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Behren-Strasse No. 7. a. 85 / Die Noseane wie auch der Hauyn V. lösen sich leicht in Säuren auf, die Kieselsäure scheidet sich erst bei einiger Con- centration als-Gallerte aus. Dabei entweicht bei den Noseanen I,, II. und IV. nicht die geringste Spur von Schwefelwasserstoff, während III. eine äusserst geringe, kaum merkbare bräunliche Färbung des mit Bleilösung getränkten Papiers bewirkte. Bei Behandlung des Hauyns mit Chlorwasserstoffsäure erhält man eine sehr starke Reaktion auf Schwefelwasserstof. In diesem Hauyn ist also neben Schwefelsäure ein Theil des Schwefels mit einem Metall (Natrium, Calcium oder Eisen) verbunden. Wie gross die Menge dieses letztern sei, konnte leider bei dem geringen Gewichte des zur Verfügung stehenden, mühsam ausgesuchten Materials nicht ermittelt werden. Der Ueberschuss, welchen die Analyse des Hauyns ergab, erklärt sich vielleicht aus dem Vor- handensein eines Schwefelmetalls, Bei den Analysen III. und IV. ging ein Theil der das Natron enthaltenden Lösung durch Spritzen verloren; die Summe des Natrons wurde deshalb hier aus dem Verluste bestimmt. - Der Wassergehalt wurde mit Ausnahme der Analyse II. durch ein Chlorcaleiumrohr bestimmt. Die Chlor - Bestimmung wurde stets in besonderer Analyse ausgeführt. Wenn wir uns in Bezug auf die Noseane nicht begnügen mit den Ergebnissen folgender Analysen, sondern die rationelle Zu- sammensetzung dieses merkwürdigen Minerals zu erforschen su- chen, so ist die Annahme am wahrscheinlichsten, dass die Nosean- Mischung enthalte ein Natronsulfat, Chlornatrium nebst einem Doppelsilikat von Natron und Thonerde. In der folgenden Zu- sammensetzung stehen unter a. die procentischen Mengen jener drei näheren Bestandtheile der Nosean-Misehung, unter b. die unter jene drei Bestandtheile vertheilten gefundenen Werthe, unter c. die Sauerstoffmengen des Sulfats und Silikats. 10'807 00'007 00°00F 4 020 jr 020 LEO 07 6Ec En ade! c2.07 09°07 ar = 21 ands 000 320 E 320 00'0 00°0 YA A 148021 0877 c0r LE? Be co f co 2 850 160 m ee © One = 100 ge x go. sog yypru 80’ 020 | EodH ea CL2ZE 0000: VL Ä IrBe 0ER _ DeeE, — 28'967 - 9E°96 'q pan # 0280 . 2960 . 8120 - S6&l sne [ONIWN ‘q B Le — Tr "A "AI "DI 79'007 cY%2 06'872 00°0 00°0 go 2V'0 er8d co’) 082 69'9€ gur" 87'001 eso0 ° —° 1088% M egez ° uoeN Fen-e BE 0 Te 000 : eısause 02.1 50% c20 ' p4xouasig, 80'6z ' PP-IOUOUL 110 © = 72010 sc, PanesppAyuaS z,2'9€ * Aanesjaseı ep 7°, 18 oduopy 'moduy 87 LE 0 \ 90°5 7 aındg co 80 09°9 18°98 0.0 80'7 ce) 00°0F ‘q I "AI 8208 | 827 cy2J e cyor :E: 8260: 8: 2800 : 8: 1E0°1 : 8: 8727 = :syeyıpisppddoq sap Y: $: IS uaduswmpogs.Toneg °0°z 0877 00°0 760° \ LE 29'78 r0.r7 = LT >= ı9E 7 = 16° TV sro rr°0 Teer cc'6l 97°7 ger van : gc°ay : G9°6T "AI LEI : EI I : 7r°6r TOO cg°p : cp'Er : Gc'67 "II Gym : a8ler : 2er "I 17 r2.o 80 H gell er BE9TeN 00°0 900 FE0o 4 eo /eLes | FE 057 270 wo 8ecvo %E 8 0g°ET 8062 IV 69'9€/ 2E67 28298 IS | = 22970 °N le 12.0 0 99°G oc 88T eN DEE | ron aa 8 .q EN 5 .q IE Ip yoeumap uasenag Sy 08°cg yeyıpsppddoq 27‘) wnıyeulopyg) ce‘ Yeypnsuomen eo I 88 Das Doppelsilikat, dessen Menge in den Noseanen I—III, sehr übereinstimmend zwischen 85 und 86 pCt. der ganzen No- seanmischung beträgt, besitzt demnach ungefähr das Sauerstoff- verhältniss 4:3 :1. Es möchte indess sehr zu bezweifeln sein, ob wirklich ein genau so zusammengesetztes Silikat in der Mischung vorhanden sei, da die Abweichungen bei I-— III. sehr konstant, und bei dem weissen Nosean IV., für den man bei seiner reinen Beschaffenheit die der Formel ähnlichste Mischung erwarten dürfte, ein beträchtlicherer Ueberschuss von Kieselsäure vorhan- den ist. In sehr befriedigender Weise stimmt indess bei allen vier Noseanen das Verhältniss des Sauerstoff der Basen R zu demjenigen der Basen R= 32% : WarrnEy, dem wir eine wichtige Arbeit über die Mineralien der Hauyn-Gruppe („Silikate, die Kohlensäure, Chlor und Schwe- felsäure enthalten” PocG. Ann. Bd. 70) verdanken, stellt für den Laacher Nosean, für den er fast genau die Zusammensetzung wie I. und II. fand, die Formel auf ann "ann. WI m. ma. We TE Da Yen ee Na° Si-3Al Sit NaS=3(NaSi-t Al Si)-+ NaS; welche nach dem neuern Atomgewicht der Kieselsäure berechnet, folgende Zusammensetzung ergiebt: Kieselsäure 36,13, Schwefelsäure 8,03, Thmähde 30 ‚95, Natron 24,89. Bei dieser Formel bleibt der schon von WHITNEY gefun- _ dene, nie fehlende Chlor-Gehalt unberücksichtigt. RAMMELSBERG betrachtet den Laacher Nosean als eine Verbindung jenes chlor- freien Noseans (nach -_WHırTney’s Formel zusammengesetzt) mit Sodalith von der Zusammensetzung der von RAMMELSBERG un- tersuchten farblosen vesuvischen Krystalle, welche der Formel 3 (Na Si = Al Si) + NaCl und der daraus berechneten Zusammen- setzung Kieselsäure 37,06, Thonerde 31 ‚5, Natron 19 15, Chlor 7, 34, Natrium 4,73, entsprechen. Die von RAMMELSBERG angenommene Mischung von 10 Thei- len des Whırtsey’schen Noseans mit 1 Theil dieses Sodaliths ergiebt in der That ein Resultat, welches in befriedigender Weise mit meinen drei ersten ee EbEU u beeEEE .... es +3 Wa + AIR + Nacı % 89 berechnet: ur & Natronsulfat 12,95 % 729 as; Na 5,66 ; again 1,15 en we Si 36,21 Doppelsilikat 85,90 Al 31,00 Na 18,69 Die Analyse dieses Noseans würde ergeben: Kieselsäure 36,21, Schwefelsäure 7,29, Chlor 0,72, Thonerde 31,00, Natron 24,93. Summa = 100,15. - Eine Vergleichung dieser Zahlen mit den entsprechenden der obigen Analysen lehrt, dass man sich die gefundene Mischung allerdings unter dem chemischen Bilde der isomorphen Verbin- dung von Sodalith mit jenem chlorfreien Noseane vorstellen kann. Indess darf man nicht ausser Augen lassen, dass mit jeglicher Deutung der so complicirten Nosean-Mischung das Gebiet uner- weislicher Hypothesen betreten wird. Nicht unerwähnt mag bleiben, aus welchem speciellen Ge- sichtspunkte der wasserhelle Nosean, der sogenannte Sodalith von Laach, untersucht wurde. Derselbe ist nämlich zuweilen mit dem grauen Nosean in concentrischen Lagen so verbunden, dass beide ein und denselben granatoedrischen Kıystall bilden. Dies Zu- sammenvorkommen veranlasste mich zu chemischer Untersuchung, um dadurch den schlagendsten Beweis zu liefern für die Isomorphie von Sodalith und Nosean. Statt dessen ergab sich aus vorste- - hender Analyse IV., dass überhaupt der Sodalith am Laacher See nicht vorkommt, diese Fundstätte also in den Lehrbüchern zu streichen; dass vielmehr das bisher Sodalith von Laach ge- nannte Mineral eine Varietät des Noseans ist. Eine Diskussion der Analyse des Haüyns (V.) kann hier füglich unterbleiben, einerseits da dies Mineral als Gemengtheil der in Rede stehenden Gesteine nicht vorkommt, andererseits da wegen der mangelnden Schwefelbestimmung die Kehntniss des Minerals eine unvollständige bleibt. *) *) Der Haüyn zeigt im Laacher Gebiete bekanntlich ein doppeltes Vorkommen, theils in der Nephelinlava der Ströme von Mendig und Mayen, theils in den trachytischen Auswürflingen und im Bimsteine. In dem Glauben, es wäre dies. trachytische Vorkommen des Minerals noch 4 90 4 Der Leucitophyr von Rieden erscheint in zwei Varietäten, deren eine vorzugsweise am Sel- berge, die andere namentlich am Schorenberge auftritt. A. Der Leucitophyr vom Selberge findet sich am östlichen Fusse des Selbergs (dem sogenannten Rott), an der Haardt (einer Höhe nördlich von Rieden), sowie an dem Feldwege, wel- cher über die Haardt nach dem Altenberge führt, endlich auch am Nudenthal. Das Verhältniss, in welchem dies Eruptivgestein - zum Leucittuff steht, ist wegen seines nur sehr beschränkten Vorkommens schwer zu erforschen. Am Rott, auf der Höhe der Haardt, sowie“am Altenberge bildet der Leueitophyr Bruchstücke im Tuffe, deren Grösse namentlich an ersterem Orte, wo die in den Sammlungen befindlichen Stücke geschlagen wurden, zuwei- len über 1 Klafter beträgt. Die Blöcke haben gerundete Kanten und lagern offenbar nicht fern von dem Orte, wo das Gestein zertrümmert wurde. Sie sind (wie die mächtigen Thonschiefer- -blöcke, welche dicht neben ihnen im Tuff liegen) nothwendig älter als die umhüllenden Schichten. Einer zweifachen Deutung fähig ist indess das Vorkommen am südlichen Abhange der Haardt, wo das Gestein an zwei etwa 150 Schritte von einander entfernten Stellen offenbar ansteht. Die östliche Masse könnte als ein Gang aufgefasst werden, dessen Mächtigkeit 20 Fuss, des- sen Streichen von Südwesten nach Nordosten, mit senkrechtem Einfallen. Die westliche Masse ist etwas grösser, ihre Grenzen nicht untersucht, wurde obige Analyse ausgeführt. Doch ersah ich später, dass schon im Jahre 1822 Bercemann die Analyse zweier Haüyne vom Laacher See publicirte (Haüyn, Nosean, Sodalith und Lasurstein vom Apotheker Buergemanx und Professor NÖGGERATH, „in Gebirge in Rheinland- Westphalen herausgegeben von Nösgerarta” II. S. 302 bis 348): Haüyn aus dem Sande des Laacher Sees I. Haüyn aus einem Sanidin-Auswürfling I. T. IT I ‚IE Kieselsäure . . 37,00 37,50 Kalkerde . . 8,14 . 8,28 Schwefelsäure . 11,56 11,75 Eisenoxydul . 1,15 1,25 Thonerde . . 27,90 25,79 Natron . . . 12324 1240 Manganoxyd . 0,50 0,75 Wasser . ... 0 Ball as Beide Analysen, deren Kieselsäure- Bestimmung indess ohne Zweifel zu hoch ist, sucht man in der Mineralchemie RımmeLspere’s beim Haüyn vergeblich. Eine derselben (I.) steht irriger Weise beim Nosean bß. Bei den beiden BergeuAnn’schen Analysen 2x und ß findet sich durch einen Druckfehler das Wasser als Schwefel angegeben. umgeändert. 91 indess noch weniger deutlich aufgeschlossen als bei der ersteren. Dass an diesen beiden Punkten das Gestein ansteht, kann wohl nicht bezweifelt werden; wohl aber kann die Frage entstehen, ob wirklich ein gangförmiges Vorkommen vorhanden. Wenn dies der Fall, so wäre hier der Leucitophyr jünger als der Tuff, wäh- rend die grossen Blöcke im Tufle des Selbergs u. s. w. dem Ge- ‚stein ein höheres Alter zuweisen. Entweder muss man also einen älteren und einen jüngeren Leucitophyr unterscheiden oder das gangartige Vorkommen an der Haardt in Abrede stellen. Das Erstere ist allerdings unwahrscheinlich bei der grossen Aehn- lichkeit des Gesteins an beiden Orten. Die letztere Frage ist indess bei den mangelnden ‚Aufschlüssen schwierig zu entschei- den. Herr v. DECcHEN erwähnt noch eines anderen Punktes mit den Worten: „Ebenso mag der Leucitophyr auch in dem Wege von Rieden nach Weibern ziemlich hoch am Abhange anstehen, als ein Gang von 3 bis 4 Fuss Stärke, in h. 34 streichend und die horizontalen Tuffschichten durchschneidend.” Der Selberger Leucitophyr besitzt eine porphyrartige Struktur, und zeigt in einer feinkörnigen Grundmasse folgende ausgeschie- dene Gemengtheile: Leueit, Nosean, Sanidin, Augit, Magnesia- glimmer, Magneteisen, Titanit. Die Grundmasse lässt sich unter der Lupe als ein höchst feines Gemenge der ausgeschiedenen Krystalle erkennen. Vor der Grundmasse überwiegen die ausge- schiedenen Krystalle. Unter den Gemengtheilen sind weitaus am häufigsten Leucit und: Nosean, demnächst Sanidin und Augit, während die übrigen nur in sehr ‘geringer Menge vorhan- den sind. R Der Leueit besitzt stets die für ihn charakteristische Form mit etwas gewölbten Flächen. Die Grösse der ausgeschiedenen Krystalle schwankt meist zwischen 0,5 und I Linie. Während die Leucite der Grundmasse zu äusserster Kleinheit herabsinken, finden sich am Altenberge verwitterte Leuecitophyr - Stücke mit Krystallen von 2,5 bis 3 Linien Grösse. Der Leueit ist halbdurchsichtig, glasglänzend. Bei begin- nender Zersetzung bildet sich eine schneeweisse Hülle, welche das noch frische Innere der Kıystalle umgiebt. Zuweilen sind die Leucite ihrer ganzen Masse nach in eine weisse erdige Substanz In gewissen Leucitophyr-Stücken auf dem Altenberge findet man auffallender Weise einzelne Leucite durchaus zersetzt, wäh- 92 rend andere unmittelbar daneben liegende noch das frische glas- ähnliche Ansehen haben. Wenn das Gestein recht frisch ist, so bildet es beim Zerschlagen ziemlich ebene Bruchflächen, indem die von dem Bruche getroffenen Leucite zerreissen. Ist aber das Gestein auch nur etwas zersetzt, so zeigt die Bruchfläche theils hervorragende Leucitkrystalle, theils Höhlungen, die von densel- ben herrühren. Der Leucit aus dem Selberger Gestein wurde (1855) vom Professor G. BiscHoF untersucht. I. Leucitkrystalle von Rieden mit Säuren etwas brausend; II. ebensolche, aus einem andern Gesteinsblocke herausgeschla- gen, nicht mit Säure brausend, doch zum Theil mit einer sehr dünnen Kaolin-ähnlichen Rinde überzogen. Bis SEE Kieselsäure .. 4... 22... aßn22 54,36 Thonerde, etwas eisenhaltig 23,07 24,23 Eisenoxyd/ „ev... 5. kur eure 0,00 Kalk, 0.00 000 0 0,00 Kal, „on. .0.00000 00 0212.06 16,52 Natron). 20:0 u 2.00 Glühwerlust, ;‘...., “41. „ ‚nicht best, ed? 99,66 99,65. Da Professor BischoF eine besondere Sorgfalt auf die Be- 7 stimmung der Alkalien legte, so möchten wir nicht Professor 7 RAMMELSBERG zustimmen, wenn er die Richtigkeit dieser Bestim- mung bezweifelt, weil sie einen für den Leucit ungewöhnlich " hohen Natron-Gehalt ergab. Dieser möchte sich vielmehr theils | durch die bereits begonnene Zersetzung (die zersetzten oder. 7 pseudomorphien Leucite vom Kaiserstuhl und von der Rocca Mon- T fina haben ihr Kali gegen Natron ausgetauscht), theils durch die | den Riedener Leueiten fast immer beigemengten Noseankörner " erklären. Die Analyse kleiner in der Grundmasse ausgeschiede- ner Krystalle möchte wenig geeignet sein, die wahre Mischung eines Minerals zu erkennen. Auf solche durch jene beiden Ur- " sachen herbeigeführte Störungen deutet auch die Verschiedenheit ' beider obigen Natron-Bestimmungen. - | Die Menge der ausgeschiedenen Leucite möchte zwischen ein Drittel und ein Viertel der Gesteinsmasse betragen. Aus der | Kieselsäure 54,89, Thonerde 23,51, Kalı 21,60. . 93 "Der Nosean, welcher etwa ein Viertel von der Masse die- ses Leueitophyrs bildet, zeigt stets das Granatoeder, ohne Combi- nationsflächen. Meist sind die Krystalle symmetrisch, selten nach einer trigonalen Axe stark verlängert. Die Grösse ist gewöhn- lich gleich derjenigen der Leucite, in der Grundmasse sinkt sie bis zur Grenze der Sichtbarkeit herab. Selten sind die Krystalle + bis 2 Zoll gross (an der Haardt, Rott), und sind dann meist in der Riehtung einer trlgonalen Axe ausgedehnt. Die Farbe ist in dem typischen Gesteine vom Selberge schwärzlichgrau; die Hülle dunkler, Wer Kern lichter. Die Noseankrystalle erscheinen meist an ihrer Oberfläche schwarz, spaltet man sie aber, so er- kennt man, dass- die schwarze Färbung nur eine dünne Zone bildet, und das Innere fast farblos ist. Zuweilen ist indess auch das Innere schwärzlichgrau. Durch Verwitterung wird der- No- sean, weiss, eine Veränderung, welche durch kleine Spalten ein- dringend vorzugsweise das Innere der Kıystalle ergreift. Die weisse und graue Farbe wechselt auch zuweilen in Schichten ab. Die Blöcke des Altenbergs zeigen den Nosean von bläulich- grüner Farbe. In einzelnen Massen am Rott sind die Noseane roth (s. diese Zeitschr. Jahrg. 1862, S. 664), die kleineren durch- aus, die grösseren nur an ihrer Oberfläche. An letzteren schält sich die rothe Hülle leicht ab, und herausspringt ein gerundeter schwärzlichgrauer Kern, dessen gewölbte Granatoederflächen eine auffallende Aehnlichkeit mit Diamantgranatoedern besitzen, deren Flächen in der Richtung der Diagonalen theils geknickt, theils gewölbt sind. Der Sanidin ist in wechselnder, doch viel geringerer Menge vorhanden als die vorigen Gemengtheile; allein in grösse- ren Krystallen, zwischen ; und 1 Zoll. Die Krystalle sind theils einfach, theils zusammengesetzt. Wie der Leucit umschliesst auch der Sanidin kleine Nosean-Krystalle. Der Augit findet sich theils in regelmässigen Kıystallen, von der gewöhnlichen Form, 3 bis 4 Linien gross; theils in un- regelmässig begrenzten Körnern bis über Zollgrösse, die sich durch die Spaltungsflächen als Krystallindividuen erweisen. Durch Verwitterung nehmen die Bruchflächen des Augits zuweilen ein stahlfarbenes Ansehen an. Der Magnesiaglimmer erscheint in einzelnen schwärz- lichbraunen, meist sechsseitigen Tafeln, bis Zollgrösse. Durch Verwitterung nehmen dieselben eine bräunlichrothe Färbung an. 94 . Das Magneteisen ist nur selten in gerundeten Körnern sichtbar, doch immer vorhanden, wie die Behandlung des Gestein- pulvers mit dem Magnete beweist. 2 Der Titanit ist trotz seiner geringen Menge unschwer erkennbar an der lebhaft gelben Farbe. Zuweilen, namentlich in Stücken vom Altenberge ist die Form (mit herrschendem Prisma, dessen stumpfe Kante 136° 6’) deutlich. Der Selberger Leucitophyr umschliesst häufig Bruchstücke anderer Gesteine, namentlich gerundete Stücke eines fast diehten grünen Gesteins, ähnlich gewissen Noseanphonolith - Varietäten. Auch finden sich zuweilen innig mit der Grundmasse verschmol- _ zen wesentlich aus Sanidin und Nosean bestehende Aggregat- massen, gewissen Laacher Auswürflingen ähnlich. Zuweilen bleibt man indess zweifelhaft, ob man einen Einschluss oder eine Ausscheidung vor sich habe. | - Professor Bıscaor (Lehrb. d. Geologie II. S. 2273) stellte mit unserm Gesteine Schmelzversuche an: „Drei grosse Stücke desselben setzte ich in einem hessischen Schmelztiegel einer star- ken Hitze aus. Die Masse stieg auf und floss über, welches ohne Zweifel von entweichender Kohlensäure herrührt; denn das Gestein braust stark mit Säuren. Was an den innern Wänden des Tiegels noch hängengeblieben war, war eine vollkommen geschmolzene glasige Masse, in welcher die Leucitkrystalle sich fast ganz unverändert zeigten u. s. w.”*) Zur chemischen Untersuchung dieses wie der folgenden Ge- steine wurde ein etwa handgrosses Stück gepulvert, um so die mittlere Mischung zu erhalten. Da diese Gesteine zu den eisen- armen gehören, glaubte ich, bei der Schwierigkeit der Ausfüh- rung, von der Bestimmung der Oxydationsstufen des Eisens ab- sehen zu dürfen. Es wird das Eisen des Silikats als Oxydul *) Auch über die mineralogische Beschaffenheit des in Rede stehen- den Gesteins theilt ‚Biscuor Bemerkungen mit, in denen indess der No- sean für Augit angesehen wird; denn des Noseans geschieht durchaus keine Erwähnung, statt desselben ist vielmehr stets von Augit die Rede. „Manch- mal sieht man in den Augiten Leucit, auch die feinsten Risse damit er- füllt. Die leueitische Masse im Innern-und in Sprüngen der Augite kann selbstredend nur später als diese gebildet sein u. s. w.” Wie in diesen Worten der Nosean mit Augit verwechselt wurde, so wurden die durch Zersetzung gebildeten weissen Kerne der Noseane irriger Weise für Leueit gehalten. s | 95 aufgeführt, doch stets auch die Berechnung für Oxyd beigefügt werden. Das Wasser wurde durch Gewichtszunahme eines Chlor- caleiumrohrs bestimmt. Der stets vorhandene, aber äusserst ge- ringe Titansäure-Gehalt wurde vernachlässigt. Auf die Trennung der Thonerde, Magnesia und der Alkalien wurde besondere Sorg- falt verwandt. Zur Scheidung der Magnesia von den Alkalien bediente ich mich der neuen Methode des Grafen SCHAFFGOISCH (durch deren Auffindung derselbe ein nicht geringes Verdienst um die Gesteinsanalyse sich erworben hat) mittelst einer concen- trirten Lösung von Ammoniak und kohlensaurem Ammoniak. Auch die Trennung der Alkalien geschah auf Professor H. Rose’s gütigen Rath in etwas anderer Weise als früher. Nachdem ihre Gesammtmenge als Sulfate gewogen, wird zu ihrer concentrirten Lösung ein Ueberschuss von Chlorwasserstoffsäure, dann Platin- chlorid, dann eine grosse Menge von absolutem Alkohol und etwas Aether gesetzt. Die Flüssigkeit wird nicht abgedampft. Nach 24 Stunden hat sich das Kaliumplatinchlorid vollständig abgeschieden. Das Magneteisen wurde, wo es vorhanden, mit einem Magnet- stabe ausgezogen und gewogen. *) Der Magneteisen-Gehalt des *) Die Bestimmung des Magneteisens gehört bekanntlich zu den sehr schwierigen Aufgaben der Petrographie Vor mehreren Jahren bediente ich mich (s. Jahrg. 1860 S. 42) zu diesem Zwecke der magnetischen Anziehung, indem ich an den einen Arm der Wage statt der Schale ein Fläschchen mit breitem Boden, gefüllt mit dem Gesteinspulver hängte, die Wage genau ins Gleichgewicht brachte, dann einen Hufeisen -Magneten unter das Fläschchen, dessen Boden berührend, schob, und nun das Ge- ' wicht bestimmte, welches nöthig war, um das Fläschchen vom Magnete abzuheben Dasselbe Fläschchen wurde dann mit gepulvertem Magneteisen gefüllt, und unter ganz gleichen Umständen das zum Abheben nöthige Gewicht bestimmt. Aus der Vergleichung beider Gewichte glaubte ich den Gehalt des Gesteins an Magneteisen ableiten zu” können. Bei weiter fort- gesetzten Versuchen fand ich indess, dass diese Methode nicht immer richtige Resultate giebt, und deshalb zu verwerfen ist; und zwar aus dem Grunde, weil der Magnetismus des Magneteisens nicht bei allen Va- rietäten constant ist. — Zu gleichem Zwecke bediene ich mich jetzt mit gutem Erfolge folgenden Kunstgriffs: das fein gepulverte Gestein wird mit einem Magnetstabe so lange behandelt, bis Nichts mehr haftet. Die ausgezogenen magnetischen Theile, welche indess noch gemengt sind mit vielem unmagnetischen Pulver, werden auf ein Blatt glatten Papiers ge- bracht. Indem man nun den Magnet unter dem Papier hinführt, kann Man eine genaue Sonderung ausführen. 96 Selberger Leucitophyrs wurde in zwei Versuchen bestimmt: 0,52 und 0,47 pCt. | ] Um Nichts ausser Acht zu lassen, was auf die chemische Mischung der in Rede stehenden merkwürdigen Gesteine ein Licht werfen könnte, habe ich meist auch die gesonderte Analyse aus- geführt. Dabei war es nicht Absicht, einen möglichst grossen Theil des Gesteins zu lösen, sondern nur den leicht löslichen Antheil einerseits, von dem schwer- und dem nur in geringer Menge vorhandenen unlöslichen Gemengtheil andrerseits zu schei- den. Das feine Pulver wurde demnach nur kurze Zeit (mehrere Stunden) mit verdünnter Chlorwasserstoffsäure bei einer 60 bis 70 Grad C. nicht übersteigenden Temperatur behandelt. Hier- durch löste sich der Leucit nicht oder nur zum kleinsten Theile, sondern vorzugsweise nur der Nosean. Bemerkenswerth ist es, dass durch die Behandlung mit Chlorwasserstoffsäure dem Ge- steine meist nicht die ganze Menge seiner Schwefelsäure entzo- gen wurde, vielmehr gewöhnlich eine sehr kleine Menge dersel- ben in dem ungelösten Theile zurückblieb. Dasselbe beobachtete ich auch schon bei der Analyse des Nosean-Melanit-Gesteins vom Perlerkopf. \ a Das Chlor wurde aus der durch Digeriren mit reinster Sal- petersäure erhaltenen Lösung bestimmt, wobei es nicht nöthig ist, die gelöste Kieselsäure vorher abzudampfen. Kohlensaurer Kalk ist selbst den frischesten Leueitophyr- Stücken beigemengt, ohne dass das Gestein Spuren der Zer- setzung zeige. Derselbe erfüllt entweder als krystallinische Kalk- spathkörnchen kleine Hohlräume oder kleine kaum sichtbare Spal- ten. Das Vorhandensein von Kalkspath in scheinbar ganz fri- schen vulkanischen Gesteinen ist recht merkwürdig. I. Analyse, ausgeführt durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron, II. mit Fluorwasserstoffsäure, III. durch besondere Ana- lysen bestimmt, IV. Mittel, V. redueirt auf 100. ‘Die in Klam- mern stehenden Zahlen wurden zum Mittel nicht hinzugezogen. Das zu den Analysen verwandte Material war von Magnet- eisen befreit worden. 97 Selberger Leucitophyr. Spec. Gew. 2,605 (bei 20 Grad C.). I. IE: „Ir. IV. 5. Y, Angew. Menge gr. 2,002 2,234 Kohlensäure . 1,10 1,10 1,08 Kieselsäure . 48,25 48,25 47,60 Schwefelsäure . 1,68 1,68 1,66 erer . 0,26 0,26 0,26 Phonerde :#2%2.-16,38*. . 16589 (17,53) 16,63 : 46,41 Eisenoxydul . 6,98 6,09 (7,85) 6,53 6,44 Kalkerde . .- 7,82 (8,66) (8,86) 7,82 7,71 Magnesia . . 1,20 15260... (2,03)... :1,23 1,21 Kal... 0.0. 6,52 6,52 6,43 Natron .;#.!. 9,42 IIAR 9,29 Wasser . "..'. 1,94 1,94 1,91 101,58 100,00 VI, drückt das De der Analyse aus nach Abzug des kohlensauren Kalks = 2,50 pCt. (Ca = 1,40, C=1 ‚10), VII. die Sauerstoffmengen, VII. berechnet den im Gestein enthaltenen Nosean unter Zugrundelegung der Schwefelsäure-Menge in V]. und der oben angegebenen idealen Nosean -Mischung, IX. ent- hält die Restbestandtheile, nachdem.von VI. die Noseantheile ab- gezogen Sind. VI. VIN.Ox. VHI..; IX. Kieselsäure . . 48,80 26,02 8,43 - 40,37 Schwefelsäure . 1,70 1,02 1,70 Chlor... +. „13.377 720,26 0,26 Thonerde . . „. 16,83 7,87 122: 9,61 Eisenoxydull . . 6,60*) 1,46 6,60 Kalkerde » .,..0 6,507; 1,86 6,50 Magnesia . . .» 1,24 0,49, 7,38 1,24 Kal, oda. 6 ..10,094 a: 1,12 6,59 Natron: ua. ft, 22 20:0,52% 2,45 2,8dri 23.74 Wasser . .:..., 1,96 1,74 1,96 100,00 23,42 76,58 Es beträgt der Sauerstoffquotient (S.-Menge sämmtlicher Basen dividirt durch den S. der Kieselsäure und Schwefelsäure), _ wenn man das Eisen als Oxydul ansieht (das Chlor bleibt un- berücksichtigt) = 0,564; wenn man das Eisen als Oxyd be- rechnet —= 0,591. *) Entsprechend 7,33 ee mit 2,20 Sauerstoff. Zeits. d d.geol. Ges. XV1. 1. T 98 Folgendes sind die Resultate der gesonderten Analyse: Angew. Menge 3,135 grs. = 100, unlöslicher Theil’ 1,434 „ = 45,74, löslicher: Theil... 1.4,,041: 5 ri X. Mischung des löslichen Theils, XI. dieselbe nach Abzug des H und des Ca, reducirt auf 100, XII. Sauerstoffmengen. X. XI. XI. Ox. Kieselsäure . . . 32,69 3A 19,04 Schwefelsäure . . 2,29 2,50 1,50 Diese Gesteine scheinen mehrfach mit einander zu wechseln und im Streichen in einander überzugehen. Hierdurch sowie durch eine gleiche Lagerung erweisen sie sich als eine zusam- mengehörige Bildung. Das Streichen sämmtlicher Schichten ist von Südwesten nach Nordosten gerichtet, also parallel dem Strei- chen der in diese Schiefermasse eingesenkten Thäler. Das Fal- len der Schichten ist durchweg gegen Nordwesten, und zwar, wenigstens wo im Cordevole-Thale das Schichtenprofil entblösst ist, steiler an der südöstlichen Grenze, weniger steil an der nord- westlichen. Das mittlere Fallen beträgt etwa 45° Grad. Der weisse talkige Quarzit steht in naher geognostischer Beziehüng zu der kolossalen Kupferkies-haltigen Eisenkies-Masse des Im- perina-Thals, indem derselbe gleichsam eine Hülle um den Erz- stock bildet, deren Mächtigkeit zwischen 1. Zoll und mehreren Fuss schwankt, und auch durch Verzweigungen mit der Erz- masse gleichsam verflösst ist.*) Der Talkquarzit, welcher in *) Vergl. das Memoire von- Hıron a. a. O.: „La masse [du minerai] est environnee de toutes parts par un schiste talqueux, blanc, melange de }' quartz, qui forme une sorte d’enveloppe continue et peu epaisse. La h- 125 der Hütte als Gestellstein Anwendung findet, trennt die Erz- masse. vom schwarzen Schiefer, dem gegen Nordwesten grüner Schiefer auflagert. Der schwarze Schiefer ist von vielen Quarz- schnüren und Quarzwülsten durchzogen. Gegen Nordwesten liegt mit gleicher Lagerung auf den metamorphischen Schiefern rother Sandstein, welcher eine schmale Zone längs des ganzen Nordwest-Randes der Schieferpartie bildet. Gegenüber Agordo auf der rechten Seite des Cordevole sind in einem schönen Profil diese Sandsteinschichten entblösst; sie streichen h. 3, also unge- fähr parallel der grossen Axe der Schieferpartie und fallen 28 Grad gegen Nordwesten. Dr. W. Fuchs, dessen Werk, die Venetianer Alpen nebst geognostischem Atlas (1844), noch jetzt die Hauptquelle für die geognostische Kenntniss jener Gegenden ist, beobachtete, dass das Bindemittel des Sandsteins in den untern Lagen mehr thonig, in den oberen mehr kalkig ist. Versteinerungen sind in dem Sand- stein selten und wenig mannigfaltig. Fuchs führt aus den un- teren Schichten einen Unio-ähnlichen Zweischaler auf, aus den mite qui le separe du schiste noir est partout tres-neite. Il en est de meme au contact du minerai. La separation est complete, au point de presenter quelques dangers aux ouvriers, en permettant au minerai de se detacher spontanement de la roche. Le schiste recoupe parfois la . masse dans diverses directions. Il renferme alors lui-meme des cristaux de pyrite. Dans tous les cas les traces metalliques ne depassent jamais Penveloppe, et le schiste noir amene toujours la cessation des recherches.” Ueber den Erzstock des Imperina-Thals s. auch B. v. Cotta in „Berg- und Hüttenmänn. Zeitung v. Borxsemans und Kerr” 1862 No. 50. In Betreff dieser schätzenswerthen Arbeit erlaube ich mir gestützt auf die Mittheilungen des Herrn Berg-Inspektors Lürzer v. ZECHENTHAL zu Agordo zwei übrigens unwesentliche Irrthümer zu berichtigen: 1) die Längenaxe des Hauptkiesstocks, nicht unpassend von Cotta mit einer wulstigen flachgedrückten Wurst verglichen, ist nur etwa 14 Grad (nicht 20 Grad) gegen Nordosten geneigt, welche Neigung mit derjenigen der Thalsohle Imperina ungefähr übereinstimmt. 2) Mattone nennt man nicht schlechtweg den weissen Talkquarzit, sondern nur die meist.dunkle Va- ‚rietät desselben, welche zwar zahlreiche Eisenkies-Krystalle eingemengt enthält, indess wegen ihrer Armuth nicht Gegenstand der Gewinnung sein. kann: (Matto — Narr; also Mattone etwa taubes Gestein). — Die jüngsten Mittheilungen über den Hüttenprocess von Agordo, den Angaben Lürzer’s entnommen, finden sich in Joan Percy’s Metallurgie, bearb. % Knapp (1563) S. 372— 379. — Man steht übrigens zu Agordo im ı Begriffe die Kernröstung sowie den Schmelzprocess ganz aufzugeben und | alles Kupfer nur als Cementkupfer zu gewinnen. 126 höheren Myacites elongatus Scur., Pecten discites Br., Posi. donomya Becheri Br. „Im Imperina-Thale, schon an den tie- feren Punkten, gewöhnlich jedoch erst in den höheren, wechsel- lagern die thonig-glimmerigen Schichten des Sandsteins mit schwachen Lagen oolithischen Kalks, den nach und nach glim- merreiche Kalkmergel verdrängen, an welchen, hin und wieder in ungeheurer Zahl, in Kohle umgewandelte Pflanzenreste er- scheinen, die der SchLoTHEım’schen Abbildung von Zycapodio- lithes arboreus durchaus gleichen” (Fuchs $.5). — Dieser rothe Sandstein ‘gehört den Untersuchungen der Geologen der k. k. geolo- gischen Reichsanstalt zufolge den Werfener Schichten, also dem Trias- Sandstein, an. Derselbe erscheint nicht nur am nordwestlichen Rande der Schieferpartie, sondern bildet auch eine schmale, steil- stehende kleine Schichtenmasse, welche sich an der Ausmündung des Imperina-Thals an den 'Thonschiefer lehnt. ‘Dieser Sandstein- masse, welche sich indess gegen Südwesten sehr bald: auskeilt, ist; eine mächtige Gypsmasse eingelagert. Bei Betrachtung des Profils am unteren Ende der Imperina-Schlucht, kann man sich der Vermuthung nicht erwehren, dass ehemals die Sandsteindecke über der ganzen Schiefermasse ausgebreitet gewesen sei. In enger Beziehung zum rothen Sandstein erscheint an meh- reren Punkten der nordwestlichen Grenze besonders am südwest- lichen Ende unserer Schiefer- Ellipse rother Quarzporphyr, von Conglomeraten begleitet. Ueber den bisher genannten Bildungen folgen nun, an der südöstlichen Grenze mit steiler südöstlicher Anlagerung, an der nordwestlichen mit flacher Auflagerung (etwa 25 Grad gegen Nordwesten), die mächtigen Massen der Kalk- und Dolomitschich-. ten, welche sich zu den höchsten Bergen der Gegend aufthür- men. Da diese Kalkbildungen in keinerlei Beziehung zu den Erzlagerstätten stehen, so können sie hier unberücksichtigt blei- ben. Nur mag erwähnt werden, dass nach der Karte der geo- logischen Reichsanstalt gegen Nordwesten dem rothen Sandstein zunächst Guttensteiner Kalk (Muschelkalk) auflagert, während im Imperina-Thale dieser zu fehlen scheint, und unmittelbar der jüngere Dachsteinkalk dem rothen Sandstein re dem 'Thon- schiefer anlagert. Nach dieser allgemeinen Uebersicht der geognostischen Ver- | hältnisse der Schieferpartie von Agordo, welche an ihren beiden Enden so verschiedenartige und wichtige Erzlagerstätten ein- « 127 schliesst, folgen wir der Thalsohle Imperina, um nach dem 3:Stun- den entfernten Vallalta zu gelangen. Die Thalsohle bildet fast in ihrer ganzen ac die Grenze zwischen den flach sich erhebenden Schieferhöhen zur Rechten und den prallen Kalksteinwänden zur Linken; sie ist grossentheils erfüllt mit Geröllmassen. Doch in der Gegend des Pizzini-Schachts am südwestlichen Ende des in Abbau ste- henden Erzstocks tritt im Bachbette selbst in einer Breite von mehreren Lachtern die Kiesmasse zu Tage. Sie hat dem Wasserlaufe Widerstand geleistet, und verursacht einen kleinen aber interessanten Wasserfall. Weiter aufwärts engt sich das Imperina-Thal ein, und an gleicher Stelle schnürt sich, nach den Mittheilungen der Herren SomMaRIVA und v. HUBERT (welche die Güte hatten, mich zu begleiten) die Erzmasse in der Tiefe zusammen. Es unterliegt kaum einem Zweifel, dass das Impe- rina-Thal, wenngleich es seine Entstehung der Gesteinsgrenze zwischen schwarzem Schiefer und Kalkstein verdankt, zum Theil durch die von der Oberfläche eindringende Zersetzung des Eisen- kieses seine jetzige Gestalt erhalten hat. Höher hinauf liegen an der Ausmündung einer von Norden kommenden sehr kleinen Schlucht, am Sasso della Margarita, mehrere klaftergrosse Blöcke Kupferkies -haltigen Eisenkieses, welche die südwestliche Fort- setzung des Erzstocks beweisen. Ja, eine gute Stunde von der Schmelzhütte entfernt bei dem Dorfe Tiser finden sich die Spuren einer so weiten Fortsetzung der Erzmasse. Am Heerde eines Bauernhauses soll dort nämlich Kies anstehen. Vor Tiser erreicht man die niedrige Wasserscheide zwischen | den Bächen Imperina und Miss, welche zugleich die Mitte der Längenerstreckung der Schiefer-Ellipse bezeichnet. Gegen Süd- westen breitet sich der ‘obere Theil des Miss-Thals aus, ein Längenthal bildend.. Das nordwestliche Gehänge erhebt sich allmälig, mit Wald und Fluren bedeckt, das südöstliche wird durch eine blendendweisse Kalkwand gebildet. Dieses Kalkge- birge durchbricht ‘der Bach in einer 3 Stunden langen Felsen- schlucht, dem Canal von Miss, einem treuen Abbilde des Canals von Agordo. Gegen Südwesten erblickt man das Hochthal ge- schlossen durch hohe unersteigliche Kalkgebirge, an deren nörd- chem Fuss der Weg nach Primiero führt. Unmittelbar vor jenen, das Thal gegen Süden völlig absperrenden Felswänden liegt, dort, wo der Miss den aus dem Thal delle Moneghe strömenden ; 128 n Pezzea-Bach aufnimmt, die Ge und etwa 10 Mi- nuten aufwärts am Pezzea die Grube Vallalta. Die geognostischen Verhältnisse von Vallalta sind (reral Tafel II.) verwickelter als diejenigen im übrigen Theile der Schieferpartie. Während der Eisenkies-Stock in der nordöstlichen Hälfte unseres Gebiets ausschliesslich mit dem metamorphischen Schiefer in Verbindung steht, erstreckt sich bei Vallalta die Zinnober-Imprägnation auf die verschiedensten Gesteine, Conglo- merat, rothen Sandstein, rothen Quarzporphyr , een schwarzen Thonschiefer, Gyps. An dem Zusammenfluss des Pezzea mit dem Miss streichen die metamorphischen Schieferschichten ungefähr von Südsüdwesten nach Nordnordosten und fallen 75 Grad gegen Westen; sie be- stehen im Liegenden aus einer schmalen Zone von Talkschiefer und im Hangenden aus einer breiten von Thonschiefer. Dem Talkschiefer sind untergeordnete Massen eines glänzend schwarzen, abfärbenden Graphitschiefers eingelagert. Etwa 800 Meter süd- lich von jenem Zusammenfluss erscheint eine Quarzporphyr-Masse, zwischen den Schieferschichten als ein Lagergang emporbrechend. Weiter gegen Südwesten bildet der Porphyr am Ufer des Pezzea pralle Felswände, in deren Klüften sich Flussspath und Schwer- I spath finden (nach Fuchs). Der Porphyr ist begleitet von einer mächtigen Bildung von Conglomerat und rothem Sandsteine,: wel- che in scheinbar unregelmässiger Weise mit einander “wechseln. Die bisher genannten Gesteine setzen wenig erhabene Vorhöhen l zusammen, hinter welchen in grosser Nähe gegen Süden die " Kalkmauern des Monte Errera und des. Pizzo di Mezdi auf- | steigen. *) *) Auf der Höhe dieses Berges, am Campo torondo, etwa 7000 F. ü. M. ist einer der Petrefakten-reichsten Punkte der Venezianischen Al- " pen. Ein 4 bis 8 Meter mächtiges, rothes Kalklager scheint (nach Fucus) günzlich aus Cephalopoden gebildet zu sein; die organischen Reste sind | durch ein rothes thoniges, oder grünlich loch Cement locker an- einander gekittet. v. Hauer (Sitzung d. geol. Reichsanst. 23. März 1858) bestimmte von Campo torondo folgende Ammoniten: Amm. ptychoicus Quenst., Amm. Zignodianus v’Ore., Amm. tortisuleatus D’Ors., Amm. ool- thicus D’Orp., Amm. Eudesianus n’OrB., Amm. anceps Reın., Amm. exor- | natus CatuLLo, Amm. plicatilis Sow., Amm. Humphriesianus Sow.; Amm. | granulatus Baus. — Amm. inflatus Rzın., Amm. Athleta Prıun. — Fuchs | erwähnt Aptychus es — Auch Belemniten sollen auf am to- | rondo vorkommen. i 129 Mit Zinnober imprägnirte Porphyr-Stücke am Ufer des Pezzea-Bachs waren es, welche vor etwa einem Jahrhunderte die: Aufmerksamkeit der Venetianischen Edelleute Nani und Pi- sani auf die Quecksilber - Lagerstätte von Vallalta lenkten. Sie setzten nahe am Ufer des Bachs den Stollen Nani an und trie- ben denselben gegen Osten 100 Meter weit. Als man in den Unterbauen desselben die Wasser nicht mehr bewältigen konnte, eröffnete man 90 Meter nördlich, 16 Meter tiefer als das Mund- loch des erstern den Lösungs-Stollen Pisani. In jener Zeit brachte man die Erze zur Destillation nach Venedig, und zwar bis. Belluno, ein Weg von 8 Stunden, auf Saumthieren. Die Kosten dieses Transports waren aber zu hoch; und so musste man die Arbeiten in Vallalta wieder einstellen. Doch wurden sie im Anfange dieses Jahrhunderts wieder aufgenommen unter der Leitung von MELcHıoR ZancHı, Berginspektor in Agordo. Derselbe liess am Zusammenfluss des Pezzea mit dem Miss einen Stollen gegen Süden treiben, welcher mit 750 Meter Länge die Zinnober-Lagerstätte, 80 Meter unter der Sohle des Pisani-Stol- lens, hätte erreichen müssen. Doch musste aus Mangel an Geld- mitteln die Arbeit auch hier eingestellt werden, nachdem der Stollen nur etwa 200 Meter Länge erreicht hatte. Im Jahre 1852 richtete die Societ& Veneta Montanistica, ermuthigt durch die glücklichen Erfolge ihres Braunkohlenberg- baus bei Valdagno im Vicentinischen ihr Augenmerk auf Val- lala. Am 18. Juli setzte der Berg-Ingenieur Josern BAUER den O’Connor-Stollen an, dessen ehe sich als sehr glücklich erwies. Dieser Stollen (s. das Profil Tafel II.) dringt gegen Süd- osten normal gegen das Streichen der Schichten ein. Die ersten 75 Meter stehen in einem unvollkommen schiefrigen Conglome- rate (6), dessen spärliche rothe Grundmasse Stücke von Talk- schiefer und Quarzit umschliesst. Es folgt eine nur 2 Meter mächtige Bildung von gelblichem Talkquarzit (c), in dessen unvollkommen schiefriger Talkmasse unregelmässig gewundene Linien- bis Zoll-breite Schnüre von gelblichem Quarz verlaufen. ' Dieser Talkquarzit nimmt gegen Südwesten an Mächtigkeit zu. Das Liegende dieses Talkquarzits (c) bildet eine schmale Schicht von „Porphyr- Sandstein” — Arenaria schistosa porphyrica — (d). Dies ist ein Arcose-ähnliches Gestein, in dessen Grund- masse (einem innigen Gemenge von Feldspath und Quarz) un- Zeits. d.d. geol. Ges. XVL, 1. 130 vollkommen ausgebildete Körner von Feldspath und Quarz, kaum 1 Linie gross, dazu viele sehr kleine Blättehen von schwarzem Magnesiaglimmer liegen. Auch diese A nimmt gegen Süd- westen an Mächtigkeit zu. Dann durchquert der Stollen släf eine Länge von 24 Meter rothen Quarzporphyr (e). Es ist dies wohl das äusserste nord- östliche Trumm der Porphyrmasse, welche schon Fuc#s als am Pezzea- Bache anstehend erwähnt, und welche dann gegen Pri- miero fortsetzend an Mächtigkeit stets gewinnt. Haron (a. a. O.) sagt von diesem Porphyr, dass die Grundmasse dunkelroth sei, und die lichtrotlien wohlausgebildeten Feldspath - Krystalle eine. Grösse von 4 bis 5 Mm. erreichen, der Quarz in erbsengrossen Körnern vorhanden sei. *) Dem Porphyr folgt ein zweites Lager von „Porphyr-Sand- stein” (d), 14 Meter, welches sich gegen Südwesten in einer Entfernung von 45 Meter vom O’Connor-Stollen auskeilt. Der im Liegenden folgende bräunlichrothe Sandstein (/) mit sehr vielen kleinen Blättchen von zersetztem Glimmer und gerundeten Quarzkörnern, hat nur eine Mächtigkeit von 1,5 Meter. Auf der Grenze zwischen dem „Porphyr-Sandstein” (d) und dem rothen Sandstein (/) wurde die Todros-Strecke gegen Süden aufgefah- ren, welche mit Zinnober stark imprägnirte Schichten aufschloss. Es war namentlich ein kleines Mittel von nur wenigen Metern Ausdehnung nahe dem südwestlichen Ende des „Porphyr-Sand- steins.” Der O’Connor-Stollen durchbricht alsdann eine 4 Meter mächtige Schicht von feinblättrigem, auf den Schieferungsebenen glänzenden, mit Säuren nicht brausenden, graphitischen Thon- schiefer (g), und steht dann auf 72 Meter in Talkschiefer (%), dem dünne Lagen von Graphitschiefer eingeschaltet sind. Auf dieser ganzen Strecke fanden sich 'häufige Spuren von Zinnober, namentlich auf den Schieferungsflächen des Talkschiefers. Nach Durehquerung einer zweiten Zone von Graphitschiefer erreichte man am 14, Juli 1854 bei 196 Meter Länge. den Zinnober- Erzstock — Amasso metallifero — (li). Auf der Grenze zwi- *) Mir selbst entging die Beobachtung des Porphyrs in der Grube. Das als Porphyr bestimmte Stück der mir gütigst übersandten geögnosti- schen Sammlung von Vallalta entspricht nicht einem typischen Quarz- porphyr, indem Flasern von dunkelgrünem Chlorit eingemengt sind, und so das Gestein ein unvollkommen schiefriges Gefüge erhält 131 schen letzterm und dem Graphitschiefer fand sich gediegenes Quecksilber. Der Erzstock wird gebildet durch ein Conglomerat mit tal- kiger -Grundmasse, welche gerundete Körner von Gyps, Kalk- spath und auch Quarz umschliesst. Zinnober in kleinen Körnern und Trümmern erfüllt das Gestein. Während das geschilderte den Erzstock bildende Gestein 0,2 bis 4 pCt. Quecksilber ent- hält, so nimmt an einzelnen Stellen die Zinnober-Imprägnation dergestallt zu, dass derber Zinnober die vorherrschende Grund- masse bildet, und darin Gyps-, Kalkspath-, Quarzkörner sowie viele Blättchen von Magnesiaglimmer liegen. Für eine solche Zinnober-reiche Abänderung des Amasso fand ich das spec. Ge- wicht — 4,150, woraus man auf einen Quecksilber-Gehalt von ungefähr 24 pCt. schliessen kann. Der Amasso wird ausserdem von zahlreichen, unregelmässig verlaufenden derben Zinnober- Gängen und -Schnüren durchsetzt, in deren Begleitung auch Gyps-Schnüre auftreten. Kleine Krystalle von Eisenkies liegen oft in grosser Zahl im derben Zinnober. Der O’Connor-Stollen steht auf einer Strecke von 30 Meter in diesem Zinnober-reichen Mittel, und da dasselbe 76 Grad ge- gen Nordwesten einfällt, so ergiebt sich daraus eine Mächtigkeit von 29 Meter für das Zinnober-Lager. Das Liegende desselben bilden wenig mächtige Schichten von rothem Glimmer-Sandstein und von schwarzem Graphitschieferr. [Nachdem man mit dem Stollen diese durchfahren, arbeitete man noch 47 Meter im Talk- schiefer, weleher auch hier häufige Spuren von Zinnober enthält. In einer Entfernung von 33 Meter gegen Nordosten vom O’Connor- Stollen findet das Zinnober-Stockwerk sein Ende, indem sein Querschnitt eine eiförmige Gestalt hat. Rings um dasselbe legt sich eine Hülle von Graphitschiefer. Im Liegenden wird die Graphitschiefer-Schicht schmaler, und keilt sich aus, während die Sandstein-Schicht, welche im Liegenden zwischen dem Graphit- schiefer und dem Stockwerk erscheint, gegen Südwesten an Mäch- tigkeit gewinnt. ; Mittelst der Schielin-Strecke verfolgte man die Grenze des Zinnober-Lagers im Hangenden, und erreichte mit 45 Meter ein Porphyrtrumm, welches sich weiter gegen Südwesten stark mit Zinnober imprägnirt erwies. Auch hier enthält der Porphyr viele Gyps-Schnüre. In diesem Porphyr wurde die Schielin - Strecke 200 Meter aufgefahren. Es behält das Gestein auf dieser ganzen g* 1532 Länge eine fast konstante Mächtigkeit von 12 Meter. An der Grenze des Concessions- Feldes wendet sich die Schielin - Strecke in einem weiten Bogen gegen Süden und Südosten, und durch- fährt die mit Zinnober imprägnirten Gesteinsschichten ihrer ‘gan- zen’ Mächtigkeit nach bis zur Kalkgrenze. Von dem Punkte an, wo im Liegenden die Schicht schwar- zen Graphitschiefers sich auskeilt, dehnt sich die Zinnober-Im- prägnation bis an den Kalk aus, sodass hier die Lagerstätte eine Mächtigkeit von etwa 200 Meter erreicht. Sie wird in ihrer Mitte der Länge nach getheilt durch die oben erwähnte gegen Südwesten stets mächtiger werdende Sandsteinschicht. Mit dieser grösseren Ausdehnung der Lagerstätte gegen Südwesten: ist in- dess eine Verarmung an Zinnober verbunden. In ihrem süd- westlichen Theile stellt sich die Lagerstätte als ein Complex von Erzmitteln dar, welche mit einander durch Ramifikationen ver- bunden sind, und besteht aus einem Conglomerat von thonig- talkiger Grundmasse mit Einschlüssen von Kalkstein, Quarz und Porphyr. Darin tritt viel, zuweilen durch Zinnober rothgefärbter Gyps auf, theils in Nestern und Schnüren, theils in kleinen Kör- 1 nern dem Conglomerate eingemengt. Diese ganze Bildung ist mehr oder weniger mit ‘Zinnober imprägnirt. Reichere‘ Mittel fand man indess mit dem südlichen Theile der Schielin-Strecke nicht auf. Wohl aber wurde in der Nähe der Stelle, wo die Schielin-Strecke sich gegen Süden wendet (etwa unter dem Mund- loch des Nani-Stollens) ein besonders reiches Erzmittel angefah- ren. Dasselbe hatte zwar nur eine Mächtigkeit von 12 Meter, wurde indess nach der Teufe bereits 75 Meter weit verfolgt. Zwischen diesem Mittel und dem Zinnober-reichen nordöstlichen Hangenden des Haupterzmittels, welchem die Schielin- Strecke folgte, steht “dieselbe auf eine Länge von 45 Meter in erzarmem Porphyr, dem es indess an Anflügen, Nestern, Schnüren von Zinnober nicht fehlt. In ausgebildeten Krystallen scheint der Zinnober in Vallalta nicht vorzukommen. | Um den Wassern aus den Tiefbauen des O’Connor-Stollens Abfluss zu geben, und zugleich um neue Erzmittel zu suchen, legte man 300 Meter weiter nördlich, 28 Meter tiefer den Stol- len Berti an, trieb denselben 404 Meter weit bis zur Kalkgrenze. Man fand nur Talkschiefer mit eingelagerten Graphitschichten, ohne Erz-Imprägnation. Vom Berti-Stollen trieb man eine Quer- strecke nach den Tiefbauen des O’Connor, welche jetzt zur 133 Wasser- und Wetterführung dient. Da die Versuchsbauten ge- gen die Teufe des Erzstocks die günstigsten Resultate eröffneten, so fand man sich (1862) bewogen, das Projekt Zanchi wieder aufzunehmen. Dieser tiefe Lösungsstollen wird eine Länge von 750 Meter erreichen. Die Tiefe des Baues unter Tage beträgt jetzt 140 Meter. Die höchste Abbausohle liegt 33 Meter über, die tiefste 44 Meter unter der Sohle des O’Connor-Stollens. Eine Abnahme des Erzreichthums mit der Tiefe ist nicht wahrnehmbar. Der Gehalt des gewonnenen Erzes ist ein sehr verschiedener und schwankt in allen Graden zwischen 0,2 und 75 pCt. Das spec. Gewicht mehrerer. Proben bestimmte ich (bei 19 Grad C,) wie folgt: gel 1) Dichter Zinnober mit erdigem Bruche und von ziegel- rother Farbe (sogenanntes „Ziegelerz” der Idrianer Bergleute) == 3631: 2) Derber ziegelrother Zinnober, mit vielen eingemengten Blättehen von Magnesiaglimmer, Gyps- und Quarz- Körnchen 450: 3) Feinkörniger Zinnober von dunkler Farbe („Stahlerz”) ähnlich dem sogenannten Quecksilberlebererz — A390" ' Nimmt man nun das Gewicht der Gesteinseinmengung —= 2,65 an, so enthalten obige Erze folgende Procente Zinnober (spec. Gewicht = 8,0): 1) 18,3 pCt. + 81,7 pÜt. Gestein, 2) 280 , : 72,0 » „ 3) 69,1 == 30,9 „ „ Diese Proben enthalten demnach folgende Mengen Queck- silber (Zinnober, HgS, mit 86,2 pCt. Hg) 1) 15,77, 2) 24,14; 3) 59,56 pCt. Der mittlere Gehalt der geförderten Erze an Quecksilber erreicht indess kaum mehr als 2 + pCt. Nichtsdestoweniger wur- den erzeugt im Jahre 1857 Seh 360 Centner (& 50 Kilogr.) _ Quecksilber, im Jahre 1858 820 Centner ; und auf dieser Höhe soll sich die Produktion in den letzten Jahren gehalten haben.*) *) Zur Vergleichung mögen folgende Angaben über das Produktions- quantum und den Erzgehalt der wichtigsten Zinnober-Bergwerke dienen (s. Ausert Nöscerarn, Quecksilberbergwerke von Almaden und Alma- 134 | Der Abbau der Erzmittel geschieht nach dem Prineip des Firstenbaus, und erfolgt vorzugsweise mittelst zweier Gesenke, welche unter die O’Connor- Sohle hinabgehen, Die Hütte von Vallalta liegt auf der linken Seite des Miss, unmittelbar unter- halb seiner Vereinigung mit dem Pezzea. Sie enthält bis jetzt zwei etwa 35 Fuss hohe Schachtöfen, welche mit Condensations- Kammern und -Cylindern verbunden sind. Bei der Anlage der Hütte ist indess die Aufstellung noch eines dritten Ofens vorge- sehen worden. Der Transport des Quecksilbers geschieht in ledernen Beuteln, und zwar bis Agordo auf Saumthieren. Während die Zinnober- Lagerstätte ausser -Eisenkies: keine anderen metallischen Mineralien führt, finden sich an einigen andern Punkten des Thals von Vallalta erwähnenswerthe: Erz- lagerstätten. Viele Spatheisenstein-Gänge erscheinen im.Schiefer-. gebirge an verschiedenen Orten des Thals, namentlich am „Pian della Stua” auf der rechten Seite des Miss, nahe dem Eintritt des Flusses in den „Canal.’” Einer jener Gänge ist 2 Meter mächtig, auf demselben wurde noch vor nicht langer Zeit Spath- eisenstein für den Hochofen von Primiero gewonnen, Es scheinen auch ehemals Kupfererz-Gänge im Thale von Vallalta Gegenstand des Bergbaues gewesen zu sein. Ein Ver- suchsstollen auf Kupfererz, welchen die Venezianische Gesellschaft auf dem linken Ufer des Miss nahe, der Hütte in einer Länge von 100 Meter treiben liess, ist indess bisher nicht von dem erwünschten Erfolge begleitet gewesen. denejos nedst einer Zusammenstellung der Quecksilber-Vorkommen über- haupt, in Zeitschr. f. d. Berg- ‚ Hütten- und Salinenwesen des Preuss. Staates Jahrg. 1803). Idria producirte im Jahre 1552 2514 Centner Quecksilber aus Erzen, welche im Durchschnitt 1 Pfund 18 =. im Centner halten. Jetzt soll die Produktion geringer sein. Almaden und Almadenejos Be in früheren Decennien meist über 20000 Quintals jährlich (1 Quintal = 92 preuss. Pfund). Die grösste Produktion war 1839 mit 24875 Quintals, 1840 mit 23100 Quin- tals, in den letzten Jahren sank sie auf 16000 Quintals. Der mittlere Gehalt der Almadener Geschicke beträgt 7 pCt. — Die Jahres-Produk- tion von Huancavelica (Peru) soll jetzt auf 2000 Quintals gesunken sein. Die Quecksilber-Produktion von Californien soll in den letzten Jah- _ ren 40000 Quintals jährlich erreicht haben, Es soll betragen der mitt- : lere Quecksilber-Gehalt der Erze der verschiedenen Gruben: Neu-Alma- den 18, Enriqueta 12 bis 13, Neu-Idria 11, Guadelupe 9 bis 10 pCt. 135 “ Der‘ glückliche Erfolg des Zinnober-Bergbaues von Seiten der Venetianischen Gesellschaft veranlasste eine in Primiero ge- bildete Gesellschaft, ihrerseits auf Tyroler Gebiet die südwest- liche Fortsetzung der Zinnober-Lagerstätte zu suchen. Zu dem Zwecke trieb sie auf dem linken Ufer des Pezzea-Bachs den Stol- len Terrabujo.. Doch waren bis zum Herbste des vorigen Jah- res die gewünschten Resultate noch nicht erlangt worden, indem man nur sehr schmale Zinnober-Schnüre mit dem Stollen über- fahren hatte, E 3 5. Das Vorkommen des Apatites und Flusses auf den Zinnerzlagerstätten in Schlaggenwald. Von Herrn A. M. Grückseue In Elbogen. Eine der reichsten Fundstätte der beiden obengenannten Mi- neralien ist Schlaggenwald. Das dortige Vorkommen zog die Aufmerksamkeit der Mineralogen bei der Versammlung deutscher Aerzte und Naturforscher zu Karlsbad im hohen Grade auf sich und mehrseitig wurde ich aufgefordert, eine monographische Be- schreibung desselben zu geben. Es sei mir erlaubt, ehe ich zu dem speciellen Theile übergehe, einige Worte über das Vor- kommen von Schlaggenwald überhaupt und über dessen en sche Verhältnisse zu sagen. Schlaggenwald liegt ungefähr eine Stunde südlich von El- bogen entfernt, dessen Granite bis nahe gegen dasselbe sich erstrecken. Um Schlaggenwald selbst ist Gneiss. das anstehende Gestein, dessen Schichten an manchen Stellen von auffallend geringer Mächtigkeit sind. Hier und da findet man in demselben grosse Ausscheidungen von verschieden gefärbten Glimmern, die aber bis jetzt leider noch nicht näher untersucht sind. Sowohl im Granite von Elbogen als im Gneisse von Schlaggenwald lie- gen ziemlich häufig ellipsoidische Einschlüsse, die im ersten Ge- steine entweder Gneiss sind oder sich von der Matrix nur durch veränderte Zusammensetzung unterscheiden, im Gneisse aber aus einem feldspatharmen Granite bestehen. Grosse derartige Ausscheidungen, die in einer von Ost nach. West verlaufenden Streichüngslinie liegen, sind die Hauptfundorte des Schlaggenwalder Revieres. Sie bestehen aus einem Granite, in dessen Zusammensetzung der Quarz bedeutend vorwaltet, wäh- rend der Feldspath zurücktritt: Greisen. Diese Ellipsoide, Stockwerke, werden von den Bergleuten Mollpfeiler, Mul- brich (vielleicht Mahlpfeiler, Mahlwerk) genannt. Um dieselben laufen ziemlich concentrisch horizontale Gang- spalten, Fälle, die gleichfalls Gegenstand des Abbaues sind. 137 Zwischen ihnen und den Stockwerken streichen geneigt die Gänge, die auch erzführend sind, doch ist ihre Ausfüllung nicht konstant. Sie erstrecken sich weit in’s Gebirge, so dass man selbst noch bei Elbogen zuweilen Zinnerz findet. Das Mineralvorkommen Schlaggenwalds ist ein sehr reiches und mannigfaltiges, wie das nachstehende Verzeichniss der da- selbst beobachteten Arten nachweist: Albit, Amethyst, Apatit, Arsenikalkies, Arsenikkies, Beryll, Biotit, Blende, Buntkupfererz, Caleit, Desmin, Digenit, Dolomit, Euchroit, Fluss, Gyps, Karpholith, Kabaltblüthe, Kupfer gedie- gen, Kupferkies, Kupferlasur, Kupfermalachit, Kupfermanganerz, Lithionglimmer,, Margarit, Millerit, Molybdänglanz, Molybdän- ocker, Muskowit, Nakrit, Orthoklas, Phosphorit, Prosopit, Quarz, Rothkupfererz, Scheelit, Schörl, Schwefelkies, Siderit, Silber ge- diegen, Skorodit, Steinmark, Topas, Triplit, Uranglimmer (beide Arten), Uranpecherz, Wismuth gediegen, Wismuthglanz, Wis- - muthocker, Wolfram, Wolframocker, Zinnerz. In früherer Zeit sollen auch Bleiglanz, Nickel- und Kobalterze in Abbau- wür- digen Mengen vorgekommen sein, Der Apatit kommt in Schlaggenwald TERREETERR theils in nachahmenden Gestalten, theils derb als Phosphorit vor. Die Krystalle haben fast ausschliesslich den Habitus von Pris- men und sind daher beim Vorherrschen von oo P säulenförmig, beim Ueberwiegen von oP tafelförmig. Sehr selten nimmt die Pyramide durch ihre Ausdehnung und Entwicklung auf die Form der Krystalle Einfluss. Folgende Krystallgestalten wurden von mir beobachtet, doch kann ich dieselben nur in allgemeinen Sym- bolen ausdrücken, da die Krystalle und besonders die complicir- testen Formen so zwischen Quarzkrystallen eingeschlossen sind, (dass ohne Zerstörung der Stufe ihre Isolirung unmöglich ist. oo P. oP oder oP - © P nicht sehr häufig, da gewöhn- lich das zweite Prisma hinzutritt, so dass die am häufigsten vor- kommende: Form oo P.-oP. w Pa ist. Der verstorbene Professor Ziepe besass einen spargelgrünen Kıystall dieser Form P . oP, dessen Achsenlänge nahezu 1” betrug. Ferner wurden beobachtet: | P-.oP.oP—-P.:2P-o P-o P— »P.oP:-P} — &©Pn.oP-— woP.oP-»Pa3-P2e—xP-.oP-P.zP-P:r oo Pn — x P.oP:Pa-2P2:- oo Pn:mPn. — | ooP.oP.oPa:.P2.2Pa2. oo Pn - wo Pns. 138 “ Die Pyramiden erscheinen, wie schon ‘gesagt, meist sehr untergeordnet: die Pyramiden der 4. Ordnung als Abstumpfung der Grundkanten; die Pyramiden 2. Ordnung als Abstumpfung der Grundecken, selten nur in halber Zahl an den abwechseln- | den Ecken = R; die Pyramiden 3. Ordnung kommen als schräge Abstumpfung der Ecken der an den abwechselnden Mittel- kanten liegenden Flächenpaare, daher in der pyramidalen Hemie- drie Naumann’s zum Vorschein. Die Flächen der sechsseitigen Prismen sind meistens der Haupt- axe parallel gestreift. Dies findet sich sowohl bei denen der ersten als jenen der zweiten Ordnung statt. Manchmal unterscheiden sich diese Flächen durch verschiedenen Glanz und verschiedene Beschaffenheit. Sie sind manchmal glätter, manchmal rauher als die der ersten Ordnung. Auf einem Stücke sind die Flächen von oo P2 mit einem leichten Anflug von krystallinischem Quarz bedeckt, während. die der ersten Ordnung ganz rein sind. Ent- sprechend dem hemiedrischen Vorkommen der Pyramiden zweiter Ordnung erscheinen auch die Prismen derselben, wiewohl selten, mit der halben Anzahl der Flächen. Oefter aber sind die Flä- chen des verwendet stehenden Prismas abwechselnd breiter und schmäler; so dass sie zwei dreiseitigen Prismen angehören. Auch kommen sechsseitige Säulen vor, an denen die Hälfte der Flächen gestreift, die abwechselnden glatt sind. Diese Prismen sind da- her als eine Combination von oo R oo mit oo R2 anzusehen, ein Vorkommen, welches beim Quarz häufiger beobachtet wird. Sehr selten erscheint das zwölfseitige Prisma oo Pn selbstständig. An jenen wenigen Stücken, die ich untersuchte, konnte ich keinen Unterschied in der Beschaffenheit der Flächen erkennen, so dass ich diese Gestalt als rein ausgebildet betrachten muss, In Com- bination mit dem sechsseitigen Prisma bildet sie Flächen, die die Mittelkanten zuschärfen. Sie sind stets sehr untergeordnet. Auf einem Exemplare erscheinen zwei Paare dieser Flächen. Ich bezeichnete das zweite Prisma mit oo Pn2. j Die oPFläche ist nie gestreifelt, sondern meist glatt, eben und glänzend, seltener erscheint sie matt und uneben. In ein- zelnen Fällen beobachtet man an ihr Eindrücke. von fremden- Krystallen, die darauf gesessen sind. Manchmal dringen von ihrer -Mitte aus Höhlungen tief in das Innere der Krystalle. Oft werden die Krystalle lang, dünn und nadelförmig. Die beobaclıteten Zwillinge sind entweder durch Durchkreu- | R 159 zung entstanden oder nach dem Gesetze gebildet, dass zwei oder mehrere Individuen sieh mit einer Fläche parallel der Haupt- axe aneinanderlegen; diesen danken die kammförmigen Aggre- gate ihre Entstehung. Krystalle, die eine der Decrescenztheorie entsprechende Zu- sammesetzung haben, kommen öfter vor. Kleine sechsseitige Prismen legen sich mit parallelen Hauptaxcn an einander, so dasssie vereint ein grosses Individuumbilden. Die Basis istdann ent- weder glatt oder sie erscheint mosaikartigauslauter kleinen Hexagonen zusammengesetzt ; manchmal bleibt diese Fläche uneben, ist stark schimmernd, weil viele kleine Krystall-Enden über ihr Niveau heraus- ragen. Sie bleibt bei diesen Decrescenzformen auch ‘oft vertieft. Die Vertiefang erscheint in der Regel kreisrund und ist mit Quarz oder Steinmark erfüllt. Die langen nıdelförmigen Kıy- stalle vereinigen sich oft zu büschelförmigen oder parallelstäng- ligen Aggregaten, die in ihrem Aussehen an manche Aragonite erinnern. Sie verlieren den Glasglanz und schimmern perlmutterartig. Nicht uninteressant dürfte die Bemerkung sein, dass beim Pyromorphit von Bleistadt (Braunblei), welcher mit dem Apatite isomer und isomorph ist, in Bezug aufKrystallisation ganz ähn- liche Erscheinungen vorgekommen, nämlich die Höhlungen an den Basalflächen, die Deerescenz durch kleine Prismen und die büschelförmige Aneinanderreihung von Krystallnadeln, wobei der Glanz aus dem demantartigen in den Glasglanz übergeht. Von nachahmenden Gestalten kommen die schon erwähnten auf Zwil- lingsbildung beruhenden kammförmigen Aggregate und Tropf- steinbildungen vor. Letztere haben selten die Form echter Sta- laktiten. Sie sind immer mit einer sie durchsetzenden Röhre versehen, die oft mit deutlich theilbarem blauen Fluss oder selbst mit derlei Krystallen ausgefüllt sind. Auf meinen Exemplaren 140 sitzen aussen Cubooktaäder von blauem Flusse. Häufiger bilden diese Tropfsteine rabenfederstarke Röhren, die verschieden ge- wunden ein mit Phosporit verkittetes Aggregat bilden und. von den Bergleuten als Wurmstein bezeichnet werden. Höchst selten entstehen freie Bogen, die deutlich aus kleinen Prismen zusam- mengesetzt sind. Vor längerer Zeit kamen Kugeln aus diesem Mineral bis zu 3 Zoll im Durchmesser vor. Sie sind von radial- | fasriger Struktur. Kleinere aufsitzende Kugeln von Erbsengrösse, deutlich aus Krystallnadeln gebildet, wurden in der Daniele Zeit gefunden. | Der Phosphorit ist entweder ganz amorph oder hat gerinbe Spuren von Theilbarkeit; er ist im Ganzen selten. Pseudomor- phosen, die bestimmt nach Apatit entstanden sind, wurden noeh nicht beobachtet. Es kommen, jedoch höchst selten, sechsseitige Säulen | von Steatitmasse vor, die aber ihrer Länge und sonstigen Be- schaffenheit nach wahrscheinlicher nach Beryll oder Quarz ge- bildet sind, Auf manchem Quarze mit rauher, gleichsam zer- fressener Oberfläche findet man hexagonale Vertiefungen, die of fenbar von zerstörten Apatitkrystallen herrühren. Die angebliche Paramorphose des Apatits, der Prosopit oder wenigstens ein ihm sehr nahe stehendes Mineral, soll nach Professor ZıppeE in I Schlaggenwald vorkommen. Mir ist derselbe unbekannt. Die Apatitkrystalle haben vorherrschend Glasglanz, der mitunter so hoch ist, dass er sich dem Demantglanze nähert. Andererseits geht er in Fettglanz über oder die Stücke werden seiden- oder perlmutterglänzend. Der Phosphorit ist stets matt, fettglänzend. | | Die Farbenverschiedenheit ist bei den Apatiten Schlaggen- walds sehr gross. Weiss, sehr selten wasserhell, meist nur durch- scheinend; röthlichweiss; viol-, lavendel-, entenblau ; meer-, lauch-, spargel-, ölgrün; wachsgelb; ziegelroth (sehr selten), fleischroth, pfirsichblüthroth, bläulichroth. Die weissen und besonders man- che grüne Varietäten zeichnen sich durch auffallend hohen Glanz aus. Letztere wurden früher als besondere "Species mit dem Namen Akustit bezeichnet. | Bemerkenswerth- ist die Farbenvertheilung, indem verschie- dene Farben bei einem Individuum. auftreten. So findet man weisse durchsichtige Krystalle, die beim Durchsehen zwei blaue Ringe auf der Basalfläche zeigen. Eine Säule besteht abwech- selnd aus braunen und weissen Tafeln, es lassen sich sieben se ; 141 che Schichten unterscheiden, von denen vier weiss und durch- - sichtig, drei braun und undurchsichtig sind. Prismen, deren Mantelfläche eine vom Kerne verschiedene Farbe zeigt, sind ge- rade nicht sehr selten. In der Regel ist der Mantel grünlich, der Kern blau, doch findet auch das umgekehrte Verhältniss statt. Manchmal ist die Basalfläche durch einen dunkeln Ring von den Seitenflächen getrennt. Bei einem Prisma von lauch- grüner Farbe gehen vom Centrum gegen die Ecken regelmässig gelbe Radien ab. — Der chemischen Constitution nach ist der Apatit von Schlaggenwald ein reiner Fluorapatit, von der For- mel 3Ca, P + CaFl, Die Krystalle desselben sitzen gewöhnlich auf Quarz, selten auf Zinnstein auf, mitunter sind sie ganz in Steinmark einge- 2 = 8 D . bettet. Bei diesen findet man zerbrochene Säulen, die wieder durch Steatitmasse verkittet sind. Sie werden von Flusspath, Desmin, Topas, Kupferkies und Steinmark begleitet und theil- weise davon bedeckt. Nadelförmige Wolframkrystalle sitzen häufig zwischen Apatitnadeln. HARTMANN sagt mit Recht in seinem Handbuche der Mi- neralogie, dass meist nur die grünen Varietäten reich an Combi- nationen sind. Nur an grünen Krystallen erscheint die Pyramide in: grösserer Ausdehnung. Es kommen aber auch andersgefärbte ‚Individuen mit mehrfachen Combinationen vor. Doch herrscht bei diesen stets ooP vor. | Der Phosporit erscheint als Ausfüllung schmaler Gänge; auf ihm sitzt (selten) krystallisirter Gyps, auch schliesst er zu- " weilen Gänge von grünem Fluss ein. Im Magnesiaglimmer ein- ‘ geschlossen findet man auf den Halden grünen amorphen Apatit, ‚der sehr reich an Kieselerde ist. Ob diese nur Beimengung sei oder in chemischer Verbindung stehe, ist nicht näher untersucht. Mit dem Apatit enge verbunden ist der Fluss, so dass es nothwendig erscheint, denselben der Vollständigkeit wegen zu berücksichtigen und sein Vorkommen zu beschreiben. Er ist in Schlaggenwald so reich vertreten, dass man nur wenige orykto- gnostische Stücke dieser Lagerstätte finden dürfte, auf welchen nicht ein oder der andere Krystall desselben zu finden wäre. "Von Kirystallgestalten wurden von mir bis jetzt beobachtet: Selbstständig: oo 0 oo — 0 — © 0. In Combination: =, 142 ©.0.0©0:0.—- 000.0 — © 0 © - mOm — oo 0: oo - mOn : 0 08 Disk — eh: 000. 0 00 - mOm « Ausserdem kommt der Fluss in kugligen Aggregaten von rauher Oberfläche, aber stets mit deutlichem Blätterdurchgange vor. Die Kıystalle sind meist klein, jedoch findet man Würfel und Okta&der mit .zolllangen Kanten. An den Krystallen sind die Würfelflächen meist glatt. Erscheinungen der von SaccHI an den Kıystallen aus England beobachteten Polyedrie habe ich an Exemplaren unseres Fundorts nicht aufgefunden. " Die Flä- chen des Oktaöders sind stets matt und rauh, die des Granatoids glatt und glänzend. Die Combinationsflächen des Fluorids sind matt, während die des Leucitoids und Adamantoids glänzend sind. Nach dem Gesetze der Durchdringung gebildete Zwillinge werden bei Hexa@dern häufig beobachtet. Die Axen der ein- zelnen Würfel schneiden sich in verschiedenen Richtungen. Sehr häufig sind durch Decrescenz gebildete Formen, zu denen auch die oben. erwähnten kugligen Aggregate gehören. Durch sie erscheinen die Krystallflächen oft rauh und uneben. Es kommen ganz aus kleinen Würfeln aufgebaute Oktaäder, Cubookta&der und Combinationen des Würfels mit dem Fluorid vor. Ich besitze einen kleinen Krystall dieser Combination, der dadurch merk- würdig ist, dass das Hexa&der unvollkommen ausgebildet erscheint, | indem seine Eckkanten fehlen, wodurch dasselbe eine Kreuzför- mige Gestalt hat. An einigen blassgrünen Krystallen dieser Combination ist die Decrescenz durch staffelförmig gelagerte dünne Platten angedeutet. Zu den Decrescenzbildungen dürften auch jene weissen Oktaöder gehören, deren Kanten ganz regel- mässig mit blauen Würfeln besetzt sind. Jenes Exemplar, das die Combination: © 0 » © 0.00 : mÜm hat, zeigt den langen Diagonalen der Rhomben entsprechend einen weisslichen Streifen, ®! so dass man auf ein in dem blauen Krystalle eingeschlossenes weisses Okta@der schliessen muss. Ein zerbrochener daneben- liegender Krystall zeigt auch deutlich, dass der blaue Fluss eine nur verhältnissmässig geringe Dicke hat. Da nun aus dem Ok- Fi ta&der durch Abstumpfung aller Kanten das Rauten-Dodekaäder resultirt, so liegt die Ansicht sehr nahe, dass die Oktaäder, N! deren Kanten mit Würfeln besetzt sind, und die letztangeführte Combination nur graduell verschieden sind, d.h. dass erster der m “Anfang, letztere der Ausgangspunkt ist. Professor KEensort, dem ich, .als er noch in Wien weilte, eine Suite meiner Fluss- krystalle von Schlaggenwald zur Ansicht sandte, beschrieb meh- rere derselben in den Verhandlungen der kais. Akademie der Wissenschaften. Er rechnet auch ein weisses Okta&der, dessen Ecken durch blaue genau nach den Axen orientirte Rauten-Do- dekaöder ersetzt sind, zu den Kıystallen, die Decrescenzerschei- nungen bieten, bemerkt aber dabei, dass das k.k. Hof-Mineralien- kabinet in seiner reichen Suite dieses Minerals kein ähnliches Stück besitze. Am Flusse von Schlaggenwald kann man das Vorkommen von Kırystallen in Krystailen häufig beobachten, und zugleich von solchen derselben Species oder von denen einer an- dern Art. Schon oben erwähnte ich eines in einem blauen Rauten-Dodekaöder eingeschlossenen weissen Oktaeders; ferner fand ich einen röthlich-weissen Würfel von einem weissen Ok- ta&der umhüllt; in. einem weissen Würfel ist ein Granatoid ein- geschlossen, das sich durch die zarten blauen Contouren seiner Kanten verräth. Meergrüne Cubooktaöder enthalten blaue Wür- fel, die so gestellt sind, dass ihre rhomboedrische Axe mit der pyramidalen des Oktaeders zusammenfällt. Am häufigsten findet man diese Einschlüsse an Hexaödern, Sie enthalten andere He- xa@der, entweder central oder excentrisch gestellt. Die Axen des umhüllenden Krystalls und jene des umhüllten sind entweder parallel oder schneiden sich unter rechten Winkeln, welche letz- tere Erscheinung an die Durchkreuzungs-Zwillinge erinnert. An weissen Hexaödern sind nicht selten alle Ecken durch blaue Würfel ersetzt ; manchmal tritt noch ein solcher im Centrum auf und die Zeichnung des Krystalls mahnet nun an jene des Chia- stoliths. Selbst in anscheinend amorphen Stücken findet man unregelmässig vertheilte Würfel von dunkelblauer oder violetter Farbe. Apatitnadeln werden häufig von Fluss umschlossen und durchdringen denselben mehrfach. Ein perlmutterglänzendes Bündel von Apatitnadeln ist von blauem blättrigen Fluss einge- hüllt, den- wieder röthlich-brauner undeutlich krystallisirter Apatit umgiebt. Quarzkrystalle durchsetzen Fhusskrystalle und wer- . den von ihm umhüllt, wodurch häufig vorkommende Spurensteine , entstehen. Karpholithnadeln dringen in blauen Fluss ein, ebenso findet man die nadelförmigen Krystalle des Wismuthglanzes in demselben eingeschlossen. Krystallinischer Quarz bedeckt zu- 144 weilen die Flusswürfel ganz, doch sind bis jetzt keine dadurch entstandene Umhüllungs-Pseudomorphosen aufgefunden worden. Der Fluss sitzt auf Quarz und Apatit, selten auf Zinnstein auf. In neuerer Zeit findet man ziemlich häufig wassergrüne Flusswürfel, die auf Desmin sitzen. Letzterer bedeckt Quarze und Zinngraupen, und lässt sich oft als Schale von der Unterlage trennen, die dann auf ihrer Unterseite alle Einzelheiten des be- deckten Krystalles genau wiedergiebt. Kleine Fluss- und Topas- krystalle bilden mitunter ein sehr nettes Krystall-Gehäufe. Auf blauem Flusse sitzen die schönsten Krystalle von Calcopyrit, die theils noch ihre ursprüngliche messinggelbe Farbe zeigen, theils lebhafte Anlauffarben haben. Häufig sind sie so dunkelblau, dass man sie auf den ersten Blick nicht von der Unterlage un- terscheidet. Oefter trifft man auf den Flächen der Flusshexa£- der quadratische oder rundliche Vertiefungen, deren Ränder mit rothem pulverigen Eisenoxyd bedeckt sind. Sie rühren offenbar | von zersetztem Kupferkies her. Die blaue Farbe ist bei dem Flusse unsers Fundorts die vorherrschende, doch trifft man auch weiss, röthlich, meergrün, wassergrün gefärbte Individuen. Die erwähnten Einschlüsse wirken natürlich ändernd auf die Farbe | ein. Durch selbe erscheint: das Mineral manchmal gefleckt und | selbst geflammt. Eigentlich amorphe Varietäten kommen nicht | vor, da bei allen der Blätterdurchgang entschieden ausgesprochen ? ist. Sie sind von blauer oder grüner Farbe. Stinkfluss wurde | in Schlaggenwald noch nicht gefunden. 145 | 6. Die Gliederung der oberen Trias nach den Auf- schlüssen im Salzschacht auf dem Johannisfelde bei Erfurt. Von Herrn E. E. Scamip ın Jena. Die Anlage eines Steinsalz-Bergwerks auf dem Johannisfelde bei Erfurt hat eine Gelegenheit dargeboten, die Schichtenfolge des Keupers und Muschelkalks in der Mitte des Thüringer Beckens kennen zu lernen, . so‘, günstig, wie sie kaum wieder einmal zu erwarten ist. Die‘ zwei Schächte sind so weit, dass das aus ihnen geförderte Gestein. ein Urtheil über die mittlere Beschaffenheit der Schichten gestattet, und die Schichten liegen so nahe hori- zontal, dass man die ‚senkrechten Maasse der Mächtigkeit gleich- setzen darf. E In den Jahren 1862 und 1863, während die Schächte ab- geteuft wurden, bin ich zu wiederholten-Malen an Ort und Stelle gewesen und wurde von Herrn Bergmeister Busse auf das Freundlichste in meinen Untersuchungen unterstützt. Ich durfte die Halde, auf welcher das Gestein von Lachter zu Lachter durch eingesteckte Pflöcke bezeichnet -war, ungestört absuchen. Herr Bergmeister Busse gestattete mir eine genaue Besichtigung seiner eigenen, sehr vollständigen Sammlung, er hatte die besondere Güte, mir die „Nachweisung über die beim Abteufen der Erfur- ter Steinsalz- Schächte bekannt gewordenen Gebirgsschichten” mitzutheilen, und war zu jeder ihm möglichen Auskunft bereit. Indem ich die folgenden Ergebnisse aufstelle, befinde ich mich mit Herrn Bergmeister Buss&E in vollkommenem Einverständniss. Zeits dd. geol. Ges XVI. 1. 10 146 Sehichten-Folge im Salzschacht auf dem Johannis- Felde hei Erfurt. . Mächtigkeit Tiefe Fuss Zoll Fuss Zoll 1. Dammerde . . 6 — 6 — 2. Geschiebe, meist aus Gesteinen des Thüringer Waldes bestehend . ee 3. Mergelbrocken in Thon singehällt . . — 8 En 4. Grober Kies. . . ee 42 6 9. Conglomerat. . . 100. © 0.0 A. Ken 459 Fuss 2 Zoll. 6. Gyps, derb . . Er 7 43.5 7. Dunkelgrauer thoniger Mergel ni rn ae) A 46 6 8. Grauer thoniger Mergel mit Gyps -. . 1.0 Sant 9. Blauer Mergel mit Gyps in Lagen und Körnern 99° 9 105 8 10. Blauer Mergel mit knolligen Einlägerungen von krystallinischm Gyps - . . - ...1 10 24 6 ‚11. Fester blauer er aa a. ar nr 12 -Gypsrr: RI 13..Mergel.. . .. „ .ursl u. id ma un 12 0 14° Gypet . ı Bar 5-7 a 15. Mergel von schwachen 'Gyps- und Steinsalz- - Adern durchzogen. . . ru ver ee 16. Mergel, sehr leicht verwitternd >. 399 .A 3497 — 17. Mergeliger Kalk mit SRESRIERENER Bleiglanz, sehr zerklüftet . . — 8 347 8 18. Mergel, leicht verwitternd . DON RR TI RT 19. Mergel, etwas fester . . ent er. A en 20. Mergel mit Gyps in Bänken, Schichten und Schnüren . . . alle BG 8 er B.. Lettenkohlen- ab 189 Fuss 3 Zoll. ® a. Cycadeen-Sandsteine 132 Fuss. 21. Feinkörniger Sandstein, nach unten schiefrig, reich an organischen Ueberresten, namentlich Zähnen von kleinen Sauriern und Fischen — Saurichthys apicalis Ac., S. acuminatus Ac., Acrodus lateralis Ac., Sphaerodus — ® Schuppen von der Form des @yrolepis tenui- striatus Ac., Coprolithen, Schalen von Myo- phoria transversa BoRrneM.,ı von Myaciten und von Posidonomya minuta Br., humificir- ten Pflanzen-Theilen und Pflanzen-Abdrücken — besonders von Calamites arenaceus Broxen.. 1 2 589 4 22. Dunkelrother Mergel. . . : vv m 2.20 — 58085 4 23... Feinkörniger Sandstein .uauhmc® owner in Ba 24,; Dunkelrother Mergel . . ........ „. . 01 28 SuE 25. Feinkörniger Sandstein . . 19 7 682-1 26. Feinkörniger Sandstein mit Stammstücken aus E humoser, mitunter glänzender Kohle bestehend, mit Ocker und Schwefelkies, auch Gyrolepis- ee Schuppen, Acrodus-Zähnen und Coprolitben 183634 2: .b. Schieferletten 57 Fuss 3 Zoll. ie 97. Dichter Morpel .. 2 u win. 2 1 635 2 25. Schiöferlotten, .- 2 Ge,» ne in ee 8 035 10 147 - -Mächtigkeit . Dichter Mergel . . Sandiger Schieferletten und "schiefriger Sandstein . Dichter Mergel. HA laia rd msehssierleiien -....:..0 0.0. . Dichter Mergel . o . Feinkörniger Sandstein . e a Schieferlleiten, . . . nne- "_. . Sandstein . - . Schieferletten mit Lingula tenuissima Br. B . Braunkalk mit Drusen von Braunspath und Cölestin . Schieferletten . Braunspath mit Hohlräumen, diese von Monie, erfüllt . „.Schieferletten „rasante unluamh. EPieiter Kalkıı .. .. ssmah-teiıuaa aetlee . Mergel - . Braunkalk mit grossen Cölestin- Krystallen G. Oberer Muschelkalk 166 Fuss 7 a. Fischschuppen-Schichten 38 45. Mergelschiefer ) 46. Kalk 47, ee | 48. K 49. en 50. Kalk 51. Mergel | 52. Kalk : ee Auf den Schichtungs - Flächen 55. Mergel liegen Fischschuppen von der 56. Kalk Form des @yrolepis tenuistria- 57. Mergel tus Ac., oft dicht neben ein- 58. Kalk ander; dazwischen Zähne von | 59.. Mergel Saurichthys apicalis Ac. und 60. Kalk S. acuminalus Ac., Acrodus 61. Mergel Gaillardoti Ac., A. lateralis 62. Kalk Ac., Thelodus inflatus Scum., Th. 63. Mergel inflexus Scum., Palaeobatus an- Ua: ® _ gustissimus Mex. Seltner Ce- 65. Mergel ratites nodosus v. B. Colonien 66. Kalk von Gervillia socialis Quenst. 67. Mergel in grossen dünnschaligen und 68. Kalk verdrückten Exemplaren mit. 69. Mergel Lima striata MünsTt. 70. Kalk 71. Mergel : 72. Kalk 73. Mergel 74. Kalk . 75. Mergel 76. Kalk 77. Mergel Fuss Zoll | | [op eb] 5 ei Dumm Bel Se N © es ” Sseooavnnol | olalı Fuss. a 0 — IIDDOIDODDO DB DD weile [ETC *OSOSDRrBRrNPRANKHAAANDTD Tiefe Fuss 636 641 643 649 650 650 652 053 667 668 677 678 680 680 690 691 Zoll 10 10 6 10 NS ne DJ a 609 69 no [Sy u Ko oKe)) | nm DD vom pe | SDR Do gooI Nr‘ m m RT 148 Mächtigkeit Tiefe ‚ Fuss Zoll Fuss Zoll 78. Kalk mit Schwefelkies .” „mr „N urn. er 79.-Mergel und Kalk: . .o...; une ao en b. Terebratula-Schicht 11 Zoll. 80. Conglomerat von Schalen der Terebratula vul- en garıs Schuomm. ı . 2 20:2 ee c. Discites-Schichten 62 Sn: 10 Zoll. 81. Merget!. . 209191131789 6 82. Kalk mit Colonien: von’ 'Pecten discites Br. An BRRamgT A 83 Kalk- und Mergelschiefer . . ......2....83 9.740 1 84. Kalk... 4 Tr ‚85. Kalk - und Mergelschiefer mit Pecten disäiteh Br., Gervillia socialis Quenst., Lima striata Münsrt., Nautilus bidorsatus ScuuL., Ceratites nodosus B., Fisch-, selten Saurier-Resten . 41 7782 10 - 86. Kalk und Mergel in dünnen Platten und Schiefen 6 1 788 11 87. Kalk mit Colonien von Pecten discites Br., Ce- ratites nodosus B. und Nautilus bidorsatus SEHL. 2 s£ —#8 27789 7 88. Kalk und Mergel- in "dünnen Platten mit Fisch- : Schuppen. . 2,.06 792.1 89. Kalk mit Fischschuppen, 'Fisch- und Saurier- Zähnen . . nee 2 DE d. Gervillia-Schichten 48 Fuss 6 Zoll. 90. Kalk in dünnen Platten (2 bis 4 Zoll stark) mit schwachen (1 bis 14 Zoll starken) Zwi- schenlagen von. Mergelschiefer mit Colonien von Gervillia socialis QuEnsT. und vereinzel- ten Exemplaren von Pecten laevigatus Ba., P. discites Br., Lima striata Münst., Mya elongata ScnL., M. ventricosa Scur., Tere- bratula vulgaris Scur., Nautilus bidorsatus _ n Scar., Ceratites nodosus BB . : .:. 2... 2% 838. 4 91. Kalk mit Pecten lawigatus Br.. . . . ....1 10 840. 2 92. Kalk- und Mergelschiefer .. „v.n.n.n..,.:41 6 84, 8 e. Striata-Kalk 16 Fuss 4 Zoll. 93. Kalk mit Lima striata Münst.. . . 1 8 EB8IU 4 94. Kalk mit dünnen Zwischenschichten von Mergel 10 — 83 4 95. Kalk mit Lima striata Münst., Terebratula vul- garıs Scan .... . 1,6 96. Kalk mit Lima siriata Minen. und Entrochiten 1 8 583046 97. Kalk mit Lima‘ striata Münst.. . .....1 6 D. Mittlerer Muschelkalk über 310 Fuss. a. Kalkschiefer 48 Fuss. 98. Kalk, fest und Bram ne ee ee 89, Kalk, Brau c .:.. ns een ee A 100. Mergel . . ee WDR 101. Kalk, dicht und grau = 149 b. Dolomitischer Kalkschiefer mit eehhl und Anhydrit 161 Fuss 4 Zoll. Mächtigkeit Tiefe Fuss Zoll Fuss Zoll DER ARESETDD AOLRTDEL, SRITFONDANR. DEIN. IEDATIAZEO BIRD BI Kae en IN 9 Be. 0. ee, ne 97 — Pe te N a 106. Anhydrit . . . 210015980 96 107. Kalk, grau bis schwarz, bituminös bis stinkend PemumanreıDen .® ... ... 0. .9.,...'08 4.998 10 MBASRTRRAEt Westin pi ie, Oy7. 1219013. 10 In Bhellevyan 2 ed 0 BE 0. en ec een 2.2020. PELIBRaNE Mellerau 1.7 IHR 09, 079" 10 O2 3 112. Anhydrit ee ra er 113. Anhydrit mit späthigem Gyps a an et a nn. 0 NEL. .6 114. Kalk, grau. . a N a Be age EB Zeneydint =. 20 an ea BD 20 c. Steinsalz mit alav can über 100 Fuss, 116. Steinsalz . . N a (UTA 117. Anhydrit mit dolomitischem Kalk . TEEN DORT TO 118. Steinsalz mit 2 bis 4 Zoll starken Zwischen- lagen von Karl en a0 02 7 EESB TU 119. Anhydrit . . RI BORSR, EBRTRE TION IT TEE 178 N Steinsalz, ned er 42 8 2 121. Anhydrit . . .821:.6..1146 122. Steinsalz in 2 bis 4 Zoll ‚starken Schichten, - dazwischen Anhydrit in 4 bis 4 Zoll starken Sehiehten . 5 ne...s0 ches Anka. 512 68 2 Anhydrit. Die Schichten des Keupers, welche der Salzschacht durch- sinkt, entsprechen derjenigen Entwickelung dieser Formation, welche sich in den weiteren Umgebungen Erfurts überhaupt dar- bietet. Ich schliesse dies nicht allein aus der Mächtigkeit von 459 Fuss, — denn diese könnte hier beim Keuper wie bei an- dern Gliedern der Trias grösser sein als anderwärts —, sondern auch aus dem Auftreten des eigentlichen Gypslagers, welches unter No. 10 aufgeführt ist. Die Bezeichnung „knollige Einla- gerungen von krystallinischem Gyps”, welche Herr Bergmeister Busse gewählt hat, trifft vollkommen zu. Trotz einer Mächtig- keit von 18 Fuss 10 Zoll zieht sich der Gyps nicht ununterbro- chen und gleichmässig zwischen den Schichten fort, sondern er ist vielmehr in einzelne flache Klumpen aufgelöst; seine Farbe ist nicht grau von eingemengtem Mergel, sondern an vielen Stel- len schneeweiss, seine Absonderung keine schiefrige, der Schich- tung des Keupers entsprechende, sondern eine krystallinisch-blätt- 150 rige. Ein gleiches Gypslager. findet sich, nur noch von wenigen der höchsten Mergelschichten des Keupers bedeckt, an der Höhe südlich Ottenhausen, welche das Becken des ehemaligen grossen Weissensees beherrscht, und ausgebreitet nördlich der Helbe zwi- schen Günstedt und Herrnschwende. Allerdings streichen die Gypslager des Keupers nicht regelmässig fort; so liegt die mäch- tige Gypsplatte von Weissensee, deren südlich ausstreichende Köpfe die steilen Abhänge der Weissenburg bilden in der Mitte des Keupers, während sich ein gleich mächtiges, gleich eben- schiefriges, gleich mergeliges Gypslager im Salzschacht (No. 20) erst an der untern Grenze des Keupers vorfindet; indessen ist die Uebereinstimmung der Gypsknollen an den genannten und andern Stellen so gross, dass ich an ihrer Zugehörigkeit zu einem geognostischen Niveau nicht zweifle. Der Lettenkohlen-Gruppe fehlt ganz ausnahmsweise der sonst ‚allgemein verbreitete dolomitische Ocker-Mergel als Schluss-Glied. Davon scheint sich in der That keine Spur vorgefunden zu haben, während die nächsttieferen Sandsteine, de- nen ich wegen der daraus schon von vielen Stellen bekannten und von mir darin fast überall bemerkten Cycadeen- Reste den Namen „Cycadeen-Sandstein” beilege, in gewöhnlicher Weise entwickelt sind und ebenso die Schieferletten; nur ist die Lettenkohle sehr spärlich vorhanden und bildet keine einigermaassen selbstständige Zwischen-Schichten; dagegen treten die auch anderwärts dem Schieferletten untergeordneten, wegen ihrer vielfachen Benutzung zur Darstellung von Cement wichtigen mergeligen Dolomite in eigenthümlicher Weise auf. Dieselben zeigen sich hier als ächte Braunkalke (No. 38, 40 und 44) und enthalten als Auskleidung ihrer oft mit Soole gefüllten Hohl- räume Cölestin. Ueber diesen Oölestin habe ich an einer an- dern Stelle ausführliche Rechenschaft abgelegt; hier genügt die kurze Angabe, dass seine Krystalle einen rechtwinklig -tafelförmi- gen Habitus haben, selten farblos, meist von beigemengtem Eisen- oxydhydrat fleisch- bis lichtziegelroth gefärbt sind und neben der Strontianerde ebensowohl Baryterde als Talkerde enthalten; | ihre procentische Zusammensetzung ist ohne Rücksicht auf das Wasser, welches jedoch, nach dem Glühverlust beurtheilt, nicht | über 0,6 pÜt. ausmacht: | 151 Strontianerde 43,68 pCt. Kalkerde. . 426.0 Baryterde . 0,51...» Schwefelsäure 53,39 „ Eisenoxyd, . 0,28 „ "99,12 pCt. Die Mächtigkeit des oberen Muschelkalks (166 Fuss 7 Zoll) ist etwa die dreifache von der an der Saale und Ilm beobachteten. i Seine obere Abtheilung, entsprechend dem, was sich in den Umgebungen von Jena als sogenannte Glasplatten- und glauko- nitische Kalkschichten darstellt, besteht hier aus einem petrogra- phisch sehr einförmigen Wechsel von Kalkmergeln und mergeli- gen Kalken mit Vorwalten der ersten in den obern Schichten, der letzten in den unteren. Sie enthalten ziemlich viel Talkerde; mitunter treten auf den Bruchflächen glasschneidende Körnchen hervor, doch sind diese äusserst klein; nach Behandlung mit Säuren bleibt ein äusserst fein vertheilter Rückstand von sehr . heller, niemals grüner Farbe, der nur eine Spur freier, durch kohlensaures Natron ausziehbarer, also aus zersetztem Silikat herrührender Kieselsäure enthält. Sowohl die kreideartigen Kalk- knollen der oberen als auch die glaukonitischen und sandigen Gesteine der mittleren Schichten fehlen vollständig, dagegen ist der Reichthum an Fischschuppen sehr gross; derselbe steigert sich am höchsten zwischen 104 und 105 Lachter Tiefe, d.i. etwa zwischen No. 52 und 57. Leider habe ich diesen Reich-- thum erst an den auf die Halde geworfenen Steinplatten bemerkt und kann desshalb nicht angeben, wie viele eigentliche Fisch- Schuppen-Schichten vorkommen; doch ist nicht ‚zu bezweifeln, dass sie sich mehrfach wiederholen auch über No.52 und unter No. 57; eine tiefere unter No. 88 und 89 aufgeführte Wieder- holung gehört sogar einer tieferen Abtheilung des obern Muschel- kalks an. Trotz dieser häufigen Wiederholung habe ich Schup- pen nur von der Form des Gyrolepis tenuistriatus und, Acro- dus Gaillardoti AG. ausgenommen, keine Zahnform aufgefunden, welche der fast einzigen Fischschuppen - Schicht zwischen den glaukonitischen Kalken der Höhen zwischen Jena und Apolda und nördlich weiter zwischen Ilm und Saale fehlte. Alle Ge- steine dieser Abtheilung und die meisten Gesteine der andern Abtheilungen haben frisch gebrochen dunkle, schwärzlichgraue 152 Farben, die nach dem Trockenwerden ein wenig lichter wer- den, nach Monate langer Aufbewahrung selbst in dunkeln Räu- men oft bis zu lichtgrau ausbleichen. Ein’ besonderes Interesse gewährt die Kalkschicht No. 78, knapp über der unteren Grenze -der Abtheilung. Der Kalk ist grau mit weissen späthigen Streifen, entsprechend den Querschnitten unbestimmbarer Mu- schelschalen, und bald grösseren bald kleineren Einschlüssen von Schwefelkies. Ob alle Schwefelkies-führenden Kalke, ‚die sich jedoch sparsam auf der Halde zerstreut fanden, aus einer und derselben Schicht (No. 78) herrühren oder aus meh- reren, kann ich zwar nicht entscheiden, halte es aber für wahrscheinlich, dass einige zu No. 84 gehören. Indem ich bei dieser Gelegenheit über alle andern Erzspuren zugleich Rechen- schaft ablege, habe ich zu bemerken, dass ich das unter No. 17 im Keuper aufgeführte Bleiglanz-Vorkommen nur in der Sammlung des Herrn Bergmeister Busse gesehen und nicht wei- ter untersucht habe, und dass ich den Horizont für sehr kleine, zum Theil deutlich sphenoidisch krystallisirte Küpferkies- Vorkommnisse nicht angeben kann. Um die lokale Eigenthüm- lichkeit dieser obersten Abtheilung des oberen Muschelkalks zu bezeichnen, wähle ich dafür in unvor greiflicher Weise den Namen. „Fischschuppen-Schichten.” | Die Terebratula-Schicht, obgleich kaum 1 Fuss mäch- tig, ist so weit .verbreitet, als mir die thüringische Trias im Ein- zelnen bekannt ist. Sie findet sich auch im Salzschacht. Die meisten Schalen sind, wie gewöhnlich, etwas verdrückt; unge- wöhnlich ist ihre Färbung, indem nicht gar selten Streifen, nach Breite und Zahl sehr verschieden, vom Ba gegen den Wirbel strahlen, ohne ihn zu erreichen. Unter der Terebratula-Schicht folgen die Diseites-Schich- ten. Als Colonien von Pecten discites sind vorzüglich No. 82 und 87 hervorzuheben. . Die Schalen liegen zwar nicht so dicht zusammen wie anderwärts, namentlich an den Rändern des Jäger- berg-Plateaus bei Jena, sind aber etwas grösser; sie sind sehr wohlerhalten und zeigen mitunter sogär noch Reste von Farbe in braunen Streifen zwischen den Zuwachslinien. | Die nächstfolgenden Schichten entsprechen vollkommen den | Gervillia- (Avicula-) Schichten der Umgebungen von 7 Jena, d. h. zwischen ihnen finden sich in mehrfachen Wieder- holungen Colonien von Gervillia socialis; auch diese Schalen 153 sind meist wohlerhalten und mit scharfen Zuwachsstreifen ver- sehen. Disceites- und Gervillia-Schichten haben hier die bedeutende Mächtigkeit zusammen. von 101 Fuss 4 Zoll; sie ziehen sich mit derselben auch weiter fort, namentlich nach der Alacher Höhe, wie die Steinbrüche im tiefen Thaleinschnitte zwischen Tiefthal und Sechattirode zeigen. Auf Namen kommt zwar wenig-an, ich habe jedoch den Namen „Pectiniten-Schichten” mit dem „Discites-Schichten” ver- tauscht, um dem Missverständnisse vorzubeugen, als ob ich damit den vorzugsweisen Verbreitungsbezirk aller Pectiniten meine, während Peeter laevigatus am häufigsten, aber doch immer ver- einzelt zwischen den Mergeln der Gervillia-Schichten vorkommt. Unter den Discites- und Gervillia-Schichten verstehe ich Schich- tenreihen, zwischen denen Colonien von Pecten discites und Ger- villia socialis auftreten, allerdings weder in bestimmter Zahl, noch an bestimmten Stellen, noch mit bestimmter Mächtigkeit. Pecten discites zeigt sich nur innerhalb dieser Schichten so an- gehäuft, dass man die Anhäufung eine coloniale nennen kann. Gervillia socialis führt freilich den Art-Namen mit vollem Recht; ihre Schalen finden sich fast immer gesellig beieinander; allein gleich dicht neben einander erinnere ich mich nicht, sie in andern Schich- ten gesehen zu haben, wie in den danach benannten; ausserdem ist nicht blos ihr Erhaltungszustand innerhalb dieser Schichten "ungewöhnlich gut, sondern auch ihre Entwickelung ungewöhnlich üppig, insofern sich hier die grössten Exemplare finden. Schalen von Nautilus bidorsatus und Ceratites nodosus waren auf der Halde des Salzschachtes zahlreich zerstreut; ihr eigentlicher Verbreitungsbezirk ist hier auf die Discites- und Gervillia-Schichten ausgedehnt; doch kommen sie auch noch in den höheren Fischschuppen-Schichten vor, während mir aus den tieferen Striata-Kalken nichts davon bekannt wurde, Die Exem- plare von Nautilus bidorsatus sind oft sehr gross; ihre Schale, auch die der Wolhnkammer, ist häufig erhalten, aber gewöhnlich sehr verdrückt und zerbrochen. Die Exemplare von Ceratites nodosus haben meist eine mittlere Grösse von 75 bis 95 Mm, Durchmesser. Die Schalen haben mitunter einen dünnen Ueber- zug von Schwefelkies. - Häufig fehlen sie nach aussen, so dass die Scheidewände der Kammern zu sehen sind; mitunter sieht man tiefere Durchschnitte bis zum Sipho; die Schalen waren offen- 154 - bar bereits vorher abgerieben und aufgebrochen, ehe sie vom Mergel eingehüllt wurden. Ein Exemplar zeichnet sich dadurch aus, dass unter neun auf der Seite des letzten Umgangs hervor- | tretenden Radialrippen sechs vom Mittelknoten aus sich gabeln, und je zweien Knoten an der Rückenkanten entsprechen. | | Das Auftreten.des Striata-Kalks im Salzschacht weicht in keiner Weise ab von demjenigen am. östlichen Rande des Thüringer Beckens. Von oolithischer Struktur, die sich inner- halb dieses Gliedes nicht selten an ist auch nicht eine An- deutung zu bemerken. | Die Mächtigkeit des mittleren ee: ist wie die des oberen jedenfalls im Salzschacht viel beträchtlicher als am östlichen Rande des Thüringer Beckens, obgleich sich das volle Maass dafür nicht angeben lässt. Bei der Aufzählung der Schichten habe ich die Bezeichnuug ,Kalk”, wie ich sie von | Herrn: Bergmeister BussE erhielt, durchweg beibehalten; sie ist petrographisch ungenau. Leider versorgte ich mich nicht selbst zu gehöriger Zeit mit Gesteins-Proben aus bestimmter Tiefe, um | sie auf ihren Talkerde-Gehalt zu prüfen; was ich nachträglich " der gütigen Mittheilung des Herın Bergmeister Busse verdanke, " gehört in die Unterabtheilung 5; es ist von Steinsalz und Gyps (wohl auch Anhydrit) durchzogen und sehr reich an koblensaurer | Talkerde. Ueber das Steinsalz habe ich der Aufzählung der Schichten nichts hinzuzufügen. Mein Interesse an den Beobachtungen im Erfurter Salz- I Schacht liegt in der vergleichenden Uebersicht der Trias-Glieder \ mitten im Thüringer Becken und am östlichen Rande. Die Ueber- einstimmung ist durchgreifender, als ich sie erwartete. 155 7. Der Kulm in Thüringen. Von Herrn R. Rıcnrer in Saalfeld. Hierzu Tafel III. bis VII. J. Münchberger Gneiss. II. Schiefergebirge. III. Aeltere Kohlen- formation. IV. Dyas. V. Trias. @. Gräfenthal. H. Hof. K. Kupfer- { berg. Kr. Kronach L. Leutenberg. Ln. Lehesten. N. Neustadt a. O, Na. Naila. P. Pössneck. Pr. Presseck. S. Saalfeld. Sg. Sonneberg. Sz. Schleiz. W. Weida. Z. Ziegenrück. Dem thüringischen Schiefergebirge auf- und angelagert tre- ten Kulmbildungen in zwei durch den Hauptrücken des Thüringer Waldes wie durch einen Isthmus geschiedenen Partien auf. Beide haben eine unregelmässig dreiseitige Begrenzung. Die Grundlinie der nördlichen Partie wird bestimmt durch die aufliegenden Glieder der Dyas, nämlich das wenig mächtige Roth- und Weissliegende, worauf die Zechsteinformation ruht, und reicht von Saalfeld bis Weida. Auf einer Sohle von ober- und mitteldevonischen Ge- steinen läuft die Kulmgrenze- von da zwischen Ziegenrück uud Schleiz bis in die Gegend oberhalb Leutenberg und wendet sich von hier aus in nordwestlicher Richtung zum Rothen Berge bei Saalfeld zurück. Die Grundlinie der südlichen Partie wird bis 156 auf die Gegend von Stockheim, wo die produktive Kohlenforma- tion und an ihrem Südwestrande der Zechstein ein kleines Ter- rain, einnehmen, von der Trias gezogen und reicht bis in die Gegend zwischen Kronach und Kupferberg, von wo aus in meh- reren unzusammenhängenden Vorkommen ‘der Kohlenkalk sich um den Münchberger Gneiss herum bis Regnitzlosau und Drai- sendorf zieht. Die Grenze des Kulms, der auch hier auf devo- nischen Gesteinen ruht, läuft von der vorher bezeichneten Ge- gend aus bis in die Nähe von Lehesten und wendet sich, nach- dem sie fast bis zum Hauptgebirgsrücken angestiegen ist, nach Sonneberg zurück. Die Lagerung der Kulmschichten ist im Allgemeinen eine vom Hauptrücken des Gebirges beiderseits abfallende, wobei auch die Thalbildung nicht ohne Einfluss geblieben zu sein scheint. Daher die Schwankungen des Streichens zwischen h. 3 bis 7. Ebenso ist das Einfallen der Schichten unendlich oft durch ge- wundene Schichtung und oft grossartige Sattelbildung gestört. Die Gesammtmächtigkeit der Kulmgesteine lässt sich nicht genau bestimmen, doch ist dieselbe im Ganzen nicht sehr bedeu- tend, wie sich schon aus der häufig gewundenen Schichtung und daraus ergiebt, dass namentlich an den Grenzen zwischen dem. Kulm und den Schiefergesteinen die Höhen von Kulm bedeckt sind, während die Thalgewässer ihre Rinnsale in die devonischen Sohlgesteine eingefurcht haben, | In petrographischer Beziehung herrscht grosse Einförmigkeit, indem der gesammte Kulm innerhalb unseres Gebiets aus Sand- steinen mit schieferigen Zwischenlagen besteht. Nur hier und da treten Conglomerate, aber in sehr beschränkter Weise auf, wie bei Volkmannsdorf in der Nähe von Schleiz, auf dem Rothen Berge und dem Lohmen bei Saalfeld, bei Judenbach, bei Köppels- dorf und Forschengereuth unweit Sonneberg. Die Conglomerate bestehen aus einem fein- oder grobsandi- gen Schlamm, in ‚welchen abgerundete fremde Fragmente von Erbsen- bis Hirsekorngrösse in grösserer oder geringerer Menge eingebettet liegen. Manchmal, wie am Galgenberge bei Burg- lemnitz sind diese Einschlüsse so sparsam beigemengt, dass ein porphyrartiges Aussehen die Folge ist. Die Fragmente bestehen aus Glasquarz, gemeinem Quarz, einem weisslichen oder röthli-_ chen Mineral, das verwittertem Feldspath ähnelt, Glimmerblätt- chen und Splittern eines meist grauen, seltener blauen, am selten- 157 sten schwarzen (Alaun- oder Kiesel-) Schiefers, wozu ‘sich oft noch Eisenoxydpunkte gesellen. Bei genauerer Prüfung lässt sich erkennen, dass auch das Cement der Conglomerate, der sandige Schlamm, aus denselben, aber nur feinen zerriebenen Gemeng- theilen besteht. Nach dem Vorwalten der einen oder der anderen Beimengung richtet sich die Färbung der Conglomerate. Bei den schwarzgrauen und anderen dunkelfarbigen Conglomeraten . erscheint das Cement dem bewafineten Auge schimmernd, wie mit Kohlen- oder Graphitstaub bestreut, bei einer dünnschieferi- gen Varietät von Weitisberge glatt und fettig, wie wenn jedes Körnchen von einer talkartigen Substanz umhüllt wäre, endlich am Galgenberge bei Weida ist es kieselig, wodurch das Gestein ausserordentlich fest und wegen des ziemlich gleichmässigen Korns dioritähnlich wird. Petrefakten sind selten und unkenntlich. Einen Horizont bilden die Gonglomerate nicht, vielmehr liegen sie ohne. bestimmte Stelle: zwischen den übrigen Gliedern der For- mation, oft auch in dieselben eindringend oder von denselben durchdrungen, wie namentlich nicht selten auf dem Lohmen. Wesentlich aus denselben Gemengtheilen bestehen die Sand- steine, welche in Bänken von mehreren Fussen Mächtigkeit, aber auch in liniendicken Blättern auftretend das fast ausschliess- lich herrschende Gestein sind. Sie entstehen, sobald die Sand- körner' im Cement der Conglomerate vorherrschen und zugleich die fremden Gemengtheile zurücktreten oder vielmehr soweit zer- rieben sind, dass ihre Körner die Sandkörner nicht mehr an Grösse übertreffen. Damit vermehrt sich auch die Menge der silberweissen Glimmerblättchen, welche vorzugsweise auf den Schichtflächen liegen und wesentlich dazu beitragen, dass die Sandsteine oft so dünnplattig sich absondern oder wenigstens eine Schichtstreifung zeigen, nach welcher sie am leichtesten ge- spalten werden können. Das Eisenoxyd ist feiner und gleich- mässiger vertheilt, woher es kommt, dass die Sandsteine, die im frischen Zustande fast durchgängig sehr dunkelgrau gefärbt sind, dureh.die Einwirkung der Atmosphärilien von aussen nach innen mehr und mehr roth werden und endlich ganz ausbleichen. Manchmal besteht das Gestein nur noch aus Quarzkörnern, die durch ein eisenschüssiges Bindemittel zusammengehalten werden, umgekehrt bleibt aber auch hin und wieder blos das schlammige Bindemittel übrig und. stellt ein. förmliches Schlammgestein dar, wie bei Wilhelmsdorf und bei Volkmannsdorf unweit Schleiz. 158 Eigenthümlich ist eine Gesteinspartie am Rothen Berge. Es ist ein klüftiger, dünnplattiger und glimmerreicher Sandstein von blutrother Farbe mit ovalen gelblichweissen Flecken, die zuerst wie eingebettete Schieferfragmente erscheinen. Genauere Unter- - suchung zeigt aber, dass die hellen Flecken nur feinkörniger und thoniger, mit der übrigen Gesteinsmasse aber innigst verbunden sind. Sie scheinen Thongallen gewesen zu sein, wie sie denn auch manchmal sich wölben und auf der Gegenplatte concave Eindrücke hinterlassen. Petrefakten sind häufig und wohlerhalten, liegen aber immer auf den Schichtflächen, ohne jemals durch eine Schicht hindurchzuragen. Die untersinkenden weichen Pflanzen- theile konnten in den einmal abgesetzten Sand nicht eindringen, sondern mussten sich auf demselben ausbreiten. Auch die selte- nen Thierversteinerungen liegen nur auf den Schichtflächen. Als Zwischenschichten, durch welche grössere oder kleinere Complexe von Sandsteinbänken geschieden werden, treten überall Schiefer auf. Meist erreichen sie nur eine Mächtigkeit von we- nigen Zollen, seiten bis zu einem Fuss und darüber. Sie sind bald dunkelblau mit wahrnehmbaren weissen Glimmerblättchen und in diesem Falle dünnschieferig, bald milder und graublau, oft mit stängeliger Absonderung wie bei Kaulsdorf. Hin und wieder ist diesen milderen und thonigeren Schiefern rothes Eisen- oxyd beigemengt, welches endlich so vorherrschend wird, dass Röthel, wie bei Tauschwitz, entstehen. Oft sind abgerundete Fragmente eines gleichartigen, nur härteren Schiefers eingebettet, hauptsächlich aber bergen sie Pflanzenreste und zwar in solcher Häufigkeit, dass nicht selten der Schiefer ganz. zurücktritt und die Petrefakten allein die Zwischenschichten constituiren. In der Darstellung der geognostischen Verhältnisse des Fichtelgebirges und seiner Ausläufer von GümBeL (Bavaria, III.) werden auch die Lehestener Dachschiefer der unteren Kolilenfor- mation beigezählt. - Dem steht aber entgegen, dass einmal diese an sich fossilarmen Dachschiefer doch Pflanzenreste von devoni- schem Charakter überhaupt, wie namentlich Aporoxylon primi- genium UngG., welches auch in den unterhalb ‘der Oypridinen- schichten lagernden Conglomeraten vorkommt, und endlich Ce- phalopoden bergen, welche, wie das verkiest sich findende Or?%ko- ceras regulare SCHLOTH. auf Beziehungen zu dem Wissenbacher Orthocerasschiefer hindeuten. Was den .a. a. O. erwähnten (a- lamites transitionis anlangt, so kommen bis hinab in die ober- 159 silurischen Schichten Fossile vor, die eine gewisse Aehnlichkeit mit Calamiten haben. Sodann die Lagerungsverhältnisse. Von den zum Liegenden der Cypridinenschiefer gehörenden Conglo- meraten und Psammiten, welche rings um Lehesten auf dem Wetzstein, auf dem Kiesslich, im Frankenthal, beim Krumbholz- hammer, auf‘ dem südlichen Theile des Lehestener Bergs 'und unmittelbar im Süden der Stadt Lehesten den Dachschiefern auf- gelagert sind, mag ganz abgesehen werden, da sie vermöge ihrer petrographischen Beschaffenheit den Kulmconglomeraten oft sehr ähnlich sind, aber die Cypridinenschiefer selbst liegen am Schie- ferbruchswege, „hinter dem Berge” am Fusssteige nach Otten- dorf, beim Hauckenhause und im Beginn des Glockenbachs, in der weiteren Umgebung von Lehesten bei Rosenthal, Grossge- schwend, Schlage, Reichenbach, Gabe Gottes, Sommersdorf, Grä- fenthal, Lichtenhain u. s. w. flach und dergestalt auf den Falten. der Dachschiefer, dass sie als jünger anerkannt werden miissen. Plutonische Gesteine innerhalb des Kulmgebiets sind nicht bekannt. Die bei Weida angegebenen Grünsteine hat schon Naumann als Kulmconglomerate richtig gewürdigt und die röth- lichweissen kaolinartigen Gesteine vom Distelacker bei Neuhaus . sind zwar Porphyren sehr ähnlich, auch mehrfach dafür ange- sprochen worden, könnten aber doch auch eine eigenthümliche Modifikation des dortigen Rothliegenden sein, da sich bisher nur - abgerundete Quarzkörnchen und unregelmässig umgrenzte Blätt- - chen dunkelgrünen Magnesiaglimmers nebst Eisenoxydpunkten in der zwar aus Körnern bestehenden, aber nicht krystallinischen Grundmasse des Gesteins haben erkennen lassen. Das Gestein des- Maxschachts daselbst ist grauer. Schieferthon mit einge- wachsenen Kalkspathkrystallen. Die Petrefakten finden sich, wie schon bemerkt, vorzugs- weise in den schieferigen Zwischenschichten, doch auch auf den Schichtflächen der Sandsteine, endlich auch, obgleich sehr selten, in den Conglomeraten. So massenhaft sie gewöhnlich in den _ Zwischenschichten sich gehäuft haben, so sehr sind sie gerade hier durch Verdrückung unkenntlich geworden, so dass bei allem Ueberfluss an Fossilresten doch nur wenige Stücke einen Erhal- tungszustand zeigen, der eine Beschreibung und Bestimmung er- _ laubt. Wahre Versteinerungen sind selten. Das Versteinerungs- mittel ist in diesen Fällen fast durchgängig thoniger Rotheisen- ®. 160 stein, von Solcher Weichheit, dass ein Präpariren z. B. der Hölzer behufs der Untersuchung der Gewebe ganz unthunlich ist. Am häufigsten sind Steinkerne, die äusserlich die Form der Hohl- räume, welche sie erfüllten, wiedergeben, aber sonst aus Sand- stein, selbst aus Conglomerat bestehen und einen inneren Bau selbstverständlich nicht erkennen lassen, und Abdrücke. Diese, wenn sie von kleineren Körpern herrühren, sind bald mit rothem - Eisenoxyd, bald mit einem talkartigen, stängeligen, seidenglänzen- den und grünlichen Mineral (?Chrysotil) ausgekleidet, während. in den grösseren Abdrücken die Substanz der ursprünglichen Körper nunmehr bald durch Eisenschaum, bald durch Anthraeit ersetzt worden.ist. Letzterer ist immer nach schief sich schnei- denden Linien zerklüftet und da diese Klüfte durch Infiltration mit weissem Kalkspath, manchmal auch mit Quarz sich ausge- füllt haben, so entsteht eine gegitterte Zeichnung, die namentlich in den: Augen der Arbeiter die Anordnung der Fischschuppen nachahmt. Hin und wieder in den schieferigen Zwischenlagen vorkommende birnförmige Knollen mit einem Kern von thonigem Rotheisenstein und auf den Schichtfächen liegende, 2 Linien bis 1 Zoll breite rundliche und hin- und hergebogene Wülste lassen sich wenigstens nicht mit Sicherheit den Petrefakten zurechnen. Die bisher beobachteten Petrefakten sind einige wenige Thier- reste (Crustaceen, Gastropoden, Pelecypoden, Crinoideen) und zahlreiche Pflanzenreste (Coniferen, Lycopodiaceen, Karin, Cala- marien, Phyceen). Es sind folgende: I. Thiere. B 1. Proetus posthumus n.sp. Tat II. Bıe 1... 9, na Gr Oval mit deutlicher Dreitheilung und zwar so, dass Kopf, Thorax und Pygidium je ein Dritttheil der ganzen Länge ein- nehmen, Der Kopf.des einzigen, etwas verdrückten Exemplars_ ist anscheinend von mittlerer Wölbung mit parabolischem äusseren Umrisse. Die schmale drehrunde Randwulst ist mit feinen und scharfen, etwas unregelmässigen Leistehen bedeckt und verlängert sich an der Wangenecke in eine Spitze, die bis zur sechsten Pleure reicht. Die erhabenen Leistchen derselben ‚sind geradlinig. Die Randfurche ist breiter als die Wulst und ziemlich. seicht. 161 Der innere Umriss des Kopfes ist fast geradlinig mit deutlichem Oeeipitalring und deutlichem Hinterrande der Wangen. "Die Glabelle, deren Oberfläche durch Verbrechung zerstört ist, reicht bis an die Randfurche ohne überzugreifen und ist von stumpfkegelförmiger Gestalt. Der mangelhafte Erhaltungszustand lässt Loben und Furchen nicht unterscheiden. Die Dorsalfur- chen sind deutlich, aber nicht tief und vereinigen sich mit der Randfurche. Die Gesichtslinie läuft in der vorderen Projection des Auges vom Stirnrand mit leichter Biegung gegen die Glabelle zu dem hinter der Kopfmitte gelegenen stumpfeckigen Palpebralflügel, wendet sich von da auswärts und überschreitet den Hinterrand nahe der Wangenecke, so dass der Seitenflügel des Mittelschilds (joue fire BaRR.) weit kleiner bleibt als die Wange (jowe mo- bile Bapr.). Die Augen scheinen ringförmig gewesen zu sein, sind aber nicht erhalten. Ein Hypostom lässt sich nicht beobachten. Der Thorax hat neun Ringe. Die Axe ist hochgewölbt, nicht ganz von der Breite der Pleuren und allmälig nach hinten ‚verjüngt. Die Pleuren, durch eine tiefe Dorsalfurche von der . Spindel unterschieden, sind gewölbt mit etwas nach hinten ge- wendeter Spitze. Ihre Längsfurche ist fast den Rändern parallel und concayv. Die Wölbung der Theile des Pygidiums entspricht jener der Thoraxtheile. Es ist fast halbkreisförmig und die Spindel, die leider ausgebrochen ist, muss nach den übriggebliebenen Bruch- rändern erhabener als die Pleurentheile gewesen sein. Nach der Zahl der Rippen, die noch eine feine Längsfurche zeigen, muss die Spindel wenigstens neun Ringe haben. Ein Saum ist nicht vorhanden, Abgesehen von den feinen Leisten der Randwulst lässt sich eine Skulptur des ziemlich dünnen Panzers nicht wahrnehmen. 2. Cyihere spinosa n. sp. Taf. III. Fig. 2. Rechte Klappe, °/ı n. Gr. Langgestreckt und etwas zusammengedrückt. Die Länge verhält sich zur Höhe wie 2,75: 1,00. Der Rücken ist nur in der Mitte etwas gewölbt und fällt am Hinterende mit etwas stumpferer Rundung ab als am Vorderende. Der Bauchrand ist ‚in der Mitte etwas eingezogen. Die Skulptur der Klappen ist Zeits.d. d. geol. Ges. RAVTI 1: 2 1i w 162 eine doppelte, nämlich eine fein granulirte,; die nüur-bei starker Vergrösserung sichtbar wird, und eine gröbere, die aus Knöt- chen, welche sich oft zu stumpfen Dörnchen verlängern, besteht. Diese Dörnchen sind so angeordnet, dass sie am Vorderrande . und vor.der Leibesmitte je eine schief von oben und hinten nach unten und vorn laufende Doppelreihe, hinter der Leibesmitte zwei einfache Reihen bilden, zwischen denen noch einzelne Knötchen ohne bestimmte Ordnung stehen. 3. Litorina sp. Taf. IIL. Fip.’3., 1! nm Steinkerne, die nur um ihres Habitus willen — die Mund- öffnung lässt sich nicht beobachten — hierher. gestellt werden. Das abgebildete vollständige Stück zeigt drei geneigte und stark gewölbte Umgänge, deren letzter durch je eine Längsleiste ober- und unterhalb des Rückens ausgezeichnet ist. Die Nähte sind tief und scharf. 4. PCardiomorpha ?Ptellinaria GOLDF. Taf. III. Fig. 4. Rechte Klappe, */ı n. Gr. Rundliche, vorn abgestutzte, nach hinten etwas verlängerte Steinkerne mit geradem Schlossrande und hohen, weit nach vorn gelegenen Wirbeln. Die feinen und scharfen Anwachsstreifen sind auch auf den Kernen, besonders in der hinteren Verlänge- rung sehr deutlich. 5. Crinoideen. Es sind bis jetzt fast nur Trochiten gefunden worden und da solche nicht zur Bestimmung der Gattungen, geschweige der Arten ausreichen, so mag die Anführung derselben nur dazu dienen, einstweilen die Anwesenheit von Aerauligand Resten auch im thüringischen Kulm zu constatiren. Taf. III. Fig. 5 stellt in */, n. Gr. eine ziemlich häufige drehrunde Form mit verhältnissmässig weitem Kanal dar. Von ‘ der denselben umgebenden ringförmigen Wulst gehen 16 einfache starke Strahlen aus. Fig. 6 derselben Tafel ist auch in te Vergrösserung gezeichnet und unterscheidet sich von der vorigen Form nächst der Grösse nur durch die doppelte Zahl der ebenfalls breiten Strahlen, welche nahe der Peripherie gespalten sind. Einige 163 Aehnlichkeit mit Lophocrinus speciosus MEYER (Palaeont. VIL Taf. XIV. Fig. 3) ist nicht zu verkennen. Taf. IH. Fig. 7 in ?/ı n. Gr. ist ebenfalls eine drehrunde Form mit engem Kanal, um welchen eine breite ebene Fläche sich ausbreitet, bevor die zahlreichen, in ihrer Mitte durch eine schmale Ringwulst unterbrochenen, einfachen Strahlen beginnen. Fig. 8 der Tafel giebt den Ueberrest eines Säulenstücks in natürlicher Grösse wieder, Die starke Säule bestand aus dreh- runden, gleichgrossen, sehr niedrigen Gliedern mit weitem Kanal. Die Strahlen der Gelenkfläche sind sehr verwischt und anschei- nend wiederholt gebrochen. ; 4 II Pfianzen. 1. Pinites Catharinae n. sp. Taf. III. Rie. 11... '/ı n. Gr. Ein geflügelter Same von breiteiförmigem Umriss. Die kleine Anschwellung unter der Mitte scheint von einem Harzgange her- zurühren. Der Flügel, der auch unten den Samen umgiebt, ist fast dreimal länger und eben so vielmal breiter als das Korn, abgerundet dreiseitig, oben schief abgestutzt und etwas eingezo- gen und lässt noch deutlich die nach dem schiefen Rande lau- fende Neryatur erkennen. Dem Samen von Abzes alba MıLL. am ähnlichsten, nur grösser. Hierher dürften gewisse Holaresie gehören, die in ziemlich grossen Bruchstücken vorkommen, aber meist aus Anthracit mit ı Kluftausfüllungen von Kalkspaih (s. oben) bestehen und nur da, wo Thoneisenstein das Versteinerungsmittel abgiebt, noch Spuren des Pflanzengewebes erkennen lassen. Wegen der Weichheit des Materials ist die Anfertigung von Schliffen unmöglich gewesen und es hat das opake Objekt nur äusserlich untersucht werden können.. Die allein erkennbaren Spaltflächen nach dem Radius zeigen ein von Markstrahlen durchsetztes langzelliges Holzge- webe, welches dem der Coniferen gleicht, vorzugsweise jenem von Aporoxylon primigenium Unc., mit dem es auch besonders darin übereinstimmt, dass die Querdurchmesser der Holzzellen _ und der Markstrahlzellen fast völlig gleich sind; doch ist die Grösse der Zellen der Kulmpflanze ansehnlicher als jener des devonischen Aporoxylons. Ob Tüpfel vorhanden oder nicht, lässt sich nicht unterscheiden, da alle bisher aufgefundenen Exemplare 11° 164 theils mit feinsten Glimmer-, theils mit eben solehen Eisenrahm- schüppchen bedeckt sind. Mit dem Pinitessamen, der zuerst bei Moderwitz. (Geburts- ort von Katharina von Bora, daher der Specialname) gefunden wurde, ist nach einer briefiichen Mittheilung des Herrn Professor Dr. Liege auch ein mürbes bituminöses Holz vorgekommen, das. aber erst noch untersucht werden muss. Ex 2. Megaphytum (Rothenbergia) Hollebeni Cora (BRonn u. v. LEonn.. N. Jahrb. 1843, GöPPERT, die foss. Flora des Uebergangsgeb. 1852 u. s. w.). Taf.. 1IJ. Fig. 12... /s Ge Der bekannten Beschreibung ist nur noch beizufügen, dass: die Stämme nicht selten dichotom sind und die zu beiden Seiten . des Stammes in je einer Reihe stehenden Blätter anscheinend fleischig, fast viermal so lang als breit, am Ende abgestutzt und mit einem starken, nicht ganz auslaufenden Mittelnerv versehen sind. Die Querrunzeln, welche das grösste Blatt der Figur zeigt, scheinen nicht specifisch zu sein. Ausserdem sind die Blätter $ völlig glatt. | | | 3. Sagenaria transversa GÖPPERT (Foss. Flora des Uebergangsgeb. 1852, 268. Taf. 34. Fig. 1). Taf. IV. Fig. 1. Y/am2Gr Die hiesigen Exemplare erreichen die Grösse des von GöPr- 9 PERT abgebildeten nicht, stimmen aber sonst überein, nur fehlen die seitlichen Blattabdrücke, und die Längsfurchen des Den sind etwas weniger geneigt. 4. Sagenaria Veltheimiana Presı. (Görpert, Ueb.die F die foss. Flora u. s. w. des sog. Uebergangsgeb. 1859, S.512 f.). E Taf. IV. Fig. 3, 4 '/a n. Gr., Fig. 5 '/ı n. Gr., Taf. V. Fig. 1 '/2 n. Gr. Ä Die drei ersten Figuren geben jenen Erhaltungszustand wie- der, der früher als Xnorria imbricata STERNB, bezeichnet wurde und kaum genügend von X. Sellovid STERNE. zu unterscheiden ist. Am meisten stimmt das Fossil mit Sagenaria Veltheimiana in 7 Görpert’s Foss. Flora des Uebergangsgeb. Taf. 19. Fig. 2 über- U. ein. Doch sind die Narben auf den erhabenen Polstern wenig ” erkennbar und eben diese Polster sind auf der einen Seite des 165 ’ N Stücks. zu zungenförmigen Schuppen (Fig. 5) geworden. Rin- dennarben lassen sich auf dem Ueberzuge, der einen Theil des Stammes bedeckt, nicht unterscheiden, sondern blos die Polster ‚da, wo der Ueberzug dünn ist. Auf einer Seite.des Stücks be- ' findet sich eine längliche Grube, die von ausstrahlenden geboge- | t v f \ nen Rippen umgeben ist, wie die von GöPPERT (Die Gattungen der foss. Pf. Lief. 3, 4 Taf. 2. Fig. 3) abgebildete Astnarbe, aber es fehlen auch hier die Rindennarben. Taf. V. Fig. 1 ist die frühere Knorria longifolia GörP., nur ist die Zahl der Blätter geringer als dort (Foss. Flora des Uebergangsgeb. Taf. 30. Fig. 1). 5. Sagenaria remota GörrErT (Foss. Flora des Ueber- gangsgeb. 1852, 137. Taf. 34. Fig. 3). Tat V. Bio.3,.% /ı n. Gr: Ausgezeichnet durch die feinen Streifen, die sich auf zwei entgegengesetzten Seiten des Stammes kreuzen. 6. ?PSagenaria cyclostigma GöPrERrT (Foss. Flora des Uebergangsgeb. 1852, 269. Taf. 34. Fig. 6). Far NV. Rip. 4, */ı m, Gr. Sehr ähnlich dem devonischen Lycopodites pinastroides Unc. 7. Sagenaria minutissima Göprerr (Foss. Flora des Uebergangsgeb. 1852. Taf. 23. Fig. 5, 6). Lat V..Rig.: 247 Yaın.;Gr; N. Die Narben sind mehr abgerundet als jene der angezogenen "Abbildung, und zu beiden Seiten des Abdrucks liegen noch die ‚Reste einer anscheinend dicken und weichen Rinde. 8. Lycopodites sp. Taf.. IV. Fig. 2a. 'ı n. Gr. Ein platter, also wohl von einem weichen Körper herrüh- “render Abdruck mit feinen Längsstreifen und zahlreichen kleinen -querstehenden Narben, deren Anordnung augenscheinlich durch |, Verdrückung gestört ist, so dass eine genaue Formel für die \"Blattstellung sich nicht aufstellen lässt. 166 9. OBERE Stiehleriana Göpeenr (Foss. Flora | das Uebergangsgeb. 1852, 157. Taf. 13. Fig. 1222": Taf. V. Fig. 5, 6.. '/ı .n. Gr. Nur ein Fiederchen ‘hat sich gefunden. Es ist sitzend, | schiefoval und am Aussenrande etwas eingezogen. Die wieder- holt dichotomen Nerven sind nicht überall deutlich, namentlich bleibt es ungewiss, ob sie auslaufen, sie scheinen aber von drei | Hauptnerven auszugehen. Hierzu das (?Haupt- oder Neben -) | Spindelstück Fig. 5, hin- und hergebogen mit alternirenden Ne- | benspindelansätzen und drei dem Rande parallelen Riefen. Daneben finden sich auch Holzrestchen, welche wie die Pi- | nitesreste aus weichem und im Wasser. zerfallenden. thonigen Rotheisenstein bestehen und deshalb die Herstellung eines Schliffs | nicht gestatten. Soweit das peripherische Gewebe sich erkennen | lässt, hat es die grösste Aehnlichkeit mit dem Bindenprenchrig I von Ülepsydropsis UNGER. | 10. Calamites transionis GÖPPERT a.a. OÖ, und sonst. Taf. IV. Fig. 2b.‘ '/ı n. Gr. Taf. V. Fig. 7 '/ı n. Gr., Fig. 8 !/2 n. Gr, Taf. v1. Fig; 1, 2,43,:4,:5, 7, 1/0 Gras Bier nr Es ist unmöglich die zahlreichen Varietäten oder vielmehr | Modifikationen, in welchen diese durch continuirlich über die Gliederung fortlaufende Furchen charakterisirte Leitpflanze des) Kulms vorkommt, specifisch auseinander zu halten. Weder die Zahl der Rippen, die einen Schaft umgeben, noch ihre Breite, noch ihre Convexität oder Depression können als wesentliche Merkmale angesprochen werden. Eben so wenig können Länge| oder Kürze und der relative Querdurchmesser der Glieder Art- merkmale abgeben, da diese Verhältnisse davon abhängig sind, ob die vorliegenden Stücke dem unteren oder oberen oder mitt-| leren Theile des Schafts angehören. Auch die Einschnürung) oder Auftreibung der Gliederungsstellen entscheidet nichts, da Schafte mit glatten oder eingeschnürten Gelenken fruchttragende.| mit aufgetriebenen, .d. i. knotigen Gelenken unfruchtbare Sten-) gel sind. | Das Rhizom (Taf. V. Fig. 8) ist verschiedentlich ‚gebogen, kurzgliederig, scheidenlos, unregelmässig knotig und hohl, der! ebenfalls hoble Schaft ist aufrecht, drehrund, länger gegliedert 167 als das Rhizom, scheidenlos, der fruchttragende einfach, der un- fruchtbare regelmässig knotig (quirlästig, Taf. VI. Fig. 2). Die krautige Axe bestand aus einem Parenchym von kubi- schen (Taf. VI. Fig. 6 a) oder auch dodekaedrischen (Fig. 6 b) Zellen, welches in zahlreiche Cylinder- (besser Kegel-) Segmente von kleinsten Bögen zerfällt. Diese Segmente verbinden sich wie: der zu grösseren Ganzen und bilden da, wo sie aneinander lie- gen, nach innen hervortretende Längsleisten — wie wenn durch das ganze Parenchym continuirliche Haupt- und Nebenmarkstrah- len ständen, obgleich von solchen (man müsste denn die aus kubischen Zellen bestehenden Gewebschichten dafür nehmen) nichts wahrzunehmen ist. Nach innen legt sich, den Längsleisten folgend, noch eine Gewebschicht an das Parenchym und um- schliesst den inneren gekammerten Hohlraum, dessen Durchmesser 14 mal grösser ist als die Stärke der Parenchymwand, in welcher Luftlücken wenigstens nicht erkennbar sind. Die peripherische Epidermis ist ganz glatt und zeigt weder Längsrippen noch deut-_ liche Gliederung. Die Ausfüllung des inneren Hohlraums durch das Verstei- nerungsmittel bleibt nach Auflösung des Parenchyms allein zu- rück, wodurch die gewöhnliche Erscheinungsform der Calamiten in. Gestalt von Steinkernen bedingt wird. Diese Kerne tragen die Eindrücke der inneren Längsleisten als continuirliche Fur- chen, mehr oder minder eingeschnürte Gelenke, je nachdem die Kammerwände des Hohlraums mehr oder minder vollständig zer- rissen, als das Versteinerungsmittel eindrang, mehr oder minder aufgetriebene Gelenke, je nachdem die austretenden Aeste mehr oder weniger entwickelt waren, endlich feine Längs- und Quer- runzeln von den entsprechenden Fältchen des die Innenseite des Parenchyms auskleidenden Gewebes. Den Vorgang, nach wel- chem die Längsrippen auch bei abnehmender Stengelstärke doch noch länger ihre ursprüngliche Breite erhalten, zeigt Fig. 2 auf Taf. VI., wo eine Rippe sich mehr und mehr zuspitzt, bis sie endlich in der Mitte des Gliedes ganz verschwindet. Der Um- stand, dass Kerne vorkommen, welche von einer zweiten, selbst dritten gefurchten und gerippten concentrischen Schicht umgeben sind, erklärt sich so, dass die zweite Schicht aus dem den Hohl- raum auskleidenden und wahrscheinlich auch die Querscheidewände bildenden Gewebe besteht, während die dritte Schicht den Ab- 168 druck der jenes Gewebes entkleideten Innenseite der Parenchym- wand. darstellt. | Der Fruchtstand sind endständige eiförmige Aehren (nach Lupwiıs, Paläontogr. X., zahlreich, in Wirteln stehend) auf kur- zen glatten Stielen. Die zahlreichen, in 14 Reihen geordneten, wirtelständigen Fruchtträger sind oben am meisten entwickelt, während die unterste Reilıe es am wenigsten ist. Die von den Stielchen in dem Abdrucke hinterlassenen Grübcehen sind von Höfen umgeben, die wahrscheinlich von den Rändern der Deck- schuppen herrühren. Zwischen diesen Höfen zeigt der Abdruck noch feine scharfe Eindrücke, die an der Spitze über ‚die Frucht- ähre hinausragen, als ob die Deckschuppen pfriemliche rn gehabt hätten. Die Pflanze erreichte eine ansehnliche Grösse. Bei Zußsaide- legung des grössten abgebildeten Exemplars (Taf. VI. Fig. 5), dessen Rippen 12 Mm. Breite haben, ergiebt sich für einen Stein- kern von nur 20 Rippen ein Umfang von 240 Mm., also nach den oben angegebenen Verhältnissen ein Gesammtumfang des Schafts von ungefähr 520 Mm. Diesen Umfang für die Basis genommen, erhält man bei einer Abnahme, wie Fig. 1 auf Taf. VI. sie zeigt, eine Schafthöhe von mindestens 5 Meter, bei einer Ab- nahme, wie sie »bei Fig. 4 stattfindet, eine noch viel grössere. Hiernach und nach der Verschiedenheit der Rippenzahl wird _ vermuthet werden dürfen, dass nur die grösseren Calamitenexem- plare der Hauptaxe, die Mehrzahl der kleineren Stücke den Ne- benaxen angehören. Die Taf. V. Fig. 7 #bbebildaie und durch drei in eigen Stengelhöhe liegende Anschwellungen ausgezeichnete Form lässt sich allem Anschein nach von der Species nicht trennen und zwar um so weniger, als ähnliche Anschwellungen, wenn auch in weniger regelmässiger Stellung, öfter beobachtet werden. — Fig. 2b. auf Taf. IV. ist der Abdruck eines auseinandergerisse- nen Schafts oder Astes. 11. Fucoides bipinnatus.n. sp. Taf. VII. Fig. 1. '/ı n. Gr. Nach der Tiefe der Abdrücke muss das Phyllom steinkelk artig und von einer gewissen Stärke und Consistenz gewesen sein. An demselben befinden sich gegenständige, mit schiefer Basis sitzende, ganzrandige Lappen oder blasenförmige Sporangien von 169 zungen- oder sohlenförmigem Umrisse, an deren Grunde manch- mal die Andeutung einer ganz kurzen Mittelrippe wahrzunehmen ist. Die Längs- und Querfalten in den Abdrücken scheinen dem Versteinerungsmittel anzugehören und eben so wenig specifisch zu sein als die gekörnelte Oberfläche, da die Anordnung der chagrinartigen Körnchen auf der ganzen Gesteinsplatte derselben. Richtung folgt, also nicht in Beziehung zu der Stellung und Lage der Pflanzentheile steht. Doch mag nicht unerwähnt blei- ben, dass die Körnelung sich nur in den Tangabdrücken findet. Noch kommen unter verdrückten und gequetschten Zusam- menhäufungen yon Pflanzenresten nicht selten Fragmente vor, die theils zu Nöggerathia, theils zu Anarthrocanna und Stig- matocanna gehören dürften. JII. Ineertae sedis. Taf. HI. Fig. 9. '/, n. Gr. Alle bis jetzt aufgefundenen Stücke sind einfach, ihrer gan- zen Länge nach gleichbreit und gedrückt-convex bis auf den glatten Saum auf jeder Seite, welche völlig in der Ebene der Schichtfläche der Matrix liegt. Die Wölbung trägt genäherte alternirende Querfurchen, die vom Rande, wo sie am tiefsten sind, bis auf den Rücken reichen und hier sich wieder etwas‘ _ vertiefen und zugleich verbreitern. Letzteres bewirkt eine schein- bare Austiefung der Rückenlinie und damit eine gewisse Aehn- lichkeit mit Zarlania Holli GöPe. (Foss. Flora des Uebergangsg. 1852. 98. Taf. 41. Fig. 4). Doch ist HJarlania weder gesäumt, noch alternirend gefurcht, endlich nicht einfach, sondern dichotom. Taf. III. Fig. 10. %/ı n. Gr. Die Figur stellt ein Gebilde dar, welches nicht blos im Kulm, sondern auch in der Steinkohle (Zwickau, Newcastle u.s. w.) "häufig vorkommt, aber allerdings selten in dem vorliegenden gu- ten Erhaltungszustande sich findet. Auf den ersten Blick erin- nert die Form an einen Coniferenzapfen, allein es sind nur Querleisten vorhanden und keine Spur von Schuppen, denn die schief auf den Querleisten stehenden kurzen Leistchen sind nichts anderes als Kluftausfüllungen, was die in unregelmässigen Ent- fernungen erscheinenden Querleisten vielleicht auch sind. Die Ausfüllung oder vielmehr Auskleidung der Abdrücke ist ver- 170 schieden von der Matrix, allein in Folge ihrer mürben und opa- ken Beschaffenheit der mikroskopischen Untersuchung nicht zu- gänglich. Liegen. hier blos mineralische Ausscheidungen oder doch Reste von Organismen vor? j Aus dem Vorangehenden 'ergiebt sich, dass die Fauna der beschriebenen Schichten eine durchaus meerische ist und wenig- stens eine der Pflanzen diesem Charakter der Fauna entspricht. Die übrigen Pflanzen dagegen können. nicht unter . Wasserbe- deckung vegetirt haben, wenn sie auch, wie,z. B. von den Cala- ‚miten vorausgesetzt werden darf, ‚auf sumpfigem oder -über- schwemmtem Boden, auf welchem selbst Pinites Catharinae nach Analogie von. Pinus palustris L., Taxodium distichum Rıcn. u. s. w. nicht befremdend sein würde, gestanden haben.mögen. Hiernach erweisen sich die in Rede stehenden Gesteine als Mee- resbildungen, die sich längs eines weithingedehnten Strandes ab- gesetzt haben und einen Theil ihrer Fauna, die der Tiefe ange- gehörigen Crinoideen, von der hohen See her erhielten, von wo die schwellende Fluth sie herbeiflösste, während dieselbe Fluthz nachdem sie die Küstenflora des zwischen Land und Meer strei- tigen Gebiets umspült hatte, bei ihrem Rückzug die Trümmer abgestorbener oder geknickter Pflanzen mit sich führte und bald an den Watten — nunmehr schieferigen Zwischenlagen — zu- rückliess, bald auf dem sandigen Meeresgrunde — den heutigen Sandsteinen — ausbreitete.e Dass von Bildungen eines Aestua- riums nicht die Rede sein könne, beweist die Abwesenheit von Geschieben in dem Sande, der nach Ausweis seiner Feldspath- körnchen und Glimmerblättchen aus der Zerstörung von graniti- schen Gesteinen entstanden sein muss. Dieser sandigen Strandbildung steht nordöstlich vom Thü- ringer Walde, soweit die Formation zu Tage ausgeht, eine pa- rallele kalkige Tiefgrundbildung nicht gegenüber, wohl aber findet die südliche Ausbreitung der Formation ein solches Aequivalent in den Stylastriten- oder Kohlenkalken, welche von Hof (Regnitz- . losau) bis Schwärzleinsdorf vor dem nördlichen und westlichen Saume der Münchberger Gneissplatte abgelagert sind. ‘Denn .un- geachtet der Abwesenheit von Posidonomya Becheri BR., unge- “achtet der Aehnlichkeit mit dem englischen Millstonegrit, welche auf der Anwesenheit von Feldspathkörnern in. den Conglomeraten beruht, kann unsere Formation, die sich nicht in Etagen trennen 171 lässt, nur Kulm, also Aequivalent des Kohlenkalks sein, da die- selbe zwischen dem devonischen System und der Dyas liegt, unzweifelhaft pelagischen Ursprungs ist, und vermöge ihrer Cru- staceen noch dem devonischen Systeme nahe steht, vermöge ihrer Pflanzenreste zu den irischen, englischen, westphälischen, schle- sischen und sächsischen ältesten, den Kohlenkalk selbst noch unterteufenden Gliedern der Kohlenformation und endlich ver- möge ihrer Crinoideen zu dem Kohlenkalke selbst in Beziehung tritt. Am nächsten vergleichbar scheint der thüringische Kulm dem hercynischen und nassauischen zu sein, von denen der flötz- leere Sandstein auch nicht gesondert wird. Die Lagerung unseres Kulms ist nur hier und da, also zu- fällig, der seines Liegenden concordant, auch seine Faltung ist eine von jener des Liegenden verschiedene, so dass wohl anzu- nehmen ist, dass die devonische Basis schon vor Ablagerung des Kulms eine Dislokation erfahren hatte und auf diese noch eine weitere nach der Bildung des Kulms folgte. Aber jedenfalls ist die Faltung des Kulms schon vollendet gewesen, als das Roth- liegende sich absetzte, da dasselbe den Kulm und die devonischen Schichten gleichmässig überlagert, obgleich es in seiner petrogra- phischen Beschaffenheit die Grenze beider Formationen deutlich erkennen lässt, indem es, soweit es auf devonischen Schichten liegt, eine Schieferbreccie darstellt, die auf dem Kulm sofort in. einen rothen Sandstein sich umwandelt. 205 Technische Verwendung finden vorzugsweise die Kulmsand- steine, aber da besseres Material vorhanden, wegen ihrer Schwere und Dichtheit nur zu Mauern, Unterschlägen und zur Herstel- lung von Strassen. Dünnere Platten benutzt man gern zu so- genannten ÖOfenplatten und Höllsteinen. Eines auch in weiteren Kreisen bekannten Gebrauchs erfreuen sich nur die grauen dün- nen Platten, die hauptsächlich um Sonneberg gebrochen und zu Wetz- oder Sensensteinen verarbeitet werden, und die in thonigen Rotheisenstein umgewandelten Zwischenlagen der Sandsteine bei Tauschwitz, welche den dortigen in gutem Rufe stehenden Röthel geben. Die Schiefer sind zur Verwendung ungeeignet, da sie in zu untergeordneter Weise vorkommen, oder nicht spalten, oder zu kleinklüftig sind. Kohlen werden innerhalb der Formation nicht zu erwarten sein und einige in Angriff genommene Gru- ben auf Eisen sind wieder auflässig geworden. Das verwitterte 172 "Gestein giebt einen mittelguten Waldboden und auch der Wein- stock gedeiht darauf, weniger gut die Cerealien und die un minosen. . Ban Erklärung der Abbildungen. Tafel II. .. Proetus posthumus n. sp. 1/, n. Gr. Steinach. 7 . Cythere spinosa n. sp., rechte Klappe, °/, n. Gr. Wilhelmsdorf. . Litorina sp., Kern, !°/, n. Gr. Wilhelmsdorf. . ? Cardiomorpha tellinariaGoLor., rechte Schale, */, n.Gr. = Trochit, %/, n. Gr. Saalfeld. . Trochit, %/, n. Gr. Steinach. Trochit, *2/, n. Gr. Köppelsdorf. . Säulenstück, !/, n. Gr. Moderwitz. . Incertae sedis, '/, n. Gr. Saalfeld. „ 10. Incertae sedis, !/, n. Gr. Saalfeld. „ 11. Pinites Catharinae n. sp., Same, 1/, n. Gr. Moderwitz. „ 12. Megaphytum: Hollebeni Corra, 1/, n. Gr. Saalfeld. E Tafel IV. Fig. 1. Sagenaria transversa Görr., !/, n. Gr. Saalfela. „» 2. a. Lycopodites sp. — b. ne iransitionis GÖPP., ven n. Gr. Weida. »„ 3.4. Sagenaria Veltheimiana Paesı., von zwei Seiten, !/, n. Gr. . osoaooakuove Köppelsdorf. . Dies., Fragment, !/, n. Gr. Tafel V. . Sagenaria Veltheimiana Presı., 1/, n. Gr. Saalfeld. . Sagenaria mimutissima Göpr., !/, n. Gr. Saalfeld. . Sagenaria remota Göpr., !/, n. Gr. Saalfeld. Sagenaria cyclostigma Görp., */, n. Gr. Wilhelmsdorf. Odontopteris Stiehleriana Görr., Spindel, 1/, n.Gr. Alexanderhütte. . Dies., Fiederchen, !/, n. Gr. Saalfeld. . Calamites transitionis Görp., 1/;, n. Gr. Volkmannsdorf. . Ders., '/, n. Gr. Ziegenrück. Tafel VI. . Calamites transitionis Görpr., !/, n. Gr. Saalfeld. . Ders., !/, n. Gr. Judenbach. „Ders, t/, n. Gr. Weida. ; ‘ Ders., 1/; n.. Gr. Kamsdorf. Ders., 1/, n. Gr. St. Jakob. De 10/, n. Gr. Wilhelmsdorf 5 . Ders., Fruchtähre, 1/, n. Gr. Saalfeld. Tafel VII. . Fucoides bipinnatus n. sp., '/, n. Gr. Saalfeld. 173 8. Ueber lebende und fossile Cycadeen. Von Herrn J. R. Göprertr ın Breslau. Unter die interessantesten Entdeckungen im Gebiete der Pflanzenwelt gehört eine Cycadee von der Ostküste Afrika’s vom Cap Natal, die Sfangeria paradora MooRE, deren unfrucht- bare Wedel anfänglich und zwar allerdings ganz verzeihlicher- weise, weil man keine Cycadeenwedel mit dichotomen Nerven, wohl aber viele Farn mit dergleichen kannte — von Farn ab- geleitet und als solche beschrieben worden waren (Lomarta Lagopus und Lomaria eriopus Kunze), bis vollständige Pflan- zen ihre Abstammung von einer Oycadee unzweifelhaft erkennen liessen, welcher der Specialname paradoxa sehr passend gebührt. Der hiesige botanische Garten besitzt seit Kurzem auch ein wahr- scheinlich bald in Blüthe tretendes Exemplar dieser zur Zeit noch seltenen und kostbaren Pflanze. BORNEMANN benutzte diese Aehnlichkeit, um alsogleich die frühere, auf schon von mir 1841 entdeckte und beschriebene Farnfrüchte gegründete Bron- GNıART’sche Gattung Taeniopteris als Stangerites zu den Cyca- deen zu zählen, eine .ungerechtfertigte Veränderung, die umso- mehr der Synonymie verfällt, als die dabei besonders von Bor- NEMANN berücksichtigte Taeniopteris marantacea von SCHENK bereits auch mit Farn-ähnlichen Früchten aufgefunden worden ist. Die Familie der Cycadeen beginnt nicht etwa erst in der produktiven oder oberen Kohlenformation, was man bisher auch noch bezweifelte, sondern geht sogar darüber hinaus, wie ein von. mir in dem der untern Kohlenformation gleichaltrigen Kohlenkalk von Rothwaltersdorf in Schlesien aufgefundener Oycadites (Cycadites taxodinus m.) zeigt; sie besitzt ferner zwei Repräsentanten in der oberen Kohlenformation: Üyeadites gyrosus m., ein in der Entwickelung begriffener Cycaswedel, und das Pterophyllum gonorrhachis, beide aus dem Thoneisenstein der Dubensko - Grube in Oberschlesien. In der Medullosa stel- -lata CoTTA aus der permischen Formation erreicht die Cycadeen- 174 Familie überhaupt die höchste Ausbildung der Strukturverhält- nisse (wegen der in der Markröhre in Menge vorhandenen aus- gebildeten Holzcylinder), und in der darauf folgenden Trias und noch mehr in der Juraperiode das Maximum von Arten, fehlt nicht in der Kreideperiode, und kommt selbst in dem Miocän von Grönland noch vor, wo unter dem 70 Grad n.Br. bei Kook der jetzige Gouverneur von Grönland, Dr. Rınk,-eine Anzahl Pflanzen fand, unter denen ich ausser der schon von BRONGNIART beschriebenen Pecopteris borealis, der ächttertiären Seguoia Langsdorfii ein Pterophyllum, Pterophyllum: arcticum m. er- kannte, das wie die übrigen hier ” genannten neueren Arten be- reits abgebildet und auch bald veröffentlicht werden soll. 175 9. Ueber das Vorkommen von ächten Monocotyle- donen in der Kohlenperiode. Von Herrn J. R. Görrperr ın Beeslan. Das Vorkommen von Monocotyledonen in der Kohlen- periode wurde bis in die neueste Zeit noch von BRONGNIART und J. HOOKER bezweifelt, und daher die daraus hervorgehende Lücke in der sonst allgemeinen Lehre von der fortschreitenden Entwickelung oder allmäligen Vervollkommnung der Vegetation in den verschiedenen Bildungsperioden unseres Erdballes von ihnen und Anderen unangenehm empfunden. Doch ohne genü- gende Veranlassung; denn A. J. CorpaA, der im Leben oft ver- . kannte, hochachtbare Märtyrer der Wissenschaft hatte bereits im Jahre 1845 in seinem bekannten trefllichen Werke zur Flora der Vorwelt zwei Arten von Stämmen aus der Steinkohlenformation von Radnitz: Palmacites carbonigenus und Palmacites leptoxy- lon beschrieben und abgebildet, die, wenn auch nicht vielleicht zu Palmen, was sich schwierig feststellen lässt, doch wenigstens ganz unzweifelhaft zu ächten Monocotyledonen gehören. Auch EıchwALD hatte vor ein paar Jahren in der Flora Rossica eine von ihm zu Noeggerathia gerechnete Stammknospe aus der per- mischen Formation beschrieben und abgebildet, welche, wie ein vorliegendes, nach 'mir benanntes, trefllich erhaltenes Exemplar zeigt, bis zum Verwechseln einer Musacee gleicht, ‚also somit einen neuen Beitrag zur Monocotyledonenflora der Koh- lenperiode lieferte. Andere Palmen oder diesen ähnliche Fruchtstände, wie die Anthodiopsis Beinertiana, die Trigono- carpeen u. s. w., Bürger der in der Publikation begriffenen per- mischen Flora, die als ein besonderer Band der Palaeonto- 176 graphica von H. v. Meyer und Dunker erscheint, werden ihre Zahl noch vermehren. Die Lehre von der stufenweise sogenannten Vervollkommnung der Vegetation von der ältesten Periode bis zum Auftreten der Dicotyle- donen in der Kreideperiode erscheint also durch Hinzuführung ‘dieser neuen Glieder vervollständigt und eventuell neu befestigt. Druck von J. F. Starcke in Berlin. TTrrT NT 11 2323 > Zeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. 2. Heft (Februar, März, Aprıt 1864). — A. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Februar - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 3. Februar 1864. Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der Januar-Sitzung wird verlesen und an- genommen. A Für die Bibliothek sind eingegangen: A. Als Geschenke: H. Worr: Die Stadt und Umgebung von Olmütz. — Sep. Fr. Ritter v. HAvER und G. STAacHE: Geologie Siebenbür- gens. Wien, 1863. M. V. LıporLpd: Die Eisensteinlager der silurischen Grau- wackenformation in Böhmen. — Sep. CAsPpaR HENNEBERGER’s grosse Landtafel von Preussen, Zweite photolithographische Ausgabe. Herausgegeben von der phys.-ökon. Ges. in Königsberg. — Geschenk der Gesellschaft. K. G. Zimmermann: Paläontologische Notizen von Helgo- land. — Sep. " F.KußBeR: Ueber das Auftreten der Foraminiferen in den brakischen Schichten des Wiener Beckens. — Sep. La machoire humaine de Molin-Quignon. (Proces verbaux des seances de la Societe d’ Anthropologie.) Von Herrn DE- LESSE. B. Im Austausch: Bulletin de la Societe Imperiale des naturalistes de Mos- cou. Annee 1863. No. IM. Bulletin de la Societe geologigque de France. (2) XX. Feuilles 21—48. | Zeits. d.d. geol. Ges. XV], 2. 42 178 Der zoologische Garten.. V. 1. Mit, einem Schreiben des Vorstandes der zoologischen Gesellschaft zu Frankfurt a. M., in dem der Wunsch zu- fernerem wissenschaftlichen Verkehr ansehe | sprochen ist. Mittheilungen ar Per THES” geographischer Anstalt! 1863. Xn. Ferner war eingegangen eine Anzeige von der Gründung des Vereins der Aerzte in Steiermark in Gratz mit beigefügten Statuten des Vereins. \ : Herr RAMMELSBERG widmete dem Andenken des Herrn H. Rose, welcher der Gesellschaft seit ihrer Gründung als Mitglied angehört hat, einige anerkennende Worte, in welchen die um- fangreichen Verdienste des Verstorbenen um die Kenntniss so vieler Mineralien hervorgehoben wurden. | Ferner machte Derselbe Mittheilung über Schmelzung von Mineralien, von Herrn Dr. ELsner in der Königl. Porzellan- Manufaktur hierselbst ausgeführt. Vorgelegt wurden insbeson- dere die Schmelzprodukte von Wollastonit, Orthoklas,' Lithion- Glimmer von Zinnwald und Rozna (der geschmolzene Glimmer enthält kein Fluor mehr), Topas (Verlust 20 pCt.), schwarzer Hornblende, Zoisit, Granat, ‚Granit, Gneiss,' Glimmerschiefer, Talkschiefer, Trachyt, Phonolith, 'Dolerit, schwarzem Pechstein, Perlstein, Obsidian, Bimstein. er Herr v. Bennissen-Förnpes legte Proben eines in der Reihe der Glieder der Braunkohlen-Formation ‚bisher nicht beob- achteten Gebildes vor, geeignet über den Ursprung aller mine- ralischen Schichten der Formation Aufschluss zu geben. Ein zer- fallener Granit, ein circa 10 Fuss mächtiges Lager bildend, ist in Grube Friederike bei Coswig af’ der Elbe als eines der Zwi- schenmittel zweier bauwürdigen Kohlenflötze emporgedrängt, des- sen graue und .weisse, scharfkantige Quarze ebensowohl noch eingewachsene weisse Glimmerblättchen, als auch Reste des Feldspaths in den feinen Rissen erkennen lassen, während die Hauptmasse der Thonerde des Feldspaths sich auf einer Schicht groben Kohlensandes unmittelbar im Liegenden angesammelt hat ‘und ein Theil der aufgelösten Kieselsäure den Quarzbrocken als 7 weisse, staub- und sandartige Masse noch anhaftet. . Aber nicht 7 nur die drei Hauptgemengtheile des Granits sind vorhanden, son- dern auch alle in der Braunkohlen-Formation überhaupt auftre- tenden Arten von Sand nehmen als Zersetzungs- und Auflösungs- | : x IS 179 Produkte des Quarzes Antheil an der Zusammensetzung jener Schicht von Quarz-Grus, denn die untere etwas gröbere Masse der merkwürdigen Einlagerung besteht aus einem Gemenge von “ eirca 2 pCt. Quarzstaub, 3 pCt. Formsand, 3 pCt. Glimmersand, 35 pCt. feinem, 31 pCt. grobem Kohlensand und 24 pCt. groben, nicht abgerundeten Quarzen bis 1,5 Centim. Grösse. Das Vor- kommen einzelner abgerundeter kleiner Kiesel und rundlicher Ge- steinstückchen in der Masse zeigt deutlich an, dass der hier zer- fallene Granit oder Gneiss als Gerölle zwischen beide Kohlen- flötze und zwar von nördlicher Richtung her gelangt war; denn die Schichten dieses Braunkohlengebirges fallen unter 10 Grad gegen Süden, gehören dem südlichen, nur allein beobachtbaren Flügel eines Sattels an, und jene Schicht von zerfallenem Granit dringt von der Sattellinie her zwischen die Flötze, ähnlich wie über dem obern Flötz ein Alaunerdelager sich einschiebt. Die in Schweden bei Gothenburg und Stockholm entnommenen Hand- stücke von Granit-Gneiss führen graue und weisse Quarze von gleich beträchtlichen Dimensionen wie die bei Coswig. Die Uebereinstimmung aller Thone und Sande der Alt-Tertiär-For- mation im norddeutschen Haupt- und seinen Nebenbecken be- rechtigt zu der Annahme gemeinsamen Ursprungs direct von Granit und granitischem Geröll und zur Erwartung, dass die reinern Thone der Formation diesem Ursprunge entsprechend reich gefunden werden an Kali-, phosphorsauren und andern für die Vegetation wichtigen Salzen. Redner sprach dann über Vor- kommen von Froschknochen in der ältesten der drei normal ab- gelagerten Quartär- oder Glacial-Schichten. Ein Stück von ver- härtetem Quartär-Mischsand als festes Conglomerat mit kalkigem Bindemittel an mehreren Punkten unter der Lehmmergelschicht des Lindenberges bei Kieselkehmen in Ost-Preussen anstehend und durch besondere Güte dem Redner zugegangen, zeigte sich nicht nur merkwürdig durch die 2 Zoll starke Lage von Kalk- sinter, aus dem Lehmmergel durch Tagewasser entstanden, son- dern geologisch wichtig durch eingemengte Froschknochen. Diese liefern den Beweis, dass nicht nur auf der Lehmmergelschicht eine, Süsswasser-Fauna existirt habe, wie Redner schon vor 7 Jahren bezüglich des Kesselberges bei Potsdam berichtet hatte, sondern auch schon früher auf abgetrockneten höhern Punkten der Quartär-Sandformation. Herr v. MARTENS berichtete über eine Reihe fossiler Mu- f2* : 180 scheln, welche Herr’ v. SEMEnow am Irtischufer bei Omsk ge- sammelt hat. Keine Art ist mit bekannten lebenden Arten aus Sibirien zu identificiren. Zwei Arten Paludina haben auffallende Aehnlichkeit mit bekannten Arten, eine Cyclas stimmt ganz’ mit der europäischen Cyclas rivicola, eine zweite ist einer nordame- . rikanischen Art ähnlicher. Ein Pisidium ist eine neue Art. Die interessanteste Species ist eine Cyrena, welche von einer im cas- pischen Meer lebenden nicht zu unterscheiden ist. Der Vorsitzende legte der Gesellschaft einige neue Erwer- bungen des mineralogischen Museums vor, die letzterem durch Herrn Krantz in Bonn zugekommen waren. 1) Einige Stücke eines Hausmannits von Philippstadt in Wermland in Schwe- den, wo derselbe auf einem Lager in körnigem Kalkstein vor- kommt. Die Krystalle sind nur-klein, und in grosser Menge in dem Kalkstein enthalten, sie sind aber glattflächig und glänzend und daher gut bestimmbar. Bisher ist der Hausmannit nur am Harz und im Thüringer Wald auf Gängen im Porphyr mit Schwerspath vorgekommen. 2) Turmalin von Preyali in Kärn- then; er ist ähnlich dem von Windisch-Kappeln, braun, durch- scheinend, an beiden Enden krystallisirt, über Zoll-gross und in blättrigem Talk eingewachsen. 3) Pseudomorphosen von Eisenoxyd nach Magneteisenerz, sogenannter Martit, in deutlichen Octa@dern, 4 bis 6 Linien gross, eisenschwarz mit rothem Strich, in Chloritschiefer eingewachsen von Persberg in Wermland. Solche Pseudomorphosen von Schweden waren noch nicht bekannt, die Magneteisenerzkrystalle in körnigem Eisen- glanz von Norberg sind noch ganz frisch. An den Hausmannit knüpfte Herr G. Rose noch Bemer- kungen über die chemische Zusammensetzung desselben. Er entwickelte die Gründe, weshalb man ihn, wie auch. den Braunit nicht als Verbindungen von Manganoxydoxydul, MM, oder blosses Manganoxyd, Mn, sondern als Verbindungen von Man- gansuperoxyd, mit 2 oder mit 1 Atom Manganoxydul, also als Mn® Mn und Mn Mn, zu betrachten habe. Er erklärte nun auch das Vorkommen der 10 -bis 15 pCt. Kieselsäure in dem Brau- nite von St. Marcel in Piemont. Die Kieselsäure ersetzt näm- . lich einen Theil des Superoxyds, mit dem sie aus einer gleichen Anzahl Atome besteht, und der Braunit von St. Marcel ist dem- nach als isomorphe Verbindung von Mangansuperoxyd - Oxydul | 181 4 mit kieselsaurem Manganoxydul anzusehen. Bei dem grossen Kieselsäuregehalt ist er neben dem Braunit des Thüringer Wal- des als eine eigene Species zu betrachten, und der Name Mar- celin für ihn beizubehalten, den BEupAnTr dem Minerale in der Meinung, dass es kieselsaures Manganoxyd sei, gegeben hat. Die Isomorphie der Kieselsäure mit dem Mangansuperoxyd ist bemerkenswerth; sie vervollständigt die Isomorphien der verschie- denen Oxydationsstufen des Mangans, die man alle bis auf das Superoxyd kannte. Während das Manganoxydul, Mn, mit Kalkerde, Talkerde, dem Eisenoxydul u. s. w, das Mangan- oxyd, Mn, mit Thonerde, Eisenoxyd, Chromoxyd, die Man- gansäure, Mn, mit Schwefelsäure, Selensäure, Chromsäure, die Uebermangansäure, Mn, mit Ueberchlorsäure isomorph ist, ist nun auch das Superoxyd, Mn, mit Kieselsäure iso- morph, also die Isomorphie dieses Oxydes bekannt. Das Super- oxyd verbindet sich zwar schwer mit den Basen, doch sind schon solche Verbindungen dargestellt. Da es nun auch mit Basen verbunden in der Natur vorkommt, ist es auch als eine Säure anzusehen, und demnach vielleicht zweckmässig manganichte Säure zu nennen. 5 Herr Bey&gıcH brachte einige Ammoniten des unteren Mu- schelkalks von Rüdersdorf zur Vorlage, welche sich in der frü- heren Rüdersdorfer Bergamts- Sammlung gefunden haben. Als neu für Rüdersdorf ist ein wohlerhaltenes Stück des Ammo- nites antecedens bemerkenswerth, welches eine grosse Aehn- lichkeit dieser Art mit dem Ammonites luganensis HAvEr er- sichtlich macht. | | Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. BeyricH. ROTH. 2. Protokoll der März - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 2. März 1864. Vorsitzender: Herr G. Rose. | Das Protokoll der Februar-Sitzung wird verlesen und an- genommen. 182 Für die Bibliothek sind eingegangen: A. Als Geschenke: Karte über die Produktion, Consumtion und Cireulation der mineralischen Brennstoffe in Preussen während des Jahres 1862 mit Erläuterungen. Berlin, 1863. Von Sr. Excellenz dem Mi- nister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Det kongelige Frederiks Universitels Halvhundredaard- ‚fest. September 1861. Christiania, 1862. Von der Königl. Universität in Christiania. | Geologische Karte der Umgegend Mjösens in Norwegen. 1862. Geschenk des Herrn KIJErurr. | The mining and smelting magazine. Vol. V. No. 26. B. Im Austausch: f Geologische Specialkarte des Grossherzogthums Hessen. Sektion Herbstein-Fulda und Sektion Erbach. ee vom mittelrheinischen geologischen Verein. Notizblatt des Vereins für Erdkunde zu Dpanpinie 3. Folge. Heft 2. No. 13—24. 1863. Sitzungsberichte der Königl. bayer. Akademie si Wissen-. schaften zu München. 1863. II. 3, 4. Abhandlungen herausgegeben von der Senkenberg’schen Naturforschenden Gesellschaft. Bd. 5, Heft 1. 1864. Correspondenzblatt des Pau ro isch. Bilanz Vereins in Regensburg. XVII. 1863. ; Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel. 311,42 1363. 2 Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften 1861.7— 12, 1862. 1—6, 1863. 7—12. Herr WEnvınG legte einen Kalkspath aus der Nähe von Holywell in Nord- Wales vor, in welchem Nadeln von Magnet- oder Schwefelkies nach den Flächen einer von der des Kalkspaths abweichenden Kıystallform sehr deutlich angeordnet erscheinen. Derselbe zeigte sodann ein Stück von der Heerdsohle eines Nickel- stein-Concentrations-Ofens der Dorotheenhütte bei Dillenburg vor, an welchem sich wohl ausgebildete Octaeder (z. Th. mit abge- stumpften Kanten) von Eisenoxyduloxyd befanden. Die Stufe war von Herrn SCHNABEL jun. aus Siegen der Sammlung der.Königl. Bergakademie geschenkt worden, sowie auch die chemische Con- 183 ı stitution ‚der Krystalle von Demselben durch Analyse im Labo- ratorium genannter Lehranstalt festgestellt wurde. Endlich legte Redner Proben von Neuseeländischem Titaneisensand vor, wel- cher in Sheflield bei der Gussstahlfabrikation benutzt wird. Herr v. Könen berichtet über seine im Herbst angestellten Untersuchungen zunächst über die Tertiärschichten von Brocken- ' hurst in Hampshire, einige Meilen westlich Southampton. Die -betreffenden Schichten überlagern die unteren Headonhill-Schich- ten und sind mit den mittleren Headonhill-Schichten von Colwell- bay und White-Oliff-bay auf der Insel Wight durch eine Anzahl von typischen Arten identificirt. Unter den an Ort und Stelle gesammelten ‚und in Herrn Epwarps’ Sammlung befanden sich - 59 Arten, von denen 46 auch im norddeutschen Unter-Oligocän, und 23 nur noch in diesem vorkommen. Hiernach ist es wohl keinem Zweifel unterworfen, dass die Schichten von Brockenhurst (und Roydon und Lyndhurst) das Aequivalent des norddeutschen Unter-Oligocäns sind. Das Oligocän würde also in England un- mittelbar über dem „wäzdte glasshouse sand” (siehe Forses, Isle of Wight) beginnen; in den obersten Schichten dieses fanden sich noch eine Anzahl typischer Barton - Thon - Arten, als Oliwa Branderi Lam. u. s. w. Die Abgrenzung des Unter-Oligocäns auf der Insel Wight nach oben möchte schwieriger sein, da sich dort die Bembridge-Mergel mit ihrer Süsswasser- und Land-Fauna finden, die sich blos mit den Süsswasserschichten des Montmartre iden- tifieiren lassen, die für unter-oligocän gelten; dabei führen sie aber eine Anzahl Süsswasser-Arten, die entschieden dem belgi- schen und deutschen Mittel-Oligocän angehören (Melania muri- cata Sow. [Dunk.] u. s. w.) Es erscheint Redner daher frag- lich, ob die Bembridge-Mergel und die Montmartre - Schichten nicht etwa mittel-oligocän sind. j Bei Antwerpen hat Redner das aa (Systeme diestien) wiederum untersucht und gefunden, dass die von DuMont, Lyetv u. s.. w. eingeführte Unterabtheilung in ‘oberes und un- teres Diestien (Sable vert und Sable noir) sich nicht aufrecht erhalten lässt, da der Sable vert, der durch Fischzähne und Kno- chen bei gänzlichem Mangel an versteinerten Muscheln charakte- risirt sein soll, auch unter dem Sable noir liegt. Die Profile ‚von Herrn Desarpın in den Bulletins der Brüsseler Akademie ‚sind nicht ganz richtig, da das Vorhandensein der Pectunculus- Bänke zwischen Sable vert und Scaldisien bei Berchen über- 184 sehen ist, während dkrniitett keine versteinorungsführenden Fe ten mehr zu sehen sind. un Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. Beyrıcn. Rorn. 3. Protokoll der Aprıl-Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 6. April 1864, Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der a wird verlesen und ange- nommen. Für die Bibliothek sind eingegangen: A. Als Geschenke: B. Stuper: De lorigine des lacs suisses” — Sep. H. CREDNER: Ueber die Gliederung der oberen Juraforma- tion im nordwestlichen Deutschland. Prag, 1863. H. M. JENKIns: On some tertiary mollusca en Mount Sela, in the Island of Java. — Sep. L. pe Konınck: Memoire sur les fossües paleozoiques re- cueillis dans ÜInde par Mr. le docteur Fuemins. Liege, 1863. — Sep. Und: De Vinfluence de la Chimie sur les progres de V’industrie. Sep. > Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem | Preussischen Staate. XI. 2, 3, 4. ; B. Im Austausch: Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen Natirtieshie schaftlichen Gesellschaft für 1862 —63. St. Gallen, 1863. Annales des mines. (6) IV. 5, 6. Memoires de la Societe royale des sciences de Liege. XVII. Liege, 1863. Atti della Societü Italiana di scienze natural. IV. p. 1400. | Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur- -Vereins für das Königreich Hannover. IX. 3. Bulletin de la Societe Imperiale des naturalistes 00 Mos- cou. 1863. ‚No. 4. | ) e 185 The Canadian naturalist and geologist. VII. 6. The Quarterly Journal of the Geological Society. XX.1. No. 77. The mining and smelting magazine. V. 27. | Srarına: Geologische Kaart van Nederland: Die Sektionen Bargerveen, Twenthe, Biesbosch. Herr v. BExsıesen-FÖRDER berichtet im Anschlusse an einen früheren Vortrag über Grusbildungen der Braunkohlenfor- mation von Coswig, dass er auch in der Gegend von Witten- berg derartigen zerfallenen Granit gefunden habe; eben so an der samländischen Küste. Redner ging hierauf näher auf die Lagerungsverhältnisse bei Coswig ein, sowie auf die Aufstellung der verschiedenen Sande, Lehme und Thone der jüngeren For- mationen. Prinz v. SCHÖNAICH-CAROLATH sprach über die Mächtigkeit des Steinsalzlagers von Stassfurt, welches durch das Bohrloch noch nicht durchteuft worden ist. Zur Vergleichung bezog sich Redner auf die Verhältnisse des Eltonsees, in welchem die Ab- sätze der Salze mit Zwischenlagen erdiger Substanzen wechseln. Die chemische Natur der ausgeschiedenen Salze wechselt mit der Jahreszeit. Auch in dem Salze von Stassfurt lässt sich derglei- chen beobachten (ebenso in dem von Erfurt), und zwar bis zur Tiefe mehrerer hundert Fuss. Die Lagen des schwefelsauren Kalkes behalten ungefähr gleiche Stärke, während die Stärke der Salzlagen um mehrere Zolle von einander abweicht. Diese Lagersysteme erlauben nicht nur die Absätze der einzelnen Jahre zu unterscheiden, sondern auch in der Stärke ihrer einzelnen Schichten die Temperaturen der Jahre zu schätzen. Man hat ferner Rücksicht zu nehmen auf die Mächtigkeit der das reine Steinsalz überlagernden kalihaltigen Salzmassen. Nach dem Aus- bringen der in der Nähe von Stassfurt errichteten Fabriken be- trägt die Menge des Chlorkaliums etwa ein Achtel der ungefähr 20 Lachter mächtigen Abraumsalze. Dieser Kaligehalt dürfte wohl derjenige des ursprünglichen Salzsees sein. Die Verhält- nisse des Wassers im Eltonsee zeigen ein Verhältniss von etwa 1 Chlorkalium zu 603 Chlornatrium: wonach sich die Tiefe des Stassfurter Steinsalzlagers auf ungefähr 10000 Fuss stellen würde. Vergleichung des Kaligehalts mit dem des Wassers der Meere würde die Mächtigkeit auf nur etwa 400 Fuss herabbringen. Nähme man als Mittel ca. 5000 Fuss und aufjeden Fuss drei Lagen, 186 so erhielte man einen Zeitraum von 15000 Jahren.