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Behren-Strasse No. ?7. - 43 rund > ni ? s bp zn dr te METER ER Inhalt. A. Aufsätze. F. Baron Rıcartnoren. Mittheilungen von der Westküste Nord- Amerikas. (Fortsetzung) -... ....'% C. RımmELsBERS. Ueber Tellurwismuthsilber aus Ahen VE ©. RımmeLsgeng. Ueber zwei Meteoreisen aus Mexico C. Rammersperg. Beiträge zur Kenntniss der Constitution Er rerer Silikate. . . ä Wesskv. Ueber Epistilbit und Ge mit ihm vorkomnmändan Zen lithe aus dem Mandelstein vom Finkenhübel bei Glatz in Schlesien: „2.3. 20a HENIEREN Ar GE R4MMELSBERG. Ueber die chemische Constitution der Silikate . F. HeiıpdenHais. Ueber Graptolithen-führende Diluvial-Geschiebe der norddeutschen Ebene. (Hierzu Tafel I). . : .. A. Kunte, Beiträge zur Kenntniss fossiler Korallen. ee “Tafel IH. und: IH.) . J. Rote. ©. SıLvestkı, Ueber die ükanisehen Phädbnieik es Aetna in den Jahren 1863 — 1366, mit besonderer Be- zugnahme auf den Ausbruch von 1865. (Hierzu Tafel IV.)- ZEUSCHNER. Ueber die neuentdeckte Silurformation von Klecza- nöw bei Sandomierz im südlichen Polen . . . ZeEUSCHNER. Geognostische Beschreibung der mittleren devani? schen Schichten zwischen en und un eh bei Nova Slupia . - K. v. SessacH. Ueber die Biaptiön: Bei Methana im dritten Jahrhundert vor Chr. Geb. : Kırı Ausg. Lossen. Metamorphische Schichten aus ee Halko: zoischen Schichtenfolge des Ostharzes. Mit einem Nach- worte über den Serieit . . N R. Rıcnrzr. Das thüringische Schiefatgebigh. (Hierzu die geognostische Karte des thüringischen Schiefergebirges auf Tafel V. und die Profile auf Tafel VI) . R. Rıcuter. Myophorien des er Wellenkalks. (Bier. zu Dafel VE.)-.5. 5 s Heinrich Eck. Die Bokvörsuche, bei Heppens ; ; H. Laspeyres. Ueber Geschiebe mit geborstener Oberfläche - A. v. Groppeck. Ueber die schwarzen oberharzer Gangthon- schiefer . a RE RR ER en TR Her. Crepser. Die vorsilurischen Gebilde der „Oberen Halbinsel von Michigan“ in Nord- Amerika. (Hierzu Tafel VIII. Br ee ee en ae a8 Merle . . . ® 2 Seite 916 C. Rumwzıssers. Ueber die Constitution einiger natürlichen Tantal- und Niobverbindungen. . . . . . “205 ZEUSCHNER. Ueber Belemnites Bzoviensis, eine neue Kr aus dem untersten Oxfordien von Bzow bei Kromolow. (Hierzu 85 Dafel XII Ye € er ‚ZEUSCHNER. Ueber den a Dhonschiäfer: von Dhrzs bei Kielce. (Hierzu Tafel XIV.) . . . ur A». Lasarp, Neue Beiträge zur Geologie Helgolande, (Hierzu PER VI ne . v. Koenen. Ueber die Tortiar vereieiner naeh von Ko Budzak undTraktemirow. (Hierzu Tafel XVL). F. Baron Rıcutuorkn. Le von der Westküste Nord- Amerikas A. SaDEBEcK. Ueber die Krytallformen def Blende. " iieran Tafel XVIL).. . et - A. SaADEBECK. Allermeines Gesetz für teiraödrische Zwilinge bildune) 2 pn en ne Kosmanxn. Eine Pseudomorphose von Bisenoxyahydrat DE Weissbleierz } A. Kunte. Beiträge zur KKeratai fossiler Knien (Hierzu Tafel XVIII. und XIX.). 3 C. RaumeıLsseng. Ueber die Zusammensetzung und ‚die Oral stitution des Axinits E. Becker. Ueber fisch- Er ‚pflanzdaführende "Mergelschieier des Rotbliegenden in der Umgegend von Schönau in Nie- derschlesien u... Wan se Arena AT SE F. Baron Riıcatnuoren. Ueber das Alter der goldführenden Gänge und der von ihnen durchsetzten Gesteine . 4 J. D. Waırsev. Ueber die in Californien und an der West- küste Amerikas PRRrBAUpS vorkommenden Mineralien und Grundstofe ..:.. , Kae > RE Wesskv. Ueber Eiikonlangerik, ein neues Erz . - Wessky. Ueber wasserhellen Granat von Fornnne in Schlesien . . : j - . Rıc#ater. Devonische oteieriungeen in Thüringen, (Hier Tafel’ AX. und’ XXI). 3.980. . Zeuschner. Die Gruppen und Abbelineen 2a polnischen Juras, nach neueren Beobachtungen zusammengestellt. Kosmann. Der Apatit von Offheim und der Kalkwavellit von Dehrn und Ahlbach . . . oo. C. RammeLsperg. Ueber die Isomorphie, von 1 Gadoliit, Datolith und Euklas ae F . B. Briefliche KerWerkiuigen) der Herren Lronarno Prruücker Y Rıco und v. Dückar . der Herren Runge, Nauck und v. Dücker. . . . der Herren Hausmann, v. RIiCHTHOFEN, LaASPEYRES, Dans, Brauns und SCHILLING a a EN. der Herren Rıcuter, ZRUScHnen und Bnauns RE ER, C. Verhandlungen der Gesellschaft. . . 242. 476. 705. S Zeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. es © XXL Band. | 1. Heft. November, December 1868 und Januar 1869. (Hierzu Tafel I — IV.) Berlin, 1869. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). "Behrenstrasse No. 7 sis] u ’ en Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 1.Heft (November, December 1868 und Januar 1869). A, Aufsätze. 1. Mittheilungen von der Westküste Nordamerikas. Von Herrn F. Baron Rıcutnoren ın San Francısco, Cal. I. Die natürliche Gliederung und der innere Zusammenhang der vulkanischen Gesteine. (Fortsetzung.) Ueber den Ursprung der vulkanischen Gesteine. Die Frage nach dem Wesen und Ursprung der Eruptiv- gesteine ist seit den frühesten Zeiten der geologischen Wissen- schaft unter den Gegenständen gewesen, welche besonderes Interesse auf sich gezogen haben. Speculation auf Grundlage unvollständigen Beobachtungsmaterials führte zu Hypothesen, welche jetzt als phantastisch erscheinen, und der Streit zwi- schen den Anhängern verschiedener Doctrinen wurde mit all der Bitterkeit geführt, welche Kämpfe auf geistigem Gebiet kennzeichnet, wenn keine Partei eine feste Grundlage hat, auf die sie ihr System in sicherer Schlussfolge stützen kann. Die stetig wachsende Ausdehnung und Tiefe der geologischen Beobachtung, die zunehmende Gliederung in einzelne Gebiete, auf denen die Geologie mehr und mehr mit anderen Wissen- schaften in Berührung - kommt, der mächtige Aufschwung der Chemie und Physik, von denen die allgemeinen Gesetze her- geleitet werden müssen, durch .deren Führung allein eine in- ductive Schlussfolgerung auf grossen (sebieten der Geologie möglich ist, die Vervollkommnung endlich der im Laboratorium angewendeten Methoden und die dadurch erleichterte experi- mentelle Nachahmung natürlicher Vorgänge haben nach und Zeits. d. D. geol. Ges, XXI. 1. T nach dem Geologen sicherere Grundlagen geliefert. In Folge dieses mannichfaltigen Fortschrittes ist der Geist der Specu- lation, welcher die erste Entwickelungszeit der geologischen Wissenschaft kennzeichnete, in neuerer Zeit in bemerkenswer- them Grade wieder erwacht. Dieselben Fragen vom tiefsten und allgemeinsten Interesse, welche damals den Geist beschäf- tigten, wie diejenigen über die frühe Entwickelungsgeschichte der Erde, über die Art der Entstehung und den Ursprung des Materials von solchen Gesteinen, welche von den Gebilden der gegenwärtigen Zeit abweichen, über die Entstehung und die Gesetze der Verbreitung der Gebirge und über die Grund- gesetze, welche allen Veränderungen auf der Erdoberfläche, wie im Weltall überhaupt, zu Grunde liegen, diese Fragen tre- ten auch jetzt wieder mehr und mehr in den Vordergrund; und wiewohl keine der versuchten Lösungen nicht schon in den Phantasmagorieen früherer Zeit ihr Urbild findet, so hat doch der Geist der inductiven Methode eine von der früheren weit verschiedene, wissenschaftliche Art der Behandlung herbeige- führt. In den letzten zwanzig Jahren insbesondere sind von den Geologen des europäischen Continents, sowie von denen Englands und der Vereinigten Staaten, eine Anzahl von Hypo- . thesen über die angeführten und verwandten Gegenstände auf- gestellt und scharfsinnig vertheidigt worden. Allein trotz der wachsenden Zahl festgestellter Beobachtungen hat sich die Spaltung der Theorieen nur vermehrt und erweitert, und die Literatur der verschiedenen Sprachen scheint darzuthun, dass in jeder derselben sich mehr und mehr eine Anzahl geologi- scher Doctrinen ausbildet, die oft weit von einander abweichen. Der Grund dieser Erscheinung liegt in der Unvollkommenheit und partiellen Gültigkeit der uns zu Gebote stehenden Prä- missen, welche eineverschieden artige Schlussfolgerung erlauben. Unter den Gegenständen der Controverse nimmt die Frage über das Wesen und den Ursprung der Eruptivgesteine eine hervorragende Stellung ein. Alte Theorieen leben unter ver- änderten Formen wieder auf, und neue treten hinzu. Wie in früherer Zeit, so führen auch jetzt die verschiedenen Doctrinen den Ursprung der Eruptivgesteine zum Theil auf diejenigen Tiefen der Erdrinde zurück, welche sich unterhalb der Schale der Sedimentärgebilde befinden, theils wird ihr Sitz in diese selbst verlegt, und selbst ihre Entstehung durch chemische 3 Vorgänge an der Erdoberfläche hat ihre Vertheidiger. In einer Abhandlung, ‘welche die Darstellung des natürlichen Systems eines Theils der Eruptivgesteine und ihres inneren Zusammen- hanges zum Zweck hat, können wir uns einer Betrachtung der Fragen: Was sind die Eruptivgesteine? Was war ihr Sitz, und was ihre Beschaffenheit, ehe sie an ihre gegenwärtige Lager- - stätte gelangten? Durch welche Kräfte wurden sie an letztere befördert? nicht entziehen. Die Lösung dieser Fragen müssen -wir aus der Kenntniss' derselben Wechselbeziehungen erwar- ten, deren Erforschung die Grundlage für das natürliche System bildet, und die im Vorhergehenden bereits darge- “stellten Verhältnisse dürften einige Stützpunkte bieten. Auch hier wiederum haben wir die Erscheinungen der Massenaus- brüche von denen der vulkanischen Thätigkeit getrennt zu halten. Die Betrachtung der ersteren, zu der wir uns zunächst wenden, ist kaum ausführbar, ohne fortdauernd die Beziehun- gen der vulkanischen Gesteine zu der Gesammtelasse der Eruptivgesteine im Auge zu behalten. Die Wichtigkeit des Gegenstandes als erste Grundlage des natürlichen Systems und die Verschiedenheit und geschickte Vertheidigung der herrschen- den Ansichten mögen es rechtfertigen, wenn wir der Frage nach dem Ursprung der Eruptivgesteine mehr Aufmerksamkeit zuwenden, als mit der Beschränktheit des Gegenstandes dieser ‘Arbeit verträglich erscheinen dürfte. Wo man früher allge- meine Behauptungen aufstellte, die, als über allen Zweifel er- haben, sich Geltung verschafften und jetzt als feststehende Doctrinen in Lehrbüchern sich fortpflanzen, werden jetzt Be- weise gesucht, um die Belege neuer und entgegengesetzter Theorieen zu schwächen. Die Kraft und Lebensfähigkeit man- | cher weit von einander abweichender Ansichten beweist, dass den meisten von ihnen Wahrheiten zu Grunde liegen, eine allseitig befriedigende Lösung aber noch fern ist, und dass selbst solche Lehren, die häufig als Axiome angenommen wer- den, einer beständigen Umgestaltung nach dem jeweiligen Fort- schritt der Wissenschaft bedürfen. l. Ursprung der Massenausbrüche. Als Prämissen für weitere Schlüsse mögen wir die zum Theil schon erwähnten Thatsachen setzen: 1) dass alle vulka- nischen, wie überhaupt alle eruptiven Gesteine in Beziehung — 1% auf ihre chemische Zusammensetzung eine einfache, nach dem bekannten Bunsen’schen Zahlengesetz geordnete Reihe bilden, in welcher zugleich das specifische Gewicht im umgekehrten Verhältniss mit der Kieselsäure zunimmt, bei sedimentären aber oder metamorphischen Sedimentgesteinen ein solches Ge- setz nicht erkennbar ist; 2) dass die Reihenfolge, in welcher die vulkanischen Gesteine der verschiedenen Ordnungen zum Ausbruch gelangten, wiewohl anscheinend ohne innere Gesetz- mässigkeit, doch in den entlegensten Gegenden wesentlich die- selbe gewesen ist und auch in untergeordneten Beziehungen (wie die Folge augitischer auf hornblendische Andesite) sich gleichmässig wiederholt; dass das Gesetz selbst für die Auf- einanderfolge mineralisch oder in der Textur verschiedener Modificationen des gleichen chemischen Gemenges gilt (wie Hornblende-Propylit, Hornblende-Andesit und Oligoklas-Tra- chyt), und dass ähnliche Beziehungen sich auch hinsichtlich der Aufeinanderfolge älterer Eruptivgesteine erkennen lassen; 3) dass die Massenausbrüche vulkanischer Gesteine in ausge- dehnten Zonen über die Erdoberfläche vertheilt sind. Aus diesen Thatsachen ergeben sich zunächst zwei allge- meine Schlussfolgerungen, welche deutlich die Richtung be- zeichnen, in der wir nach dem Ursprung der Eruptivgesteine überhaupt zu suchen haben. Die erste bezieht sich auf den ursprünglichen Sitz des Materials. Aus der Gleichartigkeit der chemischen Zusammensetzung “des Materials der Ausbruchs- gesteine in verschiedenen Zeiten und verschiedenen Gegenden geht hervor, dass der ursprüngliche Sitz allenthalben und in allen Perioden ein gleichartiger gewesen ist, während die Gleich- artigkeit der bestimmten Wechselbeziehungen, die sich in jenem Material, unabhängig von Ort und Zeit, erkennen lassen, den Schluss verlangt, dass Wechselbeziehungen ähnlicher Art an dem Ursitz des Materials stattfinden, und dass dieselben gleich- mässig in allen Breiten des Erdballs herrschen muüussen.. Wir dürfen ferner schliessen, dass die verschiedenen Abstufungen in der chemischen Zusammensetzung der Ausbruchsgesteine an der ursprünglichen Lagerstätte in bestimmter und allenthalben gleicher räumlicher Reihenfolge angeordnet sein müssen; denn nur durch gesetzmässige Anordnung im Raum kann die gesetz- mässige Folge in der Zeit der Ausbrüche erklärt werden. Die zweite allgemeine Schlussfolgerung bezieht sich auf die Ursache Pi Ruin 5 und die Art des Ausbruchs. Gleiche Wirkungen setzen im Allgemeinen gleiche Ursachen voraus. Die Aehnlichkeit der den Massenausbruchen der vulkanischen und in der That aller eruptiver Gesteine verbundenen Erscheinungen ist offenbar. Wir dürfen daraus schliessen, dass die Art und die Ursachen ihres Hervorbrechens ebenfalls an verschiedenen Orten ähnlich gewesen sind, und dass die ihnen zu Grunde liegenden Kraft- äusserungen die Folge von Vorgängen sind, welche gleiche Verbreitung mit dem Material der vulkanischen Gesteine, das heisst gleich dem Ursitz allgemeine Verbreitung haben. Die eigenthümliche geographische Vertheilung der gesammten Eruptiv- gesteine in verschiedenen Zeitaltern und die deutliche Abson- derung von Eruptionsperioden, welche von solcher verhältniss- mässiger Ruhe unterbrochen gewesen sind, fuhren jedoch zu der Voraussetzung, dass sich der perpetuirlichen und allgemei- nen Aeusserung jener Kräfte ein Widerstand entgegensetzte und sie auf bestimmte Zeitperioden der grössten Ansammlung von Spannkraft und in ihnen auf gewisse Gegenden des ge- ringsten Widerstandes concentrirte. *) *) Dieser Umstand ist wohl ein bedeutsames Argument gegen die Doctrin, dass die Veränderungen auf der Erdoberfläche zu keiner Zeit verschiedenartig von denen gewesen sind, noch. heftiger als diejenigen, welche jetst vor sich gehen, und dass sie daher nach dem Maass der- jenigen Veränderungen, welche wir gegenwärtig beobachten, bemessen werden müssen, dass aber plötzliche oder durch kurze Epochen in ihrer Intensität gesteigerte Kraftäusserungen und Umgestaltungen nie stattge- ‘ funden haben, und alle Erscheinungen, welche darauf zu deuten scheinen, durch die Länge der geologischen Zeit erklärt werden können, in welcher langsame Vorgänge grossartige Endresultate haben konnten. So geist- reich diese Theorie, welche den geologischen Phantasmagorieen der frü- heren Zeit ein Ziel setzte und so viel zum Fortschritt der Wissenschaft beigetragen hat, vertheidigt worden ist, und so zahlreiche Anhänger sie noch immer hat, bedarf sie doch einer erheblichen Modification, da sie auf Schlüssen beruht, welche eins der wichtigsten Momente, den Wider- stand gegen die Beständigkeit der Kraftäusserungen, unbeachtet lassen, Und doch bietet die Natur im täglichen Leben so zalilreiche Beispiele davon. Durch Jahre und Jahrhunderte sind Solfataren und eine lang- same Hebung seiner ganzen Masse die einzigen Symptome der Thätigkeit des Vulkans. Aber plötzlich und heftig ist sein Ausbruch, der meisten- theils mit allmäliger Abschwächung fortsetzt, bis wieder eine Zeit ver- hältnissmässiger Ruhe folgt. In diesem Fall hat man wohl selten an der ununterbrochenen Fortdauer der Wirkung unterirdischer Kräfte ge- Es kann somit nur durch einen hohen Grad der Gleich- förmigkeit der veranlassenden Umstände über die ganze Erde oder grosse Theile derselben erklärt werden , dass dieselben fünf Ordnungen vulkanischer Gesteine in verschiedenen Ge- genden mit gleichem Gesteinscharakter und in gleicher zeit- licher Reihenfolge auftreten, und dass die angedeutete Harmonie aller mit ihnen verbundenen Erscheinungen über die ganze Erdoberfläche stattfindet, eine Harmonie, welche nur der Nach- klang und die Fortsetzung derjenigen ist, welche sich unter den älteren Eruptivgesteinen beobachten lasst. Zufällige und örtlich beschränkte Umstände mögen die geringeren Verschie- denheiten bewirkt haben, aber die hervorstechenden Zuge im \ zweifelt, und die spasmodischen Ausbrüche werden der plötzlichen Ueber- windung des Widerstandes durch die allmälig angesammelte Kraft, also denselben Vorgängen zugeschrieben, welche wir für die unmessbar grösse- ren Erscheinungen der eruptiven Thätigkeit im Allgemeinen annehmen. Die Ursachen der geologischen Veränderungen und die Gesammtsumme der Kraft, welche ihnen zu Grunde liegt, sind allerdings nahezu, wenn auch nicht ganz, zu allen Zeiten gleich geblieben. Das Maass ihrer Wirkungen aber musste fortdauernden Schwankungen unterliegen. Im Hinblick auf unsere gegenwärtige Aufgabe ist jedoch nicht sowohl die Art dieser Schwankungen als die mit dem Alter der Erde fortschreitende Aenderung in den heftigen Kraftäusserungen oder Paroxismen zu be- rücksichtigen Es erscheint als eine natürliche Voraussetzung, dass zu einer Zeit, als die Erdrinde von geringer Dicke war, das gesammte Maass der Veränderungen durch unterirdische Vorgänge grösser sein musste als später, da mit der Zunahme der Erdrinde an Masse der Widerstand wachsen musste, den sie jenen entgegensetzte. Zu gleicher Zeit müssen die Kraftäusserungen häufig, ihre jedesmalige Intensität aber verhältnissmässig gering und ihre einzelnen Verbreitungsbezirke räumlich beschränkt gewesen sein. "Später jedoch, als die Dicke bedeutend zuge- nommen hatte, musste das Gesammtmaass der Kraftäusserungen abneh- men, da ein grösserer Antheil der Kräfte zur Ueberwindung des grösse- ren Widerstandes verwendet werden musste. Andererseits aber müssen die Unterbrechungen zwischen den einzelnen Paroxismen von längerer Dauer, und daher diese selbst heftiger und grossartiger gewesen sein als früher, zugleich auch von grösserer geographischer Verbreitung, da die Aufspaltung der an Dicke wachsenden Rinde sich über grössere Zonen erstrecken musste. Wenn man die Entwickelung der eruptiven Thätigkeit von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart verfolgt, so ist diese perio- dische Aenderung der unterirdischen Kraftäusserungen unverkennbar, Wir werden im weiteren Verlauf dieser Arbeit Gelegenheit haben, darauf zu verweisen. 7 geologischen Auftreten und der. geographischen Verbreitung können ihnen nicht zugeschrieben werden. Soweit dürften die Schlussfolgerungen volle Berechtigung haben. Aber wenn wir die Ursachen der hier betrachteten Erscheinungen und die Art der die Eruptionen veranlassenden Umstände zu ergründen suchen, so betreten wir das Gebiet der Theorie. Die Prämissen sind für sichere Schlussfolgerungen nicht mehr zureichend, und nur der Grad der Wahrscheinlich- keit kann uns leiten. Von diesem Gesichtspunkt der grössten Wahrscheinlichkeit wollen wir die folgenden Fragen betrach- ten: Was war der ursprüngliche Sitz der Eruptivgesteine? Durch welche Vorgänge wurden die Spalten gebildet, durch welche sie an die Oberfläche gelangten? Durch welche Vor- gänge wurde die Ejection der Gesteine durch die Spalten ver- anlasst? Um zu einer Lösung der ersten Frage zu gelangen, haben _ wir besonderes Gewicht auf die Wechselbeziehungen der Eruptiv- gesteine in Hinsicht auf chemische und mineralische Zusammen- setzung, specifisches Gewicht, Altersfolge, Gleichartigkeit in entlegenen Gegenden und Verbreitung zu legen. Was die Ur- sachen derselben betrifit, so kann bis jetzt keine Hypothese ‘einen gleichen Grad von Wahrscheinlichkeit beanspruchen wie . die von SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN klar ausgesprochene: dass die Massen im Inneren der Erde nach chemischer Zu- sammensetzung und specifischem Gewicht regelmässig ange- ordnet sind; dass letzteres mit der Entfernung von der Erd- oberfläche stetig zunimmt, während die Kieselsaure ebenso allmälig abnimmt; dass die Eruptivgesteine in ihrer von BunsEn bewiesenen gesetzmässigen chemischen Reihung die inneren Masseu der Erde darstellen; und dass dadurch die alte An- nahme ihres ursprünglichen Sitzes unter dem Schauplatz der ausseren Veränderungen, das heisst unter den tiefsten Sedi- mentärgesteinen ihre kräftigste Stütze findet. Diese Hypothese hat für die Fragen, welche uns gegenwärtig beschäftigen, eine grosse Bedeutung; denn sie erklärt, wenn wir sie den vorher ‚angeführten Prämissen hinzufügen, eine Fülle von Erscheinun- gen genügend, für deren Erklärung keine andere Theorie jemals auch nur den Grund zu legen vermochte, Ein Beweis für sie ist allerdings wohl niemals zu erwarten, und die mathematische Begründnng, welche ihr Urheber versucht hat, kann wohl nur dazu beitragen ihre Wahrscheinlichkeit zu vermehren. Aber durch nichts wird sie in gleichem Grade gestärkt, als durch ihre Fähigkeit einen natürlichen Grund für beobachtete That- sachen zu geben. *) Auch eine negative Schlussfolgerung lässt sich zur Stützung der Wahrscheinlichkeit dieser Theorie anführen. Es ist voll- *) B. v. Cotta (Gesteinslehre, 2. Aufl., S. 295) greift diese Theorie an, wiewohl er ihre Bedeutung zugiebt. Den Grund des Angriffs scheint die Annahme zu bilden, dass, wenn das Gesetz richtig wäre, die Ge-. sammtreihe der Eruptivgesteine von den ältesten bis auf die jüngsten Zeiten eine der Zeit nach geordnete, regelmässige chemische Reihenfolge bilden müsste, wovon es zahlreiche Ausnahmen giebt. In der That sind Ausnahmen so häufig, dass sie bei oberflächlicher Betrachtung als die Regel erscheinen möchten. Ich werde indess im weiteren Verlauf dieser Arbeit zu zeigen suchen, dass die Altersfolge, wenn man sie in den Hauptrepräsentanten der Eruptivgesteine betrachtet, mit dem Gesetz über- einstimmt, und dass die verbreiteteren Ausnahmserscheinungen sich aus der Natur der Verhältnisse von selbst erklären und „Hülfshypothesen“ überflüssig machen, ja eine natürliche Folge desselben Gesetzes sind. Corra giebt in der That die Theorie zu, wenn er sagt, dass „die Ge- sammtmasse der Erde für weit basischer gehalten werden mag als der Theil derselben, welcher der Beobachtung zugänglich ist.‘“ Was die Spal- tung der Eruptivgesteine in zwei Reihen, eine basische und eine saure, und die Annahme zweier getrennter Heerde betrifft, so haben sie gewiss auf Island ihre volle Berechtigung; das örtlich beschränkte Verhältniss auf dieser Insel wiederholt sich auf St. Paul und an anderen einzelnen Vulkanen. Die Verallgemeinerung der Annahme jedoch widerspricht allen Beobachtungen wie allen geologischen Vorstellungen und würde die Mehrzahl der die Eruptivgesteine begleitenden Erscheinungen völlig unerklärbar machen. Wie will man zum Beispiel dadurch die grossen Ausbrüche von Andesit erklären in Gegenden, wo ein „saurer Heerd“ keine Spur seiner Existenz hinterlassen hat? Und in der That spielen ja die beiden „normalen“ Mengungen eine untergeordnete Rolle und werden von der endlosen Zahl der Zwischenstufen ganz zurückgestellt. Ist aber die Annahme zweier getrennter Heerde über die vulkanischen Erscheinungen Islands hinaus unnatürlich, so ist die Voraussetzung einer gleichartigen Zusammensetzung der Erde gegen das Innere hin im Wider- spruch mit astronomischer Beobachtung und physikalischen Gesetzen und kann nichts erklären. Allmälige Zunahme des specifischen Gewichts nach dem Mittelpunkt der Erde und eine damit verbundene allmälige Aenderung der chemischen Zusammensetzung, dies scheint die einzige Annahme, welche nicht nur mit anderen erwiesenen Gesetzen in Ueber- einstimmung steht, sondern aus ihnen unmittelbar sich ergiebt, wie sie auch eine Fülle von geologischen Thbatsachen in der natürlichsten Weise erklärt. kommen klar, dass der ursprüngliche Sitz eruptiver Gesteine entweder unterhalb der unteren Grenze der Schale der Sedi- mentgebilde oder oberhalb derselben gewesen sein muss. Während die erstere Annahme eine befriedigende, wenn auch noch vielfach lückenhafte Erklärung der Wechselbeziehungen bietet, welche die Ausbruchsgesteine verbinden, ist es offenbar, dass die zweite Annahme selbst mit Huülfe der willkürlichsten Hypothesen gar keine Erklärung zu geben vermag. Denn wenn jener Ursitz innerhalb der Schale der Sedimentgesteine läge und die Eruptivgesteine aus der Umschmelzung der letz- teren hervorgegangen wären, so müssten sie ıhnen in Bezie- hung auf chemische Zusammensetzung ähnlich sein, das heisst sie mussten in dieser Hinsicht in jeder einzelnen Gegend zwi- schen weiten Grenzen ohne erkennbare Gesetze schwanken, _ und ähnliche, regellose Unterschiede würde ihre Gesammtheit in einer Gegend von der an anderen Orten bieten. Das Be- stehen von Zahlengesetzen in ihrer chemischen Zusammen- setzung schliesst daher die Möglichkeit ihrer Entstehung aus Sedimentgesteinen vollständig aus und erlaubt nur die Annahme, dass sie aus Regionen unterhalb derselben stammen, aus sol- chen Massen, welche die ursprüngliche Zusammensetzung des Erdballs darstellen und aus diesem Grunde ähnliehe Gesetze der chemischen Zusammensetzung und des specifischen Ge- wichts bieten müssen, wie wir sie bei den Ausbruchsgesteinen beobachten. Die zweite Frage, für welche dasselbe Kriterium der gröss- ten Wahrscheinlichkeit anzuwenden ist, betrifft die Ursachen, welche die Bildung der Spalten veranlassten, durch welche die vulkanischen und älteren Ausbruchsgesteine von ihrem tief ge- legenen Sitz empordrangen. Schon längst hat sich bei den Vertheidigern der Theorie des Ursprungs der letzteren aus Regionen unterhalb der Sedimentgebilde die Ansicht festgestellt, dass die Erhebung von Gebirgsketten, die secularen Hebungen und Senkungen, die Ausbrüche von Gesteinen und die Erd- beben von grösserer Verbreitung, überhaupt alle Erscheinun- gen, welche oft mit dem Ausdruck „Vulcanismus* zusammen- gefasst werden, die Folge der allmäligen Contraction der Masse der Erde durch Abkühlung und Erstarrung sind. Allein abge- sehen davon, dass die meisten. dieser Erscheinungen wahr- scheinlich das Resultat von verschiedenen Vorgängen sind, 2 ex | 10 unter denen die Abkühlung der Erde der wichtigste ist, stösst die Theorie auf unüberwindliche Schwierigkeiten, wenn, wie es gewöhnlich geschieht, Contraction allein und ein durch sie verursachtes Zusammenschrumpfen der festen Erdrinde auf dem sich verkleinernden Kern als die leitende Ursache, und die Gebirge als die bei diesem Process an den Grenzen der je- weiligen Senkungsfelder emporgetriebenen Falten, die Eruptiv- gesteine aber als Theile des feurigflüssigen Erdinnern ange- nommen werden, welche durch die Wirkung des Druckes allein in den Spalten emporgetrieben wurden. Diese Schwierigkeiten sind so offenbar, dass ihre ausführliche Entwickelung hier übergangen werden kann. Wir führen nur kurz an, dass die secularen Hebungen und Senkungen ausgedehnter Gebiete inner- halb der historischen Zeit so bedeutend gewesen sind, dass, wenn sie sämmtlich auf Senkungen zurückgeführt, und die He- bungen nur als scheinbar, das heisst durch das Zurückbleiben gewisser Landstriche bei der Senkung benachbarter Gebiete veranlasst angenommen werden, der Halbmesser der Erde sich erheblich mehr verkürzt haben müsste, als mit den Berech- nungen von LAPLACE und FOURIER vereinbar ist; dass das Aus- füllen von Spalten mit Eruptivmassen von unten und das Ueberströmen der letzteren an der Oberfläche durch jene Theorie ebensowenig erklärt werden können als irgend wel- che Gesetzmässigkeit in der Aufeinanderfolge von Eruptivge- steinen von verschiedener Zusammensetzung; dass die Bildung von solchen Spalten, welche sich. nach unten öffnen und allein dem zähflüssigen Material Zugang gestatten würden, in Sen- kungsfeldern, nicht aber in den als blossen Falten betrachteten Gebirgen stattfinden müsste, während doch Hochflächen ganz besonders der Schauplatz der Massenausbrüche, wenigstens der vulkanischen Gesteine gewesen sind; dass endlich die Theorie eine beständig. fortdauernde langsame Senkung des grösseren Theils der Erdrinde erfordern wurde, und die Thatsache, dass Perioden heftiger eruptiver Thätigkeit nach langen Perioden der Ruhe gefolgt sind, mit ihr nicht im Einklang sein wurde. Diese Theorie hat keine Wahrscheinlichkeit für sich. Die Vorgänge unter der Erdrinde können daher nicht bloss in einer fortdauernden Contraction bestehen. Zahlreiche Thatsachen, die wir zum Theil im weiteren Verlauf dieser Arbeit erwäh- nen werden, nöthigen zu der Annahme, dass es Vorgänge giebt, 11 welche der allgemeinen Volumenverminderung entgegenwirken, und dass dieselben Processe dahin streben, eine allmälige An- sammlung von Spannkraft nach aussen unter der Erdrinde zu erzeugen. Die aufmerksame Betrachtung der verschiedenarti- gen Erscheinungen des Vulcanismus führt in der That mit zwingender Nothwendigkeit zu der Annahme, dass mit der langsamen und vollkommenen Krystallisation zähflüssiger Sili- cate unter der festen Erdrinde eine Volumenvermehrung ver- _ bundeu ist.*) Dieser Vorgang ist bereits vor längerer Zeit %) Die Zahl der Stoffe, bei denen eine derartige Volumenvermehrung mit Bestimmtheit nachgewiesen worden ist, ist allerdings gering. Allein dies mag seinen Grund zum Theil in der Unvollkommenheit der Unter- suchungsmethoden haben. Sie sind für wenige Stoffe so einfach wie für Wasser, und wahrscheinlich ist die Zunahme des Volumens bei wenigen so bedeutend wie bei diesem und bei Wismuth. Im Allgemeinen nimmt das Volumen flüssiger Körper bei der Abkühlung ab, und es scheint auch beim Festerwerden noch abzunehmen, wenn keine Gelegenheit zu voll- kommener Krystallisation gegeben ist, aber bei vielen eine Zunahme zu erfahren, wenn die letztere stattfinden kann. Wenn daher ein Körper im festen Zustand ein kleineres Volumen einnimmt als ein flüssiger, so schliesst dies die Möglichkeit nicht aus, dass er im Augenblick der Kry- stallisation sein Volumen vermehrt; denn diese Zunahme mag geringer sein als die vorhergehende Abnahme, Bei denjenigen Silicaten, welche krystallinische Gesteine zusammensetzen, ist die Untersuchung besonders schwierig auszuführen, theils weil die Bestimmung ihres Volumens im zahflüssigen Zustand kaum mit Genauigkeit geschehen kann, theils weil man ihnen nicht hinreichende Zeit zur vollkommenen Krystallisation zu geben vermag. Es giebt jedoch einige Thatsachen, welche nahezu den Werth von Experimenten haben dürften. Wir führen davon nur eine, besonders beachtenswerthe an, welche F. ZınkeL in seinen „Mikroskopi- schen Gesteinsstudien “ (Wien. 1863) mittheilt. Glasporen und Wasser- poren enthalten gewöhnlich jene kleinen, luftleeren Bläschen , die SoaBy und Andere bereits durch die Volumenverminderung der in den Poren eingeschlossenen Substanz bei der Abkühlung erklärt hatten. Oft ist die Glasmasse ganz oder zum Theil krystallinisch geworden, und sie bildet im letzteren Fall eine Steinpore. In denjenigen Bläschen nun, welche zum Theil aus Glas, zum Theil aus steiniger Substanz bestehen, sind die Bläschen selten, und in den vollkommenen Steinporen kommen sie nie- mals vor. In diesem Fall ist also die Thatsache einer Volumenvermeh- rung selbst durch eine unvollkommene Krystallisation vollkommen klar, Dies ist ein Fall, in welchem natürliche Verhältnisse eine subtilere Beob- achtung und Messung gestatten, als sie bei Experimenten über verwandte Gegenstände gewöhnlich ausgeführt werden können, Es braucht kaum erwähnt zu werden, dass die Versuche über die Volumenvermehrung der Gesteine durch Schmelzung, welche Bıscuor und Andere ausgeführt ha- s x » e 2) # # r \ ns “ 1" en, R' 12 als die mögliche Ursache der langsamen Hebungen angedeutet und von C. F. Naumann als ein wahrscheinliches Hauptagens des Vulcanismus überhaupt hervorgehoben worden. Die Abkühlung der Erde wird also mit grosser Wahr- scheinlichkeit die folgenden unmittelbaren Wirkungen hervor- bringen: 1) Zusammenziehung der flüssigen Massen unter der Erdkruste durch Verminderung ihrer Wärme bis zu derjenigen Temperatur, bei welcher unter dem entsprechenden Druck Krystallisation stattfinden kann; 2) Volumenvermehrung durch langsame und vollkommene Krystallisation; 3) Zusammenzie- hung der krystallisirten Massen durch weitere Wärmeabgabe. Es ist allerdings unmöglich, eine klare Vorstellung der Art zu erhalten, in welcher diese verschiedenen Vorgänge nebst an- deren, die wir nicht kennen, zusammenwirken, um einander nicht aufzuheben und die Bewegung der Erdrinde nur nach einer Richtung zur Folge zu haben, sondern jene Verschieden- heit der Vorgänge von Hebung und Senkung und anderer Dis- locationen der Erdrinde hervorzubringen, welche wir beobach- ten. Die Gesammtwirkung ist offenbar verschieden unter ver- schiedenen Theilen der Erdoberfläche und besteht hier in Zu- sammenziehung, welche Senkung und in weiterer Folge Abla- gerung von Sedimenten verursacht, dort in Volumenvermeh- rung, die Hebung und Denudation veranlasst. Wenn man die allmäligen Uebergänge des Aggregatzustandes von dem flüssigen Inneren zu der festen Rinde bei einem Lavastrom in Betracht zieht, so darf man annehmen, dass bei den unmessbar grösse- ren Massen unter der Erdrinde und bei. unmessbar langsamerer Abkühlung und Krystallisation die räumliche Ausdehnung die- ser Uebergangszustände unmessbar gesteigert sein muss. Die- sem Umstand mag es zuzuschreiben sein, dass die Spannkräfte ben, auf die vorliegende Frage nicht anwendbar sind. Zuvörderst mag der geschmolzene Zustand von dem verschieden sein, in welchem sich die Substanz unmittelbar vor der Krystallisation befindet, und der Uebergang von dem einen in den anderen mag mit einer Volumenabnahme verbun- den sein, welche durch die nachfolgende Volumenvermehrung bei der Krystallisation nicht aufgewogen wird. Ferner ist in Betracht zu ziehen, dass die Gesteine unter hohem Druck festgeworden waren, während sie im geschmolzenen Zustand nur dem Druck der Atmosphäre „ ausgesetzt waren. Endlich ist es keineswegs bekannt, ob alles Wasser beim Schmel- zen entweicht, oder nicht. Bleibt ein Theil zurück, so muss seine wahr- scheinliche Wirkung sein, die geschmolzene Masse aufzublähen, 013 ee unter der festen Erdrinde einen Widerstand finden, und die Resultante der entgegenwirkenden Volumenveränderungen sich in verschiedenen Gegenden verschiedenartig und unabhängig kundgeben kann. Dieselben langsam und stetig wirkenden Agentien nun, welche die langsamen Niveauveränderungen verursachen, haben wir auch als die nächste Ursache der zeitweiligen Bildung von Spaltensystemen nach gewissen Gesetzen und damit als die Grundursache der zeitweiligen Ausbruche von Gesteinsmassen aus der Tiefe anzusehen. Bei Betrachtung der Geschichte der Massenausbrüche auf der Erde fanden wir die bestimmte That- sache, dass in der Geschichte jeder Gegend lange Perioden verhältnissmässiger Ruhe durch solche unterbrochen waren, in denen vermittelst der Bildung von nach oben geöffneten Spal- ten eine ausserordentlich heftige eruptive Thätigkeit stattfand. In frühen Zeiten waren diese Vorgänge unabhängig in einzel- nen Gegenden von beschränkter Ausdehnung, und die Perioden der Ruhe waren kurz. Später walteten diese vor, und die Ausbrüche fanden gleichzeitig über weite Landstriche statt (wie in der Zeit des Ausbruchs der permischen und triasischen Porphyre in Europa und der jurassischen Granite in den An- den). Aber der grossartigste dieser paroxysmatischen Vor- gänge, weil der am allgemeinsten und gleichmässigsten uber der Erdrinde verbreitete, war die Wiederaufnahme der erupti- ven Thätigkeit in der ersten Hälfte der Tertiärperiode nach langen Zeiträumen allgemeiner verhältnissmässiger Ruhe. Wo während ‚der letzteren, oder während ihres späteren Theils, langsame Hebung durch Volumenvermehrung stattfand, musste ein ungeheueres Maass von nach aussen gerichteter Spannkraft angesammelt werden. Unter Senkungsfeldern waren die Be- dingungen ganz andere. Die Spannkraft ist in ihnen nach dem Erdinneren gerichtet, und der Widerstand, welcher sich ihrer freien Wirkung entgegensetzt, muss ungefähr gleich der Cohäsion der die Kruste zusammensetzenden Massen weniger deren Gewicht sein. Spalten werden häufig gebildet werden, aber nicht nach der Oberfläche geöffnet sein. Bei‘Hebungs- feldern aber muss der Widerstand gegen die nach aussen ge- richtete Spannkraft ungefähr gleich der Summe von Cohäsion und Gewicht sein. War ein hinreichendes Maass von Kraft angesammelt, um ihn zu überwinden, so musste dies durch 14 Aufspaltung der Kruste an den Stellen des geringsten Wider- ' standes geschehen. Die so gebildeten Spalten würden die feste Erdkruste durchsetzen und nach oben geöffnet sein. Ihre Rich- tung musste wahrscheinlich durch die krystallinische Struetur der Erdkruste bestimmt werden und sich mit der Dicke der- selben ändern, da angenommen werden muss, dass die Rich- tungen der die leichteste Spaltbarkeit bedingenden krystallini- “schen Flächen sich mit der chemischen Zusammensetzung nach der Tiefe ändern. Die Ausdehnung der Spaltensysteme endlich musste in jeder Periode und in jeder Gegend eine Function der Mächtigkeit der festen Kruste und der Ausdehnung der Region sein, über welche sich die nach aussen gerichtete Spannkraft erstreckte. 