ganz fehlt, auf den Fingern dagegen an Stärke zunimmt.
Die Gelenkstelle für das Carpopodit hat einen rhombischen Um-
riss, an den beiden Kanten liegt daneben eine kleine Gelenkgrube.
Die Abschnürung dieser Stelle ist auf der Oberseite schwach,
auf der unteren dagegen stark ausgeprägt, der Rand ist auf-
gewulstet.
Der Rand am festen Finger des Ballens ist gerundet, der
obere dagegen zugeschärft und mit spitzigen, ein wenig nach
vorn gerichteten Dornen besetzt. Der unbewegliche Finger hat
einen grossen und verschiedene, etwas kleinere Höcker, die dicht
nebeneinander gestellt zusammen eine messerartige Kante bilden.
Die beiden anderen Kanten des im Querschnitt dreiseitigen Fin-
gers sind gerundet. Jederseits von der Innenkante des Fingers
finden sich wieder einzelne Borstengrübchen. Die Ansatzstelle
für den beweglichen Finger ist fast so breit wie lang, hat jeder-
seits eine Gelenkgrube und auf der Oberseite neben dem festen
Finger noch einen Höcker. An der entsprechenden Stelle auf
der Innenseite scheint noch eine Gelenkgrube vorhanden zu sein.
Von dieser Stelle aus laufen 2 Höcker auf die Schneide des un-
beweglichen Fingers zu.
Das Taf. XIV, Fig. 5a, b dargestellte Exemplar, das grösste
Ders deer ist 2,cm lang, 1,2 em breit "und .0,8:cm dick; der
Scheerenballen selbst hat eine Länge von 1.3 cm.
Scheeren, wie sie im Vorstehenden beschrieben sind, bildet
DestonscHAmrs !) schon ab und giebt eine kurze Beschreibung
dazu; er bezeichnet sie als „Pinces de Pagures??“, stellt sie also
zu den Anomuren. H. v. MpyErr (Neue Gattungen etc., p. 27,
t. 3, f. 24) bezieht dieselben nach den Erklärungen zu seinen
Tafeln in obiger Arbeit fälschlich auf Glyphea Münster? Vowtz.
[|Anm. Vor der Beschreibung dieser Art bei H. v. Meyer ist jedoch
nur auf die Abbildung des Cephalothorax verwiesen, nicht dagegen
auf die beiden Abbildungen der oben angeführten Scheeren.
Dieselben werden auch im Text nicht erwähnt.] Qusxsteor’)
stellt derartige Scheeren ohne nähere Bezeichnung zu den Krab-
ben. Gegen die Zugehörigkeit zu den letzteren spricht vor Allem
die gerade Stellung des Gelenkes für das Carpopodit, sowie über-
haupt die Aehnlichkeit mit den Scheeren von Paguriden.
Die kleine, Taf. XIV, Fig. 8 dargestellte Scheere mag hier
angeschlossen werden, welche darum noch besonderer Erwäh-
nung verdient, weil sie der einzige bisher bekannte Crustaceen-
Rest aus den Kelloway - Geschieben des norddeutschen Flachlan-
des ist. Dieselbe wurde von Herrn Dr. JaAEKEL bei Nieder-
Kunzendorf in Schlesien gefunden und befindet sich in dessen
Privatsammlung. Sie hat einen Scheerenballen, der etwas länger
als breit und auf beiden Seiten gewölbt ist. Der Seitenrand am
!) M. E. DESLONGCHAMPS. Memoire pour servir a l’histoire na-
turelle des crustaces fossiles, 1829. Mem. de la soc. Lin. de Norm.,
ie 92a.
?) QuUENSTEDT. Handbuch der Petrefactenkunde, 3. Aufl., 1885,
Bao8 al, f. 27-30.
214
unbeweglichen Finger ist zugeschärft, während der gegenüber-
liegende gerundet ist. Der unbewegliche Finger ist seitlich stark
comprimirt. Die Oberfläche der Schale ist auf der einen Seite
dicht mit unregelmässig vertheilten Warzen besetzt, während
dieselben auf der anderen Seite in einigen Längsreihen angeordnet
sind. An dem Rande, der auf der Seite des beweglichen Fin-
gers liegt, sind die Warzen etwas grösser als die übrigen. Die
Gelenkstelle für den letzteren, der nach aussen gebogen liegt, ist
breit und gerade. Dicht am unbeweglichen Finger steht dann
jederseits ein kleiner Höcker. Die Gelenkstelle für das Carpo-
podit liegt quer zur Längsaxe, hat elliptischen Umriss und jeder-
seits nahe dem Rande 2 kleine Gelenkgruben.
Gattung zweifelhafter Stellung.
Orhomalus ETALLON.
1861. Orhomalus ETALLONn. Mem. de la Soc. d’agrieulture de la
Haute-Saöne, p. 13 f.
Die Gattung Orhomalus ist bisher nur aus Scheeren, die
ziemlich häufig vorkommen, bekannt geworden. Erarzon und
nach ihm andere Autoren haben aus der dicken. breiten Form
des Scheerenballens, aus der Kürze der Finger, aus der Abplat-
tung der Innenseite, sowie aus dem Umstand, dass bei den meisten
Formen derselben die Gelenkstelle für das Carpopodit von dem
proximalen Ende des Propodit etwas auf die Unterseite desselben
verschoben ist, geschlossen, dass diese Scheeren Brachyuren ange-
hört haben. Es scheinen mir dies jedoch keine zwingenden Gründe
zu sein, denn wenn es wirklich Krabben waren, bleibt es doch
merkwürdig, dass bisher nur die Scheeren und niemals andere
Körpertheile mit den letzteren im Zusammenhang gefunden sind.
Dieser Umstand spricht nicht zu Gunsten der Krabbennatur.
Bei den Scheeren von Gomzochirus, welche der Gattung
Orhomalus sehr ähnlich sind, sodass diese beiden vielleicht zu
einem Genus zu vereinigen wären, spricht Erarzon die Vermu-
thung aus, dass sie vielleicht Anomuren angehören könnten (l. c.,
p. 18). Den Gattungsnamen Gammarolithes, welchen er in einer
früheren Arbeit!) aufgestellt hatte, identificirt er in der oben an-
geführten mit Orhomalus (1. c., p. 14).
Einen Theil der in Frage kommenden Scheeren bezieht
H. v. Meyer?) auf Prosoponiden, eine Annahme, zu der er durch
!) Les crustaces fossiles de la Haute - Saöne et du Haut - Jura.
Bull Soc geol, 1858, XVI, p. 169 et suiv.
?®) H. v. MEYER. Die Prosoponiden etc. Palaeontographica, Bd. 7,
1859—1861, p. 204, t. XXI, f. 16.
j
4
2
Ä
%
3
Ä
7
215
einen Fund gelangt ist. bei welchem derartige Scheeren neben
einem Üephalothorax von Proson elongatum v. Meyer in situ
vorhanden waren. Dies würde allerdings zu Gunsten der Bra-
chyuren-Natur unserer Scheeren sprechen.
v. ZırreL bezeichnet indess diese Zugehörigkeit in seinem
Handbuch der Palaeontologie, Bd. Il, p. 702 als mindestens
zweifelhaft, führt aber in demselben Werk die Gattung Orhomalus
nicht an. Auch WoopwArn!) erwähnt dieselbe in seinem Crusta-
ceen-Katalog nicht.
Es ist die Annahme wohl die wahrscheinlichste, dass wir es
hier mit Scheeren von Anomuren zu thun haben, welche einen
weichen Körper besassen. Dafür spricht ihr stets isolirtes Auf-
treten. Eine sichere Entscheidung bleibt jedoch einem glück-
lichen Funde überlassen, der über die Beschaffenheit und Art der
übrigen Körpertheile Aufschluss giebt.
In dem lithographischen Schiefer scheinen derartige Scheeren
nicht vorzukommen, was dafür sprechen würde, dass diese Thiere
ihren Aufenthalt im bewegteren Wasser hatten. Sonst sind ähn-
liche Formen jedoch aus anderen Abtheilungen des süddeutschen
Jura bekannt, welche QuEnstepr”) aus dem Malm & beschreibt
und abbildet.
Auch v. Ammon führt Orhomalıs sp. aus dem oberen Oxford
von Maierhof zwischen Regensburg und Passau an).
Opper*) stellt eine derartige Scheere zu Glyphea (Gl. amal-
the! Quenst.). Dass dieselben aber nicht zu dieser Gattung ge-
hören, geht zur Genüge aus Exemplaren hervor, welche noch das
erste Schreitfusspaar in situ haben.
Die Diagnose für die Gattung Orhomalus ist folgende:
Kräftige, diekschalige Scheeren mit kurzen, spitzen Fingern. Die
Oberseite des Scheerenballens ist gewölbt, die Unterseite abge-
plattet. Die Articulationsstelle für den beweglichen Finger ist
breit und gross. Die Gelenkstelle für das Carpopodit verschiebt
sich mehr oder weniger auf die Unterseite.
Orhomalus sp.
| Eine Scheere aus dem unteren Kimmeridge von Holzen am
Ith (Coll. d. Mus. f. Naturk.) lässt sich mit den bisher beschrie-
!) H. WooDwARD. A. Catalogue of British Fossil Crustacea.
London 1877.
?) QUENSTEDT. Der Jura, 1858, t. 95, f. 49—51, p. 780.
?) v. AMMONn. Die Juraablagerungen zwischen Regensburg und
Passau. München 1875, p. 155.
*) OppeL. Der mittlere Lias Schwabens, 1853, p. 25 und 26,
ef 3b.
benen Arten nicht vollkommen identificiren. Sie zeigt zwar einige
Aechnlichkeit mit O. verrucosus Er.') in der äusseren Form und
Sculptur, doch ist die erstere bei unserem Stück etwas mehr
gerundet vierseitig, die letztere ist auf dem unbeweglichen Finger,
sowie auf der Unterseite dicht und ziemlich glatt. Auf der
Oberseite sind allerdings die Körner weniger dicht gestellt und
heben sich schärfer ab, doch stehen sie gleichwohl noch viel
enger als bei der französischen Art. Die Unterseite der Scheere
ist eben, die Oberseite wenig gewölbt. Die Articulationsstelle
für das Carpopodit liegt wenig schief. Der unbewegliche Finger
ist von mittlerer Länge und flach dreiseitigem Querschnitt. Wie
seine Innenseite beschaffen ist, lässt sich nicht ermitteln, da das
Gestein mit derselben verwachsen ist. Der bewegliche Finger
ist nicht vorhanden, seine Artieulationsstelle scheint nicht breit
gewesen zu sein. Die beiden Seitenränder der Scheere sind in
Folge der flachen Form etwas zugeschärft.
Orhomalus macrochirus Er.
1859. Orhomalus macrochirus THURMANN et KTALLON. Lethaea
Bruntrutana, p. 484.
1861. -- — ErTALLox. Notes sur les cerust. jur. du bassin du
Juraniete.,ip. IAm.15,.t IL 1 Daybre
Diese Art ist die häufigste von Orkomalus in Norddeutsch-
land. Ich konnte davon 1 Scheere aus dem oberen Dogger vom
Mehler Dreisch (Coll. d. geol. Landesanst.), 3 Scheeren und 1
Carpopodit aus dem Korallenoolith des Galgenberges bei Hil-
desheim (Coll. WÖCckKENER), 6 Scheeren aus dem mittleren
Kimmeridge von Ahlem bei Hannover (Coll. StTRUCKMANN) und
2 aus derselben Schicht von Wendhausen bei Hildesheim (Coll.
DEncKMANN) untersuchen. Merkwürdiger Weise ist unter die-
sen 12 Scheeren nur eine rechte. Dieselben sind auf der
Aussenseite gewölbt, die Innenseite ist abgeflacht und ziemlich
eben. Der am unbeweglichen Finger entlang laufende Rand
ist glatt und gewölbt, setzt sich jedoch scharf gegen die Un-
terseite ab. Der entsprechende Rand der anderen Seite schärft
sich zu und trägt stärkere Warzen als die übrige Schalenober-
fläche. Die Warzen sind rund, flach und stehen dicht gedrängt.
Nach dem proximalen Ende zu werden sie etwas schwächer.
Bisweilen lösen sich die einzelnen Warzen mehr von einander,
und es entsteht dann eine netzartige Anordnung. "Die Gelenk-
stelle für das Carpopodit befindet sich in etwas schiefer Lage
212 Inc... p.. om, TARER9, Ana, abric-
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auf der Unterseite der Scheere unmittelbar am proximalen Rande.
Eine schwache Einschnürung umgiebt dieselbe. Zwischen dem
gewölbten Rand der Scheere und dieser Gelenkstelle liegt eine
kleine Grube, in die vielleicht vom vorhergehenden Glied ein
Vorsprung fasste. Die beiden Scheerenfinger haben einen drei-
seitigen Querschnitt und sind etwas weniger gebogen als an
den französischen Exemplaren, jedoch liegt ihre Spitze in der
Verlängerung des seitlichen Scheerenrandes. Beide Finger schärfen
sich zu, sind auf ihrer Innenfläche eben und mit 2 Reihen stär-
kerer Warzen besetzt, zwischen welchen noch einige vereinzelt
stehen. Die Gelenkstelle für den beweglichen Finger ist breit,
jederseits mit einem Gelenkhöcker ausgestattet und von einer
mehr oder weniger deutlichen Einschnürung umgeben.
Das nach Schalensculptur, Form und Erhaltung jedenfalls
zu den Scheeren gehörige Carpopodit hat eine breite, ovale, etwas
schief stehende Articulationsstelle für die Scheere mit 2 an den
Polen des Ovals einander gegenüber stehenden Gelenkhöckern.
Von den letzteren läuft eine Kante nach unten und zur Mitte.
Das Glied nimmt dabei rasch an Dicke ab. Um diese Gelenk-
stelle verläuft eine schwache Einschnürung. Das proximale Ende
dieses Gliedes sitzt im Gestein und lässt sich bei der mürben
Beschaffenheit des Objectes nicht freilegen. Auf der einen Seite
des Gliedes ist noch eine höckerartige Auftreibung, welche die
Bildung einer Kante veranlasst.
Ist die Schale an den Scheeren durch Verwitterung ent-
fernt, so bleibt auf dem Steinkern ein unregelmässiges Maschen-
werk von feinen, erhabenen Linien, welches gröbere Höcker in
ungleicher Anordnung trägt. Die Granulation variirt ein wenig
an den einzelnen Stücken. ebenso die schiefe Lage der Gelenk-
stelle für das Carpopodit.
Die grösseren Scheeren haben eine durchschnittliche Breite
von 1,5 cm, eine Länge von 1,8 cm und eine Dicke von 0,7 cm;
die Länge des Scheerenballens beträgt 1,2 cm.
Das Vorkommen dieser Art erwähnt STRUCKMANN!) aus dem
mittleren Kimmeridge von Ahlem, vom Mönkeberg und Tönjes-
berg. Es sind dies jedenfalls dieselben Stücke, welche mir
vorlagen.
Brauns (l. c., pag. 62) führt sie aus dem Korallenoolith
(Schichten der Ordaris florıgemma) von Linden, Goslar und Hohen-
eggelsen und aus dem mittleren Kimmeridge vom Langenberge,
Kahlenberge und von Coppengraben an.
!) STRUCKMANN. Der obere Jura der Umgegend von Hannover,
1878, p. 60.
218
efr. Orhomalus astartıinus Er.
Eine Scheere aus dem Kimmeridge von Fritzow bezeichnet
SADEBECK !) als obiger Art am nächsten stehend. Er charakte-
risirt sie folgendermaassen: „Die Hand ist sehr kurz und mit
Granulationen versehen, die nach innen gröber sind; der Index
ist zum grössten Theil abgebrochen, scheint jedoch sehr ver-
längert gewesen zu sein und ist fein granulirt.“
B. Brachyura.
Familie Dromiacea.
Prosopon sp.?
Ein einziges Fragment dieser Gattung ist mir aus dem nord-
deutschen Jura bekannt, nämlich ein Vordertheil eines Cephalo-
thorax aus den Hersumer Schichten von Vorholz bei Hersum
(Coll. BEHRENDSEN). Es gehört einer grösseren Art an. Die Gra-
nulation der Schale besteht aus runden Höckern. Die Nacken-
furche ist ziemlich stark ausgebuchtet, doch fehlt vor derselben
die dreieckig umgrenzte Magenregion.
Die sichere Zugehörigkeit dieses Stückes zu der Gattung
Prosopon lässt sich bei der schlechten Erhaltung nicht feststellen,
wohl aber hat dasselbe damit die meiste Aehnlichkeit.
Schluss.
Während man aus dem norddeutschen Juragebiet bisher nur
5 Gattungen mit 12 Arten von Decapoden —- nach Abzug zweier
Species, welche, wie im Vorhergehenden gezeigt wurde, irrthüm-
lich bestimmt waren — kannte, sind nunmehr in der vorliegenden
Arbeit im Ganzen 41 Arten, die sich auf 12 Gattungen ver-
theilen, aufgeführt und beschrieben worden. Unter diesen sind
2 Gattungen. 8 Arten und 3 Varietäten als neu aufgeführt. Die
eine der beiden Gattungen (Coleia) war früher mit einer anderen,
verwandten zusammengeworfen worden, während die andere sich
überhaupt nicht mit einer der bekannten Formen identificiren
liess. Drei weitere Gattungen (Penaeus, Palaeastacus und Pro-
sopon) und einige nicht näher bestimmte Scheeren waren bisher
aus dem norddeutschen Gebiet noch nicht bekannt, während sie
aus anderen (Gebieten jurassischer Ablagerungen schon früher be-
schrieben worden sind.
!) A. SADEBECK. Die oberen Jurabildungen in Pommern. Diese
Zeitchrift, 1865, p. 651.
219
Wie es nicht anders zu erwarten war, zeigt auch die Crusta-
ceen-Fauna des norddeutschen Juragebietes im Grossen und Gan-
zen keinen von den entsprechenden Faunen der Nachbargebiete
abweichenden Charakter. Wenn dasselbe auch eine Reihe von
endemischen. bis jetzt wenigstens nur von hier bekannten Arten
aufzuweisen hat, so sind die meisten derselben doch wohl nur
als „vicariirende“, andere der Nachbarfaunen vertretende, aufzu-
fassen. Ihre Anzahl ist im Verhältniss zur Gesammtzahl nicht
bedeutend, es sind zusammen 13 Arten und Varietäten, dazu
kommt dann noch eine neue Gattung, die vorläufig auch als en-
demisch aufzufassen ist und einige fragliche neue Arten. Die
übrige Zahl der Formen ist auch in den benachbarten Absatz-
gebieten vertreten und zwar kommen von denselben 12 Arten
auch im süddeutschen, 7 auch im französischen, dagegen auf-
fallender Weise nur 2 auch im englischen und schliesslich auch
2 im russischen Jura vor, die einzigen, welche bis jetzt aus dem
letzteren bekannt geworden sind.
Sehen wir nun die 41 Arten auf ihre Verbreitung durch
die einzelnen Stufen der Juraformation an, so stellt sich als
Resultat heraus, dass die Vertheilung und Häufigkeit im nord-
deutschen Jura von unten nach oben zunimmt. Der Lias hat
zwar fast dieselbe Zahl von Arten (10) wie der Dogger (11)
aufzuweisen, doch ist ersterer ärmer an Individuen als letzterer.
Der weisse Jura übertrifft an Zahl der Arten wie der Individuen
Lias und Dogger zusammen. Die Vertheilung der Crustaceen
innerhalb der einzelnen Abtheilungen und zwar von unten nach oben
aufgezählt, ist folgende: In der untersten Zone des Lias liegt eine
endemische Art, G@lyphea ambigua v. Fritsch. In den Arieten-
Schichten ist es eine einzelne Pseudoglyphea arretina, die eine
neue, auf das norddeutsche Gebiet beschränkte Art repräsentirt.
In der Zone des Aegoceras plantcosta sind bisher noch keine
Krebse gefunden worden, wohl aber wieder in dem nächst höheren
Horizont mit Aegoceras capricornus. Hier begegnet uns der erste
Kruster, dessen Auftreten sich nicht auf Norddeutschland be-
schränkt, nämlich Eryma numismalis Opp. Derselbe findet sich
auch in Süddeutschland und zwar in der nächst tieferen Zone,
der des Amaltheus vbex.
Die Amaltheen-Schichten fallen für unsere Betrachtung aus,
dagegen finden sich im Posidonien - Schiefer verschiedene inter-
essante Formen, unter denen wieder eine für Nord- und Süd-
deutschland gemeinsame und im gleichen Niveau auftretende Art
enthalten ist, Zryon Hartmanni Meyer. Die 4 anderen Arten
sind endemisch. Eine neue Colera-Art beweist das Vorkommen
220
dieser Gattung auch im oberen Lias, während sie bisher nur
aus dem unteren, englischen bekannt war.
Der Penaeus sowie der Mecochtirus sind beide vielleicht Ver-
treter neuer Arten. Ob dies auch mit der G/lyphaea der Fall
ist, vermag ich nicht zu entscheiden. Ausserdem hat der Posi-
donien - Schiefer noch ein Exemplar von einer vermuthlich neuen
Gattung aufzuweisen. Aus den Schichten des a Jurense
sind keine Decapoden-Reste bekannt.
Während der Liaszeit bestand eine Verbindung zwischen
dem norddeutschen und süddeutschen Jurameer, darauf deutet
nicht nur die sonstige, sondern auch die beiden gemeinsame
Decapoden-Fauna hin. Aus dem Vorhandensein der Gattung
Colera allein auf eine Verbindung des norddeutschen und eng-
lischen Liasmeeres zu schliessen, wäre gewagt und widerspräche
den bisher darüber bekannten Thatsachen.
Der Dogger hat in seinen beiden untersten Stufen wieder
eine verbreitete Form, Zryma elegans Orrzn, sowohl in der
Zone des Harpoceras opalinum als auch in der des Imoceramus
polyplocus. In Süddeutschland liest diese Art etwas höher, näm-
lich in dem Horizont der Parkinsonta Parkinsoni, in Frankreich
ebenfalls, nämlich im Pholadomyien nach ErarLon, in England
dagegen viel tiefer. im Upper and Middle Lias, nach Woon-
WARD. Dass diese Art jedoch in Norddeutschland wahrschein-
lich bis in den Ornaten-Thon hinaufgeht, werden wir weiter unten
sehen. Die Coronaten- und Parkinsoni-Schichten kommen hier
nicht in Betracht. Die Zone der Ostrea Knorri hat 2 neue
Varietäten der Eryma elegans geliefert, var. major und var.
gracths, erstere höchst wahrscheinlich auch im russischen Jura
vorhanden. Von KK ventrosa ist ebenfalls eine neue var. sub-
hercynica in derselben aufgefunden. Es sind dies locale Ab-
änderungen zweier, auch im süddeutschen Jura verbreiteter Arten.
Ausserdem kommt noch in dieser Schicht eine nicht näher be-
stimmbare Eryma - Art vor. Durch das Fehlen von Crustaceen-
Resten zeichnet sich wieder die Zone der Avscula echinata aus.
Das Vorkommen in den Macrocephalen-Schichten ist nicht sicher,
da sowohl die einzelnen Scheeren als auch Orhomalus macro-
chirus Er. nach ihrer Bezeichnung „aus dem oberen Dogger“
ebenso gut den Ornaten-Schichten zugehören können. Die letz-
teren sind relativ reich an Decapoden, besonders häufig ist Meco-
chirus socialis MEyER, eine Form die ausserdem auch in Eng-
land, der Normandie und Süddeutschland vorkommt. Weiter wird
aus derselben Zone noch Eryma cf. elegans Orr. angeführt.
Neben dieser kommt dann noch eine andere, nicht näher be-
EINE A
Dr u ee A re a re re Ti
221
stimmbare Art nicht gerade selten und schliesslich noch eine
neue, endemische, E. maeandrina, vor.
Auch der Dogger des norddeutschen Juragebietes weist in
seiner Crustaceen-Fauna noch entschiedene Beziehungen zum süd-
deutschen auf, freilich macht sich daneben im Ornaten-Thon schon
eine Form bemerkbar, die auch im englisch -französischen Gebiet
verbreitet ist und auf eine Verbindung nach dorthin deutet.
Die reichste Crustaceen-Fauna ist im oberen Jura entwickelt,
der, abgesehen vom Purbeck, in jeder seiner Stufen derartige
Reste aufzuweisen hat. Glyphea Udressier! MEYER und G. Mün-
steri Vorrz kommen in dem Perarmaten-Niveau vor. Diese bei-
den Arten sind in ziemlich demselben Horizont auch im franzö-
sischen Gebiet vorhanden. Ob die neue Cahanassa prisca aus
den Perarmaten-Schichten herrührt oder dem Korallenoolith ange-
hört, lässt sich nach der Angabe „aus dem Oxford“ nicht mit
Sicherheit entscheiden. Eine einzelne Scheere sowie ein Bruch-
stück von Prosopon sp. sind weitere Angehörige der Perarmaten-Zone.
Der Korallenoolith übertrifft die letztere durch Reichthum an
Crustaceen. Zwei neue Arten von Eryma (E. crassimanus und
E. fossata) fanden sich in demselben, ausserdem Scheeren, die
wohl zu Palaeastacus gehören und eine Cahanassa suprajurensis
Er. Letztere kommt auch im süddeutschen und französischen
Jura, allerdings in einem höheren Niveau, vor (Weisser Jura @
und Strombien, nach QuUENSTEDT und ErALron). Doch findet sie
sich, wie wir weiter unten sehen werden, auch in .den nord-
deutschen Vergula-Schichten. Nicht gerade selten ist in diesem
Niveau Glyphea Bronni Rem., eine Art, die auch im englischen
Coralrag und im russischen Jura (couches de Choroschovo) vor-
kommt. Weiter enthält der Korallenoolith noch einzelne Scheeren,
worunter solche von Orhomalus macrochirus Er., der im franzö-
sischen Gebiet auch wieder höher liegt (Virgulien nach ErArLon).
Aus den Nerineen - Schichten ist eine neue Art von Eryma (E.
anisodactylus) anzuführen, ferner Orhomalus macrochirus Er.
und eine andere Art derselben Gattung.
Den nächst höheren Pteroceras - Schichten gehören ein nicht
näher bestimmbarer Mecochurus, sowie verschiedene Scheeren von
Orhomalus macrochirus Er. an.
Aus der Zone der Zogyra virgula wird Eryon aft. arctı-
formis ScuLorH. namhaft gemacht; neben diesem sind daraus
noch zahlreiche Reste eines unbestimmten Mecochtrus, sowie von
M. cfr. locusta und schliesslich Calanassa suprajurensis Er.
anzuführen.
Die Schichten des Olcostephanus gıgas haben bis jezt nur
2 Decapoden geliefert. eine neue Art von Glyphea (Gl. leronoton)
222
und Gl. Meyer: Remer, die auch auf Norddeutschland be-
schränkt ist. Die Eimbeckhäuser Plattenkalke , die jüngsten
jurassischen Schichten, aus denen Decapoden-Reste bekannt sind,
enthalten nur unbestimmbare Fragmente eines Mecochtrus und
einer Glyphea. Der obere Jura Norddeutschlands hat in seiner
Uebersicht über die Vertheilung der
Li
Gattungen und Arten.
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| Aegoceras planicosta.
| Aegoceras brevispina.
| Aegoceras capricornus.
Amaltheen - Schichten.
| Posidonien - Schiefer.
| An gulaten - Schichten.
| Arieten - Schichten.
| Jurensis- Schichten.
1. Penaeus Sp. — | | | | BERe
2. Coleia macrophthalmus n n» sp.. — 0 a
8. Eryon Hartmanni MEvER x | — | — | — | — | —|— | — | 8.
4. — aff. archiformis SCHLOTH.X | — | — | — | — | — | | = = 22
5. Mecochirus nov. P.? ... .1—-\—- 1—-|—|—|1— | — |s. 8. |
6. — socialis MEYER . . . .|—- | —- 1 — 1 — | — | — | — | — | — |
Te ISDU N N I en |
8. — sp. ind. ; _ ze ff ÄRA ZEN VER IER | MMRNE ARE AB RE |
9. — cfr. locusta GERMAR x — ||| — | | | — | — | — |
10. — S$P.xX. BERIE VEERER ESEL ER Een. | __ |
11. Glyphea ambigua v. Frıssch . |s.s. |
12. — hasına MEYER X 2 TS |
RIEDL ICEN. } — |— | — |— | — | — | — |8. |
14. — ÜUdressieri MEvER . ti | gone en a |
15. — Münsteri VOLTZ ei il Aurel |
16. — Bronn: Ren. REN RER RR ee | |
17. — Meyeri Rem. x | 2) 22 DS |
18. — leionoton nov. Sp. . Ze | — |
19. Orphnea sp. (= Glyphea sp.) X ale ejerilee ge
20. Pseudoglyphea arietina nov. sp. |— |— — | — | — |! — | — 1— | —
21. Eryma numismalis OPP. X | | €
22. — elegans var. Nov. major — ee
293. = elegans war. now. graalis | | |
24. — wentrosa var. nw. subher- |—\ — | — | — | — | || — |—
eynica s
25. — elegans OrP.X . — je | ja] Ze] | 2a Rn
260 sp: 2.2 | — | 22 | 20 Zen ee
27. — cfr. elegans Opr. ARE E82 2 EIER DEREI
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352 —.. suprajurensis Kam u. zu
36. Novum Genus? (Leptochirus) | — | — | — | —!— | — | — 8.8
Anmerkung. Die mit X bezeichneten Arten sind mir nur nach
Literaturangaben bekannt geworden.
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225
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"u9IyIIYIS - U9yeunıe1dd |
"u9FTITYag - uOYeuıg Fr |
-usgyaryog-uspeydeoosem | | | |
"Dmunpa nmaay | | | |
MLUNT 9VaasOo | | | |
uaryoryag -mosugwg | | | |
S.8.| 8.8.
uagyoryag-usyeuoaog | | | |
uopppryag -snunpdg | als
-snaogdkrod smaun.aaooug | | | |
Anmerkung. Die Buchstaben in den einzelnen Rubriken bezeich-
nen die Häufigkeit des Vorkommens und bedeuten:
sehr häufig für mehr als 15 bekannte Stücke,
sehr selten für 1—2 bekannte Stücke,
ziemlich häufig für 10—15 bekannte Stücke,
selten für 5—5 bekannte Stücke,
häufig für 6—10 bekannte Stücke,
—
u. >
Oo
8.8.
S
h
z.h.
h.h
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1.
5. Ueber Loth, Pendel, Oceanniveau und
Beweglichkeit unserer Erdrinde.
Von Herrn CARL OCHsEniIus in Marburg.
In Anknüpfung an die in meinem letzten Aufsatze über das
Alter einiger Theile der Anden angebrachte Stelle:
„Ein Anhänger der Ansicht von der Existenz von Meeres-
bergen und -Thälern sagt: „Mit dem Barometer kann man die
Störung der Niveauflächen durch ungleiche Massenverthei-
lung. d. h. deren Abweichung von. der Oberfläche eines regel-
mässigen Rotations-Ellipsoides ebenso wenig bestimmen, wie
z. B. die Anschwellung der Erde unter den Aequator. Die Flä-
chen gleichen Druckes im Wasser und in der Luft folgen in
ihrer Gestalt den gestörten Niveauflächen. sie gehen mit ihnen
bergauf und bergab. wenn man so sagen darf, genau so wie die
Lothlinie Man kann deshalb die Störungen auch durch ein
Nivellement nicht entdecken. Das Pendel dagegen zeigt die
Abplattung der Erde an. Aber soviel steht fest, dass, wenn
nicht durch eine besondere Vertheilung in der Dichte der tieferen
Erdschichten die Unregelmässigkeit der Massenvertheilung,
wie sie die Erdoberfläche darbietet, compensirt wird, Unregel-
mässigkeiten der Niveauflächen bis zu und über 1000 m Einsen-
kung resp. Erhebung vorkommen müssen, die man jedoch mit
dem Barometer nicht messen kann.“
glaube ich Folgendes meinen seitherigen Ausführungen noch hin-
zufügen zu müssen.
HELMERT, der, wie die meisten Geodäten, mit grossem Recht
die Ansicht von grossen Verschiedenheiten zwischen dem Erd-
ellipsoid und dem Geoid (und damit auch die von der Existenz
bedeutender Unregelmässigkeiten des Meeresniveaus) verwirft, sagte
schon 1884 in seiner höheren Geodäsie. I, p. 365: „Jedenfalls
darf man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass das Geoid
vom Normalsphäroid weit weniger abweicht, als T. I angiebt.“
Sein Urtheil über die Pr. Fischer’ schen Anschauungen über
die aus Pendelbeobachtungen und Lothstörungen hergelei-
tete Unregelmässigkeit des Oceanniveaus ist geradezu vernichtend,
Es lautet pag. 368: „Durch die wenig kritische Auffassung der
Resultate Pr. Fıscher's durch andere Gelehrte ist die Ansicht
von der allgemeinen Depression des Meeres weit verbreitet wor-
den. Man hält sich von dieser um so mehr überzeugt, als die
im 3. Kapitel, p. 262 erwähnten Näherungsformeln die Existenz
derselben mit Rücksicht auf die Anomalien der Schwerkraft an-
scheinend bestätigen. Die Werthlosigkeit dieser Formeln zeigt
aber beispielsweise die Tabelle von p. 363 sehr drastisch: hier
entsprechen H! und G! den Symbolen N und y in (1) p. 262:
aber es stimmen nicht einmal die Vorzeichen von h! und
2R
Ta
Weiter drückt sich der Geodät A. Fischer in Berlin über
Lothstörungen um Rauenberg bei Berlin (in „Himmel und Erde“,
Heft 8, Mai 1890) folgendermaassen aus:
„Dieselben erreichen sowohl in Breite wie in Länge recht
erhebliche Beträge, die sich durch die Wirkung sichtbarer Massen
nicht erklären lassen, folglich durch unterirdische Massen ver-
ursacht werden müssen. ..... Die daraus abgeleiteten Erhebun-
sen des Geoids betragen für OÖO—1 km Entfernung 0,003 m;
für 70—80 km 0,346 m. Es ergiebt sich demnach hieraus die
Thatsache, dass trotz bedeutender Lothstörungen die Erhe-
bungen des Geoids über dem Ellipsoid oder die Abweichun-
sen beider mathematischer Erdoberflächen im Lothablenkungsgebiet
nur geringfügige sind.“
In einer Nachricht über den diesjährigen internationalen
Congress für Erdmessung, welcher in Freiburg tagte. heisst es:
„HELMERT berichtete über seine Untersuchungen hinsichtlich
der Messungen v. Sterneck’s der Intensität der Schwere in
Tyrol, aus denen sich mit grosser Wahrscheinlichkeit ergiebt,
dass auch unter den Tyroler Alpen, ähnlich wie unter dem Hy-
malya und dem Kaukasus, Massendefecte (vielleicht grössere Hohl-
räume) vorhanden sind.
Italien ist das Land der interessantesten Lothstörungen; aber
die meisten Lothabweichungen werden durch Unregelmässigkeit
der Massenvertheilung in der Nähe der Erdoberfläche
bewirkt. (Näheres darüber in Ausland, 1891, No. 9, p. 174 ff.)
Die Gleichheit des Meeresniveaus an den Küsten Europas
wurde bestätigt !).“
A g überein.“
!) Niveauverhältnisse der europäischen Meere nach MAKRAROFF:
Analen der Hydrographie, 1890, p. 374.
Mittlerer Wasserstand
des Atlantischen Oceans bei Lissabon Om,
des westlichen Mittelmeeres . . . . —- 0,434 m,
19”
228
Listing hatte u.a. einen Unterschied von 25,4 m zwischen
den Wasserspiegeln von London und Königsberg auf Grund der
Attractionswerthe dieser beiden Orte herausgerechnet.
Ueber die Veränderungen in der Intensität der Schwere von
‘ein und demselben Punkte der Erdoberfläche hat F. W. Prarr in
Erlangen Versuche angestellt (diese Zeitschr., 1890, p. 303 bis
307) und zeigt damit, dass die Intensität der Erdanziehung
(sc. der Schwere) gewissen Aenderungen unterworfen ist. Und
zwar überschreiten diese Schwankungen die von THonmsEn theo-
retisch berechneten, von Sonne und Mond hervorgerufenen, um
ein ganz beträchtliches; ja es scheint, dass die Erdoberfläche
ziemlich bedeutenden Schaukelbewegungen unterworfen ist.
Hieraus folgt. dass, wenn die Schwerkraft an demselben
Punkte der Erde variirt, sie auch an verschiedenen Stellen un-
gleich sein muss, und demnach sind Pendelschwingungs - Zahlen,
Lothabweichungen u. s. w. unbrauchbar für die Bestimmung der
Entfernung vom Erdencentrum vermittelst der Schwere, d. h. die
auf solche Beobachtungen basirten. Schlüsse über die Tieflage
von isolirten oceanischen Inseln und Ansteigen des Oceans an
massigen Küsten sind, wie ich solche schon in meinem letzten
Aufsatze bezeichnet habe, meines Erachtens falsch; die Ocean-
Hläche entspricht dem Rotationsellipsoid und hat durchaus keine
Berge und keine Thäler.
Da nun nicht der geringste Grund vorliegt, anzunehmen,
dass der Ocean sich früher anders verhalten habe, müssen die
Verschiebungen alter Strandlinien durch Auf- oder Abbewegung
der Küsten und die Höhenlagen der jungen marinen Sedimente
auf Gebirgen durch Hebungen hervorgerufen worden sein, durch
Hebungen, welche auch heute noch nicht ganz aufgehört haben.
Die Veste ist beweglich, das allgemeine Niveau des
Oceans dagegen stetig.
„Wir sehen bei. näheren Untersuchungen“, sagt AxeL BLyrt,
„dass es mit der Festigkeit der sogenannten festen Erdkruste nur
schlecht bestellt ist.“
Auch ohne eigentliche Erdbeben in den Kreis dieser Be-
merkungen zu ziehen und Libellen - Beobachtungen zu erwähnen,
lässt sich der Ausspruch Bryrr's stützen.
des östlichen Mittelmeeres . . . . — 0,507 m,
des Aegäischen Meeres. . . . . . — 0,563 m,
des Marmara-Meeres . . . .....— 0,291 bis — 0,360 m,
des Schwarzen Meeres. . . . ... + 0,246 m,
der westlichen Ostsee . . . . ...-+ 0,259 m,
der östlichen Ostsee . . . 2.2... + 0,254 m,
des Finnischen Meerbusens . . . . + 0,415 m.
229
Von Japan wurde vor einiger Zeit berichtet:
„Eine merkwürdige, auch in Europa bisweilen bemerkte Er-
scheinung ist das leise Zittern des Bodens, das nur von sehr
feinen Instrumenten angezeigt wird, welche selbstthätig auch die
schwächsten Zuckungen der Erdoberfläche notiren.
An 700 Punkten des Reiches sind Beobachtungsstellen ein-
gerichtet. Dabei hat sich herausgestellt, dass dort das Vibriren
des Bodens mit dem Winde zusammenhängt.
Bei heftigem Winde ist es lebhaft, aber leise Bewegungen
machen sich auch bemerkbar, wenn am Beobachtungspunkte Wind-
stille herrscht. Die täglich zusammengestellten Wetterkarten wiesen
dann aus, dass an jenen Tagen stets der Wind gegen gewisse
Berge wehte, die 100 — 300 km vom Beobachtungsorte entfernt
sind. Grossen Erschütterungen geht meist eine Reihe rascher
und kleiner Schwingungen voraus, die kaum 0,1 mm betragen
und sich 6— 10 Mal in der Secunde wiederholen.“
Hieran schliesst sich eine mir kürzlich zugegangene Notiz
über die Observationen an dem durch v. REBEUR-PASCHWITZ ver-
besserten Hen6eter’schen Horizontalpendel, welche buchstäblich
zeigen, dass sogar unser norddeutscher, für erdbebenfrei erklärter
Boden gar nicht so unbeweglich ist und auch durchaus nicht
unempfindlich für Stösse, die in weitester Entfernung von ihm
die Erdrinde erschüttern.
Das Instrument besteht in seiner ursprünglichen Construction
aus einer dünnen. an dem einen Ende mit Gewicht beschwerten
Stange, die an dem anderen Ende durch zwei straffe Drähte,
die dicht neben einander befestigt sind und von denen der eine
nach dem oberen, der andere nach dem unteren Arm eines
Stativs geht, frei schwebend erhalten wird. Sind die beiden
Aufhängepunkte nicht genau senkrecht über einander, so ruft
schon die kleinste Verschiebung in der Lage der Lothlinie
eine beträchtliche Aenderung in der Gleichgewichtslage des Pen-
dels hervor, und dadurch giebt der Apparat ein Mittel an die
Hand, Winkelgrössen zu messen, die so klein sind, dass sie sich
jeder sonstigen Wahrnehmung völlig entziehen.
Die Ergebnisse der in Potsdam und Wilhelmshafen mit pho-
tographischen Registrir - Apparaten aufgestellten Horizontalpendel
sind ebenso sicher wie neu und überraschend. Sie lassen er-
kennen, dass die Ebene des Horizontes ununterbrochen hin und
her schwankt, allerdings um minimale Beträge, die eben nur das
Horizontalpendel angiebt. welche aber beweisen, dass die Loth-
linie nicht vollkommen stabil ist. Für Wilhelmshafen hängt ihre
Lage sogar vom Barometerstande ab. Dort arbeitet das Hori-
zontalpendel wie ein Barometer in grossem Maassstabe. Zur
230
Erklärung nimmt der Beobachter an, dass der von Wasser durch-
zogene Marschboden Wilhelmshafens eine grosse Elasticität be-
sitzt und sich unter dem Luftdruck wie ein Kissen aufbläht oder
zusammenzieht. In Potsdam bemerkt man nichts derartiges.
Eine zweite Art von Störungen wird durch die mikroseis-
mischen Bewegungen des Erdbodens erzeugt, welche beweisen,
dass sich Gebiete von 50 Meilen Durchmesser und darüber in
leisem Vibriren befinden.
Das Erkennen ferner Erdbeben am Horizontalpendel, bedarf
wohl keiner besonderen Betonung.
Im Sommer 1889 sind 30 Fälle von Beben verschiedener
Stärke nachgewiesen worden, von kleinen, scharf markirten Stössen
an bis zu ausgedehnten, viele Stunden dauernden Schwingungen
des Bodens.
Das grosse Beben in Üentralasien vom 11. und 12. Juli
rief beträchtliche Bewegungen des Horizontalpendels hervor, die
in Potsdam 40 Minuten früher ihr Ende erreichten als in Wil-
helmshafen; das starke. Beben von Tokio in Japan gab sich deut-
lich am 17. April in den beiden Orten am Horizontalpendel kund.
Die Niveaustörungen erschienen in Wilhelmshafen in bedeu-
tend grösserem Maasse als in Potsdam, und man vermuthet die
Ursache davon in einer mehr von örtlichen Umständen bedingten
blasenförmigen Anschwellung des Bodens.
So hat sich also meine p. 148 im vorigen Jahrgang dieser Zeit-
schrift ausgesprochene Vermuthung, dass die Physiker die Gründe
der Nichtübereinstimmung der Pendelversuche schon mit der Zeit
ausfinden würden, rascher erfüllt, als ich zu glauben wagte.
Nach dem bisher seit 1887 in vorliegender Zeitschrift von mir
über das Alter einiger Andentheile, über Hebungen im Allgemei-
nen und die Beweglichkeit unserer Erdrinde im Besonderen Vor-
getragenen wird gewiss jeder Unbefangene die vollkommene Be-
rechtigung zu meinem Glauben an die Existenz recht jugendlicher
Hebungen in Sädamerika anerkennen und auf der anderen Seite
zugeben müssen, dass keiner von den auf Loth, Pendel und
Strandlinien basirten Beweisen, die bislang für die gegentheilige
Ansicht: „nicht das Festland hebt sich, sondern das Oceanniveau
steigt hier tausende von Metern, um dort ebenso viel zu fallen“,
angeführt sind, als stichhaltig anerkannt werden kann.
Ich schliesse diesen Abschnitt: mit den treffenden Worten von
E. Suess: „Hoffen wir, dass es uns oder wenigstens der folgenden
Generation gelingt, die Wahrheit zu finden.“
23H
6. Ueber den Dimorphismus der Magnesia.
Von Herrn F. Rıxne in Berlin.
In kalkigen Auswürflingen des Monte Somma fand Scacchi
das von ihm Periklas genannte Mineral, dessen chemische Analyse
MsO mit beigemischtem FeO ergab.
Die Kryställchen, welche aus dem umgebenden Kalke leicht
durch Salzsäure, von der sie selbst nur schwierig -angegriffen wer-
den, herauszulösen sind, stellen Würfel und Oktaöder dar. Es
liest mithin in ihnen die reguläre Entwickelungsform der Maenesia
vor. Die optische Untersuchung bestätigt die Zugehörigkeit der
Krystalle zu den in jeder Richtung optisch isotropen Körpern,
denn sowohl Spaltblättchen des Minerals, die nach den Ebenen
des Würfels leicht herzustellen sind, als auch sämmtliche be-
liebig im Gesteinsdünnschliffe getroffenen Durchschnitte erweisen
sich als nicht doppelbrechend.
Somit entspricht das Magnesiumoxyd in seiner regulären
Ausbildung als Periklas ganz den gleichartig zusammengesetzten
Oxyden des Nickels, Mangans, Cadmiums, die in den natürlichen
Krystallen des Bunsenits, Manganosits und den künstlichen des
Oxydes des letzterwähnten Metalles in gleichfalls regulärer Form-
entwicklung bekannt sind.
Im Hinblick auf die ganz ähnlichen, regulären Sulfide der
erwähnten Metalle, zu denen dann noch das Zink hier hinzuzu-
fügen und deren wichtigster Vertreter die Zinkblende ist, liegt
die Frage nach der geometrischen Symmetrie im Rahmen des
regulären Systems nahe, die dem regulären Magnesiumoxyd zu-
kommt. Da nun am Periklas ausser Würfel und Oktaöder keine
Gestalten vorhanden sind, welche durch ihre Vertheilung auf das
Vorhandensein einer tetraödrischen Hemiedrie einen Schluss zu
machen erlauben und das Oktaäder selbst keine sicheren An-
zeichen für einen solchen darbietet, so ist die physikalische
Untersuchung geboten. Dieselbe wird durch die ausgezeichnete
Spaltbarkeit nach dem Würfel erleichtert. Charakteristische Aetz-
figuren wurden mit starker Salzsäure erzielt. Der Periklas erfor-
derte zur Herstellung der Aetzerscheinungen auf den Würfel-
plättchen ein Kochen der letzteren in der erwähnten Säure in
der Dauer von etwa 5 Minuten.
232
Da die scharf ausgebildeten Figuren nach den Ebenen des
Würfels und denen des Rhombendodekaöders symmetrisch sind.
welche die geätzte Fläche senkrecht durchschneiden, so muss
hiernach der Periklas in die vollflächige Abtheilung des regulären
Systems gestellt werden. Die Umgrenzung der Aetzfiguren stellt
ein Quadrat dar, dessen Seiten der rechteckigen Umrandung des
Plättchens, welche durch Anspalten der Würfelflächen erzielt ist,
parallel gehen. Das Quadrat der Aetzfiguren ist durch zwei dia-
sonale Linien getheil. Die Gestalt der Aetzfiguren ist mithin
durch eine Gestalt aus der Zone der Würfelkante (oO & (100):
©0On (011): 0 (110)) bedingt.
Es ist der Schluss auf eine vollflächige Ausbildung des Pe-
riklas auf diese bestgebildeten Aetzfiguren gegründet. Wie bei.
vielen Aetzversuchen kommen auch hier Verzerrungen nicht selten
vor, die durch ungleich grosse Ausbildung der Aetzflächen her-
vorgerufen sind.
Der Vergleich des Magnesiumoxydes als Periklas und des
Zinksulfides als Zinkblende führt mithin zwar zur Gleichheit der
Systeme aber nicht zur Identität der engeren Abtheilung in der
Grenze desselben Systems.
Es sei daran erinnert. dass auch in den Spaltungsverhält-
nissen der beiden Körper eine Verschiedenheit in der Natur der-
selben zu Tage tritt. Die dodekaedrische Spaltbarkeit der Zink-
blende ist gleich ausgezeichnet wie die hexa&drische des Periklas.
Zu einem weiteren Vergleichspunkte zwischen dem Magnesium-
oxyd und dem Zinksulfid führt die Erwägung. dass von letzterem
auch eine hexagonale Krvstallform im Würtzit bekannt ist. Die
Ausbildung in regulärer sowohl als auch hexagonaler Form ist
nach den bisherigen Erfahrungen für solche sich entsprechende
Oxyde und Sulfide als möglich gegeben. und es steht zu erwarten,
dass man diese beiden Entwickelungen bei den Sulfiden und
Oxyden des Zinks, Cadmiums, Mangans, Eisens, Nickels u. s. w.
in vollständiger Reihe kennen lernen wird. Das Magnesium glie-
dert sich ohne Schwierigkeit den obigen Metallen an, indess hat
die Erfahrung in diesem Falle die Theorie nur insofern bestätigt,
als von den hierher gehörigen zwei regulären und zwei hexago-
nalen Körpern erst einer in der Natur im Periklas bekannt ist.
Die künstliche Darstellung des krystallisirten Magnesiumoxyds,
wie sie EBELMEN, DAUBREE, Dumas. DeBRAY. ST. OLAIRE - DE-
VIELE und anderen gelang, führte stets zur Bildung der regu-
lären Form.
Verfasser suchte nun gleichfalls zu krystallisirtem Magnesium-
oxyd zu gelangen und schlug dabei einen besonderen Weg ein.
Die Methode beruht auf einer künstlichen Pseudomorphosenbildung,
=
Ei San Bart Ki ee ee re RE
233
ähnlich der, die bei den Zeolithen angewandt werden kann).
Sie besteht darin, krystallisirten Substanzen durch Temperatur-
erhöhung verflüchtigbare Stofle. z. B. Wasser, zu entziehen, ohne
das Krystallgebäude derart zu erschüttern, dass ein Zusammen-
sturz des letzteren eintritt. Zeolithe geben ihren Gehalt an
Wasser leicht mehr oder weniger vollständig beim Erhitzen
ab. Hierbei werden die vorher klaren Krystalle bald trübe. Die
unansehnlichen Erhitzungsproducte lassen sich indess sehr leicht
durch Bedecken mit einem Tröpfchen Oel klären, und dieselben
zeigen dann, dass nicht, wie man vermuthen möchte, ein wirres
Haufwerk der einzelnen Theilchen, vielmehr eine in ihren Theilen
wohlgeordnete, krystallisirte Verbindung vorliegt, deren bestimmte
chemische Zusammensetzung sich im Hinblick auf die Natur der
verflüchtisten Bestandtheile ergiebt. Der Rest stellt somit eine
Pseudomorphose nach der ursprünglichen Substanz dar. Da die
Theile der nun vorliegenden Verbindung in gesetzmässiger und
paralleler Stellung zu einander sich befinden, so ist ihre physi-
kalische Natur leicht zu untersuchen. Als Ausgangsobject zur
Darstellung des Magnesiumoxyds nach der besprochenen Methode
bietet sich das in der Natur krystallisirt vorhandene Magnesium-
hydroxyd (Mg (OH)s = Mg0 .H>0), der Brucit, dar. Dieses
hexagonal krystallisirende Mineral wird beim Erhitzen trübe und
verliert hierbei, wie die chemische Analyse erkennen lässt, voll-
ständig das in seiner Constitution enthaltene Wasser.
Es liegt mithin nach dem Erhitzen MgO vor.
Die trüben Blättchen bewahren bei und nach der Temperatur-
erhöhung ihren Zusammenhalt. Indess deutet eine Verminderung
ihrer Härte bereits eine innere, physikalische Veränderung an.
Beim Berühren mit einer Nadel sind sie weich wie Leder oder
Filz anzufühlen.
Bedeckt man die trüben Blättchen mit einem Tropfen Oel,
so werden sie soweit durchsichtig, dass sie im durchfallenden
Lichte untersucht werden können.
Der ursprünglich vorliegende Brucit liess in seinen Spalt-
blättchen nach der Basis das Verhalten eines optisch einaxigen
Körpers erkennen. In Folge des grossen Unterschiedes zwischen
® und e?) tritt das schwarze Kreuz schmalarmig und scharf
t) F. Rinne. Ueber die Umänderungen, welche die Zeolithe durch
Erwärmen bei und nach dem Trübewerden erfahren. Sitzungsber. der
königl. preuss. Akademie d. Wissensch., 1890, XLVI, p. 1163.
?\, M. BAUER bestimmte für rothes Licht
oe — 1,560
ID,
N. Jahrb. für Mineralogie ete., Beilage-Bd. I, 1882, p. 70.
234
heraus. Die Beobachtung vermittelst des in das umgewandeite
Polarisationsmikroskop eingeschalteten Gyps- oder Glimmerblätt-
chens lässt den positiven Charakter der Doppelbrechung erkennen.
Das durch Erhitzen getrübte una wieder in Oel geklärte Blätt-
chen zeigt, dass auch bei dem in Rede stehenden Versuche die
Ablösung des Wassergehaltes aus dem Brucitmolekül keinen Zu-
sammensturz des Krystallgebäudes herbeigeführt hat. Man be-
merkt in den nunmehr vorliegenden Magnesiablättchen gleichfalls
noch das schwarze Interferenzkreuz der optisch einaxigen Sub-
stanzen. Doch unterscheidet sich letzteres von dem des ehemals
vorhandenen Brucites durch die bedeutendere Breite der Kreuzes-
arme. Die Doppelbrechung ist mithin erheblich niedriger ge-
worden. Ausserdem ist auch ihr Charakter umgeschlagen. Das
Gypsblättchen lässt nämlich den positiven (rechten, oberen) Qua-
dAranten zwischen den Armen des Interferenzkreuzes gelb, den
negativen blau erscheinen. ein Zeichen für negative Doppel-
brechung.
Es liegt mithin ein einaxiger Körper in der vollkommenen,
künstlichen Pseudomorphose von Magnesiumoxyd nach Brueit
vor. Die Theilchen liegen nach wie vor parallel, da das Inter-
ferenzkreuz beim Verschieben der Platte unbeweglich bleibt. Die
Lage der optischen Axe des einaxigen Magnesiumoxydes fällt mit
der des Brucites zusammen.
Man kann nun zwar mit Hülfe der optischen Methode nicht
zwischen hexagonalen und den, wie diese optisch einaxigen,
tetragonalen Körpern unterscheiden und so für das vorliegende.
einaxige Magnesiumoxyd das System feststellen, indess dürfte es
kein unberechtigstes Wagniss sein, im Hinblick auf die alleinig
im hexagonalen und nicht im tetragonalen Systeme krystallisi-
renden, dem Magnesiumoxyd entsprechenden, verwandten Körper
wie Zinkoxyd (Zinkit), Berylliumoxyd, Eis und Zinksulfid (Würtzit),
Cadmiumsulfid (Greenockit), Nickelsulfid (Millerit) u. s. w. auch
für das hergestellte einaxige Magnesiumoxyd das hexagonale Kry-
stallsystem anzunehmen. —
Dem Verfasser scheint ein besonderer Umstand bezüglich
der theoretischen Form des hexagonalen Magnesiumoxydes und
der durch Messungen sicher gestellten des Brueites wesentlich zu
sein zur Erklärung der leichten Umstellung des Brucites in ein-
axiges Magnesiumoxyd unter Beibehaltung der äusseren Kıystall-
form. Es erscheint eine solche Pseudomorphosenbildung vollkom-
menster Art von vorn herein dann erklärlich, wenn das entste-
hende Erhitzungsproduct und das Ausgangsmaterial geometrische
Aehnlichkeiten besitzen, d. h. auf ähnliche Krystallformen zurück-
|
|
235
geführt werden können. Im vorliegenden Falle ist für den Brueit
die Krystallgestalt durch den Winkel
Fee or (0004) = 119° 39°
gegeben. Für das hexagonale Magnesiumoxyd ist ein Schluss
unter Berücksichtigung seines offenbar bestehenden Isomorphismus
mit dem Zinkit erlaubt, dessen Winkelverhältnisse nicht wesentlich
von denen der hexagonalen Magnesia abweichen können. Der
entsprechende Winkel ist
Parka) op = 11896“
Die Aehnlichkeit ist eine grosse!.. Sie ist gewiss nicht ohne
Einfluss bei der beschriebenen Umstellung, welche beim Erhitzen
in der Brucitmasse sich vollzieht.
!) Auf die Aehnlichkeit in den Axenverhältnissen des Zinkits und
Brucits hat bereits GOLDSCHMIDT (Index der Krystallformen der Mi-
neralien, p. 342) hingewiesen.
‘. Verbreitung der regulären Echiniden in
der Kreide Norddeutschlands.
Von Herrn ULEMENS SCHLÜTER in Bonn.
Nachdem die Untersuchung der regulären Echiniden der
Kreide Norddeutschlands vollendet und ihre Beschreibung und
Abbildung vorliegt‘), dürfte das geologische Ergebniss, die Ver-
breitung der Arten in den Gliedern?) der Kreideformation ein
allgemeineres Interesse haben und möge deshalb hier folgen.
Es wurden folgende Arten beobachtet:
Hils (Etage N&ocomien p’ORB.).
Phymosoma cf. Peroni! CorTTEAu, bei Gross-Vahlberg.
— Hilsii SchLürter, bei Gross-Vahlberg, Berklingen, Ge-
vensleben.
Pseudodiadema rotulare Acassız, bei Gross-Vahlberg und Berk-
lingen.
— Bourgueti Acassız, bei Achim.
— macrostoma AGassız, bei Achim.
Codtopsis Lorini CorTEAuv, bei Neindorf und Salzgitter:
Psammechinus fallax Acassız, bei Gross- Vahlberg.
Orldarıs hirsuta MARcoU,
Syn. Otdaris muricata bei COTTEAU,
bei Achim, Berklingen, Kissenbrück, Oesel, Salzgitter.
— muricata Ad. R&MER,
Syn. Cidaris variabilis DUNKER u. KOCH,
!) CLEMENS SCHLÜTER. Die regulären Echiniden der norddeut-
schen Kreide. Mit 21 Tafeln. Herausgeseben von der königl. preuss.
geolog. Landesanstalt und Bergakademie. Berlin, Verlag der SIMON
ScHroPpP'schen Hof-Landkartenhandlung.
?\ Vergleiche über die Gliederung:
Verbreitung der Cephalopoden in der oberen Kreide Norddeutsch-
lands von CLEMENS SCHLÜTER, diese Zeitschrift, 1876, p. 457—518.
— Von den daselbst unterschiedenen Zonen ist hier nur insoweit Ge-
brauch gemacht, als für die Darlegung der Verbreitung der Echiniden
erforderlich schien.
Dan
bei Achim, Berklingen, Kissenbrück, Oesel, Gevensleben,
Elligser-Brinck, Grube Zuversicht bei Kniestedt, Grube
Marie bei Steinlah, Sandstein des Teutoburger Waldes
bei Neuenheerse etc.
Ordaris punctata Av. Reimer,
Syn. Cidanis variabilıs KocH u. DUNKER,
bei Achim, Berklingen, Kissenbrück, Oesel, Gevensleben,
Kniestedt, Gitter.
Rhabdoerdarıs triangularıs SCHLÜTER, bei Achim.
— sp. n., Grube Zuversicht bei Kniestedt.
Letocıdarıs Salviensis Corteau, bei Gross-Vahlberg.
— KHelsi ScuLürer, bei Achim.
Peltastes stellulatus Acassız, bei Berklingen, Neindorf, Gross-
Vahlbereg.
Unterer Gault (Etage Aptien D’ORe.).
Im unteren Gault Norddeutschlands wurden noch keine Re-
gulären Echiniden beobachtet.
Oberer Gault (Etage Albien D’ORB.).
Pseudodiudema Brongniarti Acassız, im „Flammenmergel“ bei
Neu -Wallmoden. )
Unterer Pläner (Etage c&nomanien D’ Or.) incl. Tourtia.
Phymosoma Goldfussi ScuLürer, Tourtia bei Essen.
— cenomanense CoTTEau, Tourtia bei Essen.
Pseudodiadema tenue Acassız, Tourtia bei Essen.
— vartvolare BRONGNIART,
Syn. Tetagramma depressum AD. ReEMER,
„ Pseudodiadema Roemeri DESOR,
„ Diplopodia Roissyi AG. bei V. STROMBECK,
Tourtia bei Essen, Pläner bei Salzgitter, Rethen etc.
— Michelin! Acassız, Pläner bei Rethen, Salzgitter, Lan-
gelsheim.
Orthopsis granularıs CorTtEAu?, Pläner bei Langelsheim.
Echinocyphus diffieilis AGassız Sp.,
Syn. Echinus radiatus HÖNINGH. bei GOLDFUSS,
Tourtia bei Essen, Pläner bei Salzgitter etc.
Goniopygus cf. Bronni Acassız, Tourtia bei Essen, Plauen.
Codiopsis doma Desmarest, Tourtia bei Essen, Plauen.
Cottaldıa Benettine Könıe, Plauen.
Tylocıdarıs vehfera Bronn, Tourtia bei Essen.
Tylocidarıs Bowerbanki Forses, Pläner bei Salzgitter.
238
Tylocidaris asperula An. R&MER sp.,
Syn. Oidaris Oliva DESOR,
„ Cidaris Berthelinn COTTEAU,
Pläner bei Langelsheim, Salzgitter, Mühlheim?
— (2) Strombeckt DeEsor sp.,
Syn. Oidaris Dixoni COTTEAU.
Grünsand der Kohlengrube Holland bei Wattenscheid,
Kahnstein bei Langelsheim.
Dorocidaris vesiculosa GoLDFUsSS sp., Tourtia bei Essen.
— coronoglobus (QUENSTEDT sp., Tourtia bei Essen.
— Essenensis SCHLÜTER, Tourtia bei Essen.
Stereocidarıs cf. Carter! ForRBES, Unt. Pläner bei Rethen.
— Hannoverana SCHLÜTER, Unt. Pläner bei Rethen (?).
Peltastes clathratus Acassız. Tourtia bei Essen, Pläner bei Neu-
Wallmoden. Salzgitter, Langelsheim, Lüneburg.
GFontophorus lunulatus Acassız, Tourtia bei Essen.
Salenia petahfera DssmouLın, Tourtia bei Essen, Pläner vom
Kahnstein bei Langelsheim, bei Salzgitter.
Oberer Pläner (Etage Turonien D’ORP.).
Phymossma regulare Acassız?, Rother Pläner bei Salzgitter.
— gquinquangulare SCHLÜTER, Galeriten-Pläner bei Graes.
Echinocyphus mespilia WooDwARD, bei Wattenscheid.
Tylocidaris clavıgera Könıs (Stacheln), Galeriten - Pläner bei
Graes, Beuchte etc.
Dorocidarıs perornata ForsBes ? (Stacheln), Galeriten-Schichten
bei Salzgitter.
— subvestculosa D ÖRBIGNY?, Grünsand der Timmeregge.
Stereocidarıs subhercynica SCHLÜTER, Brongniarti - Pläner bei
Salzgitter, bei Thale, Suderode, Langelsheim.
— Reussi Geinitz, Scaphiten-Pläner des Hackelnberges bei
Steinlah, bei Wolfenbüttel. |
— punchllum SORIGNET, Galgenberg bei Quedlinburg.
— sStlesiaca SCHLÜTER, Scaphiten-Pläner bei Oppeln.
— Merceyi CoTtrAU, Cwvreri- Pläner bei Paderborn, bei
Lüneburg
— sceptrifera MANTELL, Ouviert-Pläner bei Paderborn, Wind-
mühlenberg bei Salzgitter.
Salenia granulosa Forses, Pläner mit Znoceramus labiatus am
Uhrenberge bei Herbram, bei Ebbinghausen, bei Dort-
mund, am Ringelberge bei Salzgitter im rothen Pläner;
im Galeriten - Pläner bei Graes, am Fleischercamp ')
!) URBAN SCHLÖNBACH (Ueber die norddeutschen Galeriten-Schich-
ten und ihre Brachiopoden-Fauna. Sitzungsber. d. k.k. Akad. d. Wiss,,
239
bei Salzgitter, zwischen Beuchte und Weddingen unweit
Goslar.
Gauthierta radıata SORIGNET SP.,
Syn. Phymosoma radiatum aut.,
Galeriten - Pläner bei Graes, bei Beuchte- Weddingen;
Scaphiten-Pläner bei Oppeln, Strehlen. im Turon-Grün-
sande Westfalens bei Dortmund, der Zeche Schlägel und
Eisen bei Recklinghausen; im Osuweer‘-Pläner ein Ge-
häuse bei Paderborn.
Emscher-Mergel (Horizont des Inoceramus digıtatus und
Ammonites Texanus).
Phymosoma cf. spatulifera Forses (Stacheln), bei Horst.
Stereocidaris sceptrifera Manteın? (Stacheln), bei Horst; bei
Stoppenberg?
Unter-Senon (Horizont des /noceramus lobatus).
Phymosoma Gehrdenense SCHLÜTER, bei Gehrden (Hannover).
— cf. magnificum Acassız, bei Adenstedt - Bülten, Spel-
dorf?, Haltern?
Echinocyphus tenmistriatus Desor, bei Speldorf.
Zeuglopleurus pustllus Ap. R&mEr,
Syn. Echinocyphus pisum SCHLÜTER,
bei Bülten, Gehrden, Recklinghausen.
Tylocidarıs cf. clavigera Könıg sp. (Gehäuse), bei Adenstedt.
— Gosae SCHLÜTER (Stacheln), bei Adenstedt, Goslar etc.
Dorocidaris cf. hurudo Cotreav, bei Bülten.
— cf. pseudopestillum CoTrTEAu, bei Adenstedt, Goslar, Ocker,
Coesfeld.
Salenia Gehrdenensis SCHLÜTER, Gehrdener Berg bei Hannover.
— Quenstedti ScHLüTER, Salzberg bei Quedlinburg.
Ober-Senon (Coeloptychien -Kreide).
Phymosoma ornatıssimum Acassız. Untere Schichten mit Be-
lemnitella mucronata bei Coesfeld und Darup.
— pseudoradtatum ScHi.ÖöTeR, bei Ahlten, bei Darup?
— princeps Hagenow, Rügen.
— taeniatum Hagenow, Rügen.
— maeandrinum SCHLÜTER, (vielleicht aus Maestricht-Schich-
ten), bei Kunraed.
1. Abth., 1868) nennt von hier auch Salemia Bourgeoisi CotT. Diese
Angabe kann nicht aufrecht erhalten werden. sSalenia Bourgeoisi ist
bisher in Deutschland noch nicht gefunden, auch in England nicht.
240
Phymosoma gramulosum GoLpFUss, (ebenso), bei Maestricht.
— pentagonale Jos. MÜLLER sp., Hornstein des Aachener
Waldes, bei Aachen.
— polygonophorum SCHLÜTER, Rügen, Aachen- Maestricht.
Phymechinus eretaceus SCHLÜTER.
Diplotagma altum SchLörer, bei Coesfeld u. Darup (und Aubel).
Crdarıs striatula v.D. Marc, bei Berkum und Rosenthal, und
diluvial im Lippethal.
-— alata BorL, Rügen, Lüneburg, Ahlten.
— spinosa Bort, Rügen, norddeutsches Diluvium.
— (Pseudocidares?) baltica SCHLÜTER, Rügen?, Stevnsklint,
norddeutsches Diluvium.
Rhabdoctdaris cf. cometes Bor, Rügen.
Tylocıdarıs vexilhfera SCHLÜTER, Stevnsklint, norddeutsches
Diluvium.
Dorocidarts Herthae SCHLÜTER, Rügen.
—- 2? pestellum QUENSTEDT sp., Rügen, norddeutsches Diluvium.
Stereocidarıs Darupensis SCHLÜTER, Darup.
Temnocıdarıs cf. Bayleı: Correau, Aachen.
Porocidaris 2? lingualis Desor, Rügen, Kunraed.
— sp. n., Rügen.
Salenıa Heberti Cortzau, Zone der Becksia Soekelandi bei
Coesfeld, Belemnitellen-Kreide bei Lüneburg, Rügen?
— obnupta SCHLÜTER, Kreide mit Belemnitella mucronata
bei Berkum.
— anthophora Jos. MÜLLER,
Syn. Sulenia Bonissenti COTTEAU,
desgl. bei Aachen.
— stelhfera Hacenow, desgl. Rügen.
— Pygmaea Hagenow, Rügen.
— sigıllata SCHLÜTER, norddeutsches Diluvium.
Maestricht-Schichten (Etage Danien).
(onvopygus Heberti Carrzau, Maestricht.
Oidarıs Faujası Desor, (Stacheln), bei Falkenburg, Maestricht.
Otdarıs Hardwini Desor,
Dorocidaris gigas ScuLürzr, bei Falkenburg.
— cf. mamillata CoTTEAu, bei Falkenburg.
Temnocidaris cf. Danica CoTTEAU, bei Maestricht, norddeut-
sches Diluvium.
— rtimulosa QUENSTEDT, norddeutsches Diluvium.
Pleurocidaris regalis GoLpruss sp., bei Maestricht.
Peltastes heliophorus Acassız, Maestricht, norddeutsch. Diluvium.
Salenia Maestrichtensis ScuLürter, Falkenburg-Maestricht.
’
1
Ami
{
Bw;
s
241
Uebersicht über die verticale Verbreitung der regularen
Echiniden in den Gliedern der Kreide Norddeutschlands.
Bezeichnung
der
Art.
Unterer Gault
Neocom
Oberer Gault
Tourtia
Oberes Cenoman
Z.d. Actinocamax plenus
Brongymartı
7.d. Inoceramus labiatus
Z.d. Heteroc. Reussianum
7..d. Inocer.
Öuvierv
Z.d. Inocer.
Emscher
Unter-Senon überhaupt
2.d. .Becksia Soekelandi
Mucronaten-Kr. überhaupt
Maestricht - Schichten
Phymosoma cf. Peromi CoTT.
Pseudodiadema rotulare AG.
Orthopsis granularis COTT.! ?
I. Diadematidae.
Helsii SCHLÜT. .
Goldfussi SCHLÜT.
cenomamense ÜOTT.
regulare AGASS. 1
quinquangulare SCHLÜT.
spathuhferum FORB. .
Gehrdenense SCHLÜT.
cf. magnificum AGASS.
ornatıssimum AGASS.
princeps HaG. .
taeniatum HaG. 4
pseudoradiatum SCHLÜT.
polygonophorum SCHLÜT.
pentagonale Jos. MÜLL. .
maeandrinum SCHLÜT. .
granulosum GOLDE.
Bourgueti AGASS..
macrostoma AGASS.
Brongniarti AGASS.
tenue AGASS.
variolare BRONG.
Michelini AGAss.
Echinocyphus en Ac.
sp.‘
mespilia Woopw.
tenuistriatus DES.
Zeuglopleurus Dans AD.
Ren. sp.
Goniopygus ct. Bronni AGass.
Codiopsis Lorini AGASS..
— doma DESsM.
Heberti CoTT.
Cottaldia Benettiae Kan.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIM. 1.
ee ge
Ih:
I+ +++
Far
ae
++
16
242
2. d. Inoceramus labiatus
Z.d. Inocer. Brongniarti
Bezeichnung
Reussianum
Ouvieri
der
Art.
Unterer Gault
Oberer Gault.
Oberes Cenoman
Z.d. Actinocamasx plenus
Unter-Senon überhaupt _
Z.d. Becksia Soekelandi
Mucronaten-Kr. überhaupt
Maestricht-- Schichten
Tourtia
Z.d. Heteroc.
Neocom
Z.d. Imocer.
Emscher
II. Echinidae.
Psammechinus fallac AGAss. |+:
Phymechinus eretaceus SCHL. |-— — — — — —
Diplotagma altum ScaLür. ‚| — —- —- — — — —
III. Cidaridae.
Oidaris hirsuta MARC.
+
— murtvcata AD. Rem. .I+
— punctata AD. Rem. . .|+
I kur
— Sp.n.. .
—_ striatula v.D. MARCK
— .alata BOLL . NE
— spinosa BOLL . . Io ae
— (Pseudocidaris?) baltica| |
BeBEUTE En --
|
— Fawasi Des. . .. 1 —
— Harduini DES... . . .} — ==
Rhabdocidaris triangularis
SCHLÜT.
+
asp. ne wur Dee
— cf. cometes BoLuL p. „| 1 1 ——|— +
+
.I+
Leiocidaris Salviensis COTT.
— KHüsiü SCHLÜT.
Tylocıdaris vehfera BRONN sp.
— Bowerbankit FORB. . „| — — +
— asperula AD.Rem. . . — — — +
— (2) Strombecki DES. . .|- —|—— ?
— sSorignei DES... . . . +
— clwigera Ken. . . .——— | — +
— Gosae ScHLÜT. . . .H-————|— ———|— nn
— vexillifera SCHLÜT. ee 2” A. +
Dorocidaris vesiculosa GLDF. | — — +
— Essenensis SCHLÜT. . .|- ——+
— coronoglobus QUENST. .I- — — +
— vperornata FoRB. . . | — ||| —|— |?
— subvesieulosa D'ORB.. .I- — — — — 1 —+
— cf hirudo SoRIe.. . . I — — 1 1 1 — | — | — +
— cf. pseudopistillum Cor. |...) 212 1122). 7 en +
— Herthae ScHLür. . . . 1 —— — — | — | ——|—|— -
— 2?pistillum Quest. . „I — | —— |) — = — +
r
— cf. mamillata CoTT.. I —— | —|—
— gigas SCHLÜT... . Velen
243
Bezeichnung
der
Art.
Stereocidaris cf. Carteri FORB.
Hannoverana SCHLÜT.
subhercynica SCHLÜT.
Reussi GEIN.
punctillum SORIG.
Silesiaca SCHLÜT..
Merceyi CoTT. .
sceptrifera MANT. .
Darupensis ScHLür. .
De. Baylei Corr. .
Unterer Gault
Oberer Gault
Tourtia
|
|
++
Oberes Cenoman
Z.d. Actinocamazx plenus
Z.d. Inoceramus labiatus
lee
Z.d. Inocer. Brongniarti
Z.d. Heteroc. Reussianum
Z.d. Imocer. Ouvieri
Emscher
Pelssteet:
Mucronaten-Kr. überhaupt
Z.d. Becksia Soekelandi
Maestricht - Schichten
Unter-Senon überhaupt
— Danica CoTT.
Porocidaris (?) lingualis Des.
sp mir
Pleurocidaris regalis GLDr. sp. =
IV. Salenidae.
Peltastes stellulatus AGass. .
— clathratus AGASS.
— umbrella AGASS.
— heliophorus AGASS.
Goniophorus lunulatus AG...
Salenia petalifera DESM. .
— granulosa FORB.
Gehrdenensis SCHLÜT.
Quenstedti SCHLÜT.
Heberti CoTT.
sigillata SCHLÜT, .
obnupta SCHLÜT. . . .
amthophora JOS. MÜLL. .
stellifera Hac. .
Pygmaea Hac.. ;
Maestrichtensis SCHLÜT.
Gauthieria radiata SORIG. .
16*
I++ ++
Ser
244
8. Bemerkungen über geognostische Profile
längs württembergischer Eisenbahnen.
Von Herrn H. Eck in Stuttgart.
Bekanntlich wurden im Auftrage der Königl. württemberg.
Eisenbahn-Direction längs der erstellten Eisenbahn-Linien seitens
der bauleitenden Ingenieure geognostische Profile aufgenommen,
von welchen einige in den Jahren 1883, 1885 und 1888 in den
Verwaltungs - Berichten der Königl. württembergischen Verkehrs-
anstalten veröffentlicht worden sind. Zu zweien derselben, welche
Schwarzwald-Gebiete durchschneiden, seien folgende Bemerkungen
gestattet.
a. Zu VO. Die Gäu- und Kinzigbahn von Stuttgart
nach Schiltach.
Die beim Bau der Bahnstrecke Stuttgart - Schiltach aufge-
schlossenen geognostischen Verhältnisse wurden von Herrn EBErn.
FraAas geschildert. (Vergl. die geognostische Profilirung der
württembergischen Eisenbahnlinien von Dr. EBERHARD FrAas.
VII. Die Gäu- und Kinzigbahn von Stuttgart nach Schiltach. Als
Anhang im Verwaltungs - Bericht der Königl. württembergischen
Verkehrsanstalten für das Rechnungsjahr 1886 bis 1887, heraus-
gegeben vom Königl. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten,
Abtheilung für die Verkehrsanstalten. Stuttgart, 1888. — Auch
selbstständig, herausgegeben von dem Königl. statistischen Lan-
desamt. Stuttgart, 1888, 12 S.) Mehrfache Begehungen der
Bahnstrecke während des Baues und freundliche Mittheilungen
der Herren Regierungsbaumeister G. BAUR, WALLERSTEINER und
HorrAckEr setzen den Verfasser in den Stand, einige nicht un-
wesentliche Ergänzungen und Berichtigungen zu der Beschreibung
der „Schwarzwald - Strecke von der Eckhalde bei Schopfloch bis
Schiltach“ (a. a. O., p. 10—12) zu geben (auf den übrigen Theil
des Profils wird derselbe bei einer anderen Gelegenheit zurück-
kommen), welche er um so weniger zurückhalten will, als manche
der damaligen Aufschlüsse gegenwärtig nicht mehr offen sind.
Belegstücke für sämmtliche im Folgenden erwähnte Gesteine wur-
\
245
den in der Sammlung der Technischen Hochschule in Stuttgart
niedergelegt.
1. Bekanntlich gehören diejenigen Granitmassen, welche im
oberen Kinzigthale zwischen Halbmeil (oberhalb Wolfach) und
Alpirsbach zu Tage stehen, dem Triberger Granitmassive an,
welches hauptsächlich aus Granitit besteht. In letzterem wurde
am Haldenhofe zwichen Schiltach und Schenkenzell!) bei der Her-
stellung der Baugrube für das dort errichtete Bahnwarthaus ein
Gang röthlich weissen, feinkörnigen, aus grauen Quarzkörnern,
röthlichen Feldspathen und spärlichen Glimmerblättchen, nnter
welchen weisser Muscovit über schwarzen Biotit überwiegt, beste-
henden aplitischen Granits aufgeschlossen, welcher anscheinend
senkrecht steht und von Westsüdwest nach Nordnordost streicht.
2. Zwischen Schenkenzell und Röthenbach setzen im Gra-
nitit 3 nahezu parallei verlaufende, von Südwest nach Nordost
streichende Gänge von Granitporphyr auf?). Der östlichste der-
selben ist am besten in einem Steinbruche beim oberen Gehöft am
Nordgehänge des unteren Theiles des Thälchens Grubersgrund ent-
blösst, ist etwa 30 m mächtig, steht senkrecht und wird behufs Ver-
wendung zu Pflastersteinen und zur Strassenbeschotterung ausge-
beutet, zu welchem letzteren Zwecke derselbe ein vorzügliches,
dem bekannten Dossenheimer Porphyr nicht nachstehendes Ma-
terial liefert. Das Gestein besteht aus einer feinkörnigen oder
stellenweise dichten, an den Salbändern lediglich dichten Grund-
masse von grauem Quarz, weissem Orthoklas, reichlichem röth-
lichem, zwillingsgestreiftern Plagioklas und theils grünlich-,, theils
bräunlich schwarzem Magnesiaglimmer, welche grosse Einspreng-
linge von farblosem oder weissem, roth umrandetem Orthoklas
enthält; nicht selten sind darin schwarze, glimmerreiche Ausschei-
dungen. In gleicher Beschaffenheit ist das Gestein auch an der
Wegebiegung am Südgehänge des Grubersgrundthälchens, im Bäch-
thale unterhalb der Biegung der neuen Strasse nach Fräuleberg
in einer Breite von etwa 30 Schritten und am Wege in der
Teufelsküche zu beobachten. Dieser Gang wird von der Bahn-
strecke nicht geschnitten.
In einem Abstande von etwa 260 m setzt im Granitit ein
zweiter Gang desselben Gesteins am nördlichen Ausgange des
!) Vergl. Blatt 89, Schenkenzell, der neuen topographischen Karte
des Grossherzogthums Baden in 1: 25000.
2, Vergl. H. Eck, Geognostische Karte der weiteren Umgebung
der Schwarzwaldbahn, Lahr, 1884, und Neues Jahrh. f. Min. etc., 1886,
I, Hft. 2, Ref. p. 248 (7). Auf den zuletzt hergestellten Abdrücken
der genannten Karte sind die rothen Horizontal- und Verticalstriche
der betreffenden Farbenbezeichnung leider nur sehr blass ausgefallen.
246
Stockbergtunnels auf, welcher etwa S m mächtig ist (beide Sal-
bänder waren aufgeschlossen), steil nach Nordwest einfällt und
auch an einer nordöstlich gelegenen Stelle im Bette der Kinzig
selbst getroffen wurde.
Ein dritter Gang desselben Gesteins wurde in etwa 50 m
Abstand vom vorigen im Daistunnel, etwa 3 m mächtig, durch-
örtert, steht unmittelbar vor dem nördlichen Tunnelausgang im
Bette der Kinzig zu Tage und wurde im nächstoberen. auf der
östlichen Thalseite gelegenen Anschnitt noch zweimal durchquert,
sodass derselbe dreimal von der Bahnstrecke getroffen wurde.
Es ist daher nicht richtig, wenn auf p. 12 der Erläute-
rungen zu dem in Rede stehenden Eisenbahnprofile diese 3 An-
schnitte ein und desselben Ganges als selbstständige Gänge auf-
gefasst und demgemäss 4 Gänge (statt zweien) als von der Bahn
gequert angegeben werden. Auf dem Profile sind die Anschnitte
unrichtig eingetragen, da der untere derselben in den Daistunnel-
Ausgang. die beiden oberen in den auf letzteren folgenden Bahn-
anschnitt hätten gelegt werden sollen.
3. Westlich von der Kinzigbrücke in Röthenbach setzt in 420 m
Höhe der Bahn im Granitit ein etwa 4 m mächtiger, nahezu
senkrecht stehender, westsüdwest-ostnordöstlich streichender Gang
röthliehen echten Granits auf, welcher aus einem mittelkörnigen
(emenge von grauem Quarz, röthlichen Feldspathen, schwarzem
Biotit und weissem Glimmer, der sich im Polarisationsapparat
als Muscovit ausweist, besteht und mit scharfer Grenze gegen
den benachbarten Granitit abschneidet. Auch auf das östliche
Kinzigthalgehänge setzt derselbe fort, wo er in einem — unter
dem Buchstaben ö des Wortes Röthenbach auf Blatt Freudenstadt
des topographischen Atlasses von Württemberg in 1:50000 ge-
legenen — Anbruche aufgeschlossen ist.
4. Wie auf der oben erwähnten Karte des Verfassers von
1884 angegeben. ist vom Rothliegenden bei Alpirsbach über dem
Granitit nur die obere Abtheilung zum Absatz gekommen. Die
Grenze zwischen beiden liest daselbst!) bei Hohneck in 515 m,
an der Burghalde in 485 m, am Wege nach Romishorn in 470 m.
Mit der Bahn wurde das tiefste Rothliegende in etwa 460 m
überfahren; das letztere hielt an bis 507 m, in welcher Höhe
dasselbe in einer Probegrube am nördlichen Anfange des Bau-
looses 3 noch anstand: seine Mächtigkeit betrug daher etwa 50 m.
Auf dem Bahnprofil ist demselben eine viel zu grosse Mächtigkeit
gegeben, indem auch der untere und ein Theil des mittleren
!) Vergl. Blatt Alpirsbach (der von der Königl. württemb. Eisen-
bahn-Direction herausgegebenen Karten im Maassstabe 1: 25000.
247
Buntsandsteins als Rothliegendes eingetragen sind. Nicht mit
dem Reichenbächle, wie die Erläuterungen des Bahnprofils be-
sagen, sondern mit dem Thälchen südlich vom Weilerberge tritt
die Bahn von Norden her in das Rothliegende-Gebiet herein.
An der Grenze zwischen Granitit und Rothliegendem zeigten
sich oberhalb des Haselbachs in Aufschlüssen unterhalb der Bahn
die Klüfte des ersteren Gesteins mit braunem Dolomit erfüllt.
Das obere Rothliegende bestand vorherrschend aus rothem tho-
nigen und conglomeratischem Gesteinsgrus, in welchem beobachtet
wurden: in 472 m Höhe (bei 100,870 km) Carneol, welcher sich
als Ausfüllung von 2 — 3 cm dicken Spalten bis in den aufra-
senden Granitit herabzog: in 473 m Höhe unweit des Gasthauses
zum Adler weisser, conglomeratischer, braun gefleckter („getiger-
ter“) Sandstein; in 476 m, 478 m (beim Adler), 4853 m und
490 m Dolomitpartieen mit oder ohne Carneol; in 498 m weisse
und rothe, grob-, bezw. feinkörnige, schwarz gefleckte Sandsteine
gegenüber Ehlenbogen am Hänslensbauernbach.
5. Unterer Buntsandstein wurde durch Bahnarbeiten insbe-
sondere entblösst: gegenüber dem Gelände zwischen Hänslens-
bauernbach und Buchbach bei 100,220 km zwischen 506 und
510 m Höhe, wo über dem obersten Rothliegenden rothe und
weisse, unten fein-, oben auch mittelkörnige, etwas thonige, Glim-
mer führende, braun- oder schwarz gefleckte Sandsteine angeschnit-
ten wurden, und gegenüber dem Terrain zwischen Buchbach und
Huttenbach bei 99,375 km in einem Aufschluss unterhalb der
Bahn zwischen 518 und 532 m, welcher unten rothe, feinkör-
. mige, thonige, glimmerreiche, braun gefleckte Sandsteine und rothe,
sandige und glimmerige Schieferthone des unteren, oben theils
weisse, theils rothe, schwarz gefleckte, grobkörnige, bindemittel-
arme Sandsteine des mittleren Buntsandsteins entblösste.e. Da am
Südwestgehänge des Weilerberges am Waldrande in 520, höch-
stens 525 m Höhe an der Bahn bereits die lockeren, Gerölle
führenden Sande der tiefsten Schichten des mittleren Buntsand-
steins zu Tage stehen, besitzt der untere Buntsandstein hier noch
eine Mächtigkeit von höchstens 18, vielleicht nur von 13 m.
Schon früher hat der Verfasser darauf hingewiesen, dass sich
derselbe vom Nordrande des Schwarzwaldes her, wo er im un-
teren Murgthale eine Mächtigkeit von 70 bis 60 m besitzt, nach
Süden immer mehr verschwächt und sich weiter südlich von
Alpirsbach ganz auskeilt.
6. Von dem bezeichneten Punkte in etwa 525 m Höhe am
Weilerberge aufwärts stehen, an mehreren Stellen noch jetzt
sichtbar, bis zu 580 m am Südportale des Schwenkenhardt- Tun-
nels die groben, lockeren, conglomeratischen Sande an, welche
248
ausser Kieselgeröllen häufig auch Gerölle kryställinischer Gesteine
führen und die untere Abtheilung des mittleren Buntsandsteins
bilden. Dieselben besitzen demnach bei der fast söhligen Schich-
tenlage hier eine Mächtigkeit von etwa 55 m. Es beruht daher
auf einen Irrthum, wenn die Erläuterungen zum Bahnprofile (p. 11)
die Grenze zwischen mittlerem und unterem Buntsandstein an den
südlichen Ausgang des Schwenkenhardt- Tunnels verlegen. Noch
irrthümlicher ist die Angabe, diese vermeintliche Grenze sei
„nicht durch eine ausgesprochene Carneolbank ausgezeichnet, wie
sie Eck als Grenzbank zwischen mittlerem und unterem Horizont
besonders in der Freudenstadter Gegend constatirt hat“, da be-
kanntlich die sogenannte Carneolbank nirgends auf der Grenze
zwischen unterem und mittlerem, sondern, wo sie überhaupt ent-
wickelt ist, überall zwischen mittlerem und oberem Buntsandstein
gelegen ist.
7. Auf letzterwähnter Grenze wurde als Vertreter der Oar-
neolbank über den kieselconglomeratischen Schichten des mittleren
Buntsandsteins ein rother, feinkörniger, Glimmer führender Sand-
stein mit eingeschlossenen braunen Dolomitpartieen in 650 m Höhe
in der Probegrube am Wege von Lossburg nach Büchenberg an-
getroffen, über welchem die rothen, thonigen, glimmerigen Sand-
steine und rothen, glimmerigen Schieferthone des oberen Bunt-
sandsteins folgten. Es betragen somit hier die ungefähren Mäch-
tigkeiten des unteren Buntsandsteins (13—) 18, der unteren
Abtheilung des mittleren (60 —) 55, der oberen Abtheilung des-
selben 70, des oberen Buntsandsteius 37, des ganzen Buntsand-
steins 180 m.
b. Zu IL Die obere Neckarbahn von Plochingen
nach Villingen.
Das Profil längs der Bahnlinie Plochingen - Villingen wurde
von Herrn O. Fraas beschrieben (vergl. Die geognostische Pro-
filirung der württembergischen Eisenbahnlinien von Dr. Oscar
FrAAs. 2te Abtheilung. II. Als Anhang im Verwaltungs-Be-
richt der Königl. württembergischen Verkehrsanstalten für das
Rechnungsjahr 1882/1883. Herausgegeben von dem Königl.
Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abtheilung für die
Verkehrsanstalten. Stuttgart, 1883, p. 175 —188.). Im Wider-
spruch mit allen vorhandenen geognostischen Karten!) ist die
!) Vergl.: Geognostische Karte von Württemberg, Blätter Schwen-
ningen und Balingen, geognostisch aufgenommen unter Controle des
Prof. Dr. v. QUENSTEDT durch J. HILDENBRAND, beschrieben von Prof.
Dr. v. QUENSTEDT, Stuttgart, 1877 bezw. 1881. — VOGELSANG, Geo-
logische Beschreibung der Umgebungen von Triberg und Donau-
249
Strecke Rottweil-Villingen des in Rede stehenden Eisenbahnprofils,
welche im Grossen und Ganzen von Nordost nach Südwest schräg
gegen die Streichlinie der durchfahrenen Schichten verläuft, ge-
eignet, die Vorstellung zu erwecken, als ob das betreffende Ge-
biet von 9 Tafelbrüchen durchsetzt wäre, deren jeder das öst-
licher gelegene Gebirgsstück in’s Liegende gezogen habe. Da
das Profil in der That als Unterlage für weitgehende Schlüsse
iiber den Gebirgsbau der betreffenden Gegend nach der angedeu-
teten Richtung hin gedient hat!), werden folgende Bemerkungen
zu demselben nicht überflüssig sein.
Vom Westende des Bahnhofs Rottweil läuft die Bahnlinie
anfangs Östlich, sodann südlich an den alten Bohrhäusern an der
Prim vorbei bis zur Abzweigung der Immendingener Bahn. Zur
Construction des Schichtenfalls in dieser ersten Theilstrecke wur-
den die „Erfahrungen in den Bohrlöchern* zu Grunde gelegt.
Letztere befinden sich auf einem etwa einen halben Kilometer
östlicher gelegenen Meridian als das Westende des Bahnhofs Rott-
weil; daher liegt bei dem herrschenden etwa östlichen Schichten-
fall eine bestimmte Schicht in den erwähnten Bohrlöchern tiefer
als unter dem Bahnhof Rottweil. wie dies auch das Profil an-
giebt. Da das letztere an seinem rechten Ende Westen hat, die
Bahnlinie also in scheinbar ost-westlichem Verlaufe darstellt, so
scheinen die Bohrlöcher westlicher (statt östlicher) als Rottweil
zu liegen, die Schichten des Muschelkalks und der Lettenkohlen-
gruppe westlich (statt östlich) einzufallen.
Die Fortsetzung des Profils in der folgenden Theilstrecke
bis zur Höhe von 717,7 m, etwa 21 km von Rottweil, leidet an
3 wesentlichen Fehlern. 1. Von der Abzweigung der Immen-
dingener Linie an nimmt unsere Bahn süd-westlichen Lauf an und
bleibt, abgesehen von localen Quartärbildungen und einer auf Blatt
Schwenningen, nicht im Profil angegebenen verrutschten Keuper-
und Liasscholle am Wege von Schwenningen nach Mühlhausen,
durchweg in den Gypsmergein des mittleren Keupers. Da Stau-
chungen und ähnliche locale kleine Lagerungsstörungen im Gyps-
gebirge selbstverständlich nicht auf das unterlagernde Gebirge
übertragen werden können, kann der Schichtenfall nur aus den
eschingen, Beiträge z. Statistik d. inneren Verwaltung d. Grossh. Ba-
den, Hft. 30, Carlsruhe, 1872. — H. Eck, Geognostische Uebersichts-
karte des Schwarzwalds, nördliches Blatt, Lahr, 1887.
!) Vergl.: Süss, Antlitz d. Erde, I, 1883, p. 257. — R. Lepsıus,
Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. Forschungen zur
deutschen Landes- und Volkskunde, Bd. I, Hft. 2, Stuttgart, 1885,
p- 79. — R. Lepsıus, Geologie von Deutschland, Bd. I, Lief. 2, Stutt-
gart, 1889, p. 444.
250
Verhältnissen der Gegend überhaupt erschlossen werden und er-
weist sich bekanntlich hieraus als ein östlicher. Es entspricht
daher nicht den Thatsachen, wenn im Profil der in Rede ste-
henden zweiten Theilstrecke trotz der veränderten Bahnrichtung
der scheinbar westliche Schichtenfall der ersten Profilstrecke zu
einen wirklichen westlichen Fall gemacht und beibehalten worden
ist. 2. Ein weiterer Fehler ist die Trennung der Gyps führenden
Mergel des mittleren Keupers in 2 Schichtengruppen (Mergel und
Gyps?) im Profil (nicht in der Farbenerklärung). Thatsächlich
tritt, wie an anderen Orten (Asberg, Untertürkheim u. s. w.), auch
hier Gyps unmittelbar über der Lettenkohlengruppe, selbst inner-
halb derselben auf, wie dies am östlichen Thalgehänge oberhalb
Rottweil zu beobachten ist; schon etwa 300 m oberhalb des
oberen Bohrhauses im Primthale steht Gyps noch unterhalb der
Abzweigung der Immendingener Strecke an der Bahnlinie zu
Tage. Nur dem Bedürfniss, den scheinbaren westlichen Schich-
tenfall der ersten Theilstrecke, welcher mindestens schon an den
Bohrlöchern hätte abgebrochen werden sollen, nicht noch weiter
ohne Unterbrechung fortzusetzen, und die Unterscheidung der
erwähnten beiden Schichtengruppen haben der Verwerfung bei
etwa 6 kın Bahnlänge zu einer scheinbaren Existenz verholfen.
3. Die in den Salzbohrlöchern oberhalb Schwenningen über die
Höhenlagen der Grenzen zwischen den einzelnen Schichtengruppen
gewonnenen Erfahrungen durften nicht unmittelbar für das Profil
verwerthet werden, da die ersteren etwa !/a km östlicher als im Profil
gelegen sind und daher bei dem herrschenden östlichen Schichten-
falle jede einzelne Schicht in einer tieferen Lage treffen mussten,
als sie unterhalb der Bahnlinie gelegen ist. Keine der 5 zwi-
schen 4 und 21 km in das Profil eingezeichneten Verwerfungen
ist in der Natur vorhanden, wie das auch schon O. Fraas er-
kannte, denn: „bis zum 21. km wurde eine wesentliche Schichten-
verschiebung nicht gefunden“ (a. a. O., p. 187).
Ziehen wir in der letzten Theilstrecke, in welcher irrthüm-
licherweise der scheinbar westliche Schichtenfall der ersten gleich-
falls als wirklicher beibehalten ist, zunächst den Streckentheil
zwischen 21 und 22,5 km in Betracht, so fällt vor Allem auf,
dass im Profil hier die Mächtigkeit der Lettenkohlengruppe in
durchaus unnatürlicher Weise plötzlich mehr als verdreifacht ist.
Legt man die in den Salzbohrlöchern bei Schwenningen angege-
bene Mächtigkeit zu Grunde, so ergiebt sich, dass die Grenze
zwischen Lettenkohlengruppe und dem Dolomit des oberen Muschel-
kalks in die Höhe 726,2 m fällt, wo auch an der Bahn beide
auf einander folgen. KRückt man in den Schwenninger Bohr-
löchern im Profil diese Grenze so weit herauf, als dies durch die
281
Lage derselben (1/s km östlicher als im Profil) bei dem östlichen
Schichtenfall erforderlich ist, verbindet man diesen Grenzpunkt
in einem der Salzbohrlöcher mit demjenigen in 726,2 m an der
Bahn, und berücksichtigt man, dass die Höhen des Profils gegen
die Längen verzehnfacht sind, so erhält man einen dem natür-
lichen nahekommenden schwachen Schichtenfall, welcher letztere
sich zu etwa 3 pCt. ergiebt, wenn man ein directes Profil (ohne
Ueberhöhung) von jenem Grenzpunkt in 726,2 m Höhe nach dem
in der Luftlinie etwa 2,6 km davon entfernten und ost-nordöstlich
gelegenen oberen Salzbohrloch bei Schwenningen entwirft; d. h.
weder bei 21 km, noch bei 22,5 km sind Verwerfungen vorhan-
den. Dass auch die letzten beiden Bruchlinien des Profils nur
angenommene sind, ist ohne Weiteres ersichtlich. „Schuttgebirge ..
verschliesst uns leider den genaueren Einblick in die letzte der
Verwerfungsspalten“ (a. a. O., p. 188)! ’
Lässt man in dem Profil Alles ausser Betracht, was un-
beobachtet von dem betreffenden Ingenieur mit anerkennenswerther
Zeichnenfertigkeit, aber geringem geologischem Verständniss un-
terhalb der Bahnlinie einconstruirt worden ist, so erkennt man,
dass dieselbe zwischen der Abzweigung der Immendingener Bahn
und Villingen dem östlichen Schichtenfall entsprechend in regel-
mässiger Aufeinanderfolge anschnitt!: Gypsmergel des mittleren
Keupers, Lettenkohlengruppe (unteren Keuper), Dolomit und Kalk-
steine der Nodosus-Schichten und Trochiten-Kalkstein des oberen
Muschelkalks, mittleren und schliesslich unteren Muschelkalk (auf
Bahnhof Villingen), wie das auch die oben erwähnten geognosti-
schen Karten erkennen lassen. Nicht durch eine Verwerfung,
wie Herr O. Fraas a..a. O., p. 187, angiebt, sondern in Folge
des Schichtenfalls kommt westlich des unteren Muschelkalks zu-
nächst oberer, dann mittlerer Buntsandstein zu Tage. Es soll
damit natürlich nicht gesagt sein, dass nicht Schichtenknicke und
kleine Störungen in der Lagerung, wie sie überall vorkommen,
auch in unserer Gegend vorhanden seien; grössere Verwerfungen
aber, welche die Muschelkalk -Keuper-Landschaft vom Schwarz-
wald tektonisch trennen würden, fehlen. Das hat Herr FraAs
wohl selbst erkannt, denn erst am Schlusse des Profiles ange-
langt, bemerkt derselbe (a. a. O., p. 188): „Wenn, was kaum
anders gedacht werden kann, der ganze Schwarzwald als ein
archäischer Horst im Sinne von E. Süss (Das Antlitz der Erde,
p. 264 ff.) angesehen wird, so stehen wir jetzt an der Stelle,
wo das Sedimentgebirge am crystallinischen Gebirge absank und
dadurch den Schwarzwald als einen alten archäischen Kern stehen
liess.“ Solche Verwerfungen sind, wie aus dem gegenseitigen
Lagerungsverhältniss der oberen Schichten des mittleren Bunt-
2
sandsteins zwischen Villingen, Vöhrenbach, dem Kesselberge bei
Triberg, Steinsberge bei Waldau u. s. w. hervorgeht, nicht vor-
handen; diejenige, welche von Schramberg her bis nahe an Vil-
lingen verfolgbar ist, und welche zwischen Schramberg und Königs-
feld den östlichen Gebirgstheil in's Liegende gezogen hat, verwirft
zwischen Königsfeld und Villingen denselben sogar etwas im’s
Hangende!). Dass auch weiter südlich am Ostrande des Schwarz-
waldes nord-südlich laufende, das krystallinische vom Sediment-
Gebirge trennende Verwerfungen nicht vorhanden sind, wurde
schon früher hervorgehoben?) und geht aus des Verfassers geo-
gnostischer Uebersichtskarte des Schwarzwalds, südl. Blatt, Lahr,
1886, deutlich hervor. Störungen, welche möglicher Weise in
„Jahrzehnten“ innerhalb des dortigen, „vom Mesozoicum jetzt
nicht mehr bedeckten Theil des Schwarzwaldes“ nachgewiesen
werden könnten?), werden wohl nicht schon heute zur Stütze
einer Ansicht über den Gebirgsbau verwendet werden dürfen.
Wer also den Schwarzwald einen Horst nennen, d.h. als ein
Erdrindenstück betrachten will, welches ringsum durch Verwer-
fungen von nachbarlichen gesunkenen Gebirgsstücken getrennt ist,
wird entweder diese Verwerfungen längs des Ostrandes des Schwarz-
waldes endlich nachzuweisen und auf einer Karte zu verzeichnen
haben oder dem Namen Schwarzwald eine Bedeutung beilegen
müssen, welche ihm bisher von Niemandem gegeben worden ist,
und welche nicht nur keinem geographischen, sondern auch kei-
!) Vergl. H. Eck, Geognostische Uebersichtskarte des Schwarz-
walds, nördliches Blatt, Lahr, 1887, und Geognostische Karte der
weiteren Umgebung der Schwarzwaldbahn, Lahr, 1884.
?\, Jahresh. d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württemberg, 48,
1887, p. 354.
®) STEINMANN, Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Frei-
burg i. Br., Bd. IV, 1888, p. 29. Die „Nagelfluhe“* (Moräne) von Al-
persbach wurde zuerst von PLATZ beschrieben (Badische Landeszeitung,
1887, 14. Januar, No. 11, Bl. II; Mittheilungen d. Grossherz. Badisch.
geologischen Landesanstalt, I, 1890, p. 940). — Am erstgenannten
Orte wird p. 17 in der ersten Anmerkung hervorgehoben, dass auf
dem südlichen Blatte meiner geognostischen Uebersichtskarte des
Schwarzwalds im Maassstabe 1:200000 die Verbindung zwischen der
Ewatingener Verwerfungslinie und der auf Bl. IV der geologischen
Karte der Schweiz zwischen Wiechs und Thaingen eingetragenen Stö-
rungslinie nicht angegeben ist. Es ist dies einfach nicht geschehen,
weil ihr Verlauf hierzu nicht genügend bekannt war. Auf einer Kar-
tenskizze im Maassstab 1:870000 (a. a. O., p. 18) ist dies natürlich
immer möglich, weil in diesem Maassstabe die Breite der eingezeich-
neten Linie unter allen Umständen dasjenige Terrain deckt, welches
hierfür in Betracht zu ziehen ist. Vermuthungen über möglicher Weise
vorhandene Verwerfungen kommen Jedem, der eine geognostische Karte
fertigt, in Hülle und Fülle; eine Bereicherung für die Wissenschaft
bilden aber Vermuthungen nicht.
253
nem geologischen Ganzen entsprechen würde. Idealprofile, wie
sie in Lersıus’ Geologie von Deutschland, I, Lief. 1. 1887,
unter der geologischen Uebersichtskarte, in Kroos’ Entstehung
und Bau der Gebirge, 1889, p. 32, u. s. w. gezeichnet sind, ent-
sprechen nicht den natürlichen Verhältnissen im Allgemeinen.
Abbrüche fanden hauptsächlich im Nordwesten, Südwesten und
Nordosten des Schwarzwaldes statt: längs der Südostseite sind
solche nach Südosten in der angenommenen Verbreitung nicht
nachgewiesen, und man wird daher den eigentlichen Schwarzwald
mit mehr Recht als ein einseitiges Bruchgebirge, einen Halbhorst
auffassen dürfen; Verhältnisse, auf welche der Verfasser an an-
derer Stelle näher einzugehen sich vorbehält.
B. Briefliche Mittheilungen.
Herr J. LEMBERG an Herrn C©. A. TENNE.
Die Aufstellung des Mischungsgesetzes der Feldspäthe
durch J. F. HESSEL.
Dorpat, den 7. Mai 1891.
Bisher wurde angenommen, dass an der Aufstellung des
Mischungsgesetzes der Plagioklase folgende Männer betheiligt
sind: S. v. WALTERSHAUSEN (1853), TH. Scukerer (1853), De-
LESSE und Sr. Hunt (1855). Es wird die Fachgenossen inter-
essiren zu erfahren, dass das Mischungsgesetz bereits im Jahre
1826 durch Hesser in Marburg aufgefunden wurde. Es ist das
derselbe Forscher, von dem kürzlich Herr Sounkk dargethan
(Zeitschrift f. Krystallogr., Bd. 18, p. 486), dass er im Jahre
1830, 19 Jahre vor Bravaıs, das Eintheilungsprineip der Kry-
stalle entdeckt hat.
Im Taschenbuch für die gesammte Mineralogie von Lxon-
HARD, Jahrgang 1826, Bd. I, p. 329, findet sich eine kleine
Arbeit Hzsser’s: Chemischer Bestand der Glieder der
Feldspath-Familie. Nachdem Hesse zunächst dargethan,
dass der Labrador, der einzige damals bekannte Kalknatron-
feldspath, als eine Verbindung von 1 Molecül Albit mit 3 Mol.
Anorthit gedeutet werden kann, fährt er wörtlich fort: „somit
wäre dann die allgemeine Formel für die Familie Feldspath:
ll | fl l
x@RSs HRS) +y@RS+ RS),
wo x und y veränderliche Grössen bedeuten, deren Werth auch
— Null sein kann. Bis jetzt beobachtete Verhältnisse von x
und y wären dann:
1:0 bei Petalit, Orthose, Albit, Periclin,
1:3 beim Labrador,
0:1 beim Anorthit,*
255
Soweit Hzsser. Zum Verständniss der Formel sei angeführt,
Ill | |
dass R: Ala03 u. Fe&eO03. R:K20, Na20, Lie0, R:CaO u. MgO,
und S : SiO2 bedeutet; das Atomgewicht des Al war damals gleich
Us, das des Si gleich Ya, und das des O gleich !/s des heu-
tigen Werthes. Es scheint, dass diese Arbeit Hrsser’s ebenso
unbeachtet geblieben ist, wie die krystallographische, und dass
mehr als zwei Menschenalter vergangen sind. ehe sein Rechts-
anspruch, für den ersten Aufsteller des Mischungsgesetzes der
Feldspäthe zu gelten, an’s Licht gezogen wurde.
Ü. Verhandlungen der Gesellschaft.
1. Protokoll der Januar - Sitzung.
Verhandelt Berlin, den 7. Januar 1891.
Vorsitzender: Herr BEYRICH.
Das Protokoll der December-Sitzung wurde vorgelesen und
genehmigt.
Von dem Ableben des Herrn AnTtonıo STOPPANI ward unter An-
erkennung seiner Verdienste der Gesellschaft Kenntniss gegeben.
Darauf ward zur Neuwahl des Vorstandes geschritten.
Auf Vorschlag des Herrn HAucHEcornE nimmt Herr BEYRICH
den Vorsitz während der Wahlhandlung ein.
Nachdem mitgetheilt worden, dass der 2. stellvertretende
Vorsitzende, Herr Geh. Rath RAmMELSBERG, sein Amt mit Rück-
sicht auf seine Gesundheit niedergelegt habe, und dass ferner durch
den Tod des Herrn Weiss, sowie durch die bevorstehende Ueber-
siedelung des Herrn Koren nach Königsberg zwei Schriftführer-
stellen erledigt seien, wird zunächst der übrige Vorstand in der
bisherigen Zusammensetzung wiedergewählt und dann an Stelle
des Herrn RAMMELSBERG Herr Kreın als 2. stellvertretender Vor-
sitzender, und an Stelle der Herren Weıss und Koken die Herren
BEYSCHLAG und SCHEIBE zu Schriftführern neu gewählt.
Demnach besteht der Vorstand für das laufende Geschäfts-
jahr aus folgenden Mitgliedern:
Herr Beyrıca, als Vorsitzender.
u EL us als stellvertretende Vorsitzende.
Herr KLem. )
Herr Danmes,
Herr Tenne,
Herr BeyscHLaAg,
Herr SCHEIBE, J
Herr EBERT, als Archivar.
Herr Lorerz, als Schatzmeister.
]
als Schriftführer.
257
Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft
eingegangenen Bücher und Karten vor.
Herr BRACKEBUSCH aus Cördoba gab unter Vorlegung einer
Manuscript - Karte und zahlreicher Belegstücke eine Uebersicht
über die geologischen Verhältnisse Argentiniens und
schilderte weiterhin eingehend die Entstehung und den Bau
der dortigen Salzsteppen.
Herr R. BECK aus Leipzig sprach über Amphibolitisirung
von Diabasgesteinen im Contactbereich von Graniten:
„Nirgends hat man bessere Gelegenheit, die Gontactmetamor-
phose von Sedimenten durch Granite und Syenite zu studiren,
als im Königreiche Sachsen. Schon früher bekannt, besonders
durch Naumann s Beschreibung, waren die Contacthöfe der Gra-
nite des westlichen Erzgebirges und Vogtlandes, in welchen sich
bei der neueren geologischen Landesaufnahme die Arbeiten Dar-
MERS, SCHALCH'S und SCHRÖDER's bewegten, und deren Unter-
suchung und Schilderung mit der Publication von Blatt Oelsnitz
kürzlich ihren vorläufigen Abschluss gefunden hat. In den letzten
Jahren erst erhielten wir durch SavEr und DALMER eingehende
Kenntniss von dem ÜContactgebiet am Syenit von Meissen, wäh-
rend die Arbeiten HERRMANN Ss, KrLemm’s und WEBER sS eine ganz
unerwartet grosse Verbreitung des Contactmetamorphismus in der
Lausitz darlegten. Im östlichen Erzgebirge dagegen hatte SCHALCH
interessante Imprägnations-Metamorphosen an dem kleinen Granit-
stock von Sadisdorf nachgewiesen und DALMER lehrte soeben die-
selben Erscheinungen, in noch viel grossartigerer Weise ent-
wickelt, an den Graniten von Altenberg und Zinnwald eingehend
kennen. Unterdessen war mir die Untersuchung der merkwür-
digen Contactgebiete zwischen Lockwitz und Berggiesshübel süd-
östlich von Dresden zugefallen. Die dortigen Aufnahmen be-
gannen im Frühling 1587 und wurden im vorigen Herbste ab-
geschlossen. Blatt Berggiesshübel ist bereits erschienen, Pirna
gelangt demnächst zur Veröffentlichung, Kreischa ist im Manu-
script fertig gestellt.
Diese Gegend besitzt in sich vereint die allgemeinen Züge
des Meissner und des Lausitzer Contactgebietes, übertrifit aber
beide durch Klarheit der Aufschlüsse in zahlreichen tief einge-
schnittenen Querthälern und durch Manmnichfaltigkeit der Erschei-
nungen. Man hat es dort mit einem nach dem sudetischen System
streichenden, steil aufgerichtetem Schiefergebirge zu thun, welches
sich in Phyllitformation. Cambrium, Silur und eine wahrscheinlich
zum Devon gehörige, besonders bei dem Orte Weesenstein ent-
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIL. 4. 17
258
wickelte Gruppe von Grauwacken und Schiefern gliedern liess.
In dieses Schiefergebirge sind eine ganze Anzahl unter einander
petrographisch verschiedener Granitmassive eingedrungen und haben
es auf weite Strecken hin umgewandelt.
Die Hauptverbreitung nimmt der Dohnaer Granit ein, ein
Appendix zum grossen Lausitzer Granitterritorium. von diesem
durch die Elbthalweitung zwischen Dresden und Pirna getrennt.
Längs seiner auf 15 km hin zu verfolgenden SW-Grenze, welche
nach langer Unterbrechung bei Niedergrund unterwärts von Tet-
schen noch einmal unter der Sandsteindecke der sächsischen
Schweiz auftaucht, hat er die Weesensteiner Grauwackenfor-
mation metamorphosirt. Dieser Granitgrenze parallel zieht zwi-
schen Burkhardtswalde und Tronitz der langgestreckte Rücken
des Hornblendegranitits von Weesenstein, welcher nach NW
zu in Syenit, local auch in Tonalit und Quarzaugitdiorit
übergeht. Diesen Granit bezw. Syenit sieht man an mehreren
Punkten, z. B. bei Tronitz flach unter die Schiefer einschiessen.
Hieraus erklärt sich die grosse Breite seiner Contactzonen, deren
nördlich gelegene mit dem Contactgürtel des Dohnaer Granites
zusammenfliesst. Umgekehrt darf man aus der Verbreitung der
Contactgebilde schliessen, dass der Hornblendegranitit von Burk-
„hardtswalde ab nach SO zu unterirdisch Nach unter einer Schiefer-
decke weiter streicht. Denn hier stösst man auf eine bis 3,5 km
breite Zone von metamorphen Gesteinen im SW vom Dohnaer
Granit. Ausser der wahrscheinlich devonischen Weesensteiner
Schichtengruppe ist das ganze Ober-Silur in Mitleidenschaft ge-
zogen. Ein drittes Granitmassiv ragt bei Berggiesshübel_aus dem
Schiefergebirge hervor, auch hier nachweisbar mit flachem Ein-
schiessen seiner Oberfläche unter die an ihm abstossenden Schiefer.
Hier wurde die Phyllitformation, das Unter-Silur und das Ober-Silur
verändert. An vierter Stelle hat sich der lange Zug des Turmalin-
granits von Gottleuba und Maxen in die liegendsten Schichten der
Phyllitformation eingedrängt. Dieser letzte, mehr einem mächtigen
Gange, als einem Stocke gleichende Granit, ist nur mit spärlich
nachweisbaren Contacterscheinungen in seinem Nebengestein ver-
knüpft.
Aus diesen complieirten Lagerungsverhältnissen kann man
schon auf grosse Mannichfaltigkeit der Contactproducte schliessen,
wobei indessen zu bemerken ist. dass sich, wie anderwärts, so
auch hier, die Individualität der Granite durchaus nicht zugleich
in einer Verschiedenartigkeit der Contactgesteine ausspricht. Nur
vom Imprägnations-Metamorphismus gilt das nicht, welcher bloss
bei den Graniten von Berggiesshübel und Gottleuba nachgewiesen
werden konnte und den übrigen wahrscheinlich fehlt. Den Schlüssel
zum Verständniss der Contactmetamorphose des ganzen Gebietes
2.99
bot die Gegend von Berggiesshübel dar, weil hier die Contact-
zonen transversal zum Streichen der Schiefer verlaufen. Die
Art der Umwandlung der einzelnen Gesteine in den aufgeführten
Contactrevieren sei nur kurz erwähnt:
Es wurden umgewandelt in der Phyllitformation die Phyllite
zu Fleck- und Fruchtschiefern im äusseren, zu Andalusit - Glim-
merfelsen im inneren Contacthof, die der Formation dort eigen-
thümlichen Chlorit-Gneisse zu Biotit-Gneissen, die feldspathreichen
Sericit führenden Quarzitschiefer zu feldspathreichen Biotit-Horn-
felsen. In dem reich gegliederten Silur treten uns die Thon-
schiefer im äusseren Contactbereich als Knotenthonschiefer und
Knotenglimmerschiefer entgegen, im inneren als Hornfelse, z. Th.
als Cordierit-Hornfelse. Die Kieselschiefer wurden zu Chiastolith-
Schiefern oder zu Graphit-Quarziten !), die Grauwacken zu Quarz-
Glimmerfelsen. Die Diabase und Diabastuffe wurden amphiboli-
tisirt, die dichten Kalksteine marmorisirt oder in Kalksilicat-
sesteine verwandelt oder zugleich mit Erzen imprägnirt. Das,
wie bereits erwähnt, in seiner stratigraphischen Stellung nur
muthmasslich bestimmte Devon kennen wir überhaupt nur im
metamorphen Zustand und zwar liegen vor: Andalusit-Glimmerfelse,
grobkörnige, äusserlich z. Th. ganz gneissähnliche Quarz-Feldspath-
sesteine mit Cordierit und Andalusit, Hornfelse und krystallin ge-
wordene Grauwacken mit Zwischenbänken von Knotenglimmerschie-
fern, Conglomerate, deren Cäment in einen hoch krystallinen Horn-
fels umgewandelt ist, sodass das Gestein im Habitus die archäischen
Conglomerate von Ober - Mittweida täuschend nachahmt, endlich
Quarzite und Quarzitschiefer, sowie Augit-Hornblendeschiefer.
Gestatten Sie mir, dass ich von allen diesen Gesteinen die-
jenigen etwas genauer zu schildern versuche, welche aus siluri-
schen Diabasen und Diabastuffen hervorgegangen sind. Aehnliche
Gebilde sind schon von anderwärts her bekannt. Vor Allem
weise ich aut die Arbeiten Herrn Prof. Lossen’s?) hin, welcher
überhaupt zuerst die Umwandlung von Diabasgesteinen in Horn-
blende führende Gesteine durch Granit nachgewiesen hat. In dem
Contaetgebiet südöstlich von Dresden treten uns umgewandelte
Diabasgesteine in grosser Verbreitung und in sehr verschiedener
Ausbildung entgegen. Petrographisch müssen sie als Amphibolite
und Amphibolschiefer bezeichnet werden. Hier, wo man die Gre-
nesis kennt, ist auch der zuerst von W. Ber6r gebrauchte Aus-
druck amphibolitisirte Diabase und Diabastuffe am Platze.
!).Vergl. R. Beck u. W. Luzi: „Ueber die Bildung von Graphit
bei der Contactmetamorphose.“ Neues Jahrbuch für Mineralogie etc.,
Akee. 1891, Bd. II, p. 28 fr.
°), Vergl. Lossen, Erläuterungen zu Blatt Harzgerode, p. 80,
Iullss
260
Die aus Diabas hervorgegängenen besitzen massige Structur. die
aus Diabastuffen entstandenen dagegen schieferiges Gefüge. Die
massigen Amphibolite zerfallen wiederum in zwei Typen. welche
sehr verschiedenes Aussehen besitzen, aber eng zusammen gehören.
Der erste besitzt eine gleichmässig körnig - krystalline Structur,
der zweite zeichnet sich durch porphyrische Einsprenelinge in
einer krystallinen Grundmasse aus. Offenbar sind diese beiden
Typen bereits im unveränderten Diabas angelegt gewesen.
Die gleichmässig körnig-krystalline Structur besitzt
ein schmutzig grünes Gestein. in welchem man als Hauptgemengtheil
sofort Hornblende erkennt. Es nehmen ferner an seiner Zusammen-
setzung Theil folgende Mineralien: Augit, Plagioklas, Biotit, Titan-
eisen, Magnetit. Apatit, Titanit, Rutil. Epidot, Calcit. In Bezug auf
die Mikrostructur lässt sich zunächst ein wesentlich aus polygonalen
Plagioklaskörnchen bestehender, lichter Gesteinsgrund erkennen,
aus welchem die übrigen Gemengtheile, besonders aber die zahl-
reichen Nädelchen, Säulchen, mitunter büschelartig aufgefaserten
Stengel und grösseren, zu unregelmässigen Aggregaten geschaarten
Körner der grünen Hornblende hervortreten. Häufig findet man
Fingerzeige, woher diese Hornblende rührt, in dem uralitischen
Aufbau einzelner Individuen. Ein unregelmässig umrandeter Kern
von Augit wird peripherisch von feinstengeliger grüner Hornblende
umgeben. Die Umwandlung beginnt zuweilen auch von Spältchen
aus oder es siedeln sich im Innern der Körner von Augit zu-
nächst zahlreiche farblose Nädelchen pilitischer Hornblende an.
Alle möglichen Uebergänge von noch ganz hornblendefreien in
bereits augitfreie Diabase wurden beobachtet. Je weiter man
sich vom Granit entfernt, desto mehr trifft man noch unversehr-
ten Augit an. Der Plagioklas kommt in diesen Gesteinen gar
nicht oder nur ganz vereinzelt in grösseren leistenförmigen Durch-
schnitten vor, sondern nur in Gestalt der erwähnten, äusserst
teinkörnigen Mosaik und wahrscheinlich mit Quarz gemischt. Vom
braunen Glimmer ist bemerkenswerth, dass er in Form von
jenen für alle Contactgesteine so charakteristischen. scheibenför-
migen Einschlüssen im Plagioklas und in der Hornblende beob-
achtet wurde, im übrigen kleine, oft zu Putzen gehäufte Schüpp-
chen bildet. Sehr hervorzuheben ist die reichliche Gegenwart
von Epidot und Caleit bei der Frage, was aus dem Kalkgehalt
von Augit und Labrador geworden sei. Titanit und Rutil sind
secundärer Entstehung aus Titaneisen. Apatit ist aufällig selten
nachweisbar, wurde übrigens als Einschluss in Hornblende beob-
achtet, was ja nicht befremdet. Magnetit ist zuweilen sehr reich-
lich beigemengt. |
Der porphyrische Typus tritt nur ganz local inmitten des
eben beschriebenen auf, bietet aber noch interessantere Structur-
ee Selen
win ei x
261
formen dar. Hier heben sich aus einer sehr dunkel gefärbten,
fast dicht erscheinenden Grundmasse sehr zahlreiche schneeweisse
oder glasig farblose Binsprenglinge eines z. Th. schön zwillings-
gestreiften Feldspathes und einzelne grössere Hornblendekörner
heraus. Die bis 10 mm, ausnahmsweise auch bis 2,5 cm grossen
Feldspathtafeln besitzen zuweilen parallele Anordnung. Auch in
der wesentlich aus Körnchen und kurzen Säulchen von grüner
Hornblende gebildeten Grundmasse gewahrt man zuweilen eine
scheinbare Fluidalstructur. Entweder war dieselbe bereits im
Diabas durch die Vertheilung der Augite angelegt oder sie ist
das Resultat eines während der Contactmetamorphose wirksamen
Druckes. Ausser der Hornblende bemerkt man auch hier in der
Grundmasse Plagioklaskörnchen, Magnetit, Titaneisen und Epidot,
selten Biott. Merkwürdig ist die mikroskopische Structur der
Plasioklaseinsprenglinge. Ihre lamellare Verzwillingung nach dem
Albitgesetz, zuweilen zugleich nach dem Periklingesetz, tritt scharf
hervor. Immer wurden nur ganz geringe Auslöschungsschiefen
gemessen, welche für Oligoklas sprechen. Die Feldspathtafeln
umschliessen oft Hornblende, Biotit, selten auch Flüssigkeitsein-
schlüsse. Viel auffälliger als diese Interpositionen sind jedoch
ganze Zonen von polygonal umgrenzten, oft sechseckigen, bis
0,15 mm grossen, z. Th. lamellar verzwillingten Plagioklaskör-
nern, welche die grossen Feldspath - Individuen regellos durch-
ziehen. Diese Streifen wachsen stellenweise so an, dass die
Hauptmasse der grossen Einsprenglinge sich als ein mosaikartiges,
kleinkörniges Aggregat dieser Plagioklase darstellt, welches in
Folge der regelmässig polygonalen Umrisse der einzelnen Indivi-
duen mitunter bienenwabenartig erscheint. Diese kleinen, immer
wasserhellen Feldspäthe, welche sich ihrer ganzen Ausbildung
nach als Neubildungen während der Contactmetamorphose zu er-
kennen geben, gehören nach den geringen Auslöschungsschiefen
ebenfalls in die Gruppe der Oligoklase, nicht des Albites, wie
bei anderen ähnlichen metamorphen Diabasen. Die grösseren
Hornblende-Einsprenglinge verrathen in dieser Gesteinsmodification
höchstens dadurch ihre uralitische Natur, dass sie randlich sich
in kurze Stengel und Körner auflösen. Augitreste oder auch nur
Augitumrisse sind in diesem hoch metamorphen Gestein nicht
erhalten geblieben.
Bei der Umwandlung der im dortigen Unter- und Obersilur
sehr verbreiteten, mit den Diabaslagern eng verknüpften Diabas-
tuffe in schieferige Hornblende-Gesteine entstanden fol-
gende Varietäten: Aktinolith-Schiefer mit dem normalen mono-
klinen Aktinolith, Anthophyllit-Schiefer mit der rhombischsn Form
des Strahlsteins, Hornblende-Schiefer mit der gewöhnlichen grünen
Hornblende, endlich Augit - Hornblende - Schiefer mit reichlichem
Malakolith, letztere jedenfalls aus einem Diabastuff hervorgegan-
gen, der mit Lagen von Kalkstein wechsellagerte.
Was zunächst die Strahlstein- Schiefer betrifft. so betheiligen
sich an ihrer Zusammensetzung: Aktinolith, Plagioklas und Mag-
netit, häufig auch Biotit oder ein grüner Glimmer und Epidot.
Die oft strahlig angeordneten Säulchen des Aktinolith bilden
einen dichten Filz, zwischen welchem ein äusserst feinkörnig-
krystalliner Gesteinsgrund von Plagioklas und wohl auch von Quarz
hindurchleuchtet. Im manchen Lagen wird der Aktinolith durch
die gewöhnliche körnig-stengelige, grüne Hornblende ersetzt. Der
Anthophyllit stellt sich nur selten ein, herrscht aber dann
ausschliesslich. Er bildet farblose bis schwach gelb-grüne, der
Endflächen entbehrende Nädelchen, die zu Büscheln oder radial-
strahligen Aggregaten geschaart sind. Ausnahmsweise liegen auch
grössere, quer gegliederte Säulchen- eingestreut, die sich an ihren
Enden oft in Nadelbüschel auflösen. Die Anthophyllit - Prismen
besitzen spitz-rhombische Querschnitte, deutliche Hornblende-Spalt-
barkeit, gerade Auslöschung, in dickeren Schnitten schwachen
Dichroismus und ziemlich lebhafte Interferenzfarben. An zahl-
reichen guten Querschnitten wurden als Umgrenzungsflächen oo P
und oP& bemerkt, ferner giebt sich an solchen im polarisirten
Licht eine lamellare Verzwillingung nach & P& durch buntfarbige
Streifung zu erkennen. Das Mineral besitzt hohen Magnesia- und
Kalkgehalt und zersetzt sich beim Verwittern in eine feinfaserige
Substanz. Es gleicht somit dem von SAuER!) beschriebenen
Anthophyllit.
An der Zusammensetzung der oft schön gebänderten Augit-
Hornblende-Schiefer betheiligen sich ausser einem farblosen
bis lichtgrünen Malakolith noch Hornblende, die hier selten strahl-
steinartig, sondern in kurzen Säulchen und Körnchen auftritt,
ferner Plagioklas, Granat, Biotit, Titanit, Apatit, Magnetit und
Titaneisen. —
Für die Annahme, dass die eben beschriebenen Hornblende-
Gesteine wirklich aus Diabasen und Diabastuffen hervorgegangen
sind und zwar lediglich unter dem Einfluss der Contactmetamor-
phismus sprechen folgende Gründe:
1. Die theilweise Erhaltung der Diabasstructur und von
Resten diabasischen Augites.
2. Das ausschliessliche Auftreten in einer auch in anderer
Beziehung als contactmetamorphisch gekennzeichneten Zone
!) SAUER, Erläuterungen zu Section Meissen, p. 48.
263
neben Knotenschiefern, Andalusit-Glimmerfelsen und Horn-
telsen.
3. Das Vorhandensein unveränderter Diabase und Diabastuffe
im nicht contactmetamorphischen Silur der dortigen Ge-
gend und das Fehlen derselben in der Contactzone.
Im Gesensatz zur Dynamometamorphose diabasischer Gesteine
ist bei der Contactmetamorphose derselben, ganz abgesehen von
der Nähe des Granites, besonders auch die Verbreitung der End-
producte in breiten und ausgedehnten, zusammenhängenden Zonen,
nicht aber in anscheinend regellos zerstreuten Gruppen, ferner
das gänzliche Fehlen des Ühlorits und der Mangel jeglicher Ka-
taklasstructur zu betonen. Mit den z. B. durch L. Mitch vom
Taunus beschriebenen Erscheinungen hat die eben geschilderte
Metamorphose in genetischer Beziehung nichts gemein.
Besser noch als nach der Beschreibung und am einzelnen
Handstück oder Schliff lassen sich diese Verhältnisse im Felde
prüfen. Es würde mir ein grosses Vergnügen sein, Interessenten
bei Gelegenheit unserer nächsten allgemeinen Versammlung in Frei-
berg durch das Contactgebiet südöstlich von Dresden zu führen. *
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. w. 0.
BEYRIcCH. HAUCHECORNE. SCHEIBR.
2. Protokoll der Februar - Sitzung.
Verhandelt Berlin, den 4. Februar 189.
Vorsitzender: Herr BEYRICH.
Das Protokoll der Januar - Sitzung wurde vorgelesen und
genehmigt.
Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten:
Herr stud. A. Tornauıst aus Hamburg-Eggendorf, z. Z.
in Göttingen,
vorgeschlagen durch die Herren v. K&nen, Lie-
BiscH und BEHRENDSEN.
Der Vorsitzende leste die für die Bibliothek der Gesellschaft
eingegangenen Bücher und Karten vor.
Herr E. ZIMMERMANN sprach über einige neue Beobach-
tungen, die er in stratigraphischer und tektonischer Beziehung
an der Trias am Nordfuss des mittleren Thüringer Wal-
264
des bei Gelegenheit der Aufnahme der Blätter Plaue und Stadtilm
gemacht hat.
Er hob zuerst besonders die vermittelnde Stellung hervor,
die der Muschelkalk dieser Blätter, wie geographisch, so auch,
ganz besonders in seinem untersten Theile, petrographisch zwi-
schen demjenigen von Jena und dem von Meiningen-Eisfeld jen-
seits des Thüringer Waldes einnimmt. Die Myophorien-Bänke mit
Modtola hirudinıformas (Coelestin-Schichten oder unterste ebene
Kalkschiefer E. E. Sczmip’s). die darüber folgenden. bei Meinin-
gen durchaus. bei Plaue noch andeutungsweise rothen Mergel und
Letten, endlich die gelben Kalke an der Grenze gegen den eigent-
lichen Wellenkalk wurden besonders besprochen. Auch höhere
Wellenkalk-Schichten, nämlich die „Oolithbank“* und die an Echi-
nodermen-Resten, Hennites comtus u.s. w. reiche Bank mit Spz-
riferina hirsuta zeigen zwischen Plaue und Meiningen fast mehr
Uebereinstimmung als zwischen Plaue und Jena.
Was die Tektonik betrisft. so ziehen parallel dem durch das
Zechsteinband gekennzeichneten Nordrand des Thüringer Waldes
mehrere Zonen hin, abwechselnd breitere und schmälere, von denen
erstere sich durch fast ungestörten, höchstens in flache Falten
gelegten, von Verwerfungen kaum unterbrochenen Schichtverlauf
auszeichnen, während in den schmäleren starke Schichtbiegungen
und zahlreiche Verwerfungen zu finden sind. Die eine dieser
Störungszonen, die längste von allen, liegt in der geraden Fort-
setzung des das paläozoische Schiefergebirge zwischen Saalfeld
und Blankenburg gegen die Trias abgrenzenden, bald als Flexur,
bald als Bruchzone ausgebildeten Gebirgsrandes. Durch das Bunt-
sandsteinGebiet zwischen- Blankenburg und Paulinzella, in welchem
sich wegen schlechter Aufschlüsse Störungen nicht genügend nach-
weisen lassen, von dem Nordende jenes Gebirges getrennt, wird
die genannte Störungszone deutlich nordwestlich von Paulinzella,
zieht über Hengelbach. Griesheim, südlich von Stadtilm vorbei,
dann über Willingen, Behringen und Dannheim nach Arnstadt
und setzt über die Wachsenburg und den Seeberg nach Gotha
und noch weiterhin nach NW fort. In der südöstlichen Verlän-
gerung der durch den Blankenburg - Saaltelder Gebirgsrand gege-
benen Richtung setzen noch sehr weithin Gänge eines als Meso-
diabas bezeichneten Eruptivgesteins auf. Wenn diese Gänge in
der That mesoplutonisch sind und man die Lage derselben, sowie
des genannten Gebirgsrandes und der Paulinzella-Arnstadt-Gothaer
Störungszone auf derselben grossen Linie nicht als ganz zufällig
betrachtet, so kann man wohl zu dem Schluss kommen, dass
diejenige carbonische Schichtenfaltung und -spaltung, welche jenem
Eruptivgestein die Bahn wies, auch die Prädisposition schuf zu
265
der — wohl in der Tertiärzeit erfolgten — Bildung des Saal-
feld - Blankenburger Gebirgsrandes und unserer Triasstörungszone
gerade an ihrer dermaligen Stelle.
Was die Störungszone nun im Einzelnen betrifft, so sind in
derselben, wenigstens auf den Blättern Stadtilm und Plaue, die
Verwerfungsspalten im Allgemeinen parallel von SO nach NW
gerichtet (Diagonal- und Bogentrümer fehlen zwar nicht, sind
aber mehr untergeordnet), der Schichtenverlauf aber hat häufig
ein anderes Streichen, und zwischen zwei Verwerfungen treten
oft verschiedene Längs-, Schräg- und Quermulden und Sättel auf.
-—— Einer dieser Sättel, diesmal parallel den Hauptspalten strei-
chend, ist besonders interessant; er befindet sich südöstlich von
Hammersfeld. Auf eine längere Strecke ist der Sattel ganz
normal: an den Kern von Unterem Wellerkalk schliessen sich
symmetrisch der Reihe nach die übrigen Muschelkalk - Schichten
an bis hinauf zu den Nodosen-Schichten. Weiter nach Hammers-
feld zu bildet Mittlerer Muschelkalk den Sattelkern:; aber mitten
darin, rings von dieser Formation umgeben, taucht auf einem
kleinen Gebiet von 650 m Längs- und 175 m Querdurchmesser
urplötzlich Mittlerer Buntsandstein auf, rings von Verwerfungen
umerenzt! Er macht sich durch eine flache Oberflächen-Einsen-
kung bemerklich; Aufschlüsse von Anstehendem existiren leider nicht
(vielleicht schafft die neue Bahnlinie Arnstadt - Saalfeld solche),
aber in dem lockeren Sandboden liegen zahlreiche und grosse
Sandsteinstücke, an denen man eine sichere Diagnose stellen kann.
Soll man diese Sandsteinlinse im Mittleren Muschelkalk als stehen
gebliebenen Horst ansehen, um den rings alles gesunken ist?
oder legen nicht vielleicht die geringen Abmessungen der Linse
den Gedanken nahe, dass hier in einer relativ stehen gebliebenen
Umgebung eine emporgepresste Scholle vorliege?
Eine zweite interessante Erscheinung in derselben Störungs-
zone ist das absonderliche Auftreten von Röth an mehreren
Stellen in der Nordost-Ecke von Blatt Plaue. Die Störungszone ist
dort in der Diluvialzeit einmal auf eine grössere Erstreckung hin,
ihrer Länge nach, von der Gera durchflossen und zu einem breiten -
Thale ausgetieft worden (viele Schotterterrassen mit —- ihrem
Ursprungsort nach sicher bestimmbaren — Thüringerwald - Ge-
steinen’ legen davon Zeugniss ab). während sie vom jetzigen Gera-
laufe (bei Arnstadt) fast rechtwinkelig gequert wird. Steigt man
von dem südwestlichen hohen. von Wellenkalk gebildeten Thal-
rande in das alte Gerathal hinab, so gelangt man in immer
jüngere Schichten, bis in den Mittleren Keuper, und zwar bald
ohne merkliche Schichtenstörung. bald über eine Verwerfung,
welche den Unteren Wellenkalk neben den schon überschrittenen
266
Mittleren Muschelkalk oder, wieder an anderer Stelle, den letz-
teren sogleich an den eben erst gekreuzten Zerebratula - Kalk
bringt. In dieser Verwerfung nun oder auch in ihrer Verlänge-
rung, wo mit der Schichtenzerreissung nicht eben mehr eine be-
merkbare Schichtenverschiebung verbunden ist, tritt — absonder-
licher Weise immer mindestens auf einer Seite an Mittleren
Muschelkalk erenzend — an vier hinter einander liegenden, 225
bis 500 m langen, aber nur 15 — 75 m breiten, also gangartig
aussehenden Zügen Röth auf, welches sich durch rothe und blaue
Letten, sowie durch Sandsteine mit Myophorra costata und Stein-
salz - Pseudomorphosen charakterisirt. Streng der Diagnose des
Begriffes „Horst“ folgend. müsste man diese zwischen jüngeren
Schichten auftretenden Züge von Röth ebenfalls als Horste be-
zeichnen. Bei der ganz minimalen Querausdehnung derselben
aber, sowie bei der Plasticität der Röthgesteine wird man hier
gewiss nicht an stehen gebliebene Massen denken, wie es in dem
oben besprochenen Falle von Mittlerem Buntsandstein allenfalls
noch möglich war, sondern die einfachere Erklärung der Erschei-
nung ist hier die, dass der Röth in Spalten emporgepresst ist.
Aufschlüsse, welche die Schichtenlage des Röth erkennen liessen,
giebt es leider nicht; der beste Aufschluss ist noch der an der
„Schenne* bei Dannheim, wo aber auch nur thonig - bröckelige
Zersetzung des Anstehenden zu sehen ist. Die Schenne ist —
nebenbei bemerkt — eine durch die vom Röth gebildete unter-
irdische, wasserstauende Mauer bedingte Quelle, welche in der
Regel vertrocknet ist, nach lang anhaltenden Regengüssen oder
starker Schneeschmelze aber plötzlich — nach Aussage der dor-
tigen Bauern alle sieben Jahre ——- mit gewaltigem Getöse her-
vorbricht, um nach kurzer Zeit wieder zu versiegen. Vortragen-
der hat diesen Vorgang leider nicht selbst beobachten können.
Es war oben von mehreren Störungszonen gesprochen wor-
den. Diese anderen sind viel weniger lang, aber auch viel
weniger complicirt als die besprochene von Arnstadt-Gotha. Die
nächst gelegene Zone entfällt auf die Blätter Saalfeld, Remda
und Stadtilm; sie beginnt am Saalfelder Kulm, überschreitet bei
Volkstedt die Saale und zieht südlich von Remda vorbei nach
Döllstedt, wo sie allmählich verschwindet. Diese Zone ist be-
grenzt von zwei parallelen Randspalten ; diese werden durch meh-
rere schräg dazu verlaufende Spalten von unbedeutender Sprung-
höhe mit einander verbunden; im Südosten und Nordwesten lösen
sich die Randspalten in mehrere parallele Spalten mit geringerer
Sprunghöhe auf; unter noch weiterer Verringerung der letzteren
hört der Charakter der Störungszone auf. — Die dritte Stö-
rungszone entfällt fast ganz auf Blatt Remda, ein kleiner Theil
267
noch auf Blatt Osthausen. Sie ist der vorigen ähnlich durch die
Ausbildung zweier paralleler Randspalten und mehrerer, diese
verbindender Diagonalspalten. Sie lässt sich aus der Gegend
von Rudolstadt, nördlich an Remda vorbei über Dienstedt und
die Im hinweg bis nach Elchleben verfolgen. Ihre genaue Auf-
nahme wie auch die des grössten Theils der vorigen Zone ist
dem Herrn Professor v. Frırsch in Halle zu verdanken.
Herr KOosMANN behandelte die Frage des Unterschiedes
zwischen sogen. Constitutions- und Krystallwasser in nach-
stehendem Vortrage.
Die in unseren Lehrbüchern der Mineralogie und Mineral-
chemie niedergelesten Ansichten über die Constitution der wasser-
haltigen Mineralien und Salze veranlassen mich zu einigen Be-
merkungen über die Stellung des in diesen Mineralien erhaltenen
Hydratwassers und über die molekulare Zusammensetzung dieser
Verbindungen. Nach der geltenden Lehre wird ein principieller
Unterschied zwischen sogen. Constitutions- und Krystallwasser durch
die Beschaifenheit des Hydratwassers als gegeben erachtet. Noch
immer auf der von Gramam gegebenen Definition fussend, wird
als Constitutionswasser dasjenige Wasser bezeichnet, welches aus
einer Atomverbindung erst bei höherer Temperatur entweicht; als
Krystallwasser dagegen dasjenige Wasser, welches schon unter
100° oder auch bei einer etwas über 100° gelegenen Tempe-
ratur entweicht und welches auch nach seiner Austreibung von
der wasserfrei gewordenen Verbindung wieder aufgenommen wer-
den kann. Wie hoch die Temperatur zu greifen ist, um das bei
derselben entweichende Wasser als Krystallwasser betrachten zu
können, darüber herrscht bei den Gelehrten völlige Unsicherheit
und ebenso viel Willkür.
Dem gegenüber habe ich seit 1356 die andere Ansicht auf-
gestellt, dass überhaupt eine derartige Unterscheidung zwischen
Constitutions- und Krystallwasser, welcher sich auf die äusser-
lichen Merkmale der Temperatur-Unterschiede gründe, nicht und
namentlich nicht in dem Sinne gemacht werden dürfe, als gehöre
das Krystallwasser überhaupt nicht zur Constitution des betref-
fenden Körpers. Ich möchte daher von vorn herein feststellen,
dass es nur eine Art der chemischen Bindung für die einer
chemischen Verbindung eingefüsten Wassermoleküle giebt und
dass in der Stellung der verschiedenen Wassermoleküle einer
Verbindung höchstens ein gradueller Unterschied gemacht wer-
den kann hinsichtlich des Grades der chemischen Energie, durch
welche die Innigkeit und Beständigkeit der erzeugten wasserhal-
tigen Verbindung, sowie das Volumen der aufgenommenen Wasser-
moleküle bedingt ist. Nach dieser Ansicht giebt es nur eine Art
von Hydratwasser, nämlich Constitutionswasser, da eben jedes
aufgenommene Molekül Wasser zur Constitution der betreffenden
Verbindung gehört und letztere nothwendig verändert oder zer-
fallen muss, sobald eines dieser Wassermoleküle aus dem mole-
kularen Gefüge der Verbindung fortgenommen wird.
Die Vertreter der herrschenden Lehre bekunden, dass sie
völlig in Unkenntniss sind über die Gesetze und Bedingungen,
nach welchen überhaupt die Wasseraufnahme in den chemischen
Verbindungen, insbesondere in den Mineralien, erfolgt, sowie über
die Vorgänge und den Verlauf dieser Wasseraufnahme. Das
ersieht man schon daraus. dass in allen den bisherigen Veröf-
fentlichungen über diesen Gegenstand nie mit einem Worte der
thermochemischen Grundlehren, sowie der thermochemi-
schen Verhältnisse in den Mineralien gedacht wird, Gesetze,
ohne welche eine Erörterung chemischer Verwandtschaftslehre
überhaupt gar nicht deukbar ist.
Wenn wir auf die Ergebnisse der so hochwichtigen Unter-
suchungen. welche den Ruhm eines BERTRELOT, Tuomsen, FAvRE
und SILBERMANN u. A. bilden, eingehen, so finden wir vor Allem,
dass wir die wasserhaltigen Minerale nicht nach den Erschei-
nungen zu beurtheilen haben, welche sie uns äusserlich bei der
Erwärmung bieten. namentlich wenn uns der Zusammenhang dieser
Erscheinung nicht klar ist, sondern dass wir das Wesen der
Wasseraufnahme selbst zu berücksichtigen haben.
Der Vorgang dieser Wasseraufnahme wird am besten ge-
kennzeichnet als eine Verbrennung unter Wasser, mithin als eine
Oxydation unter Mitwirkung von Wasserstoff. Bei dieser Oxyda-
tion verbinden sich die Körper nicht mit Sauerstoff allein, son-
dern mit der Wasserstoffverbindung desselben, mit Hydroxyl.
Dieses Hydroxyl ist ein Bestandtheil des Wassers H>sO und zwar
des chemischen erregten Wassers in seiner Constitution H—OH,
und damit ist nun bereits zweierlei über den Vorgang der Hydra-
tisation gesagt! 1. dass die Aufnahme von Wasser oder der
Eintritt des Wassers in einen anderen chemischen Körper die
chemische Erregung des Wassers zur Voraussetzung hat. und
2. dass das Wasser der betreffenden Verbindung nicht als solches,
sondern nur in der Form von Hydroxyl sich einfüst. Damit ist
nun sofort weiter ausgesprochen. dass die Schreibweise des For-
melausdrucks der Hydratverbindungen eine ganz bestimmte zu
sein hat und dass es, selbst wenn es sich um sogen. basisches
Wasser handelt, es für unsere Anschauung nicht gleichgültig sein
kann. ob wir z. B. schreiben: HKO oder KOH, wobei der Deut-
269
lichkeit der Zusammengehörigkeit wegen die Hydroxylgruppe in
Klammern gesetzt wird, also K(OH).
Die Kraftäusserung nun, mit welcher die Wasseraufnahme
erfolgt und durch welche auch das Festhalten des Wassers in
der neuen Verbindung bedingt ist, richtet sich nach der chemi-
schen Energie des Wasser aufnehmenden Körpers und kenn-
zeichnet sich durch die bei der Wasseraufnahme vor sich ge-
hende Wärmeentwicklung und die daraus sich ergebende Wärme-
tönung der erzeugten hydratischen Verbindung. Was nun die
chemische Energie für die einzelnen Elemente oder deren Ver-
bindungen hinsichtlich deren Fähigkeit, Wasser aufzunehmen und
sebunden zu halten, also der Beständigkeit der Hydrate sagen
will, das giebt sich in übersichtlicher Weise aus dem periodischen
System der Elemente an die Hand. Das Gesetz der chemischen
Affinität lautet: Je kleiner das Atomgewicht und das Molekül,
desto grösser die chemische Energie. Die grössere chemische
Energie heisst aber nichts anderes als höhere chemische Reactions-
fähigkeit, durch welche die Leichtigkeit des Zusammentretens des
betreffenden Elements mit Wasser gegeben ist, und in ihrem Ge-
folge steht die Wärmetönung der erzeugten Verbindung, durch
welche die Beständigkeit des erzeugten Hydrats sich bekundet.
Die Wärmetönung wird ausgedrückt durch die Summe von Wärme-
einheiten, welche die Messung der Wärmeentwicklung ergiebt.
Sofern nun die Wasseraufnahme in einer Einfügung von
Hydroxylmolekülen oder Gruppen derselben besteht, so ist die-
selbe nothwendig mit einer Entwicklung von Wasserstoff verbun-
den, indem das chemisch erregte Wasser H— OH sich in seine
Componenten zersetzt. In der That erfolet z. B. durch Kalium
die Zersetzung des Wassers in der heftigsten Weise, indem
Wasserstoff entweicht und Kalihydrat entsteht; ähnlich durch Na-
trium; aber auch durch metallisches Zink in der Form von Zink-
staub wird Wasser, nur sehr viel langsamer, unter Bildung von
Zinkhydroxyd zersetzt und die entweichenden Blasen entzünden
sich unter Verpuffen an einer darüber gehaltenen Flamme. In
gleicher Weise nehmen auch die Oxyde dieser Metalle, namentlich
die sog. caustischen, Wasser unter grosser Wärmeentwicklung auf;
da hier die aufnehmende Verbindung aber bereits ein Oxyd ist,
so tritt kein freier Wasserstoff mehr aus, sondern derselbe ver-
bindet sich mit dem Sauerstoff der Base zu Wasser. Die Er-
scheinungen sind die analogen für Kalium-. Natrium-, Calcium-
oder Magnesiumoxyd; auch stark geglühte Thonerde hydratisirt
sich. Wir haben daher, in Formeln ausgedrückt:
0
K+RO=K + H-0OH = K(ÖH + H
Zn + 2H50 = Zn + 2 (H--OH) = Zun(OH) + 2H,
KO + HO = KO + 2(H—OH) = 2K(OH) + H30,
CaO + H0 = Ca0 + 2 (H—0H) = Ca(OH) + H0.
Nun sehen wir, dass die Wärmeentwicklung bei der Reaction
von Ka, Ö, Hs0 139640 c beträgt, dagegen von Ca(OH)e 146470 c
und von Ou(OH)e 37520 c. Da aber die Wärmeentwicklung von
K>,,0.,97100, e,..von,.0a,.0.130930,.c,: von, 0u.,0 Zr tor
trägt, so erhält man für die Verbindungen
K>(OH)> Ca(OH)s Cu(OH)s
139640 146470 81520
ENLIDE 130930 31160
=2,425409,,csen=eh 3540 ea 3
als die entsprechende Wärmetönung der Hydroxyde. Gemäss
diesen Wärmetönungen sehen wir nun, dass aus dem Kalium-
hydroxyd das Wasser selbst nicht bei Rothgluht zum Entweichen
gebracht werden kann, sondern dass das Kali mit dem Wasser
unzersetzt verdampit; dass dagegen das Calciumhydroxyd auch
erst bei Rothgluth sein Wasser verliert, während das Kupfer-
hydroxyd schon durch kochendes Wasser entwässert und in
schwarzes Kupferoxyd übergeführt wird. Ist nun, frage ich, an-
gesichts dieses Verhaltens das Wasser im Kupferhydroxyd we-
niger Constitutionswasser als im Kalihydrat?? Hat man es etwa
im ersteren Hydrat mit Krystallwasser zu thun, da alle 53 Hy-
droxyde doch Hydrate von derselben molekularen Zusammen-
setzung sind?
Schon aus diesen Beispielen geht hervor, dass die Tempe-
ratur des siedenden Wassers nichts zu thun hat mit der Art der
chemischen Bindung des Hydratwassers und dass dieselbe kein
Kriterium abzugeben vermag für die molekulare Stellung, welche
das Hydratwasser zu der die chemische Energie der Wasserauf-
nahme bedingenden Base einnimmt.
Sehen wir aber, welches der Verlauf der Hydratisation ist,
wenn mehr Wassermoleküle als eins aufgenommen werden. Zu-
nächst bei den einfachen Verbindungen. Sowohl die Basen als
Säuren bildenden Elemente liefern derartige Hydrate.
Nehmen wir zunächst die Hydrate, welche starke Basen bil-
den, wie Kali-, Natronhydrat und Ammoniak, so haben dieselben
die Eigenschaft, andere Hydrate aufzulösen, wie z. B. Zinkhydroxyd;
es bildet sich die Verbindung al: . Denke man sich in
dieser Verbindung das Molekül Zn durch das Molekül H> er-
271
ı
setzt, so erhält man die Verbindung H>sR>z(OH)ı.. Treten zu
dieser Verbindung fernere 2 Mol. Wasser —= 2 (H— OH), so
entsteht die Verbindung HıKs(ÖH)s. Diese Verbindung, in den
Lehrbüchern als KOH + 2HsO0 bezeichnet, das Kaliumpenthy-
droxyd, krystallisirt aus concentrirter Kalilauge bei niedriger Tem-
peratur aus und hat BertHeLor die Lösungswärme desselben in
Wasser zu — 30 e bestimmt. Diese Lösungswärme besagt, dass
die Verbindung nur in niederer Temperatur bestehen kann und
dass eine geringe Erwärmung schon hinreicht, dieselbe zu zer-
setzen. In ganz analoger Weise bildet sich aus concentrirter
Natronlauge das Hydrat NaOH + 3!/ HsO bei 0°, im Doppel-
molekül nach obiger Darstellung = HNa2(OH)s, Krystalle, welche
bei 6° schmelzen.
Unter den sesquioxydischen Basen bietet sich als Beispiel
die Thonerde Al»O3 dar. Es bildet sich das
1. Hydrat AbO3 + H2O = Ala032. (OH)e, der Diaspor,
2. Hydrat AO; + 2Hs0 = AlbO .(OH)ı, der Bauxit,
o. Hydrat Ab0; + 5 Hs0 = Al(OH)e, der Hydrarsillit.
Die Wärmeentwicklung des Oxyds Als, O3 ist nun = 391600 ce.
diejenige des Hydroxyds Al, O3. 3Hs0. . .= 388800 e,
mithin ist die Wärmetönung des Hydroxyds
AlbO3, 3 H30 — 1.2800 e.
Für die Wärmetönung der Hydroxyde Al»03(OH)e und
AlO(OH)ı sind keine Bestimmungen gemacht. Jedenfalls giebt
der Minuswerth der Wärmetönung des Hydrargillits — man hat
zu bedenken, dass in der Verbindung Als(OH); das Wasser durch
6 Valenzen gebunden ist -—— ein Anzeichen dafür, dass aus der
Verbindung 2 Mol. Wasser schon bei einer Temperatur von 200°
austreten, während das 3. Mol. Hs0 erst durch Erhitzen bei
über 450° austritt, indem die Wärmetönung des Hydroxyds
Als0>(OH)>2 eine wesentlich höhere sein muss. Gehören nun in
dem Hydroxyd Als(OH)s die 2 bei 200° austretenden Moleküle
Wasser weniger zur Constitution desselben als das eine Mol.
H>0 in dem Hydroxyd AleOs . (OH) zur Constitution des letz-
teren? Oder sind etwa, wie dies nach der bisherigen Aufiassung
geschehen, die 2 Mol. Wasser im Hydrargillit als Krystallwasser
anzusehen? Denn in dem Hydrarsillit sind für dessen molekulare
Constitution die 3 Mol. Wasser doch von gleicher Werthigkeit.
In dem Verhalten der so aus der allmähligen Hydratisation
des Thonerdeanhydrids hervorgehenden Hydrate ist zugleich fest-
zustellen, dass
212
das Hydrat Als0>2(OH)a eine zweiwerthige Verbindung,
hs AlO(OH)ı eine vierwerthige R
" Als(OH); eine sechswerthige e
ist, welchen die anhydrischen Basen A032 .O. AO. O2 u. AbO3
entsprechen. Auch P. GrorH ist zu der Aufstellung der Thon-
erdegruppen (AlO)e u. Al(AlO) als zwei- bezw. vierwerthiger Basen
gelangt, um die molekulare Constitution gewisser Verbindungen
erklären zu können; hier liegt die Ableitung dieser Gruppen vor,
weiche aus den verschiedenen Stufen der Wasseraufnahme ent-
stehen. Dies ist ein weiterer Grund, welcher für die Beschaffen-
heit des einen wie der sämmtlichen Moleküle Hydratwasser als
Constitutionswasser spricht.
In der Reihe der Säureanhydride bilden sich folgende
Hydrate:
1. Schwefelsäure SOs. Dieselbe bildet
Monohydrat SO3s + HsO0 = S03(OH)s, Siedepunkt bei 290°,
Dihydrat . SOs + 20 — SO(OHla, „ne Da
Trihydrat . SO3 + 3 H20 = S(OH)s > 5,195
Bei der Mischung von Schwefelsäure mit Wasser findet eine
Contraction des Gemisches statt, deren Maximum dem Hydrate
S(OH)s entspricht. Wir sehen demnach, dass jedem Hydrate im
Zusammenhang mit der Anzahl von hinzutretenden Molekülen
Wasser ein bestimmter Siedepunkt entspricht. Zugleich ändert
sich auch die Sättigungsfähigkeit der Säure: das Monohydrat oder
die normale Schwefelsäure ist eine einbasische Säure, das Di-
hydrat eine zweibasische, das Trihydrat eine dreibasische Säure.
Ganz in gleicher Weise entstehen die Hydrate aus dem
Phosphorsäureanhydrid P2035:
Ps0; + HsO = Ps04(OH)e Metaphosphorsäure, 1 basisch.
Ps0; + 2Hs0 = P203;3(OH)ı Paraphosphorsäure, 2 basisch,
Ps0; + 3 Hs0 = Ps0s(OH);s Orthophosphorsäure, 3 basisch,
P2z05 + 4H>20 —= Ps0(OH)s Tetraphosphorsäure, 4 basisch.
Letztere hat man erst aus der Constitution der Schlacken
vom Thomasprocess kennen gelernt. Wir dürfen daher nicht
Anstand nehmen — und ich glaube auch deren Salze nachweisen
zu können —- vorauszusetzen, dass es auch das Hydrat
P20; + 5 Hs0 — Ps(ÖH)ıo Pentaphosphorsäure, 5 basisch
giebt.
Es ist also auch an diesen Hydraten zu ersehen. dass die
Wasseraufnahme Molekül für Molekül vor sich geht, dass aber die
275
Werthiekeiten der in fortschreitender Wasseraufnahme befindlichen
Säurestufen und damit die Sättigungsfähigkeit des höheren Hydrats
sich ändern; der erweiterten Wasseraufnahme entspricht eine ander-
weitige molekulare Constitution des betreffenden höheren Hydrats
im Vergleich zu den voraufgehenden, aber man wird nicht in
Abrede stellen können, dass auch in diesen höheren Hydratisa-
tionsstufen sämmtliche Wassermoleküle zur Constitution der Ver-
bindung gehören.
Es bleibt nun zu untersuchen, wie sich die aus Basen und
Säuren zusammengesetzten Verbindungen, die Salze, in Bezug
auf die Aufnahme und Bindung des Hydratwassers verhalten. Wie
bilden sich deren Hydrate? Da, wie gezeigt, die einfachen Ver-
bindungen Hydrate von bestimmter molekularer Zusammensetzung
bilden, so ist nichts einfacher, als dass bei der Bildung hydra-
tischer Salze die einfachen Hydrate zusammentreten; z. B. also:
Ca(OH)e + SO2(OH)e —= CaSO2(OH)s. nach der alten Formel
CaS0O4 + 2Hs0 = Gyps. Bei diesem Zusammentreten von Hy-
draten können in Bezug auf die Bindung von Hydratwasser 3
Fälle unterschieden werden:
1. Es treten durch das Zusammentreten von Base und Säure
Wärmemengen aus, sodass in dem erzeugten Salz die Bindung
der Wassermoleküle eine geringere ist, als sie es für sich in den
einzelnen Hydraten war, z. B. im Gyps; denn es ist die Wärme-
tönung von 0a0. Hs0 — 15540 ce, von SOs, HO —= 21320. c;
dagegen die Wärmeentwicklung von Ca(OH)e, H3S04 = 52280 ec,
diejenige von CaSO4, 2 HsO aber nur = 4740 ec.
2. Es entsteht durch die Verbindung von Base und Säure
eine Verbindung höherer Wärmeverbindung und erfährt hierdurch
das Hydratwasser eine festere Bindung; hierfür bietet ein Beispiel
der Dioptas.
3. Es werden durch das Zusammentreten von Basen und
Säuren neue Wärmemengen erzeugt der Art, dass in Folge der
chemischen Erregung eine weitere Wasseraufnahme stattfindet;
hierher gehören alle hoch wasserhaltigen Salze, die sauer reagi-
renden Sulfate (Vitriole), Phosphate, Chloride u. s. w.
Wenn es sich daher zeigt, das z. B. das Wasser des Gypses
nur durch eine verhältnissmässige geringe Wärmetönung in seiner
Stellung festgehalten wird. sodass dasselbe schon bei einer mäs-
sigen Temperatur ausgetrieben werden kann, so wird hierdurch
an seiner Eigenschaft als Constitutionswasser nichts geändert.
Es ist selbstverständlich, dass, wenn dieses Wasser durch Wärme-
zufuhr ausgetrieben wird. das zurückbleibende Anhydrid eine cau-
stische Verbindung darstellt von der Wärmetönung 52280 --4740
— 41540 c. welche demnach bei Befeuchtung mit Wasser das-
Zeitschr. d. D. geol. Ges, XLIH. 1. 18
274
Gr ee +
selbe mit grösster Begier aufnimmt, um in die vorige Constitu-
tion zurück zu gelangen; kann dieser Vorgang ein Kriterium
dafür sein, das Wasser des Gypses als Krystallwasser zu er-
achten? Bei der Erzeugung höher hydratisirter Salze, wie sie
entstehen z. B. durch Lösung von Eisen oder Zink in Schwefel-
säure, von Magnesium in Salzsäure, wird eine solche chemische
Energie entwickelt, dass die für sich nicht höher hydratisations-
fähigen Oxyde in höhere Hydrate übergeführt werden. Es treten
zunächst basische und saure Hydrate von gleicher Hydratisations-
stufe zusammen. während unter Einwirkung der Säure die Hydra-
tisation des basischen Bestandtheils noch weiter vorschreitet. Wir
lernen hier u. a. die zwei- und dreibasischen Salze der Schwefel-
säure kennen; zunächst die Vitriole z. B.
Eisenvitriol FeS04 + 7 H30 = HuıFe(OH)s SO(OH)ı als zwei-
basisches Salz; oder
Glaubersalz NaS04 + 10 Hs0 = H;Na(OH); S(OH)s als drei-
basisches Salz; oder
Bischofit MgCl + 6 Hz0 — HıMs(OH)., (HOl)2.
Sieht man darauf. dass für die Base und die Säure die
gleiche Hydratisationsstufe eingehalten wird, so erhält
der Eisenvitriol die Formel Hs Fe(OH)ı SO(OH)«
|
H>2 — (OH)s
das Glaubersalz „ \ Hı Na(OH)e S(OH)e
|
Hs —(OH)>
der Bischofit n 5 Mg (OH)a (HCl)a
|
Hı -——-(OH)ı
Aus diesen Formeln ist zu ersehen, dass in den betreffen-
den Salzen 2 bezw. 4 Mol. Wasser sich in lockerer Stellung
innerhalb des molekularen Aufbaues befinden. und diese Moleküle
sind es, welche zuerst der Einwirkung einer Wärmezufuhr in der
Art unterliegen, dass das Salz in dem austretenden Wasser
schmilzt; es sind die Moleküle des sogen. Krystallwassers. Sie
gehören aber nicht minder zur Constitution des Krystalls, denn
ihr Eintritt ist durch bestimmte Lösungswärme des Salzes be-
dingt, welche in diesem Falle zu bedeutenden Minuscalorieen
hinabgeht; denn es ist die Lösungswärme z. B. von
MgSOı, 7H>0 FeS04, 7H>0 ZnSO4, 7Hs0
— 9330086 — SM) € —_ 20078
dagegen diejenige von CuS04, 5H50 = — 2750 ce.
275
Hier wird uns eine bestimmte Erklärung darüber, weshalb
der Kupfervitriol mit 5 Mol. HsO0 krystallisirt und nicht mit
7H>s0; nämlich weil das Kupfer bei seiner niederen Wärme-
tönung einer höheren Hydratisation nicht fähig ist. Der Kupfer-
vitriol hat die Formel Hs Öu(OH)ıS(OH)..
Da nun diese in lockerer Verbindung mit dem gleichmässig
gesättigten Hydrat stehenden Wassermoleküle gleichsam einen
Ueberschuss, einen Rest gegen die in festerer Bindung stehenden
Hydratwasser-Moleküle bilden, so charakterisire ich dieselben als
Restwasser. Immerhin ist dieses Restwasser von ganz erheb-
licher Bedeutung für die molekulare Constitution der Salze; 1. wie
ich dies neulich nachgewiesen habe für die Bildung der sogen.
basischen Salze, und 2. für die Entstehung der Doppelsalze.
Die Doppelvitriole bilden hierfür ein ausgezeichnetes Beispiel:
H; Me(OH)« S(OH);
H> — (OH);
so ist ersichtlich. wie in dem Restwasser das Mol. Hs durch eine
andere Base, z. B. Ka oder (NHı)>s vertreten werden kann. Indem
das Hydrat Ka(OH)e durch Schwefelsäure gesättigt wird, entsteht
... H»Ms(OH), S(OH): h i i
der Doppelvitriol | und ergiebt sich hier aber-
K:(OH) SO;
mals eine Erklärung, weshalb alle diese Doppelvitriole mit 6 Mol.
H>0 krystallisiren.
Nun hat bezüglich der Vitriole TscHerMmAK die Entdeckung
gemacht, dass 1 Mol. Wasser erst bei höherer Temperatur aus-
getrieben wird; danach wäre also in den Vitriolen Constititutions-
und Krystallwasser; auch an den Zeolithen wird als deren be-
merkenswerthe Eigenschaft bezeichnet, dass sie Constitutions- und
Krystallwasser enthalten. Es bleibt zu zeigen, was es mit dieser
gleichzeitigen Existenz beider Arten von Wasser für eine Be-
wandtniss hat.
Es ist schon oben gezeigt, dass die Aufnahme mehrerer
Mol. Wasser in der Art vor sich geht, dass ein Mol. Wasser
nach dem andern in die betreffende Verbindung eintritt und dass
dem Eintritt eines jeden Mol. Wassers eine bestimmte Wärme-
entwicklung entspricht, womit zugleich die Werthigkeit des neuen
Hydrats wächst. Die Reihenfolge dieser so sich folgenden Wärme-
tönungen in der fortschreitenden Hydratisation ist nun schon seit
lange durch die ausgezeichneten Untersuchungen THuomsens an
einer Reihe von Salzen festgestellt worden, von denen hier nur
eins angeführt sein mag; je nachdem die Wärmetönungen des
Anhydrids und der verschiedenen Hydratisationsstufen durch die
entsprechenden Lösungswärmen gekennzeichnet werden, stellt sich
dieselbe z. B. für das Magnesiumsulfat:
nimmt man z. B. das Bittersalz in der Formel
{9°
276
Lösungswärme.
Mg8S04 + 20280 ce
MgS04, Hs0O + 13300 ce
M8S0O;, 2Hs0 + 11050 e
MgS0O4, 3Hs0 + 7450 e
MgSO4, 4H50 + 4240 ec
MgS0O4, 5Hs0 + 2010 ec
MeSO,, 6 Hs 0 — 100 e
MgeS04, 7H20 — 3800 ce
Es besteht also in der Lösungswärme zwischen dem ersten
und letzten Hydrat ein Unterschied von 17100 e. Es ist nicht mehr
als natürlich, als dass bei fortschreitender Erwärmung des letzteren
die Austreibung des Wassers bei dem ersten Molekül anlangt. Das
Gesetz von der Erhaltung der Kraft verlangt, dass diejenigen
Wärmemengen, welche bei Entstehung einer Verbindung entwickelt
worden sind, auch behufs Zersetzung derselben wieder aufzu-
wenden sind. Gerade wenn wir nun in der Reihenfolge der zu-
nehmenden Wasseraufnahme die entsprechende Abnahme der Wärme-
tönung sehen, so muss mehr als je uns die Erkenntniss werden,
dass ein Wassermolekül wie das andere zur Constitution des
betreffenden Hydrats gehören.
Ist nun rückwärts die Wasserentziehung im Hydrat bis zur
Erzeugung des anhydrischen Salzes vorgeschritten, so hat auch
dieses seine vorige Wärmetönung wiedererhalten; damit ist demsel-
ben seine chemische Energie. sich zu hydratisiren, wieder verliehen,
und ich habe bereits in meinem früheren Vortrage erklärt, dass
alle diese sich caustisch oder corrosiv verhaltenden wasserfreien
Sauerstoff- und Haloidsalze die Fähigkeit. sich zu hydratisiren,
einer Restenergie verdanken, welche so lange wirkt, bis sie
durch die Aufnahme des letzten Moleküls Wasser ausgeglichen ist.
Wenn nun nach der jetzigen Lehre es ein Kennzeichen des
Krystallwassers ist, nach seiner Austreibung wieder aufgenommen
zu werden, und es tritt nun diese Rehydratation ein, ist da nicht
gleich das erste Molekül Wasser, welches aufgenommen wird,
dieses von TscHERMAK nachgewiesene Constitutionswasser ?
Es bedarf kaum der Bemerkung. dass es mit dem Constitu-
tions- und Krystallwasser in den Zeolithen ganz dieselbe Be-
wandtniss hat, wie in den hydratischen Sulfaten, Chloriden u. s. w.
Ich glaube genugsam gezeigt zu haben, dass diese ganze
Lehre vom Constitutions- und Krystallwasser nichts weiter ist als
ein Wirrwarr. welchen aus unserer Wissenschaft zu entfernen es
die höchste Zeit ist.
An beide Vorträge knüpfte sich eine Discussion.
Herr E. DarHs sprach über die Discordanz zwischen
Culm und Waldenburger Schichten im Waldenburger
Becken.
In dem vor einem Jahre gehaltenen Vortrage (vergl. das
betreffende Referat, diese Zeitschr., Bd. XLII, Heft 1) hatte der
Redner berichtet, dass im Waldenburger Becken bei Salzbrunn,
genauer zwischen Conradsthal und Altwasser, eine Discordanz zwi-
schen Culm und Waldenburger Schichten vorhanden sei. Die
ungleichförmige Lagerung der Waldenburger Schichten (Liegend-
zug) auf Culm wurde dadurch erwiesen, dass erstens auf der an-
gegebenen Grenzlinie die Waldenburger Schichten an verschie-
denen Culmstufen abschneiden und zweitens, dass die Schichten
beider Formationen in der Nähe ihrer Grenzlinie verschiedenes
Streichen und Fallen besitzen. Durch dieses zwiefache Verhalten
wurde es schon an sich wahrscheinlich gemacht, dass man in
diesem Lagerungsverhältniss nicht eine locale, sondern eine all-
gemeine, durch das ganze Waldenburger Beeken vorhandene Er-
scheinung zu erblicken habe. Diese Annahme hat sich inzwischen
durch die im Jahre 1890 ausgeführte Kartirung auf den Blättern
Waldenburg, Freiburg und Landeshut, die sich vorzugsweise mit
der weiteren Gliederung des Culms und mit der Verfolgung der
Discordanz gleichzeitig beschäftigte, bestätigt. In dem heutigen
Vortrage wurden die neuen Resultate dieser Untersuchung dar-
gelegt.
Die Discordanz wurde im eigentlichen Waldenburger Becken
überall, und zwar bis jetzt auf eine Länge von 23 Kilometern
nachgewiesen: diese Linie beginnt im SO bei Neukrausendorf —
wo sich der Culm auskeilt — und setzt nach NW über Alt-
wasser. Salzbruun, Conradsthal, Gaablau und Wittgendorf fort.
Von Neukrausendorff bis zum Culmvorsprung südwestlich bei
Gaablau war bisher die Verbreitung der Waldenburger Schichten
sicher festgestellt worden. Nach ihrer petrographischen Ausbil-
dung und ihrer unter sich verschiedenen Schichtenlage lassen sich
längs der Discordanzlinie drei Culmbezirke unterscheiden, nämlich
1. der Bezirk zwischen Conradsthal — Salzbrunn — Altwasser und .
Neukrausendorf, 2. der Bezirk Conradsthal— Liebersdorf und
Gaablau, 3. der Bezirk Gaablau — Wittgendorf. — Im ersteren
Bezirke ist bis jetzt die vollständigste und mannichfaltigste Ent-
wicklung des Culms in hiesiger Gegend bekannt geworden. Von
der Gneissgrenze bis zum Obercarbon gezählt, finden sich zunächst
auf der Linie Mittelsalzbrunn — Obersalzbrunn und sodann auf der
Linie Seitendorf— Altwasser — letzteres Profil ergänzt das erstere
nach dem Hangenden zu in der erwünschten Weise — folgende
Stufen des Culms entwickelt:
ID
—.)
2,9)
die Stufe der Gmneissconglomerate (cggn);
die untere Stufe der rothen Conglomerate (cgr'):
die Stufe der grauschwarzen Thonschiefer und Conglo-
merate (CS + cg);
die obere Stufe der rothen Conglomerate (cgr?);
die Stufe der Thonschiefer und Conglomerate (cs + eg);
die untere Stufe der Variolit führenden Conglomerate (cgv!);
die Stufe der Thonschiefer (es):
die obere Stufe der Variolit führenden Conglomerate (cgv?);
die Stufe der Thonschiefer mit der Fauna der Vogelkippe
(es + ka):
die Stufe der obersten rothen Conglomerate (cgr°).
omansp wwH
fek
o
Im zweiten Bezirke sind von den genannten Culmstufen nur
die Stufen unter No. 2 — 7 vertreten; die höheren sind durch
Erosion schon vor der Ablagerung der Waldenburger Schichten
entfernt worden. Im nordwestlichen Theile des Bezirkes schiebt
sich bei Adelsbach eine Zone von graubraunen Congliomeraten
ein, die sich schnell verbreitert und namentlich bei Adelsbach,
Liebersdorf und Gaablau ihre Verbreitung gefunden hat.
Im dritten Bezirke ist letztere Stufe gleichfalls in starker
Verbreitung vertreten, ausserdem ist eine Stufe von reinen Thon-
schiefern (cs). eine Stufe von Variolit führenden Conglomeraten
und eine von rothen Conglomeraten vorhanden. Die genaue Paral-
lelisirung dieser Stufen mit den im obigen Profil genannten ist
noch nicht ganz sicher gestellt worden, denn grosse Verwerfungen
trennen den zweiten von dem dritten Bezirke.
In den Schieferstufen des untersuchten Culmgebietes sind
an verschiedenen Punkten Pflanzen- und Thierreste aufgefunden
worden: Archaeocalamites radıatus BRong. und Cardtopteris poly-
morpha bei Altwasser, Conradsthal und Liebersdorf! Cardiopteris
frondosa bei Conradsthal; Cardiocarpum bei der Wilhelmshöhe.
‘— Reich ist die Ausbeute an thierischen Resten an etlichen ganz
neuen Fundpunkten. Bei Conradsthal wurden folgende Gattungen
gesammelt: Productus, Archaeocıdartis, Orthoceras, Bellerophon,
Gontatites, Philipsia, Pecten, Spirrfer, Oyathophyllum ete., in
für den Culm durchaus bezeichnenden Arten, deren nähere Bestim-
mung und Aufzählung an anderer Stelle gegeben werden soll. Bei
Gaablau fanden sich Productus, Spirfer, Pecten. — Bilobites
kommt in der Schieferzone nordwestlich von Salzbrunn vor.
Durch die abweichende Lagerung des Obercarbon auf den
Culm wird bewiesen, dass die Aufrichtung des letzteren schon
vor Ablagerung des ersteren erfolgt ist; mit der Aufrichtung
TE
der Culmschichten. die im ersten und dritten Bezirk sehr bedeu-
tend, im zweiten aber nur gering ist, ging die Entstehung von
Zerreissungen und Verwerfungen Hand in Hand; sie sind der
Zeit ihrer Entstehung nach deshalb älter als die Waldenburger
Schichten: nach ihrem Verlaufe sind sie nach der Kartirung meist
Quer - Verwerfungen: streichende und spiesseckige Verwerfungen
konnten, so nothwendig ihr Vorhandensein durch die Gegenwart
der ersteren bedingt wird, nicht überall, so namentlich dort nicht,
wo sehr steile Fallwinkel sich einstellen, sicher nachgewiesen
werden.
In den drei Culmbezirken wird die Discordanz zwischen Culm
und den obercarbonischen Waldenburger Schichten durch folgende
Thatsachen begründet:
Im ersten Culmbezirk hat sich das obercarbonische Becken
am tiefsten eingeschnitten, d. h. der Beckenrand reicht hier am
weitesten nach NO; denn die 6. Stufe, nämlich die untere Stufe
der Variolit führenden Conglomerate grenzt bei Salzbrunn an das
Öbercarbon. Diese Stufe bildet bis zur Wilhelmshöhe die Grenze;
von letzterem Orte bis in’s Hellebachthal, in Altwasser, tritt an
das Obercarbon die nächst höhere, nämlich die 7. Stufe, die Stufe
der Thonschiefer (cs) heran; alsdann bildet die im Hangenden
folgende 8. Stufe, nämlich die der oberen Variolit führenden
Conglomerate auf der Strecke vom Hellebach bis zu dem von der
Vogelkippe herabkommenden Thälchen die Grenze zwischen Oulm
und Obercarbon. Von letztgenanntem Thälchen bis zum Thälchen
bei der Colonie Seitendorf trifft man längs der Obercarbongrenze
die 9. Stufe und von da südlich bis zum Ende des Culm bei
Neukrausendorf die 10. Stufe, nämlich die oberste Stufe der
rothen Conglomerate (cgr?). Geht man also von Salzbrunn nach
SO bis Neukrausendorf der Obercarbongrenze entlang, so trifft man
im Fortschreiten fünf verschiedene Culmstufen, die streckenweise
an das Öbercarbon herantreten, ein trefflicher und untrüglicher
Beweis für die vorhandene Discordanz zwischen beiden Forma-
tionen. Verfolgt man beispielsweise die Stufe der unteren Va-
riolit führenden Conglomerate nach O über Altwasser und Seiten-
dorf zu, die ein ost-westliches Streichen im Allgemeinen einhält,
so findet man, dass sie sich immer weiter von der Obercarbon-
grenze entfernt, und dass sie bei ihrem Endpunkte, wo sie das
Liegende des Culms, nämlich die Gneissformation bei Seitendorf,
erreicht, mit ihrem Hangenden von der Öbercarbongrenze bei
Altwasser über 1300 m entfernt liegt. In ähnlicher Weise ver-
halten sich in diesem Striche auch die anderen Culmstufen, jede
derselben entfernt sich bei ihrem weiteren Fortstreichen nach O
immer weiter von der Obercarbongrenze.
280
Wie schon in der ersten Mittheilung über diesen Gegenstand
hervorgehoben wurde, ist die Discordanz auch in dem abweichen-
den Streichen und Fallen in beiden Formationen nahe ihrer Grenz-
linie begründet. Es können danach im besagten Bezirke drei
Abschnitte unterschieden werden. Der erste Abschnitt reicht vom
Salzbachthale bis zum Thälchen westlich des Geyersberges; in ihm
streichen die Culmschichten N 45 — 55° W und fallen 55 — 70°
segen SW. Das benachbarte Obercarbon aber streicht in zahl-
reichen Aufschlüssen, nahe der Culmgrenze N 20-—30° W und fällt
10—15° in WWS. Der zweite Culmabschnitt wird durch zwei
Verwerfungen auf seiner Nordwest- und Südostseite begrenzt;
erstere fällt mit dem erwähnten Thälchen beim Geyersberge zu-
sammen, die zweite verläuft zwischen Vogelkippe und den Fuchs-
steinen nach N bis zur Gneissgrenze bei Seitendorf. Dieser
ganze 2,5 km lange und 1,4 km breite Schichtencomplex ist längs
der Gneissgrenze gesunken und zeigt nun in Folge dessen nicht
mehr südliches Fallen. sondern bei ost-westlichem Streichen steiles,
nach Norden gerichtetes Verflächen. So streichen die CGulm-
schiefer im Eisenbahn - Einschnitte nördlich des Bahnhofs in Alt-
wasser O—W und fallen 70-—-80° gegen N ein; die angrenzen-
den Waldenburger Schichten, 100 m von den anstehenden Schie-
fern und nur 40 m von der Öulmgrenze entfernt. sind in einem
Steinbruche aufgeschlossen und streichen N 35° W und fallen
35° gegen SW ein; im Steinbruche bei der Schweizerei in Alt-
wasser streichen die Waldenburger Schichten N 55° W und fallen
40 — 45° SW; die nächsten Felsen im Culm streichen O— W
und fallen 65° gegen N; die Felsen im oberen Variolit führenden
Conglomerat, nordwestlich vom Thälchen beim Schurf nach Fauna
an der Vogelkippe streichen O—W und fallen 65-- 70° N; die
Felsen im Conglomerat der Waldenburger Schichten im selbigen
Thälchen, nahe der dortigen Halde, streichen dagegen N 45° W
und fallen 60° gegen SW. Im dritten und südöstlichsten Ab-
schnitte des Culms ist zwar das Fallen der Oulmschichten wie-
derum nach SW gerichtet, doch sind sowohl im Fallen als auch
Streichen im Culm und Obercarbon auffallende Unterschiede vor-
handen. Die Felsen auf dem Gipfel der Fuchssteine im oberen
Variolit führenden Conglomerate streichen N 35° W, fallen 70°
SW; das Obercarbon im Steinbruche bei der Colonie „Drei Rosen“
streicht N 45° W und fällt 50—60° gegen SW.
Die Discordanz kommt im zweiten Bezirk, also zwischen
Conradsthal und Gaablau dadurch zunächst zum Ausdruck, dass
bei Conradsthal eine kleine erhalten gebliebene Partie von oberen
Variolit führenden Conglomeraten — wie auch eine gleiche Partie
281
nochmals in Liebersdorfer Flur nördlich des Langenberges auf-
tritt —, sonst tritt aber auf der ganzen Strecke, nämlich von der
Wiegand-Grube bis zur Golonie Neuliebersdorf die Stufe der 'Thon-
schiefer (Stufe 7) an das Obercarbon heran und nur zwischen Co-
lonie Neuliebersdorf und Gaablau wird die Stufe der unteren Va-
riolit führenden Conglomerate von den Waldenburger Schichten
daselbst berührt. Da die Culmschichten in diesem Bezirke aın
wenigsten aufgerichtet worden sind, fallen die Unterschiede im
Streichen und Fallen zwischen beiden Formationen nicht so auf,
wie in den bisher angeführten Beispielen; die Discordanz ist
jedoch auch in dieser Beziehung in diesem Striche vorhanden
und genügend zu erkennen, wie folgende Beispiele beweisen.
Die Culmschichten im Bahneinschnitte bei Conradsthal strei-
chen O—W und fallen 30— 35° gegen S. Das ÖObercarbon bei
der Haltestelle Conradsthal fällt 10—15° gegen S bei ost-west-
lichem Streichen ein, im Steinbruche nördlich der Wiegand-
Grube streichen die dortigen Culmschiefer N 55° O und fallen
35—40° gegen SO ein; die nächsten Obercarbonschichten strei-
chen N 70° O und fallen 10° gegen SSO; die Culmschiefer am Feld-
wege (Curve 500) und nördlich des Langenberges streichen O-—W
und fallen 25° — 30° S; die Conglomerate der Waldenburger
Schichten im nahen Steinbruche streichen auch ungefähr O—W,
fallen aber nur mit 15° gegen S; das Culm - Conglomerat im
mittelsten Thälchen südlich Gaablau streicht N 15° O und fällt
30° SOO, das Obercarbon daselbst streicht O— W und fällt 10
bis 15° S. — Diese Beispiele liessen sich noch durch zahlreiche
Angaben vermehren.
Der westlichste, hauptsächlich auf das Blatt Landeshut ent-
fallende Culmbezirk, ist gleichfalls durch sehr steile Schichten-
stellung ausgezeichnet; die Culmstufen, welche den bekannten
Culmvorsprung bei Gaablau zusammensetzen, sind Culmschiefer,
graubraune Conglomerate und Variolit führende Conglomerate;
ihr Streichen ist in diesem Theile ein nordwestliches bei steilem
nordöstlichen Einfallen. Auf diesen Culmvorsprung sind die Wal-
denburger Schichten allseitig aufgelagert, sodass sie an dem
äussersten Ende desselben rechtwinkelig von den Culmschichten
getroffen werden; an der Nordost- und Südwestseite desselben
weisen sie aber gleichfalls abweichende Lagerung auf. Folgende
Beispiele mögen zur Erläuterung dienen:
Die Culmschiefer an der alten Kohlenstrasse nach Rothen-
bach streichen N 60° W und fallen 30-—40° NO; die Walden-
burger Schichten im erschürften Flötz streichen N 45° O0 und
fallen 60° SO; im Conglomerat südlich von Gaablau ist das
282
Streichen N 40° W bei saigerem Einfallen; die obercarbonischen
Waldenburger Schichten südöstlich davon besitzen in der Grube
auf Curve 540 ein Streichen N— S und ein Fallen von 20°
gegen VO. —
Die Discordanz kommt bei Wittgendorf durch folgende Ver-
hältnisse zum Ausdruck: Die rothen Conglomerate des Culms
streichen in den Felsen nahe der Eisenbahnlinie N 65° W und
fallen 60° gegen SW. Die Waldenburger Schichten im nächsten
Bahneinschnitt streichen O—W und fallen 20-—-25° gegen 8. —
Auf dem Kuhberge haben die Variolit führenden Conglomerate
ein Streichen N 35° W und ein Fallen von 45° gegen NO; das
Obercarbon in den nächsten Felsen streicht N 70° W und fällt
25° gegen SSW ein; am Feldwege vom Kulhberge nach Gaablau
bei Punkt 569,4 streicht der Culm N 65° W und fällt 40° gegen
NO; das Obercarbon streicht N 30—40° W und fällt 70° gegen
SW; am Bache südlich des Kuhberges streichen die rothen Con-
glomerate N 70° W und besitzen ein Fallen von 60° gegen NO;
das Obercarbon streicht 75° W und 80° SW. —
Schliesslich betrachtete der Vortragende kurz noch die Aus-
bildung des Hainichen-Chemnitzer Gulms in Sachsen. dessen
Flötz führende Abtheilung von Srtur und RorurrLerz den Wal-
denburger Schichten gleichgestellt wird, und dessen untere Ab-
theilung (marine Facies nach RorkrLerz) dem Dachschiefer-Culm
(Stur’s) in Mähren und Schlesien entspricht; nach der gleich-
artigen Ausbildung dieses sächsischen Culms mit dem der ge-
nannten Länder hält der Vortragende das Vorhandensein einer
Discordanz zwischen der unteren und oberen Abtheilung für
wahrscheinlich. Ob auch eine Discordanz zwischen dem Dach-
schiefer-Culm und den Östrauer Schichten in Mähren und Oester-
reich-Schlesien anzunehmen sei, lässt sich noch nicht entscheiden.
StTur!) sagt über das beiderseitige Lagerungsverhältniss Folgendes:
„An die jüngsten Schichten des mährisch-schlesischen Culm-Dach-
schiefers bei Bobrownik ... findet man den ältesten Theil der
Östrauer Schichten bei Petrzkowitz concordant angelagert.* —
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. W. 0.
BEYRICH. HAUCHECORNE. SCHEIBE.
!) Stur. Ostrau-Waldenburger Schichten, p. 318.
283
3. Protokoll der März- Sitzung.
Verhandelt Berlin, den 4. März 1891.
Vorsitzender: Herr BEYRICH.
Das Protokoll der Februar-Sitzung wurde vorgelesen und
genehmigt.
Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft
eingegangenen Bücher und Karten vor.
Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten:
Herr Dr. WırueLm SAaLomon in Leipzig, mineralogisches
Institut der Universität,
- vorgeschlagen durch die Herren FELıx, ZırKEL und
BERG;
Herr Dr. Wortemann, Assistent am mineralog. Institut
der Universität Giessen,
vorgeschlagen durch die Herren STRENG, BAUER
und Kayser.
Der Vorsitzende brachte die Einladung zur Theilnahme am
9. deutschen Geographentag in Wien zur Kenntniss der Ver-
sammlung.
Herr EBERT sprach über die Lagerungsverhältnisse
der oberschlesischen Steinkohlenformation.
In dem Januarheft der Zeitschrift des oberschlesischen Berg-
und hüttenmännischen Vereins hat Markscheider GABLEr in Kat-
towitz eine Skizze gegeben über die Lagerungsverhältnisse des
Rybniker Beckens. Er hat die Anschauung über diese Verhält-
nisse gewonnen aus dem reichen kartographischen Material, wel-
ches ihm zur Verfügung stand, namentlich auch in Bezug auf
Bohrtabellen. Da die Aufschlüsse noch sehr unzusammenhängend
sind, so haben Combinationen vielfach zu Hülfe genommen wer-
den müssen. Auf mancherlei Schwächen. die hierdurch der Arbeit
anhaften, gehe ich nicht ein, wende mich vielmehr direct zu der
Parallelisirung, welche G&=BLER im Anschluss an Stur und Wiss
zwischen den Schichten des Rybniker Beckens einerseits und den
Schichten der Ostrauer Mulde sowie denen des grossen centralen
oberschlesischen Beckens andererseits vorgenommen hat.
Da die Gliederung des Ostrau-Karwiner Gebietes durch
die Stur'schen Arbeiten am weitesten geführt ist, wurde diese
zur Grundlage auch bei der Eintheilung der Rybniker Schichten
gewählt. Es lag dazu noch die besondere Veranlassung vor, dass
284
STUR selbst die in den Bohrungen bei Loslau, S von Rybnik,
entdeckte marine Fauna mit derjenigen seiner II. Gruppe im
Hangenden des Franziskaflötzes bei Hruschau in Parallele stellte
und auch Weiss dieser Auffassung zuneigte. Indem G=BLER die
Identität dieser beiden Faunen als sicher annimmt, gelangt er zu
folgender, der Ostrauer Mulde paralleler Gliederung:
a. Gruppe der Sattelflötze = Beatens- |
glückflötze { |
Gruppe V. b. Gruppe der Leo- oder Hoymflötze } ah
c. Gruppe d. Charlotte- od. Emmaflötze |
| d. Gruppe der Annaflötze j
Flötzleeres Mittel von 100 m Mächtigkeit,
Gruppe IV. Gruppe der Radliner Flötze, über 500 m. mächtig,
Flötzleeres Mittel von 200 m Mächtigkeit,
Gruppe II. Gruppe der Loslauer Flötze, über 300 m mächtig
mächtig.
Eine 23 m unter dem vierten Loslauer Flötz erschrotene
Kohlenbank von 0.52 m soll schon der II. Gruppe Stur’s ange-
hören, da sonst die Mächtigkeit im Rybniker Gebiet bedeutender
wäre als die desselben Horizontes im Ostrauer Becken, was der
allgemeinen Regel der Verschwächung der Schichten widerspräche.
Da die hangendste Gruppe der Rybniker Schichten, die der
Beatensglückflötze (a), zugleich die einzige ist, welche Flötze von
4—5 m Mächtigkeit enthält, so wird diese in Parallele gestellt
mit der Gruppe der mächtigen Flötze des Zabrze - Königshütter
Gebiets, welche Srtur ja ebenfalls als Aequivalent seiner IV. und
V. Gruppe (nicht nur V., wie GAEBLER schreibt) . auffasst. Ja,
es wird direct das 4,5 m mächtige Gellhornflötz in Verbindung
mit dem 1,3 m mächtigen Vincenzflötz der Beatensglückgrube als
identisch mit dem Pochhammerflötz der Zabrzer Gegend ange-
nommen.
Diese seine Gliederung als sicher annehmend, wendet sich
(GEBLER sodann zu den Erwartungen, die man darauf hin von
den liegenden Schichten der Sattelflötzgruppe im centralen ober-
schlesischen Becken hegen darf.
GEBLER hat nun aber bei seiner Eintheilung der Rybniker
Schichten eine mit der ganzen Frage eng verknüpfte Thatsache
ganz ausser Betracht gelassen, wenigstens sich gänzlich darüber
ausgeschwiegen, das ist das Vorkommen einer marinen Fauna
ca. 20 — 530 m unter dem Sattel - Pochhammerflötz, den sogen.
Remer schen Horizont, welcher Srtur gerade bei seiner Beur-
theilung der oberschlesischen Schichten zum Ausgangspunkt ge-
dient hat. Jedoch lässt sich aus einer Aeusserung GABLER’S
285
entnehmen, dass er diesen marinen R&mer’schen Horizont nicht
mit dem Loslauer identineirt und der III. Gruppe gleichstellt.
Denn er sagt im Anschluss an die Identificirung des Gellhorn-
Vincenz-Flötz mit dem Pochhammerflötz wörtlich:
„Demnach werden die unteren Flötze der Rybnik-Czernitzer
Mulde diejenigen sein, welche die Gruben der nördlichen Sattel-
linie zunächst in Angriff zu nehmen haben. wenn die Sattelflötze
abgebaut sind.“ „Bei der bekannten Zusammenziehung des Stein-
kohlengebirges nach Osten hin ist nicht anzunehmen, dass sämmt-
liche bei Rybnik und Loslau nachgewiesenen Flötze im Mittel-
punkte des Beckens vorhanden sein werden, doch dürfte immer-
hin ein namhafter Theil zu erwarten sein.“
Mit dieser Annahme stellt sich aber G=BLER in Gegensatz
zu Stur und Weiss. Denn er setzt damit voraus, dass der
Raenmer’sche marine Horizont richt dem der III. Gruppe entspricht,
sondern innerhalb der V. liegt, und es wäre mithin dieser R«-
MER Sche marine Horizont im Rybniker und Mährisch - Ostrauer
Becken seither übersehen worden oder nicht als solcher aus-
gebildet.
Stur hat aber in der von G=&BLer citirten Arbeit (18753)
ausdrücklich erklärt, dass unter den Pflanzen der oberschlesischen
Sattelflötzgruppe 9 Arten sind, die im Ostrauer Revier in der
IV + V. Gruppe sich finden, und fügt wörtlich hinzu: „Von
grossem Gewicht für diese Feststellung ist die Thatsache, dass
die marine Fauna, wie ich sie im Idaschachte bei Hruschau an
der Grenze zwischen der II. u. IV. Flötzgruppe der Östrauer
Schichten vorkommen kennen gelehrt habe. auch in Oberschlesien
zum letzten Male unter dem Sattelflötz in der 30zölligen Schiefer-
thonschicht mit Sphärosiderit-Knollen auftritt — und diese That-
sache würde den obigen Satz dahin präcisiren, dass die oberschle-
sischen Sattelflötze in der That der IV + V. Flötzgruppe der
Östrauer Schichten entsprächen, womit noch ferner die Thatsache
stimmt, dass innerhalb der Sattelflötze allerdings noch Anthra-
comyen (II. Culm-Fauna) auftreten, aber die rein marinen Gat-
tungen gänzlich fehlen. *
1885 hat aber Stur gelegentlich einer Besprechung von
Proben mit thierischen marinen und pflanzlichen Resten aus dem
Loslauer Bohrloch IV wörtlich erklärt: „soweit diese wenigen
Daten Aufschluss ertheilen. hat das IV. Bohrloch von Loslau in
der Tiefe von 222— 241.4 m jedenfalls die Ostrauer Schichten
und zwar höchst wahrscheinlich die III. Flötzgruppe derselben
verquert“.
Im Anschluss an diese Aeusserung hat Weiss in demselben
Jahre in einer kleinen Abhandlung im Jahrbuch der geol. Landes-
286
anstalt ebenfalls nicht nur die Loslauer. sondern überhaupt die
gesammte Schichtenfolge des Rybniker Beckens mit den Ostrauer
Schichten in Parallele gestellt.
Ueber die genauere Präcisirung der Stellung der Loslauer
marinen Fauna spricht er sich dabei sehr vorsichtig aus und er-
klärt dann mit allem Vorbehalt wörtlich” „Es ist indessen eine
grössere Aehnlichkeit mit den letzteren (Ostrauer Verhältnissen)
als mit den ersteren (der Gegend von Königshütte) unverkennbar,
daher die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass man es bei Loslau mit
Schichten zu thun hat, welche nahezu oder völlig der III. Gruppe
entsprechen.“ Die Schichten der nördlichen Gruben Hoym, Char-
lotte, Leo etc. erklärt auch er für hangendere. In Bezug auf
die Sattelflötze aber sagt er: „Diese Schichten mögen im Ryb-
niker Gebiete nicht fehlen, aber sie würden hier nur die obersten
Schichten bilden können und enthalten nicht die mächtigen Flötze
des Zabrze-Myslowitzer Zuges.“
Nehmen wir nun die Aufeinanderfolge der Flötze des Ryb-
niker Beckens, wie sie GEBLER entwirft, als sicher an und stellen
die Loslauer marinen Schichten mit STUR und Weıss zur III. Gruppe
und mit Srtur auch den Ramer schen Horizont (20 m unter dem
Sattelflötz) dahin, so entsprechen beide also einem und demselben
Niveau, und nehmen wir nun ferner mit GA&BLER an,, dass das
Gellhorn-Vincenz-Flötz dem Pochhammer Flötz entspricht, so sind
die 4 obersten Flötze der Beatensglückgrube mit den Sattelflötzen
in Parallele zu stellen. Von den sämmtlichen unter dem Vincenz-
Nötz bis zu den Loslauer Flötzen folgenden Schichten aber muss
man annehmen, dass sie sich im weiteren Verlauf nach Osten
zusammengezogen resp. ausgekeilt haben.
Es sind das 21 Flötze der V. und die 5 Flötze der IV. Gruppe
GEBLeEr’s nebst ihren Zwischenmitteln, d. h. Schichten von einer
Mächtigkeit von annähernd 2000 m mit mehr als 35 m Kohle,
und zwar gerade dem Kohlenreichthum, den G&BLER dem Osten
für die Zukunft noch verspricht.
Dies Resultat ist von dem G&BLer’schen derartig verschieden,
dass wir uns mit der Grundlage, von der beide Anschauungen
ausgehen, doch etwas näher befassen müssen.
Worauf beruht nun die Uebereinstimmung des Loslauer Ho-
rizontes und des Reemer schen marinen Horizontes mit dem der
III. Gruppe Stur’s? Zunächst auf dem allgemeinem Charakter
der Fauna. Eine Anzahl der Arten sind den genannten Locali-
täten gemeinsam, so z. B. Leda attenuata, Nucula gebbosa, Bel-
lerophon Urei, Orthoceras undatum, Lingula mytrloides etc. und
ferner hat jede Localität einzelne Arten für sich allein, die sich
aber dem ganzen Charakter der Fauna gut anschliessen und leicht
287
auch an den anderen Fundorten nachgewiesen werden können,
Denn wir kennen erst einen kleinen Bruchtheil der schlesischen
marinen Carbon-Fauna. Es ist mir gelungen, allein aus den Gru-
ben des Gleiwitz-Myslowitzer Sattelzuges bis jetzt schon über die
dreifache Zahl der von RamEr citirten Arten nachzuweisen und
hoffe ich, meine Monographie derselben noch Ende dieses oder
im Laufe des nächsten Jahres publieiren zu können. Diese Fauna
findet sich aber nicht nur in der III. Gruppe Srur’s, sondern auch
in der I. und einzelne Arten auch in der II. Auf einzelne
Arten, die sich bisher in dem tieferen Horizont nicht finden, einen
Unterschied basiren zu wollen, wäre sehr verfehlt. Es wird viel-
leicht mit der Zeit gelingen, einzelne Horizonte auszuscheiden,
die sich durch das Vorwalten einzelner Arten auszeichnen, wie
ich es auf der Florentine-Grube konnte, allein bis jetzt ist dies
durchgehend noch nicht möglich. Also der Charakter der Fauna
ist der gleiche in den verschiedenen Niveaus und darnach allein
kann nicht entschieden werden. Es müssen weitere Anhaltspunkte
hinzugezogen werden.
So lässt sich im ganzen östlichen Gebiet der Ramer’sche
Horizont leicht erkennen durch sein constantes Niveau ca. 20 m
unter dem Sattelflötz und daran, dass über ihm die mächtigen
Flötze vorhanden sind, während unter ihm nur vereinzelte Flötze
von geringer Mächtigkeit vorkommen; dass ferner über ihm keine
marinen Ablagerungen sich mehr finden, sondern nur noch
brackische und Süsswasser - Ablagerungen. Diese letztere Eigen-
schaft theilt er mit der marinen Schicht des Idaschachtes bei
Hruschau, welche der III. Gruppe angehört und da auch über
dieser erst die mächtigeren Flötze folgen, so lassen sich diese
beiden Horizonte in Parallele ziehen.
Anders verhält es sich bei dem Loslauer Vorkommen. Hier
folgen die mächtigeren Flötze erst in weiterem Abstand. Immer-
hin kommen Flötze von 1—2 m Mächtigkeit wie in Ostrau schon
in den Radliner Flötzen vor. Betrachten wir aber die Gesammt-
mächtigkeit der Schichten, so finden wir für die IV + V. Gruppe
nebst dem oberen Theil der III. Gruppe bis zum Franziskaflötz
rund 1077 m Mächtigkeit, während GABLErR für seine V. Gruppe
schon allein 1200 m ausgerechnet hat, für die IV. Gruppe 500 m,
wozu noch zwei flötzlere Zwischenmittel von 250 und 100 m
hinzukommen, sodass die Gesammtmächtiekeit der G&BLer’ schen
IV+V. Gruppe über 2000 m beträgt. Also wären diese beiden
Gruppen mächtiger als die gleichen im Ostrauer Becken. Diese
Erscheinung stände im Gegensatz zu der allgemeinen Regel der
Verschwächung der Schichten nach Osten. Indessen trotzdem liesse
sie sich dadurch erklären, dass wir den Abschluss der Ostrauer
288
Schichten im ÖOstrauer Becken selbst nicht kennen, da eine
Ueberlagerung der Schatzlarer - Saarbrücker Schichten dort auf
Östrauer Schichten noch nicht beobachtet worden ist. Vielmehr
nehmen die Schatzlarer Schichten dort ein Becken für sich ein,
in welchen ihr Liegendes noch nicht berührt ist. Daher können
noch weitere Schichten die V. Gruppe Srur’s nach oben vervoll-
ständigen. Jedenfalls ist aber eine Parallelisirung der Loslauer
marinen Fauna mit der Ill. Gruppe Srur’s unter diesen Um-
tsänden eine gewagte, und die Behauptung, dass sie einem tie-
feren Nieveau angehöre, hat mindestens ebenso viel Berechti-
gung, besonders da sich auch in höherem Niveau des Rybniker
Beckens nach Weiss noch Spuren von mariner Fauna gefunden
haben. so Narcala gebbosa auf der Hoym-Grube.
Dass die Schichten des Rybniker Beckens einem tieferen
Niveau als die Sattelllötz-Gruppe angehören, hat schon KARSTEN
angenommen. Neuerdings ist diese Anschauung von KosMmAanN
vertreten worden. Derselbe kommt allerdings durch einen nicht
ganz verständlichen Schluss dazu. Er sagt wörtlich:
„Diese marine Schicht (Idaschacht Hruschau) bezeichnet Srur
als identisch mit der marinen Gonchylienschicht unter dem Sattel-
tlötz. Hiernach lässt sich erkennen, dass wenn nach Weıss der
paläontologische Befund der in den Bohrlöchern bei Loslau durch-
fahrenen Schichten dieselben der III. Gruppe der Ostrauer Schich-
ten zuweist, die Rybniker Flötzgruppen einer älteren Schichten-
folge als die im oberschlesischen centralen Becken abgelagerten
Flötzgruppen. welche mit den Sattelflötzen beginnen, angehören.
Sie bilden mithin ein Mittelglied zmischen den Ostrauer Flötzen
und den Zabzer-Myslowitzer Sattelflötzzuge.“
Es scheint demnach, dass auch er die Loslauer Schichten
mit dem Reumer schen Horizont identifieirt, dass er aber an-
nimmt, dass sämmtliche Schichten im Rybniker Becken über dem
Loslauer Horizont ein Zwischenmittel zwischen diesem und der
Sattelflötzgruppe bilden, welches nach Osten sich auskeilt oder
zusammenzieht, sodass es im Zabrze-Myslowitzer Zug als soiches
nicht mehr erkennbar ist.
Auch will Kosmann von der Emma-Grube bei Radlın Pflan-
zenreste untersucht haben aus einer Teufe zwischen 84 u. 127 m,
zwischen Ober- und Unterflötz, welche „dieselben als einer tiefer
als die Sattelflötze liegenden Schichtengruppe zugehörig erkennen
liessen. *
Thatsache ist, dass im preussischen Oberschlesien die hö-
heren Ostrauer Schichten, die Sattelflötzgruppe und die liegenden
Schichten bis zum AÄndreasflötz in der Aufeinanderfolge und
Charakteristik im Allgemeinen klar gestellt sind, auch in ihrer
289
Beziehung zur Schatzlarer-Saarbrücker Abtheilung; dass dagegen
im Mährisch-Ostrauer Becken, die tieferen Ostrauer-Waldenburger
Schichten besser studirt worden sind, während die mittleren Ho-
rizonte in beiden Gebieten noch viele Fragen offen lassen. Viel
zu wenig resp. gar nicht ist seither der Umstand berücksichtigt
worden, dass im Östrauer Becken überhaupt die Grenzschichten
zwischen Schatzlarer und Ostrauer Schichten noch gar nicht be-
kannt sind, dass die Schatzlarer Schichten in einem Becken für
sich lagern, dem Karwiner Becken, und an der an das Ostrauer
Becken stossenden Seite ein entgegengesetztes Einfallen besitzen,
als die Ostrauer Schichten. Bei Orlau, welches etwa auf der
Scheide beider Becken liest, fallen die Ostrauer Schichten am
östlichen Rand der Ostrauer Mulde nach Westen, die Schatzlarer
Schichten am westlichen Rand der Karwiner Mulde nach Osten.
Die letztere Mulde öffnet sich nach Norden, die erstere nach
Süden. Da wo beide zusammenstossen, ist das Gebiet noch wenig
durchforscht. doch ist bekannt, dass gerade hier Porphyr empor-
dringt. Stur hat über diesen Punkt sich gelegentlich der Vor-
lage der Uebersichtskarte des Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers
ausgesprochen in der Sitzung der geologischen Reichsanstalt vom
4. April 1876. Es heisst da in den Verhandlungen p. 149
wörtlich:
„Den Abschluss der Ostrauer Mulde gegen Osten bilden sehr
merkwürdige, bisher in dem Reviere unbekannt gewesene Ge-
steine, die im Bohrloch I der genannten Unternehmung (Inner-
berger Hauptgewerkschaft bei Orlau) in einer Tiefe von 180 Klitr.
erreicht wurden, in Form von rothem Porphyr und rothen. kiesel-
säure reichen, jaspisartigen Tuffen, die bis zu einer Tiefe von
220 Klitr. anstehend gefunden wurden. Oestlich von diesem tief
verborgenen Porphyrtuffe, und östlich von Orlau bis nach Karwin
hin folgen ganz neue, im Osten des Reviers nicht wahrgenom-
mene Verhältnisse.“
Er hebt dann hervor, dass die Schatzlarer Schichten hier
anfangs steil, nachher flach gegen Osten geneigt sind.