‘ Die Ver- hältnisse ‚der Einlagerung von Anhydritkrystallen in ‚dem‘ Salze zeigen, dass das Salz ursprünglich grobkrystallinisch ausgeschie- den sei, später aber erst sich in Krystalle zusammengezogen habe, ohne die ursprüngliche Struktur der Schichten zu ändern, Herr BArıHn hebt im Anschlusse an diesen Vortrag die grosse Analogie hervor, welche zwei grosse Steinsalzlager des. nördlichen Africas zeigen; zumal eines in der Nähe von Tuodenui auf der Karawanenstrasse zwischen Tuate und Timbuctu, wel- ches jetzt einen Theil des westlichen Africas versorgt. Dies La- } ger zeigt die grösste Aehnlichkeit in der Schichtenbildung, wel- cher folgend man die Blöcke steinbruchsartig heraussägt. Das Lager erstreckt sich mehrere Tagereisen weit. Das Salz erzeugt sich im Laufe von ungefähr drei Jahren in gleicher Stärke wie- der in grosser Reinheit. In dem Lager von Bilma auf dem Wege von Fezzan nach Bornu dagegen ist das Salz sehr reich an ÜUhlormagnesium und wenigstens für Europäer ‚ungeniessbar. Hier bilden sich ausgezeichnete Krystalle. Alle diese Salzlager entstehen durch Auslaugung der umgebenden Formationen, aus denen sich die Soolen in den Becken der Wüsten sammeln. Herr vom RaTH bespricht das Dolomitlager von Campo longo und im Binnenthalee Auf der Südseite des St. Gotthards lagern verschiedene metamorphische Gesteine von. schieferiger Bildung, und in ihnen lagern Gypse und Dolomite. Der Do- lomit von Campo longo ist durch Ueberstürzung überlagert von- Granitgneiss, welcher auch die Dolomitschichten mächtig gestört hat. Unter den Mineralien dieses Dolomits zeichnen sich beson- ders aus grüne Turmaline, rothe und blaue Korunde, ihnen auf- gewachsen und wohl daraus gebildet, Diaspor (auch der dort vor- kommende Schwefelkies ist in Brauneisen durch Wasseraufnahme umgewandelt), Bitterspath, Glimmer, Vesuvian u. s. w. Dieser Dolomitzug lässt sich mit Unterbrechungen verfolgen bis zum Simplon, ist aber näher bekannt nur noch im Binnenthale. Hier ist der Dolomit etwa 300 Fuss mächtig, zuckerkörnig weiss und fällt steil nördlich ein. Auf etwa 60 Fuss ist das Gestein mit Schwefelkies imprägnirt, welcher die Schichtung andeutet. Drei Lagen, 24, 14 und 4 Fuss mächtig, welche ausgezeichnete Mine- ralien beherbergen: Dufr&noysit, Binnit, Blende, Rutil, Turmalin, Hyalophan, Bitterspath u. s. w. Redner hat seine ‚Aufmerksam- keit besonders auf das rhombische, als Dufrenoysit bezeichnete 187 Mineral gerichtet und gefunden, dass man darunter drei Mineralien beschrieben habe. Als Dufrenoysit habe man beizubehalten die Ver- bindung, welche nach Damour aus Pb? As besteht. Ein anderes Mineral habe die Zusammensetzung Pb As (der von SARTORIUS v. WALTERSHAUSEN analysirte, von DESCLOIZEAUX gemessene Skleroklas). Von einem dritten Minerale sind nur erst zwei Kıy- stalle gemessen; auch hier Pb und As vorhanden, sowie, gleich wie in den” beiden anderen, etwas Silber. Redner giebt ihm den Namen Jordanit nach Herrn Dr. Jorpan in Saarbrück. Das System ähnelt demjenigen des Kupferglases und ist sehr flächen- reich. Doch scheint es, als ob DEscLO1ZEAUxX bereits dergleichen untersucht habe, da mehrere von ihm angegebene Flächen nicht ‘dem Skleroklas, sondern dem Jordanit angehören. Im derben Zustande sind diese drei Mineralien und der Binnit kaum zu unterscheiden. | Herr G.Ros&£ legte eine Reihe schön krystallisirter Bleierze aus der Wheatley-Grube bei Phönixville.in Pensylvanien vor, die derselbe als Geschenk vom Professor CHANDLER in New- York erhalten hatte: Bleivitriol, darunter ein Krystall von etwa 1 Zoll Grösse, Weissbleierz, Pyromorphit, grün, Gelbbleierz ron rother Farbe, nicht chromhaltig, wie man gewöhnlich bei dem rothen Gelbbleierz annimmt, sondern nach Herrn CHANDLER vanadin- haltig. Ferner eine schöne Kalkspathdruse von dort, an welcher die Kalkspath-Skalenoeder mit kleinen sehr ausgebildeten Fluss- spathkrystallen bedeckt waren, die aber von der Unterlage nicht heruntergenommen werden konnten, ohne einen Eindruck in der- selben zu hinterlassen, und endlich grosse Krystalle von dem bekannten Vorkommen des Kupferglanzes von Bristol in Con- necticut. Ausserdem legte Herr G. Rose in Anschluss an den Vortrag des Herrn Wenpıne in der letzten Sitzung zwei Stufen von künstlichem Magneteisenerz mit sehr ausgebildeten, glattflä- chigen und glänzenden Krystallen (Combinationen des Dodecae- ders mit dem ÖOctaeder) vor, die in Freiberg beim Rohstein- schmelzen in einem Flammofen durch zufälliges Hineintreten von Wasserdämpfen, die auf das Schwefeleisen zersetzend gewirkt hatten, entstanden waren. Der Vortragende hatte die beiden Stufen theils von Herrn Professor REıca in Freiberg, theils von Herrn Dr. Gurtir zu Geschenk erhalten. cn 188 Herr RAMMELSBERG theilte zuletzt in Bezug auf einen frü- heren Vortrag des Herrn G. Rose mit, dass er in den Krystal- len des Braunits von Ilmenau 7 bis 8 pCt. Kieselsäure gefun- den habe. . Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. | Be v. w.. 0 a G. Rose. BEYkıcH. ROTH. 189 B. Aufsätze. — 1. Beiträge zur Bernsteinflora. Von Herrn H. R. Görrerr ın Breslau. Hierzu Tafel VII. Als ich im Jahre 1840 eben im Begriffe stand meine Un- tersuchungen über den Ursprung des Bernsteins zu veröffent- lichen, erhielt ich von dem 1850 verstorbenen Königl. Sanitäts- rathe Dr. Berenpr in Danzig die Einladung die im Bernstein eingeschlossenen in seiner Sammlung befindlichen Vegetabilien zu beschreiben. Ich folgte ihr und so entstand die im Jahre 1843 erschienene erste Abtheilung des umfangreichen von ihm projektirten, leider durch seinen zu frühen Tod nicht beendigten Werkes, in welchem er zunächst die naturgeschichtlichen und geologischen Verhältnisse des Bernsteins schilderte und ich die Beschreibung seiner vegetabilischen Einschlüsse, des Bernstein- baumes und Beiträge zur Braunkohlenflora Preussens hinzufügte. Es war gelungen die bis dahin zweifelhafte Abstammung des Bernsteins von Coniferen, wenigstens für eine Art festzustellen und zugleich seine verschiedenen äusseren Formen auf natur- gemässe Weise zu erläutern und damit in Beziehung zu setzen. Die aus den gedachten Braunkohlenlagern der Umgegend von Danzig und des Samlandes beschriebenen Pflanzen reichten schon damals hin die Verwandtschaft dieser Lagerungen mit der zu jener Zeit bekannten Tertiärflora Mittel- und Norddeutschlands festzustellen, wie ich sie auch später im Jahre 1854 in meiner Uebersicht sämmtlicher bekannten Tertiärpflanzen in der Flora von Java für miocän erklärte, wohin denn auch der von mir früher für jüngeren Ursprunges gehaltene Bernstein, nach den Untersuchungen von THomas und ZADDACH, (ich _ selbst war bis jetzt noch nie am Ostseestrande), gerechnet ward. ‚In Schlesien hat man schon seit Jahrhunderten ‘dieses interes- 190 sante Harz häufig gefunden, (nach ScHwENKFELD, dem Vater der schlesischen Naturgeschichte, 1600 bei Rabishau, 1620 bei Sche- bitz u. s. w.) und zwar wie die Angaben gewöhnlich lauten in geringer Tiefe unter der Oberfläche im Lehm und Sand begleitet von Geschieben, also im Diluvium,' so dass ich in einer bereits im Jahre 1844 in den Schriften der schlesischen Gesellschaft gelieferten Zusammenstellung nicht weniger als 86 Fundorte des- selben namhaft machen konnte, deren Zahl gegenwärtig 100 übersteigt. Davon kommen nicht weniger als 36 auf den Treb- nitzer und Oelser Kreis. Die mir aus Schlesien bekannt ge- wordenen Stücke, von denen ich sehr viele in meiner Sammlung besitze, gehören grösstentheils zu der gelblichweisslichen, im Han- del vorzugsweise geschätzten, besonders nach dem Orient ver- langten Sorte. Pfundschwere Stücke sind nicht selten. Das grösste von 6 Pfund Schwere kam vor etwa.10 Jahren in der Oder bei Breslau vor, ein anderes von + Pfund Gewicht jüngst 2 Fuss tief in lehmigem Acker bei Sprottau. Diese grossen in einem einzigen Erguss einst gebildeten Exemplare haben natür- lich nicht am Stamme selbst gesessen, sondern sich wohl nur an der Wurzel befunden, wie solche gleichen’Umfanges bei noch lebenden Coniferen, bei dem Dammarabaum, dem harzreichsten Nadelholz der Gegenwart, dann auch bei Harzbäumen anderer Familien, bei den Copalbäumen, angetroffen werden. . Abdrücke und Einschlüsse von Wurzeln auf und innerhalb dieser Exkrete tragen dazu bei dieser Ansicht noch mehr Wahrscheinlichkeit zu verleihen. Platte Stücke mit parallelen Längsstreifen zeigen Ab- drücke der Jahresringe und haben dann in excentrischer Rich- tung, schwach gebogene in concentrischer im Stamme sich be- funden. Diese lassen dann, wenn sie im Innern lagerten, noch auf beiden Seiten Abdrücke der Holzzellen und Markstrahlen erkennen oder nur auf einer und zwar der hohlen Seite, wenn der Stamm: von der Rinde entblösst war. Bemerkenswerth er- scheint die Beschaffenheit des eingeschlossenen Holzes, welches sich oft, wie die die Insekten häufig einhüllenden Schimmelfäden, mit ursprünglich weisser Farbe erhalten hat. Die tropfenförmi- gen und concentrisch schaligen, zuweilen in einzelne Schichten noch trennbaren Stücke wurden durch zu verschiedenen Zeiten er- folgten Erguss auf der Rinde des Stammes gebildet, von der auch noch häufig Bruchstücke daran vorhanden‘ sind. Langge- zogene Exemplare: der: letztern Art ähneln beim ersten Anblick 191 kleinen Stämmchen und haben in früherer Zeit zu der Sage von -dem in Bernstein verwandelten Holze Verlassung gegeben, die “ich glaubte. längst widerlegt zu haben. Doch sehe ich zu mei- ner Verwunderung, dass Gustav BıscHor diese Ansicht noch theilt (dessen Lehrbuch der physikalischen und chemischen Geo- logie I.. Bd. S. 785 und 786), welche ich angesichts der wohl allgemein anerkannten Resultate meiner anatomischen Untersu- chungen nur als gänzlich unhaltbar anzusehen vermag. In Schlesien und auch anderswo ward früher gewöhnlich das Diluvium stets als Fundort des Bernsteins genannt, jedoch hat sich doch schon in mehreren Fällen gezeigt, dass er auch hier wie in Preussen in wirklichem Braunkohlenterrain unter dem Hangenden, dem blauen oder sogenannten plastischen Thon, vor- gekommen ist; wie z. B. in 16 Fuss Tiefe bei Obernigk im * Trebnitzschen, in gleicher Tiefe bei Breslau beim Grundgraben der Gasanstalt vor dem Schweidnitzer Thore, in 11 Fuss Tiefe bei Dürrgay, bei Lüben, in Röversdorf bei Goldberg und bei Hirschberg, meist in Begleitung von Fragmenten eines in der gesammten Braunkohlen-Formation sehr verbreiteten bituminösen Holzes (Oupressinoxylon ponderosum), welches ich nicht mit Unrecht als eine Leitpflanze derselbe betrachte, und unter andern auch mit den eben so weit verbreiteten Zinites Protolarix und Taxites Ayckii aus den Braunkohlenlagern von Redlau bei Dan- zig und des Samlandes erhalten habe. Jedoch abgesehen von diesen und noch andern Verbindungsgliedern jener Ablagerungen mit denen des übrigen - nördlichen und westlichen Deutschlands und der Schweiz (Monatsberichte der Königl. Akademie der Wissen- schaften zu Berlin 1855) hat Herr Oberlehrer MEnGE inzwischen noch Blüthen und Blätter einer für die gesammte mittlere Ter- tiärbildung sehr charakteristischen Laurinee im Bernstein selbst entdeckt, die mit denen von Camphora oder der noch verwandten Cinnamomum übereinstimmen, die Camphora prototypa. Das Blatt scheint mir Camphora näher zu stehen, welche Vermu- thung einigermaassen durch eine aus 3 Blüthchen bestehende In- florescenz bestätigt wird, welche ich in der Sammlung des um die Förderung der Bernsteinkunde so hochverdienten Dr. BERENDT fand und mir von seiner Familie wie die folgenden zur Ver- öffentlichung gütigst überlassen ward. Taf. VII. Fig. 1 zeigt sie in natürlicher Grösse. Von den drei an der Basis vereinig- ten, durch eine nicht mehr ganz deutliche Deckschuppe gestützten 192 Blüthen. sind die beiden seitlichen gleich lang gestielt, mit einem etwa 1 Linie langen Stiel versehen, der. der mittleren etwas länger; die Blüthen selbst sind doppelt kürzer als die Stiele, in verschiedenem Grade der Entwickelung, die mittlere.am weite- sten, jedoch ihre Antheren, wie es scheint, noch nicht getrennt, wiewohl sehr. hervortretend, bei den seitlichen noch zurück und daher hier das tief sechszähnige Perigon besonders deutlich. Haare hier und da nur sparsam vorhanden. Da sich nun vor- läufig auch nach HEeR’s Ansicht (dessen Flora tertiaria Helve- tiae III. p. 309) nicht bestimmen lässt, zu welcher von beiden Gattungen (Camphora oder Cinnamomum) jene von MENGE be- schriebenen Einschlüsse zu zählen sind, würde ich für Beibehal- tung des von dem Entdecker gewählten Namens (amphora pro- fotypa stimmen und sie nicht wie HEER zu Oinnamomum poly- morphum ziehen, Zu den grössten Seltenheiten der Bonnie gehören bis jetzt die Farn. Seit den von BERENDT und mir beschriebenen Pecopteris Humboldtii ist mir nur das vorliegende noch von BERENDT gefundene Blättehen vorgekommen, welches ich freilich auch nicht ohne einiges Bedenken glaube zu dieser Familie brin- gen zu können. Es würde dann zu einer: Gruppe gehören, die bis jetzt, soviel ich weiss, in der Tertiärformation, mit Ausnahme von Aymenophyllum silesiacum der Schossnitzer Flora ‘noch nicht vertreten war, nämlich in. die Reihe der Sphenopteriden. Das keilförmige, ungleiche, oberhalb etwas gebogene Fliederblätt- chen, Taf. VIII. Fig. 3, ist 4% Linie lang, oberhalb am breite- sten (1- Linie), verschmälert sich allmälig bis zur Basis, mit der es wohl ohne Stiel an der Spindel befestigt war. Am Rande bemerken wir 5 bis 6 stumpfliche wenig tiefe Einschnitte; in je- den derselben geht von dem deutlich vorhandenen, nur in der | ' Spitze sich gablig theiligen Mittelnerven ein Zweig ohne weitere | Theilung unter spitzem Winkel bis in den Rand, aber nicht in den Zahn oder Einschnitt, wie dies sonst bei Farn vorkommt, sondern in den zwischen ‘den beiden Zähnen gelegenen concaven Ausschnitt. Der obere Zahn lässt noch 2 schwache Einschnitte erkennen, und mag wohl, wie dies so häufig bei verwandten For- | men vorkommt, bei grösseren Blättchen dreitheilig gewesen sein. Die Substanz des Blattes erscheint ziemlich derb, lederartig, die braune Färbung von ausserordentlicher Frische. Unter den le- ”‘ benden Farn ähnelt unsere Art manchen Hymenophylien wie | 193 z. B. Hymenophyllum. cuneatum Kunze (dessen Farnkräuter Taf. 78), Davallia nitidula auch -Asplenium Dregeanum, unter den fossilen Sphenopteris tridactylites, Sph. Gravenhorstü, ohne jedoch mit einer einzigen übereinzustimmen. Da es nur wegen seiner sichtlich ziemlich festen, fast lederartigen Struktur zu den überaus zarten :Hymenophyllen trotz aller Verwandtschaft der Form und Nervenverbreitung entschieden nicht gerechnet werden kann, bleibt beim Mangel von Früchten nichts übrig als es unter der Sammelgattung Sphenopteris aufzuführen. Ich bin so gut wie irgend Jemand von der.ggünstlichen, ja fast unwissenschaft- lichen Behandlungsweise der fossilen Farngattungen älterer Eor- mationen überzeugt, sehe aber wahrlich nicht ein, wie wir uns bei fruchtleerer Beschaffenheit anf anderem Wege als dem bis- herigen zu helfen vermöchten, und kann mich daher nicht für Einführung neuer, keine grössere Sicherheit und Erleichterung im Bestimmen. gewährenden Sammelgattungen entscheiden, wie dies von meinen geehrten Freunden, den Herren DEB£r und Errtines- HAUSEN, jüngst in der Beschreibung der Aachener Kreideflora durch Aufstellung der Gattung Pteridolemma (Farnüberbleibsel) . geschehen ist. Ich meine, dass für die zahlreichen, hierunter ver- einigten, der Tertiärflora und der Gegenwart gleich fremden Ar- ten das zur Zeit bestehende Schema wohl noch genügt haben dürfte. Uebrigens kann ich die Bemerkung nicht unterdrücken, dass ich eigentlich oft geneigt war, unser Blättchen gar nicht zu den Farn, sondern entweder zu den Proteaceen oder den austra- lischen Phyllocladeen der Coniferen zu rechnen, unter denen es Phyllocladus trichomanoides in der That nahe zu stehen scheint, daher auch unser Specialname pAyllocladoides. Die Diagnose würde also folgende sein: Sphenopteris phyllocladoides Taf. VII. Fig. 3. Fronde —, pinnula sessili subcurvata cuneata inciso-den- tata apice tridentata, nervo primario subsimplici pinnato api- cem versus dicholomo, nervis secundarüs simplicibus in sinus inter singulas lacinias sitos excurrentibus. Jedoch noch mehr als das eben beschriebene Blatt erinnert ein anderes der BERENDT’schen Sammlung an australische Typen. 'Es gehört zu den grössten, die man jemals im Bern- stein angetroffen hat. Taf. VIII. Fig. 4 zeigt es von der oberen Seite in natürlicher Grösse von 2 Zoll Länge; unterhalb abge- brochen von 3; Linie Breite verschmälert es sich allmälig in Zeits.d. d.geol.Ges. XVI 2, 13 194 eine äusserst schmale, fast dornartige, schwach gebogene Spitze. An dem Rande beider Seiten sieht man in nicht ganz gleichen Entfernungen von einander abwechselnd stehende, ebenfalls ziem- lich steife, weiter oben mehr als unten nach der Spitze hin ge- bogene, stachelartige Zähne, wie sie der offenbar einst lederarti- gen ziemlich festen Substanz des Blattes entsprechen. Der Rand ist etwas nach unten gebogen, der Mittelnerv sehr deutlich bis in die Spitze auslaufend mit unter einem Winkel von 50 bis 60 Grad abgehenden in die Zähne des Randes sich endigenden Seitennerven, die durch einen schngalen, dicht am Rande verlau- fenden Zweig unter einander verbunden sind, wie die untere Flä- che deutlicher als die obere erkennen lässt, deren Vergrösserung mittelst starker Lupe Taf. VIII. Fig. 5 darstellt, Fig. 5a die secundären Nerven, b. die besagten Verbindungsnerven. Je zwi-. schen zwei Zähnen verlaufen vom Mittelnerven noch fast recht- winklig nicht steife, sondern schwach gewundene Nerven dritter Ordnung c., die sich mit dem aus polygonen Maschen bestehen- den Nervennetz vereinigen. E Von Stomatien habe ich nur Andeutungen gefunden. Etwai- gen Haarbesatz konnte ich ebenfalls nicht deutlich wahrnehmen, welcher an manchen Stellen der unteren Fläche vorhanden ge- wesen zu sein scheint. Auffallend sind ferner noch drei in un- ‘ gleichen Entfernungen in der Nähe. der Mittelnerven sitzende, kleine rundliche Körperchen, von denen Fig. 5.d eines .etwas ver- grössert abgebildet ist. Sie stehen mit der Blattfläche in nicht sehr innigem Zusammenhange, gehören also wohl kaum Blatt- pilzen, sondern vielleicht Coccus an. Die Deutung dieses Blattes ist an und für sich schwierig, auch nicht leicht zu nehmen, da es sich hier zugleich um eine principielle Entscheidung und die Nachweisung der bisher noch nicht in der Bernsteinflora vertre- tenen australischen Formen handelt. In Erinnerung der fossilen Quercus Lignitum, so wie der schmalen Formen von @uercus Jurecinervis UnG. dachte ich anfänglich an Eichen und fand auch in der That eine Eiche mit ähnlich gezahnten, aber ungleich brei- teren Blättern, die Quercus acutifolia HUMBOLDT (Pl. aequinoct. Tom. II. tab. 95), mit welcher ich es glaubte vergleichen zu können. Andererseits erinnerte es doch wieder mehr an neu- holländische Formen, wie namentlich an die trotz grosser Aehn- lichkeit im Habitus doch auffallend durch die Beschaffenheit der Seitennerven abweichende Dryandroides angustifolia ÜUNG., „ \ 195 Taf. VIII. Fig. 6, meinte auch eine gewisse Aehnlichkeit der Ner- vation mit der von Lomatia longifolia, Fig.7, zu erkennen, von der aber unser Blatt sich durch die grössere Regelmässigkeit der Zähne und der am Rande eingerollten Beschaffenheit entfernt, und. blieb endlich bei Hakea stehen, wie denn auch in der That eine ihr sehr ähnliche fossile Art in der von Heer beschriebenen und abgebildeten Zakea exulata (Tertiärflora II. S. 96 Taf. 98 Fig. 19) aus einer älteren Tertiärschicht der Schweiz vom hohen Rhonen bereits existirt. Ihre allgemeine Form, siehe Fig. 8, ist inzwischen doch eine andere, ähnlich Yakea florida Br. der Jetzt- welt. Der zurückgeschlagene Rand, die deutlich ausgesprochene Verschiedenheit der oberen und unteren Blattfläche, wie auch die stark genug markirten Nerven unterscheiden unsern Blattrest von allen mir bekannten lebenden Arten der Gattung Hakea, so dass ich meiner Bestimmung nur relativ vertraue. Die Diagnose folge: | Hakea Berendtiana m. Fol. coriaceis lanceolato - linearibus acuminuatis margine revolutis grosse remoteque aculeato-dentatis pinnatinervüs, ner- vis secundarüs angulo acuto e nervo medio excurrentibus ra- mulis flexuosis conjuncltis. Der Specialname zum Andenken des einstigen Entdeckers dieses merkwürdigen Blattes. Die Nachweisung des neuholländischen Typus ändert übri- gens zunächst noch nichts in der bisher angenommenen Alters- bestimmung der Bernsteinformation, da er auch in anderen Floren desselben Alters angetroffen wird. Uebrigens erscheint es ange- messen das Urtheil hierüber noch zu verschieben, bis nach Voll- endung der bereits im Jahre 1854 begonnenen, vielfach unter- brochenen, aber jetzt wieder aufgenommenen Flora des Bernsteins, die ich mit Herrn Oberlehrer MENGE herauszugeben gedenke und sich vorzugsweise auf die so überaus reiche Sammlung mei- nes Herrn Mitarbeiters gründet. 13* ; 196 2. Die Pteroceras-Schichten (Aporrhais- Schichten) der Umgebung von Hannover. Von Herrn Hermann CREDNER in Hannover. Hierzu Tafel IX. bis XI. Die Umgegend von Hannover hat sowohl durch die Mannich- faltigkeit der daselbst verbreiteten‘ Gesteinsformationen, als auch durch den Reichthum an organischen Resten in den letzteren die Aufmerksamkeit der Geognosten und Paläontologen schon. seit längerer Zeit auf sich gezogen und zu näheren Untersuchungen Veranlassung gegeben. Die zahlreichen Versteinerungen, welche am Lindener Berge vorkommen, wurden bereits von LEIBNITZ in dessen Protogaea 1749 und von BLUMENBACH (Specimen ar- chaeologiae telluris) 1803 und 1816 erwähnt und zum Theil beschrieben. Ferner trugen Hausmann (Uebersicht der jüngeren Flötzgebirge im Flussgebiete der Weser 1824), sowie Fr. HorrF- MANN (Beiträge zur genaueren Kenntniss der geognostischen Ver- hältnisse in Norddeutschland 1823 und'durch seine geognostische Karte vom nordwestlichen Deutschland), besonders F. A. Roe- MER (Versteinerungen des Oolithengebirges in Norddeutschland 1836 und 1839) zur näheren Kenntniss der geognostischen Ver- - hältnisse der Umgegend von Hannover bei, sowie auch in neue- rer Zeit v, STROMBECK (über den oberen Lias und braunen Jura bei Braunschweig in der Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellsch. 1853 Bd. V. S. 200), Fern. RoEMER (über die jurassische We- - serkette in derselben Zeitschrift 1857 Bd. IX. S. 587) und H. CREDNER (Gliederung der oberen Juraformation im nordwestli- chen Deutschland 1863). Zu den Formationen, deren Vorkommen in der Nähe von Hannover durch die bisherigen Beobachtungen nachgewiesen wor- den ist, gehört namentlich auch die Kimmeridge-Gruppe und in dieser die Reihe der Pteroceras-Schichten (Aporrhais-Schichten). Da sich die letzteren durch ihren Reichthum an wohlerhaltenen organischen Resten und durch die Eigenthümlichkeit ihrer petro- .ı % 197 graphischen Beschaffenheit besonders auszeichnen, dürfte eine nä- here Beschreibung dieser Gruppe und der darin aufgefundenen fossilen Reste nicht ohne Interesse sein. sur Bevor ich mich zu derselben wende, will ich eine kurze Uebersicht der geognostischen Verhältnisse der Umgegend von Hannover zu geben und sodann die Schichtenfolge der Glieder der Kimmeridge-Gruppe näher nachzuweisen versuchen. Die in Fulgendem angeführten fossilen Reste befinden sich theils in meiner eigenen Sammlung, sowie in der meines Vaters, theils stellte mir Herr Professor Dr. v. SEEBACH mit der dankens- werthesten Bereitwilligkeit das reiche, aus dem Nachlass des zu Hannover verstorbenen Dr. ARMBRUST für die Göttinger Uni- versitäts-Sammlung erworbene Material zur Benutzung frei. Auch Herr Obergerichts-Direktor Wrrre hatte die Güte, mir die Ver- gleichung der in seiner Sammlung befindlichen Petrefakten zu gestatten. Die von mir benutzten und citirten Werke über die Jura- - Formation sind folgende: A. ROEMER: Versteinerungen des norddeutschen Oolithenge- birges 1836. Nachträge dazu: 1838. Koc# und Dunker: Beiträge zur Kenntniss des norddeutschen Oolithengebirges 1837. v. STROMBECK: Deutsch. geolog. Zeitschr. 1853 S.200 (Ueber oberen Lias und braunen Jura bei Braunschweig). OPPEL: Ueber die Juraformationen Englands, Frankreichs und des südwestlichen Deutschlands 1856. QUENSTEDT: Der schwäbische Jura 1856. CoNTEIEAN: Eiude de l’etage Kimmeridgien dans les envi- rons de Montbeliard 1859. ‚THurMann: Lethaea bruntrutana 1862. CREDNER: Ueber die Gliederung der oberen Juraformation im nordwestlichen Deutschland 1863. \ \ I. Uebersicht der geognostischen Verhältnisse der nächsten Umgebung von Hannover. Aus dem Flachlande zwischen Hannover und dem Höhen- zuge des Deisters erhebt sich inselförmig bis zu einer Höhe von 528 Fuss der Benther Berg und bildet einen von Süden gegen Norden streichenden, am nördlichen Ende etwas gegen Osten ge- ; 198 wendeten Rücken. Er scheint den Mittelpunkt für die um ihn herumliegenden wellenförmigen Erhöhungen von Harenberg, Lim- mer, Linden und Wettbergen abzugehen, so dass man schon aus der Oberflächen-Beschaffenheit der Gegend zu schliessen im Stande ist, dass jene Kuppe das Centrum bilde, um welches sich Jün- gere Formationen abgelagert haben, und dass die flachen Ein- senkungen zwischen dem Benther Berg und jenen Anhöhen dem Wechsel dieser jüngeren Formationen entsprechen werden. Und so besteht in der That der Benther Berg aus den ältesten der bei Hannover auftretenden sedimentären Schichten, aus buntem Sandstein, um welchen sich die jüngeren Formationen vom Mu- schelkalk bis zur Kreideformation mantelförmig abgelagert haben. In ununterbroehenem Zusammenhange ist jedoch dieser Bo- gen nicht geblieben. Eine Dislokationslinie, die von Südwesten nach Nordosten streicht und vom südwestlichen Abhange des Benther Berges bis nach Hannover zu verfolgen ist, trennt den- selben, durch eine Bodeneinsenkung bemerkbar, in einen west- lichen und einen östlichen Flügel, deren petrographische und paläontologische Beschaffenheit jedoch fast identisch ist. Ausge- füllt ist diese Bodeneinsenkung durch Mergelthone, die durch Belemnites quadratus als älteres Glied des oberen ru be- zeichnet werden. —_ A. Die Trias. z Der Benther Berg besteht, wie schon bemerkt, aus buntem Sandstein; dieser bildet meist schwache 3 bis 4 Zoll starke Bänke von feinkörnigem Mergelsandstein, wechselnd mit braun- rothen oft grünlichgrauen Mergelschiefern, welche beide verstei- nerungsleer zu sein scheinen und gegen Osten durchschnittlich unter 15 bis 20 Grad einfallen. Auf dem südlichen, östlichen und nördlichen Abhange des Berges legt sich das Diluvium mächtig auf, während sich an seinem westlichen Fuss der Mu- schelkalk an die Schichtenköpfe des bunten Sandsteins anlehnt. Er tritt auf: zu unterst als versteinerungsleerer Wellenkalk, darüber: in dicken Bänken als ein dichter Kalkstein mit Zrecri- nus lliiformis und Lima striata, und darüber in dünnen Schich- ten von thonigem Kalkstein mit Thon wechselnd und dann Ce- ratites nodosus, Nautilus bidorsatus, Gervillia socialis, Tere- bratula vulgaris und Dentalium laeve führend, also zum Frie- drichshaller Kalk gehörig. Die Schichten des letzteren scheinen I 199 hakenförmig und unregelmässig abgelagert, auch wohl geknickt zu sein, womit die ganze stratigraphische Beschaffenheit des lin- ken Flügels übereinstimmt, dessen unterstes uns bekanntes Glied dieser Muschelkalk bildet. Die dem gegen Osten einfallenden “bunten Sandstein aufge- lagerten Schichten sind dem Benther Berg zunächst vom Dilu- vium hoch bedeckt. Erst die Steinbrüche des Gypsberges bei Ronneberg, fast 4 Meile südöstlich vom Benther Berge entfernt, geben über jene Aufschlüsse. Der Gypsberg besteht vorherr- _ schend aus Muschelkalk, und am westlichen Abhange desselben tritt als oberes Grenzgebilde des bunten Sandsteins der Röth auf; der Muschelkalk vertreten durch den Wellenkalk und die Limabänke, —— der Röth in Form eines rothen mit Gyps wech-. sellagernden Mergels. Beide streichen regelmässig h. 2 und fallen gegen Südosten mit circa 15 Grad ein. : Der Keuper scheint bei Hannover vollständig zu fehlen; vielleicht deuten Spuren eines röthlichen Mergels, der durch einen Chausseegraben östlich von Ronneberg aufgeschlossen wurde auf seine Anwesen- - heit hin. Selbst in dem bei der Saline ‚‚Egestorffs-Hall” nieder- geschlagenen Bohrloche, welches in einer Tiefe von etwa 700 Fuss das Steinsalz im bunten Sandstein erreicht, hat man ihn nicht . gefunden. B. Der Jura. Der Lias ist bis jetzt nur bei Empelde als ein blauschwar- zer Schieferthon, wahrscheinlich als Posidonienschiefer beobachtet worden. Der braune Jura ist auf der Ostseite der Dislokationslinie in der Niederung östlich von Empelde als grauer Sphärosiderit- "führender Thon, hauptsächlich jedoch als Sandstein in mehreren Steinbrüchen westlich von der Chaussee zwischen dem Tönjes- berge und Wettbergen aufgeschlossen. Er tritt hier auf als eine Gruppe eineg dickgeschichteten, braunen, eisenreichen, kalkigen Sandsteins mit Streifen und Nieren von eisenhaltigem Mergel- kalk und führt dann Ammonites posterus SeEB.*), überlagert *) Bisher fälschlich als Ammonites Parkinsoni Sow. angeführt. Un- terscheidet sich von diesem nach Professor v. SEEBACH durch abweichende Sutur, überhangende Loben und dadurch, dass er in der Jugend nicht einen rundlichen, sondern einen seitlich comprimirten Querschnitt besitzt. 200 von festem, grauen, oft von Avicula echinata angefüllten Kalk- stein und in einer ‘höher gelegenen 'Schichtenreihe von dunkel- grauem blättrigen Thon mit einzelnen Mergelnieren und ver- kiesten Steinkernen von Ammonites Lumberti Sow., Amm. or-' natus SchL., Amm. athleta Psicv. und Bruchstücken von Be- lemnites semihastatus. | | ‚Demnach repräsentiren die beiden ersten Schichtencomplexe (Rormer’s Eisenkalk) den englischen Cornbrash, während die letztgenannten Thone die Ornaten-Schichten (QuENST.) vertreten. Diese Thone sind theils auf der Höhe des Tönjesberges in einem kleinen Steinbruche an der Chaussee nach Hameln, theils als unmittelbare Unterlage der untersten Schichten des Oxfordien in einigen an dem westlichen Abhange des Lindener Berges be- triebenen -Steinbrüchen aufgeschlossen. Ferner hat man sie in einem Brunnen, der von der Höhe des Lindener Berges aus ab- geteuft wurde, erreicht. | Die Lagerungsverhältnisse des braunen Jura sind normal, seine Schichten fallen regelmässig 15 bis 20 Grad gegen Osten ein und streichen h. 2+. Auf dem westkinken Flügel sind n dünngeschichteten licht- gelbgrauen Kalksteine und der grobkörnige schmutzigockergelbe Sandstein des Bath in grosser Mächtigkeit aufgeschlossen. Sie bieten zwar in petrographischer und paläontologischer Hinsicht keine Abwechselung, zeigen jedoch in ihren stratigraphischen Verhältnissen, entsprechend dem erwähnten ihnen untergelagerten Muschelkalk, eine auffallende Unregelmässigkeit. Die Hauptrich- tung des Streichens dieser Schichten ist zwar von Osten nach Westen und ihr Einfallen gegen Norden beträgt im Durchschnitt 15 Grad, sie scheinen jedoch an einer Stelle zwischen dem Negen und dem Heisterberge, welche Höhen von ihnen gebildet werden, sehr gestört und entweder geknickt oder ganz aus dem Zusam- menhange gebracht zu sein, so dass der östliche Theil dieser Gesteinsablagerung am Negen beträchtlich südlicher liegt als der westliche Theil derselben am Heisterberge. Dieser Dislokation entsprechend lagerten sich auch die meisten Jura-Schichten fal- tenförmig um die braunen Jura-Höhen von Limmer und Ahlem. Die Ornaten-Thone sind auf diesem Flügel noch nicht auf- geschlossen; die vollständige Aufeinanderfolge der ihnen benach- barten Schichten lässt jedoch auf ihr Vorhandensein schliessen. Wahrscheinlich füllen sie die muldenförmige Einsenkung zwischen 201 > » ' Heister- und Mönkeberg aus, deren Längsrichtung dem Streichen des plattenförmigen braunen Jura des Heisterberges und der Oxford-Schichten des Mönkebergs conform ist. Vom oberen Jura ist bei Hannover die untere und obere Oxford-Gruppe vollständig, vom Kimmeridge jedoch nur der un- tere Theil entwickelt, während die Schichten der Arogyra vir- gula fehlen, oder doch nirgends aufgeschlossen sind. Der untere Oxford tritt als ein sandiger, zum Theil ooli- thischer Kalkstein oder als dolomitischer Mergelkalk, wechsel- lagernd mit Mergelthonen auf. Einen scharf begrenzten oberen Horizont erhält diese Gruppe durch eine 3 bis 5 Fuss mächtige Schicht eines festen, feinkörnigen bis dichten, oft zelligen, grau- gelben Kalksteins, welche durchgängig aus regellos angehäuften, plattenförmigen oder wulstigen Korallen, meist Astreen, seltner Anthophyllen zusammengesetzt ist. Von diesen sind Prionastraea helianthoides, Prionastruea confluens und Anthophyllum sessile die häufigsten. Die Schichten unterhalb dieser Korallenbank er- halten ihren paläontologischen Charakter durch Peeten subfibrosus, Trigonia clavellata, Chemnitzia Heddingtonensis, Ammonites plicatilis D’ORB., Amm. cordatus, Echinobrissus scutatus, haupt- sächlich aber durch Gryphaea dilutata, welche letztere im Ver- ein mit Pecten subfibrosus noch in die Korallenbank hinaufsteigt, hier schon seltner wird, von da ab ganz verschwindet tınd des- - halb als bezeichnendstes Leitfossil für sämmtliche Schichten des hiesigen. unteren Oxford aufgestellt werden kann. Die obere Oxfordgruppe besteht zu unterst aus einer 15 bis 2 Fuss mächtigen Lage eines mürben groboolithischen Kalkmergels. Darüber folgt ein gelblichweisser, fester, klein- oolithischer Kalkstein in Bänken von 1 bis 3 Fuss Mächtigkeit und hierüber in 10 Fuss Mächtigkeit ockergelber dolomitischer Mergelkalk. Diese Schichten werden durch das gemeinsame, den darunterliegenden Gesteinsbänken fremde Vorkommen von (ida- ris florigemma paläontologisch verbunden. Ausserdem sind Echinobrissus scutatus, Terebratula bisuffarcinata, Pecten va- rians, Ostrea solitaria, Phasianella striata, Chemnitzia lineata und Nerinea visurgis für die ganze obere Gruppe, Ahynchonella pinguis und Terebratula humeralis, sowie häufige Saurier- und Fischreste für die Dolomite der oberen Grenze bezeichnend. Von der Kimmeridge-Gruppe sind, wie schon erwähnt, nur die unteren, die Nerineen-Schichten aufgeschlossen, Diese 202 werden theils von dichten festen, theils von oolithischen Kalk- steinen und Kalkmergeln, seltener von Thonen gebildet und zeich- nen sich durch das häufige Vorkommen von verschiedenen Neri- neen-Species aus. Von einer mit Nerineu tuberculosa angefüllten - Bank eines meist dichten lichtgelblichgrauen Kalksteins wird in hiesiger Gegend ein scharf bezeichneter Horizont für’die Mitte der unteren Kimmeridge-Gruppe gebildet. Charakteristisch für die sämmtlichen Schichten sind hauptsächlich: Ohemnitzia abbre- . viata, Nerinea tuberculosa, Nerinea Gosae, Nerinea pyramida- lis, Aporrhais Oceani, Exogyra spiralis, Gressiya (Ceromya) excentrica, Cyprina Saussurei, Cidaris pyrifera. | Die Schichtenreihe des weissen Jura auf der westlichen und östlichen Seite der Dislokationslinie bietet nichts von einander Abweichendes, nur ist die Korallenbank auf dem westlichen Flü- gel nicht so mächtig und der oolithische Kalkstein des oberen Oxford nicht so fest wie in dem östlichen Distrikte. In die höheren Schichten gestattet das Alluvium auf dem westlichen Flügel gar keinen, auf dem östlichen nur einen lücken- haften Einblick. - Die Wealden-Formation. Vor einigen Jahren hat man beim Graben von Brunnen in der Egestorfischen Fabrik und in mehreren Gehöften der Vorstadt Linden Serpulit und von Cyclas angefüllte Kalksteine gefunden, wovon Belegstücke der WıTTE- schen Sammlung einverleibt wurden. Es fehlen bis auf ein später zu erwähnendes Vorkommen sichere Aufschlüsse über diese For- mation. C. Die Kreide, Die auf die Wealdenbildung folgenden unteren Glieder der Kreide sind durch Alluvium hoch bedeckt. Erst östlich von Hannover geben einige Mergelgruben und Steinbrüche in den | wellenförmigen Erhöhungen von Kirchrode, Anderten und Ahlten Aufschlüsse. - | Der Gault wird durch gelblichgraue schiefrige Thone mit Belemnites Ewaldi SxroM®. vertreten und ist in einzelnen Thon- gruben am nördlichen Abhange der unbedeutenden Anhöhe von Kirchrode aufgeschlossen. Im Osten von Kirchrode erstreckt sich in der Richtung von Süden nach Norden ein niedriger Bergrücken, der Krohnsberg, der gegen Norden in die Anderten’sche Höhe ausläuft. Er besteht aus lichtgelblichgrauem dünngeschichteten 203 4 Mergelkalk, wechsellagernd mit blättrigem Kalkmergel und tho- 'nigem Kalkstein, deren Schichten h.2 streichen und unter einem Winkel von 5 bis 10 Grad gegen Osten einfallen. Das Vor- kommen von /noceramus striatus, Terebratula subglobosa, Am- monils varians, Amm. rotomagensis, Discoidea cylindrica charakterisiren diese Schichten als dem Cenoman angehörig. Am Östabhange des Krohnsberges bei Wülferode sieht man der Turon-Gruppe angehörige rothe Kalke mit /noceramus Bron- gniarti und /noceramus mytiloides den Cenoman überlagern. Auf diese folgen zunächst ‚weisse dünngeschichtete Mergelkalke mit Ananchytes ovatus, Mecraster coranguinum, Rhyncho- nella Mantelli und darüber in der Niederung nach Abhlten zu und durch Entwässerungsgräben, Steinbrüche und Mergelgruben aufgeschlossen weisse bis lichtgrünlichgraue Mergelthone mit ‚Zwischenlagen von dünngeschichtetem, meist thonigen Kalkmer- gel. Diese Gebilde gehören, wie das Vorkommen von Belem- nites quadratus und Bel. mucronatus beweist, dem Senon an und sind durch das getrennte Vorkommen jener beiden Belem- niten scharf in untere und obere senone Kreidemergel gesondert. Ein nördlich von der Strasse zwischen Anderten und Ahlten von Osten nach Westen und somit rechtwinkelig über das Streichen der betreffenden Schichten gezogener Graben schliesst jene Mer- gelthone auf und lässt die Verbreitung von Belemnites quadra- Zus und mucronatus deutlich verfolgen. Am Anfang des Gra- bens, also in den unteren Mergeln, ist Delemnites quadratus sehr häufig, weiter nach Osten hin verschwindet er und wird nun bis nach Ahlten von Delemnites mucronatus vertreten. : Beiden Zo- nen dieser Mergel ist Terebratula striatella und Tereb. carnea gemeinsam. Bemerkenswerth ist die Anhäufung vom Schwamm- korallen, darunter Coeloptychium agaricoides, Achilleum globu- losum an der unteren Grenze der Mucronaten-Schichten. Die im ‚ letzteren auftretenden Mergelkalke führen besonders häufig Anaz- chytes ovatus, Pleurotomaria distineta und Ostrea vesicularis. Die obere Grenze des Senon ist vom Alluvium bedeckt. Wie schon erwähnt, ist die muldenförmige Einsenkung zwi- schen Limmer und Linden, welche der vom Benther Berg aus- laufenden Dislokationslinie entspricht, von Mergeln mit Belemni- tes quadratus ausgefüllt. Wie einige nahe an einander liegende _ Steinbrüchke und Brunnen in Linden beweisen, schneiden die Schichten des weissen Jura an den letzten Häusern von Linden 204 und zwischen dem grossen verlassenen Steinbruche am Nord- abhange des Lindener Berges und der vormaligen Cementfabrik plötzlich ab;.neben ihnen treten dann jene Kreidemergel auf. An der Grenze zwischen beiden -wurde im Sommer vorigen 4 Jahres ein höchst interessanter Aufschluss geboten. V@nh der Egestorffschen Cementfabrik aus wurde ein Wasserleitungsgraben nach dem südlich davon belegenen, verlässenen Steinbruch am | Lindener Berge angelegt. Man überfuhr dabei zuerst die Mergel des oberen Senon, dann den zähen mergeligen Thon des Gault mit Belemnites Ewaldi Sıroms. und Ammonites Nisus, welcher durch eine verticale von Osten nach Westen streichende, mit tho- nigem Eisenocker und Kalkspath ausgefüllte Spalte scharf abge- schnitten wurde. Jenseits dieser stand plötzlich. der Serpulit in gegen 6 Zoll starken Bänken, welche abwechselnd von Serpula coacervata, Cyrenen und kleinen Gastropoden angefüllt waren, mit 4 Fuss Mächtigkeit an und zwar nicht wie die vorher über- fahrenen Thone gegen Norden, sondern steil gegen Süden ein- fallend. # us SUEDE di 5 —H — > i Wen mi | —— na Te 7I —— -—————iN l I ER = —— " RN in ——Zı\\ Ä Bug | | | a. Mergel des Senon. 5. Thone des Gaäult. c. Serpulit. d. Oberer Jura. | Auf ihm lagerte ein zuerst lichtziegelrother, dann dunkel- grauer, sehr zäher Thon mit verdrückten Schichten, kleinen Gyps- und zierlichen losen Speerkieskrystallen, häufigen 1 bis 14 Zoll starken, schlangenartig gebogenen, wulstigen, oft 10 .bis 12 Zoll langen Concretionen und folgenden meist mit Schwefelkies über- zogenen Petrefakten: Ammonites Nisus, Amm., venustus, Ancy- loceras, Pteroceras sp., Baculites sp., Terebratula pseudojuren- sis, Avicula Aptiensis, Belemnites Ewaldi StroMmB., Bel. Bruns- vicensis. In diesen Thonen des Gault teufte man einen 15 Fuss im Durchmesser haltenden, 32 Fuss tiefen Schacht ab und trieb von dessen Tiefstem einen 50 Fuss langen Stollen in südsüdöst- licher Richtung auf den alten Bruch zu, wobei die Tlıone ein wenig gegen Süden anstiegen, bis sie plötzlich durch oolithische, den Florigemmen-Schichten angehörige Kalksteine abgeschnitten 205 -ı wurden. An dieser Grenze traten reiche Wasserzugänge ein, ' welche die Einstellung der Arbeit veranlassten. Die Grenze zwischen den senonen Mergeln und dem brau- nen Jura der Anhöhe von Limmerbrunnen ist des Alluviums wegeif nicht genau zu bestimmen. Die Quadraten-Mergel schei- nen, da die von ihnen ausgefüllte Einsenkung nach Norden zu von älteren sedimentären Gesteinen nicht geschlossen ist, in Zu- sammenhang zu stehen mit den gleichzeitigen Schichten von Ahl- ten und. Miesburg, welche sich unter dem sie überdeckenden Alluvium‘ wahrscheinlich noch weiter nach Nordwesten ausdeh- nen. Darauf deutet auch der Umstand hin, dass man an mehre- ren Stellen in Hannover, z. B. beim Ausgraben der Behälter für die Gasometer der Gasanstalt, unter dem Alluvialsande Quadra- ten-Mergel angetroffen hat. Il. Schiehtenfolge der Kimmeridge- Gruppe bei Hannover. ‚ Bevor wir uns nach diesem Umrisse der allgemeinen geo- ' gnostischen Verhältnisse der Umgebung von Hannover zur spe- eiellen Betrachtung der Aporrhais- Schichten wenden, wird die Begrenzung der letzteren näher zu bestimmen sein. Dies wird durch eine Beschreibung und Vergleichung der sämmtlichen bei Hannover auftretenden Schichten der oberen Kimmeridge-Gruppe erreicht. Dazu giebt die erwähnte Nerineenbank einen sicheren, scharf bezeichneten Horizont ab, von dem wir bei dieser Be- trachtung ausgehen. N A. Die Nerineenbank wird durch eine gegen 10 Fuss mächtige Gruppe eines blaugrauen, an der Oberfläche lichtgelb- liehgrauen Kalkmergels von den oberen dolomitischen Schichten der Florigemma-Gruppe getrennt. Diese Mergel bezeichnen einen scharf begrenzten, paläontographischen Abschnitt, indem in ihnen _ die, organischen Reste der unterliegenden Oxfordgruppe, nament- lich Cidaris florigemma, Rhynchonella ‚pinguis, Terebratula ı humeralis, Phasianella striata gänzlich verschwinden. Dagegen findet sich Ostrea multiformis in den unteren Mergelschichten massenhaft verbreitet, ebenso in den oberen Schichten Steinkerne von Cyprina nuculaeformis und zahlreiche Natica-Arten. Auch Pflanzenreste sind nicht selten. Die Nerineenbank selbst besteht aus einem dichten, ein oder 206 zwei Schichten bildenden, lichtgelblichweissen oder hellgrauen Kalkstein von 2 bis 3 Fuss Mächtigkeit und ist von Nerineen und Chemnitzien angefüllt, die sich bei Limmer aus einem eisen- schüssigen ockergelben Kalkmergel, welchen der Kalkstein hier oft nesterweise umschliesst, mit bis auf die kleinsten Ornämente erhaltener Schale herausnehmen lassen. Die häufigsten Arten sind: Nerinea tuberculosa RoEm., Ner. strigillata Cren., Ner conulus Pr'vERS, Ner. reticulata Creo., Chemnitzia abbreviata RoEm., Oh. Limmeriana Crev., Ch. fusiformis CRED. Ueber der Nerineenbank liegt eine grünlichgraue, bis 4 Fuss starke Thonschicht, welche an ihrer unteren Grenze eine schwarze Farbe annimmt, und dann nesterweise einen ausserordentlichen Reich- thum woblerhaltener, grösstentheils mikroskopischer Mollusken zeigt. Nach Berechnung meines Vaters führt ein Cubikfuss dieses Thones, abgesehen von den unbestimmbaren Bruchstücken, 25- bis 30,000 vollständigere Individuen. Ihre Zugehörigkeit zu der Nerineenbank beweist das Vorkommen von Chemnitzia ubbre- viata ROEM. und Limmeriana Cren. und Nerineu tuberculosa RoEM. Ausserdem führen diese Thone neben vielen noch un- bestimmten Species: Mytilus jurensis MEr., Trigonia supraju- rensis AG., Astarte supracorallina »’ORB., Cerithium septem- plicatum RoEm., Trochus plicatus D’Arcn., Tr. Mosae D’ORR,, Tr. Cottaldinus vD’Ors., Orthostoma Virdunense Buv., Helio-I cryptus pusillus D’ORB. | B. Hierüber folgt eine. Schichtenreihe von dichten Kalkstei- nen und porösen dolomitischen Mergelkalken, welche nach ihrer oberen Grenze zu Lagen von schwarzen Thonen und Mergeln einschliesst. Erstere sind reich an Steinkernen und Abdrücken von Conchylien, die Thone an wohlerhaltenen Exemplaren von meist denselben Arten. . Von diesen sind namentlich zu bemer- ken: Chemnitzia dichotoma CreD. (häufig, CREDNER, Ob. Jur. Anh. 190 VI. 21)*), Nerinea obtusa Crep, (häufig, loc. eit. 162 I. 4), Cerithium excavatum Broncn., Cerith. septemplica- *) Die Abbildung ist an dem citirten Orte nicht ganz genau wieder- gegeben, indem an ihr eine dicke Nahtwulst hervorgehoben ist, die an den dortigen Exemplaren gar nicht sichtbar ist. Diese zeigen zwar theils unterhalb, theils oberhalb der Mitte jedes Umganges eine den Nahträn- dern parallele Einbuchtung, jedoch ist diese kaum merklich und rührt von einer Unterbrechung der ziemlich starken , gewölbten Querrippen her. (Siehe Taf. X. Fig. 2.) F 207 tum Roem. (selten), Nerita ovata Roem., Ostren multiformis Dun, und KocH, Asfarte scalaria Rowm., Astarte supracoral- lina v’Ore., Cyprina obiusa Cr:D. (in besonders grosser Häu- figkeit), Cyprina Saussurei Broncn., Terebratula subsella LEeym. (selten im oberen Niveau). C. Eine Schichtenreihe von abwechselnd dichten oder ooli- thischen, weissen Kalksteinen und schwachen Mergelbänken von 22 bis 30 Fuss Mächtigkeit, deren Hauptglied aus einem weissen oolithischen Kalkstein mit Aporrhais Oceani BroNGn. besteht. Für sie sind bezeichnend: Nautilus dorsatus ROEM., JSporrhats Oreani Broncn., Nerinea pyramidalis Münst., Ner. Gosae RoEm., Ner. bruntrutana Trurm., Chemnitzia Armbrust Cren., Terebratula subsella Leyrm., Ostrea multiformis Dunk. und Koch, Erogyra spiralis GOLDF., Pecten comatus Münsr., Gervilia Goldfussi Dunk. und Koch, Gressiya excentrica Voıtz, Corbis subelathrata Tn., Cyprina Saussurei BRONGN., Fisch-, Saurier- und Schildkröten-Reste. D. Einzelne bis 1 Fuss mächtige Bänke eines dichten, oft von meist verdrückten Steinkernen von Cyprina Saussurei angefüllten Kalksteins, wechsellagernd mit hellen grünlichgrauen Kalkmergeln und untergeordneten schwarzen Thonen. Die Kalkmergel sind zu unterst verstei- “ nerungsreich, nach oben zu mit immer häufiger werdenden Kalk- stein-Concretionen angefüllt und führen im ersteren Falle: Hete- ropora arborea Dunsk. und Koch, Cidaris pyrifera Ac., Tere- bratula subsella Leym., Ostrea multiformis Dunk. und Koch, Erogyra spiralis GoLDF., Cyprina Saussurei_BRONGN., Pecten comatus Müsst., Pinnigenna Saussurei v’OR. In den Thonen kommen vor: Nerita minima n.sp., Chem- nitzia paludinaeformis n. sp., Chemn. geniculata n.sp., Xeno- phorus discus n. sp., Rissoina interrupta n. sp., Turbo tenui- striatus n. sp., Astarte scalaria ROEM. Diese vier Glieder entsprechen den Zonen der Nerinea tu- berculosa RoEm., der Ner. obtusa CreEn., der Aporrhais Oceani Bronen. nnd Pholadomya multicostata Ac., also den drei obersten Schichtengruppen des unteren, und der unteren Schich- tengruppe des oberen Kimmeridge, — nach den Angaben meines Vaters, 1. ec. Bei einer gegenseitigen, die Feststellung der Grenzen der 208 Aporrhais- Schichten erzielenden Yerzleieuge kommen nur die drei letzten in Betracht. | Die Feststellung der unteren Grenze der Aporrhais-Schich” ten hängt davon ab, ob die Gebilde mit Nerinea obtusa Crev. von jenen zu trennen oder mit ihnen zu vereinen sind. Für die "Beibehaltung der angenommenen Gliederung spricht ausser den petrographischen Unterschieden — die Nerinea-obtusa-Schichten bestehen vorherrschend aus porösem dolomitischen Mergelkalk, die Aporrhais-Schichten aus oolithischem Kalkstein — der ver- schiedene paläontologische Charakter beider Gruppen: die für die Obtusa-Schichten bezeichnende Nerznea obtusu CRED., Chemnitzia dichotoma Oren., Cerithium excavatum BRoNGn., Cyprina ob- tusa CRED. verschwinden über der oberen Grenze der Gruppe, ohne bis jetzt in höheren Schichten aufgefunden worden zu sein. Mit dem Beginn des oolithischen Kalksteins findet sich eine Fauna ein, welche sich von der früheren theils durch die Frequenz der einzelnen Arten, theils durch das Auftreten neuer Species unter- scheidet und deren charakteristische Vertreter: Gressiya excen- trica VoLTz, Corbis subelathrata Sow., Nerinea pyramidalis Münsr., Ner. Gosae Rorm., Aporrhais Oceani BROoNGN. sind. Zwischen den Schichten mit Nerinea obtusa und den Apor- rhais- Schichten besteht hiernach eine scharfe paläontologische Grenze, welche auch petrographisch gewöhnlich durch eine schwa- che Schicht grauen plastischen Thones’ bezeichnet wird. Die über den oolithischen Kalksteinen mit Aporrhais Oceant liegenden Mergel und Kalksteine hingegen, die von meinem Va- ter von jenen getrennt und zu den Schichten mit Zrogyra vir- gula, also dem oberen Kimmeridge gestellt wurden, nehmen schon durch ihre petrographische Beschaffenheit gegen eine Trennung von jenen ein. Die ersteren sind Kalksteine mit untergeordneten Mergeln, die anderen Mergel mit untergeordneten Kalksteinbän- ken, sodass zwischen beiden nur das umgekehrte Verhältniss ein- trat. Sie sind in der nach oben überhand nehmenden Ausdeh- nung von Mergeln und Thonen den meisten übrigen Schichten- complexen des unteren Kimmeridge analog zusammengesetzt, so der Nerinea- obtusa- Zone, so am meisten der Schichtengruppe der Nerinea tuberculosa ROEM., welche auch, wie schon erwähnt, in ein unteres Glied von Kalksteinbänken und ein oberes von Mergeln und Thonen zerfällt. Bei beiden Schichtencomplexen ist auch die Art der Vertheilung der fossilen Reste äbnlich. Den | 209 Kalksteinen und den darüber liegenden Mergeln beider Zonen sind einige charakteristische Species gemeinsam, die deren Zu- sammengehörigkeit beweisen, im Uebrigen treten besonders in den Thonen viele neue, durch ihre gute Erhaltung ausgezeichnete, meist mikroskopische Arten hinzu, welche eine Trennung der Zone in zwei Unterabtheilungen nöthig machen. So steigen Pecten comatus, Ostrea multiformis, Terebratula subsella, Pinnigenna Saussurei, Anomia undata aus dem Aporrhais- Kalkstein in fast gleicher Häufigkeit in die Mergel hinauf, wäh- rend die im oolithischen Kalkstein nur zerstreut vorkommenden Cyprina Saussurei in den dem Mergel: untergeordneten Kalk- steinbänken, Zxrogyra spiralis und Heteropora arborea in den Mergeln selbst das Maximum ihrer Entwickelung erreichen. Frei- lieh. tritt auch in (idaris pyrifera Ac., Pentacrinus astralis QuENST. und in’ den fossilen Resten der schwarzen Thone eine neue Fauna auf, welche uns veranlasst die Mergel von den ooli- thischen Kalksteinen als „obere Aporrhais-Schichten” von den „unteren” zu trennen, so dass wir folgende Gliederung . der Aporrhais-Gruppe erhalten. Helle grünlichgraue Mer- Obere gel mit untergeordneten Kalk- Schildkröten-, ' Aporrhais- steinbänken und schwarzen|pisch- und Saurier- Schichten. | Thonen. Die Mergel mit: Cida- Böste, ris pyrifera Ac., Pentacrinus astralis Quenst., Echinopsis Nattheimensis Qvenst. Die Thone ’mit: Chem- \ nitzia paludinaeformis, Xenophorus discus, Rissoina interrupta. Die schwachen Kalksteinbänke mit dem Maximum der Entwickelung der Cyprina Saussurei. Weisse oolithische Kalk-| Heteropora arbo- Untere Mr steine mit untergeordneten,|rea, Exogyra spira- Porrhals- |,chwachen Mergellagern, füh-|lis, Anomia undata, Schichten. rend: Gresslya excentrica Voıtz,| Terebratula subsella, Corbis subelathrata Buv., Lucina sub- | Pecten comatus, Cy- striata Roum., Nerinea pyramidalıs | prina Saussurei, Pin- Münst., N. Gosae Rorm., N. Brun-\nigenna Saussurei, trutana Tuurm., Aporrhais Oceani| Gervillia Gessneri. Rorm., Natica subnodosa Roen. Zeits. d. d.geol. Ges. XVI. 2. 14 210 III. Die Aporrhais- Schichten. Die Verschiedenheit der Ablagerungen der beiden Glieder | ‚der Aporrhais-Gruppe in ihrer Verbreitung am Lindener Berge und am Tönjesberge, und in ihrer Zusammensetzung bei Limmer und Ahlem lässt eine getrennte Beschreibung beider ‚Vorkom- men erforderlich erscheinen. A. Die Aporrhais-Schichten am Lindener und Tönjesberge. - Der Lindener Berg erhebt sich westlich von der Vorstadt Linden ungefähr 140 Fuss über das Flachland von Hannover und erreicht somit 320 Fuss Meereshöhe. Er besteht, wie schon | erwähnt, aus den Schichten des oberen Jura, welche mit circa | 8 Grad gegen Osten einfallen und h. 2 streichen. Südlich von | ihm: erstreckt sich die flache Anhöhe des Tönjesberges, ‘von er- sterem nur durch eine geringe Thaleinsenkung getrennt. Der | Tönjesberg liegt somit im Streichen der Schichten des Lindener Berges, so dass sich diese hier wiederholen. Besonders aber sind seine Aufschlüsse in den Aporrhais-Schichten wichtig, welche letztere schon vor langer Zeit aus dem Lindener Berg gebrochen sind und dort nur noch in verlassenen Steinbrüchen anstehen. | Wir beschränken deshalb unsere Beobachtungen ‘der Hauptsache | nach auf den Tönjesberg. Die Aporrhais-Schichten lagern hier gleichmässig auf den Schichten mit Nerinea obtusa auf und glie- | dern sich folgendermaassen: I. Untere Aporrhais-Schichten. 1. Wulstiger Mergelkalk mit zelligen, von grünem | Mergel ausgefüllten Höhlungen und von ebensolchen Mergeln | überzogenen, undeutlichen Steinkernen einiger Bivalven und Gas- tropoden. Zwei bis drei Bänke bildend. und eine -Mächtigkeit von 3 bis 4 Fuss erreichend. R | 2. Grünliche Mergel in einer Lage von 1 bis 2 in | Mächtigkeit mit Steinkernen von Gervillia_Goldfussii Dunk. u. Koch, Gressiya excentrica VoLız, Gressiya orbicularis RoEM. und Bruchstücken von Schildkröten-Schalen. I 3. Weisser oolithischer Kalkstein in i bis 3 Fuss | starken Bänken 18 bis 20 Fuss mächtig. | a. Die untersten Schichten nur Schildkröten-Reste und @er- | > 211 villia Goldfussü in ‘grosser Häufigkeit, sowie Steinkerne von Natica führend. b. Die mittlere Hauptmasse mit Nautilus dorsatus RorMm., Aporrhais Oceani Broncn., Ap. nodifera Dunk. und Koch, Ap. cingulata Dusk. und Koch, Ap. costata RoEm., Natica punctata SEEB., N. macrostoma und subnodosa RoeEm., Chem- nilzia Armbrustü CReED., Actaeonina cylindrica D’OrB., Tere- bratula subsella Lexm., Ostrea multiformis und solitaria RoOEM., Pecten comatus Münst. und concentricus Dunk. und Koch, Anomia undata Contes., Lima monsbeliardensis Contes., Pli- catula, Avicula oxyptera ContE)., Perna subpluna ETALL., Gervillia Goldfussü Dun. und Koch, Trichites Saussurei Desn., Mytilus jurensis MER.-und pernoides RoEm., Modiola com- pressa Dunk. und Koch, Trigonia suprajurensis AG. und gzb- bosa Sow., Protocardia eduliformis RoEm., Lucina substriata RoEM., Corbis subelathrata Tuur., Cyprina Saussurei BRONGN., Cyp. nuculaeformis und parvula RoEM., Gressiya excentrica Vorrz und orbicularis Rorm., Echinobrissus major D’ORB,., Asteracanthus, Sphaerodus gigas Ac., Gyrodus umbilicus AG., Pyenodus Hugü und irregularis Ac., Aybodus, Teleosaurus, Machimosaurus Hugii Mex., ldiochelys. m ec. In den obersten Schichten, 5 Fuss unter der oberen Grenze des oolithischen Kalksteins berihnend tritt ausser vorigen Petrefakten noch auf: Nerita Gosae Roem., N. tuberculosa RoEm., N. Mariae v’ORB., N. Calliope D’ORB., N. bruntrutana Tuur., N. Moreana v’OrB., N. pyramidalis Münst., Exogyra spiralis GoLDF., Gervillia Gessneri TuurR., Lithodomus socialis Tuur., Arca Choffati Tavr., Thracia incerta Desn., Pygurus: Blu- menbachi Ac., Heteropora arborea Dunk. und Koch, Astro- coenia suf'arcinata, Cyclolites. 4. Dünngeschichteter plattenförmiger Kalkstein, 4 Fuss mächtig, mit undeutlichen Steinkernen einiger Nerineen- Arten und Corbis subelathrata Tuurm., die hier in ihrer gröss- ten Häufigkeit auftritt. Il. Obere Aporrhais-Schichten. 1. Helle grünlichgraue Mergel, 1 Fuss mächtig, nesterweise angefüllt von: Terebratula subsella LeyMm., Ostrea multiformis Dunk. und Koch, Bxogyra spiralis GOLDF., Ano- mia undata Contes.,- Pecten comatus Münsır., Trichites Saus- 14* 212 surei DESH.; Mytilus jurensis Mer., Cyprina Saussurei BRonGn., Gervillia Gessneri Tuurm., Heteropora arborea Dunk.u.Kocn, Cidaris pyrifera Ac., Echinopsis Nattheimensis Be Pen- tacrinites astralis QuENST. 2. Dichter Kalkstein, 1 Fuss ce mit oft massen- haft vorkommender Cyprina. Saussurei. nu 3. Grünliche Mergel, $ Fuss FUAPDND: ER ET 4. Stänglicher Mergelkalk, 2 Fuss mächtig. 5. Dichter Kalkstein, 1 mas mächtig, N von Cyprina Saussurei- Steinkernen. | 6.: Versteinerungsarme Mergelthone. mit TERRE wulstigen Kalksteinconeretionen, 2 Fuss mächtig. 7. Grünlichgrauer Thon ohne Versteinerungen, 2 Fuss mächtig, zu unterst oft in schwarzgrauen Thon übergehend und, dann angefüllt von kleinen Mollusken. Dieser Thon ist am deut- lichsten aufgeschlossen in einem alten Steinbruch am Ostabhange des Lindener Berges und führt daselbst: Nerita minima, Chem- nitzia paludinaeformis, Chem. geniculata, Xenophorus discus, Rissoina interrupta, Turbo tenuistriutus, Astarte .scalaris Rom. und einzelne Pycnodus-Zähne und: Schildkröten-Schalen- Bruchstücke. | 8. Dichter dünngeschichteter Kalkassin 3 Fuss mächtig. | 9. Grünlichgraue Mergel von Alluvium bedeekki beide | versteinerungsleer. B. Die Aporrhais-Schichten bei Limmer und Ahlem. ‚In nordwestlicher Richtung und in 2 Stunden Entfernung von Hannover erhebt sich der braune Jura zu den Anhöhen ‚von Limmer, Ahlem und Harenberg. Er ist, wie schon gezeigt, in seiner normalen Lage gestört und zwischen dem Heister und Negen, wie es scheint durch eine starke Verwerfung, ausser Zu- sammenhang gesetzt, so dass er eine gegen Osten offene Bucht bildet, deren Abhängen conform sich die Schichten des weissen Jura ablagerten. Diese fallen demnach an der Südseite der Bucht gegen Nordwesten, 'auf der Westseite gegen Osten, auf der Nord- seite gegen Südosten ein,, legen sich dann 'mantelförmig um die‘ Anhöhe des Ahlemer' Holzes, welches den nördlichen Flügel der | Bucht bildet und. fallen auf dessen nördlichem BRUDER sanft gegen Norden ein. | | 213 Die deutlichsten Aufschlüsse über diese Verhältnisse geben die Steinbrüche oberhalb Limmerbrunnen, welche die vollstän- dige, auf eine Mächtigkeit von 50 Fuss zusammen gedrängte Schichtenreihe des Oxford und des unteren Kimmeridge bis zu den Obtusa-Schichten entblössen, — ferner die Asphaltbrüche, in denen bitumenreiche Aporrhais-Kalkmergel gebrochen werden, — die Brüche bei Ahlem mit (den Tönjesbergern identischen) Aporrhais-Schichten und die Brüche in dem aus Oxford und un- terem Kimmeridge bestehenden Mönkeberg. Das Vorkommen der Aporrhais-Schichten in den Asphaltbrüchen weicht von dem in der nächsten Umgegend von Ahlem auffallend ab. EB Ale | Die beiden bei diesem Orte beschriebenen Brüche befinden ‚sich auf dem Punkte, wo sich die Aporrhais-Schichten vom nörd- lichen Rande der erwähnten Bucht aus um das Ahlemer Holz biegen. Die Schichten im südlichen Bruche streichen h. 10 und fallen mit 40 Grad gegen Nordosten ein, im zweiten 100 Schritt von jenem entfernten Bruch nordwestlich von Ahlem beträgt das Streichen h. 9 bei einem Einfallen von 15 Grad gegen Nordosten. I. Untere Aporrhais -Schichten. Die wulstigen Mergelkalke und grünen Mergel mit Gervillia Goldfussi und Schildkröten-Schalen, sowie die untersten weissen, oolithischen Kalksteine, wie sie am Tönjesberge auftreten, sind hier nicht aufgeschlossen. Die Schichtenreihe beginnt mit: Isäbellgelbem, feinoolithischen, etwas thonigen, Kalkstein, 10 Fuss mächtig und im Verhältnisse zu dem am Tönjesberge arm an Arten. In ihm wurden gefunden: Apor- rhais Oceani Broncn., Natic« subnodosa RoEm., Actaeonina eylindrica D’OrB., Terebratula subsella Leym., Ostrea multi- ‚formis Dune. und Koch., Zxogyra spiralis GoLDF., Anomia undata Conres., Trichites Saussurei D’OrB., Pecten comatus MünsT., Gervülia tetragona RoEm., Gressiya excentrica VoLTZz, Cyprina Saussurei Broncn., Corbis subelathrata Tauusm., Cy- clolites. Weniger gut erhaltene Reste von Fischen, Sauriern und Schildkröten. Als Auskleidung von unregelmässigen Spalten kommt in diesem Kalkstein in Begleitung von Kalkspath Pyrrhosiderit vor. Er ist durchscheinend hyacinthroth, demantglänzend und findet 214 sich in kleinen Zwillingskrystallen in der Form des rhombischen Schwefelkieses, wahrscheinlich pseudomorph nach diesem. Il. Obere Aporrhais-Schichten.. 1. Hellgrüne merglig-sandige Kalksteine, 5Fuss mächtig mit Fischzähnen, Schildkrötenresten und Zxogyra spi- ralis GOLDF., Ostrea multiformis Dunk. und Kocn., Terebra- tula subsella Lexm., Cidaris pyrifera Ac., Anomia undata Contes., Heteropora cingulata n.sp. und arborea Dusk.u. Koch. 2. Hellgraue wulstige Kalkmergel, 3 Fuss mäch- tig, mit Nieren von Mergelkalk und Steinkernen von . Saussurei. | 3. Grünlichgraue Thone und mergelige Schieferthone in Kalkmergel übergehend, 7 Fuss mächtig, eine 14 Fuss starke Bank von hellgrauem dichten Kalkstein uns ch ' Versteine- rungsleer. b. In den Asphaltbrüchen von Limmer., Die Asphaltbrüche liegen an der westlichen Grenze der be- sprochenen Bucht. Die in ihnen aufgeschlossenen, oolithischen Kalksteine, schieferigen Mergelbänke und Kalkmergel sind inder Weise von Bitumen durchdrungen, dass sie frischgebrochen eine dunkelbraune Färbung zeigen, einen intensiven Geruch verbreiten | und oft Nester und Streifen eines diekflüssigen zähen Erdpechs umschliessen. | | Häufig sind auch die Schalen der in ihnen vorkommenden Conchiferen in fast reinen Asphalt verwandelt. Dem Einfluss der Sonnenstrahlen ausgesetzt bleicht das Gestein und wird fast weiss. Das in ihnen oft bis zu 18 pCt. enthaltene Erdpech wird in der Asphaltfabrik von Limmer gewonnen und zur Anlage von Trot- toirs und Fussböden benutzt. Das diesen Kalkstein imprägnirende Bitiiaen scheint auch hier organischen Ursprungs und zwar ein animalisches Zer- setzungsprodukt oder eine Ausscheidung. der in erstaunlicher Menge angehäuften thierischen Körper zu sein, wofür der schon erwähnte Umstand spricht, dass häufig die Schalensubstanz der- selben von fast reinem Erdpech verdrängt ist und dass von die- sem die Steinkerne von Conchylien in verschiedener Dicke über- zogen sind. Als ein Zersetzungsprodukt von Pflanzenstoffen darf man das Bitumen an dieser Stelle wohl kaum betrachten, da = . 215 Pflanzenreste im weissen Jura der dortigen Gegend äusserst sel- ten sind und ausserdem die Entfernung von Steinkohlenflötzen, aus welchen sich dasselbe abgeschieden haben könnte, zu bedeu- tend ist. ‘Weshalb aber das Vorkommen jenes Bitumens bei Lim- mer im hannoverschen Jura trotz dessen gleichmässig reicher Petrefaktenführung so. isolirt dasteht, und aus welchen Ursachen die organischen Körper in der weiteren Verbreitung derselben Schich- ten kein Bitumen abgesondert haben, bedarf noch der Erklärung. Eine zweite wahrscheinlichere Deutung des Ursprungs des dortigen Asphaltreichthums lassen die eigenthümlich gestörten Lagerungsverhältnisse der Schichten in dem Bereiche der Asphalt- brüche zu. Die den weissen Jura bei Limmer unterteufenden Schichten des Lias und des Dogger sind, wie die Erdölbrunnen bei Sehnde und am Lindener Berg beweisen, ähnlich wie die entsprechenden Schichten an vielen anderen Punkten Deutsch- lands reich an Bitumen. Ferner sind die Schichten des Dogger und des weissen Jura, besonders an der Stelle, wo letzterer von Asphalt imprägnirt erscheint, nicht nur stark geknickt, sondern zum Theil aus dem Zusammenhang gerissen und von verschiedenen Verwerfungsspalten durchsetzt. Das Wasser, welches durch diese aus den tieferen Schichten in die höheren drang, führte das leichte Erdöl in kleinen Partien nach oben und liess dasselbe wie bei einem Filtrationsprocesse in den Gesteinen, welche es durchdrang, zurück. Das verdichtete Erdöl setzte sich hauptsächlich in den Hohlräumen' der fossilen Reste ab und füllte diese nach und nach aus, während zum Theil auch die Schalensubstanz durch die zu- gleich mit aufsteigende Kohlensäure ‚aufgelöst wurde. Die in den Aspaaliprüchen entblösste Schichtenreihe ist fol- gende: I. Untere Aporrhais-Schichten. 1. Wulstiger dunkelbrauner Mergelkalk, 9 Fuss mächtig. we 2. Mergelkalke und Kalkmergel, 2 Fuss mächtig, mit hauptsächlicher Häufigkeit von: Corbis subclathrata und Aporrhais Oceani. 3. Massiger, oolithischer, dichter Kalkstein, 12 Fuss mächtig. Alle drei führen: Nautilus dorsatus RoEM., Aporrhais Oceani Broncn., Nerinea bruntrutana Tuurm., N. tuberculosa 216 Roem., N. Mariae D’Ore., N. Calliope v’ORB., N. Gosae Rorm., Chemnilzia Clio D’ORs., Chem. Armbrustiü Csep., Natica sub- I nodosa RoEM., Nat. macrostoma Roem., Terebratula subsella |: Leym., Ostrea solitaria Sow., Ostrea multijormis Roem., Tri- |n chites Saussurei Desn., Mytilus jurensis Mer., Myt. pernoides |\ Roem., Arca Choffati Tuurm., Trigonia suprajurensis Ac., |\ T. gibbosa Ac., Protocardia eduliformis Roen., Lueina Els- |]! gaudiae Conter., Lucina plebeja Coxtes., Corbis subelathrata |\\ Tuvurm., Cyprina Saussurei Bronsn., Astarte minima GoudF., | ‚Gressiya excentrica NoLTz, Gressiya orbicularis RoOEM. I. Obere Aporrhais-Schichten. | -4. Wulstiger Mer gel kalk, wenigstens 4 Fuss mächtig, l mit Cyprina Saussurei. - m 2. Dünnschiefrig-blättriger Kalkmergel, 2 bis |, 3 Fuss mächtig, hellleberfarbig. N 3.,.Wulstige Mergelkalke, angefüllt von verdrückten p Steinkernen von ()yprina Saussurei, nur noch schwach bitumi- nös, — aufgeschlossen am Fahrwege nach Limmer. 4. Gelbilchgrüner mergeliger Thon, über 6 Fuss i mächtig. F ' Diese Schichten zeigen, soweit sie in dem grösseren südli- chen Asphaltbruch entblösst sind, drei Verwerfungen, zwei nahe nebeneinander am südlichen, die dritte etwa 50 Schritt davon am nördlichen Ende des Steinbruchs. Die erste Verwerfungslinie streicht h. 6, fällt 72 Grad gegen Südosten und bewirkt eine Ver- | werfung von 14 Fuss. Die zweite streicht h. 4, fällt 85 Grad gegen Südosten und verwirft die Schichten um 5 Fuss; die dritte N und auffallendste schneidet mit einem Sprung von mindestens 20 Fuss die Aporrhais-Schichten vollständig ab, so dass die grü- nen Thone (4.) unmittelbar neben die unteren Aporrhais-Schich- f ten zu liegen kommen. | — CL a, b, c. Verwerfungsspalten. d. Grüne Thone der oberen Aporrhais-Schichten. !\ 217 i* Nördlich von diesem grossen Asphaltbruche steht am süd- lichen Rande des Ahlemer Holzes noch ein zweiter in den asphalt- reichen Aporrhais-Schichten, unmittelbar an der Grenze des brau- nen Jura in Betrieb. Der braune Jura des Ahleıner Holzes bildet den östlichen Ausläufer der Schichten des Heisterberges und besteht aus den kalkigen Sandsteinschichten der Bath-Gruppe mit Avicula echinata, und fällt gleichmässig wie am Heisterberge bei einem Streichen von h. 84 mit 10 Grad gegen Norden ein, wie sich durch einen kleinen auf Asphalt gerichteten Schurf er- geben hat. Funfzehn Schritt von diesem stehen die Aporrhais- Schichten an, fallen aber in entgegengesetzter Richtung mit 20 Grad gegen Südosten ein. Auch hier:werden bitumenreiche, schwarze, 20 Fuss mächtige Mergelkalke zum Zwecke der Asphaltgewin- nung gebrochen. Sie führen dieselben Versteinerungen wie in dem ersterwähnten Bruch, jedoch häufiger mit wohlerhaltener Schale, so namentlich Corbis subclathrata, Chemnitzia Clio, Protocardia eduliformis, Lucina Elsgaudiae. Am Negen bei Limmerbrunnen sind die Aporrhais-Schichten nur wenig aufgeschlossen, es treten nur die unteren Schichten, ähnlich wie in den Asphaltbrüchen, mit Steinkernen von Apor- rhais Oceani, jedoch ohne Bitumenreichthum auf. Eine Vergleichung des Schichtencomplexes am Tönjesberg mit denen von Ahlem und Limmer spricht für die vorher ange- nommene Trennung der Aporrhais-Schichten in eine obere und eine untere Zone und lässt diese Trennung auf der einen Seite durch die sowohl in petrographischer wie paläontologischer Hinsicht stets durchgreifende, jedoch nur einen gewissen Grad erreichende Verschiedenheit beider Gruppen naturgemäss erscheinen, während auf der anderen Seite die gemeinsame Führung gewisser organi- scher Reste ihre Zusammengehörigkeit unter dem Inbegriff der Aporrhais - Schichten erheischt. Auffallend ist ihre grosse Aehnlichkeit mit der Fauna und der damit verbundenen Gliederung der entsprechenden Schichten des Kimmeridge in der Gegend‘ von Montbeliard, welche ConTE- JEAN in seinem lehrreichen Werke: „Etude de !etage Kimme- ridien dans les environs de Mlontbeliard” neuerdings beschrieb, Den hiesigen Aporrhais- Schichten entsprechen seine Calcuires et marnes a Pteroceras, sein Calcaire a Corbis und sein Cal- caire a Mactres. — Die ersteren charakterisiren sich durch das Vorkommen von Aporrhais Oceani BROoNGN., Nerinea Gosae G 218 RoEMm., N. bruntrutana Tuusm., Lucina Elsgaudiae ConTei., Gressiya excentrica VoLTz als dem unteren und mittleren Ni- veau der hiesigen EreTeE -Schichten analog. | In dem Calcaire a Corbis erreicht, ebenso wie in den dünn- geschichteten welligen Kalksteinen an der oberen Grenze der unteren Abtheilung der Aporrhais-Schichten von Hannover, Cor- bis subelathrata das Maximum ihrer Entwickelung. Der Calcaire a Mactres erhält seinen paläontologischen Charakter, ebenso wie die oberen Aporrhais-Schichten von Han- nover, durch das massenhafte Auftreten von Cyprina Saussurei (Mactra Saussurei Coxter.). Bei dieser sich so entsprechenden Vertheilung der charakteristischen Species muss das Fehlen von Exogyra virgula in der Umgegend von Hannover, im Gegen- satz zu deren massenhaftem Auftreten in den sämmtlichen ange- führten französischen Schichten, ferner deren Reichthum an Ce- phalopoden-Species, im Gegensatz zu der ausserordentlichen Sel- tenheit derselben in den Aporrhais-Schichten von Hannover, auf- fallend erscheinen. | | Auch die entsprechenden Schichten des schweizer Jura sind neben gleicher Versteinerungsführung und ähnlichem petrogra- phischen Charakter reich an Zrogyra virgula. IV. Höher die organischen Beste der Aporrhais- Schichten hei Hannover. Malacozoa. Nautilus Lam. ‚Nautilus dorsatus Rorm. Rozm. Ool. Geb. p. 179, t. 12. f. 4. Zunächst stehend dem etwas gewölbteren N. Aeragonus Sow. (p’Ore. T. j. I. p. 161, t. 35, f. 1 u. 2) aus dem unteren | Oxfordien. Von N. giganteus D’OrB. (D’ORrB. T.j.p: 163, t. 36, f. 1—3) aus dem obersten Oxfordien, dem das hiesige Vorkom- men gewöhnlich synonym gestellt wird, unterschieden durch den Mangel einer Einbuchtung des Rückens. R Steigt aus den Schichten der Nerinea obtusa Cren. bis in das untere Niveau der Aporrhais Oceani-Schichten. Tönjesberg. Asphaltbrüche bei Limmer. . 219 Aporrhais ALDRov. Aporrhais Oceani BROoNGN. sp. "Pteroceras Oceani Bnonen., Roem. Ool, Geb. p. 145, t. 11. £. 9. An den vorliegenden ausgezeichnet erhaltenen Exemplaren ist der für das Genus Pteroceras charakteristische vom Kanal ge- trennte Ausschnitt nicht vorhanden. Es gehört somit diese Spe- cies dem Genus Aporrhais PriL. an. CoNTEJEAN beschreibt eine schon von THiıkRıA im Jahre 1832 erwähnte, sich durch eine besonders starke Mittel- und sehr schwache Nebenrippen auszeichnende Varietät unter dem Namen Pteroceras carinata (CoxTes. Kim. Montb.p. 244, t.9). Eine solche Varietät findet sich auch bei Hannover, ist jedoch durch unmerkliche Uebergänge mit Aporrh. Oceani verbunden und kann deshalb nicht als besondere Species aufgeführt werden. A. RoEMER beschrieb Steinkerne von jungen Individuen von Aporrh. Oceani, deren letzte charakteristische Windung noch nicht ausgebildet, sowie ausgewachsene Exemplare, wo diese spä- ter abgebrochen war, als Auccinum laeve (Rom. Ool. Geb.p.138, Bar 2A) cn, ; Steinkerne von Aporrh. Oceani sind bei Hannover im mitt- leren Niveau der nach ihnen benannten Schichtenreihe häufig, Exemplare mit‘erhaltener Schale und vollständigen Fingern sehr selten. Aporrhais nodifera Dunk. u. Koca 'sp.. Rostellaria nodifera Dunk. u. Kocu Beiträge p. 47, 1.5. f. 9. Sieben flach gewölbte Umgänge, fein längs gestreift, auf den oberen Windungen zwei, auf der letzten drei Längsreihen von jedesmal 18 bis 20 Knoten. Aussenrand der Mundöffnung sehr erweitert und in vier fingerartige Zacken auslaufend, von denen der untere einen geraden Kanal bildet, der obere sich an die vor- hergehende Windung anlegt und die beiden mittleren nach aussen divergiren. Die Windungen der Steinkerne sind ziemlich convex, glatt und nur der letzte Umgang trägt flache Knoten, welche der mitt- leren Knotenreihe der Schale entsprechen. Dieser Steinkern ist von Dusker als Rostellaria nodifera, Exemplare mit erhaltener Schale als Chenopus strombiformis beschrieben worden (loc. cit. p- 47, t. 5. £ 10). Einige sehr schön erhaltene Exemplare der früheren Arm- 220 BRUST’schen Sammlung, welche das Innere der Mundöffnung und der Erweiterung des Aussenrandes beobachten lassen, zeigen einen vom Kanal getrennten Ausschnitt, wonach diese Species zu Pte- roceras gehören würde, Der Ausschnitt scheinf jedoch nicht na- türlich, sondern beim Herausarbeiten der verdeckenden Masse ent- standen zu sein. Diese, wie die zwei folgenden Species sind im mittleren Niveau der Aporrhais-Schichten am Tönjesberge sehr häufig, jedoch sehr schwer aus dem Gestein zu lösen. Aporrhais cingulata Dunk. u. Koch sp. Chenopus : cingulatus Dun. u. Koch p. 46, t. 5. f. 7. Hat den allgemeinen Habitus der vorigen Species. Mit 6.bis- 7 glatten Längsrippen, von denen vier auf dem letzten Umgange an Stärke zunehmen und zu Fingern auslaufen. Aporrhais costata RoEM. sp. Rostellaria costata Roem. Ool. Geb. p. 146, t. 11. £. 11. Nicht identisch mit Aporrhais nodifera, wie DunKer für wahrscheinlich hält, von der sie sich durch die engen Querrippen ihrer ersten Windungen, die gekörnten Längsrippen ihres letzten Umganges und durch eine grössere Anzahl von Fingern unter- scheidet. Nerinea DErFR. ı, Die vorhandenen Zusammenstellungen der Nerineen zu Grup- pen nach der Anzahl ihrer Falten oder der Beschaffenheit ihrer Oberfläche sind auf zu unwesentliche Merkmale gegründet, wo- durch Arten nebeneinander gestellt werden, welche in ihrem Hauptcharakter weit von einander abweichen, andere von einander getrennt worden sind, die nach ihrer natürlichen Beziehung eng zu einander gehören. Ferner sind Gruppen aufgestellt worden, deren Begründung aus Anzahl, Lage und Form der Falten und aus der Beschaffenheit der Spindel unnatürlich combinirt ist, ohne jene Uebelstände zu vermeiden und ohne eine scharfe Begrenzung der Gruppen zu erreichen. Das natürlichste und einfachste Prineip der Gruppirung der Nerineen des hannoverschen Kimmeridge scheint das auf die Be- schaffenheit der Spindel basirte zu sein. Von ihr hängt die Grösse des Spiralwinkels und somit der ganze äussere Habitus des Ge- häuses ab, mit ihm scheint auch die Anzahl der Falten im Zu- sammenhange zu stehen. Von diesem Theilungsmotiv der Be- - ' 221 schaffenheit der Spindel allein betrachtet, zerfällt das Genus Ne- rinea in folgende vier Unterabtheilungen: 41. nieht genabelte, mit der typischen Form Nerinea Gosae ROEM., 2. enggenabelte, mit der yeischkin Form Nerinea brun- frutana THURMm., 3. spiral genab elite, mit der typischen. Form Nerinea Moreana v’ORB., 4. weit genabelte, mit der typischen Form Nerinea py- ramidalis MüSST. 1. Solidae, ungenabelte. Die Innenseiten der Umgänge bilden eine solide Spindel. Spitz thurmförmig, mit einem Spiralwinkel von 7 bis 10 Grad. Mundöffnung rhomboidisch, mit kurzem, ein un nach hinten gebogenen Kanal. Eine bis vier einfache Falten. Nerinea Gosae RoEM. Crevner Ob. Jur. Anh. p. 1060, t. 1, f. 2. An der Spindel eine einfache stumpfe Falte. In der Mitte der Aussenwand eine zweite, im Jugendzustande des Thieres scharfkantig, in den späteren Umgängen nur noch als eine Ver- diekung in der Mitte der Seitenwand auftretend.. CONTEJEAN giebt dieses Verhältniss gerade umgekehrt an. Nach ihm nehmen die Falten naeh dem Apex zu an Deutlichkeit ab, nach der Schlusswindung hin an Schärfe zu. (ConTeJ. Kim. Montb.p. 231, t.7.£1—5.) Nach TuuRMANN und CoNTEJEAN sind Nerinea Gosae RoEMm. und Ner. Desvoidyi D’ORB. (UßeD. Ob. Jur. Anh. p. 161, t. 1. f. 3) identisch, da sie bei sonst vollständiger Ueber- einstimmung der charakteristischen Merkmale nur unwesentlich in: der Grösse des Spiral- und Suturalwinkels und der a der Umgänge von einander abweichen. Die Verschiedenheit der Horizonte, denen diese beiden Spe- eies zugeschrieben wurden, kann eine derartige Trennung der- selben nicht veranlassen. Nerinea tuberculosa Rorm. Crevp. Ob. Jur. Anh. p. 165, t. 2. £. 95. Umgänge flach concav, mit sichelförmigen Anwachsstreifen, eine untere Nahtwulst aus 18 bis 20 Buoize Stark geneigte Basis mit 5-bis 6 Spiralstreifen. N 222 Nerinea Mariae v’OR». Crev. Ob. Jur. Anh. p. 171, t. 4. £.9. ’ Umgänge concav, mit Erayen PEN oberer | und unterer Nahtwulst aus je 418 bis 20 Knoten, zwischen ihnen 3 stärkere und 3 bis 4 schwächere gekörnte Gürtelbinden. Die scharf abgesetzte Basis mit 10 bis 12 Spiralstreifen. Nerinea Calliope D’OR». Cre». Ob. Jur. Anh. p. 175, t. 5. £. 12. R Spitzkegelförmig, Umgänge flach concav, mit einer schwa- chen, flachknotigen, unteren Nahtwulst. Drei zarte gekörnte Gür- telbinden. Nerinea tuberculosa, Mariae und Ca Ba haben 3 ein- fache starke Falten, die auf der Spindel-, Aussen- und oberen Seite vertheilt sind. 2. Tenuicavatae, enggenabelte, Der Nabel höchstens + des Basis-Durchmessers. Nerinea bruntrutana Tuurm. Crep. Ob. Jur. Anh. p. 180, t. 6. f. 15. { Umgänge glatt, concav mit aufgeblähten beiderseitigen Naht- wülsten. - Mundöffnung rhomboidisch ‘mit kurzem Kanal. Fünf Falten von zusammengesetzter Form, mit Ausnahme der einen und zwar oberen äusseren, einfach gestalteten. Eine hierher ge- hörige Nerinea aus der Zone der Ner. tuberculosa von Limmer ist von meinem Vater (Ckep. Ob. Jur. Anh. p. 177). als Nerinea Mandelslohi BronGn. beschrieben und von Ner. bruntrutana durch einen weniger zusammengesetzten Faltenbau unterschieden worden. Da aber die mehr oder weniger zusammengesetzte Form der Falten ‚beider Arten nur von der grösseren oder geringeren Tiefe der auf dem verdickten Ende laufenden Hohlleistchen ab- hängt und die Stärke der Falten bei vielen Nerineen- Species überhaupt variirt, so dürften wohl beide: Varietäten bei‘ ihrem sonst vollständig identischen Habitus nicht von einander zu: tren- nen sein. | 3. Cochleatae, spiral- re Durch die starke Spindel zieht sich in spiralen weitläufigen Windungen ‚ein schwacher Nabel, correspondirend mit:der äussern Naht der Umgänge. Gehäuse lang kegelförmig mit einem Spiral- winkel von 15 bis 20 Grad, wenige schnell anwachsende Um- 223 gänge, der letzte sich zu der schräg abfallenden Basis abrundend. Mundöffnung schräg oval. Nerinea Moreana D’ORB. Die hohen, sehwach .concaven Umgänge mit 10 bis 12 Quer- falten, die sich an ihrem oberen und unteren Ende etwas verdicken. Drei starke einfache Falten, eine an der Spindel-, eine an der Aussen-, eine, an der oberen Seite. 4. Late cavatae, weit genabelte. Der Nabel + bis i des Basis-Durchmessers, Gehäuse kegel- förmig. Spiralwinkel c. 30 Grad. Eine oder zwei starke ein- fache Falten. Nerinea pyramidalis Münsr.. Caeo. Ob. Jur. Anh. p. 158, t. 1. £. 1. Spiral schwach concav, Umgänge zahlreich, niedrig, glatt mit zarten Anwachsstreifen. Eine einfache Falte auf der Mitte der obern Wand, nach aussen gerichtet. — Die aufgezählten Nerineen- Arten stammen sämmtlich aus dem mittleren Niveau der Aporrhais-Schichten. Nerita Linse. Nerita pulla Rorm. Roem. Ool. Geb. p. 155, t. 9. f. 30. Halbkugelförmig, Gewinde nicht hervortretend, nur durch eine Spirallinie bezeichnet. Vier Umgänge, die ersten drei ver- schwindend klein gegen den letzten. Mundöffnung eiförmig, oben in. eine Spitze ausgezogen. Innenrand verdickt, nicht gezähnt, Aussenrand scharf. Aus dem weissen oolithischen Kalkstein des Tönjesberges, zusammen mit Nerinea pyramidalis Münsr. Uebereinstimmend mit der von D’ORBIGNY aus dem franzö- sischen Corallien beschriebenen Nerzta corallina (vD’Ore.T.j. 11. t. 303, f. 7—10). Nerita minima n. sp. (Taf. X. Fig. 8.) "Eine kleine, nur 3 Mm. erreichende Art. Schale dicker und nicht so gewölbt wie bei der vorigen Species. Mundöffnung mehr abgerundet oval, nicht nach oben zugespitzt. Häufig in dem schwarzen Thon des obersten Niveaus der Aporrhais-Schichten des Lindener Berges. 224 P= Natica Lam. Natica punctata SEE». Zugespitzt eiförmig, Spira hoch. Nabel durch den inneren Mundsaum fast geschlossen. Durch die Art der Anlegung der Umgänge entsteht eine dicke Binde, wodurch die Steinkerne einen ganz fremden Habitus erhalten und auch von ROEMER als Na- tica turbiniformis (RoEm. Ool. Geb. p. 157, t. 10. f. 12) be- schrieben wurden. Schale mit zart punktirter Spiralstreifung. Ziemlich häufig im weissen oolithischen Kalkstein des Tön- jesberges. Mit ihr stimmt Natica georgeana v’ORB. aus dem. Kimmeridge von St. Jean d’Angely völlig überein (D’ORe. T. j. TI. p. 214, t. 298, f. 2—3). r Natica macrostoma RoEM. Roenm. Ool. Geb. p. 157, t. 10. £. 11. Die Steinkerne haben nicht stark convexe Umgänge, wie sie die Abbildung RorEmer’s zeigt. Bei Exemplaren mit erhaltener Schale legen sich die Windungen ebenflächig an einander und sind nur durch eine tiefe Naht getrennt. Sie erreicht eine Grösse von 150 Mm. und kommt mit der vorigen Species zusammen vor. Natica subnodosa Rorm. Roes. Ool. Geb. p. 157, t. 10. f. 10. | Vier bis fünf bauchige Umgänge, welche fast rechtwinkelig gekantet sind und auf dieser Kante je 9 bis 10 starke, dornför- mige, aufwärts gerichtete Zacken tragen. Die Oberfläche der Windungen stark wellig längsgestreift. Aeusserer Mundsaum etwas ausgeweitet, unten einen kurzen flachen Kanal bildend. | Innerer Mundsaum stark schwielig und den schlitzförmigen Nabel fast verdeckend. Mundöffnung breit halbmondförmig. Höhe bis 180 Mm., Breite dieselbe. Seltner mit in Kalkspath verwandel- | ter dicker Schale, gewöhnlich als Steinkern vorkommend und als solcher von ROEMER beschrieben. Die stark convexen Windun- gen desselben sind glatt, mit flachen den Zacken entsprechenden Buckeln, Im Niveau der Nerinea pyramidalis am Tönjesberg, bei Ahlem und .in den Asphaltbrüchen bei Limmer. Ir Von FeErD. ROoEMER den Purpuroideen beigeordnet. Die | wohlerhaltenen Exemplare vom Tönjesberg lassen keinen Grund der Entfernung dieser Species aus ihrer früheren Stellung erken- 225 nen, zeigen vielmehr deutlich den schwachen Kanal, dessen Feh- len ein-charakteristisches Merkmal der Gattung Purpura ist. Chemnitzia D’ÖRR. Chemnitzia Clio n’ORr. D’Ore. T. j. II. p. 66, t. 249. f. 2 u. 3. Cena. Ob. Jur. Anh. t. 7.8. 18. Spitz kegelförmig, Umgänge wenig concav, glatt, mit zarten oben etwas zurückgebogenen Anwachsstreifen und flachen Naht- binden. Mund oval mit einer etwas umgebogenen Lippe. Ausgezeichnet erhaltene Exemplare, auf deren Oberfläche noch Spuren ihrer früheren Zeichnung .bemerklich sind, und eine Länge von 145 Mm, erreichen können, finden sich im bitumen- reichen Mergelschiefer der Asphaltbrüche von Limmer. Chemnitzia Armbrustii COren. Crep. Ob. Jur. Anh. p. 190, t. 7. f. 20. Spitz kegelförmig, Umgänge convex, beiderseitig nach der Naht abfallend, mit jedesmal 15 bis 16 flachknotigen, nach oben und unten sich verflachenden Querrippen. Basis mit starken Anwachsstreifen. Mundöffnung oval. Länge bis 120 Mm., Spiralw. = 10 Grad, Suturalw. = 110 Grad. Selten; im Niveau der Nerinea pyramidalis am Tönjesberg und in den Asphaltbrüchen von Limmer. Chemnitzia paludinaeformis n. sp. (Taf. X. Fig. 5.) Gehäuse thurmförmig, bis 15 Mm. hoch. Spiralw. = 40 Grad. Sechs wenig gewölbte, mit zarten Anwachsstreifen versehene Um- gänge, letzter so hoch wie die übrige Spira. Mundöffnung oval, oben zugespitzt. Aussenlippe scharf; innerer-Mundsaum die Spin- ‚del bedeckend, | Gut erhalten und in grosser Häufigkeit in den schwarzen Thonen des obersten Niveaus der Aporrhais-Schichten am Lin- dener Berg. Chemnitzia geniculata n. sp. (Taf. X. Fig. 3.) Zahlreiche stark convexe, sich langsam verjüngende Um- gänge, diese in der Mitte schwach knotig gekielt. Aeusserer Mundsaum scharf, innerer die Spindel vollständig bedeckend. Nur in Bruchstücken gefunden. Selten. Mit der vorigen Species zusammen. » Zeits. d. d. geol. Ges. XV1. 2. & 15 236 \ Xenophorus Fisch. Xenophorus discus n. sp. (Taf. X. Fig. 7.) Flach kreiselförmig, Basis concav, Basisrand vorspringend, 6 Mm. im Durchmesser. Fünf Umgänge, Naht wenig bemerk- bar, mit Spuren von früher auf der Schale angekitteten Sand- körnern, Mundöffnung flach, nach dem Basisrande sich zur Spalte verengend. | ug Selten. Mit den vorigen Arten zusammen. Rissoina D’ORe. Rissoina interrupta n. sp. (Taf. X. Fig. 4.) Spitzthurmförmig, bis 12 Mm. hoch, Spiralw. = 25 Grad. Sechs Umgänge, jeder mit c. 20 abgerundeten etwas schräg. ste- henden Querrippen, welche etwas über der Mitte des Umgangs von einer glatten Längsfurche unterbrochen werden und auf der Basis fast verschwinden. Mundöffnung schräg oval, mit einer kleinen kanalartigen Ausrandung. | Sehr häufig; mit den vorigen Arten zusammen. Turbo Lis. Turbo tenuistriatus n. sp. (Taf. X. Fig. 6.) Kurz kegelförmig, kaum 3 Mm. hoch, vier stark gewölbte, fein längsgestreifte Umgänge, Basis gewölbt, abgerundet, fein genabelt. Aussenlippe scharf, innerer Mundsaum schwielig, Mundöffnung zugerundet oval. | Ziemlich selten; mit den vorigen Arten im schwarzen Thon. Actaeonina D’ÖRRB. Actaeonina cylindrica w’Ore. . p’Org. Prod. I. p. 214. | Gehäuse cylindrisch, eingerollt. Umgänge mit oben recht- winklig abgestutztem Rande, deshalb treppenförmige, nur wenig hervortretende Windungen. Erster Umgang in eine feine Spitze ausgezogen, letzter langeylindrisch, dreimal so lang als die übrige | Spira; äusserer und innerer Mundsaum glatt, fast grade. Mund- | öffnung lang spaltförmig, unten abgestutzt. Ziemlich häufig im Niveau der Nerinea pyramidalis am | Tönjesberg und in den Asphaltbrüächen bei Limmer. | 227 Terebratula Bruce. Terebratula subsella Levm. Die ausgewachsenen Exemplare von Ter. subsella zeichnen sich durch ihre fünfseitige gewölbte Gestalt, durch ihren über- gebogenen, von einer grossen Oeffnung abgestutzten Schnabel, zwei Dorsalfalten und einen Ventralkiel aus. Die von beiden Seiten der Bauchfalten schräg nach den Randkanten abfallenden Buchten bewirken daselbst eine bogenförmige Ausschweifung. Bei jungen Exemplaren sind die Dorsalschalen nur flach gewölbt und die Buchten wenig oder gar nicht angedeutet, wodurch jene den pentagonalen Habitus verlieren und eine kreisrunde Gestalt annehmen. Vereinzelt auftretend in den Schichten mit Nerinea obtusa CRED., häufiger im oolithischen Kalk der unteren und am hän- figsten in den Mergeln der obern Aporrhais-Schichten am Tön- jesberge, bei Limmer und Ahlem. Einzelne Exemplare aus dem Mergel zeigen bei gut erhaltener hornfarbiger Schale hellere und dunklere concentrische und fein radiale Streifung. Ter. subsella unterscheidet sich von Ter. bisuffurcinata ScHL., Zer. humeralis Roem. und Ter. pentagonalis QuEnst. aus dem oberen Oxford des Lindener Berges durch die mehr oder weniger stark ausgeprägten Buchten und Falten. Da sich aber diese bei den aufgeführten Species erst im späteren Alter entwickeln, letztere ausserdem in den Verhältnissen ihrer Länge, Breite und Dicke sehr schwanken, so wird die Unterscheidung der einzelnen Species ohne genaue Kenntniss der Schichten, de- nen sie entnommen, sehr unsicher. ROEMER fasste deshalb die zweimal gefalteten Terebrateln des Oxford, Kimmeridge und Hils unter dem Namen Ter. biplicata zusammen und trennte erst später (Nachtr. p. 21) Ter. humeralis davon ab. T#uuRManN hat eine mit Ter. subsella vollständig identische Art aus dem Kimmeridge des Berner Jura als Ter. suprajuren- sis (Taurm. Leth. brunt. p. 283, t. 41. f. 1) beschrieben. Rhynchonella Fıscn. Die Gattung Rhynchonella ist in den Aporrhais-Schichten von Hannover nicht vertreten, was um so mehr auffallen muss, als nicht nur die Schichten des oberen Oxfordien bei Hannover, sondern selbst die Aporrhais- Schichten anderer Gegenden ver- schiedene Rhynchonellen, wie RA. pinguis Rosm., Rh. incon- - 137 228 stans Rh. lacunosa in oft bedeutender Anzahl der Indi- viduen anfzuweisen vermögen. OÖstrea LAm.. Ostrea multiformis Dunk. u. Koch. Dunker und Kocn Beitr. p. 45, t. 4. f. 11. Länglich oval, zungenförmig oder fast kreisrund, überhaupt ebenso wie an den von Dunker und THURMAnNN erwähnten Lo- kalitäten in Wölbung und Form sehr variirend. Heftet sich zu- weilen mit ihrer unteren Fläche an andere Malakozoen an und giebt bei zunehmendem Wachsthum genau deren Skulpturen wie- der, indem die obere Schale der unteren, die sich an die Orna- mente anschmiegt, stets zu folgen gezwungen ist, um schliessende Schalenränder zu bilden. Mit letzterem Vorkommen ist die von TAhURMAnN als Anomia nerinea Buv. (Leth. brunt. p. 282, t. 40. f. 6) aufgeführte Schweizer Art identisch. CoNTEJEAN beschreibt die obere Schale einer auf einer /Ve- rinea aufgewachsenen Ostrea multiformis irrthümlich als Pho- las pseudo-chiton (ConTes. Kim. Mont. p. 244, t. 21. f.1 u. 2). Ostreu multiformis erreicht gleich bei ihrem ersten Auf- treten im untersten Horizonte des Kimmeridge das Maximum ih- rer Entwickelung. Sie bildet in dem hellgrauen Kalkmergel des Lindener Berges knollige Stöcke, die oft aus Hunderten von Exem- plaren zusammengesetzt sind und oft einen Durchmesser von 3 bis 4 Fuss erreichen. In ziemlich vereinzelten Exemplaren steigt sie bis zu den Mergeln der oberen Aporrhais-Schichten, wo sie wieder fast so häufig wie bei ihrem Erscheinen auftritt, jedoch keine Stöcke bildet, dagegen in desto besser ausgebildetem und erhaltenem Zustand gefunden wird. is, Ostrea solitaria Rom. Ron. Ool. Geb. p. 58, t. 3. f. 2. 5 ErAiton theilt diese Species je nach der mehr kreisrunden, ovalen oder langgestreckten Gestalt der Exemplare, nach der Stärke und Zahl ihrer Falten und danach, ob diese mehr oder weniger auf der Innenseite der Schale sichtbar sind, in drei neue Arten: Ostrea Langü, semisolitaria und subsolitaria (TRuRM. Leth. brunt._p. 279,t. 40. f. 12,3). Diesen entsprechen verschiedene hiesige Varietäten von Ostrea solitaria, die jedoch bei einem über- haupt sehr inconstanten allgemeinen Habitus in einander übergehen 229 und sich deshalb nicht als besondere Species betrachten lassen dürften. Nicht selten im mittleren Niveau der Aporrhais-Schichten. Exogyra Sar. Exogyra spiralis Gowor. Exogyra spiralis Roem. Ool. Geb. p. 69. Ostrea (Exogyra) bruntrutana Tuurw. Leth. br. p. 274, t. 39. f. 3. Mit der ganzen untern Fläche aufgewachsen, auf dieser er- heben sich die Seiten fast rechtwinklig. Dem oberen Rande läuft ein Mantelsaum parallel. Die fast kreisförmige Deckelschale ist durch ihre zierlichen spiralen Anwachsstreifen ausgezeichnet. -* Steigt vereinzelt von der Zone der Ahynchonella pinguis durch den Kimmeridge und erreicht in dem Mergel der oberen Aporrliais-Schichten das Maximum ihrer Entwickelung. Anomia Linse Jnomia undata Covres. (Taf. X. Fig. 9.) Conte). Kim. Mont. p. 324, t. 24. f. 8. Obere Schale gewölbt, fast kreisrund, sehr dünn, mit zarten, oft etwas schuppigen Anwachsstreifen. Untere Schale flach, concentrisch gestreift, in der Nähe der Ligament-Grube bald mehr, bald weniger stark durchbohrt. In sehr vereinzelten Exemplaren durch die sämmtlichen Aporrhais-Schichten. Unterscheidet sich von Anomia Raulinea Buv. nur durch das Fehlen der feinen Radialstreifung. | Pecten Brve. Pecten comatus Münsrt. Rom. Ool. Geb. p. 70. Oval, gleichkappig, flach gewölbt, äusserst fein und dicht radial, in grösseren Abständen concentrisch gestreift. Ohren gross, gleich, nicht ausgeschnitten. Erreicht 20 Mm. Länge. In den sämmtlichen Aporrhais-Schichten nicht selten. Pecten concentricus Dunk. u. Koch. Dunger u. Koch Beitr. p. 43, t. 9. f. 8. Oval, rechte Schale etwas mehr gewölbt als die linke, schwach concentrisch gereif. Ohren an den vorliegenden Exemplaren nicht erhalten. Bis 50 Mm. lang. In den unteren Aporrhais-Schichten, selten. 230 Lima Beue. Lima monsbeliardensis (oTe&!. Contes. Kim. Montb. p. 309, t. 22. f. 4—6. Eine in den unteren Aporrhais-Schichten des Tönjesberges seltene, 99 Mm. Länge erreichende, gestreckt eiförmige Lima mit 50 bis 60 Radialrippen, welche nur durch vertiefte Linien ge- trennt und fein längsgestreift sind; ist identisch mit der von CoNnTEJEAN aus den Aporrhais- Schichten von Montbeliard be- _ schriebenen und ausserdem von THURMANN abgebildeten Species des Schweizer Jura (Tuurm. Leth. brunt. t. 34. f. 2.) Plieatula Lam. Eine schlecht erhaltene Plicatula aus den unteren Aporrhais- Schichten gehört der früheren ArMmBrUST’schen Sammlung an. Sie hat den Habitus einer flach gedrückten Ostrea und ist knotig gerippt.. Ihr Erhaltungszustand macht es möglich, dass die viel- leicht einst vorhanden gewesenen Ohren verloren gegangen sind und somit das vorliegende Exemplar der Gattung Spondylus an- gehört. Avicula Beruve. Avicula oxyptera ÜonTe). ; Contes. Kim. Montb. p. 302, t. 19. f. 7. Avicula gervillioides ConTe!. Tuvem. Leth. br. p. 230, t. 30. f. 6. Ungleichseitig, gleichschalig, sehr schief oval (Neigung der Axe zur Schlosskante 35 bis 40 Grad), Schlossrand gerade. Ein vorderer kleiner und ein hinterer sehr ' verlängerter, ausgeschnit- tener Flügel. Schale glatt mit schwachen Anwachsstreifen. Selten in den unteren Aporrhais-Schichten. CONTEJEAN beschreibt zuerst ein kleines, gut erhaltenes Exemplar aus dem Kimmeridge von Montbeliard als Avicula oxyptera, bildet aber ausserdem t. 27. f. 16 loc. eit. noch einen hierher gehörigen Steinkern eines grösseren Individuums als Jvicula gervillioides ab, gab jedoch keine Beschreibung da- von, weshalb der erste Name und nicht die Bezeichnung ger- villioides, welche TuurMANN beibehält, vorgezogen werden muss. 231 ‘-Perna Bruvc. Perna subplana Erıuı. Tuerm, Leth. brunt. p. 231, t., 3l..f. 45. Perna Thurmannı Contes. p. 303, t. 21. f, 12 Wenig ungleichseitig, gleichschalig, fast vierseitig; Schloss- rand gerade, wenig gebogen, Vorderer Rand wenig ausgeschweift. Unterer Rand abgerundet. Schlosskantenlänge bis 80 Mm. Breite bis 90 Mm. Dicke circa 15 Mm. Schlossrand breit, mit tiefen Bandgruben. Ziemlich selten im untern Niveau der Aporrhais- Schichten. z ErTALLon hält Contesean’s Avicula plana mit Avicula Thurmanni und Perna Thurmanni sowie mit seiner Species für identisch und erklärt den verschiedenen Habitus dieser bisher getrennten Arten durch den theilweisen Verlust ihrer Schale. Dies dürfte wenigstens hinsichtlich Avicula Thurmanni und Avicula plana nicht vollständig zutreffen. Beide sind zwar, wie CONTEJEAN selbst erkannte, identisch, das eine nur Schalenbruch- stücke des anderen, doch kann ihr grosser ausgeschweifter Flügel nicht durch Verstümmelung entstanden sein, indem eine breite, bandartige, farbige Streifung dessen Umrisse wiedergiebt und so für ihre Verschiedenheit von Perna subplana zeugt. Dagegen dürfte Avicula Thurmanni und Avicula plana identisch mit _ Gervillia Goldfussii (S. 232) sein. Die Identität von Pernu Thurmanni und Perna subplana indessen ist wahrscheinlicher. Gervillia Dere. Gervillia Gesneri Tuurm. sp. (Taf. X. Fig. 10.) Avicula Gesneri Tuurm. Leth. br. p 229, t. 30. £. 5. | Linke Schale hoch gewölbt, rechte Schale in der Nähe der Wirbel flach gewölbt, nach dem unteren Rande zu flach concav. Vor dem Wirbel ein kleiner, hinter dem Wirbel ein sichelförmig ausgeschnittener grösserer Flügel. Schale dick, in Kalkspath verwandelt, mit drei bis vier ausstrahlenden, flachen Rippen und schwach concentrischer Streifung. Länge 60 Mm. Schlosskan- tenlänge 45 Mm. Steinkern glatt, zweimal concentrisch gefaltet, über der obern Falte ein grosser, halb ovaler Muskeleindruck. Vom Wirbel zieht sich eine Reihe kleiner Wärzchen, Ausfüllun- gen von Vertiefungen von. Muskelfäden, über den Rücken. Un- ter dem Schlossrande sechs bis acht leistenförmige, parallele, nach 232 vorn aufsteigende Zahnleisten, welchen sich nach hinten drei lin: gere, sehr schräg liegende Seitenzähne anschliessen. Steinkerne sind am Tönjesberge im untern Niveau der Aporrhais-Schichten sehr häufig, Exemplare mit erhaltener Schale sehr selten. Von RoEMeEr (Ool. p. 87) als Avicula modiolaris Münsr. ‚angeführt. Seine Beschreibung stimmt mit den vorliegenden Exem- plaren bis auf die von ihm nicht erwähnte Anwesenheit von Ra- dialrippen überein. | Gervillia Goldfussii Dunk. u. Koca sp. Avicula Goldfussü Dunk. u. Koca Beitr. p. 42, t. 5. f. 1. Gervillia Goldfussiw Tuurm. Leth. br. p. 234, t. 30. f. 9. Avicula plana Contes. Kim. p. 302, t. W. f. 1 u. 2. Einige ausgezeichnete Präparate der früheren ARMBRUST’ - schen Sammlung zeigen die breite Schlossfläche mit senkrecht darauf stehenden Bandgruben, darunter drei bis vier schräge, nach vorn aufsteigende Zahnleisten, so dass die Zugehörigkeit dieser Art zu den Gervillien zweifellos ist. Die Schale ist an den Wir- beln und der Schlossfläche dick, nach den Rändern zu Jedoch äusserst dünn, deshalb schwer aus dem Gestein zu lösen, so dass nach Entfernung des Steinkernes nur die Innenfläche derselben der Beobachtung zugänglich wird. Auf der äusseren Schale be- merkt man deutlich hervortretende helle und dunkele bandartige Streifen, die den einzelnen Wachsthumsstadien entsprechen. Wie constant diese Streifung ist, geht daraus hervor, dass auch die von ConTtEJEAN unter dem Namen Avicula Thurmanni abgebil- deten Schalenbruchstücke von Avicula plana, einer mit Gervillia Gold/ussii identischen Art des französischen Kimmeridge, die- selbe Eigenthümlichkeit zeigen. Gervillia Goldfussüi ist durch das Maximum ihrer Entwicke- lung für das unterste Niveau der Aporrhais-Schichten charakte- ristisch, in den höheren Schichten findet sie sich seltener. Trichites Derr. Trichites Saussurei Desn. sp. Pinnigenna Saussurei Desu. Conch. t. 38. f. 4. Trichites Saussurew Tuurm. Leth. br. p. 218, t. 27. £. 5. Bruchstücke der langgestreckten, flachgewölbten, unregel- mässigen Schale von ausgezeichneter Struktur, oft 10 Mm. Dicke ‚und dunkelbrauner bis horngrauer Färbung, sind häufig bei Ahlem, 233 - seltener am Tönjesberge; vollständige Exemplare sind selten und - meist mit Ostreen und Exogyren bedeckt. Mytilus Lam. al rm Mytilus jurensis Mer. Roew. Ool. Geb. p. 89, t. 4. f. 10. Taurm. Leth. br. p. 220, t. 29. f. 4. Ausgezeichnet schinkenförmig, Winkel der Schlosskante und des vorderen Randes gegen 40 Grad, unterer Rand abgerundet, dachförmig zugeschärft, Schale fein concentrisch gestreift. Gleichmässig vorkommend in der ganzen Schichtenreihe des Kimmeridge. Uebereinstimmend mit den von COoNTEJEAN und TAuRMANN beschriebenen Exemplaren aus den entsprechenden französischen Schichten. Mytilus pernoides Rom. Roem. Ool. Geb. p. 89, t. 5. f. 2. Unterscheidet sich von dem vorigen durch den stumpferen _ Winkel, welchen Schlosskante und vorderer Rand bilden und welcher fast 90 Grad beträgt. In den unteren Aporrhais-Schichten am Tönjesberge. Mit ihm zusammen, jedoch seltener kommt Mytdus parvus Rom. (Ool. Geb. p. 9, t. 4. f. 17) vor, welches junge Exemplare von Mytilus pernoides zu sein scheinen, von dem sie sich nur durch beträchtlich geringere Dimensionen unterscheiden. Modiola Lam. Modiola compressa Dunk. u. Koch, _ Done. u. Kocu Beitr. p. 44, t. 5. f. 5. | Uebereinstimmend mit der von Dunker aus den Bxogyra- virgula-Schichten des Wesergebirges abgebildeten Species. Ziemlich selten in der Aporrhais-Schichtenreihe von Hannover. Lithodomus Cvy. Lithodomus socialis Thurm. Tauas. Leth. br. t. 29. f. 19. Lithodomus siliceus Queust. Jura p. 759, t. 93. f. 2—3. Diese kleine, 10 bis 12 Mm. lange, fast eylindrische Art ist in den Polypenstöcken der Astrocoenia suffarcinata sehr häufig. Ihre Gänge durchziehen häufig die dünnen Wandungen der letz- teren; die kleinen abgerundeten Wirbel derselben ragen nicht selten in die innere Höhlung der Koralle hinein. 234 Arca Lam. Arca Choffati Tuvurm. Taurm. Leth. br. p. 212, t. 26. £. 7. Eine langgestreckte Form mit wenig nach vorn gerückten, abgerundeten Wirbeln, dünner Schale und feinen Radial- und Anwachsstreifen. Mit erhaltener Schale selten am Tönjesberg, als Stein ikern selten in den Asphaltbrüchen bei Limmer. ad Beide Vorkommen, das hiesige sowohl wie das französische, gehören dem Niveau der Nerinea Gosae und pyramidalıs an. .. Trigonia Lam. Trigonia suprajurensis Ac. Ac. Trigonia p. 42, t.5. f. 1-6. Tuurn. Leth. br. p. 204, t. 26. £. 1. Trigonia costata Rorn. Ool. Geb. p. 97. ' Trapezförmig, Seite mit 20 bis 25 scharfen concentrischen Rippen, von der Area getrennt durch einen starken granulirten Kiel. Area mit gekörnten Radialreifen. Exemplare mit erhaltener Schale gehören an den hiesigen Fundorten zu den Seltenheiten. Dagegen sind Steinkerne und Abdrücke dieser Species häufiger. Trigonia gibbosa Sow. | } Trigonta variegata Crev. Ob. Jur. p. 40, f. 22. Die von meinem Vater im vorigen Jahr aufgestellte Species Trigonia variegata ist, wie ich mich durch Vergleichung mit den- im Göttinger Museum befindlichen Original-Exemplaren über- zeugen konnte, jedenfalls identisch mit Trigonia gibbosa Sow. Verschiedene Individuen mögen in der Höhe 2 Anzahl der Knoten etwas variiren. Ziemlich selten in den unteren Aporrhais- Schichten. Ku besten erhalten im bitumenreichen Mergel bei Limmer. Protocardıa Bey. Protocardia eduliformis RoEM. sp. Cardium eduliforme Rosen. Ool. Geb. p. 108, t. 7. f. 22. Zugerundet oval, gleichklappig, stark gewölbt, hohe einander berührende Buckel. Vorderer und mittlerer Theil der Seiten mit schwachen concentrischen, nach dem Rande zu deutlicheren Strei- | fen. Hinterer Theil schwach wellenförmig radial gestreift. Stein- 235 ; kerne glatt, auf der hinteren Fläche Spuren der Radialrippen, Ein vorderer schwacher Mantelausschnitt. Exemplare mit erhaltener Schale ziemlich selten im weissen und oolithischen Kalkstein des Tönjesberges und in den bitumi- nösen Mergelkalken der Asphaltbrüche, RoEMER führt eine Species, die mit dem hiesigen Vorkom- men genau übereinstimmt, jedoch aus dem unteren Coralrag von Heersum stammen soll, als Cardium intertum Münsır. an (Nachtr. p. 39, t. 19. £. 3) und beschreibt die oben charakterisirten Steinkerne als Curdium eduliforme. Die Vergleichung der vor- liegenden hannoverschen Exemplare mit den Abbildungen Roe- MER’s macht die Identität beider Species wahrscheinlich. CoNnTe- JEAN’s Cardium Pesolinum (Kim. p:277) soll sich durch mehr zugeschärfte Form von /rotocardia eduliformis RoEM. unter- scheiden. Die hiesigen Vorkommen variiren sehr in ihrer Gestalt, indem sie sich bald dem Cardium Pesolinum, bald der Proto- cardia eduliformis wehr nähern und so die Unhaltbarkeit der von CONTEJEAN aufgestellten Species darthun. Luecina Bruce. Lucina substrialta Rom. Roem. Ool. Geb. p. 118, t. 7. £. 18. Fast kreisrund, flach gewölbt, kleine etwas nach vorn ge- bogene, in der Mitte gelegene Buckel. Schale dicht concentrisch gestreift. Die Steinkerne zeigen deutlich den langbandförmigen vorderen Muskeleindruck und erreichen oft einen Durchmesser von 35 bis 40 Mm. Häufig im mittleren Niveau der Aporrhais-Schichten. Lucina Elsgaudiae Conteı. Contes. Kim. p. 269, t. 12. £. 3. Fast kreisrund, kleine in der Mitte liegende Wirbel. Schale mit schuppigen Anwachsstreifen, welche sich in unregelmässigen ‚Abständen wiederholen, dazwischen feine, aber deutlich ausge- prägte, concentrische Streifen. Die Steinkerne zeigen das lang- bandförmige vordere Muskelmal. Astarte circularis Dunx. und KocH (Beitr. p. 48, .7.f.7) scheint zu dieser Species zu gehören, ;|' indem verschiedene, der früberen ArMBRUST’schen Sammlung angehörige Exemplare den tiefen Einschnitt des halb innerlichen '| Ligaments, ein sicheres Kennzeichen der Luciniden, haben und über- . 236 haupt in Zeichnung und Form mit Zueina Elsgaudiae überein- stimmen. Letztere unterscheidet sich von Zucina substriata, de- I ren Grösse sie nie auch nur annähernd erreicht, durch die schup- pigen Anwachsstreifen. Eine Varietät von ZLucina Elsgaudiae (Taf. X. Fig. 11), welche sich durch ihre Ungleichklappigkeit auszeichnet, ist im bituminösen Mergelkalk von Limmer nicht selten, kommt dagegen | bei Ahlem und am Tönjesberg gar nicht vor. Ihre rechte Schale ist verhältnissmässig stark, die linke nur flach gewölbt. Diese Eigenthümlichkeit zeigen sämmtliche, in den Asphaltbrüchen ge- I sammelten, vortrefllich erhaltenen Exemplare, so dass sie keinen- falls als die Folge einer Verdrückung angesehen werden kann. In ihren Ornamenten und Umrissen stimmt sie vollständig mit ContEsean’s Zucina Elsgaudiae aus den französischen Aporrhais- Schichten überein und weicht von dieser nur durch ihre Ungleich- klappigkeit ab. Wahrscheinlich ist diese nur lokalen Einflüssen zuzuschreiben, weshalb das hannoversche Vorkommen von der französischen Species nicht zu trennen sein dürfte. Lucina plebeja Conter. Contes. Kim. p. 271, t. 12. f 6—9. Taurm. Leth. br. p. 196, t. 24. f. 6. Oval, fast kreisrund, gewölbt, Schale mit regelmässigen, scharfen, concentrischen Streifen. Länge 13, Breite 15 Mm. Mit Nerinea Gosae zusammen im, bituminösen Kalkmergel | der Asphaltbrüche, selten; gar nicht bei Ahlem und am Tönjesberg. Unterscheidet sich von Zuceinarsubstriata durch gewölbtere Form, bedeutend geringere Dimensionen und die verhältnissmässig kleinere Anzahl .von concentrischen Streifen. Stimmt mit den Vorkommen von Montbeliard und Porrentruy vollständig überein, mit welchen sie auch genau dasselbe geognostische Niveau inne hat. Corbis Cvv. Corbis subclathrata Buv. Contes. Kim. p. 273, t. 19. f. 5, 9. Trurw. Leth. br. p. 186, t. 23. f. 1. Corbis decussata Buv. Crep, Ob. Jur. p. 28, f. 26. Quer oval, stark gewölbt, Wirbel etwas nach vorn gerückt. | Schale dick mit starken concentrischen und zarten, an dem Vorder- theil deutlicheren radialen Streifen und mit stark gekerbtem Rande. 237 Länge 55, Breite 70, Dicke 40 Mm. Die Schale ist entweder wie an den Exemplaren vom Tönjesberge in Kalkspath oder wie bisweilen an den bei Limmer gesammelten in Erdpech verwandelt. Die auch in Bruchstücken unverkennbaren Steinkerne sind besonders häufig am Tönjesberge und bei Ahlem. Sie zeichnen - sich durch spitze, hornförmig gebogene Buckel, breiten, scharf abgesetzten Manteleindruck aus, über dessen beiden Enden die Ausfüllungen der tiefen Muskeleindrücke liegen. Die von CoNTEJEAN aus dem Kimmeridge von Montbeliard beschriebene Corbis subclathrata stimmt mit der hannoverschen Art genau überein, hat auch mit dieser genau dasselbe geognosti- sche Niveau inne, für welches sie in beiden Gegenden durch das Maximum ihrer Entwickelung charakteristisch ist. Die jungen Invididuen, welche sich durch stärkere Radial- streifung auszeichnen, hat CONTEJEAN für eine eigene Species gehälten und als Corbis ventilabrum beschrieben. Uebergänge der kleineren, grob radial gestreiften Exemplare in grössere, bei denen die Radialstreifung mehr verschwindet, lassen darüber kei- nen Zweifel, dass Contesean’s Corbis ventilabrum mit Corbis subelathrata zu vereinigen ist. Die von TuurMmaAnn abgebildete Corbis subelathrata ist weniger gewölbt und hat schärfere, un- gekerbte Ränder, wodurch sie einen vom hannoverschen und fran- zösischen Vorkommen etwas abweichenden Habitus erhält. Eine Abbildung des äusserst charakteristischen Steinkerns hat Tauk- _ MANN leider nicht gegeben. Cyprina Lam. Cyprina Saussurei Broncn. sp. Donax Saussurei Bronsn. Ann. des min. VI. p. 399,1. 7.2.8. Venus Brongniarti Rorm. Ool. Geb. p. 110, t. &. f. 2. Venus Saussurei GouLpdr. Petr. Ger. t. 150. f. 12. Mactra Saussurei v’Ore. Prod. II. p. 49. Gresslya Saussurei Ac. Moll. Introd. p. 18. Cyprina Brongniarti Pıcr. et Ren. Apt. p. 74. Diese Species, sowie die zwei folgenden, verschiedenen Ge- schlechtern zugeschriebenen Arten dürften durch die Untersu- chungen des Herrn Professor v. SEEBACH .ihre bleidende Stellung bei dem Genus Cyprina erlangt haben, indem dieser an ihnen ‚ das Criterinm der Cyprinen: die Getheiltheit des vorderen Car- ‘ dinalzahnes mit der grössten Bestimmtheit nachgewiesen hat. Im ganzen Kimmeridge ziemlich häufig. Wie an anderen 238 Bi: ausserdeutschen Lökalitäten so auch bei Hannover durch das Maximum ihrer Entwickelung für die oberen Aporrhais-Schichten bezeichnend. Meist als Steinkern, nur selten mit Schale. Cyprina nuculaeformis RoEMm. sp. Venus nuculaeformis Roem. Ool. Geb. p. 11, t. 7. f. 11. Nücula subelaviformis Rorm. Ool. Geb. p. 100, t. 6. f. 4. Corbula rostralis Rorm. Ool. Geb. p. 125, t. 8. f. 9. Gresslya nuculaeformis Ac. Moll. Introd. p. 20. Mactra sapientium Conte). Kim. p. 256, t. 10. f. 34, 39. Cyprina suevica Er. Taurm. p. 177, t. 21. f. 6, Selten mit Schale von Kalkspath, meist in Steinkernen vor- kommend, welche nur selten den Schlossbau wahrnehmen lassen. Der Umstand, dass das Verhältniss zwischen Breite, Läuge und Dicke der einzelnen Exemplare sehr variirt, sowie die Schwierig- keit Steinkerne von so wenig charakteristischen Merkmalen zu bestimmen, haben die Menge der aufgezählten Synonyme zur Folge gehabt. Durch die Präparate des Göttinger Museums ist ihre Zugehörigkeit zu dem Genus Cyprina unzweifelhaft geworden. Mit der vorigen Species zusammen, am häufigsten jedoch in den untersten Schichten der Kimmeridge-Gruppe. Cyprina parvula Rom. sp. Venus parvula Rorm. Ool. Geb. p. 111, t. 7. £. 19. Cyprina lineata Contes. Kim. p. 261, t. 10. £. 19—23 Cyprina parvula Taurn. Leth. br. p. 174, t. 21. f, 3. Kleiner wie die vorige Species, trapezförmig, mit einem vom Buckel nach dem Hinterrande laufenden Kiel. Mit der vorigen Species zusammen. Astarte Sow., Astarte supracorallina D’ORB. Bronn Leth. geog. IV p. 261, t. 20. f. 14. Astarte gregarea Tuurm. Contes. p. 267. Diese kleine, etwa 10 Mm. Länge erreichende, ungleichseitig dreieckige Art ist 12 bis 15 Mal concentrisch gerippt, wobei die Zwischenfurchen etwas breiter als die Rippen dick sind. Ziemlich selten im asphaltreichen Mergel von Limmer zu- sammen mit Nerinea Gosae. Astarte‘scalaris ROEM. Rorm. Ool. Geb. p. 114, t. 6. f. 24. Schale dick, schief dreiseitig, 15 Mm. breit, 12 Mm. hoch, 239 ı Buckel nach vorn liegend. Concentrisch gerippt.. Vom Buckel aus läuft eine Kante nach dem unteren Rande, auf welcher die Rippen fast verschwinden und sich scharfwinklig nach dem Buckel wenden. Zwei divergirende starke Schlosszähne und ein schwa- cher vorderer und hinterer Seitenzahn. Ziemlich häufig im schwarzen Thon der oberen Aporrhais- Schichten am Lindener Berge. Thracıa LEACH. Thraeia incerta Desn. Des». Conch. I. p. 240. Taurm. Leth. br. p. 1695, t. 19. f. 6. Tellina incerta Tuurm. Rorm. Ool. Geb. t. 8. f. 7, Corimya Ac. Moll. II. p. 269. t. 35. Thracia suprajurensis Levm. Aube t. 9. f. 10. Länglich oval, hinten schräg abgestutzt, rechte Klappe etwas mehr gewölbt wie die linke, hinterer Theil etwas mehr gebogen. Schlossfläche von zwei seitlichen Kanten eingefasst. Genau über- einstimmend mit der in der Lethaea geog. Bd. IV. S. 265 ge- gebenen Charakteristik. Ziemlich häufig in dem mittleren und unteren Niveau der Aporrhais-Schichten. Gresslya Ac. @ressiya excentrica VoıtTz sp. Isocardia excentrica Vourz Roen. Ool. Geb. p. 106, 1.7... Ceromya ezcentrica Ac. Moll. II. p. 28. Ceromya capreolata Contes. p. 249, t. 9. f. 11, 12, 13. Gressiya excentrica Tero. Myes p. 86. Tuurm. Leth. p. 168, t. 19. £. 9. Nur als Steinkern. Länglich kugelförmig, rechte Schale et- was mehr gewölbt als die linke, Buckel am vorderen Ende, spi- ral eingerollt. Schlossrand etwas mehr nach rechts oder links gebogen. Jüngere Exemplare eng concentrisch, grössere grob diagonal vom vorderen oberen nach dem hinteren unteren Rande gestreift. Nicht selten in den unteren Aporrhais- Schichten von Lim- mer und vom Tönjesberge. | Gresslya orbicularis RoEMm. sp. Isocardia orbieularis Rorm. Ool. Geb. pP. 1075°0227.91093} Isocardia striata D’Ore. Rorn. Ool. Geb. p. BE Hi. ei 1 240 Isocardia obovata Rorm. Ool. Geb. p- 1065074 Isocardia tetragona Dunk. u. Kocu p. 48, t. 7 . Ceromya inflata Ac. Moll. II. p. 33. Gressiya orbicularis Er. Tauam. Leth. br. p. 167, t. 20. f. 1. Kommt mit Gressiya excentrica zusammen nur als Stein- kern vor, sieht dieser Art sehr ähnlich und ist oft schwer von ihr zu unterscheiden. Sie ist kugliger, feiner und deutlicher con- centrisch gestreift. Sie variirt sehr in ihrer Form und Stärke, wurde deshalb von ROEMER in verschiedene Species zertheilt und ist wahrscheinlich nur der Jugendzustand der vorigen Art. ER f. 8. s - Echinodermata. Pygurus Ac. Pygurus Blumenbachi Ac. Taurm, Leth. br. p.-295, t. 43. £. 1. Clypeaster Blumenbachi Dune. u, Kocn Beitr. p. 37, t. 4. f. 1. Abgerundet fünfseitig, flach gewölbt, lancettförmige Ambu- lacralporenreihen. Ränder etwas ausgeschweift. Periproct gross, auf dem Rande liegend. Basis concav. Peristom von fünf wulst- förmigen Erhöhungen umgeben, welche radial von ihm ausstrah- # len und durch die Ambulacralporenreihen getrennt werden. Breite 50 Mm. Länge 53 Mm. Selten im weissen oolithischen Kalkstein des Tönjesberges, | zusammen mit Nerinea pyramidalis. Ausgezeichnete Exemplare dieser Species von der angegebenen Lokalität befinden sich im Göttinger Museum. | Echinobrissus D’ORRB. Echinobrissus major D’ORB. Teurm. Leth. br. p. 299, t. 44. f. 3. Nucleolites major Ac. Ech. suis. t. 9. f. 92. -24. Diese Species ist jedenfalls von Nucleolites scutatus GOLDF. zu unterscheiden. Sie ist gestreckter wie dieser und mehr vier- seitig. Das Periproct liegt nicht direet hinter dem Scheitel wie bei jenem, sondern in der Mitte zwischen Rand und Scheitel. Die Afterfurche ist nicht so tief, hat keine so steilen Ränder und erreicht kaum den Rand, während die Afterfurche des Nucleol- tes sculatus tief und. steil ist, den Rand einkerbt und noch auf der Bauchseite sichtbar ist. | Beide sind auch in ihrer vertikalen Verbreitung scharf ge- 241 trennt, Nucleolites scutatus gehört dem Oxford, Zchinohrissus major dem oberen Niveau des Kimmeridge an. Letzterer kommt im Tönjesberge ziemlich häufig vor. Cidaris Ac. Cidaris pyrifera Ac. (Taf. XI. Fig. 2.) Ac. Ech. suis. t. 21. f. 25. Stacheln. Entweder ei- oder keulenförmig bis cylindrisch, Diese Form kann durch eine oder zwei Einschnürungen die Ge- stalt von zwei resp. drei aneinandergedrückten Kugeln annehmen. Der Scheitel der Stacheln ist stets, der Stiel und die Unterseite aber nie mit gekörnten Längsrippen besetzt, welche sich auf dem Höhenpunkte des Stachels sternförmig kreuzen. Die einzeln sich findenden Täfelchen eines Cidariten, welchem diese Stacheln muth- maasslich angehören, sind von fünfseitiger Gestalt und tragen in der Mitte eine verhältnissmässig grosse, durchbohrte Stachelwarze, welche am Fusse von einem grobgekerbten Ring umgeben ist. Der das kreisrunde Höfchen abgrenzende Warzenkranz besteht aus 12 bis 13 kleinen, glatten, undurchbohrten Warzen. Der Raum zwischen diesen und den Tafelkanten nehmen hirsengrosse Wärz- chen ein. Häufig in den Mergeln der oberen Aporrhais-Schichten zu- sammen mit Erogyra spiralis. Die Stacheln der senonen Cidaris glandifera GOLDF. unter- scheiden sich von den oben beschriebenen dadurch, dass ihre ‚Stiele gekörnt-gestreift sind. Echinopsis Ac.. Echinopsis Nattheimensis QUENST. Qussst. Jur. p. 739, t. 90. £. 14. Bruchstücke eines kleinen, fast halbkugeligen Cidariten stim- men mit der von QuENSTED'r gegebenen Beschreibung der genann- ten Art überein. Die Interambulacralfelder und die beträchtlich - schmäleren Ambulacralfelder tragen zwei seitliche Längsreihen ungekerbter durchbohrter Stachelwarzen. Das Peristom und das Periproct waren nicht erhalten. Aus den thonigen Mergeln des Tönjesberges zusammen mit Cidaris pyrifera. Zeits. d. d. geol. Ges. XV1.2. 16 242 Pentacrinus Mirvr. Pentacrinus astralis Quesse. Quenst. Jur. p. 722, t. 8. f.6 u. 7. Die Säulenbruchstücke aus den thonigen Mergeln der oberen Aporrhais-Schichten stimmen mit Quenstepr’s Beschreibung der obigen Species. Die Säulenglieder sind tief und scharf einge- buchtet und die Ränder der Articulationsflächen scharf gekerbt. Sie erreichen, von einem ausspringenden Winkel zum anderen gerechnet, einen Durchmesser von 4Mm. Das je achte Glied ist etwas angeschwollen und zeigt Spuren von wirtelständigen Cirren. Bryozoa. Heteropora BLATNV. Heteropora arborea Dunk. u. Koch. (Taf. XI. Fig. 1.) Dune. u. Kocu p. 56. — Roem. Nachtr. p. 12, t. 17. £. 17. Schlanke, 5 Mm. starke, oft 20 Mm. lange kalkige Stämm- chen, die sich gewöhnlich gablig theilen und auf deren Oberfläche grössere und zwischen diesen äusserst kleine Poren erkennbar sind. Diese sind unregelmässig vertheilt, während bei der von ROEMER beschriebenen Heteropora arborea kleine und grosse Poren in_bandförmigen Zonen abwechseln. Das obere abgerun- dete und meist etwas aufgeblähte Ende der beiden Aestchen lässt die Zellenporen und die labyrinthisch gewundenen Zellenwände erkennen. Das aufgewachsene Wurzelende ist etwas ausgebreitet. _ Auftretend in dem Niveau der Nerinen pyramidalis, das Maximum ihrer Entwickelung zusammen mit Zrogyra spiralis und Uidaris pyrifera, in den thonigen Mergeln der oberen Apor- rhais-Schichten erreichend. Ä Heteropora cingulata sp.n. (Taf. X. Fig. 12.) Schlanke Stämmchen; in geringen Abständen, von Millimeter zu Millimeter gürtelförmige Porenringe tragend, die von 15 bis 18 Poren mit erhabenen Rändern gebildet werden. Die Zwischen- räume zwischen je zwei solchen Ringen sind schwach längs ge- streift. Am oberen abgerundeten Ende der Stämmchen sind die Zellenporen deutlich sichtbar und erweisen sich bei starker Ver- grösserung als vier- oder fünfseitig und als nicht radial ange- ordnet. Selten in den oberen Aporrhais-Schichten. 243 Antho20a. Cyclolites Lam. Cyclolites sp. (Taf. XI. Fig. 4.) Gestalt kugel- bis kreiselförmig, oben gewölbt, in der Mitte eine runde, flache Vertiefung, um welche die ganzrandigen zarten Lamellen radial angeordnet sind. Von diesen erreichen etwa 80 die Mitte, während ebenso viele nur eingeschaltet und kürzer sind. Unten eine dieke kurzstielförmige Anheftestelle; ca. 15 Mm. im Durchmesser. Selten in den Aporrhais-Schichten von Ahlem und Limmer. Zuweilen auf Nerineen aufgewachsen. Astrocoenia E.H. Astrocoenia suffarcinata n. sp. (Taf. XI. Fig. 3.) Die Kelche trichterförmig, fünfseitig mit einem sehr schwa- chen Mittelsäulchen. Von ihrem Mittelpunkte laufen fünf Lamel- len nach dem Kelchrande, zwischen deren je zweien eine grössere und zwei kleinere den Mittelpunkt nicht erreichende Lamellen eingeschaltet sind. Auf einer Fläche von 100 [_ ]Mm. zählt man 16 bis 18 solcher Kelche. Diese bilden knollig - wulstige, hohle Stöcke, die oft einen Durchmesser von 4 bis 5 Fuss erreichen. Ihre Aussenwand ist nur 15 bis 18 Mm. dick und wird von weingelbem Kalkspath gebildet, der nach dem Hohlraum zu meist zum ersten spitzeren Rhombo&der auskrystallisirt ist. Diese Aussen- wand des Stocks ist häufig von Zithodomus socialis durchbohrt. Die Zellen sind auf der ganzen Oberfläche gleichmässig ausge- bildet; eine Anheftungsstelle ist nicht vorhanden. Häufig im weissen, oolithischen Kalkstein des Tönjesberges zusammen mit Nerinea pyramidalis. Unterscheidet sich von‘ Asterias pentagonalis GoLDr. sp., für die sie oft gehalten wor- den ist, durch die Anzahl der eingeschalteten kürzeren Leisten. Eine eingehende Beschreibung der fossilen Wirbelthier- Reste der Aporrhais-Schichten von Hannover zu geben, würde die Grenzen dieses Aufsatzes überschreiten und bei der Schwie- rigkeit der Bestimmung ein reicheres Material erfordern, als mir zu Gebote steht, so wichtig auch das Vorkommen dieser Reste für die Schichten des oberen Jura bei Hannover sind. Ich be- schränke mich auf eine kurze Angabe derjenigen Wirbelthierreste, welche sich besonders häufig in den Aporrhais-Schichten finden. | 16 * - | 244 Pisces. Asteracanthus ÄAc. Asteracanthus sp. (Taf. XI. Fig. 6.) Flossenstachel von 100 Mm. Länge. Der obere aus dem Fleisch ragende Theil von ovalem Querschnitt mit starken Längs- furchen, dazwischen feine Längsstreifen. Auf dem abgerundeten Hinterrande zwei Reihen kleiner scharfer nach unten gekrümmter, schwarz emaillirter Zähne. Sphaerodus Ac. Sphaerodus gigas Ac. Quesst. Jur. p. 780. Seltner Kieferstücke, häufiger einzelne platte, hafbliselire Zähne, unter denen Ersatzzähne in der entgegengesetzten Rich- tung liegen, so dass sie, um für verloren gegangene eintreten zu können, eine halbe Drehung machen müssen. Gyrodus Ac. Gyrodus umbilicus Ac. Quenst. Jur. p. 784. Einzelne kreisrunde Zähne, zuweilen fein radial gestreift, in der Mitte eine Warze und um diese ein ringförmiges Höfchen. Pyenodus Ac. | = Einzelne bogenförmige Zähne sind im ganzen Kimmeridge zerstreut. Seltener sind vollständig erhaltene Kiefer, auf denen die Zähne entweder in Reihen (Pycnodus Hugü Ac., Taf. II. Fig. 7) oder unregelmässig vertheilt stehen CD irregula- ‚ris AG) Die beiden symmetrischen Theile des Kiefers kommen ziemlich vereinzelt, seiten zusammen vor, und haben dann ihre ursprüngliche Stellung gegen einander verloren und sind platt zusammengedrückt. Es lassen jedoch die abgeriebenen Kauflächen der Zähne und die Zusammensetzungsfläche der beiden Kiefer- stücke auf ihre ehemalige Stellung schliessen. Der Vomer (Taf. XI. Fig. 8) besteht aus fünf wenig con- vergirenden Zahnreihen, deren mittelste aus den grössten Zähnen zusammengesetzt ist. Hybodus Ac. (Taf. XI. Fig. 9.) | Zahnwurzel dick, Hauptkegel auf jeder Seite mit drei Neben- kegeln. Die Falten erreichen 5 der Höhe der Zähne. 245 Loricata. Teleosaurus GEOFFR. Einzelne Zähne häufig, selten dagegen vollständige Kiefer- stücke, welche an den nach aussen gerichteten Zähnen kenntlich sind. Eine fast vollständige Kinnlade des Teleosaurus befindet sich in der Sammlung des Herrn WırrTe. Zuweilen kommen auch die fast 50 Mm. grossen, ovalen Knochenschilder vor, deren Ober- seite mit linsenförmigen Vertiefungen bedeckt ist. Eine grosse Anzahl von mehr oder weniger gut erhaltenen Wirbeln und Rip- pen besitzt das Göttinger Museum von Tönjesberg. Machimosaurus MEYER. Machimosaurus Hugii MEYER. Einzelne stumpf kegelförmige, längsgestreifte Zähne von fast kreisrundem Querschnitte und oft 30 Mm. Länge. Diese sämmt- lichen Fisch- und Saurierreste, denen sich noch mehrere unbe- stimmte anschliessen, treten schon im Dolomit des oberen Oxford am Lindener Berge auf und erreichen das Maximum ihrer Ent- wickelung in den unteren Aporrhais-Schichten am 'Tönjesberge. Chelonii. Idiochelys MEYER. In den Sammlungen des Göttinger Museums und des Herrn Wırre befinden sich reiche Suiten .von Schildkröten-Resten, wel- che sämmtlich vom Tönjesberge bei Hannover stammen. So ist Herr WırrE in Besitz von drei vollständigen Panzern und eines gut erhaltenen Kopfes, des einzigen hier gefundenen Exemplars. Der Göttinger Sammlung gehört ein fast vollständiger Rücken- panzer an. Zwei gut erhaltene Bauchpanzer, die sieh durch die 7- bis Sfach ausgezackten fächerförmig erweiterten Seitenstücke auszeichnen, liegen aus der Sammlung meines Vaters vor. Die Chelonier ‘beginnen mit der unteren Nerineenbank der Kimmeridge-Gruppe und erreichen in den unteren Aporrhais- Schichten das Maximum ihrer Entwickelung. Ueber dem oolithischen Kalkstein in der oberen Abtheilung der Aporrhais-Schichten finden sie sich selten. 246 Tahellarische Uebersicht der verticalen Verbreitung der wichtigsten fossilen Reste der Aporrhais- Schichten bei Hannover. Untere | Obere . Aporrhais- | Aporrhais- Schichten | Schichten Nautilus dorsatus —- Aporrhais Oceani — nodifera —_ cingulata Nerinea Gosae | — . pyramidalıs | — Moreana ° Nerita minima Natica punctata — .. macrosioma — .7 subnodosa Chemnitzia Clio — Armbrustii 5 Chemnitzia paludinaeformis di —_ geniculata Turbo tenuistriatus . ar Xenophorus discus Ri 3:2 8; PERORF. BUS FERIEN NEN Rissoina. interrupta a Astarta scalaris \ hr Actaeonina cylindrica | — | Terebratula subsella 1 nm Ostrea multiformis Esxogyra spiralis Ostrea solitaria ; | gg | Anomia undata x 2 Pecten comatus 4 Lima monsbeliardensis Avicula oxyptera Heteropora cingulata | Untere Obere. Aporrhais- | Aporrhais- Schichten Schichten Perna subplana 2 Mytilus pernoides Gervillia Gessneri — Goldfussit Trichites Saussurei | — > 1 - Mytilus jurensis nn Lithodomus socialıs Arca Choffati Trigonia gibbosa | | — | Protocardia eduliformis | — Lueina subtriata | — Elsgaudiae a — plebeja | Corbis subelathrata | u — ; Cyprina Saussurei —|- um Cyprina nuculaeformis I — Astarte minima | — | Gresslya excentrica ; z orbicularis Echinobrissus major ; | | —— | Cidaris pyrifera _i- -_.— Echinopsis Nattheimensis | -_—— Pentacrinus astralıs Heteropora arborea Astrocoenia suffarcinata Cyclolites | | | _— 248 Erläuterung der Tafeln. Tafel x. . Cerithium 'septemplicatum Roen., b. vergrösserte Schlusswindung. . Chemnitzia, dichotoma Cren. . Chemnitzia geniculata Cren. . Rissoina interrupta Cren». Chemnitzia paludinaeformis Cre». . Turbo tenuistriatus CRED. . Xenophorus discus CrE». . Nerita minima Creo. . Anomia undata Contes. a. Ventral-Schale, b. Dorsal-Schale. . Gervillia Gessneri Taurm. a. rechte, b linke Klappe. . Lucina Elsgaudiae Conte). var. . Heteropora cingulata Cre». Tafel XI. . Heteropora arborea Dune. u. Koch. . Cidaris pyrifera Ac. . Astrocoenia suffarcinata ÜRreE». . Cyclolites sp. 7 . Pyenodus irregularis Ac., Unterkiefer. . Asteracanthus, Flossenstachel. . Pyenodus Hugii As. Unterkiefer in ihrer wahrscheinlichen Stel- lung, a. von oben, b. von hinten gesehen. . Pyenodus-Vomer von oben ..Aybodus-Zahn. 249 3. Beiträge zur Kenntniss der eruptiven Gesteine der Alpen. | Von Herrn G. vom Rarn ın Bonn. » Hierzu Tafel XII. I. Ueber das Gestein des Adamello-Gebirges. Südlich vom Tonale, jener tiefen Gebirgssenkung (6251 Wien. Fuss) *), welche aus der Val di Sole (Tyrol) in die Val Camo- nica (Lombardei) führt, erhebt sich ein mächtiges Gebirge, dessen höchster Gipfel, der Monte Adamello, eine Höhe von 11255 Wien. Fuss nach WELDEN erreicht. Dieses Gebirge besteht in seinem centralen Theile, welcher von Norden nach Süden eine Ausdeh- nung von 5 bis 6 Meilen bei einer Breite von 4 Meilen erreicht, aus einem eigenthümlichen, bisher noch nicht beschriebenen Ge- steine, welches, wie ich nachzuweisen versuchen werde, keinem der bis jetzt bekannten und benannten Felsarten zugeordnet wer- den kann. Es möge mir gestattet sein, in gegenwärtiger Ab- handlung dem Adamello-Gesteine den Namen Tonalit beizulegen nach dem Monte Tonale, dem bekanntesten und am leichtesten erreichbaren Punkte, wo dasselbe anstehend gefunden wird. Der Tonalit ist ein quarzreiches Gestein der Granit-Familie, welches in wesentlicher Menge eine trikline, dem sogenannten Andesin ähnliche Feldspath-Species enthält und nur in sehr ge- ringer Menge und als accessorischen Gemengtheil Orthoklas ein- schliesst. In dem petrographischen Systeme, welches nicht nach mineralogischen Merkmalen allein, sondern nach mineralogischen und geognostischen zugleich aufzustellen ist, gebührt dem neuen Gesteine seine Stelle unmittelbar neben dem Diorit. Das Fehlen des Orthoklas als wesentlichen Gemengtheils vermag nicht eine Trennung von der Granit-Familie zu begründen; so wenig wie *) Die Höhen sind entnommen der „Zusammenstellung der Höhen- messungen der Lombardei und Venetiens”, sowie derjenigen Tyrols von SENONER, Jahrb. d. geol. Reichsanstalt, 1851. 250 der Mangel an Sanidin die Gesteine der Wolkenburg und des Stenzelbergs von der Trachyt-Familie ausschliessen. Der Tonalit enthält in körnigem Gemenge als wesentliche Bestandtheile: eine trikline Feldspath-Species, Quarz, ann, glimmer und Hornblende. Der trikline Feldspath en: in Kleinen ‘oder auch grösseren Körnern (+ bis 3 Linien gross) von gerundeter Form, an denen man indess zuweilen deutlich die Gestalt der einge- wachsenen Krystalle der Feldspath-ähnlichen Mineralien erkennen kann. Folgende Flächen liessen sich bestimmen: T und 1 (das vertikale rhomboidische Prisma), M (Längsfläche), P (die Basis), und y (hintere schiefe Endfläche). Vollkommen. spaltbar nach zwei sich unter dem Winkel von ungefähr 93 Grad schneiden- den Ebenen (P und M). M besitzt Peilmutterglanz. Auf der Fläche P sind fast immer die für die triklinen Feldspath-Species charakteristischen Zwillingsstreifen sehr deutlich. Die Krystalle sind demnach polysynthetisch nach dem Gesetze: Zwillingsebene ist M. Der einspringende Winkel auf P (P:P) konnte ziemlich genau gemessen werden = 172° 57’. Dieser Winkel liegt näher den entsprechenden Winkeln des Labradors und Albits als dem- jenigen des Oligoklas*). Die Farbe ist immer schneeweiss, Härte wie Feldspath, durch Chlorwasserstoffsäure nicht vollkommen zer- setzbar, scheinbar durchaus frisch, namentlich ohne Gehalt an kohlensaurem Kalke. Zur chemischen Analyse wurden die Kry- stalle sorgsam ausgesucht, leicht sind sie zu scheiden vom Glim- mer und von der Hornblende, schwieriger vom Quarz. I. Feldspath aus dem Tonalit von ValSan vbich? tino; spec. Gew. (bei 17, Grad C.) = 2,695. Angew. Substanz 1,215 (geschmolzen mit reinstem kohlensauren Baryt). Kieselsäure . 56,79 os = 30,28 Thonerde . . 28,48 13,33 Kalkerde . . 8,56 2,44 Magnesia . . 0,00 ee a 0,06f +97 Natron. . >. 6,10 1,57 Glühverlust . 0,24 100,51 *) Nach den von MiLLer aufgenommenen Messungen. beträgt. jene | Zwillingskante (P:P) beim Anorthit 171036’ . Oligoklas 173° 30’ Labrador 17250’ Albit -172048’ Se l 251 II. Feldspath aus einer etwas verschiedenen Ge- steins-Varietät desselben Thals; spec. Gewicht ( bei 12 Grad C.) = 2,676. Mit kohlensaurem Mit Fluorwasserstoff- Natron geschmolzen. säure zersetzt. Angew.Menge 0,901 1,773 Mittel. Kieselsäure 58,15 58,15 0 31,01 Ehonerde 2648 ... :26,62-, . 26,55 12,40 Kalkerde . 9,03 8,29 8,66 2,47 Magnesia. 0,12 Spur 0,06 je AM Kali 28* Natron . 2) 182 Glühverlust 0,30 0,30 | 100,00 Das Sauerstoffverhältniss R:Ä1:Si beträgt bei I. = 0,916 : 3 : 6,815 „ yurks= 0,9941 .:883: 27,508 Die Verschiedenheit der beiden Analysen beruht vorzugs- . weise in dem Gehalte an Kieselsäure. Die etwas grössere Menge derselben in II. möchte sich leicht durch etwas beigemengten Quarz erklären, auf dessen Ausscheidung bei I. die grösste Sorg- falt verwandt wurde. I. möchte demnach der wahren Aueehung unseres Feldspaths näher kommen als II. Es ist bereits eine ganze Reihe Feldspath - ähnlicher Mine- ralien von fast gleicher Zusammensetzung mit dem Tonalit-Feld- spath bekannt, von denen einige hier anzugeben, Interesse haben dürfte (s. RAMMELSBERG, Mineralchemie „‚Andesin”): 1) Eingliedrige Feldspath-Zwillinge aus dem Porphyre bleu amphibolifere (Coquand), wahrscheinlich Dioritporphyr (Granito a mandola) des Esterel- Gebirges bei Frejus, spec, Gew. 2,68. Inneres dieser mit einer trüben, etwas zersetzten Rinde u Krystalle, nach CH. DEVILLE. 2) Schneeweisse Zwillingskrystalle aus dem Andesit**) [Dioritporphyr] von Popayan in Südamerika, spec. Gew. 2,64, nach FRANCIS. 3) „Andesin” aus einer quarzfreien Gesteinsabänderung *) Die Summe der Alkalien, aus dem Verluste bestimmt, wurde bei der Sauerstoff-Berechnung als Natron angesehen, wobei mit Rücksicht auf die vorige Analyse nur ein sehr kleiner Fehler begangen wird. **) Vergl. v. HumsoLor, Kosmos Bd. IV, S. 633— 636. 252 [Dioritporphyr] von Cucurusape bei Popayan, spec. Gen 2,64, nach DevILLE. 1. 2; 3 } Kieselsäure . 57,01 56,72 58,11 Thonerde ı.» .... 28,05 ., 26552 ...28,16 z Eisenoxyd . . 0,00 0,70 0,00 Kalkerde . .. 753. 0380 003 Magnesia . . 0,39 0,00 1,52 Kal. ee OM 2 0,80 0,44 Natron." . : 547 6,19 5,17 Glühverlust . 1,43 0,00 1,25 # 100,00 100,31 100,00 Das Sauerstoffverhältniss R:R: Si beträgt bei 1. = 0,85 : 3 : 6,95 % ven: — 1.089,28 20003 2 ei0,5l ers Noch mögen hier eine Stelle finden die aus den Formeln des Andesins und des Labradors berechneten Mischungen, sowie die Zusammensetzung einer Feldspath-Species, welcher das Sauer- stoffverhältniss 1:3:7 zu Grunde liegen würde. Andesin - Formel (+ Ca +: 2Na) Si -H A1Si®: Kieselsäure 59,82, Thonerde 25,62, Kulkerde 8,38, Natron 6,18. © Labrador-Formel (2Ca + {Na) Si + ÄlSi?: Kieselsäure 52,89, Thonerde 30,21, Kalkerde 12,34, Natron 4,56. Feldspath*) zusammengesetzt aus 2 At. R (& Ca + &. Na), | 2 At. Äl, 7 At. Si: Kieselsäure 56,57, Thonerde 27,69, Kalk- erde 9,05, Natron 6,69. | Es leuchtet ein, dass weder der Tonalit-Feldspath I. noch f, die Mineralien 1., 2. und 3. mit einer der bisher sicher erwie- senen Berarlheren Feldspath-Species (als solche können nur gel- ten: Anorthit, Labrador, Oligoklas, Albit und Orthoklas) ver- einigt werden können. Doch auch von dem durch die Andesin- Formel verlangten Sauerstoffverhältniss (1:3: 8) weichen jene Analysen zu sehr ab, als dass diese Zahlenreihe als die natur- gemässe betrachtet werden könnte. Vielmehr liegen die gefun- denen Sauerstoff-Zahlen fast genau in der Mitte zwischen der Proportion des Andesins und jener des Labradors, d. h. sie fol- #: gen sehr nahe dem Gesetze 1:3 :7. | *) Die Formel könnte in folgender Weise geschrieben werden: 2Na-+ 20a)? Si? + A? Sit. ) 253 Ohne die Existenz einer gemäss diesen Zahlen gemischten Feldspath-Species durch obige Analysen als bewiesen zu erach- ten, kann man doch nicht leugnen, dass die Proportion 1:3: 9 (seitdem in der Kieselsäure 2 Atome Sauerstoff angenommen werden) zu einer kaum weniger schwierigen Formel führt als die Proportion 1:3:7. Fast könnte man versucht sein DELESSE zuzustimmen, wenn er sagt: D’alleurs il importe beaucoup plus de connaitre la composition des Feldspaths, qui forment la base des roches, que de discuter sur le nom, qui convient de leur donner. G.Ross tritt zwar DELeESSE’s Ausspruch mit den Worten entgegen: „Man kennt ein Mineral nicht, wenn man demselben keinen Namen geben kann. Bei reinen unzersetzten Feldspathen hat man eine solche Diskussion nicht nöthig, indem sich bier die chemische Formel und somit der Name aus der Analyse, wenn sie richtig ist, von selbst ergiebt. Wo man jene nöthig hat, kann man überzeugt sein, dass man es mit einem unreinen oder zersetzten Feldspath zu thun hat” (diese Zeitschrift Jahrg. 1859, S. 304). So treffend diese Bemerkung in Bezug auf die von DELEsse untersuchten kleinen Feldspath - Krystalle aus dem antiken Porphyre ist, so möchte derselben ein gleiches Gewicht nicht zukommen in Bezug auf die Feldspathe, deren Mischung oben angegeben ist. Denn weder das Innere der Kry- stalle aus dem Dioritporphyr von Frejus, noch diejenigen aus den ähnlichen amerikanischen Gesteinen sind in einem solchen Grade zersetzt*), dass man ihre ursprüngliche Mischung als über- einstimmend mit der Formel einer jener sicher bekannten Feld- spath-Species ansehen könnte. Dass der Feldspath unseres Ge- steins kein Gemenge, sondern ein einfaches Mineral sei, diese Ueberzeugung gewann ich schon (1857), als ich das prächtige Gestein auf dem Tonale-Passe zuerst erblickte. Als ich in den Jahren 1862 und 1863 das Adamello-Gebirge wiederholt be- "suchte, ist die früher gewonnene Ueberzeugung nur noch mehr befestigt worden. *) In gewissem Grade zersetzt ist wohl aller Feldspath der graniti- schen Gesteine (und nicht weniger der Oligoklas); denn sonst müsste derselbe die physikalischen Eigenschaften, namentlich die Durchsichtigkeit des Sanidins oder des Adulars besitzen. Indess ist trotz dieser begonne- ' nen Zersetzung die durch eine Formel auszudrückende Zusammensetzung nicht in erheblicher Weise gestört weder bei dem gemeinen Feldspath noch bei dem Oligoklas. ! Ä 254 Die angeführten Thatsachen, verbunden mit der grossen Uebereinstimmung, welche die in Rede stehenden Feldspath-ähn- lichen Mineralien von so entfernten Fundorten (denen noch meh- rere_andere angereiht werden könnten) zeigen, scheint es in hohem. Grade wahrscheinlich zu machen, dass uns bier eine eigenthümliche Feldspath-Species (1:3:7) vorliegt. Möchte es bald gelingen durch Auffndung und Untersuchung aufgewachsener Kıry- stalle dieser Art die Sache zur Entscheidung zu bringen. Der Feldspath, stets von schneeweisser Farbe, erscheint ent- weder in einem körnigen Gemenge mit den übrigen Bestandthei- len, oder er bildet — seltener -— die feinkörnige Gesteinsgrund- masse, in welcher die übrigen Gemengtheile ausgeschieden: sind. Auch im letzteren Falle erkennt man inmitten der feinkörnigen Grundmasse viele (zum Theil bis 4 Linien grosse) gestreifte Spaltungsflächen. Der graulichweisss Quarz ist stets in reichlicher Menge vorhanden, zuweilen in gleicher wie der Feldspath. Er bildet meist unregelmässig gerundete Körner, seltener gerundete Di- hexaeder bis 4 Linien gross. Auch in letzterem Falle zerreissen die : Quarzkörner auf dem Gesteinsbruche; verhalten sich also - nicht wie die Quarzdihexaeder im Porphyr, welche beim Zerspal- ten des Gesteins ihren Zusammenhalt zu bewahren pflegen. Die stets regelmässig sechsseitig begrenzten Blättchen des schwärzlichbraunen Magnesiaglimmers tragen bei ihrer Grösse | (1 bis 3 Linien) besonders zum schönen Ansehen des Gesteins bei. Zuweilen bildet auch der Glimmer säulenförmige Krystalle. }i gegen die Enden sich etwas verjüngend, in der Richtung der Hauptaxe 2 bis 4 Linien ausgedehnt.*) ‘Die Hornblende ist schwärzlichgrün, meist in kurzen dicken, selten in längeren prismatischen Krystallen vorhanden. Die Grösse schwankt zwischen einigen Linien und + bis 1 Zoll. Die Hornblende besitzt auf den Spaltungsflächen einen matten, sei- denartigen Glanz nach Art des Uralits; doch findet dies nicht immer statt. Den grösseren Hornblende-Krystallen sind fast immer un- regelmässig gelagerte Magnesiaglimmer - Blättchen eingemengt. Auch beim Tonalit bewahrheitet sich die vielfach gemachte Beob- achtung, dass Hornblende und Magnesiaglimmer sich in gewisser *) In Stücken, welche längere Zeit in Chlorwasserstoffsäure lagen, verliert der Glimmer seine dunkle Farbe und wird silberweiss. | \ I A Weise vertreten. Zwar findet man in keinem Handstücke eines dieser Mineralien allein, sondern stets beide. Aber wenn der Glimmer in grosser Menge erscheint, so tritt die Hornblende mehr zurück; und wenn umgekehrt (was indess nur selten der Fall ist) die Hornblende überwiegt, so ist wenig Glimmer vor- handen. Der Tonalit ist eines der dem. Auge wohlgefälligsten Ge- _ steine, namentlich jene Abänderungen, welche reich an Glimmer oder Hornblende, :deren schwärzliche Krystalle sich aus der schnee- weissen Gesteinsmasse schön abheben. Prachtvolle Stücke dieser Art erbliekt man in der Sammlung des Ferdinandeum zu Inns- pruck. Von accessorischen Gemengtheilen finden sich im Tona- lit: Orthoklas, Orthit, Titanit, Magneteisen. Der Orthoklas tritt als unwesentlicher Bestandtheil in so eigenthümlicher Ausbildung auf, wie ich ihn bisher noch in kei- nem andern Gesteine beobachtet; eine Erscheinungsweise, welche zugleich seine Unterscheidung vom triklinen Feldspath möglich macht. Der Orthoklas bildet weisse Körner von unregelmässiger Begrenzung, wenige Linien bis , Zoll in den drei Raumesrich- tungen ausgedehnt. Diese Körner bestehen nur zum geringen Theile aus Orthoklas, zum weitaus grösseren aus Quarz, welcher nach der Weise des Schriftgranits mit dem Orthoklas verwachsen zu sein scheint. Einen bemerkenswerthen Anblick gewähren die bis + Zoll im Quadrat messenden Spaltungsflächen des Orthoklas, indem - sie, von sehr vielen Quarzkörnern unterbrochen, oft isolirte Partien darbieten: eine Erscheinung, welche man nicht selten beim Schil- lerspath, Glimmer u. s. w. beobachtet. Die Spaltflächen des Or- thoklas besitzen nicht eine Spur von Streifung, zeigen einen et- was stärkeren Glanz als die entsprechenden Flächen des triklinen Feldspaths. Ausser in Verwachsung mit’ Quarz in der eben an- . gegebenen Weise findet sich im Tonalit kein Orthoklas, welcher überhaupt nicht allgemein, sondern nur in einzelnen Partien des Gebirges vorzukommen scheint. In den Stücken von Edolo, Cede- golo, Brenno finde ich keinen Orthoklas, wohl aber im Gesteine des Valentino-Thals, und in sehr geringer Menge am Avio-See. ‚Ausser Quarz ist dem Orthoklas auch trikliner Feldspath ein- ı gemengt. & Der Orthit erscheint in nadelförmigen Krystallen und dün- \'ınen Prismen bis 4 Zoll lang, eingewachsen. Die Form ist ein | 'unsymmetrisches Prisma, dessen stumpfe Kante = 115° 3’ ge- 256 Orthit aus dem Tonalit. messen wurde. Die scharfe Kante wird | durch zwei Flächen abgestumpft. Die En- | digung wird durch ein schiefes rhombisches Prisma gebildet. ' Die an diesem Orthite (siehe neben- | stehende Figur) beobachteten Flächen er- halten folgende Zeichen (in Bezug auf die gewählten Axen vergl. PoGc. Ann. Bd. CXIH. S. 281 und QuEnsTEDT, Mineralo- | gie 2. Aufl. $. 367): | M = (c:ooa:o0ob) Tı=s(asiochn ee) re (dreh) lei,= ldakadloelh) mn. =ıl@alsbnh) Winkel gemessen am Orthit: des Adamello-Gesteins vom Laacher See MT 150 fa} M a0 105° 12’ Der Bestimmung der Flächen r und 1 liegen annähernde | Messungen zu Grunde. Keine deutliche Spaltbarkeit, rein schwarze | Farbe, muschliger Bruch. Vor dem Löthrohr schmilzt der Orthit | des neuen Vorkommens leicht und unter heftigem Schäumen, | nicht löslich in Chlorwasserstoffsäure. Strichpulver grünlichgrau. | Der Orthit scheint im Tonalit allgemein verbreitet zu sein; er | findet sich in Stücken, welche ich bei Cedegolo im Camonica-Thale | sammelte, am Lago d’Avio (im nördlichen Theile des Gebirgs), | hauptsächlich aber in jenen mächtigen Blöcken, welche oberhalb | des Dorfs Villa an der Ausmündung der Val San Valentino lie- | gen. An letzterem Orte ist der Orthit so häufig, dass man den- N selben fast einen wesentlichen Gemengtheil nennen könnte. *) | Br Der Titanit erscheint nur selten, und in sehr kleinen dem | blossen Auge kaum wahrnehmbaren Krystallen von gelblicher | rl Farbe. bi IM Ä Magneteisen in kleinen oktaedrischen Krystallen. Die- Su jenigen Mineralien, welche. in Drusen der alten eruptiven Ge- | Da i ' bun anf *) Der Orthit scheint bisher in den Oesterreichischen Staaten noch | ka nicht beobachtet worden zu sein; wenigstens führt denselben v. Zepu4- |, ROWICH in seinem mineralog. Lexicon nicht auf. rn. Wo 'steine sich zu finden pflegen, müssen dem Tonalite fehlen, da demselben überhaupt die Drusenbildung abgeht. Zur Ermittelung der Gesammtmischung des Tonalits wählte ich eine normale Gesteins-Varietät anstehend im Herzen des Ge- birges am Avio-See. Dieselbe enthielt deutlich gestreifte Feld- spath-Körner, sehr viel Quarz, wenig Hornblende, mehr Glimmer, eine sehr geringe Menge jener Verwachsung von Orthoklas mit Quarz. Es wurde ein hinlänglich grosses Handstück_ zerkleinert, um die Zusammensetzung als die normale des Gesteins betrach- - ten zu können. Tonalit vom Avio-See; spec. Gew. 2,724 (19 Grad C.). mit NÖ mit BaC geschmolzen. Angew. Menge 1,668 2,141 Mittel Kieselsäure. (66,08) 66,91 66,91 O = 35,68 Thonerde . 15,05 15,20 7,11 Eisenoxydul 6,45 jie/22,52 6,45 1,93 Kalkerde . 3,73 (3,00) 3,13 1,06 “ Magnesia . 2,29 2,40 2,35 0933 Kalt... ., \ 0,86 0,86 0,15 Natron . . 3,33 3,33 0,86 Wasser . . 5.0.16 0, _0,16 | 98,99 99 Sauerstoffquotient (Fe als Fe ber.).—=.;0;, 338 > H (Fe als Fe ber.) = 0,334. Die vorstehende Analyse beweist, dass auch in dem unter- suchten Gesteine ein Feldspath von ähnlicher Zusammensetzung wie die oben analysirten vorhanden ist, und ferner bestätigt sie, dass der Tonalit eine eigenthümliche Stellung in der petrogra- | phischen Reihe einnehmend, gleichsam eine Lücke zwischen den Graniten und den Dioriten ausfüllt. Von den Graniten unter- scheidet sich unser Gestein schon durch den Sauerstoffquotient, welcher bei den ächten Graniten kaum 0,3 erreicht, meist ge- ringer ist. Die Diorite andrerseits zeigen einen weit höheren Sauerstoffquotienten: sind es doch fast immer quarzfreie Gesteine. | Der geringe Kieselsäure- Gehalt des untersuchten Tonalits, ver- bunden mit der grossen ausgeschiedenen Quarzmenge (welche auf nicht weniger als ein Drittel des Gesteins geschätzt werden kann) und dem nur untergeordneten Gehalte an Glimmer und Hornblende, liefern den Beweis, dass auch in dem Gesteine des Zeits,.d. d.geol. Ges. XVI. 2, 47 258 Avio-Sees ein jenen Ada ähnlichen Feldspathen verwandtes Mineral in überwiegender Menge vorhanden ist. Wohl würde ;es interessant sein, die Mischung des Tonalits zu vergleichen mit derjenigen der anderen mächtigen Eruptions- massen, welche auf dem weiten Raume des Alpengebirges empor- gestiegen sind: der Gesteine der Cima d’Asta, von Brixen, Ber- nina, San Martino, St. Gotthardt, Montblane, Baveno u. s. w. Doch fehlt es hier noch sehr an den nöthigen Untersuchungen. Nur von folgenden Alpengesteinen liegen vollständige durch Bussen ausgeführte Analysen vor: I. Granitgneiss vom St. Gott- hardthospiz, II. Protogin vom Montanvert (Monthlane), IH. Gra- nit von Baveno (rothe Varietät) (s. Rorn, Gesteins- Analysen, Bau) 4 1. I. III. Kieselsäure . . 7079 -71,51 74,82 Thonerde . . 16,63 16,29 16,14 Eisenoxydul. . 2,53 3,30: 1,5927 Kalkerder:, aui4;62 4,18 1,68 Magnesia . . 0,68 0,41 0,47 Ralie a 3%40....08,69 2,37 3,55 Natron ©... =) 0,32 270 6,12 Massen 0,5 0,78 - 102,69 - 101,61 104,30 Sauerstoffquotient 0,300 0,283 0,269. Den Gneissgranit (Protogin) des Montblanc-Gipfels unter- suchten auch SCHÖNFELD und RoScOE: Kieselsäure . 71,41 Thonerde. . 14,45 Eisenoxydul. 2,58 Kalkerde. . 2,49 z Magnesia. . 4,11 Kali... 0.000207 Nafron. ... ....3.05 Wasser .. . 1,25 99,11. Sauerstoffquotient = 0,255 oder 0,263 (Fe). Spec. Gew. 2,7088 (s. Roru, Gesteins-Analysen, S. 4). Die Gleichartigkeit des Gesteins ist durch das ganze Ada- mello-Gebirge auffallend gross. In dieser Hinsicht erinnert unser 259 Tonalit an den Granit, welcher ja auch durch ganze Gebirge, die er zusammensetzt, oft ganz gleich ist. Die kleinen Unterschiede des Adamello-Gesteins werden bedingt durch ein etwas gröberes oder feineres Korn, durch reichlicheres oder geringeres Auftreten von Glimmer oder Hornblende. Bei Tione an der östlichen Grenze des Eruptivgesteins findet sich eine übrigens nicht sehr verbreitete Varietät, in welcher Glimmer und Hornblende unge- fähr parallele Lagen bilden. An der nördlichen und westlichen - Gebirgsgrenze sah’ ich indess nichts Aehnliches.. Auch der Gra- nit von Brixen nimmt an seinem westlichen Ende bei Brunnecken Parallelstruktur an; ebenso der Granit von San Martino an sei- nem südlichen Ende bei Traona im untern Veltlin. Die Gesteinsmasse des Tonalits umschliesst eine sehr grosse Menge dunkler sphäroidischer Körper, welche, fest mit der um- hüllenden Masse verwachsen und in dieselbe übergehend, sich von derselben wesentlich nur unterscheiden durch Vorherrschen des Glimmers und der Hornblende und Zurücktreten des Quarz und des Feldspaths. Diese schwärzlichen Concretionen, welche gleich häufig im Centrum des Gebirges und nahe den Grenzen gegen die umlagernden Schieferschichten beobachtet werden, sind so verbreitet, dass unter den Tausenden von Prellsteinen, welche man längs der prächtigen Strassen von Giudicarien und Ren- dena, sowie in Val Camonica erblickt, kaum einer ohne jene schwärzlichen Ausscheidungen ist. — Bekanntlich ist dieselbe Erscheinung in manchen Granitgebieten sehr häufig (wohl in keinem häufiger als in demjenigen der Cima d’Asta, s. Verh. d. naturh. Ver. d. preuss. Rheinl. u. Westph. 20. Jahrg. Sitzungsber. 8. 25), und hat zu abweichenden Ansichten Veranlassung gege- ben. Theils glaubte man umgewandelte Fragmente älterer schie- feriger Gesteine vor sich zu haben, theils sah man sie für Con- eretionen an. Die so überaus zahlreichen dunklen Partien im Tonalit sind unzweifelhaft Ausscheidungen aus der Gesteinsmasse selbst, und nicht Einschlüsse. Denn dieselben sind auf das - Innigste mit dem umschliessenden Gesteine verbunden, in welches sie in mineralogischer Hinsicht vollkommen übergehen; sie haben nie das Ansehen von Bruchstücken, sind vielmehr immer gerundet; erfüllen durch das ganze Gebirge hin den Fels in gleicher Weise.*) *) Zu derselben Ansicht kam Herr C.v. Fritsch in seinem trefflichen Aufsatze „Geognostische Skizze der Umgegend von Ilmenau”, s. diese Zeitschrift Jahrg. 1860, S. 106, 107. Während der Granit der Cima ie” m In dem durchweg so gleichartigen Tonalit treten nur ver- einzelte schmale gangförmige Bildungen auf. Es sind: theils schmale Quarzschnüre, welche auf der verwitterten Felsfläche als Leisten hervorragen, theils bestehen sie aus einer dichten Masse desselben triklinen Feldspaths, welcher in wesentlicher Menge das Gestein constituirt. Andere Gänge sind mit einem Gemenge von Orthoklas, Quarz und einer triklmen Feldspath-Species er- 7 füllt. Beide Feldspath- Arten sind zum Theil von Quarz durch- wachsen. Gänge dieser letzteren Art fand ich in der Val Br guzzo und äm See Avio; sie sind nicht häufig. Seit Vollendung der Strasse durch Val di Sole werden ich Tonalit-Werksteine nach Trient geführt, um dort zu Pilastern und Säulen gehauen zu werden. Der Stein lässt sich nach jeder Richtung in gleicher Weise spalten; er hat keine vorherrschende Spaltbarkeit.*) Am mehreren Orten des Gebirges zeigt der Fels eine vertikale pfeilerförmige Zerklüftung, so am Monte Stablo, am Ursprunge des Breguzzo-Thals. Die durch theilweise Zer- störung des Gebirges losgelösten Felsblöcke, meist von sphäroida- ler Gestalt, oft mehrere Cubikklafter gross, sind über alle Thäler und Vorhöhen zerstreut. Aus diesen Findlingen, welche sich leicht in grosse ebene Werkstücke spalten lassen, sind alle Kir- chen und grösseren Gebäude der umliegenden Thalschaft aufge- führt. **) d’Asta mit jenen dunklen Ellipsoiden ganz erfüllt ist, sind sie zu Baveno Seltenheiten. Wo der Baveno-Granitit an den umlagernden Schiefer grenzt, umhüllt er viele kantige, gehärtete Schieferfragmente. Diese Einschlüsse haben indess keine Aehnlichkeit mit den in Rede stehenden Ausscheidungen. _ *) Dieser letztere Fall, eine vorherrschende Spaltbarkeit, scheint beim Granit der gewöhnliche zu sein. Obgleich man am Bavenoer Granit nicht eine Spur von ‚Parallellagerung der Gemengtheile erkennen kann, spaltet der Stein doch nach einer Richtung sehr leicht und in breiten ebenen Flächen.. Die Steinhauer, welche aus langer Uebung an dem scheinbar massigen Gestein jene Spaltungsrichtung sogleich finden, nennen sie Filo mastro (Filone maestro). Ihre Lage ist durch den ganzen Ba- venoer Granitberg (Monte Motterone) eine gesetzmässige. **) Beachtenswerthe Beobachtungen über die Verbreitung erratischer Tonalit-Blöcke im südwestlichen Theile von Tyrol machte (1844) Jos. Triınker (jetzt Berghauptmann in Belluno, s. Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1551, I. 74—78). Die Blöcke liegen nicht nur auf dem westlichen, sondern auch auf dem östlichen Gehänge der Thäler Rendena und des südlichen Giudicarien. ‚In der Nähe von Condino auf der Seite gegen 261 Das Adamello-Gebirge, so weit es aus unserem Eruptivge- stein besteht, besitzt eine von den andern alpinischen Hochgebir- gen verschiedene physiognomische Gestaltung: es trägt weder die Aiguilles des Montblanc, noch die St. Gotthardts-Tafeln, oder die schöne Kuppel der Asta. Der Hauptmasse nach ist es ein 'mächtiges, im Verhältniss zu den Gipfeln sehr hohes Felsge- wölbe, überragt von scharfkantigen, drei- oder vierseitigen Pyra- miden. Auf einer solchen erhabenen Felsfläche dehnen sich die zusammenhängenden, über eine Quadratmeile grossen Laris-Glet- scher aus, denen die Sarca entströmt. Von den das Thal Bre- guzzo (südlich Tione) einschliessenden Höhen gewann ich einen Blick auf das von jenen Gletschern südlich ziehende Hochgebirge: ein breites, durchaus felsiges Berggewölbe, dessen grauweisse, allmälig über 9000 Fuss ansteigende, gefurchte Fläche einen ‚unbeschreiblich öden Anblick darbot. Darüber erheben sich hier nur wenig einzelne stumpfe Pyramiden und breite Rücken. Das Haupt des Gebirges, den Monte Adamello selbst, stellt von Nord- nordwesten, aus der Gegend des Avio-Sees gesehen, die Skizze Tafel XII. dar. Entsprechend dem Auftreten des Eruptivgesteins theilt sich unser Gebirge in zwei verschieden grosse, durch einen hohen Rücken verbundene Massive, dasjenige von Laris*) im Norden und das des Monte Castello im Süden. Der Gebirgsstock von Laris, “ den Monte Giovo fand ich im Kalkgebirge den Granit [Tonalit] bis zur Höhe ‚von 3820 Fuss, dessen Trümmer zonenförmig in solcher Häufigkeit dort abgelagert erscheinen, dass man stellenweise nur auf Granit einher- ‚geht. Man vergisst darüber fast das Kalkgebirge.”’ „Ueber der ange- führten Höhe zeigte sich nicht ein einziges Granit-Fragment mehr.” Das Gewicht eines Blocks wurde auf 2220 Centner berechnet. Also finden :sich die Tonalit-Blöcke einige Tausend Fuss über dem Thalboden, durch die Thaltiefe selbst vom Hochgebirge, ihrer Heimath getrennt. Auch in den unterhalb Tione (1851 W. F. n. Trınker) mündenden Seitenthälern, ‘z. B. Val di Dalcon, traf Trınker die Hochgebirgs-Gerölle. Ihre Lage- rung bewies, dass sie hier aus dem Hauptthale, aufwärts in das Neben- ''thal getragen worden sind. Trınk&r hebt hervor, dass der Transport jener - Felsen nur durch „bewegliche fortschreitende Eismassen” geschehen sein könne. Seit der Beobachtung Tkınker’s sind namentlich in der Lombardei und Piemont in fast allen grösseren Alpenthälern die deutlichsten Spuren der Gletscherbewegung gefunden worden. *) Vergl. die betreffenden Generalstabskarten der Lombardei und Tyrols; oder Mayr’s Karte von Tyrol. Die geognost. Karte der Schweiz von STU- per und Escher stellt den westlichen Abhang des Adamello-Gebirges dar. 262 dessen Culminationspunkt der Monte Adamello ist, erfüllt den Raum zwischen den Thälern Rendena und des oberen Camoniea; die nördliche Grenze ist der Tonale-Pass, die südliche eine Ge- „birgssenkung am Lago d’Arno. Die Basis, über welcher die Gruppe Laris sich erhebt, ist fast kreisförmig, und hat eine ideale Peripherie von 15 Meilen. Ein auffallend symmetrischer Bau zeichnet das Gebirge aus, indem von der Gebirgsmitte, einem | über eine Quadratmeile grossen Eisfelde, in radialer Richtung Gebirgsrücken auslaufen, welche tief eingeschnittene Thäler ein- schliessen. Gegen Nordosten sendet dieser Gebirgsstock einen Ausläufer, den Monte Presanella (9702 Fuss) aus, welcher die Val Genova vom obersten Theile der Val di Sole scheidet. Wo sich der Gebirgsstock Laris gegen Süden in der Nähe des Lago d’Arno zu einem Rücken zusammenschnürt, da ist auch die Ausdehnung des Tonalits beschränkt, doch südlich jenes Sees erhebt sich das Gebirge zu dem zweiten Massiv, dem Monte Castello.. Wenn auch viel weniger erhaben und ausgedehnt als die nördliche Gruppe, stellt sich doch auch der schneebedeckte Monte Oastello als ein Gebirgsknoten dar, von dem aus nach verschiedenen Rich- tungen Kämme auslaufen. Er ist gegen Süden der letzte Berg mit ewigem Schnee; es folgen mächtige schildförmige Gebirgs- wölbungen, aus rothem Sandsteine (Verrucano) gebildet. | Die geognostische Bildung des Gebirges ist in seinem nörd- | lichen Theile, der Laris-Gruppe, ungemein einfach, ein überaus lehrreiches Beispiel eines eruptiven Gebirgsstocks. Das erhabene, schwer zugängliche Centrum des Gebirges ist Tonalit; es wird umlagert von steil aufgerichteten Schichtem von Glimmerschiefer und Thonschiefer. Die Bildung der Thäler, welche vom äusseren Umfange des Gebirges, die Schieferschichten durchschneidend, in das Innere eindringen, ist eine sehr übereinstimmende. Um die Gesteinsgrenze zu sehen, besuchte ich mehrere Thäler, deren Ursprung in der Tonalit-Masse liegt, namentlich Avio und Bre- gUZZO. Das obere Ende der Val Camonica von Edolo (2206 W.F.) auf- wärts wendet sich in einem Bogen gegen Osten. Dieselbe Wendung beschreibt das Streichen der Schieferschichten, welches ungefähr | mit den Tangentiallinien unseres Gebirgskreises zusammenfällt. Das südliche Gehänge dieses obersten Theils der Val Camonica besteht aus einem braunen, groben Thonschiefer, dessen Schich- ten 75 bis 80 Grad gegen Norden fallen, ist mit Tannenwald EEE ra 3 I 263 bedeckt, und versperft die Aussicht auf das dahinter liegende Hochgebirge. Bei dem Dorfe Vezza öffnet sich zwar ein Thal, in dessen Hintergrunde dunkle Felswände erscheinen. Doch ist dasselbe so kurz, dass es meinem Wunsche, tiefer in das Ge- birge einzudringen, nicht zu entsprechen schien. Drei Stunden oberhalb Edolo mündet gegenüber Temu das Avio-Thal, welches unmittelbar am Fusse des Monte Adamello entspringt. Diesem Thale eine starke Stunde aufwärts folgend erreicht man die Ge- steinsgrenze; die untere Thalhälfte ist Thonschiefer, h. 7 bis 8 streichend, 80 Grad gegen Norden fallend; das Thäl schneidet demnach normal gegen das Schichtenstreichen ein. Die Grenze gegen den Tonalit entspricht hier genau dem Streichen und Fal- len der Schieferschichten. An den mindestens 2000 Fuss steil abfallenden Thalwänden erblickt man beinahe geradlinig die Ge- steinsscheide hinaufziehen. In gleich grossartigem- Maassstabe möchte sich an wenigen Orten das Verhalten des plutonischen Gesteins zum Schiefergebirge darstellen. Was sonst in der Ge- birgstiefe dem Auge verborgen, ist hier in den mehrere Tausend Fuss senkrecht einschneidenden Thälern klar und offenbar: die Grenze des Eruptivgesteins geht entweder senkrecht zur Tiefe nieder, oder fällt steil nach aussen; dasselbe richtete den Thon- schiefer ringsum empor, dessen Schichten um so steiler von der Grenze abfallen je näher an derselben. Die Sohle des Avio- Thals hebt sich nun in einer steilen Terrasse um etwa 1000 Fuss empor. Von der Höhe derselben erblickt man die obere im Tonalit-Fels eingesenkte Hälfte des Avio-Thals.