2 Allein wenn auch die angedeuteten Vorgänge die Grund- bedingung der Gesteinsausbruüche, nämlich die Bildung von Systemen nach oben klaffender Spalten erklären, so vermögen sie doch in keiner Weise eine befriedigende Lösung unserer dritten Frage zu geben, welche die Agentien betrifft, die das Empordringen der Massen selbst aus der Tiefe veranlassten. Hinsichtlich dieser Frage geben die Versuche von DAUuBrREE und die mikroskopische Untersuchung der Textur von Gestei- nen durch SorByY eine bessere Grundlage für Schlussfolgerun- gen, als man je zuvor besessen hat. Es ist eine allgemein _ verbreitete Ansicht gewesen, dass die Oeffnung einer Spalte in die Regionen flüssiger Massen für sich selbst hinreichend sein würde das Aufsteigen derselben nach der Oberfläche zu ver- anlassen. Allein diese Annahme ist nicht im Einklang mit physikalischen Gesetzen. Wenn wir von den phantastischen Theorieen absehen, denen gemäss grosse Theile der Erdkruste eine plötzliche Senkung erfahren und die flüssigen Massen mit Gewalt in die Spalten hineintreiben, so haben wir es noch mit anderen zu thun, nach denen das Gewicht der Kruste die Füllung der Spaten und die Anhäufung der flüssigen Massen an der Erdoberfläche verursachen würden. Wäre die specifi- sche Schwere der festen Rinde grösser als die der darunter befindlichen zähflüssigen Massen, so wäre ein solcher Vorgang nicht unwahrscheinlich, und wir müssten in der That erstaunt sein, dass nicht grosse Theile der Erdoberfläche zu wiederhol- ten Malen von feurigflüssigen Massen überfluthet worden sind, Die Bildung einer festen Kruste wäre dann überhaupt unmög- 15 lich gewesen. Wäre das specifische Gewicht der Kruste und der flüssigen Massen gleich, so wurde es der ungeheuersten Zerberstung der Kruste und Ueberstürzung ihrer Bruchstücke bedürfen, um die flüssige Masse an die Oberfläche gelangen zu lassen. Allein Alles, was wir über den Gegenstand wissen, geht dahin, zu beweisen, dass _das specifische Gewicht mit der Entfernung von der Erdoberfläche nach dem Erdinneren zu- nimmt. Die Annahme der Emportreibung flüssiger Massen in der Tiefe durch Spalten in Folge des Gewichtes der Kruste ist daher die Annahme eines mechanisch unmöglichen Vor- ganges. . Wir gelangen zu keinem befriedigerenden Resultat in Be- treff des vorliegenden Problems, wenn wir, wie wir es im Vorhergehenden thaten, ausser der Oontraction der Erdmasse auch noch das Vorhandensein anderer Kräfte annehmen, welche ihren Ursprung in der Volumenzunahme der zähflussigen Massen unter der Erdrinde durch Krystallisation haben und sich in einer Spannung nach aussen bethätigen. Die durch diese Kraft gebildeten Spalten würden nach der Oberfläche geöffnet, nach der Tiefe aber geschlossen sein. Man kann daher nicht an- nehmen, dass sie, wiewohl die ganze Dicke der festen Erd- kruste durchsetzend, zu Massen hinabreichen wurden, die flüssig genug wären, um in ihnen aufzusteigen. Wenn sie dies aber zu thun vermöchten, so würden sie lange vor ihrer Ankunft an der Erdoberfläche durch Wärmeverlust erstarren. Allein es ist leicht einzusehen, dass sie überhaupt gar nicht in die Spalten eindringen könnten. Denn, wenn unsere Voraussetzung, dass die Silicate unterhalb der Erdkruste durch Krystallisation eine Volumenvermehrung erfahren, richtig ist, so muss die durch die Aufreissung der Spaltensysteme verursachte Verminderung. der Spannkraft eine ausserordentliche Beschleunigung der Kry- stallisation zur Folge haben. Denn da die Erstarrungstempe- ratur von solchen Stoffen, welche bei der Krystallisation eine Volumenzunahme erfahren, durch Druck erniedrigt wird, so müssen vor der Aufspaltung grosse Massen durch die in Folge der Krystallisation benachbarter Massen selbst geschaffene Spannkraft in der Tiefe in zähflussigem Zustand erhalten wor- den sein und nun bei der Verminderung derselben in den festen Zustand übergehen. Es bedürfte aus diesen Gründen der Mitwirkung anderer Agentien, um nicht allein das Aufstei- 16 gen der Massen in den Spalten möglich zu machen, sondern sie auch in jenen eigenthümlichen Aggregatzustand überzufüh- ren, in dem sie sich nach den Beobachtungen von SorBY un- mittelbar vor ihrer Erstarrung an der Oberfläche befunden ha- ben. Diese vermittelnde Rolle muss nach diesen Beobachtun- gen und den Versuchen von DAUBRER dem Wasser zugeschrie- ben werden, dessen Zutritt in die tiefen Theile geöffneter Spalten wir ohnehin als eine nothwendige Folge von deren Bildung voraussetzen mussen. Das Wasser musste die Silicate in der Tiefe in den Zustand „wässriger Schmelzung“ überfuh- ren, den sie bei ihrer Ankunft an der Oberfläche gehabt haben, ‚und in Folge der damit verbundenen Volumenvermehrung An- lass zu Vorgängen von ganz anderer Art geben, als vorherge- gangen waren. Denn die mit der wässrigen Schmelzung ver- bundene Ausdehnung würde eine Bewegung der flüssig gewor- _ denen Massen in der Richtung des geringsten Widerstandes, das heisst aufwärts in der Spalte verursachen und bei hinrei- chend langer Fortdauer würden dieselben an der Oberfläche überfliessen, ohne dass eine andere bewegende Kraft wie die des Dampfes zu Hülfe zu kommen brauchte. Eine solche trei- bende Kraft aber kann von theoretischem Gesichtspunkt nicht angenommen werden. Denn wenn die Berechnung richtig ist, dass der Dampf das Maximum seiner Spannkraft erreicht, wenn er die Dichtigkeit des Wassers hat, welche er bei einem Druck von 8300 Atmosphären erreichen würde, so würde er (nach Berechnung von BETE JukEs das specifische Gewicht der Lava — 3 gesetzt) höchstens eine Lavasäule von 88747 Fuss tragen können. Der Ursitz der Eruptivgesteine muss natürlich als in weit grösserer Tiefe befindlich angenommen werden, und der Dampf konnte daher, wenigstens bei der Emportreibung von grosser zu geringerer Tiefe, nicht thätig sein. 5 Sind diese Betrachtungen richtig, so müssen die Me ausbrüche der Eruptivgesteine als verhältnissmässig ruhige und langsame Vorgänge von langer Dauer angesehen werden, welche kaum von jenen paroxysmatischen Ereignissen begleitet waren, die der vulkanischen Thätigkeit eigenthumlich sind. Allerdings musste das in der Gesteinsmasse enthaltene überhitzte Wasser bei der Verminderung des Druckes in den oberen Regionen zum Theil in den gasförmigen Zustand übergehen und seine expansive Kraft bethätigen. Allein selbst in den zähflüssigsten 17 Massen würde es wegen der Grösse der Oeffnungen kaum eine andere Wirkung hervorbringen als ein fortdauerndes Auf- kochen in ähnlicher Weise,. wie es heutigen Tages in dem Lava-See des Kilanea stattfindet. Wenn man grosse Anhäu- fungen von Eruptivgesteinen betrachtet, wie die Andesitgebirge Ungarns oder das Quarzporphyrplateau von Botzen oder den Granit der Sierra Nevada, so scheinen ihre geologischen Ver- hältnisse eine Bestätigung der durch die Theorie geforderten Vorgänge,zu bieten. Allerdings deuten sie darauf hin, dass der Vorgang des Emporquellens der flüssigen Massen inter- mittirend war und öfters Erstarrungskrusten sich bildeten, die bei erneuertenn Emporquellen durchbrochen wurden. In der letzteren Weise konnten besonders jene mächtigen und unregel- mässigen Anhäufungen von Breccien gebildet werden, wie sie vorzüglich dem Propylit, Andesit und Quarzporphyr eigenthum- lich sind. Die Massenausbrüche, nur eine Folge der durch den mehr oder weniger unterbrochenen Wasserzufluss nach tiefen Regionen geregelten Fortdauer der Volumenvermehrung, schei- nen daher die ruhige Entladung der überschüssigen Masse zu sein, welche in dem gegebenen Raum der Spalte keinen Platz fand. Dass sie, besonders bei der Wiederaufnahme der Ausfluss- thätigkeit nach Perioden der Unterbrechung, von der Bildung seitlicher Spalten, Ausbrüchen von heissen Wassern und Ga- sen und anderen Erscheinungen begleitet waren, ist theoretisch sehr wahrscheinlich und wird durch die grossartigen geologi- schen Anzeichen solcher Vorgange bewiesen. Gehen wir in diesen Schlussfolgerungen auf der Grund- lage der Hypothese von SARTORIUS von WALTERSHAUSEN und der unbewieseneu Annahme der Volumenzunahme der Silicate durch langsame und vollständige Krystallisation noch weiter, so ge- ben sie in der That die Bedingungen zu den hauptsächlichsten Erscheinungen au die Hand, welche wir in Betreff der Aus- bruchserscheinungen. der vulkanischen Gesteine wahrnehmen. Wir wiesen darauf hin, dass die durch den Druck vorher in zahflussigem Zustand erhalten gewesenen Massen in den Um- gebungen des Grundes einer Ausbruchsspalte durch die Ver- minderung des Drucks in beschleunigter Weise in den krystalli- sirten Zustand ubergeführt werden mussen. Dieser Vorgang muss sich mit allmäliger Abnahme der Beschleunigung: auf be- trächtliche seitliche Entfernung von der Spalte, und wenn deren Zeits. d. D. geol, Ges. XXI. 1. 2 18 nie PERS u mehrere vorhanden sind, auf die gesammte Region unterhalb einer Ausbruchszone erstrecken. Wiederum wird die Krystalli- sation. eine Volumenzunahme verursachen und Spannkraft her- vorrufen; denn sie betrifft solche Massen, welche sich im ur- sprunglichen Zustand befinden und keine wässrige Schmelzung erfahren haben, daher auch aus den vorher angeführten Grün- den durch Aufsteigen in den Spalten den Widerstand nicht überwinden können. Ich werde an einer andereu Stelle zu zeigen suchen, inwiefern die mit den Massenausbrüchen ver- bundenen Hebungserscheinungen diesen Vorgang bestätigen, indem sie in ihm ihre Erklärung finden. An dieser Stelle weisen wir nur darauf hin, wie die wachsende Spannung schliess- lich eine Aufspaltung der neu erstarrten Massen bewirken muss. - Ist in der Zwischenzeit das in den Canälen der ersten Epoche aufgestiegene Material wenigstens theilweise in den festen Zu- stand übergegangen, so wird nun ein “neues Spaltensystem innerhalb der Grenzen des früheren geschaffen werden. Diese Spalten der zweiten Epoche müssen in grössere Tiefe hinab- reichen als die der ersten und, indem sie auch dem Wasser Zugang zu tieferen, das heisst basischeren Massen gestatten als in der vorhergehenden Epoche, für dieselben einen Ausweg schaffen. Durch diesen Vorgang oder dessen nochmalige Wie- derholung mag der Heerd, dem die Gesteine entstromen, in verhältnissmässig kurzen Zeiträumen in bedeutende Tiefe ver- legt und dadurch eine grosse aber in Beziehung auf Zusammen- setzung und Aufeinanderfolge geregelte Mannichfaltigkeit unter den Auswurfsproducten eines Spaltensystems hervorgebracht werden. Der Vorgang muss sein Ende erreichen, wenn er nach der Tiefe bis zu Massen vorgeschritten ist, die sich in einem solchen Aggregatzustand befinden, dass Verminderung des Drucks allein keine Krystallisation und daher keine wei- tere Volumenzunahme hervorbringen wurde. Das noch in den Ausbruchsspalten vorhandene Maierial wird nun erstarren und die Verbindung mit der Oberfläche (bis auf die vulkani- schen Canäle) abgeschnitten werden. Der von der Erdrinde gebotene Widerstand wird nun grösser sein, als er vor der ersten Aufspaltung war, und es muss eine abermalige Periode der Ruhe eintreten von längerer Dauer als die vorhergehende. Untersuchen wir nun, in wie weit der hier angedeutete Vorgang eine Erklärung der im vorigen Abschnitt auseinander- gesetzten Wechselbeziehungen von Alter, Zusammensetzung und geographischer Verbreitung der Eruptivgesteine zu geben vermag. Man könnte in der That den Gang der natürlichen Erscheinungen in seinen Grundzüugen a priori aus der Hypo- these von SARTORIUS von WALTERSHAUSEN und der Annahme einer Volumenvermehrung der Silicate bei der Krystallisation ableiten. Es wurde sich zunächst der Schluss ergeben, dass in früher Zeit, als die Erstarrungsrinde und die Schale der Sedimentgebilde nur von geringer Dicke waren, Aufspaltungen und Durchbrüche häufig stattfinden und das Ausbruchsmaterial wesentlich aus den leichten und kieselsäurereichen Gemengen . zunächst der Oberfläche bestehen mussten. Wir dürfen anneh- men, dass die Granite jener frühen Zeiten entweder gar nicht oder nur in sehr beschränktem Maass an der Oberfläche sicht- bar sind. Die uns bekannten Gebilde der azoischen und pa- läaozoischen Perioden stellen jedenfalls einen weit vorgeschritte- nen Zustand in der Entwickelung unseres Planeten dar. Alle hervorstechenden Eigenthümlichkeiten der Eruptivgebilde in die- sen Perioden, wie die Individualisirung einer grossen Anzahl von bestimmt begrenzten, wiewohl oft in einander übergehen- den granitischen Eruptionsgebieten, die Selbstständigkeit eines jeden in Beziehung auf die Stufe, welche seine vorwaltenden Gesteine in der Reihe der chemischen Gemenge darstellen, wie auf den Grad seiner petrographischen Entwickelung und auf den Anfang und die Dauer der Eruptionsperiode, das be- deutende Vorwalten kieselsäurereicher, beinahe zum Ausschluss basischer Gemenge, das beständige Vorkommen der letzteren in der Nachbarschaft von Granit, die relative Vermehrung der- selben in der devonischen Periode — alles Dies sind Erschei- nungen, die sich aus der entwickelten Reihe natürlicher Vor- gänge von selbst ergeben würden. Der Metamorphismus, der in einem frühen Alter der Erde wahrscheinlich allgemein über die Erdoberfläche verbreitet gewesen war, scheint sich in den genannten Perioden auf die Gebiete granitischer Ausbrüche concentrirt zu haben. Wenden wir uns von der paläozoischen Zeit unmittelbar ‚zur Tertiärperiode. Als nach langer Ruhe die Propylite die heftige eruptive Thätigkeit der Tertiärperiode eröffneten, war die Abkühlung der Erde bedeutend vorgeschritten. Massenhafte Anhäufung von Sedimentgesteinen hatte die Dicke der Erdrinde > Al 20 nach aussen vermehrt, und in weit höherem Grade war sie nach innen durch die Krystallisation vorher zähflüssig gewesener Massen angewachsen. Vorzüglich mussten jene kieselsäure- reichen Gemenge von geringem specifischem Gewicht erstarrt sein, welche früher das Material zu den massenhaften Ausbrü- chen quarzhaltiger Gesteine geliefert hatten. Die Grenze zwi- schen Festem und Zähflüssigem (soweit man bei so unendlich allmäligen Uebergängen von einer Grenze sprechen darf) musste in grösserer Tiefe, in der Region specifisch schwererer und kieselsäureärmerer Gemenge sein. Die Gleichartigkeit des Materials der ersten (propylitischen und andesitischen) Aus- brüche in verschiedenen Gegenden deutet darauf hin, dass in den Theilen, welche der Schauplatz eruptiver Thätigkeit wur- . den, das Hinabrücken jener Grenze nahezu gleichmässig vor sich gegangen sein muss. War nun die in der oben angedeu- teten Weise allmälig angewachsene Spannkraft hinreichend, um’ den Widerstand zu überwinden, so konnte ihre Wirkung nicht mehr in der Bildung zahlreicher individualisirter und beschränk- ter Spaltensysteme bestehen, sondern musste sich in der Ent- stehung langgestreckter Spaltungszonen manifestiren, wie wir sie beobachten. Das erste Ausbruchsmaterial aber musste aus grösserer Tiefe kommen, das heisst basischer sein als früher, während in weiterer Folge fernere Aufspaltungen noch basi- scheres Material zu Tage fordern mussten. In der That be- steht die grosse Masse der vulkanischen Gesteine aus Pro- pylit und Andesit in dem ersten, aus Basalt in dem zweiten Abschnitt der Periode. Eine scheinbare Abweichung von der gesetzmässigen Folge findet durch das untergeordnete Hervor- brechen von Trachyt und Rhyolith zwischen diesen zwei Epo- chen statt. Wenn man aber in Betracht zieht, dass jene kiesel- säurereichen Gesteine stets dem Andesit nachfolgten, und be- sonders, dass sie stets in dessen Eruptionscanälen oder in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft aufstiegen, während der Ba- salt zumeist erst in einiger Entfernung und ungleich selbst- ständiger auftritt, so liegt der Schluss nahe, dass Trachyt und Rhyolith unmittelbar von den Ausbrüchen- des Andesits abhän- gen, zu denen des Basalts aber in gar keiner Beziehung stehen. Nach den Hauptausbrüchen des Andesits, als sich neue Vor- gänge in grösserer Tiefe langsam vorbereiteten, die später mit der Aufspaltung bis zur basaltischen Region hinab endeten, z 21 \ j ® scheint der Heerd der eruptiven Thätigkeit aus der andesiti- schen Tiefe allmälig nach höheren Theilen in die Regionen kieselsäurereicherer Gemenge vorgeschritten zu sein. Es fehlt nicht an wahrscheinlichen Bedingungen verschiedener Art, welche eine Schmelzung und den Ausbruch dieser Gemenge aus Spalten veranlassen konnten. Der Umstand, dass Trachyt und Rhyolith einen vorwaltend vulkanischen Ursprung gehabt haben, scheint der Annahme solcher Vorgänge besonders günstig zu sein. Ich werde im weiteren Verlauf auf diesen Gegen- stand zurückkommen. Manche untergeordnete Eigenthümlichkeiten vullamischer Gesteine, welche von den Hauptvorgängen unabhängig sind, bleiben allerdings damit unerklärt. Dahin gehört das Vorkom- men von Nevadit oder von Perlstein an gewissen Orten und ihre Abwesenheit an anderen, das Auftreten von Hornblende- Oligoklas - Gesteinen in der mehrfach erwähnten Modification, die Thatsache, dass dem Basalt selten Gesteine von anderer Zusammensetzung gefolgt sind, in ähnlicher Weise, wie dies bei den Andesiten in so allgemeiner Weise der Fall war.*) Was nun die langen Zeiträume zwischen der granitischen und der vulkanischen Aera betrifft, so gewähren sie das Bild eines allmäligen Ueberganges von der Erscheinungsform in dem ersten Theil der paläozoischen zu der in der Tertiärzeit. Wir mögen die früheren Perioden dieses Zeitraums, in denen allein Ausbrüche von Belang vorgekommen sind, als die porphyrische Aera zusammenfassen, da die porphyrischen Gesteine ganz allgemein derselben ausschliesslich anzugehören scheinen. Das Massenverhältniss der Gesteine der einzelnen Ordnungen in Beziehung auf ihren Kieselsäuregehalt entspricht der angedeu- teten Mittelstellung, da Quarzporphyr, Porphyrit und Melaphyr die leitenden GeSteine sind, und Porphyrit häufig die Ausbrüche eröffnet hat. Auch in geographischer Beziehung, betreffs der Ausdehnung und Vertheilung der Eruptionsgebiete, bieten die Porphyre eine Mittelstellung. Gewöhnlich sind die Ausbrüche an die Nachbarschaft der innerhalb jedes Eruptionsgebietes auf- tretenden Granite gebunden. Die Quarzporphyre erscheinen in der That wie Nachläufer des Granits, einer späteren Zeit an- *) Vielleicht stehen Phonolithe in einer ähnlichen Beziehung als Trabanten zum Basalt, wie Trachyt und Rhyolith zum Andesit. 22. » gehörig, in der die Abkühlung vorgeschritten war. Denn ihre Textur lässt darauf schliessen, dass die Quarzkrystalle zur Zeit der Eruption fertig gebildet in der flüssigen Masse einge- bettet waren. ; Es finden sich Ausnahmserscheinungen von dieser regel- mässigen Entwickelung, besonders in Beziehung auf die Textur, und zwar sind sie fast ausschliesslich der porphyrischen Aera eigen. In der vulkanischen Aera bietet nur der Propylit das Beispiel einer Wiederkehr der Eigenschaften eines alten Gesteins in grossem Maassstab. Mit dieser Ausnahme sind die vulka- nischen Gesteine eigenartig. Selbst die basischen Glieder, die sich bei den drei Reihen am ähnlichsten sind, finden sich ge- wöhnlich wohl charakterisirt und sind bei aufmerksamer Beob- achtung fast nie mit älteren Gesteinen zu verwechseln. In der granitischen Aera, wenn wir ihre Hauptphase mit dem Ende der devonischen Periode abschliessen, finden sich keine be- stimmt nachgewiesenen Spuren des Vorkommens von Gestei- nen mit den äusseren Eigenschaften derjenigen der porphyri- schen und vulkanischen Classen. In der porphyrischen Aera aber sind Ausnahmserscheinungen nicht selten, insofern zuwei- len Gesteine mit granitischer Textur auftreten, die allerdings meistens ganz untergeordnet sind, wie zum Beispiel die den Porphyren Sudtyrols engverbundenen Granite und Syenite von Predazzo und dem Monzoni. Die bedeutendste Ausnahmserscheinung ist das Wieder- auftreten von Granit in den Anden von Nordamerika während der Juraperiode. Das Auffallende besteht jedoch wesentlich in der granitischen Textur der Gesteine. Ihren mineralischen Eigenschaften nach sind sie hornblendereiche Syenitgranite, die wahrscheiulich einen mässigen Kieselsäuregehalt besitzen. Gra- nitite kommen nur ganz untergeordnet in der-Gipfelreihe vor, Als Eruptionsgebiet steht die granitische Region der Anden an Einheit und Ausdehnung den porphyrischen Gebieten von Europa voran, bleibt aber hinter den vulkanischen Eruptions- zonen zurück. In dieser Beziehung also weicht es von den angegebenen Gesetzen planetarischer Entwickelung nicht ab. *) *) Das Vorkommen einer so grossartigen Ausnahmserscheinung weist darauf hin, dass trotz der Gleichartigkeit der Hauptphasen über die ganze Erde doch die Entwickelung des Vulcanismus in einzelnen Tbei- 2. Ursprung der vulkanischen Thätiskeit. Vulkanische Thätigkeit ist den Massenausbrüchen in drei- -facher Weise innig verbunden: in Hinsicht auf die Beschaffen- len der Erdrinde Verschiedenheiten darbietet. So lange indess die Grund- bedingungen der Texturformen unbekannt sind, ist es nutzlos, eine Er- klärung der Unterschiede zu versuchen. Das Hinaufrücken der Chthon- isothermen in einzelnen Gegenden, wo sie vorher schon bedeutend zurück- gewichen waren, mag dasselbe durch vermehrte Auflagerung von Sedi- menten oder durch Ergänzung von Wärme vermittelst Compression bei metamorphischen Vorgängen oder durch andere Ursachen herbeigeführt werden, würde erstarrte Massen wieder in einen zähflüssigen Aggregat- zustand überführen und zu einer Wiederholung früherer Vorgänge An- lass geben können in der Art, wie wir es in den Anden beobachten. Die drei Aeras der granitischen, porphyrischen und vulkanischen Erup- tionen lassen sich in Nordamerika in Beziehung auf die räumliche Ent- wickelung der Eruptionsgebiete und wahrscheinlich auch in Beziehung auf die Zusammensetzung der ausgeworfenen Massen wiedererkennen, und es finden keine wesentlichen Verschiedenheiten betreffs der vulkani- schen, sowie wahrscheinlich wenige betreffs der granitischen Aera statt; aber in der Zwischenzeit waren nicht nur die Ausbruchszeiten, sondern auch die Textur der erstarrten Gesteine von den in Europa beobachteten verschieden, Die hier gegebene Darstellung der Ereignisse in der vulkanischen Acra weist auf eine Zweitheilung der letzteren hin, indem der ersten Hälfte die Propylite und Andesite nebst den AusbrücHhen der den letz- teren accessorischen Trachyte und Rhyolithe, der zweiten die Basalte und Phonolithe angehören würden. Es scheint jedoch, dass das perio- dische Vorschreiten der Aufspaltungen nach der Tiefe in der vulkani- schen Aera häufiger geschehen ist und dass man drei Hauptepochen: 1) die des Propylits (mit Daeit), 2) die des Andesits (mit Trachyt und Rhyolith) und 3) die des Basalts (mit Phonolith) zu unterscheiden haben wird. Darauf deuten insbesondere die Beobachtungen von G. STACHE über den Propylit (,Grünsteintrachyt“ und „Dacit“) in Siebenbürgen -hin, wonach den basischeren Propyliten saurere folgten und dann erst die Andesite ausbrachen. Die Absonderung einer besonderen Epoche der Propylite wird durch ihre Eigenartigkeit in allen Gegenden sowie durch die Thatsache unterstützt, dass sie in jeder Gegend einer besonderen Zeit angehören, ig der die eruptive Thätigkeit sich verhältnissmässig ohne Begleitungserscheinungen geäussert zu haben scheint. Sie dürften mit dem Anfang einer Spaltenbildung zusammenhängen, die erst allmälig die Bedeutung erlangte, welche sie offenbar in der Epoche der Andesite be- sass, da erst die grossartigsten Erscheinungen der vulkanischen Aera ihren Anfang nahmen. Es ist überhaupt wohl zu erwarten, dass man abweichende Modificationen im Gang der Ereignisse in verschiedenen Gegenden finden wird, und dass auch die hier angenommenen allgemeineren heit der ausgeworfenen Gesteine, auf die Zeit ihrer Eröffnung und auf ihre geographische Verbreitung. Basaltvulkane finden sich in Zügen basaltischer Massenausbrüche oder in ihrer un- mittelbaren Nachbarschaft, Andesitvulkane sind ebenso den massenhaften Anhäufungen von Andesit verbunden, und die Trachyt- und Rhyolith-Vulkane münden in der Nähe der Orte, wo ihnen die Masseneruptionen dieser Gesteine selbst oder diejenigen des Andesits einen Weg gebahnt hatten.*) | Eine bestimmte Scheidelinie zwischen den Erscheinungs- formen der Massenausbruche und vulkanischen Thätigkeit lässt sich nicht ziehen, und es lassen sich in den Monumenten der grossartigen vulkanischen Thätigkeit der Vergangenheit Ueber-. gangsstufen zwischen beiden nachweisen. Gewöhnlich aber lässt die Geotektonik einer Anhäufung vulkanischer Gesteine erkennen, welcher von beiden Formen sie’ angehört. Vulkane sind mit einem Auswurfscanal versehen, der den Sitz ihrer Thätigkeit mit der Oberfläche verbindet. Das von ihnen aus- geworfene Material besteht theils aus geschichteten Lagen von Vorgänge nicht überall genau die gleichen gewesen sein werden. Doch bleibt der Parallelismus der Erscheinungen in zwei so entfernten Gegen- den wie Ungarn und Californien eine Thatsache, die uns mit Bewun- derung für das Walten gleichartiger Vorgänge in den verschiedensten Theilen der Erdrinde erfüllen muss. *) Es ist vielleicht dieser Verwandtschaft und räumlichen Verbin- dung zuzuschreiben, dass der Unterschied der beiden Thätigkeitsäusserun- gen gewöhnlich nicht berücksichtigt worden ist, und man versucht hat, beiderlei Erscheinungen von gleichen Vorgängen herzuleiten. Es ist in scharfsinniger Weise dargestellt und als Doetrin aufgestellt worden, dass alle vulkanischen Gesteine in derselben Weise und durch dieselben Vor- gänge ausgeworfen worden sind wie Lava aus Vulkanen, und dass die Länge der geologischen Zeit eine hinreichende Erklärung abgiebt, wie mächtige Gebirge durch die Aufeinanderschichtung unzähliger Lavaströme aufgebaut werden konnten. Wo die alten Kratere nicht sichtbar waren, gab die leichte Zerstörbarkeit ihres Materials ein einfaches und scheinbar gerechtfertigtes Argument für ihre Abwesenheit. Diese Ansicht hat sich um so leichter Eingang und eine allgemeine Anwendung auf die Eruptiv- gesteine früherer Zeiten verschafft, als sie einen Beleg für die Doctrin zu geben schien, dass alle Vorgänge, welche früher auf der Erdober- fläche stattgefunden haben, in Hinsicht auf ihre Art wie auf ihre Inten- sität nach denen bemessen werden müssen, welche in der Jetztzeit beob- achtet werden. Die Einwände gegen diese Doctrin waren der Gegen- stand einer anderen Anmerkung. Sie werden durch den Unterschied zwischen Massenausbrüchen und vulkanischer Thätigkeit bestärkt. Ex 25 Asche und Rapilli, die den Krater selbst aufbauen, theils aus Lavaströmen, welche, wo immer ihre Ausbruchsöffnung sein mag, in nahezu radialer Richtung vom Centrum ausstrahlen und über einander gelagert sind. Am häufigsten ist der Wechsel von beiden Arten von Material. Das Vorwalten einer gerin- gen Neigung aller Flächen, welche ungleiche Substanzen tren- nen oder successive Ablagerung gleicher Stoffe anzeigen, Ho- mogenität des Materials in Richtungen parallel zu diesen Fla- chen, eine Structur endlich der Gebirgsmässe, welche sich durch die strahlenformige Ausbreitung der morphologischen wie der geognostischen Elemente der Gebirgsmasse von einem gemein- samen Centrum auszeichnet — dies sind die Merkmale, durch welche auch erloschene Vulkane oder Fragmente von ihnen unfehlbar erkannt werden können. Das Centrum mag seine Stellung ändern oder sie früher geändert haben, oder es mö- gen mehrere Centren in geringen Unterbrechungen reihenformig angeordnet sein, der wahre Charakter des vulkanischen Aufbaus wird sich doch erkennen lassen. Wo vulkanische Gesteine durch Massenausbrüche an die Oberfläche gelangt sind, besitzen sie ganz andere Merkmale. Sie treten in Zugen auf, in denen die Länge bedeutend über die Breite vorwiegt, und anstatt eines oder mehrerer Mittelpunkte lässt sich eine Mittellinie er- kennen, von der aus alle Elemente im inneren und äusseren Bau ihren Ursprung nehmen. Im inneren Bau lässt sich ein gewisser massiger Charakter der Gesteine erkennen, der theils durch das Vorherrschen der dichteren Abänderungen und theils durch den Umstand herbeigeführt wird, dass Homogenität des Materials sehr ausgedehnt in verticaler Richtung vorwaltet. In den Durchschnitten solcher Gebirgszuge sieht man oft Gesteins- massen, welche in einem verticalen Abstand von Tausenden ‚ von Fussen den gleichen petrographischen Charakter haben und keinerlei horizontale Structur besitzen. Untersucht man die Abhänge derselben Zuge, so kann man Gleichheit des Ge- steinscharakters wesentlich in ihrer Längsrichtung verfolgen, während derselbe grösseren Aenderungen unterworfen zu sein pflegt, wenn man von der Axe nach dem Fusse geht. Die Begrenzungsflächen ungleicher Gesteine sind unter allen Win- keln geneigt und sind oft steil und beinahe senkrecht. Selbst die Breccien sind in dieser Weise gegen die benachbarten com- pacten Gesteine abgegrenzt und bilden unregelmässige Massen, nicht Schichten oder Ströme wie in den Fällen, wo sie das Product vulkanischer Thätigkeit sind. Die durch Massenerup- tionen aufgebauten Ketten haben selbst keine Kratere, wiewohl sie häufig als Grundlage für vulkanische Kegel dienen. "Noch öfter finden sich Vulkane entlang ihren unteren Gehängen oder an ihren Enden, oder sie sind in Reihen angeordnet, welche der Axe der Hauptkette parallel sind, und übertreffen häufig die letztere an Höhe. ' | ‚.. Trotz dieser Unterscheidungsmerkmale giebt es nicht allein Uebergangsstufen zwischen den beiden Formen der Anhäufung des eruptiven Materials, sondern es wird auch unter gewissen Umständen eine Aehnlichkeit in deren Erscheinung herbeige- führt, welche es zuweilen schwierig macht zu entscheiden, was die Entstehungsart irgend einer Anhäufung vulkanischer Ge- steine gewesen ist. Zunächst mag bei dem Ausströmen aus Spalten das Material so dünnflussig gewesen sein, dass es sich in langgedehnten Strömen oder in flachen Lagen ausbreitete. Dies ist offenbar bei Basalt sehr häufig der Fall gewesen. Bei grossen Anhäufungen desselben, seien sie durch Massenaus- brüche oder Vulkane entstanden, lässt sich oft der Unterschied, den die Arten der Eruption in der äusseren und inneren Structur hervorbringen, nicht mehr erkennen. Man findet häufig ausgedehnte Basalttafeln von sehr jugendlicher Entste- hung, in deren Umgebung keine Spur eines Kraters zu sehen ist, selbst wenn Denudation nur in sehr geringem Maassstab stattgefunden hat. In Gegenden wie Oregon oder Ostindien sind Basaltplatten mit fast horizontaler Lagerung in einer Mäch- tigkeit von Tausenden von Fussen über einander geschichtet und erstrecken sich über Hunderte, ja über Tausende von Qua- dratmeilen. Nach dem Wenigen, was über diese Gegenden bekannt- ist, darf man annehmen, dass die Hauptmasse des Basalts in ihnen nicht ein Erzeugniss vulkanischer Thätigkeit ist. Andererseits aber lehren die durch Dana so meisterhaft beschriebenen Verhältnisse auf den Sandwichs-Inseln, dass der Basalt, selbst wenn er auf den engen Raum eines vulkanischen Kraters beschränkt ist, vermöge seiner Dünnflüssigkeit die Wasserdämpfe in ruhigem Aufkochen entweichen lässt und bei seinem periodischen Ausbrechen die Umgebungen des Kraters mit dünnen Lavabänken überzieht. Dieses basische Gemenge ist nicht nur leichter schmelzbar als die kieselsäurereicheren E4 di \ Silicate; sondern es scheint, dass auch die Beimengung über- hitzten Wassers seine Dünnflüssigkeit in höherem Grade ver- mehrt, als bei jenen der Fall. Einen noch grösseren Einfluss aber mussen jene unbekannten Agentien ausüben, welche die Veranlassung geben, dass die Masse mit den besonderen Eigen- schaften des Basalts erstarrt, da doleritische, leucitophyrische und trachydoleritische Laven, die mit Basalt theils gleiche und theils ähnliche Zusammensetzung haben, nie so dunnflussig sind und im Gegentheil meistens sehr zähe Massen bilden. Doch lässt die Thatsache, dass basaltische Aschenkegel vor- kommen, und dass dasselbe Gestein zuweilen massig und ohne erkennbare Horizontalstructur auftritt, darauf schliessen, dass auch bei Basalt die Structur verschieden sein kann, wenn er seine Entstehung verschiedenen Vorgängen verdankt. Andere Beispiele eines Zwischenzustandes der Structur geben die An- desitgebirge in Ungarn, an deren Flanken und Enden Rhyolith und Andesit in Strömen aus Spalten hervorgequollen sind, ohne von Vulkanen abhängig zu sein. Endlich mögen noch jene Fälle Erwähnung finden, wo Massenausbrüche unter Wasser- bedeckung stattgefunden haben, und feinerdige Sedimentärtuffe mit groben Eruptivtuffen wechseln, und zuweilen dieselben massigen Gesteine, aus deren Bruchstücken jene bestehen, in Lagern eingeschaltet sind. Solche Ablagerungen sind oft de- nen der submarinen Vulkane sehr ähnlich. Die Hauptunterschiede zwischen Massenausbrüchen und vulkanischer Thätigkeit beruhen einerseits in dem Umstand, dass erstere auf bestimmte Epochen beschränkt gewesen sind, während die vulkanische Thätigkeit durch lange Perioden fort- dauerte, andererseits in der verschiedenen Tiefe der Quelle ihres Materials unter der Erdoberfläche; von dem letzteren Umstand hängen wahrscheinlich alle kleineren Unterschiede ab. Die Massenausbrüche erhielten ihr Material, wie ich als wahr- scheinlich zu beweisen suchte, aus einer sehr grossen Tiefe. Die Entfernung des Sitzes der vulkanischen Thätigkeit von der Oberfläche scheint zwar innerhalb weiter Grenzen zu schwan- ken, aber im Allgemeinen weit geringer zu sein; wiewohl einige Umstände darauf hindeuten, dass er in allen Fällen unterhalb der tiefsten Sedimentgesteine ist. Die Vulkane kon- nen nach ihrem Vorkommen, wie bereits Prevost, Dana, ScROPE, Hopkıns und Andere zu beweisen gesucht haben, mit 28 dem Erdinneren nicht im Zusammenhang stehen und sind nicht als Sicherheitsventile zu betrachten. Die geringe Tiefe ihres Heerdes wird beinahe zur Gewissheit, wenn man die Kleinheit der Erschütterungskreise der mit ihrer "Ühätigkeit verbundenen Erdbeben mit der grossen Ausdehnung anderer vergleicht, wel- che die Folge von Vorgängen in sehr bedeutender Tiefe sein müssen und einen Zusammenhang mit irgend einem besonde- ren vulkanischen Schlund nicht erkennen lassen. Sie wird noch wahrscheinlicher, wenn man in Betracht zieht, dass be- nachbarte Vulkane nicht nur gleichzeitig verschiedenartige La- ven auswerfen, sondern auch in gewissem Grade unabhängig von einander in ihren Thätigkeitsäusserungen sind. Weitere Schlüsse über den Ursprung der vulkanischen Thätigkeit lassen sich auf die folgenden Thatsachen gründen: 1) Mehrfache Thatsachen deuten darauf hin, dass der Sitz des grössten Theils der vulkanischen Thätigkeit in verhältnissmässig geringer Tiefe ist; 2) alle erloschenen und thätigen Vulkane sind Massenausbrüchen innig verbunden; 3) diese Verbindung ist derartig, dass jeder Vulkan zeitlich wie räumlich mit Massen- ausbruchen entweder solcher Gesteine zusammenhängt, mit wel- chen die Laven wenigstens der ersten Epoche seiner Thätigkeit nahe verwandt oder identisch sind, oder solche, welche nach dem Gesetz der Reihenfolge der Massenausbrüuche demselben Gestein unmittelbar vorhergegangen sein wurden; das heisst trachytische und rhyolithische Vulkane entstanden oft dort, wo nur Andesit vorher vorhanden war, und basaltische, wo Andesit oder Trachyt abgelagert waren; aber nie findet das Umgekehrte statt; keinem basaltischen Vulkan zum Beispiel folgten in seiner Umgebung Massenausbrüche von Trachyt und Andesit; 4) viele von denjenigen Vulkanen, deren Thätigkeit durch lange Zeiträume fortgesetzt hat, haben in Hinsicht auf den Charakter ihrer Laven von Zeit zu Zeit eine Aenderung erfahren, und die in diesem periodischen Wechsel erkennbare Reihenfolge der ausgeworfenen Gesteine ist analog derjenigen der Massenausbruche vulkanischer Gesteine, wiewohl Ausnah- men von dem Gesetz bei Laven nicht selten vorkommen. Aus diesen Thatsachen ergiebt sich zunächst der Schluss, dass Vulkane von Massenausbruchen vollkommen abhängig sind. Der äussere Unterschied zwischen den Erscheinungen, welche beiden verbunden sind, scheint einem Vorgang zu ent- 4 29 sprechen, wodurch isolirte Verbindungscanäle zwischen tiefen und noch mit geschmolzenen Massen angefüllten Theilen der Spalten. und der Erdoberfläche sich aus der continuirlichen Spaltenöffnung eutwickelten. Es ist bemerkt worden, dass Aschenausbrüche in der Regel die letzte Phase der vulkani- schen Thätigkeit bezeichnen. Wir können einen Schritt weiter zurückgehen und sagen, dass vulkanische Thätigkeit die Jetzie Phase der Massenausbrüche ist. Um eine Vorstellung von dem Uebergang von der einen in die andere Form der Thätigkeit zu erhalten, setzen wir voraus, dass eine Spalte von unten ausgefüllt sei, und die . durch lange Zeiträume emporgedrungenen Gesteine allmälig zu Gebirgen über ihr aufgethüurmt seien. Sobald der Ausfluss unterbrochen wird, muss die Erstarrung der in der Spalte ent- haltenen Masse von oben nach unten fortschreiten, unabhängig von der Frage, ob sie nicht gleichzeitig in Folge des Druckes von unten nach oben vor sich gehen würde. Der Fortschritt der Erstarrung muss wegen der wechselnden Weite der Spalte in ungleichem Maasse geschehen. Wir erhalten dadurch die erste Ursache für die Isolirung von Heerden fortgesetzter Thä- tigkeit; denn wenn die Erstarrung, in den Verengerungen der Spalte bereits vollendet ist, werden ihre Erweiterungen noch mit flüssiger Masse angefullt sein, die einer neuen Volumen- vermehrung durch Hinzutreten anderer Umstände fähig ist. Eine zweite Ursache, welche dieselbe Wirkung hervorbringen würde, ist die örtliche Abschliessung des Wasserzutrittes. Einige von seinen Zuführungscanälen würden wahrscheinlich verstopft werden, und das Maass der Bildung neuer an ihrer Stelle würde wahrscheinlich in ungefähr gleichem Maasse mit der Ge- sammtsumme der der Auswurfsthätigkeit in ihren verschiedenen Stadien verbundenen Vorgänge abnehmen. Da der Wasser- ' zufluss, sei er. beständig oder unterbrochen, nächst einer hohen Temperatur die Hauptbedingung zur Unterhaltung vulkanischer Thätigkeit zu sein scheint, so wird seine. Isolirung auf einzelne Stellen einer Spalte die Folge haben, die heisse Masse an denselben länger in flüssigem Zustand zu erhalten als in an- deren Theilen derselben Spalte. Träfe der isolirte Wasser- zufluss auf eine Erweiterung der Spalte, in der die hohe Tem- peratur länger erhalten bleibt als in der Umgebung, so würden beide genannte Ursachen zur Isolirung eines Heerdes fernerer 30 Thätigkeit zusammenwirken. Die Verbindung einer solchen Stelle mit der Oberfläche würde wahrscheinlich fortdauernd offen gehalten werden, indem die flussige Spaltenausfüllung durch fortschreitende Erstarrung zu einem Ausflusscanal von geringer Ausdehnung und schliesslich zu dem engen Verbin- dungscanal mit einem Krater an seiner Mündung verwandelt werden wurde. Hemmungen des Ausflusses durch Erstarrung würden häufiger vorkommen, und so allmälig die Erscheinung eines Massenausbruchs in die eines Vulkans verwandelt werden. Dieses hypothetische Beispiel giebt wahrscheinlich den einfachsten Weg der Entstehung von Vulkanen an. Es findet besonders für diejenigen Anwendung, welche hinsichtlich des Charakters ihrer Laven keine Aenderung erfahren haben und oft erhabene Kegel über Bergrücken bilden, welche aus den gleichen Gesteinen bestehen, aber durch die vorhergegangenen Massenausbrüche entstanden sind. Wir bahen nun eine dritte Ursache der Entstehung vulkanischer Thätigkeit zu betrachten. Sie ist durch den Parallelismus der Vulkanreihen unter sich und mit den Hauptspalten angezeigt. Diese Erscheinung kann nur durch die in der Tiefe stattfindende Abzweigung secundärer Spalten von den letzteren erklärt werden. Ihre Bildung setzt das Vorhandensein eines Widerstandes in der Hauptspalte voraus, wie sie