Die Lösung der Grenzfrage der Schatzlarer und Ostrauer
Schichten scheint südlich von Karwin zu liegen. Dort sind nach
Stur die obersten Flötze durch die Flora als Schatzlarer Schich-
ten erkannt. In’s Liegende folgen „kurz unter einander sehr
mächtige und zahlreiche Flötze fast in derselben Reihe, wie die
in der Umgegend des Ostrauer mächtigen Flötzes“. Leider ha-
ben die vorliegenden Daten nicht genügt. ein bestimmteres Urtheil
über dieselben zu fällen
Im Jahre 1585 gab der Berg- und hüttenmännische Verein
in Mähr. - Östrau eine Monographie des Ostrau - Karwiner Stein-
Zeitschr. d.D. geol. Ges. XLIM. 1. 19
290
kohlenreviers heraus, in welcher ein Kapitel den geologischen
Verhältnissen gewidmet ist und wichtige Profile und Grundrisse
gegeben werden, wodurch die Stur schen Angaben theilweise eine -
Vervollständigung erfahren. Namentlich sind die Lagerungsver-
hältnisse der Ostrauer Schichten wesentlich ergänzt: Für die
Abgrenzung des Ostrauer und des Karwiner Beckens gegen
einander ist von besonderer Wichtigkeit das Hauptprofil auf
Tafel 2. Nach der dortigen Darstellung kann man nur anneh-
men, dass entweder die Karwiner Schichten discordant auf den
Östrauer liegen, oder dass eine Verweriung zwischen beiden
verläuft.
Für eine discordante Lagerung hat sich Stur (Verhandlun-
gen, 1875, p. 254) gelegentlich seines Berichtes über seine Reise
nach Oberschlesien ausgesprochen, während er in seiner Mono-
graphie über das Ostrauer Becken sich über diesen Punkt aus-
schweigt. Er zieht diese discordante Lagerung zum Vergleich
an zur Erklärung der benachbarten Lage der tieferen Ostrauer
Schichten im Rybniker Becken und der höheren Schatzlarer
Schichten des Nicolaier Gebietes und nimmt auch hier eine Dis-
cordanz an (ibid., p. 254 u. 256) und stellt folgende Hypothese
für das ganze schlesische Becken auf (ibid., p. 256): „Nach der
völlig beendeten Ablagerung der Ostrauer Schichten, welche den
Fond der ganzen Mulde einnehmen, nachdem theils in Folge von
Schichtenstörungen, theils von Auswaschungen die ursprüngliche
Oberfläche dieser ersten Ablagerung umgeformt war, erfolgte in
den Mulden dieses neuen Terrains. theils concordant, theils dis-
cordant die Ablagerung der Schatzlarer Schichten.“
Gegen eine discordante Lagerung und für eine Störung durch
Aufsattelung, verbunden mit Verwerfungen spricht das steile Ein-
fallen der Schatzlarer Schichten auf dem Westflügel der Kar-
winer Mulde und das Empordringen des Porphyrs gerade an dieser
Stelle. Die Störungszone würde ein nordnordöstliches Streichen
haben und ihre Verlängerung in gleicher Richtung in das preus-
sische Gebiet würde unfern des Loslauer Sattels, östlich von dem-
selben verlaufen. Dann würde auch die Nähe der Saarbrücker
Schichten von Üzerwionka und ÖOrzesche neben den tieferen
Östrauer Schichten des Loslauer-Steiner-Sattels erklärlich werden.
Jedenfalls ist diese eigenthümliche Lagerung an der Grenze des
Ostrauer und des Karwiner Gebietes im Auge zu behalten.
Herr H. PoOToNIE sprach über die von BRonGnIarT (Bist.
d. veg. foss., p. 199, Paris 1828) aufgestellte Sphenopterts
Hoeninghausti, die nach Meinung der meisten bisherigen Pa-
291
läophytologen auf die Saarbrücker- (Schatzlarer-) Schichten be-
schränkt sein soll.
Dieser Farn ist bisher in 2 Formen bekannt geworden,
indem von Anprar (Vorw. Pfl. aus d. Steinkohlengeb. d. preuss.
Rheinl. u. Westf. p. 13 f., Bonn 1865 — 69) gezeigt wurde,
dass die von Broxn6niart beschriebene Form mit schwach ge-
lappten Fiederchen letzter Ordnung specifisch nicht zu trennen
ist von einer mit tiefer gelappten bis getheilten letzten Fieder-
chen versehenen Form, da beide durch ganz allmähliche Ueber-
gänge mit einander verbunden sind. Mit Recht hat AnprAE die
Vermuthung ausgesprochen, die ursprüngliche BronGnIarT'sche
Form möchte die fructificirende, die von ihm bekannt gegebene
die sterile vorstellen.
Der Vortragende meint nun, dass die Sphenopteris Hoening-
haus! keineswegs auf aie Schatzlarer Schichten des Carbon be-
schränkt sei, sondern auch in den tieferen Schichten des pro-
ductiven Carbon, in den Ostrauer (Waldenburger) Schichten vor-
komme, und zwar seien die von Stur (Die Culmflora der Ostrauer
und Waldenburger Schichten, Wien 1877) beschriebenen Arten
Calymmotheca Larisch! und Ü. Stangert, wahrscheinlich auch Ü.
Rothschildi und €. Schlehant, identisch mit der Sphenopteris
Hoeninghaus?, derart, dass die C. Stanger! (auch C. Rothschrldt
und ©. Schlehani) tertile oder doch zur Fructification neigende
Exemplare der Sphenopteris Hoeninghausi, die ©. Larischt hin-
gegen sterile Exemplare dieser Pflanze vorstellen.
Die Stur'sche fertile Calymmotheca Stangert ist nach dem
Vortragenden nicht mit der sterilen Calyımmotheca Stangert! STUR'S
zusammenzubringen, somit also nicht die Fructification der Sphe-
nopteris Hoeninghaust! in dem erweiterten Sinne des Vortragenden;
der letztere meint vielmehr, dass die Fructification sich auf der
Unterseite der Wedel entwickele, und zieht ein der Sammlung der
königl. preuss. geolog. Landesanstalt gehöriges Wedel-Exemplar aus
dem Hangenden des Fundflötzes (Sylvester-Niederflötzes) der
Johann-Jakob-Grube bei Niedobschütz in Oberschlesien, welches
am Rande der Fiederchen letzter Ordnung Sorus-Eindrücke zeigt,
als die fructificirende Form zu der Stephanopteris Hoeninghaust.
Dieses Exemplar besitzt Fiederchen letzter Ordnung, deren Rand
ganz ist, während die Anprar'sche Fructificationsform im Gegen-
satz zu der tief - gelappten bis getheilten sterilen Form immer
noch schwachlappig bis gekerbte Fiederchen letzter Ordeung be-
sitzt und daher offenbar eine Mittelform zwischen den ganz
sterilen und den bestimmt fructificirenden Wedeln darstellt.
Aus praktischen Rücksichten gliedert der Vortragende dem-
entsprechend und in Anlehnung an die Srur’schen Namen die
Sphenopteres Hoeninghaust in die Formen:
1. larischiformis,
2. stangeriformtis und
3. schlehaniformas,
erstere mit tief-getheilten, die zweite mit kurz-gelappten, die
dritte mit ganzen und meist gewölbten letzten Fiederchen.
Die Diagnose würde nunmehr lauten müssen:
Sphenopteris Hoeninghausi BRONGNIART.
(Histoire des vegetaux fossiles, I, Paris 1828, p. 199, t. 52.)
Calymmotheca Hoeninghausi (BRONGN.) STUR. (Die Carbon - Flora
der Schatzlarer Schichten, Abth. 1: Die Farne der Carbon-
W]ora ‘der Schatzlarer Schichten, Wienzless sp 22708
ROOKIE ROOIEE HE)
U. Stanger: STUR zum Theil. (Die Culm - Flora der Östrauer und
Waldenburger Schichten, Wien 1877, p. 151 [257] f£., t. VIIL
IXXV] u. IX [AXVT].)
0. Larischy SUR. 1. c., 1877, p 168 [272] 1, Ro RS
POWER)
©. 'Schlehani STUR" N. , 11877, p. 17 PSO TE
©. Rothschülan Srer. (l:.€;,..1877, ,p-.1x40,12821] 2 t
1.32)
[2]
Hauptaxe mehrere, bis über 3 cm breit, mit Schüppchen
besetzt; wir wollen die Hauptaxen als kletternde Stämme an-
sehen, da sich auf ihnen zuweilen unregelmässig stehende „Blatt“-
Narben finden). Die diesen Stämmen ansitzenden Wedel sind
einmal gegabelt, auch unterhalb der Gabelstellen sitzen laubige
Fiedern. „Wedel“ dreifach, wenn die Fiedern 3. Ordnung sehr
tief eingeschnitten und etwas verlängert sind, wie man das na-
mentlich an grundständigen Fiedern 3. Ordnung beobachtet, fast
4fach bis Sfach gefiedert. Die Primär-, Secundär- und Tertiär-
Spindeln der Wedel locker bis sehr dicht gepünktelt resp. mit
Spreuschuppen besetzt, die an den Hauptspindeln mehrere Milli-
meter Länge erreichen können; oft ist die Pünktelung nicht er-
halten. Secundär-Spindeln oftmals gegenständig oder fast gegen-
ständig, sonst wechselständig. Die Fiedern letzter Ordnung und
zwar bei den sterilen Wedeltheilen. entweder (1.) durchaus sphe-
nopteridisch, glatt, keilförmig bis ei-kreisförmig, kreistörmig oder
uch breiter als lang, 2— 5theilig, die kleinsten an der Spitze
auch ganz, die Theile dieser Fiederchen können 2—3lappig
sein, — oder (2.) glatt bis schwach gewölbt, mehr oder minder
!) R. ZRILLER. Description da la flore fossile. Bassin houiller
de Valenciennes, Paris, Atlas, 1866, t. VI, f. 1; Text, 188m 2%
293
höckerig, keil-kreisförmig, kurz 3 bis 5-, die oberen 2lappig, —
oder endlich (3.), wenn sich die Sphenopteris Hoeninghaust noch
weiter zur Fructification anschickt resp. wenn sie fructificirt,
ebenfalls mehr oder minder höckerig, sphenopteridisch- bis pecop-
teridisch-herablaufend, ansitzend, kreisförmig bis eiförmig, meist
sehr stark, zuweilen halbkugelig gewölbt und die Fiedern vor-
letzter Ordnung lang, fast lineal, sehr schmal, während die letz-
teren in den beiden Fällen 1. und 2. mehr länglich-lineale, hier
und da die grundständigsten auch länglich-ungleichseitig-dreieckige
Gestalt haben. Die Fiedern vorletzter Ordnung tragen 8 — 10
oder auch mehr Fiedern letzter Ordnung. Die Fructification
tritt als etwa ei-elliptische Sori resp. Sporangien auf der Unter-
seite am Rande der letzten Fiederchen der Form 3. auf. Die
Nervatur ist begreiflicherweise nur bei der ganz sterilen Form 1.
zu ermitteln, aber auch dann nicht immer; sie ist durchaus
sphenopteridisch. Eine 4fache Fiederung kommt nur bei der
Form 1. vor. die Formen 2. und 3. sind wegen der Zusammen-
ziehung der letzten Fiederchen, erstere meist, letztere stets nur
bis 3fach gefiedert.
Eine ausführliche Begründung seiner oben ausgesprochenen
Ansicht und in Folge dessen auch der Diagnose wird vom Vor-
tragenden im Jahrbuch der kgl. preuss. geolog. Landesanstalt und
Bergakademie für 1890 gebracht werden; der hier zu veröffent-
lichenden Arbeit werden mehrere Tafeln beigegeben werden; auf
einer derselben wird u. a. auch das oben erwähnte fructificirende
Exemplar von der Johann-Jakob-Grube veranschaulicht werden.
Herr KLEIN sprach über die Methode der Einhüllung
von Krystallen in Medien von annähernd gleicher
Brechbarkeit zum Zweck des Studium ihrer optischen Eigen-
schaften und demonstrirte einen hierzu dienenden einfachen Apparat.
Herr RınnE sprach über den Dimorphismus der Mag-
nesia. Vergl. den Aufsatz pag. 231.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. W. 0.
BEYRichH. KLEm. BEYSCHLAG.
Druck von J. F. Starcke in Berlin.
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Zeitschrift
Deutschen geologischen Gesellschaft.
2. Heft (April, Mai, Juni) 1891.
A. Aufsätze.
1. Fossile Kalkalgen aus den Familien der
CGodiaceen und der Corallineen.
Von Herrn ROTHPLETZ in München.
Hierzu Tafel XV bis XVL.
In neuerer Zeit, seitdem MUNIER-CHALMAS gezeigt hat, dass
gewisse bis dahin zu den Foraminiferen gestellte Körper zu den
verticillirten Siphoneen gehören, ist die Kenntniss der fossilen
Algen aus dieser Gruppe sehr wesentlich gefördert worden.
Im Gegensatz dazu haben die übrigen fossilen Kalkalgen
nur wenig Berücksichtigung gefunden, und zum Theil ist man
ihnen sogar mit einer stark kritischen Zurückhaltung begegnet.
Sie sind aber zu sehr verbreitet und haben in der Flora frü-
herer geologischer Perioden eine zu wichtige Rolle gespielt, um
auf die Dauer diese Gleichgültigkeit von Seiten der Paläontologen
zu vertragen. Einige neue Formen hat denn auch kürzlich erst
J. BORNEMAnNn an's Licht gezogen, und das Gleiche bezwecken
diese Mittheilungen. welche das Ergebniss von während 6 Jahren
fortgesetzten Nachforschungen sind. Ich bin dabei durch das
Enntgegenkommen der Herren Professoren ALYyneE NıcHoLson, Grafen
SoLMS-LAUBACcH und C. von ZiTTen unterstützt gewesen, welchen
Herren ich, ebenso wie den Herren Dr. Es. Fraas, Prof. Frav-
SCHER, Dr. Kırtı, 6. SCcHwAGER und S. von WÖHRMANN. welche
mich mit. fossilem Material bereitwilligst versorgt haben, meinen
Dank ausspreche.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 2. 20
296
I. Sphaerocodium.
Dieses Genus!) umfasst kleine rundliche Körper, welche aus
einem einzelligen Fadengeflecht bestehen. Der Durchmesser des
Kalk ausscheidenden Thallus kann bis zu mehreren Centimetern
anwachsen. Die Pflanze überzieht kleine. fremde Körper allseitig,
besonders Crinoidenstielglieder und Bruchstücke von Muschel-
schalen. Sie wächst dann allseitig in die Dicke, und das perio-
disch verschiedenartige Wachsthum führt zu einem zonal-schalen-
artigen Aufbau. Die einzelnen Zonen schmiegen sich anfänglich
genau der Form des Fremdkörpers an, erlangen aber später immer
mehr die Form von Kugelschalen. Der Thallus besteht aus dem
innigen Geflechte einzelliger. wiederholt dichotom sich theilender
Fäden von mikroskopisch geringer Breite. Von Zeit zu Zeit
wachsen einzelne dieser Fadenzweige zu schlauchartigen Erwei-
terungen aus, mit welchen das Wachsthum dieser Zweige sein
Ende erreicht. Diese Schläuche sind innerhalb des feinen Faden-
gewebes, entsprechend ihrer periodischen Entstehung, zonal an-
geordnet und verleihen dem ganzen Algenkörper seine schalige
Structur. Nur selten bemerkt man an diesen Schläuchen seit-
liche, kugelförmige Anschwellungen, welche als Sporangien ge-
deutet werden können. g
Diese rundlichen Körper sind mir nur aus der oberen alpi-
nen Trias bekannt, wo sie stets in einem dunkelfarbigen Kalkstein
liegen, auf dessen frischem Bruch sie sich gewöhnlich nur als
etwas andersfarbige Flecken bemerkbar machen. Erst bei genauer
Betrachtung erkennt man Spuren des concentrischen Aufbaues, wie
das durch Fig. 6, Taf. XVI veranschaulicht ist. Die Zeichnung
ist jedoch viel deutlicher ausgefallen als das natürliche Bild. Erst
auf angewitterter Gesteinsoberfläche treten die Algenkörper und
deren Structur in auffälliger Weise hervor, wie Fig. 5, Taf. XVI
zeigt, und solche Bilder haben bisher die irrthümliche Deutung
auf Oolithe erfahren.
Der ganze Algenkörper besteht gegenwärtig, wie auch das
umgebende Gestein, aus fein krystallinischem Kalkspath, der mehr
oder weniger von bräunlichen und schwarzen Körperchen verun-
reinigt ist, welche meist Eisenoxydhydrat, z. Th. wohl auch koh-
lige Substanzen sind. Fast stets aber unterscheidet sich der
Kalkspath, welcher die Lumina der Zellfäden ausfüllt, durch
gröberes Korn und grössere Reinheit oder umgekehrt durch Un-
reinheit, die bis zur Undurchsichtiekeit führt. Besonders die
Zellschläuche sind von grossen Calcitkörnern erfüllt, sodass sie
!) Botan. Centralblatt 1889, Bd. 41.
29%
im Dünnschliff stets zuerst durchsichtig werden, und bei der Ver-
witterung in der Natur ebenfalls zuerst ihre Ausfüllung verlieren,
worauf das deutliche Hervortreten der schaligen Structur beruht.
Auch die Membranen der Fäden und insbesondere der Schläuche sind
sehr oft noch als solche deutlich erkennbar (s. Fig.-4 u. 5, Taf. XV)
und bestehen aus klarem Kalkspath. Ich schliesse daraus, dass
die lebenden Pflanzen in ähnlicher Weise wie die Lithothamnien
in der Zellhaut selbst Kalk ausgeschieden haben, der bei letzteren
stets eine zur Zellhautoberfläche gleichmässig krystallographische
Orientirung besitzt‘). Da aber ausserdem der Thallus im fossilen
Zustande keine Spuren von Zerdrückung oder innerlicher Zer-
brechung zeigt, was gewiss hätte eintreten müssen, wenn nur die
dünnen Zellmembranen verkalkt gewesen wären, so muss ange-
nommen werden, dass auch die im Verhältniss zum Gewebetheil
immerhin bedeutenden Zwischenräume zwischen den Fäden ganz
oder doch zum grössten Theil schon zu Lebzeiten der Pflanze
mit Kalkincrustationen ausgefüllt worden sind. Dann ist es aber
nur die Ausfüllung der Zelllumina, welche später als eine Folge
der Fossilisation eintrat, und daraus erklärt sich auch der schon
erwähnte Unterschied, welcher zwischen dieser und der äusseren
Füllmasse besteht.
Eine besondere Eigenthümlichkeit unserer Pflanze sind die
schlauchartigen Anschwellungen, deren Zusammenhang mit den
dünnen Zellfäden (Taf. XV, Fig. 8 u. 9) unzweifelhaft ist. Freilich
bedarf es sehr dünner Schliffe, um überhaupt das Zellgeflecht zu
erkennen. und dasselbe giebt dann Bilder wie Fig. 2 u. 3, Taf. XV,
bei denen die langen und losen Fäden wie kurz und klein ge-
schnitten erscheinen. Gleichwohl genügt ein Vergleich mit den
Schläuchen der lebenden Codien (Fig. lau. Ib, Taf. XV), um die
Aehnlichkeit beider Bildungen mit Sicherheit zu erkennen. Fig 1b
stellt die Schlauchzellen von Codium adhaerens, welches ich auf
dem felsigen Strand von Tenerife gesammelt habe, in ihrem Zu-
sammenhang mit den Zellfäden dar. Hier stehen sie noch palli-
sadenartig neben einander, so wie sie die Pflanze nach aussen
als eine geschlossene Schicht umgeben. In Fig. 1a ist das aus-
einander gelegte innere Geflecht derselben Pflanze zur Dar-
1!) Eine Folge dieser Orientirung ist, dass bei Melobesia, Litho-
phylum und Lithothammium die Zellen im Querschnitt bei gekreuzten
Nicols unter dem Mikroskop ein auch bei horizontaler Drehung des
Objecttisches unveränderliches schwarzes Kreuz zeigen. Im Längs-
schnitt löschen die quergeschnittenen Membranen, sobald ihre Längs-
richtung mit dem Fadenkreuz zusammenfällt, aus. Da auch die kalk-
freien pflanzlichen Zellmembranen dieselbe optische Orientiruug be-
sitzen, so darf man in letzterer wohl die bestimmende Ursache sehen,
207
298
stellung gebracht. Hier liegen etwas verschrumpfte ältere Schlauch-
zellen vereinzelt und regellos im Wirrsal der Fäden eingeschlossen,
und beweisen, dass diese Pflanzen bei ihrem Längs- und Dicken-
wachsthum mit den nicht zu Schläuchen umgewandelten Zweig-
fäden weiter wachsen und die Schläuche überwuchern, geradeso
wie dies auch bei Sphaerocodium stattgefunden haben muss.
Wahrscheinlich also war auch das lebende Sphaerocodeum Ääus-
serlich von einer Wand pallisadenartig gestellter Schlauchzellen
umgeben, die bei weiterem Wachsthum in ähnlicher Weise wie
bei Codium eingeschlossen und deformirt wurden.
Die runden Zellen, welche. wie Fig. S u. 9, Taf. XV zeigt,
einige Male an diesen Schläuchen ansitzend gefunden wurden, ver-
gleiche ich mit den Sporangien, wie sie bei Udotea und Codium
auftreten (Fig. 10 nach Kürzıse). Es können ja nur ausserge-
wöhnlich günstige Umstände gewesen sein, welchen wir ihre Er-
haltung verdanken, da in der Regel die Sporangien nach Ent-
lassung ihrer Sporen zerfallen mussten. Allein eine überrasche
Ueberwucherung der nicht zur Reife gekommenen Sporangien kann
die Ursache ihrer Erhaltung sein, zugleich aber auch als Erklä-
rung für die Seltenheit ihres Vorkommens dienen.
Schon der Name, welchen ich diesem Genus gegeben habe,
soll die augenscheinlich nahe Verwandtschaft mit Codium zum
Ausdruck bringen. Die Unterschiede liegen in der Art des
Wachsthums. Niemals umwächst Oodium fremde Körper und
bildet so frei kugelnde Körper. Codeum Bursa, in der Form so
ähnlich, ist stets äusserlich angeheftet. Die Sporangien der Co-
dien sind länglich schlauchförmig, nicht kugelig. Hierin könnte
eine Beziehung unserer Pflanze zu Udotea gesehen werden. Dann
aber fehlt Codium die Fähigkeit der Kalkausscheidung, und die
anderen Codiaceen, welche dieselben besitzen, sind in anderer
Beziehung recht verschieden. Auf alle Fälle scheint es mir aber
am passendsten, Sphaerocodium in die Familie der Codiaceen
zu stellen.
Unter den nur im fossilen Zustand bekannten Kalkalgen
könnte man vielleicht Sephonema und Zomotrichttes als nahe ver-
wandt ansehen wollen.
Unter dem Namen Stphonema hat Jon. GEORG BORNEMANN !)
„incrustirende Kalkalgen beschrieben, welche ähnlich wie die Nul-
liporen kugelige Körper bilden und fremde Körper einschliessen.*
Deutliche Structur liess aber nur Siphonema incrustans in einem
diluvialen Geschiebe von silurischem Beyrichien-Kalk bei Almen-
!, Nova acta der Leop. Carol. Akad., 51, 1886. Die Versteine-
rungen des Cambrischen Schichtensystems der Insel Sardinien,
|
}
|
299
hausen in Ostpreussen erkennen. Es sind kugelige Körper von
5—20 mm Durchmesser, aus concentrischen Schichten aufgebaut,
die aus einem Geflecht gekrümmter einfacher, 15 —20 u dicker
Fäden bestehen. Es ist mir aus der photographischen Abbildung
nicht ganz klar geworden, ob die Fäden aus einfachen Zellreihen
bestehen, oder ob sie einzellig sind. BORNEMANN vergleicht diese
Alge mit Diplocolon Heppi Näcerı (Fam. der Scytonomaceae) und
mit Drelosiphon Julianus Krz. (Fam. der Phycochromaceae), welche
ebenfalls Kalk ausscheiden. Mit Sphaerocodium können sie, selbst
wenn sie nicht vielzellig sein sollten, wegen der mangelnden
Schläuche und dem Fehlen dichotomer Verzweigung der Fäden
nicht vereinigt werden.
Zonotrichites lissaviensis BoRNEMm.') stammt aus einer
rhätischen Süsswasserablagerung Oberschlesiens, der sog. Lissauer
Brececie. Die aus einfachen Gliederzellen aufgebauten Fäden sind
zu strahligen Gruppen rasenweise angeordnet und bilden so con-
centrische Zonen um fremde Körper. BorNEMAnN stellt sie zu
den Rivulariaceen und vergleicht sie mit Zonotrichia Heeriana
Näg. aus dem Sihlwald bei Zürich und mit Z. caleiwwora Au. Br.
aus dem Neuburger See. Schon die Vielzelligkeit schliesst einen
Vergleich mit Sphaerocodium aus.
Eine wirklich enge Verwandtschaft scheint nur mit der bis
jetzt als Foraminifere beschriebenen Grrvanella zu bestehen, doch
soll hierauf bei Beschreibung dieses Genus eingegangen werden.
Sphaerocodium Bornemanni RoTupL.
Mara ie: 29 3 Tale XNL, Fie!2,. 5,6.
Die kleinen kugeligen Körper umschliessen Stielglieder von
Crinoiden oder Muschelschalen, besonders häufig von Curdıta
erenata. Ihr Durchmesser schwankt zwischen 1 mm und 2 cm.
Die Zellfäden des Thallusgeflechtes sind 3 — 6 u. breit, die
Schläuche variiren zwischen 50—100 u Breite und 300—500 u
Länge. Die beobachteten Sporangien hatten einen Durchmesser
von 100 —120 u.
Beim Dickenwachsthum der Alge hat sie nachträglich oft
fremde Körper, besonders häufig Foraminiferen - Gehäuse einge-
schlossen. Die Vertheilung der Schläuche auf einzelne Zonen ist
eine ziemlich regelmässige und die letzteren liegen mit ihrer
Längsaxe meist parallel zu den concentrischen Zonen. |
Vorkommen: Diese Alge ist sehr häufig in den Raibler und
Cassianer, seltener in den rhätischen Schichten der Östalpen. Aus ihr
!) Jahrb. der preuss. geolog. Landesanst., Berlin, 1886, p. 126.
300
bestehen oft einzelne Kalkbänke fast ausschliesslich. Sie sind bisher
wenig beachtet oder als Oolithe angesehen worden. Nur Herr BornE-
MANN!) sprach 1886 die Vermuthung aus, dass die Oolithe aus
Raibler Schichten von Mais bei Reichenhall zu seinen Oolithoiden
gehören mögen. Es gelang ihm aber nicht, pfianzliche Structur
darin nachzuweisen. Auch ich kam im selben Jahr, unabhängig
‘hiervon, zur gleichen Vermuthung. bei Gelegenheit der geologi-
schen Untersuchung des Karwendelgebirges, wo diese Gebilde
häufig angetroffen werden. Das zum Zweck mikroskopischer Un-
tersuchung reichlich gesammelte Material konnte ich aber erst
2 Jahre später untersuchen, worüber ein vorläufiger Bericht?)
1889 gegeben worden ist.
Fundorte:
Cassianer Kalke: Im FEnmnebergischen: Pescol bei S.
Leonhard. Prelongei bei S. Cassian. Zwischen Plan de Sass und
Corvara.
Raibler Kalke: Im Karwendelgebirge: Arzgrube und Ler-
chenstock bei Mittenwald, Haller Anger, Erlsattel bei Zirl, Bären-
alplscharte, Johannisthal, Falken und Rosskopf. Im Wetterstein-
gebirge: Frauenalpl und Rainthal. An der Benedietenwand: auf
der Südseite. Im Kaisergebirge: Seehaus und Naunspitze. Auf
dem Schlernplateau.
Rhätische Schichten: Kössener Kalke der Kothalpe am
Wendelstein (zusammen mit Terebratula gregarta). Plattenkalk
des Soiern im Karwendel.
Es scheint, dass diese Alge wirklich auch noch in den
obersten triasischen Schichten vorkommt. Weder in der äusseren
Form, noch im mikroskopischen Aufbau war ich im Stande, un-
terscheidende Merkmale aufzufinden. Nur das Eine kann man
hervorheben, dass sie viel seltener als in den Raibler und Cas-
sianer Schichten zu sein scheint. So sehr befremdend ist die
Langlebigkeit dieser Art nicht, da ja auch in der Fauna der Cas-
sianer und Raibler Schichten eine grosse Anzahl gemeinsamer
Arten existiren, wie dies besonders aus den Untersuchungen von
WÖHRMAnN hervorgeht. Aber auch die Rhätischen und Raibler
Faunen stehen sich sehr nahe. Kommt z. B. die Ostrea montis
caprikis in den Kössener Schichten vor, so nennt man sie ©.
Hardingert, obwohl ein specifischer Unterschied nicht bekannt ist.
!) Geologische Algenstudien, Anhang, p. 130 im Jahrb. d. preuss.
geol. Landesanst. Berlin, 1886.
?) Botan. Centralblatt
301
II. Girvanella.
Unter diesem Namen beschrieb Nıcnorson !) kleine gekrümmte
Röhrchen, welche er in silurischem Kalkstein Schottlands aufge-
funden hatte und die er für Foraminiferen hielt. Kürzlich fand
WETHERED?) ähnliche Körper in Carbonkalken, im Superior Oolite
und im Coralline Oolite Englands und machte daraus 5 neue
Arten. Alle bestehen sie aus mehr oder minder gekrümmten
einfachen Röhrchen, die sich durch ihren Querdurchmesser unter-
scheiden, welcher zwischen 7 und 50 y. schwankt. Nur @. peso-
Iithica hat noch die besondere Eigenthümlichkeit, dass die Röhren
sich verzweigen. Der Autor hat der Versuchung, darauf für diese
Art ein besonderes Genus zu gründen, glücklicherweise wider-
standen, denn genügend dünne Schliffe lassen dasselbe bei @. pro-
blematica erkennen. Da es mir nicht gelungen ist, von den car-
bonischen und jurassischen Girvanellen Material zur Untersuchung
zu erhalten, so muss ich mich auf die silurisehe Art beschränken,
von welcher mir auf mein Ansuchen Herr NıcHoLson in Zuvor-
kommendster Weise Stücke zusandte, wofür ich ihm sehr zu Dank
verpflichtet bin.
Immerhin macht die Untersuchung dieser es mir sehr un-
wahrscheinlich, dass auf die Dicke der Zellfäden bei den von
WETHERED beschriebenen Arten ein so grosser specifischer Werth
gelegt werden darf.
Girvanella problematica Nıcn. u. Ern.
Far. XV; Fig’ 8 — 9
Die aus dem Ordovician - Kalk von Ayrshire stammenden
Stücke bilden unregelmässige, knollige und rasenförmige Körper,
welche unter dem Mikroskop sich in ein inniges Geflecht dichotom
sich verzweigender Röhren auflöst. Diese Geflechte sitzen auf
fremden Körpern und umschliessen dieselben zum Theil.
Die Dicke dieser Zellröhren ist wechselnd. stellenweise mes-
sen sie nur 6 — 9 u. an anderen Stellen 9 — 15 u, doch be-
steht ein unmittelbarer Zusammenhang dieser feinen und gröberen
Gefiechte. Einen regelmässigen Wechsel dieser beiderlei Formen,
‘etwa wie der zwischen den Zellfäden und den Schläuchen bei
!) Ar. NICHOLSON u. R. ETHERIDGE. A monograph of the Silurian
foss. of the Girvan district in Ayrshire. Edinb. 1878, p. 23, t. 9, f. 24.
— Derselbe. On certain anomalous organismes which are concerned
in the formation of some of the palaeoz. limestones. Geol. Mag.,
1888, pag. 15.
?) WETHERED. On the mikroskopie structure of the jurassic piso-
lite. Geol. Mag., 1889, p. 196. — Derselbe. On the occurrence of
the genus Girvanella in Oolitie rocks. Quart. Journ., 1890, p. 270.
302
Sphaerocodtum, konnte ich nicht erkennen. NıcHoLson giebt für
die Röhrchen eine Dicke von 17--40 u, zumeist aber von 22 q
an, und es könnte daraus geschlossen werden, dass hier zwei
verschiedene Arten vorlägen. Ich bin aber eher geneigt anzu-
nehmen, dass die feinen Geflechtmassen, welche nur bei sehr
dünnen Schliffen erkannt werden können, dem englischen Forscher
entgangen sind. Die dickeren Zellfäden werden zwar schon bei
noch ziemlich dieken Schliffen sichtbar, aber die dichotome Ver-
zweigung kann dann in dem innigen Geflecht nicht leicht festge-
stellt werden. Bei erneuter Prüfung hat Herr NıcHoLson diese
Verzweigung nach einer brieflichen Mittheilung vom 10. Juli 1890
ebenfalls bemerkt und ist jetzt auch geneigt, diese Körper für
Kalkalgen aus der Gruppe der Siphoneen zu halten. Immerhin
besteht zwischen ihnen und Sphaerocodium dieser durchgreifende
Unterschied, dass nur bei letzteren schlauchförmige Endigungen
der Fäden vorkommen, durch welche in Verbindung mit den rund-
lichen Sporangien die systematische Stellung der Sphaerocodien
unter den Codiaceen viel gesicherter erscheint als diejenige von
Girvanella.
III. Lithothamnium.
Die systematische Kenntniss der fossilen Lithothamnien liegt
noch so sehr in den Anfängen, dass erst kürzlich !) der Vorschlag
gemacht werden konnte, die nicht mehr lebenden Arten wieder alle
unter dem einen Speciesnamen zusammen zu fassen, unter welchem
vor 33 Jahren Unger”) zum ersten Male fossile Lithothamnien
beschrieben hatte. Auch die lebenden Arten dieses Geschlechtes
sind systematisch noch wenig durchgearbeitet, und viele derselben
nur nach äusseren Merkmalen, die gerade hier einen sehr zwei-
felhaften Werth besitzen, bekannt. Die Erklärung liest in der
Schwierigkeit, welche diese steinharten Körper der Untersuchung
bereiten, und in der Kürze der Zeit), seit welcher solche Un-
tersuchungen überhaupt erst angestellt werden. Noch heutigen
Tages werden diese Algen von Pflanzensammlern nur selten be-
rücksichtigt, und es giebt grosse staatliche Herbarien, in welchen
sie nicht oder doch nur sehr ungenügend vertreten sind.
Die einzige systematische Beschreibung, welche die fossilen
Lithothamnien bisher gefunden haben, stammt aus dem Jahre
1871%. Nach ihrem Verfasser werden die Arten in erster Linie
!) SOLMS-LAUBACH. Einleitung in die Paläophytologie, 1887.
?) Denkschriften der k. Akad. der Wiss., Wien 1858.
®) WIEGMANNS Archiv für Naturgeschichte, 1837, p. 387.
*) C. W. GÜMBEL. Die sogenannten Nulliporen. Abhandl. d. kgl.
Akad. der Wiss., München 1871.
803
„nach Form und relativer Grösse der Zellen“ unterschieden, da
die äussere Form des Algenkörpers häufig in ein und derselben
Art zu bedeutenden Schwankungen unterliegt, oder bei der un-
zulänglichen Erhaltung der fossilen Stücke oft nicht genügend
erkannt werden kann, um danach die Species abzugrenzen.
Nachfolgende Arten wurden auf diese Weise aufgestellt'!):
Aus dem Plioeän:
1. Lithothamnium pliocwuenuwm vom Monte Mario. Zellen
8—9y breit, 10 u lang. Grosse, rundliche Polster
mit kurzen, dicken, knolligen Auswüchsen.
2. — asperulum von Castel Arquato bei Parma. Zellen 75 u
lang und 25 u breit. Grosse, dicke Polster mit zapfen-
förmigen Auswüchsen.
Aus dem Miocän:
3. — ramosıssımum Reuss. Zellen 20 u lang, 14—16 u
breit. Bündel und Rasen mit zahlreichen, verzweigten,
kurzen, keulen- bis warzenförmigen Aesten von 2 bis
5 mm Durchmesser des Querschnittes.
Aus dem Oligoeän:
4. — tuberosum von Astrupp bei Osnabrück. Zellen 15 bis
16 u lang, 10 u breit. Bis faustgrosse Polster mit
gedrängt stehenden, knollenförmigen und warzenartig
auswachsenden Aesten.
5. — torulosum aus dem Thalberggraben bei Traunstein.
Zellen 8 u lang, 6 x breit. Abgerundeter, knolliger
Stock mit mamillöser Oberfläche.
Aus dem Eoeän:
6. — nummultiticum aus dem nordalpinen Eocän. Zellen
15—16 u lang, 8 u breit. Traubig knolliger Stock
mit kurzen, an den Enden kugelig abgerundeten Aestchen.
!) Die hier angegebenen Maasse sind die von GÜMBEL mitge-
theilten. Bei Nachuntersuchung der Originalstücke von L. tuberosum,
L. torulosum und L. mamillosum, sowie von Knollen des L. ramosissi-
mum und L. nummuliticum fand ich aber durchweg !/s —- !/; grössere
Maasse. Ich habe mit controlirten Instrumenten direct an den Ob-
jeeten gemessen, während Herr v. GÜMBEL, wie mich seine gef. münd-
liche Mittheilung belehrt, die Maasse von den mittelst der Camera
entworfenen Zeichnungen abnahm, welche vermuthlich in Folge eines
Fehlers des Apparates nicht genau genug ausgefallen sind. Es ist mir
deshalb sehr wahrscheinlich, dass auch die Maasse für die Zellen der
anderen nicht von mir untersuchten Arten um einen ähnlichen Betrag
erhöht werden müssen.
304
7. Lithothamnium effusum von Sardagna bei Trient. Zellen
6—7 y lang, 4—5 u breit. Stock mit walzenförmigen,
oben sich etwas verjüngenden Aestchen.
Obere Kreide:
mamıllosum!) vom Petersberg bei Mastricht. Zellen
5,9 u lang, 5 u breit. Mamillöse Kruste.
9. — parıisiense aus dem Pisolithkalk. Zellen 9 x lang,
6 x breit. Isolirte. walzenförmige, verzweigte Aestchen.
10. — perulatum von Mastricht. Zellen 10 x lang, 84
breit. Niedrig krustenförmiger Stock.
|
11. — procaenum von Mastricht. Zellen 12 u lang, 8 u
breit. Lange, unregelmässig gegabelte Aeste.
12. — racemosum GoLpr. von Mastricht. Zellen 10 u lang,
9 breit. Traubig-knollig.
13. — palmatum Goupr. aus der Gosau und aus der fran-
zösischen Kreide. Zellen 8 u lang, 7 u breit. Viel-
fach verzweigte Aeste.
14. — Goldfussı. Zellen 70 u lang, 24 u breit. Grosser
Stock mit flügelartigen Lappen.
Aus dem Jura:
15. — jurassticum?) von Neukirchen (fränk. Alm). Zellen 13 u
lang, 10 u breit. Unregelmässig gegabelte, walzenför-
mige Asttheile.
Die lebenden Arten haben eine ähnliche Untersuchung auf
ihre Zellengrösse zwar noch nicht erfahren, doch liegen über ein-
zelne Arten Beobachtungen vor, welche gegen die Annahme grosser
Beständigkeit innerhalb derselben Species sprechen. Sorms-LAu-
BACH sagt’): „Was die zahlreichen Species betrifft, die GÜMBEL
aus den verschiedensten Horizonten, vom Jura aufwärts. beschreibt,
!) Hauck hat 1885 in RABENHORST's Kryptogamen - Flora eine
neue lebende Art des adriatischen Meeres ebenfalls unter diesem Na-
men beschrieben, welcher besser mit AHaucki vertauscht wird.
?) Diese Art, welche mir übrigens aus eigener Anschauung nicht
bekannt geworden ist, galt bisher als das älteste Lithothammium.
Nach einer Mittheilung von STEINMANN (Eclogae geol. Helvetiae, Vol. U,
p. 62) kommen aber in rhätischen Mergeln bei Induno im Tessin Nuss-
bis Kindskopf-grosse Lithothamnien-Knollen vor, auf deren angewitter-
ten Oberflächen kreisrunde Löcher als Cystocarpien (recte Conceptaceln)
gedeutet werden und bei deren mikroskopischer Untersuchung die für
Lithothamnien charakteristische Zellstructur sichtbar wurde. Wir er-
warten mit Spannung weitere Mittheilungen über diese interessanten
Körper.
®) Die Corallinen-Algen des Golfes von Neapel, 1831, p. 18.
305
so würde deren Aufstellung wohl unterblieben sein, wenn er die
proteische Natur der lebenden Pflanzen genauer gekannt hätte.
UngER, der seine Untersuehung an lebendem Material begann,
hatte sich denn auch bezüglich der fossilen Formen mit der ein-
zigen Nullipora ramosissima Reuss begnügt.“ Und an anderer
Stelle!): „Wenn es schon bei den lebenden Repräsentanten un-
endlich misslich mit der Speciesunterscheidung steht. so ist dies
bei den fossilen begreiflicher Weise in noch viel höherem Grade
der Fall. Man wird deshalb gut thun, sie alle mit Unger als
L. ramosissimum zusammenzufassen. “
Dieser Standpunkt, welcher auf die genaue Kenntniss leben-
der Formen gegründet ist und deshalb gewiss volle Beachtung
verdient, scheint mir mit letzterem Vorschlag doch viel weiter zu
gehen, als es in Unger’s Absicht lag.
Unger waren damals die eocänen und noch älteren Li-
thothamnien nicht bekannt, er konnte sie deshalb auch nicht
mit den miocänen zusammenfassen wollen. Für eine jüngere
pliocäne Form der Insel Rhodus (]. e.. t. 5, f. 17) aber hat er
den Namen Z. rhodıca gegeben, denn ZL. ramosissimum sollte
nur für die Algen des Leithakalkes gelten, von denen er jedoch
sagt (l. c., p. 25): „es würde dermalen noch nicht an der Zeit
sein, eine weitere Unterscheidung der fossilen Pflanzenformen zu
versuchen, weshalb ich noch den Namen von Reuss zur Bezeich-
nung dieser Steinalge beibehalten will.“
Ich hoffe nachfolgend noch den Nachweis zu erbringen, dass
in der That gerade zwischen den miocänen und den meisten
älteren Formen ein durchgreifender Unterschied besteht, will aber
zunächst die Verhältnisse der Zellengrösse besprechen, welche
nach GÜMBEL „zureichend constant und sicher genug“ ist, um
zur Artbestimmung benutzt zu werden.
Da sich nirgends in der Literatur Zahlenangaben finden über
die Schwankungen der Zellengrösse innerhalb derselben Art und
desselben Stockes. so will ich hier einige Maasse anführen. welche
mir die Dünnschliffe zweier Knollen von ZL. racemus aus dem
Miocän von Gran Canaria?) geliefert haben.
Bei einem Stock von Cueva de mata schwankt die Länge
der Zellen zwischen 12 und 24 u; die Breite zwischen 9 und
12 uw. Einzeilne Zellen ergaben für Breite und Länge je
10 — 20
12 — 15
12 — 12.
!) Einleitung in die Palaeophytologie, 1887, p. 46.
2) Siehe diese Zeitschr., Bd. XLII, 1890, p. 677.
306
Bei einem Stock von 8. 'Catalina
12 — 15
9 — 18
9 —-12
I — 9,
während die Läuge zwischen 12 — 18 u die Breite zwischen
9 — 18 u schwankte.
Man ersieht daraus, dass die Zellen wirklich erhebliche
Grössendifferenzen zeigen. Es ist dies auch nicht zu verwundern,
wenn man bedenkt, dass die Zellen, aus deren Theilung die ver-
kalkenden Zellen hervorgehen, sehr verschiedenen örtlichen und zeit-
lichen Wachsthumsbedingungen ausgesetzt sein können und dass
diese deren Grösse ebenso wie bei anderen Pflanzen beeinflussen.
Die Verschiedenheit der Grössenverhältnisse, welche GümsEL für
seine Arten 1, 5, 9— 13 angiebt, ist nicht grösser als diejenige
zwischen den einzelnen Zellen des Z. racemus, und wenn keine
anderweitigen Unterschiede geltend gemacht werden könnten, so
läge ein Grund für die Abtrennung dieser 7 Arten auch nicht
vor. Für andere Arten zeigen die angegebenen Grössen aller-
dings so erhebliche Differenzen, dass sie gewiss als diagnostisches
Merkmal angesehen werden müssen. Z. asperulum und L. Gold-
fusst wird niemals mit ZL. mamillosum, dessen Zellen einen
860 Mal kleineren Kubikinhalt. besitzen, oder überhaupt mit allen
anderen Arten verwechselt werden können. Dasselbe gilt für Z.
ramosissimum und L. mamidlosum oder 7. efusum u. Ss. W.
Ausser in der Grösse des Kubikinhaltes zeigen die verschiedenen
Arten auch im Verhältniss der Länge zur Breite der Zellen be-
merkenswerthe Unterschiede, die ebenfalls innerhalb gewisser
Grenzen als diagnostisches Merkmal benutzbar sind, besonders
wenn man stets nur Maasse von Exemplaren aus gleichwerthiger
Schicht mit einander vergleicht.
SoLMmS-LAuBAcH bezeichnet die zweierlei Gewebe, welche den
Algenkörper der Lithothamnien aufbauen, als Markstrang und
Rinde, was besonders bei astförmiger Entwicklung der Alge ein
gutes Bild giebt. Für das Gewebe des Markstranges hat ÄRrE-
scHhongG den Namen Hypothallium gebraucht, der sehr gut ge-
wählt ist. Das Hypothallium bildet. stets die Basis der Rinden-
schicht und sitzt unmittelbar auf den Fremdkörpern auf, über
welche es sich. nach allen Richtungen hin ausbreitet und von
denen aus es auch blatt- oder astförmig aufsteigen kann. Die
Zellen dieses Gewebes vermehren sich nicht nur durch Querthei-
lung, sondern auch durch die von Borner sobenannte „Subdicho-
tomie“. Das Hypothallium stellt deshalb Bündel von wiederholt
307.
dichotom sich verzweigender Zellfäden dar, die seitlich unter
einander fest zusammengefügt sind und dadurch das Aussehen
eines parenchymatischen Gewebes erlangen. Durch diese Art der
Zellvermehrung allein wird der Thallus bei gleichbleibender Zellen-
breite zu einem geschlossenen, allseitig peripherischen Wachsthum
in den Stand gesetzt.
Von diesem Hypothallium hebt sich die Rindenschicht ge-
wöhnlich scharf ab. Sie entsteht aus der obersten Zelllage des
Hypothalliums, sobald die Zellreihen desselben eine zur Thallus-
oberfläche verticale Stellung erlangt haben. Es tritt jetzt zu-
nächst nur noch Zellvermehrung durch Quertheilung ein und zwar
in jeder Zellreihe gleichzeitig, sodass das ganze Gewebe gewisser-
maassen durch drei Systeme rechtwinkelig sich kreuzender Wände,
in Zellen abgetheilt, erscheint. Ich nenne diese Schicht Peri-
thallium, da sie sich stets um oder wenigstens über das Hypo-
thallium legt und von diesem ausser durch die Art der Zellthei-
lung auch noch durch andere Eigenthümlichkeiten unterschieden
wird. Die Zellen sind in der Rindenschicht bei gleicher Breite
immer etwas, oft sogar erheblich kürzer als im Hypothallium, und
es ist bei Angabe der Zell-Dimensionen wichtig, darauf Rücksicht
zu nehmen. Sodann werden die der Fortpflanzung dienenden
Zellen nur im Perithallium erzeugt. Freilich verlieren die obersten
Zellen des Perithalliums die Fähigkeit zur Subdichotomie nicht
und man kann häufig auch in der Rindenchicht sich abzweigende
neue Zellreihen auftreten sehen. Bei convex gekrümmter Ober-
fläche des Thallus, wie sie insbesondere stets die astförmigen
Erhebungen besitzen, hat das Perithallium nicht nur die Auf-
gabe des reinen secundären Dickenwachsthums zu lösen, wie es
bei ebenflächigem Thallus allerdings der Fall ist, sondern da die
Breite der Zellreihen niemals zunimmt, so muss eine Zunahme
ihrer Zahl auch dem peripherischen Wachsthum gerecht werden.
Besonders häufig lassen sich solche Dichotomien aber an den Stellen
beobachten, wo das Perithallium zu localen Anschwellungen aus-
wächst oder wo Zerstörungen des Thallus stattgefunden haben
und durch Ueberwucherung wieder ausgeheilt worden sind.
In den beiderlei Geweben kommen in der Mitte der Quer-
wände der einfachen oder dichotom getheilten Zellfäden stets
kleine Poren oder Tüpfel vor, wodurch die unmittelbar aus
einander entstandenen Zellen in eine directe Verbindung gebracht
sind. Es soll!) dies eine allen Florideen gemeinsame Eigen-
thümlichkeit sein. Auch bei den fossilen Lithothamnien werden
!) ScHMIpT’s Untersuchungen über die Befruchtung der Florideen,
Sitzungsber. der Akad., Berlin 1883.
308
diese Tüpfel noch leicht erkannt, sobald die Zellreihen annähernd
quer geschnitten sind, und ihr Nachweis genügt vollkommen, um
Verwechselungen mit Bryozoen oder Hydromedusen auszuschliessen.
Sie sind jedenfalls ein viel sichreres diagnostisches Merkmal als
die halbmondförmigen Gonceptaceln, da es, wie ich zeigen werde,
eine Anzahl von Lithothamnien giebt, von denen wir noch gar
nicht wissen, ob sie überhaupt Conceptaceln gehabt haben.
Die Begrenzung des Genus Zithothamnium ist ausschliess-
lich auf die Entwicklung der vegetativen Thallustheile gegründet;
der Unterschied gegen Lithophyllum liegt in dem Vorhandensein
des Perithalliums. Sorms - LauBAcH hat auf das Ungenügende
dieser Trennung genugsam hingewiesen und auch den Weg ge-
zeigt, auf welchem eine natürlichere Genusabgrenzung innerhalb
der Arten sämmtlicher Melobesien sich vielleicht erreichen liesse.
Es machen sich in der Spermatien- und Tetrasporenbildung Un-
terschiede bemerklich, die zu einer ganz neuen Gattungsfassung
führen könnten, und wenn SoLMms - LAUBACH aus verschiedenen
Gründen auch, vorläufig wenigstens, diesem Gedanken nicht wei-
tere Folge gegeben hat, so brachte er darnach doch die von ihm
untersuchten Arten in zwei Gruppen. Für die fossilen Arten
hat natürlich die Spermatienbildung keine Bedeutung, da sie nie-
mals mehr nachweisbar ist; anders verhält es sich mit den Tetra-
sporen, die, wenn sie, wie bei Melobesta corticiformis, einzeln
im Zellgewebe liegen, auch im fossilen Zustand können nachge-
wiesen werden. In der That ist es mir gelungen, bei drei Arten
aus der Kreide und drei Arten aus dem Tertiär solche isolirte
Tetrasporen aufzufinden. Mit Ausnahme einer Art besteht aber
bei diesen gegenüber den lebenden Arten der Unterschied, dass
die Tetrasporen nicht in höckerartigen kleinen Auftreibungen des
Thallus zusammengruppirt sind, sondern reihenweise gestellt ganze
Zonen des zu concentrischen Schalen angeordneten Zellgewebes
erfüllen, ohne dass sich eine locale Anschwellung auch nur im
geringsten bemerkbar macht.
Geht man von dieser, soweit meine Untersuchungen reichen,
auf Kreide und Eocän beschränkten Art der Tetrasporenbildung
aus, so können die zahllosen Bilder derselben, welche mir das
Mikroskop gezeigt hat. über ihre Entwicklungsgeschichte kaum
einen Zweifel übrig lassen.
Einzelne der Zellfäden des Perithalliums verlieren ihre Fä-
hiekeit durch Zelltheilung weiter zu wachsen Dafür wächst die
Endzelle derselben zu einem grösseren, eiförmigen Körper aus,
durch dessen Ausdehnung in die Breite die seitlich ihn umge-
benden und regelmässig weiter fortwachsenden Zellfäden etwas
auf die Seite gedrängt und zusammengedrückt werden. Doch
Bien von
"
309
rücken letztere über den verbreiterten Tetrasporen-Zellen wieder
aus einander und schliessen dadurch diese alsbald völlig ein.
Diese Umbildung von Endzellen zu Tetrasporen erfasst grös-
sere Theile der Algenoberfläche gleichzeitig, und da die hierdurch
ihr Längswachsthum einbüssenden Zellfäden gewöhnlich nur um
2 bis 6 Zellreihen auseinander stehen, so bedecken sich grosse
und, wie es scheint, unregelmässig begrenzte Felder der Ober-
fläche zeitweilig mit Tetrasporen, welche aber bei dem fortschrei-
tenden Dickenwachsthum des Perithalliums in den Algenkörper
eingeschlossen werden. |
Dieses Einschliessen der Tetrasporen erfolgt häufig ganz
einfach durch Fortwachsen der sterilen Zellfäden (siehe Taf. XVI,
Fig. 13 u. 16), selten wohl auch durch Einschaltung neuer Fäden
in Folge von „Subdichotomie“, wie sie ja auch in rein sterilem
Gewebe vorkommt.
Ganz in derselben Weise geht die Gewebebildung bei Zitho-
thamnium suganum und denjenigen lebenden Formen vor sich,
bei denen die Tetrasporen zwar zu regelmässig begrenzten Häuf-
chen, nach Art der Conceptaceln, zusammengestellt sind, bei
denen aber doch zwischen den einzelnen Sporen das seitliche
Gewebe mehr oder minder deutlich und verkalkt erhalten bleibt
(siehe Taf. XVII, Fig. 4). Die Zellfäden, welche senkrecht auf
das Dach der Conceptacel-ähnlichen Hohlräume gestellt sind, stehen
- theilweise noch in ungestörtem Zusammenhang mit den Zellfäden,
welche den Boden jener Hohlräume bilden und aus deren Ver-
längerung sie hervorgegangen sind.
Der Unterschied zwischen dieser und der vorher geschilderten
Ausbildungsweise besteht also nur darin, dass bei dieser die Tetra-
sporen auf kleine kreisrunde Feldchen, deren Durchmesser selten
1 mm erreicht, beschränkt sind und dass das Zwischengewebe
noch stärker verdrückt und bis zu erlangter Reife der Tetra-
sporen sogar theilweise resorbirt wird, wodurch es den Anschein
gewinnen kann, als ständen die Sporen in Gonceptaceln, deren
Dach siebartig durchlöchert ist.
Sorms - Lausacah nimmt für die Zellreihen im Dach dieser
Tetrasporenhöcker bei Melobesta corticrformis Vermehrung der
Zellreihen durch Längstheilungen an. Doch scheint mir das
t. 3, f£. 25 von ihm gegebene Bild zur Annahme dieser Art von
Zellbildung nicht zu zwingen.
Die Bildung der Conceptacula tetrasporica, wie sie Zzthotham-
nium racemus zeigt und wobei eine Anzahl von Tetrasporen in an
verkalkendem Zwischengewebe vollständig freien Hohlräumen stehen,
kann nur als eine weitere Modification der so eben besprochenen
Entwicklung aufgefasst werden. Denn auch hier ist das Bild,
310
welches das die Conceptaceln umgebende Gewebe darbietet, ganz
das gleiche, nur dass die den Boden mit dem Dach verbindenden
einzelnen Fäden gänzlich fehlen. Gewiss aber haben’ sie als
nicht verkalkende Fäden (Paraphysen) vor der Reife der Tetra-
sporen existirt, und es sind die Zellfäden des Daches durch sie
aus denen des Bodens erzeugt worden. Ueberwölbung der Con-
ceptacula durch seitliche Zellüberwucherung in Folge wiederholter
Längstheilung der Zellen scheint durchaus ausgeschlossen zu sein.
Wir können die fossilen und recenten Lithothamnien - Arten
unter dem Gesichtspunkt der Tetrasporenbildung in folgender
Weise gruppiren:
1. Arten mit im verkalkten Gewebe einzeln eingelagerten
und auf zonalen Feldern zusammengestellten Tetrasporen: Zitho-
thamnium cenomanicum, L. turonicum und L. gosaviense aus
der oberen Kreide; Z. nummulticum und ZL. torulosum aus
dem Eoeän.
2. Arten mit im verkalkten Gewebe einzeln eingelagerten,
zu kleinen Höckern zusammengestellten Tetrasporen: 2. suganum
aus oberem Oligocän; ZL. fascieulatum, L. Müller‘ und L. ra-
mulosum, lebend.
od. Arten mit in gewebefreien Conceptaceln zusammenge-
stellten Tetrasporen!: ZL. racemus, lebend und aus oberem Tertiär.
Zu entscheiden, ob man nun auf diese Gruppirung zugleich
eine generische Unterscheidung gründen könne, oder ob man viel- -
leicht nach dem Vorgange von Graf SoLms-LAuBAcH, auch noch
die Arten von Melobesia und Lithophyllum mit in diese Drei-
theilung einbeziehen solle, dazu scheint mir der richtige Zeitpunkt
noch nicht gekommen zu sein, und es muss dies wohl einem
Monographen der Melobesieen überlassen sein, dem eine ein-
gehendere Kenntniss der lebenden und der fossilen Arten zur
Verfügung stehen wird.
Hier wollen wir davon nur das erörtern, was der Befund der
fossilen Arten lehren kann. Wollte man in obigem Sinne Genera
unterscheiden, so könnte man die erste Gruppe als Archaeoltho-
thammium bezeichnen, denn dieser Typus ist nicht nur der älteste,
sondern nach unseren jetzigen Kenntnissen sogar der einzige wäh-
rend der cretaceischen und der älteren tertiären Periode. Die
zweite Gruppe, für die als Bezeichnung „Zithothamnium“ beibe-
halten werden könnte, wäre jünger; denn sie beginnt gerade in
dem Augenblick, da die erste für immer verschwunden ist. Auch
die dritte Gruppe, der man den Namen Zithothamniscum geben
könnte, tritt ungefähr um die gleiche Zeit auf und beide dauern
fort bis in die Gegenwart.
Diese eigenthümliche zeitliche Verbreitung steht aber in
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IN:
iv
311
vollständigem Einklang mit unserer Auffassung, wonach die hier
benutzten generischen Unterschiede nur Modificationen eines ein-
heitlichen Entwicklungsplanes sind. Zugleich darf in dieser Mo-
difieation selbst eine Entwicklung insofern gesehen werden, als
die indifferente Vertheilung der Tetrasporen im Gewebe der älte-
ren Arten, bei den jüngeren Arten einer scharf umschriebenen
und durch höckerartige Anschwellungen des Gewebes differenzirten
Gruppirung der Tetrasporen Platz macht.
Von diesem Gesichtspunkte aus und unter Berücksichtigung
der Zellengrösse und Wachsthumsart des sterilen Gewebes wird
es sehr wahrscheinlich. dass in der zeitlichen Aufeinanderfolge
gewisser nahe verwandter Arten auch ein genetischer Zusammen-
hang existirt.
So möchte ich, wenn auch eine scharfe Beweisführung nicht
möglich ist. Zethothamnium gosaviense, L. torulosum und das
unter 14 erwähnte Zitholhamnium für Glieder einer entwicklungs-
geschichtlich zusammenhängenden Sippe und Z. nummulkticum,
L. Aschersoni, L. racemus und L. ramosıssinum für solche einer
anderen Sippe halten; und ich erwarte von einer genaueren Un-
tersuchung sowohl der fossilen als auch insbesondere der recenten
Arten gerade in dieser Richtung eine wichtige Förderung unserer
Kenntnisse.
Setzen wir aber einen solchen wahrscheinlichen Zusammen-
hang als wirklich voraus, dann ergiebt sich uns einerseits. dass
sich aus dem Genus Archaeolithothamntum gleichzeitig zwei neue
Genera, Lithothamnium und Lithothamniscum, entwickelt haben,
dass zugleich aber Archaeohthothamnium ausstarb. Andererseits
ordnen sich die Arten des älteren Genus in eine Anzahl von
Sippen zeitlich aufeinander folgender und genetisch zusammenhän-
gender Arten ein, welche sich ungestört über die zeitliche Grenze
des Geschlechts theilweise in das Genus Lithothamndum, theil-
weise in das Genus Zithothamniscum. fortsetzen.
Wir haben es hier also mit zwei Gesichtspunkten zu thun,
von denen der eine zu einer generischen Trennung, der andere
im Gegentheil zu einer Vereinigung auffordert. Der erstere Ge-
sichtspunkt ward durch die Abstraction eines einzigen Merkmales
gewonnen, und will man nach Belieben ein anderes Merkmal zu
Grunde legen, so wird man zwar stets zu generischen Abtheilun-
gen, aber jeweilig mit verschiedenartiger Abgrenzung gelangen. Es
ist ein künstliches Verfahren. dessen Verfolg besonders in der
Paläontologie eine beliebte Beschäftigung geworden und das sehr
geeignet ist, die Unzahl der Arten in leicht übersehbare Haufen
zu schaaren. Der andere Gesichtspunkt betrachtet zunächst nur
die einzelnen Arten und scheidet die einander sehr ähnlichen von
Zeitschr. d.D geol. Ges. XLII. 2. 21
312
den minder ähnlichen ab. Die Aehnlichkeit, welche hierbei in
Betracht kommt, beruht aber nicht etwa auf der Gemeinsamkeit
einer bestimmten Eigenschaft, welcher vielleicht so und so viel
andere nicht übereinstimmende Eigenschaften entgegen gehalten
werden könnten, sondern sie gründet sich auf die möglichst grosse
Uebereinstimmung sämmtlicher specifischer Eigenschaften.
Es wird nicht bestritten werden können, dass die auf diese
Weise festgestellte grössere Aehnlichkeit von Arten zugleich auch
eine innigere genetische Verwandtschaft wahrscheinlich macht,
und insofern muss dieser Methode gegenüber der anderen ein
höherer wissenschaftlicher Werth beigelegt werden. Freilich ist
sie praktisch nicht ebenso leicht verwerthbar, weil sie die noch
zu wenig bekannten oder aussergewöhnlichen Arten systematisch
nicht einzureihen versteht. und aus diesem Grunde wird :es sich
oft empfehlen, eine Combination beider Methoden anzuwenden.
Es wird dabei zwar niemals ganz ohne gegenseitige Benachthei-
ligungen abgehen, aber der dadurch erlangte Nutzen dürfte solche
kleine Schäden leicht überwiegen!). In unserem Falle können
wir indessen auf dieses Hülfsmittel leicht Verzicht leisten, da die
!) In der geolog.-paläontolog. Monographie der Vilser Alpen (Pa-
laeontographica, 33. Bd., 1886) habe ich bei Gruppirung der Terebra-
teln und Rhynchonellen eine solche Combination angewandt, indem ich
zunächst die einzelnen Arten nach ihrer grössten Aehnlichkeit in
Sippen, und dann diese Sippen nach einem bestimmten Merkmal des
Gehäuses in durchaus künstliche Gruppen geordnet habe, welche, wenn
man will, leicht durch eine andere künstliche Eintheilung ersetzt wer-
den können, während dasselbe nicht für die Sippen eilt. An letzteren
wird man zwar ebenfalls Veränderungen vornehmen können, aber nur, .
wenn bei ihrer Aufstellung wirkliche Irrthümer maassgebend waren.
Die Zersplitterung der Genera Terebratula und Waldheimia, wie sie
DOUVILLE und DESLONGCHAMPS durchgeführt haben, ist eine künstliche,
und dieses Verfahren, sowie seinen Werth und seine Beliebtheit hat
M. NEUMAYR (Stämme des Thierreiches, 1889, p. 570) in trefflicher
Weise beleuchtet. Wenn CAnAvArı (Fauna del Lias inferior di Spe-
zia, 1888, p. 9) mit Bezug auf meine erwähnte Arbeit meint, die
Systematiker sollten keine künstliche Gruppirung der Arten vorschla-
gen, sondern ein Bild entwerfen, aus welchem die organische Ent-
wicklung hervorgeht, so kann man ihm hierin gewiss nur beistimmen,
aber wenn man seinen Versuch ansieht, eine kleine Anzahl von Tere-
bratel-Arten zu einem Subgenus Pygope zu vereinen, so wird man mit
der Frage nicht zurückhalten können, ob denn wirklich Terebratula
Aspasia soviel näher mit T. aduetica verwandt sei als z. B. mit T.
bimammata oder den Arten der Sphenoidea-Sippe? So lange man sich
freilich nur mit einer beschränkten Anzahl von Arten beschäftigt, ge-
lingt eine vielleicht der natürlichen Entwicklung entsprechende Grup-
pirung leicht, sobald man aber alle bekannten Arten eines Genus mit
in Betracht zieht, entstehen jene Schwierigkeiten, deren Ueberwindung
uns wegen mangelnder Kenntniss aller Arten, d. h. aller Entwicklungs-
stadien, noch nicht gelingen kann.
Anzahl der Arten noch eine beschränkte ist, und so halte ich
es für das Vortheilhafteste, von jeder generischen Zersplitterung
abzusehen und alle Arten als Lithothamnien gelten zu lassen.
1. Lithothamnium cenomantcum n. Sp.
\ Taf. XVI, Fig. 1, 2, 16.
Der Thallus bildet kugelige, nur schwach mamillöse Knollen,
welche durch ihre äussere Form diese Art von allen anderen mir
bekannten Lithothamnien unterscheiden. Am nächsten steht ihr
hierin Z. mamillosum aus der Maestrichter Kreide, doch sind bei
letzterem die einzelnen Warzen schärfer begrenzt und treten
stärker hervor.
Das Dickenwachsthum ist ein sehr intensives und regelmäs-
siges. Erneute Ueberwallungen des Perithalliums durch Hypo-
thallium kommen nicht vor. Die Zellen sind 12 — 14 u breit
und 20 — 25 u lang. Die Tetrasporen liegen zu vielen in con-
centrischen Zonen des Gewebes angeordnet. Sie sind 50—60 u
breit und 7O — 80 u hoch. Das seitlich sie begrenzende Ge-
webe ist verkalkt.
Die Grösse der Zellen steht derjenigen bei L. amphiroae-
formis, L. nummulticeum, L. ramosissimum und L. racemus
sehr nahe. Z. amphiroaeformis hat aber etwas längere Zellen
im Perithallium und ungewöhnlich lange Hypothall-Zellen. Ausser-
dem lassen die schlanken Aestchen eine Verwechselung nicht zu.
L. racemus und L. ramosissimum haben nie isolirte Tetrasporen
und L. nummnuliticum unterscheidet sich durch sein Diekenwachs-
thum, welches wiederholt und in der regellosesten Art durch
Ueberwucherungen des Hypothalliums unterbrochen wird.
Fundort: St. Paterne (Dep. Sarthe) im Cenoman. (Pa-
läontologisches Museum München.)
2, Lithothamnium turonicum n. sp.
ak aRXV I, (Eie9 19.
In einem gelblichen Mergel liegen zahllose walzenförmige,
> mm dicke und dichotom verzweigte, bis 12 mm lange Ast-
fragmente.. Auf dem Querbruch sieht schon das unbewaffnete
Auge in dem concentrischen Bau einzelne breitere Ringe hervor-
treten. Es sind dies die Tetrasporen-Zonen.. Gonceptaceln wur-
den nicht beobachtet. Zellen 9 — 10 u breit und 12 — 15 u,
im Hypothallium bis 30 u lang. Die Tetrasporen sind 30 bis
39 4 breit und 75 y. hoch.
Die kleineren Zellen. die schlankeren Tetrasporen und die
schlanke Form der Aestchen schliessen eine Verwechselung mit
21°
314
L. cenomanicum gänzlich aus. Die schlanken Aestchen mögen
einem Stocke angehört haben, welcher etwa mit Z. fascieulatum
oder Z. tophiforme Aehnlichkeit besass. Von ersterer Art ist mir
die Zellengrösse zwar nicht bekannt, doch fehlen derselben die
isolirten Tetrasporen. L. tophıforme hingegen hat 8—10 u. breite
und 12 — 15 u lange Zellen, die im Hypothallium sogar über
20 p. lang werden (gemessen an einem aus Grönland stammenden
Stück des P. M. München) und stimmt also in dieser Hinsicht voll-
kommen mit der Kreide-Art überein, da mir aber über ihre Fructi-
ficationsweise nichts bekannt ist, so kann ich ein unterscheidendes
Merkmal nur darin finden, dass bei der nordischen Art die Aeste
sich stärker nach oben verjüngen.
Fundort: Beausset (Dep. Var), Turon. (P. M. München.)
3. Lithothamnium amphiroaeformis n. sp.
Tat VD Tin Or
Ebenfalls in gelblichem Mergel, aber nicht in denselben
Handstücken, in denen die vorhergehend beschriebene Art vor-
kommt, liegen sehr zierliche, walzenförmige und dichotom ver-
zweigte Astbruchstücke, die man. obwohl sie nur !/s mm im
Durchmesser haben, leicht für jüngere Zweige des Z. turonicum
halten könnte. Die Grössenverhältnisse der Zellen widersprechen
dieser Auffassung aber entschieden. Die Zellen sind 12 —15 u
breit und 20 — 30 u, im Hypothallium bis 100 u lang. Ganz
wie bei 42. turonıcum bestehen die Aeste aus einem inneren
axilären Hypothallium - Gewebe und einem peripherischen Mantel
von Perithallium. Obwohl eine grosse Anzahl dieser Astfragmente
mikroskopisch untersucht wurde, so gelang es doch nicht, Tetra-
sporen oder Gonceptaceln darin nachzuweisen. Gleichwohl besteht
kein Zweifel, dass diese Gebilde zu den Lithothamnien gehören.
Nur eine äusserliche Aehnlichkeit existirt mit Amphiroa. Es
fehlt aber die durch nicht verkalkende Zonen hervorgerufene,
der Corallinen-Gattung eigenthümliche Gliederung.
Fundort: Le Beausset (Dep. Var), Turon. (P. M. München.)
4. Lithothamnium gosaviense n. sp.
Taf.ı XVII, Bie. >
Diese Art ist von den vorher beschriebenen wesentlich ver-
schieden. Sie überzieht krustenförmig fremde Körper, und indem
sie sich dabei der Form derselben anpasst, erlangt sie sehr
wechselnde Gestalt. Auf der Oberfläche des Thallus bilden sich
weder Aeste noch regelmässige Warzen, sondern nur wulstför-
mige unbestimmte Erhabenheiten. Die Zellen sind 9—12 x breit
und 9—12 u, im Hypothallium bis 25 x lang. Die Tetrasporen
315
liegen lagenweise im (Gewebe vertheilt und sind 30—40 u breit und
50 — 70 u hoch. Das Hypothallium überzieht als dünne Schicht
die fremden Körper. darüber erhebt sich das Perithallium, wel-
ches schon bei einer Dicke von 300 u Tetrasporen entwickelt.
Entweder geht dann das Dickenwachsthum noch ruhig weiter,
wobei sich von Zeit zu Zeit in ähnlichen Abständen neue Tetra-
sporenreihen bilden. oder das weitere Wachsthum des Perithal-
liums wird durch überwucherndes Hypothallium unterbrochen,
welches dann zur Bildung einer neuen Lage von Perithallium führt.
Die würfelförmige Gestalt der Zellen der Rindenschicht giebt
dieser Art eine gewisse Aehnlichkeit mit Z/. torulosum, doch sind
bei letzterer Art die Zellen meist kleiner, besonders aber ist der
Aufbau des Thallus ein viel massigerer und führt zu wirklichen
compacten Knollen.
Fundort: In der Gosaukreide ziemlich häufig. In der
senonen Kreide von Martigues.
5. LZithothamnium mamtillosum GÜMBEL.
bat, XML. Bio, 7.
Diese Art ist auf das Originalstück von GoLpruss’ Cellepora
bipunctata aus der Mastrichter Kreide gegründet, welches im hiesigen
paläontologischen Museum liegt. Ich habe dasselbe einer erneuten
mikroskopischen Untersuchung unterzogen in der Hoffnung, die Fruc-
tificationen darin nachzuweisen. Es scheint aber ein durchaus ste-
riler Stock zu sein. Die Zellen des Perithalliums zeigen gewöhn-
lich quadratische Längsschnitte und sind 6—8 y. lang wie breit.
Im Querschnitt erkennt man sicher die charakteristischen Tüpfel,
sodass die Algennatur nicht bezweifelt werden kann. Die Zellen
des Hypothalliums sind stets länger und messen meist gegen 18 y.
Interessant ist dieser Stock besonders wegen seiner Wachs-
thumsverhältnisse. Aus dem Hypothallium entwickelt sich meist
eine dieke Perithall-Schicht, deren oberste Zellen aber die Fähig-
keit besassen, unmittelbar im Hypothall-Gewebe auszuwachsen.
In Folge dessen erheben sich über den Perithall-Schichten häufig
nur als locale warzen- oder astförmige Anschwellungen oft auch
als breitere Schichten dichotom sich theilende Zellfäden, deren
Zellenlänge erheblich von der der Rindenschicht abweicht. Dieses
Wachsthum in die Dicke ist also nicht durch Ueberwuchern
neuen Hypothalliums. sondern durch unmittelbaren Uebergang der
Perithallfäden in Hypotallfäden bewirkt. In Folge davon zeigt
der Stock einen massiven, an fremden Einschlüssen sehr armen
Aufbau, ähnlich wie ZL. cenomanıcum, aber sehr verschieden von
L. gosaviense, So wie bei allen Lithothamnien die Zellfäden des
516
Perithalliums aus denen des Hypothalliums hervorgehen, so können
also auch erstere wieder zu letzteren auswachsen.
6. Lithothamnium nummuliticum GÜMBEL.
Tat. XVil Nie.
.Von dieser eocänen Art liegt mir ein reiches Material vor.
Es sind theils abgebrochene Aststücke, die in ungezählter Menge
die Kalksteine erfüllen, theils unversehrte bis faustgrosse Knollen
mit kurzen, warzenförmigen Verästelungen, die bald rund und
dicklich, bald schlank und zugespitzt sind. Man versucht unwill-
kürlich daraus zwei verschiedene Arten zu machen, aber die
mikroskopische Untersuchung belehrt uns, dass sie zusammen-
gehören, und eben gerade dort, wo wir gleiches zu sehen geneigt
waren. verschiedene Arten vorliegen. Stets kommt nämlich mit
dieser Art noch das 2. torulosum, das sich durch die Zellen-
srösse leicht unterscheiden lässt, zusammen vor, und es ist ganz
unmöglich. nach der äusseren Form beide Arten von einander zu
trennen. Die Unterscheidung hat nur für mikroskopisch unter-
suchte Stücke Werth.
Die Zellen von dieser Art sind 10—15y breit, 15—25 4,
im Hypothallium bis 30 x lang. Die Tetrasporen werden 60 u
breit und 120 x hoch.
Die Tetrasporen liegen zonenweise im Gewebe isolirt, ganz
ebenso wie bei Z. turonicum und L. cenomamıcum. |
Das Vorkommen der Canceptaceln hat GümBEL angegeben.
Ich war jedoch nicht so glücklich, dieselben in dem nordalpinen
Material wieder aufzufinden, da sich meine angeschliffenen Stücke
alle als zu L. torulosum gehörig herausstellten.
Auch bei dieser Art ist die Entwicklung des Perithalliums
keine sehr bedeutende. Das Hypothallium überzieht fremde Kör-
per wie bei Z. gosaviense, oder es steigt in dünnen Blättern in
die Höhe und überwuchert das schon gebildete Perithallium theil-
weise oder ganz. Dadurch wächst der Knollen allerdings in die
Dicke, zugleich schliesst er aber auch eine Menge fremder Körper
neuerdings ein und ebenso wuchert auch das Z. Zorulosum mit
seinem Hypothallium herein oder es werden abgebrochene Stücke
desselben mit überwallt. Hieraus erklärt sich der Formenwechsel
der Stöcke und das bunte Bild, welches dieselben auch im Dünn-
schliff zeigen.
Fundorte: Umgebung des Kressenbergs.. Val Sugana bei
Borgo. Griechenland.
7. Leithothamnium Aschersonti SCHWAGER.
Im Eocän der Libyschen Wüste kommen zahlreiche abge-
317
brochene Aststücke vor, für welche ©. ScHwAGER diese Art auf-
gestellt hat. Er hat richtig die Aehnlichkeit, aber auch den
Unterschied. der zwtschen ihr und dem eocänen Z. nummuliticum
besteht, erkannt. Die Zeichnung der Tetrasporenräume !) hingegen
ist insofern nicht genau, als das zwischen denselben hindurch-
gehende Zellgewebe nicht dargestellt ist. Auf dem Originalschlift
habe ich gemessen: Zellen 10—12 u breit uud 12—15 u lang,
das Verhältniss der Länge zur Breite ist gewöhnlich 5:4. Die
Tetrasporen sind 30—40 u breit und 70—80 u hoch, sie stehen
dicht neben einander gedrängt in langen Reihen. Nach der Zell-
grösse steht die Art etwa zwischen Z. nummuliticum und L.
torulosum, von letzterer aber durch die stets länglicheren Zellen
gut unterschieden. Von ersterem durch die kleinen und dichter
aneinander gestellten Sporenräume. Auch mit Z. turonicum be-
steht eine grosse Aehnlichkeit, doch hat dieses schmälere Zellen
und die Sporen stehen weiter aus einander.
Vorkommen: Eocän der Libyschen Wüste.
8. Lithothamnium Rosenbergi K. MaArr.
Obwohl mir diese tertiäre Art von Timor nur nach den
Abbildungen bekannt ist, welche ihr Autor veröffentlicht hat?),
so giebt sie mir doch Veranlassung zu einigen Bemerkungen.
Die eiförmigen Hohlräume der fig. 6 sind jedenfalls Tetrasporen-
räume und die kleinzelligen Fäden des Gewebes laufen gewiss
zwischen denselben hindurch, wie bei Z. Aschersont. Die 10 u
langen und breiten Zellen könnten auf diese Art oder ZL. toru-
losum hinweisen. Die Zellen von fig. 7 und 7a sind erheblich
srösser und stehen denen von Z. nummuhticum recht nahe.
Aber da wir die Fructificationen nicht kennen und da die Zellen
des Hypothalliums verhältnissmässig sehr lang sind. so ist eine
Identificirung mit der europäischen Art nicht möglich.
Vorkommen: Neu-Guinea und Timor.
9. Lithothamnium tuberosum GÜMmeR.
In dem der Art zu Grunde liegenden Originalstück aus dem
Oligocän von Bünde maass ich die Länge der Zellen mit 18 bis
24 u, die Breite mit 12 — 18 u. Die Zellen sind stets etwas
länglich (Länge zur Breite wie 6:5), im Hypothallium werden
sie bis 30 u lang. Auch hier tritt ein Dickenwachsthum des
1) Palaeontographica, 1883, Bd. 30, p. 147, t. 29, f. 25.
2) K. MArrın. Sedimente Timors in Sammlungen des geolog.
Reichsmuseums in Leyden, I, Heft 1 (1881), p. 12, t. II, f. 6 u. 7. —
Derselbe. Eine Tertiärformation von Neu-Guinea, ebenda, Heft 2
(1881), p. 70.
818
Thallus durch wiederholte Ueberwucherung des Hypothalliums auf.
Die Fructificationen sind unbekannt, und eine sichere Feststellung
der Art ist deshalb nicht möglich. Die Zellengrösse weist so-
wohl auf 1. nummuliticum als L. ramosissimum hin.
10. Lithothamnium torulosum GÜMBEL.
Jar. NY Ile 10.:2,06-
Diese Art wurde von GÜMBEL auf einen einzigen Knollen
gegründet, welcher in oligocänen Mergeln des Thalberggrabens bei
Traunstein gefunden worden ist. Derselbe ist wahrscheinlich ebenso
wie eine Reihe von Nummuliten aus dem älteren Eocän in den
Schlamm des oligocänen Meeres eingeschwemmt worden, wo sie
jetzt als seltene Gäste in einer reichen oligocänen Fauna ange-
troffen werden.
Es ist mir nicht gelungen, einen zweiten Knollen an jenem
Fundorte aufzutreiben, und da die Lithothamnien stets in grösse-
ren Mengen gesellschaftlich vorzukommen pflegen, so halte ich es
für ganz sicher, dass jener Knollen im Oligocän sich auf secun-
därer Lagerstätte befunden habe.
Dahingegen konnte ich diese Art als sehr häufig in den
Eoeänschichten bei dem nahen Siegsdorf und Kressenberg zusam-
men mit dem 2. nummuliticum nachweisen und ebenso in den
Südalpen und in Griechenland.
Die Zellen sind sowohl in dem Originalstück, welches in
dem Münchener Museum liegt, als in den anderen eocänen Stücken
7—9y breit und 7—12 „u lang. diejenigen des Hypothallium
bis 35 y lang. Die vorherrschend kubische Form der Zellen im
Perithallium ist neben ihrer Kleinheit ein vortrefflliches Unter-
scheidungsmerkmal von fast allen anderen fossilen Arten. Nur
L. mamillosum steht ihm in dieser Beziehung sehr nahe, aber
der compacte Aufbau, das Fehlen des in Folge der Ueberwach-
sungen des Hypothalliums eingeschlossenen zahlreichen fremden
Körper trennt beide Arten.
Das Stück aus dem Thalberggraben trägt längliche Concep-
taceln und ebenso die zahlreichen Stücke des Kressenberger Eocän.
Sie sind bis 400 u lang und 150 u hoch. Diese Geschlechts-
pflanzen sind auch in den Südalpen sehr verbreitet und nur ein
Mal im Val Sugana habe ich ein Astfragment derselben Art ge-
funden, welches 40 u breite und über 50 u hohe Tetrasporen trägt.
Die Wachsthumserscheinungen, welche diese Art darbietet,
sind dieselben wie bei Z. nmmmulitcum und dies ist auch der
Grund, weshalb man beide Arten nach ihrer äusseren Form nicht
unterscheiden und in den Sammlungen nicht von einander trennen
819
kann, abgesehen von den Knollen, welche mikroskopisch unter-
sucht sind.
Fundorte: Thalberggraben bei Traunstein (secundär im
Oligoeän, derselbe Stock trägt auch L. nummuliticum!). Kres-
senberg und Siegsdorf im Eocän. Borgo im Val Sugana im Eocän.
Monte Magre im Vicentinischen (Eocän). Griechenland.
11. Leithothamnium suganum n. sp:
Taf. XVII, Fig. 4.
In den jüngeren Lithothamnien führenden Bänken des Ter-
tiärs von Val Sugana, die das Alter der Scio-Schichten besitzen,
kommt eine Art vor, deren Zellengrösse mit derjenigen von Z.
torulosum fast übereinstimmt. Die Zellen sind 7—9 u breit und
9—12 u lang. Der einzige geringe Unterschied besteht in der
etwas länglicheren Form der Zellen. Die Conceptaceln sind bis
250 » lang und 100 u hoch, tragen aber in ihrem Dach nicht
eine centrale grosse, sondern viele kleine Oeffnungen, nach Art
der Siebporen der Tetrasporen-Conceptaceln lebender Lithotham-
nien. Zugleich sind in dem Lumen der Conceptaceln noch einige
vom Boden bis zum Dach reichende verkalkte Zellreihen erhalten,
sodass die Tetrasporen wie bei Z. Müller! im Zellgewebe ringsum
eingeschlossen waren. Hiernach wird erkannt, dass dieses Zztho-
thamnium nicht zu L. torulosum gehört und eine besondere Art
darstellen dürfte, für die ich, so lange ihre Identität mit lebenden
Formen nicht nachgewiesen ist, einen besonderen Namen wähle.
Mit ihr zusammen kommen sterile Fragmente einer gross-
zelligen Art vor. die man zum Z. nummuliticum oder L. racemus
stellen könnte.
L. suganum liegt in den durch ihren Reichthum an Scu-
tellen ausgezeichneten Bänken, die man als Scio - Schichten be-
zeichnet, und die jedenfalls jünger als das Eocän und die oligo-
cänen „Üastel Gomberto“ - Schichten sind. Bei Borgo im Val
Sugana liegen alle diese Schichten regelmässig über einander und
sind sämmtlich reich an Lithothamnien, ohne dass man diesen
Algen je nach der Verschiedenheit des Lagers eine Verschieden-
artigkeit ansehen könnte. Um so erfreulicher war es mir, in den
jüngsten dieser Schichten eine Form nachweisen zu können, die -
nach Art ihrer Tetrasporenbildung eine Mittelstellung zwischen
den cretaceischen und eocänen Arten einerseits und dem miocä-
nen und lebenden Z. racemus andererseits einnimmt. Die Scio-
Schichten gehören wahrscheinlich zum oberen Oligocän. Herr
Prof. Daues theilte mir freundlichst mit. dass die miocäne Scu-
tella subrotunda lLam., welche er in seiner Arbeit über die vicen-
tinischen Seeigel mit Sc. subrotundaeform’s Scaaur. identificirt
320
hatte, nach seinen neueren Untersuchungen doch davon verschieden
ist, sodass kein Grund mehr vorliegt, diese Schichten in’s Miocän
zu stellen.
Fundort: Scio-Schichten von Telve bei Borgo (Val Sugana).
12. Lrithothamnium ramosıssimum Reuss.
Dieses durch die Beschreibungen von UnGER und GÜMBEL
wohl bekannte Zrthothamnmium, scheint in seiner äusseren Form
sehr veränderlich zu sein. Die mir vorliegenden Stücke aus
dem Leithakalk von S. Margarethen. am Neusiedler See wenig-
stens, mit ziemlich dicken und langen Aesten, unterscheiden sich
recht auffallend von Gümsers Abbildung, die auch von der
Unger’schen recht abweicht. Die Stücke, welche Reuss ge-
zeichnet hat, könnte man sogar unbedenklich für das lebende Z.
racemus halten. GÜümBEL giebt die Grösse der länglichen Zellen
zu. 20 u. für die Länge und 14—16 4 für die Breite an. Ob
Unger das Vorhandensein verschiedener durch die Zellgrösse
unterschiedener Algenstöcke beobachtet hat, was man aus der
weiter oben citirten Stelle vielleicht schliessen könnte, muss
unentschieden bleiben. Es kann aber keinem Zweifel mehr unter-
liegen, dass wenigstens zwei Arten im Leithakalk vorkommen,
und zwar zum Theil so innig mit einander vermischt, dass der
Schliff‘ durch einen scheinbar einheitlichen Knollen mir beide
Arten zugleich zeigte. Hierdurch wird es aber von Neuem be-
wiesen, wie die äussere Form des Knollens häufig ganz und gar
nichts für die Art charakteristisches hat, da die eine Art durch
Wucherung ihres Hypothalliums sich der anderen anheftet und
sie wohl auch ganz umschliesst.
Die grosszelligere Art fasste ich als Z. ramosissimum auf, da
sie ziemlieh die von GÜMBEL mitgetheilten Maasse hat und auch
auf Unger’ s Abbildungen die Zellen eine Breite von 13 u haben.
Die Zellen sind stets länger als breit, z.B. 18:12 oder
24:15 %.. Im Ganzen sind sie 12—-20 x breit und 1824 u.
lang. Im Gewebe liegen schwach mondsichelartige Conceptaceln,
von denen eines 280 u lang und 80 x hoch war.
Von dem sehr ähnlichen Z. racemas unterscheidet sich diese
Art entschieden durch die grösseren Zellen. Es kommen zwar
auch bei ZL. racemus gleich grosse vor, doch ist das mehr eine
Ausnahme.
Die feinzelligere Art beschreibe ich unter 14.
13. Lithothamnium racemus ARESCH.
Taf. XVI, Fig. 4, '7,'8'11,'12,'T5.
Ueber die Synonymie dieser Art herrschen verschiedene
Meinungen. Sorms-LAuBAcH, dem wir hier folgen, rechnet dazu
L. erassum Puıw., Hauck zieht letzteren Namen vor, weil Z.
racemus AR. unsicher sei. |
Obwohl auch hier die äussere Form grossem Wechsel unter-
liegt, so scheint doch das Vorhandensein kurzer, verzweigter und
an den Enden knollenförmig angeschwollener Aeste eine bestän-
dige Eigenschaft dieser Alge zu sein.
In den Conceptacel tragenden Aesten sind die Zellen 9 bis
13 x breit und 12 — 18 u lang, in dem massiven Theil des
Stockes 9 — 18 x breit und 12 — 24 u lang, die gewöhnliche
Breite beträgt aber durchweg 9—12y, die Länge 12 —15y
im Perithallium, und bis 50 u im Hypothallium. Die Conceptaceln
ergaben bis 450 u Länge und 200 u Höhe. Die wiederholte
Ueberwucherung des Stockes durch Hypothallium giebt dieser Art
einen ähnlichen Aufbau wie Z. nummulitıicum, dem sie auch durch
den starken Grössenwechsel der Zellen gleicht. Auch in den
Dimensionen der Zellen wird man nicht leicht ein unterscheiden-
des Merkmal finden können, sodass ich nicht weiss, wie man
Conceptacel tragende Stöcke der eocänen von der jüngeren Art
unterscheiden soll. Glücklicher Weise sind die Tetrasporen tra-
senden Stöcke aber viel häufiger und der Nachweis der isolirten
Sporenräume ist entscheidend.
-Untersuchte Fundorte: Lebend im Adriat. Meer und im
Golf von Neapel. Pliocän: Girgenti (rupe Atenea). Miocän: Bei
Las Palmas auf Gr. Canaria.
14. Lithothamnium sp.
Ohne Speciesbezeichnung lasse ich die Lithothamnien- Aeste,
welche die pliocänen Kalke von Poccio Ansano bei S. Quirico
d’Orcia in Toscana stellenweise ganz erfüllen. Man hat diese
Schichten früher irrthümlich in’s Miocän gestellt, V. SımonxELLI
hat aber ihr wahres Alter erkannt.
Die Zellen sind 7—9 y breit und 6--9 » lang, entweder
quadratisch oder sogar quer länglich.
Vielleicht dazu gehört jene Form, welche mit dem echten
L. ramosissimum zusammen vorkommt und deren Zellen 9 u
breit und 6—12 u lang sind. Auch hier sind Sporen und Con-
ceptaceln noch unbekannt. Die meist quadratischen Zellen wech-
seln wiederholt in dünnen Lagen mit länglichen und mit quer
länglichen Zellen ab, wodurch Bilder entstehen, die an die Jahres-
ringe mancher Baumstämme erinnern.
322
Nachtrag.
Nach Einlieferung dieser Arbeit zum Druck erschien der
17. Band (1890) der Abhandl. d. schweiz. palaeontolog. Ges.,
welchen ich, von einer Reise zurückkehrend, im Mai hier vor-
fand. Herr Dr. Frün hat darin eine Arbeit „Ueber Gesteins-
bildende Algen der Schweizer Alpen“ veröffentlicht, in
welcher besonders die eocänen Lithothamnien der Schweiz abge-
handelt werden. Die Ergebnisse, zu denen der Verfasser gelangt
ist, stimmen im Allgemeinen mit den meinigen überein. Die Ver-
änderlichkeit der Zellengrösse innerhalb derselben Art und die
Verschiedenheit des Gewebebaues der Rinden und Hypothall-
Schicht werden eingehend. erörtert. Das Vorkommen von im
Gewebe isolirter ovaler Tetrasporen hat Frün, wie schon früher
(1885) C. SchwAGEr, beobachtet, aber doch wohl zu wenig die
Verschiedenartigkeit dieser Ausbildung von derjenigen bei den
lebenden Lithothamnien erkannt. Anderenfalls hätte er zum
Schlusse der Arbeit nicht Z. racemus und L. nummuliticum so
eng mit einander vereinigen können, da doch gerade diese beiden
Arten durch die Art der Tetrasporenbildung von einander ge-
trennt sind.
Die durchgehende Verwechselung der Conceptaceln mit den
Üystocarpien hätte wohl vermieden werden können. Wir haben
bei den fossilen Lithothamnien kein Mittel, um die Conceptaceln,
welche die ÜCystocarpien eingeschlossen haben, von denjenigen,
welche nur Spermatien enthielten, zu unterscheiden, und selbst
die Unterscheidung dieser von den Conceptacula tetrasporica fällt
oft schwer. Aber selbst. wenn wir diese Unterscheidung machen
könnten, so wäre es doch noch immer unrichtig, den mit ver-
kalktem Gewebe umgebenen Hohlraum. in welchem sich die wirk-
lichen Geschlechtszellen und im Falle der Befruchtung fernerhin
das sog. Cystocarpium, welches hier die Rolle eines zweiten,
ungeschlechtlichen, Sporen erzeugenden Generation spielt. entwickelt,
als Cystocarpium selber zu bezeichnen.
Sehr interessant sind die rundlichen Körper, welche FRÜH
in einigen Tetrasporen - Räumen fand und als fossile Tetrasporen
deutet. Eine genauere mineralogische Prüfung der radial ange-
ordneten Füllmasse wäre gewiss erwünscht, da die Zeichnung
(ig. 12) sehr an concretionäre, sphärolithische Bildungen erinnert.
Der systematische Theil bringt nichts Neues. Die Litho-
thamnien des schweizerischen Eocäns werden zu Z. nummultı-
cum gestellt, und das Vorkommen anderer Arten als noch fraglich
bezeichnet. Nach den mitgetheilten Zellengrössen vermuthe ich,
dass auch /. forulosum vorhanden ist.
2. Ueber den geologischen Bau des
Cabo de Gata.
Von Herrn A. Osann in Heidelberg.
Hierzu Tafel XVIII— XX.
Literatur:
GUILLERMO BOWLES: Introduccion a la historia natural y la geografia
fisica: de Espana. Madrid 1775.
CH. SILVERTOP:! A geological scetsch of the tertiary formation in the
provinces of Granada and Murcia. With notices respecting
primary, secundary and volcanic rocks in the same distriet and
sections. London 1836.
RAMON PELLICO Y AMALIO MAESTRE! Apuntes geognosticos sobre la
parte oriental de la provincia de Almeria. Anales de minas.
Tomo U.
FED. DE BOTELLA Y DE HoRnosS: Description geol. y min. de las
provincias de Murcia y Albacete. Madrid 1868.
F. M. Davıra: Isla de Alboran. Bolet de la Com. del Mapa geol. de
Espana. Tomo III 1876.
FELIPE M. DONAYRE: Datos para una resena fisica y geologica de
la region S. E. de la provincia de Almeria. Bolet. de la Com.
del Mapa geol. de Espana. Tomo IV 1877
Lovss N. MONREAL: Apugptes fisico-geologicos referentes a la zona
central de la provincia de Almeria. Bolet. d. 1. Com. del Mapa
geol. d. Espana. Tomo V 1878.
SALVADOR CALDERON Y ARANA: Estudio petrografico sobre las rocas
volcanicas del Cabo de Gata. Bolet. d. 1. Com. d. Mapa geol. d.
Espana. Tomo IX 1882.
SALVADOR ÜALDERON:! Les roches cristallines massives de l’Espagne.
Bull. de la soc. g&eol. de France. 13. Bd. 1884/85.
A. Osann: Ueber den Cordierit führenden Andesit vom Hoyazo (Cabo
de Gata). Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. XL 1888.
A. Osann: Beiträge zur Kenntniss der Eruptivgesteine des Cabo de
Gata. Zeitschr. d deutsch. geol. Ges. Bd. XLI 1889.
Nach den zahlreichen Untersuchungen von AnsTED, CALDERON,
VON DrASCHE, Mac PhHerson und der spanischen geologischen
Landesuntersuchung, sowie der zusammenfassenden Darstellung von
Suess (Antlitz der Erde), bildet die sogenannte betische Cordillere,
der mächtige Gebirgszug, welcher die Provinz Andalusien von der
Meerenge von Gibraltar in westöstlicher Richtung durchzieht und
südlich Alicante in der Provinz Murcia die Ostküste der Halb-
1
324
insel erreicht. ein-junges Faltengebirge, dessen Hauptfaltung in der
alttertiären Periode sich vollzogen hat. Man kann es als einen
Ausläufer des grossen alpinen Faltensystems betrachten, das von
der apenninischen Halbinsel nach Nordafrika übersetzt, vom Ras
Addar bis in das nordwestliche Marocco die Küste einfasst und
hier nach Norden umbiegend nach Europa zurückkehrt. Der Durch-
bruch der Strasse von Gibraltar. welcher das nordafrikanische
Küstengebirge von der betischen Cordillere heute trennt, ist viel
jünger als diese beiden Gebirge und für ihre Bildung von keiner
Bedeutung.
Wie ferner Surss gezeigt hat, bildet der allgemeine Bau so-
wohl dieses nordafrikanischen als südspanischen Faltengebirges ein
vollständiges Analogon zu dem unserer Alpen; zwischen beiden
Gebirgen liegt ein grosses Senkungsgebiet, durch dessen Absinken
die Faltung der Ränder der anliegenden Continentalschollen zu er-
klären ist, und in der That zeigt der Bau dieser letzteren, dass
der faltende Druck überall vom Meere landeinwärts gewirkt hat.
Der gewaltige Horst der den grössten Theil Portugals, des
centralen und nordwestlichen Spaniens einnehmenden Meseta hat
dem nach Nordwesten und Norden gerichteten Vordringen der
Faltung stauend entgegengewirkt und spielt so der betischen
Cordillere gegenüber dieselbe Rolle. wie Schwarzwald, Vogesen
und die böhmische Tafel gegen die centralen Alpen.
Jedes dieser beiden Faltengebirge, das nordafrikanische und
südspanische, lässt im Grossen einen Aufbau aus drei dem Streichen
des Gebirges parallelen Zonen erkennen, einer centralen, aus
krystallinen Schiefern und paläozoischen Schichten gebildeten Axe,
der sich beiderseits stark gefaltete, aus mesozoischen und alt-
tertiären Sedimenten bestehende Zonen vorlagern. Wie bei den
Alpen sind die dem Druck zunächst ausgesetzten Gebirgstheile
z. Th. mit abgesunken, — nur vereinzelte Schollen sind stehen ge-
blieben, während die dem Druck abgewandte Aussenseite die
krystalline Axe in ihrer ganzen Ausdehnung begleitet. Es liegen
so beide Gebirge, nordafrikanisches und iberisches, symmetrisch zu
dem von ihnen umschlossenen abgesunkenen Gebiet.
Die westlichsten Spuren der centralen krystallinen Axe
wurden auf afrikanischer Seite von BLEICHER bei Ceuta nach-
gewiesen; auf spanischer Seite beginnt dieselbe mit der Serrania
de Ronda, setzt sich durch die Sierra de Almijara in nord-
östlicher Richtung fort und erreicht in der Sierra Nevada ihre
grösste Ausdehnung und zugleich höchste Erhebung. Immer mehr
in eine nördliche Streichrichtung umbiegend, findet sie ihre Fort-
setzung in der Sierra de Alhamilla, der Sierra de Filabres, Sierra
Cabrera und Sierra Almagrera. um in der Sierra de Carthagena am
325
Cabo Palos zu enden. Der geologische Bau dieser einzelnen Ge-
birge ist ein relativ einfacher, — so stellt die Sierra Nevada nach
den Untersuchungen von Anstep und von DrAscHE im Ganzen
einen mächtigen antiklinalen Sattel dar und ein ähnlicher einfacher
Bau ergiebt sich nach den Arbeiten der spanischen geologischen
Landesuntersuchung für die Sierra Alhamilla und. Sierra de
Filabres; Gneisse, granatreiche Glimmerschiefer, Talk- und Chlorit-
schiefer, krystalline Kalke und Thonschiefer mit kleineren Eruptiv-
massen tragen wesentlich zum Aufbau dieser Zone bei. Fossilien
wurden nie in den Thonschiefern gefunden, so dass deren Alter
vollständig unbestimmt ist.
Die nördliche Parallelzone beginnt an dem von jurassischen
Schichten gebildeten Vorgebirge von Gibraltar, umfasst den nörd-
lichen ‘Theil der Serrania de Ronda und umschliesst in grossem
Bogen die krystalline Axe bis in die Provinz Alicante. Von der
Meseta wird sie durch das breite, von alluvialen Absätzen aus-
gefüllte Thal des Guadalguivir getrennt.
Von der südlichen Parallelkette sind nur wenige Schollen,
wie die wahrscheinlich von Trias gebildete und durch ihren Erz-
reichthum bekannte Sierra de Gador, westlich Almeria, erhalten.
Die Bruchlinien des heute vom Meere überflutheten Senkungs-
gebietes sind. wie dies in ähnlicher Weise bei allen dem alpinen
Faltensystem anliegenden Senkungsfeldern der Fall ist, von Aus-
brüchen vulkanischer Massen begleitet. An der ganzen Nordwest-
küste Afrikas, von der Insel Galita bis in die Gegend von Melilla
sind junge Eruptivgesteine bekannt, sie bilden einen grossen Theil
der der Küste vorgelagerten kleinen Inseln und treten an ver-
schiedenen Punkten des Festlandes selbst auf. DBLEICHER und
VELAIN verdanken wir vorzugsweise die Kenntniss dieser aus
Trachyten und Basalten bestehenden Vorkommen. Ueber das Alter
dieser Gesteine liegen uns genauere Angaben aus der Umgebung
von Oran durch BLEicHEr!) vor. Nach diesem Autor durchsetzen
die Trachyte hier z. Th. Obermiocän (Helvetien) und ältestes
Pliocän. (Sahelien), andererseits finden sich in diesen Tertiär-
schichten schon Bruchstücke von Trachyt, so dass ihre Eruption
an das Ende der Miocänzeit zu setzen ist. Die begleitenden Tuf-
massen sind geschichtet und wechsellagern bei Oran mit oberen -
Mioeänschichten, so dass eine submarine Entstehung dieser Ge-
steine anzunehmen ist. Die Basalte derselben Gegend dagegen
gehören einer jüngeren Eruptionszeit an, sie sollen subaerische
!) BLEICHER. Recherches sur l'origine des elements lithologiques
des terrains tertiaires et quaternaires des environs d’Oran. Comptes
. rendus Bd. 78 (1874).
Bildungen sein und diluviales Alter besitzen, da sie theilweise
diluviale Sedimente bedecken.
Die Südküste der iberischen Halbinsel östlich der Strasse
von Gibraltar ist frei von jungen Eruptivgesteinen bis in die Gegend
von Vicar. etwa 12 Kilometer südwestlich Almeria, wo nach Bo-
TELLA |) eine Reihe kleinerer Eruptivmassen vorkommen. Es sind
niedere Hügel, welche aus Tertiärschichten emporragen und nach
der mikroskopischen Untersuchung von Mac PHERSoN aus Augit-
Andesiten bestehen. Nach BorEıra enthält das Tertiär, welches
ohne genauere Angaben von Fossilien zum mittleren und oberen
Pliocän gestellt wird, Bruchstücke dieser Andesite, so dass letzteren
ein höheres Alter als den sie umgebenden Sedimenten zukommt.
In grösserer Ausdehnung treten vulkanische Gesteine erst öst-
lich Almeria auf, wo sie vom Cabo de Gata bis zum Cabo Palos
östlich Carthagena die Küste in einem circa 200 Kilometer langen
Zug begleiten. Man hat diesen ganzen Zug, dem sich südwestlich
von Almeria noch die kleine Insel Alboran anschliesst, im weiteren
Sinn als die vulkanische Zone des Cabo de Gata bezeichnet, weil
die von diesem Cap in nordöstlicher Richtung verlaufende Sierra
del Cabo, ganz aus vulkanischem Material gebildet, die grösste
zusammenhängende Masse der ganzen Zone darstellt. Ausserhalb
dieser Küstenstrecke treten junge Eruptivgesteine noch vereinzelt
in der Provinz Murcia auf, wie das durch seine schönen in Mandel-
räumen gebildeten Mineralien bekannte Vorkommen von Jumilla
und ein von BorEra beschriebenes von Fortuna westlich Orihuela.
Der Küstenstrich, in welchem die Eruptivgesteine des Cabo
de Gata auftreten, besteht geologisch wie orographisch aus drei
scharf getrennten Bildungen. Der Ausdehnung nach nimmt das
Tertiär die erste Stelle ein. Es bildet eine flachhügelige,
stellenweise plateauartige Landschaft, welche im Allgemeinen eine
Höhe von 200 m über dem Meeresspiegel nicht überschreitet;
an den Gehängen der alten Sierren ziehen sich die Tertiärschichten
stellenweise bedeutend höher hinauf, ein Beweis dafür, dass die
Erosion schon stark abtragend gewirkt hat. Die Lagerung ist
sehr einfach, die Schichten liegen nahezu horizontal, doch kommen
lokale Störungen vor, an denen das Fallen recht steil werden
kann. So wurde südwestlich Vera, wo die Poststrasse Vera-
Almeria den Rio de Antas überschreitet, ein Einfallen bis zu
55° NNO. beobachtet. Es sind wesentlich Kalke, mergelige
Thone, glimmerreiche Sandsteine und Conglomerate, welche dieses
!) De BoTELLA y DE Hornos. Resena fisica y geologica de la
region S. O. de la provincia de Almeria. Boletin de la comision
del Mapa geol. de Espana, Tomo IX. 1882.
Er
oo.
N
|
Tertiär zusammensetzen. In der Gegend von Vera und Garrucha
sind die tiefsten aufgeschlossenen Schichten blaugraue Thone,
welche nach oben durch Aufnahme sandigen Materials in Sand-
steine übergehen, die ihrerseits wieder von CGonglomeraten über-
lagert werden. Weiter südlich zwischen CGarboneras und Almeria
treten in grosser Ausdehnung harte dickbankige Kalksteine auf,
stellenweise erfüllt von Resten von Zweischalern und Bryozoen
und vielfach wechsellagernd mit Gerölle führenden Bänken. Eine
Reihe von Fossilien, welche ich in der Umgebung von Vera und
Garrucha sammelte, sowie eine sehr reiche Foraminiferen-Fauna
aus den Thonen von Garrucha hat kürzlich Scarora !) beschrieben.
Er führt nicht weniger als 129 Foraminiferenformen an, unter
welchen Globigerinen, Nodosarien und Cristellarien in besonderer
Häufigkeit vertreten sind. Diese Fauna lässt auf eine Bildung der
Thone in der Tiefsee und auf ein unterpliocänes Alter schliessen,
während die sie überlagernden Sandsteine und Conglomerate nach
ihren Fossilien eine Bildung in seichtem Wasser und mittel- bis
oberpliocänes Alter vermuthen lassen.
Aus dieser tertiären Landschaft erheben sich schroff und
unvermittelt eine Reihe von Gebirgsketten bis zu bedeutender
Höhe, es sind dies die Sierra Alhamilla nördlich Almeria, die
Sierra Cabrera, die Fortsetzung der vorigen zwischen dem Rio
de Alias und Rio de Aguas, die Sierra Almagrera nördlich vom
Rio Almanzora und die Sierra de Carthagena zwischen Carthagena
und dem Cabo de Palos. Die Alhamilla, die bedeutenste von
ihnen, erreicht nach Donarre eine Höhe von über 1400 m. Diese
Sierren bilden sämmtlich einen Theil der centralen Axe der betischen
Cordillere und bestehen wesentlich aus Gneissen, Glimmer-
schiefern und fossilleeren Thonschiefern, untergeordnet
treten eruptive Gesteine, Diabase und Diorite auf. Alle sind sie
reich an Erz führenden Gängen und besonders in der Sierra
Almagrera und Sierra de Carthagena werden in zahlreichen Minen
Blei-, Silber- und Eisenerze abgebaut.
Die jungeruptiven Gesteine endlich bilden den dritten
und der Ausdehnung nach unbedeutendsten Faktor in dem Auf-
bau dieses Küstenstriches; mit Ausnahme zweier kleiner Vor-
kommnisse treten dieselben nur im Pliocän auf. Das eine dieser
letzteren liegt am östlichen Fuss der Sierra Almagrera, am Aus-
sang der Rambla del Esparto, wo die Sierra die Küste verlässt,
das zweite, ein kleines Vorkommen von Daecit, in der Sierra
Cabrera nördlich der Granatilla. Ausserdem tritt ebengenannte
!) F. SCHROTH. Beiträge zur Kenntniss der Pliocänfauna Süd-
Spaniens. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellschaft. Bd. XLH, p. 386.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2. Do
328
Sierra an ihrem Südabhang auf eine mehrere Kilometer lange
Entfernung mit den Daciten der Granatilla in Berührung. Obgleich
der direkte Contakt der Eruptiv-Gesteine mit den z. Th. hoch-
krystallinen Schiefern an diesen drei Lokalitäten theilweise gut
aufgeschlossen ist, konnte keine irgendwie nennenswerthe Verände-
rung an diesen Schiefern wahrgenommen werden.
Nach den Angaben von BorerrA treten auch in den paläo-
zoischen Kalken des Cabezo de los Porillos und am Südabhang
des Cabezo de Roldan westlich Carthagena junge Eruptiv-Gesteine
auf; an ersterem Punkt konnte ich überhaupt kein massiges Ge-
stein auffinden, das zweite Vorkommen gehört seinem ganzen
Habitus nach der Diorit- oder Diabasreihe an.
Wie schon früher (diese Zeitschrift Bd. 41, p. 297) an-
geführt wurde und auf der kleinen Uebersichtskarte Taf. XVII.
ersichtlich ist, bilden die Eruptiv-Gesteine des Cabo de Gata drei
der Küste annähernd parallel streichende Züge von sehr ver-
schiedener Ausdehnung.
Der östliche Zug ist der Masse nach der bedeutendste,
der Längenausdehnung nach kürzeste, er umfasst die Sierra del
Cabo und in seiner nordöstlichen Verlängerung das isolirte Vor-
kommen des Mesa de Roldan südlich Carboneras.
Die Sierra del Cabo erstreckt sich in einer Länge von
etwa 25 km bei einer durchschnittlichen Breite von 5—6 km
längs der Küste vom Cabo de Gata selbst bis etwas nördlich
San Pedro. Sie ist ein aus zahlreichen kleineren Bereketten- zu-
sammengesetztes, kahles oder mit niederem Gestrüpp und Zwerg-
palmen bewachsenes. Gebirge, dessen höchste Erhebungen nahe an
500 m über dem Meeresspiegel erreichen. Mit Hülfe eines GoLp-
SCHMID’schen Aneroids wurden folgende Höhen in dieser Sierra
bestimmt: m
Cerro de los Lobos (Hyp.-Augit-Andesit) . . . 254
Morron de los Genoveses (Hyp.-Augit-Andesit) nor eh ae 131
ä nordwestl. Spitze 153
Torre de E Cala Bm (Hy p- me AnEee) rk a
La Monja (Hyp--Augit-Andesit) . . . cap Kein ME
Fraile grande „ x e San heiter Me ee
Fraile chico © u ng üu ee
Cerro del Romero Em Be Ana) Eat ve
Cerro del Medio (bei San Jose) Hornblende- ae Rn
Torre de la Testa 288
Höchste Spitze nordwestl. Torre de la Testa. Hohl > ei: 385
Torre de la Vela blanca = 208
Cerro ‚de; ‚Artiehuela,;(Dacit) +4 sus. us met Sen e
Garbanzal (Dacit) „ou sbehrii b. Missa
PET
329
Durch eine grössere Depression, welche von San Jose nord-
östlich verläuft und südlich des Garbanzal in die Ebene der
Rambla de Morales mündet, wird die ganze Sierra in zwei nahezu
gleiche Theile getrennt; diese Linie bildet auch geologisch in ge-
wisser Beziehung eine Grenze, südlich derselben herrschen Horn-
blende- und Glimmer-Andesite, während der nördliche Theil wesent-
lich von Daciten gebildet wird. Von dieser Depression zweigt sich
in der Nähe des Pozo de los Frailes eine zweite in nordöstlicher
Richtung ab und erreicht bei Escullos die Küste. Durch beide
Depressionen wird zwischen San Jos& und Escullos ein kleiner
Gebirgsstock isolirt, der im Fraile grande und Fraile chico seine
culminirenden Punkte besitzt. Nördlich San Pedro verschwinden
die Eruptiv-Gesteine unter einer Pliocändecke und kommen nur in
einzelnen tieferen Einschnitten nochmals zum Vorschein.
Der isolirte Mesa de Roldan ist ein gegen das Meer in
nahezu senkrechten, 198 m hohen Wänden abfallendes Vorgebirge,
das von Hypersthen-Augit-Andesit gebildet wird und zwei flache
Kuppen von Pliocän trägt, Erosionsreste einer früher jedenfalls
zusammenhängenden grösseren Tertiärmases.
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un. --< > —/ a
Mesa de Roldan von Westen aus gesehen, nach einer
Photographie gezeichnet.
Ein Blick auf die Karte, Taf. XIX, zeigt, dass dieses ganze
Gebiet aus Andesiten, Daciten und Lipariten zusammengesetzt ist.
Die Andesite trennen sich wieder in zwei ihrer Zusammensetzung
und ihrem Alter nach typisch verschiedene Gruppen, die Glimmer-
und Hornblende-Andesite einerseits, die Hypersthen-Augit-Andesite
andrerseits. Schon in der allgemeinen Anordnung und Verbreitung
dieser Gesteine, wie sie auf der Karte hervortritt (die Karte
macht keinen Anspruch auf Genauigkeit in den Details), ist dieses
Verhältniss ersichtlich. Die Hypersthen-Augit-Andesite sind mit
Ausnahme weniger grösserer gangförmiger Vorkommnisse auf die
Küstenlinie beschränkt.
Unter den Daciten, die in dem ganzen nördlichen Theil der
23°
330
Sierra das herrschende Gestein bilden, finden sich zwei recht gut
charakterisirte Gruppen. Die eine derselben ist ausgezeichnet
durch den Reichthum an Quarz und die Armuth an dunklen Ge-
mengtheilen. Von den letzteren ist Glimmer der herrschende,
Hornblende tritt nur sehr sporadisch auf, Pyroxene fehlen stets
ganz. Es sind dies Gesteine von rother bis brauner Farbe und
häufig sehr Quarzporphyr-ähnlichem Aussehen, bei denen auch viel-
fach neben Plagioklas ein ungestreifter Feldspath in nicht un-
bedeutender Menge vorkommt, so dass Uebergänge zu Lipariten
stattfinden. In der ganzen Zone des Cabo des Gata finden sich
die Liparite stets mit Daciten verknüpft, während typische
Trachyte vollständig fehlen. Auch die Manigfaltigkeit der Structur-
verhältnisse der Grundmasse hat diese Dacitgruppe mit den
Lipariten gemein. Dieser Gesteinstypus findet sich in sehr
charakteristischer Ausbildung am Garbanzal und nördlich von ihm
an der Majada redonda, dem Cerro Rellana, dem Cerro noble
bis zur Rambla de Granatello in der Gegend von Rodalquilar.
Der zweite Dacittypus setzt wesentlich den nördlichsten Theil
der Sierra del Cabo zusammen, er findet sich in grosser Aus-
dehnung bei Artichuela, El Plomo, Majada de vacca; ausserdem
begegnet man ihm in ausserordentlicher Verbreitung in der später
zu besprechenden Serrata. Es sind dies stets hornblendereiche
Gesteine, mit Einsprenglingen von Hornblende, die bis zu 3 cm
Länge erreichen; ihr Charakter ist im Allgemeinen basischer als
der der vorigen Gruppe, sie sind quarzärmer, und durch voll-
ständiges Zurücktreten dieses Minerales finden Uebergänge zu
Hornblende-Andesiten statt.
Die Glimmer- und Hornblende-Andesite nehmen nahezu den
ganzen südlichen Theil der Sierra ein, ihre Grenze gegen die
Dacite verläuft von der Bocca de los Frailes (südlich :vom Gar-
banzal) in nordöstlicher Richtung und erreicht nördlich Escullos
die Küste. Der Varitätenreichthum dieser Gesteine in Bezug auf
Zusammensetzung und Structur ist ebenfalls sehr gross, der erstere
ist bedingt durch das Mengenverhältniss von Biotit und Horn-
- blende, denen sich mikroskopisch z. Th. noch Augit und rhombischer
Pyroxen zugesellt. Was ihre Structur anbelangt, so finden sich
Uebergänge von nahezu holokrystalliner trachytischer Ausbildung
der Grundmasse bis zu vollständig glasigen Typen.
Die Hypersthen-Augit-Andesite wurden schon a. a. O. einer
eingehenden Beschreibung unterzogen; für sie ist charakteristisch,
dass sie stets vollkommen frei von Biotit und Hornblende sind,
ihr basischer Charakter drückt sich in der Natur ihrer Feldspath-
einsprenglinge, die der Anorthitreihe angehören, aus. In früheren
petographischen Beschreibungen wurden sie ihrer dunklen Farben
391
wegen theilweise als Basalte bezeichnet, obgleich sie nie ein Korn
ÖOlivin enthalten und ihre Structur, verschieden von der der olivin-
freien Basalte, grösstentheils eine rein andesitische ist.
Ausser den Lipariten, welche durch Uebergänge mit den
Daciten innig verbunden und gleichalterig sind, treten Repräsentanten
dieser Gesteinsgruppe noch in einer zweiten Ausbildung in Form
schmaler Gänge auf, die zum grossen Theil glasig sind und von
Bimssteintuffen begleitet werden. Es sind Perlit- und Pechstein-
gänge, welche die Hornblende-Andesite im Süden und Südosten
der Sierra durchsetzen: seltener wie in der Umgebung des Torre
de la Testa besitzen diese Ganggesteine eine krystalline Aus-
bildung. Charakteristisch ist für diese Gruppe, dass bei sehr
seringem Kalkgehalt die Natronmenge der Bauschanalyse der des
Kalis eleichkommt oder sie übertrifft; es drückt sich dies Ver-
hältniss in der Anwesenheit eines sehr sauren Plagioklases (Albit)
neben Sanidin aus, häufig sind beide Feldspathe mikroperthitisch
verwachsen, wie dies in anderen natronreichen und kalkarmen
Felsarten, wie den Keratophyren eine verbreitete Erscheinung ist.
Der mittlere Zug wird im Süden von der Serrata ge-
bildet, eine Hügelkette von etwa 1 km Breite und 12 km Länge,
die in ihren höchsten Punkten dem Cerro de las Yeguas und dem
Cerro de Zapaton eine Höhe von circa 350 m erreicht; sie be-
sinnt im Südwesten mit den Cerros Coloradillos und endet nord-
östlich vom Pozo de Hernan de Perez mit dem Cerro de Cavanuela.
Von der Sierra del Cabo wird die Serrata durch die 2—3 km
breite, nach Nordost sanft ansteigende und von einer tiefen Rambla
durchschnittene Ebene des Rio Morales getrennt, von der Sierra
Alhamilla durch das Campo de Nijar. Ihre Fortsetzung in nord-
östlicher Richtung findet die Serrata westlich von Carboneras
in einem Hügelland, das in seinen einzelnen Theilen verschiedene
Namen, wie Covaticas, Majada blanca, Palaiin, Rosica trägt, nach
Osten allmählich an Höhe zunimmt und jenseits des Rio de Alias
in der Granatilla seine höchsten Punkte (400 m ü. d. M.) besitzt.
Das Hauptgestein dieses ganzen Zuges ist ein hornblende-
reicher Dacit, der dem zweiten der oben angeführten Dacittypen
angehört. Mit Ausnahme des schwankenden Quarzgehaltes ist
die Ausbildung dieses Gesteines eine so gleichmässige, dass man
Handstücke von der Granatilla und der Serrata makroskopisch
nicht zu unterscheiden vermag. Hypersthen-Augit-Andesite treten
nur sehr untergeordnet in einzelnen kleineren, den Dacit durch-
setzenden Massen auf. In der Serrata haben endlich liparitische,
an Bimsstein- und Perlitbrocken reiche Tuffe eine grosse Verbreitung,
sie bedecken z. Th. den Daeit. |
Der westliche Zug bildet keine grössere zusammenhängende
Masse, er besteht aus einzelnen kleineren Vorkommen, die sich
in SW-NO - Richtung auf einer circa 165 km langen Linie an-
einander reihen. Die einzelnen Eruptionspunkte gruppiren sich
zu 4 Gebieten.
Dem ersten Gebiet im Südwesten gehört nur der Hoyazo,
2 km südlich Nijar, an, dessen Beschreibung im 40. Bande
dieser Zeitschrift gegeben wurde.
Das zweite Gebiet liegt in der Umgebung der Stadt Vera
und umfasst:
1) Den Cabezo Maria mit seinem circa 8 km langen Lava-
strom (vergl. diese Zeitschrift Bd. 41).
2) Die Gerros pelados (Kahlen Berge), 5 km östlich Vera,
eine aus 10 Hügeln bestehende kleine Kette, die durch eine
von Vera nach der Küste laufende Rambla in einen grösseren
südlichen und einen kleineren nördlichen Theil getrennt
werden. Sie erreichen eine Höhe von etwas über 100 m
über dem Meere.
5) Die Cabezos Alifragas, 2 km nördlich des Rio Almanzora,
ein sich ebenfalls in SW-NO-Richtung erstreckender Höhen-
zug, dem sich im Nordosten der Cerro Monje und Cerro
alto anschliessen. |
4) Ein kleines gangförmiges Vorkommen an der Rambla del
Esparto östlich der Sierra Almagrera. In einer Länge
von etwa 1/s km hat der im Nordosten sich gabelnde Gang
die NNO-SSW streichenden Schiefer der Sierra durch-
brochen.
Nördlich der Rambla del Esparto fehlen junge Eruptiv-
Gesteine auf eine grössere Entfernung, sie treten erst wieder
bei Mazarron auf und bilden das dritte Verbreitungsgebiet.
Ein grosser Theil des Untergrundes dieser Stadt und die nächsten
Erhebungen, der Cerro de San Cristobal, Cerro de los Perules
und Cerro de la Javalina, werden von ihnen gebildet; von hier
erstrecken sie sich westlich etwa 4 km über die Miene Coto de
Fortuna hinaus, in nördlicher Richtung etwa 2 km. Vielfach von
jüngeren Bildungen bedeckt, kommen die Eruptiv-Gesteine in
tieferen Einschnitten allerorten wieder zum Vorschein, ein Um-
stand, der neben der Gleichartigkeit des Gesteines dafür spricht,
dass das Ganze eine grössere zusammenhängende Masse bildet.
Das vierte Verbreitungsgebiet endlich liegt bei der
Stadt Carthagena. Oestlich und nordöstlich Carthagena dehnt sich
eine grosse, von diluvialen Ablagerungen gebildete Ebene aus,
die von dem Meer im Osten durch die erzreiche Sierra de Cartha-
gena getrennt wird. Aus dieser Ebene erheben sich eine Anzahl
isolirter Hügel, die sich im Allgemeinen in SW-NO-Richtung an-
einander reihen und in den Inseln des Mar menor ihre Fortsetzung
finden. Es sind dies, von Osten angefangen, der Cabezo de Felipe,
Cabezo de la Tia Laura, Cerrito de la media legua, Cabezo de
Asas, Cabezo Ventura, Cabezo Rojado mit dem Cabezo de Agudo,
Cabezo de Roche, Cabezo de Atalaya und am Ufer des Mar
menor der Cabezo de Carmoli. Ihre Höhe ist sehr verschieden;
während der Cerrito de la media legua sich nur wenige Fuss
über seine Umgebung erhebt, erreicht der Cabezo Rojado nahe
an 200 m (nach BoreLra). Die kleinen Inseln im Mar menor
sind die Isla Perdiguera, Isla mayor, Isla redondella, Isla de
Ciervos und Isla de Sujetos. Nahe der letzteren erhebt sich
auf dem das Mar menor von dem Mittelmeer trennenden natür-
lichen Damm ein kleiner Hügel, der CGalnegre, welcher aus dem-
selben Gestein wie die benachbarten Inseln besteht. Endlich be-
finden sich ausserhalb des Mar menor im Mittelmeer noch die
beiden Inseln Isla grossa und Isla de Estacio, welche eruptiven
Ursprungs sein sollen; ich hatte keine Gelegenheit, diese letzteren
zu besuchen.
Die Gesteine, welche diese zahlreichen Eruptionspunkte zu-
sammensetzen, sind manigfaltiger als die der beiden anderen Züge,
sie können hier auch nur im Allgemeinen besprochen werden.
Hypersthen-Augit-Andesite mit allen den Eigenschaften, welche bei
der Sierra del Cabo erwähnt wurden, bilden den Cabezo de Car-
moli, die Inseln Isla redondella, Isla de Ciervos, Isla de Sujetos
und den Cerro Calnegre, — Liparite mit sehr spärlichem Biotit und
von Quarzporphyr-ähnlichem Aussehen die Isla mayor und Isla
Perdiguera. Der grossen Gesteinsmasse des Cabo de Gata fremd
gegenüber stehen die beiden mir im ganzen Gebiete einzig be-
kannten Olivin führenden Felsarten, der Verit des Cabezo Maria.
und ein Nephelinbasanit, der den Cabezo de la Tia Laura und
den Cerrito de la media legua zusammensetzt. Die Gesteine
aller übrigen Punkte zeigen trotz mancher Verschiedenheit im
Einzelnen so viele gemeinsame Charaktere, dass man sie hier
in eine Gruppe zusammenfassen kann, welche Repräsentanten der
Glimmer-Andesite, Dacite und Nevadite enthält.
Diese gemeinsamen Charaktere sind folgende: 1) Der grosse
Reichthum an Einsprenglingen gegenüber der Grundmasse; alle
diese Gesteine haben den in der Liparitfamilie als Nevadit bezeich-
neten Habitus. So haben z. B. Handstücke von den Alifragas, dem
Cabezo de Atalayaoder Cabezo Ventura bei sehr flüchtiger Betrachtung
das Aussehen von Graniten und wurden deshalb früher von BoTELLA
als granitische Trachyte bezeichnet. 2) Unter diesen Einspreng-
lingen herrscht stets der Biotit, neben ihm kommen z. Th. unter-
geordnet, z. Th. recht reichlich monokline und rhombische Pyroxene
394
vor, Hornblende dagegen tritt nur ganz ausnahmsweise und ma-
kroskopisch nie erkennbar auf. Der Biotit ist stets ausgezeichnet
durch nicht selten bedeutende Auslöschungsschiefe und durch die
Häufigkeit der Zwillingsbildungen, Eigenschaften, welche wohl mit
einem immer nachzuweisenden Gehalt an Titansäure zusammenhängen.
3) Die Feldspatheinsprenglinge sind zweierlei, die einen in der
für andesitische Gesteine etwa als normal zu bezeichnenden Grösse
von 1—35 mm Durchmesser gehören stets der Plagioklasreihe an.
Sie sind gut krystallographisch begrenzt, zeigen überaus häufig
Zonarstructur, reichlich Grundmasseeinschlüsse, kurz alle Eigen-
schaften der in Andesiten gewöhnlichen Plagioklase. Neben diesen
kommen in sehr wechselnden Mengen ebenso krystallographisch
begrenzte Sanidineinsprenglinge vor, deren Dimensionen 5—6 cm
erreichen; in den Gesteinen der Alifragas, Pelados wie am Cabezo
Monje sind dieselben so häufig, wie in den porphyrartigen Gra-
niten, welche man als Krystallgranite zu bezeichnen pflegt. Ver-
einzelt finden sie sich bei Mazarron, am Cabezo Felipe, Cabezo Ven-
tura etc. Örientirte Schliffe nach den Hauptspaltflächen und
mikrochemische Reactionen bestimmen sie sicher als Sanidin.
Ein ähnliches Verhältniss von Sanidin nnd Plagioklaseinspreng-
lingen findet nach Drrcke in den Gesteinen des Mte Cimino
statt. 4) Alle Gesteine dieser Gruppe besitzen eine sehr glas-
reiche Grundmasse, nur wo zahreiche Erzgänge sie durchsetzen, wie
in den Minendistricten von Mazarron und dem Cabezo Rojado, ist
die vitrophyrische Structur durch secundäre krystalline Umbildung
verloren gegangen. Der Quarzgehalt ist grossem Wechsel unter-
worfen; einige Vorkommen sind quarzfrei (Hoyazo, Rambla del
Esparto), während andere quarzreich sind.
Alle Gesteine dieses ganzen westlichen Zuges enthalten be-
gleitende Bestandmassen. unter welchen die Einschlüsse von Cor-
dierit-Gesteinen am häufigsten sind. Schon bei der Beschreibung
des Hoyazo wurden dieselben erwähnt. ebenso reichlich wie hier
finden sie sich bei Mazarron, sie finden sich in gleicher Weise,
wenn auch spärlicher, in den Hypersthen-Augit-Andesiten der
Inseln des Mar menor, im dem Basanit des Cabezo de la Tia
Laura etc. Neben diesen Cordierit-Gesteinen trifft man Mineral-
aggregate, welche neben Feldspath und Quarz reichlich Spinell,
Korund und Andalusit führen, wie sie ähnlich durch Koch aus
dem Kersantit von Michaelstein bekannt wurden. Im Zusammen-
hang mit der Reichhaltigkeit dieser Einschlüsse steht, worauf ich
schon früher hinwies, das Auftreten des Cordierits als unzweifel-
haft aus dem Magma auskrystallisirten Gemengtheiles: derselbe
indet sich als solcher nicht nur am Hoyazo, er ist in gleicher
Weise in den Alifragas, in den Gesteinen von Mazarron (hier
909
überaus häufig in bis ÜCentimeter grossen, scharf begrenzten
Krystallen ete.) vorhanden. Es erinnert dies an die Hyalonevadite
der Umgebung von San Vincenzo und Campiglia maritima, und
manche Gesteinvarietäten von Mazarron haben eine überraschende
Aehnlichkeit mit jenen.
Schliesslich gehört zum Cabo de Gata im weiteren Sinn
noch die kleinere Insel Alboran zwischen der andalusischen
und marokkanischen Küste unter 14° 40° östlicher Länge von
Ferro und 36 ° nördlicher Breite, sie liegt genau in der Verlängerung
der Sierra del Cabo. Die Insel besitzt die Gestalt eines lang-
gestreckten gleichschenkligen Dreiecks, dessen Längsrichtung, in
SW-NO-Richtung, ınit der Längsaxe jener Sierra zusammenfällt;
in ihrer Verlängerung liest noch ein kleiner Felsen im Meer, die
Isla de la Nube. Die grösste Länge der Insel beträgt nur 600 m,
ihre grösste Breite 200 m. Sie erhebt sich mit allerorten sehr
steil gegen das Meer abfallender Küste im Durchschnitt nur etwa
9 m über dem Meeresspiegel, ihr höchster Punkt beträgt 12 m.
Ganz unbebaut, baum- und strauchlos, trägt sie nur einen Leucht-
thurm und ein Haus für die Familie des Leuchtthurmwärters.
Die ganze Insel wie die benachbarte Isla de la Nube wird
von Augit-Andesittuffen gebildet. welche deutlich geschichtet sind
und deren Bänke unter Winkeln von 25—30° nach NO. ein-
fallen. DAvıva, welcher die Insel früher untersuchte, hielt diese
stets stark zersetzten Tuffe für mergelige Kalke, da sie mit
Säure brausen. Er giebt aus ihnen ein Fossil an, das dem
Genus Fusus angehören soll, aber nicht näher zu bestimmen war,
ich konnte während meines kurzen Aufenthaltes auf der Insel
keine Fossilien in ihnen finden. Sehr reichlich trifft man bis
Cubikmeter grosse Blöcke von Hypersthen-Augit-Andesit in dem
Tuff an, doch ist das Gestein nirgends anstehend zu beobachten.
Nordöstlich des Leuchtthurmes wird der Tuff von einem kleinen '
Rest einer früheren Kalkbedeckung überlagert. Es ist dies ein
dichter röthlicher Kalk, welcher schon makroskopisch Bryozoen
zeigt (Myriozoum truncatum) und mikroskopische Lithotamnien-
reste und vereinzelte Foraminiferen enthält.
Die Eruptiv-Gesteine des Cabo de Gata besitzen mit wenigen
Ausnahmen den Habitus älterer Ergüsse, welche durch Erosion-
schon sehr stark ihre ursprüngliche Gestalt verloren haben, es
fehlen ihnen alle die für jüngere Ergüsse so charakteristischen
Erscheinungen, wie schlackige Oberfläche, Mandelsteinstructur oder
deutliche Stromform. DonxavYRE, welcher den südöstlichen Theil
der Provinz Almeria für die spanische Landesaufnahme untersucht
hat, sagt: „Ninguna de las rocas eruptivas, que se observan en
la Serrata, Carboneras y el Hoyazo manifiestan indicios de cor-
336
rientes.“ Es spricht vielmehr die grosse, früher erwähnte Ein-
förmigkeit, welche z. B. der mittlere Zug von der Serrata bis zur
Granatilla zeigt, dafür, dass man es mit ursprünglich mächtigen
Spaltenergüssen zu thun hat, welche später durch Erosion in ein-
zelne kuppenförmige Erhebungen gegliedert worden sind. Man
kann diese Gebiete durchwandern und Berg für Berg ersteigen,
ohne in horizontaler oder vertikaler Entfernung eine Asudemng
des Gesteinscharakters zu constatiren.
Auch grössere, von Tuffen gebildete Areale, wie sie für die
mittelitalienischen Eruptivgebiete so charakteristisch sind, fehlen
am Cabo de Gata ganz. Die, wie später noch nachzuweisen ist,
im Vergleich zu den Hornblende-Andesiten und Daciten jüngeren
Hypersthen-Augit-Andesite und Liparite werden von reichlichem
Tuffmaterial begleitet, nehmen selbst jedoch nur eine räumlich
untergeordnete Stellung ein. Bei den beiden ersten Gesteinsarten,
welche das Hauptareal des Cabo de Gata zusammensetzen, spielen
Tuffe nur eine sehr geringe Rolle. Es fehlen letzteren alle
schlackigen Auswurfsproduckte, alle Bomben etc.; es sind meist
stark zersetzte erdige Massen, ohne alle Schichtung, die eckige
Gesteinsbrocken von sehr verschiedenen Dimensionen umschliessen;
die letzteren unterscheiden sich petrographisch in keiner Weise
von den anstehenden massigen Gesteinen. Es ist einmal die
untergeordnete Bedeutung dieser Tuffe, welche bei dem kleinen
Maassstab der beigegebenen Karten ihre Auszeichnung verhinderte,
dann die in vielen Fällen schwierige Unterscheidung der Tuffe
von Trümmergesteinen anderer Entstehung, welche gerade in der
Sierra del Cabo eine ausserordentliche Verbreitung besitzen. Ein
Theil derselben sind Reibungsbreccien, welche die sehr zahlreichen
theils tauben und nur von Kieselsäure in den verschiedensten
Modificationen erfüllten, theils Erz führenden Gänge begleiten.
Ferner entstehen Gesteine von breccienartigem Aussehen durch
einen eigenthümlichen Gang der Zersetzung, besonders bei glas-
reicher Grundmasse; es ist dieser Vorgang die Folge einer unregel-
mässigen polyedrischen Absonderung, welche erst bei beginnender
Zersetzung sichtbar wird und welche, wahrscheinlich durch Volumen-
verminderung bei. krystalliner Umbildung der Grundmasse, zu
einem vollständigen Zerfall des massigen Gesteines in poliedrische
Fragmente führt. Die letzteren können wieder verkittet werden,
so dass auf diese Weise Massen von sehr verschiedenartigem
tuffähnlichem Aussehen resultiren. Man kann nicht selten den
allmähligen Uebergang in compacte massige Gesteine verfolgen,
so in den Cerros pelados, in der Umgebung von Mazarron.
Mit den oben geschilderten Verhältnissen hängt die Frage
nach erhaltenen Krateren am Cabo de Gata eng zusammen. Die-
3317
selbe ist von früheren Autoren sehr verschieden beantwortet worden.
So sagt DonayRE: „En toda la masa eruptiva no hemos encon-
trado resto alguno de crater* ... .. Ganz anders lautet die
Ansicht von VıranovVA, welche in der petrographischen Be-
schreibung des Cabo von CALDERON wiedergegeben wird. Hier
heisst es: El Sr Vıranova ha reconocido unos veinte crateres de
grandes dimensiones en el Cabo de Gata,. entre los cuales cree
dignos de especial mencion el Rincon de Martos, el Sabinar, el
Cortyo de las Higueras y Majada redonda. Algunos abiertos
por el lado del S. perdieron su continuidad primitiva por la
denudacion marina y han quedado reducidos a circos incompletos,
que constituyen pequenas ensenadas, como la cala de Monsu el
Morron de los Genoveses.*
Die hier angeführten Lokalitäten sind zum grössten Theil
keine Kratere. Es ist natürlich, dass an Punkten, wo zwei oder
drei Hügelketten zusammenstossen, durch Mitwirkung der Erosion
halbrunde oder elliptische Configurationen entstehen; für die An-
nahme, dass in dem Rincon de Martos, dem Sabinar oder
der Umgebung des Cortijo de la Higueras Kratere vorliegen,
fehlen alle weiteren Anhaltspunkte. Von den oben erwähnten
Orten fällt nur einer durch seine ausserordentlich regelmässige
elliptische Form auf, die nahezu rundum geschlossene Majada
redonda nordöstlich von Garbanzal; zugleich wird ein grosser
Theil ihrer Wände von Tuffen gebildet, so dass sie wohl mit
Sicherheit als erloschener Krater zu betrachten ist. Die Majada
redonda ist, wie die nach einer Photographie gefertigte Zeich-
nung erkennen lässt, ein nahezu vollständig geschlossener Circus,
dessen grösster Durchmesser in ONO-WSW -Richtung circa
Figur 2.
Z LE
T EN \ \\ TH LER 7
Majada redonda vom Garbanzal gesehen. Nach einer Photographie.
oo»
os
[0 0)
4--500 m beträgt. An seiner SW-Seite, dem Garbanzal gegen-
über, besitzt sie einen schmalen, mit Gesteinstrümmern erfüllten
Ausgang, an dessen Seiten wie in dem ganzen unteren Theil der
Kraterwände stark zersetzte graugrüne Dacittuffe aufgeschlossen
sind; eine regelmässige Schichtung der letzteren ist nicht, zu er-
kennen. Die Kraterwände erheben sich über 100 m über dem
unebenen hügeligen Kraterboden, der theilweise angebaut ist; sie
fallen nach innen wie aussen steil ab, nur im Nordosten geht
die äussere Circuswand in ein kleines Plateau über, das den
Cerro de Rellana trägt. Dieses Plateau sowie der obere Krater-
rand werden von Dacit gebildet.
Ein anderer, in spanischen Werken als deutlicher Krater an-
geführter Berg ist der Morron de los Genoveses, südlich San
Jose; er besteht aus Hypersthen-Augit-Andesit, begleitet von reich-
lichen Tuffmassen. Manpoz beschreibt ihn als einen abgestumpften
Kegel, dessen Basis einen Durchmesser von 400 Ellen besitzt und
zu */;s Theilen vom Meer bespült wird, während sein oberer Theil
eine trichterförmige Krateröffnung von 16 Ellen Durchmesser trägt.
Donayre dagegen sagt! „En el Morron de los Genoveses, que
aleunos citan como tal (crater) hemos observado, que la pequena
planicie de la parte superior estaba cubierta por arenas de playa
y restos de conchas vivientes“.
Der Morron de los Genoveses ist der höchste Theil einer
kleinen, der Küste parallel laufenden, aus Hypersthen-Augit-Andesit
gebildeten Hügelkette; nach der Seeseite sind tiefe und steile
Schluchten in diesen Höhenzug erodirt, es hängt dies grössten-
theils mit der leichten Wegführung lockerer Tuffe gegenüber dem
Andesit zusammen. Von einer trichterförmigen Vertiefung auf
seiner etwas abgeflachten Spitze konnte ich ebensowenig wie
DonayrE etwas wahrnehmen, so dass, wenn auch die frühere An-
wesenheit eines Kraters durch die Tuffe höchst wahrscheinlich ist.
derselbe aus der jetzigen Configuration nicht mehr zu erkennen
ist. Der Andesit bildet im Tuff kleine kuppenförmige Erhebungen
und Gänge, in deren Bau die Küste einen sehr schönen Einblick
gewährt. An ausserordentlich zahlreichen Punkten des Cabo de
Gata-Gebietes ist eine regelmässige Absonderung der Eruptiv-Ge-
steine. besonders die säulenförmige, zu beobachten, es seien hier
der Garbanzal (Daecit), Mesa de Roldan, die beiden Frailes (Hyper-
sthen-Augit-Andesit), die Playa del Nido de Aguila, östlich vom
Faro de Corralete (Hornblende-Andesit) erwähnt, an keinem aber
in solcher Verbreitung und Vollkommenheit, wie am Morron de
los Genoveses; die Säulen sind hier gewöhnlich sehr regelmässig
sechsseitig und zeigen einen Durchmesser von 1—2 Fuss. An
einer kleinen Höhle der Cueva de los Genoveses, die nur bei
ruhiger See zugänglich ist, ist eine kuppenförmige Andesitmasse
in 50—60 m hohen, nahezu senkrechten Wänden aufgeschlossen
und zeigt eine sehr regelmässig fächerförmige Anordnung der
Andesitsäulen. Wenige hundert Schritte südwestlich dieser Höhle
ist ein grösserer Gang aus dem Tuff ausgewaschen, der 50—60 m
weit mauerartig in die See reicht und aus 3-—4 m langen, hori-
zontal liegenden Säulen besteht.
Was das relative Alter der Eruptiv-Gesteine des Cabo
de Gata anbetrifit, so ist man bei dessen Feststellung wesentlich
auf die Verhältnisse in der Sierra del Cabo und der Serrata an-
gewiesen, da in der ganzen westlichen Zone Gesteine typisch ver-
schiedener Zusammensetzung in einer zusammenhängenden Eruptiv-
masse nicht vorkommen. An den beiden ersteren Lokalitäten kann
man zwei grössere, ihrem Alter und der Anordnung ihres Auf-
tretens nach getrennte Gruppen unterscheiden.
Die ältere Gruppe umfasst die Hornblende- und Glimmer-
Andesite und die Dacite mit ihren Uebergängen zu Lipariten.
Die jüngere Gruppe wird von den Hypersthen-Augit-An-
desiten und den gangförmigen Lipariten mit den sie begleitenden
Bimssteintuffen gebildet.
Schon in dem Auftreten beider Gruppen wird dieses Alters-
verhältniss markirt. Während die ältere Gruppe die Hauptmasse
der Sierra del Cabo zusammensetzt, ist die jüngere wesentlich
auf die Küstenlinie, auf ein jüngeres Spaltensystem, beschränkt.
Wo typische Hypersthen-Augit-Andesite in der Sierra selbst auf-
treten, wie nördlich Artichuela, sind es grössere gangförmige
Massen, welche die Dacite durchsetzen und dadurch ihr jüngeres
Alter bekunden. So giebt Fig. 3 einen nach einer Photographie
gezeichneten Gang von Hypersthen-Augit-Andesit, der den Üerro
de las Negras nordwestlich Artichuela in einer Mächtigkeit von
Gang von Hypersthen- Augit-Andesit in Daecit. Gerro de las Negras.
340
10 — 15 m durchbricht. Das Streichen des Ganges ist NNW-
SSO bei einem nach ONO gerichteten Fallen von 50—60°.
Das gleiche Altersverhältniss ist vorzüglich an dem kleinen
isolirten Gebirgsstock der beiden Frailes zu erkennen. Von dem
Fraile grande, dem höchsten Punkt desselben, zweigen sich
4 Kämme ab, einer nach Nordosten mit dem Fraile chico, zwei
nach Südwesten mit dem Cerro del Sacristan und dem Cerro de
las mujeres und ein vierter nach Süden gerichteter mit dem Cerro
de Figuera. Die ganze Basis dieses Gebirgsstockes wird von
einem Hypersthen führenden vitrophyrischen Hornblende - Andesit
gebildet, welcher von San Jos& bis nördlich Escullos eine sehr
grosse Verbreitung besitzt. Der ganze obere Theil der genannten
vom Fraile grande auslaufenden Kämme dagegen besteht aus
Hypersthen-Augit-Andesit; es ist dies ein durch Erosion gegliederter
Rest einer früher jedenfalls bedeutend mächtigeren Bedeckung.
Es ist mir kein Aufschluss bekannt, welcher auf ein umgekehr-
tes Altersverhältniss schliessen liesse; auch die kleinen Vorkommen
von Hypersthen-Augit-Andesit in der Serrata und den Covaticas
durchbrechen den Daecit.
Das gangförmige Auftreten der jüngeren Liparite in den
Hornblende- Andesiten unterhalb des Torre de la Vela blanca, des
Torre de la Testa und an der Punta de Corralete lassen an dem
gleichen Altersverhältniss keinen Zweifel. Sehr schön ist die
Auflagerung der die Liparite begleitenden Bimssteintuffe auf Horn-
blende-Andesit in den von der Cala de la Vela blanca nach dem
Meer ziehenden Schluchten aufgeschlossen. An der Vela blanca
selbst wie an dem Ausgang der Rambla de Corralete sind diese
Tuffe als Erosionsreste grösserer Massen in den Gehängen der
von Hornblende-Andesit gebildeten Berge gleichsam angeklebt, sie
gleichen in ihrem Auftreten kleinen Lössfetzen, die an den Ge-
hängen älterer Gebirge sich erhalten haben.
Auch in der petrographischen Beschaffenheit der beiden Gruppen
angehörigen Gesteinsfamilien ist ihr relatives Alter ausgedrückt.
Während die Hornblende-Andesite und Dacite nicht selten hoch-
gradig zersetzt sind und besonders auch einen propylitischen
Habitus angenommen haben, sind die Hypersthen-Augit-Andesite
fast durchweg sehr frische Gesteine. Es hängt dies mit der
Bildung der zahlreichen Erzgänge zusammen, welche erstere durch-
setzen, in den letzteren dagegen mir nirgendswo bekannt ge-
worden sind.
Ueber das relative Altersverhältniss von Hornblende-Andesit
einer- und Dacit andererseits sind wenige sichere Anhaltspunkte
vorhanden. In der Nähe des Pozo de los Frailes wird der schon
bei den beiden Frailes erwähnte Hornblende-Andesit von jüngerem
341
Hornblende-Andesit und Dacit gangförmig durchsetzt, so dass wahr-
scheinlich den Daciten ein etwas jüngeres Alter als der Haupt-
masse des ersteren zuzuschreiben ist. Doch sind jedenfalls die
Altersunterschiede, wenn vorhanden, sehr gering, dafür spricht
das Zusammenvorkommen auf einem grossen Spaltensystem, wie
dies die Sierra del Cabo in ihrer Hauptmasse jedenfalls darstellt,
der Reichthum und die gleiche Ausbildung der sie durchsetzenden
Erzgänge etc.
Auch das gegenseitige Altersverhältniss der jüngeren Liparite
und Hypersthen-Augit-Andesite lässt sich nicht ganz sicher fest-
stellen, es scheint dasselbe sogar zu wechseln, so dass ein In-
einandergreifen beider Eruptionsperioden anzunehmen ist. In der
Serrata, wo liparitische Bimssteintuffe eine weite Verbreitung besitzen
und vielfach von Pliocänschichten überlagert werden, findet man häu-
fig Hypersthen-Augit-Andesitbrocken in diesen Tuffen eingeschlossen.
Es spricht dies für ein jüngeres Alter der letzteren. Anders ist
dies Verhältniss an der Küste. Am südlichen Theil des Puerto
de Genoves erhebt sich ein etwa 40 m hoher Hügel, welcher
z. Th. aus Andesit, z. Th. aus Bimssteintuffen besteht. An der
Nordseite des Hügels stehen letztere in 8—-10 m hohen Wänden
an; sie bestehen in ihren unteren Theilen aus einem liparitischen
Material, während sich in der höheren Parthie reichlich Andesit-
brocken mit einmengen. Der Andesit durchbricht den Tuff und
bildet die ganze Spitze des Hügels, er hat sich hier über den
Liparittuff ergossen. Am Contakt, der theilweise sehr gut auf-
geschlossen ist, sieht man den Andesit in horizontalen, auf der
Contaktfläche senkrechten Säulen abgesondert, während der Tuff
etwa einen Fuss breit geschmolzen und zu einem hellbraunen
Glase erstarrt ist, welches wie der Tuff selbst noch Einspreng-
linge von Biotit und Quarz enthält. An einzelnen Stellen wird
der Andesit wiederum von pliocänen Kalken überlagert; dieselben
bilden horizontale Bänke und enthalten Bruchstücke desselben.
Hier ist also ein etwas jüngeres Alter des Hypersthen-Augit-An-
desites zweifellos.
Ueber das absolute Alter der Eruptiv-Gesteine des
Cabo de Gata giebt uns nur ihre Stellung gegenüber dem Pliocän
Anhaltspunkte. Es sind hierfür folgende Thatsachen von Be-
deutung:
1) An zahlreichen Lokalitäten findet eine Ueberlagerung der
eruptiven Gesteine durch pliocäne Schichten statt. So trägt der
von Dacit gebildete Garbanzal eine Kuppe von pliocänem Kalk,
dasselbe Verhältniss zeigt Fig. 1 an dem Mesa de Roldan, in
grösserem Massstab finden solche Ueberlagerungen nordöstlich
Rodalquilar statt und endlich bei San Pedro tauchen die aus
342
Dacit gebildeten Hügel ganz unter einer steilen Wand von Plio-
cänschichten unter. Das umgekehrte Verhältniss, dass erup-
tives Material über Pliocän liegt, ist mir mit Ausnahme des
Veritstromes vom Cabezo Maria nirgendswo bekannt geworden.
DonAyrE steht dieser Thatsache gegenüber auf dem alten Stand-
punkt der Erhebungstheorie, er hält die Eruptiv-Gesteine für jünger
als das Tertiär und lässt letzteres durch erstere gehoben sein.
Hiergegen spricht die ungestörte Lagerung solcher angeblich ge-
hobener Pliocänschichten, eine Aufwölbung derselben mit allseitig
nach aussen gerichtetem Einfallen ist niemals zu constatiren.
Auch andere Verhältnisse sprechen sicher gegen eine solche An-
nahme. Nördlich Rodalquilar liegt ein langgestreckter flacher
Bergrücken, der Lomo de castillo, so genannt, weil er auf seinem
nach dem Meer gerichteten Abhang die Reste eines alten Castells
trägt. Die Basis dieses circa 180 m hohen Berges bildet ein
stark zersetzter Dacit, der von verschiedenen Gängen durchsetzt
wird, die ihrer Erzführung wegen, wie verschiedene alte Schächte
und Schutthalden beweisen, abgebaut wurden; die nahezu saiger
stehenden Gänge führen Bleierze. Der ganze obere Theil des
Berges wird von pliocänen Kalken gebildet, welche schwach
(circa 10°) nach Osten einfallen. Kein einziger dieser Erz
führenden Gänge setzt in das Pliocän über, dieselben schneiden
an der Ueberlagerungsgrenze scharf ab und in ihrer Verlängerung
ist auch keine Spur einer Dislocation oder Störung in der Lage-
rung des Tertiär zu erkennen. Wären beide Gesteine nahezu
gleichalterig oder der Dacit sogar jünger, so wäre gar kein Grund
ersichtlich, warum nicht auch die Gänge in die Sedimentgesteine
fortsetzen sollten. Ueberhaupt spricht der Erzreichthum der
älteren Gruppe der Eruptiv-Gesteine gegenüber dem Fehlen der
Erz führenden Gänge in der jüngeren Gruppe und dem Pliocän für
ein bedeutend höheres Alter der ersteren. Dass die früher er-
wähnten lokalen Störungen in der Lagerung des Tertiärs nicht
durch Eruptiv-Gesteine hervorgebracht wurden, zeigt ein Durch-
bruch von Verit durch Pliocän an der Strasse Vera Almeria.
Die Bänke des Tertiärs sind, wie dies schon früher erwähnt
wurde, an dieser Stelle bis zu 50 und 60° steil gestellt. Figur 4
giebt das Profil des sehr guten Aufschlusses. Es fällt hier nicht
nur nicht die stärkste Störung der Lagerung mit dem Contakt zu-
sammen, wie man bei einer Dislocation durch das Eruptiv-Gestein
annehmen müsste, denn die Bänke sind an demselben nur unter
40-—50° geneigt, sondern das Einfallen der Schichten ist auf
beiden Seiten des Aufschlusses vollständig gleichsinnig, was mit
einer Hebung durch den Verit ganz unvereinbar wäre.
2) An zahllosen Stellen des Cabo de Gata-Gebietes finden sich
a —ı
345
Bruchstücke der Eruptiv-Gesteine im Tertiär eingeschlossen, so
in weiter Verbreitung in der die Sierra del Cabo von der
Serrata trennenden Ebene der Rambla de Morales, sehr reich-
Figur 4.
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NN 3
IN 2 N
N NN II N
NTIQ Pr
EI NII. e \-
Durchbruch von Verit durch Pliocän. Strasse Vera-Almeria.
lich in Pliocänschichten zwischen Carboneras und der Mün-
dung des Rio de Alias, vereinzelt in der Umgebung von Ma-
zarron etc. Sehr interessant ist in dieser Beziehung ein Oolith,
welcher der kleinen Tertiärparthie nördlich des Puerto del Geno-
ves angehört. Es ist ein weisser Oolith, dessen Kugeln dicht
gedrängt 1/„—!/s mm Durchmesser erreichen. Schon mit der
Lupe erkennt man, dass die meisten derselben in ihrem Centrum
fremde, meist dunkel gefärbte Körner enthalten. Unter dem
Mikroskop zeigt sich, dass die Kugeln weitaus die Hauptmasse
des Gesteins bilden, dass nur geringe Zwischenräume von einem
farblosen Aggregat von Caleitkörnern ausgefüllt werden. Erstere
bestehen aus concentrischen Schaalen von Carbonaten, die durch
etwas thonige Substanz gelbbraun gefärbt sind. Bei starker Ver-
grösserung erkennt man, dass diese Schaalen aus winzigen Car-
bonatkörnern bestehen, welche in sehr regelmässiger Anordnung
sich aneinander reihen müssen, da jede der Kugeln im polarisirten
Licht ein sehr vollkommenes Interferenzkreuz zeigt, dessen Arme
den Nikolhauptschnitten parallel liegen. Eine radiale Structur
ist nicht zu erkennen. Jede dieser Oolithkugeln enthält einen
fremden Körper als Centrum, um welche sie sich gebildet hat.
Es sind dies stets scharfkantige Mineralfragmente, die keine auf
weiten Transport schliessen lassende Abänderung zeigen. Die-
selben bestehen aus triklinem Feldspath, z. Th. erfüllt von Glas-
einschlüssen, einer saftgrünen Hornblende, wie sie für alle Horn-
blende führenden Gesteine des Cabo de Gata charakteristisch ist,
aus rhombischem Pyroxen mit seinem charakteristischen Pleo-
chroismus und all’ den Eigenschaften, mit denen er sich in den
Andesiten des Cabo de Gata zeigt und die ihn stets von den
rhombischen Pyroxenen älterer Gesteine unterscheidet, und aus
Zeitsehr. d. D. geol. Ges. XLIIL 2. 23
344
vereinzelten Quarzkörnern. Auch Fragmente von Fossilien, die
nach gütiger Mittheilung von Herrn Prof. AnprEAE Lithothamnien
angehören, finden sich als Ansatzpunkte für den ausgeschie-
denen Kalk.
3) Der Mangel an Schichtung, den die Tuffe der älteren
Gesteinsgruppe zeigen, macht deren subaerische Entstehung wahr-
scheinlich; die Tuffe der Hypersthen-Augit-Andesite sind z. Th.
wie auf der Insel Alboran sehr gut geschichtet, ebenso die lipa-
ritischen Tuffe an der Punta de Öorralete. so dass hier wohl eine
submarine Bildung stattgefunden hat.
Fasst man die soeben berührten Punkte zusammen, so er-
giebt sich der Schluss, dass die grosse Masse der Eruptiv-Gesteine
des Cabo de Gata und besonders die Hornblende- und Glimmer-
Andesite sowie Dacite älter als das Pliocän und subaerisch ge-
bildet sind; für weitere Altersbestimmungen lässt sich bei dem
Mangel älterer Tertiärschichten kein Anhaltspunkt gewinnen.
Eine zweite, jüngere Eruptivperiode hat in die Pliocänperiode
hineingedauert, ihr verdanken die Hypersthen-Augit-ÄAndesite und
jüngeren Liparite ihre Entstehung. Den Schluss der vulkanischen
Thätigkeit endlich bildet der Erguss des Verit vom Cabezo Maria,
der bedeutend jünger als die Pliocänschichten ist und sich über
dieselben als breiter Lavastrom ausgebreitet hat.
Nur mit wenigen Worten noch seien die in den Eruptiv-
Gesteinen des Cabo de Gata auftretenden Erz führenden Gänge
erwähnt; ihre Hauptverbreitungsgebiete sind einmal die Sierra del
Cabo selbst und zwar die Umgebung von Rodalquilar im Nord-
osten und ein Minendistriet im Südwesten in der Nähe des Sa-
binar. dann die nächste Umgebung von Mazarron und der Üerro
Rojado östlich Carthagena; an den beiden letzten Punkten haben,
wie zahlreiche alte Bergbauten und Funde antiker Münzen be-
wiesen, schon die alten Römer Bergwerke besessen. Es sind
wesentlich Blei. Zink und Silbererze, welche abgebaut werden,
untergeordnet, wie am Garbanzal, auch Manganerze, und auf einem
Quarzgang bei Rodalquilar Gold. Der Name „Gata* soll sich
von agata (Achat) herleiten und den verschiedenen, auf Gängen
verbreiteten Kieselsäuremodificationen seine Entstehung verdanken.
DonaykE giebt ein Verzeichniss der Minen der Sierra del Cabo
und es ist nicht uninteressant, dass von 26 dort angeführten Erz-
gängen 19, also nahezu 75°/, ein NO-SW Streichen besitzen,
dem grossen Spaltensysteme, das für das EBEmpordringen der
Eruptiv-Gesteine massgebend war, also parallel verlaufen.
Spuren noch fortdauernder vulkanischer Thätigkeit finden
sich am Cabo de Gato nicht, es fehlen heisse Quellen, Fuma-
rolen, Mofetten und derartige Nachwirknngen derselben voll-
345
ständig. Dagegen sind die gebirgsbildenden Kräfte, denen die
ganze betische Cordillere ihre Entstehung verdankt, noch in
Thätigkeit, wie die zahlreichen tectonischen Erdbeben im süd-
lichen Andalusien und speciell auch im östlichen Theil der Pro-
vinz Almeria beweisen.
Bemerkung zu den Tafeln: Die Grenzen von Paläozoicum
und krystallinen Schiefern einer- und Tertiär (und Diluvium) andrer-
seits wurden nach den Karten von DONAYRE, MONREAL und BOTELLA
eingezeichnet. Geringe Abweichungen sind nach eigenen Beobachtungen
eingetragen.
346
3. Die Mollusken-Fauna des untermiocänen
Siisswasserkalkes von Reun in Steiermark
(SANDBERGER’sS Horizont der Helix Ramondi BRONG.).
Von Herrn KARL ALPHONS PENECKE in Graz.
Hierzu Tafel XXI. -
I. Einleitung.
Nicht blos durch den Reichthum der Fossilien, sondern auch
durch die treffliche Erhaltung derselben ausgezeichnet, hat der
Süsswasserkalk von Reun!) bereits früh zu seinem eingehenden
Studium Veranlassung gegeben. Die erste Nachricht über ihn
stammt von Franz Unger?) aus dem Jahre 1843. Dieselbe
lautet: „In dem kleinen Gebirgskessel von Rein, eine Meile nörd-
lich von Graetz. findet sich von Uebergangskalk und einer Kalk-
breccie eingeschlossen ein wenig mächtiges Lager von Kieselkalk,
das stellenweise in eine Art Kreide übergeht. Eine Menge Süss-
wasser-Conchylien und Reste von schilfartigen Pflanzen, dieselben,
welche in der oberen Süsswasserformation des Pariser
Beckens vorkommen, finden sich in demselben eingeschlossen. *
Unter dem Striche werden dann folgende Mollusken namhaft
gemacht:
Planorbis rotundatus Brong., Limmaeus strigosus BRONG.,
— Lens Bronc. Helix Ramondi BRonG.,
Limnaeus ventricosus BRONG., — Moroguesi BRonG.
Im Jahre 1854 veröffentlichte Joser GoBAnz seine mit einer
Tafel ausgestattete Arbeit: Die fossilen Land- und Süss-
‘) Aeltere Autoren schreiben Rein. Da jedoch das der Gegend
den Namen gebende Cistercienser-Stift in den alten Chroniken: Röu-
num genannt ist, ist die richtige Schreibweise: Reun.
”) In: GUSTAV SCHREINER. Graetz, ein naturhistorisch-realistisch-
topograpisches Gemälde dieser Stadt und ihrer Umgebung. Graetz,
1843, I. Theil, III. Abschnitt, I. Kapitel, $ 8, p. 79.
Do
347
wassermollusken des Beckens von Rein in Steiermark!').
Diese beginnt nach einigen einleitenden Bemerkungen mit einer
eingehenden Schilderung der geologischen Verhältnisse des Beckens
von Reun aus der Feder Kar Prrers’, auf die ich hier im Be-
sonderen verweise, da ich nichts Neues zuzufügen habe, umso-
mehr als über Tag sehr wenig in dem ganz mit Kulturland be-
deckten Gebiete zu beobachten ist, und auch zum Sammelhı der
Versteinerungen nur die Halden der Schächte des Bergbaues
Gelegenheit geben, der in der im Liegenden des Süsswasserkalkes
sich befindlichen Braunkohle umgeht. Durch die Untersuchung
der Fossilien stellt Goganz das miocäne Alter unserer Ab-
lagerung fest und berichtigt den Irrthum Unger’s, indem er sagt,
„dass die Identifieirung dieser Ablagerung mit einer der verschie-
denen Süsswasserschichten des Pariser Beckens nicht durchzu-
führen ist, unter den bisher ‚aufgefundenen Versteinerungen be-
findet sich keine einzige beiden Becken gemeinsame Form“.
GoBanz vergleicht vielmehr ganz richtig unseren Süsswasserkalk
mit den Süsswasserbildungen des nordwestlichen Böhmens, von
Württemberg und Nassau. Im paläontologischen Theile der Arbeit
werden hierauf neben 3 Oypris-Arten (CO. simcdlis Rss., C. oblonga
Rss. und (©. concinna Rss.) 19, darunter 3 neue Gasteropoden-
Arten beschrieben. Es sind dies:
Succinea Pfeiferi Rossm., Olausilia grandıs (?) Kueım,
Helix reinensis GOBANZ, Planorbis pseudoammonius VOLzZ,
— depressa v. MarTr., — corniculum THom.,
— carıinulata KLEın, —_ platystoma KLeın,
— inflexa v. MART., —_ nitıdıformis GOBANZ,
— orbicularıs KLEın, — applanatus Trom,
— giengensis Kraus, Limnaeus parvulus A. BRAUN,
— stenosptira Rss., — subpalustris THom,
— plicatella Rss., Paludina exigua GOBANZ.
Pupa quadridentata KLeın,
Da nun einerseits Planorbis corniculum und Pl. platystoma
mit der von GoBanz als Pl. pseudoammoncus aufgeführten Teller-
schnecke, und andererseits seine Helix depressa v. Marr. mit
seiner H. reinensis, wie wir unten zeigen werden. zusammen-
fallen, so verringert sich die Zahl der durch GoBanz aus dem
Reuner Süsswasserkalk bekannt gewordenen Gastropoden - Arten
auf sechszehn.
In seiner „Geologie von Steiermark“ giebt Srtur?) die
!) Sitzungsber. der mathem. - naturw. Classe der kais. Akademie
der Wissenschaften, Bd. XIII, p. 180. Wien 1854.
?) DIonYS STUR. Geologie der Steiermark, Graz 1871, p. 574 ff.
348
von GOBANZ-PETERS gewonnenen Erkenntnisse wieder, bringt un-
sere Ablagerung mit den ausgedehnten, Kohlen führenden Bin-
nen-Ablagerungen von Voitsberg-Köflach in Zusammenhang, wel-
chem Vorgange das Vorkommen von Helix moguntina Desn. zu
Voitsberg (meine Sammlung) nicht widerspricht, und schildert
sie unter dem Titel „Neogen, untere Stufe d) Süsswasserschichten
mit Braunkohlen (Schichten von Rein und Köflach)*. In der
Faunen - Tabelle dieser Abtheilung werden die 19 oben mitge-
theilten Go»anz’schen Namen aus dem Reuner Süsswasserkalk
aufgeführt, ohne eine weitere Form namhaft zu machen.
SANDBERGER !) lässt sich auf unsere Ablagerung nicht ein,
verweist nur gelegentlich bei einzelnen Formen auf die GoBAnz’-
sche Arbeit in seiner Abtheilung „Binnenmollusken der Ober-
miocän-Schichten* und scheint daher den Reuner Süsswasserkalk
für obermiocän angesehen zu haben.
Im Jahre 1882 veröffentlichte F. Sranprest ?) einen Aufsatz
über unseren Gegenstand, betitelt: „Ueber das Alter der
Schichten von Rein in Steiermark.“ In demselben unter-
zieht er die Gopanz schen Bestimmungen einer kritischen Be-
sprechung, auf die wir bei der Einzelndarstellung der Arten
näher eingehen werden, und führt folgende Gasteropoden als vor-
kommend auf, und zwar als bereits von GoBAnz gekannte Arten:
bei GoBAnz
Succinea peregring SANDEB., (S. Pfeifer! Rossm.),
Helix Reinensis STANDF. nec. GoB., (H. inflexa v. MaArT. ex parte),
— depressa (v. Marr.) KıLem, (H. depressa u. H. reunensis),
— devexa Rss., (H. carinulata Kueın),
— tnflexa Kein,
— orbicularis KLEın,
— giengensis KRAUS,
— stenospira Rss.,
Pupa fissidens SANDB., (P. quadridentata KuEın),
Planorbis cornu BRronG., (Pl. pseudoammonius VoLz),
_ nitidiformis GOB.,
u applanatus Tmom.,
Limnaeus parvulus A. Braun,
= subpalustris Tuom.;
!) SANDBERGER. Die Land- und Süsswassen-Conchylien der Vor-
welt. Wiesbaden 1870—75.
?”, Verhandlungen d. k.k. geologischen Reichsanstalt, Jahrg. 1882,
p. 176. Wien 1882.
349
als neue Arten:
Bullimus minulus Kueın,
Archaeozonites Hardingeri Rss. und
Limnaeus pachygaster Tom. ;
als von ihm nicht beobachtete Arten:
Helix plicatula Rss.,
Olaustilia grandıs Kueın und
Paludina exigua GoB.
Durch Sranprest erhöht sich demnach die Zahl der aus
dem Reuner Süsswasserkalk bekannt gewordenen Arten auf neun-
zehn. Das Ergebniss seiner Untersuchung bezüglich des Alters
dieser Fauna fasst er in folgende Schlussworte zusammen: „Da
somit von 16 in Betracht zu ziehenden Reiner Gasteropoden im
Ganzen 13 untermiocänen Alters sind, so ist die Annahme wohl
berechtigt, die Süsswasser-Ablagerungen von Rein als
untermiocän anzusehen. Im Ganzen sind es nur 3 Species, welche
bisher blos von den obermiocänen Schichten Württembergs und
Baierns bekannt geworden sind, und die nach ihrem Vorkommen
zu Rein somit auch in untermiocänen Ablagerungen auftreten. Es
sind dies: H. inflexa Kueiın, H. orbieularıs Kıeın und Bulimus
minutus Kurın.“
Ich habe nun selbst durch eine Reihe von Jahren Aufsamm-
lungen im Reuner Süsswasserkalk gemacht und bin dadurch nicht
nur in den Besitz von sämmtlichen von GoBAnZz und STANDFEST
erwähnten Arten (nur der Paludina exigua Go. konnte ich
ebenso wenig habhaft werden als STAnpresT), sondern noch über-
dies in den von weiteren elf Gasteropoden-Arten gekommen, sodass
die Mollusken - Fauna unseres Süsswasserkalkes nunmehr aus
dreissig Arten besteht.
Wie bereits oben erwähnt, bieten die einzige Gelegenheit,
gut erhaltenes Material zu sammeln, die Halden der Schächte
des Kohlenbergbaues. Es werden nämlich bei der Weiterführung
des Baues, durch den eine sehr minderwerthige Braunkohle für
den Betrieb der Gratweiner Papierfabrik gewonnen wird, von
Zeit zu Zeit behufs Wetterführung Schächte durch das Hangende
geschlagen. Auf den Halden dieser Wetterschächte verwittert nun
der daselbst in Blöcken gestürzte, frisch sehr harte Süsswasser-
kalk zum Theil ziemlich rasch, namentlich die quarzärmeren und
thonreicheren Varietäten desselben zu einer bläulichen (thonreichen)
oder rein weissen (thonarmen), kreideartigen Masse oft so weit,
dass die Masse in Wasser schlemmbar wird. Aus dieser lassen
sich die oft in grosser Menge eingeschlossenen Versteinerungen
350
in der besten Erhaltung und grössten Vollständigkeit gewinnen.
Drei derartige Schächte befinden sich auf der Nordflanke des
Hügels, der die Mitte des Beckens einnimmt (ich verweise noch-
mals auf Prrers’s geologische Schilderung bei GoBaxz) und der
das Thal von Reun vom Schirdinggraben trennt. einer auf dessen
Höhe (Maschinenschacht) und einer auf der Südflanke desselben
nahe der ÖOstgrenze der Ablagerung und nahe dem devonischen
Grundgebirge.. Was nun die Vertheilung der Fauna auf diese
fünf von mir ausgebeuteten Sammelstellen anbelangt, so ist die-
selbe dadurch auffallend, dass an den vier erstgenannten Punkten
die Kalkblöcke neben den eingeschwemmten Landschnecken äus-
serst reich an den Süsswasserschnecken, namentlich an
Planorbis cornu und Pl. dechvis, sind und eine durchaus gleiche
Fauna zeigen, während am letztgenannten Punkte (dem Schachte
auf dem Südgehänge) die Süsswasser-Mollusken gänzlich
fehlen, dafür aber einige Landschnecken zum Theil in grosser
Menge auftreten, die ich an den anderen Sammelstellen nicht
beobachten konnte: es sind dies Cyelostoma brisulcatum (sehr
häufig), Helix Lartetii var. reunensis, Azeca Boettgerl (nester-
weise) und Zreptychia ulmensis (häufig, jedoch immer fragmentär).
Es macht den Eindruck, als hätten wir es hier weniger mit einer
Ablagerung des Süsswasserbeckens selbst. als vielmehr mit der
einer vom nahen Randgebirge (hier unterdevonischer Korallenkalk)
einströmenden, viel Kalktuff niederschlagenden Quelle zu thun,
deren Bereich vielleicht wegen des übermässigen Kalkgehaltes
und dem damit verbundenen Mangel an reichlichem Wasserpflan-
zenwuchse!) von den Süsswasserschnecken gemieden wurde. Es
ist auch der Gesteinscharakter hier gegenüber dem der anderen
Punkte ein verschiedener. Der Süsswasserkalk dieser, also die
Hauptmasse desselben überhaupt, verräth sich durch seinen grös-
seren oder geringeren Thongehalt und die dadurch bedingte stär-
kere oder schwächere bläuliche (verfärbt gelbliche) Färbung sowie
durch die Mischung seiner Fauna aus Land- und Stsswasser-
Bewohnern als aus dem Sedimente am Grunde einer ruhigen
Süsswasser-Ansammlung entstanden, sein Bruch ist splitterig, zum
Theil muschelig mit verhältnissmässig glatten Bruchflächen. Das
Gestein beim Südschachte ist ein rein weisser Kalkstein mit ver-
schwindendem Thongehalte und rauhem, erdigem Bruche (Tuffkalk),
sein Verwitterungsproduct ist eine weisse, stark abfärbende, dem
Wiener Kalk ähnliche Masse, während das der anderen Gesteinsart
!\ Es scheinen hier auch die an anderen Sammelstellen nicht sel-
tenen, bereits von GOBANZ erwähnten Chara - Früchte zu fehlen, da-
gegen finden sich eingeschwemmte Steinfrüchte von (eltis crenata
HEER sp.
351
(Seekalk), namentlich in ihren dunkleren, thonreicheren Abände-
rungen mehr einen mergelartigen Charakter besitzt.
Das Alter unserer Fauna ist, wie dies bereits STANDFEST
festgestellt, ein untermiocänes. Der Reuner Süsswasser-
kalk ist gleichalterig mit dem Landschnecken - Kalk
von Hochheim des Mainzer Beckens und dem Süss-
wasserkalk von Tuchorie im nordwestlichen Böhmen,
er gehört demnach SAnpBERGERSs Horizonte der Aelix
Ramondi Bronc. an. Von den 30 Reuner Arten sind 8
auf unsere Ablagerung beschränkt, daher für die Altersfrage
belanglos; es sind dies: Aydrobia exigua GoB., Planorbis nitı-
dıformis GoB., Ancylus subtilis sp. nov., Helix Standfestı sp. nov.,
H. reunensis GoB., Azeca Boettgeri sp. nov., Olausihia Gobanzı
sp. nov. und Cl. Standfesti sp. nov. Von den übrigen 22 Arten
gehören 18 der Fauna des ARamond: - Horizontes an, darunter
Triptychia Ulmensis Sannpe., auf die bei der Altersbestimmung
besonders Werth zu legen ist, „da Triptychien nirgens bis jetzt
aus einer älteren in eine jüngere Schicht ohne starke Verände-
rung übersetzen“ (Barrger, Brief d. d. 30. Noy. 1890). Eine
Art ist mittelmiocän: Helix Lartetii Borsss., hier aber durch eine
eigene Varietät vertreten, drei obermiocän: Hyalıina orbieularis
Krem, Helix inflexa Kıeın und Stenogyra minuta Kein, letz-
tere tritt aber auch wieder in einer eigenen Varietät auf, gehört
also ebenso wie die Varietät der H. Lartetii streng genommen
in die Gruppe der Reun eigenthümlichen Formen, während Helix
inflexa nur äusserst selten unter ihrer vermuthlichen Stammart,
der unten zu beschreibenden Helix Standfesti, sich findet, die bis
jetzt zum Theil mit ihr zusammengeworfen, zum Theil irrig ge-
deutet wurde (Helix reunensis STAnDr. nec GoB.) und die sich
hauptsächlich durch bedeutend kleinere, auf der Schlusswindung
fehlende Haargruben, also ursprünglich viel schwächere und hinfällige
Behaarung sowie andere nebensächliche Unterschiede unterscheidet.
Unter mehr als 100 Helix Gobanzi, die durch meine Hände gin-
gen, fand sich eine einzige typische Helix inflexa. Es bleibt
demnach eigentlich nur eine und noch dazu eine sehr indifferente
Form, wie es Hyalına orbicularts ist, übrig, die gegen das unter-
miocäne Alter unserer Fauna spricht. 1 gegen 18! wohl eine
sehr kleine Minorität.
Bevor ich nun auf die Einzelndarstellung der Arten über-
gehe, drängt es mich noch, meinem hochverehrten Freunde Dr.
OskAR BETTGER in Frankfurt a. M. für seine vielen und wich-
tigen Bemerke, die er mir theils mündlich, theils schriftlich
über einzelne Arten zu Theil werden liess, meinen innigsten Dank
auch an dieser Stelle auszusprechen. Was von ihm stammt, wird
352
im Folgenden eigens vermerkt werden, ich hoffe auf diese Art
am besten seiner mittheilsamen Liebenswürdigkeit gerecht zu wer-
den. Auch dem Herrn Universitätsprofessor Dr. RunoLr HörRNES
sei hiermit mein Dank dafür ausgesprochen, dass er die Be-
nutzung des in der geologischen Sammlung der Grazer Univer-
sität vorhandenen Materials aus Reun mit grösster Liebenswür-
digkeit gestattete, worunter sich von STANDFEST mitbenutztes und
bestimmtes Material befindet.
Vorkommen
anderswärts
Fauna des Süsswasser-Kalkes
von Reun.
Im
Eigenthümliche
Arten
Unter-Miocän
Im
Ober-Miocän
1. Hydrobia (Amnicola) exigua GOB. Sp.
2. Cyclostoma (Oyelostoma) bisulcatum X.
ZIETEN
3. Limnaeus (Limnus). girondieus Novr.
4. — — vachygaster "THOM.
5. — — subpalustris 'THoM.
6. ?— minor THom.
7
8
--
. Planorbis (Spirodiscus) cormu BRONG.
. — (@Gyrorbis) dechwvis A. BRAUN .
9. — (Segmentina) mitidiformis GOB. . .
10. Ancylus (Ancylatrum) subtilis Sp. nov. .
11. Archaeozonites Haidingeri RSS.. .
12. Hyalına (Aegopia) orbieularis KL. sp.
13. Gasterodonta uniplicata A. BRAUN Sp. .
14. Patula (Pyramidula) plicatella Rss. >
15. — (Discus) stenospira Rss.
16. Helix (Gonostoma) osculum THoM.
17. — (Trichia) devexa Rss.
18. — — leptoloma Rss...
19. — (Campylaea) Standfesti sp. nov.
20, 2 inplexa, TasBEN..
21. (Pentataenia) veumensis GoB.
22. — — Lartei Boiss.
var. Teumensis var. NOV.
23. Azeca Boettgeri sp. noV.. .
24. Stenogyra (Opeas) minuta KLEIN sp. var.
reunensis Var. NOV. Nun.
25. Triptychia ulmensis SANDB. sp. !
26. Olausilia (Charpenteria) Gobanzı SP. nov.
27. — (Pseudidyla) Standfesti sp. nov.
28. Pupa (Torquilla) subvariabılıs SANDB. .
29. — (Vertigo) flecidens Rss. .
30. Succinea peregrina SANDB.
++4++4+4++
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II. Beschreibung der Arten.
Im Folgenden wird bei der Literatur- Angabe an erster Stelle
auf die Beschreibung und Abbildung der Art bei SANDBERGER!
Land- und Süsswasser - Conchylien der Vorwelt, oder wo diese
fehlt, auf die Originalbeschreibung der Art verwiesen werden, und
hierauf nur jene Literatur citirt, die sich mit dem Vorkommen
der betreffenden Form an unserem speciellen Fundorte beschäf-
tigt. Sie ist bereits in der Einleitung angeführt. (Die Seiten-
angaben bei Goganz beziehen sich auf den Sonderabdruck seiner
Arbeit.) In der systematischen Anordnung folge ich ganz ZırtEL's
Handbuch der Paläontologie.
Familie Hydrobiidae.
1. Hydrobia (Amntcola) exiguwa GoB. Sp.
Paludina exigua GOBANZ, 1. c., p. 23, f. 12a, b.
Diese kleine Schnecke, die von SANDBERGER völlig ignorirt
wurde, ist mir ebenso wie Sranprssr unbekannt geblieben. Go-
BANZ giebt sie als häufig im Süsswasser - Kalk an. Nach seiner
Beschreibung und Abbildung halte ich sie für eine Amnicola GouULD.
Familie Cyelostomidae.
2. Oyelostoma (Cyclostoma) bisulcatum v. ZIET.
Oyclostomus bisulcatus V. ZIET. Sp. SANDBERGER, |. c., p. 464, t. XXIX,
f. 33, 33b u. ce (nec 33a).
„Stimmt genau mit der Form der ©. bisulcatum v. ZiET.
von Eckigen (untermiocän), von dem es sich nur dadurch ganz
leicht unterscheidet, dass die Spiralen der Nabelzone etwas weit-
läufiger gestellt sind als bei diesem“ (Barrger, Brief d. d. 30. 11.
1890). Es ist häufig im Tuffkalk des Südschachtes in vortreff-
licher Erhaltung, nicht selten finden sich noch gedeckelte Stücke.
An den anderen Sammelstellen wurde es von mir nicht beob-
achtet; doch zeigen zwei Hohldrücke in Kalkstücken vom Cha-
rakter des eigentlichen Seekalkes, die in der geologischen Samm-
lung der Grazer Universität!) aufbewahrt werden, sein wenn auch
seltenes Vorkommen in demselben an. GoBanz erwähnt p. 11
ein „kleines hübsches Uyclostoma“ aus dem blaugrauen Tegel im
Liegenden des Süsswasserkalkes. Ob ihm unsere Art vorlag, ist
nicht mehr festzustellen.
!) Im Folgenden kurz Universitätssammlung genannt.
354
Familie Löünnaeidae.
Limnaeus Drap.
Limnaeen gehören in Reun zu den häufigen, wenn auch meist
schlecht erhaltenen Vorkommnissen. Es sind aber doch unter den
vielen verquetschten immerhin eine grössere Anzahl von gut er-
haltenen Stücken in meinen Besitz gekommen. Sie zeigen alle
einen einheitlichen Charakter, der sich am besten dadurch be-
zeichnen lässt, dass er die Mitte hält zwischen dem der Unter-
gattung Zimnus Montr. (Typus: ZL. stagnalıs L.) und der Unter-
gattung Limnaephysa Fır. (Typus: L. palustris Mürr.), mit welch’
letzterer Art die auch in Reun aufgefundenen Formen von SAND-
BERGER in nähere Beziehung gebracht wurden, obwohl sie ersterer
Untergattung entschieden näher kommen, und zwar durch die
schlanke Gehäusespitze, die flache Wölbung der oberen Windun-
gen und durch die hohe Mündung, die bedingt wird durch das
bedeutendere Ueberwiegen der Schlusswindung gegen die übrigen,
als dies in der Untergattung Zimmaephysa der Fall ist. Auch
die Form der Spindel und des Spindelumschlages stimmt iast
vollständig mit gewissen Varietäten von Zimnus stagnalıs L.
überein, namentlich mit kleinen Stücken der Varietäten Z. vul-
garis WESTERL. und L. arenarius Coue. (vergl. Onessın, Deutsche
Excursions-Molluskenfauna, II. Aufl., p. 361 u. 365). Was weiter
die Trennung der Arten selbst betrifit, so werde ich sie, SAnD-
BERGER folgend, als solche aufführen, ohne jedoch hier die Be-
merkung unterdrücken zu können, dass meines Dafürhaltens nach
sämmtliche untermiocäne Formen dieses Typus wohl nur als eine
Art aufzufassen sind und die dermalen als Arten geltenden For-
men höchstens den Anspruch auf Varietäten erheben können.
Sie sind unter sich viel weniger verschieden — und die Ver-
schiedenheit besteht im Wesentlichen nur in schlankerer oder
bauchigerer Gestalt — als die verschiedenen Varietäten unserer
lebenden Arten, beispielsweise des Z. stagnalıs L. oder L. aur:-
cularius L. und ZL. amplus Harrm., kommen ausserdem we-
nigstens an unserem Fundorte zusammen vor und sind so innig
durch Zwischenstufen verbunden, dass es oft bei einzelnen Stücken
unmöglich wird, sie mit Sicherheit einer oder der anderen Form
zuzuweisen.
3. Limnaeus (Limnus) girondicus NoUL.
Limnaeus girondicus NOUL. SANDBERGER, 1. c., p. 478, t. XXV,
lo,
Die schlankeste Form. die sich am meisten dem Stagnalkıs-
Typus nähert, worauf auch SANDBERGER hinweist. Sie ist häufig
855
bei Reun, wurde jedoch von GoBAnz und Stanprest von L. sub-
palustris Tuom. nicht getrennt, obwohl ganz typische Stücke
vorkommen.
4. Limnaeus (Limnus) pachygaster Tom.
Taf. XXI, Fig. 1a, b.
Limnaeus pachygaster THOM. SANDBERGER, ]l. c., p. 497, t. XXV.
f. 13, 13a. — STANDEEST, ]. c., p. 179.
Form mit spitzem Anfangsgewinde und stark aufgetriebener
Schlusswindung, von entschiedenem Stagnalis - Gepräge. Er ist
der grösste Zrimmaeus von Reun, und ich gebe nochmals eine
Abbildung von ihm nach einem vollständigen Stücke von der
Halde des Maschinenschachtes, da an SAnpBERGErR’s Abbildung die
Anfangswindungen fehlen.
5. Limnaeus (Limnus) subpalustrıs Tuom.
Limnaeus subpalustris THOM. SANDBERGER, ]. c., p. 495, t. XXV,
f. 14 u. 14a. — GOBANZ, ]. c., p. 22. — STANDEEST, |. c.,
p. 178.
Meist kleinere, bauchigere Form als ZL. gerondicus Nour.
mit etwas gewölbteren Umgängen, die sich in der Gestalt etwas
mehr als dieser dem Z. palustris Mürn. nähert, jedoch in den
Mündungscharakteren von den obigen Formen nicht verschieden
ist und mit Z. girondicus NouL. durch Uebergänge auf das
allerengste verbunden wird. Häufigste Form.
6. 2? Limnaeus minor Thuom.
Limnaeus parvulus A. BRAUN. GOBANZ, ]. c., p. 22, f. 11.
— — (= L. minor Tnom.). STANDEEST, ]. c., p. 178.
Die Selbstständigkeit dieser Art scheint mir sehr zweifel-
haft; wenigstens scheinen mir sämmtliche Stücke von Reun, die
auf sie bezogen werden können, nach eingehendem Vergleiche
nur junge Schalen der vorhergehenden Formen zu sein.
1. Planorbis (Spirodıscus) cornu Bronc.
Planorbis cornu BRONG. SANDBERGER, ]. c., p. 847, t. XVIII, f. 12
bis 12b; t. XX, f. 26—26b und var. solidus Thom, t. XXVJ,
Fine Nahen, STANDEEST, ]. c., p. 178.
— pseudoammonius \VOLZ. GOBANZ, 1. ce, PIE ENanD:
— cormiculum THmom. GOB., 1. c., p. 20.
— pPlatystoma Kein. GoB., 1. c., p. 21, f. 9a —c.
— Mantelli DUNK. SANDBERGER, |. c., p. 577.
Planorbis cornu Brong. und die folgende Art (Pl. dechvis
356
A. Braun) sind ebenso die häufigsten Versteinerungen des Reuner
Süsswasserkalkes (des Seekalkes), wie in den „aequivalenten Ax-
gulosa-Kalken Württembergs, in den Kalken von Tuchowitz u. s. w.
in Böhmen und Larrieg, Saucant, Lucbardez u. a. O. in Aquita-
nien“ (SANDBERGER, p. 370), sie erfüllen oft dicht gedrängt die
Kalksteinblöcke der Halden, fehlen jedoch, wie sämmtliche an-
deren Wasserschnecken, im Tuffkalk beim Südschacht. Unser
Vorkommen von Pl. cornu entspricht dem Typus der Art, ein-
zelne etwas gewölbtere Stücke können zu var. solidus Tuom. ge-
stellt werden, während die flache obermiocäne var. Mantelli Dunk.,
unter der SANDBERGER den Pl. pseudoammonius GOBANZ eitirt,
wie bereits STAnDFEST betont, in Reun nicht auftritt. Die ver-
schiedene Höhe der Windungen ist bei jungen Stücken unter
1 cm im Durchmesser, namentlich bei ganz kleinen, viel auffal-
lender als bei erwachsenen. Derartige hochmündige Jugendgehäuse
sind Pl. platystoma Kueın. Planorbis corniculum Tom. ent-
spricht der var. solidus.
Pl. cornu erreicht an unserem Fundorte oft eine sehr be-
deutende Grösse (bis über 3 cm Durchmesser). Bei weitaus den
meisten Stücken tritt die Spiralsculptur stark zurück, oder fehlt
auch hie und da fast gänzlich, dagegen zeigen einzelne Stücke
dieselbe sehr ausgeprägt, meist ist bei solchen die Wölbung der
Umgänge etwas ungleichmässig, und ihre Oberfläche eine etwas
unregelmässige. Ein kleines Exemplar meiner Sammlung zeigt
eine sehr beträchtliche Wachsthumsstörung, die Schlusswindung
ist an der der Mündung gegenüberliegenden Stelle des Umfanges
eingeknickt und die zweite Hälfte derselben lest sich auf der
Unterseite quer über die Scheibe. den Nabel theilweise verdeckend,
auf der Oberseite biegt sich die Naht dieses Theiles von der
Knickungsstelle tief bogenförmig nach unten, sodass die Ansatz-
stelle der Oberseite in der Mitte des unregelmässigen Theiles
bis in die Höhe der Naht der Unterseite hinabsinkt, gegen die
Mündung steigt sie jedoch wieder ebenso weit in die Höhe, und
der äussere Mundrand setzt wieder in der normalen Höhe an.
Die Mündung wird dadurch sehr hoch und schief verzogen. Vor
der Einknickung steht ein alter Mundrand, in dem der unregel-
mässige Theil der Schlusswindung, der in seinem Beginn stark
verengt ist, dütenförmig steckt. Nicht selten finden sich Gehäuse
mit verdoppeltem Mundrand. Die zweite Mündung meist 4 bis
5 mm von der ersten entfernt, steckt dann stets dütenförmig in
dieser. Das von GoBAanz abgebildete Stück zeigt sogar vier
hinter einander folgende Mündungen.
357
8. Planorbis (Gyrorbis) deelivis A. Braun.
Planorbis declivis A. BRAUN. SANDBERGER, |. c., p. 491, t. XXV,
f. 9—9c.
— applanatus THOM. GOBANZ, l. c., p. 22, f. 10a—c. — STAXD-
FEST, 1. c., p. 178.
Ebenso häufig wie sein vorbenannter grosser Vetter.
9. Planorbis (Segmentina) nitidiformis GOBANZ.
Planorbis nitidiformis GOB. GOBANZ, 1. c., p. 22, f. 10 a—c. —
STANDEEST, ]. c., p. 178.
— Lartetii NOUL. SANDBERGER, 1. c., p. 579.
Diese bis jetzt auf den Reuner Süsswasserkalk beschränkte
Art wurde von SANDBERGER mit dem obermiocänen Pl. Lartetiv
NourL mit Unrecht vereinigt. Srtanprest hat mit Recht ihre
Selbstständigkeit hervorgehoben. Sie unterscheidet sich von Pl.
Lartetii NouL. durch auch im Alter beibehaltene starke Wölbung
der Oberseite und durch die napfförmig eingesenkte Unterseite.
10. Ancylus (Ancylatrum) subtilis sp. nov.
Taf. XXI, Fig. 2a, b.
Gehäuse sehr klein, niedrig - kegelförmig. Der Wirbel ist
niedrig, biest am Beginn des hinteren Drittheils der Schale,
schwach gegen rechts gekrümmt und von der medianen Längslinie
etwas nach rechts verschoben. Oberfläche glatt, glänzend, mit
äusserst zarten, concentrischen Zuwachsstreifen, von denen ein-
zelne in ziemlich gleichem Abstande von einander etwas deut-
licher sind. Keine Spur einer radialen Streifung vorhanden.
Umriss elliptisch, links im hinteren Schalentheil etwas bauchig
erweitert. Seine grösste Breite liegt in der Mitte vor dem Wir-
bel. Die Form der Mündung entspricht der des Umfanges.
Länge 3— 3,5 mm, Breite 2—2,2 mm, Höhe kaum 1 mm.
Mir liegen von diesem äusserst zarten Schneckchen Scha-
len von ziemlich gleicher Grösse vor, 4 Stück aus meiner
und 2 aus der Universitätssammlung. Meine Stücke sammelte
ich auf der Halde des 3., westlichsten Schachtes des Nord-
gehänges.. Mir ist kein lebender oder fossiler Ancylus bekannt,
mit dem Ancylus subtilis näher verglichen werden könnte. Sann--
BERGER (p. 583) nennt den obermiocänen Ancylus deperditus
Desm. den „ältesten ächten Ancylus“ (im Gegensatz zum Sub-
genus Velletia Gray. dem die älteren Ancylus - Formen ange-
hören). Unser untermiocäner Ancylus subtilis ist demnach mit
seinem nach rechts gekrümmten verschobenen Wirbel als Ange-
höriger des Subgenus Ancylastrum Bourc. nunmehr der älteste
zechte Ancylus*.
358
Familie Helicidae.
11. Archaeozonites Haldingeri Rss. sp.
Archaeozonites Haidingeri RSS. sp. SANDBERGER, ]. c., p. 443, t. XXIV,
f, 26—26 b. — STANDEEST, ]. c., p. 179.
Vollkommen mit den böhmischen Stücken übereinstimmend.
Ein in Reun seltenes Fossil, das mir nur in 4 zum Theil be-
schädigten Stücken aus der Universitäts-Sammlung vorliegt.
12. Hyalina (Aegopia) orbiceularis KLeım sp.
Hiyalina orbiceularıs KLEIN Sp. SANDBERGER, 1. c., p. 603, t. XXIX,
f. 283—28b und f. 29 — 29a.
Helix orbicularis KLEIN. GOBANZ, 1. c., p. 16. — STADNEEST, ]. c.,
197.
Diese anderwärts nur aus obermiocänen Schichten bekannte
Art findet sich häufig in unserer untermiocänen Ablagerung. Die
mir bis jetzt unter die Hände gekommenen Stücke sind alle
ziemlich klein (bis 19 mm Durchmesser), entsprechen demnach
der Helix subnitens KLEın, die von SANDBERGER als Jugendform
der H. orbiceularis Kr. erkannt wurde. Nach SANDBERGER’S
fig. 28 zu schliessen, sind unsere Stücke noch flacher als der
Typus der Art. Doch fehlt mir Vergleichsmaterial, um entschei-
den zu können, ob unsere Schnecke nicht als eigene Varietät
abzutrennen ist, was mir wahrscheinlich erscheint.
13. Gasterodonta uniplicata A. BRauN Sp.
Strobilus uniplicatus A. BRAUN Sp. SANDBERGER, ]. c., p. 406,
t. XXI, £. 24—24b.
Mir liegt nur ein Stück dieser zierlichen Schnecke von nord-
amerikanischem Typus in bester Erhaltung aus meiner Sammlung
vor. Gesammelt wurde es auf der Halde des 3. Schachtes des
Nordgehänges.
Ich habe Gasterodonta ALBERS als Gattuugsname gewählt,
da Strobzlus unsicher ist. Ich folge hierin wie überhaupt in der
Familie der Helcidae Arzers!), da gerade diese Familie in
Zırrer's Handburch leider sehr stiefmütterlich behandelt ist.
ALBERS (p. 74) stellt die Helix labyrinthica Say, die nächst-
stehende lebende Verwandte unserer Schnecke, zu Gasterodonta
(hier Subgenus von Ayalina Gray). ZITTEL führt Gasterodonta
Ars. und Strobelus Morse als selbstständige Gattungen nach
!) Die Heliceen, nach natürlicher Verwandtschaft systematisch
geordnet, besorgt von E. v. MARTENS. Leipzig 1860,
359
Hyalina Gray auf, ohne Diagnosen beizufügen, nimmt daher
Stroblus in demselben Sinne wie SANDBERGER. AÄLBERS da-
segen nennt neben oder unter Gasterodonta Aug. den Namen
Strobtlus gar nicht, früher aber Strobelus Anton, p. 260 u. 358
als synonym mit Tornatellina Beck (Subgenus von Ctonella
JEFF.) auf.
14. Patula (Pyramidula) plicatella Rss. sp.
Helix plicatella Rss. Reuss, Palaeontographica, II. Bd., p. 21,
mei 2210. GoBAnz, 1. c.,Dp. 11.
Mir liegen nur 2 Stück dieser zierlichen Schnecke aus mei-
ner Sammlung vor, die GoBanz als „ziemlich selten“ bezeichnet.
STANDFEST sah keine von Reun.
15. Patula (Discus) stenospira Rss. sp.
Helix stenospira Rss. Russ, Palaeontographica, I. Bd., p. 22,
t. I, f. 11. — GOBANZ, 1. c., p. 17. — STANDEEST, ]. c.,
Pen 77.
Nicht selten, gut mit den böhmischen Stücken überein-
stimmend.
16. Helix (Gonostoma) osculum Tnom.
Heli (Gonostoma) osculum THOM. SANDBERGER, |. c., p. 377, t. XXIL,
f. 18—18c; t. XXV, £f. 20—-20a und t. XXIX, f. 4—4b.
— giengensis KRAUS. GOBANZ, 1. c., p. 16. — STANDEEST, |. c.,
1 Va Er
Ziemlich selten und meist in flachen Exemplaren, die der
var. intermedia oder gregensis angehören. Stanprest behauptet,
dass die Reuner Stücke „eine andere Sculptur“ als H. osculum
THom. zeigen, ohne anzugeben, worin der Unterschied besteht.
Ich kann bei directem Vergleich mit Stücken von MH. osculum
meiner Sammlung, die von Hochheim stammen, keinen Sculptur-
Unterschied entdecken.
17. Helix (Trichia) devexa Rss.
Helix (Fruticicola) devexa RSS. SANDBERGER, ]. c., p. 429, t. XXIV,
f. 5—5c. — STANDEEST, 1. c., p. 177.
— carmulata KLEIN. GOBANZ, |. c., p. 14.
Dass Helix carınulata Kreın bei GoBanz MH. devexa
Reuss ist, wurde bereits von STAnDFEST nachgewiesen, was ich
vollständig bestätigen kann. „Helix devexa Reuss ist eine
Trichia“ (Berreer, Brief d. d. 1. Dec. 1887). Sie ist von den
kleineren Landschnecken die häufigste in Reun und meist in aus-
gezeichnetem Zustande erhalten.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIM. 2. 94
360
18. Helix (Trichia) leptoloma A. Braun.
Helix (F’ruticicola) leptoloma A. BRAUN. SANDBERGER, |. c., p. 380,
HIXXEIE SEES hand t XV Dre
Mit der vorigen Art sammelte ich auf der Halde des
3. Schachtes des Nordgehänges ein Stück, das mir durch sein
etwas höheres Gewinde sofort auffiel; unter der Loupe betrachtet
unterscheidet es sich beträchtlich von Hehx devexa Rss. durch
seine viel gröbere Sculpturr. Es stimmt in Allem mit der von
SANDBERGER gegebenen Beschreibung und Abbildung von A. lepto-
loma A. Braun, ist jedoch etwas kleiner und enger genabelt als
das kleinere von SANDBERGER abgebildete Exemplar {t. XXIV)
(H. leptoloma var. apeicalis Rss.).. Da nun AH. leptoloma Typus,
von dem er leider keine Abbildung giebt, kleiner als ihre Varie-
täten ist, so dürfte unser Stück dem Typus der Art entsprechen.
19. Helix (Campylaea) Standfesti sp. nov.
Taf. XXI, Fig. 3a, b, c, Typus; Fig. 4 var. trochordalis;
Fig. 5 var. depressa.
Helix inflexa v. MART. GOBANZ, ]. c., p. 15, ex parte.
— — KLEIN. STANDFEST, p. 177, ex parte.
— reinensis GOB. STANDFEST, ]. e., p. 176.
Das dickschalige Gehäuse ist niedergedrückt kugelig mit
stumpfer, fast ebener Spitze. Die Basis ist mässig gewölbt mit
engem, durchgehendem, halb überragtem Nabel. Die 51/2 Um-
gänge sind oben abgeplattet. Die Verzierung der Oberfläche
besteht aus zu Bündeln geordneten Anwachsstreifen, von denen
einzelne bei manchen Stücken auf dem Ende der Schlusswindung
stärker. fast rippenstreifig vortreten. Sie werden (unter der Lupe)
durch äusserst feine, dicht stehende Spiralstreifen durchschnitten,
und ausserdem besitzt die Schale eine sehr feinkörnige Mikro-
sculptur. Daneben befinden sich auf den oberen und mittleren
Windungen sehr seichte und kleine Haargrübchen über die Ober-
fläche gleichmässig vertheilt. die jedoch auf der Schlusswindung
früher oder später undeutlich werden und schliesslich ganz ver-
schwinden. Die Schlusswindung ist gedrückt und zeigt an ihrem
Umfange die Andeutung eines wenn auch sehr schwachen Kieles,
der bei einzelnen sehr flachen Stücken deutlicher wird (var. de-
pressa). Gegen die Mündung ist sie eingeschnürt und allmählich
absteigend. Bei einzelnen Stücken, die meist (jedoch nicht immer)
auch etwas kleiner sind als die typischen Stücke, erreicht dieses
Herabsteigen einen höheren Grad ; bei solchen ist auch das Ge-
winde etwas höher und die Kielandeutung der letzten Windung
verschwindet fast gänzlich (var. trochordalis).. Die Mündung ist
361
mondförmig und sehr schief geneigt. Die Mundränder, durch
eine mässig verdeckte Schwiele verbunden, sind flach zurückge-
schlagen und verdickt, der etwas verbreiterte Spindelrand nicht
angedrückt, er überragt einen Theil des Nabelloches. Die Farben-
zeichnung, in seltenen Fällen erhalten, besteht in einem sehr wenig
oberhalb des Kieles verlaufenden, schmalen, gelben Spiralbande;
unmittelbar unter dem Kiel glaube ich an einem Stücke die An-
deutung eines zweiten, weit schwächeren zu erkennen.
Helix Standfesti steht der H. inflexa Kreın nahe, deren
Stammart sie vielleicht ist, unterscheidet sich jedoch durch den
gedrückten, wenn auch sehr schwach gekielten Umgang und die
viel undeutlicheren und kleineren, gegen die Mündung ganz ver-
schwindenden Haargruben, also durch ursprünglich viel schwächere
und hinfällige Behaarung. „Die Farbenzeichnung beider Arten ist
dagegen sehr ähnlich (direct verglichen)* (Bartser, Brief d. d.
2.0Dee. 1837):
Helix Standfesti ist in Reun sehr häufig und wurde von mir
an sämmtlichen 5 Sammelstellen beobachtet.
Wie bereits in der Beschreibung hervorgeoben, variirt sie
nicht unbedeutend in Grösse und Höhe des Gewindes. Die
Hauptform ist die häufigste und geht ganz allmählich in ihre
beiden Varietäten über, in deren Mitte sie steht. Ich habe auf
Taf. XXI, Fig. 4 u. 5 die beiden extremsten Glieder der ganzen
mir vorliegenden Reihe abgebildet.
Die var. trochordalis entfernt sich am weitesten vom Typus
und ist in ihrer vollen Ausbildung auch meist kleiner als dieser,
wenn auch einzelne Stücke die volle Grösse erreichen. Solche
kleine Stücke machen, wenn man die Zwischenglieder, die sie mit
der Hauptform vollständig verbinden, ignorirt, den Eindruck einer
eigenen Art, und sie wurden von STANDFEST mit Unrecht als
Hehx reunensis GoB. gedeutet, wie dies aus seiner Beschreibung
hervorgeht, und von ihm bestimmte Stücke der Universitätssamm-
lung zeigen. „Der verdickte Spindelumschlag ist an das Ge-
häuse nicht angedrückt, sondern lässt unter sich den Nabel
deutlich erkennen“ (Helix reinensis STAnDF.), während GoBANZ
die Beschreibung seiner FM. reunensis mit den Worten beginnt:
„Gehäuse gross, verdeckt genabelt“, und weiter unten sagt er:
„der Nabel durch den verdickten, höckerigen, umgeschlagenen
Spindelrand verdeckt“. Srtanprest hat sich offenbar dadurch
irre führen lassen, dass GoBanz neben seiner Helix reunensis,
von der er angeblich kein vollständiges Exemplar besass, noch
Hehx depressa v. Mart. (recte Krein —= H. oxystoma Trom.)
aufführt, ohne erkannt zu.haben, dass dieses einzige Exemplar,
das ihm vorlag, ein Stück mit ganz erhaltener Mündung seiner
24*
362
H. reunensis war. Srtanprest folgte nun in der Deutung der
gekielten. bedeckt genabelten Helix von Reun GoBanz und be-
stimmte sie dem entsprechend als #7. depressa Ken , musste
daher für H. reumensis Gog. eine andere suchen. Es blieb nun
hierfür von entsprechender Grösse nur HA. Standfesti mit ihren
Varietäten übrig, denn die unten angeführte 4. Lartetii kommt
nur in den Tuffkalken des Südschachtes vor, welche Fundstelle
zu Stanprest's Zeit noch nicht bestand (der Schacht wurde erst
vor wenigen Jahren abgeteuft), und Hehx inflexa Kızım kannte
STANDFEST von Reun in typischen Stücken, die „die von SAND-
BERGER an der Kreım schen Species nachgewiesene Sculptur
zeigen. *
Die var. depressa hält sich mehr an den Typus der Art
und unterscheidet sich nur durch etwas deutlichere Kielung, denn
das abgebildete Stück ist ein fast monströs gedrücktes Exemplar.
Ausser in der Gestalt (Formvarietät CLessin) variirt aber
Helix Standfest! auch nach einer anderen Richtung hin, nämlich
in der Oberflächen-Sculptur. Die eingedrückten Haargruben,
die bei den meisten Stücken nur auf den oberen Windungen vor-
handen und auch hier sehr klein sind, sodass sie an Stücken
mit nicht glänzender, kreideartiger Schale, leicht ganz übersehen
werden können, auf der Schlusswindung dagegen ganz fehlen oder
nur auf der ersten Hälfte derselben noch auftreten, sind auf ein-
zelnen Stücken deutlicher und erstrecken sich weiter gegen die
Mündung, selten findet man sie sogar bis zu dieser entwickelt.
Sie bilden wahrscheinlich den Uebergang zu
20. Helix (Campylaea) inflexa Kıaın.
Helix pen) infleca KLEIN. SANDBERGER, |. c., p. 589, t. XXIX,
8—8b. — STANDEEST, ]. c., p. 177.