*) Von der Mitte des Avio-Thals zieht die Gesteinsgrenze nach dem Tonale-Pass, dessen nördlicher unter einem Winkel von 15 bis 20 Grad sich erhebender Abhang aus Schiefer besteht, wäh- rend die hohe Felsenmauer, welche den Pass im Süden begrenzt, Tonalit ist. Das Breguzzo-Thal, welches bei Bondo ins Hauptthal von Giudiearien mündet, öffnet sich in einer engen, steilen Schlucht, in welcher h.3 streichende, vertikale oder unregelmässig fallende Kalkschichten anstehen. In der Entfernung eines Kilometers *) Von jener Felsterrasse nahe dem einsamen Avio-See ist die Skizze Tafel XII. aufgenommen. Möglichst getreu strebte ich, die majestätische Form des Monte Adamello, jenes bisher von Wenigen erblickten Berges- haupts, wiederzugeben; der Vordergrund ist nach der Erinnerung ge- zeichnet. 264 von Bondo beginnen die krystallinischen Schiefer, das Thal än-- | dert seine Richtung von westlich in nordwestlich, weitet sich und steigt nur allmälig an. Im unteren Theile des Thals herrscht ein grob- und uneben-schiefriger Glimmerschiefer, dessen Haupt- masse aus einem Aggregat schwarzer Glimmerblättchen besteht, in welchem handbreite Lagen von Quarz sich höchst unregel- mässig hin- und herwinden. Dies Gestein hat grosse Aehnlich- keit mit den die Cima d’Asta umgebenden Schieferschichten. Hö- her hinauf im Thal herrscht ein schöner, ebenflächiger Glimmer- schiefer, reich an silberweissem Glimmer, mit welchem auch Talk verwebt ist, zuweilen so reichlich, dass der Glimmer verdrängt | wird. Das Streichen der Schieferschichten ist h. 34 bis 4, also parallel der Tonalit-Grenze in diesem Theile des Gebirges. Das Fallen gegen Südosten, und zwar um so steiler, je näher der Grenze. Nahe dem Thalausgange beträgt der Fallwinkel des Glimmerthonschieferss nur etwa 30 Grad, weiter hinauf steigt derselbe bis 50 Grad und mehr. In der oberen Hälfte des | Thals ist er durchweg 75 bis 85 Grad. Die Grenzfläche zwi- schen Glimmerschiefer und Tonalit, welche im obersten Hinter- sgrunde des Thals liegt, setzt in gleicher Weise nieder. Aus den krystallinischen Schiefern der Val Breguzzo scheinen isolirte Massen von Tonalit hervorzubrechen. So erblickte ich eine halbe Stunde oberhalb Breguzzo von der nordöstlichen Thalwand eine mächtige Halde von Tonalit-Blöcken sich herabziehen. Ein an- deres isolirtes Vorkommen von Tonalit liegt an derselben Thal- wand gegenüber der V. Darno. - Im Breguzzo-Thale hat man vom Jahre 1860 bis 1862 ei- nige Bleiglanz-Gänge ausgebeutet. Die Grube liegt eiwa 2 Kilo- meter oberhalb der Einmündung der V. Darno, am Abhange des Cingledin- Berges, 300 bis 400 Fuss über der Thalsohle. Dem Glimmerschiefer sind hier Lager eines dichten Chloritschie- fers eingeschaltet, h. 3% streichend, 80 bis 84 Grad gegen Süd- osten fallend. In diesem Chloritschiefer, dessen Lager eine Mäch- tigkeit von einem bis mehrere Lachter besitzen, treten mit glei- chem Streichen und Fallen Gänge und Schnüre von Bleiglanz auf. In der Grube Santa Maria sah ich neben viel schmäleren Schnüren aüch solche von 2 bis 3 Zoll Mächtigkeit von ganz reinem Bleiglanz. Leider enthält dies Erz hier kein oder nur Spuren von Silber. Begleiter sind Kupfer- und Magnetkies. Die Erze finden sich nur derb. Die Grube hatte bei meinem Be- 265 ' suche einen Stollen von 105 Lachter Länge. Die Zahl der Stol- ' len beträgt sechs, sie liegen in vier verschiedenen Horizonten. Auch auf der südwestlichen Thalseite, unmittelbar unterhalb der Einmündung der V. Darno tritt unter. denselben Verhältnissen ein armer Bleiglanz-Gang auf. — Da der Bergbau im Thale Breguzzo durchaus der Erwartung nicht entsprochen hat, so kommt derselbe wahrscheinlich in nächster Zukunft zum Erlie- gen. Im Hintergrunde der Val Darno werden Kalkschichten - sichtbar, welche die südliche Fortsetzung der Cima del Frate bilden. Dieselben streichen h, 34 und fallen steil gegen Nord- westen, also der Tonalitgrenze zu. In der Val di Sn. Valentino wiederholen sich im Allgemei- nen die Verhältnisse von Breguzzo. Dies Thal fällt gegen das Hauptthal Rendena mit steiler Stufe ab. Weiterhin hebt sich die Thalsohle nur allmälig, die Gehänge sind gleichmässig und sanft. Im untersten Theile des Thals findet sich jener massige Glimmerthonschiefer mit gewundenen Quarzschnüren; im mittle- ren Theile herrscht lichter, ebenflächiger Glimmerschiefer. Die Schichten fallen auch hier von der Tonalit-Grenze ab, und zwar um so steiler, je näher der Grenze. Wo das Eruptivgestein be- ginnt, wird das Thal von prallen Felswänden und -pfeilern ein- geschlossen. In der Val Sn. Valentino, nahe ihrem Ausgange trifft man viele parallelepipedische, scharfkantige Blöcke eines schönen Dioritporphyrs, welche wahrscheinlichıvon Gängen her- rühren, die den Thonglimmerschiefer durchbrechen. Aehnliche Gänge fand ich in der nördlichen Umgebung des Adamello-Ge- birges, östlich von Sta. Catarina (s..diese Zeitschrift Bd. X. - 85.204 bis207). Der Dioritporphyr von Sn. Valentino enthält in einer dichten, harten grauen Grundmasse bis — Zoll grosse Kry- - stalle eines triklinen Feldspaths und feine Hornblende - Prismen. Dies Gestein ähnelt dem Dioritporphyr vom Esterelgebirge, und unterscheidet sich von demselben nur durch das Fehlen des Quar- zes, sowie durch die weisse, undurchsichtige Beschaffenheit des Feldspaths, indem der Feldspath aus dem Esterelgestein durch- scheinend ist. Ueber einige Punkte der südlichen Abtheilung des Adamello- Gebirges, deren Haupt der Monte Castello ist, gab EscHErR VON DER Lıstn Nachricht (s. StuDer Geologie d. Schweiz I. S.294—295). Vom Dorfe Paspardo in Camonica zum Lago d’Arno (nordwest- lich vom Monte Castello) emporsteigend, fand ESCHER zuerst 266 schwarzen Thonschiefer, dann im Liegenden . desselben vorherr- schend rothes Quarzconglomerat, ferner quarzreichen Glimmer- schiefer. Diese Schichten fallen 40 bis 60 Grad gegen Westen. Im Glimmerschiefer, welcher bis zum See herrscht, finden sich viele Gänge von Syenit. Am Westufer desselben beginnt Granit [Tonalit] ein kleinkörniges Gemenge von weissem Feldspath, Quarz und schwarzem Glimmer, beinahe frei von Hornblende. Etwa $ Stunde unter dem See zeigt sich mitten im Glimmer- schiefer eine 6 Meter mächtige, gangartige Masse von grünlich- grauem Porphyr, in dessen dichter Grundmasse man deutlich Feldspath, auch wohl Hornblende und hexagonale Quarzkörner erkennt. — In der Val di Fa nahe der Stadt Brenno fand Esc#er schwarzen Glimmerschiefer mit südlichem Fallen, dessen, Schich- ten nach der Höhe zu immer steiler sich aufrichten, bis sie fast vertikal stehen. In der Nähe, bei der Alp Desome, zeigten sich im Schiefer und Kalkstein Gänge von Granit-Syenit, in deren Nähe der Kalkstein weiss ist und Epidot oder Idokras einschliesst.” | ‘ Die Beobachtungen Escner’s beweisen, dass auch im süd- lichen Theile des Gebirges interessante geologische Erscheinungen einer genaueren Erforschung warten. Möchte durch diese Mit- theilung die Aufmerksamkeit, mehr als es bisher der Fall war, auf das zwar entlegene, aber jetzt nach Vollendung der Aprica- Strasse unschwer zu erreichende Adamello-Gebirge gelenkt werden. Die weitere Verbreitung des Tonalits in den Alpen nachzu- weisen bleibt künftigen Forschungen vorbehalten. Nach Stücken in der Sammlung des Ferdinandeum scheint das neue Gestein auch im Reinthal bei Brunnecken aufzutreten. Vermuthlich fin- det es sich auch in dem Gebiete zwischen Val Camonica und dem Comer-See. : Von dem Auftreten eines dem Tonalit ähnlicher Gesteins im fernen Asien in den Gebirgen von Siam giebt v. RICHTHO- FEN Nachricht (s. diese Zeitschr. Bd. XIV. S. 247). 267 A. Ueber die im Mineralreich vorkommenden Schwefelverbindungen des Eisens. Von Herrn C. Raumsısgere In Berlin. Am häufigsten kommt, wenigstens für sich, das Bisulfu- ret, FeS?’, in der Natur vor, und zwar als regulär krystallisir- ter Schwefelkies und als zweigliedrig krystallisirter Markasit . oder Speerkies. Da die chemische Untersuchung bisher keinerlei ‚Unterschied zwischen beiden Mineralien nachgewiesen hat, so ist man berechtigt, sie als heteromorphe Modifikationen des Eisen- bisulfurets anzusehen. Ihre physikalische Verschiedenheit er- streckt sich aber nicht blos auf die Form, sondern auch auf Farbe, Härte und specifisches Gewicht. Was das letztere betrifft, so ergeben die zahlreichen Wägungen von KENnNGoTT und ZEPHAROVICH, dass dasselbe nahezu 5,2 ist, denn obwohl viele Versuche eine kleinere Zahl geliefert haben, so rührt dies gewiss davon her, dass man ganze Krystalle benutzte, die im „Innern oft nicht rein sind; hat man doch Schwefelkieskrystalle (von Namur) gefunden, die im Innern 8 pCt. Quarz enthielten, andere (von Compostella), die zum Theil hohl und mit einem gelblichen Ocker erfüllt waren, daher ihr specifisches Gewicht nur 4,75, ja selbst noch weniger betrug. Beim Markasit fehlt es an genauen Wägungen reinen Materials; BREITTHAUPT giebt die Zahlen 4,601 (Freiberg), 4,847 (Littmitz) und 4,878 (Schem- nitz) an, so dass die Dichte des Markasits höchstens 4,9 zu sein scheint. Es verdient gleichfalls eine wiederholte Untersuchung, ob die Kieskrystalle aus dem Braunkohlenthon von Gross- Almerode, welche für Markasit gehalten wurden, nach KöHLer jedoch eigenthümlich ausgebildete Schwefelkieskrystalle sind, wirk- - lich nur eine Dichte von 4,826 bis 4,919 besitzen, wie derselbe gefunden hat, demn man müsste sonst annehmen, dass sie die Form des Schwefelkieses mit der Dichte des Markasits verbinden. 268 BeeıtHaupr hat schon früher das speeifische Gewicht des Schwefelkieses von mehreren Fundorten bestimmt. Johann Georgenstadt = 4,960 Freiberg und Kamsdorf = 5,000 Piemont (Würfel) = 008 Kongsberg — 54138 Ich füge einige eigene Wägungen hinzu: Traversella (Oktaedee) = 4,967 Elba (Pentagondod.) = 5,027 Ich habe das Mineral als grobes Pulver gewogen, also ge- wiss die relativ höchsten Zahlen erhalten. Man kann also un- bedenklich das specifische Gewicht des Schwefelkiesses = 5,0 setzen. - Auch theilen KEnnGcoTT und ZEPHAROVICH nur zwei Wägungen mit, nach denen die Dichte etwas grösser, nämlich 9,181 und 5,185 wäre. Ich halte diese so wie die obige von 5,198 für zu hoch. Von Markasit habe ich kürzlich gleichzlle drei al | sirte Abänderungen untersucht: Littmitz, Böhmen = 4,878 Joachimsthal —,4:863 Wollin, Ostseeküste = 4,881 Letzterer gab bei der Analyse 46,77 pCt. Eisen ‚(berechnet 46,66. pÜt.). Das speeifische Gewicht des Markasits ist also nahe = 4,9 zu setzen, um (0,1 geringer als das des Schwefelkieses, so dass sich die Atomvolume von Schwefelkies und Markasit = 50 : 51 verhalten. Von dem Kies von Gross- Almerode bemerkt KöHnLer, nach- dem er gezeigt hat, dass die Krystalle verzefrte reguläre For- men sind, dass manche derselben die Farbe des Schwefelkieses, andere die des Markasits haben, andere in der Mitte stehen. Letzteres ist in der That an den von mir untersuchten Exem- plaren der Fall. Auch das specifische Gewicht fand Könter in der Mitte liegend, und zwar | strahlige Massen —= 4,826 bis 4,837 Oktaeder —= 4,844 bis 4,907 Kubooktaeder —= 4,879 Würfel = A919 Allein dies sind doch nur dem Markasit zukommende Zahlen. \ I 269 Ich selbst fand das specifische Gewicht an grobem Pulver — 4,920 bis 4,941 (Eisengehalt — 46,19 pCt.) also doch nicht so gross, dass man an Schwefelkies denken könnte. Wie ist nun die reguläre Form mit der Dichte des Marka- sits zu reimen ? Schwefelkies und ‘Markasit verlieren in siäuker Glühhitze einen Theil des Schwefels. Dies ist zwar eine sehr bekannte Thatsache, doch weichen die Angaben über die Menge des ver- _ flüchtigten Schwefels ab. Nach BRrEDBERG geht die, Hälfte des Schwefels fort, und es bleibt Eisensulfuret, FeS, zurück. - Nach BeszELivs ist der Verlust geringer, und hat der Rückstand die Zusammensetzung des Magnetkieses. Nach meinen Versuchen beträgt der Gewichtsverlust bei starkem Glühen im Windofen nahe 24 pCt., so dass der Rückstand in der That die Magnet- kiesmischung Fe" Sn+1 hat, während die Hälfte des Schwefels 263 pCt. vom Mineral beträgt. Vielleicht lässt sich dies Re- sultat in sehr hoher Temperatur erhalten. Bei dieser Gelegen- heit fand ich, dass man die Zersetzung schon in Glasgefässen bei viel niederer Temperatur beobachten kann, wenn man das Glühen in einem Kohlensäurestrom vornimmt. Dass der Schwefelkies beim Glühen in Wasserstoff leicht die Hälfte des Schwefels abgiebt und sich in Sulfuret verwan- delt, hat H. Rose bekanntlich gezeigt. So verhält sich überhaupt jede höhere Schwefelungsstufe des Eisens, z. B. das Sesquisul- - furet und der Magnetkies. Der Magnetkies ist durch seine Eigenschaften von dem Bi- sulfuret genügend verschieden. STROMEYER’s, H.Rose’s, PLATT- NER’s und des Grafen ScHharrGorscH Analysen weichen wenig _ von einander ab; BERZELIUS hatte schon aus STROMEYER’S Ver- suchen die Formel Fe’ S® abgeleitet, die man auch im Allge-: meinen beibehalten hat, indessen bemerkte schon vor längerer Zeit Graf ScHAFFGoTscH mit Recht, dass die Analysen nicht genau übereinstimmen. In der That erhält man - nach STROMEYER Fe’ S° (Treseburg) „ ÖCHAFFGOTSCH Fe’ S!° ö ben Fetogi | (Bodenmais). “Ich habe mich neuerlich mit der Analyse des Magnetkieses beschäftigt, die Abänderungen von Bodenmais und Treseburg wiederholt, die von Harzburg, Trumbull, Xalastoc und eine kry- stallisirte von unbekanntem Fundort zum ersten Male unter- sucht. — Ferner habe ich eine Anzahl nickelhaltiger Magnetkiese analysirt, von denen Klefva und Modum. bereits von BERZELIUS und von SCHEERER untersucht waren; ich füge denselben die Abänderungen von (sap mine (Pennsylvanien), Horbach, Hilsen und eine krystallisirte, gleichfalls unbekannten Ursprungs hinzu. Nicht den an sich sehr einfachen Untersuchungsmethoden, sondern lediglich der nicht vollkommenen Reinheit des Materials ist es zuzuschreiben, dass 13 zur Vergleichung dienende Analy- sen von Magnetkiesen eine Differenz im Eisengehalt von 59,2 bis 61,5 pCt. ergeben, -so dass es ungemein schwer ist, die Zahl n in der Magnetkiesformel Fe S"+1 mit Sicherheit festzu- stellen. Eine nähere Erwägung der Umstände, die auf das Re- sultat der Magnetkiesanalysen von Einfluss sind, führt mich zu der Formel Fe?S’—6FeS- Fe?S?, welche nur 0,37 pCt. Eisen mehr verlangt als die bisher angenommene Fe’S°®, — Für die nickelhaltigen Abänderungen gilt dasselbe. Von welchem Einfluss geringe Differenzen im Eisengehalt bei derartigen Verbindungen sind, "sieht man z. B. an dem Magnetkiese von Bodenmais. H. Rose fand 61,56 pCt. Eisen (I.) Graf SCHAFFGOTSCH „ 61,17 „ „ (I Ä ich „ 60,66 „ | ’ (TII.) Danach würden diese 3 Analysen zu den Formeln Fe!’S'! = 9FeS + Fe?S° (I.) Fe’S!'° = 7FeS + Fe?S° (Il) Fe®S’ = 6FeS + Fe?S° \ un, oder Fe’S® = 5FeS + Fe?S’ j führen. Sicherlich hat jeder Untersucher das Material sorgfältigst gewählt. Diese und andere Versuche über die Sulfurete des Eisens waren durch die Frage über die Natur des in Meteoriten vor- kommenden Schwefeleisens veranlasst worden. Bekanntlich hatte G. Rose im Meteorstein von Juvenas krystallisirten Magnetkies gefunden, aber schon BERZELIUS vermuthete ausserdem das Vor- kommen von Eisensulfuret -(FeS) in Meteoriten. In der That fand ich bei Gelegenheit der Analyse des Meteoreisens von See- läsgen. vor 16 Jahren, dass das darin vorkommende Schwefeleisen das Sulfuret sei, und später haben auch Andere dasselbe Resultat aus: anderen Meteoreisen erhalten. Bei der Wichtigkeit der Frage, 271 ob zwei verschiedene Schwefeleisen in Meteoriten auftreten. schien es mir in letzter Zeit nöthig, die Versuche zu wiederholen, und zwar mit reinerem Material, als ich früher gehabt hatte, wobei keine Correction für beigemengtes Nickeleisen das Resultat zwei- felhaft machen konnte. Herrn G. Rose verdanke ich ein solches ganz nickelfreies Schwefeleisen aus dem genannten Meteoreisen, und die Analysen desselben haben in der That überzeugend ge- lehrt, dass dasselbe aus 1 At. Eisen und 1 At. Schwefel besteht. Man kann daher für diese Substanz den von HAIDINGER vorge- schlagenen Namen Troilit benutzen. Dieselbe Verbindung steckt, wiewobl I bis 2 pCt. Nickel enthaltend, in dem Meteoreisen von Sevier County, Tennessee. Das specifische Gewicht des Magnetkjeses, welches ich an 9 Abänderungen bestimmt habe, kann man im Mittel = 4,6 an- “ nehmen; der Troilit wiegt etwa 4,75 bis 4,80, so dass der Mag- netkies leichter ist, als das Sulfuret und das Bisulfuret, obwohl er seiner Zusammensetzung nach zwischen beiden liegt (Fe° S’ =TFeS -+ FeS$?). 5. Leitfische des Rothliegenden in den Lebacher und äquivalenten Schichten des Saarbrückisch-pfäl- zischen Kohlengebirges. Von Herrn E. Weiss ın Saarbrücken. In einem im „Neuen Jahrbuch für Mineralogie von LEor- HARD und GeEInITZ”, Jahrg. 1863 S. 689 ff. abgedruckten Briefe habe ich die Behauptung zu rechtfertigen gesucht, dass die han- genden Schichten des sogenannten Saarbrückisch-pfälzischen Stein- kohlengebirges, welche den weitaus grössten Theil dieses Gebir- ges zwischen Saarbrücken und Bingen ausmachen, mit dem untern Rothliegenden anderer Orte, insbesondere Schlesiens, Böhmens und Sachsens gleichaltrig seien. Diese schon früher von BEyY- Rich aufGrund der organischen Reste ausgesprochene und a.a.O. mitgetheilte Vermuthung, welche sich nun mehr und mehr recht- fertigt und zur Gewissheit erhebt, wurde von mir auf die petro- graphische und paläontologische Ausbildung des Gebirges gegrün- det, obschon petrographische sowohl als paläontologische Ver- 7 ‘ schiedenheiten übrig bleiben. Vielleicht eben deshalb möchten noch von anderer Seite Zweifel an der obigen Ansicht gehegt werden, Zweifel, welche in älteren, von so geschätzten Kräften ausgeführten Untersuchungen ihre Stütze fänden. Es schien da- her nicht überflüssig, ja vielmehr geboten, gerade von paläonto- logischer Seite nochmals die Gründe zu prüfen, welche besonders entscheidend über die Frage sind, ob unsere Lebacher Schichten — wie ich der Kürze wegen alle jene durch ihre Fischreste charakterisirten Schichten zwischen Saarbrücken und Bingen nen- nen will — mit denen von Ruppersdorf u. s. w. gleichwerthig sind. Eine derartige Revision dürfte auch üm so mehr grade jetzt von Interesse sein, als bereits ein Theil des hier zu be- rücksichtigenden Gebietes durch das Blatt „Trier” der schönen geognostischen Karte von Rheinland - Westphalen des Herrn VON DEcHEN vor die Augen des geognostischen Publikums gebracht, eine Fortsetzung aber bald zu erwarten ist. Auf dieser Karte 273 sind jene Schichten, dem ursprünglichen Plane gemäss, als „obe- res, flötzarmes Steinkohlengebirge” bezeichnet und von dem darüberliegenden „Rothliegenden”, zu dem wir es als Glied zie- hen möchten, getrennt worden. Diese bezeichneten Schichten, in welchen die graue Farbe noch vorherrscht, sind es, welche gerade die als Leitfossilien zu betrachtenden organischen Reste führen, deren specielle Untersuchung wir hier mit den wichtigsten, den Fischen, beginnen. Als Hauptziel der nei leuilen Abhandlung darf also die Entscheidung der Frage bezeichnet werden, ob unter den Wir- belthierresten der Lebacher Schichten sich solche be- finden, die mit jenen des schlesischen Rothliegenden identisch sind. Ist dies aber der Fall, so sind wir nicht blos berechtigt, sondern auch genöthigt, auf unsere Lebacher Forma- tion den Namen ‚„Rothliegendes” auszudehnen, da wir ja nicht Dasselbe an einem Orte zum Steinkohlengebirge zählen können, was am andern übereinstimmend als Rothliegendes bezeichnet wird. In jener oben erwähnten Mittheilung wurde das Vorkommen von Palaeoniscus vratislaviensis, des von Herrn GEINITZ er- kannten Xenacanthus Decheni und des Acanthodes gracilis in dem linksrheinischen Gebiete angeführt und behauptet. Natur- gemäss musste sich daher die beabsichtigte Revision auf diese drei Formen vor allen andern erstrecken, auf welche alle weitern Schlüsse doch immer wieder zurückkommen werden. Was man bisher von Lebach u. s. w. kannte und beschrieb, wurde durch- weg für verschieden von Palaeoniscus vratislaviensis und Acan- thodes gracilis angesehen und mit Diagnosen belegt, welche diese Unterschiede angeben sollten. Daher vorzüglich auch er- schienen unsere Schichten verschieden von jenen rothliegenden. Bei dem Mangel jeder speciellen Vergleichung könnte man von diesem Standpunkte aus selbst die Vermuthung hegen, dass auch der Xenacanthus von Lebach nicht jener von Ruppersdorf sei, sondern durch noch zu entdeckende Merkmale abtrennbar. Aber selbst in diesem Falle könnte man doch die immer gewaltiger hervortretenden innigen Beziehungen dieser an beiden Enden Deutschlands auftretenden Formationen nicht verleugnen. Wir werden sehen, welcher Art die vermeintlichen Unterschiede waren und sind. Zeits. d.d. geol. Ges. XV]l.2. 18 274 5 4. Formenkreis des Palaeoniscus vratislaviensis Ac. Die zuletzt noch von Grinırz (Dyas, I. Bd. S. 18) gege- bene Diagnose der Art lautet abgekürzt, wie folgt: „Gedrungen; Kopf klein, 4 bis + der Länge; grösste Breite nicht fern vom Kopfe; Rücken mässig gewölbt. Der Körper verengt sich hinten weit weniger als bei andern Arten. Augenhöhlen gross, ebenso sämmtliche Flossen im Vergleich mit andern Arten, Rücken- flossen hinter der Mitte des Rückens (‚dem Zwischenraum zwi- schen Bauch- und Afterflosse gegenüber”, AcGAssız); die etwas grössere Afterflosse der Schwanzflosse sehr nahe gerückt; die weit kleinere Bauchflosse ziemlich in der Mitte des Körpers (nach Acassız etwas hinter der Mitte). Schuppen fast glatt, von glei- - cher Breite und in.schiefen Reihen gestellt, welche am Rücken- rande etwas vorwärts, am Bauchrande etwas rückwärts gekrümmt sind. Nur die Schuppen der vordern Körpertheile lassen an ih- rem Hinterrande zuweilen eine feine Streifung und selbst Zäh- nelung wahrnehmen, Schuppen der Bauchseite niedriger als zur | Seite des Körpers.” i Bekanntlich sind auch in unserm Gebirge verschiedene glatt- schuppige Palaeoniscus: Arten gefunden und beschrieben worden, schon von AGassız selbst in seinem grossen Fischwerke zwei Species (P. Duvernoyi und minutus). Später fügten dazu GoLD- russ*) und TroscHEt**) noch 6 weitere Species (P. Gelberti Goipr., P. gibbus Tr., P. dimidiatus Tr., P. tenuicauda Tr., P. elongatus Tr., P. opisthopterus Tr.). Bemerkenswerth ist, dass, wie schon von AGassız, so nachher von TROSCHEL das Vorkommen dieser Fischreste in der Steinkohlenformation gegen- über denen im Rothliegenden betont und daher eine Vergleichung mit diesen rothliegenden Fischen gar nicht vorgenommen wurde: eine Bemerkung, die wir sich wiederholen sehen. Einer sehr genauen Methode zur Charakterisirung seiner | Fische hat. sich Professor TROSCHEL bedient, welche es noth- | wendig macht, auch auf die übrigen verwandten Formen seine | Untersuchungsweise auszudehnen. Für unsern Zweck indessen | *) Goıpruss, Beiträge zur vorweltlichen Fauna des Steinkohlenge- birges, 1847, S. 17, Taf. IV. Fig. 4 bis 6. **) TRoscHEL, über neue fossile Fische von Winterberg, in -Ver- | handlungen des naturhist. Vereins für die preuss. Rheinlande und West- phalen, 8. Jahrg., 1851, S. 518, Taf. 9 bis 13. an genügt es, von seinen Arten nur die mit den Speciesnamen P. dimidiatus und tenuticauda belegten Formen von Winterburg bei Kreuznach in den Bereich der folgenden Vergleichung zu ziehen. Professor TrOscHEL fasst nämlich die Charaktere der fossilen Fische weit schärfer auf, als es sonst geschehen ist, und: sieht sich dadurch in den Stand gesetzt, eine grössere Anzahl Arten zu unterscheiden, indem er.doch nur solche Merkmale benutzt zu haben ausdrücklich hervorhebt, welche auch bei lebenden Fischen allgemein zur Aufstellung verschiedener Arten genügend angesehen werden. Freilich werden dadurch die Grenzen zwi- schen den Formen enger, die Bestimmung schwieriger; aber eben deshalb scheint es nur um so nothwendiger, gewisse Formen- kreise grösseren Umfangs, welche sich dennoch herausstellen, festzuhalten, und zu einem derselben möchte ich jene zwei Win- terburger Arten ziehen. Die Veranlassung, das Vorkommen von Palaeonisceus vra- tislaviensis in den Schichten am Südrande des Hundsrückens zu behaupten, gab eine nahe bei Birkenfeld (im „Schönewald”) zu- gleich von dem Herrn Forstmeister TiscHBEIN daselbst und mir gemachte und schon mitgetheilte Entdeckung von Fischabdrücken in einem dort untergeordnet zwischen Sandstein auftretenden Brandschiefer.*) Diese Formen wurden zuerst zum Theil für vratıslaviensis gehalten, später jedoch ihre nahe Uebereinstim- mung mit den TroscHEr’schen Arten dimidiatus und tenuicauda erkannt. Es handelt sich zwar hier nur um zwei bis drei sehr schön erhaltene Exemplare in meinem Besitze; da aber die Hoff- nung, von jener Fundstelle mehr‘ Originale zu erhalten, auf Hin- dernisse gestossen ist, welche sich vorläufig nicht wegräumen lassen, so mussten allerdings diese wenigen Birkenfelder Exem- _ plare genügen. Glücklicherweise ist aber, wie gesagt, ihre kr- haltung vortrefflich. — Eine Reihe zum Theil recht schöner Exemplare des P. vratislaviensis aus den Kalkplatten von Rup- ' persdorf, in deren Besitz die hiesige Bergschule kürzlich gelangt *) Herr v. Decaen führt in der obigen Abhandlung von TroscHEL (a. a. ©. S. 520) als Fundstellen für ganze Fischabdrücke auf: Mün- sterappel; Heimkirchen, Winterburg, als Seltenheit die Gegend von Cusel ‘und Wörschweiler unfern St. Wendel, wozu also noch Birkenfeld sich gesellt. Die Hauptstellen, freilich für andere Gattungen, blieben aber immer die Gegend von Lebach, Schwarzenbach mit Nonnweiler und Berschweiler im Birkenfeldschen. R 18* 276 ist, ermöglichte nun die Ausführung einer eingehenden Verglei- chung der Birkenfelder und Ruppersdorfer Fische nach Tro- scHer’s Methode. — In der Hoffnung, dass die a. a. ©. beige- gebenen Abbildungen keine zu grossen Differenzen in den ge- zeichneten und wirklichen Dimensionen aufweisen möchten, wur- den auch die Winterburger Fische nach ihren Abbildungen ebenso untersucht, ja sogar nicht unterlassen, die zwei im AGassız’schen grossen Fischwerke (Taf. 10, Fig. 1 u. 2) Original- Abbildungen ebenso zu behandeln. Vor der Uebersicht der erhaltenen Messungsresultate will ‘ich hier noch die von TroscHer aufgestellten Diagnosen jener zwei Arten hersetzen und die Stellung. der Birkenfelder Fische zu ihnen vorläufig bezeichnen. Palaeoniscus dimidiatus Te. „Körper spindelförmig mit mässig gewölbtem Rücken, die höchste Höhe ist mehr als dreimal in der ganzen Länge*) enthalten; die Seitenlinie verläuft fast geradlinig, wenig über der Mitte der Höhe; die Bauchflossen beginnen vor der Mitte der ganzen Länge und stehen etwas nä- her der After- als der Brustflosse; die Rückenflosse beginnt etwas vor der Afterflosse und endigt hinter der Mitte derselben.” Pulaeoniscus tenuicauda Te. „Körper langstreckig- spindelförmig, mit gleichmässig gewölbter Rücken- und Bauch- | seite; die höchste Höhe ist viermal in der ganzen Länge ent- halten; die Seitenlinie verläuft über der Mitte des Körpers. Die ' Bauchflossen stehen wenig vor der Mitte des Körpers, näher der After- als der Brustflosse; die Rückenflosse steht über dem Raum | zwischen Bauch- und Afterflosse und endigt über dem Anfang der Afterflosse.” Die Vergleichung unserer Birkenfelder Stücke mit: diesen Diagnosen ergiebt eine völlige Uebereinstimmung des einen Exemplars (unten mit B XIV bezeichnet) mit P. tenuicauda, eine unvollkommene des andern Exemplars (unten B XIII) mit | dimidiatus, mit dem es zwar den Habitus, aber nicht die Flossen- stellung gemein hat. Eine Abweichung des erstgenannten Fisches (B XIV) von Zenwicauda von Winterburg tritt nur bei Verglei- | *) Als „ganze Länge” bezeichnet TroscuHer nicht die Entfernung der Schnauzen- und Schwanzspitze, sondern der Schnauzenspitze und des Schwanzflossenwinkels, was im Folgenden festgehalten wurde, | so zwar, dass immer „Länge (Tr.)” diese Linie bezeichnet, während „Gesammtlänge” jene von Schnauzen- bis Schwanzspitze ist. 277 chung der Abbildung hervor: After-- und Schwanzwurzel mehr genähert, die Schwanzwurzel nicht so stark zusammengeschnürt. TaoscHer’s Fisch scheint aber an dieser Stelle eine Verzerrung erlitten, und dadurch der Schwanz ein so krankhaft abnormes Aussehen erhalten zu haben. Das Nähere wird weiter unten zu erwähnen sein. Die Stellung dieser zu den Ruppersdorfer Fischen konnte ‘nur durch Anwendung der Untersuchungsmethode TRoScHEL’s auf jene böhmischen Reste aufgeklärt werden, welche im Folgen- den ausgeführt wurde und, wie ich hoffe, den sichern Beweis liefert, dass jene Ruppersdorfer Fische, welche man nach Acassız P. vratislaviensis nennt, mehr unter sich abweichen, als unsere westdeutschen von ihnen oder von einander. Um die Uebersicht möglichst zu erleichtern, erhielten die zur Untersuchung gelangten Exemplare folgende Bezeichnung: RI bis R VIII sind Originale von Ruppersdorf im Besitze der hiesigen Bergschule; R IX und R X die beiden Acassız’schen Figuren 1 und 2; W XI ist das bei TroscHEuL abgebildete Stück des P. dimidiatus (Taf. 10), sowie W XII das auf Taf. 11 ge- zeichnete Exemplar des Zenwicauda Tr.; endlich B XIII und B XIV die beiden Birkenfelder Exemplare, bezüglich W XI und W XII entsprechend. Alle Abmessungen sind, um Bruchtheile von Linien zu ver- meiden, in Millimetern ausgedrückt und in der umstehenden , . Tabelle zusammengestellt, auch wurde dabei der Grad der Sicher- heit bemerkbar gemacht. Die Linien, auf welche sich jene Maasse beziehen, wurden nach der folgenden Skizze benannt und erläu- tern sich von selbst. Uebrigens sollte diese Skizze möglichst getreu den Umriss des Abdrucks B XIII darstellen. 1) Absolute oder Gesammtlänge (von der Schnauzen- spitze bis zur Schwanzspitze), ag der Skizze. R I über 130 _Mm., wahrscheinlich 150. — R II = min- destens 148 Mm. — R III = mindestens 122 Mm. — RIV — 120 Mm. — R V = 103 Mm. — R VI über 95 Mm. — R VII über 90 Mm. — R VIII über 61 Mm. — RIX = 113 Mm. — RX = 106 Mm. — W XI über 133, wohl wenigstens 142 Mm. — W XI = 153 Mm. — B XII über 129, wohl wenigstens 137 Mm. — B XIV = 147 Mm. Da das nicht ganz vollständige Stück RI wohl über 150 Mm, maass, so gehören die Winterburger und Birkenfelder Fische zwar i a, > Yu R 5 > © er : { (pruogug) | SISUNADISYDAN SNISTUODIDT 8° se x0E be +96 0% TE Inge 61. geE 8.80 8 x6F 97 7 co 0° 08 c1% LO x0% | an£ CC ge = se = | 0% do | y "yosyoyyodAy yaıpyıour uoyos & gm oıp ‘neu9d Zuoxys gyoru puIs „ JIW uolgez old i8 | es |. | ou |sise | oa | 96 | © | su | zejeer | ze | 2m | os 08 yG 19 |€0% 0% GL 9% 99 |.08 »08 | CET LE | »ZEI | “9 88 Le! | & |/0 (4 „8 Por c9 19 eze|l u SE ech | 951 x06 |*06 |" &2 |»1% | «Er cL cG I =0L | 06 «Te | 9 LE Ieo7r | SI. dl ev oe |C05 sE 98 67 29 Le |»xCes| 87 901 | 68 0L Cr | 86 %% LE 6: | ee 09 | «LH +65 | E51 IE et | &6 200 31 2808 26,26 le ya ae Lv 119 | 18 el ze | arg cy ST | «18 II \«Ch |» — | 017] 08 — | 08 »09 W IC 67 | «GE eo I »16 | CC | «ER | 11 | 10 |*%6 98 «19 98 zC 97 87 19 ec ıcıc |e‘ze | 6 |% eor | 28 89 | EWv 9g LE | &ce cg 76 | «LE en zz, 1 | 021 | 001 72 v7 | #89 61 LE 99 | 9 6€ "eo | Ca 66% | «707 | «TO +96 eG 18 1% Tr |»28 |C'Sc 02 | 19 »08 | El CE | «8HT | »Sa7, — =) F0c= |%08 | SG in = | ge als: | dc | | 9 DE | 3081 Logl ap | Jp | p® | p2 j9 9% uw | ay | wu] | 3e | Je we | sa | a8 "STSUITABISTJBIA SMISTLOIETET TOA uodunssamgy 10p olladgeL .. AIXE IIX d IX M "IXM "EM "xıu IA M "TAU Ze : = AN "AIU ‘ mu 418 Lu Ve — 20 E zu den grössten, gehen aber doch nicht über bekannte Grenzen hinaus. Dasselbe ergiebt sich bei Vergleichung der Höhe der Fische (lm der Figur und Tabelle). 2) Form. — Für den P. vratislaviensis gilt gedrungene Form als charakteristisch; in der That zeigen dieselbe auch die Exemplare R VI bis R X, welche kurz und gedrungen-spindel- förmig erscheinen. Dagegen ist die Form schon sehr gestreckt- spindelförmig bei RI bis RIV, schlank, kaum spindelförmig bei dem gut erhaltenen Exemplare R V. Im Vergleich hiermit ist W XI und B XIII spindelförmig (gedrungen), W XII und "B XIV langstreckig-spindelförmig. Noch deutlicher werden diese Verhältnisse durch die in No, 3 aufzustellenden Zahlen hervor- treten. | Die Krümmung des Rückens und Bauches, welche den allgemeinen Eindruck der Form mitbestimmt, ist ebenfalls verän- derlicher als es nach der Acassız-Geisırz’schen Definition scheint. Der Krümmungsradius nämlich für die Rückenlinie ist_ bei den Ruppersdorfer Stücken theils grösser theils kleiner als der für die Bauchlinie Er ist für die Rückenlinie bei R I ungefähr ebenso gross als die Länge (Ta.) zu nehmen, bei R III etwa ebenso, bei R V grösser als die Länge (TRr.); bei R VI stimmt sehr gut ein Radius von 52 Mm., d.i. 2 (oder ®) der Länge und der Mittelpunkt liegt dann senkrecht unter der Bauchflosse; bei RII ist aber der Radius etwa 2 der Länge. er Für die Bauchlinie gilt bei unsern Exemplaren Folgendes: bei RI ist der Krümmungsradius kleiner als die Eänge, bei RV gleich der Länge, welche sehr gut stimmt (Mittelpunkt über der höchsten Höhe); bei R VI ist die Bauchlinie weniger be- stimmt als die Rückenlinie, Radius etwa — der Länge; bei RII ist der Bauch etwas verdrückt, Radius kleiner als die Länge. Acassız’s Figuren ergeben beide, dass der Radius der Rückenlinie kleiner als die Länge ist, und der Mittelpunkt nicht ganz senkrecht unter der höchsten Höhe, sondern etwas mehr nach hinten liegt. : | Winterburger: bei W XI ist der Radius der Rückenlinie | kleiner als die Länge, für die Bauchlinie wohl grösser; bei W XII für den Rücken * der Länge, für den Bauch kleiner als diese. | Birkenfelder: bei B XIII muss für die Rückenlinie der Radius kleiner als die Länge genommen werden, etwa 97 Mm., d. i. & der Länge (Tr.), für die Bauchlinie ist er etwa so lang 281 oder wenig länger als die Länge. Bei B XIV ganz wie bei wxXmu. Während also P. dimidiatus von Winterburg und der ähn- _ liche von Birkenfeld in dieser Beziehung mit der Mehrzahl der böhmischen vratislaviensis gut stimmt, hat doch auch ?. tenui- cauda in R II ein Analogon. Dabei wurden nur die besten Stücke der Ruppersdorfer Suite gemessen. Gewiss würden aber weitere Funde in unserm Gebiete die jetzigen feinen Grenzen ‚noch mehr vermitteln. Der wichtige Charakter der „gedrungenen” Form kann aber selbst für die böhmischen Vorkommen nicht mehr allgemein fest- gehalten werden, man müsste sie denn der Art in Species spal- ten, dass alle schlankeren Exemplare (R I bis R V) von den ächten vratislaviensis abgetrennt würden. Der Zusammenhang der Krümmung des Rückens mit der allgemeinen Form ist, ob- schon nur an wenigen Beispielen bestimmt, deutlich; denn die mehr gedrungenen Formen (R VI bis RX, W XI, BXIII) ha- ben einen Krümmungsradius kleiner als die Länge. — Die Bauch- linie, oft verdrückt, viel weicher, dürfte für die schlankeren For- men einen etwas hängenderen Bauch ergeben. 3) Die grösste Höhe verhält sich zur Länge (Tr.) von der Schnäuzenspitze bis in den Schwanzflossenwinkel (lm : af) bei RI =+1%43,5 bei RIX =1:3 ER FLE : t =eie3,7 RE. RER EI: = 123,5 BURWERE Le: 53,2 DR a V.: = fr 24,08 Sr rn MEAV Neid 3,86 - = DAR) Burn VI — 41 :3,2 BKL — 1:19,4 1 3 HEREIN nd 58 RR V IR =l,23 Das hier aufgestellte Verhältniss, offenbar ein Ausdruck. der Form, zeigt, dass die schlankeren Formen R I bis V für die Länge (im Sinne Troscnen’s) das 31- bis Afache der grössten Höhe geben, während die Länge der dickeren R VI bis R VII, sowie der Acassız’schen Figuren das 3fache der Höhe wenig übersteigt. Die linksrheinischen Formen verhalten sich ganz ebenso. Eine scharfe Grenze ist jedoch nicht vorhanden. 4) Es verhält sich die Höhe der Schwanzwurzel (am Anfang der Schwanzflosse gemessen) zur grössten Höhe des Fisches (he : Im der Figur) bei bi RIX =1:25 PU „RX =1:26 er woW XL = | RD Ei eier Text) „:RV . =4:235 ee W X suR VI..=.410: 2,45 (= 1:3 Te. Text) HB NE 3 sB: X OT erden j se VILE:4:,54 si. B3 XIV ei Mei 28 Der Körper soll sich nach der obigen Diagnose nicht so ‚stark nach hinten verengen als bei andern Arten, was in Zahlen ausgedrückt bei den Ruppersdorfer Fischen zwischen den ziem- lich engen Grenzen der Verhältnisse 1: 21 bis 1:22 geschieht. Bei unsern Fischen steigert sich das Verhältniss bis 1:3, aber es ist auch zugleich das Ineinandergreifen der Formen sehr deutlich. 5) Die Länge des Kopfes verhält sich zur Gesammt- länge, sowie zur Länge (Ta.) bis in den Schwanzflossenwin- kel und zur Höhe des Kopfes (an:ag:af:op) bei RI —f 54 246? RX. ml sd BiAl de dr Aue? R Ibis RX im Mittel Bil se 1:9 4:44::0;96 —=1:44:4:09 d XI ent A HE 0,7 REN XII =:1 : 6833594 0,81 R:VIerbr43 3390 BR VIE 1:53.25: 4 BR.IN- Fe, 4543,7020,92 Obgleich diese Verhältnisse bei Bestimmungen nicht ganz Ww : 4,5 : 3,95 : 0,95 W B: XI, 1l: dB BX N 1 1 R IV ee £:5:.: 422 2.9833 N N 1 IV= 1:4,6::3,75::0,87 1 entscheidend sind, zeigt sich doch auch hier eine grössere Ab- | weichung der ersten zehn Exemplare unter sich und von dem angegebenen Mittel, als von den letzten vier oder als diese un- | tereinander, deren Schwankungen innerhalb der Grenzen jener liegen. | - 6) Die Brustflossen liegen, wie gewöhnlich, dicht hinter |’ dem Kopfe und sind klein, doch nicht viel mehr als die Bauch- flossen, meist undeutlicher. | 7) Bauchflossen. Die Entfernung ihres Anfangspunktes | von der Schnauzenspitze verhält sich zu seiner Entfernung vom Schwanzflossenwinkel (d. i. ac: cf) bei RI 1 Anh Ball en: 4 14 3 en We RB IMes='4 21,6 WXE 1134 BaVıın= 122458 Gaben BAT Text) u Vinyl 24 wXxXIUI = 1: 1,06 Br Ve ,7 : = TER Best) RNM — 4.,:4,3 BiRIIE =: 01,3 RıVIH = 4: 3:1,2 B>XIViJ=4.201,16 Die Verhältnisse sind zwar nicht ganz sicher, es umfassen aber doch die bei den Ruppersdorfer Fischen auftretenden jene der hiesigen Schichten. Der Uebergang vom Minimum (1:1,1) zum Maximum (1 :1,7) ist vollständig, und es halten sich die zu tenuicauda gerechneten Formen zu dem niedrigsten Verhältniss (6:7 TROSCHEL), dimidiatus aber nicht viel anders (4:5 nach TroscHEn). Im Allgemeinen also beginnen die Bauchflossen vor der Mitte des Körpers. 8) Bauchflossen. Die Stellung zu andern Flossen wäre _ durch das Verhältniss der Entfernung ihres Anfangspunktes von demjenigen der Brustflossen zur. Entfernung vom Anfang der Afterflosse, sowie zu der vom Anfang der Schwanzflosse zu be- stimmen (be :cd:ce). Es zeigt sich jedoch, dass die sich hier herausstellenden Zahlen zur Unterscheidung gar nicht brauchbar sind, da scheinbar das erste Verhältniss zwischen den Grenzen 1:0,61 und 1:1,5, das zweite sogar zwischen 1:1,33 und 1:3 schwankt. Der Grund liegt theils darin, dass der Anfangspunkt der Brustflossen, oft auch der Bauchflossen kaum noch bestimm- bar ist, theils wohl auch an der Unzuverlässigkeit der benutzten Figuren. 9) Afterflosse. Weit besser lässt sich die Stellung der Afterflosse zu den beiden benachbarten Flossen bestimmen. Die Entfernung nämlich ihres Anfangspunktes von demjenigen der Bauchflosse verhält sich zur Entfernung vom Anfang der Schwanz- ' flosse (cd: de) bei RI u Ihe, R VIII = 1: 0,82 RE er ART N 2 R IE N:420,79 RER 34108 DE Neilen0;77 WIXEI>=-1.80,84 BD Meyes1B,7 W.XIk= 4 24,2 R:VI v=v4 :.0,9 BXII= 1: 0,8 BRıiYIbu it : 0,88 B XIV = 1:00,84 284 An zwei unvollständigen Exemplaren von Ruppersdorf wurde | das Verhältniss 1 :0,9 und 1 :077 gefunden, so dass das Mittel für diese und R I bis R VIII = 6:5 bis 5 :4 gesetzt werden kann. — Im Allgemeinen steht die Afterflosse der Schwanzflosse näher als der Bauchflosse (wenn man mit T&eoscHEL nur die Anfangspunkte berücksichtigt), hat aber eine ziemlich mittlere Stellung. Die bedeutende Abweichung hiervon in drei Fällen dürfte .nur die Fehlerhaftigkeit der Abbildungen beweisen. 10) Afterflosse. Die Entfernung ihres Anfangspunktes vom Schwanzflossenwinkel verhält sich zur Länge (Tr.) und zur höchsten Höhe (also df: af:1m) bei RL: de -41124773:10,7 9: By Pet a7 RiDal=/ 14983,05::7083: BR. Bi R:IE = 113.52,76:: 0,8: Re ea R IV =hti2, 8 0ER ET ARE RV =41?'31 :08 WXI= 1 sera REV I: = Mi :12,6 2: 0,84. r BI’XIH = 1 992 R VIL='1#%:72,86. >: 0,932:B XIVI=:1 72809031 Es ist eigenthümlich, dass das kleinste Exemplar (R VII gewissermaassen den Punkt bezeichnet, gegen den hin die übri- gen convergiren. Danach beträgt die Entfernung der beiden Anfangspunkte von Bauch- und Afterflosse nahezu bis genau + der Länge (Tr.), worin alle Exemplare (bis auf RIX) gut über- einstimmen. — Das zweite Verhältniss scheint sich mit dem Alter des Fisches etwas geändert zu haben und von 1:1: bis auf 1:3 und tiefer gesunken zu sein. In diesen Grenzen stimmen alle Stücke gut überein und es sind weder die linksrheinischen unter sich, noch von den böhmischen verschieden. 11) Zwischenraum zwischen After- und Schwanz- flosse. Vergleicht man denselben mit der Länge der After- flosse, so findet man an den Ruppersdorfer Originalen, dass er bei RI, RIIL, R V, R VI nur unbedeutend kleiner als die Länge der Afterflosse ist; er beträgt etwa 2 der Länge beiR IV und R VII, kaum + bei R III, sehr klein aber ist er bei dem kleinen R VIII. Von Acassız’s Figuren erscheint der Zwischen- raum sehr klein bei R IX und beträgt bei RX + bis „ der | Afterflossenlänge. — Die Winterburger unterscheiden sich so, dass bei W XI (?. dimidiatus) der Zwischenraum sehr klein, F bei W XII (?. tenwicauda) dagegen nur wenig kleiner als die Länge: der Afterflosse ist, während TROScHEL eines andern Exem- | 285 plars erwähnt, wo beide Flossen zusammenstiessen. — Bei den Birkenfeldern ist der Zwischenraum das eine Mal (B XIII, 1 ähnlich dimidiıtus) genau + so lang als die Afterflosse, das an- dere Mal (B XIV, Zenuicauda) nur + der Länge. Man sieht, dass auch in diesem Charakter kein Grund zur Spaltung der Formen liegt, wozu TROSCHREL bei seinem /. te- nutcauda geneigt war. 12) Die Rückenflosse beginnt bei den Ruppersdorfer Originalen merkbar vor der Afterflosse, endigt aber theils dicht hinter dem Anfang der Afterflosse wie bei R V (auch bei einem unvollständigen Stücke), bei R VI eiwa über + deren Länge, theils genau oder beinahe erst über der Mitte der Afterflosse, wie bei RIbis R IV, R VII, R VIII. Wo sie übrigens weit hinter dem Anfang der Afterflosse endigt, liegt auch ihr An- fangspunkt dem der Afterflosse näher. — Bei Acassız’s Zeich- nungen findet sich die Abweichung, dass sowohl bei R IX als R X der Anfang der Rückenflosse noch über der Bauchflosse liegt; sie scheint bei R IX etwa über der Mitte, bei RX über dem Anfang der Afterflosse geendet zu haben. — Winter- burger: bei W XI beginnt die Rückenflosse merklich vor der Afterflosse und endigt hinter deren Mitte; bei W XII aber be- ginnt sie schon hinter der Mitte der Bauchfiosse und endet etwas hinter dem Anfang der Afterflosse. — Birkenfelder: bei B XIII sowohl als B XIV beginnt die Rückenflosse noch über dem Ende der Bauchflosse und endigt bei B XIV über # der Länge der Afterflosse, bei B XIII etwas früher, aber hinter dem Anfang der Afterflosse. Auf die Stellung der Flossen legt mit Recht Professor Tro- SCHEL ein grosses Gewicht zur Unterscheidung der Arten, be- sonders die Lage des Anfangspunktes berücksichtigend; auch Acassız gilt die Stellung der Rückenflosse („gegenüber dem Raum zwischen After- und Bauchflosse”) als wichtiges Merkmal für seinen ?. vratislaviensis. Hiermit stimmen aber nur überein RIX, RX, WXIL BXIIH und BXIV, währendRIbis RVII und W XI eine mehr oder weniger stark nach hinten geschobene Rückenflosse besitzen. 13) Rückenflosse. Es verhält sich die Entfernung ihres - Anfangspunktes bis zur Schnauzenspitze zu der bis zum Schwanz- flossenwinkel (ka: kf) bei 286 ROT RI =1:07 RVII =141 RU = 1: 0,5 RIX =1:0/71 RI = 1: 0,7 RX = 1:086 RIV = 1: 0,8 WXI =1 0,7 BB V. h 0r WXU =1: 0,8 (ebenso Tr.) R.VI = 41408 B XUIL:= 4.08 | RVI=1:06 BXIV =1:074 Diese Zahlen stimmen in befriedigender Weise überein; das Mittel ist fast genau 4:3, und alle Verhältnisse dürften sich .zwischen den Grenzen 3:2 und 5:4 halten. Auch dass die Rückenflosse stets näher dem hintern als dem vordern „Ende” steht („hinter der Mitte des Leibes”), stimmt gut. 14) Rücken- und Afterflosse. Die Entfernung des An- fangs der Afterflosse vom Schwanzflossenwinkel verhält sich zur Entfernung des Anfangs der Rückenflosse und zur Entfernung - des hintern Endes der Rückenflosse vom Schwanzflossenwinkel (df:kf:if in der Figur) bei RI u Sn en HE, RX = Pr Tan RI 1269: 09 ee = RPIM: 944 29095 WwW'RE =’ LIE 072 BRYIV FA 4.2428 0,0 w xD ra Bean a RE IS AOFIHN FT (1: — :4TRr.) BUNTER AST .-:0594 B XII = 1 : 1,35 : 0,98 REN MVP 09 B'XIV-— at RUVHF= 148 1220,94 Aus dem ersten Verbhältniss -ergiebt sich im Ganzen ein Schwanken von 10:11 bis 10:14 oder vielleicht von 5:6 bis 5:7, was eine grössere Uebereinstimmung ist, als nach No. 12 erwartet werden sollte, so dass sich kein hinreichender Unter- schied festsetzen lässt. Das andere Verhältniss darf offenbar | meistens — 1:1 gesetzt werden, in zwei Fällen bis 4:3 herabsinkend, so dass also der Mehrzahl nach die Afterflosse in gleicher Entfernung vom Schwanzflossenwinkel beginnt wie die | Rückenflosse endet. Natürlich muss bei Beurtheilung' obiger Zah- len auch die Schwierigkeit einer hinlänglich sichern Bestimmung sowohl des Schwanzflossenwinkels als des Endes der Rückenflosse | j veranschlagt werden. Es schien deshalb wünschenswerth, die j Beziehung der obigen Punkte zum vordern Ende kennen zu ler- | nen, welche folgende Tabelle enthält, 287 15) Rücken- und Afterflosse. Die Entfernung des An- fangs der Afterflosse von der Schnauzenspitze verhält sich zur Entfernung des Anfangs der Rückenflosse von derselben und zur Entfernung des hintern Endes der Rückenflosse von eben der- selben (d. i. ad:ak:aiı) bei BI 9 09; RIX = 1:60,98 :1,2 RHI =1: 0,95 : 1,14 RX =1:091:1 BEI DE 41:10,867: 1505 ha ae 1,2 BUG 40,5 W XII = 1: 0,86 : 1,05 RVI =1: 0,86 :4, BXIU =4 209 27,06 EL N a | B XIV = 1: 088 : 1,06 u MU 30:-09205 4A Der Unterschied der Entfernungen ist nirgend bedeutend. Beide Flossen beginnen in nahe bis völlig gleicher Entfernung von der Schnauzenspitze; es endigt die Rückenflosse in unbedeu- tend grösserer Entfernung als die Afterflosse beginnt. Nach den unter No. 42 erläuterten Umständen hätte eine grössere Differenz erwartet werden sollen, und es ist’zum grossen Theil die Lage der Schnauze, welche jene angenäherte Gleichheit hervorruft, weil die Schnauzenöffnung unter der Mitte des Kopfes liegend angenommen werden muss. Der Unterschied, welcher bei den beiden TroscHEL’schen Species in Bezug auf das erste Verhält- niss zu bestehen scheint, fällt schon bei den Birkenfelder Exem- . plaren fort und existirt bei den Ruppersdorfern gar nicht, obschon immerhin die schmächtigen Fische (RIV und RV u. s. w.) die grösste Abweichung von der Gleichheit geben. Man darf aber aus diesen Zahlen nicht ablesen wollen, dass die Rückenflosse noch weiter vorn stände als bei AGassız’s Originalen; vielleicht wurde vielmehr die Mundöffnung zu hoch liegend angenommen. No. 14 und 15 lehren die innige Verknüpfung der nach No. 12 abweichend erscheinenden Formen. 16) Flossenstrahlen. Die Zählung der Strahlen, wel- che TRoscHEL als wichtig für Unterscheidung lebender Fische erklärt, konnte gleichwohl von ihm so wenig als mir ausgeführt ' werden. Alle gabeln sich auf verschiedener Höhe, alle besitzen deutliche Gliederung, alle sind Weichflossen. Auch über die Grösse der Flossen ist nur zu sagen, dass etwa aufeinanderfol- gen: Schwanzflosse, Afterflosse, Rückenflosse, Bauch- und Brust- 5 flosse, 17) Schuppen. a. Paarige Schuppen. Alle hier be- 258 sprochenen Fische müssen zu den sogenannten slattschuppigen | Arten gezählt werden, wobei freilich zu bemerken ist, dass con- centrische Anwachsstreifen sich wohl überall nachweisen | lassen. Zwar erwähnt TRoscHEt bei den Winterburger Arten | nichts davon, sie sind aber bei den Birkenfelder Fischen recht deutlich, besonders parallel dem hintern schiefen Rande an dessen | abschüssigem Theile, etwas schwächer am untern Rande, Ausser- | dem erkennt man hier und da feine Körnelung und höckrige | Oberfläche bei beiden hier beschriebenen Exemplaren. Die Rup- persdorfer Suite zeigt ganz entsprechende Streifung an mehreren | “ Exemplaren ausserordentlich deutlich, theils beiden Rändern, theils nur dem hintern parallel, vorzüglich am abschüssigen Theile, doch auch über die ganze Oberfläche. Ich glaube, dass an allen gut erhaltenen Stücken diese Struktur sich wahrnehmen lassen wird. Die Stellung der Schuppen ist, wie AGassız besonders be- “ tont, in schiefen, schwach Sförmig gekrümmten Reihen; so auch | bei den Stücken von Birkenfeld und deutlicher als an jenen von Winterburg. Die Anzahl der schiefen Reihen konnte ich einige Male bestimmen, Bei RI und R VI zähle ich von der Mitte des Kopfes beginnend, bis zum untern Schwanzflossenwinkel 35, | | beiRII und RIV sogar 38, doch nicht ganz sicher. TroscHEL ‚giebt bei W XI 31 bis 32 Reihen, bei W XII 36 an. Die Bir- len haben beide 37 Reihen, was indessen für B XIII als Minimum: zu betrachten ist. Am Bauche sind die Schuppen be- deutend kleiner und niedriger als an dem Seiten, b. Unpaarige Schuppen. Bei B XIV vor der Rücken- flosse 4 grössere Schuppen, von denen die 2 ersten am breite- sten :und stumpfesten sind, auf der breiten einander zugekehrten Seite breit-abgestumpft, daher von dreieckiger Form; vor der | Afterflosse stand ebenfalls eine grössere Schuppe, ebenso vor der Schwanzflosse, aber undeutlich; dann jedoch yor der Wurzel des Schwanzes auf der Rückenseite wohl 4 Stück in die Fulera ver- # laufend. Bei B XIII vor der Rückenflosse 4 grosse Schuppen, | 4 bis 5 an der Schwanzwurzel auf- der Rückenlinie von abneh- mender Grösse, in die Fulera verlaufend, eine grosse vor der Afterflosse und eine mässig grosse vor der Schwanzflosse. 18) Seitenlinie überall ziemlich grade, verläuft bei den | böhmischen Stücken vorn auf & der Höhe, hinten (über der After- flosse) auf 4. Bei W XI und B XIII ist es ebenso, während | bei W XII die Seitenlinie nach unten schwach, bei B XIV sehr 348 289 schwach convex ist, tiefster Punkt unter dem Anfang der Rücken- flosse bei W XII, bei BXIV wohl noch weiter hinten. — Für die Birkenfelder Stücke lässt sich mehr oder weniger genau die Schuppenreihe bestimmen, auf der. die Seitenlinie liegt. Zählt man nämlich von der Schuppe an, auf welcher sie auftritt, in der schiefen Reihe aufwärts bis zum Rücken, so findet man bei B XII, -dass die Seitenlinie vorn am Kopf auf der zehnten Schuppe liegt, in der Mitte des Körpers ist es mehrmals deutlich die zwölfte, in den das Ende der Rückenflosse mit dem der Afterflosse ver- bindenden Reihen endlich die neunte oder achte Schuppe; weiter- hin nimmt die Zahl ab, aber die Sache wird undeutlich. — Bei B XIV ist es undeutlicher, doch zähle ich in der Mitte über der Bauchflosse 11 Schuppen von der Seitenlinie-bis zum Rücken, vorn und hinten weniger. - Werfen wir jetzt einen Rückblick auf die hier speciell be- handelten Fische, so können wir uns der Ueberzeugung nicht entziehen, dass wir es mit einem Formenkreise zu thun haben, der ziemlich vielgestaltig ist, und innerhalb dessen es zwar mehr- fach Extreme giebt, die sich als verschiedene Arten zu doku- mentiren scheinen, die aber durch Zwischenformen stets mit ein- ander verknüpft sind. Ohne in diesen Kreis noch andere Formen als die genannten zu ziehen, wozu man vielleicht berechtigt wäre*), ist doch diese Behauptung schon’ bei dem geringen hier behan- delten Materiale leicht nachweisbar. Nur ins Kleinliche gehende Unterschiede könnten ermöglichen, bier verschiedene Formen auf- zustellen, welche aber doch vor unbefangener Prüfung schwerlich als Arten aushalten würden. Suchen wir uns aber die obigen Formen zu gruppiren, so möchte sich etwa Folgendes ergeben. I. Rückenflosse dem Zwischenraum zwischen Bauch- und Afterflosse gegenüber. a. Gedrungen (Verhältniss der höchsten Höhe zur Länge von der Schnauzenspitze bis in den Schwanzflossenwinkel 1:3 oder 3,2); Wölbung des Rückens stärker, Krümmungsradius der Rückenlinie kleiner als die Länge: RIX, RX, BXIM — P. vratislaviensis Ac. verus. b. Ziemlich schlank (obiges Verhältniss 1:4); Wölbung *) Vor allen Dingen wäre auch P, lepidurus As.» P. opisthopterus Ta. und wohl noch andere zu vergleichen. Zeits. d. d. geol. Ges. xVl. 2. 19 "il 290 des Rückens schwach, Krümmungsradius grösser als die Länge. W XI, BXIV. — P. vratislaviensis tenuicauda Tr. _ II. Rückenflosse beginnt merklich vor der Afterflosse, aber hinter dem Ende der Bauchflosse. ' c. Gedrungen (obiges Verhältniss 1:3 oder 3,2), Krüm- mungsradius kleiner als-die Länge, daher stärkere Wölbung des Rückens: R VL, R VI, R VIII?®, WXI — P. vratislaviensis dimidiatus TR. | d. Mittelform (obiges Verhältniss 1 : 34), Krümmung des Rückens schwächer, Radius’etwa gleich der Länge: RI, RIII. — _P. vratislaviensis medius. e. Gestreckt (obiges Verhältniss 1:4); flache Wölbung des Rückens, Krümmungsradius grösser als die Länge: R IV, RV, RI? —,P. vratislaviensis neglectus. Ich glaube nicht, dass diese Formen anders als höchstens als „Subspecies” betrachtet werden dürfen. Auf das Ueberzeugendste . beweist aber diese Zusammenstellung, dass die Fische, welche man von Ruppersdorf selbst als £. vratislaviensis bezeichnet, mehr unter sich abweichen, als unsere westdeutschen von ihnen oder unter sich, letztere vielmehr von jenen umschlossen werden. Es 'ergiebt sich nun etwa die folgende Diagnose für den Formenkreis des P. vratislaviensis: MM Kopf klein, im Mittel £ der Länge (Te.), etwas niedriger | als lang; höchste Höhe (nahe dem Kopf) reichlich drei- bis ge- nau viermal in der Länge (Tr.) enthalten; Krümmung des ' - Rückens mehr oder weniger stark, mässig bis schwach; Körper ge- ' drungen bis gestreckt-spindelförmig, verengt sich bis zur Schwanz- wurzel nicht stärker als bis auf 3 der höchsten Höhe, meist | merklich weniger. Brustflossen klein, dicht hinter dem Kopfe, Bauchflossen wohl etwas grösser, beginnen vor der Mitte des | Körpers; die übrigen Flossen grösser. Afterflosse beginnt wenig näher (dem Anfang) der Schwanzflosse als der Bauchflosse und zwar auf = bis 2 der Länge (Tkr.), ihr Zwischenraum nach der Schwanzflosse hin ist verschwindend klein bis so gross wie die Afterflosse selbst. Die Rückenflosse beginnt theils noch über der | Bauchflosse, theils kurz vor der Afterflosse und endigt im ersten | Falle nahe über dem Anfang der Afterflosse, im andern weit dahinter; ihr Anfangspunkt liegt hinter der Mitte des Leibes, so | dass die Entfernung vom Schwanzflossenwinkel im Mittel # jener von der Schnauzenspitze beträgt; sie endigt in nahe gleicher Ent- | 291 fernung von Schnauzenspitze und Schwanzflossenwinkel als der Anfang der Afterflosse; auch die beiden Anfangspunkte der Rücken- und Afterflosse sind nahe gleichweit von der Schnauze entfernt, nicht aber vom Schwanzflossenwinkel. Schuppen glatt, mit concentrischen Anwachsstreifen, in Sförmigen schiefen Reihen, am Bauche niedriger. Seitenlinie ziemlich grade, vorn über der Hälfte der Höhe, hinten auf £ derselben. Für denjenigen, welchem noch ein Zweifel übrig geblieben sein sollte, dass die obigen rheinischen Formen wirklich zu der- selben Species gehören, gebe ich noch die Diagnose vom Ab- druck eines kleinen Fischchens von Winterburg im Besitze der Saarbrücker Bergschule, dessen ganze Länge wohl nicht über - 70 Mm. betragen hat, und welches ganz den Eindruck eines jun- gen dimidiatus oder opisthopterus macht. Es ist bei ihm: Kör- per spindelförmig, mit mässig gewölbtem Rücken (wie dimedia- Zus, nahe gibbus Tr.), Krümmungsradius für die Rückenlinie etwas kleiner als die Länge (Tr.); höchste Höhe dreimal der Länge gleich (wie dimidiatus); Seitenlinie auf „ der Höhe (wie opisthopterus); Bauchflossen beginnen (wenig) vor der Mitte des Körpers und genau in der Mitte zwischen Brust- und Afterflosse (wie opisthopterus); Rückenflosse über dem Raum zwischen Bauch - und Afterflosse und endigt über dem Anfang der After- flosse (wie gebbus und tenuicauda). — Man sieht, es stimmt dies Fischehen recht gut mit den ächten ?. vratislaviensis. 2. Ueber Acanthodes Bronnii Ac. und gracilis Rom. Die Vermuthung der Identität dieser beiden Species ist wohl bisher noch nicht ausgesprochen worden, wohl aber von Herrn Professor GEINITZ (a. o.a. O.) die des Vorkommens von Acan- thodes gracilis bei Lebach. Seit Professor F. Roemer’s Nach- weis der Identität der Gattungscharaktere beider Fische *), welche allerdings bereits der in Trier verstorbene Oberlehrer Schnur **) behauptet hatte, ist auch jener Gedanke wohl näher gerückt. In demselben Jahre, welches uns die vortreffliche Untersuchung des schlesischen Fisches durch Herrn ROEMER brachte, ist auch von Professor Inasche 2) die Lebacher Art einer genauen Prü- *) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. IX. Bd., 1857, S. 65 ff. mit Taf. IH. »*) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges, VII. Ba, 1856, S. 542. *) Verhandl. d. naturhist. Vereins d. Sr) Rheinl. u. Westph. 14. Jahrg., 1857, S. i ff, mit Taf. I. und II. 198 292 fung unterworfen worden. Während aber TroscHEr eine Ver- gleichung mit dem- 4. gracilis aus Schlesien nicht vornahm, ge- schah dies nur mit einigen Exemplaren des Dronnii durch Roe- MER. Derselbe glaubte danach zu dem Resultate gelangt zu sein, dass allerdings beide Species verschieden seien, und führt einige feine Unterschiede an (a. a. O. S. 80, 83). Während sie nämlich in allen wesentlichen Merkmalen übereinstimmen, lasse sich ein Unterschied in folgenden Punkten festhalten. Er- stens bei gleich grossen Exemplaren seien die Schuppen von Bronnü noch kleiner als von graczlis (bei 9 Zoll grossen _#. Bronnii kaum noch mit blossem Auge wahrnehmbar). Zweitens sollen die Flossenstacheln bei. 4. Bronniü weniger kräftig und schlanker sein, insbesondere die Brustflossenstachel. Drittens seien auch die Stacheln der Rücken- und Afterflosse stärker nach hin- _ | ten gekrümmt, bei graczlis fast gerade. Vielleicht endlich möchte auch 4; Bronnii von gedrungenerer Gestalt gewesen sein als gracilis, obschon dies zweifelhaft bleibe. Es wäre möglich, bei sorgfältiger Auswahl der Stücke Be Unterschiede festzuhalten, indessen müsste man viele andere Stücke ignoriren, welche der gestellten Forderung sich nicht fü- gen. Nur eine eingehende Vergleichung hinreichender Exemplare beider Fundstätten würde das Verhältniss beider Species mit glei- cher Sicherheit aufklären können, wie es bei dem Palaeoniscus vratislaviensis möglich war. Das reiche — von Herrn Dr. JoR- DAN in Saarbrücken herrührende — Material, welches Herr Pro- \ fessor TRroscHkr, in Händen hatte und sich jetzt in der'Königl. | Sammlung in Berlin befindet, könnte wohl zu einer Revision in diesem Sinne dienen. Leider sehe ich mich nicht im Besitze von mehr als einem schlesischen Exemplare, so dass ich mich in Folgendem nur auf Herrn Roemer’s Abhandlung beziehen kann. Da ich aber Gelegenheit hatte, mehrere recht gute Stücke von | Lebach zu untersuchen (welche bekanntlich nicht ganz leicht zu | haben sind), so dürften doch die folgenden Beiträge zur Ge- | schichte dieses Fisches und zur Beurtheilung seiner Stellung in I} einiger Beziehung willkommen sein und neben der früheren Tro- | SCHEL’ schen Untersuchung eben den Werth einer Versi | | beider Vorkommen haben. } | ‚Zwei der besten Exemplare sind im Besitz des Bergge- | schwornen Herrn RorH in Saarbrücken, die übrigen wurden von |} mir selbst gesammelt und sind meist im Besitz der hiesigen Berg- | ER at 293 schule. Sie stammen theils aus den Gruben um Lebach auf dem Südflügel, theils von Schwarzenbach und Nonnweiler auf dem Nordflügel der Mulde. Ausserdem findet man sie bei Bersch- weiler (Nordflügel) und selten bei Ruthweiler unfern Cusel (Süd- flügel). In mehrfacher Beziehung hatte bereits QuUENSTEDT die Cha- raktere des Lebacher Fisches ins rechte Licht gestellt, so dass die beiden Schilderungen nach TroscHEL und RoEMER — unter sich selbst meist sehr erfreulich übereinstimmend — die wesent- lichsten Punkte bestätigen. Auf einige Differenzen werden wir unser Augenmerk richten. Vorher gebe ich jedoch die Ueber- sicht der Messungen, welche ich an den bessern Exemplaren (II—VII) ausgeführt habe, ebenfalls in Millimetern ausgedrückt, nebst den von TROSCHEL an seinem grössten Exemplare (I) ge- fundenen Maassen. Dieselbe Bezeichnung wie früher gebrauchend, erhält man. ; ° | I aut | W I v | wjwu ah . . .| 265 -- -380| 315 | 263° | 235 | 220 | = ag... .[280? | 410? — 1.0803 — | 240? 1140-145 lm ...}| 67 1110-120 15-50 | x 40—45 | 36 21 er . 22 N a nr 2.72.96 ei 80 n “5 | 53? | 39* DE. et. — — — 90* 99* -ı ad . .,.1198 290 240 195 — 199 * 95* ak... — 300 * 255 203 _ 165* | 105* bw) N ee | _ 48. 47 47 26 SA h) _ 23 3 22 13 ss’?)..I| — 23 17 | 10—11 9 111—12 6 ee)... — —_ — — 9 10 — a. A gt = 29 u 15 Be Seele ee 1) bb’ —= Länge der Brustflossenstachel, ?) = Breite derselben, 3) ss’ = Länge des Schultergürtelknochens, *) ce’ = Länge der Bauchflossenstachel, °) dd’ = Länge des Afterflossenstachels, 6). KK’ — Länge des Rückenflossenstachels — Ausserdem ist ah = Entfernung von der Schnauzenspitze bis zur abgebrochenen Schwanzspitze 1) Allgemeine Körperform. 4. Bronnü von Lebach. Nach TroscHeL war ‘der Fisch in der Jugend sehr schlank, wurmartig (4 Linien Höhe bei 3 Zoll 7 Linien Länge), fast % [2 294 elfmal so lang als hoch, im Alter jedoch cor pulent. Unser gröss- tes Exemplar No. II.. das wohl das Maximum der Grösse ange- ben möchte, welche der Fisch erreicht, möchte 35. mal so lang als hoch gewesen sein; doch ist auch zu bertigksichi een dass ‘ die Fische wohl stets merklich in die Breite gedrückt sind. Je- denfalls wuchsen sie aber noch mehr in die Dicke als in die Länge. Das kleine Exemplar No. VII. hat nur fast 7 fache Länge. Die Höhe am Schwanzende beträgt meist gegen 4 der grössten Höhe. — Bei einem fusslangen Exemplar des 4. gra- cilis maass ROEMER 1 Zoll 5 Linien, also verhält sich Höhe zur Länge = 1:8,5, viakleichl. —= 1:9, während die ee in der Höhe ebenfalls — betrug. 2). Der Kopf ist nicht scharf abgesetzt, daher seine Länge kaum bestimmbar. No. III. aber ergab 60 Mm. für die Länge, 34 (?) für die Breite, No. II. 70 in der Länge und 80 (?) in der Breite, beide Male die Länge nur so weit gerechnet, als noch Kopfknochen sichtbar sind. Da aber die Kiemenbüschel stets bis fast zur Basis der Brustflossenstachel reichen, so könnte man auch den Kopf bis hierher rechnen und erhielte dann die 14- bis 14fache Länge als früher. Im ersten Falle wäre das wahr- scheinliche. Verhältniss zur Gesammtlänge über 1:5, bei letz- terer Annahme über 1:4, während’TaoscuerL das Verhältniss — 1:3+ setzt und ROEMER bei A.gracdis =1:6. Aber diese Zahlen sind stark hypothetisch, die Differenz daher nicht sicher. Die Kopfknochen scheinen bei dem Lebacher Fische zahl- reicher als bei dem Kl. Neundorfer, aber schlecht erhalten zu “sein, ihre Deutung daher zu misslich. Der Augenring ist in der That auf der Oberfläche gekörnt, wie RoEMER beschrieb. TroscHEL hält es für möglich, dass er nur aus einem Stücke bestanden habe, doch findet man stets mehrere (meist 4) Theil- stücke. Die Kiemenbogen mit den von TROSCHEL genau be- schriebenen Dornen haben wohl unbedeckt gelegen. Die Höhe des Kopfes ist wohl deshalb unbestimmbar, weil die Knochen beträchtlich in der Breite auseinandergerückt gefunden werden, vielleicht No. III. ausgenommen. 3) Der Rumpf. Die Bedeckung bildet ein Chagrin von‘ sehr kleinen fast quadratischen Schüppchen, deren nach ROEMER an fusslangen Exemplaren (c. 315 Mm.) des 4A. gracilis 7 auf 1 Linie, also 15 bis 16 auf 5 Mm. gehen, während sie an gleich grossen A. Bronnü weit kleiner sein sollen. Ich kann die Be- 295 hauptung dieses Autors nicht ganz bestätigen, obschon ich grade in dieser Beziehung viele Messungen und Zählungen angestellt habe. Zuvörderst ist zu berücksichtigen, dass die Schuppen (ef. TroscHeEr) an den Seiten (Gegend der Seitenlinie) grösser, am Bauch und Rücken kleiner sind; grösser auch wieder am Schwanzende. So gehen bei No. II. hinter der Rückenflosse nur 10, weiter vorn 11, vor der Afterflosse 16 bis 17, hinter der Brustflosse 18 bis 20 auf die Länge von 5 Mm. Bei No. III. zählt man 14 am Schwanzende, 24 und mehr vorn am Bauch ; ‘bei No. VII. über 30 auf dieselbe Länge. Es kommen aber Stücke vor, welche grössern Exemplaren angehört haben, und wo man fast durchgängig 3 bis 9 auf 5 Mm. zählt. Ein Stück, das auch in Bezug auf die Flossenstacheln von den übrigen abweicht, bei Schwarzenbach gesammelt, lässt 10 über der Afterflosse, sonst in der Mitte des Leibes 14 bis 15 zählen, gehörte aber auf kei- nen Fall zu so grossen Exemplaren wie No, I. und III. Wir sehen also, dass es Stücke giebt, welche den Klein-Neun- dorfern in der Grösse der Schuppen durchaus gleich- stehen, ja sie noch übertreffen, während viele allerdings ihnen nachstehen mögen, andere wieder gleichsam aus beiden Typen gemischt erscheinen. Seiten- und Bauchlinie bei beiden vorhanden, letztere selten wahrnehmbar (an No. VII. deutlich). 4) Schwanz. ROEMER fand beide Lappen des heterocerken Schwanzes fast gleich gross, den obern aber mit drei verschiede- ‚nen Zonen der Beschuppung, den untern einfacher. Der obere Lappen möchte bei 4. Bronnü, nach TROscHEL, etwas grösser als der untere sein; auch lassen sich bei ihm die drei Zonen an guten Stücken nachweisen. 5) Die Flossen. Das Wesentlichste über die Flossen ist bereits von Acassız mitgetheilt, von QUENSTEDT, ROEMER und TRoscHEL näher ausgeführt worden. Was nun die beiden von Herrn ROEMER aufgestellten specifischen Unterschiede zwischen A. Bronniüi und gracilis betrifft, so lässt sich bei kleinern Exem- plaren von Bronniül (von 9 Zoll Länge oder 230 Mm. und we- niger) wohl erkennen, dass die Flossenstacheln weniger kräftig und schlanker sind als bei graczlis, nicht aber bei grösseren. Vielmehr erscheinen grade -die säbelförmigen Brustflossen- stacheln bald sehr kräftig, fast riesig. Ich füge zu obigen Messungen ein mehr als 300 Mm. langes Stück mit 82 Mm. A Ua Ne 296 langen und 4% breiten Brustflossenstacheln, und dessen zugehö- riger Schultergürtel 20 Mm. beträgt. Danach möchte der Sta- chel 4 bis 2 der ganzen Länge betragen haben, bei No. IV. bis VII. auch £ der grössten Höhe, wogegen bei corpulenten (No. 1. und II.) nur $£ derselben. Es fehlt also nicht an Beispielen sehr kräftiger Bruftflossenstachel. — Die Grösse des allgemein als Schultergürtel gedeuteten Knochens, der fast stets in recht- winkliger Lage zum Stachel der Brustflosse gefunden wird, steht in offenbarem Zusammenhange mit der. Grösse dieses Stachels, denn seine Länge beträgt sehr übereinstimmend und fast genau — der Länge jenes, nur bei kleinen Exemplaren vielleicht etwas weniger. Das besenförmige Bündel von Strahlen, welches sich unweit des Grundes der Brustflossenstachel zeigt und die kurzen Strahlen der Brustflosse enthält, hat Stäbchen, welche wohl all- gemein, nach TROSCHEL, sich verzweigen und nicht, wie Rok- MER beschreibt, einfach sind. Eine grosse Flossenhaut, welche ROEMER hinter den Brustflossenstacheln annimmt, ist bisher noch nirgend beobachtet worden. Die Entfernung des Grundes dieser Stacheln von der Schnauzenspitze fand sich nach mehrfachen Messungen geringer als +, aber über ;} der ganzen Länge, nach RoEMER bei A. gracilis unter + bis +. Die kleinen Bauchflossen stehen bei 4. gracslis in einer Entfernung von. den Brustflossen gleich der Länge des Brust- flossenstachels. Auch bei #4. Bronnit findet dies bei mittlern Exemplaren so ziemlich statt, aber der zurückgeschlagene Stachel würde meist die Spitze der Bauchflossenstachel erreichen oder noch übertreffen, besonders bei älteren Exemplaren, weil mit dem Alter dieser Stachel beträchtlich zugenommen zu haben scheint. Die Länge des Bauchflossenstachels ist übereinstimmend — bis derjenigen des Brustflossenstachels. Er steht nach meinen Be- stimmungen merklich vor dem ersten Drittel der Körperlänge, etwa auf 2, nach ROEMER fast genau auf 4 derselben. Natürlich ist aber die letztere Bestimmung sicherer, da bei unsern Ab- drücken die Bauchflosse nur ‘sehr selten erhalten ist. Die Stacheln der After- und Rückenflosse sind weit kleiner und schlanker als die der Brustflosse, und es scheint allerdings, dass bei den allermeisten. Exemplaren von Lebach (selbst bei den grössten) sich weniger kräftige Beschaffenheit die- ser Stacheln herausstellen möchte als bei den Schlesiern. Doch habe ich ein Exemplar von Schwarzenbach schon oben citirt, 297 welches sich durch grössere Schuppen auszeichnet, ebenso: durch ungewöhnlich kräftigen Afterflossenstachel; der Stachel der Rücken- flosse ist zu unvollständig, um über ihn urtheilen zu können; auch ist der Vordertheil des Fisches so schlecht erhalten, dass leider über die allgemeine Form sich nichts ausmachen lässt. Das aber beweist dies Stück, dass kräftige Flossenstacheln in Verbindung mit grössern Schuppen an mässig grossen Exemplaren auch hier vorkommen. Ich würde sehr geneigt sein, dies Stück den äch- ten A. gracilis an die Seite zu stellen, muss aber.die letzte Entscheidung glücklicheren Funden überlassen. Die Krümmung der Stacheln ist an kleineren Exemplaren am deutlichsten und stärksten; auch ist der Afterflossenstachel stets etwas grösser als der der Rückenflosse, welcher kaum über die Hälfte des Brust- flossenstachels misst. Rückenflosse bei allen Formen etwas hin- ter der Afterflosse. — Die Flossenhaut findet sich am deut- ‚lichsten hinter dem Afterflossenstachel, stets dreieckig; einge- schnitten, wie TRosScHEL zeichnet, wohl nur an Rudimenten; dagegen bemerkt man schon vor beiden Stacheln einen sich er- hebenden flachen Hügel. | Als Resultat dieser Vergleichung ergiebt sich, dass vor der Frage, ob A. Bronnil und gracilis identisch seien, erst die be- ‚ antwortet werden müsse, ob in den Lebacher Schichten nur Eine Species vorkomme, oder ob die ächten Bronnü und gracilis beide vorhanden seien. In dieser Beziehung ist es nicht zu übersehen, dass der ganze Habitus der Fische beider Lokalitäten verschie- den ist, dass vorzüglich die kleinern Lebacher Exemplare von jenen schlesischen unterschieden erscheinen durch noch kleinere Schuppen und schwächere, mehr gebogene Flossenstacheln. Es giebt aber bei Lebach grosse Exemplare mit vergleichsweise klei- nen Schuppen, aber sehr kräftigen (Brust-) Flossenstacheln, so- wie mittlere Exemplare (Schwarzenbach) mit grössern Schuppen und kräftigen Stacheln. Die allgemeine Form ist nicht gut fest- zustellen, aber doch scheint wenigstens der ächte 4. Bronniü bald dicker zu ‚werden als der ächte gracdis. Viel von diesen Differenzen ist auch noch auf Rechnung der Verschiedenartigkeit der Erhaltung zu setzen, so dass dieser letztere Charakter, sowie einige andere, noch weiter aufzuklären bleiben. Betrachtet man aber alle Lebacher Fische als dieselbe Art, so muss man freilich den Schluss ziehen, dass wir es auch diesmal mit einem Formen- kreise zu thun hatten, in welchem nur 4, gracilis als Ausläufer 298 | des A. Bronnü. zu betrachten ist. Das Vorkommen naher gra- cüis an beiden Orten ist sehr wahrscheinlich. 3. Xenacanthus Decheni BeyR. Das Vorkommen dieses Fisches, welchen a. 0. &. ©. Herr Professor Geinıtz namhaft machte, ist für Lebach allerdings schon bekannt gewesen, später aber den Gegnosten wieder ausser Augen gekommen. Der in Trier verstorbene Oberlehrer SchnuR*) erkannte bereits richtig die Uebereinstimmung dieses merkwür- digen Fisches mit dem von Ruppersdorf zuerst 1847 als Ortkha- canthus Decheni von GoLDFUsS und unter dem obigen Namen 1848 von BeykıcH beschriebenen, der dann im folgenden Jahre von JORDAN**) noch den neuen Namen Triodus sessüis erhielt. Aber trotz der Mittheilungen von JorDAn und ScHNur blieb der wichtige Fund fast unbekannt. Vollständige Exemplare be- sitzen gegenwärtig in Saarbrücken Dr. JORDAN, GOLDENBERG. und der Verfasser, in, Frankfurt a. M. das Senckenberg’sche Mu- seum, nach Mittheilung des Herrn Dr. VoL,GER, aber es möchten sich auch noch hier und da einzelne Stücke vorfinden. So ist ‘es mir interessant gewesen, im Besitze des Herrn Berggeschwor- nen RornH ein Exemplar von Nonnweiler im Birkenfeldschen (Nordflügel unserer Mulde) zu sehen, das zwar schlecht erhalten ist und nur Kopftheile und unvollständiges Skelett zeigt, aber doch sich ganz entsprechenden Stücken von Lebach anreiht und unzweifelhaft zu unserm Fische gehört. Dieser Xenacanthus ist in vielfacher Beziehung höchst ne würdig, so dass er einer monographischen Bearbeitung wohl werth wäre. Manche noch unerledigt gebliebene Punkte würde dies Vorkommen aufzuklären im Stande sein, besonders wenn auch hier die detaillirte Vergleichung mit dem Vorkommen von Rup- .persdorf angestellt werden könnte. Es muss daher hier auf eine _ genaue Beschreibung verzichtet werden, und ich erwähne nur das merkwürdige Gebiss, die dreizackige Form der Zähne, welche JORDAN beschrieb***); ferner den geraden am Ende beiderseits *) Zeitschr. d, deutsch. geolog. Ges., VIII. Bd., 1856, S. 642; bereits richtig von Quenssteot, Epochen d. Natur, S. 435 eitirt. **) Neues’Jahrb. f. Mineralogie, 1849, S. 843 mit Taf. X. Fig. 27. +) Jorpan’s Zeichnung mit drei Spitzen ist etwas zu schlank und gebogen, so dass der Vergleich Brons’s mit Spinnenfüssen zu viel Grund hat. RER k = = | | 299 mit rückwärts gerichteten Zähnen besetzten Rückenstachel, wel- cher von einer Reihe dornartiger Wirbelfortsätze getragen wurde, die nach-vorn gekrümmt sind und offenbar die Rolle spielen, wie der Schultergürtel bei Acanthodes für den Brustflossenstachel. Die Schultergürtel fehlen ebenfalls nicht. Dazu kommt die grosse Rückenflosse, welche an einem über 154 Zoll langen Exemplare in meinem Besitze die Länge von 94 Zoll, also fast $ des Fisches _ einnimmt und höchst wahrscheinlich in die Schwanzflosse ver- wo läuft, sowie das eigenthümliche als Saugscheibe gedeutete Organ, anderer Charaktere nicht zu erwähnen. Von Bedeckung durch Schuppen ist nichts zu ersehen, denn was am Kopfe als Chagrin erscheint, halte ich für Knochenzellen oder zellig zerspaltene -Knochenmasse. Für unsern Zweck genügt es schon, die Identität der Gat- tung völlig sicher gestellt zu wissen, diejenige der Art mit der böhmischen aber von verschiedenen Autoren bereits verbürgt zu haben. Es macht auch dieser Fisch den Eindruck, dass er, mit jenen von Ruppersdorf verglichen, die Grenzen eines dritten For- menkreises festzusetzn geeignet wäre, welcher für das Rothlie- gende als besonders charakteristisch anzuerkennen ist. 4. Einiges zu Archegosaurus Decheni GoLDF. Den vorstehenden Notizen über die wichtigsten Leitfische des Rothliegenden in den Lebacher Schichten füge ich noch we- nige Nachriehten über den Archegosaurus zu, da neuerlich Pro- fessor QUENSTEDT *) auf einige wichtige Punkte in der Organi- sation dieses Sauriers aufmerksam gemacht hat, welche, wenn sie sich bestätigen, eine überraschende Beziehung dieses für so abweichend gehaltenen Amphibiums zu den weit jüngern Masto- donsauriern des Keupers aufdecken. In der That sehe ich mich im Stande, die Mehrzahl der von ihm erkannten Thatsachen voll- kommen zu bestätigen. Die Zahnstellung ist der Art, dass sich im obern Theile des Schädels zwei Reihen befanden, eine äussere und innere; die innere führt ebenso starke Fangzähne wie die äussere, wird aber schwieriger wahrgenommen. Ich habe sie an fünf Köpfen mehr oder weniger vollständig nachgewiesen und bin überzeugt, dass man durch Anfeilen oder Bloslegen der Wurzeln an jedem *) Neues Jahrb. f. Mineralogie, 1861, S. 294 mit Taf. III. 300° ; besser erhaltenen Exemplare die innere Reihe sichtbar machen könnte. Anfeilen ist besonders dann anzuwenden, wenn es nicht “darauf ankommt, das Gebiss möglichst vollständig zu erhalten, ‚sondern nachzuweisen, dass in der That die Zähne beider Reihen nach unten gerichtet sind, oder ihre Verbindung mit dem Schä- delknochen zu erkennen. Man überzeugt sich so, dass man es nicht etwa mit Zähnen des Unterkiefers zu thun hat, die zufällig neben die des Oberkiefers gerathen seien. Da diese beiden obern Reihen sich theilweise so nahe stehen, dass ihre Wurzeln sich berühren, glaube ich, dass es allerdings richtiger ist, beide im Oberkiefer befestigt anzunehmen, als mit BURMEISTER die innere für eine Gaumenreihe anzusprechen, obschon man eine Grenze zwischen Oberkiefer und Gaumenbein nicht wahrnimmt, und ein vollgültiger Beweis deshalb abzuwarten ist. | ' Die Bedeckung am Bauche rührt nach QUENSTEDT nicht von Schuppen, sondern einem Schilde her, welches in der Re- gel mitten durchbricht und zersplittert und dann die vermeint- lichen ‚Schuppen liefert, die indessen nicht dachziegelförmig zu- sammen liegen, sondern oft so vollständig ineinander verlaufen, | dass sie schon dadurch ihren wahren Ursprung zu erkennen ge- ben. Quensteo'r bildet in seiner Fig. 4 ein Stück dieses Bauch- schildes ab. Völlig deutlich und unzerbrochen fand auch ich ein | Stück desselben bei einem sonst nicht schönen Rumpfe. Die Wirbelfortsätze erweitern sich flach schüssel- oder trompetenförmig (s. QuEnstepr’s Fig. 2 und 3). Dasselbe Stück mit einem Theile des pergamentartigen Bauchschildes lässt auch diesen Charakter deutlich erkennen und zeigt zugleich, warum er in der Regel übersehen werden wird. Beim Aufschlagen spaltet nämlich der Dornfortsatz solcher Exemplare, die auf der Seite liegen, der Art, dass jederseits uns der äussere Abdruck erhal- ten bleibt, die innere, vom Gestein erfüllte Vertiefung heraus- fällt und zerstört wird. — Was endlich den sehr wichtigen Cha- rakter des Wirbelkörpers selbst betrifft, wegen dessen sich die Darstellungen der Herren QuensıepTt und H. v. Meyer in | der grössten Differenz befinden *), so besitze ich allerdings Stücke, | die ganz dasselbe wie die Fig. 1 bei QuEsstepr zeigen, hoffe aber doch noch vollkommenere Beispiele zu erhalten. — *) Wirbelk. knorpelig, verknöcherte nicht: H. v. Meyer; — ver- I knöcherte: QUENSTEDT. j - 301 Da Herr Professor QUENSTEDT die dankenswerthe Gefällig- - keit hatte, mir seine vortrefllichen Originale zu zeigen, so glaube BEER BRETT, ich mich auch bei meinen Beobachtungen ausser der Möglichkeit eines Irrthums zu befinden. Also auch _der Hauptvertreter der Amphibien in unsern Schichten spricht dafür, diese Schichten, in welchen er sich auf- hält, von den älteren abzutrennen und der nächstfolgenden For- mation zu nähern, d. h. dem Rothliegenden zuzuzählen. Nur eine Frage von allgemeinerer Bedeutung könnte noch aufgestellt werden: ob es nicht naturgemässer wäre, Steinkohlen- gebirge und Rothliegendes überhaupt, mit dem Zechstein, als zu einer grössern Gruppe gehörig zu betrachten. von der sie nur gleichberechtigte Glieder ausmachen. Es würde diese Ansicht auch in der Thatsache eine Stütze finden, dass überhaupt die Formen auch des Zechsteins denen des Kohlenkalks so nahe ste- hen, dass z. B. Davıpson acht Brachiopoden in beiden für iden- tisch ansieht, dass aber wenigstens in diesem jüngern Abschnitte wenige organische Gestalten existiren, denen nicht sehr nahe ver- wandte Formen des Kohlenkalkes zur Seite stehen. Bekanntlich ist auch die Flora des Rothliegenden nur eine Fortsetzung der- jenigen des Steinkohlengebirges.. Von diesem Standpunkte aus erscheint es ziemlich gleichgiltig, ob man die Lebacher Schich- ten oberes Steinkohlengebirge — wie dies auch schon SCHNUR für die Aenacanthus, Acanthodes u. s. w. führenden Schichten Böhmens und Schlesiens verlangte — oder unteres Rothliegen- des nennt. Aber es wäre doch nicht gerechtfertigt, als gleich- werthig erkannte Schichten mit verschiedenem Namen zu bele- gen, wie schon zu Anfang gesagt wurde. — Ist es aber sicher, dass auch in den „Lebacher Schichten” Palaeoniscus vratisla- viensis, Acanthodes gracılis, Xenacanthus Decheni auftritt, so hat man paläontologisch den Beweis der Gleichwerthigkeit beider Bildungen, und man kann nur dann zu einer vollen Uebersicht des Verwandten in der Natur gelangen, wenn man auch für diese bisher für älter gehaltenen Bildungen den Namen des untern Rothliegenden gebraucht und als richtig erkennt. > > Kürzlich hatte ich Gelegenheit, die in vorstehender Abhand- lung erwähnten Exemplare des Aenucunthus von Lebach zu se- hen, welche das Senckenbergsche Museum in Frankfurt a. M.. aufbewahrt, und welche schon vor längerer Zeit von Dr. RüppELL > — 2 2 302 gesammelt wurden. Herr Dr. O. VoLGER hatte die Güte, mir die selben zu zeigen und mich auf einen noch unbekannten Charakter in der Organisation dieses interessanten Fisches aufmerksam zu machen. Ein, zwar nicht vollständiges, Exemplar hat das Gebiss in wirklich überraschender Schönheit erhalten. Man erkennt nicht nur die mehrfachen (wohl acht) Reihen der dreizinkigen Zähne in den Kiefern, sondern auch noch weiter hinten, von je- ‘nen entfernt, eine Anzahl Gaumenzähne von gleicher Grösse wie jene, aber abweichender Beschaffenheit, so nämlich, dass jede Wurzel nicht drei dünne und spitze Zacken oder Zinken trägt, sondern einen ganzen Büschel bürstenförmiger Zacken (Stachel- höcker). Man sieht, dass die Organisation dieses merkwürdigen Fisches durchaus noch nicht genügend bekannt ist, und dass meine Behauptung sich rechtfertigt, es sei dieser Fisch allein einer Monographie werth. An ihn würden sich auch andere von RürPELt, gesammelte Reste anschliessen, — wie es scheint, Unica, welche durch ihre Zahnform nach VoLGEr an Diplodus sich anreihen möchten. Es ist sehr wünschenswerth, dass diese Dinge einer genauen Untersuchung unterworfen würden. ET _ nr. se ” er Pe En FE N nn m wi e EIREETR T IE N: EEE TERRA er 303 6. Die fossilen Fische aus dem Keupersandstein von Coburg. Von Herrn Jonannes Strüver ın Göttingen. Hierzu -Tafel XIII. Das Vorkommen fossiler Fischreste im Sandstein der Ge- gend von Coburg ist schon seit langer Zeit bekannt gewesen. Dr. Hornscnun*) erwähnt wenigstens schon 1830 in LEON- HARD’s Jahrbuch, dass vor etwa 30 Jahren, also im Anfange unseres Jahrhunderts, im Sandsteinbruch von Ketschendorf ein sehr schönes Exemplar eines Barben-ähnlichen Fisches aufgefun- den sei. Eine Platte mit elf Abdrücken von der Grösse und Gestalt eines Lewciscus befinde sich im Kabinet des Erbprinzen. Dieselbe Platte, von Neuses stammend, gelangte später in die Sammlung des Coburger Gymnasiums und wurde von BERGER beschrieben. BERGER war es, welcher zuerst im Jahre 1832 diese Fische, deren er selbst noch mehrere sammelte, beschrieb. In seiner Schrift über die Versteinerungen der Coburger Gegend **) bildete er dieselben ab und nannte sie Palaeoniscum arenaceum. Schon damals erwähnte er, dass wahrscheinlich mehrere Arten zu unter- scheiden seien, doch liess er dieses noch unentschieden aus Man- gel an genügend gut erhaltenen Exemplaren. Acassız***) stellte die Art zu seiner Gattung Semionotus, als deren Typus er den Semionotus leptocephalus AG. aus dem Lias bei Boll betrachtete. Er nannte die Art nach ihrem ersten: Beschreiber Semionotus Bergeri. Der von ihm im Tableau sy- noptique des zweiten Bandes seiner Recherches, p. 8 als Semio- *) Leon#arp, Jahrbuch f. Min. 1830, Heft 2. cf. Acassız, Re- cherches, T. I. p. 224. - **) BERGER, Versteinerungen der Fische und Pflanzen der Coburger Gegend. Coburg, 1832. 4. **#*) Acassız, Rech. sur les Poiss. fos. T. II. p. 224, Atlas I. Tab. 26. fig. 2, 3. 3 zB 'notus Spixü Ac. aus Brasilien aufgeführte Fisch ist nach ihm *)- nichts als Sem. Bergeri Ac. von Coburg, so dass ersterer Name ganz wegfällt. N Später im Jahre 1843 publicirte BERGER in einer brieflichen Mittheilung an Bronn**), dass er jetzt drei Species fossiler Fi- sche aus dem Coburger Sandstein unterschieden habe, Sem. Ber- geri Ac. [hoch, mit entfernt stehenden Strahlen], Sem. socialis Benrc. [gestreckt, mit dicht stehenden Strahlen] und Sem. esoxr Bere. [gestreckt, mit entfernt stehenden Strahlen]. Nach den mir vorliegenden Original-Exemplaren BERGER’s kann ich ‚Sem. esox BERG. nur für einen verdrückten und da- durch schlanker erscheinenden Sem. Berger! Ac. halten, während, wie sich später herausstellen wird, Sem. socialis Ber. gar nicht zur Gattung Semionotus gerechnet werden darf. Die bis dahin beschriebenen Reste waren nur sehr unvoll- ständig erhalten, namentlich was den Schädel anbetrifft. Im Jahre 1851 beschrieb v. Schaurorn***) ein mit Ausnahme des Schädels sehr schön erhaltenes Exemplar von Sem. Bergeri Ac., und 1854 BornEeMAnNf) ein Exemplar von Haubinda bei Röm- hild, welches eine Anzahl von Knochen vom hintern Theil des Schädels wohlerhalten zeigte. Seit einiger Zeit ist die Sammlung des verstorbenen BERGER Eigenthum des Göttinger Museums, mit ihr eine grosse Menge von Fischresten aus dem Coburger Sandstein, darunter die Ori- ginal-Exemplare der BERGER’schen Species. Herr Professor von .' . SEEBACH hatte die Güte, mir dieselben zur Bearbeitung anzuver- trauen. Durch Herrn Professor KEFERSTEIN wurde ich in den Stand gesetzt, die lebenden Ganoiden des Göttinger Museums zu vergleichen. Beiden Herren schulde ich für die Unterstützung, welche sie mir zu Theil werden liessen, meinen Sul EkEee En Dank. *) Acıssız, abgerissene Bemerkungen über fossile Fische in LEon- | HARD und Bronn, Neues Jahrbuch für Min. u. s. Wu 1834, S. 380 und | Rech, s. 1. poiss. foss. T. II. p. 220. »*) LeonHsarpd und Broxn, N. Jahrbuch, 1843,. S. 56. eo) v. ScHAuRoOTH, über das Vorkommen des Semionotus Bergeri As. im Keuper bei Coburg, in der Zeitschrift d. deutschen geol. ei 1851, Bd. III. S. 405, Taf. XVII. .. +) Bornemann, Semionotus im obern Keupersandstein, loc. eit. 1854, Ba. VI. S 612. Taf. XXV. 305 Leider war es mir nicht möglich, die übrigen Arten von fossilen Fischen, die von Acassız und GREy EGERTON beschrie- ben und zur Gattung Semionotus gestellt worden sind, nach Originalen zu vergleichen. I. Semionotus Bergeri Ag. Palaeoniscum arenaceum Berc., Verst. d. Fische und Pflanzen der Co- burger Geg. 1832. , Semionotus Bergeri Ac., Rech. s. 1. Poiss. foss. 1833. Semionotus Spixii Ac., Rech. s.1. Poiss. foss. Tabl. synopt. T. I. C. I. 8, Semionotus esox Bere., Jahrbuch f. Min. u. s. w. 1843. Allgemeine Körperform. Die Form des Körpers von Semionotus Bergeri ist sehr gedrungen, ganz ähnlich wie bei Lepidotus. Die grösste Höhe des Körpers, welche etwa * der ganzen Länge, einschliesslich des Schwanzes, beträgt, liegt in der Gegend der Bauchflossen, fast genau in der Mitte des eigentlichen Körpers, wenn man denselben von der Schnauzenspitze his zur untern Insertion der Schwanzflosse rechnet. Rücken- und Bauchseite des Körpers sind beide stark gewölbt, die Rückenseite jedoch weit stärker als die Bauchseite. Der Schwanz ist am Ende der Rückenflosse im Vergleich zur Körperhöhe sehr stark zusammengeschnürt. Natürlich wird die Höhe des Körpers be+ der Zusammen- drückung, welche die Fische erfahren haben, zugenommen haben, während die Länge dieselbe blieb. Da aber der Grad dieser Zu- nahme an Höhe sich nicht sicher bestimmen lässt, habe ich in der schematischen Darstellung des Thieres auf Tafel XIII. Fig. 1 dies Verhältniss so gezeichnet, wie es an den unverdrückt er- haltenen Exemplaren wirklich erscheint. Die Breite oder Dicke des Körpers scheint indessen nicht sehr bedeutend gewesen zu sein, da die Breite der Stirn- und Scheitelbeine, also die des Kopfes, ebenfalls im Verhältniss zur Höhe des Kopfes nur ge- ring ist. Was die Flossen anbelangt, so sind Brust- und Bauchflossen vorhanden, so wie je eine After- und Rückenflosse, Die Schwanz- flosse erreicht eine- bedeutende Grösse, über — der Länge des ganzen Thieres; dieselbe ist hinten schwach abgerundet, fast ge- rade, nicht, wie AGAssız angiebt, ausgeschnitten. Schon v. SCHAU- . ROTH stellte dieses Verhältniss richtig dar. Die eine vorhan- Zeits. d. d. geol. Ges. XV1. 2. 20 306 dene Rückenflosse, von bedeutender Grösse, beginnt dicht hinter der Mitte des Körpers über dem Ende der Bauchflossen und setzt weit nach hinten, über die Afterflosse hinaus, fort. Die übrigen Flossen sind klein. Die Brustflossen stehen dicht am Hinterende des Kopfes; die Bauchflossen, an Grösse die klein- sten, genau in der Mitte des Körpers von der Schnautzenspitze | zum untern Anfang der Schwanzflosse. Die etwas grössere After- flosse steht unter der Mitte der Rückenflosse. Die Grösse der Exemplare, welche mir zur rien vorliegen, wechselt sehr. Da das Verhältniss von Länge zu "Höhe der Exemplare dasselbe bleibt, wird es überflüssig sein, die Maasse einer grössern Reihe von Exemplaren hier anzuführen. Kopf. Der Kopf war bis jetzt nür noch sehr unvollständig be- kannt. Nur BORNEMANN hat in seiner oben erwähnten Abhand- lung die Opereular- und hintern Schädeldeckenplatten nach einem gut erhaltenen Exemplare von Haubinda bei Römhild beschrie- ben. Specifisch verschieden ist das von BOBNEMANN beschrie- bene Exemplar nicht von Sem. Bergeri, wie ich mich durch Vergleichung seiner Abbildung mit den mir vorliegenden Exem- plaren überzeugt habe. In der Berger’schen Sammlung ist eine Reihe von Exem- plaren vorhanden, an denen die Schädelknochen mehr oder we- niger vollständig erhalten sind. Durch Combination mehrerer dieser Stücke ist es mir, wie ich hoffe, gelungen ‚die Schädel- knochen ziemlich vollständig herzustellen. Wie sich hiernach die Grenze der einzelnen Knochen herausstellte, habe ich in der auf Tafel XIII. gegebenen schematischen Zeichnung des Fisches Fig. 1 von der Seite und in der Ansicht der Schädeldeckenknochen Fig. 3 von -oben angegeben. Ob nicht später noch einige Ein- zelnheiten daran zu ändern sein werden, wenn noch besseres Material vorliegt, muss ich dahin gestellt sein lassen. Was mir selber etwa zweifelhaft geblieben sein sollte, werde ich am passenden Orte anführen. Der Kopf erreicht etwa den vierten Theil der ganzen Länge des Fisches, die Schwanzflosse mit inbegriffen. Seine Höhe am hintern Ende beträgt etwa > seiner Länge. Das Auge liegt in der Mitte der Länge, etwas mehr nach vorn, ziemlich weit nach oben gerückt. 307 Knochen der Schädeldecke. Die ossa frontalia er- reichen eine ziemliche Grösse. Sie sind langgestreckt und verhält- nissmässig schmal. Nach vorn erstrecken sie sich bis an die Nasenbeine, etwa um eine Augenlänge von der Schnautzenspitze entfernt. Hinten reiehen sie etwas über das Hinterende :des Au- ges hinaus. Hier sind die Stirnbeine am breitesten. Die den obern Augenrand im Bogen umgebenden Supraorbitalknochen verursachen eine seitliche bogenförmige Einbucht in den Stirn- beinen, welche etwas vor der Mitte ihrer Länge endet. An die- ser Stelle sind die Stirnbeine noch fast eben so breit wie am hin- tern Ende, von nun an aber verschmälern sie sich stark bis zu ihrem Vorderende. Nach hinten stossen die ossa frontalia an die ossa parietalia, von denen eine ziemlich gerade Naht sie trennt. : Die Commissur, welche die beiden oss@ frontalia von ein- - ander trennt, bildet in ihrer vordern Hälfte eine gerade Linie; mitten zwischen den Augen jedoch beginnt sie einige halbkreis- förmige Wellen zu bilden, welche jedenfalls wesentlich sind, da drei Exemplare, an denen ich die ossa frontalia von oben her beobachten konnte, diese Bildung ganz constant zeigten. In der vordern Hälfte der Stirnplatten zeigten sich an einem Exemplare, welches zu den besterhaltenen gehört, je zwei vom obern Augen- rande her nach vorn dicht nebeneinander verlaufende Linien, wel- che wahrscheinlich Kiele vorstellen, die auf den Stirnplatten ver- liefen. Für Nähte kann man sie wohl schwerlich erklären, zu- mal kaum eine Analogie dafür aufgefunden werden dürfte. Die ossa parietalia, welche zunächst hinter den Stirnplat- ten folgen, sind weit kürzer, mit dem grössten Durchmesser quer gestellt. Ihre Breite ist dieselbe, wie die der Stirnbeine an deren hinterm Ende. Mit ihrem Aussenrande stossen sie an eine schmale langgestreckte Knochenplatte, die, drei- bis viermal so lang wie breit, den Raum zwischen parietale, frontale, Augen- höhle und der weiter unten zu beschreibenden Backenplatte be- deckt. Die untere Begrenzung derselben, nach der Backenplatte zu, ist in der hintern Hälfte nach unten schwach convex, in der vordern concav gebogen. Die Naht zwischen dem os parietale und der eben beschriebenen Knochenplatte, welche man als os temporale bezeichnen kann, ist gerade. Die Naht zwischen den beiden Parietalplatten ist ähnlich, nur schwächer, wellenförmig gebogen, wie die, welche die beiden Stirnplatten in ihrem hintern 20* 308 Theil mit einander verbindet. Nach hinten sind die Scheitelplat- ten ziemlich geradlinig begrenzt, jedoch treten die Grenzlinien beider Platten hinten in der Mitte unter einem Winkel zusam-, men, so dass die Längenerstreckung der Scheitelplatten an der Innenseite grösser ist als an der Aussenseite, und so die Gestalt eines Paralleltrapezes für dieselben sich ergiebt. Hinter den Parietalplatten liegen auf der Oberseite des Kopfes noch mehrere andere Knochenplatten, welche man Nacken- platten [oss« nuchalia] nennen kann, wie dieses auch schon BORNEMANN gethan hat. Die beiden -den Scheitelplatten zunächst liegenden sind die grössern, die beiden dahinter folgenden die kleinern. Die vordern grössern Nackenplatten haben dieselbe Breite, wie die ossa parietalia' nebst den Temporalplatten. Sie bilden ebenfalls Paralleltrapeze, deren grösster Durchmesser quer gestellt ist. Da aber die hintern Grenzlinien beider Platten eine ungebrochene gerade Linie mit einander bilden, so haben die Nackenplatten ihre grösste Länge nicht wie die Scheitelplatten in der Mediane des Schädels, sondern seitwärts, gerade da, wo die Scheitelplatten am kürzesten sind. Die Begrenzung nach dem Operculum zu ist geradlinig oder nur wenig convex; die mitt- lere Naht zwischen beiden Platten geradlinig, sehr kurz, nur ‚etwa die Hälfte der Breite der Nackenplatten an Länge errei- chend. Das Operculum wird an seiner obern Seite von der Nackenplatte fast bis zum hintern Ende begrenzt, so. dass das- selbe hinten nur wenig über die Nackenplatte hinaus vorragt. Die kleinen Nackenplatten, welche sich hinten an die eben beschriebenen grössern anreihen, sind von rechtwinklig dreieckiger Gestalt. Der rechte Winkel des Dreiecks liegt nach vorn und aussen, da wo Operculum und grössere Nackenplatte zusammentreffen, und ersteres letztere überragt. Die längste Ka- thete des Dreiecks bildet’ die Seite der Platte, welche sich ihrer | ganzen Länge nach an die Hinterseite der grössern Nackenplatte anlehnt; die kleinere seitwärts gerichtete Kathete erreicht nur etwa # der Länge der grössern Kathete. Dieselbe ragt nach hinten um ‚mindestens ? ihrer Länge über die obere Seite des Operculum hinaus. Die Hypotenuse des Dreiecks ist in der Mitte concav eingebogen und schräg nach hinten und medianwärts ge- richtet. Vor dem vordern Ende der Frontalplatten liegt jederseits ( | 309° eine schwach sichelförmig gekrümmte Knochenplatte. Mit ihrer convexen Seite sind dieselben einander zugekehrt und berühren einander; ihre concaven Seiten sind seitwärts gerichtet. Nach ihrer Lage muss man dieselben für die ossa nasalia erklären. Ihre Länge beträgt etwas über die Hälfte der Länge der Augen- höhle. Ä Kiemendeckelapparat. Das Operculum ist bei weitem der grösste Knochen des Kiemendeckelapparats. Sein senkrechter Durchmesser- erreicht etwa 2 der gänzen Kopfeslänge, der hori- zontale Durchmesser etwas über 2 des senkrechten. Der Hinter- rand des Operculum ist nach hinten stark convex ausgebogen. Der Vorderrand ist schwach concav. Ober- und Unterrand bil- den gerade Linien und convergiren nach vorn. Der obere und untere hintere Winkel des Operculum sind stumpf, sowie auch der obere vordere, der untere vordere Winkel dagegen ist spitz. Oben grenzt das Operculum an die beiden Nackenplatten, vorn an Backenplatte und Praeoperculum. Hinten stösst das Opercu- lum an die Schuppenbedeckung des Rumpfes. Das Praeoperculum ist grösstentheils, wenigstens in sei- ner obern Region, von der weiter unten zu beschreibenden Backen- platte bedeckt. Nur an einem Exemplare war, begünstigt durch eine kleine Verdrückung, das obere Ende des Praeoperculum zwischen Zemporale, nuchale, Operculum und Backenplatte zu sehen. In der Zeichnung auf Tafel XIII. Fig. 1 habe ich dieses sichtbar werden lassen. Der untere Theil des Praeoperculum liegt frei und unbedeckt unterhalb der Backenplatte und der Reihe von Infraorbitalknochen. Dasselbe erstreckt sich hier, letztere nach unten begrenzend, bis fast unter den vordern Augenrand hin. Der hier sichtbare untere Theil des Praeoperculum hat eine drei- seitige Gestalt. Die hintere Seite ist die kleinste und erreicht etwa den dritten Theil der Länge des ganzen Dreiecks. Obere und untere Seite sind bogenförmig, die obere nach oben concav, die untere convex und am längsten. | Das Interoperculum, so weit es sichtbar ist, zeigt eine schmale und langgesireckte Gestalt. Es liegt unter dem Oper- eulum und erstreckt sich nach vorn etwas über dasselbe hinaus. Sein oberer Theil wird von dem Operculum verdeckt. Das Inter- ‚opereculum ist in seinem sichtbaren Theil etwa viermal so lang wie breit. Hinter- und Unterrand bilden zusammen, einen nach unten convexen Bogen; der Vorderrand convex, der Oberrand, 310 wie der des Opereulum, gerade. Nach vorn .stösst das Inter- operculum an das Suboperculum. . Das Subopereulum ist vierseitig, nicht vi el länger als hoch. Nach hinten stösst es an den convexen Ra ‚des ‚Inter- operculun® und ist deshalb hier von einem coneaven Bogen be- grenzt. Ebenso nach oben, wo es die untere Grenze des Prae- operculum bildet. Vorn grenzt das Subopereulum in gerader Linie an den Unterkiefer, und zwar an dessen os articulare. Zwischen den Knochen des Kiemendeckelapparats und denen der Schädeldecke liegt nun noch eine Anzahl von Hautknochen, welche sich am besten um das Auge herum gruppiren lassen und dasselbe ringsum einschliessen. Der grösste dieser Hautknochen ist die schon mehrfach er- wähnte Backenplatte, welche auch schon von BORNEMANN be- schrieben wird. Sie erreicht etwa 2 der Höhe des Operculum; ihre Breite ist etwa halb so gross wie ihre Höhe. Das Unter- ende der Platte ragt in Folge ihrer etwas schrägen Stellung nach _ vorn weiter vor, als der obere Theil derselben. Nach oben stösst die Backenplatte an die schmale Temporalplatte, kinten mit con- vexem Rande an das Operculum, unten mit ebenfalls convexem Rande an das Praeoperculum. Die Vorderseite der Backenplatte, welche einen schwach concaven Bogen bildet, stösst unten an den am weitesten nach hinten gelegenen Infraorbitalknochen, oben an den letzten Supraorbitalknochen. In der Mitte grenzt die Backenplatte unmittelbar an die Augenhöhle, indessen konnte dieses letztere nicht mit vollkommener Sicherheit ausgemittelt werden; vielleicht wird man später noch zwischen Backenplatte und hinterm Augenrande einen oder mehrere Postorbitalknochen aufinden. Das Auge ist von einem Kranze von Knochen umgeben, der nur hinten von der Backenplatte unterbrochen wird. Die 'Supraorbitalknochen, deren Breite etwa die Hälfte der Breite der Stirnplatten zwischen den Augen erreicht, sind weit kleiner als die Hautknochen am Unterrande des Auges. Ich erkenne von erstern vier, von denen die beiden mittlern die kleinsten sind und gerade mitten über dem Auge liegen, während der vor- dere und grösste eher als Praeorbitalknochen bezeichnet werden könnte, da, er grösstentheils am Vorderrande des Auges liegt. Der hintere Knochen, welcher an das os Zemporale und an die 3ll Backenplatte grenzt, liegt am Uebergange vom obern in den hin- tern Augenrand. Die Infraorbitalknochen, deren unter dem Auge selbst drei liegen, erreichen fast eine Höhe wie die Augenhöhle. Sie nehmen von hinten nach vorn an Grösse ab, sind von vierseiti- ger Gestalt und durch geradlinige Nähte von einander getrennt. Oben sind sie von der Augenhöhle begrenzt, hinten von’ der Backenplatte und unten von Praeoperculum, Unter- und Ober- 'kiefer. Nach vorn setzen sie sich in eine Reihe von Hautknochen fort, die ihnen an Gestalt ganz ähnlich sind und bis an die oss« nasalia reichen. Dieselben liegen zwischen frontale, nasale und Oberkiefer. An dem besterhaltenen Exemplare zähle ich fünf solcher Hautknochen, die drei hintern Infraorbitalknochen nicht mitgerechnet; an andern Exemplaren sind weniger vorhanden. Vielleicht ist die grössere Anzahl. in diesem einen Falle durch Bruch hervorgerufen. | u | Kieferknochen. Das os maxillare ist vorn, wo es an den Zwischenkiefer stösst, schmal, nach hinten zu verbreitert es sich immer mehr, bis es an den obern Fortsatz des Unterkiefers angrenzt. Der freie, zahntragende Rand ist fast gerade, nur schwach convex gebogen. Die obere Grenzlinie des Oberkiefers, welche an die von den Infraorbitalknochen nach vorn sich fort- setzende Reihe von Hautknochen stösst, ist in ihrer vordern Hälfte nach oben concav, in ihrer hintern Hälfte nach oben con- vex gebogen. Nach einigen Exemplaren erscheint es, als habe der Oberkiefer, namentlich in seiner letzten Hälfte, einen starken Längskiel gehabt. Die Zwischenkiefer sind ziemlich klein. In der Mitte schicken sie jeder einen spitzen Fortsatz nach hinten; beide Fort- sätze zusammen treten von vorn zwischen die vorderen Hälften der Nasenbeine und trennen dieselben. Seitlich sind die Zwi- schenkiefer, da wo sie an die Oberkiefer herantreten, schräg von diesen begrenzt. Der Unterkiefer ist ziemlich langgestreckt; nach hinten reicht er bis an das Suboperculum hinan, von welchem eine ge- rade Naht ihn trennt. Die vordere Hälfte des Unterkiefers, wel- che die Zähne trägt, ist lang und schmal. Ueber der hintern Hälfte erhebt sich ein Fortsatz nach oben, der oben an das vordere Ende des Praeoperculum und an die Infraorbitalknochen hinan- reicht, mit seiner nach vorn und oben gerichteten Seite aber den LS 312. Oberkiefer hinten begrenzt. An einem Exemplar, welches den Kopf erhalten zeigt, laufen über den so begrenzten Unterkiefer zwei Nähte, von denen die eine senkrecht verlaufende den hin- tern Theil des Unterkiefers abtrennt, welchen man also als os articulare des Unterkiefers bezeichnen kann. Eine zweite Naht läuft vom obern Ende dieses Articulartheils schräg nach unten und vorn und trennt,den obersten dreieckigen Theil des Unter- kiefers von „dessen os dentale ab. Man kann diesen ee. als os coronoideum des Unterkiefers bezeichnen. Zähne. Von Zähnen habe ich an den mir vorliegenden Exemplaren genau nur die des Unterkiefers beobachten können. An zwei Exemplaren, von denen das eine etwa zwei, das andere anderthalb Decimeter Länge erreichte, waren an jedem in jeder Hälfte des Unterkiefers acht bis neun spitze kegelförmige Zähne vorhanden, die an Grösse einander ziemlich gleich waren. Die Zähne des Ober- und Zwischenkiefers, welche sich nur in Spu- ren erhalten zeigten, scheinen ebenso gestaltet gewesen zu sein. ‘ Von Gaumenzähnen war nichts zu sehen, jedoch mag dieses im Erhaltungszustande der Fossilien begründet sein. Es war mir mithin nicht möglich, die Analogien der Gattung Semionotus Ac. mit der Gattung Lepidotus Ac., welche in den übrigen hältnissen, wie ich weiter unten zeigen werde, sehr bedeutend sind, auch in diesem Verhältnisse des Zahnbaus nachzuweisen. Das Zungenbein ist oft noch als langgestreckter, schmaler Knochen nebst den radüs branchtostegüis zu sehen, jedoch war es mir wegen des schlechten Erhaltungszustandes gerade dieser Theile nicht möglich, die Zahl der letztern zu bestimmen. Schultergürtel. Der Schultergürtel war bei allen Exem- plaren grösstentheils vom Kiemendeckelapparat und den hinter dem Operculum liegenden grossen Schuppen bedeckt. Nur hinter der obern Hälfte des Operculum ragte noch das os suprascapu- . lare ‚hervor, ein schmaler, oben abgerundeter Knochen. Auch BORNEMARN zeichnete einen solchen Knochen an derselben Stelle. Unterhalb der Kiemendeckel ragt dann die c/avicula hervor, wel- che die Strahlen der Brustflosse trägt. Dieselbe ist ein ziemlich grosser, starker, langgestreckter Knochen, welcher in der Mitte am schmalsten ist und nach beiden Enden hin sich ziemlich stark verdickt. BORNEMANN beschreibt noch in seiner oben eitirten Abhand- lung ein znfrascapulare. Vielleicht ist das, was er als solches N 313 bezeichnet, nur eine der grossen Schuppen, welche hinter dem Opereulum bei Semionotus liegen, gerade wie dies auch bei Lepi- dotus der Fall ist. Die Stelle seines 2n/rascapulare ist wenigstens dieselbe, wo nach mehreren meiner Exemplare die obere grössere Schuppe liegt. Auch die Gestalt des von BoRNEMANN gezeich- neten Knochens würde eine solche Deutung zulassen. Der Rumpf. Die Gestalt des Rumpfes wurde schon oben bei Gelegenheit der Beschreibung der allgemeinen Körpergestalt des Fisches an- gegeben. Der ganze Rumpf ist von Schuppen bedeckt. Die Be- grenzung dieser Schuppenbedeckung am Schwanz ist nicht ganz 80, wie dieselbe von AcAssız*) in seiner schematischen Darstel- lung der Gattung Semionotus angegeben wurde. Die Schuppen- decke wird in der untern Hälfte der Schwanzflosse durch eine ziemlich schräg von unten nach oben und hinten verlaufende Li- nie begrenzt, dann aber bildet die Schuppendecke in der obern Hälfte der Schwanzflosse plötzlich eine weit nach hinten, etwa bis zur Mitte der Länge der ganzen Schwanzflosse vorspringende Spitze. In Acassız’s Darstellung, welche übrigens nicht nach Semionotus Bergeri Ac., sondern nach Sem. leptocephalus Ac. entworfen zu sein scheint, geht die Schuppenbedeckung in der obern Schwanzhälfte nicht viel weiter nach hinten vor, als in der untern, überhaupt ist darin dieselbe weit symmetrischer. Man kann hierin eine Bestätigung der Regel Acassız’s finden, nach welcher die Schwanzbildung der Fische um so symmetrischer wird, je näher die Formation, in welcher sie vorkommen, unserer Zeit steht. Beiden übrigen Arten von Semionotus, die sämmt- lich jünger sind als Sem. Berger! und dem Lias angehören, geht die Schuppenbedeckung der obern Schwanzhälfte, so weit man . dieses Verhältniss an ihnen kennt, nicht so weit nach hinten hinaus, wie bei Sem. Bergeri. Die Schuppen, welche den Rumpf von ig! Bergeri be- decken, sind rhombischer Gestalt, von ziemlicher Grösse. Vom Anfange der Schwanzflosse bis an den Kiemendeckelapparat sind im Durchschnitt etwa 30 schräge Schuppenreihen vorhanden. Soviel man nach den am besten erhaltenen Exemplaren beurthei- *) Acassız, Rech, s. 1. poiss. foss., Atlas fol. Tome I. Tab, C. Fig. 3. \ 22 314 len kann E varüirt diese Zahl sehr wenig; bei grossen wie bei kleinen Exemplaren bleibt sie sich ziemlich gleich. Die wesentlich rhombische Gestalt der Schuppen erleidet indessen dadurch einigermaassen eine Beeinträchtigung als, wäh- rend in der untern Körperhälfte die Schuppen allerdings genau rhombisch ebenso hoch wie breit sind, vorn am Körper, nament- lich in mittlerer Höhe, die Schuppen höher als breit werden. Die Schuppen decken einander etwas dachziegelförmig, so dass die . eine vordere Schuppenreihe mit ihrem hintern Rande über den vordern Rand der nächstfolgenden Schuppenreihe hinübergreift. 'Seitlich sind die Schuppen in einander gelenkt, jedoch erscheint es, als ob die obern über die nächst unter ihnen folgenden etwas hinüberragten, genau so, wie man dies auch bei lebenden Ga- noiden, z. B. Lepidosteus, beobachten kann. Die Schuppen bestehen da, wo sie noch vollständig erhalten sind, aus einer braunen oder braunschwarzen, sehr zerbrechlichen, untern diekern Schicht und einem ziemlich dicken Ueberzuge von blauem Email, der aber meist abgesprungen ist. Sie sind meist glatt, nur mit wenigen Unebenheiten. Nur die Schuppen dicht hinter dem Kopfe zeichnen sich, namentlich an ihrem Hinterrande, durch starke höckrige Rauhigkeiten aus, welche beiden Schichten der Schuppen gemeinsam sind. ; An manchen Stellen des Körpers indessen weichen die | ‚Schuppen bedeutend von der oben beschriebenen rhombischen Gestalt ab. So liegen namentlich hinter’ der untern Hälfte des | Operculum und dem Interoperculum zwei grosse Schuppen, ge- nau wie dieses bei den von AcGassız abgebildeten Species der Gattung Lepidotus der Fall ist, Auch bei lebenden Ganoiden, z. B. bei der Gattung Lepidosteus, findet man solche Schuppen, nur dass deren hier nicht zwei, sondern vier hinter den beiden hintern Kiemendeckelknochen übereinander liegen. Die Oberfläche ' dieser beiden abweichend gebildeten Schuppen, von denen die oberste von dreiseitiger Gestalt ist und etwa die Hälfte der Höhe | des Operculum erreicht, die untere dagegen nur etwa halb so gross ist wie die obere, ist sehr rauh. Ebenso sind die Schuppen, welche die Strahlen der an | flosse an ihrer Basis begrenzen, abweichend von den übrigen gebildet. Dieselben sind rhomboidal, weit niedriger als lang, mit Bi ihrer Längsrichtung abweichend von der der übrigen Sehappen gestellt. 315 Dicht vor der Afterflosse liegt jederseits am Körper eine grosse Schuppe, “welche in ihrer Gestalt ebenfalls von den übri- gen abweicht und etwa doppelt so gross ist, wie die benachbar- - ten gewöhnlichen Schuppen. Sie zeigte sich nur an einem Exem- plar, und hier theilweise zerbrochen, jedoch konnte ihr Umriss in der schematischen Figur auf Tafel XIII. nach dem im Gestein noch erhaltenen Abdrucke vollständig hergestellt werden. Auch in diesem Verhältniss zeigt sich also eine grosse Analogie- des Sem. Bergeri mit den lebenden Ganoiden, denn 'auch bei Lepidosteus finden wir die den After dicht vor der Afterflosse umgebenden Schuppen grösser und von anderer Gestalt, als die gewöhnlichen Schuppen des Rumpfes. Am abweichendsten jedoch sind die Schuppen gebildet, wel- che die Mittellinie des Rückens von den Nackenplatten an bis zum Anfang der Rückenflosse bilden. Die Gestalt derselben, die bei Exemplaren von der Grösse der schematischen Abbildung an Zahl etwa 18 sind, ist kreisförmig mit hinterer langausgezogener Spitze. Die Oberfläche derselben ist mit einer feinen Streifung versehen, welche den Umriss des Randes wiederholt. Auf Ta- fel XIII. Figur 4 findet man eine dieser Schuppen dargestellt. ‘Ob die Schuppen der Mittellinie des Rückens hinter der Rückenflosse so gebildet sind, wie dies auf Tafel XII. dargestellt ist, war nicht mit völliger Gewissheit festzustellen ‚ jedoch lässt sich dieses wohl aus Gründen der Analogie annehmen. Die Mittellinie der Schuppen an der Bauchseite wird wahr- scheinlich auch abweichend gebildet sein, indessen liess sich auch dieses des Erhaltungszustandes der Abdrücke wegen nicht mit genügender Sicherheit ermitteln. ige Mittellinie. Die Mittellinie verläuft ziemlich gerade in _ der Mitte der Körperseite von der Mitte des Operculum bis zur Mitte des Schwanzes, da wo die Schuppengrenze die oben be- schriebene Einbucht zeigt. Bei einzelnen Exemplaren sieht man zwei Mitellinien dicht übereinander verlaufen, von denen jedoch die eine nur der Abdruck der Mittellinie der andern Seite ist, welcher erscheint, wenn die Exemplare nicht genau senkrecht zur Medianebene des Körpers zusammengedrückt wurden. Die genauere Struktur der Mittellinie zu ermitteln, war mir nicht möglich; sie erscheint als eine stetig fortlaufende Linie. ) 4 316 ‘Die Flossen. Sämmtliche Flossen, deren Zahl, allgemeine Grössenverhält- nisse und gegenseitige Stellung schon oben bei der Beschreibung der Körpergestalt genügend angegeben wurden, sind sehr grob- strahlig und zeigen in Folge dessen im Verhältniss zu ihrer Grösse nur sehr wenige Strahlen. Was die Bildung dieser Strah- len anbetrifft, so ist dieselbe genau wie bei den lebenden Ga- noiden. Der erste Strahl jeder Flosse, bei der Schwanzflosse der ” oberste und unterste, ist der stärkste; nach hinten nimmt ihre Stärke allmälig ab. Alle Strahlen sind nach dem Typus der Strahlen der Weichflosser gebildet; sie bestehen aus lauter ein- zelnen, kleinen, aneinandergereihten Knochenstückchen. Der an seiner Basis einfache Strahl theilt sich bald in zwei feinere Strah- len, von denen jeder sich wieder theilt, und so fort, bis schliess- lich der ganze Strahl sich in lauter feine Fädchen auflösst. Alle Flossen sind mit grossen, starken Fulcren versehen, welche aus-den Schuppen des Körpers hervorgehen, Es sind zwei Reihen solcher Fulera an der Vorderseite der Flossen vor- handen. Bei Lepidosteus, welcher ebenfalls zwei Reihen von Fulcra zeigt, entstehen diese auf folgende Weise aus den Schup- |; pen. Betrachten wir z. B. die Schwanzflosse, so zeigen die vor | derselben zunächst liegenden Schuppen aus der Mittellinie des Rückens ihren Hinterrand in eine Spitze ausgezogen. Diese Spitze erhält einen Einschnitt und wird dadurch zweispitzig. Der vordere fächerartig ausgebildete Theil der Schuppe ver- | schwindet dann, der Einschnitt wird grösser, bis schliesslich nur noch die beiden getrennten Spitzen übrig bleiben, welche dann eben die Fulcra bilden. An einem Mittelstücke des Rumpfes von Sem. Bergeri gelang es mir nun, eine Schuppe aus der Mittellinie des Rückens frei zu präpariren, und diese zeigte an ihrem Hinterende zwei Spitzen. Der hieraus gezogene Schluss auf das Vorhandensein zweier Reihen von Fulera wunde durch directe Beobachtung derselben an der Afterflosse eines — plars bestätigt. ‚ Die Anzahl der Strahlen in den einzelnen Flossen ist im | H Durchschnitt etwa folgende. Die Schwanzflosse hat deren 16 bis " 17, die Rückenflosse die meisten, etwa 18 bis 19. Weit weni- ger Strahlen haben die übrigen Flossen. Die Brustflossen, wel- ' che unter ihnen noch die grössten sind, haben durchschnittlich a 10 Strahlen; die Afterflosse hat deren sieben, ebenso viele etwa die Bauchflosse. In der Zeichnung des Fisches auf Tafel XIII. wurden diese Zahlen möglichst inne gehalten. - Die Charaktere der Gattung Semionotus und ihre natürliche Stellung. Die Gattung Semionotus wurde schon im Jahre 1832 von Acassız*) aufgestellt. Als Typus der Gattung betrachtete er den Sem. leptocephalus Ac. aus dem Lias von Zell bei Boll. Der Charakter der Gattung war nach ihm damals folgender: „Gestalt von Palaeothrissum (Palaeoniscus später, Aut.). Schup- pen stets halb bedeckt von den vorhergehenden Reihen. Rücken- und Afterflosse lang und gross, weit nach hinten reichend. Oberer Lappen .der Schwanzflosse mehr entwickelt und länger als der ‚untere, wie bei Palaeothrissum endigend, dessen Stelle er in die- ser Formation vertritt.” Aber später änderte AGAssız in seinen Re- cherches**) diesen Gattungscharakter bedeutend ab. So verbes- serte er namentlich die Gestalt der Schwanzflosse, welche er jetzt sehr richtig als wesentlich verschieden von der Schwanzflosse der Gattung Palaeoniscus beschrieb. In Betreff der Rücken- und Afterflosse giebt er erstere als sehr gross, letztere als klein an; die Schwäanzflosse ist nach ihm ausgeschnitten. Wie aus der obigen Beschreibung von Sem. Berger! zur Genüge hervorgehen möchte, kann man den Charakter der Gat- tung Semionotus jetzt als wesentlich ergänzt ansehen. Schon in der obigen Beschreibung: ist an mehreren Stellen hervorgehoben, welche bedeutende Aehnlichkeit in den meisten Verhältnissen Sem. Bergeri Ac. mit Acassız’s Gattung Lepid- otus zeigt. Leider hatte ich keine ausreichenden Originale von Lepidotus-Arten, so dass, ich mich in Betreff der Vergleichung beider Gattungen mit Acassız’s Abbildungen und Beschreibun- gen begnügen musste. Indessen sind einzelne Abbildungen von Lepidotus nach so gut erhaltenen Exemplaren entworfen, dass sie den Mangel an Original-Exemplaren wohl ersetzen können. Die Backenplatte, welche so charakteristisch zu sein scheint, ist bei Lepidotus ebenso gut vorhanden, wie bei Sem. Bergeri, - *) Acassız, Untersuchungen über die fossilen Fische der Liasfor- mation, in Leonsarnp und Bronn, Neues Jahrbuch u. s. w. 1832. 8. 8. 139, 144. **) Acassız, Rech. s. 1. poiss. foss. Tome IR p. 222. 318 auch bei Lepidotus bedeckt sie den obern Theil des Praeopercu- | lum (ef. Rech. Atlas T. II. Tabl. 28). Es sind zwei grosse » Schuppen, welche den Schultergürtel hinter den. 'Kiemendeckel- .knochen verdecken, auch bei Lepidotus vorhanden. Es sind bei beiden Fischen zwei Reihen von Fulcren an der Vorderseite der Flossen vorhanden. Die Stellung der Flossen ist dieselbe, die Grösse der Flossen ebenso, namentlich haben beide die verhält- nissmässige Grösse der Rückenflosse gemeinsam. Die Anzahl der Strahlen in den Flossen ist sehr ähnlich, auch bei Lepidotus sind sämmtliche Flossen sehr grobstrahlig. Die Zähne im Unter- ‘ kiefer sind bei beiden genau dieselben. Die Grösse der Schup- pen im Verhältniss zur Grösse des ganzen Körpers ist bei beiden Thieren dieselbe. Sowohl bei Lepidotus wie bei Sem. Bergeri sind die Schuppen im vordern Theil des Körpers, dicht hinter dem Kopfe, höher als lang, rhomboidal, während sie nach hinten zu, namentlich in der Schwanzgegend, genau rhombisch, ja theil- | weise selbst niedriger als lang werden. | Indessen bleiben doch trotz dieser grossen Analogie zwischen beiden Gattungen, welche selbst bis auf die grosse Afterschuppe | dicht vor der Afterflosse verfolgt werden konnte, noch wesent- liche Charaktere übrig, welche beide Gattungen getrennt halten, wenigstens soweit unsere Kenntniss derselben bis jetzt reicht. Die Schwanzflosse ist bei Lepidotus ausgeschnitten.. Nach den mir vorliegenden Exemplaren, von denen einzelne die Schwanz- flosse vollständig erhalten zeigen, ist dieses bei Sem. Bergeri nicht der Fall. Zwar geht die Schuppenbedeckung wie bei Le- pidotus im obern Schwanztheil weiter nach hinten zurück, als im untern, aber die Schwanzflosse ist hinten gerade abgestutzt oder doch nur sehr wenig convex abgerundet. Schon durch v. SCHAUROTH wurde dieses sehr richtig dargestellt. Indessen ist dieser Unterschied doch nicht so wesentlich, wie ein anderer in Betreff der Zahnbildung. Schon oben wurde be- merkt, dass die Zähne des Unterkiefers bei Lepidotus und Sem. Bergeri übereinstimmen. Dieses gilt jedoch nur von der äussern Zahnreihe, welche allein ich bei Sem. Bergeri beobachten konnte. Von Lepidotus ist es ja aber bekannt, dass derselbe flache, stumpf | abgerundete Gaumenzähne besass. Diese auch bei Semionotus nachzuweisen, ist mir nun nicht gelungen.” Ob dieses auf unvollständige Erhaltung zurückzuführen ist, muss’ ich für jetzt dahingestellt sein lassen. Jedenfalls wird man bis jetzt dieses 319. als wesentlichen Unterschied beider Gattungen gelten lassen müssen. _ Ein anderer wohl minder charakteristischer Unterschied liegt noch darin, dass bei Lepidotus zwischen Infraorbitalplatten und Unterkiefer noch eine Anzahl kleiner Hautknochen*) liegt, wel- che ich bei Sem. Bergeri nicht nachweisen konnte. Acassız**) stellte die Gattung Semionotus zu seinen Lepid- oidei, und zwar zur Abtheilung der Homocerken, welche nach neuern Untersuchungen durch keine wesentliche Unterschiede von den Heterocerken, wie dies Acassız annahm, getrennt sind. In dem Systeme von GREY EGER'TON ***), welches wesent- lich mit dem von JOHANNES MÜLLER aufgestellten übereinstimmt, würde Semionotus ebenfalls zur Familie der Lepidoidei unter den Ganoidei oder Ganiolepidoti gehören. - Nach PıcreT’sf) Eintheilung gehört unsere Gattung zur Familie der Lepidosteiden unter der Ordnung der rhombiferen Ganoiden. k i R. Owenff) endlich stellt Semionotus zu der Familie der Dapediden in seiner Abtheilung der Lepidoganoidei. Zur Gattung Semionotus sind ziemlich zahlreiche Arten ge- ; rechnet worden, theils von Acassız ff) selbst, theils von GREY EGERToNfTtt). Ich lasse hier eine Uebersicht der bis jetzt auf- gestellten Arten nebst ihren Fundorten folgen. Ob nicht unter ihnen, namentlich bei Arten, welche von demselben Fundorte stammen, Altersunterschiede für specifisch angesehen worden sind, muss ich unentschieden lassen, da mir keine Originale der Arten vorlagen, und die Abbildungen, welche Acassız giebt, meist nach zu unvollständig erhaltenen Exemplaren entworfen sind, als dass man wagen dürfte, nach ihnen über die Selbstständigkeit der Arten und ihre- Zugehörigkeit zum Genus Semionotus ein entscheidendes Urtheil zu fällen. *) Vergleiche Rech. Atlas T. II. Tabl. 28. .*=#) Acassız, Rech. s.]. poiss. foss. 4. T. II. prem. part. p. 297 — 298. ###) Morris, Catalogue of Brit. foss. Sec. ed. 1854, 314—315. 1) Pıcter, Traite de Paleontologie. Sec. Edit. Paris, 1854. Tome I. 130 u. s. w. In Betreff der beiden letzten Citate siehe auch Bronn, Lethaea geogn. 3. Aufl. 1851—56. Bd. I. p. 687 ff. und 723 ft. ir) R. Owen, Palaeontology or a Syst. Summ. of Ext. An. and their. geol: Relations. Sec. ed. Edinb. 1861. +44) Acassız, Rech. T. UI. prem. part. — u. 8. W, “Arın) cf.'S.,521. Anm. 1. 320 Ordnung. Ganoidei Ag. Gruppe Lepidoganoidei Ow. Familie. Dapedoidei Ow. Gattung. Semionotus Ac. Diagnose. Fische von gedrungenem Körper; eine Rücken- | flosse, sehr gross, von der Mitte des Rückens weit nach hinten reichend; Brust-, Bauch- und Afterflosse klein, letztere mitten unter der Rückenflosse; Schwanzflosse gross, Schuppenbedeckung oben weiter nach hinten vorrückend als unten; alle Flossen grob- strahlig, mit zwei Reihen von Fulcra; auf dem Rücken eine mitt- lere Reihe von Schuppen mit hinterer ausgezogener Spitze; zwei grosse Schuppen hinter dem’ Operculum und Interoperculum; eine grosse Backenplatte, welche den obern Theil des Praeoperculum verdeckt; Zähne spitz, kegelförmig. Arten. 1. Sem. Bergeri Ac. Oberer Keupersandstein von Coburg. Palaeoniscum arenaceum_Berc. (Verst. d. Cob. Gegend 1832). | Sem. Spixü Ac. (Poiss. foss. 11. 1. 8). Sem. esoxr Bere. (LEeonn. und Bronn, Jahrb. 1843. 86). 2. Sem. leptocephalus Ac. Lias von Zell bei Boll. (Jahr- buch 1832. 145. Poiss. foss. II. 1. 7. 222. Tab. 26, fig. 1). | 3. Sem. latus Ac. Fundort? (Jahrbuch 1834. 880. Poiss. foss. # IE4,7X227 )Eab:,,27): Dapedius altivelis Ac. (Poiss. foss. Tabl. synopt. T. II. 8). P Tetragonolepis altivelis Ac. (Jahrbuch 1832. 147.) | 4. Sem. rhombifer Ac. Lias von Lyme Regis (Poiss. foss. Tome II. 228. Tab. 26 a). 5. Sem. Nilssoni Ac. Lias von Schonen, bei Bosarp und Hoeganaes. (Ac., Poiss. foss. II. 229. Tab. 27 a, fig. 1—5).. ’ 6. Sem. striatus Ac. Lias von Seefeld. (Ac., Poiss. foss. H. 234. Tab. 273,00: 6,57): | 7.Sem. Pentlandi EcerTon. Lias, Giffoni bei Castelläriäde (black bituminous shist), nach Acassız im eigent- lichen Jura. (GREY EGERTON, on some new Ganoid fishes, Proc. of Geol. Soc. in den Ann. a. Mag. of 321 nat. History, vol. XIII. 1844. 8. 151 und Ac. Rech. s. ]. poiss. foss. T. IT. Part. I. 305.) 8. Sem. pustulifer EcErrton. Lias, Castellamare, mit der vo- rigen Art. (ef. loc. cit. sub 7.) 9. Sem. minutus EceErTonN. Lias, Castellamare, mit vorigen beiden Arten zusammen. (cf. loc. eit. sub 7.) 10. Sem. curtulus Costa. Giffoni bei Neapel. (Pıcrer Traite de Paleont. 2 edit. Tome II. 164.) Aus vorhergehendem Verzeichniss ergiebt sich für die geo- logische Verbreitung der Gattung Semionotus, dass bei weitem die grösste Anzahl der Arten, acht von zehn überhaupt bekann- ten, dem Lias oder doch dem Jura angehören. Sem. Dergeri ist von den Arten, deren Fundort und Alter bekannt ist, die älteste. Er kommt im Sandstein von Coburg vor, welcher dem ‚obern Keuper angehört. Acassız glaubte aus den Charakteren der Art schliessen zu können, dass der Coburger Sandstein dem Lias angehöre. In der Beschreibung von Sem. Bergert führt er diesen als aus dem Quadersandstein von Coburg stammend an, - Durch dieses Wort veranlasst, hat sich ein merkwürdiger Irr- thum in die englische Litteratur eingeschlichen. GREY EGER- TOon*) macht aus dem Quadersandstein bei Acassız, indem er denselben für der Kreide angehörig hielt, Grünsand, und R. OwEn hat diesen Irrthum in seine Paläontologie **) aufgenommen, in- dem er die Gattung Semionotus als vom Lias bis zur Kreide (Sem. Bergert) veichend angiebt. Auch PıcrEr ***) giebt Sem. Bergeri von Coburg als der Kreide angehörig an. Im Uebrigen vergleiche man über das Vorkommen von Sem. Bergeri die oben _ erwähnten Abhandlungen von v. SCHAUROTH und BORNEMANN. Ganz kürzlich noch hat GümBEL}) Reste von Sem. Bergeri in seinen Plattenkalken in der Nähe von Garmisch in den bayeri- schen Alpen nachgewiesen. *) Grey Eeerton, on some new Ganoid fishes, in Ann. and Mag. - of Nat. History XII. 1844. 151. *®) R. Owen, Palaeontology or a Systematic Summary of Extinct Animals and their Geological Relations. Sec. ed.. Edinburgh, 1861. p. 166. %**) Picter, Traite de Pal&eontologie 2 edit. Paris, 1854. Tome II. pag. 105—64. 1) Neues Jahrbuch für Mineralogie 1864. S. 49. Zeits, d. d.geol. Ges. XVL. 2. 21 II. Dietyopyge’ socialis Berg. sp. Semionotus socialis Bere, LeonaArn u. Bronx, N. Jahrbuch, 1843. 86. Allgemeine Körperform. Die äussere Körpergestalt der zweiten Fischspecies, welche sich ausser ‚Sem. Dergeri im Coburger obern Keupersandstein findet, ist sehr schlank. Ihre grösste Höhe, welche dicht vor den Bauchflossen in der vordern Körperhälfte liegt, erreicht etwa > der ganzen Körperlänge mit Einschluss der Schwanzflosse, Die Rückenlinie des Körpers ist fast ganz flach, die Mitte des Rückens liegt nur wenig höher als die Schnautzenspitze und \ die obere Insertion der Schwanzflosse. Die Unterseite oder Bauch- seite des Körpers dagegen ist stark bauchig, die Mitte der Bauch- linie liegt weit tiefer als Schnautzenspitze und unterer Anfang der Schwanzflosse. Was das Verhältniss der Körperhöhe zu dessen Länge anbe- trifft, so gelten in Bezug auf die Zeichnung auf Tafel XII. Fig. 2 dieselben Bemerkungen, welche ich schon oben bei Gelegenheit der Beschreibung der allgemeinen Körperform von ‚Sem. Bergeri an- geführt habe. Doch ist natürlich Dieiyopyge socialis im Leben von weit mehr rundlichem Querschnitt gewesen als der flache Sem. Bergeri. _ ’ Von Flossen sind ebenso viele vorhanden, wie bei Sem. Bergeri, Brustflossen, Bauchflossen, Schwanzflosse und je eine Rücken- und Afterflosse. Die Schwanzflosse ist verhältnissmässig klein, symmetrisch am Hinterrande ausgeschnitten; Bauch- und Brustflossen sind ebenfalls klein; ebenso Rücken- und Afterflosse, welche, an Grösse einander ziemlich-gleich, einander gegenüber . stehen und sehr weit nach hinten gerückt sind. Die Grösse der mir vorliegenden sehr zahlreichen Exemplare variirt sehr. Die grössten Exemplare erreichen eine Länge von 2 Decimetern und darüber, während die kleinsten kaum die Hälfte dieser Länge erreichen. Die verhältnissmässige Grösse der ein- zelnen Körpertheile bleibt indessen bei kleinen wie bei grossen Exemplaren dieselbe. Die Darstellung der Art auf Tafel XIH. ist nach einem der grössern Exemplare entworfen. | | Kopf. Der Kopf erreicht etwa den fünften Theil der ganzen Länge des Thieres An seinem Hinterende ist er fast ebenso hoch wie 323 lang. Jedoch ist der Schädel bei. Diet. socialis bei weitem nicht so gut erhalten, wie wir dieses bei Sem. Bergeri sahen. Ueber- haupt scheinen die festen Theile bei Diei. socialis weit zarter gewesen zu sein, als bei Sem. Bergert!, dehn man findet bei er- sterem nur den Abdruck des Thieres als eine äusserst dünne Haut von. brauner Farbe im Gestein, während doch bei Sem. Bergeri Schuppen, Flossen u. s. w. als solche körperlich erhal- ten sind. i % Ich lasse hier eine kurze Beschreibung der wenigen Kno- chen, die an einzelnen Exemplaren so weit erhalten waren, dass man wenigstens annälernd ihre Begrenzung bestimmen konnte, folgen. A Das os /rontale ist nahezu ebenso gebildet wie bei Sem. Bergeri. Dasselbe ist hinten am breitesten und verschmälert sich nach vorn allmälig. Da, wo die Augen liegen, machen diese eine seitliche Einbucht in das Stirnbein, so dass dasselbe sowohl “ vor wie hinter dem Auge einen kurzen, stumpfen seitlichen Fort- satz bilde. Die Naht, welche die beiden Stirnbeine in der Mitte der Schädeldecke verbindet, scheint gerade zu sein und nicht solche wellenförmige Biegungen zu machen, wie wir dieses bei Sem. Bergeri sahen. "Nach hinten sind die ossa /rontalia in gerader Linie begrenzt. E Dicht hinter ihnen unterscheidet man an demselben Exem- plare, dem die Begrenzung der Stirnbeine entnommen wurde, die ossa parietalia. Sie erreichen nur etwas über den dritten Theil der Länge der Stirnbeine, ihre Breite beträgt genau soviel, wie die der ossa /rontalia an ihrem Hinterende. Ihre Gestalt ist eine oblonge, der wenig grössere Durchmesser liegt in der Längs- richtung des Kopfes. Die Naht, welche sie in der Mittellinie des Schädels verbindet, ist ebenfalls gerade, wie die der Stirnbeine. Hinter den ossa parietalia stehen wahrscheinlich noch einige Hautknochen, welche den bei Sem. Bergeri beschriebenen Nacken- platten entsprechen würden, jedoch war deren Zahl nnd Begren- zung nicht zu unterscheiden. Um das Auge herum, welches etwa in der Mitte der Schädel- länge, etwas weiter nach vorn, liegt, scheint ebenfalls wie bei Sem. Dergeri ein Kranz von Knochen gelegen zu haben. Das Operculum ist ziemlich ähnlich gestaltet wie bei Sem. - Bergeri. Unter- und Oberrand sind gerade und convergiren 21? 324 nach vorn; der Hinterrand ist convex, der Vorderrand concav; die vordere untere Ecke ist nach vorn etwas verlängert. Unter dem Operculum liegt ein langer, schmaler Knochen, das Interoperculum. Der Unterkiefer, welcher von allen Kie- ferknochen allein zu beobachten war, zeigte an einem Exemplare, welches von unten her zusammengedrückt war, so dass daran beide Unterkiefer nebst dem zwischenliegenden Raume zu sehen waren, eine langgestreckte, dreiseitige, von hinten nach vorn sich allmälig verschmälernde Gestalt. Zwischen beiden Unterkiefer- ästen war der Abdruck eines von vorn nach hinten sich verbrei- ternden langen Hautknochens zu sehen, welcher dem Schlund- knochen bei Lepidosteus und Amia entsprechen würde. Dieses ist wohl das einzige, was sich nach dem vorliegenden Material über die erhaltenen Theile des Kopfes bei Diet. socialis sagen lässt.. Auch von der Bildung der Zähne war an den Abdrücken nichts zu sehen. Rumpf. Die Gestalt des Rumpfes ist schon oben angegeben worden. Was die Begrenzung der Schuppendecke am Schwanz gegen die Schwanzflosse hin betrifft, so geht dieselbe in der obern Hälfte der Schwanzflosse bedeutend weiter nach hinten als in der un- ‘tern, etwa bis zur Hälfte der Schwanzflossenlänge. Jedoch ist der obere Vorsprung nicht, wie bei Sem. Bergeri, in eine Spitze ausgezogen, welche sich an den obersten Strahl der Flosse an- lehnt, sondern hinten stumpf abgerundet. | Der ganze Rumpf ist von Schuppen bedeckt. Sie sind ver- hältnissmässig kleiner als bei Sem. Bergeri. Vom untern An- fang der Schwanzflosse an bis zu dem Hinterrande des Opercu- f lum kommen auf den Körper von Exemplaren, ‘welche dieselbe Grösse wie die Zeichnung von Sem. Bergeri auf Tafel XII. errei- chen, etwa 40 schräge Schuppenreihen. Die Schuppen sind von rhombischer Gestalt; Vorder- und ‚Hinterseite sind gerade, Ober- und Unterseite nach unten convex gebogen. Dieselben sind aber nicht über den ganzen Körper von so gleichmässiger Grösse wie bei Sem. Bergeri. In dem hintersten Theil des Körpers, namentlich von Rücken- und After- flosse an, werden die Schuppen weit kleiner, wenn sie auch noch ‘ziemlich regelmässige rhombische Gestalt behalten. Am auffallend- sten jedoch ist der Unterschied zwischen den Schuppen der obern ve 325 Seite des Körpers von denen, welche die Bauchseite des Körpers bedecken. Bei Sem. Bergeri waren die Schuppen oben wie un- ten gleich, bei Diet. socialis dagegen sind die Schuppen an der Bauchseite sehr niedrig, während sie dieselbe Länge wie die Schuppen der obern Körperseite beibehalten, auf welche letztere allein die obige Beschreibung passt. Hierdurch wird es ‘auch namentlich veranlasst, dass in einer schrägen Reihe bei Diei. so- cialis weit mehr Schuppen stehen als bei Sem. Dergeri, obgleich doch die ganze Länge der Schuppenreihe bei gleichgrossen Exem- . plaren von Sem. Bergeri wegen der weit grössern Höhe des Rumpfes bedeutender ist als bei Die?. socialis. Bei gleichgrossen Exemplaren kommen in der Mitte des Rumpfes bei ersterm etwa 20 bis 22 Schuppen, wo bei Diet. socialis etwa 30 und mehr vorhanden sind. Wegen des schlechtern Erhaltungszustandes konnte nicht ausgemacht werden, wie die Schuppen miteinander articuliren, und ob sie sich ziegelförmig decken, jedoch scheint mir letzteres, so weit ich ein Urtheil darüber abgeben kann, nicht der Fall zu sein. Ob die Mittelreihen des Rückens und des Bauches abwei- chend gebildet seien, wie wir dieses bei Semionotus sahen, war ich ebenfalls nicht im Stande zu ermitteln. Der Verlauf der Mittellinie unbekannt. Flossen. In der Flossenbildung liegen bei Diet. socialis wesentliche Charaktere. Alle Flossen haben eine geringe Grösse und grosse Feinheit der Flossenstrahlen miteinander gemein. Die einzelnen Strahlen, welche, ebenso wie dies von Sem. Bergeri beschrieben wurde, nach dem Typus der Flossenstrahlen bei den Weichflossern gebildet sind, kann man kaum mit blossem Auge unterscheiden. Auf die Schwanzflosse z. B. kommen 40 bis 50 feine Strahlen. Alle Flossen sind hier, wie bei Sem. Bergeri an ihrer Vor- derseite, die Schwanzflosse oben und unten, mit Fuleren versehen, indessen sind dieselben hier sehr fein und zahlreich. Ob nur eine oder zwei Reihen von Fulcren vorhanden seien, war nicht festzustellen. | Die Schwanzflosse zeigt hinten einen vollkommen symme- trischen ziemlich tiefen Einschnitt, welcher — ihrer ganzen Länge erreicht. Rücken- und Afterflosse, an Grösse der Schwanzflosse 326 zunächst stehend, sind ziemlich gleich gross und einander genau gegenüber, sehr weit nach hinten gerückt, im letzten an der ganzen Länge des Fisches. - Die Brustflossen stehen am Hiniereris des Körpers, sie sind etwas kleiner als die Rückenflosse. "Die Bauchflossen, am kleinsten von allen, stehen in der Mitte zwischen Brustflossen und Afterflosse, den erstern etwas näher grückt. | Die systematische Stellung von Dictyopyge socia- lis BERG. sp. Dass der als Semionotus socialis von BERGER im Jahrbuch von 1848 publieirte Fisch nicht zur Gattung Semionotus gehören könne, dürfte nicht schwer nachzuweisen sein. Schon die Cha- raktere, welche BERGER selbst von demselben angiebt, würden genügt haben, den Fisch als eine von Semionotus gänzlich ver- schiedene Gattung erkennen zu lassen. BERGER charakterisirt -die Art als von schlanker Gestalt mit feinen Flossenstrahlen. Semionotus ist aber durch eine gedrungene Gestalt ausgezeichnet. Was den Unterschied der Flossenstrahlen anbetrifft, so ist der- selbe sehr bedeutend. -Bei Sem. Bergeri z. B. hat die grosse breite Schwanzflosse nur etwa 16 bis 17 grosse grobe Strahlen. Bei Exemplaren von Diet. socialis dagegen kommen auf den weit schmalern Schwanz mindestens 40 feine Strahlen. | Acassız*) erwähnt schon, dass die Zahl der Flossenstrah- len, also der Gegensatz von feinen und groben Strahlen, *nicht als Artunterschied genommen werden dürfe, sondern generische Treunung erfordere. Ich erlaube mir, seine eignen Worte hier- “ über hier herzusetzen: „D’eramen que jai fait dun grand nom- bre de poissons pour rechercher l’importance du nombre des rayons, comme caraclere spccifique, m’a-conduit a les envisa- ger bien plutöt comme des caracteres generiques.” | Gestalt und Feinheit der Flossenstrahlen sind es aber nicht allein, welche die Trennung von Diet. sociahis von Semionotus erfordern, es kommt noch eine Anzahl von Charakteren hinzu. Zuerst sind die Schuppen von Die£. socialis verhältnissmässig weit kleiner als bei Sem. Bergeri. Bei letzterm kommen auf den Rumpf vom untern Anfang der Schwanzflosse bis zum Kopfe *) Acassız, Rech. T. I. Cap. IV. 29, 327 ' kaum 30 Schuppenreihen, bei Dict. socialis mindestens 40; bei letzterm sind die Schuppen am Bauehe sehr niedrig im Vergleich zu ihrer Länge, bei Semionotus bleiben sich die Schuppen in diesem Verhältniss am ganzen Körper ziemlich gleich. Auffallende Unterschiede liegen dann noch in der Schwanz- und Rückenflosse. Bei Semionotus sahen wir die Schwanzflosse hinten schwach abgerundet, bei Diet. socialis ist dieselbe tief und vollkommen symmetrisch ausgeschnitten, verhältnissmässig auch weit kleiner, Die Rückenflosse bei Dict. socialös steht der After- flosse an Grösse gleich und ihre Insertionen einander gegenüber. Bei Semionotus dagegen ist die Rückenflosse mehrere Male grösser als die Afterflosse und letztere beginnt erst unterhalb der Mitte der Rückenflosse. Schwieriger war es-zu unterscheiden, ob Diet. socialis eine eigne neue Gattung bilde odef zu einer schon: publieirten zu rechnen sei. J. H. ReprıeLD *) beschrieb im Jahre 1836 eine neue Gattung fossiler Fische von Middletown in Connecticut unter dem Namen Catopterus, welcher schon von Acassız an die von VA- LENCIENNES und PENTLAND Dipterus genannte Gattung vergeben, aber zurückgezogen war, da sich die Identität beider Gattungen herausgestellt hatte. Zu: dieser Gattung rechnete W. C. Rep- FIELD ausser (C. gracilis J. H. Repr., welcher zur Aufstellung der Gattung Veranlassung gegeben hatte, noch drei Arten, (. anguilliformis W. C. REor.**), parvulus W. C. Repr.***) und macropterus W.C.Repr. Die letztere Art., C. macropte- rus, wurde später von EGERToNf) als eigne Gattung aufgeführt unter dem Namen Dictyopyge und abgebildet. Eine Copie dieser Abbildungen findet man auch bei E. Emmoss. ff) Ein Blick auf EGerron’s Abbildungen und die von uns auf Tafel XIII. Fig. 2 gegebene schematische Figur wird es rechtfertigen, *) Fossil Fishes of Connecticut and Massachuset with a notice of an undescribed genus by Jons Howarn ReprıeLp in Annals of the Ly- ceum of nat. hist. of New York Vol. IV. 35-40. t. 1. **) Sıruıman’s Amer. Journ. of Se. and Arts. Vol. 41. 1841. 27, 28. *#) loc. eit. sub 1. +) Quart. Journ. geol. soc. III. 275. ++) Esenezer Emmons, Geological Report on the Midland Counties of North Carolina, Raleigh and New York, 1856. 8. Atlas Tabl. 9. fie, 1,2. 328 ‚wenn wir die oben beschriebene Art zu Dietyopyge EGERTON stellen. Beide Fische haben einen flachen Rücken, einen stark gewölbten. Bauch; bei beiden sind die Schuppen der Bauchseite sehr niedrig, während die weiter oben liegenden von rhombischer Gestalt sind. Die Stellung der Flossen, die Feinheit der Flossen- strahlen, die Gestalt der Schwanzflosse, die Begrenzung der Schuppenbedeckung am Schwanz, alle Charaktere, welche als für unsern oben beschriebenen Fisch wesentlich erkannt wurden, kom- men auch der Gattung Dietyopyge zu. Ich nehme daher keinen Anstand, unsern Fisch als eine von Diet. macropterus W. C. ‚REDF. sp. verschiedene Ast zur ' Gattung Dietyopyge EGERTON zu stellen. Das Schema, welches wir so für die Gattung Dietyopyge | und ihre Arten erhalten, würde demnach folgendes sein. Gattung Dietyopyge GkEx EGERTONn. Diagnose. Körper schlank, Rückenseite flach, Bauch ge- wölbt. Schüppen von mittlerer Grösse, rhombisch, am Rande sehr niedrig im Vergleich zu ihrer Länge. Flossen klein mit zahlreichen feinen Strahlen, Fulcra an ihrer Vorderseite. Schwanz- flosse symmetrisch ausgeschnitten; in den obern Lappen derselben ragt ein tiefer abgerundeter Sinus kleiner Schuppen hinein. Bauch- flossen klein, in der Mitte des Bauches. Rücken- und Afterflosse ziemlich weit nach hinten gerückt, einander gegenüber, von ziem- lich en Grösse. Arten. 1; eng macroplerus W. C. Repr, sp- Catopterus macropterus W. C. Repr. Dictyopyge macropterus EGERTON. Fundort: Richmond coal fields N. A., der Jura- oder Trias- Formation angehörig (cf. BRONN, Lethaea geogn. III. Aufl. Stuttg. 1854-— 56. Bd. 1..8..774). Diagnose, Rückenflosse etwas vor dem Anfange der After- flosse beginnend; Fulera der Schwanzflosse ziemlich gross. 2. Dictyopyge socialis BErc. sp. Semionotus socialis Berc. (Jahrbuch für Min. u. s. w. 1843. S. 86). Fundort: Oberer Keupersandstein von Coburg. Diagnose. Rückenflosse der Afterflosse gerade gegenüber, Fulcra sämmtlicher Flossen fein. 329 Was die Stellung der Gattung Dietyopyge im System an- _ betrifft, so gehört sie höchst wahrscheinlich zu den Lepidoiden, wenn auch ihre Zahnbildung noch nicht beobachtet wurde. Ihre nächsten Verwandten möchten wohl in der Gattung Pholidophorus Acassız zu suchen sein. Sie hat mit derselben die schlanke Gestalt gemein, die symmetrisch ausgeschnittene Schwanzflosse, die allgemeinen Grössenverhältnisse der Flossen zum Körper und unter einander. Dietyopyge ist jedoch nicht - identisch mit Pholidophorus, sondern unterscheidet sich von dieser Gattung noch durch sehr wesentliche Charaktere. Bei Pholidophorus sind Rücken- und Bauchseite ziemlich gleich gewölbt, während bei Dictyopyge der Bauch weit stärker gewölbt ist als die fast gerade Rückenseite. Die Grenze der Schuppenbedeckung gegen die Schwanzflosse hin ist bei beiden Gattungen verschieden. Während sie bei Pholidophorus nur sehr “ wenig schräg nach oben und hinten verläuft, erstreckt sich bei Dietyopyge in den obern Schwanzlappen ein tiefer Sinus von Schuppen hinein. ; Hauptunterschiede liegen dann noch in der Stellung der Flossen und in der Feinheit der Flossenstrahlen. In letzterer Beziehung unterscheidet sich Dietyopyge aus demselben Grunde von Pholidophorus, wie von Semionotus, da beide letztere Gat- tungen weit gröbere Flossenstrahlen besitzen als Dictyopyge. Die Stellung der Rückenflosse bei Pholidophorus und Dictyo- pyge ist ferner sehr verschieden. Während bei ersterer die Rückenflosse etwa die Mitte des Rückens einnimmt, so steht sie bei letzterer weit nach hinten gerückt, der Afterflosse gegenüber. Nach Obigem wäre also Dictyopyge zu den Lepidoiden als besondere Gattung neben Pholidophorus zu stellen. Was die geologische Verbreitung der Gattung anbetrifft, so ergiebt sich aus obigem Verzeichniss der Arten, dass die eine _ Species, Dict. socialis, dem obern Keupersandstein angehört, während die andere Art, Dict. macropterus, in den Richmond -coal fields in Virginien vorkommt, von denen noch nicht mit Bestimmtheit nachgewiesen wurde, ob sie zu der Jura- oder Trias- Formation zu rechnen sind.*) Vielleicht spricht das Vorkommen von Dictyopyge bei Coburg im Keuper für letzteres. *) Vergl. Bronn Lethaea, IH. Aufl. Bd. I. S. 774. 330. ‘Erklärung der Abbildungen auf Tafel XI. - Figur 1. Schematische Darstellung von Semionotus Bergeri Ac. Figur 2. Schematische Darstellung von ‚Dietyopyge socialis Bene. sp. Die | Kopfknochen, so weit möglich, restaurirt. Figur d. | N eicht der Schädeldeekknochen von Semionotus Bergeri Ac. von oben. Figur 4. , Schuppe der Mittelreihe des Rückens von Semionotus Bergeri Ac. z 331 7. ‚Reisebericht aus Californien. Von Fero. Freiherrn von RıCcHTHorEN. (Datirt Los Angelos den 22. December 1563, an Se. Excellenz den Mi- nister für Handel und Gewerbe, Grafen IrzenpLitz.) Die Zeit seit der völligen Wiederherstellung meiner Gesund- heit habe ich fast fortdauernd auf grösseren Ausflügen zuge- bracht. Der erste derselben, welchen ich im August d.J. unter- nahm, war nach den Gegenden nördlich von: San Francisco ‚gerichtet; der zweite, welcher die Monate September, October und einen Theil des November in Anspruch nahm, hatte einige "erst in diesem Jahr zugänglich gemachte Gebiete des Plateaus zwischen der Sierra Nevada und dem Felsengebirge zum Ziel. Auf dem ersteren Ausflug suchte ich mich mit dem geo- gnostischen Charakter der Küstenketten (Coast range) bekannt zu machen. Das Interesse derselben ist fast ausschliesslich geo- logisch. Mit Ausnahme der Quecksilberbergwerke von Neu-Al- maden, Neu-Idria, Guadalupe und Enriquita, welche ich noch in diesem Winter genauer zu untersuchen gedenke, sind dieselben | für den Bergbau -die unergiebigste Gebirgsgegend dieser Länder. Gold wurde in ihnen zwar an vielen Orten gefunden, meist als Waschgold in Anschwemmungen, zum Theil in Gesellschaft mit Platina und Osmium-Iridium; aber die Sedimente erwiesen sich so arm, dass sie bei der jetzigen Höhe des Tagelohns noch nicht ausgebeutet werden können. Silbererze sind in neuerer Zeit an "vielen Orten nachgewiesen worden; aber obgleich die Bedingungen für Verhüttung und Transport ausserordentlich günstig sind, hat sich doch noch keine der Lagestätten als abbauwürdig erwiesen. Günstiger sind die Aussichten für den Kupferbergbau. Man hat die Erze dieses Metalls an vielen Orten gefunden und an man- chen derselben Versuchsarbeiten eingeleitet. Es scheint, dass die Lagerstätten den Nachtheil grosser Unregelmässigkeit haben ; aber einzelne scheinen doch reich genug zu sein um mit Vortheil ab- 332 I) gebaut werden zu können. In einer Gegend, bei Crescent-city an der Grenze von Oregon, wo Kupfererze im Serpentin auftre- ten, hat man schon befriedigende Erfolge gehabt. Von entschie- dener Wichtigkeit bei dem hohen Preise der importirten Stein- kohlen, sind zahlreiche Lager von Braunkohle, theils der Kreide-, theils der Tertiär-Formation angehörig. Die Küstenketten sind parallele Gebirgszüge von geringer Höhe, welche gleiche Richtung mit der Küste haben und sich durch ihren malerischen landschaftlichen Charakter auszeichnen. Ob- gleich der höchste der gemessenen Gipfel nur ungefähr 4500 Fuss hoch ist, haben doch die Küstenketten mehr wilde Natur aufzu- weisen als im Allgemeinen die Sierra Nevada. Einen schönen Contrast bilden die Thäler; sie sind lieblich, fruchtbar und in reicher Cultur. In einigen von ihnen, besonders bei Napa und Sonoma und im Süden bei Los Angelos, wird bedeutender Wein- bau getrieben, ein Industriezweig, dem in Californien eine Zu- kunft bevorsteht. Aus dem fruchtbaren Gelände steigen die Ge- birge mit steilen Gehängen auf. Sie sind von wilden Schluch- ten durchrissen und meist mit undurchdringlichem Strauchwerk bedeckt. Mit Ausnahme der Thäler ist daher die Bewikerung äusserst gering. . Der innere Bau der Köstenketten hat so wo Eigenthüm- lichkeiten, dass er für Generationen hinaus ein stets neues Feld für geologische Studien bilden wird. Man kennt in ihnen noch keine Formation mit Sicherheit, welche im Alter zwischen der aus Granit und krystallinischen Schiefern bestehenden Grundlage und der Kreide steht. Die Gesteine der letzteren, deren Alter erst in neuester Zeit durch die Untersuchungen von WHITNEY, BREWER und GABB erwiesen wurde, sind grösstentheils so weit verschieden von Allem, was man in anderen- Ländern als der Kreideformation angehörig kennt, dass man sich nur schwer an die Anerkennung eines so jugendlichen Alters gewöhnen kann. _ Metamorphismus hat im grössten Maassstab stattgefunden. Die Resultate meiner Beobachtungen darüber, sowie über die ausge- dehnte vulkanische Thätigkeit, welche in der Tertiärperiode statt- gefunden hat und noch fortdauert, glaube ich. erst ausführlicher mittheilen zu dürfen, wenn die ausgedehnten Untersuchungen der genannten Herren, denen in Hinsicht auf alle wichtigen That- sachen das Recht der Priorität gebührt, im Druck erschienen sein werden, was im Lauf dieses Winters bevorsteht. Zr 333 Auf dem zweiten, grösseren Ausflug besuchte ich zunächst sründlicher als früher die Silberminen von Washoe, insbeson- dere den Cornstock-Gangzug, auf welchem die Gruben Ophir, Gould and Curry, Savage, Potosi, Goldhill, Yellow Jacket und mehrere andere liegen, die theils schon einen Weltruf haben, theils noch erlangen werden. Erst diesmal kam ich zu einiger Klarheit über die schwierig zu verstehenden geognostischen Ver- hältnisse. Die Produktion von edlen Metallen auf dem Cornstock- Gangzug hat seit meinem ersten Besuch im Herbst 1862 bedeu- tend zugenommen. Mit Ausnahme des nördlichen Theils ver- edelt sich allenthalben der Hauptgang nach der Teufe. Der Goldgehalt nimmt zwar ab, aber der Gesammtwerth des Erzes steigt. Die Gould and Ourry-Mine, welche damals erst anfıng Dividen- den zu zahlen, hat seit mehr als einem halben Jahr eine monat- liche Dividende von 150 Dollars für den laufenden Fuss erge- ben. Die Gesellschaft besitzt 1200 Fuss auf der Länge des Ganges, hatte daher einen monatlichen Nettogewinn von 180000 Dollars; dies blieb nach Abzug der Kosten für den Minenbetrieb, für die fürstlichen Gehalte der Beamten und für den Bau aus- gedehnter Hüttenwerke, für welche schon mehr -als eine Million verausgabt worden sein soll. Der Werth der monatlichen Brutto- produktion dieses Einen Werks ist jetzt 300000 Dollars und es scheint, dass er weiterhin steigen wird. Der Preis der Actien, welcher im Herbst 1861 noch 2000 Dollars für den laufenden Fuss auf der Länge des Ganges betrug, ist im Juni d. J. auf 6500 Dollars gestiegen, seitdem aber auf 4500 Dollars herab- gegangen, da man sich durch anderweitige Erfahrungen über- zeugt hat, dass man bei der gewöhnlichen Höhe des Zinsfusses in San Francisco von 1 bis 2 pCt. per Monat wenigstens 3 pÜt. von dem unsicheren Minenbesitz erhalten müsse. Die meisten anderen Gesellschaften zahlen noch keine Dividende, da der be- - deutende Ertrag auf die Kosten der endlosen Processe, Errich- tung von Hüttenwerken, Aufsetzen von Maschinen, Anlegung von Erbstollen u. s. w. aufgeht. Dies hat natürlich auf die Ge- sammtproduktion wenig Einfluss. Im Jahr 1862 betrug dieselbe in Washoe ungefähr 6 Millionen Dollars, in diesem Jahr (1863) wird sie wahrscheinlich auf 12 Millionen steigen, In jedem der beiden Jahre ist ungefähr 1 Million für den Goldwerth in den Barren zu berechnen, der Rest ist Silber. Eine bedeutende Er- 334 höhung des Betrages steht im Jahr 1864 bevor, besonders durch den Betrieb der Minen auf dem südlichen Theil des Cornstock- Gangzuges, die bis vor Kurzem vernachlässigt wurden. ‚Von Washoe aus besuchte ich einige neu eröffnete Minen- distrikte am Ostfuss der Sierra Nevada, welche aber weniger durch ihre Metallproduktion als durch ihre geologischen Verbält- nisse Interesse bieten. Längere Zeit verwendete ich auf eine Gegend, welche 40 deutsche Meilen östlich von Washoe, mitten auf dem Wüstenpla- teau liegt, das die Amerikaner mit dem Namen des „Great Basin” bezeichnen. Schon im vorigen Jahr war ich bis dorthin vorge- drungen. Damals war nur Ein Gebirgszug zugänglich, das west- liche Humboldtgebirge, wohin die Entdeckung einiger. Erzlager- stätten eine Anzahl von Ansiedlern gelockt hatte. Man ist in jenen Gegenden ganz auf den Besuch der Minendistrikte be- schränkt, da das Reisen ausserhalb derselben wegen der Unbe- kanntschaft mit den wasser- und graslosen Gegenden, sowie we- gen der feindlichen Indianer nur in Gesellschaft geschehen kann. Erst wenn die „Prospecter”, wie man hier die Aufsucher von neuen Erzgegenden nennt, einen Fund gemacht haben und dieser einige Ansiedler herbeigezogen hat, kann man mit diesen weiter vordringen. Seit vorigem Jahr ist die Gegend des Humboldt- . gebirges in weitem Umkreis erforscht und durch kleine Nieder- lassungen zugänglich gemacht worden. Eine grosse Zahl neuer Minendistrikte, meist von zweifelhaftem Werth, hat sich gebildet; es sind durch die Bedürfnisse ihrer Bevölkerung, nie durch Kunst, Strassen entstanden; die Indianer, welche man noch vor Kurzem fürchtete, sind durch den Andrang der weissen Bevölkerung ein- geschüchtert und im Schach gehalten worden, Geologische For- schungen auf dem grossen Plateau sind wegen der allenthalben | klaren Aufschlüsse ungemein anziehend; ich konnte sie diesmal weiter ausdehnen als das erste Mal und wurde nur durch den. mit starken Schneestürmen einsetzenden Winter veranlasst, sie abzubrechen. ; ; ae | Kein Minendistrikt in der genannten und vielleicht in irgend einer Gegend ist so schnell zu Bedeutung gelangt als der Reese- River-Distrikt. Da der Name voraussichtlich auch im Aus- | land bald bekannt werden wird und der Distrikt für mehrere Jahre einen nicht unerheblichen Beitrag zur Silberproduktion zu . AR. : 385 |: leisten verspricht, so will ich etwas ausführlicher auf die Um- stände eingehen, unter denen er entstanden ist. Keine andere Minengegend giebt ein so vollendetes Bild von den merkwürdi- gen Verhältnissen, unter denen in den neuen Silberländern Ort- schaften ins Dasein gerufen werden, von der wilden, unbesonne- nen Ueberstürzung ihrer jugendlichen Bevölkerung und von der Lockerheit des Fundaments, auf da$ man hier die grössten Spe- kulationen gründet. r x Der Reese River ist ein kleiner Fluss im Nevada-Territo- rıum, der in einem Wüstenthal von Norden mach Süden fliesst und im Sand verläuft. “Westlich ist vulkanisches Gebirge, östlich ein meridivnaler Gebirgszug, der aus Gesteinen sehr alter For- mationen besteht, die von Granit durchbrochen werden. In die- sem sind die Reese-River-Minen. Man fand die ersten Erzgänge im Herbst 1862 in einer Schlucht im Granit. Noch im April 1863 beachiete man wenig die neue Gegend, da sie weit abge- legen, als vollständige Wüste bekannt und nur von Indianern bewohnt war. Es lebten damals nur einige wenige Leute in Zelten bei den Minen. Da erst kamen Erze von ausserordent- lichem Reichthum nach San Franeisco und es begann eine Auf- regung für den neuen Distrikt wie sie nicht einmal für Washoe jemals geherrscht hatte. Als ich im October hinkam, fand ich in der genannten Schlucht zwei Städte, Austin und Clifton, mit wenigstens 500 Häusern aus Segeltuch, ungebrannten Ziegeln, Holz, die letztgebauten aus Granit, sechs bis acht andere Ort- schaften in der Umgegend, dazu eine Bevölkerung von 5000 bis 6090 Menschen, die alle in sechs Monaten hingekommen waren. Es gab zahlreiche wohlausgestattete Kaufläden, Hötels, Trink- stuben, Billards, französische Restaurants, Miethställe, zwei deut- sche Brauereien und andere Etablissements. Die Bevölkerung bestand zur Hälfte aus Spekulanten, Spielern, „Rowdies” und müssigem Volk, das hier eine passende Zufluchtsstätte fand. Kaufleute, Advokaten und”Aerzte gab es in grosser Zahl, unter den ersten besonders viele deutsche und polnische Juden. Die arbeitende Bevölkerung bestand grösstentheils aus Irländern. Be- sonders auffallend aber war an einem so jugendlichen Ort die grosse Anzahl von Frauen und Kindern, meist Emigranten aus. dem Osten, die auf dem Wege nach Californien sich in Austin festsetzten. Das Treiben und Drängen auf den Strassen, der 336 Lärm in Hötels und Trinkstuben war unglaublich. Es gab Dutzende von öffentlichen Spieltischen, wo grosse Summen ge- setzt wurden. Täglich kam neuer Zuzug, zu Wagen, zu Pferd und zu Fuss. In den Hötels gab es nur grosse, halb offene Schlafräume, in denen die Betten in. Stockwerken über einander ‚geschichtet waren. Der Verkehr mit Washoe und San Franeisceo war in den sechs Monaten zu erstaunlicher Höhe gediehen, be- günstigt durch den Umstand, dass die grosse Ueberlandstrasse über Salt Lake City nicht weit von Austin vorüberführt und eine Zweigstrasse, sowie ein Zweigtelegraph sofort angelegt wer- den konnten. Die Post ‘brachte täglich 500 bis 600 Briefe, die . offen auf einen Tisch geworfen und der Discretion des Publikums überlassen wurden. Im telegraphischen Dienst war Austin der dritte Platz an dieser Küste. Die Zahl der Depeschen betrug im September 2500, im October 3000. Nur Virginia eity und San Francisco standen darüber. Die Preise, welche diese grosse Bevölkerung für das Nö- thigste bezahlen musste, waren enorm, und doch schien Geld im - Ueberfluss vorhanden zu sein. Wer nichts mehr hatte, arbeitete um den Tagelohn von 5 Dollar. Grosse Käufe von Antheilen in Bergwerken waren von Kapitalisten in San Franeisco zu zehn- fach übertriebenen Preisen gemacht worden und dies hatte erheb- liche Summen nach der Gegend gebracht. Leicht gewonnenes Geld wurde leicht ausgegeben; das Kapital circulirte daher schell, bis es in die Hände von einigen zäheren Leuten kam, die es be- hielten und grossen Gewinn aus der allgemeinen Aufregung zo- gen. Von den Preisen erlaube ich mir nur einige anzuführen. Kleine Baustellen, gewöhnlich mit 20 bis 25 Fuss Front und 75 Fuss Tiefe, wurden mit 10000 Dollars bezahlt. Ein Tausend Qua- dratfuss (= 84 Cubikfuss) Zimmerholz kosteten 500 Dollars, ein Tausend an der Sonne getrocknete Erdziegel 30 Dollars, ein Pfund Hafer 40 Cents (16 Sgr.), ein Pfund Heu 15 bis 20 Cents, also eine gewöhnliche Pferdefütterung wenigstens 8 Thaler täglich. Pferde waren in Folge dessen der einzige billige Gegenstand. Eine Cigarre, ein Apfel, ein „drink” und andere solche Gegen- stände, die zwar unbedeutend sind, aber von denen doch täglich für viele Tausend Dollar consumirt wurde, kosteten jedes 10 Sgr, Wenn man bedenkt, dass die Gegend von Reese River für die Bedürfnisse von Menschen und Thieren nichts bietet als gutes \ | 337 Trinkwasser, Brennholz und schlechte Weide für Pferde und dass Alles, was für die Erhaltung von 5000 Menschen und einen ‚mothendigen Bestand von Pferden in einem rauhen Klima (die Ortschaften liegen von 5200 bis 6500 Fuss über dem Meer) er- forderlich ist, von Californien eingeführt werden muss, zuerst über die Bergstrassen der Sierra Nevada, dann auf ausserordentlich beschwerlichen Wegen durch eine wasserarme und gänzlich wüste Gegend, so kann die Höhe der Preise nicht auffallen. Ich be- 'gegnete bei meiner Rückreise auf der gewöhnlichen Landstrasse endlosen Reihen von Frachtwagen, und doch kostet jedes Pfund Fracht von Californien aus (320 englische Meilen Landtransport) 20 Cents (8 Sgr.) und darüber, von Warkoe aus (180 Meilen) 15 Cents. Ausser diesem Aufschlag auf jedes Pfund Waare nimmt der Kaufmann in Reese River noch einen ungleich grösse- ren Profit als in anderen Gegenden. Am meisten wird die Fracht fühlbar bei Zimmerholz, Pferdefutter und Maschinen für Hüttenwerke. Es ist vollkommen klar, dass jeder Dollar, der für die An- siedlung und Erhaltung der grossen Menschenmenge ausgegeben wird, nur von den Minen zurückbezahlt werden kann, da die Gegend keine anderen Hülfsmitttel besitzt. Man zieht auf die Silbererze und erwartet, dass sie den Betrag mit Zinsen erstatten werden. Eine kleine Berechnung zeigt, welch grosser Kapital- werth bald als Schuld auf der Gegend lasten wird. Man kann die Bedürfnisse eines Mannes in Reese River, einschliesslich der Luxusausgaban für Rauchen, Trinken und dergleichen, durch- schnittlich auf 4 Dollar täglich festsetzen; der wirkliche Betrag ist wahrscheinlich grösser. Nimmt man die Bevölkerungszahl zu 5000 an und lässt den fortdauernden Zuwachs ausser Acht, so erhält man einen monatlichen Bedarf von 600000 Dollar. Rechnet man hinzu, was monatlich an Baumaterial, Werkzeugen, Maschinen u. 3. w. eingeführt wird, sowie was für Baustellen, Stempel, Processe, Telegraphen- und Post-Dienst, Ab- und Zu- reisen u. s. f. ausgegeben wird, so ist 800000 Dollar ein gerin- ger Anschlag. Rechnet man dies vom 1. Juli 1863 an, so er- giebt sich bis Ende dieses Jahres eine Ausgabe von beinahe 5 Millionen, nach weiteren 12 Monaten bei stabiler Bevölkerung 45 Millionen. Diese Ausgabe wird sich voraussichtlich nicht vermindern, sondern in der nächsten Zukunft mit der wachsen- Zeits d. d. geol. Ges XV. 2. 