durch die Erstarrung der in ihr eingeschlosse- nen Masse ohne Offenhaltung eines Verbindungsweges der noch flüssigen "Theile in grosser Tiefe mit der Oberfläche ver- ursacht werden wurde. Dieser Vorgang setzt eine Unterbre- chung des Aufsteigens der Massen voraus. _ Dass eine solche stattfinden konnte, ist leicht einzusehen, wenn man in Betracht zieht, dass die flussigen Massen in der Spalte eine fortdauernde Contraction durch Wärmeverlust erleiden mussten, und dass jede durch das Eindringen von Wasser an einzelnen Orten verursachte Volumenvermehrung erst diese allgemeine Vermin- derung des Volumens ausgleichen musste, ehe sie sich in einem Aufsteigen der ganzen Masse kundgeben konute. Dieser zwei- fache Vorgang, welcher wahrscheinlich auch eine der Haupt- ursachen des intermittirenden Charakters vulkanischer Thätig- keit ist, musste in der Spalte ein abwechselndes Auf- und Ab- steigen der flüssigen Massen hervorbringen, und es würde während ihres Rückzuges hinreichende Gelegenheit für das l Fr nn he PER 31 Fortschreiten der Erstarrung von oben bis zur erheblichen Tiefe gegeben gewesen sein. Wenn hierauf durch gewaltsame Störungen ein Wechsel in den unterirdischen Zuständen in der Nähe der Spalte ein- trat, und Ausdehnung in derselben wieder vorzuwalten begann, so musste sich die Spannkraft in den flüssigen Theilen fort- pflanzen und konnte erst an deren oberen Grenzen, als an der Stelle des geringsten Widerstandes, in äussere Arbeit verwan- delt werden und neue Aufspaltungen hervorbringen, die sich in dieser Tiefe von der Hauptspalte nach der Oberfläche abzwei- gen würden. Diese secundären Spalten würden in ihrer Rich- tung theils jener parallel, theils im rechten Winkel gegen sie gerichtet sein. Die flüssige Substanz würde in’ihnen empor- getrieben werden und entweder erst zur Bildung paralleler Anhäufungen durch Massenausbrüche und dann erst zu ihrer Differenzirung zu Vulkanen Anlass geben; oder sie würde, wenn die Aufspaltung nur in einer Reihe kleinerer Risse ge- schah, sich sofort in der Entstehung von Vulkanen kundgeben. Die eruptive Thätigkeit konnte in ihnen noch lange fortdauern, nachdem sie in der Hauptspalte erloschen war, und selbst nachdem die Erstarrung in ihr (mit Ausschluss der Heerde. vulkanischer Thätigkeit) in weit grössere Tiefe vorgerückt war. Die Bildung secundärer Spalten konnte sich in verschie- denen Tiefen wiederholen, und andere, einer dritten Ordnung angehörige, mochten sich von jenen abzweigen., Es würden | sich dadurch unterirdische Anhäufungen flüssiger Massen in verschiedenen Entfernungen unter der Oberfläche bilden mit ähnlicher geregelter Anordnung in der Tiefe, als wir in der _Vertheilung erloschener und thätiger Vulkane an der Oberfläche‘ sehen. Die Wahrscheinlichkeit der Theorie solcher „unterirdi- scher Seen“, wie sie genannt worden sind, wird dadurch er- höht, dass ihre Annahme allerdings in einer sehr verschiedenen Auffassung auch durch Schlussfolgerung von ganz anderen Ge- sichtspunkten aus als nothwendig erwiesen worden ist. Allein nur wenn die Natur und Vertheilung dieser Heerde vulkani- scher Thätigkeit, wie wir es hier versucht haben, von gross- artigeren Vorgängen abhängig gemacht wird, welche mit dem flüssigen Erdinneren und planetarischer Entwickelung in Ver- bindung stehen, kann man die Harmonie erklären, welche in den Erscheinungen einer jeden vulkanischen Gegend oder zwi- 32 schen denen verschiedener Gegenden obwaltet. Nur dann können wir eine Erklärung dafür finden, warum zum Beispiel Basaltvulkane nur in den Zügen basaltischer Masseneruptionen oder auf von ihnen abhängigen Spalten auftreten, und ihre Thätigkeit erst in der basaltischen Epoche begann, nach deren Abschluss ihre grösste Intensität erreichte und sich dann durch weitere Perioden nach und nach abschwächte, meist bis zu völlıgem Erlöschen, und warum ein ähnliches Verhältniss bei Vulkanen anderer Ordnungen stattfindet. Auch lassen sich durch sie leicht jene Abweichungen von der normalen Zusam- mensetzung erklären, welche bei Laven häufig, wiewohl stets in beschränkter Ausdehnung, beobachtet worden sind. Denn es muss, durch die hohe Temperatur der flüssigen Massen und durch die Mitwirkung von Wasser und Druck, ein ausge- dehnter Metamorphismus und häufig eine Umschmelzung des dem Heerd der vulkanischen Thätigkeit benachbarten Gesteins eintreten und die Zusammensetzung eines Theils der Laven beeinflussen. Die beste Erläuterung der hier dargestellten Theorie des Zusammenhanges zwischen Massenausbrüchen und einem grossen - Theil der vulkanischen Thätigkeit wird durch eine Erscheinung geboten, welche an den grösseren unter den thätigen Vulkanen selbst vorkommt. Es ist bekannt, dass den Flanken derselben, ausserhalb des Hauptkraters, oft eine Anzahl kleinerer Kegel schmarotzerhaft aufsitzen. Jeder von ihnen ist aus Asche und Rapilli aufgebaut, hat seinen Krater auf dem Gipfel eingesenkt, entsendet zuweilen einen Lavastrom und bietet in jeder Be- ziehung das Ebenbild des Muttervulkaus im Kleinen dar. Man sucht die Erscheinung durch die Annahme zu erklären, dass Wasser mit noch glühenden Lavamassen im Inneren des Ber- ges zusammenkommt und nach längerer Einwirkung, welche eine fortdauernd wachsende Spannung verursacht, die Berstung der bedeckenden Gesteinsmassen und durch die so gebildete Spalte die Wiederholung desselben Schauspiels im Kleinen ver- anlasst, das der Vulkan bei seinen vorhergehenden Ausbrüchen bot. Wie diese kleinen Schmarotzervulkane in den glühenden Lavamassen wurzeln, so erweisen sich die Vulkane überhaupt durch die Art ihres Vorkommens als Schmarotzer auf den noch nicht erkalteten und durch die molekulare Aufnahme von Wasser flüssig erhaltenen Theilen des Materials vorangegan- 33 gener Massenaushrüche. Diese Entstehungsart der : Vulkane aber ist selbst wiederum im kleinen Maassstabe die Wieder- holung der Art, in welcher Massenausbrüche entstanden sind, insofern Vulkane ein ähnliches Verhältniss zu diesen haben wie diese zu den primitiven Massen, welche den Erdball zu- sammensetzen, und zu denen die Hauptspalten der vulkanischen Zonen hinabreichen. Diese Hauptspalten bilden die grossen Arterien in diesem harmonischen System von einander abhän- giger Erscheinungen. Ihr gemeinsamer Ursprung erklärt die Wiederkehr ähnlicher Erscheinungen, welche wir bei der Be- trachtung verschiedener vulkanischer Zonen wahrnehmen; wäh- rend die verschiedene und gewiss in den meisten Fällen sehr complieirte Art ihrer Verzweigungen gegen die Erdoberfläche, die Natur der durchsetzten Gesteine, die wechselnde Menge und örtliche Veränderung des Wasserzuflusses, die Umstände, ! welche die Tiefe bestimmen, in der die Spannkraft der Wasser- dämpfe zur Wirkung kommen kann, das Verhältniss, in wel- chem solche Stoffe wie Fluor, Chlor und Schwefel zugegen sind, und andere unbekannte Einflüsse hinreichend sind, um die Mannichfaltigkeit der Erscheinungen des Vulkanismus in jeder einzelnen vulkanischen Zone zu erklären. Dazu gehören: die anscheinend verworrene und doch nach gewissen Gesetzen geregelte Art der Vertheilung der ausgeworfenen Gesteine, die Wechselbeziehungen der letzteren in Hinsicht auf ihre Zusam- mensetzung und Textur, das Vorhandensein einer bestimmten Reihenfolge in ihren Ausbrüchen, die Abhängigkeit der vul- kanischen Thätigkeit von Massenausbrüchen, die verschiedene Art der Ablagerung des ausgeworfenen Materials, die Art der Verbreitung von heissen Quellen, Solfataren, Geysern und an- deren pseudovulkanischen Erscheinungen, der Bereich der mit den Erdbeben verbundenen Vorgänge, die eigenthüumlichen Wechselbeziehungen endlich, welche zwischen den auf dem- selben Zuge gelegenen vulkanischen Schlünden beobachtet worden sind. Was jedoch die gegenseitigen Beziehungen yon Vulkanen betrifft, die in verschiedenen Zonen gelegen sind, so sind in dieser Hinsicht Thatsachen beobachtet worden, welche einer Erklärung noch vollständig ermangeln.*) *) Einen Beitrag von hohem Werth zur Erläuterung dieser That- sachen hat Dr. Emir Kıusce in seinem Werk: Ueber den Synchronismus Zeits. d. D.geol. Ges. XXI. 1. 3 34 Die vorhergehenden Betrachtungen geben eine einfache Er- klärung der wahrscheinlichsten Entstehungsweise derjenigen Vulkane, welche hinsichtlich des Charakters ihrer Laven keine Aenderung erfahren haben. Wir haben nun noch jene ver- wickelteren Fälle zu betrachten, in denen derselbe in bestimm- ten Epochen gewechselt hat. Es giebt Vulkane, deren ver- schiedene Thätigkeitsphasen durch die regelmässige Aufeinan- folge von andesitischen, trachytischen und rhyolithischen Laven charakterisirt waren, während schliesslich noch Basalt aus demselben Schlund oder in dessen Nachbarschaft ausgeworfen wurde. Bei anderen Vulcanen ist nur ein Theil dieser Reihen- folge vertreten, indem nur Trachyt, Rhyolith, Basalt, oder nur Andesit und Rhyolith vertreten sind. Da die Aufeinanderfolge der Gesteine dieselbe ist wie bei den Masseneruptionen, so liegt die Vermuthung nahe, dass sie in beiden Fällen densel- ben Ursachen zuzuschreiben ist. Wenn wir annehmen, dass jene Behältnisse mit flüssiger andesitischer Masse, von denen aus die Massenausbruche desselben Gesteins in ihren späteren Stadien unterhalten oder Vulkane gespeist wurden, ihren Sitz in denjenigen Tiefen der Kruste hatten, welche in der Zusam- mensetzung den trachytischen und rhyolithischen Gesteinen ent- sprechen, so ergiebt sich die Erklärung jener Aufeinanderfolge ungezwungen. Denn es muss eine Grenze der Volumenver- mehrung geben, welche die gegebene Masse einer Substanz wie Andesit durch wässerige Schmelzung erfahren kann, und damit auch eine Grenze für ihre Ejection. Die eruptive Thä- tigkeit könnte dann entweder zur Ruhe kommen oder fortsetzen. Da es in hohem Grad unwahrscheinlich ist, dass Wasser an der Zusammensetzung der Massen theilnimmt, welche die Er- starrungsrinde der Erde unter der Schale der Sedimente bilden, so darf man annehmen, dass die Zuleitung von Wasser zu solchen Theilen der Kruste, welche einer mit flüssigen Sub- stanzen von unten erfüllten Spalte und damit einer hohen und Antagonismus von vulkanischen Eruptionen (Leipzig 1863) gegeben. Die Klarheit, mit der die Thatsachen vergleichend zusammengestellt sind, sichert dem Werk ein bleibendes Interesse, wenn wir auch von den darin entwickelten Ansichten über den Ursprung der vulkanischen Thätigkeit, bei denen die wichtigen Ergebnisse des Werkes gar keine Berücksichti- gung finden, vollständig abweichen müssen. 35 Wärmequelle zunächst gelegen sind, eine mächtige Einwirkung auf sie haben muss. Es wird die krystallisirten Massen in den Zustand wässeriger Schmelzung überführen und ihr Vo- lumen vermehren. Aber die den kieselsäurehaltigen Silicat- gesteinen eigenthümliche Zähflüssigkeit würde ihre Eruption erst dann gestatten, wenn die leichtflüssigeren Massen von an- desitischer Zusammensetzung ausgestossen wären. Nehmen wir an, dieser Vorgang an dem abgeschlossenen Heerd der Ausbruchsthätigkeit finde in der Tiefe der dem Trachyt ent- sprechenden Gemenge statt, so wird er sich an der Oberfläche durch die Aufeinanderfolge von Trachyt auf Andesit kundgeben, | und es würden während des Anfangs der trachytischen Epoche noch immer einzelne Massen von Andesit mit empordringen. Würde die Ausbruchsthätigkeit von diesem Platz durch die Verstopfung der Wasserzuführungscanäle abgeschnitten, so könnte es geschehen, dass in höheren Theilen der nur mit flussigem Trachyt erfüllten Spalte ein anderes in der rhyoli- tischen Region gelegenes Behältniss abgesondert werden würde. Die grössere Zähflussigkeit des kieselsäurereicheren Gesteins wurde einen ähnlichen Wechsel wie fruher verursachen, und an der Oberfläche würden rhyolithische auf trachytische Ge- steine folgen, wiewohl anfangs vielleicht noch vielfach alter- nirend. Was endlich die Folge von Basalt auf Rhyolith be- trifft, so weisen wir auf die fruher erwähnten Thatsachen hin, dass die Spalten, durch welche der erstere aufstieg, zu einer viel späteren Zeit gebildet wurden als die des Andesits und nur zum kleinen Theil mit diesen zusammenfallen. Da aber die mit flüssiger Substanz gefüllten und durch Canäle mit der Oberfläche verbundenen unterirdischen Behältnisse in vielen Fällen der Aufspaltung den Weg des geringsten Widerstandes angeben mussten, so ist zu erwarten, dass basaltische Masse, deren Dünnflüssigkeit bekannt ist, in die Behältnisse gelangen würde. Von ihnen nach der Oberfläche würde sie entweder durch die schon vorhandenen Canäle oder durch neue Spalten ansteigen, während die zähflussigen Gemenge in der Tiefe zu- rückbleiben wurden. Es ist leicht zu verstehen , wie weiter- hin Ausflüsse von Rhyolith mit solchen von Basalt wechseln konnten.*) *) In diesem Falle würden in der That zwei benachbarte und doch x 3% Diese theoretischen Vorgänge gelten in gleicher Weise für Massenausbrüche wie für vulkanische Thätigkeit. Diesel- ben können allerdings, in diesen Umrissen dargestellt, die mit beiden. verbundenen verwickelten Erscheinungen nicht in allen Einzelheiten erklären. Aber sie zeigen, dass das Verständniss des Bleibenden und Gesetzmässigen in den Vorgängen des Vuleanismus keine gezwungenen Annahmen nothwendig macht. Jeder der hypothetischen Processe, welche diesen Betrachtun- gen zu Grunde gelegt sind, ist innerhalb des Bereiches derer, welche wir "hinsichtlich desjenigen Theils der vulkanischen Thätigkeit, auf welchen ihre Erscheinungen unmittelbare Schluss- folgerungen gestatten, als wahrscheinlich annehmen müssen. Von der vergleichenden Kenntniss der Vulkane und der allge- meinen Erscheinungen der Ausbruchsthätigkeit auf der Erd- oberfläche haben wir das Verständniss des inneren Zusammen- hanges aller Aeusserungsformen des Vulkanismus zu erwarten. 3. Andere Theorieen über den Ursprung der vul- kanischen Gesteine und der Eruptivgesteine im Allgemeinen. Die verschiedenen Theorieen, welche über den Ursprung der vulkanischen und überhaupt aller massigen krystallinischen geschiedene Heerde von Massen verschiedener Zusammensetzung bestehen, wie sie Bunsen für Island angenommen hat, und wie sie auch in anderen vulkanischen Gegenden zu existiren scheinen, und es mögen Verschmel- zungen vorkommen, die einen Einfluss auf die Zusammensetzung haben. Bei Massenausbrüchen fanden solche Verschmelzungen nur in sehr unter- geordnetem Maasse statt, da bei ihnen schroffere Uebergänge die Regel sind. Man hat die Aufeinanderfolge verschiedener Ausbruchsgesteine aus derselben Spalte durch die Annahme eines Saigerungsprocesses zu erklä- ren gesucht, und es haben sich einige der hervorragendsten Geologen (wie Darwın und Ly£tL) dieser Erklärung angeschlossen. Es wird vor- ausgesetzt, dass in den flüssigen Massen in der Tiefe die schweren Be- standtheile zu Boden sinken, die leichteren nach oben gelangen. Diese müssten dann zuerst ausgeworfen werden, und die schwereren müssten folgen. Die Aufeinanderfolge von Rhyolith auf Trachyt und von Tra- chyt auf Andesit steht mit dieser Erklärungsweise im entschiedenen Wider- spruch. Aber selbst die Folge von- Basalt und Rhyolith bestätigt nicht die Annahme; denn die Aenderung in der Zusammensetzung der Masse von oben nach unten und damit in der der ausgeworfenen Gesteine müsste allmälig sein, und die Aufeinanderfolge von zwei so verschiedenen Gesteinen wie Rhyolith und Basalt könnte nicht erklärt werden. 2 37 - Silieatgesteine, welche wir hier als Eruptivgesteine bezeichnen, ‚aufgestellt worden sind, gehen nach verschiedenen Richtungen _ aus einander. Bei den meisten derselben bleibt die Gesammt- heit der wesentlichen Erscheinungen, welche jene Gesteine bieten, insbesondere die Wechselbeziehungen in ihrer chemischen Zusammensetzung, ihre Wiederkehr mit ähnlichen Eigenschaf- ten in verschiedenen Gegenden und verschiedenen Zeitaltern, die Gesetze ihrer Altersfolge und die Thatsache ihres perio- “ dischen Hervorbrechens‘ nach langen Zeiträumen der Ruhe vollständig unbeachtet, und keine trägt ihnen allen Rechnung. Es lassen sich zwei Classen dieser Theorieen unterscheiden. Die erste umfasst diejenigen, welche den ursprünglichen Sitz der in Rede stehenden Gesteine in die Regionen der Erdrinde unterhalb der tiefsten Sedimentgebilde verlegen, während die zweite Classe diejenigen Theorieen begreift, welche die Quelle derselben Gesteine als in- der äusseren Schale der Sedimente selbst gelegen annehmen. Der ersten Olasse gehören die in den vorhergehenden Seiten entwickelten Deductionen an. An- dere, derselben Olasse angehörige Theorieen haben sich beson- ders in der Form Eingang verschafft, in welcher sie von Buch, HunBoLpr und anderen der hervorragendsten Geologen vertre- ten worden sind. Diese Form ist,.in verschiedenen Abände- rungen bisher in der That die allein herrschende gewesen. Nach ihr wird angenommen, dass die Eruptivgesteine als auf trockenem Wege geschmolzene Massen ausgeworfen wurden, und als der Grund der Erscheinung gilt allein die Oontraction des Erdkernes durch Wärmeverlust. Diese Form der Theorie bietet bei unserer mehr vorgeschrittenen Kenntniss der Natur der Ausbruchsgesteine dıe offenbaren und zum Theil oft her- vorgehobenen Angriffspunkte: dass die Gesteine bei ihrer Erup- tion eine Temperatur besassen, die zu ihrer trockenen Schmel- zung nicht hinreichen würde; dass sie einen Wassergehalt be- sitzen, dem früher fast gar nicht Rechnung getragen wurde; dass der Ausbruch trocken geschmolzener Massen aus grosser Tiefe, insbesondere wenn man seinen Grund nur in Contrac- tion ‚sucht, eine Unmöglichkeit ist, und dass, wenn er möglich wäre, die Massen durch Erstarrung eine andere Textur hätten annehmen müssen, als wir zum Beispiel bei Granit, Diorit und Propylit beobachten; dass endlich, wie‘ wir bereits be- merkten, Contraction der Erdmasse allein in keiner Weise die 38 5 fur die Eruptionen nothwendigen Bedingungen zu geben ver- mag, wie auch die Annahme dieses Vorganges. als einzige Folge der Abkühlung des Planeten auf mancherlei andere Schwierigkeiten stösst. Die erwähnte Theorie hat sich am längsten auf dem europäischen Continente gehalten und wird bekanntlich heute noch vielfach verfochten, ja selbst als Axiom angenommen. Obwohl sie der wahren Natur der Ausbruchs- erscheinungen wahrscheinlich näher kommt als irgend eine der noch zu erwähnenden Theorieen, so sind doch die Grunde gegen ihre Annahme vom jetzigen Stand der Wissenschaft so zahlreich und so offenbar, dass ein weiteres Eingehen darauf nicht nothwendig erscheint. Noch zahlreichere und handgreiflichere Bedenken von rein geologischen Gesichtspunkten bieten sich gegen jene der zwei- ten Klasse angehörigen Theorieen, welche die Entstehung der massigen krystallinischen Silicatgesteine, mit Ausnahme. der unter unseren Augen den Vulkanen entströmenden Laven, nur von dem Metamorphismus sedimentärer Gesteine in situ ab- leiten, indem. sie entweder deren chemische Umwandlung an oder unter der Oberfläche vermittelst: Wassers, das gewisse Substanzen in Lösung enthält, oder das Zusammenwirken von Wasser, Druck und Wärme in der Tiefe als die Agentien an- nehmen. Betrachtet man diese Theorieen bei dem Lichte der- jenigen Beobachtungen, welche sich dem Geologen fortdauernd als Stützen des extrusiven und intrusiven Ursprungs jener Ge- steine darbieten, und berücksichtigt man ausserdem die im Vorhergehenden erörterten Wechselbeziehungen, so müssen die Prämissen, auf denen diese Theorieen beruhen, überaus lucken- haft erscheinen. Die offenbaren Gründe, durch welche sich die bisher ge- nannten Lehren von selbst widerlegen, haben einer anderen Theorie mehr und. mehr Eingang verschafft, die wir kurz als die metamorphische Theorie der Eruptivgesteine bezeichnen mögen, und die sich bis auf Hurrox zurückführen lässt. Sie hat ihre Vertheidiger grösstentheils in England und den Ver- einigten Staaten, greift aber auch in Deutschland und Frank- reich mehr. und mehr um sich. Verdient sie schon aus die- sem Grund eine eingehendere Berücksichtigung, so verlangt auch der Aufwand von Scharfsinn und Logik, der ihr zu Theil geworden ist, sowie die hochgestellten Namen derjenigen, 39 welche zu ihren geschicktesten Vertheidigern gehören, ganz besonders bundiger Argumente, um die Theorie entweder zu widerlegen oder den Grad ihrer Wahrscheinlichkeit zu schwä- chen. Die ursprüngliche Form der Theorie wurde von. Hurron vorgeschlagen, von BABBAGE, HERSCHEL und insbesondere von Lyeın und dessen Schülern weiter ausgebildet. Sie trägt einem Theil der geologischen Beziehungen Rechnung, da sie wenigstens einige Ausbruchsgesteine als solche anerkennt. Da sie jedoch als ihren Ursprung die trockene Umschmelzung von | Sedimentgesteinen annimmt, so mag sie, aus schon genannten | Gründen, übergangen werden. Es bleibt dann jene neuere | Form der metamorphischen Theorie übrig, wonach alle Erup- tivgesteine, welche seit den ältesten Zeiten bis jetzt an die | Oberfläche der Erde gelangt sind, nichts sind als Sedimente, | welche durch die Anhäufung weiterer Ablagerungen über ihnen | in grosse Tiefe unter der Erdoberfläche und dadurch an eine beständige Quelle der Wärme gelangt waren, wo sie mit Hulfe von Wasser und Druck eine Veränderung ihres Zustandes er- litten, die sich. entweder auf Molekulwanderung beschränkt oder bis zur Hervorbringung eines „breiartigen* Aggregatzustan- des fortschritt., Im ersten Falle, nimmt man an, erlitten die Sedimente einfach eine Metamorphose, während sie im zweiten entweder mit gänzlichem Verlust ihrer ursprünglichen Structur in. der Tiefe krystallisirten und „plutonische*, „hypogene“ oder „endogene“ Gesteine bildeten, oder durch Spalten ausgestossen wurden. In diesem Falle wiederum erstarrten sie entweder in den Zufuhrungscanälen als „Trapp‘‘, oder sie gelangten an die Oberfläche als ,„Lava‘“ oder „exogene‘‘ Gesteine. Der Grund der schnellen Verbreitung dieser Theorie ist, dass sie sich auf eine gewisse Anzahl beobachteter geologischer That- sachen und auf die Resultate von Experimenten stützt; dass sie den phys:kalischen Eigenschaften der Gesteine volle Rech- nung trägt und wohl auch, dass sie das Feld der Deductionen nur in solche Tiefen verlegt, von deren natürlichen Bedingun- gen man seltsamer Weise glaubt eine, klarere Vorstellung zu haben als von denen jener grösseren Tiefen unter allen Sedi- mentgebilden, deren Natur uns nur durch einen längeren Weg der Induction verständlich werden kann. | Es wird durch ‚diese Theorie, der -metamorphischen und der eruptiven Thätigkeit ein gemeinsamer Ursprung zugeschrie- ben. _Die unermessliche Wirkung des Metamorphismus ist eine feststehende Thatsache. Allein, während in früherer Zeit eine sehr hohe Temperatur und überhaupt die kräftigsten Agentien als seine nothwendige Voraussetzung angesehen, und deshalb die Speculationen über seine Ausdehnung mit Vorsicht, wenn nieht mit Misstrauen angenommen wurden, ist dieses Verhält- niss seit den glänzenden Versuchen DaAusr£er’s und den Beob- achtungen SorgY’s beinahe in’s Gegentheil umgeschlagen. Sie haben bewiesen, dass die Wirkungen des Wassers unter hohem Druck, wenn sie lange fortdauern, auch bei einer verhältniss- mässig niedrigen Temperatur Aenderungen hervorzubringen vermögen, welche die kühnsten Annahmen früherer Zeit in Schatten stellen. Die Folge ist, dass nun dem Metamorpbis- mus beinahe unbegrenzte Wirkungen zugeschrieben werden. Die gewagteste unter allen ihn betreffenden Annahmen dürfte jedoch die Voraussetzung sein, dass er der Vermittler aller vulkanischen und selbst aller eruptiven Thätigkeit früherer Zeiten gewesen ist. Die Doctrin des Metamorphismus erklärt in befriedigender Weise die Entstehung krystallinischer oder porphyrischer Textur durch Moleküulwanderung in Sediment- gesteinen. Sie macht es wahrscheinlich, dass seine Fortsetzung durch längere Zeit an Orten, wo gewisse, noch nicht genau bekannte Umstände zusammenwirken, selbst die Schmelzung von Gesteinen bei verhältnissmässig niederer Temperatur zur Folge haben kann. Aber sie kann keine Erklärung weder für die Art des Ausbrechens, noch für die Eigenthümlichkeiten in der Natur der Eruptivgesteine geben. Ich will im Folgen- den einige der Einwendungen entwickeln, welche sich gegen den metamorphischen Ursprung der Eruptivgesteine aufdrängen. Der Ausgang der in Rede stehenden Theorie ist das Vor- und Rückschreiten der Chthonisothermen. Ihr Vorschreiten vom Mittelpunkt der Erde hinweg soll dort geschehen, wo Senkung stattfindet, und zum Theil der Entwickelung von Wärme durch die Zusammendrückung und Faltung von Schich- ten im tiefsten Theil der Senkungsmulden zuzuschreiben sein, zum Theil, und in weit allgemeinerer Weise, der Bedeckung der bestehenden Sedimente durch neue Ablagerungen. So wahrscheinlich derartige Wärmeströmungen sind, hat man sich doch veranlasst gesehen , die Senkung selbst ebenfalls durch die beständige Vermehrung des Gewichts vermittelst der fort- dauernden neuen Auflagerungen zu erklären (z. B. James Hau und G. Vose). Wie diese Fuss für Fuss an Mächtigkeit zu- nehmen, so soll die Senkung Fuss für Fuss fortschreiten. Die schliessliche Grenze eines solchen Vorgangs wird nicht ange- geben, und für die Hebung wird gar keine genügende Erklä- rung gegeben. Die Widersprüche, die in der Annahme liegen, und ihre Unnatürlichkeit sind bereits von geschickter Hand dargethan worden. — Es wird dann weiter argumentirt, wie durch das Hinaufrucken der Ohthonisothermen in einer gewissen, nicht bedeutenden Tiefe erst Metamorphismus, dann ein „brei- artiger“ Zustand und schliesslich. Ausbrüche verursacht wer- den würden, ohne dass ein Grund angegeben wird, warum nicht in grösserer Tiefe Alles in „breiartigem“ Zustand sein müsste. Alle Ausbruchsthätigkeit müsste nach dieser Ansicht in Senkungsfeldern stattfinden, und ebenso müssten sich. die Vulkane auf deren Gebiete beschränken. ‚Die Thatsachen sind dieser Annahme nicht günstig. Hinsichtlich der vulkanischen Gesteine wenigstens ist es offenbar, dass ihre Ausbrüche auf den weiten Senkungsfeldern fehlen; ihre Verbreitung; beschränkt sich auf die gebirgigen Ränder der Senkungsfelder, auf Hoch- länder und im Allgemeinen auf solche Gegenden, in welchen vor und während der vulkanischen Aera Hebung vorwaltend gewesen ist. | Es drängt sich hinsichtlich der geographischen Verbrei- tung noch eine andere Betrachtung auf. Da nämlich die. Ver- ‚suche von Daugräüg die stärkste Stütze der 'metamorphischen Theorie sind und aus ihnen bei oberflächlieher Betrachtung hervorzugehen scheint, dass Silicate bei der Gegenwart von Wasser und unter bedeutendem Druck schon bei einer Tem- peratur von geringer Höhe flüssig werden, so. sollten sich sammtliche Gesteine schon in .einer verhältnissmässig sehr geringen Tiefe im Zustand ‘wässriger Schmelzung befinden, vorausgesetzt, dass Wasser sie erfüllt, was allgemein ange- nommen wird. Es ist offenbar, dass dieser flüssige Zustand nicht existirt, da in einer solchen Masse Ebbe und Fluth statt- finden müssten. Es geht daraus hervor, dass der Schluss aus den Dausrer’schen Versuchen, die überdies bei Gegenwart »grösserer Wassermengen angestellt wurden, nicht unmittelbar auf wasserhaltiges festes Gestein in der Tiefe anwendbar ist. Aber in welcher Beschränkung man auch die Annahme der | ; E 42 Umschmelzung von Sedimentgebilden zur Geltung bringt, man kann durch sie in keiner Weise die Gesetze der Vertheilung der Ausbruchserscheinungen nach gewissen Regionen oder Zo- nen erklären und noch weniger die Absonderung gewisser Eruptionsperioden in der Geschichte nicht allein jeder einzel- nen Gegend, sondern des Erdballs überhaupt. Der Schauplatz der Ausbrüche könnte sich zwar periodisch geändert haben, aber die Thätigkeit selbst musste im Allgemeinen perpetuirlich gewesen sein. Diese Einwendungen gegen die metamorphische Theorie des Vulcanismus sind jedoch von geringem Gewicht im Ver- gleich zu einer anderen, welche die chemische Zusammen- setzung der Ausbruchsgesteine betrifft und bereits an einer an- deren Stelle angedeutet wurde. Wenn sie in der That nur umgeschmolzene Sedimente wären, müsste dann nicht ihre che- mische Zusammensetzung ebenso zufällig, verschiedenartig und jedes inneren Gesetzes einer Reihung baar sein, als dies bei den Sedimentgesteinen der Fall ist? Welche Erklärung. könnte man für das Walten eiufacher Zahlengesetze in Betreff der chemischen Zusammensetzung der Eruptivgesteine aller Zonen und Zeitalter finden oder für die in verschiedenen Theilen der Erde gleichartige Reihenfolge, in der die Gesteine der ver- schiedenen Ordnungen in der Tertiärzeit ausgeworfen wurden? Wie den inneren Zusammenhang der vulkanischen mit den älte- ren Ausbruchsgesteinen erklären? Ein natürliches System der Eruptivgesteine wäre dann allerdings eine Chimäre. Dieser wichtige Gesichtspunkt scheint von den Anhängern der Umschmel- zungstheorie ganz übersehen worden zu sein. Die Wechsel- beziehungen der Eruptivgesteine sind gewissermaassen physio- logische Erscheinungen, welche mit dem Organismus und der steten Fortentwickelung des Erdganzen innig zusammenhängen. Ordnung und Gesetzmässigkeit in ihren Eigenschaften und Er- scheinungen zeichnet diese Gesteine aus, während die Mannich- faltigkeit der bedingenden Umstände die Sedimentgesteine jenen gegenüber als das mehr Zufällige und Regellose kennzeichnet. Die Umschmelzungstheorie führt nothwendig zur Annahme eines ewigen Kreislaufs, in welchem Massengesteine aus Se- dimentgebilden hervorgehen und durch Zerstörung in sie zu- rückgewandelt werden. Allein es muss eine Zeit gegeben haben, da noch keine Sedimente existirten, und der Ursprung 43 ihrer jetzigen ungeheueren Masse kann nur in der Zerstörung der ursprünglichen Erstarrungsrinde und solchen Materials ge- sucht werden, das durch die letzteren von unten herauf nach der Oberfläche drang. Das Gesammtvolumen, welches‘ diese beiden Quellen geliefert haben, muss dem Gesammtvolumen der Sedimentgebilde nahezu gleich sein. Diese Betrachtung zeigt, welche über alle Grenzen der Vorstellung erhabene Rolle das periodische Ausbrechen von - Gesteinsmassen aus Regionen unterhalb der tiefsten Sedimentgebilde in der Geschichte des Aufbaues und der Gestaltung der Erdrinde gespielt hat. So stösst die Theorie der Entstehung der Eruptivgesteine durch Metamorpbismus der Sedimentgebilde auf Schwierig- keiten und steht im Widerspruch mit erwiesenen Thatsachen, von welchem Gesichtspunkt immer wir sie betrachten mögen, und der Grad ihrer Wahrscheinlichkeit ist daher äusserst gering. Es bleibt uns nun noch übrig zu untersuchen, wo die Grenze der Anwendbarkeit der hier vertretenen Theorie ist. Es kann kaum noch einem Zweifel unterliegen, dass der ur- sprüngliche Sitz der vulkanischen und porphyrischen Gesteine unterhalb der Sedimente gewesen ist, und mit eben so grosser Sicherheit steht die Mitwirkung des Metamorphismus bei der Bildung gewisser krystallinischer Schiefer fest. Da.aber eine Reihe allmäliger Uebergangsstufen die vulkanischen Gesteine mit den Porphyren, Syeniten, Grauiten und Gneissen verbindet, und eine ähnliche Reihe sich von metamorphischen Schiefern durch Gneiss zum Granit verfolgen lässt, so stehen Granit und Gneiss offenbar hinsichtlich ihrer äusseren Eigenschaften in Verbindung mit Gesteinen, denen wir eine ganz verschiedene Entstehung zuschreiben. Die Grenze der Annahme der beiden verschiedenen Entstehungsarten ist daher von verschiedenen Autoren sehr verschieden gezogen worden. Während Einige allen massigen krystallinischen Silicaten einen metamorphischen Ursprung zuschreiben,, haben Andere ihn nur auf die graniti- schen Gesteine angewendet und den Rest der ersteren als aus dem geschmolzenen Erdinnern stammend betrachtet. Früher wurde dieser Ursprung von Vielen auch für Granit angenom- men; aber jetzt begegnet man fast allgemein der Ansicht, dass wenigstens alle granitischen Gesteine „plutonischen* oder „hy- pogenen* oder „endogenen* Ursprungs, das heisst durch Um- schmelzung anstehender Massen von Sedimentgesteinen und 44 Krystallisation in der Tiefe entstanden seien, und dass sie noch fortdauernd in der Tiefe gebildet werden. Wir können uns bei Erörterung dieser Frage auf die Betrachtung des Gra- nits allein beschränken. Denn was für ihn gilt, kann auf alle granitischen Gesteine übertragen werden. | In Gemässheit mit der in dieser Abhandlung versuchten Darstellung müssen alle jene Gesteine als die wahren Ver- treter der die Erde ursprünglich zusammensetzenden Silicat- gemenge angesehen werden, welche in. Beziehung auf ihre Zusammensetzung dem Buxsen’schen Gesetz untergeordnet sind. Ungeheuere Massen derselben müssen sich jetzt noch an ihrer _ primitiven Lagerstätte befinden, das heisst concentrische Lagen innerhalb des durch Erstarrung aus heissflüssigem Zustand ent- standenen Theils der Erdkruste bilden. Andere. Theile, die im Verhältniss zu jenen verschwindend klein sind und sich von dem ursprünglichen Gemenge durch den Gehalt an zuge- führten und beigemengten Stoffen, wie Wasser, Fluor, Chlor, Schwefel u. s. w., auszeichnen, müssen in den nach der Ober- fläche gerichteten Canälen erstarrt sein, und nur ein ganz geringer Bruchtheil muss durch die an der Oberfläche geöffneten Spal- ten an diese gelangt sein und sich über sie ausgebreitet haben. Die äusseren Theile der Erstarrungskruste endlich oder die unmittelbare Grundlage der durch die äusseren Veränderungen entstandenen “esteine muss aus sehr kieselsäurereichen Gra- niten bestehen, die zum Theil bei dem Niederschlag der ersten Wasser von sehr hoher Temperatur, das in Spalten eindrang und von ihnen aus seitlich wirkte, und unter dem Druck des überlagernden Meeres von Wasserdämpfen ein schiefriges Ge- füge annehmen konnten. Die chemische Zusammensetzung von Granit, Syenit, Dio- rit, Diabas und allen jenen porphyrischen Gesteinen,, welche häufig als plutonisch betrachtet werden, zeigt die durch das Bunsen’sche Gesetz geforderten Verhältnisse. In dieser Hin- sicht also sind sie von sedimentären und metamorpbischen Ge- steinen wesentlich verschieden, und dies sollte genügende Evi- denz sein, dass ihr ursprünglicher Sitz unterhalb der tiefsten Sedimente gewesen ist. Es werden gegen diese Annahme von den Anhängern der plutonischen Theorie des Granits verschiedene Einwendungen erhoben, die wir der Reihe nach betrachten wollen. Es wird e 45 zunächst behauptet, dass Granit nicht die Unterlage ‘der Sedi- mentgesteine bilden könne, weil er die ältesten Formationen häufig überlagere, und in den Fällen, wo er das Liegendste der sichtbaren Gesteine bildet, immer noch Sedimente unter | ihm lagern mögen. Es ist unnöthig, auf eine Besprechung die- ses Einwandes einzugehen. Denn weit davon entfernt, dass die Annahme einer aus Granit bestehenden Kruste sein späte- res Hervorbrechen durch Spalten und Ueberfliessen an der Ober- fläche ausschliesst, sind derartige Vorgänge vielmehr eine noth- wendige Folge derselben. Die wahre Natur des Gesteins, welches die Grundlage der Sedimente bildet, ist natürlich unter denjenigen Gegenständen, für welche wir nur das Kriterium der grössten Wahrscheinlichkeit anwenden können. Die An- nahme einer granitischen Unterlage ist die einzige, welche auf keinerlei Widersprüche stösst und mit allen uns bekannten Vorgängen des Vulcanismus im Einklang ist. Sie bildet den Grundstein für die befriedigende Erklärung des inneren Zu- sammenhanges der Eruptivgesteine. Es wird ferner behauptet, dass Granit nie als wirkliches Ausbruchsgestein, das heisst nach dem Ausströmen aus Spal- ten über die Oberfläche ausgebreitet, vorkomme, sondern stets als unter dem Druck mächtiger überlagernder Gesteinsmassen erstarrtes Gestein angenommen werden müsse. Die „breiartige* Masse möge sich zwar durch Druck in Spalten des Neben- gesteins verzweigt haben, aber an die Oberfläche sei sie nicht gedrungen. Ist es schon an und für sich ein eigenthumlicher Widerspruch, anzunehmen, dass Granit in der Tiefe eingesperrt bleiben musste und es noch heute sein muss, während in spä- terer Zeit gewissen porphyrischen Gesteinen und in heutiger Zeit den vulkanischen Gesteinen der Zutritt an die Oberfläche gestattet wurde, so ist auch das geotectonische Verhalten des Granits jemer Behauptung direct entgegen. Allerdings sind viele Granite, die wir jetzt beobachten, in den Zuführungs- canalen erstarrt, und in manchen Fällen scheint er nicht die Oberfläche erreicht zu haben. Allein gerade die grossartigsten Vorkommnisse dss Granits sind derartig, dass sie nur durch die Annahme erklärt werden können, dass er sich über die zur Zeit seiner Eruption bestehende Oberfläche weiterhin aus- gebreitet habe. Im südlichen Norwegen und,in Canada sind granitische Bedeckungen, tausende von Fussen mächtig, 46 über den steil aufgerichteten Schichten azoischer Schiefer beob- achtet worden, nnd eine ähnliche Ueberlagerung fand G. Rose im Altai. Es sind allerdings gerade diese Fälle als Stütze für die plutonische Theorie benützt worden, auf Grund der Ab- wesenheit sichtbarer Zuführungscanäle des Granits. Allein man kann diese selbst bei Layaströmen und Basaltkuppen nur selten beobachten. Andererseits ist es wohl einleuchtend, dass die von Granit bedeckten Formationen zuerst hätten in einen breiartigen Zustand und massige krystalliuische Gesteine über- geführt werden müssen, da ihre steile Schichtenstellung die Vorgänge des Metamorphismus hätte begünstigen sollen. Wenn man die über hunderte von Quadratmeilen ausgebreiteten Gra- nite der Sierra Nevada sieht, die trotz ihrer jugendlichen Ent- stehung keine Spur von Resten bedeckender Gesteine tragen; wenn man die schalige Structur ihrer Kuppen und die plötz- lichen Unterbrechungen der Stetigkeit der Oberfläche durch Abbrüche und Versenkungen beobachtet, wie man sie sonst nur in kleinem Maassstab bei solchen Gesteinsstromen kennt, deren Erstarrung aus flüssigem Zustand an der Atmosphäre keinem Zweifel unterliegt; wenn man dann die allenthalben vorkommenden ausgedehnten und verzweigten Gänge sieht und die zahllosen eckigen Bruchstücke von Schiefergesteinen, welche der Granit besondees in der Nähe derselben einschliesst, so drängt sich unwiderstehlich die Ueberzeugung auf, dass diese Granite nur durch das Ueberströmen aus Spalten emporge- drungener Massen an ihre jetzige Lagerstätte gelangt sein kön- nen: Und doch sind sie in der Structur nicht im Geringsten von anderen Graniten verschieden. | Die plutonische Theorie des Granits sucht ferner eine Stütze in der Vergesellschaftung des Granits mit metamor- phischen Gesteinen und in dem allmäligen Uebergang in Zu- sammensetzung und Structur, der sich von dem er®teren in die letzteren nachweisen lässt. Dieser Einwand liess sich halten, so lange die Gegner der Theorie als Ursache des Metamor- pbismus allein die Einwirkung der Hitze der granitischen Massen annahmen. Seitdem aber DAuBREE gezeigt hat, wie in den Urzeiten - in Verbindung mit Granit Gneisse gebildet werden konnten, die zum Theil sogar seine Zusammensetzung theilen würden, ‚und wie das Eindringen von Granit in Spalten mit Hülfe von Druck und uüberhitztem Wasser die weitgreifend- 47 sten metamorphischen Vorgänge von derselben Art, wie wir sie in den Gesteinen beobachten, hervorbringen würde, fällt der Einwand weg. Wir müssen in Betracht ziehen, dass die Art des Vorkommens von Granit darauf schliessen lässt, dass er häufig in Spalten eindrang, die an der Oberfläche nicht geöffnet waren. Die fortdauernde Ueberführung neuer Massen am Grund der Spalte in den Zustand wässriger Schmelzung und das Nachdringen derselben in Folge der beständigen Vo- lumenvermehrung mussten in solchen Fällen eigenthümliche Verhältnisse hervorrufen. Druck und Wärme mussten wachsen, die Intensität des Metamorphismus zunehmen und die umgeben- den Massen in einen plastischen Zustand übergeführt werden, während gleichzeitig die Hebung der Oberfläche beschleunigt werden musste, Bei der Erstarrung unter hohem Druck wür- den dann die äusseren Theile des Granits mit schiefrigem Ge- füge krystallisiren, bis durch das Nachlassen der Volumen- vermehrung von unten und durch das Ueberhandnehmen der Volumenverminderung in Folge der Zusammeuziehung der flüssi- gen Masse beim Erkalten die Verhältnisse des Drucks sich ändern und die noch flüssigen Theile zu massigem krystallini- schem Granit erstarren würden. In dieser Weise mag sich die Entstehung mancher der mantelförmig von krystallinischen Schiefern umhüllten Granitkeile und der allmälige Gesteins- übergang erklären. Es bleibt uns nur ein Einwand zu erörtern, welcher sich weniger auf den ursprünglichen Sitz des Granits als auf die Frage bezieht, ob er in gewissen Fällen als ein an der Ober- fläche erstarrtes Ausbruchsgestein angesehen werden darf. Wir betrachteten diese Frage bereits vom geologischen Gesichts- punkt. Die Anhänger der metamorphischen Theorie des Gra- nits leugnen die Haltbarkeit der Annahme, dass dieses Gestein jemals an der Oberfläche erstarrt sein könne, da es einerseits ein ganz verschiedenes Aussehen habe als vulkanische Ge- steine, die orfenbar an der Atmosphäre erstarrt sind, anderer- seits seine Textur den Beweis seiner Erstarrung in der Tiefe gebe. Was den ersten Einwand betrifft, so sollte man nicht Granit mit den vulkanischen Gesteinen im Allgemeinen ver- gleichen, sondern Granit mit Rhyolith, Diorit mit Propylit und Diabas mit Basalt. Thut man dies, so ist die Aehnlichkeit gewisser Typen aus beiden Gesteinsklassen unverkennbar. Diese Aehnlichkeit scheint sich bei der mikroskopischen Unter- suchung noch deutlicher herauszustellen als bei oberflächlicher Betrachtung. FERD. ZırkEL fand*), dass Rhyolith und Quarz- | porphyr sich unter dem Mikroskop nicht unterscheiden lassen, und dass die mikroskopische Textur von rhyolithischem Quarz nicht den geringsten Unterschied von der des granitischen Quarzes bietet. Wasserporen und Glasporen sind in beiden gleichartig und in gleicher Anzahl vorhanden. Was den zwei- ten Einwand betrifft, dass Granit die Anzeichen einer Erstar- rung in der Tiefe an sich trägt, so hat allerdings SOoRBY aus seinen Beobachtungen gefolgert, dass Granit bei einer Tempe- ratur von ungefähr 600 Grad FaHr. und unter einem Druck, der einer Tiefe von 40,000 bis 69,000 Fuss entsprechen würde, erstarrt sein musse. Die Berechnung ist auf Grundlage des Grössenverhältnisses der Wasserporen ‘und des in ihnen ent- haltenen luftleeren Bläschens gemacht, indem angenommen wird, dass das Wasser früher die ganze Pore erfüllte und sich nach dem Festwerden des einschliessenden Gesteins zusammen- gezogen habe. Allein, wie Dausr&E mit Recht bemerkt, sind die Gesetze des hydrostatischen Drucks in derartigen Fällen nicht in derselben Weise anwendbar als in einer durch Spalten frei aufsteigenden Wassersäule; Temperatur und Druck mögen in einer aus zähflüssigem Zustand erstarrenden Masse bis zur Entfernung weniger Fusse von der Oberfläche erhalten wer- den, wie in einem geschlossenen Gefäss. Manche Vorgänge, wie die Krystallisation des Granits, mögen daher unter hohem Druck und doch in geringer Entfernung von der Oberfläche vor sich gegangen sein. Granit ist: nach Allem, was wir da- rüber beobachten können, ungemein zähflüssig gewesen. Er sollte daher wenig Verschiedenheit in der Textur bieten, ob er in Spalten oder an der Oberfläche erstarrt ist. Die äusser- ste Erstarrungsrinde muss allerdings im letzteren Fall ver- schiedene Textur von den darunter befindlichen Massen gehabt haben. Aber das Alter der Granite ist so gross, dass man wohl annehmen darf, dass die äusserste Kruste in allen Fällen durch Denudation langst abgetragen ist. Es ergiebt sich hieraus, dass die Argumente gegen die %) Dr. Fervinanp Zırker, Mikroskopische Gesteinsstudien. Sitzungs- berichte d k Akad. d. Wissensch, zu Wien, Band 47. 