?— v. en, GOBANZ I, Lea pls
Diese obermiocäne Schnecke kommt nur äusserst selten in
typischen Stücken in Reun unter ihrer vermuthlichen Stammart
der oben beschriebenen H. Standfesti nob. vor. Unter sämmt-
lichen (über 100) Stücken dieser, die ich selbst sammelte, fand
sich eine einzige typische A. inflexa Kr., die, unter der Lupe be-
trachtet, sofort durch ihre viel grösseren und bis zur Mündung
gleich deutlichen Haargruben auffällt und sich dadurch auch von
den bis zur Mündung behaart gewesenen Stücken jener leicht
unterscheidet. STANDFEST scheint ebenfalls typische Stücke vor
sich gehabt zu haben, oder bezieht sich sein oben citirter Aus-
spruch bezüglich der Sculptur nur auf eine stark sculpturirte
A. Standfesti nob., da er nur die var. trochordalis als H. reu-
nensts GOB. genommen, während er Hehx Standfesti typus bei
£:
4
H. inflexa beliess (Universitätssammlung)? Ob Gopanxz typische
Stücke vor sich gehabt, ist, da er über die Mikrostructur schweigt,
nicht mehr festzustellen.
21. Helix (Pentataenia) reunensis GOBANZ.
Tab, XXI, Fie:63; b; c.
Helix reinensis GOB. GOBANZ. ]. c., p. 14, f. 4—4b.
— depressa v. MART. GOB,., ]. c., p. 14.
— — KLEIn. STANDEEST, ]. c., p. 176.
Das verdeckt genabelte, gekielte Gehäuse bildet einen sehr
stumpfen Kegel (Spitzenwinkel gegen 130°) mit gewölbter Basis,
die Unterseite fast doppelt so hoch als die Oberseite. Es be-
steht aus 5, oben fast ebenen, unten gewölbten Umgängen. Ihre
Oberfläche ist glatt, glänzend, die Anwachsstreifen, entsprechend
der Mundstellung sehr schräg über sie hinziehend, sind fein und
zart, nur wenige den Grenzen der Wachsthumsperioden ent-
sprechend etwas stärker. Die oberen Windungen bis incl. der
ersten Hälfte der Schlusswindung sind spitzwinkelig gekielt, der
Kielwinkel nur an seiner äussersten Spitze etwas gerundet abge-
stumpft, daher der Kiel nicht schneidig. Gegen die Mündung
hin verliert sich der Kiel allmählich, sodass der Mundrand in
gleichmässig geschwungenem Bogen über die Kielstelle hinweg-
zieht. Die Schlusswindung ist vor der Mündung eingezogen und
hier vom Kiele der vorhergehenden Windung abgezogen, an dem
sich die Windungen im übrigen ansetzen. Die Mündung selbst
ist queroval, nur wenig durch die Mündungswand eingebuchtet,
sie steht stark gegen die Höhenaxe geneigt. Der Mundrand, durch
eine sehr dünne Schwiele verbunden, ist mässig erweitert, wenig
verdickt und zurückgebogen, nur der Spindelrand ist stärker ver-
dickt, verbreitert und völlig zurückgeschlagen und angepresst,
sodass er den engen Nabel vollständig verschliesst. Die Farben-
zeichnung besteht aus 5 gelben Spiralbändern, von denen 3 auf
der Oberseite, 2 auf der Unterseite verlaufen. Band 1 und 2
sind schmal, 3 breiter und unmittelbar am Rande oberhalb des
Kieles verlaufend, sodass es auf den oberen Windungen an die
Naht anstösst. Band 4 und 5 sind die breitesten: Band 4 ver-
läuft unterhalb des Kieles, von ihm beiläufig um seine eigene
Breite getrennt, und setzt oberhalb des oberen Mündungsansatzes
an, sodass es durch den oberen, herabsteigenden Theil der Schluss-
windung durchschnitten wird. Band 5 verläuft beiläufig in der
Mitte der Basis und zieht in die Mündung selbst hinein.
Helix reunensis Go». ist ebenfalls häufig in unserer Ab-
lagerung, wenn sie auch hierin von H. Standfesti nob. noch über-
364
troffen wird. Von FH. depressa Kurın (recte H. oxystoma Trom.)
unterscheidet sie sich durch viel flachere Ober- und gewölbtere
Unterseite, wodurch der Kiel viel höher zu liegen kommt. Dass
STANDFEST die Art verkannt, wurde bereits oben bei Helix Stand-
festi var. trochordalis nob. ausführlich erörtert.
22. Helix (Pentataenia) Lartetii Boıs.
MaRıRXT „Fir.zra b
Helic (Macularia) Lartetii BoISs. SANDBERGER, 1. c., p. 529, t. XXVI,
f.. 14, und et SAX, 619.0, 19:
var. reunensis var. noYV.
Grösser als der Typus der Art und mit oben flacheren
Windungen.
Bis jetzt wurde diese Schnecke nur in dem Tufikalk des
Südschachtes beobachtet. Unsere Form ist nur durch ihre oberen
flacheren Windungen von der etwas jüngeren, mittelmiocänen 4.
Lartetii Boıs. verschieden, im Uebrigen stimmt sie vollkommen
mit sehr grossen Exemplaren aus den marinen Sanden von Grund
(II. Mediterranstufe, Grunder Horizont) des Wiener Beckens überein.
23. Azeca Boettgert sp. nov.
Taf. XXI, Fig. 8, a, b.
Das kleine, glatte, glänzende Gehäuse ist länglich eiförmig
mit stumpfer Spitze und deutlichem Nabelritz. Es besteht aus
6 flachgewölbten Umgängen, die durch eine einfache seichte Naht
setrennt werden und allmählich an Breite zunehmen. Die schief-
dreieckige Mündung steht mit der Längsaxe parallel, deren Rän-
der sind verdickt, der rechte vorgezogen, der Spindelrand deutlich
umgeschlagen. Im Innern der Mündung stehen 6 Zähne: ein
kräftiger auf der Mündungswand, zwei auf der Spindel und drei
im Gaumen, von denen der mittlere, sehr kräftige dem der Mün-
dungswand gegenübersteht, während die beiden seitlichen, na-
mentlich der untere, der Spindel nahe gerückte viel kleiner und
niedriger sind als jener.
zeca Boettgeri nob. ist „der obermiocänen Azeca loxostoma
Kreıy sehr ähnlich, aber bauchiger, weniger in die Länge ge-
zogen, hat einen Umgang weniger und drei Parietalzähne,
während ein Prachtstück von A. loxostoma,. das ich zum Ver-
gleich besitze, wirklich nur einen Parietalzahn zeigt“ (B&TTGER,
Brief d. d. 30. Nov. 1890). Ich widme die zierliche Art in
Dankbarkeit meinem hochverehrten Freunde Dr. Oscar BE&TTGER,
der mich auf das Vorhandensein der zwei kleinen Seitenzähne im
Gaumen aufmerksam machte. Ich sammelte die Art nur einmal
2
365
in grösserer Anzahl in einem Blocke festen Tuffkalkes auf der
Halde des Südschachtes, in anderen war sie nur sehr vereinzelt.
An den anderen Snmmelstellen habe ich sie nicht beobachtet.
24. Stenogyra (Opeas) minuta Kuaın.
aß; ZT, „Big; Qa;,b:
rei minuta re Sp. SANDBERGER, |]. c., p. 596, t. XXIX,
-„ 16—16b.
Bulimus minutus KLEIN. STANDFEST, l. c., p. 179.
var. reunenstıs Var. NOV.
Kürzer, gedrungener, der letzte Umgang mehr gewölbt als
bei dem Typus der Art.
„Subulima minuta Kueın gehört zu der jetzt an den Bau
der Banana gebundenen, tropisch - indischen und westindischen,
leicht verschleppbaren Gattung Opeas und mnss heissen Opeas
minutus (Kreim). Ihre Form ist übrigens (direct verglichen!)
kürzer und gedrungener, der letzte Umgang mehr gewölbt als bei
Opeas minutus typus und muss einen neuen Varietätnamen er-
halten* (Barteer, Brief d. d. 1. Dec. 1887). Die Sculptur be-
steht aus feinen Anwachsstreifen, die oben fast papillarartig ver-
stärkt sind, sodass die Naht fein gekerbt erscheint. Der Nabel
ist deutlich. Der Spindelrand verbreitert und umgeschlagen.
Die Schnecke ist nicht selten zu Reun, von GoBAxz nicht
gekannt, wird sie bereits von STANDFEST angeführt.
25. Triptychia ulmensis SANDB.
Olausilia (Tryptichia) ulmensis SANDB. SANDBERGER, |]. c., p. 461,
RTL 8:
— grandis (?) KLEIN. GOBAEZ, ]. c., p. 18, £. 6.
Bis lange wies nur die von GoBAanz gegebene Abbildung
eines Bruchstückes einer grossen, Olausilien - ähnlichen Schnecke
auf das Vorkommen von solchen in Reun hin. Durch die ganze
Reihe von Jahren seit GoBanz blieb jedoch unsere Art von dort
unbekannt. Erst im verflossenen Sommer fand sie Prof. Dr.
RupoLr Hörnes in einigen Bruchstücken im Tuffkalk des Süd-
schachtes wieder auf. Sie „ist jedoch keine Clauscha, sondern
die Megaspiriden - Gattung Trrptychtıa Sanpse. Der Unter-
schied liegt ausser in dem Fehlen des Clausiliums in den Spindel-
lamellen, welche bei Olausika im Gewinde fehlen, während sie
bei Triptychia bis in die Spitze des Gehäuses zu verfolgen sind“
(BErTTGER, Brief d. d. 30. Jan. 1890). Ich selbst sammelte
später eine grössere Anzahl solcher Fragmente, worunter einige
Schlusswindungen mit vollständig erhaltener Mündung die genaue
Bestimmung der Art ermöglichen. Sie stimmt in allen erkenn-
366
baren Merkmalen (nur die Anzahl der Umgänge ist nicht zu
constatiren) auf das beste mit Triptychia tlmensis SAnDB. über-
ein, welche Uebereinstimmung mir auch von B&TTsEr bestätigt
wurde. Sie ist häufig am genannten Fundorte, jedoch immer
fragmentär, am häufigsten finden sich die abgestossenen Spitzen
(„Der Typus von Ulm ist mir nur mit decollettirter Gehäusespitze
bekannt.“ BatrGer wie oben), seltener die letzten Windungen
mit der Mündung, der bauchige Mitteltheil des sehr dünnwandigen
Gehäuses ist stets zertrümmert.
26. COlausilia (Oharpenteria) Gobanzi sp. noy.
Dar. XXq, Eie. 10a, D.
Das schlanke Gehäuse besteht aus ? Windungen. Die drei
letzten (einzig erhaltenen) Umgänge sind kaum gewölbt. Die Naht
ist einfach, seicht. Die Oberfläche glatt, sculpturlos, bis auf sehr
zart angedeutete Anwachsstreifen, von denen jedoch ein auf der
Aussenseite des linken Mundrandes stehender Bündel stärker ist und
schärfer begrenzt erscheint. Der Nacken ist nicht aufgetrieben, nur
neben dem deutlichen Nabelritz etwas wulstig hervorstehend. Die
Mündung ist klein und schmal, schief eiförmig, der Axe parallel
gestellt. Die Mundränder schmal zurückgeschlagen, durch eine
mässig verdickte Schwiele verbunden. Der linke Rand, mit Aus-
nahme seines obersten Theiles, mässig verdickt. Oberlamelle
zart, nicht ganz bis vorn vortretend, Unterlamelle ziemlich wage-
recht in die Mündung eintretend, dann in einem gerundeten Bo-
sen abwärts steigend und in den äusseren Spindelrand auslaufend.
Die Spindelfalte lang und bis an den äussersten Rand des Mund-
saumes vortretend, auf diesem als fadenförmiger Beleg erscheinend.
Obere Gaumenfalte lang, nahe der Naht und dieser parallel.
Untere Gaumenfalte (der untersten Falte der Clausilien mit
mehreren Parietalfalten entsprechend) nahe der Spindel stehend,
nicht vortretend, nur bei schiefer Lage in der Mündung sichtbar.
Sie verfliesst mit ihrem unteren Ende in einen breiten, jedoch
nicht dicken Gaumenwulst, der sich über die ganze Aussenwand
hinzieht. Mondfalte vorhanden.
Clausikia Gobanzi nob. liegt mir nur in einem Stücke, dem
die Spitze fehlt, vor, das ich auf der Halde des dritten Schachtes
des Nordgehänges sammelte. „Sie ist die nächste Verwandte der
untermiocänen Ol. (Ch.) perforata Brra. von Tuchwitz, aber aus-
gezeichnet durch das Auftreten einer unteren Gaumenfalte
uud durch ziemlich deutliche Mondfalte. Unter den Char-
penterien, die fossil und lebend sonst nur noch in den höchsten
Westalpen vorkommen, ist es die Form, deren Mondfalte am
367
besten ausgebildet zu sein scheint* (Bartger, Brief d.d. 1. Dee.
1887).
27. Olausilia (Pseudidyla) Standfesti sp. nov.
Taf. XXI. Fig. 11a, b.
Das Gehäuse ist klein, bauchig, spindelförmig und besteht
aus 91/;s Umgängen. Diese sind ziemlich gewölbt und nehmen
langsam, aber gleichmässig an Breite zu; sie sind durch eine
tiefe, gekerbte Naht getrennt. Die Spitze ist stumpf, die ersten
21/2 Windungen sind glatt, die übrigen mit deutlichen, nicht
sehr dicht stehenden Längsrippen verziert, der Abstand dieser
von einander beträgt etwa das Doppelte ihrer Dicke. Gegen das
Ende der Schlusswindung ist ihr Verlauf etwas unregelmässig
und sie rücken in der Nähe der Mündung noch weiter aus
einander. Diese ist klein, nicht vollständig erhalten.
Clausiha Standfesti nob. liegt mir auch nur in einem leider
an der Mündung beschädigten Exemplare vor, das ich an gleichem
Orte mit der vorigen sammelte. „Die Section Pseudidyla BTre.
(Gruppe der 07. Mörsingensis Sanne.) ist ober- und mittelmio-
cän“ (unsere Art demnach als untermiocän die älteste derselben)
„und anscheinend ausgestorben. In Gestalt ünd Sculptur lässt
sich die vorliegende Species gut mit der bekannten (2. (Pirostoma)
cructata StuD. Ol. minima A. Scum. vergleichen, ohne übrigens
Blutverwandtschaft mit ihr zu zeigen. Unter den fossilen Arten
dieser Section (Pseudidyla) ist sie die kleinste bekannte* (BeETT-
GER, Brief d. d. 1. Dec. 1887).
28. Pupa (Torgquilla) subvartabilis SANDE.
Pupa (Torquilla) subvariabilis SANDB. SANDBERGER, ]. c., p. 393,
t. XXI, f. 6—6c.
Diese Art ist nicht selten im Süsswasserkalk von Reun.
Alle Stücke zeigen die bauchige Gestalt, wie sie die böhmischen
besitzen. Einzelne erreichen die sehr beträchtliche Grösse von
12 mm, während andere das von SANDBERGER gezeichnete Maass
besitzen. Die grossen Exemplare haben auch eine entsprechend
stärkere Costulirung, doch stimmen alle Exemplare in den Cha-
rakteren der Mündung und der Anzahl der Zähne vollkommen
unter sich und mit SAnnBERGER’s Angaben überein. (2 Zähne
auf der Mündungswand, von denen einer ganz vorne in der rech-
ten Mundecke, der zweite in der Mitte und weiter rückwärts steht,
2 Spindelzähne und 3 Gaumenfalten, die nach abwärts an
Grösse und Stärke zunehmen.“ Die bedeutendere Grösse, die
unsere Stücke erreichen, mag vielleicht auf klimatischen Um-
368
ständen beruhen, und durch die südlichere Lage unseres Fund-
ortes gegenüber dem Mainzer Becken bedingt sein; eine Erschei-
nung, die sich ja auch an den recenten Torquillen beobachten lässt.
29. Pupa (Vertigo) flexidens Rss.
Pupa N Vertigo) ÄRPISENE Rss. SANDBERGER, ]. c., p. 489, t. XXIV,
18—18b
— ee KLEIN. GOBANZ, 1. c., p. 17.
— fissidens SANDB. STANDFEST, ]. c., p. 177.
Diese kleine Vertigo findet sich sehr häufig im Reuner Süss-
wasserkalk, wenn auch Stücke, an denen man die Zähne der Mün-
dung freilegen kann, nicht häufig zu erlangen sind. Solche zeigen
aber, wie bereits STanprest hervorgehoben, dass die Art „durch
die grössere Anzahl und Stellung ihrer Zähne* nicht zur ober-
miocänen P. quadrridentata Kreım, als welche sie GoBanz be-
stimmte, gehört. Sie stimmt vielmehr vollkommen mit Pupa
flexidens Rss. aus den mit unserer Ablagerung gleichalterigen
Süsswasserschichten des nordwestlichen Böhmens überein. _Pupa
fisstdens Sanpe. (einer Varietät der P. didymodus A. BRAUN,
SANDBERGER, pP. 399) hat ganz andere Mündungsform.
30. Succinea peregrina SANDB.
Succinea peregrina SANDB. SANDBEGRER, ]. c., p. 440, t. XXIV,
f. 22—22b. — STANDEEST, ]. c., p. 176.
— Pfeifferı Rossm. GOBANZ, ]l. c., p. 13.
Nicht selten zu Reun, meist in kleinen Exemplaren.
d. Zur Geologie des Ostabhanges der
argentinischen Cordillere.
Von Herrn O. BEHRENDSEN in Göttingen.
I. Theil.
Hierzu Tafel XXII— XXV.
In den Jahren 1887 und 88 wurde von Herrn Dr. Bopen-
BENDER im Auftrage des geographischen Institutes in Buenos
Aires im Verein mit dem Professor der Botanik an der Univer-
sität Cördoba, Herrn Dr. Kurrz, eine Forschungsreise nach den
Ostabhängen der argentinischen Cordillere südlich vom Rio Dia-
mante unternommen, welche neben der Feststellung der geolo-
sischen Verhältnisse vor Allem eine sorgfältige kartographische
Darstellung des bereisten Gebietes bezweckte. Berichte über den
Verlauf der Reise sind bereits im Bol. d, Instit. Geogr. Argen-
tino, 1889, X, p. 311—329, sowie in Petermann’s Mittheilungen,
1890, Heft 10 gegeben worden.
Die von Herrn Dr. BopENBENDER untersuchten Landstriche
befinden sich am Ostabhange der chilenisch - argentinischen Cor-
dillere im Quellgebiete des Rio Atuel, des Rio Colorado, sowie
des Rio Neuquen, also im südlichen Theile der Provinz Mendoza
und im nördlichen der Gobernacion Neuquen. Der Länge nach
wird das besagte Gebiet vom zwanzigsten Meridian durchschnitten
und erstreckt sich etwa vom vier und dreissigsten (San Rafa&])
bis zum vierzigsten Parallelkreis südlicher Breite.
Während der ganzen Reise wurde petrographisches und pa-
läontologisches Material in ausgiebigster Weise von Herrn Dr.
BODENBENDER gesammelt. Letzteres übergab derselbe Herrn Pro-
fessor v. KenEen in Göttingen, welcher mir die Bearbeitung des-
selben übertrug. Ich möchte an dieser Stelle beiden Herren
meinen verbindlichsten Dank für die bereitwillige Ueberlassung
des so reichen Materials aussprechen. Herr Dr. BoDENBENDER
hat mit sachkundiger Hand die von ihm entdeckten Aufschlüsse
ausgebeutet und sich dadurch um die Kenntniss des geologischen
310
Aufbaues der argentinischen Anden ein sehr grosses, dauerndes
Verdienst erworben.
Die Fundorte, von denen das unten zu beschreibende Ma-
terial stammt, liegen nicht in der Hauptcordillere selbst, sondern
befinden sich in den zahlreichen Vorketten, die zum Theil dem
Andenzuge parallel laufen und von den der Hauptkette entsprin-
genden Flussthälern durchbrochen werden. Die von Herrn Dr.
BODENBENDER aufgefundenen Fundstellen lassen sich (von einigen
einzeln liegenden abgesehen) zu drei Gruppen vereinigen. Eine
nördliche zwischen 35° und 38° südl. Br. befindet sich am Rio
Salado und Rio Malargue, eine mittlere zwischen 37° und 38°
südl. Br. zwischen den Flüssen Rio Neuquen und Rio Agrio,
endlich eine südliche am Picun-Leuvü und Rio Catanlil zwischen
dem 39. und 40. Parallelkreis südl. Br.
Die zahlreichsten und ergiebigsten Fundpunkte gehören der
nördlichen der oben erwähnten Gruppen an. Dieselbe soll zu-
nächst einer eingehenderen Besprechung unterzogen werden.
Hier zieht parallel der Hauptcordillere. in der Gegend des
Paso del Planchon und des Paso de los Indios, nord-südlich eine
Gebirgskette, die östliche Begrenzung des Valle hermoso, des
oberen Flussthales des Rio grande, welcher sich weiter südlich
in den Rio colorado ergiesst. Von dieser Kette entspringt in
ihrer nördlichen Hälfte ostwärts der Ric salado, aus mehreren
Bächen zusammenfliessend, von denen der nördlichste der Arroyo
de las lenas amarillas ist. In ihn ergiesst sich wieder, vom
Passe Portezuelo ancho!) kommend, der Arroyo de las Yarretas.
Dieses Seitenthal sowie das Valle de las lenas amarillas wurde
schon von PELLEGRINO-STROBEL besucht, welcher dort „Sandstein
mit Pecten alatus“ anstehend fand und ihn dem Lias zuertheilte.
Indess scheint P. StTrRoBen dieses Gebiet nur flüchtig durch-
streift zu haben, während BoDENBENDER es einer sorgfältigen
Untersuchung unterzog.
Die von ihm beim Portezuelo ancho gesammelten Verstei-
nerungen gehören augenscheinlich zwei Schichten an, welche durch
die Gesteinsbeschaffenheit und ihre Fauna von einander abweichen.
Zu unterst scheinen dort Oxynoten-Schichten anzustehen;
das Gestein derselben ist ein sehr harter, scharfkantiger, Kiesel-
säure-haltiger Kalk von braungrauer oder schwärzlicher Farbe. Die
sich in ihnen findenden Versteinerungen liessen folgende Arten
resp. Gattungen erkennen:
!) Auf der oben erwähnten Parallelkette liegend und in's Valle
hermoso führend.
371
Artetites impendens YounG u. BirD,
Amaltheus Guibalianus D’ORB.,
Oxynoticeras leptodıscus nov. Spec.,
Belemnites spec.,
Cerithium Bodenbendert! nov. spec.,
Trochus spec.,
Pecten Dufrenoyi D’ORB,,
— textorius SCHLOTH.,
Hinnites conf. velatus GOLDF.,
Pholadomya spec.
Ueber dieser Schicht scheint ein meist rothbraun gefärbtes,
Conglomerat zu folgen, das häufig ein Hornblende-artiges Mineral
als Gemengtheil enthält. Das Material zu diesen Schichten ist
offenbar vulkanischen Ursprungs. Einige diesen Schichten ent-
nommene Handstücke tragen geradezu den Charakter eines grauen
Tuffes. Diese Schichten sind durch ihren Reichthum an Pecten-
Formen aus der Gruppe des Pecten alatus v. Buckh ausgezeichnet
und entsprechen wohl den oben erwähnten Sandsteinen STRoBET’S.
Da mir keinerlei stratigraphische Angaben zu Gebote stehen. so
muss die Frage offen bleiben, ob zwischen den vorher besproche-
nen Oxynoten - Schichten und den Schichten mit Pecten alatus
noch andere Schichtencomplexe liegen, die nicht genügend aufge-
schlossen waren, oder ob beide Schichten sich direct berühren.
Aus den rothbraunen Conglomeraten von Portezuelo ancho
sind folgende Formen namhaft zu machen:
Ammonites spec. (dem Amm. Veectoris Dum. ähnlich),
Actaeonina transatlantica nov. spec.,
— ovata Nov. SpPec.,
Natica spec.,
Pecten alatus v. Buch,
— Bodenbendert nov. spec.,
— Pradoanus VERN. et COLL.,
— spec.,
Pseudomonotis conf. papyria QUENST.,
Pholadomya Acostae Bayız et Coqu.,
— decorata ZIET.,
Homomya Bodenbendert nov. spec.,
— obliquata PsiLL.,
Trigonia substriata GIEB.,
— . spec.,
Cueullaea spec.,
Isocardia spec.,
Ostrea spec.,
372
Gryphaea striata Prruıper.
Rhynchonella tetraedra SOWw.,
Terebratula conf. punctata Sow.,
Serpula varıcosa Nov. SPec.,
Korallenreste.
Obschon der Mangel an Cephalopoden in diesen Schichten
eine genauere Zonenbestimmung erschwert, wenn nicht überhaupt
fraglich macht, so dürfte doch die Ansicht zu rechtfertigen sein,
dass wir es mit den höheren Schichten des mittleren Lias zu
thun haben. Diese Vermuthung rechtfertigt das Auftreten der
Trigonia substriata, der Rhynchonella tetraedra, Formen, die an
und für sich auf den oberen Lias weisen würden, im Verein mit
mittelliasischen Arten, wie Pholadomya decorata, Homomya_ oblı-
quata, Pseudomonotis papyria.
In dem vorhin erwähnten Thale de las lenas amarıllas, nahe
der Einmündung des Baches in den Rio salado, traf Herr Bopex-
BENDER im Bache anstehend ein schwarzes, hartes Gestein an,
welches ebenfalls dem mittleren Lias anzugehören scheint. Zu
dieser Meinung werden wir durch das Vorkommen des Pecten
Hehli D’OrB., P. textorius ScHLoTH. und P. personatus MsTk.
mit Zerebratula subovoides, T. subnumismalis Dav., Pleuromya
streatula Acas. gedrängt. Das Auftreten des Pecten personatus
Msrr. in mittelliasischen Schichten braucht nicht zu befremden,
da diese Form auch in Europa wiederholt im mittleren Lias an-
getroffen wurde. Das Verzeichniss der im Valle de las lenas
amarillas (Rio salado) gefundenen Arten ist folgendes:
Pecten paradoxus MSTR.,
—_ Hehh D.Ore,
— spec. (dem P. aequivalvıs verwandt),
Lithodomus sp.,
Astarte antıpodum GınB.,
Anomia spec.,
Ostrea spec.,
Gryphaea conf. cymbrum Lam.,
Goniomya spec.,
Pleuromya conf. unzoides GOLDF.,
— striatula AGass.,
Inoceramus conf. substriatus GOLDF.,
Trigonia spec.,
Leda acuminata QUENST.,
Chenopus spec.,
Terebratula subovordes Rem.,
— conf. subnumismalis Dav.,
Serpula varicosa NOV. Spec.
3815
Südöstlich von den eben beschriebenen, dem Lias angehöri-
gen Fundpunkten befindet sich eine Aufschlussstelle. welche un-
zweifelhaft auf mittleren Jura hindeutet. Es ist dies ein Punkt
nördlich vom Arroyo Torrecillo, dem Hauptzufluss des Rio Ma-
largue, der seinerseits sich wieder in die Laguna Lancanelo
ergiesst. Hier fanden sich am Ostfusse des Cerro colorado aller-
dings nur zwei Species; doch lässt sich auf dieselben eine Alters-
bestimmung gründen. Es sind dies Pleuromya jurassi AGas.
und Stephanoceras multiforme GoTTscHE. Diese beiden auch von
Gortschk am Paso del Espinazito (3 — 4 Breitengrade nördlich
von unserem Aufschlusse) angetroffenen Arten machen es sogar
wahrscheinlich, dass die von BODENBENDER am ÜCerro colorado
aufgefundenen Schichten der Zone des Stephanoceras Sauzer an-
gehören.
Die durch die bisher besprochenen Aufschlüsse fixirte von Süd-
osten nach Nordwesten verlaufende Linie dürfte der Mediane eines
Sattels entsprechen, dessen Flügel nach Nordosten resp. Südwesten
einfallen. Letztere scheinen beiderseits einen im wesentlichen
entsprechenden Aufbau zu besitzen. In beiden Flügeln ist weder
die obere Hälfte des mittleren, noch der untere Theil des oberen
Jura angetroffen worden, sondern wir können von den auf die
bisher besprochenen Schichten folgenden erst das Tithon als
sicher vorhanden aufführen, welches dann von Gliedern der un-
teren Kreide überlagert wird.
Um zunächst von dem südwestlichen Sattelflügel zu reden,
so ist etwa an der Quelle des vorhin erwähnten Arroyo Torre-
cillo, am Westfuss des Cerro colorado, ein Aufschlusspunkt vor-
handen, der sowohl mit Rücksicht auf die dort angetroffene Fauna,
als auch auf den petrographischen Charakter des Gesteins genau
dem Niveau entspricht, welches wir im Ostflügel bei Rodeo viejo
und am Arroyo Pequenco namhaft zu machen haben werden. Das
Gestein besteht hier wie dort aus harten, schwarzen Kalken, grau
angewittert, sowie aus bräunlichen oder gelblich grauen Mergeln.
Die aus den Schichten vom Westfuss des Cerro colorado stam-
menden Arten sind folgende:
Haploceras rasıle var. planiuscula Zırr‘,
Perisphinetes Kokeni nov. spec.,
—- conf. Richter! OPp.,
— spec.,
Aptychus spec.,
Alaria acutecarinata nov. spec.,
Patella spec.,
Ostrea spec.,
©»
—]
Ha
Anomia Koeneni nov. spec.,
Pecten conf. concentricus DER.,
Arca magnafice-reticulata BoEHM,
Cercomya angustıssima Nov. SPec.,
Astarte strambergensis BoEHM,
Lucina fragosa Tor.
Ein Vergleich dieser mit den bei Rodeo viejo angetroffenen,
weiter unten zu erwähnenden Arten lässt die Annahme der Gleich-
alterigkeit der Schichten beider Fundorte unbedenklich erscheinen.
Die Altersbestimmung lässt sich allerdings nicht genügend nach
obigem Verzeichniss allein durchführen (wenn auch hier Formen
wie Haploceras rasıe, Astarte strambergensis, Arca magnifice-
retrculata auf Tithon hinweisen), sondern kann erst unter Zuhülfe-
nahme der Fauna von Rodeo viejo erfolgen.
Auf diese Schichten scheint sich direct die untere Kreide
aufzulagern, wenigstens deutet ein Fundpunkt unweit des vorigen
darauf hin. Es ist dies eine Stelle auf der Westseite des Ge-
birgszuges zwischen Rio Malargue und Valle hermoso am Passe
(Portezuelo) de CGarqueque, zehn Kilometer westlich von den
Tithonschichten am Arroyo Torrecilloe. Hier sammelte Dr. BopEn-
BENDER neben einem Ammoniten-Windungsstück und einer Peeten-
Art (beide unbestimmbar) zahlreiche Exemplare der für das untere
Aptien so sehr charakteristischen Serpula Phillips! Rem.
Im Ostflügel wurde westlich vom Fuerte San Martin,
am Cerro de la Mesa eine Aufschlussstelle, der schon oben er-
wähnte Rodeo viejo (alter Viehsammelplatz) von Dr. BODENBENDER
angetroffen, welche eine reiche Tithonfauna lieferte. Die hier
anstehenden Gesteine sind denen am Westfusse des Cerro colo-
rado vollkommen entsprechend, wie schon hervorgehoben wurde.
Die Schichten am Rodeo viejo haben folgende Arten ergeben:
Hoplites mendozanus nov. spec. (dem Privasensıs sehr
nahe verwandt),
— Köllikeri Opp.,
— protractus noV. Spec.,
— conf. progenttor OpP.,
— calistordes nov spec., (dem H. calsto und H.
carpathicus nahe verwandt),
e— Oppeli Kınıan. (= calisto ZITTEL),
Haploceras elimatum Opp.,
— rasıle var. plandiuscula ZiTT.,
Pertsphinctes Lotharl OPPEL,
— cf. contıguus CArT.,
— torguatus SoW.,
375
Perisphinctes Garnieri FoNT.,
— vergulatus QUENST.,
— Andium STEINMANN,
— stenocyelus FONT.,
— Kokent nov. spec.,
== @eron ZITTEL,
— Richter! OPPEL,
— cf. Roubyanus FonT.,
Aptychus punctatus VOLTZ,
Anomia Koenenti nov. spec.,
Emarginula .spec.,
Turbo Bodenbendert nov. Spec.,
Arca magnifice - reticulata B&HMm,
Astarte aequilatera nov. Spec.,
Lucina conf. plebeja LoRr.,
— argentina nov. spec.
Dieses Verzeichniss zeigt unter den Perisphineten zunächst
eine Reihe von Arten, welche schon den TZenurlobatus- Schichten
(resp. dem Kimmeridge) eigenthümlich sind, so z. B. Pertsphenctes
Lothari, P. torgualus, P. Garniert, P. virgulatus. Eine weitere
Reihe von Formen gehört in Europa dem Untertithon an (ältere
Cephalopoden führende Schichten Zırrer’s), so vor Allem Perr-
sphinctes Geron, P. Richtert, P. contiguus, Haploceras rasıe var.
slanwuscula, während eine dritte Reihe, insbesondere die Ver-
treter des Genus Hoplites auf entschiedenes Obertithon (Stram-
berger Schichten Zırrer'’s) hinweist.
Dem Verfasser ist es nicht gelungen, aus dem petrogra-
phischen Verhalten des ihm zu Gebote stehenden Materials das
Vorhandensein verschiedener Stufen in den Schichten von Rodeo
viejo nachzuweisen, sodass er nicht mit Sicherheit die Frage
zu entscheiden wagt. ob die Temurlobatus- (event. Acamthicus-)
Zone, das untere und das obere Tithon sich in getrennten Schich-
ten dort überlagern, oder ob die BopEnBENDER schen Funde einer
einzigen Schicht entstammen. Ohne eine sorgfältige Untersuchung
an Ort und Stelle wird diese Frage sich nicht endgültig lösen
lassen. Doch möchte er Folgendes zu Gunsten der letzteren
Annahme anführen:
1. Das Vorhandensein getrennter, sich überlagernder Schichten
(soweit BODENBENDER sie gesehen und ihnen seine Ver-
steinerungsstücke entnommen) ist wegen des gleichartigen
petrographischen Charakters unwahrscheinlich.
2. Das Vorhandensein einer typischen Tenurlobatus- (Acan-
thrcus-) Zone ist nicht anzunehmen, da wohl eine Zahl der
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 2. 95
_
376
in Frage kommenden Perisphincten aber keine einzige Op-
pehia und kein einziger Aspidoceras sich gezeigt hat.
5. Eine Vermischung ober- und untertithonischer Formen ist
in Europa eine an vielen Orten beobachtete Thatsache
(Ardeche, Mont Ventoux, Lemenc et Aizy u. a.), des glei-
chen eine Mischung von Arten der Tenuzdlobatus-Zone mit
solchen des Tithons (KıLıan, Montagne de Lure).
Es ist also sehr wahrscheinlich das Vorkommen bei Rodeo
viejo ein neues Beispiel dieser in jüngerer Zeit namentlich von
Toucas!) und Kınıan?) beobachteten und beschriebenen Misch-
faunen im Tithon. Wollen wir dieser Annahme Raum geben
(und es will mir scheinen, als ob wir dazu berechtigt seien), so
dürften die Schichten von Rodeo viejo dem mittleren Tithon,
wie es Toucas charakterisirt hat (Ardescien, gleichbedeutend mit
der unteren Zone der Pygope janztor, unteren Stramberger Schich-
ten) entsprechen.
Südöstlich von der oben beschriebenen Stelle am Rodeo viejo
erbeutete Herr BODENBENDER am Arroyo Pequenco (zwischen Rio
Salado und Rio Malargue) unweit der Villa Beltran eine grössere
Zahl von Versteinerungen, welche auf 3 Schichten vermöge, ihres
Gesteinscharakters und ihres paläontologischen Verhaltens schliessen
lassen. Von diesen wollen wir zunächst derjenigen Erwähnung
thun, deren Beschaffenheit mit den oben besprochenen Schichten
von Rodeo viejo in hohem Grade übereinstimmt.
Die Zahl der hierher gehörenden Petrefacten, ausschliesslich
Ammoniten, ist keine erhebliche, aber doch ausreichend, um die
untere der von BODENBENDER am Arroyo Pequenco angetroffenen
Schichten als gleichalterig mit dem Tithon von Rodeo viejo zu
erklären. Neben einigen unbestimmbaren Perisphineten stammen
von hier:
Hoplites calistordes nov. spec.,
Perrsphinctes contiguus WAAg.,
— conf. Dorae STEIMANN,
En cf. Roubyanus Font.,
— vergulatus QUENST.
Das Auftreten des Tithons in Südamerika ist bislang nur
einmal von STEINMANN (Neues Jahrbuch, 1881, I, p. 132) und
zwar durch das Vorkommen des Perisphinctes senex OrP. con-
statirt worden, während Lias und mittlerer Jura wiederholt in
!) ToucAs. Faune des couches tithoniques de l’Ardeche. Bull.
de la soc. Fr., HI serie, 18. Band.
?) Kırıan. Montagne de Lure. Annales des sciences geol., 19. Bd,
977
reichen Faunen angetroffen wurden. Wenn es daher Herrn Dr.
BODENBENDER gelungen ist, bei Rodeo viejo, Rio Malargue und‘
Arroyo Pequenco Schichten zu entdecken, in denen wir eine
reiche Tithonfauna nachzuweisen vermochten, so dürfte diese
Thatsache schon an und für sich Interesse erwecken. Aber auch
mit Rücksicht auf die Darstellung, welche NeumAyr bekanntlich
über die gesammte Verbreitung des Jura auf der Erde geliefert hat
(Erdgeschichte, Bd. I, p. 330 — 331), geben die Befunde von
Rodeo viejo Anlass zu Bemerkungen allgemeiner Art.
NEUMAYR stellt die Theorie auf, dass auf der südlichen He-
misphäre die Ausbildung des Jura in den nämlichen drei Zonen,
einer äquatorialen, einer gemässigten und einer polaren, erfolgt
sei wie auf der nördlichen Halbkugel. Der verschiedene Cha-
rakter dieser Zonen sei durch klimatische Verhältnisse bedingt
worden. Neumayr will die äquatoriale Zone mit alpin entwickel-
tem Jura bis zum 20. Parallelkreise in Südamerika reichen lassen
und stellt direct die Behauptung auf, dass südlich dieses Parallels
in Südafrika, Südamerika, Neuseeland und Neuholland keinerlei
Localitäten mit alpinem Jura bekannt seien, sondern die bekann-
ten Faunen jenseits dieser Grenze mitteleuropäischen Charakter
trügen.
Die von uns jetzt vorgelegte Tithonfauna gehört schon als
solche dem alpinen Jura an. Die Fundorte liegen aber mehr als
15 Breitengrade südlicher als NrumAyYrRr seine Grenzen alpinen
Juras zieht. Sollten sich ähnliche Tithonfunde in nämlicher
Breite auf der südlichen Halbkugel wiederholen, so würde zum
wenigsten die Neumayr’ sche Grenze sehr wesentlich zu verlegen
sein, zumal wir später zu zeigen haben werden, dass auch der
mittlere Jura einer noch südlieher gelegenen Localität alpinen
Charakter trägt, indem er sich den Schichten am Cap San Vigilio
als äusserst ähnlich erweist.
Neben den dunkeln tithonischen Kalken zeigen sich am
Arroyo Pequenco hell grauröthliche, ziemlich feste Kalksteine, in
denen vorzugsweise Exogyren gefunden wurden. Es sind dies
srosse Formen, die mit der E. Oowlon! Derr. und ihren Varie-
täten völlige Uebereinstimmung zeigen. Ausserdem fanden sich
hier neben einer grossen Zahl nicht bestimmbarer Krebsscheeren-
glieder eine schlecht erhaltene Zrigonia, die vielleicht als 7! ak-
formis PARK. gedeutet werden kann, eine Rihynchonella und endlich
eine Mytilus-Form, welche mit Mytedlus Cuviere MaTH. (sublineata
DORB.) gut übereinstimmt.
Der Umstand, dass in diesen Schichten keine Cephalopoden
sefunden wurden, gestattet uns nicht, diese Schichten mit völ-
liger Sicherheit einer bestimmten Zone im Neocom zuzutheilen,
2b"
378
Vielleicht gehören sie der oberen Abtheilung desselben an, um
so mehr als auch BAayız und CoqguAanp von Arqueros in Chili
die nämliche Zxogyra mit Orioceras Duvali zusammen vorkom-
mend namhaft gemacht haben.
Neben diesen Exogyren-Bänken traf Dr. BODENBENDER end-
lich bei Arroyo Pequenco noch weitere helle Kalke an, den eben
erwähnten sehr ähnlich, aber durch eine Beimengung von Glau-
konitkörnern petrographisch leicht unterscheidbar. Völlig abwei-
chend aber ist die in ihnen vorkommende, zwar sehr individuen-,
aber wenig artenreiche Fauna von der des Neocoms am Arroyo
Pequenco.
Die Erhaltung ist die denkbar schlechteste, da sämmtliche
Schalen aufgelöst sind und nur Steinkerne und ungenügende Ab-
drücke sich vorfinden. Unter den in diesen Kalken vorkommen-
den Arten zeigen sich einige Pelecypoden und Gasteropoden,
welche sich, soweit der Erhaltungszustand das zu beurtheilen
gestattet, eng an die von Wırae (Contribuicoes a Paleontologia
do Brazil, Archivos do Museo Nacional do Rio de Janeiro,
Band VII) geschilderte, angebliche Kreidefauna anschliessen.
Es sind dies Cardıla morganıana Rarag., Cardia sp., Tur-
ritella sylviana Harr., Tylostoma conf. ovatum SHARPE (von
welcher Gattung zwar WırHr nicht speciell diese Art, wohl aber
das nahe verwandte 7. Zorrubta und T. globosum SHARPE auf-
führt). Diese Arten kommen neben einer grossen Zahl sonst noch
von Wırur angegebener Formen in der Provinz Pernambuco bei
Maria Farinha vor und lassen es nicht zweifelhaft, dass wir es
dort nicht mit Kreideschichten zu thun haben, wie WıruE es
meint. Das zeigt vor Allem das Zusammenvorkommen von Pseu-
doliva decordata (als Harpa von Wırur beschrieben) mit Formen
wie Scalarta Gardner! Wırae und vor Allen mit den so merk-
würdigen Cerithien (C. Pedroanum und C. Hartiu Wırur), welche
auf das bestimmteste an Formen des Paleocäns erinnern, wie es
etwa bei Mons bekannt geworden ist.
Bestärkt werden wir in dieser Ueberzeugung dadurch, dass
in Maria Farinha kein Ammonit oder Belemnit vorgekommen ist?).
Wir stehen daher nicht an, auch die Glaukonit führenden Kalk-
schichten von Arroyo Pequenco als ältestes Eocän anzusprechen.
Eine etwa 15 Kilom. südsüdöstlich liegende Fundstelle am
Arroyo Loncoche hat nur eine Zahl glatter, diekschaliger Austern
!) Als einzigen Cephalopoden führt WırhE einen Nautilus auf,
den er als N. Sowerbyanus D’ORB. beschreibt, der aber mit der Ab-
bildung D’ORBIGNY’s nicht übereinstimmt und sich ebenso gut als N,
imperialis Sow. (Eocän) deuten liesse.
379
von Jlänglicher Form und geradem Wirbel geliefert, die eine
Altersbestimmung der betreffenden Schichten nicht erlauben.
Fassen wir das bisher Gesagte noch einmal kurz zusammen,
so stellt sich das Schichtensystem am Rio salado und Malargue
als ein Sattel dar mit südöstlich — nordwestlichem Streichen, in
dessen Mediane Lias und mittlerer Jura angetroffen wird, dessen
südwestlicher Flügel Tithon und, ihm aufgelagert, Neocomschichten
enthält, während der Ostflügel Tithon (an mehreren Stellen), dar-
über Schichten mit Kxogyra Coulon! und endlich tiefstes Eocän
aufzuweisen hat.
Ich will nochmals hervorheben, dass dieses Resultat nur auf
dem Wege der Construction an der Hand einer nicht sehr cor-
recten Karte und der Petrefactenfunde gewonnen wurde. Mög-
licher Weise würde sich die Auffassung über die Lagerung der
Schichten durch sorgsame Untersuchung an Ort und Stelle sehr
wesentlich verschieben.
Beschreibung der in obigen Schichten angetroffenen
Versteinerungen.
Lias
vom Rio Salado und Portezuelo ancho
[zwischen Arroyo de las Yarretas (Valle hermoso) und Arroyo
del Portezuelo ancho und Rio salado].
A. Cephalopoda.
Arvetites impendens Young u. BirD.
Young u. BIRD, Geolog. Surv. Yorksh., p. 266. — Sımpson, Mo-
nographie of Amm., p. 52. — TATE u. BLARE, Yorksh.
Lias, p. 290, t. 6, f. 7. — WRrıGTH, Lias Amm., p. 302,
t. 22a, f. 15.
Durchmesser Höhe der Wind. Nabel
23 mm 8 mm 8,8 mm.
Die stark zusammengedrückte Form mit rechteckigem Quer-
schnitt der Windungen, flachen Flanken, welche sich von einer
senkrecht zur Naht einfallenden Nahtfläche ohne scharfe Kante
absetzen, trägt auf der Externseite einen deutlichen Kiel, neben
welchen zwei Furchen laufen. Die Involution beträgt etwa °/z
der Windungshöhe. Der Nabel ist ziemlich weit, etwa 37 pCt.
des Durchmessers.
Die Sculptur besteht aus eng gestellten, meist einfachen,
scharfen Rippen. die parallel und radial gerichtet sind, aber an der
Externkante scharf nach vorn biegen und fast bis zur folgenden
380
Rippe herantreten. Die Scheidewandlinien Hessen sich nicht
beobachten. |
Die Form entspricht der Abbildung Wrigrr’s, 1. c., f. 4 in
sehr erfreulicher Weise.
Fundort: Portezuelo ancho.
Amaltheus Guibalianus D’ORB.
D’ORBIGNY, Pal. franc. terr. jur., t. 73. — WRIGTH, Lias Ammon.,
P. ‚885, t. ‚48.
Durchm. Höhe der Wind. Dicke ders. Nabelweite.
28 mm 14 mm 6 mm 7,5 mm.
Diese hochmündige, sehr comprimirte Form zeigt einen ziem-
lich engen Nabel (27 pCt. des Durchmessers), flach gewölbte
Flanken, die auf der Externseite zu einer kielartigen Schneide
zugeschärft sind, ohne dass gerade ein eigentlicher, deutlich ab-
gesetzter Kiel vorhanden wäre. Eine Nahtfläche lässt sich nicht
beobachten, auch die Involution kann nicht angegeben werden.
Die Sculptur besteht aus ziemlich eng gestellten (etwa 30)
Rippen, welche, bis auf ganz vereinzelte, ungetheilt sind. Die-
selben sind leicht /-förmig gebogen und zeigen in der Nähe des
Kiels eine grössere Vorbiegung, verschwinden aber kurz bevor sie
denselben erreichen. Doch tritt an ihre Stelle eine feine, vor-
wärts gerichtete Streifung, die über den Kiel hinwegläuft, wie
das schon p’OrBIGny ‚angiebt. — Scheidewandlinien sind nicht
erkennbar.
Die vorliegende Form ist dem A. Guibahlanus D’ORB. äusserst
ähnlich, doch soll nicht verschwiegen werden, dass auf der Ab-
bildung WrigrtHus ein deutlich abgesetzter Kiel gezeichnet ist,
während p’Orgıgny denselben weniger markirt angiebt; die auf
den angeführten Abbildungen angegebene Interposition kleiner Rip-
pen ist schon bei unserem, übrigens noch jugendlichen Exemplar
angedeutet; vielleicht ist die etwas abweichende Beschaffenheit des
Kieles auch auf dies jugendliche Stadium zu schieben, wahrschein-
licher aber durch den Umstand zu erklären, dass wir es nur mit
einem Steinkern zu thun haben.
Fundort: Portezuelo ancho.
Oxynmoticeras leptodıscus n. Sp.
Taf. XXI, Fig. 8a —b.
Durehm. Höhe der Wind. Dicke derselben Nabel
25 mm 12,5 mm 4 mm 5 mm.
Diese äusserst hochmündige, stark zusammengedrückte Art
mit flachen Flanken, welche gegen die Externseite hin ganz leicht
381
umbiegen und sich zu einer. kielartigen Schneide zuschärfen, zeigt
einen ziemlich engen (20 pCt.) Nabel. Eine deutliche Nahtfläche
lässt sich nicht erkennen, auch lässt sich die Involution nicht
angeben, doch scheint sie sehr erheblich zu sein. Die Flanken
sind mit undeutlichen Rippen versehen, die bis zur Windungs-
mitte radial und gerade verlaufen, dann einen leichten Bogen
nach hinten machen, um dann weiter sich schräg nach vorne zu
richten. Hier sind wohl noch kurze, undeutliche Externrippen
eingeschoben. Um den Nabel herum ist die Berippung sehr ver-
wischt. Durch das Hinüberlaufen der Rippen über die kielartige
Schneide erscheint diese leicht wellig-knotig.
Die Scheidewandlinie ist nur unvollkommen zu beobachten,
zeigt aber doch den Oxynoticeras-Charakter, einen sehr breiten,
durch einen grossen Secundärlobus zweitheiligen Externsattel,
einen wenig zerschlitzten, breiten, aber nicht tiefen, zweitheiligen
ersten Seitenlobus, der höher ist als der Externlobus. einen klei-
nen, einfach gebauten zweiten Seitenlobus, dem wohl noch meh-
rere unbedeutende Hülfsloben folgen, deren Niveau sich deutlich
nach vorn biegt.
Nahe verwandt sind unserer Form Ox. oxymotus QUENST.
und Ox. Simpsoni Berau., doch ist die Art der Zuschärfung der
Aussenseite eine andere, indem bei den genannten Arten unter-
halb des Kiels eine Excavität auftritt, unterhalb welcher eine
stumpfe Kante bemerkbar ist, wovon bei O«x. leptodiseus nichts
zu sehen ist. Das ist auch der Grund davon, dass der Kiel bei
unserer Form nicht so fein zugeschärft ist. Auch ist bei Ox.
‚Simpson! und Ox. oxynotus der Nabel viel mehr vertieft und
eine deutliche Nahtfläche vorhanden.
Fündort: Portezuelo ancho.
Ammonites sp.
Ein Abdruck von Portezuelo ancho gehört einer stark zu-
sammengedrückten Ammoniten-Form mit hohem Kiel und flachen
Flanken an. Die Windungen sind mit leicht f-förmig gebogenen,
dicht gestellten, scharfen Rippen versehen, die fast bis zum Kiel
herantreten, sich dann aber in ein System feiner Streifen auf-
lösen, welche unter den Kiel hinwegzulaufen scheinen. Der Nabel
ist mässig eng.
Die Form zeigt nahe Beziehungen zu Amm. Victoris Dum.,
Etud. pal., Bd. II, p. 136 und Amm. aballoensıs vD’Ore., ibid.,
p. 141, Formen, welche den Oxynotus - Schichten angehören.
Doch unterscheidet sie sich von beiden durch die f-förmigen
Rippen, die. überdies enger als bei Amm. aballoensis, weiter
und kräftiger als bei Amm. Veetoris sind.
Fundort: Portezuelo ancho.
3832
Belemnites sp.
Ein äusserst schlecht erhaltenes Bruchstück eines Belem-
nites aus Portezuelo ancho gestattet keine Artbestimmung.
B. Gasteropoda.
Chenopus sp.
Ein äusserst schlecht erhaltener Steinkern mit etwa 5 Win-
dungen und einem Gehäusewinkel von 25 — 30° lässt eine Be-
stimmung nicht zu. Auf den Windungen lassen sich zwei Kiele
erkennen, die in Fortsätze ausgehen. Der Kanal ist ziemlich lang.
Fundort: Rio salado.
Cerithium Bodenbenderi n. sp.
Fig. XXI, Fig. 4.
Diese schöne, in einem gut erhaltenen Abdruck vorliegende
Form vom Typus des (©, excavatum n’OrB. besitzt eine Länge
von 44 mm (den nicht erhaltenen Kanal abgerechnet). Die
Schlusswindung hat einen Durchmesser von 11 mm. Die jungen
Windungen besitzen einen Gehäusewinkel von 18°, die alten einen
solchen von 14°, sodass das Gehäuse ein wenig gebaucht erscheint.
Die einzelnen Windungen sind etwa 1'/g mal so breit als
hoch und nehmen nach unten zu an Breite ab, sodass die Win-
dungen ausgehöhlt erscheinen und sich jede Windung von der
folgenden treppenartig absetzt. Der obere wie der untere Rand
jeder Windung wird durch eine Knotenreihe begrenzt, doch ist
die untere breiter, die Knoten hier gröber und weniger zahlreich
als in der oberen Reihe. Zwischen beiden Reihen befinden sich
12 bis 14 feine Spiralstreifen, die auf den ausgehöhlten Par-
tieen der Windungen enger und feiner werden. Die Schlusswin-
dung zeigt auch auf der Fläche unterhalb der Knotenreihe 4
sröbere Spiralstreifen.
Fundort: Portezuelo ancho.
Trochus sp.
Ein Abdruck einer Trochus-Form zeigt etwa vier ausgehöhlte
Windungen, von denen jede 2 Reihen grobe Knoten besitzt. Die
stärkere derselben sitzt am unteren, die obere, schwächere bei
2/3 oder °/a der Windungshöhe. Der Gehäusewinkel mag etwa
50° betragen. Die Form zeigt grosse Aehnlichkeit mit 7. Per:-
nianus D’ORB. (Pal. france. terr. jur. Gastr., t. 310, f. 12—13),
doch sind die schräg gestellten Längsrippen, welche die Knoten bei
dieser Art verbinden, nicht gut an unserem Exemplar ersichtlich.
Fundort: Portezuelo ancho.
385
Actaeonina transatlantica nov. Sp.
Dar XXI, .Kie.'9.
In mehreren Exemplaren liegt eine Actaeonina-Art vor von
länglicher Form mit stufenartig sich absetzenden Windungen.
Die Schlusswindung beträgt wohl mehr als ?/3 des Gehäuses.
Die Windungen sind mit zahlreichen enggestellten und regelmäs-
sigen Spirallinien bedeckt. Spindelfalten sind nicht vorhanden.
Die Form ist der A. (Orthostoma) eylindrata Dum. (Etud. pal.,
Bd. I, t. 20, f. 10) sehr ähnlich; doch ist diese Art um das
Dreifache kleiner als unsere, besitzt viel steilere und breitere
Nahtflächen und eine weniger enge Spiralstreifung. Auch von
A. Drevainı Duw. (ibid., Bd. U, t. 16, f. 12) ist unsere Art
durch die Grösse, sowie durch höheren Apex und enge Spiral-
streifung unterscheinbar.
Fundort: Portezuelo ancho.
Actaeonina ovata Nov. Sp.
Taf. XXIT, Fig. 7.
Diese etwa 21 mm lange, ziemlich bauchige Form mit
grosser, ovale Mundöffnung und ziemlich niedrigem, stufig abge-
setztem Gewinde ist höher als breit. Die Schlusswindung ist
sehr gross; ihre Höhe beträgt °/, der gesammten Höhe. Die
Sculptur besteht nur aus Anwachsstreifen. Eine Spiralstreifung fehlt.
Fundort: Portezuelo ancho.
Natica sp.
Einige Steinkerne einer Natzca - Form lassen eine genauere
Bestimmung nicht zu. Eine Aehnlichkeit mit N. praelonga D’ ORB.
ist allerdings vorhanden. Die Windungen sind getreppt; der
Gehäusewinkel beträgt etwa 45 — 50°.
Fundort: Portezuelo ancho.
©. Pelecypoda.
Pleuromya cf. untordes GoLDF. (non R&mEr, non BrAuns).
GOLDFUSss, Petref. Germ., t. 152, f. 12. — Agassız, Myes, p. 236,
t. 27, £. 9—13. — OPPEL, Jura, p. 174.
Die vordere Hälfte einer Form, welche den Abbildungen von
GoLpruss und Acassız gut entspricht, ist mit regelmässigen und
scharfen concentrischen Rippen bedeckt, die sich stark nach oben
aufbiegen.
Fundort: Rio salado.
384
Pleuromya striatula Acass.
AGASSIz, Myes, t. 28, f. 10— 14. — DUMORTIER, Bass. du Rhöne,
N, 6.108.171 8:%.8 15, 8 W und Aoere
P. liasina SCHUEBL? ZIETEN, Verst., t. 61, f. 2.
P. ?angusta DUMORTIER, Bass. du Rhöne, II, t. 46, f. 1.
Eine ziemlich langgestreckte Pleuromya - Form mit stark
hervorragenden Wirbeln, die sich bei etwa einem Drittel der
Länge befinden, ist beiderseits gerundet. Die verlängerte Hinter-
seite erscheint etwas heraufgezogen. Die Schale ist mit starken
Anwachsstreifen und Falten versehen; dieselben verlaufen auf der
Mitte der Flanken ziemlich gerade, um dann auf dem hinteren
Ende der Schaale stark in die Höhe zu biegen.
Fundort: Rio salado.
Gontomya spec.
Die hintere Hälfte einer ziemlich grossen Goniomya gestattet
eine Artbestimmung nicht. Die Rippen erreichen, ähnlich wie bei
G. seripta und @. anaglyptıca Münst., den Hinterrand nicht,
sondern die Hinterregion ist nur mit den hier stark umbiegenden
Anwachsstreifen versehen.
Fundort: Rio salado.
Pholadomya decorata ZiET.
ZIETEN, Verst., t. 66, f. 2—3. — QUENSTEDT, Jura, t.19, f. 1. —
DUMORTIER, Bass. du Rhöne, III, p. 117. — MascH, Pho-
ladmyen, t. V. f. 7 und t. VII, f. 2—3.
Es sind zwei Bruchstücke einer Pholadomya-Form mit sehr
spitzen eingebogenen Wirbeln, kurzer, gerundeter Vorderseite, die
in allmählige Rundung in die Flanken übergeht. Das Schildchen
ist scharf begrenzt. Auf den Seiten zeigen sich zahlreiche, erst
weiter, dann ziemlich eng stehende Längsrippen, welche von con-
centrischen Runzeln durchschnitten werden. Die Vorderseite ist
ohne Längsrippen. Das Verhalten der Hinterseite konnte nicht
constatirt werden, doch scheint auch diese der Längsrippen zu
ermangeln.
Fundort: Portezuelo ancho.
Pholadomya Acostae BAYLE et Coqu.
BAyYLE et CoQuanD, Chili, t. 7, f£ 5—6.
Ph. Zieteni BAYLE et COQUAND (non Acass.), Chili, t. 7, £ 8.
— DUMORTIER, Bass. du Rhöne, Bd. IV, t. 60, £. 1.
Die zuerst von BAvyrLE und Coguvanp aus dem Lias Süd-
es
ET a u
385
amerikas beschriebene Ph. Acostae liegt in mehreren Exem-
plaren vom Portezuelo ancho vor. Sie ist eine langgestreckte
Form mit verschmälertem klaffendem Hinterende, kurzer Vorder-
seite, welcher die Wirbel nahe gerückt sind und zwar je nach
dem Grade der Verdrückung in verschiedener Weise. Dieselben
sind nach innen gekrümmt. Charakteristisch ist die grosse Zahl
dünner Längsrippen, die am vorderen Theile der Schale nach
unten, am hinteren Theile sehr schräg gerichtet sind. Doch
bleibt der äusserste Theil der Hinterseite von Längsrippen frei
und ist nur mit den hier stark aufbiegenden Anwachsstreifen und
Falten versehen, die auch auf dem berippten Theile sichtbar sind
und die Längsrippen leicht durchkreuzen.
Pholadomya Sp.
Ein Bruchstück einer sehr geblähten Form mit stark zu-
sammengedrückter Hinterseite ohne begrenztes Schildchen mit sehr
regelmässigen, concentrischen, engen Falten und wenigen ganz un-
deutlichen Längsrippen lässt keine Bestimmung zu. Einige Bezie-
hungen hat sie zu der Ph. valangiensis Pıcr. (PıcTErT et CAm-
'PICHE, St. Croix, Bd. IV der Materiaux, t. 106, f. 1--3), welche
Art indessen länger, weniger gebaucht ist und weniger stark ent-
wickelte Wirbel besitzt.
Fundort: Portezuelo ancho.
Homomya obliquata PhsıuL. sp.
PhitLLıps, Geology of Yorkshire, t. 13. f. 15 (Pholadomye). — Du-
MORTIER, Bass. du Rhöne, III, p. 116.
Die stark nach innen gekrümmten Wirbel stehen ganz vorn.
Die Vorderseite ist völlig abgestutzt, der Hinterrand gerundet,
der Schlossrand verläuft ziemlich gerade. Die grösste Dicke der
Schalen liest vorn, die Hinterseite ist zusammengedrückt. Von
den Wirbeln läuft schräg nach hinten eine leichte, furchenähn-
liche Vertiefung. : Die Sculptur besteht nur aus starken concen-
trischen Runzeln, die am Hinterrande stark aufbiegen.
Die vorliegenden Exemplare passen sich recht gut der Ab-
bildung von PriıtLıps an.
Fundort: Portezuelo ancho.
Homomya Bodenbenderi nov. Sp.
Far xx, Ric. TO.
Zwei Exemplare einer Homomya sind von der eben er-
wähnten Art wesentlich verschieden. Sie besitzen eine weniger
abgestutzte Vorderseite, wenn dieselbe auch noch kurz genug ist,
386
doch liegen die Wirbel nicht mehr ganz vorn. Ferner ist her-
vorzuheben, dass die Form viel höher. die Hinterseite kürzer
und stärker zusammengedrückt ist. Von den Wirbeln läuft nach
hinten eine Schrägkante. Auch hier scheint eine seichte Furche
von den Wirbeln auszugehen, doch ist dieselbe gerade nach unten
gerichtet. Die Schale ist mit concentrischen, hinten stark auf-
gebogenen Falten bedeckt. Die Art zeigt nahe Beziehungen zu
Homomya compressa Ag. aus dem oberen Jura, doch ist bei
dieser die Vorderseite noch länger, die Wirbel sind dünner und
spitzer, die Schrägkante scheint nicht vorhanden zu sein.
Fundort: Portezuelo ancho.
Astarte antipodum GIEB.
BURMEISTER u. GIEBEL, Verstein. v. Juntas, p. 135, t. I, £. 5.
Eine in einem Steinkern und zwei Abdrücken vorhandene
Astarte von 25 mm Länge und 20 mm Höhe entspricht im We-
sentlichen der Abbildung Gıegen’s Dass die Vorderseite kürzer
sei, als es die Abbildung zeigt, wie GIEBEL angiebt, kann ich
unserem Exemplare nicht entnehmen. Vor den ziemlich spitzen
Winkeln scheint eine Lunula vorhanden zu sein, die bei GIEBEL
nicht bemerkbar ist. Der Umriss eiförmig rundlich. Die Sculptur
besteht aus fast lamellösen. concentrischen, ziemlich weitläufigen
Rippen. Von Astarte cingulata Terg. ist die Art durch weniger
vierseitige Form, von A. fontis Dumorr. durch grössere Höhe
und spitzere Wirbel genugsam unterschieden.
Fundort: Rio salado.
Lithodomus sp. (?)
Ein nur einschalig erhaltener Zithodomus von langgestreckter
Form, beiderseits gerundet, glatt, nur mit Anwachsstreifen ver-
sehen, bietet keine Beziehungen zu liasischen, bereits bekannten
Arten. Auffallend und die Zugehörigkeit zur Gattung Zrthodomus
in Frage stellend ist der Umstand, dass die Wirbel hinter dem
vorderen Viertel der Länge der Schale sich befinden.
Pseudomonotis conf. papyria QUENST.
QUENSTEDT, Jura, t. 18, f. 31—32. — DUMORTIER, Bassin du
Rhöone ii xx Lan
Der Abdruck einer rechten Schale einer grösseren Monotis-
Form von etwa 31 — 32 mm Höhe und 29 — 30 mm Breite
schliesst sich ohne Zwang an die von DuMmorTIER. |]. c., als Mo-
notis papyria QuEnst. gegebene Abbildung an. Die Schale selbst
(u
VRR
387
wie das grössere hintere Ohr ist mit feinen, völlig gleichen, ra-
dialen, rippenartigen Streifen versehen, die nicht ganz gerade
sind, sondern zuweilen etwas hin und her biegen. Zwischen ihnen
sind äusserst feine Linien eingeschaltet; über alle hinweg zieht
sich ein System sehr feiner concentrischer, eigentlich nur mit der
Lupe erkennbarer Anwachsstreifen. Der Byssusausschnitt des vor-
deren Ohres ist nicht sonderlich erhalten, aber doch als eine
Furche angedeutet, die nach theilweiser Ausfüllung des Aus-
schnittes zurückgeblieben ist.
Fundort: Portezuelo ancho.
Inoceramus conf. substriatus MSsTR.
GOoLDFUSS, Petref. Germ., t. 109, f. 2. — OPPpeEL, Mittl. Lias
Schwabens, t. 4, £. 14.
Eine etwas verdrückte linke Schale von eiförmigem Umriss
scheint der genannten Art zuzugehören; leider ist der Wirbel
abgebrochen. Doch lässt die mit ziemlich starken Runzeln und
Anwachsstreifen versehene, nicht sehr ungleichseitige Schale eine
Deutung im angegebenen Sinne zu.
Fundort: Rio salado.
Cucullaea sp.
Das einzige vorliegende Exemplar (Steinkern) gehört einer
ziemlich gleichseitigen, mässig gestreckten Form mit starken,
nach innen gekrümmten Wirbeln.. Der Abdruck der äusseren,
langgestreckten, querliegenden Schlosszähne rechtfertigt die Gat-
tung. Eine Bestimmung der Art war nicht möglich.
Fundort: Portezuelo ancho.
Isocardia sp.
Der vorliegende Steinkern von rundlicher, geblähter Form,
mit stark gekrümmten, sich fast berührenden Wirbeln ist wenig
länger wie hoch. Die Sculptur besteht aus concentrischen Falten
und Anwachsstreifen. Die Form steht der Is. inversa GoLDF.
nahe, ist jedoch geblähter, hat stärker gekrümmte, aber we-
niger hervorragende Wirbel und eine etwas stärker entwickelte
Vorderseite als die letztere.
Fundort: Portezuelo ancho.
Trigonia substriata GIEBEL.
BURMEISTER U. GIEBEL, Verst. v. Juntas, p. 134, t. 2, f. 7.
Der Abdruck einer Trigonta von Portezuelo ancho lässt sich
mit der von GIEBEL gegebenen Abbildung und Beschreibung in
388
wünschenswerther Weise in Einklang bringen. Die Berippung dieser
sehr ungleichseitigen Form mit breiter Area besteht in sehr dün-
nen, entfernt stehenden Rippen, welche am Vorderende der Schale
nach vorn gerichtet und stark nach oben umgebogen sind; an der
Hinterseite sind sie mehr nach unten gerichtet und treten einan-
der ein wenig näher. Die Rippen sind fein gekörnelt. Auf der
äusseren Arealkante zeigt sich eine ziemlich deutliche Körnelung,
die allerdings auf der Gısser’schen Zeichnung nicht vorhanden
ist. Indessen weist derselbe besonders darauf hin, dass diese
Kante von seinem Zeichner nicht richtig wiedergegeben wäre.
Die Area selbst ist ziemlich glatt und nur mit leichten Quer-
falten versehen, die von den schuppigen Knötchen auf der Kante
ausgehen.
Die Unterschiede von der (wie GIEBEL richtig bemerkt) sehr
nahe stehenden 7! striata Sow. beruhen in der breiteren Area,
den dünneren und vor Allem feiner gekörnelten Rippen. Die auf
der Area der Sowergy’schen Form angedeutete Längsfurche ist
bei unserer Art kaum wahrnehmbar, die Querfaltung schwächer
und weniger regelmässig.
Trigonda sp.
Der nicht gut erhaltene Abdruck einer Trigonra - Art vom
Rio salado zeigt Beziehungen zu T. formos« Lye. (T. striata
GoLpr., t. 137, f. 2); sie ist auf den Flanken mit ziemlich eng
gestellten Rippen versehen, welche knotig zu sein scheinen. Die
Area zeigt wie bei der eben erwähnten Art eine Transversal-
streifung.
Leda acuminata QuEnst. (non ZIETEN).
QUENSTEDT, Jura, p. 187, t. 23, f. 14. — GOLDFUSS, Petref. Germ.,
152,1. Te):
L. inflata ZIETEN, Verstein., t. 57, f. 4.
(??) inflata OrPEL, Mitt. Lias Schwab., t. 4, f. 4.
Eine ziemlich geblähte Zeda mit stark zugespitztem Hinter-
ende entspricht der oben eitirten Abbildung Quexstepr’s in
erfreulicher Weise. Der Wirbel findet sich bei etwa °/s der
ganzen Länge der Schale. Letztere ist mit einer sehr feinen
concentrischen Streifung versehen. Die von Oprer 1. c. gegebene
Abbildung weicht sehr wesentlich von der Quexstepr’schen ab,
nicht minder von den Darstellungen Zırrens und GoLpruss',
sodass ich nicht zu entscheiden im Stande bin, ob dieselbe mit
der Quenstepr' schen Form zu vereinigen ist oder nicht.
Fundort: Rio salado.
389
Peceten textorius SCHLOTH.
SCHLOTHEIM, Petref., p. 229. — GoLpruss, Petref. Germ., t. 89,
f. 9. — QUENSTEDT, Jura, t. 6, f. 12; t. 9, f. 18. — Dv-
MORTIER, Bass. du Rhöne, II, t. 13, £. 1.
Die Höhe der vorliegenden Exemplare ist etwas grösser als
die Breite (23 mm zu 19,5 mm). Der Schlosswinkel bleibt unter
einem Rechten. etwa 75°-—-80°. Die (linke) Schale ist flach
gewölbt; die Ohren sind ungleich. das vordere, viel grössere
scheint einen Byssusausschnitt zu haben.
Auf der Schale stehen etwa 22—23 Längsrippen, die min-
destens so breit sind als ihre Zwischenräume. Diese Rippen sind
nicht gleichartig. sondern es wechseln dünnere und dickere. Ob-
schon die Erhaltung keine gute ist, so lässt sich doch deutlich
bemerken, dass die Radialrippen noch von einem System concen-
trischer Streifen durchkreuzt werden, welche auf den ersteren
knotige Schüppchen hervorbringen. Auch auf den Ohren ist bei
einem Exemplar eine deutliche Längsrippung bemerkbar. Die
Form der vorliegenden Exemplare entspricht am besten der Ab-
bildung Dvmorrier's, 1. c.
Pecten sp.
Eine grosse, nicht vollständig erhaltene, flache (linke) Schale
eines stark gerippten Pecten, leider nur auf der inneren Seite
sichtbar, konnte auf ihrer Oberseite nur zum Theil durch Spren-
gung freigelegt werden. Die Art steht dem P. aeqwivalvis Sow.
nahe, ist jedoch durch ganz bestimmte Merkmale von demselben
unterschieden. Der Schlosswinkel beträgt etwa 120°. Die Zahl
der Rippen (11 — 12) ist viel geringer als bei P. aequiwvalws,
aber dieselben sind viel schärfer und mit breiteren Zwischenräu-
men versehen. Ueber beide hinweg läuft ein System feiner, aber
sehr deutlicher Anwachsstreifen; während diese aber bei P. aequr-
valvis in den Interstitien gerade, d. h. senkrecht zu den Rippen
verlaufen, machen sie bei unserer Form einen starken Bogen
nach unten. Die Ohren haben eine mittlere Grösse und scheinen
ausser einer Anwachsstreifung mit (nicht besonders starken) Längs-
rippen versehen zu sein. Kin Byssusausschnitt ist am vorderen
Öhre ersichtlich. Von P. alatus (flache Schale) ist die Art
durch die Form der weniger zahlreichen. schärferen und stär-
keren Rippen unterschieden.
Fundort: Rio salado.
Pecten sp.
Der Abdruck der linken Schale einer flachen Peeten - Art
von etwa 27 mm Höhe und 23 mm Breite zeigt einen Schloss-
390
winkel von etwa 110°. Die Ohren sind mässig gross, beide fast
gleich, das vordere mit leichtem Byssusausschnitt. Die Sculptur
besteht aus feinen, nicht regelmässigen Radialrippen, dergestalt,
dass auf eine feinere eine (selten zwei) gröbere folgt; nur ganz
ausnahmsweise stehen zwei gröbere Rippen neben einander. Ausser-
dem ist eine feine concentrische Streifung vorhanden, die auf den
Rippen selbst eine feine Schuppung hervorbrinst. Auch auf den
Ohren sind diese Anwachsstreifen deutlich zu bemerken; daneben
einige schwächere Längsrippen auf dem hinteren Ohre. Die
Schale hat auch auf der inneren Seite eine entsprechend, wenn
auch nicht so scharfe Rippung.
Fundort: Portezuelo ancho.
Pecten alatus Buch.
Buch, Petref. rec. en Amerique p. Humbold, p. 3, f£ 1—4. — (??)
BAYLE et COQUAND, Me&m. de la soc. geol. de France, II ser.,
Bd. IV, 1 partie, p. 14, t. 5, f£ 1—2. — BURMEISTER u. GIE-
BEL, Verstein. v. Juntas, p. 132, pars.
Es liegen Abdrücke der flachen, sowie ein kleineres Exem-
plar der gewölbten Schale einer Pecten - Art vor, die sich am
besten der Bucm’schen Art zu zählen lässt. Die Längsrippen
sind schmal im Vergleiche mit den breiten Zwischenfurchen, in
welchen keinerlei Zwischenrippen oder Secundärfurchen sich be-
merken lassen. Vielmehr sind sie flach concav und mit feinen
Anwachsstreifen versehen.
Ich kann der Ansicht GıeBEL's nicht beistimmen, dass der
D’ÖrsıcnyY sche P. Dufrenoyi dem echten P. alatus ident sei.
Ist doch die Zahl der Rippen das P. Dufrenoyi eine grössere
(14—17 auf der gewölbten. 14 auf der flachen), die Form der-
selben eine völlig andere, ihre Breite eine weit beträchtlichere.
Die Annahme Gieser's, dass die von D’ORBIGNY. angegebenen
Rippen nur an den Seiten der Schale vorkämen und auf der Mitte
derselben willkürlich ergänzt seien, ist nicht begründet.
Fundort: Portezuelo ancho.
Pecten Dufrenoyi D ORB.
D’ORBIGNY, Voyage en Ameörique merid., p. 106, t. 22, f. 5—9. —
BURMEISTER u. GIEBEL, Verst. v. Juntas, p. 182 pars.
Es liest ein SO mm hohes und ebenso breites Exemplar der
rechten gewölbten Klappe vor, das sich der von D’ÖRBIGNTY |. c.
abgebildeten und beschriebenen Art am besten anschliesst. Der
Wirbel ist hoch und stark nach innen gebogen. Das Exemplar
ist etwas schief, was aber zum Theil auf Verdrückung zu schie-
ben sein mag. Die Schale trägst 13 Rippen, welche die von
391
D’ORBIGNY angegebene eigenthümliche Form besitzen, die darin
besteht, dass sie einen mittleren Kamm haben, an welchen sich
seitlich je eine Art Stufe ansetzt, welche ihrerseits ohne scharfe
Kante in die gerundeten Zwischenfurchen abfallen. In dieser
zeigen sich keinerlei Zwischenrippen oder Secundärfurchen, son-
dern sie sind nur, wie das auch auf der Zeichnung bei p’ORr-
BIGNnY ersichtlich ist, mit feinen, auch über die Rippen laufenden
Anwachsstreifen versehen. Die Zwischenfurchen sind schmäler als
die Rippen (von Seitenkante zu Seitenkante gerechnet).
Was p’Orgıgny mit der in fig. 8, 1. c. gezeichneten Secundär-
furche meint, ist nicht zu verstehen. Weder ist davon in seiner
Beschreibung die Rede, noch in der fig. 5 etwas davon ersichtlich.
Fundort: Portezuelo ancho.
Pecten Bodenbenderti nov. spec.
Taf. XXI, Fig. 3.
Diese grosse dreieckige, etwa ebenso hohe (ca. 90 mm) wie -
breite (85 mm) Form mit rechter, hoch gewölbter Klappe, sehr
kräftigem, eingekrümmtem Wirbel steht den beiden letzten Arten
ziemlich nahe. Die rechte, gewölbte Schale trägt etwa 14
grobe Rippen, von denen die mittleren 9 bis 10 einen recht-
eckigen Querschnitt besitzen und fast senkrecht in die Zwischen-
furchen abfallen. Die letzteren sind flach concav und etwa ebenso
breit wie die Rippen. In der Mitte der Furchen erhebt sich
eine ziemlich feine Zwischenrippe, die aber auf dem Steinkern
selten sichtbar ist. Auf letzterem erscheinen die Rippen schmäler
und gerundeter, die Zwischenfurchen flach gewölbt. Die 2 bis 3
Seitenrippen weichen wesentlich von den mittleren ab und be-
stehen eigentlich aus je einem Paar dicht neben einander liegen-
-der, dünner Rippen. Von den Ohren kann nur constatirt werden,
dass sie ziemlich klein sind, dass auf ihnen schräg nach unten
radiale Rippen verlaufen und dass ausserdem feine Anwachs-
streifen. welche dieselben durchkreuzen, bemerkbar sind. — Ueber
die linke flache Schale ist wegen mangelnden Materials nichts
Zuverlässiges zu berichten.
Fundort: Portezuelo ancho.
Pecten Pradoanus VERN. et CoLL.
Taf. XXIL, Fig. 1a —d.
VERNEUIL et COLLOMB. Bull. de la soc. geol. de France, 2 ser.,
29310: p. 163,.1.,8,.f..4.
Diese wie die drei vorigen Arten stark ungleichklappige
Form ist jedoch viel kleiner als jene. Keines der mir vor-
liegenden, sicher zugehörigen Exemplare dürfte eine Höhe und
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIIl. 2. 265
392
Breite von 35 .— 40 mm überschreiten. Die rechte, gewölbte
Klappe ist, wenn unverdrückt, mässig schief und mit stark ein-
gekrümmten Wirbeln versehen. Dieselbe trägt 13 Rippen, die auf
Kern und Schale ein sehr verschiedenes Ansehen gewähren. Die
Beschaffenheit derselben konnte, obschon ein vollständiges Exem-
plar fehlt, aus guten Abdrücken genügend ermittelt werden. Auf
der Schale sind die Rippen regelmässig dreieckig und sehr
scharf. Dasselbe gilt von den Zwischenfurchen, welche gewisser-
maassen das negative Bild der Rippen geben, sodass ein Profil
durch die Schale eine genaue Zickzacklinie darbietet. Die tiefste
Rinne der Zwischenfurchen ist sehr scharf und scheint oft noch
ein wenig eingeschnitten und vertieft zu sein. Ueber Rippen und
Furchen laufen sehr feine und scharfe, regelmässige Anwachs-
streifen. Auf dem Kerne sind die Rippen ziemlich schmal und
gerundet, keineswegs dreieckig, wenig mehr als halb so breit wie
die flachen Zwischenfurchen. Die linke, flache Schale ist ziem-
“lich gleichseitig, der Winkel, den die oberen Schalenränder mit
einander bilden. ein spitzer. Die auf ihr stehenden 12 Rippen
verhalten sich ganz so wie auf der convexen (rechten) Schale.
Auch hier sind auf dem Kerne die Rippen schmal und erinnern
in nichts an die der Schale selbst. Die Ohren sind ungleich;
das hintere ist grösser als das vordere, an welchem ein Byssus-
ausschnitt nicht deutlich sichtbar ist. Die innere Seite zeigt
am oberen Rande eine Leiste, auf welcher eine Reihe zahnähn-
licher, senkrecht gestellter Hervorragungen bemerkbar ist.
Fundort; Portezuelo ancho.
Pecten Hehli D Ore.
DÖRBIGNY, Prodrome, I, p. 219. — DUMORTIER, Bass. du Rhöne,
T, 'p.' 162, t. 24, £165; H, p: 70 WW 216 2 ae
HI, p. 135.
P. glaber ZIETEN, Verstein., t. 53, £. 1.
Eine Reihe von Exemplaren einer glatten Pecten-Form mit
spitzem Wirbel und einem Schlosswinkel, welcher bald ein wenig
grösser, bald kleiner als ein Rechter ist, dürfte der genannten
Art zugehören. Die Form ist höher als breit, von den Wirbeln
laufen beiderseits den Rändern genähert parallel zwei Falten.
Die Sculptur besteht, abgesehen von einigen ganz leichten
concentrischen Falten, aus einer sehr feinen. nicht scharfen con-
centrischen Streifung (bei einigen Exemplaren lassen sich überaus
feine, aber unregelmässige Längslinien erkennen). Die Ohren sind
klein, einander gleich und ebenfalls glatt. Ein Byssusausschnitt
ist anscheinend nicht vorhanden. Von P. calvus GoLpr. ist die
Form durch grössere Höhe, spitzen Winkel und Gleichheit der
en
393
Ohren, von P. subulatus durch den fehlenden Byssusausschnitt
und die gleich gestellten Ohren unterschieden.
Fundort: Rio salado.
Pecten (Amustum) paradoxus Münst.
GoLDFUSS, Petref. Germ., t. 99, f. 4.
P. inerustatus DEFR., Diet, 34, 253.
P. contrarius BUCH, QUENSTEDT, Jura, t. 36, f. 15 —17.
P. pumilus DUMORTIER, Bass. du Rhöne, IV, p. 95.
Von dieser Form liegt eine Reihe Exemplare (meist Ab-
drücke der Innenseite) vor von kreisrundem Umriss, mässig
grossen Ohren. Auf der Innenseite befinden sich 10—11 gerade,
nicht ganz bis zum Rande reichende Rippen. Die Oberseite ist
mit einer feinen Längsstreifung und sehr undeutlichen, concen-
trischen Linien versehen, wie das DUMORTIER, GOLDFUSS u. Ändere
für die linke Klappe angeben. Die Exemplare haben eine nicht
unerhebliche Grösse, bis zu 24 mm Höhe und etwa gleiche
Breite. Ob die andere Schale nur eine concentrische, aber keine
Längsstreifung besitzt, konnte nicht ermittelt werden. Der An-
sicht Orpper’s, der die von GoLpruss herrührende Trennung der
Formen anerkennt und nicht wie manche andere Autoren Alles
unter P. pumalus vereinigt, habe ich mich hinsichtlich der Syno-
nymik anschliessen zu müssen geglaubt.
Fundort: Rio salado.
Hinnites conf. velatuws GOLDF.
GOLDFUSS, Petref. Germ., t. 90, f. 2. — DUMORTIER, Bass. du
Rhöne, I, t. 4, f£ 1—3. — OPper, Mittl. Lias, t. 4, f. 12.
Die vorliegende, flache Schale in schlechter Erhaltung ist
etwas concav mit einem grossen vorderen, längsgestreiften Ohre
versehen. Auf der Schale selbst befindet sich eine feine, nicht
regelmässige Rippung. Von concentrischen Streifen ist kaum
etwas zu bemerken.
Fundort: Portezuelo ancho.
Ostrea sp.
Ein Steinkern von länglicher Form, stark gewölbt, mit gros-
sem, deutlichem Muskeleindruck lässt eine Artbestimmung nicht zu.
Fundort: Portezuelo ancho.
Ostrea sp.
Eine grössere gewölbte Auster mit radial gestellten, groben
Falten liest in so schlechter Erhaltung vor, dass eine Bestim-
mung unthunlich erscheint.
Fundort: Rio salado.
20
394
Anomia sp. nova.
Die (linke?) Schale einer gerundeten, etwas schiefen, 33 mm
hohen und 30 mm breiten Anomia-Form mit spitzen, wenn auch
wenig hervorragenden Wirbeln, sehr dünner Schale, feinen con-
centrischen Runzeln, ohne Längsstreifung, scheint eine neue Art
zu repräsentiren. Von Anomia numismalis und A. opalinus
QuENST., sowie von. A. pellucıda Terg. (Luxemb., t. 35, f. 2)
ist unsere Art durch ihre Form, den stärker entwickelten Wirbel
verschieden, von A. streatula und A. kasina OPpren durch die
fehlende Längsstreifung.
Fundort: Rio salado.
Gryphaea striata PriLippr (?).
| Taf. XXI, Fig. 5—6.
PrıLippi, Reise durch die Wüste Atakama, p. 144, t. ], £. 10.
Ein Hohldruck aus den Tuffen vom Portezuelo ancho nebst
darin befindlichem Steinkern ist insofern interessant, als er das
Vorhandensein einer gestreiften Gryphaea nachweist. Die Art ist
länglich oval, die grössere linke Schale ziemlich stark gewölbt
und geht in einen stark nach innen gekrümmten Wirbel aus.
Auf der Vorderseite der grossen Schale läuft eine Art Kante
vom Wirbel bis an den Unterrand, vor welchem die Schale steil
abfällt und abgestutzt erscheint. Dieses für Gryphaea charakte-
ristische Verhalten zeigt sich auch auf dem Steinkern. Die
Sculptur der grossen Schale besteht aus einer ziemlich feinen,
nicht regelmässigen Längsrippung, ausserdem sind deutliche An-
wachsstreifen bemerkbar. . Die kleine rechte Schale ist deckel-
artig, flach, von ovalem Umriss. Der am oberen Ende befindliche
Wirbel ist klein und sehr wenig vorstehend. Die Schale ist mit
starken concentrischen Runzeln versehen; ob ausserdem noch eine
feine Rippung vorhanden ist, wie sie die grosse Schale besitzt,
kann nicht constatirt werden. Die Zugehörigkeit der sehr man-
gelhaft abgebildeten und. beschriebenen Form Phıuippr’s zu un-
serer Art ist freilich schwer zu erweisen. Doch glaubte ich bei
der Seltenheit gerippter Gryphaeen einen Zusammenhang beider
Formen annehmen zu müssen.
Gryphaea conf. cymbium Lam.
LAMARK, Hist. nat., Bd. VI, p: 198. — GoLDFuss, Petref. Germ.,
t. 85, f£ 1 und t. 84, f. 3—5.
Ein ziemlich kleines Exemplar einer Gryphaea scheint ge-
nannter Art zugerechnet werden zu können. Der Wirbel dürfte
allerdings nicht sonderlich stark eingekrümmt sein (die Spitze
ET TEEN Sue
395
desselben ist abgebrochen). Die Furche auf der hinteren Seite
der gewölbtem Klappe ist nur schwach angedeutet.
Fundort: Rio salado.
D. Brachiopoda.
Terebratula (Waldheimia) cf. punctata Sow.
SOWERBY, Min. Conch., t. 15, f.4. — DAvıpson, Jur. Brach.,
p. 45, t. 6, f. 1—6. — DESLONGCHAMPS, Pal. franc. Brachiop.,
Mala, tr 128,
Eine in mehreren Exemplaren (meist Steinkernen) vorhan-
dene Waldheimia besitzt in der Jugend flach gerundete, später
eine etwas gewölbtere und geblähtere Form. Der Umriss ist fast
kreisrund, wenig höher als breit. Der Schnabel ist mässig stark
nach vorn gebogen und hat eine ziemlich kleine Oeffnung. Das
Deltidium lässt sich nicht genau beobachten. Der Stirnrand läuft
gerade. Auf der Dorsalseite des Steinkerns sind ein Median-
septum sowie die Zahngruben erkennbar. Die Schale ist deutlich
punktirt. Bei den geblähteren Formen treten einige sehr deut-
liche, grobe, concentrische Runzeln auf.
Fundort: Portezuelo ancho.
Terebratula subovordes Ram.
Re&MErR, Oolitengeb., t. 2, f£ 9. — OPPEL, Mittl. Lias, t. 4, £. 1.
— DESLONGCHAMPS, Pal. france. terr. jur. Brachiop., t. 37,
f. 4—9.
T. (?) subpunctata DAvıpson, Jur. Brach., t. 6, f. 7—10.
T. ornithocephala BAYLE et CoQuAND, Chili, t. 8, f. 12—14.
Die länglich eiförmige, geblähte Form zeigt einen stark ge-
krümmten Schnabel, der ein mässig grosses Foramen besitzt und
sich so dicht über der kleineren Schale befindet, dass das Del-
tidium ganz bedeckt wird. Vom Schnabel abwärts läuft auf der
unteren (grösseren) Schale ein stumpfer, sich indessen im wei-
teren Verlauf verflachender Kiel. Auf der oberen (kleinen) Klappe
tritt nicht selten eine ganz seichte Rinne namentlich bei solchen
Exemplaren auf, bei denen der Stirnrand nicht gerundet, son-
dern gerade oder sogar ausgebogen ist. Eine Einbiegung des
Stirnrandes dagegen in die grössere Schale ist damit nicht ver-
bunden. Die Arealkanten sind nur in unmittelbarer Nähe des
Schnabels zu bemerken, eine deutlich umgrenzte Area ist also
nicht vorhanden. Die Schalen zeigen starke Anwachsstreifen,
die namentlich gegen den Stirnrand hin häufig werden.
Fundort: Rio salado.
396
Terebratula swbovorides Ram. var.
DESLONGCHAMPS, Pal. france. terr. jur. Brach., t. 38.
Eine Reihe von leider verdrückten Exemplaren scheint dieser
von DESLONGCHAMmPS gut abgebildeten, seltenen Varietät mit wul-
stigen, absatzartigen Anwachsstreifen zuzugehören.
Fundort: Rio salado.
Terebratula cf. subnumismalıs Dav.
DAvıpson, Jur. Brach., t. 5, f. 10. — DESLONGCHAMPS, Pal. france.
terr. jur. Brachiop., t. 27—29.
Eine Anzahl ziemlich deprimirter Exemplare einer Wald-
heimia - Art lässt sich keiner der in Frage kommenden Formen
besser anpassen als der erwähnten.
Der Umriss ist gerundet fünfseitig, der Schnabel nur mässig
vorgebogen mit mittelgrossem Foramen. Auf beiden Klappen laufen
vom Schloss gegen den Stirnrand hin zwei Falten. die allerdings
erst auf der unteren Schalenhälfte deutlich werden. Zwischen
denselben befindet sich eine leichte Furche.
Fundort: Rio salado.
Rhynchonella tetraedra Sow.
SOWERBY, Min. Conch., t. 83, f. 4. — DaAviıpson, Jur. Brachiop.,
t. 18, f. 5—10.
In mehreren Exemplaren sind Steinkerne und ein Abdruck
einer sehr geblähten Rhynchonella - Form vorhanden, welche der
R. tetraedra Sow. am besten entspricht. Der Umriss ist ku-
gelig dreieckig, die ventrale, grössere Klappe viel weniger stark
sewölbt als die dorsale, welche einen schmalen, stark hervortre-
tenden, mit 2--3 Falten versehenen Wulst trägt, neben welchem
beiderseits 2— 3 scharfe Seitenfalten sich befinden.
Dem Wulste auf der Dorsalklappe entspricht ein Sinus auf
der ventralen, innerhalb dessen sich 1—-2 Falten befinden. Dieser
‘Sinus bringt auf der Stirnseite eine starke Hinaufbiegung hervor.
Der Schnabel ist stark vorn herüber gekrümmt. Ueber das Del-
tidium und die Area gestattet der Erhaltungszustand keine Aus-
kunft. Die Dorsalschale besitzt ein deutliches Medianseptum.
Unsere Form trägt allerdings eine etwas geringere Zahl von
Falten wie die Sowergy’sche Art; doch bildet Davıpson, Jur.
Brach., t. 18, f. 10 eine Form der Rh. tetraedra ab, die auch
nur 2 — 3 Medianfalten besitzt und überhaupt unseren Exem-
plaren: überaus ähnlich ist.
Fundort: Portezuelo ancho.
397
E. Vermes.
Serpula varticosa noVv. Sp.
ar; SXıl, Fig, 2
Eine freilebende Form mit geraden oder gekrümmten, nur
schwach sich verjüngenden Röhren findet sich vorwiegend in den
Tuffen vom Portezuelo ancho. Die äussere Form der Röhren
ist vierseitig, dergestalt, dass die Kanten fast flügelig hervortreten
und die Flächen vertieft erscheinen. Ausserdem sind in wech-
selnden Abständen (3—10 mm) Wülste sichtbar, welche auch über
die Kanten hinüberlaufen. Der Kern, d.h. die Ausfüllung der
Röhren ist viereckig gerundet und zeigt eine dichte und feine
Querstreifung.. Die Dicke der Röhren schwankt zwischen 1!/e
bis 3 mm. Die Form zeigt gewisse Beziehungen zu Serpula
etalensis Dumorrier (Bass. du Rhöne, I, t. 49, f. 21). Doch
sind hier die Wülste viel regelmässiger, die Röhren nicht vier-
kantig, sondern rund.
Fundort: Portezuelo ancho und Rio salado.
Mehrere Reste von Korallen von Portezuelo ancho entziehen
sich ihrer sehr schlechten Erhaltung wegen einer Bestimmung.
Ein Exemplar, von welchem der Abdruck des Epitheks sowie
einige Septenreste vorhanden sind, dürfte der Gattung Montlı-
vaultıa zugehören.
Ueberdies sind am Rio salado einige Stücke fossilen Holzes
gefunden, die Herr Dr. Conventz als Cedroxylon zu bestimmen
die Freundlichkeit hatte.
Mittlerer Jura
vom ÖOstfuss des Gerro colorado nördlich des Rio
Malargue.
Stephanoceras multiforme GOTTSCHE.
GOTTSCHE, Espinazito, p. 13, t. IL, f. 5—8.
Ein Windungsbruchstück eines sehr deprimirten, stark invo-
luten Ammoniten mit engem Nabel, knotenartigen, kurzen Rippen,
die sich in etwa 3 Externrippen gabeln. Letztere laufen ziem-
lich gerade über den Rücken. Die Form entspricht vollkommen
den Abbildungen Gortscae’s, 1. c., namentlich der fig. 5.
Pleuromya jurassi Acas.
AGassız, Myes, t. 30, ££ 3—10. — GOoTTSCHE, Espinazito, p. 32,
Di |
Mehrere gut erhaltene Exemplare einer Pleuromya stimmen
398
schr gut mit der von GortscHz ]. c. gegebenen Abbildung. Die
Wirbel befinden sich etwa beim vorderen Drittel. Die abgerun-
dete Hinterseite erscheint etwas nach oben aufgebogen. Schale
ist allerdings nicht erhalten, sodass über das Vorhandensein der
feinen Punktirung nichts ausgesagt werden kann.
Tithon
von Rodeo viejo, Rio Malargue (Westfuss des Cerro
colorado) und Arroyo Pequenco.
Haploceras climatum Opr.
OPPEL, Diese Zeitschrift, Bd. XVII, p. 549. — ZITTEL, Paläont.
Mitth... Map. 219 1. Ta und pe169 52T er
Das vorliegende beschalte Exemplar zeigt in genügender
Weise die Merkmale, die ZırreL für die Orrer’sche Art in sei-
ner Beschreibung und Abbildung hervorhebt. Die Windungen
sind stark comprimirt, auf den Flanken flach, ihre Externseite
ist stark gerundet. Zur Naht fallen die Windungen steil, fast
senkrecht ein, ohne dass eine scharfe Kante die Flanken von der
Nahtfläche trennt. Der Nabel ist eng (15 pCt.). Die Involution
sehr erheblich (?/ı der Windungshöhe). Die Sculptur besteht nur
aus feinen, sichelförmigen. in der Mitte geknickten Anwachs-
streifen. welche dann unter starker Vorbiegung über den Rücken
laufen. Einzelne derselben sind in regelmässigen Abständen etwas
stärker. Die Scheidewandlinie konnte nicht beobachtet werden.
Maasse: Durchm. Höhe Dicke Nabel
41,5 mm 235 mm 13 mm 7 mm.
Fundort: Rodeo viejo.
Haploceras rastile Opp. var. planiuscula ZITTEL.
OPPEL, Diese Zeitschrift, Bd. XVII, p. 549. — ZITTEL, Paläont.
Mittheilungen, Bd. II, p. 173, t. 28, f. 3.
Mit der erwähnten Varietät des A. rasde. wie sie von
ZITTEL, ]. c., beschrieben und abgebildet wird, lassen sich die
vorliegenden Exemplare ohne Mühe in Einklang bringen. Die
Windungen von elliptischem Querschnitt haben eine sehr gewölbte
Externseite, flach gewölbte Flanken, die ohne Kante und allmäh-
lich (etwa unter 45°) zur Naht einfallen. Die Nabelweite be-
trägt etwa 22 pCt. (in der Jugend 25 pCt.; etwas weniger als
ZiTTEL es angiebt). Die Windungen sind bis auf äusserst feine,
kaum sichtbare Anwachsstreifen, die auf der Nahtfläche rückwärts
gerichtet sind. auf den Flanken flach f-förmig gekrümmt, glatt,
ein Umstand, der allerdings von den Zırrer'schen Angaben ab-
399
weicht, der von einer völlig glatten Schale spricht. Dagegen
lässt die sehr grosse Aehnlichkeit der Scheidewandlinie bei un-
serem Exemplar mit der von Zırreu 1. c. abgebildeten, die in
ihrer Einfachheit sehr charakteristisch ist und von anderen Hap-
loceras-Arten wesentlich abweicht, die nahe Verwandtschaft unserer
Art mit der angeführten muthmaassen.
Maasse: Durchm. Höhe Dicke Nabel
52 mm 25 mm. 157 mm El.7 mm:
Fundort: Rodeo viejo und Rio Malargue.
Hoplites mendozanus nov. Sp.
Taf. XXV, Fig. 24 — .c.
Ammonites conf. privasensis ZITTEL (?). Paläontol. Mittheilungen,
Bd. I, p. 102.
Die flach-scheibenförmige Art besitzt zusammengedrückte Win-
dungen, die höher als breit sind von fast rechteckigem, nach der
Externseite zu etwas verschmälertem Querschnitt. Die grösste
Dicke befindet sich in der Mitte. Die Externseite ist ziemlich
flach. Die Flanken sind flach gewölbt und fallen steil, fast senk-
recht zur Naht ab, wenn auch ohne scharfe Nahtkante. Die
Involution beträgt etwa °/- der Windungshöhe. Der Nabel ist
mässig weit (32—37 pCt. des Durchmessers).
Die Sculptur besteht aus ziemlich groben, scharf hervortre-
tenden Rippen (etwa 30 auf den äusseren Umgang). welche gleich
an der Naht entspringen und zwar auf der Nahtfläche deutlich
rückwärts gerichtet sind, auf den Flanken jedoch gerade, oft auch
wohl ein wenig nach vorn geneigt verlaufen. Bei zwei Drittel
der Windungshöhe gabeln sich die Rippen in zwei Aeste, doch
bleiben auch nicht selten einzelne Rippen ungetheilt, namentlich
in der Jugend. An der Gabelungsstelle befindet sich nicht selten
ein Knötchen, selbst auf den ungetheilten Rippen an der ent-
sprechenden Höhe. Auf der Externseite enden die Rippen ent-
weder beiderseits mit einer knotenförmigen Anschwellung oder sie
gehen auch wohl, wenn auch unter starker Einsenkung über den
Rücken hinweg, sodass auf der Mitte des Rückens eine deutliche
Furche entsteht, welche namentlich in der Jugend stark vertieft
und zu dieser Zeit innen glatt ist. Die Scheidewandlinie zeigt
einen tief zweispitzigen. von dem breiten, dreizipfligen Haupt-
seitenlobus überragten Externlobus, einen dem ersten ähnlich ge-
bauten zweiten Laterallobus und ziemlich stark zurückweichende
Hülfsloben.
Die Art steht dem A. privasensis Pıcrer (Melanges paleon-
tologiques, Livr. II. p. 84, t. 18, f. 1—2) nahe, lässt sich in-
dessen von demselben doch deutlich unterscheiden und zwar:
400
1. durch die im erwachsenen Zustande nicht mehr glatte
Rückenfurche,
durch die in grösserer Höhe stattfindende Gabelung der
Rippen,
3. durch die geringe Zahl derselben,
4. durch die Rückwärtsrichtung der Rippen auf der Nahtfläche.
8)
Eine Verwechselung des A. privasensis mit dem echten A.
calısto DOrB. halte ich für ausgeschlossen. da letztgenannte
Form durch engeren Nabel. comprimirtere höhere Windungen und
die flach sichelförmich geschwungenen Rippen sich gut unter-
scheiden lässt. Ob der von Zırteu 1. c. angeführte Ammonites
conf. privasensis zu unserer Art gehört, lässt sich nicht ent-
scheiden, da keine Beschreibung oder Abbildung gegeben wurde,
doch möchte ich die Vermuthung hegen. Der Zırrer’sche A.
calısto ist ebenfalls verwandt, aber durch enger gestellte, tiefer
gegabelte Rippen, grössere Dicke des Querschnitts unterscheidbar.
Auch mit FH. rjasanensis Nıx. (Nıkıtın, Les vestiges de la pe-
riode cretac&ee dans la Russie centrale; Me&moires du com. g£ol.,
Vol. V, No. 2, t. I, f. 1—3) zeigt die vorliegende Form nahe
Beziehungen, doch sind bei der Form Nırıkın’s die Rippen noch
etwas gröber, vor Allem auf der niedrigen Schlusswindung, die
völlig verschieden von der unserer Art ist, überhaupt ist der
Querschnitt der Windungen breiter.
Maasse: Durchm. Höhe d. Wind. Dicke derselben Nabel
‘O0 mm 26 mm 17 mm 26 mm
Fundort: Rodeo viejo.
Hoplites conf. progenitor Opr.
ÖOPPEL, Diese Zeitschrift, Bd. XVII, p. 554. — ZITTEL, Pal. Mitth.,
Bd. I, p. 99, t. 18, f. 3. — FAVvRE, Tithon der Freiburger
Alpen, t. 3, f. 10.
Ein Wohnkammerbruchstück eines Hopliten aus den Schich-
ten von Rodeo viejo zeigt sehr nahe Beziehungen zu der ge-
nannten Form. Um den Nabel herum stehen Knoten, von
denen leicht sichelförmig gebogene Rippen ausgehen, die sich in
verschiedener Höhe, zum Theil schon bald über dem Nabel theilen.
Ueberdies treten noch Zwischenrippen auf, die ihren Ausgang
nicht von einem Knoten nehmen. sich aber trotzdem gabeln kön-
nen. Auf der Externseite sind die Rippen unterbrochen und es
entsteht dadurch eine deutliche Furche. Von der Zırreu’schen
Abbildung zeigt unser Exemplar einige Unterschiede, welche in
der grösseren Dicke. sowie in den weniger geschwungenen Rippen
bei letzterem bestehen und wohl dadurch erklärt werden können,
401
dass wir es mit einem Wohnkammerstück zu thun haben, auf
welchem ein abweichendes Verhalten der Sculptur ganz ge-
wöhnlich ist.
Hoplites Köllikeri Opr.
OPPEL, Diese Zeitschrift, Bd. XVII, p. 555. — ZITTEL, Pal. Mit-
theilungen, Bd. 1, p. 95, t. 18, f. 1—2.
Diese charakteristische Form liegt in einem ziemlich gut
erhaltenen Exemplar vor. Die Windungen haben einen gerundet
siebenseitigen Querschnitt und sind ebenso hoch wie breit. Die
Externseite ist ziemlich abgeplattet, die Flanken sind gerundet
und fallen ohne Nahtkante steil zur Naht ein. Die Nabelweite
ist beträchtlich (44 pCt.) und scheint im Alter noch zuzunehmen,
die Involution nicht erheblich, da nur etwa ein Viertel der
Windungshöhe umfasst wird.
Die Sculptur besteht aus sehr groben, stark geknoteten Rip-
pen, welche direct an der Naht entspringen und annähernd radial
verlaufen. Sie gabeln sich grösstentheils etwas über der Mitte
der Windungshöhe in zwei Aeste, doch kommen auch ungetheilte
Rippen vor. An der Gabelungsstelle befindet sich ein starker
Knoten. Auf der Externseite, über welche die Rippen gerade
hinweggehen (wenn sie auch auf der abgeplatteten Partie dessel-
ben etwas abgeschwächt erscheinen), zeigen sich ebenfalls beider-
seits Knoten und zwar an der Stelle, wo die Externseite sich
von den Flanken mit einer leicht gerundeten Kante absetzt.
Hierbei ist zu bemerken, dass nicht jede Externrippe einen Kno-
ten besitzt, sondern dass ein Knotenpaar auf je 2—3 Paare von
Externrippen kommen. Die Scheidewandlinie war nicht sichtbar.
Maasse: Durchmesser Höhe Dicke Nabelweite
116 mm 38 mm 39 mm 50 mm.
Fundort: Rodeo viejo.
Hoplites protractus nov. sp.
Taf. XXV, Fig. lau. b.
Es liegt von dieser, mit keiner der bekannten Arten des
Tithons irgend ähnlichen Form eine gut erhaltene Wohnkammer-
vor, deren Querschnitt ein Oval darstellt, dessen schmälere Partie
sich nach aussen zu befindet. Die Externseite ist hoch gewölbt,
die Flanken sind gerundet und fallen steil und tief zur Naht ein.
Obschon keine Nahtkante vorhanden ist, so ist doch durch das
plötzliche Anschwellen der Rippen an der Stelle, wo die Flanken
beginnen, eine Art Nahtfläche ausgebildet, auf welcher die schwa-
chen Rippenansätze stark rückwärts verlaufen. Auf den Flanken
402
sieht man ziemlich weitläufig gestellte und kräftige Rippen, welche
zuweilen (und zwar auf der unteren Hälfte der Windung) gegabelt,
meist aber einfach sind. Sie biegen, je mehr sie sich der Extern-
seite nähern, immer stärker nach vorn, sodass die entsprechenden
Rippen rechts und links unter stumpfem oder selbst rechtem
Winkel zusammentreffen. Der Uebergang auf der Externseite ist
allerdings kein winkeliger, sondern ein parabolisch gekrümmter.
Auf der Mediane findet dabei eine leichte Abschwächung der
Rippen statt, die auf der Zeichnung nicht genügend hervortritt.
Zwischen den gröberen Hautrippen ist noch je eine schwächere
etwas verwischte Zwischenrippe eingeschaltet, welche sich meist
schon unterhalb der Mitte gabelt; die Theilrippen werden nach
der Externseite zu deutlicher und laufen in derselben Weise, wie
das an den Hauptrippen vorhin geschildert wurde, über den
Rücken hinweg. Zuweilen fehlen die eingeschalteten Rippen.
Von der Lobenlinie ist nur eine Spur am hinteren Ende
des Wohnkammerstückes zu sehen. Man.kann nur einen ansehn-
lichen Externsattel, einen an seiner Basis sehr breiten ersten
Seitenlobus und einen mässigen zweitheiligen ersten Seitensattel
constatiren.
Am meisten scheint die Form mit Hoplites longinodus Neun.
u. Unmr. (Ammoniten der norddeutschen Hilsbildungen, p. 172,
t. 37, f. 2 u. 3) verwandt zu sein, welcher Art ebenfalls ab-
wechselnd stärkere und schwächere Rippen eigenthümlich sind,
die über die Externseite unter beträchtlicher Vorbiegung hin-
überlaufen. Doch fehlen unserer Art die Knoten auf der Extern-
seite, auch ist bei H. Z/onginodus meist mehr als eine schwächere
Rippe eingeschaltet, die überdies nicht so sehr von den stärkeren
differiren als bei H, protractus. Endlich ist der Querschnitt der
Windung ein anderer, deren grösste Dicke dicht über der Naht,
bei unserer Art jedoch etwa in der Mitte sich befindet.
Fundort: Rodeo viejo.
Hoplites calistordes nov. spec.
Taf. XXIN, Fig. 1a—b.
Diese ausgezeichnete Form zeigt zu H. Calsto v Org (Pal.
franc. terr. jur.. t. 213, f. 1—2) enge Beziehungen. Wir haben
es mit einem flach scheibenförmigen, hochmündigen Ammoniten zu
thun, dessen Windungsquerschnitt sich einem Rechteck nähert. die
Externseite ist ziemlich flach und mit einer Längsfurche versehen,
die Flanken sind ganz flach gewölbt und fallen zur Naht ganz
allmählich ohne jede Nahtkante ein. Die (nicht deutlich abge-
setzte) Nahtfläche fällt höchstens unter einem Winkel von 40°
ein (in der Jugend scheint der Abfall ein steilerer zu sein). Die
403
Involution ist ziemlich erheblich, da die Hälfte der Windungen
bedeckt wird. Der Nabel ist mässig eng (28 pCt. des Durch-
messers).
Die Sculptur besteht aus eng gestellten Rippen, die schon
an der Naht beginnen, auf der Nahtfläche sehr stark nach
rückwärts gerichtet sind (fast im Winkel von 45°, auf der Ab-
bildung ist dies nicht überall entschieden genug dargestellt).
Beim Uebergang der Nahtfläche in die Flanken biegen die Rippen
um und verlaufen etwas radial, aber leicht sichelförmig geschwun-
gen über die Flanken. Bei etwa °/s der Windungshöhe gabeln
sie sich fast regelmässig in zwei Aeste, die bis zur Externseite
laufen, wo sie aufhören und dadurch die oben erwähnte Furche
erzeugen; in späterem Alter gehen die Rippen auf der Mediane
allerdings eingesenkt über den Rücken hinweg.
Die Scheidewandlinie war nicht zu beobachten.
Die Unterschiede von H. Calısto D’OrB. bestehen
1. in der grösseren Dicke der Windungen bei unserer Form,
2. in dem schrägen, wenig steilen Abfall der Nahtfläche,
3. in der sehr deutlichen Rückwärtsrichtung der Rippen auf
der Nahtfläche.
Sehr nahe Beziehungen hat unsere Art auch mit A. carpa-
thicus ZitteL sp. (Pal. Mitth., t. 18, f. 4, 5). Die eben unter
2 und 3 aufgeführten Unterschiede gegen H. Calisto gelten auch
als Unterscheidungsmerkmale gegen H. carpathicus, bei welcher
Form nach der Zırrzv’schen Abbildung einmal die Nahtfläche
recht steil abfällt, zweitens die Rippen auf derselben keine Rück-
wärtsrichtung zeigen.
Der von Tovcas (Faune de couches tith. de !’Ardeche, t. 17,
f. 10— 11) dargestellte Hoplites carpathicus scheint von der Zır-
TEL’schen Originalform wesentlich sich zu unterscheiden und viel-
leicht unserer Art zuzurechnen zu sein, zumal (namentlich in
fig. 11) die Nahtfläche nicht mehr steil einfallend gezeichnet ist
und auf ihr die Rippen eine Rückwärtsbiegung zeigen.
Maasse: Durchm. Höhe d. link. Wind. Dicke ders, Nabelweite.
75 mm 3l mm 21 mm 21,4 mm.
Fundort: Rodeo viejo und Arroyo Pequenco.
Hoplites (?) Oppeli Kır. sp.
Taf. XXIII, Fig. 2a—b.
Kıtıan, Andalousie, p. 662 (Perisphinctes).
2? Perisphinctes Oalisto ZITTEL (non D’ORB.) (Pal. Mittheil., Bd. II,
mo A),
Die vorliegende Art stellt eine Mittelform zwischen. Ammo-
404
nites transıtorius Orr. und A. Calisto D’OrB. dar, mit welcher
letzterer sie in der Jugend Beziehungen darbietet, während ihre
Altersform sich der Orper’schen Art nähert.
Der Querschnitt der Windungen ist im Alter elliptisch derart,
dass die in der Mitte befindliche Dicke etwa °/ı der Windungs-
höhe beträgt. In der Jugend ist der Querschnitt schmäler, mehr
rechteckig, die Flanken sind dann wellig flach und fallen sehr
steil zur Naht ein. Auf den älteren Windungen sind die Flanken
gewölbt und fallen (ohne jede Nahtkante) steil zur Naht ein. Die
Externseite ist hier deutlich gerundet, eine Furche nicht mehr
deutlich, sondern kaum durch eine leichte Depression der Rippen
auf der Mediane angedeutet. während in der Jugend eine überaus
deutliche und vertiefte Furche vorhanden ist. Die Involution be-
trägt etwa !/ı der Windungshöhe, die Nabelweite etwa 40 pCt.
des Durchmessers.
Die Sculptur besteht in scharfen, schmalen Rippen, die sich
bereits auf der Nahtfläche zeigen, hier leicht rückwärts gerichtet
sind. auf den Flanken gerade, wenn auch leicht vorwärts ge-
richtet, verlaufen. Genau in der Mitte gabeln sich die Rippen
in zwei Theilrippen, die, wie schon erwähnt, auf der Externseite
in der Jugend eine Unterbrechung, später eine Depression erlei-
den. Höchstens noch bei 70 mm Durchmesser ist eine Extern-
furche deutlich ausgeprägt. Eine Einschaltung ungetheilter Rip-
pen gehört zu den Ausnahmen.
Die Scheidewandlinie konnte nur zum Theil beobachtet wer-
den. Man sieht in ihr nur das Vorhandensein eines sehr breiten
1sten Lateralsattels, eines nicht sehr hohen, dreizipfeligen 2ten
Laterallobus, der völlig gerade steht und dem noch einige un-
deutliche, anscheinend nicht zurückweichende Hülfsloben folgen.
Dass die von ZırreL unter dem Namen A. calisto (Ceph.
d. Stramberger Schichten, t. 18, f. 1—4) abgebildete Art nicht
der p Orsıcnvr'sehen Form entspricht, lehrt eine sorgfältige Prü-
fung der Abbildungen, wird aber auch vom Verfasser selbst zum
Theil hervorgehoben. Kırıan (l. c.) hat den oben erwähnten Namen
für die Zrrrev'sche Art vorgeschlagen; eine sorgfältige Untersu-
chung lehrt, dass dieselbe wohl nur die Jugendform unserer Art
von Rodeo viejo ist, da sie sich von den inneren Windungen der
letzteren so gut wie gar nicht unterscheidet. Die etwas weiter
gestellten Rippen der Zırrer'schen Abbildung auf fig. 1b auf dem
äusseren Drittel des ersten Umganges lassen sich durch den Um-
stand erklären, dass derselbe eine Wohnkammer darstellt.
Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite
95 mm 85 mm 25 mm 37 mm,
Fundort: Rodeo viejo.
405
Perisphinctes Lotharti Opr.
OPPEL, Pal. Mitth., Bd. I, 2, p. 244, t. 67, f. 6. —- DUMORTIER u.
FONTANNES, Tenwilobatus-Zone, p. 91, t. XU, f. 2—3.
Einige Wohnkammerstücke eines Ammoniten aus der Gruppe
des P. polyplocus lassen sich am besten der genannten Art zu-
weisen. Die Dimensionen der Form konnte ich nicht genügend
feststellen, doch liess sich so viel ersehen, dass wir es mit einem
Ammoniten zu thun haben von mässiger Nabelweite, mit compri-
mirt ovalem Windungsquerschnitt, ziemlich flachen Flanken, die
steil zur Naht einfallen.
Die Sculptur besteht aus weitläufig gestellten, regelmässigen
und scharfen Rippen, welche wenig höher als bei einem Drittel
der Windungshöhe in meist 3—4 Theilrippen gabeln. Die Rip-
pen sind leicht gebogen, laufen aber gerade über die Externseite.
Ausser den eigentlichen Theilrippen sind noch Schaltrippen vor-
handen, die_ sich fast bis zur Gabelungsstelle herab erstrecken.
Die Art der Gabelung und Einschaltung ist eine sehr con-
stante, und dieser Umstand lässt die Form von P. polyplocus
selbst am besten unterscheiden, bei welchem die Gabelungsart
der Rippen eine sehr variable ist, überdies in viel grösserer Höhe
geschieht. Am nächsten steht unsere Form dem P. ketor Fonr.,
doch ist auch bei dieser Art die Gabelung eine viel unregel-
mässigere. die Zahl der auf eine Hauptrippe kommenden Extern-
rippen eine viel geringere.
Fundort: Rodeo viejo.
Perisphinctes stenocyclus Font.
FONTANNES, Calcaires de Crussol, p. 58, t. 9, f. 2.
Zwei Exemplare eines Perisphineten vom Arroyo Pequenco
stimmen in allen wesentlichen Punkten mit der Beschreibung und
Abbildung Fontanses’ überein. Die im Querschnitt gerundet
rechteckigen Windungen zeigen eine gewölbte Externseite, ziem-
lich flache, zur Naht etwas steil einfallende Flanken. Die Nabel-
weite beträgt 47 pÜt. des Durchmessers. — Die Sculptur besteht
aus etwa 50 nach vorn gestellten, mässig engen Rippen, die sich
regelmässig etwas oberhalb der Windungsmitte gabeln. Die Theil-
rippen laufen gerade über den Rücken.
Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite
104 mm 85 mm 25 mm 48 mm.
Perisphinectes conf. contiguus Car.
CATULLO, Mem. alp. Venez., arag Da Bit f. 4. —
ZITTEL, Pal. Mitth., Bd. H, p. 228, t. 35, f. 1—2. — FAVRE,
Acamthicus-Zone. Abh. der Schweizer pal. neigen BIS,
p. AB, t. 4, f. 2. — Toucas, Ardeche, t. 14, £ 4:
406
Die Windungen sind gerundet rechteckig, der Abfall zur
Naht ziemlich steil, die Flanken flach, die Externseite gerundet.
Die Involution beträgt etwa '/ı der Windungshöhe.
Die etwas vorwärts gestellten zahlreichen Rippen gabeln sich
etwas oberhalb der Hälfte der Windungshöhe in meist drei Aeste,
die gerade über die Externseite hinweglaufen; doch kommen auch
zweigespaltene Rippen vor.
Ein Windungsstück eines älteren Exemplars weicht von der
typischen Form durch seine Dimensionen ab, verräth aber durch
die Dreitheilung seiner Rippen (wobei die vorderste Theilrippe
tiefer inserirt ist) seine Zugehörigkeit zu P. contıguus. Der Quer-
schnitt ist nämlich etwas breiter wie hoch, ein Verhalten, welches
sich auch bei einem der von ZırtreL in seinen Maassen "ange-
gebenen Exemplare vorfindet!). Von P. Kokent ist die vorliegende
Form unschwer zu unterscheiden, da der erstere viel dicker ist,
die Gabelungsstelle der Rippen höher liegt und dieselben sich
in nur zwei Theilrippen spalten.
Fundort: Rodeo viejo und Arroyo Pequenco.
Perisphinctes Kokeni nov. spec.
Taf. XXIV, Fig. 1—2.
Die Windungen dieser weitnabeligen Form haben einen vier-
eckig-rundlichen Querschnitt, dessen grösste Dicke seine Höhe
etwas übertrifit. Die Externseite ist flach gerundet, die Flanken
sind ziemlich abgeplattet. Von der Nabelgegend an tritt eine
schwache Verschmälerung nach der Externseite zu ein. Die
Flanken fallen ohne deutliche Nahtkante völlig senkrecht zur
Naht ein; die Nahtfläche ist verhältnissmässig breit. sodass da-
durch der Nabel recht vertieft erscheint. Die Involution beträgt
ein starkes Drittel der Windungshöhe, die Nabelweite 41 bis
47 pCt. des Durchmessers.
Die Sculptur besteht aus eng stehenden, etwas nach vorn
gestellten Rippen, die sich oberhalb der Mitte in je 2 Aeste
gabeln, um dann unter leichter Vorbiegung ohne Unterbrechung
über die Externseite zu laufen. Nur ausnahmsweise kommt eine
Dreitheilung der Rippen vor. Auch zeigen sich auf jedem Um-
gange 3 bis 4 schwache Einschnürungen.
Die Scheidewandlinie zeigt einen ansehnlichen, mit zwei
starken Endzipfeln und eben solchen Seitenzipfeln versehenen
Externlobus, welcher den dreizipfeligen Hauptseitenlobus überragt.
Der zweite Seitenlobus ist nur halb so tief wie der erste. Die
!) ZırTEL. Aeltere Cephalopoden führende Schichten, pag. 228,
Exemplar No. c.
407
zwei bis drei Hülfsloben weichen ziemlich stark zurück, der
Externsattel ist gross, zweitheilig, am Grunde etwas verengt; der
erste Seitensattel stark verzweigt, zweitheilig; ähnlich, aber kleiner
ist der zweite Lateralsattel.
Die Art steht dem P. contiguus Car. nahe, unterscheidet
sich aber durch den breiten Windungsquerschnitt und durch den
Umstand, dass die Rippen fast durchgängig in zwei Gabelrippen
spalten, während bei P. contiguus die Mehrzahl der Rippen drei-
spaltig zu sein pflegen. Ferner lässt sich die vorliegende Art
mit P. bathyplocus Waac. (Pal. Ind., p. 195, t. 50, £. 1) ver-
gleichen, dessen Dimensionen mit unserer Form im Wesentlichen
übereinstimmen, dessen Berippung jedoch eine viel weitläufigere ist.
Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite.
39 mm 12 mm 14 mm 16 mm
65 mm 20 mm 2 S mmer 297 mm
116 mm. 54,5 mm 39 mm 54,5 mm
Fundort: Rodeo viejo.
Perisphinctes Dorae STEINMANN.
STEINMANN, Caracoles, p. 279, t. 10, £. 7.
Ein in mehreren allerdings nicht sonderlich erhaltenen Exem-
plaren vorhandene Art schliesst sich ziemlich gut an die von
STEINMANN 1. c. gegebene Abbildung und Beschreibung an. Die
Dimensionen stimmen in erfreulicher Weise. Der Windungsquer-
schnitt ist gerundet rechteckig, viel höher wie breit, der Nabel
ziemlich weit. Die Berippung ist ziemlich grob. Die bei etwa
°/s der Windungshöhe gegabelten Rippen sind leicht nach vorn
gestellt (auf der Abbildung Steınmanns stehen sie gerader!).
Nicht selten sind ungetheilte Rippen eingeschaltet. Die Loben-
linie ist nicht sichtbar.
STEINMANN hat das Lager nicht genau constatiren können,
hält es aber für wahrscheinlich, dass die Form dem Kimmeridge
zugehört.
Fundort: Arroyo Pequenco.
Perisphinctes geron ZiVTEL.
ZITTEL, Aeltere Cephalopoden führende Schichten, t. 35, f. 8.
P. contiguus var. geron ZITTEL, Geogn. pal. Beiträge von BENEKE,
I, p.'147.
Die flach scheibenartige Form mit gerundeter Externseite
besitzt flache Flanken, welche ohne scharfe Suturkante senk-
recht zur Naht einfallen. Die grösste Dicke der Windung be-
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIl. 2. 27
408
findet sich bald oberhalb’ der Naht; der Querschnitt der Windung
erscheint daher trapezförmig.. Die Windungen sind höher als
breit. Die Nabelweite ist mässig (etwa 33 pCt. des Durchmessers).
Die Involution beträgt fast die halbe Windungshöhe.
Die Windungen sind mit sehr feinen. eng gestellten Rippen
(60 und mehr auf die äussere Windung) versehen, die etwas
schräg nach vorn gestellt, sonst aber (von einer Biegung an der
Nahtkante abgesehen) gerade sind. Htwas oberhalb der Mitte
gabeln sich die meisten in zwei feine unter leichter Vorbiegung
über die Externseite laufende Theilrippen. Nicht zu vergessen
sind ferner einige Einschnürungen, die allerdings nicht sehr mar-
kirt sind.
Die Scheidewandlinie konnte nicht beobachtet werden.
Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite
73 mm 29 mm 22 mm) 25, a
Fundort: Rodeo viejo.
Perisphinctes Roubyanus Font.
FONTANNES, Calcaire de Crussol, p. 56, t. 8, f. 6. — STEINMANN,
Caracoles, p. 281, t. 10, f. 6.
Die scheibenförmige, mit wenig höheren als breiteren Win-
dungen von anfänglich rundem, dann oval rechteckig werdenden
Querschnitt versehene Form hat flache Flanken, welche sehr steil
zur Naht abfallen. Die Externseite ist gerundet. Die Nabelweite
ist nicht unbeträchtlich (43 pCt. des Durchmessers). Die Invo-
lution beträgt °/s der Windungshöhe.
Die Sculptur besteht aus eng gestellten, vorwärts gerichteten
Rippen (über 60 auf dem äusseren Umgange), die auf der Naht-
fläche ein wenig rückwärts gerichtet, auf der gerundeten Kante
dann umbiegen und auf den Flanken gerade, aber nach vorn
gestellt sind. Bei etwa °/s der Windungshöhe findet eine Ga-
belung in zwei Theilrippen statt. Einschaltung ungetheilter Rip-
pen ist selten. Ueber die Externseite laufen die Rippen unter
ganz leichter Vorbiegung ununterbrochen hinweg. Auch sind
Einschnürungen in regelmässigen Abständen wahrnehmbar.
Die Scheidewandlinie zeigt einen ansehnlichen Externlobus,
welcher den breiten, wenig zerschlitzten, dreizipfeligen Haupt-
laterallobus überragt. Der zweite Seitenlobus ist ähnlich dem
ersten, aber halb so gross. Die Hülfsloben stehen schief und
treten stark zurück. Sehr ansehnlich ist ferner der zweitheilige
Externsattel, und zwar doppelt so breit als der erste Lateralsattel.
Die Form steht dem P. Geron Zırr. sehr nahe, ist aber
409
durch gröbere Rippen, weiteren, weniger vertieften Nabel leicht
zu unterscheiden. Auch zu P. pouzinenses Toucas (Ardeche,
t. 14, f. 6) sind nahe Beziehungen vorhanden; doch unterscheidet
sich unsere Form durch schiefer gestellte Rippen, sowie durch den
Windungsquerschnitt von dieser Art genügend.
Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite
75:5 mm 23° mm 29 = m 32 mm.
Fundort: Rodeo viejo.
Pertisphinctes virgulatus QUENST.
QUENSTEDT, Jura, t. 74, f. 4. — PIıcTET, Mel. pal., IV, p. 251. —
QUENSTEDT, Schwäb. Ammon., t. 100, f. 5.
Diese feinrippige Art mit gerundeten Windungen, welche fast
so dick wie hoch sind, hat ziemlich flache Flanken, die zwar
sehr steil, aber ohne scharfe Nahtkante einfallen. Die Nabel-
weite ist mässig, etwa 32 — 33 pCt. des Durchmessers. Die
Involution ist erheblich, da etwa die Hälfte der Windungen be-
deckt wird.
Die Sculptur besteht aus sehr feinen, schräg nach vorn ge-
stellten Rippen, die sich in verschiedener Höhe, theils oberhalb,
theils unterhalb der Windungsmitte in 2 feine Aeste gabeln; doch
sind zuweilen, namentlich in der Jugend, ungetheilte Rippen ein-
geschaltet. Ueber die Externseite laufen die Rippen unter leichter
Vorbiegung ununterbrochen hinüber. Ausserdem sind sehr schräg
nach vorn gerichtete Einschnürungen in ziemlich regelmässigen
Abständen (etwa sechs auf einem Umgange) vorhanden.
Der Windungsquerschnitt unserer Form ist vielleicht ein
wenig dicker als der von Quessteor (Schwäb. Amm., t 100, £. 5)
gezeichnete, ein Umstand, der aber nicht Veranlassung geben
kann, die Form neu zu benennen.
Die Scheidewandlinie liess sich nur zum Theil beobachten.
Der Externlobus ist sehr ansehnlich, zweispaltig und überragt den
drejästigen, wenig zerschlitzten Hauptseitenlobus, der Externsattel
ist zweitheilig mit tieferem, innerem Abschnitt.
‘ Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite
53 mm 21 mm 19 mm 17 mm
Fundort: Rodeo viejo.
Perisphinctes Garniert Font.
DUMORTIER u. FONTANNES, Zone & Amm. tenuilob., p. 81, t. 10.
£ 2—3.
Ein kleinerer Perisphincetes mit gerundet vierseitigem Win-
27*
410
dungsquerschnitt, flachen Flanken scheint der von DumorTIER und
FoxTanngs gegebenen Beschreibung und Abbildung gut zu ent-
sprechen. Die Flanken sind flach und fallen (bei gerundeter
Nahtkante) steil zur Naht ein. Die Externseite ist flach gerundet,
der Nabel mässig weit (39 — 40 pCt. des Durchmessers). Die
Involution beträgt ?/s der Windungshöhe.
Die Windungen sind mit sehr eng gestellten, vorwärts ge-
richteten Rippen versehen, welche auf halber Windungshöhe in
zwei feine Theilrippen sich gabeln, doch kommen auch ungetheilte
vor. Die Berippung ist, zumal in der Nähe der Einschnürungen,
etwas unregelmässig. Letztere sind allerdings nicht besonders
tief und ausgeprägt und wie bei voriger Form vorwärts gestellt.
— Die Scheidewandlinien liessen sich nicht beobachten.
Die Form steht dem P. geron sehr nahe, unterscheidet sich
jedoch von ihm durch den niedrigeren Windungsquerschnitt und
weniger tiefen Nabel. Auch zu P. vergulatus zeigt unsere Art
nahe Beziehungen. Doch sind die Einschnürungen weniger tief
und regelmässig, die Flanken viel flacher als bei der letztge-
nannten Form.
Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite
36 mm 13 mm 14 mm 14 mm.
Fundort: Rodeo viejo.
Perisphinctes Andium STEINM.
STEINMANN, Caracoles, p. 275, t. 9. f. 3—4.
(?) Amm. cf. virgulatus QUENST., Schwäb. Amm., t. 100, f. 12.
Ein sehr flacher, scheibenförmiger Perispheinctes von recht-
eckigem, viel höherem als breitem Windungsquerschnitt, ganz ebe-
nen Flanken, die mit völlig gerundeter Kante steil zu dem nicht
vertieften, sondern eher flachen Nabel einfallen, lässt sich recht
gut zu der von STEINMANN |. c. gegebenen Ammoniten-Ärt ziehen.
Die Nabelweite beträgt 41 pCt. des Durchmessers, die Involution
etwa !/s der Windungshöhe und ist dann noch etwas erheblicher
als auf der Abbildung STEInmanN’s.
Die Sculptur besteht in zahlreichen geraden, ein wenig vor-
wärts gerichteten Rippen (50 auf der äusseren Windung), die
sich bei etwa °/s der Windungshöhe in zwei Aeste spalten,
welche ununterbrochen über die Aussenseite laufen.
Einschnürungen sind vorhanden, treten aber nicht zahlreich
auf. An dem vorliegenden Exemplare lässt sich eigentlich auf
dem äusseren Umgange nur eine solche gut wahrnehmen. Die
Scheidewandlinie konnte nur theilweise beobachtet werden. lässt
411
aber einen ansehnlichen dreizipfeligen Hauptseitenlobus und einen
zweitheiligen, unten verengten Externsattel sehen. Der Extern-
lobus scheint kürzer zu sein als der erste Seitenlobus.
Wir glaubten die Bestimmung Steınmann’s für diese Tithon-
form adoptiren zu dürfen, obschon sie in Caracoles von dem
genannten Autor dem Oxford zugetheilt wird, ein Verfahren, das
nicht beispiellos dasteht. (Phyll. Zignodianum bei ZırteL.) Der
sehr ähnliche P. Fischer! Kırıan (Andalousie, t. 28, f. 2) hat
etwas höhere Windungen, nicht vorwärts gerichtete Rippen und
ist mit einem deutlichen Rückenstreifen versehen. Aehnlich ver-
hält sich P. Sautrerd Fontannes (Tenudlobatus-Zone, p. 112).
Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite
45 mm 15 mm 10 mm 18,4 mm.
Fundort: Rodeo viejo.
Perisphinctes torguatus Sow.
SOWERBY, Transact. geol. soc. Lond., Bd. V, p. 719, t. 61. f. 12. —
WAAGEN, Pal. Indie., p. 191, t. 54 (?).
Die vorliegenden Exemplare haben gerundete Windungen,
die ein wenig breiter als hoch sind. Ihre grösste Dicke liegt
etwas oberhalb des Einfalls der gerundeten Flanken zur Naht.
Dieser Einfall erfolgt sehr steil. Die Nabelweite beträgt bei
unserem grösseren Exemplar 40 pCt. des Durchmessers. Die
Involution ist gleich ?/; der Windungshöhe.
Die Windungen sind mit mässig eng gestellten scharfen, aber
dünnen Rippen geziert (etwa 435 auf dem äusseren Umgange), die
sich etwas oberhalb der Mitte der Windung in 2 Aeste spalten,
welche mit leichter Vorbiegung ununterbrochen über den Rücken
laufen. Ausserdem sind noch Einschnürungen bemerkbar, die
allerdings auf der Sowergy’schen Zeichnung 1. c. nicht wahrge-
nommen werden. |
Der Verlauf der Scheidewandlinie konnte nicht constatirt
werden.
Inwieweit die von WAAGEn abgebildete Altersform zu der
von SowErsy benannten Jugendform gehört, lässt sich aus der
Zeichnung nicht mit Zuverlässigkeit ermitteln.
Die Form steht dem 2. Bleicherd LorıoL (LoRIoL et PELLAT,
Etag. sup. de la form. jur. de Boulogne, t. 4, f. 1—2) ebenfalls
sehr nahe, unterscheidet sich aber von dieser Art dadurch, dass
die Windungen etwas breiter als hoch sind, dass die Rippen sich
etwas vorbiegen und sich oberhalb der Mitte gabeln, während sie
bei P. Bleicheri gerade verlaufen und schon etwas unterhalb der
Mitte sich theilen.
412
Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite
77 mm 27 mm 29 mm 31 mm.
Fundort: Rodeo viejo.
Perisphinctes ef. Richtert Opr.
OPPpEL, Diese Zeitschr., Bd. XVII, p. 556. — ZITTEL, Stramb.
Schichten, p. 108, t. 20, £. 9—12. — Ders., Aeltere Cephalop.
führende Schichten, p. 227, t. 33, £. 4—5. — FAYvRE, Tithon
der Freib. Alpen (Schweiz. pal. Ges., Bd. VI, t. 3, f. 3—4).
A. macilentus CATULLO, Alpe Venete, p. 325, t. 7, f. 3c.
Die weitnabelige, leider nur in nicht vollständig erhaltenen
Exemplaren. vorliegende Form zeigt zu P. Richteri sehr nahe
Beziehungen. Die Windungen besitzen einen schmal ovalen Quer-
schnitt, dessen grösste Dicke bald über der Naht liest. Die
Flanken der Windungen sind flach und fallen steil, wenn auch
ohne scharfe Kante. zur Naht ein.
Auf der Nahtfläche entspringen die zunächst ein wenig rück-
wärts gestellten Rippen, die auf den Flanken sich stark nach
vorn krümmen, sich oberhalb der Windungsmitte gabeln (wobei
auch einzelne ungetheilte eingeschoben werden) und auf der Extern-
seite unter sehr starker Vorbiegung winkelig zusammentreten. Auf
der hinteren Hälfte eines der vorliegenden Windungsstücke zeigt
sich hier (d. h. auf der Mitte des Rückens) eine Einsenkung der
Rippen, während auf dem vorderen Theil eine solche Unterbrechung
kaum sichtbar wird. Dieser Umstand, sowie der bei unserer Form
weitere Nabel geben Unterschiede gegenüber der typischen Art,
wie sie ZıTTeL abbildet.
Maasse: Durchm. Höhe d. letzt. Wind. Dicke ders. Nabelweite
100 mm? 30 mm 20 mm 45mm?
Fundort: Rodeo viejo und Rio Malargue.
Aptychus punctatus VoLTz.
VoLTz, Jahrbuch von LEONHARDT u. BRONN, 1837, p. 435. — FAVRE,
Abhandl. d. schweiz. pal. Ges., Bd. VI, p. 42 t. 3, f. 14—15. —
ZITTEL, Stramb. Schichten, p. 52, t. 1, f. 15. — Ders., Aeltere
Ceph. führende Schichten, p. 149.
Die langestreckte Form von dreieckigem Umriss besitzt, wie
die beiden vorliegenden (anscheinend zu einem Paar gehörenden),
leider nicht ganz vollständigen Stücke es zeigen, eine Länge von
über 50 mm bei einer Breite von üher 20 mm und verschmälert
sich stark nach hinten zu. Die Hinterseite ist völlig gerundet,
die Vorderseite fehlt. Die concave Unterschicht zeigt sehr deut-
lich eine dichte, feine Anwachsstreifung, welche dem Aussenrande
ziemlich genau parallel läuft, um in der Nähe des geraden Innen-
randes völlig umzubiegen und sich sogar wieder vorwärts zu
krümmen. Auf der Mittelschicht befinden sich 18 — 20 aussen
ziemlich grobe, nach innen zu feinere, durch Furchen getrennte
Rippen, die im Grossen und Ganzen dem Rande parallel laufen,
sanz wie das ZırreL beschreibt. Die Aussenschicht ist nicht
erhalten.
Fundort: Rodeo viejo.
Alarca acute carinata nov. spec..
Einige Exemplare einer Alaria-Art zeigen einen spitzen Ge-
häusewinkel von 10—12° und 10-—12 Windungen. Auf der
Mitte jeder der letzteren erhebt sich ein scharfer Kiel, von dem
aus nach oben und nach unten je eine concave Fläche verläuft.
Dicht neben der Naht befindet sich beiderseits noch je eine
Spirallinie.e Ueberdies sind deutliche Anwachsstreifen vorhanden.
. Auf den unteren Windungen sind diese gewissermaassen zu Bü-
scheln vereinigt, welche auf der oberen schrägen Fläche vorge-
bogen sind, auf der unteren zurückweichen. Auf der Schluss-
windung folgen unterhalb des Mittelkieles noch drei weniger her-
vorragende, an Stärke abnehmende Kiele. Ueber den Kanal und
. die Fortsätze der Mundöffnung liess sich nichts beobachten.
Fundort: Rio Malargue.
Tornatella spec.
Leider ist nur der untere Theil eines Exemplars vorhanden,
das dieser Gattung zuzugehören scheint. Das Gehäuse ist we-
nigstens auf der unteren Hälfte mit Spirallinien verziert. Eine
Spindelfalte ist nicht deutlich bemerkbar. Die Mündung erscheint
etwas erweitert, etwa wie bei Actueonina cylindracea D ORB.
Fundort: Rodeo viejo. 4
Turbo Bodenbendert nov. spec.
Taf. XXV, Fig. 5.
Die kleine Art ist breiter als hoch, mit conischem, sehr
niedrigem Apex und starker Windungszunahme. Der Gehäuse-
winkel hat eine Grösse von etwa 90—100° Die Mündung ist
ziemlich kreisförmig, ein Nabel nicht wahrnehmbar. Ausser sehr
feinen Anwachsstreifen lässt sich keine Sculptur constatiren.
Die Art steht dem 7. Erinus D’Ore. nahe, doch ist sie
viel deprimirter als diese Art, die ebenso hoch wie breit ist.
Vielleicht ist der Turbo Erinus bei LorıoL und CorrtzrAu (Foss.
de l’etag. Portl. de I’Yonne, p. 49, t. IH, f. 13 — 14), der in
dieser Hinsicht von der typischen Form p’ÖrBıcnY’s wesentlich
abweicht, zu unserer Art zu ziehen.
Fundort: Rodeo viejo.
414
Patella spec.
Das vorliegende Exemplar ist ziemlich niedrig, eirundlich,
4 mm lang, 3 mm breit. Der Wirbel liegt excentrisch. Die
Sculptur besteht aus schwachen concentrischen Runzeln und sehr
feinen Anwachsstreifen. Auf einem Schalenrest lässt sich das
Vorhandensein feiner Radialrippen constatiren. Eine Artbestim-
mung ist nicht statthaft.
Fundort: Rio Malargue.
Emarginula spec.
Es liegt der Steinkern einer kleinen Zmargenula von ovalem
Umriss (9,5 mm lang, 6 mm breit, 6 mm hoch) vor, mit sehr
excentrischem, stark nach hinten gerücktem Wirbel. Der Schlitz
ist an und für sich kurz, doch setzt eine von zwei Wülsten be-
grenzte Rinne die Schlitzfurche bis nahezu zum Wirbel fort. Von
einer Radialsculptur ist nichts zu erkennen.
Die Form hat eine gewisse Aehnlichkeit mit FM. argonnensis
Bvv. (Geol. de la Meuse, t. 21, f. 19—20), die BuviGnIEr aus
dem Gault anführt, doch ist der Wirbel bei unserem Exemplar
noch mehr nach hinten gerückt. Dieser Umstand nähert die Form
der E. Michälensis Buv. (l. e., t. 21, f. 23-24), von der sie
indess sehr wesentlich durch ihre Höhe sich unterscheidet.
Fundort: Rodeo viejo.
Cercomya angustissima Nov. Spec.
Von dieser ausserordentlich verlängerten Form liegt ein
leider schlechtes Exemplar vor, welches die Gattungsmerkmale er-
kennen lässt. Die Vorderseite ist überaus kurz, viel mehr als
dies bei einer sonst bekannten Art der Fall ist. und zwar derart,
dass der Wirbel schon bei !/s der Gesammtlänge liegt. Die
Hinterseite ist sehr lang und stark verschmälert. Vom Wirbel
läuft eine Schrägkante nach hinten und grenzt eine von aufgebo-
genen Anwachsstreifen bedeckte Area ab.
Fundort: Rio Malargue.
Astarte Strambergensis Banm.
BeEHM, Bivalven der Stramberger Schichten, p. 562, t. 23, f. 14—15.
Ein kleines Exemplar (4 mm lang), hat vierseitigen Umriss.
Die Schale ist ziemlich stark gewölbt und besitzt deutlich hervor-
ragende, sehr nach vorn zu gelegene Wirbel. Die Sculptur be-
steht aus groben, scharfen, concentrischen Runzeln, in deren
Zwischenräumen sich feine Anwachsstreifen zeigen. Die Form
gleicht durchaus der Baunm schen Abbildung, vielleicht sind bei
ihr die Wirbel etwas weniger prominent als bei letzterer.
Fundort: Rio Malargue.
Astarte aeqwilatera nov. Spec.
Taf. XXV, Fig. 4.
Die auffallend lang gestreckte, fast gleichseitige Art von
ovalem Umriss liegt in zwei Exemplaren vor. Die Länge beträgt
etwa 25 — 26 mm, die Höhe 18 mm, die Dicke 10 mm. Die
Wirbel sind nicht stark. Der Schlosswinkel hat eine Grösse von
etwa 130°. Auf der Vorderseite ist eine Lunula vorhanden.
Die Sculptur besteht aus concentrischen, starken, mässig eng
stehenden Rippen, die am Hinterrande plötzlich aufwärts biegen,
während die Aufbiegung an der Vorderseite eine allmähliche ist.
Die Form steht der dem Neocom zugehörigen Astarte elongata
DORrB. (Pal. france. terr. eret., t. 263, f. 9-—11) hinsichtlich der
Querverlängerung nahe, weicht indessen durch ihre Gleichseitigkeit
und durch die Sculptur von derselben ab.
Fundort: Rodeo viejo.
Lucina fragosa Lor.
LoRIoL, Foss. de l’&t. Portl. de I’Yonne, p. 142, t. 10, f. 4—5.
Die im Steinkern erhaltene, eirundliche Form (12,5 mm hoch,
14,5 mm lang) stimmt recht gut mit der von Lorıon 1. c. gege-
benen Abbildung und Beschreibung. Sie ist länger als hoch, nicht
sehr gewölbt, die Vorderseite wiederum etwas länger als die
Analseite. Auf dem Steinkern verrathen sich wohl die von LorıoL
angegebenen vereinzelten, lamellenartigen Runzeln, sowie die leichte
Radialstreifung; dagegen finde ich nicht eine allerdings ganz leichte
Kante, welche vom Wirbel schräg nach hinten verlaufen soll.
Fundort: Rio Malargue.
Lucina argentina nov. spec.
Taf. XXV, Fig. 3.
Zwei Exemplare einer Zxcina - Art von fast kreisrundem
Umriss sind wenig länger als hoch, von mässiger Dicke, fast
gleichseitig und mit deutlich hervorragenden Wirbeln versehen.
Auf der Vorderseite ist neben den Wirbeln eine leichte Ausbuch-
tung vorhanden. Die Sculptur besteht neben einer feinen An-
wachsstreifung aus lamellenartigen Runzeln, die bald unterhalb
des Wirbels auftreten und von denen etwa 14 auf jeder Schale
vorhanden sein mögen. Durch diesen Umstand erinnert die Art
sehr lebhaft an die Zucina plicato-costala D’OrB. (Voyage en
Amerique merid., Tome III, part. 4, t. 18, f. 13 — 14) aus dem
Neocom Columbiens, die jedoch mehr vierseitig, ebenso hoch wie
lang ist und dabei bedeutend gewölbter erscheint. Weitere Be-
ziehungen lassen sich anführen, die unsere Art zu L. Üredneri
Lor., welche höher ist und weit weniger hervorragende Wirbel
besitzt, sowie zu Z. imbricata Contr. hat. Doch ist letztgenannte
Form viel gerundeter als Z. argentina, auch tritt bei ihr die
lamellenartige Sculptur erst in der unteren Hälfte deutlich auf.
Maasse: Höhe Länge Dicke
19 mm 20 mm 9 mm
23 mm 26 mm 11 mm.
Fundort: Rodeo viejo.
Lucina spec.
Es liegt ein kleiner Zweischaler in mehreren Exemplaren
vor, welcher, wenn auch zu Zzcina gehörig, sich doch zu keiner
der bekannten Arten mit Sicherheit ziehen lässt. Am nächsten
steht die Art vermöge ihrer Sculptur sowie der Form der Wirbel
der ZLucina plebeja Coxr., von welcher sie sich namentlich durch
die Höhe der Schale sowie die mehr mediane Stellung der Wirbel
unterscheidet.
Fundort: Rodeo viejo.
Arca magnifice-reticulata Baum.
B&Hm, Bivalven der Stramb. Schicht., p. 580, t. 65, £ 10-11.
Die stark ungleichseitige, verlängerte Form von mässiger
Wölbung stimmt mit der von Baum |. ec. gegebenen Beschreibung
und Abbildung gut überein. Die gitterförmige Seulptur, welche
auf der Mitte der Schale am feinsten, am vorderen und hinteren
Ende jedoch gröber ist (wo die Radialrippen viel weitläufiger
stehen als die concentrischen Streifen), entspricht völlig der von
A. magnafice- reticulata.
Fundort: Rodeo viejo und Rio Malargue.
Pecten cf. concentricus Dunk. u. Koch.
DUNKER u. Koch, Beiträge, t. 5, f. 8. — STRUCKMANN, Ober. Jura,
p. 84.u. 81: — Ders., Neue Beiträge. p.: 13,:t. 3, f..2.
Einige Exemplare einer Pecten-Art von eirundlichem Umriss
lassen sich ohne Zwang auf die angegebene Art beziehen. Die
ziemlich flachen, sehr dünnen Schalen zeigen eine sehr feine,
concentrische Streifung, ausserdem aber äusserst zarte Radiallinien
ganz in der Weise wie das STRUCKMANN ]. c. abbildet. Das Ver-
halten der Ohren ist nicht deutlich zu beobachten, doch scheint
auf ihnen eine der bei Dunker, l. c., gegebenen Abbildung ent-
sprechende Sculptur vorhanden zu sein.
Unsere Art steht jedenfalls dem P. cingulferus ZiTTEL
(Stramberger Schichten, t. 30, f. 20—21) nahe, dessen concen-
417
trische Streifung jedoch weniger fein ist und welcher der Längs-
linien gänzlich entbehrt.
Fundort: Rio Malargue.
Anomia (?) Koenent nov. spec.
Taf AXV,6.Eio.0.
Mehrere länglich rundliche Exemplare, deren Höhe die Länge
übertrifft, mit einer deutlich gewölbten und einer flacheren Klappe,
deren erstere einen verhältnissmässig starken Wirbel besitzt, zei-
gen einen geraden, vom Wirbel der gewölbten Schale überragten
Schlossrand. Die Klappen sind ziemlich gleichseitig. Die Sculptur
besteht aus groben, unregelmässigen Runzeln. Von einer radialen
Streifung ist nichts zu sehen.
ÖObschon die Durchbohrung der flachen Klappe nicht zu con-
statiren war, wurde es vorgezogen, die Art zur Gattung Anomta
zu ziehen, da die bei Placunopsıs gewöhnliche Radialstreifung
bei keinem Exemplare zu bemerken war.
Fundort: Rodeo viejo.
Aptien
vom Portezuelo de Carqueque.
Ammonites spec.
Ein Windungsbruchstück von schlechter Erhaltung gestattet
weder Gattungs- noch Artbestimmung. Es gehört einer Form
mit elliptischem Windungsquerschnitt, steil zur Naht abfallenden
Flanken, mächtiger Nabelweite an. Die Windungen sind mit
nicht eng stehenden Rippen geziert, von denen eine um die an-
dere sich bald über der Naht in zwei Theilrippen gabeln, die
leicht nach vorn gestellt sind und sich bei ?/3 der Windungshöhe
abermals gabeln. Die zwischengestellten Rippen zeigen eine ein-
malige Theilung bei °/s der Windungshöhe. Der Verlauf der
Rippen auf der Externseite ist nicht erkennbar. Die Form hat
mancherlei Beziehungen zu der Altersform des Hoplites Des-
hayesi, wie sie die Abbildungen bei Nzeumayr und Uurig (Am-
monitiden der Hilsbildung, p. 49, t. 46, f. 2—3) darstellt.
Östrea sp.
Ein Austernfragment von so schlechter Erhaltung, dass eine
Deutung ausgeschlossen erscheint.
Pecten sp.
Mehrere Abdrücke und Schalenreste einer kleinen Peeten-Art
mit sehr stumpfem Schlosswinkel und mindestens 16 regelmässi-
418
gen Rippen lässt eine Bestimmung nicht zu. Die Zwischenräume
der Rippen sind wenig breiter als letztere. Ueber die scharf-
kantigen Rippen gehen zahlreiche feine Anwachsstreifen hinweg,
die in den Interstitien etwas vorgebogen erscheinen. Auf den
Rippen bilden sie keinerlei Schüppchen. Auch auf den Ohren
ist die Anwachsstreifung vorhanden.
Serpula Phillipsia R&umer.
ReEMER, Kreidegebirge, p. 102, t. 16, f£ 1. — PhırLLıps, Geology
ot Yorkshire, t. II, f. 29 (Vermicularia Sowerbyi).
In sehr zahlreichen Exemplaren und vollkommen guter Er-
haltung liegt diese (in den Speeton clay sowie den Ürzoceras-
Schichten Norddeutschlands so häufige) Art vor. Einen irgend
wesentlichen Unterschied von dem europäischen Vorkommniss
konnte ich nicht finden.
Oberes Neocom
vom Arroyo Pequenco.
Mytilus Owvieri MATHER. |
MATHERON, Catal., p. 179, t. 28. f. 9—10. — PICTET et CAMPICHE, -
St. Croix, Bd. IV (des Materiaux), p. 491.
M. lineatus D’ORB., Pal. franc. terr. cret., III. t. 337, f. 7—9.
M. sublineatus PICT. et Roux, Terr. apt., p. 111, t. 15, f. 8—9.
Die nicht grossen, länglichen, aber etwas gekrümmten Scha-
len sind ziemlich dick; von den spitzen Wirbeln läuft eine gebo-
gene Kante nach der hinteren Seite und dem Unterrande zu.
Dieselbe ist abgerundet und nach oben gegen den Mantelrand
hin zusammengedrückt. Die Oberfläche ist mit radialen Linien
bedeckt, welche von Anwachsstreifen durchkreuzt werden. Auf
dem vorderen Theil des Unterrandes ist die Längsstreifung nicht
vorhanden und erscheint erst, allerdings schwach, dicht am Wirbel
wieder, was auch Pıcter (St. Croix, Bd. IV, p. 492) besonders
erwähnt.
Trigonia conf. aliformis Park.
Eine leider schlecht erhaltene rechte Schale einer Trigonia-
Form von länglich dreieckiger Form, auf der Oberseite ausge-
buchtet, ziemlich gebläht, mit stark eingekrümmten Wirbeln, ge-
rundeter, kurzer Vorderseite, gekrümmten, nach unten und vorn
verlaufenden, geknoteten Rippen dürfte eime Anlehnung an obige
Art gestatten.
T. Delafossei Coa. et BayLe (Mem. de la soc. geol. de Fr.,
2 serie, Bd. IV, t. 8, f. 27) ist durch andere Richtung der vor-
deren Rippen, sowie durch kräftigere Knoten auf denselben ver-
schieden.
419
Exogyra Coulont! DEFR. spec.
Gryphaea Couloni DEFRANCE, Dict. science. nat., XIX. p. 534.
Ostrea Couloni D’ORBIGNY, Pal. franc. terr. eret., t. 466 u. 467.
CoQUAND et BAYLE, M&m. de la soc. de France, 2 serie, 1V, p. 37,
t. VII, f. 1-2. — CoQuAanD, Monographie, p. 180, t. 65, 71,
14, 75. — PICTET et CAMPICHE, St. Croix (Mat6riaux,), Bd. "
p. "287, t 137, 188 und 192.
Ein in sehr zahlreichen Exemplaren vorhandene grosse Exo-
syren - Form von sonst sehr variabler Form, bald länglich ge-
streckt, bald breiter, zeigt auf der grösseren, gewölbten Schale
einen stumpfen, aber sehr deutlichen Kiel, welcher von den stark
eingekrümmten Wirbeln schräg herüberläuft. Obere Schale flach
und (wie auch die untere) mit blättrigen Anwachsstreifen ver-
sehen. Die Art ist in fast allen Formen, wie sie von D’ÜRBIGNY
und Pıcrrr dargestellt worden, vorhanden und entspricht genau
den Abbildungen derselben, namentlich aber auch der von BAvYLE
und Coquann 1. c. gegebenen.
Eocän (?)
von Arroyo Pequenco.
Turritella sylviana Harrr.
WHiITE, Contrib. a Pal. do Brazil, p. 161, t. 18, f. 10.
Das kegelförmige Gehäuse zeigt einen Winkel von etwa 20°;
die etwas concaven Windungen springen oberhalb der unteren
Naht winkelig hervor. Die Windungen sind, von einer Zahl von
Spiralstreifen abgesehen, glatt. Die Länge beträgt etwa 50 mm.
Tylostoma cf. ovatum SHARPE.
SHARPE, Quarterly Journal, Vol. V, p. 379.
Eine in zwei Steinkernen vorliegende Ziylostoma - Form hat
stark abgesetzte Windungen, welche eine ziemlich hohe Spirale
bilden. Die letzte bauchige Windung geht in eine kanalartige
Verlängerung aus, wie sie auch bei 7. wncrebrescens WHITE
(Wurte, Contrib. a Pal. do Brazil, p. 188, t. 17, £. 4) vorhanden
ist. Neben der Mundöffnung zeigt sich deutlich eine Einschnürung.
Cardıta morganiana RArTHe.
RATHBUN, Proceed. Bost. soc. nat. hist., Bd. 17, p. 250. — WHITE,
®omteib..a Pal. do Braz., p. 12, t. 8, f. 18-22.
Die ziemlich bauchige und sehr hohe Form liegt in sehr
zahlreichen Exemplaren (Steinkernen und Abdrücken) vor. Sie ist
wenig ungleichseitig und nicht sehr schief. Die stark hervor-
ragenden Wirbel. sind stark nach innen gekrümmt. Der Umriss
ist deutlich viereckig.
420
Die Schale ist mit ziemlich groben Längsrippen versehen.
Dieselben sind breiter als ihre Zwischenräume und werden durch
deutliche Anwachsstreifen durchkreuzt, welche über die Rippen
hinweglaufen und auf denselben eine schuppige Sculptur hervor-
bringen.
Die Innenseite der Schale war glatt, wie das die Steinkerne
lehren, mit Ausnahme des Randes, der grob gezähnt erscheint.
Höhe eines Steinkerns Länge desselben Dicke desselben
25 mm 23 mm 19 mm.
Cardita sp.
Eine in einem Steinkern und mehreren Abdrucksresten vor-
handene Art ist bedeutend grösser als die vorige. Sie ist ausser-
ordentlich schief und ungleichseitig und ziemlich bauchig. Ihr
Umriss ist oval. Die Wirbel strecken sich ganz nach vorn und
sind zugleich stark eingebogen. Die Schale war mit starken
Rippen besetzt, welche von sehr zahlreichen gröberen und fei-
neren concentrischen Streifen durchkreuzt werden. Die Zwischen-
räume der Rippen scheinen breiter zu sein als diese; wenigstens
gilt das für die mittleren Rippen. Die Art hat mancherlei Ver-
wandtschaft mit der Cardıta Wrlmote Rarug. (WHITE, 1. c., t. 8,
f. 16— 17). Doch ist bei dieser der Wirbel viel kleiner, der
Umriss mehr gerundet und weniger lang, auch weniger bauchig.
Die Innenseite der Schale war glatt, von dem sehr grob ge-
zähnten Rande abgesehen.
421
6. Beiträge zur Kenntniss des Neogen
in Griechenland.
Von Herrn PAUL OPPENHEIM in Berlin.
Mit einer geologischen Einleitung
von Herrn ALFRED PHILIPPSoN in Berlin.
Hierzu Tafel XXVI—XXVII
Das Material zu vorliegender Studie wurde von Herrn Dr.
PHıLıppson während seiner, der geographischen und geologischen
Erforschung Griechenlands gewidmeten Reisen (Herbst 1887,
Frühjahr 1888, 1889 und 1890) gesammelt und mir zur Bear-
beitung übergeben. Auf meinen Wunsch hin hat derselbe diesem
Aufsatze eine Einleitung hinzugefügt, welche über die geologischen
Verhältnisse insbesondere des peloponnesischen Neogen in aller
Kürze orientiren will; für alle Einzelheiten sei auf die grössere
Publication verwiesen, welche Herr Dr. Pmmıppson demnächst
über den Peloponnes veröffentlichen wird.
Wir haben uns bei unserem Unternehmen der entgegenkom-
mendsten Unterstützung seitens des Herrn Prof. Dr. E. von MaAr-
TENS zu erfreuen gehabt; wir benützen gern diese Gelegenheit,
diesem Herrn hierdurch auch öffentlich unseren wärmsten und
ergebensten Dank auszusprechen.
Die Kenntniss der jungen Bildungen Griechenlands ist im We-
sentlichen bisher ausschliesslich durch die Thätigkeit französischer
und österreichischer Forscher gefördert worden. Das erste Werk,
welches unseren Gegenstand eingehender behandelt und welches wohl
für alle Zeiten Grund legend geworden ist, bildet die Expedition
scientifique de Mor&e, welches in den Jahren 1832—1836 zu Paris
erschien; die geologischen Verhältnisse unseres Gebietes sind in die-
sem Werke durch PuıLLon DE BoBLAYE und THEODORE VIRLET (Ex-
pedition scientifique de Moree, Section des sciences physiques, II, 2.
Geologie et Mineralogie) geschildert, die Zoologie durch die bei-
den GEOFFRoOY St. HıLaIıRE, DesHayYss, BırRRon und BorrY DE
422
St. Vincent. Die geologischen Ergebnisse der Expedition, soweit
sie das Neogen betreffen, kranken an einem fundamentalen Fehler;
es wird aus den mächtigen Conglomeraten und meist versteine-
rungsleeren Mergeln, welche auf der Halbinsel bis zu bedeutenden
Höhen ansteigen. ein älteres Tertiär gebildet, welches an einer
Stelle (p. 23) mit dem Eocän (Etage parisien), an einer anderen
Stelle (p. 216) mit der Molasse (Nagelfluhe) der Schweiz oder
dem „Tertiaire moyen“ gleichgestellt und im Gegensatze behan-
delt wird zu den marinen Pliocänbildungen, dem „Etage sub-
apennin“, welche die Küsten der Peloponnes umsäumen; eine
irrige Anschauung, deren Richtigstellung für die Auffassung des
tektonischen Aufbaues der peloponnesischen Gebirge von der
höchsten Bedeutung ist. Wir werden weiter unten sehen, dass
diese Conglomerate in der That das Hangendste der unterplio-
cänen „Subapenninmergel“ bilden.
DesHAavyes, dem die Bearbeitung der Mollusken, der recenten
und fossilen. übertragen war, hat sich dieser seiner Aufgabe mit
der ihm eigenen seltenen Sachkenntniss zu entledigen gewusst.
Leider besitzen seine Zusammenstellungen und Beschreibungen
aber den einen, schwerwiegenden Fehler, ohne genauere Fund-
angaben verfasst zu sein, sodass dadurch einmal eine Trennung
der verschiedenen Tertiärgebiete von Elis, Messenien, des Golfes
von Korinth und des Isthmus zur Unmöglichkeit wird, dann sich
aber auch innerhalb derselben natürlich kein procentualer Ver-
gleich der recenten und fossilen Typen durchführen lässt, wie
ihn unsere moderne Tertiärgeologie für die genauere Altersbestim-
mung mit Nothwendigkeit verlangt!
Fıepter !) und Russesger?) bringen beide in ihren Reise-
berichten nichts Wesentliches über das Neogen der Halbinsel bei;
wichtiger sind die Untersuchungen von Morırz Hörnes über das
Tertiär von Kalamaki (Isthmus), welche 1855 in den Bulletins
de la Societe geologique de France erschienen; sie enthalten eine
sorgfältige Zusammenstellung der von ihm an dem erwähnten
Fundort gesammelten Fossilien, welche indessen in ihren Schluss-
folgerungen durch die neueren Untersuchungen von Fucas°) und
PrıLıppson*) nicht unwesentlich modificirt wird. Gaupry giebt
!) FIEDLER. Reise durch alle Theile des Königreichs Griechen-
land, I. Leipzig 1840.
?) RUSSEGGER. Reisen in Europa, Asien und Afrika, IV. Stutt-
art 1848.
®) Denkschriften der k. Akad. d. Wissenschaften, mathem.-naturw.
Classe, 37. Bd.. 1877.
*, Der Isthmos von Korinth. (Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde
in Berlin, Bd. XXV, Heft 1, 1890.)
einige Notizen !) über die am Isthmus auftretenden Schichten und
über den Neogencomplex von Megara und beschreibt mit FiscHer
zusammen eine Reihe von überall auf der Halbinsel in den Tertiär-
absätzen wieder auftretenden limnischen Formen. Die trotz ihrer,
wie wir annehmen, in wesentlichen Punkten zu berichtigenden Re-
sultate bedeutsamen Untersuchungen von Ta. FucnHs (l. c.) beschäf-
tigen sich wie die späteren, im Auftrage der Wiener Akademie
durchgeführten Arbeiten Neumayr’s?), Brrrser’s und Teuuer’s des
Näheren nicht mit den Verhältnissen des Peloponnes, doch sind
diese letzteren, wie wir im specielleren nachzuweisen versuchen
werden, von denen des übrigen Griechenland nicht zu trennen
und so die hier gewonnenen Resultate auch dort von einschnei-
dender Wichtigkeit... Wir sind durch unsere bisherigen Unter-
suchungen im Wesentlichen dazu gelangt, uns im Allgemeinen
auf den Boden der Ansichten NeumAyr’s zu stellen; insbesondere
glauben wir, dass unsere Resultate dazu beitragen dürften, die
Ansichten dieses Autors bezüglich der Entstehung des östlichen
Mittelmeerbeckens durch den Einbruch gewaltiger Continental-
massen während und nach der oberen Pliocänzeit durch neue
Belege zu stützen.
Die letzte, unser Gebiet behandelnde Arbeit ist endlich der
kurze Bericht, den Bückına über seine im Auftrage der Berliner
Akademie der Wissenschaften in Olympia vorgenommenen Unter-
suchungen in ihren Monatsberichten 1881 veröffentlicht hat.
Derselbe beschränkt sich auf wenige Druckseiten, ohne auf ge-
nauere Altersbestimmungen und Angaben von Fossilien einzuge-
hen; das reiche Material, welches Bückıng auf seinen Excur-
sionen gesammelt, ist von ihm bisher nicht veröffentlicht wor-
den, und es ist daher im Sinne einer genaueren Durchforschung
unseres Gebietes mit Freuden zu begrüssen, dass Herr Geheim-
rath Beyricn sich entschlossen hat, die überaus interessanten,
theils marinen, theils limnischen Ablagerungen entstammenden
Fossilien zu bearbeiten. Wir selbst waren in Folge dessen nicht
in der Lage, das Bückıne’sche Material mit in den Kreis un-
serer Betrachtung zu ziehen.
Geologische Einleitung
von Herrn ALFRED PHILIPPSON.
Die neogenen (jungtertiären) Ablagerungen umgürten die Nord-
und Westküste der von hohen und vielgestaltigen Gebirgen, vor-
!) GAuDrY. Animaux fossiles et geologie de l’Attique, 1862.
”) NEUMAYR. Veber den geol. Bau der Insel Kos etc. Denkschr.
d. k. Akad. der Wissensch., 1880, math.-naturw. Classe, 40. Band,
Zeitschr. d.D geol. Ges. XL. 2. 28
424
wiegend aus Gesteinen der Eocän- und Kreideformation erfüllten
Halbinsel in einer fast ununterbrochenen Zone von bedeutender
Breite, sodass dort nur auf geringen Strecken die älteren Ge-
birge unmittelbar an das Meer herantreten. Viel weniger zu-
sammenhängend ist der Neogengürtel an der Südküste, wo er sich
vornehmlich auf die Innenseiten der beiden grossen Golfe, des
Messenischen und Lakonischen, beschränkt, von letzterem aus
jedoch das Eurotasthal aufwärts sich beträchtlich in das Innere
des Landes hinein erstreckt. Auf der Ostseite der Halbinsel da-
gegen fehlen, von Monemvasia bis zum Isthmus von Korinth, die
neogenen Gebilde vollständig, mit Ausnahme der Insel Spetsae
und der gegenüber liegenden kleinen Halbinsel von Portocheli.
Im Binnenlande endlich, von jeder Verbindung mit der heutigen
Meeresküste getrennt, finden wir nur eine einzige hierher zu
zählende Ablagerung, und zwar diejenige, welche das beckenför-
mige Hochthal von Megalopolis erfüllt.
Diese Gebilde treten in zwei verschiedenen Facies auf. Die
eine, welche wir als die Mergelfacies bezeichnen können, be-
steht aus hellfarbigen, sandigen Mergeln, welche einerseits durch
Anreicherung der Quarzkörner in Sande (so besonders in Messe-
nien), andererseits durch Zurücktreten derselben in ganz zarte,
zerreibliche, reine Mergel, zuweilen aber auch in einen festen
Kalkstein übergehen können. Eine besondere Ausbildungsart dieser
Mergelgruppe ist der sogenannte Poros (altgriechisch) oder Pori
(neugriechisch), ein körniger, rauher, mehr oder weniger fest ver-
kitteter, immer aber leicht bearbeitbarer und in grossen Blöcken
brechender, grau oder gelblich gefärbter Kalksandstein, der im
Alterthum wie noch heute als Baustein hochgeschätzt und viel
verwendet wird. Diese verschiedenen petrographischen Erschei-
nungsformen wechseln an manchen Punkten sowohl in horizontaler
als in verticaler Richtung sehr vielfach mit einander ab, und die
Ablagerungen gewinnen dann durch das Auftreten der Kalkstein-
und Poros-Bänke, der Sandlager und Schotterschmitzen innerhalb
der Mergel einen mannigfaltigen Charakter und eine wechselvolle
Oberflächengestaltung, während sie in anderen Gegenden wieder
auf meilenweite Erstreckung nur einförmig gestaltete und gefärbte,
nackte Mergelwände aufweisen. Die Mergel selbst besitzen meist
keine erkennbare Schichtung und sind von greller Farbe, ge-
wöhnlich weiss oder gelblich, zuweilen auch roth oder, wie in
Elis. wo sie thoniger sind. mehr gelbbraun. Nur untergeordnet
tritt in tiefen Anschnitten, wo reichliche Bodenfeuchtigkeit vor-
handen ist, blaue Farbe hervor, ohne doch scharf gegen die gelb-
weissen Partieen abgesetzt zu sein. Getrocknet, nehmen auch
solche blaue Mergel eine lichte Färbung an. Die Fossilführung
der neogenen Mergel. Sande, Kalke und Porosschichten ist un-
gemein wechselnd. An einzelnen Stellen ganz erfüllt mit Con-
chylien, weisen sie in anderen Gegenden nur einzelne verstreute
Nester auf, .in anderen wieder sind sie auf weite Strecken ganz
fossilfrei.
Die zweite Facies der Neogenbildungen des Peloponnes sind
die Conglomerate, welche für den Bau und den landschatft-
lichen Charakter des Landes von ungemeiner Bedeutung sind. Es
sind meist ungeschichtete oder sehr grob geschichtete Anhäufungen
von faust- bis kopf- oder sogar kubikfussgrossen Rollstücken,
welche den verschiedenen Gesteinen der Kreide und des Eocän oder
der krystallinischen Gruppe, wie sie in Griechenland auftreten, ange-
hören, und die in sehr wechselndem Grade durch ein, gewöhnlich
kalkiges Cäment verkittet, meist einen bedeutenden Grad von
Consistenz besitzen. Ihr landschaftlicher Charakter ist ein durch-
aus anderer als derjenige der Mergel; während diese ein unge-
mein zerschnittenes, durch steile, aber doch geböschte Schluchten
aufgelöstes Hügelland zu bilden pflegen, zeichnen sich die Con-
slomerate durch ihre Neigung zur Bildung tafelförmiger Ver-
ebnungen mit fast vollkommen senkrechten Abstürzen aus. Die
Schluchten, welche diese Tafelberge durchschneiden, sird weniger
zahlreich und weniger verzweigt als diejenigen, welche die Mergel-
landschaft durchkreuzen, aber fast canonartig eng mit unersteig-
lichen Wänden. Im Ganzen sind diese beiden Ausbildungsweisen
des Neogen örtlich und stratigraphisch wohl von einander ver-
schieden, doch kommen sowohl CGonglomeratbänke in den Mergeln
als Mergel- und Sandbänke in den Conglomeraten vor.
Die Mächtigkeit, sowohl der Mergel als der Gonglomerate. stei-
gert sich stellenweise zu ganz gewaltigen Massen. In dem Schollen-
lande südwestlich von Korinth erreichen die Mergel (z. B. am Berge
Phuka) eine Mächtigkeit von mindestens 600 m; die Conglomerate
bilden im Berglande von Achaia häufig Abstürze von 500 m und mehr
bei horizontaler Lagerung; am Mavron Oros, dem grossartigen Tafel-
berg nördlich von der Ziria, lässt sich ihre Mächtigkeit nicht
unter 800 m schätzen. In anderen Gegenden wiederum, z. B. im
westlichen Messenien, schrumpfen die Neogenbildungen zu einer
schwachen Decke über dem Grundgebirge zusammen. Im Allge-
meinen kann man sagen, dass die Mächtigkeit des Neogens im
Peloponnes von Norden nach Süden beträchtlich abnimmt.
Stets ruhen die Neogenbildungen, in welcher Form sie auch
auftreten, discordant dem Grundgebirge auf. Von der heftigen
'Gebirgsfaltung der Kreide- und Eocänschichten sind die neogenen
Ablagerungen nicht betroffen worden; sie lagerten sich an das
bereits gefaltete Gebirge an und bedeckten einzelne Theile des-
98 *
426
selben. Dagegen unterlagen sie mitsamt dem eingehüllten Grund-
gebirge später gewaltigen Verschiebungen längs verticaler Bruch-
linien. wodurch sie in die verschiedensten Höhenlagen gebracht
wurden. So finden wir sie im nördlichen Gebirgslande Achaia
zu der erstaunlichen Höhe von 1760 m gehoben (in dem schon
erwähnten Mavron Oros)!), während sie in Elis 700 m, in Mes-
senien 400 m Höhe nicht überschreiten. Sie nehmen daher in
den Gegenden des Nordens einen sehr bedeutenden Antheil an
dem ‚Aufbau selbst der höheren Gebirge.
Wenden wir uns nun zur näheren Betrachtung der einzelnen
Gegenden, in denen unsere Ablagerungen im Peloponnes auftreten.
Die Halbinsel wird mit Mittel-Griechenland verbunden durch
eine Landbrücke,. welche aus drei verschiedenen Gliedern besteht;
im Nordosten, zunächst an die attischen Kreidegebirge sich an-
schliessend, der Isthmus von Megara, dann in der Mitte das
isolirte, ebenfalls der Kreide zugehörige Gebirge der Geraneia,
dann im Südwesten, dem Peloponnes zunächst, der Isthmus von
Korinth.
Der Isthmus von Megara wird ausschliesslich von neogenen
Ablagerungen gebildet, welche die Vermittelung zwischen den pe-
loponnesischen und mittelgriechischen Neogenbildungen herstellen.
Von der Westküste, der Bai von Livadostra (dem nordöstlichen
Zipfel des Golfes von Korinth), erheben sich weisse Mergel in
flacher Lagerung zu einem Hügelland. welches im wasserschei-
denden Rücken 450 m erreicht und sich dann nach Osten sanft
zu der Alluvialebene von Megara abdacht. Diese letztere läuft
zu der rings geschlossenen Bucht von Eleusis aus, an deren Ge-
staden kein Tertiär vorkommt, wird aber durch einen niedrigen
Kalkzug von dem offenen Golf von Aegina geschieden, sodass das
Tertiär von Megara nirgends das Östliche Meer erreicht. Es ist
aber nicht ausgeschlossen, wenn auch wenig wahrscheinlich, dass
es hier durch Erosion abgetragen ist. Gegen Osten schieben
sich in die weissen Mergel Braunkohlenflötze, plattige Kalke,
Travertine und Porosschichten ein, in welchen vornehmlich, eben-
sowohl wie in den zwischenliegenden Mergel- und Tegelschichten,
jene reiche, nach unserer Ansicht unterpliocäne (levantinische) ?),
!) Die Expedition giebt an (l. c., p. 215), dass am Olonos und
Voidias die tertiären Conglomerate 1800 m überstiegen; in ersterem
Gebirge kommen sie aber überhaupt nicht vor, in letzterem nur bis
zu bescheidenen Höhen (etwa 1000 m). Die Gipfelregion des Voidias,
die auf der Karte der Expedition mit der Farbe des „älteren Tertiärs“
(der Conglomerate) angelegt ist, besteht ausschliesslich aus Kalken und.
Hornsteinen.
®) Wir folgen in der Benennung der Abtheilungen des Neogen der
Uebersicht, welche NEUMAYR (I. c., p. 271) giebt. Später hat derselbe
427
‘Fauna auftritt, die Fuchs beschrieben hat und auf die weiter
unten näher eingegangen werden wird. Salz- und Süsswasser-
bildungen wechsellagern hier mehrfach mit einander.
Die Verhältnisse des Isthmus von Korinth sind von mir in
der bereits eitirten Abhandlung!) eingehend dargestellt worden. Es
sei aus derselben hier nur wiederholt, dass sich am Isthmus zwei Ab-
theilungen des Neogen unterscheiden lassen: 1. zu unterst blaue
Mergel mit Süsswasserfossilien der Paludinen - Schichten, nach
oben übergehend in weisse Mergel mit denselben Fossilien, oder
untermengt und wechsellagernd mit petrographisch nicht zu unter-
scheidenden marinen Ablagerungen. Diese Abtheilung ist, meiner
Ansicht nach, äquivalent den Ablagerungen von Megara, also den
Paludinen - Schichten (Unterpliocän).. 2. Darüber liegen. meist
discordant, marine Sande, Schotter und Conglomerate, reich an
Meeresthieren; sie gehen am Isthmus bis zu 140 m Meereshöhe
hinauf. Diese Gruppe, welche in Megara fehlt, ist dem
Oberpliocän zuzurechnen, denn sie enthält zwar 15 pCt. nicht
mehr im Mittelmeer lebende Formen, aber es fehlen ihr die
grossen tropischen Conchylien, die noch für das marine Unter-
pliocän charakteristisch sind. Ihre Aequivalente finden wir in
Kos, Rhodos, Cypern, wie in Tarent, am Monte Pellegrino und
an anderen jugendlichen Bildungen Italiens. In dem nordöstlich
an den Isthmus sich anschliessenden Hügellande von Krommyonia
sind die Neogenmergel fossilleer; darüber lagern ziemlich mäch-
tige, ebenfalls fossilfreie Conglomerate bis zu 550 m Meereshöhe.
Wenden wir uns nun vom Isthmus von Korinth nach Süd-
westen in den Peloponnes hinein, so finden wir unmittelbar an-
_ stossend ein ausgedehntes Tafelland von neogenen Ablagerungen,
welches von dem. Isthmus und ‘der Küstenebene der Sikyonia nach
Süden in mehreren, von Verwerfungen abgetreppten Stufen auf-
steigt bis zu den Kalkgebirgen der Argolis.. Nur einzelne Kup-
pen des Kreidegebirges ragen aus diesem Neogenlande auf, wel-
ches die Gebiete der alten Städte Sikyon, Kleonae, Nemea und
Phlius umfasst. Zunächst der Küste besteht das ganze Neogen
aus weissen oder bläulichen, mehr oder weniger sandigen Mergeln
von bedeutender Mächtigkeit; sie hängen unmittelbar mit den
weissen Mergeln des Isthmus zusammen, und schon daraus geht
hervor, was durch den Fund von Paludinen bei Kleonae in den
sonst fossilleeren Ablagerungen bestätigt wird. dass sie ebenfalls
Autor, sowie einige seiner Schüler für die Levantinische Stufe (unser
„Unterpliocän“) die Bezeichnung „Mittelpliocän“ eingeführt.
‘) PmıtLippson. Der Isthmus von Korinth. Zeitschr. d. Gesellsch.
für Erdkunde in Berlin, Bd. XXV, Heft 1, 1890.
dem Unterplioeän zuzurechnen sind. Nur auf den untersten Stufen
des Schollenlandes (bis etwa 150 m Meereshöhe) werden die Mer-
gel von einer wenig mächtigen Conglomeratbank mit marinen Con-
chylien (z. B. zwischen Stimanga und Velu) überlagert, zuweilen
mit leichter Discordanz. Dieses auf den höheren Stufen fehlende
Deckconglomerat scheint identisch mit dem des Isthmus, also
Oberpliocän zu sein. Wenn wir von Kleonae nach Nemea hinauf-
steigen, so begegnen wir bald einer mächtigen Schicht sehr harten
Conglomerates, welche in flacher Lagerung den unterpliocänen
Mergel von Kleonae überlagert. Dieses Conglomerat, stellenweise |
mit sandigen Mergelschichten wechsellagernd, bildet nun weiter
nach Westen mit wachsender Mächtigkeit (400 — 600 m) fast
ausschliesslich die Gebirge, welche die Ebenen von Nemea und
Phlius (jetzt H. Georgios) rings umgeben. Wenn wir von H. |
Georgios zur Küste nach Kiaton wieder hinabsteigen, haben wir |
wiederholt Gelegenheit zu beobachten, wie die mächtigen Conelo- |
meratmassen in Gestalt durch die Erosion getrennter Kuppen und
Tafeln die Mergel überlagern.
Schematisches Profil von Nemea durch das Thal des Longopotamus
zur Ebene westlich von Korinth.
Berg Pruka
SW 873m.
ES VRR}
=
=
Nernez & Korinth
M = Neogenmergel. — Ü = Conglomerat. — MC = Marines, ober-
pliocänes Conglomerat.
|
Ein hier beigefügtes Profil von Korinth über Kleonae nach |
Nemea zeigt deutlich die angegebenen Lagerungsverhältnisse. |
Wir haben hier den Bereich jener überraschend mächtigen ‘
Conglomerat - Ablagerungen betreten, welche für den Nord- und :
Nordwestrand des peloponnesischen Berglandes so überaus cha- .
rakteristisch sind. Wir haben ihre petrographische Beschaffenheit i
und ihre Mächtigkeit bereits oben geschildert. Sie sind nie- i
mals gefaltet, wohl aber häufig in Schollen verworfen und ge- j
neigt, doch wohl niemals über 30°. Von hier, der Gegend von {
Phlius, an ziehen sie als breite Zone nach Westen, die Vorstufen
der Ziria und des Chelmos-Gebirges bildend; in einzelnen. durch 3
die Erosion von der Hauptmasse losgelösten Schollen liegen sie E
€
j
429
sogar weit landeinwärts mitten zwischen den älteren Gebirgen, so
z.B. am Südabfall der Ziria nach dem Stymphalischen See zu.
Durch ihre gewaltigen Felsabstürze, ihre tiefen Engthäler zwischen
unersteiglichen Wänden geben sie der Landschaft Achaia ihren
ungemein wilden und pittoresken Charakter und machen sie zu
demjenigen Gau des Peloponnes, welcher von allen dem Verkehr
die grössten natürlichen Schwierigkeiten in den Weg setzt.
Die Altersbestimmung dieser Conglomerate ist für die Ent-
stehungsgeschichte unseres Landes von der höchsten Bedeutung.
Weder in den Conglomeraten selbst, noch in den ihnen zahlreich
eingelagerten Mergel- und Sandschichten ist bisher, weder von
mir noch von der französischen Expedition die geringste Spur
eines Fossils aufgefunden worden. Nur einige geringwerthige,
wenig mächtige Braunkohlenflötze (z. B. bei Kalavryta, Lapata,
Paraskevi u. a. Ö.) weisen darauf hin, dass wir es mit einer
limnischen, nicht mit einer marinen Bildung zu thun haben, geben
aber keinen Anhalt zur genaueren Altersbestimmung. Der Um-
stand, dass diese Conglomerate in den höheren Gebirgen vielfach
unmittelbar auf dem Grundgebirge auflagern, ohne dass sich die
Mergel dazwischenschieben, sowie die grosse Höhe, zu welcher
sie erhoben sind, haben die französischen Geologen verleitet, sie
für älter zu halten als die Mergelablagerungen an ihrem Fusse.
Aber fast jedes der Thäler, welches sich von den Hoch-
gebirgen Achaia’s zum Golf von Korinth hinabzieht, lässt er-
kennen, dass die Conglomerate die Neogenmergel über-
lagern, und der Irrthum der Franzosen lässt sich nur daraus
erklären. dass sie diese Thäler nicht verfolgt haben, sondern
sich mit dem Anblick der Conglomerat-Landschaft einerseits von
den Hochgebirgen, andererseits von der Küste aus begnügt haben.
Vor Allem wird dies deutlich in dem Thal von Vlovoka bei den
Ruinen von Aegira. Von diesem Thal giebt das Werk der Ex-
pedition auf dem grossen Profil des Peloponnes auf t. I, f. 1
folgenden Längsschnitt:
Profil des Thales von Vlovoka nach der Expedition de Moree.
Ziria
N Mavron oros
Golfe de I
GENE SZENE E,
Corinthe f BA __
Aegire
K = Kreidekalk. — C = Conglomerat.
Demnach würde also hier das Conglomerat auf Kreidekalk
ruhen. Das Profil wird aber ungefähr richtig, wenn wir statt
des Kreidekalkes Neogenmergel setzen, denn Kalk steht hier, mit
Ausnahme einer Stelle gegenüber von Seliana, überhaupt nicht
an, sondern die ganzen unteren Gehänge des Thales bestehen
aus Mergeln, über welchen die gewaltigen Conglomeratmassen des
Berges Evrostina mit 600 m hohen, senkrechten Abstürzen ruhen.
Sowohl Mergel als Conglomerate sind von Verwerfungen durch-
setzt und schwach geneigt, und zwar nach verschiedenen Rich-
tungen, sodass an mehreren Stellen Discordanz zwischen beiden
besteht.
Wie gesagt, noch zahlreiche Profile liessen sich aus diesen
Thälern anführen, welche alle die Mergel unter den Conglome-
raten zeigen würden, ebenso wie wir das bereits in Kleonae beob-
achtet haben. Dort liess sich das unterpliocäne Alter der Mergel
constatiren; noch besser geschieht dies durch den Fund unter-
pliocäner Fossilien in den die Conglomerate unterteufenden Mer-
geln von Kumari; südlich von Aegion am Fusse des Gebirges
gelegen. Dort finden sich im ungeschichteten Mergel einige
Nester von unterpliocänen Süsswasser- und Meeres - Conchylien
(s. unten) in engster Vereinigung.
Die mächtigen fossilleeren Gonglomerate des nörd-
lichen Peloponnes bilden also das Hangende des Unter-
pliocäns. Man könnte sie daher zum Oberpliocän rechnen und
Profil des Thales von Vlovoka von Seliana bis zum Meere.
Evrostlina- Gebirge.
a
Bolf vor
Korinth
E 1, : Seliana
fuinen von Vlovoka Vergovitza Kolokythianika
Aegira
© = Conglomerat. — M = Mergel.
sie für äquivalent halten den oberpliocänen Conglomeraten des
Isthmus von Korinth. Von diesen marinen Öonglomeraten unter-
scheiden sich aber unsere „Gebirgsconglomerate“ wesentlich durch
431
ihre viel grössere Mächtigkeit. Die ersteren sind ferner reich
an marinen Fossilien und finden sich ausschliesslich in der
Nähe des heutigen Meeresniveaus. während die Gebirgscon-
slomerate fossilfrei und zum Theil in sehr bedeutende Höhen
gehoben sind. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass sich
gleichzeitig die gewaltigen Gebirgsconglomerate in Süsswasser-
becken und dicht benachbart im Meere die wenig mächtigen ma-
rinen Conglomerate abgelagert haben und dann nachher zufällig
nur die ersteren, nicht auch die letzteren so gewaltigen Hebungen
unterworfen worden sein sollten. Warum fänden wir dann nicht
auch irgend ein oberpliocänes marines Fossil in beträchtlicher
Meereshöhe? Wir haben also den Schluss zu ziehen, dass die
Gebirgsconglomerate älter sind als die oberpliocänen
Meeresconglomerate des Isthmus, und dass die grosse He-
bung der ersteren vor Bildung der letzteren vor sich ging. Die
Gebirgsconglomerate des Peloponnes rechnen wir also zum Un-
terpliocän (levantinisch), und zwischen Unter- und Oberpliocän
fand die Erhebung der peloponnesischen Gebirge zur heutigen
Höhe durch Verschiebungen an grossen Brüchen statt. Dieses
Resultat steht übrigens durchaus nicht vereinzelt da. Das Unter-
pliocän enthält auch in anderen Theilen Griechenlands und der
benachbarten Länder mächtige Conglomerate, wenn auch nicht von
der Gewaltigkeit wie in dem Peloponnes. So zeigen die ausgesprochen
limnischen Tertiärablagerungen an der Südwestküste des Canals
von Euböa, der überhaupt die grössten Analogien zum Golfe von
Korinth aufweist, ähnliche Verhältnisse!); so bilden den levan-
tinischen Schichten zugehörige Gonglomerate ganze Gebirge auf
Rhodus?), so schliessen endlich die Pliocänbildungen der Ionischen
Inseln mit mächtigen Conglomeraten ab).
Ehe wir die Neogenablagerungen nach Westen weiter ver-
folgen, müssen wir noch einmal zu der Gegend von Nemea zu-
rückkehren, um eines Ausläufers zu gedenken, welchen die grosse
Conglomeratformation von hier nach Südosten sendet. Der Bergzug,
welcher das Becken von Kleonae von der Ebene von Argos trennt,
besteht zum grössten Theil aus diesen Conglomeraten. Dieselben
begleiten dann den Gebirgsfuss im Nordosten der letzteren Ebene
bei Mykenae als eine schmale Zone von Vorhügeln. Sie haben
hier bereits ungemein an Mächtigkeit verloren, wechsellagern mit
!) BITTNER. Denkschr. d. Wiener Akad., 40. Bd., 1880, a.a. 0.
2) BuROWwSsKI. Grundzüge des geolog. Baues der Insel Rhodus.
Sitzungsber. d. Wien. Akad., math.-nat. Cl., 1889, Bd. 98, 1.
2) Fuchs. Pliocänbildungen von Zante und Korfu. Sitzungsber. d.
Wien. Akad., math.-nat. Cl., 1877, Bd. 75.
PARTSCH. Die Insel Korfu. PETERM. Mittheil., Erg.-Heft 88, 1887.
432
mergeligen Schichten und verlieren sich südöstlich von Mykenae
bald ganz. Der West- und Östrand der Ebene ist, wie diese
selbst, frei von Neogenbildungen. Um die Agora des alten My-
kenae stehen einige Porosplatten, welche jedenfalls aus der Nähe
entnommen sind und den mit den CGonglomeraten wechsellagernden
Mergelschichten entstammen. Dieselben enthalten marine Fos-
silien (auch Cladocoren). Genau dieselben Conglomerate, mit
weissen Mergeln wechsellagernd, bilden die kleine Halbinsel von
Portocheli im äussersten. Süden der Argolis und, nach den An-
gaben der Expedition, auch die gegenüberliegende Insel Spetsae,
die von mir nicht besucht worden ist. Es ist dies, wie schon
erwähnt, das einzige Neogenvorkommen an der Ostküste des Pe-
loponnes. Bei Portocheli fanden sich, aus einem frischen Gra-
ben ausgeworfen, einige Porosstücke mit Cardien und anderen
marinen Fossilien, die eine Altersbestimmung nicht erlauben.
Wir werden kaum fehlgehen, wenn wir eine ehemalige Verbindung
dieses Vorkommens mit demjenigen von Mykenae annehmen und
zwar in dem jetzt vom Golf von Nauplia und der Ebene von
Argos eingenommenen Streifen, und es dementsprechend dem
Unterpliocän zurechnen. Auch die Expedition zieht es zu ihrem
„älteren Tertiär“.
Westlich von Aegion tritt der Eocänkalk des Voidias gegen
die Küste vor und scheidet das Neogengebiet des Golfes von
Korinth von demjenigen von Elis. Aber die Scheidung ist nicht
ganz vollständig. An der Küste tritt zwar zwischen Aegion und
Patras auf eine kurze Strecke der Eocänkalk auf, aber etwas
weiter landeinwärts erstreckt sich doch ein Zug thonig-sandiger
Neogenablagerungen über die Vorhöhen des Voidias hinweg, bis
der letztere bei Patras zurückweicht und dem Neogen wieder
freieren Spielraum lässt. Von hier aus breitet es sich nun in
zusammenhängender Masse über die ganze nordwestliche Ecke des
Peloponnes aus, die Landschaft Elis erfüllend, südlich bis über
den Alpheios hinüber und binnenwärts nach Osten bis an die
Abhänge des Arkadischen Hochlandes jenseits des Ladon. Auch
hier beobachten wir ein ähnliches Verhältniss zwischen ÜOonglo-
meraten und Mergeln. Auch hier finden wir eine untere Abthei-
lung, vorwiegend aus Mergeln bestehend — die jedoch hier eine
mehr bräunlich gelbe Farbe haben statt der blendend weissen am
Golf von Korinth — in welcher reichlich Sande, Schotter, Braun-
kohlenflötze und Porosbänke eingeschaltet sind, und eine obere,
welche aus mehrere hundert Meter mächtigen CGonglomeraten, ganz
ähnlich denjenigen Achaias, wenn ihnen auch an Mächtigkeit weit
nachstehend. zusammengesetzt ist. Auch hier schliessen sich die
Conglomerate an den Gebirgsrand an, die 6 bis 700 m hohen,
433
weit ausgedehnten, ebenflächigen Plateaus der Pholoö (jetzt Ka-
pellis) im östlichen (Hoch-) Elis bildend. Nach Süden und Westen
brechen sie in Steilrändern ab und darunter erscheinen nun die
Mergel, welche die niedrigeren, wechselvoll gestalteten Hügelländer
am unteren Alpheios und Peneios bilden. Die Schichten sind
hier weit weniger gestört als in Achaia, und wie in behaglicherer
Breite, so dehnen sie sich in ruhigerer Lagerung in dem weiten
Raume aus.
Auch hier ist die Ueberlagerung der Mergel durch die Gon-
glomerate zweifellos und auch schon von Bückıne constaftirt;
gleichwohl werden von der Expedition auch die Gonglomerate von
Hoch-Elis zu dem „älteren Tertiär“ gerechnet. In diesen Con-
slomeraten finden sich auch hier keine Fossilien. Dagegen sind
die darunter liegenden Mergel stellenweise reich an solchen, und
zwar wechseln marine und lacustre Conchylien, nesterweise in
den Mergeln zerstreut, äusserst bunt mit einander ab. Wir
müssen von der Bearbeitung der Bückıng’schen Sammlung durch
Herrn Geheimrath Beyrıcn die Entscheidung erwarten, ob die
Süsswasserbildungen von Elis, wie es allen Anschein hat, eben-
falls den Paludinen-Schichten (Unterpliocän) angehören. Der Zu-
sammenhang mit dem Golf von Korinth spricht dafür. Die ma-
rine Fauna, die wir hier seit dem Isthmus von Korinth zum
ersten Male wieder in reicherem Maasse vertreten finden, weist,
wie zu erwarten, bedeutende Unterschiede gegen die oberpliocänen
Schichten des Isthmus auf, denn sie besitzt einige ausgezeichnete
tropische Arten. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist also auch das
Neogen von Elis Unterpliocän. Zu ihm gehört jedenfalls unmit-
telbar das Pliocän der ionischen Inseln hinzu. Einen Beleg
finden wir ausser in der faunistischen auch in der petrographi-
schen Uebereinstimmung. In Zante sowohl wie in Korfu beob-
achten wir dieselben Mergel, Sande und CGonglomerate wie in Elis,
und die Gypslager, welche auf den Ionischen Inseln sich vor-
nehmlich zwischen Sande und Conglomerate einschalten, zeigen
sich in demselben Niveau in dem Pliocän des Hügellandes von
Chlemutzi oder Glarentza, der Zante zunächst gelegenen West-
spitze des Peloponnes.
Durch den Vorsprung des Gebirges von Kaiapha wird das -
Neogen von Elis im Süden abgeschlossen. Weiter südlich wird
die Küste von wenig landeinwärts reichenden, mergeligen Hügeln
und Fossilien begleitet, deren Stellung unsicher ist. Erst bei
Kyparissia beginnen die näher bestimmbaren Neogen-Ablagerungen
von Messenien. An der Westküste dieser Landschaft, von Ky-
parissia bis Pylos, trägt die die Küste begleitende, etwa 300 m
hohe Stufe von Kreidegesteinen eine Decke von neogenen Sanden,
434
Sandmergeln und Poros, welche ausschliesslich marine Conchy-
lien enthalten (Fundort Pylos). Dieselbe ist weit weniger mächtig,
als die Sande, Mergel und Üonglomerate, welche in häufiger
Wechsellagerung und in einer Mächtigkeit von mehreren hundert
Metern die Ostküste der messenischen Halbinsel von Koroni bis
Petalidi begleiten (Fundorte Kastelia, Bali) und bis 400 m Höhe
aufsteigend, in einzelnen Erosionsresten auch auf dem Gebirgs-
rücken im Innern der Halbinsel gefunden werden. Im unmittel-
baren Zusammenhang damit stehen die Sande und Conglomerate,
welche die untere messenische Ebene auf beiden Seiten als Hügel-
land umrahmen (Fundorte Kalamata, Lykotrapho). Auch hier
bildet ein System von Conglomeraten das Hangende, aber ihre
Mächtigkeit ist hier auf 50 bis 100 m redueirt. In allen diesen
messenischen Ablagerungen sind bisher nur marine Fossilien ge-
funden worden, und zwar charakterisirt sich diese Fauna durch
das Auftreten einer Anzahl typischer Formen (z. B. Pleuronectia
cristata, Terebratula ampulla u. a. m.) als Unterpliocän.
Diese marinen Bildungen sind also gleich zu setzen den
gemischt marinen und limnischen Ablagerungen von Elis, von
Achaia und Megara.
Die Westküste der Taygetos - Halbinsel (Mani oder Maina)
besitzt einige geringfügige Neogenablagerungen, die wahrscheinlich
mit den messenischen in Zusammenhang zu setzen sind. Die
Ostküste derselben ist vollkommen frei von Neogen, erst im
Innern des Lakonischen Golfes, von Marathonisi bis über die
Eurotas - Mündung hinaus (im sogen. Helos) finden wir wieder
hierher gehörige Bildungen in ziemlich beträchtlicher Mächtigkeit.
Es sind wieder sandige Mergel. Sande und Conglomerate in
Wechsellagerung, darüber eine Tafel fest verkitteten Conglome-
rates, welche sich als zusammenhängendes Plateau von 200 bis
300 m Höhe östlich vom Eurotas an die Vorhöhen des Parnon
anschliesst. Die Zeit verstattete mir nicht, hier eingehend zu
sammeln; was ich jedoch an Fossilien in den Mergeln beobach-
tete (grosse Austern, Turritella triplicata etc.) wies auf Identität
mit dem messenischen Unterpliocän hin, ebenso wie die Angaben
der Expedition und der äussere Habitus der -Ablagerungen.
Dieses marine Neogen des Helos wird im Nordwesten ab-
geschlossen durch einen niedrigen Höhenzug von Kreidekalk, der
sich von den Vorhöhen des Parnon bei Goritzia nach Süden über
den Eurotas hinweg zu dem Bergland von Levetsova erstreckt.
Nördlich von dieser Scheide, die allerdings nicht vollständig ge-
schlossen zu sein scheint, liest das Neogen des Beckens von
Sparta. welches als niedriges Hügelland beide Seiten des Eurotas-
435
thales von hier aufwärts bis in die Gegend von Kastania umsäumt.
Diese Ablagerungen tragen durchaus den Charakter Jimnischer
Anhäufnngen; es sind Mergel, lose Sande und lockere grobe
Schotter in wirrem Wechsel. In denselben fand ich bei Skura
(südöstlich von Sparta) Paludinen. Die Expedition giebt an, dass
das Plateau dieser Süsswasserbildungen gegenüber Sparta von
einer Schicht mit marinen Fossilien bedeckt sei; ich habe die-
selbe nicht beobachtet. Wir haben also in dem Becken von
Sparta einen Süsswassersee aus der Unterpliocänzeit vor uns, der
wahrscheinlich mit der gleichzeitig existirenden Meeresbucht des
Helos, vielleicht nach Art einer Lagune, wie sie sich in kleinem
Maassstabe noch heute an der Eurotasmündung finden, in Zu-
sammenhang gestanden hat.
Wenn wir den Eurotas aufwärts verfolgen, so führt uns eine
niedrige, aber aus Grundgebirge bestehende Wasserscheide in das
Becken von Megalopolis hinüber, das vom oberen Alpheios durch-
flossen wird und ganz ähnliche Verhältnisse aufweist, wie das-
jenige von Sparta. Es ist rings von Gebirgen umschlossen, durch
die sich der Alpheios in einer wilden, stellenweise unzugäng-
lichen Durchbruchsschlucht einen Weg geöffnet hat, um aus dem
Becken nach Nordwest zu den Hügelländern von Elis zu ent-
weichen. Das ganze Becken, dessen Ränder seit der Neogenzeit
durch Verwerfungen vielfach umgestaltet sind, ist bis zu einer
Höhe von über 100 m über dem Fluss mit neogenen Bildungen
ausgekleidet; es sind wieder blaue, weisse und gelbliche Mergel,
wechselnd mit Sanden und Conglomeraten, welche im Allgemeinen
fossilleer sind. Doch beweist, neben dem Habitus der Ablage-
rungen. der gänzliche Mangel an marinen Fossilien und das Vor-
kommen von Braunkohlenflötzen die limnische Entstehung der-
selben. Zudem fand ich in den das Becken im Nordosten um-
- rahmenden Gebirgen, bei Vanköu, einen durch Verwerfungen in
beträchtliche Höhe gehobenen Fetzen derselben Ablagerungen,
welcher schlecht erhaltene Paludinen enthielt. Das Becken von
Megalopolis war also ehedem ein Süsswassersee, den wir, ohne
voreilig zu sein, nach Analogie der übrigen Süsswasserbildungen
Griechenlands und nach dem Vorkommen freilich unbestimmbarer
Paludinen ebenfalls in die levantinische, d. h. Unterpliocänzeit
versetzen können. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser See
mit demjenigen von Sparta über die niedrige Wasserscheide hin-
weg in Zusammenhang gestanden hat.
Die letzten jugendlichen Ablagerungen, die wir hier noch zu
erwähnen haben, sind einige kleine Schollen von Poros-Gestein.
welche in geringer Ausdehnung, in geringer Meereshöhe und fast
436
ungestörter Lagerung den Küsten der östlichsten der drei südlichen
Halbinseln des Peloponnes, derjenigen, die mit dem Cap Maleas
endigt, ankleben. Sie befinden sich in der Nähe des alten Aso-
pus, ferner an der Bai von Vatika (bei dem heutigen Neapolis
und auf der Insel Elaphonisos) auf der Westküste, etwa südlich
von Monemvasia an der Ostküste der genannten Halbinsel. Sie
enthalten marine Conchylien. Dieselben sind nicht zahlreich und
schwer aus dem harten Gestein zu gewinnen; ich musste daher
bei der Kürze der mir zu Gebote stehenden Zeit, die ich vor-
züglich auf das Studium des Gebirgsbaues zu verwenden hatte,
darauf verzichten zu sammeln. Die Frage muss daher offen
gelassen werden, ob diese Ablagerungen dem Unterpliocän von
Messenien und Lakonien zuzurechnen sind, oder ob sie dem Ober-
pliocän oder gar Quartär entstammen. Der petrographische
Habitus giebt keinen Anhaltspunkt, da porosartige Gesteine in
Griechenland in allen jüngeren Ablagerungen vorkommen }).
Paläontologischer Theil
von Herrn PAUL OPPENHEIM.
Schreiten wir nunmehr nach der topographischen und geo-
logischen Besprechung der uns beschäftigenden Sedimentärbildun-
gen zu einer Altersbestimmung derselben auf Grund der uns
vorliegenden organischen Reste; die genauere Besprechung der
aufgefundenen Formen dürfte zweckmässiger weiter unten nach-
folgen; vor der Hand acceptiren wir die von den Autoren ge-
wählten generischen und specifischen Bestimmungen, ohne zu
Aenderungen, soweit dieselben nicht zum Verständniss und zur
Begründung unserer Ansichten dringend nöthig, unsere Zuflucht
zu nehmen, aber auch ohne uns durch die vorläufig angenomme-
nen Bezeichnungen in irgend einer Weise zu binden.
Wir haben es also in den Neogenbildungen des Peloponnes
mit marinen und limnisch-lacustrinen Bildungen zu thun, welche
durch die Ablagerungen von Megara mit den analogen Sedimenten
Mittel - Griechenlands zusammenhängen; diese letzteren sind es
auch, welche uns den ersten Schlüssel für die Altersbestimmun-
sen des Gomplexes gewähren. Die weisslichen, plattigen Süss-
wasserkalke von Megara, welche, wie Fucus”) angiebt, in drei
verschiedenen Niveaus Brackwasserschichten in sich einschliessen,
haben nach diesem Autor bisher folgende Fossilien geliefert:
!) Verel. über das peloponnesische Neogen auch A. PHILIPPSoN:
Der Peloponnes. Berlin 1891.
!) Fuchs. Denkschriften d. Wiener Akad. d. Wissensch., Bd. 37,
1877.
a. Brackische Schichten:
Buceinum neriteum Lam. (Cy-
clonassa nerttea LAm.),
— n. sp. ef. coloratum EıcHw.,
Murex sublavatus BAasr.,
Cerithium atticum GAUDR. et
FischH.,
— vulgatum Bruc.,
— sp. cf. nodosoplicatum
Hörn.,
Melanopsis anceps GAUDR. et
Fiscn.,
— costata FeER.,
— incerta Fuchs,
Melania curvicosta Desn..
— Tournouer? Fucus,
Odostonna interstincta MoNTr.,
Rissoa pulchella Pıun.,
— Sp.
Bithynia sp.,
Natica helicina Brocc.,
Neritina Sp..
Bulla hydatis Lixn.,
Venus gallina Lınn.,
Lucina lactea Linn.,
4537
Cardium edule Linn.,
Arca pectinata Brocc.,
Congerta sp. ef. polymorpha
PARL!,
Balanus. Kleine Species.
b. Süsswasserschichten.
Planorbis cornu BRONGN.,
Limnaeus megarensis GAUDR.
et FISCHER,
Vivipara megarensis Fuchs,
Biühynia simplex Fuchs,
— scalaris Fucns,
Hydrobia attıca Fucns.
— Heldreichiti Fucus,
Valvata minima Fuchs,
— kupensis Fuchs,
Nerttina micans GAUDR. et
FISCHER,
Melanopsis unceps GAUDR. et
FISCHER,
-— costata NEUMAYR non FER.,
— incerta Fucus,
Melania Tournouerı Fuchs,
— curvicosia Desn.
Fucas meint nun, dass aus dieser Fauna mit Evidenz
hervorgehe,
dass die Süsswasserablagerungen von Me-
gara jünger seien als die GCongerien-Schichten und dass
sie vielmehr ein Aequivalent der oberen marinen Sande
von Kalamaki und mithin auch der marinen Pliocän-
bildunsen von Rhodus, Kos und den oberen Schichten
von Tarent darstellen. Diese Ansicht ist nun, wie bereits NeEv-
MAYR (l. c.) gezeigt hat, eine irrige, der von Fuchs selbst heran-
gezogene Vergleich mit den brackischen Schichten von Siena und
Montpellier wie der Umstand, dass von den in Megara aufge-
fundenen Arten mindestens ein Drittel ausgestorben, ist für NEU-
MAYR Grund geuug, den Schichtencomplex von Megara dem älte-
ren Pliocän zuzuzählen. Diese Annahme findet auch durch das
mir vorliegende Material vollauf ihre Bestätigung. Abgesehen
davon, dass das Hauptleitfossil der ganzen Bildung, die Mela-
nopsis anceps Gaupry et Fischer wie die Melanopses incerta
Fuc#s, dem in den oberen Paludinen - Schichten Slavoniens so
438
reich vertretenen Formenkreise harpula-hastata-lanceolata-costata-
clavıgera NEUMAYRS angehören, dass. wie DE STEFANI (CARLO DE
STEFANI, Sull’ epoca degli strati di Pikermi [Bull. Com. geol.
d'Italia, 1878, p. 396]) gezeigt hat, Planorbis cornu und Mela-
nıa curvecosta Desm. bisher nur im typischen Miocän aufgefunden
wurden und dem italienischen Pliocän zu fehlen scheinen, gelang
es mir, auch einige Formen aufzufinden, welche für beide Ab-
lagerungen, die griechischen und slavonischen, specifisch gleich.
den Zusammenhang zwischen ihnen vermitteln. Es sind dies:
Melanopsis hastata NEUMAYR,
— costata NEUMAYR non FER.,
u clavigera NEUMAYR,
von welchen die erstere nach NeumAyr in den unteren Paludinen-
Schichten mit Veripara stricturata, die letzteren in den oberen
mit V. Hoernest und V. Zelebor! auftreten; wie diese Formen in dm
Complexe von Megara vorkommen und ob sie dort ebenfalls ein
gesondertes Niveau vertreten, vermag ich nach dem mir vorlie-
senden Materiale nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Mit Be-
stimmtheit scheint mir aber aus dem Vorkommen dieser
drei Formen wie aus dem Gesammtcharakter der Fauna
hervorzugehen, dass die Schichten von Megara der le-
vantinischen Stufe angehören und als gleichzeitig mit
den durch die starke Entwicklung reich verzierter Pa-
ludinen und Melanopsiden charakterisirten Süsswasser-
absätzen des östlichen Europa aufzufassen sind.