22 den Bevölkerung stetig steigen. Dazu muss man rechnen, wel- cher Betrag an Kräften anderen Landestheilen entzogen wird. Ganze Ortschaften in Californien sind durch das Strömen nach Reese River entvölkert. Es kommt kein Zuzug von fremden Gegenden; Californien ist das Mutterland. _Goldwäschen, Acker- bau und Viehzucht leiden dort ungemein durch. die Auswande- rung. Dies vermehrt die. Schuld von Reese River bedeutend. Das meiste Kapital wird von San Francisco aus der neuen Ge- gend zugewendet; aber. auch die einzelnen Ansiedler bringen oft Summen mit sich, die auf die erste Niederlassung aufgehen. Um Alles dies zu vergüten und die Last der laufenden Aus- gaben zu tragen, müssten die Minen von Reese River .bald an- fangen einen weit höheren Gewinn abzuwerfen, als er aus. denen von Washoe erzielt werden kann. Dies ist aber nicht zu erwar- ten. Wenn auch einige Minen. für eine kurze Zeit eine’ Divi- dende voraussichtlich zahlen werden, so wird doch ihre Gesammt- heit wahrscheinlich eine wachsende Quelle von Ausgaben sein. Der Grund liegt wesentlich im Charakter der Lagerstätten und . in den Oalifornischen Berggesetzen. Die Erze von Reese River treten grösstentheils in nahe zusammenliegenden Gängen von sehr geringer Mächtigkeit, aber mit reichen Mineralien auf. Nach den Gesetzen kann eine Gesellschaft nur einen Gang muthen. Dies giebt zu endlosen Processen Veranlassung. Ausserdem aber führt es den Uebelstand mit sich, dass jede Gesellschaft auf ih- rem kleinen Gang einen grossen Betrag von Arbeit thun muss um eine geringe Menge Erz zu fördern. | Wo so grosse Kapitalien auf dem Spiel stehen, wird man sich nicht leicht entmuthigen lassen. Es ist daher zu erwarten, dass die Brutto-Produktion an Silber von den Reese-River- Minen in den nächsten Jahren beträchtlich sein wird, wenn auch die Gesammtausgaben die Einnahmen übersteigen werden. Vor- aussichtlich werden bald Krisen stattfinden, die ebenso heftig sein werden, wie der erste Andrang der grossen Bevölkerung. Viele werden dabei verlieren und der Gewinn wird in den Händen einiger Wenigen bleiben. Sollte es einmal gelingen, den Uebel- ständen, welche die Berggesetze mit sich bringen, zu steuern, so kann vielleicht der Bergbau am Reese River noch zu so kräfti- gem Gedeihen kommen, wie er .unter preussischen ‚oder engli- schen Gesetzen erreichen würde. R IV: ws > ee ni 339 Ich kehrte im November von meinem Ausflug nach Washoe - und Reese-River zurück und brach vor einigen Tagen nach dem südlichen Theil von Ober-Californien auf. EI Pueblo de Los Angelos, wo ich mich gegenwärtig befinde, ist ein Handelsplatz unweit der Küste. Es ist einer der ältesten spanischen Orte Californiens und grösstentheils von Mexicanern bewohnt. Mit San Francisco findet dreimal im Monat Dampfschiffverbindung statt; auch liegen auf Rhede stets einige kleine Küstenfahrzeuge. Der Hafen von San Pedro, der Verschiffungsplatz von Los An- gelos, ist nur eine offene, wenig geschützte Bucht. Früher wa- ren Häute und Talg der einzige Exportartikel. Auf den Ebenen um den Ort weiden Tausende einer kleinen Rindviehrace, wel- che auch. jetzt nur zur Produktion dieses Ausfuhrartikels dient. Ausserdem wird hier viel Wein gebaut und in grossen Quanti- täten ausgeführt. Die Spanier machten einen guten süssen Wein, - der am meisten an Madeira erinnert. Doch kann man jetzt we- gen der hohen Arbeitslöhne nicht viel Sorgfalt auf die Bereitung verwenden und pflegt ausserdem dem Wein ein künstliches Alter ‘zu geben, um nicht durch langes Lagern die Zinsen des Kapi- ' tals zu verlieren. Die Folge ist, dass nur ein billiges Produkt von geringer Güte erzielt wird. Wenige Weinbauern ernten einen Gewinn. Der grösste Nachtheil für die Cultur ist wohl der Umstand, dass die Consumenten, auf die ‘der Producent zu. nächst angewiesen ist, entweder hitzigere Getränke lieben oder den berauschenden Getränken überhaupt entsagt haben. Eine Niederlassung von deutschen Weinbauern, Annaheim in der Nähe von Los Angelos, konnte daher gleichfalls noch zu keinem be. friedigenden Resultat kommen. Am meisten scheint von einem Portwein gewonnen zu werden, der nach China und Japan ver- kauft wird. Ä Der Import von Los Angelos ist in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen, da von hier aus mehrere Minendistrikte und Militairposten versorgt werden. Der Ort selbst bleibt jedoch unbedeutend und still. Es werden hier und in der Gegend viele Verbrechen verübt; das Reisen weit umher ist gefährlich und geschieht gegenwärtig nur in Gesellschaft. Theils hat dies sei. nen Grund in der Nähe der mexicanischen Grenze, da viele Verbrecher hier Zuflucht suchen, theils in dem Unvermögen der aus spanischem und indianischem Blut gemischten Bevölkerung, 223 340 den steigenden ‚Bedürfnissen nachzukommen. Die Leute sind. unthätig, verarmen und üben Verbrechen aus Noth. Das Reisen in den Gegenden wohin meine Schritte zunächst gerichtet sind, hat manche unangenehme Seiten. Das Land ist wüst und unbewohnt, die Beschwerden sind bedeutend, man ist stets nur auf sich selbst angewiesen und ist in steter Gefahr, hier vor einem wahren Auswurf der weissen Race, weiterhin vor | feindlichen Indianern. Doch hat es auch seine Reize; einer der grössten von ibnen besteht in den wenigen Resultaten, die man sich mit Mühe und Beschwerden erringen muss. _ iR &. [a # ß 341 8. Dunit, körniger Olivinfels vom Dun Mountain bei Nelson, Neu-Seeland. Von Herrn Fervınanp v. HocustEtTter in Wien. Mit dem Namen „Dunit‘‘ habe ich schon während meines Aufenthaltes auf Neu-Seeland*) ein eigenthümliches Gestein be- zeichnet, welches, in engster Verbindung mit Serpentin stehend, die mächtige Bergmasse des 4000 Fuss hohen Dun Mountain, 6 englische Meilen südöstlich von Nelson, zusammensetzt. Der Dun Mountain fällt unter den übrigen meist dicht bewaldeten Berggipfeln der Gegend durch seine Kahlheit auf und verdankt seinen Namen, welcher soviel bedeutet als „brauner Berg“, der gelb- oder rostbraunen Farbe seines Gesteins. Unzählige Ge- steinsblöcke bedecken die Gehänge; an der verwitterten und zer- setzten Oberfläche zeigen diese Blöcke ein schmutziges, rostarti- ges, bald mehr gelbliches, bald mehr röthliches Braun, und da zwischen den Blöcken nur niederes Gestrüppe und alpine Pflänz- chen wachsen, so wird die herrschende Gesteinsfarbe durch die Vegetation nur wenig verdeckt. Der Dunit hat auf frischem Bruch eine lichtgelblichgrüne bis graugrüne Farbe und zeigt Fettglanz bis Glasglanz, Das Gefüge ist krystallinisch-körnig. Die Bruchflächen sind uneben, eckig-körnig und grobsplitterig; an den einzelnen Körnern giebt sich eine Theilbarkeit nach einer Richtung sehr deutlich zu er- kennen in kleinen spiegelnden Flächen mit Glasglanz, Die Theil- barkeit wird unter dem Mikroskope an dünn geschliffenen durch- sichtigen Blättchen bei gewisser Beleuchtung auch durch Strei- fung deutlich. Härte 5,5 (etwas geringer als beim Feldspath). Specifisches Gewicht 3,295. Strich weiss. Vor dem Löthrohr färben sich kleine Splitter rostgelb, schmelzen aber nicht. In Salzsäure wird das Mineral fast vollständig zersetzt. *) Vergl. Dr. F. Hocasterter, Lecture on the Geology of the Pro- vince of Nelson. New Zealand Gov. Gazette No. 39. 1859. 342 Chromeisen ist in nadelknopfgrossen schwarzen Körnern, welche unter der Lupe als Oktaeder mit abgerundeten Kanten erscheinen, stets eingesprengt und als charakteristischer accesso- rischer Gemengtheil zu betrachten. | Da die Masse ‘des Dun Mountain einem grossartigen Ser- pentingebirge angehört, .dessen Erstreckung auf eine Länge von 80 englischen Meilen in der Form einer 1 bis 2 englische Mei- len mächtigen Gangmasse von eruptivem Charakter ich nachge- wiesen habe*), da ferner der mit dem Dun Mountain unmittel- bar zusammenhängende Wooded Peak aus gemeinem Serpentin # besteht. der gleichfalls Chromeisen führt, und zwar stellenweise 50 reichlich, dass dasselbe bergmännisch gewonnen wird, so konnte man mit Recht schliessen, dass das chroimersfelhende Gestein des Dun Mountain gleichfalls wesentlich ein Magnesia- Silikat sein werde. Alle oben angeführten Eigenschaften spra- ‚chen für Olivin; allein wer wollte es wagen, ohne schliesslich auch noch durch das-Resultat der chemischen Analyse überzeugt worden zu sein, eine Masse Olivin zu nennen, die als meso- zoisches Eruptivgestein Gebirge bildend auftritt, ganz wie Ser- pentin. Die zwei Analysen, welche ich ausführen liess, erben ein sehr gut übereinstimmendes Resultat. Analysen des Dunit, a. Ausgeführt im Laboratorium des k. k. polytechnischen Institutes von Herrn R. Reurer unter der Letugs des. Herrn Professor Dr. A. SCHRÖTTER. | b. Ausgeführt im Laboratorium der k.k. Sea Reichs- anstalt von Dr. A. MADELURNG. Die zur Analyse verwendeten Stücke waren EHEN frei von Chromeisen. - a. b. Kieselsäune‘ in 04 29002 a 42,69 Masnesia . 2 12, 0 ae 46,90 Eisenoxydul 442... 0... ur 2 10,09 Natron, Nickel- und Kobaltoxyd Spuren Nickel Spuren Wasser (ausgetrieben bei 160° C.) 0,57. 0,49 ; 100,15 100,17 *) Vergl. Novara-Expedition, Geologischer Theil, 1. Band: Geologie von Neu-Seeland S. 217. 343 . - 0. Vernachlässigt man das Wasser, so bekommt man folgende Sauerstoffzahlen: . a. b. a. b. für Kieselsäure . 22,3 22,1 SiO, 22,3 | „ Magnesia .. 49,0 18,8 . Eisenoxydul. 2,1 2,2 nn u Aus beiden Analysen ergiebt sich die Olivinformel: Fe? Si-t 9Mg?Si oder allgemein 2RO .SiO, mit dem Sauerstoffverhältniss 1: 1. Sehr charakteristisch ist, dass Spuren von Nickel, welches STROMEYER für einen constanten Bestandtheil des Olivin hält, auch im Dunit enthalten sind. Wahrscheinlich ist auch das im Dunit eingesprengte Chromeisen etwas nickelhaltig, ähnlich wie das Chromeisenerz von Texas und Pennsylvanien. Die in der Analyse a. gefundenen Spuren von Kobalt sind beim Olivin gleichfalls nicht ohne Beispiel, indem GENTH im Olivin der Tbjorsalavya des Hekla Spuren von Kobaltoxyd gefunden hat. Was endlich den Chromgehalt betrifft, welchen WALCcHNER den Olivinen zuschreibt, so ist dieser im Dunit in der Gestalt von Chromeisen sogar mineralogisch nachweisbar. Nachdem wir bereits Olivin aus dem Hypersthenfels von Elfdalen, Olivinkrystalle aus dem Talkschiefer am Berge Itkul bei Syssersk am Ural, derben Olivin (Glinkit) aus dem Talk- schieferr von Kyschtimsk und Pseudomorphosen nach Olivin im Serpentin von Snarum in Norwegen kennen, ist das Auftreten von Olivin in älteren nichtvulkanischen Gesteinen nichts Neues mehr, aber ganz neu ist das Auftreten von ÖOlivin in grossen, Gebirge bildenden Massen. Mineralogisch verhält sich der Dunit zu dem in vulkanischen Gesteinen eingesprengten Olivin wie alter frischer Feldspath zu den glasigen Feldspäthen der vulka- nischen Gesteine. Dwunit ist mineralogisch nichts Anderes als frischer derber Olivin. Geognostisch aber ist er ein wirkliches Massengestein, ein Eruptivgestein der mesozoischen Periode, das künftighin als solches neben Hyperit, Gabbro und Serpentin aufgeführt zu werden verdient. Und jetzt, nachdem das, was ich auf Neu-Seeland Dunit nannte, als Olivinfels erkannt ist, vermuthe ich, dass solche Du- nite in Verbindung mit Gabbro- und Serpentindurchbrüchen, oder mit Augitporphyren und diabasartigen Gesteinen sich auch auf dieser Erdhälfte finden. Harte, krystallinisch aussehende soge- 344 nannte Serpentine wären vor Allem näher zu untersuchen. Viel- leicht sind manche derartige Vorkommnisse bis jetzt unbeachtet geblieben. Zum Schlusse habe ich noch zu bemerken, dass sowohl der Dunit, als auch der mit demselben in Verbindung stehende Ser- pentin von zahlreichen Hyperitadern durchzogen ist, aus welchen man sich Prachtexemplare von grossblättrigem Hypersthen schla- gen kann, und dass die Kupferminen der sogenannten Dun Moun- tain-Compagnie nicht an dem aus Dunit bestehenden Dun Moun- tain liegen, sondern an dem benachbarten aus Serpentin beste-- henden Wooded Peak. An der Bergoberfläche geben sich die Kupfererze durch grünes und blaues Kieselkupfer zu erkennen; das dünne traubige Ueberzüge, Krusten und Anflüge auf dem zerbröckelten Serpentin bildet; diesen Anzeichen ist man in Schächten und Stollen nachgegangen und hat wohl kleinere und grössere Nester von Rothkupfererz mit Gediegen Kupfer, auch von geschwefelten Kupfererzen gefunden, einen anhaltenden, den Bergbau lohnenden Erzgang jedoch bis jetzt nicht entdeckt. en 345 9. Fossile Süsswasser-Conchylien aus Sibirien. Von Herrn Ep». v. Martens ın Berlin. ER Herr Staatsrath v. Semenow hat der hiesigen paläontologi- schen Sammlung folgende sechs Conchylien zu überlassen die Güte gehabt, mit der Angabe, dass sie am Ufer des Irtisch- Flusses bei Omsk gefunden sind: 1. Paludina (Vivipara) columna n. sp. Testa obtecte rimata, conicoturrita, solida, striatula, lineis spiralibus nullis; spira exserta, conica, apice acutiuscula; an- fractus 6—7, priores 3 planiusculi, tertius paulo supra sutu- ram obtuse subangulatus, sequentes convexi, sutura profunda simplice discreti, ultimus dilatatus, teres; apertura subeircula- ris, superne acutiuscula, peristomate crasso, obtuso. 346 ‘Long. testae 38, diameter major 204, minor A8; apertu- rae long. 15, lat. 12 Mm, gie Long. testae 30, diameter er 18, minor A4; aperturae long. 13, lat. 11 Mm. : Di Art zeichnet sich vor alien mir bekannten durch die hochgethürmte und dabei doch konische Gestalt aus; von allen grössern. altweltlichen. Paludinen unterscheidet sie ihr schlankes hohes Gewinde, indem die Mündung in der Achsenebene gemes- sen nur 2 der. ganzen Schalenlänge einnimmt, ‚von den nord- amerikanischen ?. decisa Say und P. contorta SHUTTL. unter- scheidet sie die gewölbte stielrunde, nicht längliche Gestalt der letzten Windung, welche gewissermaassen wie die Basis ‚einer Säule hervortritt. Die Spitze ist bei allen Exemplaren etwas angegriffen, doch nicht so sehr, dass die flachere Form der obern Windungen davon 'allein abhängen könnte; höchst wahrscheinlich läuft bei den obersten eine Kante in der Naht selbst, beim drit- ten erhebt sich dieselbe über die Naht, ist aber so stumpf, dass man sie nicht mehr eine Kante nennen darf, sondern nur einen raschen Uebergang von der nach unten sich erweiternden Flä- chenrichtung zu der nach unten sich verschmälernden. Bei der folgenden Windung geschieht dieser Uebergang allmälig, in schön gerundetem Bogen. Eine solche Verschiedenheit in der Gestalt der Windungen ist mir von andern Paludinen derselben Gruppe nicht bekannt. Eines der 4 Exemplare zeigt eine etwas verkrüppelte Mün- dung, der Aussenrand. ist fast geradlinig und der obere Winkel 27 an der Naht ist zu einer eigenen kleinen Bneht abgeschnürt durch eine Einziehung und darüber sich erhebende stumpfe Spi- ralkante, welche einen kleinen Theil des letzten Umgangs dicht. vor der Mündung durchläuft, aber nach hinten spurlos verschwin- det. Die dadurch entstehende abnorme Form der Mündung wird dadurch noch vergrössert,. dass am Basalrand ein Stück ausge- brochen ist und dadurch der Schein einer untern Mündungsecke entsteht. Ein anderes Exemplar zeigt eine vertiefte Spirallinie am untern Theil des letzten Umgangs, welche sich ebenfalls nicht über ganzen Umgang erstreckt. Solche unregelmässig auf- tretende, individuelle Spiralkanten und Spirallinien trifft man öfters bei lebenden Süsswasserschnecken. Von der ursprünglichen Farbe ist bei allen 4 Exemplaren keine Spur mehr vorhanden. 347 2. Paludina (Vivipara) achatinoides Deshayes in Mem. de la soc. geolog. de France, tom. III, {re partie 1838, pag. 64 pl. 5 fig. 6, 7. Testu oblecte rimata, globosa, solidula, striata, cicatricosa, sub epidermide obscure fusca purpurascens; spira brevis. co- nica. acutiuscula; anfractus 4, convexi, ad suturam inflati; sutura medioeris; apertura subeircularis, suwperne ucuta, pe- ristomate recto, crasstusculo. . Long.15, diameter major 15, minor 124, aperturae long. 11, Zat. ? Mm. | Die ganze Schale hat einen entschieden röthlichen Anflug, welcher an der Innenseite der letzten Windung besonders stark ist. Aussen sind mehrere Stückchen der schwarzbraunen Epi- dermis erhalten. | Wie die vorige Art eine der schlanksten, so ist diese eine der breitesten, kürzesten Arten der ganzen Gruppe Vivipara*); sie steht zunächst der lebenden P. subpurpurea Say aus den südlicheren Staaten Nordamerikas, mit der sie die Färbung gemein gehabt zu haben scheint, und unterscheidet sich von derselben nur dadurch, dass sie verhältnissmässig noch breiter und kürzer ist, nach dem einen vorliegenden, höchst wahrscheinlich jugend- lichen Exemplar zu schliessen, welches zur obigen Beschreibung und Ausmessung gedient hat; P. intertexta aus Süd - Carolina und Louisiana ist übrigens noch breiter und namentlich stumpfer als P. suturalis. Die sibirische P. praerosa GERSTFELDT im Jugendzustand gleicht in der Form ziemlich der vorliegenden Art, doch ist sie minder breit, ihre Naht wird vom Autor als seicht bezeichnet, der Wirbel ist fast immer abgenutzt, bei der unsern unversehrt, die jungen Exemplare sind gebändert, wäh- rend unsere keine Spur eines Bandes zeigt. Desnayes giebt für die fossile Schnecke aus der Krimm, (terrain tertiaire recent ou terrain des steppes), in welcher ich ein weiter im Wachsthum vorgeschrittenes Exemplar derselben Art, wie unsere Schnecke, zu erkennen glaube, eine Länge von 24 und einen Durchmesser von 18 Mm. an, also im Verhältniss von 4:3. Auch bei unsern lebenden deutschen Paludinen ändert *, Der Montrorr’sche Name Viviparus ist in dieser Maskulinform unrichtig, die bei getrennten Geschlechtern, wie die Paludinen haben, bekanntlich das Weibchen und nicht das Männchen gebiert. “ | ee sich dieses Verhältniss mit dem Wachsthum sehr stark gu Gun- sten der Länge. MinDENDORFF (sibirische Reise II. 1. p. 312) spricht von einer im Aralsee noch lebenden Art von 33 Mm. Länge und 21 Mm. Breite, also nahezu wie 4:24, welche er mit der P. achatinoides von DESHAYES zusammenstellt, Leider kann ich in Ermangelung weiterer Details nicht darüber urthei- len, wie sie sich zu unserer sibirischen verhält. 3. Cyrena (Corbicula) fluminalis Mürt. sp. hist. verm. p. 205 Chemnitz conch, cab. VI. f. 320 p. 319. Enceyedl. method. pl. 301 f. 3; EicHwALD faun. casp. p. 210. ©. orien- talıs LaM. an. s. vert. ed. 2, VI. p. 273, non PaıtıPpPpr icon. C. fluviatilis (non Müur., Phır.) Mousson cog. terr. et fluv. recueillis par BErLArnı 14854 p. 59. | Testa triangularis, subaequilatera, medioriter inflata, costis - concentricis argutis sat confertis quasi gradata; vertices prominentes, tumidi, inflexi, in apices subacutos terminati; margo ventralis arcualus; dentes laterales crenulali, elongaltı, strieti Chaud flexuost). | Länge 134 bis 174, Höhe 164 bis 17, halber Durchmesser 6 bis 64 Mm, S “Die Zwischenräume zwischen den Rippen erscheinen, von den Wirbeln her gesehen, ebenso breit wie die Rippen selbst, vom Bauchrand aus gesehen breiter, indem die Rippen selbst nach oben (gegen die Wirbel zu) eine scharfe Grenze haben, nach unten sich unbestimmter in den Zwischenräumen verflachen. Von der Farbe keine Spur erhalten. Cyrena fluminalis wurde ursprünglich von der dänischen Expedition unter NiIEBUHR aus dem Euphrat mitgebracht; EıcH- WALD kennt sie vom Kurfluss in Georgien und von den Reis- feldern von Lenkoran nahe der persischen Grenze. Endlich ge- hört nach der ALBErs’schen Sammlung auch die Muschel hieher, welche BELLARDI zwischen Libanon und Antilibanon im Flüss- chen Leontes gefunden und Mousson. als C. Auviatilis be- stimmt hat. \ 4. Cyclas rivicola Lech Draparnaud moll. franc. pl. 10 ££ 1-3 (nom. corzea) Moquin-Tand. pl. 53 f. 11—16. Nicht von unserer deutschen Art zu unterscheiden. Die Schale scheint etwas dicker, was aber. wohl nur von dem Ver- schwinden alles Durchscheinens und alles Glanzes durch den Verlust der organischen Materie herrühren dürfte. Die Maasse . 349 der zwei vorliegenden Exemplare, beide: einzelne Schalenhälf- ten, sind: Länge 17, Höhe 13%, halber Durelimesser st Mm. ” 16, „ 14, „ „ 5 „ Dieselbe Art wurde von BranpTr in der Nasenhöhle eines fossilen sibirischen Rhinocerosschädels gefunden (Mippenp.|. c.) 5. Cycelas Asiatica n. sp. CC. calyculata forma compressa MiDDENDORFF sibirische ‚Reise Band II. Abtheil. 1. 1851. S. 288, Taf. 29, Fig. 9, 10 (aus dem südlichen Kamt- schatka). Testa transversim oblonga, antice paulo brevior et humi- lior quam postice, modice ventricosa, concentrice striatula, umbonibns haud prominentibus, margine ventraliarcuato; den- tibus laleralibus elongatis, apice externo in ulraque valva pro- ductis et duplicatis. Länge 9, Höhe 7, halber Durchmesser 3 Mm, ein 'grösse- res Exemplar. “ Länge 7, Höhe 6, halber Durchmesser 3 Mm., ein kleine- res, stärker gewölbtes Exemplar. Diese Art zeichnet sich vor allen europäischen lebendeu Ar- ten ähnlicher Grösse, namentlich C. Zacustris auct., durch ihre längliche Gestalt aus und gleicht hierin manchen nordamerikani- schen, von denen sich aber die zwei im Berliner Museum ver- tretenen Arten durch andere Kennzeichen unterscheiden, C simt- lis Say. durch förmliche Rippen wie bei Pisidium amnicum Mürr. sp., C. rhomboidea Sax durch den mehr geradlinigen Unterrand. C. calyculata Dr. kann es nicht sein, da deren wesentliches Kennzeichen, vorspringende abgesetzte Wirbel, gänz- lich fehlt. Dagegen könnte man daran denken, in ihr den Ju- gendzustand der vorigen Art, C. rivicola, zu sehen. Hiergegen spricht, 1) dass sie verhältnissmässig schon ebenso stark gewölbt ist, als die erwachsene C. rivicola, während in dieser Gattung überhaupt und namentlich nach einer Bemerkung von SCHOLTZ (schlesische Mollusken p. 138) bei C. rivicola junge Exemplare flacher sind als erwachsene, 2) dass die Länge bei ©. Astalica die Höhe um noch mehr übertrifft als bei ©. rivicola. 6. Pisidium antiguum n. sp. Testa trigona, valde inaequilateralis, ventricosa, concen- Irice costulata, umbonibus prominentibus. Länge 7, Höhe 6, halber Durchmesser 3% Mm. 350° "Aehnlich unserm deutschen P. amnicum Mütt. sp. (obli- quum Lam. Pf.), aber bei geringerer Grösse schon ebenso ge wölbt, als recht alte Exemplare unserer deutschen Art, die Wir- bel mehr vorstehend und noch weiter nach vorn gerückt. Cyclas prisca EICHwALD, Zethaea rossica Vol. III. Taf. 5 Fig. 8, ver- muthlich auch ein Pisidium, stimmt in der Gestalt recht gut mit dem unsrigen überein, aber weder in der Beschreibung noch in der Abbildung findet sich eine Spur der Rippen, welche unsere Art an /, amnicum anschliessen, aber freilich nur an einzelnen Exemplaren stark ausgeprägt, an andern melir verwischt (abge- rieben?) sind. v. MIDDENDORFF und GERSTFELDT kennen nur P. amnicum selbst und das weit kleinere hiermit nicht zu ver- gleichende P. fontinale aus Sibirien, ersteres namentlich von Tomsk, Barnaul und der obern Tunguska, die Abbildung dessel- ben in Mınpenporrr’s Reise Taf. 28, Fig. 8, 9 zeigt die oben hervorgehobenen Formunterschiede des P. amnicum gegen antı- quum; aber es könnte die Frage entstehen, ob dasjenige Pisi- dium, welches BrAnpr mit der obigen Cyelas in einem sibiri- schen Rhinocerosschädel fand, obwohl von MIDDENDORFF zu amnicum gestellt, nicht dennoch unser ?. antiguum sei. Die Gattungen der genannten Conchylien sind alle noch gegenwärtig im asiatischen Gebiete Russlands lebend vertreten, eine derselben, Cyrena, allerdings nur an der äussersten Süd- grenze desselben. Diese war übrigens in der Tertiärzeit weit durch Mitteleuropa verbreitet; in der gegenwärtigen Periode bil- den ihr nördlichstes Vorkommen meines Wissens in der alten Welt*) die schon genannten Fundorte im untern Georgien, Nord- persien und Syrien, ferner Jedo (zwei wahrscheinlich noch un- beschriebene Arten von mir 1860 daselbst gesammelt) und Shanghai, in Amerika an der Ostküste Karolina (C. Carolinensis Bosc sp.), an der Westküste Kalifornien (C. insignis und sub- quadrata Desn.), alle diese Gegenden liegen noch südlich vom 40. Breitengrad und in der Nähe der Jahresisotherme von 12 Grad R., wahrscheinlich alle (auch Kalifornien?) haben noch Reisbau und gerade in den zeitweise überschwemmten Reisfeldern *) Cyrena Panormitanu Bivona aus Sicilien (Desnayes catal. bivalv. Brit. Mus., Veneridae p. 220) ist mir ganz unbekannt. 351 scheinen die Cyrenen. wie die in Amerika ebenso weit nach Nor- den reichenden Ampullarien, gern zu leben. Omsk liegt ungefähr unter 55. Grad Nordbreite und seine Jahresisotherme fällt ge- genwärtig zwischen 4 und O0 Grad R. Zu bemerken ist noch, dass die nordamerikanischen Arten- von Cyrena einer andern Gruppe oder, nach den neusten Ansichten, Gattung angehören als ©. Auminalis nebst deren chinesischen und japanesischen Verwandten, welche GraY Üorbicula nennt. Anders verhält es sich, wenn wir die Arten betrachten. Keine stimmt mit jetzt noch in derselben Gegend lebenden Ar- ten, drei derselben aber mit lebenden Arten wärmerer Länder überein. Cyrena fluminalis wurde schon besprochen, Cyelas rivicola ist durch einen Theil Mitteleuropas verbreitet bis Süd- england und Livland einschliesslich, wo sie nach SCHRENK in 57%. Grad Breite ihre Nordgrenze findet, also noch etwas nörd- licher als die Lage von Omsk, doch in einem milderen Klima. Die zu Cyelas Asiatica angeführte MıDDENDORFF’sche Form stammt aus dem südlichen Kamtschatka. Wie schon erwähnt, ähnelt jene Cyclas den nordamerikanischen und ebenso sind die zwei Paludinen, die beide nicht mehr unter den lebenden Arten vorkommen, zunächst mit Arten aus dem südlicheren Theile Nordamerikas verwandt. In dieser Hinsicht mag noch erwähnt werden, dass die bekannte fossile Valvata multiformis ZIETEN sp., Desn. eine lebende nahe Verwandte in der nordamerikani- schen Valvata tricarinata Say findet, auch die neulich im Bai- ‚kalsee entdeckte Schnecke, welche GERBSTFELDT Choanomphalus “Maacki nennt, soweit ich nach Beschreibung und Abbildung urtheilen kann, dieser Valvatengruppe sich anschliessen dürfte. Dieses deutet also wie die Paludinen und die eine Cyclas auf _ eine Aehnlichkeit der vergangenen europäisch - westsibirischen Fauna mit der gegenwärtigen von ÖOstsibirien und Nordamerika. Druck von J. F. Starcke in Berlin. | ER Ka TR train era Br | anf 3 saules sole E Rosie Re, ee Bir Ha: EV Far ee abe heine abre: REPORTS sogen Raul Tras ya RT ER Or a 2; ine BTRE nö ee ala hen Ahle aber saß ze’ MERLIE TER en ns ee RO | Dale a! ER TARR rar rinlsenm wre! A nl Be ra ws (r RER be Ü sie Ba IRRE vorab ob K' Abe seht oh Ener, lie ob An: Ei pen j er AR e h, er ENT k fir BESTE tadorlbhe (re ar Eh. ti | % lg: E87 “rn m ala =eE Kurs Ha 537) AP Sea HUT RI 4 4 3 .. EN RETTEN S LUTER TEE TUN SE ana ERRATSE ES ENT, n LEN TS BE OL DENT IRRE Ye IR IE a, SAr Sehr KEMÖR STETAFET, MEI H \ E BR j S 000 SEP TIENE A N IN Fe TRHDISIR II a FIRE o A x J 3 Per“ 4 A Sarah sus riddene: UNE PEN RE 148 en zo BR “Or + Nu Se. E15 d27e 2 eY stur R t# “. 5 h ;2 ß ’ ’ Yas' R VyRk ir Le RER ip we a ” 1 x „ u WERNE % Tr er r) A ee min har ; \ ee % # e 2 2 we { 17 de S N a a 1 % N IE FIT ib b 5 j H A % ur UT. N Ed Ä 1 = - S Rt en Re ur “ ee a 2 er We Be, NE . 2 r » N > Pr e. 4 P) u 3 ’ ET vv = ’ Zeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. 3. Heft (Mai, Juni, Julı 1864). A. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Maı - Sıtzung. Verhandelt Berlin, ‘den 4. Mai 1864. Vorsitzender: Herr G. Rose. | Das Protokoll der April- Sitzung wird verlesen und ange- nommen. Als Mitglied ist der Gesellschaft beigetreten Herr Dr. Amı Bouvx, Mitglied der k. k. Akademie der Wissenschaften in Wien, s vorgeschlagen durch die Herren BeykıcHh, RoTn, G. Rose. Für die Bibliothek der Gesellschaft sind eingegangen: A. Als Geschenke: K. Zırter: Die fossilen Bivalven*der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. — Sep. M. V. Lıpoıd: Die Kohlenbaue bei Berszaszka in der. ser- bisch-banater Militairgrenze. — Sep. H. TaAuTscHoLp: Ueber jurassische Fossilien von Jndersk. — Sep. z OÖ. VoLGER: Ueber die Darwın’sche Hypothese vom erd- wissenschaftlichen Standpunkte aus, — Sep. L. Meys: Zur Geologie der Insel Helgoland. Kiel, 1864. B. Im Austausch: Bulletin de la Societe Linneenne de Normandie. Vol. 4 und 8; Memoires. Vol. 13. Bulletin de la Sociele des sciences naturelles de Neuchatel. Tome 6. second Cahier, 1863. Zeits. d. d. geol. Ges. XV1.3. 23 354 Verhandlungen des naturhistorischen ‘Vereins der preussi- schen Rheinlande und Westphalens. Jahrgang 20. 1863. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. XIII. 4. Schriften der k. physikalisch -ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. IV. Abth. 2. 1863. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesell- schaft bei ihrer N u MER zu Luzern den 23., 24., 25. Sep- tember 1862. Luzern. The Journal of the Royal Dublin Society. No. XXX. The mining and smelting magazine. Vol. V. No. 28. April 1864. Memoirs of the geological Survey of India. 2,6. 3, 1. Sechster Jahresbericht der Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera. 1863. “ Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland. 23, 1. Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. VI. 1862. Mittheilungen aus J. PERTHES’ geographischer Anstalt. 1, 2.. 1863. Ergänzungsheft 12. Herr v. BENNIGSEN-FÖRDER legte, im Anschluss an frühere Mittheilungen, nun auch Proben von Granitgrus — woraus sei- nen Beobachtungen bei Coswig und Wittenberg zufolge die alt- tertiären Quarz- oder Glimmersand- und auch die Feldspaththon- _ Schichten entstanden sind — aus der Braunkohlen- Formation bei Buckow unweit Müncheberg vor. Diese Proben sind von den bei Wittenberg gesammelten nicht zu unterscheiden; beide haben durch den noch am Quarze anhaftenden Feldspaththon eine un- reine gelbliche Farbe behalten. Dagegen zeigt sich der Granit- grus von Grube Friederike bei Coswig von solchen Resten voll- kommen frei, ist daher meist farblos oder weiss und daher un- mittelbar zur Glasfabrikation verwendbar. Aus der geringen Mächtigkeit von 4 bis 5 Zoll einiger aus grobem Granitgrus und gleichzeitig aus feinstem Quarzstaub bestehenden Schichten bei Buckow, am Nordufer des Schermützel Sees, geht zugleich her- vor, dass nicht nur grosse sondern auch kleine nordische Granit- Gneusgerölle, vielleicht von den Strömen des damaligen nordi- schen südwärts ausgedehntern Hochlandes herabgebracht, zur Bildung der alt-tertiären Sand- und Thonschichten beigetragen haben. Redner entwickelte sodann noch die. den Haupt - und Unterepochen in der Geologie des vaterländischen Schwemmlan- 355 des entsprechenden mineralischen Formationen und Formations- Glieder. 3 Herr RortH gab eine Uebersicht der physikalisch-geographi- schen und der geologischen Verhältnisse Siebenbürgens nach dem Werke der Herren FR. v. HauvER und STACHE und ging dabei besonders auf die eruptiven Gesteine ein. Redner konnte sich nicht einverstanden erklären mit der Sonderung der Trachyte in die von Herrn G.SracHeE vorgeschlagenen Gruppen, namentlich nicht mit der Scheidung der Quarztrachyte in jüngere und ältere, da. doch nicht das Alter des durchbrochenen Sedimentgesteines, sondern die petrographische Bestimmung das Entscheidende blei- ben muss. In Bezug auf den „Dacit‘“ (ältern Quarztrachyt) vom Illovathal beiRodna hob er hervor, dass jenes Gestein, nicht blos mineralogisch ident, sondern auch im Habitus sehr ähnlich ist dem „blauen Porphyr‘ des Esterelgebirges, dessen Durchbruch nach Coquanp erst nach der Kreide erfolgte. Herr RAMMELSBERG sprach zunächst über die physikali- schen Unterschiede zwischen Pyrit und Markasit, namentlich über die Abweichung des specifischen Gewichts, und theilte eine Reihe neuer Wägungen mit. Das Gewicht des Markasits ist danach um etwa U,i geringer als dasjenige des Pyrits. Herr Rammers- BERG hat ferner den Verlust bestimmt, welchen der Schwefelkies beim Glühen erleidet, nahezu 24 pCt., so dass der Zusammen- setzung des Rückstandes die Formel des Magnetkieses Fer Sı+! zukommt. Nach den Ermittelungen des Redners dürfte für n_ der Werth S anzunehmen sein, also Fe’ S’ = 6FeS +4 Fe? S?. Diese Untersuchungen waren hervorgerufen durch solche über die chemische Zusammensetzung des Schwefelkieses der Meteori- ten, welches sich als Sulfuret herausgestellt hat, für welches der von HAIDINGER vorgeschlagene Name Troilit beizubehalten sein dürfte. (Ausführlicheres s. diese Zeitschrift S. 267.) Herr Ron. legte zur Ansicht vor den Jflas geologique du Departement du Puy-de-Döme par H. Lecog. ÜClermont- Ferrand, 1561. Herr BEernovurtı legte von ihm aus dem Kaukasus mitge- brachte nutzbare Mineralien vor. Der Vorsitzende legte zuletzt als neue Erwerbungen des mineralogischen Museums Proben von zwei neuen Meteoriten vor: einem Meteoreisen und einem andern Meteoriten, der wahrschein- lich ein Mesosiderit ist. Das Meteoreisen wurde nach einer ea 356 Mittheilung von Herrn Dr. AverBAcH in Moskau im Juli 1854 im östlichen Sibirien im Werchne-Udinskischen Kreise am Flüss- chen Niro, einem linken Zuflusse des Witim, der nördlich vom Baikal See in die Lena fällt, aufgefunden. Die Eisenmasse, 45,1 russische Pfund schwer, wurde nach Petersburg gebracht und dort von Herrn v. KorscaugBEi für 600 Silberrubel gekauft. Sie soll nach einer Analyse des jetzigen Besitzers bestehen aus Eisen 91,05 Nickel 89230 ’ Unlösliches 0,58. Qualitativ wurden noch nachgewiesen Schwefel, Phosphor, Ko- balt und Kieselsäure. Das vorliegende Stück hat das mineralo- gische Museum von Herrn Dr. Krantz erworben. Es ist eine dicke Platte, die am Rande mit einer Schnittfläche, im Uebrigen mit natürlicher Oberfläche begrenzt ist. Diese ist nur wenig uneben und besteht aus einer dünnen Rinde von Magneteisenerz, das stellenweise in sehr kleinen Krystallen krystallisirt ist; das Eisen kann also lange in der feuchten Erde nicht gelegen haben. Die Schnittflächen des Stückes sind zum Theil geätzt und zei- gen ausseordentlich schöne Widmanstättensche Figuren. Die Durchschnitte der Schalen sind sehr geradlinig und von der Dicke etwa des Schwetzer Eisens. Ob sich die kleinen prisma- tischen Krystalle finden, ist nicht anzugeben, da die Schnittflä- chen zu stark geätzt sind, um sie noch erkennen zu lassen. Etwas Troilit (Einfach-Schwefeleisen) ist in kleinen Partien hier und da eingemengt. Der zweite Meteorit wurde bei Breitenbach in Böhmen von Herrn Osıus in Freiberg gefundeu. Der grösste Theil desselben ist nach London an die Meteoritensammlung des Brittischen Mu- seums gegangen, das Berliner Museum hat nur ein kleines Stück erhalten. Der Meteorit ist ein Gemenge von Meteoreisen mit Olivin und einigen andern Mineralien, die noch näher bestimmt werden müssen. Näheres über die Auffindung und Beschaffen- heit des Eisens wird der Entdecker desselben selbst in einer be- sonderen Schrift bekannt machen. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. - We w. 0. G. Rose. Beykıcn. Rorn. 357 2. Protokoll der Juni - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 1, Juni 1864. Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der vorigen Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt. Für die Bibliothek der Gesellschaft waren eingegangen: A. Als Geschenke: v. HELMERSEN: Brief an den Herrn beständigen Secretär der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Untersuchungen im Donezkischen Steinkohlengebirge). A. d. Melanges phys. et chim. tires du Bull. de !’ Acad. imp. des sc. de St. Petersb. V. y. HELMERSEN: Der artesische Brunnen zu St. Petersburg. (Ebend. IV.) KARrRER: Die Foraminiferen - Fauna des tertiären Grünsand- steins der Orakey-Bay bei Auckland. — Sep. B. Im Austausch: Sitzungsberichte der k. böhmischen Gesellschaft der Wissen- schaften. Jahrg. 1863. Sitzungsberichte der k. Bayerischen Akademie der Wissen- schaften. 1864. IL, H. 1—2. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bd. XIV., H. 4. 1864. Ä Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur- Vereins für das Königreich Hannover. Bd. X. H. 1. 1864. Bulletin de la Societe geologique de France [2], XIX. (Aeunion extraordinaire de 1864). The mining and smelting Magazine. Vol. V. Mai 1864. Herr KuntHu sprach über das Vorkommen des Lias bei Hoym östlich von Quedlinburg und legte dort gesammelte Ver- steinerungen aus den Schichten des dmmonites spinatus vor, . deren Erhaltungsweise ganz mit dem alten Vorkommen im Stadt- graben von Quedlinburg übereinstimmt. Die Schichten liegen fast horizontal, wenig gegen den Harz geneigt und bilden die Fort- setzung derjenigen, welche sich von Halberstadt her über Ditt- furth erstrecken. In der Thongrube bei der Frauenborn - Mühle im Südosten von Hoym, wo sich ./mmonites opalinus findet, wurde etwa 25 Fuss über dem jetzigen Spiegel der Selke eine Ablagerung von Harzschutt beobachtet, welche grössere und klei- nere Massen von Lehm enthält; in diesen letzteren finden sich 398 Lössschnecken: Helix hispida, Pupa muscorum, Succinea ob- longa. Redner bemerkte, dass durch diesen Fund die weite Verbreitung der Lössschnecken nun auch über den Nordrand des Harzes sich ausdehne. Derselbe legte schliesslich eine neue Emarginula aus den Kreidemergeln des Galgenberges bei Qued- linburg vor, welche überhaupt die erste sichere Species dieser Gattung in Deitschlärdi ist. | | ‘Herr Cossmann gab Erläuterungen zu einer vorgelegten. Sammlung verschiedener Laven aus dem vulkanischen Gebiet der Auvergne. Bekannt ist, dass sich die basaltischen Kegel in die- sem Gebiet von den trachytischen durch die Mannichfaltigkeit der vulkanischen Produkte, welche sie zu Tage gefördert haben, auszeichnen: theils Tuffe, Schlacken, Breccien, theils weit ausge- dehnte Lavaströme. Durch die Beobachtungen von LECOQ und anderen wurde ermittelt, dass oft mehrere, im Alter verschiedene und sich petrographisch unterscheidende Lavaströme demselben Krater angehören. LEcoQ unterscheidet eine ältere pyroxenische und eine jüngere labradoritische Lava. Erstere schliesst in einer grauen, feinkrystallinischen, augitischen Grundmasse Krystalle von Augit und Olivin ein, zeigt nie ausgeschiedenen Eisenglanz und ist wenig porös; letztere ist von bald grösseren bald kleineren, von kleinen Krystallen bedeckten Poren durchzogen, ihre Grund- masse enthält Labrador, selten Olivin, und Ausscheidungen von Eisenglanz: Die pyroxenische Lava von basischer Beschaffenheit war leichtflüssiger und bildete Ströme von bedeutend grösserer Erstreckung als die jüngere labradoritische Lava. In diesem Verhalten stehen die zweierlei Laven zu einander am Puy de la Nugere, so wie am Puy de Louchadiere und Puy de Come nahe Pontgibaud, woher Gesteinsproben zur Ansicht vorlagen. Die höher siliecirten Laven zeichnen sich durch ebenen Bruch und geringe Sprödigkeit aus und werden hierdurch zur Verwen- dung als Werksteine auch für feinere Skulpturen geeignet. Bei den trachytischen Kegeln findet das Verhalten statt, dass die Erhebung des Domites, aus welchem die trachytischen Reihenvul- kane, unter ihnen als bedeutendster der Puy de Döme, zusam- mengesetzt sind, nicht mit einem Austreten von Lava verbunden war, wahrscheinlich weil die domitische Masse zu hoch silieirt war, um ein wenn auch nur zähflüssiges lavaähnliches Produkt zu bilden. Dagegen zeigen sich unter ganz analogen Verhält- nissen, wie bei den basaltischen Vulkanen, in dem Eruptions- \ 359 gebiet des zu den Centralerhebungen gehörenden Mont Dore po- röse trachytische Gesteine, welche sich in einer. zusammenhän- genden, vom Eruptionsheerd entfernenden und dem Niveau des Gebirges folgenden Masse verbreiten und biernach als Lava an- zusprechen sind. Ein solcher dem Stock des Mont Dore ent- sprungener Lavastrom zieht sich auf 2 Meilen Länge im Thal -von Besse hin und ist hier in zahlreichen Steinbrüchen aufge- schlossen. Das Gestein besitzt eine feinkörnige Grundmasse, die von länglichen Spalten durchzogen ist und Krystalle von Feld- spath mittlerer Grösse einschliesst. Aehnliche Gesteine finden sich im Vall&ee de Chaudefond, welches gleich dem Thal der Dordogne unmittelbar bis zur Basis des Pic de Sancy heran- reicht. Im Dordogne-Thal hat die Erhebung des Roc de Cu- zeau die Entstehung eines Seitenthals bewirkt, in welchem unter anderen eine Lava bemerkenswerth ist, deren dichte schwärzliche Grundmasse Krystalle von glasigem Feldspath einschliesst, die alle nach einer Richtung gelegen sind; im ‘anstehenden Gestein entspricht der Parallelismus der Ebene der horizontalen’ Ober- fläche der fliessenden Masse. Herr BeykicHh sprach über das Gesetz des symmetrischen Baues bei denjenigen Orinoiden, welche eine fünfeckige, symme- trische aus 3 Stücken zusammengesetzte Basis besitzen. Eine solche Basis findet sich bei allen zur Familie der Blastoideen gehörenden Gattungen und bei der Gattung Platycrinus. Zu den Blastoideen gehört ausser Pentatremites, dem nahestehenden Elaea- erinus und Codonaster noch die Gattung Stephanoerinus, welche irrthümlich den Cystideen zugestellt worden ist. Bei allen die- sen Blastoideen ist nur eine als wesentlich zu betrachtende Oeff- nung des Kelches vorhanden, welche ausserhalb der Mitte des Scheitels zwischen zwei Radien gelegen ist; bei den Pentatremi- ten ist es die als After gedeutete Oeffnung, welche in der Mitte einer der 5 den Scheitel gewöhnlich umgebenden Ovarialöffnun- gen versteckt liegt. Der Interradius, in welchem diese Scheitel- öffnung gelegen ist, ist ein gesetzmässig bestimmter. Legt man nämlich eine Mittelebene durch das Crinoid, welche die Basis symmetrisch theilt, und nennt die Seite des Interradius, auf wel- chen die Spitze des. unpaaren kleinen Basalgliedes hinweist, die vordere Seite und die Seite des gegenüberliegenden Radius, wel- che der Scheidung zwischen den beiden grossen Basalgliedern correspondirt, die hintere Seite des Crinoids, so ist der Inter- 360 radius, in welchem sich die wesentliche Scheitelöffnung_ findet, stets der rechte hintere Interradius. Bei Platyerinus ist die Lage der Scheitelöffnung in ähnlicher Weise gesetzmässig be- stimmt; sie findet sich hier stets in dem linken hintern Interra- dius, wenn man die Krone in derselben oben angezeigten Stel- lung betrachtet. Herr G. Rose erwähnte zuerst der Entdeckung Pısanr’s, der in dem von BREITHAUPT beschriebenen Pollux von der Insel - Elba 34,07 pCt. Cäsiumoxyd gefunden hat, und zeigte die in dem mineralogischen Museum befindlichen Stücke dieses Minerals vor; er erläuterte dann noch ein unter den von Herrn Ber- NOULLI in der vorigen Sitzung vorgelegten Mineralien vom Cau- casus befindliches derbes Stück Kupferkies, worin 2 bis 4 Linien grosse, länglich-runde, sehr glänzende Körner von Eisenkies ein- gemengt waren, und zeigte endlich eine von Herrn WÖHLER in Göttingen erhaltene Legirung von Zink mit 4 pCt. Natrium vor, die in kleinen 1 bis 14 Linien grossen, sehr glänzenden und glatten Hexaödern krystallisirt ist. Dieselbe ist wieder ein Be- weis der Dimorphie des Zinks, worauf der Vortragende schon früher aufmerksam gemacht hatte, da das Zink, das gewöhnlich in sechsseitigen Prismen krystallisirt, hier wie im Messing, wo es mit Kupfer verbunden ist, in den Formen des regulären Systems erscheint. Für sich allein krystallisirt das Kupfer auch in Hexaödern, es folgt daraus, dass auch das Natrium für sich allein regulär krystallisirt. Ohne Beimischung mit einem andern regulär krystallisirenden Metall hat man indessen das Zink in den Formen. des regulären Systems noch nicht dargestellt, doch wird es unter Umständen ohne Zweifel auch für sich allein in diesen Formen krystallisiren können. Herr v. BENNIGSEN-FÖRDER entwickelte theils aus den Er- gebnissen seiner Untersuchungen über die Grusschichten von kry- stallinischem Gestein im Braunkohlen-Gebirge, theils aus literari- schem Material und zwar sowohl aus dem Inhalt der vorzüg- lichsten und neusten Lehrbücher und Monographien über das Steinkohlengebirge, theils aus den Angaben der vorzüglichsten geognostischen Karten seine Ansicht über Ursprung der Mineral- Schichten des Steinkohlengebirges dahin: dass dessen Conglome- ‚„ Sandstein, Thon- und Alaunschiefer-Schichten ebenso wie die Lager vom Grus krystallinischer Gesteine, von Sanden, Tho- nen und Alaunerden des Braunkohlengebirges entstanden seien se ‚, aus Blöcken und Geröllen krystallinischer Felsar- ten, welche theils innerhalb der Kohlenbassins an Ort und Stelle, theils an den Bassinrändern abgelagert waren und daselbst unter Thonbildung zerfielen. Redner beabsichtigt weitere Be- stätigung durch Beobachtungen in der Natur beizubringen und ‘bemerkt noch,. dass über solche Entstehung einzelner Schichten des Steinkohlengebirges, namentlich des Millstone grit, schon längst kein Zweifel mehr obwaltet. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. We 0. G. Rose. BeyrıcHh. Rorn. 3. Protokoll der Juli-Sıtzung. “ Verhandelt Berlin, den 6. Juli 1864, Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der Juni-Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt. Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten: ' Herr Jon. Srrüver, Dr. phil., Assistent an dem mine- ralogischen Universitäts-Museum zu Göttingen, vorgeschlagen durch die Herren K. v. SEEBACH, SAR- TORIUS VON WALTERSHAUSEN und ROTH, Herr H. WoLr, Geolog der k. k. geologischen Reichs- anstalt, vorgeschlagen durch die Herren Roın, F. ROEMER und BEyRrIchH. Für die Bibliothek der Gesellschaft waren eingegangen: A. Als Geschenke: | Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem Preussischen Staate.e Bd. XII, H. 1. Berlin, 1864. Bou£: Ueber Solfataren und Krater erloschener Vulkane, " (Sitzungsber. d. Wien. Akad. XLVIII.) Bour£: Der albanesische Drin und die Geologie Albaniens, besonders seines tertiären Beckens. (Ebend. XLIX.) HEBERT: Notice sur PıuL DaAtiMmier, (Soc. geol. de France). Ramsax: Address delivered at Ihe anniversary meeting of 362 SM; the Geological Society of London, on the 19 th. of ein 1864. London, 1864. B. Im Austausch: Der zoologische Garten. Jahrg. V., No. 2—6. Frankfurt . | a. M., 1864. Mittheilungen aus Justus PERTHES®’ geographischer Anstalt. Gotha, 1864. No. 3 und 5. Abhandlungen, herausgegeben von der Benglenkinbihe Naturforschenden Gesellschaft. Bd. V., H. 2. Frankfurt a. M., 1864. , Bulletin de la Societe ital de France. [2] T. XX1. F ı—9. Paris, 1863—64. Annales de la Societe d’agriculture du Puy. T. XXIN— AAIV. Le Puy 1862. Annales des mines. |6] T. V. livr. 1. Paris 1864. Bulletin de la Socicte imperiale des naturalistes de Mos- cou. Annee 1864. No. 1. | The mining and smelting Magazine. Vol. V. No. 30. London, 1864. Proceedings of the Royal Irish Scademy. Vol: VII. pt. 1—6. Dublin, 1863. Transactions of the Royal Irish Academy. Vol. XXIV. pt. 1—3. Dublin, 1864. Quarterly Journal of the Geological Society of London. Vol. XX. pt. 2. London, 1864. Natuurkundige Verhandelingen van de Hollandsche Maat- schappij der Wetenschappen te Haarlem. |2] D. XVII. Haar- lem 1863. - Herr WEDDING sprach zur Erinnerung an ss im Früh- ling d. J. verstorbene Mitglied der Gesellschaft Herrn Dr. KEiBEL. PıvL Emır Heıneıcn KeıpeL wurde am 27. Juli 1833 zu Berlin geboren. Nachdem er am kölnischen Gymnasium hier- selbst 18592 sein Abiturienten - Examen absolvirt hatte, widmete er sich naturwissenschaftlichen und berg- und hüttentechnischen Studien. Er besuchte die Universitäten Berlin und Bonn und wurde an ersterer 1857 zum Doktor promovirt auf Grund seiner Dissertation: De saxis viridibus Hercyniae, deren Inhalt auch in die Zeitschrift der geologischen Gesellschaft (Bd. IX. S. 569) aufgenommen ist. Nachdem er 'sich praktische Kenntnisse auf deutschen und ausländischen Hüttenwerken, namentlich zu Sayn, - A > ER - 2 D 4 363 _ Wasseralfingen, Freiberg erworben und an letzterem Orte sich viel mit Analysen, von denen mehrere in der Arbeit ScHERER’s „über die Gneise des Erzgebirges‘‘ veröffentlicht sind, beschäftigt hatte, wurde er im Oktober 1860 als Docent der Hüttenkunde und Prolirkunst an die Bergakademie zu Berlin berufen, wo er seiner Lehrthätigkeit mit grosser Lust und Liebe, ja mit Hinten- ansetzung seiner nicht sehr starken Gesundheit oblag. Erfolg krönte seine Beschäftigung in allen Beziehungen, und die Liebe und Achtung seiner Schüler war ihm reichliche Belohnung. Lei- der hinderten ihn schon im Sommersemester 1863 rheumatische Schmerzen an der regelmässigen Fortsetzung seiner Vorlesungen und zwangen ihn dieselben Ende Juni ganz abzubrechen. Weder ein Aufenhalt in Soden, noch der im südlichen Frankreich ver- mochte seine Gesundheit wieder herzustellen und der Tod ereilte ihn zu St. Vallier am 31. Mai 1864 nach schweren Leiden. Den letzten schönen Beweis der Anhänglichkeit für die Anstalt, an der er so segensreich gewirkt hatte, lieferte er durch das Vermächt- niss seiner sämmtlichen, zum Theil sehr werthvollen Apparate. Herr Marsıa legte ein neues, zur Klasse der Würmer ge- hörendes und anscheinend dem Blutegel nahe verwandtes Petre- fakt aus dem lithographischen Kalk von Solenhofen vor. Schon der Graf MünstzRr hat dorther einen Blutegel beschrieben, von welchem aber nur die Form ohne Spur von innerer Strnktur er- halten war. Das vorgelegte neue Petrefakt, welchem Redner den Namen Helminthodes antiquus beilegt, zeichnet sich durch be- sonders gute Erhaltung des Darmkanals aus, mit einer deutlichen Verengung derjenigen bei lebenden Blutegeln ähnlich. Herr Beyrıch legte eine von Herrn Weıss in Saarbrücken eingesendete Crustaceen-Form vor, welche der in Deutschland noch nicht beobachteten, von-RurERT JoNEs aufgestellten Gattung Leaia angehört. Die Form, für welche die Gattung von JüNEs in seiner Monographie der fossilen Estherien aufgestelit ist, wurde zuerst im Jahre 1855 durch Isaac Lzx aus dem rothen Sand- stein in Pennsylvannien als Cypricardia Leidyi beschrieben. Einige Jahre später wurde sie in England durch Wıriramson aufgefunden in den Upper Coal-measures zu Ardwick nahe Man- ehester und durch SarLrEr in den Lower Coal- measures von Fifeshire. Jones betrachtet die beiden englischen Vorkommen als Varietäten der amerikanischen Form und nennt sie Leaia Leidyi var. Williamsoniana und var. Salteriana. Die Saar- 364 brücker Form unterscheidet sich nach den Abbildungen noch weniger von den englischen Formen als diese von der amerika- nischen, anscheinend nur durch etwas mehr gerundeten- Umriss. Sie wurde in den untersten Schichten des Rothliegenden bei Wie- belskirchen zuerst durch Herrn BAENnTscH entdeckt, und. kann, analog den von Jones gewählten Benennungen, den Namen Leaia Leidyi var. Bäntschiana führen. Herr RAMMELSBERG berichtete über die Resultate seiner neuerlich ausgeführten Analysen verschiedener Arten des Anti- monsilbers von Andreasberg und Wolfach. Herr EwALp legte Pflanzenreste der Kreideformation vom “ Altenberg- bei Quedlinburg vor und gab Andeutungen über die Schichtenfolge, welcher die pflanzenführenden Ablagerungen da- selbst angehören, sowie über die Beziehungen derselben zu’an- deren Vorkommen von Pflanzen in senonen deutschen Kreide- bildungen, namentlich in der Gegend von Aachen. Schliesslich zeigte Herr TamnaAu einen eigenthümlich durch wellenförmige Schichtung auf platter Unterlage ausgezeichneten Glimmer aus dem Fichtelgebirge und machte mit Bezug auf die Mittheilung von KoKscHAßOFF über die Veränderung von To- paskrystallen unter Einwirkung des Lichtes auf das Ausschwitzen von Feuchtigkeit aufmerksam, welches bei Topaskrystallen, die längere Zeit in Sammlungen gelegen haben, bemerkbar wird. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose, Beykıch. Rorn. 365 B. Briefliche Mittheilungen. Herr Weiss an Herrn Berrıicn. Saarbrücken, den 24. Juni 1864. In Folgendem gebe ich den gewünschten genaueren Bericht über das Vorkommen der ZLeaia Leidyi var. Bäntschiana. Die Grenze zwischen der produktiven Steinkohlenformation von Saarbrücken und den flötzarmen Schichten des untern Roth- liegenden ist ausserordentlich schwierig zu ziehen und lässt sich bis jetzt nur an Einer Stelle mit grösserer Sicherheit angeben. Nördlich Neunkirchen geht das Thal des Osterbaches quer durch das Dorf Wiebelskirchen, auf dessen Nordseite sich graue dünn- geschichtete thonige Schiefer befinden, während auf der Südseite das „rothe Gebirge“ der Steinkohlenformation — wie der Saar- brücker Bergmann diese rothen Sandsteine und Conglomerate nennt — stark vertreten ist. Grade durch das Thal geht nun auch, wie man jetzt annehmen muss, jene Grenze, also nur we-_ nig von der Darstellung auf der neuen DecHkn’schen Karte ver- schieden. Am alten Wege nach Ottweiler sieht man jene grauen Schiefer ‘am besten und hier findet man auch die Leaia Leidyi bäntschiana in einer wenig mächtigen Schicht zahlreich. Sie kommt zugleich mit Pflanzenabdrücken vor, besonders Farn, die aber wegen ungenügender Deutlichkeit nicht speciell bestimmbar sind. Einige Fuss tiefer findet sich die früher von Lebach be- kannte und dort häufig als die Brut einer grössern Form be- trachtete Posidonia tenella JoRDAN, welche offenbar zu Estheria zu stellen ist. Da sie hier aber durchaus allein vorzukommen scheint, ohne jene grössere Form, so dürfte sie auch eine selbst- ständige Form sein. Sowohl oben als unten findet man einzelne glatte Fischschuppen und es gelang mir einen ziemlich vollstän- ständigen Fisch aus den untern Schichten zu erhalten, welcher zu den glattschuppigen Amblypterus zu zählen ist, obschon er der Stellung der Flossen nach von 4Amb. latus und lJateralis abweicht, sich auch schon mehr den Palaeoniscen nähert. Beim Graben von Kellern soll man hier ein Kalkflötz getroffen haben, welches zu den tiefsten in unsern Schichten zählen muss. Ueber jenen Schieferschichten findet man schwache Kalklager mehr- 366 fach. — Unter diesen sind fünf Kalkflötze, im Mittel von 8 Zoll, merkwürdig, welche nur nördlich Ottweiler in einem Eisenbahn- einschnitte zwischen Ottweiler uud Niederlinxweiler auftreten, weil ich in den Schichten zwischen ihnen kürzlich endlich auch | organische Reste entdeckte: Schuppen mit gestreifter Oberfläche, | “ wozu denn auch ein sehr schönes Exemplar des Amblypterus eupterygius Ac. (Bhabdolepis eupterygius TroscHEL) sich ge- | sellte, nebst Bruchstücken von Walchia piniformis. Diese Funde sind für uns recht wichtig, da sie von neuem Licht auf die bei- den Formationen des Steinkohlengebirges und des untern Roth- liegenden werfen. Zwischen diesen beiden Abdrücke-führenden Schichten finden sich bei Ottweiler jene conglomeratisch werden- den Feldspathsandsteine mit ihren granitischen, porphyritischen und melaphyrischen Geröllen und mit ihren verkieselten Arau- carien. Weiter im Hangenden erst treten die Melaphyre zwischen den Schichten hervor, so zum ersten Male am Spiemont zwischen Ottweiler und St. Wendel; noch höher folgen dann die meist grauen Sandsteine, welche an vielen Orten jene Anthracosien- ähnlichen Zweischaler führen, die man noch unter dem alten Namen Unio carbonarius kennt und bisher meist nur von Qusel und Kirn besass. In diesem Horizonte scheinen aber Fische, Zweischaler und Kieselhölzer mehrfach zu wechseln; genaue Be- stimmungen fehlen indessen noch. Es ist vielleicht interessant, meine letzte Aufzählung von Fundorten ganzer Fischabdrücke (diese Zeitschrift $.275) ver- vollständigt zu wiederholen. Im Südflügel unserer Mulde sind es: Lebach und Umgebung, Wiebelskirchen (selten), Ottweiler (selten), Werschweiler (selten), Ruthweiler bei Ousel (selten), Heimkirchen bei Niederkirchen (Rheinpfalz), Münsterappel; auf dem Nordflügel dagegen: Schwarzenbach mit Nonnweiler, Bir- kenfeld, Berschweiler westlich Kirn, Winterburg bei Münster am Stein. Von Heimkirchen, Münsterappel, Winterburg ist jetzt aber nichts mehr zu bekommen. Unter allen das tiefste Niveau nimmt Wiebelskirchen ein mit zwei den Estherien verglichenen Formen. 367 ©. Aufsätze. 1. Beitrag zur Kenntniss der Porphyre und petro- graphische Beschreibung der quarzführenden Porphyre in der Umgegend von Halle an der Saale. Von Herrn Hvco Laspeyres ın Bonn. Hierzu Tafel XIV. Der Gegenstand dieser Abhandlung ist die petrographische Beschreibung des festen, massigen, ungeschichteten Porphyrs, der als plutonisches Gestein dem Erdinnern entstiegen, noch nicht so weit von den Atmosphärilien zersetzt ist, um ihn als ein neues metamorphisches Gestein bezeichnen zu müssen, und der nach dem Jetztstande der Geologie im Ganzen dasselbe Aussehen hat als gleich nach seiner Bildung. Dieser Porphyr bildet demnach das Urgestein, aus dem alle metamorphischen und klastischen Porphyrgesteine, der sogenannte Quarzporphyr, die Porzellanerde, die Porphyrconglomerate u. s. w. entstanden sind. Der hiesige sehr typische Porphyr enthält in seiner mikro- krystallinischen Grundmasse ausgeschiedene Krystalle von Quarz, Orthoklas, Oligoklas und Glimmer, gehört also zu den beiden ersten von den vier Gruppen, die Herr G. Rose für alle Por- _phyre aufstellte*). Es kann hier nicht der Ort sein, die vielen den verschiedenen Porphyrvarietäten beigelegten Namen kritisch ‚zu besprechen, um die Unbrauchbarkeit der 'meisten an den Tag zu legen; ich sehe mich aber genöthigt auf die Namen einzuge- hen, welche den hiesigen Porphyren 'von früheren Autoren gege- ‚ben sind. Fk. HOFFMANN**) bezeichnet „die rothen Porphyre- des Saalkreises“ nach dem Vorgange v. VEL'THEIM’s als Thon- *) Diese Zeitschrift Bd. I. S. 375. »*) Fr. Horrmann, Uebersicht der orographischen und geognostischen Verhältnisse vom nordwestlichen Deutschland. Bd. II. S. 626. 368 porphyre, da er die Grundmasse für erdig hält und eine krystalli- nisch-körnige Grundmasse in dem vorliegenden Gebiete gar nicht erkennt. | Die Arbeit selbst wird darthun, dass ich der Nomenclatur HOoFFMANnN’s nicht folgen durfte; auch dessen Titel konnte ich nicht beibehalten, theils weil nicht alle Porphyre von Halle roth sind, ünd weil die rothe Farbe eine secundäre ist*), theils weil nicht alle Porphyrberge im Saalkreise liegen. Die drei ersten Porphyrgruppen von Herrn G. Rose, die Quarzeinschlüsse füh- ren, fasst Herr G. LEONHARD**) unter dem von L. v. Buch ‚geschaffenen Namen der quarzführenden Porphyre sehr treffend zusammen, und.ich setze deshalb denselben in. meinen Titel „‚die quarzführenden Porphyre der Gegend von Halle an der Saale.“ Aus petrographischen und geognostischen, Gründen unter- schied bei den hiesigen Porphyren zuerst v. VELTHEIM zwei Va- rietäten, die ich gleich kurz diagnosiren will; ihre feinen Unter- schiede sind Gegenstand der Arbeit selber. Der petrographische Hauptunterschied liegt in der Grösse der Feldspathausscheidungen und deren Vertheilungsverhältniss zu der Grundmasse. In der einen Varietät sind die Orthoklas- Krystalle — bis 1 Zoll gross, deutlich ausgebildet, oft recht flä- chenreich und liegen vereinzelt in der sehr prädominirenden Grundmasse; in der andern sind sie viel kleiner, dagegen häu- figer, so dass die Grundmasse oft sehr yerdrängt.wird, und die Gesteine ein granitartiges Ansehen erhalten. Die Farbe beider Gesteine ist fast immer roth, aber die der ersten Varietät meist heller. v. VELTBEIM wies auch. zuerst nach, dass die beiden Varietäten zum Steinkohlengebirge in einem bestimmten Lage- rungsverhältnisse stehen. Die erste findet sich nämlich stets in räumlich ausgedehnten Massen im Liegenden der produktiven Kohlenformation, die andere dagegen als schmale langgezogene Kämme um die erste im Hangenden derselben Formation und im Rothliegenden. ***) v. VELTHEIM, der als Schüler WERNER’S die Porphyre noch für Sedimentgesteine hielt, nannte deswegen die erste Varietät älteren, die zweite jüngeren Porphyr. Fe. HorrmAnn, der den Plutonismus der Porphyre erkannte, *) Quexstept bedient sich auch noch in seinen Epochen der Natur S. 185 des Namens „rothe Porphyre“ für die 4 Gruppen von G. Rose. **) LeonHnarn, Die quarzführenden Porphyre. Stuttgart 1851. *##*) HOFFMANN, a. a. OÖ. S. 631. 369 und an keine Altersverschiedenheit der hiesigen Porphyre dachte, schlug die Namen unterer und oberer Porphyr vor, um mit ihnen ebenfalls auf die Lagerung zur Kohlenformation hinzu- D weisen.*) Herr Aupsau**) folgt diesem Vorgange; er spricht zwar mit Bestimmtheit keine Altersverschiedenheit der Porphyr- Varietäten aus, will aber Anzeichen dafür gefunden haben, dass der ältere Porphyr von VELTHEIM jünger sei als dessen jüngerer. Obwohl die von HOFFMANN vorgeschlagenen Namen in je- der Weise recht brauchbar sind, wie auch über das gegenseitige Alter der beiden Varietäten entschieden werden mag, da sie sich nur auf das ganz unzweifelhafte Lagerungsverhältniss zur Koh- lenformation beziehen, wähle ich doch die VELTHEIMm’schen, ein- mal weil ich den Beweis liefern zu können glaube, dass der untere Porphyr wirklich älter sei als der obere ***), und zweitens *) Horrmann, a. a. O. S. 627. ”") AnprAab, Erläuternder Text zur geognostischen Karte von Halle S. 28. *®*) Entwirft man sich nach genauem Studium der Lagerungsverhält- nisse der Porphyre zum Kohlengebirge und der Permformation und nach dem der Petrographie der Gesteine dieser Sedimentformationen Lage- rungsprofile besonders in der durch Bergbau und Thaleinschnitte gut auf- geschlossenen Gegend von Wettin und Löbejün, so sieht man klar, (ich kann mich in dieser petrographischen Arbeit nicht näher auf die um- ständliche Explikation der Lagerung einlassen, hoffe es aber später in einer zweiten Arbeit zu thun), dass der plumpe Zug älteren Porphyrs das frisch abgelagerte Steinkohlengebirge vor der Bildung des Rothlie- genden hob, zerriss, bei Löbejün sogar überwerfend zusammenrollte und dass derselbe einen Ufervand des thüringisch-harzischen Rothliegenden- Meeres bildete; denn während westlich von ihm das Rothliegende in allen Gliedern mächtig und normal entwickelt ist, kennt man östlich von dem- selben keine Spur dieser und der folgenden Formationen; hier wird das Steinkohlengebirge erst vom Tertiär und Diluvium bedeckt. Dass der ältere Porphyr der Motor gewesen sein muss, wird bekräftigt durch die Gesteine der Sedimentformationen. Während nämlich in den Schichten der durch Bergbau ganz aufgeschlossenen Steinkohlenformation noch nie Porphyrmaterial gefunden worden ist, besteht das Rothliegende zumal in der Nähe des ältern Porphyrs bei Wettin (also am alten Uferrande des Permbeckens) ganz aus zerstampftem Porphyrmaterial und weicht von dem weiter nach Westen liegenden Rothliegenden, welches zu Tage hangendere Schichten zu sein scheint, petrographisch so sehr ab, dass man das erstere, trotz der discordanten Lagerung über dem Kohlengebirge von Wettin, als zur Steinkohlenformation gehörend unter dem Namen Grand- gestein noch meist zur Steinkohlenformation gerechnet hat. Die Lage- Zeits, d. d. geol. Ges xVv13. =. 24 370 - weil die Ver'rneiMm’schen Namen Prioritätsrechte haben. Im Folgenden spreche ich also stets von älterem oder grosskrystalli- rungsverhältnisse weisen es aber bestimmt in das untere Rothliegende, welches hier nur ein abweichendes petrograpbisches Anschen hat, weil es weniger aus dem weit herangeflössten Bildungsmaterial des Mannsfel- der Rothliegenden besteht als aus den Zertrümmerungsprodukten des alten felsigen Uferrandes, des älteren Porphyrs. Dass das Material des Grand- gesteines dem älteren, Porphyr entlehnt sein muss, beweist ofienkundig der petrographische Habitus dieser Sandsteine, noch mehr aber der der allerdings seltenen Porphyr-Congliomeratbänke. Der ältere Porphyr ist “ somit jünger als das Steinkohlengebirge, aber älter als das Rothliegende. Wie steht es nun aber mit dem Alter des jüngeren Porphyrs? Das Rothliegende, der Zechstein und der bunte Sandstein liegen unter sich concordant, aber discordant auf dem Steinkohlengebirge zwischen Halle und Rothenburg a. d. Saale und sind von dem Zuge jüngeren Porphyrs, der bald einen mächtigen Gang, bald ein Lager im Rothliegenden bil- det, durchbrochen und [möglicher Weise] mit 25 bis 30 Grad Einfallen aufgerichtet. Diese Platte jüngeren Porphyrs liegt nun bald auf der Grenze des Rothliegenden und der Steinkohlenformation, möglicher Weise auch in den obersten Schichten der Kohlenformation (Liebecke, Schwei- zerling bei Wettin und in der Nähe von Halle und Lettin), bald in den obersten Schichten des Rothliegenden sehr dicht unter dem Zechsteine z. B. an den Mühlbergen bei Wettin; der jüngere Porphyr ist also, um mit Herrn Naumann zu reden, ein intrusiver Lagergang in dem RBothlie- genden. Die hangendsten Conglomeratbänke des letzteren unter dem Zechstein, die über dem jüngeren Porphyr liegen, bestehen aus einem Porphyrtrümmergestein; nimmt man nun an, dass diese Bänke aus den Zerstörungen unseres Jüngeren Porphyrs (aus dem älteren Porphyr stam- men sie bestimmt nicht) entstanden sind, so hat derselbe das Alter des obersten Rothliegenden; nimmt man aber mit Horrmann an, dass, das Porphyrmaterial der obersten Bänke des Rothliegenden nicht von unserm Jüngeren Porphyr stammt, sondern von weit her aus dem Voigt- lande herangeschwemmt ist, und dafür spricht nicht nur der von unserm Porphyr in vielen Beziehungen recht abweichende petrographische Habi- tus der Porphyrgeschiebe dieser Conglomeratbänke, sondern auch die Erfahrung, dass diese Porphyrconglomeratbildung einmal in ihrer Ge- schiebeform zu vollkommen ist, um der unmittelbaren Unterlage ent- stammen zu können, und andermal nicht blos an die Nähe unsers Por- phyrs also etwa an den Ostrand des Mansfelder Permbeckens zwischen Halle und Rothenburg a. d. Saale gebunden ist, sondern in demselben Niveau dicht unter dem Zechsteine mit ganz gleichem geognostischen und petro- . graphischen Charakter im ganzen Mansfelder Becken bekannt ist; bei dieser Annahme, sage ich, bildet sehr wahrscheinlich der jüngere Por- phyr von-Halle ein intrusives Ganglager im Rothliegenden jünger als der Muschelkalk; denn die Perm- und Triasformation sind in demselben Becken abgelagert und gleichzeitig aufgerichtet worden. Bei beiden Ansichten ist 371 nischem und von jüngerem oder kleinkrystallinischem Porphyr, soweit nicht Citate die andern Bezeichnungen erfordern. Bei der Beschreibung von Gebirgsarten pflegt man zuerst das Gestein, dann die Gemengtheile desselben zu besprechen. Für die Porphyre scheint mir der umgekehrte Weg der bessere, der kürzere und wegen der Constitution der Grundmasse der sachgemässere zu sein. Die Eintheilung der Porphyre nach Herrn G. Rose gründet sich auf die ausgeschiedenen Krystalle, auf welche natürlich wegen ihrer Deutlichkeit das Auge jedes Beob- 'achters zuerst gelenkt wird; man bestimmt zuerst diese Minera- lien, und zwar die wesentlichen vor den accessorischen, hierauf wendet man sich zur Grundmasse, die bei den Porphyren aus einem mikrokrystallinischen Gemenge der deutlich ausgeschiede- nen Mineralien besteht. An diese Besprechung der Einzelheiten schliesst sich dann harmonisch die des Ganzen, des Gesteins selber. RR Wesentliche Ausscheidungen im hiesigen Porphyr sind: 4) Quarz, 2) Orthoklas und Oligoklas, 3) Glimmer. Selbstverständlich ist hier nur vom primären bei der Er- starrung der Porphyre ausgeschiedenen Quarz die Rede, nicht vom sekundär durch Tagewasser in Spalten und Drusen abge- setzten, der unten besprochen werden soll. Die meisten Bearbeiter der Porphyre nennen den Quarz in Krystallen oder Körnern ausgeschieden.*) Das haben meine Untersuchungen der hiesigen Porphyre nicht bestätigt; denn ich verstehe unter Quarzkörnern zwar krystallisirten Quarz, aber ohne Krystallform, in unregelmässigen krummflächigen Körpern, deren Formen von der den Quarz umgebenden Materie, nicht von der innern Kıystallisationskraft bedingt werden. Im hiesigen aber der Schluss sicher, dass der untere Porphyr älter ist als der obere. Direete Beweise kann man leider nicht beibringen, denn beide Porphyr- Varietäten berühren sich nie; immer sind sie durch Steinkohlen- und Kothliegende Schichten von einander geschieden, es giebt weder Gänge noch eingeschlossene Massen des einen im andern. Wo dieses frühere Autoren behaupten, ich komme auf diese Fälle noch einmal im Laufe der Arbeit zurück, dürfte eine nicht thatsächliche Beobachtung der Ge- steine selbst und der Lagerungsverbältnisse vorliegen. #®) Naumann, Lehrbuch der Geognosie Bd. I. S. 599, Bd. II. S. 717, Worrr im J. pr. Chem. Bd. XXXIV. 1845, G. Rose diese Zeitschrift Bu.E :8.:874 A 312 Porphyr befindet sich aller Quarz in mehr oder weniger ausge- bildeten Krystallen und bestätigt folgende Behauptung Quex- STEDT’S: „Sobald die verschiedenen Porphyrvarietäten jedoch zu dem ächten Porphyr gehören,-ist nicht blos Grundmasse da, son- dern der Quarz liegt auch um und um krystallisirt mit vollstän- digen Dihexaöderflächen darin. Solch formirte Kieselerde bildet ein wichtiges Moment, da man sie bei körniger Granitmasse nie findet.“*) Nach meinen Beobachtungen kann nie ein Zweifel obwalten, ob ein Gestein Porphyr oder Granit ist, der ausge- schiedene Quarz ist das Kriterium. | In Handstücken oder Schlifflächen scheint allerdings der Quarz oft Körnerform zu haben, so wenig regelmässige Quer- schnittsumrisse haben manche Krystalle, theils weil sie nicht alle regelmässig ausgebildet sind, theils weil die Flächen gekrümmt, die Kanten abgerundet sind, theils weil sie oft innig mit der Grundmasse zusammenhängen; Erscheinungen, auf die ich noch ein Mal zu sprechen komme. Eine genaue Untersuchung dieser so- genannten Körner wird aber stets Krystallflächen auffinden. Im festen Porphyr ist diese Untersuchung selten möglich, denn aus nur wenigen Gesteinen sind die Quarzkrystalle herauszuholen ; das erlaubt aber der verwitterte Porphyr, noch besser die Por- zellanerde. Die kleinere Hälfte der aus Porzellanerde geschlämm- ten Quarzkrystalle ist um und um ausgebildet, wie QUENSTEDT fordert. Die bisher beobachteten Flächen sind: das Hauptrhom- boödert(a:a:00@:c) mit seinem Gegenrhomboeder t(a’: a’: xca’:c), die im Gleichgewicht das sogenannte Dihexaäder bilden; die Säule (a:a:00a:o0c) ist. häufiger als gewöhnlich angegeben wird, aber meist nur sehr niedrig. Die Rhombenfläche Z(a@:3a:a:c) habe ich nur ein Mal, aber sehr deutlich beobachtet. Die Krystall- flächen sind nie spiegelnd, sondern matt und drusig; das ver- hindert die Beobachtung anderweitiger Kıystallfllächen. Dieses Aeussere erhalten die Flächen nicht durch Eigenthümlichkeiten der Krystallausbildung, sondern durch zarte Eindrücke der Grund- masse. Vielfach sind auch die Krystalle an der Oberfläche reich an kleinen mit Grundmasse gefüllten Höhlungen; beide Eigen- schaften veranlassen die feste Verwachsung zwischen Quarz und Grundmasse. Ueberhaupt wird die Krystallform der Ausschei- dungen dadurch bedingt, dass sie sich in einer ziemlich zähen ° *) Qunnsteot, die Epochen der Natur 8. 135. 33. Masse bilden musste, die selber das Bestreben hatte, sich ein krystallinisches Gefüge zu geben. Eine Folge dieser Collision sind auch sicher die gewölbten Flächen und gerundeten Kanten und Ecken. Gut ausgebildete Quarzkrystalle finden sich im ältern Por- phyr von Löbejün, Sandfelsen bei Halle und Landsberg, im jün- gern von der Liebecke bei Wettin, vom Mühlberge bei Schwärtz und Kirschberge bei Niemberg. Aus gehauenen Stücken dieser Orte sieht man immer einige Dihexaöderspitzen herausragen oder mattglänzende Krystalleindrücke in der Grundmasse. Dieser ge- ringe Zusammenhang des Quarzes mit der letzteren wird durch ein weisses erdiges Mineral veranlasst, welches als eine zarte Haut den Quarz von der Grundmasse trennt, mit der es fester als mit dem ersteren zusammenhängen muss, da die Quarz-Ab- drücke immer: damit ausgekleidet sind. | Es ist Kaolin, das sich durch die auf Haarspalten zwischen den Quarz und die Grundmasse gedrungenen Atmosphärilien ge- bildet hat. Soweit die bisherige Beobachtung reicht, haben alle, selbst die besten, Quarzkrystalle eine sogenannte unausgebildete, am Kıystall bald hier bald dort liegende Stelle, auf die GERMAR*) zuerst die Aufmerksamkeit gelenkt hat; an solchen Stellen ist der Quarz fest mit der Grundmasse durch allmälige Uebergänge verwachsen, wie man deutlich am Gesteinsschliff unter der Lupe sehen kann. Mit der Grösse dieser Stellen wächst natürlich die Unvollkommenheit der Krystalle, sie werden kornähnlich; diese Stelle bedeckt aber nie die ganze Oberfläche, sondern immer nur den kleineren Theil. Die Querschnitte der meisten Quarzaus- -scheidungen zeigen also nur theilweise regelmässige Krystall- querschnitte, sie erscheinen deshalb bei nicht sehr subtilen Beob- - achtungen als Körner. Die Grundmasse benutzte die oben ge- nannte Cavernösität der Oberfläche, um von aussen her in die Quarze einzudringen; unter dem Mikroskope erscheinen dadurch die Querschnittsränder der Quarze wie der Rand des abnehmen- den Mondes durch ein Fernrohr. Hierdurch bedingt sich der feste Zusammenhalt des Quarzes mit der Grundmasse, den nur die Verwitterung der letzteren lösen kann. (Vergl. die Zeich- *) Karsten und v. DecHen, Archiv für Mineralogie und Geognosie Bd. 32 S 82. 374 nung des Quarzeinschlusses Fig. 1, Taf. XIV.) Zusammenwach- sungen zweier oder mehrerer Krystalle mit paralleler Axe c kommen oft vor. \ Die Grösse der Krystalle schwankt nicht nur in verschie- denen Gesteinen, sondern auch in deniselben meist zwischen der Grösse eines Senfkornes und der einer Erbse, sinkt aber oft zu der des Mohnkornes herab und steigt zu einem Durchmesser von 2 Linien. In der Regel sind die Krystalle im ältern Porphyr grösser als im jüngern (älterer Porphyr von Neutz, jüngerer Porphyr der Liebecke bei Wettin, des Petersberges bei Halle). Der grossen Sprödigkeit des Quarzes ist wohl der Umstand zuzuschreiben, dass die Krystalle von zahlreichen Sprüngen durch- setzt sind. Ich beobachtete dieses zuerst an Handstücken und glaubte die Veranlassung zu den Sprüngen in der Erschütterung der Steine durch die Sprengarbeit suchen zu müssen; allein später fand ich dieselben Sprünge in den Quarzen der behutsam der Lagerstätte entnommenen Porzellanerde. Beim Schlämmen derselben erhält man meist nicht die zuvor in ihr gesehenen Krystalle, sondern lauter kleine Bruchstückehen untermischt mit ganzen, aber ebenfalls gesprungenen Kıystallen. Diese Sprünge sind offen, nicht mit Porphyrteig gefüllt, der hätte eindringen müssen, wenn bei der Bildung der Sprünge derselbe noch be- weglich gewesen wäre; die Sprünge sind also nach Erstarrung des Gesteins erfolgt, vielleicht durch das Bestreben der Quarz- substanz sich beim Erkalten zusammen zu ziehen ohne die Mög- lichkeit dabei, die äussere Form und Grösse wegen der festen Verwachsung mit der umgebenden Grundmasse zu ändern. Die Quarzsubstanz ist richt homogen, sondern enthält mehr oder we- niger zahlreiche, kleine, nur dem bewaffneten Auge sichtbare, leere, unregelmässige Bläschen und umschliesst häufig Glimmer ‚und vor Allem Grundmasse.*) Die Farbenskizze auf Taf. XIV. *) Es sind dies die von den Herren Zırkkı, und Sorsy (Sitzungsbe- richte der Akademie der Wissenschaften in Wien Bd. XLVII. S. 226 ff.) in vielen Mineralien, besonders im Quaırze der Granite beobachteten so- genannten Gas- und Wasserporen. Trotz meiner vielfachen Beobachtun- gen ist es mir bisher nicht vergönnt gewesen, zwischen den Gas- und Wasserporen einen Unterschied zu finden. Ich halte die letzteren nur für mit Flüssigkeit sekundär gefüllte Gasporen. Wenn ich auch nie mit Flüssigkeit gefüllte Poren mit Sicherheit beobachtet habe, so spricht für deren Vorhandensein aber sehr der erst bei viel über 100 Grad Erhitzung Ben 375 Fig. 4 giebt ein Bild des Quarzes bei 220 facher Vergrösserung und 28 fachem Maassstabe; in ihr sieht man die durch die Grundmasse fortgehende Wassergehalt der meisten plutonischen Gesteine. Eine wäs- serige. Füllung ist nur in seltenen Fällen sicher unter dem Mikroskope, wo man immer schlechter beobachten kann als mit unbewaffnetem Auge, besonders weil man nie stereoskopisch sieht, zu constatiren. Die Zırkkr- sche Diagnose des helleren und schmaleren Randes 'der Wasserporen gegen den dunkleren und breiteren der Gasporen isf nicht stichhaltend; der erstere spricht nämlich nicht absolut nothwendig für eine wässerige Füllung, denn er kann ebenso But durch eine andere Form und Grösse der Poren als durch den verschiedenen Brechungsindex von Luft und Wasser erklärt werden. Die wässerige Füllung wird auch nicht dadurch bewiesen, dass man eine kleinere Blase (die sogenannten Luftbläschen wie in den Wasserwagen) in der sogenannten Wasserpore sieht, denn dieselbe Erscheinung tritt auch ein, wenn eine kleine Gaspore unter einer grösseren mit dieser an einer Stelle communiecirt, Nur dann ist die Füllung unzweifelhaft, wenn diese kleinere Blase in der grösseren beim Bewegen des Gesteinspräparates sich in ihrer Lage verändert oder beim Erwärmen des letzteren bis zu seiner Abkühlung auf einige Mo- mente verschwindet. Bei den grossen mit blossem Auge sichtbaren Wasserblasen im Quarze von Schemnitz oder im Steinsalze von Frie- drichshall oder in andern Mineralien und Kunstprodukten ist diese Be- wegbarkeit und Verschwindbarkeit leicht zu constatiren; wie schwer das aber bei mikroskopischen Beobachtungen ist, weiss Jeder zu würdigen, der mit dem Mikroskope nur einmal gearbeitet hat. Ich habe nie solche beweglichen Bläschen auffinden können, bezweifle aber in keiner Weise diese interessante von Zırk&L und Sorpy beobachtete Thatsache, da der oft hohe Wassergehalt der plutonischen Gesteine so am leichtesten und wahr- scheinlichsten zu erklären ist. Nimmt man aber solche mit Wasser ge- füllte Poren an, so folgt daraus noch lange nicht, dass die Wasser- und Gasporen eine verschiedene Entstehungsart gehabt haben müssen, und dass die Flüssigkeit in den Wasserporen eine ursprüngliche d. h. eine bei Bildung des Gesteins eingeschlossene ist. Ebenso gut, ja nach meiner Ansicht viel wahrscheinlicher sind alle Wasserporen früher Gasporen ge- wesen und erst.später durch die das Gestein durchdringenden Tagewasser (denn kein Mineral, am allerwenigsten die notorisch porösen, ist undurch- dringbar von Tagewassern, wenn man auch die Communikation der ‚beobachteten Poren unter sich und mit den Sprüngen noch nicht darge- than hat) ganz oder theilweise mit einer Flüssigkeit gefüllt worden. Dafür spricht auch die Beobachtung von Sorey, dass die Flüssigkeiten solcher Wasserporen im Quarze Chlorcaleium, Chlornatrium, Salzsäure und schweflige Säure enthalten, Stoffe, die dem Gestein viel weniger wahrscheinlich von Anfang an beigesellt waren als später von Tage her indueirt sind. - Die Einschlüsse in dem Quarze (wir werden sie auch bei dem Feld- spathe wiederfinden) von Grundmasse sind sehr häufig und haben genau 376 gestörte Krystallform, die Einschlüsse von Glimmer (4) und von Grundmasse (C), die genannten Sprünge und Blasen; die kleine Randzeichnung ist die 7 fache Vergrösserung des Quarzkrystalles, wie er dem blossen Auge erscheint. Der Glanz ist ein Glas- bis Speckglanz, der durch die vie- len Sprünge mit Newron’schen Farbenringen in Perlmutterglanz übergehen kann. Im frischen Gestein ist der Quarz klar und ‚durchsichtig, in verwitterndem oder in Porzellanerde nur durch- scheinend, weil in den Unebenheiten der Oberfläche Kaolin sitzt, das nicht abgewaschen werden kann, und weil auch die oft ein- geschlossene Grundmasse zu Kaolin verwittert ist. Nach der Farbe unterscheiden sich in den hiesigen Porphy- ren zwei Quarz-Varietäten, nämlich farbloser und brauner Rauch- dasselbe Aussehen als die äussere Grundmasse. Es sind diese die soge- nannten Steinporen von Herrn Zırker. Weshalb dieser Forscher den in allen Beziehungen treffenden Namen Einschluss mit dem einer Steinpore vertauscht hat, ist mir unverständlich; denn unter „Pore“ versteht man nur einen leeren oder mindestens einen einmal leer gewesenen d. h. mit Gas erfüllten Raum; und man kann nicht glauben, was ZırksL auch nicht annimmt, dass sich erst eine Gaspore gebildet habe, in die nachher Grundmasse zum Erstarren eingedrungen ist, sondern Grundmasse kam dem krystallisirenden Quarz in den Weg und wurde so umschlossen. Ebensowenig kann ich mich mit den Zırkzi’schen Glasporen befreunden, er hält sie für Einschlüsse von amorph erstarrter Grundmasse, die all- mälig in sogenannte Steinporen übergehen können. Es giebt nämlich gar keine Erklärung dafür, dass die Grundmasse unter gleichen Erstarrungs- umständen und Gesetzen in demselben einschliessenden Krystall bald wie die umgebende krystallinisch bald amorph erstarrt sein soll. Sollten sich glasige oder nicht krystallisirte (beide physikalische Zustände sind bei der Kleinheit der Einschlüsse und der Art des Präpa- rates unter dem Mikroskope, selbst mit einem Polarisationsapparate nicht zu unterscheiden) Einschlüsse finden, ich habe sie zu beobachten nie Gelegenheit gehabt. so dürften sie weniger amorphe Grundmasse als ohne äussere Form erstarrte Gemengtheile des Gesteins oder andere Mineralien sein. Mit dieser Ansicht verträgt sich vollkommen die Beob- achtung des Herrn ZırkeL, dass dessen Glasporen allmälig in Steinporen übergehen, man braucht sich nur zu denken, dass ‘etwas Feldspathsub- stanz zugleich mit der Grundmasse umhüllt wurde, der Feldspath er- scheint als glasige, die Grundmasse als steinige oder krystallinische Sub- stanz. Auch dürften mit Pigmenten ausgekleidete Gasporen oft das Ansehen von glasigen Kügelchen erhalten, und wie leicht denkbar ist es, dass sich Gasporen lange nach ihrer Entstehung mit allerlei durch Wasser infiltrirten Mineralien ganz oder theilweise gefüllt haben; ich verweise auf den Feldspath aus dem Flammenporphyr vom Petersberge. quarz. Im verwitternden Gestein gehen beide in den graulich- weissen nur durchscheinenden Quarz über, weil der Rauchquarz bei der Verwitterung gebleicht wird, da der färbende Bestand- theil Eisenoxyd und Eisenoxydhydrat ist*), welches sich fein vertheilt auf Sprüngen und in den Blasenräumen befindet. Be- merken muss ich noch, dass die Quarz-Kıystalle in den frischen Gesteinen durch die Brechung und den Reflex des Lichtes oft ganz schwarz erscheinen. Die Frage, wie viel Procenttheile Quarz-Kıystalle in den Porphyren enthalten sein mögen, ist genau nicht zu beantworten. Die Menge des Quarzes kann in demsel- ben Gestein eine sehr schwankende sein, zur Beantwortung der Frage müssten also gar viele Bestimmungen gemacht werden. Herr Deuesse, der sich viel mit der Beantwortung dieser Frage beschäftigt hat, kommt zu dem Resultate von 5 bis 6 pCt. im Durchschnitt bei allen Quarz-führenden Porphyren.**) Die Methode von Herrn DELESSE, nach der Flächenverthei- lung die Raumvertheilung d. h. die Menge der Ausscheidungen zu bestimmen, halte ich für ebenso mühsam als unzuverlässig. Die Deigsse’sche Annahme von 5 bis 6 pCt. scheint für die hiesigen quarzreichen Porphyre zu gering. Aus folgen- dem Ueberschlag und dem Aussehen der Gesteine, glaube ich, ist, die Annahme von 10 pCt. im Mittel nicht zu hoch. Das allerdings quarzreiche Gestein vom Tautzberge bei Diemitz hat etwa > Ausscheidungen in * Grundmasse, und enthält 37,55 pCt. "Quarz; da nun die Grundmasse gleiche Zusammensetzung wie das Gesammt-Gestein oder die Summe der Ausscheidungen: hat, enthält dasselbe 12,52 pCt. Quarz- Ausscheidungen. Besonders reich an Quarz-Krystallen sind die Porplıyre vom Mühlberge bei Schwärtz, vom Tautz bei Diemitz und stellenweise vom Sandfelsen bei Halle; arm dagegen von der Liebecke bei Wettin, den Bergen zwischen Wettin und Halle und auch vom Sand- felsen bei Halle. Seit den Arbeiten von v. VELTHEIM unterscheidet man in den hiesigen Porphyren einen rothen und einen weissen Feld- spath, die sich physikalisch durch Farbe, Grösse, Durchsichtig- keit, Krystallform, Schmelzbarkeit, Grösse der Verwitterbarkeit und specifisches Gewicht unterscheiden. Fr. HOFFMANN sprach **) Bull. Soc. geol. (2) VI. 639, 642. 378 den hellen Feldspath für Albit an.*) Ihm folgte man, bis Herr G. Rose es für mehr als wahrscheinlich aussprach, dass der Albit sich nie als Gemengtheil einer Gebirgsart, sondern immer nur in Gängen und Drusen fände.**) Diese Wahrscheinlichkeit hat sich bestätigt erwiesen, so dass kein Geologe seitdem mehr Anstand genommen hat, den hiesigen hellen Feldspath für Oli- goklas zu halten. Eine zur Erledigung dieser Frage von mir unternommene und in ihren Resultaten weiter unten mitgetheilte chemische Analyse hat diese Behauptung für die hallischen Por- phyre bewiesen. Der rothe Feldspath ist stets richtig für Ortho- klas gehalten worden, wie eine Analyse ebenfalls bewiesen hat. Ausser diesen zwei Feldspatharten findet sich in manchen Ge- steinen noch eine dritte als ganzer oder theilweiser Vertreter des Orthoklas, nämlich der Sanidin; von diesem werde ich später sprechen und zuerst Orthoklas und Oligoklas gleichzeitig be- handeln. ! Wie der Quarz, so findet sich auch der Feldspath, soweit meine speciell hierauf gerichteten Beobachtungen reichen, nicht in Körnern, sondern ebenfalls in melır oder weniger vollkomme- nen Krystallen. Beim Feldspath und besonders beim Oligoklas ist diese Thatsache wegen ihrer Verwitterbarkeit schwerer fest- zustellen als beim Quarz. Da die Grundmasse ein inniges Ge- menge von Quarz und Feldspatlı ist, hat sie meist etwas weniger Neigung zum Verwittern als der Orthoklas und Oligoklas, weil in ihr gleichsam jedes Feldspaththeilchen vom Quarz gegen die Atmosphärilien geschützt wird; hierdurch entstehen die negativen Krystalle, d. h. Abdrücke derselben in der Grundmasse, an wel- chen die Krystallform nach Entfernung des inneliegenden Kaolin zu bestimmen ist.. Die gerade entgegengesetzte Art der Ver- witterung, welche nach Zerstörung des Gesteins zu Gebirgsschutt lose Feldspathkrystalle liefert, ist in der Gegend von Halle bei weitem die seltnere, aber auch die interessantere. Ein Grund dieser grösseren Widerstandsfähigkeit der Krystalle liegt wohl in der vollkommneren Form und der Grösse derselben, an denen die Atmosphärilien weniger Angriffspunkte als in der fein ver- theilten Grundmasse finden, ***) ) 2.2. 05:028. **) Possenponrr’s Annalen Bd. 6b, S. 109. »®*) Diese Ansicht theilt auch Biscuor a. a. O. Bd. 11. S. 641 sei dieses entspricht ganz der allgemeinen Erscheinung, dass die unvollkom- 319 Lose Feldspathkıystalle sind bisher nur bekannt: 1) am Windmühlenberge südwestlich vom Dorfe Neutz bei Wettin, 2) vom Windmühlenberge westlich vom Dorfe Gömritz am -Vieinalwege von Wettin nach Morl, 3) vom Berge beim Bade Neuragodzy, wo der Stolln des Dölauer Steinkohlenbergwerks an der Saale mündet, 4) vom Weinberge bei der Irrenanstalt von Halle. An allen Orten stammen sie aus dem älteren Porphyr; ich habe sie nie im Schutte des jüngeren Porphyrs gefunden, lasse es aber dahin gestellt, ob dieser wirklich zu solcher Art der Verwitterung nicht geeignet ist, da sich Krystalle leicht im Schutte der Beobachtung entziehen. Lose Krystalle von Oligoklas fanden sich noch nirgends, wohl weil der Naironfeldspath so leicht verwittert. Der Orthoklas bildet entweder einfache Krystalle, welche durch Hauptausbildung der den beiden deutlichsten Spaltungs- richtungen parallelen Flächen # und M eine rectanguläre Säule zur Grundform haben; oder Zwillinge nach dem bekannten Carls- bader Gesetze mit tafelartiger Entwickelung dureli das Vorherr- schen der Flächen M%. Beide Ausbildungsarten der Krystallform halten sich streng geschieden; man findet niemals Zwillinge der Säule, noch einfache tafelartige Krystalle.*) Also auch hier bei den Porphyren findet man die bei Gra- niten, Trachyten und bei allen plutonischen und vulkanischen Ge- steinen mit Feldspathausscheidungen bekannte Erscheinung der gedachten Feldspathausbildung wieder; die Natur ist wahrlich grossartig in der Beständigkeit ihrer Schöpfungsgesetze! Bisher haben sich auch nie andere Formen unter den Kry- stallen gefunden; es ist das Verdienst von Herrn G. Rost durch vielseitige Beobachtungen den Beweis geführt zu haben, dass Zwillinge nach dem Bavenoer Gesetze sich nur auf Drusen und _ Gängen gebildet haben. Von dieser Regel zeigt Herr G. Rose bei seinen Vorlesungen nur eine Ausnahme, nämlich einen Ba- venoer Zwilling aus dem Carlsbader Granit in der Sammlung men krystallisirten Gemengtheile in den Grundmassen schneller als die darin eingeschlossenen Krystalle derselben Art zersetzt werden.” Vergl. a. a. OÖ. Bıscaor Bd. I. S. 927. *) Im Widerspruche damit sagt Axprar a. a. O. S. 34, die tafel- artige Krystallform finde sich fast nur in Zwillingen. 380 der Berliner ‘Universität, bei Halle habe ich keinen zweiten Fall finden können. Es ist wohl eine Verwechselung,, wenn Herr LEONHARD*) von solchen Krystallformen in den Porphyren spricht; die säuligen Individuen nehmen oft durch Flächenverzer- rung eine Aehnlichkeit mit Bavenoer Zwillingen an. (Taf. XIV. Fig. 5 und 6.) Die hiesigen Carlsbader Zwillinge sind sowohl rechte ai linke, d.h. solche, in denen entweder die rechten oder die linken Hälften zweier Individuen combinirt sind; man unterscheidet sie sowohl is der äusseren Form als im Querbruch. In letzterem ‚sieht man auch am besten, dass die Zwillingsgrenze in den we- nigsten Fällen eine Ebene, sondern eine beliebig gekrümmte Flä- che ist. An gut erhaltenen Krystallen sieht man auf der Ober- fläche den Verlauf der Zwillingsnaht. An den einfachen Krystallen sind folgende Flächen zu bob: achten, meist alle mit einander combinirt; die mehr oder weniger quadratische Säule mit abgestumpften Kanten wird gebildet durch: P=29:860:%; M = a: n =a:Ab:c. Die Kopfenden der Säulen sind begrenzt durch: y=+d:oob:ec, T= a: base, o=a::b:e, 3 = a:4b:oce. Eine Seltenheit ist: uv=4a:4b:e. Die ‘sonst häufige Fläche x —=.a’:o0b:c habe ich an den hiesigen Kıystallen nie gesehen. Diese Säulen verwachsen mehr- fach mit einander, aber ohne Zwillingsbildung, da die Axen re- gellos zu einander liegen; meist bilden die Axen c und also die Säulen Kreuze. Die Carlsbader Zwillinge haben die Flächen ?, M, n,y, T, 0, x und x mannigfach combinirt. Bei allen Krystallen gilt die Regel, dass die kleineren flächen- reicher sind, deshalb schliesse ich, dass die kleineren Krystalle im jüngeren Porphyr eine gleiche und reiche Ausbildung besitzen. Die Kanten der Krystalle sind nicht gerundet, die Flächen stets eben, oft noch schwach glänzend, meist aber etwas rauh bald durch Eindrücke von Grundmasse oder anderen Krystallen, bald durch Sprünge und Poren. Zwillinge sind in den meisten Fällen seltener als Individuen. %) Die quarzführenden Porphyre S. 25. 381 Aus der Vielseitigkeit der Formausbildung, aus der nicht parallelen Lage der Krystalle zu einander und aus den mannig- faltigen Zusammengruppirungen mehrerer Krystalle*) erhellt die Mannigfaltigkeit der Feldspathquersehnitte im Gestein, deren von AnpnBAE besprochene Verzerrungen durch die Collision der Kry- stallisationskraft mit dem Beharrungsvermögen der Grundmasse entstanden sind. **) Die Kıystallform des Oligoklas ist nur aus den Querbruchs- umrissen zu ersehen, sehr selten finden sich freie Krystalle, die mit ihrer Tafelfläche an die der losen Orthoklas- Zwillinge vom Mühlberge bei Neutz in beliebiger Axenlage verwachsen sind. Die Flächen T=ua:b:o0c, l=a:b:oce, M= ca:b:ooc, ne =: oh‘ ce) 2 a: 00b::e habe ich daran beobachtet. Einfache Krystalle scheinen zu feh- len; alle Krystalle sind Zwillinge, Drillinge, Vierlinge oder meist die bekannten auf der Spaltungsfläche 7? gestreiften Viellinge. An den frischen Gesteinen (von Löbejün, Schwärtz, Petersberg u.s.w.) ist die Streifung im Sonnenscheine oder unter der Lupe leicht zu finden. Die innere Struktur und Homogenität der Feldspathe hän- gen von der Gesteinsfrische ab, ihre Vollkommenheiten nehmen mit der Verwitterung ab, so dass man in den hiesigen Gesteinen ganz frische Feldspathe neben allen Uebergangsstadien zu Kaolin sieht. Ganz frischen homogenen Orthoklas findet man selten im älteren Porphyre, dagegen häufig im jüngeren (Liebecke bei Wettin, Petersberg, Schwärtz, Niemberg). Hier bildet die Ortho- klassubstanz für das unbewaffnete Auge eine frische gleichartige, durchscheinende bis kantendurchscheinende, deutlich spaltbare, glas- bis perlmutterglänzende Masse; die Verwitterung nimmt ihr die Frische, aber nicht die Homogenität bis zum völligen Ueber- gang in das amorphe erdige Kaolin. Die Bewahrung der Ho- *) In dem älteren Porphyr von Domnitz zwischen Wettin und Lö- bejün. gruppiren sich viele Orthoklas- und Oligoklas-Krystalle so zusam- men, dass sie einen Raum umschliessen, der wunderbarer Weise keine Grundmasse enthält, sondern leer ist und in den die Feldspathkrystalle mit ihren flächenreichen Ecken hineinragen. Eine Erscheinung, der man die Erklärung schuldig bleiben muss, #112..2..0.,.8.93,: 35 382 mogenität im jüngeren Porphyr ist wichtig, sie begründet einen petrographischen Unterschied zwischen älterem und jüngerem Por- phyr. Der Orthoklas des ersteren ist nämlich mit Ausnahme der kleinen Krystalle selten homogen, sondern drusig, cavernös, porös. Diese leeren Poren werden oft so regelmässig in Lage und Form, dass die Orthoklassubstanz nur ein Netzwerk bildet und grosse Aehnlichkeit mit Bimstein erhält. In solchem Zu- stande ist der Orthoklas oft noch sehr frisch, weil glänzend und kantendurchscheinend und gut spaltbar (Neutz, Sandfelsen bei Halle, Merbitz, Tautz bei Diemitz, Gömritz u. s. w.). Grossdru- “sig sind die Orthoklase von Löbejün, Goldbachthal bei Gömritz, Galgenberg und Sandfelsen; sehr fein porös, fast homogen die von Landsberg und Sandfelsen bei Halle. Die leeren Drüsen, Höhlen und Poren sind manchmal mit Brauneisenstein, Quarz, Flussspath dünn überzogen; nie sind sie, wie in so vielen ja den meisten Porphyren anderer Gegenden, mit Zersetzungspro- dukten, Kaolin, erfüllt; das ist wichtig, denn diese Thatsache ver- nichtet viele Hypothesen älterer und lebender Autoren *), welche solche Orthoklase für zerfressen halten entweder durch die Atmo- sphärilien oder durch freie, bezüglich gebundene Säuren, beson- ders durch Flusssäure, weil die meisten Porphyre jetzt Fluss- spath führen. Ich bin geneigt, die bimsteinartige Struktur des Orthoklas für eine primäre Bildung zu halten; wie oft beobachtet man im Laboratorium und in der Natur, dass sich die Kıystalle zu- erst netzförmig in der Richtung der Axen und der Oberfläche ausbilden, und so im Innern bleiben, wenn die Substanz zur völligen Bildung nicht ausreicht oder wenn die vollkommen aus- gebildete Oberfläche den Zutritt neuer Massen ins Innere ver- wehrt! Weshalb wären nicht alle Orthoklas- Ausscheidungen auch die im jüngeren Porphyr sekundär zerfressen, die Atmosphärilien haben ebenso gut auf diese gewirkt? Meine Gründe gegen eine sekundäre Bildung der Poren durch Zersetzung sind folgende: Es ist zwar eine alltägliche Erscheinung bei scheinbar ne kommen homogenen Körpern, besonders bei krystallisirten,; dass einzelne Theile derselben leichter löslich und zersetzbar sind als *=) Streng, die quarzführenden rothen Porphyre des Harzes, Neues Jahrbuch für Mineralogie, 1860, 5. 159. I h 383 andere; es können also auch Mineralien in der Natur durch Ver- witterung ein zerfressenes Ansehen bekommen, in diesem Falle müssen aber die Zersetzungsprodukte löslich sein, um aus dem Mineral gewaschen zu werden. Sind dagegen die Produkte gar nicht oder nur theilweise löslich, so müssen die entstandenen Poren mit ihnen gefüllt bleiben. Bei der Zersetzung der Feld- spathe sowohl durch die Atmosphärilien als durch Säuren ent- stehen aber neben löslichen Alkalisalzen, löslicher Kieselsäure und Fluor-Verbindungen hauptsächlich unlösliche Thonerde-Ver- bindungen, Kaolin, das in den Poren zurückbleiben muss; die Poren sind hier im Porphyr, im Widerspruche mit dem anderer Gegenden, wie schon gesagt, leer, und die nicht poröse Krystall- oberfläche erlaubte kein mechanisches Auswaschen des Kaolines. Eine sekundäre Bildung der Poren wäre ferner nur möglich, wenn der Feldspath als solcher löslich wäre. Diese Löslichkeit ist in den chemischen Laboratorien durch kohlensaure Wasser noch nicht möglich gewesen; wie steht es nun in der Natur? Hier liegen die Beweismittel der Lösbarkeit fast nur in dem Vorhandensein von Pseudomorphosen von und nach Feldspath. Diese sind bisher so gut wie unbekannt, was bei einer etwaigen Lösbarkeit einer so weit verbreiteten Substanz wie der Feldspath auffallend wäre; deshalb muss man diese Pseudomorphosen mit Vorsicht aufnehmen, ehe man aus ihnen Schlüsse zieht. Die bekannten Pseudomorphosen aus Cornwall von Zinnstein nach Orthoklas sind keine Brum’schen Umwandelungspseudomorpho- sen durch Austausch von Bestandtheilen oder Ersetzungspseudo- morphosen, sondern KennGorw’sche Pleromorphosen, die keine Lösbarkeit des Feldspathes als solchen beweisen. Diese sogenann- ten Zinnsteinpseudomorphosen bestehen nach der Analyse theils aus Kaolin, theils aus krystallisirter Zinnsäure. Hieraus folgt, dass vor der Einführung von Zinnsäure die Feldspathe wie all- gemein in Kaolin zersetzt waren, welches den alten Feldspath- raum nur theilweise erfüllte, ehe die Zinnsäure - haltigen Tage- wasser den freien Raum zwischen den Kaolintheilehen mit Zinn- stein füllten. Bei den andern Pseudomorphosen von Mesotyp, ‚Epidot, Turmalin und Kalkspath nach Orthoklas, welche Herr BrLum (in seinen Pseudomorphosen des Mineralreiches mit 3 Nach- trägen) aufführt, ist eine analoge Bildung sehr wahrscheinlich ; die genannten Mineralien scheinen nach den Beschreibungen nur sekundäre wässerige Bildungen iin den Poren des frischen Feld- 384 spaths, wie wir sie weiter unten bei Chlorit und Flussspath wie- derfinden werden, oder in der nachgiebigen und lockeren Kaolin- masse der vorher zersetzten Feldspathe zu sein. Die sogenann- ten Pseudomorphosen nach Feldspath sprechen also nicht für eine Lösbarkeit des Feldspathes; auf sie deuten aber die Pseudomor- phosen von Orthoklas nach Analzim, Laumontit, Prehnit, Leueit und Nephelin, von Oligoklas nach Leueit und von Albit nach Laumontit und Wernerit, die Herr Brum beschreibt, sowie die _ in Gängen und Drusen auf Kalkspath aufsitzenden Adulare der Schweiz und der wahrscheinlich nur durch Metamorphose gebil- ‘ dete Quarzporphyr der hiesigen Gegend hin. Da diese letztge- nannten Erscheinungen so ungemein selten und in ihrer Bildungs- weise noch sehr. wenig bekannt und zweifelhaft sind, ist es bei der enormen Verbreitung der Feldspathsubstanz zu vermuthen, . dass ganz eigene, uns bisher noch völlig unbekannte Umstände in diesen Fällen die Lösbarkeit der Feldspathsubstanz begünstigt oder ermöglicht haben. Da für diese Erscheinungen auch an- dere genetische Erklärungen denkbar sind, muss einstweilen die Lösbarkeit der Feldspathe unsicher bleiben. Bei den hiesigen porösen Orthoklasen glaube ich wenigstens an keine direete Lö- sung derselben, den Beweis für diese Behauptung kann ich erst weiter unten $. 393 und 420 liefern. Soweit die innere Struktur des Orthoklas, als sie dem blossen Auge sichtbar ist! Unter dem Mikroskope erscheinen schon bei mässiger Vergrösserung zahllose Luftporen der verschiedensten Gestalt; hiervon später S. 393. Ueber die innere Struktur des Oligoklas ist wenig zu sagen, weil er sich in den meisten Gesteinen, besonders im älteren Por- phyr in vorgeschrittener Zersetzung befindet. In diesem Zu- stande ist er matt, seidenglänzend, undurchsichtig, oft weich, viel- fach porös und mit fremden Mineralien erfüllt, undeutlich spaltbar, so dass die Zwillingsstreifen oft nicht zu finden sind. Fast noch ganz frisch, durchscheinend, glasglänzend, nicht porös (dem blossen Auge), deutlich spaltbar und gestreift ist der Oligoklas von Pe- tersberg, Niemberg und Schwärtz. ' Die interessanten Beziehungen zwischen Orthoklas und Oli- goklas beweisen die Gleichzeitigkeit ihrer Bildung; es finden sich nämlich Oligoklas-Kerne in Orthoklas-Krystallen, seltener Oligo- klase um oder auf Orthoklas, 385 1 Die erste Erscheinung war schon v. VELTHEIM bekannt*); er erwähnt Feldspathkrystalle mit hellem Kern und fleischroth gefärbten Rändern bei Trebitz, Wallnitz und Brachwitz. Noch . schöner findet man sie in Landsberg (ä. P.), Liebecke bei Wet- tin (j. P.), Schwärtz (j. P.) und Merbitz bei Löbejün (ä. P.). Eine Zwillingsbildung ist diese Verwachsung nicht, die Krystalle haben nur die Fläche M gemeinsam, in dieser aber jede belie- bige Lage. Sehr hübsch zeigt ein grosser Orthoklas - Krystall aus dem älteren Porphyr von Landsberg diese Verwachsung, er umschliesst drei einzelne Oligoklas-Krystalle. Der zweite Fall in seiner ganzen Vollendung ist selten, häufig aber findet man einzelne Oligoklas-Krystalle auf Orthoklas aufgewachsen, **) besonders auf den losen Krystallen von Neutz bei Wettin. Auch hier ist es keine Zwillingsverwachsung, son- dern die eben genannte. Diese aufgewachsenen Oligoklas-Kry- stalle dringen oft recht tief in’s Innere der Orthoklase und ver- mitteln so die beiden Verwachsungsarten;, wovon man sich in Querbrüchen überzeugen kann.***) Eine Zwillingsverwachsung beider Feldspathe, wie sie Herr G. Ros£Ef) von andern Orten beschreibt, oder gar eine Perthit-Verwachsung habe ich in den hiesigen Gesteinen nicht gefunden. Die Feldspathe finden sich im Porphyr sowohl frisch, ohne merklichen Einfluss der Verwitterung auf ihren physikalischen und chemischen Zustand (besonders im jüngeren Porphyr), als auch auf jeder Sprosse der langen Verwitterungsleiter zum Kao- lin, also bis zu einer neuen, constanten, chemischen Verbindung, einem neuen Mineral. Sehr interessant ist die verschiedene Ver- witterbarkeit der Feldspathe nicht nur in den verschiedenen Ge- steinen, nicht nur in demselben Gestein, nicht nur in demselben Handstück, sondern vor Allem in demselben Kıystall. Häufig findet man einen Krystall an dem einen Ende, oder innen oder aussen noch als Feldspath, am andern, oder aussen oder innen mehr oder weniger zu Kaolin umgesetzt. „Welche andere Er- *) v. VeLTeeis, die alte Sandsteinformation am Harze und seiner nächsten Umgebung, Manuskript. Anpsae a. a. 0.8. 39. =) Verel. S.. 381: ==) Herr G, Rose ist geneigt, dem Oligoklas jüngeres Alter als dem Orthoklas zuzuschreiben, während schon L. v. Buca beide für gleich- zeitige Bildungen ausspricht. 7) Diese Zeitschrift Bd. I. 1849, S. 359. Zeits, d. d.geol. Ges. XVI 3. 23 386 klärung, sagt Bıscnor*), bleibt übrig, als dass Gesteine oder Mineralien, welche ein verschiedenes Verhalten zeigen, entweder ungleich in ihrer Beschaffenheit und Zusammensetzung oder ungleich in ihrer Durchdringbarkeit vom Wasser sind.“ Bei demselben Krystall scheint mir die Annahme einer ungleichen Materie sehr problematisch zu sein, man darf hier wohl nur physikalische Ungleichheit annehmen. Zu dieser merkwürdigen Erscheinung im Mineralreiche gehört die beim hiesigen Porphyre häufige Verwitterung von Innen nach Aussen, für die BıscHor die Erklärung schuldig bleibt.**) Die hiesigen Krystalle versprechen aber dieselbe. Ich habe diese Erscheinung nämlich nie beim jüngeren Porphyr finden können, wohl aber bei fast allem älteren. Es muss also ein Unterschied in den Feldspathen dieser beiden Porphyr-Varietäten sein; nämlich die poröse Struktur im Innern der Krystalle des älteren Porphyrs bei fast homogener Rinde, die nur von einzelnen Sprüngen durchzogen ist. Durch diese gelangen die zersetzenden Tagewasser in das Innere der Kry- stalle und können hier gleichzeitig ihr Werk wie aussen beginnen, nur viel schneller im Verhältniss zu der Grösse der Angriffs- oberfläche. Während man also an der Rinde den Zahn der Zeit fast noch gar nicht gewahrt, kann er im Innern grosse sichtbare Resultate erlangt haben. Dauert die Zersetzung noch länger fort, so erliegt zuletzt auch die homogene Rinde, und man sieht es der Kaolin-Ausfüllung des Raumes nicht mehr an, ob der Feld- spath von Innen oder auf normalem Wege verwittert ist. Man ersieht hieraus, dass der Ausdruck „Verwitterung vor Innen“ nicht mathematisch zu nehmen ist, denn der Mittelpunkt beginnt nicht gerade zuerst, noch bilden sich um ihn Jahresringe der Ver- witterung.***) Eine Verwitterung. von Aussen nach Innen, die, man für die gewöhnlichste halten sollte, habe ich nicht finden können, und an ein Uebersehen ist bei der Auffälligkeit dieser Erscheinung in jedem quergebrochenen Porphyr kaum zu denken. Die aus *) a. a. OÖ. Bd. II. S. 338. ; "na. a. OÖ, Bo. U. S. 340: „Es ist so, man kann nicht sagen, wo- her ist es so.“ 2 =) Für diese a der Feldspathe besonders in den Porphy- ren ist zu vergleichen: Bıscnor a. a. O. Bd. I. S. 252, II. 305, 338 ff. Naumann a. a. © Bd. II. S. 690. Leonsarnp a. a. O, S. 27. Daus Neues Jahrbuch für Min. 1851. . ES 387 dem Gestein lösbaren Krystalle haben allerdings wie die Quarz- Ausscheidungen eine weisse Rinde von Kaolin, die eben das Lö- sen gestattet, allein sie ist zu dünn, um sie eine Verwitterung von aussen zu nennen, um so weniger da sie aus der umgeben- den Grundmasse entstanden sein muss, weil eine gleiche auch den Quarz umgiebt. Die normale Zersetzung des Feldspathes ist bier eine gleichartige und gleichzeitige durch die ganze Kıystall- substanz, sie setzt. eine gleichartige Durchdringung von Tage- wassern voraus. Orthoklas und Oligoklas zeigen in der Verwitterung einige Verschiedenheiten. Der Natronfeldspath soll leichter verwittern als der Kalifeldspath*); das beweisen auch alle Porphyre von Halle, in denen der Oligoklas selten frisch ist, wenn der Ortho- klas noch keine Spur von Verwitterung zeigt, und in denen der Oligoklas stets zersetzter ist als der Orthoklas.. Bıscnor wider- spricht dieser Ansicht, er hält bald den einen bald den andern Feldspath mehr zur Verwitterung geneigt, da nach den Analysen bald mehr Kali bald mehr Natron aus dem Gestein gewaschen ist.**) Die Analysen hiesiger Gesteine bestätigen das, falls die Alkalien richtig bestimmt sind, was bei der Schwierigkeit ihrer Trennung in Frage bleiben muss; in diesem Falle glaube ich dem im Vergleich zu Wage und Analyse allerdings unempfindliche- ren Auge um so mehr, als der Oligoklas in manchen Gesteinen mehr Kali, der Orthoklas Natron enthalten kann, woraus Schwan- kungen in der Berechnung der Analysen entstehen müssen. Die schnellere Verwitterung des Oligoklas liegt nicht allein in seiner chemischen Zusammensetzung (nach BıscHor ***) wächst sie mit dem Kalkgehalte), sondern auch in seiner geringeren Grösse ge- gen die Orthoklas-Krystalle besonders im älteren Porphyr. Das schliessliche Zersetzungsprodukt der Feldspathe ist nur Kaolin, nicht Steinmark und Speckstein, wie frühere Autoren meinen. HOFFMANN erwähnt zuerst die Verwitterung in Speckstein bei den Porphyren von Lettin.f) Diese _ Bestimmung erfolgte *) RAMMELSBERG,- Mineralchemie. Daus, Neues Jahrbuch für Min. 1851. S. 8. Naumann a. a. O. Bd. II. S. 690. Anprae a. a. O, 8. 29. LeonuarD a. a. O. 2 )2..a. 0.,B9:.11..8.,2328f. Fr). a,a. O, Bd. TS: 870. T) &:2. ©. Bd. II. S. 631. 2 388 nicht nach einer Analyse, sondern nach der grünlichgrauen Farbe des Minerals und dessen talkigem Gefühl an den Händen. Es liegt zwar immer noch nicht eine Analyse dieses Minerals vor, allein jeder wahre Speckstein ist Si Mg mit ungefähr 30°pCi! | Magnesia; der hiesige Feldspath enthält nur 0,18 pCt. und der Porphyr meist nur Spuren davon; deshalb hält LEONHARD das Mineral für Steinmark.*) Könnte das Mineral aber nicht eine Ersetzungspseudomorphose nach Feldspath sein? Die Löslichkeit der kieselsauren Magnesia in Gebirgswassern ist nachgewiesen, aber nicht die des Feldspathes oder des Kaolin. Ich halte das ‘ Mineral für unreines talkhaltiges Kaolin; ein Analogon in der Natur bestärkt diese Vermuthung. Ein physikalisch gleiches Mineral ist nämlich das Zersetzungsprodukt der Feldspathe im Granit von Carlsbad; man nannte es auch Speckstein, und BiscHorF begründete darauf die besprochene Verdrängungspseudomorphose. Später erhielt er die Analyse dieses Specksteins, es war Kaolin, und in Folge davon zweifelt er an der Möglichkeit einer solchen Pseudomorphose.**) Von der Pseudomorphose des Steinmarks sprechen besonders NAUMANN, LEONHARD und ANDRAE.***) Nach Letzterem wandeln sich besonders die Oligoklase vom Sand- felsen bei Halle in ein grünliches steinmarkartiges Fossil um mit folgenden Eigenschaften: krummschalige Absonderung, rissig und leicht zerbrechlich, lauchgrüne Farbe, auf den Absonderungsflä- chen Wachs- bis Speckglanz, sonst matt, durchscheinend, ziemlich fettig anzufühlen, beinahe Gypshärte, in kleinen Splittern ziemlich leicht schmelzbar zu einem weissen Email; die qualitative Ana- lyse ergab kieselsaure Thonerde und Kali, etwas Talk- und Kalk- erde, Eisenoxyd und einen bedeutenden Wassergehalt. Was ist Steinmark? Eine Gruppe von Thonen, die nicht schichtweise vorkommen, sondern isolirt im Felsen wie das Mark in den Knochen!+}) Es ist also kein. Mineralbegriff, sondern ein . geognostischer Sammelname, unter den alle thonigen Zersetzungs- produkte gefasst werden, welche ohne Analyse sich nicht bestim- men lassen. RAMMELSBERG hat hier zuerst etwas aufgeräumt ff) I: 000: . **) a. a. O. Bd. I. S. 304 ff. und 1500. #) Naumann a. a. O. Bd. I. S. 729. Leonaanp a. a, O. S.20. An- DRAE @. a. OÖ. S. 39. 7) Quensteot, Mineralogie S. 694. tr) RaumELsBerg, Mineralchemie S. 976. 389 und viele sogenannte Steinmarke für Kaolin erklärt. Das ist ' denn auch nur das hiesige Steinmark, zwar nicht rein, sondern nur ein sehr zersetzter Feldspath, denn es enthält noch kieselsau- res Kali, zu dem die Wasser Magnesia und Kalkerde geführt haben und der durch kieselsaures Bisenoxydul eine grünliche Farbe erhalten hat. Pseudomorphosen von kohlensaurem Kalk nach Feldspath, wie sie in andern Porphyren so häufig sind, fehlen in den hiesi- gen, wohl aus Mangel an Kalkerde. Die Tagewasser haben den - ohnehin geringen Kalkgehalt des Gesteins noch ausgezögen; denn es brausen selten verwitternde Gesteine in Säuren. Die Nicht- entwickelung von Kohlensäure ist deshalb kein Kriterium für fri- sche Gesteine. j Alle Feldspathe umschliessen alle Gemengtheile der Por- phyre, nur keinen Quarz: 4) Grundmasse, besonders bei Neutz, Gömritz, Löbejün, Petersberg, Schwärtz, Niemberg. 2) Glimmer am Sandfelsen, Neutz, Gömritz, Merbitz, Wet- tin, Schwärtz, Rabenstein, Hohenthurm. 3) Hornblende oder Augit an der Liebecke bei Wettin, 1 Niemberg, Petersberg, Schwärtz. Als Wandbekleidungen der Poren, Drusen und Sprünge fin- den sich Flussspath, Quarz, Chlorit, Eisenocker, Rotheisenstein z. B. in Neutz, Sandfelsen, Brachwitz, Lettin, Gömritz, Mer- bitz u. s. w. Die Menge des im Feldspath enthaltenen Eisenoxydes bedingt - die Farbe; die Menge kann eine ursprüngliche oder eine durch Verwitterung hervorgerufene, verringerte, sein. Die Feldspathe sind stets heller als die Grundmasse (eine Ausnahme findet sich nur an einzelnen, in der Grundmasse gebleichten Stücken älteren Porphyrs vom Sandfelsen) und stechen scharf gegen sie ab; dun- kelfleisch- bis heerdroth ist der Orthoklas bei Löbejün und Gal- | genberg bei Halle, fleischroth bei Neutz, Landsberg, Petersberg, 1 u" 0 Schwärtz, pfirsichblüthroth bei Niemberg, Schwärtz, weiss vom Sandfelsen, ockergelb in den losen Krystallen von Neutz. Der Oligoklas ist selten schwachrosa (Petersberg, Schwärtz) meist farblos, grünlichgrau (Merbitz, Brachwitz, Gömritz, Wettin, Mü- cheln), gelblich (Schwärtz, Landsberg) oder aschgran. Ä 290 Die Feldspathkrystalle liegen wie die Quarz-Krystalle ganz willkürlich zueinander in der Grundmasse. Zerbrochene und durch Grundmasse wiederverkittete Kıystalle sind selten (Niemberg). ArEx. BRONGNTART und MaLAGuTı verdanken wir die Ana- | lyse des hiesigen Orthoklas. *) 18) | * Kieselsäure . 62,76 32,60 Thonerde . . 19,20 9,00 Kalır 2. ,.207 122208 2 Natron... ... = 0.00 0,00 Magnesia . . 0,18 0,07 Kalkerde . . 0,46 0,13 Eisenoxyd a So Wasser. . . 1,70 Merlustr 2.0, We. | 100,00 Das Sauerstoffverhältniss von R: R: Si ist demnach 1 :3,29 11,9, die Feldspathformel verlangt 1:3 :12, der hiesige Orthoklas ent- spricht also ziemlich diesem Verhältniss. Doch ersieht man, dass er nicht ganz frisch gewesen ist, es sind kieselsaure Monoxyde ausgezogen und dadurch Thonerde als Kaolin zurückgeblieben, wohin der hohe Wassergehalt ebenfalls deutet. Ganz auffallend im Resultat der Analyse ist das Fehlen des Natron; liegt das an der Fehlerhaftigkeit der Analyse oder in der begonnenen Verwitterung oder sind die hiesigen Orthoklase Natron-frei? Das letztere wäre sehr interessant, denn nach Bı- SCHOF**) enthalten alle Orthoklase Natron; in Fällen, wo alte Analysen keins ergeben hatten, haben wiederholte es stets erwie- sen. Die vorliegende Analyse stammt aber von einem tüchtigen Analytiker, der in gleichzeitigen Analysen anderer Orthoklase das Natron genau bestimmte; auch ist die Analyse durchaus nicht alt. Den noch ziemlich frisch aussehenden grünlichweissen Oli- goklas des jüngeren grünen Porphyrs vom Mühlberge bei Schwärtz suchte ich aus grob zerstossenem Gestein mit der Lupe möglichst rein heraus (dieses war gut möglich, da er von der dunklen Grund- masse durch die Farbe und von dem Sanidin durch dessen voll- kommene Farblosigkeit und Durchsichtigkeit leicht zu unterschei- *) J. f. pr. Chem. Bd. 31, 1844, 5. 129. *7) a. av 02 Bir 18) 1878 391 den war und da die Oligoklas-Krystalle in diesem Gesteine eine 12. |, ziemliche Grösse erlangen) und analysirte ihn nach dem Glühen im chemischen Laboratorium des Herrn Bunsen zu Heidelberg. Die Analyse ergab: O. Kieselsäure . 61,26 31,82 Thonerde .-.. 24,09 11,29 11.96 Eisenoxydul . 3,01 0,67 } ? Kalkerde . . . 2,28 0,65 Magnesia . . 0,58 0,23 N h; 9,96 2,37 101,18 Die Alkalien sind in Summa bestimmt und ganz als Natron berechnet, obwohl der Oligoklas nach den Spectraluntersuchun- gen Kalı enthält. Lithion, Barium und Strontian fehlen in ihm. Das Sauerstoffverhältniss von R: BR: Si ist, wenn man aus wei- ter unten angegebenen Gründen das Eisenoxydul als Vertreter der Thonerde annimmt, 1: 3,46 : 9,22, welches Verhältniss in An- betracht der schon begonnenen Verwitterung zu Kaolin ziemlich gut mit dem des Oligoklas übereinstimmt. Interessant ist noch, dass der ganz hellgrüne Oligoklas fast ebensoviel Eisenoxydul enthält als die dunkelgraugrüne Grundmasse, und dass 3 pCt. Eisenoxydul, als 10,7 pCt. kieselsaures Eisenoxydul so wenig das Silikat zu färben vermag. Die dritte Feldspath-Varietät findet sich in dem Zuge jünge- ren Porphyrs vom Petersberge nach Südosten, nach Schwärtz; sie ist ein 2-+ 1 gliederiger Feldspath von vollkommener Durch- sichtigkeit, Farblosigkeit, ausgezeichneter Spaltbarkeit mit Glas- glanz. Anprae erklärt sie für Adular; dieser hat auch mit je- ner alle Aehnlichkeit, nur nicht die Krystallform , denn jene hat . dieselbe Flächencombination als der hiesige Orthoklas. Sie gleicht deshalb mehr und in Allem dem Sanidin. Dieser soll nach den meisten Petrographen nur ein Gemengtheil der vulkanischen Ge- steine vom Trachyt an bilden, nicht der plutonischen. Das ist eine empirische Behauptung, die unhaltbar wird, sobald man in den älteren plutonischen Gesteinen ebenfalls Sanidin nachweist. Nach allen äusseren Merkzeichen halte ich die dritte Feldspath- Varietät im hiesigen Porphyr für glasigen Feldspath oder Sanidin: Seitdem ich auf diesen Punkt aufmerksam bin, habe ich auf Reisen (Münsterthal im badischen Schwarzwalde und im Nahe- 120002 thal bei Münster a. St.), sowie in sehr vielen eh stücken, welche aus den verschiedensten- Gegenden der Erde (z. B. ne -Berg bei Teplitz, Heiligkreuzsteinach im Oden- wald, Osterrath bei Aschaffenburg, Amt Gehren und Marmicke im Amte Bildstein in Thüringen) in den Museen der Universität und des naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westphalen zu Bonn aufbewahrt werden, den Sanidin unter denselben Ver- hältnissen beobachtet, welche ich für die hallischen Porphyre gleich näher besprechen werde, so dass die folgenden Beobach- tungen nicht nur eine specielle, sondern auch eine generelle Gel- tung beanspruchen dürfen. *) Der Sanidin findet sich im vorliegenden Gebiete am häufig- sten bei Schwärtz, dann bei Niemberg und Brachstädt, am we- nigsten am Petersberge; in allen anderen Gesteinen fehlt er, so- - weit meine Beobachtungen reichen. Er ist ein theilweiser oder ganzer Vertreter des Orthoklas; er ist ja auch im Grunde nur ein edler reiner Orthoklas.. Wegen seiner edleren Eigenschaften eignet er sich besser als der trübe Orthoklas zu mikroskopischen Untersuchungen, ? Die Feldspathe haben dieselbe innere ‚Str uktur als die Quarze. Die Grenze der Krystalle gegen die Grundmasse ist nicht scharf und eben, sondern cavernös und rauh durch die Hindernisse, wel- che die Grundmasse der Kırystallisation bereitete; alle Unebenhei- ten der Kıystallflächen sind mit Grundmasse ausgefüllt. Die Feldspathe umschliessen auch mikroskopisch alle Geinengtheile der Porphyre, nur den Quarz nicht; und sind mit Sprüngen durch- setzt, welche meist in der Richtung der Spaltungsebenen liegen und Farbenringe zeigen. Zwischen diesen Sprüngen ist der Feld- spath durchaus nicht homogen, sondern bald mehr bald weniger : mit mikroskopisch kleinen, runden oder längsgezogenen und ge- wundenen, leeren Bläschen erfüllt.**) “Eine Zeichnung dieser Erscheinung, zu der mindestens 100 fache Vergrösserung ge-- hört, befindet sich Taf. XIV. Fig. 3 und 4, wenn man in ihr von der roihen Farbe absieht. Die Bläschen sind leer, d. h. soweit man sehen kann, mit Luft gefüllt. Dass die poröse *) Sanidin-Einschlüsse im Porphyr erwähnt zuerst Jenzsca für Sach- sen und Fr. SanpsergEer in den Porphyren von Baden-Baden. Vergl. ‘Beiträge zur Statistik der inneren Verwaltung des Grossherzogthums Ba- den. Carlsrube, 1861. Ba. XI. S. 26. **) Vergleiche oben $. 384 RO; 398. : Natur der Feldspathe so lange verkannt worden ist, hat, wie Herr ZIRKEL in seinen mikroskopischen Gesteinsstudien ganz richtig vermuthet, nur darin seinen Grund, dass man sehr selten durchsichtigen, ganz klaren Feldspath zur Beobachtung erhält. Der Sanidin von Schwärtz, der mir zu den Hauptunter- suchungen diente, lässt nichts zu wünschen übrig; wo sich der- selbe nach den Krystallrändern zu durch den Uebergang in Or- thoklas, auf den ich gleich kommen werde, trübt, verschwindet allmälig mit der Trübung die Möglichkeit, Poren zu sehen, selbst wenn man die Gesteinsschliffe noch so dünn macht. Dass nicht nur der Feldspath von Schwärtz porös ist, sondern der der an- dern Gesteine auch, ergiebt sich aus der Beobachtung, ‘dass im Innern des letzteren immer noch kleine Kerne von durchsichtigerem Material zu finden sind, in dem man nie vergeblich nach Poren suchen wird. Wenn also Herr VosgkLsangG (POGGENDORFF’S Annalen Bd. CXXI. S. 115) sagt, er habe nie Poren im Feld- spathe beobachtet, so kann das nur in der Opacität des unter- suchten Materials liegen, oder darin, dass die Präparate für die gebrauchte Lichtquelle nicht dünn genug waren. Bemerkenswerth im höchsten Grade ist, dass die oft zahilosen Poren meist in einer Ebene liegen, die der Krystall- und Spaltungsfläche ? parallel geht, und dass eine Krystallspalte oft diese Poren hal- birt. Sobald also der Gesteinsschliff nicht gerade in dieser Ebene liest, sind die Poren selten zu beobachten oder fehlen ganz. Herr Zıarer kennt poröse Feldspathe im Granit von Gunislake, im Trachyte vom Hofe Fagranes in Oexnadalr (Nordisland) und vor allem im Sanidophyr der kleinen Rosenau im Siebengebirge *), ich in den Porphyren von Halle; sie sind somit in allen sauren plutonischen Gesteinen bekannt. Von diesen Poren in dem ganz klaren, frischen Sanidin wird Keiner behaupten wollen, sie seien Produkte der Zersetzung des Feldspathes und gäben ihm ein zerfressenes Aussehen; und doch sind sie nichts Anderes als die dem blossen Auge sichtbaren Poren im Feldspath des älteren Porphyrs. Sind die mikroskopischen Blasen nicht durch Zer- setzung entstanden, so sind es mehr als wahrscheinlich auch nicht die grossen. Wie und wodurch sich sowohl die mikrosko- pisch kleinen als die dem unbewaffneten Auge sichtbaren Poren im Gestein beim Erstarren gebildet haben, kann man ihnen nicht - *) Sitzungsberichte der kais. Akad. d. Wiss. Bd. XLVII. S. 234. 390 ansehen, sehr wahrscheinlich durch eine Entwiekelung von Koh- lensäure, Wasserdämpfen oder anderen Gasen, die bei allen vul- kanischen Eruptionen der Jetztzeit beobachtet ist, in dem flüssi- gen Gesteine oder durch dasselbe hindurch, wobei es gleichsam in ein Aufschäumen gerathen musste, welches vor dem Erstar- ren noch nicht beendigt war; so können auch die oft sehr grossen Poren und Drusen im Gesteine gebildet worden sein. Zum Orthoklas steht der Sanidin in einem sehr interessan- ten Verhältnisse, welches man am besten am Mühlberge bei Schwärtz beobachten kann. An dieser Kuppe kommen drei Ge- steinsabänderungen vor, die noch oft Gegenstand der Besprechung sein werden; hier nur in Bezug auf die Feldspathausscheidungen. Im völlig frischen ‚graugrünen Porphyr mit farblosen durchsich-- tigen Ausscheidungen finden sich nur Sanidin und Oligoklas. Diesen Porphyr sieht man in eine Abänderung mit gleicher. Grundmasse, weissem Oligoklas und röthlichweissem, nur durch- scheinenden Orthoklas übergehen. Alle grösseren Krystalle des letzteren haben im Innern einen grösseren oder kleineren Kern von farblosem durchsichtigen Sanidin, der einen sanften Ueber- gang, keine plötzliche Verwachsungsgrenze zum umgebenden Orthoklas zeigt, so dass es keinem Zweifel unterliegt, dass der Sanidin von aussen her Orthoklas geworden ist. Diese Umwan- delung hat die kleinen Krystalle ganz, die andern nach ihrer | Grösse mehr oder weniger erfasst, oft sitzt im Innern nur noch ein Pünktchen Sanidin. Diese Gesteinsabänderung wird zuletzt die dritte, ein gewöhnlicher rother Porphyr mit heerdrother Grund- ı masse, frischem pfirsichblüthrothen, nur noch kantendurchschei- nenden Orthoklas. Weiter unten S. 409 werde ich zeigen, dass die beiden letzten Varietäten aus der ersten durch beginnende Verwitterung entstanden sind; hieraus folgt unmittelbar, dass durch dieselbe Verwitterung der Sanidin zu Orthoklas verwandelt ist. Mit Eintritt der rothen Farbe ist meist die Umbildung der F eldspathe erfolgt, deshalb beobachtet man in fast allen anderen hiesigen rothen Gesteinsabänderungen keinen Sanidin mehr, ob- wohl es sehr wahrscheinlich ist, dass alle Porpbyre gleich nach ihrer Bildung nur Sanidin statt Orthoklas enthalten haben; denn sie hatten damals auch die grüne Farbe wie noch jetzt das Ge- stein von Schwärtz.*) h PER *) Vergleiche $S. 410. 395 ı Dass die jüngsten plutonischen und die vulkanischen Ge- steine vor allem Sanidin enthalten, die mittelalten (Porphyre u. s. w.) nur sehr selten, die ältesten (Granit u. s., w.) gar nicht, erklärt sich somit sehr einfach. Die Verwitterung oder der Umsatz von Sanidin in Orthoklas hat in den ersten Gesteinen noch nicht Zeit genug gehabt, während sie in den zweiten fast ganz, in den drit- ten vollkommen ihre Bestrebungen realisiren konnte. Demnach ist es sehr wahrscheinlich, dass aller Orthoklas in krystallinischen Gentenggesteinen früher Sanidin war und nur durch den Zahn der Zeit Orthoklas geworden ist. Nicht immer treffen die Röthung der Gesteine und der Um- satz der Feldspathe in ihren Enden genau zusammen; die sehr frischen rothen jüngeren Porphyre zwischen dem Petersberg und Niemberg enthalten im Orthoklas immer noch Sanidin - Kerne. Gesteine, denen man die Verwitterung ansieht, enthalten nie mehr Sanidin. Diesem Umsatze steht chemischer Seits nichts im Wege, da beide Feldspath-Varietäten dieselben sind und ihre Zusammen- setzung ziemlich schwankend sein kann, ehe sie den mineralogi- schen Begriff aufzuheben vermag. Die chemische Veränderung braucht beim Umsatze auch nur sehr gering zu sein, so dass keine Analyse sie nachzuweisen vermag; die Tagewasser brau- chen nämlich nur in die mikroskopischen Sprünge und Poren zu dringen und diese mit Kaolin zu überziehen, dann wird der Sani- din undurchsichtig. Da die Tagewasser zugleich das kieselsaure Eisenoxydul unter Bildung von Eisenoxyd zerlegen, wovon ich gleich zu sprechen beabsichtige, werden die Orthoklase gleichzei- tig roth. Die oben ausgesprochene Behauptung, aller Orthoklas der hiesigen Porphyre sei früher Sanidin gewesen, bestätigen mikrosko- pische Untersuchungen der gewöhnlichen Orthoklas - Krystalle in den sogenannten frischen Gesteinen. Der Orthoklas des jüngeren Porphyrs der Liebecke bei Wettin z. B. zeigt in dünnen Schlif- fen unter dem Mikroskope eine trübe schwach durchscheinende Masse, in der die Bläschen nur noch schwer zu entdecken sind. Die Masse aber ist nicht homogen, sondern zwischen trüberen Partieen liegen hellere, gewöhnlich in der Mitte zwischen meh- reren Sprüngen. Diese sind zweifellos noch nicht ganz zu Ortho- klas umgesetzter Sanidin.*) *) Diese Beobachtung steht nicht vereinzelt da, sondern Herr ZırkeL en : In den Gesteinsabänderungen mit Sanidin zeigt manchmal der Oligoklas ebenfalls den glasartigen Zustand; das von Ortho- 'klas behauptete gilt demnachdauch von ihm, nur geht er wegen der leichteren Verwitterbarkeit schneller in den trüben Zustand über. | } \ Die absolute Grösse der Feldspathe ist sehr wechselnd von der Grösse eines Mohnkornes bis zu der einer Mandel. Die grössten Orthoklase von durchschnittlich $ Zoll Länge, + Zoll Breite und Dicke, aber bis zu 1; Zoll wachsend, finden sich im älteren Porphyr (besonders Galgenberg, Weinberg, Sandfelsen ‚bei Halle, Dölau, Brachwitz, Gömritz, Neutz), Die mittlere Grösse im jüngeren Porphyr ist + Zoll Länge, Die Oligoklas-Krystalle sind selten länger als 3 Linien im älteren, 2 Linien im jüngeren Porphyr, die ersteren sind meist breit und dick, die letzteren schmal und dünn. ' Die Bestimmung der absoluten Menge der Feldspathaus- scheidungen stösst auf unüberwindliche Schwierigkeiten, die ja schon beim Quarz sehr gross waren. Die Menge ist dazu in den verschiedenen Gesteinen ebenso wechselnd-als die des Quarzes. So ist man erstaunt, im älteren Porphyr von Neutz fast gar keinen Oligoklas zu sehen, während das benachbarte Gestein von Merbitz so viel enthält. Unter den Ausscheidungen überwiegt dem Ansehen nach der Orthoklas den Oligoklas bedeutend in der Menge. Dieses bestätigt auch die Interpretation der von mir gemachten Analyse des grünen Porphyrs von Schwärtz; demsel- ben widerspricht aber die der- Analysen von Herrn WOLFF. Sowohl als Ausscheidungen als in der Grundmasse enthalten die Gesteine vom Tautzberg (I.) und vom Sandfelsen (I.). L LI. A Orthoklas 30,90 pCt. 30,15 pCt. Oligoklas 31,55 , 43,20: ,, Auf dieses Resultat komme ich unten zu sprechen.*) Die relative Menge und Grösse der Feldspathausscheidungen führt ‚uns zu dem Unterschiede der beiden Gesteins- Varietäten. Da- von später! 5 beschreibt sie genau ebenso in seinen mikroskopischen Gesteinsstudien von den meisten Feldspath -Krystallen im Mandelsteine aus der Gegend von Reykjavik und Seljadalr in Island. .*) Vergl. 8. 419. en an 397 Der an der Grenze der wesentlichen Gemengtheile stehende Glimmer *) fehlt nie in den hiesigen Gesteinen, was Herr An- DRAE von einigen behauptet.**) Nach Herrn G. Rose ***) soll im Porphyr nur schwarzer Magnesiaglimmer vorkommen. Ist nach der Farbe eine Trennung der Glimmer-Arten durchgreifend, was sehr in Frage gestellt bleibt, so findet sich auch in manchen Gesteinsabänderungen, aber sehr selten Kaliglimmer z. B. im jün- geren Porphyr aus der Dölauer Haide vom Wege nach dem Feld- schlösschen, im älteren Porphyr von Neutz u. s. w. Derselbe hat ein frisches Ansehen, silberweisse oder grünlichgelbe Farbe, lebhaften Silberglanz, grosse Durchsichtigkeit und stets krystalli- nische Form in sechsseitigen oder rhombischen Tafeln. Trotz- dem dass diese Beobachtung den Annahmen vieler Petrographen, weisser Glimmer sei nie Gemengtheil der Porphyre, obwohl beide Glimmerarten in den Graniten sich finden, widerspricht, kann ich an eine sekundäre Bildung des weissen Glimmers aus Feldspath oder schwarzem Glimmer durch Verwitterung nicht glauben, den ersten Fall nicht, da die schön ausgebildeten Kryställchen einzeln und meist mitten im Feldspath liegen, den zweiten Fall nicht. da der weisse Glimmer in demselben Handstücke neben frischem und gebleichtem schwarzen Glimmer liegend, ein frischeres An- sehen hat, als’ der schwarze Glimmer. = Die Menge des schwarzen Glimmers ist sehr schwankend, soviel steht fest, dass er im älteren Porphyr häufiger als im jün- geren ist, wo man ihn erst nach langem Suchen, aber stets findet (Schwärtz, Niemberg, Petersberg). Ganz ungewöhnlich herrscht er im älteren Porphyr vom Sandfelsen vor. Der schwarze Glimmer findet sich seltener in Krystallen als in Schuppen und Schuppenaggregaten. Er hat grosse Nei- gung zum Verwittern; eine so grosse vollständige Zersetzung selbst des von Feldspath umschlossenen Glimmers als im Gestein vom Sandfelsen, von Löbejün und Gömritz habe ich nirgends anderswo gesehen. Die bis erbsengrossen Aggregate sind zu einer braunen chokoladenfarbigen erdigen Substanz verwandelt, die man nicht für Glimmer halten würde, wenn nicht an einzel- *) Quessteor hält ihn sogar für unwesentlich, denn er fehle ganz oder verstecke sich wenigstens sehr in der Masse. Epochen der Natur S. 135. *) a. a. O. S. 35, 36. **=*) Diese Zeitschrift Bd - I. S. 875. 398 nen Stellen die äussere Form mit etwas Spaltbarkeit und Fett- glanz auf dem Bruche erhalten wäre. Die Substanz hat einen röthlichbraunen Strich und ist nach Lötbrohrversuchen ein Roth- eisenstein-reicher Kaolin; in ganz gebleichten Gesteinsstücken ist das Eisenoxyd extrahirt und die Substanz Kaolin mit Glimmer- Struktur. Die Farbe des Magnesiaglimmer ist rabenschwarz (Schwärtz). grünschwarz (Galgenberg, Liebecke), tombackfarben (Schwärtz, Petersberg, Löbejün, Wettin), grün (Merbitz). Die Glimmer-Partien sind häufig von einer weissen Areole umgeben; Herr Naumann *) erklärt diese Erscheinung durch eine Concen- _tration und Verwendung des benachbarten Eisenoxyds der Grund- masse zur Bildung des Glimmers. Da wir aber eine gleiche Areole bei allen Quarz- und Feldspathausscheidungen als eine beginnende Kaolinisirung der Feldspathsubstanz an der Oberflä- che der Ausscheidungen beobachtet haben, könnte wohl die Ueber- tragung dieser Erklärung auf dieselbe Erscheinung bei den Glim- merausscheidungen natürlicher sein als die obengedachte Erklä- rung des Herrn Naumann. Mit diesen wesentlichen Einschlüssen sind zugleich die Ele- mente der Grundmasse der Porphyre gegeben, | Soweit wie nöthig, gehe ich auf die Geschichte der Kennt- niss der Porphyrgrundmasse ein, da sie zugleich die Specialge- schichte der hiesigen Porphyre ist. Bis zu L. v. Buca hielt man die Grundmasse für ein ein- faches Mineral, Hornstein, Feldspath, Thon (daher die Namen Hornstein-, Feldstein- und Thon-Porphyre). L.v. Buch **) schrieb 1808 aus Norwegen: „Man sollte niemals vergessen, dass jedes Porphyrs dichte Grundmasse nie ein mineralogisch einfaches Fossil ist, dass ihre wahre mineralogische Natur nur deshalb nicht er- kannt werden kann, weil unsere -Augen den einzelnen Theilchen in ihrer Kleinheit nicht zu folgen vermögen. D’Ausuvisson erkannte zuerst nach der Vermuthung Douo- MıEu’s in der Grundmasse den granitischen Charakter und nannte das Gemenge von Feldspath und Quarz wegen seiner Schmelz barkeit Eurit (Euritporphyr), Vorher nannte schon GERHARD die Grundmasse wegen des Gehalts an Feldspath und wegen der Schmelzbarkeit Felsit (Felsitporphyr). Dieses Namens bedient +) 248.03: Bd: ILS. 682. **) Reise durch Norwegen und Lappland, 1808, Bad. I. S. 139, ; = { Ü Sg 399 sich Herr NaumAnn,*) um diese Grundmasse ‚von dem Substrate anderer porphyrartiger Gesteine zu unterscheiden. Ein Name wäre allerdings sehr erwünscht, aber nur Einer, denn alle Synonymen schaden der Klarheit. So lange wie bis jetzt sechs Namen für dieselbe Sache existiren, ist kein Name besser; ich spreche daher einfach von Grundmasse. Wegen dieser Confusion ist die Eintheilung aller porphyrartigen Gesteine nach ihrer Grundmasse keine glückliche; dagegen empfiehlt sich die von Herrn G. Rose nach den leicht bestimmbaren Ausscheidungen in jeder Beziehung. Die Grundmasse der hiesigen Porphyre nennt HOFFMANN nach dem Vorgange v. VELTHEIM’s Thon- oder Hornstein, je nach ihrem Habitus.**) Die nächsten Untersuchungen der hiesigen Grundmasse stellte Herr E. WoLFF***) an, indem er von sei- nen Analysen der Porphyre ausging. Die Interpretation und Berechnung der Analysen, die irrige Identifieirung der metamor- phischen sogenannten Quarzporphyre und des sogenannten Knol- „lensteins mit den wahren Porphyren führten ihn zu der Ansicht, dass die Grundmasse nur aus Kieselsäure oder Hornstein be- stehe. Aller von der Analyse nachgewiesene Feldspath sei dem unbewaffneten Auge sichtbar ausgeschieden. Bei seiner Interpre- tation der Analysen blieben neben dem Feldspath 4 bis 7 pCt. freie Basen zurück, Eisenoxyd, Thonerde, Manganoxyd, welche die Kieselsäure der Grundmasse färben und verunreinigen sollten. ‘ Den Beweis fand WoLrr dafür in den sogenannten Knollen- steinen, welche aus 99 pÜt. Kieselsäure bestehen. Die Knollen- steine haben aber nichts mit dem Porphyr zu schaffen, sie sind tertiäre Kieselgebilde. Dieser Hypothese traten G. Ros£f) und RAMMELSBERG ff) sofort entgegen, Ersterer weil dieselbe durch Thatsachen nicht gerechtfertigt werde und weil die Grundmasse der eigentlichen Porphyre immer schmelzbar sei, was sich nicht mit der Ansicht 722. 2.0..Bd. I. 5.097. **%) Horrmann 2.2. OÖ. Bd. II. S. 626. v. VeLraeım, Taschenbuch für die gesammte Mineralogie von LeorsArn. 1822. 8. 339 ff. »#**) Journal für praktische Chemie. Bd. 34 S. 195, Bd. 36 S. 412 ff. +) Poce. Annalen Bd. 66 S. 108 ff. ++) III Suppl. zu dem Wörterbuche des chemischen Theils der Mi- neralogie. Berlin, 1847. $S. 98. 400 Woırr’s vereine; Letzterer, weil es im höchsten Grade unwahr- scheinlich sei, freie Kieselsäure neben 4 bis 7 pCt. freien Basen in einer plutonischen Felsart anzunehmen. Herr G. Rose spricht sich zugleich entschieden für die Ansicht D’AUBUISSON’s aus. In Erwiderung hierauf äussert sich WoLFF*) in folgender Weise: Die freie Kalkerde, die nicht in allen Gesteinen wie in dem einen 1,62 pOt. betragen mag, kann als Flussspath enthalten sein; nimmt man sie aber zum Oligoklas, dann geht alle freie Thon- erde in diesen über (in-den andern Gesteinen bleibt aber noch Thonerde zurück). Die Grundmasse sei demnach ein durch ‘ Eisenoxyd gefärbter Hornstein, der die krystallisirten Quarze und Feldspathe umschlösse.. Andere Mineralogen betrachteten die Grundmasse als ein inniges Gemenge von Quarz und Feldspath, verunreinigt durch Eisenoxyd, er dagegen für einen Hornstein ‚mit eingesprengten oft nur mikroskopisch sichtbaren Feldspath- theilchen; beide Ansichten kämen in der Mitte zusammen. Diese Ansicht WoLrr’s ist durch die Schmelzbarkeit der Grund- masse völlig widerlegt; denn ein Hornstein mit wenig Feld- spath wird unschmelzbar . bleiben, nur wo so viel Feldspath‘ vorhanden ist, dass er geschmolzen den unschmelzbaren Quarz umschliesst, kann von der Schmelzbarkeit der Grundmasse die Rede sein; die in Porzellanöfen geschmolzenen Porphyre bestäti- gen das. Gegen die Ansicht WOLFF’s giebt es auch noch andere indirecte Beweise. Die Grundmasse verwittert überall zu Por- zellanerde, wie kann das Hornstein thun? Deshalb hält WoLrr die Verwitterung derselben für eine nur mechanische, nicht che- mische und behauptet gegen jede selbst oberflächliche Prüfung der verwitterten Grundmasse, nur die gross ausgeschiedenen Feld- spathe bildeten Kaolin, nicht die Grundmasse. Die aus der Grundmasse gebildete Porzellanerde enthält ganz kleine Quarz- theilchen, die nicht mechanisch von ihr zu trennen sind. Diese: Erscheinung berichtet WoLFF in seiner Arbeit, ohne den. so naheliegenden Schluss auf die Constitution der Grundmasse zu ziehen. Die Porzellanerde widerlegt also nicht allein die Ansicht Worurr’s, sondern auch die der Mineralogen, welche die Grund- masse allein für Feldspathsubstanz hielten. Herr ANDRAE stellt seine Meinung zwischen die der Herren *) Journal für praktische Chemie. Bd. 36 S. 412#. “ 401 ı @. Rose und E. Worrr, er sagt:*) „Die Ansicht WoLrr’s gilt in der That für einen nicht unbedeutenden Theil unserer Porphyre, da wir den zunehmenden Quarzgehalt der Grund- masse sehr häufig, schon mit blossem Auge erkennbar, beobach- ten.“ An einer andern Stelle dagegen: „Wesentlich besteht die Grundmasse aus einem innigen Gemenge von Feldspath und Quarz, wovon man sich durch die Untersuchung dünner Splitter unter dem Mikroskope sehr gut überzeugen kann; letzterer Be- standtheil wird aber nicht nur sehr oft im Gemenge überwie- gend, sondern scheidet sich auch ganz rein in grossen Massen aus, die zum Theil unter dem Namen Knollenstein begriffen wer- “den und einen wahren Quarzporphyr constituiren.“ **) Wieder sind es die metamorphischen Gesteine, welche für wahre Porphyre gehalten, der Wahrheit Abbruch thun! Dass die Kenntniss der Grundmasse der meisten Porphyre sehr in der Kindheit liegt, bezeugt Herr G. Rose und bestätigt Herr NAumann ***) durch die Worte: „Wir besitzen über die eigentliche Natur der meisten porphyrischen Grundmassen mehr wahrscheinliche Vermuthungen als positive Kenntnisse.‘ Diese glaubt Naumann am besten durch eine Gesteins- Analyse und geschickie Interpretation derselben zu erlangen. Wohin diese beiden Momente allein führen können, hat, glaube ich, WOLFF zur Genüge bewiesen. Auch DeLEssE führten dieselben zu der Annahme eines einfachen Minerals zurück; die Grundmasse ist nach ihm die Mutterlauge der aus ihr herauskrystallisirten Ein- sprenglinge, die aus Kieselsäure, Thonerde und Alkalien bestände; das fragliche Mineral sei höher silicirt als der Orthoklas, enthielte aber keine freie Kieselsäure. f) Ich spreche diesen genannten zwei Momenten den grossen Werth nicht ab, allein sie sind mit geologischen, mineralogischen und besonders physikalischen Beobachtungen auf’s Engste zu ver- binden. Das beste Hülfsmittel zur physikalischen Analyse eines mikroskopisch -feinkörnigen Gesteins ist die Beobachtung durch- scheinender Gesteinsschliffe oder Splitter unter dem Mikroskope, die ich mit den hiesigen Porphyren angestellt habe, um zur v 2)4.2..9..0..8..29. Da a, 0, S..28, ®»#*) Diese Zeitschrift Bd. I. S. 373 und a. a. O. Bd. I. $. 596. +) Bull. Soc. geol. [2] t. 6 p. 638 ff. Zeits. d.d. geol. Ges. XVL, 3. 26 me positiven Kenntniss der hiesigen Grundmasse zu kommen; alle hiesigen eigentlichen Porphyre bestätigen die Ansicht von, Four- NET, DE LA BECHE, G. Rose, NAUMANN u. S. w., die Grund- masse ist ein kryptokrystallinischer Granit von Quarz, Feldspath (Orthoklas und Oligoklas) und Glimmer. Zu diesem Resultate führt schon die Beobachtung einer geschliffenen halbpolirten Ge- steinsfläche. Beim Schleifen des Gesteins schleift sich der Quarz weniger ab als der Feldspath und bildet dadurch Erhabenheiten ‘auf der Schliffläche, welche trotz der grösseren Härte früher , Politur annehmen, weil die Polirmittel den erhöhten Quarz zuerst angreifen müssen, um zum vertieften Feldspath zu gelangen. Beim Poliren tritt also der Zustand ein, dass aller Quarz, nicht nur der der Einsprenglinge, sondern auch der in der Grundmasse polirt ist, während die Feldspathe noch matt sind. Im reflectir- ten Lichte sieht man deshalb mit unbewaffnetem Auge in der Grundmasse ein zartes spiegelndes Netzwerk auf mattem Grunde, der stets überwiegt; das Netzwerk ist der Quarz, das sieht man unter der Lupe noch deutlicher. Die Grundmasse hat nun einen ausserordentlich öiehiee nen Habitus; es lassen sich nach ihm bei den hiesigen Porphy- ren drei Gesteinsgruppen unterscheiden, die ungefähr den alten sogenannten Feldstein-, Thonstein- und Hornsteinporphyren ent- sprechen. Die Lagerungsverhältnisse befestigen diese Dreithei- lung 1) von allem älteren und nur dem älteren Porphyr, 2) vom jüngeren westlich vom älteren auftretenden Porphyr, 3) vom östlichen jüngeren Porphyr. Es versteht sich von selbst, dass innerhalb jeder Re a mannigfache Modifikationen vorkommen. Die Gruppe No. I. ist am typischsten ausgebildet in den Gesteinen von Neutz, Löbejün, Merbitz, ferner Gömritz, Sandfel- sen und Landsberg. Sie besteht aus einem schon dem blossen Auge sichtbaren körnigen Gemenge von kleinen rundlichen. Quarzkörnern und krystallinischem Feldspathe.e Die Grund- masse wird sehr leicht vom Quarz und auch vom Stable geritzt und schmilzt ziemlich schwer zu einem graulichweissen Glase von geringer Durchscheinenheit und mit nierenförmiger Oberflä- che, aber unter Beibehaltung der Form der angewendeten Splitter. Diese nierige Oberfläche entsteht durch das vollkommene Schmel- zen mehrerer benachbarter Feldspaththeilchen zu einer Kugel 403 zwischen ungeschmolzenen Quarztheilchen. Glimmer bildet schwarze Pünktchen im Email. Die Grundmasse ist nicht einmal kanten- durchscheinend, wird es aber durch Behandlung mit Säuren, die das trübefärbende Eisenoxyd lösen. Das Gestein ist wegen der relativ grobkrystallinischen Struktur der Grundmasse leicht zu brechen und zu behauen, der Gesteinsbruch ist uneben, nie mu- schelig oder splitterig. Hierin liegt die Brauchbarkeit des älteren Porphyrs gegen den jüngeren zu Bau- und Hausteinen, Die Grundmässe No. II. des jüngeren westlichen Porphyrs findet ihren Typus in dem Gestein der Liebecke bei Wettin; sie unterscheidet sich wesentlich von der vorhergehenden. Das kry- stallinisch körnige Gefüge ist viel feiner, denn nur mit Hülfe der einfachen Lupe sieht man, besonders in gebleichten Stücken das Körnige. Diese feine Vertheilung des Quarzes in dem Feldspath macht, dass die Grundmasse wohl vom Quarz, aber nicht mehr vom Stahle geritzt wird, dass der Bruch uneben bis splitterig und matt wie ein Muschelkalk ist, und dass das Gestein zähe und schwer zu behauen ist. Die schwach kantendurchscheinende Grundmasse schmilzt zu einem hellgrauen durchscheinenden Glase mit kaum nieriger Oberfläche. Die Grundmasse No. III. des jüngeren östlichen Porphyrs umfasst die Gesteine von Schwärtz, Petersberg, Brachstädt und _ Niemberg. Sie hat nach der von mir angestellten Analyse die- selbe Quarz-Menge als die der andern zwei Porphyr-Varietäten, nicht mehr, wie andere Petrographen nur nach ihrem Aussehen schliessen wollen; darauf führte mich auch schon die mikrosko- pische Untersuchung vor der Ausführung einer Analyse. Das Gefüge ist aber so krystallinisch fein, dass es nur bei starker Vergrösserung zu erkennen ist. Die Grundmasse hat dadurch sehr das Ansehen des Hornsteins, für welches Mineral sie so lange angesprochen worden ist; sie ist auch fast so hart wie Hornstein, denn der Quarz ritzt sie nur eben. Das Gestein ist sehr zähe, stark kantendurchscheinend. Die Grundmasse schmilzt ebenso leicht oder ebenso schwer wie die obigen zu einem glei- chen nicht nierigen Glase. Die sehr geringe Neigung dieser Grundmasse zum Verwittern ist auffallend und deshalb charak- teristisch. Während die beiden erstgenannten Grundınassen ziem- lich gleich hohen Grad der Verwitterung zeigen, ist es bei die- ser schwer verwitterte Stücke zu finden; es ist nur am Ausge- 26* 404 henden des Gesteins möglich. Der Grund hiervon liegt ohne Zweifel hauptsächlich in der Constitution der Grundmasse. Das Gemenge von Quarz und Feldspath der Grundmasse sieht man am besten unter dem Mikroskope bei schnellem Wech- sel von auffallender und durchgehender Beleuchtung; bei ersterer zeigt sich der Quarz als schwarze, bei letzterer als helle durch- sichtige Flecke, weil der Feldspath meist beträchtlich trüber ist als der ganz durchsichtige Quarz. Zu diesen Beobachtungen muss man die Gesteinsschliffe oder Splitter um so dünner machen je feiner das krystallinische Gemenge ist, damit man über und un- ‘ ter den Quarztheilchen keine Feldspaththeilchen mehr zu liegen hat und umgekehrt; denn liegt z. B. über allen Quarztheilchen eine Feldspathlage und über allen Feldspaththeilchen eine Quarz- schicht, so haben alle Theile des Präparates dieselbe Opaeität. Von der Grundmasse No.I. untersuchte ich in dünnen Gesteins- schliffen den älteren Porphyr von Löbejün. Das Bild unter dem Mikroskope lässt sich kaum durch eine Zeichnung darstellen, weil sich die einzelnen Mineralien sehr selten scharf begrenzen. Die Zeichnung (Taf. XIV. Fig. 2) giebt ein ungefähres Bild. Zu ihr habe ich eine 220fache Vergrösserung angewandt. . Der durchsichtige farblose Quarz ist in Körnern wie im Granit vor- handen, die manchmal unvollkommene Krystallumrisse zeigen. Die Grösse der Körner liegt zwischen -- und #Mm. Der Quarz ist wie der eingeschlossene mit Sprüngen, Blasen und fremden Einschlüssen versehen.*) Der Raum zwischen den einzelnen Quarzkörnern ist mit krystallinisch-körnigem Feldspath ausgefüllt. Die Grenze beider Mineralien ist nicht immer scharf, sondern . grösstentheils verflösst. Orthoklas und Oligoklas sind nur bei auffallendem Lichte an der Farbe zu unterscheiden; Glimmer und Eisenoxyd durchschwärmen die Feldspathe willkürlich. Eine Auf- lösung des färbenden Stoffes in einzelne Eisenrahmschüppchen **) findet selbst bei 600 facher Vergrösserung nicht statt. Für die Grundmasse No. II. wählte ich den jüngeren Por- phyr von der Liebecke und gleiche Vergrösserung. In dieser Grundmasse sind die Quarzkörner nur halb so gross, aber da- her häufiger als in No. I. und an den Feldspathkörnern unter- scheidet man hier und da wie am Quarze schwach die Krystall- *) Vergleiche S. 374 fi. **) Von solcher Auflösung spricht Naumann a. a. O. Bd. I. S. "598. ’ Li 405 form, Sehr zahlreiche schwarze Pünktchen von = Mm. Grösse sind Glimmer. x Für die Grundmasse No. III. nahm ich das Gestein vom Petersberge und den grünen Porphyr von Schwärtz. Das ebenso krystallinisch-körnige, aber überaus feine Gemenge von Quarz und Feldspath unterscheidet sich deutlich erst bei ganz dünnen Präparaten und starker Vergrösserung, weil, wie gesagt, sich beide Substanzen gern decken; sonst ist das Ansehen wie das der andern Grundmassen ohne bestimmte Umrisse der Körner und mit verflössten Grenzen. Die Gemengtheile sieht man durch- weg porös, so bald sie hinreichend durchsichtig sind. Die Unter- scheidung von Quarz und glasigem Feldspath wird im grünen Porphyr schwieriger, weil beide Mineralien in ihm durchsichtig sind. Die graugrüne Farbe des Gesteins wird noch intensiver durch unzählige regelmässige, ziemlich scharf umgrenzte, oft Kry- stallform zeigende Pünktchen, die bei Digestion mit Säuren nicht verschwinden, also keine Krystalle von Magneteisen, wie oft ange- nommen wird, sondern von Glimmer und Hornblende (Augit?) sind. Im Gestein vom Petersberg unterscheidet man wegen der Opaeität der Feldspathe sehr leicht diese und den Quarz, bei reflectirtem Lichte sogar an der Farbe Orthoklas und Oligoklas. Aus diesen physikalischen und den weiter unten anzufüh- renden chemischen Untersuchungen über die Constitution der Grundmasse ergiebt sich, dass ihr Habitus nicht durch die Menge von Quarz, wozu sich frühere Autoren allein zu bekennen ge- neigt waren, sondern durch die Grösse und Anordnung der Ge- mengtheile bedingt wird. Bei entsprechender Verstärkung der mikroskopischen Vergrösserung und gleichzeitiger Verdünnung . der Gesteinspräparate sieht die Grundmässe aller hiesigen Por- - phyre ganz gleich aus. Die Quarzmenge ist allerdings in den Porphyren schwankend,*) doch das liegt weniger in der chemi- schen Zusammensetzung — denn nach den Analysen enthalten alle hiesigen Porphyre durchschnittlich gleich viel Kieselsäure — als in der mineralogischen Zusammensetzung, weil der Ortho- klas und Oligoklas ungleiche Sättigungsstufen mit Kieselsäure *) So enthält die Grundmasse des ältern Porphyrs vom Sandfelsen theilweise nur 16,46 pCt. Quarz, die vom Tautzberge dagegen etwa 25 pCt. vom ganzen Gestein. 406 haben, es wächst also mit dem ee Gehalt die Menge des Quarzes. Aus dem durchschnittlich gleichen Quarz-Gehalt aller Grund- massen folgt die fast gleich schwere Schmelzbarkeit derselben vor dem allerdings für kleine Unterschiede wenig den Löthrohre. Es ist leicht einleuchtend, wie gröberes oder feineres Korn und eine verschiedene Anordnung der Gemengtheile, welche das Mikroskop gezeigt hat, Gefüge, Bruch, Glanz, Durchscheinenheit, Sprödigkeit, Härte und Verwitterbarkeit bedingen können. Aus den mikroskopischen Untersuchungen hat sich noch er- geben, dass nicht nur die ausgeschiedenen Mineralien porös sind, sondern dass ‘auch die Grundmasse eine gleiche Struktur hat, wenn man sie auch bei der geringeren Durchscheinenheit und stärkeren Färbung seltener beobachten kann. Die mikroskopischen Gesteinsstudien des Herrn ZIRKEL ge- langen bei den Untersuchungen der Grundmasse des Porphyrs vom Donnersberge in der Pfalz, von Kreuznach im Nahethale und von Joachimsthal (a. a. ©. S. 240ff.) zu durchweg gleichem Resultate. Die Aufstellung des Herrn ZiRKEL vom drei rein theoretischen Abtheilungen für die Grundmasse der quarzführen- den Porphyre, deren Annahme schon a priori gerechtfertigt er- scheinen soll, ist also vorläufig durch keine Thatsache begründet; ich habe bisher keine wahre Porphyrgrundmasse finden können, die unter dem Mikroskope sich nicht als ein mehr oder weniger feinkörniges Gemenge von Quarz und Feldspath erwiesen hätte. Die Farbe der Grundmasse identificiren die Meisten mit der der Gesteine, das ist aber nur im grossen Ganzen richtig; denn die vielen eingesprengten helleren Feldspathe im Porphyr müssen den allgemeinen Farbeneindruck modifieiren. u folge ich diesem Vorgange. Die Farbe der Porphyre wird hier wichtig, weil sich mit durch sie die beiden hiesigen Porphyr-Varietäten unterscheiden. *) Fast alle hallischen Porphyre haben eine mehr oder weniger rothe, von Eisenverbindungen herrührende Färbung, weshalb sie von HorrMmAnn und Anderen die rothen Porphyre genannt wor- den sind. Der Farbestoff ist Eisenoxyd,**) das in so feinen = *\ Vergleiche S. 415. ni **) STRENG in den quarzführenden Porphyren des Harzes spricht nur 407 Ausscheidungen, Schüppchen oder Krystallen die Grundmasse nnd alle Ausscheidungen erfüllen muss, dass selbst eine 600 fache Vergrösserung noch nicht genügt, denselben in seiner Form zu zeigen; oder könnte das Eisenoxyd hier in einem amorphen Zu- stand sich befinden? Das Eisenoxyd‘ bewandet nicht nur die feinen Sprünge und Zwischenräume in den Gemengtheilen der Grundmasse, sondern auch die kleinen Poren aller Gemengtheile, die sich uns unter dem Mikroskope aufgethan haben. Deshalb entfärben sich Gesteinsstückchen selbst bei tagelanger Digestion “nie ganz in Säuren. Die die „Intensität der Farbe ehe Menge Eisenoxyd hängt theils vom ursprünglichen Eisengehalte der Porphyre, theils vom Grade der Verwitterung des Gesteins ab.