1863 49 Annahme, dass der ursprüngliche Sitz der Granite innerhalb der Erstarrungsrinde gewesen ist, sowie für die Annahme seiner Entstehung durch den Metamorphismus von Sediment- gesteinen und seiner ausschliesslichen Krystallisation unter dem Druck mächtiger auflagernder Massen unhaltbar sind. Dennoch müssen wir zugestehen, dass die offenbaren Unter- schiede granitischer und vulkanischer Gesteine ein schwieriges und ungelöstes Problem sind. Die verhältnissmässig schnellere Erstarrung der in kleinerer Masse auftretenden vulkanischen Gesteine mag einer der Gründe dieser Verschiedenheiten sein. Aber sie ist nicht der einzige Grund. Es giebt Unterschiede im Charakter von Gesteinen, welche wir nicht zu erklären vermögen. Es ist vollständig sicher, dass Hornblende -Pro- | pylit an der Oberfläche erstarrt ist, und doch hat er das An- sehen der sogenannten plutonischen Gesteine. Wenn wir in Betracht ziehen, dass gewisse Varietäten von Propylit, Ande- sit und Trachyt nur verschiedene Modificationen derselben Gruppe chemischer Gemenge sind, dass sie sämmtlich inner- halb einer kurzen Periode an der Erdoberfläche erstarrt und doch äusserlich verschieden sind, so können wir uns nicht wundern, dass Rhyolith und Granit, die so weit in der Zeit geschieden sind, noch grössere Unterschiede bieten. Das Stu- dium der vulkanischen Gesteine verspricht viel zum Verständ- niss dieser Erscheinungen beizutragen. Wir sehen dasselbe Silicatgemenge dünnflussig in einem Krater, zähflussig in einem anderen. Dort erstarrt es zu Basalt, hier zu Dolerit oder Leueitophyr. Aehnliche Einflüsse scheinen grössere Unter- schiede in kieselsäurereicheren Gemengen hervorzubringen. Bis wir mit den Ursachen der lithologischen Unterschiede der Eruptivgesteine besser bekannt sind, sollten daher die Beweise für die Art der Entstehung der granitischen Gesteine, allein von seiner chemischen Zusammensetzung, seinem geologischen Auftreten und seinen Wechselbeziehungen mit anderen Gesteinen hergenommen werden, mit deren Entstehungsart wir besser bekannt sind. Zeits.d.D.geol.Ges. XXI], ı. 4 Beziehungen der Verbreitung vulkanischer. Gesteine zur Gestalt der Oberfläche der Erde. Wenn wir die in den vorhergehenden Abschnitten ange- ‚deuteten, auf die Geschichte der eruptiven Thätigkeit bezug- lichen Thatsachen in ihrer Allgemeinheit zusammenfassen, so scheint daraus hervorzugehen, dass diese Geschichte in Be- ziehung auf den Erdball ein harmonisches Ganzes bildet und nur solchen allmäligen Aenderungen in der Gesammtheit der Erscheinungen unterworfen gewesen ist, als mit der fortschrei- tenden physischen Entwickelung der Erde in Folge der all- mäligen Wärmeabgabe nothwendig verbunden sein mussten, während sie in Beziehung auf jeden einzelnen Theil der Erd- oberfläche eine Reihe getrennter Phasen darstellt, welche aber durch Wechselbeziehungen verschiedener Art innig verkettet sind. Es würde eine Aufgabe von hohem Interesse sein, den Einfluss zu erforschen, welchen die Ereignisse dieser Phasen in irgend einer Gegend auf deren inneren Bau und letzte Ge- staltung gehabt haben. Eine Vergleichung der für verschiedene Gegenden gewonnenen Ergebnisse würde zu einer vollständi- - geren Kenntniss der Geschichte des Erdballs führen und eine Grundlage für die Beantwortung vieler der wichtigeren Fragen in denjenigen ‘Theilen der physikalischen Geographie bilden, wo diese Wissenschaft und die Geologie sich durchdringen. An dieser Stelle will ich mich darauf beschränken, jene Ein- wirkungen in Beziehung auf die letzte Phase eruptiver Thätig- keit zu betrachten, die einzige, welche in allen Gegenden nahezu gleichzeitig gewesen ist. Sie bieten der Betrachtung den Vortheil,, dass sie mit Ereignissen der jüngsten Perioden verbunden sind, und dass wir sie daher in klarerem Licht be- trachten können als die Natur und Aufeinanderfolge solcher Begebnisse, welche in entlegenen Perioden stattfanden, und deren Spuren durch die grossartigen Veränderungen, welche seitdem die Erdoberfläche umgestaltet haben, undeutlich und zum Theil verwischt worden sind. Wir haben zu diesem Zweck zunächst die Eigenthumlich- keiten in der Verbreitung vulkanischer Gesteine mehr in ihren Einzelheiten zu betrachten, als wir bisher gethan haben. Es ist häufig hervorgehoben worden, dass die jetzt thätigen Vul- kane vorwaltend entlang den Küsten gegenwärtiger Meere, be- 51 we sonders am Fuss von Gebirgszugen, welche benachbarten Küsten parallel sind, oder entlang Erhebungen aus dem Mee- resgrund auftreten und dann bald untermeerisch bleiben‘, bald in Inselreihen über die Meeresfläche hervorragen. Es scheint, dass Inselvulcane häufig die hocherhobenen Grenzgebirge unter- meerischer Oontinente bezeichnen, wenn wir uns dieses Aus- drucks fur die gewaltigen Umwallungen seichter gegen sehr tiefe Meere bedienen dürfen, wie sie zum Beispiel in den Haupt- ketten der hinterindischen Vulkane existiren. Es ist auch mit Recht Gewicht darauf gelegt worden, dass besondere Zusam- menhäufungen thätiger Vulkane dort vorkommen, wo die schmal auslaufenden Enden zweier Continente sich zu verbinden stre- ben, wie in Central- Amerika, auf.den Aleutischen Inseln und zwischen Neu-Holland und Hinterindien. Der Verbreitung erloschener Vulkane ist bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden. Da sie jedoch ungleich zahlreicher sind als die thä- tigen, und in ausgedehnten Gebieten alle Thätigkeit von Vul- kanen aufgehört hat, so wird erst ihre Hinzuziehung in die Betrachtung ein vollständiges Bild der Vertheilung der vulka- nischen Thätigkeit geben. Ihre allgemeinen Verbreitungsgesetze scheinen zum Theil nicht verschieden von denjenigen zu sein, welche für die thätigen Vulkane gelten. Sie sind deutlich von dem Verlauf der Küstenlinien abhängig gewesen, welche zur Zeit ihrer Thätigkeit existirten und grösstentheils von den jetzigen weit abwichen. Es tritt jedoch bei ihnen die Erschei- nung hinzu, dass zu den grossartigsten Verbreitungsgebieten erloschener Vulkane solche Gegenden gehören, welche zur Zeit ihrer Thätigkeit mit salzhaltigen Binnenseen bedeckt waren und jetzt grosstentheils stark gehobene Hochflächen bilden, auf denen sich noch die Reste jener Salzseen befinden. Zu diesen Vulkanen, welche zum Theil in Entfernungen von über hundert geographischen Meilen von den damaligen Meeren in zahlreichen Gruppen angehäuft waren, gehören insbesondere diejenigen auf dem Plateau zwischen der Sierra Nevada und dem Felsengebirge, in den Staaten und Territorien Idaho, Montana, Utah, Nevada, Californien, Arizona, Neu-Mexico, Colorado (ein zusammenhängendes, intensiv vulkanisches Ge- biet, das wenigstens das vierfache Areal von Deutschland hat), sowie in der mexicanischen Verlängerung dieser Hochfläche; ferner diejenigen der Wüste Gobi, des Thian-Shan, des Hoch- : 4% 52 landes von Persien und Armenien und wahrscheinlich des nordöstlichen Afrikas. Diese Vulkane sind, mit Ausnahme einiger weniger im südlichen Theil des Plateaus von Mexico und einer geringen Zahl anderer, die noch als Solfataren thä- tig sind, sämmtlich erloschen. | Von so grossem Interesse indess auch eine Karte sein würde, auf welcher alle thätigen und erloschenen Vulkane ver- zeichnet wären, so würde sie doch die Verbreitung der grossen Anhäufungen von vulkanischen Gesteinen , welche Massenaus- ‘ brüchen ihre Entstehung verdanken, nur in ihren Grundlinien angeben.*) Da ihre geographische Vertheilung auf geologischen . Karten nur weniger Länder mit Genauigkeit dargelegt ist, so lassen sich ihre Gesetze gegenwärtig nur sehr unvollkommen erkennen. Insoweit ihre Verbreitung diejenige der Vulkane *) Die Anden von Nord- und Süd-America geben davon einen auf- fallenden Beweis. HumpotLpt (Kosmos Bd.,4. S. 516, 547) unterscheidet fünf Vulkangruppen, die durch vulkanleere Strecken getrennt sind. Sie sind folgende: 1) die Vulkangruppe von Mexico, welche zwar 95 Meilen lang ist, aber wegen ihrer ostwestlichen Erstreckung kaum einen Breiten- grad einnimmt. Durch eine vulkanfreie Strecke von 75 Meilen getrennt, folgt 2) die Vulkangruppe von Central-Amerika, welche eine Länge von über 170 Meilen hat und durch eine vulkanleere Strecke von 157 Mei- len von der 118 Meilen langen 3) Gruppe der Vulkane von Neu-Gra- nada und Quito getrennt wird. Es folgt nun der längste vulkanleere Zwischenraum von 240 Meilen, darauf 4) die 105 Meilen lange Gruppe der Vulkane von Peru und Bolivia, darauf wiederum eine vulkanfreie Strecke von 135 Meilen und endlich die längste Vulkanreihe von Ame- rika, diejenige von Chili, mit einer Erstreckung von 242 Meilen, Es ergeben sich daher im Ganzen in dem durch die genannten Gebiete be- griffenen Theil der Anden 635 Meilen als vulkanisches, 697 Meilen als vulkanfreies Gebiet. Eine Karte, auf welcher alle vulkanischen Gesteine der Anden ver- zeichnet wären, würde ein von dem beschriebenen weit verschiedenes Bild geben. Es mag an dieser Stelle genügen, auf die ausgedehnten Lava- felder hinzuweisen, welche Capt. Fırzaov im südlichen Patagonien fand, auf die grosse Verbreitung vulkanischer Gesteine in der Wüste Atacama zwischen den Vulkanreihen von Chile und Bolivia, auf ihr massenhaftes Auftreten im nördlichen Peru (zum Beispiel in der Umgebung von Pasco) zwischen der vierten und dritten der angeführten Vulkanreihen, vor Allem aber auf die grossartige Bedeutung, welche vulkanische Gesteine, von hunderten und wohl tausenden erloschenen Krateren begleitet, als gebirgsbildendes Element in dem gesammten Andesgebirge von Nord- Amerika, von Panama, bis zur Halbinsel Aliaska haben. 53 in sich begreift, zeigt sie alle für die thätigen und erlosche- nen Schlünde erwähnten Eigenthümlichkeiten. Ausserdem aber finden sich jene Gesteine auch auf Gebirgskämmen. In die- sem Fall sind sie nur selten von Vulkanen begleitet. Wenden wir uns von der Betrachtung der geographischen zu derjenigen der geologischen Eigenthümlichkeiten in der Verbreitung vulkanischer Gesteine, so haben wir zunächst die . bereits erwähnten Beziehungen von diesem Gesichtspunkt zu betrachten. Die beiden augenfälligsten Verbreitungsformen, am Fuss von Gebirgsketten und entlang Meeresküsten, sind, in dieser Weise betrachtet, nahezu identisch. Denn die mei- -sten, wenn nicht alle jene Gebirgsketten, deren Flanken oder deren nächste Umgebung sich durch die Anhäufung vulkani- scher Gesteine auszeichnen, waren entweder während der Ter- tiärperiode in der Nachbarschaft von Meereskusten,, oder sie sind es jetzt, oder sie waren es in der Zwischenzeit. Abge- sehen von den thätigen Vulkanen und Anhäufungen durch Massenausbrüche in den Karpathen, am Sudrand der Alpen, am Rand der norddeutschen Ebene, am Abfall des Plateaus von Central-Asien, vom Kaukasus uber den Issikul-See und Baikal-See bis in die Nähe von Peking, in den californischen Küstengebirgen, im Kaskadengebirge im Oregon und zahlreichen anderen Gegenden. Was aber das massenhafte Auftreten vul- kanischer 'Gesteine auf Hochebenen betrifft, so ist ihr Vor- kommen dem erwähnten ganz analog, indem: die in der Ter- tiärzeit sehr ausgebreiteten Salzseeen auf ihnen gleichsam einen Ersatz für die Nachbarschaft des Meeres geboten zu haben scheinen. Da solche Landstriche, welche seit Anfang der Ter- tiärperiode Binnenländer und zugleich von Salzseeen nicht be- deckt gewesen sind, von Ausbrüchen frei geblieben sind, so ist der Einfluss unverkennbar, den die Gegenwart grosser Massen von Salzwasser auf den Anfang und die Hauptphasen der eruptiven Thätigkeit gehabt hat, wenn auch die späteren Phasen der vulkanischen Ausbrüche häufig durch süsses Wasser unterhalten worden sein mögen. Die Beziehungen der Verbreitung vulkanischer zu derjeni- gen der granitischen und porphyrischen Gesteine wurden be- reits an einer anderen Stelle erwähnt. Es giebt kaum eine durch Anhäufung vulkanischer Gesteine ausgezeichnete Gegend, wo sich nicht das vorherige Ausbrechen entweder nur grani- * tischer oder granitischer und porphyrischer Gesteine nachwei- sen lässt, vorausgesetzt, dass Beobachtungen in dieser Rich- tung überhaupt ausführbar sind. Da sich jedoch die eruptive Thätigkeit der vulkanischen Aera weit über die porphyrischen Gebiete hinaus erstreckt hat, andererseits aber einige porphy- rische Regionen und zahlreiche bekannte Granitgebiete und wahrscheinlich eine weit grössere Zahl anderer, welche der Beobachtung nicht zugänglich sind, ausserhalb der vulkanischen Zonen gelegen sind, so scheint es, dass der Einfluss alter Eruptionscanäle kein ursächlich bestimmender gewesen ist, sondern dass dieselben nur die Richtung bezeichnet haben, in welcher die durch Vorgänge besonderer Art entwickelten Kraft- äusserungen dem geringsten Widerstand begegneten» Endlich haben wir noch des vorwaltenden Vorkommens vulkanischer Gesteine innerhalb und in der unmittelbaren Nach- barschaft solcher Gegenden zu erwähnen, wo ältere Formatio- nen in hohem Grad in ihrer Lagerung gestört und ihre Schich- ten in steile Stellung gebracht und einem ausgedehnten Meta- morphismus unterworfen gewesen waren. Dies rechtfertigt jedoch in keiner Weise den Schluss, dass das Vorhandensein metamorphischer Schichten bestimmend für den Ausbruch war. Denn nicht nur sind Schweden und Norwegen, die Appalachi- schen Gebirge und andere Gegenden, wo ein durchgreifender Metamorphismus in alten Zeiten stattgefunden hatte, vollstän- dig frei von Vulkanen geblieben, sondern auch solche Gebirge, welche sich durch einen sehr jugendlichen Metamorphismus ausgezeichnet haben, sind grossentheils nur in sehr geringem Maass selbst der Schauplatz eruptiver Thätigkeit in der vulka- nischen Aera gewesen. Dies ist besonders auffallend bei so hervorragenden Gebirgen wie die Alpen, der Himalaya und . die Pyrenäen. Die beiden zuletzt genannten Beziehungen, beide offenbar und doch von untergeordneter Bedeutung, sind nahezu iden- tisch, da alle Gegenden, in denen ein ausgebreiteter Metamor- phismus stattgefunden hat, durch das Auftreten von Granit und zuweilen durch das Hinzukommen von Porphyren ausge- zeichnet gewesen sind. Es ist jedoch wohl zu bemerken, dass die Lagerungsform des Granits einige Beziehung zu dem Vor- kommen oder Fehlen vulkanischer Gesteine zu haben scheint, Denn die eruptive Thätigkeit in der Tertiärperiode scheint var a wesentlich auf einen Theil jener Gegenden beschränkt gewesen zu sein, wo Granit den unzweifelhaften Charakter eines. Aus- bruchsgesteins hat, das heisst, wo die Art seines Vorkommens uns zu der Annahme nöthigt, dass er ausgebreitete Massen auf der früheren Erdoberfläche bildete und in dieser Lagerung erstarrte, wie dies in der Sierra Nevada, im Great Basin, in Mittel - Deutschland und in anderen Gegenden der Fall ist, während dort, wo der Granit keilförmig in metamorphische Gesteine dringt und von diesen mantelförmig umhüllt wird und dadurch einen intrusiven Charakter hat, vulkanische Ge- steine selten vorkommen oder gänzlich zu fehlen scheinen. *) %) Eine andere Eigenthümlichkeit in der Verbreitung vulkanischer Gesteine mag hier angedeutet werden, welche sehr ‚allgemein zu sein scheint und in sehr hohem Grade der Aufmerksamkeit werth ist, da sie viel zum Verständniss der Gebirgsformen beizutragen verspricht. Es ist das Auftreten dieser Gesteine entlang den Linien der Verwerfung von Gebirgen, wenn wir uns dieses Ausdrucks für die grossartigen Disloca- tionen bedienen dürfen, welche viele der letzteren, wie es scheint häufig, erlitten haben entweder quer gegen ihre Streichrichtung oder derselben parallel. Ein bemerkenswerthes Beispiel der ersteren Art befindet sich im. nördlichen Ungarn, wo die Karpathen entlang der Linie Eperies- Kaschau in beinahe meridionaler Richtung verworfen sind. Im Westen ‚sind Gebirge von mittlerer Erhebung, welche aus älteren Formationen mit Durchbrüchen granitischer, porphyrischer und vulkanischer Gesteine be- stehen und gegen Norden allmälig zur hohen Tatra ansteigen, Sie strei- chen östlich bis zur Verwerfungslinie und sind dort plötzlich abgebrochen. Oestlich von ihr setzt der Hauptzug der Karpathen, hauptsächlich aus Wiener-Sandstein und Eocänschichten bestehend, als ein Gebirge von mittlerer Erhebung fort, das erst in der Marmarosch wieder allmälig zu seiner früheren Erhebung ansteigt. An die Stelle der westlichen Mittel- gebirge aber tritt im Osten der Spalte die ungarische Ebene. Aus der Spalte heraus steigt das meridionale Eperies-Kaschau-Gebirge, welches gänzlich aus vulkanischen Gesteinen aufgebaut ist. Die Senkung des Landes östlich von der Verwerfungsspalte muss tausende von Fussen be- tragen haben. Eine Verwerfung von ähnlicher Grossartigkeit, wobei der westliche Theil um mehrere tausend Fuss versenkt ist, hat entlang dem Rheinthal an der Grenze von Vorarlberg und Lichtenstein gegen die Schweiz stattgefunden. Vulkanische Gesteine kommen dort nicht vor, eine Thatsache, die mit der Abwesenheit älterer Eruptivgesteine in den Umgebungen und dem keilförm'gen Vorkommen des Granits an seinen nächsten Lagerstätten in Einklang zu stehen scheint. Auch in den Appalachischen Gebirgen in den nordöstlichen Staaten der amerikanischen Union sind Verwerfungen von ausserordentlicher Grossartigkeit ohne Begleitung von vulkanischen Gesteinen beobachtet worden. Ein lehr- ie Dies scheinen die wesentlichsten geographischen und geo-. logischen Beziehungen der Verbreitung vulkanischer Gesteine zu sein. Offenbar war keiner von ihnen ursächlich bedingend reiches Beispiel, bei dem quer und parallel zum Streichen des Gebirges gerichtete Verwerfungen gewirkt zu haben scheinen, bieten die drei Por- _ phyrregionen am Südabfall der Alpen und Karpathen. Jede. derselben zeigt durch den Verlauf und die Gestalt der Grenzlinien gegen das kry- stallinische Gebirge eine tiefe, durch Verwerfungen begrenzte Versenkung des Gebietes an, welches der Schauplatz der eruptiven Thätigkeit war. Ein ungemein grossartiges Beispiel der transversalen Verwerfung und. theilweisen Versenkung einer gewaltigen Gebirgskette findet sich in der Umgebung der hohen Vulkane Lassen’s Peak und Mount Shasta in der Sierra Nevada. Eine genauere Beschreibuug soll im Verlauf dieser Mit- theilungen gegeben werden. Ein Theil dieser mächtigen und sonst un- gebrochenen Gebirgskette von wenigstens zwanzig deutschen Meilen in der Länge und von zwei transversal gerichteten Verwerfungsspalten be- grenzt, ist um tausende von Fussen gesunken, und die dadurch entstan- dene Lücke durch ausserordentliche Anhäufung von vulkanischen Gestei- nen ausgefüllt worden, die in den beiden genannten majestätischen Vul- kanen gipfeln. Andere Verwerfungen, welche den transversalen gegenüber als longitudinale bezeichnet werden mögen und ungleich häufiger vor- kommen, sind den Gebirgen parallel, lassen sich jedoch gewöhnlich weni. ser deutlich beobachten Von seltener Klarheit ist der steile Abbruch der Sierra Nevada gegen das im Osten sich anschliessende Hochland, Die Abbruchslinie ist in ihrem ganzen Verlauf durch das massenhafte Auftreten vulkanischer Gesteine ausgezeichnet. Aehnlich scheint nach Beschreibungen der westliche Steilabfall des Felsengebirges auf dieselbe Hochfläche zu sein. Das Vihorlat-Gutin-Gebirge im nördlichen Ungarn ist ein auffallendes Beispiel der ausgedehnten Anhäufung vulkanischer Gesteine entlang dem Fuss eines anderen Gebirges. Die Verwerfung lässt sich allerdings dort nicht nachweisen, da die Ablagerungen der ungarischen Ebene sie bedecken. Diesen Erscheinungen nahe verwandt scheint die Art des Auftretens vulkanischer Gesteine in gewissen flachen oder hüge- ligen Gegenden zu sein, welche allseitig von Gebirgen umschlossen sind, die aus älteren Gesteinen bestehen. Das beste Beispiel dieser Art der Verbreitung giebt Siebenbürgen, das ringsum von hohen Gebirgen um- geben ist, denen an der Innenseite gegen das Hügelland, welches die Mitte einnimmt, Züge von vulkanischen Gesteinen als ein zweiter Ring sich anschliessen. Ungarn und Böhmen zeigen ein ähnliches Verhältniss, wiewohl bei Weitem nicht so deutlich. Hierher gehören auch eine An- zahl elliptischer Becken, welche dem Kamm der Sierra Nevada eingesenkt und entweder mit Seeen (zum Beispiel Tahoe-See) oder mit See-Ablage- rungen erfüllt und dann mit Wiesenflächen bedeckt sind (Sierra - Thal, Sardine- Thal und andere). Jedes dieser Becken ist zunächst von einem Ring vulkanischer Gesteine und dann erst von einem zweiten höher auf- 57 für das Vorkommen derselben im Allgemeinen, aber alle haben einen deutlichen Einfluss auf den Weg und die Richtung der _ Spaltenbildung gehabt, während das Meerwasser im Besonderen als der Factor zu betrachten ist, der die Modalität der Aus- ‚ brüche bestimmte und die letzteren in der That allein möglich machte. In Folge früher Zerberstungen der Kruste waren Granit und Porphyr aufgestiegen, und sie gaben nun die Orte des geringsten Widerstandes innerhalb der vulkanischen Zonen an, während der Metamorphismus, zum grossen Theil eine Folge ihrer Ausbrüche, vielleicht beitrug, den Widerstand an den Orten der ehemaligen Aufspaltungen zu vermindern. Ohne diese verschiedenartigen Beziehungen aus dem Auge zu ver- lieren, wollen wir in den folgenden Seiten insbesondere den Zusammenhang des Auftretens vulkanischer Gesteine mit den | _ Unebenheiten der Erdoberfläche betrachten. Dieser Gegenstand greift anscheinend über die Grenzen des Zweckes dieser Ab- handlung hinaus. Allein die Untersuchung jeder Frage, welche den Zusammenhang der den Ausbruch der vulkanischen Ge- steine begleitenden Erscheinungen betrifft, muss dazu beitragen, die wahre Natur und den Zusammenhang dieser Gesteine selbst zu enthüllen und die Grundzüge ihres natürlichen Systems zu befestigen. Wo immer vulkanische-Gesteine in Masse erschei- nen, da deuten die Verhältnisse des Gebirgsbaues und die Un- ebenheiten der Oberfläche darauf hin, dass bedeutende Störun- gen in der Kruste stattgefunden haben. Es drängen sich die . Fragen auf: war die besondere Structur gewisser Theile der Erdkruste, auf welche das Vorhandensein erhabener Gebiete an der Oberfläche hindeutet, eine der Ursachen des Ausbruchs vulkanischer Gesteine, oder waren die Unebenheiten der Ober- fläche in vulkanischen Gegenden die Folge der die Eruptionen bedingenden und begleitenden Vorgänge? steigenden Ring. der metamorphischen und granitischen Gesteine der Sierra Nevada umgeben. Auf Hochflächen scheint die Erscheinung häufig vorzukommen. Man kann diese Einsenkungen als kesselförmige oder ringförmige Verwerfungen gegenüber den vorher betrachteten transver- salen und longitudinalen Verwerfungen der Gebirge bezeichnen. Es liegt nahe, diese dem Vulkanismus der Erde verbundenen ringförmigen Ver- senkungen mit ihrer Einfassung von Ausbruchsgesteinen und thätigen Vulkanen der eigenthümlichen Configuration der Oberfläche des Mondes zu vergleichen. Es scheint, dass wir beide Fragen bejahend beantworten mussen. Die Unebenheiten oder vielmehr die gestörten Struc- turverhältnisse, auf welche sie hindeuten, scheinen zu den Ur- sachen der Ausbrüche gehört zu haben, weil alle jene Gebirgs- ketten und Hochflächen, die von vulkanischen Gesteinen durch- setzt oder begleitet werden, schon vor der Zeit der Eruptionen | als Gebirge existirt hatten und weil_benachbarte Ebenen von jenen Gesteinen frei zu sein pflegen. Andererseits aber ist es vollkommen klar, dass die Ausbrüche der vulkanischen Ge- steine oder vielmehr diejenigen Vorgänge, welche ihnen zu Grunde lagen, eine mächtige Rückwirkung auf die Beförderung jener Unebenheiten des Bodens gehabt haben. Dafür zeugt die Thatsache, dass in der Nachbarschaft vulkanischer Gesteine Erhebungen solcher Sedimente stattgefunden haben, welche ihnen entweder im Alter unmittelbar vorangingen oder mit ihnen gleichzeitig abgelagert wurden, und meist auch von sol- chen, welche ihnen im Alter folgten. Die Störungen in der Lagerung dieser Sedimente nehmen gewöhnlich mit der Ent- fernung von den vulkanischen Gebieten ab. Ausserdem aber lassen geologische Beobachtungen keinen Zweifel darüber, dass seit dem Ende der Eocänperiode und vorzüglich während der vulkanischen Aera ein ‘grösserer Betrag allgemeiner Erhebung von grossen Gebieten auf der Erdoberfläche stattgefunden hat als in ungleich längeren Zeiträumen zuvor, Die Gesteine, welche die Gipfelreihen der höchsten Gebirge und Hochländer der Gegenwart zusammensetzen, hatten eine um tausende von Fussen geringere Erhebung in der Kreide- und Eocän-Periode. Dies gilt nicht nur für solche Gebirge, welche wie die Anden und das Felsengebirge intensiv vulkanisch sind, sondern auch für solche, welche gleich den Alpen und dem Himalaya nur in ‚sehr geringem Maass einen unmittelbar erkennbaren Zu- sammenhang. mit den Ausbrüchen vulkanischer Gesteine auf- weisen. Die der Kreideperiode folgende Erhebung war über- all, wie es scheint, langsam und selbst theilweis rückgängig in der Eocänzeit, und ihre Hauptphase fällt in den zweiten Theil der Tertiärperiode. Eine Reihe von Umständen macht es unzweifelhaft, dass die Beschleunigung der Hebung mit dem Ausbruch der vulkanischen Gesteine in Zusammenhang stand. Allein während früher die Doctrin allgemein war (welche selbst jetzt noch eine Zahl von Anhängern hat), dass die Eruptir- 59 gesteine selbst die hebenden Agentien gewesen sind, deutet die Vergleiehung. der beobachteten Thatsachen darauf hin, dass die Eruption von Gesteinen nur eine begleitende Erscheinung grossartigerer Vorgänge und, so zu sagen, als ihr äusseres Symptom zu betrachten ist, Hebung und Eruption haben eine gemeinsame Grundursache. Sie unterscheiden sich, wie ich zu zeigen suchte, dadurch, dass jene im Wesentlichen eine un- mittelbare Folge einfacher planetarischer Vorgänge ist, die Eruption aber ohne die Mitwirkung von Wasser nicht geschehen ‘konnte. Man hat im Gegensatz zu der Hypothese einer He- bung durch Gesteinsausbrüche angenommen, dass die Eruption selbst Senkung verursachen musse, und wiewohl.es sich be- weisen lasst, dass die Hebung der Kruste in fast allen Fällen in der Nähe der Ausbrüche vorgewaltet hat, so kann doch kein Zweifel darüber sein, dass Senkung unter ihren compli- eirten Wirkungen gewesen sein muss, wie wir noch jetzt bei thätigen Vulkanen wahrnehmen. Allein das, was man gewöhn- lich als die Ursache der Senkung angesehen hat, kann sie keineswegs erklären. Die Annahme beruht auf der Voraus- setzung, dass durch die Eruption ein gewisses Volumen von Silicaten aus der Tiefe verdrängt werde, und dass eine diesem Volumen entsprechende Senkung das Gleichgewicht wieder herstellen müsse. Sie fand anscheinend eine Stütze an der Erfahrung, dass die Umgebung eines Vulkans in den Perioden seiner Thätigkeit sinkt und in den Perioden der Ruhe steigt. Allein die gewöhnliche Grösse der Lavaströme ist verschwin- dend klein, wenn man sie mit der Senkung eines grossen Landstrichs um mehrere Fusse vergleicht. Wenn überdies die in dem Abschnitt über den Ursprung der Massenausbrüche ent- wickelten Ansichten richtig sind, so bestehen die Eruptionen überhaupt nur in der Entladung des überschüssigen Volumens, welches keinen Raum in der Spalte hat. Es würde daher kein leerer Raum gebildet werden und die gewöhnlich angenommene Ursache der Senkung nicht existiren. Es giebt indessen zwei andere Ursachen, welche Senkung bewirken können und wahr- scheinlich in allen Fällen der Masseneruptionen und vulkani- schen Ausbrüche thätig waren. Die erste derselben ist die Zusammenziehung der flüssigen Masse in den Zuführungscanälen durch Wärmeverlust. So lange sie nicht von der durch früher erwähnte Ursachen herbeigeführten Volumenvermehrung aus- geglichen oder überboten wird, muss sie sich in einem Sinken der ganzen Masse in der Spalte geltend machen. Der Betrag des Sinkens wird bedeutend sein im Verhältniss zur Ausdeh- nung der Spalte, aber gering im Verhältniss zum Areal eines Gebirgszugs an der Oberfläche. Die Wirkung an der letzteren wird in örtlich beschränkten und schroffen Versenkungen be- stehen. Bei Vulkanen ist dieser Vorgang die wahrscheinliche Ursache der Senkung des Kraterbodens nach Ausbrüchen so- wie jener selteneren Fälle, wenn ganze Theile eines vulkani- schen Kegels einen plötzlichen Einbruch erleiden. In beiden Fällen ist das Versenkungsfeld durch schroffe Mauern begrenzt. Es liegt nahe, die ähnlichen Oberflächenerscheinungen, welche bei grossen Anhäufungen von Eruptivgesteinen häufig vorkom- men, dem gleichen Vorgang zuzuschreiben. Es finden sich bei ihnen plötzliche Unterbrechungen der Continuität der Ober- fläche, die sich kaum auf eine andere Weise erklären lassen. Dazu gehören meilenlange und eine Höhe von tausende von Fussen erreichende Mauern, kesselformige oder halbkreisförmig begrenzte Vertiefungen und andere mehr oder weniger schroffe Einsenkungen. Man begegnet diesen eigenthümlichen Gestal- tungen der Oberfläche besonders dort, wo weite Strecken ein- ’formig mit Granit, Quarzporphyr oder vulkanischen Gesteinen bedeckt sind.*) Die Wirkung der hier betrachteten Ursache *) Diese besonderen Gestaltungsformen der Oberfläche sollten zu- nächst in solchen Gegenden genauer studirt werden, wo sie am deutlich- sten ausgeprägt sind, da man sie dann auch dort verstehen lernen würde, wo sie weniger bestimmt hervortreten. Bei vulkanischen Gesteinen trifft man sie in kleinem Maassstab, aber häufig. Es gehören hierher die beckenartigen Vertiefungen in den ungarischen Andesitgebirgen, die nach- her, ähnlich den Vorgängen in Krateren, ein hervorragender Schauplatz rhyolithischer Vulkane wurden. Von dem Porphyrplateau von Botzen liessen sich manche Beispiele anführen, besonders von seinem südlichen Theil. Der Kessel von Predazzo ist wahrscheinlich eine auf dem ange- deuteten Wege entstandene Einsenkung. Granitische Gebirge haben sel- ten ihre Oberflächenformen unversehrt genug erhalten, um ihre ursprüng- liche Gestalt kennen zu lernen. Es giebt vielleicht für ihn kein lehr- reicheres und grossartigeres Beispiel, als in dem südlichen, höchsten und massigsten Theil der Sierra Nevada geboten wird. Die Abbildung und Beschreibung derselben, wie sie J. D, Wuırney in dem Report of the Geological Survey of California, Geology, Vol. I gegeben hat, zeigt klar die ungemein interessanten Verhältnisse. Sanftgerundete Kuppen von 61 " wird sich in der Versenkung von Theilen: des Eruptivgesteins selbst kundgeben, in der weiteren Umgebung aber wenig be- merkbar sein. Doch sinkt diese, wie bereits erwähnt, wäh- rend der Thätigkeit eines Vulkans, und in Betreff der Andesit- ' gebirge von Ungarn lässt sich bestimmt erkennen, dass in den Epochen der Massenausbruche zum Theil Senkung stattgefun- den hat. Auf diese Niveauveränderungen bezieht sich die ‚zweite der angedeuteten Ursachen. Wenn nämlich eine Spalte mit heissflüssiger Substanz von unten erfüllt wird, so müssen die sie umgebenden Gesteine erwärmt werden und durch ihre Ausdehnung ein geringes Ansteigen der Oberfläche bewirken. Bei einem Vulkan entweicht ein Theil dieser Wärme haupt- sächlich während seiner Thätigkeit durch das Ausströmen von Laven, heissen Wassern und Dämpfen und durch andere Vor- 'gange. Massenausbrüche mussen mit einer viel bedeutenderen Ableitung der Wärme verbunden gewesen sein. Dass sie von dem Ausstossen ausserordentlicher Mengen heissen Wassers begleitet waren, dafür dürfte die bedeutende Entwickelung der Süsswasserquarze in einigen Gegenden sprechen und die un- geheuere Ausdehnung der Schlammströme. Am Westabhang der Sierra Nevada sind diese so grossartig, dass man ihre Entstehung durch vulkanische Thätigkeit nicht annehmen kann, um so weniger, als kein Vulkan existirt, dem sie entströmt sein könnten. Die Heftigkeit der Solfatarenthätigkeit giebt sich zu erkennen, wenn man in Betracht zieht, dass die Ent- stehung eines der grössten Silbererzgänge, des Comstock- Ganges in Washoe, nur auf Vorgänge zurückgeführt werden kann, welche die Massenausbrüche des benachbarten Sanidin- trachyts begleiteten.