Diese meine Anschauung, welche sich völlig deckt mit den
Anschauungen NEUMAYRs, scheint mir eigentlich auch aus den
Ausführungen Fuchs’ mit zwingender Nothwendigkeit hervorzu-
sehen. Welche Veranlassung hat denn dieser Autor, nachdem er
die Unmöglichkeit einer Identificirung zwischen dem Complexe von
Megara und den Congerien-Schichten des Wiener Beckens nach-
gewiesen, sofort auf das obere Pliocän, dem die marinen Con-
glomerate von Kalamaki, wie Fuchs mit Recht annimmt und wie
seitdem PHiLıppson zifiermässig nachgewiesen, zweifellos ange-
hören, überzuspringen und für die Identität dieser beiden Bildun-
gen einzutreten? Es kommen nach Fuchs in Megara eine Anzahl
mariner Formen vor, welche in Kalamaki nicht mehr aufgefunden
worden sind; ich erwähne hier nur Arca pectinata BRoccHT,
Natica helicina Broccnı!), wie den specifisch miocänen Murex
!, Nach WEINKAUFF:! Die Conchylien des Mittelmeeres, ihre geo-
graphische und geologische Verbreitung, Cassel 1868, II, p. 250,
kommt Natica helieina heut im Mittelmeere nur an den Küsten von
Süd-Frankreich vor.
439
sublavatus Bast., die beiden ersteren aber kommen im typischen
Unterpliocän Italiens häufig genug vor, sodass also auch nach
Fucas’ Tabelle die Schichten von Megara wenigstens als limnische
Aequivalente des marinen Unterpliocän aufzufassen wären, was
man bisher für die Paludinen - Schichten des östlichen Europas
wohl mit Recht angenommen hat! Der Vergleich mit den Conge-
rien-Schichten, wie überhaupt dieser Horizont, verliert zudem jede
Bedeutung, nachdem Fuchs schon im folgenden Jahre 1878)
überzeugend genug nachgewiesen, dass „es eben Gongerien-
Schichten von verschiedenem Alter giebt, und dass die-
selben mit dem oberen Miocän beginnend bis tief in
das Pliocän hineinreichen!* Wir werden weiter unten die-
sem Gegenstand näher zu treten versuchen. —
Wenden wir uns nunmehr nach Westen und treten wir den
Verhältnissen des Isthmus von Korinth näher! Wir können hier voll-
kommen das bestätigen, was PrıLıppson (l. ec.) über diesen Gegen-
stand bereits veröffentlicht hat. Die blauen Mergel, welche die
Unterlage des ganzen Schichtencomplexes abgeben, und welche
nach der Ansicht dieses Autors als identisch mit den weissen
aufzufassen sind, enthielten in reicher Menge der Individuen, wenn
auch in ungünstiger Erhaltung die Neritina micans (FAUDR. et
Fischer, welche ebenfalls in den Pliocänmergeln von Megara
vorkommt. FucHs erwähnt zudem:
Limnaeus Adelinae CANTRAINE, Congeria amygdaloides DUNKER,
Vivipara ornata Fucnhs (— Me- — minor Fuchs,
lania ornata NEUM.), Limnaeus Sp.,
Nerttina nivosa Brus., Vivipara Sp.,
Congeria clavaeformis Krauss, Melania sp.
Wenngleich die Identität der griechischen Congerien mit
denen der Günzburger Molasse, welche sich ausschliesslich auf
die von Fuchs selbst inzwischen aufgegebene!) Voraussetzung der
Gleichwerthigkeit beider, der griechischen und der schwäbischen
Absätze, zu stützen scheint, mir höchst zweifelhaft ist, so dürfte
doch das Vorkommen der Neritina micans GAUDR. et FISCHER,
der aus den kroatischen CGongerien - Schichten von Brusına be-
schriebenen Ner:itina nivosa wie der Melanıa ornata, einer reich
verzierten Angehörigen der Sippe der Melania Hollandri dafür
sprechen, dass wir auch hier einen den Paludinen-Schichten gleich-
!) Ta.FucaHs. Studien über die Gliederung der jüngeren Tertiär-
bildungen Ober-Italiens. Sitzungsberichte d. k. Akad., math.-naturw.
Classe, 77, Wien 1878, p. 436.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2. 29
440
werthigen Horizont zu erkennen haben; es wäre dies also die
Stufe des für das ganze östliche Mittelmeerbecken so überaus
charakteristischen Limnaeus Adelinae, die uns hier zum ersten
Mal entgegentritt und die, wie wir im Folgenden ersehen werden,
auch an anderem Orte, bei Kumari, durch den Einschluss echt
pliocäner Meeresconchylien als dieser Periode angehörig erkannt
werden wird. Die obere Schichtenserie, welcher die Sande und
Conglomerate von Kalamaki angehören, und welche die blauen
Mergel discordant überlagert, enthält nach der sorgfältigen Zu-
sammenstellung Pritsıprson’s 15 pCt. heute im Mittelmeer ausge-
storbener Arten, darunter zwei eigenthümliche, den schwach be-
zahnten Dridacna-Formen des Schwarzen und Caspischen Meeres
nahestehende Cardien !) (Cardium tenue Fucns und O©. Fuchst
Prıuıppson), einige nordische Typen (Fusus corneus L., Rıssoa
albella Lovsx), einzelne specifische Miocänformen des Wiener
Beckens (Mitra Partschi Hörn., Cerithium bilineatum Hörx.)
und eine Anzahl für das obere Pliocän von Rhodus und Cypern
ausserordentlich charakteristischer Typen (Strombus coronatus
Derr., Dentalium fosslle L., D. mutabile Don., Tapes vetula L..
Rıssoa plicatula Rısso. Enulima lacten D’ORB. u.a.). Die Bil-
dung dürfte also trotz des verhältnissmässig jugendlichen Erhal-
tungszustandes, welchen ihre Fossilien darbieten, dem Oberpliocän
zugezählt werden müssen und es scheint keine Veranlassung vor-
zuliegen, sie mit NEUMAYR in das Quartär zu verweisen.
Die Paludinen, welche PrıLıppson in den Mergeln der Nord-
küste bei Kleone aufgefunden, erlauben in ihrer dürftigen Erhal-
tung keine specifische Bestimmung, doch sind es reich verzierte
und gekielte Formen vom Tulotomen-Habitus, die also jedenfalls
die Hypothese der Gleichaltrigkeit dieser wie der übrigen lim-
nischen Bildungen des Peloponnes mit den Paludinen - Schichten
des östlichen Europas nur bestätigen.
Ein gleiches Resultat gewähren die Fossilien aus dem weiter
westlich gelegenen Mergelcomplex von Kumari bei Aegion, auf
welche wir bereits oben hingewiesen haben. Es fanden sich hier:
Limmaeus Adelinae CANTR., Turritella triplicata BROCCHT,
Hydrobia Heldreichii Fuchs, Corbula cf. gebba,
Congerta subcarinata DesH., Valvata sp. n.
In sein Reisebuch hat Pmuippson an Ort und Stelle notirt:
!) STOLIZKA hat den sehr bequemen Ausdruck Limmocardium für
diese Brackwasserformen vorgeschlagen. Conf. FONTANNES, Sur la
faune des etages sarmatique et Levantin en Roumanie. Bull. soc. geol.,
III serie, XV, 1886 —87, p. 49.
441
Limnaeus Adelinae FoRBEs,
Hydrobia cf. Heldreicht Fuchs,
Congerra cf. subcarinata Desn.,
Valwata sp.
Zusammen mit dünnschaligen Cardien. In derselben Masse einige
Schritte weiter:
Turritella trüplicata BroccHı,
Corbula cf. gebba,
Cardien und
Pecten cf. Jacobaeus.
(Letztere Fossilien wurden leider nicht mitgenommen.)
Hydrobra Heldreichti Fuchs ist von dem genannten Autor
aus Megara beschrieben, Zimmaeus Adelinae Cantr. und Con-
geria subcarinata Desm. aus den Süsswasserbildungen von Livo-
nataes bei Talandi an der Nordküste von Lokris in Mittel-
Griechenland, die letztere Form zudem von CH. MAyER aus den
Congerien - Schichten von Bollene; Turritella triplicata Broccnı
endlich ist eine der charakteristischsten Formen für das Unter-
pliocän Italiens. Auch diese Bildung gehört also unserer An-
sicht nach dem Unterpliocän an und ist als isochron mit den
übrigen Süsswasserabsätzen Mittel - Griechenlands und des Pelo-
ponnes, also auch mit den Paludinen-Schichten Ost-Europas auf-
zufassen. — Wenn wir nunmehr nach Westen fortschreitend uns
den Neogenbildungen der ionischen Küste des Peloponnes zu-
wenden, so gelangen wir zu den zwei Tertiärbecken von Elis und
Messenien, von denen das erstere sich durch den reichen Wechsel
mariner und limnischer Ablagerungen auszeichnet, während das
letztere, das messenische, im wesentlichen eine reine Meeresbil-
dung darstellt; als dem elischen Becken angehörig müssen wohl
auch die Neogenabsätze der Ionischen Inseln, insbesondere die-
jenigen von Korfu und Zante betrachtet werden (Fucas, 1. c.,
Sitz.-Ber., 1877), deren Beschreibung wir wieder Tn. Fuc#s ver-
danken. Es wird nach den bisher vorliegenden Daten, d. h. bis
zur Veröffentlichung des reichen Materials der Bückıng schen
Sammlung immer eine missliche Aufgabe bleiben, mit aller Be-
stimmtheit die Fauna der beiden Meeresbecken, des elischen und
des messenischen, mit einander zu vergleichen; doch gestatten
die Aufsammlungen PhıLıprson’s, so spärlich dieselben speciell
für das Gebiet von Elis aus äusseren Gründen waren, immerhin
mit grösster Wahrscheinlichkeit den Schluss, dass wir es hier
mit gleichzeitigen Absätzen, die beide dem unteren Plio-
cän angehören, zu thun haben.
2
442
Es fanden sich an Leitfossilien dieser Terrainstufe in beiden
Gebieten:
Pleuronectia ceristata BRonNn,
in Messenien allein:
Terebratula ampulla Broccnı, Arca deluvii Lam.,
Dentalium sexangulare Lam., — turonica Duy,.,
Ostrea Boblayei Desn., Cerithium trieinetum BroccH.
Im Folgenden geben wir eine Liste der von PHıLıprson in
Elis und Messenien aufgesammelten Fossilien:
Blis: Fundorte:
Cardium edule L. . Olympia.
Artemis eroleinles ey. —
Oerithium trieinetum BroccHı . — Karatula.
Pleuronectia ceristata BRoNN . . -—- (Bückına’sche Samm-
lung).
Melanopsiıs eleis n. SP... . Bizere.
Messenien:
Ostrea lamellosa Broc. . . Kalamata, Kastelia.
— Boblayei Desn. ER _
— cochlear PoLi ns TS
BroccnHi) . . Kastelia.
Anomia ephippeum L. . Kalamata.
Pecten Jacobaeus L.. . . . . — Bali.
Buster ANHT Bw: = Kastelia.
—Inopereularıs L.ıi Jsıuh BR. % _ Lykotrapho, Bali.
— iflexuosus Poniı ni. son. — Kastelia.
Pleuronectia cerıstata BRONN . . — Kastelia.
Cardium edule L. Lykotrapho.
— echinatum var. Deshayest rn —
— oblongum CHEMN. . 2... —
— tuberculatum UL. . Pylos.
Arca barbata 1. . Lykotrapho.
— diuuvüu Lam. . Pylos.
—ı ‚turonzca Dus.inis leeih/. mern Bali:
Pectunculus glycimerts L. . . Lykotrapho.
Nucula nucleus L. _
Venus ovata Penn. . —
Cytherea multilamella Lam. . Bali.
Tellina donacina L. . Lykotrapho.
Mactra sultorum L. —
Corbula gibba Ouıwvı . Bali.
443
Messenien: Fundorte:
Dentalium sexangulare Lam. . . Bali.
Patella tarentina v. Sar. . . . Kastelia.
Trochus Laugieri PayR. . . . u
Turritella triplicata BroccHnı „. . Lykotrapho.
Rissoa venusta Pu. -. . . . Pylos.
Oyclonassa neritea BRUG. . . . —
Cerithium vulgatum Bruc. var.
ee en
Chenopus pes pelicanı Lam. . . Kalamata.
Bewer siuneulus L. -.. ...., Pylos.
Conus mediterraneus BruUG. . . —
Vermetus glomeratus Bw. . . . Bali.
Terebratulina caput serpentis Lam. Kastelia.
Terebratula ampulla Broc. . . Kalamata, Bali, Kastelia.
Bed . 0... ..%..,Pylos.
Bee. nel 0 cu, Kalamata.
DrsHAvyss, dem wir die ausführlichste Monographie der
Mollusken des peloponnesischen Neogens verdanken, hat leider
seinen Beschreibungen, wie bereits erwähnt, keine Fundangaben
hinzugefügt und ebensowenig eine scharfe Trennung der Absätze
von Elis, Messenien und des Isthmus durchzuführen versucht.
Es lassen sich daher meiner Ueberzeugung nach procentuale
Schlüsse, wie sie TOURNOUER!) giebt, aus seinen Zusammenstel-
lungen weder ziehen noch vertheidigen. Wenn wir dagegen er-
wägen, dass die Fauna der Sande von Kalamaki ziemlich genau
durchforscht und in ihrer verhältnissmässig geringen Anzahl aus-
gestorbener Arten annähernd bekannt sind, so sind wir meiner
Ansicht nach berechtigt, die zahlreichen heute im Mittelmeere theils
erloschenenen, theils im Erlöschen begriffenen Arten, welche Dr-
SHAYES aufführt, den Neogenablagerungen des westlichen Pelo-
ponnes zuzusprechen. Es sind dies folgende:
Corbula costellata Desn. fossil im Miocän von Bordeaux,
(Desn.), Pliocän von Antwerpen
und Sicilien, lebend selten im
Mittelmeer (WEINKAUFF),
Mya Tugon (ornataBasteror), lebend im Senegal.
!) TOURNOUER äussert sich in seinem „Etude sur les fossiles ter-
tiaires de lile de Cos (Annales scientifigues de l’Ecole normale de
Paris 1876) folgendermaassen: J’ai releve, dans l’expedition scienti-
fiques de Moree la liste des fossiles pliocenes de la p@ninsule deter-
mines par DESHAYES: la sur 137 especes je n’en trouve pas moins
Amphidesma subtrigona DzsnH.,
— ovata DesnH.,
Tellina wunicostalis Desn.,
Lucina orbicularis DEsH.,
Oytherea Boryi DeshH.,
Venus Brocchit Desn.,
Cardirum hians BRroccHı,
Chama squamata DesH.,
— Brocchil Desn.)),
Nucula vtalica Dssnm. (Pla-
centina LMk.),
Arca pectinata Brocchm,
— minuta DEsH.,
Pleuronectia ertistata Lmx ,
Pecten latıcostatus LMmk.,
-— flabelhhiformis BRoccHT,
Ostrea Boblayei Desn.,
444
bisher nur fossil im Peloponnes.
Unterpliocän Italiens, lebend im In-
dischen Ocean (Desn.), Cardium
hians nach WEINKAUFF auch
Küste von Algier.
bisher nur fossil im Peloponnes.
Miocän, Unter- und Oberpliocän.
Miocän, Unterpliocän.
nur fossil im Peloponnes.
Unterpliocän, lebend im Indischen
Ocean.
Unterpliocän Italiens.
Miocän, Unterpliocän Italiens.
Miocän, Unterpliocän Italiens.
Terebratula (Rhynchonella) bi- Unterpliocän Italiens.
partita BrocchHı,
— ampulla BROccHT,
— inflexa Desn.,
Dentalium sexangulare Lamk.,
Trochus patulus BRoccHI,
— conchyliophorus BORN,
Melania curvicosta Desu.,
Sigaretus haliotideus Lak.,
Cancellaria lirta Broccni
— /yra Desu.,
Fusus longicosta Brocchi,
Cerithium Basteroti Desn.,
— vulgatulum Desn.,
— graecum Desn.,
Strombus coronatus DEFR.,
)
Miocän, Unterpliocän Italiens.
bisher nur fossil im Peloponnes.
Unterpliocän Italiens.
Miocän, Unterpliocän Italiens.
Unter- und Oberpliocän Italiens u.
Rhodus.
Miocän, Pliocän.
Miocän, selten Pliocän, lebend In-
discher Ocean.
Unterpliocän Italiens.
Unterpliocän Italiens.
Miocän, Unterpliocän Italiens.
Peloponnes.
Miocän, Unter- und Oberpliocän.
de 50, et mäme d’avantage qui seraient des especes perdues propor-
tion tres - forte qui tendrait & faire ranger ces couches dans le plio-
cene ancien.
!) WEINKAUFF, Mittelmeer-Conchylien, I, p. 150, identisch mit
der mediterranen Oh. gryphoides L.
445
Cassis saburon LMmk., Miocän, Unter- u. Oberpliocän, le-
bend Senegal, selten Mittelmeer.
Dolium dentieulatum Desm., Miocän, Unterpliocän Italiens.
Conus Mercati Broccuı, Miocän, Unterpliocän Italiens.
Mitra fusıformis Broccm. Miocän, Unterpliocän Italiens.
Wenn wir also auch annehmen, dass die Beschreibungen
DesnAayzs’ nicht zu procentualen Zusammenstellungen berechtigen
und daher eine genauere Zutheilung der in Betracht kommenden
Tertiärbildungen der Peloponnes zu den einzelnen Etagen des
Pliocän erst nach sorgfältigen, zu diesem Zwecke an Ort und
Stelle ausgeführten Aufsammlungen ermöglicht sein wird, so steht
soviel heute jedenfalls schon fest, dass das marine Neogen der
Westküste der Peloponnes jedenfalls den älteren Pliocänbildungen,
wie auch TOURNOUER annimmt, zuzuzählen sein wird. Dafür spricht
gleichmässig der Reichthum der Bildungen an grossen Formen
von Cancellaria, Dolum, Strombus, Sıgaretus, Terebrateln und
Pectiniden, wie die Fülle der mit dem unteren Pliocän Italiens
semeinsamen Typen. Vielleicht wird ein sorgfältigeres Studium
der reichen Sammlungen Bückınag s übrigens auch über die ge-
nauere Classificirung dieser Gebilde ein Licht zu werfen im
Stande sein!
Wenn wir uns nunmehr der Südküste der Halbinsel zuwenden,
so finden wir dort weit verbreitet Süsswasserablagerungen, welche,
wie PHiLıppson annimmt, zwei vielleicht communicirenden See-
becken, dem von Sparta und dem von Megalopolis, ihre Entstehung
verdanken. Aus dem ersteren, aus der näheren Umgegend von
Sparta, von Skura, liegen mir Paludinen vor, welche weiter unten
zu beschreiben sein werden. Es ist dies eine neue, sehr cha-
rakteristische Art, welche sich aber eng anschliesst an die von
TOURNOUER und NEUMmAYR für die Vorkommnisse der Insel Kos
aufgestellte Formenreihe der Viviparen von amerikanischer Ver-
wandtschaft ( Tulotoma Forbest — Mumier! — Gorceixi — Coa), also
jedenfalls mit Bestimmtheit auch diese Bildungen den Paludinen-
‚Schichten zuweist.
Wir sehen also. es handelt sich in der Peloponnes um Ab-
sätze, welche sich in die zwei Kategorien des Neogen ver-
theilen lassen.
a. Unterpliocän (Levantinische Stufe, erste Pliocänfauna NEU-
MAYR S (l. c.) mit Mastodon arvenensis;
dazu gehören:
1. die rein marinen Absätze von Messenien,
2. die marin-limnischen Sedimente von Elis, von Megara,
446
untere Schichtenzone von Kalamaki und Isthmus, Nemea-
Phlius, Kumari bei Aegion; die rein limnischen von
Sparta und Megalopolis.
b. Oberpliocän (zweite Pliocänfauna NeumAyr's mit Zlephas -
mertdtonalis), obere Sande und Conglomerate von Kalamaki
und des Isthmus.
In dieses Schema fügen sich aber auch im Grossen und
Ganzen die mittelgriechischen Ablagerungen, wie a priori anzu-
nehmen, mit Bequemlichkeit ein. Es gehören hier dem Unter-
pliocän, der Levantinischen Stufe, wie schon NEUMAYR (l. c.)
theilweise nachgewiesen hat, mit grosser Wahrscheinlichkeit an:
1. die limnischen Ablagerungen von Daphne mit Melanopsis
lanceolata NEUMAYR,
2. die Complexe gleicher Entstehung von Livonataes bei Ta-
landi in Lokris (Fauna der Adelina elegans CANTRAINE),
3. wahrscheinlich die Ablagerungen von Marcopulo, Calamo
Oropo, vielleicht auch Kumi.
Wenn wir hier den grössten Theil der Binnenablagerungen
Mittel-Griechenlands ebenfalls der levantinischen Stufe angegliedert
haben, so verkennen wir keineswegs, dass ein positiver Beweis
bisher für diese Zusammengehörigkeit noch nicht geführt ist und
dass es also wohl möglich wäre, dass vielleicht auch die ältere
Stufe, die pontische, zum Theil noch mit in ihnen eingeschlossen
sein könnte; insbesondere scheint es keineswegs ausgeschlossen,
dass die ziemlich mächtige und in ihrem Faunencharakter stark
an die pontischen Schichten von Arapatak und Vargyas im südöst-
lichen Siebenbürgen!) erinnernde Ablagerung von Livonataes noch
die pontische Stufe in sich umfasste. Ebenso könnte vielleicht
ein Theil der nach Psuniprson bis 800 m Mächtigkeit erreichen-
den Mergel und Conglomerate der Peloponnes noch den älteren
Complex in sich einschliessen. Es lassen sich naturgemäss die
Süsswasserablagerungen beider Stufen, da ihre Faunen meist loca-
lisirt sind und die stratigraphischen Verhältnisse ebenfalls wenig
Aufschluss geben, schwer von einander trennen; zur Unmöglich-
keit wird dies aber dann, wo, wie in vielen Fällen, jede Spur
von Versteinerungen fehlt. Im Norden unseres Gebietes dürfen
5)
?\ Nach NEUMAYR (Die Süsswasserablagerungen im südöstlichen
Siebenbürgen (Jahrb. d. k.k. geol. Reichsanst., 1875, p. 429) enthalten
die siebenbürgischen Vorkommnisse wahrscheinlich ebenfalls die Aequi-
valente beider Stufen, der pontischen und der levantinischen, in sich
vereinigt.
447
wir wohl annehmen. dass die Süsswasserbecken durch Abschnü-
rung und Aussüssung von Armen des sarmatischen Meeres früher
in die Erscheinung traten, als im Süden, wo erst durch Dislo-
cationen Raum für sie geschaffen werden musste; die brakischen
Ablagerungen des Hellespont wie der Chaleidice beweisen, dass
ein Arm des sarmatischen Meeres sich von Thracien aus nach
Süden und Südwesten erstreckte, um sich dann im Süden all-
mählich auszusüssen. Das Wechsellagern von reinen Süsswasser-
und brackischen Schichtverbänden an beiden Stellen beweist, dass
hier dieselben rhytmischen Oscillationen stattfanden, wie wir sie
später überall in den Peloponnes beobachten können. Es wäre
nun nicht unmöglich, dass der See von Livonataes ursprünglich
einen Golf jenes halb ausgesüssten sarmatischen Meeresarmes dar-
stellte, der sich durch Thessalien und Euboea vielleicht bis nach
Lokris hinein erstreckte. Das Fehlen aller Versteinerungen in
dem Neogen Thessaliens dürfte allerdings gegen diese Hypothese
sprechen, in- keinem Falle bekommen wir aber durch sie eine
Erklärung für das Entstehen der räthselhaften Ablagerung von
Trakonaes bei Athen, im welcher Tueopor Fucas und mit ihm
NEUMAYR das marine Aequivalent der sarmatischen Stufe er-
blicken.
Der Kalk von Trakonaes enthält nach Fuchs ein Gemisch
von echt pliocänen Conchylien, Rasen bildenden Korallen (Porstes,
Astraea) und Congerien. Die marinen Formen sind recht schlecht,
meist als Steinkerne erhalten; was davon aber bestimmbar war,
verrieth pliocäne Arten. Die Congerien, welche in den über dem
Korallenkalke lagernden Schichtverbänden allmählich die Oberhand
gewinnen. welche aber, wie ich bestimmt aus den von Dr. Phr-
LIPPSON in diesem Frühjahr mitgebrachten Handstücken ver-
sichern kann, zusammen mit den Korallen vorkommen,
sind von Fuchs wie die in den gleichen Schichten auftretenden
Cardien nur als sp. aff. oder cf. bestimmt, fast sämmtlich aber
auf pliocäne Vorkommnisse (Bollene) bezogen worden. Congerin
simplex BARrBOT, welche „einen grossen Theil des Muschelkalkes
zusammensetzt“, findet sich zudem sowohl in Kumari als in Livo-
nataes meiner Ueberzeugung nach in levantinischen Ablagerungen,
eine als Congeria clavaeformis Krauss bestimmte Art soll der
lebenden Dreyssensia polymorpha PAaıL. so nahe stehen, dass sie
„vielleicht dereinst zu einer Vereinigung dieser Arten führen
dürfte*!). Die Identification dieser Species mit der miocänen
\ Beide Typen zeigen fundamentale Verschiedenheiten im Schloss-
bau: Congeria clavaeformis KRAUSS besitzt eine Septalapophyse und
ist somit eine echte Congerie, deren Verwandte unter den südameri-
448
Form aus der Ulmer Molasse wird vielleicht durch die von Fucus
später selbst zurückgezogene Behauptung des Isochronismus dieser
Bildungen und der pontischen Congerien - Schichten erklärt, und
dürfte diese Bestimmung wohl mit jener Ansicht stehen und
fallen. Wir constatiren also zunächst in diesem Korallen- und
Nulliporen-Kalke von Trakonaes ein gemeinsames Auftreten von
marinen (Arca lactesw Lm., Lima squamosa Lam., Spondylus
gaederopus Lin. u. a.) und brackischen (Congeria , Limnocar-
dium) CGonchylien, von sich sonst stets ausschliessenden Formen,
wie Korallen und Congerien, von vereinzelten, bisher allgemein
als pontisch angesprochenen Arten und zahlreichen des mediter-
ranen Bereiches und stehen somit schon diesem faunistischen
Räthsel wie der Altersbestimmung seines Substrats ziemlich
rathlos gegenüber.
Fucas hat den Kalk von Trakonaes, welcher ihm Veran-
lassung gab, eine neue Stufe des Neogen, sein Mio-Pliocän, zu
begründen, identifieirt mit den „marinen Tertiärablagerungen,
welche bei Bollöene im Liegenden der Congerien - Schichten auf-
treten und nach dem von MaAYvER gegebenen Verzeichnisse eine
ebenso ungewöhnliche Mengung von miocänen und pliocänen Cha-
rakteren aufweisen wie dieser“: er hat ihn ferner identificirt mit
dem Grobkalke von Rosignano in Toskana. Der Vergleich mit
Bollene fällt nunmehr fort, seitdem Fuchs ein Jahr später selbst
zugegeben, dass nach den Untersuchungen von FONTANNEsS da-
selbst der echt pliocäne Charakter derartig vorherrsche, dass er
diese Parallelisirung für den Augenblick nicht zu wiederholen
wage°). Was Rosignano anlangt. so scheint mir die Frage seines
Alters noch keineswegs ganz geklärt zu sein! CArkEuLını’) hält
denselben für mioceno-medio; ihm schliesst sich SequenzA®), auf
Vorkommnisse in Sieilien gestützt, vollständig an. De STErFANI?)
erklärt denselben in seinem ausgezeichneten Aufsatze über die
Binnenmollusken des italienischen Pliocän für ein einfaches Pliocän-
kanischen Formen wie ©. Risei und Verwandte zu suchen sind. Siehe
darüber meinen auf der allgemeinen Versammlung in Freiburg i. Br.
gehaltenen Vortrag.
Zuelz ec. Denkschr., 1877.37. 60.
2),.1878,, 1.22 Sitz.-Ber2 77.
°®) G. CAPELLINI. La formazione gessosa di Castellina maritima.
Memorie della Academia di Bologna, Serie III, T. 4. 1873.
*) G. SEQUENZA. Sulla relazione di un viaggio geologico in Italia
del dottore T. Fuchs. Boll. del R. Com. geol. d'Italia. Roma 1874.
°) De Srteranı. Molluschi .continentali nei terreni pliocenici.
Atti della societa Toscana di scienze naturale, Pisa 1876, 1878, 1880.
449
sediment und behauptet, dass er sich über den Congerien-Schichten
Toskanas, im Hangenden derselben befände; später hat dann DE STE-
FANI (l: c., 1878) diese seine Behauptungen selbst zurückgezogen
und heute stimmt allerdings die grosse Mehrzahl der italienischen
Geologen*) darin überein, den Kalk von Rosignano für älter als
die marinen Pliocänbildungen Toscanas zu halten und in innige
Beziehung zu setzen zu den brakischen Congerien - Schichten,
welche er unterteuft. Barpaccı?) hat auf Sicilien nachgewiesen,
dass der Kalk mit Peceten aduncus Eıcmw., welchen er mit Recht
nach seinen Fossilien wie nach seinem petrographischem Habitus
mit dem von Rosignano identificirt, sowohl unter (Castello bei
Calatafimi) als über (Pizzo di Ciminna) dem Gyps führenden
Congerien-Horizont sich befindet (l. e., p. 105), sodass er
ihn daher als das marine Aequivalent?) dieser Bildung an-
spricht, welche von ihm als mariner Absatz betrachtet wird,
dessen Entstehung sich in geschützten, langsam verdampfenden
Lagunen vollzog®).
Es wäre nun nicht unmöglich, dass der Kalk von Rosignano wie
seine Aequivalente (DE Steranı erklärt als solche den Kalk von Par-
rane, Castellnuovo della Misericordia, den Sandstein von Paltratico
und die Gabbro-Conglomerate des Valle di Marmolaio, von Lespa,
Pomaia und aus der Nähe des Valle della Sterza) (l. e., 1878,
p. 274) in Toskana den Congerien-Schichten gegenüber dieselbe
Rolle spielen würden, wie dies der Kalk mit Pecten aduncus
Eıcaw. in Sicilien dem Gypshorizonte gegenüber thut, dass hier
wie dort die isomesischen Ablagerungen nicht immer unbedingt
auch zeitlich zu identificiren wären, d.h. dass wir, wie dies ja
auch Barvaccı ausspricht, in diesen Kalken einen Theil, vielleicht
den ältesten der so lange vermissten Aequivalente der pontischen
Stufe NEumAyr’s, vor uns hätten. Die Verhältnisse in Rosignano
selbst sprechen, wie dies ja auch Fuchs bemerkt, und wie ich
selbst im letzten Frühjahre aus eigener Anschauung mich zu
überzeugen Gelegenheit hatte, zum mindesten nicht gegen diese
!) CAPELLINI, ]. c., 1873.
DE BOSNIASKI, Rendiconti della societa@ Toscana delle scienze
naturale, Pisa, Juli 1879.
?), BaLpAaccı. Descrizione geologica dell’ Isola di Sicilia. Me-
morie descrittive della Carta geologica d’Italia, Vol. I, Roma 1886.
*) Ibidem, p. 105: e sembra dover rappresentare un deposito litto-
raneo dell’ epoca della Zona a Congerie.
*) Al mio credere i gessi sino essenzialmente di origine marina e
vennero deposti per effetto dell’ evaparazione delle aque del mare.
Ibidem, p. 356.
450
Auffassung; der Kalk von Rosignano erhebt sich als isolirter
Hügel aus der Pliocänebene, an seiner Basis sind Gabbro - Con-
glomerate, welche ihn als litorale Bildung kennzeichnen, eine
Ueberlagerung durch jüngere Bildungen ist an Ort und Stelle
nicht vorhanden, Korallen habe ich selbst trotz allen Suchens dort
nicht gefunden, sie können also in der ganzen Masse jedenfalls
nicht häufig und werden wohl ausschliesslich auf ein begrenztes
Niveau concentrirt sein; eine Ueberlagerung durch jüngere Bil-
dungen ist bei Rosignano selbst nicht vorhanden, die Annahme der
Identität zwischen den Kalkmassen von Rosignano, Castelnuovo
uud Pane e Vino!) stützt sich auf den gleichen. Habitus derselben
und auf anscheinend identische Fossilien, doch sind alle diese
Bedingungen auf für die Schichten mit Pecten aduncus in Sieilien
erfüllt und trotzdem liegen sie, wie wir vorher gesehen, sowohl
unter als auch über dem Congerien - Horizonte! Und auch für
diesen selbst wie für die mit ihm verbundenen Gypsmassen ist
die zeitliche Identität aller ihrer Theile noch keineswegs unbe-
dingt sicher gestellt. Wenn wir die letzteren mit Barpaccı und
anderen italienischen Geologen, insbesondere mit PANTANELLI?)
als den Absatz in langsam abdampfenden Lagunen ansehen wollen,
wofür auch ihre Fischfanna zu sprechen scheint?), so lässt sich
a priori nicht recht einsehen, warum sich dieser Process der
Verschiebung der Strandlinie oder der Deltabildung nicht zu
wiederholten Malen in rhythmischen Oscillationen vollziehen
konnte. In Sicilien scheint dies ja auch der Fall gewesen
zu sein und die Gypse, welche sich auf Zante (s. p. 433) und
im Peloponnes nach Fucns (l. e., Sitz.-Ber., 75, 1877) und Par-
LIPPSON im echten marinen Pliocän einschalten, sind jedenfalls
viel jünger als der gleiche Horizont Italiens, sind übrigens
auch wie die gleichen Vorkommnisse vom Ponte S. Ruffilo bei
Bologna*) als zweifellos marine Absätze zu betrachten. Wenn
nun Fuchs auf Grund der Vorkommen von Casino und Monte-
bamboli erklärt, dass „es eben Öongerien- Schichten von
verschiedenem Alter giebt, und dass dieselben mit dem
!) Siehe DE BoSNIaskı. (l. ec.) Juli 1879. Profil an dem Rio San-
guigna.
?) PANTANELLI, DANTE. Monografia degli strati pontici del mio-
ceno superiore nel Italia settentrionale e centrale. Memorie della R.
Academia di scienze, lettere ed arti in Modena, Serie II, Vol. IV.
1886.
®) Siehe DE BOSNIASKI (l. c.) Januar 1879.
5) G. CAPELLINI. Sulle marne glauconiferi dei dintorni di Bologna.
Boll. R. Com. geol., 1877, p. 398.
451
oberen Miocän beginnend bis tief in das Pliocän
hineinreichen“* (l. e., 1878, Sitz.-Ber., 77, p. 436), so ist
dies einmal eine Bestätigung des von mir oben vertretenen
Standpunktes, andererseits spricht es für die Unsicherheit die-
ses ganzen Horizontes, sobald man die Stätten, auf welchen
er entstanden, das östliche Europa verlässt; die Erfahrungen,
welche man mit ihm, ob man ihn nun als Congerien - Schich-
ten, Inzersdorfer Schichten oder pontische Stufe bezeichnet,
im mediterranen Gebiete zu machen Gelegenheit gehabt hat, mah-
nen zur Vorsicht und lassen die von den Wiener Autoren aufge-
stellte und vertretene Theorie von der „Lücke* in der marinen
Schichtenbildung und der grossen Continentalperiode während der
oberen Miocänzeit unserer Ueberzeugung nach als noch nicht
genugsam erwiesen und durch zwingende Beweise gestützt er-
scheinen.
Wir möchten uns hier lieber der älteren Maver’schen’?),
später von ÜAPELLINI wieder aufgenommenen Anschauung zuwen-
den, der zu Folge ein Theil der von dem ersteren Autor als
Messenien zusammengefassten Bildungen als das marine Aequiva-
lent der pontischen Stufe im Mediterrangebiet aufzufassen wäre;
es möchte denn noch zu erwägen sein, ob diese marinen Bil-
dungen nicht in einem so innigen Verhältniss zu den echten
Pliocänbildungen stehen, dass sie in ihrer Gesammtheit mit diesen
erst ein Aequivalent der „Zonen* NEUMAYR's ausmachen, sodass
dann allerdings die von Fuchs vorgeschlagene Hinzuziehung der-
selben zum Pliocän mehr für sich hätte als die Argumentationen
der italienischen Geologen, insbesondere DE Sterants, welcher
dieselben aus Prioritätsgründen, gestützt auf die Genesis der von
Lyerr vorgeschlagenen Gliederung des Tertiärs dem Miocän zu-
weist. Die Fauna von Rosignano wie die von Trakonaes trägt
mit Ausnahme der Rifikorallen, welche übrigens auch im Zan-
cleano Unter-Italiens vertreten sind (Dendrophyliia)?), einen durch-
t) „Erwägt man dagegen nun, dass die Congerien - Schichten von
Bollene im Rhönethal, welche so auffallend an die Cardien-Thone der
Krim erinnern, über marinen Ablagerungen ruhen, welche einen so
entschieden pliocänen Charakter haben, und denkt man zurück an die
Congerien-Schichten von Casino und Bamboli, von denen die einen
über, die anderen aber unter dem Kalkstein von Rosignano lie-
gen, so scheint es sich aus dem Ganzen zu ergeben, dass es eben
Congerien-Schichten von verschiedenem Alter giebt.“
?) MAvER. Tableau synchronistique des terrains tertiaires su-
perieures. Zürich 1868.
®) Tu. Fuchs. Geologische Studien in den Tertiärbildungen Süd-
Italiens. Sitz.-Ber. d. Wiener Akad., math.-naturw. Cl., Bd. 66, 1872,
452
aus pliocänen Charakter; denselben zeigen, wie auch Fucns !)
behauptet, ebenfalls die weisslichen Foraminiferen-Mergel aus dem
Val di Savena bei Bologna, welche als ungefähre Aquivalente der
Congerien-Schichten von Ancona anzusehen sind?). Auch die von
CHARLES MAyEr°’) aus Ligurien bei Stazzano und Alice beschrie-
bene Fauna, welche dort in Gesellschaft von Gypsflötzen erscheint,
und die der citirte Autor, trotz des Fehlens von Limnocardien
und Congerien als Aequivalente der „Congerien - Schichten“ auf-
fasst, zeigt einen ganz pliocänen Habitus. Wenn die Verände-
rung der marinen Organismen also, wie wir alle Veranlassung
haben, zu vermuthen, mit derjenigen der Süsswasser- und Land-
bewohner, insbesondere der Säugethiere, nicht gleichen Schritt
hielt, wenn sich in Folge dessen diese Veränderungen vielleicht
auch durch eine den minimalen Differenzen der Schalen nicht
ganz Rechnung tragende Methode mehr der Aufmerksamkeit
entziehen, so möchte man vermuthen, dass vielleicht auch die
Pliocänbildungen Italiens, wie dies auch CArELLINı*) voraussetzt,
stellenweis Aequivalente beider Stufen, der pontischen und der
levantinischen, und beider Säugethierfaunen, der des Mastodon
arvernensis wie derjenigen des Mastodon longirostrıs, in sich
enthalten. Ob wir diese Mediterranstufe nun mit Parrro°) als
Plaisantin (Piacentino) oder mit Maver-Eymar als Messinian be-
zeichnen und ob wir sie dem Miocän oder dem Pliocän zuweisen,
das scheint mir für das Wesen der Dinge gleichgültig und nur
formalen und systematischen Werth zu besitzen; sehr wahrschein-
lich scheint mir indessen zu sein, dass sie besteht, dass wir
zwischen den tortonischen Mergeln und dem typischen Plioeän
der Subapenninformation im mediterranen Gebiete keine Lücke
in der Sedimentation anzunehmen haben, dass die sarmatische
und die pontische Stufe, so typisch sie auch für den Osten:
Europas ist, doch nur ausschliesslich für diesen Werth und
!, Te. Fucas, 1. c., 1878, Sitz.-Ber., 77, p. 422 u 228 pP g08:
chylien, welche unter dem Gypse gefunden waren ... waren viel-
mehr ausnahmslos ganz gewöhnliche, weit verbreitete Pliocänarten,
wie Chenopus pes pelicami etc. 4
?2) G. CAPELLINI, 1877, ]. c., marne glauconiferi, p. 398.
®) CHARLES MAYER. Studii geologici sulla Liguria centrale. Boll.
R. Com. geol., 1877, p. 419.
*) G. CAPELLINI, 1. c., 1877 p. 399 (identifieando queste ultime
[seil. obere Mergel] con le marne vaticane superiori del Ponzi, con le
marne che spuntano alla Coroncina presso Siena (diverse affatto
dalle circostanti che sono piu recenti) etc.
°) L. DE PARETO. Note sur les subdivisons que l’on pourrait
etablir dans les terrains tertiaires de l’Apenin septentrional. Bull,
soc. g&ol. de France, II serie, T. 22, 1864—65.
453
Geltung besitzt und dass es nicht angebracht erscheint, die aus
der Betrachtung dieser Gebilde dort gewonnenen Resultate ohne
weitgehende Einschränkungen und Modificationen auf das Mittel-
meerbecken zu übertragen. Die Existenz einer Continentalperiode.
eines bedeutenden Gewinnes an jungem, trockenem Lande am
Ausgang der Miocänperiode, wie sie von DE STEFAN!) und NEu-
MAYR?) ziemlich eleichzeitig gefolgert und erst letzthin von
PANTANELLI®) in seiner ausgezeichneten Zusammenfassung der
Verhältnisse der pontischen Stufe, der besten, klarsten und über-
sichtlichsten Darstellung, welche wir wenigstens über die italie-
nischen Congerien-Schichten aus der jüngsten Zeit besitzen, mit
aller Entschiedenheit vertreten würde, ist nicht nur wahrschein-
lich, sondern scheint erwiesen zu sein. Für die Einengung und
Beschränkung des Mittelmeerbeckens durch Trockenlegung grosser
Gebiete im tyrrhenischen und adriatischen Meere sprechen alle
bisher festgestellten Thatsachen der Paläontologie und verglei-
chenden Stratigraphie; dagegen scheint mir durchaus nicht er-
wiesen, dass das Meer sich auch von allen heutigen Continental-
gebieten vollständig zurückgezogen hatte; die Verhältnisse in
Attika sprechen, wie wir sehen werden, unbedingt dagegen; an-
dererseits ist es sehr wahrschemlich. dass das Mittelmeer vom
Süden und Südosten in die heutige Italische Halbinsel bis zur
Po-Niederung eingedrungen war, dass dort Verhältnisse herrschten,
wie wir sie heut etwa im Sunda - Archipel oder in Westindien
beobachten und dass dann brakische Bildungen (Congerien-Schich-
ten) neben echt marinen (Messinian) zur Ablagerung gelangten,
eine Ansicht, welche, wenn auch nicht in der Form, so doch
dem Inhalte nach insbesondere von CAreuLını*) des Wiederholten
vertreten worden ist. Was nun die Fauna dieser brakischen Ge-
bilde anlangt, deren Aehnlichkeit mit denen des Osten zwar
vorhanden, wohl aber auch etwas übertrieben worden zu sein
scheint, so ist der Beweis noch keineswegs geliefert, dass der Zug
der Organismen gerade in der Richtung von Ost nach West, und
nicht vielleicht in umgekehrter Richtung erfolgte! Die
!) De STEFANI. Societa Toskana, Proc. verb. dell’ adunanza del
12 gennaio 1879.
2) NEUMAYR, 1. c., Kos, 1879 (1880 erschienen). — Vergl. auch
PANTANELLI, ]. c. (Ac. di Modena), p. 152.
3) DANTE PANTANELLI, 1]. c., 1886. — Siehe auch DAnTE PAnNTA-
NELLI: Su gli strati miocenici del Casino (Siena) e considerazione sul
miocene superiore. Atti dei Lincei, Memorie delle scienze fisiche etc.,
Ser. III, Vol. III, 1879.
*) z.B. G. CApELLIn:! Gli strati a Congerie e le marne compatte
mioceniche dei dintorni di Ancona. Atti della R. Acad. dei Lincei,
Memorie, Serie III, 1879.
454
Congerien, welche hierbei in erster Linie in Betracht kommen,
sind uralte Bewohner des Mittelmeerbeckens; sie sind, wie ich an
anderer Stelle kurz erwähnt!), und demnächst ausführlicher dar-
legen werde, im Eocän sowohl in Ober-Italien als auch in Ungarn
reich vertreten und im Oligocän und älteren Miocän (Thun, Mies-
bach, Dax, Bordeaux, Mainz. Ulm)?) sehr mannichfaltig ent-
wickelt; ihre lebenden Verwandten, Drerssensia Risei DuUNnkeEr, Dr.
africana van Ben. u. a., welche von ConrAD als Mytilopsis und
von den Gebrüdern Anams als Praxis zusammengefasst wurden
und welche wie die echten Öongerien Septalapophysen besitzen,
bewohnen heute die Flüsse und Lagunen Süd- Amerikas und des
westlichen Afrikas; — was erscheint also natürlicher, als den
Ursprung dieser Formen auch im Obermiocän daher zu datiren,
wo sie sich im älteren Tertiär wie in der Jetztzeit im grosser
Formenfülle aufgefunden haben? Wahrscheinlich sind die Dreissen-
sien wie vielleicht auch die Limnocardien also erst in ganz
junger geologischer Vergangenheit im jüngeren Miocän durch die
den alpinen Continent im Norden und Westen umgebenden Fluss-
ästuarien an der Küste entlang nach Osten gewendet und müssen
heut auch im caspischen Meere als westliche Relicte aus der Zeit
betrachtet werden, in welcher dieser abgeschnürte Meerestheil
noch mit dem centralen Mittelmeere verbunden war, und sobald
wir dies zugeben, verliert das Vorkommen von Üongerien in
Italien und an der Rhönemündung während des jüngeren Neogen
einen grossen Theil der Beweiskraft, welche ihm bisher von den
Vertretern und Vertheidigern der DE StErAnI - NEUMAYR’schen
Continentaltheorie zuerkannt wurde. —
Wenn wir nach dieser längeren, durch die ganz eigenartigen
und so verschieden beurtheilten Verhältnisse des attischen Neogen
bedingten Abschweifung wieder zu dem letzteren zurückkehren,
so unterscheidet Tr. Fuchs (l. c., 1877, Denkschr.) in demsel-
ben drei Abtheilungen:
a. die meist lacustren Conglomerate und Kalksteine von Tra-
konaes,
!) Vortrag auf der Allgcmeinen Versammlung der deutschen geol.
Gesellschaft zu Freiburg i. B. 1890.
?) Siehe CHARLES MAYER. La decouverte des couches & Conge-
ries dans le bassin du Rhöne. Vierteljahrsschrift der naturf. Gesell-
schaft in Zürich, 1871: La decouverte r&ecente de couches & Congeries
dans les terrains tertiairs inferieurs de la Hongrie et l’abondance de
certaines petites especes de ce genre & differents niveaux des terrains
tertiairs superieurs (Thoune, Miesbach, Dax, Mayence, Ulm) oblige-
ront & l’avenir d’employer le terme de couches & Inzersdorf propose
par Mr. Süss pour designer les couches & Congeries messeniennes
moyennes.
455
b. die marinen Bildungen des Piraeus,
c. die Pikermiformation,
von denen die erstere als Mio - Pliocän, die beiden letzteren als
ein ganz jugendliches Pliocän angesehen werden. Wir haben
schon weiter oben Gelegenheit gehabt, zu bemerken, dass die
bisher gegebenen paläontologischen Indizien uns für diese Alters-
bestimmung des Kalkes von Trakonaes nicht zu genügen scheinen:
Es sind, wie Fuchs selbst zugiebt, durchwegs pliocäne Mollus-
ken, welche bisher in ihm beobachtet wurden, und was das Auf-
treten von riftbildenden Korallen anlangt, so sind dieselben einmal,
wie Fuchs selbst eitirt, in dem von diesem Autor für Unter-
pliocän angesehenen Zancleano zweifellos vorhanden, und würde
andererseits in dem Auftreten von pliocänen Korallenriffen gerade
im östlichen Mittelmeere bei der wenigstens vorübergehend ein-
getretenen Verbindung mit dem rothen Meere und bei dem
entschieden tropischen Charakter der Mollusken-Fauna des Un-
terpliocän an und für sich nichts Wunderbares zu erblicken
sein. Die Mollusken-Fauna der Bildungen am Piräus trägt
nach Fucns einen typisch pliocänen Charakter; es sei indessen
erwähnt, dass GAupry doch einige specifisch miocäne Typen aus
denselben angiebt (Cidarıs melhtensis Wricutr, Psammechinus
mirabılıs Desor, Schizaster ati. Scillae, Hemiaster ati. Cotteaur
Wricht, Astraea al. cerenatae Goupr., ? Conoclypeus SP.; 8.
GAuDrRY, 1.c., p. 440 u. 441). Die gegenseitige Lage der
Piraeusbildungen uud des Trakonaes-Complex ist auch nach Fuchs
nicht mit Sicherheit zu bestimmen. wie auch GAuprr’s Profile
für die Lösung dieser wichtigen Frage so gar keinen Anhalts-
punkt gewähren. Es scheint aber, als ob sich beide Formationen
in allen bisher beobachteten Fällen ausschliessen, und der Ge-
danke einer Gleichwerthigskeit beider gewinnt umsomehr Wahr-
scheinlichkeit, als sie beide in stark geneigter Schichtenstellung
von der fast horizontal gelagerten Pikermibildung an verschie-
denen Punkten discordant bedeckt werden (s. GAUDRY, 1. c., t. 74,
f. 2, Profil vom Pentelicon bis zur Mündung des Pikermibaches)
als zudem, da das Meer wohl zweifellos von Süden anrückte.
die südliche Lage der Piraeusschichten zu den von ihnen nur
durch eine Scholle Hymettoskalk (s. Gauprry, 1. c.. t. 75, Profil 1)
getrennten Trakonaesbildungen der Auftassung, es seien die erste-
ren die Strandsedimente desselben Meeres, dessen halb ausge-
süsste Lagune die letzteren zur Ablagerung brachte, zum min-
desten kein Hinderniss in den Weg lest.
Was nun die Pikermibildungen anlangt — und zwar spreche
ich hier nur von den echten, durch Einschlüsse der Fauna des
Zeitschr, d. D. geol. Ges. XLIII. 2. 30
456
Mastodon longerostris und Hippotherium gracile als solche ge-
kennzeichneten Ablagerungen!) — so ist ihre fast horizontale
Lagerung auf der zum Theil steil aufgerichteten Molasse allerdings
eine recht auffallende Erscheinung, und Fuchs wurde durch sie
verführt, diese Bildungen als verhältnissmässig junges Pliocän zu
bezeichnen, ja von einem quartären Erhaltungszustand der in ihr
bei Raphina eingeflossenen marinen Fossilien zu sprechen. Wir
wissen heute aus der zwischen ihm und DE SreErAnı geführten
Polemik, wie aus den Arbeiten PanranerLurs, FoRsyYrTH MAJoRr’s,
NEUMAYR’S. CAPELuınts und vieler anderer Autoren), dass diese
Behauptung sich nicht aufrecht erhalten lässt, dass die Säuge-
thier-Fauna der marinen Pliocänbildungen Italiens die des Val
d’Arno, die mit Mastodon arvernensis ist, und dass die Fauna
von Casino mit Herppotherium, welche den Pikermibildungen im
Alter ungefähr entsprechen dürfte. von manchen Autoren sogar
noch für jünger angesprochen wird, einem älteren Niveau an-
gehört als es das typische Pliocän Italiens, das Astiano bezeichnet.
Eine totale Verschiedenheit der Säugethier-Faunen Italiens und der
Balkanhalbinsel während des Pliocän und das Ausdauern von
verhältnissmässig sehr alten Typen in der letzteren wäre nun
zwar keine unbedingte Unmöglichkeit, scheint doch aber bei den
ausgedehnten Landverbindungen, welche zwischen beiden direct
und indirect bestanden und bei dem Charakter der Pikermifauna,
welche zum grossen Theil aus schnellfüssigen Hufthieren besteht,
deren Verbreitung nach allen Richtungen der Windrose also keine
Schwierigkeiten hatte, eine recht unwahrscheinliche und unan-
nehmbare Hypothese! Wenn wir dieselbe also ablehnen, so sehen
wir uns gezwungen, die Pikermisedimente in die pontische Stufe
zu verlegen und als annähernd gleichwerthig mit den Congerien-
Schichten der Donaumonarchie und Italiens aufzufassen. Und da
sowohl die Bildungen von Trakonaes als die vom Piraeus von
!) Schon GAUDRY giebt eine ganze Anzahl von quaternären, den
echten Pikermibildungen sehr ähnlichen Vorkommnissen an; siehe ins-
besondere t. 75, Profil 3 der citirten Abhandlung.
?) Vergl. hierüber ausser den bereits citirten Werken! DE STEFANI,
Molluschi continentali etc., Vol. II, 1876, p. 171. — Derselbe: De-
scrizione degli strati plioceniei dei dintorni di Siena. Boll. R. Com.
geol. d’Italia, 1877. — Derselbe: Das Verhältniss der jüngeren Ter-
tiärbildungen Oesterreich - Umgarns zu den Pliocänbildungen Italiens.
Verh. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1878, p. 204. — Tu. Fucas: L’age
des couches & Hipparions. Boll. R. Com. geol. d’Italia, 1879, p. 14 ff.
— Derselbe: Einige Bemerkungen zu Prof. NeumAyr’s Darstellung
der Gliederung der jungtertiären Bildungen im griechischen Archipel.
Verh. der k.k. Reichsanst., 1881. — FORSYTH-MAJorR: Die Tyrrhenis,
Kasmos, VI. Jahrg., 13. Bd., 1883.
457
ihnen discordant überlagert werden, so sind dieselben in so viel
höherem Maasse als älter zu betrachten, als wir sogar eine He-
bung der marinen Sedimente und Emporfaltung derselben über
das Meeresniveau vor der Ablagerung der Pikermiformation mit
zwingender Nothwendigkeit annehmen müssen!
Gegen diese naturgemässe Auffassung der stratigraphischen
Stellung der Pikermiformation ist nun schon von GAUDRY und
dann von Fucas Einspruch erhoben worden auf Grund der ma-
rinen Conchylien, welche dieselbe bei Raphina enthält und deren
pliocäner Charakter im Allgemeinen wohl von keiner Seite ange-
zweifelt worden ist. Gaupry hat, um der Schwierigkeit zu ent-
gehen, welche ihm die Mischung einer miocänen Säugethier-Fauna
mit pliocänen Meeresmollusken darbot, zu der nicht ganz klar
vorgetragenen Hypothese gegriffen, die Knochen der Pikermisäuger
befänden sich auf secundärer Lagerstätte und wären erst nach der
Vernichtung der letzteren durch Wildbäche und Wolkenbrüche vom
Pentelicon heruntergespült worden; und Neumark (l. c., p. 275)
glaubte anzweifeln zu müssen, dass die Austernbänke bei Raphina
zu annähernd gleicher Zeit abgelagert wurden wie die an Wirbel-
thieren reichen Schiehten, und nahm eine spätere theilweise Um-
lagerung des Materials während des jüngeren Pliocän oder der
älteren Diluvialzeit zur Erklärung der Erscheinung in Anspruch.
Dass die Hypothese Gaupry’s zu phantastisch und auf zu un-
sicherer Grundlage aufgebaut zu sein scheint, um eine wirkliche
Erklärung zu bieten, wird wohl von vielen zugegeben werden;
dass aber auch NeumAyr’s Ansicht sich nicht aufrecht erhalten
lässt, dafür scheinen mir GAupryYs Profile und Fuchs’ Aus-
einandersetzungen gleichmässig zu sprechen. Zudem scheint hin-
sichtlich der Arten, welche die interessante, bei Raphina einge-
schlossene Fauna ausmachen, immer noch eine gewisse Unsicher-
heit zu herrschen; GAaupry’s und Fuchs’ Listen divergiren in
wesentlichen Punkten und auch der letztere Autor hat seine
früheren Bestimmungen später!) nach mehreren Richtungen hin
modifieirt. Es scheint also noch eine gewisse Unsicherheit hin-
sichtlich dieser Mollusken-Reste zu bestehen und ich bin geneigt,
dieselbe eher dem Gegenstande als den geübten Diagnostikern,
welche sich ihm gewidmet, zur Schuld zu legen. Wahrscheinlich
haben wir auch hier wieder Uebergangsformen vor uns und mit
diesen vermag unsere Tertiärgeologie. deren Bestreben von jeher
darauf gerichtet war, gute und geschlossene Artcomplexe zu er-
richten, ja nur in den seltensten Fällen etwas anzufangen.
!) Ta. Fuchs, 1. c., Einige Bemerkungen ete., 1881, p. 175.
30*
458
In jedem Falle beweist die Fauna von Raphina, wenn wir
die Hypothese NeumAyr’s von der späteren Umlagerung des sie
einschliessenden Schichtencomplexes ablehnen, dass annähernd zu
gleicher Zeit, als die Pikermifauna in Attika lebte, das Meer die
östliche Küste dieser Landschaft bereits erreicht hatte, wie wir
aus einer um ein Geringes früheren Periode bereits Beweise
seiner Wirksamkeit an der südwestlichen Seite, am Piraeus, be-
sitzen. Beide Ablagerungen gehören — andere Folgerungen
scheinen mir, sobald wir die oben auseinander gesetzten Prä-
misse acceptiren, ausgeschlossen —- der pontischen Stufe, den
Congerien-Schichten, nat’eSoyny. an und müssen als das marine
Aequivalent derselben betrachtet werden; beide enthalten aber
auch eine Mollusken-Fauna, welche sich nur in unbedeutenden Ein-
zelheiten, wenn wir den bei ihrer Bestimmung thätigen Autoren
Glauben schenken, unterscheiden von der des typischen älteren
Pliocän Italiens. Ob wir diese Ablagerungen nun dem Mioecän,
wofür die italienischen Autoren, insbesondere DE STEFAnT!) warm
eintreten; oder dem Pliocän, was dem Standpunkte Tu. Fucus’
entsprechen würde, zuweisen, ob wir sie mit PArerro als Plaisantin
oder mit Om. MAyEr als Messinian bezeichnen, das scheint mir
völlig irrelevant und für das Wesen der Dinge gänzlich gleich-
gültig zu sein; wesentlich scheint mir, dass sich zwischen die
tortonischen Mergel und die Subapenninformation, das Astiano,
Italiens wenigstens in Attika ein mariner Horizont einschiebt,
dessen Fauna in der innigsten Beziehung zu der des typischen
Pliocän steht, sodass er da, wo nur wenige und dürftig erhaltene
Fossilreste vorliegen, vielleicht nicht immer von dem letzteren zu
trennen ist, der aber, meiner Ueberzeugung nach, das marine
Aequivalent der Congerien - Schichten?) und stellenweis auch der
!) DE STEFANI. Della nomenclatura geologica. Lettera ad E.
BeyricH. Atti del R. Instituto Veneto di scienze, lettere ed arti, T.1,
Ser. VI, 1883, p. 813.
?) Tu. Fuchs (Ueber das Alter der jüngeren Tertiärbildungen
Griechenlands; Sitzungsber. d. k. Akad., math.-naturw. Classe, 1877)
scheint zu analogen Resultaten gekommen zu sein. Er bemerkt p. 86:
Durch die schönen Untersuchungen CAPELLINIS über die Gegend von
Castellina maritima in Toscana ist es ausser Zweifel gestellt, dass die
osteuropäischen Congerien - Schichten in Italien jenem Complexe von
brakischen und Süsswasserschichten entsprechen, der in Mittel- und
Ober-Italien regelmässig die Basis der Pliocänbildungen bildet (Castel-
lina maritima, Sinigaglia) und in Süd - Italien, wie es scheint, durch
jene marinen Schichten vertreten wird, die man gegenwärtig meist
unter der Bezeichnung Messenien zusammenfasst. (Untere Bryo-
zoen-Schichten von Lentini, Pliocänbildungen von Messina und
459
sarmatischen Stufe!) des östlichen Europas darstellt und so be-
weist, dass die letzteren trotz ihrer grossen Ausdehnung immer
doch nur locale Verhältnisse darstellen; dass es im Mittelmeere
trotz der zweifellos im Obermiocän eingetretenen Continental-
periode nie zu dem Grad von negativer Strandverschiebung ge-
kommen zu sein scheint, welchen die österreichischen Geologen
annehmen zu müssen glauben. —— Mit CAreuuını und PANTANELLI
glaube ich, dass das italienische Pliocän, die Subapenninformation,
keine so homogene Masse darstellt, wie dies insbesondere von
DE STEFANI in letzterer Zeit vertreten wird; es wären, um hier
zur Klarheit zu gelangen, noch eingehende paläontologische, auf
ein grosses Material und verschiedene Pliocändistricte ausgedehnte
Untersuchungen nothwendig, es ist hier, wie sich DE STEFANI
selbst in seiner Einleitung zu seinem ausgezeichneten Aufsatz:
„Molluschi continentali plioceniei* (l. e.. 1876) ausdrückt, noch
viel, ja alles zu thun; aber die Untersuchung inüsste meiner
Ueberzeugung nach sich auf transformistische Anschauungen zu
stützen versuchen, sich den „soverchie distinzioni* (l. c., 1878,
p. 282) mehr anbequemen und sich ihnen nicht so feindlich ge-
genüberstellen, wie dies DE S’rRFANT thut.
Wenn wir also, gestützt auf die im Vorhergehenden gege-
benen Erwägungen, die marinen Neogenbildungen Attikas dem
Messenien zugetheilt und für älter als die typischen Subapen-
nin-Ablagerungen wie als die Sedimente der levantinischen Stufe
angesprochen haben, so erübrigt noch zu ermitteln, von welcher
Seite das Meer kam, welches die Küsten dieser Landschaft im
Obermiocän umgürtete. Der rein mediterrane Charakter der Fauna
dieser Sedimente, wie die überall im Norden sowohl auf dem
Gerace etc. — 1872 (l. c., Tertiärbildungen Süd-Italiens; Sitz.-Ber.,
Bd. 66, 1) fasste Fuchs die letzteren Bildungen aber als Tiefseefacies
des Astiano auf. Man muss also annehmen, dass der Autor jetzt
von dieser Ansicht zurückgekommen ist!
!) CAPELLINI hat sich des Oefteren darüber ausgesprochen, dass
seiner Ansicht nach die italienischen Congerien - Schichten nicht voll-
ständig denen Oesterreich-Ungarns entsprechen und dass die letzteren
wahrscheinlich in ihrem oberen Niveau in Italien marine Vertretung
finden. So z.B. 1879: da altera parte avendo sempre ammesso come
base del pliocene o pliocene inferiore il Messiniano superiore sarei
disposto a ritenere con esso anche gli strati superiore a Congerie (che
in Italia ritengo siano rappresentati in massima parte da
depositi marini) e cosi potrei trovarmi in accordo anche coi geo-
logi austriaci. — G. CAPELLIN!: Gli strati a Congerie etc., ]. c., 1879,
p. 162. Ueber CAPELLINTs Ansicht bezüglich der glauconitreichen
Mergel von Bologna wurde schon weiter oben gesprochen.
460
Festlande als auf den Inselgruppen vorhandenen limmischen und
fluviatilen Bildungen scheinen jede Verbindung des attischen Golfes
mit dem sarmatischen Meere auszuschliessen und machen die
Existenz grosser Festlandsbarren in dieser Gegend am Ausgang
der Miocänperiode, wie dies NEUMAYR überzeugend dargethan,
überaus wahrscheinlich; das Herannahen des Meeres von Norden
und Osten her scheint also ausgeschlossen. und ebenso sprechen
die oben eingehender berührten Verhältnisse des korinthischen
Golfes wie des Isthmus mit grosser Wahrscheinlichkeit gegen eine
Verbindung nach dieser Richtung hin; es scheint ziemlich sicher,
dass die Grabenverwerfung, welche den Peloponnes von dem übri-
gen Griechenland schied, erst im Unterpliocän, während der levan-
tinischen Stufe entstand, damals also noch nicht vorhanden war.
Es bleibt also die Verbindung der attischen Neogensedimente mit
dem Mittelmeere nur durch den schmalen südlichen Kanal denk-
bar, welchen NeumAyR annimmt und zeichnet. Allerdings ist es
merkwürdig, dass marine Neogenbildungen in dem östlichen Pelo-
ponnes, wenn wir von der kleinen Insel Spetsae und dem ihr
gegenüber liegenden Festlande (Portocheli) absehen, so gut wie
fehlen; vielleicht sind diese Neogensedimente aber trotz ihres jugend-
lichen Habitus älter als man bisher annahm, was sich erst durch
eingehendes Sammeln in diesen Gebieten entscheiden liesse, oder
die Ablagerungen dieses Meeresarmes liegen heute noch unter dem
Wasserspiegel begraben. Die Frage scheint jedenfalls zur Zeit
noch nicht vollständig spruchreif zu sein, und wären weitere Un-
tersuchungen von fachkundiger Seite sehr am Platze! — Möglich
wäre es auch, dass die Neogenbildungen von Elis und Messenien
ausser der levantinischen auch Elemente der pontischen Stufe
wenigstens stellenweis in sich einschlössen, auch dies würde sich
bei der grossen Aehnlichkeit, welche, wie erwähnt, die marinen
Aequivalente beider Stufen besitzen, nur auf Grund eingehender
paläontologischer Studien, auf Grund eines sehr ausgedehnten
Materiales entscheiden lassen. |
Gehen wir nunmehr nach der allgemeinen Besprechung der
uns beschäftigenden Neogenablagerungen des Peloponnes zu einer
Beschreibung der für sie eigenthümlichen, zum grossen Theil neuen
Formen, insbesondere der limnischen Absätze, über.
461
Limnaeus (Äcella) megarensis GAUDRY u. Fischer.
Taf. AXVI, Rio 6, 6a. 6h.
1862. Limnaeus megarensis GAUDRY U. FISCHER, ]. c., t. LXI, £. 11
bis 13.
Bed — — fucas, |. c., Griechenland, t. ID, tr. 56 u. 57.
Diese Form, welche in Megara ziemlich häufig, ist sicher
eine echte Acella, als nahe Verwandte des nordamerikanischen
Limnaeus gracihs Say. Unsere recenten europäischen Limnaeen
lassen derartig zugespitzte nadelförmige Gestalten höchstens in
der Jugend oder in stark verkrüppelten Exemplaren (Zimnaeus
palustris) erkennen. Die griechische Art ist also eng verwandt
mit dem gleichaltrigen Zimnaeus acuarius Neun. !) und stellt also
wieder eine Type dar, welche den innigen zeitlichen und räum-
lichen Zusammenhang zwischen den griechischen und slavonischen
Süsswasserbecken trefflich illustrirt, zudem aber die nordameri-
kanischen Beziehungen in der limnischen Fauna des osteuropäi-
schen Pliocän scharf hervortreten lässt.
Die Art ist auch in Prıtıppson’s Material reich vertreten;
ihr alleiniger Fundort ist bisher Megara.
Vivipara (Tulotoma) Lacedaemontiorum n. Sp.
Men, ROM. Mies Sr Biel
Gehäuse fest, undurchbohrt, gerundet - kreiselförmig; die
Spitze ganz stumpf abgeplattet, an der Basis dagegen scharf und
schneidend gekielt. Aus 4!/s Windungen aufgebaut, von denen
die 1!/s ersten glatt, die übrigen mit je zwei stumpf hervorge-
wölbten Kielen versehen sind. Die Mündung ist rundlich, der
Columellarrand schwielig verdickt.
Diese, den echten Tulotomentypus repräsentirende Paludine
steht Formen wie den aus Kos von ToURNovER (l. c., 1876)
beschriebenen Vexipara Coa und V. trochlearts gewiss nahe, scheint
überhaupt in Neumayr’s (l. c.. Kos, 1880) Formenreihe Forbesv-
Mumieri-Gorceixi-Coa zu gehören, unterscheidet sich aber von
allen mir bekannten Arten durch die abgestumpfte Spitze und
den ausserordentlich scharf und schneidend ausgebildeten Kiel.
Knoten und sonstige Verzierungen fehlen.
Die Art scheint für das Süsswasserbecken von Sparta
!) NEUMAYR und PAurL. Die Congerien- und Paludinen-Schichten
Slavoniens und deren Fauna. Abhandlungen d. k.k. geol. Reichsanst.
Wien 1875.
462
charakteristisch, sie spricht beredt für den Isochronismus der
griechischen, slavonischen und sporadischen Bildungen und weist
scharf auf nordamerikanische Beziehungen hin.
Fundort: Skura bei Sparta (Puıtıprson’s Sammlung).
Höhe 21 mm, Breite 17 mm.
Neritina micans GAUDR. U. FISCHER.
Diese zierliche, in ihrer Färbung wie im Habitus so ausser-
ordentlich variable Form (vergl. Fuchs, 1. c., Griechenland 1877,
t. II, f££. 5 — 16) scheint wirklich, wie schon FiscHEr angiebt,
der von Desnayes auf t. XIX, f. 1—5 seines Beitrags zur Ex-
pedition scientifique en Moree abgebildeten. für das östliche Mittel-
meerbecken auch heute noch ausserordentlich charakteristischen
Neritina betica Lam. sehr nahe zu stehen. Die Unterschiede in
der Färbung und Grösse lassen es aber doch angebracht er-
scheinen, die pliocäne Form von der recenten zu unterscheiden.
— Unter den von Megara und aus den blauen Mergeln des
Isthmus stammenden Stücken in Pmirıppson s Material reich
vertreten. a
Valvata (Aegaea) vivipartiformis n. Sp.
Taf. XXVI, Fig. 1, la—e.
Gehäuse kugelig-kegelig, nur ganz bedeckt durchbohrt, d.h.
ganz schmaler Nabelschlitz vorhanden. Aus 5 Windungen auf-
gebaut, welche mit erhabenen Längsstreifen (d. h. mit parallel der
Axe verlaufender Sculptur) geschmückt sind und von denen die
letzte etwa die Hälfte der Gesammthöhe ausmacht. Die Mün-
dung annähernd parallel zur Axe, sehr steil. gerundet - eiförmig;
ihre Ränder einfach und scharf.
Ich vermag für diese interessante Type. welche in Kumari
bei Aegion zusammen mit dem Zemnaens Adelinae Cante. in
zahlreichen Exemplaren vorkommt, weder lebend noch fossil ein
sicheres Analogon zu finden. In ihrer Gesammtform ist es eine
Valvata; doch ist der Nabel fast ganz verdeckt und die Mün-
dung gerader als dies bei analog gebauten Formen dieser Sippe,
wie der V. pescinalis, zur Erscheinung tritt. Auch ist eine ähn-
liche Sculptur mir von keiner Valvata!) bekannt. Form der Mün-
!) Nachträglich sehe ich, dass Valvata (Cinciana) Sorensis W.DY-
BOWSKI aus dem Baikalsee sich durch ihre Verzierung mit Längsrippen
der fossilen Form einigermaassen nähert. Cf. W. DyBowskı: Ueber
zwei neue sibirische Valvata-Arten. Jahrbücher der deutschen malaco-
zoologischen Gesellschaft, XIII. Jahrg., Frankfurt a. Main 1886, p .113.
(Anmerk. während der Correctur.)
4163
dung wie des Nabels nnd die Sculptur erinnern dagegen stark an
pliocäne Paludinen Slawoniens, besonders an die Avellana NEUM.
(Tylopoma Brus.)'!), von welcher sich die griechische Form in-
dessen durch ihren ganzen Aufbau wesentlich unterscheidet.
Ich möchte daher fast annehmen, dass die Type eine Zwi-
schenform repräsentirt, welche von den Valvaten zu den Palu-
dinen überführen würde und für welche ich daher den Namen
Aegaea als selbstständige Gattungsbezeichnung vorschlagen möchte.
Fundort: Kumari bei Aegion (Prıuıppson’s Sammlung).
Höhe 10 mm, Breite 6 mm.
Adelina elegans ÜANTRAINE.
Taf. XXVI, Fig. 2, 2a, b.
1841. Adelina elegans. F. CANTRAINE, Malacologie me£diterranee et
litorale. (Nouveaux me&moirs de l'academie royale des
sciences et belles lettres de Bruxelles, T. XIII.)
1857. Limnaeus Adelinae FORBES u. SPRATT, Travels in Lyecia,
Mer ll pP. 177.
1877. — — Fucas, Griechenland, t. 1, f. 4; t. IV, £. 1—6.
1880. — — NEUMAYR, Insel Kos, 1. c., p. 265.
Die mit jeder Windung sehr stark an Breite zunehmende
Schale, deren Gesammtform sich schwer definiren lässt, besteht
aus 31/a Umgängen, welche oben in ihrer Mitte einen scharfen
Kiel tragen und mit erhabenen Längsrippen dicht besetzt sind;
der letzte misst °/ı der Gesammthöhe. Die Mündung ist sehr
weit und länglich. Eine dichte Schwiele, welche beim Abbröckeln
einen schmalen Nabelspalt erkennen lässt, überzieht den Colu-
mellarrand.. Die Columelle selbst steigt gerade, ohne sich zu
drehen oder zu falten, nach oben. Der Aussenrand ist einfach.
Diese hochinteressante und ihres Vorkommens halber als Leit-
fossil wichtige Form wurde, wie schon SprAarr und Fuchs angeben,
zuerst von ÜANTRAINE aus Italien leider ohne genauere Angabe
des Fundortes als Adelina elegans beschrieben: von FORBES und
SPRATT wurde sie dann als Zeimnaeus Adelinae aus den plio-
cänen Süsswasserbildungen Lyciens aufgeführt, und diese Bezeich-
nung später von TH. Fuchs und NeumAyR anstandslos ange-
nommen.
Es scheint mir wunderbar genug, dass so ausgezeichnete Con- -
ehyliologen wie die beiden letzterwähnten Autoren in einen derartigen
Irrthum verfallen konnten; denn in Wirklichkeit hat unsere Type
auch nicht entfernte Aehnlichkeit mit Limnaeen und lässt nichts
von den specifischen Charakteren dieser Gruppe erkennen. Die
!) C£. Sp. Brusına! Ueber Orygocer«s (Beiträge zur Paläontologie
Oesterreich-Ungarns und des Orients, II. Bd., 1882).
464
Columelle ist nicht, wie bei der überwiegenden Mehrzahl jener
Formen, gedreht und gefaltet, dagegen mit einem dichten Gallus
bedeckt, der ungemein an die für die Melanien, speciell für Me-
lanopsis und Paludomus typischen Verhältnisse erinnert; eine
derartige scharfe Kielung der Umgänge, wie wir sie bei der Ade-
lina beobachten, kommt meines Wissens ebenso wie die reiche
Sculptur der Type bei keinem recenten Zimnaeus vor; auch erin-
dert die allgemeine Form mehr an Paludomen unter den Mela-
nien als selbst an den Limnaeus aurieularıs, der vielleicht ent-
fernte Aehnlichkeit darbietet, stets aber die gedrehte Columelle
deutlich erkennen lässt. Uebrigens zeigen die Figuren, welche
FucHs auf t. IV seines oben citirten Aufsatzes giebt, speciell an
der Mündung andere, den Limnaeen näher kommende Verhältnisse,
als ich diese an meinen Stücken wie an den mir von Herrn
Geheimrath BeyricH vorgelegten, aus Lycien stammenden Exem-
plaren erkennen konnte. :
Mir scheint nach genauerer, zusammen mit Herrn Prof. v.
MARTENS durchgeführter Durchsicht des Melanien - Materials der
Berliner Sammlung als sicher festzustehen, dass die Adelina
elegans einen untergegangenen Typus repräsentirt, der in der
Jetztzeit kein Analogon mehr besitzt, wohl aber noch am ersten
mit gewissen indischen Melanien, insbesondere den Paludomen
Ceylons zu vergleichen sein würde; sie wäre also als ein letzter
Ueberrest der aus indomalayischen und neotropischen Elementen
bunt gemischten Binnenschnecken-Fauna des älteren Tertiärs auf-
zufassen.
Ich glaube daher, dass es angebracht sein wird, die ältere,
von FORBES und SprArr mit Unrecht veränderte Bezeichnung
ÜANTRAINE Ss wiederherzustellen. Wahrscheinlich wäre dann der
neuen Gattung auch die von Reuss!) als Zimmaeus nobihs aus
den Congerien - Schichten von Arbegen in Siebenbürgen beschrie-
bene und von SANDBERGER?) abgebildete Art. wie die von Fuchs
(Studien) als Zimnaeus becarınatus aus Livonates bei Talandi
angeführte Form, einzureihen.
Adelina elegans ist bisher aus Lycien, Mittel-Gliechenland,
den Peloponnes und Italien bekannt und scheint als ein Leitfossil
der Binnenabsätze des osteuropäischen Festlandes in der Pliocän-
periode aufzufassen zu sein.
Fundort: Kumari bei Aegion (PrıLıppsons Sammlung).
Höhe 11 mm, Breite 9 mm.
!) Reuss. Sitzungsbericht der Wiener Akad., math.-naturw. Cl.,
1868, LVIII. Bd.
2) SANDBERGER. Land- und Süsswasser - Conchylien der Vorwelt.
Wiesbaden 1870 — 1875.
Melanopstis Eleis n. sp.
IE SODASS Bee
Die gethürmt-kegelförmige, an der Spitze corrodirte Schale
besteht aus 5, von tiefen Nähten getrennten Umgängen, deren
letzter mehr als ?/s der Gesammthöhe misst. Die Mündung ist
länglich eiförmig, der Aussenrand scheint leicht umgeschlagen und
verdickt, wodurch sich die eigenthümliche Verzierung der Type
mit erhabenen. Längsrippen erklärt. Die unten abgestutzte und
zur Seite gebogene Spindel ist mit dichtem Oallus besetzt.
Die Schale zeichnet sich durch die Höhe des letzten Um-
ganges, der °/3 ihres Durchmessers umfasst, durch ihre aus leicht
geschwungenen Längsstreifen bestehende Sculptur, wie durch eine
auf der letzten Windung angedeutete kielförmige Verdickung aus;
sie steht den auf das westliche Mittelmeerbecken angewiesenen
Melanopstis Dufowrei Fer. und M. cariosa GrAT. wohl am näch-
sten, unterscheidet sich von ihnen auch nur durch ihre stark
ausgeprägte Sculptur, welche. ihr ein charakteristisches Habitusbild
gewährt. Von fossilen Formen ist mir nichts genau Entsprechen-
des bekannt, Melanopsis Proteus Tourn. aus Kos ähnelt in der
Sculptur, besitzt aber einen viel niedrigeren letzten Umgang als
die griechische Form. Höhe 24 mm, grösste Breite 12 mm.
Fundort: Bizere, nördlich von Pyrgos (Elis). (Prıtıppson’s
Sammlung.).
Melanopsis pseuwdocostata mihi.
1875. Melanopsis costata NEUMAYR, ]. c., Slavonien.
1877. — — Fuchs, ]. c., Griechenland, t. II, f. 1—-12.)
1876. — — TOURNOUER, 1. c., Cos, t. M.
Wenngleich ich die Schwierigkeiten, welche sich einer spe-
eifischen Abgrenzung bei einer so variirenden Sippe wie die Me-
lanopsiden es sind, in den Weg stellen, nicht unterschätze, zumal
wenn es sich um eine so mannichfaltig ausgebildete Art wie die
M. costata F&r. handelt, so möchte ich doch nicht ermangeln,
hier meine Bedenken gegen die von NEUMAYR und andere Autoren
vorgenommene Identification dieser recenten Art und einer in den
Pliocänablagerungen des östlichen Europas stark verbreiteten ähn-
lichen Type auszusprechen. Es ist a priori schwer anzunehmen,
gerade bei der ausserordentlichen Veränderlichkeit, welche alle
diese Formen besitzen, dass sich eine von ihnen, unter Wahrung
ihrer wichtigsten Artcharaktere, bis auf die Jetztzeit erhalten
haben sollte, während alle ihre gleichzeitigen Verwandten unter-
gegangen wären; auch spricht die von NeumAyrR in den Palu-
466
dinen - Schichten beobachtete Abzweigung der seither erloschenen
Melanopsis clavigera Nevm. aus der pliocänen nach den An-
schauungen dieses Autors bis auf die Jetztzeit erhaltenen M.
costata nicht gerade für diese Hypothese. Kleine Differenzen im
Aufbau sollten unter diesen Verhältnissen genügen, um eine spe-
cifische Trennung zu rechtfertigen und diese scheinen mir durch
die viel gestrecktere Form (die pliocäne M. pseudocostata ist fast
spindelförmig, während die recente MM. costatu wenigstens am
letzten Umgang immer eiförmig gerundet erscheint) und die stär-
kere Sculptur, welche die fossile Type besitzt, gegeben zu sein.
Was Fuchs als Melanopsis costata aus Megara, t. I, f. 1—13,
abbildet, entspricht, wie das Vorhandensein von beson-
ders auf der Jetzten Windung entwickelten Kielen be-
weist, alles der Melanopstis elavigera Neumayrs. Diese
besitzt, wie die von mir abgebildeten Exemplare darthun werden,
1 — 2 deutlich abgegrenzte Kiele auf dem letzten Umgange; an
recenten Typen der M. costata habe ich wenigstens nichts Ana-
loges beobachten können (siehe Taf. XXVI, Fig. 4).
Beide Formen liegen mir unter PmınLıppsons, aus Megara
stammenden Materialien vor').
Binnenmollusken aus dem Neogen Mittel-Griechenlands,
von Purtıpesov 1890 gesammelt.)
Aus Stamna in Aetolien liegt mir ein reiches Melanopsiden-
Material vor, welches nach Art der kroafisch - slavonischen Vor-
kommnisse eine sehr instructive Variationsreihe bildet. Man
könnte vielleicht für dieselbe den Namen Melanosteiren (N sTeipa,
!) Wie ich nachträglich, durch den Autor selbst aufmerksam ge-
macht, ersehen habe, hat Dr. O. BETTGER bereits 1884 im Neuen Jahr-
buch für Mineralogie etc. in einer brieflichen Mittheilung einen ana-
logen Standpunkt vertreten. Er vergleicht die fossile Form mit der
bei Grosswardein in Ungarn heut noch ganz sporadisch auftretenden
M. Parreyssi PhiL., ohne indessen für eine unbedingte Identität beider
Formen einzutreten. — Ebenso hat sich R. HERNES (Ein Beitrag zur
Kenntniss fossiler Binnenfaunen [Sitz.-Ber. d. k. Akad., math.-nat. Cl.,
74. Bd., 1. Abth., Wien 1876]) schon 1876 gegen die von NEUMAYR
angenommene Identification ausgesprochen. Auch BrusinA (Die Fauna
der Congerien - Schichten von Agram in Croatien. Beiträge zur Pa-
läontologie Oesterreich - Ungarns, II. Bd., 1884) ist der gleichen An-
sicht und schlägt für die fossile Form den Namen croatica vor, wel-
cher ihr nach den Gesetzen der Priorität wohl auch bleiben wird,
trotzdem er bei der grossen Verbreitung der Type nicht gerade glück-
lich gewählt ist. (Anmerk. während der Correctur.)
?), Vergl. meinen Vortrag in der Juli- Sitzung 1890.
PIERRE;
RE,
467
Kiel) verwenden, da das Endproduct des Vorganges Formen
liefert, welche einer stark gekielten Vivipare zum Verwechseln
ähnlich sehen. Die Gruppe ist bereits von NeumAyRr (Verhandl.
d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1876) kurz erwähnt und später in
seiner eingehenden Schilderung des westlichen Mittel- Griechen-
lands!) näher, allerdings nicht genügend geschildert und abgebildet
worden. Es ist nach den auf der von F. ScHimA nicht gerade
glänzend gezeichneten t. VI, f. 15—17 des citirten Werkes ge-
sebenen Abbildungen mit Bestimmtheit anzunehmen, dass das
Material, über welches NeumAyr verfügte. wie dies auch bei einer
Uebersichtsaufnahme nicht anders sein konnte, ein verhältnissmässig
recht dürftiges und schlecht erhaltenes gewesen sein muss?), da ihm
sonst das Vorhandensein einer Formenreihe nicht entgangen sein
würde und er nicht im Gegensatz zu den von ihm selbst 1375 (l. e.,
Slavonien) aufgestellten Principien alles vereinigt hätte, was durch
Uebergänge verbunden schien. NeEumAyrR hat allerdings diese
Uebergänge wohl beobachtet und angegeben, er hält sie aber als
durch Altersdifferenzen und Decollationen der Schale bedingt,
was bei meinem Material vollständig ausgeschlossen erscheint.
Besonders interessant wird die Reihe der Melanosteiren dadurch,
dass durch sie einige nördlichere Vorkommnisse erklärt und mit
den Formen von Stamnäa in Beziehung gebracht werden. Durch
das liebenswürdige Eintgegenkommen des hochverehrten Herrn Dr.
0. BErtGER in Frankfurt a. M. erhielt ich Exemplare einer Me-
lanopside aus Prevesa in Epirus, welche entschieden in die Reihe
der Melanosteiren gehören. Dasselbe möchte ich von der von
VIQuESNEL und D Arcurac als Paludina Viquesneli o’ ArcH. aus
Ipek in Nord-Albanien beschriebenen hoch interessanten Type an-
nehmen, und wäre eine erneute Untersuchung dieser Form für die
Altersbestimmung der albanischen Süsswasserbildungen von hoher
Wichtigkeit. p’Arcnıac giebt folgende Einzelheiten an: „Ouver-
ture un peu versante a la base. (Dies trifft für Paludinen jeden-
falls nicht zu!) Cette coquille que nous rapportons au genre
Paludina non sans quelques doutes A cause de l’öpaisseur de
!) NEUMAYR. Denkschriften der Wiener Akademie, 1880.
?) In einer späteren Mittheilung, in welcher die hier zu beschrei-
benden Formen ebenfalls abgebildet sind (M. NEUMAYR, Ueber einige
tertiäre Süsswasserschnecken aus dem Orient. Neues Jahrbuch für
Mineralogie etc., 1883, II, p. 37) giebt NEUMAYR dies selbst zu, in-
dem er schreibt: „Melanopsis aetolica findet sich in ungeheurer Menge
ausgewittert, aber meist schlecht erhalten, in nächster Nähe von
Stamna in Aetolien; bessere, aber meist unausgewachsene Exemplare
finden sich in dem zerreiblichen Süsswasserkalk, der wenige Minuten
nördlich von Stamnä ansteht; doch sind sie hier überaus zerbrechlich
und sehr schwer herauszupräpariren,“
468
son test et de res carenes saillantes. est remarquable par le peu
de constance de ses caracteres exterieurs ete. Mr. Bour a trouve
des individus de cette espece dont les tours de spire sont
enroul&Es a gauche.* Das letztore wäre allerdings eine für
Melanopsiden etwas merkwürdige Eigenthümlichkeit, die übrigen
von D’ArcHrAac angegebenen Züge würden indessen recht gut zum
Typus der gekielten Melanosteiren passen. In dieselbe Gruppe
gehört vielleicht auch die Melanopsis Lus - Hani w’Arca.!) aus
den Tertiärschichten zwischen Koulana und Lus-han in Nord-Al-
banien (südlich von der Mündung des Drin ziemlich in der Mitte
zwischen dem 41. und 42. Breitengrade gelegen). wie überhaupt
levantinische Süsswasserbildungen in Albanien weit verbreitet zu
sein scheinen. Dazu stimmt auch die Angabe von CoquanD‘),
dass bei Selenitza lacustrine Lagen mit Planorbis und Melanopsis
buceinoidea Fur. (?) eingeschlossen zwischen echt marinen Lagen
mit Cardium edule und Jamira Jacobaea auftreten. Es scheinen
dies Verhältnisse zu sein, welche denen von Elis sehr analog sein
dürften. |
Formenreihe der Melanosteiren.
Taf. XXVII, Fig. 1— 6.
Die von NEUMAYR, 1. c., als Melanopsis aetohca zusammen-
gefasste Formenreihe lässt sich am besten von Formen wie die
M. clavigera Neum. (l. c., Slavonien, 1875, t. VIL f. 13 u. 14)
ableiten. Bei dieser Type beginnt die bei den Melanopsiden
vorherrschende Knotung der Längsrippen bei treppenartigem Ab-
setzen der einzelnen Umgänge gegen einander sich langsam
durch Verschmelzen der Knoten in eine noch wenig hervor-
tretende Kielung umzuwandeln. Dieser bei der M. clavigera ein-
geleitete Process wird nun in der uns beschäftigenden Gruppe
weiter geführt und erreicht durch allmähliche Verdrängung der
Längsrippen und Vorherrschen der Kiele schliesslich in der Aus-
bildung Tulotomen - ähnlicher Formen das Maximum seiner Ent-
wicklung.
Die Ausgangsform der Reihe, für welche ich den Namen M.
carinato-costata vorschlage, erinnert im Habitus wie in der
Sculptur noch stark an die Formenreihe der Melanopsis Bouel
!) VIQUESNEL. Journal d’un voyage dans la Turquie d’Europe.
(Memoires de la societ€e geologique de France, II serie, T. 1, 1844,
P.r268, BORN 2)
?), H. CoQuanD. Description geologique des gisements bitumini-
feres et petroliferes de Selenitze dans l’Albanie et de Chieri dans Vile
de Zante. (Bull. soc. g6ol., II serie, T. 25, 1867—68.)
469
Neum.. zu welcher sie wohl im genetischen Verhältnisse steht.
Die 7 ersten Umgänge sind noch kiellos, regelmässig ausgebildet
und mit auf beiden Endigungen geknoteten Längsrippen besetzt;
erst auf den beiden letzten Windungen verschmelzen diese Knoten
zu wirklichen Kielen, doch bleiben die ersteren immer noch in
den letzteren als Anschwellungen erkennbar und der zwischen
ihnen liegende Theil der Längsrippen wie die Naht immer noch
erkennbar. Der Charakter der Kielung scheint auch noch kein
fest und sicher erworbener zu sein, da Rückschläge auftreten.
So löst die auf Taf. XXVIL, Fig. 1 dargestellte Type, von welcher
mir leider nur ein Exemplar vorliegt, auf,dem letzten Umgange
plötzlich die Kiele wieder in geknotete Längsrippen auf und man
sieht hier sehr schön, wie die Knotenreihen immer in der directen
Fortsetzung der Kiele sich befinden, wie andererseits dieser plötz-
liche Wechsel der Sculptur einen ausserordentlich überraschenden
und verblüffenden Eindruck macht. Durch stärkeres Hervortreten
der Kiele und Verlust der Längssulptur geht nun diese Type
langsam in die von mir als M. stamnana (Taf. XVII, Fig. 3 u. 4)
bezeichneten Form über, deren Repräsentanten die grosse Mehr-
zahl der Melanopsiden von Stamnä& ausmachen. Während aber
bei diesen die beiden jederseits die Naht begrenzenden Kiele (der
obere entspricht den unteren Knoten der vorhergehenden, der
untere den oberen der folgenden Windung) einander ziemlich
gleich bleiben, tritt bei der nun folgenden Variation, auf welche ich
den Namen M. aetolica Newum. beschränken möchte (Taf. XXVI,
Fig. 5 u. 6), eine allmähliche Verstärkung des unteren Kieles auf,
welche schliesslich denselben bis zu gleicher Höhe mit dem vor-
hergehenden heraufwölbt. Damit ist dann eine Verkürzung der
ganzen Gestalt und eine Verkümmerung der oberen, kiellosen
Windungen verbunden, sodass wir damit zu Formen gelangen,
deren Viviparen - Aehnlichkeit unbestreitbar und bisher auch un-
bestritten ist.
In die gleiche Gruppe der Melanosteiren gehört, wie be-
reits oben erwähnt, die mir von Dr. O. Bartrger gütigst über-
lassene Melanopside aus Preveza in Epirus.
Melanopsis Conemenosiana Barre. in lit. !)
a een
Die aus 7 — 9 Umgängen bestehende Form schliesst sich
!) An Melanopsis aetolica NEUM. var. Üonemesomana BETTE.? —
Der Name wurde nach Herrn CESAR CONEMENOS in Preveza, dem Ent-
decker und Uebermittler der interessanten Formen, von Dr. BETTGER
vorgeschlagen.
470
an die M. carinato-costata aus Stamna an. Wie bei dieser sind
die geknoteten Längsrippen noch vollständig bis auf den letzten
Umgang erhalten, während die Knoten selbst vom 5. oder 6.
Umgange an sich zu Kielen verbinden und zwar so. dass je zwei
an der Naht befindliche Kiele vollständig mit einander verschmel-
zen. Der untere Kiel (= der obere des folgenden Umgänges)
ist ursprünglich bei weitem der stärkste, und seine Knotungen
sind auch innerhalb des Kieles noch deutlich zu unterscheiden.
Ich muss, nach genauerer Durchsicht des Materials, auch in
dieser Form zwei Variationen unterscheiden. Bei der ersten, der
M. Conemesoniana B&TTe. s. stret.. beginnt die Kielbildung schon
auf dem 6., bei M. Conemenostana var. Boettgeri mihi erst auf
dem 7. Umgange. Die erstere Form weist so 3, die zweite nur
2 Kiele bei Exemplaren gleicher Grösse auf; die Knotenreihe auf
dem letzten Umgange ist beiden Mutationen gemeinsam. Alters-
differenzen und Decollationen spielen, wie bereits erwähnt und
wie die Tafel wohl beweisen wird, bei diesen Verhältnissen
keine Rolle.
Im Anschluss an die oben erwähnte Formengruppe drängt
sich naturgemäss die Frage auf, welche Verhältnisse wohl für
das Auftreten und die Entwicklung derselben ausschlaggebend ge-
wesen sind. NEUMAYR führt in seinen Gongerien- und Paludinen-
Schichten die Ausbildung stark gekielter und geknoteter Typen
aus einfachen Urformen auf zwei Factoren zurück: einmal auf
die Aussüssung der Seebecken und dann auf die räumliche Ver-
minderung der Wasserfläche. Für beide Ursachen sind uns in
Stamnäa keine Belege gegeben. Dass der See von Stamna, wel-
cher sich ursprünglich bis Epirus hinein erstreckte, sich allmäh-
lich in seinem Umfange verminderte und in einzelne Theile ab-
schnürte, wird durch die analogen Verhältnisse im Peloponnes,
welche die mächtige Ausbildung der Gonglomerate dort bedingen,
wahrscheinlich gemacht, ist indessen keineswegs erwiesen. Was
die chemische Veränderung des Mediums aber anlangt, so haben
wir, wie bereits oben für die gleichartigen und gleichaltrigen Ab-
lagerungen des Peloponnes angeführt, bei allen diesen Seebecken
eher an eine Aussalzung als an eine Aussüssung zu denken und
wir würden also, wenn wir die gleichen Resultate in der Um-
prägung der organischen Form in Griechenland bemerken, welche
in Slavonien zur Beobachtung gelangen, zu der Annahme geführt,
dass in beiden Fällen contradictorisch entgegengesetzte Factoren
die gleichen Resultate gezeitigt haben, was sehr unwahrscheinlich
zu sein scheint. Man möchte ohnehin annehmen, dass die Ur-
sachen, welche an den Ufern der Rhöne, der Sawe und des
Achelous dieselben Veränderungen in der organischen Welt her-
0 u a 5 are 2
u Be A
Ami
vorzurufen im Stande waren, mehr universeller als localer Natur
waren, dass hier Verhältnisse obwalten, deren Existenz wir wohl
constatiren, deren Erklärung und ursächliche Begründung wir
aber bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse noch nicht zu
geben in der Lage sind!)
Von Arkita bei Livonataes (über die geologischen Verhält-
nisse dieser Localität verel. Fucas: 1. e., Griechenland, 1877,
NEUMAYR:!: 1. c., Kos, 1880. Puıtıppson: Bericht über eine
Reise durch Nord- und Mittel - Griechenland ; Zeitschrift der
Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, XXV. Bd., 1890, p. 387)
wurden mir durch Dr. PuıLıppson Klumpen eines braungelben
Sandes übergeben, welche bei näherer Untersuchung folgende
Fossilien enthielten:
Congerta subcarinata DesH.,
— simplex BARBOT,
Pisidium slavonicum NEUM.,
Hydrobia Pauli Fuchs,
Pyrgula incisa Fuchs,
— tricarinata Fuchs (im Text guadricarinata
genannt),
Valvata piscinalis Lan.,
— 5 8p.
!\ Ich freue mich, auch in dieser Hinsicht mich mit Herrn Dr.
0. BETTGER zu begegnen. Derselbe schreibt 1878: „Es macht sich
somit in dieser interessanten südamerikanischen Binnenfauna dieselbe
Erscheinung der schrankenlosen Variabilität der einzelnen Formen
seltend, die uns bei der Untersuchung des Beckens von Steinheim am
Aalbuch und der zahlreichen localisirten Binnenfaunen von Osteuropa
durch HILGENDORF, NEUMAYR, FUCHS, BRUSINA u. A. schon so häufig
. aufgestossen ist. Der Grund zu dieser auffallenden Variabilität ist
also kein localer, sondern ein ganz allgemeiner, der sich wahrschein-
lich über alle Süss- und Brackwasser-Bewohner aller Zeiten und aller
Zonen erstrecken dürfte.“ (0. BETTGER, Die Tertiärfauna von Pembas
am oberen Maranon (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 28. Bd, 1878,
p- 504). Ist diese Anschauung bei der schrankenlosen Variabilität,
welche Süsswasser- Bewohnern, insbesondere ‚aber brakischen Formen
auch in der Gegenwart eigen zu sein scheint, auch zweifellos richtig,
und haben wir auch in der Vorwelt in verschiedenen, zeitlich und
räumlich von einander getrennten Faunen Gelegenheit, sie zu beob-
achten (Laramie - Gruppe, Tertiär von Pembas, Süsswasserbildungen
des Obermiocän in Europa), so möchte ich doch darauf hinweisen,
dass es auch, wenn auch seltene, Ausnahmen giebt, dass insbesondere
die Fauna des südfranzösischen Garumnien sich durch eine merkwür-
dige Constanz fast aller ihrer Elemente auszeichnet.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2, 3l
Ausserdem
Adelina elegans CAantRAaınE (Limnaeus Adelinae
ForRBES et auct.).
Von dieser interessanten und für die jungen Süsswasserbil-
dungen des Neogen anscheinend typischen Art, über deren syste-
matische Stellung ich mich oben des Näheren ausgesprochen habe,
liegen mir neben mehreren, den Vorkomnissen von Kumari bei
Aegion vollkommen entsprechenden Stücken auch zahlreiche Exem-
plare von bedeutenderer Grösse vor, wie sie ja auch Fucas
(l.c., Griechenland, 1877, t. IV, £. 1, 2, 5, 6) abbildet und be-
schreibt. An mehreren ist der dichte Gallus, welcher sich über
den Innenrand der Mündung hinzieht, abgebröckelt und dadurch
ein schmaler Nabelspalt sichtbar geworden. Es scheint dies ein
neues Moment zu sein, welches gegen die Zugehörigkeit der Gruppe
zu den Limnaeiden, die meist ungenabelt, sprechen würde. An
Adelina elegans CanTr. schliessen sich, soweit ich nach Abbil-
dung und Beschreibung urtheilen kann, vielleicht ausser dem
sicher hierhin gehörigen Zimnaeus bicarinatus Fuchs der grösste
Theil der aus dem levantinischen Schichtencomplexe bisher be-
schriebenen Limnaeiden an; so ZLimnaeus velutinus Desu. aus
Kertsch in der Krim (vergl. SANDBERGER, ]. c., 1874, p. 700,
t. XXXI, £. 10; das von diesem Autor für die Form aufge-
stellte Subgenus Velutinopsıss wäre dann nutzlos geworden),
Limnaeus nobtiks Reuss (l. c., 1868). Zimnaeus paucispira
Fuchs (Tr. Fuchs, Die Fauna von NRadmanest im Banate;
Jahrbuch d. k. k. geolog. Reichsanstalt, 1870, t. XIV, f. 56
bis 58) und andere‘); alle diese Formen nähern sich durch die
nicht gedrehte Spindel, die geringe Zahl der Umgänge, von denen
!) Es wäre z. B. nicht unwahrscheinlich, dass die Gattung Lyto-
stoma BRUSINA (Die Fauna der Congerien - Schichten von Agram in
Croatien. Beiträge zur Paläontol. Oesterreich-Ungarns, Bd. II, 1884,
p. 178), von welcher, wie mir Herr Dr- von BUKOWSKI in diesem
Frühjahr in Wien zeigte, jetzt anscheinend eine weitere Form in Klein-
asien aufgefunden wurde, hierher gehörte. Mit der von BENSON für
Physen mit gedrehter Columelle aufgestellten indischen Gattung Camp-
toceras BENSON, mit welcher sie BRusInA vergleicht, hat sie gewiss nichts
zu thun, ebenso wenig mit Limnaeiden, welche die bei der fossilen Form
so deutliche Spiralsculptur nicht besitzen. Ebenso möchte ich die
Gattung Zagrabica BRUS., wegen der bedeutenden Differenzen in der
Mündung, nicht zu den Limnaeiden gestellt sehen. Warum, da „das
Thier von Zagrabica uns wohl völlig unbekannt bleiben wird (p. 173),
„die Organisation des Thieres von Benedictia DyB. ein so
gewaltiges Hinderniss gegen irgend welche Annäherung
der sonst äusserlich ähnlichen Gattungen bilden“ soll, ver-
mag ich zudem nicht recht einzusehen.
473
der letzte die übrigen so gewaltig an Grösse überragt, durch das
Vorhandensein eines Nabels und durch ihre reichen Verzweigungen
der Adelina elegans und somit meiner Ueberzeugung nach den
Melaniaden. Vielleicht ist für die ganze Gruppe an eine Bluts-
verwandtschaft mit den für die oberste Kreide Europas und Nord-
Amerikas so charakteristischen, recent noch im Taganyka - See
vertretenen Pyrguliferen zu denken, mit Zimnaeus auricularts
Lın. hat sie jedenfalls nichts gemein. Da derartige Formen bisher
nur im jüngeren Neogen aufgefunden wurden, so dürften sie, wie
man auch die Frage ihrer systematischen Stellung entscheiden
möge, jedenfalls als charakteristische und leicht kenntliche Leit-
fossilien für dasselbe aufzufassen sein.
Valvata (Aegaea) Philippsont n. sp.
Taf. XXVIIL, Fig. 6a —d.
Die stumpf kegelförmige Schale besitzt 4'/g Umgänge, deren
letzter ungefähr die Hälfte der Gesammthöhe erreicht. Die ersten
1!/e Windungen sind eben. wodurch die Spitze abgestutzt er-
scheint, die zweite und dritte besitzt je einen, die vierte zwei
scharf hervortretende Kiele.e. Die Basis ist nur leicht gewölbt,
ein mittelgrosser Nabel vorhanden, die Mündung rundlich, ihre
Ränder einfach und durchlaufend.
Die vorliegende Type zeigt viel Viviparen - Aehnlichkeit, ins-
besondere mit der Gruppe der V. avellana Neum und V. owulum NEUM.
(NzumaAyr u. Paur, 1.c., Slavonien, 1875, t. VIH. f. 7 fi.), doch
lassen die geringe Grösse unserer Form, die Stumpfheit der Spitze
wie die Art ihrer Ornamentik doch einen engeren Anschluss nicht
wünschenswerth erscheinen. Noch mehr scheint sie sich den ge-
kielten Tropidinen unter den Valvaten zu nähern, wie deren ja
auch aus den ziemlich gleichalterigen Schichten Siebenbürgens
von NEUMAYR aufgefunden und beschrieben worden sind. (NEv-
MAYR, Binnenmollusken aus Siebenbürgen, Jahrbuch der k. k. geol.
Reichsanstalt. 1375). Doch ist hier wie bei den recenten Formen
der Nabel gewöhnlich viel weiter und die Mundöfinung besitzt
eine etwas verschiedene Form; zudem ist bei den siebenbürgischen
Tropidinen ein Kiel auch auf der Grundfläche vorhanden, welcher
der griechischen Type fehlt. Wir glauben also, den vorliegenden
Verhältnissen am meisten Rechnung zu tragen, wenn wir die Type
als caracolle Species der längsgestreiften Form aus Kumari bei
Aegion anreihen,. für welche wir weiter oben das Subgenus
Aegaea aufgestellt haben. Die Aehnlichkeit zwischen beiden
Typen scheint mir auch in Wirklichkeit. wie die Figuren beweisen
dürften, eine recht ausgesprochene zu sein.
3
\ 474
Höhe der Type 9 mm,
Breite „, „> bl mm.
Valvata graeca Fucas (l. c., Griechenland, 1877, t.V,
f. 6 — 10) halte ich für eine nahe Verwandte der nordameri-
kanischen Tropidinen und der Valvata Eugeniae Neum. aus Var-
gyas in Siebenbürgen. Dagegen scheint mir Valvata euomphalus
FucHs (Ib. t. V, f. 11 — 15) ein echter Carinifex, meiner Auf-
fassung nach also eine Planorbide zu sein. Beide weisen jeden-
falls auf nordamerikanische Beziehungen hin.
Neritina Locrenstis n. Sp.
Taf. XXVII, Fig. 7 u. 8.
Die dicke, rundliche Schale setzt sich aus 2!/g Windungen
zusammen, deren letzte etwa. °/s der Gesammthöhe misst. Die
Mündung ist elliptisch, die Columellarplatte nicht gezähnelt. Die
Farbe ist violett, drei Spiralstreifen umziehen die Schale, welche
aus violetten und weissen Feldchen mosaikartig zusammenge-
setzt sind.
Ich kann mich nur schwer dazu entschliessen, die Unzahl
bereits beschriebener pliocäner Neritinen durch eine neue Species
zu vermehren; doch kenne ich keine unter den vorliegenden For-
men, welcher ich sie mit Bestimmtheit anzugliedern vermöchte.
Am meisten Aehnlichkeit besitzt N. platystoma Brusına!) ins-
besondere in der Form des stark erweiterten letzten Umganges,
doch ist die dalmatinische Type viel kleiner und mit starker
Längssculptur versehen, sodass mir ein innigerer Anschluss an
dieselbe unmöglich zu sein scheint.
Höhe der Type 6 mm,
Breite „. 7 dam)
Formenreihe der Hydrobia prisca Neun.
zur Pyrgula incisa Fuchs.
Taf. XXVII, Fig. 1—5.
Die vorliegende Formenreihe geht aus von Hydrobien mit
treppenförmig abgesetzten Umgängen (Fig. 1), bei welchen etwa
auf der Mitte eine ganz leicht angedeutete, kielartige Verdickung
auftritt. Wenn man von diesem letzteren Merkmale absieht,
durch welches sie sich der Aydrobia transitans Neum. (HERBICH
und NEUMAYR: Siebenbürgische Binnenmollusken; Jahrb. d. k. k.
geol. Reichsanstalt, 1875, t. XVIL f. 7) bereits nähert, sind sie
!) Sp. Brusına. Fossile Binnenmollusken aus Dalmatien, Kroa-
tien und Slavonien. Agram 1874, p. 93, t. VL, f. 7u.8.
.
von Formen wie Aydrobia prisca Neum. (Ibid., t. XVII, f. 4)
und Aydrobia Heldreicht Fuchs (l. c., Griechenland, 1877, t. II,
f. 45 — 47), zwischen welchen ich keinen durchgreifenden Un-
terschied zu entdecken vermag, nicht zu trennen.
Uebrigens liegen in dem immerhin spärlichen Material, wel-
ches ich von Livonataes besitze, mir auch einige, wenn auch
schlecht erhaltene, ganz glatte Hydrobien vor, während anderer-
seits die Aydrobia Heldreichi Fuchs auch, wie wir oben gesehen
haben, in Kumari bei Aegion vertreten ist, sodass an eine Ab-
leitung unserer Pyrgulen von ganz glatten Formen nicht gezweifelt
werden kann. Die jedenfalls als sicherer Ausgangspunkt der in
meinem Materiale vertretenen Formenreihe dienende Type besitzt
7 Umgänge, bei denen auf dem 5. und 6. je 1, auf dem
7. 2 kielartige Erhabenheiten. wenn auch schwach, so doch
deutlich hervortreten. Diese gewinnen nun allmählich an Stärke,
während sich die Ränder der zwischen den treppenartig abge-
setzten Umgängen liegenden Naht ebenfalls aufwulsten und kiel-
artig emporwölben, sodass wir von einkieligen (Pyrgula vncisa
Fucas) allmählich zu dreikieligen (Pyrgula tricarinata Fuchs:
l. e., Griechenland, 1877, t. IV, Fig. 22—24) Formen über-
gehen können. Leider sind die Mündungen der Schälchen nicht
immer so ausreichend conservirt, um etwaige Veränderungen,
welche sich im langsamen Uebergange an denselben vollziehen
konnten, zur Beobachtung zu bringen; wie andererseits mein
Material doch nicht genügend erhalten und vor allen nicht an
Individuen so vollständig zu sein scheint. um die systematische
Aufstellung von Mutationen und Entwicklungscyclen zu rechtfer-
tigen. Dass aber hier vielleicht sogar reich gegliederte und ab-
gestufte Formenreihen wirklich existiren, das beweisen, glaube
ich, die Abbildungen, welche ich auf Taf. XXVII, Fig. 1—5
hinzuzufügen Sorge getragen habe.
Aus Fig. 1, welche also der Hydrobra prisca Neum. nahe
steht, entwickelt sich durch Hervorwölbung des bereits in Fig. 1
angedeuteten Mediankieles, Fig. 2, welche im Uebrigen von Bruv-
sına (cf. Brusina: 1. c., 1884, p. 163. t. 30. f. 11) auch aus den
Congerien-Schichten von Croatien angeführt und abgebildet wird.
Aus Fig. 2 entwickeln sich nun die dreikieligen Formen durch Her-
vorbildung der Nahtkiele, welche durch Aufwulstung der Nahträn-
der bewirkt wird. Und zwar leitet sich sowohl Fig. 3, die typische
Pyrgula incisa Fuchs, als Fig. 4 u. 5 (Pyrgula tricarinata Fuchs)
von Fig. 2 ab. P. incisa. entsteht durch stärkere Ausbildung des
Mediankieles, während bei den anderen Formen sich die drei
Kiele gleichmässig zu entwickeln scheinen.
476
Das Auftreten von Formenreihen, wie wir sie in Livonataes
und Stamna beobachtet haben, gewinnt ein hervorragend theore-
tisches Interesse einmal deshalb, weil wir dieselbe Erscheinung
anscheinend an den meisten Fundpunkten des griechischen Neogen
zu erkennen oder wenigstens zu vermuthen Veranlassung haben;
dann aber auch im Vergleich zu den Verhältnissen im übrigen
östlichen Europa. Was den ersteren Punkt anlangt, so möchte
ich nach den Angaben und Abbildungen Fuchs’ voraussetzen,
dass continuirliche Uebergeänge zwischen den einzelnen Formen
auch in Daphne und Megara zu beobachten sein werden. Aus
dem letzteren ebenso reichen als leider schlecht ausgebeuteten
Fundpunkte beschreibt Gaunry- (l. c., 1862, t. LXIL £. 1— 18)
die schönste Formenreihe , die man sich theoretisch zu con-
struiren vermag, hält sich aber natürlich nach den Anschauun-
gen der sechziger Jahre verpflichtet, alle die lästigen Varia-
tionen als Melanopsıs costata Fer. zu bezeichnen. Auch unter
dem von Bückıns in Olympia gesammelten Materiale dürften
sich derartige Formenreihen vorfinden‘). Es wäre, scheint mir,
eine sehr dankenswerthe Aufgabe für einen Tertiärgeologen, wel-
cher der Descendenztheorie zum mindesten nicht unbedingt feind-
lich gegenübersteht, von diesen Gesichtspunkten aus sorgfältigere
und genauere Aufsammlungen an den einzelnen reichen Locali-
täten des griechischen Neogen vorzunehmen.
Was den zweiten Punkt, das Verhältniss zu den übrigen
gleichaltrigen und gleichartigen Neogenablagerungen des östlichen
Europas, anlangt, so können wir z. B. sowohl in Arapatak in
Siebenbürgen?) als in Livonataes in Locris, als auch anscheinend
in Italien?) dieselbe allmähliche Entwicklung von gekielten Pyr-
gulen aus glatten Hydrobien beobachten. Liegt hier nun eine
!, Wahrscheinlich finden sich auch in den von HoCHSTETTER und
R. HÖRNES als sarmatisch betrachteten Süsswasserbildungen-des Hel-
lespont derartige Formenreihen. R. HÖRNES (Ein Beitrag zur Kenntniss
fossiler Binnenfaunen [Sitz.-Ber. d. k. Akad., math.-nat. Cl., 74. Bd.,
1. Abth., Wien 1876]) drückt sich p. 18 folgendermaassen über diesen
Punkt aus: „Es sei bemerkt, dass ebenso wie bei der sogleich zu
schildernden Melanopsis Trojana die weitgehende Verschiedenheit der
einzelnen Gehäuse in ihrer allgemeinen Gestalt und Verzierung daher
rühren mag, dass wir es nicht mit einer einzelnen Form, vielmehr mit
einer Formenreihe zu thun haben.“ HÖRrNEs hatte leider nicht die
Zeit, der Frage näher zu treten.
?) NEUMAYR. Die Süsswasserbildunger im südöstlichen Siebenbür-
gen. (Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1875.)
®) G. CAPELLINI. Gli strati a Congeria e la formazione gessosa-
solfifera nella provineia e nei dintorni di Livorno. (Hydrobia incerta,
p. 412, t. V, f. 15 u. 16). U AttıiR. Acad. dei Lincei, Memorier Ban
serie III, 1880.
477
monophylletische oder polyphylletische Entwicklung der ersteren
Gattung vor, d. h. mit anderen Worten: Hat sich der Prozess
der Gattungsentwicklung einmal oder wiederholt vollzogen und
vollzog er sich immer auf demselben Wege? Es ist nicht leicht,
bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse auf diese Frage eine
bestimmte Antwort zu finden, aber umgangen darf sie darum doch
nicht werden, umsomehr als mit dieser Beantwortung Erwägungen
von geradezu prineipieller Bedeutung angeregt werden, als mit
dem Zugeständniss, Gattungen von allgemeinerer Geltung seien
auf polyphylletischem Wege entstanden, leider ein grosser Theil
der Resultate in ihrem Werthe und ihrer Geltung stark beein-
trächtigt werden, welche die paläontologische Forschung aus den
ihr überlieferten Resten zu gewinnen sich anheischig gemacht hat.
Der Verdacht liegt nun allerdings bei den Vorkommnissen von
Livonataes und Arapatak vor, dass hier die Natur zweimal zur
Erzeugung desselben Gattungsproductes geschritten ist. Es lässt
sich wenigstens bei aller Anerkennung der Verbindungen, welche
zwischen den siebenbürgischen und dem locrischen Seebecken
meiner Ansicht nach zweifelsohne bestanden haben, schwer vor-
aussetzen, dass sämmtliche Bindeglieder, welche die Formenreihe
bilden, aus dem einen in das andere übergegangen sind; zudem
scheint es, als ob sich die Umbildung der Hydrobien in Livo-
nataes nicht in vollkommen analoger Weise vollzog wie in Sieben-
bürgen. Dazu kommen dann die Erscheinungen in den slavo-
nischen Paludinen - Schichten, welche schon NEuUmAYr!) zu der An-
nahme drängten, dass „in solchen Fällen zwei oder mehrere
Reihen gleichzeitig und ohne unter einander stark abzuweichen,
einen Grad von Divergenz vom alten Gattungstypus erreichen,
der eine generische Abtrennung wünschenswerth erscheinen lässt,
und dass wir uns dann genöthigt sehen, die monophylletische
Entstehung der Gattungen aufzugeben, welche a priori die natür-
liche Basis einer genetisch begründeten Systematik zu sein scheint
(z. B. Formenreihen, welche in Vivepara Hoernesi, V. Zelebort
und V. avellana endigen)“. Dazu kommt ferner die doppelte Ent-
stehung, welche die Gattung T7ulotoma in zwei räumlich weit von
einander getrennten Gebieten (Slavonien und westliches Nord-
Aamerika) in von einander weit entfernten Zeitläuften (Laramie-
gruppe und Unterpliocän) zweifellos genommen hat!
NEBMAYR (1. c., 18/5, slavonien, p. 97) hat zuerst ‚in
seinen grundlegenden Untersuchungen über die Paludinen Sla-
voniens nachgewiesen, und ich glaube, die Thatsache wird heut
nur von Wenigen mehr bestritten werden, dass hier Tulotomen
!) NEUMAYR und PAur: 1. c., 1875, p. 97.
sich auf mannichfache Art polyphylletisch aus Viviparen ent-
wickeln. Eserr!) hat dann 1884 darauf aufmerksam gemacht,
dass bereits aus den Laramie-Schichten Nord - Amerikas 7ulo-
toma Thompson?! Waıte vorläge und dass „also in diesem Falle
der erwähnte Entwicklungsprocess unter ähnlichen Verhältnissen
(Aussüssung etc.) wenigstens schon einmal, wenn nicht mehrere
Male vor sich gegangen sein müsste“ (l. c., p. 561). Und Wnrre’s
„Non marin fossil mollusca of North America (United states
geol. Survey. Third annual Report, 1881-— 82) lässt uns ausser
dieser Tulotome auch Campelomen (z. B. Campeloma produeta
White), Acellen (Acella Haldemann! Wsute, t. 6, £. 18 u. 19)
und Unionen (Unio bellipkcatus MEER, t. 6, f. 1-3) u. a. von
ausgesprochenster Aehnlichkeit mit denjenigen der pliocänen Palu-
dinen - Schichten des östlichsten Europas erkennen, mit deren
Fauna die Laramiegruppe somit eine entschiedene Analogie besitzt!
Alle diese Erscheinungen mahnen somit zur Vorsicht und
lassen uns die Hypothese einer polyphylletischen Entstehung vieler
Mollusken-Gattungen und vielleicht auch -Arten nicht als so un-
möglich und ungereimt erscheinen, wie sie sich andererseits als
theoretisch im höchsten Maasse unbequem und erschwerend für
den weiteren Fortschritt auf unserem Gebiete erweist! Denn was
bei Binnenmollusken eintreten kann und, wie wir gesehen haben,
in Wirklichkeit eintritt, das ist bei marinen ÖConchylien und bei
Angehörigen anderer Stämme des Thierreiches a priori keine
Unmöglichkeit! Wäre es nicht z. B. denkbar, dass die verschie-
denen Zweige und Arten der Rudisten wie der Nummuliten sich
auf dieselbe Art polyphylletisch auf den verschiedenen Punkten
ihres Bereiches zu entwickeln im Stande gewesen wären? Die
Thatsache ist unwahrscheinlich — und unbequem, aber unmöglich
ist sie leider nicht. Die Untersuchungen NEUMmAYR' Ss!) über die
!) Tu. EBERT. Tulotoma Degenhardti DUNKER u. EBERT nebst
einigen Bemerkungen über die Gattung Tulotoma. (Jahrbuch d. kgl.
geol. Landesanstalt, 1884.) (Uebrigens scheint mir Twlotoma Degen-
hardti keine Vivipare, sondern eine Pyrgulifere zu sein, wie dies
die Höhe des letzten Umganges die Mündungscharaktere und die Or-
namentik anzudeuten scheinen!)
!) M. NEUMAYyR. Die Ammoniten der Kreide und die Systematik
der Ammonitiden. (Diese Zeitschrift, Bd. 27, 1875.) Es findet sich
hier eıne auf unser Thema speciell bezügliche Bemerkung: Eine
sehr interessante Frage schliesst sich hier an, nämlich ob unter den
geschilderten Verhältnissen die Einheit der geographischen Gattungs-
centren wird festgehalten werden können. Es liegen für die Entschei-
dung derselben noch nicht genügende Daten vor, doch sind mir in
neuester Zeit einige Thatsachen über die Verbreitung beginnender Gat-
tungstypen in den jungtertiären Süsswasser - Ablagerungen von Süd-
Frankreich, Slavonien, Siebenbürgen und Kleinasien bekannt geworden,
Ammoniten-Gruppen der Kreide sprechen sogar mit Wahrscheinlich-
keit dafür, und man muss sie sich gegenwärtig halten, wenn
man mit „Leitfossilien* in derselben Weise operirt, wie dies vor
40 Jahren, vor dem siegreichen Durchbruch der Descendenz-
theorie allerdings angemessen und förderlich war, wie dies aber
in unserer Zeit nicht mehr angängig und vortheilhaft zu sein
scheint! Wenn also z. B. Stacnz auf p. 57 seiner „Libur-
nischen Stufe“!) von einer regionalen Entwicklung der dalma-
tinisch-istrischen Nummuliten- und Alveolinen-Fauna aus anschei-
nend noch unbekannten Embryonaltypen spricht und für dieselbe
später hoffentlich weitere Belege bringen wird, so ist dieser
Versuch, wenngleich seine Grundlagen bei der leichten Migrations-
fähigkeit, welche den Nummuliten wie allen Foraminiferen eigen,
noch keineswegs über jeden Zweifel erhaben, theoretisch jeden-
falls sehr anerkennenswerth. Dagegen muss z. B. gegen die Ver-
suche H£gerr's, auf Grund von einigen wenigen, in ihrer Ent-
stehung und räumlichen wie zeitlichen Verbreitung ausserhalb des
Pariser Beckens noch keineswegs eingehender untersuchten ma-
rinen Üonchylien gegen die überzeugendsten Erwägungen der
Stratigraphie Parallelisirung zwischen den Nummuliten-Horizonten
und den Schichtencomplexen des Pariser Beckens vorzunehmen,
wie gegen jede rein schematische Ausbeutung von Fossillisten
auf Grund der obigen Erwägungen, zu denen sich noch die Mi-
grationsfrage gesellen könnte, entschieden Protest eingelegt werden!
Um mit der Species auf gesicherter Grundlage operiren zu kön-
nen, dazu bedarf es — immer abgesehen von den noch sehr
wenig geklärten Vorgängen der Wanderungen und der räumlichen
Verbreitung derselben — der genauen Kenntniss ihrer Entstehung
und ihrer Variation; und um diese festzustellen. müssen wir mit
den unbequemen Variationen auch bei den marinen Formen mehr
zu rechnen anfangen; wir müssen auf Grund der Methode NEv-
MAYR SS, welche der modernen Paläontologie, soweit sie wenigstens
transformistischen Anschauungen huldiget, unserer Ueberzeugung
nach als Richtschnur zu dienen hat, die feinen Mutationen, „So-
bald in ihnen dieselben Merkmale mit relativer Constanz bei einer
grösseren Anzahl von Individuen wiederkehren“, festhalten und
durch Namen, und wenn möglich durch Abbildungen fixiren, als
neutrale Grössen, „unabhängig von allen Vorurtheilen über Con-
welche wenig für solche Einheit zu sprechen scheinen,
p- 873 1. ec. — Siehe auch ]. c. an anderer Stelle, „sodass also diese
Gattung (Tulotoma) wenigstens einen triphylletischen Ursprung hat“.
!) G. STACHE. Die liburnische Stufe und deren Grenzhorizonte.
(Abh. d. k.k. geol, Reichsanstalt, Bd XIII, Heft 1, Wien 1889.)
480
stanz und Veränderlichkeit der Species“). Der Einwand; eine
derartige Methode erschwere unnütz das wissenschattliche Ar-
beiten, der träge Stoff erdrücke schliesslich den nach der Herr-
schaft über ihn ringenden Menschengeist, ist nicht ausschlag-
gebend, so oft man ihm auch insbesondere in der malacologischen
Literatur begegnet?). Auch ohne die Methode Neumayr’s wächst
die Zahl der von Jahr zu Jahr beschriebenen „guten“ Arten in's
Groteske und gestattet schon heute ein sicheres Arbeiten in un-
seren Fächern nur unter der ausgedehntesten Benutzung biblio-
graphischer Hülfsmittel, und daran wird nichts geändert, selbst
wenn die Zahl der vorhandenen Namen verzehnfacht wird. Aber
wenigstens kommen wir dann zu einer naturgemässeren Auffassung
der Verhältnisse insbesondere der Tertiärperiode, eine ganze Reihe
von heut noch heiklen Punkten in derselben, wie z. B. die in letzter
Zeit so vielfach discutirten Verhältnisse des österreichischen (unga-
risch-steierischen) Neogen wird nur auf diesem Wege zu einer endgil-
tigen Lösung geführt werden können, und die eigentlich nicht allzu-
viel bedeutenden Fossillisten mit ihren vielen affer und confer wer-
den allmählich aus der wissenschaftlichen Discussion verschwinden,
sobald eine Methode sich allgemein Bahn bricht, wie sie z. B.
BELLARDI in seiner Schilderung der piemontesischen fossilen
Mollusken-Fauna°) wenigstens in den letzten Heften durchzuführen
versucht hat. Ich glaube dem hochverehrten Herrn Cossmann,
!) Vergl. hierüber auch NEUMAYR, ]. c., Kos, p. 248. NEUMAYR
hat bekanntlich später (cf. die Mittelmeer - Conchylien und ihre jung-
tertiären Verwandten. Jahrbuch d. deutsch. malacozoolog. Ges., VI,
Frankfurt a. M. 1880, p. 201) den früher eingenommenen Standpunkt
aus Zweckmässigkeitsrücksichten unter voller Wahrung seiner theo-
retischen Anschauungen etwas modificirt. Wir sind hier den von ihm
in dieser seiner letzteren Publication entwickelten Vorschlägen gefolgt,
?) Siehe z. B. FONTANNES. Sur la faune des etages Sarmatique
et Levantin en Rumanie. (Bull. soc. g60l., DI serie, T. 15, 1886 —
1887, p. 49.) „En attendant la geologie doit s’estimer heureuse que
cet engouement du fractionnement A outrance ait respect& jusqu’ ici,
dans une certaine mesure, les faunes marines et quelle ait eu le temps
de tracer ces grandes lignes & une lueur moins vacillante; il lui eüt
ete difficile sans cette bonne fortune de tirer de la paleontologie les
precieuses ressources qui ont tant contribu& & la solidite de ses prin-
cipes.“ Man kann, ohne die grossen Verdienste des dahingegangenen
französischen Forschers zu verkennen, sich wohl fragen, ob speciell in
Tertiärgeologie das Princip der Forschung schon so fest gestützt nnd der
auch nur die grossen Züge des Rahmens schon so sicher gezogen
sind, dass man des „Hackernden“, aber doch immerhin noch leuchten-
den Scheines transformistischer Anschauungen hier entbehren zu kön-
nen glaubt.
°®) BELLARDI. I molluschi dei terreni terziarii del Piemonte e della
Ligurila. Turin.
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17
.
48]
dessen Besprechung?) der Berrarpı'schen Arbeit mir hier vor-
Jiegt, versichern zu können, dass es Autoren giebt, welche nicht
bedauern, dass so viele Mitren in Piemont vorhanden sind! —
Wenn wir also, wie die letzten Ausführungen gelehrt haben,
auch zugeben, dass bei der Annahme einer polyphyletischen Ent-
stehung von Arten und Gattungen, für welche die Wahrschein-
lichkeit, wie bereits Neumayr annahm, gerade bei den seltsamen
Typen des osteuropäischen Neogen im hohen Maasse vorliegt,
das Auftreten von specifisch und generisch gleichen oder ver-
wandten Typen und Entwicklungsreihen an und für sich noch
keinen Grund abgiebt, auf eine Verbindung zwischen den Aus-
sangspunkten ihrer Entstehung und Verbreitung zu schliessen, so
scheinen doch die eigenartigen Verhältnisse dieser Neogenfauna
darauf hinzuweisen, dass hier Communicationen bestanden. NEU-
MAYR hat in seinem Aufsatze über Kos des Wiederholten auf die
Wahrscheinlichkeit derselben hingewiesen; zwingende Belege sind
ihm für dieselbe das Auftreten aberranter Viviparen vom ortho-
conchen Typus und slavonischem Verwandtschaftsgepräge in der
klinoconchen Fauna des koischen Neogen (l. c., p. 306 u. 307,
Vivipara Fuchst, V. levostraca, V. Brusinatl, V. Hippocralis,
V. Munieri); die eigenartige Verbreitung von Formen aus der
Gruppe der Melanıa Hollandree (Cigelnik und Novska in West-
slavonien (Melania ricinus Neum.), Uesküb in Macedonien (M.
macedonica BUrRGERST.), Kalamaki auf dem Isthmos von Korinth
(Melania ornata Fucus), Renkioei bei Troja (M. hellespontic«
Carv. u. Neum.); endlich das Auftreten von specifisch festen und
starren Formen in beiden Bereichen, wie z. B. von Pisidium sla-
vonıcum NEum., welches sowohl in Slavonien als in Livonataes
vorhanden ist. Auch ich vermag aus meinem Materiale einige
Fälle namhaft zu machen, welche bestimmt für Communicationen
zwischen den Fluss- und Seegebieten des östlichen Neogen zu
sprechen scheinen. Wenn wir von der unserer Ansicht nach
nichts, weil zu viel, beweisenden Formenreihe der Aydrobria sim-
plex — Pyrgula Eugeniae Neum. absehen, welche gleichmässig
in Siebenbürgen und in Locris entwickelt zu sein scheint, so
so haben wir einmal die zweifellose Fortsetzung der Gruppe der
Melanosteiren aus Aetolien bis nach Epirus hinein (Preveza);
wir haben dann in Vivipara Lacedaemoniorum mihi eine an-
scheinend ganz localisirte Type, welche sich mehr dem ortho-
conchen, d. h. dem slavonischen Typus anschliesst (V. Muniert
Tourn., Neumayr: Kos, t. I, f. 24) als dem klinoconchen (V.
Gorcerxı Tourn., Ibid., t. II, f. 25), indessen wohl zweifellos in
?) Annuaire geologique universel, Paris, T. V, 1889, p. 1107.
482
die in Kos reich entwickelte Formenreihe der V. Fuchst— Forbesi
-— (oa gehört, welcher die beiden vorher erwähnten Typen auch
zugezählt werden. Eine Reihe von slavonischen Melanopsiden-
Mutationen (M. pseudocostata mihi [costata Neum.], M. elavigera
Neum., M. hastata Neum., M. lanceolata Neum.) ist in Megara
und zum Theil auch in Daphne vorhanden, doch könnte hier
wieder die bei den griechischen Formen noch nicht näher fest-
gestellte Entwicklung mit der slavonischen nur parallel laufen,
ohne durch einen gegenseitigen Austausch bestimmt und beein-
flusst zu werden; dagegen ist die Adelina elegans, eine feste und
von ihren nächsten Verwandten anscheinend scharf abgetrennte Type,
sowohl in Lycien!), als in Kalamaki*), Livonataes?), Euboea*) (?)
und in Italien®) vorhanden, von welcher letzteren Localität sie
von CANTRAINE aus einer Pisaner Sammlung, allerdings leider
ohne Fundortsangabe, beschrieben wurde; die Vermuthung liegt
indessen für mich sehr nahe, dass sie aus den dortigen Con-
gerien - Schichten stammen dürfte. Verbindungen zwischen den
heut getrennten Neogengebieten haben also allem Anscheine nach
zweifellos existirt, ob dieselben nun auch directe, durch Fluss-
läufe vermittelte oder indirecte, durch gelegentliche grosse Ueber-
schwemmungen, Wolkenbrüche u. dergl. veranlasst gewesen sein
mögen, und da drängt sich denn die Frage auf, wie weit wir
dieselben bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse zu recon-
struiren im Stande sind.
Die Communicationen zwischen den einzelnen Fetzen des
griechischen Neogen unter einander, wie mit den Bruchschollen
der jetzt durch Cykladen und Sporaden vertretenen, zur Tiefe
gegangenen Aegaea sind zweifellos und bereits von NEUMAYR des
Eingehenden gewürdigt worden. Es wird auch bei der jetzigen
Configuration des Landes, zumal wenn wir den im Pliocän und
noch im Quartär so thätigen Gebirgsschub und seine Disloca-
tionen mit in Berücksichtigung ziehen, nicht allzu schwer, sich
Seeenbecken etwa nach Art der aetolischen vorzustellen, welche
stellenweis durch kleinere Flusslänfe mit einander in Verbindung
gesetzt waren. Dass im Nordosten unseres Gebietes sich die pon-
!) EORBES u. SPRATT/ I. c., Vol. W pa:
?\ Fuchs, 1. c., Griechenland, 1877.
°) Ibidem.
*) FR. Unger. Wissenschaftliche Ergebnisse einer Reise in Grie-
chenland und in den jonischen Inseln. Wien 1862 (W. BRAUMÜLLER).
— UNGER ‘ecitirt den Limnaeus Adelinae allerdings mit einem Frage-
zeichen aus Kumi auf Euboea!
°) CANTRAINE, 1. c., 1841,
d
485
tisch-levantinische Mischfauna von Livonataes nach Osten durch
den wahrscheinlich fast ausgesüssten Meeresarm nach den Dar-
danellen und über Macedonien, Thracien, Rumänien nach Sieben-
bürgen hinein fortgepflanzt haben wird, ist sehr wahrscheinlich
und eine durch das Vorhandensein analoger Ablagerungen in allen
diesen Gebieten wohlbegründete Annahme. Auf das Vorhanden-
sein und die Verhältnisse der Neogenbildungen in Albanien sind
wir bereits oben eingegangen und dürfte wahrscheinlich wenigstens
ein Theil derselben im Alter den griechischen Vorkommnissen
bestimmt gleichgesetzt werden. Es würde dann von dort aus
über das Adriafestland, dessen Existenz während der pontisch-
levantinischen Periode von Süss }), Neumaryr?), Stacaz°’), Pan-
TANELLI*) und Koszrr°) gleichmässig gefolgert und gefordert
wird, ein bequemer Austauch der Organismen nach Italien herüber
sich haben vollziehen können, wie er nach den zoogeographischen
Verhältnissen insbesondere der Congerien-Schichten, aber auch der
echt pliocänen Süsswasserbildungen der hesperischen Halbinsel,
welche, wie die Fülle identischer Formen im Westen und im
Osten des Apennins beweisen, unbedingt mit einander in Verbin-
dung gestanden haben müssen, mit zwingender Nothwendigkeit
vorhanden gewesen sein muss. Am dunkelsten und verworrensten
liegen die diesbezüglichen Verhältnisse noch in den von Oester-
reich - Ungarn occupirten Provinzen. Während NeumAyr (Kos,
p. 263) noch 1880 für das Vorhandensein levantinischer Bildun-
gen in Bosnien und der Herzegowina eintritt und einen Nach-
weis derselben aus den in demselben Jahre ausgeführten Aufnah-
men der geologischen Reichsanstalt folgert, hat er diese Behaup-
tung schon 1881 auf Grund des bei der letzteren erzielten Materiales
zurückziehen müssen und die Süsswasserbildungen beider Länder
für sarmatisch, stellenweis sogar für noch älter (erste Mediterran-
stufe!) erklärt‘). Allerdings kommen nach v. Mossısovics und
PAur?) wenigstens in West-Bosnien auch pontische Schichten vor,
und wäre es so nicht unbedingt ausgeschlossen, dass Detailauf-
') E. Süss. Entstehung der Alpen. — Antlitz der Erde.
2) M. NEUMAYR, 1. c., Kos, 1880, p. 263.
®) Verhandlungen d. geol. Reichsanstalt, 1876, p. 127.
*) DAnTE PANTANELLT, ]. c., 1866.
5) KOBELT. Excursionen in Süd-Italien. (Jahrbücher d. deutschen
malaco-zoolog. Gesellsch., 1879, p. 144.
!) M. NeumAyR. Tertiäre Binnenmollusken aus Bosnien und der
Herzegowina. (Jahrb. d. k.k. geol. Reichsanstalt, 30. Bd., Wien 1880.)
?) v. Mossısovics. West-Bosnien und türkisch Kroatien. (Jahrb.
d. k, k. geol. Reichsanst., 30. Bd., Wien 1880.)
484
nahmen hier auch eine weitere Verbreitung der vielleicht zum
grossen Theile später erodirten levantinischen Bildungen, sei es
vielleicht auch nur als Bruchstücke in den Flussthälern an secun-
därer Lagerstätte nachzuweisen im Stande sein könnten®). Auch
wäre eine Verbindung durch Serbien hindurch keine Unmöglich-
keit. Zusoviß#) eitirt wenigstens bei Razanj. Zvezdan, Gradiste
und Postolac Ablagerungen der levantinischen Stufe, aus der
ersteren Localität sogar das Mastodon arvernensis, indessen ist
die Fauna dieser Schichten wohl noch nicht soweit bekannt, um
hinsichtlich ihrer stratigraphischen Stellung jeden Zweifel zu
beseitigen. —
Es erübrigt, nunmehr zum Schlusse einen kurzen Blick zu
werfen auf die zoogeographischen Verhältnisse der uns beschäfti-
genden Fauna. Wir finden auch hier eine vollständige Analosie
mit den Resultaten, welche die Betrachtung der slavonischen Vor-
kommnisse ergeben hat. Neben einer kleinen Anzahl fossil ge-
bliebener, also auch heute noch wenigstens in ihren Nachkommen
an Ort und Stelle vertretener Typen (Nerrtina micans, Melanopsts
»sendocostata, MM. clavigera u. a.) treten uns Arten entgegen,
deren nächste Blutsverwandte jetzt den Osten Europas, Asiens
und Nordamerika bevölkern. Auf den Osten unseres Continents
weisen die Limnocardien,. Melanien aus der Gruppe der M. Hol-
landrei, wie ein Theil der Melanopsiden hin, während anderer-
seits. wie wir gesehen haben, die Adelina elegans CANTR. un-
serer Ansicht nach als ein letzter Ueberrest der tropisch-indischen
Binnenschnecken-Bevölkerung des älteren Tertiärs Europas ange-
sehen werden muss, vielleicht sogar in Verbindung zu setzen
wäre mit den heut auf den Taganyka concentrirten, in der
oberen Kreide in Europa (Süd-Frankreich, Norddeutschland, Alpen,
Ungarn) und Nord - Amerika so weit verbreiteten und so man-
nichfach entwickelten Pyrguliferen. Am meisten ausgesprochen
und am stärksten hervortretend bleiben aber auch hier, wie in
den Ländern der österreichischen Militärgrenze die Beziehungen
zum nördlichen Amerika, für welche Acella, Tropidina, Carinifex
wie eine grosse Anzahl von typischen Tulotomen gleich beredtes
°®) Etwa wie in Ost-Galizien. Cf. V. HıLBER. Fossilien der Con-
gerien-Stufe von Czortkow in Ost-Galizien. (Verhandl. d. k. k. geol.
Reichsanst., 1881.
*) J. M. ZuJovie. Geologische Uebersicht des Königreichs Serbien.
(Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1887, p. 71 fl.) „Wenn wir in’s
Becken der Südmorava kommen, so treffen wir die tertiären Ablage-
rungen znerst bei Razanj, wo Schichten mit Mastodon arvernensis auf-
gefunden wurden. Diese Ablagerungen ziehen sich auch gegen die
Morava und gegen Jovanovac.“ (p. 101). Siehe auch p. 114,
485
Zeugniss ablegen. Nur eine Art, die Melanopsıs Ileis mihi,
besitzt meines Erachtens ihre Verwandten, die M. carvosa und
M. Dufowrei, im westlichen Mittelmeerbecken, eine Erscheinung,
welche. so vereinzelt sie auch dasteht, dennoch nicht ohne Ana-
logien (ich erinnere hier nur an die M. cardosa, welche Tour-
NOUIER aus den analogen Bildungen von Kos beschreibt) geblieben
zu sein scheint. Congerien sind meiner Auffassung nach Ueber-
reste der Brakwasser-Bevölkerung des centralen Mittelmeeres und
haben ihre recenten Verwandten (Oongerta (= Mytilopsis CoNRAD
— Praxis H. u. A. Anans) afrıcana v. Ben., (. Risei Dunker etc.)
in Westafrika und Westindien. Pyrgula-Arten endlich leben heute
im Gardasee und in Dalmatien.
Für den grössten Theil der uns beschäftigenden Fauna ha-
ben wir also auch für unser Gebiet die grosse Aehnlichkeit der
pliocänen Binnenbevölkerung mit den recenten Bewohnern der
ostasiatischen und nordamerikanischen Flüsse und Seeen zu con-
statiren vermocht und der bereits von NEuUMAYR gezogene Schluss
liest daher nahe, dass diese Formen seit dem Pliocän langsam
nach Osten gezogen und während sie in ihren bisherigen Wohn-
sitzen ausstarben, sich den neuen Verhältnissen so anzupassen
wussten, dass sie dort ohne grosse Modification bis zur Gegen-
wart auszudauern im Staude waren. Gegen diese im ersten
Augenblicke sehr einleuchtende Hypothese spricht nun allerdings
der Umstand, dass bereits während der Laramieperiode eine der
pliocänen Fauna Europas sehr ähnliche und analog zusammen-
gesetzte Brakwasser-Bevölkerung in Nordamerika vorhanden war.
Wenn wir unter diesem Gesichtspunkte die Tafeln des Wnrre'-
schen Quellenwerkes!) durchblättern, so finden wir bereits Tulo-.
tomen (Zulotoma Thompson! White, t. 24, f. 17—22), Unionen
(Umio bellipkicatus ME, t. 6, f. 1—3, Umio goinonotus WHITE,
t. 13, £. 7—9), Acellen (Limnaea [Acella] Haldemanı Wr,
t.6, £. 18 u. 19), Neritinen (Neritina volvdlineata Ware, N.
Bruner‘ Wire, t. 23, £. 12 — 15) von sehr ähnlicher Gestalt
wie die der pliocänen Sedimente Europas, wir finden dieselbe
Neigung der Typen zur Verstärkung der Schalen durch Kiel- und
Knotenbildungen, wir haben in Veivepara trochrformis wahrschein-
lich ein Uebergangsstadium der echten Viviparen zu typischen
Tulotomen zu constatiren. Wir sehen also einmal, wie ähnlich
Faunen werden, welche auch in weit von einander entfernten
Erdepochen gleichen Factoren ihre Entstehung und Umwandlung
1) C.A. WnıTe. A review of the non-marine fossil mollusca of
North America (United States. Geol. Survey, Third annual report, 1881
bis 1888.)
486
verdanken, wir bemerken aber andererseits auch, dass, wie er-
wähnt, die recente Binnenfauna der nordamerikanischen Ströme
bereits in der Laramieformation in wesentlichen Punkten vorge-
bildet war. Nun scheinen aber alle diese Formen bereits im
Eocän wieder in Amerika zu verschwinden und gigantische Physen
von neuholländischem Typus (Physa Bredgerensis MErr und Ph.
pleromatis Wuıme, t. 30, f. 6— 10), glatte Viviparen (V. palu-
dinaeformas Harn und V. wyomingensis MEer, t. 30, f. 11—14)
und formenreiche, stark variirende Ceriphasiiden (Gonzobasis no-
dulifera MEER, @. tenera Hart. t. 31) scheinen an ihre Stelle
zu treten; und ein von der Jetztzeit wie von der Laramieperiode
noch verschiedeneres Bild gewähren die Binnenmollusken des
amerikanischen Neogen. unter. welchen eine eigenartige Form von
Carinfex (C. [Vortierfex] Tryoni, t. 32, f. 7—9) und eine mir
noch sehr zweifelhafte Ceriphasiide (Zethasia antıgqua GABB, t. 32,
f. 4) fast die einzigen Formen sind, welche unter oceanischen
Ancyliden und echten Melanien (Zatia Dalki Ware, t. 32,
f. 37—40, Melania sculptilis Meer, t. 32, f. 1, M. subsculp-
tılis MERK, t. 32, f. 2) an die Verhältnisse der Gegenwart erin-
nern. Natürlich ist es bei dem verhältnissmässig geringen Areal,
welches in Nordamerika eingehender untersucht worden, immer
noch nicht ausgeschlossen. dass wir dort noch pliocäne Ablage-
rungen finden. welche eine recent nearktische Binnenmollusken-
Bevölkerung von Acellen, Tulotomen und Unionen darbieten.
Bis zu diesem Zeitpunkt aber können wir, glaube ich,
behaupten, dass die Binnenmollusken des europäischen
Pliocän nach Osten gewandert sind und dass die heu-
tige Fauna Nordamerikas ihre direeten Nachkommen
darstellt.
Im Gegenwart zu dieser Wanderung der Binnenbevölkerung
des europäischen Neogen nach Osten steht nnn der Zug nach
dem Westen. welchen die marine Fauna, soweit sie nicht durch
die Ungunst der Verhältnisse ganz ausgestorben, angetreten zu
haben scheint. Ihre Verwandtschaft mit Formen der afrikanischen
Westküste ist von M. Harnes!), Süss?), v. Marrens°®) und in
letzter Zeit von v. Tauscn!) des Wiederholten betont worden.
!) M. HÖRNES. Fossile Mollusken des Wiener Beckens. (Abh. d.
geol. Reichsanst., Vol. III u. IV.)
?\) E. Süss. Ueber die einstige Verbindung Nord-Afrikas mit Süd-
Europa. (Jahrb. d. geol. Reichsanstalt, 1863, p. 26.)
®) Jahrbuch der deutschen malaco-zoologischen Gesellschaft, 1876,
p. 236.
*) Ibidem, 1884.
487
Wahrscheinlich zwang sie die hereinbrechende Glacialperiode.
deren Spuren sich in den quartären Muschelbreccien Italiens und
Sieiliens, wie in dem Auftreten von nordischen Tiefseeformen
(Nephrops)'!) auch heute noch bemerkbar machen, soweit sie nicht
direct ihre Vernichtung herbeiführten, zum Abzuge; Strombus co-
ronatus, dessen nächster Verwandter, Str. bubondus, heute noch
am Senegal lebt, findet sich noch in den oberpliocänen Ablage-
rungen von Rhodus?) und Cypern zusammen mit noch drei heute
westafrikanischen Formen. Wahrscheinlich spielte die Schliessung
der breiten Verbindungspforte zwischen Mittelmeer und Atlantik
durch das Thal des Guadalquivir und vielleicht durch das Sahara-
meer dabei auch eine Rolle, und noch heut erinnert die immerhin
grosse Zahl von gemeinsamen Formen zwischen beiden Meeren an
die Zeit, wo sie in einem innigeren Zusammenhang mit einander
standen, als er heut durch die Verhältnisse gegeben ist.
t) J.R. LoREnZz. Phys. Verh. u. Vertheil. der Organismen im
Quarnerischen Golfe, 1863.
2) Siehe P. FiscHER. Paleontol. des Terrains Tertiairs de T'ile
de Rhodes. (M&m. Soc. geol. de France, 1877, 3 serie, I, p. 40-44.)
Zeitschr. d.D. geol. Ges. XLII. 2. BD)
488
‘. Beitrag zur Kenntniss der Ostrakoden-
Fauna in silurischen Diluvialgeschieben.
Von Herrn AUREL Krause in Berlin.
Hierzu Tafel XXIX — XXXII.
In einer kürzlich veröffentlichten Arbeit! „Die Ostrakoden
der silurischen Diluvialgeschiebe*“ !) habe ich eine Uebersicht über
die bisher in Silurgeschieben beobachteten Ostrakoden zu geben
versucht. Unter den 81 daselbst aufgeführten Arten befindet
sich eine Anzahl theils neuer, theils auf unzulänglich bekannte
bezogener Formen, zu deren genauerer Kennzeichnung eine durch
Abbildungen erläuterte Beschreibung erforderlich ist. Da eine solche
a. a. OÖ. unterbleiben musste, will ich jetzt diese Versäumniss
nachholen. Als weitere Ergänzung der genannten Arbeit, auf die
ich im übrigen verweise, füge ich noch eine Tabelle über die
zeitliche und räumliche Verbreitung der in Silurgeschieben gefun-
denen Ostrakoden hinzu.
I. Leperditiidae.
1. Gattung Leperditia ROUAULT.
1. Leperditia Eichwaldt F. ScuMipT.
Tafı XXIX; Eige. Tab aa
1873. Leperditia Eichwaldi F. SCHMIDT. Russ. silur. Leperditien,
p. ITS oe.
1883. — — Derselbe. Nachtrag zu den russ. silur. Leperditien,
a
1885. — cf. Eichwaldi. REMELE. Katalog, p. 26.
1889. — Eichwaldi. KıErsow. Jahrb. d. kgl. preuss. geol. Landes-
anstalt, p. 90, t. 23, f. 16.
Kızsow beschreibt unter obiger Benennung eine rechte Schale,
die durch einen stumpfen Vorsprung an der Bauchseite, der nach
beiden Seiten zu ziemlich gleichmässig abfällt, einen annähernd
!) Wissenschaftliche Beilage zum Programm der Luisenstädtischen
Ober-Realschule. Berlin 1891.
;
489
fünfseitigen Umriss erhalten hat. Dieselbe fand sich in einem
dichten, gelblichen Kalke mit Kalkspatheinschlüssen in Gesellschaft
von Chonetes striatella und Sperrfer erispus. ReMmeLs führt in
seinem Katalog 4 Stück einer Leperditie, die er mit Zeperditia
EFichwaldi F. Scnmipr vergleicht, aus einem Geschiebe von Ener:-
nurus-Kalk auf. Ich selbst stelle zu dieser Art einige rechte
Schalen meiner Sammlung, welche aus verschiedenen gelblichen
oder gelblich grauen obersilurischen Kalkgeschieben stammen.
Die Schalen sind glänzend, hell braun, punktirt, mit deutlichen,
vom Schliessmuskelfleck strahlig verlaufenden Gefässen. Auf der
Innenseite der Schale ist ihr Verlauf durch lineare Furchen mar-
kirt, auf dem Steinkern durch entsprechende Erhabenheiten. Der
Schliessmuskelfleck ist rundlich; an seinem Dorsalende, etwas
nach vorn, erhebt sich der kugelförmige Augentuberkel, ohne von
einem Rhombenfleck umgeben zu sein.
Beobachtete Maasse sind:
Rechte Schalen
Tanserm) ;191.5:4432)3 mm) 13 mm 119
Grösste Höhe . 82 „ 853... 1966
Vordere Höhe. 6 „ TRERIREN BE
Hintere Höhe . Tehud) == Ss
Schlossrand . 9% ms 98 Sara
Im anstehenden Gestein findet sich Zeperditia Eichwaldi auf
Oesel bei Kiddemetz und Piddul.
2. Leperditia Hisingeri F. ScHmipr.
Taf. XXIX, Fig. 4a, b, c, d.
1873. F. ScHhmior. Russ. silur. Leperditien, p. 16 (ex parte), f. 23.
1833. Derselbe. Nachtrag, p. 14, t. 1, f£ 5 —7.
In seiner Arbeit über silurische und devonische Geschiebe führt
Kızsow eine rechte Leperditien-Schale unter obiger Benennung auf:
später bezeichnet er jedoch das Vorkommen dieser Art in west-
preussischen Geschieben als zweifelhaft. da die bisher allein beob-
achteten rechten Schalen von denen der Zeperditia baltıca, mit
denen sie stets vergesellschaftet gefunden würden, schwer zu un-
terscheiden wären. Mir liegt eine linke Schale vor, welche ich,
wiewohl auch mit einigem Zweifel, zu ZLeperditia Hisingert F.
Schmidt stellen möchte. In den allgemeinen Schalenverhältnissen
und der Art ihrer Wölbung, namentlich aber auch in der Form
und Lage des Schliessmuskelflecks stimmt sie mit dieser Art gut
überein, nur ist sie beträchtlich gestreckter als die typischen
Exemplare von Wisby, von ähnlichem Umriss wie Zeperdttia
iyraıca F. ScHMiDrT. A
52%
490
Bei einer grössten Länge von 11 mm beträgt die grösste
Höhe 6,5 mm, die vordere Höhe 4,6 mm, die hintere 6,4 mm,
und der Schlossrand 7,5 mm.
Das Exemplar stammt aus einem Geschiebe von Zner:-
nurus - Kalk.
Im anstehenden Gestein kommt Zeperditia Hisingeri ausser
auf Gotland in den untersten Stufen G und Gı der baltischen
ÖObersilur-Schichten vor, aber auch noch in @3.
3. Leperditia (Isochtlina?) afi. conspersa Kızsow.
Taf. XXIX, Fig. 5a, b, c,d, e.
1889. Kızsow. Jahrb. d. kel. preuss. geolog. Landesanstalt, p. 92,
t. XXI, f£. 18a —.c.
Kırsow hat seine Art auf Grund einer linken Schale auf-
gestellt, welche in einem sehr harten, splittrig brechenden, gelb-
grauen Kalke in Gesellschaft von Brachiopoden-Resten und einer
Koralle, anscheinend einem Oyathophyllum, gefunden wurde. Nach
ihrem Autor steht sie in den allgemeinen Umrissen und der
Schalensculptur der Zeperdeitia Nordenskjöld F. Scumipr am
nächsten. Der Schlossrand ist lang, die vordere Höhe nur wenig
kürzer als die hintere, die Wölbung der Schale verhältnissmässig
stark; die Mittelpartie bildet vom Schlossrande oder Ventralrande
aus gesehen fast eine gerade Linie.
In die Verwandtschaft dieser Art!) gehört vielleicht ein voll-
ständiges Exemplar meiner Sammlung, das noch gestreckter ist als
das von Krızsow beschriebene. Die grösste Länge der linken Schale
misst 7,4 mm, die grösste Höhe 4 mm, die vordere Höhe 2,3 mm,
die hintere 3,8 mm und der Schlossrand 5,3 mm. Die grösste
Wölbung ist im vorderen Drittel der Schale; von hier aus
findet ein fast gleichmässiger, nur im letzten Drittel stärkerer
Abfall nach hinten statt. Besonders charakteristisch ist aber die
rechte Schale. Dieselbe greift nicht völlig über den Umschlag der
linken Schale herüber, sondern lässt ihn zur Hälfte unbedeckt.
Ferner bemerkt man zu beiden Seiten des in der Mitte lippenartig
vorgezogenen Ventralrandes einen kleinen Ausschnitt, der wohl
den beiden Poren am Ventralrande von Leperditia gegantea ent-
sprechen möchte. Die Oberfläche der Schalen ist glänzend, fein
punktirt und zeigt wie bei dem von Kızsow abgebildeten Exem-
plare unterhalb des ziemlich stark hervortretenden Augenhöckers
eine deutlich gewölbte Area. Der Schliessmuskelfleck ist undeut-
!) Nachträglich hat Herr Dr. Kıesow, dem ich das Exemplar zur
Vergleichung übersandte, festgestellt, dass es von seiner L. conspersa
verschieden ist.
|.
491
lich begrenzt. Ein Randsaum am Vorder- und Hinterrande ist
ebenfalls vorhanden, dagegen fehlt die von Kırsow bemerkte Ein-
senkung am Schlossrande. Der Umschlag der linken Schale be-
ginnt wie bei Z. Nordenskjöldi bereits unter dem flachen Rand-
saum an den Seiten.
2. Gattung Isochilina JONES.
1. Isochrlina (?) erratica n. sp.
Kameras Re orur:La..W.CHd.
Fig. 6: Länge 2,7 mm, Höhe 1,7 mm,
Fig. 7: Länge 2 mm. Höhe 1,3 mm, Dicke 0,9 mm.
Die bis 3,5 mm langen Schalen sind Leperditien - ähnlich,
von fast dem gleichen Umriss wie bei Zeperditia baltıca. Eine
mehr oder weniger deutliche Dorsalfurche erstreckt sich in dem
vorderen, etwas verschmälerten Theil bis etwa zur Mitte der
Schale; vor dieser Furche ist bisweilen ein gerundeter Höcker
vorhanden, während eine faltenartige Erhebung sich längs des
Dorsalrandes hinzieht. Die beiden Schalen sind fast gleich gross,
die grössere greift am Bauchrande nur wenig über die andere
über. Diese Form findet sich in sehr verschiedenen Grössen ver-
einzelt in untersilurischen Geschieben, rothen und grauen Kalken
mit Beyrichia marchica und hellen, glaukonitischen Kalken. Bei
jugendlichen Exemplaren, welche man öfters mit zusammenhän-
genden Schalen antrifft, pflegt die Dorsalfurche gar nicht oder
nur undeutlich ausgebildet zu sein; indessen ist dieselbe mitunter
auch bei den grösseren Individuen nur schwach entwickelt. —
Da die Schalen weder einen deutlichen Augenhöcker, noch einen
Muskelfleck erkennen lassen, dürften sie vielleicht trotz ihrer
verhältnissmässigen Grösse besser den Primitien zuzurechnen sein.
Möglicherweise gehört hierher auch die von Remeır als Primitıa
brachynotos FR. Schmiprt aus Fenestellen-Kalk angeführte Form ').
3. Gattung Aparchites JONES.
1. Aparchites simplex Jones.
Fig XXX, Fig, 8a..b.c,
1889. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. VI, vol. 4, p. 272,
tb 19a .birc,
Die mit der von Jonas a. a. O0. gegebenen Beschreibung
gut übereinstimmenden Exemplare stammen aus obersilurischen
!) Diese Zeitschrift, Bd. 82, p. 646 und Bd. 34, p. 653.
492
Enerinurus-Kalken. Das grösste der beobachteten Exemplare hat
eine Länge von 1,4 mm, eine Höhe von 1,1 mm und eine Dicke
von 0,7 mm. Bei dem abgebildeten Exemplar sind die ent-
sprechenden Maasse: Länge 1,2 mm, Höhe 1 mm, Dicke 0,6 mm.
Am Dorsalrande findet sich eine kurze Area.
2. Aparchites ovatus Jones et Horn.
Taf. XXIX, Kig. 9a. b ce;
1865. Primitia ovata. JONES et HoLL. Ann. and Mag. Nat. Hist.,
ser 118, vol: 16, 9.4285 t. 18, 1 lsa,ne
1877. — —. KRAUSE. Diese Zeitschrift, Bd. 29, p. 37.
1889. Aparchites ovatus. JONES. Ann. and Mae. Nat. Hist., ser. VI,
vol. 3, p. 384.
Die Ventralansicht zeigt die Zugehörigkeit dieser Form zu
Aparchites. Die scharf umgebogenen, von einer Kante begrenzten
und etwas verdickten Ventralränder beider Schalen stossen an
einander, ohne dass ein Uebergreifen der einen über die andere
bemerkbar ist. Am Dorsalrande sieht man eine deutliche Area.
Das grösste der betreffenden Exemplare hat eine Länge von
1,7 mm, eine Höhe von 1.2 mm und eine Dicke von 0,8 mm.
Die entsprechenden Maasse des abgebildeten Exemplars sind:
Länge 1,5 mm, Höhe 1 mm und Dicke 0,7 mm.
3. Aparchites obsoletus Jon&s et Hour.
Far XXX ige, bie
1865. Primitia obsoletaJoNES et HoLL. Ann. and. Mag. Nat. Hist.,
ser. PH, ‘vol. ‚10, pl 228172778, 2. 12a. cc
1877. — — KRAUSE. Diese Zeitschrift, Bd. 29, p. 37.
1889. _Aparchites obsoletus JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. III,
vola, 38
Diese in den obersilurischen Beyrichien- und Enecrinurus-
Kalken häufige Art zeigt in ihren allgemeinen Schalenverhältnissen
eine gewisse Aehnlichkeit mit Leperditien. Die beiden Schalen
sind von ziemlicher Dicke, ungleich gross, mässig gewölbt. in
der Mitte am stärksten, nach den Rändern zu abgeflacht, diese
selbst stark umgebogen, nach dem Schlossrande zu unter einem
spitzen Winkel. Der Schlossrand ist gerade, von einer deutlichen
Area umgeben, die Ecken sind stumpf, die eine Seite, die vor-
dere, stärker vorspringend als die andere. An dem Ventralrand
greift die grössere rechte Schale beträchtlich über die kleinere
linke über.
Die Zugehörigkeit unserer Form zu Primttia obsoleta JonEs
ist übrigens nicht zweifellos, da in der von Jonzs gegebenen Be-
schreibung einer Klappe die angegebenen Charaktere nur zum
Theil erkennbar sind. Indessen habe ich in den zahlreichen von
mir durchsuchten Beyrichien - Kalken keine andere Form finden
können, welche besser als diese zu der aus dem gleichen Gestein
von Jongs beschriebenen Art passt. |
Eine sehr nahe stehende Form ist Aparchites (Primitia) len-
treularıs Jones!), welche von Aparchites obsoletus durch den ge-
bogenen Schlossrand, weniger entwickelten Randsaum, stärkere
Krümmung in der Mitte und den vollständigen Mangel eines
Dorsalsuleus unterschieden sein soll. Da sich die gleichen Merk-
male bei der Mehrzahl unserer Formen erkennen lassen, müssten
auch sie zu Aparchites lenticularis gestellt werden, falls nicht
beide Arten zu vereinigen sind.
Die Grössenverhältnisse unserer Form zeigen beträchtliche
Verschiedenheiten. Während die meisten Exemplare einen an-
nähernd kreisförmigen Umriss haben, sind andere mehr länglich
und nähern sich dadurch der folgenden Form. Das grösste der
beobachteten Exemplare hat eine Länge von 1,2 mm, eine Höhe
von 0,9 mm und eine Dicke von 0,6 mm. Bei dem abgebildeten
Exemplare sind die entsprechenden Maasse: Länge 1 mm, Höhe
0,8 mm, Dicke 0,6 mm.
4. Aparchites oblongus Jones et Hour.
TEEIRARZ Fin 2 a bye
1865. Primitia oblonga. JONES et Hour. Ann. and Mag. Nat. Hist.,
Ser Ill vol 216, p: 423, 1. 18, f 1Aa,b,c.
1877. — —. KRAUSE. Diese Zeitschrift, Bd. 29, p. 37.
1889. Aparchites oblongus. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. VI,
vol. 3, p. 384.
Diese von der vorigen durch ihre beträchtlichere Grösse,
serundete Ecken und flachere Form unterschiedene Art ist ein
häufiges und charakteristisches Fossil der obersilurischen Bey-
richien - Kalke. Die grössten Exemplare erreichen eine Länge
von 1,8 mm. Die Maasse des abgebildeten sind: Länge 1,6 mm,
Höhe 1,1 mm, Dicke 0.8 mm.
4. Gattung Primitia JONES et HoLL.
1. Primitia Jonesir KRAUSE.
Mar ıXaXT ie, 6u 1.
1889. Krause. Diese Zeitschr., Bd. 41, p. 8, t. 1, £. 6.
Zu dieser Art stelle ich vorläufig auch die beiden abgebil-
!) Ann. and Mag. Nat. Hist., 1869, ser. IV, vol. 3, p. 219, Holz-
schnitt fig. 4.
494
deten Schalen, welche sich in einem hell grauen Geschiebe unter-
silurischen Beyrichien - Kalkes fanden, wiewohl sie von der typi-
schen Form in mehrfacher Beziehung abweichen. Die Granulirung
der Schale ist gröber, die stärkeren Knötchen sind weniger regel-
mässig vertheilt, namentlich fehlt die dem Rande parallel laufende
Knotenreihe. Das in Fig. 6 abgebildete Exemplar zeigt einen
deutlichen, vorn stark verbreiterten und verdickten, convex ge-
krümmten Randsaum, bei dem anderen Exemplar ist nur ein
schmaler, mit kleinen Knötchen besetzter Saum vorhanden. Die
Grössenverhältnisse des ersten sind: Länge 1,43 mm und Höhe
0,87 mm (ohne Randsaum): das Fig. 7 abgebildete Exemplar hat
eine Länge von 1,2 mm und eine Höhe von 0,72 mm.
2. Primitia Maccoyti Jonss et Hort.
Taf! 'RXX, Fig, 83,'p) c.
1869. JoNnES et HoLL. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. IV, vol. 2,
pe Bent tab Daran
Kleine, bis 1,3 mm lange. glattschalige Formen von eiför-
migem bis elliptischem Umriss mit geradem, etwa ?/3 der Schalen-
länge betragendem Schlossrande und übereinander greifenden, jedoch
nicht verdickten Bauchrändern. Nicht selten in untersilurischen
Beyrichien - Kalken.
Die Maasse des abgebildeten Exemplars sind: Länge 0,91 mm,
Höhe 0,62 mm, Dicke 0,49 mm.
3. Primitia elongata n. sp.
Taf. XXX, Fig. 4a, b.
Länge 1,07 mm, Höhe 0,52 mm.
Die Schale ist länglich viereckig mit geradem, die ganze
Länge einnehmendem Schlossrande und wenig gebogenen, fast
unter einem rechten Winkel mit demselben zusammenstossenden
Seitenrändern. Der Ventralrand ist fast geradlinig, gegen den
Schlossrand geneigt; seine Entfernung von demselben beträgt an
dem einen, vorderen, Ende etwa !/s, an dem hinteren etwa a
der Schalenlänge. Ein flacher Randsaum umfasst die Seiten-
ränder und den Ventralrand, unterhalb desselben ist in der Bauch-
ansicht ein senkrechter Umschlag sichtbar. Die Oberfläche ist
dicht gekörnelt, mit einem wenig vertieften Nabelfleck hinter der
Schalenmitte, von welchem sich eine flache Einsenkung zum
Dorsalrande hinzieht. Die einzige beobachtete Schale fand sich
in einem Geschiebe von untersilurischem Beyrichien-Kalk in Ge-
sellschaft von Bolla granulosa,
495
4. Primitia mundula Jones.
Taf RX, vr Hieitbarbie,n6inrde, bi
1855. Beyrichia mundula. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. II,
vol.’t6, Pp.90H EI) 5jIE28.
1865. Primitia mundula. JONES et Ho. Ibidem, ser. III, vol. 16,
419.
1877. — > KRAUSE. Diese Zeitschr. Bd. 29, p. 38.
Die hierher gerechneten Formen, welche aus obersilurischen
Enerinurus- uud Beyrichien-Kalken stammen, zeigen im Umriss
und in der Ausbildung der Dorsalfurche beträchtliche Verschie-
denheiten, wie es auch ein Blick auf die drei abgebildeten Exem-
plare erkennen lässt. Besonders auffällig ist die Fig. 7 abgebildete
Form, bei welcher durch Gabelung der Dorsalfurche ein centraler
Höcker abgegrenzt wird. Fig. 8 zeigt eine punktirte, mit abge-
setztem Randsaum versehene Schale. Formen, bei welchen die
Dorsalfurche nur schwach ausgebildet ist, zeigen eine gewisse
Aehnlichkeit mit Aparchites obsoletus. Beobachtete Maasse sind:
Fig. 5: Länge 0,79 mm, Höhe 0,54 mm, Dicke 0,46 mm,
Fig. 6: Länge 0,95 mm, Höhe 0,59 mm,
Fig. 7: Länge 1,2 mm, Höhe 0,82 mm, Dicke 0,75 mm.
5. Primitia eristata Jones et Hour.
Tat XXXI. Fig Im. 2:
1865. JonEs et HoLL. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. III, vol. 16,
pag. 420,061,:.48,) 1.718, by\e:
Diese glatte, gerundete, mit einem tiefen Nabel versehene
Primitie fand sich in einer grösseren Zahl von Individuen in
einem gelblichen mürben Kalkgeschiebe zusammen mit Beyrichra
nodulosa BoLL var. expansa Kırsow, Cypriden, Spirrfer crispus,
Rhynchonella und Chonete.. Die Fig. 1 abgebildete Schale hat
eine Länge von 0,8 mm und eine Höhe von 0,63 mm.
Eine abweichende Form stellt Fig. 2 dar. Der Umriss ist
bei dieser mehr kreisförmig, der Rand deutlich abgesetzt. und eine
tiefe Einbuchtung erstreckt sich von der Mitte des Dorsalrandes
bis nahe an die ventrale Nabelgrube. Die Maasse dieser in Ge-
sellschaft von Beyrichia Jonesit und B. spinigera in einem Ge- _
schiebe von Enerinurus-Kalk beobachteten Form sind: Länge
0,85 mm, Höhe 0,67 mm.
6. Primitia retieristata JONES.
RR Ri Sahb ce.d, 9a,b,e, d
1887. JonEs. On some silurian Ostracoda from Gothland, p. 5.
1888. Derselbe. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. VI, vol. 1, p. 406,
t. 22, £. 15a, b,c.
496
Eine Anzahl getrennter Schalen, welche mit der gotländi-
schen Form gut übereinstimmen, fanden sich in mehreren gelb-
lichen Geschieben in Gesellschaft von Beyrichia Jonesit und B.
spinigera, ausserdem noch in einem grauen Geschiebe zusammen
mit Beyrichta Steusloffi, B. Buchiana, B. Maccoyiana und B.
Weüleckenstana.
Die Maasse des Fig. Sc—d abgebildeten Exemplars sind:
Länge 0,72 mm, Höhe 0,55 mm, Dicke 0,44 mm.
Eine abweichende, in Gesellschaft von Beyrichia Bolliana-
umbonata beobachtete Form ist in Fig. 9a—d dargestellt. Die-
selbe ist mehr länglich, flacher und zeigt nur auf der linken
Schale eine wenig vertiefte Nabelerube. — Ihre Maasse sind:
Länge 0,78 mm, Höhe 0,52 mm, Dicke 0,34 mm.
7. Primitia Beyrichtana JONES.
Taf.! ARRTIPFIS Farb:
1865. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. III, vol. 16, p. 422,
1.149
1877. KRAUSE. Diese Zeitschr., Bd. 29, p. 38.
Eine halbkreisförmige, convexe, nach dem Ventralrande steil
abfallende Schale mit zierlich gestricheltem, schmalem Randsaum
scheint der von Jones aus obersilurischen Geschieben beschrie-
benen Art anzugehören. Das Exemplar stammt aus Graptolithen-
Gestein. Länge 0,81 mm, Höhe 0,5 mm.
Das a.a. O., p. 37 von mir behauptete Vorkommen von
Primitia Roemertana in unseren Beyrichien-Kalken ist mir zwei-
felhaft geworden. Die dafür gehaltenen Schalenreste gehören
vielleicht zu Primitia retieristata.
8. Primitia (2) striata n. Sp.
Tat. XXXTE EFie. 4 u, 5a,b%e:
Diese Form hat eine auffallende Aehnlichkeit mit der von
Jones aus canadischem Devon beschriebenen Primitia (2) Wal-
cotte‘). Indessen ist die centrale Grube dem Rande mehr ge-
nähert und durch eine flache Einsenkung mit demselben verbun-
den, auch ist der Verlauf der Längsrippen weniger unregelmässig.
— Mehrere Schalen dieser Art, darunter einige zusammenhän-
sende, fanden sich in einem gelblichen, obersilurischen Geschiebe
zusammen mit Preimitia retieristata und Bollia semäicircularis n. Sp.
Die Fig. 4 abgebildete Schale hat eine Länge von 0,86 mm und
!) Jones. Quarterly Journal Geol. Soc., 1890, Vol. 46, p. 543,
Holzschnitt.
r
eine Höhe von 0,51 mm. Die Maasse des Fig. 5a—-c abgebil-
deten Exemplars sind; Länge 0,64 mm, Höhe 0,37 mm und
Dicke 0,23 mm. i
5. Gattung .Bollia JONES.
1. Bollia semieircularis n. sp.
Taf. XXXI, Fig. 8 u. 9.
Fig. 5: Länge 0,58 mm, Höhe 0,38 mm.
Fie. 9: Länge 0,52 mm, Höhe 0,33 mm.
Die Schale ist flach, halbkreisförmig, die Seiten fast gleich-
mässig gekrümmt, der Schlossrand etwas schmäler als die grösste
Schalenlänge. Ein hufeisenförmiger Wulst, dessen Schenkel bis
zum Dorsalrande reichen, umgiebt eine flache, von der Mitte des
Dorsalrandes bis über die Schalenmitte sich erstreckende De-
pression. Der eine Schenkel dieses Wulstes (der vordere?) ist
stärker und senkrecht zum Dorsalrande gestellt, der andere
schwach gebogen und etwas geneigt. Am Grunde dieses huf-
eisenförmigen Wulstes findet sich ein kommaartiges Knötchen, das
mit seinem verdickten oberen Ende dem stärkeren Schenkel ge-
nähert ist. — Der Dorsalrand ist leistenförmig verdickt; Bauch-
rand und Seitenränder sind von einem unter einem stumpfen
Winkel abstehenden Randsaum umgeben.
Diese kleine, aber sehr charakteristische Form fand ich in
drei Geschieben eines gelblichen, obersilurischen Kalkes in Ge-
sellschaft von Beyrichia Bolliana-umbonata.
2. Bollia rotundata n. sp.
Taf. XXXI, Fig. 10.
Von der vorigen unterscheidet sich diese Form durch ihren
mehr gerundeten Umriss und durch ihre viel kräftigere Sculptur.
Der erhabene Rand sowohl wie der hufeisenförmige Mittelwulst
sind sehr scharf ausgeprägt. Hierin zeigt sich eine auffallende
Uebereinstimmung mit Bollia semilunata, einer kürzlich von JoxEs
beschriebenen amerikanischen Form von Anticosti!), indessen fehlt
bei dieser der kommaförmige Knoten am Grunde der zwischen
den Schenkeln des hufeisenförmigen Wulstes befindlichen Ver-
tiefung.
Das eine bobachtete Exemplar fand sich in einem gelblichen
Geschiebe von mürber Beschaffenheit in Gesellschaft von Bey-
') Jones. Quarterly Journal Geol. Soc., 1890, Vol. 46, p. 548,
MODE. iga'b.
498
richta spinigera, B. Bolliana - umbonata, Leperditia Eichwaldt,
L. baltica, Sperifer sp., und Cyathophyllum sp.
3. Bollia (?) sinuata n. sp.
Var ARRT Mo, Ir
Länge 0,65 mm, Höhe 0,4 mm.
Diese kleine Form erinnert etwas an Primitia seminulum
JONES, indessen ist die dorsale Furche viel stärker entwickelt,
als bei jener Art und reicht bis über die Mitte der Schale
hinaus, indem sie sich am Ende zu einer kreisförmigen Grube
erweitert. Dadurch entsteht ein hufeisenförmiger Wulst, dessen
Schenkel an den Enden verbreitert und gerundet sind. — Die
Schale ist glatt, ziemlich stark gewölbt; ein Randsaum ist nicht
wahrnehmbar. Die beobachteten Schalen fanden sich in einem
gelblichen, obersilurischen Geschiebe in Gesellschaft von Beyrichra
Jonesti und B. spinigera.
6. Gattung Strepula JONES.
1. Strepula limbata n. sp.
Par X RT, Mur,
Länge (ohne den Saum) 0,93 mm, Breite 0.55 mm.
In ihren allgemeinen Grössenverhältnissen und dem breiten,
gefälteltem Randsaum gleicht diese Form der Primitia Schmidtat,
doch unterscheidet sie sich von dieser Art durch die netzförmige
Structur der Oberfläche und durch eine hufeisenförmig gebogene
Leiste, welche von der vorderen Ecke des Dorsalrandes ausgeht,
den dorsalen Höcker und die Dorsalfurche umzieht und sich dann
in schräger Richtung wieder zum Dorsalrande wendet. Der Rand-
saum bildet mit der mässig gewölbten Schalenoberfläche einen
stumpfen Winkel. — Das abgebildete Exemplar fand sich in
Gesellschaft von Strepula Linnarssoni in einem hellgrauen Ge-
schiebe von untersilurischem Beyrichien-Kalk.
2. Strepula simplex n. sp.
Tat. AXRT FI A 2
Länge 1,68 mm, Breite 1,10 mm.
Die Art steht der Strepula lineata nahe, unterscheidet sich
indessen von ihr durch den abweichenden Verlauf der Leiste.
Dieselbe zieht sich vom Dorsalrande längs des vorderen Wulstes
nach dem Ventralrande zu, biegt dann vor demselben unter einem
stumpfen Winkel um und endigt auf dem hinteren Wulst in sei-
499
nem unteren Drittel. Die ganze Oberfläche ist dicht gekörnelt.
— Die Art fand sich in einem röthlich grauen, mürben Kalk-
geschiebe in Gesellschaft von Premitia cineta und Trilobiten-
resten.
3. Strepula cf. costata LinNARsson.
1889. Beyrichia (Strepula) costata. REMELE. Diese Zeitschr., Bd. 41.
p. 786.
Diese Form, welche ich zuerst in der Geschiebesammlung
des Herrn Prof. RemELE zu sehen Gelegenheit hatte, dann aber
durch Herrn Cand. P. G. Krause in einem Stück Backsteinkalkes
von Westend erhielt, weiter auch in Backsteingeschieben von
Müsgelheim zusammen mit Primitien beobachtet habe. steht der Str.
Linnarssoni m. sehr nahe, unterscheidet sich aber von ihr da-
durch, dass die beiden Leisten des hinteren Wulstes bis etwa
zur Mitte des vorderen Wulstes getrennt verlaufen. Dadurch
nähert sie sich allerdings der von Lınnarsson beschriebenen Art.
Ob sie aber wirklich zu derselben zu rechnen ist, lässt sich bei
der Art der Erhaltung (Steinkerne und Abdrücke) ohne Vergleichs-
Exemplare schwer entscheiden.
7. Gattung Deyrichia Me Cor.
1. Beyrichia marchica Krause var. lata n. v.
Taf. XXXI, Fig. 14, 15.
1889. Beyrichia marchica. KRAUSE. Diese Zeitschr., Bd. 41, p. 19
(pars).
Fig. 14: Länge 1,54 mm, Höhe 0,92 mm;
Fig. 15: Länge 2,49 mm, Höhe 1,45 mm.
Ausser der a. a. O., t. 2, f. 9 abgebildeten Varietät, welche
ich v. angustata nenne, findet sich noch eine zweite, welche das
entgegengesetzte Extrem darstellt. Bei derselben sind die Wülste
flach und breit und namentlich an der vorderen Bauchseite bis
dicht au den Ventralrand heranreichend, sodass die tiefe Rinne,
welche bei der typischen Form dem Rande parallel läuft, fast
verschwindet. Diese Form, welche ich als var. lata bezeichne,
fand ich in 3 Geschieben, vergesellschaftet mit Promitia bursa,
Pr. Schmidtü, Entomis sigma, Strepula Linnarssoni und Bollia
v— seripta.
2. Beyrichia erratica Krause var. acuta n. v.
Taf. XXXI, Fig. 18.
Länge 1 mm, Breite 0,7 mm.
Die aus untersilurischem Glaukonit - Kalk stammende Form
500
ist der von mir (diese Zeitschr., 1889, Bd. 41, p. 18, t. 2, f. 6)
beschriebenen Varietät der B. erratica, welche ich als var. gra-
nulosa bezeichne, ähnlich, unterscheidet sich aber von derselben
durch besonders hohe, schneidenartig ausgebildete Leisten, sowie
dadurch, dass die hinterste derselben den Dorsalrand nicht
erreicht, die zweite keulenförmig angeschwollen ist. Die Schalen-
oberfläche ist gleichfalls granulirt.
3. Beyrichia digitata Krause.
Rat, XXI E10. 16,0 177
1889. KRAUSE, Diese Zeitschr., Bd. 41, p. 20, t. 2, f. 12.
Von der a. a. OÖ. beschriebenen Art unterscheiden sich die
hier abgebildeten aus untersilurischem Beyrichien-Kalk stammenden
Formen durch die schräge Zuspitzung ihrer Schalen, welche an 2.
Rıbeysiana Jones erinnert, sowie dadurch, dass die einzelnen Wülste
durch stärkere und breitere Furchen von einander getrennt sind.
Das grössere Exemplar hat eine Länge von 0,388 mm und
eine Höhe von 0,52 mm, das kleinere eine Länge von 0,48 mm
und eine Höhe von 0,29 mm.
4. Beyrichra nodulosa Born.
Taf. XXXU, Fig. 11.
1856. Beyrichia spinulosa. BOLL. Diese Zeitschrift, Bd. 8, p. 323,
f. 3 (Holzschnitt).
1862. — nodulosa. BoLL. Mecklenb. Archiv, Bd. 16, p. 131,
tARSERG
1885. — dubia. REUTER. Diese Zeitschr., Bd. 37, p. 648, t. 26, f. 22.
1838. — Lindströmi. Kıesow. Diese Zeitschr., Bd. 40, p. 5, t. 1,
f. 2—6.
Nur durch Vergleichung des Borr’schen Original-Exemplars,
das ich in Fig. 11 nochmals abbilde, war es mir möglich, die
oben als synonym bezeichneten Formen mit dieser Art zu ver-
einigen. Borr’s Diagnose lautet: „alle 3 Wülste stossen unten
zusammen, c (d. i. der hintere) ist der stärkste und zeigt einige
Spuren von Furchen, welche B. tuberculata und B. Koch an
der entsprechenden Stelle besitzen; alle Falten sind etwas gra-
nulirt, der Ventralränd ist mit dichten, perlschnurförmigen Knöt-
chen besetzt.“ Das ist richtig; die Abbildung zeigt jedoch den
hinteren Wulst in seinem dorsalen Theile zu breit und nur eine,
die untere, Querfurche vorhanden, während das Original deutlich
eine zweite obere erkennen lässt, durch welche das verschmälerte
Dorsalende des hinteren Wulstes als isolirter Knoten abgetrennt
wird. Die von Kızsow, a. a. O.. f. 3, gegebene Darstellung passt
er en
5
auch sehr gut für das Bonr’sche Exemplar. Dasselbe zeigt auch
den vorderen Wulst ebenso schmal und leistenförmig wie die
Gotländer Form und ohne eine solche Längstheilung, wie sie die
Figur bei Bor anzudeuten scheint. — Nur eine linke Schale
hat Borz beobachtet; er vermuthet, dass sie aus einem Grapto-
lithen-Geschiebe stamme. Mir liegt die gleiche Form in sehr
guter Erhaltung aus einem grünlich grauen, mergeligen Kalk-
geschiebe von Müggelheim vor, welches ausserdem noch Sperzfer
erispus, Conocardium cf. hillanum und Leperditia enthielt. Die
Knötchen am Rande erscheinen zum Theil als kurz abgebrochene
Röhren.
In anstehendem Gestein findet sich die Form nach Kırsow
bei Oestergarn auf Gotland. Von derselben Localität beschreibt
Kırsow auch eine Varietät unter dem Namen Beyreichra Lind-
strömt var. expansa (a. a. O., p. 6, t. 7—9).
5. Beyrichia spinigera BoLL.
DARAUFHIN OrTN 20%
1862. Bor. Meckl. Archiv, Bd. 16, p. 133, f. 7.
1877. KRAUSE. Diese Zeitschr., Bd. 29, p. 36.
1884. Kıesow. Schriften d. naturf. Ges. zu Danzig, Neue Folge,
Bd. 6, p. 279.
1885. Beyrichia Bolliana. REUTER. Diese Zeitschr., Bd. 37, p. 645,
FORMEN
Borz hat diese Art auf Grund einer einzigen linken Schale
aufgestellt, welche er in einem obersilurischen, thonig - kalkigen
Geröll von grauer Farbe und splittrigem Bruch zusammen mit
Ichynchonella nucula, Beyrichta Maccoyiana und kleinen Cypriden
fand. Er bemerkt, dass alle in dem Geschiebe enthaltenen Ostra-
koden roth, Beyrıchia spinigera sogar zinnoberroth gefärbt sei.
— Mir liegt das Original vor, und dadurch bin ich in den Stand
gesetzt, die volle Uebereinstimmung desselben mit den von mir
bisher mit einigem Zweifel zu Beyrichia spinigera BoLv gerech-
neten Formen festzustellen und zugleich die von BoLL gegebene
Beschreibung zu ergänzen und die mangelhafte Darstellung seiner
Figur zu berichtigen. Der vordere sichelförmige Wulst verbrei-
tert und verflacht sich nach dem ventralen Ende zu; zugleich
tritt hier eine stärkere Granulirung auf. Der mittlere Wulst ist
etwas schräger nach vorn gerichtet und der inneren Krümmung
des vorderen mehr genähert, als es die Bozr'sche Zeichnung an-
siebtt. Am ungenauesten ist jedoch die Darstellung des hinteren
Wulstes, von dem bei dem Borr’schen Original - Exemplar die
Schale abgeblättert ist. Dieser hintere Wulst zeigt deutlich eine
502
untere, auf der Dorsalseite scharf eingeschnittene Querfurche,
welche auch auf dem Steinkern des Borr’schen Exemplars, wie-
wohl nur undeutlich, wahrzunehmen ist. An seinem Dorsalende,
nach den Hinterecken zu, ist er durch eine gerundete, meist mit
einigen Knötchen besetzte Leiste begrenzt, sein ventrales Ende
steht durch einen schmalen, dem Bauchrande parallelen, nur in
der Mitte etwas flacheren und nach innen gebogenen gerundeten
Rücken mit dem Ventralrande des vorderen Wulstes in Verbindung.
Alle 3 Wülste sind granulirt, der mittlere jedoch schwächer.
Besonders stark pflegt die Granulirung an den ventralen Enden
des Vorder- und Hinterwulstes entwickelt zu sein; die bisweilen
stark aus der Schalenfläche hervorragenden Knötchen stehen häufig
in regelmässigen Reihen, die dem Ventralrande und der Quer-
furche des hinteren Wulstes parallel laufen. Auch der etwas
aufgebogene Ventralrand ist mit einer Reihe baid näher, bald
entfernter stehender Knötchen besetzt, die bisweilen in ziemlich
lange, z. Th. etwas gebogene Stacheln auslaufen. In anderen
Fällen strahlen, wie bei dem Borr’schen Original - Exemplare,
solche Stacheln von dem umgeschlagenen Rande unterhalb der
ventralen Knotenreihe aus. Auch die Oberfläche einzelner Schalen
ist mit zerstreuten Stacheln besetzt gewesen, von denen freilich
nur die Basis in Gestalt von kurzen, geöffneten Röhren stehen
geblieben ist. Bei einem Exemplar stehen 5 solcher vermuth-
lichen Stachelreste in einer Reihe auf der dem Ventralrande paral-
lelen Aufwulstung.
Beyrichia spinigera Bow findet sich nicht gerade selten in
männlichen und auch vereinzelten weiblichen Exemplaren in den
sogenannten Enerinurus-Geschieben, in Gesellschaft von Beyrichia
Jonesit und Leperditia baltıca. Dass auch Beyrichia Bolliana
REUTER mit unserer Art ident ist, habe ich durch Prüfung des
Original-Exemplars feststellen können.
Von den abgebildeten Exemplaren hat das grössere eine
Länge von 1,8 mm und eine Breite von 1.05 mm; das kleinere
eine Länge von 1,67 mm und eine Breite von 1 mm.
6. Beyrichia Damesir n. sp.
TAX X RI Re 208
Fig. 1: Länge 1,3 mm, Höhe 0,8 mm.
Diese zierliche Form, welche ich nach Herrn Prof. Dames be-
nenne, dem ich für die freundliche Förderung meiner Geschiebestu-
dien zu Danke verpflichtet bin, ist dadurch ausgezeichnet, dass der
vordere und der hintere Wulst an der Ventralseite breit in ein-
503
ander übergehen und einen zum Ventralrande steil abfallenden
Wall bilden, welcher dicht gekörnelt ist. Der hintere Wulst ist
an seinem Dorsalende ähnlich wie bei Beyrechia spinigera aus-
gebildet, der Mittelwulst liegt schräg wie bei Beyrichia Jonesüt,
der Vorderwulst zerfällt in zwei leistenartige Erhebungen, deren
ventrale dem Rande parallel läuft, während die dorsale stark nach
hinten einbiegt und oberhalb des Mittelhöckers den Dorsalrand
erreicht.
Die Art ist mir nur einmal in wenigen Exemplaren, darunter
jedoch 2 mit zusammenhängenden Klappen in einem mürben,
weisslichen Kalkgeschiebe von Mügsgelheim begegnet, über dessen
Alter ich nichts weiter aussagen kann, als dass es wahrscheinlich
obersilurisch ist.
1. Beyrichia scamenstis KoLMoDin.
= Taf. XXXIH, Fig. 4 u. 5.
1869. KoLmoDın. Sverges Siluriska Ostracoder, p. 19, f. 11.
Schwerlich wäre ich darauf gekommen, die vorliegenden zier-
lichen Exemplare der schwedischen Art zuzurechnen, wenn ich auf
Kormopım’s Beschreibung allein angewiesen gewesen wäre. Da ich
aber in einem Stück dunkelgrauen, obersilurischen Kalkes, welches
ich selbst vom Ringsjö in Schonen mitgebracht hatte, die gleiche
Form fand, verglich ich KoLmopın’s Beschreibung und Abbildung
seiner ebendaher stammenden Art genauer und erkannte nun,
dass dieselben sich in der That auf unsere Art beziehen, wenn
sie auch nur ein sehr unvollständiges Bild von ihr geben. Nach
Kormopın hat die Schale 4 Wülste. Der hinterste ist gross,
breit, fast die Hälfte der Schale einnehmend und steht sowohl
mit dem vordersten, der schmal und lang gestreckt ist und dem
Rande parallel läuft, wie mit dem mittelsten, der klein und
eiförmig ist, in Verbindung. Der Rand, der an der hinteren
und unteren Seite deutlich entwickelt ist, nach vorn zu aber
verschwindet, ist mit einer Strichelung versehen. — Diese Beschrei-
bung bedarf nun sehr der Ergänzung. Zunächst sind in der
Hauptsache auch bei dieser Form nur die 3 typischen Wülste
der obersilurischen Beyrichien entwickelt, ihre gegenseitige Lage
ist fast die gleiche wie bei Deyrichta Maccoyiana, mit welcher
unsere Form auch sonst die nächsten Beziehungen hat. Charak-
teristisch ist aber eine Leiste, die, begleitet von einer spaltähn-
lichen Furche, vom Dorsalende des mittleren Wulstes über den -
Rücken desselben sich hinzieht und an seinem ventralen Ende in
eine zweite Leiste übergeht, welche auf dem hinteren Wulste
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 2. 33
I; - 1
j
504
längs seines äusseren Randes bis etwa zur Mitte ansteigt, hier
nach innen einbiegt und dadurch ein elliptisches Feld auf dem-
selben abgrenzt, welches sich durch seine rauhere, grubige Be-
schaffenheit von der übrigen Schalenfläche unterscheidet. Der
Rand ist ähnlich entwickelt wie bei Beyrichta Maccoyiana und
gleichfalls mit einer doppelten Strichelung versehen, einer inneren
gröberen und einer äusseren sehr feinen; auch der ventrale Um-
schlag ist gestrichelt. Die obere Kante dieses Umschlages setzt
sich nach vorn zu als scharfer Rücken bis zur Dorsalkante
fort, so die von KoLmopın beschriebene vierte Leiste bildend,
deren Seiten gleichfalls mit einer Reihe grubiger Vertiefungen
versehen sind.
Bei den weiblichen Formen wölbt sich ein gerundeter, fast
kugelförmiger Ventralhöcker hoch über die Schalenoberfläche empor;
wie bei denjenigen von Beyrichra Maccoyiana und B. Dalman-
miana ist auch bei ihnen die charakteristische Strichelung des
Randes bis auf ganz geringe Spuren verschwunden.
Diese namentlich durch ihre volle Uebereinstimmung mit der
schwedischen Form interessante Art ist mir nur in wenigen Exem-
plaren in einem kaum mehr als wallnussgrossen, hell grauen Kalk-
geschiebe von Müggelheim begegnet, welches ausserdem noch
Beyrichia Buchtiana und B. Weckenstana enthielt. Die Fig. 4
abgebildete Schale eines weiblichen Exemplars hat eine Länge
von 2,53 mm und eine Höhe von 1,7 mm. Fig. 5 stellt die linke
Schale eines männlichen Exemplars dar, welches aus den ober-
silurischen Kalken vom Ringsjö in Schonen stammt.
8. Beyrichia Reuteri n. sp.
Taf. XXXII, Fig. 6a, b.
Länge 1,3 mm, Höhe 0,5 mm.
In der Grösse und allgemeinen Gestalt steht diese Form,
welche ich nach dem leider zu früh verstorbenen Monographen
der ostpreussischen Beyrichien benenne, der Beyrichia Salteriana
nahe, unterscheidet sich aber von derselben, wie auch von allen
anderen Beyrichien dadurch. dass der hintere Wulst an seinem
Ventralende stark angeschwollen und der Ventralrand an dieser
Stelle aufgebogen ist. Die Schalenoberfläche ist glatt, porzellan-
artig glänzend. Eine Strichelung des Randsaumes wie bei 2.
Salteriana habe ich nicht wahrgenommen.
Diese Art findet sich sehr vereinzelt in grauen Geschieben
vom Charakter des Graptolithen-Gesteins.
505
9, Beyrichia Steusloffe n. sp.
ae NII E700, La,.b, 8,9.
Fig. 6 ohne den Randsaum: Länge ca. 1 mm, Höhe 0,6 mm,
Fig. S desgl.: Länge 0,91 mm, Höhe 0,52 mm.
Die Schale ist halbkreisförmig. mit fast geradem, dem Dorsal-
rande parallel laufenden Bauchrande. Die Oberfläche ist wenig
gewölbt. Vom Dorsalrande aus durchziehen zwei Querfurchen die
ganze Schale bis zum Ventralrande. Die vordere ist stärker und
erscheint in ihrer ganzen Ausdehnung als eine gleich breite und
tiefe, zum Dorsalrande senkrecht stehende Furche; die hintere,
schwächere, zeigt in der Mitte eine leichte Einbiegung nach innen.
Durch diese Furchen ist die Schale in 3 Theile getheilt; der
mittlere ist der schmälste und an seinem Dorsalende ein wenig
angeschwollen. An den Ventralrand setzt sich ein breiter, regel-
mässig gestrichelter Saum, der auch nach beiden Seiten zu sich
fortsetzt.
Die weiblichen Individuen zeigen einen angeschwollenen Ven-
tralhöcker, an welchen der unter einem stumpfen Winkel von der
Schalenfläche abstehende Saum sich anlegt.
Diese unter den Beyrichien unserer Geschiebe ganz isolirt
stehende Form beobachtete ich zuerst in den Bruchstücken eines
bei Neu - Brandenburg gefundenen Gerölles, welche mir Herr
Lehrer STEUSLOFF. nach dem ich die Art benenne, zugesandt
hatte. Es ist ein rothbraunes, sandig - kalkiges, glimmerreiches,
festes Geschiebe, in welchem versteinerungslose Lagen mit an-
deren wechseln, die ganz erfüllt sind von Schalenresten, nament-
lich von Zweischalern und Schnecken. ÜUharakteristische Formen
sind Bellerophon cf. trilobatus, Orthoceras ef. annulatus, Tentacu-
liten und Hyolites erraticus Koren, sowie von Östracoden Bey-
richta Buchiana var. lata, B. Kochit und Kloedenia Welekenstana.
Das Stück ist sehr ähnlich demjenigen, in welchem BorL seine
Beyrichia Kloedene (= B. Buchriana var. lata) fand und wel-
ches er als einen leberbraunen Kalkstein von krystallinischem
Gefüge beschreibt, der zahlreiche Petrefacten, namentlich Bey-
richien, darunter B. cincta und B. Maccoytana, nebst vielen En-
tomostraceen, Phacops granulosus, Bellerophon trilobatus, Cueul-
laea ovata und C. Cawdori enthielt.
Ich habe nun bald darauf die gleiche Beyrichie in meh-
reren wahrscheinlich zusammenhörigen Geschiebestücken von Müg-
selheim gefunden, welche sowohl durch ihre petrographische Be-
schaffenheit wie durch die in ihnen enthaltenenReste mit den
obersilurischen Beyrichien-Kalken übereinzustimmen scheinen. Es
33*
a
sind graue, ziemlich weiche, thonig-kalkige, glimmerhaltige Ge-
schiebe von geringer Grösse, welche ausser unserer Art nach
Beyrichia Buchtana, B. Wückenstana, Cytherellina siligua, Cho-
netes s’riatella und Tentaculites sp. enthalten. Die aus diesen
Geschieben erhaltenen Exemplare, von denen zwei in Fig. 8 und
9 dargestellt sind. weichen allerdinges im Umriss und in der
Beschaffenheit des mittleren Wulstes, welch letzterer am Ventral-
ende verschmälert erscheint, von den zuerst beobachteten etwas
ab. doch dürften diese Abweichungen z. Th. in der weniger guten
Erhaltung der letztgenannten begründet sein.
10. Beyrichra hieroglyphrica n. sp.
Taf. XXXH, Fig. 10.
Länge 0,74 mm, Höhe 0,5 mm.
Die Schale ist annähernd rechteckig mit geradem Dorsal-
und Ventralrand und gerundeten Seitenrändern. Auf der Schalen-
oberfläche befinden sich 5 symmetrisch angeordnete, grubenförmige,
durch schmale Leisten von einander getrennte Vertiefungen, je
eine parallel den beiden Seitenrändern vom Dorsalrande bis zum
Ventralrande verlaufend, in der Mitte zwischen diesen eine kür-
zere, welche vom Dorsalrande bis zur Mitte der Schale reicht. und
unterhalb derselben zwei rundliche Gruben am Ventralrande.
Die Art weicht von allen anderen Beyrichien unserer Ge-
schiebe weit ab. Am nächsten scheint sie noch der Beyrichra
Hull! Joses') aus der Waterlime - Gruppe von Utica, N.Y., zu
stehen, nur dass bei dieser die beiden unter der centralen Furche
befindlichen Vertiefungen fehlen.
Ich fand die eben beschriebene Form in einem grauen,
fleckigen Geschiebe zusammen mit Beyrichia Wückenstana, B. aft.
Kloedeni, Cypriden und Fischresten. Die einzelnen Schalen waren
nur in Bruchstücken aus dem Gestein zu lösen. Fig. 10 ist ein
ergänztes Bild eines der besterhaltenen Exemplare.
8. Gattung Kloedenia JONES.
1. Kloedenia Kiesowi n. sp.
Tab. XXXH „Kie12a a8
Fig. 12: Länge 2,2 mm, Höhe 1,5 mm,
Fig. 13: Länge 3,1 mm, Höhe 2,2 mm.
Von Kloedenia Welckensiana unterscheidet sich diese Form
!) Jones. Quarterly Journal Geol. Soc., 1890, vol. 46, p. 15, |
24 1021, E:
507
auf den ersten Blick durch ihre fast völlig symmetrische Aus-
bildung, welche die Unterscheidung von vorn und hinten mitunter
nicht ganz leicht macht. Der mittlere Wulst reicht kaum über
die Schalenwölbung hervor: von dem hinteren wird er von einer
spaltähnlichen, fast genau von der Mitte des Dorsalrandes bis
zur Schalenmitte gehenden und dort flach auslaufenden Furche
getrennt. Der vordere Theil des hinteren Wulstes ist in ähn-
licher Weise wie der Mittelwulst ausgebildet, und indem er gleich-
falls mit einer schwach nach innen gebogenen stumpfen Spitze
bis zum Ventralrande reicht oder diesen auch etwas überragt,
erscheint der am höchsten gewölbte Dorsaltheil der Schale schna-
belarti.. Flache Furchen begrenzen diesen Theil zu beiden
Seiten, während nach dem Ventralrande zu die Wölbung in einem
sanften Bogen abfällt. — Eine den Rand begleitende Furche
ist gleichfalls nur an den Seiten stärker entwickelt, in der Mitte
des Bauchrandes verschwindet sie fast ganz. Dagegen sieht man
in der Ventralansicht eine scharfe, rinnenartige Furche unterhalb
des Randes sich hinziehen.
Von dieser Form liegen auch mehrere weibliche Individuen
vor, die von denen der Beyrichia Wückensiana ganz verschieden
sind. Dieselben zeigen. einen grossen, deutlich abgegrenzten Ven-
tralhöcker, welcher, einen grossen Theil der Schalenoberfläche
überdeckend, vom Vorderrande bis zur Mitte des Hinterwulstes
reicht. An seiner ventralen, den Schalenrand überragenden Fläche
sieht man bei starker Lupenvergrössernng eine aus 3 bis 10
parallelen Linien bestehende Längsstreifung.
Diese Form, welche ich nach Herrn Dr. Kızsow, dem eifrigen
Erforscher der westpreussischen Geschiebe und ihrer Ostrakoden-
fauna, benenne, ist mir nur einmal, jedoch in einer grösseren
Zahl von Individuen in einem hell grauen, festen, plattenförmigen
Stücke obersilurischen Beyrichien-Kalkes begegnet, das ich an der
hinterpommerschen Ostseeküste bei Kl. Horst fand). Von anderen
Petrefacten enthielt das Stück noch die typische Aloedenia Wil-
ckensiana, ferner Beyrichia Buchiana, Chonetes striatella, Rhyn-
chonella nucula und Tentaculiten.
!) Nachträglich erhielt ich dieselbe Form durch Herrn STEUSLOFF
aus einem ähnlichen Geschiebe von Neubrandenburg.
508
9. Gattung Octonaria.
1. Octonaria elliptica n. sp.
Taf. XXXIL, Fig. 14.
Länge 0,72 mm, Höhe 0,52 mm.
Die nur in einer Schale vorliegende Art zeichnet sich von
den bisher beschriebenen durch die regelmässige elliptische Form
des Ringwulstes und eine innerhalb desselben in der Längsaxe
befindliche, längliche Erhebung aus. Auf dem einen Ende dieser
letzteren bemerkt man eine punktförmige Vertiefung; ausserdem
sieht man bei starker Vergrösserung unregelmässige, strahlen-
förmig angeordnete Erhebungen, welche den centralen Längshöcker
mit dem Ringwulst verbinden.
Diese Schale stammt aus einem Geschiebe von Enerinurus-
Kalk, welches ausserdem noch Aechmina bovina und Beyrichia
spinigera enthielt !).
10. Gattung Thlipsura.
1. Thlipsura tetragona n. Sp.
Taf. XXXIL Fig. 15.
Länge 0,77 mm, Höhe 0,5 mm.
Die Schale ist eiförmig, an dem breiteren Ende mit 3 stum-
pfen Ecken, an dem schmäleren gerundet, die Wölbung ist am
stärksten an dem breiteren Ende, an welchem sie steil zum Rande
abfällt. während sie nach den anderen Seiten sich allmählich ver-
tacht. Die Oberfläche ist mit zwei rundlichen oder etwas läng-
lichen Vertiefungen versehen , die schräg einander gegenüber
stehen und von denen die eine meist etwas stärker ist als die
andere. Die beobachteten Exemplare stammen aus obersilurischen
Beyrichien - Kalken und gelblichen Geschieben mit Primitia retı-
eristata Joses, Thlipsura simplex n. sp. und Th. personata n. sp.
2. Thlipsura simplex n. sp.
Taf. XXXIH, Fig. 163, b.
Länge 0,86 mm, Höhe 0,63 mm.
Der Umriss der Schale ist mehr kreisförmig, die Oberfläche
nur mit einer grossen länglichen Grube versehen. In Gesellschaft
der vorigen Form in obersilurischen Beyrichien-Kalken beobachtet.
!) Eine zweite der ©. Linnarssoni JONES nahestehende Art fand
sich in Gesellschaft von Beyrichia spinigera und B. Jonesü.
Da 2 > nr See fe se + ee re ee’ er re A A ee a
ee a
EB An
3 Be
509
>. Thlipsura personata n. sp.
TARUR RK Knien 1 a,b. 78.
Fig. 17: Länge 0,8 mm, Höhe 0,52 mm.
Fig. 15: Länge 0,52 mm, Höhe 0,41 mm.
Auf der Schalenfläche sieht man 3 rundliche Vertiefungen
in einer etwas gebogenen Linie angeordnet, von denen die mit-
telste die stärkste ist. Die wenigen vorliegenden Exemplare fan-
den sich in einem mürben, gelben, obersilurischen Kalke in Ge-
sellschaft von Zeperditia sp., Thlipsura tetragona und Preimitia
retieristata.
II. Entomidae.
1. Gattung Entomis JONES.
1. Entomts sigma KRAUSE var. ormata n. var.
- BAER IR Bio. 9,
Ausser der von mir beschriebenen Varietät von Zintomis
sigma (diese Zeitschr., Bd. 41, p. 13, t. 1, f. 13), welche ich
als var. antıguata bezeichnen will, findet sich noch eine an-
dere, von der typischen abweichende Form, die ich var. ornata
nenne. Bei dieser stehen, ähnlich wie bei der a. a. O.,t.1,f. 15
abgebildeten Varietät von Primitia Schmidt, eine Reihe von
Knötchen längs des Dorsalrandes, während die übrige Schalen-
oberfläche fein gekörnelt erscheint. Ausserdem ist am Vorder-
rande der $-förmigen Furche ein rundlicher Höcker abgegrenzt.
— Diese Form fand sich in einem mürben, grauen Kalkgeschiebe,
das, wiewohl es weitere bestimmbare Petrefacten nicht enthielt,
sich doch durch den Habitus als untersilurisch erkennen liess.