*) Im Ganzen ist die Grundmasse des älteren Porphyrs die hellste, die des jüngeren östlichen die dunkelste. Der dunkelfleischrothe ältere Porphyr von Löbejün enthält 5,09 pÜt., der hellere vom Tautz- berg bei Diemitz und der jüngere von Wettin nur 3,65 pCt. Eisenoxyd. h Die Farbennüancen sind: 1) weisslichgrau (Sandfelsen), 2) röthliehgrau (Sandfelsen), 3) ehamoisroth (Neutz), 4) fleischroth (Tautzberg, Wettin, Gömritz, Galgenberg), 5) rothgrau (Landsberg, Brachwitz), 6) dunkelfleischroth (Spitzberge, Mücheln, Löbejün, Galgen- %) schmutzigbraunroth (Petersberg, Niemberg,, Mücheln, Wettin, Schwärtz, Giebichenstein u. s. w.). Zu diesen gewöhnlichen Farben kommen noch seltenere, durch aussergewöhnliche Gemengtheile verursachte, nämlich: 1) ockergelb durch eine Hydratbildung des Eisenoxyds (Neutz, Sandfelsen), von Eisenoxydhydrat. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Pe- trefaktenkunde, 1860, S. 129 ff. *) ANDRAE, a. a. O. S. 35, glaubt, die Intensität der Farbe hänge auch von der Zusammensetzung der Grundmasse ab; so soll der Porphyr von Hohenthurm eine hellere Farbe besitzen, die offenbar auf einen grösseren Feldspathgehalt der Grundmasse hindeute. Ebenso soll die Grundmasse mit der Quarz-Zunahme grau werden. Ich kenne keine Be- ‚ stätigung dieser Erscheinung und einer unzweifelhaften Zu- oder Ab- nahme des Quarz-Gehaltes. 408 2) violett oder graublau durch Imprägnation der Grundmasse mit Flussspath (Sandfelsen). 3) Sehr wichtig ist das graugrüne bis EEE und schwarze Gestein vom Mühlberge bei Schwärtz. Die Ansicht des Herrn DELESsSE, dass die grüne Farbe der Porphyre durch einen Gehalt von Chlorit entstehe, ist bei diesem Gesteine un- richtig, sie ist, wie unten bewiesen, kieselsaures Eisenoxydul. | Im Goldbachthale bei Gömritz finden sich aber grünliche Gesteine, die durch Chlorit gefärbt sind, bei diesen ist aber die Grundmasse roth, nur die porösen Feldspathkrystalle enthalten viel Chlorit und geben dem Gestein einen grünlichen Ton. Diese ‘ Erscheinung ist räumlich sehr beschränkt, sie findet sich nur an der Grenze der Porphyre mit dem Grandgestein (Rothliegenden). Mineralogen und Geognosten halten bisher die rothe Fär- bung durch Eisenoxyd für eine ursprünglich den Porphyren zu- kommende, primäre.*) Nur die Chemiker Herr RAMMELSBERG und Bıscuor**) halten sie für eine sekundäre Bildung, weil es. allen chemischen Grundsätzen Hohn spricht, wenn man behauptet, freie Basen hätten in dem flüssigen übersauren Teige ihre Inte- grität bewahren können. Die Frage, ob das Eisenoxyd in den hallischen rothen Porphyren, also auch allgemein gesagt, in allen durch freies Eisenoxyd rothgefärbten sauren plutonischen Silikat- gesteinen, besonders in den Porphyren, ein primärer Bestandtheil ist oder ob es gekundär gebildet ist, sei es durch Imprägnation von aussen her durch eisenhaltige Tagewasser, sei es aus sich selbst durch Zersetzung anderer, aber primärer Eisensalze, wird auf eine überraschend schöne und zweifellose Weise an der klei- nen Kuppe jüngeren Porphyrs des Mühlberges bei Schwärtz ent- schieden. Diese Kuppe besteht nach der unten mitgetheilten Analyse aus einem ganz frischen Porphyr, in dem höchstens theilweise die Oligoklas-Ausscheidungen einen schwachen Beginn *) So sagt Naumann a. a. 0. Bd. I. S. 684: „Dass die so gewöhn- liche rothe Farbe der Feldspathporphyre ihnen ursprünglich zukommt und theils in der Farbe des die Grundmasse constituirenden Feldspathes, theils in einer innigen Beimengung von Eisenoxyd begründet ist, dies möchte wohl nicht zu bezweifeln seine. Wenn also auch bisweilen grüne, gelbe, oder anders gefärbte Porphyre oberflächlich durch Rubefaction eine rothe Färbung erhalten, so ist doch diese Farbe keineswegs in allen Fällen als das Resultat einer sekundären Verfärbung zu betrachten.“ u.s.w. #=#) RAMMELSBERG, Mineralchemie XXVII. Biscuor a. a. ©. Bd. I. Ss. 295. 409 zur Verwitterung zeigen, während viele noch glasig sind, wie “ “die wasserklaren Sanidinausscheidungen. Die Ausscheidungen haben eine helle, die Grundmasse eine dunkelgraugrüne Farbe. Die Analyse dieses Gesteins beweist, dass in ihm das Eisen als Eisenoxydul neben ganz unbedeuten- den und unwesentlichen Spuren Eisenoxyd enthalten ist. Da ein ‘starker Magnet keine Spur des feinsten Pulvers an sich zieht; enthält das Gestein kein Magneteisen, zu dessen Bildung die geringen Spuren Eisenoxyd auch nicht im Entferntesten hinge- reicht hätten und das man sich ebensowenig frei in sauren Sili- katen denken kann als Eisenoxyd.*) Da freies Eisenoxydul am allerwenigsten in plutonischen Gesteinen gedacht werden kann, ist es unzweifelhaft an Kieselsäure gebunden, da ausser Spuren von Phosphor- und Titansäure keine andere Säure sich im Ge- stein befindet. Den Uebergang dieses Gesteins an der gedachten Kuppe in den gewöhnlichen rothen Porphyr durch Einwirkung der Tagewasser habe ich S. 394 beschrieben, das rothe Gestein ist in nichts von den Porphyren der Nachbarschaft unterschie- den. Untersucht man nun in diesem Gesteine die Oxydations- ‚stufen des Eisens, so findet man meist Eisenoxyd neben kleinen Mengen Eisenoxydul. Das Eisenoxydul des grünen Gesteins hat sich theilweise oxydirt; bei keinem rothen Porphyr von Halle ist dieser Process beendigt, alle enthalten noch etwas Oxydul. Nach chemischen und physikalischen Untersuchungen ist dieses Eisen- vxyd nicht mehr an Kieselsäure gebunden, sondern durch die Tagewasser von seiner Kieselsäure befreit, ob letztere in dem löslichen Zustande aus dem Gestein gewaschen ist oder nicht, muss vorläufig dahingestellt bleiben. Diese Zersetzung des kie- selsauren Eisenoxyduls zeigen uns auch die hiesigen Porphyre *) Man begegnet so oft, dass Petrographen in sauren Silikaten Magneteisen ohne Grund annehmen, weil sie den Eisengehalt des Gesteins kennen und schwarze Pünktchen in letzterem sehen, die ebenso gut Glimmer, Augit, Hornblende u. s. w. sein können. Es ist unbegreiflich so gegen die Chemie zu sprechen, wo ‘man durch den Magnet und durch Digestion mit Säuren (ob die schwarzen Pünktchen darin verschwinden) so leicht zeigen kann, dass das fragliche Mineral kein Magneteisen ist. Wo sich in sauren Silikaten Magneteisen ergeben hat, wie z. B. in den sauren Trachyten des Siebengebirges scheint nach vielfachen Beobach- tungen das Magneteisen kein primärer, sondern ein sekundärer Bestand- theil zu sein, denn in der Nähe dieses Minerals kann man stets Poren, Sprünge u. s. w. beobachten. 410 in. der Verwitterung des Glimmers zu kaolinhaltigem Eisen- Ä rahm.*) Da nun der grüne Porphyr ebensoviel Eisen enthält als der rothe (wo die Wegführung des Eisenoxyds durch die | Verwitterung noch nicht begonnen hat), ergiebt sich, dass das | Eisenoxyd nicht von aussen her in das Gestein imprägnirt, sondern aus dem Eisenoxydulgehalte entstanden ist. Obwohl eine Imprägnation nicht unnatürlich wäre, so spricht dagegen schon die Beobachtung, dass das Eisenoxyd so gleichmässig, so tief und so umfassend in der ganzen Masse vertheilt ist und sich keine Anhäufungen von Eisenoxyd in den Klüften und Sprüngen N befinden, welche den Tagewassern als Heerstrassen gedient ha- ben müssten. Dieser Umsatz von kieselsaurem Eisenoxydul in Rotheisenstein muss ein directer, ohne Vermittelung durch das lösliche doppeltkohlensaure Eisenoxydul sein. Denselben kann man nämlich nachmachen. - Glüht man unter einem lebhaf- ten Luftstrome, noch besser unter Sauerstoff das ‚grüne Gestein, so wird es intensiv roth und enthält bei beendigtem Pro- cesse nur noch Eisenoxyd, bei unterbrochenem neben Eisenoxyd ‚noch Eisenoxydul. Man kann also den Process weiter treiben als die Natur, die vermuthlich ihn noch zu beenden strebt, selbst in den ganz rothen Porphyren. Dass sich bei diesem künstlichen Umsatze das Eisenoxyd von der Kieselsäure getrennt “hat, sieht man beim Glühen des roth gebrannten Pulvers unter einem Strome von Wasserstoffgas, das Pulver wird grau, aber dunkler wie “zuvor, das Eisenoxyd hat sich zu metallischem Eisen reducirt, eine sehr interessante und in den Folgen vielleicht nicht unwichtige Beobachtung. Es unterliegt also keinem Zweifel, dass alle rothen hiesigen Porphyre diesen Zustand früher erreicht haben, dem der grüne Porphyr von Schwärtz noch jetzt entgegengeht. Dass dieser so lange der Oxydation getrotzt hat, liegt wohl theils in seiner Con- stitution, theils in’ den Lagerungsverhältnissen, theils bleibt es aber räthselhaft. Wenn die Steinbrüche erst tiefer in die rothen Porphyre eindringen, ist es wohl möglich, auch bei ihnen grünes Gestein zu treffen. va Man sollte nun glauben, und das haben bisher alle Chemi- ker und Petrographen gethan, das kieselsaure Eisenoxydul sei ein Vertreter der kieselsauren Monoxyde in der Feldspathformel ; *) Vergleiche 8. 397. 411 dem scheint aber durchaus nicht so zu sein. Dieses zu bewei- sen, führt mich im Folgenden über die Grenzen der vorliegenden Porphyre. | Die unten tabellarisch aufgeführten Porphyre bestehen nach ihren Bearbeitern und Untersuchern nur aus Orthoklas, Oligoklas und Quarz sowohl in der Grundmasse, als in den Ausscheidun- gen; ihr Sauerstoffverhältniss der einatomigen Basen zu den 1+- atomigen muss also bei frischem Gestein wie 1 :3 sein. Der Gehalt an Glimmer oder Hornblende beträgt durchschnittlich nur 1 pCt., ihr vom Feldspath abweichendes Sauerstoffverhältniss kann des- halb auf das von 1:3 keinen merklichen Einfluss ausüben. Da nun ganz frische Porphyre in der Natur noch sehr selten be- kannt sind, denn selbst der primäre Porphyr von Schwärtz mit theilweise glasigem Oligoklas hat nach meinen Analysen in der Kaolinisirung begonnen, muss das Sauerstoffverhältniss 1:3 -- x sein, wobei 20 ist und proportional mit der vorschreitenden Verwitterung wächst bis zu x, in welchem Falle der Feldspath Kaolin geworden ist. Den meisten, unten genannten Porphyren sieht man schon die Verwitterung an. Sieht man nun bei der Berechnung des Sauerstoffverhältnisses das Eisenoxydul als einen Vertreter der Monoxyde an, wie es die genannten Analytiker und Herr Rors (Die Gesteinsanalysen in tabellarischer Uebersicht S. 6f.) thun, so erhält man bei allen selbst stark verwilterten Porphyren das Sauerstoffverhältniss 1:3 — x; dieser entschie- dene Widerspruch wird nur gehoben, wenn man, wie es Herr Bunsen schon für die Trachytreihe aus andern Gründen nach- gewiesen hat, (Neues Jahrbuch für Min. 1851, S. 837 ff.) das Eisenoxydul als Vertreter der Thonerde ansieht. 412 Verhältniss von Fundort. Analytiker R--Fe: R|R: R+Fe Gesteinszustand Kuckhahnthal bei Sachsa . . -» . . ; STRENG 1:2,65 | 1:3,61 | nicht ganz frisch. Ravenskopf bei Sachsa . . . ... : 5 1: 2,88 1:4,28 | mehr verwittert. ' Pfaffenthalerkopf bei Lauterberg . . . 5 “ 1: 2,83 1:4,20 | leidlich frisch. Steiler Stieg bei Hasserode. . . s ; 3 1 : 2,60 1: 3,47 Gang im Granit der onnsteinklippe 2 5 R 1:22,91 1 : 3,88 Kantorkopisber Isehure r = 23 5% 3 WEYAND 1 22,26 1: 3,33 Unter-Holzemmenthal . . . : 3 STRENG 1: 2,89 1:3,73 | ziemlich frisch. Thal der geraden Lutter bei Taerlers ß 5, 1 22580 1 :3,69 verwitternd. Gang am Scharzfelder Zoll . . .. : R 4 22,01 123,95 Auerberg . . 5 ee: ; . 1 :3,09 1:5,59 sehr verwittert. Ludwigshütte im Eoderhäl . ae ; E 1 : 3,24 1 : 4,02 Nyholmen bei Christiania . . . . . ; KIERULF 1:1,99 1 : 3,16 Trosterud (Hof Riis bei Christiania) . ß ” 1 :1,42 1 : 2,64 Donnersberg in der Rheinpfalz . . . ; Bıscaor 1 :1,99 1: 4,58 Dossenheim bei Heidelberg . . . . ; TRrıBOoLET 1 :2,19 1 : 3,44 Gottesgab in Schlesien . . : BıscHorFr 1 3:03 123597 Halbe Höhe des Sattelwaldes (Waldenburg) ; TRIBOLET 1 : 2,69 1:3,95 | deutet auf Zersetzung. Insel Arran, Schottland . 2. . „. ; - 1 27a 1 : 3,26 Zinanwald in Böhmen .. 2... ö 5 le 222 1 :3,18 Bruchhausen ‘bei Brilon . . . ». .. ; nr 1 22,76 1 :3,74 ThormerWald 2 22 22: 5 er 1 : 2,60 1: 3,70 Tautzberg bei Halle - 2 = 2. .. . |E. Worrr | 1:1,83 1:2,96 | frisch. Sandfelsen=ber Halle... . .». . . .» : 5 122,22 1:2,99 | gebleicht. Mühlberg bei Schwärtz. . . 2... . | LAspeEyres | 1 :2,21 1:3,19 | ganz frisch. Krenzuach= 0 en we „ 1 ScuweiızEr | 1:1,98 1: 3,55 413 Die hellere Farbe der Ausscheidungen entspringt nicht aus einem geringeren Gehalte an kieselsaurem Eisenoxydul in dem primären und an Eisenoxyd in dem sekundären Porphyr, wie man glauben sollte, denn der fast weisse Oligoklas im grünen Porphyr von Schwärtz enthält ebenso viel Eisenoxydul als die dunkelgraugrüne Grundmasse; eine ganz auffallende Erscheinung! Der sogenannte Rauchquarz verdankt dem zu Eisenoxyd _ oxydirten Eisengehalte seine gelbbraune Farbe; denn im grünen Porphyr giebt es keinen Rauchquarz, weil die geringe Menge des kieselsauren Eisenoxyduls, als Verunreinigung, im Quarz keine Färbung verursachen kann,*) ebensowenig in der Porzellanerde oder dem gebleichten Porphyr, denn hier ist das färbende Eisen- oxyd schon wieder herausgewittert. Die Farbe bleibt meist auf grosse Entfernung dieselbe in demselben Gestein, soweit die Verwitterung keinen Wechsel be- dingt, als beim Uebergange des primären Porphyrs in den se- kundären, am Ausgehenden :des Porphyrs, an allen Absonderungs-' flächen u. s. w. Bei letzteren muss man sich wohl hüten, von der Farbe der Rinde auf die des Kernes zu schliessen. Die Dicke der Rinde hängt vom Grade der Verwitterung ab. Die Bleichung der Farbe ist der zweite Act im chemischen Prozesse, den die Tagewasser mit den Porphyren führen. Sie beginnt mit einer Hydratbildung des Eisenoxyds, die sich durch die ockergelbe Farbe verräth; man beobachtet sie auf den Kluftflächen und durch das ganze Gestein (Neutz). Später wird das Eisenoxydhydrat durch kohlensaure Wasser ausgewaschen, das Gestein wird weiss, kann aber sonst unverändert bleiben (Sandfelsen). | . Eine geflammte Farbenzeichnung habe ich nur auf der Spitze des Petersberges gefunden, auf welche Erscheinung ich später noch zurückkommen werde. Das Gefüge der Grundmasse ist bei allen Gesteinsabände- rungen das homogene, nur im älteren Porphyr von Neutz- be- ‘kommt sie ein pseudo -sphärolithisches Aussehen. Der ziemlich verwitterte, graugrüne, mattglänzende Glimmer befindet sich in ihm in Concretionen von Mohn- bis Senfkorngrösse; und die Grundmasse um die Körner ist concentrisch verschieden gefärbt, ehe sie ihre normale Farbe annimmt. Dadurch entstehen im %) BiscHor, populäre Briefe Bd. I. S. 336. 414 Querbruche kleine mehr oder weniger runde Kokarden, also im Raume Kügelchen. Der erste Ring ist sehr hell, fast weiss und sticht gegen den zweiten rostrotben scharf ab und dieser gegen die ockergelbe Grundmasse. Diese Bildung ist nur ein Produkt der Verwitterung, denn je verwitterter das Gestein ist, desto öfters wiederholen sich abwechselnd farblose und ocker- gelbe Ringe. | Das Resultat der physikalischen N: dass die Grund- masse nur aus den auch ausgeschiedenen Mineralien Quarz, Or- thoklas, Oligoklas und etwas Glimmer besteht, wird durch die | chemische Analyse, welcher ich den jüngern primären Porphyr vom Mühlberge bei Schwärtz unterwarf, bestätigt. Ausser dem | Gesammtgesteine analysirte ich die in ganz reinen Stücken mit‘ der Lupe aus mittelgrob-zerstampftem Gestein sorgfältigst heraus- gelesene, von allen Spuren der ausgeschiedenen Mineralien völlig freie Grundmasse. Beide Analysen stimmen in ihrer procentigen Zusammensetzung ziemlich genau überein, (ich werde weiter un- ten S. 425ff. die Ergebnisse mittheilen,) bestätigen also ausser dem oben Gesagten auch, dass die Grundmasse die vier Minera- lien beinahe in denselben relativen Mengen enthält als diese sich ausgeschieden finden, und machen es wahrscheinlich, dass die Grundmassen aller quarzführenden Porphyre dieselbe chemische und mineralogische Zusammensetzung haben wie das Gesammt- gestein, was STRENG durch Analyse von den Harzer Porphyren schon früher dargethan hat (Neues Jahrbuch für Min., Geogn. u. Petrefaktenk. von LEONHARD u. BRONN Jahrg. 1860). Aus diesem sind nicht unwichtige genetische Schlüsse zu ziehen. | Im jüngeren Porphyr von Schwärtz, Kirschberg bei Niem- berg, Petersberg, Liebecke und Lauchenberg bei Wettin beobachtet | man häufiger oder seltener sehr kleine säulenförmige Krystalle oder krystallinische Concretionen eines matten schwarzen Mine- rals. Nach den Krystallumrissen schwankt man in ‘der Bestim- mung zwischen Hornblende und Augit; das nicht spaltbare Mi- neral mit deim matten und splitterigen Bruche deutet auf letzteren, . für den es Herr Awprae schon erklärt, allein die empirische Erfahrung, dass Augit so gut wie gar nicht in den älteren sau- ren plutonischen Gesteinen (Viele behaupten sogar durchaus nicht) sich findet, macht vorläufig die Annahme von 'Hornblende wahr- scheinlicher. Ausser den Umrissen und dem Bruch leiten keine physikalischen Eigenschaften die Bestimmung. Die Krystalle sind [ ‘ + A höchstens eine Linie lang, Stecknadel-dick und leicht mit quer gebrochenem Glimmer zu verwechseln. In den dunkelen Gesteinen von Petersberg, Niemberg und Schwärtz ist das Mi- neral oft schwer zu finden, in dem hellen von der Liebecke tritt ‘es am deutlichsten hervor, auch schon wegen seiner Menge. Die zwei Varietäten des älteren und jüngeren Porphyrs unterscheiden sich nicht nur in ihren Lagerungsverhältnissen, sondern auch petrographisch, so dass ein geübter Blick bei jedem Handstücke die Varietät bestimmen kann. Herr AnpRaE, der letzte Monograph der hallischen Porphyre, stellt folgende Dia- gnose auf: *) 1) Beim älteren Porphyr erscheint der Feldspath in verein- zelten etwa — bis I Zoll grossen Flecken und ist in den meisten Fällen zu deutlichen Krystallen ausgebildet, bei dem jüngeren sind die Flecke viel kleiner und in Rücksicht auf die Grundmasse oft in so überwiegender Zahl vorhanden, dass das Gestein mehr ein körniges Ansehen erhält. 2) Im Allgemeinen zeigen beide Porphyre eine rothe Fär- bung, die beim älteren heller, beim jüngeren dunkeler zu sein pflegt, durch verschiedene Nüancen aber mannigfach modificirt wird. Die unzersetzte Grundmasse des älteren erscheint fast immer röthlichgrau, die des jüngeren schmutzigbraun- bis rost- 'roth. In einem solchen Zustande ist das Gestein augenblicklich, selbst in Handstücken, worin die Feldspathausscheidungen etwas grösser werden, was zuweilen vorkommt, vom älteren Porphyr zu unterscheiden. 3) Die Glimmerblättchen befinden sich beim älteren Por- ‚phyr in einem sehr veränderten Zustande, nicht so beim jünge- ren. Derselbe fehlt in manchen jüngeren Porphyren oder ist nur sparsam vorhanden. Diese Diagnose ist im grossen Ganzen durchgreifend, modi- fieirt sich aber wesentlich. Anprae kam, von ihr geleitet, zu- dem Resultate, dass der ältere Porphyr jüngeren Alters sei als der jüngere. Die durchschnittliche Länge der Orthoklas -Krystalle (die anderen. Dimensionen sind dieser proportional) ist im jüngeren Porphyr 2 bis 3 Linien; daneben finden sich in wenigen Ge- steinsabänderungen als Ausnahme einzelne grössere von 3 bis *) a. a. O. 5. 27, 28, 35, 29. i A6 12 Linien Länge (Berge zwischen Wettin und Mücheln, beson-. ' ders am Schlossberge von Wettin, Mühlberg bei Schwärtz und | Gemsenhügel zwischen Niemberg und Schwärtz). Das Gestein vom Gemsenhügel erkennt Herr Anprae als jüngeren Porphyr oder als ein Mittelding zwischen beiden Varietäten,*) weil die Lagerungsverhältnisse sehr klar sind, und das Gestein die cha- rakteristisch dunkele Farbe hat. Nicht so das Gestein 'von Wet- tin und Schwärtz. Dieses hat nämlich nicht die dunkele Grund- masse und die geognostischen Verhältnisse sind verworren; des- ‚ halb führten die grossen Orthoklase Herrn AnpRAE zu dem ' Schlusse, dieses Gestein sei älterer Porphyr, während es Jünge- rer ist. Die Grösse der Einschlüsse ist demnach nicht für sich durchgreifend in der Diagnose; bei diesen immerhin seltenen Zweifeln kommt aber schon die innere Struktur des Orthoklas zu Hülfe. Dieser ist im jüngeren Porphyr frischer, spaltbarer, glänzender, nie augenscheinlich porös und enthält weniger Ein- schlüsse fremder Mineralien. Dazu kommen noch andere Finger- zeige; der ältere Porphyr zeigte bisher niemals Sanidin, der Oli- goklas im jüngern ist häufiger, frischer, manchmal glasig und hat ausgezeichnet deutliche Zwillingsstreifen. 3 Das Mengeverhältniss der Grundmasse zu den Ausschei- dungen und jene selbst bilden das beste petrographische Krite- rium. Der ältere Porphyr hat nur die Grundmasse No. I.,**) der jüngere die beiden andern No. DH. und III. Das Menge- verhältniss ist am besten auf einer ‚geschliffenen Fläche zu beob- achten, ein gewöhnlicher Bruch ist zu höckerig, um dasselbe zu taxiren. Beim ältern Porphyr verhält sich Grundmasse zu den Ausscheidungen etwa wie 1- bis 2; zu 1; die letztern liegen deshalb einzeln oft ziemlich entfernt, besonders wenn sich neben grossen Krystallen wenig kleine einfinden (Sandfelsen). Kleinere Kıystalle sind ganz allgemein, sie überwiegen oft der Zahl, aber nie der Quantität nach gegen die grossen (Neutz). Im jüngeren Porphyr überwiegen die Ausscheidungen stets, die knappe Hälfte des Querbruches nimmt die Grundmasse ein; ja die Ausschei- dungen können so prädominiren, dass die Grundmasse nur stel- lenweise zwischen ihnen sichtbar wird und das Gestein ein gra- nitartiges Ansehen bekommt. Zwischen: beiden Extremen liegen 9.208,07. **) Vergleiche S. 402. 41% manche Vermittler. Das erste Extrem findet sich am westlichen jüngeren Porphyr und am östlichen von Schwärtz, das letztere am östlichen mit Ausnahme des Gesteins von Schwärtz. Dieses Kriterium entscheidet alle Zweifel am Schlossberge von Wettin, dem sogenannten Winkel. Hier findet sich im typischen jüngeren Porphyr das oben genannte Gestein mit einzelnen grossen Orthoklas- Krystallen unter ganz eigenthümli- chen Absonderungs- und Lagerungsverhältnissen. Alle Beob- achter sagten: hier findet sich älterer Porphyr im jüngeren, die Einen in eingeschlossenen Blöcken, die Andern in Gängen, je nachdem sie die Lagerungsverhältnisse auffassten. Ich verglich öfters genau diesen sogenannten älteren Porphyr mit dem dicht daneben brechenden typisch jüngeren und fand in beiden Gestei- nen alle petrographischen Eigenschaften gleich, nur dass im er- steren einzelne Orthoklase eine Grösse bis zu 1 Zoll erreichen. Es unterliegt demnach keinem Zweifel, dass das fragliche Gestein jüngerer Porphyr ist. Das bestätigen auch die Lagerungsver- hältnisse. Das für älteren Porphyr gehaltene Gestein liegt näm- lich in grossen, nach der Tiefe sich oft weit herunterziehenden Massen, die deshalb bald Einschluss- bald Gang-artig erscheinen, im normalen jüngeren Porphyr, oft von diesem durch unregel- mässige Absonderungen getrennt, oft aber, und zwar stets nach der Tiefe, allmälig in diesen verschwindend. Diese Erscheinung wiederholt sich vielfach in den Bergen zwischen Wettin und Mücheln und findet sich am Mühlberge bei Schwärtz. Eine bedeutend dunklere Farbe besitzt in der Regel der Jüngere Porphyr, allein es giebt Ausnahmen, so dass wohl aller dunkelbraunrothe Porphyr jüngerer ist, aber nicht umgekehrt. Die Regel würde ohne Ausnahme sein, wenn die beginnende Verwitterung alle Gesteine gleichmässig gebleicht hätte; so kön- nen aber auch jüngere Porphyre heller sein als ältere. Die Ge- steine von Löbejün, Neutz, Tautzberg, Galgenberg sind dunkeler als die von der Liebecke bei Wettin und den Bergen zwischen Mücheln und Wettin. Die Unterschiede in der Neigung zum Verwittern sind schwer zu constatiren; allerdings zeigt der ältere Porphyr meist einen Zustand weiterer Verwitterung als der westliche jüngere, und dieser als der Östliche, allein wer ‘kann alle der Verwitterung günstigen und ungünstigen Verhältnisse von Sonst und Jetzt Zeits. d. d. geol. Ges. XVI.3. Be 77 418 i übersehen, um aus dem Jetztstande der verwitternden Gesteine die absolute Neigung zum Verwittern zu finden! Das Endresultat der Verwitterung ist bei beiden Varietäten dasselbe, nämlich Porzellanerde, Schutt, Conglomerat, Thone, Quarzmassen, Sande u. s. w. ; Die Trennung des jüngeren Porphyrs in östlichen und west- lichen hat besonders die schon genannten petrographischen Mo- tive, die durch die Ablagerung östlich und westlich vom ETUBsen Plateau des älteren Porphyrs bestärkt werden. Fr. Horrmann bemerkt sehr richtig, dass die beiden Por- pbyr-Varietäten niemals ineinander übergehen;*) sie mögen sich wohl in einzelnen Zügen ähneln, ihre Charaktere werden davon aber nicht tangirt. Das Gestein: vom Tautzberge bei Diemitz ist sekundär, aber noch recht frisch, fest und wenig zum Verwittern geneigt, des- halb von fleischrother Farbe; der Orthoklas ist lichter und von poröser Struktur; Quarz-Krystalle sind häufig, aber nicht so auf- fallend im Ansehen, als Herr E. WoLrr angiebt. Nach ihm be- steht das Gestein aus: 0; Kieselsäure 75,62 39,28 Thonerde . 10.01 4,69 Eisenoxyd. 3,65 1.10 Kalkerde . 0,47 0,13 Kalı 28 >22. 1 D.AE: 2 Natron sh 0,99 Glühverluste 1,10 98,85 | Die Berechnungen und Interpretationen des Herrn WOLFF habe ich neu durchgeführt, da sie auf falschen Voraussetzungen beruhen, nämlich auf alten Mischungsgewichten, *) auf Annahme von Albit statt Oligoklas und von Eisenoxyd als nn Mineral und Bestandtheil der Porphyre. Setzt man das Eisenoxyd in- Oxydul um und bringt man den Glühverlust in Wegfall, so besteht das primäre Gestein aus: "ya. m 10. BE TERS- 02T **) Zu allen Berechnungen in dieser Arbeit bediene ich mich der von RauMmeLsgeag in seiner Mineralchemie gebrauchten Mischungsgewichte. Von den beiden der Kieselsäure habe ich das zu 389 bestimmte, wie RAMMELSBERG, genommen. Die berechneten Sauerstoffmengen (O) sind den Analysen gleich beigefügt. u. Dr 419 Ö. Kieselsäure 77,65 40,33 Thonerde . 10,29 4,82 Eisenoxydul 3,37 0,75 Kalkerde . 0,48 0,14 Kalajscy.4, 24,27 0,72 Natron .u...583,94 - 1,01 100,00 Es verhält sich R: Al -+ Fe: Si= 8,69 :13,65 : 77,65 oder wie 1,01 :3: 21,72, entspricht also in den beiden ersten Glie- dern ziemlich genau dem der Feldspathformel; der Porphyr be- steht also, den Glimmergehalt unbeachtet, aus: Orthoklas 30,90 *) -Oligoklas 31,55 Quarz 37,95 100,00 Der Sauerstoffquotient OÖ ist gleich 0,184 und das Gestein hat also ganz nahe die Zusammensetzung des Normaltrachytes von Bunxsen.**) Falls die Trennung der Alkalien genau sein sollte, wäre ebensoviel Oligoklas als Orthoklas im Gestein; da man aber nur wenig Oligoklas-Einschlüsse im Gestein sieht, müsste die Grund- masse vorherrschend Oligoklas enthalten, was aber vom Mikro- skope, soweit man sehen kann, nicht bestätigt wird. Da die hie- sigen Porphyre ferner gleiche Zusammensetzung wie ihre Grund- massen zeigen, muss sich dasselbe Mengeverhältniss von Oligo- ‘*) Indem ich von der Voraussetzung ausgehe, dass der Orthoklas nur Kali, der Oligoklas nur Natron enthält, berechne ich im Folgenden die absoluten Mengen dieser Mineralien in den Gesteinen. Diese Voraus- setzung nehme ich .nicht deshalb allein an, um die Berechnung anstellen zu können, nein, ich bin vollständig von dieser Wahrheit überzeugt; ich halte alle Orthoklase, welche Natron enthalten, für verunreinigt durch Oligoklas, welcher mit dem Orthoklas willkürlich oder nach’den Zwillings- gesetzen des Perthit verwachsen ist; und alle Oligoklase mit Kaligehalt ‘für unrein durch Orthoklasverwachsungen, die man bei allen Orthoklasen und Oligoklasen in fast allen Gesteinen schon beobachtet hat, und die bei den hiesigen one wie gesagt, eine sehr gewöhnliche Erschei- nung sind. *#) Dasselbe Resultat erhielten KırruLr und Trisorer von andern verschiedenen, quarzführenden Porphyren. Annalen der Chem. u. Pharm. neue Reihe, Bd. il, 1899, S. 827. und Naumasn a. a. O. Ba.1. S. 598. Zar ee \ klas und Orthoklas in der Grundmasse wie in den Ausscheidungen ‚| finden. Aus diesen Gründen scheint in der Gesteinsanalyse die |) Trennung der Alkalien nicht genau zu sein. | Das Sauerstoffverhältniss von R:R=1,01:3 zeigt sehr | deutlich, dass das untersuchte Gestein ein sehr frisches ist, es | scheint nur etwas Eisenoxyd durch Verwitterung schon verloren | zu haben, weil es gegen die Formel etwas zu viel Monoxyde enthält; eine weitere Zersetzung der Feldspathe zu Kaolin u.s.w. | hat demnach ganz sicher noch nicht stattgefunden, sonst müsste N der Sauerstoffeoefficient von R grösser sein; das ist sehr wichtig, denn es bestätigt chemisch meine Behauptung, dass die poröse u Struktur des Orthoklas im älteren Porphyr nieht Produkt einer | Zersetzung des Orthoklas ist. *) Das specifische Gewicht bei 19 Grad C. beträgt nach WoLFF | 2,594. | Ein ganz ähnliches Gestein ist der in grossen Sräiikrteben | nordwestlich vor Löbejün aufgeschlossene ältere Porphyr, aus dem bis nach Berlin Werkstücke und Trottoirplatten kommen. Am oberen Steinbruchstosse ist der Porphyr gebleicht, im eigent- lichen Bruch aber frisch und fest. Aus der dunkelfleischrothen | Grundmasse stechen die etwas helleren, wenig porösen Orthoklas- Krystalle nicht sehr ab in der Farbe, wohl aber durch ihren leb- haften Glanz. Die Quarz-Krystalle brechen leicht aus der Grund- masse heraus; Glimmer in einzelnen Blättchen ist häufiger als im Porphyr vom Tautz. Durch Anreicherung von Eisenoxyd an einzelnen Stellen hat die Grundmasse ein geflecktes Ansehen. Die Poren, Sprünge und Drusen im Gestein sind mit zierlichen Quarz-Kryställchen bewandet, manche auch ganz mit Flussspath erfüllt. Von diesem Gesteine hat Fuss eine Analyse gegeben. **) Der 1,5 pCt. hohe Wassergehalt des Gesteins deutet auf eine Hydratbildung im Porphyr, das zeigen auch die kleinen Kaolin- Partikelchen in den Poren und Sprüngen des Gesteins, der etwas verwitterte Glimmer, die sekundären Quarze und Flussspathaus- füllungen in den Poren und vor Allem ein Ueberschuss an Thon- erde gegen die Feldspathformel. Das sekundäre Gestein besteht nach der A aus: *%) Vergleiche S. 382 ff. **) Roru, Gesteinsanalysen S. 6 No. 5. N } 421 Kieselsäure . 75,56 Thonerde . . 9,86 Eisenoxyd . . 5,09 Kalkerde . . 0,81 Kali % 3 Natron N Kr Glühverlust . 1,50 100,40 Das primäre Gestein bestand demnach aus: Kieselsäure . 76,79 Thonerde . . 10,03 Eisenoxydul . 4,65 Kalkerde_ . . 0,82 Kali Natron \ 84 100,00 Es hat nahe dieselbe Zusammensetzung wie das Gestein vom Tautzberge. a Eine genaue Interpretation des Gesteins ist nicht möglich, weil die Alkalien nicht für sich bestimmt sind. Nimmt man bei der Aehnlichkeit beider Gesteine das unsichere Verhältniss von Kali zu Natron wie im Gestein von Tautzberg an, so ist das Sauerstoffverhältniss von R:R: Si ist gleich 1; 4 :3,09.: 21,45; 5 zZ 3 190 Si des Du. bei 18,5 Grad C. habe ich im Hykueffie: zu 2,6087 bestimmt. Aehnlich nur lebhafter roth und dunkeler ist der Doxphi vom Galgenberg bei Halle, in dem für diese Stadt grosse Stein- brüche für Pflaster- und Mauersteine betrieben werden. Das feste Gestein widersteht gut der Verwitterung, nur am Südabhange, am sogenannten Weinberg, tritt die Verwitterung zu Quarzpor- phyr und Porzellanerde deutlich hervor. Die Grundmasse ist sehr fein porös, man würde diese Poren gar nicht sehen, wären sie nicht mit weissem Quarz, Kalkspath and Kaolin erfüllt. In der faden, gräulichrothen, dichten, manchmal fleckig ge- färbten Grundmasse des Porphyrs von Brachwitz an beiden Saal- ufern liegen sehr zahlreiche kleine und grosse, poröse, oft hohle Orthoklas-Krystalle, in denen sich meist Ansammelungen von der Sauerstoffquotient Das specifische Gewicht 2 Chlorit befinden; der häufige Oligoklas ist meist mit dem Ortho- klas verwachsen ; Glimmer ist nur stellenweis häufig, aber stets verwittert, wie überhaupt das Gestein sehr zur Verwitterung ge- neigt ist, was die mächtigen Porzellanerdelager zwischen Neu- ragodzy und Dölau am schlagendsten beweisen. | Der Porphyr im Goldbachthale bei Gömritz ist diesem sehr ähnlich, nur fester und weniger verwittert. Beim Dorfe Göm- ritz enthält er in dem Orthoklas keinen Chlorit, wohl aber westlich an der Grenze mit dem Grandgestein. Die Orthoklas-Krystalle wittern an manchen Stellen heraus und sind im Schuttlande auf- ” zulesen. Der Porphyr vom Mühlberge, südwestlich vom Dorfe Neutz, besitzt in der chamoisrothen Grundmasse die oben beschrie- bene Kokarden-Struktur; in ihr liegen neben zahlreichen Quarz-Kry- stallen viele grosse und kleine bimsteinartige gelbliche Orthoklas- Krystalle. Die Porenwände sind mit Eisenocker, selten mit etwas Chlorit überzogen. Auffallend ist das Gestein durch den grossen Mangel an Oligoklas-Ausscheidungen, die aber deutliche Zwil- lingsstreifung zeigen. Alle Kuppen dieses Gesteins sind mit einem mürben ockergelben Schutte bedeckt, in dem lose Orthoklas-Kry- stalle-liegen, da die Grundmasse leichter verwittert. Das speci- fische Gewicht des Pulvers fand ich bei 185 Grad C. sehr hoch, nämlich 2,6337. Zwischen diesem an Oligoklas-Krystallen armen und dem daran normal reichen Porphyr von Löbejün (S. 420 u. folg.) findet sich in grossen Steinbrüchen nördlich von der Zuckerfabrik vom Dorfe Merbitz, am Wege vom sogenannten Sattel auf der Magdeburg- Leipziger Chaussee nach Löbejün, ein älterer Porphyr, der durch seinen Reichthum an Oligoklas-Krystallen und sein Hervortreten der Ausscheidungen gegen die Grundmasse auffallen muss. In einer gut krystallinischen, lichtrothen, frischen Grundmasse liegen meist grosse, rothe, mehr cavernöse als poröse Orthoklas-Krystalle und die zahlreichen, grösseren oder kleineren gelbgrünlichen, schlecht ausgebildeten Oligoklas- Ausscheidungen. Diese, aber auch alle übrigen, Gemengtheile des Porphyrs sind mit einem dunkellauchgrünen, verwitterten, oft erdigen Glimmer erfüllt, der dem Gestein ein schwarzscheckiges Aussehen giebt. Das Gewicht des Pulvers bestimmte ich bei 18% Grad C. zu 2,6168. Diesem Gesteine ähnlich sind die älteren Porphyre von Hohenthurm, den Spitz- oder Spiessbergen und von Landsberg östlich von 423 .“ Halle; nur ist die Grundmasse. dichter, der Orthoklas weniger porös und wird der Glimmer durch Chlorit vertreten. In vielen Beziehungen interessant ist der in grossen Stein- brüchen aufgeschlossene ältere Porphyr an den Ufern der Saale am sogenannten Sandfelsen unter dem Lehmannschen Garten nördlich vor Halle. Leidlich frisches Gestein findet sich nur in den untersten Steinbruchstrossen, nach dem Ausgehenden zeigt es die schön- sten Uebergänge in Porzellanerde und Quarzporphyr. Das fri- scheste Gestein hat eine ziemlich körnige, splitterige, graubläu- lichrothe Grundmasse, die auf stattgehabte grosse Bleichung des Gesteins deutet. Die noch frisch rothen Orthoklase sind theil- weise ziemlich homogen, meist aber arg porös. Der mattgelbe Oligoklas ist reichlich im Gestein und umschliesst wie der Or- thoklas Glimmer, der in Rotheisenstein-haltigen Kaolin umgewan- delt ist. Der Quarz giebt viel Anlass zu Betrachtungen; denn seine räumliche Vertheilung im Gestein ist eine äusserst unregel- mässige, der Porphyr enthält nämlich manchmal sehr wenige Ausscheidungen, manchmal ist er ganz damit erfüllt. Hierin liegt der Grund, dass die Analyse dieses Porphyrs von E. WOLFF so wenig Quarz nachweist, während man oft im Steinbruche über die Menge desselben erstaunt ist. WOLFF hat nämlich leider zur Analyse ein sehr quarzarmes Stück Gestein gewählt, statt eines mit mittlerem Quarzgehalt, deshalb entzieht sich diese Ana- lyse dem Vergleiehe mit denen anderer Gesteine. Wegen des wechselnden Quarzgehalts muss man eine Wanderung der Quarz- ausscheidungen in dem flüssigen Magma annehmen, da an eine so ungleichmässige Zusammensetzung des flüssigen Porphyrs an ver- schiedenen Stellen kaum gedacht werden kann. Die Vertheilung des Quarzes im Gestein ist durchaus willkürlich. Einiges Interesse erhält auch dieses Gestein durch viele Mineralausscheidungen in Drusen, Höhlen, Sprüngen u.s. w.*) Das jetzige, sekundäre Gestein, so frisch es zu erhalten ist, besteht nach Herrn E. WoLrr aus: *) Vergleiche $. 445 ff. . 424 Kieselsäure . 70,85 Thonerde . 14,12 Bisenoxyd. ... 2,72 Kalkerde . . 1,62 Rah 0... 3.98 Nauron © . . 5.25 Glühverlust . 0,65 98,76, das interpretirte primäre dagegen aus: 0. Kieselerde . 72,42 37,62 Thonerde . 14,43 6,76 f Eisenoxydul 2,50 0,51 Kalkerde . 1,66 0,47 Kal... 2.3.69 1,38 2,47 Natron . . 5,34 0,62 J. Pi 100,00 Das Sauerstoffverhältniss von R:R:Si= 1: 2,96 : 15,23; um dem Formelverhältniss der Feldspathe zu entsprechen, fehlt Thonerde oder Eisenoxydul, da das Gestein eine Entfernung von Eisenoxyd durch Bleichung schon im Ansehen nachweist, sicher letzteres. Das geforderte Sauerstoffverhältniss von 1:3 wird hergestellt, sobald man im Gestein 3,22 pCt. Eisenoxyd oder 3 pCt. Eisenoxydul statt 2,72 resp. 2,50 pCt. annimmt. Bei dieser Annahme enthält das Gestein genau soviel Eisenoxyd als das ungebleichte vom Tautzberge; sie ist also nicht unnatürlich Der Sauerstoffquotient O ist 0,259. Das quarzarme Gestein vom Sandfelsen besteht aus: Orthoklas 30,15 Oligoklas 45,20 Quarz 24,65 100,00, dasselbe Gestein mit normalem Quarzgehalt aber aus: Orthoklas 23,36 Oligoklas 43,43 Quarz 33,21 100,00 *) *) Vergleiche S. 444, 425 . Das specifische Gewicht des analysirten Gesteins wurde von Worrr bei 19 Grad C. auf 2,643 bestimmt, also bedeutend (0,049) höher als das des Tautzberger Gesteins. Den Grund dieser Beobachtung sucht Herr WoLFF in dem geringeren Quarz- gehalte. Bei den specifischen Gewichten des Quarz := 2,65, des Oligoklas = 2,66, des Orthoklas = 2,56. nimmt aber das Ge- wicht der Porphyre mit dem grösseren Gehalte an Quarz und Oligoklas gegen Orthoklas zu und umgekehrt ab. Eine Ab- nahme von Quarz veranlasst demnach so gut wie keine Zunahme des specifischen Gewichts, sondern sogar eine Abnahme dessel- ben, wenn an seine Stelle Orthoklas tritt. Im Porphyr vom Tautzberge und Sandfelsen sind die Orthoklas-Mengen ziemlich gleich (30,90 : 30,15), dagegen wird im Sandfelsen- Gestein ein Theil des Quarzes durch Oligoklas vertreten, das Gestein vom Sandfelsen müsste demnach so gut wie dasselbe, aber eher ein höheres, specifisches Gewicht haben als das Gestein vom Tautz- berg. Die beobachteten Unterschiede in den Gewichten können also nicht in der Quarz-Menge begründet sein, sondern eher in einer fehlerhaften Bestimmung. Hieraus erhellt, wie unsicher es ist, bei einem Gemenggesteine von Quarz, Orthoklas und Oligo- klas aus dem speeifischen Gewichte einen Schluss auf die quan- titative Zusammensetzung ziehen zu wollen, welchen Herr Nav- MANN vorschlägt.*) Das specifische Gewicht des normalen Por- phyrs vom Sandfelsen habe ich in Pulverform bei 185 Grad C. zu 2,6233 bestimmt. Der jüngere Porphyr vom Mühlberge und-Gemsenhügel bei Schwärtz ist derselbe, denn letzterer hat die grösste Aehnlich- keit mit der rothen Gesteinsabänderung vom Mühlberge; grüner ‚Porphyr ist am Gemsenhügel allerdings wegen Mangels an Stein- brüchen unbekannt. Den schon oft im Verlauf dieser Arbeit zur Untersuchung gezogenen primären grünen-Porphyr vom Mühlberge bei Schwärtz mit seiner dunkelgraugrünen Grundmasse No. IlI.**), mit seinen farblosen durchsichtigen Sanidin- und den theils matten grünlich- weissen, theils noch glasigen Oligoklas- Krystallen, mit seinen schön geformten sich leicht herauslösenden Quarz- und seinem nie fehlenden, aber seltenen und durch Hornblende (Augit) ver- ar a. Or Bd. 4.78.3595. **) Vergleiche S. 4093. 426 tretenen Glimmer-Krystallen habe ich in seinen Uebergängen zu der rothen Gesteinsabänderung oben beschrieben; das Endre- sultat der Uebergänge ist ein frischer, fester, lebhaft rother, se- kundärer Porphyr mit pfirsichblüthrothem Orthoklas in oft sehr grossen Krystallen, weshalb ihn Herr AnpaaAE für einen Stock oder Gang älteren Porphyrs im grünen jüngeren Porphyr anse- hen zu müssen glaubt, und mit hellröthlichgelbem frischem Oli- goklas neben Glimmer und Hornblende (Augit?). Die frischesten Stücke des primären Gesteins analysirte ich ‚im chemischen Laboratorium der Universität Heidelberg unter Leitung des Herrn Bunsen, also genau nach dessen Methode. Um bei dem grobporphyrischen Gefüge des Gesteins eine mög- lichst richtige Durchschnittszusammensetzung zu erhalten, zer- malmte ich ein ganzes Handstück. Die quantitative Analyse ergab: Kieselsäure . 72,241 Thonerde . . 13,635 Eisenoxydul . 3,055 Manganoxydul 0,129 Kalkerde . . 0,946 Magnesia . . 0,661 Darykı - (nr. Snus Phosphorsäure Spur Kal? .. .... 7 32038 Natron, ., .m23a Litkion.. * , Spur Titansäure. . Spur Feuchtigkeit . 0,209 Glühverlust . 1,049 100,117 Ei; Neben dem Eisenoxydul enthält das Gestein nur unwesent- liche Mengen Eisenoxyd, die ich im Obigen ebenfalls als Oxydul berechnet habe. Die Spuren von Baryt und Lithion wurden im Spectralapparate bestimmt, die Spectra des ersteren waren sehr schwach, die des letzteren sehr intensiv. Der Feuchtigkeitsge- halt ist das bis zu 100 Grad Erhitzung fortgehende Wasser; der Glühverlust ist das über 100 Grad Erhitzung erst verflüchtbare, neben Spuren organischer Stoffe (Salmiak) und höchstens Spuren . I 427 von Kohlensäure. Mit Ausschluss des Feuchtigkeitsgehaltes und des Glühverlustes besteht das Gestein in Procent berechnet aus: Ö. Kieselsäure- . 73,075 37,962 Thonerde . . 13,792 6,464 Eisenoxydul . 3,090 0,686 Manganoxydul 0,130 0,029 Kalkerde . . 0,957 0,273 Magnesia . . 0,669 0,263 Be ae, NIS 0,900 I ee N ler 0,771 100,000 Das Sauerstoffverhältniss von R: R — Fe: Si ist also 2.2.4839 :46.932 oder 0,940 :3 : 15,927; rechnet man wie frü- her das Fe zu den Monoxyden, so erhält man das für ein fri- sches Gestein abnorme Sauerstoffverhältniss 1 :2,208 : 12,89 oder 1,358 :3 : 17,61. Der Sauerstoffquotient beträgt in beiden Fäl- len 0,2475. - Der von mir analysirte und in den Ergebnissen dieser Ana- lyse schon mitgetheilte Oligoklas dieses Gesteins enthält weder Spuren von Baryt noch von Lithion; diese beiden Körper müssen also dem Orthoklas allein zukommen. Berechnet man alles Na- tron in dem Gesteine nach der Oligoklas- Analyse zu Oligoklas, so erhälten die übrigbleibenden Basen genau das Sauerstoffver- hältniss des Orthoklas, das Gestein besteht mithin ganz sicher aus Oligoklas 30,346 Sanidin 42,788 Quarz 26,866. Da ich die grösste Sorgfalt auf die Trennung der Alkalien gelegt habe, bin ich chemisch wie physikalisch zu demselben Resultate gelangt, dass der Orthoklas den Oligoklas an Menge sehr übertrifft. Da die andern Gesteine physikalisch dasselbe zeigen, die chemischen Analysen des Herrn Wourr aber zum gegentheiligen Resultate gelangen, dürfte dieser Widerspruch nur dadurch gelöst werden, dass man den alten Trennungsmethoden von Kali und Natron bei diesen Analysen nicht allzu grossen Werth beilegt. Von demselben Gesteine analysirte ich auch ganz rein unter der Lupe herausgelesene Grundmasse mit folgender Zusammensetzung: 428 1. Ergebniss der Analyse. 2. Procentige Zusammensetzung nach Aussehlunh des Wassers. 3. Sauerstoffmengen. 1: 2, 3. Kieselsäure 74,409 74,038 38,461 Thonerde . 13,388 13322 6,244 Eisenoxydul 3,082 3,066 0,681 Manganoxydul 0,297 0,295 0.067 Kalkerde . 1,380 1,373 0,392 Magnesia . 0501 ° 0,498 0,199 Kalı ul AST 4,156 0,706 Natron . . 3,267 3,252 0,839 Feuchtigkeit 0,144 Glühverlust 0,934 101,548 100,000 Spuren von Baryt, Lithion, Titan- und Phosphorsäure fan- den sich auch in der Grundmasse. Das Sauerstoffverhältniss von R:R _ Fe: Si ist 1 : 3,143 : 17,457 oder 0,954: 3 : 16,662, von R:R:Si=1: 2,165 : 13,339. = 1,385. : 3:418.479, Der Sauer stoffquotient ist 0,2373. Die Zusammensetzung der Grundmasse weicht so wenig von der des Gesammtgesteins ab, dass man beide füglich gleich zu- sammengesetzt nennen kann. Der. Thonerdegehalt der Grund- masse gegen die Monoxyde ist "geringer, d. h. die Feldspathe derselben sind noch frischer als die der Ausscheidungen ; die Ver- witterung des Gesteins beginnt, wie man auch mit dem Auge beobachten kann, in den Ausscheidungen zuerst. Ferner ist das Verhältniss von Natron zu Kali etwas grösser in der Grund- masse, d. h. in ihr befindet sich etwas mehr Oligoklas als Ortho- klas denn in den Ausscheidungen, weshalb in der Grundmasse auch mehr Kalkerde vorhanden ist als in dem Gesammtgestein. Die Grundmasse besteht deshalb aus: | Quarz 29,196 Oligoklas 33,023 Orthoklas 37,781 Die Grundmasse ist mithin etwas reicher an Oligoklas und deshalb auch an Quarz, aber ärmer an Orthoklas-als das Ge- sammtgestein. Das specifische Gewicht des grünen Porphyrs von Schwärtz bestimmte ich in Stücken bei 15 Grad C. zu 2.6270, in ausgekochtem Pulver bei 174 Grad C. zu 2,5829, in unaus- 429 gekochtem Pulver bei 19 Grad C. zu 2,5188; das des rothen Porphyrs von Schwärtz zu 2,6009 in Pulver bei 17 Grad C.; das des graurothen Uebergangsgesteins im Pulver bei 18 Grad C. zu 2,6465, in Stücken bei 16 Grad Ü. zu 2,6324. An dieses Gestein schliesst sich der jüngere Porphyr, wel- cher den hohen Petersberg. bildet und sich in Höhenzügen und einzelnen Kuppen über Drobitz, Kütten, Brachstedt nach Niem- berg zieht und nordwestlich vom letzten Dorfe den durch Stein- brüche aufgeschlossenen Kirschberg bildet. Die Grundmasse dieser Abänderung ist genau dieselbe wie die rothe von Schwärtz, vielleicht etwas dunkeler und weniger lebhaft. Die Feldspathe sind ebenso frisch und glänzend, aber _ grauer und fader in der Farbe; einzelne Orthoklase sind im In- nern noch Sanidin. Glimmer ist eben so selten, viel seltener aber das augitische Mineral. Der wesentliche Unterschied von dem Gesteine von Schwärtz liegt in der Grösse der Krystalle, [die Feldspathe sind selten grösser als eine Quadratlinie], und in deren überwiegender Menge gegen die Grundmasse, (die häufig ‚zwischen vielen Ausscheidungen fehlt,) und in dem Fehlen eines noch primären Gesteins. Wegen der fast fehlenden Neigung zum Verwittern ist dieser Porphyr ein sehr beliebter Pflasterstein, der in vielen Steinbrüchen am Abhang des breitfussigen Petersberges gebrochen wird. Das Gestein aus den verschiedenen Brüchen hat ein etwas abweichendes Aussehen, wenn man die Handstücke nebeneinander hält, doch sind diese Abweichungen nur für das Auge, nicht für die Sprache gross genug. Kleine Modulationen findet man ja in fast allen Gesteinsblöcken oder Handstücken. So zeigt das Gestein im Steinbruch gleich unter der Kirche am Südabhange des Berges eine weniger dichte, feinkörnige Grund- masse, einen grösseren Gehalt an Hornblende (Augit?) und eine sichtbare Bleichung. Das Gestein vom Petersberge scheint theil- weise Oligoklas-ärmer zu sein als das von Niemberg. Das spe- cifische Gewicht des Gesteins vom nordwestlichen Abhange des Petersberges bestimmte ich im Pulver bei 17 Grad C. zu 2,6066; das vom Kirschberge bei Schwärtz bei 19 Grad C. zu 2,5565. Fast auf der Spitze des Petersberges steht am Wege vom Gasthause nach der Kirche, östlich unterhalb derselben in wollsack- ähnlichen Felsblöken der Flammenporphyr an. Wegen der Weg- anlage sind viele Blöcke zersprengt worden, und an diesen Quer- brüchen beobachtet man gut die Flammenerscheinung. Jeder 430 Querbruch sieht aus, als ob auf ein helleres Gestein grosse ver- zweigte Blutlachen gespritzt wären. Diese Flammenstruktur ist durch theilweise und regellose Imprägnation des Gesteins mit einem dunkelfärbenden Pigment entstanden. Die Grenze der roth gefärbten Theile ist scharf abgeschnitten, nie verflösst, oft geht sie sogar durch einen Orthoklas-Krystall. Da die dun- kelen Flecken eckig sind, bekommt das Gestein ein breceienarti- ges Aussehen. Handstücke, an denen man deutlich die Flam- menerscheinung sieht, sind leicht zu schlagen. Die Erscheinung für ein Produkt der Verwitterung (Bleichung) ansehen zu wollen, ist undenkbar; man müsste in diesem Falle annehmen, das Ge- stein sei früher ganz roth gewesen und die helleren Theile seien die gebleichten; dann könnten aber die Grenzen nicht so scharf sein, sondern müssten sich verflössen; auch müsste das hellere Gestein mehr Spuren der Verwitterung zeigen, was nicht der Fall ist, denn es enthält noch vielfach Sanidin. Auffallend ist die geringe Zähigkeit besonders des rothen Theiles; unter Ham- merschlägen zerbröckelt es in Grus, weil das dunkele Gestein voller Sprünge ist, die flaserige Lamellen von Gesteinsmasse ab- sondern, auf deren Oberfläche das Pigment angehäuft ist. Das hellere Gestein hat im Gefüge mehr Aehnlichkeit mit dem Por- _phyr von Niemberg als mit dem normalen des Petersberges. Der Oligoklas ist frisch, gelblichroth, oft auch grünlich und glasig; der Orthoklas ist ganz oder theilweise Sanidin; Quarz-Krystalle sind klein und selten; der Glimmer schwarz und glänzend. Mit Ausnahme der Farbe passt diese Diagnose für den rothen Theil des Gesteins auch. Die Grundmasse dieses Theiles hat die Farbe des alten geronnenen Blutes; wegen der vielen Sprünge sieht man die Grundmasse selten im Querbruche. Der rauchbraune bis pyroprothe Quarz fällt wegen der Zerklüftung leicht heraus. Oligoklas ist schwer zu sehen, weil er wie die Grundmasse we- gen der dunkelen Farbe aussieht. Der Kalifeldspath ist stets ganz fiischer,- lebhaft glänzender, pyroprother Sanidin, auf den ich gleich eingehender zu sprechen komme. Digerirt man das rothe Gestein lange in eöncentrirter Salzsäure, so entfärbt es sich so, dass es vom helleren nicht mehr zu unterscheiden ist. Es I unterliegt demnach keinem Zweifel, dass die Flammenerscheinung des Porphyrs nur in einer verschiedenen Färbung des Gesammt- gesteins besteht. Der ausgezogene Farbestoff erweist vor dem Löthrohre sich nur als Eisenoxyd mit Spuren von Chromoxyd 431 (durchaus keine Spur von Manganoxyd war zu entdecken). Der Farbestoff ist also derselbe wie in jedem anderen Porphyre, der auch Spuren von Chromoxyd enthalten muss; nur die quantitative und qualitative Vertheilung desselben im Flammenporphyr ist eine eigenthümliche. | Die Fig. 3 und 4 auf Taf. XIV. sind das Bild eines 1,0 bis 2,5 Mm. grossen Splitters des pyroprothen Sanidin bei 600 facher Vergrösserung in einem Maassstabe von 250: 1 gezeichnet, Der Splitter wird durch zwei Spaltungsflächen parallel der Krystall- fläche P gebildet, die bei der Zeichnung in die Papierebene fal- len. Die Spaltungsrichtung parallel M. zeigt sich in den Sprün- gen A, die undeutliche parallel Z in den Sprüngen CD, von der nur die linken vorhanden sind. Ausser diesen krystallini- schen Sprüngen, oder besser gesagt, Spalten, sieht man noch manche regellose. Die mikroskopisch kleinen leeren Blasen sieht man,in diesem Sanidin ausgezeichnet deutlich, da sie mit rothem Farbestoff erfüllt sind. Sie sind meist sehr klein, werden aber bis - Mm. gross, Die Sanidinmasse selbst ist vollständig farblos, denn nur auf ‘ihren Spaltungsklüften,- Sprüngen und in ihren Blasen, die fast ausschliesslich in einer Ebene parallel ? liegen und von den Spaltungsklüften halbirt werden, liegt das pyrop- bis blutrothe Eisenpigment, was dem Sanidin bei blossem Auge den Eindruck einer homogen rothen Masse giebt, wie die dünne Haut von Kupferoxydul dem rothen Ueberfangglas. Bringt man genau in den Beobachtungspunkt des Mikroskopes eine Spaltungs- ebene parallel ?, so sieht man das Bild der Blasen und Sprünge in dieser Ebene, wie ich es in Fig. 3 Taf. XIV. dargestellt habe. Ausser dieser scharfen und bestimmten Zeichnung schimmert verwaschen und in helleren Farben eine andere #GH durch, sie ist das Bild einer gleichen aber tiefer liegenden Spaltungskluft. Hebt man mittelst der Mikrometerschraube das Objectivtischchen langsam, so verschwimmt allmälig das erste Bild, das tiefer lie- gende Nebelbild wird deutlicher; bei —— Mm. Hebung liegt die zweite Spaltungskluft im Beobachtungspunkte und zeigt ihr schar- fes Bild Fig. 4, in dem die Zeichnung des ersten Bildes die Farben des zweiten an den Deckungsstellen verdunkelt. An den Stellen, wo man den Sanidin farblos sieht, liegt kein Bild einer anderen tiefer oder höher liegenden Spalte. Hieraus ergiebt sich, dass der Farbestoff nur auf den Spaltungsebenen in den Spalten liegt, nicht im Sanidin selber. Das wird noch sichtlicher, wenn 432 ‘man den Sanidinsplitter unter dem Mikroskope auf die hohe Kante stellt, d. h. so, dass die Spaltungsrichtung ? senkrecht _ steht, also in der Achse des Mikroskopes. So erscheint der Sa- nidin völlig farblos, nur feine parallele dunkele Streifen bändern ihn parallel der Richtung von P, diese Streifen entsprechen im Raume dünnen Lagen von Eisenoxyd in den Spaltenräumen, nur selten zieht sich von den Spaltungsklüften 2° das Pigment durch den Sanidin in die andern mit ? communiecirenden Spaltungsklüfte. Alle mit Roth gefüllten Bläschen sind also durch die Spalte ‚zerschnittene Blasen, die von der Spalte aus mit Eisenoxyd ge- füllt sind. Die Dicke oder der Durchmesser der Blasen bedingt die Intensität der Farbe, denn je mehr Eisenoxyd die Blasen fassen konnten, um so dunkler muss die Farbe sein. So ist oft eine Blase an einer Seite hell, an der andern dunkel gefärbt, wahrscheinlich weil sie an jener dünn, an dieser dick ist. Wie der Sanidin sind auch wahrscheinlich die übrigen Be- standtheile des Gesteins gefärbt, das Mikroskop liefert bei so un- durchsichtigen Massen keinen Aufschluss. Das Eisenoxyd muss ungemein fein vertheilt sein, denn es löst sich bei 600facher Vergrösserung noch nicht in einzelne Krystallschüppchen auf, aus denen es doch sicher bestehen muss, da bisher amorphes Eisenoxyd unbekannt ist. Man kann wohl nicht zweifeln, dass sich das Eisenoxyd in dem Flammenporphyr ebenfalls aus dem kieselsauren Eisenoxydul des Gesteins gebildet hat, welches in grösserer Menge in Flammenporphyr als in den andern Porphyren vorhanden war. Das Eisenoxyd der ganzen Feldspathmasse concentrirte sich in den Sprüngen und den mit diesen verbundenen Bläschen, wurde also theilweise hineingeführt. Da im Flammenporphyr der Sanidin roth gefärbt ist, muss in den Porphyren der Umsatz der Eisensalze vor dem Umsatz des Sanidin in Orthoklas erfolgen. Weil der Orthoklas der gewöhn- lichen Porphyre wegen der Undurchsichtigkeit oder schwachen Durchscheinenheit keine scharfe mikroskopische Untersuchung gestattet, muss man sich an dem Schlusse genügen lassen, dass die Färbung desselben analog mit der des Sanidin im Flammen- porphyr erfolgt ist. Immerhin behält der Flammenporphyr noch viele Räthsel. Na So mannigfaltige Gesteinsabänderungen wie der ältere und östliche jüngere Porphyr finden sich nicht beim westlichen jün- geren Porphyr zwischen Giebichenstein und Schweizerling bei - 433 : Wettin. Das Gestein bleibt sich auf dieser grossen Erstreckung ‚ziemlich gleich, es schwankt wohl in der Farbe, Frische und Menge der verschiedenen Gemengtheile, aber zu eigentlichen, d. h. individuellen Abänderungen, die mit Bestimmtheit aus einem Handstück den Fundpunkt erkennen lassen, fehlt jeder Anhalt. Der Grund hiervon liegt meist in der gleichen Natur der Ge- steine, theilweise aber auch in der meist vorgeschrittenen Ver- witterung derselben, deren Ziel es ist, alle petrographischen Un- terschiede zu verwischen. . Am frischesten und daher individuellsten ist das (Gestein nördlich von Wettin im Steinbruche an der sogenannten Lieb- ecke, weshalb ich es zum Typus für die-Grundmasse No, II. gemacht habe.*) Das grobsplitterige zähe Gestein widersteht ziemlich gut der Verwitterung und dient zum Bau- und Wege- material. In der nicht zu sehr zurücktretenden Grundmaässe von graulichrother Farbe liegen viele frische, fleischfarbige Orthoklase und oft grössere Oligoklase von gelbgrüner Farbe, mattem aber frischem Glanze, schwarzer Glimmer in Krystallen und Schuppen und kleine Krystalle von Hornblende (Augit?). Die häufigen oft grossen Drusen im Gestein sind mit Quarz, Kalkspath, Braun- eisenstein u.s. w. bewandet. Alle Absonderungsflächen sind mit Eisenocker überzogen; manche Gesteinsbänke sogar so mit Braun- eisenstein imprägnirt, dass sie eine dunkelbraune bis schwarze Farbe erhalten. Das specifische Gewicht des Pulvers beträgt : bei 17 Grad C.- 2,6272. Im Porphyr zwischen dem Schlossberge von Wettin und dem Dörfchen Mücheln sind gute Aufschlüsse in Steinbrüchen nicht vorhanden, denn die vielen kleinen Brüche an der Saale werden zu sporadisch betrieben, um das Gestein wirklich aufzu- schliessen. Die Grundmasse dieses Porphyrs ist der von der Liebecke sehr ähnlich, nur heller und bläulicher; viele schmutzig- braunroth gefärbte Sprünge durch das ganze Gestein modificiren im Grossen sehr die genannte Farbe. Die lebhaft fleischrothen Orthoklase sind ziemlich frisch, aber ebenfalls durch Sprünge sehr bröcklich. Die zurücktretenden Oligoklase sind gelblich von Farbe oder auch grün durch Chlorit. Ausserdem enthält das Gestein sparsam schwarzen matten Glimmer und das augitische Mineral in einzelnen Nadeln. Die vielen theils grossen theils *) Vergleiche :S. 403. Zeits, d. d. geol. Ges. XV1.3. 28- 434 kleinen Drusen im Gestein sind stets mit oft recht grossen Quarz- und Amethyst-Krystallen ausgekleidet, auf denen andere Minera- lien sitzen. Wäre das Gestein nicht so zersprungen und bröck- lich, es würde sehr fest und zähe sein. Das Verhältniss der Grundmasse zu den Ausscheidungen und die Grösse der letzteren ist ausserordentlich mannigfaltig; oft gleicht das Gestein beinahe einem Granite, oft in unmittelbarer Nachbarschaft dem älteren Porphyr. In diesem Punkte verweise ich auf $. 416. Constant in allen diesen Modifikationen bleibt die Farbe und die allge- ' meine Charakteristik. Von diesem Porphyr haben wir eine halbe A von Herrn Hocnmur# *), halb wegen der nicht ein Mal summari- schen Bestimmung der Alkalien. Eine solche Analyse hat nur sehr geringen Werth, doch lassen sich aus ihr immer noch einige wichtige Schlüsse ziehen. Die Analyse bestimmte: Kieselsäure 75,82 Thonerde 8,73 (?) Eisenoxyd 3565 Kalkerde Spur‘ Magnesia 1,45 Glühverlust 1,11. Das, Gestein hat also denselben Gehalt an Kieselsäure als die übrigen analysirten hallischen Porphyre. Das specifische Gewicht hat Herr HochMurH nur zu 2, 483. bestimmt; da mir dieses zu auffallend war, unternahm ich noch- mals die Bestimmung und fand-es bei 184 Grad C. 2,6295, also gerade so wie das der andern Gesteine im Durchschnitte, Die Gesteine der Porphyrberge nordwestlich von Wettin an ‘den sogenannten Mühlbergen längs der Saale und am Schweizer- ling so wie der Berge zwischen Mücheln und Friedrichsschwertz ‘haben in der Regel eine dunkelbraunrothe Grundmasse, körniges Aussehen, häufigen hellen Oligoklas, der sehr gegen die Grund- masse contrastirt (Lauchenberg bei Mücheln) und auf Drusen oft viel Chlorit. Aufschlüsse fehlen so gut wie ganz in diesem Ter- ‚rain, man ist mit seinen Beobachtungen auf die verwitterten Bruchstücke am Abhange der Berge und auf seltene Felsen an- gewiesen, also nie auf frisches Gestein. *) Bergwerksfreund Bd. XI. z BE E 435. Der Porphyr zwischen Brachwitz, Lettin und Halle an bei- den Ufern der Saale zeigt bald die eine bald die andere jener genannten Gesteinsabänderungen. Die Zersprungenbeit und Bröck- lichkeit des "Gesteins nimmt hier noch mehr zu; das Aussehen desselben ist hier zu vergleichen mit einem Stück Glas, welches nach Erhitzung und rascher Abkühlung die gebildeten Splitter mosaikartig ineinander gefügt enthält.. Man hat diese Gesteine irrthümlich Trümmerporphyre, d.h. zerbröckelte und wieder mit frischem Porphyrteig verkittete Porphyre, genannt. Das sind sie durchaus nicht; ein kittender Porphyrteig ist nirgends zu sehen. *) Der besseren Uebersicht wegen stelle ich auf den folgenden Seiten die chemischen Resultate der Analysen hiesiger Gesteine tabellarisch zusammen. Nach den 7 Analysen ist die mittlere Zusammensetzung der hiesigen Porphyre: Kıeselsaure , .. 8... :7 5374 Thöonerde und Eisenoxydul 16,100 Minexyde..,. 2 . ‚ru. © "9,926 *) AnpraE a. a. O. p. 49. Senet, Classification der Felsarten S. 293. 28" - pe [npAxouasıq "uodunyıawuy 436 ZI1V’O0T 00'007 gcH1 077 766% gez‘G v%6 | 6570 — 1990 nV 9960 ınds sco‘e cg‘e 5 ceg’eT (K) E18 WET 38°C, "IA "A AI, 'suI0Js9H uAIEPUNy9Ss sop Sunzjosuswuesnz I 2886 077 IeneAynıg se ° ' uoyen Ip 2 a ey — npfxousduspy == * BIsousemn; IY0O ° opaoyey cg’e pAxouesıq 10°07 ° opıouogyL, 79°, Pungsjposory I ‘(SAYAAASYT ypeu) zUgmypg 1oq oZxogtunm woA sıÄydıog ustedunf sop ossempunndg IT A “(SIYAFASYT Yoeu) zyIwMyog 19q aSrogjyunpy moA aAydıog aerodunp "IA ‘(ALAWHOOF yoeu) umoy uoA aAydıog zersdunp "A / | "Sunzopugqy ofewou (d4ToM deu) uosjeppurg woA ıAydıog aaıeyfoy "AT -Sungopueggqy eunrezıenb ‘(d44ToM yoeu) ojeH 194 uasjejpueg woA aAydıoq deaajfoyy III ‘(ssa,g yoeu) unfogorg uoA a4ydaıog aoraıpoy ‘II ‘(1470 M YoBu) zyworgg 1oq adıogzineg, woA adydıoy d010[oY I eg uoA oıkgdıog aop Sunzjosuomwesnz uoyosıdojerouru pun uayosıwoyd aop | - IOISEININR Oyasrıuyagu,g, 059% > 6 ET 28795 79% 29095 ' 76° 'IIA "IA "A "AI "III I 1 -SUL9ISOH UIIEPUNYIS sOp FyoImag sogasyraedg °F i £zo'gE Ingo er'er 08'%% Re ge/je ° SerNoätto EN I8L/LE 88207 d 9880 cr‘oE & 0608 ° SEINOWIO 961°60 998°97 ve c9% gc',e ° ' zıend) "IIA IA. "A "M “III 90 1 = -SUL9459H UAIBWLId sap Sunzj9sugumesnz 9yasısoferauim € or > 000°007 000001 00'007 00'007 00'007 00'007 | 3108 686% we, . ve’g in) | Egg ' uoen 991° 868°G — 016 ie sy. Ver a? ge vL9'6 14680 EFOOL\ 0ETO > - 901 — geg ! — 698 1 — Mp4xousduum, 86°0 6990 = = = =. leer — .° eisoudem gLe‘l JA) EEE 99°7 80 gro ° SpxosIey 17 J990°E (Es ng ur SIE ’ [&E ar SE9V = IB ‚ Tnp4xouosıy Ss Baer) a anlch — LEN pn EI ey SPP ieoon EP iezor ° epruogL BEOTLn N YAR = £0°92 W7L 62'9L cg‘,L ‚Sangsjosoryy N IA nA "AM "IN I I ... 'suL09s0g uaıgumıd sop Sunzyasusumesnz '& 138 Die Verwitterung der Prophyre ist im Obigen schon öfters berührt worden, sie ist auch ein ebenso interessanter als viel zu stiefmütterlich behandelter Theil der Petrographie, denn oft geben grade die verwitterten oder in Verwitterung begriffenen Gesteine den Schlüssel zur Kenntniss der frischen. Als erster Schritt der Verwitterung der Porphyre trat uns der Umsatz der Eisensalze, die Röthung, und die Umwandlung des Sanidin in Orthoklas entgegen; der zweite Schritt liegt in der Bleichung der Gesteine. Gleichzeitig mit diesen Processen beginnt langsam, aber progressiv zunehmend (auch hierin scheint der Natur der Anfang am schwersten zu werden) die eigentliche Zersetzung der Feld- spathe, also des Hauptbestandtheiles der Porphyre, die einen n dop- ' pelten Weg nehmen kann. i) Die Kaolinisirung uder Porzellanerdebildung besteht in der Auflösung und Fortführung der Monoxyde und des grössten Theiles der Kieselsäure durch kohlensäurehaltige Tagewasser mit Zurücklassung einer Kieselsäure-ärmeren Thonerde - Verbin- dung, des Kaolin. x 2) Die Silieirung oder Bildung des sogenannten (Quarz- porphyrs besteht in Auflösung und Fortführung der Monoxyde als kohlensaure Salze und in Zurücklassung der Kieselsäure und Thonerde, zu denen oft noch die Kieselsäure sich gesellt, welche bei der benachbarten Kaolinisirung frei geworden ist*). Das Endresultat in diesem Prozesse ist eine thonerdehaltige Kiesel- säure-Substanz. » Beide Zersetzungsarten finden sich, so weit mir bekannt, immer in grosser Nachbarschaft an demselben Gesteine und zwar am Ausgehenden die erstere, darunter oder daneben die letztere (Sandfelsen Weinberg, am Galgenberge bei Halle). Der chemische Process und Besprechung der Produkte ge- hören nicht in das Bereich dieser Arbeit. ER Nicht nur verschiedene Gesteinsabänderungen, sondern oft dieselben zeigen verschiedene Neigung und Zustände in der Ver- witterung. Besonders interessant ist hierfür der Porphyr vom Sandfelsen einmal wegen des allmäligen Ueberganges des frischen Gesteins in Porzellanerde und Quarzporphyr, andermal wegen zweier Analysen verwitterter Gesteine durch Herrn WOLFE. *) Allem Anschein nach erfolgt auch eine Auflösung des uno als solchen, vergl. S. 384. 439 Derselbe bespricht*) ausführlich die grosse Neigung dieses Gesteins zur Verwitterung gegen die ganz geringe mancher an- ° dern, besonders des vom Tautzberge bei Diemitz. Als Chemiker sucht er den Grund allein in der chemischen Zusammensetzung und kommt deswegen zu manchen eigenthümlichen Resultaten. Einerseits sieht er die Ursache der grösseren Verwitterbarkeit in dem Gehalt an Flussspath, den er in Gesteinsporen, Drusen und Gängen findet, und der nach ihm im Porphyr vom Tautz- berg und Galgenberg fehlen soll, was nicht der Fall ist. Herr WOLFF verwechselt Ursache und Wirkung; wie kann ein Product der Verwitterung (Flussspath) Ursache zur Verwitterung sein! Andererseits sucht Herr Worrr, wohl selbst unbefriedigt von dieser Erklärung, den Grund in dem manchmal geringen Quarz-Gehalt des Sandfelsenporphyrs **). Durch den Irrthum, dass der Knollenstein und Quarzporphyr ein wahrer Porphyr sei, wird. WOLFF in seiner Ansicht bestärkt, denn der Knollenstein, der fast nur aus Kieselsäure besteht, verwittert natürlich gar nicht. Desshalb glaubt Wor.Fr, der Porphyr vom Tautzberge sei ein Uebergang zum Knollenstein, während er ein ganz normaler Porphyr ist ***). Die Gründe für die verschiedene Verwitterbarkeit sind viel allgemeiner zu suchen; hauptsächlich in folgenden Verhältnissen: I. Innere, d. h. im Gesteine selbst liegende: 1) Die chemische und mineralogische Zusammensetzung des Gesteins; denn im allgemeinen neigt der Öligoklas mehr _zur Verwitterung als der Orthoklas und beide mehr als der unver- änderliche : Quarz. z 2) Die Constitution der Grundmasse und die Grösse und Menge der Ausscheidungen. | 3) Dichtigkeit und Homogenität der Ausscheidungen und Grundmasse, sowie die Zerklüftung des Gesteins wegen der Vermehrung und Verminderung der Angriffspunkte für Tage- wasser. II. Aeussere, d. h. durch die Tektonik bedingte Verhält- nisse: 4) Mächtigkeit und Art der Ablagerung des Gesteins sind *) u. a. O. Bd. XXXVL S. 412. **) Vergleiche S. 423 ff. ***) Vergleiche S. 418. 40 von Einfluss, denn sie vermehren oder vermindern die Angriffs- punkte. Hierin liegt der Grund, dass manche jüngeren Porphyre, welche in verhältnissmässig geringerer- Mächtigkeit und Ausge- dehntheit sich befinden*), ebenso stark und oft mehr verwittert sind als die massig abgelagerten älteren Porphyre, obwohl die Constitution und Geschlossenheit des Gesteins die jüngeren Por- phyre mehr schützen. 2) Das Alter der Porphyre vermehrt die Zeit, in der der chemische Process wirken kann; desshalb sind in ‘der Regel die jüngeren Porphyre frischer. 3) Das Bedeekt- oder nicht Bedecktsein der Porphyre von andern Gebirgsmassen und die Art der bedeckenden Massen be- dingen den grösseren oder geringeren Zufluss von Tagewasser zum Porphyr je-nach dem Material, aus dem sie bestehen, und nach der Mächtigkeit ihrer Ablagerung. 4) Die Unterlage der Porphyre regulirt nach ihrer Be- schaffenheit den Abfluss der filtrirten Wasser, vermehrt oder vermindert also _die Auflösung von Salzen. 5) Der durch die atmosphärischen Niederschläge der oe und die Bedeckung bedingte Wasserreichthum im Gestein be- _ dingt den Grad der Auslaugung der Porphyre. 6) Die Art der filtrirten Wasser im Porphyr bedingt eben- falls den Laugungsprozess und wird bedingt durch die Bedeckung der Porphyre, denn die kohlensäurehaltigen Tagewasser, welche schon Salze aus der Bedeckung aufgelöst haben, kommen mehr oder weniger gesättigt und arm an Kohlensäure zum Porphyr und haben dann nur geringe lösende Kraft. . Verwitterte Porphyre erkennt man physikalisch und chemisch am besten durch das Sauerstoffverhältniss der Monoxyde zur Thonerde; ist es grösser als 1:3, so ist das Gestein verwittert, es enthält neben Feldspath noch Kaolin. Ein kleineres Sauerstoffver- hältniss ist nur möglich durch Entfernung von Eisenoxyd bei der Bleichung, denn Thonerde ist so weit bisher bekannt nicht löslich durch Tagewasser , es sei denn vielleicht als Feldspath, wodurch das Sauerstoffverhältniss nicht geändert wird. Bei der Verwitterung der Porphyre nimmt Herr G. BiscHor ° eine relative Zunahme der Kieselsäure an**). Dazu führte ihn a ‘ *) Vergleiche S. 370 ff. =") 2. a. O. Bd. II. S. 331 ff 441 die Betrachtung der gleich folgenden Analysen zersetzter hiesiger Porphyre. Bei der Umwandlung der Porphyre in Quarzporphyre findet diese Zunahme allerdings in hohem Masse statt, aber nicht bei der Kaolinbildung, wie folgende Berechnung zeigt. Es sei im älteren Porphyr vom Sandfelsen aller Orthoklas kaolinisirt. In 100 Theilen Porphyr sind 30,15 Theile Orthoklas, diese bestehen aus: Kieselsäure . 19,79 Thonerde . 4,99 Kalkerde. . 0,83 Eisenoxydul. 0,89 Ralıza. 0. 3,0% Der vollkommen kaolinisirte Orthoklas von Halle besteht aus: Kieselsäure . 41,74 Thonerde. . 44,36 Wasserti.24119:10,85, - Die 4,99 Theile Thonerde des Orthoklas erfordern also zur Ka- olin-Masse: Kieselsäure . 4,69 Thonerde . 4,99 Wasser °% -..:- 4.22, es müssen also aus dem frischen Porphyr gewaschen werden: Kieselsäure . 15,10 Kalkerde 252083 . Eisenoxydul. 0,89 I olea. no 2346; und 1,22 Theile Wasser hinzugeführt werden. Das verwitterte Gestein besteht demnach aus: Kieselsäure 57,32 70,83 Thonerde . 14,43 17,84 Eisenoxyd . 1,79 2,21 Kalkerde . 0,83 u 1,02 Natron . . 534 6,59 Wasser. . 1.02 1,51 80,93 - 100,00 Dieses. zersetzte Gestein zeigt gegen das frische nicht nur keine Zunahme von Kieselsäure, sondern sogar eine Abnahme 442 von 1,59 pCt., daneben eine Zunahme von Thonerde Be Wasser und eine Abnahme von Monoxyden *). Neben der oben mitgetheilten Analyse des frischen Ge- steins hat Herr WoLrr zwei Analysen des in Zersetzung be- griffenen vom Sandfelsen geliefert. Dieser Chemiker hält die untersuchten und interpretirten Gesteine für frischen Perphyr. BiscHoF hat zuerst gezeigt, dass es Zersetzungsprodukte sind **), wesshalb sie Herr Roru zu den Analysen der verwitterten Por- phyre stellt.***) Ich lasse hier die Analysen mit meinen Berechnungen folgen. Das untersuchte Gestein ist aus dem Ausgehenden vom Steinbruch des Sandfelsen ; man sieht ihm. die begonnene Ver- witterung sogleich an, denn es ist schneeweis, alle Klüfte und Poren mit Kaolin erfüllt, die Feldspathe wie die Grundmasse verwittert, trotzdem besitzt es noch eine ziemliche Festigkeit und Härte, es enthält normal viel Quarz, ist also nicht aus dem eben. mitgetheilten quarzarmen Gesteine entstanden; ein Uebergang in Quarzporphyr ist nicht zu. beobachten. Die Analyse ergab in 100 Theilen Gestein: Kieselsäure 76,71 Thonerde . 13,87 Eisenoxyd 0,72 Kal, 24 Natron . 5,42 Wasser . 0,83 100,00 Das Sauerstoffverhältniss von R:R ist wie 1: 3,95, das Gestein enthält demnach gegen frischen Porphyr 3,69 pCt. Thonerde zuviel, die im ersteren als Kaolin vorhanden sein müssen. j Das untersuchte Gestein besteht mithin aus 8,06 pCt. Kao- lin f), 8,89 pCt. Quarz und 83,05 sekundärem Porphyr, dessen primäre Zusammensetzung ff) etwa folgende ist: | *) Vergleiche die Zusammensetzung des frischen Gesteins S. 436. **) a. a. O. Bd. H. S. 2326. ; Na: 2.0, 28 R +) Vergleiche S. 441. ++) Durch die Verwitterung reichert sich, wie oben gezeigt, der Porphyr zwar nicht mit Kieselsäure an, wohlsaber mit Quarz, da dieser 443 Kieselsäure 75,37 Thonerde . 11,92 Eisenoxydul 3,48 Kal ur. 298 Nairon'‘,; 2776535 100,00 ‘Das spezifische Gewicht des Pulvers des analysirten Gesteins beträgt bei 19 Grad C. 2,596. 2) Das zweite untersuchte Gestein findet sich mit dem ersten zusammen, es hat dieselben physikalischen Eigenschaften, nur eine gelbe Farbe durch einen etwas höheren Gehalt an Eisen- oxydhydrat, und zeigt vorgeschrittenere Verwitterung. Die wie die erste Analyse berechnete Analyse erzielt folgendes Resultat. Das verwitterte Gestein besteht aus: Kieselsäure 77,30 Thonerde . 13,38 Eisenoxyd 0,39 Kals isru23.015 3547 Natron . 4,07 Wasser . 1,19 100,00 Das Sauerstoffverhältniss von R:R ist 1 :4,37, das Ge- stein enthält also 4,59 pCt. Thonerde zuviel, es besteht mit- hin aus 10,03 pCt. Kaolin, 20. „Quarz, 78,91 ,„ sekundärem Porphyr, dessen primäre Zusammen- setzung folgende ist: nicht verwittert. Berechnet man die Menge Quarz. welche nach der Zusammensetzung des Gesteins zu dem kaolinisirten Feldspath des Zer- setzungsproduktes gehört und zieht diese und das berechnete Kaolin von der Zusammensetzung des analysirten Gesteins ab, so erhält man den primären Porphyr, der verwittert das untersuchte Gestein bildet. Im vorliegenden Gesteine sind 17,78 pCt. Feldspath zersetzt worden, um 8,06 pCt. Kaolin zu bilden bei der Annahme, dass sich ebensoviel Ortho- klas als Oligoklas zersetzt hat. Zu 17,78 pCt Feldspath gehören etwa 8,59 pCt. Quarz. 444 Kieselsäure 76,69 Thonerde . 10,90 Eisenoxydul 3,44 Kali: =. 8393 Natron . 5,04 100,00 Das spezifische Gewicht des Pulvers ist bei 19 Grad C. 2,991. Die Zusammensetzungen beider primärer Gesteine weichen so wenig von einander ab, dass sie als dasselbe Gestein be- trachtet werden können. Die durchschnittliche Zusammensetzung des normalquarzreichen primären Porphyrs vom Sandfelsen ist: Kieselsäure 76,03 Thonerde . 11,41 Eisenoxydul 3,46 I en | Natron . 5,69 100,00 Hieraus berechnet sich die mineralogische Zusammensetzung: Quarz .. . 33,24 | Orthoklas . 23,36 Oligoklas . 43,43 100,00 Das Gestein stimmt also genau mit dem vom Tautzberg, Löbejün, Wettin und dem Normaltrachyt BunseEn’s überein, weicht aber wesentlich von den quarzarmen Gesteinsstücken desselben Fundpunktes ab*). Herr G. BıscHor**), der nur die Arbeit von Herrn WoLrr kannte, nicht die Gesteine vom Sand- felsen, musste natürlich annehmen, die beiden verwitterten Ge- steine seien aus der oberen quarzarmen Gesteinsabänderung ent- standen. Dieser Irrthum führte ihn zur Annahme einer relativen Anreicherung des Porphyrs mit Kieselsäure bei der Verwitterung zu Porzellanerde, die ich pag. 441 widerlegt habe. Dadurch. fällt die genaue Besprechung dieser Porphyre von Bıscaor in sich zusammen; ich gehe desshalb auf sie nicht ein. *), Vergleiche S. 437. ”*) a. a. O. Bd. II. S? 2326 f. I ‘ 445 Alle hiesigen Porphyre haben, die einen mehr die andern weniger, Drusen. Diese sind meist nnebenwandige, unregel- mässige Luftblasen im Gestein von der verschiedenartigsten Form, Grösse und Lage; ohne Zweifel vom Alter der Gesteine. Die Wände sind oft so uneben, dass grosse Höcker und Buckel ge- genüberliegende Wände verbinden. Neben diesen Drusenräumen sind besonders die Sprünge, Klüfte und Absonderungsflächen im Gestein Sitz zahlreicher sekundär von den durchsickernden Tage- wassern gebildeter Mineralien.’ Das Material zu diesen Mine- ralien stammt fast ausschliesslich aus dem Gesteine. Die auf- lösende und wiederabsetzende Kraft des Wassers hat Verbindungen vieler Elemente in grösserer Menge abgesetzt, die man bisher im Gestein selber wegen ihrer verschwindenden Menge noch nicht hat nachweisen können; so verdanken wir diesem An- reicherungsprocesse der Natur eine erweiterte Kenntniss der Be- standtheile der Porphyre. Folgende Elemente sind bisher im Porphyr bekannt: 078; PR, Fl, Cr, Si, Fe, Mn, !Al,. Mg, Ca, Ba, Na, K, Li und Ti. Das gewöhnlichste Mineral auf Drusen ist der Quarz. Bei der Kaolinisirung der Feldspathe bildet sich lösliche Kieselsäure, bei der des Orthoklas ungefähr 50 pCt.*), welche unter Um- ständen als Quarz aus den Tagewassern abgesetzt werden kann. Alle Gesteine zeigen mehr .oder weniger diese Quarzbildungen. Die kleinen Drusen im Feldspath und in der Grundmasse sind ‚meist mit spiegelnden, flächenreichen Krystallen bewandet (Löbe- Jün, Galgenberg, Liebecke, Schweizerling). In. den grossen - Gesteinsdrusen finden sich die Wände unregelmässig mit grossen und kleinen Krystallen bewachsen (Wettin und Mücheln); ganz zugewachsene Drusen sind mir nicht bekannt geworden. Noch häufiger sind die auf beiden Salbändern bekleideten Quarzgänge, die oft ganz von aussen nach innen verwachsen. (Bergschenke bei Giebichenstein).. Die Quarz-Substanz ist ge- meiner, weissgrauer, oft durch Eisenoxyd röthlich gefärbter Quarz, selten auch Amethyst. Die stängeligen dicht ineinandergepferchten Krystalle stehen senkrecht zu den Gangflächen, nur die freien Spitzen sind desshalb ausgebildet und oft recht flächenreich. Die *) Biscnor a. a. O. Bd. II. $. 1287 giebt auf 30 Theile gebildeten Kaolin 43,5 Theile Kieselsäure an. 446 Krystalle haben sich unmittelbar auf den festen Porphyr aufge- setzt und sind so mit ihm verwachsen, dass nur die Verwitte- rung beide zu trennen vermag. Bei einer solehen Trennung sieht man im Quarz das negative Bild der früheren Porphyr- . oberfläche und in dieser manchmal Abdrücke von Feldspathkry- stallen. Diese Stücke Quarz finden sich häufig auf den Feldern am Wege zwischen Kröllwitz und den Brandbergen;; sie stammen aus dem dort anstehenden jüngeren Porphyr. Ein besonders interessantes Stück erwähnt Herr ANDBAE*); es zeigt zwei über ‚Zoll grosse Feldspathabdrücke, von welchen der eine einem aus- gezeichneten Zwillinge angehört, in der Mitte eines Gangstückes von etwa 24 Zoll Stärke. ' Das Nebengestein der Quarz-Gänge und Drusen ist meist ziemlich tief, so weit die Absatzwasser in den Porphyr dringen konnten, verkieselt. Diese ganz allmälig in’s Gestein ver- schwindende Verkieselung begründet das feste Ansitzen des Quarzes am Nebengesteine; die Quarzkrystalle sind gleichsam im Gestein verwurzelt. Der Quarz ist das älteste Mineral in Gängen und Drusen; er findet sich mehr im jüngeren als im älteren Porphyr. | Ein Absatz von Chalcedon und Achat findet sich spärlich im Jüngeren Porphyr von Wettin, Mücheln, Lettin, Quetz**) in Gängen, Drusen und Trümchen. Eine Bildung von sogenann- ten Schneekopfkugeln kennt man im hiesigen Porphyr nicht, da- zu sind die Drusen zu unregelmässig gebildet und bewandet, der Quarz zu fest mit dem Nebengestein verwachsen. Die mit Chalcedon und Quarz ausgefüllten Drusen von Mücheln ***) sind ganz unvollkommene, wenngleich ähnliche Gebilde. - Fast gleich häufig, beim älteren Porphyr vorwiegend, sind die Kluftausfüllungen mit Kaolin. Theilweise hat sich dieses durch die Verwitterung der Kluftlächen an Ort und: Stelle ge- bildet, theilweise ist es hineingeschlämmt worden. Dieses Ka- olin ist natürlich sehr unrein, enthält viele Quarz- und Feld- spathtbeilchen. Meist ist es von weisser Farbe, kann aber durch Eisenoxydhydrat durch und durch ockergelb gefärbt sein. *) a. 8. [07 S. 43. i **) ANDRAE a. a. O. S. 36. ek) ANDRAE a. a. OÖ. S. 32. 447 Zu diesen Kaolinausfüllungen gehört der Chromocker vom Sandfelsen*), Am mittäglichen Abhange des alten Steinbruches unter Eberhardt’s, jetzt Lehmann’s, Garten fand sich in den oberen Theilen des Felsen ein erdiges Mineral von grünbläulicher Farbe, theils als ein feiner Ueberzug mancher Spalten, theils in Schnüren das feste Gestein durchziehend. Das interes- sante Vorkommen beschränkte sich auf einen Raum von 6 Lachter - Breite ohne Erstreckung in die Tiefe. Seit der Sprengung dieser Felsen ist weder hier noch anderwärts das Mineral wieder ge- funden. Nach Dürıos soll das hiesige Vorkommen dem im De- partement der Loire und Saöne**) ähnlich sein. Die Analyse von DürLos ist sehr mangelhaft und weicht wesentlich von der des Herrn Worrr ab; nach ersterer besteht das Mineral aus: Kieselsäure 57,00 Thonerde 22,50 Eisenoxyd 3,50 Chromoxyd 5,48 - Wasser 141.00 99,48. Herr Worrr hat zur Analyse, was Herr DürtLos versäumt hatte, die sichtbaren Quarz - Körner aus der Substanz entfernt. Dieselbe besteht nach zwei Analysen im Mittel aus: Kieselsäure 45,89 Thonerde . 30,37 Eisenoxyd 3,14 Chromoxyd 4,27 Kalr 2. 49 - Natron . 0,46 Wasser . 12,44 100,00. Diese Analyse hat sich eigenthümliche Interpretationen ge- fallen lassen müssen, während die natürlichste auf der Hand lag. %) C, Jaeser, Ueber das Vorkommen von Chrom an einer Stelle des Sandfelsen bei Halle. Schweiger, Sevper’s Journal für Chemie und Physik. Bd. LXIV. 1832. S. 249, A. Dürros, Analyse des Chrom- ockers von Halle, ebendaselbstt. E. WoıLrr, Chem.-min. Beiträge zur Kenntniss des rothen Porphyrs von Halle, in Ernmann und MarcHaAnp’s Journal Bd. XXXIV. u. XXXVIL 1845. %%) Journal des mines XXIV, XXVI. 448 So sagt ANDRAE nach dem Vorgange von WOoLFF*): „Die Zu- sammensetzung ist im Ganzen der Porzellanerde ähnlich, wobei es indess zweifelhaft bleibt, ob das Chromoxyd und Eisenoxyd, als mit der Thonerde isomorphe Körper, mit dieser zugleich und der vorhandenen Kieselsäure ein kaolinhaltiges Mineral bilden, oder ob diese Oxyde vielleicht mit den Alkalien und einem Theile der Kieselsäure eine eigenthümliche Verbindung eingehen, welche mit dem in überwiegender Menge vorhandenen Kaolın nur me- - charisch gemengt ist.” Nach meiner Ansicht ist die Substanz ein durch Eisen- und Chromoxvdhydrat gefärbtes Kaolin, dessen einzelne Bestandtheile man genau berechnen kann. Die Farbe des Chromoxydhydrats ist bekanntlich blaugrau, also die des durch Br verunreinigten bläulichgrün wie der vorliegende Chromocker.”**) | Die 3,43 pCt. Kali und 0,46 pCt. Natron gehören zu un- zersetztem Feldspath, die Substanz enthält also 25,91 pCt. Or- thoklas; die daneben bleibende Menge, 25,63 pCt. Thonerde mit 24,14 pCt. Kieselsäure und 10,81 pCt. Wasser bilden 60,61 pCt. Kaolin, der Rest Kieselsäure ist 4,66 pCt. Quarz; die nun noch übrigen 4,27 pCt. Chromoxyd, 3,14. pCt. Eisenoxyd und 1,60 pCt. . Wasser bilden ein Hydrat von der Formel S: H®; es fehlt an e Wasser, um die gewöhnlichen Hydrate ©rH° und FeH zu bil- den, vorausgesetzt, dass die Wasser-Bestimmung fehlerfrei ist. Der hiesige Chromocker besteht mithin aus: Feldspath.. 25,71 Quarz !7.. 166 Kaolin .. .. 160,84 Chromoxyd 9,01 99,99 Das EICHE Gewicht der lufttrockenen Substanz ist en Wonrr 2,571, der bei 120 Grad getrockneten 2,695 bis 2,701. Das Vorkommen von Chromoxyd im hiesigen Porphyr hat nichts befremdendes, es findet sich in vielen fremden zersetzten Gesteinen. Das Chromoxyd stammt sicher aus dem Porphyr selber ; *%) ANDRAE a. a. 0. 8. Sf. *%) Eine Bestätigung dieser Analyse findet sich: RAMMELSBERG, Mine- _ ralchemie $. 580, Biscuor a. a. O. Bd. U. S. 2039 ff. 449 Das rothfärbende Pigment im Flammenporphyr zeigt vor dem Löthrohre eine schwache Chrom-Reaction. *) Kalkspathabsätze, als Sinter, Krystalle und späthige Massen. sind besonders im älteren Porphyr häufige Erscheinun- gen, da alle Porphyre besonders im Oligoklas nicht unbedeutende Mengen Kalkerde enthalten. Am häufigsten sind die Kalksinter- überzüge auf Verwitterungsrinden aller Art. In recht hübschen bis einen Zoll grossen Krystallen findet sich der Kalkspath in Drusen und Gangspalten in älteren Porphyr vom Galgenberg und im jüngeren der Liebecke bei Wettin, an der Saale vor Trotha und an der Kröllwitzer Papiermühle; auf ihnen sitzen schöne Flussspathkrystalle. | ' Weit gewöhnlicher sind oft recht klare, farblose, späthige Massen von Faust- bis Kopf-Grösse, sie scheinen Ausfüllungs- massen von unregelmässigen Drusen zu sein und sind bisher nur aus dem älteren Porphyr vom Galgenberg und von Löbejün be- kannt; immer sitzt auf oder in ihnen der schöne grüne oder vio- - lette Flussspath. ' Das Vorkommen des Flussspathes im hiesigen Porphyr ist ebenso mannigfaltig als interessant; er findet sich gleich häufig in beiden Gesteinsvarietäten. Am gewöhnlichsten ist das Vor- kommen von späthigem Flussspath in oder auf dem Kalkspath der eben genannten Fundorte, in sehr hübschen Krystallen z. B. am Galgenberg. Wenngleich das Zusammenvorkommen des Flussspathes mit Kalkspath die Regel zu sein scheint, so kennt man ihn doch auch vielfach unmittelbar auf dem Porphyr und auf Quarz (Pe- tersberg und Löbejün) sitzend. Recht interessant ist die Imprägnation des älteren Porphyrs vom Sandfelsen durch violetten Flussspath, die im benachbarten Trümmergestein noch häufiger und schöner wird. Der Porphyr sieht dadurch violett aus. In solchen Gesteinsstücken sind alle Poren der Orthoklase oder bei den zu Kaolin verwitternden Feldspathen die durch Entfernung von Materie entstandenen Hohlräume oft ganz mit violettem Flussspath erfüllt, so dass sie früher Herr AnpkAE und jetzt bei ganz neuen Funden Herr GißARD und Brum für Fluss- spathpseudomorphosen nach Feldspath halten.**) Ausser an den ge- nannten Orten kennt man das Flussspathvorkommen im alten Gie- *) Vergleiche $. 430. **) 9. 2.0. 5. 33. | Zeits. d. d. geol. Ges. XVI. 3. | 29 450 bichensteiner Versuchsstolln *), auf dem Tautzberge bei Diemitz und zwischen Halle und Gimritz. Der hiesige Flussspath hat schon viele Köpfe beschäftigt, deshalb konnten seltsame genetische Hypothesen nicht ausbleiben. Diese greifen zu tiefin die Geschichte der Kenntniss der hallischen Porphyre ein, um sie ganz übergehen zu können. Alle Hypothesen gingen vom Sandfelsen bei Halle aus, weil hier der Flussspath in allen Absatzarten zu finden ist, und weil die Lage und Grösse des Steinbruches die allgemeine Aufmerksamkeit an sich zogen. Weil der Flussspath, als ein Zersetzungsprodukt, ‘sich besonders in verwitterten Gesteinen findet, erklärte man den- selben für die Ursache der Zersetzung.**) Keine Erklärung war den ersten Plutonisten leichter als diese, sie liessen die Alles verheerende Fluorwasserstoffsäure durch Gebirgsspalten aus dem Erdinnern bis an die Erdoberfläche steigen; diese Säure zersetzte sich mit dem Feldspath, um mit dessen Kalkgehalte Flussspath zu bilden; was ging den Fluorwasserstoff die Kieselsäure u. s. w. an; noch lieber- suchte er sich den Kalkspath auf Klüften aus, er sparte sich dann die Mühe einer Feldspathzersetzung! Die Flusssäure, die keine Kalkerde fand, ging gasförmig in die Atmo- sphäre. So bildete sich den ersten Plutonisten der Flussspath! ihnen waren die Atmosphärilien zur Zersetzung der Porphyre und zur Flussspathbildung zu schwach. FrıEpD. HOFFMANN war zuerst ein Anhänger dieser Theorie, wurde später an ihr zweifel- haft, weil er in den Porphyren des Harzes Flussspathkrystalle in Achatmandeln fand.***) Unbegreiflich ist es, wie ein Chemi- ker, Herr WOLFrrF, Anhänger dieser Theorie sein konnte. f) Herr G. BıscHorff) geht gegen diese scharf zu Felde und schlägt sie mit zwei Fragen todt: „Wo sind die mit Blei oder Platin ausgefütterten Spalten, durch welche die Flusssäure in das Aus- gehende gelangen konnte?” und „Hat die Flusssäure jetzt gegen seither ihre Natur, d. h. ihre grössere Verwandtschaft zur Kie- selsäure als zur Kalkerde, geändert?” Herr BıscHor hat nicht nur Altes und Schlechtes vernichtet, sondern auch. Neues auf- gebaut; seine Ansicht über die Bildung des Flussspathes gilt, allerdings mit einigen Modifikationen, für die hiesigen Verhältnisse. %) Horrwann a. a O. Bd. I. S. 634. =). Verol.‘S. Asd: *=%) 2.2.70, Ba. U: S. 669 668, 694 f. 1) a.:2.,0, Bd. XXXVI 8.42, tr) a. a. O. Ba. II. S. 486 ff., 1210 ff. 451 Die Quelle alles Fluors liegt im Gestein selber, nämlich im Glimmer; mag dieser auch in manchen Gesteinsabänderungen noch so selten sein und in diesen sich doch viel Flussspath fin- den (Petersberg) und mag der Fluorgehalt des Glimmers noch so unbedeutend sein, die Natur wirkt nicht durch Quantität, son- dern durch die Zeit; der Anreicherungsprocess der Natur von seltenen Substanzen im Gestein durch Wasser ist wunderbar und grossartig. Minima von Stoffen im Gestein können Maxima in Gängen werden. Der Glimmer enthält höchstens 5,5 pCt. Fluor, oft nur unbestimmbare Spuren, wie viel weniger der Porphyr mit etwa 1 pCt. Glimmer; und doch findet sich der Flussspath pfundweise in diesen Porphyren an gewissen Stellen abgesetzt. Bei der Zersetzung des Glimmers durch Atmosphärilien bil- den sich Fluoralkalien, welche sich mit Kalksalzen zersetzen und Flussspath bilden: | Si Ca | FlCa ah SiNa Derselbe gehört nicht zu den schwerlöslichsten Verbindun- gen, denn er erfordert nur 26928 Theile reines Wasser zur Lö- sung; wo sich also Flussspath auf wässerigem Wege bildet, wird oder kann er sogleich gelöst werden; wir können ihn also überall im Gestein abgesetzt finden, wohin Wasser gelangen, d. h. auf Drusen, Poren, Spalten der Feldspathe und des Gesteins. Herr Anpkae glaubt, dass sich der Flussspath in den Poren der Feldspathkrystalle im älteren Porphyr des Sandfelsen an Ort und Stelle gebildet habe, und dass der Flussspath die po- röse Structur der Krystalle hervorgerufen habe. Das letz- tere glaube ich oben*) widerlegt zu haben; die Feldspathe sind porös gewesen und die Tagewasser haben in die Poren wie an jede andere Stelle Flussspath abgesetzt. Das erstere widerlegt sich von selbst, denn gerade am Feldspath fehlt der Glimmer, um so viel Flussspath an Ort und Stelle zu bil- den**). Herr AnpskaE geht, um seine Behauptung zu erklären, von der Ansicht aus, dass bei Zersetzung des Glimmers sich freie Flusssäure bilde, die in Wasser gelöst zum Feldspath dringe, *) Vergleiche S. 382. **) Vergleiche Bıscaor Bd. II. S. 525: die zerfressenen Krystalle von Feldspath können nicht von Fluor herrühren. 29* 452 um sich mit dessen Kalkgehalt zu verbinden*). In Räumen eines Silicatgesteins ist freie, wenn auch in Wasser gelöste, Fluss- säure undenkbar-wegen der grossen Verwandtschaft zur Kiesel- säure und allen Basen; sie konnte nicht lange durch das Ge- stein bis zu den entfernten Feldspathkrystallen fliessen, sondern ‘musste den ersten besten Feldspath zersetzen und nicht Flussspath sondern Fluorkiesel liefern. Ausserdem scheint sich nach den Unter- suchungen von Herrn RAMMELSBERG bei Zersetzung des Glimmers keine freie Flusssäure, sondern nur Fluoralkalien zu bilden. Auch diese Fluoralkalien konnten nicht unzersetzt weit geführt werden, sondern mussten sich statu nascenti mit Kalksalzen ihrer Nachbar- schaft, die nie fehlen konnten, da aller Feldspath Kalkerde ent- hält, zu Flussspath zersetzen. Hätte sich dieser sofort an der Bildungsstelle abgesetzt, so könnte er kaum mikroskopisch sicht- bar sein, denn er würde nur einen verschwindend kleinen Raum von dem des zersetzten Glimmers einnehmen, und wie klein ist dieser schon in den meisten Fällen. . Daraus ersieht man, dass sich der wenigste Flussspath an dem Bildungsorte abgesetzt hat; möglich ist das nur bei dem glimmerreichen Porphyr vom Sandfelsen, welcher durch und durch mit feinen Flussspaththeilchen imprägnirt ist. Die vielen grö- sseren Massen von Flussspath auf Gängen und Drusen müssen, von weither aus grossen Porphyrmassen extrahirt, hier concen- trirt worden sein. Das häufige Zusammenvorkommen von Flussspath und Kalkspath ist keine Zufälligkeit, denn kohlensäurehaltige Wasser, welche kohlensauren Kalk und Fluorcaleium gelöst halten, tau- schen nach Herrn Bıschor**), wo sie bei Kalkspath stagniren, das Fluorcalecium gegen kohlensauren Kalk aus; jenes setzt sich ab, dieser löst sich.auf. Den Flussspath im hallischen Porphyr ‚als ein primäres Gebilde oder einen unwesentlichen Gemengtheil anzusehen, lässt sich mit dem hiesigen Vorkommen desselben schwerlich vereinbaren. Eisenoxydhydrat oder Brauneisenstein begegnen wir häufig im Porphyr; im Verlauf der Arbeit ist das unbedeutende Vor- kommen auf Klüften, Sprüngen und Drusen in den verwitterten Gesteinen u. s. w. besprochen worden. In grösseren Mengen *) ANDRAE a. a. O. S. 49. *2) 2. 2.0. Bis 8: 1210 8 453 Ä findet sich der Brauneisenstein als Quellabsatz entweder auf Klüften oder äls Imprägnation des Gesteins z. B. am Sandfelsen, am nördlichen Abhang des Rabensteins bei Halle, südwestlich von Lettin unweit des Weges nach Kröllwitz; an letzterem Orte sieht man die Bildung noch fortschreiten *). Am interessantesten “ist das Vorkommen an der Liebecke bei Wettin, wo oft das feste Gestein durch eine Imprägnation dunkelbraun gefärbt ist. In grossen Drusen innerhalb dieser Gesteinsblöcke finden sich manch- mal hohble Umhüllungspseudomorphosen von Brauneisenstein nach Kalkspath, bei denen der Ueberzug von Brauneisenstein eine Umwandelungspseudomorphose nach Spatheisenstein ist. Hier hatte sich also über die Kalkspathscaleno@der und Rhombo&der ein Krystallüberzug von Spatheisenstein gebildet, der sich später an der Luft zu Brauneisenstein zersetzte; der umhüllte Kalkspath wurde später ganz von Tagewassern entfernt, während der so unveränderliche Brauneisenstein blieb. Der letztere ist stark manganhaltig, auch finden sich auf ihm Manganerze abgesetzt. Auch hier sind also die Kalkspathabsätze älter als die Eisen- und Manganbildungen. Ueber den Ursprung des Brauneisen- steins kann man nicht zweifelhaft sein. Der unendlich fein zertheilte Eisenrahm, welcher den meisten Porphyren die rothe Farbe giebt, ist oben besprochen, und seine sekundäre Bildung bewiesen worden **). Die früheren Autoren sprachen von Eisenglanzkrystallen in allen Porphyren und deren Drusen. Er mag in andern Porphyren vorkommen, :da seiner sekundären Bildung nichts im Wege steht, aber in den hiesigen Porphyren habe ich ihn nirgends finden können. Diese Angabe be- ruht wohl nur für die hiesigen Porphyre auf einer falschen minera- logischen Bestimmung, die ich mir anfänglich habe auch zu ‘Schulden kommen lassen, ehe ich genauere Untersuchungen an- stellte. Auf hohlen Räumen, im Gesteine, meist.auf deren sekun- dären Quarz-Ueberzügen, finden sich nämlich kleine metallisch *) AnprAE a. a. O. S. 36 hält diese Imprägnation für eine Umbil- dung des Gesteins in thonigen Brauneisenstein. **) Indem Herr Deresse den Ursprung und die Bildung des Eisen- oxydes nicht kannte, kam er auf die Meinung, die grosse Menge Eisen- oxyd in den Porphyren sei die Ursache, dass der Porphyr nicht Granit oder Syenit geworden sei, weil das Eisenoxyd micht genug Ca und Ms gefunden habe, um Hornblende zu bilden, und weil der geringe Alkali- Gehalt die Bildung von mehr Feldspath nicht aufkommen lassen konnte. 454 glänzende Krystalle, die wegen ihrer Farbe und ihres An- sehens oberflächlich sehr an Eisenglanz- Krystalle erinnern. Diese Kryställchen verstecken sich sehr im Gestein, so dass sie selten erscheinen; von dem häufigen Vorkommen überzeugt man sich aber leicht beim Schlämmen von Porzellanerde; im rück- bleibenden Quarze finden sich unzählige kleinere und grössere (bis Mohnkorngrösse) Krystallfliimmer. Da ich-sie anfänglich arglos für Eisenglanzschüppchen angesprochen hatte, musste ich sehr erstaunt sein, als ich sie unter dem Mikroskope quadratisch krystallisirt und mit grüner Farbe durchsichtig fand. Im reflec- tirten Lichte haben die kleinen quadratischen Tafeln alle Eigen- schaften des Bleiglanzes, im durchgehenden alle des Flussspathes. Vor dem Löthrohre am Platindraht mit Phosphorsalz in der Oxydationsflamme zusammengeschmolzen, ist die heisse Perle gelb, die kalte farblos. Behandelt man diess Glas im Reductions- feuer, so zeigt es in der Hitze gleichfalls eine gelbe Farbe, welche indess beim Erkalten in Amethyst-Farbe oder Violett über- geht. Das Mineral ist also reine Titansänre, demnach entweder Rutil, Brookit oder Anatas. Ersterer kommt niemals tafelartig vor und kann desshalb unberücksichtigt bleiben. Unter der Lupe scheinen die vorzugsweise tafelartigen Krystalle Brookit zu sein, damit stimmen aber die Messungen der Krystalle nicht überein. Nach diesen sind es quadratische Tafeln, an den Seiten. durch ein Octaöder zugeschärft. Der Winkel oc (Octaöder zur End- fläche) ist an einer Kante 110? Grad, an einer andern 111* Grad. Die Seitenkante des quadratischen Octa&ders 0 o hat den Win- kel 138% Grad. Diese Winkel stimmen nahezu (und zwar bei der Kleinheit der gemessenen Krystalle -genügend)) ‘mit denjeni- gen des Anatas überein, bei welchem der Winkel o c nach Mıuner 111° 42’ beträgt. Die kleinen Krystalle sind also un- zweifelhaft Anatas, der fast beständige Begleiter des Goldes und der Diamanten im Seifengebirge. So dünne tafelartige Anatas- krystalle sind bisher unbekannt gewesen, wenngleich in Brasi- lien, im Ural und in der Schweiz tafelartige Krystalle sich finden. Das Vorkommen des Anatas im Porphyr ist nicht nur für die hiesigen, sondern für alle Porphyre ein neues und desshalb interessantes. Dass er ein sekundäres auf nassem Wege gebil- detes Product im Porphyr ist, unterliegt keinem Zweifel, da die 155 Krystalle in Drusen stets auf feinen sekundären Quarz-Krystallen festgewachsen sind.*) | Schwefelkies kenne ich nur vom Sandfelsen bei Halle und Herr ANDRAE in einigen andern jüngeren Porphyren.**) In manchen Gesteinsabändernngen mag er häufiger gewesen sein, denn man findet in diesen seine Zersetzungsprodukte, Gyps und Schwerspath. Es ist zweifelhaft, ob der Schwefelkies ein sekun- däres oder primäres Mineral im Porphyr ist. . G@yps ist bisher nur aus der Porzellanerde von Morl be- kannt geworden, Schwerspath dagegen in Schnüren im älteren Porphyr der Badeanstalt Wittekind, der einen Uebergang in Quarz-Porphyr zeigt, und als späthiger, oder erdiger mit zerfresse- nem Quarz in einer Gangspalte südwestlich vom Irrenhause bei Halle, in der Nähe des Punktes, wo beide Porphyrvarietäten nahe zusammen treten. In dem benachbarten 'Trümmergesteine muss der Schwerspath häufiger sein oder gewesen sein; so er- wähnt L. v. Buc# in einem Briefe ***) eine Halde vor dem halli- schen Thore, aus welcher die Apotheker mehrere Zentner derben reinen gradschaligen Schwerspath für ihre Offieinen herholten. Die Bildung von Schwerspath im Porphyr, in dem Schwefelkies verwittert, ist leicht erklärlich, da nach den Spectral-Untersuchun- gen die Orthoklase unserer Porphyre sehr gewöhnlich Spuren von Baryt enthalten. Das Vorkommen des sogenannten Steinmarkes habe ich oben besprochen, es ist unreines Kaolin. f) Auf Kluftflächen im älteren Porphyr von den Spitzbergen hat Herr AnpRAE lauchgrünen Amianth gefunden.tf) Graphit erwähnt Horrmann im hiesigen Porphyr, ich kenne ihn nicht. | In den porösen Feldspathkrystallen des älteren Porphyrs finden sich die Wände der Poren mit kleinen glänzenden Schuppen eines grünen Minerals bekleidet, welches man bisher und wohl mit Recht für Chlorit angesprochen hat; eine genaue Bestimmung *) Vorstehende mineralogische Bestimmung verdanke ich dem freund- lichsten Entgegenkommen des Herrn Professor G. vom Rartu in Bonn. =). ala. O. 8206. ***) Neues bergmännisches Journal. Freiberg, 1795. Ba. I. +) Vergleiche S. 387. an) a. 3. .0.,8..90. / 456 ist bei der Kleinheit und der geringen Menge der Schüppchen nicht zu erwarten. Am häufigsten ist es im Gesteine von Brach- witz und im Goldbachthale bei Gömritz, in der Grundmasse findet es sich nur bei Landsberg nach Herrn AnprAE*). Man hat es bisher vielfach für eine Pseudomorphose nach Feldspath ‘ angesehen und behauptet, es gebe dem Feldspath das zerfressene Aussehen. Diese Behauptung geht zu weit, es mag ein Zer- setzungsprodukt der Feldspathe sein, mit deren Structur hat es aber gewiss nur soviel zu schaffen, als es deren Poren zum Ab- satze gewählt hat. | Das Vorkommen fremder Gesteinsstücke im Porphyr habe ich nur beim jüngeren Porphyr von Wettin bis Mücheln beobachtet. Die Thonschiefer- oder Schieferthonstücke, man kann nicht sagen aus welcher Formation, vermuthlich aber aus der Steinkohlen- ° formation, sind scharfkantig, fest mit dem Porphyr verkittet und von rother Farbe. Eine Einwirkung der Hitze oder der Sub- stanz des Porphyrs auf das eingeschlossene Gestein ist nicht zu constatiren, da Vergleiche dieses Gesteins mit demselben ausser- halb des Porphyrs unmöglich sind. Die rothe Farbe und Dich- tigkeit des Gesteins sind kein Beweis für die Wirkung hoher Hitzgrade, es giebt im Steinkohlengebirge wie im Rothliegenden ebenso rothe Schieferthone. Von diesen Einschlüssen ist kein Aufschlnss für das Alter und die Bildungsart der Porphyre zu erwarten. Eine Einwirkung auf das Nebengestein habe ich auch nicht beobachten können, hierzu muss man dasselbe mit entfernt vom Porphyr liegenden Gesteinen derselben Schichten vergleichen. Das ist bier aber unmöglich, denn die Grenze beider Gesteine liegt immer in den Thälern und ist mit Thalschutt bedeckt; unterirdische Aufschlüsse durch Bergbau sind natürlich nur sehr selten und auf kurze Zeit zugänglich. Die vorliegenden Beschrei- bungen solcher Grenzgesteine von Andern sind misslich zu ge- grauchen und mit grosser Vorsicht aufzunehmen, besonders die sehr früher Beobachter, die Alles sahen, was sie zu sehen wünschten. In alten Grubenbauen hat man zu Wettin, Dölau und Brachwitz öfters den Porphyr angefähren, aber in den letzten Decennien nicht mehr. *) ara. 0. 9.30. 457 Aus dem bereits mitgetheilten und in diesem Abschnitt noch niederzulegenden Beobachtungen komme ich stets nach Prüfung der andern genetischen Hypothesen nur zu dem Resultate einer feurigflüssigen Entstehungsart der quarzführenden Porphyre. Bei dieser Hypothese bleiben allerdings noch Räthsel und Anomalien genug, aber durchaus nicht mehr als bei den andern neueren Hypothesen. Die hydatogenen und hydatopyrogenen Entstehungs- arten der sauren Silikatgesteine haben durchaus keine Vorzüge vor der pyrogenen, sie lösen zwar einzelne Anomalien der letz- teren, aber nur- um neue und mehr Widersprüche an deren Stelle zu »setzen, Es ist hier nicht der Ort dafür, näher auf diesen Krieg der Wissenschaft einzugehen. Neue brauchbare Waffen in diesen zu führen würde mir wohl nicht gelingen; denn wie Viele haben schon geglaubt, das gethan zu haben, bis sie es zu spät, in der Schlacht erst, erfuhren, dass ihre Waffen schon alte ge- diente, nur neu geputzte seien. Mag sich Jeder sein Lager wählen und es vertheidigen, aber den ebenso ehrlich vordringen- den Gegner ehren und achten. Nach meiner Ansicht war der Porphyr beim Austritte aus dem Erdinneren in die Sedimentformationen und bis nach vol- lendeter Ablagerung in dem geschmolzenen Zustande und unter- lag allmälig der Abkühlung und Erstarrung, mag nun die ge- schmolzene Porphyrmasse ein Gemenge von Quarz und Feld- spath, wobei Letzterer als Lösungsmittel der freien Kieselsäure gedacht werden kann, oder mag sie eine eigene chemische Verbindung saurer als das Gemenge von Orthoklas und Oli- goklas gewesen sein; die erstere Ansicht hat etwas Natür- licheres. ' Das Gefüge der erstarrten Laven und Schlacken ist bedingt . durch den Gang der Abkühlung; langsame Abkühlung erzeugt Krystall- oder Granit-Massen, ganz rasche amorphe Gebilde; zwischen beiden Extremen liegen viele Mittelglieder. Anders konnten auch die plutonischen Gebirgsmassen nicht erstarren. Hieraus ergiebt sich, dass die Porphyre zwei unter sich verschie- dene Erkaltungsperioden gehabt haben müssen, die eine liess die Ausscheidungen krystallisiren, die andere bildete die mikrokry- stallinische Grundmasse; zwisehen beiden Perioden lag kein all- mäliger Uebergang, es war ein plötzlicher Umschwung. Umhüllt von schlechten Wärmeleitern und in sich eine grosse, vielleicht überhitzte, geschlossene Masse mussten die Porphyre 458 zuerst langsam erkalten und Form annehmen. Die Krystallbil- _ dung erfolgte in einer nachgiebigen Masse an einzelnen Punkten je langsamer desto vollkommener, so konnten die ringsum mehr oder weniger vollkommen ausgebildeten Einschlusskrystalle ent- stehen. Die Collisionen dabei und deren Folgen durch die Kry- stallisationskraft und das Beharrungsvermögen => Magmas habe ich oben schon besprochen. In welcher Reihenfolge bildeten sich diese Ausscheidungen ? Ohne Zweifel sind Glimmer und das augitische Mineral die ältesten, da sie in ihrer eignen Form auskrystallisirt im Feld- spath und Quarz eingeschlossen sich finden und diese niemals umschliessen. Orthoklas und Oligoklas sind ganz elsichn en Gebilde, die sich gegenseitig in ihrer Ausbildung gestört haben; man sieht sehr häufig Oligoklas in Orthoklas und umgekehrt. Wie verhalten sich aber die Feldspathe zum Quarz im Alter? Ich habe hier weder Quarzkrystalle in Feldspath noch umgekehrt gesehen *), beide Mineralien haben sich ohne jede Collision gebildet, man findet sogar nie Eindrücke des einen Mi- nerals in das andere, beide Mineralien berühren sich sogar selten, sind also meist durch Grundmasse von einander geschieden; . müssen sich also gleichzeitig, aber an entgegengesetzten Polen gebildet haben. Wenn.aus einer Lösung oder Verbindung von Feldspath und Quarz sich ein Bestandtheil freiwillig abschied, um zu kry- stallisiren, so musste er den andern nun befreiten ebenfalls zur Krystallisation zwingen; denn sonst hätte der übrigbleibende Teig mit Kieselsäure sich anreichern müssen, was nicht der Fall ist, da die Grundmasse dieselbe chemische Zusammensetzung nn als das Gesammtgestein. Die wachsenden Krystalle umschlossen die sie stören- den Stoffe, also Krystalle von Glimmer, dem augitischen Mi- neral und vor allem Teig, der sich später zu Grundmasse umwandelte..e Gasentwickelungen durch das Gestein gaben den Ausscheidungen die beschriebene poröse Structur. Dass *) Nach Herrn G. Rose findet sich häufig der Quarz im Feldspathe oder dieser hat Eindrücke von jenem. Dasselbe beobachtete ich häufig in den Porphyren des Schwarzwaldes, besonders in der Umgegend von der Brigitte bei Achern. 459 die Quarz- und Feldspathausscheidungen Grundmasse umschliessen und dass die chemische Zusammensetzung der Summe aller Aus- scheidungen die des Gesammtgesteins ist, bildet den sichersten Beweis, dass die Ausscheidungen aus dem Porphyrteige selbst sich gebildet haben, nicht andern Bildungsherden oder zertrümmer- ten Gesteinen entlehnt sind. Aus dem letzteren der beiden oben- genannten Argumente schliesst sich ferner, dass die Porphyre aus einem von Anfang an gleichartigen Magma entstanden sind; diese Erfahrung verträgt sich mit keiner Metamorphosirung von Sedimentgesteinen, die aus dem verschiedensten Material zusam- mengeschlemmt zu sein pflegen und deren nicht immer homogene Umbildung diese Verschiedenheiten nach erhöhen müsste. Hätte diese erstere Erkaltungsperiode bis zur vollständigen Erstarrung fortgedauert, so wäre das Gestein ein Granit gewor- den; so traten aber bei einer bestimmten Grösse und Ausbildung der Ausscheidungen Ereignisse ein, die: das Gestein plötzlich schneller erkalten und erstarren liessen. Während die Krystalle gar nicht oder höchst wenig fortwuchsen, erstarrte der noch flüssige Reste des Gesteins durch Krystallbildung der einzelnen Gemengmineralien je nach dem Grade der Abkühlung zu einer mehr oder weniger mikrokrystallinischen Grundmasse, welche die Ausscheidungen umhüllte. Die Erstarrung erfolgte nie so rasch, dass.sich eine amorphe pechsteinartige Grundmasse bilden konnte; da bei der Erstarrung der Grundmasse natürlicher Weise ganz analoge Gesetze zur Geltung kamen, sind alle Mineralien gleich- zeitige und poröse Bildungen. Die Krystallausscheidungen in den vorhistorischen und den jetzigen Laven, vor Allem aber die grossen Feldspath-, Horn- blende-, Augit-, Glimmer-, Leucit- u.s. w. Krystalle in den vul- - kanischen Tuffen weisen unabwendbar darauf hin, dass alle Kıy- stallausscheidungen in den plutonischen Gesteinen sich schon am Bildungsheerde im Erdinnern durch die dort vorhandene lang- same Abkühlung gestaltet haben und als solche in dem noch - flüssigen Theile des Gesteins erupirt wurden. Auf diese Weise erklärt sich der plötzliche Erstarrungsumschwung nach der lang- samen Kıystallausbildung im Erdinnern und vor der schnellen Bildung der mehr oder weniger körnigen Grundmasse nach der Eruption in den schneller abkühlenden Sedimentgesteinen oder gar in der Atmosphäre am besten. Dass nach der Erstarrung der Ausscheidungen grosse Be- 460 wegungen in dem noch flüssigen, aber zähen Magma stattgefun- den haben, beweisen die zerbrochenen Krystalle und die oft ‚ungleiche Vertheilung der einzelnen Ausscheidungen im Gestein (Sandfelsen z. B.). Diese Bewegung erklärt sich besser durch die Eruption als durch die Bewegungen in einer erkaltenden Masse. Da sich beide Porphyr-Varietäten nicht chemisch, sondern nur physikalisch unterscheiden, muss man annehmen, dass sie gleiche Ursprungsquelle, d.h. denselben unterirdischen Bildungs- heerd. gehabt haben und dass sie nur zu andern Zeiten und unter andern Verhältnissen aus dem Erdinnern getreten sind. Im älteren Porphyr, der sich in nur zwei grossen Massen von bedeutender Mächtigkeit und Ausdehnung abgelagert hat, konnte die Erstarrung“vor und nach der Eruption nur langsam vor sich gehen; es mussten sich hier: grössere Krystalle und eine grob- körnigere Grundmasse bilden als in den kleinen weniger mäch- tigen Ablagerungen des jüngeren Porphyrs. r \ Ob der Porphyr an der Grenze mit Sedimentgesteinen fein- körniger ist als im Innern, weil er sich hier schneller abkühlen musste, kann ich nicht entscheiden, da ich Grenzgesteine mit dem Innengestein zu vergleichen keine Gelegenheit hatte, weil zu Tage alle Grenzgesteine durch die Thalbildungen zerstört und bedeckt sind und weil das jetzige Aus&ehende der Por- pbyre schwerlich noch das ursprüngliche ist. Nur unterirdische Aufschlüsse können hier Entscheide geben, diese fehlen aber lei- der in der Jetztzeit. | 461 z Geognostische Mittheilungen über die Euganäischen | Berge bei Padua. Von Herrn G. vom Raru ın Bonn. Hierzu Tafel XV. und XVI. Unter den trachytischen Berggruppen nehmen die Euganäen (Colli Euganei) eine hervorragende Stellung ein wegen ihrer isolirten Lage rings umgeben von meergleicher Ebene, wegen ihrer ansehnlichen Ausdehnung und der grossen Zahl ihrer Gipfel, wegen der Mannigfaltigkeit der Gesteine, namentlich aber wegen der die vulkanischen Kuppen umsäumenden, sedimentären For- mationen. In diesen verschiedenen Beziehungen verspricht das venetianische Trachytgebirge die lehrreichsten Vergleiche mit un- -serem niederrheinischen Vulkangebiete, besonders dem Siebenge- birge. Unsere rheinischen Trachyte bilden vorzugsweise flache, sich über das Schiefergebirge wenig erhebende Kuppen, so in der Umgebung von Montabaur in Nassau und bei Kelberg im Kreis Adenau. Wo diese Gesteine schön geformte Gipfel zu- sammensetzen, wie in der Bergreihe vom Drachenfels bis zum Lohrberge, da sind diese hochragenden Formen nicht ursprüng- lich, vielmehr durch die Erosionen des Stromes hervorgebracht. Die steil abstürzenden Gehänge waren einst die Gesteinsgren- zen gegen den Schiefer, welcher im Rheinthale fortgeführt wurde. Die rheinischen Trachyte haben die devonischen Schich- ten und, wo sie mit den Schichten der Tertiärformation zusam- mentreffen, auch diese unzweifelhaft durchbrochen: doch auffal- lender Weise (eine Eigenthümlichkeit, die sie mit den Basalten gemeinsam haben) ohne dass die sedimentären Schichten aufge- richtet oder überhaupt in ihrer Lagerung gestört worden wären- In Bezug auf ihre mineralogische Zusammensetzung mussten mehrere der rheinischen Trachytvarietäten stets von Neuem die Frage vorlegen: warum hat sich die freie Kieselsäure der Grund- masse nicht als Quarz ausgeschieden ? In den Trachyten von Ber- 462 . i kum und von der kleinen Rosenau mit 72 und fast 80 pCt. Kiesel- säure war es bisher nicht möglich, Quarz wahrzunehmen. Dieses Fehlen des Quarzes in unserem rheinischen und überhaupt in den deutschen Trachytgebieten schien in Uebereinstimmung zu stehen mit der Thatsache, dass es bisher nicht gelungen ist, den Quarz durch Schmelzung darzustellen. Der Glaube, dass auf feurigem Wege der Quarz sich nicht bilden könne, schien eine Stütze in vielen vulkanischen.Gesteinen gefunden zu haben. Indem ich jene Thatsachen hervorhebe, bezeichne ich zu- - gleich die Beweggründe, welche mich zu zwei Besuchen des Eu- ganäischen Gebirges (1862 und 1863) veranlassten, und möchte ich den Standpunkt angeben, von dem aus ich die folgenden Mitthei- lungen beurtheilt wünsche. Eine geognostische Erforschung der Euganäen ist eine zu umfassende Aufgabe, als dass sie auf Wanderungen von wenigen Tagen gelöst werden könnte. Die Euganäen bedecken eine wenigstens sieben Mal so grosse Fläche wie das Siebengebirge, und wie viel blieb in dem letzteren, auf kleinstem Raume reichsten Vulkangebiete nach mannigfachen frü- feren Arbeiten Herrn v. DEcHEn zu erforschen übrig. Um die mineralogische und geognostische Kenntniss der Euganäen haben sich namentlich folgende Männer durch Publi- kationen verdient gemacht: GIOvAnnı ARDUINO, Professor der metallurg. Chemie und Mineralogie in Venedig, starb 1795. Abbate LAzzakrO SPALLANZANI, Professor der Logik, Metaphysik und griech. Sprache an der Universität zu Reggio in Modena, dann Professor der Naturgeschichte erst an der Universität zu Modena, dann zu Pavia, starb 1799. Joun STRANGE, britischer Resident zu Venedig, starb 1799 („on two gianis causeways or groups of prismatic basaltine columns and other curious volcanic concretions in the Venetian State”, Phil. Trans. 1775). GıRO- LAMO ROMANO. PIERRE ÜBBAIN SALMON, Chirurgien-major in der franz. Armee, starb 1805 (Sur la nature des monts Euganees et la nature des laves compactes, 1801). A.DonATt. ScıPIONE BREIS- LAK, starb 1826. M. A. CoRNIANI DEGLI ALGAROTTI. Graf Nic. va Rıo, Direktor des philosophisch-mathematischen Studiums an der Universität Padua. Graf Giuseppe MarZzarı - Pencanı, starb 1836 („Mehrere seiner Arbeiten über das südliche Tyrol, die Euganäen u. s. w. sind ungedruckt geblieben”, POGGENDORFF). ToMmMaso CArTuLLoO, Professor der Naturgeschichte in Padua. Baron AcHıLLE DE ZIGNO in Padua. | 7 463 Von den Schriften dieser Autoren verdienen besondere Er- wähnung diejenigen SPALLANZANI’s, DA Rıo’s und D5 ZiGno’s. In seinen „Reisen in beide Sicilien und in einige Gegen- den der 'Apenninen (Leipzig, 1794—96) widmete SPALLAN- zanı das 20. Kapitel S. 182 — 265 den Euganäischen Bergen, Nachdem der Verfasser fast alle vulkanischen Gebiete Italiens, der zugehörigen Inseln, sowie den griechischen Archipel besucht, galt eine seiner letzten Reisen (September 1789) den Paduani- schen Bergen, indem er von der Erfahrung ausging, „dass in der Natur nichts Isolirtes oder Abgesondertes stattfindet, sondern dass alles in einer gewissen Verbindung steht, und durch ver- schiedene Beziehungen modifieirt wird; dass wir Nichts wissen können, ohne Vergleichungen anzustellen.” SPALLANZANI scheint der erste gewesen zu sein, der die vulkanische Natur unserer Hügel erkannte, seine Arbeit ist voll interessanter Vergleichun- ‚gen zwischen diesem und den anderen von ihm besuchten vul- kanischen Gebieten. Die Veränderung im Stande des Meeres konnte ihm nicht entgehen: „Ohnerachtet das Meer jetzt einige Meilen weit von den Paduaner Bergen entfernt ist, so ist es doch ausser allem Zweifel, dass es dieselben ehedem bedeckte, Diese Gruppe von kleinen Bergen und Hügeln bildete ehedem eben so viele kleine vulkanische Inseln, wie dieses mit den Aeolischen, den Ponza-Inseln, mit Santorine und unzähligen anderen ähnli- chen Inseln der Fall ist.” Die Arbeit SPALLANZANTs enthält viele in Anbetracht der Zeit der Beobachtung bewundernswerth genaue Gesteinsbeschreibungen.. Ausser den „eisenfarbigen Ku- geln von Teolo” (Dolerit) werden vorzugsweise drei Arten von vulkanischen Gesteinen unterschieden: „die erste hat derben Feld- spath zur Basis (Oligoklas- Trachyt und Sanidin - Oligoklas- Tra- chyt); die zweite Art hat Petrosilex zur Basis (Hornstein-artiger Trachyt, Quarz-führender Trachyt, Rhyolith). Endlich giebt es auch Laven von einer Pechstein-Basis (Perlstein und Pechstein- porphyr).” In Bezug auf die „Petrosilex-Lava” wird erwähnt, dass darin ausser Feldspath und Glimmer auch Quarzkrystalle ausgeschieden sind. „Die Petrosilex-Laven, welche sich auch auf den Ponza-Inseln finden, werden aber für uns immer ein Räthsel bleiben; denn wir können den Begriffen zufolge, welche wir von der Wirkung unseres Feuers haben, nicht einsehen, wie ein sol- cher Stein schmelzen und fliessen kann, ohne einen von seinen natürlichen Zügen zu verlieren.” Auch der Perlstein zog die 464 ganze Aufmerksamkeit SPALLANZANI’s auf sich, „denn weder der Aetna noch der Vesuv haben davon ein Bruchstück ausgeworfen, noch auch die phlegräischen Felder; blos auf Lipari unter allen Aeolischen Inseln habe ich einige zerstreute Stücke gefunden.” Er führte auch drei chemische Analysen von Euganäischen „Pechstein-Laven” aus und wies den hohen Kieselsäure - Gehalt nach. Doch haben begreiflicher Weise diese Analysen, unter- nommen etwa ein Jahrzehnt vor der Auffindung des Kalis im Mineralreich durch KLarroTn, jetzt keinen Werth mehr. Vor- zugsweise war SPALLANZANI bestrebt, durch Schmelzen der ver- schiedenen Gesteine und deren Erstarrenlassen Aufklärung über ihre Bildung zu erhalten. Die treue Darstellung des scharfsinnig Beobachteten, das Fernhalten von allem Hypothetischen sichert. seinen Schriften eine hervorragende Stelle unter denjenigen sei- ner Zeitgenossen. Freilich blieb für ihn der Trachyt theils Por- phyr, theils Granit, wie für pe Luc das Drachenfelser Gestein der „ausgezeichnetste Granitporphyr.” Die Orittologia Euganea del Nobile NıccoLo DA Rıo, Pa- dova 1836, 4. 179 8. mit 2 Tafeln, ist bestrebt in dreizehn Ka- piteln (darunter eines dem Trachyt, ein anderes‘ dem Perlstein, ein drittes der Formazione truppica gewidmet) alles damals über das Gebirge Bekannte zu vereinigen und giebt namentlich eine anerkennenswerthe Unterscheidung und Beschreibung der Gesteine, wobei als Vorbild das grosse verdienstreiche Werk BEuDaAnT’s „Voyage en Hongrie” diente. Doch erreicht pa Rıo in Bezug auf petrographische Unter-' suchung den SPALLANZANI nicht; sein Werk weiss Nichts von der wichtigen Entdeckung der Quarzführenden Laven durch letzteren, wie man aus folgenden Worten ersieht: „Die Trachytporphyre Ungarns zerfallen nach BEeupAnT’s Beschreibung in zwei Varie- täten, wovon die eine Quarzkrystalle enthält, die andere nicht. Die erstere fehlt in den Euganäen, wie der Quarz den Euga- näischen Gesteinen ‘überhaupt fehlt, mit Ausnahme des Trachyts von S. Daniele” (S. 145). „Der Trachyt von S. Daniele ist aus- gezeichnet durch einzelne Quarzprismen, welche kleine Hohlräume des Gesteins erfüllen; sie wurden durch Dr. GAET, SENONER entdeckt (4830), vor ihm wurde das Vorhandensein des Quarzes inden Euganäischen Trachyten von Niemandem angezeigt” (8.26)! Auf der seinem Werke beigefügten Karte unterschied DA Rıo vier 465 ı Gesteine: den Trachyt, Perlstein, Trapp (nebst Basalt, Amygdalo- phyr und den zugehörigen Conglomeraten) und den Kalkstein. In seiner ersten Abhandlung über den Trachyt der Euga- näen (Sopra la cosi detta masegna degli Euganei, Atti soc. ital. di scienze, 1810) hielt pa Rıo den Trachyt nicht für ein vulkanisches, sondern für ein in seiner Entstehung der Bildung der Kalksteinschichten vorangehendes primitives Gestein. Er ' glaubte gefunden zu haben, dass niemals der Trachyt die Kalk- steinschichten überlagere, dass vielmehr letztere dem Trachyt nur angelehnt seien, Die für die Altersbestimmung des Tra- chyts so bezeichnenden Gänge in den Kalksteinschichten wurden von ihm in diesem Gebirge gänzlich geleugnet. Es war der Graf Marzarı-Pencarı (berühmt durch seine Beobachtung an der Canzacoli-Brücke bei Predazzo), welcher an der Mühle von Schi- vanoja bei Teolo den Trachyt in einer horizontalen Bank auf verhärtetem Mergel ruhen und überdies mehrere Trachyt-Gänge im Kalkmergel auftreten sah. Das Gewicht dieser Thatsachen konnte dem Grafen pa Rıo nicht entgehen, und wenngleich er im zweiten Kapitel der Orittologia mit einem erheblichen Auf- wande von Sophistik dem MARZARI entgegentritt, so ist aus dem zwölften Kapitel (über die Entstehung -der Euganäen) desselben Werkes dennoch ersichtlich, dass er sich den Ansichten MAR- ZARTs zugewendet hatte und im Trachyte ein vulkanisches Ge- stein erkannte, welches die Schichten der Kreideformation durch- brochen und aufgerichtet hat. So wurde der Kampf der Anhän- ger WERNER’s und derjenigen Hurron’s Bl in dieser Berg- gruppe zum’ Austrage gebracht. Dem Baron Ach. DE Zi6no verdankt die Wissenschaft scharfsinnige Untersuchungen über die Versteinerungs-führenden Schichten der Euganäen. Die Ergebnisse seiner Forschungen über die sedimentären Formationen, welche von Tyrol bis Kärn- then das Südgehänge der Alpen bilden, veranlassten ihn nämlich, in den Kalk- und Mergelschichten der Euganäen dieselben Ho- rizonte aufzusuchen. Das Resultat wurde in einer Memoria sulla costituzione geologica dei monti Euganei, Padova 1861 niedergelegt. *) *) Frıeor. Horrmann, dem Italien vor allen fremdländischen Geo- gnosten ausgezeichnete Arbeiten verdankt, war es nicht einmal ver- gönnt die Euganäen zu erblicken! ‚Von der Sternwarte zu Padua Zeits. d.d. geol. Ges. XVL. 3. 30 466 Es geschieht mit Bewilligung des verehrten Autors, wenn ich als Anhang zu gegenwärtiger, vorzugsweise den vulkanischen Gesteinen gewidmeten Arbeit jenes Memoire ins Deutsche über- SiRaBoniet i Lage und Gestaltung der Berggruppe. Die Euganäischen Berge steigen ringsum isolirt aus der mit Alluvionen erfüllten lombardisch-venetianischen Tiefebene hervor, ‚näher gerückt ihrem nördlichen als ihrem südlichen Rande. Von ihren Gipfeln umfasst der Blick gegen Norden einen Theil der Venetianischen und Karnischen Alpen, gegen Süden den Rücken des Apennins, gegen Osten die Adria, welche an den grossartigen Murazzi von Chioggia in einer langen weissen Brandungslinie aufschäumt. Gegen West erscheint die gartengleiche Ebene dem Auge unbegrenzt. i Die Lage dieser Hügel zwischen Alpen und Apennin er- innert in etwas an die Lage der Höhgau- Berge zwischen Jura und Alpen. Beide vulkanische Gruppen sind nahe gleich weit entfernt von dem Quellgebiet der Durance und des Po, jener Gegend, in welcher die genannten drei wichtigsten Gebirge Cen- tral-Europas sich verbinden. Unter den so zahlreichen vulkani- schen Gebieten Italiens sind es allein die Euganäen (nebst den benachbarten Colli Berici, wo indess nur altvulkanische Gesteine, und der Gegend von Recoaro) im Norden und der Monte Vulture bei Melfi im Süden, welche auf der 'nordöstlichen, äusseren Seite des Apennins erscheinen. Alle andern sind auf der südwest- lichen, inneren Seite dieser Gebirgskette hervorgebrochen. Die Basis, über welcher sich die Euganäen erheben, hat eine ungefähr elliptische Gestalt und misst mit ihrer von Norden nach Süden gerichteten grossen Axe fast 2,5 deutsche Meilen, während die kleine Axe wenig mehr als 1,75 Meilen lang ist. Die Hügelgruppe nimmt demnach einen Flächenraum von etwa 4 Quadratmeilen ein. Der Culminationspunkt der Gruppe, wel- cher sich genau in ihrer Mitte erhebt, der Monte Venda, ist hatte ich nicht eimmal die Freude, einen Anblick wenigstens auf die hier so nahen und durch ihre vulkanische Bildung so merkwürdigen Euganäischen Hügel zu geniessen. — Durch die mit tiefem Schnee (!) bedeckte und in dichte Nebel gehüllte Ebene der vormaligen Terrafirma reiste ich am 20. Februar 1830 nach Vicenza hinüber.” (Geogn. Beob. 8.5.) 467 2,75 Meilen von Padua gegen Südwesten, 6,75 Meilen vom Hafen von Chioggia, dem nächsten Punkte des Meeres, entfernt. Die das Gebirge umgebende Ebene hat namentlich auf der nörd- lichen, östlichen und südlichen Seite eine sehr geringe Meeres- höhe. Denn Monselicee am südöstlichen Fusse hat nur eine Höhe von 22 par. Fuss, Padua von 50 Fuss. Die Ebene besteht bis zu ungemessenen Tiefen aus Alluvionen.*) Die Oberfläche wird durch kalkhaltige Thonschichten von grosser Fruchtbarkeit gebildet. Der Wasserspiegel der träge strömenden Flüsse, im Norden der Bacchiglione, im Süden die Etsch, liegt zum Theil im Niveau der Ebene und wird durch Dämme eingeschlossen. Rings um den Fuss des Gebirges laufen Kanäle, welche theils mit jenen Flüssen, theils unmittelbar mit dem Meere sich ver- binden. Die Mehrzahl der Euganäischen Hügel ist mit einander zu einem kleinen Gebirge verbunden, von dessen centraler Masse einzelne Nebenhöhen auslaufen, und andere gleich Trabanten sich vollständig ablösen. Die Bergformen sind verschiedenartig, je nach der verschiedenen Beschaffenheit der die einzelnen Theile des Gebirgs zusammensetzenden Gesteine. Von der Gebirgs- mitte, welche dem höchsten Gipfel, Monte Venda (1815 W.F.)**). entspricht, läuft gegen Nord ein sich schnell senkender centraler Rücken aus, auf dessen niedrigstem Punkte der schön. gelegene Flecken Teolo erbaut ist. Dieser centrale Rücken trägt die srossartige Felsmasse des Monte Pendise, welche gleich einer *) Dieselben waren bei Anlage eines artesischen Brunnens auf dem Platze S. Maria Formosa zu Venedig in einer Tiefe von 132 Meter noch nicht durchsunken. Man traf auf vier verschiedene Torflager in Tiefen von 29, 48, 85 und 126,76 Meter „Cette tourbe est absolument identique & celle qui se forme encore sur plusieurs points de la lagune. La coupe geologique [du puit] demontre clairement que la vegetation s’est etablie, au moins a qualre reprises differentes, a la surface du sol qui borde Vextremite de l’ Adriatique; qwa chaque fois elle y a ete interrompue par les inondations suivies de formations tourbeuses et d’accumulation de sa- bles; enfin que les beaux arbres qui ornent a present le Lido ei les bords de la Brenta sont les representants de la cinguieme generation de eeux qui ont fleuri a une epoque dejü fort ancienne, remontant bien au- dela des temps historiques, et dont on retrouve maintenant les restes ä Vetat de bois non carbonises et a 105 meires au-dessous du sol actuel.” (C. A. pe Cuarzave, Bulletin soc. geol. deFrance, T.5, II. Serie pag. 23.) **) Im Mittel aus sechs Messungen, welche ziemlich bedeutend von einander abweichen. 30* 468 Mauer nach Osten senkrecht, nach Westen jäh abstürzend, ‚von der Kirche Castelnuovo bis nahe Teolo streicht und auf ihrem höchsten Punkte mit den Trümmern der alten Ezzelins-Burg ‘gekrönt ist. Rechts und links von diesem mittleren Zuge erstrecken sich sanft gewölbte Höhenzüge. Von den beiden so gebildeten Thälern wendet sich das eine gegen Westen und erreicht zu einer engen Schlucht sich zusammenschnürend den Fuss des Gebirgs bei Zovon. Das andere richtet sich gegen Nordosten und öffnet sich zu der schönen Ebene von Villa, welche vormals ein Golf ‚war, als das Meer noch den Fuss dieser Hügel bespülte. Nörd- lich von Teolo erhebt sich das Gebirge nochmals zu den beiden nächst dem Venda bedeutendsten Höhen, dem Monte Grande und dem Monte della Madonna (oder di Royolone). An den steil abstürzenden Abhang dieser Berge legen sich nur niedere Höhen an, welche gegen Norden bei Frassenella schnell unter die Allu- ' vial-Ebene verschwinden. Von dem breitgewölbten Monte Venda läuft gegen Osten eine. Reihe mit einander verbundener Gipfel: der Monte Rüa mit einer Krone von Tannen geziert, der Monte Trevisano, Alto, Oliveto, Castello, welche mehrfach in isolirte Kuppen zertheilt bei San Pietro Montagnone ihr Ende erreichen. In den südlichen Theil des Gebirgs schneiden mehrere breite, gegen die Längsrichtung desselben normale Thäler ein, von Osten die Thäler von Cingolina, von Sanzibio, von Arqu&; von Westen Valnogaredo, das von Fontana Fredda und Val di Sotto, Die sich zwischen jenen Thälern erhebenden Höhenzüge sind im Allgemeinen breit, zum Theil steril. Gegen Süden zerspaltet sich unser Gebirge in drei Aeste, von denen die beiden äusseren zu hohen selbständigen Kuppen sich erheben, der Monte Cero (an dessen Fusse Este, das „Bassano der Euganäen”, liegt) und der Monte Ricco (an den das Städtchen Monselice sich lehnt), der mittlere, die Höhe von San Fidenzio und Terralba, nur einen schmalen niederen Rücken darstellt. Die von der Hauptmasse des Gebirges getrennten, isolirten Kuppen treten besonders zahlreich auf der östlichen, weniger auf der westlichen Seite hervor; in ihrer Grösse schwanken sie, indem sie theils kleine, in sich gegliederte Ge- birge,-theils nur unbedeutende Kuppen darstellen. Den ersteren Fall zeigt der Monte Lonzina, während der Monte Merlo, der Monte Bello, Monte Rosso, Monte Ortone, Monte Sn. Daniele, Monte Castello, Monte Sta. Elena, Monte Lispida, die Monticelli, die Rocca di Monselice mehr oder weniger kleine Kegel, seltener (Monte Lis- Bu 469 ‚ pida) kleine Rücken bilden. Der ausgezeichnetste dieser Tra- banten ist der Monte di Lozzo, auf der westlichen Seite des Ge- birgs, ein hoher Kegel über einer schildförmig erhobenen Basis. Niedrige, zum Theil verzweigte Kalkstein- Rücken und Pla- teaus sind die Berge von Lovertin und Albettone, welch letzterer vielleicht mit demselben Rechte zu den Vicentinischen -wie zu den Paduanischen Hügeln gerechnet werden könnte. Der süd- liche Punkt’ unserer Gruppe ist der kleine isolirte Montebuso an der Strasse von Este nach Monselice, einem Ausläufer der Höhe von Terralba. Besondere Hervorhebung verdient der Monte Sieva bei Battaglia, welcher mit seinen Ausläufern, dem Monte di Cattajo gegen Südost, dem Monte delle Croci gegen Südwest, ein auf drei Viertel eines Kreises geschlossenes, gegen Südost geöffnetes Ringgebirge darstellt. Gegen den inneren Circus sen- ken sich zwei kleine Klippen, der Monte Menone und der Monte Nuovo. Nur gegen Norden hängt der Monte Sieva durch einen niederen Rücken mit den Bergen Oliveto und Alto zusammen, Einen eigenthümlichen landschaftlichen Reiz erhält das Padua- nische Gebirge durch die golfähnlichen Ebenen, welche vorzugs- weise auf der östlichen Seite in dasselbe eindringen. Auch die Vicentinischen Berge (die Colli Beriei) besitzen diese eigen- thümlichen Ebenen auf ihrer nördlichen Seite z, B. bei Arcugna- no, welche zur nassen Jahreszeit zum Theil noch jetzt mit Seen erfüllt sind. Sänke das Venetianische um etwa hundert Fuss, so würden die Euganäischen Berge, rings vom Meere umfluthet, ein Inselland darstellen mit einer gegen Osten viel- ausgebuchteten Küstenlinie und zahlreichen hier vorgelagerten Insel- chen, welche den Fariglioni der Ponza-Inseln entsprechen würden. Ueber die Formen der Hügel giebt die Ansicht, Taf. XVI. welche ich vom Thurme der Kirche St. Giustina zu Padua auf- nahm, eine deutliche Vorstellung. Von diesem Standpunkte aus be- trägt in grader Linie die Entfernung des Monte Oero 2,9, des Monte Venda 2,25, des Monte Grande 2,25, der Rocca di Monselice 2,62, der Bäder von Abano 1,19 d.Meilen. Die Gesichtslinie nach dem Gipfel der Rocca und diejenige zum Gipfel des Monte Grande schliessen . den Winkel von 48 Grad ein, und nimmt man die letzten Aus- läufer der Berge gegen Nord hinzu, so nehmen die Euganäen fast den sechsten Theil des Horizonts von Padua ein. Die Winkel, unter welchen die Höhenlinien jener Berge von Padua gesehen erscheinen, sind folgende: 470 Monte Cero 0° 59’ Monte Venda 1° 54’ Monte Grande 1° 42’ Rocea di Monselice 0° 27”. Wenngleich diese Winkelgrössen nur unbedeutend zu sein scheinen (doch erblickt man von Neapel den Vesuv, der doch die Stadt zu bedrohen scheint, auch nur unter dem Winkel von 4° 36’, das schöngeformte Capri nur unter 0° 46’ nach J. ScnMmipr), so ist bei den zum Theil steilen und jähen Formen ‘der Berge der Eindruck derselben ein nicht geringer. Die beiden äussersten Gipfel Monte Grande und Monte della Madonna bilden mit ihrem nördlichen Absturze gegen den Horizont den Winkel von 40 bis 42 Grad. Diese Neigung ist eine sehr bedeutende und wird von keiner vulkanischen Bergkuppe unseres niederrheinischen Vulkangebiets erreicht. Nach Herrn v. DeE- CHEN, welcher in seinem Werke ‚der Laacher See‘ genaue An- gaben über die Neigungen der Berge mittheilt, beträgt die Neigung des Hochsimmers bei Mayen auf der :nördlichen Seite bis 28 Grad; und dies möchte eines der steilsten Gehänge in unserem gesammten Vulkangebiete sein. Der Absturz der beiden nördlichsten Euganäischen Kuppen, welche sich 1500 bis 1600 Fuss frei aus der Ebene erheben, ist demnach steiler als es bei den aus vulkanischen Schlacken bestehenden Eruptions- Kegeln der Fall is. Die Form der Kuppen variirt übrigens auf das Mannichfachste von der spitzen Gestalt des Monte Cero bis zu der namentlich von Osten nach Westen sanft gewölbten Form des Monte Venda. Schroffe Felspartien zeigt namentlich die Umgebung von Castelnuovo, nämlich die schon erwähnte Felsenmauer des Monte Pendise, und etwas gegen Südost der Monte delle Forche. Dieser beiden Felszüge, welche von der Gebirgsmitte, dem Monte Venda, auszulaufen scheinen, wird später nochmals zu gedenken sein. Geognostische Uebersicht. Die Euganäischen Berge bestehen, wie schon oben hervor- gehoben wurde, theils aus eruptiven, theils aus sedimentären Ge- steinen. Aus der erstern Klasse sind aufzuführen: Dolerit, ver- schiedene Arten von Trachyt nebst dem dem Quarz-führenden Trachyt angehörigen Perlstein und dessen Conglomeraten. Letztere 471 sind vertreten durch Schichten von Kalkstein und Mergel, welche 'theils dem Jura, theils der Kreide, theils der Tertiärformation an- gehören. Diese beiden Gesteinsklassen werden gleichsam mit ein- ander verknüpft durch einen kalkig-doleritischen Tuff, eine Pe- perin-ähnliche Bildung. Der Dolerit ist in unserem Gebirge weit weniger ver- breitet als der Trachyt und bildet nicht wie das letztere Gestein selbständige hohe Kuppen. Dennoch gebührt auch dem Dolerit unsere ganze Aufmerksamkeit, wenn wir uns von der Bildung des Gebirges Rechenschaft geben wollen. Den Dolerit beobachtete ich vorzugsweise in der nächsten Umgebung von Teolo, sowohl an dem Hügel Monte Oliveto, welcher sich nach dem Dörfchen Villa hinabsenkt und durch die neue Strasse vortrefflich ent- 'blösst ist, als auch an der westlich von Teolo aufsteigenden Kuppe, welche letztere ganz durch Dolerit zusammengesetzt wird. Der Monte Oliveto bei Teolo besteht hauptsächlich aus Schichten eines röthlichweissen Kalksteins, zwischen welchen dünne Bänke und Knauer eines röthlichen oder weissen Feuersteins inneliegen. Auf diesen Kalkschichten ruhen Schichten von weissem thonig- kalkigem Mergel. Diese Bildungen streichen hier ungefähr von Norden nach Süden und fallen unter einem geringen Winkel ge- gen Westen. Zwischen die Mergelschichten schieben sich zahl- reiche Lagergänge von Dolerit ein, deren Mächtigkeit zwischen einigen Zollen und mehreren Fuss schwankt und die mit grosser Regelmässigkeit zwischen den Schichten lagern (Tafel XVI.). Näher gegen Teoio hin wird der Dolerit herrschend, indem er sich in einer mächtigen Lagermasse über den Mergel lehnt und einen grossen Theil des Hügels bildet. Doch nicht immer bildet der Dolerit Gänge, welche zwischen den Schichten lagern. Oft sieht man die Gesteinsgrenze die Mergelschichten quer durch- schneidend. Das Gestein ist meist sehr zersetzt, erscheint in Folge dessen kugelig abgesondert, zerbröckelnd, grau oder rothbraun und stellt: dann eine in mineralogischer Hinsicht schwierig zu bestimmende Masse dar. Die kugeligschalige Absonderung ist dem Gesteine sehr charakteristisch und zeigt sich auch dort, wo ausser der kugeligen noch eine säulenförmige oder plattenförmige Zerklüftung erscheint. Eine mehr oder weniger unvollkommen pris- matische Absonderung zeigt das Gestein dort, wo es in grösse- ren Massen an Mergel und Kalkstein grenzt, die Richtung der Prismen ist dann normal zur Gesteinsgrenze. Wo der Dolerit a AI. verwittert ist, da treten zahlreiche Schnüre von milchweissem Chalcedon, einige Linien bis einen halben Zoll mächtig, in dem- selben auf. Diese Schnüre durchziehen das Gestein in verschie- denen Richtungen und stellen zuweilen ein Netzwerk dar. An den verwitternden Doleritwänden ragen die festeren Chalcedon- 'schnüre gleich schmalen Leisten bis einen Zoll hoch hervor. Ausserdem erscheint der Chalcedon nicht ganz selten in über faustgrossen Massen von milchweisser Farbe. Der Dolerit der Euganäen ist theils dicht, theils mandelsteinartig ausgebildet. Die Mandeln, welche theils mit Kalkspath, theils mit Chalcedon erfüllt sind, sind zuweilen einen Finger lang, abgeplattet und liegen mit ihren breiten Seiten parallel unter einander und den Saalbändern des Gesteins, wenn es in einem Gange auftritt, wie namentlich bei Castelnuovo schön zu beobachten ist*). Noch an einigen anderen Punkten der Euganäen sah ich Dolerit. In der Gegend von Castelnuovo bildet dies Gestein ein ganzes System von Gängen, welche den Peperin-Tuff, dessen Verbreitung gegen Östen und Westen durch die Trachytzüge des Monte Pendise und des Monte delle Förche bestimmt wird, in unregelmässigster Weise durchsetzen. Deutlich sind diese Gänge namentlich am westlichen Abhange des Monte Pendise; sie durchsetzen den gel- ben Tuff, der sich an die Trachytmauer lehnt. Viele dieser Gänge, deren Mächtigkeit zwischen einigen Zoll und 10 Fuss beträgt, streichen h. 7, andere indess zeigen eine hiervon ab- weichende Richtung. Meist stehen sie senkrecht und ragen aus dem zerstörten Tuffe gleich niedrigen Mauern hervor. Die Sei- ten derselben, die Saalbänder, sind nicht ebenflächig, sondern - #) Der scharfsinnige Sparranzanı erwähnt derselben Erscheinung vom Monte del Donati: „eine von diesen Laven trägt die deutlichsten Merkmale an sich, dass sie einmal im Flusse war. Sie ist nicht nur auf der Oberfläche, sondern auch im Innern voll von kleinen Höhlen von verschiedener Grösse, sehr viele sind oval, und ihr grösster Durch- messer ist fast immer nach einer Seite hingekehrt. Diese Beobachtung ist sehr wichtig. Sie zeigt erstlich, dass dies Gestein einmal durch das Feuer in einen flüssigen Zustand versetzt worden ist; denn ohne dieses würden jene unzählbaren kleinen Höhlen nicht in demselben haben ent- stehen können; dann aber auch, dass diese Lava in Bewegung gewesen sein muss, vermöge welcher die Blasen, die eigentlich rund sind, eine mehr oder weniger längliche Form angenommen haben. Diese Folgerung- ist um so viel zuverlässiger, da wir sie bei vielen Laven von Lipari be- stätigt gefunden haben.” (1789.) * 473 ‘ mit eigenthümlichen gewölbten Hervorragungen bedeckt. Auch diese Gänge lösen sich in etwa einen Fuss grosse Kugeln auf. Auf dem Wege zwischen Monte Pendise und delle Forche sieht man eine sehr grosse Zahl ähnlicher Gänge den Tuff durch- setzen, an dessen Bildung sie unzweifelhaft Antheil genommen haben.- Die Strasse zwischen Luvigliano und Torreglia entblösst nahe diesem letzteren Orte an einer kleinen Höhe Dolerit, wel- cher hier von einem zwölf Fuss breiten Trachytgang durchsetzt, wird. Bei Rovolone, am steilen nördlichen Absturze des Monte della Madonna tritt gleichfalls Dolerit auf, begleitet von einem schwarzen doleritischen Tuf. Viele gangähnliche Massen von Dolerit und Dolerit- Mandelsteinen erblickt man im südlichen Theile des Gebirgs zwischen Baone und Faeo. Das herrschende Gestein ist hier theils Scaglia- Kalkstein, theils weisser Thon und Mergel in wenig geneigten Schichten. Darin erscheinen jene Eruptivgesteine in unregelmässig gestalteten Gängen und Lagermassen. An der horizontalen Oberfläche bildet der schein- bar rings von Mergel umschlossene Dolerit zuweilen nur einige Schritte im Durchmesser haltende elliptische oder ganz regellos geformte Massen. Einen ausgezeichneten Dolerit-Gang fand ich bei Albettone nahe dem Punkte, wo der zur Kirche von Albet- tone führende Weg mit der grossen Strasse von Barbarano nach Teolo zusammentrifii. Der Gang streicht h. 85, fällt 80 Grad gegen Norden, ist etwa 20 Fuss mächtig. Die Kalksteinschich- ten, welche hier im Allgemeinen eine fast horizontale Lage haben, sind in der unmittelbaren Nähe des Ganggesteins sehr wenig aufwärts gebogen und scheinen auf eine Entfernung von etwa Einem Fusse eine grössere Härte erlangt zu haben. Der nie- drige verzweigte Hügel von Albettone bildet gleichsam ein ver- -mittelndes Glied zwischen den Paduanischen und den Vicenti- nischen Bergen. Wenngleich zu den ersteren gehörig, steht er doch den letzteren in Bezug auf die geognostische Bildung näher, indem der Trachyt an beiden Orten fehlt, und auch der Dolerit' nur in untergeordneter Weise erscheint. Der Dolerit von Teolo ist nicht zu unterscheiden von demjenigen, welcher bei der Ma- donna del Monte bei Vicenza zu Tage tritt*). Endlich fand ich Dolerit auch auf der Höhe des Monte Alto. *) Auch hier zeigt das Gestein die ihm charakteristische Kugelab- sonderung. Es durchbricht in mehreren wenig ausgedehnten Massen 474 Der Trachyt verleiht dem Euganäischen Gebirge seine phyiognomische Gestaltung; denn aus Trachyt bestehen alle jene zahlreichen Kuppen und Bergkämme, welche die Tafel XVI. zur Anschauung. bringt, mit einziger Ausnahme des niedri- gen Monte di Albettone, welcher links im Hintergrunde un- seres Bildes sichtbar wird. Denkt man sich die trachytischen Höhen in unserem Gebirge als .nicht vorhanden, so würde dasselbe in hohem Grade den Colli Berici gleichen und ein Pla- teauähnliches Hügelland darstellen aus horizontalen oder wenig ' geneigten Schichten von Kalkstein und Mergel zusammengesetzt, welche von einzelnen, wenig zahlreichen niedrigen Kuppen und Lagergängen von Dolerit durchbrochen wurden. Diesen Zustand boten unzweifelhaft einst die Euganäen dar; die Eruption der Trachyte ist ein späteres Ereigniss als die erste Hebung der marinen Schichten und das Hervortreten des Dolerits. Hierdurch ist eine der wichtigsten Thatsachen in der Entstehungs -Ge- schichte der Euganäen bezeichnet. In der nördlichen Hälfte des Gebirges bildet der Trachyt eine grosse zusammenhängende Masse, deren südliche Grenze durch eine von Faeo nach Valsanzibio gezogene Linie gebildet wird. Gegen Westen hebt sich die trachytische Wölbung in einem steilen ununterbrochenen Abhange von Rovolone bis gegen- über dem Monte Lozzo aus der Ebene hervor. Gegen Osten löst sich das Gebirge in theilweise oder gänzlich von der Haupt- masse isolirte Bergrücken und Kuppen auf. Die Kalk- und Mergelschichten sind in der nördlichen Gebirgshälfte vorzugsweise um Villa und Rovolone verbreitet und bilden gegen Süden, Westen und Norden die untern Abhänge des Monte Grande. Ohne einen Gürtel dieser geschichteten Gesteine, vielmehr un- mittelbar aus der Alluvial-Ebene erheben sich die isolirten Tra- chyte des Monte Lonzina, Ortone, Rosso, Bello, Merlo, San Da- niele, während am Hügel von Lovertino der Trachyt nur in ‘einer kleinen niedrigen Masse unter den erhobenen Scaglia-Schich- ten zu Tage tritt. In der südlichen Gebirgshälfte gewinnen die sedimentären die fast horizontalen Schichten des Nummuliten-Kalksteins. Auf einer Durchwanderung der Colli Berici von der Madonna del Monte bei Vi- cenza an über Arcugnano bis Barbarano fand ich Dolerit nur in der Nähe jener Kirche, weiterbin nicht mehr, vielmehr nur Kaiksteinschich- ten der Nummuliten- und Kreideformation angehörig. 475 Schichten die grösste Verbreitung und bilden hier die breiten, centralen Rücken des Gebirges; wie auch auf einer Zone von Valsanzibio nach Fontana Fredda die ganze Breite desselben nur aus jenen Schichten besteht. Die Trachyt-Kuppen dieser Hälfte sind in ausgezeichneter Weise ringsum von Kalkschichten um- _ säumt, so der Monte di Lozzo, Cinto, Zemola, Cero, San Fidenzio, Riecco. Der Rocca di Monselice liegt nur an der nordöstlichen Seite eine geschichtete Kalkmasse vor, während die isolirten nie- drigen Klippen der Monticelli, Lispida, S. Elena nur mit ihren Trachytgipfeln aus der Ebene hervorragen. In Bezug auf die Lagerung des Trachyts haben wir drei verschiedene Formen zu unterscheiden, diejenige in selbstständigen grösseren oder klei- neren Kuppen und Massen, die Gänge, welche mehr oder weni- ger vertikal aufsteigen, endlich die lagerartigen Massen oder Lagergänge, welche zwischen sedimentären Schichten liegen. Die erstere Lagerungsweise kommt natürlich der Hauptmasse des Trachyts zu. Eine besondere Beachtung ver- dienen die Grenzebenen des Eruptivgesteins gegen die ge- schiehteten Bildungen. - Wo ich solche Grenzen entblösst sah, wie in der Nähe von Villa und bei Lovertin fallen dieselben von der Hauptmasse oder der Trachytkuppe mit wenig steiler Neigung ab. Die Schichten der Scaglia oder des Mergels sinken parallel der Gesteinsscheide nach aussen ein (Tafel XVI). Dies scheint das allgemeine Verhältniss zwischen den Kalk- schichten und den dieselben krönenden Trachyt-Kuppen zu sein. Es stimmt dies auch überein mit den Angaben oa Rıo’s: „die Kalkschichten sind dem Trachyt angelehnt und bedecken den- selben bis zu einer bestimmten Höhe, indem sie die höchsten Gipfel, zu denen sie nie emporreichen, freilassen. Horizontale Lagerung der Schichten ist selten, meist sind sie geneigt, und man beobachtet, dass ihre Erhebung gegen den Berg hin ge- richtet ist, welchem sie angelagert sind und ihr Fallen gegen die äussere Seite der Berge, und häufig gegen Osten *).“ Diese Thatsache ist in hohem Grade wichtig und interessant *) Le stratificazioni della calcarıa sono addossate alla trachite che rivestono sino ad una certa altess@, lasciando scoperte le piu alle cime cui non arrivano mai. La posizione orizzontale de’ strati vi € rara, per lo piü sono essi inclinati, e sı osserva che la loro elevazione e verso il monte cui stanno appoggiati, e la loro inclinazione verso la parte es- teriore de’ monli, e spesso verso levante. Or. Eug. p. 61. wegen des so verschiedenen Verhaltens unserer rheinischen vul- kanıschen Gesteine zu den durchbrochenen Schichten. Das insel- förmige Emportauchen der Jura- und Kreide-Schichten aus der weiten Pianura, ferne den Alpen, wo jene Schichten in zusam- menhängenden Zügen erscheinen, müssen wir zwar den älteren doleritischen Gesteinen zuschreiben, aber die bedeutende Erhe- bung, welche die Kalkschichten an den Abhängen der Trachyt- Kuppen erreichen — _sie steigen in unserem Gebirge wohl an kei- nem Orte so hoch. als an der kleinen Senkung zwischen den hohen nördlichen Kuppen della Madonna und Grande, nämlich wohl über 1200 Fuss, — kann nur durch eine Emporhebung dersel- ben bewirkt durch den Trachyt, erklärt werden. Die Bildung der Kuppen, namentlich derjenigen mit so steilen Abhängen, wie sie die beiden glockenförmigen, nördlichsten Gipfel zeigen, hat frei- lich noch viel Räthselhaftes. Es tritt uns die Frage entgegen, wie konnte ein vulkanisches Gestein, welches in demselben Ge- birge in Gängen erscheint, zu so hochragenden, unter Winkeln von 40 Grad abfallenden Kegeln erstarren? Während einerseits die Annahme, dass jene Kuppen in festem Zustande emporge- trieben worden seien, unstatthaft ist, so lässt sich andererseits ein plastischer Zustand der Gesteinsmasse nicht wohl vereinigen mit der frei auftretenden Kegelgestalt. Eine Lösung jener Frage scheint nur dadurch erreichbar, dass wir die Trachytkuppen ehe- mals von sedimentären Schichten umhüllt uns vorstellen, in der Weise, dass die freie Kegelform der Berge erst durch die Zer- störung jener Schichten hervortrat. Diese auf den ersten Blick kühne Annahme möchte eine Stütze finden in den unleugbar grossen Zerstörungen und Denudationen, denen die weichen zerreiblichen Tertiärschichten in den Euganäen unterlagen. Gerade das auf die Umgebung von Teolo beschränkte, offenbar sporadische Auf- treten dieser jungen Bildungen in unserem Gebirge lässt, nament- lich im Hinblick auf die Verbreitung derselben Schiehten in den Colli Berici, keinen Zweifel darüber, dass an den Gehängen der trachytischen Höhen grosse Zerstörungen thätig waren, welche die leicht zerstörbaren Tertiärschichten dem Diluvialmeere zuführ- ‘ten. Vielfache Beispiele liegen ja vor, dass die Denudationen der Erdoberfläche nach den Bildungen der Tertiärschichten er- staunliche Grössen darstellen: nur an ein einziges möge hier erinnert werden. Aus der Beobachtung der Geschiebelager, auf welchen der Basalt bei Annaberg, Scheibenberg und am Bärenstein vw ı 477 sin Sachsen ruht. schloss MıTscHekLich, dass jene Geschiebela- ger Rückstände einer grossen Sandbedeckung seien, welche einst auf dem Erzgebirge ruhte. *) . Trachytgänge aufsetzend in sedimentären Gesteinen sind für unser Gebirge keine ‚seltene Erscheinung,- während der Graf DA Rıo in der Orrittologia dieselben vollständig leugnen zu kön- nen wähnte. Ich beobachtete folgende Gänge und Ganggruppen: 1) Vom Monte della Madonna zieht ein tief einschneiden- des Thal gegen Süden, welches sich wenig westlich von Teolo mit dem vom Monte Venda gegen Norden herabsteigende Thale vereinigt. Die steilen Höhen, welche beiderseits den oberen Theil des vom Monte Madonna sich senkenden Thals einschliessen, bestehen aus Scaglia. Aus derselben erhebt sich auf dem öst- lichen Rücken die Pietra della Val, ein mauerförmiger, 25 Fuss dicker Fels. Es ist ein Gang, welcher h. 7 streichend mit senkrechtem Einfallen die Kalksteinschichten durchsetzt und we- gen seiner grösseren Festigkeit über das Nebengestein nach des- sen Zerstörung. emporragt. In hohem Grade wahrscheinlich ist es, dass dieser Gang bis zum nördlichen Ende von Teolo fortsetzt, indem das isolirte Trachyt-Vorkommen in der Contrada Illa, nahe der nördlich gelegenen Kirche derselben Gesteinsvarietät (Quarz- führender Trachyt) angehört wie die Pietra della Val. Folgt man dem oben bezeichneten Thal noch eine Strecke gegen Süden, so sieht man dasselbe sich zu einem Stretto zusammenziehen. Hier durchsetzen mächtige Trachytmassen, gleichfalls in vertikalen Gängen, h. 7 streichend, die Scaglia und zeigen eine der Gang- ebene parallele schieferige Absonderung. Alsbald wird dann der Trachyt herrschend und bildet die Thalgehänge bis zur Ebene bei Zovon. 2) Als zwei mächtige Gangzüge möchten aufzufassen sein die Felsenreihen des M. Pendise und des M. delle Forche. Süd- südostwärts von Teolo hebt sich das mit aller Pracht der Natur geschmückte weite Thalbecken allmälig empor zum Monte Venda und seinen Vorhöhen. Es ist erfüllt mit einem gelben, zerreib- lichen, kalkig-doleritischen Tuff und mit Tertiärgebilden, welche, . ehemals unzweifelhaft von allgemeinerer Verbreitung im Gebirge, nur hier vor der Zerstörung bewahrt blieben, wozu vorzugsweise *) s. G. Rose „Eırnanor MiTscHERLICH, Nekrolog.” Diese Zeitschr. 1864. S. 71. 5 E23 478 beitragen mochten die beiden Trachytzüge, welche in Osten und Westen das Becken einschliessen und der sich allmälig hebenden Thalebene ein besonderes Gepräge geben. Der östliche Gangzug streicht h. 104 und bildet eine mit nahe senkrechten Wänden (und zwar tiefer und jäher gegen die Ebene von Villa als gegen die Gebirgsmitte) abstürzende Felsmauer, welche durch tiefe Schar- ten in mehrere Zacken uud Gipfel gesondert ist, deren nördlich- ster in unserem Bilde über dem M. Lonzina sichtbar wird. Das Gestein des Pendise-Zuges ist in vertikale Tafeln zerspalten, pa- ‘ rallel dem Streichen der Felswand. Zwischen den Doleritgängen, welche oben vom westlichen Absturze des M. Pendise erwähnt wurden, erscheinen auch Trachytgänge, theils einer dunklen, theils einer lichten Gesteinsvarietät angehörig, deren genauere Untersuchung etwas schwierig ist, weil das aus gelbem grob- geschichtetem Dolerittuff bestehende Terrain, welches sich an die Trachytwand des M. Pendise lehnt, steil abstürzt. Erwähnenswerth ist folgende Thatsache. Nahe dem Kamme des Trachytzuges durchschneidet ein Gang von schwarzem Tra- chyt den Tuff und legt sich in seinem Fortstreichen an den weissen Trachyt des Hauptzuges an. Wo der schwarze Trachyt in unmittelbarer Berührung mit dem lichten sich befindet, ist er in einer Zone von Handbreite als Pechsteinporphyr entwickelt. Derselbe ist von dunkelgrüner Farbe, kleinmuschligem Bruch und umschliesst dichtgedrängte, bis 1 Linie grosse Sanidin-Krystalle. Dieser an seinem Saalbande zu Glas erstarrte Trachytgang er- . innert demnach an gewisse Lavagänge, welche man am Monte di Somma im Atrio del cavallo beobachtet, deren Saalbänder aus Obsidian bestehen, und an die von ABıcH erwähnten grossartigen Trachytporphyr-Gänge auf Ponza und Palmarola, welche an ihren Saalbändern zu Pech- und Perlstein erstarrt sind (s. ABıch, Vulkan. Bild. $S. 18), Die verschiedenen, am westlichen Absturze des Monte Pendise auftretenden Gänge sind einer genaueren Er- forschung werth als ich ihnen widmen konnte. Der das Becken von Teolo gegen Westen begrenzende Gang- zug, der Monte delle Forche, streicht h. 8. Beide Züge laufen demnach nicht parallel, sondern convergiren gegen den Gipfel des M. Venda, der Gebirgsmitte. Wenngleich der Zug des M. Forche weniger hoch und mächtig aus den umschliessenden gel- ben Tuffmassen hervorragt, so trägt er doch deutlicher die Gang- natur an Sich: eine wahre Mauer, wohl eine halbe Stunde lang, 479 ; den Kamm eines flachen Höhenrückens bildend, in ihrer Mäch- tigkeit etwa zwischen 50 und 1400 Fuss schwankend. Im M. delle Forche selbst ist das Gestein in mächtige, senkrecht stehende viereckige Colonnen zerspalten, welche der Trachytmasse hier das Ansehen einer vielzackigen Gabel verleihen. Auch dieser Zug ist, wie auch der Pendise-Zug, durch Scharten und Unterbrechun- gen getheilt. Durch eine derselben führt der Fusspfad von Teolo nach Lozzo. Auf der östlichen Seite des Monte delle Forche, der aus derselben weissen Trachytvarietät besteht wie Pendise, wird der Tuff von dunklen Trachytgängen (in der Grundmasse ausgeschieden: Oligoklas und Hornblende) durchsetzt. Auch sah ich dort Gänge von Dolerit und weissem Trachyt des Hauptzuges sich unmittelbar begrenzen, ohne eine etwaige Zwischenbildung von ‚Perlstein. Der Pfad vom M. Forche nach der Mühle Schi- vanoja führt weiterhin über einen Trachytgang, welcher die ge- gen jene Mühle hin hervortretenden Mergelschichten durchsetzt. L So stellt sich das Becken von Teolo, eingeschlossen von zwei kolossalen Trachytzügen, durchsetzt von zahlreichen Gän- gen verschiedenartiger Gesteinsvarietäten, erfüllt von Tuffen und tertiäiren Mergeln als eine der interessantesten Lokalitäten des Gebirges dar; der Mühle von Schivanoja und ihres trachytischen Lagergangs muss weiter unten ausführlicher Erwähnung ge- schehen. 