*) Wenn nun die Wärmeentziehung durch concentrisch schaliger Structur sind häufig nur zur Hälfte vorhanden, da vom Gipfel eine halbkreisförmig begrenzte oder kesselförmige Vertie- fung mit schroffem Absturz niedersetzt, an dem die convexen Platten absetzen. Die topographischen Aufnahmen von Herrn Carı Horrmann, in bewunderswürdiger Ausführung kartographisch dargestellt, zeigen die Wiederkehr ähnlicher Verhältnisse in der grössten Mannigfaltigkeit. Wustyey hat zuerst ihre Erklärung durch örtlich beschränkte Versenkung angeregt, indem er sie für die Entstehung des Yosemite-Thales annahm, das im Granit liegt und von schroffen Felswänden begrenzt wird. Eine ‘ von ihnen ist dreitausend Fuss hoch und vollkommen senkrecht. *) Dargestellt in meinem Aufsatz „the Comstock lode‘“, San Fran- cisco, 1866, 62 diese verschiedenen Mittel vor sich geht, so muss die allmälige Senkung der Oberfläche eine nothwendige Folge sein, und sie wird während der Ausbruchsperioden am schnellsten geschehen. Dennoch kann nicht geleugnet werden, dass auch diese Ur- sache nicht zureichend ist, um den ganzen Betrag der Senkung zu erklären, den ausgedehnte Gebiete in der vulkanischen Aera erfahren haben, wenn es auch scheint, dass in keinem Fall die Senkung in der Nachbarschaft der Schauplätze erup- tiver Thätigkeit eine andere Wirkung gehabt hat, als den Be- trag der Erhebung örtlich zu vermindern. Einige Beispiele werden genügen, um darzuthun, welch umfangreiche Hebungen im Verlauf der vulkanischen Aera statt- gefunden haben, und ihren Zusammenhang mit den anderen dieser Aera eigenthümlichen, gewaltsamen Aeusserungen unter- irdischer Kräfte janzudeuten. Ein besonders lehrreiches Bei- spiel giebt die Gegend zwischen der Küste des stillen Meeres und dem Felsengebirge. Die Arbeiten einiger ausgezeichneten Geologen haben bereits vor längerer Zeit ein oberflächliches Bild von einigen Eigenthümlichkeiten des Gebirgsbaues dieser Gegenden gegeben. Aber erst seitdem durch Professor J. D. Wäirney und die unter seiner Leitung ausgeführten Aufnahmen von W. H. BreweEr, W.M. GaABB, CLAarEncE Kıng, J. T. GARDNER und A. Rimonp einzelne wichtige Gegenden genau untersucht und verschiedene sedimentäre und metamorphische Gebilde ihrem Alter nach mit Sicherheit bestimmt worden sind, ist ein fester Grund gelegt, auf welchem die Kenntniss der gesamm- ten Westküste von Nord-Amerika mit Sicherheit aufgebaut werden kann. Sie schreitet jetzt mit schnellen Schritten vor- wärts, und es dürfen von ihr wichtige Beiträge zur Lösung der verschiedenen in diesen Blättern behandelten Fragen erwartet werden. Es scheint in dem beschränkteren Theil des Gebietes, den wir hier betrachten, wie vorher bemerkt, eine sehr fruhe granitische Aera existirt zu haben. Die Beziehungen ihrer Granite zu anderen alten Formationen sowie zu den Richtun- gen der frühesten Erhebungen lassen sich jedoch nicht mehr erkennen, da die Gesteine jener alten Zeiten durch ungeheuere Anhäufungen von paläozoischen Sedimentgesteinen verborgen sind, welche in den senkrechten uber füunftausend Fuss tiefen Rissen des Colorado-Flusses in fast ungestorter Lagerung bloss- gelegt und zuerst durch NEwBeErRY's Forschungen bekannt ge- 63 - worden sind. Denudation hat im grossartigsten Maassstab | stattgefunden, hat aber nur an wenigen Stellen vermocht, den alten Granit freizulegen. Ausser am Colorado treten alte Granite auch an mehreren Stellen des Great Basin unter ihrer Bedeckung hervor. Ihre Verhältnisse sind jedoch wenig bekannt. Von grösserer Bedeutung werden sie im Felsengebirge, wo sie mächtig in den Gebirgsbau eingreifen. Paläozoische Forma- tionen scheinen sehr verbreitet zu sein. Doch sind sie nörd- lich von Colorado in ihrer Lagerung sehr gestört und so stark metamorphosirt, dass ihre Altersverhältnisse schwer ent- ziffert werden können; zum Theil auch sind sie unter jünge- ren Formationen verborgen. Erst weiter östlich am grossen Salzsee und an den Flanken des Felsengebirges hat man wie- der den Charakter eines 'Theils der Formationen mit Bestimmt-. heit zu erkennen vermocht. Eine der interessantesten That- sachen, welche sich bei der geognostischen Aufnahme von Californien und Ausflugen in die östlich angrenzenden Länder ergeben haben, ist die weite Verbreitung von Gesteinen vom Alter der Trias und des Lias, deren Faunen denjenigen der gleichaltrigen Formationen (besonders Keuper und -Infra-Lias) in den Alpen entsprechen. Sie beweist, dass damals die ganze Gegend von der californischen Küste bis weit im Osten der Sierra Nevada noch vom Meere bedeckt war, während das Felsengebirge und die westlich daran grenzenden Gegenden schon daruber hervorgeragt zu haben scheinen. In diese Pe- riode fallen die Ausbruche der Quarzporphyre in der Grafschaft Plumas im .nordlichen Californien, nahezu gleichzeitig mit den Eruptionen der gleichartigen Gesteine in den Alpen. Es lässt sich jedoch gegenwärtig noch nicht feststellen, ob dieses Er- eigniss mit grossen Veränderungen in der Gestaltung der Ober- fläche verbunden gewesen ist. In der Folge dieser Ausbrüche jedoch haben sich Umwälzungen in grossem Maassstab ereignet. Denn es scheint, dass die Ausbruche des Granits, welche wahr- scheinlich jurassisch waren, die ganze Gegend vom Westab- hang der Sierra Nevada bis zum Ostabhang des Felsengebirges über das Meeresniveau erhoben und die Lagerung der Schicht- gebirge gestört haben. Mächtigere Aenderungen aber scheinen diesen massenhaften Ausbrüchen gefolgt zu sein. Sie waren wahrscheinlich grossentheils das Resultat eines durchgreifenden Metamorphismus, der mit den Eruptionen des Granits in offen- 64 barem Zusammenhang gestanden hat und den Gesteinscharakter der Sedimente bis hinauf zu den liassischen vollständig um- änderte. Zur Zeit als die ersten Ausbrüche vulkanischer Ge- steine stattfanden, weiches wahrscheinlich in der Miocän-Periode geschah, waren alle jene Schichtgesteine bis hinauf zum Lias, welche die Sierra Nevada zusammensetzen , steil aufgerichtet und zusammengefaltet; das „Great Basin“ zwischen der Sierra Nevada und dem Felsengebirge war mit ausgedehnten Salz- seeen bedeckt. Allein die Erhebung dieses Hochlandes über den Meeresspiegel war, sowie die der Sierra Nevada und des Felsengebirges unbedeutend im Verhältniss zu ihrer jetzigen Höhe. Dies wird durch die Thatsache bewiesen, dass damals bedeutende Ströme ihre Betten an dem jetzigen Westabhang der Sierra Nevada parallel zur Linie ihres Kammes hatten, was bei dem gegenwärtigen Neigungswinkel eine Unmöglich- keit sein wurde. Es sind diese Flussbetten, welche den gröss- ten Theil des californischen Waschgoldes geliefert haben. Wo jetzt der mächtige Gebirgszug sich erhebt, war damals eine hugelige, allmälig nach Osten gegen die mit Salzseeen bedeckte Fläche des Great Basin ansteigende Landschaft. Die ersten Ausbruche vulkanischer Gesteine fanden diese Flüsse noch in ihren dem Gebirge parallelen Beiten. Dies beweisen die Tufi- schichten, welche an den höchsten Flussablagerungen theil- nehmen und die vorher gebildeten Schotterbänke bedecken. Aber nach dem Anfang der vulkanischen Aera ereigneten sich grosse Veränderungen, so gross, dass sie wahrscheinlich mehr dazu beitrugen, dem. westlichen Nord- Amerika seine jetzige ÖOberflächengestalt zu geben, als alle, welche durch ungleich längere Perioden vorhergegangen waren. Heftige eruptive und vulkanische Thätigkeit fand in einer ausgedehnten Zone statt, welche ihre grösste Breite zwischen der californischen Küste und dem Felsengebirge hatte. In diese Zeit fallt zweifellos der Hauptbetrag der Erhebung des Hochlandes zwischen dem letzteren und der Sierra Nevada, welches jetzt eine Meereshöhe von 4000 bis 6000 Fuss hat. Der Kamm der Sierra Nevada muss sich schneller erhoben haben als ihr westlicher Fuss, da deutliche Spuren hinterlassen sind, dass die Flüsse ihre dem jetzigen Fuss des Gebirges zugewendeten Ufer erst an einer, dann an einer anderen und so fort an verschiedenen Stellen überflossen und sich mit ihren Schottermassen an dem Gebirge - 65 "hinab ergossen, dann wieder eine Richtung parallel dem Ge- birge einschlugen,, später auch aus dieser durch Ueberfliessen des Ufers nach dem Fuss des Gebirges verdrängt wurden, und so ein stufenweise fortschreitender Umschwung der Verhältnisse herbeigeführt wurde, der nur durch ein langsames Anwachsen der Neigung des Gebirgsabfalls erklärt werden kann. Die 'Schotterablagerungen, welche der: californische &oldwäscher allenthalben der Beobachtung blossgelegt hat, erzählen deutlich die Geschichte dieser allmäligen Veränderungen während der vulkanischen Aera. Das Endresultat war, dass ein ganz neues System von Wasserläufen rechtwinklig gegen das frühere vom Kamm gerade hinab nach dem Fuss des Gebirges und quer gegen die Streichrichtung aller Formationen, welche an dem Bau des letzteren theilnehmen, geschaffen wurde. Diese Flüsse haben ein steiles Gefälle, und, ungleich den sanfıen Formen der alten Flussbetten, haben sie sich in steilen Schluchten, oft. über zwei tausend Fuss tief in die Gesteine eingegraben und lassen hoch oben auf den trennenden Rücken die von vulkani- schen Tuffen bedeckten Ueberreste der ehemaligen Flussbetten mit ihrem Goldreichthum. Es fehlt nicht an entsprechenden Beobachtungen in dem Felsengebirge, um fur den östlichen Theil des Hochlandes ähn- liche Belege zu liefern wie für den westlichen und zu bewei- ‚sen, dass das ganze Plateau zwischen Felsengebirge und Sierra Nevada, sowie die Kammhöhe dieser Gebirge (8000 Fuss im "ersteren, von 6000 bis 12000 Fuss in letzterer) und ihre Abfälle gegen die Küste des stillen Oceans und das Thal des Missouri _ ihre Hebung zum bei Weitem grösseren Theil den Vorgängen in der vulkanischen Aera verdanken. Was aber für diesen an. Breite und Massenhaftigkeit am grossartigsten entwickelten Theil des Andesgebirges gilt, findet wahrscheinlich seine’ An- wendung für den gesammten Zug der Erhebungen entlang der Westküste von Amerika. Ja es scheint, dass die Vereinigung des Gebirges als Ganzes aus vorher getrennten Theilen, die in Central- Amerika vom Meer durchschnitten waren, haupt- sächlich den Vorgängen in der vulkanischen Aera zugeschrie- ben werden muss, wiewohl die granitischen Ausbrüche, welche wahrscheinlich. gleichzeitig mit denen der Sierra Nevada in ‘anderen Theilen der Anden stattgefunden haben, dieselben vor- bereitet haben mögen. Ein eigenthümlicher Unterschied in Zeits. d. D.geol. Ges. XXI.1; 5) der Modalität der Niveauveränderungen hat offenbar zwischen der Meeresküste und dem ihr so nahe liegenden Gebirgszug existirt. Es scheint, dass jene nur wenigen bleibenden Ver- änderungen, wohl aber zahlreichen periodischen Oscillationen ihres Niveaus unterworfen gewesen ist, während die grosse Erhebung der Kämme und Hochflächen besonders dem Um- stand zuzuschreiben ist, dass dort die Veränderungen vorwal- tend in gleichem Sinne, als Massenerhebungen sich bethätigend, stattgefunden haben. Daher ist der Abfall der Anden nach Westen steiler und steiler geworden und das Kustenland stets schmal geblieben. Es scheint, dass ihr entlang die Grenze eines untermeerischen Senkungsfeldes und einer Hebungszone verläuft, eines den Aeusserungen des Vulkanismus wenig aus- gesetzt gewesenen und eines von ihm besonders behafteten Abschnittes der Erdrinde. Ganz anders verhält es sich am - östlichen Abfall der Andes. In beiden Theilen des Welitheils haben dort langsame continentale Hebungen stattgefunden, welche seit Anfang der vulkanischen Aera die östlichen Ge- birge den Anden durch jene weiten Niederungen verbunden haben, welche die ungemeine Productionsfähigkeit von Nord- und Süd-Amerika wesentlich bedingen. Aehnliche, wiewohl weniger augenfällige Verhältnisse bie- tet Europa. Wir können uns hier nur darauf beschränken, einige allgemeine Thatsachen anzuführen. Grosse Niveauver- änderungen hatten auf diesem Continent während der porphy- rischen Aera und in ihrer unmittelbaren Folge stattgefunden. In Mitteldeutschland, wo die porphyrischen Ausbrüche in der Zeit des Rothliegenden culminirten, scheint der Anfang der Triasperiode die wiedereingetretene Ruhe zu bezeichnen, wäh- rend in den Alpen, wo diese Eruptionen in die Triasperiode hineinfielen, auch die Schichten des unteren Lias noch an den Aufrichtungen und Erhebungen theilgenommen haben, welche die porphyrische Aera begleiteten und ihr unmittelbar folgten. Dann trat auch hier eine Periode verhältnissmässig geringer Aenderungen ein, deren erster Theil grossentheils durch Sen- kungen bezeichnet war, während erst in der zweiten Hälfte der Eocänzeit jene erneuten Hebungen allgemein waren, welche später so viel zur Gestaltung dieses Gebirges beitrugen. Be- trachten wir die Zwischenzeit zwischen der porphyrischen und vulkanischen Aera, so waren überall in Europa die allmäligen Aenderungen - durch Hebungen und Senkungen und in Folge dessen die Aenderungen der Grenzen von Land und Meer un- bedeutend im Verhältniss zur Länge der Zeit, und obgleich ' grossartig in ihrem Gesammtbetrag, scheinen sie doch weit. hinter denen zuruckzustehen, welche in der verhältnissmässig _ kurzen Periode seit der. Wiedereröffnung eruptiver Thätigkeit ‚durch den Propylit stattgefunden haben. Allerdings sind keine neuen Gebirgsketten von Bedeutung seitdem entstanden. Es wurden wohl kleine Bergzuge ausschliesslich aus vulkanischem Material aufgebaut, und es fanden Faltungen von Sedimentfor- mationen in ausgedehnten Gebieten statt und schufen hügeliges Land. Aber die Hauptgebirge hatten alle vorher schon bestan- den und erfuhren nur eine bedeutende Vermehrung ihres Vo- lumens, und es scheint, dass diejenigen, welche jetzt die höch- sten sind, unter allen den grössten Zuwachs an Erhebung in der vulkanischen Aera erhalten haben. Die Grösse der He- bung eocäner und miocäner Schichten, welche in den Alpen und anderen Hauptgebirgen stattgefunden hat, beweist dies hinreichend, während andererseits die Art des Auftretens dieser Formationen den Schluss erlaubt, dass der centrale Theil der Alpen eine ungleich bedeutendere Erhebung erfahren hat als die nördlichen und südlichen Vorberge. V£rgleicht man die Lagerung der eocanen mit der der Jura- und Kreideschichten, so zeigt sich, dass die Gesammtheit der letzeren nicht nur in den Alpen, sondern allgemein in Europa nur wenig mehr all- gemeine Hebung und Schiehtenbiegung erfahren hat als die Eocangebilde. In den Hebungszonen der vulkanischen Aera bilden jene gewöhnlich Gebirge mit diesen zusammen, und es dürfte daher der Schluss gerechtfertigt sein, dass wenigstens in -diesen Zonen die Haupterhebung der Jura- und Kreide- schichten in der vulkanischen Aera stattgefunden hat. Die Wirkungsweise hebender Bewegungen in der vulka- nischen Aera war eine zweifache. Wir mögen Gebirgserhebun- gen und continentale Erhebungen unterscheiden, entsprechend den angeführten Niveauveränderungen in den Anden und den östlich angrenzenden Gegenden. Die ausgedehnte Erhebung der Gebirge, welche sich an dem Sudfuss der Alpen (gegen Sudosten) anschliessen und sich durch die welligen Aufbiegun- gen der Numulitengebilde auszeichnen, die Fortsetzung ähn- licher Verhältnisse durch die türkische Halbinsel, Kieinasien, 5* Armenien und Persien bis zum Himalaya zeigt, dass in der gesammten Zone zwischen Alpen und Himalaya in der vulka- nischen Aera eine ausgedehnte Beförderung der Gebirgsbildung stattgefunden hat, die sich auch westlich gegen die Pyrenäen ‚verfolgen lässt. Innerhalb dieser Zone haben die beiden Haupt- gebirge die.grösste Hebung erfahren, während die ganze Ge- birgszone, zu der sie gehören, selbst wieder nur das Verbrei- tungsgebiet der grössten Intensität hebender Kräfte innerhalb einer viel weiter verbreiteten continentalen Erhebungsregion bezeichnet. So gering - verhältnissmässig der Betrag der Ver- änderung im Niveau der grossen Landstrecken zu beiden Sei- ten der Centralzone ist, so ist sie doch in ihrem Gesammt- resultat für die Gestaltung der Oberfläche des Planeten von grösserer Bedeutung- gewesen als die erwähnten Gebirgserhe- bungen. Denn sie verursachte einen grossen Zuwachs conti- nentaler Ausdehnung in gewissen Richtungen. Es ist bekannt, dass das Meer, das zu Anfang der vulkanischen Aera bis jen- seits Wien im Donauthal hinaufreichte, beide Abhänge der Karpathen .bespülte und seine Ufer an. den westlichen und nördlichen Abhängen der Hochländer Asiens hatte, sich seit- dem bedeutend zurückgezogen hat und dass säculare Hebungen im nördlichen Afrika, Arabien und Kleinasien seitdem auch dort eine beträchtliche Vergrösserung continentaler Erstreckung veranlasst haben. So viel Zeit ist in den meisten Gegenden seit den Haupt- phasen der vulkanischen Aera vergangen, dass die Einwirkung der ihr zugehörigen Vorgänge auf Hebungen und Senkungen wahrscheinlich nachgelassen hat. Periodische und partielle Senkungen scheinen seit Anfang jener Aera auf allen Hebungs- feldern stattgefunden zu haben. Aber da ihr Gesammtbetrag geringer war als der der Hebung, so ist letztere fast allent- halben die Resultante der beiden Bewegungen gewesen. Erst in. den jüngsten Zeiten scheinen Senkungen von grösserem Belang im Gebiet des Mittelmeeres und in den nördlichen Thei- len der Hebungszone den Betrag jenes Gesammtergebnisses stellenweise vermindert zu haben. Aber selbst jetzt sind ganz allgemein auf der Erde in überwiegendem Maass jeue Gegen- den in langsamer Hebung begriffen, welche sich durch erup- tive Thätigkeit in der vulkanischen Aera ausgezeichnet haben. ‚Diese wenigen Beispiele, so skizzenhaft wir sie hier nur 69 # entwickeln konnten, werden genügen, um anzudeuten, wie gross ‚die Veränderungen sind, welche die Erdoberfläche in Beziehung auf ihre Reliefformen seit dem Anfang der vulkanischen Aera erfahren hat, und um wie viel diese Vorgänge diejenigen über- troffen zu haben scheinen, welche in ungleich längeren Zeit- räumen zuvor in derselben Beziehung stattgefunden hatten. Man darf aus den über den Gegenstand bekannten Thatsachen folgern, dass die säcularen Niveauveränderungen während der vulkanischen Aera und vielleicht schon seit einer Zeit, welche ihr zunächst voranging, in beschleunigtem Maasse geschahen, und dass die Hebungen wesentlich auf gewisse Zonen von grosser Ausdehnung beschränkt waren, deren Areal zu gleicher Zeit in der Mehrzahl der Fälle als Schauplatz eruptiver Thä- tigkeit vor. benachbarten Gebieten ausgezeichnet war. Allein das Letztere gilt nicht allgemein, da vulkanische Gesteine gerade in einigen Kettengebirgen, welche die grossartigste He- bung erfahren haben, gänzlich fehlen. Wenn wir daher den Ursachen der Hebungen nachforschen,, welche in der vulkani- schen Aera stattgefunden haben, so ist einerseits ihr Zusammen- hang mit der Ausbruchsthätigkeit nicht zu verkennen, während es andererseits Bedingungen geben muss, unter denen auch bei Abwesenheit der letzteren besonders grossartige Hebungen vor sich gehen können. Was die ersten Fälle betrifft, so liegt es nahe, die Ana- logie in Betracht zu ziehen, welche in kleinerem Maassstab das Verhältniss der gegenwärtigen Vulkane zu den Hebungen und Senkungen der umliegenden Gegenden bietet. Beiderlei Be- wegungserscheinungen pflegen in der nächsten Umgebung eines Vulkans häufiger zu wechseln und intensiver zu sein als in weiter abgelegenen und gegenwärtig nicht vulkanischen Gebie- ten. Einige der wahrscheinlichen Ursachen, welche diesem häufigen Wechsel zu Grunde liegen, haben wir bereits im Vorhergehenden betrachtet. Es mögen dabei aber noch manche andere Umstände mitwirken, welche wir noch nicht kennen. Es liegt nahe zu vermuthen, dass in ähnlichem Verhältniss, als die Masseneruptionen grossartiger ewesen sind als die thätigen Vulkane, auch die ihnen verbundenen Veränderungen bedeutender gewesen sein werden. Allein es wäre falsch, zu schliessen, dass dieselben einem gleichartigen Wechsel in Be- treff der Ausbruchsphasen unterworfen gewesen sein müssen wie bei den Vulkanen, oder dass sie auf gleichen Vorgängen beruht haben. Denn wenn auch dieselben Ursachen, welche die Erscheinungen der Hebung und Senkung in der Umgebung von Vulkanen veranlasseu, mit grosser Wahrscheinlichkeit unter denen gewesen sind, welche bei den Massenausbrüchen in Wirkung traten, so lässt doch die abweichende Natur der letz- teren schliessen, dass bei ihnen planetarische Vorgänge mit- gewirkt haben, welche zu den Vulkanen nur in einer mittel- baren und entfernten Beziehung stehen. Gehen wir nun auf die bereits an einer anderen Stelle entwickelten Schlussfolge- rungen in Betreff des Wesens und der Ursachen der Ausbruchs- erscheinungen zurück, und sehen wir, in wie weit sie die mit den letzteren verbundenen Niveauveränderungen zu erklären vermögen. Wir wiesen dort darauf hin, dass die Bildung von solchen Spaltensystemen in der Erdkruste, durch welche®flüssige Massen empordringen konnten, nur zu gewissen Zeiten in der Geschichte jeder Gegend geschah, dass die Epochen dieser bedeutenden mechanischen Kraftäusserungen durch Perioden der Ruhe getrennt waren, und dass mit der fortschreitenden Entwickelung der Erde die Spaltungsgebiete gestreckter in der Gestalt und ausgedehnter im Areal wurden, während zugleich die Perioden der Ruhe an Länge zunahmen. Wir suchten dann zu zeigen, wie nur die allmälige Ansammlung einer Spannkraft nach aussen während der letzteren Zeiträume diesen periodi- schen Charakter der Erscheinungen zu erklären vermag, und wie die Ursache solcher Anhäufung von potentialer Kraft in der Volumenvermehrung der zähflussigen Masse durch lang- same und vollkommene Krystallisation zu suchen sei, wie dann die Ausbrüche selbst ihre wahrscheinliche Erklärung darin fin- den, dass erhitzte Massen am Grunde der Spalten in den Zu- stand wässriger Schmelzung übergeführt wurden und eine aber- malige, sehr bedeutende Volumenzunahme erfuhren. Es ergab sich als eine nothwendige Folge der Spaltenbildung selbst, dass der Widerstand der Spannung, in welcher sich die zäh- flüssigen Massen befunden hatten, um eine bedeutende Grösse vermindert wurde, und dass, während der Druck vorher Massen von ungeheuerer Ausdehnung unter ihrer Erstarrungstemperatur zähflüssig erhalten hatte, nun seine Verminderung eine weit- greifende und beschleunigte Kıystallisation und damit beschleu- nigte Volumenzunahme, das heisst beschleunigte Hebung ver- n _ ursachen musste. Es ist selbstverständlich, dass diese Befor- derung der Hebung bis auf weite Entfernung von jeder Spalte stattfinden und sich über die Grenzen einer Spaltenzone hinaus erstrecken konnte. Insofern die Spalten die unmittelbaren Canäle für die Massenausbruche waren und mittelbar die Ver- breitung der vulkanischen Thätigkeit bestimmten, waren es die Ausbruchszonen insbesondere, wo beschleunigte Hebung statt- finden musste. Wenn dann durch die Reihe der oben als wahrscheinlich dargestellten Vorgänge die Aufspaltungen in successiven Epochen der nach der Tiefe vordringenden Kry- stallisation der Massen folgten und selbst in grössere Tiefen hinabreichten, die Eruption basischer Gesteine und zuletzt der Basalte veranlassend, so musste sich dieser Wechsel der Aeusse- rungsweise des Vulcanismus in den Phasen der Intensität der Hebung wiederspiegeln. Epochen beschleunigter Hebung muss- ten mit solchen eines langsameren Ansteigens wechseln und konnten selbst durch periodische Senkung unterbrochen werden. Die Mannichfaltigkeit der Erscheinungen musste in den Um- gebungen der Spalten am grössten sein, weiter ab von ihnen aber sich in stetigerer Bewegung nach einer Richtung bekun- den. Diese Theorie erklärt insbesondere, weshalb die basal- tische Epoche mit einer erneuten und wahrscheinlich weit aus- gedehnteren Hebung verbunden war, als diejenige war, welche ihr vorherging. Müssen wir auch diesen Vorgang als die Grundursache der Hebungen betrachten, welche den Ausbruchserscheinungen verbunden gewesen sind, so war er doch sicher nicht ihre einzige Ursache. Es kann kein Zweifel darüber sein, dass auch der Metamorphismus eine bedeutende Rolle dabei gespielt hat. Keine uns bekannten Vorgänge vermögen in ähnlicher Weise die Bedingungen des Metamorphismus zu schaffen, so- weit wir dieselben kennen, als diejeuigen, auf deren Annahme uns die Betrachtung des Ursprungs der Ausbruchsgesteine mit Nothwendigkeit führt, mögen dieselben durch die Schlünde von Vulkanen emporgedrungen oder das Product von Spalten- ergüssen sein. Bei Vulkanen und den mit ihnen zusammen- “ hängenden Vorgängen ‘(wie Solfataren und heisse Quellen) ° beobachten wir in der That selbst an der Erdoberfläche die heftigsten metamorphischen Erscheinungen, welche sich gegen- wartig der unmittelbaren Beobachtung darbieten. Wir dürfen daraus schliessen, dass in der Tiefe unter bedelitenkn Druck En und bei höherer Temperatur ein weit intensiverer Metamor- 1 phismus in der Nähe der Ausflusscanäle und am Heerd der vulkanischen Thätigkeit stattfinden muss. Auch in dieser Be- ziehung wiederum fordert das grössere Phänomen der Massen- ausbrüche die Annahme einer grösseren Intensität und Aus- breitung der von ihnen abhängigen Erscheinungen, und das | Bestehen ursächlicher Wechselbeziehungen solcher Art wird durch die stete Begleitung metamorphischer Gesteine durch ältere Ausbruchsgesteine beinahe endgiltig bewiesen. Es wird mit gutem Grund angenommen, dass Erhebung durch Volumen- vermehrung in Folge des Eindringens von Wasser in die Zu- sammensetzung der Gesteine und ihrer Krystallisation eine nothwendige mechanische Wirkung metamorphischer Vorgänge sein müsse. Die Hebungen der Gebiete von Ausbruchsgestei- nen müssen daher durch den Metamorphismus eine fernere Beschleunigung erfahren. Während so die Hebung von Verbreitungszonen der vul- kanischen Gesteine eine natürliche Erklärung in denselben Ursachen findet, welche die erste Aufspaltung veranlassten, und der durch Spaltenbildung und Ausbrüche veranlasste Me- tamorphismus eine weitere Beschleunigung der Hebung mit sich bringen musste, bleiben anscheinend jene Fälle weit in- tensiverer örtlicher Hebung unerklärt, welche einige der mäch- tigsten Kettengebirge, wie die Alpen und der Himalaya, die an vulkanischen Gesteinen frei sind, in der vulkanischen Aera erfahren haben. Die ersteren und. wahrscheinlich auch der Himalaya hatten vorher ihre bedeutendste Hebung in der por- phyrischen. Aera und unmittelbar nachher erhalten, tragen aber nur in geringem Grad die Spuren von Hebungen in den darauf folgenden Perioden. Die Beschleunigung ihres Ansteigens in der vulkanischen Aera scheint noch weit bedeutender gewesen zu sein als selbst bei den Anden. Das Zusammentreffen bei- der Vorgänge in einer Zeit, welche sich auf beiden Oontinen- ten durch heftige Ausbruchsthätigkeit auszeichnete, lässt darauf schliessen, dass ein innerer Zusam enhane aller dieser Er- scheinungen stattfand. Betrachten wir die grosse Erhebungszone, von welcher die Alpen und der Himalaya die mächtige Axe bilden, so be- steht sie aus drei Gürteln. Der mittlere derselben begreift 73 : jene beiden Hochgebirge und die continuirliche breite Gebirgs- zone, durch die sie verbunden sind, und welche hauptsächlich in der vulkanischen Aera ihre Gestaltung erhalten hat. Die beiden Hochgebirge sind frei von vulkanischen Gesteinen. Dasselbe gilt für den centralen Theil der südöstlichen Aus- läufer der Alpen und, wie es scheint, der westlichen Ausläufer des Himalaya. Je weiter man in der türkischen Halbinsel nach Osten vordringt, desto bedeutender werden die Zeichen ehema- liger Ausbruchsthätigkeit, wie sie von Serbien und Bulgarien im Norden, von Epirus, Macedonien und Thracien im Suden bekannt sind. In ähnlicher Weise mehren sie sich in west- lieher Richtung vom Himalaya über das armenische Hochland gegen Kleinasien hin. Betrachtet man die Eigenthüumlichkeit in der Verbreitung der jetzt thätigen Vulkane, dass sie sich dort besonders anhäufen, wo Continente in Spitzen auslaufen und sich zu verbinden streben, so ist in jener Gegend durch die Verbreitung der Ausbruchserscheinungen früherer Zeit ein Fall gegeben, welcher nahe Analogie bietet. Die Gebirgswelt der Alpen und die Gebirgswelt des Himalaya, vor der Tertiär- zeit getrennt, wurden in ihr durch allmälige Gebirgserhebungen verbunden. Die gleichzeitige Ausbruchsthätigkeit war entfernt von der Hauptaxe, wo diese vorher als Gebirge existirt hatte, und nähert sich ihr von beiden Seiten, wo die Verbindung angestrebt wurde, nimmt dann mehr und mehr zu und culmi- nirt in jener Gegend, wo die Verbindung vermittelt wurde. Alle Ausbruchsthätigkeit dieses mittleren Gürtels mit ihren Masseneruptionen und ihrer vulkanischen Thätigkeit ist er- loschen. Nördlich von diesem Gürtel ist ein anderer, der sich in seiner ganzen Länge durch die Intensität seiner Ausbruchs- erscheinungen während der vulkanischen Aera auszeichnete. Er erstreckt sich vom mittleren Asien über das caspische Meer, den Kaukasus, die Krim, die Karpathen und in Verzweigungen durch das mittlere Deutschland bis nach dem mittleren Frank- reich. In dem europäischen Theil dieses Gürtels sind nur noch schwache Nachwehen der vulkanischen Thätigkeit vor- handen, während sie sich im asiatischen Theil energischer zu erkennen geben. Ein anderer durch Ausbruchsthätigkeit. in der Tertiärzeit nicht minder ausgezeichneter Gürtel begleitet die Hauptaxe im Süden. Er durchzieht Vorderindien und ver- bindet sich im bengalischen Meerbusen mit der Vulkanenwelt der hinterindischen Inseln, setzt dann nach Westen über Ara- | bien, Syrien, Palästina nach dem Mittelmeer fort, umfasst hier die noch thätigen Vulkane des griechischen Archipels und Un- teritaliens und ist durch die vulkanischen Gesteine von Sar- dinien und Südspanien den Azoren verbunden. In diesem Gür- tel setzen die letzten Reste vulkanischer Thätigkeit noch fort, aber ihre Hauptphasen und die Massenausbrüche gehören einer vergangenen Zeit an. Das ganze von diesen drei Gürteln eingenommene Gebiet ist als ein grosses Hebungsfeld der vulkanischen Aera zu be- trachten, und man kann sagen, dass es im Grossen und Gan- zen durch eine erhebliche Verbreitung tertiarer Ausbruchsge- steine charakterisirt ist. Es ist jedoch klar, dass der Hebungs- beitrag in verschiedenen Theilen verschieden gewesen ist, und wir finden die merkwürdige Thatsache, dass trotz des offen- baren Zusammenhanges, welcher zwischen dem Vorhandensein der Eruptivgesteine und der mit ihrer Erscheinung an der Oberfläche beschleunigten Hebung des ganzen Gebiets statt- findet, doch jene Theile, welche sich am meisten durch erup- tive Thätigkeit ausgezeichnet haben, keineswegs am höchsten erhoben worden sind. An den Abfällen einiger der.bedeutend- sten Gebirgketten (zum Beispiel am südlichen Fuss der Pyre- näen, der Alpen und des Himalaya, am Suüdabhang der Kar- pathen, am Rand der norddeutschen Ebene) finden sich vulka- nische Gesteine in Niederungen, und dort, wo sich die einzel- nen Züge von Ausbruchsgesteinen, welche den drei Gürteln an- gehören, zu einem zusammenhängenden Ausbruchsgebiet ver- binden (Klein-Asien, türkische Halbinsel, griechischer Archipel, schwarzes Meer), und wo wahrscheinlich (nächst dem Dekkan) die ausgebreitetsten Ablagerungen von vulkanischen Gesteinen innerhalb der ganzen Zone sind, ist die Gebirgserhebung weit geringer als im Balkan und im persischen Gebirge. Dagegen hat, wie wir vorher bemerkten, kein Theil innerhalb des grossen Hebungsgebietes eine ähnliche Beschleunigung der Hebung während der vulkanischen Aera erfahren, als gewisse Ketten- gebirge, welche schon bei ihrem Beginn als solche vorhanden waren, und unter denen die Alpen, die Pyrenäen und der Hi- malaya weitaus die bedeutendsten sind. Sie sind, soweit die Untersuchungen gehen, frei von vulkanischen Gesteinen. Es 75 kann also bei ihnen kein Zusammenhang zwischen Hebung und Gesteinsausbruchen stattgefunden haben. Dies schliesst aber keineswegs die Möglichkeit eines Zusammenhanges zwi- schen der beschleunigten Hebung und den den Ausbrüchen zu Grunde liegenden Kräften aus. Ist die durch Volumenvermeh- rung verursachte Spannkraft die wesentlichste unter ihnen, so lasst sich das scheinbar Abnorme der Erscheinung erklären. Es ist darauf hingewiesen worden, dass die Niveauverände- rungen zum Theil von der Bildung solcher Spalten in der Erd- rinde begleitet sein müssen, welche. an der Erdoberfläche ge- schlossen sind. Dass solche Spalten vor Allem dort gebildet worden sind, wo Kettengebirge wesentlich aus metamorphischen Gesteinen bestehen, wird durch die verticalen Verschiebungen wahrscheinlich gemacht, welche die Theile solcher Gebirge in paralleler Richtung zu ihrer Axe oder im Winkel dagegen er- fahren, und welche tausende von Fussen betragen. Längsver- werfungen sind besonders häufig. Die Thatsache, dass solche Spalten, wenn sie am Fuss von Gebirgen auftreten, eine geo- logische Grenze für alle Erscheinungen des Vulcanismus zu bilden pflegen , deutet darauf hin, dass sie in grosse Tiefe hinabreichen. Noch sind diese Verwerfungen wenig untersucht. Doch ist es wahrscheinlich, dass ihre Bildung mit den Perio- den grösster Hebung zusammenhängt, in den Alpen also in der vulkanischen Aera stattgefunden hat. Der Grund, dass diese Spalten dem Gesteinsmaterial keinen Ausweg verschafft haben, ist vielleicht darin zu suchen, dass die metamorphischen Vorgänge eine Plastieität des die Spalten umgebenden Gesteins und einen Verschluss derselben bis in grosse Tiefe bedingten. Im Uebrigen aber ist kein Grund vorhanden, anzunehmen, dass die Spalten dieser Art sich in den tieferen Theilen anders verhielten als diejenigen, durch welche Ausbruche stattfanden. Auch in ihnen mochten durch wässrige Schmelzung flüssig ge- wordene Massen von der Tiefe aufsteigen und erst in den oberen Theilen dem Widerstand des Verschlusses der Spalte begegnen. Gehen wir noch einmal darauf zurück, dass die erste Bildung der Spalten durch die Wirkung einer nach aussen gerichteten Spannkraft veranlasst wurde, so musste in allen Fällen der Theil des Widerstandes überwunden werden, den die Cohäsion der festen Erdrinde geboten hatte, gleichviel ob der Spaltenbildung ein Ausströmen von Gesteinsmassen an die Oberfläche folgte oder nicht. Während aber im ersteren Fall = viele begleitende Vorgänge der Hebung entgegenwirkten, konnte im letzteren beinahe das Gesammtmoment der Spannkraft in der Tiefe und der durch die begleitenden Vorgänge entwickel- ten Kräfte in äussere Arbeit verwandelt werden und sich fast ausschliesslich in Hebung bekunden. Die Volumenvermehrung durch Krystallisation der Massen in der Tiefe, die Bildung neuer Spalten, welche in anderen Gegenden die basaltischen Ausbrüche nach sich zogen, die durch die Verminderung des Drucks abermalig beschleunigte Krystallisation, alle diese Pro- cesse mochten sehr bedeutend auf die Hebung einwirken. Die Bedingungen der Wärmeentziehung durch das Ausstromen von heissflüssigen Silicaten, Dämpfen und Wasser waren nicht oder nur in sehr geringem Grade vorhanden. Besonderes Gewicht aber ist wohl darauf zu legen, dass in diesen Fällen die Vor- gänge des Metamorphismus in der Tiefe in weit grösserem Maassstab stattfinden und sich in entsprechend intensiverer Weise in Hebung darthun konnten. Gase und überhitztes Wasser blieben grösstentheils in der Tiefe gebunden und muss- ten dort für die genannten Wirkungen verwendet werden, Wir erwähnten an einer anderen Stelle, dass es Vorgänge ähnlicher Art gewesen sein mögen, durch welche gleichzeitig wit be- schleunigter Hebung schon in früher Zeit jene Granitkeile ge- bildet wurden, welche von breiten Zonen metamorphischer Ge- steine umgeben sind und mit diesen vorwaltend solche Gebirge zusammensetzen, welche auch in der vulcanischen Aera nur selten der Schauplatz von Gesteinsausströmungen gewesen sind. Es waren bei dem Eindringen erhitzter flüssiger Massen in oben geschlossene Spalten alle Bedingungen für die gross- artigste Entwickelung jeuer mannichfaltigen Vorgänge des hy- droplutonischen Metamorphismus gegeben, welche die Versuche und geistvollen Schlussfolgerungen Dausrte’s wahrscheinlich gemacht haben. Sehen wir von diesen theoretischen Betrachtungen ab, und vergleichen wir nur die verschiedenen bisher erwähnten That- sachen, welche sich auf die seit dem Anfang der vulkanischen Aera geschehenen Niveauveränderungen beziehen, so müssen wir annehmen, dass sie hinsichtlich der ihnen zu Grunde lie- genden Ursachen in innigem Zusammenhang mit den anderen Vorgängen stehen, durch welche sich diese Aera von vorher- 77 gehenden Perioden ausgezeichnet hat. Hebung und eruptive Thätigkeit, selbst wenn örtlich nicht ganz zusammenfallend, sind coordinirte Wirkungen der Abkühlung der Erde; aber . während erstere im Wesentlichen ihre unmittelbare Wirkung ist, ist es die andere nur mittelbar, das heisst, sie kann nur geschehen, wenn andere Umstände, wie die Oefinung der Spal- ten an der Oberfläche und der Zutritt des Wassers nach der Tiefe, ihr gunstig sind. Wie es nun in der Geschichte der eruptiven Thätigkeit gewisse Phasen giebt, welche von der Entwickelung des Erdballs abhängen und den Fortschritt der- selben beweisen, so lassen sich auch bestimmte Phasen in der Aeusserungsweise der hebenden Kräfte erkennen. In denjenigen Hebungen, welche während der vulkanischen Aera stattfanden, kann man gewisse charakteristische Merkmale wahrnehmen. Es wurden in ihr die absolute Höhe und das Volumen gewisser Kettengebirge erhöht, welche innerhalb der vulkanischen Zonen ‚gelegen waren, gleichgerichtete und auf einer Linie gelegene Gebirgszuge wurden longitudinal vereinigt; parallele und neben einander liegende aber wurden zu Hochländern verbunden; die entgegengesetzten Enden continentaler Hauptkettien, welche zwar eine ungefähr parallele Richtung hatten, aber weder auf einer Linie, noch einheitlich neben einander gelegen, sondern (wie die Alpen und der Himalaya) longitudinal weit von ein- ander entfernt waren, wurden durch die Bildung breiter welli- ger Gebirgsländer mit intensiver Ausbruchsthätigkeit verbunden, und endlich wurden grosse Landstrecken, welche vorher uuter dem Meer versenkt waren, uber dasselbe emporgehoben und dadurch entfernte Gebirge durch ausgedehntes Flachland ver- bunden, die Continente vergrössert und ihre Umrisse verein- facht. Diese Art der Formveränderungen der Oberfläche des Planeten war wahrscheinlich eine in grossem Maassstab statt- findende Wiederholung der Art, in der sie in früherer Zeit vor sich gegangen waren. Es ist hier nicht der Raum, die Grundzüge ihres allmäligen Fortschrittes zu entwerfen. Aber in dem ganzen Verlauf dieser Veränderungen, wie sie während - der ‚einzelnen Phasen eruptiver Thätigkeit stattfanden, giebt ‘sich ein Streben. zu erkennen, das, was vorher unverbunden war, nach gewissen Richtungen zu verbinden, gewisse Zuge höchster Erhebung bestimmter hervortreten zu lassen, zu ver- längern und zu erhöhen, während mehr und mehr andere Höhenzüge von diesem dauernden Zuwachs ausgeschlossen A wurden, die Felder säcularer Hebung an Ausdehnung und . Berakiek der Umrisse zunehmen zu lassen und sie von den ebenfalls in beiden Richtungen fortschreitenden Senkungs- feldern zu trennen. Es lässt sich sogar eine Entwickelung nach diesen verschiedenen Richtungen vom Anfang der vulka- nischen Aera nach ihren Ende hin wahrnehmen; denn die der basaltischen Epoche verbundenen Vorgänge hatten eine weitere Verbreitung und allgemeinere Vertheilung innerhalb der vul- kanischen Zonen als diejenigen der propylitischen und ande- sitischen Epochen. In Europa besonders ist der Zuwachs con- tinentaler Ausdehnung in der basaltischen Aera und.die geo- graphische und geologische Verbindung vorher getrennt gewese- ner Theile des Continents offenbar. Es ist eine unabweisbare Annahme, dass es bestimmte Gesetze geben muss, nach welchen diese Verbindungen und die Concentration der hebenden Kräfte auf gewisse Gebiete vor sich gingen. Die Kenntniss derselben ist noch sehr beschränkt. Einen Hinweis auf den Weg, wie wir zu ihr gelangen mögen, giebt die bewunderungswürdige Art, in welcher Professor J. D. Dana die Umrisse der An- ordnung der Inselgruppen des Stillen Meeres dargelegt hat. Man hat angenommen, dass die bestimmten Richtungen, -welche sich in der Morphologie des Erdballs erkennen lassen, ihren Grund in dem Vorwalten bestimmter Spaltungsflächen in der krystallinischen Structur der Erdrinde haben mögen. Dies ist allerdings die wahrscheinlichste Ursache, die sich anführen lässt. Allein es sollte dabei wohl in Betracht gezogen werden, dass die Richtungen solcher Spaltungsflächen, wenn sie existiren, sich nach der Tiefe ebenso stetig und allmälig ändern müssen, als die chemische Zusammensetzung und das specifische Ge- wicht, und dass sie in den Tiefen der andesitischen Gemenge ganz anders sein werden als in denen des Granits. Auf das Bestehen einer solchen Aenderung nach der Tiefe weist die eigenthumliche Art hin, in welcher die Verbindungen vorher getrennter Theile zu Stande gebracht worden sind, wie zum Beispiel die 'Aenderung paralleler Gebirgsreihen auf einer Linie, welche in einem schiefen Winkel gegen sie gerichtet ist, oder die bogenförmige Verbindung hervorragender Erhe- bungszuge, wie der Anden von Süud- und Nord-Amerika. Es scheint bei einer oberflächlichen Betrachtung, dass bei den- 79 jenigen Linien der Grenzen der Continente, der Gebirge und Inselreihen, welche ihre Entstehung den Ereignissen in frühen Perioden verdanken, die Richtungen von Nordwest nach Sud- ost und von Nordost nach Südwest vorwaltend sind, dass spä- ter Norduordwest - Sudsudost- Richtungen herrschten und dass in den grossen Zugen der Vulkane und in den Axen der vul- kanischen Zonen der tertiären und der gegenwärtigen Zeit nordsüdliche und westöstliche Richtungen obwalten, während sich in ihren untergeordneten Formenverhältnissen die ältesten Richtungslinien, welche wahrscheinlich diejenigen der obersten Theile der Kruste sind, wiederholen. Das Bestreben, gewisse getrennte Glieder in der Orapın- phie der Erde nach bestimmten Richtungen zu verbinden und die Umrisse und Gestaltung des Festlandes zu vereinfachen, setzt wahrscheinlich ohne Unterbrechung fort, wiewohl eine Aera verhältnissmässiger Ruhe den heftigen Aeusserungen des Vulecanismus der vulkanischen Aera gefolgt ist. Die mächtige Erhebungszone des östlichen Continents, welche die Alpen und den Himalaya umfasst, und die zweite grosse Zone, welche die Anden begreift und den ganzen Stillen Ocean umschliesst, bilden jetzt die hervorragendsten Merkmale der Orographie der Erde. Beide verdanken diese Stellung wesentlich den grossen umgestaltenden Vorgängen der vulkanischen Aera. Die Ergebnisse, welche wir in diesen Blättern erreicht, und die Schlussfolgerungen, welche wir daraus gezogen haben, gründen sich wesentlich auf Beobachtungen in besonders reich entwickelten Theilen beider grosser Gebiete, und es ist vor- züglich aus diesen Gründen die allgemeine Anwendbarkeit wenigstens einiger derselben zu erwarten, Wechselbeziehungen der fünf Bio vulkanischer => Inhalt TE = Band XX. ; Die natürliche Gliederung der vulkanischen Gesteine 66: - Erste Ordnung: Rhyolithgesteine . . : ....