III. Cypridae.
1. Gattung Bythocypris BRADY.
1. Bythocyprıs semtcircularis Jones et HoLı.
ADRRIP SEFZE DC.
1865, Primitia semicircularıs JONES et HoLL. Ann. and Mag. Nat.
Hist., ser. II, vol. 16, p. 424, t. 18, f. 10a, b, c.
1877. — — KRAUSE. Diese Zeitschr.. Bd. 29, p. 37.
Fig. 1: Länge 0,93 mm, Höhe 0,61 mm, Dicke 0,46 mm,
Fig. 2: Länge 0,7 mm, Höhe 0,55 mm, Dicke 0,39 mm.
Nach Jones hat die Art mässig convexe, eiförmige bis rund-
liche Klappen mit geradem Dorsalrand, verdicktem Bauchrand,
510
einem mehr oder weniger zugespitzten und einem gerundeten
Ende. Zahlreiche mir vorliegende Exemplare mit vereinigten
Klappen, welche ich nur auf diese Art beziehen kann, erlauben
eine vollständigere Charakterisirung. Die beiden Schalen sind
von ungleicher Grösse. Die grössere, gewölbtere umfasst mit
ihren umgebogenen Rändern die kleinere fast vollständig, beson-
ders stark an der Rücken- und Bauchseite. Die kleinere ist
flacher, an den beiden Enden mit einem deutlich abgesetzten
flachen Saum versehen. Von dem Dorsalrande aus erstreckt sich
eine flache Einsenkung nach der Schalenmitte zu, durch welche
die Schale zusammengeschnürt erscheint; auch der Steinkern zeigt
eine entsprechende Vertiefung. |
Bythocypris semicirceularts ist eine der häufigsten Cypriden
der Beyrichien- und Enerinurus - Kalke. Sie variirt beträchtlich
hinsichtlich ihres Umrisses. Die kürzeren gerundeten Formen
sind vieleicht mit der von Jonss beschriebenen Pr. pusilla })
ident, aber durch Uebergänge mit der typischen eiförmigen Form
verbunden. Von der nahestehenden Bythocypris Philippsiana
unterscheidet sie sich durch ihre etwas flachere Form und durch
die Falte an den Seitenrändern, welche der letztgenannten Form
zu fehlen scheint.
2. Bythocypris cornuta n. sp.
Taf. XXXIIT, Fig. 3a, b, c.
Länge 0,6 mm, Höhe 0,35 mm, Dicke 0,28 mm.
Die aus obersilurischen Enerinurus - Kalken stammenden
Schalen sind oval, an dem einen Ende erhöht und in einen kur-
zen gerundeten Stachel auslaufend, nach dem anderen Ende zu
abgeflacht, sodass die Bauchansicht keilförmig erscheint. Die
Form erinnert etwas an Promitia untcornis Urrıcan!), doch hat
sie offenbar nähere Beziehungen zu der vorigen Art.
3. Bythocypris Philippsiana Jones et Horr.
Taf. XXXIIL, Fig. Aa, b, c.
1869. Bairdia Philippsiana JONES et HorzL. Ann. and Mag. Nat.
Hist,, ser IV, wol 3, t. 1A, Bra
1887. Bythocypris Philippsiana JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist.,
ser. V, vol. 19, p- 187, t. 5, £.-3—4.
Die hierher gerechneten Formen, welche aus obersilurischen
!) Jones and HoLL. Ann. and Mag. Nat. Hist., 1865, ser. III,
vol.'16, pP 422492218, La.
!) Jones. Quart. Journ. Geol. Soc., Vol. 46, p. 7, t. 4, f. 8—13.
51
Beyrichien- und Enerinurus- Kalken stammen, sind durch die
starke Wölbung der beiden ungleich grossen Klappen ausgezeich-
net. Die grössten Exemplare erreichen eine Länge von 1 mm.
Das abgebildete Exemplar hat eine Länge von 0,81 mm, eine
Höhe von 0,51 mm und eine Dicke von 0,55 mm. — Dieselbe
oder wenigstens eine sehr ähnliche Form findet sich auch in den
untersilurischen Beyrichien--Kalken.
4. Bythocypris Hollii Jones.
Taf XXX). Fie. 53,b.
1887. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. V, vol. 19, p. 184,
2 56131.30b..2;,1..6r1.J3a,.h; Aagb:
Länge 1,58 mm, Höhe 0,91 mm, Dicke 0,77 mm.
Die abgebildete, aus einem gelblichen bis röthlichen ober-
silurischen Geschiebe stammende Form scheint am besten zu der
angegebenen Art zu stimmen. Jones führt dieselbe auch von
Gotland auf?).
5. Bythocypris symmetrica JONES.
Taf. XXXIIL, Fig. 6a, b.
1837. JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. V, vol. 19, p. 186,
De, SRsarbetanbiNTa2h.
Bei den aus Enerinurus-Kalken stammenden Formen, welche
ich hierher rechne, sind die beiden Schalen nur wenig an Grösse
verschieden, beide gleichmässig gewölbt, von länglich eiförmigem
bis elliptischem Umriss. Die grössten beobachteten Exemplare
erreichen eine Länge von 1,4 mm. Die Maasse des abgebildeten
Exemplares sind: |
Länge 1,3 mm, Höhe 0,63 mm, Dicke 0,56 mm.
6. Bythocypris af. reniformis JoNEs.
Taf. XXXII, Fig. 7a, b, c.
1887. Bythocypris (?) reniformis JONES. Ann. and Mag. Nat. Hist.,
Sera. vol 19, p. 185.6, f. 12.
In den untersilurischen Beyrichien - Kalken, in Gesellschaft
von Beyrichia marchica und Strepula Linnarssoni finden sich
ziemlich häufig Schalen. die der vorigen Form nahe stehen, aber
mehr länglich-nierenförmig sind. Von der typischen Bythocypris
reniformis Jones weichen sie insofern ab, als die grösste Dicke
bei den meisten Exemplaren mehr nach der Mitte zu gefunden
-») Jones. Ann. and Mag., ser. VI, vol. 1, p. 398.
512
wird. — Hierin, wie auch im Umriss stimmen sie besser mit
der aus den Caradoc-Schichten Irlands von Jones beschriebenen
Cythere Wrightiana. Die grössten Schalen erreichen eine Länge
von 1,3 mm. Die Maasse des abgebildeten Exemplars sind:
Länge 1,21 mm, Höhe 0,61 mm, Dicke 0,51 mm.
2. Gattung Pontocypris G. ©. SARS.
1. Pontocypris Mawri JoNES.
Taf. XXXIN, Fig. 8a, b.
1837. JonES. Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. V, vol. 19, p. 182,
104,2 A067.
1888. Jones. Ibidem, ser. VI, vol. 1, p. 397, t. 2, £ 3a, b,c.
1889. JoNnzs. -Ihidem,, ser. VI,,yol. &,,p. 269, 1. Als, Tre:
var. breviata; f. 5a,b, var. proxıma,; f.6a,b,c, var.
divergens.
Das abgebildete, aus obersilurischen Enerinurus - Kalken
stammende Exemplar stimmt im Umriss am besten mit Ponto-
cyprıs Mawit var. proxima. Seine Maasse sind: Länge 1,35 mm,
Höhe 0,62 mm, Dicke 0,54 mm.
IV. Cytheridae.
1. Gattung Xestoleberis SARS.
1. Xestoleberis (2) aft. Wrightil Jones.
VafIRNXIEHEIE. 9a, bie.
1890. Jones. Quart. Journ. Geol. Soc., Vol. 46, p. 28, t. 4, f. 14,
15a, Nbue.
Das aus einem obersilurischen Kalkgeschiebe stammende
Exemplar ist durch seine verhältnissmässige Grösse und bauchige
Gestalt ausgezeichnet. Die eine Schale greift wie bei Bythocypres
mit ihren Rändern allseitig über die andere über. An dem fast
geraden Dorsalrande stossen beide Schalen in einer ebenen Fläche
zusammen. Die Maasse des abgebildeten Exemplars sind:
Länge 1,56 mm, Höhe 0,96 mm, Dicke 1,1 mm.
2. Gattung Bursulella.
Bursulella (?) rostrata n. Sp.
Taf. XXXII, Fig. 10a, b, c.
Länge 1,28 mm, Höhe 0,86 mm, Dicke 0,60 mm.
Schalen ungleich, halbkreisförmig bis dreieckig, mit geradem,
etwas eingebogenem Dorsalrand und gerundeten Ecken; die grös-
sere Schale ist am Ventralrand vorgewölbt und in eine mehr oder
513
weniger deutliche stumpfe Spitze ausgezogen. Am nächsten scheint
dieser aus einem wahrscheinlich obersilurischen Geschiebe stam-
menden Form Bursulella unicornis Jones!) zu stehen, doch sind
bei derselben die Schalen bei weitem höher und in eine lange
Spitze ausgezogen. Vollständige Exemplare mit zusammenhängen-
den Klappen haben eine gewisse Aehnlichkeit mit Jugendformen
von Brachiopoden.
Einschliesslich der oben beschriebenen Formen habe ich in
meiner Arbeit über die ÖOstrakoden der silurischen Diluvial-
seschiebe im Ganzen 84 Arten aufgeführt, von denen 26
untersilurisch und 57 obersilurisch sind. eine einzige sowohl in
obersilurischen wie in untersilurischen Geschieben beobachtet
wurde. Die bei weitem überwiegende Zahl der untersilurischen
Arten stammt aus Geschieben, welche ich trotz ihres verschie-
denen petrographischen Aussehens wegen der Gemeinsamkeit ihrer
ÖOstrakoden - Fauna und der Verwandtschaft derselben mit der-
jenigen der Beyrichra - Kalke Linnarsson’s als untersilurische
Beyrichien-Kalke zusammengefasst habe. Ob und inwieweit sich
innerhalb dieser noch Horizonte unterscheiden lassen, muss
späteren Untersuchungen vorbehalten werden. — Von anderen
untersilurischen Geschieben sind noch gewisse hell graue Glau-
konitkalke und einige Backsteinkalke sparsam ostrakodenfüh-
rend; die in ihnen enthaltenen Arten sind von denen der un-
tersilurischen Beyrichien-Kalke wenig verschieden. was auf nahe
Beziehungen der 3 genannten Geschiebeformen schliessen lässt °).
Als Leitformen derselben betrachte ich Strepula Linnarssont,
Beyrichia marchica und B. erratica. —
Viel reicher an Ostrakoden sind die obersilurischen Geschiebe.
In ihnen lassen sich auch wenigstens 2 streng geschiedene Östra-
koden-Faunen nachweisen. durch welche die Graptolithen-Gesteine
und Enerinurus - Kalke einerseits und die obersilurischen Bey-
richien - Kalke andererseits gut charakterisirt werden. Für die
ersteren dienen als Leitformen Beyrichia Jonesiil und B. spinigera,
für die letzteren Beyrechia tuberculata, B. Maccoyiana, B. Sal-
terıana, B. Kochii und B. Welckensiana. Innerhalb der beiden
er Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. VI, vol. 1, p. 410,
|
2) Vergl. REMELE. Diese Zeitschr., 1889, Bd. 41, p. 787. — Eine
abweichende, durch mehrere ausgezeichnete Formen charakterisirte
Östrakoden-Fauna habe ich nachträglich in gewissen Macrurus-Kalken
entdeckt. Die Beschreibung der beobachteten neuen Arten behalte
ich einer späteren Arbeit vor.
514
Faunen lassen sich wieder verschiedene Horizonte oder Facies
nachweisen; so.zeichnen sich die Graptolithen- Gesteine vor den
Encrinurus - Kalken dadurch aus, dass Beyrichia spinigera in
ihnen. nach meinen Beobachtungen wenigstens niemals gefunden
wird und Beyrichia Jonesii in den Enerinurus - Kalken in einer
etwas abweichenden Form, der var. clavata, vertreten ist. Ebenso
lassen sich in den obersilurischen Beyrichien - Kalken, wie die
Untersuchungen Reurer’s ergeben haben, verschiedene Gruppen
unterscheiden, wenn auch die von dem genannten Autor z. Th.
nur auf Grund weniger Geschiebefunde aufgestellten, wegen der
Unzulänglichkeit des Materials und wegen der, wie ich glaube,
zuweitgehenden Berücksichtigung geringfügiger Formenunterschiede
noch einer weiteren Prüfung bedürfen. In der nachstehenden
tabellarischen Uebersicht gebe ich nun zunächst an, mit welchen
von den oben genannten Leitformen die einzelnen Arten verge-
13. Primitia plana KRAUSE . .|—|—
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2. — phaseolus His. . . . — | 1-1 |)+/ +1 |+[|—
— — v. omata Eıcaw. . .|— | —1—|1—1—-|1—|— | — | — |
-— — v. subpentagona
Kınsow.. vor. & zur Se Se en
3. — gregaria KIESOoW . . Ba m pe es | |
_ __y grehicoidea Kızsow ||. | 0 2 pe
— — v. ardua KıEsSow . .|— |— |— | — | — | — | — | — | —
4. — Eichwaldi F. Schmp .I|—-|— |) — | — | + | | — ERhe
Dizaschlasingero.P..SeHmipr.owal- ee en ee
6. — conspersa KIESOoW.. . „|—|— | —| — ||. — | — | —ı| —
— —nı.1vann.sp. . Duo Re na re a ea || ||...
7. — gigantea FERD. a a... |.
8. — Isochilina (2) erratica
n. Sp. . JE I ee
9. Aparchites simplex Jo 0 ae —\|
10. — ovatus JONES et HoLL. .|— | — |— | — ||| —|—|—
11. — (2) obsoletus Jones etHouz | — |) — | — | | — | —/)+|1+1—
12. — (2) oblongus Jones et HoLz |— | — |) — |) — — ++ -|+
515
sellschaftet beobachtet worden sind und in welchen Geschiebe-
gruppen sie sich gefunden haben. Für die Fälle, in welchen sich
die Art des Geschiebes nicht näher feststellen liess, bemerke ich
nur, ob es als obersilurisch oder als untersilurisch angesehen wurde.
Die letzten Rubriken geben über die Verbreitung der beobach-
teten Arten Auskunft. Für einen Vergleich mit dem Vorkommen
in der Mark Brandenburg kommen nur die in Ost- und West-
‚preussen gemachten Beobachtungen in Betracht, da für andere
Theile unseres Diluvialgebietes keine ausreichenden Angaben vor-
handen sind. Der Vollständigkeit halber ist noch das Vorkommen
in den Ursprungsländern unserer Geschiebe, in Schweden und
den russischen Ostseeprovinzen berücksichtigt worden, wiewohl
auch hierüber nur sehr lückenhafte und z. Th. noch einer Prüfung
bedürftige Angaben vorliegen.
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43.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
. Primitia sulcata KRAUSE .
Ä Boiha v-scripta KRAUSE
. Strepula lineata KRAUSE
. Beyrichia marchica KRAUSE .
516
distans KRAUSE .
cincta KRAUSE
Jonesit KRAUSE
bursa KRAUSE
Schmidtii KRAUSE
— v. ornata KRAUSE .
intermedia KRAUSE .
(2) Maccoyüi JONES et
HoLL
brachynotus F. SCHMIDT
elongata n. Sp.
maundula JONES .
cristata JONES et HoLL
retieristata JONES
Beyrichnana JONES et Horz.
(2) striata n. SP...
valida JONES et HoLL.
seminulum JONES
-—- v. complanata KRAUSE
granulosa KRAUSE
semicircularis n. SP.
rotundata n. Sp. .
(2) sinuata n. Sp.
sımplex n. Sp.
limbata n. Sp.. r
Linnarssoni KRAUSE
aff. costata LINNARSSON
— v. angustata KRAUSE.
— v. lata KRAUSE.
erratica KRAUSE.
— v. granulosa KRAUSE .
— v. acuta n. var.
digitata KRAUSE
palmata KRAUSE
protuberans BOLL
Bolliana-umbonata REUTER
gotlandica KIESOW .
nodulosa BOLL
— v. ecpansa KIESOW
spinigera BOLL
Linnarssoni
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52. — tuberculata KLEDEN .. | | 2) u). =
— — v. gibbosa REUTER . |— | — | — | — | — see
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— — v. Buchiano - tubercu-
lata REUTER . .|— | — | — | — | — = Bel rue
— — v. tuberculato- Kochi-
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53. — Bronni REUTER . Zr zer
54. — Gedamensis KIESOW — || 1-1) —|— || —-/+
55. — DBaueri REUTER . | | |) || on
56. — Jonesü BOLL. . . Sea el |).
— — v. clavata KOLMODIN . Se | | | —
57. — Maccoyiana JONES . — | | 2 || Deren
58. — Kochü BoLL . — en
59. — scanensis KOLMODIN Air
60. — Salteriana JONES — u) a0.) Bee nn
61. — Keuteri n. sp. Be am |, 0, |
62. — Steusloffi n. Sp. ie —|— 1 |— ar tl IT
63. — (9) hieroglyphica n. Sp. BE ee aan | | __ |, __
64. — (2) primitiva VERWORN muzeene 0. |\_.|.
65. Kloedenia (2) globosa KrAusE | -- — — | — | — |— | |- | —
66. — Kiesowi n. Sp. ee.) |
67. — Wiückensiana JONES = je ee
— — v. plicata JONES a N | on
68. Octonaria elliptica n. Sp. 0 Dee
69. Thlipsura tetragona n. Sp. . — pp | ne
70. — simplex n. sp. en 0).
71. — personata n. Sp. 4 u (fe za de re ee er
72. — v-scripta V. disereta Jonns Be a |) _. 0.
II. Entomidae.
73. Entomis sigma KRAUSE ee | =.
— — v. antiquata n. var. — | 1 |. 2 2 ee ee mn
— — vr. ornata n. var. +/+1—-|1—|—|1—|— |—|—
III. Cytherellidae.
74. Cytherellina siliqua JONES. . I — | — |— | — | — | LI LEE
75. Aechmina bovina JONES — | — | — au Se im
519
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IV. Cypridae.
Bythocypris semieireularıs
JONES et HoLL
— cornuta n. Sp... -
— Phillipsiana JONES etHoLL
— Hollii JONES .
— symmetrica JONES
— af. reniformis JONES
— Pontocypris Mawii JONES
V. Cytheridae.
Xestoleberis (?) aft. win.
JONES .
Bursulella (?) rostrata n. sp.
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B. Briefliche Mittheilungen.
1. Herr SCHREIBER an Herrn C©. A. TENNE
Vorkommen fester Sandsteinbänke im mitteloligo-
cänen Grünsande bei Magdebure.
Magdeburg, den 15. Juni 1891.
Bisher war in der nächsten Umgebung Magdeburgs in dem
mitteloligocänen Grünsande, welcher die Culmgrauwacke und das
Rothliegende überlagert, das Vorkommen fester, felsartiger Massen
unbekannt; erst als jüngst im Norden der Stadt, innerhalb der
früheren Festungswerke, der Boden bis auf eine Tiefe von 7 m
ausgeschachtet wurde, fand sich der Grünsand über der Grau-
wacke nicht wie bisher als gleichmässige, lockere, feinkörnige
Schicht, sondern mit festen Felsbänken wechsellagernd. Besonders
auf der Strecke zwischen dem Breiten Wege und der neu ange-
legten Gustav - Adolfstrasse zeigte sich diese Erscheinung Hier
dacht sich nämlich die Culmgrauwacke, welche unter 73° nach
Süden zu einfällt, in ihrer Streichungslinie nach dem östlich 10 m
tiefer liegenden Elbthal so beträchtlich ab, dass der Graben,
welcher, wie die Zeichnung ersehen lässt, an seinem westlichen
Ende 3 m tief in die Grauwacke eingeschnitten werden. musste,
23 m weiter östlich dieselbe in der Grabensohle, also 3 m tiefer,
nicht mehr antraf. An.diesem Punkte also, wo sich der Grau-
wackenrücken so beträchtlich gegen das Elbthal zu einsenkt, treten
über demselben die horizontal lagernden Sandsteinbänke auf, welche
sich sonst nirgends im Magdeburger Grünsande vorfinden. Die
oberste beginnt ? m vom Westende des Grabens, ist 24 m lang
und streicht horizontal 3.75 m über der Grabensohle; die zweite
1.25 m tiefer liegende, welche 12 m weiter östlich beginnt, ist
12 m lang; die dritte 11 m weiter östlich beginnende ist 24 m lang.
Die oberste Sandsteinbank ist auf die Länge von 15 m mit
einem Conglomerat, welches das Hangende der geschichteten Culm-
grauwacke bildet und nur an wenigen Stellen durch eine lockere
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Grünsandschicht von derselben getrennt ist, fest verkittet. Ob-
wohl die abgerundeten Fragmente dieses OGonglomerats der Grau-
wacke entstammen, so muss es doch wohl in der Form, wie es
hier auftritt, als ein tertiäres Gebilde betrachtet werden; denn
abgesehen davon, dass es an einzelnen Stellen durch eine 0,25
bis 0,20 m mächtige Grünsandschicht von der geschichteten Grau-
wacke getrennt ist, und dass die Verbindung seiner Rollstücke
zum Theil durch Grünsandsteinmasse bewirkt ist, fällt für diese
Annahme in’s Gewicht, dass in dem Conglomerat Tertiär-Verstei-
nerungen, z. B. Pectunculus Philippi Desn., Cardium cingu-
latum, Astarte Henkehi Nyst, Fusus Koninckü Nyst, Anomia
Goldfussi, eingekittet sich vorfinden. In der Grünsandschicht,
welche die geschichtete Grauwacke von dem Conglomerat trennt,
wurden diese in ihren Umrissen und mit ihrer feinsten Ober-
flächenzeichnung wohl erhaltenen organischen Reste ebenfalls
gefunden. |
Das Bindemittel für den Grünsandstein und das Conglomerat
bildete der kohlensaure Kalk, welcher dem lockeren Gründsande,
selbst in der nächsten Umgebung der Bänke, vollständig fehlt.
2. Herr R. Lepsıus an Herrn W. DAmESs.
Berichtigung zu Steimmasn, Einige Fossilreste aus
Griechenland (diese Zeitschrift, XLIl. Bd., p. 764 ft.
1890).
Darmstadt, den 24. Juni 1891.
Die Mittheilung des Herrn STEINMAnN über einige Fossil-
reste aus Griechenland bedarf einer thatsächlichen Berichtigung;
ich könnte allerdings auf meine demnächst erscheinende Karte
und geologische Beschreibung von Attika verweisen, durch welche
ohne Weiteres die Notiz des Herrn STEINMANnN richtig gestellt
wird; jedoch glaube ich gegenüber der grossen Bedeutung, welche
zum Theil die Angaben des Herrn SrEInMmAanNn für die Geologie
von Attika haben würden, wenn sie auf richtiger Grundlage be-
ruhten, auch hier eine kurze Nachricht über die Sache geben
zu sollen.
Das Material, auf welches sich die Angaben des Herrn
STEINMANN bezüglich der von Bückınsa gesammelten Stücke be-
zieht, liegt mir vor, da Herr Bückıne die Gefälliskeit hatte, die
betreffenden Gesteinsstücke und Dünnschliffe mir zu übersenden;
es sind Stücke, welche Herr Bückıne mit mir an Ort und Stelle
1883 gesammelt hat. Auch die von NEuMAYR und BiTTNER im
Jahre 1876 am Fusse des Hymettos gesammelten Stücke hat mir
NEUMAYR in Wien wiederholt gezeigt, und habe ich mit NEUMAYR
die hier in Betracht kommende Frage eingehend besprochen. Da
ich dreimal in Attika gewesen bin, steht mir in meiner eigenen
Sammlung ein grosses Material zur Verfügung; Herr STEINMANN
hat mich weder um nähere Auskunft über die Bückıne’schen und
NeumAyr'schen Stücke, noch um Zusendung meiner eigenen hier
in Betracht kommenden Materialien gebeten; es kam mir daher
die Mittheilung des Herrn STEINMANN in dieser Zeitschrift ganz
überraschend.
1. „Aus dem unteren Marmor des Hymettos nahe der Pass-
höhe zwischen Liopesi und Athen unterhalb des Glimmerschiefers
925
stammt eine von Bückıng gesammelte Koralle ete.* Dieses Stück
ist kein unterer Marmor des Hymettos, sondern es ist eine Breccie,
in der viele kleine eckige Stückchen des grauen oberen Marmors
des Hymettos secundär mit Kalk verkittet sind, eine in Attika
vielfach verbreitete Bildung der tertiären Ablagerungen. Wie
Herr STEINMAnN die einzelnen Marmor-Stückchen dieser Breccie
für Korallenkelche halten kann, ist mir unbegreiflich. Herr Bor-
NEMANN jun. in Eisenach, dem dieses Stück ebenfalls vorgelegen
hat, schreibt darüber: „Diesem Stücke muss ein organischer Ur-
sprung ganz entschieden abgesprochen werden; es handelt sich
vielmehr um eine Art Üonglomerat kleiner Marmorstückchen,
welche durch ein weniger krystallinisches graues Kalkbindemittel
verkittet sind. Letzteres verwittert leichter als die Marmor-
stückchen, sodass diese alsdann wie die Enden eines Korallen-
stockes hervortreten. Wie man auch den Schnitt legen mag,
man bekommt immer das gleiche Bild.“
Selbst wenn diese Breccie aber eine Koralle gewesen wäre,
so hätte dieselbe für die Marmorfrage gar keine Bedeutung: denn
das Stück stammt nicht vom Anstebenden, sondern ist ein Ge-
rölle, das Bückıng am Wege aufgelesen hat; man erkennt noch
jetzt an der rund abgewitterten Oberfläche, dass das Stück ein
einzelnes Gerölle gewesen ist. Bückmg schreibt mir hierüber:
„Das Corpus delieti stammt nicht aus dem Anstehenden, sondern
hat sich etwa 50 Schritte seitlich von dem Saumpfade Liopesi-
Athen nahe der Passhöhe gefunden.“
Wie dürfen wohl hiermit das Stück einer „mesozoischen
Koralle aus dem Hymettos-Marmor“ für abgethan erklären.
2. Was nun die übrigen von STEINMAnN erwähnten Stücke
von „Kalken der Vorhügel des Hymettos bei Kaesariani* betrifft,
so stammen dieselben sämmtlich aus der Kreide; es sind graue
Kalke, graue und weissliche dolomitische Kalke. welche in der
Umgegend von Athen an vielen Stellen undeutliche Reste von
Fossilien enthalten; besonders eine Partie des grauen Kalkes auf
dem Lykabettos bei Athen, die ich mit Bückme im Jahre 1883
aufand und später wiederholt besuchte, ist ganz erfüllt mit Or-
ganismen-Resten, ohne dass es möglich wäre, aus dem dichten
Kalksteine einen Rest zu isoliren oder als irgend eine bestimmte
Gattung zu erkennen.
BoRNEMANnN sen. in Eisenach. dem von NEUMAYR einige
der Stücke, welche er an einer Stelle im Bachbette unterhalb
Kaesariani im Jahre 1876 gesammelt hatte, zur Untersuchung
zugesendet worden waren, sagte mir, dass er nicht wage, die fest
eingewachsenen, an der Oberfläche des Gesteins zum Theil etwas
526
ausgewitterten Reste für Korallen zu erklären, dass die Stücke
aber unzweifelhaft mit organischen Resten erfüllt seien.
Diesem Urtheil wird jeder unbefangene Beobachter zu-
stimmen. |
Auf meiner geologischen Karte von Attika im Maassstabe
1:25000, welche jetzt im Drucke fertig gestellt ist, wird man
die Verbreitung der Kreidestufen des näheren verfolgen können;
mit dem krystallinen Grundgebirge, den Glimmerschiefern und
Marmoren des Hymmettos, haben dieselben nichts zu thun.
Ueber die geologischen Verhältnisse in dem Peloponnes wird
uns ja nächstens Herr Dr. PmiLippson unterrichten; während
meiner Reise durch den Peloponnes im Jahre 1889 habe ich das
Vergnügen gehabt, mit Herrn Dr. PrınLıppson einen Theil von
Arkadien und Lakonien zu besuchen, und dort sowohl die Kreide-
stufen, als das krystalline Grundgebirge kennen zu lernen.
3. Herr G. KrLemm an Herrn C. A. TENNE.
Chiastolithschiefer und Hornblende-Porphyrit im
Oberlausitzer Flachland.
Leipzig, 2. Juli 1891.
In seiner „Geognostischen Beschreibung der Preussischen
Oberlausitz“ (Görlitz 1857) bespricht E. F. GLockEr auf S. 138
bis 140 einen aus Grauwacke und Grauwackenschiefer be-
stehenden Hügelzug, welcher sich von Dubring (SW von Wit-
tichenau im Kreise Hoyerswerda) bis in die Gegend von Kamenz
in Sachsen erstreckt. In den östlichsten Ausläufern dieses Zuges
bei Dubring gelang es mir im vergangenen Herbste bei der geo-
logischen Aufnahme des Blattes Königswartha der topographischen
Specialkarte des Königreichs Sachsen, an mehreren Stellen Cor-
dierit führenden Chiastolithschiefer aufzufinden,, sowie
einen Gang von Hornblende-Porphyrit, letzteren auch in be-
sonders schöner Ausbildung bei Schmerlitz auf demselben
Kartenblatte, welche Gesteinsvorkommnisse weder von GLOCKER
noch von anderer Seise bisher erwähnt worden sind und deshalb
im Folgenden kurz besprochen werden mögen. Ihre ausführ-
lichere Beschreibung wird in den Erläuterungen zu der demnächst
in den Druck gelangenden Section Königswartha-Wittichenau ent-
halten sein.
Vorher erscheint es jedoch nicht unangebracht. einige Worte
über die allgemeine geologische Beschaffenheit ihrer von den
Hauptverkehrswegen ziemlich abgelegenen Umgebung zu sagen,
deren einförmiger landschaftlicher Charakter auch in geologischer
Hinsicht des Interessanten wenig zu versprechen scheint.
Die Sächsisch-Preussische Landesgrenze im Osten der Elbe
begleitet, so lange sie in vorwiegend west-östlicher Richtung ver-
läuft, ein grosses diluviales Flussthal, welches in vieler Beziehung
ein Analogon zu dem weiter nördlich gelegenen Baruther Haupt-
thal bildet. Dieses südliche Hauptthal vereinigt sich bei dem
Städtchen Elsterwerda mit dem alten Elbthale und ist von da
nach Osten über Ortrand, Ruhland, Hoyerswerda, Uhyst, Klitten
und Rietschen bis zum jetzigen Neissethal zwischen Rothenburg
und Priebus zu verfolgen. Die Bahnlinie Kohlfurt - Falkenberg
läuft auf weite Erstreckung in demselben hin. Der Fluss, wel-
cher es in jungdiluvialer Zeit durchströmte, muss ein recht an-
sehnlicher gewesen sein, da er aus der Vereinigung einer ganzen
Anzahl nicht unbeträchtlicher Gewässer bestand, denen heute die
Neisse, der Schwarze und der Weisse Schöps, das Lö-
bauer Wasser, die Spree, das Schwarzwasser, das Klo-
sterwasser und die Pulsnitz entsprechen. Der Boden des
stellenweise bis zu 15 km breiten Thales wird vorwiegend von
mehr oder weniger kiesigem Thalsande eingenommen, der an
vielen Stellen zu Dünen aufgeblasen ist. In landschaftlicher Hin-
sicht bietet die weite, von vielen unter einander verzweigten
Gräben und Bachläufen durchflossene, fast völlig ebene Thalsand-
fläche durch die stetige Wiederholung von Feldflächen und oft
recht kümmerlichen Kiefergehölzen ein sehr eintöniges und reiz-
loses Bild dar, welches selbst durch die in grosser Anzahl vor-
handenen Karpfenteiche, die bei einer zum Theil recht beträcht-
lichen Oberfläche nur eine ganz geringe Tiefe besitzen, wenig
belebt wird. Vielfach zeigt sich der Thalsand von weiten Moor-
flächen bedeckt, unter denen manche erst im Laufe der letzten
Jahrzehnte durch Entwässerung einer nutzbringenden Bewirthschaf-
tung zugänglich gemacht worden sind, so z. B. der „Schraden*“
zwischen Ortrand und Elsterwerda.
Das südliche Ufer des Hauptthales und seiner Zuflüsse be-
steht aus altdiluvialen Schottern, Kiesen und Sanden, welche von
einer dünnen Decksandhiille überzogen werden. Unter ihnen tritt
mehrfach die Braunkohlenformation zu Tage. Nur an wenigen
Stellen durchragen Kuppen festen Gesteins diese oft sehr mäch-
tigen Schwemmlandmassen, so bei Ossling und Dubring (ca. 9 km
"SW von Hoyerswerda und 13 km NW von Kamenz) die östlichsten
Ausläufer des eingangs erwähnten Hügelzuges, darunter besonders
528
—
auffallend der kegelförmige Dubringer Berg, welcher sich hart
am ganz flach verlaufenden Uferrande um etwa 30 m über ein
grosses Torfmoor erhebt.
Die Gesteine jenes Hügelrückens gehören der nordsächsischen
Grauwackenzone an und haben, soweit sie auf das Gebiet der
Section Königswartha-Wittichenau entfallen, durch den Lausitzer
Hauptgranit eine Umwaudlung zu Knoten- und Fleckengrau-
wacken erfahren, zwischen denen aber nicht selten Lagen von
wenig veränderter, weil der Metamorphose überhaupt nur wenig
zugänglicher, körnig-massiger Grauwacke auftreten. (Veregl.
die Erläuterungen zu den Sectionen Skässchen, Schönfeld, Rade-
burg, Radeberg u. s. w.) Am Dubringer Berge aber ist diesen
Gesteinen auch eine ca. 6 m mächtige Bank von schwarzem
Chiastolithschiefer eingelagert, welcher, wie ein Steinbruch
am Ostabhange des Berges zeigt, durch ganz allmähliche Ueber-
gänge mit seinem Hangenden und Liegenden verbunden ist. Das
durch Verwitterung ziemlich mürbe und etwas cavernös gewordene
und auf den Schichtflächen mit weissen Efflorescenzen bedeckte
Gestein enthält zahlreiche, aber mit blossem Auge meist nur
schwer wäahrnehmbare Chiastolithsäulchen. welche in ihrer mikro-
skopischen Beschaffenheit völlig mit denjenigen des von mir
in den Erläuterungen zu Section Riesa - Strehla beschriebenen
Schiefers von Leckwitz bei Strehla übereinstimmen. Auch sonst
zeigt der Dubringer Schiefer die grösste Aehnlichkeit mit jenem
und unterscheidet sich nur dadurch von ihm, dass er Cordierit
in mikroskopischen, ab und zu mit deutlichen Krystallumrissen
versehenen Körnern enthält, welche durchaus den Habitus der
Cordierite in den Knotengrauwacken besitzen. Durch makrosko-
pisch deutlich sichtbare Chiastolithe zeichnet sich ein am Mittel-
berge bei Dubring in Lesesteinen nachgewiesener Schiefer aus.
Die Auffindung des Dubringer Chiastolithschiefers ist inso-
fern von Bedeutung, als bis dahin noch in keinem der Gesteine
aus dem Contacthofe des Lausitzer Granites Andalusit im der
gewöhnlichen Ausbildungsweise oder in der als Chiastolith nach-
gewiesen werden komnte.
Der Lausitzer Granit, welcher das flachwellige Plateau
zusammensetzt, das nach Süden zu das alte Flussthal begrenzt.
und welcher, wie überall in seinem Üontacte mit den Gesteinen
der nordsächsischen Grauwackenzone, dieselben auch hier meta-
morphosirt hat, ist in der Umgegend von Dubring im Allge-
meinen unter mächtiger Schwemmlanddecke verborgen. Wie an
vielen Stellen der Nachbarsectionen sendet derselbe auch am
Dubringer Berge eine Apophyse von freilich nur '/ m zwi-
schen die Schieferschichten hinein. Dieselbe lässt in ihrer
WET
aplitischen Beschaffenheit eine endogene ÜContactmetamor-
phose erkennen, wie dies auch an den anderen Contactstellen
mehrfach zu beobachten war. Eine andere, die Schieferschichten
quer durchsetzende Granitader sah seiner Zeit GLOCKER und bil-
dete sie 1. c. ab.
Tritt nun bei Dubring der Lausitzer Granit fast gar nicht
zu Tage, so ist dies in weit ausgedehnterem Maasse in der Süd-
westecke des Kartenblattes Königswartha der Fall. Einer dieser
Granithügel, der Galgenberg, bei Schmerlitz gewinnt dadurch
besonderes Interesse, dass er von einer Anzahl von Gängen eines
Eruptivgesteins durchsetzt wird, welches selbst in dem an den
mannichfaltigsten Eruptivgesteinen so reichen Sachsen bis jetzt
einzige dasteht. Es ist dies ein Hornblende-Porphyrit von
fast mittelkörniger bis dichter Beschaffenheit, dessen verschieden-
artige Ausbildungsformen eine ganz continuirliche Reihe bilden.
Die mittelkörnige Varietät hat das Aussehen eines sehr feldspath-
reichen Diorites mit verhältnissmässig wenig porphyrischen Horn-
blendekrystallen. Die feinkörnigen bis dichten Abarten dagegen
zeigen in einer dunkel grünschwarzen Grundmasse zahlreiche,
z. Th. mehrere Centimeter lange und bis über 1 em dicke,
schwarze, elänzende Hornblendesäulen, die oft einen hellen Kern
von Feldspath und Quarz umschliessen. Theilweise verleihen
diese Hornblendekrystalle, indem sie sich mit ihren Längsaxen
parallel stellen, dem Gesteine eine deutliche Fluidalstructur. Bei
der Verwitterung wird die Grundmasse des Porphyrites zuerst
schmutzig grün, dann bell grau bis fast weiss, besonders auf der
Oberfläche der zahlreichen. am Galgenberge verstreuten und viel-
fach zu Kantengeschieben abgeschliffenen Fragmente. von denen
sich die scharf umrandeten, ihre schwarze Farbe und ihren Glanz
beibehaltenden Hornblendekrystalle fast plastisch abheben.
Nach dem Salbande zu nehmen die Gänge äusserst zahlreiche
Granitbrocken auf, sowie derartig zahlreiche durch Zer-
spratzung der ersteren isolirte Quarze und Feldspathe, dass local
eine Granitbreccie entsteht, die nur durch spärliches Porphyrit-
material verkittet wird. Besonders die isolirten Granitgemengtheile
lassen ganz analoge Contacterscheinungen beobachten, wie
die zerspratzten Graniteinschlüsse im Diabas von Niederneukirch
bei Bischofswerda, nämlich Corrosion der Quarze und netz-
artige Durchäderung der Feldspäthe, wie ich dies in den
Erläuterungen zur Section Neustadt - Hohwald p. 21 beschrie-
ben habe.
Die grösseren Porphyritgänge stehen untereinander in Ver-
bindung durch zahlreiche kleine Seitentrümchen. Dieselben sind
sammt dem von ihnen durchsetzteu Granit in Folge nicht unbe-
950
trächtlicher Zertrümmerung des letzteren so zerrissen und zer-
stückelt worden, dass man bei flüchtiger Betrachtung im Hand-
stücke die Fragmente dieser Trümchen als ursprünglich vom
Granit umschlossene Bruchstücke eines älteren Gesteines anzu-
sehen geneigt sein könnte.
Ein Gestein, welches mit dem Schmerlitzer Porphyrit sehr
nahe übereinstimmt. lässt sich auch in dem oben genannten Stein-
bruche am Dubringer Berg in Form eines wenig mächtigen Ganges
nachweisen.
In dem kleinen Grauwackenküppchen von Dubring zeigen
sich also nach Obigem folgende geologisch interessante Erschei-
nungen concentrirt: |
1. Hochmetamorphosirte Grauwacke als Knoten- und Flecken-
Grauwacke, wenig metamorphosirte körnigmassige Grauwacke
und Cordierit führender Chiastolithschiefer in Wechsel-
lagerung.
2. Aplitische Granitapophysen, welche vom Hauptmassiv in
diese Üontactgesteine injieirt sind.
3. Ein Gang von Hornblende-Porphyrit, welcher diese sämmt-
lichen Gesteine durchquert.
Der Galgenberg bei Schmerlitz dagegen zeichnet sich aus
durch das Auftreten von mehren Hornblende-Porphyritgängen mit
bis 4 cm langen Hornblendesäuien. durch die wechselvolle Aus-
bildungsweise des Porphyrites, durch seinen Reichthum an grös-
seren und kleineren, vielfach in ihre eimzelnen Componenten zer-
spratzten Graniteinschlüssen sowie endlich durch Zermalmungs-
erscheinungen, welche den Granit mit den ihn durchsetzenden
Porphyritgängen betroffen haben.
Ur we
531
4, Herr G. Bornm an Herrn W. Dames.
Ueber Lithiotis problematica (ÜMBEL.
Freiburg i. B., den 20. Juli 1891.
In seiner Arbeit über die Fauna der grauen Kalke der Süd-
alpen — Abhandlungen d. k. k. geolog. Reichsanstalt, Bd. XV,
Heft 2 — stellt Herr v. Tausch, 1.c., p. 18, eine neue Art
Trichites Loppianus dar. Der äussere Habitus, den die Abbil-
dungen zeigen, spricht nicht gerade für Trzchites. Immerhin
würde typische 7rzchrtes-Schalenstructur die Richtigkeit der Gat-
tungsbestimmung erweisen. Nach Prüfung der gesammten Ori-
sinale glaube ich mit Bestimmtheit behaupten zu können, dass
jene Structur nicht vorhanden ist. Die neue Art gehört
nicht zu Trichites, sondern, wie ich glaube, zu Ostrea.
Diese Thatsache gewinnt einiges Interesse dadurch, dass
v. Tavscn die viel genannte Zithöotis problematica mit seiner
neuen Species in Verbindung bringt und deshalb auch jene —
wenigstens theilweise — zur Gattung Trichites stellt. Ein an-
derer Theil von ZLithrotis problematica wird — gestützt auf
eigene Beobachtungen, sowie auf briefliche Mittheilungen vox
Zıcnos!) — dem Pflanzenreiche zugewiesen. Ohne hier auf De-
tails einzugehen, möchte ich bemerken, dass an keiner mir
bekannten Zithreotis Trichites-Structur zu beobachten
ist, und dass dieses Fossil zu Trechites sicher nicht
sehört. Ebenso wenig kaun Zifhrotis problematica als Pflanze
aufgefasst werden. Da Herr v. Tausch jene ihm brieflich zu-
gegangenen „beweiswürdigen Daten“ des Herrn Baron DE Zıcno
. nicht mittheilt, so habe ich mich selbst an den berühmten Pa-
laeontologen in Padua gewandt. Freiherr v. ZıGno schickte mir
mit bekannter Liebenswürdigkeit Prachtexemplare von ZLithrotis
problematica, welche die Pflanzennatur dieser Species
sicher beweisen sollten. Die Exemplare gehören nach
meiner Meinung zweifellos zu Ostrea. Ebenso, aller
Wahrscheinlichkeit nach, die gegabelten Exemplare, die
Herr v. Tausch für den pflanzlichen Charakter eines Theils un-
serer Fossilien in’s Feld führt.
Ein überraschendes Material wie von so vielem anderen so
auch von Zithrotis problematica, birgt das Berliner Museum für
Naturkunde. Einzelne der mir gütigst übersandten Stücke
!) Verhandl. d. k k. geolog. Reichsanstalt, 1891, p. 37,
532
erinnern am Ostrea (Trichites) Loppiana v. Tausch sp.
Andere zeigen wesentlich anderen Habitus. Alle aber gehören
ausnahmlos zu Ostrea. |
Das Verdienst, die Natur von Lithiotis problematica richtig
erkannt zu haben, gebührt v. Gümger. In den Verhandl. d. k. k.
geolog. Reichsanstalt, 1890, p. 64 weist dieser unermüdliche
Forscher darauf hin, dass jene Art der Gattung Ostrea am
nächsten. steht. „Es fragt sich nur“, heisst es l.c., P..67,
„ob die starke Längsstreifung des Bandfeldes etc. zureicht, um
ein von Ostrea zu trennendes Genus etc aufrecht zu erhalten. *
Dieselbe starke Längsstreifung findet sich nun aber auch
im Bandfelde einer riesigen Ostrea crasstissima LAMARK,
welche ich bei la Carolina in Andalusien gesammelt habe. Jene
starke Streifung dürfte hier wie dort nur eine Verwit-
terungserscheinung sein. Dann aber ist die Aufstellung
einer neuen Gattung für unser Fossil nicht nöthig.
Dem Wege v. Gümszer’s folgend, glaube ich, dass das ge-
sammte Material, welches man bisher von ZLithrothis
problematica kennt, zu Östrea gehört. Schwierigkeiten
bereitet nur die Frage, ob man es mit einer. ob mit mehreren
Species zu thun hat. Hierauf werde ich demnächst in einer
Arbeit zurückkommen, die, bereits fertig gestellt, auch die oben
entwickelten Ansichten eingehend begründen soll.
zu
;
0. Verhandlungen der Gesellschaft.
1. Protokoll der April- Sitzung.
: Verhandelt Berlin, den 1. April 1891.
Vorsitzender: Herr BEYRICH. |
Das Protokoll der März-Sitzung wurde vorgelesen und ge-
nehmigt.
Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten:
Herr Tu. Lange in Leipzig,
vorgeschlagen durch die Herren ÜREDNER, FELıx
und Beck.
Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft
eingegangenen Bücher und Karten vor.
Herr K. A. Lossen wies einen 35 — 40 cm hohen und
15—20 cm breiten Gabbro-Bruchstein vor aus dem Stein-
bruche oberhalb des Bärensteins im Radauthale, der in
ausgezeichneter Weise die Bänderstructur zeigt, über welche
bereits früher von dem Vortragenden Mittheilungen gemacht wor-
den sind (vergl. Jahrb. d. kgl. preuss. geol. Landesanstalt für
1881, p. 44 und für 1888, p. XXIX — XXX). — Grauweisse
Plagioklas-Bänder wechseln mit braunen, vorzüglich diallagreichen
und violett-braunen biotitreichen Bändern ab; auch Magnetkies
fehlt nicht in Einsprengungen, welche der Lagentextur folgen.
Mit solchen schlierig substanziell und structurell gesonderten, im
Querschnitt buntfarbig gestreiften Massen (striped gabbro), deren
Einzellagen ungefähr 1 bis mehrere Centim. messen, stehen in
engster Verbindung solche des normalkörnigen Gesteins von hell
und dunkel gefleckter Beschaffenheit. Nicht immer ist die Lagen-
textur streng parallel, kleinere Abweichungen von der herr-
schenden Richtung sind vielmehr häufig genug und lassen sich
oA
auch an der vorgezeigten Probe wahrnehmen. Im Grossen be-
trachtet ist dagegen das Vorherrschen bestimmter Richtungen des
Streichens und Fallens ganz unverkennbar, worüber die angezo-
genen Mittheilungen in dem Jahrbuche der kgl. geologischen Lan-
desanstalt das Nähere berichten. Die Erscheinung einer solchen
Lagentextur ist im Harzburger Gabbro zwar keineswegs allgemein
verbreitet, aber auch gar nicht selten. Im Eckerthale herrscht
sie z. B. am Wege von der Dreiherrnbrücke zur Muxklippe auf-
wärts und fehlt auch nicht im Zillier Walde und im Diebesstiege.
Auf dem Rücken zwischen dem Kalten- und dem Langen Thale
wurde sie gleichfalls beobachtet. Unter den Steinbrüchen des
Radauthales ist es ganz besonders der Eingangs erwähnte ober-
halb des Bärensteins. dessen hohe Wände die Bänderung in aus-
gezeichneter Weise darbieten. Um so lehrreicher sind hier die
gestreiften Gabbro-Wände, als man zugleich wahrnimmt, dass die
zahlreichen Einschlüsse der vom Gabbro durchbrochenen und
metamorphosirten älteren Harz-Gesteine einen rohen Parallelismus
einhalten, welcher sichtlich mit der Lagentextur des Gabbro über-
einstimmt. Auch durch den Steinbruch des Riefenbachthales sind
ähnliche Erscheinungen erschlossen worden.
Derselbe legte 1—1'/» em lange Andalusitkrystalle vom
Koleborn und Sellenberg im Harzburger Forst vor. Die-
selben liegen einzeln oder divergentstrahlig zu zweien oder dreien
gruppirt in einem krystallinischen Schiefer, welcher dem soge-
nannten „Eckergneisse* angehört und als hochgradig durch Con-
tactmetamorphose umgewandelter ÖGulmschiefer aufgefasst werden
muss. Mikroskopischer Andalusit war seit RosenguscH’s lehr-
reichen Untersuchungen über die Steiger Schiefer und ihre Con-
tactmetamorphosen an den Granitstöcken von Andlau und Hohwald
längst schon in den Hornfelsen um den Brockengranit nachge-
wiesen worden. Vereinzelte Funde von Krystallen, die mit blossem
Auge sichtbar sind, waren gefolgt, wie z. B. solche in der Nähe
des Kaltenborns, einem Zufluss des Gr. Giersthales, im Werni-
geroder Forst zwischen Ilse und Ecker von dem Vortragenden
beobachtet worden waren. Hier nun liegen sehr deutliche und
dabei häufig ganz frische, glasige, rosarothe Krystalle in grosser
Anzahl als eine sehr auffällige Erscheinung vor, die wohl nur
darum so lange sich der Kenntniss der Geologen und Mineralogen
entzogen hat, weil jene Forstdistriete zu den abgelegensten des
Gebirges gehören und der Beobachter auch hier nur auf Lese-
Stücke, nicht auf gute Entblössungen anstehenden Gesteins ange-
wiesen ist. Im verwitterten Zustande sehen diese Harzer Andalusit-
schiefer gewissen Garbenschiefern recht ähnlich.
535
Ebenderselbe berichtet über Quarzporphyr-Gänge an
der Unter-Nahe, welche die Intrusivlager') des Palatinit°)
oder Tholeyit, d. h. des diabasischen oder doleritischen
Melaphyrs durchsetzen. und über das räumliche Verhal-
ten der Eruptivgesteine des Saar -Nahe-Gebietes zum
Schichtenaufbau. Das erste von dem Vortragenden beobach-
tete derartige Gangvorkommen steht im Eisenbahndurchstiche
etwas flussaufwärts schräg gegenüber von Oberhausen an und
ist von LASPEYRES und von Weiss, welcher letztere das Profil
dieser Stelle des Durchstichs abgebildet hat (vergl. Neues Jahrb.
Zur Min. .etc., 1872, t..10, f. .3), übersehen worden, ‚Der. mit
75 Grad NW-Neigung gegen den intrusiven Melaphyr einfallende
Porphyrgang, den man bei flüchtiger Betrachtung leicht für eine
steil aufgerichtete Bank des graugelben Sandsteins der ca. 55
bis 65 Grad N einfallenden Lebacher Schichten halten kann,
durchsetzt hier diese Schiehten im Liegenden des Melaphyrs,
lässt sich aber in der Richtung auf die Kupfergrube Manfred hin
weiter verfolgen und durchschneidet in dieser Fortsetzung schmal
und scharf das gratförmig im Abhang des Berges hervortretende
Melaphyrlager. Interessanter Weise enthält dieser an Quarz- und
Feldspath - Einsprenglingen arme Porphyr mikroskopische Tur-
malin-Rosettchen, welche ihn den dichteren Varietäten des
Auerberg-Porphyrs im Harz einigermaassen annähern.
Das zweite von dem Vortragenden entdeckte Vorkommen
steht auf dem rechten Nahe-Ufer gegenüber der Mühle unterhalb
Norheim in der streichenden Verlängerung desjenigen intrusiven °)
Melaphyr-Lagers, das LAspzyres am ausführlichsten beschrieben
und analysirt hat und das er als leitenden Typus für seinen
Palatinit hingestellt hat. Hier hat man es mit einer ganzen An-
zahl schmaler Trümer zu thun, welche von der Breite eines klei-
nen Fingers bis zu der einer Hand die Klippen des Melaphyrs
vom Nahe-Spiegel bis auf die Höhe in verschiedener Streichrich-
tung durchsetzen und sich z. Th. apophysenartig darin auskeilen.
Das Gestein ist röthlich- bis bräunlich - grau und erscheint fast
fein zuckerkörnig, ähnlich gewissen Gesteinen des Lem-
berges, zumal auch jenen, welche, durch die Erosion getrennt
von dem Berge, auf der Westseite des bei Oberhausen ausmün-
!) Vergl. die Profile von E. Weiss auf der im Text citirten Tafel
und die Erläuterung dazu.
2, Vergl. diese Zeitschrift, 1886, p. 921 ft.
®) Die Wiedergabe des LASPEYRES’schen Profils in LEPsIUS’. Geo-
logie von Deutschland, p. 158—159 als Beispiel für ein aus Strömen
zusammengesetztes Effusivlager ist nach LASPEYRES’ und des Vortra-
genden Beobachtungen nicht gerechtfertigt.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2. 5%)
536
denden Montforter Thales anstehen. In beiden Fällen ist es der
Feldspath, dessen relativ gut begrenzte Krystallkörnchen die kry-
stallkörnige (panidiomorph-körnige) Structur bedingen, während
der Quarz, den man selbst mit der Lupe nur schwer wahrnimmt,
grösstentheils in mikropegmatitischer Verwachsung mit umrinden-
dem Feldspath oder aber allein in einzelnen relativ grösseren
Körnchen den Füllkitt oder die eigentliche Grundmasse bildet.
Dunkel braune, sehr dünne. aber deutliche Biotit-Blättchen von
z. Th. schmal riemenförmiger Gestalt vervollständigen den Mineral-
bestand der Gangtrümer im Norheimer Palatinit, während in den
Gesteinen des Lemberges daneben oder an dessen Stelle Bronzit,
Malakolith und Hornblende oder deren Umbildungsproducte auf-
treten können und überdies Plagioklas vor dem Orthoklas gern
vorherrscht, sodass vielleicht die meisten Lemberg-Gesteine eher
Quarzporphyrit als Quarzporphyr heissen müssen.
Immerhin stehen diese Quarzporphyrite des Leiheret
Massivs und seiner Umgebung, jene Gesteine, die Las-
PEYRES unter zu einseitig chemischer Beurtheilung nach dem
Sauerstoffquotienten Orthoklasporphyre!) nannte, dem Quarzpor-
phyr, in den sie nach demselben Autor übergehen, nach ihrer
Zusammensetzung sowohl, als nach ihrem geologischen Auftreten
in grossen stockförmigen Massiven viel näher, als dem Melaphyr;
weshalb die älteren Burkarr’schen und v. Deczen’schen Karten
die Vertheilung saurer und basischer Eruptivgesteinsmassen dieser
Gegend im Allgemeinen richtiger darstellen, als die Waıss - Las-
PEYRES’sche Uebersichtskarte des Saar - Rhein - Gebiets nach Las-
PFRYRES Auffassung und die danach abgeänderte Darstellung der
v. Decnen’schen Uebersichtskarte. Auch das Kreuznacher Quarz-
porphyr-Massiv ist ja nicht durchaus homogen, wie basischere
Gesteine aus dem Steinbruche zwischen der Karls- und
Theodorshalle beweisen (62,2 pCt. SiO2, Analyse 3), viel-
leicht dieselben, die Rosengusch zum Porphyrit rechnet, und
wie auch die folgende gleichfalls im Laboratorium der Berliner
Bergakademie auf Veranlassung des Vortragenden ausgeführte
Analyse (5) der grünen Schlieren im rothen Quarzporphyr
des Eisenbahndurchschnitts oberhalb der Station Mün-
ster am Stein darthut, welche diese früher wohl als Melaphyr-
Brocken gedeutete Massen als Quarzporphyrit erkennen lässt
(60,45 pCt. SiO2), von wesentlich derselben chemischen Mischung
wie der Porphyrit des Horstberges?), bei Bettingen an der
!) Mit viel mehr Recht könnte man die Porphyre von Aussen bei
Bettinsen an der Prims Orthoklasporphyre nennen, da sie z. Th. we-
nigstens (vergl. Erläuterungen zu den Messtischblättern Wahlen und
Lebach) mit 63!/ pCt. SiO2 und 11 pCt. KsO relativ quarzarm sind,
°) Vergl. die Erläuterungen zu Blatt Lebach.
537
Prims oder die entglasten Porphyrite des Hohen Rechs
am Weiselberge bei Oberkirchen (Analyse 4). Auch das rothe,
durch feinkörnige Beschaffenheit der Grundmasse einem
Granitporphyr schon sehr genäherte Quarzporphyr-Ge-
stein des Eisenbahndurchstichs von Münster am Stein
(Analyse 2), welches diese graugrünen Quarzporphyrit-Schlieren in
ausserordentlich grosser Menge umschliesst, unterscheidet sich
von den durch SCHWEIZER, Lersıus und LAsPpEyYREs analysirten
Quarzporphyren von Kreuznach und Fürfeld um einen 6 — 7 ptt.
niedrigeren Kieselsäuregehalt. Mit ihm stimmt, ungeachtet seiner
abweichenden, den Lemberg-Gesteinen ähnlichen Structur, chemisch
genau, selbst bis auf den allen diesen basischeren, relativ plagio-
klasreichen Quarzporphyren und den Quarzporphyriten eignenden
Gehalt an secundärem Carbonat, das Gestein der Gänge im Nor-
heimer Palatinit (Analyse 1) überein.
i£ 2 3. 4. 9:
Ber 72.765,00 64,55 62.20 60,96 60,45
TiOa (Zr02) 0,47 0,29 032 15,186) et:
Bm °. . 13,18 13,62 14,69 3,35 15,99
ne: » . .044 1) 3,83 1,56 |
we ... 2,19 1,24 0,43 or 2.30
MnO . . Spürchen — — = —
Ben . 0,82 0,67 1,86 0, 1402
en... _.,..4,43 5.07 2:91 3198 ZUR
Ba 2. :>,10 3,48 202 2,83 4,29
Ban. 7 -4:82 4,13 5,03 4,23 ZUUT
ZEV... 1.08 1,90 2,47 2,14 8,28
ee... .0,08 0,10 0,20 0529 0,21
En 2,021 0,05 03P2 0,16 0.10
Be: 93,15 8,10 8,98 RD PT
Org. Subst. — 0,00 0,00 0,03
100,12 . 100,053. 100,43 305 99,86
Vol. Gew. . 2,622 2,993 2,631 2,625 2,645
(HEssE) (BÖTTCHER) (BÖTTCHER) (BÖTTCHER) (GREMSE)
Aber auch der Quarzporphyrit!) von der Spitze des
Lembergs (Juhhe). dessen Analyse in dieser Zeitschr.. Bd. XL,
p. 203 mitgetheilt wurde, weicht, unbeschadet seiner etwas ver-
!) Vergl. diese Zeitschr., 1883, p. 211. Wenn Lersıus (Geologie
von Deutschland, p. 158) von dem „mächtigen Melaphyrlager im Lem-
berge bei Oberhausen“ spricht, hat er nur die WEISS-LASPEYRES’sche
Karte, nicht aber LASPEYRES’ petrographische Beschreibung im Sinn,
35*
5938
schiedenen mineralischen Zusammensetzung, chemisch nur sehr
wenig von dem Quarzporphyr des Bahndurchstichs zu Münster
und dem Norheimer Ganggestein ab. Genügt doch eine kleine
Menge Kalk, um aus dem Magma eines relativ natronreichen
Alkalifeldspath-Gesteins Oligoklas auskrystallisiren zu lassen, des-
sen Vorwalten vor dem daneben vorhandenen Orthoklas das Gestein
zum Quarzporphyrit stempelt.
Der Antheilnahme des Norheimer Ganggesteins an den Eigen-
schaften der beiden Massive, des im Rothenfels nächst benach-
barten Kreuznacher und des Lemberg-Massivs, entspricht der geo-
graphische Ort des zwischen beiden Massiven gelegenen Vorkom-
mens. Nähere Beziehungen zu dem einen oder dem anderen
Massive werden sich erst dann ergeben können, wenn eine ge-
nauere petrographische und geologische Kartirung der ganzen Ge-
gend vorliegt. So z. B. stehen auch zwischen Hüffelsheim und
Niederhausen vermittelnd zwischen beiden Massiven Quarzporphyr-
Gesteine an, die bisher auf den Karten unverzeichnet geblieben
sind. Dass man den Bau- oder Baumwald!) vom Lemberg nicht
trennen könne, hat LAsrryres schon ganz richtig erkannt, aber
auch die älteren, von LAsrEYrREs und von DEcHEn angefochtenen
Beobachtungen BurkArrs über das Quarzporphyr-Vorkommen zwi-
schen Schlossböckelheim und Niederhausen sind nach den geo-
logischen, mikroskopischen und chemischen Untersuchungen des
Vortragenden wohlbegründet (72,75 pCt. SiO2; 4,76 KO;
0,61 CaO).
Soviel lässt sich aber heute schon mit Sicherheit behaupten,
dass der hier geführte Nachweis von Porphyrgängen, welche
quer durch die aufgerichteten Lebacher Schichten und durch
den als Intrusivlager zwischen letztere eingeschalteten Palatinit
hindurchsetzen, unvereinbar erscheint mit der Rolle, welche Las-
PEYRES 1867 den Porphyr-Massiven im Saar - Nahe - Gebiete in
seinen Profilen und den zugehörigen Erläuterungen zugewiesen
hat. Laspryres stellte sich diese Massive als dicke, linsenför-
mige Lagerstöcke vor (liegende Stöcke, nicht stehende),
welche zwischen die noch horizontalen Schichten der obersten
Kohlenformation und des Rothliegenden eingedrungen und mit
diesen in festem Zustande am Schlusse der paläozoischen
Zeit, nach Absatz des gesammten Rothliegenden und vor Ab-
lagerung des Buntsandsteins aufgerichtet worden sind, sodass die
Faltung der der Hauptsache nach durchweg concordanten
!, Der Wiederabdruck der LASPEYRES’schen Analyse des Bauwald-
Gesteins in LEPpsIus’ Geologie von Deutschland unter dem Namen
Augitporphyrit beruht auf einem Missverständniss,
989
Schichten durch jene festen Massen örtlich eine besonders com-
plieirte, mit Zerreissung und Verwerfung gepaarte Form annahın.
Ueberdies sind nach demselben Autor bei einer im Grossen und
Ganzen gleichzeitigen Eruptionszeit der sämmtlichen, sauren und
basischen, intrusiven und effusiven Eruptivgesteine des Saar-Nahe-
Gebietes, die nach Ablagerung der Oberlebacher (Tholeyer) Schich-
ten anhebt, „alle Porphyre etwas älter, als die soge-
nannten Melaphyre*!').
Diese Auffassung bedarf vom Erfahrungsstandpunkt des Vor-
tragenden, der sich neben den eigenen Untersuchungen auch auf
die Resultate der Kartenaufnahmen der Herren GrEBE, E. Weiss,
Rote, Kosmann und LeppLA stützt, einer mehrfachen Berichti-
gung. LaAsPpryrRes, der sich für die intrusive Natur der Eruptiv-
lager STRENG gegenüber mit Recht besonders auf die wichtige
Gegend von St. Wendel berufen hat. hat doch andererseits ganz
unerörtert gelassen, dass hier und bei Ousel dieselben Eruptiv-
sesteine, welche jene Eruptivlagergänge oder -Stöcke verschiedener
Mischung und Structur (Melaphyre, Augitsyenitporphyre, Augit-
dioritporphyrite) ?2) zwischen den Ottweiler. Cuseler, Lebacher und
Tholeyer Schichten zusammensetzen, auch in langen, schmalen.
z. Th. mehrere Kilometer weit fortstreichenden Quergängen die
aufgesattelten Schichten durchsetzen. Zieht man diese
Quergänge in Spalten, z. Th. sogar in Verwerfungsspal-
ten°) (Winterbacher Gang), die gleich den Verwerfungen im an-
srenzenden Saarkohlenrevier nordwestlich bis nördlich, seltener nord-
nordöstlich radial oder diagonal zur Hauptsattelaxe‘) der
Carbonformation und des concordant darüber gelagerten Unterroth-
liegenden (Cuseler bis einschliesslich Tholeyer Schichten) streichen,
für die Altersfrage in Rechnung, so ist klar, dass die Eruptiv-
gesteine nicht vor, sondern im Zusammenhang mit der
Sattelbildung und Schichtenbrechung aufgepresst wor-
den sind; und zwar ist dies um so augenfälliger, als einige
Hauptstörungslinien sich bis an die Porphyr-Massive des Litter-
!) Vergl. diese Zeitschr., Bd. 19, 1867, p. 815—816 und p. 867; -
ferner Begleitworte zur geogn. Uebersichtskarte des Kohlen führenden
Saar-Rhein-Gebiets, 1868, p. 14—16, sowie Nenes Jahrb. f. Min. etc.,
1872, 9. 824°’u. 325.
>, Vergl. Vergleichende Studien über die Gesteine des Spiemonts
ete. Jahrb. d. kgl. geol. Landesanst. f. 1889, p. 259 ff.
®) In der z. Th. schon von KosmAnNn entdeckten Querverwerfung
Niederlinxweiler-Winterbach, der grössten, welche man nach E. Weiss’
Urtheil (Erläuterungen zu Bl. Neunkirchen, p. 19) im ganzen Saar-
Nahe-Gebiet bestimmt erkannt hat.
*) E. Weiss. Erläuterungen zu Bl. Friedrichsthal und zu Bl,
Neunkirchen,
540
mont!) und des Nahe-Quellgebiets?) verfolgen lassen und als die
steile Schichtenstellung sowie die metamorphosirte Beschaffenheit
der auch schollenförmig eingeklemmten Schieferthone und Sandsteine
in der Umgebung des letztgenannten Massivs (so z. B. im Süden
vom Buchwalde) diese Porphyr-Massive als an Ort und Stelle in
magmatischem Zustande von unten eingedrungene Stöcke charak-
terisiren. Zudem lässt die Discordanz zwischen den Tho-
leyer Schichten und allen jüngeren Formationsgliedern
des Rothliegenden, deren unterstes Glied ja aus dem eine
zwischenzeitliche, von Erosion gefolgte Landbildung bedingenden
Conglomerat des in Rede stehenden Porphyrs besteht, gar keinen
Zweifel übrig, dass die Hauptsattelung der Schichten mit
dem Beginn der Eruptionszeit nach Absatz der Tho-
leyer Schichten zusammenfällt. Bei St. Wendel, wie bei
Düppenweiler lagern die Waderner und Kreuznacher Schichten
direct auf den Cuseler auf, örtlich gar ungestört quer über
die Verwerfungen im Unterrothliegenden hinweg. Im
Bahnprofil bei Burg Birkenfeld liest das Porphyrconglomerat dis-
cordant auf den erodirten Tholeyer Schichten.
Das Lemberg-Massiv an der Unter-Nahe dürfte nicht
anders zu verstehen sein, als das im Nahe-Quell-Gebiet. Las-
PEYRES selber hat es als den Mittelpunkt bedeutender Schichten-
aufrichtungen und -Verwerfungen kennen gelehrt?) und sowohl in
dieser Beziehung, wie nach seiner domförmigen Gestalt den Por-
phyrbergen bei Wolistein, dem Königsberg und Hermannsbers,
den Sattelkernen der zufolge steilster Schichtenaufrichtung schmal-
sten Stelle des Hauptsattels treffend verglichen. Diese Sattel-
kerne als lediglich aufgesattelte, nicht in die Tiefe niedersetzende
Lager auffassen zu wollen, wie E. Weıss das bereits 1866 in
seinen Beiträgen zur Feldspathbildung, p. 152, als „möglich“
hingestellt hatte, dürfte nicht gelingen. Denn v. DecnHen hat
bereits 1847 eine Stelle am Königsberg namhaft gemacht, wo
der Porphyr wie verzahnt in sein Nebengestein eingreift (Jahrb.
f. Min., p. 322) und v. GümBEL ein Jahr später (ibid., 1848,
p. 158 und wiederholt in der Bavaria, IV, 2. Abth., 1865) ausser
5) Ein Vergleich der publicirten Blätter Heusweiler, Lebach und
Wahlen ergiebt mit Evidenz eine schon von E. Weıss (Fossile Flora,
1872, p. 223) gefolgerte „bedeutende Zerreissung des Gebirges* aus
dem Verhalten der Conglomerate der Cuseler Schichten (Heusweiler)
und dem unvermittelten Angrenzen der Cuseler Schichten an die Tho-
leyer NO von Düppenweiler (Wahlen).
6) Bis dahin setzt die Hauptstörung Niederlinxweiler - Winter-
bach fort.
®) Diese Zeitschrift, 1867, p. 810 u. 822.
anderen einschlägigen Beobachtungen die durchgreifende Verwach-
sung des Porphyrs am Donnersberg mit sehr verändertem Kohlen-
schiefer zu Seedel bei Marienthal hervorgehoben. Solcher Stellen
siebt es nach den Beobachtungen des Vortragenden in der Um-
gebung des Lembergs nicht wenige, sie sind grossentheils nur
darum unbekannt geblieben, weil die Fortsetzungen der Lemberg-
Gesteine auf der Nordseite der Nahe zwischen Niederhausen und
dem Eingangs beschriebenen Porphyr-Gange im Bahnprofile ober-
halb der Brücke (ehedem Fähre) von Oberhausen in den Karten
fehlen. Einen solchen keilförmigen Ausläufer des Lemberges
deutet übrigens auch die Weiss - Laspeyres’sche Karte auf der
Westseite des Berges im Montforter Thale (vergl. oben) an und
es darf hinzugefügt werden, dass gerade hier auf einer Stolln-
halde neben dem Liemberg-Gestein hoch metamorphosirtes Schicht-
sestein mit Biotit und Kalksilicaten !) angetroffen wurde. Auch
feinere Verästelungen der Eruptivmasse in das Nebengestein bis
zu einer sehr innigen Verbindung fehlen nicht, wofür besonders
auf eine sehr leicht zugängliche Stelle auf der Nordseite des
Flusses bei der Bahnwärterbude No. 26 (früher 35) verwiesen
sei; ähnlichen Stellen begegnet man im Trombachthale, sowie N.
von Bingert und an dem zum Bauwald-Massive zählenden Mont-
forter Schlossberge. Gleichviel also, ob man es vorzieht, jenen
Porphyrgang im Eisenbahndurchstich oberhalb Oberhausen für
einen selbstständigen Gang oder für eine Apophyse des Lemberges
anzusprechen, steht sein durchgreifendes Verbandverhält-
niss zu den gehobenen Schichten in Uebereinstimmung
mit demjenigen des Lemberg-Stockes.
Das z. Th. von Verwerfungen begrenzte, noch mehr von
Tertiär und Diluvium überdeckte Porphyr-Massiv von Kreuz-
nach, das in seiner Ausdehnung und Zusammensetzung aus zahl-
reichen einzelnen Bergen nur mit dem im Quellgebiete der Nahe
verglichen werden kann, entbehrt im Allgemeinen guter Aufschluss-
punkte seiner normalen Grenzverhältnisse gegen das Nebengestein.
Am günstigsten liegen dieselben vielleicht bei Altenbambereg.
Hinter dem letzten thalaufwärts gelegenen Hause dieses Dorfes
(dem des Julius Gottlieb) stehen metamorphosirte, kalkig-sandige
Schichten mit Kupferkies an, welche auch der Porphyr - Grenze
gegenüber auf der Südwestseite des nach Fürfeld führenden Weges
angetroffen werden; in dem Berggrat aber, der von jenem Hause
nach der auf derselben Seite gelegenen unteren, kleinen Ruine
aufsteigt, durchquert man eine isolirte Porphyrmasse, die sich
!) Zu vergleichen die Kalksilicate am Remigiusberg und in den
metamorphosirten Schollen im Palatinit von Norheim.
542
wohl nur als Apophyse der jenseits des Fürfelder Weges liegen-
den Porphyr - Grenzwand auffassen lässt. Diese Beobachtungen
des Vortragenden würden also abermals besser mit denjenigen
v. Gümser's (a. a. O.), als mit denen von LASPEYRES übereinstim-
men), und danach bemessen erscheint es nicht unnatürlich, die
kleinen Gangtrümer im Palatinit gegenüber der Norheimer Unter-
mühle, zumal in Anbetracht ihrer stofflichen Uebereinstimmung
mit dem Granitporphyr - ähnlichen Quarzporphyr aus dem Bahn-
durchstiche bei Münster am Stein, sich in einem unterirdischen
Zusammenhang mit der Fortsetzung der nahe benachbarten Ro-
thenfels-Wand zu denken.
Durch diese Vorstellung geräth der Vortragende allerdings
in Widerspruch mit einer Angabe, die er vor einem Vierteljahr-
hundert LAspEYRES gethan haben muss und wonach er selber
(vergl. LAspeEvres, a. a. O., ds. Zeitschr., 13867, p. 862) Porphyr-
bruchstücke als Einschlüsse im Norheimer Palatinit beobachtet
haben wollte. LasPpryYres machte diese Mitthelung als Ergänzung
zu einer anderen, wonach „man“ bei dem Tunnelbau unterhalb
Norheim einen Porphyr-Einschluss im Palatinit durchbrochen hatte.
Diese letztere Mittheilung rührt wohl von Herrn v. DecnHen her,
welcher persönlich den Fund im Tunnel besichtigt und so aufge-
fasst hat, wie er dies dem Vortragenden bemerkt hat, als dieser
ihn von den Porphyr-Gängen in der streichenden Fortsetzung des
Palatinits auf dem jenseitigen Ufer in Kenntniss setzte. So be-
achtenswerth also nach jeder Hinsicht diese von einem so erfah-
renen Geologen gemachte Beobachtung ist, so wenig kann anderer-
seits die eigene Mittheilung des Vortragenden aus der Mitte der
60er Jahre in’s Gewicht fallen. Denn schon aus der Mitthei-
lungszeit ergiebt sich mit Nothwendigkeit, dass die ihr zu Grunde
liegende Beobachtung aus dessen Gymnasial- oder höchstens Stu-
dentenjahren herrührt, womit sehr wohl übereinstimmt, dass er
selber sich einer solchen zu entsinnen nicht mehr im Stande ist,
noch weniger etwas Schriftliches darüber aufgezeichnet hat.
Immerhin war die Veranlassung zu einer nochmaligen gründ-
lichen Untersuchung an Ort und Stelle gegeben, wozu nach
sachlicher Hinsicht umsomehr Ursache vorlag, als obige Mit-
theilungen die einzigen positiven Grundlagen zur Bestimmung des
Altersverhältnisses zwischen Porphyr und Palatinit, wie es Las-
PEYRES aufgefasst hatte, abgeben. Diese Untersuchung hat wohl
ergeben, dass zwischen den losen Schuttmassen des Norheimer
!) Die bei R. Lepsıus als „möglich“ in Betracht gezogene Auf-
fassung der Porphyr - Massive als Effusiv- Decken kann ich noch we-
niger theilen als die von LASPEYRES vertretene (Geologie von Deutsch-
land, p. 299).
Palatinits örtlich lose Porphyrstücke liegen, was seinen natür-
lichen Erklärungserund darin hat, dass einmal die benachbarten
Weinbergmauern aus dem nahegelegenen Porphyr des Rothenfels
aufgemauert sind, ferner aber Diluvialterrassen mit Porphyr - Ge-
röllen örtlich über dem Melaphyr anstehen. In den ansteherden
Melaphyr eingeschlossene Porphyrstücke konnten dagegen nirgends
beobachtet werden, wohl aber metamorphosirte sogenannte „ge-
frittete“ Brocken von Arkossandstein der Lebacher Schichten,
welche in diesem Zustande einem einsprenglingsreichen Quarzpor-
phyr gar nicht unähnlich sehen und daher möglicherweise zu der,
wie man jetzt annehmen muss, irrigen Angabe aus den Jugend-
jahren des Vortragenden geführt haben. Für v. Dechzn’s Beob-
achtungen im Tunnel erscheint eine derartige Täuschung kaum
zulässig, fraglich aber kann es sein, ob nicht eine durchörterte
oder einseitig angeschnittene Apophyse von Porphyr im Melaphyr
den Anschein eines Einschlusses dargeboten hat.
Wenn man nach den Porphyrgängen von Oberhausen und
Norheim zu schliessen mithin zunächst die melaphyrischen Intrusiv-
massen im Unterrothliegenden im Gegensatz zu der von Las-
PEYRES formulirten Altersordnung eher für älter anzusehen haben
wird, als die sauren Stock- und Gangmassen der Quarzporphyre
und Quarzporphyrite, so folgt daraus zugleich auch die Unhalt-
barkeit der von demselben Autor gehegten Vorstellung, als seien
die intrusiven und effusiven Eruptivmassen des Saar-Nahe-Gebiets
im Grossen und Ganzen gleichalterige. Denn die porphyritischen
und melaphyrischen Grenzlager - Ergüsse ruhen ja normal auf
Porphyr - Conglomeraten auf, welche aus den stark abgerollten
Bruchstücken eben jener sauren Gesteine bestehen, sind also that-
sächlich jünger als dieselben. Diese aus der Birkenfelder Gegend
und vom Donnersberg zumeist bekannten Porphyrconglomerate
fehlen als diseordant über den älteren Stufen des Rothliegenden
ausgebreitete Decke auch in der weiteren Umgebung des Lem-
berges und des Kreuznacher Porphyr - Massivs nicht, so z. B. am
Gangelsberge, am Heimbacher Hof bei Waldböckelheim, schräg
gegenüber oberhalb Norheim, zwischen Altenbamberg und Fürfeld,
und führen an der letztgenannten Stelle auch einzelne Gerölle
eines diabasischen oder doleritischen Melaphyrs als abermaligen
Beweis dafür, dass die Intrusiv-Melaphyre nicht sammt
und sonders als gleichaltrig mit den effusiven Mela-
phyr-Decken gelten können.
Die Eruptionsfolge der verschiedenen und sehr mannichfal-
tigen Eruptivtypen des Saar - Nahe - Gebietes ist sichtlich keine
einfache, vom basischen zum sauren Pol oder umgekehrt zeitlich
fortgeschrittene ; dagegen spricht schon allein die Zusammensetzung
544
der in ihrer Altersfolge am besten, aber gleichwohl noch nicht
vollständig bekannten Effusivmassen des Grenzlagers!); zumal,
wenn man bedenkt, dass die Gesammtheit dieser Ergüsse weithin
auf Porphyreonglomeraten aufruht (Grege’s „Unterem Thonstein“
e. p.) und noch weiterhin von einer Tuffbrececie oder einem dich-
ten Felsittuffe (Grege'’s „Oberem Thonstein“) bedeckt wird, dem
Producte einer spätzeitlichen Wiederholung der Quarzporphyr-
Eruption?), welches sich nach des genannten Autors Untersuchun-
gen mit dem Ober-Rothliegenden transgredirend über das Devon
bis Uerzig in der Trierer Bucht erstreckt.
Hier gilt es also die älteren Melaphyr- und Quarzpor-
phyr-Eruptionen und die der vermittelnden Orthophyre und
Porphyrite von den jüngeren thunlichst zu unterscheiden. Das
Gleiche gilt aber auch von den älteren und jüngeren Fal-
tungs- und Zerspaltungserscheinungen der Sedimente.
Denn wenn in diesen Zeilen für die Hauptsattelung und die damit
zusammenhängenden Störungslinien der Beginn der Eruptivthätig-
keit nach Ablagerung der Tholeyer Schichten und vor der Bil-
dung der Porphyr-Conglomerate geltend gemacht worden ist, so
sollen damit vortriadische Faltungs- und Verwerfungswirkungen,
welche alle Stufen des Rothliegenden betroffen haben, keineswegs
in Abrede gestellt werden. Sie lassen sich namentlich längs des
Südrandes des Rheinischen Schiefergebirges verfolgen und scheinen
durch Schaukelbewegungen dieses alten Festlandes bedingt zu
sein. Diese zweite Faltungswirkung hat durch seitlichen Druck
die Discordanz zwischen den älteren und jüngeren Stufen des
Rothliegenden örtlich vielfach ausgeglichen, zumal man hier im
Gebiet der Prims- und Nahe - Mulde nur die Muldenflügel, nicht
aber das Muldentiefste beobachten kann.
Diese vorläufigen Mittheilungen über den heutigen Erfahrungs-
standpunkt bezüglich des räumlichen Verhaltens der Eruptiv-
gesteine des Saar-Nahe-Gebietes zum Schichtenaufbau und bezüg-
lich der Altersfolge dieser Gesteine erschienen dem Vortragenden
zur einstweiligen Orientirung geboten, da sein eigener Name mit
einem Irrthum verknüpft ist, der unglücklicher Weise durch das
gehaltreiche, im Erscheinen begritiene Werk von R. Lepsıus: „Die
Geologie von Deutschland“, eine weitere Verbreitung erhalten
hat, und da überdies der Verfasser dieses Werkes mehrfach zu
!, Ueber die Gliederung des Eruptiv-Grenzlagers ete. Verel. Jahrb.
d. kgl. geol. Landesanstalt f. 1883, p. XXL fl.
?) Es fehlen also den Quarzporphyren des Saar-Nahe-Gebiets die
vulkanischen Tuffe und Brecceien nicht, wie LEPSIUS (a. a. O., p. 147
und 299) sagt, indem er den Thonstein unseres Gebietes auf Grund
einer missverstandenen Analyse als Melaphyrtuff gelten lässt.
545
4
Anschauungen über die betreffenden Eruptivgesteine gelangt ist,
welche weder mit den Erfahrungen von LAspeykes, noch mit
denen des Vortragenden übereinstimmen.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. W. 0.
Bevrıch. HAUCHECORNE. BEYSCHLAG.
2. Protokoll der Mai-Sitzung.
Verhandelt Berlin, den 6. Mai 1891.
Vorsitzender: Herr BEYRICH.
Das Protokoll der April - Sitzung wurde vorgelesen und
genehmigt.
Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten:
Herr Studiosus WALDEMAR WEISSERMEL aus Gross-Kruschin
(Westpreussen),
vorgeschlagen durch die Herren Kayser, R. Brauns
und ÖCHSENTUS.
Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft
eingegangenen Bücher und Karten vor. ’
Herr EBERT brachte Nachträge zu: seinem in der März-
Sitzung gehaltenen Vortrage über die Lagerungsverhältnisse
des Garbons in Oberschlesien.
1. In einem in der März-Sitzung unserer Gesellschaft ge-
haltenen Vortrage hatte ich darauf hingewiesen, dass eine Paral-
lelisirung der verschiedenen, zur Waldenburger Stufe gehörigen
Schichtencomplexe des Carbon im preussischen Oberschlesien mit
sleichalten Ablagerungen in dem angrenzenden Steinkohlengebiete -
Oesterreichs auf Grund des Vorkommens von mariner Fauna zur
Zeit unzulässig oder doch wenigstens unsicher sei. Namentlich
so lange im Ostrau-Karwiner Gebiet eine directe Ueberlagerung
der Saarbrücker (Schatzlarer, Karwiner) auf den Waldenburger
(Ostrauer) Schichten nicht beobachtet worden sei, könne die
IV. + V. Gruppe Srur’s in der Ostrauer Mulde nicht mit Sicher-
heit der Sattelflötzeruppe Oberschlesiens gegenüber gestellt wer-
den. Denn wenn auch beide Ablagerungen eine Mischflora auf-
weisen und in Ihrem liegenden eine marine Fauna sich findet,
546
so ist für das Ostrauer Becken doch noch nicht erwiesen, ob
thatsächlich die marine Fauna im Idaschacht bei Hruschau, an
der oberen Grenze der III. Stufe, wirklich das letzte Vorkommen
einer marinen Fauna in der Ostrauer Stufe sei, während für die
marine Schicht unter dem Sattel-Pochhammerflötz Oberschlesiens
dies feststeht. In unerwartet schneller Weise hat sich die Rich-
tigkeit dieser vorsichtigen Auffassung bestätigt. Bei einem Be-
such der Gräfl. Wilezek’schen Grube bei Mährisch-Ostrau wurden
mir von Herrn Markscheider BEIGER marine Versteinerungen vor-
gelegt, welche derselbe kürzlich auf einem Querschlag des Drei-
faltigkeitsschachtes zwischen Kronprinz- und Barbara - Flötz in
einem dunklen, Sphärosiderit führenden Schiefer gefunden hatte.
Ich konnte verläufig bestimmen: Plenrotomarta Weissi, Nucula
grbbosa, Leda attenuata, Orthoceras ef. undatum und Sperrfer sp.
Herrn Markscheider Beiger. der in liebenswürdiger Weise mir
die gefundenen Stücke für die Sammlung der Landesanstalt über-
gab, sei auch an dieser Stelle der herzlichste Dank ausgesprochen.
Ich erkannte sofort die Wichtigkeit des Fundes. Denn dieser
Horizont befindet sich nach Jıcınsky (Monographie des Östrauer
Beckens) ca. 850 m über dem Franziska - Flötzhorizont des Ida-
schachtes bei Hruschau, und liegt innerhalb der V. Gruppe Srtur’s.
Ueber dem Kronprinz - Flötz sind nur noch 13 Flötze von über
15 cm Mächtigkeit bekannt, von denen nur 3 über 1 m mächtig
sind, und zwar liegt das oberste „Fundflötz“ 163 m über dem
Kronprinz-Flötz. Keines dieser hangenden Flötze erreicht aber
2 m Mächtigkeit. Der marine Horizont im Hangenden des Fran-
ziska-Flötzes im Idaschacht ist also nicht der oberste im Ostrauer
Becken, sondern 850 m darüber folgt noch ein jüngerer. Damit
ist eine Identität des ersteren mit demjenigen ca. 20 m unter
dem Sattelflötz noch unwahrscheinlicher geworden und ob der neu-
entdeckte Horizont mit letzterem in Parallele zu stellen sei, ist
ebenfalls sehr zweifelhaft, namentlich wenn man die Mächtigkeit
und Beschaffenheit der im Hangenden folgenden Flötze vom Kron-
prinz-Flötze an mit den Flötzen der Sattelflötzgruppe in Vergleich
zieht. Vor Allem aber ist im Auge zu behalten, dass wir den
Abschluss der Ostrauer Schichten im Östrauer Gebiet noch gar
nicht kennen, da eine Ueberlagerung der Schatzlarer Schichten
auf denselben nach wie vor nicht beobachtet worden ist.
Die mächtigen Flötze, welche südlich von Karwin im Lie-
senden der Schatzlarer Schichten erbohrt waren und in denen ich
geneist war, das Aequivalent der Sattelflötzgruppe zu vermuthen,
haben sich nach den Bestimmungen meines Reisegenossen Herrn
Dr. Poronıe als ebenfalls der Schatzlarer Stufe angehörig er-
geben. Auch ist die Mächtigkeit der Flötze nicht so bedeutend,
547
als es nach den Bohrungen den Anschein hatte, sondern in Wirk-
lichkeit hat sich eine grössere Zahl von Flötzen geringer Mäch-
tigkeit gefunden, die durch Schiefermittel getrennt werden.
Von Wichtigkeit ist ein Querschlag, welcher jetzt im öst-
lichen Flügel der Ostrauer Mulde vom Sophienschacht bei Orlau
aus durch die unbekannte Partie hindurch, in der Richtung auf
den Mühsamschacht im Karwiner Becken getrieben wird. Derselbe
wird voraussichtlich Klarheit über die Beziehungen der beiden
Mulden bringen und die Frage entscheiden, ob eine Discordanz
oder ein Verwurf vorliegt. Zur Zeit meines Besuches war der
Querschlag ca. 500 m lang und konnte ich auf dieser Strecke
nicht weniger als 29 Verwerfungen mit dem verschiedensten Ein-
fallen, darunter solche bis zu 60 m Verwerfungshöhe, feststellen.
2. Für die Geschichte des oberschlesischen Carbons ist es
von Wichtigkeit. dass, wie ich aus den Profilen der verschiedenen
Gruben ersehen konnte, der allgemeine Aufbau der sog. Beuthener
Mulde nunmehr klar gelegt ist. Diese Mulde zieht sich nordöstlich
der Königshütter-Laurahütter Sattelerhebung in nordwest-südöst-
licher Richtung aus der Gegend von Beuthen in die Gegend von
Sielee.e Die nordwestliche Begrenzung derselben ist noch nicht
bekannt. Die Mulde ist schmal im Verhältniss zu ihrer Tiefe
und aus den Lagerungsverhältnissen sowohl der preussischen wie
der russischen Gruben geht mit Sicherheit hervor, dass dieselbe,
wenigstens in ihrer jetzigen Form, das Product einer sogen.
Grabenversenkung ist. . Auf dem westlichen Flügel: derselben so-
wohl bei Beuthen wie auch bei Sielce fallen die Schichten steil
und plötzlich ein, werden nach der Tiefe durch NW—SO strei-
chende Bruchlinien verworfen, jenseits derselben die Schichten in
der Sohle der Mulde fast horizontal, oder doch mit weit geringerer
Neigung lagern, während am östlichen Flügel sich wiederum
NW-—-SO streichende Verwerfungen einfinden und die Schichten
steil in die Höhe gerichtet sind. Auf der Heinitzgrube bei Beu-
then und in den Gruben bei Sielce sind diese Verhältnisse am
schönsten aufgeschlossen. Den Herren Director BERNHARDI, Di-
rector MauwE und Berginspector Lucke, welche mir in ent-
gegenkommenster Weise Einsicht in ihr Kartenmaterial gestatteten,
spreche ich auch hier meinen verbindlichsten Dank aus.
3. Die Gasrer sche Hypothese, dass die Beatensglück-
Flötze ein Aequivalent der Sattelflötze seien, war seither nur auf
die Mächtigkeit dieser Flötze und ihre Lage zu den liegenderen
Flötzen und Gruppen des Rybnicker Beckens begründet. Daher
ist die Entdeckung einer Sıgellarıa der Favularien - Gruppe im
Liegenden des Vincenz-Flötzes der Beatensglück-Grube von Inter-
esse, welche nach Bestimmung des Herrn Dr. PoronıE ir die
548
Verwandtschaft derjenigen gehört, welche für die Saarbrücker
Schichten bezeichnend sind. Auch F! Bismarcki Wrıss aus dem
Hangenden der Niederbank des Sattelflötzes vom Bismarkschacht
der Königshütte ist nahe verwandt. Es gewinnt somit den An-
schein, dass auch die Beatensglück-Flötzgruppe eine sog. Misch-
flora enthalte und damit hätte die Gagrer’sche Hypothese an
Wahrscheinlichkeit gewonnen. Jedenfalls ist auch ferner den
Pflanzenresten aus diesem Horizont ein besonderes Interesse zu-
zuwenden.
Herr LORETZ sprach über eine Verwerfung am Langen
Berg bei Amt Gehren am Thüringer Wald.
Herr KosMAnN leste vor und besprach neue Marmor-
arten von Mecklinghausen.
Bei der genannten Ortschaft, einem Dorfe südöstlich von
dem Städtchen Attendorn, Kr. Olpe, in Westfalen hatte die „Rhei-
nische Baugesellschaft* vor etwa zwanzig Jahren Steinbrüche zur
Marmorgewinnung und eine Mühle zum Zersägen, Schleifen und
Poliren ihrer Fabrikate angelegt. Das Eigenthum an diesen Mar-
morbrüchen war durch bergrechtliche Verleihungen erworben wor-
den, welche auf Grund der alten Churkölnischen Bergordnung in
den fünfziger Jahren erfolgt waren. Die Ungunst der Verkehrs-
verhältnisse für den Fernabsatz sowie die mangelhaften techni-
schen Vorrichtungen versagten dem Unternehmen den Erfolg; auch
waren daran wohl einige Missgriffe in der Auswahl des Roh-
materials Schuld. indem man Gestein gewann und verarbeitete,
welches wegen der Nähe der Tagesschichten nicht die ausrei-
chende Festigkeit und Dauerhaftigkeit besass.
Seit einigen Jahren ist dieses Unternehmen wieder in’s Leben
gerufen worden durch eine Besitznachfolgerin, welche in An-
knüpfung an den früheren ersten Gewinnungsort sich „Gewerk-
schaft Vereinigte Mecklinghäuser Marmorgruben“ nennt;
„Gewerkschaft“ mit Bezug auf die nach dem Berggesetz gebildete
Grundlage des Bergwerks - Eigenthums auf Marmor, welches aus
18 verliehenen Grubenfeldern besteht. Ich habe heute die Ehre.
hier die Proben der Musterkarte der verschiedenen Marmorgesteine
vorzulegen, welche in den jüngst eröffneten Brüchen gewonnen
werden und das Material der neuen Fabrication gewähren.
Die Kalksteinbänke, welche hier als „Marmor“ angesprochen
werden und demgemäss der Gewinnung unterliegen, gehören den
mächtigen Kalksteinzügen an, welche sammt einigen jüngeren
Schichtengruppen die „Doppelmulde von Attendorn“ ausfüllen.
Diese wegen ihrer isolirten und bemerkenswerthen Lage schon
549
von H. v. DecHuen in seinen „Erläuterungen zur geologischen Karte
der Rheinprovinz und Provinz Westfalen“ (Bd. II, p. 169) her-
vorgehobene Gebirgsbildung besteht aus zwei mächtigen Gebirgs-
zügen des mitteldevonischen Eifel- oder Stringocephalen-Kalksteins,
welche sich aus ihrer allseitigen Umrandung durch Lenneschiefer
bis zu einer mittleren Seehöhe von 330 m erheben. In dem
nördlichen Kalksteinzuge wird die Bildung der Muldenflügel er-
kennbar; in dem südlichen Zuge ist nur der nach Süden einfal-
lende Nordflügel vorhanden, welchem in südöstlicher Richtung
jüngere Schichten, zunächst devonische Cypridinen- oder Kra-
menzel-Schiefer, dann Culmschichten und flötzleerer Sandstein der
Carbonformation sich auflagern.. Zwischen beide Mulden schiebt
sich im Südwesten der Lenneschiefer mit einer starken Sattel-
faltung trennend ein, und ist hier auf der südlichen Grenze der
nördlichen Mulde zwischen Kalkgebirge und Lenneschiefer das
Thal der Bigge in vielfachen Windungen aufgerissen, an deren
Ufern die Kalksteinfelsen bis zu 100 m Höhe anstehen und zahl-
reiche Angriffspunkte darbieten; die erwähnten hangenden Schichten
stossen fast als Fortsetzung des sich einschiebenden Sattels von
Lenneschiefern an diesen an und bilden so die mittlere Scheide
zwischen den beiden Kalksteinmulden.
Die Längserstreckung der Kalksteinzüge folgt der Streich-
richtung des Gebirges in hor. 3 — 4 und werden diese Gebirgs-
glieder fast in der Mitte ihrer Länge sammt der sie überlagern-
den Schichtengruppen von dem Lennethal durchbrochen und
durchquert, sodass zu beiden Seiten dieses Thales die ausgezeich-
neten Profile der Kalksteinbänke blossgelegt sind und für die
technische Gewinnung von Bedeutung zahlreiche Angriffspunkte
darbieten. Der bedeutendere Theil der Kalksteinzüge liegt auf
dem linken Lenneufer. Der Kalksteinzug der nördlichen Mulde
zwischen Attendorn und Fretter ist ungefähr 15 km lang bei einer
durchschnittlichen Breite von 1280 m; die Erhebung des Kalk-
steins der südlichen Mulde zwischen Mecklinghausen und Mel-
becke ist gegen 9,3 km lang bei einer grössten Breite von
1920 m.
Ausser den Thalbildungen der beiden erwähnten Flussläufe
ist in der südlichen Mulde das Repethal, au der Grenze zwischen
Kalkstein und Oypridinen-Schiefer ausgewaschen, vorhanden, deren
nördliches linkes Ufer von hohen Kalksteinfelsen begleitet wird;
ausserdem besitzt das vorliegende Gebiet noch verschiedentliche
Thaleinschnitte sowie frei aus dem Gelände sich heraushebende
Rücken und anstehende Felsenklippen, welche sich zu Gewinnungs-
punkten verschiedenartigster Kalksteine nach Färbung und Gefüge
eignen,
550
Dass in den Schichten des Eifelkalksteins vielfach Gesteins-
lagen auftreten. welche durch das feinkörnige, gleichmässige Ge-
füge und durch die wechselnden und satten Färbungen ein zur
Marmorfabrieation höchst geeignetes Material darbieten, ist eine
snerkannte Thatsache. Die gegenwärtige gesammte Marmor-
industrie des nassauischen Lahnthales beruht auf der massenhaften
und mannigfachen Entwicklung sowie der leichten Zugänglichkeit
des zu beiden Seiten des Lahnthales von Diez bis Weilburg an-
stehenden Eifelkalksteins. Im Harz bei Rübeland, bei Brilon, im
Düsselthal bei Erkerath sind es die Schichten der analogen
Altersstufe gewesen, welche vorübergehend zur Marmorfabrication
ausgebeutet worden sind.
In dem vorliegenden Gebiet erweitert sich der Bereich ge-
winnbarer Gesteine dadurch, dass auch innerhaib der Cypridinen-
Schiefer sich hinreichend verkalkte Lager finden. um nach Sehnitt,
Schliff und Politur geeignetes Material abzugeben. Die Kalksteine
nehmen bei grünlichen, bläulichen, hell gelben und namentlich
tief rothen Färbungen ein knottenartiges, rundlich-schaliges Gefüge
an, indem Kalksteinkörper von Erbsen- bis Nussgrösse durch
kalkig-kieselige, chloritische und thonige, band- bis wulstförmige
Einlagerungen verkittet und zusammengehalten sind. Diese Bil-
dungsform verleiht den Schnittflächen der polirten Platten ein
eigenthümlich gewundenes und flaseriges Ansehen, welches andere
Marmorsorten nicht besitzen. Diese Marmorarten sind völlig
gleichwerthig mit den hochgeschätzten, aus den Pyrenäen hier ein-
geführten Marmorsorten, welche denselben Schichtenstufen ent-
stammen.
Das Hauptwerk der neuen Unternehmung ist in das Repe-
thal bei dem Dorfe Dünschede verlegt worden. Von der Halte-
stelle Borghausen an der Lennethalbahn (Hagen-Siegen) führt eine
Schmalspurbahn im Thal aufwärts bis zu einer Schneide- und
Schleifanstalt, die mittels einer Turbinenanlage betrieben wird,
welcher die Aufschlagswasser aus dem in einem Gefluder ge-
fassten Bache zugeführt werden. Wenige Kilometer im Thale
aufwärts weiter sind die Hauptbrüche im Eifelkalkstein eröffnet
worden durch regelrechte Ausrichtung des Kalksteinlagers in einem
über 16 ha grossen Grundstücke, dessen Bänke durch querschlä-
gigen und streichenden Aufhieb blossgelegt wurden. Hier werden
vorwiegend röthliche, graue und blaugraue Färbungen gewonnen,
welche sich durch den ruhigen Ton ihrer gleichmässigen Färbung
auszeichnen. Schwarze Sorten. z. Th. gemustert durch die Quer-
schnitte der Stämme fossiler Korallenreste (Astraea, Cyathophyl-
um etc.) werden bei Heggen und Milstenau gewonnen. Die
rothen, braunrothen und grünlichen Abarten aus den Cypridinen-
551
Schiefern werden bei Mecklinghausen gebrochen; ein anderer
Punkt, welcher diese Kramenzelkalke in reichhaltigen und wechsel-
vollen Mustern darbietet, hat sich bei Deitmecke auf dem rechten
Lenneufer, etwa 4000 m nordöstlich von Bamenohl (im Lennethal),
im Thal des Fretterbachs gefunden. Gegenüber dem Wettbewerb
mit zahlreichen belgischen, französischen und italienischen Marmor-
arten hat die deutsche Marmorindustrie mit diesem Material an
westfälischem Marmor einen erwünschten Zuwachs erhalten.
Herr ZIMMERMANN sprach über neue Beobachtungen an
Dietyodora und legte mehrere neugesammelte, besonders lehr-
reiche Stücke vor, um recht vielen Fachgenossen die Bildung
einer eigenen Meinung über diesen bisher ausschliesslich im Gulm
Thüringens und im Harz nachgewiesenen, problematischen und
durch die neuen Beobachtungen nur noch problematischeren Kör-
per zu ermöglichen !).
1884 hatte E. Weiss eine sehr genaue Beschreibung und
ausgezeichnete Abbildungen desselben im Jahrbuch d. kgl. geolo-
gischen Landesanstalt für 1883 veröffentlicht, dabei aber den
Fehler begangen, dass er den hier sehr bedeutungsvollen Unter-
schied von Schichtung und Schieferung nicht gehörig beachtete.
Aus Längs- und Queransicht hatte er gezeigt, dass der Körper
flächenartig ist und .dass seine mannigfach gestalteten Windungen
mehr oder minder vollständig einen fast geschlossenen Raum um-
geben, der unten eng ist, nach oben sich erweitert. Er fügte
hinzu, dass nach Lırer’s Beobachtungen an leider nicht aufbe-
wahrten Stücken die schlangenartig gewundenen Querschnittslinien
ganz oder z. Th. spiralig verlaufen könnten, aber niemals sich
selbst durchkreuzten oder auch nur berührten.
Es dachten aber weder Weıss noch Liıese daran, dass die
1867 von H. B. Grintrz vom Fundorte Wurzbach beschriebene
Palaeochorda marina Emm. ebenfalls der Querschnitt einer Deie-
iyodora sein könne. Hatte doch auch Geiz kein Gewicht auf
die Thatsache gelegt, dass bei vielen Exemplaren der Palaeochorda
(z. B. auch bei dem einen der beiden von ihm abgebildeten Ori-
ginale) die einzelnen Windungen auf der Rückseite der Schiefer-
platte in derselben Gestalt, wenn auch in anderer Grösse wieder-
kehrten, die Palaeochorda also den Schiefer durchdringen müsse.
Nur von Crossopodia Henrici hatte Geinıtz erwähnt, dass sie
zuweilen auf der Rückseite der Schieferplatte sich durch eine
dünne, die gleichen Windungen zeigende Linie verrathe, und an
!) Der nachstehende Bericht ist etwas ausführlicher als der Vor-
trag selbst, für den nur kurze Zeit zur Verfügung stand.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 2. 36
552
einem von Geıinıtz selbst bestimmten Nerertes Loomisi Emm.
(ebenfalls von Wurzbach) konnte Vortragender in dem ihm durch
des genanuten Forschers bereitwilligstes liebenswürdiges Entgegen-
kommen völlig geöffneten Dresdener königl. Museum denselben
„Durchdruck der Axe“, wie Lıssz eine Zeitlang diese Erschei-
nung erklärte, beobachten.
Der Vortragend hatte nun bis zum vorigen Winter schon
eine Menge der in den Wurzbacher Dachschieferbrüchen sehr
häufigen Schlangenlinien gesammelt und untersucht, und dabei
gefunden:
1. dass diese Linien sich doch recht häufig dicht berühren
und selbst durchkreuzen (z. Th. sogar mehrmals an derselben
Stelle), wobei die zwischen den Aesten eingeschlossenen Winkel
alle möglichen Werthe haben können;
2. dass nicht bloss die Vorsprünge, Einbuchtungen und Um-
biegungen der Windungen, sondern auch die Durchkreuzungen und
Schleifenbildungen von der einen zur anderen Seite der Schiefer-
platten unter deutlicher Beibehaltung der Gestalt, aber gleich-
sinniger Veränderung (Erweiterung oder Verengerung) der Grösse
durchsetzen;
>. dass es zuweilen gelingt, die Flächenansicht des zu diesen
Linien als Querschnitten gehörigen Körpers durch Spalten theil-
weise blosszulegen, und dass diese Ansicht dann durchaus mit
Dictyodora übereinstimmt;
4. dass auch an solchen Schlangenlinien, die mit als Oros-
sopodia Henrici oder als Nerertes Loomisi zu bestimmenden breiten
„Anneliden“ in sichtbarem. organischem Zusammenhang stehen, die
Drictyodora-Flächen durch glückliches Spalten zuweilen blossgelest
werden können;
5. dass der — im mathematischen, erweiterten Sinne —
conische oder subconische Körper mit seiner Axe die Schichten
nahezu senkrecht durchsetzt, etwa wie es ein festgewachsener,
aufrechter Bryozoen- oder Korallenstock oder ein in natürlicher
Lage gebliebener versteinerter Baumstamm thut.
Es kam nun dem Vortragenden darauf an, diese an Samm-
lungsstücken gemachten Beobachtungen am anstehenden Gestein
nachzuprüfen und zu vervollständigen, und dabei insbesondere zu
achten auf die Vertheilung der einzelnen Individuen in derselben
Schicht und in den auf einander folgenden Schichten, — ferner
darauf, ob die Spitzen der einzelnen Kegel gegen die Hangend-
oder gegen die Liegendseite der Schichten oder neben einander
am einen Kegel nach oben, am anderen nach unten gerichtet
seien, — sodann darauf, ob die Spitze des Kegels stets in der
That vorhanden sei, und wie beschaffen überhaupt die Endigung
553
des Körpers nach oben und unten und nach den Seiten sei, —
endlich darauf, unter welchen Bedingungen eventuell die Dielyo-
dora die Erscheinungsform als Crossopodia oder als Nereites
bietet. Die ganze Untersuchung hat schliesslich zum Zwecke,
festzustellen, ob die Dietyodora in der That ein organischer Kör-
per, eine Versteinerung, oder ob sie nur die irgendwie entstan-
dene Spur eines solchen sei, oder ob sie ebenso wenig mit Orga-
nismen etwas direct zu thun habe, wie die Stylolithen und die
Tutenmergel.
Dank der gütigen Bewilligung des Herrn Geheimrath HaucHe-
CORNE konnte der Vortragende im April zwei Orten einen beson-
deren Besuch abstatten, deren Reichthum an Dietyodora, bezw.
an Palaeochorda, Crossopodia und Nereites ihm von früher be-
kannt war. Der eine Ort ist der im Süden des Messtischblattes
Gera gelegene Schieferberg zwischen den Dörfern Liebschwitz und
Lietsch, der andere der herrschaftliche Schieferbruch am Kosel-
stein nahe bei Wurzbach auf dem Messtischblatt Lobenstein.
Die Hauptresultate waren in Kürze folgende: In einem klei-
nen Schurf am Schieferberg, wo ein prachtvoller Aufschluss den
Gegensatz der unter etwa 40—50° sich schneidenden Schichtung
und Schieferung erkennen lässt, bietet das nach der Schieferung
gut, nach der Schichtung nicht spaltende Gestein eine durch mehr
oder minder sandige oder kohlige Schichten heller und dunkler
in wechselnder Breite gebänderte, über 3!/g m im Streichen lange
Schieferungsfläche dar; hier erkennt man auf einem besonders
breiten Bande an 4 getrennten Stellen Dictyodora-Falten, sämmt-
lich 18 cm hoch und an den einzelnen Stellen bis über 30 cm
breit: die grössten bis jetzt beobachteten Maasse:; die Falten be-
sinnen alle und an allen Stellen auf derselben Schichtfläche und
enden also auch alle an einer und derselben Schichtfläche; sie
sind am oberen Ende etwa ebenso breit als am unteren. doch
ist die ganze Art der Erhaltung (Zusammendrückung) nicht geeignet
zu einem sicheren Urtheil, ob nicht doch, und nach welcher Seite
hin, eine conische Erweiterung stattfindet.
Im Schieferbruch Koselstein war Herr Bruchverwalter BAvEr
dem Vortragenden bei seinem Besuche nach jeder Richtung hin
in liebenswürdigster und dankenswerthester Weise behülflich. Hier
konnte Folgendes beobachtet werden: Schichtung und Schieferung
fallen gleichsinnig und unter nahezu demselben flachen Winkel (um
20° etwas schwankend) nach Nordwest ein, stören sich also nicht
gegenseitig; — es wechseln wie im ganzen Bruch, so auch an
der s. Z. gerade abgebauten Schichtenzone von 2—3 dm Stärke
mehrfach härtere, hellere, gröbere. also quarzitische, mit dunkle-
ren, weicheren, feineren Schieferschichten ab (die quarzitischen,
unbrauchbaren, hier „Platten“ genannten Lagen würden bei stei-
lerer Neigung der Schichtung gegen die Schieferung die Schiefe-
rungsflächen gebändert erscheinen lassen). Sowohl im Schiefer als
in den „Platten“ sind Palaeochorda - Schlangenlinien häufig (im
Schiefer natürlich deutlicher sichtbar), bald dichter gedrängt (auf
1 |m bis 5 Individuen von verschiedener Grösse), bald spär-
licher; correspondirende Linien lassen sich durch 3—5 em Schich-
tenmächtigkeit hindurch verfolgen und so als zusammengehörige
Querschnitte von demnach 3 — 5 cm hohen Dietyodora - Körpern
nachweisen, deren charakterische Flächenansicht man durch Spalten
blosslegen kann; — zuweilen findet man Verbreiterungen der
Linien auf den Schichtflächen zu (rossopodia- oder Nereites-
Formen, ohne dass aber bisher über dies höchst absonderliche
Verhalten genauere Beobachtungen gemacht werden konnten; —
die Drctyodora von Wurzbach bildet stumpfere Kegel als die von
Liebschwitz, doch kann das durch Gesteinsumformungen in Zu-
sammenhang mit der an beiden Orten verschiedenen gegenseitigen
Lage von Schichtung und Schieferung bedingt sein: -— die Spitze
des Kegels scheint bei Wurzbach häufig. wenn nicht immer, vor-
handen, bez. erhalten zu sein; sie, bez. die Verengerung der Win-
dungen, ist gegen das Hangende gerichtet; — zunächst der Kegelaxe
verlaufen die an sich wiederum welligen oder zickzackförmigen und
sonst noch unregelmässigen Spiralwindungen enger an und durch
einander, im Querschnitt einen unentwirrbaren Linienknäuel bil-
dend: nach aussen hin wird das Ganze lockerer, auf immer län-
gere Strecken kann man die Linie im Zusammenhang verfolgen,
ganz zu äusserst kommen Berührungen oder Durchkreuzungen
nur noch selten vor: die Linie, immer noch wellig gebogen, nie
gerade gestreckt, kann sich sogar fast tangential vom Üentral-
knäuel entfernen, schliesslich hört sie plötzlich ohne irgend eine
bemerkenswerthe Erscheinung auf; ihr innerer Anfang im Knäuel
ist nicht nachweisbar; -—- an dem Linienende wurde mehrmals eine
elliptische Scheibe aufgefunden, die noch näherer Untersuchung be-
darf; — die der Kegelspitze entgegengesetzte Endigung der Dec-
tyodora scheint entweder ein einfacher glatter Rand oder eine
Orossopodia- bezw. Nereites - artige Verbreiterung zu sein; auch
darüber ist die Untersuchung nicht abgeschlossen; — die Durch-
kreuzung zweier Strecken einer Palaeochorda - Linie erfolgt stets
so, dass die diesseits angefangene Krümmung jenseit der Kreu-
zungsstelle ungestört fortgesetzt wird, und man also nicht erkennt,
welches die durchsetzende jüngere, — welches die durchsetzte
ältere Strecke ist; Störungen dieses Verhaltens, Verästelungen
oder Anastomosen kommen nach den bisherigen Beobachtungen
nicht vor.
359
Nach genauerer Untersuchung des gesammelten Materials
beabsichtigt der Vortragende im Jahrbuch der kgl. geologischen
Landesanstalt eine eingehendere Beschreibung nebst Abbildungen
zu geben; er betont zum Schluss nur nochmals seine feste Ueber-
zeugung, dass die Drctyodora, zu der auch wenigstens ein Theil
der als Palaeochorda martna, als Crossopodia Henrici und
als Nerertes Loomisi beschriebenen Formen gehört, nicht ein
gänzlich anorganischer lusus naturae sei, auch nicht bloss die
irgendwie entstandene Spur eines ehemaligen Organismus, sei sie
im NarHogsr schen Sinne vom Organismus selbst erzeugt, sei sie
bei irgend einem mechanischen Gesteinsumformungsprocess durch
das blosse Vorhandensein eines Organismus bedingt worden; son-
dern sie sei ein steifer, in seiner ursprünglichen Gestalt und
Stellung nur wenig veränderter organischer Körper gewesen, dessen
Zutheilung zum Thier- oder Pflanzenreich aber jetzt, nach Auf-
findung der ungestörten Durchkreuzung der Querschnittslinien und
der nach oben gerichteten Spitze des Kegels noch weniger, auch
nur vermuthungsweise, vorzunehmen sei, als früher, wo an Thallo-
phyten (Algen) immer noch leichter zu denken war.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
v. W. 0.
BEYRicH. Damks. SCHEIBE.
3. Protokoll der Juni-Sitzung.
Verhandelt Berlin, den 3. Juni 1891.
Vorsitzender: Herr BEYRICH.
Das Protokoll der Mai-Sitzung wurde vorgelesen und ge-
nehmigt.
Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten:
Herr Bergreferendar Leo CREMER in Berlin,
vorgeschlagen durch die Herren Rınn&e, PoTonıE
und SCHEIBE.
Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft
eingegangenen Bücher und Karten vor.
Herr KLEın legte eine Suite von Präparaten vor. die Herr
Prof. LEMBERG in Dorpat nach einem von ihm beschriebenen Ver-
554
s
fahren (vergl. diese Zeitschrift, 1890, p. 737) hergestellt hatte,
und erläuterte ihre Nützlichkeit.
Derselbe besprach ferner ein Flussspath - Vorkommen
von Rabenstein bei Sarntheim in Tirol. an dem, wie die
vorliegenden Krystalle zeigen, 70 °/s (731) und © O °/s (730)
nebst & O © (100) auftreten.
Herr RınneE legte Gabbro aus dem Radauthal mit
Schlieren und ferner das gleiche Gestein mit einem etwa faust-
grossen Quarzeinschluss vor und knüpfte daran Erläuterungen.
Herr JAEKEL sprach im Anschluss an eine Arbeit von
LANGENHAHN über den Jura von Inowraclaw und darin vor-
kommende Crinoiden-Reste. die den Gattungen Plecatoerinus
und Tetracrinus angehören. Er erläuterte ihre Stellung zu Saco-
coma und Hyocrinus und betonte ihre nahe Verwandtschaft
‚mit diesen.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. W. 0.
BEYRICH. Dames. SCHEIBE.
Druck von J. F. Starcke in Berlin.
Zeitschrift
alle
Deutschen geologischen Gesellschaft.
3. Heft (Juli, August, September) 1891.
i A. Aufsätze.
1. Ueber Holopocriniden mit besonderer Be-
rücksichtigung der Stramberger Formen.
Von Herrn Orro JAEKEL in Berlin.
Hierzu Tafel XXXIV bis XLII.
Vorwort.
Gelegentlich einer Excursion nach Stramberg in Mähren
sammeite ich daselbst im Nordosten der Stadt in den rothen
Mergeln, welche auf den weissen Tithonkalken liegen, ein reiches
Material von Crinoiden, welches trotz des unscheinbaren Aus-
sehens wegen der Mannichfaltigkeit sonst selten vorkommender
Formen mein Interesse erregte. Durch das liebenswürdige Ent-
gegsenkommen meines hochverehrten Lehrers, Herrn Professor vox
ZITTEL, wurde mir das reiche, von HoHENEGGER gesammelte Ma-
terial der Münchener Sammlung und später in gleicher Weise
das des Naturhistorischen Hof-Museums in Wien in dankenswerther
Weise zur Verfügung gestellte Auch Herr A. LAnGEnHAN in
Breslau war so freundlich, mir das von ihm gesammelte Ma-
terial hierher zu senden. Die vorliegende Arbeit hätte aber jeden-
falls in dieser Form nicht zustande kommen können, wenn mich
nicht Herr Geheimrath Beyrıcn zunächst durch Ueberlassung des
von ihm auf das Sorgfältigste durchgearbeiteten fränkischen
Materials der Berliner Sammlung, dann aber vor Allem durch
freundlichen Rath stets unterstützt hätte. Seine umfassende
Kenntniss und sein scharfes Urtheil haben mir oft über Schwie-
rigkeiten hinweggeholfen und mich vor manchem übereilten Schluss
Zeitschr. d.D geol. Ges. XLIIl. 3. 37
(eo
or
(0 6)
bewahrt. Neben den oben Genannten sage ich ihm daher ganz
besonders an dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank.
Das im Folgenden behandelte Material umfasst vollständig
die Crinoiden der rothen Mergelschichten von Stramberg; dagegen
wurde von einer vollständigen Behandlung der übrigen Vorkomm-
nisse aus Mangel an Material Abstand genommen. Dieselben sind
aber insoweit genauer dargestellt, als sie zur Aufklärung der
verwandtschaftlichen Beziehungen der Stramberger Arten, oder
der Organisation der Eugeniacriniden im Allgemeinen in Betracht
kommen.
Das Studium der Eugeniacriniden ergab im Laufe der
Untersuchung das Resultat, dass sich inre Organisation in allen
der Beobachtung zugänglichen Punkten auf das Engste an
die des lebenden Holopus Range! D’OrB. anschliesst. Infolge
dessen war die Vereinigung beider Typen in eine Familie unab-
weisbar. welcher der F. R&mer’sche Name Holopoerinidae ge-
geben wurde. Die Arbeit erfuhr hierdurch eine wesentliche
Erweiterung, indem einerseits der Beweis für jene Zusamengehö-
rigkeit erbracht werden musste, und weil sich andererseits aus
der einheitlichen Beurtheilung der Organisations-Verhältnisse aller
dieser Formen neue Gesichtspunkte für die Umgrenzung und die
Definition der neuen Familie ergaben.
Im Gegensatz zu der Mehrzahl fossiler Crinoiden sind die
fossilen Reste der Holopocriniden ausserordentlich dürftig und
unscheinbar. Da aber Verfasser auf die erwähnte Weise ein sehr
reiches Material dieser wenig beachteten Thierreste vereinigt
hatte, so wurde eine Bearbeitung derselben um so weniger hinaus-
geschoben, als man aus später zu erörternden Gründen voraus-
sichtlich niemals vollkommen erhaltene Exemplare dieser Crinoiden
fossil finden wird. Bei der aussergewöhnlichen Schwierigkeit,
diese stets isolirten und bunt durcheinander geworfenen Skelet-
theile richtig zu deuten und zu einander in Zusammenhang zu
bringen, wolle man dem Verfasser auch eine aussergewöhnliche
Nachsicht nicht versagen und die als wahrscheinlich hingestellten
Annahmen nur als zur Debatte gestellt betrachten.
I. Die Literatur über Holopoeriniden.
Die Kenntniss der im Folgenden zusammengefassten Formen
ist von verschiedenen Seiten gefördert worden. Während der
absonderlich gebaute Holopus Range! das allgemeine Interesse,
namentlich von Seiten der Zoologen, auf sich lenkte und zu viel-
fachen Besprechungen Veranlassung gab, sind seine fossilen Ver-
wandten, die Eugeniacriniden, fast ausschliesslich von Paläonto-
559
losen behandelt worden. Die mangelhafte Erhaltung der unschein-
baren Reste lässt es aber nicht wunderbar erscheinen, dass kein
Paläontologe sich eingehender mit denselben beschäftigt hat. Die
Literatur über die Familie beschränkt sich auf gelegentliche Mit-
theilungen, welche in den verschiedenen Handbüchern der Paläon-
tologie und den Beschreibungen jurassischer oder localer Faunen
zerstreut sind. Am meisten wurde die Kenntniss dieser Formen
gefördert durch MiLLER, v. GOLDFUSS, v. QUENSTEDT, BEYRICH
und v. ZITTEL.
Im Besonderen sei zunächst aus der Literatur über Buge-
niacriniden Folgendes hervorgehoben !). Von älteren Angaben aus
früheren Jahrhunderten ist zu erwähnen, dass SCHEUCHZER die für
versteinerte Gewürznelken gehaltenen Formen als Caryophyllus
lapideus bezeichnete, ein Name, der später in der Artbenennung
„caryophyllatıs“ Verwerthung fand. Die erste, unseren heutigen
Begriffen nach wissenschaftliche Beschreibung eines Eugeniacri-
niden gab J. S. MiLLer in seiner im Jahre 1821 erschienenen
Monographie der Crinoiden?). Der ganz fremdartige Charakter
der 5 verschmolzenen Radialglieder veranlasste MıLLer für seinen
Eugencaerinites eine eigene Unterordnung (division) der Crinoiden
zu gründen. welche er wegen der Verschmelzung der Radialstücke
Coadunala nannte. Da ihm nur die Patina einer Art vorlag, so
war er sich der Unvollständigkeit seiner Abtheilung wohl bewusst,
aber um so anerkennenswerther ist es, dass er trotzdem den
eigenartigen Typus sofort erkannte und ihm im System einen
präcisen Ausdruck verlieh. Er hob übrigens die Möglichkeit
hervor, dass Zugeniacrinites einen unentwickelten Jugendzustand
eines anderen Crinoiden vorstelle, dasselbe, was später auch von
Holopus Rangii behauptet wurde.
Den Gattungsnamen Zugentacrinites, der später mit Recht
in den kürzeren Kugemiacrinus umgeändert wurde, wählte er
deshalb, weil die Patina mit ansitzenden Stielgliedern einer un-
reifen Gewürznelke ähnlich ist. Er sagt: „The first appearence
of the enlarged columnar joint with its attached pelvis, much
resembles the unripe fruit of the clove-tree, Zugenia caryophyl-
lata (formerly Caryophyllus aromatıca)“. Es ist daher nicht
richtig. wenn v. QuENsSTEpT°) zur Erklärung des Gattungsnamens
sagt, Mırrer hätte „mit dem Namen edyeyera noch die echte
') Eine vollständige Uebersicht über ältere Literaturangaben giebt
v. QUENSTEDT:! Asteriden und Echiniden etc., Leipzig 1876, p. 94
2), J. S. MiLLeR. A Natural History of the Crinoidea, or lily-
shaped animals etc., Bristol 1821, p. 110—113, mit Tafel.
®) Handbuch der Petrefactenkunde, 11. Aufl., p. 732, u. 2a.a. 0,
3
560
Abkunft von Crinoiden bezeichnen wollen“. Dass die Reste zn
Crinoiden gehören, hatte bereits Lumwyp erkannt.
v. GoLpruss bereicherte in seinen Petrefacta Germaniae na-
mentlich die Kenntniss der hierher gehörigen Formen, indem er
mehrere Arten unterschied, allerdings auch einige Formen irr-
thümlich zu Hugentaerinus stellte, die anderen Familien zuzu-
rechnen sind!). Er gab jedenfalls präcise Beschreibungen und
vorzügliche Abbildungen der einzelnen Formen, welche eine klare
Anschauung von diesen Fossilien ermöglichten. Auch die Axillar-
glieder bildete er bereits ab, ohne allerdings ihre Zugehörigkeit
zu den Eugeniacriniden zu erkennen. Er nannte dieselben, so-
wohl die des Zugentacrinus caryophyllatus, wie die des &. nutans:
Pentacrinites paradoxus.
Um eine Fülle interessanter Einzelheiten wurde die Kenntniss
der Eugeniacriniden durch v. QuEnstepr bereichert, welcher in
seinen verschiedenen Werken?) eingehende Beschreibungen seines
reichen Materials gab. Leider sind seine Abbildungen meist so
klein, dass es oft nicht möglich ist, die Einzelheiten an den
Figuren klar zu erkennen. Die Systematik der Eugeniacriniden
wurde insofern durch ihn gefördert, als er zahlreiche Varietäten
und Arten benannte, ohne allerdings den systematischen Werth
der Abgrenzungen zu präcisiren. Er fasste unter dem Gattungs-
namen Kaugentaerinus alle echten KEugeniacriniden zusammen,
während in diese Familie bei ihm ausser Zugeninerinus noch
Tetracrinus und Pheatocrinus gestellt wurden.
Desor’) glaubte bei Kugeniaerinus caryophyllatus einen
Basalkranz beobachten zu können und meinte demnach, dass ein
solcher stets vorhanden und nur gewöhnlich übersehen worden sei.
Eine sehr wesentliche Klärung erfuhr die Kenntniss und die
systematische Stellung der Eugeniacriniden dadurch, dass E. Bry-
rich im Jahre 1869 den Verlauf der Axialkanäle im Kelch klar
stellte und auf Grund desselben zeigte. dass im Innern des Kel-
ches eine mit den Radialgliedern verwachsene Basis vorhan-
den war®).
K. v. ZrrreL erhob in seinem Handbuch der Paläontologie’)
!) Vergl. die Bemerkungen p. 568.
2, F. A. QUENSTEDT. Der Jura, Tübingen 1858, p. 652—654. —
— Derselbe. Handbuch d. Petrefactenkunde, Tübingen 1852, 1867,
1885. — Derselbe. Die Asteriden und Encriniden nebst Cystideen
und Blastoideen, Leipzig 1876.
®) Sur la structure des Hugeniaerinus et des quelques autres fos-
siles analogues. Bull. Soc. sc. Nat. de Neuchätel, 1858. p. 112.
*) Diese Zeitschrift 1869, Bd. XXI, p. 835.
?) Theil I, p. 384, München und Leipzig 1876 — 80.
561
die Eugeniacriniden zu einer Familie, welcher er eine klare De-
finition gab und sehr treffend einen Platz zwischen den Enceri-
niden und Holopiden anwies. Dass die Gattung Phyllocrinus
nicht. wie D’OrsBıcny glaubte, zu den Blastoideen gehöre, sondern
mit Zugentacrinus nahe verwandt sei, hatte v. Zırteu bereits früher
nachgewiesen ). In betreff der systematischen Deutung von Te-
tracrinus schloss sich v. Zrrren den früheren Autoren an, während
er Plicatoerinus mit Recht zum Typus einer neuen Familie machte.
P. pe Lorıorn hat sich in mehreren Arbeiten eingehend mit
Eugeniaeriniden beschäftigt?) und namentlich durch zahlreiche Ab-
bildungen und Beschreibungen der Formen eine werthvolle Ueber-
sicht über das französische und schweizer Material ermöglicht.
Durch irrthümliche Auffassung : bereits klar gestellter Orga-
nisationsverhältnisse, durch Hinzuziehung wesentlich anders organi-
sirter Formen zu den Eugeniacriniden und einige andere Versehen
ist leider der Werth dieser Arbeiten beeinträchtigt.
In neuester Zeit hat F. A. Barker?) an der Hand von Ab-
bildungen den Verlauf der Axialkanäle besprochen, hierbei die
von Beyrkick und v. ZırreLn gegebenen Darstellungen bestätigt
und die Ansicht P. H. CArrexrer’s®) widerlegt, dass das oberste
Stielglied der Eugeniacriniden einen verschmolzenen Basalkranz
vorstelle. In dieser Notiz findet sich auch der kurze, allerdings
nicht näher erörterte Hinweis, dass von den lebenden Formen
nur Holopus zum Vergleich mit Eugeniaerinus herangezogen
werden könne. Im Uebrigen hat sich die Literatur und die Frage
über die systematische Stellung des lebenden Zolopus Ranger
D ORB. ganz selbstständig entwickelt, weshalb ich auch hier die-
selbe getrennt von der über Eugeniacriniden bespreche.
Das erste von p OÖrBıcnYy im Jahre 1837 beschriebene
Exemplar von Holopus Rangii*) hat, zumal es viertheilig war,
zu sehr verschiedenen Deutungen Veranlassung gegeben. DÖR-
BIGNY hatte das Thier richtig als Crinoid erkannt und seine
wesentlichen Merkmale klar gedeutet. F. Ramer°’) machte Ho-
lopus im Jahre 1856 zum Typus einer Familie, die er Holopo-
crinidae nannte und aus ihnen mit den Oyathidioerinidae die
!) Die Fauna der älteren Cephalopoden führenden Tithonbildungen.
1871.
?) Monogr. d. Crinoides fossiles de la Suisse, p. 196. — Paleont.
Ieane, Nerr. jurass., XI, 1, p. 74.
®) The Basals of Eugeniacrinidae. Quart. Journ. geol. Soc.,
Vol. XIV, part. 2, May 1889.
*) Memoire sur une seconde espece vivante de la famille des Cri-
noides ou Encrines servant de type au nouveau genre Holopus, 1837,
8°, mit Tafel.
°) BRonn. Lethaea geogn., II, p. 226.
562
erste Gruppe der „Astylida“ bildete, welche einen mit der Unter-
seite angewachsenen Kelch besitzen.
Dusarvın und Hvp£!) waren geneigt, die Form von den
Echinodermen zu trennen und meinten, dass Holopus vielleicht
ein Cirripedier sei. v. Quexstepr betrachtete noch 1876),
nachdem bereits von Arkx. Acassız und Graf PourTALES ein
zweites fünftheiliges Exemplar beschrieben war°), das Thier als
zu ungenügend bekannt zur Aufstellung einer besonderen Familie
und betonte die Möglichkeit, dass Holopus eine Crinoidenlarve
vorstelle, die er an Comatula anschloss. v. Zırrer änderte in
seinem Handbuch der Paläontologie‘) den von F. Ra&MmER vorge-
schlagenen Familiennamen Holopocrinidae in Holopidae. Er ver-
einigte in diese Familie die Gattungen Cotylederma QUENST.,
Oyathidium STEENSTR., Holopus D Ore., Cothocrinus PsıL. und
stellte sie zwischen die Kugentaerinidae und Plicatocrinidae.
Die Zusammenstellung der neuesten Beobachtungen über Ho-
lopus ist in dem grossen Werk P. H. CArpEnrter’s°®) so vollständig
gegeben, dass hier eine ausführliche Besprechung darüber unnöthig
erscheint, zumal die einzelnen Punkte später eingehend zu be-
sprechen sind. CARPENTER stellt die Familie der Holopidae an
die Spitze der Neocrinordea und vereinigt in derselben die Gat-
tungen Holopus D’ORB., Kudesterinus DE Lor., COyathıdium
STERNSTR. und ÜOotyleerimus v. Qu., Formen, bei welchen der Kelch
ohne Stiel unmittelbar am Untergrund aufgewachsen ist. Er
nahm an, dass der obere Theil der zur Anheftung dienenden
basalen Ausbreitung des Kelches bei allen vier Gattungen als
Basalkranz aufzufassen sei.
Bei der neuesten Aenderung ihres Systems der Crinoiden®$)
haben WAcHsMmUTH und SPRINGER die Ansicht geäussert, dass
Holopus sowie die Gattungen Ayoerinus und Bathyerinus ihrer
Abtheilung der ZLarvrformia zuzurechnen seien. Die genannten
Gattungen würden dann mit den paläozoischen Typen der Haplo-
criniden, Symbathocriniden, Öupressocriniden und Gasterocomiden
vereinigt sein. Da WacHsmUTH und SPRINGER als Grund dieser
Vereinigung — und andere würden sich bei dem verschiedenen
Bau jener recenten und dieser paläozoischen Formen schwerlich
finden lassen — nur das anführen, dass Holopus, Bathyerinus
und Hyoerinus zeitlebens 5 Oralplatten behalten und monocyclisch
!) Hist. Nat. des Zoophyt. Echinodermes, Paris 1862, p. 217.
?\ Asteriden und Encriniden etc., Leipzig 1876, p. 186.
”) Mem. Mus. Comp. Zool., Vol. IV, p. 51.
*) "Eh.uluR. 886:
5) Challenger Report, Crinoidea, 197.
®) Proc. Acad. Nat. Scienc. of Philadelphia (1888), 1889, p. 360.
565
seien, wie die Haploeriniden und Symbathocriniden, so werden
wir diese Gründe, wenigstens was Holopus betriftt, später im Ein-
zelnen auf ihren Werth bezw. ihre Richtigkeit zu prüfen haben.
Im Anschluss an jene Ansicht WACHSMUTH und SPRINGER’S
betonte F. A. Barner, dass dann auch Zudesierinus pe Lor. und
Holopus v’Ors. den Zarvrformia W. u. Sp. zuzurechnen seien).
Soviel über die Literatur und die Deutungen der Holopo-
eriniden im Allgemeinen; die übrigen Literaturangaben sollen im
einzelnen Berücksichtigung finden, nur seien schon hier einige
Irrthümer über Kugeniacriniden berichtigt bezw. zusammenge-
stellt, andere, die eine ausführlichere Besprechung nothwendig
machen, werden in einem späteren Kapitel behandelt werden.
Eugeniaerinus annularıs An. Remer (Ool.-Geb., II, p. 17,
t. 17, £. 534) bezieht sich auf ein Stielglied, dessen genaue
Bestimmung vorausichtlich nie möglich sein wird. Das
Gleiche gilt von
Eug. essensis A. Remer (Norddeutsches Kreide-Gebirge, p. 26,
267,0).
Eug. ? costatus Hısınser (Leth. Suecica, p. 90, t. 30, £. 14)
wurde von ANGELIn später als Callterınus costatus be-
schrieben.
Eug. Hagenowii GoLdDr. (Hagenow. Neues Jahrbuch. 1840,
p. 446, t. 9, f. 13) ist ein .Bowrgetiertinus.
Eng. Hausmannı! AvD. Remer (Ool.-Geb., I. p. 29, t. 1, f. 13)
bezog sich zunächst auf isolirte Stielglieder, die wahrschein-
lich zu Millerieriniden gehören; was von späteren Autoren
hierher gestellt ist. bedarf noch der Durcharbeitung. gehört
aber jedenfalls nicht zu Eugeniacriniden.
Eug. ? hexagonus Münster (Beitr. I, p. 4, t. 1, £. 6) gehört
zu den Blastoideen.
Enug. monıhformis Münsr. ist später als Tetracrinus beschrie-
ben; siehe über diesen die Bemerkungen am Schluss dieser
Arbeit.
Eug. piriformis Goupor. (Petr. Germ., I,.p. 165, t. 50, £. 6)
ist später als Conocrinus beschrieben und nach dem allein
bekannten Kelch kaum zu trennen von Rhizocerinus lofotensıs.
Eug. ? pygmaeus Münst. (Beitr. I, p. 4) ist nach der Be-
schreibung nicht näher zu beurtheilen.
Eug. sessilıs Müxst. (Beitr. III, p. 1il, t. 9, £. 7) aus dem
Devon von Schübbelhammer gehört ohne Zweifel nicht hier-
her, verdient aber jedenfalls eine genauere Untersuchung.
‘) Quart. Journ. Geol. Soc., Vol. XIV, part. 2, 1889, p. 362.
564
Enug. mayalıs (Dese.) pe Lorror, (Paleont. franc., XI, 1, p. 78)
ist in dem gleichen Werk p. 99 zur Gattung Eudesierinus
erhoben; vergl. über diese Gattung die späteren Bemer-
kungen.
Eug. Deslongchampst ve LorıoL (l. c., p. 89) ist ebenda
p. 100 mit vorstehender Art unter dem Namen Zrrdesierinus
vereinigt.
Ueber die Gattungen:
Hemierinus D’ÖRB.,
Tetracrinus Grf. Münst.,
Plicatoerinus Grf. Münsrt.,
Cotylederma v. QUENST.,
Cotylecrinus (v. QUENST.) Dest.,
Eudesterinus DE LoRr.,
wird in einem besonderen Capitel gesprochen werden.
II. Charakteristik der Familie der Holopocrinidae.
I. Definitien, Umfang ünd Benennung der Familie.
Definition. Die Patina nur aus dem untersten Radialkranz
gebildet. Der Stiel mehr oder weniger redueirt. Die Stielglieder
cylindrisch oder tonnenförmig, mit einfachem centralem Axialkanal,
ihre Gelenkflächen peripherisch gestrahlt oder gekörnelt. Das
zweite und dritte radiale Glied durch Syzyeie verbunden, oder zu
einem axillaren Stück verschmolzen. Die 10 Arme einrollbar,
soweit bekannt, aus hohen massiven Gliedern bestehend, mit Pin-
nulis besetzt. Kelchdecke, soweit bekannt, von 5 interradialen
Öralplatten und kleinen Randplatten gebildet. Mund central. After
und Weichtheile unbekannt.
Das wesentliche und Ausschlag gebende Merkmal der Holo-
pocriniden beruht in dem Mangel eines morphologisch nachweis-
baren Basalkranzes. Hierdurch unterscheiden sich diese Formen
nicht nur von allen übrigen Articulaten Jos. MÜLLERS, sondern
von allen Crinoiden überhaupt. Wie sich noch aus dem Verlauf
der inneren Axialkanäle nachweisen lässt, ist das Verschwinden
des Basalkranzes durch Ueberwucherung und Umwachsung seitens
des untersten Radialkranzes herbeigeführt; die Basalia sind also
in das Innere des untersten verschmolzenen Radialkranzes, der
Patina, wie ich kurz sagen will, gerückt und dort obliterirt (vergl.
p. 577). Sie sind also weder in den peripherischen Theilen der
Patina, noch in dem von ihr getrennten obersten Stielgliede zu
suchen. Folglich sind auch alle Formen, bei denen Basalia
ausserhalb des untersten Radialkranzes nachweisbar sind, von den
565
Holopoeriniden auszuschliessen, wie z. B. Tetraerinus, Plicato-
erinus, Eudesterinus.
Auf der anderen Seite lässt sich aus einer homologen Dif-
ferenzirung der nächst verwandten Articulaten, wie Extracrinus
und Solanoerinus, der Gang jener Verlegung und Reduction der
Basalia phylogenetisch verfolgen. Wir sehen also nicht nur, dass
es so ist, sondern auch wie und wann es erfolet ist. Auch das
ist von Wichtigkeit. Denn gesetzt, wir fänden, dass andere Cri-
noiden auf einem anderen Wege zu einer ähnlichen Differenzirung
selansten, oder in einer viel früheren Zeit ähnliche Erscheinungen
aufwiesen, so würden wir a priori annehmen müssen, dass wir es
in solchem Falle mit selbstständig herausgebildeten Analogien
oder Convergenz - Erscheinungen zu thun haben, die uns nicht
berechtigen, derart ähnliche Formen in eine Familie zu vereinigen.
So schwierig ein solcher Nachweis, ob Homologieen oder
Analogieen vorliegen, bei der Lückenhaftigkeit der paläontologi-
schen Ueberlieferung sein könnte, so war doch bei den hier in
Frage kommenden Fällen leicht zu erkennen. dass die angenom-
mene Verwandtschaft nur in einer äusserlichen Aehnlichkeit be-
ruhte. Gerade die genauere Untersuchung, ob Basalia vorhanden
sind, liess bei den hier in Betracht kommenden Formen (vielleicht
von einem unwichtigen Falle abgesehen) obige Frage stets leicht
entscheiden.
Mit dieser Reduction der Basalia steht jedenfalls in engem
physiologischem Connex die Reduction und die Massivirung des
Stieles. Aber weder hieraus noch aus der Massivirung der Arme
lassen sich Ausschlag gebende Merkmale der Familie herleiten,
schon deshalb nicht, weil diese den äusseren Lebensbedingungen
am meisten ausgesetzten Organe sehr modulationsfähig sind.
Immerhin aber ergeben sich, wie wir sehen werden, aus einem
genaueren Vergleiche der einzelnen Theile noch eine ganze Reihe
von Merkmalen, welche die Holopocriniden zu einem sehr wohl
charakterisirten und scharf umgrenzten Formenkreis machen.
Unter vorstehender Definition umfasst die Familie der Holo-
pocriniden folgende Gattungen:
Oyrtoerinus n. gen.,
Holopus D’ORBIGNY,
Scleroerinus n. gen.,
Tetanocerinus n. gen.,
GFymnocrinus DE LiORIOL,
Engeniacrinus MILLER,
Phyllocrinus D ÖRBIGNY,
Tormoerinus n. gen.
0 On ern 1 Ei DE
Ia0)
566
Die Wahl des Namens Holopocrinidae für die neue Familie be-
darf noch einer Rechtfertigung. Es kamen hierbei vier ältere Namen
in Betracht, je zwei für jede der beiden bisher getrennten Familien.
Für Eugentacrinus wurde zuerst von Mırver die Ordnung der
Coadunata geschaffen; dieser Name würde daher, wenn man eine
der älteren Bezeichnungen wieder aufgreifen will, als der älteste
den ersten Anspruch auf Berücksichtigung haben. Der Wahl
dieses Namens steht aber die Form desselben entgegen. MıLLER
betrachtete, wie gesagt, die Coadunata als eine den Articulata
etc. gleichwerthige Ordnung der Crinoiden. Die lateinischen
Worte wie Artzculata sind auch von den späteren Autoren nach
dem Vorgange MitLer’s immer zur Bezeichnung grösserer Ab-
theilungen der Orinoiden, nie zur Benennung von Familien ver-
wandt worden. Wie aber bereits von anderen Autoren erkannt ist
und durch die folgende Untersuchung bestätigt werden soll, bilden
die hier beschriebenen Formen eine den Encriniden, Millericri-
niden und Pentacriniden gleichwerthige Familie der Articulata
Jos. Mürz. Die Wahl des Namens Coadumata erschien demnach
wegen des dadurch involvirten Aufgebens der bisher üblichen Ter-
minologie unstatthaft.
Der nächstälteste Name, der für Mitglieder unserer Familie
verwendet wurde, ist der 1352 von F. Ramer gegebene Holopo-
crinidae. Derselbe wurde später von v. ZırTeL in Holopidae um-
gewandelt und in dieser Form auch neuerdings von P. H. Car-
PENTER beibehalten. Ich sehe zu dieser Veränderung des R«-
MER schen Namens keine Veranlassung, da die Familiennamen
aller normalen Urinoiden in dieser Weise gebildet sind. Nur
einige Formen. die man früher besonderer Abweichungen wegen
für selbstständige Typen hielt, wie Oomatula oder Marsupites,
gaben zu abweichend gebildeten Familiennamen Veranlassung. Da
dies bei unseren Formen ebensowenig der Fall ist wie bei jenen,
so scheint mir die Beibehaltung des Namens Holopoerinidae durch-
aus gerechtfertiet. Derselbe ist freilich insofern gegenüber dem
Raemer’ schen geändert. als der damit verbundene Begriff eine
Erweiterung erfährt. Man könnte daraus, dass die Kugeniacri-
niden zu der Familie das überwiegende Oontingent stellen, den
Namen Kugeniacrinidae für berechtigter halten. Dem gegenüber
hat der Name Holopocrinidae, abgesehen von seinem Prioritäts-
recht, den Vortheil, dass er an die am genauesten bekannte Form,
den lebenden Holopus, anknüpft.
567
2. Die geologische Verbreitung und das besondere Vorkommen
der Holopocriniden.
Die verticale sowohl wie die horizontale Verbreitung inner-
halb der Formationen scheint nach dem gegenwärtigen Stand
unserer Kenntnisse zwischen engen Grenzen zu liegen. Was zu-
nächst die verticale Verbreitung oder die geologische Lebensdauer
der Familie betrifft, so erscheint dieselbe zuerst in typischen
Vertretern im mittleren Dogger oder braunen Jura und erreicht
im Malm oder weissen Jura ihren Höhepunkt; einzelne Faunen,
wie namentlich die Stramberger, sind noch in den untersten Kreide-
schichten in voller Blüthe, dann aber treffen wir ausser Tormo-
crinus,: dessen Stellung noch unsicher ist, von dem ganzen For-
menreichthum nur noch die festgewachsenen Formen, von denen
ein Vertreter, Holopus Range, sich in sehr seltenen Exemplaren
bis in die Gegenwart erhalten hat.
Wenn wir uns nach den bisherigen Funden ein Bild von
der horizontalen oder geographischen Verbreitung der Formen
innerhalb der einzelnen Formationen reeonstruiren. so dürfen wir
uns dabei nicht verhehlen, dass dies im günstigsten Falle den
Werth einer Wahrscheinlichkeitsrechnung hat. Immerhin müssen
wir uns an das halten, was wir zunächst wissen. Danach sind
die fossilen Formen auf Central-Europa beschränkt, während der
einzige heut lebende Vertreter der Familie bisher nur in dem
Caraibischen Meer an den kleinen Antillen gefunden wurde. Die-
ser Gegensatz in der Verbreitung der älteren fossilen und der
jüngsten lebenden Form könnte auffallend erscheinen, wenn er
nicht in zahlreichen Beispielen Analoga fände. Ich erwähne hier
nur den einen Fall, auf den ich an anderer Stelle hinwies!), dass
noch zur Zeit des oberen Tertiär Pristiophorus im Gebiet des heuti-
gen Württemberg lebte. während er gegenwärtig nur im westlichen
Theile des stillen Oceans zu finden ist. Bei Holopus Rangi
wird ausserdem der Gegensatz der Verbreitung gegenüber den
älteren Eugeniacriniden dadurch abgeschwächt und theilweise aus-
geglichen, dass im unteren Eocän Ober-Italiens, d. h. schon
ausserhalb des Verbreitungsgebietes seiner älteren Verwandten,
ein typischer Vertreter der Gattung, Holopus (Oyathidium)
speleccense ScHLür. sp. gefunden ist. Es ist ferner bekannt?),
dass in alttertiärer Zeit das Mittelmeer in directer Verbindung
mit dem heutigen Verbreitungsgebiet von Holopus stand. Dies
!) JAEKEL. Ueber die systematische Stellung und fossile Reste
der Gattung Pristiophorus. Diese Zeitschr., Jahrg. 1890, p. 120,
?) M. NEUMAYR. Frdgeschichte, II, p. 493.
568
ergab sich aus der Uebereinstimmung zahlreicher Arten aus dem
marinen Tertiär der Antillen mit mediterranen Formen, nament-
lich aus oberitalienischen Ablagerungen. Besonders waren es die
bekannten Riffkorallen aus dem Oligocän von Castel Gomberto
und Crosara im Vicentinischen, welche sich in Westindien wieder-
fanden. Durch diese Verhältnisse findet nicht nur der Gegensatz
zwischen der früheren und gegenwärtigen Verbreitung von Holopus
seine einfache Erklärung, sondern diese Verbreitung ist selbst
wieder ein weiterer und sehr bemerkenswerther Beleg für jene
aus anderen Thatsachen gezogene Schlussfolgerung, dass in alt-
tertiärer Zeit ein Mittelmeer sich von Westindien aus m das
heutige Mittelmeer hinein ausdehnte.
Die Organisation der Orinoiden ist augenscheinlich in hohem
Grade abhängig von den Bedingungen, unter denen sie leben,
und steht namentlich unter dem Einfluss ihres Standortes und
dessen besonderer Eigenthümlichkeiten. Von einschneidender
Wichtigkeit für die Lebensweise dürfte es sein, ob die Thiere
in bewegstem Wasser leben, ob sie sich auf vorragenden Stellen
des Meeresbodens angesiedelt haben, oder ob sie in ruhigen Tiefen
leben. Es werden sich hierbei zwei Gegensätze herausbilden. In
einem Falle wird den Formen durch die Bewegung des Wassers
die Nahrung reichlich zugetrieben, zugleich werden sie sich fest
am Boden befestigen und kräftig gebaut sein müssen, um selbst
der Strömung den nöthigen Widerstand entgegensetzen zu können.
Im anderen Falle würden die in ruhiger Tiefe lebenden Formen
ihrer Befestigung und ihrem Schutz weniger Rechnung zu tragen
brauchen, dagegen ihrer Ernährung durch eine reichere Glie-
derung ihrer Arme Vorschub leisten.
Was wird die Folge dieser Gegensätze sein? Im ersten
Falle werden Formen resultiren von compactem Bau mit kräfti-
gem, kurzem Stiel. im zweiten zierliche Thiere mit hoch ent-
wickelten Armen. Letztere werden den Stiel ganz rückbilden
können, wenn sie durch die Tiefe des Wassers vor starker, un-
freiwilliger Locomotion geschützt sind; im Uebrigen werden sie
sich wenig verändern und langlebige Typen bilden, während die
in bewestem Wasser lebenden Arten dem leichter eintretenden
Wechsel der Lebensbedingungen in höherem Maasse ausgesetzt
sind. Hier werden wir daher im Allgemeinen kurzlebige und sehr
veränderliche Formen antreffen. Jener Unterschied wird sich
auch darin äussern, dass namentlich Formen mit sehr kurzem
Stiel, der Strömung, den Unebenheiten des Bodens oder der Nähe‘
anderer Organismen Rechnung tragend, sich mehr nach der einen
oder der anderen Seite entwickeln, im radialen Wachsthum also
unregelmässig werden, während sich bei den langgestielten, in der
NW
569
Tiefe lebenden Formen die streng systematische Ausbildung un-
gestört erhalten kann.
Betrachten wir auf diese Gesichtspunkte hin die Stramberger
Crinoiden - Fauna, und untersuchen wir zunächst, unter welchen
Bedingungen und localen Einflüssen dieselbe lebte.
Die berühmten weissen Tithonkalke von Stramberg stellen
ausgezeichnete Klippen vor, welche um den Ort herum ziemlich
bedeutende Erhebungen bilden. Das umstehende Bild zeigt links
den grössten Berg, welcher durch einen bedeutenden Steinbruch
angeschnitten ist. An der fast senkrechten Wand des Steinbruches
sieht man, dass der ganze Berg aus massigem Kalk besteht, der
zahlreiche Cephalopoden, Bivalven, Brachiopoden und Ellipsacti-
nien führt. Auf diesem Massiv liegt nur eine dünne Diluvial-
bedeckung. Am Oberrand des Kalkmassives sieht man zahlreiche
karstartige Spalten und Höhlungen, welche leider unzugänglich
sind. Eine von der Oberseite zu erreichende Höhle ist sehr
beträchtlich und hat eine reiche Ausbeute diluvialer Säugethier-
Reste geliefert.
Neben diesem Massiv, hinter welchem die Burgruine von
Stramberg sichtbar ist, liegt ein niederer Kalkberg, welcher sich
in der Sehrichtung des Beschauers nach dem Nordende des Ortes
hinzieht. Derselbe ist ebenfalls durch Steinbrüche gut aufge-
schlossen und wegen der geringen Höhe in allen Theilen leicht
zugänglich. Auf demselben liegen meist horizontal dünne, rothe.
mergelige Kalkbänke mit zahllosen Brachiopoden, unter denen
Rehynchonella Suess‘ durch ihre Häufigkeit und Variabilität auf-
fällt. Klettert man an den Wänden der Steinbrüche herauf, so
sieht man, dass die Spalten und Höhlungen der corrodirten Ober-
fläche mit rothen Mergeln gefüllt sind, welche wohl auch gele-
gentlich vom Regen herab in den Steinbruch geführt werden.
Diese rothen Mergel nun sind vollständig erfüllt von kleinen Ver-
steinerungen, namentlich Crinoiden. COrdarrs-Stacheln, Trochocya-
thus - artigen Korallen und zahlreichen grösseren und kleineren
Kalkschwämmen. Ausserdem finden sich darin die Arten von
Brachiopoden, welche in den darüber liegenden Kalkbänken vor-
kommen und wahrscheinlich aus diesen in die Spalten und Höh-
lungen einsanken. Alle diese Formen zeigen Spuren von Ab-
rollung und zwar um so deutlicher, je grösser sie sind. Die
kleinsten Organismen sind mit ihrer Oberfläche meist vorzüglich
erhalten, während grössere Stücke bisweilen bis zur Unkenntlich-
keit abgerieben sind.
Die Erklärung für alle diese Verhältnisse liegt, wie ich
glaube, sehr nahe. Vor Ablagerung jener rothen Mergel bildeten
die weissen Stramberger Kalke Klippen, auf denen durch Erosion
Fleur 1:
IRA,
DV?
INS
RE
Geologische Skizze von Stramberg. Links und in der Mitte der weisse Stramberger Kalk. Auf dem Berge links
Diluvialbedeckung, auf dem kleineren Berge in der Mitte die rothen Kalke und Mergel mit Crinoiden (dureh
den Pfeil bezeichnet). Im Hintergrunde der Ort und die Ruine Stramberg.
U 4
Be
511
oder Brandung jene corrodirte Oberfläche entstand. Nach einer
Transgression des Meeres siedelten sich auf den Riffen Kalk-
schwämme, Korallen und namentlich zahlreiche Crinoiden an,
welche in dem nicht mehr brandenden, aber noch durch Ebbe
und Fluth oder eine stetige Meeresströmung bewegtem Wasser
üppig gediehen. Ein Öscilliren des Meeresspiegels brachte die
Klippen wieder in brandendes Wasser, welches die Fauna abra-
sirte und die zerstreuten Theile in die Spalten und Höhlungen
des Riftes rollte. Eine danach eintretende Vertiefung des Meeres
führte dazu, dass zahlreiche Brachiopoden und Mollusken an
der gleichen Stelle lebten und nach ihrem Absterben in un-
gestörter Schichtung abgelagert wurden, wobei sie z. Th. in die
nicht ganz gefüllten Höhlungen des corrodirten Meeresbodens ein-
sanken.
Diese Erklärungen liegen, wie ich meine, so nahe, dass sie
einer Discussion des pro et contra nicht bedürfen. Nicht un-
ähnlich liegen. soviel ich dies nach flüchtigen Excursionen und
nach dem Charakter der Faunen beurtheilen kann, die Verhält-
nisse in Streitberg in Franken und in den Birmensdorfer Schichten
des Aargau, den wichtigsten Fundstellen von Eugeniacriniden.
Es stimmen ferner in einem Punkte alle Faunen von Euge-
niacriniden überein, nämlich in der Häufigkeit und Mannichfaltig-
keit der Krüppelbildungen. Während diese sonst bei Urinoiden
zu den grossen Seltenheiten gehören, sind sie bei Eugeniacri-
niden derart häufig, dass regelmässig gewachsene Kelche fast
zu den Ausnahmen gehören. Man werfe z. B. einen Blick auf
die Abbildungen. welche v. Quensrtepr!) von diesen Missbildun-
gen giebt, um sich eine Vorstellung von deren ausserordentlicher
Mannichfaltigkeit zu machen. Die Ursache dieser Verkrüppelun-
gen kann man doch wohl nur in häufigen äusseren Störungen
und Verletzungen suchen. Auch dies erklärt sich sofort aus dem
Standort und der Lebensweise dieser Formen auf Riffen im be-
wegten Wasser. Von Schwaben giebt v. Qussstepr ebenfalls
an, dass Eugeniacriniden nur mit den massigen Kalkschwämmen
zusammen vorkommen, welche zweifellos in seichtem und beweg-
tem Wasser lebten. Bei St. Claude im südfranzösischen Jura
liegen die Eugeniacriniden in dem „Spongitien“. Nirgends aber
lässt sich wohl besser als an den Stramberger Crinoiden nach-
weisen, dass der Standort und die localen Besonderheiten des-
selben in innigster Beziehung stehen zu dem allgemeinen Cha-
rakter und dem äusseren Habitus der Crinoiden. Ich werde
") l.e., Die Asteriden und Encriniden etec., t. 105.
deshalb auch in dem nächsten Capitel von der Stramberger Fauna
ausgehen und die übrigen nur gelegentlich berühren.
3. Der äussere Habitus der Formen.
Wenn man die auf den Tafeln abgebildeten Formen mustert
und mit anderen Crinoiden vergleicht, so wird man finden,
dass dieselben auffallend compact und massig gebaut sind. Wäh-
rend bei anderen Urinoiden im Allgemeinen der Kelch von zahl-
reichen, oft sehr dünnen Plättchen umschlossen wird, die Arme
dünn und zierlich getheilt sind, und der schlanke Stiel durch
eine Unzahl Glieder eine grosse Beweglichkeit erhält, treffen wir
hier Formen mit dicken, fest verschmolzenen Kelchstücken, mit
massigen, unförmlichen Armgliedern und langen, tonnenförmigen
Stielgliedern, oder ganz verkümmertem Stiel. Dies gilt im höch-
sten Maasse von den Gattungen Holopus, Cyrtocrinus, Selero-
cerinus und Gymnocerinus. Bei den Gattungen Kugeniacrinus und
Phyllocrinus gilt es entschieden auch für den Kelch und den
Stiel, doch dürften die bisher nicht bekannten Arme bei diesen
Formen etwas zierlicher gebaut gewesen sein als bei den oben
genannten.
Einen analogen Typus zeigen von älteren Orinoiden z. B. die
Cupressocriniden des Eifeler Mitteldevon, mindestens was den Bau
der Arme anbetrifft. Geht man aber etwas näher auf einen Ver-
gleich ein, so zeigt sich sehr bald, dass die Aehnlichkeit nur
eine sehr äusserliche ist, dass sowohl im Bau der Arme wie des
Kelches und des Stieles die grössten Verschiedenheiten herrschen.
Es scheint danach — ich gehe hierauf in einem späteren Kapitel
näher ein — für jene Uebereinstimmung des äusseren Habitus
die Erklärung am nächsten zu liegen. dass die Holopocriniden
und z. B. die Uupressocriniden unter ähnlichen Lebensbedingungen
eine ähnliche compacte äussere Form erlangten, die man viel-
leicht zweckmässig als „Rifftypus“ bezeichnen könnte. Wie
dieselbe zu erklären sei, glaube ich nach den p. 568 — 571 auf-
gestellten allgemeinen Gesichtspunkten nicht weiter erörtern zu
müssen; hinsichtlich der Eigenthümlichkeiten einzelner Organe
verweise ich auf das im folgenden Kapitel Besprochene.
Was die allgemeine Körperform der Eugeniacriniden betrifft,
so gilt in der Familie gewöhnlich als Typus Zugeniaerinus caryo-
phyllatus, und von diesem wieder geht durch alle Lehrbücher
eine Reconstruction, die ebenso unrichtig ist, als die Aufstellung
von Kugentacerinus zum Typus der Familie, wie wir im Folgenden
sehen werden, unzweckmässig erscheint.
573
4. Der morphologische Bau der einzelnen Theile.
a. . Die Patina.
Wenn man bei Grinoiden von dem Kelch spricht, so versteht
man darunter bei verschiedenen Gruppen verschiedene Dinge, je
nachdem man dem Begriff eine physiologische oder eine rein mor-
phologische Bedeutung zu Grunde lest. Vom physiologischen
Standpunkt aus versteht man unter Kelch die Umwandung der
Leibeshöhle, oder schärfer ausgedrückt der centralen Weichtheile
des Thieres. Vom morphologischen Standpunkt aus wird nament-
lich in der Paläontologie oft der Theil des Thieres als Kelch be-
zeichnet, dessen Stücke zu einem Ganzen mit einander verschmol-
zen sind. ganz gleich, ob innerhalb desselben die centralen Weich-
theile des Thieres Platz haben oder nicht.
Beide Bedeutungen treffen zusammen und geben dadurch dem
Begriff „Kelch“ eine unzweideutige Begrenzung nur bei denjenigen
Crinoiden, bei welchen die centralen Weichtheile ganz von einer
festen Kapsel umschlossen werden, also z. B. bei Formen wie
Actinoerinus, Platyerinus, Oyathocrinus, Crotaloerinus, Hyocrinus,
Saccocoma. Der Begriff Kelch geräth hingegen sofort in’s Schwan-
ken, wenn man ihn auf diejenigen Formen ausdehnt, bei welchen
die Arme sich allmählich vom dorsalen Pole aus losgliedern, und
die centralen Weichtheile von den unteren Theilen der beweg-
lichen Arme umschlossen werden. Dies ist der Fall z. B. bei
den Eneriniden, Pentacriniden, Apiocriniden, Eugeniacriniden, ferner
Ichthyoerinus, Taxoerinus und verwandten Formen, also mit Aus-
schluss einiger verkannter Formen bei den Artziculata Jon. MÜL-
LER S sowohl wie bei den Articulata WACHSMUTH U. SPRINGER’S.
Bei allen diesen Formen kann man der Bezeichnung Kelch nur
dann eine bestimmte Bedeutung geben. wenn man nur die un-
teren mit einander verschmolzenen Stücke als Kelch bezeichnet.
Vom physiologischen Standpunkt aus markirt sich hier der Kelch
äusserlich nicht als ein bestimmt abgegrenzter Theil des Crinoids.
Da man also in dem letztgenannten Falle das Wort Kelch nur in
anderem, weit unbestimmterem Sinne brauchen kann als im ersten
Falle, so erscheint die Anwendung dieses Wortes bei der letzt-
genannten Gruppe überhaupt unstatthaft. Man müsste wenigstens
zwischen einem „festen“ und einem „beweglichen“ Kelch unter-
scheiden, aber die Anwendung des Wortes auf andere Begriffe
führt zu Missverständnissen, während die Anwendung verschie-
dener Bezeichnungen für verschiedene Begriffe schon an sich klärt
und die Diagnosen vereinfacht. Ich werde, bis ein besserer
Ausdruck gefunden ist, die unteren unbeweglich verbundenen
Kelchtheile articulater Crinoiden als „Patina“ bezeichnen, die
Zeitschr. d, D. geol. Ges. XLIII. 3. 38
Zt
14
Bezeichnung „Kelch“ dagegen nur im physiologischen Sinne als
Umwandung der centralen Weichtheile verwenden. Ebenso habe
ich aus später zu erörternden Gründen die Bezeichnung Radialia
für die radial gelegenen Stücke articeulater Crinoiden verlassen
und durch die alte Bezeichnung Costalia ersetzt (vergl. p. 582).
Während bei vielen Poteriocriniden, bei Encriniden, Penta-
criniden, Comatuliden und Millerieriniden die Patina aus einer
grösseren oft wechselnden Zahl von basalen und radialen Tafel-
kränzen, mindestens aber einem radialen und einem basalen
Kranz gebildet wird, besteht sie bei den Eugeniacriniden ohne
Ausnahme nur aus einem einzigen und zwar radialen Tafelkranz.
Wie bereits in der Familien-Diagnose hervorgehoben wurde, liegt
hierin das wesentlichste Merkmal der. Eugeniacriniden, welches
sie nicht nur von den oben genannten verwandten Familien, son-
dern von allen CGrinoiden überhaupt unterscheidet.
Der radiale Tafelkranz besteht aus 5, ausnahmsweise nur
aus 4 Stücken, die ich also als Costalia prima bezeichne, deren
Form sehr varürt und dadurch die wichtigsten Merkmale für die
verschiedenen Gattungsdiagnosen liefert. Die allgemeine Gestalt
der Patina ist ziemlich einförmig. Als Typus könnte ein unten
abgestumpfter Kreisel gelten, wie ihn z. B. Tafel XLI, Figur 3b
bei Eugentaerinus zeigt. Diese Form erfährt dadurch Abän-
derungen, dass sich 5 Längskanten oder 5 Längsfurchen aus-
bilden, ferner dadurch, dass die Seiten des Kreisels sich nach
aussen oder nach innen wölben; dadurch entstehen entweder ku-
gelige Formen, wie Taf. XXXVI, Fig. 1b bei Seleroerinus, oder
schirmförmige Typen, wie v. QuEnstepr sie z. B. bei Kugenra-
crinus caryophyllatus nennt (verel. Taf. XL, Fig. 1a). Sehr be-
trächtlich variirt die Höhe. Während dieselbe wie z. B. bei Sele-
rocrinus (Taf. XXXVUH, Fig. 4b) sehr gering sein kann, wird sie
bei Zetanoerinus aberrans DE Lor. sp. ausserordentlich beträcht-
lich (vergl. die Textfigur 15. p. 629). Von dieser Ausnahme ab-
gesehen, sind die die Patina zusammensetzenden Costalia im ein-
fachsten Fall keilförmige Stücke, welche mit den Schärfen zusammen-
laufen, an ihrer Aussenseite gerundet sind und oben die Gelenk-
fläche für die Arme tragen. Seitlich sind die Stücke so fest mit
einander verbunden, dass man oft die Nähte äusserlich nicht mehr
verfoigen kann. v. QUENSTEDT erwähnt nur ein Exemplar, wel-
ches nach den Nahtflächen zerfallen war. An einem zweiten, von
Herrn Beyrıcn präparirten Exemplar, an welchem die Stücke
ebenfalls auf der Nahtfläche entzwei gesprungen sind, sieht man
die letztere von unregelmässig verlaufenden Runzeln bedeckt,
welche zeigen, auf welchem Wege die innige Verwachsung zu
Stande kam.
575
Die oberen Gelenkflächen der Costalia I sind bei den ein-
zelnen Gattungen sehr verschieden und bilden gute systematische
Gattungsmerkmale. Sie nebmen die ganze Breite der Costalia
ein bei Seleroerinus (Taf. XXXVL, Fig. 3b; Taf. XXXIX, Fig. 1b),
sie sind etwas schmäler bei Cyrtiocrinus (Taf. XXXIV, Fig. 1
und 9; Taf. XXXV, Fig. 1. 2a, 3b), sie sind zwischen inter-
radiale Vorsprünge eingekeilt bei Gymnocrinus (Taf. XLII,
Fig. 1b und d),. Eugentacrinus (Taf. XL, Fig. 1a: Taf. XLI,
Fig. 1b, 2b, 3b, 4b, 5b. 6b) und Phyllocrinus (Taf. XL,
Fig. 2b, 3b, 3e, 4b, 5b). Im Uebrigen hängt die Grösse der
Gelenkflächen ab von der oberen Aushöhlung der Patina, die bei
den verschiedenen Gattungen sehr variirt. Die Neigung der Ge-
lenkflächen unterliegt bei den Gattungen, aber auch bei den ein-
zelnen Arten in Folge des unregelmässigen Wachsthums beträcht-
lichen Schwankungen; flach geneigt sind sie namentlich bei Scle-
rocrinus (Taf. XXXVU, Fig. 4b; Taf. XXXIX, Fig. 1b) und
Phyliocrinus (Taf. XLI, Fig. 5b, 4b. 5b), steil gestellt bei @y-
mnocrinus (Taf. XLIII, Fig. 1d); sehr wechselnd in dieser Hin-
sicht bei dem schief wachsenden Cyrtocrinus. Selten erscheinen
die Gelenkflächen eben wie bei Seleroerinus (Taf. XXXVL,
Fig. 3b; Taf. XXXIX. Fig. 1b), meist sind sie durch Gruben
und Leisten stark modellirt. Dies hängt ab von der Ausbildung
der einzelnen Elemente der Gelenkflächen. Diese sind ein „Quer-
ritt“, auf welchem das nächstfolgende Glied balaneirt und von
dem aus nach aussen und innen die Gelenkfläche abfällt. Auf
dem Querrifi tritt der Axjialkanal in das nächste Armglied ein.
In der nach aussen abgeschrägten Fläche liegt die Grube zum
Ansatz des Ligamentes, welches stets bestrebt ist, die äusseren
Gelenkflächen auf einander folgender Glieder zu nähern und da-
durch den Arm aufzurollen, während innerhalb der Querriffes
paarige Gruben zum Ansatz der Muskeln liegen, deren Gontraction
die nach innen abgeschrägten Flächen zusammenzieht und da-
durch die Armglieder einrollt (vergl. die Textfiguren 3 u. 4, p. 583
u. 584) Einen bemerkbaren Einfluss auf die Form der Patina
hat von diesen nur die verschiedene Ausbildung der Muskel-
sruben. Dieselben sind ausserordentlich klein, fast punktförmig
bei Selerocrinus (Taf XXXVI, Fig. 3b, 6b; Taf. XXXIX, Fig. 1b),
normal entwickelt bei Cyrtocrinus und Phyllocrinus, flach ver-
breitert mit nierenförmigen Eindrücken bei Gymnoerinus (Taf.
XLHI, Fig. 1c), aufallend in die Breite gezogen bei Zugenaa-
erinus (Taf. XL, Fig. 5, la; Taf. XLL Fig. 3b, 4b, 6b). Bei
letztgenannter Gattung liegen über den Muskelgruben ähnlich ge-
formte Gelenkgruben. welche den übrigen Gattungen fehlen.
Die Unterseite der Patina ist entweder eben angeschnitten
33*
576
wie bei Kugeninerinus (Taf. XLI, Fig. 3b, 2e. 4d; Taf. XL,
Fig. 6), oder eng ausgebohrt wie bei Phyllocerinus (Taf. XL,
Fig. 1, 4e), oder breit ausgehöhlt wie bei Seleroerinus (Taf.
XXXVI, Fig. 7b; Taf. XXXIX, Fig. 1d) und namentlich bei
Gymmocrinus (Taf. XLIN, Fig. 2b). Bei Oyrtoerimıs und Ho-
lopus ist die Patina unten verwachsen mit dem Stiel bezw. der
Wurzel; bei Cyrtocrinus sieht man bisweilen noch die Nähte der
Verwachsung (Taf. XXXVI, Fig. lc). bei Aolopus sind solche
auch bei jungen Exemplaren nicht mehr nachweisbar.
Auch die obere Aushöhlung der Patina zur Aufnahme der
centralen Weichtheile ist sehr verschieden bei den Gattungen.
Sehr eng und flach ist sie bei Sclerocrinus (Taf. XXXVIL Fig. 3b,
5b, 6b, Te; Taf. XXXIX, Fig. 1b), sehr weit und tief bei Zo-
lopus; die übrigen Gattungen stehen hierin etwa in der Mitte
zwischen diesen Gegensätzen. Infolge dessen hat z. B. bei Sele-
rocrinus die Patina an der seitlichen Umgrenzung der Leibes-
höhle fast gar keinen Antheil, während sie dieselbe bei Holopus
vanz allein umschliesst. In letzterer Eigenthümlichkeit stimmen
alle genauer gekannten angewachsenen Crinoiden überein, und
dieselbe erklärt sich, wie ich glaube, daraus, dass ein am Boden
festgewachsener Kelch zu seinem Schutze nur wenig Kalk an
seiner Unterseite abzuscheiden braucht. Geschieht dies aber, so
sinkt die Leibeshöhle tiefer in die Patina hinab und wird schliess-
lich ganz von dieser umwandet. Unter diesen Gesichtspunkten
erscheint dann jene eigenthümliche Lage der Leibeshöhle in die-
sem Falle als eine zufällige Anpassungserscheinung die für die
Systematik nicht erheblich in's Gewicht fällt.
Die Trennungsnähte der einzelnen Üostalien gegen einander
sind bisweilen durch tiefe Furchen kenntlich gemacht, namentlich
bei Kugeniaerinus (Taf. XLI, Fig. 4, 6) und Phyllocrinus (Taf.
XLH, Fig. 2e, 3b, 4b, 5b). bisweilen nur als feine Linien an-
gedeutet (Taf. XXXVI, Fig. 1c; Taf. XXXVIL, Fig. &b) und
öfters ganz unsichtbar, besonders bei Cyrtocrınus (Taf. XXXIV,
Fig. 9; Taf. XXXV, Fig. 2a). Sehr bemerkenswerth ist der
Verlauf der Trennungsnähte bei Gymmoerenus Moussoni (vergl.
die Besprechung dieser Gattung). Dieselben sind im unteren
Theil der Patina nach rechts, im oberen Theil nach links ge-
dreht. Die Umbiegung markirt sieh etwa in der halben Höhe
der Patina sehr scharf (vergl. Taf. XLIII, Fig. 1d). Vergleicht
man die citirte Abbildung mit der Figur 5c der gleichen Tafel,
welche eine Patina von Solanoerinus darstellt. so sieht man, dass
die Drehung etwa soviel beträgt als die Breite der überwachsenen
Basalia bei Solanoerinus. Eine ganz analoge Drehung der Naht-
flächen bildet Carpenter!) bei einem Querschnitt von Holopus
Range ab.
Wie weiter unten ausführlicher besprochen werden soll, ist
diese ganz eigenartige Wachsthumserscheinung nur aus der Ueber-
wachsung der Basalia durch die Radialia zu erklären. Die Basalia
sind morphologisch nicht mehr vorhanden, wie dies auch v. QuUEN-
STEDr durch die Spaltungsrichtungen nachwies?), wohl aber in
ihrer ursprünglichen Lage nachweisbar durch den
Verlauf der Axial-Kanäle.
Die erste Beobachtung hierüber verdanken wir Beyricn, wel-
cher im Jahre 1869 der in Heidelberg tagenden Deutschen Geo-
logischen Gesellschaft verkieselte Exemplare von Eugemiacrinus
caryophyllatus vorlegte und daran zeigte, dass 5 interradial
stehende Kanäle durch Gabelung zu den 5 radial stehenden Ka-
nälen der ersten Radialglieder hinführen, und dass sonach wie bei
Pentacrinus und Apiocerinus im Innern der Kelche eine mit den
Radialgliedern verwachsene Basis vorhanden war).
In neuester Zeit hat F. A. Baruer?) auf Grund der verkie-
selten Exemplare der Münchener Sammlung eine neue, mit Ab-
bildungen versehene Beschreibung dieser Verhältnisse gegeben, in
welcher er die Beobachtungen Beyrıcns und die Darstellung
v. Zırter’s®) in allen Punkten bestätigt. Er erläutert ausserdem
in anschaulicher Weise durch Text und Abbildungen die Unter-
schiede, die Kugenraerinus gegenüber anderen lebenden Formen
in diesem Punkte aufweist. Da das beste mir von Herrn Geheim-
rath Beyricn zur Verfügung gestellte Exemplar von Zugenia-
crinus in einem Punkte von der schematischen Darstellung ab-
weicht, welche BArnHeEr, 1. c.. f. 5, auf Grund weniger gut
erhaltener Exemplare versucht hat, so habe ich Tafel XL, Figur 7
eine erneute Darstellung dieser Verhältnisse gegeben auf Grund
jenes Exemplares, welches den Verlauf der Axialkanäle ohne
Reconstruction vollständig zeigt. Man sieht an demselben, dass
sich der vom Stiel in den Kelch eintretende Axialkanal etwa ein
Drittel über dem Boden der Patina in 5 interradiale Kanäle
gabelt, welche sich bald theilen und dann zu 5 radialen Kanälen
vereinigen, die in dem kleinen Axialloch auf der Mitte der Ge-
lenkflächen austreten. Ein Ringkanal verbindet etwa in zwei
!) Challenger Report. Crinoidea, t. 5, f. 4.
2?) 1. c., Asteriden und Encriniden etc., p. 398.
®) Diese Zeitschr., 1869, Bd. XXI, p. 835.
*) The Basals of HEugeniaerinidae Quart. Journ. geol. Soc.,
Vol. XIV, part. 2, May 1889, p. 359.
>) Handbuch der Paläontologie, I, p. 385.
Or
—]
[0 #)
Drittel der Höhe der Patina unmittelbar die radialen Kanäle, zwi-
schen denen er in schwach abwärts gekrümmten Bögen verläuft.
Diese Verhältnisse, welche also, wie gesagt, an dem Taf. XL,
Fig. 7 abgebildeten Exemplar unmittelbar zu beobachten sind,
zeigen demnach von der durch Barrer gegebenen Reconstruction
einige nicht ganz unerhebliche Abweichungen. Erstens sind die
relativen Maasse hinsichtlich der Vergabelung der Kanäle ziemlich
verschieden. dann aber liegt der Ringkanal nicht ausserhalb der
Radialkanäle und steht mit denselben vor deren Vereinigung
durch 10 besondere Commissuren in Verbindung, sondern ver-
bindet einfach und unmittelbar die bereits vereinigten Radialkanäle.
wie dies bei Zinerinus, Millerierinus, Pentacrinus und Comatula
beobachtet ist. Die Unterschiede, die sich hinsichtlich der rela-
tiven Maasse ergeben, zeigen, dass die Unregelmässigkeit, welche
im äusseren Wachsthum den Eugeniacriniden eigen ist, sich auch
im Verlauf dieser inneren Organe geltend macht. Dieselbe er-
scheint umsoweniger auffallend. wenn man sich vorstellt, dass
jene bei allen Eugeniacriniden eingetretene ‚Ueberwucherung der
Basalia durch die Radialıa sich in der ontogenetischen Entwick-
lung jedes Individuums wiederholt haben muss.
Wenn ferner hinsichtlich des Rinekanals, in dessen Verlauf
sich unser Exemplar wesentlich von der Barner’schen Recon-
struction unterscheidet, die letztere vollkommen correct ist —
und dies möchte ich bei der Genauigkeit seiner Beobachtungen
annehmen — so würde unser Exemplar auch in diesem Punkte
von Wichtigkeit sein. Es würde zeigen, dass jener sehr auf-
fällige Verlauf des Ringkanais nicht ohne Weiteres als Typus
für Eugeniacriniden gelten kann, und dadurch würde dasselbe,
die Richtigkeit jener abnormen Ausbildung vorausgesetzt. die
Eugeniacriniden in diesem Punkte mit den verwandten Fami-
lien, Eneriniden, Millerieriniden, Pentacriniden und Comatuliden,
verbinden.
Das übrige Material, welches mir von Eugeniacriniden vorlag.
gestattete keine so vollständige Beobachtung des Verlaufs der
Axialkanäle. Immerhin aber war bei den roth gefärbten Exem-
plaren von Stramberg der Verlauf der Kanäle durch allmähliches
Abschleifen nachweisbar, da in diese Kanäle gewöhnlich die
färbende Lösung besser eingedrungen war als in die übrigen Ge-
webe. In allen Fällen zeigte sich, unwesentliche Schwankungen
der relativen Maasse abgerechnet, derselbe Verlauf wie bei Zuge-
niaerinus caryophyllatus, den ich noch durch eine schema-
tische Ansicht von oben (Taf. XL, Fig. 8) anschaulich zu machen
versucht habe.
b:. Die Arme.
Die starre Individualisirung der Patina lässt über die Ab-
erenzung der beweglichen Arme bei den Eugeniacriniden keinen
Zweifel. Sie beginnen mit einer deutlich ausgeprägten Gelenkung
am ersten Costale und sind also von diesem an beweglich. Bei
dem lebenden ZHolopus sind sie zugleich auch vom ersten Costale
an frei, da hier die centralen Weichtheile sich ganz in die Patina
zurückgezogen haben. Bei den übrigen Gattungen der Eugenia-
criniden war dies indess nicht der Fall, und man muss das Ver-
halten von Holopus als eine durch die Anwachsung der Patina
bedingte Ausnahme betrachten. Die Regel bei Eugeniacriniden
war, dass die centralen Weichtheile auf der Patina auflagen und
seitlich von den unteren Armgliedern umschlossen wurden.
Es ist nun die Frage die, wie man die unteren Armglieder
bezeichnet. Bei den Eugeniacriniden speciell hat es sich einge-
bürgert, dass man nach der Jon. Mürrer’schen Terminologie die
ersten drei radialen Stücke als Radialia I, II und III bezeichnet,
und Brachialia die Glieder der 10 Arme nennt, die sich von
den dritten axillaren Radialien abzweigen. Diese Bezeichnung ent-
behrt aber der Consequenz gegenüber der bei anderen Orinoiden
üblichen‘. Schurrtze°), und nach ihm viele Autoren, legte die
Grenze zwischen den Radialia und Brachialia in die erste Ge-
lenkung, durch welche letztere an den ersteren beweglich werden.
ÜARPENTER hat ]. c. die Schwierigkeiten und die Inconsequenzen
beleuchtet, welche sich bei Anwendung dieser Bezeichnungen er-
geben, und deshalb eine neue, auf alle Crinoiden anzuwendende
Terminologie vorgeschlagen, auf welche ich, soweit sie uns hier
berührt, p. 582 zurückkomme.
Die Schwierigkeit der ganzen Frage hat, glaube ich, auch
hier darin ihren Grund, dass man bei der Verschiedenartigkeit
der Organisation der Crinoiden dieselben Bezeichnungen auf ver-
schiedene Begriffe anwendet und deshalb bei verschiedenen Grup-
pen den Bezeichnungen eine verschiedene Bedeutung zu Grunde
lest. Morphologisch versteht man unter „Arm“ den Theil eines
Crinoids, der sich vom Kelch frei abgliedert; physiologisch
die in radialer Richtung gelegenen beweglichen Theile der
Krone. Beide Begriffe fallen entsprechend dem Begriff Kelch in
einen zusammen nur bei den Formen, bei denen die Arme
vom ersten Radiale an frei und beweglich sind, also z. B. bei
!) Vergl. P.H. ÜARPENTER. Anatomical Nomenclature of Echino-
derms. Ann and Mag. Nat. Hist., 1890, p. 11.
2) Monogr. d. Echinodermen d. Eifeler Kalkes, 1867, p. 117.
580
COyathoerinus, Grssoerinus, Crotaloerinus, Coccocrinus, Marsupites,
Hyocrinus, Saccocoma u. a. Bei allen diesen setzt sich der freie
Arm so scharf gegen die grosse Radialplatte des Kelches ab,
dass man über die Bezeichnung Radialia und Brachialia nicht in
Zweifel kommen kann. Hier ist ein natürlicher Gegensatz vor-
handen, hier ist ein solcher auch in der Terminologie angebracht.
Man nenne das Radiale R, die Armelieder Br, und will man
letztere genauer analysiren. so nenne man dia Brachialia bis
zur ersten Theilung Brachialia erster Ordnung und schreibe sie
IBri — m, die von dort bis zur nächsten Theillung HBri—n
U. 'S...W.
Gauz anders liegt die Sache bei denjenigen Crinoiden. bei
denen die Arme nicht von den ersten radial gelegenen Stücken
an frei sind, sondern mit einer Reihe ihrer unteren Stücke an
der Umgrenzung der Leibeshöhle theilnehmen. Die letztere ist
dann ventral von einer beweglichen Kelchdecke bedeckt, welche
sich an die allmählich frei werdenden Arme anlegt und zwischen
ihnen und ihren Theilungen nach dem dorsalen Pol hinunter-
greift. Die Plättchen. die sich hierbei zwischen die Arme ein-
schieben, sind meist als Interradialia bezeichnet worden. Sie
verleihen dadurch, dass sie nicht fest mit einander verbunden
sind, auch dem dorsalen Kelchabschnitt eine gewisse Beweglich-
keit. welche noch dadurch gesteigert werden kann, dass die radial
gelegenen Stücke in gelenkige Verbindung mit einander treten.
Indem nun an der grossen. vieltäfeligen Leibeshöhle die Arme all-
mählich selbstständiger und zugleich nach dem dorsalen Pol zu kräf-
tiger werden, zeigen sich zZ. B. alle Uebergänge von Formen wie
Sagenoerinus expansus!) oder Forbesioerinus Wortheni zu For-
men wie Tuxoerinus und Onychocrinus. Eine ganz analoge Dif-
ferenzirung können wir von gewissen Poteriocriniden zu den
jüngsten Articulaten Jorm. MÜüLLer’s verfolgen. Auch hier werden
die Arme allmählich freier. die interradialen Plättchen treten
vom dorsalen Kelchabschnitt zurück (Dadoertnus). indem die Arme
nach dem dorsalen Pol zu kräftiger werden?). Ein analoges
1) Sagenocrin«s wird jetzt und jedenfalls mit Recht von WAcHSs-
MUTH und SPRINGER zu ihren Articulata gestellt. Da die Bezeichnung
Articulata bereits von JOH. MÜLLER für eine andere und, wie ich
glaube, berechtigte Gruppe der Crinoiden verbraucht war, so schlage ich
vor, die Articulata W.u. Sp. endgültig in Articulosa umzuändern.
?) Die geschilderte Differenzirung der Arme dürfte auch die Ur-
sache der Reduction der Basalia sein, welche sowohl bei den Arti-
culosa wie bei den Articulata resultirt. Vielleicht ist auch die kräf-
tigere Kalkablagerung nach dem dorsalen Pol zu allein die Veran-
lassung, dass bei den Artieulaten die Axialkanäle schon von den
untersten Stücken am dorsalen Pol umschlossen werden.
581
Endelied wie Onyehoerinus bei den Articlosa bildet hier Pen-
teerimus, oder noch besser, wegen der vollständigeren Reduction
des ventralen Kelchskelettes, Antedon und Actenometra.
Das Gemeinsame aller dieser Formen liegt darin, dass eine
erössere Anzahl radial gelegener und unter sich beweglicher Stücke
in jedem Antimer an der Umgrenzung der centralen Leibeshöhle
theilnehmen. Die Radien können sich dabei öfters gabeln, ehe
sie als Arme frei werden. Da zugleich eine scharfe Grenze, an
welcher sich die Arme ganz von der Leibeshöhle frei machen,
oder von welcher an sie beweglich sind, nicht existirt, so ist
hier eine Unterscheidung von Radialia und Brachialia weder vom
morphologischen. noch vom physiologischen Standpunkt aus con-
sequent durchzuführen. Man hat auch versucht, von der ent-
gegengesetzten Seite aus eine Unterscheidung von Radialien und
Brachialien festzustellen. indem man. von den Armen ausgehend.
diejenigen Stücke als Brachialia bezeichnen wollte, die Pinnulae
tragen. Aber dieses an sich wichtige Merkmal wäre nur bei
einem Theil der Crinoiden zu verwerthen, da die Artziculosa und
die Cyathocriniden keine Pinnulae besitzen und solche auch z. B.
an einem unteren Brachiale von PJolopus fehlen.
Wenn wir also von diesem Merkmal absehen, so können
wir entweder die Grenze zwischen Radialia und Brachialia in
die erste Articulation oder in das Freiwerden der Arme legen.
Während beide Merkmale bei einem Theil der ÜOrinoiden zusam-
menfallen, ist jedes derselben bei dem anderen Theil der Cri-
noiden vom systematischen Standpunkt aus inconsequent. Während
man auf der einen Seite z. B. bei den Articulosa, bei denen die
Beweglichkeit am Kelch tief hinabgreift, oft schon Stücke als
Brachialia bezeichnen müsste, die nichts weniger als Armglieder
sind. sondern lediglich zur Umgrenzung der Leibeshöhle dienen,
und die Bezeichnung ändern muss, wenn man, wie z. B. bei
Aptoerinus, findet, dass die erste Gelenkung tiefer liegt, als man
vorher annahm, muss man auf der anderen Seite oft noch als
Radialia Stücke bezeichnen. die äusserlich ganz den Eindruck
von Armgliedern machen. wie z. B. bei Zazxoerinus oder Penta-
crinus, weil sie an der Umgrenzung der Leibeshöhle theilnehmen.
und hierzu würde bei fossilem Material meist jeder Maassstab
fehlen !). Aus diesem Grunde halte ich die Anwendung des Wortes
!) Ich erinnere hier nur daran, dass z. B. bei den lebenden Pen-
tacriniden die ventrale Kelchdecke oft bis zur dritten, bei nahe ver-
wandten Formen aber nur bis zur zweiten Gabelung der Arme reicht,
und dass bei fossilen Pentacriniden nur in dem einzigen, von mir be-
schrieberen Falle eine Entscheidung hierüber getroffen werden konnte.
Cr
cn
IND
Radialia und Brachialia hier für wunrichtig und schlage vor, in
allen Fällen, wo die radial gelegenen Stücke nicht plötzlich zu
Brachialien werden, für alle radial gelegenen Stücke die Bezeich-
nung „Costalia* anzuwenden, welche zuerst von MırLEr im
gleichen Sinne, wenn auch nicht in der gleichen Ausdehnung,
gebraucht wurde.
In Consequenz dieser Ter-
Figur 2. minologie würde man die
Costalia über der ersten Thei-
lung zweckmässig als „Di-
eostalia“, die nach der zwei-
ten Theilung als „Tricosta-
lia* etc. bezeichnen können.
Auch für die zwischen ihnen
(interradial und interbrachial)
gelegenen Täfelchen würden
sich sehr einfache Benen-
nungen wie Intercostalia. In-
terdicostalia u. Ss. w. erge-
ben. In Textfigur 2 ist diese
Bezeichnung für einen beson-
ders reich gegliederten Kelch-
typus durchgeführt und mit
abgekürzten Zeichen, wie C
— Oostale, DC = Dicostale,
TC = Tricostale, TtC =Te-
tracostale, JÜ = Intercostale,
JDC —= Interdicostale, JTC
— Intertricostale, versehen.
Ich glaube, dass diese Be-
Forbesierinus. zeichnung viel einfacher und
für jeden der Sache ferner
Stehenden leichter zu merken ist, als die verschieden gebildeten
Bezeichnungen der gieichen Theile bei P. H. CARPENTER, als Ra-
dialia. Distichalia, Palmaria etc. Dieselbe hat schliesslich auch
den Vortheil, dass sie niemals inconsequent modifieirt oder ge-
ändert zu werden braucht, z. B. wenn ein Crinoid wie Zudese-
crinus und Thaumatcerinus überhaupt nur 5 Arme hat, oder
wenn sich durch genauere Untersuchung ereiebt, dass die erste
Gelenkung bereits bei einem tieferen Radialgliede stattfindet, als
man vorher annalım. -
Kehren wir nach diesen Betrachtungen zu den Holopocri-
niden zurück, so würden wir die bisher als Radialia bezeichneten
> }
85
Stücke Costalia zu nennen haben. Ueber die zur Patina ver-
schmolzenen Costalia prima ist schon p. 573 bis 578 gesprochen,
wir würden uns nun den beweglichen Armen zuzuwenden haben.
An denselben lassen sich zwei Theile unterscheiden, ein un-
terer Theil, der unterhalb der Gelenke für die 10 Arme liegt
- und in der Fünfzahl entwickelt ist, und ein oberer Theil, die
10 Arme selbst. Auf die Verschiedenheit der Arme eines Indi-
viduums unter einander gehe ich später ein. Wenden wir uns
zunächst den unteren Theilen der Arme zu. Dieselben sitzen in
der Fünfzahl den fünf Gelenkfiächen der Patina auf. nehmen an
der Umgrenzung der Leibeshöhle Theil, tragen aber keine Pin-
nulae und bestehen aus zwei Stücken, den Costalia II und II,
welche mit einander durch Syzygie verbunden oder fest zu einem
Stück verschmolzen sind. Letzteres bezw. das obere ist axillar,
d. h. es trägt zwei Gelenkflächen, auf denen die 10 freien Arme
articuliren. Diese sind ungetheilt und bestehen aus einzeilig
geordneten Gliedern, welche Pinnulae tragen. Die Pinnulae sind
einreihig gegliedert, kurz und an den Armgliedern alternirend
rechts und links gestellt. Betrachten wir nun die einzelnen
Theile etwas genauer.
Die Gelenkflächen an der Patina, die zugleich als Typen
aller Gelenkflächen bei den verschiedenen Gattungen gelten kön-
nen, zeigen innerhalb der Familie sehr erhebliche und constante
Verschiedenheiten. denen deshalb ein bedeutender systematischer
Werth zukommt. Der allgemeine Bau ist durch beistehende Zeich-
5
Figur 3.
Er
Schematische Ansicht einer Gelenkfläche.
tr = Tentakelrinnee a = Axialkanal. mg = Muskel-
gruben. qr = Quermifi!). lg = Ligamentgrube.
lf = Ligamentfläche.
!) In der Figur versehentlich mit gr bezeichnet.
nung schematisch veranschaulicht. Vom Innern des Kelches, also
ventral. schneidet eine radial oder ambulacral verlaufende Rinne,
die Tentakelrinne (tr), in die Gelenkfläche ein. In ihr liegen
beim lebenden Thier die kieinen Tentakeln. deren Wimperbewe-
gung dem Munde Nahrung von den Armen aus zuführt. Neben
ihr liegt jederseits eine Muskelerube (mg). worin die den Arm -
einrollenden Muskeln inseriren. Ausserhalb in der Verlängerung
der Tentakelrinne liegt etwa in der Mitte der Gelenkfläche die
Oeffnung für den Durchtritt des Axialkanals (a). Vor dieser
Oeffnung läuft ein Querriff (qr) quer über die Gelenkfläche und
theilt von dieser eine äussere, kreissegmentförmige Fläche ab,
in deren Mitte die quer verlängerte Ligamentgrube (lg) liest,
worin sich das den Arm aufrollende Ligament anheftet. Die
ganze segmentförmige Fläche möge als Ligamentfläche (lf) be-
zeichnet sein. In beistehender Textfigur 4 ist die Gelenkverbindung
zweier Glieder schematisch im Querschnitt gezeichnet, um die
Figur 4.
AL
Schematischer Längsschnitt durch die Gelenk- und Syzygial-
verbindung der Costalia I, II und IH.
ac — der die Glieder senkrecht durchziehende Axial-
kanal. mw = ventrale Muskel zur Einrollung. mg =
Muskelgruben. 7 — das die Arme aufrollende Liga-
ment. /g = die Ligamentgruben. If = die Ligameut-
Hlächen. gr = das Querrif. sz—sz —= die Syzygial-
fläche.
(Die Zeichnung ist insofern schematisch, als die paarig ent-
wickelten Muskeln, », in die Mittelebene gezeichnet wurden.)
BIRTHTERREN STIRAT UN,
w °
585
Tiefe der Sculpturen und deren Zweck zu veranschaulichen. Am
Querriff liegen die Stücke auf einander auf. Das äussere Liga-
ment ist immer bestrebt, die Ligamentflächen einander zu nähern
und dadurch den Arm aufzurollen, während die Oontraction des
inneren Muskels jener Tendenz entgegenwirkt und die Glieder
auf der Innenseite einander nähern kann. Durch die gleiche
Funetion der Muskeln aller Glieder wird der Arm eingerollt.
Die durch sz bezeichnete Linie deutet eine Syzygie an,
durch welche z. B. bei articulaten Crinoiden der Regel nach das
zweite und dritte Gostale mit einander verbunden ist. Im einer
Syzyeialfläche finden sich weder Muskeln noch Ligamente bezw.
deren Gruben, sondern nur das kleine Loch zum Durchtritt des
Axialstranges. Zwei durch Syzygie verbundene Stücke sind daher
gegen einander unbeweglich und können, was in den verschie-
densten Familien vorkommt. leicht mit einander verschmelzen.
Bei vielen Holopocriniden tritt eine solche Verschmelzung zwi-
schen dem zweiten und dritten Costale ein, sodass beide in aus-
gewachsenem Zustande nur ein Stück darstellen, welches axillär
ist und daher zweckmässig, statt der langen Bezeichnung ver-
schmolzenes „zweites und drittes Costale*. Axillare genannt werden
kann. zumal es bei Holopocriniden in jedem Arm nur ein solches
Stück giebt, die Bezeichnung also in dieser Familie ganz un-
zweideutig ist.
Das zweite und das dritte Costale finden sich bei Holopocri-
niden noch getrennt bei Zugeniacrinus und Gymnoerenus'), mit
deutlicher Naht noch bisweilen bei Cyrtocrinus und vorübergehend
bei jungen Entwicklungsstadien von Holopus Range. In jedem
Falle aber — mag die Verschmelzung eingetreten sein oder
nicht — finden sich an der Unterseite beider Stücke eine, an der
Oberseite zwei Gelenkflächen, und sonst keine. Eine Gelenkung
zwischen dem zweiten und dritten Costale ist bei Holopocriniden
ausgeschlossen. Ich betone dies deshalb, weil pe Lorior und
P. H. CArPEnTER die Gattung Zudesterinus De LoR. zu ihren
Holopiden rechnen und auf die bei dieser Gattung beschriebene
Gelenkung zwischen dem zweiten und dritten Costale Werth
legen. Es soll später ausführlicher nachgewiesen werden, dass
Eudesterinus aus verschiedenen ausschlaggebenden Gründen nicht
zu unserer Familie gerechnet werden darf.
Ein isolirtes Costale II habe ich p. 644 von Kugeniacrinus
'!) Wahrscheinlich auch bei Phylloerinus; leider kennen wir dessen
Arme nicht, die vielleicht im äusseren Aussehen nicht unbeträchtlich
von denen der anderen Gattungen abweichen.
586
abgebildet und dort eingehender besprochen. Es ist bei der ge-
nannten Gattung ein niedriges, leistenförmiges Stück, welches in
die tiefen Gelenke der Patina eingekeilt ist. Ausser der selbst-
verständlichen Tentakelrinne besitzt dieses Costale II bei Zuge-
niacerinus zwei über den Muskelgruben stehende Gelenkzapfen,
welche in den Jlänglichen Gelenkgruben articuliren, die sich an
den Gelenkflächen der Patina über den Muskelgruben befinden
(Taf. XL, Fig. 5; Taf. XLI). Bei den anderen Gattungen
fehlen diese Gelenkgruben, und zeigt dann das Costale II infolge
dessen an seiner Innenseite nur die Tentakelrinne, welche in das
Costale III fortsetzt und sich dort etwa in der mittleren Höhe
gabelt, um nach den zwei Dicostalien zu verlaufen. Bei Zuge-
niaertnus blieb jedenfalls das zweite Costale immer selbstständig,
wenigstens zeigen alle Costalia III unten eine Syzygial- und keine
Gelenkfläche (Taf. XL, Fig. 5d). Das Gleiche gilt höchst wahr-
scheinlich auch von Gymmnoerinus, wie ich bei Besprechung dieser
Gattung nachzuweisen versucht habe.
Die Costalia III bezw. die aus der Verschmelzung
der Costalia II und IlI hervorgegangenen Axillaria ver-
dienen ein ganz besonderes Interesse, da sie nicht nur
für die einzelnen Familien sehr charakteristisch sind,
sondern überhaupt die grösste Mannichfaltigkeit der
Form unter allen CGrinoiden aufweisen.
Den einfachsten und durchaus normalen Typus zeigt Uyrto-
crinus nutans besonders dann, wenn die beiden Costalia noch ge-
trennt sind, wie an dem Tafel XXXIV, Figur 2 abgebildeten Stück.
Ein solches Axillare unterscheidet sich in keinem wesentlichen
Punkte von den entsprechenden Stücken bei Pentacriniden, Co-
matuliden, Apiocriniden und Encriniden. Der Bau ist durchaus
regelmässig, die Seitenflügel sind nicht nach innen verlängert,
die Aussenseite ist nicht verdickt, wie die Seitenansicht (Taf.
XXXIV, Fig. 2c) zeigt. Die ventrale Furche gabelt sich etwa
in der Mitte der Höhe; etwa unter rechtem Winkel verlaufen die
Aeste nach den beiden Gelenkflächen, welche unter stumpfem
Winkel zusammenstossen und also schräg gegen die Längsaxe
nach den Seiten abfallen. Diese oberen Gelenkflächen sind gross
und entsprechen vollständig denen der Patina.. Durch die Ga-
belung der Furche und die schräge Abdachung der oberen Ge-
lenkflächen entsteht oben auf der Innenseite der Stücke ein vier-
eckiges Kissen von mässiger Grösse (Taf. XXXIV, Fig. 2b, 5b,
4b), welches sich auch bei den aus der Verschmelzung der zwei-
ten und dritten Costalia hervorgegangenen Axillarien in gleicher
Form wiederfindet. Das Tafel XXXIV, Figur 3 abgebildete Exem-
plar zeigt schon beide Costalia innig zu einem Axillare ver-
IF te
en
OR
-]
schmolzen. welches aber sonst noch regelmässig gebaut ist. Figur 4
derselben Tafel zeigt die unsymmetrische Verlängerung des einen
Flügels nach der Seite.
Aehnlichen Charakter tragen verschmolzene Axillaria von
Seleroerinus (Taf. NXXVI, Fie. 1); dieselben bilden aber inso-
fern ein Extrem, als sie ausserordentlich niedrig sind, niedriger
fast als sonst bei anderen Crinoiden das dritte Costale für sich
allein zu sein pflest.
Eine ganz aussergewöhnliche Form erhalten die Costalia III
bei Kngeniacrinus m. dadurch, dass sich das durch die Gabelung
der Furche entstehende Kissen, wie wir es bei Cyrtocrinus fan-
den, hier zu einen riesigen Zapfen nach oben verlängert. Das
Vorhandensein dieses Zapfens ist für Kugemaerinus m., die beson-
dere Form desselben für die Arten
Figur 5. dieser Gattung charakteristisch. In
C Textfigur 5 habe ich einige Üo-
pien!) des Costale III von Bargenea-
crinus Dumortieri P. pe Lior. gege-
ben. Figur 5a u. b zeigen dasselbe
Stück von aussen und von der Seite,
ce ein anderes Fragment vergrössert
von innen. Der Zapfen besteht hier
in einem einfachen, nach oben bezw.
aussen gerichteten Stachel. Die Stel-
lung der Gelenkflächen in Figur 5e
beweist, dass der Stachel nach aussen
gerichtet war, da sonst die auf den
(elenkflächen stehenden Arme keinen
Platz gehabt hätten (vergl. p. 642).
Wenn auch in allen wesentlichen
Punkten gleich gebaut, unterscheiden
sich die Costalia III des Zugeniaerr-
Eugemiaerinus Dumortieri us caryophyllatus von den genannten
c L or nicht unerheblich durch die bizarre
one ch a) Form des Zapfens. Derselbe breitet 1
nen (ce). — (Copie nach Sich hier seitlich aus und verdickt
DE LORIOL.) sich dabei zugleich zu einem media-
nen kielartigen Vorsprung auf der
5)
a b
Innenseite (vergl. Taf. XL, Fig. 3 u. 4). Die Form des Zapfens
ist übrigens sehr unregelmässig; von dem normalen hier darge-
stellten Typus finden sich sehr mannichfache Abänderungen ?).
Baur LoRIoL., Kal. frane.,.XT, 1, t.;14,,f.7,u, 9,
2) Verel. v. QUENSTEDT. 1. c., Asteriden u, Encriniden ete., t. 105,
a 7. — PP. DE Lorior. 1 e, t. 18, £'9,10.
588
Dass das ganze auch histologisch ein einheitliches Stück vorstellt,
hat v. QuUENSTEDT durch seine Spaltbarkeit nachgewiesen. Bricht
man den oberen Zapfen ab, so sieht ein solches Axillare ganz
normal aus. da es ja auch sonst alle Verhältnisse normal zeigt.
Dass GorLpruss diese Stücke als Pentaerinites paradoxus be-
schrieb und für dorsale Kelchtheile hielt, wurde schon früher
bemerkt. Er stellte 5 Stücke mit den Zapfen nach unten ge-
richtet zusammen. v. QUENSTEDT erkannte, dass man es mit
Axillarien von Kugenriacrinus caryophyllatus zu tlıun habe, und
drehte die Gorpruss’sche Abbildung um, so dass die Zapfen über
dem Kelch eine geschlossene Pyramide bilden sollten. Die un-
regelmässigen Leisten und Furchen an den Seiten bestimmten
ihn zu der Annahme, dass die Stücke so eng an einander stan-
den. Ich habe p. 641 versucht, das Irrthümliche dieser Auffas-
sung und der darauf gegründeten Reconstruction nachzuweisen.
Die in Rede stehenden Axillaria waren unzweifelhaft so weit
nach aussen gewendet, dass die 10 Arme zwischen den Zapfen
Platz zum Einrollen hatten. und dass sich die benachbarten Arme
je zweier Axillaria nicht gegenseitig in ihren Bewegungen hin-
derten (vergl. Textf. 22. p. 642). Im übrigen waren die Axillaria
selbst beweglich und jedenfalls bei den verschiedenen Individuen
und Arten sehr verschieden weit nach aussen drehbar.
Während man bisher den an Zugeniacrinus geschilderten
Typus eines Axillare bezw. Costale II als das Abnormste im Bau
der Eugeniacriniden betrachtete. glaube ich auf Grund der p. 634
ausführlich besprochenen Gründe, obigem Typus einen noch aber-
ranteren an die Seite stellen zu können. Die 1. e. besprochenen
Stücke. die von pr Lorıor unter dem Namen Gymmnoerinus
Moescht als Kelche beschrieben wurden, lassen sich nur als axil-
lare Costalia III deuten und passen allen Eigenthümlichkeiten
nach sehr gut zu den stets mit ihnen gefundenen Patinen des
Sceleroerinus (Kugentacr.) Moussoni. Ob sie bei dieser Art und Gat-
tung regelmässig so geformt waren, ist noch nicht erwiesen. aber
hier auch irrelevant. Ihre Eigenthümlichkeit besteht darin, dass
nicht wie bei Eugentaerinus der obere Theil nach oben aus-
wächst, sondern die seitlichen Flügel sich ventral so verlängern,
dass sie nach innen verschmelzen und die ambulacrale Tentakel-
rinne ganz umwachsen. Ihre besondere Form zwingt zu der An-
nahme, dass diese Costalia III sich hier fast rechtwinklig vom
Kelch abbogen, eine Annahme, für die auch die sehr schiefe
Neigung den Gelenkflächen der Patina spricht (vergl. Taf. XLIH,
Fig. 1d). Diese Costalia Hi sind fast noch abweichender und
merkwürdiger geformt als die von Kugeniacrinus; für beide aber
findet sich kein Analogon bei irgend einem anderen Crinoid.
Sakare ie N ae DAFT
-
Tan
Blei: 4
589
Dieselben sind deshalb für die vergleichende Morphologie der
Crinoiden überhaupt von höchstem Interesse.
Die Axillaria von Holopus schliessen sich ihrer Form nach
sehr eng an CUyrtocrinus und namentlich an eine jüngere Form,
wie Oyrtocrinus Thersites, an. In der Jugend ist das Costale II
und III noch scharf getrennt (vergl. p. 596 Textfig. 11); später
verschmelzen sie, so aber, dass man die Nähte bisweilen noch
deutlich erkennen kann; im ausgewachsenen Zustande ist keine
Spur einer Naht mehr sichtbar‘), wie die beistehende Abbildung
zeigt, welche ein Axillare mit einem
aufsitzenden untersten Dicostale von
aussen darstellt. Der einzige Un-
terschied desselben gegenüber dem
Tafel XXXV, Figur 4 abgebildeten
Stück von Cyrtocrınus Thersites
besteht in der Granulation der.
Aussenseite, welche aber ebenso
wie die feineren Details der Ge-
lenkfächen bei ©. Thersites abge-
rieben sein können, zumal der
Tafel XXXIV, Figur 8c abgebildete
Axillare mit aufsitzendem lin- Arm an seiner Aussenseite derar-
ken Dicostale 1 von Holopus. tige Granulationen aufweist.
(Copie nach P. H. CARPENTER.) Die die 10 Arme zusammensetzen-
den Dicostalia sind echte Armglieder;
sie nehmen nicht an der Umgrenzung der Leibeshöhle Theil und
tragen alternirend Pinnulae. Es sind hohe, würfelförmige Stücke
mit einer tiefen Innenfurche. Sie sind zwar einzeilig angeordnet,
aber doch namentlich die grossen unteren keilförmig abgeschrägt,
so dass bisweilen ein Stück die zwei ihm benachbarten nicht
vollständig trennt. Die Arme sind so vollkommen einrollbar wie
vielleicht bei keinem auderen Crinoiden. Dies ist aus der um-
stehenden Abbildung eines Armes von Holopıs ersichtlich, bei
welchem an den unteren Dicostalien die Pinnulae entfernt sind,
um zu zeigen, wie sich das eingerollte Ende des Armes in die
breite Innenfurche der unteren Stücke lest. Da uns in dieser
Hinsicht Cyrtoerinus dieselben Verhältnisse zeigt (vergl. Taf.