3) Mehrere Trachytgänge theils in Trachyt, theils in Kalk- und Mergelschichten {rifit man am Wege vom Venda-Gipfel über Orbieso nach Este. Der M. Venda, welcher von Westen nach Osten sich sanft wölbt, fällt steil gegen Süden ab. Der oberste Theil des Thals von Fontana fredda bildet die Grenze zwischen Trachyt und dem Kalkstein, welcher den steil zur Thalschlucht ab- fallenden M. Fasolo bildet, und dessen Schichten sanft gegen Südwesten fallen. Nahe der Gesteinsgrenze wird der weisse Trachyt (welcher den M. Venda zusammensetzt) von einem Gange rosafarbigen Trachyts durchbrochen. Beide Gesteine gehören der- selben Trachytvarietät, dem Quarz-führenden Trachyte, an. Nahe der Häusergruppe Maslunghe treten mehrere Trachytgänge im weissen Mergelthon auf; einer ist 15 Fuss mächtig, streicht von Südwesten nach Nordosten, fällt senkrecht ein. Der Mergel- thon, welcher diesen Gang einschliesst, ist auf einen Fuss Ab- stand von demselben in auffallender Weise gehärtet, so dass er wie der Trachyt selbst, der Verwitterung mehr widerstanden hat 480° als die umgebenden Schichten. Zwanzig Schritte von diesem Gange gegen Norden tritt ein anderer auf, parallel streichend, von geringerer Mächtigkeit: Etwas gegen Süden, am Sasso nero d’Arquä, eine kleine halbe Stunde südwestlich des Dorfs Arquä, werden die Kalk- und Mergelschichten von unregelmässig gestal- teten Massen von dunklem Trachyt durchsetzt. Wo die Fels- fläche entblösst ist, bieten die Trachytmassen (zu denen sich, wie oben erwähnt, auch Mandelsteine gesellen) zuweilen die unregel- mässigsten Umrisse dar. 4) Bemerkenswerth ist endlich ein Trachytgang, welcher nahe bei Torreglia an der neuen Strasse von Luvigliano nach Galzignano erscheint, weil er eine Doleritmasse durchsetzt, und dadurch das jüngere Alter des Trachyts wenigstens für diesen Punkt beweist. Der Gang ist etwa 12 Fuss mächtig, streicht h. 7£, senkrecht, sein Gestein enthält in dichter Grundmasse Kasbteike von Sänidin und Quarz. Für die dritte Lagerungsweise des Tray inLagergän- . gen, kenne ich nur ein einziges Beispiel; es findet sich an der Mühle Schivanoja oder, wie sie jetzt genannt wird, Fima. Ohne vorher Kenntniss von der geognostischen Wichtigkeit dieses Punktes zu haben, fand ich ihn auf und ersah erst später, dass jene Lage- rung vom Grafen MaRZArı vor mehr als 50 Jahren entdeckt, und „von BREISLAK in seinen /nstitutions geologiques mitgetheilt und dargestellt worden ist. Gegen die Behauptung oa Riıo’s, dass der Kalk der Euganäen niemals vom Trachyte überlagert werde, spricht sich Marzar1ı in einem Briefe an BREISLAK fol- gender Maassen aus: ‚Im Bezirk von Castelnuovo, bei der Mühle Schivanoja, erblickt man den Trachyt ruhend auf geschichtetem verhärtetem Mergel, welcher zuweilen Versteinerungen ein- schliesst.“ Die örtlichen Verhältnisse sind folgende. Wenn man ‘dem von Castelnuovo gegen Zovon geriehteten Wasserlaufe folgt, so schreitet man theils über den mehrfach erwähnten gelben doleritischen Tuff, theils über Bildungen mit Nummuliten erfüllt. Letztere ruhen auf weissen weichen Mergelschiefern. Nahe dem Punkte, wo der Bach gegen Westen umbiegt, stürzt derselbe _plötz- lich eine etwa dreissig Fuss hohe Felswand herab und setzt von da an seinen bisher offenen Lauf in einem engen Thalrisse fort. Jene in einem Halbkreise zurückweichende Felswand, an deren Fuss die (während des grösseren Theils desSommers des Wassers entbeh- rende) Mühle liegt, besteht an ihrem Fuss aus grauem Mergel, in ihrer 481 Mitte aus Trachyt, in rohe vertikale Säulen abgesondert. Zu oberst lagert wieder ein weisser, einem Schieferthon ähnlicher Mergel. Die Trachytmasse, welche hier gleich einem Lager zwischen tertiären Schichten ruht, hat eine Mächtigkeit von 15 bis 18 Fuss. Der unterlagernde Mergel hat, wo er vom Trachyt überdeckt wird, bis auf einen Abstand von etwa Einem Fuss von der eruptiven Masse, die (horizontale) Schichtung eingebüsst, und an deren Stelle ist eine vertikale, säulenförmige Zerklüftung getreten. Dabei ist das Gestein fest und hart, doch nicht etwa krystallinisch geworden. An der überlagernden Mergelschicht beobachtete ich keine Veränderung. Der Trachyt ist dunkelgrau und umschliesst bis mehrere Linien grosse trikline Feldspathe, viele deutlich umgrenzte Augite und wenig schwärzlich braunen Glimmer. Noch ist zu erwähnen, dass wenig unterhalb der Mühle die Mergelschichten enden, und das Thal die grosse nord- westliche Trachytmasse durchbricht ; auch ist es wahrscheinlich, dass der Trachyt von Schivanoja in Zusammenhang mit jener Hauptmasse steht und gleichsam eine Ramifikation derselben bil- det. Wie dem auch sein möge, so beweist die Felswand von Schivanoja, dass der dort erscheinende Trachyt jünger ist als der unterlagernde Mergel, welcher nach pe Zı6xo’s Urtheil der Ter- tiärformation angehört. Vorläufig bleibt es unentschieden, ob der Trachyt ein intrusives Lager bildet oder, was mir wahrscheinlicher ist, eine stromartige Ausbreitung, auf welcher sich später von Neuem Mergelschichten ablagerten. Wohl ist es möglich, dass auch an andern Orten unseres Gebirges Trachyt-Lager zwischen geschichteten Bildungen vor- kommen. Als solche möchten zu deuten sein die beiden Trachyt- Vorkommnisse von Rovolone und Val del Peraro, welche DA Rıo erwähnt. Die Kalkschichten, welche die Hügel Frasinelle und Cer&o bilden, erheben sich -bei Rovolone „und lehnen sich an den trachytischen Monte della Madonna. Der Trachyt beginnt beim Wirthshaus von Rovolone, woselbst er den Kalkstein be- rührt. Wenige Schritte aufwärts sieht man indess von Neuem Kalkschichten, welche alsbald gänzlich verschwinden unter dem bis zum Gipfel emporsteigenden Trachyt‘‘ Or. Eug. pag. 21. Durch die Val del Peraro steigt man von Cingolina zum Monte Roverella empor. „Das diesen Berg zusammensetzende Gestein ist gewöhnlicher Trachyt, welcher bis zur Ebene hinabreicht. Wenige Meter über derselben findet man einen Bruch von Zeits. d. d.geol. Ges. XV. 3. 31 482 grauem und schwarzem Marmor, welcher eine isolirte Masse im Trachyt bildet. Die Schichten verflächen sich gegen Osten und erheben sich gegen den Körper des Berges, d. h. gegen die Kuppe des Venda. Ueber dem Steinbruche erscheint Trachyt, _ dann der gewöhnliche rothe Kalkstein: endlich hört letzterer gänzlich auf in einer Höhe von 165 Toisen und weicht dem Trachyt, welcher bis zum Gipfel Roverella herrscht (192, 5 Toi- sen h.). Roverella ist eine mit dem Monte Venda zusammen- hängende Erhebung.“ Or. Eug. p. 68. Der Trachyt stellt sich in den Euganäen meist als ein voll- kommen massiges, regellos zerklüftetes Gestein dar. Häufig ist indess eine prismatische pfeilerföormige Absonderung, welche be- kanntlich am Trachyt in grösserer oder geringerer Vollkommen- heit so gewöhnlich beobachtet wird (Wolkenburg, Berkum, Freilingen in Nassau). Einer derjenigen Punkte, an welchem man die Pfeiler-Struktur am ausgezeichnetsten beobachtet, wurde bereits erwähnt, es ist der Monte delle Forche. Der gangähn- liche Trachytzug ist hier in mächtige vertikalstehende, meist vier- seitige Prismen getheilt. Unter dem Namen Sasso di St. Biagio erwähnen bereits DA Rıo und noch früher STRANGE*) dieser Felsen. Auch am südlichen Ende des Pendise-Zuges bei Castel- nuovo ist der Trachyt säulenförmig zerklüftet. An einer Stelle sind diese Säulen strahlenförmig angeordnet, indem sie von einem Punkte aus zu divergiren scheinen. | Der Säulenbildung am Monte Rosso erwähnen auch bereits ältere Beobachter. Dieser kleine, ringsum aus der Ebene sich steil erhebende Rücken besteht gänzlich ans Trachyt, welcher durch einen Steinbruch, den nächsten bei Padua, aufgeschlossen ist. In demselben erblickt man das Gestein in unvollkommene, steil aufgerichtete, fünf-, sechs-' bis siebenseitige Säulen zerspalten. Aehnliches zeigt der benachbarte Monte Lonzina. Am östlichen Ab- hange des Monte Alto, an der Strasse, welche zur Villa Scapin (frü- her Donati**) führt, liegen die Trachyt-Säulen dem Bergabhange *) Memoria de’ monti colonnari ed altri fenomeni volcanici negli Stati Veneti, Milano 1778 (mir nicht zugänglich). ”**) Mit den Besitzern ändern hier dieBerge ihre Namen. Der von SpaLLanzanı und pa Rıo erwähnte M. del Donati heisst jetzt M. Scapin, es ist eine Vorhöhe des spitz und steil über dem grossen zinnengekrön- ten Palast emporsteigenden M. Alto. 483 eonform. Noch an manchen andern Punkten der Euganäischen Berge erscheint der Trachyt in prismatischen Felsformen. Seltener ist die plattenförmige Absonderung; theils ist sie roh und besteht nur in einer parallelen Flächenzerklüftung (so am Monte Merlo); theils ist sie bedingt durch eine annähernd parallele Lagerung der Feldspath- oder Oligoklas-Krystalle (wie am Gesteine von Zovon); theils endlich nähert sich die Abson- derung einem schiefrigen Gefüge, wie es an dem zum Theil völlig dichten, aller Ausscheidungen entbehrenden Venda-Gestein sich zeigt. Das schiefrige Gefüge kommt namentlich häufig den - Quarzführenden Trachyten (Rhyolithen v. RıctHTHOFEN’s) zu. Wie die Trachyte des Siebengebirges, so umhüllen auch diejenigen der Euganäen zuweilen Gesteinsbruchstücke. Doch sind dieselben in letzterem Gebirge vergleichsweise selten und erhei- schen deshalb zu ihrer Erforschung ein weit eingehenderes Stu- dium, als mir gestattet war. Unter jenen Bruchstücken sind zu unterscheiden solche, welche von durchbrochenen Sedimentärmassen herrühren und solche, welche aus einer anderen Trachyt-Varietät bestehen. Die Einschlüsse der ersteren Art sind selten, nament- lich fand ich keine Kalkstücke im Trachyt, der doch mitten aus Kalk- und Mergelschichten emporgestiegen. Die Erklärung dieser Thatsache möchte sich indess natur- gemäss aus dem hohen Kieselsäure-Gehalt fast aller Euganäischen Trachyte ergeben, welcher ein Einschmelzen und Auflösen der umhüllten Kalkstücke begünstigte. Bemerkenswerth sind die von SPALLANZANI beobachteten Quarzmassen im Trachyt des Monte Merlo. „Es geschieht nicht selten, dass man in diesen Steinbrüchen Knoten von einem reinen Quarz findet, welche einen, zwei und zuweilen fünf Zoll gross sind. Dieser Quarz hat eine ganz leichte Amethyst-Farbe, ist durchsichtig, von Fettglanz.“*) Wie *) „Als ich zwei solche Stücke blos eine Viertelstunde lang in einen Schmelztiegel über brennende Kohlen legte, so verloren sie ihre Ame- thyst-Farbe, nahmen nicht blos auf der Oberfläche, sondern auch tiefer nach innen eine weisse Farbe an, bekamen Risse und wurden sehr zer- reiblich”, sagt Sparzanzanı. Das stimmt vollkommen überein mit dem Verhalten der Quarz-Einschlüsse im Trachyt der Wolkenburg 'u. s. w. (s. v. Decnen, Das Siebengebirge am Rhein, $S. 117), nöthigt indess wohl nicht der Meinung Sparranzanı’s zuzustimmen: „ die Quarzmassen seien späterhin nach Erkaltung der granitartigen Lava durch Einsickerung von Wasser entstanden, welches mit Kieseltheilchen geschwängert, kleine Höhlungen nach und nach ausfüllte.” St* 484 die Quarzeinschlüsse im Trachyt der Wolkenburg u. a. Punkte des Siebengebirges von den Quarzitgängen des durchbrochenen Thonschiefers hergeleitet werden, so bieten sich für den Monte Merlo als ursprüngliches Material die Feuerstein-Linsen und Lagen der Scaglıa dar. Häufiger sind Einschlüsse trachytischer Gesteine oder Mi- neralaggregate; solche finden sich bei Castelnuovo, woselbst der dunkle hornblendereiche Oligoklas- Trachyt nuss-. bis faust- grosse Stücke eines körnigen Gemenges von Sanidin, dunkel- . grüner Hornblende und Magneteisen einschliesst. Viele kleine Einschlüsse von schlackigen Massen liegen in dem Sanidin-Oligo- klas-Trachyt des Monte della Madonna (Gipfel). Der Sanidin- Öligoklas-Trachyt des Monta Rosso zeigt runde Einmengungen einer feinkörnigen Trachyt-Varietät, welche sich bei vorgeschritte- ner Zersetzung des Gesteins herauslösen lassen. Körnige Aggre- gate von schwarzer Hornblende umhüllt der Trachyt des Monte- Merlo; sie erinnern an dieselbe Erscheinung im Gesteine des Stenzelbergs und an die nicht seltenen Gemenge von Hornblende, welche sich unter den Lesesteinen des Laacher Gebiets finden. In den Trachyt-Werkstücken, die man in Padua verwandt sieht, beobachtet man nicht selten dunkle feinkörnige Aggregat-Mas- sen, welche theils blosse Ausscheidungen, theils Einschlüsse sein mögen. | Wie überhaupt in den trachytischen Gebieten, so findet auch in den Euganäen eine grosse Mannigfaltigkeit der Gesteine- statt, wenn auch nicht grade jede der Kuppen, deren Zahl gegen 50 be- tragen mag, aus einer merkbar verschiedenen Trachyt-Varietät besteht. Diese Verschiedenheiten sind aber im Allgemeinen von geringer Wichtigkeit, so dass pa Rıo, nachdem er von den ver- schiedenen 'Trachyt-Varietäten des Gebirges gesprochen („hervor- gebracht durch das verschiedene Mischungs-Verhältniss, in wel- chem die Mineralien zur Gesteinsmasse verbunden sind, und die verschiedene Ausbildungsweise derselben und ihren Erhaltungs- zustand“) nicht ganz mit Unrecht sagt: „die beschriebenen Va- rietäten gehen häufig in einander über und sind von geringer Wichtigkeit in mineralogischer Hinsicht, von noch geringerer in Bezug auf ihr geognostisches Verhalten: nur in technischer Hin- sicht verdienen sie einige Berücksichtigung.“ | | Wie indess im Siebengebirge die scheinbar so grosse Mannig- faltigkeit der Trachyte, welche schon ZEBLER in seinem Werke auf- 485 geführt hatte, sich in wenige bestimmte Abtheilungen bringen liess, als man die auf so einfache Principien gegründete und doch so folgenreiche Eintheilung von GusTav Rose zu Grunde legte: so findet das Gleiche statt in Bezug auf die Trachyt-Varietäten der Euganäen. Dieselben lassen sich nämlich in drei Abthei- lungen bringen: 1) Oligoklas- Trachyt (Amphibol- Andesit Rornr’s) enthält unter den ausgeschiedenen Gemengtheilen keinen Sanidin, statt desselben Oligoklas, wie das Gestein der Wolkenburg. 2) Sanidin-Oligoklas- Trachyt, mit ausgeschiedenen Kıy- stallen von Sanidin und Oligoklas, dem Drachenfelser Gesteine ähnlich. i 3) Quarzführender Trachyt in seinen verschiedenartigen Varietäten, zu denen auch die Perlsteine und Pechsteinporphyre unseres Gebirges gehören (v. Rıc#tnorEn’s Rhyolith*)). . ®) Mit den Merkmalen, auf welche v. Rıcntuoren die Aufstellung der Kieselsäure-reichen Trachyte zu einer neuen Gesteinsgruppe „Rhyolith“ begründet, kann ich mich nicht vollkommen einverstanden erklären. Der jetzige Standpunkt der Petrographie erheischt, dass wir die grossen Abtheilungen der Gesteine auf geognostische Principien grün- den. ‘So bleiben Granite und Porphyre, mögen sie auch in minera- logischer Hinsicht den Trachyten noch so ähnlich werden, von letzteren getrennt, weil sie in Bezug auf ihr Alter einander so ferne stehen. In jeder der grossen Abtheilungen indess werden die Gesteine nach mine- ralogischen Kennzeichen geschieden und geordnet. Es ist eines der Ver- dienste von G. Rose, diesen Weg gezeigt zu haben: so stellen jetzt die Gesteins- Abtheilungen der Granite, der Porphyre, der Trachyte schön gegliederte Reihen dar. Das hebt auch Rıcarsorskn hervor, indem er sagt: „die Eintheilung der Trachyte von G. Rose bezeichnet allen son- stigen Versuchen gegenüber gewiss den bei Weitem fortgeschrittensten Standpunkt in der Kenntniss dieser Gesteinsfamilie,” Da nun diese Eintheilung darin eine Lücke zu haben scheint, dass die Quarz-führenden resp. die Kieselsäure-reichsten Trachyte (damals noch ungenügend bekannt) fehlen, so muss für diese eine besondere Ab- theilung aufgestellt werden. Doch scheint es unbedingt erforderlich, bei der Vervollständigung der gerühmten Klassifikation nach denselben Grund- sätzen zu verfahren, auf welche jene gegründet ist, d. h. für die neue Abtheilung ein mineralogisches Merkmal in Bezug auf die ausgeschiede- nen Kıystalle zu Grunde zu legen. Die Gegenwart des Quarzes als we- sentlichen, ausgeschiedenen, Gemengtheiles ist demnach bezeichnend für die neue Kieselsäure-reichste Abtheilung der Trachyte. In manchen Fällen wird dies Kennzeichen freilich seinen Dienst versagen, zum Beispiele wenn die Quarzkörner sich dem Auge entziehen, oder wenn sich aus der glasig 486 Indem ich eine genauere Charakterisirung dieser Trachyt- Arten einem spätern Theile dieser Arbeit vorbehalte, mögen hier einige Andeutungen zum Verständnisse genügen. erstarrten Trachytmasse überhaupt keine Gemengtheile ausgeschieden haben. Solche Schwierigkeiten, welche sich bei jeder Familie porphyr- artiger und dichter Gesteine darbieten, müssen dann durch andere Hülfs- mittel gelöst werden: die chemische Analyse, das mikroskopische Stu- dium und die geognostische Untersuchung über den Zusammenhang und die Uebergänge solcher dichter und glasiger Trachyte und der typischen ‘ Gesteine der betreffenden Abtheilung. Spätere Untersuchungen werden lehren, ob es vielleicht von praktischem Nutzen ist die Trachyte nach dem Vorbilde der Quarz-führenden und Quarz-freien Porphyre in zwei Hauptabtheilungen zu bringen, von denen die eine durch das Vorhanden- sein, die andere durch das Fehlen des Quarzes bezeichnet sein würde. Wie die Quarz-freien Trachyte in Sanidin-Trachyte, Sanidin - Oligoklas- Trachyte u. s. w. zerfallen, so würden auch die Quarz - führenden ge- schieden werden in solche, welche Sanidin allein, dann solche, welche Sanidin und Oligoklas u. s. w. enthalten. Für jetzt genügt es indess, die Quarz-führenden Trachyte den von G. Rose in seiner Eintheilung an- genommenen Abtheilungen zu coordiniren. Prüfen wir nun nach diesen Principien die Aufstellung des Rhyoliths durch v. RıcHTuorEn, insofern dieselbe eine allgemeine Gültigkeit bean- sprucht; denn für Ungarn und Siebenbürgen zweifele ich durchaus nicht an ihrer Naturgemässheit. Als oberstes Merkmal der Rhyolith- Gruppe wird hervorgehoben „ihr geologisches Verhalten, welches alle Glieder gleichartig umschlingt.” Es folgt ein aus der Molecular - Beschaffenheit der Gesteine entnommenes Merkmal: die Rhyolith-Gruppe ist die Gruppe der natürlichen Glasflüsse, ‚sie besitzt das eigenthümliche Ansehen ge- flossener Massen, theils porzellanartiger und selbst vollkommen glasartiger Flüsse, theils wirklicher Lavaströme.” Endlich: „die Rhyolith- Gruppe umfasst alle sauren Gemenge unter den neueren Eruptivgesteinen, — bezeichnet durch das häufige Vorkommen von Quarz als wesentlichen Gemengtheils, durch das a Vorkommen oder das Vorwalten von Sanidin unter den Feldspathen.” Was das geologische Verhalten der Rhyolithe betrifft, so hebt zwar v. RicHTuorEn sehr schön ihr Auftreten in Ungarn hervor: „Ihr Auftre- ten ist ganz und gar an das der Trachyte gebunden und offenbar davon abhängig. Niemals theilen sie die Rolle der letztern an den Massenerup- tionen, niemals erscheinen sie in grossen Gangzügen oder centrali- sirten selbstständigen Gebirgsmassen, sondern sie setzen sich wie Schma- rotzer an das Trachytgebirge fest, begleiten dasselbe längs den Flanken und Abfällen, treten aber, wie schon BszupdAnT beobachtete, niemals auf den Höhen desselben auf. Die (Oligoklas-) Trachyte eröffneten die erup- tive Thätigkeit in der Tertiärperiode und leiteten sie durch lange Zeit allein, während die Rhyolithe viel später hervorbrachen.” — Doch ist es in hohem Grade unwahrscheinlich, dass den Kieselsäure-reichen Trachy- 487 Die aufgeführte Reihe der Trachyt-Arten entspricht in che- mischer Hinsicht einem allmählich steigenden Gehalte an Kiesel- säure. Die beiden ersten Abtheilungen, Oligoklas-Trachyt und ten in anderen Vulkan- Gebieten dieselbe geologische Rolle zukomme, welche so bestimmt in Ungarn erkannt wurde; ja das Gegentheil ist er- wiesen für die Ponza-Inseln, für deren Gesteine Asıcn zuerst die chemi- sche Natur erforschte. Die Entstehung und Emporhebung der Trachyt- Porphyre auf den Inseln Ponza, Zannone, Palmarola führt Asıcn zurück auf jene „Vorzeit, wo die von der Sphäre der im feurigen Flusse befind- lichen inneren Erdmasse ausgehenden, im höchsten Grade potenzirten Reaktionen auf die Oberfläche des Planeten sich weniger auf vereinzelte Punkte concentrirten, sondern in allgemeiner und zusammenhängender linearer Einwirkung ganze Theile der Erdoberfläche ergriffen u. s. w.” „Es sind entschieden über dem Meeresboden emporgehobene Gangbil- dungen, zu kleinen Gebirgsbildungen entwickelt, welche, wie auf Zan- none mit allen Eigenthümlichkeiten einer wahren Gebirgsratur ausgestat- tet sind.” Was das zweite von v. RıcuTnoren für die Rhyolith-Gruppe aufge- stellte Merkmal betrifft, dass sie vorzugsweise die natürlichen Glasflüsse begreife, so ist dagegen zu bemerken, dass die natürlichen Gläser, Obsi- dian und Bimstein, nicht einer, sondern verschiedenen Trachyt-Abthei- lungen zuzuordnen sind, je nach den in ihnen ausgeschiedenen Krystallen. Fehlen dieselben, so muss allerdings die Analyse entscheiden. Ich ver- danke der Güte des Herrn G. Ross folgende wichtige Zusammenstellung, welche beweist, dass Obsidian und Bimstein, theils dem Sanidin-Trachyt, theils dem Sanidin-Oligoklas-Trachyt, theils dem Oligoklas-Trachyt zuzu- ‘ordnen sind. Obsidiane, nölahte nur ausgeschiedene Krystalle von Sa- nidin enthalten. 1) Vom Cerro de las Navajas, Mexico, deutliche Krystalle, nicht sehr häufig. 2) Eskifiord, Island, die Krystalle kleiner als beim vorigen. 3) Aus den Bimstein-Rapilli von Camaldoli bei Neapel, schöne Krystalle. 4) Pietre arse bei Procida. 5) Koselnicker Thal bei Schemnitz. | Obsidiane mit Sanidin und Oligoklas. 6) Von Zimapan in Mexico, viel Oligoklas, Sanidin nicht recht sicher, dagegen kommen in diesem viele kleine Quarzkrystalle vor, wie in den Pechsteinen von Garsebach bei Meissen, Bimsteine mit Sanidin. 1) Von Procida mit schönen deutlichen Krystallen. 2) Camaldoli bei Neapel. 3) Lago d’Agnano bei Neapel, auch mit schwarzem Eimer: 4) Monte Guardia auf Lipari. 9) Laacher See. 458 Sanidin-Oligoklas - Trachyt sind allgemein bekannt. Die Na- turgemässheit ihrer Trennung und Begrenzung ist durch alle neueren Untersuchungen bestätigt worden; namentlich können im Siebengebirge diese beiden Gesteine bestimmt gesondert werden; sie gehören daselbst verschiedenen Eruptionsepochen an. Auf diese beiden Gesteine scheint v. RICHTHOFEN in seinen „Studien aus den ungarisch-siebenbürgischen Trachyt-Gebirgen“ den Namen Trachyt beschränken zu wollen. (s. Jahrb. d. K. K. geolog. Reichsanstalt. 1860.) | Zwischen unserer zweiten und dritten Trachyt-Abtheilung würde sich der von @. Rose an die Spitze seiner Eirtheilung gestellte Sanidin- Trachyt, („die Grundmasse enthält nur Kry- stalle von Sanidin, welche tafelartig und in der Regel gross sind; Hornblende und Glimmer treten darin entweder gar nicht, oder doch nur äusserst sparsam und als ganz unwesentliche Gemeng- theile zu‘‘) einordnen, für welchen G. Rose nur das neapolita- nische Vulkangebiet, Tolfa und einen Theil des Mont -Dore als Fundstätten aufführt. Zu demselben muss auch gestellt wer- den der Trachyt vom Laacher See, welcher freilich nur in iso- lirten Blöcken, dem Bimsteintuff eingelagert, sich findet. Wie aber dieser Sanidin-Trachyt im Siebengebirge fehlt, und auch von v. RICHTHOFEN im ungarisch-siebenbürgischen Trachyt-Ge- Bimsteine mit Oligoklas. 6) Arequipa in Peru, mit Oligoklas und Hornblende. 7) Llactacunga, mit Oligoklas und Glimmer. Die von v. RıcHTHoren gegebene mineralogische Definition der Rhyo- lithe, dass dieselben die Orthoklas-Reihe, die Trachyt-Gruppe die Oligoklas- Reihe unter den neueren Eruptivgesteinen umfasse, scheint geeignet, den Namen Rhyolith in einer Weise auszudehnen, dass Gesteine, welche man seit lange als Trachyt zu bezeichnen gewohnt ist, nun Rhyolithe genannt werden würden. Schwerlich möchte es zu rechtfertigen sein, die Tra- chyte vom Mont-Dore, von den phlegräischen Feldern und Ischia, sowie unsere Laacher Trachytblöcke in Zukunft mit dem Namen Rhyolith zu bezeichnen. — Diese Bemerkungen können in keiner Weise die von v. RiCHTHOFEN für Ungarn gewonnenen Resultate beeinträchtigen, sie sollen vielmehr nur die Nothwendigkeit darthun, die Charakteristik einer Gesteinsgruppe auf mineralogische Merkmale zu gründen, da in anderen vulkanischen Gebieten die Kieselsäure-reichen Trachyte unzweifelhaft ein anderes geognostisches Verhalten zeigen als in Ungarn, auch die glas- artigen Zustände ja keineswegs auf diese sauren Trachyte beschränkt sind. Die Bezeichnung Rhyolith wird in vielen Fällen vor der ausführ- licheren „Quarz-führender Trachyt” den Vorzug verdienen. - 489 ' birge nicht hervorgehoben wird, so habe ich denselben auch in den Euganäen mit Sicherheit nicht nachweisen können, wenn- gleich ich längere Zeit dafür hielt, dass der Felsen von Monse- lice keine Oligoklase, sondern nur Sanidine einschlösse. Die dritte Abtheilung, der Quarzführende Trachyt, fehlt in der von G. Rose gegebenen Eintheilung. In der That ist der Quarzführende Trachyt in Deutschland kaum bekannt; indem vielleicht nur das Gestein vom Schaufelgraben bei Gleichenberg in Steiermark (s. v. RiCHTHOFEN a. a. OÖ. S. 219) hierhin zu stellen ist. ‚Das Auftreten des Quarzes in den Trachyten scheint die Aufstellung einer besonderen Abtheilung zu erheischen. Zur Zeit als G. Rose seine Eintheilung veröffentlichte, waren die Untersuchungen über Quarz-führende Trachyte sehr sparsam, und namentlich wurde durch dieselben keineswegs der Zweifel gehoben, dass die Quarze etwa sekundärer Entstehung seien, wie im Un- garischen Mühlsteintrachyt. Seitdem hat v. RicHTHoFEN den Quarz als ursprünglichen Gemengtheil der in Rede stehenden Gesteine für Ungarn in weitem Umfange bestätigt. R. A. PaırLıppr berichtet in seinem Werke über die Wüste Atacama von trachytischen Lavaströmen, deren Gestein mit Quarzdihexa6- dern erfüllt ist. ZıskeL beschreibt vom See Myvatn auf Island einen Quarz-führenden Trachyt, von welchem derselbe auch Stücke in der Poppelsdorfer Sammlung niederlegte. Durch diese Beobehtungen sind die früheren Mittheilungen von BEUDANT und ABıch; der zuerst: die chemische Zusammen- setzung der Quarz-führenden Trachyte der Ponza-Inseln erforschte» vielfach bestätigt worden. Es ist ein besonderes Verdienst v. RicHTHOFEn’s durch seine Studien im ungarisch-siebenbürgischen Trachytgebirge von Neuem die Aufmerksamkeit auf die Kieselsäure-reichen Trachyte gelenkt zu haben. Diese scheinen in Ungarn in einer so klar ausge- sprochenen Zusammengehörigkeitsich zu zeigen, dass v. RiCHT- HOFEN, auf geognostische Merkmale gestützt, dieselben in ihren so verschiedenen Varietäten und Modifikationen zusammenfasst, und als eine besondere Gesteinsgruppe den von ihm sogenannten eigentlichen Trachyten (das sind vorzugsweise Oligoklas-Trachyte), sowie der Basaltgruppe entgegenstellt. Zu den Quarz-führenden Trachyten, zu welchen die von v. RicHTHOFEN in Ungarn hervorgehobenen „Rbyolithe” gehö- ren, stellen wir im Euganäen -Gebirge diejenigen Gesteine, wel- 490 che in einer dichten Grundmasse deutliche Dihexa&der von Quarz, sowie Krystalle von Sanidin allein, oder Sanidin nebst Oligoklas enthalten; ferner diejenigen Varietäten, in denen‘ der Quarz in aus®eschiedenen Körnchen kaum noch mit der Lupe wahrgenommen werden kann;‘ dann solche Gesteine mit meist schieferigem Gefüge oder streifig vertheilter Farbenzeichnung, in denen man zwar keine Quarze mehr wahrnimmt, deren Grund- masse indess ein Hornstein-ähnliches Ansehen, grosse Härte und Sprödigkeit besitzt und offenbar mit Quarz- oder Kieselmasse _ durchtränkt ist. Endlich können von diesen Kieselsäure-reichsten Trachyten nicht getrennt werden diejenigen theils ganz amor- phen, theils nur mit einer amorphen Grundmasse versehenen wasserhaltigen Gesteine, welche durch ihre geognostische Lage- rung sich als schnelle und unter eigenthümlichen Umständen ‘ (eindringende Wasserdämpfe?) erstarrte Varietäten der ächten Quarz-führenden Trachyte erweisen. Von solchen Gesteinen er- scheinen in den Euganäen theils der typische Perlstein mit klein- kugeligen Zusammensetzungsstücken, theils verschiedene Arten von Pechsteinporphyr ohne sphärolithisches Gefüge. . Indem eine genaue Angabe der chemisch-petrographischen Zusammensetzung der Kieselsäure-reichen Trachyte in ihrem theils krystallinischen, theils porzellanartigen, theils amorphen Zustande dem speciellen Theile dieser Arbeit vorbehalten bleibt, erscheint eine kurze Dar- stellung der Lagerstätte der Perlsteine und der zugehörigen Tra- chyte schon hier nothwendig, um die Vereinigung dieser Ge- steine zu rechtfertigen. Der Perlstein ist das interessanteste Gestein unseres Ge- birges, welches gerade durch dies seltene Produkt schon seit lange _ eine. gewisse Berühmtheit besitzt. In die Betrachtung des Perl- steins ziehen wir hier auch die Gesteins- Varietäten mit nicht glasiger, sondern mehr oder weniger felsitischer Grundmasse, welche durch ihr Vorkommen innig mit der typischen Varietät verbunden sind. Unter den Oertlichkeiten, an welchen sich Perl- stein findet, ist die ausgezeichnetste der Monte Sieva, dessen geognostische Beschaffenheit hier zunächst anzudeuten ist. Der Monte Sieva ist jenes auffallend gestaltete, auf drei Viertel eines Kreises geschlossene Ringgebirge nordwestlich von Battaglia, welches ringsum frei aus der Ebene sich erhebend nur gegen Norden mit den Bergen Oliveto und Alto (bemerkens- werth durch die Mannigfaltigkeit der an ihnen auftretenden Ge- 491 ı steins-Varietäten) durch einen niedrigen Rücken zusammenhängt. Am Fusse des nordöstlichen Ausläufers des Ringwalls liegt das ausgedehnte Schloss Cattajo, welches nebst dem ‚ganzen Berge und der buchtähnlichen Thalebene Eigenthum des Herzogs von Modena ist. — Es fehlen allerdings den Euganäen wahre Krater und eine der gegenwärtigen gleiche, vulkanische Thätigkeit hat unzweideutige Spuren dort nicht hinterlassen. Wenn aber ein Zweifel an jener Thatsache der altvulkanischen Natur der Euganäischen Berge aufsteigen könnte, so ist es am Monte Sieva. In der That könnten die innere, vom Ringgebirge umschlossene Ebene, die stromäbnlichen Massen, welche am Monte nuovo und Menone sich zeigen, sowie die zahlreichen gangähnlichen Bildungen gla- siger Massen, die Zusammensetzung des Monte Sieva selbst aus unvollkommen geschichteten Bänken eines eigenthümlichen vul- kanischen Conglomerats — bei oberflächlicher Betrachtung wohl auf einen Vulkan bezogen werden. Eine genauere Prüfung lehrt nun freilich, dass jene Erscheinungen nicht übereinstimmen mit dem was ein Vulkan, dessen Produkte an der Erdoberfläche er- starren, darbietet. Doch werden wir der Wahrheit nahe kommen, wenn wir annehmen, dass der Monte Sieva der Schauplatz der letzten vulkanischen Thätigkeit im Euganäischen Gebirge ge- wesen ist, deren Eruptivmassen unter dem damals noch den Fuss der Hügel bis zu einer gewissen Höhe umgebenden Meere erstarrten. — Die Lagerung des Perlits und der mit ihm verbun- denen Gesteine stellte sich mir auf dem Wege von Battaglia zum Gipfel des Monte Sieva in folgender Weise dar. Am nördlichen Ende des genannten Fleckens, bei dem Kirch- lein Pigozzo, stellt sich noch auf der östlichen Seite des Kanals eine kleine Kuppe eines bräunlichrothen Gesteins dar, welches in einer fast quarzharten, hornsteinartigen, mit streifiger Farben- zeichnung gezierten Grundmasse kleine ausgeschiedene Krystalle von Sanidin, Oligoklas, Quarz und Magnesiaglimmer enthält. Die abwechselnd bräunlichrothen und violetten Streifen oder vielmehr Lamellen, aus welchen die Grundmasse besteht, sind zweilen kleinwellig gewunden und biegen sich um die ausgeschiedenen Krystalle herum. Die Grundmasse lässt sich unter dem Micros- cop nicht in ein Aggregat von Mineralien auflösen. Unter den ausgeschiedenen Gemengtheilen dominirt der Sanidin in bis zwei Linien grossen , einfachen Krystallen. Der Oligoklas ist seltener, nur durch die Zwillingsstreifung vom vorigen zu unterscheiden. 492 Der Quarz zeigt gerundete Dihexaäder oder unregelmässig ge- staltete Körner, bis eine halbe Linie gross. Der Glimmer zeigt die gewöhnliche Beschaffenheit. Schwarze Hornblende fand ich nicht, wohl aber bouteillengrüne strahlsteinähnliche als unwesent- lichen Gemengtheil eingewachsen. Die kleinen Drusen und ge- streckten Hohlräume sind mit einer Schicht kleintraubigen Chal- cedons bedeckt. Bei einer Vergleichung des geschilderten Gesteins mit der vortrefllichen Charakterisirung der Ungarischen Trachyte durch v. RiCHTHOFEN stellt sich sofort heraus, dass unser Ge- _ stein zu den „hyalinen Rhyolithen mit lithoidischer Grundmasse und darin eingemengten Krystallen“ gehört, für welche Gesteins- art er den Namen Lithoiditporphyr vorschlägt (a. a. O. 8. 184). Das Vorkommen des Oligoklases in einem Quarz-führenden Trachyt erscheint bemerkenswerth. Auch v. RientHorEs fand denselben in mehreren ungarischen Rhyolithen. Für unser Ge- stein bewahrheitet sich, was AgıcHn von den Quarzführenden Trachyten (Trachyt-Porphyre) der Ponza-Inseln hervorhebt, dass sie in ihren zahlreichen Modificationen an das Urgebirge erinnern und für Erzeugnisse echt plutonischer Thätigkeit gehalten wer- den könnten, wenn nicht ihr geognostisches Auftreten berück- sichtigt wird. In der That gleicht unser Euganäen-Gestein voll- kommen manchen Quarzführenden Porphyren. Auch auf der andern Seite des Kanals findet man das ge- schilderte Gestein wieder; die östliche Abzweigung des Monte _ Sieva, der Monte di Cattajo, besteht an seinem Fusse, der das Schloss berührt, aus demselben „Lithoiditporphyr“, in welchem Gestein auch eine Treppe des Schlosses gehauen sein soll. Vom Schlosse gegen Nordwesten die bergumringte Ebene durch- schreitend, ‘erreicht man den Monte Menone, einen kleinen Rücken, welcher vom nördlichen Gebirgswall abgezweigt gegen Süden sich in die Ehene vorschiebt. Von diesem Punkte rühren her die meisten Euganäischen Perlstein-Stücke, von perlgrauer schwarzer und röthlichgelber Farbe, welche sich in vielen Samm- lungen befinden. Die untere Stufe des genannten Hügels besteht aus „Lithoiditporphyr‘‘ und zwar aus einer Varietät, welche eine grosse Aehnlichkeit mit dem sogenannten „TIrachyt von der Rosenau“ im Siebengebirge (s. v. Decuen, das Siebengebirge am Rhein, S. 106) besitzt. Das Gestein am Fusse des Monte Menone hat eine graue oder grünlich und violett gefleckte, quarz- harte Grundmasse mit muschligem Bruche; ausgeschieden sind ir I ” 493. kleine Krystalle von Sanidin, Magnesiaglimmer und sehr wenig Oli- goklas; lichtbläulicher, zuweilen auch grüner Chalcedon erfüllt Hohlräume und Schnüre im Gesteine, welches eine weisse Ver- witterungsrinde zeigt und dem Boden eine auffallende Sterilität verleiht. Höher hinauf folgt echter Perlstein von grünlichgrauer oder perlgrauer Farbe, welcher aus Hirsekorn- bis Erbsengrossen, zum Theil concentrischschalig zusammengesetzten Sphäroiden besteht und Magnesiaglimmer, sowie selten Sanidin und noch seltener Strahlstein-artige Hornblende enthält. Dies Gestein zer- fällt durch Verwitterung zu einem weissen Sande, wie es über- haupt schwierig ist, frische und grössere Perlsteine-Handstücke zu schlagen. Auch an dem westlichen Theile des Gebirgswalls verräth sich durch weisse sandähnliche Verwitterungsmassen der Perlstein und scheint dort bis zur Höhe des Walls hinaufzu- reichen. Steigt man höher hinauf zum Monte Sieva, so findet man bald gelblichbraunen bis bräunlichrothen Pechsteinporphyr ' (zuweilen .von reiner Colophonium - Farbe), eines der schönsten Euganäen-Gesteine. Es ist porphyrartig durch sehr zahlreiche liniengrosse, wasserhelle Feldspath-Krystalle, welche theils Sa- nidin (in einfachen Krystalien) theils — doch wahrscheinlich seltener — Oligoklas sind. Die beiden Feldspath-Species sind hier im äusseren Ansehen vollkommen gleich; nur die Beschaffen- heit der Fläche P lässt sie unterscheiden. Da aber die Kıy- stalle meist bei frisch erscheinender Grundmasse zersetzt und mürbe sind, so ist die Unterscheidung derselben schwierig. Magne- siaglimmer ist gleichfalls vorhanden, die Grundmasse ist glasig, hat einen kleinmuschligen Bruch, kein sphärolithisches Gefüge. Bald sieht man den gelblichbraunen Pechsteinporphyr durchsetzt von gangähnlichen Massen eines schwarzen Pechsteinporphyrs, welcher im äussern Ansehen grosse Aehnlichkeit mit Obsidian- porphyr besitzt, indess durch einen über 3 pÜt. betragenden Wassergehalt sich vom echten Obsidian unterscheidet. Die gla- sige Grundmasse enthält zahlreiche kleine Sanidin-Krystalle und wenige Blättchen Magnesiaglimmer. Diese Felsart verliert stellen- weise die glasige Beschaffenheit und wird lithoidisch und steinig, ‚um indess alsbald wieder als ein Pechstein mit glasiger Grund- masse zu erscheinen. Der obere Kranz und der Gipfel des Monte Sieva besteht aus einem merkwürdigen Conglomerate, wie ich es in dieser Weise noch nicht gesehen habe. Gerundete Ein- schlüsse eines eigenthümlichen schwarzen Gesteins (welches trotz 494 mancher Verschiedenheiten zu dem Oligoklas-Trachyt sich ordnet) sind fest umhüllt von einem Bindemittel, welches einen ganz ähnlichen petfographischen Charakter zeigt wie die Einschlüsse. Die Grösse derselben wechselt zwischen derjenigen eines Eies und Kopfgrösse; sie liegen dicht gedrängt. Das Gestein der Ein- schlüsse ist hart, spröde, spaltet leicht in tafelförmige Stücke (ohne dass ein schiefriges Gefüge zu- erkennen ist), ist schwarz, ent- hält ausgeschiedene Krystalle eines triklinen Feldspaths. Dies Gestein hat einen matten Fettglanz und nähert sich dadurch in “etwa den Pechsteinen, mit denen es durch die Lagerung ver- bunden ist; es ist kaum zu unterscheiden von dem sogenannten Melaphyr vom Weiselberge bei Obernkirchen’ (eine Meile nord- östlich von St. Wendel), welcher gleichfalls ein pechsteinähnliches Ansehen besitzt. Das geschilderte Gestein bildet auch den nörd- lichen Abhang des Monte Sieva; auf demselben steht das Dörf- chen Civetta, in der Gebirgssenkung zwischen Sieva und Oliveto. Das schwarze Gestein des Sieva-Gipfels erscheint in interessan- ter Lagerstätte auch am südlichen Ausläufer der Sieva-Gruppe, am Monte delle Croci. Hier ist, an der Strasse von Galzignano nach Battaglia, ein Bruch im Kalkstein, welcher von einer unregel- mässigen stockförmigen Masse des schwarzen Gesteins durch- setzt wird. Dies letztere ist stark zersetzt, zum Theil einem dunklen Thone ähnlich. Doch sieht man einige kugelige Massen umherliegen, die der Zersetzung mehr wiederstanden. Das Erup- tivgestein umschliesst in seiner Masse grosse Stücke des Kalk- steins, die indess keine bemerkenswerthe Veränderung zeigen; wobei zu erinnern ist, dass der schwarze Trachyt zu den Kiesel- säureärmsten unter den Euganäen-Gesteinen gehört. Um ein zweites Perlstein- Vorkommen kennen zu lernen, wanderte ich zunächst gegen Nordwesten nach Regazzon, dann gegen Norden und Nordosten über Breccalone zum Monte Alto. — Auf dem Wege nach Regazzon hat man zur Rechten den Ab- hang des Monte Oliveto (nicht zu, verwechseln mit dem durch seine Lagergänge von Dolerit ausgezeichneten Monte Oliveto bei Teolo), welcher nur mit niedrigem lichtem Buschwerk bedeckt ist und an vielen Stellen sich frei von Vegetation, wie aus" weis- sem Sande bestehend, zeigt. Bei genauerer Betrachtung erwei-. sen sich jene Stellen als‘ Perlstein-Conglomerat: eckige oder ge- rundete, einen Zoll bis einen Fuss grosse Perlstein-Bruchstücke meist mit streifig vertheilten, lichten Farben liegen in einem \ | 495 zersetzten perlitischen Bindemittel. Auch Stücke eines quarz- führenden Trachyts finden sich darin. Bei Regazzon, in der Senkung, auf welcher man den vom Monte Rua zum Monte Alto laufenden Trachytzug überschreitet, steht einybrauner, fast dichter, Hornblende führender Oligoklas-Trachyt an. In der gegen Brec- calone sich senkenden Mulde sieht man wenig anstehendes Ge- stein; doch scheint in diesem Thalgrunde noch der braune Oligo- klas-Trachyt, welcher auch am Monte Alto erscheint, zu herr- schen. Umbkerliegen liegen ausserordentlich zahlreiche, zum Theil mehrere Fuss grosse Blöcke eines braunen hornsteinartigen Tra- chyts, ähnlich dem bei Pigozzo zuerst erblickten Gestein. Die Blöcke sind mit einer weissen, etwa liniendicken Verwitterungs- rinde überzogen, leicht zersprengbar mit scharfem Bruche, theils ganz dicht und homogen, theils mit ausgeschiedenem Sanidin und Quarz ; theils conglomeratähnlich : die Einschlüsse zuweilen mit strei- figer Zeichnung, übrigens von gleicher Beschaffenheit wie die Grund- masse, mit welchem sie auf das Innigste verschmolzen sind. Nahe Breccalone trifft man anstehenden Quarz-führenden Trachyt: in dichter weisser Grundmasse viele kleine Sanidine, sehr kleine Quarzkörner, einzelne Oligoklase. Dieser Trachyt scheint in innigem Zusammenhange mit dem Perlsteine zu stehen, als dessen Fundort Breccalone bereits SpaLLAnzanı bekannt war. Brecca- lone, am nordwestlichen Gehänge des Monte Alto, liefert die- selben Perlstein-Varietäten wie der Monte Menone, nämlich ausser der typischen Varietät von perlgrauer Farbe, sphärolithischem Gefüge, fast ohne ausgeschiedene Gemengtheile, auch den gelb- lichbraunen und den schwarzen, durch viele ausgeschiedene Sa- nidin-Krystalle porphyrartigen Pechstein. — Eine dritte Fundstätte perlitischer Gesteine ist der Monte Saggini (früher Mussato), eine kleine isolirte Höhe, wenig östlich von Galzignano. "In schnellem Vorüberwandern schlug ich dort zwar nur Stücke des braunen, quarzführenden, hornsteinartigen Trachyts; doch führt DA Rıo auch verschiedene Varietäten von Perlstein-Conglomerat an, zum Theil zu saudigen Massen zerfallend.. Auch SPALLAN- ZANI kennt schon den Monte Mussato und den dort vorkommen- den Perlstein. Die drei bisher aufgeführten Perlstein-Vorkomm- nisse liegen auf der östlichen Seite des Gebirgs; doch gibt es deren auch im Centrum desselben, im Becken von Teolo. Es wurde oben bereits die handbreite Pechsteinporphyr-Lage er- wähnt, welche sich zwischen einem Gange von dunklem Trachyt 496 und der Hauptmasse des weissen Trachyts des Monte Pendise legt. Dieser Perlstein ist von dunkelbouteillengrüner Farbe ‚und enthält viele, eine Linie grosse Sanidine. SPALLANZANI (a. a. O: S..210) fand Perlstein in einem kleinen Thale unterhalb Bajamonte (westlich von Castelnuovo). „Er bildet hier einen Gang von ungefähr 35 Fuss Länge und 94 F. Breite. An der Oberfläche ist er ganz zerstört.“ Die Farbe ist theils röthlich, theils gelblich, grünlich, bläulich oder weiss. Sanidine von Tafelform, zerreiblich und wenig glänzend, sind ausgeschieden. | Bei der Hütte Bromboli, am nördlichen Abhang des Monte Venda stellte sich mir ein beschränktes Vorkommen von Perl- stein-Conglomerat dar. Umherliegende Stücke eines grauen, dich- ten, Hornstein-ähnlichen Trachyts beweisen, dass wie am Sieva und bei Breccalone auch hier dieser kieselreichste Trachyt mit dem Perl- stein verbunden ist.. Der Trachyt zeigt ein streifiges Gefüge, welches besonders deutlich an der verwitternden Oberfläche her- vortritt, enthält Sanidin und Quarz, so wie kleine Schnüre von Schwefelkies. Im Gegensatz zu den bisher genannten Oertlichkeiten, aus- gezeichnet durch einen bunten Wechsel und schnellen Uebergang der Gesteine, welche bei aller Verschiedenheit des Ansehens den hohen Kieselsäure-Gehalt gemeinsam haben (mit Ausnahme des merkwürdigen schwarzen Sieva-Conglomerats) stellt sich uns im Monte Venda die Hauptmasse des Quarz-führenden Trachyts dar als ein über einem grösseren Raum sich gleichbleibendes, weisses, feinkörniges, mehr oder weniger schiefriges Gestein, zuweilen. mit kleinen ausgeschiedenen Sanidin-Krystallen und nicht selten mit deutlich erkennbaren, sehr kleinen Quarzkörnchen. Chemisch-petrographische Untersuchungen. Dolerit. Der Dolerit der Euganäen zeigt an den verschiedenen Orten | seines Vorkommens nicht ganz gleiche Merkmale, indem er ent-_ weder ein feinkörniges bis dichtes Gefüge besitzt oder in einer fein- körnigen Grundmasse die constituirenden Gemengtheile als aus- geschiedene-Krystalle enthält. Zur ersteren Varietät gehört das Gestein von Teolo, welches theils am Monte Oliveto, östlich die- | 497 ses Dorfs, jene Lagergänge in den Kalkstein- und Mergelschich- ten bildet, theils unmittelbar westlich eine kleine Kuppe (den Monte Boldu bei SPALLANZANI) zusammensetzt. Dies Gestein ist sehr feinkörnig, von dunkelgrünlich- oder bräunlichschwarzer Farbe. Schon mit blossem Auge sieht man ein Gewirre kleiner glänzender Spaltungsflächen, welche man unter der Lupe als einem triklinen Feldspathe, wahrscheinlich Labrador, angehörig erkennt; feine Prismen sind vermuthlich für Apatit zu halten. In Betreff des augitischen Gemengtheils liess sich mit Sicher- heit nichts ermitteln. Von dem Gesteine Teolo’s kaum zu unter- scheiden ist dasjenige von der Madonna del Monte bei Vicenza; während das Ganggestein von Albettone in feinkörniger Grund- masse sehr deutlich Augit und Labrador- Krystalle erkennen ‘ lässt; es ist ein Doleritporphyr, wie das herrschende Gestein des Aetna. Als unwesentliche Bestandtheile enthält der Dolerit wenig Magnetkies und sehr wenig Magneteisen. Olivin ist gleichfalls nur ein seltener unwesentlicher Gemengtheil. Kleine Klüfte sind erfüllt. mit Kalkspath oder Chalcedon, das Gestein ist zur Zer- setzung geneigt und zerfällt in concentrischschalige Kugeln, welche, wenngleich zum grösseren Theil in eine rothbraune thonige Masse zersetzt, dennoch im Innern meist noch einen unzersetzten Kern einschliessen. In Bezug auf die folgenden Analysen bemerke ich, dass dieselben die mittlere Zusammensetzung der Gesteine darstellen, aus welchen vorher indess das Magneteisen ausgezogen und nicht weiter bestimmt wurde. Stets wurde ein Handstück in einem eisernen Mörser zerkleinert, das Magneteisen und die sehr unbe- deutenden Eisentheile, welche vom Mörser herrührten, mit dem Magnet entfernt; ein Theil des schon feinen Pulvers schliesslich im Chalcedon-Mörser zur Analyse vorbereitet. Die Anwendung des eisernen Mörsers ist namentlich geboten bei den sehr harten Quarz-reichen oder Hornstein-artigen Trachyten. Die Methoden der Scheidungen sind in meinen früheren Aufsätzen in dieser Zeitschrift mitgetheilt, in Bezug auf die Bestimmung der Alka- lien, s. diese Zeitschr. 1864. S. 95. Die Oxydationsstufe des Eisens wurde nicht bestimmt; das- selbe vielmebr als Oxydul berechnet, wodurch man der wahren Zusammensetzung des Gesteins am nächsten kommt und jeden- falls die ursprüngliche Mischung bezeichnet. Zeits. d.d. geol. Ges. XVI. 3, . 32 498 Wo „Wasser” aufgeführt wird, ist es stets mittelst eines Chlorcaleiumrohrs bestimmt. Verwendet man dabei kleine Stücke und nicht Pulver, so findet durch das Glühen keine höhere Oxy- dation des Eisens statt. Das specifische Gewicht wurde an kleinen Stücken genommen. 1) Dolerit von Teolo. Zur chemischen Analyse wurde das Gestein gewählt, welches in unmittelbarer Nähe der süd- lichen unter den beiden Kirchen von Teolo ansteht. Es ist frisch, braust nicht im ( iriugsten, wirkt wenig auf die Magnetnadel, giebt ein schwärzlichgrünes Pulver; specifisches Gewicht (bei 18 Grad C.) = 2,812. a. geiundene, b. auf 100 redueirte Zahlen. 2. b. Kieselsäure . 54,10 53,54: 70° 28.553 Thonerde .. - 11,82: 2-19 69 5,47 Eisenoxydul . 13,92 1374 3,06 Kalkerde . . 8,79 8369 FM 2,48 Magnesia |. 1.115,56 5,50 220[ 1497 Kal MIR ERD QM 0,46 0,08 Nason“ 2: 19787975501 4,96 "1.28 Wasser. 2019 81 1549 1,39 101,08 100,00 Sauerstof-Quotient = 0,510. Die chemische Mischung nähert dies Gestein in hohem Grade dem Dolerit von der Löwenburg im Siebengebirge, wenn- gleich beide Gesteine in mineralogischer Hinsicht erhebliche Ver- schiedenheiten zeigen. 4 Trachpt. I. Der Oligoklas-Trachyt der Euganäen zeigt stets Porphyr-artige Struktur, indem in einer höchst feinkörnigen bis dichten Grundmasse Krystalle von Oligoklas, Glimmer und Horn- blende liegen. Die Grundmasse ist zuweilen licht, häufiger in- dess dunkelfarbig; geschlossen, doch auch zuweilen mit Höhlun- gen und Blasenräumen versehen. Der Oligoklas zeigt meist kleine, selten bis 3 oder 4 Linien grosse Krystalle, meist mit sehr deutlicher Streifung, welche indess an zersetzten Stücken nicht mehr zu erkennen. Zuweilen nur Magnesiaglimmer, zuwei- len doch seltener nur Hornblende, meist diese beiden Mineralien 499 zusammen. Das Gestein von der Mühle Schivanoja enthält neben wenig Glimmer ziemlich viel Augit in deutlichen Krystallen, An unwesentlichen Gemengtheilen ist dieser Trachyt wie überhaupt die Euganäen-Gesteine arm. Magneteisen, zuweilen in deutlichen Krystallen, scheint stets vorhanden, da diese Trachyte stets auf die Magnet-Nadel wirken. Secundäre Quarzbildungen in den Hohlräumen, eine bei den andern Euganäischen Tra- chyten so gewöhnliche Erscheinung finden sich nicht oder nur in sehr geringer Menge. Aus diesem Trac’ .+ besteht ein Theil des Monte Alto und (wenigstens zum grö"seren Theile) der vom Monte Alto zum Monte Rr- laufende Rücken. Es ist sehr verbreitet bei Zovon, wo auch Brüche im Gesteine geöffnet sind, und scheint die ganze Gebirgsmasse zwischen Zovon und Val- nogaredo zu bilden. Monte di Lozzo. Rocca di’ Monselice. *) In einem Steinbruche am Monte d’Este, dem südlichen Ausläufer des Monte Cero schlug ich ebenfalls diesen Trachyt. Auch bildet derselbe zahlreiche Gänge, welche die Tuff- und Mergel- schichten des Beckens von Teolo durchsetzen, und namentlich die Gangzüge des M. Pendise**) und M. delle Forche. 2) Brauner Oligoklas-Trachyt vom Monte Alto. In einer feinschuppigen, braunen Grundmasse liegen viele { bis 2 Linien grosse, deutlich gestreifte, durchsichtige Oligo- klase, ziemlich viel nadelförmige Hornblende, wenige sehr kleine Glimmer-Blättchen, nahe dem Palast Skapin geschlagen. Spe- eifisches Gewicht 2,545 (bei 19 Grad C.); a. gefundene, b. auf 100 reducirte Zahlen, *) Das Gestein der Rocca, in welchem grosse Brüche eröffnet sind, ist weiss oder lichtgrau und enthält zahlreiche grosse, eigenthümlich zu Gruppen zusammengehäufte Oligoklase, deren Streifung nur schwierig zu erkennen, Hornblende und Glimmer. Die Oligoklase sind zuweilen zu einer Kaolin-artigen Masse zersetzt, welche von SpauLanzanı für Bimstein- Einschlüsse im Trachyt gehalten wurde. ”*) ‘Der Trachyt des M. Pendise ist liehtgrau, umschliesst grössere und kleinere Hohlräume, enthält zahlreiche grosse Oligoklase, deren Strei- fung gleichfalls nur schwierig zu sehen, Glimmer und Hornblende. Die Wandungen der Hohlräume sind bekleidet mit sehr kleinen, hexagonalen, perlmutterglänzenden Täfelchen von weisser Farbe, welche vermuthlich einem noch unbekannten Mineral angehören. Die Substanz enthält kein Wasser, löst sich nur schwer in Chlorwasserstoffsäure, und namentlich ohne Gallertbildung. Ein mit ungenügender Menge angestellter Versuch liess Kieselsäure, Thonerde, Kalkerde und eine Spur Magnesia in dem fraglichen Mineral auffinden. 32% 500 | a. b. Kieselsäure . 68,18 68,56. O = 36,56 Thonerde . . 13,65 13,73 6,42 \ Eisenoxydul . 6,69 6,72 1,49 Kalkerde; .,... 1511228 2,24 0,64 Masnesia: ..i...n,.0,42 0,42 0,17[ 1998 Bali. a wahr 1,74 0,30 „Natron u „oh 6,04 1,56 Glühverlust . 0,55 0,55 99,45 100,00 Sauerstoff-Quotient = 0,289. 3) Oligoklas-Trachyt von Zovon, westlich von Teolo, am Rande des Gebirgs; aus einem Steinbruche. Zeigt eine unvollkommene Tafelstruktur, in lichter Grund- masse liegen sehr viele 3 bis 4 Linien grosse Oligoklase, Mag- nesiaglimmer, Hornblende (diese zum Theil schon verwittert). Enthält viel Magneteisen. Das Gestein lässt auf seinem Längs- bruche fast nur unsymmetrische Durchschnitte des Oligoklases sehen; diese sind nur schimmernd, etwas gebogen, nicht gestreift und gehen parallel der Längsfläcke M. Die mehr symmetri- schen Durchschnitte parallel ?, welche man namentlich auf dem Querbruche der Gesteins sieht, besitzen eine feine Streifung. In kleinen Drusen des Gesteins ist wenig Quarz ausgebildet. Specifisches Gewicht 2,593 (bei 18 Grad C.). a. b. Kieselsäure . 68,52 67,98 O = 36,25 Bhonerde....... 19.10 13,05 6,12 Eisenoxydul . 5,74 5,69 1,26 Kalkerde . . 1,64 1,63 0,47 Magnesia'. 0,14 0,14 0 eig Kata nen ae 3,23 0,59 Natron». ..2.2,7:8.02 1.96 2,05 Glühverlust . 032 0,32 100,80 100,00 Sauerstoff-Quotient = 0,290. Beide Analysen stimmen nahe genug überein, um auch von chemischer Seite den Beweis zu liefern, dass die untersuchten Trachyte zu derselben Abtheilung gehören. Der Kieselsäure- Gehalt ist im Vergleiche mit den bisher bekannten Analysen der 501 Qligoklas-Trachyte ein hoher, woraus man schliessen möchte, dass auch in diesen des Sanidins entbehrenden Gesteinen freie Kieselsäure oder Quarz vorhanden sei. . 4) Schwarzer Trachyt vom Monte Sieva. Es möge die Untersuchung dieses merkwürdigen Gesteins, dessen geognostisches Auftreten schon oben S. 493 bis 494 geschildert wurde, hier eine Stelle finden. Wie die Beschaffenheit jenes Conglomerats (Bruchstücke mit gerundeten Kanten liegen dichtgedrängt in einer ihnen gleich- artigen Grundmasse) höchst eigenthümlich ist, so auch der pe- trographische Charakter des Gesteins. Wenngleich die schwarze Farbe an Basalt erinnert, weshalb es auch von DA Rıo so ge- nannt wurde, so ähnelt doch durch die halbfettglänzende Grund- masse, das meist schiefrige Gefüge mehr einem Phonolith-ähnlichen Gestein. Doch ist es kein Phonolith, da es weder mit Chlorwasser- stoffsäure eine Gallerte bildet, noch Sanidin enthält. So möge es hier vorläufig als schwarzer Trachyt bezeichnet werden, mit Rücksicht auf seine chemische Mischung, so wie auf die innige Beziehung, in welcher dasselbe zu dem schwarzen Pechstein- Porphyr steht und möglicherweise in denselben Uebergänge zeigt. Die Besonderheit dieses Gesteins fiel schon dem Grafen MAaRZARı auf; er schied es deshalb sowohl vom Basalt als vom Trachyt unter dem Namen Sievit. In der sehr vorherrschenden, lichten, schimmernden, split- terigen Grundmasse liegen ausgeschieden tafelförmige, bis zwei Linien lange Krystalle eines wasserhellen Feldspaths. Die Strei- fung auf den Flächen der vollkommensten Spaltbarkeit ist nicht immer wahrzunehmen, da zuweilen die Zwillingsbildung nach dem Albit-Gesetze sich nur auf eine der Hauptmasse des Kry- stalls angewachsene, äusserst schmale Zwillingslamelle beschränkt. Doch überzeugte ich mich, dass die Krystalle sämmtlich gleicher Art sind und dem triklinen Systeme angehören. Neben der Albit-Zwillingsbildung findet sich zuweilen die Verbindung zweier Individuen oder Gruppen von Individuen nach dem Karlsbader Gesetz beim Orthoklas (Zwillingsebene die Querfläche). Dass alle ausgeschiedenen Krystalle dem triklinen Systeme angehören, und Zwillinge darstellen, bestätigte auch Dr. E. Weıss in Saar- brücken. Derselbe beobachtete an einer von ihm mikroskopisch geschliffenen Platte unseres Gesteins — „in einer bräunlichen, nicht doppelbrechenden Grundmasse (ausser den grösseren Kıy- 502 stallen) ein filziges Gewebe von farblosen Feldspathkrystallen, welche im polarisirten Lichte sämmtlich als Zwillinge erscheinen.“ Ich beobachtete, dass diese höchst kleinen prismatischen Kry- stalle, welche den grössten Theil des Gesteins constituiren, vor- zugsweise ungefähr nach Einer Richtung liegen, wodurch die schie- frige Textur des Gesteins sich erklären möchte. Ferner zeigt das Mikroskop sehr kleine Magneteisenkörnchen und gerundete grüne Krystallkörner, deren Natur, ob etwa Augit oder Schiller- spath, mir zweifelhaft blieb. Stückchen des Gesteins zum Glühen erhitzt zerspringen zuweilen. Specifisches Gewicht 2,542 (bei 18 Grad). 2. b. Kieselsäure . 62,21 61,47 1:0, 82,78 Thonerde . . 12,49 12,34 5,77 Eisenoxydul . 9,32 9,19 2,04 Kalkerde . . 3,02 2:99 0,86 h Magnesia . . 1,30 1,29 0,52 sn Kalıin wine... 2:87 2,39 0,43 Natron. »rsi0%. 197,94 7,41 1,917. Wasser ash 32,19 2,76 2,45 101,21 100,00 Sauerstoff-Quotient = 0,352. Das schwarze Sieva-Gestein ist in Bezug auf sein äusseres Ansehen höchst ähnlich dem Melaphyr vom Weiselberge bei St. Wendel, welch letzteres Gestein eine stärker fettglänzende, pech- steinähnliche Grundmasse, kein schiefriges Gefüge, eine deut- lichere Streifung auf den Spaltungsflächen der ausgeschiedenen Feldspath-Krystalle besitzt. Da Herr Dr. WeEıss mit genauen Untersuchungen der Melaphyre des Nahe-Gebiets und zunächst des Gesteins vom Weiselberge beschäftigt ist, so ersuchte ich Denselben, den Weiselberger Melaphyr mit dem Sieva-Gesteine sorgfältig zu vergleichen. Derselbe hatte die Güte, mir Folgen- des mitzutheilen: „Die mikroskopische Untersuchung, zum Theil bei polari- sirtem Lichte, »ergiebt bei beiden Gesteinen eine nicht doppel- brechende, homogene, bräunliche Grundmasse, dunkler gefärbt beim Sieva-Gesteine. Darin bei beiden dichtgedrängte, prisma- tische Feldspathkrystalle, welche beim Weiselberger Gesteine im polarisirten Lichte sämmtlich als Zwillinge erscheinen, beim Sieva-Gesteine nicht so regelmässig; auch sind die die Grund- 503 masse constituirenden Feldspathkrystalle viel feiner, doch die grösseren deutlich mit Zwillingsstreifung. Magneteisen in bei- den, beim Weiselberge gröbere Körner und wohl zahlreicher viel kleinere beim Sieva-Gestein.‘* Die oben erwähnten grünen, wohl für ein augitisches Mi- neral zu haltenden Krystallkörner finden sich in gleicher Weise auch im Weiselberger Gesteine, Herr Dr. Weiss beobachtete ferner das Verhalten der Schliffe beider Gesteine gegen Chlorwasserstoffsäure. „Das Weiselberger Gestein wurde hierdurch in der Art verändert, dass alle Feld- spath-Krystalle trübe wurden, sehr rissig und unklar erschei- nend, stellenweise ganz aufgelöst und durchlöchert. Die Feld- spath-Krystalle des Sieva-Gesteins erscheinen unverändert; die Säure war nur schwach gefärbt. Man möchte daraus auf eine andere Art von Feldspath schliessen, aber welche ?* Weıss bestimmte das specifische Gewicht des Weiselberger Melaphyrs an ganzen Stücken 2,556 bis 2,558 und gestattete mir, die Analyse, welche auf seinen Wunsch Herr W. Hertzer in Hagen ausgeführt hatte, hier mitzutheilen. Das untersuchte Stück war ganz besonders frisch, stark pechglänzend. *) Weiselberger Melaphyr nach W. HErTzer. Kieselsäure . 58,97. O = 31,45 Thonerde . 15,73 7,94 Eisenoxydul 11,73 2,61 Kalkerde . 3,20 0,91 Magnesia . 0,84 0,34 Balıe .=77°%.,. 0:68 0,11 Natron”... . "3.43 1,40 Wasser. 7.9.25 2,89 99,80 | Die Bestimmung der den Haupttheil der Grundmasse beider Gesteine constituirenden, kleinen Feldspath - Krystalle ist selbst mit Zuhülfenahme der Analysen nicht gut möglich. Sieht man dieselben für Oligoklas an und versucht die Oligoklas-Mischung - von der gefundenen Zusammensetzung abzuziehen, so führt die *) Schon früher führte Herr Professor Bzrcemann eine Analyse des Weiselberger Gesteins aus, doch war das von ihm untersuchte Stück vermuthlich bereits zersetzt, da ein Glühverlust von 6,45 pCt. gefunden wurde, Kassten u. v. Decuen, Archiv 21. 14, 1847. ” 504 Rechnung bei beiden Gesteinen auf freie Kieselsäure, von der man unter dem Mikroskope nichts wahrnimmt, und deren Exi- stens hier wenig wahrscheinlich ist. Sanidin bei der Berechnung anzunehmen, ist durchaus verwehrt, da man unter dem Mikro- skope mit Sicherheit erkennen kann, dass aller Feldspath der be- treffenden Gesteine dem triklinen Systeme angehört. Diese Betrachtung legt die Vermuthung nahe, es möchte, was bisher zwar nicht erwiesen, Albit als Gemengtheil dieser und anderer Gesteine vorhanden sein. Wenigstens fordert sie auf, die Auf-- merksamkeit der Petrographen auf diesen Punkt zu lenken. Die nahe mineralogische Verwandtschaft des schwarzen Trachyts vom Monte Sieva, dessen conglomeratische Massen in naher Be- ziehung zum dortigen Perlstein stehen, und des Pechsteinähnlichen Melaphyrs vom Weiselberge, zweier Gesteine von sehr verschie- denem geologischem Alter ist eine jener bemerkenswerthen That- sachen, welche einer durchgreifenden Eintheilung und Sonderung der Gesteine sich jetzt noch entgegenstellen. — Auch unter den Waldenburger Melaphyren giebt es ein Gestein, welches dem Sieva-Trachyt ähnlich ist: es ist dasjenige von der Goldspitze bei Schönau unweit Braunau in Böhmen. | II. Der Sanidin-Oligoklas-Trachyt bietet zwar in ‚unserem Gebirge so wenig als an einem anderen bekannten Punkte der Erde gleich ausgezeichnete Varietäten dar als am Drachenfels .und an den Perlenhardt; dennoch sind die zweierlei Feldspath- Species meist recht deutlich zu unterscheiden. Es ist nicht ohne Interesse zu erfahren, dass im Trachyte der Euganäen zuerst ‚eine Verschiedenheit des äusseren Ansehens an den ausgeschie- denen Feldspath-Krystallen ist beobachtet worden zu einer Zeit, als vielleicht in keinem Lande die Felsarten so genau betrachtet wurden als in Italien durch SpaLLAnzanı. Von den Trachyten der Berge Merlo, Rosso und Örtone sagt dieser hochbegabte Mann (1789): „Ausser den Feldspathen, die durch ihren Glanz und durch andere ihnen eigenthümliche Charaktere ihre Natur verrathen, bieten sich dem Auge gewisse weisse, kleine Flecken dar, welche beim ersten Blicke zweifelhaft lassen, zu welchem Mineral sie wohl gehören. Allein betrachtet man sie genau und unter gewissen Reflexionspunkten der Lichtstrahlen, so erkennt man auch sie für wahre, aber zum Theil calcinirte Feldspathe.“ Ueber diesen „doppelten Zustand, in welchem sich der Feldspath findet” (s, Orit. Eug. p. 10) fügten beinahe 50 Jahre 505 | . später die Beobachtungen va Rıo’s kaum etwas Neues hinzu: „in zwei ‚verschiedenen Zuständen finden sich die im Euganäischen Trachyt ausgeschiedenen Feldspath-Krystalle. Einige sind vollkommen er- halten und besitzen alle Merkmale des glasigen Feldspaths, bei anderen hat die Zersetzung begonnen, Glanz und Spaltbarkeit ist verloren, sie sind erdig und weich. Einzelne Krystalle, welche etwas grösser sind, zeigen sich im Innern noch als glasige Va- rietät, während sie an der Peripherie erdig sind, und deshalb - glaube ich, dass alle Feldspath-Krystalle der euganäischen Tra- ehyte ursprünglich glasige Feldspathe gewesen sind.“ Niemals zeigen die beiden Feldspath-Species im Euganäen- Trachyt einen solchen Grössenunterschied wie im Siebengebirge. sie sind vielmehr im Allgemeinen von gleicher Grösse, 2 bis 3, höchstens 4 bis 5 Linien. Die Grundmasse ist rauh, meist licht, graulichweiss, grau, bläulichgrau, röthlichgrau; entweder geschlos- sen oder porös. Die Feldspathe sind, wenn in frischem Zustande, nur durch die Streifung zu unterscheiden; dieselbe ist oft sehr fein. Da sie nur auf der Ebene der ersten Spaltbarkeit ? sich findet, so muss man sich vor Verwechslungen mit den unge- streiften Spaltlächen M hüten. Die Verwitterbarkeit beider ist meist verschieden, indem der ÖOligoklas leichter zersetzt wird; indess ist dies Unterscheidungsmittel gleichfalls nur mit Vorsicht zu gebrauchen, indem zuweilen Krystalle desselben Feldspaths, ja sogar verschiedene Theile desselben Krystalls auf verschiede- ner Stufe der Zersetzung sich befinden. Der Sanidin ist theils in einfachen, theils in Zwillings-Krystallen vorhanden, ‘die Ge- stalt ist stets eine dicke Tafel. Ein so hervorstechender Unter- ‚schied zwischen einfachen und Zwillings-Krystallen (als rectan- guläre Prismen und dünne Tafeln) wie im Drachenfelser Ge- steine (und in den meisten plutonischen Gesteinen) findet sich demfiach nicht. Die Sanidine und Oligoklase liegen entweder vereinzelt im Gesteine oder sie sind zwillingsverwachsen. In letzterem Falle glaube ich ebenso häufig den Oligoklas um- schlossen vom Sanidin zu sehen als das Umgekehrte, dass der Oli- goklas um den Sanidin eine Hülle bildet. Diesen letzteren Fall hat G. RosE bekanntlich in Bezug auf die Zwillingsverwach- sung des Orthoklas und Oligoklas im Granit als den allein vor- kommenden nachgewiesen. Magnesiaglimmer fehlt diesen Tra- chyten nie; hinzu tritt wenig Hornblende. Magneteisen ist im- mer verhanden. Bemerkenswerth erscheint es, dass der Titanit, 506 ein so häufiger unwesentlicher Gemengtheil des Sanidin-Oligo- goklas-Trachyts des Siebergebirges, weder in den entsprechenden Gesteinen, noch überhaupt in den Euganäen beobachtet wurde. — Der Sanidin-Oligoklas-Trachyt ist vorzugsweise verbreitet im nördlichen und nordwestlichen Theile der Hügelgruppe. Die kleinen isolirten Kuppen Ortone, Rosso, Merlo, Bello, das kleine Gebirge Lonzina, der Rücken an dessen östlichkem Abhange Lu- vigliano liegt, endlich die beiden hohen Gipfel Monte Grande und Monte della Madonna. | Die zuerst genannten um Luvigliano liegenden Punkte be- stehen sämmtlich aus derselben Trachyt-Varietät: graue ge- : schlossene Grundmasse, zahlreiche weisse Oligoklase, wenige (sich durch Grösse nicht aüszeichnende) Sanidine. Ausgezeich- neter ist das Gestein der beiden hohen Gipfel: in röthlichgrauer, rauhporöser Grundmasse liegen sehr viele, bis einen halben Zoll grosse, glasglänzende, frische Sanidine und mehr oder weniger zersetzte gelbliche Oligoklase. Die zweierlei Feldspathe sind hier vortrefllich zu unterscheiden und in ihren häufigen Zwillings- verwachsungen zu erkennen. Die Hohlräume der Grundmasse sind bekleidet mit einer Unzahl der zierlichsten Quarzkryställchen, _ welche durch einen dünnen Ueberzug an der Oberfläche roth gefärbt sind. 5) Sanidin-Oligoklas-Trachyt vom Monte Rosso. In grauer Grundmasse zahlreiche, bis zwei Linien grosse, frische Oligoklase, wenige Sanidine, von gleicher Grösse, Glimmer in sehr kleinen Blättchen, wenig oder keine Hornblende; im Stein- bruche geschlagen. Specifisches Gewicht 2,609 (bei 264 Grad C.). 2. b. —Kieselsäure . 65,31 65.16 O = 34,75 Thonerde . . 15,24 15,20 2.4 Eisenoxydul . 5,10 5,09: »i£ 1,13 Kalkstein . : . , 3,33 32 0,95 1185 Magnesia . . 1,50 1,50 0,60 E Kali. ‚2453 ar5774508 4,07 0,69 Natron nr: nit 5,30 at 3 YL Glühverlust . 0,36 0,36 100,23 100,00 Sauerstoff-Quotient = 0,341. Der verhältnissmässig geringe Kieselsäure-Gehalt der unter- suchten Trachyt-Varietät steht im Einklange mit dem Zurücktreten \ 507 ‚des Sanidins gegen den Oligoklas und dem Fehlen von Quarzbil- dungen in Hohlräumen des Gesteins. Den Trachyten vom Monte della Madonna und Monte Grande kommt unzweifelhaft ein grös- serer Kieselsäure- Gehalt zu: sie waren wegen ihres verwitter- ten Zustandes zur Analyse nicht geeignet, Die Vergleichung des Sanidin - Oligoklas- Trachyts vom Monte Rosso mit den Oli- goklas- Trachyten vom Monte Alto und Zovon lehrt, dass der Kieselsäure-Gehalt kein untrügliches Kennzeichen darbietet, um die Trachyt-Arten genau zu unterscheiden. IH. Quarz-führender Trachyt (Rhyolith). Die zu dieser Abtheilung hier zusammengefasssten Gesteine der Euganäen zeigen in petrographischer Hinsicht grosse Ver- schiedenheit in Bezug auf die ausgeschiedenen Krystalle und den Zustand und die Farbe der Grundmasse. Der allen hierhin ge- hörigen Gesteinen gemeinsame, hohe Kieselsäure-Gehalt, die Aus- scheidung des Quarzes, insofern nur die Grundmasse nicht völlig glasartig ist, der vielfache nnd schnelle Wechsel, welchen mehrere dieser Felsarten in der Gruppe des Monte Sieva zeigen, deutet auf ihre nahe Zusammengehörigkeit. Dennoch habe ich eine so enge geognostische Verbindung dieser Gesteine in unserem Ge- birge nicht erkennen können, wie v. RiCHTHOFEN sie in Ungarn nachgewiesen. In diesem Lande, welches durch die Ausdehnung _ und Mannichfaltigkeit seiner vulkanischen Bildungen unter den continentalen Ländern Europas den ersten Rang behauptet, sind _ die Rhyolithe späterer Entstehung als die Oligoklas- Trachyte. „Es öffneten sich Reihen von Kratern und die Rhyolithe ent- strömten theils diesen, theils Spalten und Rissen an den Wänden der Vulkane oder an den Flanken des schon vorhandenen Tra- chyt-Gebirges, aber sie erscheinen meist nur in kleinen Strömen, durch deren Zusammenhäufung erst grössere Bergmassen ent- stehen, und nur die Ausbrüche der letzten Quarzführenden Rhy- olithe wiederholen in kleinem Maassstabe die Masseneruptionen der Trachyte. Aber auch dann lassen sie sich mit den- letzten kaum vergleichen.“ Mit dieser Schilderung der Rolle, welche den Rhyolithen in der vulkanischen Thätigkeit Ungarns zukommt, scheint recht wohl übereinzustimmen die Lagerung der entsprechenden Gesteine in dem kleinen Bergsystem des Monte Sieva. Bereits Da Rıo glaubte hier eine stromartige Ausbreitung des Perlsteins zu er- kennen; und schon oben wurde angedeutet, dass man am Monte 508 Sieva mit Wahrscheinlichkeit die letzte vulkanische Thätigkeit in den Euganäen annehmen könne. Nichts desto weniger tritt Qnarzführender Trachyt auch in Formen auf, welche sich nicht wohl mit v. Ricntuoren’s Schilderung vereinigen lassen. Der Monte Venda, die höchste und mächtigste Kuppe des Gebirges, besteht daraus, ebenso gangähnliche Bildungen bei Teolo und in der Gegend von Torreglia. Auch scheint die Altersfolge der verschiedenen vulkanischen Gesteine in den verschiedenen Eruptions- Gebieten sich keines- wegs gleich zu bleiben. In Ungarn sind nach v. RicHTHOFEN die Oligoklas-Trachyte (Grünstein-Trachyte und graue Trachyte) älter als die Rhyolithe, ‚während im Siebengebirge die drei dort auftretenden Trachyt-Arten, der Rosenauer (dieser muss zu den Quarzführenden Trachyten oder Rhyolithen gestellt werden) der Drachenfelser und der Wolkenburger Trachyt, in der Folge sich an einander reihten, dass je reicher an Kieselsäure das Ge- stein, um so älter. Leider vermochte ich während eines Aufent- halts von nur wenigen Tagen in den Euganäen keine Thatsachen zu sammeln, aus denen sich das relative Alter der drei eben unterschiedenen Trachyt-Arten herleiten liesse. Das so verschiedenartige petrographische Ansehen der euga- näischen Rhyolithe lässt es zweckmässig erscheinen, die wich- tigsten Varietäten einzeln zu beschreiben und ihre chemische Zusammensetzung mitzutheilen. Eine alle Varietäten gemeinsam umfassende systematische Beschreibung würde sehr umfangreich werden, wie man aus der v. Rıcntnoren’schen Darstellung der ungarischen Rhyolithe ersieht. Zunächst fand ich Quarzführen- den Trachyt am nördlichen Ende des Fleckens Teolo; es war das erste Mal, dass ich überhaupt diese Trachyt-Abtheilung an- stehend und den Quarz als wesentlichen Gemengtheil in einem ächt vulkanischen, feurig gebildeten Gesteine beobachtete. In einer weissen, mehr oder weniger verwitterten Grundmasse lie- gen ausgeschieden sehr zahlreiche Krystalle von Sanidin und Quarz, wenige kleine Blättchen Magnesiaglimmer. Die Kıystalle des Sanidins, durchschnittlich nur eine Linie gross und selbst kleiner, scheinen stets einfach zu sein, zeigen herrschend die Form des reetangulären Prismas. Die Quarze sind noch zahl- reicher als die Sanidine, aber kleiner, etwa eine halbe Linie gross, stets vom Dihexaöder begrenzt wie in den Quarz - führenden Porphyren. | : 509 Schon oben wurde es als wahrscheinlich bezeichnet, dass das obenerwähnte Vorkommen des Quarzführenden Trachyts zu- sammenhänge mit der Pietra della Val, einem aus Scaglia empor- ragenden mauerähnlichen Felsen, welcher in seiner petrographi- schen Beschaffenheit mit dem eben beschriebenen Gesteine von Teolo fast identisch ist. 6,0, Eine höchst feinkörnige Abänderung des Quarzführenden Trachyts bildet den centralen und höchsten Gipfel unserer Gruppe, den Monte Venda, namentlich dessen steilen südlichen Abhang und erscheint am Monte Fasolo bei Faeo in Gängen. Die an diesen Oertlichkeiten auftretenden Gesteine sind licht, schneeweiss oder röthlichweiss, zuweilen auch mit fleckiger oder streifiger Farbenzeichnung. Der Sanidin ist nur in kleinen, kaum eine Linie grossen Täfelchen ausgeschieden. Glimmer ist nur sehr sparsam vorhanden, Hornblende scheint zu fehlen. Es zeigt sich keine oder fast keine Einwirkung auf die Nadel. Zuweilen fehlen die ausgeschiedenen Krystalle ganz; ist dann zugleich das Gestein schiefrig, so könnte man wähnen, einen sedimentären Schiefer vor sich zu haben. An Quarzausscheidungen ist dieser Trachyt reich, namentlich bei Faec.. Dunkel amethystfar- biger Quarz bildet theils kleine Schnüre in der Grundmasse, theils in Hohlräumen die zierlichsten Krystalle. Kleine Körn- chen von grauem Quarz sind meist mit der Lupe deutlich in der Grundmasse zu erkennen. Oft indess werden dieselben so klein, dass man sie weder mit blossem Auge noch mit der Lupe, wohl aber mit dem Mikroskop auffinden kann. Diese Thatsache nöthigt auch solche Gesteins-Varietäten,-z. B. vom Monte Venda, welche wohl Sanidin, aber keinen deutlich ausgeschiedenen Quarz zeigen, dennoch hierhin zu den Quarzführenden Trachyten zu stellen, mit denen sie durch allmälige Uebergänge sich verbinden. 6) Rhyolith des Monte Venda, vom Südabhange nahe der Kirchenruine. Schneeweisse, äusserst feinkörnige, dem blossen Auge homogen erscheinende, unvollkommen schie- ferige Masse. Fast keine ausgeschiedenen Gemengtheile. Mit der Lupe findet man einzelne kleine Sanidin -Spaltflächen und ganz kleine Quarzkörnchen. Die harte Grundmasse erscheint überhaupt wie mit Quarz oder Kieselsäure imprägnirt. Fast kein Magneteisen. Specifisches Gewicht 2,553 (bei 244 Grad C.). 510 ach b. x Kieselsäure : . "76,03 74,78 O0 = 39,88 Thonerde . . 13,32 13,10 2.66 Eisenoxydul . 1,74 has 0,38 Kalkerde . . 0,85 0,84 0,24 Masnesia 10,30 0,29 o,12(. 989 Kalkar. ammaig 3,7% 0,64 Natron: 11784433429 5,20 1,34 Glühverlust . 0,32- 0,31 101,68 100,00 Sauerstoff-Quotient = 0,222. Diese den Monte Venda bildende Trachyt-Varietät ist kaum zu unterscheiden von dem Trachyte des Berges Baula in der Landschaft Myrasisla auf Island, von welchem mir Professor ZIRKEL ein von ihm gesammeltes Handstück verehrte. Als ein steiler 2000 Fuss hoher Kegel mit Abhängen von 38 Grad bis 40 Grad gegen den Horizont steigt der Baula über einer basaltischen Fläche empor, von welcher er sich durch die blendend weisse Farbe auffallend unterscheidet. (s. FERD, ZIRKEL: De geognostica Islandiae constituzione observationes, Diss. inaug. p. 16) Das Baula-Gestein ist theils in Prismen (zwi- schen einem Fuss und einem Zoll dick) zerspalten, theils zeigt es ein schiefriges, selbst dünnschiefriges Gefüge und enthält in einer lichten, feinkörnigen Grundmasse wenige sehr kleine Sani- din-Kıystalle und äusserst kleine Quarz-Körnchen. Das Baula- Gestein ist mit nahe gleichen Resultaten von FORCHHAMMER -und KJERULF untersucht worden; während die von BUNSEN untersuchte Varietät eine etwas verschiedene Mischung ergab. nach KJERULF nach BUNSEN Kieselsäure 74,77 75,91 Thonerde . 13,57 11,49 Eisenoxydul 1,73 2,13 Kalkerde . 0,81 1,56 Magnesia . 0,53 ; 0,76 Kalinibiitır 842487 5,64 Natron... 4474 222451 Glühverlust 0,67 Rn | 99,69 100,00 | Wie die Gesteine der weitentfernten Berge Baula und Venda | in Handstücken fast nicht unterscheidbar sind, so ist auch ihre U en Zusammensetzung, wenn man die Analysen von KJErvır und FORCHHAMMER zu Grunde legt, beinahe dieselbe, 7) Rhyolith anstehend zwischen Luvigliano und Galzignano, an einem in meinem Tagebuche leider nicht näher bezeichneten Punkte, wahrscheinlich ein gangförmiges Vorkom- men. Ein merkwürdiges Gestein, dessen Grundmasse ein grau und weiss feingeflecktes Ansehen hat, indem Kieselsäure-arme mit Kieselsäure-reichen Partien (deren Gestalt eine welligstreifige) abwechseln, In dieser eigenthümlichen Grundmasse liegen viele ausgeschiedene Körner von Sanidin und Quarz (beide weniger als eine Linie gross). Der Quarz hat sich zuweilen nur unvoll- ständig und mit verwaschenen Rändern aus der Grundmasse aus- geschieden. Oligoklas fehlt nicht ganz; wird zum Theil vom Sanidin umschlossen mit regelmässiger Verwachsung, wenig Mag- nesiaglimmer, etwas Hornblende. Durch Glühen nimmt die Grundmasse eine röthlichgelbe Färbung an, in der sich die aus- geschiedenen . Gemengtheile deutlicher hervorheben als zuvor. Der Glimmer ist jetzt goldgelb, die Hornblende schwarz geblie- ben, so dass man beide Mineralien leicht unterscheiden kann. In Poren eine grüne, durch Zersetzung eines Theils der Hornblende gebildete Substanz. Das Aussehen des Gesteines ausserdem ganz frisch. Wenig Magneteisen. Specifisches Gewicht 2,543 (bei 49 Grad C.). | 2. b. Kieselsäure . 74,77 75,64 O = 40,34 Thonerde . . 12,26 12,40 5,80 Eisenoxydul . 3,45 3,49 0,77 Kalkerde . . 0,85 0,86 0,26 Magnesia . . 0,21 0,21 0,08[ 899 Kal 2, 00% 27.1509 1,62 0,27 Natron; i.0n.6 450540 5,46 1,41 Glühverlust . 0,32 0,32 98,85 100,00 Sauerstoff-Quotient = 0,213. Die vorstehende Analyse rechtfertigt es, dass wir dies Ge- stein unmittelbar an das Venda-Gestein reihen, womit es in mineralogischer Hinsicht keine hervorstechende Aehnlichkeit be- sitzt. Das von AsrıcH untersuchte dichte, lichtgraue, schiefrige Ganggestein mit wenigen Sanidin- Zwillingen von der Punta di 512 Tramonte auf Palmarola (specifisches Gewicht 2,529) schliesst sich in seiner chemischen Mischung beiden nahe an. Während das Venda-Gestein und dasjenige von Luvigliano vorzugsweise als aus krystallinischen Theilen gemengt sich dar- stellen, nehmen die Hornstein-ähnlichen Trachyte vom Monte di Menone und M. di Cattajo eine merkwürdige Zwischenstufe ein zwischen krystallinischem und glasartigem Erstarrungszustande ‚der Grundmasse; sie müssen um so mehr unsere ganze Auf- merksamkeit fesseln, als sich uns in ihnen Gesteine darbieten, die wir, wenn sie nicht in augenscheinlicher Verbindung mit vulkanischen Erscheinungen ständen, für altplutonische Porphyre oder für „Hälleflinta” halten würden. Die Hornstein-ähnlichen Trachyte besitzen fast Quarzhärte, sie sind spröde, haben einen splitterigen bis muscheligen Bruch. Trotz ihrer Härte zerspringen sie unter dem Schlage des Ham- mers in zahlreiche, scharfkantige Bruchstücke. Die Farbe ist grau, violett, braun, oft gefleckt. Die Grundmasse, welche vor den ausgeschiedenen Krystallen stets überwiegt, hat einen matten Fettglanz. Häufig besitzt sie ein streifiges Gefüge*) (so das Gestein von der Kirche Pigozzo), welches in der verwitterten Rinde deutlicher hervortritt,- zuweilen auch, wenn man im fri- schen Gesteine keine Parallellagerung erkennt. Es wurden der chemischen Analyse zwei Hornstein- Trachyte (vom ans: ia none und M. di Cattajo) unterworfen. 8. Grauviolett gefleckter Hornstein-ähnlicher Trachyt vom Monte Menone. In der schimmernden, schwach fettglänzenden Grundmasse (welche mit Kieselmasse gleichsam imprägnirt erscheint) liegen kleine einfache Sanidin- Krystalle, einige kleine Quarzkörner zum Theil unvollkommen ausgeschieden, und Magnesiaglimmer. Magneteisen ist zwar im *, Von einem „lithoidischen Rhyolith’” mit lamellarer Struktur sagt ZırkeL (Petrogr. Unters. üb. rhyolith. Gest. d. Taupo-Zone $. 6): „Be- trachtet man einen dünnen Schliff dieses aus Lamellen bestehenden Ge- steins unter dem Mikroskop, so wird es klar, worin die Verschiedenheit der Färbung beruht: die dunkleren bestehen aus einer selbst bei grösster Dünne des Plättchens nur schwach durchscheinenden Feldspath - Sub- stanz, in welche unzählige sehr feine, undurchsichtige, schwarze Flitter- chen, zweifelsohne Magneteisen, eingestreut sind. — In den hellgefärb- ten Lamellen sind die Quarze in so beträchtlicher Menge eingesprengt, dass die ganze Masse ziemlich durchscheinend ist; dazu der Magneteisen- Gehalt ein sehr geringer.” 513 frischen Gestein nicht leicht wahrnehmbar; aus dem Steinpulver kann man indess eine nicht unbeträchtliche Menge ausziehen. Die frische Grundmasse zeigt kein streifiges Gefüge, wohl aber tritt dasselbe durch Verwitterung hervor; durch Glühen wird das Gestein lichtfleischroth. Specifisches Gewicht 2,355 (bei 234 Grad C.). 2. b. Kieselsäure . 81,49 81,00 O0 = 43,20 Thonerde . . 8,50 8,45 3.95 Eisenoxydul . 2,27 2,26 0,50 Kalkerde . . 0,74 0,71 0,20 Magnesia . . 0,21 0,21 0,08 6,11 Kal’... ‚au 2,61. 0,44 Noten. .- «8,06: 3,65 0,94 Wassen‘. s:4.m.11 1,12 1,11 0,99 | 100,60 100,00 Sauerstoff-Quotient = 0,141. Dass in diesem grauen Hornstein-artigen Trachyt ein Theil der.Kieselsäure in unkrystallinischem, Opal-artigem Zustande vorhanden ist, geht aus dem Verhalten des Gesteins gegen alka- lische Lauge hervor: 1,441 Gr. bei 130 Grad getrocknetes, feines Gesteinspulver wurden mit einer -concentrirten kochenden Lösung von kohlensau- rem Natron behandelt. Der Rückstand, filtirt, ausgewaschen und geglüht, wog 1,310. Vom Verluste = 9,09 pCt. muss der oben angegebene Wassergehalt (1,11 pCt.) abgezogen werden. So er- hält man die Menge der gelösten unkrystallinischen Kieselsäure 1698 pCt, | Ein ganz anderes Resultat ergab der mit dem typischen Perlsteine (s. unter No. 10) angestellte Versuch. Es wurde keine Kieselsäure oder nur unsichere geringe Spur derselben gelöst. . Im Perlsteine ist demnach keine „freie amorphe Kieselsäure.” Dieselbe ist wahrscheinlich mit den Basen zu einem höchst sauren Silikate verbunden, und so unlöslich für die Natron-Lauge. s 9. Brauner Hornstein-ähnlicher Trachyt vom. Monte di Cattajo (Porfido petrosiliceo bei Da Rıo). In schimmernder, schwach fettglänzender Grundmasse sind ausge- schieden: viele, meist kleine Körner und gerundete Dihexa&der von Quarz, weniger zahlreiche, einfache, kleine Sanidin-Krystalle. Glimmer höchst selten oder fehlend. In der weissen verwitter- Zeits. d. d. geol. Ges. XV1.3. 33 514 | ten Rinde bemerkt man mit der Lupe ganz kleine Pünktchen von Magneteisen. Spröde, scharfkantig zerspringend, wie No. 8. Specifisches Gewicht 2,443 (bei 20 Grad C.). a. b. Kieselerde . . 81,60 2A OEINUEIE Thonerde . . 8,08 8,17 3,82 Eisenoxydul . 2,09 2,11 0,47 Kalkerde . . 0,47 0,47 0,13 Mabhesia‘. . 62005 0,05 0,02[ 963 Raln. a... .,3. 98683 Mn ke 0,31 Natron... +... % vaL45 3,48 0,90 Wasser , ...! 21,838 1,40 1,24 98,95 100,00 Sauerstoff-Quotient = 0,129. Andere Varietäten dieses braunen Hornstein-Trachyts zeigen keine ausgeschiedenen Quarze, auch die Sanidine verschwinden zuweilen, so dass das Gestein mit der weissen Verwitterungsrinde einem Hornsteine recht ähnlich wird. Zuweilen (z. B. bei der Kirche Pigozzo und a. a. O.) stellt sich ein schieferiges Gefüge ein; nach DA Rıo umschliesst die Grundmasse zuweilen Blasen- räume. Dies Gestein, welches wie das vorige den Uebergang zwi- schen den Quarz-führenden Trachyten und den Perlsteinen vermittelt, | ist ziemlich verbreitet in den Euganäen: ausser an den genannten Orten, auch am MonteZucca und am M. Mussato bei Galzignano. Von dem braunen Hornstein- Trachyt sagt pa Rıo: „Derselbe setzt niemals in den Euganäen weder die höheren Gipfel zusammen, noch ganze Berge von bedeutender Höhe und Ausdehnung, selten nur einen kleinen Hügel, wie den Monte Mussato bei Galzig- nano, vielmehr beobachtet man diesen Porphyr am unteren Ge- hänge mehrerer Trachytberge und häufig in Form von Gängen. Ein dem beschriebenen höchst ähnliches Gestein scheint v. HocH- STETTER vom Taupo-See im Centrum der Nord-Insel Neusee- lands mitgebracht zu haben. ZıkKEL (Petrographische Unters. über rhyolithische Gesteine der Taupo-Zone p. 3) beschreibt das- selbe als ein „im unzersetzten Zustande dichtes, hartes und klin- gendes Gestein, von lichtbrauner Farbe, welches manchen alten Quarzporphyren täuschend ähnlich sieht. Es besteht aus einer lichtbraunen, Hornstein-ähnlichen Grundmasse. Feldspath ist nur in verschwindend geringer Menge ausgeschieden. Die Quarze erscheinen auf dem Querbruche als unregelmässige Körner von 515 rauchgrauer Farbe und verschiedener Grösse bis zu der einer Erbse u. s. w.” So findet sich dies Euganäen-Gestein, welches in Europa zu den. seltensten Produkten vulkanischer Thätigkeit gehört, zum Verwechseln ähnlich im Antipoden-Lande wieder. In Bezug auf ihre chemische Mischung gehören die beiden untersuchten Hornsteinähnlichen Trachyte zu den Kieselsäure- reichsten unter allen bisher analysirten Gesteinen, indem sie um etwa 5 pÜt. den Kieselsäuregehalt des normaltrachytischen Ge- steins, welches Bunsen auf Island zu erkennen glaubte, über- treffen. Um die Bildung dieser Hornsteinähnlichen Trachyte, sowie des typischen Perlits vom Monte Menone zu erklären bedürfen wir demnach für das Venetianische Vulkangebiet ausser den beiden Heerden, dem normaltrachytischen und dem normal- pyroxenischen, durch deren combinirte Thätigkeit die isländi- schen Gesteine gebildet sein sollen, noch einen dritten Heerd, gefüllt mit Kieselsäure. Eine solche Annahme möchte sich in- dess schwerlich als annehmbar empfehlen. An die Hornsteinähnlichen Trachyte, deren Grundmasse, halb krystallinisch, halb glasig, gleichsam eine porcellanartige Be- schaffenheit zeigt, reihen sich in naturgemässer Weise die Perl- steine an. Die in den Euganäen vokommenden Perlstein-Varie- täten, wenngleich sie sowohl unter einander als auch mit den Kieselsäurereichen Trachyten in inniger Beziehung stehen, unter- scheiden sich dennoch von einander in petrographischer Hinsicht. Theils besitzen sie das den Perlstein im engeren Sinne auszeich- nende sphärolithische Gefüge, theils zeigen sie eine Grundmasse von kleinmuschligem Bruche mit vielen ausgeschiedenen Feld- spath-Krystallen, stellen demnach sich als Pechsteinporphyr dar. Viele Sammlungen sind durch das Heidelberger Mineralien-Comp- toir in den Besitz von vier Varietäten Euganäischer Perlstein- Varietäten gekommen, welche in der That die, wichtigsten Ab- änderungen repräsentiren. Es sind folgende: der typische Perlstein vom Monte Menone und Breccalone, der schwarze Pechsteinpor- phyr vom Monte Menone, der gelbe Pechsteinporphyr von dem- selben Orte und auch vom Monte di Cattajo, endlich ein dunkel- grüner Pechsteinporphyr vom Monte Pendise. 10) Körnigschaliger Perlstein vom Monte Menone, grau, grünlich, bläulich, ist aus lauter runden oder comprimirten schalig zusammengesetzten, erbsen- bis stecknadelkopfgrossen 33 * 516 Körnern zusammengesetzt; wenige Ausscheidungen: Glimmer, selten hellgrüne, strahlsteinartige Hornblende und Sanidin. Das Gestein ist mit dem Messer ritzbar. Speeifisches Gewicht 2,363 (bei 20 Grad C.) 2. b Kieselsäure . 82,80 82,00 O = 43,73 Thonerde . 7,94 7,86 3,68 Eisenoxydul .. 1,05 1,04 0,23 Kalkerde. . 0,35 0,35 0,10 Magnesia. . Spur Spur Kalı.t. 23. 002..1099 1,83 0,31 Natron, %r .:. 503 3,02 0,78 Wasser, :. : .: 3,94 3,90 100,98 100,00 Sauerstoff-Quotient = 0,117. Dieser Perlstein, welcher sich vor den meisten bisher un- tersuchten durch hohen Kieselsäure-Gehalt auszeichnet, unter- scheidet sich von den beiden vorigen Gesteinen wesentlich nur durch. den hohen Wassergehalt, in Bezug auf welchen die kry- stallinischen Quarz-Trachyte vom Venda und von Galzignano eben- so von den porcellanartigen Hornsteinz-Trachyten übertroffen wer- den. Wenn schon bei der heutigen vulkanischen Thätigkeit das Wasser eine grosse Rolle spielt, nicht nur indem es als mecha- nische Kraft die Lavasäule hebt, sondern auch, indem es von dem geschmolzenen Gesteine aufgenommen wird, und aus diesem erst bei dessen Erstarrung entweicht, so ist es überaus wahr- scheinlich, dass das Wasser bei der Entstehung der Perlsteine eine noch grössere Rolle spielte. Bei der schnellen Erstarrung der Ge- steine zu Glas konnte das Wasser, eine Bedingung für die Bildung der rhyolithischen Gesteine, nicht entweichen. Je weiter die Kry- stallisation, die Entglasung der Gesteinsmasse, vor sich ging, um so mehr verminderte sich der Wassergehalt. In Begleitung des Perlsteins findet sich am Monte Sieva, am Monte Oliveto, zu Breccalone und am Monte Mussato, Perl- stein-Conglomerat: in einer Perlstein-ähnlichen Grundmasse liegen zahlreiche runde und eckige Bruchstücke von Perlit, zu denen sich auch Quarzführende Hornsteintrachyte gesellen. Diese Oon- glomerate sind meist an der Oberfläche sehr zersetzt und stellen sandähnliche Massen dar. Die Einschlüsse haben durch Ver- witterung nicht selten ein Bimsteinartiges Gefüge angenommen; 517 doch fand ich echten Bimstein an keinem Orte der Euganäen. Solcher zersetzte Perlstein ist von SPALLANZANI*) und DARıO0, wohl irrthümlich, für Bimstein angesehen worden. 11) Schwarzer, Obsidian-ähnlicher Pechstein- porphyr vom Monte Sieva. Die Grundmasse mit dem Messer ritzbar, von pechartigem Ansehen, mit kleinmuschligem Bruche, an den Kanten schwärzlichbraun durchscheinend; darin viele etwa eine Linie grosse Sanidine mit glänzenden Spalt- flächen; enthält etwas Glimmer und Magneteisen (letzteres in dem blossen Auge unsichtbaren Theilchen). Das Steinpulver ist lichtgrau. Wird das Gestein geglüht bis zu derjenigen Tempe- ratur, bei welcher das Wasser (3,39 pÜt.) entweicht, so zeigt es sich kaum merkbar verändert. Einer noch stärkeren Gluth ausgesetzt, verliert es die schwarze Farbe, wird schneeweiss, rissig, emaille- artig. Bemerkenswerth ist es, dass die Sanidine sich aus der pechschwarzen Grundmasse wasserhell ausgeschieden haben. Spe- cifisches Gewicht — 2,402 (bei 27 Grad C.), a. b Kieselsäure . 71,19 70,62 O = 37,66 Thonerde . 11,86 11,77 5,51 Eisenoxydul . 3,67 3,64 0,81 Kalkerde. . 0,63 0,63 | 0,18 Magnesia. . 0,37 0,37 0,15 Kalıwais).en,hned,98 4,89 0,83 Natron . . 4,76 4,72 1,22 Wasser . . 3,39 3,36 100,80 100,00 Sauerstoff-Quotient = 0,231. Diese Analyse stimmt mit den früheren Analysen von Pech- und Perlsteinen nahe überein. Da der Pechsteinporphyr aus einer amorphen Grundmasse *) Wie richtig hebt SparLanzanı schon die Bedeutung der Bimsteine hervor, indem er sagt: „Sie geben einen demonstrativen Beweis für die Gegenwart des Feuers ab und ein Reisender, der auf Bergen auf einen Gang von ungewissem Ursprung stiesse, würde berechtigt sein, ihn so- gleich für vulkanisch zu erklären, wenn dieser Gang unmittelbar in den Zustand des Bimsteins überginge.” Doch hält SpaLLanzanı ausser den zersetzten Perlsteinen auch die zuweilen in gleicher Weise veränderten Feldspathe [Oligoklase] des Trachyts von Monselice für umhüllte Bim- steinstücke. | 518 mit inneliegenden Sanidinen besteht, so kann man «a priori schliessen, dass die Grundmasse im Vergleiche mit dem ganzen Gestein etwas mehr Kieselsäure, das Natron im Uebergewicht über das Kali, und mehr Wasser enthalten müsse. Durch die Analyse der 12) Grundmasse des Kolophoniumbraunen Pech- steinporphyrs vom Monte Sieva findet dies seine Bestätigung. Das Gestein ist von dem vorigen zumeist nur durch die Farbe unter- schieden; enthält viele Sanidine, auch einzelne Oligoklase und Glimmer. Specifisches Gewicht 2,264 (bei 24 Grad C.). a. b. Kieselsäure . 71,46 72,06 0.1=.,838,43 Thonerde . 14,28 14.40 6,74 Eisenoxydul.. 1,40 1,42 0,31 Kalkerde. . 0,9 0,39 0,11 Magnesia. . 0,23 0,23 0,09 Kali... 521488 1,90 032 Natron . .,03,42 3,44 0,89 Wasser . . 6,11 6.16 99,17 100,00 Sauerstoff-Quotient = 0,220, Der dunkel’ bouteillengrüne Pechsteinporphyr vom Monte Pendise, welcher wie oben*) erwähnt als Saalband eines Trachyt- gangs erscheint, enthält sehr viele Sanidine (zuweilen in zier- lichen Krystallen des rectangulären Prismas mit schmalen Ab- stumpfungen der Kanten P M durch z) und einige Blättchen Magnesiaglimmer. Herr Professor H. FıscHEr erwähnt in Hohl- räumen desselben „dichtgehäufte weisse Kügelchen von Hyalith und hierauf sitzend, seidenglänzende Büschel eines haarförmigen, zeolithischen Minerals‘ (diese Zeitschrift 1862, S. 325). Von demselben Saalbande scheint auch das Pechsteinporphyr- Hand- stück geschlagen zu sein, welches unsere Universitäts-Sammlung _ vor längerer Zeit vom Heidelberger Mineralien-Comptoir erhalten hat, denn es zeigt auf einer Seite dieselbe ebene Erstarrungs- fläche (mit welcher das Gestein gegen die Saalbandebene sich begrenzte), wie die von mir geschlagenen Stücke. — Die zwölf Varietäten eruptiver Gesteine, deren Analysen mitgetheilt wurden, erschienen mir als die interessantesten und *) Vergl. S. 478 und 499. 519 wichtigsten. Ein Aufenthalt von nur wenigen Tagen in dem mehrere Quadratmeilen grossen vielgipfeligen Gebirge, wie er mir gestattet war, genügte nicht, um das geognostische Auftreten der untersuchten Gesteine in erschöpfender Weise zu erforschen, na- mentlich ist es mir nicht gelungen das relative Alter der ver- schiedenen Trachyt- Arten. zu ermitteln. Möchte durch gegen- wärtige Arbeit sich einer der geehrten Leser dieser Zeitschrift angeregt fühlen, diese Lücke auszufüllen, und auch auf der von mir beigegebenen topographischen Karte die Grenzen der Haupt- abtheilungen der eruptiven Gesteine sowie der sedimentären For- mationen ‘zu ziehen. — Der Denkschrift des Barons DE ZıGno sende ich voran einige Stellen aus einem Briefe des verehrten Geognosten d. d. Padua, 5. Juli 1864, weil dieselben zum Theil eine Ergänzung des M&- moire bilden und zum Verständniss desselben dienen. „Da einige der trachytischen Massen der Euganäen nicht in sichtbarem Zusammenhange mit sedimentären Bildungen stehen, so lässt sich für jene das Alter nicht genauer bestimmen. An- dere Trachyte sind nur mit Kreideschichten in Berührung, end- lich giebt es auch solche, welche Tertiärgebilde durchbrechen. Demnach könnten die Euganäischen Trachyte immerhin ver- schiedenen Alters sein. Indess ist es eine unzweifelhafte That- sache, dass in der Nähe von Teolo die Trachyte durch basal- tische Tuffe, welche der Tertiärepoche angehören, emporsteigen und das Nummuliten-Terrain — mit Tuffen und Peperiten wech- sellagernde Mergel — durchbrochen haben. Der Marquis PAREro beobachtete bei Vitorchiano unfern Viterbo einen Trachytgang gleichfalls tertiäre Mergel durchbrechend und überdeckend. Nach . der Ansicht dieses Gelehrten ist der Euganäen-Trachyt gleich- altrig mit demjenigen des Monte Amiata. An der Rocca Mon- fina glaubt er sogar, einen noch jüngeren Trachyt nachweisen zu können. Auch Pasını zweifelt nicht daran, dass ein Theil der Euganäen-Trachyte von späterer Entstehung ist als die Basalte. In meiner Denkschrift habe ich mich nicht allzuklar ausgedrückt, denn während ich sagen wollte, dass die letzte Trachyt - Erup- tion — ein viel späteres Ereigniss als das Erscheinen der Ba- salte, welche das Material zur Bildung der Tuffe gaben, — es gewesen, welche unseren Hügeln ihre gegenwärtige Gestalt ge- geben, habe ich nicht behaupten wollen, dass es nicht auch ältere Trachyt-Durchbrüche in diesem Gebiete gäbe. — Was die Lage- 520 rung der sedimentären Schichten mit Rücksicht auf die trachy- tischen Massen betrifft, so glaube ich, dass durch dieselbe die Vorstellung einer spätern Anlagerung ausgeschlossen wird. Aller- dings beobachtet man keine sehr bedeutenden und allgemeinen Aufrichtungen der Schichten, doch kann man nach meinem Da- . fürhalten nicht zweifeln an der durch die Trachyte erfolgten Hebung derselben, wenn man sie nicht nur vielfach dislocirt, sondern auch an den Contaktflächen mit dem Eruptivgestein ver- ändert sieht. Nach meinen Beobachtungen in den vulkanischen Gebieten Süditaliens ist eine mantelförmige Umlagerung mit nach aussen gerichtetem Fallen der Schichten keineswegs nothwendige Bedingung zum Beweise einer Gesteins-Eruption. . In einigen Fällen mochte ein Zurücksinken der eruptiven Masse, etwa be- dingt durch ihre Erkaltung, den gehobenen Schichten einen Theil ihrer Neigung wieder entziehen, ja in gewissen Fällen jenes ge- gen die Peripherie gerichtete Fallen in das entgegengesetzte um- kehren. Im Beginne seiner Untersuchungen über die Euganäi- schen Berge hielt sich pa Rıo überzeugt, dass die sedimentären Schichten derselben sich einfach an- und aufgelagert hätten dem Fusse der Trachytmassen. Doch im Verlaufe seiner während 20 Jahre fortgesetzten Beobachtungen musste er jene Meinung aufgeben und sich vom Gegentheil überzeugen. Schliesslich möchte ich hervorheben, dass die sedimentären Schichten in den Euganäischen Hügeln an vielen Orten eine recht be- merkbare Aufrichtung zeigen, welche man der Eruption der Trachyte zuschreiben muss.“ — Ueber die geognostische Zusammensetzung der Eu- ganäischen Berge. Denkschrift des Barons AcH. DE ZiIGno, (Gelesen in der Akademie zu Padua, 10. Febr. 1861.) Der Jura-, Kreide- und Tertiärformation gehören die Schich- ten an, welche in der Euganäen-Gruppe durch die eruptiven Ge- steine gehoben, zertrümmert und an den Gehängen der Trachyt- kuppen und in den zwischen denselben eingesenkten Schluchten zu Tage gelegt wurden. Die jurassischen Schichten bestehen zu unterst aus einem compakten Kalkstein in mächtigen Bänken, von Farbe bald dun- 521 kelgrau, bald aschgrau bis bläulichgrau mit schwachen röthlichen oder graulichen Adern. Dieser Kalkstein wird mit Vortheil als Baustein verwandt und nimmt auch eine schöne Politur an. Diese Schichten, welche häufig den Belemnites hastatus Br.aımy. führen, gehen aufwärts über in ein Gestein von glei- cher mineralogischer Beschaffenheit, doch erfüllt mit einer Menge von „/mmoniten. Es ist häufig von röthlicher Farbe und schliesst ein: Ammonites ptychoicus QUENST., -4. Zignodianus D’ORB., A. plicatilis Sow. und Aptychus lamellosus Vouız, lauter Versteinesungen, welche die Schichten als jurassisch und zwar speciell als Oxford oder braunen Jura bezeichnen. Unmittelbar anf diesen Schichten ruhend, erscheint der Bian- cone, auch in den Euganäen charakterisirt durch eine schöne Reihe von Neocom-Versteinerungen , unter denen die häufigsten und bezeichnendsten folgende sind: Ammonites infundibulum, A. Astierianus, A. quadrisulcatus v’Ore., Orioceras Emerici und Cr. Duvalianus, Aptychus radians und A. Seranonis und Belemnites dilatatus BLAınv. Die oberen Straten verändern allmählich ihr Ansehen, ver- tauschen die milchweisse Farbe mit grau, zeigen sich feinschie- friger und thoniger und enthalten /noceramus Coquandianus D’ORB., /n. concentricus PARKINSON, beides bezeichnende Gault- Versteinerungen. Zu den auflagernden Schichten fortgehend, trifft man eine graubraune Schicht, in welcher ich /noceramus cuneiformis v’ORB, fand, und welche hin und wieder schlecht erhaltene Reste einiger Rudisten enthält. Diese Bank scheint der einzige Repräsentant der chloritischen Kreide zu sein, welche so schön im Bellunesischen und im Friaul entwickelt ist. Ueber dieser letzteren Bildung breitet sich das Senon oder die weisse Kreide aus, welche in unserem Gebirge eine ansehnliche Folge feinschiefriger, bald weisser, bald mehr oder weniger ziegelrother Schichten mit zwischengeschalteten Nieren von rothem Feuer- stein und bezeichnet durch das sehr häufige Vorkommen von Inoceramus Lamarkü und von ./nanchytes tuberculata umfasst. Mit diesen Schichten schliessen in den Euganäen die secun- dären Bildungen, und es folgen die Mergel- und Sandsteinschich- ten, der Tertiärepoche, denen in ihrer untern Hälfte Nummuliten- Bänke von erheblicher Mächtigkeit zwischengeschaltet sind. Auf dem Hügel von Albettone, wo die eruptiven Gesteine die ursprüngliche Lage der Kalkschichten nicht erheblich gestört 522 haben, zeigt sich die dem Senon entsprechende Scaglia mit Inoceramus und Ananchytes in concordanter Lagerung, bedeckt von tertiären Sand- und Malasse-Schichten, worin ich den Pen- tacrinites didactylus D’Ore. auffand, welcher auch im un- tern Tertiär oder Suessonien der Umgebungen von Biaritz vor- kommt. In demselben Sandsteine traf ich einige Reste eines sonder- baren Krusters aus der Familie der Sphaeromiden. Es ist bekannt, wie beschränkt die Zahl der isopoden Cru- staceen ist, welche den Tertiär-Schichten angehören, und dass wir aus der Familie der Sphaeromiden nur einen Palaeonisceus aus dem - Pariser Becken, und die Sphaeroma Gastaldi Sısm. aus der mio- cänen Molasse der Turiner Hügel besitzen. Die Form der Sphae- romiden, welche ich in dem die Scaglia bedeckenden kalkigen Sandsteine des Hügels von Albettone fand, zeichnet sich aus durch ihre bedeutende Grösse und durch den ringsum gezähn- ten Rand der Bauchplatie. Im Becken von Teolo sind diesem Sandsteine Nummuliten- erfüllte Schichten eingeschaltet. Unter den Nummuliten herrschen vor: Nummulites complanata Lam. und N. Biaritzensis v’Arca., welche wie bekannt die unteren Schichten der Tertiärformation nicht nur längs des ganzen Mittelmeerbeckens, von den Pyrenäen bis nach Kleinasien, sondern auch in den schweizerischen, bai- rischen und österreichischen Alpen erfüllen. Dieser Abtheilung muss auch zugetheilt werden jener Tuff oder Peperit, welcher durch eine Vermischung von Meeressedimenten und der das Her- vortreten der basaltischen Gänge begleitenden Conglomerate er- zeugt wurde. Durch diese Vermischung entstand ein geschich- tetes kalkig-basaltisches Gestein, erfüllt mit. Foraminiferen und kleinen Korallen, welches enge verbunden ist mit den sandig- kalkigen Schichten der Nummulitenformation, und in welchem man die kalkigen Theile um so mehr vorherrschend findet, je weiter man sich von dem Punkte der basaltischen Eruption ent- fernt. Dieser Nummulitenführende Schichtenkomplex, von gleich- zeitiger Entstehung mit dem Basalte, bildet diejenige Gruppe, welche ich zum unteren Tertiär stelle, D’ORBIGNY’s Suessonien, das Eocän der meisten Geognosten. Ueber diesen Schichten erscheint an den höheren Gehängen des Beckens von Teolo eine Reihe feinstratificirter, thonigkalkiger, gelbbrauner, höchst zerreiblicher Schichten, welche durch ihre 523 > lockere Beschaffenheit schon auf den ersten Blick an eine noch jüngere Formation erinnern. | In dieser Bildung fand ich bisher keinerlei thierische Ver- steinerungen, wohl aber zahlreiche Pflanzenreste, von denen einige zu solchen Arten gehören, welche geeignet erscheinen, Licht auf die geognostische Stellung der sie bergenden Schichten zu werfen. In der That, das missen Ceanothus zizyphoides, Eucalyptus oceanica, Cassia phaseolithes UnGER, welche, indem sie gemeinsam sind den Floren von Häring, Sotzka und den uns näheren von Novale, Salcedo und Chiavön, eine höhere Etage als die Nummuliten-Formation andeuten: — berechtigt uns in diesen Schichten den Beginn des Mitteltertiärs oder Miocäns zu erkennen. Von jüngern Schichten haben wir in den u keine andere Spur als den Fund eines Mahlzahns von Ähinoceros minutus bei S. Pietro Montagnone. Diese Species fand ich in andern Ländern im oberen Miocän. Das Cäment, welches an den Wurzeln dieses Zahnes haftet, hat genau das Ansehen der miocänen Molasse anderer Theile Italiens. Sehr wahrscheinlich verschwanden die Thone, die Sande und die anderen lockeren Gesteine des oberen Tertiärs, indem sie durch die Gewässer in die umliegende Pianura geführt wur- den zur Zeit als die Erhebung des Trachyts, welche weit später erfolgte als die Eruption der Basalte, die geschichteten Bildungen der Euganäen zertrümmerte und dislocirte, dieselben durch- brechend in Gängen, Klippen und Kuppen, welche zu den be- deutendsten Höhen mehr als 500 Meter über dem jetzigen Spie- gel der Adria emporstiegen. Trotz der grossen Massen der krystallinischen Gesteine, welche den Kern des Gebirges bilden und die normale Lagerung der sedimentären Gesteine gestört haben, liess gleichwohl die Prüfung der Versteinerungen, verbunden mit derjenigen ihrer Schichtenlage (wo die letztere weniger gestört ist) die verschie- denen Abtheilungen der sedimentären Formationen, welche diese Höhen zusammensetzen, sowie ihren Parallelismus mit den Bil- dungen der benachbarten Gegenden erkennen. Wie wir sahen, ist die tiefste in den Euganäen ichähine _ sedimentäre Bildung jene Abtheilung des Jura, welche dem sogen. Ammoniten-Kalke der Venetianer- und Tyroler-Alpen entspricht, 524 den Claus-Schichten der österreichischen Geologen, und der Oxfordgruppe der Franzosen und Engländer. | Die Schichten dieser Formation streichen mit ihren Profilen inmitten der trachytischen Massen vorzugsweise am westlichen Rande der Euganäen, gegen die Höhen von Lozzo hin, hervor. Die Neocom-Bildung, welche an mehreren Punkten auf den ju- rassischen Schichten ruht, zeigt sich wohl entwickelt und bedeckt ‘ von einigen Säumen des Albiens und des Turons auf der öst- lichen Seite der Hügelgruppe an den Höhen, welche sich vom Monte Vignola nach Luvigliano erstrecken. Die Scaglia oder weisse Kreide (Terrain Senonien D’ORB.) umsäumt die Basis fast aller Trachyt-Kuppen und zeigt sich ausserdem in nur- wenig durch Basalt-Gänge gestörter Lagerung - in den isolirten Hügeln von Lovertin und Albettone, an letzterem Punkte von sandigen Tertiär-Schichten bedeckt. Die Eocän- und Miocän-Schichten endlich sind auf Scaglia ruhend im Becken von Teolo vorhanden und lassen sich ver- folgen in dem gewundenen Laufe der Thäler, welche gegen Westen die trachytischen Höhen durchbrechen. Zur Stütze dieser Beobachtungen füge ich das Verzeichniss der Versteinerungen hinzu, deren bezeichnendste Formen die Er- | kennung und Parallelisirung der verschiedenen Formationen der | Euganäen (früher unterschiedslos unter der Bezeichnung Scaglia begriffen) mir gestatteten. i Verzeichniss der in den Ruganäischen Bergen gefundenen Versteine- rungen und ihre Verbreitung nach Formationen. I. Jura-Formation. Oxford - Gruppe. 1. Ammonites ptychoicus QUENST., im grauen und röthlichen | Marmor von Fontanafredda. | — plicatilis Sow., in denselben Schichten am selben Orte. I — Zignodianus v’Oss. mit den beiden vorigen zusammen. | 4. Belemnites hastatus BLAINV., im grauen compacten Marmor I von Fontanafredda. BER won (@) gen derselben Oertlichkeit. . Aptychus lamellosus VOLTZ, in den oberen röthlichen La- 1 525 I. Kreide-Formation. A. Neocom. . Ammonites incertus D’ORB., im Biancone des Monte Vignola. 13. — Juilleti D’ORB., wie der vorige. infundibulum v’ORB., wie der vorige. ‘quadrisulcatus D’OrB., gleichfalls häufig im Biancone des M. Vignola. Grasianus D’ORB., mit den vorigen. Astierianus D’ORB., mit den vorigen. Carteronii D’ORB., im Biancone von Val Nogaredo. Seranonis D’ORE., wie der vorige, 14. Crioceras Emerici D’ORB., im Biancone vom M. Vignola. 15. — 16. — 17. — Duvalii LEVEILL., wie der vorige. Villiersianus D’ORB., wie die vorigen. Riovanus ZıGNo, mit den vorigen. 18. Ancyloceras Puzosianus D’ORB., im Biancone des M. Vignola. 19. — Duvalianus D’ORB., wie der vorige. 20. Belemnites dilatatus BuAınv., wie der vorige. 21. bipartitus BLaınv., wie der vorige. 22. Terebratula diphyoides D’ORB., wie der vorige. . 23. Aptychus Didayi Coguann, wie der vorige. 24. — 25. — radians COQUAND, wie der vorige. Seranonis COQUAND, wie der vorige. 26. Cyeloconus Catulli Rıo, wie der vorige. 27. Münsteria rugosa ZıGno, Biancone von Val Nogaredo. 28. — Massalongiana ZiGNO, weisser schieferiger Kalk von Val Nogaredo. 29. Halymenites Rioana Zıcno, Biancone des M. Vignola. B. Albien (obere Abtheilung des Biancone). 30. Inoceramus Coquandianus D’Os»., weisser Kalk von Val 31. — Nogaredo. concentricus PARKINS., weisser Kalk von Val Nogaredo. 6. Turon (untere Abtheilung der Scaglia). 32. Hippurites sulcatus DEFRANCE, weisse Scaglia desM. Vignola. 33. — radians DESMOoULINs, weisse Scaglia des M. Vignola, 34. Inoceramus cuneiformis D’ORB., graue Scaglia des M. Vignola. 35. Sphaerococcites Euganeus ZiGNO, braune Scaglia von Val Nogaredo. i 36. — pinnatifidus UNGER, graue Scaglia von Val Nogaredo. 526 D. Senon (obere Abtheilung der Scaglia). 37. Cardiaster Italica D’ORB., in der weissen und ro- 38. — Zignoana D’ORB., | then Scaglia von Frasse- 39. Ananchytes tuberculata DErRr., | nelle, Albettone und Lo- 40. Inoceramus Lamarckü Roem., vertin, | III. Tertiär-Formation. A. Eocän. | 41. Pentacrinites didactylus D’ORB., kalkiger Sand von Albettone. 42. Nummulites complanata Lam., 43. — Biaritzensis D’ARCH,, Mar Tshihaicheff. Ann, Grobkalk von Teolo. 45. — Praitü pD’AccnH., 46. Orbitolites stellata D’ARcH,, i ; ge Peperit-artiger Tuff von 48. — sSella v’ArchH., 49. Cardium Vandelli Zıcno, \ 30. Pecten Euganeus ZiGNO, Ä 51. — glaberrimus ZiGNo, kalkiger Sand von Al- 52. Cerithium lapidum Lım., bettone. 53. Spheroma Catulli ZiGno., 54. Corallinites Donatiana MAsSsAL., B. Unteres Miocän. 55. Woodwardites Massalongi Zicno, 56. Arundinites dubius ZiGno, 57. Sphaenophora crassa MaAssAL. 58. — gracilis MassaL., 59. Caulinites Rhızoma MassAL., 60. — Catulli MassaL., 61. Callitrites Brongniartii ENnDL., zerreiblicher, 62. Ceanothus Ziziphoides MEYER, ‚gelber Kalk 63. — Euganeus ZiGNo, ‚von Teolo. 64. Eucalyptus oceanica UnG., 65. Cassia phaseolithes Unc., 66. Leguminocurpum hamosum MassaL., 67. Autholithes infundibuliformis ZiGNo, 68. Carpolithes protophigos MASSAL., 69. — digynus ZiGNo, 527 „Die in diesem Verzeichniss angeführten neuen Species be- finden sich in meiner Sammlung, und werden seiner Zeit in einer ausführlicheren Arbeit über „die Geologie und Paläontologie der Eugapäischen Berge“ dargestellt werden“. [Da die Mussestunden des verehrten Forschers noch auf längere Zeit durch die Heraus- gabe seines grossen Werks über die Flora des Ooliths in An- spruch genommen werden, so steht leider die Vollendung der "Enganäen-Arbeit nicht in naher Aussicht. ] „Es bleibt noch zu erwähnen der Fund’ eines unteren Backen- zahns von Rhinoceros bei $. Pietro Montagnone, vielleicht ange- hörig dem RA. minutus Cuv. Auch fanden sich in dem bitu- minösen Thone,. welcher unter dem Torf von Galzignano liegt, Zähne vom Wildschwein, dem Pferd, und eines dem Biber ver- wandten Nagers (s. CATULLO, Trattato sopra la costituzione geognostico-physica dei terreni alluviali o postdiluviani delle Provincie Venete, 1844). „In den Torf- Ablagerungen, welche am Fusse der Euga- näischen Hügel sich befinden, sind früher auch Zähne von Wie- derkäuern sowie Hirschgeweile vorgekommen. Doch konnte ich darüber keine genaueren Nachrichten erhalten.“ Die Thermalquellen der Euganäen. „Von den Spuren des Feuers der ganz alten Vulkane von Padua ist gegenwärtig Nichts weiter übrig als einige verborgene Heerde in den bekannten warmen Bädern‘ — so bestimmt drückte schon SPALLANZANI den Zusammenhang dieser berühmtesten Thermen Italiens mit der vulkanischem Natur der Berge, an de- ren Fusse sie entspringen, aus. Ausführliche Berichte über die Quellen geben pa Rıo in der Orittologia und Dr. B. M. Lexsc# „Einleitung in die Mi- ‚ neralquellenlehre“, Erlangen 1857. Hier werden dieselben nur insoweit erwähnt, als sie zu dem geologischen Gesammtbilde der Euganäen gehören. Wie die vulkanischen Bildungen Islands, des 7719 Fuss hohen Beschtau-Gebirges nördlich der Kaukasus- Kette, des Mont-Dore, des Monte Amiata und so vieler anderen Punkte von Thermen begleitet sind, so möchte kein Vulkange- biet in ausgezeichneterer Weise heissen Quellen Ursprung geben als die Enganäen, zu denen aus ganz Italien Leidende zusam- 528 menströmen. Schon zur Zeit der Römischen Herrschaft waren diese Bäder im Gebrauche. Die Thermen entspringen vorzugsweise auf der östlichen uud auf der südlichen Seite der Hügelgruppe, und namentlich an acht verschiedenen Oertlichkeiten: Abano, Monte ÖOrtone, Montegroto, S. Pietro Montagnone, S. Elena, S. Bartolomeo, Ta Costa di Arquä, Calaone. i Eine Viertelstunde südwestlich vom Dorfe Abano und eine kleine halbe Stunde gegen Osten entfernt von den äussersten isolirten Trachythügeln Ortone und S. Daniele entquillt eine ganze Gruppe von heissen und warmen Quellen einer nur 12 bis 15 Fuss hohen, gegen 1000 Fuss im Umfange messenden, ganz flachen Bodenerhe- bung (Montirone), welche durch die Kalktuff-Absätze der Quellen. gebildet worden ist. Der Tuff, von sehr lockerer Beschaffenheit, bildet unregelmässige Schichten, umhüllt Pflanzentheile und Scha- len des Turbo thermalis, welcher sehr zahlreich in den Abflüs- sen der Thermen lebt. Auf dem „Montirone“ ist man rings um- geben von den aufsprudelnden Quellen und dampfenden kleinen Bächen. Wo man nur die obere Tuffschicht durchbricht, da sprudelt heisses Wasser empor. Merkwürdiger Weise ist die Temperatur der Quellen des Montirone eine sehr verschiedene, indem eine Quelle 83—84° C. (nach v. GrAere), andere 60 | bis72°, und wieder andere nur einige zwanzig bis dreissig Grad messen. Die Quellen sollen von Arm-dieken Luftstrahlen perio- disch aufgewühlt werden. Ihr Abfluss ist stark genug, um so- gleich eine Mühle zu treiben. Am östlichen und südlichen Fusse des Monte Ortone steigen gleichfalls Thermen empor; darunter ist auch die viel gebrauchte und versandte Agua della Vergine (Temp. 25— 26°). Die Quellen von Montegroto sprudeln in einer Ebene nahe dem Hügel gleichen Namens inmitten eines durch das Ther- malwasser selbst gebildeten Teiches hervor; auch sie sind sehr wasserreich und sollen eine Temperatur von 77 — 78° besitzen. Zu derselben Quellengruppe gehören die Quellen von Casa nuoya, | welche am Fusse des kleinen, 50 Fuss hohen Trachyt-Kegels | Monte Bartolone entspringen, und eine Temperatur von 50—70° besitzen sollen. Bei S. Pietro Montagnone entspringen die Quellen in } der Ebene, nahe dem aus röthlichen Scaglia- Schichten gebilde- 529 ten, 40 Fuss hohen Montagnone, mit einer. Temperatur von an- geblich 62 — 70°. Die Linie der Thermen setzt sich südlich vom Monte Sieva fort zum Monte di S. Elena, einem 70 Fuss hohen, isolirten, mit einem Schlosse gekrönten Trachytberge, wenig südwestlich von Battaglia. Eine der Quellen sprudelt einige Meter über der Ebene am östlichen Abhange der Kuppe hervor. (Temperatur der oberen Quelle angeblich 42°, der anderen 52 — 70° C.)- S. Bartolomeo’s Quellen (50-—60°) liegen dicht am west- lichen Abhange des in petrographischer Hinsicht so überaus merkwürdigen Monte Sieva, der also gegen Norden, Süden und Westen von heissen Quellen umgeben ist. Bei der Costa di Arquä entspringt nahe dem Lago di Arquä in zahlreichen Adern aus Klüften der Scaglia die Aqua Raineriana, vor den übrigen Euganäischen Thermen durch ihren Schwefelwasserstoffgehalt ausgezeichnet. (Temp. 18 — 20° C.) | Die Quelle von la Calaona liegt in der Ebene zwischen den Bergen Lozzo, Cinto und Calaone. (Temp. 39° C.) Spuren von Thermalquellen sollen sich auch bei Torreglia und am Monte di Albettone, sowie bei Barbarano am östlichen Gehänge der Oolli Berici befinden. Analysen der paduanischen Quellen lieferten ANDREJEWSKY (untersuchte 1829 die Quellen von Abano) und R. Racazzonı (analysirte 1844 die Wasser von Abano, Battaglia, Monte Ortone, S. Pietro Montagnone, Montegroto). Denselben zufolge enthalten diese Quellen zwischen 25 und 66 feste Theile in 10,000 Was- ser. Vorwaltend ist Chlornatrium (17,3 bis 38,7 Theile), dann schwefelsaurer Kalk (3,3 bis 16,1), Chlormagnesium (1 bis 6,3 Theile in 10,000 Th. Wasser), s. LEBscH a. a. O. Zeits. d.d. geol. Ges. XVI. 3. | 34 530 S 3. Ueber Diallag, Hypersthen und Anorthit im Gabbro von Neurode in Schlesien. | Von Herrn M. Wessky ın Breslau. Hierzu Tafel XVII. Die Gesteine des Gabbro-Zuges östlich von Neurode in Schlesien sind mehrfach Gegenstand von Untersuchungen gewe- sen. Eine eingehende Behandlung derselben gab G. v. RarH unter der Aufschrift: „Chemische Untersuchung einiger Grün- steine aus Schlesien (PoGGEnn. Ann. Bd. XCV..p. 533); mit besonderer Auszeichnung werden die grobkörnigen Gesteine des nördlichen Theiles beschrieben; der triklino&dische Feldspath wird in denselben für Labrador angenommen, das Augit-ähnliche Mi- neral bei brauner und schwarzer Farbe als Hypersthen, bei grü- ner Farbe als Diallag betrachtet, die letzteren beide aber als Varie- täten des Augites angesehen; als lokale Beimengungen werden noch Serpentin in Brocken, Magneteisenstein und einige andere Bestandtheile aufgeführt. Die Serpentin-führende Varietät — örtlich Forellenstein ge- nannt — ist in neuster Zeit in einer Abhandlung von A. STRENG (Jahrb. f. M. 1864. p. 257) nochmals beschrieben worden und zwar unter Vergleichung mit dem Gabbro aus dem Radau- Thal am Harz; STRENG neigt sich der Ansicht zu, dass der Feldspath zum Anorthit zu rechnen sei; die Frage, ob das augitische Mi- neral zum Diallag oder Hypersthen zu rechnen sei, wird nicht entschieden, wohl aber darauf hingedeutet, dass nach den Unter- suchungen von A. DES CLoızEaux (Manuel de Mineralogie T. I. p. 46 etc.) dies nur mit Zuhülfenahme der optischen Un- tersuchung erfolgen könne. | Der Mineraliensammler RıcHtTer in Volpersdorf bei Neu- rode hat in der letzten Zeit besonders ausgezeichnete Exemplare jenes aus weisslich-grauem Feldspath, grünem und braunem augit- artigem Minerale, Serpentin ete. bestehenden Gesteines beschafft, 531 welche von einem losen, zwischen Volpersdorf und Neurode gefunde- nen Blocke herstammen und weitere Aufschlüsse über die Beschaffen- heit seiner Bestandtheile gewähren; sie sind Gegenstand der folgen- den Mittheilung. Die in Rede stehende Varietät des Gesteins zeigt nämlich den Feldspath in zwar nicht sonderlich, aber doch be- stimmbar ausgebildeten Krystallen, welche so zu sagen das Ge- rippe des Gesteins bilden und in deren Zwischenräumen sich das augitartige Fossil abgelagert hat, ohne selbst Krystallflächen zu zeigen. Das Auftreten der Krystalle des Feldspathes ist zuerst von dem Bergmeister SCHUETZE, Lehrer an der Bergschule zu Walden- burg beobachtet worden, und ihm verdanke ich es, dass die Mehrzahl der vorgekommenen Krystalle mir zur Verfügung gekommen ist. Meine Beobachtungen dieser Krystalle führen mich zu der Ansicht, dass das fragliche Feldspath-Mineral dem Anorthit bei- zurechnen sei oder doch wenigstens dieser Species näher stehe als dem Labrador. Aus dem augitartigen Minerale konnten hin- reichend durchsichtige Schliffe dargestellt worden, um zu con- statiren, dass die grünen vorherrschenden Partien, unter Nr. 3. (p. 543.) von G. v. RıTH analysirt, als Diallag bezeichnet wer- den müssen, jedoch sich optisch ein wenig verschieden von an- deren Varietäten des Augites verhalten. Auch die leberbraunen Partien verhalten sich ähnlich; jedoch kommen in kleineren Um- rissen Einschlüsse eines auffallend metallisch schillernden Minerals vor, welche nach ihrem optischen Verhalten ächter Hypersthen sind; sie besitzen eine lamellenartige Form, dringen in solcher zwischen die Blätter des grünen Diallags ein und bedingen die bräunliche Farbe, so wie die scheinbaren Uebergänge beider Mineralien; im polarisirten Lichte sind die Grenzen aber genau zu unter- scheiden. Das Zusammen -Vorkommen des Diallag und Hypersthens in räumlich unterscheidbarer Umgrenzung ist unstreitig eine un- gemein interressante Seite des in Rede stehenden Vorkommens. Ich gehe nun zu den einzelnen Beobachtungen über. Der Diallag. Legt man einen Splitter des Fossils mit einer seiner Haupt- Spaltungsflächen auf den Objecten-Tisch eines NÖRRENBERG’schen Polarisations-Apparates, so dass man normal auf die Richtung jener Spaltbarkeit hindurchsieht, so beobachtet man das Ringsystem einer optischen Axe, welche mit 50° scheinbarer Neigung in 34* 532 der Median-Ebene des Präparates austritt; durch Combination mit einer Gyps-Platte erhält man Erscheinungen, welche auf eine positive Bissectrice eines spitzen, mit einer ausserhalb des Ge- sichtsfeldes in noch grösserer Neigung liegenden zweiten Axe ge- _ bildeten Winkels schliessen lassen. Diese Erscheinungen stimmen mit dem Verhalten des Dio- psides bis auf den Werth des angegebenen Winkels. Nach A. DES CLo1zEaux (Manuel de min. T. Il. p. 57.) macht bei ‚diesem die Bissectrice des spitzen Winkels der optischen Axen einen Winkel von 51° 6’ mit einer Normale auf die Querfläche h"=k= (a:o0b5:o0c), und 22° 53 mit einer Normalen auf die Basis 9= P= (a:oob:c) beiZugrundelegung der Axen von _ Weiss; die innere Äpertur der optischen Axen Bean 58°.59', Hiernach bildet die innere Richtung der unteren Axe der Bissectrice der oberen Axe 242 36° 5486 80° 35’ mit einer Normalen auf die Querfläche, und zwar wird, bei der Annahme eines mittleren Brechungs-Co£flicienten für Diopsid ß= 1,680, Licht nur in der Richtung der unteren Axe und zwar unter einem Winkel von 38° 13’ zur Normalen auf der Quer- fläche durch diese zum Austritt gelangen können, während das in der Richtung der Bisseetrice und oberen Axe sich bewegende Licht beim Austritt refleetirt wird. Beobachtet man eine parallel der Querfläche geschliffene Platte des Diopsides an einer Goniometeraxe befestigt und in ein mit Oel gefülltes Gefäss mit parallelen Glaswänden einge- taucht, so muss, wenn dieses Oel einen Licht-Brechungs-Co&fü- cienten ß = 1,454 besitzt, diese Platte aus der Lage, rechtwin- klig gegen die Sehlinie, um 25° 40’ in der Richtung der Me- dian-Ebene gedreht worden, um die untere optische Axe, und um 64° 3° um die positive Bissectrice in die Richtung der Seh- linie, scheinbar, zu bringen. Da nun aber an Stelle eines Winkels von 38° 13’, Seicher beim Diopsid zn erwarten, bei dem grünen Diallag von Neurode die scheinbare Austritts-Richtung der unteren Axe in die atmos- phärische Luft einen Winkel von 50° oder genauer, nach dem besten von mir benutzten Präparat, von 49° 55’ für weisses Licht, mit der Normalen auf der Querfläche macht, so müssen zwischen diesem und dem Diopsid physikalische Unterschiede obwalten. 533 Es war mir gelungen, eine kleine hinreichend durchsichtige Platte darzustellen, deren Schlifffläche rechtwinklig gegen die Medianebene steht und mit der Querfläche einen Winkel von 147° 3° macht; die untere optische Axe tritt aus ihr unter einem scheinbaren Winkel von 11° 50’ gegen die Normale auf der Schliffläche, in Luft beobachtet aus, und zwar nach der Seite hin geneigt, wo die Schliffläche mit der Querfläche den stumpfen Winkel von 147° 3’ macht. Combinirt man diesen Werth mit dem Austritts- Winkel 49° 55’ aus der Querfläche, so führt dies zu den Gleichungen: sin 11° 50’ ‚sin 49% 55’ B m Han Erin. sin & Be 1809. — 447% 3) = 322,57, in denen 3 den Brechungs-Co&ffcienten in der Richtung der unteren optischen Axe oder überhaupt den mittleren Brechungs- Co£flieienten des Diallags von Neurode, & den inneren Aus- trittswinkel der optischen Axe durch die Querfläche, = den inneren Austrittswinkel durch die Schliffläche bezeichnet. Durch Auflöungen der Gleichungen folgt 3 = 1,735 und a = 26° 10°, gegen 1,680 und 21° 36’ beim Diopsid. Dieselbe Platte zeigt, im fetten Oele von 1,454 Brechungs-Vermögen beobachtet, ausser der unteren auch die obere optische Axe; die erstere tritt unter dem scheinbaren Winkel von 7° 53’ gegen die Normale auf der Schlifläche, die andere unter 51° 53” in entgegengesetz- ter Richtung geneigt scheinbar aus; es folgt daraus als innere Apertur der optischen Axen I IE a und eine Neigung der Bissectrice von 50° 17’ zur Normalen auf der Querfläche; die Apertur der Axen ist daher beim Diallag von Neurode um 11° 8° kleiner als beim Diopsid, die Bissectrice ist um 0° 49’ weniger gegen die Normale auf die Querfläche geneigt und das mittlere Brechungs-Vermögen um 0,055 grösser, mit welchem Umstand auch der auffallende Glanz auf den Spalt- flächen im Zusammenhange steht. Ich bemerke, dass zwischen den beiden Austrittswinkeln der unteren optischen, Axe von 11° 50° bei der Beobachtung in freier Luft, und 7° 53’ bei der Beobachtung im Oel von 1,454 Brechungs-Vermögen, eine kleine Differenz bei Berücksichtigung eines mittleren Brechungs-ÜCo£flcien- ten 3=1,735 aufkommt, indem der letztere Winkel, aus dem ersteren berechnet, sich mit 8° 6’, also 0° 13’ höher herausstellt; diese 534 Differenz beruht hauptsächlich auf der Unzulänglichkeit des be- nutzten Goniometers, welcher nur direete Absehung von 10’ zu 10’ gestattet, nächstdem aber auf der geringen Dicke der Prä- parate. | Es erschien von Interesse zu constatiren, ob das bei dem Diallag von Neurode beobachtete Verhältniss bei allen zum Diallag gerechneten Varietäten des Augites zutreffe oder eine _specielle Eigenthümlichkeit des hier behandelten Vorkommens sei. Es wurden hierzu Spaltstücke, nach dem Hauptbruch getrennt, von Diallag von mehreren anderen Fundorten benutzt, nachdem sie, wenn nöthig, durch Schleifen dünner und durchsichtiger ge- macht waren; die Beobachtung beschränkte sich auf die Ermit- telung der scheinbaren Austritts-Winkel der unteren en Axe aus der Querfläche. ' Bei diesen Versuchen stellte sich heraus, dass allein ein von Bormio in Veltlin herstammendes, als Hypersthen bezeichnetes, aber zum Diallag gehörendes Mineral einen ungefähr dem beim Neuröder-Fossil beobachteten gleichkommenden Winkel von 49° 40’ bis 49° 50° bei Beobachtung in freier Luft zeigte. Die folgenden Vorkommen von Diallag erwiesen sich dem Diopsid näher stehend und zwar ergab Diallag vom Knokdallian in Schottland: 26°, in Oel, ? 39° 33’ in der Luft beobachtet; a Diallag vom Zobtenberg in Schlesien 24°, in Oel beobachtet; Diallag von Baumgarten bei Frankenstein, Schlesien 24° in Oel beobachtet; das als Hypersthen bisher angesehene, rauchgraue, sehr gross- blättrige Fossil im Gabbro von der Ruben-Steinkohlen-Grube bei Neurode, das aber zum Diallag gehört, 26°, in Oel beobachtet; der sogenannte Vanadin-Broneit von Genua 35° 15’, in der Luft beobachtet. Dagegen ergab die Untersuchnng des hellgrünen Minerals aus dem Radau-Tbal am Harz, welches mit braunen Rändern umgeben, in dichten Anorthit eingebettet, den dortigen Gabbro zusammensetzt, ein vom Augit ganz abweichendes Verhalten, in- dem eine durch Schleifen durchsichtig gemachte Spaltplatte des vorherrschenden Bruches eine senkrecht auf dem letzteren ste- 535 hende Bissectrice und im fetten Oele beobachtet zwei optische Axen zeigte, welche in einer der Säule parallelen Ebene liegend einen scheinbaren Winkel von 96° 40’ einschliessen; die roth- braunen Ränder scheinen von derselben Beschaffenheit zu sein und .ihre Farbe nur von rothen mikroskopischen Beimengungen herzurühren. Das Verhalten dieses Fossils ist daher verschieden von dem des grünen Diallags von Neurode und ähnlich dem des Schiller- spathes, wo eine Bissectrice gleichfalls normal auf dem vorherr- schenden schillernden Bruche steht; die Apertur der diese um- gebenden optischen Axen habe ich aber, in Oel beobachtet, gleich 74° 40’ gefunden. Herr STREnG führt an, dass er in dem Serpentin von Neu- rode kleine Partien von Schillerspath aufgefunden habe, deren chemische Untersuchung aber aus Mangel an Material unterbleiben musste; es ist mir nicht gelungen diese Angabe bestätigen zu können; die von mir im Serpentin aufgefundenen Einschlüsse schie- nen mir ausser dem in Rede stehenden Feldspathe, dem Diallag oder dem sogleich zu erwähnenden Hypersthen anzugehören. Der Hypersthen. Das von mir in der Begleitung des grünen Diallags von Neurode als ächter Hypersthen erkannte Fossil unterscheidet sich von dem ersteren durch einen stark metallisch glänzenden Schil- ler von haarbrauner ins Violette ziehender Farbe auf den Haupt- spaltungsflächen, während der Glanz der vorherrschenden Spal- tungsflächen des Diallags nur als Diamantglanz zu bezeichnen sein möchte. Es besitzt einen auffallenden Dichroismus, da er in Schliffen rechtwinklig auf den schillernden Bruch eine leberbraune Farbe zeigt. Die Farbe des schillernden Bruches wird im Dichroskop in ein feuriges Zimmtbraun und ein sehr blasses Leberbraun zerlegt, während ein Splitter des Diallags in dieser Richtung be- ' trachtet. zwei gleich dunkle Nüancen von Grün zeigt. Der Diallag ist in der Richtung senkrecht auf den vorherrschenden Bruch am durchsichtigsten, der Hypersthen von Neurode in dieser Rich- tung viel weniger als in der darauf und der Säule senkrechten; betrachtet man beide Fossilien mit der Lupe in der erstgenann- ten Richtung, dann kann man viel tiefer in den Körper des Diallag hineinsehen als in den des Hypersthens. Der Hypersthen 936 bildet gesehen in der Richtung rechtwinklig auf den Hauptbruch rectanguläre Lamellen, ganz so, wie sie die flimmernden Blätt- chen in dem Labrador von der Pauls-Insel häufig im reflectirten Lichte zeigen, während der Diallag niemals Krystall- Umgren- zungen zeigt. | Beobachtet man ein parallel dem schillernden Hauptbruch gespaltenes, durch Schleifen durchsichtig gemachtes Bruchstück auf dem Objecten - Tisch des Polarisations- Apparates, so verhält ‚sich das Präparat so, dass man die Lage der optischen Axen als in der Ebene“des schillernden Bruches befindlich annehmen muss; dagegen erkennt man in einem Blättchen, welches parallel der Säulenkante, aber rechtwinklig auf den schillernden Bruch geschliffen ist, eine senkrecht auf demselben stehende Bissectrice ; - die Lage der optischen Axen in einer den Säulenkanten paralle- len Ebene erblickt man beim Eintauchen des Präparates in Oel mit einer scheinbaren Apertur von 95° bis 96°. Es sind dies alles Eigenschaften, welche am besten auf die von A. DEs Cror- zEAUX (Man. de min. T.]. p. 46) gegebene Charakteristik des Hypersthens passen und durch welche der Unterschied vom Diallag und den eigentlichen Augiten präcisirt ist. Ich füge noch hinzu, dass in den aus Hypersthen bestehen- den Partien des Gesteins sich vereinzelte Krystalle von Titan- eisen (Eisenglanz?) bis 2 Linien gross einfinden, welche das erste und nächst schärfere Rhomboeder, die Gradendfläche, das gefirniste Ansehen des Ilmenites und einen eisenschwarzen musch- ligen Bruch zeigen; ausserdem erkennt man noch wasserhelle, mikroskopische sechsseitige Säulen, welche man nach anderen schlesischen Vorkommen für Apatit halten muss. Die relative Menge des Hypersthens in dem in Rede ste- henden Gestein tritt ausserordentlich gegen die des Diallags zu- rück, so dass der erstere nicht als ein constanter, sondern als ein zufälliger Bestandtheil angesehen werden muss. Der Anorthit. Der erste Eindruck, den ein Probestück des hier behandelten Gesteins macht, ist, dass der darin enthaltene triklinoedrische Feldspath nach dem Gesetz des Carlsbader Zwillings beim Or- thoklas fast allenthalben in zwei mit einander verbundenen Indi- viduen abgelagert ist; die länglich oblongen Partien sind fast immer in zwei Hälften der Länge nach getheilt, welche den ersten 537 blätterigen Bruch in verschiedenen einen Winkel von 128° ein- schliessenden Lagen zeigen, so dass die gegenseitige Stellung durch eine Drehung des einen Individuums von 180° um eine Kante der Hauptsäule versinnlicht werden kann. Jede dieser beiden Hälften ist aber ihrerseits aus einer An- zahl von Lamellen zusammengesetzt, welche in der Lage des zweiten blätterigen Bruches ausgedelint durch das abwechselnde Auftreten zweier nach dem ersten Albit-Zwillings-Gesetz verbun- dener Individuen entstanden sind, bei welchem die Drehung um eine Normale auf der Längsfläche (dem zweiten blätterigen Bru- che) geschehen muss. Bei diesem Zwillings- Gesetz bildet der erste blätterige Bruch an der Zwillings-Grenze einen flachen ein- oder ausspringenden Winkel, welcher bei dem vorliegenden Vor- kommen mit ziemlicher Genauigkeit gemessen werden kann; ich habe denselben auf 171° 59’ bis 172° 0’ bestimmt, woraus eine Neigung von 86 ° O0’ zwischen dem ersten blätterigen Bru- che und dem zweiten gefolgert werden kann. Da nun dieser Winkel beim Anorthit mit den Grenzen 85° 35’ bis 85° 50’ angegeben wird, wogegen die Abmessungen beim Labrador auf Werthe von 86° 25’ bis 86° 40’ lauten, so fällt hiernach die Wahl, ob der fragliche Feldspath zum Anorthit oder Labrador zu rechnen ist, zu Gunsten des ersteren aus. Beim Oligoklas beträgt der Winkel 86° 10’, beim Albit 86° 24’, es hindert aber die chemische Zusammensetzung auf diese Species zu schliessen. Ein zweiter Grund, den Feldspath von Neurode dem An- orthit zuzurechnen, liegt in dem Auftreten der Querfläche 4 = (0:005:o0c); allerdings wird diese Fläche beim Anorthit von G.RoseE in dem Aufsatze über die Feldspäthe. (GiLBERT’s Ann. Bd. 73, S. 175) nicht genannt, wohl aber wird sie von MA- RIGNAC und HESSENBERG aufgeführt, und ist dieselbe beim Le- polit beobachtet, wogegen sie den übrigen triklino@drischen Feld- späthen ganz fremd ist. er Ausser den oben genannten Zwillings - Verwachsungen ist aber noch ein drittes Zwillings-Gesetz bei dem Feldspath von Neurode vertreten. Betrachtet man nämlich ein parallel dem zweiten blätterigen Bruch gespaltenes und dünn geschliffenes Blättchen an einer Stelle, welche frei von metamorphischen Stö- rungen ist, im polarisirten Licht, so erkennt man scharf begrenzte Lamellen, welche der Richtung des ersten Bruches folgen und 538 grade dann die lebhaftesten Farben zeigen, wenn der übrige Theil des Präparates so in der Schliffebene gedreht ist, dass er das Maximum der Dunkelheit zeigt. Bei der hier zweifel- los obwaltenden Zwillings- Verwachsung muss daher die gegen- seitige Lage .der Individuen so sein, dass die Projection der Ebene der optischen Axen auf den zweiten Bruch in dem einen Individuum 45° oder 135° mit der entsprechenden Linie im an- deren Individuum macht. Da nun die Ebene der optischen Axen in den triklinoedri- schen Feldspäthen mit der Kante M|? ungefähr einen Winkel von 20°, mit der Kante 7| M einen solchen von 96° macht und nicht viel von der Normalen auf M abweicht, so konnte man auf eine Zwillings-Verwachsung schliessen, welche man sich durch‘ eine Drehung von 180° um eine Kante M| P verdeutlichen kann. Es ist dies das unter 4. von A. Es CLoızEAux beim Albit (Man. de Min. T. I. p. 321) aufgeführte Zwillings-Gesetz, wel- ches dem zweiten Baveno-Gesetz des Orthoklases entspricht. Diese Annahme wird auch durch die äusseren Krystallfor- men bestätigt; in den Spaltstücken ist es jedoch ohne Anwen- dung des polarisirten Lichtes nicht zu erkennen, da in beiden Individuen sowohl der erste als der zweite blätterige Bruch in dieselben Ebenen fallen und die Spaltbarkeit nach der Säulen- “ fläche zu sehr zurücktritt, um dieselbe hierfür als Kennzeichen zu gebrauchen. Die Trennung des auflagernden Diallags von den Krystall- I flächen des Anorthits scheint nur beim Eintritt einer gewissen, die Oberfläche der Krystalle verwandelnden Metamorphose mög- lich zu sein; wenigstens sind so alle Krystallfragmente be- schaffen, welche mir zur Verfügung stehen. Die Anzahl der auftretenden Flächen ist nicht gross, desto auffallender ist die Configuration derselben, namentlich unter dem Einfluss der gleich- zeitig einwirkenden Zwillings-Verwachsungen. Die hauptsächlichsten Gestaltungen habe ich auf der Ta- fel XVII. gezeichnet und zwar für Einzel-Krystalle so wie für die links oder unten liegenden Individuen von Zwillingen diejenige Lage angenommen, welche G. Rose in der oben eitirten Abhandlung gewählt hat, wogegen A. DES CLOIZEAUX| (Man. de Min. T. I. p. 294) die Krystalle des Anorthits in umgekehrter Lage zeichnet; daher liegt bei den von mir gezeich- neten Einzel-Krystallen und den gleichliegenden Theilen von 539 Zwillingen der stumpfe Winkel der Kante M|P oben links, bei A. DES CLOIZEAUX oben rechts. Die von mir beobachteten Flä- chen sind folgende: auf Weıss’sche Axen bezogen, auf Naumann’sche Axen bezogen, nach nach nach A.pes Ausdruck nach G. Rose Ausdruck NAUMANN CLOIZEACK Weıss Jg 8) 2 BER Zi =1(0OW:CH biNe) M= (wa:b:0c) =wPx =g = (wa:b:ooe) Pr Hn abzco)) = af niile 56100 c) a ibn): ie tie (a:d:oor) Bee (u:000:200) = wo Po = A = (a:00b:o00e) o = (a:lb:e) =4P br = a ab:e) ep = (ai:db’:c) =P, =S0L= (dxb:e) mi Ca:oob:e) =R,P oose eti= Qasoob:ec) e =(a:4b:) \=?IPo = sl = (wa:!b:o) Ausserdem habe ich einmal die Fläche x als schmale Ab- stumpfung der Kante zwischen » und 0 beobachtet; ob zu der Fläche e die andere Hälfte der vorderen Halbpyramide, Fläche z, ‚als Abstumpfung der schärferen Kante zwischen M und P auf- tritt, ist zweifelhaft, indem das scheinbare Auftreten derselben auch die symmetrische Wiederholung der Fläche e in Folge des Albit-Zwillings-Gesetzes sein kann, der Unterschied in der Nei- gung zu IM nicht. gross genug ist, um bei dem vorhandenen Material erkannt zu werden. Die Krystalle und Krystall-Fragmente, welche mir zur Ver- fügung stehen, haben 3 bis 10 Mm. Grösse; mit Ausnahme des oben schon citirten, mit dem Reflexions-Goniometer gemessenen Winkels M|P — 86° 0’, sind die folgenden Winkel-Bestimmun- gen mit Hülfe des Anlege-Goniometers gemacht worden: Kante berechnet P zur Kante zwischen gemessen nach A. pes CLo1zEAux vundp= (Man. de Min. T. I. p. 294.) Plz ==m2y° 128° 29’ Ply — 99 — 101° 98° 46’ P|\p — 127 — 128° 1250,437 P|o — 122 — 123° 4290 . 97 o|\p — 124 — 126° 127° 6; P|k — 0: 03:09 63°. 57. M|\o — 019. eier ge M\p = 1184 417° 47° ply 1384 ° 1390 48”. 540 Fast man Alles zusammen, was über die äussere Krystall- Umgrenzung des vorliegenden Vorkommens Auskunft geben kann, so findet man, dass der Carlsbader Zwilling in der Form von Fig. 1 Taf. XVII. die vorherrschende Gestaltung bildet. In der Regel sind es aber nur die vorspringenden Enden der Hälften, welche beim Zerschlagen des Gesteins frei gelegt werden; sie haben, wenn von den beiden nach dem Albit- ‚ Gesetz verwachsenen Krystallen, welche in Wirklichkeit wohl immer in jedem Fragmente vertreten sind, der eine vorherrscht, den Umriss von einfachen Krystallen und zeigen die Combi- nationen P>M. 'T. %.. 15079; Pig.M. PIE. 0, PTR, Pier: P. M. 0, p. y; Fig. 3. und P.' Mey. T. kl: 0r p; Fig Aa: m 2. Gewinnen die zu einem nach dem ersten Albit-Gesetz ver- bundenen Paare das Gleichgewicht, so erscheinen Fragmente der in Fig. 5a. und 5b. dargestellten Combination von -P. M.T. kl. o.p.e, in der Regel die ausspringen- den stumpfen Winkel der Zwillings-Kanten von ? und % nach aussen ‚kehrend. In beschränkterem Maasse als das Carlsbader Zwillings- Gesetz bedingt das dritte genannte Zwillings-Gesetz die äussere Configuration der Krystalle, sich bald mit diesem bald mit dem ersten Albit-Zwillings-Gesetz verbindend; der Deutlichkeit halber will ich die Erscheinungen jenes gleichfalls selbstständig an- führen. Ä Eine theoretische, auch wohl partiell zum Vorschein kom- mende Form desselben ist in Fig. 6. für die Combination: DR». T. 1%. 0:p.e Be dargestellt. Die besondere Eigenthümlichkeit dieser Zwillings- Formen liegt darin, dass, obwohl der erste und zweite blättrige Bruch bei beiden Individuen in dieselben Ebenen fallen, die symmetrisch an der Zwillings-Grenze gegenüberliegenden, mit diesen Bruchrichtungen nicht zusammenfallenden Flächen sich in Kanten schneiden, die in keiner gemeinschaftlichen Fläche liegen, sondern eine bald grössere, bald kleinere Neigung zum ersten blättrigen Bruch besitzen; diese Neigung wird um so grösser, je mehr sich der Winkel der Zwillings-Kante dem Werthe von 180° nähert, und zwar erreicht sie unter den hier behandelten ; 541 Formen in der Zwillings-Kante von y|# ihr Maximum von 7° 41’ bei einem Kantenwinkel von 162° 18’, gemessen 1621 °; diese Kante senkt sich, in der Richtung der Kante M|P gese- hen nach derjenigen Ecke, in der die schärferen Winkel der Kanten M|P und M|y zusemmenstossen, also bei der hier an- sewendeten Zeichnungsweise nach links. Derartige Zwillinge sind drei, unmittelbar Exemplaren nach gezeichnet, nämlich die Combination | M. P. e. y. 0. p in Fig. 7a., 7b. und 9. M. P. y. 0. p in Fig. 8. dargestellt. 542 4. Die Brachiopoden der Hilsbildung im nordwest- lichen Deutschland. | Von Herrn Herm. CrEDNER ın Hannover. Hierzu Tafel XVIII. bis XXI Eine Beschreibung von fossilen Resten der Kreideformation möchte nach den umfassenden Arbeiten F. A. RoEMER’s über die norddeutsche und p’ORBIGNY’s über die französische Kreide als ein überflüssiges Unternehmen erscheinen, wenn es nicht die Fort- schritte unserer Wissenschaft aus anderen Gesichtspunkten zu thun verstatteten, als es von jenen beiden Forschern geschah. Seit der Bearbeitung der norddeutschen Kreide durch ROEMER, in welcher er die Brachiopoden und besonders die Terebratuliden nach der Eintheilung L. v. Bucn’s, welche allein auf äussere Merkmale gegründet war, behandelte, ist ein neues geologisch- anatomisches System der Eintheilung der Brachiopoden geschaffen, welches fast vollständig abstrahirend von ihrer äusseren Form, den Bau ihrer inneren Kalktheile, welche in engster Beziehung zu den weichen, nicht erhaltenen Organen gestanden haben, _ “ Kriterium ihrer Gruppirung hinstellt. Ferner sind seit jener Zeit dnrch Parallelisirungen mit Ge: genden, deren regelmässiger geognostischer Bau als Norm diente, entsprechende speciellere Gliederungen möglich geworden, welche auf die Feststellung der vertikalen Verbreitung der Brachiopoden unserer Gegend von Einfluss sind. Auf der andern Seite hat die Ansicht D’ORBIGNY’s, welche an jeden Schichtencomplex eine ausschliesslich ihm angehörige Fauna gebunden erachtet, welche die Fortdauer einer Species durch zwei benachbarte Niveaus als nur seltene Ausnahme zu- lässt, seine paläontologischen Arbeiten in der Weise beeinflusst, dass er Spielarten, welche wir nur eben als solche betrachten können, desshalb, weil sie in verschiedenen Niveaus vorkommen, eine specifische Stellung einräumte, um seiner Ansicht als Stütze 343 zu dienen. Der Consequenz wegen musste derselbe Massstab auch bei der Classification der organischen Reste jeder einzelnen Formation angelegt werden. Wurden schon früher D’OrgıcnY’s Ansichten als zuweit gehend bestritten, so tritt ihnen neuerdings am schroffsten Dae- wın’s Theorie entgegen, welche die Entstehung der Arten aus einer natürlichen Züchtung, einem Anpassen der vorhandenen Lebensformen an die verschiedenen äusseren Lebensbedingungen herleitet. Diese extremen Ansichten beeinflussen in der Weise eine paläontologische Arbeit, dass jede von ihnen den Begriff einer Art mehr oder minder eng begrenzt. Dem Anhänger n’ORBIGNY’s genügt eine kleine Abweichung von einer ähnlichen Form, so- bald sie zugleich an mehreren Individuen constant auftritt, zur Aufstellung einer neuen Species. ' Die Darwın’sche Theorie da- gegen nimmt die unbegrenzte, bei jeder Generation um ein Mi- nimum mögliche Abänderung einer Form an, woraus folgt, dass seine Art nicht scharf begrenzt dasteht, sondern von einer Menge in verschiedener Richtung sich abändernder Spielarten umgeben ist, deren benachbarte Glieder nur wenig von einander abweichen mögen, aber nach und nach doch Gestalten annehmen werden, welche der Urform nur geringe Aehnlichkeit erhalten haben. Wo da die Grenze ziehen zwischen Varietät und Species? Wann sagen, hier hört die Varietät auf und hier beginnt die Species ? Hier kann das einzige unterscheidende Kriterium die mögliche Ursache einer Form-Veränderung sein, welche entweder auf der Einwirkung von äusseren Lebensbedingungen oder auf in verschiedener Richtung erfolgter Entwickelung der inneren Or- ganisation des Thieres beruht. Am deutlichsten tritt wohl die verschiedene Yeirkig dieser beiden Abänderungsursachen bei den Brachiopoden vor Augen. Fast sämmtlich angeheftet und der freien Ortsbewegung beraubt, war ihre äussere Form bei ihrem Wachsthum von einer Menge von äusserlichen Einwirkungen beeinflusst, welche je nach ihrem - Anheftungspunkte verschieden sein konnten, während ihre innere ‚Organisation, sowie die Struktur ihrer Schale, auch bei weit ° voneinander getrennten Individuen sich nicht wahrnehmbar änderte. Die Beschaffenheit dieser inneren weichen Organe beurkundet sich bei den fossilen Brachiopoden im Armgerüst, in der - 944 Anzahl und Lage der Muskelhaftstellen und in den verzweigten Gefässeindrücken an der Innenseite der Schale. Der folgende Versuch einer Beschreibung der Brachiopoden der Kreide des nordwestlichen Deutschlands soll einerseits die durch äussere, wenn auch meist in ihrem Wesen unbekannte Einflüsse im Lauf der Generationen verursachten Abänderungen einer Form und umgekehrt die Wahrscheinlichkeit der Verwandt- schaft von vielen auf den ersten Blick ganz verschiedenen Ge- stalten darthun. — Betrachten wir zuerst die Brachiopoden des norddeutschen Neocomien. - I. Gliederung und Verbreitung des Neocomien im nordwestlichen Deutschland. Noch F. A. RoEMmer betrachtet in seiner Beschreibung des norddeutschen Oolithen-Gebirges 1836 den Hilsthon als eine ju- rassische Bildung, jünger als sein Portland - Kalk’ und älter als die Wealdenformation und bezeichnet mit jenem Namen dunkle Thone, welche oft Eisensteinflötze und mächtige Gypsstöcke um- schliessen und durch das Vorkommen von Belem. subquadratus, Ammonites noricus, Exogyra sinuata, Thracia Phillipsü, Te- rebralula multiformis, Ter. oblonga, Serpula Phillipsü, Gly- phaea ornata bezeichnet werden. Das Hilsconglomerat war ihm noch fremd. | ; Jedoch schon in seinen drei Jahre später erschienenen Nach- trägen machte er zuerst auf die eisenhaltigen oolithischen Kalk- steine von Schandelah und Schöppenstedt aufmerksam und nahm für diese, sowie für die Eisensteinablagerungen von Salzgitter ein gleiches Alter mit dem Hilsthon an. Zu derselben Zeit zeigte er an dem Profile des Deisters, dass der Hilsthon jünger als die Wealdenformation sei und somit das oberste Niveau des oberen Jura einnehme. Jedoch werde schon jetzt, noch vor Beginn der Kreidebildung eine Eigenthümlichkeit seines paläontologischen Charakters offenbar, welche stark an die in der letzteren ausge- sprochene Richtung erinnere und hätten dadurch die Grenzen des oberen Jura und der Kreide von der früher angenommenen Schärfe verloren. Hierdurch war in der Stellung des Hilses schon eine An- näherung an die Kreide angebahnt, und bereits kurze Zeit darauf hatte sich ROEMER durch Vergleichung mit der Gliederung der 545 englischen Kreide überzeugt, dass der Hils als unterste Bildung derselben zu betrachten sei. In seiner Beschreibung des nord- deutschen Kreide-Gebirges 1841 gliedert er den Hils in ein oberes eisenschüssiges, oolithisches Gebilde (sein Hilscon- glomerat) und eine untere Abtheilung von dunklen Thonen, welche dem englischen Speeton-clay aequivalent sei (sein Hils- thon). Fast neun Jahre hindurch ward die Richtigkeit seiner An- nahme anerkannt, bis v. STROMBEcK im I. Band d. deut. geol. Zeitschrift zeigte, dass die Lagerung der beiden von ROEMER aufgestellten Abtheilungen die umgekehrte sei, dass das Hilscon- glomerat micht das obere Glied des Hilses bilde, sondern viel- mehr als Einlagerungen von unregelmässigem Streichen und wechselnder Mächtigkeit im untersten Niveau des Hilsthones auf- trete. Aus den von Jahr zu Jahr in der deut. geol. Zeitschrift und dem Heidelberger Jahrbuch veröffentlichten Beobachtungen des ausgezeichneten Forschers gehen folgende Resultate über das Verhalten der norddeutschen Hilsbildung hervor. a. Das Hilsconglomerat ist eine Parallelbildung des Nevcomien inferieur der Franzosen und Schweizer. Es tritt in Form von fremdartigen Gesteinseinlagerungen von wechselnder Mächtigkeit und inconstantem Streichen in geringer Erstreckung an der unteren Grenze des Hilsthones auf und besteht theils aus Mergeln oder sehr festem Kalkstein, theils aus eckigen oder ab- gerundeten Thoneisenstein-Bruchstückehen, welche entweder von einem thonigen, oft _oolithischen Kalk conglomeratartig verbun- den werden, oder, falls das Bindemittel zurücktritt oder ver- ‚schwindet, bohnerzartige Ablagerungen bilden. Diese Massen sind äusserst versteinerungsreich, am häufigsten sind in ihnen: Toxuaster complanatus, Pyrina pygaea, Ter. oblonga, Rhynch. depressa, Ter. biplicata, Ostrea macroptera,‘ Exogyra spiralis, Crania üirregularis, Manon peziza. Die Lagerungsverhältnisse des Hilsconglomerates und der Wealdenformation machen eine Gleichalterigkeit beider Schichten- complexe in der Weise wahrscheinlich, dass die Wealdenformation die Fluss- und Brakwasserbildung am Ufer eines Meeres reprä- sentirt, dessen rein marine Niederschläge das Hilsconglomerat bildeten. Die Annahme der Wealden-Formation als Buchtenbil- dung erfordert jedenfalls die Existenz eines Meerbeckens und in diesem erfolgter Sedimente, Da man'nun die Ueberlagerung des Zeits. d.d. geol.Ges. XV]. 3. “ 35 546 Kimmeridge durch die Wealden-Formation und die Ueberlage- rung dieser durch den Hilsthon z. B. am Deister und Osterwald deutlich beobachtet, das Hilsconglomerat aber nie als Hangendes der Wealdenbildnng gefunden hat, so ist die Wahrscheinlichkeit der Aequivalenz dieser beiden Schichtencomplexe gross. Typisch ist das Hilsconglomerat aufgeschlossen z.._B. an der Asse bei Berklingen und Gross-Vahlberg, am. Elme bei Schöppenstedt, bei Schandelah, am Oesel bei Wolfenbüttel, am Langenberge bei Oker, im Radauthale bei Neustadt. b. -Der Hilsthon RoEMer’s umfasste eine Reihe dunkler Thone, deren verschiedene Glieder ebenfalls v. STROMBECK zu- erst: erkannte und sonderte. Er zeigte, dass die Hilsbildung des Elligser- Brinkes, deren organische Reste ROEMER das Haupt- material zur paläontologischen Beschreibung der Hilsthone liefer- ten, nichts als eine besondere Facies des an der Asse und am Elme. bei Braunschweig auftretenden Hilsconglomerates sei, — dass das obere Niveau von Ro:mer’s Hilsthon den unteren Gault repräsentire, und wies in dem noch übrig bleibenden, mittleren Schichtencomplexe zwei scharf bezeichnete, paläontologische Ho- rizonte nach, deren unterer durch das massenhafte Auftreten von Exogyra Couloni, deren oberer durch die Häufigkeit und Mannich- faltigkeit von Ancyloceren und Crioceren bestimmt wird. Die häufigsten organischen Einschlüsse des Hilsthones in seiner jetzi- gen Gestalt sind: Cröoceras Emerici, Crioceras semicinctus, Bel. Brunswicensis, Bel. subquadratus, Ter. Moutoniana, Iihynch. antidichotoma, Pecten crassitesta, Lima longa, Vermetus (Ser- pula) Phillipsü. — Typische Aufschlusspunkte des Hilsthones: z. B. Querum unweit Braunschweig, Barsinghausen und Breden- beck am Nordostabhange des Deisters, bei Osterwald, bei Neustadt am Rübenberge, am grossen Süntel bei Fleggesen, bei Seelze unweit Hildesheim, bei Salzbergen in der Nähe von Rheime. Mit dem Hilsthon von gleichem Alter und nur petrographisch von ihm unterschieden ist der Sandstein, welcher eine Reihe von Höhen des Teutoburger Waldes zusammensetzt. Man hat ihn früher für versteinerungsleer und seiner petrographischen Be- schaffenheit und seiner Lagerungsverhältnisse wegen für Quader- sandstein gehalten. Erst die Auffindung von Bel. subquadratus, Pecten crassitesta, Exog. sinuata, Avicula macroptera, Lima longa u.a. zeigte seine Zugehörigkeit zum oberen Hils. Typisch ist er aufgeschlossen bei Gildehausen unweit Bentheim, Neuen- | \ 947 heerse am Teutoburger Walde, am Barenberg und Heuerberg bei Borgholzhausen und Natrup bei Osnabrück. In seiner neusten Arbeit über die untere Kreide des nord- westlichen Deutschlands (Deut. geol. Zeitschrift. Bd. XIII. p. 22) gelangt von STROMBECK zu folgenden tabellarisch wiedergege- benen Resultaten: Gault. Speetonclay. a Ö | Salzgitter: Imhone mit Crioceras Emerici.| Sandstein des ö mächtige Ei- Teutoburger EN nn ——— — , He © ötze ge- [A dünnen 5 8 nkrduneh ne en von Ostrea | mjötzen von R2) 2 | Thonmittel Saat. Eisensand- ie |= stein (Lower u | Elligserbrinker Schicht. . green sand). un © m u nn nn m ee) B 2 Versteinerungsarme Thone. = © 2 | ® Zn nn. Er = = Abwechselung von dünnen Kalk- und sandi- = lden. ‚gen Mergelbänken. Toxaster complanatus. 5 u... % Takwelle bei Berklingen. S S Mächtige Kalkbänke ohne Toxaster compla- z 13 Inatus. 5 Windmühlenberg bei Gross-Vahlberg. [a fe} - © Kimmeridge. Die obere Grenze der norddeutschen Hilsbildung dürfte bei der ununterbrochen erfolgten Ablagerung der unteren Kreide in vieler Beziehung als eine ziemlich willkührliche zu betrachten sein. Verschiedene Geognosten werden sie desshalb auch verschieden, bald unterhalb der Gargas-Mergel, bald unterhalb des Speetoz- clays, oder noch tiefer ziehen. Was die horizontale Verbreitung der Hilsbildung im nord- westlichen Deutschland betrifft, so verweise ich auf die in einer Reihe von Abhandlungen niedergelegten Beobachtungen: 1) Umgegend von Goslar. Bevrıcn, Bemerkungen zu der ‚geognost. Karte des nördl. Harzrandes, diese Zeitschrift 1851, eBd. III. S.567. —_ SCHUSTER, geog. Beschreib. der Umgegend von Goslar, LEONHARD u. Bronn’s N. Jahrb. 1835, S. 127. 2) Umgegend von Braunschweig. v. STROMBECK, diese Zeitschrift Bd. 1.3, 301, 462, Bu. W1..S. 261, 220, Ba. XI. 35* 548 S. 22. — Von demselben: geog. Karte des Herzogth. Braun- schweig. | 3) Umgegend von Hildesheim, — die Hilsmulde, und Osterwald. H. RoEMER, Karte des südlichen Theils des Kö- nigreichs Hannover. — Erläuterungen zu dieser: diese Zeitschrift Bd. III. S. 516. — Den Elligser-Brink betreffend, v. STROM- BECK, diese Zeitschrift Bd. VI. S. 265. 4) Der Deister. ÜREDNER, Gliederung des oberen Jura S. 56 und Karte. 5) Der Teutoburger Wald. F. RorMmer, die Kreide- bildungen Westphalens, diese Zeitschrift Bd. VI. S. 116. 6) Umgegend von Bentheim. F. ROEMER, der Teutob. Wald und die Hügelzüge von Bentheim, LEONHARD u. BRONn’s Jahrb. 1850, S. 406. — Hosıus, Beiträge zur Geognosie West- phalens, diese Zeitschrift 1860, S. 48. — v. STROMBECK, Ueber den Gault im nordw. Deutschl., diese Zeitschrift Bd. XIII. 1861, S. 20. — HEINRICH CREDNER, Die geog. Verhältnisse der Um- gegend von Bentheim, XI. Jahresbericht der naturhistorischen Gesellsch. zu Hannover. 1862. II. Die Brachiopoden der Neocom-Bildung des nordwestlichen Deutschlands. Die Gattungsbegriffe, sowie die Deutungen des inneren | Apparates sind die von Davıpson und Süss in ihrer Olassifi- | cation der Brachiopoden niedergelegten. Die Mehrzahl der Varie- | täten scheint, um dies nicht bei der Beschreibung jeder Species wiederholen zu müssen, nicht bestimmten Horizonten anzuge- | hören oder an eine gewisse Gesteinsbeschaffenheit gebunden zu | sein. Letzteres mag sich dadurch erklären, dass die petrogra- | phische Beschaffenheit des Hilsconglomerates schon auf kurze | Distanzen wechselt. Es bleibt mir noch die angenehme Pflicht den Herren von STROMBECK, GROTRIAN, BECKMANN und BOELSCHE in Braun- sohweig für die mir freundlichst zu Theil gewordene Unterstüt- | zung durch Mittheilungen aus dem Schatze ihrer Beobachtungen, | sowie von reichen Suiten von Kreide- Brachiopoden der Umge- | gend von Braunschweig meinen besonderen Dank auszusprechen. | 549 1. Rhynchonella depressa D’Ors. Terebratula rosiriformis Rorm. Ool. p. 40, t. 2, f. 22. Ter. varians Buch über Ter. p. 36. — Rormer, Ool.p. 38, t. 2, f. 12, Ter. multiformis Rorm. Ool, p. 19, t. 18, £. 8. Ter. inconstans Sow. Rorm. Ool. p. 41. Ter. rostralina Rom. Ool. N. t. 18, £. 7. Ter. plicatella Sow. Rorm. Ool, p. 41. "Ter. depressa Sow. Rorm. Kr. p. 38. Ter. paucicosta Rom. Kr. p. 38, t. 7, f. 6. Rhynchonella depressa n’Ons. T. eret. IV. p. 18, pl. 491, f. 1—7. Rhynch. antidichotoma v’Ors. T. ceret. IV. pl. 500, f. 1—4. Die vorliegenden jugendlichen Exemplare, welche eine durch- schnittliche Länge von 10 Mm. haben, sind äusserst regelmässig gebaut. Die Schnabelränder bilden einen Winkel von 90 Grad, die Schlosskanten sind geradlinig und länger als die abgerundeten Randkanten. Stirn- und Seitenränder gehen fast in einem Halb- kreis abgerundet in einander über. Die 35 radial ausstrahlenden Rippen beginnen auf der Schnabelspitze und auf dem Wirbel der Dorsalklappe äusserst zart und erreichen in regelmässigen Abständen den Rand. Beide Schalen sind flach gewölbt und nicht ausgebuchtet. Der Schnabel ist spitz, nicht übergebogen, die Areal-Ränder sind scharf, das zweitheilige Deltidium umfasst die Muskelöffnung wulstartig. Trotz der Menge von Varietäten, welche sich aus diesem Jugendzustande entwickelten, lassen sich diese doch in 2 Reihen gruppiren, welche ihren verschiedenen Grundcharakter durch die Verschiedenheit der Neigung erhalten, sich bei ihrem Wachsthum entweder vorzüglich in die Breite oder mehr in die Dicke aus- zudehnen, so dass die kugeligen Formen der einen Seite den platten ausgebreiteten Gestalten der anderen Reihe gegenüber stehen. Es formiren sich diese Gruppen natürlich nur aus den extremen Gestalten, welche wir der allgemeinen Uebersicht über die Manichfaltigkeit der Formen wegen getrennt halten, während sie in der Natur durch eine Reihe kaum merklicher Uebergänge miteinander verbunden sind. — Verfolgen wir zuerst die weniger gewölbten, flachen Formen. Dem oben charakterisirten Jugendzustand erhalten die For- men, welche ROEMER unter dem Namen Teer. rostralina beschrieb, noch am meisten Aehnlichkeit (Taf. XVII. Fig. 1. 2. 3. 