-2..2..2..67 : Zweite Ordnung: Trachytgesteine . . » . 2.2... Dritte Ordnung: Propylitgesteine . . . 2. 22. Vierte Ordnung: Andesitgesteine . . ... 2. 2... 6 Fünfte Ordnung: Basaltgesteine? ... 1 hr 2 RER Uebersicht der Classification . . .» ie ae Er Gesteime... .., : a ee ee ee 1. Altersverhältnisse N Massönaustrübbe IE 2. Altersverhältnisse der vulkanischen Thätigkeit . . . 7 3. Unterschiede der. Geotektonik : 1. a... hen. Berichnngen der vulkanischen zu älteren Eruptiv- ee: gesteinen En FE a sun Lie ERS ZE 1... Beziehungen ‚der Systematik . . . . med 2. Wechselbeziehungen von Alter und Textur . . . . 3. Wechselbeziehungen zwischen Alter und Zusammen- setzung RATTE ET Er .. Wechselbeziehungen der Erupvtivgesteine in Hinsicht eM ihre -seoszaphische:, Verbreitung .. ;’; „2.23 Band XXI. Ueber en U: sprung der vulkanischen Gesteine . . = 41. Ursprung der Massenausbrüche . . . 2»... a 2. Ursprung der vulkanischen Thätigkeit . ., . age 3. Andere Theorieen über den Ursprung - der la ROH 3 schen Gesteine und der Eruptivgesteine im Allgemeinen Beziehungen der Verbreitung vulkanischer Gesteine 4 zur Gestalt der Oberfläche der Erde a RE sl 2. Ueber Tellurwismuthsilber aus Mexico. Von Herrn C. Rammeısgere In Berlin. Im December 1866 schickte -Professor A. DEL CAsTILLo in Mexico an Geh. Rath Burkart in Bonn Proben eines neuen Erzes mit der Bezeichnung: „Bismutotelural sulfo argentifero. Especie nuova. Se enehlia en las minas, de plata de la Sierra de Tapalpa, Estad. de Jalisco. Para: presentar al Sennor RAMMELSBERG en mi nombre, suplicandole lo analize en interes de la ciencia.* _ Herr Burkart hat die Güte gehabt, das Erz mir zukom- men zu lassen. Es ist ein graues, hier und da bunt angelau- fenes, körniges Aggregat, welches so weich ist, dass es sich mit dem Messer schneiden, zugleich aber doch in so weit spröde ist, dass es sich fein pulvern lässt. Das V. G. ist = 7,803. Im Kolben erhitzt, schmilzt es leicht und giebt ein schwa- ches weisses Sublimat. Vor dem Löthrohr auf Kohle kocht die Masse, dampft stark, beschlägt die Kohle weiss und gelb und hinterlässt zuletzt ein Silberkorn. Dabei ist weder Arsen- noch Selengeruch wahrzunehmen. Das Pulver wird schon in der Kälte von Salpetersäure stark angegriffen; es entsteht eine grune Auflösung, welche sich beim Erhitzen entfärbt, und ein weisser schwerer Nie- derschlag. Erhitzt man es in Chlorgas, so findet eine lebhafte Zer- setzung statt, welche jedoch aufhört, so bald die schmelzende Masse sich mit Chlorsilber bedeckt hat. Die von H. Rose für oxydirte Tellurverbindungen em- pfohlene Methode der Zerlegung durch Schmelzen mit Oyan- kalium in Wasserstoffgas gab hier keine günstigen Resultate, und es fand sich am besten, die Substanz durch Salpetersäure zu oxydiren, die verdunnte Flussigkeit mit Ammoniak zu über- sättigen uud mit Ammoniumhydrosulfür stark und anhaltend zu digeriren. Es gelingt dadurch, das Tellur fast vollständig in Zeits. d. D. geol. Ges. XXI. 1. 6 Auflösung zu bringen, während für die Schwere eine besondere Probe mit Salpeter und kohlensaurem Alkali 5 geschmolzen wird, wobei man aber nicht versäumen darf, den schwefelsauren Baryt mit Chlorwasserstoffsäure zu erhitzen, . bevor man ihn vollends auswäscht. Auf diese Art wurde erhalten: 1: 2: 3. 4. ' Schwefel 3,32 2,38 Silber 23.33 20,73 20,43 21,84 Kupfer Spur 3 0,34 Wismuth 48,50 48,24 Tellur 24,10 Ha In Nr. 1. verhalten sich die Atome von 5: Ag: Bi: Te 1.:2.08:2.24.21,8 In der begründeten Voraussetzung, dass das Wismuth nicht ganz frei von Tellur war, darf man das Atomverhältniss wohl —1:2:2:2 annehmen. : | Dann ist dieses neue Tellurerz Ag? S Bi? Te? Ist dies nun eine bestimmte Verbindung: As’S + 2BiTe? Oder ist es ein Gemenge von Silberglanz und Tellurwismuth? Oder von gediegenem Silber und Schwefeltellurwismuth, pi? Te! x R ‚„2Ag: Das Ansehen des Minerals spricht gegen ein Gemenge; nur Schwefelkies und Quarz (Hornstein) sind an ihm zu unter- scheiden. Auf einer frischen Schnittfläche sieht man keine verschiedenen Stellen. Ferner ist Bi Te nicht bekannt; denn das nordamerikanische Tellurwismuth ist Bi’ Te’; bloss der Tetradymit ist Bit ei Aber das Ansehen des Minerals strei- tet gegen eine Beimischung von mehr als 20 pCt. metallischen Silbers. Der Fundort, die Sierra de Tapalpa, liegt zwischen Gua- dalaxara und Colima im Staate Jalisco. | | ) i at BurKanr in Bonn untersucht. | Misteca alta Rückstand 0, 20 . Nickel „4, 39° . Kobalt, “ 0 ER aLüsrz amm betrug, I ich. Ben einder Wunsch des Herrn Geh. Yanhuitlan Ri - Spur, HIER 6, 21 En o 27 Dj 4. Beiträge zur Kenntniss der Constitution mehrerer | Silikate. Von Herrn C. Ranmmeıspere ın Berlin. I. Chabasit. Trotz einer nicht geringen Zahl von Analysen ist der Chabasit seiner Zusammensetzung nach nicht sicher bestimmt, und es ist insbesondere längst aufgefallen, dass gewisse Ab- änderungen reicher an Kieselsäure sird als die meisten ande- ren, welche man bisher auf die Bisilikatmischung bezogen hat. Schon vor langer Zeit*) habe ich diesen Umstand zur Sprache gebracht und den böhmischen Chabasit, später auch den rothen aus Neuschottland selbst untersucht. Die nebenstehende Tabelle enthält das Atomenverhältniss der Bestandtheile nach den bisherigen Analysen und wird die Differenzen derselben erkennen lassen. | Das Ergebniss der bisherigen Analysen des Chabasits ist also: 1. Auf 1 Atom Al kommen im Maximo d Atome Si, im Minimo 4 Atome Si, doch ist letzteres zweifelhaft, da dieselbe Abänderung (Giessen) auch das Verhältniss 1:4,3 gegeben hat. Es muss demnach angenommen werden, dass der Cha- basit mehr als 4 Sigegen Al enthält. 2. Ca und Al stehen nahezu in dem Verhältniss je eines Atoms, wenn die Analysen No. 1, 11 und 13 vorläufig unbe- rücksichtigt bleiben. In 11 Fällen von 13 überwiegt das Al um ein Geringes. 3. Fast immer ist nur K, kein Na angegeben. In den zehn Analysen, wo dies der Fall, varürt K:Ca von 1:3 b13. 1:78, 4. Verwandelt man die Alkalimetalle in ihr Aequivalent Ca, so ist Ca: Al nahe = 1:1, meist mit geringem Ueber- schuss an Ca, *) Poce: Ann., Bd. 49. S. 211. L7:7 | 9907 28 Jr ES SR hr Tal u 607 98 Tu 6 ze 9gE0 92° LER NEO NNYRAOH °H * : y ‘9 « .e (0 r = = SS —_ (les) = a e=) wi En Ke) je 6) = D De a a en: vor g’e8 96er '789q +yoru HLYY HOA [8q10P0 'LT | ; V : 660 | „9:7 8ET: 77: 90% 223 ASP JOER SS T vor g8L Tel 1 re HLNAY) GE SL:I ZI:NI:HM 8: I vr DIN ey: 7 01 2 831 ei —- y°,| LauvHTasnH uasson) "GT N T: 96°0 953 W@TENE:50T| 92: 101: Ver: CH 78 2.61 oe. 76 NNVRAOH jeyyesseg ‘77 r: go: | BRD un nz =): 2017| 9. V2L0RBE ER 8n1 962 608 00 Large Samaonnd e 1: £80 9:7 WI: y:260| 8: 3a: TI enEn | wo, fr — ge| Nosamay 1agauı "GH v.: 820 (pusı-]) 9:7 .9I:17: 60 vr: 22795: 1187: 1 CHE DIS OL, SL. 06 NOSNOHLL ysay 104 'IF r: 60 iR SIT MIHT:COR CIE: II TI | E78 Zi. 088 N De ne MG SVBIOT 07 s I: 960 SI: SETENI:ETPITZZ: 11707: 7] er:ı 081 862 21 A el) y Sıssuy'6 en T: 660 \ = E99: Er:1T:907) 97: 1107: IT| gr: | Jon vr8 cur 297 0 — ge) samazuag Zueqsjeisun '8 Sn) ri: 8so ? 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Die Schwankungen in diesem Verhältniss, welche bisher - > verhindert haben, allen Chabasiten eine Formel zu re zwar ziemlich einfach, allein bei genauerer Prüfung überzeugt mals rein sind. Die durch Erhitzen des gepulverten Minerals mit Chlor- =. wasserstoffsäure abgeschiedene Kieselsäure ist nicht gelati- nös, sondern pulverig. Bei reinem Material und hinreichend feiner Zertheilung desselben enthält sie keine harten Theile. Nach dem Eindampfen des Ganzen im Wasserbade bis zur staubigen Trockne, vorsichtigem Erhitzen während kurzer Zeit, Befeuchten mit Säure, Zusatz von Wasser und Erhitzen bleibt sie als durchscheinende Masse auf dem Filtrum und bildet nach dem Trocknen ein äusserst feines, lockeres Pulver. Wird sie. nach dem Glühen mit Fluorwasserstoffsäure und Schwefelsäure behandelt, so bleibt immer ein Rückstand, aus Thonerde und Kalk bestehend. In den verschiedenen Versuchen varlirte der Gehalt an Thonerde von 0,1—0,6 pCt., der an Kalk von 0,2 —0,6 pCt. der Kieselsäure, Diese Beimischungen rühren offen- bar von unzersetzt gebliebenen Mineralpartikeln her, wiewohl das Verhältniss des Kalks in den Rückständen ein weit grösse- res als im Mineral selbst ist. Indessen muss man bedenken, können entweder in dem Mineral selbst, oder in den Methoden = begründet sein. Diese letzteren sind für den vorliegenden Fall, | man sich, dass die einzelnen abgeschiedenen Bestandtheile nie- | | | j £>] | | Fr B dass das Gewicht der einzelnen sich nur auf Milligramme 1 | 3 beläuft. Die durch Ammoniak gefällte Thonerde ist gleichfalls z nie rein, und zwar enthält sie Kieselsäure und Kalk. Ich habe sie entweder mit Schwefelsäure erhitzt, oder mit saurem schwefelsaurem Kali geschmolzen; beim Auflösen der Masse blieben immer Flocken von Kieselsäure zurück, und wurde die _ Thonerde mit Ammoniak von Neuem gefällt, so war im Fil- trat stets Kalk zu finden. In 100 Theilen der geglühten Thon- _ erde habe ich 0,8--3,2 pCt. Kieselsäure und 5—6 pCt. Kalk gefunden. 5 Der durch Oxalsaure gefällte Kalk enthält ausser un- wägbaren Mengen Kieselsäure stets Thonerde, welche aus der Auflösung des geglühten in Säuren durch Ammoniak nieder- fallt. 100 Theile Kalk gaben 2,0—2,7—5,1 pCt. Thonerde. Dampft man das Filtrat vom oxalsauren Kalk in einer Platinschale zur Trockne ab und erhitzt die Masse zur Ver- jagung der Ammoniaksalze, so bleibt beim Behandeln mit Wasser unter allen Umständen ein Ruckstand, der aus Kiesel- säure und Thonerde besteht. Ich habe beide nach schwa- chem Glühem der Substanz durch Kochen mit Chlorwasser- stoffsaure getrennt. Bisweilen findet man sogar eine Spur Kalk in diesem Rückstande. Der wässrige Auszug, welcher die Alkalien enthält, ist selten frei von kleinen Mengen Thon- erde und Kalk, welche nach der Abscheidung des Kalis sich bestimmen lassen. Auf diese allerdings umständliche Art habe ich zwei schon früher von mir analysirte Chabasite von Neuem untersucht, namlich den rothen von Neuschottland und den farblosen von Aussig in Böhmen, sowie ausserdem einen farblosen von den Faröern. I. Rother Chabasit von Neuschottland. A. Wassergehalt. _ Beim Trocknen und Erhitzen er- gaben zwei Versuche folgende Verlustprocente: 100° 3,55 200° 11,12: 3 2902: 12 9a ı 300° 15,67 starkem Erhitzen 18,43 schwachem Glühen 18,43 ° starkem Glühen ° 18,16 20,24 wiederholt 18,58 Das bei 300° getrocknete Mineral nahm beim Stehen über Wasser das verlorene Wasser vollständig wieder auf. B. Zerlegung durch Chlorwasserstoffsäure. a. b. Kieselsäure 54,13 54.51 Thonerde . 16,74 Kalk 1.92 2 Kali 0,98 Natron 0,71 Wasser 20,24 (nach 2.) 100,72 ‚ Zur Analyse dienten ausgesuchte Krystalle. Der Gehalt an Kieselsäure ist hier noch grösser als in den früheren Analysen von Hormann und von mir, und die Atome von Al und Si verhalten sich = 1:5,5 oder 1: 5,67. Allein leider ist den Resultaten von dieser Abänderung kein Werth für die Berechnung beizulegen, weil die Substanz der Krystalle nicht rein ist. Eine mikroskopische Prüfung, welche Herr Dr. Grortn anzustellen die Güte hatte, ergab, dass die ganze Masse mit fremden Theilchen durchdrungen ist, die zum Theil dunkel gefärbt sind; es ist daher auch möglich, dass Quarz oder freie Kieselsäure überhaupt an diesen Verunreini- gungen Theil nähme. I. Chabasit von Aussig. A. Wassergehalt. Ich füge meinen Versuchen die Angaben ‚Damour’s über den Verlust bei, den dieser Chabasit in höherer Temperatur erleidet. Der bei 300° getrocknete Chabasit zieht nach Danmour’s und meinen Erfahrungen das Wasser vollständig wieder an. B. Zerlegung durch Chlorwasserstoffsäure. Damour 100° 219 110° 200° 14,00 300° 19,00 starkem Erhitzen schwachem Gluhen 21,0 starkem Glühen 22,4 Re. 4,85 15,37. 17,10 18,87 19,95 22,10 T: 2. Kieselsaure 50,00 49,28 - Thonerde 17,15 17,20 Kalk 10,39 10,15 Kali 2,09 Wasser 22,10 101,37 2 Ill. Chabasit von Österöe (Faroer). Farblose Krystalle, auf einem zersetzten Augitporphyr auf- gewachsen. - A. Wassergehalt. Verlust bei 200° 250° starkerem Erhitzen Wiederholung schwachem Gluhen starkem Glüuhen sehr starkem Gluhen (bis zum Sintern) Kieselsäure 51,11 Thonerde 16,75 Kalk 9,44 Kali 0,86 Natron 0,74 Wasser 22,23 11,67 pCt. 13,65 19,48 20,00 21,74 22,23 In Perla UBeer> EBESBENT JRNUN. Beige | 101,13 ee der Bestandtheile von 2 Bid I. und d der | Atomverhältnisse: 2 II. 1. Atome ne Mi m A Ru Man ne Or Near | 0,55 CH. 19.185 . Cossades 674 108 a7 ..9,12 16,7, .915: 167, Bo Si 29,98...83.3. .28,.00...822 2355 Bas H:O. 29,10° 193 | 22.25: 1983 Es ist also 5 Al: Si Ca AL. sB-::Ca. BEN 1.090 ; | f IE 1. 1880 1 100g) orleeln 2e 1 1:09 1.2. 14,49 ni $ < i 0,97 . . a 11.08 u ls 8 6 Al: mo IE 13.12: 0148 1,204 71:27.2%8.45 2:27.09 Ich schliesse hieraus: | l. dass im Chabasit Al:Si=1:5 ist, wie es auch die Hälfte der früheren Analysen zu erkennen giebt. 2. dass Ca:Al=1:1 ist, was auch schon in zehn. alteren Analysen stattfindet; 3. dass K(Na): Ca=1:4ist, ein Verhältniss, welches etwa ; der älteren Versuche gleichfalls ergeben hat. u Hierach ist, 2K (Na) =Ca gesetzt, R:Al=9:3=1,125:1. Wir sehen also im Chabasit die Atomgruppe KOa* Al' Si?’ oder K? Ca® AlS Sit O':° 1 60H?0, suchen aber trotz des einfachen Atomverhältnisses der Elemente vergeblich nach einer einfachen Beziehung derselben zu den übrigen Silikaten. Zieht man aber die Zusammensetzung der letzteren, so weit sie sicher bekannt ist, in Betracht, so gewahrt man, dass Silikate, welche säurereicher als die normalen (Bisilikate) sind, sehr sparsam vorkommen. Von wasserfreien ist bloss Petalit, Orthoklas und Albit und von Hydraten Stilbit, Desmin und _ die verwandten anzuführen, welche fast alle Trisilikate sind. Findet sich nun, dass ein Silikat, wie der Chabasit, dessen Beschaffenheit eine bestimmte Zusammensetzung verbürgt, in welchem überdies die Elemente ‘in dem einfachen Verhältniss 1:4:4:20 stehen, zwischen der grossen Reihe der normalen Silikate und der kleinen Zahl der Trisilikate steht, so wird die Vermuthung rege, es enthalte an einwerthigen. Radikalen ausser Kalium (Na) so viel Wasserstoff (chemisch gebundenes - Wasser nach dem älteren Ausdruck), wie für ein normales oder Bisilikat nöthig ist. Nun haben die Versuche von DAMmoUR und meine eigenen in der That gezeigt, dass der Wasserantheil, den der Chabasit bis 300° verliert, schnell und vollständig wieder ersetzbar ist. Es ist also wohl kein Zweifel, dass dies lediglich Krystall-' wasser ist, und es ist keine allzugewagte Annahme, dass der in der Glühhitze entweichende Rest zur Constitution des Sili- katmoleküls gehöre, dass letzteres mithin I (H? K) Ca! Al’ Si?’ O0°°=R? Ca Al Si? O'° ‚sei, oder als Hydrat (HS K®)® Ca! Alt Si? 0°° 4 Y4agq — (H°.K3)?,Ca Al: Si% 01% Gag, ein Complex der Bisilikatmoleküle I j®: Si 0° (Ca Si 0° (+ 6ag). ai 31-0, | Die Berechnung für einen Kali-Chabasit (Aussig) und einen Kali-Natron-Chabasit mit je einem Atom beider (Osteröe) giebt: Kr 2:39 SER ER O 04,08 4. Ca: 160. = .6,8: = a0... :4.43 481. =,218,4 - 979 = 80.17.26 20 Si. = 360 ..:= 23,96. = Si. 0° 50,50 AH nnd 470 2,69 609: = 960: = al we ai, 24 aq = 432 100. 2376,4 Kerr DIE ANa = 011,5 —:0,49 =INarO 0,65 402 16057 IE 9 AA = 218,4 = 9,22 = Al 0° 17,33 208i = 560 = 23,64 = Si 0: 50,66 a RT: 00 = 60 au 18.94)2090 | ag = 432 | 100. 5368,4 Die gefundenen Wassermengen sind Aussig Österoe Damour Re. Re. 1.0. . 94.: 8,298 2,00 aq 19,0 18,87 19,48 Wenn ich im Vorhergehenden zu zeigen suchte, dass die beiden Chabasite aus den Bisilikaten von K, Ca und Al in dem nämlichen Molekularverhältniss bestehen, so ist dadurch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass diese Bisilikate sich auch in anderen Verhältnissen ohne Formänderung zusammen- lagern können, d. h. dass die Proportion Al:Si=1:5 nicht fur alle statt habe. Nach THouson ist im Chabasit von Port Rush Na’ Ca? Al? Si?*, nach DUROCHER in einem von den Faröern I R Ca Al? Si enthalten. Aber erst eine Bestätigung dieser Verhältnisse durch genaue Analysen könnte über diese Frage Auskunft geben. 93 II. Stilbit (Heulandit). | _ Unter den Analysen dieses Zeolitbs befindet sich eine von mir*) vor sehr langer Zeit angestellte, in welcher, gleich- | wie in der von WALMSTEDT und THonuson, die Alkalien nicht bestimmt sind, daher sie in der Berechnung von den späteren von DAMOUR, SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN und einer eigenen abweicht. Eine neuerlich wiederholte Untersuchung des reinen und schönen Materials jener alten Versuche hat ergeben: a. b. Kieselsäure 58,01 58,73 Thonerde 16,50 17,21 Kalk »8,30 8,18 Natron 1.09 Wasser 16,06 100,60. Jetzt stimmen alle Analysen genügend überein; denn es ist das Atomverhältniss I Al:Si R:Al Si:agq BU AUHSgEURE . 2.4 4.0.06 6:5 2. Thomson ang ner 6:32 BBENOER. 2 222er ee 6:4,8 4. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN 1:6,1 1,03:1 6:49 ehe. (Leiserholm)*) ._. -.- 1:67. T. :1036:32 ar ae 000 20.04 00 6.33:9 De er Se ee ee X LE: Es dürfen also die Verhältnisse BR ea De a als feststehend betrachtet werden. Schwankend ist (K, Na): Ca, nämlich in 3)= 1726 4,—=,1.552.5 3 a en a DE 1 Der Stilbit, Ca Al Si’ 0O'°+-5H?O 0 Handbuch der Mineralchemie, S. 826, Nr. 3a. **) Pocc. Ann., Bd. 110, S. 525. ‚ist ein Trioilikatgı ‚gleich: ‚den: mit; la Be DB stilbit und Brewsterit, ‚und, dem 6 Moleküle Wasser enthalten- % | den Desmin. Es sind dies die. einzigen- durch Säuren zersetz- baren Silikate, welche saurer sind als die normalen oder. Bi- silikate. Auch scheidet sich. die Kieselsäure aus ihnen pulve- u rig ab, und es bedarf gewisser Vorsicht bei der Analyse, um eine lee Trennung der Kieselsäure, Thonerde und ‚des Kalks zu erreichen. Den Wassergehalt geben die ie 14, 53-153 pCt. an, aber Damour selbst fand ihn später = 15,8 pCt. und ich — 16,06 pCt.; dies ist der Verlust, den das Mineral bei star- kem Glühen erleidet. Ueber das Fortgehen des Wassers in höherer Temperatur geben aber Damour’s und meine Versuche Aufschluss. Hiernach verliert der Stilbit DamoUrR Re. bei 100° ‚2,10 pCt. 83,62 pCt. 1902 7 810: | 190°. ,42:30: 7, 200% 6.22 3 250° 8,07 „ bei stärkerem Erhitzen 19,392 beim Roöthgluhen 19.80.) bei starkem Glühen a LEN) . Dımour fand, dass die 8,7 pCt. Wasser, welche bei 150° entweichen, an feuchter Luft vollständig wieder aufgenommen werden, und dass der Verlust bei 190° — 12,3 pCt. sich unter gleichen Umständen bis auf 2,1 wieder ersetzt, so dass also 10,2 als Krystallwasser zu betrachten sind.. Wenn dies nun mit dem Rest des Wassers nicht der Fall ist, so kann man die Ansicht geltend machen, letzteres sei chemisch gebunden, und der Stilbit sei kein Trisilikat, sondern ein nor- males oder Bisilikat, | H* CaAl Si? Q'?’ -- 3aq, entsprechend I ' 2R’SiO’+aqg=2CaSi0O’ + aq u. S. w. Von den berechneten 14,78 pCt. Wasser, die er im Gan- zen liefern muss, wären 2 — 8,86 pÜt. als Krystallwasser, 95 —_— 59 pCt. als ‚chemisch gebundenes 'zu betrachten, was 2 5 den oben ‚angeführten Zahlen ziemlich gut entspricht. Vom Epistilbit, der ganz die Zusammensetzung des | Stilbits, aber eine andere Form und Structur hat, liegen keine _ Versuche über das Verhalten des Wassers vor; ebenso vom Brewsterit, der Ba:2Sr enthält und vielleicht mit dem Stilbit isomorph ist, Als Bisilikat würde er „HB! (Bas, Sr3) Al Si‘ 9 1 3aq sein. III. Desmin (Stilbit). Ein Trisilikat, ein Molekül Wasser mehr enthaltend als der ‚Stilbit, 2 Ca AlSi® O!° 4 6ag; ‚denn es ist das Atomverhältniss Si:aqg nach Kerı (Andreasberg) =.6 :. 6,3 ‚WeBer (Berufjord) = 6.: 6,1 Hermann (Ilmengb.) = 6: 6,3 Moss (Faroer) — 6:02 Nach Damour verliert dieser Zeolith bei 100° 1,3 pCt. 130%213,0 . , 170% 16,2. Von dem bei 150° entwichenen Wasser werden an der Luft 10 pCt. wieder aufgenommen und von dem bei 170° ent- wichenen 7 pCt, Ist der Desmin ‚gleich dem Stilbit ein Bisilikat, H* Ca AlSi? O!? -H-Aaqg, so muss er geben: gefunden Krystallwasser 11,49 pCt. 7—10 pCt. chemisch gebundenes 5,75: ., 17,24 Stimmt auch der Versuch, der wiederholt zu werden verdient, nicht genau mit, ‚der Annahme, so widerstreitet er ihr doch nicht. IV. Mesotyp (Natrolith). Dieser Zeolith enthält bekanntlich die Atomgruppe Na’ AlSi®, en entsprechend H? Si’ O'°, ist also ein Dreiviertel-Silikat, oder vielmehr eine Verbindung von Singulo- und Bisilikat, Na? AlSit O'°) Na’ Al Si’'O0'%+4- 2ag N Al Si? 0° a A Nach Damour verliert er über Schwefelsäure nichts, bei 240° unter Trübewerden fast alles Wasser, zieht dasselbe an der Luft wieder an, bleibt aber undurchsichtig. In diesem Zustande geht das Wasser schon bei 190° wieder fort. Wird \ Mesotyp auf 290° erhitzt, so gehen 9,6 pCt. Wasser, der ganze Gehalt, fort, werden aber an der Luft vollständig wieder auf- genommen. Nach schwachem Glühen findet die Wiederauf- nahme des Wassers schwieriger statt; in lebhafter Glühhitze sintert das Pulver als Glaskügelchen zusammen, hat aber seine Eigenschaft, zu gelatiniren, nicht verloren. Ich habe einige hierher gehörige Versuche mit dem be- kannten Mesotyp vom Hohentwiel angestellt. 2,544 verloren über Schwefelsäure . 0,013 = 0,56 pCt. ber-100” ; -.999.8,1:0022 = .:..0947 5 BDO 2 EEE 1 = 230). 5:72.01. 28.850.034 — - 1E49r, stärkerem Erhitzen 0,094 = 4,01 . „ 0,24 10,28; 5 Beim Gluhen trat dann weiter kein Verlust ein. Unsere Versuche zeigen mithin, dass der Mesotyp bei etwa 300° alles Wasser (9,46 pCt.) verliert; es ist daher ganz und gar als Krystallwasser zu betrachten, und da es sich an feuchter Luft wieder ersetzt, so kann der Mesotyp nicht als ein wasserfreies Singulosilikat 22 Nas Al si? 01° angesehen werden. V. Seoleeit. St; Vom Mesotyp unterscheidet er sich durch die Form, das optische und elektrische Verhalten und bei sonst analoger Zu- sammensetzung durch ein Mehr von 1 Molekül Wasser, 97 | 2 CHAlSitO!?) , Ca 21817 01° 4324= aa Si 08 | + 630 Daumour hat gezeigt, dass der Scolecit weder über Schwefel- säure noch bei 100° Wasser abgiebt. Aber während der Me- sotyp bei 300° den ganzen Wassergehalt verliert, gehen vom Seoleeit bei dieser Temperatur nur 5 pCt. fort, die an feuch- ter Luft wieder aufgenommen werden. Bei schwachem Gluhen treten 12 pCt. Wasser aus, aber davon wird nichts wieder an- gezogen, und bei starkem Glühen macht der Verlust 13,9 pCt. . aus, während der Scolecit zu eineut weissen porösen Email „schmilzt. Der nach der Formel berechnete Wassergehalt ist 13,76 pCt. Wie ich glaube, darf man hieraus nicht den Schluss zie- hen, dass ein Theil des Wassers (+ = 1 Molekul = 4,6 pCt.) Krystallwasser, der Rest chemisch gebunden sei; denn die Nichtwiederaufnahme nach dem Glühen ist eine Folge des an- fangenden Verglasens der Masse, und es dürfte wohl gelingen, auch dem Scolecit seinen ganzen Wassergehalt unter der Gluh- hitze zu entziehen. Ein ähnliches Verhalten beobachtet man bei reinen Bi- silikaten, wie z. B. dem Analcim, Na? AlSı? O'’ + 2aq, welcher nach Damour unter 200° gar kein Wasser, bei 300° aber den vollen Gehalt verliert und dann nichts ‚wieder anzieht. Schwerlich wird man daraus schliessen, dieser Zeolith sei wasserfrei, Na: Al Si: 0: = (H* Na?) AlSi® O'°) 1 Mol. Bisilikat 2 (H* Na’) Al Si’ 082} 2 Mol. Singulosilikat. VI. Serpentin und Thon. Diese beiden weitverbreiteten Mineralien sind die End- glieder der (auf nassem Wege erfolgten) Zersetzung primitiver Silikate; ihre Unlöslichkeit in kohlensäurehaltigem Wasser ist der Gruud davon. Beide sind bestimmte Verbindungen, finden sich aber in Folge ihrer Entstehung häufig gemengt mit Resten der ursprünglichen oder mit fremden Substanzen (Eisenoxyd oder Hydroxyd, freie Kieselsäure etc.). Thonerdehaltige Ser- pentine sind Gemenge von Serpentin und Thon. Thon kann Leits.d.D.geol.Ges. XXL, 1. 7 98 unter allen Umständen nur aus thonerdehaltigen Silikaten ent- stehen (Feldspath- und Augitgruppe); Serpentin hat sich zwar - ebenso bei der Zersetzung magnesiahaltiger Silikate in -unend- lich vielen Fällen gebildet (Augit-, Olivin-, Granatgruppe), seine Entstehung aus magnesiafreien Verbindungen lässt sich aber eben so gut begreifen, da die Wasser. Magnesiacarbonat aufge- \ .löst enthalten. Serpentin und Thon sind geologisch und che- misch äquivalente Verbindungen: Serpentin = Mg’ Si’ O° + 2aq Thon = Al Si? 07 + 2ag, 3Mg = Al = 6H; sie sind also Zweidrittel-Silikate, 5 R? SiO° = Bisilikat a (Re Si O* = Singulosilikat. Ich bin jedoch der Meinung, dass sie beide ganz einfach blosse Singulosilikate sind. Ein hellgrüner Serpentin von Texas (Pennsylvanien) wurde gepulvert über Schwefelsäure, dann successive bei 100 — 250— 300° getrocknet. Er verlor dabei nur 1,14 pÜCt., welche hygroskopisches Wasser sein durften. Erst bei anfan- sendem Glühen beginnt das Entweichen des Wassers, und dies erfolgt sehr allmalig; doch bemerkt man deutlich zwei Inter- valle; nach mässig starkem Glühen des Tiegels betrug der Verlust 6,64 pCt., dabei war das Mineral selbst noch nicht gegluht und seine Farbe unverändert. Bei stärkerem Gluhen, wobei die Ränder sich gelb färbten, war der Verlust=8,37 pCt. und nach sehr starkem Glühen —= 13,56 pCt. Mithin waren vor dem Glühen 6,64 und im Glühen noch 6,92 pCt. Wasser, also nahe gleiche Mengen, entwichen. Da der Serpentin der Rechnung zufolge 13,04 pCt. Wasser geben muss, dessen Hälfte — 6,52 ist, so dürfte man ihn wohl als ein Singulo- silikat H°’ Mg’ Si? O® + aq betrachten können; es würde dann bei seiner Bildung aus dem Olivin Mg‘ Si’ O° 1 At. Mg durch 2H ersetzt und 1 Mol. Krystallwasser gleichzeitig aufgenommen werden. Der reine 'Chon (Kaolin, Steinmark) ist dieselbe Verbin- dung wie der Serpentin, in welcher die 3 Mg durch ihr Aequi- valent, Al, ersetzt sind. Es ist bekannt, dass sein Wasser- gehalt beim Erhitzen sehr langsam und vollständig erst beim 99 Glühen entweicht; besondere Versuche hierüber scheinen aber nicht bekannt zu sein. Auch ihn wollen wir nach Analogie | vorläufig als ein Singulosilikat H?’AISiI’O’ tag betrachten. Es ist nicht ohne Interesse, die Zusammensetzung der Silikate zu vergleichen, welche aus der Zersetzung anderer in grösserem Maassstabe hervorgehen und im Wesentlichen aus Kieselsäure, Thonerde und Magnesia bestehen. I: Thon = HB: ag. ar ; nn H? Ne 0 na En 3. Talk (Speckstein) = H’ Mg’ Si! O'°. Bisilikat. 2 5 Q33 12 - 4. Chlorit = In: en ei Singulosilikat. Und in gewissem Sinne auch Magnesiaglimmer = Singulosilikaten fm Mg?’ Si O* 1,AE SQ wo m = 1—2—53 —4—5-—6, und überdies ein Theil Mg oft durch Aequivalente von K, Na, H ersetzt ist. 7” 10% 5. Ueber Epistilbit und die mit ihm vorkommenden Zeolithe aus dem Mandelstem vom Finkenhübel bei Glatz in Schlesien. Von Herrn Wesskyr ın Breslau. J. Rortu erwähnt in den Erläuterungen zu der geognosti- schen Karte vom niederschlesischen Gebirge, p. 346, den Finkenhübel bei Durrkunzendorf, westnordwestlich von Glatz in Schlesien, wegen des Vorkommens von Zeolithen, welche neben Amethyst, olivengrünem Quarz und verschiedenen Varie- täten von Chalcedon in den dort vorkommenden, zu den Me- laphyren Niederschlesiens gehörenden Mandelsteinen angetroffen werden; er bezeichnet als daselbst gefundene Species: Lau- montit, Stilbit (Heulandit) und Desmin, welche auch FiepLer in seinem Verzeichniss der Mineralien Schlesiens, p. 60, aufführt. Im Laufe der letzten Jahre hat sich aber die Zahl der vorkommenden Species verdoppelt, indem noch Harmotom, Chabasit und Epistilbit hinzugetreten sind. Am längsten bekannt ist Heulandit, der schon in älteren Sammlungen aus dem Anfange dieses Jahrhunderts unter der Bezeichnung „Blätterzeolith* von dorther aufgeführt wird; er füllt in der Regel ganze Blasenräume bis zu ein Zoll Grösse als blättrige, einem Individuum angehörende Masse vollständig aus und besitzt bei weisser oder blassröthlicher Farbe ziemliche Durchsichtigkeit; weit seltener sind ausgebildete Krystalle; diese sitzen bei einer Grösse von zwei bis sechs Linien ein- zeln auf Quarzdrusen, welche auf einer meist dünnen Unterlage von Chalcedon einzelne Mandeln bekleiden. Es sind meist einfache Formen, wenn wir die Stellung derselben nach Naumann (Elemente der Mineralogie, 7. Aufl. p. 324) zu Grunde legen, von den Flächen P,N,M,T,z= Po, ooP&, ©0Po» OP, 2P (Fig. 3 daselbst) gebildet, häufig etwas iu der Richtung der horizontalen Nebenaxe ausgedehnt. 101 Etwas verschieden erscheint die Form einer in dem mine- ralogischen Museum der hiesigen Universität vorhandenen, auf Epistilbit aufgewachsenen Krystallgruppe, indem an derselben sich die Flächen RN Mu Do, ho, xPe,.2P, 7 nebst Spuren von 7 und r vereinigen. Die Krystalle sind halbdurchsichtig, schmuzig weiss und zu Messungen nicht geeignet. Desmin ist mir nur in einem einzigen Exemplar bekannt, welches 1862 dem Museum durch Dosporr geschenkt wurde; die sehr kleinen Krystalle bedecken die Wand eines in einer grösseren Chalcedon- Mandel befindlichen Hohlraumes, zeigen herrschend die blättrige Längsfläche, schmal die Querfläche und sind durch das gewöhnliche Okta@der nach oben begrenzt; die Basis ist nicht zu bemerken. Laumontit ist in einiger Menge in einem zähen rothen Thone gefunden worden, der unregelmässige Hoöhlungen in einem zerfressenen Quarz ausfullt, welcher letzterer selbst wie- der die Ausfüllungsmasse verästelter Hohlräume zu sein scheint; in diesem Thone eingebettet liegt ein Haufwerk meist zer- brochener Krystalle dieses Minerals, welche beim Aufweichen des Thones herausfallen; ein geringerer Theil der Krystalle ist auf dem Quarz aufgewachsen, und erkennt man an ihnen die charakteristische zwei- und eingliedrige Säule, geendet durch die schiefe Basis und zuweilen durch eine zweite, hin- tere schiefe Endfläche. Die Krystalle sind röthlichweiss , sehr zerbrechlich und anscheinend zersetzt. Die Krystalle des Chabasits, welche das hiesige Museum gleichfalls zuerst durch Donporr erhalten hat, bilden kleine vereinzelte Gruppen von halbdurchsichtigen, weissen Zwillingen, ein bis zwei Linien gross, welche ganz ähnlich den Krystallen ‘von Oberstein auf Quarzdrusen aufsitzen und ausschliesslich die Flächen des Hauptrhomboäders, federartig gestreift nach einem vieinalen Skaleno@der aus der Endkantenzone zeigen; die einzelnen Individuen sind durch einander gewachsen, jedoch so, dass nach einzelnen Seiten das eine oder das audere In- dividuum vorherrscht. Vom Harmotom ist mir nur ein einziges Exemplar be- 102° kannt, welches ich von dem Grafen Max PıLarı erhalten habe; vereinzelte Krystalle, immer Zwillinge, aber mit einem vor- herrschenden Individuum, sitzen neben einigen freien Nadeln von Nadeleisenerz auf einer Quarzdruse, welche eine Mandel bekleidet. Die Form der einfachen Krystalle gleicht einer von KoEHLER (Pose. Ann. XXXVIl. 561) gegebenen Abbildung, die auch von Harrmans (Handbuch der Mineralogie, 1843, Th. 1. p. 443. Fig. 146 im Atlas) wiedergegeben ist, un. besteht aus den Flächen 0:05 9,8, 4. (oca:b:o0c) (a:006:006) (a:b:c) (a:b:e) ER Dasdeh, oder nach NAUMANN = PR :oPo-P.P& -2Po. Nach der Auffassung von Ds CLoizsaux, der die von Naumann und Korkter als einfache Krystalle betrachteten Formen für Zwillinge erklärt, würden die Flächen Es m p b2 m hi vertreten sein. Aus der Fläche s tritt, wie auch anderweitig vorkommt, das zweite, von dem ersteren umschlossene Individuum mit der Ecke von P, P, q heraus. Zu Messungen sind die Krystalle nicht geeignet, auch ihre Menge zur analytischen Prüfung zu gering; ich nehme sie aber für Harmotom und nicht für Phillipsit, weil ihre Form mehr jener Species entspricht, und die Baryterde in der Verbindung als Schwerspath in den Mandeln der niederschlesischen Mela- phyre vertreten ist. Der Epistilbit, der wegen der Seltenheit seines Vorkom- mens das meiste Interesse erregt, ist gegenwärtig in sechs Exemplaren in dem Museum der Universität vertreten und von dem Mineraliensammler RiıcHTEr geliefert worden; es befinden sich aber auch schon auf den von Donporr dem Museum ge- schenkten Handstücken kleine Krystalle von Epistilbit, aber so verbrochen, dass man dieselben nicht deuten konnte. An den neueren Exemplaren bildet der Epistilbit ein bis fünf Linien lange Zwillingsgruppen von milchweisser oder schmuzigröthlicher Farbe, welche auf dünnen Quarzbekleidun- gen vereinzelter Mandelhohlräume aufgewachsen sind; die ihnen N 103 ‚benachbarten, das ganze Gestein erfüllenden Mandelhohlräume sind meistentheils mit Chalcedon oder Heulandit angefullt oder leer. An dem einen der erwähnten Exemplare ist auf einem Haufwerk von Epistilbit die schon oben erwähnte Gruppe von Heulanditkrystallen aufgewachsen und so charakteristisch von ihrer Unterlage verschieden, dass von einer Identifieirung der Species Heulandit und Epistilbit, die man wohl angeregt hat, nicht die Rede sein kann. Die hier besprochenen Krystalle des Epistilbits zeigen die- selben Flächen und genau dieselbe Formen - Entwickelung wie die von G. Rose (Pogsenp. Ann. VI. 183) beschriebenen Kry- stalle vom Berufjord in Island, auch abgebildet im Handbuch der Mineralogie von QUENSTEDT, 2. Aufl. p. 337; nämlich die Combination: | M, t, s, u (z, t, v, n bei QUENSTEDT) — (a:b:o00) (a:ocb:c) (xa:b:c) (a:#b:c) oder nach Naumasıs = xP: Po :-P& -2P)3, nach Des Crowzeaux—=m.a!e'e, (vide Fig. 195. Tafel XXXIH. Atlas zu Manuel de Mineralogie). Der sehr ausgezeichnete blättrige Bruch, der die scharfe Kante der Säule M abstumpft, bewirkt, ha zuweilen diese Kante abbricht, und so scheinbar die Längsfläche r auftritt; an geschützten Krystallen ist sie aber nicht zu beobachten. Die Mehrzahl der Krystalle hat unter der Einwirkung der Atmosphäre gelitten, sie sind bröcklich, ganz trüb und ober- flächlich corrodirt; die vor dieser Einwirkung geschützten Kry- stalle sind milchweiss, etwas durchsichtig, ziemlich fest und von frischem Ansehn; die ausgedehnte Säule M zeigt lebhaften Glanz, ist aber wellig; t ist etwas matt, spiegelt aber deut- liche Bilder; s ist eben, aber ohne allen Reflex, u sehr klein und namentlich schmal, aber stark glänzend. Die Bestimmung des Minerals beruht hauptsächlich auf Messungen, welche ich an einem sehr kleinen Krystall- Frag- mente vorgenommen habe, an dem zwei Mal M und je einmal t, u, s, letzteres nicht zur Benutzung "geeignet, sowie der Blätterbruch r auf dem spitzen Winkel M/M vorhanden ist. Die Abmessungen u/M, t/u, u/r stimmen ziemlich genau mit den Winkeln, welche Des CLo1zEaux aus den von G, Rose gegebenen Fundamental-Werthen ableitet; ich fand 104 wM = 130° 3, berechnet 130° 5’ t/u 154° 43), 154° 37. ur. — 19. 38, 115.28 Dagegen fanden sich Differenzen bezüglich der Abmessun- gen t/M und M/M (über r). Ich erhielt t{/!M = 121° 3%, berechnet 122° $ M/M (über r) in fünf Versuchsreihen, 46° 1% — 46° 15’ — 46° 22° — 46° 19 — 46° 24°, und zwar hat die letzte Zahl das grösste Gewicht, so dass der Winkel M/M (vorn) = 133° 36° von mir gefunden ist. Die Abweichungen zwischen den Mitteln der oben genanu- ten Versuchsreihen beruhen auf der welligen Beschaffenheit der Flächen, welche ein Bündel von Reflexen lieferten. G. Rose fand den Säulenwinkel, aus dem Zwillingswinkel des blätt- rigen Bruches abgeleitet -- 135° 10°; noch weiter weichen die Angaben von SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN: M/M = 135° 34 und von Levr M/M = 130° 50’— 55 ab; dagegen nähert sich der Säulenwinkel der von BREITHAUPT unter dem Namen Monophan beschriebenen Varietät M/M = 134° — 1354 ° mit seinem Grenzwerthe der vorliegenden Abmessung. N Trotz dieser Differenz in dem Säulenwinkel unterliegt es wohl kaum einem Zweifel, dass man es hier mit einer Varie- tät des Epistilbits zu thun hat. Es fragt sich nun, ob man für das vorliegende Vorkom- men an Stelle des aus der Abmessungen von G. Rose an Krystallen vom Berufjord abgeleitete Axenverhältniss arbare. = A223: SAATe 1 ein zwar analoges, aber in den Werthen etwas verschiedenes dedueiren solle, das unter Zugrundelegung der Abmessungen M/M und M/t sich auf a:b:c = 1,438 :3,355:1 beziffern würde, oder ob man unter Berücksichtigung des Umstandes, dass für letzteres eben nur die Abmessung eines Krystalls unter nicht grade günstigen Verhältnissen zu Grunde liegt, die aufgekommene Differenz aus unregelmässiger Kry- stallbildung zu erklären habe. Ich entscheide mich für letzteres, indem die übrigen Win- kel nach den neuen Fundamentalwerthen abgeleitet, keine bessere Uebereinstimmung mit den Messungen darbieten, da FESER Ä 105 u/M berechnet = 130° 7, gemessen 130° 3 t/u 154° 16, 154° 43 u/r 115° AA’, 113°. 