XXXIV, Fig. 5—8), so werden wir die besprochene Entwicklung
zum Typus der Familie machen können. wenn auch z. B. bei
Seleroerinus das Einrollungsvermögen, bei Zugentaerinus und
Phyllocrinus die Dicke der Arme in geringerem Maasse ausge-
bildet sein mochten. Alle übrigen Kronentheile kennen wir nur
') P.H. CARPENTER. Challenger Report, Crinoidea p. 204,
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 3. 39
Ein Arm von Holopus Rangiü in seitlicher Ansicht, um
die Einrollung des oberen Endes zu zeigen.
(Copie nach P. H. CARPENTER.)
von Holopus, und würde es ungerechtfertigt sein, die dort ge-
machten Beobachtungen ohne weiteres zu verallgemeinern.
Was die verschiedene Entwicklung der Arme eines Indivi-
duums betrifft, so hat dieselbe dazu geführt, dass man bei Holopus
Range ein Trivium der grösseren und Bivium der kleineren Arme
unterscheidet. Wir werden p. 595 sehen. worin jene unsymme-
trische Entwicklung der 5 Antimeren ihren Grund hat. Wir
finden dieselbe nun bei allen festgewachsenen. Formen, z. B. bei
Endesierinus, Cotylecrinus, Oyathidium, und können namentlich
bei den Eugeniacriniden alle Stadien der schiefen Stellung des
Kelches und der verschiedenen Entwicklung der Arme verfolgen,
da letztere sich ohne weiteres aus der verschiedenen Grösse der
Gelenkflächen der Patina ergiebt. Wie sich nun auch in anderen
Familien, z. B. bei Eudesierinus'), die Schiefe sehr verschieden
herausbildet, so dass sich z. B. nur ein Arm gegenüber allen
anderen mächtig entwickelt, finden wir auch z. B. bei Oyrioerinus
hierin kein bestimmtes Gesetz. Bald sind zwei, bald drei Ge-
lenke grösser als die übrigen. Nur eins ist immer constant,
dass die grösseren Arme immer auch die höher stehenden sind.
Dass sich nun bei Holopus Range! eine wichtige Gesetzmässig-
'!) Vergl. P. DE LoRIoL. Pal. franc., Tome XI, t. 29, f. 1a, 3b,
591
keit ausgebildet haben sollte derart, dass immer nur die 3 oberen
Arme grösser, die 2 unteren kleiner sind, ist a priori wenig
wahrscheinlich. Man müsste annehmen, dass, wenn sich dieses
Merkmal constant einstellt, es schon in der ontogenetischen Ent-
wicklung prädestinirt wäre. Das ist aber durchaus unwahrschein-
lich, da sich jedes Individuum erst nach dem Standort, den es
sewoennen hat, seine Stellung und damit seine Armentwicklung
einrichten muss. Die oberen müssen immer die grösseren sein;
ob aber je nach der Drehung der Patina gegen die Strömung zwei
oder drei Arme oben sind und grösser werden, ist zunächst jeden-
falls gleichgültig und wechselnd. Eine jedesmal der Prädesti-
nation des Thieres entsprechende spätere Drehung der Patina
oder des Stieles ist aber weder bei fossilen, noch bei recenten
Formen beobachtet. Es erscheint mir deshalb schon vom theo-
retischen Standpunkt aus richtig, nur obere grössere und untere
kleinere Arme, nicht aber stets ein bevorzugtes Trivium und ein
_ weniger entwickeltes Bivium unterscheiden zu wollen.
Betrachten wir nun vom praktischen Standpunkt aus die
bisher beobachteten Exemplare von Holopus, so sind zwar bei
einigen Exemplaren zwei Arme etwas kleiner als die anderen,
bei anderen aber kann man auch recht wohl drei Arme als die
kleineren betrachten, und ein in die Augen springender Ge-
gensatz zwischen einem Trivium und einem Bivium existirt in
Wirklichkeit nicht. Bei der p. 596 copirten Jugendform zeigen
die Antimeren, wie gesagt. noch keine verschiedene Differenzi-
rung. Auf die Ursachen und die Art der schiefen Ausbildung
komme ich bei Besprechung der Lebensweise zurück.
es: Den» Stiel!
Der Bau des Stieles der Eugeniacriniden unterliegt insofern
grossen Schwankungen. als die Zahl der Stielglieder sehr variirt,
indem die Tendenz dieser Riffbewohner dahin geht, eine möglichst
feste Anheftung am Boden zu gewinnen. Unter diesen Umständen
ist der Stiel zu einem ungegliederten Stück verkümmert bei Cyr-
Zocrinus, noch mehr obliterirt bei Holopus speleccensts sp., ganz
verschwunden z. B. bei Holopus Range. Wo er wohl entwickelt‘
ist. erscheint er ziemlich einförmig gebaut. Er besteht aus walzen-
oder tonnenförmigen, kurz aus hohen, unregelmässig cylindrischen
Gliedern, welche jedenfalls der Regel nach nur wenig zahlreich
waren. Ihre Aussenseite ist bisweilen mit rauhen Körnchen ver-
ziert, welche vereinzelt bei Zurgemaerinus zu finden sind (Taf. XL,
Fig. 1a).
Die Gelenkflächen der Stielglieder sind meist an der Peri-
pherie unregelmässig gestrahlt. so bei Seleroerinus und Cyrto-
erinus, oder gekörnelt bei Kugentaerinus. In der Regel sind
39*
592
sie eben, aber bisweilen ist ihre Mitte vertieft (Taf. XXXV,
Fig. 2b) oder um den Nahrungskanal herum schwach erhoben
(Taf. XLI, Fig. 2c). Dies aber wechselt nicht nur bei denselben
Arten, sondern auch bei den beiden Seiten eines und desselben
Stielgiiedes (Taf. XXXVI, Fig. 10).
Der Nahrungskanal ist genau in der Mitte gelegen und von
rundem Querschnitt.
Die Wurzel besteht in den bisher beobachteten Fällen aus
einem dicken, unförmlichen Stück, von welchem meist mehrere
Stiele ausgehen. Freie Endigungen des Stieles, wie sie z. B. bei
Encriniden, Millericriniden und Pentacriniden vorkommen, sind
hier nie beobachtet und auch bei der Lebensweise dieser Thiere
undenkbar. Die Reduction des Stieles, wie wir sie bei Üyrio-
crinus finden, ist mit der normalen anderer Eugeniacriniden
durch alle Uebergänge verbunden. Ebenso zeigt Holopus (Cya-
thidium) spüeccensis SCHLÜT. sp. aus dem untersten Eocän in
dieser Hinsicht einen Uebergang zu dem heute lebenden Folopus
Range D ORB.
5. Die Mikrostructur.
Der Umstand. dass die Stramberger Crinoiden - Reste fast
durchgängig durch Eisenhydrat roth gefärbt sind, erleichtert deren
histologische Untersuchung sehr. Da aber histologische Unter-
suchungen bei Orinoiden erst in sehr geringer Zahl vorliegen, ist
es zur Zeit noch nicht möglich, aus einzelnen Beobachtungen
weitere Schlüsse zu ziehen. Ich beschränke mich daher hier,
die bei Eugeniacriniden beobachteten Gewebe zu. veranschau-
lichen und ihre Uebereinstimmung mit den bei Holopus Rangii
beobachteten Structurverhältnissen zu constatiren. In Text-
figur 8 ist das Gitterwerk dargestellt, welches in der Mitte der
Kelche und Stielglieder sich zeigt. Es ist ausgezeichnet durch
die Unregelmässigkeit seiner Maschen, welche darin ihren Grund
hat, dass die einzelnen Stäbe des Gitterwerks nicht rechtwinklig
auf einander stossen. Im übrigen sind die Elemente dieses Ge-
webes genau dieselben wie bei dem die peripherischen Theile
des Crinoids bildenden Gewebe. welches in Textfigur 9 dar-
gestellt ist. Hier stossen alle Stäbe rechtwinklig wie die Axen
eines Würfels auf einander. so dass die Maschen zwischen ihnen
gleich gross und in regelmässigen Reihen geordnet sind. In
beiden Bildern sind die grossen Räume die Maschen, während die
kleinen Kreise den Querschnitt von Stäben bilden, die in der
Richtung des Beschauers auf dem dargestellten Netzwerk stehen.
Da sie bei dem letzteren Gewebe senkrecht stehen, so erscheinen
ihre Querschnitte immer kreisrund, während sie bei dem ersteren
Gewebe, wo die Stäbe meist schief auf einander stehen, oft
\
593
Figur 8.
Peripherische Gitterstructur von Phyllocrinus Hoheneggeri.
mehr oder weniger oval erscheinen. Der Bau war bei allen
mir von Stramberg vorliegenden Gattungen derselbe, so dass
ich zur Darstellung zwei beliebige Bilder herausgreifen konnte.
Textfigur 8 stammt von einem Querschnitt eines Kelches von Sele-
rocrinus strambergensts. Textfigur 9 von einem Längsschnitt eines
Kelches von Phyllocrinus Hoheneggert.
Die Uebereinstimmung mit den von CARPENTER, 1. c.. t. 5,
f. 5 und 6, dargestellten Geweben von Holopus ist so vollständig.
dass deren nähere Vergleichung überflüssig ist. Andere als die
beiden hier dargestellten Gewebsformen kommen weder bei fos-
silen Eugeniacriniden noch bei Holopus vor.
Einen bemerkenswerthen, aber sonst analogen Bau wie die
Patinae weisen die Stielglieder wenigstens von Seleroerinus auf,
bei welchem ich von mehreren Exemplaren gute Dünnschliffe an-
fertigen konnte.
594
6. Die Lebensweise.
Ueber die Lebensweise der Holopocriniden liegen keine
directen Beobachtungen vor: wir können nur aus der Art des
Vorkommens der fossilen und recenten Formen und aus der Or-
ganisation namentlich der letzteren einige Rückschlüsse auf die
Biologie dieser Thiere herleiten.
In betreff des bathymetrischen Vorkommens wurde bereits
in einem früheren Kapitel (p. 567) darauf hingewiesen, dass sich
die fossilen Eugeniacriniden in solchen Ablagerungen und in
Gesellschaft solcher Formen finden. dass wir dieselben nicht
als Tiefseeformen ansprechen dürfen, sondern sie geradezu als
Riftbewohner betrachten können. Zu einem ähnlichen Resultat
führt die Betrachtung der einzelnen Funde von Holopus Rangu.
In der Uebersichtstabelle, welche HERBERT ÜARPENTER_(l. c.,
p. 155) über die bathymetrische Verbreitung aller Crinoiden un-
terhalb 250 Faden gegeben hat. ist Zolopus überhaupt nicht
erwähnt, während bekanntlich Gattungen wie Bathyerinus, Hyo-
crinus und Antedon noch in einer Tiefe von 2000—3000 Faden
leben. An einer anderen Stelle (l. e., p. 137) wird die Tiefe, in
welcher Aolopus lebt. auf etwa 100 Faden angegeben. Holopus
lebt sonach im Vergleich zu den übrigen Crinoiden in der ge-
ringsten Tiefe und kann seinem bisherigen Vorkommen nach als
ein typischer Seichtwasserbewohner gelten.
In Betreff der Beweglichkeit der Arme hebt CARPENTER (l. c.,
p. 206) hervor, dass die starke Ausbildung der Muskeln und Liga-
mente zwischen den Gelenkflächen auf ein sehr energisches Einrol-
lungs-Vermögen hindeuten. Da wir bei den fossilen Formen die
(Gruben zum Ansatz der betreffenden Muskeln und Ligamente in
entsprechender Weise entwickelt sehen, so müssen wir die gleiche
Beweglichkeit wie bei Holopus Rangii auch bei den fossilen
Eugeniacriniden annehmen. Wenn wir indess in diesem Punkte
einen Gegensatz anderen Crinoiden gegenüber erblicken, so dürfen
wir doch nicht ausser Betracht lassen, dass die ausserordentliche
Dicke der einzelnen Armglieder und der massige Bau der kurzen,
wenig gegliederten Arme einen relativ grossen Aufwand von
Muskulatur beansprucht. um die Arme überhaupt beweglich zu
machen. Immerhin aber wird die Beweglichkeit der Arme eine
grössere gewesen sein als bei anderen Crinoiden mit langen, viel-
fach gegliederten Armen, um in der Strömung und bei der Kürze
der Arme energische Bewegungen zu ermöglichen.
Es wurde schon oben hervorgehoben (p. 591), dass die un-
gleichartige Ausbildung der 5 Arme bezw. Antimeren augenschein-
lich eine Anpassungserscheinung an die Lebensweise in strömen-
dem Wasser ist. Jene Ungleichartigkeit der Ausbildung, die wir
DT WOTPR
595
bei fossilen Eugeniacriniden aus der verschiedenen Grösse der
5 Gelenkflächen an der Patina und aus der schiefen Stellung
der letzteren auf dem Stiel folgern können, hat bei Holopocriniden
dazu geführt, dass bei erwachsenen Individuen stets die höher
inserirten Arme bedeutend kräftiger entwickelt sind, als die tiefer
inserirten. In ähnlicher Weise wie die Pflanze ihre Blüthen und
Blätter dem Licht zuwendet, richtet das Thier seine animalen
Organe nach der Seite, von welcher ihm die meiste Nahrung zu-
geführt wird. Da ein unbeweglich angewachsenes Crinoid, wie
namentlich Holopus Rangii, seine schiefe Stellung nicht nach-
träglich verändern, d. h. sich nicht drehen kann, so muss ein
solches Thier immer in einer gleich gerichteten Strömung gelebt
haben. Dass die oberen Arme
Figur 10. kräftiger entwickelt sind als
3 die unteren, ist selbstver-
ständlich, da sie der Strö-
mung stärker ausgesetzt sind
(vergl. Textfig. 10). Aus die-
sem Grunde wird bei allen
unbeweglich festgewachsenen
Kelchen ein unsymmetrisches
Wachsthum der Antimeren re-
sultiren. Eine systematische
Bedeutung wird diesem Um-
Schematische Darstellung des Ein- stande nicht zukommen kön-
flusses der Strömungsrichtung nen, da er sich secundär und
(9 —>) auf die Entwicklung ohne Beziehung zu der son-
der Arme.
stigen Organisation ausbildet.
7. Die ontogenetische Entwicklung.
Ueber die ontogenetische Entwicklung der Mitglieder un-
serer Familie liegen bisher nur die wenigen Beobachtungen vor,
die an einigen jungen Exemplaren von Holopus Rang gemacht
worden sind. So unvollständig und wenig bedeutungsvoll die-
selben auch zunächst scheinen mochten, so kommt ihnen doch,
wie ich glaube, schon insofern eine grosse Bedeutung zu, als sie
zeigen, dass die bisher allein bekannte Entwicklung von Coma-
fula nicht vollständig zum Typus der Ontogenie aller Örinoiden
gemacht werden darf. Aus den mancherlei Verschiedenheiten,
die die Entwicklung von Holopus gegenüber der von Comutula
zeigt, können wir ersehen, welche Erscheinungen, welche Phasen
der Entwicklung als palingenetische Vererbungserscheinungen und
welche wahrscheinlich als cänogenetische Anpassungserscheinungen
der Larve aufzufassen sind.
596
Vorläufig kennen wir allerdings nur einige wenige Punkte,
die hierin von Wichtigheit sind. Das jüngste bisher bekannte
Exemplar von Holopus Rangii ist neuerdings von ÜARPENTER
genau abgebildet worden), nachdem Acassız bereits früher eine
kurze Notiz darüber ge-
geben hatte). Die neben-
stehende Copie nach CAr-
PENTER stellt eine Ansicht
von oben dar und zeigt,
dass das Exemplar aus
einem flachen. ungeglie-
derten Kranz, welcher un-
regelmässig auf dem Bo-
den ausgebreitet und an-
geheftet ist, besteht. In-
nerhalb dieses äusseren
Ringes erhebt sich eine
Zone von 5 sechseckigen
Platten, über deren jeder
eine dreieckige Platte
liegt. Diese 5 dreieckigen
j Platten füllen die Mitte
Das jüngste bisher beobachtete Entwick-
Kr ganz aus, und da auch
Jungsstadium von Holopus Rangi D’ORB., °. ET a
von oben gesehen. die sechseckigen Stücke
seitlich fest an einander
stossen, so stellt das Ganze eine flache, geschlossene Kapsel dar,
aus welcher keinerlei andere Organe austreten. Das, was sich
sonst an dem Stück erkennen lässt, sind die 5 interradialen
Zapfen an dem äusseren Kranz, je eine Ligamentgrube unter
der Mitte jedes sechseckigen Stückes und je eine Leiste, welche
von dieser Ligamentgrube nach der Mitte verläuft. Ausserdem
ist der Kranz unregelmässig mit Knötchen verziert, welche auf
den inneren Stücken nur schwach angedeutet sind.
Dieser noch ausserordentlich einfach gebaute Körper hat
schon mehr Deutungen erfahren, als verschiedene Elemente an
ihm vorhanden sind. Der äussere Kranz wurde von einigen
Autoren für die Basis, von anderen für Basis und erster Radial-
kranz gehalten, die sechsseitigen Stücke wurden von einigen für
die Axillaria. von anderen für die zweiten Costalia (Radialia) aus-
gegeben, und über die morphologische Bedentung der inneren drei-
Figur 11.
!) Challenger Report, Crinoidea, p. 204, t. 5, f. 9, 10.
”, Bull. Mus. Comp. Zool., V, p. 213, 1879.
eckigen Stücke gingen die Meinungen ebenfalls aus einander. Ich
glaube, es kann zunächst keinem Zweifel unterliegen, dass Car-
PENTER (das Einfachste und Richtigste getroffen hat, wenn er die
inneren dreieckigen Stücke als Axillaria, also als Costalia II,
und die sechsseitigen Stücke als Costalia II ansprach. Denn
dass in dem äusseren Kranz die 5 Costalia prima enthalten sind,
beweisen die 5 wie bei dem erwachsenen Thiere vorhandenen
Ausschnitte. die man schon wegen der Ligamentgruben nur
als obere Gelenkflächen der Costalia I auffassen kann. In jedem
der 5 Radien sind nun die zwei Stücke, das sechseckige und das
dreieckige, bilateral symmetrisch gebaut. Bei allen Articulaten
(mit Ausnahme von Metacrtnus) und auch bei den älteren Euge-
niacriniden findet man über dem ersten Costale bis zur Theilung
der Arme immer nur zwei solcher Stücke, welche mit einander
durch Syzygie verbunden sind, oder wie auch bei dem erwachse-
nen Holopus mit einander verschmelzen. Demnach können wir
jene beiden Stücke nur als Costale II und als axillares Costale III
auffassen; jede andere Deutung ist nach dem bisherigen Stand
unserer Kenntnisse ausgeschlossen. Das hier besprochene Exem-
plar ist trocken aufbewahrt, wobei natürlich der Kelch fest ver-
schlossen ist. Die wohl entwickelten Ligamentgruben an den
Costalien, welche die Ligamente zum Ausbreiten der Arme ent-
halten, deuten darauf hin, dass schon in diesem Stadium ein Auf-
klappen der vorhandenen Armglieder möglich war.
Da die ganze Kapsel noch sehr niedrig ist, können in die-
sem Stadium die 10 Arme, die später über den 5 dreieckigen
Stücken folgen, noch nicht verkalkt gewesen sein, sie können nur
in weichen Geweben präformirt unter den Costalia II und II
liegen. Jedenfalls muss der äussere Kranz erheblich zu einer
Kelchwandung in die Höhe und Breite wachsen, bis Raum zur
Ausbildung weiterer Armglieder vorhanden ist.
Das Bild. welches nun diese Jugendform von Holopus bietet,
ist also total verschieden von dem, welches Comatula etwa im
gleichen Entwicklungsstadium zeigt. Bei dieser finden wir einen
langen, zierlichen Stiel, einen eiförmigen Kelch, der dorsal von
zwei alternirenden Basalkränzen, oben von fünf grossen Oral-
platten umschlossen wird. Unter und zwischen diesen Oralplatten
treten zuerst Primärtentakeln heraus, welche später zu den Pin-
nulis der 10 zierlichen Arme werden, deren Verkalkung dann
langsam fortschreitet. Im schärfsten Gegensatz hierzu finden wir,
wie gesagt, bei Holopus einen dicken Kranz fest verschmolzener
Costalia prima, darüber. den Kelch fest verschliessend, grosse,
massiv verkalkte Costalia II und UI. Von einem Stiel, von Basal-
b)
de}
N
und Oralstücken, von frei vortretenden, unverkalkten Armen ist
keine Spur zu bemerken.
Fragen wir nun zunächst, worin diese Unterschiede ihren
Grund haben, die um so auffallender sind, weil Holopocriniden und
Comatuliden im System einander ziemlich nahe stehen. Wir ha-
ben oben gesehen, dass die fossilen Eugeniacriniden wie der
lebende Holopus Seichtwasserbewohner waren. deren massiver Bau
und schiefe Kelchstellung beweisen, dass sie in strömendem
Wasser gelebt haben. Die ausserordentlich beschränkte geogra-
phische Verbreitung der einzelnen Faunen deutet ferner darauf
hin, dass sie nur an wenigen Stellen günstige Lebensbedingungen
antrafen, an denen sie dann in grosser Menge zu finden sind.
Stellt man sich nun vor. dass die Larven bezw. Jugendformen der
Holopocriniden eine Gestalt besessen hätten wie die der Comatu-
tuliden, so wäre die nothwendige Folge, dass solche zarten Or-
ganismen von der Strömung fortgerissen und, wenn dieselben
nicht hierdurch schon vernichtet worden wären, durch ungünsti-
gere Lebensbedingungen. die sie an anderen Orten gefunden ha-
ben würden. zu Grunde gegangen wären.
Die Lebensbedingungen, unter denen die Holopo-
criniden leben, machen es unbedingt nothwendig, dass
auch die Larven schon sehr fest und massiv gebaut
sind. um sich an dem Standorte der Colonieen halten zu
können. Ich glaube, dass unter diesem Gesichtspunkte die auf-
fallenden Eigenthümlichkeiten. die die Larve von Holopus Ranger
zeigt, einer weiteren Erklärung nicht bedürfen. Was an ihnen
befremdend aussieht, sind cänogenetische Anpassungserscheinun-
gen. deren jede durch die Lebensbedingungen ohne weiteres ver-
ständlich wird.
Die palingenetischen Vererbungserscheinungen treten bei Ho-
/opıs in dem Stadium, welches wir kennen, bereits vollständig
zurück, während uns Comatula im gleichen Entwicklungsstadium
noch ein gutes Stück Geschichte des ganzen Crinoidenstammes
reproducirt.
II. Beschreibung der unterschiedenen Gattungen.
Die Principien der Abtrennung.
Der Leser dieser Arbeit wird wahrscheinlich das Gefühl
haben, dass ich nun auch bei Crinoiden eine solche Namenspal-
terei beginne, wie sie z. B. bei Ammoniten in unserer Zeit
vorgenommen ist. Früher fasste man unter dem Gattungs-
namen Zurgentiacrinns Formen zusammen, die im Folgenden unter
599
5 verschiedene Gattungen vertheilt sind. Eine derartige Ver-
änderung der bisher üblichen Systematik bedarf einer Rechtterti-
sung. Wenn der hier eingenommene Standpunkt auch erst durch
die Gattungsbeschreibungen selbst genauer zu begründen ist, so
möchte ich doch schon im voraus einige allgemeine Gesichtspunkte
hervorheben, welche mir bei der Classificirung der Formen maass-
gebend erscheinen und mich zur Aufstellung neuer Gattungen
veranlassten.
Die entgegen zu haltenden Bedenken können zweierlei Art
sein. Auf der einen Seite könnte man glauben, dass die nach-
gewiesenen Verschiedenheiten zu gering seien, um im Allge-
meinen generische Trennungen zu rechtfertigen; auf der anderen
Seite könnte man die Trennungen im Einzelnen beanstanden,
weil augenscheinlich Zwischenformen zwischen einigen hier unter-
schiedenen Gattungen vorhanden sind.
Was den ersten dieser zwei Punkte betrifft, so sind bei den
fossilen Holopocriniden die Gattungsdiagnosen allerdings nur von
den Verschiedenheiten einiger Theile, namentlich der Patina, her-
geleitet. Sie sind in Folge dessen unvollständig, aber trotzdem,
wie ich aus allgemeinen Rücksichten glauben muss, nicht viel
weniger berechtigt, als wenn sie auf die Kenntniss der ganzen
Organismen basirt wären.
Wenn wir von einigen aberranten Gattungen wie Saccocoma,
Plicatocrenus und Hyocrinıus absehen, so finden wir, dass die
Gattungsdiagnose sehr vieler jüngerer Crinoiden, etwa vom Carbon
an, nur auf Merkmale basirt sind, die in der Patina liegen oder
wenigstens in ihrem Bau indirect zum Ausdruck kommen. Ich
erinnere Z. B. an die Gattungstrennung innerhalb der Familie der
Aptocrinidae, wo die Gattungen Apzocrinus, Milerterinus einer-
seits und Bourgueticrinus, Conocrinus, Rhizocrinus und Bathy-
erinus andererseits nur auf Grund der Verschiedenheiten im Bau
der Patina unterschieden sind.
Wenn man nun graduell die Unterschiede vergleicht. die sich
2. B. zwischen jenen Gattungen der Apocriniden einerseits und
den hier getrennten andererseits finden, so wird dieser Vergleich
bei Holopoceriniden jedenfalls grösser und durchgreifendere Un-
terschiede an den Tag legen als z. B. bei Apiocriniden. Wäh-
rend sich bei diesen beispielsweise die Gattungen Apzocrinus und
Millerierinus nur durch den verschieden hohen Grad der Ge-
lerkung zwischen dem ersten und zweiten Costale unterscheiden,
dürfte man hier zwischen Gattungen wie Scleroerinus und Phyllo-
erinus oder zwischen Gymnoerinus und Cyrtoerinus ausser den
gemeinsamen Familien-Merkmalen kaum viele Aehnlichkeiten her-
ausfinden.
600
Endlich zeigte sich, dass den Verschiedenheiten der Patina
meist auch grössere Unterschiede im Bau der übrigen zur Kennt-
niss gelangten Theile entsprachen. Grössere Abweichungen, wie
die der Axillaria von Brgentacrinus, Cyrtocrinus, Selerocrinus
und G@ymnoertinus, wird man schwerlich sonst unter den Gattungen
einer Familie nachweisen können.
Nach alledem schienen mir die vorhandenen Unterschiede
innerhalb der Holopocriniden in jeder Weise ausreichend zur
Trennung der im Folgenden beschriebenen Gattungen.
Der andere der möglichen Einwände, dass das Vorhanden-
sein unzweitelhafter Zwischenformen eine systematische Trennung
unmöglich mache, ist von principieller Bedeutung und muss des-
halb von einem höheren Gesichtspunkte aus betrachtet werden.
Man hält, um von einem conereten Fall auszugehen, seit
alter Zeit die Gattungen Zugenzacrinus und Phyllocrinus getrennt,
ja man hatte sogar zuerst gemeint, dass sie im System ausser-
ordentlich weit geschieden seien. Durch v. Zrrrer’s Untersuchungen
wurde die nahe Verwandtschaft beider erkannt; beide wurden in
eine Familie vereinigt P. pe LorıoL macht uns nun in der Pa-
leontologie francaise mit einer solchen Menge mannichfaltiger
Arten bekannt. dass es heut nicht meliır möglich ist, eine scharfe
Grenze zwischen beiden Gattungen zu ziehen. Sollen wir nun
deshalb beide Gattungen in eine vereinigen, Phylloerinus also als
Gattungsbegriff fallen lassen? Die typischen Arten von Phyllo-
crinus, 2. B. Ph. Hoheneggeri (Taf. XLII, Fig. 3 — 5), ist
von dem neben ihm vorkommenden Zugeniaerinus Zitteli so
scharf unterschieden, dass kein Autor zögern würde, diese zwei
Formen generisch von einander zu trennen. Nun giebt es aber
zwischen ihnen Formen, über deren nähere Beziehung zur einen
oder zur anderen Gattung man im Zweifel sein kann; ich erin-
nere z. B. an die ältesten Formen aus dem Bathonien, oder an
den hier Tafel XXXVI, Figur 5 abgebildeten Phylloerinus manor
aus dem Neocom. DBei solchen Formen zieht man sich gewöhn-
lich dadurch aus dem Dilemma, dass man willkürlich den Werth
einzelner Merkmale aufbauscht und diese dann für die Zugehö-
rigkeit zur einen oder der anderen Gattung den Ausschlag geben
lässt. Hierdurch schafft man sich künstlich eine Grenze und
„die lästigen Uebergangsformen* aus der Welt, oder wenigstens
aus dem System; denn in Wirklichkeit bleiben die Formen
da und müssen jedem unbefangenen Beurtheiler als Zwischen-
formen erscheinen. Hier ist nun also die nächste Frage die, ob
man Zugentacrinus und Phyllocrinus überhaupt und nur deshalb
trennen darf, weil ihre extremen Formen, so zu sagen, um eine
reichliche Gattungslänge von einander entfernt sind, und ob hier-
601
bei das Vorhandensein von Zwischenformen an sich gleichgültig
ist. Ich meine, dass man diese Frage unbedenklich bejahen kann.
Der Gattungsbegriff erhält dann allerdings eine andere Be-
deutung als die, welche eine strenge Systematik gern beansprucht.
Er bedeutet hier nicht einen mathematisch abgegrenzten Formen-
kreis, sondern eine Differenzirungsrichtung. Wenn man sich die
Consequenzen der Darwın’ schen Entwicklungslehre klar macht,
so hat eine derartige Auffassung systematischer Begriffe nichts
befremdendes, wenn sie auch dem orthodoxen Systematiker als
eine Inconsequenz erscheinen mag.
Erkennen wir den Darwinismus — auch in seinen Conse-
quenzen —- an, so setzen wir voraus, dass sich alle Arten, Gat-
tungen, Familien ete. allmählich von einander getrennt haben
und dass die die einzelnen Glieder rückwärts verbindenden Fä-
den, d. h. also Uebergangsreihen überall vorhanden gewesen sein
müssen. Die Thatsache, dass uns die Uebergangsformen zum
grössten Theil fehlen!), ändert an dieser grundsätzlichen und
nothwendigen Auffassung nichts. In der Natur ist die Entwick-
lung und Differenzirung des Formenreichthums auch nicht in
systematischen Kategorien erfolgt, sondern ohne inneres Prinzip
nach den jedesmaligen Verhältnissen geändert. Das, was objectiv
bei der allgemeinen Entwicklung zu einer Gliederung führt, sind
nur die divergirenden Richtungen der Differenzirung. Da nun
jede einer Difterenzirung zu Grunde liegende Veränderung an eine
Form gebunden ist, so sondern sich aus dem Formenreichthum
Reihen und Gruppen, deren Stärke schnell oder langsam zu- und
abnehmen kann, oder die ganz verschwinden. wenn ihre einzelnen
Mitglieder aussterben.
Nur dadurch kommt eine Gliederung in den unerschöpflichen
Formenreichthum, und nur durch das Fehlen oder das künstliche
Uebersehen der einst nothwendig vorhandenen Zwischenformen kommt
ein schönes System zu Stande. Je mehr Formen und namentlich
!) Dass die verbindenden Zwischenformen ganz im Allgemeinen
selten sind, erklärt sich aus folgender Erwägung. Die Neubildung
oder Sonderung einer neuen Art, Gattung etc. kommt, wie ich glaube,
meist dadurch zu Stande, dass ein Organ oder Organsystem sich
irgend einem Zwecke durch eine aussergewöhnliche Differenzirung an-
passt. Das Gesetz von der Correlation der Theile bedingt, dass auch
andere Organe durch obige Aenderung beeinfiusst und zu Umgestal-
tungen gezwungen werden. Bis das dadurch hervorgerufene Missver-
hältniss der Theile ausgeglichen und das Gleichgewicht im Einzelorga-
nismus wieder hergestellt ist, werden die in jenem Uebergangsprocess
befindlichen Formen ungünstiger organisirt sein und deshalb im All-
gemeinen keinen grossen Individuenreichthum produciren,
602
fossile Formen wir kennen lernen, umsomehr werden wir ge-
zwungen sein, die bisher üblichen Begriffe der Systematik in
obigem Sinne umzugestalten. Würden wir, wie gesagt, alle Zwi-
schenformen kennen, so würde jeder systematische Begriff nur so
zu fassen sein, wie ich ihn auf Grund vorstehender Erwägurgen
bei Kugenracrinus und Phylloerinus und ebenso bei Oyrtocrinus
und Sclerocrinus im Folgenden zu fassen versuchte. Auf die
besonderen Beziehungen der Gattungen zu einander gehe ich
später ein.
Oyrtocrinus nov. gen.
Taf. XXXIV— XXXVI, Fig. 1—4.
Eugenvacerinites aut.
Eugeniacerinus aut.
Peniacrinites z. Th. GOLDF.
Die Patina mit dem Stiel zu einem Stück verschmolzen und
schief auf demselben stehend (nuprög — gebogen, überhangend).
Die obere ventrale Aushöhlung breit mit tiefen Armfurchen. Die
Gelenkflächen der Patina stark vortretend, mit einem Paar quer-
ovaler Muskelgruben. Die Arme aus hohen, innen tief gefurchten
Gliedern bestehend. Die Wurzel mit dem Stiel direet verwachsen,
oder durch eine unregelmässig gestrahlte Articulationsfläche ver-
bunden.
Die unter obigem Gattungsnamen zusammengefassten Formen
bilden einen Verwandtschaftskreis, der namentlich durch die Mo-
dification des Stieles und seine schiefe Verwachsung mit der
Patina ein sehr charakteristisches Gepräge erhält. Die hierher
serechneten Formen erweisen sich in jeder Hinsicht als echte
Eugeniacriniden. In der Zusammensetzung der Patina aus 5
Costalia prima stimmen sie mit allen anderen Eugeniacriniden
überein, und als solche theilen sie den gleichen Verlauf der
Axialkanäle mit Pentacriniden, Apiocriniden und Eneriniden. Von
welchem Typus sich Oyrioerinus abgezweigt hat, ist zur Zeit
nicht mit Sicherheit: festzustellen. Hinsichtlich der schiefen Stel-
lung der Patina auf dem Stiel erinnern sie an Selerocrinus und
Gymnoerinus, doch darf man aus dieser Aehnlichkeit allein wohl
noch nicht auf eine Verwandschaft dieser Typen schliessen, da
jene Uebereinstimmung sich sehr leicht aus den gleichen Lebens-
bedingungen der Formen erklären lässt (vergl. p. 594). In der
Form der Gelenkflächen, der oberen Aushöhlung der Patina, dem
Habitus der Arme, sind typische Arten von Cyrtocrinus und
Selerocrinus scharf unterschieden. Es kommen allerdings bei
letzterer Gattung ältere Formen vor, welche auch in der Form
der Gelenkflächen und der ventralen Aushöhlung der Patina an
603
Oyrtoerinus erinnern, so dass er scheint, dass beide Gattungen
unter einander näher verwandt sind als mit den anderen Vertre-
tern der Familie. Mit Zugeniaerinus und Gymnocrinus hat un-
sere Gattung die breite ventrale Aushöhlung der Patina gemein,
ist aber, abgesehen von den übrigen Unterschieden, durch den
Mangel interradialer Zapfen zwischen den Gelenkflächen von bei-
den sofort zu unterscheiden.
Eine etwas eingehendere Besprechung verdienen die unteren
Costalglieder zwischen der Patina und der Abzweigung der 10
Arme, namentlich auch deswegen, weil deren Verhalten bei Cyr-
focrinus die morphologische Bedeutung der gleichen Stücke bei
Holopus aufklärt. Das ursprüngliche und, so zu sagen, normale Ver-
halten zeigt jedenfalls Tafel XXXIV, Figur 2, wo man das zweite
und dritte Costale noch deutlich geschieden, aber mit einander
im Zusammenhang findet. Ursprünglich und normal kann man
dieses Verhältniss deshalb nennen, weil es bei den älteren Ver-
wandten, den Pentacriniden. bei Encriniden und Apiocriniden
die Regel ist.
Während dieses Verhalten nur selten bei Oyrtocrinus nulans
zu beobachten ist, finden sich nicht allzu selten mit dieser Art
und ©. Thersites zusammen axillare Armglieder, die ihrer Grösse
nach nur erste Axillaria gewesen sein können. Es ist nun die
Frage, welche morphologische Bedeutung diesen Stücken zukommt,
ob sie nur das obere der beiden Stücke in Tafel XXXIV, Figur 2
darstellen, oder ob sie aus der Verschmelzung beider hervorge-
sangen sind.
Es scheint a priori wahrscheinlich, dass unter dem Einfluss
der Massivirung des ganzen Baues häufig, vielleicht sogar mei-
stens eine Verschmelzung der zweiten und dritten axillaren Costal-
glieder eintrat, so dass auf die ersten zur Patina verschmol-
zenen Costalien nur ein 5zähliger Gliederkranz folgte. Es ist
das deshalb sehr wahrscheinlich, weil man bei den älteren Ver-
wandten der Eugeniacriniden und bei Zugenmtaerinus selbst zwi-
schen den zweiten und den axillaren dritten Costalien nur eine
Syzygie. aber keine Gelenkung findet. Die grossen axillaren
Stücke nun (wie Taf. XXXIV, Fig. 3 und 4, Taf. XXXV, Fig. 4)
zeigen an ihrer Unterseite ausgeprägte Articulationsflächen, welche
genau auf die der Patina passen. Wir müssten also, um jene
Glieder nur als axillare dritte Costalia auffassen zu können,
annehmen, dass sich bei diesen Eugeniacriniden die Syzygie zwi-
schen dem zweiten und dritten Costale zu einer (Gelenkung ent-
wickelt habe. Eine soiche Differenzierung ist aber bei Eugenia-
eriniden im höchsten Maasse unwahrscheinlich. denn wir finden,
dass dies sonst nur da eintritt, wo sich die Arme zu grosser
604
Gliederung und Beweglichkeit entwickeln, während dieselben gerade
bei unseren Formen einfach und massig werden. Es erscheint
deshalb nur möglich anzunehmen, dass jene grossen axillaren
Stücke aus der Verschmelzung der zweiten und dritten Costalia
hervorgegangen sind. Diese Annahme wird durch eine Beobach-
tung v. QueEsstenr’s direct bestätigt, der l. c., p. 433 sagt:
„Höchst wahrscheinlich war zwischen dem 2. und 3. Gliede eine
Syzygalnaht, und in der That fand ich ein einziges kleines Stück,
fig. 59, was die Ansicht bestätigt: die obere Gelenkfläche bildet
ein ebenes Hufeisen, worauf man den feinen Nahrungskanal kaum
mit der Lupe findet: die viereckige Rückenansicht in der Mitte,
die seitliche hakenförmige unten stimmt vollständig mit den
Unterenden der Doppelgelenke, darnach würden alle fig. 49—58
aus zwei Gliedern bestehen, woran die Syzygalnaht nur selten
sichtbar ist.“
Es kann nach alledem nicht zweifelhaft sein, dass ursprüng-
lich das zweite und dritte Costale durch Syzygie verbunden wa-
ren. dass aber gewöhnlich eine Verschmelzung beider Stücke
eintrat. Bei Cyrtoerinus nutans, der verhältnissmässig dünne
Glieder hat, ist die Verschmelzung noch mehr oder weniger aus-
gebildet; bei jüngeren, sehr verdickten Formen, wie O. Thersites
ist, ebenso wie bei Seleroerinus strambergensts und bei Holopus
Rangii die Verschmelzungsgrenze unter der starken Kalkablage-
rung bei ausgewachsenen Exemplaren ganz verschwunden.
Obwohl v. QuUENSTEDT, wie aus dem obigen Citat hervor-
geht, diese Deutung bei ÜOyrtocrinus nutans durchaus theilte,
spricht er doch an anderer Stelle von einem zweiten Costalgliede,
das mit der Patina „verharnischt* sein soll. Er giebt nicht an,
ob dieses angeblich auf die Patina aufgewachsene Glied oben
eine Gelenk- oder Syzygialfläche zeigt, und auch aus der Abbil-
dung ist dies nicht zu ersehen. Wie dem aber auch sei, scheint
mir die Annahme einer Verwachsung eines zweiten Costale mit
der Patina aus den oben dargestellten Verhältnissen von vorn-
herein unwahrscheinlich. Es liegt mir nun aber von Oyrioerinus
Thersites eine Patina vor, an welcher man ebenfalls aufgewachsene
zweite Costalia zu bemerken glaubt. Dies beruht indess hier
sicher darauf, dass sich die Gelenkflächen auf den Costalien der
Patina besonders stark herauswölben und dass infolge dessen am
Fuss der Vorwölbung flache Furchen entstehen. Oben sieht man
deutlich die Gelenkflächen. Doch auch diese können durch Ver-
krüppelung namentlich an einzelnen Costalien so verkümmern,
dass man glauben könnte, oben eine Syzygialfläche zu sehen
(vergl. Taf. XXXV, Fig. 6). Es scheint unzweifelhaft, dass dies
nur auf einer unregelmässigen Missbildung beruht, denn dass von
605
3 aufeinander folgenden Gliedern. die unter einander durch eine
lose Gelenkung und eine starre Syzygie verbunden sind, die Ver-
wachsung auf der Gelenkung erfolgen soll, ist mehr als unwahr-
scheinlich; und wäre dieser Fall eingetreten, so würde sicher
auch das axillare dritte Glied an der Verwachsung theilgenommen
haben. Dies ist aber bei keinem Exemplare der Fall.
Diese breiten Auseinandersetzungen könnten überflüssig er-
scheinen, aber sie sind schon zur Klarstellung der Morphologie
von Holopus nothwendig. Ich komme hierauf bei Besprechung
dieser Gattung zurück.
Da andere als die hier besprochenen grossen Axillarglieder
bei keiner der hierher gehörigen Gattungen gefunden sind da
ferner solche Unregelmässigkeiten des Wachsthums, wie sie hier
häufig sind, nur in der Nähe der Patina zu erwarten sind, und
schliesslich von einem Eugeniacriniden ein bis zum oberen Ende
ungetheilter Arm wie bei Zolopus vorhanden ist (Taf. XXXIV,
Fig. 8), so ist die Annahme berechtigt. dass auch bei den fos-
silen Formen nur 10 ungetheilte Arme wie bei Holopus Range
‚vorhanden waren.
Die Verbreitung der Gattung scheint auf die Malm- und un-
tersten Kreideschichten der nordalpinen Gebiete beschränkt zu sein.
Die Zahl der Arten ist nicht gross; durch die drei hier an-
geführten dürfte vielleicht der ganze Formenreichthum erschöpft
sein. Bei dem unregelmässigen Wachsthum und den vielen
Krüppelbildungen dieser Riffformen ist es kaum möglich. die Art-
Unterschiede scharf zu schematisiren, doch bilden die hier ge-
trennten Formen so charakteristische Typen, dass ihre specifische
Selbstständigkeit keinen Zweifeln begegnen dürfte.
Da es schwer zu beurtheilen ist, ob einige, nur bei ein-
zelnen Arten beobachtete Merkmale generischen Werth haben, so
gehe ich auf diese bei Besprechung der Arten ein.
Oyrtocrinus nutans GOLDF. Sp.
Taf. XXXIV.
Eugeniacrinites nutans GOLDFUSS. Petr. Germ., Düsseldorf 1826 bis
1833, t. 50, f. 4a, b, p. 164. \
Eugeniacrinus nutans QUENSTEDT!: Der Jura, t. 530, f. 63, 64,
Bsaret: |
— nutans apertus QUENSTEDT: Asteriden u. Encriniden ete., 1876,
p. 414, t. 105, f. 157, 160, 164.
— nutans, ebenda, f. 174— 180.
— -—- ZiTTeL: Handbuch der Petrefactenkunde, Th. I, p. 385,
f. 275f—h, 1876 —-1880'). W
; !) In vorstehendem sowie in den späteren Synonymen - Verzeich-
nissen sind nur diejenigen Angaben registrirt, welche eine absolut
Zeitschr. d.D. geol. Ges. XLIII. 3. 40
606
Die einzelnen Stücke, namentlich die unteren Kelchtheile
wenig verdickt. Die Patina wenig schief gestellt mit kantig vor-
springenden Gelenkflächen. Alle Costalglieder mit äusseren Längs-
kanten. Die Costalia II und III selten getrennt, öfter zu einem
Axillare verschmolzen. Die Arme sehr einrollungsfähig. Die
Armglieder (Dicostalia) hoch, im Querschnitt gerundet vierkantig,
nach innen abgeschrägt, einzeilig angeordnet, mit Pinnulis besetzt.
Der Stiel unregelmässig gewachsen, bisweilen noch gegliedert.
Die Wurzel unförmlich verdickt). |
Vorkommen: Im unteren Malm (Oxfordien) des aargauer
und deutschen Jura.
Die vorliegende Art wurde von den älteren Autoren noch
mit Zugeniacrinus caryophyllatus vereinigt. GoLpruss trennte
sie von diesen, rechnete aber hierzu noch Formen von sSelero-
erinus. v. QUENSTEDT trennte die Form von letzteren zwar noch
nicht specifisch, unterschied sie aber als Zugentacrinus nutans
apertus von dem opertus, der hier zu Sclerocrinus gestellt ist.
v. ZiTTEL bildete in seinem Handbuch untere Costalglieder und
den eingerollten Arm ab, welchen ich durch seine Liebenswür-
digkeit in der Lage war, Tafel XXXIV, Figur 8 noch einmal ver-
grössert darzustellen. Derselbe ist zunächst insofern sehr be-
merkenswerth, weil er der einzige im Zusammenhang gebliebene
Arm eines fossilen Holopocriniden ist. Was nun die Form
dieses Restes im Besonderen anbetrifft. so ist zunächst zu be-
merken (Taf XXXIV, Fig. 8d). dass die einzelnen Stücke sich
nicht mehr ganz in natürlicher Lage befinden, sondern dass die
in Figur 8d unterhalb der beiden Pfeile gelegenen Glieder nach
innen verschoben sind, so dass der Arm stärker eingerollt er-
scheint, als er es in Wirklichkeit war. Denkt man sich unter
sichere Bestimmung möglich machten. Die Beschreibungen sind in der
Regel für die hier durchzuführenden Trennungen unzureichend; aber
auch die Abbildungen sind vielfach so klein und in älteren Arbeiten
oft so undeutlich, dass man in solchen Fällen wohl besser thut, von
einem Citat ganz abzusehen, als dieselben, mit zahlreichen Frage-
zeichen versehen, als unnütze Bürde weiter zu schleppen. Die Dar-
stellung würde hierdurch nur unübersichtlich werden. Das, was aus
den zahlreichen Angaben über Verbreitung einzelner Arten u. S. w. zu
ersehen ist, habe ich soweit als thunlich berücksichtigt. P. DE LORIOL
hat überdies (Pal. franc., Tome XI, 1, p. 106—110) erst kürzlich alle
jene Angaben über die hier in Betracht kommenden Formen zusam-
mengestellt und konnte dieselben deshalb unbedenklich registriren,
weil er unter seinem Eugeniacrinus nutans alle diesem ähnliche Arten
vereinigte, während seinen ]. c. gegebenen Abbildungen und der Be-
schreibung nicht der typische Hug. nutans GOLDF. zu Grunde lag.
!) Die Familien- und Gattungs - Charaktere sind in den Artdia-
gnosen nicht wiederholt.
607
den beiden Pfeilen die Glieder wieder in ihre normale Lage aus
einander geschoben, so würde die Einrollung nur . etwa zwei
Drittel einer Umdrehung betragen. und an dem oberen Ende ist
dann noch Platz genug für den Ansatz weiterer Armglieder, die
wegen der Einrollung und Verdrückung im Einzelnen nicht mehr
zu erkennen sind.
Vergleicht man nun die einzelnen Glieder dieses Armfrag-
mentes mit den isolirten Dicostalien, die Tafel XXXIV, Figur 5—7
abgebildet sind, so liegt der einzige Unterschied nur darin, dass
die letzteren grösser und z. Th. etwas unregelmässiger sind.
Fasst man nun alle Tafel XXXIV, Figur 5—8 abgebildeten Arm-
theile zusammen in’s Auge. so ergiebt sich die vollkommene
Webereinstimmung derselben mit den entsprechenden Stücken von
Holopus Rangti, wie sie in dem pag. 590 dargestellten Arm
dieser Art vorliegen. Auf die Aehnlichkeit der Costalia von Oyr-
tocrinus mutans und Holopus Range‘ wurde schon pag. 589 hin-
gewiesen; es zeigt sich nun auch eine entsprechende Ueberein-
stimmung in dem Bau und der Anordnung der beiderseitigen
Dicostalia.
Was zunächst die Form dieser letzteren betrifft, so finden
wir bei beiden würfeltörmige Stücke, mit gerundeter und gekör-
nelter Aussenseite.e Bei Holopus Range ist die Wölbung und
die Körnelung der Aussenseite sehr kräftig, bei Cyrtoerinus mu-
tans ist die Wölbung. dem zierlichen Bau dieser Art entsprechend,
gering, so dass die Stücke etwas weniger compact und schwer-
fällig erscheinen; die Körnelung der Aussenseite beschränkt sich
hier auf wenige sehr kleine Knötchen, die fast erst unter der
Lupe deutlich erkennbar sind (Taf. XXXIV, Fig. Sc). Es ist
jedenfalls bemerkenswerth. dass der Holopus spileccense aus dem
untersten Tertiär, wenigstens hinsichtlich der Granulirung der
Patina, etwa in der Mitte zwischen obigen beiden Formen steht.
Die innere Armfurche ist bei Holopus und Cyrtocrinus in gleicher
Weise vertieft zur Aufnahme des eingerollten oberen Armendes.
An dem Arm von CUyrtocrinus nutans sind 6 grosse Dicostalia
zu zählen, welche unter einander gleich gebaut sind und sehr
allmählich an Grösse abnehmen. Das siebente Stück ist dagegen
erheblich kleiner und verschmälert sich sehr bedeutend nach oben,
während seine Höhe noch die gleiche ist. wie bei den grösseren
unteren Stücken. Einige breite, gegliederte Pinnulae sind deut-
lich erkennbar; im Uebrigen erkennt man im Innern des einge-
rollten Armes nur kleine Stücke in Unordnung neben einander.
Dieselben sind im Einzelnen nicht mehr sicher als Theile von
Pinnulis oder als obere Armglieder zu unterscheiden.
Die Gelenkflächen zwischen den einzelnen Stücken sind von
40*
608
denen des Holopus Ranger in keinem Punkte wesentlich verschie-
den; sie treten mit ihren Aussenecken scharf hervor und bedin-
gen dadurch die viereckige Form der Glieder und die seitlichen
Aussenkanten der Arme. Das, was dem Arm ebenso wie bei
Holopus sein charakteristisches und ganz exceptionelles Gepräge
verleiht, ist seine Einrollung und die damit in Beziehung stehende
Differenzirung in zwei Theile. Der untere Theil umfasst die
grossen kräftigen Glieder, welche bei der Einrollung aussen liegen
und zum äusseren Zeichen hierfür eine gekörnelte Aussenfläche
besitzen. Der obere Theil des Armes umfasst die plötzlich ver-
schmälerten kleineren Glieder, welche bei der Einrollung gegen
aussen verdeckt sind und keine Oberflächenverzierung aufweisen
(vergl. Textfig. 7, p. 590). Ob die 6 grossen Dicostalien den
ganzen unteren Theil des Armes repräsentiren, wird kaum zu
entscheiden sein. Bei Holopus Rangi sind an den grösseren
Armen etwa 8 bis 10, an den kleineren 5 bis 7 grössere untere
Stücke vorhanden. Das unterste Glied an dem Arm von Cyrto-
crinus nutans ist unten schief abgeschrägt, danach könnte es
sehr wohl auf dem Axillare gestanden haben; ein Vergleich mit
dem Arm von Holopus (p. 590, Textfig. 7) macht dies auch
wahrscheinlich. Es ist aber auch möglich, dass unten noch meh-
rere Glieder weggebrochen sind, da die schiefe Form des un-
tersten auch schliesslich mit einer anderen Position am Arme ver-
einbar ist. Bei Holopus Ranger herrscht in diesem Punkte eine
grössere Mannichfaltigkeit als bei unserer Art. Die horizontalen
Rillen, welche an den Seiten der unteren Dicostalien bei Holopus
sichtbar werden, sind bei dem Arm des Ü. nutans nur durch einige
flache Eindrücke schwach angedeutet. Sie erklären sich jeden-
falls aus dem festen Zusammenschluss der Arme und der dicken
compacten Form der einzelnen Stücke. Da letztere bei Holopus
Rangıi sehr viel ausgeprägter ist als bei Oyrtocrinus mutans, so
ist jedenfalls deswegen auch die Rillenbildung bei Holopus weiter
entwickelt.
Der Bau des Armes stimmt demnach bei Oyrtocrınus nutans
und Holopus Rangii in allen der Beobachtung zugänglichen
Punkten fast vollständig überein. Da nun die besprochene Aus-
bildung der Arme unter den Crinoiden etwa ebenso exceptionell
ist wie die von Crotalocrinus oder Plicatocrinus, so wird man
einer so nahen Uebereinstimmung einen entscheidenden systema-
tischen Werth nicht absprechen können.
Die übrigen Eigenthümlichkeiten unserer Art sind durch v.
QUENSTEDT so eingehend besprochen worden !), dass ich mich auf
') 1. c., Asteriden und Encriniden, p. 411—427.
609
obige phylogenetisch wichtigen Punkte beschränken und in allem
Uebrigen auf die Darstellung v. Quesstepr's verweisen kann.
Cyrtoerinus nutans verdient insofern ein besonderes Inter-
esse, weil er sich als Art von dem Differenzirungswege der Fa-
milie sehr wenig entfernt hat und weil in der Art die Gattungs-
charaktere phylogenetisch zuerst klar hervortreten. Wir kennen
zwar noch Zwischenformen von dieser Art zu Selerocrinus, aber
man wird trotzdem zugeben müssen, dass die allen jüngeren
Arten charakteristischen Merkmale hier schon klar zum Aus-
druck kommen. Während bei Zugeniacrinus m. und Gymnocrinus
schon allein die Form der Axillaria, bei Selerocrinus die kuge-
lige Verdickung der Patina, die namentlich bei den jüngeren For-
men wie Sci. strambergensis zum Ausdruck kommt, bei Tetano-
crinus die abnorme Verlängerung der Costalia prima die Abzwei-
gung und Sonderstellung dieser Typen erkennen lässt, ist gerade
Oyrtocrinus nutans vom typischen Entwicklungsgange kaum ab-
gewichen. Ich meine wenigstens, dass man als typischen Ent-
wicklungsgang der Holopocriniden denjenigen betrachten muss, der
in immer besserer Anpassung an das Leben im bewegten Seicht-
wasser schliesslich zu dem ungestielten und compacten, dabei
aber kräftig muskulirten Holopus Rangi“ führt. Ich halte es
nach alledem für wahrscheinlich, dass Oyrtocrinus nutans in die
directe Ahnenreihe von Holopus Rangrii zu stellen und wegen
seiner mittleren Stellung in der Familie als Typus derselben be-
trachtet werden kann. Das Gleiche gilt vielleicht auch für Cyr-
tocrinus Thersites, aber von dessen Morphologie wissen wir zu
wenig, um obige Behauptung auch bei ihm rechtfertigen zu können.
Die verticale Verbreitung der Art scheint sich auf das Ox-
fordien zu beschränken, doch wird man hrerbei vielleicht in Rech-
nung ziehen müssen, dass dieselbe, wie es scheint, stets an das
Vorkommen mächtig angeschwollener Schwammriffe gebunden ist,
und dass deren scharfe Altersbestimmung, wie das Vorkommen
am Lochen beweist, oft seine grosse Schwierigkeit hat.
Die horizontale Verbreitung ist nicht weniger beschränkt.
Die Art kommt in der Nordschweiz, dem schwäbischen und frän-
kischen Jura vor. In Frankreich fehlt sie schon und ebenso in
den östlichen Gebieten Mittel- Europas.
Was schliesslich die Tafel XXXIV abgebildeten Formen be-
trifft, so dürften die Figur 1 bis 8 abgebildeten Stücke für die Art
typisch sein, während der schlanke zierliche Kelch, der in Fig. 9
dargestellt ist, eine locale Varietät zu repäsentiren scheint. Ihr
Fundort ist unbekannt. Es liegen mir nur einige Exemplare in
der Berliner Sammlung vor, welche sämmtlich den gleichen Ha-
bitus besitzen. Die Gelenkflächen liegen ganz an den Seiten der
610
Patina. welche mit dem langen zierlichen Stiele fest verschmolzen
ist. Wegen des zierlichen Baues und der geringen Grösse dürfte
die Bezeichnung var. fenurs gerechtfertigt sein.
Die Exemplare befinden sich mit Ausnahme von Fig. 8,
welches der Münchener Sammlung angehört. im Berliner Museum
für Naturkunde und stammen aus Franken.
Oyrtocrinus Thersttes n. sp.
Ha REN
Die Patina dick, auf der dorsalen Seite gerundet. sehr schief
stehend, in sich und mit dem Stiel so fest verwachsen, dass
keinerlei Nähte sichtbar sind. Die Aussenfläche aller Theile an-
scheinend glatt!). Die Armglieder sowie die Gelenkflächen der
Patina aussen gerundet. Der Stumpf ziemlich diek von wech-
selnder Länge, entweder auf der Wurzel articulivrend und dann
unten verjüngt, oder unmittelbar mit der Wurzel verwachsen und
dann cylindrisch bezw. unten verdickt.
Die Zahl der untersuchten Exemplare betrug etwa 15. Die
Grössenverhältnisse sind aus den Figuren ersichtlich.
Vorkommen: In den neocomen Mergeln von Stramberg
und Nesselsdorf.
Im Vergleich zu Cyrtoerinus nutans ist die Form viel mas-
siger, was sich namentlich in der halbkugeligen Verdickung der
Patina äussert. Die Costalia und Dicostalia sind ebenfalls dick
aufgetrieben, so dass an den oben und unten articulirenden Axil-
larien (Fig. 4a—-d) jede Spur der ursprünglichen Verschmelzung
verschwunden ist. Auch an der Patina und deren Grenze gegen
den Stiel war an keinem der untersuchten Exemplare die Spur
einer Verwachsungsnaht kenntlich. Gegenüber den kantigen Arm-
gliedern von C. nutans fällt hier deren runde Form sehr in’s
Auge. Die Art neigt sehr zu ganz unförmlichen Krüppelbildungen,
bei denen man bisweilen nicht mehr entscheiden kann, ob man
eine Patina oder eine Wurzel vor sich hat. Bei der Grösse
dieser Form war auch die Abrollung auf den Stramberger Riffen
sehr gross, wodurch namentlich solche Krüppelformen noch un-
kenntlicher werden. Figur 6 stellt ein solches Exemplar dar,
bei welchem man aber immerhin noch 5 unregelmässige Fur-
chen und undeutliche Spuren von Gelenkgruben erkennen kann.
Eine andere Art der Verzerrung ist in Textfigur 12 etwa in
öfacher Vergrösserung dargestellt. Das Exemplar, welches der
!) Da die relativ grossen Stücke stark abgerollt sind (vergl. p. 569),
so wäre es nicht unmöglich, dass durch die Abrollung feinere Ober-
flächen - Sculpturen verloren gegangen sind.
611
Münchener Sammlung angehört, habe ich
in 12a von der ventralen Seite, also
von innen, in 12b von der dorsalen
Seite, also von aussen, gezeichnet. Die
Eigenthümlichkeit desselben besteht da-
rin, dass die Ventralseite der Patina
dem Stiel fast rechtwinklig zugeneigt
ist, dass eine Gelenkfläche und also
auch ein Arm auf die dorsale Seite ge-
rückt ist (Textf. 12b rechts unten) und
dass tiefe Furchen die Grenzen der Co-
stalia prima trotz deren Verzerrung deut-
lich erkennen lassen. Der Stiel selbst
ist an diesem Exemplar abgebrochen,
5 war aber an einem anderen, sonst un-
b günstiger erhaltenen, in gleicher Weise
gegen die Patina gestellt. Wegen der
vielen unförmlichen Krüppelbildungen
Eine verkrüppelte Pa-
tina von Üyrtocrinus
Thertites. wählte ich den Namen 0. Ther sites.
a von innen, b von Die auf Tafel XXXV abgebildeten
aussen gesehen. Exemplare befinden sich mit Ausnahme
von Figur 6, welches der Münchener
Sammlung gehört, in dem Berliner Museum für Naturkunde und
wurden von mir in Stramberg gesammelt.
Oyrtocrinus granulatus n. sp.
Taf. XXXVI, Fig. 1—4.
Die Patina dick, halbkugelig, bei guter Erhaltung mit deut-
lichen Nähten der Costalia prima. Die dorsalen Seiten der letz-
teren mit grossen aber flachen Granulationen verziert. Die Ge-
lenkflächen der Costalia prima fast aneinander stossend, etwas in
die Breite gezogen. Die Patina fast rechtwinklig gegen den
Stiel geneigt. Der Stiel im Verhältniss zur Patina dünn und
ziemlich kurz. Die Wurzel unten ausgebreitet (in den bisher
beobachteten Fällen), mit einem ziemlich regelmässig cylindrischen
Gelenkzapfen von wechselnder Höhe. Arme unbekannt (jedenfalls
aussen wie die Patina granulirt).
Vorkommen: In neocomen Mergeln bei Lans (Dep. du Var)
in Frankreich.
Diese durch ihre eigenthümlich flachen Granulationen und
den verhältnissmässig dünnen Stiel ausgezeichnete Form erinnert
in den übrigen Merkmalen an die vorige Art, ist aber zweifellos
von dieser specifisch zu trennen.
Die Exemplare gehören dem Berliner Museum f. Naturkunde.
612
Holopus v’Ore.
ALC. D’ORBIGNY. Memoire sur une seconde espece vivante de la
famille des Crinoides ou Encrines, servante de type au nou-
veau genre Holope (Holopus). (GuERIS, Mag. de Zool. 7m annee,
Cl. x p. 3.0t:08, Parıs; 1881.)
Figur 18. Die aus fünf, ausnahms-
weise vier, Costalia prima ge-
bildete Patina unmittelbar am
Boden angeheftet, mit tiefer,
sich schnell verengenden ven-
tralen Aushöhlung, in welcher
Radialfurchen nach dem Kelch-
centrum verlaufen. Die Ven-
tralseite mit 5 grossen Oral-
platten und kleineren Rand-
plättchen bedeckt. Der Mund
central; After bisher unbe-
kannt, wahrscheinlich seitlich
zwischen den Randplättchen
versteckt. Die Aussenseite der
Patina und der unteren Arm-
glieder mit flachen Knoten ver-
ziert. Die Gelenkflächen an
der Patina eckig vortretend,
mit kleinen, auf einer Verti-
calleiste sitzenden Ligament-
Holopus Rangü DORB., vollstän- opuben. Zwischen den Gelenk-
diges Exemplar mit eingerollten
Wrmien flächen an der Innenseite un-
(Copie nach P. H. CARPENTER.) regelmässig entwickelte, inter-
radiale Zapfen. Der Oberrand
der Patina in schiefer Ebene liegend, die höher gelegenen Ge-
lenkflächen breiter und kräftiger entwickelt. Die Muskelgruben
mit unregelmässiger Sculptur. Die Costalia II und III in der
Jugend getrennt, im Alter zu einem axillären Stück verschmolzen.
10 Arme, deren untere Stücke gross, aussen mit Knoten verziert,
seitlich und nach innen abgeschrägt, ziemlich unregelmässig ge-
formt sind, deren obere, bei der Einrollung verdickte Glieder
glatt mit zwei Aussenkanten versehen und sehr viel schmäler und
kleiner sind als die unteren Dicostalien. Alle Glieder alternirend
mit Pinnulis besetzt!). Die höher gestellten Arme kräftiger ent-
wickelt als die tiefer stehenden. Armmuskulatur sehr kräftig.
'). Nur am zweiten Dicostale scheint eine Pinnula regelmässig zu
fehlen, was sich aus der Stellung dieses Gliedes von selbst erklärt.
613
Weichtheile unbekannt. In der Jugend ungestielt, flach auf dem
Boden ausgebreitet, mit getrennten Oostalia II und II.
Vorkommen: Im Tertiär Ober - Italiens und in seichtem
Wasser des Caraibischen Meeres au den Kleinen Antillen.
Nachdem P. H. CARPENTER erst kürzlich alles über Holopus
Rangii Wissenswerthe so meisterhaft zusammengestellt hat!), kann
es nicht meine Absicht sein, auf eine erneute Besprechung aller
einzelnen Theile einzugehen. Eine neue Definition der Gattung
glaubte ich geben zu müssen. weil ich über die Zusammensetzung
der Patina wesentlich anderer Ansicht bin als ÜARPENTER, und
weil es hier darauf ankam, in der Diagnose einige Punkte her-
vorzuheben, die zur Aufklärung der Beziehungen von Holopus
Rangii zu einer fossilen Art und zu den verwandten fossilen
Gattungen von Wichtigkeit sind. Zu einigen dieser Punkte möchte
ich Folgendes bemerken.
Was zunächst die Zusammensetzung der Patina betrifit, so
war die allgemeine Auffassung die, dass dieselbe aus einem ver-
schmolzenen Radial- und einem Basalkranz bestehe. Meines Wis-
sens vertrat nur P. pr Lorıor andere Ansichten, indem er in
der Pal&ontologie francaise, Tome XI, 1. p. 62, zuerst bei der
Definition der Holopiden sagt: „Calice fixe par une base large
compose d’une piece centro-dorsale, en forme de cupule, qui ne
presente pas de divisions apparentes, et sur lebord superieur de
la quelle s’articulent des pieces radiales, composant ordinairement
cing series.“ An anderen Stellen (l. c., p. 188 u. 191) ergänzt
er diese Auffassung noch durch die Zusätze, dass jene „piece
centro-dorsale* die Leibeshöhle umschliesse, und dass nur ein
Kranz radialer Stücke vorhanden sei, welche axillär seien und
durch Gelenkflächen mit der nur aus Basalien gebildeten „piece
centro-dorsale* verbunden seien.
Abgesehen von der durch nichts gerechtfertigten Bezeich-
nung „Centro-dorsale* für die Patina von Holopus, ist obige Aut-
fassung deshalb durchaus unzulässig, weil echte Gelenkflächen.,
wie sie die Patina von Holopus zeigt, zwischen Basalien und
Radialien (Costalien) bei keinem Crinoiden vorkommen. Eine
Gelenkung tritt immer erst an der Oberseite radialer Stücke auf,
mit den Basalien sind dieselben immer durch Syzygie verbunden.
Die Art und Weise, wie pE LorıoL zu seiner Auffas-
sung gekommen ist, ist fast noch auffallender als die Auffassung
selbst. Er sagt 1. c., p. 190: „Dans les Cyathidium, & en juger
du moins par lespece decrite par M. SchLürer?’) (car je n’ai
!) ]. c., Challenger Report, Stalked Crinoidea, p. 197—217.
?) C. SCHLÜTER. Ueber einige astylide Crinoiden. Diese Zeit-
schrift, 1878, Bd. XXX, p. 50.
614
jamais pu &tudier l’esp&ce type). on pourrait plutöt affırmer, que
la cupule est composde de l’ensemble des pieces basales soudees
entre elles, car lä elles se trouveraient pr&cisement dans une
position interradiale par rapport aux facettes articulaires des
pieces radiales, qui sont placdes sur les angles*.
Danach müsste man doch glauben, dass C. SCHLÜTER die
becherförmige Patina (vergl. die Abbildung p. 616) ausschliesslich
aus Basalien zusammengesetzt glaubte. Das ist aber keineswegs
der Fall, denn ScahLürer sagt in seiner Beschreibung sehr klar:
„Die obere Hälfte des Kelches wird als aus Radialia gebildet
anzusehen sein, während die tiefere, mehr runde Partie den Ba-
salien angehört“. Herr pe Lorıon aber behauptet mit dem un-
zweideutigen Hinweis auf ScHLürter. die Patina (cupule bei pe
LorıoL) bestände nur aus interradialen Basalien. Ich glaube,
dass die ebenso ausführliche wie klare Beschreibung der Art bei
SCHLÜTER eine derartige aus auffallender Unkenntniss der be-
treffenden Organisations-Verhältnisse hervorgegangene Entstellung
nicht verdiente. Sehr befremdlich ist schliesslich auch das, dass
DE LorıoL (Üyathrdium) spileccense als Typus der Gattung Cya-
thidium verwerthet, während ScHhLüTEr diese Art nur provisorisch
und mit allem Vorbehalt zur Gattung Cyathrdium STEENST. ge-
stellt hatte. (Im Folgenden ist dieselbe zur Gattung Holopus
gestellt worden, p. 619.)
Wenden wir uns nun der von den übrigen Autoren vertre-
tenen Auffassung zu, dass die Patina von Holopus aus verschmol-
zenen Radialien (Costalien) und Basalien bestehe. Die ersteren
sollen dabei den oberen Theil des Bechers mit den Gelenkflächen
bilden, während der untere Theil als verschmolzener Basalkranz
‚ aufgefasst wird.-. Was hierbei von Holopus Range gesagt ist,
gilt in gleicher Weise für die Auffassung der Patina von Holopus
(Oyathidium) spileccense SCHLÜT. Sp.
Die angegebene Auffassung, die namentlich von W. THouson,
P. H. Carpenter und Cr. SCHLÜTER vertreten wurde, stützt sich
auf keinen positiven Grund, sondern lediglich auf die Analogie.
Wenn P. H. Carpenter sagt!)!: „the’analogy of all other Cri-
noids would lead to the conclusion that the small portion of the
calyx-tube between this?) and the spreading base consists of
closely anchylosed basal plates“, so ist damit die von ihm und
anderen Autoren für obige Auffassung eingeschlagene Beweisfüh-
rung erschöpft. Denn dass die inneren Radial- oder Armfurchen
!) 1. e., Challenger Report, Crinoidea, p. 201.
?), Gemeint ist der Theil der Patina, der als untere Grenze der
Radialia von CARPENTER gedeutet wird,
615
nach dem Kelchceentrum zu undeutlich werden, und im unteren
Theil des Bechers das Kalkgerüst lockerer wird, das beweist doch
höchstens, dass an dem Aufbau des unteren Theiles noch ein
anderes Element des Crinoiden ÄAntheil nimmt, aber nicht, dass
in diesem Element Basalia zu erblicken sind. Diese Auffassung
entspringt wieder nur aus der „analogy of all other Crinoids*“.
Prüfen wir also das Durchgreifende und Beweisende dieser
Analogie. Die genannten Autoren und namentlich CARPENTER !)
singen von der Ueberzeugung aus, dass bei allen Crinoiden und
auch bei Eugeniacriniden Basalia morphologisch vorhanden sein
müssten, dass ohne dieselben ein Crinoid nicht denkbar sei.
CARPENTER gab aber in einer Discussion?) mit J. A. BArTuEr be-
reits zu, dass, wenn die nun hier p. 573 bis 577 ausführlich
besprochenen Verhältnisse richtig sind, allerdings die Eugenia-
eriniden eine Ausnahme in dem genannten Punkte bilden würden.
Da nun, wie ich meine, die Wanderung und die Reduction der
Basalia bei Eugeniacriniden endlich dem Reich der Debatte defi-
nitiv entrückt ist, so ergiebt sich, dass obige „analogy of all
the other Crinoids“ nicht vorhanden ist und folglich auch als
Beweis für das Vorhandensein eines Basalkranzes bei Holopus
nicht geltend gemacht werden kann.
Stellen wir uns also wieder auf den neutralen Boden einer
vorurtheilsfreien Betrachtung von Holopus.
Aeusserlich ist, wie von allen Autoren einstimmig zugegeben
wird, von Grenzen einzelner Theile nichts zu erkennen. Das, was
man mit Sicherheit sagen kann und auch die genannten Autoren
zugeben, ist das, dass der obere Theil der Patina aus radialen
Costalien besteht. Das beweisen erstens die 5 Gelenkflächen am
Oberrand. zweitens die radialen Innenfurchen, drittens die äusse-
ren Längsdepressionen. welche interradial nach der Wurzel hinab
laufen (vergl. die Textfiguren auf p. 612 und 616).
In dem unter jenen Costalien liegenden eingeschnürten Theil
ist äusserlich gar nichts mehr nachweisbar, dasselbe bildet ein
einfaches drehrundes Stück. welches mit den darunter und dar-
über liegenden Theilen des Crinoids vollkommen verschmolzen ist.
Das verkalkte Maschengewebe ist darin loser und unregelmässiger
als in den darüberliegenden Costalien; bei Holopus sptleccense
reicht die ventrale Aushöhlung, bei Holopus Ranger die radialen
Innenfurchen nicht bis in jenes Stück hinab.
Nachdem wir gesehen haben, dass man in diesem Stück
!) On the Supposed Absence of Basals in the Eugeniacrinidae
and in certain other Neocrinoids. Ann. Mag. Nat. Hist., Ser. 5, Vol. XI,
1883, p. 327.
2) F. A. BATHER. The Basals of Eugeniacrinidae. Quart. Journ,
Geol. Soe., Vol. XIV, 2, 1880, p. 359.
616
durchaus nicht nothwendig einen Basalkranz zu erblicken braucht,
eröffnet sich die Möglichkeit einer zweiten Deutung. dass nämlich
jenes eingeschnürte Stück dem Stiel der Crinoiden entspreche
(vergl. die Textfig. 14 von Holopus
Figur 14. spileccense ScHLT. sp... Da uns je-
nes Stück an sich eine Aufklärung
über seine morphologische Bedeutung
nicht bietet, so müssen wir andere,
in diesem Punkte ähnliche Crinoiden
zur Erklärung heranziehen.
Man hat im Allgemeinen mit Ao-
/opıs immer nur solche Crinoiden
verglichen, die ebenfalls mit dem
Kelch direct auf den Meeresboden
aufgewachsen sind, und nach Analo-
sie dieser eine Erklärung des Baues
von Holopus versucht. Man hat
hierbei zunächst ganz ausser acht
gelassen, dass sich zu allen Zeiten
und in den verschiedensten Familien
der Cystideen und Crinoiden derart
festgewachsene Formen finden, und
Cyathidium spileccense SCHLT. dass, wie CARPENTER an Millertert-
a Te NUS Pratti aus dem englischen Dog-
ter ein Theil des Oberrandes ger 'gezeigt' "hat, eine” !dadsrchirbe
von ohen gesehen. dingste Reduction des Stieles sich
sehr schnell vollziehen kann!). Man
hat in diesem Falle, wie so oft in der vergleichenden Morpho-
logie, durch Anpassung erworbene Aehnlichkeiten der äusseren
Form für phyletisch wichtige und in systematischer Hinsicht
Ausschlag gebende Merkmale gehalten; man hat analoge Conver-
genzerscheinungen mit Homologieen verwechselt. Was nun im
Besonderen die Vergleiche von Holopus mit Eudesierinus und
Cotylecrinus?) betrifft, so kann man sich gerade durch dieselben
von der allgemeinen Unberechtigung jener Vergleiche überzeugen.
Die Gattung Zudesterinus?) ist nach den Abbildungen und
!) On some new or little known Jurassic Crinoids. Quart. Journ.
Geol. Soc., Vol. XXXVIIH, p. 29.
?) Cotylecrinus ist Synonym von Üotylederma Qu.;, über Oyathidium
STEENST. siehe p. 621.
®) Ich glaube DE LoRIOL darin richtig zu verstehen, dass er als
Synonymen seines Eudesierinus die Namen Bugeniacrinus (Plicatoerinus)
mayalis und Eug. Deslongchampsi DE LoR. betrachtet wissen will; obwohl
ich es nicht für erwiesen halte, dass die von ihm zuerst als Eugenia-
617
Beschreibungen pe Lorıor's zu urtheilen, sehr nahe verwandt
und vielleicht ident mit dem Zugenvacrinus Hausmanni! A. Rem.
vom Hainberge bei Göttingen. Beide erinnern entschieden an
die Gattungen Phecatocrinus und Tetracrinus und dürften viel-
leicht sogar als Riff-bewohnende Plicatocriniden - Typen zu be-
trachten sein. Sie unterscheiden sich sehr scharf von den Euge-
niacriniden und Holopus dadurch, dass der Radialkranz ganz
selbstständig, und zwar durch Syzygie mit einem darunter lie-
senden unzweifelhaften Basalkranz verbunden ist, ferner durch
den Verlauf der Axialkanälle und den von Holopocriniden ganz
abweichenden Bau der Arme. Uebereinstimmend bei jenen For-
men und Holopus ist nur der Mangel eines Stieles und die un-
gleichmässige Entwicklung der Antimeren, Erscheinungen, die sich,
wie wir sahen, aus der gleichen Lebensweise sehr einfach er-
klären. Von Cotylecrinus gilt, soviel sich über die Form sagen
lässt, im wesentlichen dasselbe; jedenfalls steht er Holopus nicht
näher als Zudesicrinus.
Wenn wir nun die genannten Formen zu einem Vergleich
mit Holopuws und zur Erklärung von dessen Morphologie nicht
als nahe Verwandte heranziehen können, so sind die Analogien
anderer Crinoiden, auf Grund deren wir den eingeschnürten Theil
des Holopus als verschmolzenen Basalkranz deuten könnten, eigent-
lich erschöpft, denn die etwa als ähnlich in Betracht kommenden
paläozoischen Formen wie Edriocrinus oder die Larviformia
W. u. Sp., stehen doch wohl zu fern, um bei ihrer vollständigen
Verschiedenheit in zahlreichen Punkten zu einer Erklärung mor-
phologischer Eigenthümlichkeiten einer recenten Form sichere
Anhaltspunkte zu bieten.
Versuchen wir nun aber den eingeschnürten Theil der Patina
von Holopus als Stiel zu deuten, so stehen dieser Deutung nicht
die mindesten Hindernisse im Wege, wohl aber sprechen für sie
eine ganze Reihe schwer wiegender Gründe.
Auf der einen Seite ist eine Verkürzung des Stieles zu
einem ungegliederten Stück gar nicht selten, ferner kann dasselbe
sowohl mit der Wurzel wie mit der Patina vollkommen verschmel-
zen, sodass keinerlei Grenzen zwischen diesen Theilen mehr er-
kennbar sind. Letzteres finden wir nur bei Eugeniacriniden.
Auf der anderen Seite können die Basalia von den Costalien
ganz überwuchert werden (Comatuliden, Eugeniacriniden) und im
Innern der Patina morphologisch verschwinden (Eugeniacriniden),
erinus und einige Seiten und Tafeln später als Eudesierinus mayalis
beschriebenen und abgebildeten Exemplare wirklich auch einer Art
angehören. (Paleont. franc., Tome XI, 1.)
618
sodass in solchem Falle der Stiel unmittelbar mit dem ersten
Radialkranz verschmilzt.
Ist also die Annahme, dass das eingeschnürte Stück von
Holopus den Stiel repräsentire im Aligemeinen durchaus berech-
tigt, so wird sie im Besonderen durch eine Reihe von Gründen
mehr als wahrscheinlich gemacht.
Wenn P. H. CARPENTER hervorhebt. dass in dem betreffen-
den Theil der Patina das verkalkte Netzwerk weniger dicht und
regelmässig sei als in dem aus Costalien gebildeten oberen Theil,
so scheint mir das geradezu ein Beweis, dass darin keine Ba-
salia, sondern der Stiel oder die Wurzel zu erblicken sei, weil
in den peripherischen Theilen von Basalien naturgemäss derselbe
histologische Bau zu finden ist, als in den darüber liegenden,
ganz homologen Theilen der Costalien. Zum speeiellen Vergleich
mit Holopus Range fertigte ich einen Schliff von Cyriocrinus
Thersites, der die peripherischen Theile der Patina und des mit
ihr verschmolzenen Stieles schneidet. Hierbei ergab sich, dass
die Verwachsung der Patina mit dem Stiei zwar eine sehr innige
war, dass sich aber die Grenze zwischen beiden Elementen histo-
logisch durch eine Zone wirren Gewebes markirte, welches sich
von der Peripherie nach dem Üentrum ausbreitet. Während sich
nun darunter bei Cyrtocrinus nutans wieder das regelmässig an-
geordnete Netzwerk des Stieles einstellt, fehlt dieses in den un-
teren Partieen der Patina von Holopus, welche sich schon in
früher Jugend auf dem Boden ganz unregelmässig ausbreitet. Da
die Structur des Netzwerkes abhängig ist von dem Vorhandensein
und der Lage organischer Faserzüge und Muskelbündel, so kann
das Fehlen regelmässiger Structur in den untersten Partieen von
Holopus Rangit nicht überraschen. Es wäre interessant, in dieser
Hinsicht den Holopus spileccense zu untersuchen. da derselbe
jedenfalls auch in diesem Punkte die an sich unwesentlichen
Unterschiede zwischen Cyrtocrınıs und Holopus Rangii über-
brücken würde.
Nachdem wir in allen wesentlichen Punkten — ich erinnere
nur noch einmal an den Bau der Arme — eine ganz aufiallende
Uebereinstimmung der Organisation von Holopus mit Cyrtocrinus
fanden, werden wir den daraus abgeleiteten Schluss, dass beide
nahe verwandt seien, auf seine geologische Wahrscheinlichkeit
zu prüfen haben.
Oyrtoerinus besitzt noch im unteren Malm einen Stiel, dessen
Zusammensetzung und Verbindung mit der Patina wenig abnorm
erscheint. Bei einer Art der unteren Kreide ist der Stiel ganz
ungegliedert, mit der Patina und bisweilen mit der Wurzel innig
Aare EEE re. ne ae he
u
ar
Br.
619
verschmolzen, die ventrale Aushöhlung der Patina dabei weit und
tie. Aus dem untersten Tertiär kennen wir eine Art von Ho-
lopus, die noch einen durch seine Einschnürung kenntlichen Stiel
aufweist. Der lebende Holopus Ranger ist von dieser Form nur
dadurch unterschieden, dass Patina. Stiel und Wurzel noch mehr
zusammengesunken sind, sodass der Stiel sich äusserlich nur noch
durch eine ganz schwache Einschnürung und einen anderen histo-
logischen Bau als die Patina bemerkbar macht und von der aus-
gebreiteten Wurzel abhebt.
Ich meine, dass diese Auffassung unendlich viel einfacher
und wahrscheinlicher ist als die früher versuchte Vereinigung von
Holopus mit nur äusserlich ähnlichen liasischen oder gar paläo-
zoischen Formen.
Dass sich der phyletische Entwicklungsgang in der Ontogenie
von Holopus Rangir nicht reproducirt, erklärt sich, wie früher
nachzuweisen versucht wurde, sehr einfach und ungezwungen durch
die Anpassung der Larve an die Lebensweise und die besonderen
Verhältnisse des Standortes.
Holopus sptleccensis SCHLÜT. sp.
Textfig. 14, p. 616.
Syn. Oyathidium Spilecceense CL. SCHLÜTER: Ueber einige astylide
Crinoiden. (Diese Zeitschrift, 1878, Bd. XXX, p. 50.)
Die Patina becherförmig, mit stielartiger Einschnürung und
wenig ausgebreiteter Wurzel. Die ventrale Aushöhlung ziemlich
tief, etwa bis zur halben Höhe hinabreichend.. Die Wände der
Patina oben ziemlich dünn. Zwischen den Gelenkflächen flache,
unregelmässig zapfenartige Erhebungen. Die den Ligamentgruben
entsprechenden Aussenleisten stark entwickelt, sodass der Quer-
schnitt nach diesen fast fünfseitig wird. Auf den Grenzen der
Costalien schwache Verticalfurchen. Auf der Aussenseite der
Patina wenige, meist auf den Kanten stehende flache Knoten.
Die übrigen Theile unbekannt.
Vorkommen: Im untersten Tertiär des Monte Spilecco bei
Bolca in Ober-Italien.
ScHLürter hatte diese Form nur mit Vorbehalt zu Oyathr-
dium gestellt und ihre Aehnlichkeit mit Holopus hervorgehoben.
Da Herr Professor SCHLÜTER so liebenswürdig war, mir einige
Exemplare zur Untersuchung zu überlassen, so konnte ich nun
auf Grund der Darstellungen P. H. Carrenrer’s von Holopus
Rangir einen eingehenden Vergleich mit dieser Form vornehmen.
Hierbei ergab sich, wie bereits an verschiedenen Stellen aus-
620
führlich besprochen wurde, eine Uebereinstimmung beider Formen
in allen wesentlichen Punkten, sodass die Zurechnung der Art
zur Gattung Holopus keinem Zweifel unterliegen konnte.
Die Art besitzt ein besonderes Interesse, weil sie, wie er-
wähnt, in verschiedenen Punkten eine vermittelnde Stellung zwi-
schen Cyrtocrinus und Holopus Rangit einnimmt. Von letztge-
nannter Art ist sie specifisch unterschieden durch die stielartige
Einschnürung über der kleinen Wurzel, durch das starke Vor-
treten der Ligamentleisten und durch die mehr regelmässige An-
ordnung und geringe Zahl der Knoten an den Aussenseiten.
Holopus Rangti D’ORB.
Holopus Rangiü ALC. DÖRBIGNY! 1. c., seconde espece vivante de
la famille des Crinoides etc. (GUERIN, Mag. de Zool., Tme annee,
CL.X, P.58, .t.-8:,. Paris 1887.)
Holopus BRONN: Lethaea geognostica, 1851, I, p. 26.
Holopus D’OrRB. M. F. DuUJAarDın und M. H. Hupe: Hist. Nat. des
Zoophytes Echinodermes. Paris 1862, p. 217—218.
Holopus rangiü DORB. ALEX. AGAssız und Graf PoURTALES!: Des-
eription of a Specimen of Holopus rangiı from Barbados. (Meuw.
Mus. Comp. Zool., Vol. IV, 1874, No. 8, p. 51, t. X.)
Holopus Rangii D’ORB. F. A. QUENSTEDT: Asteriden und Encrini-
den etc., p. 185, 1° 4071. 4.
Holopus D’'ORB. Wyw. THoMson: On the Structure and Relations
of the genus Holopus. (Proc. Roy. Soc., Edinburgh 1876—1877,
p. 407.)
Holopus D’ORB. K. A. ZırteL! Handbuch der Palaeontologie, Bd. |],
München und Leipzig 1876—1880, p. 387.
Holopus rangi D’ORB. P. H. CARPENTER:! Challenger Report, Stalked
Crinoidea 1884, p. 199, t. 1—5b, 5c, f. 1—3.
Die Patina sehr niedrig. mit ausgebreiteter Wurzel und
schiefer Oberkante. Die Arme compact, verschieden kräftig ent-
wickelt. Die bei der Einrollung aussen gelegenen Theile unregel-
mässig mit flachen Knoten verziert.
Vorkommen: In seichtem Wasser des Caraibischen Meeres
bei Barbados.
Die Art ist der einzige lebende Vertreter der Holopocri-
niden und zugleich in der Entwicklungsrichtung der Familie am
weitesten differenzirt. Die Eigenthümlichkeiten dieser Form sind
neuerdings von P. H. CARPENTER ausführlich besprochen. Das für
die Familie und Gattung Bemerkenswerthe wurde hier bereits
hervorgehoben.
Die Gattung Cyathidium STEENSTRUP mit der einen Art
C. holopus Str. aus dem Faxekalk möchte ich nach dem We-
nigen, was wir bisher von dieser Form kennen, noch nicht mit
621
Sicherheit den Holopocriniden zuzählen. Wir kennen von dieser
Form bisher nur die 5theilige, dünnwandige Patina. Dieselbe
kann sehr wohl in die Nähe von ZHolopes gehören, da sie aller-
dings nur aus radialen Stücken zu bestehen scheint. .Ist das
aber der Fall. so würde Oyathrdium von Oyrtocrinus sich schon
wegen seiner Dünnwandigkeit weiter entfernt haben als Holopus.
Dies wäre bei einer Form der oberen Kreide immerhin auffallend.
Ganz abweichend von allen Holopocriniden ist es, dass‘ die
Kelche gern aus einander herauswachsen, in ähnlicher Weise wie
man dies bei der calycinalen Knospung von Korallen: beobachtet.
In diesem Punkte erinnert Oyathidıum an gewisse Formen - von
Cotylecrinus aus dem Lias, die ebenso wie obige Gattung wei-
terer Aufklärung bedürfen. sd
Unzweifelhaft ist übrigens, dass der von MicueLin!) aus
dem Miocän der Superga bei Turin als Mreropocrinus Ga-
staldii beschriebene Kelch in die unmittelbarste Nähe von CÜya-
thidium holopus STERNSTR. gehört. Das Exemplar, welches Herr
Professor PaArona in Turin so liebenswürdig war, mir zur Ansicht
zu schicken, unterscheidet sich eigentlich von der Form aus dem
Faxekalk nur durch bessere Erhaltung. Wenigstens schiebe ich
vorläufig auf die Erhaltung den Umstand, dass die miocäne Form
noch dichte Granulationen auf der Aussenseite zeigt, die den
abgeriebenen und mit Kalkspath überzogenen Kelchen aus dem
Faxekalk fehlen.
Sclerocrinus nov. gen.
Taf. XXXVII — XXXRX.
Syn. Eugeniacrinus aut.
Eugenvacrinites aut.
Die Patina sehr massiv, kugelig, meist dorso-ventral abge-
flach. Die dorsale Unterseite zur Aufnahme des Stieles breit
und tief ausgehöhlt. Der Stiel aus langen. dicken, cylindrischen
oder tonnenförmigen Gliedern bestehend. Die ventrale Aushöh-
lung sehr eng. Die Gelenkflächen für die Arme eben, mit sehr
kleinen, fast punktartigen Muskelgruben. Die Arme aus sehr
niedrigen. gerundeten Gliedern bestehend, welche innen einen
sehr kleinen Einschnitt, oben und unten kräftige Gelenkleisten
besitzen. Pinnulae alternirend an den Armgliedern stehend.
Die hier in eine neue Gattung zusammengefassten Formen
entfernen sich von den übrigen Holopocriniden namentlich da-
durch, dass sich die Patina kugelig verdickt und an ihrer Unterseite
») Description d’un nouveau genre de la Famille de Crinoides.
Revue et Magasin zoologique, Ser. II, Tome III, p. 93.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 3. 41
622
sehr breit und tief ausgehöhlt ist, dagegen an ihrer Oberseite
nur eine sehr kleine Einsenkung zeigt: ferner dadurch, dass die
Gelenkflächen sehr eben sind und nur ganz kleine Muskelgruben
besitzen. Die Arme müssen wie die ganze Form ziemlich 'schwer-
fällig gewesen sein. da ihre niedrigen. breiten Glieder und die
schwache Entwicklung der Muskelgruben nicht für eine grosse
Beweglichkeit sprechen: Das zweite und dritte Costale ist we-
nigstens bei der jüngeren Art zu einem Axillare verschmolzen.
Die Krone sass stets schief auf einem gegliederten Stiel, der aber
sicher nur aus sehr wenigen Gliedern bestanden hat. ° Die Mas-
sivirung der ganzen Krone. welche für Holopocriniden überhaupt
typisch ist, hat in der Gattung Seleroerinus ihren höchsten Grad
erreicht.
Die ältesten Arten treten im unteren Malm (Oxfordien) sofort
in grosser Individuenzahl auf und dürften mit Formen wie Öyrto-
crinus nulans am nächsten verwandt sein. Wenigstens finden
sich im unteren Malm noch so viele Zwischenformen zwischen
beiden Gattungen, dass in der Regel eine systematische Tren-
nung gar nicht versucht, sondern fast der ganze Formenkreis mit
einem Artnamen belegt wurde. Nur eine durch Oberflächensculptur
leicht kenntliche Art, Seleroerinus (Eugentacrinus) compressus,
wurde von den übrigen specifisch abgetrennt. Die elatten Formen
wurden durch v. QUEnSTEDT als Kugentacrinus nutans opertus
von dem ersten Zug. nutans apertus unterschieden. DE LORIOL
vereinigte wieder alle Formen, auch den durch die Oberflächen-
Verzierung leicht kenntlichen Se. compressus mit (Oyrtocrinus
nutans.
Während bei den älteren Arten aus dem unteren Malm noch
vielfache Schwankungen, namentlich in der Weite der ventralen
Aushöhlung und der Grösse der Muskelgruben vorkommen, haben
die generischen Eigenthümlichkeiten bei den jüngeren Formen
feste Gestalt gewonnen. Während man daher bei diesen stets
eine generische Trennung mit Entschiedenheit durchführen kann,
ist dies bei den älteren Arten bisweilen nicht der Fall. Da wir
eine gemeinsame Abstammung der Mitglieder einer Familie vor-
aussetzen, so kann uns das Vorhandensein von Zwischenformen
nicht befremden und, wie bereits oben ausführlich besprochen
wurde, von einer generischen Trennung divergirender Zweige der
Familie nicht abhalten.
Ich . beginne mit der Beschreibung der am vollständigsten
bekannten Stramberger Art, bei welcher die Gattungs-Merkmale
typisch entwickelt sind und durch Uebergänge zu anderen Gat-
tungen nicht verwischt werden.
623
Seleroerinus strambergensts n. sp.
Taf. XXXVIH und XXXVIL
Die Patina kugelig, oft dorsal-ventral abgeflacht. Die ventrale
Aushöhlung der Patina sehr eng. die dorsale der Unterseite
mässig weit. Der Umriss der Patina und die Form der Gelenk-
flächen ausserordentlich variabel. Die axillaren Glieder aus dem
Costale 2 und 3 verschmolzen, mit proximaler Gelenkfläche. Die
Armglieder sehr niedrig, aussen grob gekörnelt, die unteren etwas
abgeschrägt. Die Stielglieder lang, unregelmässig, in der Mitte
bald verdickt, bald eingeschnürt.
Vorkommen: In den rothen und weisslichen neocomen
Mergeln von Stramberg und Nesselsdorf.
Diese Form ist bei Weitem die häufigste in den Neocom-
Mergeln Strambergs, indem etwa 9a aller Crinoiden-Reste aus den
Kelchen und Stielgliedern dieser Art bestehen. Aus diesem Grunde
schien der Name Se. strambergensis für sie besonders ange-
bracht. Ein hervorragendes Interesse gewinnt die Form durch
ihre unter Crinoiden vielleicht einzig dastehende Variabilität.
Wenn man die Figuren auf Tafel XXXVII mit einander vergleicht.
so wird man zugeben müssen, dass Formen wie Figur 1 und 7
nicht den Eindruck machen. als ob sie einer Art angehören
könnten. Bei Figur 1 zeigen sich auf der Grenze der Costalia
tiefe Furchen, während bei Figur 7 an derselben Stelle scharf
markirte Leisten verlaufen, die an der Unterseite sogar zu fünf
Knoten anschwellen (Fig. 7b). Andererseits ist Figur 1 ziemlich
hoch, aber noch durchaus nicht die höchste der vorliegenden Exem-
plare, während Formen wie Figur 4 ganz niedrig, fast münzen-
förmig werden. Bei Figur 3 sind die Gelenkflächen sehr gross
und nehmen den ganzen Umfang der Patina ein, während sie bei
anderen Exemplaren (wie Fig. 2) ziemlich klein bleiben. Bald
treten die fünf radialen Ventralfurchen sehr deutlich hervor
(wie in Fig. 2b und 7c), bald sind sie kaum bemerkbar (wie in
Fig. 1c oder 6b). Zahlreiche Kelche sind fast ganz symmetrisch
gebaut (wie Fig. 7), andere, und wohl die Mehrzahl, sind mehr
oder weniger schief ausgebildet. Kurz, von den Gattungsmerkmalen
und der ziemlich constanten Grösse abgesehen, ist kaum ein
Merkmal vorhanden. welches nicht in ganz auffallender Weise
varlirte. Und doch sind alle Uebergänge zwischen den Stücken
vorhanden, auch nicht eine einzige der Hunderte von Formen
liess sich specifisch von den anderen loslösen. Die einzige Form,
der man vielleicht ihrer Grösse und Form nach eine gewisse
Selbstständigkeit zusprechen könnte, wäre durch die in Fig. 8
und 9 abgebildeten Patinae repräsentirt. Diese nur in wenigen
41*
624
Exemplaren vorliegende Form ist durch geringe Grösse, schwache
Granulation, die vielleicht nur. wegen der geringeren Grösse der
Exemplare nicht abgerieben ist, und den gerundet fünfeckigen
Umriss ausgezeichnet. Für sie dürfte demnach eine Bezeich-
nung wie Sclerocrinus strambergensis var. pentagona
gerechtfertigt sein.
Auch die sehr zahlreichen Stielglieder variiren nicht unbe-
trächtlich, wie Figur 10a—c und Figur 11 zeigen, wenn auch
durch diese Typen die Mannichfaltigkeit keineswegs erschöpft ist.
Figur 10b und 10c stellen die beiden Gelenkflächen des Exem-
plars Figur 10a dar, woraus sich ergiebt, dass auch die Weite
des Nahrungskanals sehr schnell, sogar an demselben Gliede
wechselt.
Bei der grossen Mannichfaltigkeit der Form ist es nicht
auffallend, dass einzelne Exemplare an ältere Arten erinnern.
Derartige Uebereinstimmungen sind wohl als zufällige zu betrach-
ten. Man wird solche einzelne Form nicht aus dem Zusammen-
hang herausreissen dürfen, sondern muss den ganzen Formenkreis
als etwas Geschlossenes betrachten, dem eben nach unseren syste-
matischen Vorstellungen der Werth einer Art zuzuerkennen ist.
Die Zusammengehörigkeit der Tafel XXXVII abgebildeten
Armglieder unter sich und mit den besprochenen Resten dürfte
keinem Zweifel unterliegen. Nachdem ich das von 5 verschie-
denen Sammlern jedenfalls an verschiedenen Punkten gesammelte
Material Stück für Stück durchgesehen und mit einander ver-
glichen habe, glaube ich jene Zusammengehörigkeit unbedenklich
annehmen zu können. In allen Sammlungs-Suiten kehrten immer
nur die in dieser Arbeit beschriebenen Typen wieder. Würden
andere Crinoiden, wie z. B. Solanocrinus oder Comatula, ‘dort
gelebt haben, so hätten wenigstens in einer jener Suiten sichere
Reste davon vorgekommen sein müssen. Statt dessen fanden
sich — von Pentacrinus abgesehen, dessen Stielglieder nur in
der Wiener Suite vorhanden sind — in allen Suiten immer nur
folgende Arten: am häufigsten Scleroerinus strambergensis, dem-
nächst nicht selten Eugeniaerinus Zitteli, verschieden "häufig in
‘ den einzelnen Suiten Phyllocrinus Hoheneggert, nicht häufig,‘ aber,
wie gesagt, in allen Suiten Cyriocrinus Thersites, selten 'Euge-
niacrinus intermedius. KErwägt man nun, welchen von diesen
Formen jene Armglieder angehört haben können, so ist dies einzig
und allein Sclerocrinus strambergensis, da bei allen anderen all-
gemeine oder besondere Eigenthümlichkeit die Annahme einer
Zusammengehörigkeit von vornherein ausschliessen.
Die Gelenkflächen, welche namentlich die grössten jener
Armglieder (wie Taf. XXXVIH, Fig. 2 und 3) besitzen, passen so
625
vollständig auf die Gelenkflächen der Patinae von Selerocrinns
strambergensts, und nur zu diesen, dass ich, wie gesagt, nicht
das geringste Bedenken trage, beide Reste als Theile derselben
Crinoiden anzusprechen. Andererseits schliessen sich an jene
grösseren und jedenfalls unteren Armglieder ihrer Grösse und
-Oberflächenverzierung nach unmittelbar die Figur 4 und 5 abge-
bildeten Glieder an, welche auf der einen Seite (Fig. 4b, 5b)
noch eine normale Gelenkung zeigen, aber auf der anderen eigen-
thümliche 4- und 5strahlige Leisten tragen. Ich kann auch diese
ihrem Vorkommen, ihrer Grösse, ihrer Ornamentik und den Ueber-
gängen nach nur zu Sclerocrinus strambergensis rechnen. Wir
kommen hierauf später zurück, da auch mit den Stielgliedern und
der Patina anderer Arten derartige Armglieder vorkommen, welche
bisher meist eine andere Deutung erfahren hatten.
| Die Tafel XXXVIII zusammengestellten Armglieder zeigen fol-
gende Eigenthümlichkeiten, Sie sind sehr niedrig, das axillare
Stück ist das höchste und zugleich grösste. Die nächst grössten
und diesem ihrem Habitus nach ähnlichsten sind als untere Di-
costalien aufzufassen. Sie sind seitlich schief abgeschrägt, etwa
in dem Maasse wie bei Holopus Rangiu. Die Innenfurche ist
verhältnissmässig sehr klein, gegenüber der bei Oyrtocrinus und
Holopus. Eine Pinnula articulirt immer nur an der höheren Seite.
Alle Gelenkflächen sind einander sehr ähnlich, namentlich fällt
immer die geringe Grösse der paarigen Muskelgruben auf. Bei
den grösseren unteren Gliedern verläuft nur ein Querriff über die
ebene Gelenkfläche; in Figur 4b zeigt dieselbe auf einer Seite
eine Einbiegung, auf der anderen ist sie durch 4 Leisten und
einige isolirte Knoten ersetzt. Das Gleiche ist bei Figur 5 der
Fall, nur dass sich hier 5 Leisten einstellen. Die sämmtlichen
Glieder sind an ihren Aussenseiten mit unregelmässigen, aber dicht
stehenden Knötchen verziert, welche sich bei allen Gliedern in
denselben Grössenunterschieden halten. Bei den kleinen, auf
den Tafeln stärker vergrösserten Gliedern (Fig. 4 und 5) erschei-
nen sie deshalb relativ grösser als bei den grossen unteren Glie-
dern. Bei letzteren sind die an der gerundeten Aussenseite fast
.ganz abgerieben, sodass sie bisweilen kaum noch mit der Lupe
erkennbar sind. DBei den kleinen Gliedern, wie überhaupt bei
kleinen Objecten, haben sich die Knötchen sehr wohl erhalten.
Gegenüber den Armgliedern von Cyrtocrinus und Holopus
unterscheiden sich demnach diejenigen von Sclerocrinus stramber-
gensıs durch ihre niedrige, aussen gerundete Form, durch ihre
kleine Innenfurche, die Form der Gelenkflächen und die kräftige
.Körnelung der Aussenseite. Diese Eigenthümlichkeiten der Armbil-
626
dung von Selerocrinus sind ein weiterer Beleg für die Selbst-
ständigkeit der Gattung.
Die Arten aus dem Malm.
Die Formen aus dem unteren Malm lassen sich, wie ich
glaube, auf zwei Arten vertheilen, die ich nur kurz als Mitglieder
der Gattung erwähnen möchte. | |
Die ausserordentliche Variabilität der soeben besprochenen
Ärt macht es in hohem Grade warscheinlich, dass die folgenden,
von v. Quexnstepr als Varietäten oder selbstständige Arten ns
fassten Formen:
. ‚Eugeniaerinus cidaris (Handbuch d. Petrefactenkunde, 1852,
t. 53, f. 44),
— .nutans opertus (Asteriden und Encriniden, 1876, p. 414,
t 105, 2 158) und
— compressus, glatte Varietät (Jura, p. 654).
einer Art unterzuordnen sind, für welche der Name
Sclerocrinus cidarıis v. QUENST.
als der älteste die Priorität haben würde. v. QUENSTEDT giebt an,
dass er sich von dem Cyriocrinus (Eugeniacrinus) compressus
GoLpF. sp. nur durch die glatte Aussenseite unterscheidet. Ueber
die Zugehörigkeit dieser Form zu Selerocrinus kann kein Zweifel
sein. wenn man auch einigen Varietäten dieses ältesten Vertreters
unserer Gattung anmerkt, dass sich in verschiedenen Merkmalen
der Typus verwischt, oder, richtiger gesprochen, noch nicht
scharf ausgebildet hat. Eine seit alter Zeit specifisch abgetrennte
Form ist dagegen der
Scelerocrinus compressuws GOLDF. Sp.
Taf. XXXIX.
Syn. Eugeniacrinus compressus GOLDFUSS. Petref. Germ., t. 50, f. 5.
non Eug. compressus asper QUENSTEDT. Eneriniden und Aste-
riden, t. 106, f. 24—28.
Diese Art ist durch die gleichmässige feine Körnelung ihrer
Oberfläche von der vorher erwähnten Form leicht zu unterschei-
den. Goupruss bildete zuerst ihre Kelche und Stielglieder aus
den unteren Malm - Schichten Frankens ab. v. QuEnsTeDrT!)
beschrieb die gleichen Theile genauer. betrachtete aber als Va-
rietät dieser Art einen Typus von Stielgliedern, den er compressus
\].c., Euucıniden und Asteriden, t. 106, f. 25 — 28. Sicherlich
nicht zu Eugeniacriniden, sondern zu Plicatocriniden möchte ich Euge-
nmiacrinus astralis QUENST. stellen.
627
asper nannte, der aber nach meinem Dafürhalten nicht hierher
gehört.
Die mit dieser Art vorkommenden Armglieder bat genannter
Autor als Solanoerinetes asper ‘beschrieben, aber. dabei bemerkt,
dass er immer geneigt gewesen sei, wenigstens einige zu .Buge-
niaerinus compressus zu stellen; und an einer anderen Stelle bei
Besprechung des Solamoerinites asper sagt er')!: „Eine sichere
Bestimmung ist zur Zeit nicht möglich: im Jura t. 81, f.4
meinte ich ein solch kleines Glied für: Armglied des Eugenia-
erinites compiressus halten zu sollen. Auch an die mitvorkom-
menden Pentacriniten ist zu denken.“ |
Nachdenı mir die Zusammengehörigkeit der Tafel XXXVI
und XXXVII dargestellten Theile nicht mehr zweifelhaft war,
glaube ich nun auch die Tafel XXXIX zusammengestellten Patinae
und Stiel- und Armglieder vereinigen und als Scleroerinus com-
pressus GOLDF. sp. vereinigen zu können. Die strittigen Arm-
glieder (wie Fig. 5, 6, 7 und 8) um die es sich handelt,
stimmen in allen Merkmalen zu vollständig mit den analogen
Stücken von Scleroeiinus strambergensis überein, dass ich über-
zeust bin, dass wenigstens Armglieder wie diese dem Sclerocrinus
compressus zugezählt werden können.
Kommen derartige oder ähnliche Armglieder auch bei Co-
matuliden vor, und diese Möglichkeit ist ja nicht ausgeschlossen,
so würde man jedenfalls Formen mit so niedrigen Armgliedern
wie diese nicht mehr zu Comatula und auch nicht z. B. mit der
Juraform Comatıula pinnata GoLpr. generisch vereinigen können.
Derartige Formen müssten im Gegensatz zu den jüngeren, echten
Comatuliden ganz kurze, (icke Arme: gehabt haben, wie etwa das
Tafel XXXYII, Figur 5 abgebildete Stück. Dies stammt aus einem
Feuersteingeröll, welches mit ziemlicher Sicherheit auf die obere
norddeutsche Kreide zurückzuführen ist; es ist nur im Hohldruck er-
halten, sodass die Abbildung nach einem Guttapercha-Abdruck ge-
zeichnet wurde. Es zeigt 10 Arme, die aus ungemein niedrigen, flach
verbreiterten Gliedern bestehen. Letztere sind etwas gekrümmt
und greifen nach aussen fast schuppenartig über einander; an der
Aussenseite fragen sie Kuoten. Die unteren Glieder sind sehr
breit, die oberen verjüngen sich sehr schnell; derart, dass die
Länge der Arme sich zur Breite ihrer hier erhaltenen, breitesten
Glieder etwa wie 5:1 verhalten haben mochte. Diese 10 Arme
sind augenscheinlich ungetheilt, was nach der Form der einzelnen
Glieder auch das eimzig Mögliche scheint. Dieselben stimmen
') 1. c., Asteriden und Encriniden, p. 182.
628
nun in ihren Theilen nahe überein mit den niedrigen Armgliedern
von Selerocrinus (Taf. XXXVIH und Taf. XXXIX, Fig. 5—8),
und nach der Formverschiedenheit dieser letzteren werden wir
uns bei Sclerocrinus die Arme auch im ganzen kaum anders re-
construiren können, wie sie uns- das besprochene Exemplar zeigt.
Dessen Arme sind aber ihrem ganzen Bau nach ausserordentlich
verschieden von den Armen heutiger Comatuliden, dagegen erin-
nern sie wenigstens in der Kürze und der niedrigen Form der
Glieder an einige Comatuliden, welche DE LorıoL aus der Schweiz
und Frankreich beschrieben hat. Und dass unsere Form in der
That eine Comatulide ist, beweisen ihre Cirrhen, die sich von
der Peripherie aus zwischen die 10 Arme von unten aus ein-
schieben. Dieselben sind an der Figur 5 links und oben deutlich
zu erkennen, und ihre Lage ist durchaus für Comatuliden normal.
Diese Form war also unzweifelhaft eine Cirrhen tragende und
wahrscheinlich auch frei schwimmende Comatulide, sie unter-
scheidet sich aber durch den Bau ihrer Arme sehr wesentlich
von den jüngeren echten Comatuliden, mit denen CARPENTER die
fossilen Comatuliden gern generisch vereinigen möchte, sodass
eine generische Abgrenzung derartig organisirter Comatuliden un-
vermeidlich erscheint. Ich schlage deshalb für derartige Formen
mit 10 kurzen, dicken Armen, die aus niedrigen, schuppenartigen
Gliedern bestehen, den Gattungsnamen Pachyantedon nov. gen.
vor. Um auch die bisher unbeschriebene Art zu fixiren, erlaube
ich mir, sie nach ihrem Entdecker, Herrn Geheimrath Beyrıch,
Pachyantedon Beyricht n. sp.
zu benennen.
Wichtiger aber. als diese Sonderstellung unserer neuen Form
gegenüber anderen Comatuliden, erscheint die Beziehung, die sich
durch dieselbe auch im Bau der Arme zwischen älteren Comatu-
liden und Holopocriniden zu erkennen giebt. Dies war auch der
Grund. warum jene Form hier zur Besprechung gelangte.
Tetanocrinus nov. gen.
Tetanocrinus aberrans DE LoR. Sp.
Textfig. 15, pag. 629.
Syn. Eugeniacrinus aberrans DE LORIOL, Pal&ont. franc., Tome XI,
1.1889, 0,148: .XV: Ei 5
Die die Patina bildenden Costalia prima sehr verlängert
(teravos verlängert) und jedenfalls ohne Stiel am Boden aufge-
wächsen. Die ventrale Aushöhlung der Patina sehr eng, ihre
Gelenkflächen schräg nach aussen abfallend, die ganze Oberseite
der Costalia einnehmend, mit grosser Ligamentfläche und meh-
629
reren Gelenk-Eindrücken über den Muskelgruben. Die Oberseite
der Patina nach der Seite gekrümmmt.
Die Gattung stützt sich nur auf die eine Art, welche im
unteren Malm (Oxfordien) der Ardeche im südöstlichen Frank-
reich vorkommt.
Die in Textfigur 15 abgebildete Art wurde bereits von DE
LortoL sehr treffend beschrieben. Es lagen ihm 10 Exemplare
zur Untersuchung vor, sodass die nahe liegende Vermuthung,
dass man es bei dieser sonderbaren Form mit einer Monstro-
sität zu thun habe, ausgeschlossen war. Das charakteristische
Merkmal, welches mich in erster Linie zur Aufstellung einer
neuen Gattung veranlasste, ist die
Figur 15. ganz ungewöhnliche Verlängerung der
y Costalia prima, wodurch scheinbar ein
langer Stiel wie bei Cyriocrinus ent-
steht. Derselbe ist aber durchaus
nicht mit dem Stiel dieser Gattung
zu vergleichen, sondern wird unzwei-
felhaft nur aus den unteren Theilen
der Costalia prima gebildet. Dies
wurde bewiesen durch ein Exemplar,
an welchem zwei der langgezogenen
Costalia von den drei anderen der
Länge nach abgelöst waren. Hierbei
zeigte sich deutlich der grosse, das
Ganze durchziehende Axialkanal, wel-
cher sich oben zwischen den Gelenk-
flächen erweitert. Am Querbruch wa-
ren der mittlere, runde Axialkanal
und die Trennungsnähte der fünf Co-
stalia deutlich sichtbar.
Dass die Form sich in der That
weit von allen anderen Holopocriniden
entfernt, wird auch durch ihre son-
stigen Eigenthümlichkeiten bewiesen,
so durch die Form der Gelenkflächen,
in welcher sie am meisten an Coma-
Tet rl tuliden erinnert. Dies ist nicht. un-
etanocrinus aberrans DE . ;
LoR. sp. aus dem Oxfor- interessant, aber auch nicht auffallend,
dien der Ardeche. da, wie schon früher bemerkt wurde,
a eine Patina von der Seite, sich die älteren Eugeniacriniden den
b eine Gelenkfläche stärker zperen Comatuliden in mehrfacher
vergrössert, c das abgebro- ie N i
ee ntere Ende. Hinsicht sehr nähern. Die enge, ven-
(Copieen nach DE LorıorL.) trale Aushöhlung theilt die Form nur
ET:
650
mit Sclerocrinus. Mit dieser Gattung hat Tetanoerinus auch in der
Form der Gelenkflächen noch die meiste Aehnlichkeit, ‘und viel-
leicht ist die Gattung von einem Seleroerinws-ähnlichen Typus ab-
zuleiten. Man muss sich jedenfalls vorstellen, dass die Form erst
ihren Stiel vollkommen verlor und sich dann unter irgend welchen
äusseren Gründen durch Verlängerung ihrer Costalia prima’ einen
neuen, unechten Stiel. schuf. Die Annahme, dass unter denselben '
noch Basalia vorhanden waren, erscheint vollkommen ausgeschlossen.
Durch den Artnamen „aberrans“ hob schon pe LorıoL ihre
Verschiedenheit gegenüber den anderen Eugeniacriniden' hervor
und bemerkte auch am Schluss seiner Beschreibung, dass die
Form wohl eine generische Abstammung rechtfertigen dürfte.
An der Zugehörigkeit der Gattung zu den Holopocriniden
kann kein Zweifel bestehen, da dieselbe in allen Punkten sich
den Merkmalen der Familie unterordnet.
Die von px Lorıor beschriebenen Exemplare stammen von
la Pouza bei la Voulte und von la Clapouze (Ardeche).
Gymnocrynus (P. pe LorıoL) emend. JAKEL.
Taf. XLII, Fig. 1—2.
Syn. Eugeniaerinites aut.
Eugeniacerinus aut.
(?) Hemierinus D’ORB. 4
Die Patina kronenförmig in Folge der breiten und tiefen
Aushöhlung der dorsalen Unterseite. Die Gelenkfläche für das
oberste Stielglied peripherisch gekörnelt. Der Stiel aus miedrigen,
tonnenförmigen Gliedern bestehend. Die ventrale Aushöhlung breit
und tief. Die Gelenkflächen für die Arme sehr schief geneist,
mit einem Paar breiter Muskelgruben. Die Costalia Il und HI
durch. Syzygie verbunden. Die axillaren Costalia HI (= Gymno-
crinus DE LorıoL, ? Hemierinus D’ORB.) mit unförmlich verdickten
und innen verschmolzenen Flügeln. Die Stielglieder klein, ton-
nenförmig, mit peripherisch gekörnelten Gelenkflächen. |
Die in Rede stehende Gattung begreift die Patinae, welche
bisher unter dem Artnamen Mousson! Des. —= coronatuws QUENST.
zu Eugeniacrinus gestellt wurden, und die Axillaria, welche von
P. pe LorıoL in irrthümlicher Deutung ihrer Organisation als
Patinae eines Eugeniacriniden unter dem Namen Gymmoerinus
Moeschi beschrieben wurden. Der Name bezog sich darauf, dass
das von ihm für einen Kelch gehaltene Stück nach unten offen
ist, die Leibeshöhle also z. Th. nackt (Yuyvög) gewesen wäre.
Nachdem Verfasser sich von der Zusammengehörigkeit jener Pa-
tinae (Eugeniacrinus Moussoni) und der Axillaria (Gymnoerinus
631
Moesch?) überzeugt hatte, musste der von pe LorıoL gegebene
Name für die neu zu errichtende Gattung Anwendung finden,
wenn derselbe auch eine keineswegs glückliche Bezeichnung ist.
Falls sich die Identität mit der Gattung Hemicrinus D’ORBIGNY
erweist, würde dieser letztere Name als der ältere die Priorität
haben.
Die allerdings nur auf eine Art basirte Gattung ist von
jeder der verwandten Gattungen durch eine Reihe von Merkmalen
scharf geschieden, sodass sie unter den Eugeniacriniden sehr
selbstständig dasteht.e. Von Kugeniacrıinus unterscheidet sich
Gymnocerinus namentlich dureh die breite Aushöhlung der Un-
terseite und den Mangel eines oberen Paares von Gelenkgru-
ben auf den Gelenkflächen. Von Oyrtocrinus: und Sclerocrinus
weicht er ab durch die Einkeilung der Armgelenke zwischen
vorspringende- interradiale Zapfen. Eine Verwechselung mit an-
deren Eugeniacriniden dürfte ausgeschlossen sein. Sehr auffallend
sind dagegen die Beziehungen, die unsere Gattung, d. h. also die
als Eug. Moussoni bekannte Patina zu der von Solanoerinus auf-
weist. Ich habe eine solche von Solanoerinus serobtewlatus GOLDF.
aus dem Malm von Franken Tafel XLIOI, Figur 3a—d in natür-
licher Grösse von oben, von der Seite und von unten dargestellt,
um einen unmittelbaren Vergleich derselben mit unserer Form zu
ermöglichen. Es springt hierbei sofort in die Augen die Ueber-
einstimmung in der ventralen Aushöhlung, in der Gestalt der
Armgelenke und der allgemeinen Form. die bei den Vertretern
beider Gattungen sehr constant ist, wie z. B die Einschnürung
in halber Höhe.
Was jedoch eines besonderen Hinweises werth zu sein scheint,
ist der Verlauf der Costalnähte bei @ymnocrinus im Vergleich zu
dem bei Solanocrinus. Man sieht bei G@ymmocrinus, worauf ich
bereits im allgemeinen Theil kurz hinwies, meist die Nähte der
Costalia prima in halber Höhe der Patina deutlich geknickt
(Taf. XLIH, Fig. 1a). Die Biegung dieser äusserlich sichtbaren
Naht entspricht einer Biegung der Trennungsebenen zweier Costalia
genau an der Stelle, wo sich bei Solanocrinus die leistenförmigen
Basalia zwischen die Costalia prima emkeilen (Taf. XLIII, Fig. 3c).
So auffallend und abnorm jenes Wachsthum bei G@ymnoerinus
auch erscheint, so könnte man es zunächst einfach so erklären.
dass die Patina in ihrer Höhenaxe eine kleine Drehung erfahren
hätte. Der Winkel dieser Drehung würde dann sonderbarer Weise
auch ziemlich genau so viel betragen, als die untere Dicke jener
leistenförmigen Basalia bei Solanoerinus ausmacht. Jene Erklä-
rung aber erweist sich deshalb als unzulässig, weil, wie ich an
einem von 3 Exemplaren sehr deutlich beobachten konnte, die
632
Biegung der 5 Nähte gar nicht immer nach derselben Seite er-
folgt. Auf eine Ebene projicirt, sehen die 5 Nähte dieses Exem-
plars so aus, wie es Textfigur 16 zeigt. Zu beiden Seiten einer
Figur 16.
Die Nähte der Costalia I an der Patina von Gumnoerinus
Moeschi in eine Ebene projicirt, um ihre verschiedene Bie-
gung zu zeigen.
undeutlich, aber ziemlich gerade abwärts laufenden Naht biegt
die eine nach rechts, die andere links aus. Die inneren Tren-
nungsflächen biegen sich also nicht nach einer gemeinsamen Ten-
denz um, sondern jede muss ihre eigene Veranlassung zu dieser
Störung, d. h. also ihr eigenes Hemmniss gehabt haben und über-
wand oder umging dasselbe in verschiedener Weise. Nach alledem
scheint mir nur folgende Erklärung zulässig.
Ebenso wie bei allen anderen Holopocriniden sind -bei @y-
mnocrinus die Basalia äusserlich nicht mehr nachweisbar, aber wir
müssen doch annehmen, dass sie bei den Vorfahren und also
auch in der ontogenetischen Entwicklung der Eugeniacriniden
einmal vorhanden waren; ja, aus dem Verlauf der inneren Kanäle
können wir dies sogar noch direct nachweisen. Es müssen folg-
lich bei jedem Holopocriniden in einem frühen Stadium die Ra-
dialia die Basalia überwachsen haben. Ich glaube nun, dass
eine Combination der Bilder von Gymnocrinus und Solanoerinus
(Taf. XLII, Fig. 1c u. 3c) uns klar veranschaulicht, wie jene
Ueberwachsung und in Folge dessen die Reduction der Basalia
vor sich ging.
Während bei allen vorliasischen Crinoiden, und also auch
bei den Vorfahren der Eugeniacriniden, wenigstens ein Basalkranz
noch wohl entwickelt ist, finden wir bei Pentacriniden und Sola-
noceriniden diesen bereits insofern reducirt, als die einzelnen
Basalia zu leistenförmigen Stücken redueirt sind, welche unter
den Costalien äusserlich nur noch wenig vortreten. Die Costalia
prima haben sich dabei relativ sehr vergrössert und sind z. B.
bei Eixtracrinus fossihs nach unten derart verlängert, dass sie
selbst sich secundär in mehrere Stücke gliedern, um der Beweg-
633
lichkeit des Stieles nachgeben zu können. Ein solches Stadium der
Reduction der Basalia, wie es Tafel XLIIE, Figur 3d von Sola-
noerinus und Figur 4 von einem lebenden Pentacrinus darstellt,
werden also auch die Eugeniacriniden durchlaufen haben. Wäh-
rend nun aber die Pentacriniden und die Mehrzahl der Coma-
tuliden auf diesem Stadium stehen geblieben sind, ist die gleiche
Differenzirung bei den Eugeniacriniden fortgesetzt und spätestens
vor. der Malm - Periode bereits zum Abschluss gekommen. Die
Costalia haben sich dabei nicht, wie bei einer so symmetrischen
Form wie. Extracrinus, genau nach unten verlängert, sondern
haben sich in unregelmässigerem Wachsthum auch seitlich ausge-
dehnt, sodass sie peripherisch verwachsen blieben. Nach dieser
Ueberwachsung hat sich an einer Trennungsnaht manches Costale
stärker ausgedehnt, während das benachbarte die frühere, durch
die Seitenfläche der Basale bedingte Ausbiegungsrichtung im
Weiterwachsen inne hielt. Nur so kann ich für jene auffällige
Biegung der Nahtflächen bei @ymnocrinus und die homologe Er-
scheinung bei Holopus (vergl. p. 576) eine Erklärung finden.
Ich will nun keineswegs behaupten, dass Gymnoertinus von
Solanocerinus abstamme, aber das scheint doch wahrscheinlich,
dass Gymnocrinus, Solanocrinus und Pentacrinus einen gemein-
samen Ausgangspunkt haben, oder sich wenigstens im Malm von
einander noch viel weniger weit entfernt halten, als- von ihren
übrigen Verwandten, z. B. den Apiocriniden und Millericriniden.
In ähnlicher Weise wie Solanoerinus den Ausgangspunkt für die
grosse Mehrzahl der Comatuliden bildet, nimmt Gymnocrinus eine
Mittelstellung unter den Eugeniacriniden ein, sodass wir wohl be-
rechtigt sind, das über jene Gattungen Gesagte auf die Coma-
tuliden!) und Holopocriniden im Allgemeinen auszudehnen.
Ein eigenthümlich geformter Crinoiden-Rest, der sich in dem
oberen Jura (Oxfordien) der Schweiz und des südlichen Frank-
reichs in Gesellschaft von Eugeniacriniden in einigen wenigen
Exemplaren gefunden hat, wurde, wie oben erwähnt, von DE LorIoL?)
mit dem Namen Gymnocrinus Moeschi belegt und als der Kelch
(bezw. Patina) eines Crinoiden gedeutet. Durch Zufall gelangte
ich soeben in den Besitz eines solchen Exemplares, welches
aus der Sammlung pe Koniınck’s zu stammen scheint. Dasselbe
!) Wie an anderer Stelle gezeigt werden soll, giebt es allerdings
Comatula - artige Formen, die in die oben skizzirte Ahnenreihe nicht
gehören und deshalb eine polyphyletische Abstammung der Comatu-
liden beweisen.
2) Monographie des Crinoides fossiles de la Suisse. Me&m. de la
Soc. pal&ont. suisse, 1870, Vol. VI, p. 250, t. 19, f£ 54—56.
634
Figur 17.
Gymnocrinus Moussoni DES. sp.
Das axilläre Costale III. a von
oben, b von der Seite, c von
unten, d von aussen.
Oxfordien von St. Claude.
selben gegeben.
stimmt mit der Beschreibung und
Abbildung des Gymnoerinus
Moeschi pe Lorıon’s vollkom-
men überein und stammt über-
dies von demselben Fundort, St.
Claude im französischen Jura,
von woher DE LorIoL drei
Exemplare in der Paleontolo-
gie franeaise (XI, 1, p. 210,
t. 21, f. 19 — 20) beschrieben
hat. Es kann sonach über die
Zugehörigkeit unseres Exem-
plares zu der von pe LorIoL
aufgestellten Gattung und Art
kein Zweifel bestehen.
DE Lorror hielt diese Stücke
(vergl. Textfig. 17) für Kelche
eines Eugeniacriniden, -ein Irr-
thum, der vielleicht dadurch ent-
schuldbar wird, dass dieser
Autor an das Vorhandensein
eines Oentrodorsale bei Holopo-
criniden glaubte. Der angeb-
liche Kelch würde zwei Arme
getragen haben und nach unten
gar nicht geschlossen gewesen
sein, wohl aber würde der nach
den beiden Gelenkflächen sich
sabelnde Axialkanal frei an der
Unterseite des Thieres geöffnet
gewesen sein — Annahmen, die
mit der Organisation der Cri-
noiden in einem so bedenklichen
Widerspruch stehen, dass sie
einer Widerlegung nicht be-
dürfen.
Um meine von den frühe-
ren abweichende Auffassung die-
ses Fossils begründen zu kön-
nen, habe ich in den Textfiguren
17a—d eine Darstellung des-
Weitere Abbildungen findet man an den citirten
Stellen bei pe Lorıor; ich glaube aber, dass die beistehenden !)
!) Das Original befindet sich in meiner Privatsammlung.
635
genügen, um die morphologische Bedeutung dieses Fossils ausser
Frage zu stellen.
Sieht man nämlich von dem in den Texsfiguren 17a — ce links
liegenden unregelmässigen Theil des Stückes ab, so kann man
über die Bedeutung des rechts gelegenen Theiles nicht im Zweifel
sein. Dasselbe kann man nur als ein axillares Costale auffassen,
dessen zwei obere Gelenkflächen rechts in der Ansicht a, dessen
untere Syzygalfläche rechts in ce sichtbar ist. . Die letztere lässt
deutlich in ihrer Mitte die Oeffnung des Axijalkanals erkennen,
der sich bei dem Eintritt in das Axiale in zwei Canäle trennt,
deren jeder auf der Oberseite in der Mitte der beiden Gelenk-
flächen austritt. Diese Oefinungen sieht man in der Ansicht a auf
dem Querriff, welches die typisch gebauten Gelenkflächen in ein
äusseres und ein inneres Feld theilt. Das äussere Feld zeigt die
breite Ligamentgrube und ist im übrigen schmal und wenig ab-
geschrägt. Das innere Feld lässt zwei vertiefte Muskelgruben
erkennen, welche unmittelbar neben der interradialen Kelchfurche
liegen. Diese Muskelgruben zeigen im Grunde eine nierenförmige
Rauhigkeit, wie wir sie bei den Gelenkflächen der Patina beob-
achteten (vergl. Taf. XLIII, Fig. 1d).
Der innere Theil der ganzen Gelenkfläche ist ein wenig ver-
tieft, sodass sich neben den Muskelgruben jederseits noch eine
flache Einsenkung gegen den Aussenrand hin markirt. Lässt man
nun das Licht sehr schief auf die Gelenkfläche fallen, so macht
es den Eindruck, als ob jederseits neben der einen noch eine
äussere flachere Grube vorhanden sei. Ein solches Paar äusserer
Gruben ist bei DE Lorıor, 1. c., fig. 19b, d und 20a, b, c
gezeichnet. Da ich mich an meinem Exemplar deutlich von der
optischen Täuschung in diesem Punkte überzeugen kann, so glaube
ich annehmen zu dürfen, dass eine solehe auch zu der angege-
benen Darstellung bei pe LorıoL Veranlassung gegeben hat.
Jedenfalls sind an meinem Exemplar nur die inneren Gruben
typische Muskelgruben, die überdies durch die nierenförmige
Grundfläche sich scharf von den äusseren flachen Depressionen
unterscheiden!). Dass bei sonst vollkommener Uebereinstimmung
diese merkwürdig gestalteten Stücke in dem Ban bezw. der Zahl
der Muskelgruben so variiren sollten, ist nicht wahrscheinlich.
Die Richtigkeit einer entsprechenden Correctur und die hier dar-
gestellte Form der Gelenkflächen als typisch angenommen, stim-
men dieselben von allen zum Vergleich in Betracht kommenden
!) Es ist hier daran zu erinnern, dass auch bei Eugeniaerinus
Gelenkgruben vorkommen, dort aber nicht neben, sondern über den
Muskelgruben ihren Platz haben.
636
Crinoiden ausschliesslich und vollkommen überein mit denen der
Patina des älteren Zug. Mousson?, dessen Kelche nach pz LorıoL !)
nur an den gleichen Fundstellen gefunden sind, wie sein Gymno-
crinus Moescht.
Wir haben bisher nur den rechts gelegenen, sozusagen nor-
malen Theil unseres Fossils in’s Auge gefasst und den linken,
unregelmässig geformten ausser Acht gelassen. Betrachtet man das
Stück von der Seite (Textfig. 17b), so sieht man, dass der nor-
male axillare Theil etwa die Hälfte der Breite einnimmt. Etwas
weiter nach links oben reicht ein lang ausgezogener Hügel, wie
solche bei COyrtoerinus nutans (vergl. Taf. XXXIV, Fig. 4d)?)
und bei Holopus Ranger D’OrB. (vergl.
Textfig. 18) an unteren Armgliedern,
wenn auch weniger entwickelt, vor-
kommen. Bis zu dieser Stelle bietet
also das Stück nichts Abnormes; un-
gewöhnlich und ganz abnorm ist nur,
dass jene Flügel nach dem Kelch zu
verschmelzen und die Radialfurche des
Armgliedes dadurch an der Innenseite
Unteres Armglied von Ho- SO verschliessen, dass dieselbe nur
lopus mit verlängertem Sei- durch ein Loch (vergl. Textfig. 17a
Figur 18.
tenflügel. und ec) nach dem Kelchcentrum dringt.
(Copie nach P. H. CAR- Eine derartige Ausbildung eines
PENTER.) Armgliedes ist zwar bei Crinoiden
meines Wissens nie beobachtet, aber,
wie mir scheint, morphologisch keineswegs undenkbar. Die ra-
diale oder ambulacrale Furche, welche von der Innenseite der
Arme auf der Oberseite der Leibeshöhle nach dem Mund ver-
läuft, ist von Tentakeln besetzt, welche eine Wimperbewegung
nach dem Munde zu unterhalten. Ausserdem verlaufen einige
Längsgefässe an ihrem Grunde, welche aber hier nicht in Frage
kommen können. Nur jene Tentakelbewegung, welche jedenfalls
der Ernährung dient, könnte durch einen ventralen Schluss der
Furche behindert werden. Betrachtet man nun aber die Abbil-
dung eines Armes von Holopus, wie sie CARPENTRR (l. c., t. 5b,
f. 5) gegeben hat, und wie sie in Textfigur 19, p. 637 copirt
ist, so sieht man, dass jene Tentakeln in der Ambulacralrinne
so klein sind, dass ihre Bewegung durch die in der Textfigur 17
gezeichnete Oeffnung ganz unbehindert erfolgen konnte. Erwägt
!) Pal&ont. franc., XI, 1, p. 142.
?2) Vergl. namentlich auch die Abbildungen bei v. QUENSTEDT!
Encriniden und Asteriden, t. 106, f. 55, 56.
637
Figur 19. man ferner, dass bei zahlreichen
fossilen Crinoiden, z. B. bei Aete-
noerinus und Platyerinus, die Arme
unten fest geschlossen waren und
die Bewegung der Tentakeln eben-
falls in einer geschlossenen: Rinne
erfolgen musste, so verliert jene
ventrale Verschmelzung der Axil-
laria ihr anomales Aussehen.
Aber auch das Ungewöhnliche,
welches in dieser Verwachsung liegt,
wird vermittelt durch jene unregel-
mässigen Verzerrungen, welche die
Patina und die untersten Armglie-
der bei Eugeniacriniden und Ho-
lopus aufweisen; man vergleiche
namentlich die Abbildungen, welche
v. QuENSTEDT von den Axillarien
des Eug. nutans gegeben hat'!).-.
Eine derartige Verwachsung: ist
Arm von Holopus von innen Jedenfalls nur da möglich, wo die
gesehen, um die geringe Grösse Gelenkflächen der Patina nach
der Tentakeln zu zeigen. aussen abfallen, d. h. die’ Arme
(Copie nach P. H. CARPENTER.) sich unten scharf von der Patina
abbiegen, da sonst jener ventrale
Zapfen (vergl. Textfig. 16b) gerade auf der Kelchdecke liegen
würde. Das ist natürlich undenkbar, und wir finden auch bei
allen Crinoiden, bei denen die Arme sich erst allmählich von der
Längsaxe bezw. der Patina abbiegen, keine Spur derartiger Aus-
wüchse an der Innenseite der Armglieder. Sie finden sich aber
‚ausser bei den hier angeführten Formen auch bei Comatuliden, z. B.
bei Solanoerinus, bei welchem die Gelenkflächen der Patina und
also auch die unteren Armstücke scharf nach aussen. gerichtet
sind (vergl. Taf. XLIIL, Fig. 3c). Bei keinem Eugeniacriniden
ist dies nun in höherem Maasse und zwar regelmässig der Fall,
als bei unserem Gymnoerinus Mousson? (vergl. Taf. XLIH, Fig. 1d).
Wenn ich nun noch einmal zusammenfassend bemerke, dass. die
in Rede stehenden Stücke nur zu einem .articulaten. Crinoiden
und unter diesen nur zu einem solchen gehört haben: können,
‘dessen Arme sich scharf von der Patina abbiegen, und bei wel-
chem die einzelnen Stücke oft unregelmässig wuchsen, wenn ferner
die allgemeine Form gut zu Eugeniacriniden passt, und schliess-
1) ]. c., Asteriden und Encriniden etc., t. 106, f. 65-u. 66.
Zeitschr, d. D. geol: Ges. XLIII. 3, ; 42.0.
RBB.
lich die Form der Gelenkflächen, die glatte Aussenfläche und das
geologische Vorkommen nur auf (Bugeniacrinus) Mousson! Des.
weisen, so glaube ich, dass diese Gründe ausreichend sind, die
beschriebenen Stücke als Axillaria jener Patinae zu betrachten,
für welche dann der Gattungsname Gymnoerinus Anwendung
findet.
Als Consequenz dieser Annahme würde sich dann ergeben,
dass bei @ymnocrinus die zweiten und dritten Costalia noch ge-
trennt waren, wie dies bei Zugeniacrinus immer, bei älteren Arten
von ÖOyriocrinus bisweilen, bei Holopus nur in der Jugend der
Fall ist. Hiernach würde sich Gymnoerinus in diesem Punkte
als ein älterer Eugeniacriniden - Typus erweisen, was mit den
p. 630 erörterten Eigenschaften dieser Gattung ganz im Ein-
klange steht. Ferner würde sich Gymnocrinus in genannter Hin-
sicht am nächsten an Eugeniacrinus mihi anschliessen, zu dem
es auch in anderen Punkten die nächsten Beziehungen aufweist.
Wir werden dann in der weiteren Annahme nicht fehl gehen,
dass die zweiten Costalia niedrige, keilförmige Stücke waren, die
nach der Form der Gelenkflächen an der Patina noch flacher
waren als bei Zugentacrinites caryophyllatus, bei welchem dieses
kleine Stück einige Male beobachtet wurde. Die besprochenen
Axillarglieder würden sich mit ihrer ventralen Verdickung an die
interradialen Zapfen der Patina angelehnt haben, wofür unregel-
mässige Furchen an entsprechender Stelle der letzteren sprechen.
Es ist jedenfalls interessant, dass Gymnocrinus ebenso wie
Eugeniacrinus so abnorm gestaltete Axillarglieder besitzen, und
es bestätigt die Richtigkeit der vor Kenntniss jenes Stückes vorge-
nommene Trennung beider in zwei Genera, da ausser der Patina
auch die Axillaria bei beiden so verschieden gestaltet sind. Die
Frage, ob jene innere Verwachsung der Axillaria regelmässig oder
nur bisweilen bei Gymnocrinus eintrat und sonst vielleicht nur
lange, aber nicht verschmolzene Flügel vorhanden waren, ist hier
nicht wesentlich und erst auf Grund reicheren Materials zu ent-
scheiden.
Es ist im hohen Grade wahrscheinlich, dass die Gattung
Hemierinus D’Ore.!) auf den gleichen oder einen entsprechenden
Rest begründet ist. Die Diagnose p’Orsıcny's ist zwar sehr
unvollkommen; sie lautet für die Gattung: „ÜO’est un Zugenia-
crinus, dont une partie du calice depend de la tige“ und für die
eine Art, A. Astierianus, „Espece & sommet en cuilleron porte
par une tige dont une partie vient former deux pieces du calice.
France les Lattes (Var).“ Trotzdem scheinen mir die angege-
!) Prodrome de Pal&ontologie, Paris 1850, II, p. 90.
639
benen Merkmale gut zu unserem Fossil und wohl nur zu einem
solchen zu passen. Eine Ermittelung des Originals wäre hier
sehr erwünscht, um die eventuelle Priorität des Gattungsnamens
Hemeerinus op Or. festzustellen.
Gymnocrinus Moussoni DESOR Sp.
Taf. XLII, Fig. 1—2. Textfiguren p. 632 u. 634.
? Encrinites cariophyllites, „abweichender Kronenkopf“, v. SCHLOTH.
Nachtrag zur Petrefactenkunde, II, Gotha 1823, p. 102, t. 28,
Lehr e,d.
Eugeniaerinus Moussoni DESOR. Notices sur les Crinoides suisses.
(Bull. Soc. Sc. nat. de Neuchätel, I, p. 220.)
— coronatus V. QUENSTEDT. Handbuch der Petrefactenkunde, 1852,
p. 615, t. 53, f. 48.
— — v. QUENSTEDT. Der Jura, 1858, p. 654, t. 80, f. 68.
— — v. QUENSTEDT. Handbuch der Petrefactenkunde, 1867, p. 733,
E67, 45.
— — v. QUENSTEDT. Asteriden und Encriniden, Leipzig 1876,
p. 425, t. 106, f. 1—5.
— Moussoni P. DE LoRIOL. Monogr. des Crinoides fossiles de la
Suisse, 1879, p. 212, t. 18, f. 53—67.
Gymnocrinus Moeschi P. DE LORIOL. Monogr. des Crinoides fos-
siles de la Suisse. (Mem. Soc. Paleont. suisse, Vol. VI, 1879,
p. 250, t. 21, f. 54—56.)
— — P.DpeLorıor. Paleont. franc., Tome XI, 1, 1882 — 1884,
Crinoides jurassiques, p. 210. t. 21, f. 19—20.
Eugeniacrinus Moussoni P. DE LORIOL. Pal£ont. franc.. Tome XI, 1,
1882—1884, p. 138, t. 14, f. 18—24.
- Da sich das oben über die Gattung Gymnocrinus Gesagte zu-
nächst nur auf diese eine Art stützt und bezieht, so ist eine
von der Gattungsdiagnose scharf zu trennende Artbeschreibung
unmöglich. Charakteristisch für die vorliegende Art scheint zu-
nächst ihre geologische Beschränkung auf die Malm- (Oxford-)
Schichten des südfranzösischen und schweizer Jura. Die Art als
solche ist leicht kenntlich und von Dzsor schon so charakterisirt
worden, dass sie mit anderen Arten kaum verwechselt werden konnte.
v. QuUENnSTEDT gab ihr zwar einen neuen Namen, gestand aber
selbst zu!), dass seine Art Eugeniacrinites coronatus höchst
wahrscheinlich ident sei mit Zug. Moussoni Des. Dieses Zuge-
ständniss ist schon deshalb nicht anzuzweifeln, weil sein EZ. co-
ronatus von den gleichen Fundorten stammt, wie unser Gymno-
erinus Moussont..
Die Variabilität der Patina ist gegenüber anderen Holopocri-
niden sehr unbedeutend. Geringe Schwankungen zeigen sich nur in
!) Asteriden und Encriniden, p. 425.
42*
640
dem Verlauf und der Deutlichkeit der Costalnähte an der Patina
und der dorsalen Ausbreitung der letzteren.
Stielglieder wurden von DE LorRIoL beobachtet, und zwar auch
im Zusammenhang mit einer Patina. Dieselben sind klein, niedrig,
tonnenförmig, mit unregelmässig an der Peripherie granulirten
Gelenkflächen. Der dünne Stiel setzt sich scharf von der dicken
Patina ab.
Eugeniacrinus MiLLer.
Taf. XL und XLI.
Syn. Caryophyllites KNORR.
| Encrinites v. SCHOTHEIM z. Th.
Eugeniacrinites MILLER.
Symphytocrinus KENIG.
Eugeniacrinus GOLDFUSS z. Th.
Pentacrinus GOLDFUSS z. Th.
Phyliocrinus DE LoRIOoL z Th.
Die Patina kreiselförmig, unten mit ebener Fläche abge-
stutzt. Die ventrale Aushöhlung breit, mässig tief. Die Gelenk-
flächen tief eingeschnitten, durch interradiale Vorsprünge getrennt,
mit quer - verlängerten Muskelgruben und darüber mit ähnlichen,
aber flacheren Gelenkgruben. Die Costalia IT klein, mit läng-
lichen Gelenkhöckern an der Innenkante der Unterseite, mit oberer,
flach convexer Syzygialfläche. Die axillaren Costalia III unten
mit flach concaver Syzygialfläche, oben mit zwei kleinen Gelenk-
flächen, zwischen denen sich ein hoher Zapfen erhebt. Die un-
tersten Armglieder klein, dünn und mässig hoch. Die wenig
zahlreichen Stielglieder lang cylindrisch, mit peripherisch gekör-
nelten Gelenkflächen. Die Wurzel unförmlich verdickt. i
Die Gattung Eugeniacrinus ist in dieser Fassung beschränkt
auf die von jeher als typisch betrachteten Formen, da dem die
ältere Gattung Zugeniacrinus bildenden Formencomplex der Werth
einer Familie zuerkannt wurde. Die wesentlichsten Merkmale,
durch welche sich Eugentnerinus in dieser Beschränkung gegen-
über anderen Gattungen kenntlich macht, sind an der Patina die
gerade Abstutzung des dorsalen Poles, die weite Aushöhlung der
Oberseite, die Einkeilung der breiten Armgelenke zwischen nie-
drigen interradialen Zapfen, und in den Gelenken die Entwicklung
eines Paares von Gelenkgruben über den Muskelgruben, deren
Form und Lage aus Texfigur 20 (p. 641) ersichtlich ist. Nach-
gewiesen bei einigen und charakteristisch wahrscheinlich für alle
Arten ist ferner die eigenartige Entwicklung der axillaren Co-
stalia, welche zwischen den beiden Gelenken für die zehn Arme
einen hohen Zapfen tragen. Da ferner eine Ausnahme noch
nicht beobachtet wurde, scheint es sicher, dass das zweite und
641
Die correspondirenden Gelenkflächen
der Patina und des zweiten Costale
von Eugeniacerinus.
rf Radialfurche (Tentakelrinne),
ae Axialcanal, qr Querriff, /y Liga-
/f Ligamentfläche,
Muskelgruben, gh Gelenkhöcker,
mentgrube ,
99 Gelenkgruben.
Figur 21.
Die ältere, irrthümliche Recon-
struction des Eugeniacrinus
caryophyllatus.
dritte Costale noch niemals
mit einander verschmolzen,
sondern stets nur durch Sy-
zygie verbunden blieben.
Jene auffallend geformten
Axillarstücke hatte GoLp-
russ, der sie für dorsale
Kelchtheile eines Pentacri-
niden hielt und Pentacr:-
nites paradoxus nannte, so
zusammengestellt, dass die
gekerbten Seiten des unte-
ren Fünfecks und die Spitzen
der Zapfen zusammenstiessen.
v. QuEnsTepr erkannte, dass
es axillare Stücke seien, de-
ren Gelenkflächen sich nach
oben richten. Er drehte also
das Gorpruss’sche Bild um
mg und reconstruirte die Text-
figur 21, welche seitdem fast
in allen Lehrbüchern der
Palaeontologie und Geologie Ver-
breitung fand. Diese Reconstruc-
tion ist aber deshalb unrichtig,
weil bei einer derartigen Aneinan-
derfügung der Axillaria die Arme,
die in Textfigur 22 (p. 642) durch
punktirte Linien angedeutet sind,
sich unmittelbar über ihrer Inser-
tion gekreuzt haben müssten. Das
ist bei Crinoiden weder beobachtet,
noch mit ihrer Organisation ver-
einbar.
Die Gelenkung zwischen dem
ersten und zweiten Costale beweist,
dass das axillare Stück etwas be-
weglich war, aber es ist wegen der
Stellung der Arme nicht denkbar,
dass dieselben sich so nahe zu-
sammenlegen konnten, wie es die
v. QuENSTEDT’sche Reconstruction
darstellt. Die normale Stellung:
Figur 22.
Zwei nach der älteren Recon-
struction zusammengestellte
Axillarıa, um die Unmöglich-
keit dieser Zusammenstellung
zu zeigen. — Die punktirten
Striche sollen die Lage der
Arme andeuten.
Figur 23.
642
der Axillaria mag etwa so gewesen
sein, wie es die Textfigur 23 zeigt.
Erst. bei einer derartigen Aus-
einanderbiegung der Axillaria konn-
ten .sich die Arme frei bewegen,
und ein- positiver Beweis, dass die
Stellung die normale gewesen sei,
scheint sich-aus correspondirenden
Gelenkfurchen zu ergeben, welche
sich an der Oberseite der inter-
radialen Zapfen (verg. Taf. XL,
Fig.’ 5 m) und der Unterseite der
Axillaria (Taf. XL, Fig. 3d m.)
finden.
Die Form der Axillaria, soweit
dieselben bekannt geworden sind,
varıirt bei den verschiedenen Arten
der Gattung. Das Costale
II und die untersten Arm-
glieder sind bisher nur von
Eug. caryophyllatus bekannt
und sollen deshalb bei Be-
sprechung dieser Art be-
schrieben werden.
Von den ziemlich zahl-
zeichen Arten sollen ausser
der Stramberger Form nur
der Eug. caryophyllatus,
als der am vollständigsten
bekannte, ausführlicher be-
sprochen werden.
Die ältesten Vertreter der
Gattung stammen aus dem
Die wahrscheinliche Stellung der Axil- Bathonien, zeigen aber dort
laria an der Patina von Eugeniacrinus noch Anklänge an Phylio-
caryophyllatus.
crinus, sodass P. DE LoRIoL
sie geradezu dieser Gat-
tung zurechnete (Ph. clapsensıs und der wohl damit idente Ph.
Ganthrert P. pe LorıoL aus dem Bathonien von Claps [Bouches
du Rhöne)]).
Die jüngsten Formen, die man bisher kennt, stammen aus
der unteren Kreide, die Hauptverbreitung der Gattung liegt in
den unteren Malmschichten, dem Oxfordien.
Was aus älteren Schichten, namentlich aus dem Lias bisher
643
als Zugentacrinus beschrieben worden ist, gehört sicherlich nicht
zu unserer Gattung und überhaupt nicht zu den Holopocriniden.
Die phylogenetischen Beziehungen von Eugentacrinus zu den
verwandten Gattungen sind nach dem bisherigen Stand unserer
Kenntnisse schwer zu übersehen. Durch den Besitz eines geglie-
derten Stieles und die Selbstständigkeit des Costale II schliesst
sich die Gattung den älteren, einfacher gebauten Holopocriniden
an, während sie sich andererseits durch die extreme Form der
Axillaria und die tief eingeschnittenen Gelenkflächen der Patina
als ein weit differenzirter Typus erweist. Am nächsten verwandt
ist sie augenscheinlich mit Phyllocrinus; doch wird man dar-
aus, dass diese Gattung etwas früher auftritt, noch nicht den
Schluss ziehen dürfen, dass Eugeniaerinus von Phyllocrinus ab-
stammt. Dazu ist Phyllocrinus bereits zu wenig indifferent, wie
schon die abnorme Entwicklung der interradialen Zapfen der
Patina beweist.
Die geographische Verbreitung der Gattung scheint auf die
nordalpinen Gebiete mit Einschluss des fränkischen Jura und
der nördlichen Karpathen beschränkt zu sein.
Eugeniacrinus caryophyllatus v. SCHLOTH. Sp.
Taf. XL.
Enerinites caryophyllites v. SCHLOTHEIM. Petrefactenkunde, 1820,
p- 332, Nachtr. z. Petrefactenk., II, Gotha 1823, p. 101, t. 28,
5a,.b, 68
Eugeniacrinites quinguangularıs MILLER. Nat. Hist. of the Crinoidea,
p- 111, mit Tafel.
Symphytocrinus Caryophyllum KaenıG. lIcones fossilium sectiles,
IP Thenl.t. It,.f. 182.
Eugeniacrinus caryophyllatus GOLDFUSS. Petrefacta Germaniae, I,
p. 163, t. 50, £. 8.
Pentacrinus paradoxus GOLDFUSS, ebenda, p. 200, t. 60, f. 11.
Eugeniacrinus angulatus D’ORBIGNY. Prodrome etc., I, p. 383.
— impressus DÖRBIGNY, ebenda.
— caryophyllatus BRONN. Lethaea geognostica, 3. Ausg., II, p. 115.
t. 17, f£ a—e!).
I) Unbegreiflicher Weise führt DE LORIOL in dem Synonymen-
Verzeichniss dieser Art Gammaroerinites caryophyllatus V. QUENST. an.
Er eitirt (Pal&ont. franc., XI, 1, p. 121)
„Zugeniacrinites caryophyllatus V. QUENSTEDT, 1858, Der Jura,
p. 652, t. 80.
Gammarocrinites caryophyllatus V. QUENSTEDT, 1858, Der Jura,
p. 654, f. 48-—-61.°
In Wirklichkeit aber verhält sich die Sache folgendermaassen: voN
QUENSTEDT beschreibt 1. c., p. 652 Eugeniacrinites caryophyllatus und
bildet ihn t. 80, f. 48—61 ab. p. 654 desselben Werkes sagt er nach
Besprechung des Eugeniacerinites nutans, E. cidaris, E. compressus
Ba
Die Patina kreiselförmig, meist mit concav, seltener: mit
convex gewölbten Seiten. Die Nähte der Costalia kaum sichtbar,
Die Axillaria mit seitlich und ventral ausgebreiteten Mittelzapfen.
Die Oberfläche der Stielglieder bisweilen mit vereinzelten Knöt-
chen verziert.
Nachdem von verschiedenen Seiten und namentlich von v.
QUENSTEDT eine so eingehende Beschreibung aller Einzelheiten
dieser Art gegeben ist und auch hier. bereits bei Besprechung
der Familie und Gattung fast alles Wesentliche hervorgehoben
wurde, erübrigt nur noch, einiges Wenige zu bemerken.
Herr v. ZırTeL war so liebens-
Figur 24. würdig, mir ein Armglied zu über-
| senden, welches seiner Form nach
nur ein zweites Costalglied von un-
serer Art sein kann. Da die ent-
sprechende Figur bei v. QUENSTEDT
wie hakenförmige Unterseite kaum
eine klare Vorstellung dieses Ob-
jectes geben, so habe ich in Text-
figur 24 das genannte Stück noch
einmal von oben (a), von innen (b)
und unten (c) abgebildet. Die Ober-
seite (a) zeigt die Syzygialfläche,
auf welcher das axillare Costale III
ruht. Sie ist etwas convex gewölbt,
entsprechend der entgegengesetzten
Wölbung der Unterseite des Co-
stale II. In seiner Mitte erkennt
man die feine Oeffnung zum Durch-
tritt des Axialkanals (ac). Die In-
nenseite (b) zeigt die mediane Ra-
dialfurche (rf) und zu beiden Seiten
am Unterrand die Gelenkhöcker (gh),
Das Costale II von Kugenva-
erimus caryophyllatus.
und E. coronatus wörtlich: „Jedenfalls bilden E. compressus, E. nu-
tans und alles, was sich daran schliesst, einen besonderen Typus, der
wahrscheinlich sogar geschlechtlich von E. caryophyllatus verschieden
ist. Dann könnte man durch eine neue Bezeichnung Gammaroerinites
auf die schon von SCHEUCHZER (Naturgeschichten des Schweizerl.,
15. Juli 1705, p. 92) hervorgehobene Aehnlichkeit mit Krebssteinen
hindeuten.“ — Das beinahe endlose Literatur-Verzeichniss dieser Art
ist von V. QUENSTEDT und namentlich von DE LoRIOL so ausführlich
zusammengestellt worden, dass ich mich darauf beschränkt habe, aus.
den Hauptwerken gute Abbildungen zu eitiren und die Synonymen zu
registriren.
sehr undeutlich ist und auch Worte.
GET
welche in den entsprechenden Gelenkgruben der Patina articu-
liren. Darunter liegen auf der Unterseite (c) die tiefen Muskel-
gruben (mg), darunter das Querriff (gr) mit der Oeffnung des
Axialkanals (ac) und darunter die Ligamentgrube (/y) in der
schmalen Ligamentfläche (/f) (vergl. die Textfigur 20. p. 641).
Die Textfigur 24 stellt das Exemplar etwa in 6facher Ver-
grösserung dar. Das Stück ist also auffallend gross gegenüber
der Mehrzahl der Patinae; eben wegen seiner besonderen Grösse
wird es dem Sammler aufgefallen sein, während sich die klei-
neren Stücke dem Auge entzogen.
Eugeniacrinus caryophyllatus tritt unter allen Holopocri-
niden in grösster Individuenzahl auf, und zwar in den unteren
Malm-Schichten des südlichen Frankreich, der Nordschweiz und
des schwäbisch-fränkischen Jura- Zuges.
Die Variabilität der Individuen erstreckt sich besonders auf
die Form der Patina und der axillaren Costale II. Hinsichtlich
der Form der Patina machen sich besonders zwei Differenzirun-
gen bemerkbar, die v. QuEenstenr nach dem Vorgang älterer
Autoren zu der Eintheilung in glocken- und schirmförmige Kelche
verwandte. Die beiden Varietäten gehen aber an verschiedenen
Localitäten so Hand in Hand, dass man der verschiedenen Diffe-
renzirung wohl noch nicht einen systematischen Werth zuerken-
nen kann.
Nicht allzu selten sind viertheilige Kelche beobachtet, da-
gegen scheinen sechstheilige zu den grössten Ausnahmen zu
gehören !).
Bei einem Exemplar bildet ps Lorıon (Paleont. franc., XI,
1, t. 8, f. 2b) in der ventralen Aushöhlung der Patina neben
den interradialen Furchen Reihen von Knötchen (petits granules
inegaux) ab. In den „Elementen der Palaeontologie“* von Sreis-
MANN und DÖDERLEIN, p. 169, f. 167 B* dürfte die citirte Abbil-
dung copirt sein. Ich habe bei ganz vorzüglich erhaltenen
Exemplaren wohl unregelmässige Rauhigkeiten, aber nie derartige
Knotenreihen beobachten können, wie sie die citirten Abbildungen
zur Anschauung bringen. Ich glaube nach meinen Beobachtungen
und der Beschreibung bei pe Lorıor (l. c., p. 124) annehmen
zu dürfen, dass obige Verhältnisse durch die Zeichnung. über-
trieben sind.
Ueber die Beschaffenheit der Arme von Eugeniacrinus ca-
ryophyllatus wissen wir nur sehr wenig. In einem einzigen Falle
hat v. Quensteor die untersten Dicostalien an einem Axillare an-.
!) Vergl. v. QUENSTEDT. Asteriden und Encriniden, p. 402.
646
Figur 25. sitzend gefunden. Die von v. QuEn-
sTEDT (Enceriniden und Asteriden)
gegebene Abbildung ist in Text-
figur 25 copirt, lässt aber nur er-
kennen, dass die Arme unten schmal
= ZUR waren, den kleinen Gelenkflächen
Sa a mit an. der Axillaria entsprechend, und sich
sitzenden untersten Dicosta- Scharf von den letzteren seitwärts
lien. Nat. Grösse. abbogen. Die Arme werden also im
a von aussen, b von innen. Ganzen unverhältnissmässig dünner
gewesen sein als bei Üyrboerinus,
Selerocrinus, Gymnocrinus und Holopus. Im Uebrigen aber be-
weist die normale Form des Dicostale, dass die Arme des Zuge-
ntacrinus von denen der genannten Gattungen nicht wesentlich
verschieden sein konnten.
ETF
Eugentacrinus Zetteli n. sp.
Taf. XLI.
Die Patina kreiselförmig, mit mehr oder weniger convexer
Aussenseite, auf welcher die Grenzen der Costalia meist durch
flache Einsenkungen oder scharf eingeschnittene Furchen kennt-
lich sind. Die interradialen Zapfen sind klein, die Gelenkflächen
wenig tief eingeschnitten. Die Ligamentfläche wohl entwickelt.
Die ventrale Aushöhlung der Patina flach, mit gleich deutlich
markirten, radialen und interradialen Furchen. Die Gelenkflächen
für das oberste Stielglied zeigen (vielleicht in Folge von Abrei-
bung) keine Körnelung. Der Stiel ist verhältnissmässig dünn
gegenüber der Patina.
Vorkommen: In den rothen und grauen Neocom -Mergeln
von Stramberg und Nesselsdorf.
Die Art, die ich zu Ehren meines auch um die Kenntniss’
der Eugeniacriniden hochverdienten Lehrers benannt habe, variirt
besonders in der Ausprägung der interradialen Furchen der Co-
stalia.. Von einer Form wie Figur 3, die glatte Seiten zeigt,
finden sich alle Uebergänge bis zu Exemplaren wie Figur 6,
bei welcher die Nähte durch tiefe Einschnitte in der mittleren
Höhe der Patina kenntlich werden. Das Figur 1 abgebildete Indi-
viduum zeigt sogar interradiale Kanten, während Figur 2 durch
flache interradiale Depressionen einen Uebergang von Formen wie
Figur 3 zu Formen wie Figur 4 und 6 vermittelt. Bei Figur 5
ist noch ein unten abgebrochenes Stielglied mit der Patina im
Zusammenhang geblieben.
|
|
|
{
j
647
Da sonach auch die extremsten Formen durch alle neben
ihnen lebenden Uebergänge verbunden waren, schien eine Tren-
nung derselben unmöglich. Die Art und die Grenzen dieser
Variabilität geben der Form ihren specifischen Charakter.
An den intensiv roth gefärbten Exemplaren von Stramberg
liess sich der Verlauf der Axialkanäle gut verfolgen. Durch
allmähliches Abschleifen konnte ich mich in mehreren Fällen
davon überzeugen, dass der Verlauf der Axialkanäle genau der
gleiche war wie bei Kugentaerinus caryophyllatus (vergl. Taf. XL,
Fig. 7 und 8). In Figur 7 ist ein Querschnitt durch die Patina
unterhalb der Gelenkflächen dargestellt, auf welchen ich später,
bei Besprechung von Phyllocrinus, Bezug nehmen werde.
Die Patinae dieser Art sind nächst denen von Seleroerinus
strambergensis im Stramberger Neocom am häufigsten.
Von anderen Arten unserer Gattung sei Folgendes bemerkt,
Dass Phyllocrinus clapsensis und Ph. Gauthieri P. pm LorıoL aus
dem Bathonien von Claps (Bouches-du-Rhöne) höchst wahrschein-
lich ident sind und besser zu Zugeniacrinus als zu Phyllocrinus
zu rechnen sind. wurde bereits bemerkt. Die Art stimmt in
allen wesentlichen Merkmalen mit Zugenziaerinus überein und
unterscheidet sich von den jüngeren Arten dieser Gattung im
Anklang an Phyllocrinus nur durch die grössere Ausbreitung der
interradialen Zapfen der Patina.. Im Uebrigen steht sie dem
Eug. Dumortiere sehr nahe und ist wahrscheinlich als der di-
recte Vorläufer dieser Form zu betrachten, wenn sie nicht sogar
speeifisch mit derselben zu vereinigen ist.
Eugeniacrinus Dumortieri pe LorıoL (Paleont. franc.,
XL, 1, p. 132, t. 14, f. 1—12) steht im Bau der Patina in der
Mitte zwischen der genannten Form und Eugentacrinus caryo-
phyllatus, wenn sich auch gegenüber dem letzteren nur der „schirm-
förmige* Typus findet, der durch eine plötzliche Auswölbung des
oberen Theiles der Patina entsteht. Abgesehen zunächst von ihrer
Identität mit anderen Arten ist die Form besonders bemerkens-
werth durch die Ausbildung ihrer axillaren Costalia II, die in
Textfigur 5, p. 587 nach der Darstellung P. pe Lorıor’s copirt
ist. Es ist sehr interessant, dass sich bei verschiedenen Arten
unserer Gattung Eugeniacrinus so verschiedene Formen der Axil-
laria finden. Von Zug. caryophyllatus weicht die schlanke, stachel-
artige Form des oberen Zapfens so stark ab, dass es wichtig
erscheint. nur solche specifische Unterschiede, wie sie hier vor-
treten, und nicht auch solche, wie die Axillaria. von Oyrtocrinus,
648
Scleroerinus und Gymnocrinus zeigen, in einen Gattungsbegriff
zu vereinigen.
An Eugentacrinus Dumortier! P. DE LorıoL schliessen sich
eine Reihe von Formen aus den gleichen Schichten so eng an,
dass ich es nicht für gerechtfertigt halte, dieselben specifisch zu
trennen. Es sind dies:
Phylioerinus alpinus OosTer. Synopsis des Echinodermes des
Alpes suisses, 1865, p.6, t.1, £.5—6. |
Eugentacrinus alpinus v. ZırteL. Die Fauna der älteren Ce-
phalopoden führenden Tithonbildungen, 1870, p. 276.
Eug. rimatus P. pe Lorıor. Monographie des Crinoides fos-
| siles de la Suisse, 1879, p. 218, t. 18, £. 89.
Eug. Oosteri P. pe Lorıor. Ebenda, p. 220, t. 19, f£. 6.
Eug. Dyonysii OosTer. Sched. Mus. bernensis. P. pe LoRIOL.
Monogr. d. Crin. foss. de la Suisse, p. 222, £. 19, £.1—3.
s Eug. Oosteri P. ve Lorıor. Ebenda, p. 221, t. 19, £. 6.
Eug. erenulatus D ORBIGnY. Prodrome, I, p. 283. — P. pe LoRrroL.
Paleont. franc., Tome XI, 1. p. 143, t. 15, f. 1—2.
Eug. fissus P. pe LorıoL. Ebenda, p. 146, t. 15, f. 3.
Phylloerinus Colloti P. ps LorıoL. Ebenda. p. 175, t. 18,
f. 4—9.
Die genannten Formen, die sämmtlich aus dem unteren Malm
des schweizer und südfranzösischen Jurazuges stammen !), schwan-
ken unter einander nur in der Ausprägung der interradialen Naht-
furchen, in der Ausbreitung der interradialen Zapfen und der
Wölbung der Aussenseite der Patina.
Eugeniaerinus armatus Zırt. aus dem Tithon von Rogoznik
in Mähren steht etwa in der Mitte zwischen Zug. Dyonysiı
OosTEr und Phyllocrinus Sabaudıanus P. DE Lor. Mit ersterem
verbindet ihn die Form der Zapfen, an letzteren erinnern die
breiten Einsenkungen auf den Nahtfurchen, welche zur Ausbil-
dung von Kanten auf der Mitte der Costalia führen.
In den genannten Merkmalen schwanken auch die Individuen
anderer Arten nicht unbedeutend, und die Unterschiede liegen
überhaupt durchaus innerhalb der Grenzen, in denen in den ge-
nannten Merkmalen unser Zugenziacrinus Zitteli und zahlreiche
andere Holopocriniden schwanken.
Wir sahen oben, dass Eugentacrinus Dumortieri P. ve LoRr.
sehr charakteristische Axillaria besitzt, die durch ihren einfachen
!) Bei Eug. Dyonysii ist das Alter insofern nicht ganz sicher ge-
stellt, -als neben einem Original- Exemplar aus dem Oxfordien zwei
liegen, die aus dem Neocom stammen sollen. (Vergl. P. DE LORIOL,
L-C, n: 223,
A
649
stachelartigen Mittelzapfen scharf von denen des Kug. caryo-
phyllatus unterschieden sind. Nun hat P. pr LorrorL (Monogr. d.
Crin. foss. de la Suisse, p. 230, t. 19, f. 9 und 10) von der
gleichen Fundstelle, von der z. B. Eug. rimatus stammt, ein
Fossil als Kelch von Phylloerinus beschrieben und Ph. gracıhs
genannt, welches er später!) selbst als Axillare eines Kuge-
niaerınus oder Phyllocrinus erkannte. Dasselbe stimmt voll-
kommen überein?) mit dem Axillare, welches wir für Zug. Du-
mortieri als charakteristisch kennen lernten. Es ist mir nun,
nachdem pE Lorıon jenen auffallend geformten Crinoiden-Rest
selbst als Axillare erkannt hat, nicht mehr zweifelhaft, dass er
zu jenen Patinen gehört, die von der gleichen Localität beschrie-
ben sind und denen des Zugeniacrinus Dumortieri sehr ähneln.
Somit wird die specifische Uebereinstimmung, die wir in dem Bau
der Patinae fanden, auch durch die Uebereinstimmung der bisher
bekannten Axillaria bestätigt. Auch die Stielglieder stimmen
überein und unterscheiden sich z. B. von denen des Zug. caryo-
phyjllatus durch die sparsamen, auf die Peripherie der Gelenk-
flächen vertheilten gröberen Knötchen.
Für alle diese zuletzt besprochenen Formen mit Einschluss
des. Eug. Dumortieri P. pe Lor. würde nun der Oosrter’sche
Name Phyllocrinus alpinus die Priorität haben, aber nun in
Eugeniacrinus alpinus OVosT. sp. non D’ÖRB.
abzuändern sein®). Die charakteristischen Eigenthümlichkeiten
der Art würden darin beruhen, dass die interradialen Zapfen sich
über den Gelenkflächen ausbreiten, dass die Aussenseiten der
Patina sich erst im oberen Theile stärker auswölbten, dass die
interradialen Nahtfurchen an der Aussenseite mehr oder weniger
deutlich hervortreten, dass die Axillaria einen einfachen, stachel-
artigen Mittelzapfen tragen, und dass die niedrigen Stielglieder
wenig zahlreiche grobe Knötchen auf dem peripherischen Theil
BD
1) Paleont. franc., XI, 1, p. 180.
2) Von einer Zugehörigkeit des Fossils zu Phyllocrinus kann keine
Rede sein, vergl. p. 653.
®) Es tritt durch diese Aenderung des Gattungsnamens allerdings
der sonderbare Fall ein, dass der zuerst von D’ÖRBIGNY beschriebene
Eugeniacerinus alpinus ein typischer Phyllocrinus und die von ÜOSTER
als Phyllocrinus alpinus beschriebene Art ein Eugeniacrinus geworden
ist. Da das Prioritätsrecht am Art- und nicht am Gattungsbegriff
hänst, so müssen wir die beiden Artnamen anerkennen, da sie nun
wieder, wenn auch umgekehrt, in verschiedene Gattungen gehören.
P. DE LorRIOL, dem die Originale D’OÖRBIGNY’s und OOSTER’s vorla-
gen, hatte überhaupt meiner Ansicht nach kein Recht, den OOSTER’-
schen Artnamen unter dem Gattungsnamen Eugeniacrinus in: Eug.
Oosteri abzuändern.
650
der Gelenkflächen besitzen. Durch die genannten Merkmale steht
die Form in einem auffallenden Gegensatz zu Eug. caryophyllatus,
und es ist sehr erfreulich, dass der aus so vielen Synonymen
hervorgehende Name der Art, Zug. alpinus, so ausserordentlich
zutreffend ist. In Deutschland, wo der ebenso mannichfaltige
Formenkreis von Zug. caryophyllatus besonders dominirt, fehlt
diese für die Alpen typische Art vollständig.
Es entsteht nun aber die weitere Frage, ob nicht einige
ältere und jüngere Formen, die augenscheinlich dem gleichen
Formenkreis angehören, ebenfalls der genannten Art zuzuzählen
sind. Es ist dies die bereits besprochene Form aus dem Batho-
nien Süd-Frankreichs,
Eugeniacrinus clapsensis (= Eug. Gauthieri) P. pe LoRIoL sp.,
nnd der aus dem Neocom stammende
Eugeniacrinus bernensis OVoSTER sp. (= Phyllocrinus ber-
nensis ÜVOSTER!: Synopsis des Echinodermes des Alpes
suisses, 1865, p. 9, t. 1, f£ 13— 15. = Eugeniacrinus
Bernensis ZırteL: Die Fauna der älteren Cephalopoden
führenden Tithonbildungen. p. 276).
Die beiden Formen theilen durchaus die für Bug. alpinus
in obiger Fassung charakteristischen Merkmale, nur bei Zug. ber-
nensis ist die concave Biegung der Aussenseite der Patina etwas
stärker als bei den genannten Formen. Darauf lässt sich aber
keine Art gründen, wie die Schwankungen in diesem Merkmal
bei Eug. caryophyllatus beweisen. Es bleibt sonach lediglich
das verschiedene Alter der Formen von Bedeutung, und ich glaube,
dass man diesen genügend Rechnung trägt, wenn man die Form
aus dem Bathonien als
Eugentiacrinus alpinus var. clapsensis P. DE LoRrıoL,
und die aus dem Neocom als
Eugeniacrinus alpinus var. bernensis ÜOSTER
bezeichnet.
Die nachstehenden Arten:
Eugentacrinus Hofert MÜnsTER,
Bug. Quenstedti P. pe LoRIOL,
Eug. Fischer! OOSTER,
Eug. (Lerocrinus D’ORB.) essensis R&MER,
Eug. fallax P. pe LoB1oL
sind lediglich auf Stielglieder basirt, deren Zugehörigkeit zu Ho-
lopocriniden, namentlich aber zu einer bestimmten Gattung dieser
651
Familie durchaus nicht erwiesen ist. Die Mehrzahl derselben
sind so geringe und wenig charakteristische Reste, dass man
wohl füglich von deren Benennung überhaupt hätte absehen kön-
nen. Handelt es sich aber bei solchen Resten wirklich einmal
um besonders häufige oder als Leitformen wichtige Stielglieder,
so ist man meines Erachtens nur berechtist, den Dingen einen
Artnamen zu geben, aber nicht sie mit bestimmten Gattungen
ohne Weiteres zu vereinigen. Dadurch wird auf der einen Seite
jener Gattungsbegriff durch Belastung mit zweideutigen Elementen
getrübt, und auf der anderen Seite wird die systematische Klar-
stellung des betreffenden Fossils durch Präsumption irgend eines
naheliegenden Gattungsnamens nicht gefördert, sondern nur un-
nöthiger Weise hingehalten. In solchem Falle wähle man doch,
wie dies auch sonst schon von verschiedenen Seiten, z. B. von
F. Remer, geschehen ist, zur generellen Benennung einen indif-
ferenten Begriff wie Zintrochus, der eben nicht mehr sagt, als
man in dem betreffenden Falle zu sagen berechtigt ist. Ich
schlage also vor, die oben stehenden Arten unter dem Namen
Entrochus Hoferi, Entrochus Quenstedti etc. zu führen.
Anders liegt der Fall natürlich, wenn man die betreffenden
Theile mit Sicherheit mit einer bereits bestehenden Gattung identi-
ficiren kann, oder besonders auffallender Merkmale wegen zur Auf-
stellung einer neuen Gattung greifen muss. Der erstere Fall trifft
z. B. bei den zahlreichen Arten zu, die auf die charakteristischen
Stielglieder der Gattung Pentacrinus gegründet sind, oder auch
bei den von v. QUENSTEDT als Eugeniacrinus astralis beschriebenen
Gliedern, deren Zugehörigkeit zur Gattung Plecatocrinus nicht
zweifelhaft sein kann. Der letztere Fall trifft z. B. bei dem
Mesprlocrinus macrocephalus QuEnsteor!) zu. Derartige Fälle
aber sind sehr seltene Ausnahmen; im Allgemeinen wird den auf
Stielgliedern basirten Arten eben nur eine specifische Bedeutung
zukommen.
Phyllocrinus v’Ore.
Taf. XL, Fig. 1—5.
Die Patina glockenförmig symmetrisch gebaut. Je zwei be-
nachbarte Costalien bilden interradial stehende, hohe Zapfen von
!) Für entsprechende Formen, die zuerst zu Eugeniacrinus ge-
stellt wurden, ist später von TRAUTSCHOLD das Genus Acrochordo-
crinus aufgestellt und also durch den älteren Namen Mespilocrinus zu
ersetzen. P. DE LORIOL verwendet im gleichen Sinne den Namen Cyc-
locrinus D’ORB., der aber erstens von D’ORBIGNY durchaus ungenügend
charakterisirt und zweitens bereits im Jahre 1844 durch L. v. Buch
für ein bekanntes untersilurisches Fossil vergriffen war,
652
dreiseitigem Querschnitt, deren eine Kante sich nach innen richtet.
Zwischen diesen 5 Zapfen liegen die kleinen Armgelenke tief ein-
gekeilt am äusseren Ende von länglichen Radialgruben, welche
nach einer centralen, kleinen Kelchgrube führen. Die Armgelenke
sehr klein, flach, kreisförmig mit mittlerem Querriff und einem
Paar grosser, .ovaler Muskelgruben. Die Unterseite der Patina
mit kleiner, kreisrunder Einsenkung zur Aufnahme des Stieles.
Die Stielglieder dünn, cylindrisch, auf den Gelenkflächen unregel-
mässig gestrahlt.
Die Gattung wurde von D’ÖrBıcnY aufgestellt und bei den
Pentremitiden untergebracht. v. ZırreL erkannte ihren Bau, ins-
besondere die Zusammensetzung der Patina aus 5 Costalia prima
ohne Basalia. So auffallend und leicht kenntlich typische Ver-
treter dieser Gattung- durch die 5 interradialen Zapfen und die
Form und Lage der Armgelenke auch sind, so schwer ist es,
die Gattung scharf von Zugentacrinus m. zu trennen. Ja, in
verschiedenen Fällen ist es geradezu unmöglich, eine Art mit
Sicherheit zur einen oder zur anderen dieser beiden Gattungen
zu stellen. Nicht nur dass beide zu gleicher Zeit neben einander
auftreten und sich erst allmählich in verschiedenen Richtungen
differenziren, finden sich Zwischenformen beider noch bis zu
ihrem Aussterben in der unteren Kreide. Unter solchen Umstän-
den ist die generische Bezeichnung der einzelnen Zwischenformen
eine durchaus willkürliche, zumal wir bei paläontologischen Ob-
jeeten gar nicht wissen können, welche sonstigen Organisations-
änderungen mit den Verschiedenheiten der uns bekannten Hart-
gebilde Hand in Hand gingen. Ich halte es deshalb für ganz
gleichgültig, ob man eine Patina wie die Tafel XXXVI, Figur 5
abgebildete zu Zugeniacrinus oder Phyliocrinus stellt. Ich habe
sie bei Phyllocrinus untergebracht, weil es bequemer erschien,
die Gattungsdiagnose von Phyllocrinus in einigen Punkten zu er-
weitern als die von Zugeniacrinus. Wie ich oben schon bemerkte,
fasse ich beide Gattungen nur als wenig divergirende Differen-
zirungsrichtungen auf, deren äusserste Glieder durch Mittelformen
in einer gewissen Verbindung blieben. Den ganzen Formenkreis
in eine Gattung zusammenzufassen, wäre unzweckmässig, da sich
die extremen Typen zu weit von einander entfernen und man
dadurch weder die Sache aufklären, noch die prineipiellen Schwie-
rigkeiten der systematischen Anordnung beseitigen würde.
Die einzelnen Individuen unserer Art sind im Gegensatz zu
den anderen Holopocriniden auffallend regelmässig gebaut, we-
nigstens was die Stärke der einzelnen Costalien anbetrifft. Nicht
unerheblich variirt an einzelnen Individuen die Länge der inter-
radialen Zapfen (vergl. Taf. XLII, Fig. 5e). Inwieweit aber in
653
solchem Fall Verletzungen eine Rolle spielen, wird kaum immer
zu ‚entscheiden sein.
Nur an einem Exemplar waren Reste des Stieles an der
Patina haften geblieben, doch waren hieran weder Gliederung
noch eine Articulationsfläche bemerkbar. Ihrer Grösse und ihrem
Vorkommen nach möchte ich Stielglieder wie die Tafel XXXVI,
Figur 6 und 7 abgebildeten zu Phyllocrinus Hoheneggert stellen.
Ueber die Organisation der übrigen Theile, namentlich die
Form der Arme sind nur Vermuthungen zu hegen. Es ist nach
Analogie der übrigen Holopocriniden wahrscheinlich, dass Phyllo-
erinus auch 10 Arme besass, und die geringe Breite der Arm-
gelenke macht es mehr als wahrscheinlich, dass jene Arme ver-
hältnissmässig dünn und zierlich waren. Es wäre wenigstens
ungewöhnlich, wenn sie oben breiter bezw. dicker gewesen wären
als das unterste Armgelenk. Unter dieser Annahme der geringen
Dicke der Arme erklärt es sieh auch, dass keinerlei Armglieder
gefunden sind, welche mit Phyllocrinus in Beziehung gebracht
werden könnten. Auch aus dem Tithon des Apennin, aus dem
mir Gesteinsstücke mit zahlreichen Exemplaren von Phylloerinus
vorliegen. finden sich neben den Patinen nur ganz winzig kleine,
Stielgliedern ähnliche Stücke, deren Isolirung aus dem Gestein
aber nicht möglich war. Auch Stücke, die man mit den grossen
Axillarien von Zugentacrenus vergleichen könnte, fanden sich
nicht. Wir werden also annehmen dürfen, dass die Arme schon
von den zweiten Costalien an sehr dünn und zierlich gebaut
waren, eine Annahme, zu welcher auch schon die schmale Form
und die eingekeilte Lage der Armgelenke an der Patina drängt.
Phyllocrinus Hoheneggeri v. ZITTEL.
Taf. XLII, Fig. 3—5.
Phylioerinus Hoheneggeri v. ZITTEL. Die Fauna der älteren Cepha-
lopoden führenden Tithonbildungen, Cassel 1870, p. 277, mit
Textfigur 1—6.
— Pieteti P. DE LorIoL. Monogr. des Crinoides fossiles de: la
Suisse, 1877—79,:p. 239, t. 19, f. 28—30.
Die Patina halbkugelig, die interradialen Nähte nur an den
Seiten etwa in mittlerer Höhe der Patina von flachen Einsen-
kungen begleitet. Die interradialen Zapfen unten breit, nach
oben gleichmässig. aber bei der verschiedenen Länge der Zapfen
bald schneller, bald allımählicher verjüngt. Die Gelenkfläche der
Arme sehr schmal. Die Oberfläche glatt. Der Stiel dünn, 'aus
länglichen Gliedern bestehend, die auf den Gelenkflächen wenige
unregelmässige Radialfurchen zeigen. Wurzel und Arme un-
bekannt.
Zeitschr. d.D geol. Ges. XLIII. 3 43
654
Vorkommen: Im Neocom von Stramberg in Mähren und
Charmey bei Freiburg in der Schweiz.
Aus der Variabilität der Tafel XLII. Figur 3—5 abgebildeten
Exemplare von Phyllocrinus ergiebt sich, dass man auf die Länge
der Zapfen, die Höhe der ganzen Patina, die Tiefe der inter-
radialen Furchen an der Aussenseite keinen besonderen systema-
tischen Werth legen kann. In Folge dessen glaube ich auch,
die erwähnte Zwischenform zwischen Zugeniacrinus und Phyllo-
erinus zweckmässig als
Phyllocrinus intermedius nov. Sp.
Taf. XXXVL Fig. 5.
zu letzterer Gattung stellen zu können. Charakteristisch für die-
selbe ist die geringe Entwicklung der interradialen Zapfen und
die in Folge dessen verhältnissmässig grosse Ausdehnung der
Gelenkflächen. Auch ihre Grösse bleibt hinter der des mitvor-
kommenden Ph. Hoheneggeri zurück. Sie stammt aus den rothen
: Neocom-Mergeln von Stramberg.
Um an der Hand eines Beispieles zu zeigen, dass thatsäch-
lich wohl geschiedene Species von Phyllocrinus existiren, habe
ich eine zweite Art auf Tafel XLII, Figur 1 und 2 abgebildet.
Dieselbe stimmt in allen wesentlichen Punkten überein mit
Phyllocrinus granulatus DORB,,
von welchem p’OrsBısny im Prodrome, I, p. 383 unter dem Na-
men Zugeniacrinus granulatus allerdings nur eine sehr unvoll-
ständige Diagnose gegeben hatte. P. pr LorıoL hat dieselbe aber
durch gute Abbildungen und eine eingehende Beschreibung auf
Grund der Originale D’OrBıcny’s in dankenswerther Weise ver-
vollständigt!). Die Form wird aus dem Oxfordien von Chaudon
(Basses Alpes) citirt, der Fundort der hier (Taf. XLII, Fig. 1
und 2) abgebildeten Exemplare steht nicht fest. Es ist aber an
der Identität mit der p’OrBıcny'schen Art kaum zu zweifeln,
obwohl ich mir nach der Darstellung pe Lorıor’s über den Cha-
rakter der Granulation nicht ganz klar geworden bin. Dr LorıoL
giebt an, dass dieselbe so fein sei, dass man sie erst mit der
Lupe genauer erkenne und dass sie den Eindruck eines feinen
Chagrins mache. Dies ist auch bei unseren Exemplaren der Fall,
aber das Chagrin ist hier nichts anderes als die gewöhnlich nicht
sichtbare Structur des verkalkten Gewebes. Ob nun das Gleiche
‚auch für die Originale p’Örsıcny’s gilt, kann ich nicht entschei-
.den; es könnte eine so feine äussere Granulation bei unseren
1) 'Paleont. frant., Tome X4, 1, pP 170, „18 Te
655
Exemplaren sehr wohl abgerieben und jedenfalls für eine spe-
eifische Trennung allein nicht maassgebend sein.
Der Habitus dieser Art ist ein wesentlich anderer als der
z. B. von Ph. Hoheneggeri.. Die allgemeine Form macht zunächst
einen viel zierlicheren Eindruck. Die Grösse der Exemplare ist
nur etwa halb so gross als bei genannter Art. Die Patina ist
viel regelmässiger halbkugelig, die Zapfen sind viel kleiner. Was
der Art im Besonderen ihren specifischen Charakter verleiht, ist
der Umstand, dass die Nähte der Costalia I nicht an den Seiten
von tieferen Depressionen begleitet sind, sondern gleichmässig
vom dorsalen Pol aus entweder in schwachen Furchen verlaufen
oder auf der regelmässig gewölbten Halbkugel als schwache
Leisten hervortreten. Die Variabilität äussert sich. wie Figur 1
und 2 zeigen, in der verschieden starken Auswölbung der Costalia.
Im Folgenden habe ich eine Gruppirung der bisher beschrie-
benen Formen versucht, ohne damit deren specifische Bedeutung
in allen Fällen für ausgemacht zu halten. Eine Revision der
Arten würde, wie gesagt, nur auf Grund eines Vergleiches der
Originale möglich sein und übrigens auch dann noch seine
Schwierigkeit haben, weil von einer ganzen Anzahl von Arteii
nur je ein oder einige wenige Exemplare den Diagnosen zu
Grunde liegen.
An Phyllocrinus Brunnert OVoster. (Synopsis des Echi-
nodermes des Alpes Suisses, 1865. p. 6, t. 1, f. 4 — P. or
LorıoL. Monogr. d. Crinoides fossiles de la Suisse, 1877 —179,
p. 227, t. 19. f. 7) aus dem oberen Dogger (Bajocien oder Cal-
lovien) des schweizer Jura schliessen sich folgende Arten an:
Phyllocrinus granulatus D’ORB. sp., der bereits besprochen
wurde,
— patellaeformis v. ZimteL. (CGephalopoden führende Ti-
thonbildungen, 1870, t. 39, f. 17. und 18) aus dem Klip-
penkalk von Rogoznik und
— nutantiformis SCHAUR. Sp. —= Kugemiaerinus nutantı-
formis ScHAauroru. (Verz. der Versteinerungen des Co-
burg. Nat. Cab.. 1865, p. 139, t. 4, f. 1). — Phyllo-
crinus nutantıformis v. Zimmer: _(Cephalopoden führende
‚Eitkonbildungen, 1870, p. 281, t. 39 ..£.. 19.)
Diese Arten bilden einen Formenkreis, der sich am weitesten
von Eugentacrinus entfernt und wahrscheinlich vom unteren
Malm bis in die untere Kreide (Valangien) des schweizer Jura
heraufgeht.
“ Die Patina dieser Formen ist regelmässig halbkugelig ge-
43*
636
wölbt, die Seiten zeigen interradial keine Depressionen. Die
Gelenkflächen sind schmal, die Zapfen zwischen ihnen sind niedrig,
an ihrer Basis nicht eingeschnürt. Der Stiel ist klein und in
einer Grube der Patina inserirt.
Einen zweiten Formenkreis bilden folgende Arten:
Phyllocrinus fenestratus DumorTier. (Quelques gisements
de l’Oxfordien inferieur de l’Ardöche, 1871, p. 49, t. 5,
f. 14—16. — P. pe Lorıor. Paleont. franc., XI, 1,
p. 167, t. 17, £. 4—9 (nicht f. 3)) aus dem Oxfordien
des südfranzösischen Jura.
— gibbosus P. pe LorıoL. (Paleont. franc., XI, 1, 1882,
p. 173, t. 18, f. 3.) 1 Exemplar aus dem Oxfordien
von Crussol (Ardeche).
— helveticus OoSTER. (Synopsis des Echinodermes fossiles
j des’ Alpes suisses. 1865, p. 8, t. 1. roror ea
P. pe Lorıor. Monogr. des Crinoides fossiles de la
Suisse, 1877 — 79, p. 236, t. 29, f. 23—24) aus dem
Neocom der Freiburger Alpen. |
— alpinus D’ÖORB. sp. non Ooster. (Prodrome, 1850, I,
p. 383 (als Zugeniacrinus alpinus beschrieben), P. DE
Lorıor. Paleont. frang, AI, 41, p. TI2rz ee
1 Exemplar aus dem Oxfordien der Basses Alpes.
— apertus P. pe Lorıor. (Monogr. d. Crinoides des Alpes
suisses, 1879, p.:228, 2.19, 7.8)
— (Cardinauzti ÖVosTER. (Protog. helvetica, 1871, p. 109,
t. 116, f. 14. — P. oe Lorıor. Monogr. d. Crinoides
des Alpes suisses, p. 231, t. 19, f. 11—17.)
— Sabaudianus (PicTET u. DE LORIOL) OoSTER. (Synopsis
des Echinod. foss. des Alpes suisse, 1865, p. 7, t.1,
f. 8—9. — P. pe LorıioL. Monogr. des Crin. foss. de
la Suisse, p. 240, t. 19, f. 31—32) aus dem Neocom
des südfranzösischen und schweizer Jura.
k
j
5 700
u IT
Alle diese Formen sind dadurch ausgezeichnet, dass die
Patina mehr kreiselförmig als halbkugelig ist, die Seiten ungleich-
mässig gewölbt sind und interradial breite Depressionen zeigen,
und dass die Zapfen sich über den Gelenkflächen verbreitern und
nach oben zuspitzen.
An diesen Kreis schliesst sich nahe an der bereits besprochene
Phylloerinus Hoheneggert v. ZırTEL, von welchem. spe-
cifisch kaum zu trennen sein dürfte
— Piecteti P. pe Lorıor. (Monogr. d. Crin. foss. de la Suisse,
1874, p. 239, t. 19, f, 23—30.)
657
Phyllocrinus Moescht P. ve LorıorL (Monogr. d. Crinoides
foss. de la Suisse, p. 235, t. 19, f. 18—22)
bildet durch die extreme Verbreiterung seiner Zapfen und Aus-
breitung seiner Unterseite einen ganz eigenartig differenzirten
Typus, der allerdings — wenigstens in dem ersteren Merkmal —.
durch Phyllocrinus Preteti P. ps Lorıor (ebenda, p. 239,
t. 19, f. 28-30) mit dem ersten der oben genannten Formen-
kreise verbunden zu sein scheint.
Während der zierliche und regelmässige Bau der vorher ge-
nannten Phyllocriniden darauf schliessen lässt, dass bei diesen
der Rifftypus am wenigsten unter den Holopocriniden zum Aus-
druck kommt, scheint er sich bei den letztgenannten Arten in
höherem Maasse geltend zu machen.
Tormocrinus nov. gen.
Taf. XLIL, Fig. 6.
Der feste Kelch kegelförmig nach unten zugespitzt. Die
ihn zusammensetzenden Elemente unbekamnt. Zwischen den kreis-
runden kleinen Gelenkgruben gerundete Leisten, welche sich am
Aussenrand der Oberseite in hohe, runde Zapfen (Töpnog =
Zapfen) erheben und innen am Kelchcentrum durch die Radial-
furchen getrennt sind. Arme und Stiel unbekannt.
Diese Gattung, die neben dem bekannten Conocrinus pyr-
formis GoLDF. sp. im Eocän Ober-Italiens vorkommt, ist zunächst
nur in einer Art bekannt, welche ich in der Sammlung meines
verehrten Freundes, des Herrn Cav. E. pe Nıcorıs in Verona,
fand, der mir dieselbe freundlichst zur Bearbeitung überliess. Die
senerische Definition stützt sich also zunächst auf die eine unten
zu besprechende Art und wird demgemäss bei Kenntniss neuer
Formen vielleicht eine Einschränkung erfahren müssen.
Die systematische Stellung der Gattung ist unsicher, da an
dem einen vorhandenen Exemplar die Zusammensetzung des Kel-
ches nicht zu ermitteln war. Ihrem äusseren Habitus nach
schliesst sie sich am engsten an Phyllocrinus an, von welchem
sie wesentlich nur durch die dünne, runde Form der Zapfen
und die Lage der Gelenkflächen für die Arme unterschieden ist.
Da ferner Basalien nicht an dem Kelch zu erkennen sind, so ist
es jedenfalls das Richtigste, sie so lange in die Nähe von Phyl-
loerinus zu stellen, bis ein eventueller Beweis vom Gegentheil
erbracht ist. Auch irgend welche Unebenheiten der Aussenseite,
wie sie bei Conocrinus die Grenzen der Kelchtheile bezeichnen,
sind nicht zu bemerken. Ich nenne die einzige Art nach ihrem
Vorkommen
658
Tormocrinus veronensis n. sp.
Taf. XLO, Fig. 6a —d.
Die Patina : hoch kegelförmig mit schwach convexen Seitens
Die Zapfen gerundet, etwas nach aussen gebogen.
Dies wären etwa die Eigenthümlichkeiten, denen nur ein
specifischer Werth zukommen dürfte. Die übrigen gaben Veran-
lassung zur Aufstellung der Gattung und sind daher in deren
Diagnose bereits hervorgehoben und besprochen.
= Bemerkungen über Teiracrinus und die sogenannten
Eugeniacriniden aus dem Lias.
Die Gattung Tetracrinus gehört, wie ich demnächst an neuem
Material nachweisen kann, in die unmittelbare Verwandtschaft von
Phicatocrinus und ebenso wie diese Gattung nicht zu den Euge-
niacriniden. Der unterste verschmolzene sogen. Radialkranz ist
ein unzweifeilhafter Basalkranz, wie sich leicht aus dem Verlauf
der Axialkanäle nachweisen lässt. Der Bau der Arme ist bei
beiden Gattungen der gleiche und, wie schon aus den Unter-
suchungen v. Zırren's über Plicatoerinns Fraasi hervorging, total
verschieden von: dem der: Holopocriniden.
Die sogenannten Eugeniacriniden aus dem mittleren a
von :May in Galvados und dem Hainberge bei Göttingen bedürfen
sehr 'einer durchgreifenden Revision. Aus eigener Anschauung be-
kannt ist mir nur das Material vom Hainberge bei Göttingen, aus
welchem Zugentaerinus Hausmanni von A. RemEr und anderen
Autoren beschrieben wurde). Eine Durchsicht des bezüglichen
Materials der berliner Sammlung ergab zunächst. dass in dem
von J. G. BoRNEMAnN als Zug. Hausmannı bestimmten Stücken,
die grosse Mehrzahl als Kronentheile und Rankenglieder zu Pen-
taeriniden gehören, einige Wurzelstöcke stimmen durchaus mit
Millerterinus marginatus »’OrB. aus den liasischen Schichten
Frankreichs und gehören vielleicht zu isolirten Kelchtheilen,
welche Tetraerinus und Plicatocrinus nahe zu stehen scheinen.
Von: irgend welcher Zugehörigkeit der Reste zu den Holopoeriniden
kann keine Rede sein. Dagegen spricht sowohl ihre Form wie
ihre Structur.
Aus. dem Lias von May in Calvados hat neuerdings?) P. pe
LorıoL einige vorher noch unvollständig bekannte Crinoiden zuerst.
!) F. A. REMER. Die Versteinerungen des norddeutschen Oolith-
gebirges, Hannover 1836, Theil I, p. 29, £. 1, f. 13. — J. G. BORNE-
MANN. Ueber die Liasformation in der Umgegend von Göttingen und
ihre organischen Einschlüsse, Berlin 1854, p. 69.
2) Paleont. franc., Tome XI, 1, p. 78—97, t. 8—10.
659
unter dem Namen Zhrgeniaerinus mayalıs und Kug. Deslong-
champsi genauer beschrieben, daun aber!) beide Arten in eine
vereinigt und zum Typus einer neuen Gattung Erdesierinus ge-
macht. Dieselben erinnern auf den ersten Blick allerdings inso-
fern an Eugeniacriniden, als sie auch unsymmetrisches Wachsthum
der Antimeren und einen compacten Bau zeigen, also mit einem
Wort Riffttypen sind. Das ist aber auch Alles, was diese For-
men mit Eugeniacriniden gemein haben. Principiell unterscheidet
sie von letzteren der Basalkranz und der Bau der Armglieder.
Auch in die Ahnenreihe der Eugeniacriniden können dieselben,
wie an anderer Stelle gezeigt werden soll, nicht gehören, wohl
aber zeigen sie viele Beziehungen zu Tetracrinus und Plecato-
erinus, zu welch’ letzterem sie auch zuerst von DESLONGCHAMPS
gestellt worden waren. Die Form der einzelnen Stücke, ihre
Oberflächensculptur und ihre Mannichfaltigkeit passt übrigens so
gut zu einigen der Formen aus dem Lias vom Hainberge bei
Göttingen, dass sie sich mit diesen vielleicht sogar specifisch
werden vereinigen lassen.
V. Die Beziehungen der Gattungen zu einander,
Nachdem im Vorstehenden die Gattungsbegriffe innerhalb der
Holopocriniden eine so tief greifende Umgestaltung erfahren ha-
ben und auch den bisher bestehenden einige neue zugefügt wer-
den mussten, dürfte eine übersichtliche Zusammenfassung der
verwandtschaftlichen Beziehungen der Gattungen zu einander am
Platze sein.
Wir fanden, dass unter den einzelnen Gattungen Eugenia-
erinus und Phyllocrinus zu einander die engsten Beziehungen
zeigen, derart. dass ihre gegenseitige Abgrenzung nicht selten
Schwierigkeiten bereitete und uns zu einer anderen als der sonst
üblichen Auffassung des Gattungsbegriffes im Allgemeinen veran-
lasste.e Es fragt sich nun, ob eine der beiden Gattungen von
der anderen sich abgezweigt habe, oder beide auf eine gemein-
same Wurzel zurückzuführen sind. Für die erstere Auffassung
könnte der Umstand sprechen, dass die zuerst auftretende Form,
Phyllocrinus Brunner! VosTer, schon aus dem Bajocien stammen
soll, während echte Eugeniacriniden erst in den obersten Schich-
ten des Dogger auftreten. Dort aber treten sie bereits in so
reicher Entwicklung auf, dass man nicht wohl annehmen kann, dass
dieselben erst in der bis jetzt bekannten Zeit des Auftretens ihren
Ausgangspunkt haben. Vielmehr wird man schliessen dürfen, dass
zufällige Facies-Verhältnisse und die Lückenhaftigkeit der paläon-
!) in der citirten Arbeit, p. 98—101, t. 29.
660
tologischen Ueberlieferung uns zufällig nur mit einer einzigen
älteren Form, eben jenem Phyllocrinus Brunner’, bekannt ge-
macht haben. Dafür spricht ferner der Umstand, dass diejeni-
gen älteren Formen, welche eine Mittelstellung zwischen Phyl-
loerinus und Kugeniacrinus einnehmen. einem anderen For-
menkreis angehören als der ältere Phyllocrinus Brunner!. An-
dererseits sind die typischen Arten der beiden Gattungen mit so
divergenten Eigenthümlichkeiten ausgestattet. dass es wohl richtig
ist, eine gemeinsame Abstammung und gleichwerthige Abzweigung
beider Gattungen von einer in den später charakteristischen Merk-
malen noch indifferenten Urform abzuleiten.
In einer fast ebenso engen Beziehung stehen zu einander die
Gattungen Cyrtocrinus und Selerocrinus auf der einen, (yrto-
crinus und Gymnocrinus auf der anderen Seite, oder mit an-
deren Worten, Cyrtocrimus bildet einen Zwischentypus zwischen
den genannten beiden anderen Gattungen. v. QUENSTEDT glaubte
darauf hin, dass alle drei vielleicht zweckmässig in ein Genus
vereinigt werden könnten, für welches er dann den Namen Gam-
marocrinites zu wählen vorschlug. Es ist unstreitig, dass bei
den ältesten Formen von Sclerocrinus noch ein Uebergang zu
denen von Üyrtocrimuıs zu erkennen ist. Eine Folge hiervon war.
dass zahlreiche Autoren eben wegen der zahlreichen Zwischen-
formen die ältesten Vertreter beider Gattungen aus dem Oxfordien
in. eine einzige Art vereinigten. Nur v. QuUENSTEDT trennte, ob-
wohl gerade ihm das grösste Material, also auch die zahlreichsten
Uebergangsformen vorgelegen haben dürften, in richtiger Erkennt-
niss der verschiedenen Differenzirungsrichtungen die apert? (Cyr-
tocrinus nobis) von den opertz (Sclerocrinus nobis). Nachdem wir
fanden, dass die jüngeren Nachkommen beider Typen in den glei-
chen Richtungen sicher ebenso weit von einander divergiren, als
es andere Gattungen thun, erschien die Aufstellung selbstständiger
Gattungen gerechtfertigt. Man muss nur das eine dabei nicht
vergessen, dass die älteren Vertreter beider sich in der That
einander nähern und sogar zusammenlaufen. und dass diese Mög-
lichkeit vom Standpunkt der Stammesgeschichte aus mit dem
Gattungsbegriff' durchaus vereinbar ist. Die Trennung. die zu-
nächst auf Grund der Verschiedenheiten im Bau der Patina vor-
genommen waren, wurde, wie sich später zeigte, durch die Unter-
schiede im Bau der Axillaria und der Armglieder überhaupt be-
stätigt. Wie im Kelchbau. so nimmt Gymnoerinus namentlich
auch im Bau der Axillaria durch eine Reihe ihm eigenthüm-
licher Merkmale eine selbstständigere Stellung ein, doch schliesst
sich die Bildung der Axillaria an Oyrtocremus, die der Patina
und des Stieles an Sclerocerinus an. Noch unvermittelter steht
namentlich durch die ganz abnorme Verlängerung seiner Costalia
prima die Gattung Tetanoerınus da; sie schliesst sich aber jeden-
falls an den letztgenannten Formenkreis an.
Die lebende Gattung Holopus stimmt besonders in der eigen-
artigen Entwicklung der Arme so vollkommen mit Oyrtocrinus
überein. dass man im alleiniger Hinsicht auf diese Organe eine
generische Trennung beider kaum rechtfertigen könnte. Anderer-
seits liegt die Verkürzung des Stieles bis zur festen Anwachsung
der Patina am Boden durchaus in der Entwicklungsrichtung,
welche bei Cyrtocrinus schon klar zum Ausdruck kommt. Wir
müssen also, da die Organe, die wir von beiden Gattungen ken-
nen, in engster Beziehung zu einander und in scharfem Gegensatz
zu anderen Crinoiden stehen, annehmen, dass sich Holopus an
Cyrtocrinus unmittelbar anschliesst. Der Unterschied in der geo-
graphischen Verbreitung beiter Gattungen fand in geologischen
Ursachen eine naheliegende Erklärung. Die Frage, ob unvoll-
kommen bekannte Reste, wie Cyathidium holopus, als Vorfahren
bezw. nahe Verwandte von Holopus zu betrachten seien, musste
zunächst noch eine ofiene Frage bleiben. Ebenso liess sich die
Zugehörigkeit von unserem neuen Genus Tormoerinus zu den
Holopocriniden noch nicht mit Sicherheit feststellen.
VI. Die phyletische Stellung der Familie der
Holopocriniden.
Die Frage nach der systematischen Stellung der hier in
eine Familie zusammengefassten Formen ist theils von paläonto-
logischer, theils von geologischer Seite beleuchtet worden, je
nachdem es sich um eine Besprechung der Eugeniacriniden oder
Holopus handelte. Um das früher Gesagte nicht zu wiederholen.
sei hier nur Folgendes hervorgehoben. Nachdem bereits GoLp-
Fuss die Gattung Hrrgeniacrinus neben Encrinus, Pentacrinus
und Solanocrinus aufgeführt und Beyrıcm nachgewiesen hatte,
dass der Verlauf der Axialkanäle bei Zugenzacrinus derselbe sei
wie bei den genannten Gattungen, ist von paläontologischer Seite
die systematische Stellung der Eugeniacriniden bis in die letzte
Zeit nie verkannt worden. Man hat sie als eine Familie be-
trachtet, welche etwa den Encriniden, Pentacriniden und Apio-
criniden gleichwerthig gegenüber steht, sich aber mit jenen einem
grösseren Ganzen unterordnet, welches allerdings in sehr verschie-
dener und sehr verbesserungswürdiger Form und Fassung als
Articulata (Jon. MürterR) oder als Neocrinordea (Wacns-
MUTH U. SPRINGER) bezeichnet wurde.
662
Ganz anders entwickelte sich die Frage nach der systema-
tischen Stellung von Holopus. Nachdem das zuerst gefundene
viertheilige Exemplar von Holopus Range zu mehrfacher Miss-
deutung Veranlassung gegeben hatte, machte F. R&mzr die Form
später zum Typus einer Familie der Holopocrinidae Später
sprach v. QUENSTEDT die Ansicht aus, dass die Form am meisten
an die Comatula-Familie erinnere; aber die Gründe, worauf er
diese Annahme basirte, sind später von ÜARPENTER als irrthüm-
lich bezw. irrelevant erkannt worden. v. QUENSTEDT hatte ausser-
dem als möglich hingestellt, dass Holopus den jugendlichen Ent-
wicklungszustand eines anderen Crinoiden repräsentiren könne,
eine Ansicht, die durch die nun bekannte Entwicklungsgeschichte
dieser Gattung direct widerlegt ist. Es ist nicht uninteressant,
dass seiner Zeit J. S. Mırner dieselbe Möglichkeit für Zuge-
niacrinus caryophyllatus betont hatte!). Von den späteren Auto-
ren, und namentlich von CARPENTER?), auf dessen eingehende
Darstellung der historischen Entwicklung der Ansichten ich hier
verweisen möchte, wurde die Frage insofern einseitig behandelt,
als man immer nur die Beziehungen von Holopus zu den fest-
gewachsenen und deshalb unregelmässig ausgebildeten Formen
erörterte und zur Grundlage der Systematik machte.
In neuester Zeit?) traten WaAcHsmurH und SPRINGER mit
einer anderen Ansicht über die systematische Stellung unseres
Formenkreises hervor, indem sie Holopus Rangiı zusammen mit
Hyocrinus und Bathyerinus ihren Frstulata larvıformia un-
terordneten und also mit Gattungen wie Haplocrinus, Symbatho-
crinus, Phimocerinus, Pisoerinus, Triaerinus, Oupressoerinnus,
Gasterocoma u. a. in nahe verwandtschaftliche Beziehung brachten.