4.). Sie sind beiderseitig flach gewölbt, der Schnabel ist stark ent- wickelt, lang und nur an der Spitze etwas übergebogen. Die 350 Schlossränder sind fast gerade und viel länger als die abgerun- deten Randkanten, daher liegt die grösste Breite in dem unteren Drittel der Längenerstreckung. Die Area ist hoch und hat scharfe Kanten. Die Muskelöffnung ist gross, lang oval und von dem Wirbel der Dorsalklappe durch ein hohes zweitheiliges, um- fassendes Deltidium getrennt, welches sich oft zu einem cylin- drischen Rand erhebt. Einbuchtüungen sind nicht vorhanden.. Aus dieser Grundform entwickelt sich eine Reihe von Va- rietäten, welche durch die Anzahl der Radial-Rippen bedingt sind. Entweder sind diese nämlich dicht und scharfkantig, oder ein- zeln stehend und flach gewölbt und erreichen im ersten Fall die Zahl 45, während man in letzterem ihrer nur 18 bis 20 zählt. Schon mehr abweichend wird jedoch der äussere Habitus, wenn sich das Thier mit Beibehaltung der erwähnten charakte- ristischen Eigenschaften der weitgefalteten T'er. rostralina Roe- Mmer’s bedeutend iin die Breite ausdehnt (Taf. XVII, Fig 5 u. 6), wodurch sich die Schlosskanten in der Mitte einwärts biegen, und sich die Form der Ter. rostriformis ROEMER’s nähert, in welche sie nach und nach durch Entstehung eines Sinus über- geht (Taf. XVIII. Fig. 7 und 8). Entwickelt sich dieser mehr und mehr, so entsteht die Form, welche in der Leihaea geogn. Taf. XXX. Fig. 4. als Typus der Rhynch. depressa abgebildet ist, welche RoEMER als eine Varie- tät der Teer. varians beschreibt und die v. Buca als Ter. varians vom Elligser-Brinke anführt. Ihre Schlosskanten sind fast gerade, in der Mitte etwas eingebogen, länger als die abgerundeten Sei- tenkanten, die Dorsalschale wölbt sich in flachem Bogen bis zum Stirnrande, in der Weise, dass der letztere etwas höher als die Mitte liegt (Taf. X VLIL Fig 9.). Aufjeder Seite des tiefen centralen Sinus hängen die seitlichen Partien flügelartig herab. Die Grenze der beiden Klappen-Ränder bildet von der Seite gesehen eine gerade durch die Falten ausgezackte Linie, der Stirnrand einen Halbkreis oder selbst einen spitzen Winkel. Die Ober- fläche ist bedeckt von 15 bis 25 scharfen, nach dem Rande zu gleichmässig an Stärke zunehmenden Falten; auf den Sinus kommen 3 bis 4, auf den Wulst 4 bis 5 derselben. Die Area ist hoch, horizontal gestreift, oft ohrenförmig in die Dorsalschale ein- greifend und von einer scharfen oberen Kante begrenzt. ' Die Grenze, welche v. SrroMBeEck (diese Zeitschrift Bd. V. S. 113) zwischen der eigentlichen Ter. varians und der für 551 Ter’ varians gehaltenen Varietät von Ter depressa zieht, halte ich nicht für so scharf, wie es dieser Forscher annimmt. Die unterscheidenden Merkmale, welche derselbe angiebt, variiren an vorliegenden Exemplaren in einer Weise, welche ihre unterschei- dende Kraft vollständig aufhebt und das Inconstante dieser Spe- cies um so deutlicher zeigt. VON STROMBECcK nimmt als Haupt- unterschied beider an, dass die ächte varians weniger, die vermeintliche Neocom-varians immer mehr als ‘25 Falten habe. Es liegen jedoch Exemplare aus dem Berklinger Hilsconglome- rate vor, welche deren 15 bis 18 besitzen. Ferner sollen bei der Rhynch. depressa die Arealkanten abgerundet, bei vardans aber scharf sein; allein auch bei ersterer findet sich oft eine scharfe Arealkante. Ebenso werden auch die Falten öfter durch den Sinus verzogen, welche Eigenthümlichkeit v. BucH und v. S'TROMBECK nur der ächten varzans zuschreiben. Diese sämmt- lichen Umstände sprechen für die enge Zusammengehörigkeit -der depressa und varians und zeigen Unthunlichkeit einer schar- fen Trennung beider. Die zweite der Gruppe der Spielarten der RAynch. de- pressa, als deren charakteristisches Merkmal wir eine stark ge- wölbte, aufgeblähte Dorsalschale hinstellten, zeichnet sich durch plumpere Form aus, wie sie jenes Verbältniss mit sich bringt, und. welche durch eine sich öfters einstellende Unsymmetrie noch vermehrt wird. Ausserdem sind die Falten stets scharfwinklig und deutlich ausgeprägt, ihre Zahl und Höhe hält die Mitte zwischen der der eng- und weitgefalteten der vorigen Reihe, 25 bis 30 ist die gewöhnliche Zahl derselben. Selten dichoto- miren eine oder mehrere von ihnen. Die Area greift auf beiden Seiten des Wirbels tief ohrförmig in die Dorsalschale ein. Eine centrale Einbuchtung ist stets vorhanden; die Individuen errei- chen bedeutendere Dimensionen als die flach gewölbten. Die Charaktere dieser Gruppe vereinigt ROEMeER’s Ter. de- pressa und inconstans in sich, deren typischen Habitus Fig. 10, 11 u. 12 auf Taf. XVIII. darstellen. Von dieser Grundform zweigt sich eine Unzahl Spielarten ab, welche durch das Variiren der Höhe und Breite, sowie der Schärfe der Falten, die Verschieden- heit des Apicialwinkels, die grössere oder geringere Tiefe der Einbuchtung, das Auftreten von concentrischen schuppigen An- wachsfalten und einer oft unsymmetrischen Entwicklung hervor- gerufen werden, in Folge deren bald die rechte, bald die linke 552 Hälfte der Schale von der Mitte ihrer Länge an niedergedrückt ist. — Ein hierher gehöriges Prachtexemplar der RAynch. de- pressa aus dem Hilsconglomerate der Haberlah Wiese, welches ich seiner ausgezeichneten Schönheit und Grösse wegen Taf. XIX. Fig. 1, 2 und 3 abgebildet habe, verdanke ich der Güte des Herrn BEckmann. Es hat eine Höhe von 40, eine Breite von 50, eine Dicke von 25 Mm., und einen Apicialwinkel von 420 Grad. Die Schlosskanten sind in der Mitte eingebogen, die Seitenkanten fast in einem Halbkreis abgerundet, der Stirn- rand ist gerade. Die Dorsalschale ist ziemlich stark gewölbt und beiderseits flügelartig erweitert. Sie steigt steil vom Schlosse empor und beschreibt einen flachen Bogen bis zum Stirnrande, jedoch so, dass ihre Mitte höher steht als der Stirnrand. Die Ventralschale ist flach gewölbt. Der Schnabel nur wenig über- gebogen. Der schwache Wulst geht allmälig in die Flügel über, Die Anzahl der hohen, scharf gekanteten Rippen beträgt 25; es entspringen dieselben sämmtlich in der Spitze des Schna- bels oder auf dem Wirbel der Dorsalschale und breiten sich fächerförmig nach dem Rande zu aus. Von ihrer Mitte an sind sie mit zarten ziekzackartigen Anwachsstreifen versehen, die nach dem Rande zu an Deutlichkeit und Stärke zunehmen. Auf den Sinus kommen 5, auf den Wulst 6 Rippen. Die grösste Breite und Dicke liegt in der Mitte der Längser- streckung. Die Durchbohrung ist oval, das Deltidium um- fassend und die hohe scharfbegrenzte Area zart horizontal ge- streift. | In der Mitte zwischen diesen beiden Gruppen der Varietäten der Rhynch. depressa, den flachen und hochgewölbten und ihren Zusammenhang vermittelnd, stehen die Varietäten, deren Grund- form ROEMER unter dem Namen Ter. paucicosta beschrieb. Sie haben eine zugerundete Form, einen wenig übergebogenen Schnabel und ein’ niedriges Deltidium. Beide Schalen sind gleich- mässig und zwar nur gering gewölbt und tragen nur 10 bis 16 vereinzelte Rippen, welche am Rande hoch und scharf sind, bald aber schwächer und mehr abgerundet werden und gleich ober- halb der Mitte verschwinden. Eine ventrale Einbuchtung ist nur schwach angedeutet. (Taf. XVIII. Fig. 13 und 14.) Die angeführten Varietäten der RAynch. depressa würden sich demnach in folgender Weise gruppiren: 393 a) ausgebreitete flache Formen. Ter. rostralina und rostriformis RoEM. x b) Formen mit aufgeblähter Dorsalschale. Ter. depressa, plicatella und inconstans ROEM. €) beide Formenreihen vermittelnd, mit wenig Rippen. Ter. paucicosta RoEm. d) aufgeblähte Formen mit tiefem Sinus, oder ausgebreitete Formen mit herabhängenden Flügeln. Ter. varians Roem. und Buch. | Ebenso wie die Umrisse der Gestalt der RhAynch. depressa nur lose gezogen sind, so ungewiss und weit sind auch die zeit- lichen Grenzen ihrer Existenz. Es liegt eine Reihe von‘ Exem- plaren von Rhynch. inconstans aus dem oberen Oxford des Ith vor, welche der RAynch. depressa besonders in ihren Varietäten, die sich auch bei jener fast sämmtlich nachweisen lassen, zum Verwechseln gleichen. Ebenso schwer ist es Atlhynch. pinguis aus dem Oxford von Rhynch. depressa specifisch zu unterschei- den, und einige Exemplare der Rhynch. varians aus dem brau- nen Jura von Donaueschingen stimmen mit der erwähnten Va- rietät der ‘depressa bis in die kleinsten Details überein. — Rhynch. vespertilio, octoplicata, nuciformis und ähnliche For- men der oberen Kreide hatte Bronn schon in der ersten Auf- lage seiner Lethaea unter dem Namen AA. plicatilis mit der neocomen Äh. depressa vereinigt. Sie sind zwar von ihm in der 3. Auflage seines Werkes wieder getrennt aufgezählt worden, allein nur aus praktischen Gründen, ohne dass der Verfasser, seiner eignen Aussage nach, von dem specifischen Werthe jener Formen überzeugt gewesen wäre, — So wahrscheinlich auch die specifische Zusammengehörigkeit einer grossen Reihe von ju- rassischen und cretaceen RAynchonellen sein mag, so dürfte doch die Beibehaltung der bestehenden Nomenclatur nicht nur aus Gründen einer leichteren und präciseren Bezeichnung derselben, sondern auch desshalb vorzuziehen sein, dass zwar einzelne Exem- plare der einen Formation anderen Exemplaren der anderen Formation zum Verwechseln gleichen können, dass aber der Ge- sammthabitus von ganzen Suiten derselben ein verschiedener und bei jeder einzelnen ein constanter ist. Die thatsächlichen Merk- male für die Verschiedenheit des Eindruckes verschiedener Suiten dürften kaum zu beschreiben sein, besonders desshalb, weil sie mit 554 den Localitäten wechseln und nur bei Suiten aus denselben Ge- genden constant bleiben. Die neocome Zthynch. eich erreicht das Maximum eindr Entwicklung an der unteren Grenze des Hilsconglomerates und zwar ist die pawcicosta und varians genannte Spielart die sel- tenste, die Var. depressa und inconstans die häufigste Form. — Der innere Apparat der Äh. depressa stimmt mit den vor- handenen Beschreibungen betreffend das Genus ZtAynchonella im Ganzen überein (Taf. XIX. Fig. 4, 5). Die Zähne liegen an den Ecken der ohrenförmigen Erweiterungen der Area und wer- den gestützt durch zwei starke Zahnplatten, welche mit dem Boden der Ventralschale verwachsen sind. Von hier aus breiten sich halbmondförmig die Vertiefungen der Cardinalmuskeln aus, während an ihrer Innenseite die schmalen Eindrücke der Stiel- muskel bemerklich sind. In der Mitte zwischen diesen liegt die. birnförmige Haftstelle des Adductors. — Den Wirbel der klei- neren Klappe bildet eine dicke Schlossplatte, von deren Spitze aus zwei divergirende Wülste auslaufen, welche die zarten, etwas aufwärts gebogenen Brachiallamellen tragen und an deren Innen- seite die Eindrücke der dorsalen Stielmuskeln liegen, während ihre Aussenseite von tiefen Zahngruben begrenzt wird. Der Cardinalmuskel haftet in einer kleinen dreieckigen Grube an der Spitze des Schlossfortsatzes; die 4 Eindrücke des Adductors liegen etwas unter der’ Schlossplatte im obersten Drittel der Höhe der kleineren Klappe und sind durch ein mittleres Septum in zwei Paare getrennt. Von Ovarien und den dichotomirenden Zweigen eines Gefässsystems konnte auch auf den Steinkernen keine Spur bemerkt werden. Rhynchonella antidichotoma mw’Ore. hat ding stumpfen Schlosskantenwinkel, gerade, in der Mitte nur wenig eingebogene Schlosskanten. Die Seitenkanten sind kurz und ge- hen in kurzem Bogen in den Stirnrand über, welcher letztere tief eingebuchtet ist. Die ventrale Schale erhebt sich zum Stirnrande in einer geraden Linie, in einer solchen läuft ebenfalls die untere Fläche der Ventralschale und von der Seite gesehen ist-der aus- gebuchtete Stirnrand ebenfalls geradlinig und steht in fast rech- tem Winkel auf der ventralen Klappe, so dass die Seitenansicht der Rhynch. antidichotoma ein rechtwinkliges Dreieck vorstellt. Auf diese Weise nähert sie sich in ihren allgemeinen Umrissen der varians-ähnlichen Spielart der ZtAynch. depressa. Auch 555 Area, Deltidium und Muskelöffnung sind bei beiden dieselben. Der Unterschied beruht auf der Beschaffenheit der Falten. Wäh- rend diese bei /thynch. depressa ohne sich an Zahl zu verändern vom Orte ihres Ursprungs bis nach den Rändern laufen, errei- chen bei Akynch. antidichotoma von ungefähr 35 vom Wirbel oder Schnabel entspringenden Falten nur 14 bis 18 den Rand, indem die übrigen entweder auf der Mitte der Schale verschwinden oder sich in unregelmässigen Abständen zu je zweien oder dreien zu einer grossen zusammenschaaren.. Weder. die ursprünglichen, noch die Falten zweiter Ordnung sind jedoch so scharfwinklig und hoch wie bei /tAynch. depressa. Auf den Sinus kommen drei Falten. Rhynch. antidichotoma, ist, häufig im oberen Hilsthon, wo sie besonders in den Wohnkammern der für dies Niveau be- zeichnenden, grossen ÜCrioceraten vorkommt. D’Orgıcny beschreibt sie als dem Albien angehörig. Die Beobachtungen v. StRoMBEck’s über das enge Verhält- niss zwischen Ter. oblonga und Puscheana Rorm. (siehe weiter ‘ unten), der Nachweis, dass erstere durch Schaarung eines Thei- les der Rippen zu einer geringeren Anzahl Rippen zweiter Ord- nung aus Ter. oblonga entstehe, also nur eine Varietät von dieser sei, drängt uns unwillkürlich eine Obigem analoge Ver- gleichung zwischen Riynch. depressa und antidichotoma auf. — Wie erwähnt, stimmt letztere im äusseren Habitus, in der Be- schaffenheit der Area, des Deltidiums und der Muskelöffnung mit den Varietäten varians und rostriformis der Rhynch. de- pressa genau überein. Die Unterschiede zwischen beiden liegen allein in der Art des Verlaufes der Falten. Ist nun letztere wichtig genug, um als specifischer Unterschied zu gelten oder ist sie inconstant, vielleicht gar durch Uebergänge verbunden? Uebergangsreihen zu legen zwischen Sthynch. depressa und antidichotoma, überhaupt nur Uebergangsformen nachzuweisen bin ich zwar nicht im Stande, vielleicht aber dürfte die Beant- wortung der Frage: ob bei andern Species eine ähnliche umge- kehrte Dichotomirung auftritt, in welchem Verhältniss solche For- men zu den mit ihnen vorkommenden Arten stehen, ob zwischen diesen Uebergänge nachzuweisen sind und ob sich die äusseren Lebensbedingungen mit der Ablagerung des oberen Hilsthones im Verhältniss zu denen älterer Schichten in der Weise änder- ten, dass sich durch sie eine solche Abänderung der Rhynch. 556 - depressa erklären liesse? — Die Beantwortung dieser Fragen dürfte von Einfluss auf die natürliche Stellung der Ahynch. antidichotoma sein. - Im Cenoman des Dimmerberges bei Hilters unweit Osna- brück kommt in grosser Häufigkeit, vergesellschaftet mit Ahynch. plicatelis und Inoceramus striatus, eine Rhynchonelle vor, wel- che die Eigenthümlichkeiten der Faltung von Ahynch. antidi- chotoma in noch höherem Grade und noch grösserer Deutlich- keit als diese selbst zeigt. Von 45 bis 48 schwächeren Rippen vereinigen sich auf der Mitte der Schale je zwei, manchmal auch drei zu einer stärkeren, scharfwinkligen, von denen 6 auf den Sinus kommen. In seinen Varietäten, sowie in seinem allgemei- nen Habitus stimmt dieses Vorkommen mit der mit ihr in glei- cher Häufigkeit und gleicher Schicht auftretenden Ahynch. pli- catilis vollständig überein; beide nehmen bald eine flache aus- gebreitete, bald eine stark gewölbte Gestalt an. Die jugendlichen Exemplare beider sind, da die Schaarung der Falten erst im höheren Alter eintritt, von einander nicht zu unterscheiden. Ausserdem tritt die Eigenthümlichkeit der Vereinigung mehrerer Falten zu einer einzigen in sehr verschiedenem Alter auf, bei einigen Exemplaren schon in der Mitte, bei anderen von dersel- ben Grösse erst am Stirnrande, »bei noch anderen liegen oft 3 bis 4 Falten nebeneinander, welche direct ohne sich gegenseitig zu beeinflussen vom Stirnrande bis auf die Schnabelspitzen laufen. Die beiden letzten Formen treten vermittelnd zwischen den ein- fach gerippten und den mit sich schaarenden Rippen versehenen Varietäten der Athynch. plicatilis auf. Ein ähnliches Verbhältniss ist häufig bei AtAynch. octoplicata aus den Mucronaten-Mergeln von Ählten bei Hannover, Auch hier vereinigen sich bei circa + der dort von mir gesammelten Exemplare, freilich nicht in so constanter Weise wie bei dem vor- hererwähnten Vorkommen, 2 bis 3 Falten etwas unterhalb der Mitte zu einer Hauptfalte. Bei vielen Exemplaren ist diese ab- weichende Bildung der Falten auf diejenigen, welche auf die Bucht fallen, beschränkt, bei anderen ist sie jedoch ebenfalls auf den seitlichen Partien bemerklich. Diese Eigenthümlichkeit in | der Faltung der Rhynch. plicatilis erwähnt auch Bronn in der Lethaea V. p.215 von anderen Fundorten, sowie sie DIORBIGNY pl. 499, f. 9—12 zwar abbildet, aber nicht beschreibt. Wohl Niemand wird sich veranlasst fühlen, die beiden oben |}; 557 erwähnten Varietäten aus dem Cenoman und Senon als selbst- ständige Species hinzustellen. Im Gegentheile muss besonders das Ahltener Vorkommen durch das inconstante, meist nur par- tielle Auftreten der Schaarung von Falten, ferner ihre Abstam- mung von derselben Brut wie die normal gebildete plcatilis zu der Ueberzeugung führen, dass die Verhältnisse zwischen Ahynch. depressa und antidichotoma ähnliche seien wie bei den kaum davon zu trennenden cenomanen und senonen Ahynch. plicatilis und octoplicata. Kennen wir auch den directen Einfluss nicht, welcher nöthig gewesen sein muss, diese Veränderung in der Faltung hervorzu- rufen, so muss doch der Wechsel der Lebensbedingungen beim Eintreten der Periode des oberen Hilsthones ein bedeutender und plötzlicher gewesen sein; sehen wir doch, abstrahirend von der mineralogischen Verschiedenheit der Schichten, in einer Reihe riesiger Crioceraten eine neue Fauna an Stelle der: früheren er- stehen, deren Existenz gewiss von anderen Bedingungen abhängig war Ale: die jener. Geht man bei der Aufstellung der hierher gehörigen Bra- chiopoden-Arten darauf aus, extreme Formen zu vereinigen, so- bald Uebergänge zwischen ihnen aufgefunden werden können, welche ihre gegenseitige Verwandtschaft beweisen, vereinigt man demnach Ter. oblonga und Puscheuna, so muss auch analog die- sem, mit Rücksicht auf die Vorkommen von Hilters und Ablten, Rhynch. antidichotoma nur als eine Varietät von KEN. a pressa aufgefasst werden. 2. Terebratula biplicata Der». Ter. biplicata Rorm. Ool. p. 53, t. 2, f. 4—8. Nacht, p. 22, t. 18, p. 10. Kr. p. 48. Ter. biplicata Bucu über Ter. p. 107. Ter. biplicata v’Ore. T. er. V. p. 95. pl. 511. Ter. sella Rorn. Kr. p. 43, t. 7, f. 17. Ter. sella Sow. »’Ors. p. 91, pl. 510, f. 6 — 12. Ter. perovalis Rom. Ool. II. p. 3. Kr. p. 42. Ter. perovalis Buch über Ter. p. 109. Ter. praelonga Sow. v’Ore. p. 75, pl. 506, t. 1-7. ’Ter. longirostris Roem. Nacht. p. 21, t. 18, f. 10 u. 13. Kr. p. 42, 1. 7,06.16. Ter. Bar roniane D’Orp. p. 80, pl. 507, f. 1-5. Auch diese Species hat weite Grenzen, zwischen denen sich ihre Varietäten bewegen. Die Mannigfaltigkeit derselben ist 558 Schuld an ihrer Zersplitterung. Man hat den verschiedenen Ju- gendzuständen, mehr in die Länge gezogenen oder mehr aufge- blähten Formen eine selbstständige Stellung gegeben und strenge Grenzen zwischen ihnen -und ihren Verwandten zu ziehen ver- sucht, welche die Natur durch die deutlichsten Uebergänge der für sich allein betrachtet verschiedenartigsten Gestalten und durch ein unaufhörliches Schwänken zwischen den äussersten Extremen ihrer Kriterien nicht duldet. In der Jugend ist Ter. biplicata, a kleinen Schnabel ab- gerechnet, fast kreisrund, die Dorsalklappe ist fast gar nicht, die Ventralklappe nur flach gewölbt. Eine Einbuchtung beginnt sich erst bei den 15 bis 18 Mm. grossen Exemplaren zu zeigen. Schon bei sehr jungen Individuen dagegen entwickelt sich die Neigung sich entweder mehr in die Länge auszudehnen (Taf. XX. Fig. 3 und 4) oder eine mehr abgerundete Gestalt anzunehmen (Taf.XX. Fig. 1und2). Ausgewachsene, langgestreckte Indi- viduen (Taf. XX. Fig. 5, 6,7, Ter. longirostris RoEM. und prae- ‚longa »’ORB.) erreichen eine Länge von 40, eine Breite von 25 und eine Dicke von 20 Mm., sind langgestreckt fünfseitig, die grösste Dicke liegt etwas über, die grösste Breite etwas unterhalb der Mitte. Die Buchten und Falten sind bei einem Theil der vor- liegenden Exemplare abgerundet und flachgewölbt, bei anderen jedoch ziemlich scharfwinklig. Die Area ist nicht scharf be- grenzt, sondern hat abgerundete obere Ränder. Der Schnabel ist bei einem Theil der vorliegenden Exemplare übergebogen, bei anderen dagegen gerade und fast eylindrisch. Das Deltidium ist sectirend und je nach der mehr oder minder übergebogenen Form des Schnabels hoch oder niedrig. Die Muskelöffnung- ist gross, steht parallel mit der Längenerstreckung des Thieres, ist jedoch häufig in der Weise durch Abreibung erweitert, dass sie in Form einer langgestreckten Ellipse den Schnabel schräg abstutzt. Gut erhaltene Exemplare sind zart radial gestreift. Diese lang- gestreckte Abänderung der Ter. biplicata repräsentirt v. Bucn’s var. acula und wird wahrscheinlich von ihm unter dem Vor- kommen aus der Kreide, welches 1 bis 1% Zoll Länge erreicht, begriffen. ROEMER beschreibt Ter. longirostris als eine langge- zogene biplicata, welche sich von dieser durch einen fast gera- den, walzenförmigen Schnabel unterscheidet und aus dem Hils- conglomerate von Berklingen und Schandelah stammt. Da jedoch die gerade ausgestreckte eylindrische Gestalt des Schnabels nicht 559 constant, vielmehr stets durch Uebergangsformen mit der mehr übergebogenen Schnabelbildung verbunden ist, dürfte Ter. lon- girostris nur als Varietät der Ter. brplicata zu betrachten sein, besonders da auch die mehr zugerundete Form der Ter. bipli- cata zuweilen mit geradem, statt mit übergebogenem Schnabel vorkommt. — Auch p’OrsıcnY’s Ter. praelonga ist jedenfalls mit unserem Vorkommen identisch. _ Selbst seine Abbildungen unterscheiden sich wenig von der normalen dzplicata. Eine et- was mehr in die Länge gezogene Gestalt kann nicht als unter- scheidendes Merkmal zweier Terebrateln dienen. Die mehr 'zugerundeten Varietäten können wiederum ein untereinander sehr verschiedenartiges Aussehen erhalten. Die einen sind plattgedrückt, fast kreisrund, haben nur schwache abgerundete Falten und Einbuchtungen und sind von Bucn als var. lata der T. biplicata beschrieben worden. Die anderen sind etwas mehr gewölbt, die Falten und Buchten scharfkantiger und tiefer, jedoch bei verschiedenen Individuen wieder von ver- schiedener Länge, indem manche kaum die Mitte erreichen, manche noch bis fast auf dem Schnabel zu bemerken sind. Oft ist auch das gegenseitige Grössenverhältniss der Buchten verschieden, in- dem die mittlere oft ganz verschwindet und die äusseren sich | ausdehnen und umgekehrt. Es liegen sogar Exemplare mit drei Falten auf der Dorsal-Schale aus dem Berklinger Hilsconglomerate vor. Diese sämmtlichen Formen erreichen eine Länge von 40, eine Breite von 35 und eine Dicke von 20 Mm., und sind fünf- seitig, mehr oder weniger abgerundet (Taf. XX. Fig. 11. 12. 13). Die Dorsalschale wölbt sich in fachem Bogen vom Schloss bis zur Stirn. Von ihrer grössten Höhe an senkt sich ein Sinus nach dem Stirnrande, welcher beiderseits durch eine Falte be- grenzt wird. Ein flacherer, weiterer Sinus trennt diese Falten von den Seitenrändern. Auf der Ventralschale läuft von dem Punkte aus, wo sie sich zum Schnabel umbiegt, ein auf jeder Seite von einem Sinus begleiteter Kiel nach dem Stirnrande. Diese Einbuchtungen werden von den Seitenrändern durch flach- gewölbte, breitere Seitenfalten getrennt. Die Oberfläche ist zart concentrisch, oft auch fein radial gestreift. Die hierher gehöri- gen Formen sind von RoEMer als T. biplicata und sella, von D’ORBIGNY als sella beschrieben worden. ROoEMER unterschied sella von biplicata dadurch, dass ihre Breite ebenso beträchtlich als die Länge sei und fast in der 560 Mitte, bei böplicata jedoch weit unter derselben läge, dass die Wölbung geringer und der Schlosskantenwinkel stumpfer als bei T. biplicata sei, bemerkt jedoch Kr. S. 43. sub 41, dass er eine Zusammengehörigkeit von 7". biplicata, perovalis und sella für wahrscheinlich halte. | D’OrsıcnY’s 7. sella soll sich Beh ausgebreitetere seit- liche Partien, durch mehr abgerundete Falten und dadurch, dass diese mehr nach der Mitte zu convergiren von T. biplicata un- _ terscheiden und ausserdem erstere dem Neocom, letztere dem Cenoman angehören. Die Trennung ist eine unnatürliche, weil bei einer sonst vollständigen Uebereinstimmung der wichtigeren Kriterien bei einzelnen Individuen grade in den angegebenen Unterscheidungsmerkmalen die grösste Unbeständigkeit herrscht, und ist wohl hauptsächlich aus dem Grunde hervorgehoben, um eine grösstmögliche Verschiedenheit der Fauna des Cenoman und Neocom zu beweisen. Man kann desshalb auch diese Species nur als eine geringe Abänderung der T’. biplicata be- trachten. Manche Individuen haben sich ganz unverkäilknieeei in die Dicke ausgedehnt, sind fast kugelig geworden und haben dann kurze tiefe Buchten und scharfwinklige, hohe Falten (Taf. XX, Fig. 8. 9. 10). Dabei erreichen sie nie die Dimensionen der vorigen Varietät; das Maximum der Länge der vorliegenden Exemplare ist 20, die Breite und Dicke 15 Mm. Die Reihe der hierher gehörigen Formen ist von Buch in der var. inflata und von D’ORBIGNY in der Species T. Carteroniana vereinigt worden. Die Mitte zwischen den langgestreckten und zugerundeten Exemplaren hält eine Varietät, welche RorMER als 7’, perovalis Sow, beschreibt, und welcher pD’Orgıcny fälschlich seine T. Mox- toniana identisch setzt. Diese Species (Taf. XX. Fig. 14. 15. 16) dürfte nichts Anderes als eine sehr stark gewölbte, langge- streckte, grosse Varietät der 7. biplicata sein, welche oft eine Länge von 50 bis 60 und eine Breite und Dicke von 30 bis 35 Mm. erreicht. Ihre Falten und Einbuchtungen sind nicht so scharf wie bei den vorher erwähnten Spielarten der 7”. bipli- cata, sondern mehr abgerundet. Der Schnabel ist sehr stark übergebogen und durch die sehr grosse Oeffnung horizontal ab- gestutzt. Das Deltidium breiter als hoch, die Oberfläche der Schale zart concentrisch, oft auch radial gestreift. — Auch zwi- schen der 7. perovalis benannten Varietät, der eigentlichen bz- 561 plicata und der langgestreckten praelonga bewegt sich eine Reihe Spielarten, bei welchen man nach einer Trennung obiger Varie- täten in Species zögern müsste, sie irgend einer von diesen zu- zuzählen. Die oben angeführten Varietäten würden sich folgenden Gruppen zutheilen lassen: a. langgestreckte Formen: T. biplicata acuta Buch. T. longirostris Roem. T. praelonga D’ORB. b. langgestreckt auf&ßeblähte Formen: T". pero- valis RoeM. und Bucn. ec. zugerundete Formen: 7, biplicata Rom. und D’ORB. T. biplicata var. lata BucH. T. sella Rom. und D’ORB. Ä d. zugerundet aufgeblähte Formen: T. biplicata var. inflata Buch. T. Carteroniana D’ORe. Ebenso wenig wie eine scharfe Trennung zwischen jurassi- schen und cretaceen Formen bei R. depressa möglich war, ist dies bei 7. diplicata der Fall. T. subsella Leym. aus dem Kimmeridge gleicht dem neocomen Vorkommen in allen Lebens- perioden und dürfte selbst wieder schwer von T. humeralis und bisuffarcinata aus dem Oxford zu scheiden sein. Dieselben Gründe jedoch, welche gegen .eine Vereinigung von Zth. pinguis u. s. w. mit Ah. depressa sprachen, dürften auch hier entschei- dend sein. ” Die neocome biplicata tritt im ganzen Hilsconglomerat und den Elligser-Brinker Schichten gleich häufig, in den höheren Schichten des Hilses jedoch nieht mehr auf. Von ihren Va- rietäten ist sella und lJongtrostris die häufigste, carleroniana und perovalis die seltenste. | Präparate, welche den inneren Bau nur einigermassen hätten beobachten lassen, stehen nicht zu meiner Disposition. Aus dem Fehlen eines mittleren Septums kann man wenigstens schliessen, dass T. biplicata eine ächte Terebratula ist. 3. Terebratula (Waldheimie) Moutoniana v’Ore. D’Ore. T. er. IV. p. 89, pl. 510, £. 1—5. Taf XXL Eis. 1.2, 3, 4,5, Regelmässig eirund, zuweilen abgerundet dreiseitig; in er- sterem Fall liegt die grösste Breite in der Mitte, in letzterem unter derselben. Meist flach, manche Exemplare jedoch ziemlich stark ge- Zeits. d. d. geol. Ges. XV1. 3. 36 562 wölbt, wodurch sie sich der 7'. faba nähern. Schnabel’ ziemlich stark übergebogen. Arealkante scharf, Deltidium zweitheilig.: Muskel-Oeffnung gross, horizontal, zuweilen durch Abreibung noch vergrössert. Oberfläche zart concentrisch gestreift, fein und und eng chagrinirt. Die Grenze der Klappenränder liegt in einer Ebene, nur selten greift die Rückenschale ein wenig in die untere. — Unterscheidet sich von faba durch ein we- ‚ niger steiles Abfallen der Schale zu ihren Rändern, we- niger ‚starken und mehr übergebogenen Schnabel, und da- durch, dass die Rückenklappe nie so tief in die andere eingreift, wie bei jenen. Sie steigt vom Hilsconglomerate, in dessen oberen Sehe ten sie in besonderer Häufigkeit auftritt durch den Hilsthon, wo sie fast immer in den Wohnkammern der Crioceraten vor- kommt, bis in die Gargas-Mergel. In dem Hilssandstein des Teutoburger Waldes ist sie häufig als Steinkern. (Schandelah, Gevensleben, Schöppenstedt, Haberlah-Wiese, Querum, Lenshop und Barenberg.) Ihre Zugehörigkeit zu dem Subgenus Waldheimia ist an dem Vorkommen des Hilsconglomerates und des Hilssandsteines an dem mittleren, starken Septum zu erkennen , welches durch die Schale entweder durchschimmert oder bei einigem Abschleifen derselben deutlichst hervortritt. Vereinzelte Klappen, wie sie in den Gar 'gas-Mergeln häufig gefunden werden, zeigen den inneren Bau so, wie ihn Fig. 1 und 2 auf Taf. XXI. darstellt. Ihr Artieulationsapparat besteht wie bei allen Terebratu- liden aus zwei Zähnen an den inneren Ecken der Area und den entsprechenden Zahngruben auf der Schlossplatte der kleinen Klappe. In der Mittellinie der grösseren Schale liegt die lang- bandförmige Anheftestelle des Adductors, ihr zu beiden Seiten die noch mehr in die Länge gezogenen Cardinalmuskel-Eindrücke und rechts und links von diesen ein dichotomirend radialgestreiftes Mal, welches ‚vielleicht die Anheftestelle des ventralen Stielmus- kels ist. — Der Eindruck des Cardinalmuskels an der Spitze des Schlossfortsatzes der dorsalen Klappe ist sehr klein. Die beiden Schlossplatten sind von dreieckiger Gestalt und auf beiden |; Seiten von tiefen Schlossgruben scharf begrenzt. Die Schleife war an keinem der vorliegenden Exemplare erhalten. Das Septum reicht bis unter die Mitte, auf jeder Seite von diesem 563 liegt ein langgestreckter tiefer und ein breiter flacher Eindruck des Adductors. _ D’Osgı6cny stellt irrthümlich seine 7. zmmoufoniana mit RoEmer’s perovalis identisch. Beide gehören jedoch zu ganz verschiedenen Gattungen, moutoniana zu den Waldheimien, per- ovalis zu den eigentlichen Terebrateln und ist, wie gezeigt, nur eine Spielart der 7". diplicata. Die verticale Verbreitung der französischen Art ist dieselbe wie die der norddeutschen mowfoniana. 4. Terebratula (Waldheimia) faba Sow. Ter. longa Roru. Ool. Nachtr. p. 22, t. 18, f. 12. Kr. p. 44. Ter: faba »’Ors. T. cr. IV. p. 77, pl. 506, f. 8-12. Taf. XXL Fig. 3%, 4’, 5. Langgestreckt eirund, oder, da die Seitenränder meist pa- rallel laufen, von eylindrischer Gestalt, oft auch gleichschenklig dreiseitig, wenn die Seitenränder nach dem wenig abgerundeten Stirnrande zu divergiren, so dass in dem letzteren die Grundlinie und somit die grösste Breite liegt. Sie erreicht eine Länge von 40, eine Breite von 25, eine Dicke von 18 Mm. Die Dorsal- schale ist ziemlich, die Ventralschale sehr stark gewölbt. Häufig greift die Dorsalschale tief in die ventrale ein. Der Schnabel ist kräftig, ziemlich grade und wenig über- gebogen, die grosse Durchbohrung stutzt ihn schräg ab. Die Area hat zwar etwas abgerundete, aber deutliche Ränder, Die starken Anwachsstreifen, mit denen die Oberfläche der Schale bedeckt ist, verschwinden auf ihr fast gänzlich. Das zweitheilige, sectirende Deltidium ist fast grade so hoch als breit. Die con- centrische Streifung wird von feinen Radialstreifen durchkreuzt. Die eylindrische Gestalt dieser Species, das steile Abfallen der Ventralschale zu ihren Seitenkanten lässt diese Species leicht von den übrigen, mit ihr zusammen vorkommenden Terebrateln unterscheiden. Jüngere Individuen (Taf. XXI. Fig, 4.) zeichnen sich durch die ovale Form ihrer Dorsalschale und die bedeutende Länge ihres Schnabels aus, mit dem natürlich auch die Höhe des Del- tidiums gewachsen ist. Bei ihnen fehlen Einbuchtungen und Eingreifungen einer Schale in die andere und liegen daher die Grenzen beider Schalen stets in einer Ebene. Ihre Area ist oft schärfer begrenzt als bei älteren Individuen. | > 36 * 564 Von dem inneren Apparat der 7. faba ist allein das mitt- lere, dorsale Septum bloszulegen gewesen, 7. faba gehört somit dem Subgenus Waldheimia an. Diese Species ist häufig im Hilsconglomerate von Gross- Vahlberg, Berklingen und Schandelah, am häufigsten jedoch im mittleren Hilsconglomerate von Gevensleben und dem .unteren Hilsthon von Salzgitter und Klein-Schöppenstedt. Ihre Schale ist fein chagrinirt, gröber wie bei 7. oblonga, dichter und zarter wie bei 7. Zamarindus. ROEMER scheint unter dem Namen T'. Zongirostris zwei ähnliche Formen begriffen zu ha- ben und zwar in seinem Nachtrag S. 21 die langgestreckte Varietät der biplicata, in seiner Kreide dagegen Exemplare seiner Zonga, deren Schnabel etwas stärker als gewöhnlich entwickelt ist. 5. Terebratula (Woaldheimia) tamarindus Sow. D’Oke. T. cr. IV. p. 72, pl. 505, f. 1—10. Taf. XXI. Fig. 13, 14, 15, 16. Länge 18 bis 20, Breite 16 bis 18, Dicke 8 bis 10 Mm. Umrisse fünfseitig abgerundet, Apicialwinkel kleiner als ein rechter, grösste Dicke und Breite in der Mitte liegend, beide Schalen gleichmässig fach gewölbt; ausgewachsene Individuen haben auf jeder Klappe 2 flache Rippen, welche an der Stirn aufeinander treffen, — eine Andeutung des Charakters der ein- cten Terebrateln Buch#’s. Grenzlinie beider Klappen in einer fast vollständig ebenen Fläche liegend, an der Stirn nur. sehr wenig in einem sehr flachen Bogen ausgebuchtet. Schnabel wenig über- gebogen, Muskelöffnung von mittlerer Grösse, Deltidium breiter als hoch, obere Arealkanten scharf, Area fein horizontal, übrige Schale fein concentrisch gestreift. In gewissen Zwischenräumen treten deutliche Anwachsringe hervor. Auf der Oberfläche ist eine weitläufige Chagrinirung schon mit blossem Auge sicht- bar; sie besteht aus Linien von Grübchen, welche sich unter spitzem Winkel schneiden. T. tamarindus hat einen äusserst constanten Habitus und varürt allein und zwar sehr gering in dem Verhältnisse der Länge zur Breite und dadurch, dass bei ausgewachsenen Exem- plaren häufig der Charakter einer Cincta auftritt. Sie steigt in gleicher Häufigkeit durch das ganze Hilsconglomerat bis zum Speeton-clay, in dem ich sie bei Kreuzrehe undam Lindener Berg fand. Die vollständige Uebereinstimmung des inneren Apparates, 565 soweit der Erhaltungszustand des Inneren der neocomen Formen eine Vergleichung gestattet, und die selbst bei den in Schwefelkies verwandelten Exemplaren des Gaultes deutlichst erhaltene, weit- läufige Chagrinirung beweisen, dass diese Formen mit T., ta- marindus des Neocom identisch sind, während D’OrBIGNY ihre Existenz auf die Zeit des unteren Neocom beschränkt. Die Rückenklappe einer 7. tamarindus, in welcher sich ein grosser Theil der Schleife, sowie das vollständige Septum erhalten hat, ist Taf. XXI. Fig. 15 abgebildet. Die Haftstellen des inneren Adductormuskel- Paares sind lang birnförmig und tief eingedrückt. Der kleine Cardinalmuskel-Eindruck liegt an der äussersten Spitze der Schlossplatte. — Die Ventralschale ist be- sonders in der Schnabelgegend von verhältnissmässig sehr be- deutender Stärke. Die Zähne werden durch kräftige, nach dem Grunde der Schale zu convergirende Zahnplatten getragen. Diese verflachen sich gegen die Mitte der Schale hin und umschliessen ein tiefes, dreiseitiges Adductormuskel-Mal. Seitlich von ihm liegen die flachen Cardinalmuskel-Eindrücke. Die innere Scha- lenoberfläche ist von radialen, abgerundet leistenförmigen Er- höhungen durchkreuzt (Taf. XXI. Fig. 16.). 6. Terebratula (Waldheimia) hippopus RoEM. (non D’ORR.) Ter. hippopus Rozn. Kr. p. 114, t. 16, f. 28. Taf. XXI. Fig. 17, 18, 19. Die vorliegenden Exemplare erreichen eine Länge von 13, eine Breite von 11 und eine Dicke von 10 Mm. Die Ventral- schale ist hoch, kielartig gewölbt, der Schnabel stark überge- bogen, das Deltidium somit niedrig, die Area nach oben scharf begrenzt, die Oeffnung ist ziemlich klein. Die Dorsalschale ist flach und erreicht ihre höchste Höhe direkt unter dem Schnabel. Von dieser Stelle an zieht sich ein flacher, sich schnell in die Breite ausdehnender Sinus nach dem Stirnrande, wo die Dorsal- schale ziemlich tief in die Ventralschale eingreift. Im ganzen Hilsconglomerat selten, über dasselbe nicht hin- _ ausgehend. Reuss hält (Böhm. Kr. Bd. I. S. 52) T. Arppopus für eine Varietät der 7. pumela mit deutlich ausgesprochenem Dor- salsinus. Seitdem hat sich jedoch herausgestellt, dass 7. pumela zu den Magasiden gehört, während T. Arppopus, wie das -Vor- 566 handensein eines niedrigen, aber tief reichenden Septums beweist, eine Waldheimia ist. Unter dem Namen 7. Aippopus sind augenblicklich drei Formenreihen inbegriffen, welche scharf von einander getrennt gehalten werden müssen. Zuerst RoEMER’s A2ppopus aus dem Hilsconglomerate, mit welcher die oben charakterisirte Species identisch ist. Dann p’Orsıcny’s Aippopus (IV. pl. 508. Fig. 15. 16. 17.), welche sich durch eine weniger gewölbte "Ventralschale, einen weniger stark übergebogenen Schnabel und somit höheres Deltidium, dadurch , dass ihre grösste Dicke in der Mitte liegt, sowie durch einen tieferen Sinus von ROEMER’s Species unterscheidet. Von STBOMBECK schreibt dieselbe, ge- stützt auf EwaLp’s Beobachtungen, nicht dem Neocom, wie es D’ORBIGNY thut, sondern dem mittleren Niveau des Gaultes _ zu. — Eine dritte besondere Species dürfte nach Vergleichungen v. STROMBEcK’s mit Original-Exemplaren von Fontanil die von D’ORBIGNY pl. 508. Fig. 12. 13. 14. abgebildete 7. Aippopus formiren, welche sich durch ihre wenig gewölbte, langgestreckte Gestalt, ihren geringentwickelten und wenig übergebogenen Schna- bel von beiden vorigen Formen-Reihen unterscheidet. VON STROMBECcK’s Ansicht, dass 7. Aippopus blos eine Varietät von Zamarindus sei (diese Zeitsch. Bd. XIII. S. 46) kann ich nicht theilen, da diese beiden Species, wie es mir scheint, durchaus verschiedene Charaktere repräsentiren. Die Gegensätze beider in ihrem äusseren Habitus ergeben sich aus einer Vergleichung mit der Beschreibung von famarin- “ dus; sollten selbst diese Unterschiede durch Varietäten verwischt werden, wovon ich übrigens noch keine Beweise gesehen habe, so bleibt die Struktur ihrer Schale ein ausgezeichnetes Kriterium ihrer Trennung. Während sich nämlich bei 7. tamarindus eine grobe, ziemlich weitläufige, meist für das blosse Auge deutliche Chagrinirung wahrnehmen lässt, welche dadurch ent- steht, dass die Grübchen nach sich unter spitzem Winkel kreu- zenden Reihen geordnet sind, ist dieselbe bei T. krppopus feiner und nur mit scharfer Lupe zu erkennen, ihre Grübchen stehen mit ihren Wandungen wie die Zellen einer Bienenwabe direct an ‚einander. 367 7. Terebratella oblonga Sow. Terebratula oblonga Ron. Ool. p. 46, t. 2, f. 23. Kr. p. 39. Ter. pectiniformis var. Hilseana Roru. Ool. Nachtr. p. 20, t. 15, ser: Kr D. 41: - 3 Ter. Puscheana Rorm. Kr. p. 114, t. 16, f. 29. Ter. oblonga Stroms. Zeitsch. d. deut. geol. Ges. Bd. II. S. 76, Taf. IV. Terebratella oblonga v’Ore. T. er. IV. p. 115, pl. 515, f. 7—19. Terebratella reticulata v’Ors. T. er. IV. p. 114, pl. 515, f. 1-6, Diese Species hat v. STROMBECK a. a. O. trefllich beschrie- ben, so dass ich nur auf seine Abhandlung verweisen kann und allein die Resultate seiner Untersuchungen hier kurz wie- derhole. Vox STROMBECK nimmt folgende Hauptformen an, deren Zusammengehörigkeit er durch die Verfolgung von zahlreichen Uebergängen darthut: 1) langgestreckte, abgerundet fünfseitige, stark gewölbte Individuen, mit 16 bis 40 scharfwinkligen Rippen, von denen die Hälfte erst oberhalb der Mitte durch Dichotomirung entsteht. Obere Arealränder wie bei allen Varietäten scharf, Basis der Area bogenförmig, die grösste Breite liegt unter der Mitte, (T. oblonga RoEM.) 2) Die Länge und Breite de fast gleich; der Apicial- winkel nahe ein rechter. Die Basis der Area wird nach und nach eine grade Linie, in welcher die grösste Breite liegt. Die Dorsalklappe ist nur sehr schwach gewölbt. Die Ventralklappe breitet sich in der Nähe des Schnabels nach beiden Seiten flü- gelartig aus. (7. pectiniformis ROEM.) 3) Die Längsrippen concentriren sich an einzelnen Stellen, wodurch andere Partien von Falten frei werden. 4) Durch die Schaarung von 3 oder 4 Rippen auf oder etwas unterhalb der Mitte entstehen Falten und zwischen ihnen Einbuchtungen, ähnlich denen der 7. biplicata, jedoch in der Weise unterschieden, dass hier auf die Dorsalseite eine mittlere Falte, auf die Ventralschale aber ihrer zwei kommen. 5) Die Rippen werden sämmtlich feiner und kürzer, ver- schwinden selbst auf den Falten, welche ihnen ihren Ursprung- “verdanken, und sind zuletzt nur noch mit bewaffnetem Auge am Schnabel und am Bütckel der Dorsalschale bemerkbar (Ter. Pu- scheana RoEm., Terebratella reticularis D’ORB.). Die Natür- 568 lichkeit von v. STRoMBEckK’s Ableitung der Ter. Puscheana aus Ter. vblonga ist bestritten worden; jedoch einerseits gestützt auf die Beobachtungen eines sorgfältigen und vorsichtigen Forschers, welche zu einer Zeit gemacht waren, wo Darwın’sche Theorien den Ideengang bei einer Vergleichung noch nicht beeinflussten, und überzeugt durch die Vergleichung von Suiten der Spielarten, welche Herr v. STROMBECK im Laufe von fast zwei Jahrzehnten zusammenstellte, anderseits aber durch öfters wiederkehrende Ana- logien bei verschiedenen anderen Brachiopoden, sowie durch die bei beiden Varietäten in gleicher Weise auftretende dichte, zarte Chagrinirung in meiner Ansicht bestärkt, halte ich Ter. Pu- scheana für eine Abänderung der oblonga. Diese Species gehört allein dem Hilsconglomerate an und zwar erreicht sie in den obersten Schichten desselben z. B. bei Schandelah das Maximum ihrer Entwickelung, während sie in dem untersten Niveau z. B. bei Gr. Vahlberg bis jetzt nur in einigen wenigen Exemplaren gefunden worden ist. Die langge- streckte, regelmässig gefaltete Form bleibt die häufigste, die übri- gen Varietäten sind weniger häufig und var. pectiniformis kommt nur sehr selten vor. Was den inneren Apparat der hierher gehörigen Formen betrifft, so findet die Articulation vermittelst zweier, durch hohe ° Zahnplatten gestützter Zähne in der grossen Klappe und zweier diesen entsprechender Zahngruben zu beiden Seiten der Schloss- platte statt. Von der Mitte der letzteren aus läuft ein starkes Septum bis in die untere Hälfte der Längserstreckung, zu dessen Seiten sich je zwei schwache Eindrücke des Adductors erkennen lassen. Der Schlossfortsatz ist klein, ebenso die an seiner Spitze befindliche Haftstelle für den Cardinalmuskel. Vom Armgerüst habe ich nicht einmal Rudera gesehen, ebenso wenig Spuren von den Querleistchen, welche die Schleife einer Terebratella mit dem Septum verbinden müssen. Für eine Rhynchonelle ist jedoch das mittlere Septum zu hoch und besonders zu lang, und bei Terebratula sowohl, wie bei Terebratulina fehlt ein solches gänz- lich, so dass die Stelle, welche D’OrBIGny dieser Species bei den Terebratellen anwies, die richtige sein mag. - Die Schale ist äusserst fein, nur mit scharfer Lupe erkenn- bar, chagrinirt. 969 8. Tahecidium tetragonum RoEMm. Thecidea tetragona Roenm. Ool. Ne: pl 592,018 2 Ka Dur86i D’Ore. T. er. IV. p. 152, pl. 522, f. 1—0. Taf. XXI. Fig. 6, 7, 8, 9. Ventralschale vierseitig, mit der ganzen unteren Fläche auf- gewachsen, z. B. auf ZiAynch. depressa und Manon peziza. Schnabel in fast einem rechten Winkel nach unten gebogen. Area scharf begrenzt, zart horizontal gestreift, mit einem hohen Pseudo-Deltidium. Die Ränder erheben sich von der Anwachs- fläche fast senkrecht und sind fein gekörnelt. Der Stirnrand bil- det in seiner Mitte einen sich nach dem Inneren der Klappe zu erstreckenden Längswulst. Unter den Schlosszähnen erhebt sich ein kleines mittleres Septum und zu seinen beiden Seiten zwei kürzere Lamellen, welche nach dem Grunde der Klappe zu ver- wachsen zu sein scheinen. Zwischen ihnen liegen die kleinen Haftstellen des Adductors, zu ihren beiden Seiten die 'etwas grösseren, ovalen Eindrücke der Fussmuskeln und unter diesen die grossen Cardinalmuskeleindrücke, von einander durch den von dem Stirnrande ausgehenden Wulst getrennt. Die Deckelklappe ist dick und von halbkreisförmiger Gestalt, wobei der Schlossrand eine gerade Linie, der Stirnrand einen Bogen bildet. Der Schlossfortsatz liegt in der Mitte des ersteren und erreicht ein Viertel der Länge des kleineren Durchmessers der Klappe. Zu seinen Seiten befinden sich die den Zähnen entsprechenden Articulationsgrübehen, an seinem oberen Ende die beiden länglichen Eindrücke des Cardinalmuskels. Der aufsteigende Apparat besteht aus einem mittleren, zwei- mal ‚gabelförmig getheilten Septum, welches vom flachen Stirn- rande nach der Mitte zu aufsteigt und hier seine grösste Höhe ı erreicht, ferner aus zwei schlanken, grösseren und einem kürze- ren Septum auf dessen linker, und einem linken und einem kür- zeren Septum zu dessen rechter Seite. Der Rand sowohl wie die obere Fläche der Septa sind gekörnelt. Den inneren Um- ' rissen der letzteren folgt in Form eines unten mit der Klappe ı verwachsenen Bandes der absteigende Apparat, welcher der Schleife zu entsprechen scheint. Die Brücke unter dem Schloss- fortsatze, welche bei dieser Deutung des absteigenden Apparates als den Querfortsätzen analog aufgefasst werden müsste, ist an den | vorliegenden Exemplaren nicht erhalten. Länge 8, Breite 6 Mm. 570 Th.tetragonum ist in seltenen Exemplaren im Hilsconglo- merate von Volkmarode, Schöppenstedt und Schandelah gefunden worden. : Da wir eine richtige Deutung des complieirten Appa- rates der Thecideen hauptsächlich E. DEsLonGCcHAaMmes und E. Süss verdanken, die ROEMER zu Gebote stehenden Exemplare ausserdem schlecht und unvollständtg erhalten waren, bedurfte seine Beschreibung obiger Zusätze. Da ferner pD’OrsBıcnyY’s Ab- bildung von dem hiesigen Vorkommen dadurch abweicht, dass das Thier nur mit der Spitze des Schnabels angewachsen war, die Area fast in derselben Ebene liegt wie die Klappenränder, die Innenseite der Ventralklappe radial gereift und nicht granu- lirt ist, dass ausserdem der ventrale Längswulst, sowie die An- heftestellen des Cardinal- und Adductormuskels gar nicht ange- geben sind, so dürfte beigegebene Abbildung aus dem braun- schweigischen Hilsconglomerat richt überflüssig sein. 9. Crania irregularis RoEM. Patella irregularis Rozm. Ool. p. 135, t. 9, f. 20. Crania irregularis Roem. Nachtr. p. 36, t. 18, £. 1. Crania subquadrata Dunsk, und Koch Verst. d. n. Ool. G. p. öl, 1.6, 18 Tat. XX1T.. Big. 10, 11, 12 Die vorliegenden Klappen sind 10 bis 15 Mm. lang und fast ebenso breit, abgerundet vierseitig und theils flach, theils höher pyramidal. Die Spitze liegt excentrisch und zwar dem Schlossrande genähert. Die von den Ecken der Basis nach ihr laufenden Kanten sind grösstentheils abgerundet, treten aber oft noch deutlich hervor. Die meist unregelmässig höckerige Ober- fläche ist mit schuppigeu Anwachsstreifen und radialen Rippen besetzt, zwischen welchen letzteren sich nach dem Rande zu Ra- dialrippen zweiter Ordnung einschieben. Die flacheren Klappen - sind die ventralen und lassen öfters auf den Wirbeln die Kleinen Anwachsstellen erkennen. Crania irregularis kommt im ganzen Hilsconglomerat vor und ist in Berklingen, Gr. Vahlberg und Schandelah nicht selten, D’Orsıcny führt aus dem Neocom von Frankreich keine Cra- niadiden an. An den vorliegenden Exemplaren variirt die Stärke der ra- dialen Rippchen. so sehr, dass diese bei einigen kaum mehr zu bemerken sind, was Reuss ebenfalls von der böhmischen er- 971 _ wähnt. Diese glatten Varietäten dürften die Originalexemplare zu RoeMeERr’s (Or. heragona (Nachir. p. 23, t. 18, f. 3) abge- geben haben. Sie stimmen wenigstens mit der Beschreibung ROEMER’s überein und sind von mir an den von ihm angegebe- nen Lokalitäten gefunden, während ich selbst in den vollständi- gen Sammlungen der Herren v. STROMBECK, GROTRIAN und BECKMANN in Braunschweig keine andere Crania traf, welche die Cr. heragona RoEM. repräsentiren könnte, Ebensowenig ist es mir gelungen ein Belegstück für ROE- MER’s Beschreibung von Cr. marginata (Nachtr. p. 23, t. 18 f. 3) zu Gesichte zu bekommen. Im Innern jeder Klappe erkennt man vier Muskel-Haftstel- len und zwar zwei hintere, weniger deutliche direct unter dem Schlossrande und vor ihnen fast im Mittelpunkte der Klappen zwei länglich ovale ‚Eindrücke, welche von einem Wulste wall- artig umgeben und in einem stumpfen, gegen den Schlossrand geöffneten Winkel gegeneinander gerichtet sind. _ Unter dem Vereinigungspunkte beider Muskelmale erhebt sich in der fla- chen ventralen Klappe eine kleine scharfe Spitze, welcher in der Dorsalschale eine kaum .merkliche Erhöhung entspricht. Schwache runzelige Eindrücke, welche auf der Innenfläche der Crania irregularis sichtbar sind, mögen einem früheren Gefäss- System entsprechen. * Wir finden demnach die Brachiopoden im norddeutschen Neocom durch folgende Species vertreten: Rhynchonella de- | pressa mit antidichotoma, Terebratula biplicata, Terebratula (Waldheimia) Moutoniana, faba, tamarindus, hippopus, Tere- bratella oblonga (mit Puscheana), Thecidium tetragonum und Crania irregularis. „ Von diesen gehören wiederum nur die fünf letzten Species dem Neocom ausschliesslich an, während die anderen entweder schon im Jura auftreten und bis in die obere Kreide zu verfol- gen sind (wie Ahynch. depressa und Ter. biplicata)) oder ausser in dem Neocom noch in einem höheren Niveau der Kreide ge- funden werden, wie die analogen Formen der var. antidichotoma ' ım Cenoman und Senon und Ter. tamarindus und Moutoniana ' im Gault. Von den übrigen Brachiopoden aber dürfte Ter. oblonga 572 durch ihre Häufigkeit und die scharfen Grenzen ihres: Auftretens am bezeichnendsten für _das Hilsconglomerat sein, während der Hilsthon keine ausschliesslich ihm angehörigen Brachiopoden besitzt. Im Allgemeinen aber sieht man, wie wenig äussere Merk- male zur Aufstellung und Begrenzung mancher Brachiopoden- Species genügen und wie sehr Eigenschaften, welche sonst als sichere Kriterien für solche Zwecke angesehen wurden, den Be- einflussungen von lokalen Einwirkungen ausgesetzt gewesen sind. Man sieht bei Individuen derselben Species aus derselben Schicht die Anzahl der Rippen zwischen äusserst entfernten Grenzen schwanken und selbst an einzelnen Exemplaren durch Dichoto- mirung und Schaarung wechseln. Ebenso inconstant ist das Verhältniss zwischen Länge, Höhe und Breite, zwischen Tiefe und Länge der Buchten, Breite und Höhe des Deltidiums und Länge und Biegung des Schnabels. — Ueberhaupt scheint keine Tbierklasse mehr für die Wahrscheinlichkeit der Darwın’schen Annahme zu sprechen wie die der Brachiopoden. Denn sind wir bereits im Stande zu zeigen, wie anscheinend ganz verschiedene Formen doch nur Spielarten eines Typus sind, und wie diese Veränderungen in einem verhältnissmässig kurzen Zeitraume ent- standen sind, so wird es mit der Zeit noch möglich werden Ueber- gangsformen zwisehen den einzelnen Geschlechtern nachzuweisen, wie sie sich im Verlauf der sämmtlichen sedimentären Formatio- nen durch Veränderungen des inneren Organismus aus einer Urform entwickelt haben. | 573 5. Die Entwickelung der Jura- Formation in west- Par lichen Polen. Von Herrn Zeuscaner in Warschau. Je genauer der polnische Jura studirt wird, desto grössere Concordanz mit der erkannten Schichtenfolge ergiebt sich, haupt- sächlich aber mit der würtembergischen und schweizerischen. Als ich beiläufig vor 20 Jahren den an der Weichsel entwickel- ten weissen Jura mit dem schwäbischen verglich, wurde erkannt, dass die beiden oberen Glieder einander ganz ähnlich sind: der in mächtige Schichten abgesonderte Kalkstein mit Feuerstein, und der etwas mergelige, dünngeschichtete Kalkstein.*) Je weiter das Studium fortgesetzt wurde, um so mehr hat es sich ergeben, dass ausser diesen Gliedern mehrere jüngere und ältere abgesetzt wurden, Nerineenkalke und Schichten mit Zxogrya virgula, oder Kimmeridge und ausgezeichnete Glieder des Kelloway-rock. Südwestlich von den letzten Spongitenfelsen von Krakau und Tyniec, am Fusse der Bieskiden, erheben sich Nerineenkalke bei Jnwald und Roczyny, die viel mächtiger in Mähren bei Stram- berg auftreten. Oestlich von dem Spongitenkalkzuge, der sich zwischen Krakau und Wielun erstreckt, umgeben die devonischen Schichten von Kielce oolithische Kalksteine, die hauptsächlich durch Zrogyra virgula charakterisirt werden und dem Krimme- ridge-clay von England coordinirt sind. Unter dem weissen Spongitenkalkzuge an den Ufern der Wartha lassen sich beobach- ten zwischen Blanowice und Chorun nahe bei Czestochawa braune Eisenoolithe, braune Sandsteine und Kalksteine unter den weis- sen Juraschichten; die braunen Schichten bedecken mächtige grauschwarze Thone, die Lagen von Sphärosiderit und Braun- kohle einschliessen. Sowohl die dünnen braunen Schichten wie die schwarzen enthalten eine grosse Menge von Petrefacten, die *) Karsten und v. Decuen, Archiv für Mineralogie ete., Bd. 19, S. 605. 1845. Die Glieder des Jura an der Weichsel. 574 hauptsächlich dem Kelloway angehören. Pusch hat diese Thone mit seiner Moorkohle von dem braunen Lager getrennt und als den weissen Jura bedeckend betrachtet. Aber diesem sind entgegen die schönen Durchschnitte von Rudniki, Wlodowice, Wysoka, Krzyhynaw, Chorun, Czestochawa u. s. w., wie auch die vielen gemeinschaftlichen paläontologischen Merkmale. Ausser diesen Kalksteinen, die zu Tage hervortreten, sind durch eine grosse Anzahl von Bohrungen weisse oolithische Kalk- steine etwa 80° unter der Thalfläche bei Ciechoeinek unfern Thorn erkannt, die nicht vollkommen dem Spongitenkalke ent- sprechen, wie ich es früher geglaubt hatte; eine ziemliche An- zahl von Versteinerungen deutet darauf hin, dass sie zur obersten Abtheilung dieses Gliedes gehören, da die Spongien fast ver- schwinden und die Formen einen etwas veränderten Charakter haben; hauptsächlich aber erscheint Csdaris florigemma. Die verschiedenen Glieder des polnischen Jura lassen sich genau mit den QuEnSTEDT’schen Abtheilungen, die in Würtem- berg erkannt wurden, parallelisiren, nur das unterste des weissen und das oberste des braunen Jura scheinen nicht vorhanden zu sein, das Glied « des weissen und das Glied {© des braunen Jura. Folgende Glieder des Jura sind im westlichen Polen ent- wickelt. I. Oolithische Kalksteine mit Zrogyra virgula. Kimmeridge-clay ConvBEARE und PhırtLıes; Weisser Jura £; Kimmeridge-Gruppe, OPPEL. Die hellgelben oolithischen Kalk steige umgeben südlich von Kielce die devonischen Sedimente zwischen Malagoszez und Ko- rytnice. Die Kalksteine sind sehr homogen, hellgelb oder röth- lich, erinnern an den lithographischen Kalkstein von Solenhofen; gewöhnlich ist ein feiner Roggenstein, der sehr viele Versteine- rungen enthält.. Folgende Arten von Korytnice sind bestimmt worden: Exogyra virgula GoLpr. — auricularis GoLDF. Trigonia suprajurensis Ac. Mytilus pectinatus ? Sow. Terebratula subsella Levm. Hemicidaris crenularis Ac. Holectypus speciosus Ac. Ammonites biplex « Quenst. mit plattgedrückten Windungen und dicken Rippen. f 1 575 PuscH war geneigt diese oolithischen Kalksteine als das unterste Glied des weisse Jura zu betrachten, aber die einge- schlossene Fauna entscheidet über den Platz, den diese Kalksteine ' einnehmen. II. Nerineenkalk, Calcaire a Nerinees, TRURMANN, Taıerıa; Corallien (theilweise) D’ORBIGKNY; Zone der Diceras arielina OPPEL. Etwa 4 bis 5 Meilen südwestlich von den letzten Felsen der Spongitenkalke von Tyniec erheben sich am Fusse der Bieskiden bei Inwald und Roczyny weisse, derbe Kalksteine, die eine plutonische Felsart hervorgetrieben hat und vom Neocomien- Sandsteine trennt. Der Nerineenkalkstein ist sehr ähnlich dem Krakauer Spongitenkalke, unterscheidet sich aber hauptsächlich durch die Abwesenheit des Feuersteines. Zu unterst liegen Schichten, die aus einem weissen Conglomerat bestehen und weisser abgerundeter Kalkstein wird mit ähnlichem Kalkstein verkittet; diese Schicht pflegt eine grosse Anzahl von Verstei- nerungen einzuschliessen. Dieser Nerineenkalk ist in mächtige Schichten abgesondert. Eine grosse Reihe von Versteinerungen ist von Inwald bekannt: Nerinea Bruntrutana Taurm. — Mandelslohi Bronn. .— carpathica 2. — Staszyci PETERS. — Meneghiniana Z. Natica Inwaldiana Z. Lucina insignis Buv. Corbis subdecussata Buv. —* Dionisea Buv. - Cardium corallinum Leyu. Pachyrisma Beaumonti Z. Pecten Virdunensis Buv. => Diceras arıetina Lam. — Lucü Ders. Rhynchonella lacunosa Bronn. — _Astieriana v’ORB. — pachytheca 2. Terebratula immanıs Z. — Bieskidensis Z. — Noszkawskiana 2. (T. Repiliniana o» on) — Ansignis SCHÜBLER. — magasiformis 2. 576 Cidarıs ovifera Ac. Isastraea helianthoides MıLne Eowarns, HaAımeE. Ill Oxford-Gruppe. Oxfordstrata, CONYBEARE, Oxfor- dien D’ORBIGNnY; Oxford-Gruppe, OPPEL. Besteht aus mehreren Abtheilungen, die nach paläontologischen Merkmalen sich gut trennen lassen; zum Theil sind sie auch pe- trographisch verschieden. a. Zone der Cidaris florigemma. Zu dieser OPPpeEr’- schen Zone gehören wohl die weissen oolithischen Kalksteine, die mit dichtem weissen Kalkstein und schwarzem Feuerstein wechsel- lagern und eine ungemein bedeutende Mächtigkeit zu Ciechiocinek erreichen, wie dies ein Bohrloch bewiesen hat, nämlich 948". Hauptsächlich wird diese Schicht durch Cidaris florigemma, Pnitr. charakterisirt; ausserdem finden sich mehrere Formen, die zu den oberen gehören. Die im Folgenden angeführten Versteine- rungen stammen von Ciechocinek her, nur einige von einem Punkte bei Czestochawa. Auch im weissen Kalkstein von Zloty ' Potok habe ich viele Stacheln der Cidarıs florıgemma gefunden. Scypkia intermedia GoLDF. Cnemidium rimulosum GoLDF. Heteropora conifera HaınE. — angulosa GoLDE. — siriata GoLDF. Pentacrinites cingulatus GoLDF. — Sigmarigensis QuEnST. Cidarıs florigemma Phırt. 2 — filograna Ac. — coronata Ac. Terebratula bisuffarcinata Zier. Rhynchonella lacunosa Buch. Terebratella loricata OP. — Fleuriausi D’OrB. — trigonella SCHLOTH. Megerlea pectunculus Op. — pectunculoides OP. Acrosalenia decorata WRIGHT. b. Spongitenkalk, weisser Jura y und ö QUENSTEDT, Argovien Marcov, Scyphia-Kalke OpreL, Facies a polypiers spongieux du terrain u chailles GrEssLY. Diese durch ihre Felsengruppen sehr charakteristischen Kalksteine bestehen aus einem derben Kalkstein ohne beigemeng- ten Thon; öfter sind darin Kugeln und Nieren von Feuerstein fe eingeschlossen, die sich ausnahmsweise zu 3 bis 4 Zoll dicken Taagern verbinden, selten finden sich kleine Drusenräume mit weissen Qnarzkrystallen ausgefüllt (Podgorze). Als untergeord- netes Lager findet sich in der Umgegend von Krakau feinkörni- ger graulichweisser Dolomit, bei Nielepice unfern Kreszowice und zu Skotniki bei Tyniec. Am letzten Punkte finden sich Räume mit Abdrücken von Cidaris-Stacheln, die mit Dolomit-Rhombo- edern ausgekleidet sind. Wie sich der Dolomit zum Kalkstein verhält, ist nicht recht klar, da diese Punkte wenig aufge- schlossen sind. Conglomerate von abgerundeten Feuerstein- Stücken mit weissem Kalkstein zusammengekittet bedecken diese Kalksteine bei Podgorze. Die Spongitenkalke sind in mächtige Schichten abgesondert, 10 bis 30 Fuss dick; gewöhnlich sind die Schichten durch Querabsonderungen ganz undeutlich gewor- den. Im Thale von Ojeöw zeigen sich sehr dünne Schichten, i bis 2 Fuss dick, mitten unter einem fast massenhaften Kalk- stein. Dieses Glied ist die Lagerstätte vieler Schwämme, die aber ‘niemals am Orte ihres Wachsens zu finden sind, sondern ' in der ganzen Masse des Kalksteins zerstreut liegen; auf ähn- liche Weise finden sich auch andere Species. Die gewöhnlich- ' sten sind: Scyphia texturata GoLDr. — reticulata GoLDF. — intermedia GoLDF. — astrophorus caloporus QuENST. — _ semicinceta QUENST. Tragos autabulum GoLpr. Cnemidium rimulosum GoLor. — striatopunctalum GoLDF. Siphonia cervicornis GOLDF. Apiocrinites Milleri ScaLora. Cidaris coronata Ac. — Blumenbachi Münsr. Heteropora angulosa GoLor. (Körper). Terebratula bisuffarcinata Bronn. — orbis Quesst. — pentagonalis Quenst. Terebratella substriata n’ORrß. — loricata D’Ors. Megerlea pectunculus Op. Rhynchonella subsimilis ScuLoTH. —- lacunosa Bronn — trilobata Münst. Zeits. d. d. geol. Ges. XV1.3. 37 N sehr häufig. 578 Rhynchonella_ senticosa SchLorn. Hinnites velatus vD’Ors,. Pecten textorius GoLpF. — cingulatus GoLDr. Lima tegulata Goupr. — substriata Münsr. Isocardia Goldfusseana D’Orß. Pleurotomaria Münsteri Rorm. -— galathea v’ORrs. Ammonites biplex ß Quensr. — polygyratus Reın. — Witteanus OP. — biplex bifurcatus QuensT. — perarmatus Sow. — canaliculatus Münst. — serralus OP. ' — alternans Bucn. Aptychus lamellosus Meyer. Belemnites hastatus Braınv. c. Wobhlgeschichtete Kalkbänke oder weisser Jura ß, QuEensreor. Ebenso wie in Würtemberg unter dem dickgeschichteten, Feuerstein-einschliessenden, weissen Kalkstein treten in dünne Schichten abgesonderte, etwas thonige Kalksteine auf mit einer ziemlich eigenthümlichen Fauna. OPPEL verbindet diese Abtheilung mit y und zum Theil ö; ich kann diesem nicht bei- stimmen, obgleich eine scharfe Grenze zwischen beiden Abtheilun- gen zu ziehen nicht allgemein ausführbar ist. Ich rechne zu dieser Schicht die weissen Kalkmergel mit ausgesonderten Lagern von weisslichem Kalkstein von Sanka, Ostrowiec, vom Stollen bei Wodna. Die Fauna dieser Abtheilung hat viel Gemeinschaft- liches mit der vorigen, wie die Aufzählung zeigt: Scyphia empleura GoLDr. — intermedia Münsr. — texturata GoLbr. — Lochensis Quanst. Cnemidium rimulosum Goupr. k Tragos acetabulum GoLpr. Cidaris filograna Ac. — coronata GoLDF. —— propingua Münsst. — spinosa Ac. Berenicea diluviana Haıme. Terebratula bisuffarcinata Bronn: — orbis QUENST. — nucleata ScHLoTH. 579 Terebratella substriata Scuuorn. Rhynchonella lacunosa Bronn. Isoarca transversa Münst. Ammonites biplex Sow. var. a und ß na — polygyratus Beın. -—- polyplocus Reın. — virgulatus Quesst. — bimammatus QUENST. — perarmatus Sow. - — serratus Sow. -—- cordatus Sow. — Lamberti Sow. — Henrici v’ORre. — nudatus Op. (Am. lingulatus expansus QuEnsT.) — tenwilobatus OP. (Am, pictus costatus QuensT.) — flexuosus Münsr. Aptychus lamellosus Mever. Belemnites hastatus Buaınv. Prosopon rosiratus Mayer. IV. Obere Abtheilung des braunen Jura, Kello- way-rock Coxve. Callovien, pDORrB. Zerfällt in zwei Ab- theilungen, die aus sehr verschiedenen Gesteinen in verschiedenen Gegenden zusammengesetzt sind, immer aber von brauner Farbe. Am südlichen Ende sind es gelblichbraune, etwas krystallinische Kalksteine, die sich zu unterst in Konglomerat und Sandstein wie bei Sanka, Szklary; an anderen Punkten werden diese Gesteine von Eisenoolith vertreten, der aus einem blaugrauen etwas durchschei- nenden Kalkstein mit mehr oder weniger kleinen Eisenoolithen be- steht, die dem Gesteine eine braune Farbe geben, wie bei Balin, Pomorzany, Mazaniec, Rudniki, Wlodowice. Weiter nördlich ver- wandelt sich diese Schicht in einen braunen dichten Sandstein oder Quarzfels, wie bei Chorun, Czestochowa, Klobucko; bei Krzepice und Zajaczki ist es ein gewöhnlicher Sandstein mit aus- gesonderten Massen von Brauneisenstein. Die Mächtigkeit dieser Schicht ist sehr unbedeutend; bei Pomorzany hat der Eisenoolith kaum 8 Fuss, ebenso bei Wlodowice, kaum mehr als 15 Fuss bei Wysoka Lelowska, Przbynow, im Thale Szklary erreicht er höchstens 30 Fuss. In manchen Gegenden ist das Gestein ganz mit Versteinerungen überfüllt, wie hauptsächlich bei Pomorzany, Pieczchno, wie dies die folgende Liste zeigt: Belemnites hastatus BuLaınv., sehr häufig. — dCalloviensis Op., selten. 37 * 550 Belemnites Coquandus v’Oxp., mit zwei seitlichen Rinnen und einer grösseren mittleren. Ammonites macrocephalus und Herveyi mit feinen und dicken Rippen. — Orion Op. (Am. convolutus gigas QUeEnsT.) — curvicosta Orr. (Am. convolutus parabolis Quensr ) — funatus Op. (Am. triplicatus Quensr.) — Parkinson Sow., selten. — discus v’Ors. (non Sow., non Bvca.) — annularis SCHLOTH. — Murchisonae Sow. — hecticus ZiETEN. — Humphriesianus Sow. — bullatus n’Ore. Chemnitzia heddingtonensis D’OrB. Natica calypso »’Ors. — crythea D’Ore. 2 Pleurotomaria Cyprea »’ORs. — culminata Hes., Desr. Rostellaria cochleata Quensr.. Alaria Phillipsi Morris, LycetT. Trochus triarmatus Hes., Dest. Pholadomya media Ac. — concatenata As. — Murchisom Sow. Goniomya marginata Ac. — trapezicosta Pusch. Pleuromya Aldwni Ac. — Elea »’Ore. — Helena Cup. Anatına undulata D’ORB. Cardita Luciensis Desu. (Hippopodium Luciense D OR Trigonia elongata Ac. Isocardia tenera Sow. Arca oblonga GoLpr. — halie v’Ore. — harpaxz v’Ors. Mytilus cuneatus D’ORrB. — pulcher Pair. Inoceramus fuscus QUENST. Avicula Münsteri Bronn. — tegulata GoLpr. i . Pecten lens Sow. — fibrosus Sow. — textorius GOLDF. -— vimineus Bow. — amnisopleurus Boy. — demissus PaıLL. Hinnites tuberculosus w’ORre. 581 Elygmus polytypus var. ovata Dest. Rhynchonella quadriplicata Zıer. — varians SCHLOTE. — aceuticosta Heu. — Ferryi Desı. — subdecorata Davıns. Terebratula subcanaliculata Op. — intermedia var. Fleischeri Op. — dorsoplicata Perieri Desı. — sphaeroidalis Sow. — carinata Lam. — bullata Sow. -- ‚emarginata Sow. impressa Bronn. Waldheimia pala Buch. — Äypoeirta Desı. Stomatopora dichotoma Bronn. Berenicea Archiaci Haıne. Heteropora conifera Hsıme. Apsendetia cristata Lamourovx. Cidaris ornata QUENST. Holectypus depressus Desor. Echinobrissus clunicularis D’ORB, . — pulvinatus CoTTEAU. Pentacrinites pentagonalis GoLDF. Montlivaltia trochoides Epw. Haınme. Isastrea limitata Eow. Haıne. Thamnastrea Defranciana Epw. Haıne. V. Unteres Glied des braunen Jura oder un- teres Kelloway. Besteht aus schwarzgauem Thon, mit unter- geordneten Schichten von grauem Sandstein. Dieses Sediment ist die Lagerstätte von thonigem Sphärosiderit, der in den obe- ren Theilen in Knollen, in den unteren in Lagern vorkommt. Die Knollen haben gewöhnlich vielen Schwefelkies eingesprengt; in den Sphärosideritlagern findet sich dies Mineral nur aus- nahmsweise in Ammoniten, öfter aber schwarze krystallinische Blende. - Zwischen Poreba Mrzygloczka und Üzestochowa an mehre- .ren Punkten finden sich 40 bis 50 Zoll mächtige bauwürdige Flötze von bräunlichschwarzer Braunkohle, Pusch’s Moorkohle. Hinter Czestochowa gegen Wielun verlieren sich die Flötze; öfters findet sich bituminöses Holz in grossen Stämmen zerstreut. Diese Thone sind stellenweise überfüllt mit Versteinerungen; gewöhnlich aber sind sie ganz leer. Die Schalen sind vortrefflich 982 erhalten, und alles deutet darauf hin, dass die Thiere, die sie hin- terlassen, am Orte gelebt haben; besonders finden sie sich in oberen Theilen, viel weniger in den unteren. Folgende Species sind bekannt: Belemnites hastatus BLaınv. — Calloviensis Op. Nautilus granulosus n’Ors. Ammonites discus v’Ors. (non Sow., non Buch). — bullatus D’Ong! — funatus Op. — Parkinsoni Sow., sehr häufig. Turritella Guerrei Hs»., Dest. Trochus bitorquatus Hes., Desı. Spirigera compressa D’ORB. Fusus Pvetti Hes., Desı. Cerithium tortile Hes., Dzsı. Pholadomya Murchisoni Bow. — media Ac. — concatenata Ac. Goniomya trapezicosta PuschH. Pleuromya donacina Ac. Anatina undulata D’Ors. Astarte striatocostata Münsrt. — Parkinsoni Quenst. Trigonia ornata Ac. Mytilus imbricatus n’Ors. Avicula Münstert Bronn. Pecten demissus Pnitı. — lens Sow. Ostrea Marshir Sow. Rhynchonella varıans SCHLOTH. — concinna Sow. : . — Ferryi Desı. Terebratula subcanaliculata OP. Pentacrinus pentagonalis GoLDF. Die in Lagern abgesetzten thonigen Sphärosiderite von- Kostrzyna, Kawale, Praczka, Stany sind die hauptsächlichste Lagerstätte des Am. Parkinsoni. Man könnte meinen, dass diese mächtigen Thone noch andere ältere Glieder vertreten, nament- lich den Inferioroolith, aber hiergegen sprechen die ebenfalls in Lagern abgesetzten Spärosiderite von Konopiske, Wyrazow, wo mit ./m. Parkinsoni zusammen Am. bullatus, Pholadomya ' Murchisoni, Goniomya trapezicosta, Pleuromya donccina, Lima 583 | semicircularis, Inoceramus fuscus vorkommen. Bei Balin findet sich Am. Parkinsoni im Eisenoolith mit den unzweideutigen Callovien - Species; auch QUENSTEDT führt diesen Ammonit in einer höheren Schicht auf, im braunen Jura e. Die Eisenoolithe des Kelloway am südlichen Ende des pol- nischen Jurakalkzuges liegen auf rothen Mergeln bei Balin, Ma- zaniec, Pomorzany unfern Olkucz, die Ferp. ROEMER als Keuper betrachtet. Diese Mergel haben das Ansehn der oberen triasi- schen Sedimente, in der Nähe finden sich bestimmte Muschel- kalk-Dolomite, aber die in den rothen Mergeln eingeschlossenen untergeordneten Lager sind weder in Deutschland, noch in Frank- reich bekannt. Es sind Trümmergesteine, die aus Brocken von srauem Kalkstein bestehn, mit eingesprengtem erdigen Braun- eisenstein; dann weisser derber Kalkstein, den Pusch als ein Glied des weissen Jura betrachtete; feinkörniger, weisser und rother Sandstein und grauer, krystallinisch körniger Dolomit (Za- wiercie, Pinczyce); hier und da finden sich untergeordnete Lager von Brauneisenstein. FERD. ROEMER hat bei Woischnik in Ober- schlesien in einem ähnlichen Conglomerate thierische Ueberreste gefunden und zwar Fischschuppen, die die grösste Aehnlichkeit haben mit Colobodus (Gyrolepis), und eine Saurier-Rippe des No- thosaurus mirabilis. Es wäre wünschenswerth, dass sich noch bessere Beweise fänden, die das Alter der rothen Mergel und Thone als Keuper ausser Zweifel setzen. 584 6. Reisebrief aus Russland. Von Herrn H. TraurscuoLv ın Moskau. LEOPOLD v. BucH erwähnt in seiner kleinen vortrefllichen Schrift über die Gebirgsformationen in Russland eines Stein- bruchs bei einer Eisenhütte, welche er Unschinski Sawod nennt. Von dort waren ihm Fossilien übersandt worden, welche er ein- gehend bespricht, und die er mit den Fossilien von Dmitrijewo gorä an der Oka zusammenstell. Auf der SchusErr’schen Special-Karte des Gouvernements Wladimir fand ich den Namen „Unschinski Sawod‘ unweit der Landstrasse zwischen Ssudogda | und Melenki eingetragen am Ufer des Flüsschens Unsha (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen nördlichen Nebenflusse der Wolga). Das war der erste Punkt, den ich auf meiner dies- jährigen Reise im Auge hatte, und es war leider auch der erste, wo meine Erwartungen getäuscht wurden. Der Unschinski Sawod, von welchem L. v. Buch schreibt, liegt 10 Werst jen- seits Jelatima im Gouvernement Tambov,- und er war für mich, da ich an einem bestimmten Tage in Nishni Nowgorod eintreffen musste, für dieses Mal nicht erreichbar. Die Eisenhütte, welche ich besuchte, liegt nicht im Jura, sondern im Bergkalk; wenig- ' stens waren in der Nähe derselben durch die ziemlich elemen- taren bäuerlichen Bohrarbeiten auf Thoneisenstein sehr zahlreiche Bergkalkversteinerungen zu Tage gefördert worden. Von dem falschen Unschinski Sawod ging ich die Unsha hinab nach Ak- schöwa (bei M.V.K. S. 233 der englischen Ausgabe irrthümlich Oksewo), einer Oertlichkeit, welche bei meinem ersten Besuche der Okaufer durch den Eigensinn eines Fuhrmanns meiner Be- sichtigung entgangen war. Akschöwa liegt zwischen Jelatjma und Dmitrijewo und schien mir die geeignetste Stelle, um über die Lagerung des glanzkörnigen Sandsteins mit Gryphaea dıla- tata var. lucerna Aufschluss zu geben. Schon bei Jelatjma tre- ten im Thone mit Gryphaea signata Rovırı. gelbliche Kalk- . steine auf, welche oolithische braune Körner enthalten; ähnliches 585 Gestein findet sich auch bei Akschöwa. Wenn man vom süd- lichen Ende des Dorfes die schön belaubte tiefe Schlucht nach der Oka hinabsteigt, gelangt man an das bis auf 40 Fuss Höhe entblösste Ufer, und hier lassen sich deutlich 6 abwechselnde Thon- und Kalkschichten unterscheiden, "Was ich Kalkschicht nenne, ist nicht reiner Kalk; er &nthält vielmehr eisenschüssigen Sand in grösserer oder geringerer Menge, hat fast immer eine bräun- liche Oberfläche und stellt sogar im Inneren zuweilen grünliches Gestein dar. Ausgewaschen liegt dieser Kalk in Blöcken von 3 Quadratfuss und mehr am Ufer und am Abhange umher. Diese Kalkblöcke entlialten wenig Fossilien, nicht ganz selten ist jedoch ein grosser Pecten, desgleichen Bruchstücke von Be- lemniten; auch stiess ich auf eine Pinna. Der Pecten ist vielleicht P. imperialis Keys., doch ist die Schale meines Exemplars zu wenig gut erhalten, um die schwache radiale Streifung erkennen zu lassen. Der allgemeine Habitus stimmt. So weit man von Akschowa an die Entblössung des Ufers die Oka hinunter ver- folgen kann, bleiben die beschriebenen Verhältnisse die nämlichen ; ‚bald jedoch wird durch Sandaufschüttung alles verdeckt, und erst unterhalb Dmitrijewo erscheint in einer steilen Wand der glanz- körnige Sand in einer Mächtigkeit von 10 bis 15 Fuss. Was mir bei meinem ersten Besuche verborgen geblieben war wegen des hohen Wasserstandes, erkannte ich jetzt bei dem ersten Blicke auf die Entblössung. Eine Gryphaea signata im blauen Thon des Ufers, der unter den Sand streicht, liess keinen Zweifel über die Lagerung. Aber dieser Sand ruht nicht allein auf Thon mit Gryphaea signata, er ist auch davon be- deckt, denn ein paar Augenblicke später fiel mir aus dem den Sand bedeckenden Thone eine Uucullaea concinna GOLDF. in die Hand. Der glanzkörnige Sand von Dmitrijewo gora ist mit- hin nichts anderes als ein Zwischenglied der unteren Moskauer ‘Schicht, das ohne Zweifel seine Entstehung örtlichen Verhält- nissen verdankt. Augenscheinlich geht der oolithische Kalk von Jelatjima durch Beimischung von mehr Sand in das interessante Gebilde des glanzkörnigen Sandsteins über, und die dünnen bei Akschowa’ noch durch Thonlager getrennten Schichten treten bei Dmitrijewo zu einem Ganzen zusammen. Auch der Sandstein von Dmitrijewo enthält noch Kalk, und er scheint sogar zum Theil sein Bindemittel zu sein, denn Salzsänre verursacht nicht allein Aufbrausen, sondern auch Zerfallen des Steines in Sand. — 556 Dass die Bildung des glanzkörnigen Sandsteines nur eine locale ist, geht daraus hervor, dass sie nur auf die Ufer der Oka zwi- scheh Jelatjma und Murom beschränkt ist. Herr SıBATIER hat ihre letzten Spuren bei Tscheodajewa einige Werst nördlieh von Murom entdeckt; einer der südlichsten Punkte dürfte: vielleicht der von L. v. Buch erwähnte Unschinski Sawod sein. Wir finden diesen glanzkörnigen Sandstein an keinem anderen Orte, weder bei Moskau, noch bei Makariev an der nördlichen Unsha, noch bei Ssimbirsk. Die Fauna der Thonschichten ist hier, und nur hier, durch die Beschaffenheit des Meeresbodens und durch den veränderten Gehalt des Meerwassers an chemischen Bestand- theilen in eine andere, neue umgewandelt worden. Die Leit- muscheln der unteren Schichten sind fast ohne Ausnahme ver- drängt: i uculluea concinna und elongata sind ganz verschwunden, desgleichen Ammonites alternans, Pleurotomaria Buchiana, Rostellaria bifida und Turritella Folk sie haben keine entsprechenden Stellvertreter gefunden. Einige sind verdrängt, aber durch ähnliche Formen ersetzt worden, dazu gehört nament- lich Gryphaea signata RoviLL., deren Platz Gryphaea dılatata ar. Jucerna eingenommen hat. Austern und Gryphäen sind so wenig stetig in ihren Formen, dass es fast nicht gewagt erscheint, wenn man annımmt, es sei in diesem Falle bei veränderten Verhältnissen @r. sigruta in Gr. lucerna übergegangen. Wie sehr diese Species abändern, ist daraus ersichtlich, dass es mir gelungen ist, aus ihnen eine Reihenfolge herzustellen, welche sich einerseits an Gr. arcuata anlehnt, durch Gr. signata zur ächten Gr. dilatata übergeht, und mit der sehr vertieften Gr. lucerna schliesst, so dass in der That durch @r. signata und Gr. lu- cerna vier Arten dargestellt sind. Einige Species sind von dem Thonmeer unverändert in das Sandmeer übergegangen, so Am. Tschevkini, Am. Jason, Im. coronatus und Peecten sepultus, viele sind aber massenhaft neu aufgetreten, hierzu gehören na- mentlich Ahynchonella personata, Am. mutatus, Pecten fibro- sus, Ostrea Maurshii, Belemnites extensus und Monotis elegans; auch Trigonia clavellata, bisher in der unteren Moskauer Schicht nieht gefunden, kommt im Dmitrijewer Sande vor. Eben- so sind ein Mytilus, der dem M. semitextus Mü. nahe steht, und ein grosser Ammonit, Aumphriesianus ähnlich, doch invo- luter, die ich mitgebracht, neu für diese Schicht. Nachdem ich an der Oka meine Aufgabe gelöst und mir 587 über, die Lagerung des glanzkörnigen Sandsteins Licht verschafft hatte, verliess ich Dmitrijjewo, um mich von dort nach Nishni- Nowgorod, von Nishni aber nach Ssysran zu begeben. Im ver- verflossenen Jahre nämlich war es mir nicht gelungen an den Ufern der Wolga bei Ssimbirsk die obere Grenze des Jura oder den Uebergang desselben in die Kreide-Formation nachzuweisen, da zwischen Ssimbirsk und Krijuscha eine beutende Unterbre- “ chung des Uferwalles vorhanden ist. In dem Ssimbirsker Thon, welcher auf der Aucellenschicht (der oberen Moskauer Schicht) ruht, hatte ich Belemnites Panderianus, Am. biplex, coronatus, striolaris, eine Abänderung von dm. Humphriesianus, Avicula Münsteri, Goniomya literata und Cardium concinnum gefun- den und hierdurch die Ueberzeugung gewonnen, dass ich es mit einer jurassischen Fauna zu thun habe. Wie weit aber diese Fossilien oder ihre Nachfolger in den Ssimbirsker Thon hinauf- reichen, konnte ich damals nicht ausfindig machen, denn bei Krijuscha, dem Orte, wo der Uferwall der Wolga wieder im Sü- den auftaucht, führt er bereits zwei Kreide- Ammoniten, _4mm. Deshayesi und dicurvatus.*) — Meine Absicht ging nun dahin, in diesem Sommer jene obere Juragrenze an einem günstigeren Orte aufzusuchen, nämlich von Ssysran südlich in der Richtung von Chwalynsk und Wolsk. Denn der Jura, der bei Ssimbirsk verschwindet, erscheint bei Ssysran in denselben Formen wieder, und zwar zuerst in deutlicher Entwickelung bei dem Kirchdorfe Kaschpur. Es ist namentlich der Aucellen-Kalk, der von der- selben Beschaffenheit und ähnlichem Gehalt wie bei Ssimbirsk hier auftritt. Unter demselben lagert wie bei Ssimbirsk der bitu- minöse Schiefer, der aber bei Kaschpur nicht den Reichthum an Orbieula und Ammoniten besitzt, sondern nur stark von Eisen- oxyd durchzogen ist. Der Aucellen-Kalk selbst zeigt Ueberein- stimmung mit dem Ssimbirsker durch Amm. biplex, der in grosser Zahl vorhanden ist, so wie den zahlreich vertretenen Amm. Koe- nigii (Sow.) D’OrB.; er gleicht ihm auch durch die Seltenheit des Amm. catenulatus, eines in Charaschowo so häufigen Fos- sils. Verschiedenheit von dem Ssimbirsker Aucellen-Kalk zeigt sich in der grösseren Seltenheit von Amm. okensis und dadurch, *) Zweifel über die richtige Bestimmung dieser Ammoniten, welche durch p’Orsıcny’s Zeichnungen erweckt wurden, sind durch Herrn Dr. SCHLÖNBACH niedergeschlagen worden. 588 dass _Aucella mosquensis selbst grössere Dimensionen annimmt; auch enthält das Lager von Kaschpur einen hübschen neuen Ammoniten, der sich in der allgemeinen Form dem Amm. ma- crocephalus nähert, aber wegen anderer Merkmale nicht mitihm vereinigt werden kann. Kaschpur wie Ssimbirsk unterscheiden sich wiederum von Charaschowo durch den auffallenden Mangel aller Terebrateln, die Seltenheit von Pecten numismalis, Pano- paea peregrina und Cardium concinnum, anderer seltener Fos- silien gar nicht zu gedenken. So sehen wir, dass in den weiten |: ‘ Räumen der älteren;Meere nicht nur Veränderungen in der Fauna durch die veränderte Beschaffenheit des Meeresbodens erzeugt wurden, sondern auch durch die geographische Lage, denn das ‚Gestein der Aucellen-Schicht ist in Kaschpur und Ssimbirsk, wie ich schon bemerkt, ganz gleich, während die Thierwelt namhafte Unterschiede zeigt. 3 Ueber dem Aucellen-Kalk folgt bei Kaschpur wie bei Ssim- birsk eine Thonschicht von bedeutender Mächtigkeit. Die Thon- schicht ist bei Kaschpur blättrig, und sehr arm an Fossilien, doch enthält sie einen Ammoniten, der den Biplices angehört und dem Amm. Panderi (Eıcnw.) p’ORB. verwandt scheint. Amm. Panderi ist eine von den Species, welche das Unglück haben verkannt und verwechselt zu werden. Bald nach dem Erscheinen von M. V.K. Geologie von Russland erklärte L.v. Buch, dass D’Orzısny’s Amm. Panderi (M. V.K. t. 33. f. 1—5.) ein A. mutabilis sei (Bull. d. Moscou 1846 III. p. 248.). Aus Buch’s Beschreibung von 4A. mutabilis geht aber hervor, dass er darunter einen scheibenförmigen Ammoniten mit flachen Win- dungen verstand. Der Durchschnitt der Windung von 4. Pan- deri ist fast kreisförmig, und es scheint daher, dass v. BucH die Frontansicht unberücksichtigt gelassen, und nur die Seiten- ansicht beachtet habe. Genug, die Thonschicht über dem Au- cellenlager bei Ssimbirsk und bei Kaschpur enthält Bruchstücke eines schönen grossen Ammoniten, der zwischen A. Humphrie- sianus und A.biplex mitten inne steht, und die nebst den grossen braunen Kalkblöcken, welche wie bei Ssimbirsk das Ufer be- decken, charakteristisch für diese Bildungen sind. Es war haupt- sächlich diese Schicht, welche ich im Auge behalten musste, denn wo sie endete, hörte aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Jura auf. Ich verfolgte sie am Ufer soweit ich konnte, bald aber verdeckte Alluvium die älteren Sedimente, und nur an den 589 grossen braunen Blöcken erkannte ich, dass ich mich noch im Bereiche des Jura befand. Diese Blöcke ziehen sich am Ufer der Wolga bis nach Wolsk hin und ermüden sowohl durch ihre Einförmigkeit wie durch ihre Armuth an Fossilien. Wie es scheint, enthalten sie nur eine einzige zweischalige dicke Muschel und auch diese nicht allzu häufig. Zum grössten Unglück ist dieses Fossil immer mehr oder weniger zerstört, und nie ist es . mir gelungen ein unversehrtes Exemplar aus einem Block her- auszuschlagen. Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, dass eine integripalliate Muschel mit venusartigem Schlosse, die ich in mehreren Bruchstücken aus dem T'hone von Ssimbirsk besitze, dieselbe Muschel ist, die mich auf meinen einsamen Wegen am Ufer der Wolga überall begleitet hat. Ich werde sie, da ich sie noch erwähnen muss, Venulites (Pronoe Ac.) mordvensis nen- nen; QuENSTED'T hat den SCHLOTHEIM’schen Gattungsnamen adop- tirt für Pronoe trigonellaris, und ich folge gern seinem Bei- spiele, da der Name zweckmässig auf die nahe Verwandschaft mit Venus hindeutet. Den Trivialnamen entnehme ich der die durchwanderten Strecken bewohnenden Völkerschaft der Mord- _ winen (Mordw&ö). — Mein Weg führte mich über die Dörfer Monastyr, Ssemiönovka und Pänschino, dann brach die Nacht herein, der Fuhrmann verlor den Weg, Karren und Gaul gerie- then in Conflict mit Bäumen, Unterholz, Unebenheiten des Bo- dens, endlich brach die Axe, und der Herr Geolog wurde für die Einförmigkeit‘ der sedimentären Bildungen durch die Abwechse- lung entschädigt, die Nacht zwischen Gesträuch am Rande einer tiefen Schlucht unter freiem gestirnten Himmel zubringen zu dürfen. Bei dem Dorfe Tschorny Satön, wohin ich am anderen Morgen gelangte, bedeckte bereits Kreide die Gipfel der Höhen. Die Durchschnitte zeigten oben Schwarzerde, darunter Lehm, dann weisse Kreide mit Kieseln, dann Mergel. Auf der Höhe fahrend sah ich nur, dass hin und wieder auf dem Felde Kreide durch die Schwarzerde stiess. Sieben Werst vor Chwalynsk liess ich wieder nach dem Wolgaufer einlenken und fand hier bei dem Dorfe Jerschovka einen bedeutenden Absturz von blättrigem Thon und auf demselben von der Höhe herabgestürzte Blöcke mit den beiden Kreide-Ammoniten von Krijuscha und Ssengilei, Am. Deshayesi Leym. und Am. bicurvatus MicH. Unten dicht am Ufer der Wolga lagen die braunen Blöcke mit dem dick- schaligen Venulites. Die Gesteinsschicht, aus welcher die Am- 390 moniten stammten, konnte ich dentlich erkennen, sie stand in dem obersten Theile des blättrigen Thones an. Das Gestein selbst war ganz derselbe graue Kalk, der bei Ssengilei eine aus- . gedehnte Bank bildet und in grosser Menge die verdrückten Schalen jener beiden Ammoniten enthält. Es war somit die Thatsache festgestellt, dass an der oberen Grenze des Ssimbirs- ker Thones die ersten Thiere der Kreidezeit auftreten, und dass zwischen dem Lager der Kalkblöcke, welche Am. Deshayesi und dieurvatus enthalten, und dem Lager der Venulites-führen- den Blöcke gypshaltige fossilienleere Thone von mehreren hun- dert Fuss Mächtigkeit eingeschaltet sind. Ob diese Thone auch bei Ssimbirsk azoische sind, habe ich nicht constatiren können; da die Inoceramen-Schicht eine reichere Fauna hat als bei Kasch- pur und Chwalynsk, so ist es nicht unmöglich, dass auch noch höhere Horizonte bevölkert sind. Fortgesetzte Forschungen wer- den uns darüber belehren. Von Uhwalynsk ging ich am Ufer der Wolga nach Wolsk und durch diese geologische Wüste be- gleiteten mich nur die fast nie fehlenden Blöcke mit Venulites mordvensis. Südlich vom Dorfe Schiroki finden sie sich in einer Bank anstehend; das Gestein ist hier grünlich und mürbe; über der Bank mehr oder minder steile Abhänge, die aus Thon be- stehen, und auf deren Oberfläche eine Menge Gypskrystalle um- herliegen, die, glasartig lichtbrechend, durch ihren Glanz unwill- kürlich den Blick auf sich ziehen, ganz wie bei Ssengilei und Krijuscha. Der Fuss des Gehänges ist häufig mit efllorescirtem Gyps überzogen. So wie Chwalynsk von weissköpfigen Höhen umgeben ist, so auch Wolsk, und in dem Kalkbruche oberhalb der Stadt hat man Gelegenheit Belemnitella mucronata zu sam- meln. Dass die Kreide hier verschwindet, um südlicher wieder zu erscheinen, dann wieder auftrit', um von neuem unterzutau- chen, muss der Unebenheit des ehemaligen Meeresbodens zuge- schrieben werden, denn alle Sedimente dieser Gegend sind in re- gelmässiger Horizontalität abgelagert. Auch bei Ssaratov, das weit südlich liegt, giebt es nicht weisse Kreide, und die dor- tigen ziemlich imposanten Höhen mit steil abstürzenden Wän- den bestehen nur aus brauner thoniger Sandmasse, die schon bei leiser Berührung zerfällt und nach oben zu keine deutliche Schichtung wahrnehmen lässt; nach unten zu wird sie dichter, und dort wechseln auch Thonlagen mit eisenschüssigem Sande. Am Fusse dieser Höhen liegen graue thonige Kalkbänke, die k . | 591 ‘unter der Einwirkung der glühenden Sonnenstrahlen zu Grus zerfallen, und welche die bekannten Am. Deshayesi und bicur- vatus enthalten. Unterhalb dieses Kalks und der mächtigen Lager braunen Sandes liegt grauer sandiger Thon mit Gyps. Bei Ssengilei dagegen wird der Thon von weissem Kalk bedeckt. Mit Ssaratov hatte meine Reise ihren Endpunkt erreicht, so weit sie nämlich die Aufklärung jurassischer Schichtungsverhält- nisse zum Zwecke hatte, doch war meine Absicht, noch andere interessante Punkte, wie Kamyschin, Antipovka und den Berg Bogdo zu besuchen, so wie den Pflanzenwuchs der Steppe ken- nen zu lernen. Dieses Vorhaben wurde durch die ungewöhnlich hohe Temperatur des heutigen Sommers im südöstlichen Russland vereitelt. Ich sollte erfahren, was die Sonne tief im Innern eines Continentes zu bedeuten hat. Das ganze Frühjahr war zwischen Ssamara und Zarizin im Allgemeinen regenlos gewesen, nie hatte sich ein Thautropfen an der Spitze der Grashalmen gebildet, und bis zum 10, Juli n. St. hatte man Regen vergeblich erwartet. Hier und da war wohl ein Strichregen gefallen, er verdampfte aber augenblicklich wirkungslos auf dem glühenden Staube. Der Weizen hatte auf dem fruchtbarsten aller Bodenarten, der Schwarz- erde, kaum die Höhe einer Hand erreicht; zur Bildung von Kör- nern war es nur hier und da gekommen, und ‚man trieb das Vieh auf die Getreidefelder, damit es von den verdorrten Halmen die Nahrung suche, die es auf den Weiden nicht mehr fand. Am 10. Juli zeigte der Thermometer in der deutschen Kolonie Anton, ungefähr 10 Meilen südlich von Ssaratov, um 1 Uhr Mittags 29 Grad R. im Schatten, und später versicherte man mich, dass zu derselben Zeit in der Stadt Ssamara 35 Grad gewesen seien. Freilich nennt man das auch für die dortige Gegend einen aus- nahmsweise heissen und dürren Sommer. Auf mich wirkte die Hitze so nachtheilig, dass ich mich entschliessen musste, nach dem kühleren Norden zurückzukehren. Ich weiss jetzt, dass ich nicht zum Afrika-Reisenden tauge, und sehe mich gezwungen, mich mit meinen Expeditionen für die Zukunft auf die gemässig- ten Klimate zu beschränken. Auf meiner Rückreise blieb ich noch zwei Tage in Ssimbirsk, um dort in der Inoceramen-Schicht Nachlese zu halten. Ich fand bei dieser Gelegenheit einen Am. Deshayesi, woraus hervorgeht, dass die dortigen Höhen in ihren obersten Lagen schon aus demselben Kreidethon bestehen, dem - wir bei Kıjjuscha dicht über dem Niveau der Wolga begegnen. S 592 Zum Schluss will ich noch einmal die Resultate meiner vor- und diesjährigeu Reisen in wenigen Worten zusammenfassen, Der Jura des Wolgagebiets ist zusammengesetzt aus vier Haupt- gliedern. Das erste untere Glied ruht auf dem russischen Todt- liegenden, auf azoischen Kalken und Mergeln und auf fossilien- leerem rothen Sande oder rothem Thone. Es hat ungefähr 450 Fuss Mächtigkeit und besteht aus einem an Schwefelkies ‚reichen, meist plastischen Thon, welcher durch Gryphaea signata, Am. alternans u.s. w. charakterisirt wird. Nur ausnahmsweise ist dieser Thon, wie bei Gorodischtsche arm an Fossilien; in die- sem. Falle ist er auch heller gefärbt. Zu dieser Schicht gehört der glanzkörnige Sandstein von Dmitrijewo als Zwischenbildung. Das zweite Glied ist der bituminöse Schiefer mit Orbicula bei Ssimbirsk und der bituminöse Kalk mit 4m. virgatus bei Mos- kau. Diese Schicht weist auf ein pflanzenreiches Meer der da- maligen Epoche, die jedoch nur von kurzer Dauer war, da die Ablagerung eine Mächtigkeit von 10 Fuss nie überschreitet. Das dritte Glied ist der Aucellenmergel von Charaschowo und der Aucellenkalk von Ssimbirsk und Kaschpur. Auch diese Schicht repräsentirt nur einen kurzen Zeitraum, obgleich die Fauna desselben in einigen Theilen- des Meeres eine überaus reiche war, ihre Mächtigkeit erreicht fast nirgends mehr als 10 Fuss. Hierher gehört vielleicht der Sandstein von Katjelniki mit /aoce- ramus (?) bilobus Quenst. Das vierte und oberste Glied end- lich ist gypsreicher Thon mit /noceramus aucella, Astarte por- recta u.s.w. Dieser Thon, der eine Mächtigkeit von mehr als 300 Fuss hat, führt in seinen unteren Lagen Kalkabsonderungen mit Venulites mordvensis und dicht an seiner .oberen Grenze ein schmales Kalklager mit Am. Deshayesi und bicurvatus; das letztere kennzeichnet für das Wolgagebiet den Anfang der Kreide- periode. Freilich sind diese Ammoniten nicht in Frankreich die ersten Boten der Kreidezeit wie bei uns, denn sie gehören nicht dem Nö&ocomien, sondern dem Aptien an; aber da bei uns die unmittelbar unterhalb derselben befindlichen Thone fossilienleer scheinen, so bleiben sie vorläufig das einzige Mittel, um die Grenze zwischen Jura und Kreide zu bezeichnen. Die Abwe- senheit von Fossilien in so mächtigen Schichten ist in der That auffallend. Sollten die Muschelreste durch chemische Agentien zerstört sein? Aber freie Schwefelsäure, die hier wohl voraus- gesetzt werden kann, hätte doch immer nur die Schalen, nieht Ooro difshl, khe Undara MWolgu —Z la RL S ID} I an 2 R S S 2 T : pmius Juocer® Ast arte Stsimbirsk Zeits. d. d.geol. Ges. XVI. 3, 593 die Steinkerne zerstören können. In der That finden sich zuweilen Am. Deshayesi und becurvatus im Innern grosser Drusen von Gypskrystallen: ihre Schalen sind freilich zum gröss- ten Theil verschwunden, und schwa- che Rückstände derselben haften nur noch an der Oberfläche der Stein- kerne, aber diese selbst sind unver- sehrt, obgleich die Kammern mit Kalkspath, die Wohnkammer mit dunklem Kalk angefüllt sind. Doch zurück zum Jura. Alle vier be- zeichneten Glieder desselben sind in schönster Aufeinanderfolge bei Ssim- birsk entwickelt. Es giebt in Russ- land keinen anderen Durchschnitt, der so klare Einsicht in die Ver- hältnisse des Jura gewährte und so deutlich bewiese, dass jene vier Abtheilungen einem und demselben organischen Ganzen angehören, es giebt auch keinen anderen Ort, wo die Schichten in so rascher Aufein- anderfolge gleichsam vor unserem Blicke entstehen. Ich gebe eine kleine Zeichnung des Durchschnittes. bei, welche die Sache besser veran- schaulichen wird, als Worte es ver- mögen. Zur Erklärung ist nöthig zu bemerken, dass die Entfernung von a nach 5 35 Werst beträgt, die Höhe des Ufers durchschnittlich 300 Fuss. Von dem verstorbenen JasYKkOV, der in Undara seinen Wohnsitz hatte, existirt eine Ta- belle, in welcher er die ganze Reihe der Schichten aller im Bereich des Gouvernements Ssimbirsk vorhan- denen Formationen zusammenstellt. 38 994 Ehe ich seine Heimat nicht gesehen, verstand ich allerdings seine Eintheilung der jurassischen Formationen nicht, jetzt aber, nach- dem ich mich damit bekannt gemacht, finde ich, dass er die stratigraphischen Verhältnisse ganz richtig erkannt hat, wenn auch seine Bestimmungen nicht überall zutreffen. Er theilte den Jura von Ssimbirsk ein in grauen Thon mit Kalkblöcken und Gyps, in eisenschüssigen Sand, in Kalk mit Lacertierknochen, in bituminösen Schiefer und in weissen Thon. Der eisenschüssige ‘ Sand und der Lacertierkalk gehören augenscheinlich zusammen, denn aus ersterem wird Am. Koenig aufgeführt, aus letzterem Lima proboscidea und Inoceramus dubius ( Aucella mosquensis). Als einziges Fossil der unteren Kreide erwähnt Jasykov 4m. consobrinus (Neocomien) d.h. unseren Deshayesi, wobei nur zu _ verwundern ist, dass er den Am. bieurvatus nicht erwähnt, der _ ein ganz unzertrennlicher Begleiter des Deshayest ist. EıchwALp stützt sich mit seiner Meinung, dass die Aucellenschicht von Charaschowo zur Kreide gehöre, auf die Au- torität Jasykov’s (Bull. de Moscou 1861, III. p. 279). Es lässt sich nicht annehmen, dass JAsYKov die Aucellenbank von Cha- raschowo nicht gekannt hätte, denn er pflegte seine Untersuchun- gen nicht aus der Ferne zu machen, wie gewisse nordische Ge- lehrte; wenn er sie aber gekannt hat, so müsste man bei ihm eine ausserordentlich geringe Dosis von Scharfsinn voraussetzen (wozu kein Grund vorliegt), um anzunehmen, dass ihm die Iden- tität der Moskauer und Ssimbirsker Aucellenschichten auch nur einen Augenblick hätte verborgen bleiben können. Herrn v. EiIcHwALD wird natürlich auch das, was ich im Vorhergehenden berichtet, nicht von seiner Meinung abwendig machen. „Hier ist grüner Sand, ergo Kreide, basta!‘“ Ge- schieht das aus Ehrgeiz, dass man der gelehrten Welt unerhört Neues und unerhört Falsches auftischt? Thatsachen werden ignorirt, eine ungeheuere Confusion in der Wissenschaft ange- richtet, und das dictum: facta loguuntur wird umgeändert in taceant facta, Eichwaldus loguitur! Wohin das führen wird, hoffe ich zu erleben. 595 7. Ueber die in den Thonschiefern vorkommenden mit Faserquarz besetzten Eisenkieshexaeder. Von Herrn G. Rose ın Berlın In gewissen Thon- wie auch Grauwackenschiefern kommen öfter Hexaäder von Eisenkies vor, die stets an denselben zwei entgegengesetzten Seiten mit einer kleinen Partie von fasrigem Quarz bedeckt sind, wie auch immer ihre Lage in dem Thon- schiefer sein mag, mögen ihre Ecken- oder ihre Flächenaxen ungefähr rechtwinklig zur Schichtungsfläche des Thonschiefers stehen oder sonst eine beliebige Lage haben. Die so besetzten Eisenkieshexaäder liegen aber in dem Thonschiefer stets so, dass eine den Schichtungsflächen parallele Ebene durch sie und die beiden Quarzpartien an ihren Seiten gelegt werden kann, so dass, wenn man das Thonschieferstück so hält, dass die Schich- tungsflächen horizontal sind, und die Quarzpartien zur Rechten » und Linken des Krystalles liegen, die oberen und unteren En- den und die vorderen und "hinteren Seiten der Krystalle frei sind, Die Quarzbedeckung an den Seiten der Krystalle ist mehr oder weniger dick und steht in einem gewissen Verhältniss zu der Grösse der Krystalle, übertrifft aber selten wohl die Dicke von 1 bis 2 Linien; sie bildet an den Krystallen nach den Um- ständen eine Platte, Kuppe oder Schärfe, überzieht aber zuwei- len fast den ganzen Krystall, so dass von ihren obern und un- ‚tern Enden oder den vordern und hintern Seiten nur wenig hervorragt. Die Fasern des Quarzes sind wohl öfter etwas ge- krümmt, stehen aber im Allgemeinen senkrecht auf den Flächen des Eisenkieses und stossen daher öfter von der obern und untern Seite federartig zusammen. An der Oberfläche ist der Quarz gewöhnlich stark mit dem Thonschiefer verwachsen und lässt ' sich daher selten von ihm trennen, von dem Eisenkiese löst er sich aber leicht ab, die Eisenkieskrystalle fallen beim Zerschla- gen des Thonschiefers leicht heraus, und lassen nun in dem Quarz eine sehr glattflächige und glänzende regelmässige Höh- 38* 596 lung zurück, die wie die Hexaäderflächen des Eisenkieses ge- streift ist, so dass man daran die Lage, die die Eisenkieskrystalle in dem Gestein gehabt haben, genau erkennen kann. Ich habe diese so beschaffenen Eisenkieskrystalle beobachtet in einem etwas feinen Glimmer enthaltenden chloritischen Thon- schiefer von Salm bei Lüttich, in einem ähnlichen von Ligneu- ville bei Malmedy, und in einem Wetzschiefer-ähnlichen Gestein von Ingleborough in den Vereinigten Staaten. In dem graulich- ‘ schwarzen auch etwas Glimmer-führenden Thonschiefer von Recht südlich von Malmedy kommen sie gewiss auch vor, doch sind bei den Stücken dieses Thonschiefers in dem Berliner mineralo- gischen Museum die Eisenkieskrystalle sämmtlich ausgewittert, und statt ihrer nur die Höhlungen zu finden, worin sie gesessen; dasselbe ist auch der Fall bei einigen Stücken eines feinkörnigen Grauwackenschiefers von Ligneuville, die ich schon vor einigen Jahren von Herrn Professor F. RoeMeEr erhalten, durch den ich zuerst auf diese eigenthümliche Bedeckung der früheren Eisenkieskrystalle aufmerksam gemacht wurde. Die Stücke von Recht wurden dem Museum von Herrn Dr. Krantz geliefert, die Stücke von Ligneuville, worin die Eisenkieskrystalle noch erhalten sind, sowie auch die von Salm und Ingleborough, fand ich später noch im Museum auf. Am grössten sind die Eisen- kieskrystalle in dem Thonschiefer von Salm und Ingleborough, wo die Kanten der Hexa&der — bis 4 Zoll lang sind, die von den übrigen Fundorten sind mehr oder weniger kleiner. Aus der so bestimmten Lage des Faserquarzes zu dem Ei- senkies ergiebt sich, dass seine Bildung in einem bestimmten Zusammenhang zu diesem steht; man kann sich indessen wohl kaum eine andere Vorstellung von dem Hergange bei der Bil- dung desselben machen, als dass man annimmt, dass die Eisen- kieskrystalle entstanden sind, als die umgebende Masse noch ein weicher Thon war. Als derselbe durch Zusammendrückung er- härtete und Schichtung erhielt, entstanden zu beiden Seiten der Eisenkieskrystalle parallel der Schichtung hohle Räume, in wel- ‘cher dann durch Infiltration einer Kieselsäure-haltigen Flüssig- keit sich ebenso Faserquarz bildete, wie in den durch Austrock- nung entstandenen Spalten und Rissen des Thonschiefers, die ja auch oft mit Faserquarz ausgefüllt sind. Wenn dies die natürlichste Erklärung der Erscheinung zu sein scheint, so hatte doch vor einiger Zeit TscHERMAK eine \ 597 ganz andere Erklärung derselben gegeben.*) Er hatte nur die Thonschieferstücke von Recht gesehen, in welchem die Eisen- kieskrystalle sämmtlich ausgewittert, und nur die regelmässigen Höhlungen, die sie hinterlassen, zu sehen sind. Die Entstehung dieser schreibt er, von ihrer eigenthümlichen Streifung geleitet, ebenfalls dem Eisenkies zu; an dem Faserquarz glaubt er aber die Form des Gypses zu erkennen, und nimmt nun an, dass an der Stelle jenes sich in der That früher Gyps befunden habe, der dann später erst in Quarz umgeändert sei. TSCHERMAK lässt ihn aber nicht unmittelbar in Quarz übergehen; derselbe ist nach ihm erst in fasrigen Gyps umgeändert, und aus diesem erst der Quarz hervorgegangen. Denn anzunehmen, dass an die Stelle von blättrigem Gyps sich direct Faserquarz abgesetzt habe, - würde nach ihm ebenso unrichtig sein, als wenn Jemand behaup- tete, dass der sogenannte zellige Quarz sich direct und vollstän- dig so gebildet habe. Der ganze Hergang ist nun nach ihm folgender: „Das Ge- stein mag ursprünglich ein Mergelschiefer gewesen sein, in wel- chem sich Eisenkieswürfel bildeten. Später wurden diese zer- setzt, und während der Zersetzung, als die Würfel noch ihre volle Form hatten, schossen an jedem derselben eine oder meh- rere Gypskrystalle an: die Bildung der Eisenkieswürfel und der letzteren Krystalle geschah offenbar als das Gestein ziemlich weich war. Nachher wurden die Gypskrystalle durch irgend welchen Umstand ‚in Fasergyps verwandelt, die weitere Umwand- lung in Quarz wurde wohl durch Kalkspath vermittelt. Endlich wurde durch Kieselsäure-führende Gewässer das fasrige Mineral in fasrigen Quarz umgebildet, die würfligen Pseudomorphosen nach Eisenkies wurden ausgelaugt, und so einerseits Quarz ab- gesetzt, andererseits Eisensilikat durch das Gestein verbreitet, so dass er zuletzt zu chloritischem Schiefer wurde.“ Diese Erklärung ist scharfsinnig und im Allgemeinen auch naturgemäss. Eisenkies kommt häufig in Eisenoxydhydrat zer- setzt vor, und bei dieser Zersetzung bildet sich auch Gyps, wenn kohlensaurer Kalk in der Nähe vorhanden ist. Sehr deutlich sieht man dies bei den Eisenkiesknollen, die in einem mergeligen Tertiärthon bei Werbellin in der Nähe von Joachimsthal in der *) Vergl. Sitzungsberichte der k. Akademie d, Wiss. von 1862 Bd. 46, S. 488. 1% ! 598 Mark vorkommen. Die Knollen sind in Eisenoxydhydrat zer- setzt und rund herum mit wohlerhaltenen Gypskrystallen be- | setzt. Der Gyps kann ferner auch mit Beibehaltung der Form | in Quarz ümgeändert sein, wie die bekannten Pseudomorphosen von Quarz nach Gyps, die am Montmartre bei Paris vorkommen, beweisen; das entstandene Eisenoxydlydrat wird auch oft auf- gelöst, so dass nur die regelmässigen Höhlungen in der Masse, worin die Eisenkieskrystalle gesessen haben, von dem früheren Dasein des Eisenkieses Rechenschaft geben, wie man dies sehr ausgezeichnet auf den Gold- und Eisenkies-führenden Quarzgän- gen von Beresowsk bei Katharinenburg am Ural zu beobachten Gelegenheit hat; nur scheint mir die Art wie Herr Tschermak die Pseudomorphosen von Quarz entstehen lässt, indem sich nach ihm der Gypskrystall nicht unmittelbar in Quarz, sondern erst in fasrigen Gyps umändert, nicht die richtige zu sein, da solche Pseudomorphosen von fasrigem Gyps nach blättrigem, also eines fasrigen Aggregates nach Krystallen derselben Masse, so viel ich weiss, weder beim Gyps noch bei irgend einer andern Sub- stanz vorkommen; dagegen direct gebildete Pseudomorphosen, die im Innern fasrig sind, und bei welchen die Fasern, wie es hier der Fall wäre, rechtwinklig auf den Flächen des ursprüng- lichen Krystalles stehen, häufig vorkommen, wie z. B. bei den Pseudomorphosen von Eisenoxydhydrat (Göthit) nach Eisenkies von El Gizan im südlichen Arabien.*) Der Vergleich mit dem zelligen Quarz scheint mir nicht anwendbar. Wenn aber auch, abgesehen ‘von dem letztern Umstande, die Erklärung von Herrn TscHERMAK ganz aunehmbar scheint, so fällt doch die ganze Hypothese mit der Beobachtung, dass der Faserquarz auch bei ganz frischem unversehrten Eisenkiese vorkommt, denn unmöglich kann der Faserquarz eine Pseudo- morphose von Gyps sein, der sich erst durch Zersetzung von angırenzendem Eisenkies gebildet hat, wenn dieser noch ganz frisch und unversehrt ist. Ebenso ist auch das frühere Dasein von Gyps nicht anzunehmen, da wohl nur die Vorliebe für eine vorgefasste Meinung in der Form des auf dem Eisenkiese sitzen- den Faserquarzes zuweilen einige Aehnlichkeit mit der des Gypses erkennen kann. Art Aber solche Erscheinungen wie in dem Schiefer von Ligneu- *) Vergl. PoGGENDORFF’S Ann, von 1833 Bd. 28, S. 577, 599 ville und Recht haben nicht nur Eisenkieskrystalle, sondern auch in Eisenkies versteinerte organische Körper hervorgebracht. In den Thonschiefern von Wissenbach im Nassauschen ist es eine nicht ungewöhnliche Erscheinung, dass die dort häufig vor- kommenden, in Eisenkies umgeänderten Orthoceratiten auch an zwei entgegengesetzten Seiten zwischen den Schichten des Schiefers mit ähnlichem Faserquarz umgeben sind, wie die Eisenkieshexa&äder der oben erwähnten Schiefer. Die Orthocera- titen haben etwa 14 bis 3 Linien im Durchmesser, die Lage Faserquarz ist etwa 4 Linie dick, und seine Fasern stehen senk- recht auf dem ÖOrthoceratiten. Hier scheint auch der Faserquarz nur die bei der Schieferung des Thonschiefers entstandenen Höh- lungen ausgefüllt zu haben. Die Orthoceratiten sind in der Re- gel nicht zusammengedrückt, die Schieferung scheint erst nach der Verkiesung eingetreten zu sein. Auf diese Schiefer machte mich Herr Professor BEYrıcHn aufmerksam, als ich in der Sitzung der d. geol. Gesells. vom 7. Decbr. die Schiefer von Ligneu- ville und Recht der Gesellschaft vorlegte, indem er meiner Er- klärung zustimmend, darin einen ganz analogen Fall sah. Druek von J. F.’Starcke in Berlin. er % id. St Hz a Jıeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. 4. Heft (August, September, October 1864). — A. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der August - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 3. August 1864. Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der Juli- Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten Herr CarL Orauss, Grosshändler in Nürnberg, vorgeschlagen durch die Herren A. Braun, M. „ Beavn, BENRICH. Für die Bibliothek waren eingegangen: Archiv für die wissenschaftliche Kunde von Russland, herausgeg. von Erman. Bd. XXI. H. 2. Berlin, 1864. Mittheilungen aus Justus PERTHES’ geographischer Anstalt. 1864. No. 4 und 6; Ergänzungsheft ‘No. 13. Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften, herausgegeben von dem Naturwissenschaftlichen Verein in Ham- burg. Bd. I. 1846; III. 1856; IV. 1. 1858; IV. 3. 1862. Sitzungsberichte der k. k. Akademie in Wien. Bd. XLVII. Abth. 1, H. 4—5; Abth. 2, H. 5; XLVIII. Abth. 1, H. 1—3; Abth. 2, H. 1—4. Wien, 1863. The mining and smelting Magazine. Vol. Vl. No. 31. London, 1864. „ = Herr Söcuting legt einen Quarzkrystall aus dem Granite des Okerthals im Harze. vor, welcher Büschel feiner Pyrrhosi- deritnadeln umschliesst, ein für den Granit interessantes Vor- kommen. — Nächstdem zeigte Redner von der Braunkohlengrube Löderburg bei Stassfurt Quarzkrystalle mit Einschluss von Braun- Zeits. d.d. geol.Ges. XVI, 4. 39 602 kohle und fast ausschliesslicher Ausbildung des einen Rhom- “ boöders, gedachte dann weiter des Vorkommens wahren Poly- halits und schwarzen, jedoch bisher nur in einem einzigen Stücke aufgefundenen CGarnallits von Stassfurt, welchen er in der Samm-: lung des Herrn Bergrath Bıscnor daselbst gesehen.. — Nach Vorlage mehrerer Stufen, welche er aus dem Melaphyrmandel- steine des Rabensteins bei Ilfeld mitgebracht, erwähnt Herr Söch- TınG ferner eines ihm zu Clausthal vorgewiesenen Probeblattes ‘ einer neuen grossen Harzkarte, welche das Gebirge in äquidi- stanten Horizontalen darstellen soll und auf diese Weise ein höchst plastisches Bild der Gliederung liefert. — Endlich be- sprach Derselbe eine ihm von dem geognostisch-montanistischen Vereine für Steiermark zugesandte Karte, welche auf Kosten dieses Vereines als Vorläuferin einer geognostischen Karte des Landes bearbeitet und veröffentlicht ist, und zwar durch die Herren Tu. v. ZOLLIKOFER und J. GoBanz. Wegen der re- lativ geringen Zahl der vorhandenen Höhenmessungen war es nur möglich, isohypsometrische Curven von 1000 zu 1000 Fuss zu ziehen. So sieht man denn bis zu 6000 Fuss sechs Schich- ten in verschieden brauner, mit der Höhe dunkler werdender Farbe mit Schrafirungen angedeutet. Die grösseren Erhebungen sind weiss gelassen, jedoch die Grenzen von 7000 und 8000 Fuss * | mit ungleicher Strichelung. Man erhält hierdurch ein recht deut- i liches Bild der Bodengestaltung in dem angegebenen Maassstabe. Die Meereshöhe der wichtigeren Culminations- und Thalpunkte | ist auf der Karte selbst durch beigesetzte Zahlen genauer ange- | geben. Als Grundlage zum Entwurfe der Karte und zum Ge- brauche für Touristen bringt ein besonderes Werkchen (Höhen- ‚Bestimmungen in Steiermark. Von Tu. v. ZOLLIKOFER und Dr. J. Gosanz. Graz, 1864) die einzelnen ermittelten Höhen. Die erste Abtheilung führt die Gebirgshöhen und bewohnten Orte auf, während man in der: zweiten Abtheilung die Fluss- spiegel und Thalböden findet. Bei jeder Höhe sind die geologi- schen Formationen angegeben. Redner hob einige besondere f Verhältnisse der Höhen hervor, bis zu denen die einzelnen Ge- | bilde sich erheben, und schloss mit der Empfehlung sowohl der Karte als des beigegebenen. Schriftchens. | Der Vorsitzende legte darauf ein grosses Stück des erst vor einigen Jahren entdeckten sibirischen Graphits vor, welches der | Besitzer der Gruben dieses Graphits, Herr M. SıpororF dem | 603 mineralogischen Museum zum Geschenk gemacht hatte. Das Stück ist ungefähr 1 Fuss 8 Zoll lang, 10 Zoll hoch und 7 Zoll dick, und von solcher Reinheit, dass es in dieser Rücksicht dem berühmten eumberländischen Graphit nicht nachsteht. Ueber den Ort des Vorkommens sind in dem neuesten (23.) Bande von Eaman’s Archiv Nachrichten gegeben. Er liegt im Turuchansker Kreise des Gouvernements Jeniseisk an den Flüssen Kureika und Nischnaja Tunguska, welche bei 66° 4’ und 65° 7’ Breite in das rechte Ufer des Jenisei münden; doch fehlen alle Nachrich- ten über das geognostische Vorkommen desselben ; man weiss nur so viel, dass er in ausserordentlicher Menge vorkommt. Herr SıporoFF hatte Proben von diesem Graphit auf die In- dustrie-Ausstellung in London im Jahr 1862 geschickt. Herr Kunr# sprach über ein neues Vorkommen von Kohle im Ueberquader Niederschlesiens. Unfern des Weges von Til- _ lendorf nach Klitschdorf im Westnordwesten von Bunzlau wenig nördlich von der Bahn wurde in diesem Jahre unter geringer Diluvialbedeckung das Ausgehende eines Kohlenflötzes gefunden. In einem südlich vom Ausgehenden abgeteuften Schachte fand man zuerst graue Thone, dann eine 8 Zoll mächtige Thoneisen- steinbank (beide voll von Cyrena cretacea Dr.) und darunter ein Kohlenflötz von 18 Zoll Mächtigkeit. Das ganze Schichten- system fällt mit etwa 25 Grad nach Südwesten. Ueber den grauen Thonen ist in geringer Entfernung ein System von Sand- steinen aufgeschlossen, die in Bänken von 8 bis 10 Zoll Mäch- tigkeit mit vier- bis sechszölligen Thonlagen abwechseln, und diese scheinen die Unterlage der Thone zu sein, denen die Thonwaaren-Industrie in Bunzlau ihre Existenz verdankt, und die sich dann unmittelbar bei Tillendorf aufgeschlossen finden. Es liegen demnach, wie sich durch diese Beobachtung erweist, die Kohlen im unteren, die Thone im oberen Niveau des Ueber- quaders. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. BeyrıcH. RortHn. 39 * 604 2. Vierzehnte allgemeine Versammlung der deutschen geologischen Versammlung in Giessen. Verhandelt Giessen, den 21. September 1864. Die zur 39. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte anwesenden Mitglieder der deutschen geologischen Gesellschaft ‘ traten unter dem Vorsitz von Herrn G. Rose zusammen um Kenntniss der vom Vorstande vorgelegten Rechnungsablage zu nehmen. Die Prüfung war von Herrn AUERBACH vorgenommen, der Rechnungs-Abschluss als richtig anerkannt und wird hiermit die Decharge ertheil. Dem Schatzmeister wurde für die sorg- fältige Führung der Kassengeschäfte ein Dank votirt. Der Vorschlag des Herrn GıkArn, die allgemeine Ver- sammlung der Gesellschaft von den Versammlungen der Gesell- schaft der deutschen Naturforscher und Aerzte zu trennen, wurde von der Majorität unterstützt. und kommt also laut $. 11 der Statuten bei der allgemeinen Versammlung 1865 in Hmaone zur Beschlussnahme. Als neue Mitglieder wurden angemeldet: Herr Bergschuldirector Schürze in Waldenburg, vorgeschlagen durch die Herren G. Rose, Beyriıch, Rorn, Herr A. FRANKE, Gehülfe der geoloc cr Landesanstalt in Kurhessen, vorgeschlagen durch die Herren DUNKER, GIRARD, G. Rose. v. w. 0. G. Rose. von Dücker. 605 Rechnungs- Abschluss der Gesellschaft für das Jahr 1863. - Tit. cp] ilizln Is. Sg.Pf. III. IV. An Bestand aus dem Jahre 1862. . . . . .. 11233|22/— An Einnahme-Resten . . art are).. - —— An Beiträgen der Mitglieder . a 1094 14 — Vom Verkauf der Zeitschrift: Durch die Besser’sche Buchhandlung . . _ |-i— Von neuen Mitgliedern für rückliegende Banastt ze Vom Verkauf von Abhandlungen . . .»...]1-— |I-—- An extraordinären Einnahmen . . . 2... 1 7 6 Imw+- | Summa aller Einnahmen [2329|13) 6 Ausgabe. An Vorschüssen und Ausgabe-Resten . . . . | - I-|— — | Für Herausgabe der Schriften und Karten: Für die Zeitschrift: a. Druck, Papier, Heften . 852 Thl. 11 Sg. 6 Pf. Boksiertileln, - :. -. „Ad „ 18 „6, 1986 — is 2. | Für den Druck von Abhandlungen . . »..1- | 3. | Für die Karte von Deutschland . . . ...1- I|-— — | Für die allgemeine Versammlung . . 2. ..2..]|- l- — — | Für Lokale in Berlin: | 3: Für Beleuchtung und Heizung . 11 Thl. — Sg. 2 Burdıe Bilfiothek 2. 2.07 8723| — — | An sonstigen Ausgaben: 2 Für Schreib- undZeichnen-Arbeiten — Thl. — Sg. 2 Für Porto undBotenlohn . . . .65 „ 29 ,„ 65l20l _ — | An extraordinären Ausgaben . . . 2.2.1] - |-— — [Zum Deckungsfonds. . . .» 2.0... .t2 2.2817 17o ‘ Summa aller Ausgaben 1439 2] - Schlussbalance. Die Einnahme beträgt 2329 Thlr. 13 Sgr. 6 Pf. Die Ausgabe dagegen 1439 „ 2 .„ -,„ Bleibt Bestand 889 Thlr. 21 Sgr. 6 Pf. welcher in das Jahr 1864 übernommen worden ist. Berlin, den 1. Juli 1864. Tanmnat, Schatzmeister der Gesellschaft, Revidirt und richtig befunden. Giessen, den 21. September 1864. Im Auftrage der allgemeinen Versammlung. ÄDERBACH. 606 B. Briefliche MHittheilungen. Herr v. Rıcatnoren an Herrn G. Rose. Virginia City, Nevada Territory, den 14. September 1864. Sie werden sich mit Recht darüber wundern, dass ich nach so langem Aufenthalt in Californien doch nur wenig von mir hören lasse. Ich bin allerdings fleissig herumgereist, habe manche Theile des Landes besucht und vieles Interessante und Mittheilenswerthe gesehen. Allein grade die Länge des Aufenthaltes liess es mig wünschenswerth erscheinen erst Meister des Stoffes zu werden, ehe ich ihn verarbeiten und mittheilen wollte. Ich fand hier die Erfahrnng, dass man sich bei den ersten Ein- drücken leicht Täuschungen hingiebt und sie nachher oft modi- fieiren muss, nur zu sehr bestätigt. Als ich mir endlich sagen durfte, dass ich den Standpunkt des Neulings überwunden habe, machte ich mich zunächst daran, meine Erfahrungen über „,‚die Metallproduction Californien’s und der angrenzenden Länder“ ausführlich zusammenzustellen. Ich schickte vor Kurzem an den Herrn Handelsminister einen Bericht darüber ein,- der für eine Zeitschrift zu lang würde und wohl bei Just. Perthes verlegt werden wird. Die Arbeit ist ausschliesslich praktischen Inter- essen gewidmet; wissenschaftliche Gegenstände sind darin kaum berührt. Man hat fast allgemein sehr irrthümliche Begriffe über die gegenwärtige und zukünftige Production dieser Länder. Es war mein Zweck durch zuverlässige Nachrichten dieselben zu berichtigen. Die früher erschienene Arbeit von dem französischen Ingenieur Herrn LauRr über denselben Gegenstand ist voll der grössten Irrthümer, wie dies bei meinem kurzen Aufenthalt nicht anders zu erwarten war. Es ist hier ausserordentlich sehwer, richtige statistische Nachrichten zu sammeln, und über den Werth der zahlreichen, sich fortwährend neu bildenden Minendistricte kann man sich nur durch eignes, oft sehr mühevolles Besuchen derselben ein Urtheil verschaffen. . Zu meiner Zurückhaltung in wissenschaftlichen Mittheilun- 607 gen nöthigten mich theils dieselben Gründe, theils ein anderes Bedenken. Sie wissen, dass die geologische Landesaufnahme von Californien seit vier Jahren den vortrefflichen Händen von Professor J. D. WHITNEy anvertraut ist, dem die Herren Bewer, GaBB und andere beigegeben sind. Mit unermüdlichem Eifer und mit grossem Erfolg arbeiten diese Herren an ihrer grossen und schwierigen Aufgabe. Von Anfang an stand ich mit ihnen auf sehr freundschaftlichem Fuss und fand viel Anregung durch das Arbeiten auf gemeinschaftlichem Feld. Wir theilten Beobach- tungen und Resultate einander frei und offen mit, und ich bin Herrn Wsiıvney für dieses Vertrauen in hohem Grade verpflich- tet. Seine zahlreichen Resultate sollen erst in seinem grossen Werk über Californien veröffentlicht werden. Natürlich blieben dieselben nicht ohne Einfluss auf meine Anschauungen und lei- teten dieselben vielleicht mehr als ich es mir selbst bewusst bin. Ich könnte daher bei meinen Mittheilungen leicht Indiscretionen begehen, von denen ich mich lieber freihalten möchte. Aus die- sem Grunde verschiebe ich erstere, soweit sie Californien be- _ treffen, bis nach der Veröffentlichung des ersten Bandes von Professor Wnıtney’s Werk. Letzterer ist seit Juni in den: öst- lichen Staaten, um den Druck der drei ersten Bände zu besor- gen. Sie sollen umfassen: 1) Allgemeine geognostische Be- schreibung; 2) Paläontologie von W. GaBB mit 40 Tafeln; 3) Zoologie von Dr. Cooper. In einem oder zwei weiteren Jahren sollen noch vier Bände |4) Botanik von H. W. BREweR; 5) Oekonomische Geologie und Erzlagerstätten ; 6) Metallurgie; 7) Physikalische Geographie | erscheinen , die letzteren drei von Warıney. Das ganze Werk wird Resultate von hoher Wichtig- . keit und grossem allgemeinen Interesse bringen und unter den durch ihre schöne Ausstattung gleich ausgezeichneten Veröffent- lichungen über die verschiedenen Staaten der Union durch seine Gediegenheit eine der ersten Stellen einnehmen. Von den Schwie- rigkeiten, unter denen hier eine derartige Landesaufnahme ge- schieht, hat man bei uns, wenn man die schön ausgestatteten Bücher sieht, wenig Begrifl. Ein Charlatan würde leichtes Spiel haben. Aber die Californier hatten das Schicksal, blind auf den Mann zu fallen, der in Hinsicht auf echte Wissenschaftlichkeit und Gründlichkeit unter den amerikanischen Geologen wohl den ersten Platz einnimmt. Die ernste wissenschaftliche Richtung be- hagte ihnen nicht, und nur unter fortdauernden Kämpfen und 608 wachsenden Schwierigkeiten konnte Professor WHITNEY sein Werk durchführen. | Sie werden es gerechtfertigt finden; wenn ich es unter sol- chen Umständen für meine Pflicht hielt, mit meinen Mittheilun- I gen zu warten. Jetzt ändern sich die Verhältnisse mit der Veröffentlichung von Wnrrser’s Werk. Ich habe schon manches im Manuscript vorbereitet und werde mich bemühen, sobald als möglich eini- ges an Sie zu übersenden. Zunächst aber fesselt mich eine Spe- cialaufgabe, die mich wohl bis Ende dieses Jahres ausschliesslich beschäftigen wird. Dies ist die geognostische Aufnahme des Ge- biets von Washoe und das Studium der Erzlagerstätten desselben. Herr Wuırney hatte früher auf seine Kosten eine topographische Karte des Gebietes im Massstabe von 2500 Fuss = 1 Zoll an- fertigen lassen. Sie wird in diesem Herbst vollendet. Ich be- absichtige nun, diese Karte geologisch zu coloriren und wir wol- len sie dann gemeinschaftlich veröffentlichen. Die Aufgabe ist nicht leicht, da der geognostische Bau sehr. complieirt ist und besonders die reiche Gliederung: tertiärer Eruptivgesteine manche Schwierigkeiten bietet. Dem Comstock-Gang und den Erzlager- stätten überhanpt habe ich besondere Aufmerksamkeit zugewandt und Karten und Pläne derselben angefertigt. Das Material für eine wesentlich geologische Ausarbeitung in deutscher Sprache werde ich bald fertig gesammelt haben. Wahrscheinlich werde ich aber der Ausführung derselben eine Bearbeitung in englischer Sprache vorhergehen lassen. Um dieselbe für hiesige Verhält- nisse brauchbar zu machen, muss ich sehr in das Detail eingehen und Beschreibungen aller hervorragenden Gruben und ihrer Pro- duetivität geben. Ich darf hoffen, dass das Werk in mehrfacher Hinsicht von Nutzen sein wird. Zunächst wird ein genaues Studium des Comstock-Ganges einen Schlüssel zum Verständniss der Silbererz-Lagerstätten an dieser Küste-überhaupt geben, ins- besondere der hervorragendsten in Mexico, welche eine grosse Aehnlichkeit mit dem Comstock-Gang haben. Ueber die Bil- dungsgeschichte derselben bin ich zu ähnlichen Resultaten ge- kommen, wie früher in Betreff der Silbergänge von Felsöbänya, Schemnitz und anderen Orten in den Karpathen. Dort ist ihre Entstehung im „Grünsteintrachyt‘‘ gleichzeitig mit Eruptionen von Rhyolith; hier treten sie in demselben Gestein auf und sind gleichzeitig mit, Ausbrüchen eines Sanidin - Vligoklas - Trachytes, 609 der eine grosse Rolle im Bau der Gebirge von Washoe spielt. Meine petrographischen Sammlungen von diesem Gebiet sind schon ziemlich umfangreich und werden Ihnen, wie ich glaube, grosses Interesse gewähren. Uralitporphyre kommen hier in der- selben Rolle vor, wie Sie dieselben im Ureal gefunden haben: als unzweifelhafte metamorphische Sedimente, wahrscheinlich aus der Kohlenperiode. Tertiäre Eruptivgesteine sind in reicher Gliederung entwickelt, vom Rhbyolith durch alle Stufen, von Trachyten und Andesiten zum Basalt. Auf der Karte sollen sie sorgfältig gesondert werden. Tertiäre Eruptivgesteine sind überhaupt in Californien und den angrenzenden Ländern ausser- ordentlich verbreitet. Ich finde hier ein noch reicheres Feld für dieselben als in den Karpathen. Meine Studien in den letzteren helfen mir daher hier sehr viel. Eine Ausarbeitung über den Gegenstand habe ich angefangen, werde sie wohl aber erst nach Abschliessung meiner Studien in Washoe beendigen. Rhyolithe spielen besonders eine hervorragende Rolle. Ganze Gebirge sind aus ihren zahlreichen Varietäten zusammengesetzt, besonders auf dem grossen Plateau des Great Basin. In Californien giebt es erloschene Rhyolithvulcane von bedeutenden Dimensionen. Be- sonders interessant sind sehr quarzreiche Abänderungen, welche, wenn man sie nicht genau betrachtet, ganz das Ansehen von Granit haben. In den Karpathen habe ich etwas dem Aehn- liches nur im Illova- Thal in Siebenbürgen gefunden, aber mit bei weitem nicht so ausgeprägtem Charakter. Diese Gesteine enthalten sehr viel Sanidin und glasigen Oligoklas in grossen, stark rissigen, oft völlig zerrissenen Krystallen, Quarz in bei- nahe ebenso grosser Menge und ebenfalls von spröder rissiger Beschaffenheit, dazu schwarzen Glimmer und oft Hornblende, 'Alles in einer emailartigen bläulichen Grundmasse. Ich fand sie zuerst bei Silvermountain am Ostabhang der Sierra Nevada, wo sie den Syenitgranit der Sierra häufig durchbrechen und sich über ihn ausbreiten. Sie scheinen an diesem Schauplatz inten- siver vulcanischer Thätigkeit umgeschmolzene Granite zu sein. Das interessanteste Vorkommen fand Professor W. H. BREwER an dem grossen isolirten Vulcan Lassen’s Butte, wo .das Ge- stein den ganzen obersten Theil des Kegels bildet. Am aus- gebreitesten findet es sich zwischen Washoe und Reese River, wo es ganze Gebirgszüge bildet. Ich habe es in der oben er- wähnten Abhandlung wegen seiner durchgreifenden Verschieden- a 610 heiten und seiner räumlichen Trennung von den eigentlichen Rhyolithen als besonderes Glied der Rhyolithfamilie unter dem Namen „Nevadit“ getrennt. Den Namen „Liparit“ von Herrn RorH wandte ich darin für die porphyrisch ausgebildeten Glieder derselben Familie an, welche meines Wissens auf Lipari vorherrschend sind. Als dritte Abtheilung der „eigentlichen Rhyolithe“ fasste ich die Gesteine derselben Familie mit Per- lit-, Bimsstein-, Obsidian - und lithoidischem Gefüge zusammen, ' welche hier wie in Ungarn von quarzporphyrartigen Gliedern getrennt auftreten. Ich glaube, dass sich so die Familie am na- türlichsten gliedert und doch als Ganzes den andern vulcanischen Gesteinen gegenüber wohl charakterisirt ist. Das Fehlen oder Vorhandensein von Quarz, das Hinzutreten oder die Abwesenheit von Oligoklas kann bei dieser Familie für die Gliederung weni- ger bestimmt sein als bei anderen Gesteinen, da das Auftreten der einzelnen Mineralien hier mehr von dem Grad der krystalli- nischen Ausscheidung aus der Grundmasse als von der chemi- schen Zusammensetzung des Gesteines abhängt. Bei den Ne- vaditen tritt der Quarz in unregelmässigen gerundeten Körnern auf, bei den Lipariten in Krystallen in felsitischer Grundmasse. Soweit ich hier tertiäre Eruptivgesteine beobachtet habe, herrscht bei ihnen dasselbe Altersverhältniss wie bei denjenigen von Ungarn. Die ältesten sind auch hier „Grünsteintrachyte.“* Es folgen die Andesite, darauf die eigentlichen Trachyte, dann die Rhyolithe und den Schluss machen die Basalte, deren Erup- tionen in sehr jugendliche Zeit hinabreichen. Mit Ausnahme des erstgenannten tritt jedes dieser Gesteine in Vulcanen und in Masseneruptionen auf. Die „Grünsteintrachyte“ sind auf die letztere Form des Auftretens beschränkt. 611 ©. Aufsätze. 1. Notiz über das Vorkommen von Cardium edule und Buccinum (Nassa) reticulatum im Diluvial-Kies bei Bromberg im Grossherzogthum Posen. Von Herrn Fer». Rormer ın Breslau Unter einer Anzahl von Versteinerungen aus den Diluvial-Ge- schieben bei Bromberg, welche mir Herr Oberlehrer LeHnMans, ein fleissiger und einsichtiger Beobachter, im Laufe des ver- flossenen Sommers zur Bestimmung vorlegte, fanden- sich auch ein Paar Schalen von Cardium edule und zwei Exemplare von Buccinum reticulatum, welche angeblich in derselben Kiesgrube bei Bromberg, in denen auch silurische Diluvial-Geschiebe nordi- schen Ursprungs vorkommen, gefunden waren. Dieselben erreg- ten .sofort meine lebhafte Aufmerksamkeit, weil, abgesehen von gewissen unter eigenthümlichen Verhältnissen vorkommenden Muschellagern in Holstein, das norddeutsche Diluvium wohl die Knochen von Landsäugethieren, nicht aber so weit bekannt ist, Meeres-Conchylien einschliesst. Obgleich das äussere Ansehen der fraglichen Muscheln durch- aus dasjenige von wirklich fossilen Conchylien und zugleich ein solches ist, wie man es bei Uonchylien, die gleichzeitig mit dem Diluvial- Kiese selbst abgelagert wurden, etwa erwarten kann, so konnte ich, bei der Ungewöhnlichkeit der Thatsache selbst, mich doch dem Verdachte nicht ganz verschliessen, dass in Be- treff der angegebenen Lagerstätte ein Irrthum vorliege. Allein eine schriftliche nähere Erklärung des durchaus glaubwürdigen und zugleich beobachtungsfähigen Herrn Oberlehrer LEHMANN, welche ich auf meine Bitte von demselben unlängst erhielt, hat meine Bedenken in dieser Beziehung vollständig beseitigt. Nach den sorgfältigen und umständlichen Angaben des Herrn LEHMANN sind die fraglichen Fossilien in verschiedenen in 612 der näheren und ferneren Umgebung von Bromberg 130 bis 180 Fuss über dem Meeresspiegel liegenden Kiesgruben gefunden worden. Eines der Exemplare von Cardium edule fand Herr LEHMANN selbst in dem Kiese einer unmittelbar südlich von der Stadt Bromberg, 130 Fuss über dem Weichsel-Spiegel gelegenen Kiesgrube. Ein anderes Exemplar von Cardium edule und zwei Exemplare von Buccinum reticulatum erhielt er aus einer etwa eine Meile nördlich von Bromberg neben der von Bromberg nach Danzig führenden Eisenbahn im Rinkauer Walde gelegenen Kies- grube unter Verhältnissen, welche das wirkliche Vorkommen an dieser Stelle nicht wohl bezweifeln lassen. Ein unvollständiges Exemplar von Cardium edule endlich, welches mir ebenfalls vorliegt, wurde ihm durch Herren LADEMANNnN, Betriebs-Inspektor der Thorner Eisenbahn , mitgetheilt, welcher es selbst in einer von ihm eröffneten, bei Getau 34 Meilen südöstlich von Bromberg in 50 Fuss Höhe über der Weichsel und 182 Fuss über dem Meeresspiegel gelegenen Kiesgrube auffand. Der Kies in allen diesen Kiesgruben ist von der gewöhn- lichen Beschaffenheit des Diluvial-Kieses in der norddeutschen Ebene und enthält ausser den Rollstücken von nordischen kry- stallinischen Gesteinen auch silurische und 'Kreidegeschiebe, na- mentlich auch zahlreiche lose Exemplare von Delemnitella mu- cronata. Wenn demnach nicht daran zu zweifeln ist, dass die frag- lichen Exemplare von Cardium edule und Buccinum reticula- Zum wirklich in nordischem Diluvial-Kies gefunden wurden, so müssen die Thiere, denen diese Schalen angehörten, auch Be- wohner der Gewässer gewesen sein, aus denen sich das Diluvium der norddeutschen Ebene ablagerte. Darin besteht aber das grosse Interesse dieses Fundes, denn die marine Oonchylien-Fauna des norddeutschen Diluviums ist‘ so gut wie völlig unbekannt. Die über viele tausend Quadratmeilen sich ausbreitenden Ablagerungen von Sand, Kies und Lehm enthalten auffallender Weise im All- gemeinen gar keine Ueberreste von marinen Tbieren und na- mentlich auch keine fossilen Muschelschalen. Nur an ein Paar | Punkten in Holstein, wie unter anderen bei Tarbek nördlich von Se- geberg und bei Blankenese unweit Hamburg, sind in diluvialen Ablagerungen marine Muscheln, und zwar an dem erstgenannten Orte besonders häufig Mytilus edulis, an letzterem Austern- Schalen in grosser Anhäufung beobachtet worden. Allein diese 613 muschelführenden Lager in Holstein sind, wie BEeyrıch*) nach- gewiesen hat, von dem gewöhnlichen Geschiebe-führenden Dilu- vium als eine ältere, wenn gleich ebenfalls quartäre, Ablage- rung bestimmt zu trennen, während die hier in Rede stehenden Conchylien von Bromberg dem ächten, Geschiebe-führenden, nor- dischen Diluvium angehören. Nur in Dänemark sind vielleicht dieselben Conchylien dem ächten Diluvium eigenthümlich. Einer brieflichen Mittheilung von BEYRIeH zu Folge enthält nämlich das Berliner Museum Exemplare derselben Arten von Conchylien von Borgensbakke bei Frederiksvärk, d. i. einem an der Nordostecke des Roels- kilde- Fjord auf der Nordseite der Insel Seeland gelegenen Flecken. Namentlich besitzen die von dem genannten dänischen Fundorte herrührenden Exemplare von Cardium edule auch denselben kräftigen, von demjenigen der gegenwärtig in der ' Ostsee lebenden dünnschaligen Form bedeutend abweichenden Habitus.**) Dieser gedrungene und kräftige Bau der Exem- plare von Cardium edule, so wie auch das Vorkommen von Buccinum (Nossa) reticulatum, welches wohl in der Nordsee allgemein verbreitet, dagegen dem brackischen Wasser der Ost- see entweder völlig oder doch jedenfalls in einer gleich kräfti- gen Form fremd ist, weisen mit Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass das Diluvium der Bromberger Gegend aus ächtem Meer- wasser, nicht aus dem Brackwasser eines von dem Ocean abge- trennten Wasserbeckens, wie es die benachbarte Ostsee ist, sich abgesetzt hat. Das ist freilich wohl eine für das norddeutsche Diluvinm allgemein geltende Voraussetzung, da das Diluvium in den der Ostsee benachbarten Theilen von Nord-Deutschland dem- jenigen im nordwestlichen Deutschland, dem die Nordsee zunächst liegt, äusserlich durchaus gleichartig und offenbar gleichzeitig aus demselben Gewässer abgesetzt ist, welches nach der geogra- phischen Lage des nordwestlichen Deutschlands nur ein mit dem Ocean in Verbindung stehendes wirkliches Meeresbecken gewesen sein kann. Allein jene Voraussetzung scheint in Widerspruch mit der Beobachtung zu stehen, der zufolge in dem Diluvium *) Vergl Bd. IV. 1852, S. 498, 499 dieser Zeitschrift. **) Abgesehen von der grösseren Dickschaligkeit ist auch die ganze Form der Bromberger Exemplare von derjenigen der Ostsee-Form ver- schieden, indem die Wirbel mehr nach vorn gebogen und dadurch der ganze Umriss der Schale ein mehr ungleichseitiger wird. 614 einer zwischen der Oder und der Elbe von Frankfurt a. O. über Berlin und Potsdam bis Magdeburg reichenden Zone nur Süss- wasser-Conchylien und namentlich eine Paludina-Art vorkommen.*) Vielleicht wird der anscheinende Widerspruch dieser That- sachen durch die Annahme zu lösen sein, dass das Diluvium die- ‚ser letzteren Zone ein etwas Jüngeres ist, welches sich erst ab- setzte, nachdem durch die Hebung des älteren Diluviums die Bildung eines Süsswasserbeckens möglich war. Dem sei jedoch, wie ihm wolle. In jedem Falle ist der Haupt- gegenstand dieser Notiz, die Auffindung von Meeresconchylien in dem Diluvium bei Bromberg, eine bemerkenswerthe Thhatsache, weil sie den Anfang zu der Auffindung der bisher ganz unbe- kannten marinen Fauna des norddeutschen Diluviums bildet, deren vollständigere Kenntniss allein uns eine genauere Einsicht in die Bedingungen, unter welchen der Absatz jener ausgedehnten und mächtigen Ablagerungen erfolgte, gewähren wird. *) Vergl. Bevrıca in Bd. VII. 1855, S. 449 ff. dieser Zeitschrift. 615 2. Ueber das Vorkommen von Gneiss- und Granulit- Geschieben in einem Steinkohlenflötze Oberschlesiens. Von Herrn Ferv. Rozmer ın Breslau. Bekanntlich gehören fremdartige Einschlüsse in den Steinkoh- lenflötzen überhaupt zu den seltensten Erscheinungen, Am sel- tensten sind Geschiebe anderer Gesteinsarten in der Stein- kohle beobachtet worden. Deshalb verdient das hier zu be- schreibende Vorkommen von Gneiss- und Granulit - Geschieben als eine sehr ungewöhnliche Erscheinung Beachtung. Bei einem Besuche der Hohenlohe-Grube bei Kattowitz im Sommer 1863 wurde ich durch Herren KoeRrFER, Berg- und Hütten-Inspektor daselbst, dem man auch die erste Auffindung der bemerkenswerthen Fauna von marinen Conchylien in dem dortigen Steinkohlengebirge verdankt, auf gewisse rundliche Ge- steinsstücke aufmerksam gemacht, welche bei dem Abbau des Caroline - Flötzes, des tiefsten der in der genannten Grube ge- bauten Flötze, in der Kohle selbst gefunden werden. Diese Geschiebe waren bisher für Kohlensandstein gehalten worden, allein beim Zerschlagen eines Stückes erkannte ich in der röth- lichgrauen Grundmasse kleine rotbe Granatkrystalle und über- zeugte mich, dass ein Gneiss-artiges krystallinisches Gestein vor- lag. In der Sitzung der Schlesischen Gesellschaft vom 10. Fe- bruar 1864*) machte ich eine vorläufige Mittheilung von diesem Funde. In diesem Sommer habe ich die betreffende Grube nochmals besucht und durch Herren KoERFER, den ich gebeten hatte, auf ein etwaiges weiteres Vorkommen von derartigen Geschieben achten zu lassen, noch zwei andere kleinere Exemplare derselben erhalten. Die drei mir im Ganzen vorliegenden Stücke zeigen nun folgendes nähere Verhalten. Alle drei Stücke sind zusammengedrückt sphäroidisch und *) Vergl. Jahresbericht der Schles. Ges, für 1864. 616 so vollständig auf der Oberfläche abgerundet und geebnet wie stark gerollte Flussgeschiebe. ‘Dabei ist die Oberfläche zugleich mit einer dünnen, aber fest anliegenden, schwarz glänzenden Koh- lenrinde bedeckt. Das Gestein selbst, wie es sich auf den Bruch- flächen zeigt, ist feinkörnig und bei allen drei Stücken ähnlich, aber doch nicht vollständig übereinstimmend. Bei dem grössten, 11 Zoll in der Länge, 9 Zoll in der Breite und 5 Zoll in der Dicke messenden Stücke ist das Gestein von blassröthlich- _ grauer Färbung- und zeigt sich bei näherer Untersuchung aus Feldspath, Quarz und sparsamem schwarzen Glimmer zusam- mengesetzt. Der letztere bildet sehr dünne auf dem Querbruche als ganz feine unterbrochene schwarze Linien erscheinende, un- vollständige, parallele Lamellen. In das blass fleischrothe Ge- menge von Feldspath und Quarz sind zahlreiche hellrothe kleine Granat-Krystalle, welche selten Stecknadelkopf-Grösse erreichen, eingesprengt. Das ganze Gestein mag noch als Gneiss bezeichnet werden, aber offenbar bildet es bei der Sparsamkeit des Glim- mers einen Uebergang in Granulit oder Weisstein. Das Gestein des zweiten fast kreisrunden, 6 Zoll im Durchmesser und 2 Zoll in der Dicke messsenden Stückes ist dagegen geradezu Granu- lit zu nennen, denn in-diesem fehlt der Glimmer ganz und die für den Granulit so bezeichnenden hellrothen kleinen Granat- Krystalle sind noch mehr als in den anderen Stücken gehäuft. Das Gestein des dritten 4 Zoll breiten und 2 Zoll dicken Stük- kes endlich ist noch entschiedener ein Granulit, denn hier zeigt sich der für die typische Form des Granulites so bezeichnende Parallelismus der sehr dünnen Quarz-Lamellen zwischen dem Feld- spath auf das Bestimmteste ausgesprochen. Die Herkunft dieser Geschiebe betreffend, so sind nirgendwo in Oberschlesien krystallinische Gesteine von ähnlicher Beschaf- fenheit anstehend gekannt. Die Umgebungen des Altvaters sind vielmehr das nächste Gebiet, in welchem überhaupt ältere kry- stallinische Gesteine auftreten, aber auch hier kennt man keine, welche in ihrer Beschaffenheit genau mit derjenigen der Ge- schiebe übereinkämen. Der Ort der Herkunft der Geschiebe bleibt daher vorläufig unbekannt. In gleicher Weise muss die Art des Transports, durch welche die also wohl jedenfalls aus grösserer Entfernung herbeigeführten Geschiebe an ihre gegen- wärtige Stelle gelangten, als ungewiss bezeichnet werden. Denn bei der wohl begründeten und jetzt wohl ziemlich allgemein an- 617 genommenen Vorstellung von der Entstehungsart der Kohlen- flötze als durch Druck und chemische Zersetzung veränderter Aggregate von Landpflanzen, welche in feuchten dem ‚Meere be- nachbarten Niederungen nach Art der Pflanzen in unseren Torf- mooren wuchsen und nach dem Absterben sich übereinander an- häuften, ist die Annahme etwaiger heftiger Strömungen, durch welche die Geschiebe herbeigeführt wären, nicht wohl zulässig und namentlich mit. der Ruhe und Stätigkeit des Absetzens, auf welche das übrige Verhalten der Kohlenflötze hinweist, nicht vereinbar. Noch bestimmter ist die Annahme eines Transportes durch schwimmendes Eis, wie er für die Geschiebe der Diluvial- Zeit angenommen wird, bei den während der Kohlen - Periode herrschenden klimatischen Verhältnissen, wie sie durch die Ueppig- keit und die zum Theil tropische Natur der a be- wiesen wird, ausgeschlossen. PrrtLıes (Manual of geology, London 1855, p. 225), wel- cher das Vorkommen gerundeter Geschiebe von Quarzfels oder hartem Sandstein in einem Kohlenflötze bei New-Castle und bei Norbury unweit Stockport beobachtete, spricht die Vermuthung aus, es möchten diese Geschiebe auf die Weise in die Kohle. gelangt sein, dass sie in das Wurzelgeflecht von Bäumen einge- schlossen waren, welche in der Ferne losgerissen und herbeige- schwemmt wurden. Aber selbst wenn man für das englische Vorkommen diese Art des Transportes zulassen wollte, so würde sie doch auf Geschiebe von der Grösse und Schwere der hier in Rede stehenden kaum anwendbar sein. Uebrigens ist das von PrıLLips erwähnte Vorkommen von‘ Geschieben in einem Steinkohlenflötze von New-Castle und Nor- bury das einzige, welches bisher bekannt war. Das in dem Vor- stehenden beschriebene Vorkommen in Oberschlesien ist durch die Beschaffenheit des Gesteins, welches entschieden nirgendwo 'in der Nähe ansteht, von grösserem Interesse. Es würde sehr erwünscht sein, wenn auch an anderen Punkten Oberschlesiens nach solchen Geschieben geforscht würde. - Zeits. d.d. geol.Ges. XVI 4. 40 618 3. Ueber das Antimonsilber. Von Herrn C. Rammeıssere ın Berlin. Im Besitz ausgezeichnet reiner Exemplare des seltenen An- timonsilbers oder Dyskrasits von Andreasberg und von Wolfach, habe ich Anlass genommen die Analysen dieses Minerals, wel- che grösstentheils einer früheren Periode der Wissenschaft an- gehören, zu wiederholen. \ Das Antimonsilber von Andreasberg wurde von ABICH dem Vater, von VAUQUELIN, KLAPROTH und PLATTNER unter- “ sucht. Kr.aprorn hat eine derbe blättrig-körnige Abänderung mit Blei unter der Muffel abgetrieben und 77 pCt. Silber erhal- ten. Die Analyse auf nassem Wege, mittelst Salpetersäure, führte er mit directer Bestimmung beider Bestandtheile durch. Asıca KLAPROTH VAUQUELIN PLATTNER Silber 75,25 77,52 78 84,7 Antimon 22,50 15,0 100,02 99,7 Das Antimonsilber von Wolfach, dessen chemische Natur von T. BERGMAN und von SELB bestimmt wurde, ist von Letz- terem und von KLAPROTH analysirt worden. Grobkörniges Feinkörniges SeLB Krarroru KLAPROIH . a.*) b. Silber 10-75 "9 76 84 84 Antimon Hiernach scheinen an beiden Fundorten zwei Arten von Antimonsilber vorzukommen, ein silberärmeres mit 75 bis 78 pÜt., und ein silberreicheres mit 84 pCt. Silber. Jenes kann als Ag’ Sb? oder: Ag’ Sb 7 At. Sikr = 756 = 7586 4At. = 432 = 7822 2 At. Antimon — 240,6 = 24,14 1 At. = 120,3 = 21,78 | 996,6 100. 552,3 100. *) Auf trockngm Wege. 619 dieses als | | Ag° Sb 6 At. Siiber = 648 = 84,34 1 At. Antimon = 120,3 = 15,66 768,3 100. bezeichnet werden. Alles Antimonsilber hat jedoch nach G. Rose’s Untersu- chung*) eine und dieselbe Krystallform, woraus folgt, dass es keine Verbindung, sondern eine isomorphe Mischung ist, deren Form, wie wir weiter sehen werden, mit derjenigen der Antimon- zinklegirungen übereinstimmt. Die Silberprobe, d. h. das Abtreiben des Antimonsilbers mit Blei, giebt nach PLATTNER zwar ziemlich genaue Resultate, ‚doch hält es schwer, den: letzten Rest Antimon zu entfernen. **) Die vollständige Analyse auf nassem Wege, wobei das Antimon direct und auch ein kleiner Gehalt an Arsenik zu bestimmen ist, bietet einige Schwierigkeiten dar. Nach H. Rose zersetzt man die Substanz ' mit Königswasser und digerirt das Ganze mit Ammoniak und Ammoniumsulfhydrat, oder man schmilzt sie mit kohlensaurem Natron und Schwefel; oder endlich man erhitzt sie in einem Strom von Chlorgas. Versucht man diese Methoden zur Analyse des Antimonsil-. bers anzuwenden, so findet man sie sämmtlich nicht recht ge- eignet. Bei der Behandlung des Antimonsilbers, welches sich nicht sehr fein pulvern lässt, mit Königswasser umhüllt das sich abscheidende Chlorsilber eine gewisse Menge schweren antimon- sauren Silberoxyds, welches durch die Digestion mit Schwefel- ammonium nicht gut zersetzt wird und mithin im Schwefelsilber bleibt. Ebenso unvollkommen ist die Zersetzung beim Schmelzen mit kohlensaurem Alkali und Schwefel, gleichfalls wohl eine Folge davon, dass das bis zu einem gewissen Grade geschmeidige Antimonsilber nicht in Form eines sehr feinen Pulvers ange- wendet werden kann. ‘Die Zersetzung durch Chlor, welche für Schwefelantimon- verbindungen (Rothgültigerz z. B.) so vorzüglich geeignet ist, *) Dessen krystallochemisches Mineralsystem S. 45. **) Nach Bonsvorrr gelingt dies durch wiederholtes Abtreiben mit der fünffachen Menge Blei. 40* Pr 620 giebt die schlechtesten Resultate, weil das Chlorsilber schmilzt und den Rest des Antimonsilbers einhüllt, so dass der Process sehr verlangsamt wird und nur sehr unvollständig bleibt. Ich habe es am besten gefunden, reine Salpetersäure zur Zersetzung anzuwenden, wie schon KLaPrro'rrH gethan hat. Man dampft schliesslich das Ganze im Wasserbade zur Trockne ab, und behandelt den gelblichen Rückstand, welcher aus salpeter- saurem und antimonsaurem Silberoxyd besteht, mit Wasser, um ‘das erstere aufzulösen. Bemerkt man in dem Unlöslichen einzelne metallische Theilchen, so wiederholt man die Behandlung mit der Säure u. s. w. Aus der wässrigen Auflösung fällt man das Silber und scheidet dann eine geringe Menge Antimon und Ar- senik durch Schwefelwasserstoff ab. Der Rückstand, welcher ein saures antimonsaures Silberoxyd ist, wird entweder mit Königs- wasser zersetzt, wobei Chlorsilber zurückbleibt, worauf man Wein- steinsäure und Wasser hinzufügt und das Antimon durch Schwe- felwasserstoffgas fällt; oder man schmelzt ihn mit kohlensaurem Kali und Kalihbydrat, behandelt mit Wasser, löst das zurückblei- bende Silber in verdünnter Salpetersäure auf und fällt das Anti- mon wie vorher. | Das Schwefelantimon enthält eine geringe Menge Arsenik, welches als arseniksaure Ammoniak-Magnesia bestimmt wurde. Das gelbe antimonsaure Silberoxyd, welches durch Behand- lung des Antimonsilbers mit überschüssiger Salpetersäure ent- steht, enthält einem besonderen Versuch zufolge 19,45 pÜt. Silberoxyd, ist also dreifach antimonsaures Silberoxyd, | Ag Sb®, welches aus | Ä Silberoxyd 19,43 Antimonsäure 80,57 besteht. I. Antimonsilber von der Grube Gnade Gottes zu Andreasberg. Zu der Analyse dienten Theile eines grossen Krystalls, welcher hier und da mit kleinen Mengen Rothgültigerz, gedie- gen Arsenik und Bleiglanz verwachsen war. Die ausgesuchten Fragmente waren anscheinend ganz rein, blättrig; gediegen Sil- ber habe ich an ihnen nicht wahrnehmen können. Aus den Differenzen im specifischen Gewicht und im Silbergehalt scheint 621 hervorzugehen, dass der grosse Krystall nicht an allen Stellen ganz gleiche Zusammensetzung besitzt; ich fand nämlich einerseits das spec. Gewicht = 9,729 — 9,770 Silber = 72,34 pCt. 72,36% 7, . 72,62. 00, während die Substanz einer anderen Stelle spec. Gewicht — 9,851 Silber = 74,42 pCt. 74,67 „ 13,28, 0 gab. Das Antimon mehrfach direct bestimmt näherte sich der verlangten Menge; das Arsenik war nahe = 0,2 pÜt. Hiernach sind die specifisch leichteren silberärmeren Partien des Krystalls eine Mischung von 1 At. Antimon und 3 At. Silber, Ä Ag Sb, 3 At. Silber = 324. —:72,92 4 At. Antimon = 120,3 = 27,08 444,3 4100. Die specifisch schwereren Theile dagegen lassen kein ein- faches Mischungsverhältniss erkennen; sie nähern sich As'’Sp? = 74,95 pCt. Silber, oder Ag’: Sb’r=17),86 ", > II. Antimonsilber von der Grube Wengel bei Wolfach. Von diesem alten berühmten Vorkommen stand mir ein grösse- res Stück zu Gebote, woran das derbe feinkörnige Antimon- silber in Kalkspath eingewachsen war. Beimengungen von gedie- gen Silber oder anderen Erzen habe ich daran nicht gefunden. Das spec. Gewicht ist = 10,027. Zwei Analysen gaben: 1. a Silber 82,19 83,85 Antimon 15,81 Arsenik Spuren 99,66 Es ist also in Uebereinstimmung mit KLAproTru’s Versu- chen Ag° Sb = 84,34 Silber und 15,66 Antimon. 622 Aus dem Vorstehenden ergiebt sich, dass das krystallisirte grobblättrige Antimonsilber von Andreasberg und das derbe feinkörnige von Wolfach als Ag? Sb und Ag° Sb und mit dem spec. Gewicht von 9,75 und 10,03 in einer einfachen Beziehung zu einander stehen. Es wäre wichtig zu wissen, ob PLATTNER’s Antimonsilber wirklich von Andreasberg stammte, und ob es fein- körnig war. Wenn das von BREITHAUPT gefundene spec. Ge- wicht = 9,90 sich auf diese Abänderung bezieht und an ganzen Stücken genommen, also wohl etwas zu niedrig ist, so stimmt dies gut mit dem gleichzusammengesetzten Antimonsilber von Wolfach. } Wenn auch die Isomorphie der beiden Metalle die Möglich- keit der Mischungen Ag'° Sb? oder Ag’ Sb?” oder Ag* Sb zu- lässt, so könnten die etwa 75 bis 78 pCt. Silber enthaltenden Abänderungen von beiden Fundorten doch vielleicht Gemenge | von jenen beiden selbstständigen Mischungen sein. KLarko'rH fand das spec. Gewicht des Andreasberger Antimonsilbers mit 77.5 pCt. Silber(i=\ 9,82.*) Die Krystallform des Antimonsilbers ist nach Hauy und BREITHAUPT sechsgliedrig-rhomboedrisch, nach Mons und den Späteren zweigliedrig, in den Combinationen und Zwillingen dem Aragonit ähnlich. Nach dieser auch durch die Lage der Spaltungsflächen gerechtfertigten Annahme kommen beim Anti- monsilber nach MıLLer folgende Formen vor: die Rhombenoktaäder _a:b:c a:b:ict 3a:b:c die ersten Paare a:5:X00 , 2a:b:o0c 3a:b:o0c 5a:b:ooc die zweiten Paare b:c:o0qa 2b:c:ooa das dritte Paar a:c:och die Hexaidfläcken a,b und ce. Nach Hausmann ist der Winkel des ersten zugehörigen Paares a:b:ooc = 118°4', nach MıLLer = 120° 0’, so dass also in diesem Fall die Combination mit der Hexaidfläche 5 ein *) Hauy’s Zahl 9,44 ist wohl zu niedrig. 623 in geometrischer Hinsicht reguläres sechsseitiges Prisma giebt, gleichwie dies für 3@:5:o0c in Combination mit a gilt. Vor längerer Zeit beschrieb CooKE*) die krystallisirten Le- girungen aus Antimon und Zink. Die nach der Formel Zn? Sb zusammengesetzte‘ bildet Rhombenoktaöder mit Abstum- pfung der Endecken. Bei meinen Versuchen erhielt ich die Krystalle mitunter ‘ganz deutlich, mit spiegelnden Flächen, wie- wohl nur die Hexaidfläche eben war, die Okta&derflächen in der Regel aber treppenförmig vertieft. Meist herrscht jene vor, so dass rhombische Tafeln mit Randzuschärfung entstehen, oder es sind äusserst dünne Blätter, in den verschiedensten Richtungen durcheinander gewachsen. CooKE’s und meine Messungen geben: _ Berechnet Beobachtet :0 (Endkante ac) = ”1180 24° 119° 0 0:0 (Endkante bc) = 95°24’° 95° 30’ 954° 0:0 (Seitenkante) *1492 30: | 0:C — 422019: 1120157 1222° Die Legirung Zn’ Sb krystallisirt in langen Prismen, deren Endflächen sich nicht beobachten lassen; nach CooKE sind es - rhombische Prismen von 117°, mit gerader Abstumpfung der ' beiderlei Kanten, wodurch Winkel von 1214° und 1422° ent- stehen. Meinen eigenen Beobachtungen zufolge, die wegen des Verwachsens und der Streifung der Flächen nur annähernd rich- tig sind, betragen die Winkel des -rhombischen Prismas etwa 120° und 60°, denn ich habe an den achtseitigen Prismen auf- einanderfolgend die Winkel = 120, 150, 150, 120° (annähernd) gefunden. ° ! Man kann nicht umhin, die Formen dieser beiden Legirun- gen als abhängig von einander und in naher Beziehung zu der Form des Antimonsilbers zn betrachten. Die Flächen der Hori- zontalzone von Zn? Sb und Ag’ Sb sind offenbar die nämlichen. Das Rhombenoktaöder von Zn? Sb ist zwar beim Antimonsilber noch nicht beobachtet worden, würde jedoch bei demselben kry- stallonomisch möglich sein. Denn wenn man nach MıL1.ER das Axen- verhältniss berechnet, so erhält man @:5:c = 0,5773:1:0,6715, I *) Am. J. of Sc. II. Ser. XVIII. 229. XX. 292. Im Auszuge in Pose. Ann, Bd. 96 S. 554. 624 während das Okta@der des Antimonzinks 0,7609 :1:0,960 giebt. Käme beim Antimonsilber 3a:5:>c vor, so würde das Axenver- hältniss 0,7697 ::1::1,007 sein, die drei Kantenwinkel resp. 117° 6’, 95° 44’ und 117° 36’, die Neigung der Fläche gegen die Flä- che ce = 121° 12’ betragen, Werthe, die nicht weit von den beobachteten jedenfalls nur annähernd richtiger abweichen. CooKE fand indessen die Zusammensetzung jener Krystalle von Antimonzink innerhalb gewisser Grenzen schwankend. Wäh- ‘rend die berechnete Zusammensetzung von Zn? Sb Zn’ Sb. 2 At. Zik = 65 = 3508 3A. = 975 = 24,7 1 At. Antimon = 120,3 — 64,92 1 At. = 120,3 = 55,23 -485,3 100. 217.8. 100. ist, ergaben Krystalle der ersten Legirung 21 bis 35 pCt., die der zweiten 43 bis 64 pCt. Zink, wohl ein genügender Beweis, dass die Legirungen beider Metalle, mögen sie = Zn Sb (= 21,3 Zn) oder Zn° Sb (= 61,9 Zn) oder dazwischenliegende Mischungen sein, gleiche Form haben, d. h. isomorphe Mischungen sind. Wir wollen bei dieser Gelegenheit noch einer Legirung des Wismuths mit Nickel und Kupfer gedenken, welche Dick un- tersucht, und deren Form MıLLEr beschrieben hat.*) Vertheilt man die 2,82 pCt. Schwefel auf die Metalle, so besteht der me- tallische Theil aus 91,43 Wismuth, 6,4 Nickel und 2,17 Kupfer, welche = Cu Ni? Bit? oder = Bi® sind (Bi= 104). Auch diese Legirung krystallisirt vollständig sowie Zn” Sb, und die Winkel des Rhombenoktaäders sind = 118° 22’, 90° 56’, 120° 34’; die Neigung seiner Flächen gegen c (Spaltungs- und Zwil- lingsfläche) ist = 119° 43°. Hier ist «:5:c = 0,7305:1 :1,034. Es sind mithin isomorph Ag? Sb, Zn” Sbr und Sn eine Folge der Heteromorphie der einzelnen Metalle. \ Bis, *) Phil. Mag. 1856 Juli 625 4. Ueber das Vorkommen von cenomanem Quader- sandstein zwischen Leobschütz und Neustadt in “ Oberschlesien. Von Herrn Fern. Rormer ın Breslau. In einer in einem früheren Bande dieser Zeitschrift enthal- tenen Notiz*) über die Auffindung einer senonen Kreidebildung bei Bladen unweit Leobschütz in Oberschlesien habe ich anhangs- weise auch gewisser in der Gegend von Hotzenplotz in Oester- reichisch-Schlesien auftretenden Sandsteinschichten gedacht; wel- che möglicherweise der cenomanen Abtheilung der Kreide-For- mation angehören könnten. Herr H. Worr in Wien, welcher mich vor einigen Jahren zuerst an einige Punkte führte, an welchen in der Nähe von Hotzenplotz die betreffenden sandigen Gesteine aufgeschlossen sind, hat seitdem auf einer im Auftrage des Werner - Vereins in Brünn aufgenommenen Karte**) von Mähren und Oesterreichisch- Schlesien dieselben Schichten, freilich lediglich nach ihrem petro- graphischen Verhalten, als Quadersandstein bezeichnet. In dem verflossenen Sommer habe ich nun diese sandigen Gesteine in "Gesellschaft des Herrn Bergassessor DEGENHARDT und des Herrn Bergeleven HaLFeR näher untersucht und glücklicherweise eine Anzahl von organischen Einschlüssen aufgefunden, welche eine ‚sichere Altersbestimmung der fraglichen Schichten erlauben. ‚Später hat Herr Harrer die Verbreitung dieser Schichten ge- ınauer festgestellt und mir noch einige weitere für die Altersbe- stimmung wichtige Fossilien aus denselben mitgetheilt. Die ganze, gewöhnlich nur 15 bis 30 Fuss, sehr selten wohl 'bis 40 oder 50 Fuss mächtige Bildung besteht aus losem weissen *) Notiz über die Auffindung einer senonen Kreidebildung bei Bla- den unweit Leobschütz in Oberschlesien in Bd. XIV. 1862, S. 765 ff. ”*) Die fragliche Karte ist bisher noch nicht publieirt, dureh die "Güte des Herrn H. WoLr habe ich aber bereits eine Copie, derselben ‘erhalten. 