38 ergeben, und anderseits die Spaltenflächen nach r getheilter Krystalle Biegungen und Täfelungen erkennen lassen, so dass die Theile des Krystalls, welche die Hauptausdehnung der Säulenflächen tragen, ein klein wenig anders orientirt sind, als die in die Endflächen ausgehenden; auch entging mir nicht bei den Abmessungen der Umstand, dass die Reflexe des Bruches r nieht genau in der Ebene der Reflexe der beiden Flächen M erschienen, und dass der Bogen zwischen der Normalen auf M nicht genau von der Normalen auf r halbirt wurde, sondern bis um 0° 14’ aus dem Mittel abwich. Die Krystalle sind zu Zwillingen vereint nach dem be- kannnten Gesetze des Epistilbits, nach welchem die Individuen eine Fläche M gemeinsam haben und um 180° gedreht an einander liegen. Die äusserliche Gestaltung derselben ist an dem vorliegenden Vorkommen der Art, dass zunächst jedes Individuum durch eine Anzahl parallel neben einander liegender, die scharfen Säulenwinkel nach aussen kehrender Einzel-Kry- stalle vertreten ist, und an eine solche Gruppe das zweite In- dividuum sich ohne Durchwachsung mit einer Säulenfläche an eine solche anlehnt. An einem zur Kantenwinkel-Messung leider uicht geeigne- ten Krystalle von ziemlicher Ausdehnung erwies sichdie$ege nd der scharfeu Säulenkante durchsichtig genug, um unter dem Polarisations - Mikroskope erkennen zu lassen, dass die Ebene der optischen Axen bei einer scheinbaren Apertur von 65° in der Ebene des blättrigen Bruches belegen sei, und: die Bisec- trice dieses Winkels senkrecht auf der Säulenkante steht; Ver- hältnisse, welche die Bestimmung des Minerals als Epistilbit noch weiter bestätigen. Ä Zu einer chemischen Prüfung ist noch nicht hinreichendes Material disponibel. 106 6. Ueber die chemische Constitution der Sılikate., Von Herrn €. Ramneıssere ın Berlin. Die Kenntniss der Zusammensetzung der Silikate ist in gleichem Grade wichtig für die Mineralogie wie für die Geo- gnosie. Es ist daher wohl nützlich, zu untersuchen, wie weit diese Kenntniss jetzt reicht, und welche Schlüsse auf die Con- stitution aus den Resultaten der Analyse zu ziehen sind. Eine solche Prüfung lehrt, dass noch eine nicht unbe- deutende Zahl von Silikaten ihrer chemischen Zusammensetzung nach nur unvollkommen bekannt ist, dass aber darunter sich nur einige wenige weit verbreitete und wichtige finden, wie Turmalin, Axinit, Staurolith, und dass die übrigen entweder seltener oder überhaupt solche sind, deren Reinheit und Ur- sprünglichkeit nicht als zweifellos gelten können. Sieht man ab von allen diesen, so darf man wohl sagen, dass die Zu- sammensetzung der meisten und wichtigsten Silikate jetzt als sicher bekannt anzusehen ist. Nur auf diese soll sich die hier zu gebende Uebersicht erstrecken. Zuvörderst aber dürfte es passend sein, die Natur der Silikate im Lichte der neueren Chemie zu erörtern. In den Silikaten, gleichwie in allen Sauerstoffsalzen, setzte man früher, so lange die unnatürliche Trennung der Salze in Haloid- und Amphidsalze bestand, die Existenz von Säure und Basis voraus, also man dachte sich SiO° verbunden mit RO oder mit R’O°® u. s. w. Allein die Begriffe „Säure* und „Basis“ haben jetzt eine wesentliche Aenderung erfahren, und Säure, Basis, Salz sind in der heutigen Chemie Bezeich- nungen für drei analog constituirte Körperklassen; ein Salz ist nicht mehr eine Verbindung von Säure und Basis, son- dern ein Product gegenseitigen Austausches (Wechselzer- setzung, Substitution) zwischen jenen beiden. Eine Säure ist eine Wasserstoffverbindung von einem einfachen Radikal (Cl, Br, J, Fl), eine Haloidsäure, oder von einem zusammen- u 107 gesetzten eleetronegativen Radikal, einem sauerstoffhaltigen oder schwefelhaltigen, d. h. eine Oxy- oder eine Sulfosäure, Aber auch eine Basis ist eine Wasserstoffverbindung, und zwar stets eines zusammengesetzten Radikals, welches aus einem elektropositiven Metall und Sauerstoff oder Schwefel be- steht, daher es Oxy- und Sulfobasen giebt. Säuren und Basen sind jetzt das, was man früher als Säure- und Basishydrate ansah, aber es ist hier nicht der Ort, die Gründe zu entwickeln, welche diese Aenderung bewirkt haben. Salpetersäure == H NO?’ war früher N?O°’-+ H’O Schwefelsäure = H’S 0° „ 2 7980 © Phosphorsäure = H’PO?! „ an Die Basis der Kalisalze —H KO war frühe KO 4 H’O Baryisaze- -—-, H’Ba0’ „ BaO + H’O Eisenoxydsalze = H’Fe 0° „ „. EFe0°+3H?’O \ Die früheren Säuren und Basen heissen jetzt Anhydride (N 05850,’ O9; Eei®%; Ein Salz entsteht, indem der Wasserstoff der Säure durch ein Aequivalent Metall der Basis oder, wenn man will, der Wasserstoff der Basis durch ein Aequivalent Säureradikal er- setzt wird. Jede Salzbildung ist von einer gleichzeitigen Wasserbildung begleitet, und die in Wechselwirkung tretenden Mengen von Säure und Basis, sowie die aus ihnen entstehen- den Mengen von Salz und Wasser sind aequivalente Mengen. Erfahrungsmässig ist ein At. Sauerstoff oder ein At. Schwefel aequivalent zwei At. Chlor, Wasserstoff u. s. w. Deshalb heissen Sauerstoff und Schwefel zweiwerthige 1 Elemente (R). Ebenso ist ein At. Stickstoff (Phosphor, Arsen etc.) aequivalent drei At. Chlor oder Wasserstoff; da- IM rum heissen jene dreiwerthige Elemente (R). Endlich ist in gleicher Art ein At. Kohlenstoff (Kiesel, Zinn etc.) aequivalent vier At. Chlor oder Wasserstoff, und darum heissen Iv jene vierwerthige Elemente (R). Die Aequivalentgrösse oder Werthigkeit eines Elements 108 wird mithin gleichsam durch die einwerthigen Elemente Wasserstoff, Chlor u. s. w. gemessen. Säure, Basis, Salzund Wasser sind analogcon- stituirte Verbindungen. Im Wasser, H?O, bindet das zweiwerthige Sauerstoffatom die beiden einwerthigen Wasser- HI stoffatome = H-O-H. Darum muss auch in der Säure, der Basis und dem Salz ein Sauerstoffatom durch zwei einwerthige Atome gebunden sein. In der Säure gleichwie in der Basis ist das eine derselben ein Wasserstoffatom, das andere ist ein einwerthiges Atom, welches in der Säure Säureradikal, in der Basis Metall heisst. Im Salz ist der Austausch erfolgt. Daher pflegt man zu sagen: eine Säure ist Wasser, in welchem die Hälfte des Wasserstoffs durch ein Säureradikal vertreten ist; eine Basis ist Wasser, in welchem die Hälfte des Wasserstoffs durch ein Metall vertreten ist, und ein Salz ist Wasser, in welchem beide Wasserstoffatome vertreten sind. H =} H KR’ 3 m gonjO x, Sop)E Wasser Salpetersäure Kaliumhydroxyd Salpetersaures Kali (Säure) (Basis) (Salz). Hier ist K ein einwerthiges Element, NO* ein einwerthi- ges Säureradikal. Die durch eine Formel ausgedrückte Menge einer Verbin- dung heisst ein Molekül. Im vorliegenden Fall entspricht ein Mol. Säure, Basis und Salz einem Mol. Wasser. Säuren und Basen dieser Art, die also ein At. H enthalten, heissen monohydrische. Schwefelsäure aber ist H°SO*; man denkt sie sich unter dem Bilde zweier Molekule Wasser, in denen die Hälfte des Wasserstoffs, d. h. zwei Atome, durch ein zweiwerthiges Ra- II u I dikal ersetzt ist, = H’=0°=(SO°’). Die Basis der Baryt- salze, Baryumhydroxyd, ist H’BaO ; man denkt sich dasselbe als zwei Mol. Wasser, in welchen zwei At. H durch das I Ir u zweiwertbige At. Ba ersetzt sind, = H'’=0O°=Ba. Aus der Wechselzersetzung beider entstehen schwefelsaurer Baryt und (zwei Mol.) Wasser, Ha H: H% Ba sid O?° u Io: II OÖ? O?° 2 H: (S 0°) Ba (so:)| 2 Mol. l Mol. 1 Mol. >= E -Mlol. Wasser Schwefelsäure Baryumhydroxyd schwefelsaurer Baryt. Sauren und Basen dieser Art, deren Mol. 2 H enthält, beissen dihydrische. In solcher Art existiren noch anderweitige polyhy- drische Säuren und Basen. Die zur Salzbildung erforderlichen Mengen Säure und Basis sind aequivalente, d.h. sie enthalten gleich- viel Wasserstoff. Also z. B. 31 »Ll; H Rh. 2 80° lo: 3% 27,0 a Sowlon 2H°O. ‚Schwefels. Kali oder H HAN , Ba 2 .9:,0 4% ee IH: 0. Salpeters. Baryt. Gleichwie nicht bei allen Säuren die Anhydride uns be- kannt sind, giebt es auch Anhydride, deren entsprechende Säuren man nicht kennt. Die Salze bilden sich dann entweder (auf trocknem Wege) aus dem Anhydrid und einer Basis oder deren Anhıydrid, oder (auf nassem Wege) unter Mitwirkung des Wassers. Zu diesen Säuren gehört die Kohlensäure und die Kieselsäure. Die letztere, ist nur als Anhydrid, SiO°, in krystallisirter oder amorpher Form bekannt. Fällt man die Auflösung eines Alkalisilikats mit einer Säure, so entsteht ein gelatinöser Nie- derschlag, der trocken ein lockeres Pulver bildet, welches beim Erhitzen Wasser und Anhydrid SiO?’ liefert. Aber die sehr wechselnde Zusammensetzung, d. h. die wechselnde‘ Menge Wasser, die ein solches Präparat giebt, je nach der Art der Darstellung und des Trocknens, überhaupt die Leichtigkeit, mit welcher das Wasser entweicht, lassen glauben, dass alle diese früher sogenannteu Kieselsäurehydrate das Wasser als solches enthalten und nichts als lose Hydrate des Anhydrids SiO° seien, keineswegs aber wahre Kieselsäuren, d.h. wasser- stoffhaltire Moleküle, aus deren Zersetzung das Wasser als Product hervorgehen wurde. 110 Die Silikate erscheinen, gleichwie die Salze der meisten | Säuren, in verschiedenen Sättigungsstufen. Denkt man 4 sich ihre Bildung direct aus dem Anhydrid SiO°’ und einem Metalloxyd, RO (wo R=K oder Na) oder RO(wR= Ca, Mg, Fe u. s. w.), so wirken beide in mannichfachen Ver- hältnissen auf einander, z. B. RO 42810? = R Si? 0%: = Zweifach 2R0O #331 0% R? Si’ 0% — Anderthalbfach| RO -+ SiO! =R Si 0°. — Einfach.- | ie likat. 2RO + SiO! = R?’Si O0! — Halb a 3RO+ SiO’ = R’Si 0° = Drittel Auch ein Silikat muss eine dem Wasser analoge Consti- tution haben. Silicium ist ein vierwerthiges Element; man nimmt daher das Säureanhydrid SiO° als (SiO).O oder en O=Si=-0, was andeutet, dass jedes der beiden einwerthi- gen Sauerstoffatome mit zwei Verwandtschaftseinheiten (V. E.) dem Si-Atom anhängt. Nimmt man ein Radical (SiO) an, so wo ist dasselbe (Silicyl) zweiwerthig, also (SiO).O eine gesättigte Verbindung, entsprechend H’?O. .Das Mol. eines einfachen I Ir (normalen) Silikats ist R’SiO° oder RSiO°; es wird als I R Ru er ulg2 H\o: (SiO) N = (io) Io entspr. Fr: 10) gedacht. Eine hypothetische Kieselsäaure würde also H? 2 En 00 = a0" d. h. eine dihydrische Säure sein. O° Verbindet sich mit dem 'normalen Silikat eine gewisse Menge SiO’, so entsteht ein saures Silikat, z. B. R R 2 (Si a er 2 Si ost = (Si0O).O (Si 0).O i Zweifach Anderthalbfach saures Silikat. Verbindet sich mit dem normalen Silikat eine gewisse 111 Menge RO (oder R: OÖ, oder Ro: ), so entsteht ein basisches Silikat, z. B. 11 II R 5 R 2 Ile | Berk B:.:0 2.84... 0 Halb- Drittel- Silikat. ii Wir haben hier die Silikate R?Sio? = RSiO° (häufig Bisilikate genannt) als normale betrachtet. Indessen ist dies nicht gerade nothwendig. Man könnte z.B. von den ebenfalls sehr häufigen Halbsilikaten (oft Singulosilikate genannt) aus- gehen, müsste sie jedoch, wenn: ihre Constitution der : des Wassers analog sein soll, als betrachten, so dass das Silicium an sich das Säureradikal sein würde. Dabei würde die up mit En Carbonaten ver- schwinden, unter eben die R: SE — RCO: die gewöhn- lichsten sind, während Ri 80:-= R: Br nicht vorkommen, Und ferner würden dann die Silikate R?Sio® — = RSi O° als d. h. als en von ee Mol.- Gew. erscheinen. Entsteht ein normales Silikat, z. B. das des Natrons, durch Schmelzen von kohlensaurem Natron mit dem Säure- anhydrid, so findet die Wirkung zwischen je einem Mol. statt: En 2.8 0)0 = oe (0. 0).0 Alle übrigen Sättigungsstufen bilden sich bei der gegen- seitigen Einwirkung des Carbonats und des Anhydrids in an- deren Verhältnissen als das je eines Moleküls. Z. B. 2 Na’ C0° + 3810? = Na* Si? O° 112 oder 2Na’C0O° + SiO’ = Na! SiO*. | Jenes ist ein saures (anderthalbfach), dieses ein basisches (halb) Silikat, aber solche Salze müssen als Complexe des normalen mit dem Anhydrid der Säure oder der Basis gedacht werden: Na : Na] > 2 500, Isioy "|, .(SiO).O Na’.Oo obwohl man sich der Kürze wegen der obigen empirischen Formeln bedient. *) Jedes Silikat ist also ein Atomcomplex von Metall, Sili- cium und Sauerstoff, und das Verhältniss von Metall ud Si- licium bestimmt die sogenannte Sättigungsstufe des Salzes. Die Metalle nun, welche in die Silikate des Mineralreichs ein- gehen, sind I 1. einwerthige, (R), wie K, Na, Li, IT 2. zweiwerthige, (R), wie Ca, Ba, Sr, Mg, Fe, Mn, Zn, Cu etec., vI 3. sechswerthige (R). Wenn ein Mol. einer Ver- bindung zwei At. Aluminium (Al), Eisen (Fe), Mangan *) Ueber die Constitution der basischen und sauren Salze können die Ansichten differiren. Wir gehen hier von der Ueberzeugung aus, dass alle Silikate aus der nämlichen Kieselsäure hervorgegangen sind; wir sehen keinen Grund zur Annahme von Säuremodificatio- nen für die einzelnen Sättigungsstufen, und da die eine Kieselsäure H?. O:, (SiO) mit Basen nur die eine normale Salzreihe durch Aus- tausch geben kann, so betrachten wir die basischen und sauren Silikate als Moleküle der normalen, in welche eine gewisse Menge der Anhy- dride eingetreten ist. Wenn das normale Silikat Ca. 0? .(SiO) ist, so ist das Halbsilikat Ca? .03 ,($i0) = ea | 60) nicht aber Ca? .O%?.Si, weil hierin überhaupt eine ganz andere Con- stitution des Silikats ausgedrückt sein würde. Für praktische Zwecke kommen solche theoretische Fragen allerdings nicht in Betracht, und daher habe ich auch in der weiterhin folgenden Uebersicht der Silikate bloss die empirischen Formeln mitgetheilt. 113 (Mn) oder So (Er) ah so sind dieselben aequivalent 6 Atomen R oder 3 Atomen R. Ein Silikat von zwei oder mehr et Metallen ist eine isomorphe Mischung, und die einzelnen Silikate sind die Grundverbindungen derselben. Die isomorphen Mischungen sind unter den Silikaten äusserst zahlreich. Ein Silikat von zwei ungleichwerthigen Metallen heisst ein Doppelsilikat. Es kommen aber auch Silikate von drei ungleichwerthigen Metallen (z. B. von Na, Ca und Al) vor. Aber auch hier hat man es oft nur mit isomorphen nen zu thun. So haben die normalen (einfachen) Silikate von R für sich oder in ihren isomorphen Mischungen grossentheils die- selbe Form; sie bilden Glieder der Augitgruppe. Allein die- I selbe Form wie diese RSiO' haben auch ihre. Mischungen mit Na’ SiO’ und mit FeSi’ 0°’ (Akmit, Aegirin, Babing- tonit, Arfvedsonit), woraus der Schluss folgt, dass überhaupt Il I vI RSiO° mit R’ SiO°’ und mit RB Si’ isomorph sein kann. Dieser Schluss wird um so wahrschein- I licher, als auch eine Verbindung von Li’ SiO’ und AlISi?’O°’ (Spodumen) isomorph mit jenen, und also auch ein Glied der ‚Augitgruppe ist. In den meisten Fällen sind isomorphe Silikate analog constituirt (gleiche Sättigungsstufen).. So waren es im oben angeführten Beispiel durchgängig einfache (normale) Silikate. Selten ist der Fall, wo diese Analogie fehlt. “Der Anorthit (Kalkfeldspath) ist ein Halbsilikat, Ca AlSi’ O°, d.h. er besteht gleichsam aus den Halbsilikaten Ca? SIı0* und Al” Si? O'°. | Der Albit (Natronfeldspath) ist ein anderthalbfach Silikat, Na? AlSi® O'°, d. h. er besteht gleichsam aus den anderthalbfach sauren Silikaten Na? Si’ O° und Al’ Si?’ O°*. Trotzdem sind beide Feldspathe nicht allein isomorph, sondern es giebt zahlreiche isomorphe Mischungen beider, die Kalk- natronfeldspathe (Labrador, Andesit, Oligoklas). Man pflegt die Ursache der Isomorphie darin zu suchen, dass 2 Mol. Zeits. d. D.geol. Ges. XXI. 1. 8 114 Anorthit aequivalent sind 1 Mol. Albit, weil Ca? Al? Sit = Na? AM Sit-= H’?=Ne’? = Ba = SIR „+doch. ;därfte diese Aequivalenz nicht sowohl der rund der Isomorphie als viel- mehr ein sie begleitender Umstand sein. Dies scheint sich aber vielfach zu wiederholen. Ich habe gezeigt, dass die Dan ERR und Hornblenden aus den Mol. von RSi O° und Ro: bestehen, dass der Braunit sich aus Mn SiO° und Mn O° zusammensetzt, und u dass die meisten Titaneisen neben RTiO° noch FeO’ ent- halten. Ja in diesem Fall hat der gesammte Complex die Form von FeO°’. Da Si und Ti vierwerthige Elemente sind, Ir IV u vI so ist RSi oder R Ti aequivalent R. Manche Halbsilikate zweiwerthiger Metalle finden wir in Verbindung mit den für sich regulären Sulfureten FeS, MnS oder ZnS regulär krystallisirt (Helvin, Danalit). Die Halbsilikate Na’ Al Si’? O° und CaAIlSi’ O° finden ‘sich mit Na Cl oder mit Na’ S O' oder Ca S O° in isomorpher Mischung (Sodalithgruppe). Ueberblickt man die Reihe der Silikate, so erstaunt man über die unverhältnissmässig grosse Zahl von Sättigungsstufen selbst bei denen, die ihrer Zusammensetzung nach als bekannt gelten dürfen. Mit anderen Worten: das Atomverhältniss zwischen Metall und Silicium ist in ihnen ein sehr mannich- faches , mitunter ein nicht sehr einfaches. Beschäftigt man sich jedoch eingehender mit diesem Gegenstande und bringt gewisse Anschauungen der neueren Chemie dabei in Anwen- dung, so reducirt sich die frühere Vielzahl der Verbindungs- verhältnisse sehr erheblich, und es verschwinden insbesondere die complieirteren unter ihnen. Diese Vereinfachung ist zum Theil das Resultat neuer und schärferer Analysen oder einer genaueren Kritik älterer Versuche, zum Theil aber beruht sie auf den Ansichten „ die man sich von der Function des Wassers in Silikaten jetzt machen muss. Das Wasser, welches ein Silikat beim Erhitzen liefert, nannte man früher durchgängig Krystallwasser. Seitdem 115 ” E- man aber in chemischen Verbindungen ehemisch gebun- denes Wasser, welches zum Bestelien einer Verbindung noth- wendig ist (wie in den sogenannten Säure- und Basishydraten, gewissen Phosphaten u. s. w.) unterschied, stellte BOEDECKER die Ansicht auf*), dass gewisse Silikate, namentlich Zeolithe, derartiges Constitutionswasser enthalten. Er glaubte nämlich annehmen zu müssen, dass Halbsilikate nur Krystallwasser, . normale oder saure Silikate aber basisches Wasser enthalten, und stützte sich darauf, dass die letzteren nach dem Erhitzen von Säuren nicht mehr gut zersetzt wurden. Indessen ist diese Behauptung nicht allgemein gültig, denn der Mesotyp wird vor und nach dem Glühen zersetzt, und der Prehnit gelatinirt erst nach dem Glühen. Es ist in vielen Fällen sehr schwer zu sagen, ob das Wasser, welches ein Körper in höherer Temperatur giebt, chemisch gebundenes oder blosses Krystallwasser sei. Als letzteres werden wir das locker gebundene betrachten mussen, welches an trockener Luft, über Schwefelsäure, im Vacuo, überhaupt in geringeren Wärmegraden fortgeht, und welches dann von dem Rest in kurzer Zeit vollständig wie- der aufgenommen wird. Allein es ist wohlbekannt, dass oft der letzte Rest, ein Mol. vielleicht, einer höheren Tem- peratur zu seiner Entfernung bedarf, und andererseits weiss man, dass das gewöhnliche Natronphosphat schon bei 240° anfAngt, durch Verlust von chemisch. gebundenem Wasser in Pyrophosphat überzugehen. Wenn ein Körper aber erst in starker Glühhitze Wasser liefert, so darf man dies wohl un- bedenklich als chemisch gebundenes ansehen. Das erste eclatante Beispiel dieser Art gab der Euklas, ein Silikat von Be und Al, welches BerzeLius und MALLET als wasserfrei untersucht hatten. DAmour zeigte, dass in star- ker Glühhitze allmälig 6 pCt. Wasser zum Vorschein kommen, die also wesentlich für die Zusammensetzung sind. Aber ähnliche Erscheinungen zeigen noch manche andere Silikate. Speckstein und Talk, Serpentin, Chlorit, Thon u. s. w. verlieren erst nach längerem lebhaften Glühen das Wasser voll- ständig. Manche Vesuviane geben in der Silberschmelzhitze Wasser, während andere wasserfrei sind. *) Die Zusammensetzung der natürlichen Silikate. 5 * 116 Eines der schönsten Beispiele derselben Art bietet aber die Gruppe der Glimmer dar. Schon längst unterschied man wasserfreie und wasserhaltige Glimmer, und glaubte wohl, die letzteren seien durch Wasseraufnahme aus jenen entstan- den. Aber meine Versuche an Kaliglimmern haben gezeigt, dass das Wasser erst in der Glühhitze zum Vorschein kommt, was auch beim Prehnit der Fall ist. Bei den jetzt herrschenden Ansichten über die Constitution der Säuren, Basen und Salze heisst chemisch gebundenes Wasser ein Gehalt an Wasserstoff. Diesen Wasserstoff betrachten wir als einen integrirenden Theil des Moleküls, d. h. das Wasser als ein Zersetzungsproduct. Er ist dann (in Salzen) ein Vertreter von Metall, und zwar entweder von ein- werthigen, wie von K in den Glimmern, oder von mehrwerthi- gen Metallen, und die Glimmeranalysen,, die früher auf keine Formel bezogen werden konnten, fügen sich jetzt in ihrer grossen Mehrzahl einem gemeinsamen Ausdruck. Bisweilen ist man so glücklich, in der Isomorphie noch deutlicher die Bestätigung zu finden, dass der Wasserstoff wirk- lich jene Ersatzfähigkeit besitzt. Willemit, Zn? SiO*, und Phenakit, Be’ SiO*, sind iso- morphe Halbsilikate. Bei gleicher Form ist der Dioptas stets als Cu SiIO' -- ag betrachtet worden, bis ich fand, dass er erst in hoher Temperatur Wasser giebt, so dass man nicht umhin kann, ihn als (H?’, Cu) SiO' zu betrachten, wo H* = Cu = Be = Zn ist. Durch eine Reihe von Versuchen über die Temperatur, bei welcher gewisse Silikate Wasser geben, und inwieweit sie das verlorene vollständig wieder anziehen, Versuchen, die sich an ältere von Daumour anreihen, bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass das Wasser mancher Silikate ganz oder theilweise als H in ihnen vorhanden ist, und dass die dadurch bedingte Aenderung der Formeln gewisse früher angenommene abnorme Sättigungsstufen beseitigt. Wird hierbei die Krystallform und das sonstige Verhalten gebührend berücksichtigt, so gewinnt das Bild der Silikatmischung sehr an Einfachheit, wenn auch zugestanden werden muss, dass es noch weiterer Versuche in dieser Richtung bedarf. 4117 ; Die in der nachfolgenden Uebersicht gebrauchten Symbole (Atomgewichte) haben folgende Werthe: Al = 2065 ART 4692 BSH Be,=+ 9,33 Ba 197 Var 20 Ge ==.192 OP = 435;5 Cu =: 63.4 Fe .— .50 Pe —.11) - RI .—,c19 H:ın.d RK 99 Li =4.7 Mg = 24 Mn = 55 Na .23 ee 1 S 1.8 SI -.198 Sri 488 a, — 728 in =.:0d ZI I. Zweifach saure Silikate. (Quadrisilikate). I I VI BR: S1:.0° R Si?’ 0° RSiı? O'° BR) R R | | I si 0y] © SO so)‘, © (Si0).O Si0.O0 3(8i 0) . O (1.) Petalit (Li, Na)® Al! Si’ 0”°.*) *) EseLmen hat ein zweifach kieselsaures Aethyl beschrieben. FrıEveu gelang seine Darstellung nicht. DEE TE 118 II. Anderthalbfach saure Silikate. (Trisilikate.) I I vı R? Si? O° R? Si?’ O° BR’ Si?’ O°’* vI La)" "nor 0.) Bor O") |? Si 0). 0 (Si0).O 3 (Si0). Oo Orthoklas. Kali of. Albit. Na? Al Si® O1%.*) III. Einfache (normale) Silikate. (Bisilikate.) I u vI R,S0.0 RSiO?° R Si’ O° 1 vI 00 50) io‘ A. Wasserfreie. I. Augitgruppe. u a. Glieder aus RSiO°. Wollastonit. CaSiO°. Enstatit. Mg SiO°. Diopsid BE Wen Kalk-Eisenaugit. (Ca, Fe) SiO°. (2.) Broneit. | Hypersthen.**) Kar Fe) Si O°. Anthophyllit. (3.) Grüner Augit.***) Diallag. Ic Ms, Fe, Mn) Si O°. Strahlstein. *) Beide enthalten bekanntlich oft die eine und andere Alkaliver- bindung in isomorpher Beimischung. Y*) MWgliic: »*) Baikalit, Funkit, Hedenbergit, Malakolith, Kokkolith, Salit ete. (4.) 8.) (6.) (7.) (8.) 119 Rhodonit Mn SiO°. (Pajsbergit, (Mn, Ca) Si O°. Bustamit). (Mn, Ca, Fe) Si O°. Jeffersonit.] Pole (Ca, Mg, Mn, Fe, Zn) Si O°. % Babingtonit. Ro Fe Si!? O°° 1l ‚ Glieder aus Na? SiO°, RSiO? und Ee Si’ O°. 9 (Ca, Mn, Fe) Si 2 Fe Si? 3Na’Si O?° Akmit. Na® FeFe? Si!’O0°’ = Fe Si O? i IRe 5, O0. 32Na? Sı Oder vielleicht: Na*FeFe’Si’O°?’=! Fe Si | JEe. Si? Aegirin. ıl Na’ Sı O° Re. Na’ RFeSi°O'? =?2(Ca, Fe, Mg,Mn) Si O° Fe Si?’ O’ u Ruse. Na? RFe? Si’ O0?’ u R = Fe, Mg, Ca, Mn. (Zweite Akmitformel.) II Na’ Sı O° Pısanı. Na’R Fe Si’ O!° =(Fe, Ca, Ms) Si O’ Fe Sı?’O’ u Arfvedsonit. Re. Na? RFe Si’ 0! jur R = Fe, Ca, Mg, Mn - (Aegirinformel, PısAnı.) U Oder vielleicht: Na° R? Ee? Sı!? O°° 3 Na’ Si O? =18 (Fe, Ca, Mg, Mn) Si O’ | 2EeSi’O’ 120 u x Na? Si 12)2 | v. KoseLL. Na’R’FeSi’ O0?! =130Fe,Ch) Si 0:1 fl Fe Sı’O’ | u e. Glieder aus R’ SiO°’ und RO°. Mi (9.) Thonerde-Augit. nR sr vi Thonerde-Hornblende. | RO’ vi d: Glieder aus R’ Si®°’ und BSi’ O°. Spodumen. (Li, Na)? Al?Si'? O*- = % (Li, Na)’ Si O® = 4 AI Si? 0:1 II. Anderweitige Silikate. ze. 0 Mn OP) Braunit. 13 Mn O°| (10.) Talk. : H: Mo? Sit O'®. Speckstein. Leueit. K? AlSi! O'°. Beryll. Be’ AlSi’ O'®. B. Hydrate. *) (31) Okenit. H’ Ca Si? O° +. ag. 4(H* CaSi? 0° + aq) Apophyllit. = Fl. (12.) Stilbit. H 18j5 0'8 Epistilbit. a a Brewsterit. H' (Sr3 Bas) AlSi’O'? 4 Zag. Desmin. H°’ Ca AlSı° O'® 4 4Aag. (13.) Harmotom. H’ Ba AlSiı?’ O'° 4 Aag. (14.) Chabasit. (H,K)’ Ca Al Si?’ O'° + Gag. *) Na? Si 0° + bag ist eine hierher gehörige auch von mir unter- suchte krystallisirte künstliche Verbindung. 121 ® Analeim. Na? AlSi* O!°? 4- 2aq. Caporeianit. CaAlSi'O'!* + 2ag. (15.) Laumontit. - Al Sit O'’ + Aa. | Phillipsit. R AlSi' 01% + Ang, (16.) Herschelit. R' AlSiTO'? + dag. (17.) Gmelinit. R AISi*O'? 4 Gag. IV. Dreiviertel-Silikate. Rs si? 010 R+ Si? 010 R' Sie 030 R: | R R 2 R\os > (Si ja | 3 (Si 0,0 3 sio)sj I vl R: ‚oO R.o R.oO? Lassen sich als Verbindungen von einfachen und Halb- Silikaten auffassen. 1 1 gr’ sio® IRSION IR Si? 0° \ R: Si 0° R? Si 0% Re gi’ E A. Wasserfreie. Glimmergruppe z. Th. (S. ferner VI.) Lithionglimmer. / a. Lepidolith (K, Na, Li)’ AlSi? O'!°. b. Eisenhaltige (K, Na, Li)’ Fe Al’ Si® O°°. Kaliglimmer des sächsischen Gneisses. (H,K)° Al? Sis 0°, B. Hydrate. (18.) Mesotyp. Na’ AlSi’0!° — 2 ag. ... [n (Na? AlSi?0!° + 2ag) Ph Ca AlISi? 0!’ + 2 ‘4. Scoleeit. , Ca AIS?O!° + 3.aq. Na? AISi? O'° Be M ; a. I2cca MS? 01° 4 3aq,) I = Dar Ali. ar Leryu dar Ani ang) 122 V. Zweidrittel -Silikate. 1 ü Vi R® Si? O7 2:87,08 R Si? 0’ Re a ee 108 |: ho: ? (Si 0)| si > * Si 07°, ” R?.O "R.O R.o: Lassen sich als Verbindungen von einfachen und Halb- _ | Silikaten auffassen. L ig ” : R:’ Si®° R So: R Si 00 L N =, " Se) ve Si 5 R 53 oA (19.) Barsowit. Ca’ Al’ Si? O°®, Cordierit. Mg’ Al’ Si? O°®, VI. Halb-Silikate. (Singulosilikate.) 1 1 yı R’ 810° R’SiO? RB’ Si’ O'?, 2 wir 6 (Si ö)) = si o)j ® sioy] ? N vi 22.0 R.o® R.oO: A. Wasserfreie, 1. Olivingruppe. Forsterit. Mg’ Si O*, Fayalit. | Fe’ SiO%. Olivin, (Mg, Fe)’ SiO*. Monticellit. (Ca, Mg)’ Si O®. Tephroit. Mn’ SıiO* und (Mn, Mg, Zn, Fe)’ SiO'. Knebelit. (Mn, Fe)” Si O*. 2. Willemitgruppe. (20.) Dioptas. H?’ Cu Si O®. Phenakit. Be’ Si O%. Willemit. Zn? Si O%. Troostit. (Zn, Mn)’ SiO* und (Zn, Mn, Fe, Mg)’ SiO'. 123 3. Helvingruppe. N (21.) Helvin. » R’ Si = | 1 : a RS H;.B = Be,'Mn, Ee; D. R = Be, Fe, Zn, Mn. 4. Nephelin- und Sodalithgruppe. (22.) Nephelin, (Na, K)’ Al Si’ 0°. [3 Na’ Al Si?’ 0° Sodalith. \2Na cı \ * pn Na’ Al Sı? ©° Nosean. n NaCl ; | Na?’sSO% | 5 R’AISI? 0°) 1 we | u #9 Ri= KK, Na*, 03% (23.) Hauyn. 5. Anorthitgruppe. Anorthit. Ca AlSi’ 0°. (24.) a) Kalk-Natronfeldspath. Isomorphe Mischnngen von Anorthit, = Ca AlSi?O°® = An und Albit = Na, ALS 0, ° = Al. Labrador gewöhnlich Al + 3 An oder Al + 2 An. Oligoklas meist An +2 Al bis An 4 4 Al. b) Isomorphe Mischungen von Barytfeldspath = BaAlSi’ 0° = Ba und => KZAlSIK.O'Fy= Ka; ° Hyalophan =Ba + Ka, Feldspath aus dem Nephelinit von Meiches — Ba + 2 Ka. 2 (25.) 6.-Glimmer gruppe (Vgl. IV.) | Kaliglimmer (die Mehrzahl) R’ Al Si’ O® ech R=K oder (H,K). 124 Natronglimmer (Na,K)*’ AlSi’ 0% iM ‘ Barytglimmer R’.RAN SED 1 = H,K,Na. 1 R = Ba, Mg, Ca, Fe. 1 ol: R2191,0: Magnesiaglimmer en a. 5, | (26.) 71. Prehnit. H? Ca? AISı’ O'?, Ä lm 8. Granat. KR: B Sı.07°.; 9. Sarkolith. R' AIS? O!? — 10. Mejonit Zoisit | Ca° Alt Si’ 0°. Epidot IL. Sy 11. Vesuvian. R'E Rt Si!5 08°. (27.) 12. Chloritgruppe. Klinochlor| ( Me’ Si?’ O! N Pennin JS IH° A1lO® B. Hydrate. Na° AI Si’ O'?.) 8 Ca! Al Si’ O'?.| 03 Kieselzinkerz Zn?’Si O° +.ag oder KT = 0: s . 3 Cerit! - (Ce) La, Di)?$i O* ag oder F = rd 2MgSi 0° Villarsit 3Mg?’ Si O* -LHaq oder! H’ Mg 0° Mg 0 Ya 2MgSi O° (28.) Serpentin H? Mg’ Si’O°-aq oder! Hm: Meo>} + aa. Thon H°’ AI Si’O° +aq oder Tre aı ER + dag. 125 - N 1 [ AlSi?O'? (29.) Thomsonit Ba Si? © + 5aq “4 Hm: R rt 6aq. i =. Na, ©a. H° Al 0° VII. Drittel-Silikate. l nl vl RS SiO: R°’ Si 05 R Si 0° es ee I sioy) 9° so | sion} 1 1 vl ' 2R?.O | 2R.O 2RB.0’ (30.) 1. Andalusitgruppe. Andalausit Sillimanit Al Sı O°. Cyanit 5AlSiO® | (31.) Topas hs (32.) 2. Euklasgruppe. Euklas H? Be? Al Si? O!°. Datolith H’ Ca? B? Si? O!°, Silikate und Titanate. (33.) Titanit Ca (Si Ti)? O5 = nn = nl . Silikate und Zirkoniate. M (34.) Eudialyt R (SiZr)’ O° 7 1 (1.) Petalit. N Die Formel stützt sich auf die Analysen von Haczn, von mir und von SımitH, welche im Mittel ergeben 1 AR= 4:15, A: Si = 1345 AR: Sis1:: 126 Blos Puartser’s Analyse des P. von Elba (Kastor) hat diese Proportionen = 1:1, 1:7,1, 1:7 und verdient hinsichts der Alkalibestimmung wiederholt zu werden. a Das Atomverhältniss Na:Li, dessen Ermittelung schwer” E ist, fand ich in kürzlich angestellten Versuchen im P. von Utö = 1:10 —1:11. Vielleicht ist es gleichwie im Spodumen —U WERE + Auf die Isomorphie dieser beiden Silikate hat Des CLorzEAux aufmerksam gemacht. *) (2) Broneit. Hypersthen. Anthophyllit. Nach Des CLo1zEaux sind diese Mineralien, obwohl iso- morph mit Augit (Hornblende), zweigliedrig, weil sie die sym- metrische Dispersion der Farben um die Mittellinie zeigen. Sie besitzen rechtwinklige Spaltbarkeit. Broneit und Hypersthen, als dem Augittypus ange- hörige Glieder, unterscheiden sich nur in dem Verhältniss der beiden Grundverbindungen Fe SiO? und Mg SiO°’, wie folgende Uebersicht zeigt: Fe: Mg.**) Broneit (Enstatit), Mähren, 1 : 24 Haus. S Leiperville, 1.2.2714 Bari 5 Vogesen, ' 1 8 Damour. » Marburg, KoEHLER. = (E.) Radauberg, 1 : 6,7 STRENG. = = Ultenthal, KOEHLER. 2 (E.) a. er, 1 :°6 Damour. R Steiermark, REGNAULT. 5 Grönland 1 5 KoskLL. ® Hypersthen, Radauthal, 1 2,9 STRENG. x Canada, 1 2,3 Hunt. r Paulsinsel, 1.:: 2 Danoum. x Skye, 1,5 #1 E50 MUiRr. Bekanntlich geben die meisten Analysen einen kleinen Gehalt von Thonerde an, der im Br. (Enst.) a. d. Lherzo- lith sogar 4,9 pCt. beträgt. Weit grösser aber ist derselbe in *) Poce. Ann., 122, 648. **) Mn=Fe, und Ca=Mg, wenn sie vorkommen. 127 dem H. von Farsund, aus welchem Pısanı 9,11, Remers 10,47 pCt. Thonerde erhielt. Der Letztere hat überdies gezeigt*), dass neben 10,04 Eisenoxydul auch 3,94 Eisenoxyd vorhanden “ sind, und dass dieser H. durch die Formel 6RSIO: IRo: ausgedrückt wird, welche die Formel des Karinthins, überhaupt aber die der thonerdehaltigen Augite und Hornblenden ist. Deswegen gehören diese en eigentlich in die Abtheilung c. der Gruppe. Im Anthophyllit von Kongsberg ist nach VorELıus und N Pısanı Fe:Mg=1:3, aber es fehlt etwas an R, weil. das Material nicht mehr frisch war (1,67 und 2,38 pCt. Wasser), 1 denn die At. von R und Si verhalten sich in den Analysen beider = 90:100 und 88:100 anstatt 1:1. Des CLoizeaux hat gezeigt, dass der Gedrit mit dem A. identisch ist, und die Analysen von Pısanı und LECHARTIER**) thun dar, dass sie Analoga des Hypersthens von Farsund mit 7—9 pCt. Al sind und annähernd durch 4R Si 0°) no | ausgedrückt werden. Aber auch sie sind nicht frei von Wasser. Ausser dem zweigliedrigen, rechtwinklig spaltbaren A. giebt es aber nach Des CLo1zEaux auch einen zwei- und ein- gliedrigen, der nach dem Hornblendeprisma (125° 12’) spaltet. Eine hellgraue Abänderung von Kongsberg und eine gelbgraue aus Grönland enthalten nach LECHARTIER ***) N At. von R:Si Fe:Mg K. 5:6 kat Gral :8 1::1,9; aber auch 1,9—2,4 pCt. Wasser. *) Ber. d. D. chem. Ges. I. Jahrg. No. 4, *%%) Manuel de Min, I. 542 u. Nouv. Recherches. p. 32. #%*) Des CLoizeaux, Nouv. Rech. p. 114. 128 (3.) Grüner Augit. Diallag. Strahlstein. Dieselben isomorphen Mischungen bilden diese Mineralien, von denen die beiden ersten dem Augit-, das letzte dem Horn- blende-Typus angehört. Jene sind optisch und unter sich dem Diopsid, dieser ist dem Tremolit gleich. Den Diallag trennt die vorherrschende rechtwinklige Spaltbarkeit von den übrigen Augiten; überdies ist meist etwas Thonerde und Wasser bei ihm vorhanden, was auf anfangende Zersetzung hindeutet. (4) Rhodonit (Pajsbergit, Bustamit). Diese manganreichen Augite vertreten den Typus in ein- gliedriger Ausbildung. Es sind Mischungen sehr schwanken- der Art, da die At. von Ca (Mg):Mn (Fe) 1 :12 Längbanshytta. BerzeLıvs. 7.27 St. Marcel. _EBELNEN. Cummington, HERMANN. SCHLIEPER. 1: 4 Pajsberg. IGELSTRÖM. | 1: 3,5 Algier. | EBELMEN. Mexiko. Re. 152 = Dvnas. : a I n EBELMEN. (5.) Forte (Fowler, Jener ist nach Form und Struktur ein Diallag, dieser ein Rhodonit. Es sind die At. von Fe(Mn) : Ca(Mg) Zn:R. Ic 1,5384 PB 1.::12, (6.) Akmit. Ich habe zwei Formeln gegeben, von denen die zweite vielleicht den Vorzug verdient. Meine Analysen gaben Fe:Na = 1:5 At. (TiIesirin, Die von mir untersuchte Substanz ist dieselbe, welcher BrEITHAUPT diesen Namen beigelegt hat. Später haben Pısanı \ 129 -sowohl, wie auch Ruß und Gurzkow solche natronreiche Augite aus der Gegend von Brevig analysirt, jedoch mit zum Theil anderen Resultaten. So ist zunächst Re. Pisanı RuBE GUTZKOW Fe O0? 20T 22,8 28,68 28,38 Fe OÖ 8,80 8,4 1,98 1,90, worin aber die Menge des Fe ist 22,29 22,49 21,61 21,34. Sodann ist gefunden CaO Dal *".2,6 1,42 1,40, d.h. Mengen, die sich = 4:2:1 verhalten. Endlich fand ich 9,92 Na’ O, die Uebrigen aber 12,0—12,2 desselben. Die in den Analysen liegenden und die in den Formeln angenommenen Atomenverhältnisse sind Ne: Pısanı RusE Mi Na:R cl. 225.1 3,67:1 et | Aust 1 R:Fe — | 1 eu b% 21 | 17.0.2 - Fe:Si =. 25,6 1:52 l: 2456 1.726 1=,:5 12,245 Ca{Me):Fe(Mn)= 71 : Li 7 022,1 1.2 .:1, 1 4 12 re (8.) Arfvedsonit. „ Hier sind folgende Atomverhältnisse gefunden und in den Formeln angenommen: Re. KoBELL I Na:R — 1,94 1 1: :: 14 Ze: ee u R:Ee = 1524: 1 3,5:1 } 1a BE L4 3:1 Fe: Si a N 0:7, | a a LS 1:7 Ca(Mg):Fe(Mn) =1 :21 r,..9 19222 1.19. Zeits.d.D.geol. Ges. XXI. 1. 9 \ 130 (9) Thonerde-Augit und Thonerde-Hornblende Ueber die Begründung der Formel siehe diese Zeitschrift Bd. XIX. S. 496. In den Augiten ist n = 9—21. In den Hornblenden I (welche kleine Mengen R=K und Na enthalten) istn =3—15. (10.) Talk. Speckstein. Vgl. diese Zeitschr., Bd. XX. S. 82. (11.) Okenit. Apophyllit. S. diese Zeitschr., Bd. XX. S. 441. | (12.) Stilbit. Desmin. Ara... BdU;XXL; 8.93: (13.) Harmotom. Setzt man in den Analysen K? = Ba, so ist „Ba 11:1 -Al:Si= 1:4,8—9,2 Ba:Si = 1: 4,8-5,3 Al:ag=!1:3 Sag —sl :d4. In dem Atomverhältniss K : Ba differiren aber die Angaben, denn es ist } also 1: 1:7,7 NH. v. Strontian. KoEHLER. 128 Andreasberg.| Oberstein. | 2: 1:3,25 Strontian. Damour. > 1:3 Andreasberg. Re. S 1:2,5 _ Strontian. ÜoNNEL. 1:24 & Re. Unter Annahme von 1 At. K gegen 3 At. Ba verlangt die Formel K?’ Ba® AI’ Si?> O°® -- 35 aq — Kr Bar Al Si? O1 + Bag. 131 38 120 2, Me 820°. ALDI Au yo erdT = AIO% 16,10 K= 1l,l4= LI1=K’O 2,07 140 = 224 + 89.15 Bad: 90 = A12 14,12 637,17 100. 100. Ich habe den Harmotom als ein normales oder einfaches (Bi-) Silikat betrachtet, d. h. > des Wassers als chemisch ge- bundenes, dessen Menge somit 2,82 pCt., die des Krystall- wassers aber 11,3 pCt. betragen würde. Nach Danuovr verliert der H. von Strontian bei 150° 9,9 pCt., bei 190° 13,5 pCt. Wasser, und zieht diese in feuch- ter Luft vollständig wieder an. Beim Glühen treten noch 1,2 pCt. aus, die nicht ersetzt werden. Aus diesen Versuchen darf man schliessen, dass ein Bruchtheil des Wassers in der That chemisch gebunden sei, wenngleich derselbe nicht so gross ist, als es nach der Voraussetzung des einfachen Sätti- gungsverhältnisses sein sollte, was vielleicht durch neue Ver- suche sich besser bestätigen wird. (14.) Chabasit. S, diese Zeitschr., Bd. XXI. S. 84. (15.) Laumontit. Phillipsit, Die Analysen des Phillipsits sind schwer zu discutiren, da die Reinheit und Frische des Materials zuweilen zweifel- haft sein durfte. Alle geben Al:Si = 1:4. Ferner darf man, 2K = Ca gesetzt, Ca: Al = 1:1 annehmen, da die Grenzen 1: 0,84 und 1:1,3 sind, in 7 Fällen unter 10 aber 1:1 sehr nahe kommen. Das Verhältniss Si:aq ist wahrscheinlich ebenfalls — 1:1 (Grenzen 1:1 und 1:1,2). Hieraus folgt Ca AlSi? O'? 4 Aag. I Das R der Phillipsite ist vorzugsweise K, aber in dem Verhältniss K: Ca finden grosse Abweichungen statt: 9% 132 K: Ca Aci Castello 3 SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN. Irland 2,8 CoNNEL. 1 1 Palagonia 2,6 1. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN. Marburg | L. GmELINn. GENTH. Giessen 1,26 1 WERNEKINK. Island 1 | Damour. Marburg 1 1 Kassel | 1 KOoEHLER. ‚> KoEHLER. Damour hat in durchsichtigen Krystallen’ das einfache Ver- hältniss gefunden. Die kalkärmeren (Irland, Siejlien) enthalten auch Na, und zwar etwa gleiche At. K und Na. Des OLo1zsAaux, welcher diese Mineralien Christianit nennt, rechnet dazu auch den Ph. (Zeagonit) vom Vesuv und von Capo di bove. Allein Marıenac’s Analysen derselben stimmen nicht mit denen der Phillipsite, wohl aber mit denen von KoBELL’s von dem (viergliedrigen) Gismondin von Capo di bove, wo- gegen letzterer nach MARIGNAC wieder ganz anders zusammen- gesetzt ist. Die Formel des Phillipsits, wie wir sie aus der Mehr- zahl der Analysen ableiten, ist zugleich die des Laumontits, welcher in der Mehrzahl seiner Abänderungen alkalifrei zu sein scheint. Haben beide gleiche Form; sind sie isomorph? Dies scheint doch nicht der Fall; es würde also eine Hetero- morphie anzunehmen sein. | Obgleich Des Croizeaux die Formen des Phillipsits und des Harmotoms ganz und gar trennt, so stimmen sie doch nach dem Urtheil vieler Mineralogen (G. Rose) sehr nahe überein. Sind aber beide Mineralien isomorph, so sind es die Verbindungen H? Ba AlSi® O'5 1 Aaq und Ca AlSi? O'? 