Ueber die natürliche Zusammengehörigkeit dieser paläozoischen
Formen will ich mir zunächst kein Urtheil erlauben; dass aber
eine Form wie Holopus sich neben jenen alten Typen höchst
fremdartig ausnimmt, bedarf wohl kaum eines Hinweises. Man
vergegenwärtige sich von den besser bekannten Formen, z. B. die
fünf peitschenförmigen, aus langen Gliedern bestehenden Arme
von Prsocrinus, den Consolidations - Apparat und die fünf ganz
eigenartigen Arme von Cupressocrinus, die Kelchdecke und die
Abgliederung der unten geschlossenen Arme bei Gasterocoma. Da
nun ein Vergleich derselben mit den entsprechenden Organen von
!\) J. S. MiLLEeR. A Natural History ofthe Crinoidea or lily-shaped
animals, with Observations on the Genera Asteria, Euryale, Comatula,
Marsupites, Bristol 1821, p. 113.
2) CARPENTER. Rep. on the Crinoidea, p. 211 — 217.
®) Proc. Acad. Nat. Scienc. of Philadelphia (1888) 1889, p. 360.
663
Holopus ausserordentliche Verschiedenheiten zeigt, so würde man
doch wenigstens erwarten dürfen, dass die beiderlei Typen in
sonstigen Merkmalen eine auffallende Uebereinstimmung zeigen.
Statt dessen finden wir auch in der allgemeinen Körperform die
tiefgreifendsten Unterschiede. Die genannten paläozoischen Gat-
tungen sind alle gestielt — Holopus ist ungestielt; keine der
genannten paläozoischen Formen hat einrollbare Arme — bei
Holopus ist das Einrollungsvermögen derselben ausserordentlich
vollkommen entwickelt; jene paläozoischen Gattungen besitzen alle
wohl entwickelte Basalia — bei Aolopus fehlen dieselben voll-
ständig. Wenn WacHhsmuTH und SPRINGER hierbei von der An-
sicht ausgingen, dass Holopus wie Hyocrınus und Bathyerinus
einen monocyclischen Basalkranz besitze, so ist dies nach den
älteren Beobachtungen BryrıcH's, v. Zırrer’s und BATneEr’s sehr
auffallend und bedarf nach der hier bereits gegebenen Darstellung
keiner nochmaligen Widerlegung. Auch bei dem jüngsten bisher
bekannten Entwicklungsstadium von Holopus ist, wie wir sehen,
von Basalien nichts zu bemerken. Dass Holopus freilich in noch
früheren Stadien Basalia besessen habe, ist nach Analogie der
Entwicklung von Comatula sehr wahrscheinlich. Es ist aber dann
nach der gleichen Analogie ebenso wahrscheinlich, dass Holopus
wie Comatula zwei Basalkränze besass, also nicht monocyclisch
war. wie es die genannten ZLarviformia sein sollen.
Es bleibt bei Zolopus sonach wirklich nur ein einiges Merk-
mal übrig, welches mit der Organisation jener Larvıformia W.
u. Sp. allenfalls in Beziehung zu bringen ist, nämlich der Bau
der Kelchdecke, auf welchen auch WAcHsMmUrH und SPRINGER zur
Begründung ihrer Auffassung den Hauptwerth zu legen scheinen.
Denn eine Uebereinstimmung hinsichtlich der monocyclischen Basis
wäre Joch, auch wenn sie zutreffend wäre, was nicht der Fall
ist. ein unwesentliches Merkmal, da es auch von zahlreichen an-
deren paläozoischen Crinoiden getheilt wird; es würde also in
keiner Weise die Zugehörigkeit von Holopus gerade zu den Lar-
viformia bewiesen haben.
Wenden wir uns also nun zu dem Bau der Kelchdecke und
prüfen‘ wir dessen systematische Bedeutung. Zunächst geben
WACHSMUTH und SPRINGER selbst zu, dass die 5 Oralplatten,
welche bei Holopus interradial den Mund umstehen, durch eine
Zone kleinerer Randplättchen umgeben werden, während sie bei
den Haplocriniden und Symbathocriniden allein die Leibeshöhle
bedecken und unmittelbar an den Radialien anliegen. In diesem
letzteren Punkte soll sich Holopus an die Gasterocomiden an-
schliessen. Nun zeigen allerdings die Gasterocomiden kleinere
664
Randplättchen, aber doch keineswegs deutliche Oralplatten wie
Holopus und die Haplocriniden. Dort hinkt der Vergleich auf
dem einen, hier auf dem anderen Beine; er ist mit einem Wort
undurchführbar.
Gesetzt nun aber den Fall,
Holopus stimme in dem Bau der
Kelchdecke, die in Textfigur 25
nach ÜARPENTER copirt ist, mit
jenen paläozoischen Formen
überein, würde sich daraus eine
nahe phyletische Beziehung bei-
der ergeben? Ich sehe hierzu
keinen zwingenden Grund.
Man kann unter den leben-
den Crinoiden kaum drei ver-
schiedenere Typen herausfinden
als die drei Gattungen Holopus,
Hyocrinus und Thaumatoerinus,
und doch stimmen alle drei
serade in dem Bau der Kelch-
decke überein. Hätte die Ausbildung dieses Organes einen pri-
mären systematischen Werth, so müssten wir gerade die ver-
schiedenartigsten Formen auf Grund desselben im System irgend-
wie vereinigen.
Aber auch diejenigen Formen, die sich von den bisher
besprochenen im Bau der Kelchdecke am weitesten entfernen, die
Pentacriniden und Comatuliden machen ein ziemlich lang an-
dauerndes Entwicklungsstadium durch, in welchem sie genau den
Typus der Haplocriniden reproduciren. Dass auch WACHSMUTH .
und Springer dem Besitz von ÖOralplatten nicht immer einen
Ausschlag gebenden Werth zumessen, beweisen sie damit!), dass
sie den lebenden Thaumatoerinus, der kräftige Oralplatten be-
sitzt, zu ihren Arteculata (Articulosa mihi) stellen, die nach
den bisherigen Untersuchungen einen recht abweichenden Bau der
Kelchdecke besitzen?). Aus alledem geht doch zur Genüge her-
vor. dass man dem Vorhandensein von Öralplatten in systema-
tischer Hinsicht nicht den primären und Ausschlag gebenden Werth
beimessen kann. den man vielfach darin zu finden glaubte. Dass
aber gar wegen einer höchst unvollständigen Aehnlichkeit dieses
!) Discovery of the Ventral Structure of Taxocrınus and Haplo-
crinus, and consequent Modifications in the Classification of the COri-
nordea. (Proc. Nat. Sc., Philadelphia 1888, p. 360.) |
?) Vergl. JAEKEL. Ueber Kelchdecken von Crinoiden etc. Sitz.-
Ber. der Gesellschaft naturforsch. Freunde, Berlin 1891, p. 12.
665
“Organes und bei sonstiger Verschiedenheit in allen wesentlichen
Punkten eine lebende Form mit einigen bereits im Palaeozoicum
ausgestorbenen Gattungen in eine Familie gehören soll, das wird
wohl nur wenigen Beurtheilern der Crinoiden einleuchtend er-
scheinen. Wie ich glaube, geht aus einer vergleichenden Be-
trachtung der Kelchdecke der Crinoiden nur Folgendes hervor:
Bei allen Formen, bei welchen bewegliche Theile der
Arme an der Umgrenzung der Leibeshöhle theilnehmen,
ist die Ventraldecke ebenfalls beweglich und deshalb
mit kleinen Plättchen getäfelt, oder ganz nackt. Bei
allen Crinoiden, bei welchen die Leibeshöhle in einer
fest verbundenen Kapsel, einem echten Kelch, liegt,
ist die Kelchdecke unbeweglich und erhält darum gern
srössere Platten, die der Ambulacralgefässe wegen
mehr oder weniger regelmässig interradial liegen.
Eine Consequenz dieser Auffassung ist, dass man nicht
alle grossen Platten im Centrum der Kelchdecke a priori als ho-
mologe Oralplatten betrachten kann, und dass sich nach obigen
Gesetzen die Kelchdecke secundär ändern muss, wenn sich die
angegebenen primären Factoren, nämlich das Verhältniss der Lei-
beshöhle zu den Armen ändert. . Allerdings kann diese Aende-
rung der secundären Merkmale langsamer fortschreiten als die der
primären; sie kann hinter der der letzteren zurückbleiben und
deshalb gelegentlich auch eine scheinbare Anomalie aufweisen.
‘ Da die in sich bewegliche Kelchdecke gemäss des ganzen Ent-
wicklungsganges der Crinoiden als die später erworbene und vom
Typus der Echinodermen weiter entfernte Difterenzirung aufzu-
fassen ist, so finden wir Reste von Oralplatten noch in sehr be-
weglichen Kelchdecken z. B. bei Taxocrinus'). Der umgekehrte
Fall, dass bei einem völlig starren Kelch die Kelchdecke sehr
beweglich bliebe oder es würde, tritt naturgemäss nicht ein; wohl
aber kehren Formen, deren Leibeshöhle, wie z. B. bei Holopus,
durch Festwachsen der Patina in dieselbe wie in einen festen
Kelch einsinkt, zu dem älteren Typus zurück und behalten wie-
“ der zeitlebens Oralplatten. Um eine Neuerwerbung braucht es
sich in diesem Falle insofern nicht zu handeln, als nach Ana-
logie von Comatula wohl auch bei Holopus, allerdings in sehr
" Trühen Stadien, die Anlage solcher Oralia erfolgen mag. Der
Besitz der Oralia würde also bei Holopus nur als ein Perenniren
embryonaler Eigenthümlichkeiten aufzufassen sein.
Einige Punkte würden bei den Differenzirungen der Kelch-
‚decke auch noch wesentlich in Frage kommen, nämlich die Lebens-
!) Vergl. WACHSMUTH u. SPRINGER, |. c., t. 18, f. 1e.
666
weise und im Besonderen der mehr oder weniger massive und
compakte Bau des ganzen Crinoids.. Eine Riffform, der durch
ihren Standort verhältnissmässig viel kohlensaurer Kalk zur Ver-
fügung steht, schafft sich im Ganzen einen compakten Körper,
der den Fährlichkeiten des Standortes Rechnung trägt. Die
reichere Aufnahme von kohlensaurem Kalk auf der einen und der
grössere Schutz der Weichtheile auf der anderen Seite werden
hier die Bildung kräftiger Ventralplatten sehr begünstigen. Bei
anderen Articulaten, die unter entgegengesetzten Lebensbedingun-
gen leben und einen zierlichen gegliederten Bau haben, wie An-
tedon, Actinometra und z. Th. auch Pentacrinus, wird die Ver-
kalkung der Kelchdecke rückgebildet. Andererseits haben Hyocrinus
und die sich ihnen jedenfalls sehr nahe anschliessende Gattung
Saccocoma, bei denen die seitliche Umgrenzung der Leibeshöhle
einen festen Kelch darstellt, und die sich jedenfalls nicht an die
Articulaten, sondern an ältere Crinoiden-Typen anschliessen, grosse
aber ihrem zierlichen Bau entsprechend dünne Oralia.
Nach alledem halte ich die Zutheilung von Aolopus zu den Lar-
viformia für unhaltbar und sehe andererseits im Bau der Kelch-
decke keinen Grund. diese Gattung nicht zu den Articulaten zu stellen.
Die gemeinsamen Beziehungen von Holopus und den Eugenia-
criniden zu anderen Familien sind meines Wissens niemals her-
vorgehoben und systematisch verwerthet worden.
Vergleicht man die Organisation, und zwar speciell den in
systematischer Beziehung wichtigsten Bau des Kelches der Holo-
pocriniden mit den übrigen Articulaten, so ergiebt sich, dass in
einem Merkmal alle Holopocriniden übereinstimmen und zugleich
allen Crinoiden gegenüberstehen, darin nämlich, dass bei ihnen die
Basalia morphologisch nicht mehr nachweisbar sind. Gehen wir
also von diesem als dem durchgreifendsten Merkmal aus, und
vergleichen wir darauf hin die Holopocriniden mit den Articulaten,
die in Encriniden, Apiocriniden, Pentacriniden und Comatuliden
zerfallen würden.
Der untere Basalkranz, der bei den Poteriocriniden noch
wohl entwickelt ist, ist zwar bei den Encriniden, wie Beyrıch !)
nachgewiesen hat. noch vorhanden, aber bereits sehr rudimentär
und äusserlich nicht mehr sichtbar (vergl. Textfig. 26,2, p. 668).
Bei den jüngeren Familien ist er ganz verschwunden, nur bei Mil-
lericrinus und Extracrinus sind von ÜARPENTER?) noch Spuren
!, Die Crinoiden des Muschelkalks.
?) CARPENTER. On some new or little known Jurassic Crinoids.
Quart. Journ. Geol. Soc., Vol. XXXVII, p. 81—33, t. 1, f. 6-8.
667
desselben nachgewiesen. In der Ontogenie von Comatula finden
wir ihn aber ebenfalls noch vor.
Der obere Basalkranz ist bei den der Gattung Dadoerinus
H. v.M. zugetheilten Arten, D. gracdıs und D. Kunischü, noch so
zu sagen typisch ausgebildet, indem er einen geschlossenen, äusser-
lich sofort sichtbaren Kranz bildet (vergl. Textfig. 26, ı, p. 668).
Dieser Typus, welcher den Ausgangspunkt für die jüngeren Ver-
wandten bilden könnte, findet sich bei diesen in zwei verschie-
denen Richtungen modificirt. Hand in Hand geht damit eine
Concentration der Kalkablagerung nach dem dorsalen oder abac-
tinalen Pol zu. In einem Falle nun rücken die Basalia aus
einander, indem sich zugleich die oberen Stielglieder .verbreitern
(Apioerinidae; vergl. Textfig. 26, s, p. 668). Im anderen ent-
gegengesetzten Falle breiten sich die Radialia prima aus und
überwachsen die Basalia. Unvollkommen sehen wir diesen Vor-
gang in der Familie der Encriniden, vollkommen und bis zum
Extrem durchgeführt bei den Eugeniacriniden, bei denen schliess-
lich jede äussere Spur jenes Basalkranzes innerhalb der Costalia
prima verloren geht. Zwischen diesen beiden divergirenden Ent-
wicklungsrichtungen füllen die Pentacriniden und Comatuliden
jede Lücke aus. Bei einigen Pentacriniden schliesst sich das
Verhalten unmittelbar an das von Dadocrinus Kunischü an. z. B.
bei Oainocrinus Andreae pe LorıoL, bei Pentacrinus sigmarin-
gensis Quenst. und bei dem lebenden Pentacrinus naresianus,
der noch sehr viele Beziehungen zu Dadocrinus Kuntschii bietet.
Bei anderen Formen, z. B. bei Metacrinus Moseleyi Car. treten
die Basalia kräftig hervor und erinnern dadurch an Millerierinus
(vergl. Textfig. 26, 4, p. 668). |
Bei der liasischen Pentacriniden - Gattung Extracrinus zeigt
sich bereits eine sehr ausgesprochene Ueberwachsung der Basalia
durch die Costalia (vergl. Textfig. 26, 5, p. 668). Dieselbe ist
aber insofern unvollkommen, als sich die Costalia nur einseitig
nach unten ausdehnen, indem sie lange, zapfenartige Fortsätze
bilden, die sich in die Furchen des fünftheiligen Stieles legen
und sich, um der Beweglichkeit desselben keinen Eintrag zu thun,
selbst wieder in mehrere Stücke gliedern. Diese eigenartige Dif-
ferenzirung der Costalia prima ist für den ganzen Process der
Ueberwucherung der Basalia sehr instructiv. Die letzteren er-
scheinen bei Zxtracrinus zwischen den grossen Costalien sehr
unbedeutend.
Am klarsten zeigen den Ueberwucherungsprocess die Coma-
tuliden, deren Verhalten uns unmittelbar den Schlüssel zum Ver-
ständniss der homologen Erscheinungen bei den Holopocriniden
668
Figur 26.
Uebersicht über die Veränderungen des oberen Basalkranzes in der Familie der Articulaten. Die Basalia
sind mit schrägen Strichen schraffürt. Die Figuren sind etwa auf den gleichen Umfang verschieden
stark vergrössert. vo
1. Dadoerinus Kumischiw. 2. Enerinus hliformis. 3. Apioerinus elegams. 4. Metacrinus Moseleyi.
5. -Extracrinus fossilis. 6. Actinometra. 7. Ein einzelnes Basale von Actinometra, isolirt und
stärker vergrössert.
Hier ist erstens die Art der Reduction der Basalia die-
selbe wie bei den Holopocriniden, indem sich die Costalia: prima
bietet.
gleichmässig ausdehnen und die Basalia nach innen drängen; und
669
zweitens lässt sich der Process selbst hier in allen Stadien ver-
folgen. Solamoerimus aus dem Malm steht in dem genannten
Punkte etwa auf dem Stadium der meisten lebenden Pentaecri-
niden (vergl. Taf. XLIII. Fie. 3d); die Basalia sind leistenförmig
geworden und treten nur mit ihrer kleinen dreieckigen Aussen-
fläche seitlich unter den Costalien hervor (Fig. 3c). Bei jün-
geren Gomatuliden sind. diese Leisten von aussen nicht mehr
sichtbar, sondern nur noch durch Entfernung des Cirren tragen-
den Centrodorsale über diesem als sogenannte Rosette nachweis-
bar. In einzelnen Fällen. namentlich bei Actinometra, sind die
Basalia auf eigenthümlich deformirte kleine Stücke reducirt (vergl.
Textfig. 26, 6 ur, P- 6653).
Man findet also bei den Gomatuliden dieselbe Differenzirung
im' Kelehbau wie bei den Holopocriniden, und der ganze Unter-
schied beider Familien besteht in dieser Hinsicht nur darin, dass
bei den Holopocriniden jene Reduetion der Basalia bereits im
oberen Jura abgeschlossen war, während sie bei den Comatuliden
noch bis zur Gegenwart andauert ohne ihren definitiven Abschluss
gefunden zu haben. . Der letztere wurde jedenfalls bei den Ho-
lopocriniden dadurch beschleunigt, ' dass diese als Riffformen
durch reichere Kalkzufuhr und Anpassung ‘an die Lebensweise
compakter und massiger wurden. während bei den Comatuliden
nur die ererbte Tendenz zur Vereinfachung des Kelchbaues, nicht
aber jene von aussen hinzutretenden Factoren auf den Organismus
einwirkten.
Da, wie wir in früheren Capiteln sahen, der Bau der übri-
gen Organe der Holopocriniden kein exceptionelles Verhalten zeigt.
sondern im besten Einklang mit anderen Articulaten steht, so
können wir nun unsere Betrachtungen über die systematische
Stellung unserer Familie dahin zusammenfassen, dass die Holo-
pocriniden eine im Dogger auftretende und bis zur Ge-
genwart lebende Familie der Articulaten bilden und
naturgemäss neben Pentacriniden und Comatuliden ein-
zureihen sind,
Nachtrag,
Ein mir soeben aus Stuttgart von Herrn Dr. Ep. Fraas
zugesandtes Material jurassischer Crinoiden setzt mich noch
rechtzeitig in den Stand, obigen Besprechungen einige ergänzende
Zusätze anzufügen.
Eine Patina von Seleroerinus cidaris QUENST. sp. trägt noch
auf einer etwas unregelmässig eingesenkten Gelenkfläche die Co-
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIII. 3. 44
670
stalia IT und II. Dieselben sind ganz fest mit einander ver-
schmolzen, zeigen aber noch deutlich die Verwachsungsnaht. Das
obere Costale trägt die beiden abgeschrägten Gelenkflächen für
die Arme. In der Form und dem Bau der Gelenkflächen schliesst
sich dieses Stück unmittelbar an die isolirten Axillarstücke (Taf.
XXXVII Fig. 1) an, welche oben zu Selerocrinus strambergensas
gestellt wurden. DBesagtes Stück der Stuttgarter Sammlung be-
stätigt sonach die diesbezüglichen Annalımen. welehe pag. 624
über die Organisation von Selerocrinus aufgestellt wurden. Es
ist ferner insofern bemerkenswerth, als es beweist, dass auch
bei Selerocrinus die Verschmelzung des Costale I und HI im
unteren Malm noch nicht zum Abschluss gekommen war. Die
Gestalt des Costale II lässt sich an diesem Stück nicht genauer
feststellen. da dasselbe in Folge der Verzerrung der Patina selbst
abnorm ausgebildet ist, während das darüber liegende Axillare
hierdurch nicht mehr beeinflusst wurde.
Ein Exemplar von Seleroerinus compressus (GOLDF. SP.
zeigt deutlich die charakteristische Biegung der Nähte an der
Patina. welche bisher nur bei G@ymmnoertinus und Holopus zu beob-
achten war und pag. 632 ausführlich besprochen wurde. Hier-
durch erhält diese Erscheinung noch weitere Tragweite für die
Familie.
671
Inhalt,
Seite.
LET Me EEE GER a
I. Die Literatur über olcpasdnuien sh wiuraik . Ka. 558
Pre Charakteristik der Familie. . . . no
1. Definition, Umfang und Be de one 564
2. Die geologische Verbreitung und das besondere
Vorkommen . . NRACE Base rg aa |
3. Der äussere Habitus der Formen . . RU DENE
4. Der morphologische Bau der einzelnen Theile . 5783
Zelner Batınam a ee ze
DesDie Arme an ante ea er rbTg
es Dersstuel BRURLSIDIN. .: ......05 002.02 :591
SeEldie, Nikrostructur .... .. 00 engen eh. 4,0092
6. Die Lebensweise . . le O4
7. Die ontogenetische Entwicklung BEE URN. 2090
1lI. Beschreibung der unterschiedenen Gattungen. — Die
Banciwien!der Abtrennung 29. 11. AOllnnkllin .202197,.,11598
BNNDDErINUSE MON N gendD HENNIG TONDEINERDE, 199,7 ,10602
Halnpus, DORB:„ saenelimliiiit. wersslorr ti 51802, 11612
EEE SE NONE IBEN a mal Srasleimen OD +
BoeRInus NOSSISen. Kr ee 0.098
BRD NS (DE BORN ne. en ie. 680
Inenlackunıs NILEE 0 net. EEE
Beuligeninus BORBIE. 11 daneelisienhsbuelstl 131651
Tormocrinus nov. gen. . . . RE EN BPr SEEN!
IV. Bemerkungen über Tetracrinus A die sogenannten
Kaecnjacriniden aus; dem Lias . . 2... „7. ...658
V. Die Beziehungen der Gattungen zu einander . . . . 659
Be Diesphyletische 'Stellune der Kamilie . .. . .:. .. -. ‚661
Rear en 20609
44*
NND
67:
2. Ueber das Devon der Östalpen.
11.')
Von Herrn Fritz Frecnu in Halle a. S.
Hierzu Tafel XLIV — XLV1l.
Einleitung.
Seit der Veröffentlichung der ersten, unter obigem Titel
erschienenen Arbeit habe ich die geologischen Untersuchungen in
dem Palaeozoicum der Ostalpen fortgesetzt. Die tektonischen
Fragen, welche allmählich in den Vordergrund traten, sollen an
anderer Stelle ausführlicher behandelt werden. Im den vorlie-
senden sowie in weiteren Mittheilungen werden die verschiedenen
altpaläozoischen Faunen eine gesonderte Besprechung erfahren,
soweit dieselben nicht durch blosse Aufzählung der Namen zu
erledigen sind.
Der leitende Gesichtspunkt. ist also der stratigraphische. Die
verschiedenen, allmählich zu veröffentlichenden Localmonographieen
sollen nur eine Ergänzung der grösseren geologischen Arbeit dar-
stellen, welcher sie aus äusseren Gründen nicht unmittelbar _bei-
segeben werden konnten.
Den Beginn bildet die Beschreibung der wichtigeren Ver-
steinerungen des ober- und mitteldevonischen Rifikalkes, deren
Auffindung für die Altersbestimmung der Kalkmassen in den Kar-
nischen Alpen von Ausschlag gebender Bedeutung war. Es sei
im Allgemeinen bemerkt, dass die inneren Gerüste der Brachio-
poden durchgängig zerstört sind; jedoch konnte die Bestimmung
auf Grund der äusseren Merkmale mit hinreichender Sicherheit
erfolgen.
I. Die Brachiopoden des unteren Oberdevon (Iberger Kalk).
Rhynchonella cuboides Sow. Sp.
CLARKE. Die Fauna des Iberger Kalkes. Neues Jahrb., Beil.-B. II,
p. 385 (hier auch weitere Literaturangaben).
Es liegt keine Veranlassung vor, die Artmerkmale dieser oft
!) I. siehe d. Zeitschr., Bd. XXXIX, 1887, p. 659, t. 2829.
44 *
(am eingehendsten von Davıpsoxn) beschriebenen Form ausführ-
licher zu erörtern. Es sei nur daran erinnert, dass neuerdings
Wirtiams eine Specialstudie über die verschiedenen Localvarie-
täten der in Europa. Asien und Nordamerika weit verbreiteten
Art veröffentlicht hat. Das Vorkommen derselben in den Kar-
nischen Alpen war bisher noch nicht bekannt und erhebt das
Auftreten des Unteren Oberdevon nunmehr über jeden Zweifel.
Ich fand ein ziemlich gut erhaltenes Exemplar am Ostabhang des
Kollinkofels in einem weissen Kalke. Von Interesse ist die weit-
sehende Uebereinstimmung desselben mit einem vom Winterberge
bei Grund stammenden Stücke.
Rhynchonella pugnus Marr. und Ah. acuminata Frech.
Narı XEVI, Fig. a, oben.
CLARKE, 1. c., pP. 883 bezw. 384.
Das abgebildete Stück stammt vom gleichen Fundort wie die
vorher erwähnte Art und erfüllte hier einen weissen Kalkblock
fast vollkommen. Unter den zahlreichen, durchweg schlecht er-
haltenen und verdrückten Exemplaren finden sich auch einige,
welche nahe mit der sogenannten Ahynchonella acuminata Fisch.
verwandt sind; die letztere stellt bekanntlich das eine Extrem
einer Formenreihe dar, deren anderes man als Zrhynchonella
pugnus zu bezeichnen pflest. Das am besten erhaltene Stück
wurde in dem Blocke gefunden. der Productella forojuliensis und
Rhynchonella contrarıa enthält; ein drittes kam zusammen mit
Athyris globosa vor. Die Art besitzt bekanntlich im Oberdevon
und Kohlenkalk Europas weite Verbreitung; der im Mitteldevon
auftretende Vorläufer ist zuweilen mit der Hauptform vereinigt
worden, jedoch richtiger als Rhynchonella pugnordes Scunur ab-
zutrennen. Dieselbe steht zu der Hauptform in demselben Ver-
hältniss wie Rhynchonella procuboides zu Rh. cubordes.
Rhynchonella ? contraria A. Ram. sp.
Taf. XEVL, Pie. 5 1b.
Terebratila contraria A. REMER. Palaeont., II, t. 4, f. 25, p. 31.
Unter dem angeführten Namen bildet A. RamEr eine flache,
radialgestreifte Muschel von Grund ab, bei der der Stirnsinus
entgegen — contraria« — dem gewöhnlichen Verhältniss in der
srossen Klappe liest. Beschreibung und Abbildung (mit verkehrt
gezeichneter Stirnansicht) sind nicht ‚sonderlich klar; doch weist
die Vergleichung der Art mit Pentamerus darauf hin, dass in
der That von einer „conträren“ Form die Rede ist.
Der Sinus auf der Oberseite der kleinen Klappe ist meist
deutlich, die Berippung einfach und über die ganze Schale ver-
674
breitet, der Wirbel ragt spitz vor. Leider ist das Innere der
alpinen, in zahlreichen Exemplaren vorliegenden Art so schlecht
erhalten, dass die Gattungsbestimmung zweifelhaft bleiben muss.
Zusammen mit der flachen, von der Harzer Art nicht zu unter-
scheidenden Form kommt am Ostabhang des Kollinkofels (in dem-
selben Blocke) eine dickere, breite Varietät mit stärker ausgeprägtem
Stirnsinus vor. Ich glaube dieselbe als var. obesa (Fig. 5—6b)
bezeichnen zu müssen. Vereinzelte Exemplare sind bei gleichem
Dickenwachsthum am Schnabel etwas schmaler. Doch würde die
Aufstellung eines dritten Namens überflüssig sein: die vorliegende
Art gehört ebenso wie Athyrıs globosa zu den stark varjirenden
Brachiopodengruppen, bei denen man höchstens die Endpunkte der
im gleichen Horizonte auftretenden Variationsreihen durch Namen
auszeichnen darf.
Bei anderen Gruppen (z. B. bei der Reihe des Sperifer spe-
ciosus und Sp. aculeatus, Rhynchenella parallelepipeda, den de-
vonischen Orthrs-Arten) sind die oft nur minutiösen Unterschiede
sowohl zwischen altersgleichen. wie zwischen altersverschiedenen
Aıten viel beständiger. Man muss daher in dem letzteren Falle
schon auf viel geringfügigere Unterschiede Arten oder Mutationen
begründen, während bei den in starker Entwicklung bezw. Varia-
tion befindlichen Gruppen das umgekehrte Verfahren am Platze ist.
Die verschiedenen Formen der Ahynchonella contraria wur-
den am Kollinkofel in einem weissen Kalkblock gefunden, der
ausserdem Zhynchonella pugnus, Produectella forojuliensis, Sperifer
Urü, Orthrs striatula enthielt.
Zum Vergleich mit der beschriebenen Arhymchonella ist eine
neue Art aus dem Unterdevon des Pic de Cabrieres abgebildet
(Rh. languedocrana, Taf. XLVI, Fig. 12—15). welche sich nur
durch die normale Lage des Sinus unterscheidet.
Athyris globosa A. Rem. sp.
Tab X LV:
1860. Terebratula concentrica var. globosa F.A. REMER. Palaeont.,
IX (Beitr. zur geognost. Kenntniss des nordwestlichen Harz-
gebirgcH HD. An. 2, Tal.
Die Form ist von A. Rewer als Varietät angesehen worden,
dürfte aber sowohl wegen ihrer weiten Verbreitung in einem eng
begrenzten Horizont, als auch wegen der bemerkenswerthen Eigen-
thümlichkeiten der äusseren Gestalt als Art anzusehen sein: Der
Sattel, welchen die kleine Klappe an der Stirn besitzt, ist von
zwei, meist sehr scharf ausgeprästen Seitenfalten begrenzt, und
es scheint in Folge dessen, als ob die Art zu den „perversen“
Formen (Mimulus, Antiptychina) gehöre. Die kleine Klappe ist
in Folge dessen dreigetheilt! ein Sattel in der Mitte und zwei
675
Seitenfalten '). Die grosse Klappe ist weniger abweichend ge-
staltet, vielmehr lässt sich hier der Sinus bis in den Schnabel
verfolgen. Der in der kleinen Klappe liegende Sinus ist jedoch
meist deutlicher ausgeprägt. Zuweilen sind allerdings auch hier
die Seitenfalten stärker entwickelt. Einzelne Exemplare ähneln
dann vollkommen der auch im Oberdevon vorkommenden (ama-
rophoria rhombordea; nur liegt hier der Stirnsattel, wie gewöhn-
lich, in der grossen Klappe.
Im Allgemeinen unterliegt die Tiefe und Breite der Falten
am Stirnrande erheblichen Schwankungen; die Beobachtung Dar-
wıns, dass excessiv entwickelte Merkmale auch starker Variabi-
lität unterliegen, bewahrheitet sich auch hier.
Auch die Dicke der Schale und das Ausmaass des Schloss-
winkels variirt erheblich. Die Harzer Form, die in mehreren
wohl erhaltenen, vom Bergfeld bei Rübeland stammenden Exem-
plaren vorliegt, ist besonders breite Man könnte vielleicht die
langgestreckten alpinen Exemplare als var. elongata bezeichnen.
(Fig. 11—15). Die Schale ist mit feinen Anwachsstreifen und
ausserdem in der Mitte mit undeutlichen Radiallinien bedeckt,
die meist erst nach Absprengung der äusseren Schalenschicht zum
Vorschein kommen. (Fig. 4, 15.)
Athyris globosa ist am Östabhang des Kollinkofels in den
Karnischen Alpen in einem Blocke gefunden worden, der ausser-
dem noch ein Exemplar von Rhynchonella pugnus enthielt; bei
der Präparation erhielt ich etwa 40 mehr oder weniger gut er-
haltene Exemplare. Die Exemplare aus dem unteren Oberdevon
des Harzes (kgl. geologische Landesanstalt und kgl. Museum für
Naturkunde) sind etwa doppelt so gross, wie die alpinen Stücke.
Den entsprechenden Grössenunterschied zeigt die, ebenfalls an
beiden Fundorten vorkommende Prodrctella Herminae.
Bei der schlechten Erhaltung der alpinen Exemplare ver-
mochte ich über die inneren Merkmale der Schale nichts in Er-
fahrung zu bringen. Zwar habe ich eine ganze Anzahl von
Exemplaren durchgeschlagen, aber nur grobkrystallinen Kalkspath
oder grauen, von Rissen durchsetzten Kalk gefunden. Jedoch hat
bereits A. REmer die Spiralen der vorliegenden Art abgebildet
(l.e.). Die eigenthümliche Gestaltung des Stirnrandes und der
daselbst befindlichen Falten findet in einigen verwandten Varie-
täten der Athyris concentrica ihr Analogon:
!) Eine in dieser Hmsicht vollkommen übereinstimmende Form
der kleinen Klappe besitzen Rhynchonella sublata BITTNER aus den
Wengener Schichten der Seelandalp (BiTTnEr, Brachiopoden d. alpinen
Trias, t. 38, f. 11), sowie Rhynchonella sublevata vom Röthelstein (Jd.
ibid., t. 12, f. 4—7).
676
l. Athyris concentrica var. erfliensis Scunur. Taf. NLVI,
Fig. 1 (Kayser, diese Zeitschrift, 18571. p. 550). eine schon
seit langem. bekannte Form aus den mittleren Horizonten des
Eifler Mitteldevon, besitzt die für Athyris globosa bezeichnenden
Seitenfalten; jedoch fehlt der mittlere Sinus vollkommen; vielmehr
ist der Stirnrand gerade und springt etwas vor.
2. Athyrıs concentrica var. nov. bisinuata Taf. XLVI, Fig. 2
bis 3b. Der für Athyris globosa bezeichnende Sinus der kleinen
Klappe, der allerdings nicht bei allen Exemplaren gleichmässig
entwickelt ist, findet sich bei einer noch unbeschriebenen Varietät
aus dem unteren Oberdevon von Haiger wieder. Gleichzeitig ist
hier der Sinus der grossen Klappe vollkommen normal entwickelt,
während die für Atkyres globosa und die var. erfliensis bezeich-
nenden Seitenfalten fehlen. Bei der var. besinuata Audet sich
demnach auf: der Stirn ein einspringender Winkel. Uebrigens
ist die Varietät durch so allmähliche Uebergänge (Fig. 3) wit
der typischen, am gleichen Fundorte vorkommenden Athyris con-
centreca verbunden, dass die Aufstellung eimer besonderen Art
nicht angezeigt erscheint.
Produetella subaculeata MUurcH. Sp.
Taf XLVN Bio 12 2 9arın
Produetus subaculeatus SCHNUR. Brachiopoden der Eifel, t. 43, f. 4
(mangelhafte Abbildung).
— — SANDBERGER. Versteinerungen des rheinischen Schichten-
systems in Nassau, t. 84, f. 17 (grosses, rundes Exemplar,
ähnlich wie Fig. 1).
— .— . WENJUKOFF. Fauna des devonischen Systems im nord-
westlichen und centralen Russland, t. 2, f. 7 {grosses Schalen-
exemplar, grosse Klappe, mit den deutschen Exemplareu durch-
aus übereinstimmend).
Das Genus (oder Subgenus) Productella Harn (Palaeontol.
ot New York, IV. p. 155) unterscheidet sich von Productus's. str.
durch Besitz einer niedrigen Area und kleiner Zähne. Beide
Merkmale treten. auf dem abgebildeten künstlichen. Steinkern,
wenngleich nicht mit aller erforderlichen Deutlichkeit hervor... Der
zweigespaltene Schlossfortsatz und das Medianseptum sind wohl
ausgeprägt; weniger deutlich heben‘ sich- die. nierenförmigen Ein-
drücke ab. Im Innern ..der grossen Schale sind die vom Wirbel
ausstrahlenden Leisten. sowie die Grösse’ der Muskeleindrücke. be-
merkenswerth. |
Die Form und die Sculptur eines gut erhaltenen ausge-
wachsenen Exemplars ist auf Figur 9a, 9b dargestellt; dieselbe ist
der äussere Abdruck der kleinen Schale (mit deutlichen Radial-
linien) und stammt wahrscheinlich aus den (ulceola-Mergeln von
(terolstein.
Die ebenfalls noch niemals abgebildeten Stacheln des Ran-
des sind auf Figur 4, einer kleinen Klappe (Schalenexemplar)
vom Iberg bei Grund dargestellt.
Eine kurze Besprechung der (in den Alpen nicht vorkom-
menden) Art erschien nothwendig. da trotz der zahlreichen Ab-
bildungen (von denen nur die wichtigsten eitirt wurden) die Merk-
male noch nicht genügend bekannt waren.
Productella forojuliensts nov. Sp.
Taf. XLVIL, Fie. 7:28.
Die neu benannte Form ist als eine vicariirende Localart
der auch im unteren Oberdevon weit verbreiteten Produetella
subaculeata aufzufassen, mit der ich sie früher vereinigt hatte.
Doch treten die Unterschiede bei dem Vergleich ausgewachsener.,
vollständig erhaltener Exempläre hinreichend deutlich hervor. Die
kleinen Klappen, welche von Produelella forojulienses allein in
guten Exemplaren vorliegen, sind wesentlich breiter, flacher und
entbehren der seitlich herabgezogenen Schleppe. Auch findet
sich bei guter Erhaltung in der Mitte eine mediane Leiste. Die
feinen Radiallinien von Prodıictella subaculeata fehlen vollkommen.
Die Art findet sich in einem weissen, durch das Vorkom-
men von Ahynchonella pugnus und Ih. contrarıa gekennzeichneten
Gestein am Ostabhang des Kollinkofels in Friaul (forum Julii).
Productella Herminae nov. Sp.
BR NEN IL.-Rie’d, 5 5e, 6, 107-12.
Ein am Ostablıang des Kollinkofels gefundener grauer Kalk-
block war gänzlich angefüllt mit den Schalen einer kleinen Pro-
ductella, der sich von der verbreiteten. soeben beschriebenen Art
auf den ersten Blick durch die stärkere Wölbung der Schale
unterscheidet. Die vorliegende Form ähnelt viel mehr einer von
Harz beschriebenen Productella spinulicosta‘!) aus der Hamilton
sroup des Staates New York. Die Unterschiede ergeben sich
erst bei näherer Untersuchung. Die alpine Form ist wesentlich
breiter, die Seitentheille der Schale sind flügelartig ausgezogen.
während dieselben bei Productella spenultcosta vechtwinklig abge-
stutzt sind. Die Stachelansätze sind rund und nicht wie bei der
amerikanischen Art verlängert. Die Wölbung ist auch bei aus-
gewachsenen Stücken von Prodıuctella Herminae niemals so stark
ausgeprägt. wie bei Productella spinulicosta (t. 23, f. 52). Immer-
!) Palaeontology of New York, Vol. IV, t. 25, f. 6—8, 25—384.
618
hin ist die alpine Form nur als Localvarietät der Harr’schen
Art anzusehen.
Dieselbe Art findet sich, wie zwei vortrefflich erhaltene, in
der kel. geologischen Landesanstalt befindliche Stücke beweisen,
auch im unteren Oberdevon des Harzes und zwar auf dem Berg-
feld bei Kübeland, ist aber bisher noch nicht beschrieben worden.
Die Harzer Exemplare stimmen mit den alpinen in jeder Hinsicht
überein, erreichen jedoch die doppelte Grösse. Auch die Gesteins-
beschaffenheit und die Art des geologischen Vorkommens ist voll-
kommen die gleiche; denn auch im Harz sind die mittel- und
oberdevonischen Rifikalke stratigraphisch kaum von einander zu
trennen.
II. Bemerkungen zur Fauna des oberen Mitteldevon.
In dem oberdevonischen Rifikalk fanden sich eine gewisse -
Anzahl neuer Formen. während die mitteldevonischen Arten,
deren ausführliches Verzeichniss im Schlusstheile gegeben werden
soll, fast durchweg schon beschrieben sind. Ich habe mich daher
im nachfolgenden auf eine kurze Besprechung der abgebildeten
Formen beschränkt.
Von einer eingehenderen Behandlung der ziemlich häufig
vorkommenden. aber meist schlecht erhaltenen Korallen wurde
Abstand genommen. Die Feststellung des Horizontes konnte auf
Grund der Brachiopoden und dGastropoden . mit hinreichender
Sicherheit erfolgen, und zudem gehören die Korallen grössten-
theils zu schon beschriebenen Arten. Bei den wenigen Stücken,
welche nicht auf bekannte Namen zurückführbar waren, musste
angesichts der ungünstigen Erhaltung und der geringen Zahl der
verfügbaren Exemplare von einer genaueren Beschreibung Abstand
genommen werden.
Platyceras (Orthonychia) conordeum GEF. Sp.
Taf. XLIV, Fig. 6—6c.
Fissurella conoidea GOLDFUSS. Petref. Germ., t. 167, f. 13b (non
1. 13.2520):
Capulus quadratus MAURER. Fauna der Kalke von Waldgirmes,
t. 10, £. 2638.
Dass GorLpruss unter seiner Frssurella conordea zwei etwas
verschiedene Formen begriffen hat, wurde schon früher (diese
Zeitschrift, 1857, p. 697) bemerkt. Die eine Abbildung stimmt
wohl sicher mit Capulus guadratus MAURER, die beiden anderen
({. 13a. ec) höchst wahrscheinlich mit Capulus rigedus MAURER
(l. e., t..10, f. 25) überein. Unsere Art ist durch die schlanke,
|
679
leicht gebogene Gestalt, den vierkantigen Umriss und die schräge
Abstutzung an der Mündung gekennzeichnet und dürfte zu den-
jenigen Formen der vielgestaltigen Capuliden gehören, welche sich
noch verhältnissmässig leicht wieder erkennen lassen.
Die Art ist ausserdem in der Eifel und in Nassau in ent-
sprechenden Horizonten bekannt. Ganz ähnliche Typen kommen
bereits im Unterdevon vor.
Das bessere der beiden vorliegenden Exemplare wurde von
mir auf der Spitze des Kollinkofels (ca. 2800 m) in demselben
Gestein gesammelt, das Stringocephalus Burtini enthält.
Macrocheilos arculatum SCHLOTR. Sp.
Taf. XLIV, Fie. 5.
Eine ausführliche Literaturangabe erscheint bei dieser be-
kannten Art überflüssig; die Abbildung wurde nur gegeben, um
den Nachweis des Vorkommens des wichtigen Leitfossils in den
Alpen auf unzweideutige Weise zu erbringen. Die meisten Paf-
rather Exemplare sind etwas höher gethürmt, doch stimmen an-
dere mit dem auf der höchsten Erhebung des Kollinkofels (2300 m)
gesammelten Stücke vollkommen überein. Macrocherlos arculatım
ist bekanntlich am Rhein für die beiden obersten Zonen des
Stringocephalen-Kalkes bezeichnend.
Stringocephalus Burtint! Derr.
Taf. XLIV, Fig. 3 — dd.
Die Abbildung zweier typischer Exemplare dieser Art recht-
fertigt sich aus denselben Gründen, wie diejenige von Macrocherlos
arculatum. Es sei nur daran erinnert, dass Stringocephalus bis
an die Basis des oberen Mitteldevon hinabreicht und auf die
rheinische Devonprovinz beschränkt ist; derselbe fehlt sowohl in
Steiermark, wie in Süd-Frankreich, verbreitet sich aber anderer-
seits bis in das nördliche Nordamerika (Manitoba).
Die Art ist auf dem Kamme zwischen Kollinkofel und
Kellerwand (2700—2300 m) nicht eben selten.
Pentamerus globus Bronn.
Taf. XLIV, Fig. 4+— 4b.
E. Kayser. Die Brachiopoden des Mittel- und Oberdevon der Eifel.
Diese Zeitschr., 1873, p. 541. (Hier auch die weitere Literatur.)
Ein typisches Exemplar der glatten, ungerippten Form von
Pentamerus habe ich in dem mit Atrypa desguamata var. alticola
angefüllten Gestein unmittelbar unterhalb des Gipfels der Keller-
wand (2800 m) gefunden. Der gerippte Pentamerus galeatus
fehlt dagegen. .Pentamerus globus ist im rheinischen Devon von
680
den oberen (ealceola - Sehichten bis in des untere Oberdevon
verbreitet.
Atrypa desgquamata Sow. var. nov. altecola.
Taf. XLIV. Fig. 1—1e.
Auf der höchsten Spitze des Kollinkofels und unmittelbar
unter dem Gipfel der Kellerwand kommen Atrypa-Formen vor,
von denen einzelne vollkommen mit selbst gesammelten Stücken
aus den Stringocephalen-Schichten der Eifel übereinstimmen. Die
erosse Mehrzahl der Exemplare unterscheidet sich jedoch durch
einige Merkmale, welche immerhin die Aufstellung einer Local-
varietät rechtfertigen dürften. Die Grösse ist unbedeutender,
Radialrippen sind viel feiner, niedriger und eleichmässiger aus-
gebildet, als bei den rheinischen Exemplaren. Anwachsstreifen
treten im Allgemeinen weniger deutlich hervor. Der Hauptunter-
schied besteht in der Grösse des spitz vorragenden Schnabels.
Die Schale ist meist (und zwar nicht nur in Folge von Ver-
drückung) etwas assymmetrisch, ähnelt aber in Bezug auf den
Umriss und das Fehlen des Stirnsinus den rheinischen Stücken,
Die Exemplare der beschriebenen Varietät finden sich unter-
halb der Kellerwand an einer ziemlich exponirten Stelle in grosser
Menge, wo sie offenbar in einer Lücke des alten Riffes gesellig lebten.
Orthis Goeschent!) nov. sp...
Taf. XLIV, Fig. 2—2E.
Die kleine Art ist als eine Localform der Orthrs striatula
Schrorn. aufzufassen, zu deren Gruppe sie. wie ein Blick auf
die Abbildung zeigt, ohne Zweifel gehört. Mit der genannten
Eifler Species stimmt der Umriss und die Sculptur gut überein,
während die Höhe der Schale eine erheblich grössere ist. Dieser
Unterschied tritt besonders deutlich in der Schlossgegend hervor,
wo die Höhe der Area und die Entfernung der Schnabelspitzen
von einander viel bedeutender ist, als bei grossen Exemplaren
der Ortkis striatula.
Orthisina ? hainensis MAur.”) besitzt in der Schnabelgegend
eine ausgesprochene Aehnlichkeit mit Orthis Goescheni. Doch ist
der Umriss der Nassauer Art breiter und die Form der Muskel-
eindrücke von Ortiıs striatula abweichend.
Es liegen Reste von sechs Exemplaren (darunter zwei besser
erhaltene) vor, die ich auf dem gefährlichen Grat zwischen Kollin-
kofel und Kellerwand gesammelt habe.
!) Ich benenne die neue Art nach Herrn Assessor G@SCHEN in
Halle, einem eifrigen Freunde der Alpen.
?) Die Fauna der Kalke von Waldgirmes, t. 5, f. 14—16.
651
Zusammenfassende Bemerkungen.
I. Das Oberdevon.
Das untere Oberdevon wird durch Brachiopoden-Kalke ver-
treten, welche am Ostabhang des Kollinkofels dem meist unge-
schichteten. mitteldevonischen Riftkalke unmittelbar auflagern. Eine
Abgrenzung konnte daher nicht durchgeführt werden. Die vor-
liegenden Gesteine sind ein dunkel grauer und ein schneeweisser,
z. Th. röthlicher, halbkrystalliner Brachiopoden - Kalk. Korallen,
welche mit Sicherheit zum Oberdevon zu rechnen wären, sind
bisher nicht gefunden worden. Möglicherweise gehören hierher
die Kalke mit Alveorites suborbienlarts, welche den Vorgipfel des
Kollinkofels zusammensetzen; die genannte Koralle kommt be-
kanntlich im Mittel- und Oberdevon vor.
Weiter östlich in den Karawanken hat K. A. PEneckE am
Christophfelsen bei Vellach einen Rifkalk mit oberdevonischen
Korallen aufgefunden (diese Zeitschrift, 1587).
Die Namen der oberdevonischen Brachiopoden sind:
Productella Herminae nov. Sp,
— forojuliensis nov. Sp.,
Orthrs striatula SCHL.,
Spirifer Urü FLemm.,
Athyrıs globosa A. Raım.,
— — var. noy. elongata,
Rhynchonella cuborldes Sow. SP.,
= pugnus Mant. Sp.,
_- acuminata MANT. Sp.,
— ? conlrarıa A. Rem sp.,
— — var. nov. obesa.
Die vorstehend genannten Arten finden sich wit Ausnahme
der gesperrt gedruckten Localformen sämmtlich in dem Korallen-
kalk des unteren Oberdevon wieder, welcher bei Rübeland und
Grund im Harz seit langem bekannt ist. Auf das Vorkommen
einiger Localformen ist kein besonderer Werth für die Unter-
scheidung zu legen. Dieselben sind sämmtlich mit den Haupt-
formen nahe verwandt (Pr. forojuliensis und Pr. subacıuleata)
und gehören grossentheils zu Arten, welche die bei Brachiopoden
häufig beobachtete starke Neigung zum Variiren besitzen.
Man wird daher auch die oberdevonischen Schichten des
Kollinkofels unbedenklich als Iberger Kalk bezeichnen können.
11. Das Mitteldevon.
Das Mitteldevon bildet in dem Normalprofil Wolayer Thörl-
Kellerwand die hangende Fortsetzung der ungeschichteten Rif-
massen des Unterdevon und ist von diesem ebenso wenig wie von
dem darauf lagernden Iberger Kalk durch bestimmte Grenzen ge-
trennt. Es wiederholt sich hier die häufig gemachte Beobach-
tung, dass in mächtigen Korallenrifen die scharfe Scheidung
aufhört. Ebenso wenig wie in dem mittel-oberdevonischen Kalk
zwischen Rübeland und Elbingerode oder in den triadischen Dolo-
mitriffen von Südtirol und Kärnten vermag man hier sichere Gren-
zen zu ziehen, trotzdem gerade am Kollinkofel und auf der
Kellerwand die verteinerungsreichen Nester häufiger auftreten als
in anderen Riffgebieten.
Die petrographische Beschaffenheit bleibt in der Masse des
Gesteines die gleiche von oben bis unten. Es fehlen im Mittel-
und Oberdevon die schwarzen Gastropoden - Schichten und die
Crinoiden - Breccien; der graue Korallenkalk mit mehr oder
weniger deutlichen Korallen und Brachiopoden ist überall die
herrschende Felsart. Unterschiede werden weniger durch ur-
sprüngliche chemische Abweichungen als durch dynamische Um-
wandlungen bedingt. Die ungestörte Schichtenfolge und die flache
Lagerung an der Kelierwand beweist, dass dieser riesige, wohl
1000 m mächtige Kalkklotz einen festen Punkt innerhalb des
tektonischen Wirrsals der karnischen Alpen gebildet hat. In
Folge dessen findet man hier die am wenigsten veränderten Kalke
und organischen Reste vor Allem in der Längsaxe, d. h. auf dem
Kamm zwischen Kollinkofel und Kellerwand. Doch lässt sich
auch hier das allmähliche Verschwinden der organischen Structur
und die Krystallinisirung des Kalkes verfolgen; das beste Studien-
object bildet das am häufigsten vorkommende Actinostroma ver-
rucosum. Von der tadellosen, zur unmittelbaren photographischen
Wiedergabe geeigneten Schliffläche bis zur grauen Kalkmasse,
die nur hie und da noch undeutliche Reste der verticalen oder
horizontalen Skelett - Elemente erkennen lässt, finden sich alle
denkbaren Uebergänge. Von dem letzten Stadium ist bis zu dem,
gänzlich der organischen Structur entbehrenden, Kalke nur ein
kleiner Schritt. Wenn nicht die Beobachtungen in lebenden oder
subfossilen Riffen hinreiehende Belege für das Verschwinden der
organischen Structur lieferten, so könnte man diese alpinen Devon-
kalke als zweifellose Beweisstücke verwenden. Es kann nicht
Wunder nehmen, dass z. B. in dem Kalkzuge Poludnigeg- Osternigg
nur an vereinzelten Stellen Korallen - Reste vorkommen, während
der halbkrystalline Kalk überwiegt. Man könnte viel eher dar-
685
über erstaunen, dass überhaupt noch irgendwo in dem wild dis-
loeirten Gebiete der Karnischen Alpen erkennbare organische
Structur erhalten geblieben ist.
Allerdings wird die „Krystallinisirung“ eines Kalkes selbst
durch einen gewaltigen Gebirgsdruck niemals bis zur Umwandlung
sämmtlicher Partikelehen durchgeführt. Eine recht interessante
hierauf bezügliche Beobachtung habe ich vor Jahren an einer
Stelle des Aarmassives gemacht, wo die Schichten bis zum äus-
sersten „gequält“ worden sind. Etwas unterhalb der Spitze des
Gstellihorns befindet sich im Liegenden des obersten Gneisskeils
eine reiche Fundstelle von Versteinerungen des oberen Doggers
(Bleggioolith).. Das schwer zugängliche Vorkommen ist von
BALTZER nur kurz erwähnt und seitdem wohl selten von einem
Geologen beklopft worden. Der eigentliche Fundort ist kaum
einen Meter vom Gmeisse entfernt, sodass hier die gesaramten,
nicht unbeträchtlichen Zwischenschichten vom mittleren Dogger
bis zum Perm durch „Auswalzung“ entfernt worden sind. Trotzdem
ist weder der Eisenoolith krystallin geworden, noch erscheinen
die Versteinerungen wesentlich deformirt; einige Perisphincten und
Terebrateln sind etwas verzerrt und von kleinen Verwerfungen
durchsetzt; dagegen haben andere, zur ersteren Gruppe gehörige
Ammoniten, ferner Belemniten, ein Cadoceras und vor Allem eine
srosse, dünnschalige Pholadomya vollkommen ihre natürliche Form
bewahrt.
Man muss sich vorstellen, dass innerhalb einer, in dyna-
mischer Umwandlung begriffenen Masse einzelne Theilchen in
Folge localer Stauungen —- etwa durch gewölbeartigen Zusammen-
schluss des umgebenden Gesteins — ihre ursprüngliche Zusam-
mensetzung bewahrt haben. Ebenso wird man sich die locale
Erhaltung der Korallen in der stark zusammengepressten Kalk-
falte des Österniggzuges') zu erklären haben.
Das tiefere Mitteldevon ist am Kollinkofel und in den Kar-
nischen Alpen überhaupt so gut wie versteinerungsleer. Bruch-
stücke eines Aphylhites, Orthoceras und Favosites reticulatus GrF.?,
die ich im Eiskar, unterhalb des Kollinkofels sammelte, erlaubten
leider keine nähere Bestimmung.
Dass die tieferen Korallen-Kalke des Pasterkriffes bei Vellach
(Karawanken) dem tieferen Mitteldevon zuzurechenen sind, wurde
schon früher?) bemerkt; dieselben enthalten Oystiphyllum. vesieu-
!) Die frühere Annahme, dass das dort vorkommende Mitteldevon
discordant aufgelagert sei, hat sich bei weiteren Untersuchungen nicht
bestätigt.
2) Um verschiedenen in der Literatur — u.a. in den Referaten
des Neuen Jahrbuchs und der geologischen Reichsanstalt — vorge-
©
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>
losum Gr., Heliolitess Barvande! Harn. und eine kleinzellige
Varietät des Favosites Goldfusse M. Epw. et H., die ausserdem
in den Caltröjugatus - Schichten der Eifel, also in der tiefsten
Zone des Mitteldevon verkommt. Herr Psxecke, der neuerdings
in dem entsprechenden Horizonte bei Graz eine grössere Anzahl
von Arten gefunden hat, befürwortet zur Abwechslung wieder die
Einbeziehung desselben in das Unterdevon. So gleicheiltig diese
Grenzbestimmung an und für sich ist, so liegt doch keine Ver-
anlassung vor, Schichten mit Sperifer specrosus (der bei Graz
vorkommt) in das Unterdevon zurück zu versetzen.
Vom Kamme Kollinkofel-Kellerwand. dem besten Vorkommen
des oberen Mitteldevon liegen die nachfolgenden Arten vor; die
Localformen sind gesperrt gedruckt!
Actinostroma verrucosum Gr. sp. Die häufigste Art, z. Th.
in kopfgrossen Massen.
— clathratum Nıcuos. ? Selten.
Stromatopora concentrica Gr. Ss. str. Einfach und in Cammno-
pora-Form,
Anlopora repens minor Gr. überwachsend. Beide Formen
sind am Kollinkofel ziemlich selten; die „Caumopora*
stimmt vollkommen mit einem Eifeler Exemplar überein,
in dem dieselben beiden Arten zusammen vorkommen. Die
allgemeine Verbreitung der eigenthümlichen commensua-
listischen Form in sämmtlichen mitteldevonischen Ko-
rallen-Kalken Europas, von Devonshire bis Kärnten, ist
sehr bemerkenswerth.
Favosites retienlatus M. E. et H. Häufie.
— polymorphus Gr. sp. Auf der höchsten Spitze des Kollin-
kofels in wenigen Exemplaren gefunden.
— Goldfussi M. E. et H. Seltener.
Alveolites suborbeceulares Lam. Häufig. auf dem östlichen Vor-
gipfel des Kollinkofels.
— reticulatus Stein. Seltener.
— NOV. Sp.
Cyathophyllum caespitosum GE.
— vermiculare Gr. var. praecursor FRECH.
kommenen Irrthümern zu begegnen, sei hier noch einmal ausdrücklich
darauf hingewiesen, dess die erste Auffindune mitteldevoni-
scher Korallen-Kalke in Rärnten durch den Verfasser und
nicht durch K. A. PEnECcKE eıfolet ist. Der genannte Herr hat
das Verdienst, den Iberger Kalk zuerst erkannt zu haben, ist aber erst
bei den gemeinsam ausgeführten Begehungen durch den Verfasser auf
die richtige Altersdeutung der Rifikalke in den Karawanken und am
Osternigg aufmerksam gemacht worden.
te BEE
u er I
685
Oyathophyllum bathyealyx Frecn. ? Sämmtliche Cyathophyllen
liegen nur in einzelnen Exemplaren vor.
Orthis Goeschent nov. sp.
Atrypa retienlata UL.
— desguamata SOWw.
— desquamata var nov. alticola.
— aspera BRONN.
Athyris eoncentrica v. B. ?
Uneites gryphus ScHL. ?
Pentamerus globus BRONN.
Waldhecmia Whidbornei Dav.?
Stringocephalus Burtini! DeErR.
Die Brachiopoden finden sich wie die Gastropoden und
Cephalopoden meist in einzelnen Exemplaren. Nur Stringo-
cephalus Burtint ist auf der Spitze des Kollinkofels häufig,
und Atrypa desquamata var. alticola erfüllt unterhalb des
Kellerwandgipfels eine Lücke des alten Riffs.
Holopella piligera SANDB.
Platyceras (Orthonychra) conoideum Gr. Sp.
Maerocheilos arculatum SCHL.
Gomphoceras Sp.
Die vorstehende, mehrfach vervollständigte Liste bestätigt
die schon früher ausgesprochenen Ansichten über die Stellung
des Karnischen Mitteldevon. Die ganze Fauna hätte ebenso gut
irgendwo in der Eifel oder in Westfalen gefunden sein können;
es ist bemerkenswerth, dass der äusserst geringe Procentsatz von
Localformen (3 unter 27) von manchen rheinischen Fundorten,
z. B. Villmar und Soetenich, bei weitem übertroffen wird.
Die sonstigen Mitteldevon-Fundorte Kärntens haben fast aus-
schliesslich Korallen geliefert; nur unter dem im oberen Pasterk-
rift bei Vellach gesammelten Material fand sich nachträglich noch
ein kleiner Sparrfer semplex, dessen Schlossrand auffallend kurz ist.
Am Südabhang des Kollinkofels fand ich in einer zacken-
artig in den Culm vorragenden Kalkmasse an der Casa Monu-
ments Endophyllum acillocum Frech und COyathophyllum cf.
conglomeratum ScHhLür., welche beide auf höhere Schichten des
Mitteldevon hinweisen.
Eine Anzahl verschiedener Mitteldevon -Korallen sammelte ich
auf der Hochfläche und dem Nordabhang des kleinen Pal am
Plöckenpass:
Montieulipora fibrosa Gr. ?
Alveocıtes suborbieular's Lam., grosszellig.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 3. 45
686
Favosites Goldfuss? M. Eow. et H.
— retsculatus Gr.
Oyathophyllum Lindströmi FrecH.
— caespitosum Gr.
Auch diese kleine Fauna erinnert mehr an oberes als an
unteres Mitteldevon.
In dem östlichen Zuge des Mitteldevon zwischen Osternigg
und Poludnigg sind in Folge der weiter vorgeschrittenen dynamo-
metamorphen Umwandlung der Kalke Korallen-Reste nur an we-
nigen Punkten gefunden worden. Der von mir im Jahre 1885
entdeckte Fundort wuf dem Ostabhange des Osternigg (unmittelbar
am Ende des Kalkzuges ist bisher das reichhaltigste geblieben
(vergl. die Liste dieser Zeitschrift, 1887. p. 678).
Die in den folgenden Jahren aufgefundenen Vorkommen er-
weisen die durch geologische Beobachtung gewonnene Ueberzeu-
gung von der Einheitlichkeit des Kalkzuges auch durch paläon-
tologische Gründe, bieten aber in der letzteren Hinsicht nichts
Neues. Am Lomsattel finden sich undeutliche Spuren von Korallen
und Crinoiden. Am Östabhang des Poludnigg. sammelte ich Fa-
vosites polymorphus GoLpr. und Heliolites Barrandet Harx.. am
Westabhang desselben Berges die beiden genannten Arten und
Favosites reticulatus Gr., Cyathophyllum vermticulare var. prae-
cursor FRECH, sowie Actinostroma sp. Der hier vorkommende
Heliolites stimmt am besten mit der bei Graz und im den Kara-
wanken vorkommenden Art überein (PEnEckE. diese Zeitschrift,
1887, t. 20, f. 1— 85). Jedoch ist die Verschiedenheit desselben
von Heliolites vesiculosa Pen. (ibid., t. 20, f. 4, 5) zum min-
desten zweifelhaft. Gerade in der Abbildung fig. 5 varlirt die
blasenartige Beschaffenheit der Böden, welche den Hauptunter-
schied von Hel. Barrandei bilden soll, nicht unerheblich.
Die im westlichen Theile der Karnischen Alpen vorkommen-
den Riffkalke, der Zug des Hochweisssteins (Paralba) und Hoch-
alplspitz, weiterhin der der Porze und Königswand haben näher
bestimmbare Korallen nicht geliefert und dürften nach ihrer all-
semeinen Stellung dem Unterdevon zuzurechnen sein.
Die in meinen früheren Arbeiten (diese Zeitschrift, 1857,
p. 722 ff.) ausgesprochenen Ansichten über die geographische Ver-
schiedenheit des Steirischen und Kärntner Mitteldevon haben sich
im Allgemeinen bestätigt. Allerdings wird dieser Gegensatz durch
den Umstand verschärft, dass Diabasdecken und -Tuffe, welche
bei Graz in grosser Mächtigkeit auftreten, dem Devon der Kar-
nischen Alpen und Karawanken vollkommen fehlen. Es besteht
also hier derselbe Unterschied wie zwischen Lahngebiet und Eifel
687
oder Süd- und Nord - Devonshire. Allerdings sind durch die
neueren Forschungen PEXEcKE's bei Graz weitere rheinische Arten,
vor Allem Cnleeola sandalına, aufgefunden; aber die Verschieden-
heit bleibt trotz alledem noch wahrnehmbar genug, umsomehr als
fast jede aus Kärnten neu bestimmte Art die Anzahl der dort
vorkommenden westdeutschen Formen vermehrt.
Dass die Schichten des Kollinkofels dem oberen Stringocepha-
len-Kalk entsprechen dürften, wurde schon früher bemerkt; bei den
übrigen Fundorten ist eine genauere Horizontirung unthunlich.
Unter den näher gelegenen mitteldevonischen Vorkommen,
deren ehemaliger Zusammenhang durch die Uebereinstimmung der
Faunen erwiesen wird, zeigen Olmütz und Schirmeck in den Vo-
gesen verhältnissmässig geringe Uebereinstimmung. Beide dürften
etwas tieferen Zonen des oberen Mitteldevon entsprechen.
Die Schichten des Breuschthales bei Schirmeck sind der Cri-
noiden-Zone der Eifel unmittelbar zu vergleichen. Ich kann diese
Ansicht mit um so grösserer Sicherheit aussprechen, als das von
O0. J£KEL!) gesammelte Material mir zur Bestimmung vorgelegt
wurde. Die von mir seiner Zeit niedergeschriebenen und in Strass-
burg hinterlegten Mittheilungen sind, wie es scheint, verloren
gegangen’).
Auf das Vorhandensein der Crinoidenschicht deutet das Zu-
sammenvorkommen von Sfröngocephalus Burtin! und Cnlceola
sandahna, sowie die charakteristischen Leitformen Retzia longt-
rostris und Cupressoerinns abbrevriatus.
Die grösste Uebereinstimmung mit dem höheren Korallen-
Kalk der Karnischen Alpen zeigt in facieller und stratigraphischer
Hinsicht der sogenannte Massenkalk Westfalens und noch mehr
die Gegend von Elbingerode, wo ebenfalls mittel- und oberdevo-
nischer Riffkalk untrennbar mit einander verbunden sind. Auch
in Belgien sowie bei Torquay (Süd-Devonshire) finden sich ähn-
lich mittel- und oberdevonische Riffkalke.
Das Ergebniss der vorliegenden kleinen Studie ist:
Der Korallen-Kalk des Mittel- und Oberdevon der
Karnischen Alpen syimmt vollkommen mit den gleich-
alten Bildungen in Mittel- und Süddeutschland (Voge-
sen), Belgien und England überein.
!) Ueber mitteldevonische Schichten im Breuschthal. Mittheilungen
der Commission für die geologische Landes-Untersuchung von Elsass-
Lothringen, I, 1888, Sep.-Abdr., p. 7.
?) So finde ich in meinem Notizbuch als bei Schirmeck vorkom-
mend noch die Arten Farosites Goldfussi und Pentamerus globus, die
l. e. fehlen, u. s. w.
45*
3. Beiträge zur Kenntniss der Eruptivgesteine
des Cabo de Gata. IL.
Von Herrn A. Osanx in Heidelberg.
In zwei früheren Mittheilungen: Ueber den Cordierit führen-
den Andesit vom Hoyazo (diese Zeitschr.. Bd. XL, 1888) und:
Beiträge zur Kenntniss der Eruptivgesteine des Cabo de Gata
(d. Zeitschr., Bd. XLI, 1889) wurde ein Theil der in dem inter-
essanten vulkanischen Gebiet des südöstlichen Spaniens gesam-
melten Eruptivgesteine beschrieben; ein weiterer Aufsatz: Ueber
den geologischen Bau des Cabo de Gata (d. Zeitschr., Bd. XLIII,
1891) schildert die allgemeinen geologischen Verhältnisse, unter
welchen diese Gesteine auftreten, und giebt zugleich eine kurze
Uebersicht dieser letzteren. In der folgenden Mittheilung soll
sich nun die petrographische Beschreibung des übrigen gesam-
melten Materials anschliessen.
Liparitische Gesteine.
Es gehören dahin die in Form schmaler Gänge und als
grössere Blöcke in den liparitischen Tuffen auftretenden, grössten-
theils glasigen Gesteine: Bimssteine, Perlite und Pechsteine; an
sie schliessen sich einige gangförmige Vorkommen aus der Nähe
des Torre de la Testa mit krystalliner Grundmasse an.
Bimssteine.
Die Bimssteine sind von hell grauer Farbe und zeigen mehr
oder weniger die für diese Gesteinsgruppe charakteristische schau-
mige und blasenreiche Structur; selbst bei starker Zersetzung, bei
welcher weisse, erdige, leicht zerreibliche Massen resultiren, ist
dieselbe oft noch sehr gut zu erkennen. Am besten erhalten finden
sich die Bimssteine in den Tuffen des Puerto de Genoves südlich
San Jose, und an einzelnen Punkten der Serrata. An ersterem
Ort zeigen die Gesteine makroskopisch vereinzelte sechsseitige
Biotitblättchen und wasserhelle Quarzeinsprenglinge von der Com-
bination + R (1011) — R (0111). beide nahezu im Gleichgewicht
ausgebildet; nur selten tritt das Prisma «© R (1010) als schmale
Abstumpfung der Randkanten der scheinbaren hexagonalen Pyra-
mide hinzu: die Flächen sind stets sehr glatt und geben auf dem
(Goniometer sehr gute Reflexe. Ueber die optischen Verhältnisse
dieser Krystalle wurde früher berichtet (N. Jahrb., 1891, Bd. ]).
sie ergab, dass von 12 der letzteren 7 rechts- und 5 linksdre-
hend waren, und dass 3 mit HFI geätzte Krystalle sich als
Zwillinge nach dem sogen. gewöhnlichen Gesetz, bei welchem
sleichdrehende Individuen mit einander verwachsen sind, erwiesen.
Die Biotit - Einsprenglinge zeigen kleinen Winkel der optischen
Axen und symmetrische Lage der Axenebene. Unter den Feld-
spath - Einsprenglingen ist, nach der polysynthetischen Zwillings-
streifung zu schliessen. in nicht unbeträchtlicher Menge Plagioklas
vertreten. Die Grundmasse, welche weitaus die Hauptmasse des
Gesteins ausmacht, besteht vorzugsweise aus einer wasserhellen,
homogenen Basis, schlierenartig durchzogen von schmalen Par-
tieen eines gelblichen, globulitisch gekörnelten Glases; beide um-
schliessen zahlreiche, in der Flussrichtung in die Länge gezogene
Gasporen.
Die Bauschanalyse des Bimssteins vom Puerto de Genoves
ergab mir die unter I. angeführte Zusammensetzung:
T. IL.
So, N Inpez>! 17a 80
RO, Darst IT
Born 49-0
Bo 00, 0917
re ine
mo a ng N
CAORIEN O8 DIT ge, Alto
No Re ey S0EA O5
a
1 ee aM
Sa.. 100,53. 100,00
ll. ist dieselbe Analyse, wie sie sich bei holokrystalliner
Entwicklung des Gesteins. d. h. wasserfrei, auf 100 umgerechnet
ergiebt. Die unbedeutenden Mengen MnO, sowie das dem Biotit
zukommende H>0 wurden vernachlässigt. Die geringe Menge der
MsO und des FeO beweist die Armuth des Gesteins an Biotit.
Berechnet man die Alkalien und den Kalk auf die Sanidin-, Albit-
und Anorthit- Moleküle, so restiren
SiO2 33,71
AO: 1,21
690
Fes03 0,45,
FeO 0,97,
MsO ' 0,57:
Es ergiebt sich hieraus, dass bei holokrystalliner Entwick-
lung «des Gesteins nahezu !/s desselben aus Quarz bestehen würde.
Angenommen, der ganze Kalk- und Natrongehalt gehörten einem
Plagioklas an, so wäre dessen procentige Zusammensetzung
31057209592,
Al03 21,74,
Baum 72360,
N2»20 10,28.
Es wäre dies ein Albit der Zusammensetzung Abs Anı. Aller
Wahrscheinlichkeit nach ist indess der Plagioklas basischer und
ein Theil des Moleküls Nasa Ale Sie O1s im Sanidin enthalten.
Diesem Bimsstein ausserordentlich ähnlich sind diejenigen,
welche den Tuffen der Serrata entstammen, nur sind sie noch
ärmer an Einsprenglingen. An Stelie der Feldspath - Einspreng-
linge treten hier zuweilen Sanidinsphäro - Krystalle in Form rund-
licher bis elliptischer radial gebauter Sphärolithe, deren einzelne
Fasern theilweise parallel, theilweise schief zu ihrer Längsrich-
tung auslöschen; mit der letzteren fällt stets die grössere Elasti-
cität zusammen. Zuweilen schliessen diese Sphärolith - Krystalle
Biotiteinsprenglinge ein.
Die erlite.
Sehr reichlich finden sich in den liparitischen Tuffen der
Serrata ‚schwarze Perlite, am Cerro de Zapaton durchbricht ein
eirca 2 m mächtiger Gang dieses Gesteines die Tuffe. In fri-
schem Zustand nahezu schwarz und etwas fettglänzend, nimmt
der Perlit bei beginnender Zersetzung eine mattgraue Farbe an.
Einsprenglinge fehlen makroskopisch nahezu vollständig, dagegen
treten die zahlreichen perlitischen Sprünge als helle Linien in
der dunklen Gesteinsmasse in sehr zierlicher Weise hervor. Auch
unter dem Mikroskop ist die Zahl der Einsprenglinge sehr spär-
lich, Feldspath- und Pyroxen-Krystalle, welch’ letztere nach Aus-
löschung und Pleochroismus dem rhombischen System angehören,
finden sich vereinzelt. @uarzeinsprenglinge fehlen ganz. Die
Grundmasse besteht der Hauptsache nach aus einem wasserhellen,
völlig structurlosen Glase, in welches zahlreiche winzige Pyroxen-
Nädelchen, deren Länge die Breite oft um das 40fache über-
trifft. eingebettet sind. Diese Augitnadeln werden mit hell grüner
“arbe durchsichtig, besitzen keinen merklichen Pleochroismus
691
und gehören nach ihrer Auslöschungsschiefe von 36° (ec: c) wohl
einem Diopsicd-artigen Pyroxen an. Opake Erzpartikelchen kleben
an ihnen und haben sich bisweilen an ihren Rändern vollständig
perlschnurartig aneinander gereiht. Farblose Tafeln und an den
Enden häufig gegabelte Leisten gehören einem Feldspath an;
Zwillingsstreifung fehlt ihm ganz. Von den perlitischen Sprün-
gen aus beginnt eine Entelasung der Basis, es treten zahlreiche
gelb gefärbte Globulite auf, desen Bildung bei stärkerer Um-
wandlung immer mehr um sich greift. Es ist dies eine Um-
bildung, welche in allen glasreichen Gesteinen des Cabo de Gata-
Gebietes zu beobachten ist und stets von Rissen und Sprüngen
ausgeht.
Das Gestein giebt im Kölbchen reichlich Wasser; eine SiO2-
Bestimmung an vorher geglühtem Material ergab mir 71,7 pCt. SiOe.
Einen etwas anderen Typus bildet ein Perlit, der denselben
Tuffen entstammt. Er zeigt ebenfalls makroskopisch eine vor-
züglich perlitische Structur, ist aber von etwas hellerer Farbe
und reicher an Einsprenglingen, von denen Biotit, Hornblende
nnd Pyroxen schon makroskopisch zu erkennen sind; unter dem
Mikroskop gesellt sich zu ihnen noch Feldspath; Quarzeinspreng-
linge fehlen. Das Gestein scheint etwas basischer als die oben
beschriebenen zu sein, neben Sanidin findet sich reichlich Pla-
gioklas.. Die schwarze Hornblende wird mit grüner Farbe durch-
sichtig, ihr Pleochroismus ist: a grün-gelb, b dunkel braun-grün,
c dunkel grün. Die Pyroxen-Einsprenglinge gehören dem Hyper-
sthen an, sie umschliessen reichlich farblose Glaseinschlüsse, wäh-
rend der Hornblende solche nahezu ganz fehlen.
An der Südspitze der Sierra del Cabo, unterhalb des Faro
de Corralete durchsetzen zwei schmale Perlitgänge den lipari-
tischen Tuff und theilweise den Hornblende-Andesit, welcher das
kleine, den Leuchtthurm tragende Vorgebirge bildet. Das Gestein
dieser Gänge ist frisch schwarz, von Pechstein-artigem Aussehen
und zerfällt theilweise in bis faustgrosse, concentrisch schalige
oder zwiebelschalenförmig aufgebaute Kugeln; in anderen Partieen
tritt die perlitische Absonderung erst mikroskopisch hervor. Bei
beginnender Zersetzung nimmt es eine hellere grün-graue Farbe
an, der Glanz wird matt porzellanartig und als Endproduct der
Umwandlung entstehen weiche, weisse Kaolin-artige Massen. Zu-
weilen wechseln dunkle und hellere Gesteinspartieen lagenartig
ab, sodass ein gebändertes Aussehen entsteht, es lässt sich dann
unter dem Mikroskop nachweisen, dass erstere rein glasiger,
letztere mikrotelsitischer Natur sind; aller Wahrscheinlichkeit nach
ist dies die Folge einer plattigen Absonderung, die mikrofelsi-
692
tische Ausbildung ist, seeundär durch die Umwandlung ursprüng-
lich ebenfalls rein glasiger Lagen entstanden.
Einsprenglinge sind nur spärlich vorhanden! Quarzkörner.
sechsseitige Biotittafeln und vereinzelte Feldspäthe; auch unter
dem Mikroskop vermehrt sich die Anzahl derselben nur in sehr
geringem Maasse. Quarz nimmt unter ihnen der Menge nach die
erste Stelle ein; nur selten tritt er in gut erhaltenen Kıystallen
auf, meistens bildet er ein Haufwerk unregelmässiger. scharfkan-
tiger Bruchstücke, die unzweifelhaft durch Zerspringen eines grös-
seren Individuums bei rascher Temperaturänderung entstanden
sind. In einzelnen Fällen kann man aus ihnen noch die Form
des ursprünglichen Krystalls reconstruiren, gewöhnlich sind diese
Trümmer durch die Bewegung des Magmas zu einer in der Fluss-
richtung des letzteren verlängerten Schliere ausgezogen. Durch
Anhäufung solcher Bruchstücke kann mikroskopisch ein vollständig
breccienartiges Aussehen entstehen. Vereinzelt enthält der Quarz
Glaseinschlüsse von der Form seines Wirthes. Auch bei dem
Feldspath. von dem ein Theil seiner Zwillingsstreifung nach dem
Plagioklas angehört, kommen derartige Zertrümmerungen vor.
Die Grundmasse zeigt in sehr typischer Weise eine durch-
flochtene Structur, einen häufigen Wechsel verschieden ausgebil-
deter Schlieren und Strähne. Ein Theil derselben besteht aus
nahezu homogenem, farblosem Glas, das sich nur theilweise iso-
trop verhält, z. Th. eine schwache Doppelbrechung zeigt. Die Aus-
löschungsrichtungen solcher doppelbrechenden Partieen liegen parallel
und normal zur Längsrichtung der Schlieren, also der Flussrich-
tung des Magmas; mit letzterer fällt die kleinere Elastieität zusam-
men, es hat also durch die Bewegung ihr parallel ein Zug statt-
gefunden. Einzelne Schlieren bestehen aus braun durchsichtigem Glas,
das selbst bei den stärksten Vergrösserungen keine Inhomogenität
erkennen lässt; andere sind erfüllt mit Entglasungsproduceten:
opaken Eisenerzkörnchen, Trichiten, die sich zu sternförmigen Grup-
pen vereinigen, farblosen bis schwach grünlich gefärbten Stäbchen
von nicht unbeträchtlicher Doppelbrechung,. bei denen mit der
J,ängsrichtung die Axe kleinster Elasticität zusammenfällt und die
aller Wahrscheinlichkeit nach Augitmikrolithe sind. Stark dop-
pelbrechende dunkle Fäserchen lassen deutlich Absorptionsunter-
schiede erkennen. der normal zur Längsrichtung schwingende
Strahl wird stärker absorbirt als der zu ihr parallele; bei grös-
seren Dimensionen lassen sich diese Gebilde sicher als Quer-
schnitte z. Th. stark gebogener Glimmerblättchen bestimmen.
Auch bei diesem Gestein lässt sich verfolgen, dass von Sprüngen
und Rissen aus eine secundäre globulitische Entglasung der Basis
stattfindet.
695
Die Bauchanalyse dieses Perlites ergab mir die Zusammen-
setzung unter 1.!
I. 1.
SIoa STD] 75455
AO». OBEN 14,36
Fe203 ah: 0,29 a!
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a N I DEE BER ER 4.19 —
Da 9909 10000
Das spec. Gewicht des Gesteins wurde zu 2,546 bestimmt.
II. giebt dieselbe Analyse wasserfrei und auf 100 berechnet.
Die Zusammensetzung ist nahezu dieselbe wie die des Bimsteines
vom Puerto de Genoves.
Liparitpechsteine.
An diese Perlite schliessen sich Liparitpechsteine eng an,
ihnen fehlt nur die für jene charakteristische perlitische Abson-
derung. So durchsetzt ein Pechsteingang unterhalb des Torre
de la Vela blanca den Andesit; dieselben Gesteine sind mir ferner
aus Blöcken in den Tuffen an der Cala de Figuera, in der Nähe
des Cerro de la Vela blanca etc. bekannt geworden. Unter den
stets spärlichen Einsprenglingen findet sich von dunklen Gemeng-
theilen nur Biotit, in der Grundmasse häufig Pyroxenmikrolithe.
Rein glasige Grundmassen treten hier mikrofelsitischen gegenüber
ausserordentlich zurück. eine Folge weiter fortgeschrittener Um-
wandlung; im Uebrigen wiederholen sich die bei den Perliten
geschilderten Verhältnisse, sodass hier nicht specieller auf sie
eingegangen zu werden braucht.
Liparite mit krystalliner Grundmasse.
Dieselben treten in Gangform in der Rambla de Corralete
und an der Punta de la Testa auf. Als Typus dieser Gesteine
kann ein ca. 2 m mächtiger Gang gelten, welcher südwestlich des
Torre de la Testa den Hornblende - Andesit durchbrochen hat,
derselbe zeigt sehr schön eine Absonderung in Säulen, die auf
den Salbändern des Ganges normal stehen.
Das weisse bis röthlich gefärbte Gestein lässt schon makro-
skopisch einen grösseren Reichthum an Einsprenglingen als die
694
oben beschriebenen glasigen Glieder der Liparitfamilie erkennen;
der Grundmasse fehlt der fettige Glanz, der jenen eigen ist. Die
Feldspath-Einsprenglinge sind tafelförmig nach © Po (010), doch
zeigen sie sehr selten scharfe Begrenzung, meistens sind ihre Con-
touren stark zugerundet. Polysynthetische Zwillingsstreifung fehlt
ihnen ganz, sie sind theils einfache Individuen, theils Carlsbader
Zwillinge; die Zwillingsgrenze der letzteren ist selten geradlinig,
die verwachsenen Individuen greifen mit zackigen Rändern in
einander über. Sehr charakteristisch für diese Einsprenglinge
sind mikroperthitische Verwachsungen; mit dem Sanidin ist ein
durch etwas stärkere Licht- und Doppelbrechung ausgezeichneter
Feldspath verwachsen, welcher bei dem niedrigen Kalkgehalt des
Gesteins wohl nur als Albit gedeutet werden kann; leider liessen
sich keine orientirten Präparate aus dem Sanidin herstellen, um
die Natur des eingewachsenen Feldspathes sicher zu bestimmen.
Dieser letztere ist stets frei von Zwillingsstreifung, er bildet im
Sanidin unregelmässig begrenzte Partieen, die in einem Durch-
schnitt meistens optisch gleich orientirt sind und bei abnehmenden
Dimensionen nur als etwas stärker doppelbrechende Flecken aut-
fallen; bei noch geringeren Dimensionen entsteht im Sanidin eine
hellere und dunklere Marmorirung, die stellenweise an undulöse
Auslöschung erinnert. In anderen Fällen bildet der Albit lang-
gestreckte Lamellen, die parallel angeordnet sind und dem Sani-
din ein faseriges Aussehen verleihen. Diese Fasern liegen in
Durchschnitten nach der Orthodomenzone schief zur Längsrichtung
derselben, also zu oP&» (010), bei Carlsbader Zwillingen durch-
setzen sie entweder einheitlich beide Individuen oder stossen an
(ler Zwillingsgrenze federfahnenförmig zusammen. Wahrscheinlich
sind sie den Prismenflächen des Sanidins parallel eingelagert,
doch lässt sich dies bei dem Mangel scharfer Umgrenzung des
letzteren nicht mit Sicherheit bestimmen.
Der Glimmer, der von dunklen Gemengtheilen allein vor-
handen ist, bildet dicke Krystalle; er hat symmetrische Axenlage
und kleinen Axenwinkel. Vereinzelt umschliesst er Apatit- und
Zirkon -Kryställchen.
Auch die Quarz-Einsprengelinge zeigen stets stark gerundete
Gontouren, Einbuchtungen und Einschlüsse der Grundmasse. Selten
tindet sich eine mikropeematitische Verwachsung der Feldspath-
und Quarz-Einsprenelinge, der erstere ist dann von unregelmässig
lappigen Partieen des letzteren durchwachsen, die alle optisch
gleich orientirt sind. Während die zugerundeten Umrisse und
Grundmasse - Einbuchtungen des Quarzes auf eine stark corrodi-
rende Einwirkung des Magmas schliessen lassen, hat in einer
späteren Periode der Gesteinsbildung wieder ein Auskrystallisiren
695
desselben Minerales um die ceorrodirten Einsprenglinge stattge-
funden. Jeder der letzteren ist von einem schmalen Quarzrand
umgeben, der optisch gleich mit dem umschlossenen Krystall
orientirt ist nnd sich durch seine trübere Beschaffenheit von die-
sem unterscheidet; die Grenze beider ist stets scharf.
Die nahezu holokrystalline Grundmasse besteht aus kleinen,
wasserhellen, unregelmässig begrenzten Scherben, die zum grö-
seren Theil dem Quarz, zum kleineren dem Feldspath angehören;
zwischen ihnen in innigem Wechsel liegen trübe, von winzigen
Körnchen erfüllte Flecken, die oft nahezu kreisrunde Contouren zei-
gen und im gewöhnlichen Licht leicht für Mikrofelsit gehalten wer-
den können. Im polarisirten Licht erkennt man, dass auch sie aus
Quarz und Feldspath bestehen, deren Masse durch die Körnchen
setrübt ist. Nicht selten findet sich die bei den Quarz-Einspreng-
lingen beschriebene Erscheinung, dass ein wasserhelles Quarzkorn
von einem trüben, gleich orientirten Hof derselben Substanz um-
geben ist. Wahrscheinlich sind diese Höfe durch eine secun-
däre Umwandlung einer ursprünglich mikrofelsitischen oder glasi-
sen Grundmasse entstanden. Eine amorphe Zwischenklemmungs-
masse ist nur in sehr dünnen Häutchen zwischen den krystallinen
Elementen vorhanden.
Die Zusammensetzung dieses Gesteins zeigt das Mittel zweier
Analysen, welche im chemischen Laboratorium der hiesigen Uni-
versität ausgeführt wurden:
SOSE 382
AlO3 . 9535
Fe203 1oZ
FeO) 1,28
MgO 0,47
CaoO 092
Ks0 9,82
Na20 202
H>0) ne
er
Sa. 100,88
Gegenüber der Zusammensetzung der Liparit-Bimsteine und
Perlite besteht ein wesentlicher Unterschied nur in der Menge und
dem Verhältniss der Alkalien. Während die Summe derselben dort
7—7,5 pCt. betrug, ist sie hier nahezu 12 pCt., der Thonerdegehalt
dagegen ist derselbe wie dort, wahrscheinlich sind die Alkalien
etwas zu hoch. die Thonerde etwas zu niedrig bestimmt. Da
beide nur im Feldspath und Biotit vorhanden sind und hier im
Verhältniss ihrer Molekulargewichte an der Zusammensetzung theil-
696
nehmen, so fordern 9,82 KO und 2,02 Na2O allein 13,98 pCt.
AlsO3. abgesehen von dem geringen Kalkgehalt. Dass die Menge
des eingewachsenen Albits gegenüber dem Sanidin eine geringe
ist, geht aus dem Verhältniss der Alkalien hervor, man ist ge-
neigt, dieselbe unter dem Mikroskop zu überschätzen.
Die Dacite.
Dacite treten im Cabo de Gata - Gebiet in grosser Ausdeh-
nung auf, der nördliche Theil der Sierra del Cabo besteht nahezu
ganz aus diesem Gestein, ebenso die Serrata und deren nord-
östliche Fortsetzung, eine Hügellandschaft, welche in ihren ein-
zelnen Theilen verschiedene Namen wie Covaticas, Majada blanca,
Rosica, Palaiin etc. führt, und in den nördlichen Ausläufern der
Granatilla sich an die Sierra Cabrera anlehnend, die Küste zwi-
schen Carboneras und Mojacar erreicht. Ein drittes kleineres
Gebiet liegt östlich Carthagena! die Gesteine des letzteren sind
wesentlich von den ersteren verschieden und hängen so eng mit
den Glimmer-Andesiten und Lipariten des ganzen westlichen Eruptiv-
zuges zusammen, dass sie mit diesen zusammen später beschrie-
ben werden sollen.
Wie schon in einer früheren Mittheilung hervorgehoben
wurde, kann man unter den Daciten der Sierra del Cabo und
der Serrata mit ihrer nördlichen Fortsetzung wieder zwei grosse
Gruppen unterscheiden. Die erste derselben ist ausgezeichnet
durch den Reichthum ihrer Einsprenglinge, unter welchen Horn-
blende stets vorhanden ist und in den meisten Fällen durch ihre
Grösse und Häufigkeit dem Gestein schon makroskopisch seinen
eigenen Typus verleiht; zu ihr gesellen sich fast stets Pyroxene,
sowohl Augit als Hypersthen, dieselben können erstere sogar
nahezu verdränger. Biotit fehlt in den meisten Fällen, wenn er
vorhanden ist, ist er stets ein spärlicher Gemengtheil. An der
Zusammensetzung der Grundmasse betheiliet sich von farbigen Ge-
mengtheilen nur Augit. Der Quarzgehalt ist nie sehr bedeutend,
in vielen Handstücken tritt er ganz zurück, und es finden dadurch
Uebergänge zu Andesiten statt. Dieser relativ basische Gesteins-
charakter giebt sich auch in den Feldspath - Einsprenelingen zu
erkennen: Sanidin wurde nie mit Sicherheit nachgewiesen und ist,
wenn vorhanden, jedenfalls sehr spärlich. Die Bestimmung der
sehr frischen Plagioklas-Einsprenelinge aus einem Daeit dieser
Gruppe von der Rosica ergab Labrador. Diesem Gesteinstypus
gehören die Dacite der Serrata und ihrer nördlichen Fortsetzung,
sowie des nördlichen Theiles der Sierra del Cabo der Umgebung
von Artichuela, San Pedro, Majada de vacca etc. an.
697
Die zweite Gruppe ist ärmer an Einsprenglingen; von far-
bigen Gemengtheilen herrscht hier stets der Biotit, Hornblende
und Pyroxen, besonders letzterer, sind recht selten und dann nur
spärlich vorhanden, Hypersthen wurde nie beobachtet; der Quarz-
eehalt ist im Allgemeinen grösser und durch reichliches Ein-
treten von Sanidin finden Uebergänge zu Lipariten statt. Diese
Gruppe ist auf den mittleren Theil der Sierra del Cabo: Garbanzal,
Majada redonda, Rellana etc. beschränkt.
I. Gruppe Dacite von der Granatilla und Serrata.
Die schwarzen Hornblende - Einsprenglinge dieser Gesteine
erreichen eine Länge von 2!/z em und nahezu 1 cm Dicke, sie
wittern leicht aus der Gesteinsmasse aus und lassen sich an den
Abhängen der Granatilla leicht in grösseren Mengen sammeln.
Die Krystalle zeigen stets die Formen
b>a. Die Auslöschungsschiefe auf Spaltblättchen nach »P (110) beträgt 10 — 12°, auf Schliffen nach P« (010) 13—15°. Eine Analyse des mit schweren Lösungen gereinigten Materiales ergab mir unter I: (Siehe die Analysen pag. 698.) Das spec. Gewicht wurde im Pyknometer zu 3,212 be- stimmt. Unter I. ist die Analyse einer ihrer Zusammensetzung nach sehr nahe verwandten Hornblende angeführt; dieselbe ist srün-schwarz und bildet mit Anorthit zusammen ein wahrschein- I. Il: SIO2ARt Erde 445, 10 45,25 MOoHeire Be 1,43 _- Alias 8,80 8,85 Fe>03 R e Bi hralid Het 1% Bars dly28 11,80 Mn 0,57 — MeD : Klaradaal,08 13,46 V3adS.2.0E. 0 a0 10,42 N20es...n 0,9 2,08 Kor ca ee 0.26 0,24 1 AO ET 0,85 0,64 GI.-Verl. Saas 10051 98,27 lich dioritisches Gestein von Bogoslowsk im Ural. Aus Ana- lyse I. berechnen sich: Elemente. Quotiente, ST wm Da 2 30 0,7627 Tin. 000.000 80.217 00 Aları em, 4.66 0.0863 Teste. 1,86 0.0333 Merten 5 8.73 0.1560 VEN ne: 0,44 0,0080 Mezı.u 20% 8,45 03521 (ars 199 0,1896 Naar 05 0,0448 Ka 022 0,0055 Kae en 0,09 0,0944 Es.ıst 80 2 7806 Im Ra = 0,1196 I Ro 01032 [ Rh =,0, 144% oder"Ro = 00722 U Ne Zn - Fe + Mn) :Ca=2, ns N ( (Ro an R): (Si ı MW) =1:l, ee 699 Es ist also auch hier, wie dies RAMMELSBERG für eine grössere Anzahl von Hornblenden nachgewiesen hat, das Ver- I ul hältniss (Re + R): (Si + Ti) = 1:1; für die Annahme einer I m Riebeckit ensprechenden Atomgruppe Rs Ra Si O2 ist die Menge der SiO> zu gering; ob die Sesquioxyde in der von TScHERMAK IE I angenommenen Atomgruppe R Re SiOs oder dem von SCHARIZER aufgestellten Syntagmatitmolekül R; Ro Siz O12 gebunden sind. dafür ergeben sich keine weiteren Anhaltspunkte. Die Hornblende ist stets reich an Einschlüssen, die theil- weise schon makroskopisch auffallen, es sind Plagioklas-Einspreng- linge, Apatitkrystalle und Magnetitkörner. Sehr interessant sind Umwandlungen, welche das Mineral in Handstücken von der Ro- sica und den Covaticas zeigen; es bilden sich bei denselben Pyroxen - Mineralien unter reichlicher Ausscheidung von copaken Eisenerzen. Die Form der Hornblende bleibt bei diesem Vor- gang in den meisten Fällen scharf bewahrt und es finden sich in einem Schliff gewöhnlich alle Stadien von unverändertem bis zu völlig umgewandeltem Muttermineral. Der Veränderungsprocess seht von den randlichen Partieen aus und setzt sich nicht selten kanalartig in das Innere fort, sodass nur noch Reste des Mutter- minerals in einem Netzwerk der entstandenen Neubildungen liegen. Nur selten bilden die Pyroxene ein so feinkörniges Aggregat, wie es gewöhnlich bei den Umwandlungserscheinungen, die man einer magnetischen Resorption zuschreibt, der Fall ist; es ist dann ein Haufwerk wirr durcheinander liegender, zuweilen roh radial angeordneter Säulchen entstanden, deren genauere Bestim- mung durch die vielfache Uebereinanderlagerung unmöglich ist. Viel häufiger dagegen erreichen die neugebildeten Pyroxene grös- sere Dimensionen (die einzelnen Säulen bis 0,1 mm Durchmesser) und sind dann mit der Hornblende krystallographisch gleich orien- tirt, sodass beide die Prismenzone und © P& gemeinsam haben. Es lässt sich dann nachweisen, dass ein nicht unbeträchtlicher Theil jener dem rhombischen System angehört, sie besitzen den wenn auch schwachen Pleochroismus des Bronzites, gerade Auslöschung, schwache Doppelbrechung, die zur Prismenaxe quer verlaufenden unregelmässigen Risse, welche für die rhombischen Pyroxene cha- rakteristisch sind. Am besten tritt dieses Verhältniss in Schnitten hervor, welche die Hornblende nach © P& getroffen haben, und welche man leicht an dem parallelen Verlauf von Spaltrissen und Zwillingsnaht und der Auslöschungsschiefe von circa 28° der bei- den Zwillingshälften zu einander erkennt. Man unterscheidet dann 700 leicht zwei verschiedene neu gchildete Angit - Mineralien, deren Prismen den Hornblende - Spaltrissen parallel orientirt sind; die einen löschen bei schwacher Doppelbrechung mit ihrer Längs- richtung aus, die anderen, ebenfalls alle gleichzeitig, 41 — 42° schief zu derselben. In manchen Fällen werden die randlichen Theile von solchen grösseren Pyroxen-Individuen eingenommen, während die centralen von einem dichteren Haufwerk derselben gebildet werden. Ob dieser eigenartige Umwandlungsvorgang besonders bei der scharfen Erhaltung der äusseren Umrisse der Hornblende als eine mag- matische Resorption aufzufassen ist, ist sehr fraglich. Bei Um- wandlung durch die Atmosphärilien geht die Hornblende unter Ausscheidung von Brauneisen in ein Mineral der Serpentin- gruppe über. Die Plagioklas-Einsprenglinge zeigen ganz dieselben Verhält- nisse, wie in andesitischen Gesteinen und wie sie schon bei den Hypersthen - Augitandesiten geschildert wurden. Reichliche Glas- einschlüsse, Zonarstructur, häufige Verwachsungen zu knäuelarti- sen Aggregaten sind auch hier sehr verbreitet. Aus einem Hand- stück von der Rosiea wurden sie isolirt und ergaben ein spec. Gewicht von 2,69 — 2,70 und auf OP eine Auslöschungsschiefe von 9-—-13°, sie gehören also der Labrador-Reihe an. Neben Hornblende ist Pyroxen nahezu in allen Gesteinen dieser Gruppe vorhanden und zwar Bronzit und monokliner Augit, ersterer tritt spärlich in einzelnen, meist grösseren Krystallen auf und ist schon makroskopisch leicht durch seine hell erüne Farbe von der Hornblende zu unterscheiden, letzterer ist reich- licher vorhanden und betheiligt sich auch an der Zusammensetzung der Grundmasse. Der Bronzit umschliesst wie die Hornblende häufig Plagioklas-Einsprenglinge, ein Beweis dafür, dass die Bil- dung dieser relativ sehr bald begonnen hat. Eine eigenthüm- liche Umwandlung zeigt der Pyroxen in einem Handstück von der Granatilla; seine gut erhaltenen Formen werden von einem wasser- hellen, vollständig isotropen Mineral ausgefüllt, das von Säuren nicht angegriffen wird und aus amorpher Kieselsäure zu bestehen scheint. Ein normaler Biotit vertritt in einzelnen Gesteinen von dem Cerro de las Yeguas und den Coloradillos den Pyroxen. Quarz fehlt nur sehr selten ganz, jedoch ist er in den meisten Gesteinsvarietäten spärlich in Form grösserer Einspreng- linge mit Glaseinschlüssen und Grundmasseeinbuchtungen vorhan- den. Am reichlichsten enthalten ihn Handstücke aus dem Palaiin. Die Grundmasse der untersuchten Gesteine zeigt Uebergänge von rein vitrophyrischem Habitus zu hypokrystallinem mit Ueber- 2101 wiegen der krystallinen Gemengtheile, während holokrystalline Typeii nicht vertreten sind. Die vitrophyrischen Vertreter, wie sie z. B. aus der Rosica stammen, sind sehr arm an Feldspathleistchen und Augitsäulchen in der Grundmasse, sie enthalten eine wasser- helle, structurlose Basis, die mit einem von Schüppchen und Fäserchen erfüllten, gelblich gefärbten Mikrofelsit fleckenweise wechselt. Durch Zunahme der krystallinen Componenten entste- hen zwei verschiedene Typen, ein andesitischer mit Feldspath- leisten und Pyroxensäulchen, und ein zweiter, bei welchem Feld- spath und etwas Quarz in Form unregelmässig begrenzter Körner ausgeschieden sind; Pyroxen pflegt bei dem letzteren ganz zu fehlen; der Feldspath zeigt sehr selten Zwillingsstreifung. Die Gesteine des nördlichen Theiles der Sierra del Cabo schliessen sich den eben beschriebenen eng an. Ein Typus, wel- cher durch seine ausgezeichnet vitrophysiche Structur und den Reichthum an Hypersthen charakterisirt ist, findet sich in der Umgebung von San Pedro. Der rhombische Pyroxen ist stets stark pleochroitisch und gehört den eisenreichen Gliedern dieser Reihe an; die Hornblende ist grün und zeigt dem vitrophyrischen Charakter der Gesteine entsprechend niemals Resorptionserschei- nungen; Biotit und monokliner Augit sind in geringen Mengen vorhanden. Der Pyroxen umschliesst öfter Hornblende und ist dem- nach jünger als diese. Sehr schön sind zuweilen die Verwach- sungen von Augit und Hypersthen, beistehender Querschnitt ist a RX a yerararara INN I LEREKKLNZ & EEE EÄREEELERRERRT EEE LETTER TER RER ESSEN, IEILILEEIELLEEELERES LEER RE EEE EEE % & & 5 SS x einem Schliff eines Gesteins südlich San Pedro entnommen. Die verwachsenen Mineralien haben das Prisma und die verticalen Pina- koide gemeinsam, bei dem Hypersthen tritt im convergenten Licht eine Bisectrix, bei dem Augeit randlich eine Axe aus, die Axenebenen beider stehen normal zu einander. Der Augit wird von mehreren Zwillingslamellen nach o Po (100) durchsetzt, die an dem Hy- persthen absetzen. Schwingt das Licht des Polarisators //b des letzteren Minerals, so sind beide grün und im gewöhnlichen Licht kaum zu unterscheiden, bei einer Drehung des Präparates um Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIIl. 3. 46 102 90° wird der Hypersthen braunroth, während der Augit kaum seine Farbe ändert. | Der Quarz ist stets nur in geringer Menge vorhanden, fehlt z. Th. ganz. Die Basis dieser Dacite wird wasserhell oder mit hell bräunlichen Farben durchsichtig und ist stellenweise erfüllt mit Mikrolithen und Entglasungsprodueten. Es sind z. Th. kleine Stäbchen, welche an den Enden käulenförmig verdickt oder auch gegabelt sind; bei geringeren Dimensionen werden sie haar- förmig, sind dann oft gekrümmt und gebogen; während die erste- ren: noch doppelbrechend sind, zeigen: die letzteren selbst bei Anwendung: eines empfindlichen Gypsblättchens keine Einwirkung auf das polarisirte Licht mehr. Die Uebergänge zu vereinzelten grösseren Pyroxennadeln, ihre rechteckigen Querschnitte etc. lassen an: der Pyroxennatur dieser Gebilde keinen Zweifel. In anderen Präparaten sind es opake Trichite, “oder durch Aneinanderreihen opaker Körnchen entstehende Margarite. welche theils. der: Fluidal- richtung parallel, theils in 'wirrem Haufen durcheinanderliegend das Glas erfüllen. In Handstücken aus der Rambla de. Aouilas südlich San Pedro findet sich auch eine mikrofelsitische Ausbil- dung dieses Gesteinstypus. Eine Bauschanalyse eines dieser Daeite ergab Herrn Kor- TENHAHN: Sı@ala: mädse u62,21 AloeOs3 15,60 Fe203 52216 Fed 1336 MgO BZNICH, Gad . 099 Na20 . RN) K>0 1,63 H>0 229 Sa. 99.97 er Der SiOz-Gehalt des Gesteins. welcher bei holokrystalliner Entwicklung etwa auf 64 pCt. steigen würde, liegt an der un- teren Grenze der Dacite, der oberen der Andesite; der relativ basische Charakter lässt sich ferner in dem. hohen Gehalt an Magnesia, der sich aus dem Reichthum an rhombischem Pyroxen erklärt, und der geringen Menge der Alkalien gegenüber dem Kalk erkennen. Das spec. Gewicht des Gesteins bestimmte ich zu 2,574. | An diesen Typus schliesst sich ein Gestein an, welches an der Windmühle zwischen Rodalguilar und Las Negras ansteht, dasselbe ist reicher an Quarz als die vorigen, enthält keinen 103 Biotit und ist schon ziemlich stark in Zersetzung begriffen. Der Pyroxen ist stets vollständig umgewandelt, seine wohl erhaltenen Umrisse werden von einem Netzwerk von Eisenoxydhydrat durchzo- gen, dessen Maschen von Carbonaten und einem schwach doppel- brechenden. mit Säure leicht gelatinirenden Mineral der Chlorit- sruppe erfüllt sind. Auch die Hornblende ist eigenthümlich mo- difieirt; gegenüber der sonst diesen Daciten eigenthümlichen com- pacten Hornblende ist dieselbe hier vollständig faserig geworden, sodass sie ganz an Uralit erinnert, dabei haben sich an den Rändern und auf Spaltrissen reichlich Eisenerze ausgeschieden, die sich gern zu dunklen Flecken und Putzen häufen. u Ein. zweiter Typus der ersten Dacitgruppe ist frei von Pyroxen und führt nur Biotit und Hornblende, von: ihm liegen Repräsentanten vom Üerro de Artichuela, der Majada de vacca und der Umgebung von Artichuela vor. Interessänt ist das Gestein von der Majada de vacca dadurch, dass in ‘demselben zwei verschiedene Hornblenden meistens in inniger’ und‘ 'gesetz- mässiger Verwachsung vorkommen. Die eine derselben: ist die sewöhnliche grüne mit allen Eigenschaften, wie sie oben beschrie- ben wurden, die zweite hat eine hell grau-grüne Farbe und: ist in normal dieken Schliffen "ausserordentlich schwach pleochroi- tisch, namentlich fehlen alle stärkeren Absorptionsunterschiede, ihr schwacher Pleochroismus bewegt sich zwischen grau - bräun- lichen und grau - grünlichen Tönen, sodass sie in prismätischen Schnitten leicht mit Pyroxen verwechselt werden kann. Es ist a hell grün-gelb, Db wenig dunkler mit einem Stich in's bräun- liche, e nahezu rein grün. Die Auslöschungsschiefe in Sehnitten nach o Po (O10) wird etwas grösser wie in der grünen Hornblende, es wurde e:c bis 17° gemessen. Sehr charakteristisch für sie ist ferner eine sehr feine Streifung, welche mit der von Müsge und anderen Autoren beschriebenen Zwillingsstreifung nach P oo (101) ident zu sein scheint. Auf Schnitten nach o Po (100) läuft dieselbe nor- mal zu den Spaltnissen. auf solchen nach © P» (010) ist sie unter 17—18° zu denselben geneigt und liegt (nach der Elasticitäts- axe c orientirt) wie ein positives Orthodoma (im spitzen —& ß). Die Risse sind ausserordentlich fein und scharf und unterscheiden sich dadurch von den viel rauheren und gröberen Spaltrissen. Sie durchsetzen nie einen Krystalldurchschnitt in seiner ganzen Ausdehnung, auch ist ihre Vertheilung stets sehr unregelmässig; während manche Stellen ganz frei von ihnen sind, liegen 'sie in anderen dicht gedrängt. Alle diese Eigenschaften machen es wahrscheinlich, dass eine feine Zwillingsstreifung vorliegt, ob- gleich niemals im polarisirten Licht . eine Differenzirung in ein- zelne l,aamellen zu beobachten ist. Es mag dies einestheils an 46* 704 der Feinheit der Lamellen, anderentheils an dem geringen Unter- schied der Auslöschungsrichtungen für die verschiedenen Lamellen liegen. . Berechnet man den letzteren bei Annahme des Des Cnorızkaux schen Axenverhältnisses (a:b:c —= 1,5318:1:0,2936; 3=175°2°) und einer Auslöschungsschiefe von 17° auf oP«& (010), so ‚beträgt derselbe nur 10‘ bei einer Auslöschungsschiefe von 15° nur 3° 50‘, ist also stets sehr gering. Wie schon oben bemerkt, sind beide Hornblenden sehr häufig in paralleler Stellung mit einander verwachsen; Zwillingslamellen nach oo Po (100) durchsetzen beide einheitlich. In den meisten Fällen bildet die grüne Hornblende den Kern der Krystalle, die andere die. äusseren Partieen, sodass diese im Allgemeinen jünger ist und hier gewissermaassen den Pyroxen vertritt; die Grenze beider ist meistens unregelmässig, aber scharf, selten gehen die Farben in einander über. Dieselbe Hornblende findet sich wieder in. einem Gestein vom Gerro de Artichuela, ihr Pleochroismus ist bei derselben ge- ringen Absorption etwas stärker, derselbe erinnert an den des Hypersthens. Die Grundmasse dieses Dacites besteht aus einem roth-bräunlichen Mikrofelsit mit recht zahlreichen echten Sphäro- lithen von schwacher Doppelbrechung. deren Fasern sich optisch positiv verhalten. Sehr basische, in Strucetur und Zusammensetzung den Hy- persthen- Augit- Andesiten ähnliche Repräsentanten dieser Gruppe finden sich in der Umgebung des Cortijo Montana, Cortijo Martinez, sowie in einzelnen Blöcken in der Rambla de Grana- tella.: Es: sind dunkel graue bis fast schwarze, sehr quarzarme Gesteine, in denen rhombischer und monokliner Pyroxen über die stets mit Resorptionsrändern versehene Hornblende stark vorherr- schen. . Auch hinsichtlich der Structur herrscht hier des rein andesitische Typus, in einer farblosen bis schwach gelblich ge- färbten : structurlosen Basis sind reichlich Feldspathleisten und etwas spärlicher Pyroxensäulen eingebettet. - I. Gruppe der Dacite. Gesteine vom Garbanzal. Sie zeigen einen den Quarz- porphyreu ähnlichen Habitus; in einer dichten, rothen bis roth- braunen Grundmasse liegen Einsprendlinge von Feldspath, Quarz und Biotit, deren Dimensionen 3 mm nicht überschreiten, der Feldspath hat nicht die glasige Beschaffenheit des Sanidin oder Mikrotin, sondern ist meistens trübe. Stark umgewandelte Horn- blende enthält nur eines der gesammelten Handstücke. U.d.M. zeigt der Plagioklas häufig Zonarstructur, während Glaseinschlüsse, mit denen die Feldspäthe der Andesite oft ganz vollgepfropft 705 sind, hier nahezu fehlen, Sanidin ist stets in wechselnden Men- een vorhanden. Auch die Substanz des Quarzes pflegt sehr rein zu sein, es kommen Glas- und Flüssigkeitseinschlüsse vor, doch stets spärlich, dagegen sind grössere Grundmasseeinbuchtungen verbreitet, wie denn der Quarz überhaupt stets stark corrodirt ist. Bei der Umwandlung der Feldspäthe bilden sich wesentlich Carbonate, ausserdem ein grün-gelbes Mineral in radialfaserigen Sphärolithen, deren Fasern sich optisch positiv verhalten; die ziemlich kräftige Doppelbrechung lässt auf ein dem Serpentin nahe stehendes Mineral schliessen. Der Biotit zeigt keine irgend- wie bemerkenswerthen Eigenschaften. Die Formen der oben er- wähnten Hornblende sind stets noch gut erhalten, doch finden sich nur spärliche Reste derselben vor, sie ist grösstentheils in Carbonate und Eisenenerze übergegangen. Die Grundmassen dieser Gesteine siud hypokry stallin.. Der Hauptmasse nach bestehen sie aus einem körnig-faserigen Mikro- felsit, in welchem kleine. unregelmässig begrenzte. Scherben von Quarz und Feldspath eingebettet liegen. Glimmer fehlt ganz, dagegen ist ziemlich gleichmässig durch die Gesteinsmasse ein feiner Staub opaker oder roth durchsichtiger Eisenerze vertheilt. In den stärker umgewandelten Gesteinen häuft sich dieser Staub besonders um den Glimmer und scheint diesem Mineral dann theilweise seine Entstehung zu verdanken. Zuweilen zeigen die Mikrofelsitfasern radiale Anordnung zu echten Sphärolithen, es tritt dann eine gleiche Anordnung für die kleinen Erztheilchen ein. Solche Sphärolithe haben bei schwacher Doppelbrechung ein dunkles Kreuz von positivem Charakter. Durch Zunahme der krystallinen Gemengtheile und Zurück- treten des Mikrofelsites treten Uebergänge zu mikrogranitischer Grundmasse auf, ohne dass dieselbe in den gesammelten Hand- stücken in typischer Weise erreicht wird. In anderen Fällen hat eine reichliche Bildung von Quarz - Feldspath - Pseudosphäro- lithen und Feldspath-Sphärokrystallen stattgefunden. Herr Haurr hatte die Freudlichkeit, einen dieser Daecite vom Garbanzal zu analysiren. Er erhielt: (Siehe die Analyse pag. 706.) Auffallend hoch ist hier der Gehalt an AlsO3 im Verhältniss zu Kalk und Alkalien. Da die AlO3 nur Feldspäthen und dem Biotit angehören kann, ist das Verhältniss gewiss nicht ganz richtig bestimmt. Das spec. Gewicht des Gesteins bestimmte ich zu 2,449. Diesen Daciten des Garbanzal sehr ähnlich sind Vertreter derselben Gruppe von der Majada redonda, Cerro rellana, Cerro 106 S1i0s 6529 AlbO; . 2075 Fe&03 . 5,57 Fe) 1.do MeO 0,16 Ca0 2,01 Na20 2692 K>0 1,24 H>0 1,19 Sa 3 del noble, Carilzalejo etc.. die Einsprenglinge erreichen hier viel bedeutendere Dimensionen, die Plagioklase beispielsweise über 1 cm Durchmesser. Aus einem Handstück von der Rellana wurden dieselben isolirt und ihr spec. Gewicht zu 2,634 — 2,655 be- stimmt, es liegt also ein Oligoklas vor. Hornblende und Pyroxen fehlt diesen Daciten wanz, der Biotit ist stets stark zersetzt. Bei der Grundmasse wiederholen sich dieselben Verhältnisse wie sie oben beschrieben wurden. Sa Hornblende und Biotit- Andesite. Diese Gesteinsfamilie nimmt in grosser Ausdehnung wesent- lich den südlichen und südöstlichen Theil: der Sierra del Cabo ein. Sie tritt dann wieder, steile Abstürze nach dem Meer bil- Jlend. bei El Plomo mit etwas abweichendem Charakter auf. end- lich setzt sie einen Theil der der westlichen Eruptivzone angehö- renden. Eruptionspunkte wie den Hoyazo, das gangförmige Vor- kommen: an der Rambla del Esparto und mehrere weitere Punkte bei Carthagena zusammen; diese letzteren Gesteine sollen mit den Daeiten und Nevaditen derselben Zone, mit denen sie eng ver- wandt sind, später zusammen besprochen werden, soweit dies nicht schon in früheren Mittheilungen geschehen ist. Ein grosser Theil der Glimmer- und Hornblende-Andesite der Sierra del Cabo, besonders an dem südöstlichen, an die Rambla de la Serrata srenzenden, von ausserordentlich zahlreichen Erzgängen durch- setzten Gebiete. ist stark zersetzt, es kommen hier Gesteine vor, (deren Habitus und Umbildungserscheinungen vollständig mit denen der. Propylite anderer grösserer Andesitgebiete übereinstimmen, doch sind die Zersetzungsvorgänge mannigfach und die ursprüng- liche 'mineralogische Zusammensetzung oft nicht mehr mit Sicher- heit zu reconstruiren. Dieser Umstand sowie die wechselnde Zu- sammensetzung. welche durh die Anwesenheit von Hornblende, Biotit, Augit,_ Hypersthen und deren Combinationen gegeben sind, 707 lassen es auch hier nur zu, einige charakteristische und räumlich weiter ausgedehnte Gesteinstypen hervorzuheben. Ein in der Umgebung von San Jose, Pozo de los Frailes bis in die Nähe von Escullos anhaltender und den ganzen un- teren Theil der beiden Frailes und ihrer Nachbarberge bildender Typus ist ausgezeichnet durch die reichliche Anwesenheit von Hornblende und Hypersthen, welche beide einander wieder nahezu verdrängen können. Neben ihm tritt untergeordnet und nicht in allen Handstücken Biotit und Augit auf. Die Gesteine haben grosse Aehnlichkeit mit den oben beschriebenen quarzarmen, vitro- phyrischen Daciten der Umgegend von San Pedro, auch hier ist die Structur eine vitrophyrische bis andesitische, und zwar. pflegen die Hornblende - reichen Repräsentanten mehr der ersteren, die Hypersthen - reichen mehr der letzteren anzugehören. Die Horn- blende ist auch hier grün und zuweilen mit dem Biotit in der Weise verwachsen, dass die Blättchen der letzteren auf die Pris- menflächen der ersteren zu liegen kommen, so dass beide Mine- ralien die Spaltrisse gemeinsam haben. Resorptionserscheinungen fehlen bei beiden vollständig. Auch bei diesen Andesiten lässt sich, wie dies bei den Liparitperliten erwähnt wurde, eine secun- däre Umbildung des Gesteinsglases zu Mikrofelsit beobachten, ein Vorgang, der auch hier von den reichlich vorhandenen per- litischen Sprüngen ausgeht. Zwischen den beiden Frailes und der Küste fanden sich in diesem Andesit vereinzelte bis cubikfussgrosse und gegen das Hauptgestein scharf abgegrenzte Massen, die dieselben Mineralien wie letzteres enthalten, sich aber ihrer Structur nach als ältere, in . grösseren Tiefen gebildete Ausscheidungen charakterisiren, ähnlich wie sie schon bei der Beschreibung des Andesites vom Hoyazo erwähnt wurden. Es sind gleichmässig mittel- bis fein- körnige Mineral- Aggregate, welchen schon für das blosse. Auge das glasige Aussehen des Hauptgesteins abgeht und die eine sehr ausgeprägte miarolithische Structur zeigen; in den eckigen Hohl- räumen, die bis Erbsengrösse erreichen, sitzen kleine Tridymit- tafeln und nadelförmige:. Kryställchen, die unter dem Mikroskop vorwiegend dem Hypersthen, selten dem Apatit angehörig sich erweisen. _ Vereinzelte grössere Hornblendekrystalle geben diesen Massen ein porphyrisches Aussehen. U. d. M. fällt zunächst auf, dass eine Anreicherung . der dunklen Gemengstheile der Erze, grüner Hornblende und des Hy- persthens stattgefunden hat, die Structur ist porphyrisch durch Einsprenglinge von Hornblende, Hypersthen und Plagioklas; die Grundmasse ist holokrystallin panidiomorph und wird von densel- ben drei Mineralien zusammengesetzt: Plagioklas in Leistenform, 708 Hornblende und Hypersthen in prismatisch regelmässig, terminal un- regelmässig begrenzten Kryställchen. Fluidalstructur, wie sie in dem Hauptgestein auch bei stärker krystalliner Entwicklung der Grund- masse stets ausgeprägt ist, fehlt ganz; die Feldspathleisten sind di- vergent-strahlig angeordnet, wie dies bei Diabasen und manchen Augit-Porphyriten mit Intersertalstructur der Fall zu sein pflegt; während aber bei diesen Gesteinen die eckigen Räume zwischen den Feldspäthen durch Augit resp. Glas ausgefüllt sind, sind sie hier leer, so dass die ganze Grundmasse gleichsam aus einem Balkenwerk von Feldspathleisten,. Hornblende- und Pyroxensäulen besteht. An diesen Typus schliesst sich ein vom Cerro del Cigarron stammender Andesit seiner mineralogischen Zusammensetzung nach an. Die grüne Hornblende und stellenweise auch der Biotit zei- sen in hohem Grade Resorptionsphänomene, Augit und Hyper- sthen die normalen Verhältnisse. Der ursprünglich andesitische Habitus der Grundmasse ist durch secundäre krystalline Um- wandlung der Basis theilweise modificirt. 7u den Biotit-freien Hornblende-Pyroxen-Andesiten gehört ein Gestein von dem Faro de Corralete. Die grüne Horn- blende ist stets frisch, ohne Resorptionserscheinungen, der Py- roxen, der der Form der Durchschnitte nach z. Th. wohl rhom- bisch war, ist vollständig umgewandelt; es entstand ein Maschen- netz von Serpentin, das von einem farblosen isotropen Mineral erfüllt wird, welches aller Wahrscheinlichkeit nach amorphe SiO2 ist. Derselbe Zersetzungsvorgang wurde schon bei den Daciten der Granatilla erwähnt. Aehnlich findet er sich ferner an einem dunkel grünen, stark zersetzten Hornblende-Pyroxen-Andesit, welcher nordwestlich vom Pozo de los Frailes geschlagen wurde, nur ist hier an Stelle der amorphen SiOs ein ziemlich grobkörniges Aggregat von Quarz- körnern getreten. Hornblende - arme, Pyroxen - reiche Andesite finden sich in dem oberen Theil der Rambla de Corralete, man kann an ihnen vorzüglich die secundäre Umwandlung der Grundmasse studiren. Feldspathleisten in fluidaler Anordnung lassen noch die ursprüng- lich glasreiche andesitische Structur erkennen, jetzt zerfällt die Grundmasse in einen Mosaik rundlicher, nach aussen etwas ver- schwimmender, doppelbrechender Partieen. Zuweilen bildet sich bei diesem Process auch etwas Biotit in sehr kleinen, unregel- mässig begrenzten Schüppchen. An der Playa de la vela blanca fanden sich Andesitblöcke, welche dieselbe Kugelstructur zeigen, wie sie aus dem Hypersthen- Augit-Andesit von Bath bekannt sind, Die stark umgewandelte, 09 roth gefärbte Hauptmasse des Gesteins enthält bis centimeter- grosse, härtere, grau gefärbte Kugeln. Wie bei dem erwähnten ungarischen Andesit lässt sich auch hier mikroskopisch keinerlei Unterschied weder in Bezug auf Zusammensetzung, noch auf Structur zwischen Gesteinsmasse und Kugeln nachweisen. Die der Fluidalrichtung parallelen Feldspathleisten der Grundmasse setzen durch beide einheitlich hindurch. Pyroxen-freie Glimmer- und Glimmer-Hornblende- Andesite finden sich in weiterer Verbreitung südlich der Bocca de los Frailes und in der Umgebung der Minen dos y quatro amigos. Einen etwas eigenen Habitus zeigt der Hornblende - Andesit von der Punta del Plomo. In einer vollständig dichten, asch- srauen Grundmasse liegen grössere, rundliche, wasserhelle Ein- sprenglinge, welche man bei flüchtiger Betrachtung für ein Mineral der Leucit- oder Sodalith-Gruppe halten möchte; es rührt dies daher, dass stets eine grössere Anzahl Plagioklas- Einsprenglinge zu solchen rundlichen Augen verwachsen sind und dass diesen dann eine einheitliche durchgehende Spaltbarkeit fehlt. Vereinzelt enthält das Gestein sehr lange, schmale Hornblende-Nadeln. Bei Verwitterung nimmt dieser Andesit eine schmutzig grüne Farbe an und erhält ein Phonolith-artiges Aussehen. Das spec. Gewicht des Feldspathes wurde zu 2,731 bestimmt; derselbe ist Bytownit. Die Grundmasse besteht aus einem farblosen Glase, das voll- ständig erfüllt ist mit winzigen grün-gelben Pyroxen -Mikrolithen. Als Typus der propylitisch zersetzten Andesite kann der Hornblende-Andesit erwähnt werden, welcher unterhalb des Torre de la Testa ansteht; schon die grau-grüne Farbe des Gesteins liess auf die Bildung reichlicher chloritischer Umwand- lungsproducte schliessen. Die Hornblende ist vollständig in ein Gemenge von Chlorit, Caleit und Epidot übergegangen, ausserdem hat sich Chlorit auch allenthalben in der Grundmasse angesiedelt; die letztere ist holokrystallin und besitzt eine mikrogranitische Structur. Die noch auffallend frischen Plagioklas- Einsprenglinge ergaben ein spec. Gewicht von 2,674, gehören also dem Andesin an. Stärker noch propylitisch umgewandelt sind Handstücke aus der Nähe der Erzgänge der Mine dos y quatro amigos, sie sind sanz erfüllt von kleinen Pyritkörnchen, einem für propylitische Zersetzungsvorgänge so charakteristischen secundären Mineral. Liparite (Nevadite), Glimmerandesite des westlichen Eruptivzuges. In der Darstellung des geologischen Baues des Cabo de Gata wurden schon die einzelnen Eruptionspunkte dieses Zuges an- 710 geführt und die gemeinsamen Charaktere ihrer Gesteine, die eine alle Uebergänge enthaltende Reihe von quarzreichen Nevyaditen bis zu Glimmer-Andesiten bilden, angeführt, es sind Eigenschaf- ten, welche sich auf die Zusammensetzung ihrer Structur und ihre begleitenden Bestandmassen beziehen. Es mögen hier die speciellen Beschreibungen einiger hierher gehöriger Gesteine, so- weit sie nicht früher schon gegeben wurden (Hoyazo) folgen. Glimmer-Andesit von der Rambla del Esparto. Das Gestein ist mittel- bis feinkörnig, von hell grauer bis röthlich grauer Farbe; grössere Sanidin - Einsprenglinge . sowie Quarz als Einsprengling fehlen ganz, dagegen ist ein brauner Glimmer in hexagonalen Blättchen recht reichlich vorhanden, Unter dem Mikroskop erweist sich das Gestein nicht so. frisch als nach seinem makroskopischen Aussehen zu vermuthen ist, es haben sich namentlich nicht unbedeutende Mengen von Üarbonaten ge- bildet. Der Glimmer zeigt ganz die Eigenschaften wie sie bei der Beschreibung des Verites vom Cabezo Maria geschildert, wur- den, denselben charakteristischen Pleochroismus (a: nahezu farblos, b hell bräunlich, c bräunlich gelb bis fast rein gelb), die deut- lich schiefe Auslöschung in Schnitten aus der Prismenzone, die Häufigkeit der Zwillingsbildungen nach dem TscHERMmAR’schen Gesetz etc. Es ist ein Glimmer der 2. Art, der Axenwinkel ist ziemlich gross; um Einschlüsse finden sich häufig die bekannten pleochroitischen Höfe. Mit H20> giebt er, wie die Glimmer des ganzen westlichen Eruptivzuges. kräftige Titansäurereaction. Die _ Feldspath-Einsprenglinge sind zum grössten Theil vollständig um- vewandelt, die wenigen erhaltenen Reste zeigen vorwiegend poly- synthetische Zwillingsstreifung. Wie die wohl erhaltenen Formen beweisen, war auch ein Mineral der Pyroxenfamilie vorhanden, an seine Stelle sind allenthalben Carbonate getreten. Apatit ist, wie in allen Vertretern dieser Gesteinsreihe, ein recht reichlicher und in relativ grossen Krystallen ausgebildeter Gemengtheil, auch lang säulenförmige Zirkonkryställchen sind häufig, sie zeigen zu- weilen als terminale Endigung eine biquadratische Pyramide. wohl 8P5 (11). Die Grundmasse ist vorwiegend krystallin ausge- bildet, eine wasserhelle Basis tritt nur als spärlicher Kitt der krystallinen Gemengtheile auf; letztere bestehen aus Feldspath und Quarz, von denen jener stets unregelmässige Conturen Zeigt, während dieser häufig idiomorph beerenzt ist und von einem jün- seren, optisch gleich orientirten Rand derselben Substanz um- geben wird; Biotit findet sich im vereinzelten Blättchen in der (rundmasse. Einschlüsse kommen in dem Andesit von der Rambla del 711 Esparto in ausserordentlicher Häufiekeit vor, man kann kein Handstück ohne dieselben schlagen, zuweilen sind sie so gehäuft, dass ein Handstück deren zwanzig und mehr enthält; gewöhnlich haben sie die Grösse einer Haselnuss und erreichen in seltenen Fällen bis Faustgrösse. Stets sind sie glimmerreich und treten aus der Gesteinsmasse als dunkle, scharf begrenzte Flecken her- vor. Eine flaserige Parallelstructur, wie sie die Cordieritgneiss- Einschlüsse am Hoyazo und bei Mazarron zeigen, fehlt ihnen nahezu vollständig, mikroskopisch lässt sich zuweilen eine Lagen- structur erkennen, dadurch, dass glimmerreiche und glimmerarme, an Sillimanit reiche Gesteinspartieen mit einander wechseln. Auch die mineralogische Zusammensetzung dieser begleitenden Bestandmassen ist von denen des Hoyazo wesentlich verschieden. Der Cordierit, welcher dort eine so hervorragende Rolle: spielte, fehlt hier nahezu vollständig, vereinzelte hexagonale und kurz- rectanguläre Durchschnitte lassen sich ihrer Form nach auf ihn beziehen. ihr Muttermineral ist aber stets unter Bildung von Car- bonaten umgewandelt. Die diese Einschlüsse zusammensetzenden Mineralien sind ausser Cordierit (?): Biotit, Spinell, Sillimanit, Korund, Andalusit, trikliner Feldspath, Rutil, Zirkon, Granat, Quarz und Apatit; die meisten derselben sind allgemein verbreitet, fehlen keinem dieser Mineralaggregate, Granat und Korund sind seltener, Andalusit wurde nur einmal beobachtet. Der Korund wurde in mehreren Einschlüssen gefunden, er bildet kleine Tä- felchen von 1—1'/g mm Durchmesser und besitzt eine kornblumen- blaue Farbe. Auf der Tafelfläche zeigt sich zuweilen ein System von 3 unter 120° sich schneidenden scharfen Linien eine Folge der Zwillingsbildungen nach R; randliche Flächen fehlen. Die Täfelchen geben im convergenten Licht ein einaxiges Axenbild von negativem Charakter; das Mineral ritzt Topas. Andalusit wurde nur einmal in Begleitung und vielfach durchwachsen von Korund in Form eines unregelmässig prisma- tischen Stückes gefunden. Die Farbe ist hell roth, der Bruch im Allgemeinen muschlig, vereinzelt treten der Prismenzone ange- hörige Spaltflächen auf. Kleine Spaltstücke sind stark pleochroi- tisch, der parallel e schwingende Strahl ist hell rosenroth, der normal schwingende schwach grün gefärbt. Im convergenten Licht tritt am Rande des Gesichtsfeldes eine Bisectrix aus, die Axenebene liegt den Spaltrissen nach oP (110) parallel, mit der e-Axe fällt a zusammen; dies Verhalten sowie der Pleochroismus unterscheiden das Mineral leicht von rhombischem Pyroxen. Quarz wird von dem Mineral geritzt. Der Spinell ist in allen untersuchten Einschlüssen reichlich vorhanden, er bildet theilweise grössere, regellos begrenzte Körner, theilweise scharfe Oktaöder, das Wachsthum der ersteren ist häufig lückenhaft, er schliesst dann grössere Feldspathpartieen ein. Gewöhnlich wird er mit dunkel grüner Farbe, der Farbe des Pleonastes, durchsichtig, selten ist er eigenthümlich grauroth und erinnert dann an Perowskit; manche Krystalle zeigen einen graurothen Kern, während die randlichen Partieen grün sind, im Allgemeinen aber sind beide Spinelle gruppenweise gesondert. Die ganze Vertheilung des Spinells ist nämlich niemals gleich- mässig, grössere Flecken eines Dünnschliffes sind frei von ihm, in anderen häuft er sich besonders unter reichlicher Begleitung von Sillimanit stark an. Von Einschlüssen führt das Mineral Erzkörnchen und nicht selten rundliche Glaseier mit unbeweglicher Libelle; Glaseinschlüsse sind in den meisten Mineralien dieser begleitenden Bestandmassen verbreitet, in den Feldspathen sogar reichlich vorhanden. Der rothgraue Spinell umschliesst ausserdem vereinzelte Rutilkryställchen und kommt überhaupt gern mit Rutil zusammen vor, vom grünen Spinell wurde dies nie beobachtet. Vielleicht rührt die eigenthümliche Färbung des ersteren von einem geringen Gehalt an TiOa her. Der Sillimanit bildet die bekann- ten, aus einer Unzahl feinster Nädelchen zusammengesetzten Aggre- gate, nur selten treten Prismen von etwas grösseren Querdimen- sionen auf, an denen eine optische Bestimmung möglich ist. Die sehr dichten Aggregate zeigen bald eine nahezu streng parallele Anordnung der Nadeln, bald sind letztere regellos verfilzt. Eigen- thümlich ist das Verhalten des Sillimannits gegenüber dem Spinell, wie schon oben bemerkt. reichern sich beide Mineralien flecken- weise stark an. In der Regel wird dann jeder Spinell von einem Sillimannit-freien Hof umgeben, nur in sehr seltenen Fällen rei- chen die Nadeln des letzteren an jenen heran oder werden von ihm umschlossen. Granat findet sich nur spärlich, er zeigt nie Krystallform und erreicht auch nicht die Dimensionen wie am Hoyazo. Ge- wöhnlich findet er sich als rundes Korn von hell kirschrother Farbe direet im Andesit eingeschlossen. DBiotit in hexagonalen Blättehen oder unregelmässig lappigen Formen ist stets sehr reichlich vorhanden. Er steht, wie schon oben bemerkt, in einem gewissen Gegensatz zu Spinell und Sillimannit, so dass Biotit- reiche Partieen arm an diesen beiden Mineralien sind. Der Feldspath bildet den eigentlichen Untergrund dieser be- gleitenden Bestandmassen, in den die übrigen Gemengtheile ein- gebettet sind; er gehört nach seiner polysynthetischen Zwillings- streifung nach dem Albit- und Periklingesetz seiner Hauptmasse nach dem asymmetrischen System an. Seine Zwillingslamellen keilen vielfach aus oder setzen in der Mitte eines Individuums ab; eine mikroskopische Durchwachsung mit einem. Feldspath, der frei von Zwillingsbildungen ist, ist sehr häufig. Ursprünglich eckige Hohlräume, in welche die sonst regellos begrenzten Feld- spathkörner mit krystallographischer Begrenzung hineinragen, sind von eisenhaltigen Carbonaten erfüllt. Ein grosser Theil der diese begleitenden Bestandmassen zu- sammensetzenden Mineralien sind dem normalen Andesit fremd, sind aber, wie besonders die Thonerde-reichen Mineralien, Spinell, Andalusit, Korund, Sillimannit, ausserordentlich verbreitet und z. Th. geradezu charakteristische Gemengtheile in Gesteinen, die durch Contactmetamorphose verändert sind. Andere, wie der Feldspath und Biotit, unterscheiden sich in ihren Eigenschaften nicht von den normalen Gemengtheilen des Andesites. Diese Zusammensetzung, die Glaseinschlüsse in fast allen Gemengtheilen, z. Th. auch die Structurverhältnisse, wie das oben erwähnte miaro- lithische Gefüge. weisen darauf hin, dass man in diesen dunklen Gesteinspartieen ursprüngliche Einschlüsse zu erblicken hat, welche in grösserer Tiefe aufgenommen und durch Metamorphose zur Bildung der oben erwähnten Thonerde-reichen Mineralien Veran- lassung gegeben haben, es resultirten die Spinell- und Sillimannit- reichen Partieen. Zugleich dienten diese Einschlüsse als Ansatz- punkte für ältere Krystallisationen aus dem Magma, denen wohl ein grosser Theil des Biotites und Feldspathes zugeschrieben wer- den muss. Vereinzelt finden sich neben diesen begleitenden Bestand- massen auch Einschlüsse, welche mit dem durchbrochenen Schiefer der Sierra Almagrera identisch sind und mikroskopisch keine nennenswerthen Veränderungen durch das andesitische Magma zeigen. Nevadite von den Öerros peladvs, Alifragas, dem Gerro Monje und alto. Die hell grauen Gesteine sind ausserordentlich reich an Ein- sprenglingen, unter welchen Biotit und Sanidin stets die Haupt- masse einnehmen, erstere in zahlreichen, gut begrenzten Blättchen, letztere in weniger zahlreichen, aber durch ihre Grösse ausge- zeichneten Krystallen. dieselben erreichen eine Ausdehnung von 6 cm. Quarz fehlt nie, ist aber in recht wechselnden Mengen vorhanden, einzelne besonders hellere Gesteine enthalten ihn sehr reichlich. Die Sanidin-Einsprenglinge gehören krystallographisch zwei Typen an; der wohl etwas häufigere ist nach der &-Axe in die Länge gezogen, sodass OP (001) und Po (010) im Gleich- 114 gewicht ausgebildet sind, ausser diesen beiden Formen treten »oP (110) oP3 (150), +2 Pc (201) und zuweilen + P (111) auf. Diese Krystalle sind stets einfache Individuen. Der zweite Typus hat einen dick tafelförmigen Habitus nach oeP& (010), die Krystalle haben dieselben Formen wie bei Typus 1, sind aber immer Carlsbader Zwillinge. Nach den Spaltflächen orientirte Schliffe ergaben die für Sanidin charakteristischen Auslöschungs- schiefen. Stets sind diese Einsprenglinge reichlich durchwachsen von Biotitblättchen, die sich besonders gern in den centralen Theilen häufen und oft schon makroskopisch einen recht deut- lichen zonaren Bau des Sanidins erkennen lassen. Mikrochemische Reactionen ergeben neben Kali einen geringen Natrongehalt. Diese Sanidin - Einsprenglinge sitzen häufig nur sehr lose im Gestein, sind von schmalen Hohlräumen umgeben und nur durch einzelne Brücken mit diesem verbunden. eine Erscheinung, welche offenbar durch die Contraction bei der Krystallisation und die relativ späte Bildung dieser Krystalle, während das Magma schon sehr zäh- flüssig war, bedingt ist. In mikroskopischen Präparaten tritt Sanidin dem Plagioklas gegenüber zurück. ein Verhältniss,. das die Gesteine den Daciten nähert und bei dem verwandten Vorkommen von Mazarron und bei Carthagena noch in weitaus erhöhtem Maasse stattfindet, an diesen Punkten finden sich grössere Sanidine nur sehr vereinzelt. Der Biotit giebt mit H>0> Titansäurereaction, zeigt deut- liche Auslöschungsschiefe und häufige Zwillingsbildungen. Pyroxen und Amphibol fehlt den Gesteinen der ÜCerros pelados ganz, in den Alifragos kommen etwas dunklere, quarzarme Gesteinsvarie- täten vor, welche in kleinen Säulchen einen sehr schwach ge- färbten, jedenfalls eisenarmen, rhombischen Pyroxen enthalten. Recht reichlich tritt mikroskopisch Apatit in dicken Krystallen auf, vereinzelt findet sich Zirkon. Interessant ist, dass die Bronzit führenden Handstücke aus den Alifragas auch Cordierit enthalten. Dieses Mineral tritt in kleinen, aber sehr scharf begrenzten Dril- lingen wie beim Hoyozo, wenn auch nicht mit solcher Häufigkeit. auf. Auch hier hängt seine Anwesenheit offenbar mit begleiten- den Bestandmassen, wie sie bei dem Andesit der Rambla del Esparto beschrieben wurden, zusammen; eine dieser letzteren enthält bis 2 cm lange, blaue Korundkrystalle, welche von Prisma und steilen Pyramiden in treppenförmig alternirender Ausbildung begrenzt we.ıden. Die Grundmasse dieser Nevadite ist eine vitrophyrische, wo nicht durch secundäre Umwandlungsprocesse die ursprünglich rein glasige Basis sich mikrofelsitisch differenzirt hat; geringe Mengen von Feldspathleisten und etwas Biotit, der mit den Einspreng- ya er ee re a re nn a m nn U UULLD U U. U 2 ENG... A Ze 215 lingen durch Uebergänge verbunden ist, sind in der Basis ein- gebettet. Dacit von Mazarron. Hell graues, mittel- bis feinkörniges Gestein vom Nevadit- habitus, d. h. sehr reich an. Einsprenglingen, in manchen Hand- stücken den Üordierit.. führenden Nevaditen der Umgebung von Campiglia marittima (Toscana) ausserordentlich ähnlich. Als Ein- sprenglinge treten Biotit, Quarz, Cordierit und Feldspäthe auf; grössere Sanidinkrystalle sind sehr spärlich, die Hauptmasse der Feldspath-Einsprenglinge ist asymmetrisch, sie wurden aus einem Handstück isolirt und ergaben ein spec. Gewicht zwischen 2,65 und 2,85, gehören also dem Andesin an. In keinem der mir bekannten Gesteine des Cabo de Gata-Gebietes tritt der Cordierit in so grossen, krystallographisch gut begrenzten Einsprenglingen auf wie in diesen Daciten; die prismatischen Krystalle erreichen eine Länge von über 1 cm. Einzelne Gesteinsblöcke in der Rambla de Mazarron zeigen bei vollständig frischen Gemeng- theilen eine eigenthümliche Lockerung des Gefüges, eine Desaggre- sation, welche es ermöglicht. die sonst leicht zerbrechlichen Cor- dieritkrystalle aus der Gesteinsmasse auszulösen. Die an diesen Krystallen beobachteten Formen sind »P (110),
dürfen.
819
Herr VoGr. Christiania, hielt einen Vortrag über Erz-
lagerstätten, durch magmatische Disterantiation in ba-
sischen Eruptivgesteinen gebildet.
Der Vorsitzende dankte im Namen der Anwesenden für die
höchst interessanten Mittheillungen und wünscht nur, dass das
Gehörte möglichst bald und ausführlich im Druck erscheine. —
Herr STELZNER unterstützte diesen Wunsch.
Herr UnuLiG, Prag, sprach über die Entwicklung des
Jura im Kaukasusgebiet nach der im Nachlasse von M. Nev-
MAYR vorgefundenen AsıcH schen Sammlung.
Herr KosmAnN, Berlin, sprach über Aufgaben und Ziele
der Mineralchemie.
Es wurde zunächst der Umstand beklagt. dass, indem die
Jünger der Chemie sich vorzugsweise dem Studium der organi-
schen Chemie hingäben, der Ausbau der Mineralchemie als einer
speciellen Disceiplin der anorganischen Chemie in bedenklichster
Weise zurückgeblieben sei. Während die Mineralchemie bahn-
brechend gewesen sei für die Lehren des Iso- und Dimorphis-
mus. harrten andere Lehren wie diejenigen der verschiedenen
Zustände einfacher und isomerer Körper. der Umlagerung im
Molekül, der Verkettung der Moleküle und die neuerdings ange-
bahnte Stereochemie noch der Nachweise innerhalb der mineral-
chemischen Forschungen. Hierin könne nur der Ausbau der Lehre
durch Hereinbeziehung der thermochemischen Principien Wa.del
schaffen und die Anwendung derselben fände ihre volle Erfüllung
in der Lehre von der Wasseraufnahme der chemischen Verbin-
dungen. Durch Erläuterungen an Beispielen der Thonerde. Kie-
selsäure, Phosphorsäure (vergl. Berg- und hüttenm. Zte.. 1889.
No. 10 u. 11) wurde gezeigt, dass z. B. mit Bezug auf die ver-
schiedenen Zustände des Moleküls der Thonerde und der Kiesel-
säure für das Thonerde - Silicat AleO3 . SiO2 sich sofort drei di
morphe, unter sich isomere Körper ergeben, nämlich:
AbOs . SiO.02 = AkbOs.Sidz Andalusit.
AbO.Sı. 04 — AbO.SıOı Sillimanit.
Ab.Sı0s.03 = AlSıO; Disthen.
Während die erste Verbindung die grösste Wärmetönung und
grösste Härte besitzt, ist die letzte diejenige der niedrigsten
Wärmetönung und der grössten Dichte. Demgemäss ist die erste
Verbindung auch die chemisch reactionsfähigste, d. h. am leich-
testen zersetzbare, die letzte aber als die dichteste diejenige der
grössten Beständigkeit.
820
"Wenn ich mit wenigen Worten auf die von Prof. Vocr
vorgetragenen Erscheinungen in der Bildung der Erzgänge und
der Ausscheidung der oxydischen Erze eingehen darf, so zeigt
die Thatsache, dass diese Oxyde die zuerst fest werdenden Ver-
bindungen gewesen sind, dass die obigen Gesetze ganz allgemein
ihre Bestätigung finden. Aus einem Magma scheiden sich noth-
wendig zuerst die Körper grösster Dichtigkeit ab, bei deren Fest-
werden die meiste Wärme entwickelt wird; die zuerst fest wer-
denden und sich ausscheidenden Körper sind also diejenigen,
welche den höchsten Schmelzpunkt besitzen. Die frei gewordenen
Wärmemengen dienen dazu. die anderen in feuriger oder wäss-
riger Lösung befindlichen Verbindungen darin zu erhalten, bezw.
zu Verbindungen höherer Wärmetönung überzuführen, wie dies
mit fortschreitender Entwässerung bezw. stärkerer Durchschmel-
zung der Schmelzmassen der Fall sein wird. Redner wies auf
die Beispiele der aus den Freiberger Gruben vorliegenden Stufen
der Gangbildungen hin, welche am Saalbande des Ganges die
Ausbildung der Metallsulfide zeigen; diesen schliessen sich Silieate
an und in der Mitte des Ganges sind die Carbonate ausgebildet,
die’ Salze der stärksten. Basen und der grössten Löslichkeit.
Herr H. Pontis, Bonn, legte 1. neue geologische und
palaeontologische Photographieen und 2. bemerkens-
werthe Mineralien und Versteinerungen vor, und sprach
9. über die drei niederrbeinischen Vulcancentren.
1. Photographieen geologisch wichtiger Vorkommnisse aus
Rheinland wurden fernerhin aufgenommen durch drei Zuhörer des
Vortragenden, die Herren stud. H. GeERLInGs, F. Heinen und
L. Schurre. Aus der Eifel liegen vor: die 8 Maare bei Daun,
das Pulvermaar mit dem Römersberg, das obere Uessbachthal,
der Käsekeller, verschiedene Lavathränengebilde; aus dem Rhein-
thal: die Hölle und der Quegstein im Siebengebirge, der Berg-
rutsch von Caub, Siebengebirgische Auswürflinge. — Von Pa-
laeontologischem liegen vor, in natürlicher Grösse photographirt,
Lepidopterus crassus n. 8. n.sp., Palaeoniscus (cf. Rohani) me-
gapterus n. f.. und Medusites atavus PosrL., — sämmtlich unter-
permisch von Friedrichroda.
2. Von Versteinerungen wurden nur vorgelegt: ein zweites
Exemplar vom“Milchstosszahn, sowie fünf weitere vorderste Milch-
backzähne des’ typischen Zlephas antıquwus von Taubach; unter
letzteren sind der erste Fund eines unzweifelhaften oberen Zähn-
chens, das zweiwurzelig ist, und noch vier einwurzelige untere
Zähnchen. deren eines das einzige bisher bekannte Beispiel to-
taler Abrasion an solchen Molaren der Species bietet. Der obere
821
Milchzahn enthält alte Brandspuren. Von allen 4 unteren Exen-
plaren lässt sich nur eines mit früber bereits zu Taubach gefun-
denen und vom Vortragenden abgebildeten !) individuell zusammen-
stellen; es sind daher von jener einen Stelle bisher nicht weniger
als (mindestens) sieben se ganz jugendlicher Individuen mit
vordersten Milchzähnen von Klephas antiquus nachgewiesen.
Neue oder besonders bemerkenswerthe Mineralvor-
kommnisse, ebenfalls ans der eigenen Sammlung, die vorgezeigt
wurden, sind: aus dem Siebengebirge ausgezeichnete Exemplare
von dem Chlorosaphir des Vortragenden?). Vereinzelte grüne
Edelkorunde waren ja allerdings schon früher bekannt; eine be-
sondere Bezeichnung derselben wurde deshalb vorgeschlagen, weil
dieses Mineral fast ausschliesslich und in Menge charakteristi-
scher accessorischer Bestandtheil gneissartiger Siebengebirgischer
Auswürflinge ist, während in anderen solchen ebenso fast aus-
schliesslich entweder gemeiner Korund, oder aber Saphir in
den allerverschiedensten Krystall- und Farbenmodificationen zu-
eleich, also weisslich, rosa, lichtblau, eyanbiau etc., vorhanden ist.
Aus Mexico sind das mitgebrachte gediegen Tellur und
eine vorgewiesene Pseudomorphose von Silber nach Kalk-
spath (Combination zweier Skalenoäder, von denen das spitzere
quergestreift ist), — wohl die einzige ihrer Art, — ferner sehr
grosse Einzelkrystalle von Jodsilber, bis 15 mm lang und 12 mm
dick, welche über die Krystallform dieses Minerals neues Licht
zu verbreiten geeignet erscheinen. -- Von Kongsberg wurde ge-
zeigt ein Silberkrystall, wohl der grösste seiner Art, ein
zum grösseren Theil erhaltener regelrechter Vollwürfel von 1!/a cm
maximaler Kantenlänge. — Von Almaden in Spanien wurde Zin-
nober in einer bisher wohl noch nicht bekannten Form vorge-
legt, parallelstenglig gangförmig wie Asbest etc. Derartiges
ist genetisch entscheidend und beweist ferner, dass das bisher
immer nur vorwiegend rhomboedrisch bekannte Mineral unter Um-
ständen auch einmal vorwaltend prismatisch krystallisirt. — Auch
sehr klare, grosse. rhomboödrische Krystalle von dort, gangförmig
auf Quarz mit Apophysen im schwarzen Gestein, und brillante
Krystallüberzüge einer breceienartig, luftig verkitteten Gangmasse
liegen vor.
Von Leadville in Colorado stammen das mitgetheilte Tellur-
gold und eine derbe Masse natürlicher Mennige in Pseudo-
morphose nach Weissblei; von letzterem hat sich der Glanz
'!) Vergl. Abhandl. d. Leopold. Carol. Akademie, 1889, t. II.
?) Vergl. Verhandl. d. naturh. Vereins f. Rheinl.-Westf., Sitz.-Ber.,
1888, p. 44 ff.
822
der Spaltugsrichtungen gut erhalten. Ebendaher ist die vorge-
zeigte Probe von gediegen Silber in Form von sandigem
Rückstand. aus einer Höhlung des Muttergesteines. — Von
Mexico endlich lag auch eine Stufe des merkwürdigen, durch den
Vortragenden zuerst bekannt gemachten grossen Goldbergwerkes
des Gerro Colorado vor, wo das Goid theilweise völlig matt
wie Ocker erscheinende. erst unter der Lupe in feinstes, glän-
zendes Fadengewebe sich auflösende dünne Adern in kaolinisch
zersetztem Porphyr bildet, der erzreichen Diabas durchbrochen
und überlagert hat.
3. Der Vortragende gab sodann eine gedrängte Uebersicht
seiner wichtigsten Forschungsergebnisse aus den letzten 12 Jahren
über die drei niederrheinischen Vulcancentren des Siebengebir-
ges, des Laacher See’s und der Eifel. Einige dieser Er-
gebnisse wurden seither in TscHermaxX's Mittheilungen, in den
Sitzungsberichten der niederrheinischen Gesellschaft. in den Ver-
handlungen des Bonner naturhistorischen Vereins und in dieser
Zeitschrift mitgetheilt; eine umfassende Bearbeitung des von dem
Vortragenden angesammelten Materials bleibt jedoch einer grös-
seren Abhandlung vorbehalten.
A. Das Vulcangebiet. dessen Mittelpunkt das Siebengebirge
ist. berührt sich mit den beiden anderen genannten Gebieten an
dem Ahrthal, bezw. an dem Brohlthal, und enthält mitteltertiäre
bis mitteldiluviale Vulcangebilde.e Die Eruptivgesteinsmassen da-
selbst ruhen, soweit Aufschlüsse die Unterlagen erkennen lassen,
fast sämmtlich unmittelbar oder mittelbar wenigstens theilweise
auf einer mehr oder minder bedeutenden Tuffmasse. So ging
auch der ältesten Siebengebirgischen Eruption. derjenigen der
typischen Trachyte, eine Tuifablagerung vorher. welche sonach die
älteste vulcanische Bildung in den genannten drei Centren ist.
Dieselbe war ursprünglich offenbar von bedeutender Ausdehnung,
ähnlich wie die älteste wesentlichere des Laachersee - Centrums
(s, u.). und war wohl auch ebenso in einem ringförmigen Krater-
rand abgesetzt, welcher indess später durch vuleanische und flu-
viatile Thätiekeit grösstentheils zerstört worden ist; nach der
Vertheilung der Auswürflinge und der Neigung der noch vorhan-
denen Trachyttuffschichten zu urtheilen, wäre das Centrum jenes
ältesten Siebengebirgskraters etwa nahe an Königswinter liegend
zu denken.
An diesem Kraterrand stiegen der Reihe nach die verschie-
denartigen Trachyte, Andesite und Basalte empor, je mit eigen-
artigen Tuffunterlagen, unter welchen sich die andesitischen durch
röthliche und die basaltischen durch dunkle, bräunliche Farbe und
823
eigenartige Auswürflinge zunächst von den meist lichten Trachyt-
tuffen unterscheiden.
Die Aufschlüsse von äusseren Contaetwirkungen beschränken
sich auf säulige Absonderung und Verkieselung von Trachyttuff
durch Basalt. wohl auch Durchträukung tertiärer Schichten durch
heisse, mit Basalt- oder Andesiteruption verbunden gewesene Aus-
brüche von Kieselsäure; der Stenzelberger Andesit hat an dem
Contact mit seinem Tuff eine opalartige Masse, die in der Lage-
rung, wie auch äusseren Gesteinsbeschaffenheit den unreinen Ob-
sidianen von Michoacan in Mexico und Alaghös in Armenien ganz
nahe kommt.
Sehr gut sind an den Eruptivgesteinen des Siebengebirgi-
schen Gebietes die inneren, intensiveren Contactwirkungen zu
sehen, hervorgebracht an eingeschmolzenen Schichtgesteins - Frag-
menten, — zuweilen auch der Einfluss solcher auf die Bildung des
Eruptivgesteins selbst. Metamorphische Schiefer mit Andalusit
oder Chiastolith und (nach VoseLsanG) Korund, Cordierit. Spinell
sind je nach der Natur der einbettenden Masse eigenartig ver-
ändert: in dem Trachyt sind sie „trachytisirt*, rissig aufgebläht
worden, eleich diesem, und in den Hohlräumen mit Sanidin ete.
besetzt; in kalkreichem Andesit erscheinen Schieferfragmente !) in
ähnlicher Weise mit Galcit imprägnmirt. In den Basalten macht
die Häufigkeit isolirter Saphire und Zirkone wahrscheinlich, dass
Fragmente krystallinischer Schichtgesteine bis auf jene ganz
schwer schmelzbaren Bestandtheile gänzlich eingeschmolzen und
in dem Magma gelöst wurden; nur in seltenen Fällen sind
auch solche. als Glimmerschiefer und Hornblendegneiss. wohl
auch Cordieritgreiss erhalten. Andererseits stellen vielleicht die
Olivinkryställchen des Basaltes nichts anderes als eine gleich-
mässige Wiederausscheidung der überschüssig aus Olivinfels ge-
lösten Magnesia vor?).
!) Vergl. Verhandl. d. naturh. Vereins zu Bonn, Sitz.-Ber., 1888,
pag. 62.
”) Ueber die Herkunft der Olivinaggregate des Basaltes kann man,
wie mir scheinen will, kaum zweifelhaft sein. Man muss sich doch an
die Thatsachen halten: wir haben auf der einen Seite die Thatsache
des Vorkommens archäischer Olivinfelsmassen (in Norwegen, im Fich-
teleebirge etc.), andererseits diejenige einer Breccie metamorphischer
Schieferfragmente in den Trachyten und Andesiten etc. Wenn man
mit letzterer die Olivinfelsbreccie niederrheinischer Basalte, wie des
Finkenberges bei Bonn und der Eifeler Auswürflinge vergleicht, kann
man über die Herkunft dieses Olivinfelses nicht in Zweifel sein. Die
Basaltmasse stammt ihrer Zusammensetzung nach aus anderen, wahr-
scheinlich grösseren Tiefen, als die trachytische und andesitische;
jene darf also, selbst an gleicher Stelle, überwiegend auch andere
Nebengesteinsfragmente eingebettet enthalten. Das Mikroskop
824
Seltener sind Contacterscheinungen an den auch weniger
ınassenhaft eingebetteten Fragmenten metamorphischer Schichtge-
steine in den älteren Tufflagen des Siebengebirges. Diese
Fragmente enthalten theilweise ferner Zirkon, Granat. Saphir und
Chlorosaphir. (s. 0.) und zwar ebenso. wie gemeinen Korund, als
makroskopische Gemengtheile. Die derartigen Gesteinsein-
schlüsse der Tuffe haben oft die unbestreitbaren Kennzeichen
typischer Auswürflinge und genügen allein schon zu völliger Wi-
derlegung einer jeden gegen die Tufnatur des einschliessenden
Gebildes ausgesprochenen Ansicht; dieselben sind ferner noch in
dreierlei Beziehung von hervorragendem Werth: erstens tragen
sie fast ausnahmslos die deutlichsten. theilweise extremen Belege
dafür an sich. dass ihre gegenwärtige krystallinische oder halb-
krystallinische Natur dynamometamorphen Ursprungs ist; zwei-
tens stellen sie eine ganz vollständige Uebergangsreihe von
unkrystallinischem Thonschiefer an bis zu völlig krystallinischen
Schichtgesteinen gneissartigen Aussehens vor, man kann an den-
selben das Nasciren und Wachsen der Krystallgebilde förmlich
belauschen. Drittens sind unter diesen Fragmenten Gesteinsbil-
dungen gewöhnlich. wie solche bisher an der Oberfläche. und
überhaupt, kaum noch bekannt gewesen sind, — wie die fast
ausschliesslich aus gleichmässigem Gemenge von Saphir und An-
dalusit bestehenden gneissähnlichen Massen.
Die letzte, zeitlich sicher bestimmbare Vulcanthätigkeit des
Siebengebirgischen Umkreises ist diejenige des Rodderbergkraters
bei Bonn, welche nach den Untersuchungen des Vortragenden
senau in der mitteldiluvialen Interglacialzeit abschliesst ').
B. Das Laacherseegebiet ist gegen den Siebengebirgischen
Umkreis wohl geschieden, da ersteres Feldspathbasalte nicht her-
vorgebracht zu haben scheint; aber in die Vordereifeler Vulcan-
gebilde hat es durch seine Nephelin und Leucit führenden Tra-
banten einen vollständigen Uebergang. ’
Die vulcanische Thätigkeit in dem Laacherseegebiet fällt der
Hauptsache nach offenbar in diejenige Zeit, in welcher das Sie-
bengebirgische Centrum seine Eruptionen beschloss, — in die
mitteldiluviale Interglacialperiode.
kann in dieser Sache kaum etwas entscheiden; wenn man sieht, wie
innig in den Siebengebirgischen Andesiten ete. die schwarzen Schiefer-
fragmente mit der Eruptivmasse verschweisst sind, welcher energische
Materialaustausch bei diesem Einschmelzen stattgefunden hat, so wird
man etwaigelähnliche Uebergänge der Olivinfelsstücke in Basalt oder
Lava nicht als Unterlage zu einer Annahme concretionärer Entstehung
derselben benutzen können.
!\ Vergl. diese Zeitschrift, 1888, p. 814.
Auch in dem Laacherseegebiet konnte der Vortragende durch
seine Untersuchungen eine früher streitige Hauptfrage zum Ab-
schluss bringen: der Laacher See selbst ist ein typisches
Maar und keine Thalsperre; er ist von einem noch sehr voll-
ständigen Kraterrand umgeben. dessen Aufbau. wo immer derselbe
durch Hohlwege etc. aufgeschlossen ist, überall das gleiche Profil
gleichartig und eigenartig zusammengesetzter dunkler, an der
Innenseite nach dem Seespiegel. an der Aussenseite in umge-
kehrtem Sinne einfallender Tufschichten zeigt. |
Die Laacher Bimssteintuffe, abgesehen von denjenigen des
Gänsehalsgebietes, müssen wohl der Hauptsache nach als Aequi-
valente jener dunkeln, losen Tuffe des Kraterkammes selbst. und
als gleichzeitige Producte des gleichen Hauptkraters betrachtet
werden: denn in verschiedenen Richtungen, am besten nach
Nordost, kann man den allmählichen Uebergang nicht nur des
dunklen Laacher Tuffes in den hellen Brohler Trass, sondern
auch der trachytartigen Laacher Bomben bis zu typischem Bims-
stein verfolgen. welcher noch die charakteristischen Mineralien
ersterer vereinzelt porphyrisch eingestreut enthält: die specifisch
leichteren Theile der Aschen und Lapille gelangen bei den Eru-
ptionen in höhere Regionen und durch den Luftstrom weiter
entfernt zur Ablagerung. als die schweren. Seine Verfestigung
hat der Trass lediglich durch chemische Eigenart jener leich-
teren Theile erlangt. unter Einfluss der Gebirgsteuchtigkeit; er
ist ein rein äolisches Gebilde und der Hauptsache nach so wenig
ursprünglich unter Wasser abgesetzt. wie nach MıTscHEerLicH die
Eifeler Tuffe.
Der frühere Laacher Trassmantel ist jetzt grösstentheils
verschwunden; relativ schwache Zeugen dieser grossartigen Zer-
störung sind noch die mächtigen alluvialen Bimssteinlager der
prähistorischen Thallössstufe von Andernach - Neuwied.
Zu dem Bemerkenswerthesten gehören auch in dem Laacher-
seegebiet die Auswürflinge und Einschlüsse von Schichtgesteins-
fragmenten. welche. wie in dem Siebengebirgskreis, zum Theil
sämmtliche und wiederum eigenartige Phasen vulcanischer Meta-
morphose, und zwar dort nicht selten auch mechanischer Natur,
zeigen. In dieser Eigenart der Umwandlung, wie in den Gesteins-
arten der Fragmente selbst, haben die Laacher 'Tuffe und Laven
mit den Siebengebirgischen Eruptivgesteinen nur wenige Punkte
gemeinsam, mit den dortigen Tuffen höchstens die Anwesenheit
von Korund, Disthen. Zirkon, Granat und Andalusit. Auch an dem
Laacher See haben -- bereits vorher metamorphische — Gesteine
in Menge die Unterlage jener also secundären. vulcanischen
Metamorphose gebildet; hier sind jedoch für Einwirkung regio-
826
naler Dynamometamorphose keine bestimmten Belege zu finden,
es dürfte meist generale plutonische. oder granitische CGontact-
umwandlung stattgefunden haben.
Die merkwürdigsten Producte vuleanischer Metamorphose an
dem Laacher See sind wohl die von dem Vortragenden beschrie-
bene vulcanische Erweichung und nachträgliche Faltung von Schicht-
gesteinen, die Aufblähung solcher zu bimssteinartiger Masse (Pu-
micisirung) und die dort sicher verfolgbare gänzliche Auflösung
des Schieferfragmentes in vuleanischem Magma bis auf einzelne,
etwas schwerer schmelzbare. als Anhaltspunkte für den Beobachter
dienende Bestandtheile (die Flecklinsen im Fleckschiefer).
In letzterem Fall können die Sanidine der Grundmasse zwi-
schen den restirenden Gemengtheilen des einstigen Schichtgesteines
selbstredend auch Glaseinschlüsse haben. Wo immer daher für
metamorphische oder Urgesteine charakteristische accessorische
Mineralier. wie Korund. Zirkon, Granat ete.. etwas schwerer
schmelzbar, als Quarz, Feldspath oder Glimmer, massenhaft und
gar noch in planparalleler Aggregation in Eruptivgesteinen sich
finden. wird der von den thatsächlichen Verhältnissen Ausgehende
deren Herkunft aus Urgesteinen annehmen müssen. Selbst in
solchen Fällen, wie in demjenigen des Laacher weissen Zirkons,
dessen Neubildung durch vulcanische Einwirkung wahrscheinlich
ist, wird eine Entstehung des betreffenden Auswürflings durch
extremste vulcanische Auflösung aus einen metamorphischen Ur-
gestein anzunehmen sein. Sind doch in rheinischen Eruptivge-
steinen auch Zirkon und selbst Korund hier und da angeschmolzen,
während nicht weit davon ganz leicht schmelzbare Einschlüsse
gauz oder theilweise ungeschmolzen erscheinen können.
GC. Das Vulcangebiet der eigentlichen Eifel ist bekanntlich
in zwei Gruppen geschieden: die ältere, dem Siebengebirge näher
liegende der hohen Eifel ist von dem Gebiet des letzteren in
dem Ahrthal nicht scharf getrennt, die Zeit ihrer Entstehung
fällt ganz nahe mit derjenigen der Siebengebirgischen tertiären
Eruptivgesteine zusammen- und reicht nur mit der Bildung ihrer
phonolithischen Massen wohl in etwas spätere Zeit hinein, mit
welchen sie die Verbindung zu den nachtertiären rheinischen
Eruptionen herstellt.
Die Entstehung der vulcanischen Vordereifel dagegen fällt
der Hauptsache nach offenbar in dieselbe Zeit, wie die Vulcan-
bildungen des Laacher See’s, insbesondere der Trabanten des
letzteren. — also in das Plistocän. Während dieses Eifeler
Gebiet sich in seinen eigentlich vulcanischen Gebilden denen des
L,aacherseegebiets ja entsprechend eng anschliesst, entspricht die
aus den krystallinischen Schichtgesteinsfragmenten der letzteren
827
erkennbare Natur der dortigen tieisten Unterlage aus solchen
Schichten sehr nahe derjenigen von Einschlüssen siebengebirgischer
Basalte: hier wie dort finden sich allein in den drei Vulcan-
gebieten unzweifelhaft generalmetamorphische und Urgesteine. von
typisch archaeischem Gepräge. — in der Eifel ausser dem
auch in Basalten vorhandenen Oliviniels, Glimmerschiefer und
Hornblendegneiss noch Hornblendegneiss mit Pistazit oder Olivin.
Hornblendeschieter. ferner stellenweise in grosser Menge grauer
Gneiss, zum Theil von Freiberger nicht zu unterscheiden. Der
Olivintels dominirt nur an einzelnen Stellen unter diesen Frag-
menten. wie bei Treis und Meerfeld. anderwärts fehlt er oder es
überwiegen doch weitaus die gneissartigen Auswürflinge.
Einzig in ihrer Art ist bekanntlich die Vordereifel durch die
Häufung der mit Wasser gefüllten Kraterbecken, der Maare, in
verhältnissmässig so geringen Entfernungen von einander.
=
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. NN 0.
v. K&nen. KeınHack. WEBER. V. ALBERT.
Zusätzliche Bemerkung.
In den vorstehend abgedruckten Protokollen (S. 790) ist der
Wortlaut der an dem zweiten Sitzungstage von den Herren OP-
PENHEIM und Kosmann gestellten und abgelehnten Anträge auf
Abänderung der Statuten nicht wiedergegeben.
In Folge einer neuerlichen Anfrage der oben genannten bei-
den Herren und in der Erwägung. dass die von denselben ge-
wünschte Veröffentlichung des Wortlautes jener Anträge lediglich
die äussere Form der Protokolle über die Sitzungen der allge-
meinen Versammlung betreffe, hat der Berliner Vorstand in seiner
Sitzung vom 28. Nov. beschlossen, dass Jie Anträge ihrem Wort-
laute nach den Protokollen angeschlossen werden sollen !). |
1) 8. 29 der „Geschäftsordnung für den Vorstand der Gesellschaft“
(d. Zeitschr., Bd. 1, p. 31) bestimmt über die Veröffentlichung der
Protokolle der allgemeinen Versammlungen:
„In der Regel wird der Bericht über die allgemeine Versamm-
lung sofort zum Druck zu befördern sein, um zu Anfang des nächst-
folgenden Jahres zu erscheinen. Es wird jedoch einer der Schrift-
führer zu Berlin die dabei etwa noch vorkommenden Arbeiten,
welche nur die äussere Form betreffen können, zu besor-
gen haben.“
828
Dies geschieht in Folgendem:
Antrag des Herrn P. OÖrpEnHeEim:
Die allgemeine Versammlung der Deutschen geologischen
Gesellschaft in Freiberg i. Sachsen möge folgende Abänderung
der Statuten der genannten Gesellschaft in Erwägung ziehen.
S. 6 erhält nach Streichung des Passus „in Berlin“ folgen-
gen Wortlaut:
„Die Leitung der laufenden Geschäfte versieht ein Vor-
stand, bestehend aus:
Vorsitzenden,
stellvertretenden Vorsitzenden,
4 Schriftführern,
1 Schatzmeister,
1 Archivar. .
DI
Von diesen 9 Vorstandsmitgliedern müssen 4 (der Vor-
sitzende. 1 Schriftführer, 1 Schatzmeister und 1 Archivar)
ihr Domizil in Berlin haben. Die Wahl dieses Vorstandes
erfolgt in der allgemeinen Versammlung für das folgende
Geschäftsjahr nach einfacher Majorität. auf Verlangen in schrift-
licher und geheimer Wahl.- Bei-letzterer werden die von aus-
wärts eingehenden Stimmzettel mitgezählt. “
S. 7 erhält folgenden Wortlaut:
„Die Gesellschaft veröffentlicht eine Zeitschrift in Viertel-
jahresheften. Diese enthalten:
1. Berichte über die Versammlungen, Zutritt von Mit-
gliedern. ökonomische und andere Verhältnisse der
der Gesellschaft,
2. briefliche Mittheilungen.
3. kleinere Aufsätze.
Ueber die Aufnahme von Mittheilungen und Aufsätzen in
das Gesellschaftsorgan entscheidet der Redacteur, in streitigen
Fällen, wie stets Erstlingsarbeiten, insbesondere Doctor-Disser-
tationen gegenüber, eine aus 6 Fachgenossen zusammengesetzte
Redactions-Commission, welche aus 2 Mineralogen, 2 Geologen
und 2 Paläontologen zu bestehen hat.
Die Autoren sind allein verantwortlich für Inhalt und
Form ihrer Aufsätze. Eine Veränderung der eingegangenen
und zur Drucklegung angenommenen Manuscripte seitens der
Redaction durch Hinzufügungen und Streichungen ist demnach
nur im vollsten Einverständnisse mit dem Autor möglich, sonst
aber unbedingt ausgeschlossen!“
829
Antrag des Herrn B. Kosmann:
„Mit dem Amt als Schriftführer im Vorstande der Deut-
schen geologischen Gesellschaft darf Niemand betraut werden,
wer selbstständiger Herausgeber einer der „Zeitschrift der
Deutschen geologischen Gesellschaft“ verwandten Fachzeitschrift
oder an der Herausgabe einer solchen Fachzeitschrift be-
theiligt ist.“ })
An der Debatte betheiligte sich ausser den oben genannten
Herren noch Herr W. Dames.
Berlin, den 7. December 1891.
Der Schriftführer:
C. A. Tenne.
!) Der Wortlaut des 8. 6 und 7 der bestehenden Statuten ist
folgender:
6) Die Leitung der laufenden Geschäfte versieht ein Vorstand in
Berlin, bestehend aus:
einem Vorsitzenden,
zwei stellvertretenden Vorsitzenden,
vier Schriftführern,
einem Schatzmeister,
einem Archivar.
Die Wahl dieses Vorstandes: geschieht in der Januar-Sitzung für
das mit dieser Sitzung beginnende Geschäftsjahr nach einfacher
Majorität. Bei letzterer werden die von auswärts eingegebenen
Stimmzettel mitgezählt.
7) Die Gesellschaft veröffentlicht:
a. eine Zeitschrift in bestimmt erscheinenden Vier-
teljahrsheften. Diese enthalten:
1) Berichte über die Versammlungen, Zutritt von Mitglie-
dern, ökonomische und andere Verhältuisse der Ge-
selischaft;
2) briefliche Mittheilungen und
3) kleinere Aufsätze.
Die Aufnahme von Aufsätzen kann von dem Vorstande
($. 6) beanstandet werden, doch bleibt eine definitive
Entscheidung darüber der nächsten allgemeinen Ver-
sammlung vorbehalten.
b. Abhandlungen in besonderen Heften. Ueber den Druck
der Abhandlungen entscheidet ein Directorium, welches von
der allgemeinen Versammlung für das nächste Geschäftsjahr
ernannt wird.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLIIT. 3. 54
830
Anhang.
Bericht
über die im Anschluss an die allgemeine Versammlung aus-
geführten Excursionen.
Am 9. August Vormittags fuhren 35 Theilnehmer von
Freiberg nach Klingenberg und besuchten von hier aus den un-
teren Quadersandstein nnd Quarzporphyr bei Grüllenburg, den
Basalt des Ascherhübels, den Pechsteinporphyr bei Spechtshausen
und den Phyllit bei Tharandt. Nach kurzer Rast in Tharandt
wanderte man durch den Plauenschen Grund (Rothliegendes, Horn-
blendeporphyrit, Syenit, Pläner) nach Dresden und fuhr dann am
Abend nach Freiberg zurück. Die Führung hatten am Vormittage
Herr STELZNER - Freiberg, am Nachmittage Herr Brcx - Leipzig
und Herr VArar - Tharandt übernommen.
Am Nachmittage des 10. August wurden zunächst unter
Führung des Herrn Oberbergrath BıLrarz die Sammlungen, Tage-
anlagen und Aufbereitungswerkstätten der Grube Himmelfahrt bei
Freiberg und weiterhin unter Führung des Herrn Oberbergrath
Mergacn und der Beamten der kgi. Hüttenwerke die Muldner
Hütten und die mit denselben verbundene Münze besichtigt.
Nachdem man sich auch noch auf dem Hutliause der Hütten der
gastlichsten Aufnahme zu erireuen gehabt hatte, trat man den
Rückweg nach Freiberg an und besuchte auf demselben noch
einige Steinbrüche, durch welche im Gmeisse aufsetzende Gänge
von Quarzporphyr abgebaut werden.
Am Nachmittage des 12. August wurde von 49 Theil-
nehmern, denen sich diesmal auch mehrere Damen angeschlossen
hatten, ein Ausflug naclı Flöha gemacht und von hier aus, unter
Führung des Herrn Saver - Heidelberg. zunächst der durch
Fluidalstructur ausgezeichnete Quarzporphyr von Augustusburg.
hierauf diejenige, auf dem rechten Gehänge des -Zschopauthales
sut entblösste, durch Quarz und Fluorit verkittete Porphyrbreceie
besichtigt, welche die Ausfüllungsmasse der „Kunnersteiner Ver-
werfung“ bildet. Hierbei konnte man sich auch davon überzeu-
gen. dass durch diese Verwerfung Zweiglimmergneiss (Hangendes)
und Phyllit (Liegendes) in das gleiche Niveau gerückt worden sind.
An einer letzten Excursion, welche sich in der Zeit vom
13. bis 16. August an die Freiberger Versammlung anschloss
und am 14. von Herrn Lausr-Prag. an den übrigen Tagen von
Herrn STELZNER geleitet wurde, betheiligten sich an den ersten
beiden Tagen 46 bezw. 44, an den letzten beiden Tagen 37
bezw. 28 Fachgenossen.
831
Am 13. August wurden von Freiberg aus Moldau, Rehe-
feld, Altenberg, Zinnwald. das Mückenthürmehen und Graupen
besucht und am Abend Teplitz erreicht. Dadurch wurde ein
Ueberblick über die einseitige. nach Böhmen zu steil abfallende
Bruchspalte. welche das Erzgebirge bildet, gewonnen; gleichzeitig
wurde in Reheteld das in Phyllit eingebettete Kallsteinlager be-
fahren, in Altenberg die Pinge und in Zinnwald die Greisenhalden
besichtigt. In Altenberg waren durch Herrn Betriebsdirector
Vorıer und in Zinnwald durch Herrn Obersteiger MORGENSTERN
Grubenrisse. Erze und Hüttenproducte ausgestellt worden.
14. August. Nachdem am Vormittage zunächst eine Wan-
derung nach dem Teplitzer Schlossberge (Quarzporphyr, Phono-
lith) unternommen worden war, fuhr man über die Plänerkali-
Brüche von Hundorf nach Ladowitz, um hier unter Führung der
Herren Bergdirector Soxnntac und Markscheider Ba1L.THASAR die
Braunkohlentagebaue der Richard- Hartmann - Schächte zu besich-
tigen. Mittagsrast wurde auf dem Biliner Sauerbrunnen gehalten:
sodann wurde unter Führung der Herren Bergverwalter RUBESCH
und Brunnendirector Wınrter Einsicht von der Fassung der
Biliner Quellen und von den zur Füllung ihres Sauerwassers
dienenden Werkstätten genommen; endlich wurde über Kutschlin,
woselbst einige von der Gemeindeverwaltung angestellte Entblös-
sungen des Polirschiefers aufgesucht wurden, nach Bilin uud von
hier aus am Abend noch nach Aussig gefahren.
Am Morgen des 15. August wurde zunächst die Wostray
(Basalt) erstiegen; dann ging man an Felsen vorüber, die aus
Basalttuffen bestehen und von Nephelindolerit - Gängen durchsetzt
werden, wieder hinab zum Schreckenstein (Phonolith) und über
den Werkotsch (Säulen-Basalt) zurück nach Aussig. Der Nach-
mittag wurde durch eine Excursion im Gebiete des Rongstocker
Dolerites ausgenutzt, am Abend wurde Bodenbach erreicht.
Während sonach am 14. und 15. August ein Einblick in
das Böhmische Mittelgebirge und das demselben unmittelbar be-
nachbarte Braunkohlenbecken gewonnen worden war, galt der
16. August dem Quadersandstein-Gebiete der Sächsisch - Böhmi-
schen Schweiz und seinen Erosionsformen. Nachdem daher am
Morgen des 16. zunächst die im Quadersandsteine der Schäfer-
wand bei Bodenbach aufsetzenden Barytgänge in Augenschein ge-
nommen worden waren. wurden von Herrnskretschen aus das
Prebischthor, der Winterberg und der Kuhstall besucht. Endlich
fuhr man über Schandau nach Dresden. Hier fand die Excursion
ihren Abschluss.
832
Rechnungs-
der Kasse der Deutschen geologischen
Special-| Haupt-
Summe.
Bestand. de. 1889 41: wat. Kae Ki 1739 127
Einnahme - Reste:
5 Beitrape zu 25 Mk... men nr 125 —
23 NAdESEL A IZUBUTU HE! ERURTFHRIISEE I 900 |—
Titel
Capitel.
©
=
Einnahme. s=
An
rS
I|i.]| An Beiträgen der Mitglieder für 1890:
Laut beiliegender Liste vom 11.1. 90. 1
—= 1250M.
Davon ab von dem obigen Rest-
betrag von 125M.=4xX25M. = 100 „
| bleihen“ 7277 1150 |—
| Besser’sche Bunchhandlung: |
Laut Verzeichniss vom 3. 4. 90.
— 4896 M. 56 Pf. 2
—. 946 3
zusammen 5772M. 62 Pf.
Davon ab obiger Restbetrag
VON 1... 49 EH1R00. BIER IOORTZEIOE
Desgl. vom 24. 9. 9%.
bleiben . an 4872 [62
Ausserdem sind direct an Be Kadad ge-
zahlt:
3 Beiträge zu25M.. . = 50M. —Pf.
| 14 5 s: 20, GEN 23U 5,6
ZUSAMMER A un: 38l kr
| Summa Tih, 1 | 6354 |23
I
II). 1 Vom Verkauf der Schriften:
Vom Verkauf der Zeitschrift durch die
Besser'sche Buchhandlung . . . . 4
Summa Tit. I. für sich.
1227 —
II!. | An extraordinären Einnahmen:
An Geschenken: Nichts.
An Vermächtnissen: Nichts.
An Zinsen:
von den im Depot befindlichen 4proc. con-
solidirten Staatsanleihescheinen u. zwar: |
[eo Sol
a. von 8300 M. pro 166 |—
Seitenbetrag 166 |—] 10345 |50
833
Abschluss
Gesellschaft für das Jahr 1890.
En &,|Special- | Haupt-
RS =
= 2 Ausgabe. 28 Summe.
> al ae
Vorschüsse: ee
Ausgabe -Reste: — |
I Für Herausgabe von Zeitschriften
und Karten:
1: Für die Zeitschrift: |
a. Druck, Papier, Buchbinderarbeit: |
1. J. F. Starcke, hier, 1. Heft d. 42. Bandes |
LG MEIO BE 2
2. Derselbe, 2. Heft desgl. 927 „ 10 „ | 3/4
3. Derselbe, 3. Heft desgl. 1105 „ 65 „ | 5/6
4. Derselbe, 4. Heft desel. 985 „ 90 „ 7/8
5
. Ders., Hauptregister etc. 804 „
b. Kupfertafeln, Lithographien
E. Ohmann, Zeichnung u. Lithgraphie
etc. von 5 Tafeln 360M.
nDers Desel-,,. bh 5 TOR:
m
.
”
w. Pütz 5
” ”
” ”
ans
u:
” ” ” © 7
C. Krapf in München
2] 10 ” 370 „
» 8 nm 225 „
a Do
„ 4 ” 288 „
468 „
Desgl. von 3 Tafeln 285 „
9. Victor Wolff, 1 Karten-
zeichnung. . or,
10. E. A. Funcke in Leipzig,
Lithographie von 3 Tafeln 448 „
11. H. Hauschild, 1 Holz-
schnitt . ee ON
k2.G. Meisenbach in Mün-
ebens 5 Gliches = 7 Ihae
13. Adolph Renaud, Druck
dereratel I... Abe
14. Otto Berner, Zeichnungen 1002;
15. Bruno Kell
16. A. Birkmaier in Juning,
2 Tafeln
17. Heinr. Riffarth, B) Photo-
Bruck von 22l'afeln .*. \'6L.,
60 .
en etc. ec le
lithographi
“ in München,
Seitenbetrag 3203 M.
— 9 | 4600 135
etc.:
— Pf. | W
— ,„ 22
un pe
|
0,1 28
49 Pf. 6400 |35]
III
—
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2
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| Capitel.
b.
C.
d.
834
Einnahme.
von 6000 M. pro I. Semester 1890 .
20 „ 2 TR uartal 1890
5000 „ „ II. Semester 1890
zusammen
Erlös aus dem Verkauf von 4proc. conso-
lidirten Staatsanleihescheinen:
a. im Betrage von 1000 M
b
@
d
e
r
1064 M. 20 Pf.
1998. 00.
1576 „ 90,
1265090.
1587 „ 25 „
251, 2,
. Desgl. von 1200M.
. Desgl. von 1500 M.
. Desel. von 1200M.
. Desgl. von 1500 M.
. Desgl. von 2100 M.
I
Summa Tit. II.
Summa der Einnahmen
Uebertrag
5/6
7/8
9/10
11/12
13/14
15/16
Me BI M. |4
Special- | Haupt,
Summe.
166 |—| 10345 |50
20,
Bl =
100
A
9043 [70
9513 \70
19859 |20
| |
835
p)
e = Ausgabe.
So
71-3 Uebertrag 3203 M. 42 Pf. 4600 35] °— ı—
18. Heinrich Riffarth, Photo- |
lithographien etc. . iiber 18, 29 |
19. Ders. Desgl. al20E,, =, 30
20. Ders. Desal. 272 190, Sl | |
21. Berliner Lithogr. Institut, | |
Druck etc. von 4 Tafeln bader 205 32 | |
22. Dass., desgl. von 1 Tafel 100 „ — , 33 | |
23. Dass., desgl. von 4 Tafeln 318 „ 80 „ 34 |
24. Dass., desgl. von 2 Tafeln 358 „ 50 „ 35
k 4928 |87
Summa Tit. 1. | 9529 |22
I An Kosten für die allgemeine Ver-
sammlung.
1. Prof. Dr. Steinmann in Freiburg i. Br. |
Diverse Auslagen für Programme etc. |36/40 45 170
Tit. I. für sich. |
II Zu Anschaffungen für die Bibliothek. |
1. H. Wichmann, Buchbinderarbeiten 4] | 108 185
2. Ders. Desal. 42 | 531551
un; N 43 | 2860
4. Dr. Ebert, Auslagen . 44 18 |65
5. R. Zwach, Bretter 45 29 120
6. A. Eichhorn, Aufziehen von Karten 46 7150
Summa Tit. Il. 245 |65
IV Sonstige Ausgaben.
1 An Büreau- und Verwaltungskosten:
1. Dr. Tenne, Honorar für das 1. Quartal |
150M. — Pf. | 47
PeDesel. tur d. 2. Quartal . 150, — „ 48 |
Sebesel. fürd. 3. Quartal 150, , 49 | |
4. Desel. für d. 4. Quartal . 150, — , 50
5. Dr. Ebert, Honorar für
das 1. Quartal BON, 51
6. Desgl. für d. 2/3. Quartal 100 ,„ — „ 52 |
7. Desgl. etc. für d.4. Quartal 56 „ 50 „ 53
8. Dr. Koken u. Dr. Tenne, |
Honorar für das Register 800 „ — „ 54
9. Rendant Wernicke, desgl. |
pro 1890 . 2000, 55 |
Seitenbetrag 1906 M. 50 Pf. — |—1 9820
57
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E 3 Ausgane. IE Surmnnes
FE I | A“ Isl M 14
ıvı Uebertrag 1906 M. 50 Pf. | | 9820 I57
10. Aufseher Beyer, Honorar |
920. 1.. April .1890/91 . In a, 56
11. Schneider, Versendung d.
Separatabzüge 15, ee, 57 | |
| 12. Carl Fränkel, Falzmappen 1, 720%, 58
| 13. Christmann, Selbstbinder-
mappen Se 5 |
| i 14. Händeler, i Adresse . 64 — ,„ 61 |
| 15. E. Rölcke, 1 Trauerar- |
rangement. I Ar 62 | 2026 70
2 | Porto und Botenlöhne: |
| 1. Prof. Dr. Dames, Portoauslagen |
PFMEHO PR 063 |
2. Derselbe, Desg!. DERANSO ,, 64
3. Derselbe, Desel. . 2105, .80,, 65 |
4. Dr. Tenne RE 66 |
5. Derselbe, IERR0F,, 67
6. Dr. Ebert 1972280: 2.168711
7. Rendant Wernicke, Dessl. 100,590... 12
8. Ed. Prüfer, Fracht Dr AIE 13
9. Sieth, Transportauslagen DAN 14
10. Besser'sche Buchhand-
lune, Portoauslagen . .. 482 ,„ 55, 15 617145 |
3 Ankauf von Staatspapieren:
1. Diskonto-Geselisch., 4°/ Consols über
5000 M. 76/771 538790
Summa Tit. IV. 8032 |05
24 Auf das Jahr 1891 zu übertragender
Kassenbestand | 2006 |58
Summa ' 119859 |20
Berlin,
den 1.
August 1891.
Der Schatzmeister
der Deutschen geologischen Gesellschaft.
Dr. LORETZ.
Die Unterzeichneten haben die Hauptrechnung pro 1890/91 der Zeitschrift
der Deutschen geologischen Gesellschaft mit den Belägen verglichen und richtig
befunden.
— Freiberg i./S.,
den 11.
August 1891.
EDUARD Koch.
Dr. ADOLF SCHENCK.
Druck von J.F. Starcke in Berlin.
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Zeitschrift
äb
Deutschen geologischen Gesellschaft.
4. Heft (October, November, December) 1891.
A. Aufsätze.
1. Der Granitstock des Elsässer Belchen in
den Südvogesen.
Von Herrn W. DEECKE in Greifswald.
Hierzu Tafel XLVIII.
Literatur.
E. DE BıLıy, Esquisse de la geologie du Departement des Vosges.
Ann. soc. d’emul. des Vosges, VII, 2, p. 295—340, 1850.
— — Carte geologique du Departement des Vosges au 80 mille,
4 feuilles. Paris 1848.
E. CoHEn. Ueber einige Vogesengesteine L. J., 1883, I, p. 199.
E. CoLLOomB. Exemple d’endomorphisme du granite des Vosges.
Bibl. univers. de Geneve. Arch. sc. phys. et natur, VIII,
p- 257, 1848.
W. DEECKE. Glacialerscheinungen im Dollerthal. Mittheil. d. Comm.
f. d. geol. Land.-Unters. v. Els.-Lothr., Bd. II, p. 1—16, 1889.
DELBOS et KÖCHLIN-SCHLUMBERGER. Description geologique et mi-
neralogique du Departement du Haut-Rhin, 1866.
A. DELESSE. Memoire sur la constitution mineralogique et chimique
des roches des Vosges: Syenite du Ballon d’Alsace. Arch.
d. sc. phys. et natur. Supplem. & la Bibl. univers. de Ge-
neve, No. 20, 1847.
— — Sur la constitution min6ralogique et chimique de la Syenite
des Ballons dans les Vosges. Compt. rend., XXV, 1847,
p. 103.
— — Memoire sur la constitution mineralogique et chimique des
Vosges. Syenite du ballon d’Alsace. Ann. des mines, Ser. 4,
XII, p. 667—698, 1848, P. V1.
— — Ueber den Syenit des Ballon d’Alsace L. J., 1848, p. 769
bis 778.
DUFRENOY et E. DE BEAUMONT. FExplication de la Carte g£eolo-
gique de la France, I, p. 267—486, 1841.
Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 4. 55
840
G. MEYER. Beitrag zur Kenntniss des Culms in den südlichen Vo-
gesen. Abhandl. z. geol. Spezialkarte v. Elsass-Lothringen,
IV, H. 1, 1832
A. OSANN. Beitrag zur Kenntniss der Labradorporphyre der =
gesen. Ebenda, III, H. 2, 1887.
ROSENBUSCH. Mikroskopische Physiographie der Mineralien ind
Gesteine, 2. Aufl., 1887, Bd. I.
E. SCHUMACHER. Geologische Beobachtungen in den Hochvogesen.
Mitth. d. Commiss. f. d. geol. Untersuch. v. Elsass-Lothrin-
gen, 1I, 1889, p. 18.
E. THIRRIA. Statistique mineralogique et geologique du Departe-
ment de la Haute-Saöne. 1833.
— — Carte geologique du Departement de la Haute-Saöne. Mem.
d. ’Acad&mie d. Strasbourg, I, 2, 1833.
In dem südlichsten Abschnitte der Vogesen, dessen bekann-
teste, wenngleich nicht höchste Erhebung der Elsässer Belchen
oder Ballon d’Alsace ist. bildet ein grösseres Granitmassiv, der
„Belchengranit“. den Kern des Gebirges. Dies Massiv be-
sitzt annähernd die Gestalt einer langgestreckten Ellipse mit
West-Ost gerichteter längerer Axe und einer Oberflächenausdeh-
nung von ungefähr 60 | |Kilometer. Rings um den Granit legt
sich ein zusammenhängender Mantel von paläozoischen, meist wohl
carbonischen Grauwacken mit sehr wechselndem Habitus. Nur
im Nordwesten. in der Nähe des Moselthales treten auch ältere
krystalline Gesteine, wie Gmeisse und zweiglimmerige Granite
(Granites des Vosges, DELESsE), an das genannte Massiv hinan.
Obwohl der Belchengranit seinen Namen nach dem Elsässer
Belchen führt. liegt doch die Hauptentwicklung des Gesteines
nicht am Kamme in der Nähe des erwähnten Berges, sondern
westlich desselben auf dem südlothringischen Plateau. Als west-
lichsten Punkt dieses Granitvrorkommens giebt E. pe BızLıy auf
seiner geologischen Karte des Departement des Vosges den Ort
Le Plain de Coravillers (Dept. de la Haute-Saöne) im Thale
des Breuschin an. Von dort erstreckt sich das Gestein in einem
sich allmählich verbreiternden Bande gegen den Vogesenkamm,
dicht vor demselben zwischen den Dörfern Ramonchamp und
Servance seine grösste Ausdehnung in nord-südlicher Richtung
erreichend. Weiter gegen .Östen nimmt die Breite wieder ab.
Der Granit überschreitet in bedeutend schmälerer Zone‘ den Ge-
birgskamm und lässt sich auf deutschem Gebiete bis gegen Ober-
bruck im Dollerthale verfolgen, wo er unter Grauwackenbedeckung
verschwindet.
Fällt demnach auch die Hauptentwicklung des Stockes auf
die Westabdachung der Vogesen, so erlangt derselbe trotz seiner
geringen Verbreitung an der Kammlinie doch nur hier eine für
die Orographie und landschaftliche Gestaltung des Gebirges her-
841
vorragende Bedeutung. Denn im Gegensatze zu dem ausgedehnten,
sanft gegen Westen geneigten, seeenreichen Hügellande finden wir
hier in der Nähe der Grenze stattliche. Granitberge von ungefähr
1250 m Höhe und einer überaus charakteristischen Kuppelform
(Ballon d’Alsace, Ballon de Servance)!). Da ferner diese für
die Landschaft der Südvogesen so sehr bezeichnenden Berge zu-
gleich zu den höchsten Punkten des Gebirges gehören, bestimmen
sie die hydrographischen Verhältnisse ihrer näheren, wie weiteren
Umgebung. An ihren Abhängen nämlich, besonders an den ge-
gen Westen gerichteten, schlagen sich die von den warmen Süd-
westwinden mitgeführten Wassermassen nieder, sodass hier zahl-
reiche kleinere oder grössere Bäche ihren Ursprung nehmen.
Dieselben strömen radial angeordnet nach allen Seiten (auf der
Westseite in grösserer Zahl) herab und gehören theils zum Fluss-
gebiet des Rheines, theils zu dem der Rhone. Die wichtigsten
derselben sind:
1. auf französischem Gebiet la Savoureuse, l’Oignon, le Breu-
schin und die südlichen Quellflüsse der Moselbtte,
2. auf deutscher Seite die drei Quellbäche der Doller: die
Doller, der Holenbach und der Neuweiherbach.
In Folge dieser orographischen Bedeutung erscheint die
schmale Granitzone des Kammes als die. wichtigste Partie des
ganzen Stockes und als eigentlicher Kern des Gebirges. Somit
dürfte denn auch der hier für das ganze granitische Massiv ge-
wählte Name „Belchengranit“ oder die ältere, von DELEssE
herrührende Bezeichnung „Syenite des Ballons“ volle Berech-
tigung haben.
Dieser Belchengranit ist bereits mehrfach Gegenstand der
Untersuchung gewesen. Besonders hat sich Deessze mit ihm
beschäftigt und zahlreiche fundamentale Beobachtungen über die
mineralogische Zusammensetzung des Gesteines und chemische
Beschaffenheit der einzelnen darin auftretenden Mineralien in meh-
reren Aufsätzen und Notizen niedergelest. Für vorliegende Un-
tersuchung ist vor Allem die Bemerkung von grösster Wichtigkeit.
dass der sogen. Syenit nicht in allen seinen Theilen gleiche Be-
schaffenheit zeige, sondern gegen die Peripherie des Stockes in
Korn und Habitus eine allmähliche Aenderung erleide. Indessen
wurde damals diese Differenzirung keiner genaueren Untersuchung
unterworfen.
!) Vielleicht spielt die französische Bezeichnung dieser Knppen
auf ihre Gestalt an; indessen wird Ballon in dieser Verbindung viel-
fach nur als eine Französirung des altgermanischen „Belchen“ erklärt.
99
842
Fast ausnahmslos sind die von DeLesse gemachten Angaben
unverändert von den späteren Geologen der Südvogesen, vor Allem
von Köchin und DELBOS in ihre Publicationen übernommen. Der
einzige wesentliche Fortschritt im Vergleich zu ersterem Autor
besteht in der geographischen Umgrenzung des Granitstockes ge-
legentlich der in den Departements Ht. Rhin, Ht. Saöne und
Vosges Ende der sechziger Jahre ausgeführten geologischen Karten-
aufnahme. Aber auch diesmal wurde auffallender Weise der rand-
lichen Differenzirung des Gesteins nicht die gebührende Beachtung
geschenkt. Seit dem Kriege sind in den letzten beiden Jahr-
zehnten nur kleinere Bemerkungen über Vorkommen, chemische
und mineralogische Zusammensetzung einzelner Theile des Stockes
oder der in demselben aufsetzenden Gänge veröffentlicht; als solche
wären hier die Notizen und Aufsätze von ROSENBUSCH, ÜOHENnN,
Ösann und SCHUMACHER zu nennen. (Vergl. die Literatur-
übersicht.)
Vorliegende Arbeit soll nun, aut die Untersuchungen von
DELESSE zurückgreifend. die damals angeregte Frage nach der
Differenzirung des Granits zum Abschluss bringen, soweit dies
nach Beobachtungen im Dollerthale möglich ist. Dabei werden
natürlich die allgemeinen geologischen Verhältnisse der Gegend
mit zur Besprechung gelangen müssen, umsomehr, als der Bau
des Gebirges für die jetzige Vertheilung der einzelnen Gesteins-
varietäten von maassgebenden Einflusse gewesen ist.
Eine abschliessende Bearbeitung dieses Themas hätte aller-
dings eine gleichzeitige Berücksichtigung der benachbarten fran-
zösischen Gebietstheile erfordert. Leider musste jedoch wegen
der augenblicklich höchst unerquicklichen Verkehrsverhältnisse im
Grenzbezirk davon Abstand genommen werden. zumal die drako-
nischen Bestimmungen des französischen Spionagegesetzes eine
geologische Begehung der von Sperrforts gekrönten Höhen bei
Giromagny und St. Maurice für einen Deutschen nahezu un-
möglich machen.
I. Verbreitung des Granits im Zuflussgebiet der Doller').
Sieht man vor der Hand von den verschiedenen Varietäten
des Granits ab und betrachtet nur die Gesammtverbreitung des-
selben im Dollerthale, so erhält man die auf der beigegebenen
Karte (Taf. XLVII) eingetragene Umgrenzung. Letztere wurde
durch Begehung des Gebirges im Herbste 1585 und 1889 fest-
gestellt und weicht in vielen Punkten von den älteren Einzeich-
!) Verel. DELBOS u. KÖCHLIn, Bd. I, p. 180 #.
8 ) l
845
nungen ab. Am besten stimmen noch die Eintragungen auf der
von KÖCHLIN-SCHLUMBERGER und DerBos herausgegebenen Karte
des Departement du Ht. Rlıin. während die pe Bırıy'schen An-
gaben auf der Carte geologique du Dept. des Vosges ungenau
sind und nur ein unvollkommenes Bild von der Vertheilung der
Massengesteine im oberen Dollerthale darbieten.
Nach meiner Erfahrung sind zwei durch eine Grauwacken-
zone getrennte Granitpartieen zu unterscheiden. von denen die
eine am Kamme, die andere im mittleren Dollerthale zwischen
Oberbruck und Sewen auftritt.
Wie aus der Karte ersichtlich, gehört zu der ersten Partie
die ganze Kamm- und Grenzlinie. zwischen dem Wisgrüt und
Neuberg. Innerhalb derselben steigt der Granit zu beträchtlicher
Höhe empor (Rundkopf oder Pointe Chaume, 1116,6 m; Grosser
Langenberg 1136,4 m) und bildet vor Allem die gewaltige dom-
artige Masse des Elsässer Belchen. Vom Neuberg verläuft die
westliche Begrenzung des Granits vor dem Col des Charbonniers
den Kamm verlassend über die Almen der oberen Gratzen (Gres-
sons superieurs) und Oberen Bers, dann quer durch den Sternsee
bis an den Fuss des Rothwasen, wo der Granit endigt. Von
hier führt die östliche und südöstliche Grenze über den west-
lichen Abhang des Rimbachkopfes zum Gustiberg. den Mittleren
Gratzen und hinab zum Stauweiher des Alfeld im Seewenthal.
Jenseits der letzteren steigt sie durch das Enzengesick zum Klei-
nen Langenberg hinauf, überschreitet das Wagenstallthal und
erreicht endlich wieder den Ausgangspunkt, das Wisgrüt (1123,1).
In dieser etwa 8000 m langen und in der Breite sehr wech-
selnden Granitzone entspringen die wichtigsten Zuflüsse: des Dol-
lerbaches: der Seebach, der Neuweiherbach, der Holen- und der
Wagenstallbach. Bei ersteren drei sammeln sich die Quellwasser
in eigenthümlichen. kesselförmigen Becken zu kleinen Seeen an,
welche als solche heutigen Tages allerdings wohl nur noch künst-
lich zu industriellen Zwecken gehalten werden; es sind von Nor-
den nach Süden: der Sternsee, die beiden Neuweiher und der
neu angelegte Alfeldsee.
‘Die zweite Granitpartie tritt nur mit ihren obersten Theilen
zu Tage und bildet nur die Abhänge des Dollerthales zwischen
Sewen und Oberbruck sowie die Mündungen der sich auf dieser
Strecke öffnenden Seitenthäler. Der westlichste Punkt liegt am
Südende des Sewensees. Von dort zieht sich einerseits die Grenz-
linie südlich von Sewen am Hohenstein vorbei bis zu dem Striedel
genannten Hause im Graberthale und weiter dicht oberhalb Dol-
lern vorbei bis zum Steinbruch unterhalb Oberbruck. Die andere
nördliche Grenze läuft vom Sewensee zum Rotheberg, dann an
"844
der Basis des Wüstkopfes entlang bis zum oberen Theile von
Oberbruck, wo sie den Rimbach überschreitet und dicht bei dem
Kirchhofe mit ersterer zusammentrifft. Das Dollerthal liegt daher
auf etwa 4 Kilometer in Granit, und zahlreiche isolirte Fels-
kuppen der Thalsohle zwischen Sewen und Dollern deuten an,
dass die Granitränder der Thalfurche einst mit einander in Ver-
bindung standen und erst durch Erosion von einander getrennt
“wurden. 36
Das ganze zwischen beiden Granitpartieen und südlich, süd-
östlich oder östlich von denselben gelegene Gebiet besteht aus
Grauwacke, ebenso wie der schmale, zwischen dem: Granit und
der Landesgrenze eingeschobene Streifen am Neuberg und Roth-
wasen.
II. Mineralogische Zusammensetzung des Granites.
Nach der mineralogischen Zusammensetzung können wir drei,
durch Uebergänge mit einander verbundene Granitvarietäten unter-
scheiden. Nämlich:
1. Biotit führender Amphibolgranit, den Typus des Belchen-
granites,
Ausitbiotit-Granit und
(Juarzarmen. Aueitdiorit-ähnlichen Amphibolgranit.
BYE SO)
Grössere Verbreitung erlangen nur die beiden ersten.
I. Biotit führender Amphibolgranit.
Der eigentliche Belchengranit ist ein grobkörniges, selten
mittelkörniges, aus Feldspath, grüner Hornblende, Quarz und
accessorischem Biotit zusammengesetztes, lichtes Gestein, welches
in der Regel durch grössere, säulenförmige, verschieden gefärbte
Orthoklase eine porphyrartige Structur annimmt. Letztere theilt
dasselbe mit dem grossen Granitstocke der Mittelvogesen, dem
sogen. Kammgranit, während im Uebrigen beide Gesteine einen
durchaus verschiedenen Habitus zeigen!). Dieser typische, por-
phyrartige Belehengranit setzt mit geringen Ausnahmen die erste,
oben näher begrenzte Granitzone am Vogesenkamm zusammen.
Ausgenommen sind nur die Abhänge des oberen Wagenstallthales,
zwischen dem Grossen Langenberg (1072,7 m) und dem Wisgrüt,
der Rücken des Kleinen Langenbergs und eine schmale Zone
1) E. CoHEn. Das obere Weilerthal und die zunächst angrenzen-
den Gebiete. Abh. zur Spec.-Karte von Elsass-Lothringen, Bd. III,
H.3.218895 P:7220:
:845
"oberhalb der Senmnhütte Neuberg. Diese letztere Partie gehört
ebenso wie die Umgebung des Wisgrüt zum Augit führen-
den Typus. während am Kleinen Langenberg die dritte, diori-
tische Varietät entwickelt ist. Von ganz besonderer Wichtigkeit
ist aber der Umstand, dass man zwischen dem obersten Gipfel
des Grossen Langenberges (1158,4 ın „les Fortifications“ der Fran-
zosen) und dem Wisgrüt Schritt für Schritt die allmähliche Um-
wandlung des normalen Belchengranits in den Augit führenden
verfolgen kann. Diese Veränderung äussert sich zuerst in dem
Verschwinden der grossen Orthoklas-Einsprenglinge; dann tritt ein
feineres, - mittleres Korn ein, und schliesslich bei weiterer Ab-
nahme des letzteren an Stelle der primären Hornblende Uralit
und Augit. Am Neuberg dagegen ist eine solche u
Differenzirung nicht nachweisbar.
Die Hauptverbreitung des BL NEE Belcehengranits liegt
aber in Frankreich. Derselbe bildet nämlich nicht nur die West-
und Südabhänge des Elsässer Belchen und das Massiv des Ballon
de Servance, sondern reicht auch im Thal von Giromagny bis
zum sogen. Saut de la Truite hinab. Bemerkenswerther Weise
scheint dort, sowie sich der Granit dem ÜContacte mit der Grau-
wacke nähert, z. B. am letztgenannten Orte, gleichfalls die fein-
körnige, augitische Varietät aufzutreten, wenigstens muss man die
Angaben von Derzos und Köchin in diesem Sinne auslegen.
Schliesslich erstreckt sich der grobkörnige Granit noch weit
gegen Westen bis in das Gebiet des Oignon und Breuschin,
wahrscheinlich sogar bis nach Le Plain de Coravillers; denn es
stimmen die von DELESSE gegebenen Beschreibungen des dort ent-
wickelten Granits bis auf unwesentliche Abweichungen mit dem
Vorkommen am Elsässer Belchen durchaus überein: Randliche
Veränderungen fehlen indessen in diesem Gebiete oder dürften
zum Mindesten undeutlich ausgeprägt sein.