626 v x Quarzsand, welcher einzelne 3 bis 12 Zoll dieke unzusammen- hängende Lagen von weissem oder gelblichem Sandstein, der bei Zunahme des kieseligen Bindemittels in ein hornsteinähnliches kieseliges Gestein übergeht, umschliesst. Die Lagerung, der ganzen Bildung ist- wagerecht oder un- merklich geneigt. Ihre Unterlage bilden überall die mehr oder minder steil aufgerichteten Grauwackensandsteine und Schiefer- thone der in der ganzen Gegend verbreiteten und durch das Vor- kommen von Calamites transitionis, Goniatites sphaericus und Posidonomyu Becheri als solche bezeichneten Culm-Bildung. Die Auflagerung auf diese letztere ist an einigen Punkten unmittel- bar zu beobachten, an den übrigen ist sie "wenigstens nicht zweifelhaft. Eine Bedeckung der Schichtenfolge durch jüngere Kreideschichten ist nirgends beobachtet. Vielmehr scheint überall, wo die Schichtenfolge nieht unmittelbar zu Tage steht, das Dilu- vium ihre nächste Bedeckung zu bilden. Die Verbreitung betreffend, so ist die Hauptentwickelung der Bildung in der Umgebung des südlich von Hotzenplotz und westlich von dem Flecken Füllstein. gelegenen Dorfes Nieder- Paulowitz nachgewiesen worden. Sie bildet hier auf den nörd- lich und südlich von dem Thale des Ossa-Baches liegenden An- höhen mehrere kleine Partien, welche ursprünglich ohne Zweifel zusammenhängend nur durch die Auswaschung der zwischenlie- genden Thäler getrennt worden sind. Sandgruben, in welchen Sand zur Mörtelbereitung gegraben wird, sind hier die Haupt- aufschlusspunkte. Ausserdem sind lose, in grosser Häufigkeit an der Oberfläche umherliegende und auf den Feldrainen in Haufen gesammelte, eckige Bruchstücke von weissem Sandstein ein siche- res Anzeichen der unter der Oberfläche anstehenden Ablagerung. Die grösste Partie liegt nördlich von Nieder-Paulowitz auf der linken Seite des Ossa-Baches. Geht man von dem Dorfe Neudörfel südwärts, so trifft man bald die in grosser Zahl auf den Feldern umherliegenden fussgrossen bis kopfgrossen Stücke von weissem oder gelbbraunem Sandstein, von dem einige sehr versteinerungsreich sind und zum Theil aus dicht zusammenge- häuften Muschel- Steinkernen bestehen. Noch häufiger werden diese Sandsteinstücke, wenn man sich einem hart über dem stei- len Thalabhange sich erhebenden mit Kiefern bestandenen klei- nen Hügel nähert. Hier lassen die zahlreichen mit Ausschluss aller anderen Gesteinsarten umherliegenden Stücke von Sandstein 627 und Hornstein (chert) gar keinen Zweifel, dass die betreffende Bildung anstehend sei. Steigt man an dem steilen Thalgehänge einige Schritte abwärts, so trifft man alsbald die steil aufgerich- teten Schiefer der Culm-Bildung und überzeugt sich ebenso von der unmittelbaren Auflagerung der sandigen Schichtenfolge auf diese Culm-Schiefer, wie auch von der geringen Mächtigkeit der. sandigen ‚Schichtenfolge. In geringer Entfernung von dem zu- letzt erwähnten Hügel, in der Richtung gegen Nieder-Paulowitz, befindet sich auch eine Sandgrube, in welcher der weisse Sand der Ablagerung gegraben wird. Zwei andere kleinere Partien liegen auf der rechten Seite des Ossa-Thales, die eine südlich, die andere westlich von Nieder- Paulowitz. Mehrere Sandgruben, welche freilich nach geschehe- ner Ausbeutung gewöhnlich wieder geschlossen und eingeebnet werden, sind hier vornehmlich die Aufschlusspunkte. Demnächst ist dieselbe Bildung etwas weiter östlich, nämlich in den Umgebungen des Dorfes Matzdorf verbreitet. Am öst- lichen Ausgange dieses hart an der Preussischen Grenze gelege- nen Dorfes befindet sich eine Sandgrube mit einzelnen dünnen und unterbrochenen Sandsteinschichten, welche derjenigen bei Nieder-Paulowitz durchaus ähnlich ist. Ein anderer Aufschluss- punkt liegt südlich von Matzdorf, etwa - Stunde oberhalb der Matzdorfer Mühle. In der östlich von dieser Mühle auf dem rechten Thalgehänge gelegenen Waldpartie befinden sich die so- genannten Venus-Löcher oder Pfingstlöcher d. i. unterirdische Steinbrüche, in welchen ein im frischen Zustande mürber, an der Luft aber erhärtender weisser Sandstein in ansehnlichen viele Kubikfuss grossen Stücken gebrochen wurde. Nach den Anga- | ben des Herrn HALFER- ist der einzige jetzt noch vorhandene Steinbruch dieser Art nicht mehr zugänglich, jedoch an seinem Eingange noch der Wechsel von losen Sandschichten und weissen oder ockergelben Sandsteinbänken deutlich zu beobachten. Au- genscheinlich wird der ganze Hügel in der Umgebung dieser Pfingstlöcher von derselben Bildung, deren unmittelbare Unter- lage auch hier die Culm-Schichten bilden, eingenommen. Unterhalb der Matzdorfer Mühle ist noch ein weiterer Auf- schlusspunkt derselben Schichtenfolge. Ausserdem sind nun auch noch in einer ein bis anderthalb Meilen nordöstlich von Matzdorf gelegenen Gegend ein Paar kleine Partien derselben Ablagerung durch Herrn HaLrEr nach- 628 gewiesen worden. Zwischen Klein-Berendau und Leissnitz be- findet sich links am Wege ein Aufschlusspunkt, an welchem weisse Sandsteinbänke in einen! weissen, zum Theil rothbraun geaderten thonigen Sand eingelagert zu Tage stehen. Die Bil- dung ist hier von einer mächtigen Ablagerung von diluvialem Sand und Kies bedeckt, während sie die Culm-Grauwacke zur Unterlage hat. Ein zweiter Aufschlusspunkt liegt: südlich von Casimir und Damasko hart an dem Thalrande. Die Sandstein- bänke sind hier einem auffallend weissen Sande untergeordnet. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich in der Folge ein Zusammenhang zwischen "diesen nordöstlichsten Partien der Ab- lagerung und derjenigen von Matzdorf und Nieder - Paulowitz wird nachweisen lassen. 3 Ausser der bisher angeführten Verbreitung der Haken sandigen Kreidebildung in anstehenden Schichten ist dieselbe auch noch durch zahlreiche in der näheren und entfernteren Umgebung von Leobschütz als Geschiebe vorkommende lose Sandsteinblöcke vertreten. Solche Sandsteingeschiebe werden namentlich in den Sandgruben, in welchen diluvialer Sand und Kies gegraben wird, beobachtet. Häufig sind dergleichen Sandstein-Geschiebe nament- lich in der am nördlichen Ausgange von Leobschütz gelegenen grossen Sandgrube. Noch zahlreicher finden sie sich in einer Sandgrube bei Sabschütz, einem * Meilen nördlich von Leob- schütz gelegenen Dorfe. Hier überwiegen sie an Zahl bei wei- tem die Geschiebe aller anderen Gesteinsarten. Uebrigens ist das Gestein dieser in den Kiesgruben vorkommenden Sandstein- blöcke demjenigen der anstehenden Sandsteinbänke nicht ganz gleich, obgleich es offenbar mit jenen zu einer wesentlich gleich- alterigen Bildung gehört. Es ist ein kreideweisser, poröser und deshalb leichter, sehr rauh anzufühlender Sandstein mit thonigem Bindemittel. Im Gegensatz zu den anstehenden Sandsteinschich- ten sind diese losen Blöcke ferner sehr versteinerungsreich und manche derselben stellen wahre Aggregate von Fossilresten, wel- che freilich immer nur in der Form von Steinkernen Ba Ab: drücken erhalten sind, dar. Was nun die paläontologischen Merkmale der ganzen Bildung und der mit Hülfe derselben möglichen näheren Altersbestim- mung betrifft, so ist das häufigste und verbreitetste Fossil Zro- gyra columba. Die Art kommt sowohl in den anstehenden Schichten, wie auch in den lose umherliegenden Blöcken vor. 629 Bei Nieder- Paulowitz habe ich einzelne faustgrosse Stücke von grobkörnigem eisenschüssigen gelben Sandstein gefunden, welche mit Ausschluss aller anderen Fossilien ganz erfüllt sind mit den Steinkernen und Abdrücken dieser Art. Gewöhnlich kommt die Grösse der Exemplare derjenigen der grösseren Exemplare in dem sächsischen und böhmischen Quadersandstein nicht gleich und beträgt selten mehr als 4 Zoll in der Länge. Allein ein- zelne Exemplare wurden dennoch bei Nieder-Paulowitz beobach- tet, welche in der Grösse nicht hinter der gewöhnlichen Grösse der sächsischen und böhmischen Exemplare zurückbleiben und 2+ Zoll in der Breite erreichen. In den losen Sandsteinblöcken der Kiesgruben von Leobschütz und Sabschütz findet sich die Art nur in kleineren, selten mehr als 5 Zoll langen Exemplaren und in weit geringerer Häufigkeit. | Nächst Zxogyra columba ist Protocardia Hillana BeYß. (Cardium Hillanum Sow.) das wichtigste Fossil. Freilich wurde nur ein einziges, als Abdruck erhaltenes Exemplar beobachtet, aber dieses ist so deutlich, dass die specifische Bestimmung zweifellos ist. - Dasselbe wurde durch Herrn A. HALFER bei Kaschnitzberg unweit Füllstein aufgefunden. Z&xogyra columba und Protocardiu Hillana sind bekanntlich die beiden bezeich- nendsten Arten des sächsischen und böhnischen cenomanen Qua- dersandsteins, und sie genügen um die in Rede stehende ober- schlesische Ablagerung als eine dem Quadersandstein Sachsens und Böhmens wesentlich gleichstehende Bildung zu erweisen. Ausser diesen beiden für die Altersbestimmung entscheiden- den Arten wurden noch einige andere beobachtet, welche entwe- der zur Bestätigung jener Altersbestimmung dienen, oder wenig- stens derselben nicht entgegenstehen. Zunächst fand sich zwischen Neudörfel und Nieder-Paulowitz ein deutliches Exemplar von Rhynchonella compressa Lam.,*) welches bekanntlich eine weit verbreitete Art des sächsischen und böhmischen Quadersandsteins ist. Demnächst fanden sich in diesen Blöcken der Sandgrube bei Sabschütz ziemlich häufig mehrere kleine Formen von Ru- disten. Namentlich liess sich unter denselben Sphuerulites ellip- ttcus GeiN. bestimmen, der in Sachsen namentlich in den mu- schelreichen Sandsteinbänken . von Coschütz am Eingange des *) 'Vergl. in Betreff der Synonyme der Art. Davınson, Brit. eretac. Brachiop. p. 80, t. 10, £ 1-5, t. 11, £. 25. 630 Plauenschen Grundes vorkommt. Zum Theil in denselben Blöcken mit diesen Rudisten kommen auch Ueberreste mehrerer Arten von Echiniden vor. In einem derselben glaube ich mit Bestimmt- heit Pygurus lampas Desor*) zu erkennen. Ausserdem ist eine nicht näher bestimmbare Art der Gattung Holaster vorhan- den. Endlich wurde in den losen Blöcken der Sandgruben bei Sabschütz und Leobschütz in einzelnen Exemplaren beobachtet: Ostrea carinata LıMm., Pecten acuminatus Geın., Pecten la- minosus MANT., Jnoceramus striatus MAnT. und Cucullaea gla- bra Sow., welches sämmtlich bekannte und verbreitete Arten des sächsischen und böhmischen cenomanen Quadersandsteins sind. | Hiernach .kann es nicht zweifelhaft sein, dass das Gestein der losen Blöcke jener Sandgruben in ein wesentlich gleiches Niveau wie die anstehenden Schichten bei Nieder-Paulowitz und Matzdorf gehört. Diese Geschiebe rühren aus der Zerstörung von Schich- ten her, welche nach der Häufigkeit der Blöcke zu schliessen, augenscheinlich ganz in der Nähe der Fundörter der Blöcke an- stehend gewesen sind und theilweise wahrscheinlich noch gegen- wärtig sind, in jedem Falle aber mit den genannten anstehenden Schichten von Nieder- Paulowitz einer und derselben grösseren Ablagerung angehören. | Obgleich nun der paläontologische Charakter dieser sandigen Kreideschichten Oberschlesiens durchaus mit demjenigen des ce- nomanen Quadersandsteins in Sachsen, Böhmen und Niederschle- sien übereinstimmend ist, so befinden sich dieselben doch der Lage nach vollständig getrennt von diesen. Von den zunächst *) Vergl. Desor, Synopsis des Echinides foss. p. 211. Dieselbe Art war früher von Acassız als Pygurus trilobus aufgeführt worden. Wahr- scheinlich ist auch Pygorhynchus rostratus A. Roem. mit derselben iden- tisch. Der aus weissem Sandstein bestehende Steinkern, welcher der Be- schreibung meines Bruders zu Grunde liegt, soll zwar angeblich aus dem Sandstein von Blankenburg herrühren, stammt jedoch wahrscheinlich aus dem cenomanen Quadersandsteine Sachsens. Wenigstens gleicht er ganz einem wohlerhaltenen Steinkerne, welchen das Breslauer Museum aus schlesischem Quadersandstein besitzt und dieser stimmt wieder vollständig mit einem gleichfalls mir vorliegenden Exemplare von Le Mans im Sarthe Departement, wo die Art in vortrefflicher Erhaltung gefunden wird, überein. Die breit lanzettförmigen Ambulacral-Felder und die am unteren Rande stumpfwinkelig begrenzten grossen Täfelchen der Interambulaeral- Felder sind in den zerbrochenen Exemplaren der Sandsteinblöcke von Sabschütz deutlich zu beobachten. en > \ 1 631 gelegenen Partien des Quadersandsteins in der Grafschaft Glatz - sind sie durch das hohe und breite Gebirge des Altvaters und die nordwärts von demselben sich verbreitenden Höhenzüge vollständig geschieden. Dennoch muss ehemals eine Verbindung ‚mit jener westlicheren Hauptentwickelung des Quadersandsteins bestanden haben, denn die paläontologische Uebereinstimmung ist zu gross, als dass man nicht die Ablagerung aus einem und demselben Meere für beide annehmen müsste. Es sind diese sandigen Schichten Oberschlesiens als der östlichste Ausläufer der Mitteldeutschen cenomanen Quadersandstein- Bildung anzu- sehen. Ueber dieselben hinaus weiter gegen Osten ist weder in Polen noch in Russland etwas Aehnliches bekannt. Uebrigens ist auch die geringe Mächtigkeit der Bildung im Einklange mit der Annahme, dass ihre Ablagerung am äusseren Rande des Beckens erfolgte. Aber nicht nur von dem Quadersandstein der Grafschaft Glatz und Böhmens sind diese cenomanen sandigen Ablagerun- gen der Gegend von Leobschütz und Hotzenplotz getrennt, son- dern auch mit den übrigen in Oberschlesien bekannten Kreide- bildungen befinden sie sich anscheinend ausser Zusammenhang. Das gilt zunächst von der seit langer Zeit bekannten auf beiden ‘Ufern der Oder sich verbreitenden Partie von turonem Kreide- mergel oder sogenanntem Pläner bei Oppeln. Nach dem Alters- verhältniss müssen die Schichten von Oppeln die fraglichen sandigen Schichten überlagern, aber eine solche Ueberlagerung ist nirgends zu beobachten, indem ein Zwischenraum von meh- reren Meilen die nördlichste Partie der sandigen Ablagerung von dem südlichsten Ende der turonen Kalkmergel- von Oppeln trennt. Ebenso wenig stehen die sandigen Schichten, so weit sich bis jetzt erkennen lässt, mit dem senonen Kreidemergel von Bla- den und Hohndorf*) in unmittelbarer Berührung, sondern diese letzteren scheinen überall unmittelbar der Culm-Grauwacke auf- zuruhen. *, In einem früheren Bande dieser Zeitschrift (Bd XIV. 1862, 8.765 ff.) habe ich über die Auffindung einer mergeligen senonen Kreide- bildung an der Mühle bei Bladen unweit Oppeln berichtet. Seitdem ist, wie ich schon damals vermuthete, eine weitere Verbreitung dieser mer- geligen Schichten bekannt geworden. Zunächst fand Herr Bergassessor DEGENHARDT einen neuen Aufschlusspunkt unmittelbar westlich von Bla- den an dem Vereinigungspunkte des Sauerwitzer und Hennerwitzer Thales 632 > Das Ergebniss der in dem Vorstehendem mitgetheilten Beob- achtungen lässt sich dahin zusammenfassen: die Kreide-Formation ist in Oberschlesien ausser durch den turonen Kalkmergel von Oppeln und die senonen Mergel von Bladen und Hohndorf in dem Gebiete zwischen Leobschütz und Neustadt und namentlich in den Umgebungen von Nieder-Paulowitz und Matzdorf auch noch durch eine aus losem Quarzsand mit einzelnen unzusammen- hängenden Bänken von weissem Sandstein bestehende, wenig ' mächtige, cenomane Kreidebildung .vertreten, welche durch ihre organischen Einschlüsse und namentlich durch Zrogyra columbe und Protocardia Hillana als dem sächsischen und böhmischen Quadersandstein gleichstehend sich erweist. auf. Es ist ein Steinbruch, in welchem man die wagerecht gelagerten losen grauen Mergel in einer Mächtigkeit von 5 bis 6 Fuss die Schichten- köpfe der in dem Steinbruche ausgebeuteten Culm-Grauwacken-Sandsteine unmittelbar bedecken sieht. Ein weiterer und noch deutlicherer Aufschluss derselben Schichten wurde durch Herrn A. Harrer bei dem 1 Meile nordöstlich von Bladen an der von Leobschütz nach Deutsch - Neukirch und Katscher führenden Strasse gelegenen Dorfe Hohndorf entdeckt. Hier sind die dünn geschichteten losen grauen Mergel an der rechten Thalwand auf den Grundstücken der Bauern Beyer und Tschauder durch mehrere Mergelgruben in einer Mächtigkeit von 20 Fuss aufgeschlossen. Ich. fand hier in den Mergeln Bruchstücke eines. grossen Inoceramus, Pentacrinus sp., Scaphites sp. und Ananchytes ovata. In der irrthümlich sogenannten Gypsgrube des Bauer Krocker werden die senonen Mergel unmittelbar von tertiären Schichten und zwar von einem dem Leitha- Kalke des Wiener Beckens gleichstehenden weissen Kalkmergel, der mit faustgrossen Knollen der Nullipora ramosissima ganz erfüllt ist, bedeckt. \ 633 5. Ueber das Vorkommen des Rothliegenden in der Gegend von Krzeszowice im Gebiete von Krakau. Von Herrn Fern. Rormer ın Bresiau: Zwischen Trzebinia, der Station an der Ferdinands-Nord- bahn, bei welcher die von Myslowitz nach Krakau führende Eisen- bahn sich mit der ersteren vereinigt, und Krakau selbst münden von Norden her zahlreiche kleine Nebenthäler in das breite und flache Thal der Rudowa ein. Diese Nebenthäler, welche von dem die naheliegende Grenze gegen das Königreich Polen bildenden Plateau herabkommen, sind für die Erforschung der geognostischen Verhältnisse des ganzen Gebietes besonders lehr- reich, weil sie an ihren steilen und zum Theil senkrechten fel- sigen Thalwänden vielfache Aufschlüsse bieten. Das bedeutendste und bekannteste von diesen ist dasjenige von Krzeszowice, wel- ches zu dem malerisch gelegenen Kloster Czerna. hinaufführt. Westlich von diesem folgt zunächst das Thal von Filippowice. Hier ist es, wo die Gesteine, welche den Gegenstand dieser Mit- theilung bilden, vorzugsweise deutlich auftreten. Am Eingange des Thales wird die linke Thalwand durch ‚ weisse Felsen von Jurakalk mit Ammonites biplex gebildet. - Weiterhin sind an derselben Thalwand Schichten des braunen Jura, der Zone des Ammoniles macrocephalus angehörig, und zwar in der Form einer dünnen Lage von braunem Mergelkalk mit Delemnites semihastatus und Schichten von losem weissen Sand und Kies aufgeschlossen, darunter kommt Muschelkalk zum - Vorschein. Noch höher im Thale aufwärts wird die linke Thal- wand durch weisse Sandsteinschichten von bedeutender Mächtig- keit, welche wahrscheinlich dem Buntsandstein zugehören, ge- bildet. Dann folgen in der Sohle des Thales selbst mehrere kleine Aufschlüsse von schwarzen Kohlenschiefern des Steinkoh- lengebirges, welche auch zu verschiedenen Versuchen auf Stein- kohlen Veranlassung gegeben haben. Fast in der Mitte des langgestreckten Dorfes Filippowice erscheint dann auf einmal ein Zeits. d. d. geol. Ges. XV1. 4. di 634 röthliches Conglomerat, welches durch die zum Theil ausseror- dentliche Grösse seiner Gerölle, welche zuweilen kopfgross sind oder selbst mehrere Fuss im Durchmesser haben, sogleich die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Bei näherer Betrachtung zeigt sich dieses Conglomerat fast ausschliesslich aus abgerundeten oder zum Theil auch eckigen und nur an den Kanten abgerun- | deten Bruchstücken eines dichten grauen Kalksteins zusammen- gesetzt, welcher dem Kohlenkalk gleicht, der in den benachbar- ten Thälern von Czerna*) und Radwanowice durch Productus- Arten und andere Fossilien deutlich als solcher bezeichnet, in grösserer Verbreitung gekannt ist. In der That wurden auch Cyathophylien und Stielstücke von Crinoiden.in einzelnen der Kalksteingerölle beobachtet, welche in jedem Falle beweisen, dass es ein zur paläozoischen Formation gehöriger Kalkstein ist. Ausser diesen Bruchstücken von Kalkstein kommen auch solche von dunklem Hornstein oder Kieselschiefer, jedoch ungleich seltener und niemals von bedeutender Grösse vor. Dieselben rühren vielleicht aus zerstörten Schichten von Kohlenkalkstein, welcher zuweilen Knollen oder dünne Lagen von Hornstein einschliesst, her. Das Bindemittel, welches die einzelnen Gerölle miteinander verkittet, ist rein kalkig und meistens deutlich krystallinisch späthig. Die Farbe des Bindemittels ist gewöhnlich röthlich | durch Eisenoxyd — und diese Farbe des Bindemittels bestimmt | dann die Farbe des ganzen Gesteins. Zuweilen ist es aber auch rein weiss und dann ist- auch die Farbe des ganzen Gesteins graulichweiss. Sehr allgemein zeigen die einzelnen. Rollstücke oder Geschiebe die bei Conglomeraten überhaupt so häufige und zuerst bei der Nagelfluh der Schweiz beobachtete Erscheinung, derzufolge das eine Rollstück in eine seiner eigenen Form ent- sprechende und wie durch Eindrücken hervorgebrachte Vertiefung hineinpasst, { Das Conglomerat ist in mächtigen Bänken abgelagert. An ‚einer Stelle, an welcher die Bänke des Conglomerats im Grunde des Thals quer durch den Bach setzen, sind dünne, #4 Fuss dicke Bänke eines rothen schieferigen, aber ziemlich festen Sandsteins den hier mässig steil aufgerichteten Conglomerat -Bänken einge- *) Vergl. die Altersbestimmung des schwarzen Marmors von Dem- bnik im Gebiete von Krakau von F. Rormer in dieser Zeitschr. Jahrg. 1863, S. 708, 709. | ; 635 lagert. Dieser Sandstein gleicht äusserlich ganz einem Sandstein der Buntsandstein-Bildung oder des Roihliegenden, besitzt aber die Eigenthümlichkeit, dass das Bindemittel kalkig ist, wie man aus dem lebhaften Aufbrausen bei der Benetzung des Sandsteins mit Säuren ersieht. Dasselbe grosskörnige Conglomerat verbreitet sich auch noch viel weiter aufwärts in dem Thale und steht hier namentlich an den felsigen Wänden der linken Thalseite zu Tage. Eine viel grössere Verbreitung besitzt dasselbe Conglomerat in der nord- westlich von dem Thale von Filippowice liegenden Gegend und namentlich bei Myslachowice. In den Umgebungen dieses nörd- lich von Trzebinia gelegenen Dorfes tritt es überall auf den Hö- hen zu Tage. 'Wendet man sich nun andererseits von Filippowice gegen Nordosten, in der Richtung nach Nowagora und Mienkinia, so trifft man auf Gesteine ganz anderer Art. Ein Versuchsschacht auf Galmei, im Auftrage des Herrn v. Kramsta durch Herrn RÜMPLER niedergebracht, steht gegen 100 Fuss tief in einer ro- then Porphyr-Brecceie oder, genauer gesagt, einem Porphyr-Tuff. Die Beschaffenheit dieses Gesteins ist ganz von der Art, dass man annehmen muss, es sei aus der Zersetzung von Bruchstücken des sogleich näher zu erwähnenden Porphyrs von Mienkinia her- vorgegangen. Namentlich enthält es auch die für den letzteren bezeichnenden schwarzen oder dunkeltombackbraunen Glimmer- Blättchen. Die Feldspath-Krystalle sind meistens in weisses zer- reibliches Kaolin aufgelöst. Einzelne zollgrosse oder grössere, undeutlich begrenzte, aber mehr oder minder entschieden anders - „gefärbte Stücke von aufgelöstem Porphyr liegen in der Haupt- masse. Das ganze Gestein ist rauh und erdig, besitzt aber doch einen solchen Zusammenhalt, dass sich bequem Handstücke aus demselben schlagen lassen. Das Lagerungsverhältniss, in wel- ‘ chem dieser Porphyr- Tuff zu dem vorher beschriebenen Conglo- ‚merate steht, ist nicht direct zu beobachten. Nach der gegen- seitigen Lage der Aufschlusspunkte zu schliessen, wird das Kalkstein-Conglomerat von dem Porphyr-Tuffe überlagert. Uebri- gens ist zwischem diesem Versuchsschachte und den Aufschluss- punkten des Kalkstein-Conglomerats noch eine andere Ablage- rung vorhanden, welche dem Porphyr- Tuffe offenbar ganz eng _ verbunden ist. In einer kleinen Nebenschlucht des Hauptbach- thals steht nämlich ein ganz loses erdiges Aggregat an, welches 41* 636 aus denselben Bestandtheilen wie der Tuff bestehend und wie. dieser roth gefärbt sich nur durch vollständigere Zersetzung der Porphyr-Trümmer und durch mangelnden Zusammenhalt unter- scheidet. | Steigt man nun andererseits von dem erwähnten Versuchs- schachte ganz nach Nowagora hinan und folgt dann der nach Mienkinia sich hinabziehenden und später in das Thal von Krzeszowice einmündenden sehr bemerkenswerthen Thalschlucht, ‘so findet man die Höhen überall aus flachgelagerten Muschelkalk- Schichten gebildet. In der Thalschlucht selbst folgen unter dem Muschelkalke rothe Letten und dünn geschichtete, aber einzelne ziemlich feste Bänke einschliessende, braunrothe Sandsteine, wel- che nach Lagerung und äusserem Verhalten ohne Zweifel der Buntsandstein- Bildung angehören. Noch weiter abwärts ste- hen Bänke eines groben Kalk-Conglomerates an, welches dem- jenigen im Thale von Filippowice durchaus ähnlich ist, aber nur in einer Mächtigkeit von 10 bis 15 Fuss hier entwickelt ist. Nur etwa 40 Schritte weiter abwärts stehen dann steil aufgerich- tete und stark Zerstörte schwarze Schieferthone des Steinkoblen- ‘ gebirges dicht an dem Ufer des Baches an. Von weit grösserer Ausdehnung sind diese Kohlenschiefer zwischen den beiden Por- phyr-Brüchen von Mienkinia, von welchen der eine auf der rech- ten Seite der Schlucht in einer Höhe von mehreren hundert Fuss über dieser letzteren, der andere dem ersten gegenüber auf der linken Seite der Schlucht und nur 20 bis 30 Fuss über der Sohle dieser letzteren gelegen ist. Sowohl an (der steilen rech- . ten Thalwand, wie auch in den verschiedenen engen und tiefen Wasserrissen, welche sich von dem Porphyr-Bruche auf der rech- ten Thalseite gegen den Boden der Schlucht hinabziehen, sind die Schiefer deutlich zu beobachten. Es sind graue, weniger dunkel als gewöhnlich gefärbte, sehr versteinerungsarme und nur sparsame Fragmente von Farnkräutern einschliessende Schie- ferthone mit fast vollständigem Ausschluss aller sandigen Schich- ten, wie sie doch sonst gewöhnlich mit den Schieferthonen im Kohlengebirge zu wechseln pflegen. Der Porphyr von Mienkinia ist ein ächter Eurit-Porphyr. Die Grundmasse von braunrother Farbe mit einem Stich in das Lavendelblaue ist ausgezeichnet frisch und compact. In derselben sind 1 Linie grosse weisse oder wasserhelle Feldspath-Krystalle (Oligoklas oder Labrador?) in grosser Häufigkeit ausgesondert. 637 Viel seltner ist Quarz. Er bildet unregelmässig begrenzte kleine Partien oder Körner von rauchgrauer Farbe. Häufiger ist da- gegen wieder Glimmer, und zwar in unregelmässig eingestreuten schwarzen oder dunkeltombackbraunen Plättchen oder sechsseiti- gen Täfelchen. Wäre der Glimmer noch häufiger, so würde man das Gestein als einen quarzarmen Glimmer-Porphyr bezeich- nen. Allein auch bei dieser geringeren Häufigkeit des Glimmers wird man das Gestein den den Melaphyren eng verbundenen Glimmer - Porphyren Sachsens und des "Thüringer Waldes am nächsten vergleichen, Bei seiner Festigkeit liefert das Gestein von Mienkinia gute Pflastersteine und kleinere Werkstücke. Auch als Beschotterungs- Material wird es verwendet, und namentlich hat man auch in Oberschlesien und besonders in der Gegend von Kattowitz und Königshütte von demselben für diesen Zweck Gebrauch gemacht. Das Lagerungsverhältniss des Porphyrs von Mienkinia ge- gen die Schieferthone des Steinkohlengebirges betreffend, so liegt die Porphyr-Partie auf der rechten Seite der Thalschlucht offen- bar den bis in seiner Nähe hinauf zu verfolgenden steil aufge- richteten. Schiefern ungleichförmig auf. Bei dem Porphyr auf der linken Seite des Baches ist das Verhältniss scheinbar ein anderes. Hier sieht man durch einen jüngst gemachten Ein- schnitt dicht unter dem Porphyr des am tiefsten liegenden Stein- bruches rothe Schiefer aufgeschlossen, welche man nach der Farbe geneigt sein könnte für Schiefer des Buntsandsteins oder des Rothliegenden zu halten. Allein bei genauerer Prüfung erkennt man, wenn auch sparsam, die Pflanzenreste der Kohlenschiefer, und namentlich eine in dieser letzteren nicht seltene Sphenopteris- Art darin und man überzeugt sich, dass die rothen Schiefer le- diglich durch den aufliegenden Porphyr rothgefärbte Kohlenschie- fer sind. In der That stehen auch auf dem gegenüberliegenden steilen Ufer des Baches solche rothe Schiefer an, welche unmerk- lieh in die schwarzen oder dunkelgrauen Kohlenschiefer überge- hen. Offenbar ist die Porphyr-Partie der rechten Thalseite mit derjenigen auf der linken Seite des Baches ursprünglich verbun- den gewesen und nur durch das Auswaschen des Thales davon getrennt worden. Betrachtet man von dem auf der linken Thal- seite gelegenen Steinbruche aus die mehrere hundert Fuss höher gelegene Porphyr-Partie der rechten Thalseite, so sieht man, dass die deutlich erkennbare geneigte Auflagerungsfläche des Porphyrs 638 auf den Kohlenschiefer in ihrer Fortsetzung nach unten gerade in die Auflagerungsfläche der linksseitigen Porphyr-Pärtie fallen würde. Beide Porphyr-Partien haben ursprünglich eine geneigte gegen 30 bis 50 Fuss dicke Decke oder Platte auf den Kohlen- schiefern gebildet. Nicht nur die Ablagerung 'der Schichten des Steinkohlengebirges war bereits beendet, sondern sie waren auch bereits in ihre gegenwärtige Schichtenstellung gehoben, als der Ausbruch des Porphyrs und dessen plattenförmige Ausbreitung über den Kohlenschiefer erfolgte. Weder bei Mienkinia noch an irgend einem anderen Punkte des Krakauer Gebietes sind Er- scheinungen bekannt, welche darauf hindeuteten, dass das Her- vortreten des Porphyrs oder der gleich zu erwähnenden wesent- lich gleichalterigen Melaphyre und Mandelsteine schon während der Ablagerung der Schichten des Kohlengebirges erfolgt sei. Wenn der Porphyr demnach jünger ist als das Kohlenge- birge, so kann die Zeit seines Hervorbrechens nicht wohl eine andere als die Ablagerungszeit des Rothliegenden gewesen sein, denn alle ähnlichen Porphyre gehören der gleichen Periode an. Die vorher beschriebenen rothen Porphyr- Tuffe, welche augen- scheinlich aus der Zerstörung ähnlicher Porphyr-Massen hervor- gegangen sind, werden wesentlich zu der gleichen Zeit abgelagert sein, denn wo in anderen Gegenden ähnliche Porphyre vorkom- men, pflegen auch Porphyr-Tuffe oder Porphyr-Breccien von ähn- . licher Beschaffenheit in ihrer Umgebung entwickelt zu sein, und diese stehen dann immer zu den Öonglomeräten und Sandsteinen des Rothliegenden in solcher Beziehung, dass eine wesentlich gleiche Ablagerungszeit mit diesen letzteren sich ergiebt. Bei diesen allgemein geltenden Beziehungen der Porphyr-Tuffe zu den Conglomeraten des Rothliegenden erscheint es mir durchaus naturgemäss auch die groben Conglomerate des Thales von Fi- lippowice als Rothliegendes anzusehen. Dass die diese Conglome- rate zusammensetzenden Gerölle vorherrschend aus Kalkstein be- stehen, während sonst die Conglomerate des Rothliegenden ge- wöhnlich aus Bruchstücken kieseliger und thoniger Gesteine be- stehen, kann offenbar ebenso wenig wie die Natur des Binde- mittels, welches hier ebenfalls kalkig anstatt kieselig-thonig ist, einen ernsthaften Einwand gegen die Altersbestimmung des Con- glomerats von Filippowice als Rothliegendes begründen, da na- türlich die petrographische Beschaffenheit gleichzeitiger, aber der geographischen Lage nach weit getrennter Ablagerungen je nach 639 der verschiedenen Natur der Gesteine, deren Zerstörung ihnen das Material für ihre eigene Bildung lieferte, nothwendig eine sehr verschiedene sein muss, Uebrigens könnte bei dem Conglomerate von Filippowice nach den Lagerungsverhältnissen auch nur etwa die Frage sein, ob dasselbe zum Rothliegenden oder zum Buntsandsteine ge- höre. Allein der Buntsandstein ist in dem Gebiete von .Kra- kau in einer ganz anderen Form entwickelt und zeigt nirgends ähnliche grosskörnige kalkige Conglomerate. Hiernach würden also sowohl das Conglomerat von Filippo- wice als auch die Porphyr-Tuffe zwischen Filippowice und Mien- kinia und die Porphyre von Mienkinia selbst dem Rothliegenden zuzurechnen sein. Ausser diesen Bildungen von Filippowice und Mienkinia sind in dem Krakauer Gebiete noch andere Gesteine von wesent- lich gleichem Alter vorhanden. Es sind namentlich Porphyre, Melaphyre und Mandelsteine. Zunächst ist bei dem südlich von Krzeszowice gelegenen Dorfe Zalas durch einen Steinbruch, in welchem Pflastersteine und Strassen-Schotter für Krakau gebrochen werden, ein sehr festes und frisches graues Gestein aufgeschlossen, welches auf den ersten Blick namentlich auch wegen der ganz verschiedenen Farbe von dem Porphyr von Mienkinia sehr verschieden scheint, in Wirk- lichkeit aber bei genauer Prüfung sich nahe verwandt zeigt. In der dichten, aber sehr feinkörnigen, grauen Grundmasse des Ge- steins liegen kleine wasserhelle Krystalle eines Feldspath-Fossils (Labrador?), sparsam unregelmässig begrenzte Körner von grünem Quarz und kleine Schüppchen von dunkeltombackbraunem Glim- mer ausgesondert. Die ausgesonderten Krystalle des Feldspath- artigen Fossils zeichnen sich aber bei ihrer Farblosigkeit in der Grundmasse nur wenig aus, und die porphyrische Struktur des Gesteins ist viel weniger ausgesprochen als bei dem Porphyr von Mienkinia. Während dieses Gestein von Zalas ausser dem Porphyr von Mienkinia das einzige als Porphyr zu bezeichnende Gestein des Krakauer Gebietes ist, so zeigen sich dagegen Melaphyre und Mandelsteine an viel zahlreicheren Punkten. Zunächst besteht der mit einer malerischen mittelalterigen Schlossruine gekrönte und die umliegende Gegend weithin beherrschende Schlossberg von Tenczyn aus diesem Gestein. Ausser dem Kegel des Schloss- 640 berges selbst wird eine ganze Gruppe kleinerer westlich davon gegen das Dorf Rudno hin gelegener Erhebungen daraus gebil- det. Der Tenczyner Schlossberg selbst besteht aus einem festen, grünlichgrauen, braunroth gesprenkelten Melaphyr, welcher in jeder Beziehung den Melaphyren Niederschlesiens und namentlich der Waldenburger Gegend und der Grafschaft Glatz gleicht. Gegen Rudno hin herrschen dagegen die Mandelsteine vor, in welche der Melaphyr unmerklich übergeht. Auch sie gleichen ‘ durchaus den dem Melaphyr verbundenen Mandelsteinen Nieder- schlesiens.. Die Mandeln sind in gewöhnlicher Art mit verschie- denen kieseligen Fossilien erfüllt, und Pusch erwähnt, dass die Bauern von Rudno häufig auf ihren Feldern solche Mandeln “ ausackern, welche im Innern aus abwechselnden Lagen von Achat und schön violblau gefärbtem Amethyst bestehen. Die Unterlage des Melaphyrs des Tenezyner Schlossberges bildet wieder wie beim Porphyr von Mienkinia das Steinkohlen- “gebirge. Bei einem Versuchsbau auf Kohlen fand man im vori- gen Jahre am östlichen Abhange des Kegels des Schlossberges nur wenige Fuss unter dem hoch an dem Abhange sich hinan- ziehenden Diluvialsande die Schiefer des Steinkohlengebirges und in denselben ein 55 Zoll mächtiges Kohlenflötz, Mehrere gut aufgeschlossene Partien von Melaphyr und Mandelstein sind ferner in der Gegend von Alvernia und Po- remba bekannt. Zunächst besteht der schön bewaldete vorsprin- gende Bergrücken daraus, welcher das Kloster von Alvernia trägt. An den steilen südlichen und westlichen Gehängen des Berges steht sowohl der Melaphyr wie auch der Mandelstein an mehreren Punkten zu Tage. In einer nördlich von dem Kloster gelegenen Schlucht ist eine braunrothe und zum Theil weiss ge- . streifte, thonige, lockere Ablagerung entblösst, welehe der Haupt- masse nach augenscheinlich aus aufgelöstem Melaphyr besteht und welche Rollstücke von wenig zersetztem Melaphyr so wie Quarzgerölle einschliesst. Die Ablagerung erinnert an diejenige des Versuchsschachtes zwischen Filippowice und Mienkinia und ist wahrscheinlich gleichen Alters mit dieser. Demnächst erscheint der Melaphyr wieder westlich von dem Klosterberge von Alvermia. Er setzt hier auf der andern Seite des Bachthales einen schmalen Hügelrücken zusammen, der nach Süden mit-10 bis 20 Fuss hohen senkrechten Felswänden ab- stürzt, während er gegen Norden mässig geneigt ist. Die äussere 2 _ 641 Form dieser Melapbyr-Partie ist hier ganz so, als ob der Mela- phyr eine geneigte Schicht oder Platte bildete, deren hangende Schichten zerstört worden sind. Das Liegende des Melaphyrs ist an dieser Stelle leider nicht zu beobachten. Wahrscheinlich wird dasselbe auch hier durch das Kohlengebirge gebildet. Von diesem Punkte aus etwas weiter gegen Norden ist der Melaphyr wieder in einem engen Wasserrisse im Walde deutlich aufgeschlossen. Schon ganz der Niederung des Weichsel-Thales gehört die Melaphyr-Partie von Poremba an. In einem grossen Steinbru- che, der die Mitte eines südwestlich von dem Gute gelegenen Hügels einnimmt, wird ein fester, demjenigen von Alvernia und vom Tenczyner Schlossberge ganz ähnlicher, röthlichgrauer Me- laphyr zur Gewinnung von Pflastersteinen und Bausteinen ge- brochen. Endlich ist der Melaphyr auch noch in einer im Walde ge- legenen Schlucht bei Zalas bekannt. Hier stehen wieder ganz in der Nähe des Melaphyrs steil aufgerichtete rothe und graue Schieferthone an, welche man bei der Aehnlichkeit mit denjenigen unter dem Porphyr von Mienkinia wohl unbedenklich für Kohlen- _ schiefer wird halten dürfen. ' Aus den vorstehend angeführten Thatsachen ergiebt sich, dass in einem Theile des Krakauer Gebietes, welches eine vor- herrschend von Süden nach Norden ausgedehnte und von Po- remba bis über en hinaus sich erstreckende, etwa 2+ Mei- len lange und ; Meile breite Zone bildet, an mehreren Punkteh ' Porphyre, Melaphyre und Mandelsteine auftreten, welche überall, wo ihr Lagerungsverhältniss gegen das Steinkohlengebirge zu beobachten ist, als jüngere Massen den aufgerichteten Schichten des letzteren aufruhen und welche so sehr den Porphyren und Melaphyren, die in Niederschlesien, in Sachsen und Thüringen dem Rothliegenden untergeordnet sind, gleichen, dass mit Wahr- scheinlichkeit ihre Gleichalterigkeit mit diesen letzteren, und eben so dann auch die Zugehörigkeit der ihnen jedenfalls eng verbnndenen Conglomerate und Porphyr-Tuffe von Filippowice und Mienkinia zu der Bildung des Rothliegenden angenommen werden darf. Die einzelnen Gesteine, welche hier nass als ein Aequi- valent des Rothliegenden zusammengefasst werden, sind übrigens auch schon früher beschrieben und in verschiedener Weise ge- ’ 642 ‚ deutet worden. Schon C. v. OEYNHAUSEN *) giebt eine Darstel- lung der Verbreitung der Porphyre und Mandelsteine, erkennt aber keinerlei nähere Beziehungen zwischen denselben und den sedimentären Gesteinen, in deren Nähe sie auftreten. Später hat Puscn**) eine noch ausführlichere Beschreibung von der petrographischen Zusammensetzung und der Verbreitung dieser Porphyre und Mandelsteine geliefert. Seine Ansicht über das Alter derselben hat er zuerst dahin ausgesprochen, dass der Por- phyr und Mandelstein ein Glied des Steinkohlengebirges sei, in- dem er demselben theils eingeschichtet, theils auf dasselbe auf- gelagert sei. Nachher***) hat er aber diese Ansicht aufgegeben und behauptet, dass die Porphyre auch jüngere Formationen durchbrochen und gehoben haben und sie also nicht gleichzeitig mit dem Kohlengebirge seien. Das Conglomerat von Filippowice und Mienkinia rechnet Pusca f) zum Steinkohlengebirge, indem er beobachtet zu haben glaubte, dass es die Schiefer des Steinkohlengebirges unterteufe. Als Rothliegendes ist dieses Conglomerat zuerst von dem am 25. August 1864 leider zu früh verstorbenen L. HoHEN- EGGER in einem ungedruckt gebliebenen Vortrage über die geo- gnostischen Verhältnisse des Krakauer Gebietes auf der Ver- sammlung Oesterreichischer Berg- und Hüttenleute in Mährisch- Ostrau im Jahre 1863 gedeutet worden. Freilich bestimmte ihn dazu wesentlich nur die petrographische Beschaffenheit, während die Beziehung zu den Porphyren und Melaphyren und den aus deren Zerstörung hervorgegangenen Trümmergesteinen, auf welche jene Deutung vorzugsweise zu stützen ist, nicht betont wurde. Ich selbst habe früherff) die Porphyre und Melaphyre für dem Stein- kohlengebirge untergeordnet gehalten und erst in diesem Jahre die Ueberzeugung von deren Zugehörigkeit zum Rothliegenden gewonnen. | Für die geographische Verbreitung des Rothliegenden er- giebt sich nun durch diese Nachweisung derselben im Krakau- schen Gebiete ein viel weiter nach Osten reichendes Vorkom- *) Versuch einer geognost. Beschreibung von Oberschlesien 1822. S. 338—347 und 464. »*) Geognost. Beschreibung von Polen. Th. I. S. 175—186, er) Vergl.„Karsıen’s Archiv Bd. XII. 1839, S. 155 ff. +) Geognost. Beschreibung von Polen. Th. I. S. 152 fi. ++) Vergl. Jahrg. 1863 S. 713. 643 men, als bisher bekannt war. Bis jetzt mussten die Grafschaft Glatz und die Waldenburger Gegend als die östlichen Grenz- gebiete seiner Verbreitung gelten. Wahrscheinlich reicht aber die Verbreitung des Rothliegenden noch viel weiter gegen Osten. Puscn hat in einer einen Nachtrag zu seinem höchst werthvollen Werke über die geognostischen Verhältnisse von Polen liefernden Abhandlung*) die Vermuthung ausgesprochen, dass die untere Abtheilung des Rothen Sandsteins im Sandomirer Mittelgebirge ein Aequivalent des Rothliegenden sei. Diese Vermuthung ge- winnt durch den Umstand, dass bei Zagdorsko nördlich von Kielce Productus horridus gefunden wurde sehr an Wahrschein- lichkeit, indem durch dieses Vorkommen der bekannten Leitmu- schel des Zechsteins das Vorhandensein der permischen Gruppe überhaupt in jener Gegend in jedem Falle bestimmt bewiesen wird. Freilich fehlen aber dort im Sandomirer Mittelgebirge die Porphyre und Melaphyre. Diese finden am Tenczyn und bei Mienkinia entschieden die äusserste Östliche Grenze ihrer Ver- breitung. Bemerkenswerth ist auch noch, wie durch diese Entwickelung des Rothliegenden mit Porphyren, Melaphyren und Mandelsteinen die in dem westlichen Theile des oberschlesisch-polnischen Stein- kohlenbeckens in Oberschlesien selbst so einförmigen geognosti- schen Verhältnisse in dem südöstlichen Theile des Beckens in dem Gebiete von Krakau Mannigfaltigkeit gewinnen und denje- nigen des niederschlesischen Kohlengebirges ähnlich werden. In Oberschlesien selbst nur die Schieferthone und Sandsteine des produktiven Steinkohlengebirges mit den Posidonomya Becheri führenden Culm-Grauwacken als Unterlage; im Krakauer Gebiete dagegen ausser dem produktiven Steinkohlengebirge den Kohlen- kalk mit den bezeichnenden Productus- Arten (bei Czerna u. s. w.), unter diesen devonische Schichten mit Airypa reticularis (Mar- mor von Dembnik) und dann auch noch _Conglomerate und Por- phyrtuffe des Rothliegenden mit den bezeichnenden Eruptiv-Ge- steinen dieser Bildung — Eurit-Porphyren, Melaphyren und Mandelsteinen. *) Vergl. Kırstew’s Archiv Bd. XI. 1839, S. 170. 644 6. Ueber die Zusammensetzung einiger Laven und des Domites der Auvergne und des Trachytes von Voissieres (Mont-Dore).*) Von Herrn Kosmann in Berlın. In der Literatur über die vulkanischen Gebilde der Auvergne kann man MOoNTLOZIER’s „Zssai sur les volcans d’Auvergne“ als die erste Schrift betrachten, welche in eingehender Weise eine Beschreibung der dortigen Formationen liefert. Sie war zur Zeit als L. v. Buch die Auvergne bereiste nach dessen eignem Zeugniss in Deutschland wenig bekannt und so mögen die Briefe L. v. Bucn’s an KArsten**) als diejenigen gelten, welche zu- erst die deutschen und ausserfranzösischen Gelehrten den geo- gnostischen Reichthum dieser Gegend kennen lehrten. Nach ihm veröffentlichte der Engländer PouLerT ScRoPE im Jahre 1827, in 2. Auflage im Jahre 1858, eine umfassende und zusammenhängende geologische Beschreibung der Vulkane Centralfrankreichs.***) Ihm folgten bald die ausführlichen theils topographischen, theils geognostischen Beschreibungen der Au- vergne von L£ecoo und BoviLLerTf) und in den vierziger Jahren . ein Werk über denselben Gegenstand von AMm£pre BurAr.ff) Ausserdem hat LyELL in seinem Manual of Geology eine vorzügliche Skizze der verschiedenen Formationen der Auvergne gegeben. tft) | äh *) Deutsche Bearbeitung der Dissertation: De nonnullis lavis Ar- ‘ verniacis. Halıs Sax. : | *#) L. v. Bucu, Geognost. Beobachtungen auf Reisen in Tjzufeuang und Italien. II. Bd. Anhang. Berlin, 1809. *ik) P, Scrope, Geology and extincet volcanos of central France. Lon- don, 1858. +) H. Lecog et BovitLet, Vues et coupes du Departement du Puy de Döme. Clermont, 1830. 5 +7) A. Burar, Description des Terrains volcaniques de la France centrale. Paris, 1843. ae +++) Lveiı, Manual of Geology. V. edition, p. 195, 590. 645 Neuerdings hat sich H. Lecog, ausser vielen kleineren Schriften, um die Kenntniss seiner Heimath durch Heransgabe einer geologischen Karte verdient gemacht, die im Maassstab von 1:40000 angelegt*) die Resultate von 30jähriger Forschung enthält. Es ist sehr bemerkenswerth, dass in diesen Schriften so reichliches Material sie in der Aufzählung geognostisch wichtiger Lokalitäten und interessanter mineralogischer Vorkommnisse bie- ten, sehr wenige Versuche gemacht sind, eine genaue petrogra- phische Beschreibung der krystallinischen Gesteine zu liefern oder sich über die chemische Constitution der dichten Gesteine zu unterrichten und darauf hin eine Classificirung der in der Au- vergne vorkommenden vulkanischen Gesteine oder eine Verglei- ‚chung derselben mit den vulkanischen Produkten anderer Gegen- den zu begründen. ' Eine erste Notiz in dieser Beziehung verdanken wir G. Rose,**) welcher, nachdem er die Streifung der Feldspathkry- ‚ stalle des Domits beobachtet hatte, den Domit sowie das Gestein des Puy de Chaumont der dritten Klasse seiner Eintheilung der Trachyte einreihte; die Trachyte dieser Klasse aber sind durch . den Gehalt an Oligoklas, Glimmer ünd Hornblende charakteri- sirt, welche Bestandtheile eben in jenen Gesteinen auftreten.. Auch Lecog hat, allerdings gestützt auf äusserliche Beob- achtungen, eine Unterscheidung der verschiedenartigen Lavage- steine aufgestellt, welche weiter unten besprochen werden wird. Dieser Mangel einer chemischen Analyse der zahlreichen vulkanischen Gesteine der Auvergne hat mich zu der vorliegen- den Arbeit bewogen, in welcher ich allerdings, bei der Schwie- rigkeit und Langwierigkeit derartiger mineralanalytischer Arbei- ten, nur erst über wenige mir vorzüglich interessant erscheinende Gesteine etwas Gewisses festzustellen vermochte. Zum bessern Verständnisse meiner nachherigen Angaben will ich eine kurze geognostische Skizze des zu betrachtenden vulkanischen Gebiets der Auvergne vorausschicken. Diejenigen Bildungen der Auvergne, welche mit Bestimmtheit ‘als vulkanischen Ursprungs angesehen werden (was nicht mit *) H. Lecoo, Atlas geologique du Departement du Puy de Döme. Clermont, 1863. »*») HumsoLot, Kosmos. Bd. IV. p. 467. 646 Sicherheit von den basaltischen und den durch den Basalt ver- | änderten kalkigen Plateaus der Ebene der Limagne gilt, zu- mal sie einer andern Bildungsepoche angehören), erheben sich auf.dem Rücken eines Granitplateaus, welches sich westlich von der Limagneebene in einer Länge von 20 Kilometern, in einer | Höhe von 900 bis 1100 Metern über dem Meere, 500 Meter | ' über der Limagne in nordsüdlicher Richtung ausdehnt. | (Auf der Chaussee von Clermont nach Pontgibaud giebt ein Meilenstein in der Nähe des Puy des Goules die Höhe der Strasse | über dem Meere zu 997,74 Meter gemäss dem Nivellement ge | neral von 1833 an.) Das Plateau fällt an seiner östlichen Seite steil ab und zeigt ' tiefe Thhaleinschnitte, deren Wände bis zu 400 Meter über der Ebene von den untersten Gliedern der dortigen miocänen Süss- wasserformation bedeckt sind; nach Westen fällt die Hochebene | sehr allmälig ab, indem zugleich der Granit in Gneis und Glim- merschiefer übergeht. Den östlichen Abfall begleitend, erhebt | sich die Kette der erloschenen Vulkane, nördlich bei Manzat mit dem Gour de Tazana beginnend, und in mehreren parallelen Rei- | . hen das Plateau bis zur Breite von 2 Meilen bedeekend endet sie nach 5 Meilen Erstreckung mit dem Puy de Monteynard, ' dessen Lava bereits an den nordöstlichen Ausläufern des Mont- | Dore-Gebirges entlang geflossen ist. | Mit Ausnahme einiger Vulkane, die ausserhalb der Haupt- kette gelegen sind, folgt die Erhebungslinie dieser letzteren und | ihrer parallelen Glieder einer nordsüdlichen Streichrichtung von | 15 bis 20 Grad nach Osten, so dass man wohl behaupten darf, die vulkanische Erhebung sei in der Länge einer Gebirgsspalte erfolgt, deren Richtung gemäss der dem granitischen Plateau | eigenthümlichen 'Zerklüftung schon vor dem Ausbruch vorhanden | und in dieser begründet war. Und in der That finden wir in | einigen andern Gebirgspartien desselben Gebiets hierfür einen Beleg; zunächst habe ich im Bereich der Vulkane selbst an aus- gedehnten anstehenden Granitfelsen mit dem Kompass die Rich- tung der Hauptklüfte aufgenommen; so bei Fontanas am obern Ende des Thals von Royat und am Pedane, einem Berge ober- halb Volvie, und dann an mehreren Stellen des granitischen Ge- biets, welches sich, von vulkanischer Erhebung fast intact, zwi- schen dem Puy de Charade und dem Puy Noir befindet. Immer | 647 zeigte sich die Hauptspaltungsrichtung innerhalb der Grenzen des angegebenen Streichwinkels. Das Bestehen dieser also gerichteten Zerklüftung des gra- nitischen wie des angrenzenden Gneis-Gebietes wird auch durch andere Bildungen bewiesen, deren Entstehung um weniges jJün- ger als die des Granits anzunehmen ist; ich meine die Aus- füllung der Gangklüfte, wie sie die Hornsteingänge bei Manzat und die Bleierzgänge von Barbecot und Rozier, Pranal in der Nähe von Pontgibaud darbieten, welche sämmtlich die angegebene ‚Streichrichtung beobachten lassen. Und man fühlt sich bewogen dieser Zerklüftung des Urge- birges auch die Entstehung jener mächtigen Spalte zuzuschrei- ben, welche, im Westen des Departements des Puy de Döme in einer Länge von 32 Kilometer den Gneis und Granit durch- setzend, das Steinkohlenbecken von St.Eloy und Pontaumur bil- det und nach kurzer Unterbrechung ihre Fortsetzung im Kohlen- bassin von Bourg-Lastie findet. Mithin sind die Vulkane der Auvergne, in Folge ihrer Ver- theilung längs derselben Eruptionsspalte, nach L. v. Bucn’s Be- zeichnung als Reihenvulkane zu betrachten und ist damit ein, erster Beweis für die Gemeinschaftlichkeit ihres Ursprungs ge- wonnen. Die Reihe der Vulkane, deren Anzahl P. SckropE auf 66 angiebt, wird durch den P. de Döme, welcher sich vor allen durch seine Höhe von 1468 Meter über dem Meeresspiegel und . 465 Meter über seiner Basis auszeichnet, in zwei fast gleiche Hälften getheilt, von denen eine der andern in Bezug auf die Grösse der einzelnen Kegel nicht nachsteht. Indess ist die Gruppe der nördlich gelegenen Vulkane dadurch ausgezeichnet, dass un- ter ihnen jene fünf Vulkane auftreten, deren Gestein L. v. Buch mit dem Namen „Domit“ belegt hat*) und deren eigenthümliche theils kugelförmige, theils pyramidenförmige Gestalt sie sogleich von den andern, von L. v. Bucn als Schlacken- oder Auswurfs- kegel**) bezeichneten Vulkanen unterscheiden lässt. Diese Berge sind der-Puy de Döme, de l’Aumone, Cliersou, le grand Sar- coui, P. de Chopine. Dem Gesteine derselben nähert sich nach Rose, wie oben angeführt, dasjenige des P. de Chaumont, des *) L. v. Buch, Geognost. Beobachtungen. Bd. II. S. 244. **) Ihre Vergleichung mit denen des Vesuy und Aetna, siehe a.a.O. p. 272. e ‚648 Nachbars des P. de Chopine, und das Gestein des P. de la Nu- gere, von welchem weiter unten, , Ausser jenen hat Le£cog in der südlichen Hälfte aß de als aus Domit bestehende. Vulkane nachgewiesen, nämlich den P. de Laschamp, de Pelat, de Montchar, welche auf der dem ScroPpe’schen Werke beigefügten Karte noch als Schlackenkegel angegeben sind. Es ist sehr bemerkenswerth, dass diese domiti- schen Kegel sich nahe bei einander befinden, so dass die Domit- bildung gleichsam lokalisirt erscheint, und dass die meisten der- selben, wie der Grand Sarcoui, Cliersou, P. de Chopine im Cen- trum je einer kleinen Gruppe von Vulkanen sich erheben und ' der Art an sie angehängt oder mit ihnen verbunden erscheinen, dass sich an der Gleichzeitigkeit ihrer Entstehung kaum zwei- feln lässt.*) Die domitischen Kegel sind auf den Raum ihrer Erkner beschränkt und der Umfang ihres Gesteins grenzt sieh mit ziem- licher Bestimmtheit auf ihrer Basis ab. Nicht so die. Auswurfskegel; jeder vulkanische Afleneh derselben äusserte sich durch ein Auswerfen zahlreicher Massen von Schlacken, Lapilli, sogenannter vulkanischer Thränen oder Bomben, alles Theile der eruptiven flüssigen Masse, welche aus derselben durch die gewaltige Kraft der zu gleicher Zeit sich expandirenden Dämpfe emporgerissen und weithin geschleudert beim Niederfallen ein weites Feld bedeckten, in dessen Mitte sich der-thätige Krater befand. Um diesen häuften sich vorzugsweise diejenigen zurückfallenden Stücke an, welche entweder der em- porreissenden Kraft seitlich auswichen oder die in steil gerichteter Parabel aufwärts geschleudert wurden. Die Anhäufung derselben gab einem concentrisch kegelförmigen Kranze Entstehung, dessen äusserer wie der dem vulkanischen Ausbruchsorte zugewandte Abfall dem natürlichen Böschungswinkel aufgeschütteter lockerer Massen entsprach, welche letztere, da sie in ihrem halbweichen Zustande und poröser Beschaffenheit an einander fritteten, eine um so grössere Consistenz dem neu entstandenen Kegel ver- schafften: Der innere Raum desselben hatte mithin die Cie eines umgekehrten Hohlkegels und bildete den Krater, welcher eine - Verlängerung des unterirdischen vulkanischen Kanals war. Die *) P. Scrope, G@eology. p. 45. L. v. Buch a. a. O.S. 250, 649 ‘schönsten Beispiele von der Form und Erhaltung desselben ge- ben der Puy de Pariou, de Montjughat, de Vichatel. Innerhalb nun des neu gebildeten Schlackenkegels stieg die feuerflüssige mineralische Masse empor und sobald das Gewicht dieser Schmelz- säule den Punkt der geringsten Cohäsion in dem umgebenden Schlackenring überschritt, so durchbrach sie diesen. Da nun die geringste Festigkeit auf dem Contact zwischen dem frisch entstan- denen Kegel und der ganz heterogenen Oberfläche des Granits vor- auszusetzen ist, so sehen wir auch, dass meistens am Fusse des Kegels die Lava ausgetreten ist, wenn sie nicht etwa durch ihre Last, oder mit Hülfe der gleichzeitigen Erschütterungen der Erup- tion einen Bruch im Schlackenkegel selbst herbeiführte und mit Zerstörung eines Theils desselben ihren Ausweg ins Freie nahm. Dergleichen ausgezeichnete Beispiele liefern die Kegel des Puy de las Solas, de la Vache, de Charmont. Der Strom der Lava folgt den Niveauverschiedenheiten des Bodens, über den sie sich verbreitet und indem die erstarrende Oberfläche die innere flüssige und stets nachfliessende Masse vor Abkühlung schützt, ist die Lava fähig, ihren Strom bis auf weite Entfernung vom Ort des Ausbruchs hinwegzuwälzen. Die Stein- brüche in den Laven des Puy de Gravenoire bei Royat und die Brüche von Volvic geben ein deutliches Bild von der Zusammen- setzung des geflossenen Stroms; unter einer mächtigen Lage von Puzzolanen und Asche folgt eine Schicht, welche aus Gerölle und einem erdigen, anscheinend zersetzten Conglomerat der fortgeführ- ten Puzzolanen besteht; dieses sind Produkte, welche nach dem Austritt der Lava aus dem Material der ausgeworfenen Massen ' gebildet wurden. Unter ihnen folgt die eigentliche Oberfläche des Lavastroms, bestehend in einem Lager poröser, vorwiegend roth gefärbter Schlacken, zwischen welchen sich schon steinige Strei- fen zeigen. Unter demselben steht bis zu 20 Meter mächtig die steinige Lava an, pyramidale und sphäroidische Absonderung zei- gend, eine Folge der Erstarrung und der damit verbundenen Zu- sammenziehung. Das Ende des Lavastromes. giebt sich meistens durch eine Aufthürmung zu erkennen, welche dadurch entsteht, dass die ins Stocken gerathenden Massen, welche von der erstarrten Kruste wie von einem zähen Sack eingeschlossen sind, unter derselben hervorbrechen, aber an die Luft getreten selber sehr bald erstar- ren. Indem so stets neue Schichten die äussere Kruste vermeh- Zeits. d. d. geol. Ges. XV1, 4. 42 650 ren, macht die Dicke derselben dem Fortgange der noch flüssigen | Massen ein Ende und diese letzteren stauen sich innerhalb auf. Derartig gebildete bis 30 Meter hohe Felsen zeigen die Lava- ströme des Puy ‘de Gravenoire zwischen Beaumont und Aubieres südlich von Clermont, und beim Dorfe Royat. | Wie das Verhalten der Lavasıröme gegen die vonihnen zum Theil bedeckten miocänen Süsswasserschichten der Limagne zeigt, öehört die Erhebung der Vulkane der Auvergne einer längeren Periode jüngerer Zeit an; ob in dieser die jedesmaligen Aus- brüche der einzelnen Vulkane besonderen Zeitpunkten angehö- ren*) oder ob für die Erhebung der Schlackenkegel zwei gemein- same Ausbruchsperioden zu unterscheiden sein, darüber ist nichts Sicheres zu bestimmen. Einige der Vulkane haben mehrere Ausbrüche gehabt, wie zunächst die Reste alter Kratere beweisen, welche durch den er- neuerten Ausbruch zerstört wurden, und wie es die Aufeinander- lagerung verschiedener, zum selben Krater gehöriger Lavaströme zeigt; in wenigen Fällen aber nur wird es möglich, das relative Alter der Ausbrüche verschiedener Vulkane zu bestimmen; so z. B. findet sich der Strom des Puy de Louchadiere kurz vor seinem Ende überlagert von dem nordwestlichen Arm des Stroms des Puy de Come; im Thal von Royat sieht man die Lava des P. de-Coliere,**) eines kleinen Vulkans nahe dem P. de Döme, bedeckt von einem der Lavaströme des Puy de Gravenoire. LecoQ bezeichnet auf seiner geognostischen Karte die Schlackenkegel mit dem Namen der Volcans modernes zum Un- terschiede von den Eingangs erwähnten älteren basaltischen Pla- S *) P. Scropz, Geology p. 44. **) Der Name dieses Vulkans findet sich zuerst auf der Karte von P. Scrope und dem Ausbruch dieses Vulkans schreibt dieser Verfasser den besagten Lavastrom im That von Royat zu; auf.der älteren Karte von DEsmaARETs, auf welcher alle Lavaströme genau verzeichnet sind, wird der Anfang dieses Lavastromes in die Einsenkung zwischen dem Nid de la Poule und dem petit P. de Döme versetzt. Auf der neuesten Karte von Lecog findet sich zwar die Erhebung des P. de Coliere mar- kirt, aber der Name selbst nicht und der Lavastrom entwickelt sich aus einem ungenau begrenzten, mit Auswürflingen bedeckten Felde, welches die Basis des Puy de Döme und seiner Nachbarn umgiebt. Jedoch ver- dienen die Angaben von P. Scrore das meiste Vertrauen und der Au- genschein selber zeigt sehr wohl die Anwesenheit des P. de Coliere und seines Lavatroms. i 651 teaus der Ebene, welche auch P. ScrorE „Rocks from earlier eruptions“ nennt. LEcoQ erklärt sich ferner für das Vorhanden- sein zweier Hauptausbruchsperioden der Schlackenkegel und un- terscheidet deshalb auf seiner Karte bezüglich „Lave superieure“ und „Lave inferieure“; er macht ferner in einer Monographie über den Puy de Pariou (Clermont, 1846) und in Anmerkungen zu der französischen Uebersetzung der Bucn’schen Briefe durch Mad. KLEinscHRoDpT auf die petrographischen Unterschiede zwi- schen älterer und jüngerer Lava aufmerksam, die er als überall sich bewährend angiebt. Er nennt erstere die pyroxenische oder - dunkle, letztere die labradoritische und weisse Lava. Diese Un- terscheidung ist aber vorweg keine charakteristische, weil Labra- dor und Augit in einer Reihe von Gesteinen die Hauptbestand- theile bilden, so dass das eine Mineral immer auf die Anwesen- heit des andern schliessen lässt, ohne dass man dem Gestein einen besonders labradoritischen oder pyroxenischen Charakter vindieiren möchte. | Die ältere oder pyroxenische Lava charakterisirt sich nach Lecog! durch die krystallinische Grundmasse mit vielen Augit- und Olivinkrystallen, durch feine Feldspathlamellen, die in der Sonne glänzen, durch die Abwesenheit von Eisenglanz, geringe Porosität, den splittrigen spröden Bruch. Als solche Laven zeigen sich die Lava des Puy de Louchadiere, des Gravenoire, des Co- liere und trotzdem sind die Ströme der beiden letzteren Vulkane auf LEecoQ’s geognostischer Karte als lave superieure angegeben, so dass er selbst den angegebenen Unterschied nicht aufrecht -zu erhalten scheint, Die jüngere Lava nämlich unterscheidet sich durch die grössere Porosität der Grundmasse, in welcher wenig Augitkrystalle, mehr Feldspathkrystalle, welche Lecog für La- brador hält, ausgeschieden sind, durch die reichliche Anwesenheit von Eisenglanz, durch den ebenen Bruch, welcher diese Laven zu Werksteinen höchst geeignet macht. Derartige Laven sind die meist bekannte Lava von Volvie (Strom des P. de la Nug£re), die Lava des Puy de Pariou, des P. de Come. Die wichtigste Frage also in Bezug auf die Zusammensetzung dieser Laven ist diejenige, welcher Feldspath in ihnen enthalten sei, ob Labrador oder Oligoklas und ob allen Laven derselbe Feldspath gemeinsam sei, und ob die verschiedenen Laven in Folge dessen vermöge ihrer Silikationsstufe sich nahe stehen. Die äussere Betrachtung der Laven lehrt über die Unter- 42 * 652 » 'schiede der Feldspäthe gar nichts, da in keiner der Laven die Feldspathkrystalle so gross werden, um mehr als ihre Streifung auf der Fläche ? zu unterscheiden und die Frage wird um so schwieriger zu beantworten sein, als auch aus der chemischen Analyse nichts Sicheres erhellt, da die Augite, die mit den Feld- späthen auftreten, thonerdehalttg sind. Als ein weiteres Hülfsmittel für die richtige Be dieser Laven bietet sich einmal die mikroskopische Betrachtung derselben dar, und dann die Vergleichung derselben mit Gestei- nen, die mit ihnen in unmittelbarem geognostischen Zusammen- hang stehen. Es schien deshalb nöthig, auch den Domit in den Kreis der Betrachtung zu ziehen, weil derselbe, wie weiter unten zu sehn, als Ausgangspunkt für die Bildung der Lava von Volvic zu betrachten ist und weil das krystallinische Gefüge desselben eher eine Kenntniss seiner petrographischen Bestandtheile zulässt. Da aber, wie Eingangs erwähnt ist, der Domit als ein durchaus trachytisches Gestein angesehen wird, so wirft sich sogleich die Frage über das Verhältniss desselben zu den Trachyten des Mont-Dore auf, um so mehr als einige Trachyte wie z. B. der von Voissieres äusserlich dem Domit sehr ähnlich sehen. Voissieres ist ein kleines Dorf oberhalb des Dorfes Chambon am Bache Couze. Die beiden Orte sind in einem weiten Thal gelegen, wel- ches die Fortsetzung der östlich vom Pic de Sancy, dem Cen- trum des Mont-Dore, ausgehenden Vall&ee de Chaudefour bildet und welches unterhalb des Lae de Chambon durch die Erhebung des P. de Tartaret sich schliesst. Das Niveau des Chambon-Sees ist 880 Meter über dem Meere gelegen und das Thal steigt nach Voissieres zu bis 892 Meter über dem Meere, hier aber treten die nördlichen und südlichen Felsen des Thals plötzlich zusammen, so dass sich in steilem Abfall die Berge über Vois- sieres bis zu 4000 Meter erheben. Von diesem Punkte bis zu den Centralerhebungen des Mont-Dore beginnt die Vallee de Chaude- four, deren Thalsohle an ihrem Entstehungspunkt 1125 Meter über dem Meere liegt; die Wände dieses gleichfalls weiten und flachen Thals erheben sich sehr allmälig nördlich bei Moneau zu 1214 Meter, südlich bei Montmie zu 1159 Meter über dem Meere. Das Gestein derselben ist ein röthlicher porphyrartiger Trachyt mit grossen Sanidinkrystallen, während die Sohle des Thals von Granit gebildet wird, welcher sich in den Thalwänden 653 nördlich und südlich von Voissieres fortsetzt, und zwar in der ‘* Höhe von 1000 bis 1094 Meter über dem Meere. Dies sind aber die mittleren Höhenwerthe, welche der Granit überall in der :Umgebung des Mont-Dore erreicht. Der Granit erscheint in der Nähe von Voissieres und Chambon an den Thalwänden wie ein Saum, in dessen Rücken die trachytischen Gebilde her- vorbrechen; südlich von Voissieres aber durchbricht der Trachyt den Granit und erfüllt eine mächtige Gebirgsspalte von der Thalsohle an bis zur Höhe des Plateaus, wo leider die Vegetation diese Spalte weiter zu verfolgen nicht erlaubt, In diesem Tra- chyt schien früher ein Steinbruch betrieben zu sein, da eine Fels- wand von ziemlicher Ausdehnung blosgelegt war. Der Trachyt fällt durch seine weisse Farbe auf und da die eingeschlossenen ‚Sanidinkrystalle nicht grösser sind als die im Domit ausgeschie- denen, so ist die äussere Aehnlichkeit höchst auffallend. Dieser Trachyt ist es, dessen Zusammensetzung später erläutert wer- den soll. Es sind daher folgende Laven der chemischen Analyse un- 'terworfen und. für ‘die mikroskopische Betrachtung vorgerichtet worden. *) 1) Die Lava des Puy de Coliere. 2) Die Lava des Puy de Come. ‘ 3) Die Lava von Volvic. | Ausserdem, wie oben angeführt: 4) Der Domit des Puy de Döme. 5) Der Trachyt von Voissieres. Bei der Analyse obiger Gesteine ist keine im Wesentlichen neue Methode angewendet worden; jedoch halte ich es für zweck- dienlich anzugeben, wie die Bestimmung einiger Bestandtheile er- zielt worden ist; namentlich die Bestimmung der Phosphorsäure neben Thonerde und Eisenoxyd, die Bestimmung der Alkalien, die Bestimmung von Eisenoxydul und Eisenoxyd im Silikat ne- ben dem ausgeschiedenen Eisenglanz oder Magneteisen, endlich die Bestimmung von Chlor. Nachdem die Kieselsäure durch Schmelzung mit kohlensau- *) Die Analysen sind theils im Laboratorium der Königl. Berg- Akademie, theils im Laboratorium des chemischen Instituts des Herrn Dr. Zıurek in Berlin ausgeführt worden. — Die dünnen Plättchen hat der Optikus Krırc in Berlin geschliffen. 654 rem Kalinatron und Eindampfen mit Chlorwasserstofisäure abge- schieden war, wurden aus der neutralisirten salzsauren Lösung durch Kochen mit essigsaurem Natron Eisen, Thonerde nebst den phosphorsauren Verbindungen dieser ausgefällt. Der aus- gewaschene, geglühte und gewogene Niederschlag wurde in einem calibrirten Kölbehen mit schwach verdünnter Schwefelsäure (8 Theile concentrirte Schwefelsäure auf 3 Theile Wasser) bis zur vollständigen Lösung digerirt, diese Lösung zu 200 CC. aufgefüllt, in der einen Hälfte das Eisenoxyd mit Zink redueirt und mit übermangansaurem Kali titrirt, in der andern Hälfte durch Ammoniak der frühere Niederschlag erzeugt. Dieser auf dem Filter ausgewaschen ward in Salpetersäure gelöst und aus der salpetersauren Lösung sodann die Phosphorsäure durch mo- lybdänsaures Ammoniak gefällt. Aus dem in Ammoniak ge- lösten Niederschlag schlug Magnesiamixtur die Phosphorsäure nieder. Die einzelnen Quantitäten von Thonerde, Eisenoxyd und Phosphorsäure bestimmten sich dann durch einfache Rechnung. Zur Bestimmung der Alkalien wurde circa 1 Gramm der gepulverten Substanz mit dem sechsfachen Gemenge von # koh- lensaurem Baryt und 5 Aetzbaryt über dem Gebläse zusammen- gesintert und aus dieser in Salzsäure gelösten Masse die Kiesel- säure durch Eindampfen abgeschieden. Aus der salzsauren Lö- sung fällte ich alle Basen durch Barythydrat aus, in dem Filtrat die Baryterde durch kohlensaures Ammoniak und dampfte das Filtrat ein. Die Ausfällung des Baryts wurde wiederholt, das Filtrat wieder bis zur Verflüchtigung der Ammoniaksalze abge- dampft. Die zurückgebliebenen Chloralkalien wurden gewogen und durch Platinchlorid getrennt. Um die Menge des vorhandenen Eisenoxyduls zu bestim- men wurden zwei Methoden befolgt. Bei der ersten geschah die Zersetzung des Silikats durch ein Gemenge von Schwefelsäure und Fluorwasserstoffsäure im Platintiegel, worauf das Eisenoxydul in der verdünnten Lösung durch übermangansaures Kali titrirt wurde. Die andern Bestimmungen wurden mit geringen Modi- fikationen nach der von ALEX. MITSCHERLICH angegebenen Me- thode*) ausgeführt. Zu der gepulverten, gewogenen, in 12 Zoll lange unten geschlossene Röhre von starkem Glase gebrachten . .*%) EarpMmAnn, Journ. für prakt. Ohest Ba. 81. S. 108. Faesenıus, Zeitschr, Jahrg. 1862, S. 54. 655 Substanz wurden 5 bis 6 pCt. einer zum Drittel verdünnten Schwefelsäure hinzugefügt, die Röhre schnell über dem Gebläse geschlossen und nebst einem Thermometer in einem Drahtge- flechte befestigt; beide wurde darauf in ein mit gewöhnlichem Rüböl gefülltes Glas getaucht, so dass das Drahtgeflecht auf den Rändern des Glases auflag und die Röhre wie das Thermometer 6 bis 7 Zoll in das Oel hineinragten. Dieser Apparat wurde auf einem Sandbade allmälig bis auf 180 bis 190 Grad C. er- wärmt. Schon bei 150 bis 160 Grad begannen heftig Blasen aufzusteigen, und die Zersetzung vollzog sich, indem die Masse sich entfärbte. Bei 190 Grad Temperatur wurde die Operation während einer Stunde "fortgeführt, bis die Kieselsäure rein weiss erschien. Darauf ging man langsam mit der Temperatur zurück, nahm. die Röhre heraus, kühlte sie vollständig ab, brach sodann die Spitze der Röhre ab, schüttete die ganze Masse in ein Be- cherglas und titrirte die Lösung sofort mit Chamaeleon. Die auf diese Weise abgeschiedene Kieselsäure näherte sich z. B. in der Lava von Volvice dem wirklichen, durch Schmelzung der Sub- stanz nachgewiesenen Kieselsäuregehalte bis auf 5 pÜt.; der Ueberschuss ergab sich als eine Verunreinigung der Kieselsäure durch Thonerde mit einer geringen Spur von Eisen; demnach war es unzweifelhaft, dass das Risenoxydul fast vollständig in Lösung übergegangen war. Die Menge des ausgeschiedenen Magneteisens, resp. Eisen- glanzes bestimmte ich, indem ich eine gewogene Menge (über 2 Gr.) in einer Schale in wenig Wasser suspendirte und die Eisentheilchen durch fortgesetztes Rühren mit dem Magnet aus- zog. Die jedesmal anhaftenden Thheilchen wurden zur Reinigung ‚von mitgerissenem Schlamm des Pulvers in ein anderes Schäl- chen mit Wasser gespritzt, wo sie sich klar absetzten. Wieder wurden sie mit dem Magnet aufgenommen und in ein 200 CC. fassendes Kölbchen gespritzt, in welchem sie durch verdünnte Schwefelsäure gelöst wurden; das Kölbehen war mit einem Kork verschlossen, durch welchen eine zur Spitze ausgezogene Röhre führte. Aus der einen Hälfte der zu 200 CC. aufgefüllten Lö- sung wurde das Eisenoxydul sogleich titrirt; in der andern Hälfte das Eisen mit Zink redueirt und die Lösung dann titrirt; der sich jetzt ergebende Ueberschuss an Eisenoxydul war also vorher als Eisenoxyd vorhanden gewesen und es zeigte sich mit- 656 hin die Zusammensetzung des Magneteisens aus Ananas und | Oxydul. Es ergab sich hierbei, dass sowohl in der Lava von Coliere wie in derjenigen vom Come der Sauerstoff des vorhandenen Eisenoxyduls sich zu dem des Eisenoxyds verhielt wie 4:3, dass also demgemäss. das enthaltene Magneteisen einer Formel Fe, O, entsprach; man ist zu dieser Formel gezwungen, weil’ unmdslich nach. dem oben angegebenen Verfahren ein fälschlicher - Ueberschuss von Eisenoxydul gefunden werden konnte. Nach Analogie jener beiden Laven wurde auch das Magneteisen in der Analyse der Volviclava berechnet, weil nach der gewöhnli- chen Formel des Magneteisens Fe, O, kein Eisenoxyd für den Eisenglanz dieser Lava übrigblieb, der sich doch zahlreich unter dem Mikroskop zeigt. — "Bedenkt man, dass in den Frisch- schlacken sich Verbindungen von FeO- Fe,O, in wechselnden Verhältnissen ausscheiden, dass der Hammerschlag des geglühten Eisens nach BERTHIER der Formel Fe, O, entspricht, desglei- chen, wie GLASsoN gefunden, auch der geglühte Spatheisenstein, so kann die Zusammensetzung des vorliegenden Magneteisens, da es in Massen eingeschlossen ist, die in feurigem Fluss gewesen sind, nichts Befremdendes haben. Denn die Zusammensetzung des Magneteisens, wie sie BERZELIUS nachwies, von 1 Aeg. Fe O auf 1 Aeq. Fe, O,, und welche von Wichtigkeit ist, weil die krystallinische Form derselben isomorph ist mit der gleich- werthigen Verbindung von Ms -H Al im Spinell, ist aufgefunden worden an Krystallen, die in krystallinischen Schiefern einge- schlossen sind, wie also die Octaeder von Taberg und Arendal | in Schweden, im Chloritschiefer in Tyrol, die Granatoeder von Kupferberg in Schlesien. Gleichwohl gestehe ich zu, dass dies Ergebniss gegenwärtiger Analysen der Bestätigung ‚durch die Analysen anderer Laven bedarf. Für die Chlorbestimmung wurde, wenn sich ein bedeuten- der Gehalt desselben bei der qualitativen Untersuchung zeigte, eine gewogene Menge mit Salpetersäure digerirt, aus der filtrir- ten Lösung durch Silbersalz Chlorsilber gefällt und danach der Chlorgehalt bestimmt. Die Bestimmung des specifischen Gewichts habe ich stets mit dem feingeriebenen und ausgekochten Pulver in einem glä- sernen Eimerchen an der Waage vorgenommen. Die untersuchten Gesteine gaben folgende Resultate, 657 1. Lava des Puy de Coliere. In einer grauen, höchst feinkörnigen, krystallinischen Grund- masse, die sehr wenige rundliche oder elliptische Poren zeigt, sind zahlreiche, bis 1 Linie grosse Individuen von schwärzlichem Augit, gelbliche durchsichtige Körner von Olivin und feine, durch die Lupe sichtbare Körnchen von Magneteisen ausgeschieden; die- "selben zeigen sich sehr deutlich auf der glattgeschliffenen Fläche im reflectirten Licht. Die Wände der Poren sind mit krystalli- nischen Lamellen und glänzenden Splittern von Magneteisen aus- gekleidet. Der Bruch ist splittrig, das Gestein besitzt grosse Festigkeit und giebt beim Anschlagen hellen Klang. Das untersuchte Stück stammt von einem anstehenden Fel- sen des Lavastromes oberhalb des Dorfes Royat in dem gleich- namigen Thale Vor dem Löthrohr sind kleine Splitter an den Rändern schmelzbar und geben dann ein schwarzes Glas. In starker Schwefelsäure in der geschlossenen Glasröhre fast voll- ständig zersetzbar. Spec. Gew. — 2,98. Das Gestein besteht in 400 Theilen aus: Sauerstoff SiO, 50,31 26,83 Al 22,9 10,69 N Fe, 0, 4,97 de 0,69 (Fe) Fe 1,73 0,38 Mn 0,93 01219 Ca *.68.19 (741) 2,34 (2,14)) 7,01 Me 5,29 2,11 (6,09) Na 4,30 1,11 K 1,00 0,17 PO, 0,58 Cl 0,18 HO 0,12 100,45 O von R:R: 2701: 11,21 : 26,83. Sauerstoffquotient: EB = 0,671. Die 4,87 pCt. Magneteisen bestehen aus 3,13 pCt. Fe 4 1,74 Ee. 658° Die ausserdem angegebenen Procente von Fe sind im Silikate enthalten; diese Bezeichnungsweise ist in allen EEE ‘beob- achtet worden. Da sich unter dem Mikroskop Nadeln von Apatit zeigen, so kann man den für die gefundene Phosphorsäure und das Chlor nöthigen Kalk nach der Formel des Apatits berechnen und in Abzug bringen; es bleiben für das Silikat 7,41 pCt. Kalkerde ‚ mit dem Sauerstoffgehalt = 2,11 (wie oben in Klammern be- merkt ist). Es zeigt -sich dann, dass im Silikat gleiche Aequi- valente von Kalk und Magnesia vorhanden sind. Bringt man ferner das Magneteisen in Abrechnung, so bleibt für das Silikat ein Verhältniss der Sauerstoffmengen R:R:Si = 6,09: 10,69: 26,83, ie re he 6 äbkähernd 7. 212.230 entsprechend einer Formel 7RSi-+ 2 Al, Si „, einem 1+ Silikat _ — 0,625 ist. Die Zusammensetzung dieses Gesteins und der Sauerstoff- quotient verweisen dasselbe in die Klasse der Dolerite.*) Das Zusammenvorkommen mit Augit und Olivin lässt den vorhande- nen Feldspathi als Labrador betrachten; denn wollte man an- nehmen, dass der enthaltene Feldspath ein Oligoklas sei, So müsste der Kieselsäuregehalt desselben durch ein Vorwiegen von Augit und Olivin herabgezogen sein, welcher Superiorität aber durch den grossen 'Thonerdegehalt und die dagegen zurücktre- tenden Mengen von Kalk und Magnesia widersprochen wird. Der Gehalt an Thonerde sowie an Alkalien giebt vielmehr zu erkennen, dass der. Labrador vorwiegend ist, welches Ergeb- niss auch unter dem Mikroskop seine Bestätigung findet. Es zeigt sich hier, dass das Gestein vorwiegend aus langen, oblon- ‚gen Labradorkrystallen zusammengesetzt ist, welche unregelmässig oder in strahligen Partien um einen Punkt gelagert sind; öfter sind sie nicht scharf abgegrenzt, sondern ihre Ränder sind in der Grundmasse verhüllt. Ausserdem zeigen sich viele undurch- sichtige Blättchen von Magneteisen, deren Begrenzung bald rechte Winkel bildet, bald sich einem symmetrischen Sechseck nähert; nahestehend, dessen Sauerstoffquotient — *) J. Roru, Gesteinsanalysen S. 41 u. ff. | a ) | — | | 659 im ersten Fall würde die Schnittfläche einer Axenebene des Octaeders, im zweiten parallel der Octaederfläche anzunehmen sein, natürlich in der Voraussetzung, dass auch das Magnet- eisen von der Formel. Fe, O, die Gestalt des regulären Octaeders besitzt. Ferner sieht man grünlichgelbe Krystalle von Augit, die stets nur an einem Ende eine deutliche Begrenzung zeigen; sie erscheinen meistens als Krystalle, welche parallel dem Haupt- blätterdurchgang des Augits (a:b: oc) durchschnitten sind, so dass der von den Flächen 0 des augitischen Paars gebildete Winkel bedeutend stumpfer als 120 Grad erscheint. Der Olivin giebt sich deutlich in gelblichen runden Körnern, der Apatit in länglichen, gleichförmig ausgedehnten, durchsichtigen Nadeln zu erkennen. 2. Lava des Puy de Come. Die Lava dieses bedeutenden Vulkans von 1255 Meter Höhe über dem Meere hat sich in der Nähe desselben in zwei Arme getheilt, deren südwestlicher bei Massayes, deren nord- westlicher bei Pontgibaud endigt. Von diesem Punkte ist das analysirte Handstück entnommen und zwar aus einem Steinbruch, der zur Gewinnung von Werksteinen für die Oefen der dortigen Bleihütte betrieben wurde. | Die Lava zeigt eine graue, mikrokrystallinische Grundmasse, die von unzähligen, unregelmässig gestalteten Poren durchsetzt ist; die grösseren Poren erscheinen nach ein und derselben Rich- tung in die Länge gezogen. In der Grundmasse sind undeut- liche Krystalle von Feldspath und wenige kleine Individuen von Augit ausgeschieden, Olivin ist nicht wahrzunehmen, unter der Lupe wird Magneteisen erkennbar. Die Wände der Poren sind deutlich krystallinisch und mit weisslichen Lamellen eines ge- streifen Feldspaths besetzt, deren Krystallform näher nicht festzustellen ist; leider sind sie auch nicht gross genug, um sie ‚ ablösen und für sich analysiren zu können. Ausser jenen finden sich in den Poren viele Schüppchen von Eisenglanz und Glim- 1 1 1 | | 1 | a l mer. Das Gestein besitzt einen ebenen zähen Bruch, daneben grosse Festigkeit. Vor dem Löthrohr in feinsten Splittern . , schmelzbar. Spec, Gew. = 2,89. In.100 Theilen zusammengesetzt aus: 660 Sauerstoff. ; ar SiO, 53,81 28,69 Äl 19,29 8,98 9,42 Fe 1,46 0,44 Fe, O0, 5,85 Fe 2,11 0,47 Mn 1,80 0,42 Ca 5,38 1,31 (zu 4,58 Ca) ns Mg 3,24 1,29 Na 455 1,17 K 1,95 0,33 PO, 0,68 Cl Spur 100,12 Das Masgneteisen besteht aus 3,97 Fe — 1,88 Fe. Das Gestein enthält durchaus kein Wasser. Bringt man das Magneteisen in Abzug und ebenso den für die vorhandene Menge von Phosphorsäure nöthigen Kalk (nach der Formel Ca, PO,), so zeigen sich im Silikate wieder gleiche Aequivalente von Kalk und Magnesia. Die Alkalien sind reich- licher vorhanden als in der ersteren Lava. .Es verhält sich im Silikat O von R:B:Si = 4,99 : 9,42 : 28,69 +46: 83. unserer : 14,41 Sauerstoffquotient — = — 0,302 Dies Verhältniss entspricht einem Bisilikat und einer Formel 3R Si + 2A1Si.. Nachdem das Pulver der Lava während sechs Stunden mit Chlorwasserstoffsäure digerirt war, wurde der lösliche Theil wie der üunlösliche Rückstand untersucht; mit der obigen Zusammen- setzung in Uebereinstimmung gebracht, ergab sich die Zersetzung in 400 Theilen: | 661 Löslicher Theil. Unlöslicher Rückstand. 6810,.41,83 41,98 Al 6,42 12,87 Fe — 2 4,46 Fe, O0, 5,85 — Fe ua Pe Mn 1,80 ah, Ca 09 4,47 Mg 1,49 1,75 Na 1,24 5,24 K PO, 0,68 ni 30.22; 69,88 30,22 100,10 Da sich aber aus diesen partiellen Untersuchungen kein Schluss auf die mineralogischen Bestandtheile der Lava ziehen lässt als der, dass alles Magneteisen und der phosphorsaure Kalk in Lösung übergegangen sind und im Weitern ein theilweiser Angriff des Silikats stattgefunden hat, so ist auf die Zerlegung dieser Gesteine durch Säuren kein Gewicht zu legen. — Unter dem Mikroskop zeigt diese Lava grosse Feldspathkrystalle von oblonger Gestalt, selten mit den schiefen Endflächen versehen; sie sind in vorwiegender Menge vorhanden und annähernd pa- rallel von einer kleinkörnigen Grundmasse eingeschlossen, die sich erst bei 300 maliger Vergrösserung als aus kleinsten Kry- stallen von: grünlichem Augit, seltner Apatit und Magneteisen- ' körnchen zusammengesetzt erweist. Letzteres so wie der Olivin kommen auch in grösseren Individuen vor. Die Lava des Puy de Come zeigt also eine von derje- nigen des P. de Coliere wenig verschiedene Zusammensetzung; sie ist reicher an Kieselsäure, an Alkalien, an ausgeschiedenem Magneteisen, ärmer an Kalk, Magnesia und T'honerde, welche letztere zum Theil; durch Eisenoxyd ergänzt wird. Diese Ver- änderungen finden ihre Erklärungen darin, dass in der Grund- masse Augit bedeutend gegen den Feldspath zurücktritt, welcher auch in dieser Lava als Labrador zu betrachten ist aus densel- ben Gründen, welche für die Zusammensetzung der Lava des Coliere angegeben wurden. sn 662. Diesen hier angeführten Laven schliesst sich diejenige vom. Puy de Gravenoire an, welche eine schwärzliche, spröde Grund- masse besitzt, in welcher Augitkrystalle und Olivinkörner einge- schlossen sind; sie enthält 50,57 pCt. Kieselsäure bei einem spe- eifischen Gewicht von 2,96. Ihre Masse sieht unter dem Mikro- skop der Lava des Come höchst ähnlich. Wir sehen mithin aus den Resultaten der chemischen Analyse und der mikroskopischen Betrachtung, wie wenig begründet die Unterscheidung LECOQ’s _ der Laven in pyroxenische und labradoritische ist, da sowohl in der spröden Lava des Colieıe wie in der porösen Lava des Come der Labrador der vorherrschende Gemengtheil ist. Die geringere oder grössere Sprödigkeit der Laven, in Verbindung mit der porösen Struktur, ist der einzige äusserliche Unterschied. Die Differenz von 3 pCt. Kieselsäure, wie sie die obigen Ana- lysen ergeben, ist aber zu gering, um darauf eine petrographi- sche Unterscheidung der Laven zu basiren. In Bezug auf ihre physikalischen Eigenschaften können die Laven als Gesteine, welche im feurig-füssigen Zustande sich befanden, sehr wohl mit den Schlacken der Hohöfen verglichen werden. Aus dem Verhalten letzterer aber ist bekannt, dass der Grad der Sprödigkeit eine Folge der schnelleren oder langsa- meren Erstarrung ist; da aber die höher silieirten Massen heisser einschmelzen und zähflüssiger sind als die basischeren, folglich die ersteren auch langsamer erstarren, so müsste der angegebene Unterschied im Kieselsäuregehalt doch hinreichend gewesen sein, - um eine Verschiedenheit im Bruche herbeizuführen. Auch die grössere Porosität ist durch die Zähflüssigkeit bedingt, indem die Gase aus der viscösen dahinfliessenden Masse weder schnell genug entweichen, noch in dem sie einschliessenden Gestein die rundliche Form ausbilden konnten. Es ist aber nicht zu leug- nen, dass geringe chemische Unterschiede, welche von lokalen Ursache herrühren, unterstützt von physikalischen Einwirkungen, wie der Einschmelzung bei geringerem oder grösserem Druck, der schnelleren oder langsameren Erstarrung oder andern mole- cularen Actionen, welche die Ausscheidung und Gruppirung von Krystallen bewirken, grosse Verschiedenheiten in der mineralo- gischen Zusammensetzung und den äussern Eigenschaften der Laven herbeiführen konnten; so dass jede derselben im gegen- wärtigen steinigen Zustande einen ‘besonderen, ihr eigenthüm- lichen Charakter aufweist. ri 665 Die Annäherung der Laven aber in ihrer chemischen Zu- sammensetzung führt uns, in Verbindung mit der früheren Be- merkung über die gemeinsame Erhebungslinie der Puys, dazu, dieselben als Produkte derselben vulkanischen Thätigkeit zu be- zeichnen, welche die mineralischen Massen bald hier, bald dort in nicht näher zu bestimmenden Zeitpunkten emportrieb. 3. Die Lava von Volvic.*) Dieselbe besteht in einer höchst porösen, röthlichgrauen bis bläulichen, fast homogenen Grundmasse, die an manchen Stellen ganz und gar von Eisenglanz erfüllt ist; derselbe hat sich in Drusenräumen und Spalten in fächerförmigen grossblättrigen Lagen abgesetzt. Höchst selten finden sich in der Lava Feld- spath- oder Hornblendekrystalle. Die unzähligen Poren werden verschwindend klein nach der Tiefe der anstehenden Lava zu und erscheinen in höchst unregel- mässiger, gleichgerichtet langgezogener Form; die Wände der- selben sind verglast, undeutlich krystallinisch und in dünnen Kanten durchscheinend. In grösseren Drusenräumen kann man sehr schön die geflossenen, stalaktitenartig erstarrten Formen der Lava beobachten. In den Poren zeigen sich nur deutliche Blätt- chen von braunem Glimmer und Eisenglanz. Der Bruch des Gesteins ist höchst eben und feinkörnig, weshalb dasselbe einen ausgezeichneten Ruf als Baumaterial be- sitzt. Suspendirt man das hellröthliche Pulver der Lava in Wasser, so nimmt das Wasser eine schöne rosa Farbe an, wäh- rend ein dunkleres graublaues Pulver zu Boden fällt. Schlämmt man das suspendirte röthliche Pulver ab und dampft es ein, so zeigt es sich als ein Silikat, welches in Chlorwasserstoffsäure und Schwefelsäure schwer angreifbar ist, aber durch seinen Ge- halt an Mangan sich auszeichnet. In starker Schwefelsäure wird das Pulver der Lava in geschlossener Glasröhre; fast vollkom- men zersetzt; vor dem Löthrohr nur an den Kanten schmelzbar. Spec. Gew. = 2,73. *) Das analysirte Stück ist der Weıss’schen Sammlung im minera- logischen Museum zu Berlin entnommen, da meine dorther mitgebrachten Handstücke zu sehr mit Eisenglanz imprägnirt waren. Das von Weiss gesammelte Handstück stammte ebenfalls aus den Brüchen in der Nähe des Puy de la Nugere. 664 In 100 Theilen zusammengesetzt aus: f Sauerstoff, SiO, 62,04 33,08 A201 9,38 Fe 1,84 (Eisenglanz) 0,56 10,15 Fe,O0, 2,02 a ö 0,29 (Fe, ) Fe 1,05 0,23 Mas. 0.37 0,08 Ca 4,17 1,19 3,85 Mg 0,52 0,20 (3,56) Na 5,47 1,41 K 2,69 ar H 0,11 20 Spur 100,46 Mit Hinzunahme der ausgeschiedenen Eisenbasen ist der Sauerstoffquotient — Ko —= 0,423. Berechnet man aber das Silikat für sich, so verhält sich O von R:R:Si = 3,56 : 9,38 : 33,08 : AR > :10 12,94 33,08 kat und einer Formel R, Si, — Al, Ss; man erhält jedoch einfachere Zahlenwerthe, wenn man annimmt, dass nach dem Verhältniss 1:3 :10 das Silikat aus 1 At. monoxydischer Ba- sen, 1 At. Thonerde und 5 At. Kieselsäure besteht, welche eine Doppelverbindung = R Si, -- Al Si, ergeben.*) Die Annä- herung des Sauerstoffverhältnisses an dasjenige des Oligoklas ist sehr. bemerkenswerth. Für die Beurtheilung der mineralogischen Bestandtheile die- ser Lava ist es nöthig, auf die Analyse des Domits einzugehen. mit dem Quotienten = 0,391 entsprechend einem 2+ Sili- 4. Domit des Puy de Dome. Das analysirte Stück ist von einem Fels an der nordöstli- chen Seite des Berges losgeschlagen. *) Siehe Raumersgers, Handbuch der Mineralchemie: Art Oligoklas. 665 Der Domit, welcher an einigen anderen Bergen wie dem Grand Sarcoui und dem P. de Chopine kleine Aenderungen er- leidet, besteht aus einer höchst feinkörnigen, sandsteinähnlichen, grauweisslichen, mattaussehenden Grundmasse, in welcher Kıy- stalle von Feldspath, Glimmer, seltner Hornblende eingebettet sind. Unter der Lupe erkennt man unzählige, fein vertheilte ‚Schüppchen von Eisenglanz und Glimmer, die bei so feiner Ver- theilung dem Gestein das grauliche Ansehn geben. Unter dem Mikroskop nimmt man rundliche durchsichtige Körnchen wahr, die wohl Quarz sein können. Obgleich das Gestein nicht sehr fest ist, so ist doch sein Bruch spröde und klingend. Der Feldspath ist in gelblichen, alıssen ganz matten Kıy- stallen ausgeschieden, welche auf dem ersten Blätterdurchgang parallel der Fläche ? Glasglanz und eine zwar sehr feine, aber doch deutlich wahrzunehmende Streifung zeigen. Die Krystalle erreichen die Grösse von 2 bis 3 Linien, so dass man sie wohl aus der Grundmasse aussondern kann; jedoch sind sie nicht im- mer rein auskrystallisirt, sondern erscheinen wie mit Grundmasse durchzogen oder sie schliessen Glimmerblättchen ein. Ihre Kry- stallgestalt lässt sich am bester im Domit des P. de Chopine beobachten. Es sind sechsseitige, von den Längsflächen M (ooeu:b:ooc) begrenzte Tafeln, von der vordern schiefen End- fläche ? und der dreifach schieferen y (4@’:ood:c) und dem Prisma Z'T, (a:5b:ooc) umgeben; ausserdem tritt die Abstum- ‘pfung zwischen T’ und M, die Fläche x (a:4b:o0c) auf; öfters auch die hintere schiefe Endfläche x (a:o06:c). Die Fläche M ist schwach glänzend und zeigt Risse parallel der vorderen Säu- lenkante, so dass die Krystalle Tendenz zeigen, parallel der vordern Abstumpfung von 7’7' zu zerbrechen. Alle übrigen Flächen sind matt und erst durch Spaltung parallel der Fläche P nimmt man den Glanz und die Streifung wahr. Der Glimmer ist in deutlichen, sechsseitigen Täfelchen von geringer Dicke und tombackbrauner Farbe ausgeschieden. Die Feldspathkrystalle wurden sorgfältig aus der Grundmasse losge- löst und nur die klarsten zur Analyse genommen; wenn nun die Analyse dennoch einen für den Oligoklas zu niedrigen Sauer- stoffquotienten ergiebt, so ist es möglich, dass manche Krystalle Theile der, wie weiter unten zu zeigen, höher silieirten Grund- masse einschlossen. Wegen der. geringen Quantität der Substanz konnte keine Bestimmung des spec. Gewichtes gemacht werden. Zeits,d.d. geol. Ges. XVI A. | 43 666 Der Feldspath ist in 100 Theilen zusammengesetzt aus: Sauerstoff. SiO, 63,23 33,72 | äl 21,76 10,14 j0.e7 Fe 1 Mn 0,69 0,45 Ca 3,00 0,85 Mg — a 3,22 . Na Tann 1,86 K. 2,12.» 0,36 Glühverl. 0,33 100,10 Sauerstoffquotient = un = a). 112. Ovon R:R:Si = 0.933236; —1 :3:9, nach RÄMMELSBERG entsprechend der Formel R, Si, + 2AlSi,. | Dies Resultat der chemischen Analyse sowie die krystallo- graphische Gestalt lässt den Feldspath des Domits.als Oligoklas erscheinen. Die Grundmasse des Domits, durch Auslesen der Glimmer- und Oligoklaskrystalle von diesen befreit, besteht in 100 Theilen aus: Sauerstoff. ‚SiO, 68,46 5 136,54 Al 15,04 7,00 173 Fe 2,46 0,73 Fe 0,30 (Eisenglanz) 0,09 Fe 0,14 | 0,03 Mn 0,08 0,02 Ca 1,4 0,40 2,60 Me 0,58 02312 Na. 4,48 1,15 K 4,52: 0,77 PO, 2,01 Cl marl.29 HO 0,16 99,93 Spec. Gew. — 2,59. - 667 Sauerstoffquotient = 1 — 0,288, Mit Vernachlässigung des Eisenglanzes verhält sich im Si- likate O von R:B: Si = 2,60 : 7,73 : 36,51 == rl) Brasil Diese Zusammensetzung, deren niedriger Sauerstoffquotient (noch unter dem des Orthoklases) den Gehalt an freier Kieselsäure be- stätigt,*) giebt Zeugniss von dem trachytischen Charakter der domitischen Grundmasse. Zu bemerken ist, dass die Aequivalente von Kali und Na- tron sich im Domit verhalten bezüglich wie 1 :1,5, im Oligoklas desselben wie 1:5. Einige chemische Reactionen der domitischen Grundmasse deuten, da ich mich im Uebrigen von der vollständigen Frische des analysirten Handstücks überzeugte, darauf hin, dass in dem Gestein metamorphische Umsetzungen stattgefunden haben. ‚In dem wässrigen Auszuge des Gesteins nämlich, welcher schwach sauer reagirt, lassen sich Alkalien, alles Chlor und Phosphorsäure nachweisen.**) Letztere, deren grosser Gehalt in der Analyse auffallend ist, ist deshalb nicht als zu dem nachge- wiesenen Kalk gehörig berechnet worden. Auch der Eisenglanz ist bei der Berechnung des Sauer- stoffquotienten nicht berücksichtigt worden. Wie MıiTscHERLICH nachgewiesen hat, gelangt der Eisenglanz in die vulkanischen Gesteine durch Sublimation flüchtiger Chlorverbindungen; in der gegenwärtigen Analyse entsprechen 0,29 pCt. Cl einem Gehalt von 0,22 Fe in der Verbindung FeCl; 0,22 pCt. Fe aber sind gleich 0,31 pOt. Fe, welches die Zahl des in der Analyse ange- gebenen Eisenglanzes ist. Die Chlorverbindungen des Eisens gaben durch Zersetzung mit Wasserdampf Eisenoxyd und Salz- säure, und diese ging eine Verbindung mit Alkalien ein, welche sich auch im wässrigen Auszuge befinden. In den Spalten am *) J. Rors, Gesteinsanalysen S. X. **) L, v. Buch (Geogn. Beob. Bd. II. S. 246) giebt an, dass Vav- QUELIN in dem gelbgefärbten Gestein des P. de Sarcoui 5,5 pÜOt. freier Salzsäure, thierische Substanz (?) und Wasser fand. 43* = 668 südlichen Abhang des P. de Dome findet sich Eisenglanz in grossen Massen ausgeschieden und es zeigen sich hier wie am westlichen Abhang des Grand Sarcoui die deutlichen Spuren der Einwirkung von salzsauren Dämpfen; aber in der Grundmasse des Domits kann,die Zersetzung des Eisenchlorürs in den an- gegebenen Aequivalenten wohl vor sich gegangen sein, beson- ders da sich der Eisenglanz in so feiner Vertheilung in dersel- ben befindet. Die Zersetzung des Domitgesteins in verschiedenen Stadien ist auch die Ursache grosser Abweichungen in den Analysen, welchen der Domit unterworfen wurde. Die Analyse LEwiır- STEIN’s*) giebt nur 60,97 pCt. Kieselsäure, dagegen 8,88 pCt. Kali an. AsıcH giebt den Kieselsäuregehalt zu 65,5 pÜt. an mit dem spec. Gew. = 2,63. Nachdem ich ungefähr 20 Grammen des Domits**) im Mör- ser zerstampft und zum groben Pulver im Achatmörser zerrie- ben hatte, um eine annähernde Durchschnittsprobe zu erlangen, wurde ein Gramm fein gepulvert und zur Bestimmung der Kie- selsäure mit kohlensaurem Kali-Natron geschmolzen; eine andere Menge des Pulvers (circa 5 Grammen) wurde zur Bestimmung des specifischen Gewichts genommen. Es ergaben sich für den Domit 66,28 pCt. Kieselsäure mit specifischem Gewicht = 2,60. Nimmt man die Zahl 66,28 zum Anhalt und berechnet, nach den obigen Analysen des Oligoklas und der Grundmasse, die procentischen Quantitäten derselben im Domit, da man die ge- ringe Menge des Glimmers vernachlässigen kann, so ergiebt sich der Domit zusammengesetzt aus 58,32 pCt. Grundmasse und 41,68 pCt. Oligoklas; aus diesem Verhältniss lässt sich das spe- cifische Gewicht des Oligoklas zu 2,61 berechnen. Weiter aber lässt sich, mit Zugrundelegung der 66,28 pCt. Kieselsäure eine Zusammensetzung des Domits in 100 Theilen berechnen, gemäss den Zahlen obiger Analysen seiner Bestandtheile: *) Possennonrr’ s Annalen Bd. 96. »*) Dasselbe Handstück, dessen Grundmasse und Feldspath vorher für sich untersucht waren. 1) 669 Sauerstoff. SiO, 66,28 35,32 Al 17,84 8,31 ' 9.01 Fe 2,35 0,70 Fe 0,08 0,02 Mn 0,33 0,08 | Ca 2,07 0,59 2.88 Mg 0,34 0,14| Na 5,60 1,45 K 3,52 0,60 20: 1 Re 0,17 HO 0,23 99,98 Sauerstoffquotient = e — 087: Vergleichen wir mit dieser Zusammensetzung die oben an- gegebene der Volviclava, so lässt sich eine Annäherung zwischen beiden nicht verkennen; der Gehalt an Kieselsäure ist in der _ Volvielava verringert, verbunden mit einer Abnahme in den Al- kalien, einem Zuwachs in der Kalkerde, Magnesia und Thonerde. Im Domit ist das Verhältniss. der Aequivalente von Na:K=3:1,5, in der Volviclava wie 3:1. Diese Zunahme an basischen Be- standtheilen in der Volviclava wird durch die geognostische Be- schaffenheit erläutert. Der Puy de la Nug£ere, welchem die Lava von Volvie entstiegen ist, besteht an seinem Fusse aus grauem Domit; höher hinauf wird die’ Gesteinsmasse röthlich und geht immer mehr ins Braune und Graue über, indem sich ‚Hornblende zu den noch deutlichen Oligoklaskrystallen gesellt, so dass die dunkleren Schichten als die stetig jüngeren und über die röth- lichen und helleren Schichten aufgethürmt oder hinweggeflossen erscheinen. Zugleich erscheint die Bildung von Auswürflingen, Rapilli, Schlacken, so dass die Entstehung dieses Vulkans sich derjenigen der eigentlichen Schlackenkegel vollständig nähert. Die Lava endlich, das Produkt der vollkommenen Schmelzung, muss eine den domitischen Schichten verwandte Zusammensetzung besitzen, in welcher die Silikationsstufe sowobl als der Gehalt an Alkalien durch die eingemischte Hornblende erniedrigt er- 670 scheint; wie gering die Quantität derselben gewesen ist, erhellt aus dem Magnesiagehalt der Lava von 0,52 pCt. Unter dem Mikroskop zeigt sich die Lava von Volvie, ausser vielen Partikeln von Magneteisen und Eisenglanz, aus büschelförmig gruppirten, gleichmässig gestreckten und allmälig ihre Richtung ändernden, durchsichtigen Feldspathkrystallen zu- sammengesetzt, deren lamellare Verwachsung öfters seir gut wahrzunehmen ist und welche ohne Zweifel als Oligoklas zu be- trachten sind; dies wird auch durch das Sauerstoffverhältniss der Lava 1:3:10 bestätigt. Wenn nun die Ausdehnung des Lavastromes des P. de la Nugere bis zum Dorfe Volvic in der Länge von 3 Kilometern zeigt, in welchem vollkommnen Zustand der Flüssigkeit das Ge- stein trotz seiner hohen Silikationsstufe übergeführt war, so steht auch nichts entgegen mit P. ScRoPE anzunehmen, dass das Gestein der domitischen Berge, welches um wenig höher silieirt ist, als zähflüssige*) Masse emporgestiegen ist, welche weder in Auswürflingen emporgerissen wurde, noch vom Aus- bruchsort hinwegfloss; sie bildete vielmehr durch die Dämpfe emporgetrieben rings um die Ränder des Ausbruchskraters wulst- förmige Schichten, von denen jede jüngere der älteren in Er- starrung übergegangenen sich auflagerte und so die kugelförmige, des Kraters entbehrende Gestalt herbeiführte. Da aber, wie oben gezeigt, der Domit ein Gestein von durchaus trachytischer Natur ist, so scheint es von Wichtigkeit, das Fortschreiten der Silicirung in diesen vulkanischen Gesteinen zu verfolgen, um so mehr, wenn sie auf den ersten Anblick dem Domit ähnlich sehen. ” 9. Der Trachyt von Voissieres. Derselbe besitzt eine weissliche, lichtgraue und höchst fein- körnige Grundmasse, in welcher zahlreiche Sanidinkrystalle und Glimmerblättchen bis zur feinsten Vertheilung eingeschlossen sind. Die Sanidinkrystalle erreichen ungefähr die Grösse von 1 Linie, sind aussen ganz matt von grauer Farbe, zeigen aber auf den Flächen des ersten Blätterdurchgangs (parallel P) lebhaften Glanz und sind in dieser Richtung durchsichtig; die Krystalle *) P. Scropz, G@eology p. 49 ‚at its minimum of fhudity.“ 671 sind stets einfach und nie Zwillingsformen ; sie besitzen die ge- ringste Ausdehnung zwischen den Längsflächen M, haben die vordere schiefe Endfläche ? und die dreifach schiefere y, und die Flächen des Prisma TT; sie sind gleichfalls von Rissen parallel der vorderen Abstumpfung der Säulenkante durch- setzt und zerbrechen sehr leicht in dieser Richtung; auf diesen Flächen zeigt sich Glasglanz. Ausserdem treten aber in der Grundmasse Complexe von Krystallindividuen auf, welche um einen Punkt unregelmässig gruppirt, in der Mitte vereinigt und nur an den äussern Enden auskrystallisirt sind, so dass sich bei ih- ren verschiedenen Richtungen die Blätterdurchgänge derselben begegnen; hierdurch und weil diese Krystallgruppen Glimmer- lamellen einschliessen, fasst die Verwitterung des Gesteins an diesen Stellen Platz, indem Eisenoxyd sich_ausscheidet und die Gesteinsmasse durchdringt. Der Glimmer erscheint in sechsseitigen Tafeln von tomback- brauner Farbe; sehr vereinzelt, aber deutlich kommen Säulen von Hornblende vor, abgestumpft an ihrer scharfen Kante durch die Längsfläche (oa ::b:o0c). Die Grundmasse selbst wird, wenn sie im Kölbchen über Spiritus erhitzt wird, unter Entweichung von wenig Wasser, _ schwarz gefärbt und bei längerer Erhitzung geht die Färbung in ein leichtes Gelb über; es ist deshalb zu schliessen, dass das in dem Trachyt enthaltene Eisen als Oxydul vorhanden ist, wel- ches durch Erhitzung in Oxydoxydul und endlich in Oxyd ver- wandelt wird. Auch bei diesem Gestein habe ich es unternommen, den Feldspath von der Grundmasse durch Auslesen zu trennen und jeden Bestandtheil für sich zu analysiren. Da nun die Grund- ‚masse bis ins Feinste mit Sanidinkrystallen durchsetzt ist, so ist es schwer, die Trennung mit Sicherheit zu bewirken; und des- halb kann für die Grundmasse in der Analyse der Kieselsäure- gehalt. zu niedrig, wenn auch nur um wenig, ausgefallen sein, eben so wie der Kieselsäuregehalt der Sanidinanalyse durch Verunreinigung mit Grundmasse etwas vermehrt sein kann. Der Vergleichung wegen sind zwei andere Sanidinanalysen ange- führt, die RamMeusßerg’s Handwörterbuch der Mineralogie entnommen sind. I. Sanidin aus dem Tuff von Rockeskyll in der Eifel von Lewıssreın. Il. Drachenfels von RAMMELSBERG.. 672 Rockeskyll Drachenfels Voissieres I 11: ’I11*: Sauerstoff. SiO, 66,50 34,55 65,87 34,22 67,20 35,84 Al 16,69 7,80 18,53 8,66 1772 825 Fe 136 0,41 - Spur ga 056 0,16 Ca 0,35 0,10 0,95 07 . Ms 1.43 0,57 039 0,16 0,14 0,05 Na 203... 4627 3,42 0,88 6,47 1,67 K SAd.., Ada 1032 1,75 7,09 1,20” Glühverl. — — 0,44 — — ER 99,70 29,92 20,95 Spec. Gew. = 2,60. O von R:R: Si, Sauerstoffquotient in>R : 202373 .12,62 0,334 11. 1,06:3:11,85 0,341 IT: 112% 371278 0,322. Daher die Formel ist = RSi, + R Si,. Ferner ist das Verhältniss der Aequivalente von Na: K I | : 4,13 11.1.4: :2,00 ITL.:3V,,.0,72.; Diese bedeutende Abweichung im Natrongehalt ist sehr auf- fallend. Die Grundmasse besteht in. 100 Theilen aus: | Sauerstoff. SiO, 71,72 38,25 I a 14,95 6,96 Fe 1.23. 0,34 \ Ca 1,13 0,32 Mg 0,43 0,17 \ 3,23 Na 6,07 1,56 | K 4,93 0,84 Glühverl. 0,12 100,58 - Spec, Gew. = 2,58. O von R:R: Si l 1,9:3-18 —ı1" 2212, Yale : 10,19 i mit dem Sauerstoffquotienten = 3857 0,266, s.o. 0 Auch in dieser Analyse überwiegt das Natron den Rali- gehalt, indem sich ihre Aequivalente verhalten resp. wie 1:0,53; es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass in diesem Trachyt wirk- lich das Natron reichlich vorhanden ist. - Es ist von diesem Gestein keine Bauschanalyse ausgeführt worden, weil der Unterschied des Kieselsäuregehaltes in den beiden untersuchten Bestandtheilen nicht eben sehr bedeutend ist, gleichwie ihre specifischen Gewichte wenig von einander ab- weichens Da aber der Sanidin in grosser Menge vorhanden ist, so kann in Folge dessen der Kieselsäuregehalt der Grundmasse um einige Procente für die Gesammtzusammensetzung vermin- dert werden. Jedenfalls nähert sich die Zusammensetzung des Trachyts derjenigen des Domits ungefähr in demselben Ver- hältniss, welches dieser gegen die Volviclava zeigte; denn auch in der Analyse des Trachyts erscheint eine Erhöhung der Kie- selsäure verbunden mit einer Zunahme an Alkalien und einer Abnahme der andern Basen. ‚ Mithin ergiebt sich aus den hier angeführten Analysen, dass die vulkanischen Gesteine der Auvergne als Glieder einer Reihe erscheinen, welche mit trachytischen Massen beginnend durch allmälige Aufnahme basischer Bestandtheile in doleritische Gesteine übergehen. *) Freilich wäre durch fernere Untersuchungen nachzuweisen, ob die bedeutende Lücke, welche sich zwischen der Lava von Volvie und der Lava des Come zeigt, nicht durch die Zusam- mensetzung anderer vorhandener Laven ausgefüllt wird, Da ferner die Bildung des Puy de la Nugere den petrographischen Uebergang vom domitischen Gestein zu den weniger silicirten durch eine wiederholte Umschmelzung bei dem Hinzutritt von Hornblende zeigt, an deren Stelle im Weiteren augitische Ele- mente ‚treten, so sind wir dadurch der Mühe überhoben, die *) Vergl. M. Driters, die Trachytdolerite des Siebengebirges, Zeit- schrift d. deutsch. geol. Gesellseh. Bd. XII. S. 99 ff, ” 674 Entstehung der vorliegenden Gesteine in Bezug auf Bunsen’s Theorie zu untersuchen und zu sehen, wie sich ihre Zusammen- setzung im Vergleich mit der normal-trachytischen und normal- pyroxenischen Masse dieses Gelehrten ausnimmt. Nur so viel sei bemerkt, dass in sämmtlichen angeführten Analysen, wenn man sie mit dem Mischungsco@flicienten multiplieirt, der Gehalt an Alkalien in Bezug auf die Bunsen’schen Normalmassen stets zu hoch und zwar auf Kosten des Kalkgehalts erscheint. ne, 675 7. Ueber die mineralogische und chemische Be- schaffenheit der Gebirgsarten. Von Herrn J. Rorn ın Berlın. Für die genetische Betrachtung giebt es, abgesehen von den aus organischen Körpern entstandenen Mineralien, 1) plutonische, aus feurigem Fluss erstarrte, 2) neptunische, aus wässriger Lösung gebildete, 3) sublimirte oder aus Sublimaten entstandene Mineralien, - 4) Contaktmineralien, durch Zusammentreffen von plutoni- nischen mit anderen Mineralien entstanden. Der Einwirkung der überall vorhandenen Agentien — Wasser, Sauerstoff, Kohlensäure — ausgesetzt, lösen sich die Mineralien entweder einfach auf, werden dann in Lösung von Ort zu Ort bewegt und aus der Lösung mehr oder weniger verändert wieder abgesetzt, oder sie verwittern, sie ändern ihre chemische Zusam- mensetzung entsprechend jener Einwirkung. Nicht so häufig ist die durch stärkere, dem Erdinnern entstammte Agentien, na- mentlich Säuren (Salzsäure, Schwefelwasserstoff, schweflige Säure u. s. w.) bewirkte, oft durch Wasserdampf und höhere Tempe- ratur unterstützte Veränderung, die passend zum Unterschiede von der Verwitterung mit dem Namen Zersetzung bezeichnet werden kann. Die in allen diesen Fällen entstandenen Lösun- gen liefern, gelegentlich modifieirt durch die Gegenwart organi- scher Stoffe, entweder unmittelbar Mineralien, krystallisirte und amorphe, oder sie wirken auf vorhandene Mineralien ein, günsti- gen Falls auch auf den Rückstand — Rest —, welcher bei der Verwitterung oder Zersetzung von Mineralien übrig blieb. Wäh- rend die Produkte der Verwitterung überall, die der Zersetzung | sparsam vorhanden sind, treten Produkte, welche mit Sicherheit | die Einwirkung jener Lösungen auf Mineralien oder Reste er- kennen lassen, nur sehr sparsam auf. Blieb dabei die Form | des ursprünglichen Minerals erhalten, so ist es ein specieller, | seltener und interessanter Fall der Pseudomorphose, deren Haupt- 676 contingent die löslichen Mineralien stellen, . nächst diesen die Produkte der Verwitterung und Zersetzung, bei welchen die Form des ursprünglichen Minerals kenntlich blieb. Die Bedingungen, unter welchen die einzelnen Mineralien entstehen, waren nicht immer und zu jeder Zeit vorhanden. Neptunische Mineralien (und Verwitterung) konnten begreiflicher Weise sich erst einfinden, seit es tropfbar flüssiges Wasser auf der Erde giebt, aber seitdem ist der Kreis derselben weder ver- grössert noch verringert worden. Anders bei den plutonischen und sublimirten Mineralien. Diese haben ein Alter, es lässt sich ein Zeitpunkt angeben, seit welchem sie sich bilden oder seit welchem die zu ihrer Bildung nöthigen Bedingungen aufge- hört haben. Ganz allgemein lässt sich aussprechen, dass die Menge und Zahl der sublimirten Mineralien in Zunahme, die der plutonischen in Abnahme begriffen ist, worüber nächstens Ausführliches. Es muss jedoch in Betracht gezogen werden, dass ein Theil der sublimirten und aus Sublimaten entstandenen Mineralien in Wasser löslich, em anderer Theil seiner Bildungs- stätten wegen mehr als die übrigen Mineralien der Zersetzung ausgesetzt ist. Dem Mineral als solchem ist häufig seine Entstehungsweise nicht anzusehen. Auf plutonischem und auf neptunischem Wege entstandener Quarz ist absolut ident. Amorphe Mineralien, de- ren Zahl übrigens den krystallinischen gegenüber sehr klein ist, sind entweder neptunischen Ursprungs oder aus Verwitterung und Zersetzung hervorgegangen; auf plutonischem Wege ent- standene amorphe Mineralien kommen nur sehr selten vor, ge- wisse Gadolinite und Orthite scheinen hieher zu gehören, da sie nach DES CLoızEaux (Manuel de Mineralogie T.1. p.41, 261) gegen polarisirtes Licht indifferent sind. Man darf sich dadurch nicht täuschen lassen, dass amorphe Gebirgsarten ‚(Obsidian, Pechstein, Perlstein u. s. w.) häufig als Mineralien aufgeführt werden. Für die Petrographie kommen nur plutonische und neptuni- sche Mineralien in Frage, die beiden andern Abtheilungen spie- len nur eine sehr untergeordnete Rolle. Die Sedimentgesteine, entweder aus neptunischen Mineralien ‚oder aus geschwemmten und aufgeschläimmten Massen und Stoffen oder nach diesen Wei- sen zugleich gebildet, sind stets auf plutonische Gesteine zurück- zuführen. Für meine Anschauung sind die krystallinischen 677 Schiefer (Thonschiefer, Glimmerschiefer, Gneiss mit den ihnen untergeordneten Gesteinen) die älteste Erstarrungsrinde, also plutonisch, aber weder eruptiv, da sie nie durchbrechend, wohl durchbrochen, auftreten, noch metamorphisch d.h. auf besondere Weise durch eigenthümliche, später nie wiederkehrende Processe verändert; ich rechne sie den plutonischen Gesteinen zu und werde in einer spätern Abhandlung meine Gründe darlegen. Die plutonischen Gesteine, von denen im Folgenden ausschliess- lich die Rede ist, bestehen aus einem Mineral oder aus mehreren. Gemengtheilen. Höchstens für die Namengebung im Handstück, aber nicht für die Beobachtung in der Natur, nicht für das Se- hen in Masse ist die Quantität” der Gemengtheile entscheidend. Auftreten, Zunahme, Verschwinden eines Gemengtheiles kann in einer aus demselben Gestein bestehenden Masse. stattfinden, und namentlich bei den älteren mächtigen Gesteinen, vorzugsweise bei den geognostisch eng unter einander verbundenen krystalli- ‚schen Schiefern, sieht man ein Gestein in das andere übergehen. Aber nicht jedes Gestein geht in jedes über, die Uebergänge sind nur nach gewissen, aus dem Folgenden etwas näher zu prä- eisirenden Richtungen möglich. Als | erstes Gesetz der Petrographie (Gesetz der Quantität) muss man die Erscheinung bezeichnen,*) dass in einem wesentlich aus «und 5 bestehenden Gestein bald «a, bald 5 der Quantität nach überwiegt, dass ferner ein aus der Combination «dc bestehendes Gestein Anhäufungen von a, von. b, von c„zeigt, Gesteine der Combinationen ab, ac, bc enthalten und in ein aus add beste- hendes Gestein durch ad, bd, cd, abd, acd, abcd übergehen kann. Enthält «dd wiederum Anhäufungen von a, von d, von ab, so lässt sich ein aus a, 5, «ab bestehendes Handstück mine- ralogisch und petrographisch bestimmen, aber seine geognostische Zugehörigkeit lässt sich nicht feststellen. Da der Habitus der Gesteine je nach der Grösse der Krystalle, nach Struktur, nach Ueberwiegen oder Zurücktreten eines oder mehrerer Gemeng- theile ausserordentlich wechseln: kann, so ist die genaueste mine- ralogische Bestimmung unerlässlich, aber erst die Beobachtung des räumlichen Zusammenvorkommens in der Natur wird in manchen Fällen alle Zweifel lösen. Nur wenige, vorzugsweise die jungen Gesteine haben ausser *) ©. F, Naumann: Andeutungen zu einer Gesteinslehre. Leipzig, 1824. 678 dem krystallinischen auch noch den amorphen Zustand aufzu- weisen und bei diesem entscheidet über die Zugehörigkeit das geologische Verhalten und vorzugsweise die chemische Analyse. Neben der Verschiedenheit in der Grösse der Krystalle, die so klein werden könnnen, dass dichte Massen entstehen, ma- chen sich namentlich die Unterschiede geltend, ob durch ein - lamellares Mineral Schieferung hervorgebracht ist oder nicht, und ferner, ob die Gemengtheile zu ungefähr gleich grossen Krystal- ‘len oder krystallinischen Theilchen ausgebildet sind oder nicht. Häufig ist neben dem granitischen d. h. krystallinisch - körnigen Typus der porphyrische vorhanden d. h.-in einer klein-krystalli- nischen bis dichten Grundmasse sind grössere Krystalle ausge- schieden. Hierher muss auch der Fall gerechnet werden, wenn in amorpher (meist glasiger) Grundmasse mit blossem Auge sichtbare Krystalle ausgeschieden sind. Es giebt kein bestimmtes Gesetz, in welcher Reihenfolge ein für alle Mal die einzelnen Mineralien aus der feurigflüssigen plutonischen Masse krystallisiren. Vielmehr findet sich in einem und demselben Gestein bei nahe derselben chemischen Zusam- mensetzung bald dies, bald jenes Mineral zuerst ausgeschieden (Quarz, Ortlroklas in Felsitporphyr; Augit, Leucit in Vesuvla- ven). Der Grad der Schmelzbarkeit, den wir an dem ausge- schiedenen Mineral bestimmen, kommt dabei gar nicht in Be- tracht, da ja in der feurigflüssigen Masse die Mineralien als sol- che gar nicht vorhanden sind, sondern sich erst wie aus einer Lösung ausscheiden. BUNnsEN (diese Zeitschrift Bd. 13 S. 61) hat ferner ausgeführt, „wie wenig zulässig die Voraussetzung ist, dass die Mineralien aus ihrer feurigflüssigen Lösung bei ih- ren respectiven Schmelzpunkten fest werden mussten, da der Er- starrungspunkt eines mit andern Substanzen zu einer Lösung verbundenen Körpers ausser von dem Druck hauptsächlich von dem relativen Verhältniss der sich gelöst haltenden Substanzen bedingt wird.“ Ein Mineral kann also aus dem geschmolzenen Gemenge bei den verschiedensten Temperaturen und zwar stets nur unter seinem Schmelzpunkt krystallisiren. Sind demnach die Quantitäten der Gemengtheile von grösster Bedeutung für den Erstarrungspunkt*) und für .die Erstarrungsfolge, können *) Vergl. F. G. Scuarrsorscn: Ueber zwei ausgezeichnete Beispiele | von Schmelzpunkterniedrigung. Pocs. Ann. 1857. 102. 293. | 679 also geringe Verschiedenheiten im procentischen Gehalt grosse Differenzen hervorrufen, so lassen sich doch allgemein gültige Sätze bei dem heutigen Stande der petrographisch - chemischen Untersuchungen über die Quantität der Gemengtheile nicht auf- stellen, jene Untersuchungen beginnen erst. Versuche, grössere Mengen ihrer Zusammensetzung nach bekannter Gebirgsarten zu schmelzen und' unter verschiedenen absichtlich modifieirten Be- dingungen erstarren zu lassen, sind nur in sehr geringer Zahl gemacht worden, und während man sich viel Mühe gegeben hat künstlich die in der Natur auftretenden Mineralien herzustellen, ist- man zur Darstellung von Gebirgsarten noch nicht vorge- schritten. Die Beobachtung lehrt, dass man für Gesteine des graniti- schen krystallinischkörnigen Typus ein fast gleichzeitiges Kıy- stallisiren aller Gemengtheile annehmen muss,*) dass also bei ihnen eine Erstarrungsfolge kaum vorhanden ist. Dadurch er- klärt sich die Verschränkung (enchevetrement, DuRocHER) der Gemengtheile dieser Gesteine und die Thatsache, dass man an ganz benachbarten Stellen derselben Gesteinsmasse Verschieden- heiten in der Erstarrungsfolge nachweisen kann. So sieht man namentlich bei manchen Graniten und Syeniten, um nur ein, aber viel gebrauchtes und leicht nachzuweisendes Beispiel anzu- wenden, bald Quarz früher als Orthoklas, bald Orthoklas früher als Quarz krystallisirt; ganz lokale Ursachen und Bedingungen haben diese Unterschiede herbeigeführt. Etwas verwickelter stellt sich das Verhältniss bei den Ge- steinen mit Porphyrstruktur, welche übrigens bei den jüngeren Eruptivgesteinen häufiger als bei den älteren auftritt. Die Ent- stehung dieser Struktur kann nur so gedacht werden: nach Aus- krystallisirung gewisser Mineralien erstarrte das Uebriggebliebene so schnell, dass es entweder, wenn es überhaupt krystallinische Struktur annahm, nur kleine, mineralogisch mit blossem Auge kaum noch bestimmbare Krystalle lieferte, dicht ward oder sich als amorphe (meist glasige) Masse darstellt. Drei Erscheinungen sind es, welche die Vergleichung der Krystallisation der pluto- nischen Gesteine, und namentlich der Porphyre, mit den Phäno- menen der Krystallisation von Legirungen und anderen Gemi- ”) Durocuer in Compt. rend. T. 20. 1275 und Bull. geol. (2) 4. 1024. 1847. | N 680 schen sehr erschweren. Zuerst die aus der Analyse der Gesteine sicher nachgewiesene Thatsache, dass chemisch gleich zusammen- gesetzte Lösungen zu verschiedenen. Mineralien auseinander fal- len können (Labrador- und Anorthit-Gesteine); zweitens die che- mische Identität zwischen Gesteinen mit granitischer und por- phyrischer Struktur (Granite und Felsitporphyre), drittens die Erscheinung, dass chemisch ganz ähnlich zusammengesetzte Por- phyre in einem Falle Mineralien in grossen Kıystallen aus der :Grundmasse ausgeschieden zeigen, welche im andern Falle sich nur in der Grundmasse finden. Als Beispiel für letzteren Fall mögen die unter a. und b. angeführten Analysen dienen, Es bezeichnet a. die gütigst von G. Rose mitgetheilte, von OLSHAU- sEN im Laboratorium von H. Rose ausgeführte Analyse des be- kannten Porphyrs von Elfdalen, in dessen dunkelbrauner Grund- masse Orthoklase und Oligoklase (DELEssE giebt noch sehr sparsame Hornblende und KEisenglanz darin an), aber keine Quarze sichtbar sind, 5. die Analyse TrıBoL£r’s von Zinn- walder Felsitporphyr (Anz. Ch. Pharm, 87. 332. 1853), der in zurücktretender braunrother Grundmasse rauchgraue Quarze neben fleischrothem Feldspath und chloritähnlicher Substanz zeigt. In «a. ist für Kieselsäure und Thonerde das Mittel aus zwei sehr wenig abweichenden Bestimmungen, in d. die Berechnung auf 100,40 wasserfreie Substanz mit Eisenoxyd gegeben. SiO® Al,O,,Fe,0O, MgO CaO NaO KO Summe a. 74,65 13,75 1,56 0,14 0,79 3,36 5,85. 100,40 b. 75,33 13,57 2,19 0,47 1,02 3,61 4,21 400,40 OvonR:R:Sia. 2,14 6,99 39,81 = Oquot. 0,229 b. 2,12 7,00 40,18 = 0,227. Die Uebereinstimmung dieser Analysen ist bis auf den Ge- halt an Kali sehr gross und grösser als man: bei dem Anblick der Gesteine voraussetzen würde; für die rein petrographische Bestimmung liegen die Gesteine durch das Fehlen der grossen Quarzkrystalle in dem Elfdaler Porphyr weit auseinander, erst die chemische Analyse erlaubt sie unmittelbar aneinander zu reihen. Aber selbst diese Kenntniss giebt keinen. Aufschluss über den Grund .der Erscheinung, zu deren Erklärung die übri- gen Faktoren (Erstarrungstemperatur, Quantität der Gemeng- theile u. s. w.) uns ebenso vollständig fehlen wie zur Erklärung jener oben erwähnten Verschiedenheiten bei Gleichheit der che- mischen Zusammensetzung. Als 681 zweites Gesetz der Petrographie (Gesetz der Grundmasse) muss man die Erscheinung bezeichnen, dass in der Grundmasse Mineralien enthalten sein können, welche nicht in grösseren Krystallen ausgeschieden wurden, dass aber stets und ohne Aus- nahme die in grösseren Krystallen ausgeschiedenen Mineralien auch noch in der Grundmasse enthalten sind. Eine vollständige Trennung, so dass die Grundmasse nichts mehr von dem aus- krystallisirten Mineral enthält, kommt nicht vor, aber auch hier fehlt es an Bestimmung relativer und absoluter Quantitäten. Analysen von Gesteinen und ihren Gemengtheilen durch dieselbe Hand angestellt liegen nur in äusserst ‘geringer Zahl vor, und eine brauchbare Rechnung mit Quantitäten kann bei den grossen, in der Zusammensetzung einzelner Mineralien möglichen Abwei- chungen (Glimmer, Hornblende, Augit u. s. w.) nicht ohne diese Daten angestellt werden. Den Beweis für den letzten Theil des oben ausgesprochenen Satzes liefern Dünnschliffe und chemische Analyse. Es wird die Zusammensetzung der Grundmasse und des Ganzen um so mehr gleich sein, je weniger Mineralien der Quantität und der Qualität in grossen Krystallen ausgeschieden sind. Die Interpretation der Analysen der Grundmassen, eine der Hauptschwierigkeiten des chemischen Theils der Petrogra- phie, darf namentlich nicht gegen die Gesetze der Association verstossen (s. darüber S. 685), darf nicht Verbindungen, welche als Mineralien unbekannt sind, voraussetzen und muss sich vor allen Dingen anlehnen an die entsprechenden Gesteine, in denen die Gemengtheile deutlich erkennbar sind. Es genügt ein Blick auf die vorhandenen Gesteinsanalysen um zu der Ueberzeugung zu gelangen, dass in den allermeisten Fällen der Versuch durch einfache Rechnung die Aufgabe zu lösen ein vergeblicher ist, da die Kenntniss der Gemengtheile noch nicht genug vorge- schritten ist. Der erste Theil des obigen Satzes kommt bei den vorzugs- weise aus Silikaten bestehenden plutonischen Gesteinen nament- lich für den Quarz in Betracht, so dass bei Trennung porphy- rischer Gesteine in quarzfreie und quarzhaltige besondere Rück- sicht auf ihn zu nehmen ist. Er erklärt den so häufig vorkom- menden Uebergang von anscheinend quarzfreien Porphyren in quarzhaltige, lehrt eine stetige Reihe von sehr quarzfreien Por- phyren in vollständig quarzfreie bei manchen Gesteinen mit Hülfe der chemischen Analyse aufstellen und ist ausserdem bei Zeits. d.d. geol.Ges. XVI, 4. 4A 682 Interpretation aller der Analysen wesentlich in Betracht zu zie- hen, wo der Kieselsäuregehalt des Ganzen grösser ist als der der mineralogisch bestimmbaren Gemengtheile. Bei der Bedeu- tung des Quarzes für die Gesteine scheint es zweckmässig, ob- wohl streng genommen schon in dem zweiten Gesetz begriffen, als drittes Gesetz der Petrographie (Quarzgehalt der Grundmasse) die Erscheinung zu bezeichnen, dass Grundmassen freie Kiesel- säure, Quarz, enthalten können, wenngleich grössere Quarzkry- stalle nicht aus der Grundmasse ausgeschieden sind. Die Behauptung, dass bei den porphyrischen Gesteinen die grösseren Kıystalle (mit weiter unten zu erwähnenden Ausnah- men) vor der kleinkrystallinischen Grundmasse erstarren, wird bewiesen durch die lose von den Vulkanen ausgeworfenen Kıy- stalle. So kennt man am Vesuv lose ausgeworfene Leucite, Au- gite, Glimmer, (aber, so viel ich weiss, nicht Olivine und Ne- pheline); am Aetna kommen lose Augite und sehr sparsam lose Labradore vor, während von dem idente Laven gebenden Strom- boli nur lose Augite, . aber nicht lose Labradore bekannt sind. In anderen vulkanischen Gegenden kommen lose Augite, Horn- blenden, Glimmer, Sanidine nicht selten vor.*) Häufig zeigen diese Krystalle noch einen dünnen, glänzenden, firnissähnlichen Ueberzug von Lava, die ihnen flüssig anhaftete, als sie aus dem Krater herausgeschossen wurden. Wenn ihnen mehr Lava an- haftete, welche nach dem Erstarren als Hülle um jene Krystalle erscheint, so entstehen sogenannte Bomben. In der Eifel sind sie an vielen Stellen und von allen Grössen zu finden (am be- xanntesten ist als Fundpunkt der Dreiser Weiher), mit Hüllen von schwachem Durchmesser bis zu Schlackenhüllen, deren Stärke sich nach Zollen bestimmen lässt. Häufig enthalten die dortigen Bomben als Kern ein Gemenge von Mineralien, so namentlich die sogenannten Olivinbomben. In Obsidianen, Bimsteinen und Schlacken sind nicht selten einzelne Mineralien krystallinisch ausgeschieden; in diesen Fällen hatten sich also, dem Verhalten der porphyrischen Gesteine parallel, die krystallinisch ausgeschie- denen Mineralien gebildet, ehe die noch flüssige Grundmasse *) Lose ausgeworfene Krystalle von Olivin und Magneteisen sind mir überhaupt nicht bekannt, ausgewitterte Krystalle finden sich dage- gen nicht selten (Forstberg; Meerstrand am Vesuvfuss; vulkanische Tuffe der Eifel u, s. w.). | | E I | 4 683 entweder zu dem glasigen Obsidian erstarrte oder zu Bimstein verändert wurde. Schon in den porphyrischen Gesteinen sieht man die grösse- ren Krystalle bisweilen kleine heterogene Krystalle und selbst Grundmasse einschliessen, es sind also dann die grösseren Kry- stalle nicht das zuerst Krystallisirte. FERBER hat schon 1773, L. v. Buch 1799 (Memoire sur la formation de la leucite, Journal de physique. T. 49 p. 262 — 270) durch BreıstaR aufmerksam gemacht diese Thatsache an der porphyrischen Leu- citlava von Borghetto und Civita Castellana hervorgehoben; man- che der grossen Leueitkrystalle schliessen kleine Augite, sehr viele schliessen Grundmasse ein, sind aber abgesehen von diesen Einschlüssen ziemlich rein. Bei manchen porphyrartigen Grani- ten — porphyrartig, weil grössere Krystalle in der körnigen Masse zerstreut sind — finden sich in diesen grösseren Krystal- len kleine Krystalle von Quarz, Glimmer, selbst Granitmasse ‚eingeschlossen, ein Beweis, dass diese grösseren Krystalle später sich bildeten als jene kleineren Krystalle (Granit von Elbogen, Beyrode). Das Maximum bietet wohl der Rhombenporphyr der Gegend von Christiania, dessen grosse Orthoklase durch die reich- lich eingeschlossenen Hornblende-, Glimmer-, Magneteisen- Kıystalle grau statt weiss aussehen. Hier ist also die Bildung der grossen Krystalle, welche übrigens bisweilen von einem schmalen, f bis 2 Linien breiten, durch die etwas hellere Fär- ı- bung nur sehr wenig unterschiedenen, aus einem schiefwinkli- gen gestreiften Feldspath (wohl Oligoklas!) gebildeten Rand umge- ben werden,*) erst nach der Bildung eines grossen Theiles der kleinen Krystalle von Hornblende, Glimmer, Magneteisen erfolgt. Legt man, wie es aus vielen Gründen zweckmässig ist, bei den Gemengtheilen der plutonischen Gesteine das Hauptgewicht *) Der häufigere Fall ist wie bei Tyveholmen, dass Orthoklas vor dem Oligoklas krystallisirt, so dass der Oligoklas spätere Bildung ist, aber in den Graniten der Auvergne, von Beyrode u. s. w. sieht man nicht‘ selten Oligoklase, zum Theil leicht durch die Farbe kenntlich, in Orthoklasen eingeschlossen, so dass also hier der Oligoklas früher vor- handen war als der Orthoklas. Einzelne Orthoklase von Tyveholmen schliessen ebenfalls gestreifte Feldspathe ein. Dass die Analyse der Or- thoklase von Tyveholmen mit der Formel stimmen soll, ist nach dem Angeführten nicht möglich. 44* 684 auf die Feldspathe Orthoklas (Sanidin*), Albit, Oligoklas, La- brador, Anorthit, so stellt sich heraus als viertes petrographisches Gesetz, (Gesetz der Peldspathe) dass die Alkalifeldspathe**) (Orthoklas, Albit, Oligoklas) nie als Gemengtheile neben den Kalkfeldspathen (Labrador, Anorthit) vorkommen. Gesteine, welche von Feldspathen ausschliesslich Albit als wesentlichen Gemengtheil enthalten, sind kaum be- kannt. Damour (Bull. geol. 2. VIl. 89. 1850) bezeichnet als Albit den durch Säuren nicht zersetzbaren, weder durch Krystall- form noch specifisches Gewicht näher bestimmten Gemenstheil eines von ihm nicht weiter beschriebenen „Phonolithes* am Laugafjall, Island, in der Nähe des grossen Geysirs, welches Gestein nach DE CHAncoukTois 72,3, nach Bunsen 75,29 pCt. Kieselsäure enthält, also den Phonolithen nicht angehört. Kersten gab eine Analyse von Albit, der mit Quarz, Granat, bronzitähnlichem Mineral, Talk und Hornblende ein Eklogitartiges Gestein am Hamelikaberge bei Marienbad zusammensetzt, (Jahrb. Min. 1845. 648), Lısr (Jahrb. Nass. Ver. f. Naturk. 1851. 261) eine Analyse von Albit aus den Taunusschiefern, über deren plu- tonische Entstehung die Meinungen sehr getheilt sind. In allen diesen Fällen findet sich Quarz, freie. Kieselsäure, neben dem Albit. Auch als Gemengtheil neben Orthoklas ist Albit nur in | wenigen Fällen mit Sicherheit nachgewiesen (SCHEERER, „Dreh- | felder Gneus“, spec, Gew. 2,61 BREITHAUPT; KERSTEN „grauer Gneus‘‘ vom Hauptumbruche des Alten Tiefen Fürstenstolln, spec. Gew. 2,625 BreirHAUuPpT), also auch hier neben Quarz. Es empfiehlt sich als Nebenreihe des Orthoklases (Sanidines) den Leucit, des Oligoklases den Nephelin und die Sodalithgruppe (Sodalith, Hauyn, Nosean) aufzuführen und diese Mineralien für die petrographische Betrachtung in die Nähe der Alkalifeldspathe zu rücken, mit welchen sie durch den grossen Gehalt an Alkali und das übereinstimmende Verhältniss von R -H R (R — Thon- erde) verwandt sind. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch diese Stellvertreter der Alkalifeldspäthe als Gemengtheile nicht neben den Kalkfeldspathen vogkommen. *) Hier und im Folgenden ist Sanidin stets unter der Bezeichnung Orthoklas einbegriffen, da sie chemisch nicht auseinander zu halten sind. ”*) Ueber Andesin s. weiter unten. ' 685 Das Gesetz des Nebeneinandervorkommens der Gemengtheile in den plutonischen Gesteinen, das am wenigsten scharfe,- ist das fünfte Gesetz (Gesetz der Association) und doch das für die Bestimmung der Gesteine nützlichste. Das als viertes angeführte Gesetz, das der Feldspathe, ist streng genommen nur ein specieller Fall des Gesetzes der Association, wurde aber wegen seiner Wichtigkeit vorangestellt. Es ist hier zunächst auf die Association der Feldspäthe*) und ihrer Vertre- ter, auf die Association mit Quarz, auf die mit Hornblende, Augit und Glimmer Rücksicht genommen als auf die wichtigsten Gemengtheile der plutonischen Gesteine. *) Ob man neben dem Oligoklas noch einen Natronkalkfeldspath Andesin annehmen muss, ist schwer zu entscheiden, da messbare, aufge- wachsene, durchsichtige Krystalle nicht vorliegen. Zwar führt eine Reihe von Analysen eingewachsener Krystalle zu dem einfachen und be- stechenden Sauerstoffverhältniss 1:3:8 (7—-7,5—8) = RSi + Al Sis, wobei R= Na+ Ca oder 2Na+3Ca, R=-A] ist, aber es ist möglich, dass man unreine und verwitterte Oligoklase untersucht hat. Es lässt sich zeigen, dass dieser Feldspath, seine Existenz einmal zugegeben, in seinem gesammten Verhalten dem Oligoklas sehr nahe steht, Er reicht von den ältesten Eruptivgesteinen bis in die jüngsten, kommt mit und ohne Quarz, ferner in Begleitung von Hornblende und zusammen mit Augit vor. Frische „Andesite‘‘ haben ein spec. Gewicht von 2,65 bis 2,68, welches bei anfangender Verwitterung, bemerkbar durch Abnahme der Monoxyde, Zutritt von Wasser und Bildung von Kalkkarbonat, auf 2,64, selbst 2,61 sinkt. Man muss unter anderen zu den Gesteinen, wel- che Andesin enthalten, nach dem Alter der Eruptivgesteine geordnet, rechnen: „Tonalit“, G. vom Rarn. Andesin (3Ca +2Na) begleitet von Quarz, Orthoklas, Hornblende, dunklem Glimmer. Tyrol, Adamellogebirge. Glimmerschiefer durchbrechend. Syenit, Deıesse. Andesin begleitet von Orthoklas, Quarz, Hornblende. Servance, Coravillers, la Bresse. Vogesen. Uebergangsgebirge durchbrechend. Melaphyr. Der von Streng analysirte Feldspath aus dem Melaphyr des Rabensteins bei Ilfeld entspricht nach Analyse (O mit Fe ber. 1,02:3:7,26, 3Ca + 2Na) und spec. Gewicht (2,685 bei 24 Grad C.) dem Andesin, neben welchem Augit, Magneteisen, Apatit, dann und wann Quarz beobachtet sind. Nach den Analysen des Melaphyrs muss man ausserdem noch ein kali- haltiges Silikat voraussetzen. Bothliegendes durchbrechend. Quarzführender blauer Porphyr von Esterel. Andesin von Ch. Sr. Cr. DevıLıe und RAmMELSBERG analysirt, begleitet von Quarz, Horn- 686 Eür die erstgenannte Gruppe stellt sich Folgendes heraus: 1. In Orthoklasgesteinen kommt neben dem Orthoklas vor . sehr häufig Oligoklas, seltner Nephelin (Syenit, Miascit, Phono- lith), noch seltner Sodalith (Trachyt, Syenit, Miascit.,. Wenn Oligoklas vorhanden ist, fehlen fast stets die Vertreter der Feld- | spathe. | 2. Ueber Albit und Andesin s. oben. 3. In Oligoklasgesteinen kommt neben Oligoklas ausser Orthoklas kaum ein anderer Feldspath oder Vertr eter desselben vor. 4. In Leucitgesteinen finden sich Sanidin, Nephelin und Sodalith ein (Kaiserstuhl, Vesuvlaven). _Ueber Hauyn und No- scan s bei diesen. 5. In Nephelingesteinen, zu welchen der grösste Theil der Basalte zu rechnen ist, da nur ein kleiner Theil den dichten Doleriten (und vielleicht den Anorthitgesteinen) angehört, findet sich Sanidin (Meiches), Leueit (Laven von Capo di bove und vom Albaner Gebirge, wenn man diese nicht zu den Leucitge- steinen rechnen will), Hauyn (Niedermendig, Mayen). 6. Sodalithgesteine, d.h. Gesteine, in welchen Sodalith als Hauptgemengtheil auftritt, sind nicht bekannt. Die als Hauyn- gesteine aufgeführten Laven des Vultur und die Noseangesteine aus dem Gebiete des Laacher Sees sind wohl nichts als Hauyn- und Noseanreiche Leucitgesteine,. in welchen Sanidin ein häufiger Begleiter ist. | 7. Dass Labrador und Anorthit neben einander vorkom- men, ist nicht bewiesen, aber wahrscheinlich. Quarz und freie Kieselsäure kommen neben Orthoklas und Oligoklas häufig, neben Labrador sparsam vor. Sie sind neben Anorthit, Leucit, Nephelin (Hauyn, Nosean) nicht beobachtet, nehmen also an Häufigkeit ab mit der Zunahme der Basicität. Bei Hornblende und Augit muss man zwischen thonerdefreien (oder richtiger thonerdearmen) und thonerdereichen unterscheiden und darf hier der Kürze wegen zu den tlonerdefreien Augiten den Bronzit und Hypersthen rechnen; Diallag ist als ein ver- blende, Magneteisen. Jünger als Buntsandstein Coguann 1853. Jünger als Kreide Coquano 1849. „Andesit‘“ vom Chimborazo und Antisana. Feldspathe analysirt von Cn.Sr. Cr. Devirre (C. R. 48. 16. 1859) mit Overh. 1:3:7,47 u. 7,02; spec. Gew. 2,651 u. 2,030; 3Ca+2Na. 687 witterter thonerdearmer Augit aufzufassen. Im grossen Ganzen kommt neben Orthoklas nur Hornblende, selten Augit vor; neben Oligoklas*) und Anorthit sowohl ’Hornblende als Augit, neben La- brador und Leucit fast nur Augit, neben Nephelin gewöhnlich "Augit, bisweilen begleitet von Hornblende. Die sparsam vorkom- menden thonerdearmen Hornblenden und Augite befolgen diesel- ben Gesetze, finden sich aber nur selten in demselben Gestein mit thonerdereichen zusammen. Die namentlich in den krystallinischen Schiefern auftretenden feldspathfreien Gesteine enthalten fast sämmtlich Hornblende; augithaltige feldspathfreie Gesteine kommen in ihnen nur höchst sparsam und untergeordnet vor (Eulysit u. s. w.) Von den Glimmern, Kaliglimmer und Magnesia-Eisenoxydul- glimmer, ist der erstere in den jüngeren Eruptivgesteinen nicht mehr vorhanden. Trotz der Armuth an Kalk muss man den Magnesiaglimmer als Vertreter der thonerdehaltigen Hornblenden auffassen, daher viele hornblendehaltigen Gesteine ihr glimmer- haltiges Aequivalent haben und Glimmer neben Hornblende viel häufiger vorkommt als Glimmer neben Augit (Diorit; gewisse Syenite und Granite; „Minette® 'u. s. w.) Es schliessen sich also, bis auf seltene Ausnahmen, aus: Orthoklas und Augit, Oligoklas und Leucit, Nephelin, Labrador und Leueit, Anorthit und Quarz, Leueit, Nephelin und Quarz, Hornblende und Labrador. Zum Schluss gebe ich eine Zusammenstellung über den Gehalt an Kieselsäure des ganzen Gesteins, der Grundmasse bei Porphyren und der aus Gestein oder Grundmasse analysirten Feldspäthe und verwandten Mineralien. Es ist dabei nicht Rück- sicht genommen auf die geringen Unterschiede, welche dadurch entstehen, dass die Analysen nicht genau 100 ergeben und dass der Wassergehalt bis auf 2 pCt. steigen kann. Entschieden verwitterte Gesteine und Mineralien blieben ausgeschlossen. *) Gesteine mit Oligoklas, Orthoklas, Hornbiende und einzelnen Augiten kommen, sehr sparsam freilich, vor. « “ “ osseupunus * “ u. £F°0G "SAIYOLUYS 6“ {5 6 % «“ 29'6F UNE PURIST (ymsagpesuorg, ° * (209°67 "NOLHIAYH "puepI]. ‘proJsumae) Yıyny cc Hr "INAULG ‚Zuoqnepeg ‘urojsoögtzuorgyigptouy („GE'SP “ “ "BABjeupoVy 8690 “ "SEFewWpunIdg "uapuy ‘ooeındg 08'°09 "ATUAAT II 'LS'HO -sdnofpspendg) “IOJoq c6'JC “ Osseupungs, ' s a x 69'85 HNAALS "oporsdurgg “ıkydıodıopeage| Tc'9c - “ osseupunig * Me M („EETG & 3 usodor “yzpog “lydıog („er'gg ITTAIAQIQ'IS HI "OSSBUL -punıd *ozeroquug) * x 6789 "ASSTIIA uosodoNn “yosqwası$y ‘„INuzsrayy 00'88 "aoH)ssıgq 9 "erydsT ‘ooIA ‘urpıues UOA 197 zue3 yypıu “ossewpunuzc) |44yoway, F0'89 "OUFISITAWMYY 'YosLı zued Jyoru !Jor0ajoq yyedspfo y uUoA Jsyoıwow *94ydergspogusypeigq p1'c9 "UAYIIHIS "SAoqgrerg ılyezjpwunf] „sneux) aongıd" er ‚6.99 | r9'c9 uoA uosÄjeuy uap yoeu u19489x) wu ks schr „aler ıs'cy (YA) ssrc Orc (er A Ze [79 ee („ur rg gz'8C (nsneder 6029 ° 2809 Be 22.09 ° jeıoupy wı u94U9901A UI AAmBs[osaryy [17 “6 “« “ Hylouy “& “«& 6 ‘e «“ („Iopeager] usapuy sepJoSNO “« uıprueg [17 SEIJOUMO G 7 'E " + 689 "OYIISTIUMYN “« "SAIYOLYYS HIIISTINUYY. 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Durch No. 1, 2, 3 der Zusammenstellung wird der zweite Fall illustrirt, für welchen sich ausserdem die an Oligoklas und Glimmer reichen, an Quarz armen Granite mit 65 bis 66 pCt. Kieselsäure (Donegal und Newry, Haucnron; Harz, C. W. C. Fuchs u. s. w.), die „grauen sächsischen Gneuse‘‘ (SCHEERER), Gneus aus dem Eckerthal, Hornblendegneus (Auerbach, Berg- strasse, Fuchs), quarzarme Syenite (Vogesen, Der.EssE; Christia- nia, KıeruLr), Trachyte und Sanidin-Oligoklas-Trachyte (Monte Olibano, Agıca) anführen lassen. Für den dritten Fall beweisen unter anderen Syenite des Harzes mit 55 bis 56 pCt. Kieselsäure (KEıBer, Fuchs), der Syenit des Plauischen Grundes mit ca.59 pCt. (ZIRKEL), der quarzfreie Orthoklasporphyr mit 56 pCt. (KIERULF), dessen Orthoklase aus den oben angeführten Ursachen nicht mit der Formel stimmen können, manche Trachyte und Bimsteine (Monte nuovo 59,30 pCt. Si, Asıch; Arso 56 pCt., CH. Sı. Cr. DEVILLE), die frischen Phonolithe (Abtsrode, Olbersdorf, Lausche, Ebersberg u. s. w.) mit etwa 61 pCt., wenn man das Noseangestein des Perlerkopfes mit nur etwa 50 pCt. (G. vom Rarna) unberücksichtigt lassen will. | Da Oligoklas so häufig in quarzreichen Gesteinen wie Gra- niten, Gneusen u. s. w. beobachtet ist, so braucht für seine Bil- dung aus saurer Lösung kein Beispiel gesucht zu werden. Oli- goklas (Mittel der Kieselsäure 63 pCt.) aus Lösungen, welche | eben so viel oder weniger Kieselsäure enthalten als er selbst, fin- det sich bei den Laven, Obsidianen und Bimsteinen von Tene- riffa (Asıcn und Cn. Sr. CL. DEVILLE); bei Dioriten (Rosstrappe, 46 bis 54 pCt., Fuchs; Wicklow, 52 bis 57 pCt., HaucHTron) u. s. w., und in No. 4 der Zusammenstellung. Der „Andesin“ bietet $ 691 dieselben Erscheinungen wie Oligoklas. Tonalit, G. vom- Rır# mit 67 pCt. Kieselsäure enthält Andesin mit 57 pCt. Kieselsäure im Mittel. Der Andesin des Chimborazogesteines mit 58,26 pCt. Kieselsäure (Ca. Sı. Cr. DEviLLE) findet sich (s. No.5) in einer Grundmasse*) mit 63,19 pCt. Kieselsäure, während andere Ge- steinsproben von dort 60 pCt. (RAmMELSBERG) und 65 pÜlt. (AsıcH) ergeben, also Andesin aus saurer Lösung. Der Mela- phyr vom Rabenstein mit ca. 57 pCt. Kieselsäure enthält den von SıRENG analysirten Feldspath mit ca. 57 pOt., also im Ge- stein und Feldspath gleiche Menge Kieselsäure. STRENG, der den „Andesin“ als Labrador bezeichnet, hat gezeigt, dass sich der Melaphyr des Rabensteins in etwa 51 Andesin, 12 Orthoklas, 33 Augit, 3 Magneteisen zerlegen lässt; auch im „Tonalit“ kommt Orthoklas untergeordnet neben Andesin vor. Labrador (53 'pOt. Kieselsäure) aus Lösungen mit mehr Kie- selsäure zeigt das Gestein vom Purace (No. 9 der Zusammen- stellung). Der Labrador hat bei einem spec. Gewicht von 2,729 ein Overhältniss 1,10:3:6,91 und enthält 2 Atome Kalk auf 1 Atom Natron. No. 7 der Zusammenstellung enthält frische Labradore, aber ein grünes Mineral, wahrscheinlich thonerderei- chen Augit, dessen starke Verwitterung keinen sichern Vergleich erlaubt. In No. 8 fand Ca. Sr. Cr. DEvILLE glashelle Kör- ner mit 88 pCt. Kieselsäure, die er für Quarz hält. In No. 10 ist der Gehalt an Kieselsäure im Gestein im Vergleich mit an- dern Analysen sehr hoch, da diese im Mittel nur 50 pCt. ergeben. No. 6 zeigt in Labrador und Gestein dieselbe Menge Kieselsäure. Dasselbe Verhalten kehrt bei dem Gabbro des Harzes (STRENG) und von Norwegen (KJERULF) wieder; bei manchem Gabbro von dort und bei fast allen Doleriten sinkt der Kieselsäuregehalt des Gesteines um etwa 3 bis 4 pCt. unter den des Labradors. Also Labrador wird ausgeschieden aus Lösungen, die mehr, eben so viel, sogar weniger Kieselsäure enthalten, genau wie die übrigen Feldspathe. Da neben Anorthit (Kieselsäure im Mittel 44 bis 45 pCt.) als Gemengtheile (No. 20, 25, 26) fast nur solche Mineralien vorkom- men, welche mehr Kieselsäure enthalten als der Anorthit, so scheinen frische Anorthitgesteine mit weniger Kieselsäure als 44 bis 45 pCt. kaum vorzukommen. Gesteine mit mehr und eben so viel Kiesel- = Nicht Gestein, sondern Grundmasse nach C. R. 48. 16. 1859. 692 säure als in Anorthit sind in No. 41 bis 15 aufgeführt. Die Analyse des Anorthitgesteins vom Gümbelberg bei Neutitschein (TscHeRMAK und KnarL) mit nur 39 pCt. Kieselsäure ist we- gen des grossen Wassergehaltes und des auffallend niedrigen Kalkgehaltes (5,68 pCt.) nicht in Betracht zu ziehen. Leucit kommt nur in Gesteinen vor (s. No. 16 und 17), welche weniger Kieselsäure enthalten als er selbst (Mittel 56 bis 57 pCt.), während Hauyn und Nosean nur in Gesteinen auftre- ten, welche mehr Kieselsäure enthalten als sie selbst, da sie nebst Granat die an Kieselsäure ärmsten. Gemengtheile der plu- tonischen Gesteine sind. | Nephelin (44 bis 46 pCt. Kieselsäure) aus Lösungen mit mehr Kieselsäure als er selbst findet sich im Miascit, manchen Syeniten, den Phonolithen u. s. w., während die Nephelinite bald etwas mehr (zw. Nickenicher Sattel und Nastberg 47,48 pCt. G. BıscHor; Niedermendig 49 bis 50 pCt.), bald eben so viel Kieselsäure (s. No. 18, 19) enthalten. Hierher gehören auch man- che Basalte (Kreuzberg, STRENG; Stolpen, SINDING u. Ss. w.). Bei manchen Nepheliniten und Basalten geht der Gehalt an Kie- selsäure unter den des Nephelines herab (Wickenstein, Löwe, GıBARD; Bärenstein, PAGELS u. Ss. w.). f Man sieht aus dem Vorhergehenden, dass der Ausspruch „aus einer gegebenen Gesteinsmasse krystallisirt kein Feldspath, dessen Gehalt an Kieselsäure ein höherer ist als der Durchschnitts- gehalt an Kieselsäure im Muttergestein‘‘*) nicht allgemein gültig ist. Aus dem Kieselsäuregehalt des Gesteins kann man nur in wenigen Fällen Schlüsse auf den Feldspath und die Feldspath vertretenden Mineralien ziehen. Oder anders ausgedrückt: da die procentische Menge und die chemische Zusammensetzung der den Feldspath begleitenden Gemengtheile zwischen ziemlich wei- ten Grenzen variiren kann, so können die Feldspäthe und ihre Vertreter aus Lösungen von sehr verschiedenem Kieselsäuregehalt krystallisiren. *) G. Bıscaor, Lehrb. chem. Geol. Ed. II. Bd. 2. 393. I. Namenregister. A.hinter den Titeln bedeutet Aufsatz, B. briefiiche Mittheilung, P. Pro- tokoll der mündlichen Verhandlungen. Seite Barta, Steinsalz in Afrlka. P. . ... ; ara 486 v. Bünnıcsen-Förner, Ueber Tersärfermation bei Caswob, P +1 178 = dleker wertallenen Granit. "P.- .. 3. SHE MINE BOT SHEDIOH „185 EeleBer Braunkohblensande- PT .20R BHMEFTDESERS ER TRA 394 — uneperadas: Steinköhlengebirge. "Pi RENATE EIIEDIOP. 360 BerricH, Ueber Rüdersdorfer Ammoniten. P. . . . 2 2 202.181 — Fauna des produktiven Steinkohlengebirges. P.. . 2... h) chsunspath am. Harz. PROntaling Bun EI IEORESR. „URTDRTN ) a eBer Brmoiden. Pr. ..n.* 29 or FÄRBEN, 390 350 — DUeber Leaia Leidyi. Pe. . . . . 963 H. Creodner, Die Pteroceras-Schichten di Tingepenini von Bsines a. De; er \ ! { 196 — Die Brachiopoden der Hilstiltängen im heraßästlichen Deutsch. Bund A =...“ £ ee 54 Cossmann, Laven aus der Küverziık) P. SPESACHTERENG . 2 958 — Ueber die Zusammensetzung einiger Laven und ach Doris der Auvergne und des Trachytes von Voissieres (Mont-Dore). A. 644 Ewa, Terrain aptien am Teutoburger Walde. P ...... 1 v. Fritsch, Zur Geologie der Canaren. A... . . . 5 114 Ererne, Das Vorkommen des Apatites und Flusses ee den Zinnerzlagerstätten in Schlaggenwald. A. . . 2 2 2.2.2. 196 GörPpERT, Ueber lebende und fossile Cycadeen. A. . . . . 173 — Ueber das Vorkommen von ächten Monocotyledonen in “er ErBlraperiode.. A. „>, DRRERO DEN arnBiG Bis, BETONEN 175 — Beiträge zur Bernsteinfllora. A. . . . . + 189 v. HELMERSENn, Ueber das Donezgebirge und den arksisthen ie nen in St. Petersburg. BB... 12 v. Hoc#sTEtfter, Dunit, körniger Ölivinfels - von Da Monntaik Bei Nelson, Ney-Seeland. A. . ... ES; 2. v. Könen, Tertiärformation in England und "Beibteh: P. aaelasr 189 Kunta, Ueber Lias gnd Löss bei Hoym. P. . . 2.2.2.2. 857 — TUeberquaderkohle in Niederschlesien. P. . . : 2 2 2... 608 694 = Sei Laspeyres, Beitrag zur Kenntniss der Porphyre und petrographi- Pr sche Beschreibung der quarzführenden Porphyre in der Um- gegend; yon. Halle. a...d. 8.2:A. wir „2. 2 Di Marsa, Ueber Helminthodes antiquus. Pe . 2 2»... 2.2... .868 v. Martens, Ueber fossile Muscheln aus Sibirien. Pf . . .. 0.17 — Fossile Süsswasser-Conchylien aus Sibirien. A. . . ......845 RAMmMELSBERG, Ueber geschmolzene Mineralien. P. . . ....178 —etVeber Braun. PER. N 186 — Ueber die im Mineralreiche er Schyefelverbindun. gen..des, BEisens. Ar. 7... 7. nr ae — Ueber Pistazit und Eisenglanz am ve P nf augbae Fe A 6 -— . Pyrit und Markasit:; Rt. % asleltenn oe Er — Ueber Antimonsilber. A. . .. . 048 vom Raru, Skizzen aus dem kasischen Gebiete sen Niäder- rheins. A: a an na ne Be — Ueber die Quecksilber-Grube Vallalta in den Venetianischen Alpen. A, uiwest ind. reis ln: nat. — Deolomit von Campe lonzo. ET ER . 186 — Beiträge zur Kenntniss der eruptiven Ce der Alpen En 249 — Geognostische Mittheilungen über die Euganäischen Berge bei Padua A NET, a Ks ee R. Rıcater, Der Kulm in Thüringen. 4:4 rk e aue v. Rıcatuoren, Reisebericht aus Californien. A. : . 2 2 2 002 331 == Deber Calfomien...B. 2... .. 604 F. Roerner, Notiz über das Vorkommen von Cardiem ee Re Buccinum reticulatum im Diluvialkies bei Bromberg im Gross- herzogthum Posen. A. . . . . N | — Gmneiss und Granulitgeschiebe in einem Steinkohlenflötze al sehlesiens., A: -. ur: 615 — Cenomaner Quadersändstein ee Becher nn ee, in Oberschlesien. A. . . . . ae 02 — Ueber das Vorkommen des Bofuliegenden in or Beer von Krzeszowice im Gebiet von Krakau. A. . ereeeree G. Rose, Ueber Arendaler und Kongsberger a, P. u. Sevpre 5 — Zur Erinnerung an E. MirscaerLicHh. A. . .. . 21 — Ueber Hausmannit, Turmalin, Pseudomorphosen von Eisenoxyd näch Magneteisen. +P: sah as) wiimmut «him ara a — Bleierze aus, Pennsylyanien., Paz. u, san de A 1a — Meteoriten aus Sibirien und Böhmen. P. . So SD — Ueber Pollux; Legierung von Zink und ae P. Betr Da — Ueber die im Thonschiefer vorkommenden mit Faserquarz be- setzten Eisenkieshexaeder. A. .. u see nmeif a ae a ade — . "Graphit. ia, Sibirien, B,, „Is leike warst lee Rorts, Atlas von Neu-Seeland. Pf. . . . . a ee — Geologische Verhältnisse von Siekenkaseens P. a En et — TÜUeber die mineralogische und chemische Beschaffenheit em Gesteingarten. A: . 6 soioalisahel nr Aloe 695 E E. Scumın, Trias an der Saar und Mosel und der Phonolith des Ebersberges. B. ; — die Gliederung der oberen Trias hach din: Auschlüssen- im Salzschacht auf dem Johannisfelde bei Erfurt A. v. Scnönsıch-CaroLate, Steinsalz bei Stassfurt. P. g Söcaring, Quarz mit Pyrrhosiderit und Braunkohlen- Einschlisgen. P. Strüver, Die fossilen Fische aus dem Keupersandstein von Co- a A. £ , Tausau, Ueber ep ud Elben. P. TrAauUTscHoLDd, Reisebrief aus Russland. A. ? 5 Wessky, Ueber Diallag, Hypersthen und Anorthit im Bahbto von Neurode in Schlesien. A. Weopıng, Ueber Kalkspath und Nennen P. — Zur Erinnerung an Keıser. P. ade 5 Weıss, Leitfische des Rothliegenden in den Tielerker er äquiva- en Schichten des saarbrückisch-pfälzischen Kohlengebir- a — Leaia Leidyi. B. ZEUSCHNER, Entwickelung der Jura- Formation im Sresilichen Po; Teuer. Il. Sachregister. Seite . Seite ‚Acanthodes Bromi . . . 29 Cidäris pyrifera’ 2 200241 u eraclis. wen re 2a Corbis subelathrata . . . 2836 Actaeonina cylindriee . . . 226 Crania irregularis . . . . 570 Ammonites antecedens . . 181 Crinoiden im Kulm . . . 162 alas, 2 rn ae Aa Cyclas Asiatia . . . . . 339 Anomia undata : . . 29 — rivicola = Pe men 218 Anortlui MER RR BUERITSR Cyelolites . . . hal iu Antimonsilber. + . . : . 618 Cyprina nu 28 Apatit, künstlicher... . . 6 — parvula > See Aporrhais cingulata . . . 220 — ' "Saussurer 0 ar, — SCOSLAA: 2 er ee 220 Cyrena fluminalis . . . . 348 — modifere . .... 0.1.1319 Cythere spinosa. . . . . 161 Ocean De nt a Arca.Chollatı - . en 0. 204 Diallag‘.. Ne N Archegosaurus Decheni . . 299 Dietyopyge ann a Astarte scalaris. . . . . 238 Dolerit der Euganäen. 471. 496 — supracorallina . . . . 238 Dolomit 7. . 186 Asteracanthus . . .. . 244 Domit des Puy ze Döme: . 664 Astrocoenia suffarcinata . . 243 Dufrenoysit ... . wre ler SER EN RR a ee 6 Dunit . .. . . er. men Avicula oxyptera . . . . 230 Echinobrissus major . . . 240 Berastein . . .esc... . 180 Echinopsis Nattheimensis . 241 Brauneisenstein . . . . . 452 Eisenglanz .. „a2. 025 Buceinum reticulatum . . 611 Exogyra spiralis . ,„ . . 229 Calamites transitionis . . . 166 Flussspath von Schlaggenwald 141 Camphora prototypa . . . 19 — im Porphyrr. . 2 00 Cardiomorpha tellinaria . . 162 Fucoides bipinnatus . . . 168 Cardium edule . . . 611 Cenomanien in Derek sen 625 Gault bei Hannover . . . 202 Chemnitzia Armbrustü . . 225 Gervillia Gemeri . . . . 281 — Corn on 220 —. 'Goldfussi . . 2 0 — geniculata . . . . . 225 Glimmer im Porphyr . . . 397 — paludinaeformis . . . 225 Gressiya excentrica . „.. 239 697 Seite Gresslya orbicularis 239 Gyrodus umbilicus . 244 Hakea Berendtiana 195 Hausmannit 180 Heteropora arborea 242 — ceingulata 248 Hybodus 244 Hypersthen 939 Idiochelys . we AUGE .245 Mean u 6 Bande 187 Jura, brauner bei Hannover 199 — oberer bei Hannover . 201 — in den Euganäen . 921 ff. Kalkspath . | 449 Kelloway in Polen. 103579 Keuper bei Erfurt . . . . 149 Kimmeridge bei Hannover . 201 — in Polen i 974 Kreide in den ee ENT Kulm in Thüringen . . ,„ 15 Lava vom Puy de Coliere „ 657 — vom Puy de Come 659 — von Volvie . 663 Leaia Leidyi . . . 2966 Lettenkobhle bei Erfurt . 150 Leueit . . nn er A Leueitophyr bei Bieden . 7: Lias bei -Hannover . ‚2::099 Lima monsbeliardensis 230 Lithodomus: socialis 233 Litorina ER 162 Lueina saliae Sa 235 — plebeja : 236 ee substeata ‘: ... %».%.:208 Byeopodites . . ... ...: ..165 Machimosaurus Hugü. . . 245 Magnetkies 269 Besrechn : .r:0.0,001 1081 Markasit 268, 355 Megaphytum Hollebeni 164 Melaphyr bei Krakau 639 Meteoriten 396 Zeits. d.d. zeol. Ges. nr A. Mineralien, geschmolzene Modiola compressa . Muschelkalk bei Erfurt Mytilus jurensis . — pernoides Natica macrostoma — punctata. — subnodosa Nautilus dorsatus Nerinea bruntrutana — dCalliope . — Gosae. —“ Mariae .°'. 0% — Moreana. — pyramidalis — tuberculosa . Nerineenkalk in Polen Nerita minima —! pulla . Nosean . Be npkonoliih, Odontopteris Stieleriana . Oligoklas im Porphyr. Orthoklas im Porphyr Ostrea multiformis . — solitaria . Oxford-Gruppe bei Hannover — in Polen. „auenT Palaeoniscus dimidiatus . — .tenmieauda * » ....° — vratislaviensis . Paludina achatinoides . — columna . Pecten comatus . — concentricus Pentacrinus astralis Perlstein in den Euganäen . Perna subplana . Pinites Catharinae . Pisidium antiquum . Pistazit . Plicatula . Porphyr bei re Proetus posthumus . 45 Protocardia eduliformis Pyenodus Pygurus Biustenhachi, Quarz im Porphyr . .371, Rhynchonella antidichotoma — depressa . >= ineonstans ; .n — multiformis . . — paueicosta — plicatella — rostralina — rostriformis . — varians s Rissoina interrupta . Rothliegendes bei Krakau Sagenaria cycelostigma — minutissima . — remota — transversa — Veltheimiana Sanidin . 3 — im Porphyr Schaumspath . Schwefelkies Semionotus Bergeri Senon bei Hannover . . Sphaerodus gigas Sphenopteris Päyllocadoide Steinsalz Teleosaurus Terebratula kailiesin : -- Carteroniana — faba Bd. XVI. S. 391. Z. 10 v. o. lies O von 9,96 Kali 2,97 statt 2,37. Seite 234 Terebratula hippopus . 244 — Jlonga . . eu 240 .— longirostris . — Moutoniana. . .. 445 — oblonga . — pectiniformis 549 —: peroyalia . . „esieon 549 — praelonga 49 — Puscheana 549 — .reticulata 949 == gella „2 0%, Eu 549 — subsella . 49 — tamarindus 949 Tertiärgestein in den Euga- | 549 näen . 'aaur 5% 226 Thecidium en 633 Thermen in den Euganäen . Thracia incerta . 165 Tonalit . 165 Trachyt in den Bupanien "47a, 165 — von Voissieres . e 164 Trias bei Hannover 164 Trichites Saussurei . 76 Trigonia gibbosa 391 — suprajurensis . . 2. 8 | Erailit , snsdkee 267 Turbo tenuistriatus 305 Turmalin 203 244 Ural. 7 22 193 185 Wolframsäure . ... 245 | Xenacanthus Decheni . 997 Xenophorus discuss . . . » 597 963 Zinnober bei Vallalta. . Druckfehler. Druck von J. F. Starcke in Berlin. und Natron = ıb Zeitschr. d.deutsch. geol.Ges. 1864. | TarelT. ÄIIIISTET P \ SOM eter 2 A Bar) a)|) dl 2 En 4 30Meter über d. See. I) m S | | n | j =3=3=5=22 INN INN | | Ill l || Ta — == Basalt > Diabas 2 — FF / / Nr VYJITE JmBarranco de la Pena. Fuerteventura. [2 de la es. f 7900 EZ G GR NEL RRROI NS. T7 ZT el He —_ FIG PPırnte Ge LnT ZI = > GGG HE e, % ) UWG TAGE Gallegos Be = £. Tracht. t, ‚Jüngerer Tracht. B.Basalt. Zeitschr.d. 7 i cd. 2 4 pr) A: 5 URL RS 2, & SAr ESP TER f LER IE: ES 7 > ARTS \ \\ /) N » \ \ N N h X‘ \ N ) / ED _ | l | | | G.Laus hth. Mtt Zınnober ım ragnırtes bestem . ZUR ter die Punkte, um so rägnatıon. ) /mp dich er die Alpenkalksten : res. (Je =— stark G Gebaude . 3 AR Zeitschr. d. Kdeuische seol.Ges. 1864. GEOGNOSTISCHE KARTE VON VALLALTA . Tafel I. — . n C ae ih Erika laernrmee® 2. Thonschrefer. e = ERDE ı® = Conglomerat von rothem Sandstan, b. = Schrefer, Anarzit. Mit Zinnober imprögntrtes besten . (Je dichter die Pınkte, um so starker de Jap3 iynalıon.) ec. DD] Gedlicher Talkschiefer. Schwarzer 01 ri schtefer. k. Alpenkalbsten. d.i | Porphjr - Sandstem. 1 74 alkschrofer. 1 | Gebärtde. 100 30 o 100 200 200 +00 500 Mares. aa — I L ee ae Gut: 6 h ET; fd ede b ’ En » r » « . = Pr x . % = n a 2 v Ir Ach rE nr er Zeitschr. d. deutsch geol. Ges. ! / - B2 ; ) % f ia 2 A „ m P2 ee we ET a ETEEEETTTEEDLEEEH UENETE rr 2 x € ’ y. y x I r ir Y EHRE blanke, = ER TER un Mr 2 A [40 r geol. Zeitschr. dA. derstsch- N r S NS Q N N N ng S 8 SQ NS Sn R \ N o N ; N : D ; en | = Ss (I Sp) = EN Ö Z Zeitschr d. deutsch geol. Ges. 1504 NE \ Zeitschr.d.deutsch. $eol.Ges. 1864. Prg.1. 19.2. { STIER Ss TA 9% N SS DREI SS I I DI IST SER EN - SS RR m Men ER [rg 1. Camphora prototypa Menge. ‚£19.2. Camphora offecinarum. N. ab.E. #19. 8. Sphenopteris phyllocladoides m. 13 CE. P1g.4.u.5. Hakca Berendtiana m. Lg. 6. Dryandroides angustifoha Ung. Jg. 7. Lomatia longıfolıa .R.Br. [rg 8. Hakea esculata Heer. G.Laue hıth. Tate IX, Gypsberg En ui nn nn ee — AN Kan, rind Kroll a, 4% b. Ahl:Holz. MönkeB. Profil b. Lindner B eng | Oxford u. limmeridge fer Sandstein. 6. = erdSandsteın. 6. = bis auf die Aporrhais-Schich, | ven. rhelkalk. HE. ts Aporrhars Oceanı S: chich, er. ver. er er, Wealden-Formalıon. uner Jura. 70. Oberer Senon. SKIZZE eoßnostischen Verhältnilse - der }EBUNG von HANNOVER. von Herm.Credner. G.Laue Iıh, | 7 Meile. Zeilschr. d. deutsch. Seol.Ges. 1864. Mö ulke- Be erg —= SZ | Limmer 2 a ; z 2 Heister Ber a Ahlerner Holz 4 ( Merender, = IE > 0, I = = B - Zinmen Brunn > Sn 2 EL 5 x Negen\ 2 Davenstedt NVerhall zu 1 1} Egestoryf‘ Ss Saline 17 Lenth E \ Gr = Badenstedt e 70) 67 FG Bornum: P4:} Wett- Ik 2. Benther Bere Tafel IX. Benther Berg 7. == Bunter Sandstein. 6. SS ES] Oxford u./onmer vdge Io Negen Ahl:Holz. MönkeB. Profil b. Lindner Berg Bis auf die Iporrhais-Iehich, ten 7. = Re Oceanı Schicht, len. ] Äuschelkalk h l l I I I F F F F ji F F F F e- Benthe 3 EEE] Ar. . Dias 3 ] Brauner Jura. 8 m Wealden-Formation. & 3] Cault. „ET, Oberer Senon. A, Wettbergei u u BL = SKIZZE der Seognostischen Verhältnilse der UMGEBUNG von HANNOVER. von Herm. (redner. C.Laue lith EEE aut ———l —— —— 7 7 0 F 3 2 Meile. X 4 ” Un. fel ae) Laue li It C 4. ) es.18t 3 Zeitschr.d.deutsch. seol k AH. (redner gex. x S N u N IS] iS NS SS te) = —i N v rn Sr ex m ee u Of u S S [4 Zeitschr. d. deutsch HM. (redner ı LOYOSJOLN-OIAY A9P SEALOg Sop asjn,] um "1019898 PAoN UOA (SSNJ UBIM 5Loll) OTTANVAV MLNON “79818991093 yosmep paypsj1oz, Tafel XM. (Lane lich. Zeitschr. d.deutsch.seol.Ges . 1864. 5 AMEISERERBBSEL SEE RBE SE Ds EEE —__ fafel XI. = rgane iin, Sltrüver gez. CZaue tith NS, Zeitschr. d deutsch seol Ges. 1864 Fig / XI IU27 i echr.d. deutsch. geol.des ‚IS61, Montecchia, I simtenet }; # ‚Abunor I SEEN er TER des.__> Lombardisch-V. eg AT, Königreichs Pie ausgeführt durch den K.K.General - a Stab. a a Maalsstab 1: 86400 3 Meilen, deren. 60 auf Binen Grad. Montebuno Mg f a ne | CLaue lith. . u. ; Be" ®: TR iv . 3 NE Ey f A = en 2 El FB EEE a en u nee P # . “ * gen Dong oo sv Padua . ounybiang a gr n . Höhenmessun * ” ” dr Zul der rs - ... By: h Br. ‘ RE 27 - Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1864. Be ö . © kt £ ir 3 & . p ® “ 1m _ 13 N - Bu . | . zZ . j N . \ . 3 x ‘ | = . ar S Q R x j Ss 2 =, E . si S IS N h R S aN 28 | S ..,. Se R I S R SS R ER gr sg Sw En :e) Sn S SS Se 5 RS SS & RE Sg Se» es Ns 8 SS Ss N SS SE ai 5% PS Eraser N x I RS x ER IR = SS RES 33 S S RN R z NSS SI N D 8 Ex x SS S S S SS S SE» Ss S or S S .: . S S S Se S Ss ANSICHT DER EUGANÄISCHEN BERGE . Lasersänge von Dolerit {D) zwi \ ih - R : ) zwischen Schichten | j von weilsem Merö . ER j nR b ' eräel (N) am Monte Oliveto bei Teolo. ; aufgenommen vom Thurme der Kirche Ss“ Giustina zu Padua . j . \ Die Höhen in Wiener Fuls nach Senoner's,Zusamme ustellung der Höhenmessungen" — .ä „Srom Bar ad nat del \ s . : Pr R . : \ 1 Wiener F-0,9730 Par. I". [3 ” ex * > fr | | ı ' . 4 1 Fe C Laue hth. Tafel XVII. Zeitschr.d. deutsch. Seol.Ges.1864. Entır. 7.geZ.Von Webskir. Re Se ae 235 a Tafel XVIL. (Lane th. chr. d.deutsch. geol. Gos. 1864. IT. Lach Teil Gex.von A. (lrednrer .geol.Ges. 1864. en Zeitschr. d.deuts rer —_ ‚Lseue bth pP Li AH. (rediner: 4 Gex.on Tafel XX. Lane kth, D. g= RN N Zeitschr. d.deutsch.Beol.Ges. 1864. Zeitschr. d.deutsch.geol.Oes. 1864. | Tafel XXI. 7 Lane lfh. HI: 27 ni 3 9088 01357 0668