In losen Blöcken findet sich schliesslich dieser Granit auf
beiden Seiten der Südvogesen weit verbreitet und besitzt in dieser
Form als sogen. „Leitblock* für den Nachweis der Flussrichtung
diluvialer Gletscher in den Thalfurchen des Gebirges eine her-
vorragende Bedeutung. Dies gilt besonders für den Ostabhang,
wo derselbe als anstehender Fels lediglich auf die Höhen unmittel-
bar am Kamme beschränkt ist, in Form erratischer Blöcke sich
aber bis Langenfelde nachweisen lässt.
Auch die äussere Erscheinungsform ist bezeichnend.. Man
erkennt ihn sofort an der gleichmässig kuppelförmigen Gestalt
der Berge (Rundkopf, Elsässer Belchen). wodurch er im Land-
schaftsbilde zu den aus Sedimenten - bestehenden Höhen (Rimbach-
846
kopf, Bärenkopf etc.) in augenfälligen Gegensatz tritt. Dazu
kommt ausserdem der verschiedene Pflauzenwuchs; denn während
die Grauwackenkuppen des oberen Dollerthales meist von Wald
oder diehtem Gebüsch bedeckt sind, trägt der Granit nur aus-
gedehnte Almen, welche sich vom Wisgrüt bis zum Sternsce in
einem fast ununterbrochenen Bande hinziehen. Dieser alpine
Charakter und wohl z. Th. auch die runde Form, soweit sie
nämlich nicht durch die diluviale Vergletscherung bedingt ist,
lassen sich als eine Folge der langsamen Verwitterung des Ge-
steins auffassen, welche zwar an der Oberfläche eine Unzahl
grosser, häufig nach Kubikmetern messender Blöcke hervorbringt,
jedoch nicht im Stande ist, die für den Baumwuchs unentbehr-
liche Ackerkrume zu schaffen. Dagegen entstehen an steilen Ab-
hängen, in Kesselthälern oder an Punkten, wo sich die Block-
massen über einander thürmen, Scenerien von eigenthümlichem
Reiz und wirklich grossartiger Wildkeit (Anstieg zu den Neu-
weihern, Untere Bers, Sternsee, Alfeld etc.)
Abgesehen von geringen Schwankungen der Farbe und mine-
ralogischen Zusammensetzung ist der typische Belchengranit ein
sehr gleichartiges Gestein. Gewöhnlich ist es grau, nimmt jedoch
je nach der Farbe und Menge „des vorherrschenden Feldspathes
fleischrothe, schwach violette, grünliche oder weissliche Töne an.
Das Korn ist in der Regel ein mittleres, zuweilen etwas in’s
Grobe gehendes; hie und da begegnet man grosskörnigen, feld-
spathreichen Massen, doch sind dieselben stets local beschränkte
Erscheinungen (Alfeldbassin.. Varietäten mit feinerem Korne
kommen in grösserer Entfaltung nur am Südabhange des Grossen
Langenberges vor; wirklich feinkörnige Partieen sind äusserst
selten und von mir nur am Neuberg beobachtet worden, Von den
ähnlich struirten basischen Ausscheidungen gilt dasselbe, wodurch
sich dies Granitmassiv neben anderen Merkmalen vom Kammgranit
scharf ‚unterscheidet.
Nicht minder gleichförmig ist die mineralogische Zusammen-
setzung. Orthoklas, Plagioklas, Quarz, grüne Hornblende, Biotit
und Titanit sind überall und schon mit blossem Auge erkennbar.
Unter dem Mikroskop kommen noch Apatit, Magnetit, Ilmenit,
Zirkon, Pyrit hinzu, und local treten auch Augit und Eisenglim-
mer als accessorische, Epidot, Chlorit und Carbonate als secun-
däre Bestandtheile auf. Andere Mineralien sind bisher nur in
den Quarzgängen gefunden, welche den Granitstock in mehreren
Richtungen und in nicht geringer Zahl durchziehen.
Der in Folge seiner Menge zweifellos vorwaltende Gemeng-
theil ist der Orthoklas, welcher allein in doppelter Ausbildung
847
in grossen sänlenförmigen Krystallen und in unregelmässigen Kör-
nern auftritt.
Die grossen Orthoklase sind gewöhnlich fleischroth, bisweilen
schwach violett, seltener weisslich gefärbt und erreichen eine
Länge von 6 em. Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetz, sowie
zonarer Aufbau sind allgemein verbreitet. Letzterer ist meistens
nur an der Peripherie der Individuen vorhanden und dort in Folge
von zonar angeordneten Glimmer- oder Hornblendeeinschlüssen
vielfach auch makroskopisch sichtbar. Als Interpositionen finden
sich alle wesentlichen Gemengtheile des Granits, besonders Am-
phibol, Biotit, Quarz und Plagioklas, daneben gelegentlich Titanit
und Eisenerze. Die umschlossenen basischen Gemengtheile zeigen
mitunter scharfe Krystallumrisse, der Plagioklas bildet meistens
lange, parallel eingewachsene Leisten, während der Quarz stets
nur in Körnerform auftritt. Diese Orthoklase sind ferner wenig
scharf gegen das Nebengestein abgegrenzt, besonders gehen die
benachbarten kleinen Quarze mit dem grossen Feldspathe innige,
vielfach mikropegmatitische Verwachsungen ein, was ebenso wie die
Einschlüsse von Quarz und Orthoklas auf relativ späte Ausschei-
dung dieser grösseren Krystalle aus dem Magma hinweist. — Das
spec. Gewicht wurde an Bruchstücken zu 2,52 —2.56 bestimmt.
Die chemische Zusammensetzung ermittelte DELESSE an einem
allerdings wohl nicht ganz reinen Material vom Ballon de Ser-
vance. Analyse I. wurde 1848), Analyse II. 1853) ausgeführt.
1 d8
BI02 20 .02..304:20, 504.91
AN ÜEE IT S
05, „us 0,5077 Spur
Bau 26002.2050,7027,.0.78
Meer eu, BO 7er. 0865
Nas0 el ee)
1002, wen #10 58:11 07
HE0WE>, ur DO, AOBR. —
9.36 399,06:
Spec. Gewicht 2,551.
Die Verwitterung dieser Feldpathe geht nur langsam vor
sich, und da dieselben widerstandsfähiger sind als das sie um-
gebende Gestein. treten sie bei Einwirkung der Atmosphärilien
!) Neues Jahrbuch, 1848, p. 769—778.
”) Comptes rendues, 1853, p. 484.
848
auf der Oberfläche höckerig hervor. Doch sind selbst solche
halb ausgewitterte Krystalle unter der dünnen Zersetzungsrinde
im Innern noch vollkommen frisch.
Neben diesen grossen Orthoklasen kommen im kleinkörnigen
Gesteinsgefüge ausserdem noch unregelmässige Körner von mono-
klinem Feldspath vor. welche sich im Allgemeinen nicht wesent-
lich von ersteren unterscheiden. Auf dem südlichen Gehänge des
Grossen Langenbergs, wo die Korngrösse des Granites allmählich
von der Höhe nach dem Thale zu abnimmt, werden die grossen
Krystalle nach und nach durch die Orthoklaskörner ersetzt, und
man kann dabei mit Sicherheit erkennen, dass die Unterschiede
der in anderen Varietäten scheinbar so scharf getrennten Feld-
spathe nur in der Form ihres Auftretens bestehen. z
Zum Orthoklas gesellt sich ein grünlich oder gelblich weisser,
schwach fettglänzender Plagioklas. Derselbe bildet nur unregel-
mässige Körner, in der Hauptgesteinsmasse niemals Einspreng-
lingse Vom Orthoklas unterscheidet er sich, abgesehen von der
Färbung durch die leichte Verwitterbarkeit, auf welcher vorzugs-
weise die schnelle Entstehung einer rauhen Gesteinsoberfläche be-
ruht. U.d.M. ergiebt sich ferner, dass, wie in den meisten
Graniten. der Plagioklas mit zahlreichen Individuen an der Zu-
sammensetzung des Gesteins theilnimmt. Derselbe ist meistens
getrübt, zeigt Zwillingslamellen von mittlerer Breite und führt,
abgesehen vom fehlenden Quarz, dieselben Einschlüsse wie der
Orthoklas. Sein optisches Verhalten, wie vor Allem die von
DeLesseE festgestellte chemische Zusammensetzung lassen auf An-
desin schliessen, wie Letzterer bereits hervorgehoben hat. Der
weisse Feldspath ergab die unter I. angeführte Analyse. Unter
II. ist die gleichfalls von Derssse stammende Analyse eines
korallenrothen Feldspaths von Le Plain de Coravillers angeführt,
welcher nach seinem ganzen Auftreten dem Plagioklas des typi-
schen Belchengranites entspricht und auch nahezu die gleiche
Zusammensetzung hat. Deresse vermuthet daher. dass die rothe
Farbe lediglich durch secundäres. infiltrirtes Eisenoxyd (0,99 pCt.)
hervorgerufen sei. Am Elsässer Belchen kommt solch rother
Plagioklas nicht vor.
(Siehe die Analysen pag. 849.)
Der Quarz bietet keinerlei bemerkenswerthe Eigenschaften.
Seine Farbe ist grau. Spannnungserscheinungen und polysynthe-
tische Felderung sind verhältnissmässig selten; mikropegmatitische
Verwachsungen kommen wenig vor und sind auf die erwähnten
randlichen Partieen der grossen Orthoklase beschränkt.
Plagioklas- Analysen zu pag. 848:
E I.
SO. 33.:0.58,92 De
ASOSN N 47 125:05 24,59
F&80:3 . . Spur 0,99
Ca0Er nn. 4,64 4,01
N Oh 0,39
KOUF IN ,. 2206 2,54
Nas H. . 1,0 1.99
EROUE CL, 27 0,98
IP 100.00:
Spec. Gew. . 2,683 263:
Wichtiger für die Charakterisirung des Granits ist die Horn-
blende, welche makroskopisch als dunkel grüne, säulenförmige
Individuen erscheint. U. dd. M. zeigen diese bisweilen undeutlich
zonaren Bau und sind in der Regel compact, da gelappte oder
zersetzte Kıystalle auf Ausscheidungen und gangartigen Bildungen
beschränkt sind (z. B. bei der Sennhütte Neuberg). Durchsichtig
wird die Hornblende mit grasgrüner Farbe. welche sich, abge-
sehen vom Pleochroismus, in den verschiedenen Theilen des
Stockes gleich bleibt. Der Pleochroismus ist kräftig mit Farben-
wechsel zwischen dunkel grün zu licht gelb-grün; die Absorption
ist normal a ) finden wir überall die Synonymie durch-
geführt, während P. FıscHher®) neuerdings einem ganz eigenarti-
gen Compromissstandpunkte huldigt und, während er den Namen
Congeria als Subgenus von Preyssensia« mit NEUMAYR für die
dickschaligen Typen des österreichischen Neogen (C. subglobosa
Partsch und Verwandte) anwendet, andere, von PArTscH eben-
falls als Congeria beschriebene gleichzeitige Formen wie die C.
den Namen Dreyssena für die typischen Repräsentanten der Gattung
wie polymorpha und beschränke den Namen Congeria auf jene Unter-
gattung, welche die grossen aufgeblasenen Formen des Tertiär, wie
©. subglobosa, 0. Partschi, C. rhomboidalis, C. triangularıs umfasst
und für welche SANDBERGER den Namen Fnocephalus MÜNST. ver-
wendet hat“.)
!) PAuL FIscHER. Emuneration monographique des especes du
genre Dreissena. Journal de Conchyliologie, VII, 1858, p. 123 ff.
?\ Melius Dreissensa (Moquin TANDoN).
®) Ce mot doit s’ecrire Aenocephalus de alivds ingens et zewaAn
caput et non de eis uncus et xepaAr.
*) K. A. ZırteL. Handbuch der Palaeontologie. Palaeozoologie,
IT, p. 43, München und Leipzig 1881-— 1885.
5) G. STEINMANN. Elemente der Palaeontologie, p. 285, Leipzig
1890.
°) PaAuL FIscHer. Manuel de Conchyliologie et de pal&ontologie
conchyliologique, p. 973, Paris 1887.
959
spathulata einem Subgenus Mytdlopsis Conranp!) = Praxis H.
u. A. Apams°) zuweist, welches für die lebenden Formen auf
Grund der Septalapophyse ohne jedwede Berücksichti-
sung der Parrtscm’schen Bezeichnung aufgestellt wor-
den war.
Mit der Erschaffung dieser beiden fast gleichzeitig entstan-
denen Subgenera erreicht die Verwirrung ihren Höhepunkt! Wir
haben nunmehr, abgesehen von orthographischen Variationen,
für welche Dreyssensia, Dreissensia, Drressensia, Dreissena,
Driessena, Drressenta etc. ein beklagenswerthes Beispiel bilden,
8 fast identische Bezeichnungen für denselben Formenkreis
(Dreyssensia, Teichogonia, Mytilina und Mytilomya , letzterer
Name von CAnTrRAınE gelegentlich gebraucht) auf der einen
-—— (Congeria, Enocephalus, Praxis und Mytlopsıs auf der
anderen Seite, und man hat an diesem Beispiele wieder Ge-
I) T. A. Conrad. Description of a new genus of the family
Dreissenidae. Proceedings of the Academy of Natural Sciences of
Philadelphia, 1857; Philadelphia 1858, p. 167. CoNnRAD giebt folgende
Diagnose: „Shell mytiliform, attached by a Byssus; hinge with a sep-
tum, beneath which on the cardinal side is a triangular cup - shaped
progress: cartilage groove rather deep.“ — Die Gattung wurde von
CONRAD für seinen schon 1830 beschriebenen Mytilus leucophaeatus
aufgestellt. Diese Form scheint aber jedenfalls eher zu Septifer als
zu Dreyssensia zu gehören; sie soll runzelige Epidermis besitzen
(with a very rugose epidermide) und auf Ostrea virginiana festgeheftet
vorkommen. In seiner ersten Mittheilung (Journal of the Academie of
Natural Sciences of Philadelphia, Vol. VI, p. 2, Philadelphia 1830)
erklärt CONRAD seinen Myt. leucophaeatus für eine echt marine Form
(inhabits the southern coast of the U. S.), in der zweiten behauptet
er, dass sie „inhabits the rivers of Virginia and probably further south,
where the water is brackish, resembling Cyrena in that respect and it
is found in great abundance attached by its byssus to Ostrea virgi-
niana.“ Es liegen hier viel Widersprüche vor; denn selbst wenn wir
CONRAD zugeben wollen, dass sein Myt. leucophaeatus ein Flussbe-
wohner ist, so scheint ein derartiges Vorkommen für die Ostrea, auf
deren Schalen er sich festheften soll, keineswegs erwiesen. Die 1830,
l. e., t. 11, f. 13 gegebene Abbildung der Form erinnert, soweit sie
kenntlich, durch das Vorhandensein von Längsrippung auf der Ober-
seite an Septifer, im Uebrigen ist sie sehr undeutlich. Die Type selbst
scheint ziemlich selten zu sein, da das hiesige Museum für Natur-
kunde laut freundlicher Mittheilung des Herrn Prof. E. v. MARTENS
kein einziges Exemplar derselben besitzt! Eine neue Untersuchung
derselben wäre sehr wünschenswerth; vor der Hand lässt sich der
Verdacht nicht abweisen, dass Mytilopsis CONRAD ein Genus ist,
welches heterogene Elemente, Septifer- und Congeria-Arten (nach Con-
RAD Dreissenia domingensis RECL.) in sich umfasst und schon aus
diesem Grunde zu streichen, beziehungsweise auf den Septifer zu be-
schränken wäre.
2) H u. A. Apams. The genera of recent Mollusca, Vol. II,
London 1858,
940
legenheit zu erkennen, zu welchen bedauerlichen Consequenzen
man gelangt, wenn Zoologie und Paläontologie nebeneinander
wirken, unbekümmert um die Verhältnisse der Nachbarwissen-
schaft, statt mit einander zu verschmelzen und in einander aufzu-
gehen! Und bei dieser Fülle von Formen sind rein vorübergehende
und schnell wieder verlassene Bezeichnungen noch gar nicht be-
rücksichtigt; so erwähnt z. B. Jay in seinem Catalogue of Shells
den Namen Dythalmia für unsere Gruppe, und Bronx stellte
seiner Zeit vorübergehend die Gattung (Cvelogonia für sie auf.
Nach der Definition der Gebrüder Anans (l. c.) umfasst das Sub-
genus Praxis Formen mit einer kleinen Platte am Septum (Shell
with a small lamina affıxed to the septum) und diese recht flüch-
tige Diagnose stimmt, wie wir gesehen haben, in ihren wesent-
lichen Merkmalen vollständig überein mit dem was ParrscH sei-
ner Gattung Congeria vindieirt! Dieses Subgenus Praxis H. u.
A. Anpams ist nun neuerdings (1879) von K. MiıLLer!) unter fol-
gender Begründung zum Range einer selkstständigen Gattung
erhoben worden: „Die Arten der Familie. welche Central- und
das nördliche Südamerika bewohnen, zeichnen sich dadurch aus,
dass das Ligament zwischen zwei Leisten eingeschlossen liegt und
dass sich an das erstere eine kleine. dreieckige. zahnartig vor-
tretende, nach innen gerichtete Lamelle ansetzt, die bei den Arten
aus anderen Gegenden fehlt. Diese Merkmale scheinen mir be-
trächtlich genug, um es zu rechtfertigen, die so ausgezeichneten
Arten als einem selbstständigen Genus angehörig zu betrachten.
Ich habe deshalb das von H. u. A. Anams aufgestellte Subgenus
Praxis zum Range eines Genus erhoben.“
Das hier ausgesprochene Verlangen einer generischen Ab-
grenzung der auf Westindien, Central- und Südamerika, wie West-
afrika heut localisirten Congerien von den europäischen Dreyssen-
sien, entspricht somit den Anschauungen, welche bereits PARTSCH,
wie wir gesehen haben, bei Schaffung des Genus besessen und
ausgesprochen hat; die Existenz von Praxis sowohl als Subgenus
wie als Genus ist daher unnöthig und der Name einzuziehen.
Wir kommen nunmehr auf Grund der vorhergehenden Er-
wägungen und Auseinandersetzungen zu folgenden Resultaten:
1. Die Gattungen Dreyssensia van BENEDEN (Tichogonia
RossmÄssLER, Mytilina und Mytilopsis CANTRAINE) und Congerra
PartscHh (Enocephalus Münst., Mwytilopsis Conrad, Praxis H. u.
A. Apams) sind weit davon entfernt, Synonyma darzustellen. Sie
unterscheiden sich scharf von einander durch anatomische Ver-
!) K. MILLER. Die Binnenmollusken von Ecuador. (S. CLESSIN:
Malacozool. Blätter, Neue Folge. I. Bd., Cassel 1879, p. 117.)
941
hältnisse der Schale und des Thieres (Muskelsystem), und die
letzteren dürften bei einer genaueren, vergleichend anatomischen
Untersuchung recenter Dreyssensien und Congerien wohl noch
mehr hervortreten. Insbesondere würde bei dieser Insertion
und Entwicklung des vorderen Byssusmuskels und seine Bezie-
hungen zur Ausbildung von Zahnstützen am Septalrande zu be-
rücksichtigen sein. Es dürfte bereits jetzt gefolgert werden
dürfen, dass der Byssusmuskel bei den kleineren und dünnschali-
seren lebenden Congerien eine viel gewaltigere Ausbildung erfährt
als bei den grösseren und dickschaligeren Dreyssensien.
2. Dreyssensia und Congeria sind beide heut noch existi-
rende Gattungen. Die erstere lebt im westlichen Eurasien und
vielleicht im südlichen Nordamerika’), die letztere ist auf West-
indien, Central- und nördliches Südamerika, wie Westafrika
beschränkt.
8. Der pontisch-caspische Charakter, welcher der Fauna des
österreichisch-ungarischen Obermiocän (pontische Stufe) zugespro-
chen worden ist”), findet bei ihren Hauptvertretern, bei den Con-
gerien, somit keine Bestätigung.
ı) Wenn Dr. OCumungiana RecLuz wirklich, wie ich bisher noch
zweifle, im Mississippi vorkommt, so würde sich NEUMAYR’s An-
schauung von dem Nichtauftreten von Dreyssensien in Nordamerika
also nicht bestätigen. Cf. M. NEUMAYR. Ueber einige Süsswasser-Üon-
chylien aus China. 1. c., p. 21. „Aehnlich verhält es sich mit der
Gattung Dreissena oder Congeria, die im jüngeren Tertiär eine grosse
Rolle spielt und in den verschiedensten Gegenden fossil vorkommt,
nur nicht in China und nicht in Nordamerika.“ Jedenfalls ist aber
das Auftreten von Dreyssensien im weitesten Sinne (Congerien in der
von mir gegebenen Fassung) in Nordamerika durch das Vorkommen
der Dr. americana RecLuz in Florida sicher gestellt!
?) Vergl. z. B. TuEoDorR Fuchs. Ueber die lebenden Analoga der
jungtertiären Paludinen-Schichten etc. Verh. d. k. k. geolog. Reichs-
anstalt, 1879, p. 300: „Nachdem es nun bekannt ist, dass die Fauna
der Congerien-Schichten im engeren Sinne die nächste Analogie mit
der Fauna des caspischen Meeres findet.“... Vergl. auch F. v. SAnD-
BERGER. Land- und Süsswasser-Conchylien der Vorwelt, p. 703 (Fauna
der Inzersdorfer Schichten). „Cyrenen und sonstige gegenwärtig nur in
Brackwassern tropischer Gegenden lebende Gattungen fehlen indess
vollständig. Wenn nun auch Dreyssenien und Cardien von der ange-
gebenen Beschaffenheit jetzt nur in dem sehr schwach gesalzenen cas-
pischen Meere zusammenleben .... so darf man doch nur im Allge-
meinen von einem caspischen Habitus der Fauna sprechen. Keine
einzige Art der Inzersdorfer Schichten ist nämlich mit einer in dem
erwähnten Meere lebenden identisch und sowohl Dreissenia als Car-
dium sind in einer solchen Mannichfaltigkeit von Formen in ihnen
entwickelt, dass die kleine Zahl der im caspischen Meere vorhandenen
ihnen gegenüber den Eindruck äusserster Verarmung macht. Die rie-
sigen Dreyssenien der Gruppe Aenocephalus sind wie alle Arten mit
942
4. Das Auftreten von Congerien im oberen Miocän an den
verschiedensten Punkten in Lagunenbildungen des Mittelmeeres
(Rhönemündung, Mittel-Italien, Sicilien) ist, da die Vorläufer die-
ser Formengruppe schon seit dem ältesten Tertiär in demselben
Bereiche vorhanden waren, keine besonders auffallende Erscheinung
und jedenfalls als Stütze für Continentaltheorien und Landzusam-
menhang nicht zu verwenden.
5. Die von v. SANDBERGER (l. c., p. 681) wieder aufgenommene
Müsster’sche Bezeichnung Aenocephalus für Congeria subglobosa
ParrschH ist, wie bereits NEumAayr!) seiner Zeit betont hat, eigent-
lich identisch mit Congeria und hätte so der Synonymie anheimzu-
fallen. Doch hätte ich nichts dagegen einzuwenden, wenn man den
Namen als Collectiv-Bezeichnung für die auffallend dickschaligen,
riesennaften Typen des oberen Miocän beibehielte, sobald man
sich bewusst wäre, damit eine rein künstliche Scheidung durch-
zuführen. Denn dass diese Formen „im Bau von lebenden Arten
viel abweichen“, muss ich mit Entschiedenheit bestreiten nnd ist
v. SANDBERGER den Beweis für diese seine Behauptung seinem
wissenschaftlichen Publikum bisher schuldig geblieben.
6. Waltet auch zwischen den Gattungen Dreyssensia und
ÖCongerta unter sich wohl zweifellos ein genetisches Verhältniss
vor, so scheint der Zusammenhang beider mit den Mytiliden
jedenfalls ein sehr lockerer, und sprechen sowohl die Verhältnisse
der Schale als die anatomischen Merkmale der Thiere gegen eine
innige Verbindung Zweckmässiger erscheint es mir für’s Erste
bis zur weiteren Klärung der gegenseitigen Beziehungen, beide
Apophysen der Ligamenipliatte in diesen Gegenden längst
erloschen, und nur wenige Cardien zeigen ausser der allgemeinen im
Bau des Schlosses und der Mantelbucht hervortretenden Analogie eine
nähere Verwandtschaft mit den lebenden.“ v. SANDBERGER ist, wie wir
hieraus wie aus mehreren Stellen seines Quellenwerkes (cf. p. 262, 337,
519 u. a.) entnehmen, einer der wenigen Autoren, welche den grossen
systematischen Werth der Septalapophyse bei den Congerien richtig
erkannt und gewürdigt haben. Auch mit der Verwendung des Mün-
STER'schen Namens Aenocephalus als Unterabtheilung für die dickscha-
ligen, gewaltigen Formen wie Congeria subglobosa, ©. Partschi etc.
könnte man sich einverstanden erklären, wenn man von der Künst-
lichkeit der gewählten Bezeichnung überzeugt ist. Um so auffallender
ist es, dass V. SANDBERGER die innigen Beziehungen der Congerien
zu den tropischen mit Septalapophyse versehenen Dreyssensien nicht
schärfer betont, dass er auf derselben Seite (p. 703) wenige Zeilen
weiter unten von Neuem erklärt, dass Melania Escheri und M. curvi-
costa „fast die einzigen Formen in der Fauna sind, deren Verwandte
jetzt im tropischen Klima leben“.
!) Siehe Anm. 4 p. 937.
945
Formencomplexe von einander zu trennen und für Dreyssensia und
Congeria eine neue Familie zu errichten, welche vielleicht sich
den Prasiniden Srouızka’s (Myoconcha?) mehr nähern würde als
den Mytiliden; in der ersteren Familie besitzt das Thier von
Phaseolicama VALENCIENNES, nach v. ZırteL!) „am meisten
Aehnlichkeit mit dem von Dreessena.“ Für diese neu zu schaf-
fende, die Gattungen Dreyssensta und Congeria vereinigende Fa-
milie würde ich den sehr bezeichnenden, wie wir gesehen haben,
ganz ungerechtfertister Weise der Synonymie anheimgefallenen
RossmÄssLer’schen Namen „Tichogoniden“ vorschlagen. Da, wie
die Dunkkr’sche Tabelle bereits beweist und wie wir im Fol-
senden noch weiter sehen werden, alle Formen des älteren Ter-
tiärs, deren Schloss zur Untersuchung gelangte, echte Congerien
sind, so erscheint es wahrscheinlich, dass die Gattung Dreyssensia
von der Gattung Congerta vielleicht in Folge von Verkümmerun-
gen des Fussmuskelapparats abzuleiten sein wird.
Es erscheint angebracht, hier einige Bemerkungen über die
anatomischen Verhältnisse der Tichogoniden, soweit sich dieselben
an der Schale bemerkbar machen, also insbesondere über Liga-
ment und Muskelapparat hinzuzufügen. Sind diese Verhältnisse
doch keineswegs so bekannt, wie man bei der Häufigkeit und
dem allgemeinen Interesse, welches sich mit unseren Formen,
sowohl mit den recenten als mit den fossilen, von jeher ver-
knüpfte, annehmen sollte; und gehen doch irrige Anschauungen,
wie die ParrscH's von dem doppelten Ligament der Formen-
gruppe, selbst in weit verbreitete Lehrbücher über, wovon STEIN-
MANN - DÖDERLEIN pag. 285 ein Beispiel liefert. Der Mus-
kelapparat z. B. lässt bei allen diesen Formen nur schwer die
Spuren seiner Wirksamkeit an der Schale erkennen; selbst bei
eben präparirten und bezüglich des Muskelsystems untersuchten
Dreyssensien hält es schon schwer, die Eindrücke auf der Schale
zu beobachten und später wieder zu erkennen; und Congerien
zeigen fossil wie lebend nur selten die Spuren der randlichen
Muskulatur.
Das Ligament ist also bei allen diesen Formen ein inner-
liches und einfaches; es liegt am Hinterrande in einer Grube,
welche vom Schalenrande nach aussen und von 1 bis 2 zahn-
artigen Hervorragungen nach innen begrenzt wird; diese letzteren,
oft auch als Schlosszähne bezeichnet, haben wohl functionell mit
diesen Stützen des Bivalvenschlosses nichts zu thun und dienen
ausschliesslich zur Fixirung des Ligamentes. Das Septum am
') K.A. ZırreL. Paläozoologie, II. Bd., München 1885, p. 44.
944
Wirbel steht mit dem Ligament in keinerlei Verbindung; es
functionirt alleinig als Stütze für den vorderen (kleineren) Scha-
lenadduktor ) (läme myophore PauL Fischer, Manuel, p. 972).
Von den übrigen 3 Muskeln liest der vordere Byssusmuskel,
von welchem wir schon des Wiederholten gesprochen, bei Dreys-
sensia, wie mich frische Exemplare gelehrt haben, auf der
Unterseite des Septums etwas nach dem Hinterrande geneigt;
er ist aber so schwächlich, . dass er, wenigstens an den von
mir untersuchten Exemplaren, keinen Eindruck am Septum
hinterlässt. Bei allen CGongerien liegt er ebenfalls in der Nähe
des Hinterrandes und des Ligamentes auf dem löffelförmigen
Fortsatze. Der hintere Adduktor der Schale, welcher bei den
Gongerien des Wiener Beckens, besonders bei der C. subglo-
bosa. PARTSCH oft eine bedeutende Grösse erreicht, liegt hier
wie bei den recenten Dreyssensien submedian, aber der Hinter-
seite des Thieres zugeneigt, in der Nähe des Aussenrandes. Es
setzt sich direct in den bandförmig ausgezogenen, langgestreckten
hinteren Byssus- oder Fussmuskel fort, welcher bis beinahe zum
Hinterrande zu verfolgen ist.
Es sei noch bemerkt, dass bei allen Tichogoniden der Wir-
bel nach vorn gedreht ist und dass die starke Verdickung zwi- _
schen Wirbel und Septum, welche die Congeria subglobosa z. B.
so deutlich zeigt, auch bei recenten Dreyssensien und Congerien
zur Anlage kommt. Die Verstärkung der Schalendicke bei den
fossilen Congerien des Wiener Beckens findet sich in analoger
Form bei den meisten Typen der pontischen Stufe (Melanopsiden,
Viviparen, Unionen) und dürfte wohl mit der Veränderung der
chemischen Beschaffenheit des Mediums zusammenhängen.
Zeitliche Verbreitung und Geschichte der Tichogoniden.
Die erste‘) echte Tichogonide, welche wir aus der Vorzeit
kennen, ist meiner Ueberzeugung nach der Mytılus membra-
!) Auch das doppelte Ligament, welches v. SANDBERGER (l. €.,
p. 682) der Dreyssenomya Schroeckinger zuschreibt, ist mir sehr ver-
dächtig. Wahrscheinlich diente auch hier die halbmondförmige Grube
an der Spitze als Stütze für den vorderen Adduktor! —
?\ Ueber Anthracoptera (Dreissena p. p. LUDWIG) aus der oberen
Steinkohlenformation (cf. ZırteL, Paläozoologie, I, p. 43) und ihre
systematische Stellung fehlt mir jedes Urtheil. — Was R. LupwIe
(ef. RupoLr Lupwıe: Die Najaden der Rheinisch-Westphälischen Stein-
kohlenformation und Süsswasserbewohner aus der Westphälischen Stein-
kohlenformation. Palaeontographica, VIN, Bd., Cassel 1859 — 1861)
p. 188 als Dreissena Feldmanni, Dr. dilatata und Dr. inflata "beschreibt
945
naceus Dunkers') aus dem Wealdenthon von Oberkirchen. Schon
Dunker hat dies vermuthet und ausgesprochen; in der eben eitir-
ten Arbeit (p. 25) scheibt er folgendermaassen: „Diese Muschel,
welche theils jungen Individuen von Mytelus edulis L., theils
denen des M. galloprovincralis Lam. — die vielleicht zu vereini-
gen sind — sehr nahe steht, habe ich bis jetzt nur im schwar-
zen Schiefer mit Cyrenen und Cyprzs - Arten von Obernkirchen
gefunden; sie ist jedoch nicht häufig. Bis jetzt kenne ich die
innere Beschaffenheit noch nicht; es bleibt daher unentschieden,
ob sie nicht vielleicht zum Geschlechte Dreissena (Techogonra,
Congeria etc.) gehört, welches sich dadurch von Mytılus unter-
scheidet, dass im Winkel einer jeden Valve eine kleine Quer-
wand sich befindet. Uebrigens zeigen sich Uebergänge von
Dreissena zu Mytılus und dürfte daher jene Querwand kein
generisches Unterscheidungsmerkmal abgeben, auch giebt es
sehr deutliche Dreissenae im Meereswasser und echte Mytii im
süssen Wasser“. Die letzteren Bemerkungen beziehen sich anschei-
nend auf das mit den Tichogoniden nicht verwandte und nur
äusserlich ähnliche Genus Septzfer, welches später?) von DunkKErR
selbst: abgetrennt wurde. In dieser letzteren, für den Gegenstand
grundlegenden, neun Jahre später veröftentlichten Arbeit spricht
sich der Verfasser bereits etwas entschiedener über den Mytelus
membranaceus aus. Er schreibt: „Mytılus membranaceus DER.
(Mon. des nordd. Wealdengebirges, p. 25, t. 11, f. 10 u.11a, b)
omnium specierum ab hoc usque tempus notarum fortasse est an-
tiquissima Dreissenta, quod tamen pro certo non affırmaverim,
cum mihi nondum eontigerit ut structuram testae internam exa-
minarem.*“ Man sieht, die Zweifel sind allerdings noch nicht
gehoben und eine Entscheidung daher bis zur Kenntniss des
Schlosses nicht zu fällen; doch spricht es entschieden für die
Tichogonien-Natur der besagten Muschel°), dass eine den Gegen-
und abbildet, sieht allerdings sehr Tichogoniden - ähnlich aus, auch
wird bei Dr. Feldmann? ein deutliches Septum angegeben und ge-
zeichnet. Doch haben sich v. KnEn (Versteinerungen aus dem west-
phälischen Steinkohlengebirge. Diese Zeitschr., 17. Bd., 1865, p. 270
u. 428) und v. SANDBERGER (l. c., p. 5) auf Grund grösserer Materia-
lien mit Entschiedenheit gegen die LupwiIg@’schen Anschauungen er-
klärt, ohne indessen speciell auf die Deutung des bei LUDwIe ge-
zeichneten Septum, welches doch zu Aviculiden nicht recht passen
dürfte, näher einzugehen.
‘) WIEHELM DUNKER. Monographie der norddeutschen Wealden-
bildung; Braunschweig 1846, t. 11, f. 10 u. 11a, b.
?) DUNKER. 1.c. De Septiferis et Dreisseniis.
®) SANDBERGER ist allerdings nicht mehr dieser: Ansicht. -Er-
946
stand und den Formenkreis so beherrschende Autorität wie Wir-
HELM ])UnkER stets geneigt war. auch ohne Beweise auf Grund
seines subjectiven Empfindens dafür einzutreten; denn dieses,
selbst wenn seine Begründung sich der Erklärung und des Be-
weises noch entzieht, ist meines Erachtens auch bei generischen
Bestimmungen ein wichtiger Factor, natürlich nur dann, wenn es
von Autoren ausgeht, die in den Gegenstand tiefer eingedrungen,
sich so zu sagen in ihn eingelebt haben! — Dazu kommt dann
in diesem Fall die grosse Dünnschaligkeit der Muschel, ihr aus-
schliessliches Vorkommen in einer reinen Süsswasserbildung mit
Cyrenen, Cypres - Schälchen und anscheinend auch Pyrguliferen;
kurz es scheint der Verdacht zum mindesten aus dem Auftreten
des sogenannten Mytilus membranaceus wohl berechtigt zu sein,
dass die Familie der Tichogoniden bereits im Wealden vorhan-
den war.
Ein zweites, vielleicht vortertiäres, jedenfalls aber tief eocänes
Auftreten der Familie der Tichogonien ist meiner Ueberzeugung nach
das Erscheinen der Congeria stiriaca RoLLz in den Ligniten von
St. Britz bei Ober-Skallis in Süd-Steiermark. Da die chronologische
Stellung dieser Ablagerung noch nicht mit Sicherheit festgestellt
ist und erst in letzter Zeit durch L. v. TauscH !) wieder ihr neo-
genes Alter betont wurde, so wird es hier nöthig, mit einigen
Worten vom Thema abschweifend, diesen Verhältnissen näher
zu treten:
In seinem ausgezeichneten Aufsatze über die Sotzkaschichten
in Steiermark und ihre geologische Stellung zählt RorLe?) unter
den seiner Ansicht nach diesem Complexe angehörigen Bildungen
allerdings auch die Süsswasserschichten von Schoenstein mit Me-
lanopsis gradata RoLLe auf und giebt als Hauptfundpunkt den
Graben an, „welcher in der Gemeinde Ober - Skallis nordöstlich
von Schoenstein an der Kirche St. Britz nach Westen verläuft“.
Er fügt aber sofort weiter unten hinzu: „Andererseits ist eine
gewisse allgemeine Analogie der Schoensteiner Süsswasserfossilien
schreibt (Land- und Süsswasserconch. der Vorwelt, p. 51): „Ich hatte
Gelegenheit, mich zu überzeugen, dass diese Art (MM. membranaceus
Dunk.) ein ächter, äusserst dünnschaliger Mytilus ist, keine Dreusse-
nia, wie ich früher glaubte. (Conchylien des Mainzer Tertiär-
beckens, p. 375.)*
!, L. v. Tausch. Ueber die Fossilien von St. Britz in Steier-
mark. Verhandl. der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1888, p. 192.
?) H. ROLLE. Ueber die geologische Stellung der Sotzkaschichten
in Steiermark. Sitz.-Ber. der k. Akad., math.-naturw. Classe, 30. Bd.,
1854, p. 1—33.
947
mit denen des englischen und norddeutschen Wälderthongebildes
auffallend und ich würde, wenn nicht einerseits die Sotzkaschich-
ten so ganz in der Nähe lägen, und nicht andererseits durch
Herrn Prof. Süss aus den Gosauschichten der Abtenau in Salz-
burg ein Süsswasseräquivalent der Gosauschichten, welches ganz
andere Einschlüsse (Melanopsis- und Nerzta-Arten) führt, nach-
gewiesen wäre, der Möglichkeit Raum gegeben haben, dass die
Schoensteiner Schichten ein Süsswasseräquivalent der an der
Südseite des Bachergebirges entwickelten marinen Gosaumergel
und Hippuriten - Kalke seien. Der zuerst erörterten Deutung ist
indess jedenfalls der Vorzug zu geben.“ Bereits 1857 hatte
Rorzz!) die Glanzkohlengebilde von Ober-Skallis besprochen und
die totale Differenz ihrer Fauna von derjenigen der Süsswasser-
gebilde des Wiener Beckens und des mittleren Steiermarks (Rein,
Strassgang, Eibiswald) hervorgehoben. Im Jahre 1860?) gelangt
er dann zu _der Ueberzeugung, dass die Süsswasserbildung von
Schoenstein eine ganz junge, wahrscheinlich pliocäne Erscheinung
darstellt; um so energischer tritt er dafür aber für das eocäne
Alter der Ablagerung von Ober - Skallis im Lubellinagraben bei
St. Britz ein und trennt auf Karte, Profil und Schema beide Se-
dimente scharf von einander. So schreibt er auf p. 19, 1. e.:
„Gleich im Südost unter dem Haus des Lukesch-Bauer zum Lu-
bellinagraben hinabsteigend, sieht man die festen, unter 40° ge-
neigten Mergelschiefer der eocänen Glanzkohlenbildung (Paludina
stircaca RoLLe u. s. w.) anstehen.“ Es wird hier also, wie wir
nochmals hervorheben wollen, von Rouzr scharf unterschieden
zwischen einer jung -neogenen, wahrscheinlich pliocänen Süss-
wasserbildung eines seine einstige Existenz noch in der Sage des
Volkes bewahrenden Seebeckens von Schoenstein und einer viel
älteren, dem nach der Ansicht des Autors eocänen Sotzkacomplexe
angehörigen Glanzkohlenbildung des Lubellinagrabens bei St. Britz
(Ober - Skallis), und für die letztere wird als Hauptleitfossil die
!) F. RoLLE. Geologische Untersuchungen in der Gegend zwi-
schen Weitenstein, Windisch-Gratz, Cilli und Oberburg in Untersteier-
mark. Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, VIII. Bd., 1857, p. 448:
Glanzkohlengebilde von Ober-Skallis:.... „Es kommen viele
Süsswasserfossilien hier vor, namentlich eine grosse Paludine in Menge,
dann auch. wiewohl seltener, Unio, Dreissenia u. a. Diese Fossilien
sind sowohl von denen der Süsswasserschichten des Wiener Beckens,
als auch von denen des mittleren Steiermarks (Rein, Strassgang, Eibis-
wald) durchaus verschieden.“
?) F. ROLLE. Die Lignitablagerung des Beckens von Schönstein
in Unter-Steiermark und ihre Fossilien. Sitz. - Ber. der k. Akad. der
Wissensch., math.-naturw. Classe, 41. Bd., Wien 1860, p. 7 ft.
948
Paludina stirtaca RoLLz aufgeführt. Im Jahre 1861 beschreibt
dann Rorız!) die Oyrena hgnitaria aus dem, wie er sich etwas
nachlässig ausdrückt, Glanzkohlengebilde von Schoenstein im süd-
lichen Steiermark, doch wird die Provenienz dieser sehr typischen,
an die Formen des älteren Eocän erinnernden Species deutlich
durch den Zusatz. „zusammen mit Paludina stiriaca RoLusE u. A.*
(l. c., p. 218); aus der jungneogenen Ablagerung von Schoenstein
selbst werden von Rouzs keine Fossilien angegeben, welche sich
auch nur oberflächlich mit seiner Oyrena konitaria in Verbindung
bringen lassen, und würde auch der sehr alterthümliche Habitus,
welchen die letztere Form zeigt, eigenartig contrastiren mit
dem jugendlichen Gepräge der übrigen Bewohner dieses Beckens.
Dieser alterthümliche Charakter der Oyrena lignitaria Rolle wird
auch von Srur in seiner „Geologie der Steiermark“ ausdrücklich
und nachhaltig betont. wie auch andererseits diese Form wie die
übrigen von RorzLz aus dem Lubellinagraben bei St. Britz be-
schriebenen Typen (Melanopsis gradata, Paludina stiriaca u. a.)
nur von dieser Localität angegeben und ausschliesslich dem
Sotzkacomplexe, nicht jüngeren Vorkommnissen zugerechnet wer-
den. So schreibt Stur auf p. 542 seines Werkes: „Neben
diesen häufigsten Molluskenresten ist die von Rorrz als (Oyrena
hignitaria bestimmte Muschel dadurch von grosser Wichtigkeit,
als ihre generischen Verwandten bisher nur im älteren Theile des
Tertiärs gefunden wurden.“ Ebenso p. 543: „Sie alle stehen
hier als Beweis dessen, dass wir die Sotzkaschichten nur als eine
Ablagerung des Neogen zu deuten haben, — mit Ausnahme der
yrena lignitaria, deren generische Verwandtschaft mit älteren
Tertiärformen auf ein verhältnissmässiges höheres Alter der Sotzka-
schichten schliessen lässt.“ Wie wir sahen, bestand bereits für
die älteren Autoren eine gewisse Schwierigkeit, die ganz loca-
lisirtte und in ihrem Habitus stark antikisirende Fauna des Lu-
bellinagrabens in ihrem Sotzkacomplexe unterzubringen, und wir
finden es daher überaus begreiflich, dass in der jüngsten Zeit,
nachdem Write?) und nach ihm Leorovo v. Tausch?) auf die
!) F. ROLLE. Ueber einige neue oder wenig gekannte Mollusken-
arten aus Tertiärablagerungen. Sitz -Ber. der k. Akad., math.-naturw.
Classe, 44. Bd., 1, 1861.
2), D. STUR. Geologie der Steiermark, Graz 1871.
2) C. A. WHITE. New molluscan forms from the Laramie and
Green River Groups with discussion of some associated forms hetero-
fore known. Proceedings of U. S. Nat. Mus., p. 96, Washington 1883.
*) LEOPOLD TAUSCH. Ueber einige Conchylien aus dem Taganyika-
See und deren fossile Verwandte. Sitz.-Ber. der k. Akademie, math.-
949
Bedeutung der für die obere Kreide Europas und Nordamerikas
charakteristischen, lebend auf den Taganyika localisirten Melanien-
Sippe der Pyreuliferen aufmerksam gemacht hatten. R. Harxzs !)
auf das Vorkommen der von ihm als Pyrgulifere erkannten Mela-
nopsis gradata Rowwe hin den Complex des Lubellinagrabens der
oberen Kreide zusprach; es war dies Vorgehen um so natürlicher,
als damit eigentlich nur eine Hypothese wieder aufgenommen und
mit neuen Beweisgründen belest wurde, welche bereits RoLLe
vorgeschwebt hatte. Gegen diese Anschauungen von R. H&RNES
ist nun in neuerer Zeit eine kleine Arbeit von LEOPOLD v.
Tauscr?) publieirt worden, welche den tertiären Charakter der
Fauna von St. Britz zu vertheidigen übernimmt. L.' v. Tausch
beleuchtet zuerst die ungenauen und schematisirenden Abbildun-
gen, welche RorLe in dem Eingangs erwähnten Aufsatze von den
Fossilien von St. Britz insbesondere von der Melanopsıs gradata
Rorze, hinzugefügt hat. („Vorerst sei bei dieser Form bemerkt,
dass die Abbildungen Rorzr’s den Exemplaren, die mir vorliegen,
durchaus nicht entsprechen, indem sie viel zu sehr idealisirt und
Dinge gezeichnet sind, wie beispielsweise die Mündung, die an
den Originalen gar nicht zu sehen sind.*) Ich glaube, die be-
hauptete Unähnlichkeit zwischen Modell und Abbildung lässt sich
auch auf andere Weise, vielleicht durch nachträglichen Verfall
der Belegstücke erklären. Und Herr v. Tausc#°), welcher ja selbst
naturw. Classe, 90. Bd., I, 1884, p 56 ff. — So zwingend mir die Be-
weise für den genetischen Zusammenhang zwischen fossilen und re-
centen Pyrguliferen (Paramelania SMITH) zu sein scheinen, als ebenso
zweifelhaft dürfte die in demselben Aufsatze vorgenommene Identifi-
cation zwischen Syrnolopsis SMITH und Fascinella STACHE sich dar-
stellen. Abgesehen davon, dass Fascinell«a S—10, Syrnolopsis 12 Um-
gänge zeigt, dass Fascinella genabelt, .während Syrnolopsis undurch-
bohrt ist, sind bei der fossilen Form aus den Cosina - Schichten der
adriatischen Küstenländer (Fascinella) die Verhältnisse der Mündung
fast völlig unbekannt, die, von hohem systematischen Werthe, bei der
im Taganyika lebenden Syrnolopsis natürlich mit aller Präcision fest-
gestellt werden konnten. Wenn sich TAusch auf die Abbildungen
beruft, welche die Uebereinstimmung zwischen den beiden kleinen For-
men deutlicher zeigen sollen als die Beschreibung, so muss man leider
constatiren, dass dieselben so undeutlich sind, dass selbst bei der
lebenden Form die Verhältnisse der Mündung nicht zur Darstellung
kommen. —
!) R. H@ERNESs. Ein Beitrag zur Kenntniss der südsteierischen
Kohlenablagerungen (Verlag des naturwissenschaftl. Vereins in Steier-
mark, Graz 1888.
?) LEopoLp TAuscH. Ueber die Fossilien von St. Britz in Steier-
mark. Verh.d.k. geol. Reichsanstalt, 1888.
®) L. Tausch. Ueber die Fauna der nichtmarinen Ablagerungen
der oberen Kreide des Csingerthales bei Ajka im Bakony -und über
950
mit Lignitversteinerungen und Fossilien aus Süsswassermergeln zu
operiren hatte, wird wohl ohne Weiteres zugeben, wie schwierig es
ist, diese auf die Dauer zu erhalten, wie leicht sie zerfallen, wie
gern sich der Schwefelkies oxydirt und wie gering wohl die Wahr-
scheinlichkeit ist, dass gerade solche Belegstücke bei der grössten
Sorgfalt, mit welcher sie behandelt wurden, nach wiederholten
Umzügen und dreissigjähriger Abnutzung sich dem späteren Beob-
achter noch so darbieten, wie sie ihr Beschreiber gesehen! !)
Zudem fügt Herr v. Tausch auch selbst bei der Besprechung der
vieldeutigen Melania Escher‘ hinzu: „Die aus der Kohle stam-
menden Stücke sind im Laufe der Jahre so zerfallen, dass man
kaum den äusseren Umriss erkennen kann.“ Auch ist die Be-
hauptung der Incongruenz zwischen Abbildung und Originalexem-
plar bezüglich der Melanopsıs gradata Roruz zweifellos unrichtig,
denn v. Tausch ist einige Zeilen weiter im Stande, an dem letz-
teren zu erkennen, dass „der vordere Theil der Innenlippe als
dicke, callöse, am Rande umgeschlagene Platte erscheint“, und
mehr kann ich an der Rorre’schen Abbildung auch nicht sehen!
Melanopsis gradata Route ist nun auch nach v. TavschH’s Auf-
fassung eine Pyrgulifere — und danach sollte man, da diese
(sruppe fossil in Europa bisher, wenn ich von einem, von HEBERT
und Munıer-OHaLmas behaupteten, von v. Tausch geleugneten !),
durch meine in diesem Frühjahre unter der gütigen Führung von
Prof. v. HAntken durchgeführten Untersuchungen in Ungarn aber
bewiesenen Vorkommnisse im Untereocän Ungarns?) absehe, nur
in der oberen Kreide vertreten ist, erwarten. dass er der von
R. Harnes geäusserten Ansicht bedingungsles beitritt. Weit ge-
fehlt! Herr v. Tausch „glaubt, keiner ungegründeten Auffassung
Ausdruck zu geben, wenn er die vorliegenden Fossilien für un-
zureichend hält, um, auf dieselben gestützt, ein cretacisches Alter
der Schichten, die sie enthalten, vorauszusetzen, zumal Pyrguli-
fera gradata mit keiner ihm bekannten cretacischen Pyrgukfera-
Art näher verwandt sei, ferner eine einkielige Congeria, welche
auf demselben Handstück mit Congeria stüriaca vorkomme mit
einige Conchylien der Gosaumergel von Aigen bei Salzburg. Abhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt, Bd. XII, 1886, p. 1 ff.
2, TAusen se (Ayka) p. Brur Ad.
?) Ich habe in Dorogh zweifellose, zum Theil vorzüglich erhaltene
Pyrguliferen in dem Schichtencomplex mit Oyrena grandis v. HANTK.
und Anomia greyaria BAYAN (= Anomia dentata v. HANTK.) aufgefunden.
Dieselben scheinen im nordwest-ungarischen Eocän weit verbreitet zu
sein, da sie mir auch aus Nagy-Kovacsi und aus Szt. Ivän, wenn auch
sohlechter erhalten, so doch deutlich bestimmbar vorliegen. Vergl.
hierüber meinen Vortrag auf der allgemeinen Versammlung zu Frei-
berg i. Sachsen.
re RER,» L
u, „ i
951
einer Congeriw aus den Tertiärschichten von Fohnsdorf zum min-
desten sehr nahe verwandt sei und schliesslich Cyrena hgnitaria,
die von Rorze aus den Glanzkohlengebilden von Schoenstein,
deren tertiäres Alter seines Wissens nach niemals bezweifelt
wurde, beschrieben worden sei, auch in den Ablagerungen des
Lubellinagrabens gefunden worden wäre. Die letztangeführten
Umstände würden vielmehr dafür sprechen, an der urspünglichen
Auffassung vom tertiären Alter der die Pyrgulifera gradata etc.
enthaltenden Schichten festzuhalten. *
Diese Argumentation kann mich nach keiner Richtung hin
überzeugen! Einmal wäre eine specifische Uebereinstimmung der
Pyrgulifera gradata RorLLe mit bekannten Pyrguliferen bei dem
auch von v. Tausch praktisch durch Gewinnung natürlicher,
Schicht für Schicht sich entwickelnder Formenreihen noch nicht
entwirrten chaotischen Polymorphismus und dem localisirendem Auf-
treten dieser Formen, durchaus nicht nothwendig; es würde, so-
bald nur die Gattungsdiagnose erfüllt ist, nach unseren bisherigen
Erfahrungen durchaus genügen, eine fossile, europäische oder
nordamerikanische Pyreulifere vor sich zu haben, um daraufhin
sich für obere Kreide oder Untereocän zu erklären; ich will
darum ganz davon absehen, dass nach meiner allerdings nur durch
die Abbildung RorrLe’s gewonnenen Anschauung die P. gradata
allerdings Aehnlichkeit besitzt mit cretacischen Formen, und zwar
mit der P. Pichler‘ Zex., wie mit der P. /yra Marn£ron’s. Die
Corgeria dürfte mindestens die gleiche Aehnlichkeit besitzen mit
der von MUNIER-CHALMAS Üongeria eocenica. genannten, im Fol-
genden zu beschreibenden Form aus dem ungarischen Untereocän
(Dorogh), wie mit der Type von Fohnsdorf; und was Oyrena hgni
tarıa Rorıe anlangt, so haben wir oben gesehen, dass dieselbe
nur in dem Lubellinagraben und nicht in dem viel jün-
seren GComplexe von Schoenstein auftritt und dass der Irr-
thum v. Tausc#’s nur aus einer gelegentlichen Flüchtigkeit RoLnr's
zu erklären ist, dass aber bei einem einigermaassen eingehen-
deren Studium der Rorrze’schen Arbeiten über den wahren Sinn
der Worte dieses Autors, wie über den wahren Fundort eigent-
lich kein Zweifel aufkommen durfte, wie sich denn ja auch Srur
in den Angaben Rorre’s nicht geirrt hat!
Indem ich mich also gezwungen sehe, auf Grund der mir
vorliegenden Literaturbelege die Ausführungen v. Tauscu’s als
nicht stichhaltig zurückzuweisen, komme ich zu dem Resultate, dass
R. Hörnes!) wohl berechtigt sein durfte, die Fauna des Lubel-
!, Aus einem mir nachtröglich von Prof. Dr. R. H@RNEs liebens-
würdigst übersandten Exemplare seines Aufsatzes ersehe ich, dass der-
Zeitschr. d, D. geol. Ges. XLIM. 4. 62
332
linagrabens bei St. Britz im südlichen Steiermark als der Gosau-
formation angehörig zu bezeichnen. Mir scheint indessen nach
meinen neueren Funden in Ungarn ein eocänes Alter der Abla-
gerung wahrscheinlicher (cf. meinen Vortrag auf der allgemeinen
Versammlung in Freiberg).
Als weitere vortertiäre Art unserer Gruppe wären hier noch
die allerdings wohl schlecht erhaltenen Formen anzuführen, welche
G. STAcHE aus den istrischen Cosinaschichten zwischen Prodoll
und Predubas angiebt').
Aus alttertiären Bildungen, aus den meiner Ueberzeugung
nach noch dem Untereocän zuzuzählenden Ligniten des Mt. Pulli
im Vicentinischen, wie denen des Graner Braunkohlenreviers im
westlichen Ungarn liegen mir zwei Tichogoniden vor, deren Ver-
theilung unter die beiden Gruppen Dreyssensia und Congeria mir
zwar nur bei der einen Form möglich war, deren Zugehöriekeit
zur Gruppe aber durch das Auffinden des inneren Septum für
beide über jeden Zweifel erhoben wurde. Es sind dies einmal
die Congerra eocenica MUNIER-CHALMAS°?) aus Ungarn, welche ich
in diesem Frühjahre auf meinen unter der kundigen Führung des
Herrn Prof. Dr. Max vox Hantken in Budapest unternommenen
Excursionen in grosser Menge gesammelt habe, und dann eine
von mir bereits in meinem auf der Allgemeinen Versammlung in
Freiburg i. B. gehaltenen Vortrage erwähnte neue, Congeria
euchroma mihi zu nennende Form.
selbe in ihm bereits einen Theil der Gründe für das höhere Alter der
uns beschäftigenden Fauna angeführt hatte, welche ich in den vorste-
henden Zeilen dargelegt habe. Um so weniger begreife ieh jetzt den
Aufsatz des Herrn v. TAuScH, welcher über alle diese Punkte mit
Stillschweigen hinweggeht.
!) G. STACHE. Planorbis-Straten und Congerien-Bänke in Cosina-
schichten Istriens. Verh. der k. k. geol. Reichsanstalt, 1871, p. 206.
?) 1877. MUNIER-CHLALMAS in HEBERT! Recherches sur les ter-
rains tertiaires de l’Europe me&ridionale. Comptes rendus des s&ances
de l’acad&mie des sciences, T. 85, 16 juillet 1877. — Herr MUNIER-
CHALMAS hat in diesem Aufsatze eine ganze Reihe von neuen Tertiär-
arten aus dem Vicentinischen und aus Ungarn geschaffen, d. h. Namen
aufgestellt, ohne Figuren oder auch nur Beschreibungen zu geben!
Ich halte ein derartiges Verfahren, ein vorheriges „Belegen“ von be-
stimmten Gruppen, Arten oder Revieren im Interesse der Wissenschaft
für höchst unzweckmässig. Ballast haben. wir, denke ich, in unserer
Wissenschaft genug und jedenfalls zu viel, als dass wir inhaltsleere
Bezeichnungen ruhig mit in den Kauf nehmen könnten und die Unter-
suchungen über das, was ein Autor unter einer solchen Bezeichnung
verstanden wissen wollte, sind so zeitraubend und unfruchtbar, dass
man uns mit ihnen nach Möglichkeit verschonen sollte! —
953
Tichogonta (Congerta) eocenica Mun.-CHALn.
Faf. LE: Fig.ı8.
1872. Mytilus sp. M. v. HANTKEN: Graner Braunkohlengebiet.
Mittheilungen d. k. ungar. geol. Anstalt, I. Bd. Pesth 1872.
1877. Dreyssensia (Congeria) eocenica MUNIER-CHALMAS in HEBERT:
Recherches etc.
1878. Congeria n. sp. M. HANTKEN v. PRUDNIK: Kohlenflötze und
Kohlenbergbau Ungarns, Budapest 1878.
Diese interessante Type, deren specifische Uebereinstimmung
mit der weiter unten zu beschreibenden vicentiner Form ich
zuerst vermuthete, erfüllt in den unteren Brackwasserbildungen
zu Dorogsh, Annathal, Nagy Kovacsi und an anderen Orten oft mit
Pyrgulifera (hungarica mihi, vielleicht identisch mit gradata
RoLLE) und grösseren Melanopsiden vereinigt ganze Schichten-
verbände (eocäne ÜCongerien - Schichten). Die Gesammtform der
stark gekielten Muschel, welche die doppelte Grösse der vicen-
tiner Art erreicht. erinnert an die (ongeria triangularis PARTSCH
(siehe v. SANDBERGER, Land- und Süsswasser-Conchylien, t. 21,
f. 2). Den Schlossapparat vermochte ich an den wenigen, mir
von Herrn v. HAnTkEn gütigst überlassenen Stücken zuerst nicht
zu studiren, an selbst in Dorogh gesammelten Stücken gelang
es mir schliesslich nach vielen vergeblichen Versuchen zu meiner
grossen Genugthuung die Apophyse herauszupräpariren. Dieselbe,
dreieckig. nach vorn in eine scharfe Spitze ausgezogen, befindet
sich direct unter dem verhältnissmässig sehr breiten Septum und
ist grade nach abwärts dem Schaleninnern zugewandt; sie liegt
natürlich in der Nähe des Hinterrandes, welcher die Ligament-
grube trägt. — Die Type unterscheidet sich durch ihren scharfen,
schneidenden Mediankiel. welcher oft noch von Andeutungen eines
zweiten begleitet ist, scharf und entschieden von der vicentiner
Form wie auch von den unten zu erwähnenden Arten aus dem Ober-
eocän des Pariser Beckens. Dagegen steht sie, wie ich bereits
in meinem Vortrage auf der allgemeinen Versammlung in Freiberg
i. S. ausgeführt habe. der Congeria stiriaca RoLıLz vom Lubel-
linagraben bei St. Britz so nahe, dass sie vielleicht auch speci-
fisch zu identificiren sein dürfte. Doch sind hier noch weitere
Untersuchungen, insbesondere an steierischem Materiale am Platze,
ehe eine endgiltige Entscheidung gefällt werden kann.
Dorogh, Graner Comitat, untere eocäne Süss- und Brack-
wasserbildungen.
Länge des abgebildeten Exemplars 23, grösste Breite 12 mm!).
!) MUNIER-ÜHALMAS fügt seiner Erwähnung der Tichogonia eocaenica
auf p. 5 des Separatabzuges kurz hinzu: „C'est la premiere fois que
l'on rencontre le genre Dreyssensia (nach MUNIER- CHALMAS identisch
bare
954
Tichogonia (longeria) euchromu n. sp.
Taf. LE! Fig 5.6.
‚Schale dünn, sphärisch dreieckig, convex, beinahe gleich-
klappig (rechte Klappe etwas gewölbter als die linke), in der Mitte
stark angeschwollen, ohne gekielt zu sein, am Hinterrande etwas
eingedrückt, Wirbel leicht zur Seite gewendet. Farbe licht bräun-
lich, mit verwaschenen weisslichen Streifen und einer weissen, von
schwarzen Tüpfeln eingefassten Querbinde auf der hinteren Scha-
lenseite. Ein Septum vorhanden, Schloss und Apophyse noch
unbekannt.
Diese zierliche, reich gefärbte Tichogonie erfüllt in grosser An-
zahl der Individuen in den Lignitmergeln des Mt. Pulli bei Valdagno
im Vicentinischen, deren Fauna ich demnächst ausführlicher zu be-
sprechen gedenke, zusammen mit Melanopsiden (Melanopses vicen-
tina mihi!)) und Melanatrien (Melanatria auriculata v. SCHLOTA.)
sanze Schichtencomplexe und bildet so wie die ungarische Form
alteocäne „Congerien - Schichten“. Ihre äussere Gestalt wie die
prachtvoll erhaltene Färbung habe ich in der vorstehenden Dia-
genose kurz zu schildern versucht. Die letztere ist licht bräun-
lich mit weisser Unterfarbe; eine Reihe von schwarzen Tupfen
treten am Aussen- und Hinterrande auf, wodurch weissliche,
zickzackförmige, manchmal halb verwaschene Bänder daselbst ge-
bildet werden, wie wir dieselben sehr analog bei vielen recenten
Congerien und Dreyssensien (ÜCongeria cochleata Kıckx, Dreys-
sensta polymorpha PArLas) vorfinden. Die Erhaltung dieser ziem-
lich complieirten Farbenmuster, welche sich aus braun, weiss (oft
mit gelblichem Anfluge) und schwarz combiniren, und welche bei
recenten Formen dasselbe Farbenbild darbieten, scheint gegen
die Ansicht E. Kayser’s?) zu sprechen, derzufolge die Farben-
spuren sämmtlicher fossiler Conchylien von ursprünglich rothen
Farben herrühren dürften; auch wäre gegen diese Annahme u. a.
die Erhaltung der Färbung bei den meist violetten, stellenweis auch
mit Congeria) au-dessous du miocene.“ Diese Bemerkung ist nicht richtig,
da schon seit Jahren Dreyssensia ungwieulus SANDB. (= Congeria Brardiv
der englischen Autoren) aus den Headon-Series bekannt war. —
!) Vide P. OPPENHEIM. Die Land- und Süsswasserschnecken der
Vicentiner Eocänbildungen. Eine paläontologisch - zoogeographische
Studie. Denkschr. der math.-naturw. Classe der k. Akad. d. Wissen-
schaften, Wien 1890, 57. Bd., p. 135.
2) E. Kayser. Notiz über Rhynchonella pugnus mit “ arbenspuren
aus dem Eifler Kalk. Diese Zeitschrift, 1871, XXIH, p. 263: „Man
könnte sich zu der Annahme bewogen fühlen, dass” die Farbenspu-
ren sämmtlicher fossiler Conchylien von ursprünglich rothen Farben
herrühren“,
braunen und schwarzen Neritinen in’s Feld zu führen. Jedenfalls
wäre eine Fortführung der interessanten Untersuchungen Kayser ’s
bezüglich dieser Frage sehr am Platze. — Die Form unterscheidet
sich durch die grössere Breite, welche die Schale besonders anı
Vorderrande aufweist, von der sonst sehr ähnlichen Dr. ungureulus
SanpB. (Land- u. Süsswasserconch. der Vorwelt, p. 262) aus dem
englischen Obereocän, mit welcher letzteren ich auch eine Form
identiieiren möchte, welche, bisher immer als Dr. Brardü ge-
deutet, mir aus dem ungarischen Oligocän (Mergel mit Uyrena
semistriata und Üertithium margaritaceunm von Sarkas und Mo-
gyorös) vorliegt. Genaueres über das Verhältniss aller dieser
polymorphen Formen lässt sich nur auf dem Wege einer sich
auf grosses Material stützenden Monographie feststellen. Eine
nähere Untersuchung des Schlosses unserer Type erwies sich bis-
her als unmöglich. während die Existenz des Septums festgestellt
werden konnte. War in den von Petroleum durchtränkten Mergel-
schiefern die Gesteinsmasse der Präparation günstig, so waren
die Schalen selbst sehr hinfällig und zerbrechlich, und waren diese
hinlänglich stark und widerstandsfähig, so waren sie bisher immer
in einem harten Kalke eingeschlossen, so dass dann eine Präpa-
ration der zarten Gebilde des Vorderrandes nicht gelingen wollte.
Länge der vorliegenden Formen 8— 10, Breite 4—8 mm.
Fundort: Mergelschiefer und Kalke der Lignite des Mt.
Pulli bei Valdagno im Vicentinischen Tertiär.
Wenngleich. wie wir gesehen haben, nur bei einer, der Ü.
eocaentica, der beiden untereocänen Formen das specifische Merkmal
der Gattung Congeria, die Septalapophyse mit Sicherheit fest-
gestellt werden konnte, so macht doch der Umstand, dass, wie
wir sehen werden, alle älteren Formen des europäischen Tertiärs
dieser Gattung angehören und dass zweifellose Dreyssensien erst
im Obermiocän auftreten, die Vereinigung auch der anderen, der
C. euchroma, mit der erwähnten Gruppe (Congeria) sehr wahr-
scheinlich.
Aus der von Barrtcer!) für alttertiär gehaltenen Brack-
wasserfauna des oberen Maranon in Brasilien wird Dreissena fra-
gilis BTTGR. beschrieben und abgebildet, welche Septalapophyse
besitzt und daher eine echte Congerie in dem oben festgestellten
Sinne darstellt.
2) O0. BETTGER. Die Tertiärfauna von Pebas am oberen Ma-
ranon. Jahrb. d. geolog. Reichsanstalt, 28. Bd., 1878, p. 497, t. 13,
f. 16 — 18.
956."
Congeria curvirostris COSSMANN.
TaßeLE> Big 2%
1887. Dreissensia curvirostris COSSMANN. Catalogue illustre des
coquilles fossiles de l’&ocene des environs des Paris. An-
nales de societ&e royale malacologique de Belgique, Bruxelles
1887, DXUE np 7:
In seinem ausgezeichneten Cataloge der eocänen Mollusken-
fauna des Pariser Beckens beschreibt Cossmann auch zwei Dreis-
sensien. die ersten, welche aus dem älteren Tertiär Nord-Frank-
reichs bekannt geworden sind; unter ihnen auch die oben erwähnte
Form. Sie wie eine verwandte Art fänden sich in einem resp. 2
Exemplaren eingeschwemmt unter den marinen Fossilien der Sables
moyens in Ruel und Marines; sie gehören also dem Eocöne
superieur im Sinne Cossmanns an, welches nach diesem Autor
die Sables de Beauchamp und den Calcaire de St. Ouen umfasst.
Ich vermuthete sofort beim Anblick der Figuren, dass wir es
auch hier mit echten Apophyse-tragenden Congerien zu thun ha-
ben. und bei der näheren Untersuchung des mir von Herrn Coss-
MANN So überaus liebenswürdig übersandten Originals von Dr.
curvirostris (ein Unicum) stellte es sich denn auch zur Evidenz
heraus, dass meine Vermuthung eine berechtigte war. Die Form
besitzt eine Apophyse, welche allerdings ziemlich schwach und
vom Schalenrande oben fast ganz verdeckt, dennoch mit wün-
schenswerther Deutlichkeit festzustellen ist. Sie ist dreieckig,
schmiegt sich innig an das Schaleninnere an und trägt an ihrer
äusseren Spitze den schwachen Eindruck des Fussmuskels.
Die Form scheint sich von der ungarischen wie von der
oberitalienischen Type zu unterscheiden. Von der ersteren durch
den bei derselben so scharf hervortretenden, bei Dr. curverostris
nicht vorhandenen Mediankiel; von der letzteren durch ihre stär-
kere Wölbung und durch die bedeutende Drehung des Wirbel
nach der Seite (zum Vorderrande der Schale hin), welcher bei
Dr. euchroma annähernd gerade nach vorn gewandt ist.
Ausserdem besitzt Üongeria eocaenica eiu längeres Septum
und die Apophyse befindet sich in der Nähe desselben und ist
direct nach abwärts gezogen, während sie bei 0. curv@rostris
ziemlich weit vom Septum unterhalb der Ligamentalarea und
parallel zu derselben inserirt.
!) Zu meinem grössten Bedauern traf den Zeichner Herrn OHMANN
beim Abbilden des Stückes das Missgeschick, die Septalapophyse ab-
zubrechen. Dieselbe lässt sich also an dem abgebildeten Original-
Exemplare nicht mehr in situ demonstriren, doch hat sich auch Herr
(OSSMANN selbst seiner Zeit von der Existenz derselben überzeugt.
957
Congeria chonioides ÜOSsMAnN.
Tal XEIX, Fie. T.
1887. Dreissensia chonioides COSSMANN, 1. c., p. 148, t. 6, f. 32—33.
Auch Mr. E. pe Bourr auf Schloss Themericourt (Seine et
Oise) war liebenswürdig genug, mir die in seiner Sammlung be-
findlichen Original-Exemplare Cossmann’s (2 Stücke) auf meine Bitte
hin postwendend zuzusenden. Ich war so in der angenehmen Lage,
auch hier die Apophyse festzustellen; sie ist ziemlich zart, aber
bedeutend breiter als die der vorhergehenden Form und hängt
hakenförmig oder axtartig in das Schaleninnere hinein. Die Type
ist also wie die vorhergehende Form eine echte Congerie. Auf ihre
Unterschiede von der vorhergehenden Art hat bereits CossmAnN
l. c. aufmerksam gemacht. Ihre grosse Dünnschaligkeit scheint
sie auch von der älteren Ü. eocaenica Mus.-CHALm. zu entfernen,
welcher sie sich im Totalhabitus einigermaassen nähert. Die
Färbung der Type, welche an einem Stücke erhalten, ist ganz
die lebender Tichogonien, helle, weissliche, halb verschwommene
Binden auf bräunlicher Unterlage. Mit Septfer Rec. haben natür-
lich beide Formen, wie bereits Cossmann |. c. betont, nichts zu thun.
Cossmann erwähnt 1. c. eine Dr. aviculoides MAyER vom
Eocän des Niederhorn, leider ohne Literaturangabe. Ich war
bisher nicht im Stande, den Aufsatz, in welchem die Form pu-
blieirt, zu ermitteln und muss mich daher jedes Urtheils über
die etwaigen Beziehungen dieser Type zu Ü. eocaenica Mun.-CHaLm.
und C. stiriaca Roruz, welche durch die Bezeichnung 0. avicu-
lordes angedeutet sein könnten, enthalten !).
Das weitere Auftreten der Familie im jüngeren Tertiär
und ihre thiergeographischen Beziehungen dürfte am klarsten und
übersichtlichsten in einer Tabelle dargestellt werden. welche ich
im Wesentlichen auf Grund des Quellenwerkes F. v. SANDBERGER’S
wie der neueren Literatur, soweit mir dieselbe zugänglich, zusam-
mengestellt habe. Ich bemerke schon im Voraus, dass es mir
auf absolute Vollständigkeit nicht ankam und dass dieselbe daher
!) Ich habe mittlerweile die betreffenden Stellen zu ermitteln ver-
mocht. Die Type MaAveERr’'s ist als Dr. aviculoides im Journal de Con-
chyliologie, 1861, p. 54 und später 1887 in dem „Systematischen Ver-
zeichniss der Kreide- und Tertiärversteinerungen der Umgegend von
Thun, XXIV. Lieferung, II. Theil der Beiträge zur geologischen Karte
der Schweiz“ als Dr. aviculiformis aus den Ligniten der Ralligstöcke
(Obereocän?) immer aber sehr kurz beschrieben, niemals abgebildet
worden. Ich vermag daher keine genauen Vergleiche vorzunehmen,
doch glaube ich auf Grund des von MAYER gewählten Artnamens,
dass seine Type der ungarischen & eocenica nahe steht. — Anmerk,
während der Correctur.
wohl auch nicht erreicht wurde; das Wesentlichste dürfte indessen
mitgetheilt sein.
(Siehe die Anlage -Tabelle.)
Die von uns gegebene Tabelle spricht, wir glauben dies vertreten
zu dürfen, beredter, als alle weitläufigen Ausführungen für die Wahr-
scheinlichkeit unserer theoretischen Anschauungen. Sie zeigt die
reiche Entwicklung fossiler Congerien vom ältesten Tertiär bis zum
Pliocän und ihr Ausdauern in der Jetztzeit in Westafrika, West-
indien und Südamerika bis Ecuador im Süden und im südlichsten
Nordamerika (Florida). Das Vorhandensein einiger Typen, der
©. africana v. Ben., C. cyanea v. Ben., Ü. ornata MorLET und
©. lacustris MorLer in Westafrika, ist ein bemerkenswerthes
Symptom, vielleicht als Ueberrest des alten centralen Mittelmeeres
NEUMAYR’s aufzufassen; dass die europäische Art, die ©. cochleata
Kıckx erst in dem letzten Jahrhundert nach Antwerpen verschleppt
wurde, darüber sind und waren sich, glaube ich, alle bisherigen
Bearbeiter der Gruppe einig!!) — Echte Dreyssensien waren in
der Vorzeit nur sehr spärlich entwickelt und erscheinen sehr
spät, erst im Obermiocän. Sie sind als Relicte einer tropisch-
mediterranen Brackwasserbevölkerung im fernen Osten aufzufassen,
Zeugen und Ueberreste einer marinen Transgression. welcher
schwarzes Meer und Caspi ihr Dasein verdanken. Ihre Ablei-
tung aus den Congerien als Degeneration aus muskelkräftigeren
Vorfahren scheint mir sehr wahrscheinlich und würde eine genaue
systematische Bearbeitung der Unzahl getrennter Dreyssensien-
und Congerien-Species vielleicht den Zeitpunkt wie die Entwick-
lungsreihe ermitteln lassen, an welchem sie entstanden und aus
welcher sie ihren Ursprung gewonnen haben. Es würde sich dann
auch an der Hand der Öbjecte selbst ein Urtheil gewinnen lassen
über den systematischen Werth der Unzahl der von den verschie-
denen Autoren abgetrennten Formen, welches jetzt auf Grund
blosser Abbildungen zur Unmöglichkeit wird! Da ich mich mit
dem Gegenstande gern eingehender beschäftigen würde, so richte
ich an alle diejenigen Fachgenossen, welche im Besitz von Ori-
ginalstücken selbstständiger Congerien- und Dreyssensien - Arten
sind, die ergebene Bitte, mir dieselben zum Zwecke der syste-
natischen Bearbeitung anvertrauen zu wollen! — Die lebenden
!), Nur FISCHER erwähnt diesen Umstand nicht. 1. c., p. 129.
?\ Die jetzige Verbreitung der bereits im Vor- und Interglacial
(ef. JENTSCH, 1. c. nnd briefliche Mittheilung, N. Jahrb. f. Mineralogie ete.,
1891) bei uns ansässigen Dr. polymorpha PALLAS ist wohl trotz aller
Einwürfe seitens JEFFREY'S (l. c.) und Ma&rcH#'s (Journal de Conchy-
liologie, Vol. IX, 1861, p. 261) nicht anders zu erklären, als dass hier
ein Zurückwandern der Form in bereits früher von ihr innegehabte und
| Zu pag. 958.
Teadon-Series an.
Dane sensie VAN BENEDEN.
1 Congeria unguiculus SANDB. ')
Brardii BRONGN.
Basteroti DESH.
alta SANDB.
amygdaloides DUNKER
var. Rottensis V.
AMMON?)
claviformis KRAUSS
subglobosa PARTSCH
spathulata PARTSCH
triangularıs PARTSCH
rhomboidea PARTSCH
balatonica PARTSCH
OZizeki HERNES
Partschi CZJZEK
radmanesti FUCHS‘)
(?) arcuata FucHs?)
(?) angusta ROUSSEAU’)
— (?) gracilis ROUSSEAU°)
(2) — zagrabiensis BRUS.°)
(?) — Marcovici BRUS.?)
(?) — eroatica Brus.°)
(?) — Gnezdai Brus.?)
(?) — superfoetata BRus.°)
ungula caprae GOLDF. °)
—- acuticostris GOLDF. '°)
nucleolus RZEHAK !')
banatiea R. HERNES')
Zsigmondyi HALAVATS’)
— (?) sanensis !?) MAYER
— (2) plebeja DuBOIs'®)
j: — (?) semen DE STEFANI
subcarinata DESH. '*)
sub- Basteroti TOURN.°)
Deshayesı, CAPEL-
LINI®)
—
—
|
|
|
Ii
|
Halbinsel Kertsch, Dr. sim- | SANDBERGER, |. c., p. 682.
plex auch im griechischen | Ebendas. p. 683.
Neogen Ebendas. p. 683.
Tihany, Alint bei O Fucas, 1. c., t. 22, f. 26—28.
/ Neogen des Szeklerlandes on U m. 12 5 2
fen
ar nt 72 e
\ = Nuzznı | Ebendas. t. 2, f. 8a—d.
Krim | DESHAYES, 1. c., p. 61, t. 4,
f. 6— 11.
JENTSCH, 1. c., D’ORBIGNY,
l..c., EICHWALD,.]. c., AnN-
DRUSSOW, 1. c.'”)
Quartär von Ost- und West-
preussen, Nord-Frankreich,
Krim und Umgebung des
Schwarzen Meeres
nn
ir
eria unguiculus SANDB. ")
Brardii BRONGN.
- Basteroti Desu.
alla SANDB.
amygdaloides DUNKER
- — var. Rottensis V.
ANMMON°)
claviformis KRAUSS
subglobosa PARTSCH
spathulata PARTSCH
triangularıs PARTSCH
rhomboidea PARTSCH
balatonica PARTSCH
Czizeki Ho@RNES
Partschi CIZER
radmanesti Wucust)
— (?) arcuata Fuchs‘)
— (?) angusta RoussBAu®)
?) gracilis Rousssau®)
— zagrabiensis BRUS.®)
(6)
?) — Marcovici Brus.®)
(2) — croatica Brus.®)
(2) — Gnezdai Brus.?)
— superfoetata BRUS.®)
ungula caprae GOLDE, °)
— acuticosbris GOLDE. !)
nucleolus RZEHAR \')
banatica R. HeERrsEs'"®)
Zsigmondyi Havavans?)
— (?) sanensis'®) MAYER
(®) plebeja Durois'®)
— (P) semen DE STEFANI
— subcarinata DESH.')
= sub- Basteroti ToURN.®)
= Deshayesi CAPEL-
LINT®)
Obereocän (Headon- Series)
Untermiocän (Mainzer
Becken)
Oligocän (Saucats, Dax, Ral-
ligen, Peissenberg, Zil-
Iythal)
Mittelmiocän (Manthelau bei
Tours)
\® Mittelmiocän ?) (Unter-
kirchberg und Günzburg
bei Ulm)
Pontische Stufe (Congerien-
Schichten sensu strieto)
des österreichisch - unza-
rischen Neogen
Schichten s. str. der
österreich - ungarischen
Neogenbildungen)
Krim
Pontische Stufe (Congerien-
Krim
l
Pontische Stufe, Croatien
N etseonsisahklaitten Oester-
\ reich-Ung. (Plattensee)
Congerien - Schichten von
Mähren
Congerien - Schichten des
Banat
Ungarn
Pliocän von Siena
Levantinische Stufe (Krim)
Pliocän v. Kertsch u. Bollene,
(Süd- Frankreich) und
Congerien-Schichten Mit-
tel-Italiens
Ebendas.
Congeria Parısch cm. OPPENHEIM.
SANDBERGER, |. c., D. 262.
Ebendas. p. 184.
Ebendas, p. 337.
Ebendas. p. 518.
Ebendas. p. 557.
v. AMMON, ]. c., p. 12.
SANDBERGER, |]. c., P. 558.
Ebendas. p. 680.
Ebendas. p. 558.
Ebendas. p. 681.
Ebendas. p. 681.
Ebendas. p. 681.
H&Ernes, Bor Moll. d. Ter-
tiärb. von Wien, II, p. 367,
WEAgT 8.
SANDB., 1. c., p. 557.
Fuchs, I. (oh, 2% 16, f. 4u.5.
Ebendas. f. 12. 13.
Rousseau, 1. 6, t 6,8 8
TEbendas, t. 6, f. 4.
BRUSINA, l.c., p. 140, t. 27,
f. 52.
Ebendas. p. 181, t. 27, f. 61.
p. 182.
Ebendas. p. 183, t. 27, f. 55
bis 58.
Ebendas.p.183,t.27,1.59—60.
GOLDFUSS in MÜNSTER, Petr.
Germ., II, p. 172, t 130, £.1.
Ebendas. t. 129, f. 11.
RZEHAK, 1.c., p. 41, t. 1,
1. 3a—c.
H&RNES, ]. c., p. 75, t.8, f.3
bis 5.
HALAYATS, 1.c., p. 171,t. 15,
t. 7-10.
Cu. MAYER, Description des
coquilles fossiles des ter-
rains tertiairs superieurs,
Journ. de Conch., ser. III,
T. IV, p: 160.
DuBoIS DE MONTPEREUKX,
1. c., pP: 69.
DE STEFANI, 1. c., Atti Vol. V,
p. 46, v. Ill, t- XVIL, f. 2.
SAnDB., 1. €, P. 682,
TOURNOUER, l. e., p. 308.
Dieyssensia simplew BARBOT
rosthformis DESH. '*)
iniquivalvis Dest, '*)
aurieularis FucHs'®)
exigua v. Rott)
eristellata v. ROTH
aperta Desn. '*)
polymonpha PALL.
Congerien und Dreyssensien des jüngeren Tertiärs von den Headon-Series an.
Dreyssensia van BENEDEN.
Halbinsel Kertsch, Dr. sim-
plew auch im griechischen
Neogen
Tihany, Alint bei Ofen
[Neogen des Szeklerlandes
in Ungarn
[}
=> SE
' Krim
Quartär von Ost- und West-
preussen, Nord-Trankreich,
Krim und Umgebung des
Schwarzen Meeres
SANDBERGER, ]. €., P. 682.
Ebendas. p. 683 u:
Ebendas. p. 683. Br
Fuchs, 1. c., t.22, f. 20-28.
v. RoTa, 1. 0., n. T2,t 08
f. Ta,
Ebendas. t. 2, f. 8a—d.
DESHAYES, l €, p. 61, t. 4,
2 Bin
JENTSCH, 1. c., DIORBIGNY,
I. c., Ercuwarp, 1. c., AN-
DRUSSOW, Tca0) u
em G Rurpiprem.
Congeria Rossimymorpha PALL.
— cochleata K
a Rec.
Pfeifferi DDKR.
's DESH.'*)
Gundlach .
Sallei RECICHWw.?!) non
— africana V..
— cyanea v. EHw.°')
Risei DER.
americana
domingenst:
Moerchiana
Milleri CL
eeuadorianı
n. sp. (?)
Congeria (?) orı siamensıs
LET
-— (?) lacustrü H. An. ”°)
gnati LOo-
LoCARD *)
a Mort.””)
Anme
Dreyssensia vAN BENEDEN.
Ost-Europa und der ganze
Norden bis südlich zu
Alpen und Pyrenäen
Mississippi
Patria ignota
Schwarzes Meer
Aralsee
Caspisches Meer
Siam
China
Syrien
Syrien
Cambodja
Küster, Conch.-Cab.,p 3.
Ebendas. p. 28.
Ebendas. p. 5.
EICHWALD, 1. c., p. 310,
t._ 10, p..22 230 0
Ebendas. p. 309.
|
Ebendas. p. 311, t. 10, £. 19.
bis 21. |
|
J. de Conch., 1387, p. 245.
Proceed. zool. society, 1890,
p. 31% es
LoCARD, 1. c., p. 260 u. 261.
Ebendaselbst.
J. de Conch., 1884, p. 402.
959
Dreyssensien ?) scheinen auf den Norden und Osten Europas und
Westen Asiens beschränkt; wenn Dr. stamensis Kos., Dr. Swin-
hoei H. Ap. und Dr. Crosseana L. MorLET echte Dreyssensien
sind, wie noch festzustellen, so dürfte die Gattung südlich bis
Indochina und Siam herabgehen. Die Dr. Uumingrana Reäcıuz
aus dem Mississippi scheint mir einigermaassen verdächtig, da das
sonst so reich versehene Museum für Naturkunde zu Berlin kein
einziges Stück dieser Art besitzt, welche doch, falls ihr Vor-
kommen im Mississippi sichergestellt wäre, nicht allzu schwer zu
beschaffen sein würde!!) Dr. carinata Dr. unbekannten Ur-
sprungs dürfte wohl einzuziehen sein. Hochinteressant ist das
Vorkommen von Tichogonien (Dreissensta Bourguignati Loc. und
Dr. Chantrei Loc.) im See von Antiochia, welches Locarn (l. c.,
p. 195 ff.) 1883 beschreibt. Leider ist hier aber über die Schloss-
apophyse in der etwas dürftigen Beschreibung auf p. 260 u. 261
nichts angegeben); ebenso fehlt jede Abbildung des Inneren der
Muscheln, sodass wir leider über den genetischen Zusammenhang’)
später verlassene Wohnsitze vorliegt. Ein trefflliches Analogon dafür
bietet das Verhalten des ebenfalls wesentlich osteuropäischen Litko-
glyphus naticoides unter den Glossophoren (cf. v. MARTENS! Eine für
die Mark neue Schneckengattung (Lithoglyphus naticorides FER.), Sitz.-
Ber. der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin, 1883, p. 100
und GOTTscHE: Ueber Lithoglyphus naticoides aus dem unteren Dilu-
vium zu Berlin. Ihbidem, 1886, p. 74), und des Karpfen (cf. NEHRING,
l. e.) unter den Vertebraten.
!) Die Art wurde von RECLUZ seiner Zeit auf ein Unieum in der
Cumin@’schen Sammlung aufgestellt. Der Beschreiber der Formen-
gruppe in Küster’s Conchylienkabinet (?CLESsin?) äussert sich über
sie folgendermaassen, cf. l.c., p. 29: „Nach dem Autor der Art be-
findet sich das eine Exemplar, nach welchem dieselbe aufgestellt wurde,
in der Cumin@ schen Sammlung. REEVE, der in seiner Monographie
des Genus Mytilus nur in der genannten Sammlung sich befindliche
Arten abbildet, stellt diese Art nicht dar. Die als Mytilus Cumin-
gianus dargestellte Art entspricht dem Septifer Cumingi.“ — Die Type
ist also eine sehr unsichere Form und wird wahrscheinlich zu streichen
sein, jedenfalls beweist sie nichts für das Vorkommen echter Dreisse-
nien in meinem Sinne in Nordamerika. Uebrigens dürfte auch Dreis-
sena recurva RAFFINESQUE, die aus dem Mississippi bei New Orleans
stammen sollte, als Septifer (bord inferieur et interieur strie, crenele!)
hier zu streichen sein, cf. FISCHER, |. c., p. 131.
?) Charniere rudimentaire, cloison apicale forte, tres arquee et
allongee vers la region posterieure.
®) Herr Dr. BLANKENHORN in Erlangen sandte mir letzthin auf
meine Bitte ein Exemplar einer von ihm in Syrien gefundenen, als
Dreissena cf. Chantrei aus dem diluvialen Conglomerate von Antäkije
am Orontes bezeichneten Tichogonide ein. Diese besitzt keine Apo-
physe und würde also, wenn sie, wie zu vermuthen, wirklich der
Dr. Chantreı Loc. entspricht, diese unbedingt zu Dreyssensia gehören
lassen. Jedenfalls ist aber das Hinabreichen echter Dreyssensien bis
nach Syrien für das Quartär durch den Fund BLANKENHORN’S sicher
gestellt.
Lebende Verwandte
gongeria Parrsch em. OPPENHEIM.
Con, geria Rossmaessleri DER.
— coehleata Kıckx
3 _ Pfeifferi Den.
domingensis REcL.
‚Moerchiana DER.
Milleri Cuessin '*)
ecualoriana CLESSIN '*)
1. sp. (f)
Brasilien
Hafen von Antwerpen (ver-
schleppt!}
Cuba
Cuba
Guatemala
Senegal
Senegal
St. Thomas
Florida
St. Domingo
St. Thomas
Ecuador
Ecuador
Venezuela
Ebrie an der Küste von
wi (Fluss Mayumba),
Gross-Bassam
Anmerkungen siehe pag. 964 — 966.
REEvE, No. 45, t. 10, f. 45.
Küster, Conch.- -Cab,, p: 16.
Journ. de Conchyl., 1858,
Cumingiana RECL.
carinata DER.
rosbiiformis DESH. '*)
p- 132. =
DUNKER, de Septif. et Dreis-
senüs,
Küster, Conch.-Cab., p. 29.
Ebendas. p. 17.
Ebendas. p. 26.
VAN BENED., Bull. Ac. Bru-
xelles, t. 4, f. 1—3 (1837).
Küster, Conch.-Cab., p. 25.
Ebendas. p. 28.
Ebendas. p. 26.
Ebendas. p. 18.
Ebendas. p. 17.
Ebendas. p. 16.
K. Museum für Naturkunde
in Berlin.
Brardit Eıcuw.?') non
BRONGN.
caspia BıcHw. °*)
Incertae sedis),
J. de Conch., 1885, p. 32.
Ebendaselbst.
Dreyssensia (?) siamensis
Kop.
— (2?) Swinhoei H. An.)
— (?) Bourguignati Lo-
CARD ®°)
— (?) Chantvei Locarp *)
— (?) Orosseana MoRrt. ””)
Dreissensia polymorpha Pau.
aus beiden Gruppen.
Dreyssensia van Beneoen.
Ost-Europa und der ganze
Norden bis südlich zu
Alpen und Pyrenäen
Mississippi
Patria ignota
Schwarzes Meer
Aralsee
Caspisches Meer
Siam
China
Syrien
Syrien
Cambodja
Ebendas. p.
Ebendas. p. 5.
‚ Eichwarp,
t. 10, p. 2%
Ebendas. p. 809.
J. de Conch., 188
Proceed. 2001. society, 189
p. 379.
LocarD, ]. c,, p
Ebendaselbst.
J. de Conch,, 1
“
50 Ki“
960
und die thiergeographischen Beziehungen dieser hochinteressanten
Objecte noch ganz im Dunkeln sind! —
Ein hochangesehener Forscher auf dem Gebiete der Tertiär-
geologie hat sich gegen die Möglichkeit, die Formen der Con-
gerien-Schichten des östlichen Europas aus der mediterranen Fauna
zu erklären, des Wiederholten !) mit Entschiedenheit ausgesprochen.
Unsere Untersuchungen über die Charaktertypen dieser Formation
verhindern uns, die Anschauungen von Tu. Fuchs in diesem
Punkte zu theilen. Auch glauben wir, dass die in dieser Pe-
riode erfolgte Entstehung der noch heute mediterranen?) Pyrgulen
aus indifferenten Hydrobien, welche Neumayr°) und ich*) an ver-
schiedenen Punkten nachgewiesen haben, wie die reiche Entwick-
lung der ebenfalls seit der Kreide im Mittelmeergebiete herr-
schenden Melanopsiden jedenfalls nicht für die seitens des ge-
schätzten Autors in unserer Frage vertretenen Anschauungen
sprechen dürfte.
Anmerkung 1. In allerneuester Zeit hat N. AnDRUSSOwW
(Der Kalkstein von Kertsch und seine Fauna. Herausgegeben im
Auftrage der k. mineralogischen Gesellschaft zu St. Petersburg.
Mit 4 Tafeln, 8°, St. Petersburg 1890) sich mit der Systematik
der Tichogoniden beschäftigt. Es war mir trotz fortgesetzter,
theils durch mich selbst, theils durch den Buchhändler Ferıx L.
Dames hierselbst erfolgter Bemühungen unmöglich, des betreffen-
den Aufsatzes, der, wie ich höre, nur russisch geschrieben, hab-
haft zu werden. Ein Eingehen auf denselben, welches ich lebhaft
gewünscht, erwies sich darum als Unmöglichkeit. Ich muss es
daher einer späteren Zeit überlassen, etwaige Differenzen in deu
Anschauungen und Prioritätsfragen zur Erledigung zu bringen.
Tu. Fucas referirt im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc., 1890,
I, p. 121 folgendermaassen über die uns interessirenden Stellen
des betreffenden Aufsatzes (Systematik der Dreyssensien):
1. Nicht gekielte Arten mit Apophyse:
a. Subglobosae 6 Arten,
b. Amzygdalordes 9 Arten.
!) Diese Zeitschrift, 1877, p. 695 und Jahrbuch der k. k. geolog.
Reichsanstalt, 1885, p. 122.
?\ Sp. Brusına. Le Pyrguline dell’ Europa orientale. Bolletino
della societä malacologica italiana, T. VII, 1881 — 1882, p. 239. „Le
specie viventi sono proprie all Europa meridionale.“
2) M. NEUMAYR. Die Fauna von Arapatak in Siebenbürgen. Jahr-
buch der k. k. geol. Reichsanstalt, 1875.
*) PauL OPPENHEIM. Beiträge zur Kenntniss des Neogen in
Griechenland. Diese Zeitschrift, 1891, p. 474—4T5.
961
2. Nicht gekielte Arten ohne Apophyse:
Rostriformes 7 Arten.
3. Gekielte Arten mit Apophyse:
a. Alatae 3 Arten,
b. Subcarinatae 8 Arten.
4. Gekielte Arten ohne Apophyse:
Carinatae 8 Arten.
Demnach würden nach Anprussow auf 26 fossile Congerien
15 Dreyssensien kommen, ein verhältnissmässig hoher Procentsatz
der letzteren. Ob bei der so variablen Gestalt der Tichogoniden
das Vorhandensein oder Fehlen des Kieles ein für die Systematik
verwerthbares Merkmal darstellt, wage ich zu bezweifeln.
Anmerkung 2. Nach Abschluss der vorstehenden Unter-
suchnng erhalte ich durch die liebenswürdige Gefälligkeit des
Herrn Director Dr. Tu. Fucas in Wien den oben citirten Aufsatz
des Herrn Anprussow. Derselbe ist allerdings ausschliesslich
russisch geschrieben, jedweder deutscher oder französischer Auszug
fehlt. Es liegt somit, da keinem auf unserem Gebiete wirken-
den Autor die Kenntniss von mehr als den vier Weltsprachen
(deutsch, französich, englisch und italienisch) zugemuthet werden
kann, keine Veranlassung vor, denselben näher zu berücksichtigen;
auch befinde ich mich, abgesehen von diesem meinem theoretischen
Standpunkte bei meiner vollständigen Unkenntniss des Russischen
selbst beim besten Willen einer Unmöglichkeit gegenüber. Ich
bedauere dies umsomehr, als anscheinend 17 Seiten in dem Auf-
satze des Herrn Anprussow der uns beschäftigenden Frage ge-
widmet sind und sich unsere Ansichten in vielen Punkten zu
begegnen scheinen. Auf der p. 43 mitgetheilten Tabelle über die
„verticale Verbreitung der europäischen Dreyssensien“, welche
von Herrn Tu. Fuchs mit deutscher Uebersetzung versehen wor-
den war, finden sich einige mir bisher unbekannte Arten der Fa-
milie mitgetheilt, welche ich hier noch hinzufügen will, indem ich
dazu bemerke, dass die Unzahl unterschiedener Formen wohl
zweifellos vermindert werden dürfte, sobald ein Specialforscher
daran ginge, an reichem Materiale Artgrenzen und Artberechti-
gung festzustellen, eine Aufgabe, welcher ich mich, wie bereits
oben bemerkt, in Zukunft gern unterziehen würde. Es sind dies
folgende Arten:
(Siehe die Tabelle auf p. 962.)
Es sei hier ebenfalls bemerkt, dass Desmayss in seinem
Traite elementaire de Conchyliologie. I T.. II partie, Conchiferes
962
Congeria (Formen mit Apophyse). Dreyssensia (Formen ohne dieselbe).
C. Sandbergerii ANDRUSSOW, Kalkstein |Mittelmiocän.
ANDR. |) von Kertsch, p. 35
C. novorossica SINZ. |ANDRUSSOW, ibid. p. 42 Obermiocän. Dr. latiuscula FONTANNES, 1. c., p. |Obermiocän (pon-
(Maeotische u. MAYER 141, t. 8, f. 15—17.| tische Stufe).
De Sul Dr. tenwissima SiNz | ANDRUSSOW, 1. c., Öbermioecän (pon-
. p. 40. tische Stufe).
7 4 7 j = g A . . Fe ] P2 S U ® r . ..
C I Are = ie Dan S nma Dr. Accurtuw Brus. |? (siehe Tabelle). Unterpliocän.
n GR 2 rein D) D ri
©. dubia MAYER. FONTANNES, ]. c., t. 8, |Obermiocän (pon- Dr. Grimm Anpr. |? (siehe Tabelle). Liebend.
f. 13—14 tische Stufe).
(?) €. ceratodus An- |ÄNDRUSSOW, 1. c., 1.40. ?
DRUSSOW ’?).
!) Wohl besser Sandbergeri.
°) F. FONTANNES. Les mollusques pliocenes de la vall&e du Rhöne et du Roussillon, II, p. 159, Pl. VI, f. 10
(teste ANDRUSSOW). Diese Publication von FONTANNES, welche ich schon vielfach ceitirt gefunden habe, war mir leider
nicht zugänglich, da die hiesige k. Bibliothek sie auffallender Weise nicht angeschafft hat.
°) In der Tabelle p. 43 seitens ANDRUSSOW’s nicht aufgeführt.
963
dimyaires, Paris 1843 —1S50, in welchem er sich für die Prio-
rität von Üongeria statt Dreyssensia entscheidet und die Familie
Dreissenidae Gray annimmt, p. 634 auf die äusserliche Lage
des Ligaments aufmerksam macht und p. 642 eine ziemlich ge-
naue Beschreibung des Muskelapparats unserer Familie giebt.
Dupuy dagegen (Histoire naturelle des mollusques terrestres et
d’eau douce qui vivent en France, Paris 1847—1852) giebt nur
drei Muskeln statt vier an. Vide p. 657: Impressions muscu-
laires au nombre de trois, celle du milieu lineaire.
H. ApıcH ‘) erwähnt 1859 und bildet ab in seiner „Geologie
des Kaukasus“ eine ÜOongeria diluwvii aus dem Diluvium des
Araxesthales, welche nur eine Varietät der Dreyssensia poly-
morpha PALLAS sein dürfte.
FonTannes®) erwähnt 1887 aus den von ihm als levanti-
nisch angesehenen „Congerien-Schichten* Rumäniens p. 347 1. c.
Dreissensia Stefanescui Font., Dr. Rimestiensis Font., Dr. poly-
morpha var. Berbestiensis Font. (t. 26, f£. 58—61, 62—64, 65),
welche wohl echte Dreyssensien in meinem Sinne darstellen dürf-
ten, wenngleich in der Beschreibung nichts darüber gesagt ist.
— Folgende Bemerkung des verdienstvollen französischen For-
schers, den seine Gründlichkeit und sein umfassendes Wissen
vor jeder Einseitigkeit schützte und dessen Urbanität und Vor-
urtheilslosigkeit selbst wissenschaftlichen Gegnern wie der Nou-
velle Ecole gegenüber wohl unerreicht dasteht, ist durchaus im
Einklange zu den von mir an anderer Stelle (diese Zeitschr., 1891,
p. 421 ff.) geäusserten Ansichten bezüglich der Ungleichwerthig-
keit der als „Congerien-Schichten“ bezeichneten Absätze: Fox-
TANNES Schreibt 1. c., p. 364: „I se pourrait donc que le pon-
tique du sud-est de la France ainsi que celui de 1’Italie
dont il parait ins¶ble fussent d’un äge un peu plus
recent que les couches A Dreissena rhomboidea et spa-
thulata de l’Autriche-Hongrie et reprösentassent un facies
different de la base du Levantin de ’Europe oceidentale*°). Ich
kann es mir nicht versagen, auf diese Bestätigung der von mir
eingenommenen Standpunktes in einer mir leider erst verspätet
bekannt gewordenen Publication hierdurch hinzuweisen.
!, H. ABıca. Vergleichende Grundzüge der Geologie des Kaukasus
und der armenischen und nordpersischen Gebirge. Memoirs de l’aca-
demie imperiale de St. Petersbourg, Ser. VI, Sciences mathematiques,
physiques et naturelles, T. IX, 1. partie. Sciences mathematiques, T. VII,
1839, p..H1ll.
?), F. FONTANNES. Contribution & la faune malacologique des ter-
rains neogenes de la Roumanie. Archive du musee d’histoire naturelle
de Lyon, T. IV, Lyon 1887, p. 321 ft.
%) Soll wahrscheinlich orientale heissen.
964
Noten zur beiliegenden Tabelle.
!) F. SANDBERGER. Die Land- und Süsswasser-Conchylien der
Vorwelt. Wiesbaden 1870—1875.
?\ Die chronologische Stellung dieses Schichtencomplexes scheint
mir noch nicht über jeden Zweifel erhaben. Es dürfte sehr wahr-
scheinlich sein, dass derselbe, wie auch TH. Fuchs einmal annahm,
den Congerien-Schichten des österreichischen Neogen entspräche. Da-
für würde dann auch seine von v. GÜMBEL (Geologie von Bayern,
Grundzüge der Geologie, Cassel 1888, p. 944) eitirte Ueberlagerung
durch Schichten mit Mastodon angustidens!) an der Reisensburg bei
Günzburg sprechen.
®) v. Ammon. Die Fauna der brackisehen Tertiärschichten in
Niederbayern. Geognostische Jahreshefte, Bd. I, Cassel 1888.
*) Te. Fuchs. Die Fauna der Congerien-Schichten von Radmanest
im Banate. Jahrbuch k. k. geolog. Reichsanstalt, 1870. — Fuchs
erwähnt hier, wie in allen seinen mir bekannten Beschreibungen von
Congerien kein Wort von dem etwaigen Vorhandensein oder Fehlen
der löffelförmigen Apophyse, trotzdem dieselbe bei ©. radmanesti auf
der Zeichnung deutlich zu erkennen ist. Da dieses Hilfsmittel bei €.
arcuata fehlt, vermag ich dieselben nur auf Grund eines vielleicht
unberechtigten Analogieschlusses hier einzuordnen.
5) L. ROUSSEAU. Description des principaux fossilis de la Cri-
nee in DEMIDOFF: Voyage dans la Russie meridionales, Paris 1842.
6) TOURNOUER. Terrains tertiairs superieurs de Theziers. Bull.
soc. geol., III serie, T. 2, 1873—1874, p. 2857. — CAPELLINI Gli
strati a Congerie e la formazione gessosa solfifera nella provineia di
Pisa. Atti dei Lincei, Classe di scienze fisiche. Memorie, Ser. Il,
vol Verse Tal:
”, JuLıus HALAVATS. Die pontische Fauna von Lengenfeld. Mit-
theilungen aus dem Jahrbuch der k. ungarischen geolog. Gesellschaft,
VI. Bd. Budapest, 1883.
®) Sp. BRusınA. Die Fauna der Congerien-Schichten von Agram
in Croatien (Beiträge zur Paläontol. Oesterreich-Ungarns ete., Bd. III,
1884). Fast sämmtliche Congerien wurden vom Verfasser nur von der
Oberseite dargestellt und auf die Frage des Vorhandenseins oder Feh-
lens der Apophyse nicht näher eingegangen. Daher ist es nur eine
Vermuthung, wenn ich diese Formen hierher stelle, die aber vielleicht
dadurch berechtigt ist, dass BRUSINA sie beständig mit echten Con-
serien des Wiener Beckens, wie Ü. Ozizecki, C. triangularıs u. a., Ver-
gleicht. Der irrige Ausdruck „Bandgrube“ für das Septum findet sich
auch hier wieder! — _
®) Ist nach Fuchs und R. H@RNES, wie BRUSINA 1. c. betont, eine
selbstständige Art.
10) AUGUST GOLDFUSS. Petrefacta Germaniae, Düsseldorf 1834 bis
1840, II. Bd., p. 172, t. 129, f. 11. Diese Form, welche nach GOLD-
!) Diese Form soll nach NEUMAYR (Insel Kos. Denkschriften d.
Wiener Akademie, 40. Bd., Wien 1880) in hohem Maasse charakte-
ristisch sein für die levantinische Stufe, während M. longirostris die
ältere, pontische Stufe kennzeichne. Diese Annahme ist letzthin von
ÄNDREAE (Ueber einen neuen Listriodon-Fundpunkt. Mitth. d. grossh.
Badischen geolog. Landesanstalt, II. Bd., Heidelberg 1891), wie ich
glaube mit Recht, angezweifelt worden.
wu e
965
russ bei Wien, Dax und am Aralsee vorkommen soll, dürfte wohl mit
einer der anderen Tichogoniden zu identificiren sein. Ich bin sehr
zweifelhaft, ob sie nicht eine echte Dreissena darstellt und vielleicht
mit Dr. simplex BARBOT zu identificiren wäre. GOLDFUSS schreibt we-
nigstens folgendermaassen: „Die innere Scheidewand des Wirbels zeigt
den Eindruck des accessorischen Schliessmuskels nicht.“
1) RZEHAK. Beiträge zur Kenntniss der Tertiärformation im
ausseralpinen Wiener Becken Verhandl. des naturforschenden Vereins
zu Brünn, Bd. 21, 1883.
12) R. HERNES. Tertiärstudien, VII, Valenciennesia-Schichten aus
dem Banate. Jahrbuch der k.k. geolog. Reichsanstalt, 25. Bd., 1875,
p. 63 ff.
2) DE STEFANI. Molluschi continentali fino ad ora notati in
Italia nei terreni pliocenici, ed ordinamento di questi ultimi. Atti
della societa Toscana di scienze naturali, Vol. III, p. 287, Vol. V,
p. 62. Pisa i878 u. 1880. Auch DE STEFANI giebt von dem Vorhan-
densein oder Fehlen der Septalapophyse bei den italienischen Formen
keine Notiz, doch lässt der von ihm durchgeführte Vergleich mit Cong.
Basteroti auf das Erstere schliessen. (C. sub - Basteroti TOURNOUER,
(l. e., p. 303, f. 8, 1874) ist nach demselben Autor identisch mit der
toskanischen (©. sanensis MAYER.
12) DESHAYES. Coquilles fossiles de la Crimee in DE VERNEUIL:
Me&moire geologique sur la Crimee. M&moirs de la societe geologique
de France, Tome III, Paris 1838.
12) Durois DE MONTPEREDN. Conchiolosie fossile et apercu geo-
gnostique des formations du plateau Wolhynien- Podolien, T. VI,
f. 26—28, p. 69.
‘ 16) TH. Fuchs. Fauna von Tihany am Plattensee Jahrb. d. k.k.
geol. Reichsanstalt, 1870, p. 531 ff.
17) Nach MARTINI-CHEMNITZ, Conchylienkabinet, Mytiloidea, 8. Bd.,
Heft V, Nürnberg 1887, zusammengestellt.
8) K. MitLer. Die Binnenmollusken von Ecuador. Malacozool.
Blätter, herausgegeben von CLEssın, Neue Folge, I. Bd., Cassel 1879,
pag. 117.
19) Wahrscheinlich nur Varietät der Ü. africana (cf. FISCHER, |. c.,
pag. 130).
2) L. v. Rora. Beitrag zur Kenntniss der Fauna der neogenen
Süsswasserablagerung im Szeklerlande. (Foeldtani Koezloeny, Geolo-
gische Mittheilungen, herausgegeben von der ungarischen geolog Gesell-
schaft, Budapesth 1881.) Congeria exigua ist nach diesem Autor wie
C. eristellata apophyselos. „Sie gehört daher, wie (. Se BARBOT,
C. auricularis FUCHS etc., mit der Jetzt noch lebenden © . polymor ‚pha
in eine Gruppe.“ v. RoTH ist also, wie wir sehen, einer der wenigen
Autoren, welcher dem Vorhandensein und Fehlen der Apophyse bei
Congeria - ähnlichen Formen und den dadurch bedingten natürlichen
Verwandtschafts - Beziehungen eine intensivere Aufmerksamkeit ge-
schenkt hat.
2!) E. v EıicHwALn. Zur Naturgeschichte des caspischen Meeres.
Nouveaux m&moirs de la societe imperiale des Naturalistes de Moscou,
T. X, Moscou 1855, p. 283 ff. Dreissena Brardii EıcHw. ist jeden-
falls mit dem Mytilus Brardii BRONGNIARTsS nicht schlechthin zu
identifieiren, da jedwede Angaben über die bei der letzteren Art so
typisch entwickelte Apophyse fehlen und das Vorkommen einer echten
lebenden Congeria im fernen Osten eine sehr auffallende und den bis-
her erkannten Gesetzen der geographischen Vertheilung der Tichogo-
966
niden nicht entsprechende Erscheinung sein würde. Auch Dreyssensia
Brardii AL. BRONGNIART (Me&moire sur les terrains de sediment supe&-
rieurs du Vicentin, Paris 1823, t. 6, f. 14) scheint nicht identisch
mit dem von FAuJas (M. FAUJAS DE SAINT-FOnD: Des coquilles fos-
siles des environs de Mayence. Annales du musede d’histoire naturelle,
T.vI, p. 372 ff., Paris 1806, t. 58, f. 11) abgebildeten Mytzlus. Ein-
mal stimmt die Gesammtform nicht überein, da M. Brardü BRONGN.
viel gewölbter ist als die ziemlich flache Type FAuJas, und dann be-
hauptet DESHAYES (LAMARCK: Hist. nat. des animaux sans vert. II &di-
tion par DESHAYES et MiLNE-EDWARDS, Paris 1836, T. VII, p. 53),
dass an der Type FAuJas’, welche er doch wohl vor Augen gehabt
hat, das Septum fehlt, dieselbe also nach unseren Begriffen einen My-
tilus und keine Tichogonide. darstellt. (Le bord cardinal est simple
et na pas une petite cleison semblable a celle du MM. bilocularis L.)
Es ist also Dreyssensia Brardii AL. BRONGN., nicht mit DESHAYES,
Dr. Brardii FAUJAS zu schreiben und die ohnehin nicht bekannte
Type FAuJas’, welche wahrscheinlich einen jungen Mwytilus darstellt,
einzuziehen.
??) Bei den folgenden, PAETEL's Cataloge (PAETEL, Catalog seiner
Conchyliensammlung, IV. Aufl., Berlin 185S— 1891) entnommenen Formen
ist, da sowohl Abbildung als Beschreibung im Stich lassen, hinsichtlich
ihrer systematischen Stellung nichts Sicheres festzustellen und sind
daher bisher nur zweifelhafte Analogieschlüsse gestattet. Von den sonst
in der PAFTEL’schen Liste noch aufgeführten Arten ist Ü. cochleata
Nysrt zweifellos identisch mit (. cochleata Kickx, D. exceisa WIEGMANN
aus Madagascar (cf. REEVE! Conchologia ‚joconien, Vol. X, London
1858. Monograph of the genus Mytilus, t. 4, f. 13) ein echter mariner
Septifer und die als lebend angeführte Cong 2. "Biardii BRONGN. aus dem
Caspischen Meere (cf. E. v. MARTENS! Ueber vorderasiatische Conchy-
lien. Novitates conchologicae, Cassel) auf eine irrige Bestimmung zu-
rückzuführen. Ob diese letztere Art „ohne Kante, deren v. BAER
(Caspische Studien. Bull. de la classe physico-mathematique de l'aca-
demie imperiale des Sciences de St. Petersbourg, T. XII, No. 13
u. 14, p. 193, St. Petersburg 1855) erwähnt, als einer echten Brack-
wassermuschel“ (v. MARTENS, 1°6.,’P!782) eine selbstständige Species
oder nur eine Localvarietät der variablen Dr. polymorpha ParLas ist,
müssen weitere Specialuntersuchungen nachweisen.
>) Journal de Conchyliologie, T. XII, 1860, p. 191 und T. XXV,
1885, t. 11, f. 10. Scheint nach der Figur Apophyse zu besitzen.
2?!) IJhidem, 1885, p. 32, t. 11, f. 11 (A. MoRLET:! Coquilles ter-
restres et Suviatiles de l’Afrique equinoctiale).
>) H. Adams. List of "additional species of Land- und Fresh-
water shells collected by Mr. BARTLETT in eastern Peru with deserip-
tion of new species. Proceed. of the zoological society of London,
1870, p. 879, t. 27, f. 18. Aus dem Yangtsze river bei Kweifoo.
Scheint eine echte Tichogonide nach der Abbildung zu sein.
65) ARNOULD LOCARD. Malacologie des lacs de Tiberiade, d’An-
tioche etc. Archives du musee dhistoire naturelle de Lyon, T. HI,
Lyon 1883, p. 195 ff.
?”) L. MORLET. Description d’esp&ces nouvelles de Coquilles re-
cueillies par Mr. PATRE au Cambodge. Journal de Conchyliologie,
T. XXI, 1884, p. 402, t. 18, f. 3—8c. — Ebenfalls wohl eine echte
Tiehogonide; über die Verhältnisse von Schloss und Muskulatur ist
nur sehr wenig angegeben, während der Muskelapparat auf der Tafel
richtig gezeichnet ist.
967
engen
B. Briefliche Mittheilungen.
1. Herr GEORG GÜrıIcH an Herrn W. DAnmES.
Ueber einen neuen Nothosaurus von Gogolin in
; Oberschlesien.
Breslau, den 4. November 1891.
Aus den Sacrauer Brüchen bei Gogolin wurden mir durch
den Steinbruchsverwalter Wırkowskı Fragmente eines "grösseren
Saurier-Schädels übergeben, der nach der sorgfältigen Präparirung
durch den Breslauer Museums-Aufwärter ULıtzka eine leidliche
Reconstruction gestattet; es fehlen nur die rechte hintere Ecke,
die Schnauzenspitze und aus der Mitte ein kaum zolllanger Theil,
wo Jochbogen und Scheitelbein am schwächsten waren.
Die Art bildet eine Zwischenstufe zwischen Simosun us- und.
Nothosaurus, steht aber letzterem näher. a
Die Länge des Schädels mag etwa 27 cm, seine grösste
Breite 17 cm betragen haben. Der Habitus weicht darin. von
Nothosaurus ab, dass die Linien der Seitenbegrenzung des Schä-
dels nach hinten gleichmässig divergiren, sodass also am Ende
die grösste Breite erreicht wird. Es ist dies ein ähnliches, ‚Vier-
hältniss wie bei S?mosaurus; darin aber unterscheidet sich un-
sere Art wieder von diesem Genus, dass die Schnauze nicht so
stumpf wie bei Semosaurus endigt, sondern etwas--Nothosaurus-
artig vorgezogen ist. Der vordere Winkel der Schläfengrube ist
nach innen gerichtet wie bei S?mosaurus, während derselbe bei
Nothosaurus sonst nach aussen gerichtet ist. Demzufolge erstreckt
sich die bei der neuen Art und bei Srmosaurus schmale Knochen-.
brücke zwischen Auge und Schläfenloch von innen nach hinten.
aussen. Bei den bisher bekannten Arten. von, Nothosaurus.; tritt
die Richtung dieser Knochenbrücke nach vorn aussen nur dann.
besonders deutlich hervor. wenn letztere schmal ist; das. ist. Z B.
bei dem von mir beschriebenen Nothosaurus er ons” "der Fall.
Zeitschr. d.D. geol. Ges. XLII. 4. 63
968
Nothosaurus latissimus aus dem Muschelkalke von Sacrau bei
Gogolin i. Ob.-Schl., Schädel; A. von oben, B. von unten. 1:4 (zum
Vergleich mit der Abbildung von Nothosaurus mirabilis in ZITTEL’S
Handbuch, III, p. 479.
ee
vv S
4
\
u
R
EyEN EEE -- - Cıpee
Pmx Zwischenkiefer;, Z Zahn des Zwischenkiefers; © Eckzahn; N Na-
senloch; A Augenhöhle; S Schläfengrube; Ch Choane; Mx Oberkiefer;
Fr Frontale; Pıf Praefrontale; Ptf Postfrontale; J Jugale; Pl Pala-
tinum; Pt Pterygoid; Bo Basioceipitale; die beiden letzteren in A von
oben, der Innenseite der Schädelhöhle aus gesehen, da die obere
Knochenbrücke weggebrochen ist. Col Ansatz der Columella auf der
Innnenseite der Pt; QJ Quadratojugale; Q@ Quadratum; Ar Gelenk-
fläche derselben.
C. Backzahn, Querschnitt, 2!) mm über der Basis. 3:1. Der Pfeil
deutet die Innenseite an.
A EATENENN Punktirte Linie = Bruchlinie,
EEE LER ER gestrichelte Linie = Reconstruction,
zickzackförmige Linie = Naht,
gewöhnliche Linie = Begrenzung und Kanten.
Die Gaumenbedeckung stimmt im Allgemeinen mit Nothosaurus
überein ; die grossen länglichen Gaumenlöcher liegen mit ihrem
vorderen Ende unter dem hinteren Ende der äusseren Nasenlöcher.
Bei unserer Art sind wie bei Nothosaurus zwei besondere,
Bei Figur A ist rechts das obere Na fortzulassen und J statt Z
zu Setzen.
Le: wen: 77 u
- starke Eckzähne vorhanden, dieselben stehen aber weiter vorn als
bei diesem. Während sie bei Nothosaurus sonst in dem Raume
zwischen Nasenloch und Augenhöhle, bezw. in der hinteren Ge-
send der Choanen stehen, befinden sie sich bei unserem Saurier zur
Seite der äusseren Nasenlöcher, bezw. am vorderen Ende der
Gaumenlöcher. Dadurch wird eine andere Form der Schnauze
bedingt; dieselbe ist am Beginn des Zwischenkiefers jäher einge-
schnürt als bei Nothosaurus. Die Zähne sind nicht keulenförmig
wie bei Stmosourus, sondern haben die ungefähre Form der No-
thosaurus - Zähne. Nur die Eckzähne sind ringsum cannellirt;
aber nicht so stark wie die letzteren. Die Backzähne sind nur
an der Innenseite fädig gerieft, aussen an der Basis glatt, und
nur gegen die Spitze zu stellen sich einige Riefen ein, ähnlich
wie bei Simosaurus. Die Zähne stehen nicht nach aussen vorge-
streckt wie bei den anderen Nothosauwrus-Arten, sondern sind
schwach nach innen gekrümmt.
Der Hinterhauptscondylus ist kräftig. gewölbt, quer elliptisch,
17:13 mm. Die obere Schädeldecke ist hier weggebrochen, und
man sieht in der Mediane die untere Knochendecke von ihrer
Oberseite. Der Condylus sitzt an einem anscheinend einheitlichen,
trapezoidalen, kurzen Knochen, der auf der Unterseite von den
Flügelbeinen verdeckt ist, augenscheinlich also dem Basisphenoid;
eine Naht gegen das Basioceipitale ist indess nicht erkennbar.
Von den Flügelbeinen gehen schlanke. stabförmige Fortsätze
nach oben, die ein wenig nach innen und: vorn geneigt sind;
anscheinend reichten sie bis zum Parietale hinauf; sie werden
also als Columella gelten müssen. Bei einem mir vorliegenden
Schädel von Nothosaurus, der ein genaues Negativ der Knochen-
masse darbietet (cf. diese Zeitschrift. 1884, p. 133) befindet sich
die Columella etwas weiter hinten, sodass ich bei der eigenthüm-
lichen Erhaltungsweise des Exemplares damals annahm, der Fort-
satz ginge vom Basisphenoid aus. Dass es sich hier um keinen
Parietalfortsatz handelt, geht aus der rundlichen Form des Kno-
chens hervor.
Vor dem Hinterende senden die Pterygoidea je einen kräf-
tigen Fortsatz nach hinten und aussen, der unter 45° von der
Mediane abweicht und in einer deutlichen Naht an das Quadratum
stösst. Letzteres trägt die Gelenkfläche für den Unterkiefer an
der Aussenseite.. Die Gelenkfläche besteht aus 2 Facetten, von
denen die innere, von länglicher Form, steil gestellt und ein wenig
| nach aussen übergeneigt, nicht genau parallel mit der Längsaxe,
i sondern nach hinten convergent verläuft; die äussere ist weniger
| bestimmt in ihren Umrissen und liegt mehr horizontal. Diese
Gelenkflächen des Quadratum bilden nicht die Aussenecken der
63*
970
Hinterseite des Schädels, sondern sie werden nach aussen noch
von je einem flügelartigen Fortsatze überragt, der von der Um-
grenzung der hinteren Ecke der Schläfengrube ausgeht. Dieser
Knochen lässt nur auf der Unterseite die Naht gegen das Qua-
dratum erkennen, sonst ist er anscheinend einheitlich. Von der
Ecke der Schläfengrube sendet er einen schmalen Fortsatz nach
vorn zu dem Jugale, einen nach innen vorn zum Parietale, einen
kräftigen nach unten, der das Quadratum nach aussen deckt, und
endlich nach hinten, unten und aussen eben jenen flügelartigen,
löffelförmig ausgehöhlten Fortsatz, der die hintere Ecke des
Schädels bildet; die oberen Fortsätze werden als Squamosum, die
unteren als Quadrato-Jugale aufzufassen sein.
Der vorliegende Schädel unterscheidet sich also von allen
bisher bekannten Nothosaurus-Arten durch den nach hinten stetig
an Breite zunehmenden Umriss, die Form der Schläfengruben,
die Lage der Eckzähne, die Streifung der Backzähne und den
abweichenden Bau der kräftigen Hinterhauptsregion. Alle diese
Eigenschaften weisen auf Stmosaurus hin; indess hat diese Gat-
tung überhaupt keine stärker ausgebildeten Eckzähne, und über-
dies sind alle Zähne keulig verdickt. Trägt man der immerhin
stark ausgeprägten Aehnlichkeit der Form mit Nothosaurus Rech-
nung, so kann man die vorliegende Art als Typus einer neu zu
errichtenden Untergattung ansehen. Demgemäss bezeichne ich die
Art einstweilen als
Nothosaurus latissimus.
Von besonderer Wichtigkeit scheint mir bei dem vorliegenden
Exemplar der Nachweis von dem Vorhandensein eines als Colu-
mella zu deutenden Knochenpfeilers zu sein.
971
2. Herr J. Frün an Herrn C. A. TENNE.
Ueber fossile Kalkalgen.
Zürich, den 26. December 1891.
In einem „Nachtrag“ zu seinem in dieser Zeitschrift, Bd. 43,
Heft 2 erschienenen Aufsatz, betitelt: „Fossile Kalkalgen aus den
Familien dec Codiaceen und der Corallineen*, hat RoTHPLETZ
meine bescheidene Arbeit „Ueber Gesteins-bildende Algen der
Schweizeralpen* (Abh. d. schweiz. paläont. Ges., Vol. XVII, 1890)
einer Kritik unterzogen, die mich zu folgender Entgegnung ver-
anlasst:
Meine Untersuchungen über eocäne, centralalpine Lithotham-
nien verbreiten sich in eingehender und vergleichender Weise über
den Bau und die Fortpflanzungs-Verhältnisse dieser Algen, um zu
prüfen, ob und wie weit man solche Pflanzen selbst in kleinen
Bruchstücken und Dünnschliffen beurtheilen kann. Ich habe mich
hierbei zunächst mit Sorms - LauBacH (Die Corallinenalgen des
Golfes von Neapel, 1381) auf die für alle Zeiten grundlegenden
Studien von Rosanorr (Recherches anatomiques sur les Melob£&-
siees, Mem. de la soc. imp. d. sc. nat. de Cherbourg, T. X,
p. 1 ff., 1866) gehalten, die RoTHPLETZ nirgends erwähnt. Daher
bin ich, Güuser’s diagnostische Verwerthung der Zellgrössen prü-
fend (Gümser, Nulliporen, in Abhandl. d. k. Akad. d. Wiss,
München 1871), stets von ganz bestimmten, vergleichbaren Zellen
ausgegangen, denjenigen der Symmetrielinie (meine Arbeit, p. 12
u. 15), während RoTHpLErz allerdings betont, wie wichtig es sei,
bei Angabe von Zelldimensionen auf den Grössenunterschied in
Rinde und Hypothallus „Rücksicht zu nehmen“ (l. c., p. 307),
ohne im Text entsprechende orientirende Bemerkungen einzu-
flechten.
Wenn RorHrLertz rügt, dass ich, gestützt auf mein Unter-
suchungsmaterial, Zithothamnium nummnuliticum Güms. in die
Nähe von L. racemus ArescH. gebracht, so lasse ich mich gern
belehren, verweise aber auf p. 311 seiner Arbeit, wonach von
einem anderen Gesichtspunkte aus „Zzth. nummuhlticum, L. Ascher-
sont, L. racemus und L. ramosissimum“ für „Glieder einer ent-
wicklungsgeschichtlich zusammenhängenden Sippe“ gehalten werden.
Ferner bemerkt RotTuPpLETzZz, „die durchgehende Verwechse-
lung der Conceptakeln mit den Cystocarpien hätte wohl vermieden
werden können“. Ich bin wohl nicht unbescheiden, wenn ich be-
haupte, dass die von mir dargelegte Anatomie der Melobesien
einen Vergleich mit der von ROoTHPLETZ gegebenen nicht zu
972
fürchten hat und dass man mich in der Beschreibung der Fort-
pflanzungsverhältnisse (meine Arbeit ‚p. 7 ff.) kaum missverstehen
kann. Ich habe genau zwischen geschlechtlichen und ungeschlecht-
lichen Fortpflanzungsorganen unterschieden. Angesichts der ge-
ringen Einsicht in dieselben bei fossilen Formen und speciell in
deren Fortpflanzungsproducte, habe ich den Begriff „Conceptakel*
ganz allgemein gebraucht für Hohlraum, Behälter, z. Th. in An-
lehnung an Hauck, Meeresalgen, p. 19 u. 20. Wenn ich, gestützt
auf Form und Grössenverhältnisse, die mit blossem Auge leicht
erkennbaren leeren „Üonceptakeln* mit GÜMmBEL u. A. zu den
Cystocarpien zählte, habe ich damit nicht mehr als die weiblichen
-Fortpflanzungsorgane bezeichnen wollen und auf p. 10 meiner
Arbeit deutlich hervorgehoben, dass „einzelne der als Cystocar-
pien angesehenen Hohlräume Antheridien darstellen“ können. Eine
Verwechselung in dem von RoHTPLETZ gedeuteten Sinne kann
nicht vorliegen; eine achtzehnjährige Beschäftigung mit Krypto-
samen hätte mich wohl zum Voraus gegen solche Verstösse
bewahrt.
Das Verdienst, „wie schon früher (1883) C. SCHWAGER“, das
Vorkommen „von im Gewebe isolirter, ovaler Tetrasporen“ beob-
achtet zu haben, lehne ich ab. Meines Wissens sind solche
überhaupt noch nie bei fossilen Lithothamnien erkannt worden.
RoT#PLETZ spricht gar oft von „Tetrasporen* im Text und in
der Erklärung der Tafeln. Nach seiner Darstellung in Wort und
Bild müssten seine „Tetrasporen“ einzellige Gebilde sein, und
zudem müsste die Membran der Spore mit derjenigen der Spo-
renmutterzelle verwachsen sein. Damit ich nicht wieder miss-
verstanden werde, verweise ich auf Lverssen, Handbuch der
system. Botanik, 1879, Bd. I. f. 31, p. 113 und die zahlreichen
Abbildungen bei Rosanorr. Was Rorkrrerz als „Tetrasporen*
auffasst, sind die von mir klar beschriebenen Tetrasporangien
(conf. auch Hauck, v. SoLMS - LAuBAcH). Es sind nur Sporen-
behälter, seien sie nun in einen besonderen Hohlraum, in ein
Conceptaculum tetrasporicum gruppirt (RoTHPLETZ. t. XVII, f. 4)
oder werden sie als isolirt stehend aufgefasst (RoTHPLETZ, t. XV,
f. 15a u. 16a, t. XV, f. 2, 3, 5); es sind keine Sporen, keine
Fortpflanzungsproducte, sondern Räume, welche solche enthalten
haben. Die Fortpflanzungsproducte verkalken normaliter nicht.
Als seltener Fall der Erhaltung glaube ich solche erkannt zu
haben und ist diese Auffassung von SoLus - LauBAcH bestätigt
worden. Im Uebrigen verweise ich auf meine Arbeit, £f. 7, 10,
12,83:
RortsrLerz findet die von mir abgebildeten „rundlichen
Körper“ sehr interessant; sie erinnern ihn aber an .sphärolithische
Bildungen. Die Figur ist missrathen, was sich zum Theil daraus
erklärt, dass ich mit dem Lithographen nur schriftlich und in
einer fremden Sprache verkehren konnte.
Eine in den letzten Tagen vorgenommene Prüfung mit einem
Fusss’schen Polarisationsmikroskop neuester Construction ergab
nichts, was auf eine „concretionäre, sphärolithische* Bildung hin-
weisen könnte. Ich kann sie auch jetzt nicht anders als Zellen,
und zwar zu Tetrasporen gehörend, auffassen.
974
C. Verhandlungen der Gesellschaft.
1. Protokoll der November - Sitzung.
Verhandelt Berlin, den 4. November 1891.
Vorsitzender: Herr HAUCHECORNE.
Das Protokoll der Juli-Sitzung wurde vorgelesen und ge-
nehmigt.
Auf die Anfrage des Herrn OPPENHEIM, warum das Pro-
tokoll der allgemeinen Versammlung in Freiberg nicht verlesen
werde, erwiderte der Vorsitzende, dass zur Verlesung desselben
keine Veranlassung vorliege.
Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft -
eingegangenen Bücher und Karten vor.
Derselbe lenkte die Aufmerksamkeit der Versammlung auf
eine Arbeit des Bergreferendars ZıckLer!: „Ueber die Gangver-
hältnisse der Grube Bergmannstrost bei Clausthal“, welche eine
Reihe schöner, in der Grube aufgenommener Photographien des
Ganges enthält.
Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten:
Herr Dr. GürıcH, Privatdocent in Breslau,
vorgeschlagen durch die Herren R&meEr, Dames und
HınTze.
Herr EBERT sprach über einen neuen marinen Hori-
zont in der Steinkohlenformation Oberschlesiens.
Derselbe ist entdeckt worden im tiefen Querschlag des Kron-
prinzschachtes der consolidirten GıescHh£-Grube und befindet sich
ca. 200 m unter dem Niederflötz und ca. TO m unter dem An-
dreasflötz.. Die Fauna, welche anderweitig beschrieben werden
soll, ist in einem dunklen Schiefer enthalten, der ca. 15m
975
mächtig ist. Dieselbe ist nach unten rein marin, nach. oben wird
sie brackisch und enthält nur noch Zingula und Anthracomya.
Der tiefste marine Horizont in Oberschlesien, dessen Lage zum
Niederflötz mit Sicherheit bestimmt werden konnte, ist der von
Kosmann beschriebene „Bahnschachthorizont“, ca. 124 m unter
dem Niederflötz auf der Königsgrube.. Somit ist der neue, im
Kronprinzschacht erschrotene Horizont ein tieferer; ob derselbe
demjenigen bei Golonog in Russisch-Polen entspricht, bleibt zu-
nächst zweifelhaft. Wahrscheinlich dürfte letzterer noch tiefer
liegen.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. W. 0.
HAUCHECORNE. BEYSCHLAG. SCHEIBE.
2. Protokoll der December-Sitzung.
Verhandelt Berlin, den 2. December 1891.
Vorsitzender: ‚Herr HAUCHECORNE.
Der Vorsitzende legte die für die luunez der Gesellschaft
eingegangenen Bücher und Karten Nor
Das Protokoll der Kon aHlt. aih wurde vorgelesen.
Der Vorsitzende gab zu demselben folgende Erklärung ab:
Nach dem Gesellschafts - Statut haben die allgemeinen, im
August oder September jeden Jahres stattfindenden Versammlun-
gen der Gesellschaft nichts mit den besonderen, in Berlin statt-
findenden Versammlungen gemein. Die Geschäfte der ersteren
werden ganz durch den aus ihrer Mitte gewählten Vorstand
geführt.
Die Protokolle über die Verhandlungen der allgemeinen Ver-
sammlungen sollen während deren Dauer fertig gestellt werden.
Ueber ihre Veröffentlichung enthalten die Statuten keine Bestim-
mung. Nur in der von der Gesellschaft angenommenen Geschäfts-
ordnung für den Vorstand findet sich eine darauf bezügliche An-
ordnung in $ 29, welche lautet:
8 29. „In der Regel wird der Bericht über die all-
gemeine Versammlung sofort zum Druck zu befördern sein,
976
um zu Änfang des nächstfolgenden Jahres zu erscheinen. Es
wird jedoch einer der Schriftführer zu Berlin die dabei etwa
noch vorkommenden Arbeiten, welche nur die äussere Form
betreffen können, zu besorgen haben.“ (Diese Zeitschrift,
Bad. :d,:p.. 31.)
Herr OPPENHEIM beanstandete die Fassung des Protokolls
und stellte, da das Protokoll der letzten Sitzung der allgemeinen
Versammlung in Freiberg nicht verlesen wird. den Antrag:
„Die deutsche geologische (resellschaft wolle in Erwägung,
dass nicht ordnungsmässige Protokolle der Giltigkeit entbehren,
die allgemeinen Versammlungen der Gesellschaft auffordern, in
Zukunft auch das Protokoll ihrer letzten Sitzung an Ort und
Stelle zu bestätigen.“
Der Vorsitzende lehnte unter Hinweis auf die oben abgegebene
Erklärung diesen Antrag ab, da er nur durch die allgemeine Ver-
sammlung selbst erledigt werden könne.
Herr KosmAnn erklärte, dass er nunmehr für seine Person
von den in Gemeinschaft mit Herrn OPPrEnHEIM im November
gestellten, dem Vorstande vorliegenden Antrage zurücktrete.
Die von Herrn OrrEnHEım beanstandete Fassung des im
Protokoll der November-Sitzung enthaltenen, auf die Erwiderung
des Vorsitzenden sich beziehenden Passus wurde von der Versamm-
lung als richtig anerkannt und das Protokoll in der verlesenen
Form genehmigt.
Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten:
Herr Prof. Dr. DöpErLEın in Strassburg i. Els.,
vorgeschlagen durch die Herren BEnECckE, BückınG
und Damess;
Herr Dr. H. Hsrke, Chemiker an der kgl. geologischen
Landesanstalt und Bergakademie in Berlin,
vorgeschlagen durch die Herren Lossen, LEPPLA
und MÜLLER;
Herr Dr. E. Zachz, Realgymnasiallehrer in Berlin,
vorgeschlagen durch die Herren KeıLHAack, LEPPLA
und SCHEIBE.
Herr KEILHACK sprach über das Alter der Cardıum
führenden Sande und der Torflager im Steilufer der
Elbe bei Lauenburg.
Gegenüber der von ÜREDNER, WAHNSCHAFFE und GEINITZ
aufgestellten Behauptung des postglacialen (alluvialen) Alters der
letzteren und des miocänen Alters der ersteren (cf. Neues Jahrb,
f. Mineral. ete., 1859, II, p. 194) hielt Vortragender an seiner
früheren Ansicht vom interglacialen resp. präglacialen Alter dieser
Schichten (cf. Jahrb. d. kgl. geol. Landesanstalt u. Bergakademie
für 1584, Berlin 1885, p. 211) fest. Ein neuerdings mit Herrn
Dr. H. Schröper ausgeführter Besuch von Lauenburg ergab näm-
lich folgende, z. Th. die früheren Beobachtungen bestätigende und
ergänzende Resultate:
1. Der Cardium-Sand ist durch Uebergänge mit nordischen
Diluvialsanden auf’s engste verknüpft.
2. Er führt auch in grösseren Tiefen noch vereinzelte nor-
dische Geschiebe.
3. Seine Fauna fehlt dem Holsteiner Miocän völlig, stimmt
aber überein mit derjenigen anderer präglacialer Ablage-
rungen Holsteins, z. B. Burg in Dithmarschen.
4. Das Miocän bei Lauenburg (Buchhorster Berge) besteht,
soweit es aufgeschlossen ist, aus kalkfreien, fetten Thonen
mit Braunkohlenflötzchen.
Danach sind die Cardium-Sande zweifellos diluvial, und da
sie unter dem Geschiebemergel liegen, alt- oder präglacial.
Bezüglich des Alters der Torflager ist die Behauptung von
ÜREDNER, WAHNSCHAFFR und GEINIıTz, dass über dem mächtigen
Sande im Hangenden des Torfes kein oberer Geschiebemergel
folge, wie Vortragender früher angenommen hatte, richtig. Be-
deutende Abrutschungen hatten den Irrthum hervorgerufen. Falsch
aber ist die Angabe, dass über den weissen Sanden überhaupt
keine jüngere Schicht mehr folge. War schon die Schlussfolge-
rung, dass das Torflager postglacial sei, weil es auf Unterem
Mergel auflagere, ohne von ÖOberem überlagert zu sein, durchaus
unzulässig, so wird jene Altersbestimmung erst ganz hinfällig
gegenüber der Thatsache, dass über den Sanden eine zur Zeit
des Besuches des Vortragenden schön aufgeschlossene, 1!/s bis
2 m mächtige Bank typischen Oberen Geschiebesandes mit zahl-
losen Geschieben lagert. Dadurch wird das interglaciale Alter
des Torflagers über jeden Zweifel erhoben.
Ueber die ausserdem noch in den Lagerungsverhältnissen
und der Flora des Torflagers liegenden zwingenden Gründe für
ein diluviales Alter desselben ist in einer brieflichen Mittheilung
im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc., 1892, I, Heft 2 aus-
führlicher gehandelt.
Herr SHCEIBE sprach über Hauchecorneit, ein neues
Nickelwismuthsulfid von der Grube Friedrich im Revier
Hamm an der Sieg und legte Stücke davon vor (vergl. die Arbeit
im Jahrb. der geol. Landesanstalt und Bergakademie, 1891).
978
Herr H. PoToNIE legte emige Pflanzenreste aus dem
thüringer Rothliegenden vor und besprach dieselben.
1. Exipulites Neestii Ga&rprEert auf Samen einer
rothliegenden gymnospermen Pflanze.
Als Extpulites Neesiti bezeichnet man bekanntlich Gebilde,
die man am besten als zu den Sphaeriaceen-Perithecien gehörig an-
sieht. Wiederholt ist dieser Schmarotzer-Pilz auf Wedelspreiten-
theilen von palaeozoischen Frlices beobachtet worden; bei GÖPPERT
schmarotzt er auf seiner Aymenophyllites Zobelü, H. B. GeinıTz
giebt ihn „auf Sphenopteris tridactylitess Bronen., Sph. elegans
Bronen. und Sph. erregularis STERNB.* an, GurBIEr bildet
ihn, die Perithecien für Sori haltend, auf „Neuropteris Loshiüi
Bronen.“ ab.
Diejenigen, die — wie der letztgenannte Autor — die Exe-
pulites Neesit - Gebilde nur wegen dieses ihres Vorkommens auf
Wedelspreitentheilen für Sori halten möchten, trotz des triftigen
Grundes GöppeErT s, der unsere Gebilde für Schmarotzer - Pilze
hält, weil „sich gar keine Beziehung. derselben zu den Blattnerven
nachweisen“ lässt, diese dürften von der Unrichtigkeit ihrer An-
sicht durch die vom Vortragenden vorgelegten, auf (wohl einer
gymnospermen Pflanze entstammenden) Samen sitzende Exemplare
überzeugt werden, wenn ihnen auch das Vorkommen von Ext-
pulites auf Callipteris conferta (STERNBERG) BRONGNIART, deren
Sori — wie wir durch E. Weiss wissen — marginal wie bei
Ptervs auftreten, noch nicht zur definitiven Entscheidung der Frage
genügen sollte.
Die Schmarotzer auf Callipteris conferta hat allerdings ge-
rade GÖPPERT merkwürdigerweise für Sori angesehen; er sagt:
sie „scheinen“ auf den Nerven zu sitzen; in Wahrheit stehen sie
ausser allem Zusammenhang mit der Nervatur. Es kommt hinzu,
dass die Perithecien allermeist auf der Oberseite der Wedel an-
sitzen, während doch Sori auf Wedeloberseiten zu den ausser-
ordentlichen Seltenheiten gehören.
Esxipulites Neesit ist auch auf Stengelorganen gefunden worden.
Das Vorkommen des in Rede stehenden Pilzes ist vom Culm
bis zum Rothliegenden.
2. Callipteris conferta (STERNBERG) BRONGNIART
und Callipteris latifrons Wuıss mit Frass-Gängen
oder -Rinnen.
Die vorgelegten Wedelbruchstücke der (Callipteris conferta
aus dem thüringer Rothliegenden zeigen auf der Wedeloberseite
verlaufende, verschieden lange, unregelmässige Vertiefungen (Ka-
näle), meist die ganze Oberfläche bedeckend, die der Vortragende
für Minirlarven-Gänge oder für Frass-Rinnen hält.
979
Die Gründe, warum die Kanäle keine Sori sein können,
lassen sich dem unter 1. bei Eixipulites Neesit! Gesagten leicht
entnehmen.
3. Gomphostrobus bifidus (E. GEinitz) H. Poroniıe.
In der Sitzung vom 30. October 1891 der Deutschen bota-
nischen Gesellschaft hat der Vortragende die vorgelegten Petre-
facten von Gomphostrobus bifidus bereits besprochen, dieselben
aber damals als Psvlotiphylhım bifidum (E. Geinırz) PoronıE
(= Sigillariostrobus bifidus E. Geinıtz und Dieranophyllum br-
fidum (E. G.) T. Sterzer) bezeichnet. Durch R. ZEILLER ist
aber der Vortragende brieflich auf die specifische Identität von
Gomphostrobus heterophylla Marıon (1890) und Sigellariostrobus
bifidus E. Gew. (1873) aufmerksam gemacht worden. Die vom
Vortragenden neugeschaffene Gattung Pselotephyllum muss daher
wieder fallen, da schon Marıox eine neue Gattung, also G@ompho-
strobus, geschaffen hatte, ohne allerdings zu merken, dass die ein-
zige Art dieser Gattung, nämlich Gomphostrobus heterophylla der
Species nach identisch ist mit Sigellarvostrobus bifidus E. G. Die
Art war also vor Marıon schon bekannt, jedoch nicht — wie
es ihr gebührt — in eine besondere Gattung gebracht worden.
Sie muss nach dem Vorausgehenden nunmehr heissen! Gompho-
strobus bıfidus (E. Gemitz) H. Poronı#£.
Die Diagnose von Gomphostrobus bıifidus ist die folgende:
Laubsprosse (bisher nicht in Verzweigung gefunden) von dem
Typus der Walchia filiciformis bis W. piniformis, am Gipfel
bis über 8 cm lange, zapfentörmige Fructificationsorgane tragend,
deren Stengelaxe die directe Fortsetzung der Laubsprosse bildet.
Die Blätter des Zapfens (Sporophylle resp. Fruchtblätter, je nach-
dem man unsere Pflanze als eine Lycopodinee oder Conifere an-
sieht) länger als die nadelförmigen Laubblätter, bis mehrere Cen-
timeter lang, aus eiförmigem Grunde sich allmählich verschmälernd.
am Gipfel oft lineal oder fast lineal werdend und sich einmal
gabelnd. Gabelzipfel bis gegen 1,5 cm lang, spitz, mehr oder
minder gespreizt. zuweilen fast parallel verlaufend. Die Sporo-
phylle werden von einem ziemlich breiten, flachen Mittelnerven
durchzogen, der sich im Gabelwinkel gabelt. Die Gabelnerven
verlaufen am Innenrande der Gabelzipfel.e Ganz an ihrem Grunde
tragen die Sporophylle resp. Fruchtblätter je ein, im Ganzen
eiförmiges Sporangium (resp. ein Eichen oder einen Samen). An
den mir von Herrn Prof. MaArıox gütigst mitgetheilten Abbildun-
gen seiner Exemplare stehen die Sporophylle einseitswendig.
Der Vortragende konnte nur Sporophylle der G@omphostrobus
bifidus vorlegen, die’ er für eine Psilotacee halten möchte.
Ausführliches über die unter 1. bis 3. erwähnten Fälle wird
980
der Vortragende baldigst in den Abhandlungen der kgl. geolo-
gischen Landesanstalt und Bergakademie veröffentlichen, wo auch
die vorgelegten Exemplare und die Marıon schen Reste von Gom-
phostrobus in Abbildungen vorgeführt werden sollen.
Herr E. ZIMMERMANN legte Flussspath vor; dieser
kommt in einzelnen bis erbsengrossen Krystallen (Würfeln mit
geätzten Flächen) von farbloser bis licht violetter Farbe an den
Innenwänden von Lithophysen eines Porphyrs an mehreren Stellen
bei Oberhof im Thüringer Walde vor und scheint sich aus fluor-
haltigen Dämpfen ausgeschieden zu haben.
Derselbe legte sodann mehrere Stücke Wellenkalk aus
der Schaumkalkzone von Arnstadt in Thüringen vor, die
sich durch absonderliche Druckerscheinungen auszeichnen. Man
sieht dort in einem mehrere Meter hohen und breiten Aufschluss
die Schichten sanft einfallen. Eine der Schichten ist quer zu
ihrer ebenen Ober- und Unterseite von dicht gedrängt stehenden
Kluftflächen, secundärer Entstehung, durchsetzt, die alle nicht
eben verlaufen, sondern sehr intensiv gefaltet und geknickt sind
durch einen Druck, der rechtwinkelig zu den Schichtflächen ge-
wirkt haben muss. Wenn man die betreffenden Handstücke be-
trachtet, ohne dass man Näheres über ihr Vorkommen weiss,
werden jene gefalteten Kluftflächen den Eindruck von Schicht-
flächen machen, während die beiden gleichzeitig sichtbaren, ebenen
Schichtflächen wie Kluftflächen erscheinen.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. W. (07
HAUCHECORNE. BeEYSCHLAG. SCHEIBE.
981
EEE
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tish Fossil Vertebrata. Suppl. for 1890. 8°. London 1891.
(Geol. Mag., 1891, Jan.)
Würrıse (E. A.), Beiträge zur Kenntniss der Pyroxenfamilie. 8°.
Heidelberg 1891. Habilitationsschrift.
ZinckeEn (C. F.), Das Vorkommen der natürlichen Kohlenwasser-
stoffe und der anderen Erdgase. 4°. Halle 1890. Gedruckt
auf Kosten der K. Leopold. Akademie.
GC. Karten und Kartentexte.
Bayern.
Geognöstische Karte des Königreichs Bayern. Bl. XV,
Ansbach, nebst erläuternden Text.
Finland.
Finlands geologiska Undersökning, 1.200000, Lief. 16 u.
17. (Kumlinge u. Finströme.)
Japan.
Geol. Survey of Japan. Geologische Karte von Japan
1::: 200000. Bl. Asıke,27. II,C0
Bl. Nagoya, Z. 9. Col. IX.
„Bl.. Toyama 24 12. 200L.2%%
en
Geol. Survey of Japan. KReconnatssance map. Geologre
Dia SII1
Italien.
‚1. R. Ufficio geologeco. Memorte descerittive della carta
geologeca d’Italia, Vol. VI. CO. Barvaccı! Össervaziont
fatte nella Colonia Eritrea.
2. Memorie per servire alla descrizione della carta geolo-
geca d’Italia publicate a cura del R. Comitato geologico
del Regno. Vol. IV, Part. 1. 4°. Florenz 1891.
3. IsseL (A.) und Sqauınagorn (S.): Carta geologeca della
Liguria e Territori confinantı. 1:200000 con note
explicativee Genova 1891.
Preussen.
Geolog. Specialkarte von Preussen. 1:25000. Herausge-
geben von der kgl. geol. Landesanstalt. Lief. 45. 47. 48.
Sachsen.
Geolog. Specialkarte vom Königreich Sachsen. Herausge-
geben vom kgl. Sächs. Finanzministerium. 1: 25000.
Bl. Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Altenberg, Grossen-
hain, Radeburg, Oelsnitz, Neustadt.
332
I. Namenregister.
A. hinter den Titeln bedeutet Aufsatz, B. briefliche. Mittheilung,
P. Protokoll der mündlichen Verhandlungen.
BEcK, R., Ueber Amphibolitisirung von Diabasgesteinen im Con-
'taetbereich von Graniten. P. . „0:
— Das Rothliegende des Plauenschen Grundes. P. F
BEHRENDSEN, O., Zur Geologie des Ostabhanges der argentini-
schen Cordillere. 1. (Taf. XXUI—XXV.) 4. 3
BöHm, G., Ueber Lithiotis problematica GÜMBEL. B. .
— Ueber eine Anomalie im Kelche von Millerierinus mespili-
formis. B.
VAN CALKER, F.J. Di Cambrische und silurische Geschiebe bei
Groningen. I
DAamzs. Ueber Perna "Taramellii G. Bönm. PD.
DATHE, E., Die Discordanz zwischen Culm und Waldenburger
Schichten im Waldenburger Becken. P. . .
DEECKE, W., Der Granitstock des Elsässer Belchen in den Süd-
vogesen. (Taf. XLVII) A.
EBERT. Die Lagerungsverhältnisse der oberschlesischen 'Stein-
kohlenformation. P.
— Lagerungsverhältnisse des 'Carbons in Oberschlesien. P. .
— Ein neuer mariner Horizont in der Steinkohlenformation
Oberschlesiens. P. . -
Eck, H., Bemerkungen über geognostische Profile Jängs würt-
tembergischer Eisenbahnen. A. . ;
— Oeratites antecedens BEYR. von Wenden in Württemberg. Bi
— Bemerkungen über einige Encriniden. B.. 2
FRECH, F., Ueber das Devon der a 1. (Tat. 'XLIV
bis XLVII.) At:
FRoMmMm, 0. ‚ Petrographische Untersuchung von Basalten aus der
Gegend von Cassel. A. . BL Ns
FRÜH, J., Ueber fossile Kalkalgen. B.
GÜRICH, ( Ueber Placodermen und andere devonische Fisch-
reste im Breslauer mineralogischen Museum. A.
— Ueber einen neuen Nothosaurus von Son in Oberschle-
sien. B.
HaAzarv. Die Geologie in ihren Beziehungen zur " Landwirth-
schaft. P.
JAEKEL, Ueber Plicatoerinus und Tetracrinus von Inowraclaw. P.
— Deber Holopocriniden mit besonderer Berücksichtigung der
Stramberger Formen. (Taf. XXX1V—XLIUlL) 4. s
Seite.
257
767
369
531
741
192
756
20
839
283
545
974
244
134
139
672
43
971
902
967
811
554
557
993
KEILHACK, Das Alter der Cardium führenden Sande und der
Torflager im Steilufer der Elbe bei Lauenburg. P. .
KLEMM, G., Chiastolith-Schiefer und Hornblende- Porphynit im
Oberlausitzer Flachland. B. i
KrLeın, Die Methode der Einhüllung von Krystallen in Medien
von annähernd gleicher Brechbarkeit. 2. 4
— Flussspath von Rabenstein bei Sarntheim in Tirol. P.
VON K@NEn, Concretionen aus Sandsteinen und Sanden. P.
— og. Rutschflächen im Buntsandstein von Marburg. P..
Koken, E., Neue Untersuchungen an tertiären Fisch-Otolithen. 1.
(Taf. ax) AR Yo:
KosmAnn, Ueber den Unterschied zwischen Constitutions- und
Krystallwasser. P. et
— Neue Marmorarten von Mecklinghausen. Di:
— Aufgaben und Ziele der Mineralchemie. P.
KRAUSE, A., Beitrag zur Kenntniss der Ostrakoden - Fauna in
silurischen Diluvialgeschieben. (Taf. XXIX—XXXIM.) A.
KRAUSE, P. G., Die Decapoden des norddeutschen Jura. (Taf. XI
bis XIV.) HAAR
LAUBE, Photographien geologisch interessanter Localitäten Böh-
mens, -
LEMBERG, J., Die Aufstellung des Mischungsgesetzes der Feld-
späthe durch J. F. HusseL.
Lepsıus, Berichtigung zu STEINMANN, Einige Fossilreste aus
Griechenland. B. ;
— Die zuerst nachgewiesene Quarzporphyr- Effusiv-Decke im
Saar-Nahe- Gebiet. B.
Lossen, Gabbro mit Bänderung vom Bärenstein im Radauthal. P
— Andalusitkrystalle aus der Harzburger Forst. P.
— Quarzporphyrgänge an der Unter-Nahe. P.
— Die Diabasschiefer des Taunus. P.
— Metamorphosirte vorgranitische Eruptivgesteine des Harzes. P.
MÜLLER, W., Ueber rn am Glimmerschiefer
der Schneekoppe. B.
OCHSENIUS, C., Ueber Loth, Pendel, Oceanviveau und Beweg-
lichkeit unserer Erdrinde. A. .
OPPENHEIM, P., Beiträge zur Kenntniss des Neogen i in Griechen-
land. (Taf. XXVI—XXVI) 4.
— Bemerkungen zu G. STEINMANN! Einige Fossilreste aus
Griechenland. B.
— Die Brackwasserfauna des Eocän im nordwestlichen Ungarn. P.
— Die Gattungen Dreyssensia VAN BENEDEN u. (ongeria PARTSCH,
ihre gegenseitigen Beziehungen und ihre Vertheilung in Zeit
und Raum. (Taf. LI) A.
OSANN, A., Ueber den geologischen Bau des Cabo de Gata.
(Taf. XVIN--XX)) A.
— Beiträge zur Kenntniss der Eruptivgesteine des Cabo de
Gaza A...
PENECKE, K.A., Die Mollusken-Fauna des untermiocänen Süss-
wasserkalkes von Reun in Steiermark. GREEN Ze
PonLıG, Photographien geologisch wichtiger Vorkommnisse im
Rheinland. ’
— Vorlage bemerkenswerther Versteinerungen u. Mineralien. P.
— Die drei niederrheinischen Vulcancentren. P..
Seite.
994
PoTonım, Ueber Sphenopteris Hoeninghausi BRONGN. P..
—_ Veber Sphenopteris furcata BRONGN. P. .
— Exipulites Nesii GöPP., Oallipteris conferta mit F rassgängen,
Gomphostrobus bifi dus E. GkinITz sp Pr MENIAR
Rinne, F., Ueber den Dimorphismus der Magnesia. A.
RoTH, j Die Eintheilung und chemische Beschaffenheit der
Eruptivgesteine. AR
ROTHPLETZ, Fossile Kalkalgen aus den Familien der Codiaceen
und der Corallineen. ale a) ln) 2
SCHEIBE, Hanchecorneit, ein neues Niekelwismuthsulfid. P.
SCHLÜTER, CL., Verbreitung der regulären Echiniden in der
Kreide Nörddeutschlands. A.
SCHAUF, W., Ueber die Diabasschiefer (Hornblendesericit- Schie-
fer K. Koch’ s) von Birkenfeld bei Eppenhain und von
Vockenhausen im rechtsrheinischen Taunus. (Taf. L.) A.
SCHREIBER, Vorkommen fester Sandsteinbänke im mitteloligo-
cänen Grünsande bei Magdeburg. B. .
STAPFF, Beobachtungen an den in Kreide eingebetteten Diluvial-
ablagerungen Rügens. B. .
STELZNER, Begrüssungsrede in Freiberg 1. N Pal
STERZEL, 'Die Flora des Rothliegenden im Plauenschen Grunde. P.
VON STROMBECK, A., Ueber das Vorkommen von Actinocamax
quadratus und Belemmitella mucronata. A.
WAGNER, R., Ueber einige Versteinerungen des unteren Muschel.
kalks von Jena. (Tat. XLIX.) A.
ZIMMERMANN, Ueber die Trias am Nordfuss des mittleren Thü-
ringer Waldes. BN N:
— Ueber Dictyodora. P. .
— Flussspath von Oberhof im n Thüringer Walde. P .
— Druckerscheinungen im Wellenkalk von Arnstadt. P..
IH. Sachregister.
Seite.
Actaeonina ovata n. Sp.. 383
— transatlantica n. sp. 383
Actinocamax quadratus . 39
Apatit in Basalt der Gegend
von COassel. ut a0
Alaria acute-carinata n. sp. 413
Amphibolgranit, Biotit füh-
render, des Belchen 844
Amphibolitisirung von Dia-
basgesteinen im Üontact-
bereich von Graniten . 257
Ancylus (Aneylatrum) sub-
lisısp: Nr, 357
Andalusit aus der Harzbur-
ger Forst ... 534
Andesite des Cabo de Gata 706
Anomia Koeneni n. sp. 417
De mhneogm '894
Argentinische Cordillere, Geo-
logie des Ostabhanges 369
Argentinien, Eocän der Cor-
dillere von. ale
— Jura, mittlerer, der Cor-
dillere von. .813:0894
— . Lias d. Cordillere v. 370. 379
— Neocom der Cordillere
VON. 3. u EA ANS
— Tithon der Cordillere von 374
398
Astarte aequilatera n. sp. 415
Atrypa desquamata Sow.
var. nov. alticola . 680
Augit in Basalt der Gegend
von Cassel. Ra ee!
— im Belchengranit 851. 855. 856
Azeca Boettgeri n. sp. 364
Bänderung im Gabbro vom
Radauthal . 5383
Basalte, aus der Gegend v.
Cassel NETTES
Belchen, Eruptivgänge im
Granit des . RR
Granitstock des Elsässer
Beneckeia Buchi v. ALR.
cognata n. Sp.
Beyrichia Damesi n. sp.
erratica n.'var. acuta .
hieroglyphica n. sp..
Reuterlanzsp., :
Stensloffi n. sp.
Bimsstein des Cabo de Gata
Biotit im Belchengranit .
Biotit- Andesit des Cabo de
Gata.
Biotitaugit- Granit des Elsäs-
ser Belchen
Bollia rotundata n. sp.
semicircularis n. Sp.
sinuata n. Sp...
Bothriolepis
Brachydeirus
Ken.
Buntsandstein an der Bahn
von Stuttgart nach Schil-
tachı ..y. :
Bursulella rostrata n. ‘sp.
Bythocypris cornuta n. sp..
bidorsatus V.
Cabo de Gata,
stenerdesn
geolog. Bau des .
Calianassa prisca n. Sp...
suprajurensis ET.
ErUDUNGE-
Callipteris conferta mit Frass-
gängeNn . „uradark
Cambrische Geschiebe
Groningen .
bei
Seite.
Cassel, Basalte aus der Ge-
gend von ;
Ceratites antecedens BEYR.
aus Württemberg
Cercomya angustissima n. Sp.
Cerithium Bodenbenderi n.
SD. ee
Chiastolithschiefer im Ober-
lausitzer Flachlande
Chlorosaphir aus dem Sie-
bengebirge .
Clausilia (Charpentieria) Go-
banzi n. sp. .
(Pseudidyla) Standfesti
n. Sp. er:
Coccosteus ;
Codiaceen, fossile . :
Coleia macrophthalma n. sp.
Concretionen aus Sandstei-
nen und Sanden .
Congeria PARTSCH .
chonioides COSMANN
curvirostris COSMANN
stiriaca ROLLE
Constitutions- und Kry stall-
wasser 2
Contacterscheinungen am
Glimmerschiefer d. Schnee-
koppe
Contacthöfe der Granite des
Harzes
Corallincen,
Cricodus
Culm, Discordanz "zwischen
Waldenburg. Schichten u.
— von Hainichen-Chemnitz
Cyrtocrinus nov. gen..
granulatus n. Sp.. .
nutans GOLDF. Sp. .
Thersites n. sp.
fossile
Dacite des Cabo de Gata
Decapoden d. norddeutschen
Jura .
Devon der Ostalpen
Diabasartige Gesteine
Elsässer Belchen j
Diabasgesteine, Amphiboliti-
sirung durch Contact mit
Graniten
des
Diabasschiefer d. ans 750.
Dietyodora Liebeana .
Diluvialgeschiebe, silurische,
Ostracoden aus .
"903.
996
Seite.
Diluviunm von Rügen, Lage-
rungsverhältnsse des
Dimorphismus der Magnesia
| Dioritischer Granit des EI-
sässer Belchen
Dislocationsmetamorphismus
Dreyssensia vAn BEN. .
Druckerscheinungen im Wel-
lenkalk von Arnstadt .
Echiniden, reguläre, Verbrei-
tung der, in der norddeut-
schen Kreide .
Eisenglanz in Basalt der Ge-
gend von Cassel
Elephas antiquus,
zähne von .
Milch-
Enerinus aculeatus BEYR.
ı Entomis sigma var. n. ormata
Eocän im nordwestl. Un-
garn, Brackwasserfauna des
von St. Britz, Steiermark
Erdrinde, Beweglichkeit der
Eruptivgesteine, Analysen v.
Eintheilung und chemi-
sche Beschaffenheit
von Cabo de Gata .
Eryma anisodactylus n. sp.
crassimanus n. Sp. A
elegans var. nov. gracilis
major
fossata n. Sp.
maeandrina n. sp.
numismalis Qu.
ventrosa var. nOV.
hercynica
Encrinus aculeatus v. Mever
sub-
— Wagneri BEN.. :
Eryon aff. arctiformis v.
SCHLOTH.
Hartmanni v. MEYER
Eugeniacrinus MILLER
alpinus OosT.. .
caryophyllatus SCHLOTH.
sp. i
— Dumortieri Lor. .
Zitteli n. sp. \
Excursionen im Anschluss
an die allgemeine Ver-
sammlung in Freiberg i. S.
Exipulites Neesii GÖPP.
Feldspäthe, ns
der
Fische, natürliche er
tik der . e
tertiäre Otolithen von .
Flussspath v. Oberhof, Thü-
ringer Wanld.
von Rabenstein bei Sarnt-
heim, Tirol
Gabbro, gebändert, aus dem
Radauthal .
mit Quarzeinschluss aus
dem Radauthal t
Gänge, Erz führende, von
Cabo de Gata
Geologie in Beziehung zur
Landwirthschaft .
Geschiebe, eambrische und
silurische, bei Groningen
Girvanella problematica
NicH. u. ETA..
Glas in Basalten der Gegend
von Cassel. i
Glimmer in Basalt der Ge-
gend von Cassel
Glimmerandesite des Cabo
de Gat& ... PET
Glimmersyenitp orphyr. des
Elsässer Belchen
Glyphea ambigua v. FRITSCH
Bronni Rem.
leionoton n. sp.
liasina v. MEYER.
Meyeri Rem. .
Münsteri VOLTZ .
pustulosa v. MEYER.
Udressieri v. MEYER
Gold vom Cerro Colorado,
Serien Mathe -.
Gomphostrobus bifidus E.
GEIN. sp.
Granite, Contaetwirkungen
von, auf Diabasgesteine .
Granitporphyre des Elsässer
Belchen . .
Granitstock des
Belchen .
Grauwacke der Südvogesen
eruptive Lager in der .
Griechenland, Fossilreste aus
Elsässer
Groningen, Geschiebe bei
Gymnocrinus LOR. emend.
JAER.
Moussoni DESOR sp.
997
Seite.
858
839
867
871
524
744
192
630
639
Hauchecorneit . .
Helix a Standfesti
n. spe ro
Holopoeriniden £
Holopus Rangii D'ORB. .
spileccensis SCHLÜT. sp.
Homomya Bodenbenderi n.
8p:: ey aleihr
Hoplites calistoides n. sp.
mendozanus n. Sp.
protractus n. Sp.
Hornblende im Belchengranit
Hornblendeandesit des Cabo
de Gata . . ae:
Hornblende - Porphyrit im
Oberlausitzer Flachlande .
Hornblendeserieit - Schiefer
K. Koc#'s .
Hymettos-Marmor,
aus AT 3
Hypersthen-Augit-Andesite .
Korallen
Ilmenit in Basalt der Ge-
gend von Cassel.
Isochilina erratica n. sp.
Jura, norddeutscher, Deca-
poden des .
Kalkalgen, fossile .
Kloedenia Kiesowi n. sp.
Kreide Norddeutschlands,
Verbreitung der regulären
Echiniden in der
Krystallwasser und Constitu-
tionswasser
Lauenburg, Cardium führen-
de Sande bei.
Torflager von.
Leptochirus sp.
Limburgite der Gegend \ von
Cassel 4
Limnaeus ,
Artem!®.
Liparitische Gesteine d. Cabo
derGatagtrr aA.
Liparitpechstein d. Cabo de
Gata
Lithiotis problematica Gün-
BEL .
Lithothamnium, "Arten von
untermio ee
302.
Tetraspongien von 332.
amphiroaeformis n. sp. .
295.
688.
693
693
531
071
972
314
Lithothamnium Aschersoni
SCHWAGER . . ..0. =
cenomanicum n. Sp..
gosaviense n. SP...
mamillosum GÜMB.
-— nummuliticum GÜMB.
racemus ÄARESCH.
ramosissimum REUSS .
Rosenbergi K. MART.
suganum n. Sp.
torulosum GÜMR. .
tuberosum GÜMB.
turonicum n. Sp...
Lucina argentina n. sp.
Macroura des norddeutschen
Jura .
Magnesia, Dimorphismus der
Magnetit in Basalt der Ge-
gend von Cassel
Marmor von Mecklinehausen
Mecklinghausen, Marmor von
Mecochirus ef. loeusta Om.
n. Sp. i
socialis v. MEYER sp. .
Melanopsis . carinato - costata
Conemenosiana
Eleis n. sp. Ä
pseudocostata n. nom. .
stamnana
Melanosteiren . . .
Melilith in Basalt der Ge-
gend von Cassel.
Mennige pseudomorph
nach Weissblei von Lead-
ville . ER
Mexico, Mineralien aus .
Millericrinus mespiliformis,
anomal .
Mineralchemie
Aufgaben und Ziele der
Minette des Elsässer Belchen
Minirlarvengänge an Callip-
terisde.). DER IHABEL
Mitteloligoeäner" Grünsand
v. Magdeburg, feste Sand-
steinbänke in.
Mucronaten-Kreide bei Kö-
nigslutter Nut 8
Muschelkalk, unterer, von
Jena, Versteinerungen aus
Mytilus membranaceus DkR.
184.
998
Seite.
816
3183
314
315
316
820
820
817
319
818
817
313
415
Neogen in Griechenland .
Nephelin in Basalt der Ge-
gend von Cassel. . .
Nephelinbasalt der Gegend
von Cassel.
Neritina locrensis n. sp.
Nevadite des Cabo de Gata
Nothosaurus latissimns GÜ-
RICH .
Oberschlesien,
zont der Steinkohle von .
Oceanniveau, Constanz des.
Octonaria elliptica n. sp. .
Olivin in Basalt der Gegend
von Cassel. :
Orhomalus astartinus Er.
— macrochirus Er. .
Örphnea sp. (Glyphea)
ÖOrthis Goescheni n. Sp.. .
Örthoklas im Belchengranit
Östalpen, Devon der .
Ostrakoden aus Silurgeschie-
ben
Otolithen tertiärer Fische
Otolithus von a
s
(Arius) crassus K.
danicus n. Sp.
germanicus n. Sp.
Vangionis n. sp.. .
(Da az austria-
cus n. Sp. .
debilis n. sp.
geron'n. Sp.19.977
mediterraneus n. sr.
neglectus.n. Sp.
parvulus n. SP.
rhenanus n. Sp. .
(Clupea) testis n. sp. .
— (Corvina) gibberulus K.
(Deutex) nobilis n. sp...
(Fierasfer) nuntius n. sp.
posterus n. Sp. 2
(Gadidarum) Don
(Gadus) elegans Kin
simplex n. sp.
spectabilis n. sp.
tenuis n. Sp.
venustus n. Sp. {
(Gobiidarum) dispar n.sp.
mariner Hori-
aka
Seite.
421
58
74
474
109
967
974
228
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44
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a
80
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100
90
93
9
94
92
91
133
Otolithus (Gobius) franco-
furtanus n. Sp. k
vicinalis n. sp.
(Hoplosthetus)
n. Sp.
ingens
laciniatus K.
Lawleyi n. sp. .
Nettelbladti n. sp.
ostiolatus n. Sp...
pisanus n. Sp.
(Macruridarum) singula-
ris n. Sp.
(Macrurus)
n. Sp.
en
— (Merlangus) cognatus n. sp.
spatulatus n. sp.. .
vulgaris var. suffol-
kensis
(Merluceius) attenuatus
n. sp
balticus K. .
emarginatus K.
miocenicus n. Sp.
obtusus n. sp. .
(Monocentris) hospes K.
integer K.
subrotundus K.
(Morrhua) faba K.
latus K. . Fer
söllingenensis. mMESp.
(Ophidiidarum) Boett-
Ser N SD...
difformis K. r
Hilgendorfi n. sp.
hybridus n, sp.
marchiceus n. sp...
obotritus n. sp. .
oceultus n. Sp.
saxonicus n. Sp.. .
(Pereidarum) aequalis
n. Sp.
frequens n. sp.
moguntinus n. Sp.
plebejus n. sp.
varians K..
(Peristedion) personatus
D. Sp... \
(Platessa) sector K..
(Pleuronectidarum) acu-
minatus n. Sp.
—
tuberculosus K.
ee rhenanus
D. sp.
Zeitschr. d.D. N ee
mim
(Raniceps) latisulcatusK.
SL. 4,
999
Seite.
132
133
117
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116
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126
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107
86
88
107
|
Ötolithus a amplus
BaNSpE- N. MP
holsatieus n. sp.
irregularis K.. !
Kirchbergensis n. sp.
meridionalis n. sp. .
obtusus n. sp.
speciosus n. Sp. .
(Seiaenidarum) insignis
ovatus K.
— (Scombridarum) thynnoi-
des n. sp.
(Serranus) distinctus n.
sp.
Noetlingi n. sp. d4s
(Solea) approximatus n.
Sp.
guestfalicus n. sp.
lenticularis K.
(Sparidarum) ne
n.tspiaint
(Tr achinus) mutabilis n.
nom. .
seelandicus n. SP
verus n. Sp.
(Trigla) adjunctus n. sp.
ellipticus K.
(inc. sedis) conchaefor-
mis
fallax n. sp.
hassovicus n. sp.
lunaburgensis n. sp.
minor K.
robustus n. sp.
umbonatus K. :
Demoticeras leptodiscus n.
sp.
Palaeastacus .
Pecten Bodenbenderi .
Pelecyphorus.
Penaeus sp. ind. (norddeut
scher Jura) !
Perisphinctes Kokeni n. sp.
Perlite des Cabo de Gata .
Perna Taramellii G. BöHm .
Photographien von geolog.
Interesse aus Böhmen
aus dem Rheinlande
Phyllocrinus, ee der
INKEENF VON...
granulatus D 'ORB.
65
Seite.
110
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109
109
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380
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391
906
173
406
690
756
800
820
655
654
1000
Seite.
Phylloerinus BOLEEERE
FUT 653
— intermedius n. sp. 654
Pikermi, Alter der Schich-
ten von... 455
Placodermen, devonische . 902
Plagioklas im Basalt der
Gegend von Cassel.. 54. 55
— im Belchengranit. 848. 855
Plagioklasbasalte der Ge-
send von Cassel. . . 69
Plauenscher Grund, Flora d.
Rothliegenden im & 7178
— Rothliegendes des 767. 778
Plicatocrinus . 554
Pontisch-caspische Fauna 941
Primitia elongata n. sp. 494
— striata n. Sp. 496
Productella forojuliensis n. „sp. 677
— Herminea n. sp. 677
Prosopon sp. . 218
Proterobasd. Elsässer Belchen 863
Psammosteus. gl
Pseudoglyphea arietina n. sp. 196
Quarzeinschlüsse in Basalt
der Gegend von Cassel 65
QWuarzgänge im Belchengranit 852
Wuarzporphyr-Effusiv-Decke
im Saar-Nahe-Gebiet 736
Quarzporphyrgänge an der
Unter -Nahe 535
Rechnungsablage 832
Reun in Steiermark, Fauna
des untermiocänen Süss-
wasserkalkes von t 346
Rothliegendes, des Plauen-
schen Grundes 767
— Flora des, im Plauenschen
Grunde . 178
Rothpletzia rpbidt 12:019049
Rudisten , Zusammenhang
mit Ascidien . . 147
Rügen, Diluvialablagerungen
von . 123
Rutschflächen im Buntsand-
stein von Marburg . 791
Saar-Nahe-Gebiet, Effusiv-
decke v. Quarzporphyr im
Sanidin in Basalt d. Gegend
von Cassel.
Sclerocrinus n. gen. . 628.
— cidaris Qu. sp.
— compressus GOLDF. sp.
— strambergensis n. Sp.
Serpula varicosa n. Sp. .
Schneekoppe, Contacterschei-
nungen am Glimmerschie-
fer der L
Schwarzwald, Tektonik des
Silber von Leadville
— -krystall von Kongsberg
— -pseudomorphosen nach
Kalkspath aus Mexico
Silurische Geschiebe bei Gro-
ningen
Sphaerocodium Bornemanni
D. SP
Sphenopteris furcata
BronGn.
— Hoeninghausi BRoxen. .
Steinkohlenformation , Dis-
cordanz innerhalb der
— Lagerungsverhältnisse d.
oberschlesischen . . 283.
Stramberg, Crinoiden von
Strepula limbata n. sp.
— simplex n. sp.. ;
Süsswasserkalk, untermiocä-
ner, von Reun, Steiermark
Taunus, Diabasschiefer des
Tellur aus Mexiko
Tertiär, Fischotolithen aus.
Tetanocrinus n. Sen.
— aberrans LOR. sp.
Tetracrinus Sr Seo
Thlipsura personata n. sp...
— simplex n. Sp.
-— tetragona n. Sp. .
Tichogonia eocenica Mun.-
CHALM.
— euchroma OPPENH.
Titanit im Belchengranit
Tormocrinus veronensis n.
sp. n. gene!
Trias am Nordfuss des mittl.
Thüringer Waldes
Turbo Bodenbenderi n. Sp.
Ungarn, nordwestl., eocäne
Brackwasserfauna des.
Seite.
669
626
626
626
397
730
252
822
821
821
Untermiocäner Süsswasser-
kalk v. Reun, Steiermark
Uralit im Biotitaugit - Granit
des Belchen
Valvata (Aegaea) Philippsoni
in Si> ar ve a
— — vivipariformis n. sp.
Verwitterungserscheinungen
in Basalt der Gegend von
Cassel
Vivipara (Tulotoma) "Lace-
daemoniorum n. Sp.
1001
Seite.
346
856
473
462
64
461
Vulcancentren , niederrhei-
nische
Waldenburger Becken, Dis-
cordanz zwischen Culm u.
Waldenburger Schichten
TE RE Ka
Württemberg, geognostische
Profile längs der Eisen-
bahnen in .
Zinnober, parallelstenglig-
gangförmig, von Almaden
Druck von J.F. Starcke in Berlin.
244
821
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Erklärung der Tafel I.
Figur 1, 1a, 2. Otolithus (Olupea) testis KOKEn. Oberoligocän,
Sternberger Gestein. 14:1.
Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 1a Sagitta von der Innenseite.
Fig. 2 Desgl.
Figur 3, 3a, 3b. Otolithus (Arius) germanicus KoKEn. Mittel-
oligocän, Weinheim. 2:1.
Fig. 3 Lapillus von der Aussenseite.
Fig. 3a Lapillus von der Innenseite.
Fig. 3b Profilansicht.
Figur 4. Otolithus (Platessa) sector KOKEN. Unteroligocän,
Westeregeln. Sagitta von der Innenseite 9:1.
Figur 5, 5a. Otolühus (Ophidüdarum) obotrüs KOKEN. Ober-
oligocän, Sternberger Gestein. 15:1.
Fig. 5 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 5a Sagitta von der Innenseite.
Figur 6, 6a. Otohthus (Ophidüdarum) Boettyeri Koken. Ober-
oligocän, Cassel. Sagitta (in verkehrter Stellung). 5:1.
Fig. 6 von der Innenseite.
Fig. 6a von der Aussenseite.
Figur 7, 7a. Otolithus (Ophidiidarum) difformis var. joanchimiea
Koken. Mitteloligocän, Joachimsthal. 7,5:1.
Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 7a Sagitta von der Innenseite.
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Erklärung der Tafel II.
Figur 1, 2, 2a. Otolithus (Merluceius) attenuatus KoKEN. Ober-
oligocän, Sternberger Gestein. 5:1. 7
Fig. 1 Sagitta von der Innenseite.
Fig. 2 Desgl.
Fig. 2a Sagitta von der Aussenseite. |
Figur 8, 4, 5. Otolitius (Merluccius) obtusus KoREn. Oberoli-
gocän, Sternberger Gestein.
Fig. 3 Sagitta von der Innenseite. 6:1.
Fig. 4 Sagitta von der Aussenseite 6:1.
Fig. 5 Sagitta von der Innenseite. 4:1. |
Figur 6, 6a, 7, 10. Otolithus (Merlangus) spatulatus KOKEN
Oberolieocän, Sternberger Gestein.
Fig. 6 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 6a Sagitta von der Innenseite.
Fig. 7 Deselr 73.
Fig. 10 Desgl. (jung). 10:1.
Figur 8, 9. Otolithus (Merlueeius) emarginatus KOKEN. Ober-
oligccän, Sternberger Gestein.
Fig. S Sagitta von der Aussenseite. 4:1.
Fig. 9 Sagitta von der Innenseite. 3:1.
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Erklärung der Tafel III.
Figur 1, 1a. Otolithus (Morrhua) söllingensis KoKEN. Mittel-
oligocän, Söllingen. 8:1.
Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 1a Sagitta von der Innenseite.
Figur 2, 2a. Otolithus (Raniceps) latisulcatus KOKEN var. e.
Mitteloligocän, Waldböckelheim. 10:1.
Fig. 2 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 2a. Sagitta von der Innenseite.
Figur 3, 3a, 3b, 4. Otolithus (Gadus) spectabilis KOKEN. Miocän,
Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 3a Profilansicht. 2,51.
Fig. 3b Sagitta von der Innenseite. 8:1.
Rie4 Desel 2521.
Figur 5. Otolithus (Merlangus) cognatus KOKEN. Miocän, Lan-
senfelde. Sagitta von der Innenseite. 8:1. Jugend -Exemplar.
Figur 6. Otolithus (Gadus) simplee KOKEN. Unteroligocän, Lat-
torf. Sagitta von der Innenseite. 3:1.
Figur 7, 7a. Otolithus (Raniceps) planus KoKEn. Mitteloligocän,
Söllingsen. 5:1.
Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 7a Sagitta von der Innenseite.
Figur S, Sa. Otolithus (Gadus) anglicus KoKEn. Crag von
Suffolk. Sagitta von der Innenseite. 4,5:1.
_ — Teitschr.d.Deutsch.geol.Ges. 1891. Taf. I.
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Erklärung der Tafel IV.
Figur 1, 1a. Otolithus (Gadus) elegans KoKEn. Oberoligocän,
Sternberger Gestein. 6:1.
Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 1a. Sagitta von der Innenseite.
Figur 2, &a. Otolithus (Gadus) elegans var. sculpta KOKEn.
Oberoligocän, Sternberger Gestein. 7:1.
Fig. 2 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 2a. Sagitta von der Innenseite. \
Figur 3, 3a. Otolithus (Gadus) tenuis KOKEn. Miocän, Bor-
deauxeo 1
Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite,
Fig. 3a Sagitta von der Innenseite.
Figur 4, 4a. Otolithus (Raniceps) latisuleatus mut. KOREN. Ober-
oligocän, Sternberger Gestein. 3:1.
Fig. 4 Sagıtta von der Aussenseite.
Fig. 4a. Sagitta von der Innenseite.
Figur 5, 5a. Otolithus (Raniceps) planus mut. KoKkex. Ober-
oligocän, Sternberger Gestein. 6:1.
Fig. 5 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 5a Sagitta von der Innenseite.
Figur 6, 6a. ?Otolthus (Gadus) tenwis juv. KOKEN. Oberoligo-
cän, Sternberger Gestein. 15:1.
Fig. 6 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 6a Sagifta von der Innenseite.
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Erklärung der Tafel V.
Figur 1, 1a. Otolithus (Merlangus) cognatus KoKEN. Miocän,
Langenfelde 3,5:1.
Fig. 1 Sagitta von der Innenseite.
Fig. 1a Sagitta von der Aussenseite.
Figur 2, 2a, 3. Otolithus (Gadus) venustus KoKEN. Miocän,
Langenfelde.
Fig. 2 Sagitta von der Innenseite.
Fig. 2a Sagitta von der Aussenseite 8:1.
Fig. 3 Sagitta von der Innenseite. 3,5 :1.
Figur 4. Otolithus (Merluccius) sp. Jjuv. Miocän, Langenfelde.
Sagitta von der Innenseite 7:1.
Figur 5. Otolithus (Merlangus) suffolkensis KOKEN. Crag, Suf-
folk. Sagitta von der Innenseite. 2,5:1.
Figur 6. Otolithus (Gadus) eleyans KOKEn. Miocän, Dingden.
Sagitta von der Innenseite. 4:1.
Figur 7. Otolithus (Ophidiidarum) difformis typus KoKEn. Mittel-
oligocän, Hermsdorf. Sagitta von der Aussenseite. 2,5:1.
Figur 8. Otolithus (Ophidiüdarum) difformis KOKEN. ÜUnteroli-
gsocän, Lattorf. Sagitta von der Aussenseite 3,5:1.
Figur 9. Otolithus (Ophidiidarum) difformis var. acutangula Ko-
KEN. Mitteloligocän, Joachimsthal. Sagitta v. d. Aussenseite. 3,5:1.
Figur 10, 10a. Otolithus (Solea) guestfalicus KOKEN. Ober-
oligocän, Bünde 10:1.
Fig. 10 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 10a Sagitta von der Innenseite.
Figur 11. Otolithus (? Rhombus) rhenanus KoREN. Mitteloligocän,
Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite. 7:1.
Figur 12. Otolithus (Pleuronectidarum) acuminatus KoKEn. Mit-
teloligocän, Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite. 7:1.
Figur 13. Otolithus (Solea) approximatus KOKEN. Miocän, Lan-
genfelde. Sagitta von der Innenseite. 10:1.
Figur 14, 14a. Otolithus (Ophidiüdarum) Hhilgendorfi KOKEn.
Unteroligocän, Lattorf. 3,5:1.
Fig. 14 Sagitta von der Innenseite.
Fig. 14a Sagitta von der Aussenseite,
Zeitschr.d.Deutsch.geol.Ges. 1891. Taf.V.
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Erklärung der Tafel VI.
Figur 1, 1a. Otolithus (Ophidiidarum) occultus KoKEN. Mittel-
oligocän, Offenbach a.M. 7:1.
Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 1a Sagitta von der Innenseite.
Figur 2, 2a. Otolithus (Fierasfer) nuntius KoKXEn. Mitteloligo-
cän, Söllingen. 9:1.
Figur 3, 3a. Otolitius (Beryeidarum) debilis KOKENn. Miocän,
Langenfelde. 8:1.
Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 3a Sagitta von der Innenseite.
Figur 4, 4a. Otolithus (Artus) Vangionis KoKen. Mitteloligocän,
Waldböckelheim. 3,5:1.
Fig. 4 Lapillus von der Innenseite.
Fig. 4a Lapilius von der Aussenseite.
Figur 5. Otolithus (Ophidüdarum) differmis var. hermsdorfensis
Kokenx. Mitteloligocän, Hermsdorf. Sagitta v. d. Aussenseite. 2,571.
Figur 6, 6a. Otolithus (Fierasfer) posters KOKEN. Oberoligocän,
Freden. 10:1.
Fig. 6 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 6a Saeitta von der Innenseite.
Figur 7, Ta. Otolithus (Gobius) franeofurtanus KOKEN. ÜUnter-
miocän, Frankfurt aM. 75:1.
Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. Ta Sagitta von der Innenseite.
Figur 8. Otolithus (Artus) germanicus KOKEN. Unteroligocän,
Lattorf. Lapillus von der Aussenseite. 3:1.
Figur 9. Otolithus (Macruridarum) singularis KOKEN. Unter-
oligocän, Lattorf. Sagitta von der Innenseite. 5:1.
Druck v. P. Kaplaneck, Berlin. W. Pütz Kth.
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Erklärung der Tafel VII _
Figur 1, 1a. Otolithus (Seiaena) holsaticus KOKEN. Miocän,
Langenfelde 1,5:1.
Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 1a Sagitta von der Innenseite.
Figur 2, 2a. Otolithus (Seiaena) speciosus KOKEN. Oberoligocän,
Sternberger Gestein. 3:1. |
Fig. 2 Sagitta von der Innenseite.
Fig. 2a Sagitta von der Aussenseite.
Figur 3, 3a. Otolithus (Sciaena) amplus KoKEx. Oberoligocän,
Sternberger Gestein. 3:1.
Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 3a Sagitta von der Innenseite.
Figur 4, 4a. Otolithus (Sciaena) obtusus KOKEN. Oberoligocän,
Sternberger Gestein. 5:1.
Fig. 4 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 4a Sagitta von der Innenseite.
Figur 5, 5a, 6, 6a. Otolithus (Sciaena) ovatus KOKEN. Ober-
oligocän, Sternberger Gestein.
Fig. 5 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 5a Sagitta von der Innenseite.,. 7:1.
Fig. 6 Sagitta von der Anssenseite.
Fig. 6a Sagitta v. d. Innenseite (jüngeres Exempl.). 15:1.
Figur 7, 7a, 8, Sa. Otolithus (Sparidarum) gregarius KOREN.
Oberoligocän, Sternberger Gestein.
Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 7a Sagitta v. d. Innenseite (jüngeres Exempl.). 15:1.
Fig. 8 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 8a Sagitta von der Innenseite. 51:1.
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Erklärung der Tafel VIII.
Figur 1, 1a. Otolithus (Serranus) Noetlingi KOKEN. Oberoligo-
cän, Sternberger Gestein. 9:1.
Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 1a Sagitta von der Innenseite.
Figur 2, 2a. Otolithus (Trigla) sp. Oberoligocän, Sternberger
Gestem. ln
Fig. 2 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 2a Sagitta von der Innenseite.
(Das einzige Exemplar ist abhanden gekommen.)
Figur 3, 3a, 3b. Otolithus (Sceiaena) wrregularıs KOKEN. Miocän,
Hochstädt. 1,5:1.
Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite.
ig. 3a Sagitta von der Innenseite.
g. 3b im Profi.
Figur 4, 4a und 6. Otolithus (Percidarum) frequens KOKEN.
Oberoligocän, Sternberger Gestein.
Fig. 4 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 4a Sagitta von der Innenseite. 9:1.
Fig. 6 Sagitta, grösseres Exemplar, v. d. Innenseite. 8:1.
Figur 5. Otolithus (Beryeidarum) geron KOKEN. Oberoligocän,
Sternberger Gestein. Sagitta von der Innenseite. |
Figur 7, 7a, 7b. Otolithus (Corvina) gibberulus KoKEN. Ober-
olieocän, Cassel. 2:1.
Fig. 7 Sagitta von der Innenseite.
Fig. 1a Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 7b im Profil.
Figur 8, Sa. Otolithus (Dentex) nobilis KOKEN. Oberoligocän,
Sternberger Gestein.
Fig. S Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 8a Sagitta von der Innenseite.
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Erklärung der Tafel IX.
Figur 1, 1a. Otolithus (Hoplosthethus) pisanus KOKEN. Pliocän,
Orciano bei Pisa. 3:1.
Fig. 1 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 1a Sagitta von der Innenseite.
Figur 2, 2a. Otolithus (Hoplosthethus) Lawleyi KOKEn. Pliocän,
Orciano bei Pisa. 2:1.
Fig. 2 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 2a Sagitta von der Innenseite.
Figur 3, 3a. Otolithus (Hoplosthethus) mediterraneus var. japo-
2000 3
Fig. 3 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 3a Sagitta von der Innenseite.
Figur 4, da, 5. Otolithus (Hoplosthethus) ostiolatus KOKEN. Mit-
teloligocän, Waldböckelheim. 4:1.
Fig. 4 Sagitta von der Innenseite.
Fig. 4a Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 5 Sagitta von der Innenseite.
Figur 6, 6a. Otolithus (Hoplosthethus) Nettelbladti KoKEn. Ober-
oligocän, Sternberger Gestein. 3:1.
Fig. 6 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 6a Sagitta von der Innenseite.
Figur 7, 7a, 8. Otolithus (Berycidarum) geron KoKEn. Ober-
oligocän, Sternberger Gestein..
Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 7a Sagitta von der Innenseite. 9:1.
Fig. S kleinere Sagitta von der Aussenseite. 15:1.
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Erklärung der Tafel X.
Figur 1. Otolithus (Pereidarum) plebejus KoKEn. Mitteloligocän,
Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite. 4:1.
Figur 2. Otolitwus (Serranus) distinetus KOKEn. Mitteloligocän,
Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite. 4:1.
Figur 3. Otolithus (inc. sedis) fallax KoKEN. Oberoligoeän,
Freden. Sagitta von der Innenseite. 5:1.
Figur 4, 5. Otolithus (Beryeidarum) parvulus KOKEN. Mittel-
oligocän, Söllingen. 11:1.
Fig. 4 Sagitta von der Innenseite.
Fig. 5 Sagitta von der Aussenseite.
Figur 6. Otolithus (Peristedion) personatus KOKEn. Mitteloligo-
cän, Söllingen. Sagitta von der Innenseite 8:1.
Figur 7, 8. Otolithus (Morrhua) latws KoKEn. Miocän, Lüne-
bure: SE. /
Fig. 7 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 8 Sagitta von der Innenseite.
Figur 9. Otolithus (Trigla) adjunctus KoKEN. Mitteloligocän
Söllingen. Sagitta von der Innenseite. 9:1.
Figur 10. Otolitius (Scombridarum) thynnoides KOoKEN. Mittel-
oligocän, Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite 5:1.
Figur 11. Otolithus (Seiaenidarum) insignis KoKEn. Mitteloli-
gocän, Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite. 3:1.
Figur 12. Otolithus (Fobuidarum) dispar KoKEn. Miocän, Frank-
furt a.M.. Sagitta von der Innenseite. 7,5:1.
Figur 13, 14. Otolitwus (Trachinus) verus KOKEN. Mitteloligocän.
Waldböckelheim. 5:1.
Fig. 13 Sagitta von der Aussenseite.
Fig. 14, Sagitta von der Innenseite. :
Figur 15. Otokthus (inc. sedis) hassovicus KOKEN. Mitteloligo-
cän, Waldböckelheim. Sagitta von der Innenseite 3:1.
Figur 16. Otolithus (Berycidarum) neglectus KOKEN. Unter-
oligocän, Westeregeln. Sagitta von der Innenseite. 4,5:1.
Figur 17. Otolithus (Ophidüdarum) hybridus KOKEN. Mittel-
(? Unter-) oligocän, Süldorf. Sagitta von der Innenseite. 4:1.
Figur 18. Otolithus (Ophidiidarum) marchicus KOKEN. Mittel-
oligocän, Hermsdorf. Sagitta von der Innenseite. 4:1.
Figur 19. Otolithus (Ophidiidarum) saxonicus KOKEN. Mittel-
oligocän, Magdeburg. Sagitta von der Innenseite. 4:1.
sen gez. Druck v. P. Kaplaneck, Bern. . W.Pütz lith.
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Erklärung der Tafel XI.
Figur 1. Coleia macrophthalmus nov. sp.; Cephalothorax.
Figur 2. Abdominaltergum derselben Art.
Figur 3. Abdomen derselben Art.
Figur 4. Erster Scheerenfinger derselben Art.
Sämmtliche Stücke befinden sich in der Sammlung des Herrn
Pastor Dr. DENCKMANN zu Salzgitter und stammen aus dem Posido-
nien - Schiefer, Fig. 1—2 vom Heinberg bei Fehlde, Fig. 3--4 von
Gross - Sissbeck.
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Druck ARenaud, Berlin.
Zeitschr. d.Deutsch.geol.Ges. 1891.
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Erklärung der Tafel XIL.
Figur 1. Gilyphea leionoton nov. sp.; Portland - Schichten von
Münder am Deister.
Fig. 2. Letzte Segmente des Abdomen bei mehr horizon-
taler Lage des Stückes.
Figur 3. Glyphea Bronni Rem.; Cephalothorax; unterer Coralrag
von Hersum.
Fig. 3a von oben gesehen.
Fig. 3b Seitenansicht.
Fig. 3c u. d. Schalensculptur, vergrössert.
Figur 4. Glyphea ambigua V. FRITSCH.
Fig. 4a Cephalothorax.
Fig. 4b Sculptur der Schale am hinteren Ende, vergrössert.
Big. Ae nr B N im Mittelfeld, *
Das Original von Fig. 1a u. b befindet sich in der Sammlung des
Herrn Amtsrath Dr. STRUCKMANN, das von Fig. 3a—d in der Samm-
lung der kgl. geolog. Landesanstalt zu Berlin, das von Fig. 4a—c in
der paläontologischen Sammlung der Universität Halle.
Druck A.Renaud, Berlin.
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Erklärung der Tafel XIII.
Figur 1. Eryma ventrosa var. nov. subhereynica. Zone der Ostrea
Knorrii zwischen Weenzen und Eimen. Cephalothorax.
Figur 2. Eryma elegans var. nov. gracilis. Zone der ÖOstrea
Knorri zwischen Weenzen und Eimen.
Fig. 2a Cephalothorax von der Seite gesehen, Eimen.
Fig. 2b 5 von oben gesehen, Eimen.
Fig. 2c = ; Schalenoberfiäche vom Vordertheil,
vergrössert, Eimen.
Fig. 2d S ; desgl. vom Hintertheil, vergr., Eimen.
Fig. 2e Scheerenbruchstück vom ersten Schreitfusspaar.
Figur 3. Eryma elegans var. nov. major. Aus der Zone der Tix-
gonia navıs von Dehme. Scheerenbruchstück.
Figur 4. Eryma anisodactylus nov. sp. Aus dem unteren Kim-
meridge von Holzen am Ith. Scheere.
Figur 5. Eryma erassimanus nov. sp. Aus dem Korallen-Oolith
vom Galgenberg bei Hildesheim. Scheere.
Figur 6. Eryma fossata nov. sp. Aus dem oberen Korallen-Oolith
vom Galgenberg bei Hildesheim. Cephalothorax von oben.
Figur 7. Eryma maeandrina nov. sp. Schicht des Reineckia
anceps von Hildesheim.
Fig. 7a Scheerenfragment.
Fig. 7b Oberflächesculptur desselben.
Die Originale zu den Fig. 1, 2e und 3 befinden sich in der Samm-
lung der geolog. Landesanstalt in Berlin, dasjenige von Fig. 2a —d
in der Universitäts - Sammlung von Göttingen, das zu Fig. 4 in der
Sammlung des kgl. Museum für Naturkunde zu Berlin, zu Fig. 5 und
7 in dem Museum zu Hildesheim und zu Fig. 6 in der Sammlung des
Herrn Amtsrath Dr. STRUCKMANN zu Hannover.
Zeitschr. d.Deutsch.geol. Ges. 1891.
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Druck ARenaud, Berlin.
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Erklärung der Tafel XIV.
Figur 1. a Novum genus? Leptochirus. Posidonien-Schiefer von
Schandelah.
Fig. Ib. Vergrösserte Schalenoberfläche vom Abdomen des
vorigen Stückes.
Figur 2. Pseudoglyphea arietina nov. sp. Cephalothorax. Aus
dem oberen Arieten-Lias von Wethen bei Warburg.
Figur 3. Scheere aus der Schicht des Peltoceras perarmatum von
Hersum.
Figur 4. Celianassa suprajurensis Er. Oberer Kimmeridge von
Holzen am Ith.
Fig. 4a Scheere.
Fig. 4b vergrösserte Schalenoberfläche derselben.
Figur 5a, b. Scheere aus dem Oxford des Lindener Berges bei
Hannover, von oben und vom proximalen Ende gesehen.
Figur 6a, b. Scheerenfragment aus dem Oxford des Mönke-
berges,
Figur 7. Mecochirus socialis MEYER. Aus dem Ornatenthon von
Hildesheim.
Fig. 7b. Erstes Abdominalsegment der vorigen Art, in der
Seitenansicht vergrössert.
Fig. 7c. Rechtes Exopodit und Endopodit des letzten Ab-
dominalsegments, vergrössert.
Fig. 7d. Ischiopodit des ersten Beinpaares, vergrössert.
Fig. 7e Schalenoberfläche in der Nähe des Panzerhinter-
randes, vergrössert.
Figur 8. Scheere aus einem Kelloway - Geschiebe von Nieder-
Kunzendorf in Schlesien.
Figur 9. Scheere aus dem Korallenoolith von Hersum.
Die Originale zu Fig. 1 u. 9 befinden sich in der Sammlung der
geologischen Landesanstalt zu Berlin, das zu Fig. 2 in der Sammlung
des königl. Museum für Naturkunde zu Berlin, von Fig. 8 im Museum
zu Hildesheim, zu Fig. 4 in der Sammlung des Verfassers, zu Fig. 5,
6 und 7 in der Göttinger Universitäts - Sammlung, zu Fig. 8 in der
Sammlung des Herrn Dr. JAEKEL in Berlin.
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Erklärung der Tafel XV.
Figur la. Codium adhaerens AG. von Tenerife (lebend). Geflecht-
theile aus dem Innern des Thallus mit eingeschlossenen Schläuchen.
Figur 1b. Desgl. Peripherische Geflechtstheile mit den pali-
sadenartig gestellten Schläuchen.
Figur 2. Shpaerocodium Bornemanni n. sp. et gen. X 150.
Fieur 2. — — x 150:
Figur 4u5. — — x 100 (non 160). Schläuche
mit Sporangien.
Figur 6. — — x 80.
Figur 7. — == x 150.
Figur 8. — - Schlauch mit dem anhaf-
tenden Zellfaden. x 80 (non 100).
Figur 9. Dasselbe. x 200.
Figur 10. Sporangien tragender Schlauch von Codium tomentosum
nach KÜTzing. x 40.
Figur 11. Sphaerocodium Bornemanni auf einem Fremdkörper
aufsitzend. X 100.
Figur 12. Desgl. in natürl. Grösse und mit angewitterter Ober-
fläche, in der Mitte ein fremdes Schalenfragment.
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Erklärung der Tafel XVI.
Figur 1u.2. Lithothammium cenomanicum n. sp., natürl. Grösse,
von St. Paterne (Sarthe).
Figur 3, 5, 6. Sphaerocodium Bornemanni n, sp., natürl. Gr.
Figur 4, 7, 8, 11, 12. Lithothamnium racemus ARECH., aus dem
mittleren Miocän von Gr. Canaria.
Fig. 4 u. 8 stark abgerollt
Figur 9. L. turonicum n. sp., von Le Beausset.
Figur 10. L. amphiroaeformis n. sp., ebendaher.
Figur 13a. 12. turonicum, X 230, mit isolirten Tetrasporen, von
Le Beausset (Var).
Ereunrzlaib, Desel 525
Figur 14a. L. amphiroaeformis, medianer Längsschnitt, X 50,
ebendaher. _
Figur 14b. Deegl., Querschnitt, X 45.
Figur 15. L. racemus ArRECH., X 85, aus MiocanvonzGe
Canaria.
Figur 16a. L. cenomanicum, X 150, von St. Paterne (Sarthe).
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Erklärung der Tafel XVII.
Figur 1. Lithothammium gosavwiense n. sp., X 45, aus dem Senon
von Martigues.
Figur 2. L. torulosum GÜMB., X 50, mit Tetrasporen von Telve
bei. Borgo.
Figur 3. L. gosaviense, X 30, aus der Gosau-Kreide.
Figur 4 L. suganum n.sp., von Telve bei Borgo (Val Sugana).
Figur 5. L. nummulitieum GÜMBEL, von Kressenbere.
Figur 6. L. torulosum GÜMBEL, mit Canceptacel, aus dem Thal-
berggraben bei Traunstein.
Figur 7. L. mamillosum GÜMBEL, aus der Mastrichter Kreide.
Gewebe des Perithalliums, dessen Zellreihen ausnahmsweise häufig
Subdichotomie zeigen.
Figur S—9. Girvanella problematica« NICH.
Fig. 8 feinste Zellfäden, X 240.
Fig. 9 mit verschieden dicken Zellfäden, X 60.
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Uebersicht
der reihenförmigen Anordnung
der vulkanischen Gesteine
des Cabo de Gata.
Masstab: 1: 1850 000.
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Berliner Ethogr Instiuut
Zeitschr. d.Deutsch. geol. Ges.1891.
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Geologische Karte
der jüngeren Eruptivgesteine
im Süd-Ost der Provinz Almeria
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1:200 000.
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Jüngeren Eruptivsesteine
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1:200000.
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Erklärung der Tafel XXI.
Figur 1. Limnaeus (Limmus) pachygaster TuoM.
a Vorder-, b Seitenansicht. Nat. Grösse.
Figur 2. Aneylus (Ancylatrum) subtilis PNK.
a Ansicht von der Seite, b von oben. Stark vergr.
Figur 3. Helix (Campylaea) Standfesti PSK.
a Ansicht von vorn, b von der Seite, e von unten. Nat. Gr.
Figur 4. — — var. trochoidalis Punk. Nat. Gr.
Figur5. — — var. depressa Pnk. Nat. Gr.
Figur 6. Helix (Pentataenia) reunensis GOB.
a, b und c wie Fig. 38. Nat. Gr:
Figur 7. Helix (Pentataenia) Lartetii BoIS. var. reunensis PK.
a Vorder-, b Seitenansicht. Nat. Gr.
Figur 8. Azeca Boettgeri PNK.
a Vorder-, b Seitenansicht. Vergr.
Figur 9. Stenogyra (Opeas) minuta KLEIN Sp. var. reunensis PNK.
a Vorder-, b Seitenansicht. Vergr.
Figur 10. Clausilia (Charpenteria) Gobanzi PNK.
a Vorder-, b. Seitenansicht. Vergr.
Figur 11. (lausilia (Pseudidyla) Standfesti PNK.
a Vorder-, b Seitenansicht. Vergr.
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Erklärung der Tafel XXII.
Pecten Pradoanus VERN. et CoLL. Lias von Porte-
Steinkern, flache (linke) Klappe,
Steinkern, gewölbte (rechte) Klappe,
Durchschnitt durch die Oberfläche der Schale,
Ein Stück der gewölbten Schale.
Serpula varicosa BEHR. Lias von Portezuelo ancho.
Pecten Bodenbenderi BEHR. Gewölbte rechte Klappe.
Lias von Portezuelo ancho.
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6.
10.
Cerithium Bodenbenderi BEHR. Lias von Portezuelo
Gryphaea striata PriLıppr. Lias von Portezuelo ancho.
Gewölbte Schale,
Flache Schale.
Dasselbe. Steinkern.
Gewölbte Klappe,
Flache Klappe.
Actaeonina ovata BEHR. Lias von Portezuelo ancho.
Oxynoniceras leptodiscus BEHR. Lias von Portezuelo
Seitenansicht,
Durchnitt der Windung.
Actaeonina transatlantica BEHR. Lias von Portezuelo
Homomya Bodenbenderı BEHR. Lias von Portezuelo
Alle Abbildungen sind in natürlicher Grösse entworfen.
Die Originale dieser sowie der folgenden drei Tafeln befinden sich
im geologischen Museum der Universität Göttingen.
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Erklärung der Tafel XXIL.
- Figur 1. Hoplites calistoides BEHR. Tithon von
a Seitenansicht, Ei
b Rückenansicht.
“ Figur 2. Hoplites Oppeli Kır. Tithon von Rodeo
a Seitenansicht,
b Rückenansicht.
Alle Figuren haben natürliche Grösse.
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Erklärung der Tafel XXIV.
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Figur 1. Perisphinctes Kokeni BEHR. Tit
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Figur 1.
a Seitenansicht,
b Rückenansicht.
Erklärung der Tafel XXVY.
Hoplites protractus BEHR. Tithon von Rodeo viejo.
(Die Linie auf der Mediane ist durch Verdrückung des Exem-
Figur
Figur
Figur
Figur
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plars entstanden.)
Hoplites mendozanus BEHR. Tithon von Rodeo viejo.
Rückenansicht,
Dieselbe in umgekehrter Lage, die Mundöffnung zeigend,
Seitenansicht.
Lueina argentina BEHR. Tithon von Rodeo viejo.
Astarte aegilatera BEHR. Tithon von Rodeo viejo.
Turbo Bodenbenderi BEHR. Tithon von Rodeo viejo.
Anomia Koeneni BEHR. Tithon von Rodeo viejo.
Alle Figuren besitzen natürliche Grösse.
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