1 4agq wo unter Ba und Ca zugleich eine gewisse Menge K verstan- den ist. Beide sind normale Silikate, entsprechend 5BaSi0° 4 Aaq und 4CaSiO°? + Aag. Man könnte versucht sein, zu glauben, jedes der beiden 133 Mineralien sei eine Mischung aus einem Silikat von Al und Ba (Ca) und von AlundK, gleichwie die Kalknatronfeldspäthe aus einem Kalkfeldspath und Natronfeldspath bestehen. Allein jeder Versuch, die Analysen zur Berechnung zweier Endglieder zu benutzen, scheitert, wenn man z. B. sieht, dass der Phillip- sit von Marburg und der von Capo di bove, während sie im Verhältniss K: Ca übereinstimmen, in dem von Al: Si sehr wesentlich differiren. (16.) Herschelit. Zwei Analysen von Damour und zwei von SARTORIUS VON . WALTERSHAUSEN stimmen zwar im Ganzen, insofern nach ihnen I ATS. .1:4, R-Al= 2:1, Sı:ag =4:5 ist, allein sie ergeben I Ca: R K : Na Dauovr . a: 113152 tr 742,9 | basl2 97 1:7 34 SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN a. 1: 2,74 1: 2,25 bissel 2: 1b: Dınmour’s H. ist also | (K, Na?) Al? Si? O°* 1 10ag, während der von SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN untersuchte gegen 3 Mol. dieses Silikats 4Ca AlSi! O'?® + 5aq oder (wie in b.) nur 2 Mol. dieses letzteren einschliesst. (17.) Gmelinit, Die speciellen Formeln sind für den Gm. von 2(Na’ AlSı? O'’ + 6ag) Irland (Re.) | Ca AlSitO:? 186 Na’ AlSi? O'’ + 6aq Cypern (DAmour) Ca AlSit 0'° 16 A Neuschottland Na’ AlSi? O'’ + 6aq| (Ledererit) (Marsı) 2 (Ca AlSı* 0:2 1 6 agq)f G. Rose hat die Gründe entwickelt, welche gegen die Iso- morphie des Gm. und Chabasits sprechen. 134 \ 1 R’AISi? O'’ + 6ag, IT Gmelinit = R AISi? O!? + 6ag, die Mol. beider entsprechen also 5RSIO® + Gag und 2RSIO? 4 3ag. Chabasit ist 'Lithionglimmer. Kaliglimmer z. Th. S. No. 25. (18.) Mesotyp. Galaktit. Scoleeit. Mesolith. Levyn. Mesotyp. Ueber seine Formel herrscht kein Zweifel. Seine Constitution kann als Na’ A1,522,07) \Na® Aısie 012 7 *aq = Bi- und Singulosilikat gedacht. werden. Damour’s und meine eigenen. Versuche*) zeigen, dass der M. bei 300° alles Wasser verliert, und dasselbe wieder anzieht, wonach es ganz als Krystallwasser zu. betrachten ist. #. Als Galaktit sind isomorphe Mischungen der entsprechen- den Natrium- und Caleiumverbindungen bezeichnet, welche in der Form, Spaltbarkeit und dem optischen Verhalten dem Me- sotyp gleichen. Die Zahl n ist bei dem G. von Campsin = 4,5 (HEDDLE) Dumbarton = 3 (ders.) Glenfarg |) _ (ders.) Fassathal ” (Huasıwerz) Kilpatrik =2 (Have). Scolecit. Er enthält 3 Mol. Wasser, und ist vom Me- sotyp durch die Form, das optische und electrische Verhalten verschieden. **) Mesolith verhält sich zu Scoleeit, wie Galaktit zu Me- sotyp. *) Diese Zeitschr. Bd. XXI. S. 96, **) Ueber sein Verhalten in der Wärme s, diese Zeitschr. Bd. XXI. S. 96. % 135 Es wäre aber immerhin möglich, dass die kalk- und na- tronhaltigen Glieder, Galaktit und Mesolith „aus Mesotyp Na? AISi? O'° + 2aq und _ aus Scoleeit Ca AISi? O!° 4 3aq gemischt wären. Das müsste sich im Wassergehalt aussprechen, “insofern z. B. das Verhältniss Si:aq zwischen 3:2 und 3:3 liegen und mit dem Verhältniss Na: Ca correspondiren müsste. Eine Berechnung zeigt in dieser Hinsicht Folgendes: Na Galaktit Ca: Si: aq berechnet gefunden Campsie 1=2,9°70:2.2,10..8.::2,19 Dumbarton 2:67 379225. 5: 201 ee 1:5 3:92,98 3: 2,14 Fassa Kilpatrik ls 4:3 : 2,993:8r1:22536 Mesolith Ie199.% 2,66 |5 A Von 16 Mesolithanalysen geben das Verhältniss Si: aq E 000 235 ; 3 2,61 1 2,62 2 2,64 d 2,70 3 2,89 1 3,0. Hier zeigt sich in der That eine solche Annäherung an das berechnete Verhältniss 3 : 2,66, dass ein grosser Theil der Mesolithe ihrer Zusammensetzung, nach wirklich als ein Complex von Mesotyp und Scoleeit erscheint. Levyn. Die Formel bezieht sich blos auf Damour’s Ana- lyse, denn in den übrigen ist zwar ebenfalls Ca:Al=1:1l I oder R: Al = 2:1, sonst aber Al: Si Skye Comssuı = Färöer BERZELIUS = Si: ag 1:85 :1::714 1 +.4;5.: 1.5 184.1: 197. I R : Ca 1-232,2 136 (19.) Barsowit.. Cordierit. Beide sind entweder, wie hier angenommen ist, Zwei- drittel-Silikate oder aber Fünfachtel-Silikate: II ; = RAISi? 0:0 Ran sion —in RAISi? 0° Die Analyse des B. von VARRENTRAPP und die des eisen- ärmsten C. von Krageröe (Fe = 0,75 pCt.) von SCHEERER ergeben : uU. .vı u vI R:& ®B:Si R : Si BB, 1 1,05. La: 246 :1::,2,58 B.21203°23 1:256 -1 248, Die Analysen können nicht ganz correct sein, denn wenn das erste Verhältniss = 1:1 ist, so sollten die beiden letzten unter sich überein stimmen, und: entweder 1 : 2,66 für ein Zweidrittel-S. oder 1: 2,5. „ „. Fünfachtel-S. sein. (20.) Dioptas. Ueber seine Stellung in der Willemitgruppe siehe diese Zeitschr., Bd. xx. S. 536. (21.) Helvin. Danalit. | Beim Helvin sind die gefundenen Atomverhältnisse u R:Sı S:Sı C. Gmeim: 2,06 : 1° 1: 3,46 Re. Ze Sk MURAU wofür 2 : 1 und 1 : 3 angenommen ist. II Das Verhältniss der R ist Fe: Be:Mn C. Gm. 1:::6: 7,7. (H. a. Sachsen) Re. 1 ::8: 12,6 (H. a. Norwegen) Danalit ist ein okta@drisch spaltbares Mineral aus dem Granit von Massachusets, worin nach CookE Ym 137 Ja > R:Si S:Sı Mn:Zn:Fe:Be ee | 1.53 12:,92.3 21. Wenn man in beiden Mineralien eine partielle Vertretung des Sauerstoffs durch Schwefel annimmt, so sind sie I f u 12 R*® Sins und R’ Sı?’ Is (22.) Nephelin. Der N. ist hier einfach als ein Halb- oder Sıngulosilikat betrachtet, während er I: durch R: Al Sr. bezeichnet wurde, wonach die Menge des Si um ;. grösser wäre. Diese alte Formel stellt ein Neunsechszehntel - Silikat dar, die Mol. Ro»? S1?.0°* und AlF=S170970° in sich schliessend. Ist sie fur ein so weitverbreitetes Silikat irgend wie wahrscheinlich ? ; | I Beide Formeln stimmen in dem Verhältniss R:Al=2:]1, sie differiren in dem von 1.4 Sı jeizir =: 1 4 2, früher, =: 1 : 2,25 I Sur kN. 01:2 15128, I Im Folgenden sind die Analysen so berechnet, dass Ca=2R gesetzt ist. Al: Si R Si Vesuv, SCHEERER 1 : 2,19 1: 1,08 " Re. | 133334) 1:::26508 Odenwald, Sca. hebt: Löbau, Haıepr. 12224 I: 1,0% Man sieht hieraus, wie wenig diese Analysen, meine eigene nicht ausgenommen, strengen Anforderungen entsprechen. Denn I während in allen Al:Si sehr nahe 4:9 ist, wird R : Si nie- mals 8:9. Es ist: darum zu wünschen, dass ganz reine Kry- stalle wiederholt untersucht würden. 138 Sehr bemerkenswerth sind ferner die Differenzen in den relativen Mengen der R: | ‘I Ca: R K : Na Sch. I :17 14x58 R. 1:79 12:5 ScH. . 1 3:42 12453 H. 1 36. 4248. Die Ca-Menge im vesuvischen N. ist also nach SCHEERER etwa viermal grösser als nach meinen Versuchen. (23.) Hauyn. Die gegebene Formel bezieht sich auf die Analysen des H. von Albano (vom RırtH), vom Vesuv (Re.) und von Nieder- mendig (Wuıtner). Dagegen geben die des blauen H. von Albano (Wm.) und des H. von Niedermendig (VARRENTRAPP) anstatt der Zahl 2 nur 1,5. (24.) Kalk-Natronfeldspath. Die hauptsächlichsten Mischungen sind: Na: Ca Anorthit: Juvenss AI -+ 16 An 1 :8 | Radauthal Al + 12 An 1:6 Neurode Al+ 6An 1:3 Labrador: Island Al -1:. 4 An, 052 Färöer, Aetna, Labrador 5 | (Kıapr.), Kiew, Eger- Al She | sund, Baste (Re.), Neu- 7 i RE | rode (aus Hyperit) | | Labrador. (TscHERM.), Lund, Hitteröe, Dalarne, Neurode (a. Gabbro), Be Marmorera, Mombächl. au - | Höfe, Schriesheim, Mo- rea. Andesin: Botzen, A) 1 ai: At ir Esterrel-Gb. Ba a 139 Na : Ca nnkensicm ; Sa. La Bresse, Marmato, Pitkä-\ Al + An Died ranta. Tyveholmen, Servance 3 3Al 2A Puy de Dome. Zr z Oligoklas: Albula, nel Al + 3 An 53,33: 1 oder — Arendal, Tvedestrand, Al--4AAn 3,5:1 Flensburg, Gaggenau, Yiterby, -Schaitansk,,2Al+ An 4 :]1 Coravillers. Freiberg, Stockholm, Ka- i SAl Y 9 An 1 tharinenburg. Halle, Warmbrunn PA ; 2 3 Al A : rienbad. j » = : Laacher See Tenerife,| j 4Al A - Haddam. J = 0 l Albit: Unionville. 6Al+ An 12 :1. Im Hyalophan ist Ba = Ba, Ca, im Barytfeldspath von Meiches = Fe, Ca, Ba. —_ K ist in beiden ==K, Na, (25.) Glimmergruppe. S. diese Zeitschr., Bd. XVII. S. 807, XIX. S. 400. (26.) Prehnit. Vgl. ebendas. Bd. XX. S. 79. (27.) Chloritgruppe. Ebendas. Bd. XX. S. 82. (28.) Serpentin. Thon. Ebendas. Bd. XXI. S. 97. (29.) Thomsonit. Nach THouson ist der Th. von enigpwehire die reine Ca-Verbindung. Die Mehrzahl der Analysen ergiebt etwas mehr Si, als dem Verhältniss Al: Si = 1:2 entspricht, wie folgende Uebersicht lehrt, 140 s Al 2:81. Nas CaAlrag 1. Renfrewshire Tuomsox 1 :.2,03 2:47 2. Dumbarton Berzeuivs 1: 2,15: 1 14659:42.: 5,2 = Re. 1 : 2.06: 1: : 1,9927 78 3. Kaaden Re. 1. 208- KsechBurD 2 E8 4. Island SARTORIUS 1:93,95 ER: vOoN WALTERSHAUSEN | „ (Färölith) von KoBELL 1 : 2,21 1 13...2:43 9. Cyklopen-Inseln SARTORIUS 11T) 1.5 VON WALTERSHAUSEN | 6. Arkansas (Ozarkit) Summe 1:215 1 :2 Dur DR 7. Färöer Berzis. 1: 2,23 13:1 2.208 8. Hauenstein Rg. 1:22:01: 2. 08 2 : 4,6 Wenn Ca AISI?O°® —-5Jaq = A und Na’. As? 0° A065 ag = B, so ist A 2—5 =3A+B 6=4A-+B et Are Dem Thomsonit stehen einige noch zweifelhafte Minera- lien nahe: Mai | Mesole, optisch jenem gleich, Färölith und Brevieit, Bei allen ist jedoch der Si-Gehalt noch grösser: Al: Si Na’: Ca’ Al sag Portree (Färölith) HEppLE 1? 2,39:.77 : 1490295 Storr (F.) H. 1225. Loc BEI Vig (F.) H. 1 29. 20927 2 : 4,9 Färöer (Mesole) Berzeuus 1:26 1 :11 2:52 Bombay (M.) THuouson 1: 2,63 1,66: 1 2:6 Schonen (M.) Hisinche, 1.:.267:-2,.3.1 2:9 Brevig (Brevieit) SonpEn 1..:.2063-:,90 314 2:39 Kaiserstuhl (M.) ToBLER 1... 95, She 2 :4,3 (30.) Andalusitgruppe. Die Formen des Andalusits und Sillimanits stehen in: einer gewissen Beziehung zu einander. Die Formel AlSiO° folgt aus vielen Analysen . der. drei Mineralien, allein unter den neueren weichen ab: 141 Sillimanit Al: Sı Chester. -DAmoUR. Andalusit. Lisees. Bussen. | en A. ERDMANN. =... Der Grund mag theils in der Analyse, theils im Material liegen. (31.) Topas. STAEDELER glaubt, dass im T. Fl: O == 1:2 statt 2:5 sei, weil bei der Fluorbestimmung stets Verluste eintreten. Die Formel WI 4AlSı O?’ AI Si A ap erfordert: SıT— 28 BE 3er ld Al — 54,6 = 29,58 = 55,55 AlO° 2Fl = 38 = 20,58 = 20,58 AO = 64 = 34,67 108,63 184,6 100. Zu dieser Annahme (denn neue Versuche sind nicht an- gestellt) bemerke ich, dass ich sie ihrer Einfachheit wegen selbst gemacht, jedoch verworfen habe, da. alle Topase mehr SiO” und AlO° geben, als ihr entspricht. (32.) Euklasgruppe. Die Constitution von Euklas und Datolith ist vollkommen vI analog, Al des ersteren ist durch B: im letzteren vertreten. Da der D. nach meinen Versuchen erst in hoher T. Wasser giebt, so halte ich es für begründet, demselben die nämliche Funktion wie im Euklas und anderen Silikaten zuzuschreiben. Beide Mineralien sind zwar zwei- und irren allein die Axe a und c fast rechtwinklig. auch. € 0 Euklas =-0;3185.:.1:: 0,3332 90° SCHABUS Datolith = 1,2657 : 1: 1,2689 89° 51’ Dauer. Die Axen a und c beide sind nahe 1 : 4, da 1,2657 1,2689 TR 0,3172. 142 Merkwürdig ist überdies ihre fast vollkommene Gleichheit. Jedenfalls ist hier ein Zusammenhang vorhanden, der ihre Vergleichung rechtfertigt. (33.) Titanit. H. Rose hat gezeigt, dass der T. Ca Sı Ti O°. ist; er besteht also aus zweifach kieselsaurem und zweifach . 'titansaurem Kalk Ca Ca Si? O°\ x =.(8:.0)7,0 — > 021 m or Auch die eisen- und manganhaltigen Abänderungen fügen 1 sich dieser Formel, R = Ca, Fe, Mn. Eine Analyse des T. aus dem Syenit des FPlauenschen Grundes von GRoTH ergiebt aber viel weniger Ti, so wie 4,1 Fe als FeO° und 2,44 AlO’ und YO. Da die Analyse 2,3 pCt. Ueberschuss hat, so bedarf sie einer Wiederholung. Ueber die Zusammensetzung des mit dem T. isomorphen Yttrotitanits ist vorläufig nur eine Vermuthung erlaubt, die nämlich, dass er aus 1 ” RN(S2 TI 0 ıI R’ (Al, Fe)! O'° bestehe, wo 3 (Si, Ti) = 2(Al, Fe) sind. (34) Eudialpyt. Der grönländische E. ist unbezweifelt ır R (Si, Zr)? O° und: Zr: Si ='l «i6, d.h. er besteht aus zweifach kieselsauren und zweifach zirkon- sauren Salzen, I R’ — (8i 0)'?f0° (ZrO)’ und hat mithin eine dem Titanit entsprechende Constitution. Die Metalle sind vorzugsweise Na, Ca und Fe und stehen in meiner Analyse in dem Verhältniss von Na* : Ca” : Fe. - u 6R SI? O?° II RZr’ O° 143 7. Ueber 6Graptholithen führende Diluvial - Geschiebe der norddeutschen Ebene. Von Herrn F. Hkivenzan ın Berlin. (Hierzu Tafel I.) In seinem Aufsatze uber Diluvial-Geschiebe der norddeut- schen Ebene*) unterscheidet Ferv. ROEMER ein unter den Ge- schieben des paläozoischen Alters in der norddeutschen Ebene sehr ‘verbreitet vorkommendes Gestein unter der Benennung des „Graptolithengesteins“, dessen geognostisches Niveau vom genannten Autor mit Bezugnahme auf einige wenige in Gesell- schaft der das Gestein charakterisirenden Graptolithen gefun- denen organischen Formen als zur obersilurischen Schichten- reihe gehörig bestimmt worden ist. Die Richtigkeit der von RoEMER angenommenen Altersstellung soll im Folgenden nach der aus einem umfangreicheren Material erschlossenen Fauna näher begründet, sowie die primäre Lagerstätte nach einem eingehenderen Vergleiche mit paläontologisch ähnlichen Schich- ten der nordischen Länder, von wo diese wie alle anderen Geschiebe abzuleiten sind, ermittelt werden, so weit es mög- lich ist. | | Das für diese Untersuchung benutzte Material ist zum grössten Theil von den Herren Prof. BeyrıcH und Dr. A. Kunta von einem Durchstich bei dem Eisenbahnbau bei Schöneberg und von Rixdorf zusammengebracht und mir ‘zur Verfügung gestellt; ausserdem hat Herr Prof. RoEMER die grosse Güte gehabt, mir auf meine Bitte eine ansehnliche Zahl von Ge- schieben mit fossilen Organismen von Nieder - Kunzendorf, Rostock, Meseritz und anderen Localitäten zu schicken, wofür rn *) Ueber die Diluvial-Geschiebe von nordischen Sedimentär-Gesteinen in der norddeutschen Ebene und im Besonderen über die verschiedenen durch dieselben vertretenen Stockwerke oder geognostischen Niveaus der paläozoischen Formation. Zeitschr. d. Deutsch. geol, Ges. Bd. XIV, S. 575 ff. 144 | ich ihm wie den beiden vorher erwähnten Herren zum grössten Danke verpflichtet bin. Ein kleiner Theil ist von mir bei Rixdorf gesammelt, so dass ich ein immerhin genugendes Ma- terial unter Händen hatte, um ein richtiges, Urtheil über das Alter dieser Geschiebe erhalten zu können. Den Namen „Graptolithengestein* behalte ich nach dem Vorgange von ROoEMER bei und zwar nur für solche als Dilu- vial-Geschiebe vorkommenden Gesteine mit diesen bezeichnen- den Fossilien, welche nach ihrem anderweitigen organischen Inhalt für obersilurisch zu halten sind. Was das petrographische Verhalten unserer Geschiebe be- trifft, so ist das Gestein in den bei Weitem- häufigsten Fällen ein dunklerer oder aschgrauer, etwas in’s Grünliche gehender und gelblich verwitternder, stark thoniger Kalkstein mit, sehr feinen unregelmässig eingestreuten Glimmerschüppchen, welche sich unter der Lupe in jedem Stücke erkennen lassen; und zwar ist dieser thonige Kalk entweder dicht und sehr hart, mitunter bituminös, oder er ist müurber, etwas heller und erdi- ger, bei dem starken Thongehalt ven mergeliger Beschaffen- heit und mit Spaltbarkeit versehen, so dass diese Stücke ‚sehr leicht in Platten zerfallen. Bis auf die verschiedene Härte und die mit grösserer Weichheit verbundene Spaltbarkeit sind diese beiden Varietäten von Diluvial-Geschieben petrographisch einander sehr ähnlich; in ihrem paläontologischen Inhalte je- doch zeigen sie einige Verschiedenheiten neben den charakte- ristischen gleichen fossilen Organismen, so dass sie zwar ohne Zweifel in engem Zusammenhange stehen, jedoch sehr wahr- scheinlich zwei verschiedenen, dicht über einander abgelagerten Schichten angehören, der Art, dass die plattenförmigen, mehr erdigen Stücke die jüngeren, über dem harten Kalkstein abge- lagerten sind. Alle hier vorhandenen Stücke der erdigen Varietät- gehören ohne jeden Zweifel nicht nur einem und demselben Niveau an, sondern sind auch als Theile einer grösseren, bei dem Transporte von der ursprünglichen Lagerstätte in mehrere Platten zerfallenen Masse zu betrachten; dies beweisen ausser der Form und dem Ansehen des Gesteins selbst die Fossilien, welche in jedem Stücke so ziemlich in denselben Arten ver- treten sind. Im Besonderen gilt dasselbe von dem massen- ' haften- Auftreten der Graptolithen auf den Schichtflächen, des 145 Monograpsus sagittarius, M. Bohemicus, M. Nilssoni, M. colonus, M. priodon, von denselben Resten einer Discina (D. rugata), Chonetes, Acidaspis u. s. w. Anders ist es vielleicht mit den Vorkommnissen des här- teren, etwas dunkleren Kalksteins, für deren Zusammengehörig- keit keine andere sichere Bürgschaft geboten ist als allein das bei allen ähnliche petrographische Verhalten. Denn einerseits birgt dieser Kalkstein zuweilen weiter nichts als einzelne In- dividuen eines Graptolithen, zwischen welchen hier und da ein unkenntlicher, ganz in Kalkspath verwandelter Orthoceratit liegt, andererseits geht kein einziges Fossil, wie es bei der plattenförmigen Varietät der Fall ist, durch sammtliche Stucke hindurch, wenn es auch in mehreren derselben vertreten ist; oder das Stuck selbst enthält keine Spur eines Graptolithen und wird nur wegen seiner petrographischen Gleichheit in dasselbe geognostische Niveau gestell. So sind namentlich gewisse lose, zum Theil abgeriebene Steinkerne später zu er- wähnender ÖOrthoceratiten mit einigem Zweifel hierher zu neh- men, welche Herr BsyrıicH und ebenso BoLL zu den Geschie- ben des Graptolithengesteins stellen, und die ich demnach in der Reihe der fossilen Organismen desselben aufzuzählen nicht unterlassen habe. Die Art der Versteinerung der umhüllten Organismen ist in beiden Varietäten ungefähr dieselbe. Die Orthoceratiten sind seltener in Schwefelkies, meist in braunen Kalkspath verwandelt, ihre Schale sehr dünn oder ganz verschwunden, oder namentlich in den Platten flach zusammengedrückt, in dem härteren Gestein oft längs der Axe und zu den Seiten eingeknickt; die Graptolithen mit ihrer schwarzen, matt glän- . zenden Schale sind entweder mit Gesteinsmasse ausgefüllt und zeigen dann fast die ursprüngliche Form — wie im harten Kalkstein —, oder sie sind auf den Schichtflächen zu dunnen Plätt- chen mit erkennbaren Zellen und Zellenöffnungen sowie deutlicher Axe zusammengedruckt, während bei abgeblätterter Schale sich meist ein rostfarbener Abdruck zeigt — wie in der erdigen Varietät. Die Schalen der Bivalven sind sehr dünn und zer- brechlich oder nicht mehr vorhanden, doch haben sie öfter ziemlich gute Steinkerne hinterlassen. ; Ich gehe nunmehr zur Aufzählung der in den beiden Va- 'rietäten enthaltenen fossilen Organismen über und bemerke Zeits.d.D.geol.Ges. XXI, ı. 10 146 .\ dabei, dass meine Bestimmungen nur bei den wenigsten Arten auf einem Vergleiche ‚mit Originalen, bei den meisten auf dem genauesten Eingehen in Beschreibung und a ns der be- züglichen Formen basiren. Graptolithina. 1. Monograpsus priodon BRoNN. Monogr. priodon Geın. Graptolithen p. 42. 1. 3, f. 20 - 27, 29 — 32. Graptohthus priodon Barr. Grapt. de Boheme p. 98. t. 1, f. 1—14. Lomatloceras priodon Bronn Lethaea geogn. p. 56. t. 1, f. 13. Grapt. Ludensis Muscn. Silur. syst. p. 694. t. 26. f. 1, 1a. Die Art kommt unverkennbar in verschiedener Erhaltung vor, theils zu dünnen Häutchen zusammengedrückt in dem er- digen, plattenförmigen Graptolithengestein, theils als vollkom- menes Relief im harten thonigen Kalkstein. 2. Monograpsus colonus BARR. Gem. a. a. O. p. 38. t. 2. f. 33 — 36. Grapt. colonus Barr. a. a. OÖ. p. 42. t. I. £. 1—5. Geradlinig, bald an Breite zunehmend, die grösste Breite in eirca 3 Cm. Länge und zwar wenig über 2 Mm. erreichend. Zellen unter 45 Grad gegen die Axe geneigt, nehmen 2 der Gesammtbreite ein, berühren sich in ihrer ganzen Länge und verengern sich etwas nach der schief gegen die Axe stehenden Mündung, welche unterhalb einen kleinen Stachel trägt. Auf 1 Cm. Länge kommen gewöhnlich 10, unten etwas mehr Zellen zu liegen. Die Axe bei den plattgedrückten Exemplaren oder deu Eindrücken als feine Linie sichtbar, auch über die Zellen hinaus verlängert. Sie stimmt gut mit den Abbildungen bei BARRANDE, auch bei GEINITZ, besonders Fig. 35 und 36b, welche _ letztere auch in den quer durchlaufenden Furchen uberein- stimmt, die bei unseren Exemplaren von der Axe quer durch den Stamm und eine oder zwei Zellen zur Mündung der dritten darunter liegenden Zelle verlaufen. Findet sich nicht selten sowohl in dem plattenförmigen, als auch im härteren grauen Kalkstein aus der Mark, bei Nie- der-Kunzendorf, Rostock, Meseritz u. s. w. 147 3. Monograpsus sagittarius Hiıs. Ga. ae O. p. 82,1. 2. 1, 2—7, 1.32 9 10. Prionotus sagittarius Hıs. Leth suec. p. 114. t. 35, f. 6. Gerade, langsam an Breite zunehmend und dann 1— 1,5 -Mm., kaum 2 Mm. breit; auf 1 Cm. kommen 8—9 schief, noch nicht unter 45 Grad gegen die ‚Axe gerichtete Zellen, ‚deren Mündungen fast rechtwinkelig gegen die Axe stehen. Die Abbildungen bei Geintrz t.3. f.9, 10 stimmen wegen ihrer spitzwinkligen Mündung mit unseren Exemplaren nicht überein. In grosser Menge -als dunne, sehr leicht abblätternde, schwarze Schalen von 5—6 Um. Länge auf den Schichtflächen des erdigen Plattengesteins vorkommend. 4. Monograpsus distans PorrL. -Gein: a a. ©. p. 41 1.9. f- 37 2,b. Graptol. distans PortL. Rep. on the geology etc. p. 319. t. 19. f. 4a, b. Taf. I. Fig. 1. Gerade, schmal; die Fragmente aus der Mitte zeigen bei mehreren Centimetern Länge gar keine Breitenzunahme und sind bis zur weitesten Ausdehnung der Zelle in die Breite nur l Mm. breit, wovon der Canal oder gemeinschaftliche Stamm kaum die Hälfte einnimmt. Die Zellen von ihrer Basis bis zur mittleren Länge an den Stamm angelehnt und dann in einem Bogen sich so seitwärts biegend, dass die Mundungen schon nach unten gerichtet und von einander fast 1 Mm. ent- fernt sind. Auf 1 Cm. kommen 8—9 Zellen. Die Art stimmt gut mit PortLock’s Abbildung, nicht so gut ‚ mit der von Gemitz, der 9— 10 Zellen auf 1 Cm. bei 14 Mm. Breite des Stockes rechnet und das freie Zellenende recht- winklig gegen die Richtung der Axe stehend beschreibt. Im harten Kalkstein theils vollkommen erhalten, theils als Eindruck des von Gesteinsmasse erfullt gewesenen Fossils. 5. Monograpsus Nilssoni BarRr. NıcnoLsoxn, On the Grapt. of the Coniston flags. Q. Journ. 18068 vol. 24 P- 982. 1.20. 7. 20, 21. ‘Gem. a. a. OÖ. p. 39. t. 2 f. 17—20. 24, 25. 28 — 32. Grapt. Nilsson Bar. a. a. O. p. 51. t. 2. f. 16, 17. Gr. cf. tenuis Postı. a. a. O. p. 319. t. 19. £. 7. Taf. I. Fig. 2. Gerade oder wenig gebogen, dünn, von noch nicht 1 Mm. 19° 148 Breite, wovon der gemeinschaftliche Stamm. die Hälfte ein- nimmt. Zellen unter einen Winkel von 30 Grad gegen die Axe gerichtet, gewöhnlich 7, seltener 8 auf die Länge eines Centimeters; die Mündung, rechtwinklig gegen die Axe stehend, kommt stets am Anfang der darüber folgenden Zelle zu liegen, so dass die Zähnelung des Abdrucks ziemlich langgestreckt, und ein zur Axe rechtwinkliger Querschnitt, welcher zwei Zellen durchschneiden soll, nicht möglich ist. ia Die Abbildung bei PorrLock zeigt Zellen mit spitzwinklige- ren Mündungen, auch nur 5 dergleichen auf 1 Cm. Länge des. Stockes, doch halte ich sie für identisch mit BARRANDE’s Art, zumal unsere völlig mit letzterer übereinstimmenden Fragmente zuweilen ebenfalls diese zur Axe in spitzem Winkel liegenden Mündungen der Zellen zeigen, wohl nur als Folge schlechterer Erhaltungsweise. Ob PorrtLock’s Art nur 5 Zellen auf einen Centimeter Länge gehabt hat oder mehr, 7—8 wie Gr. Nüs- soni, ist seiner kurzen Beschreibung nicht zu entnehmen, Findet sich in beiden Varietäten des Graptolithengesteins, auch mit anderen Arten vergesellschaftet, vor. 6. Monograpsus Salteri GeEın. Gein. a. a. O p. 36. Monogr. tenuis Sauter. The Quart. Journal, Vol. VII. p. 173. t. 10. £. 1. Tai, 1. Be. 9: Diese Art steht der vorigen nahe, unterscheidet sich je- doch von ihr einmal durch die grössere Anzahl Zellen, 10—12 auf 1 Cm., bei einer Breite des Polypenstocks von +— -- Mm., deren Mudungen fast senkrecht gegen die Axe stehen, und dann durch die Gestalt der Zellen selbst, welche, an ihrer Mündung in den Stamm enge, sich in der zweiten Hälfte ihrer Länge nach unten bauchig erweitern, um dicht unter der Ausse- ren Mündung sich wieder etwas zusammenzuziehen. Die Mun- dung der einen steht dicht unter der Basis der anderen Zelle und tritt nicht so weit hinaus wie bei voriger Art. Im hırten Kalkstein, mit anderen Arten zusammen, von Nieder-Kunzendorf. 149 nm 7. Monograpsus Bohemicus BaRrr. GEN. a208.:0.'p. 36710 if 4 Grapt. Bohemieus Barr. a. a. O. p. 40. t. 1. £. 15— 18. Taf, I. Fig. 4. \ Polypenstock in Bogen-, nicht Spiralform, mit den Zellen auf der concaven Seite der Fragmente von etwa 3 Om. Länge. Die Zellen sind unter 30 Grad gegen den gemeinschaftlichen Stamm gerichtet und decken sich, bei einer Länge von 2 Mm. von der Basis bis zur Aussenmündung, nur zur Hälfte. An- fangs zusammengedrückt, dehnen sie sich bis zur runden oder vielmehr in ihrem plattgedrückten Zustande ovalen Mündung allmälig durch Breitenzunahme aus und zeigen feine, dem Mund- rande parallele Linien auf der Zellwand, wie sie bei einigen Arten von Diplograpsus und Monograpsus vorkommen, von BARRANDE auch für diese Art angegeben werden. Wo die Schale noch erhalten ist, sind die oberen und unteren platten Ränder jeder Zelle dicker und unregelmässige Falten im Stamm da sichtbar, wo die Zelle in ihn mündet und mit ihrer Oberseite noch angelehnt ist, vermuthlich nur Folge eines seit- lichen Druckes der Zellen gegen den Stamm. Doch sind die meisten Exemplare nur als Abdruck mit rostrother Farbe er- halten, welche letztere selbst die Schalen zeigen. Die Abbildungen bei Barrınnoe Fig. 18 und die Ver- .grösserung Fig. 16 stimmen gut mit unseren Exemplaren über- ein, nur fehlen bei ersteren die Falten im Polypenstock selbst. Findet sich nur in der plattenförmigen, erdigen Varietät vor. 8. Monograpsus testis BARRr. GEin. a. a. O. p. 39. Graptol. testis Barr. a, a. O. p. 53. t. 3. f. 19 — 21. Anfangs spiral wird der Polypenstock später mehr gerade, wenn auch noch immer schwach gebogen; .ist beim Beginne bis 2 Mm. breit und nimmt nach Barrkanpe bis 4 Mm. zu, hier jedoch nur bis zur Breite von 3 Mm. bei Fragmenten von etwas über 2 Cm. Länge. Axenfurche längs des ganzen Stam- mes zu verfolgen. Zellen auf einander liegend, unregelmässig der Länge und Quere nach gefurcht an der Stelle der Zell- mündung in den Stamm und in Querfalten, welche durch zwei Zellen hindurchsetzend offenbar durch das Drängen der Zellen 150 aus ihrer natürlichen Richtung nach oben und unten entstan- den. Daher haben die Zellen auch nicht eine constante Rich- tung gegen den Stamm, sondern schwanken in ihrer. Lage zwischen 45 — 60 Grad; auf 1 Cm. Länge des Stockes kom- men 10, unten mehr zu liegen. Die zur -Axe parallelen Mun- dungen sind, jederseits mit einem hier bis 2 Mm. langen Stachel versehen, der eigentlich‘ in der Mitte jeder Seite der Zelle stehen. sollte, kier jedoch bei unregelmässiger Faltung der Schale auch mehr uber oder unter derselben liegt, gewöhn- lich aber nur an der einen uns zugekehrten Seite sichtbar ist, selten und dann kürzer von der anderen zum Vorschein kommt. Die Art kommt in dem grauen festen Kalkstein von Sorau vor, sonst in keinem Geschiebe beobachtet. 9. Monograpsus Roemeri? Barr. Bine. 3, 8.0.2. 4.1.2 29-11 | Taf. 1. Fig. 5. Nur ein Bruchstück von 1,5 Cm. Länge und zwar vom Anfangspunkte aus, daher die schnelle Breitenzunahme. ‚ganz deutlich ist. Rücken schmal mit einer feinen, doch scharfen Furche an Stelle der Axe; von ihr dehnen sich die mit senk- rechten Mündungen versehenen Zellen so aus,. dass sie an ihrem Ende (wenn wir das lose Exemplar von.vorn, der Mund- seite, betrachten) noch einmal so hoch und breit sind als in der Nähe des Rückens, welcher mit dem Stamm etwa 5.der ganzen Breite einnimmt. , Anfangs 16 auf 1 Cm. liegen sie nicht nur dicht über einander, sondern sind in ihrer Oberwand, besonders die älteren, dem Anfange des Polypenstocks nähe- ren, so in der Mitte stark eingekniffen, während zu beiden Seiten ein schmaler Rand an die untere Zellwand der darüber folgenden Zelle sich anlehnt, dass diese Falte von einer tiefen Furche der unteren Zellwand der darüber liegenden Zelle vollständig umfasst, wird. Es müssen also die Bewohner der unteren Zellen in ihrer Bewegung sehr abhängig von einander gewesen sein, auch selbst bei der Annahme, dass dieses theil- weise Eingreifen. der einen Zelle in die andere zum grössten Theil erst durch den Versteinerungsprocess geschah. ‚In den oberen Zellen verflachen sich die Falte und Furche so sehr, dass sie bei einer analogen Entwickelung der Zellen später vielleicht völlig. verschwinden, und die jüngeren. Zellen nur 151 aufgelegen haben können. Dadurch wird diese Art dem Gr. Roemeri Barr. sehr ähnlich Jist vielleicht mit ihm zu identifi- eiren, zumal die übrigen Verhältnisse der. obersten ‚Zellen ihm entsprechen, der Querschnitt au der Mündung, oblong, etwa, halb so hoch als breit ist, und letztere keine Spur eines An- hangs zeigt. In der härteren Varietät des grauen a, 10. Monograpsus sp. Taf. I. Fig, 6. Eine von ‚den mir bekannten abweichende Art wird noch durch zwei Fragmente angezeigt, ‚von denen das eine nur 15 Mm. lang ist, das andere etwa ebenso lang nur einen Theil der schwarzen Schale zeigt. Der Stamm des ersteren ist gleichmässig breit, - der ganzen Breite einnehmend, Zellen an ihn angedrückt bis auf das oberste Ende, welches sich so herausbiegt, dass die Müundungen von einander in ‘einem Zwischenraum von je. 1 Mm.- schief zur Axe liegen. Ueber jeder Mündung. scheint eine, über sie hinaus verlängerte bogen- förmige, feine Spitze zu liegen; sprengt man, jedoch ‚eine Zelle, was nicht schwer ist, ab, so zeigt. sich dieser scheinbare Stachel als eine convexe Erweiterung. der Schale, ausgehend von der oberen Zellwand, welche auf diese Weise .der Muün- dung gewissermaassen einen Deckel liefern. wurde. . Ausser die- sem kurzen Exemplare ist, von einem anderen noch der Theil der Zellenmundungen erhalten, indem nämlich der unter, einem Winkel von etwa 45 Grad aus der Gesteinsfläche vorragende Stamm mit den Zellen ‚abgebrochen ist, und: nur die Mündungs- ränder mit diesen Lappen vollkommen erhalten sind, erstere noch mit etwas Kalk erfullt, letztere unter jenen und nach der einen Seite schräg hervorstehend, derjenige der untersten, ältesten Zelle dieses Fragments frei sichtbar. Jedenfalls ist dies eine von den Arten, welche eine Ver- zierung nicht unterhalb, sondern oberhalb der Zellenmundun- gen haben, und deren HALL *) einige erwähnt, *) Figures and description of Canadian organic remains., Dec. II. Graptolites of the Quebec group. By J. Harı 1865. 152 Bryo0zoa. Von Bryozoen fand ich nur eine einzige Art, welche durch ihr Vorkommen als Ueberzug auf anderen Versteinerungen sich der für solche von Harn aufgestellten Gattung Sagenella*) nähert und mit dieser ubereinstimmende Gattungscharaktere besitzt. Die Definition dieser Gattung Haur'’s ist folgende: „Sa- genella. A fragile membraneous net or web-like bryozoum, incrusting other bodies; cells arranged in regular parallel or diverging series, more or less oblong quadrangular when in juxtaposition and separated from each other by a thin lamina of calcareous' matter.* ll. Sagenella gracilis n. sp. Taf. I. Fig. 7. Das Fossil zeigte sich als äusserer Ueberzug auf der un- teren Seite der Schale eines plattgedrückten Orthoceratiten, nachdem er von der Gesteinsläche abgesprengt worden war. Es besteht in einem äusserst feinen Netz von länglichen, fast rechtwinkligen Zellen, welche zuweilen über doppelt so lang als breit sind. In dem schmaleren Theile des Fossils sind sie hier in 3 Längsreihen neben einander geordnet, an welche sich in divergirender Richtung Maschen von mehr ovaler, beider- ends verengter Form anlehnen, deren Länge mitunter das Dreifache der Breite erreicht. Die geraden Reihen lassen sich indessen weiter unten, wo das Netzwerk breiter wird, nicht mehr verfolgen. Auf 1 Mm. kommen 2—-3 Zellen der Länge, 5—6 der Breite nach; das ganze Netz erreicht die Länge von 45 Mm., die Breite von 1— 6 Mm. Die Sag. membranacea Hau a. a. O. II. t. A0E f. 6a, b. aus der Niagara-Gruppe zeigt viel längere Zellen, im Uebrigen jedoch dasselbe Aussehen. Unsere Art ist in der erdigen Varietät des Graptolithen- gesteins beobachtet. *) Harı, Pal. of New-York, II. S. 172, 153 Brachiopoda. 12. Discina rugata. Orbicula rugata Mouscn. a. a. O.p 610. 1.5. f. 1. Fast kreisrund und sehr stumpf conisch, oder bei einigen Exemplaren concav und somit die innere Fläche zeigend, Spitze etwa + des Durchmessers vom Rande entfernt, Schlitz zwischen ihr und dem Rande deutlich vorhanden. Die Oberfläche ist mit feinen, um’ die Spitze concentrischen Anwachsringen ver- sehen, welche sich nach der dem Schlitze entgegengesetzten Seite des Randes allmälig weiter entfernen. Durchmesser etwa 5 Mm., kleinere Schalen lassen dieselben Verhältnisse er- kennen. Findet sich in dem erdigen Graptolithengestein vor. 13. Crania implicata Sow. Davınson, Brit. silur. Brachiop. p. 80. t. 8. f. 13— 18. Patella implicata Muscn. a. a. OÖ. p. 625. t. 12. f. 14a. Oval, fast rund, stumpf conisch, mit concentrischen, un- regelmässig gebogenen wie auch ungleich starken Anwachs- streifen. Der Durchmesser beträgt 3 Mm., die Höhe # davon. Sie kommt in der erdigen Varietät unserer Geschiebe vor. 14. Ohonetes longispina n. Sp. Taf. I. Fig. 8. | Schale ziemlich flach, ungefähr halbkreisförmig, vom Um- riss der Chonetes striatella, doch etwas mehr in die Breite aus- gezogen ; die Länge verhält sich zur Breite etwa wie 2:8. Der Schlossrand ist gerade und etwas schmaler als die grösste Breite der Schale, welche in der halben Länge liegt. Die Oberfläche ist mit feinen, doch deutlichen, unregelmässig dicho- tomirenden und in der Nähe des Schlossrandes sich verflachen- den Rippen besetzt, etwa 50 auf der ganzen Schale; die mittelste, auf dem Schlossrand senkrecht stehende zeichnet sich durch grössere Stärke vor allen übrigen aus. Concen- trische Anwachsstreifen werden bei einigen wenn auch nur undeutlich. sichtbar. Die innere Fläche ist granulirt, in ähn- licher Weise, wie es DE Konınck von Chonetes striatella angiebt. Das die Art hauptsächlich charakterisirende Merkmal jedoch 154 besteht in 6 auf dem Schlossrand senkrecht stehenden, feinen Stacheln, welche wenigstens „'die-Länge der Schale haben; bei einem “vorliegenden Exemplar erreichen sie sogar die dop- peite Länge, so dass auf der 4 Mm. langen Schale 3 Mm. lange Stacheln sichtbar sind. Durch das stärkere leistenförmige Hervortreten einer Mittelrippe wie auch durch die ganze Form steht unsere Art der Chonetes cingulata LinDSTROEM*) von Gotland sehr nahe; das Unterscheidende liegt nur in den Stacheln der. Ventral- klappe, welche. bei der schwedischen Art nach LinDSTROEM sichelförmig gebogen sind. ..»,Die. Art wurde ebenfalls nur im erdigen Graptaliiliene Gestein beobachtet. 15. Leptaena sp. Halbkreisföormig oder abgerundet vierseitig im Umriss, Schlossrand kaum die grösste Breite der Schale übertreffend. Die Area der Bauchklappe ist. breit dreieckig und stösst nur in einem mässig stumpfen Winkel mit der schmalen Schloss- fläche der Rückenklappe zusammen. Die Oeffnung ist durch ein convexes Pseudo -Deltidium bedeckt. Auf der Oberfläche verlaufen vom Wirbel zum Rande hin in gleichen Abständen 5—7 stärkere Rippen, deren Zwischenräume durch 2—5 schon am Wirbel beginnende und durch Einschaltung sich bis zu dieser Zahl . vermehrende, feinere Rippen ausgefüllt sind. Zwischen den feinen Leisten ist öfter eine grubige Punktirung deutlich sichtbar. Die Länge beträgt nur 2—2+ Mm., die Breite nur wenig mehr. Nach der Abbildung sehr ähnlich ist dieser Art die Z. mi. nima MurcH., a. a. O. S. 629, t. 13. f. 4, des englischen Wenlock-Kalkes, deren genauere Beschreibung- bei M’Coy (Brit. pal. Foss. S. 235) jedoch etwas andere Verhältnisse in den. Dimensionen liefert. Die Art findet sich im härteren Graptolithengestein vor. *) Bidrag till kännedomen om Gotlands Brachiopoder af G. Linp- STROEM, in Ofvers. af kongl. vet. Acad. Förh. 1860. S. 374. Fig: 19. ee 155 16. Atrypa laevigata Kuntn. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XVIE. S. 313. t. 7. f. 1. Länge und Breite im Umriss fast gleich, Bauchklappe (durchbohrte Kl.) stark gewölbt, zu den Seiten abfallend und nach der Stirn hin mit schwachem Sinus, welcher den Stirn- rand hinaufdrängt; Rückenklappe ‚weniger gewölbt. Deltidium nicht beobachtet, Loch klein; die Spiralbänder zeigen nach Kuntn jederseits d9—6 Windungen. Oberfläche glatt. Nicht selten in der erdigen. Varietät des Graptolithen- gesteins. 17. Airypa sp. Eine kleine, in braunen durchscheinenden Kalkspath ver- wandelte, vollkommen erhaltene Form , welche rund ist, einen wenig vorstehenden Wirbel und ein kleines, aber deutliches Loch an dessen Ende hat. Die Schlosskanten bilden etwa einen Winkel von 110— 120 Grad und sind flach, während der Stirnrand und die Seiten scharfe Kanten bilden. Die Rückenklappe ist sehr wenig, die Bauchklappe (durchbohrte) mehr uud zwar unter dem Wirbel in der Medianebene am stärk- sten gewölbt, doch bald zu den Seiten und dem Stirnrande abfallend. Ausser einer schmalen, vom Wirbel zum geraden Stirnarand gehenden Furche der Rückenklappe. ist die Ober- fläche völlig ‚glatt. Bei der günstigen Erhaltungsart sieht man gauz deutlich die erste Windung des bis reichlich zur halben Länge der Schale reichenden Spiralbandes durchschimmern. Die Länge und grösste Breite in der halben Länge beträgt 5 Mm., die Dicke in der höchsten Erhebung kaum die Hälfte davon. Sie ist, aus einem Geschiebe des Kreuzberges bei Berlin, in der Brachiopoden- Sammlung des hiesigen Museums der Universität aufbewahrt. 18. Spirifera (Cyriia) exporrecta WAHL». . Davinson a. a. O. 8. 99. t, 9. £..13— 24. a Spirifer trapezoidalis L. v. B. Muxcn. a. a. O. S. 610, t. 5. f. 14. Cyrtia trapezoidalis Hıs. a. a. O. S. 72. t. 21. f. 1. Es liegt ein gut erhaltenes Exemplar aus dem harten Kalkstein vor, dem Museum der Breslauer Universität gehörig. 156 19. Orthis sp. Eine häufige, doch nur in verdrücktem Zustande erhaltene und deshalb nicht sicher zu bestimmende Art; sie besitzt eine regelmässige Wölbung nur in der Gegend der Wirbel bis etwa ; der ganzen Länge, während sie in dem übrigen Theil beider Klappen flach zusammengepresst ist, so dass ihr Ansehen sehr wohl an die mit schleppenförmigen Ausbreitungen versehenen Brachiopoden wie z. B. Spirifer togatus BARR., Atrypa retieu- laris etc. erinnert. Vom Wirbel laufen unregelmässige, oft erst nahe am Rande sich spaltende, gerundete Rippen aus, de- ren Gesammtzahl kaum die Zahl 30 übersteigt. Die Länge ist bis zu 15 Mm. beobachtet, die Breite in der halben Länge beträgt eben so viel. Im unverdrückten Zustande würde die Art am meisten der Orthis elegantula nahe kommen; doch unterscheidet sie sich von derselben durch ihre etwas gröberen und weiter von einan- der entfernten Rippen. Sie kommt sehr häufig in der erdigen Varietät unserer Geschiebe vor. 20. Rhynchonella Sappho Barr. Terebratula Sappho Barn. Brachiopoden silur. Schichten von Böhmen. Haıp. Naturw. Abhandl. Bd, I. 1847. S. 396. t. 16. f. 3a—e. Von gerundetem Umriss mit übergebogenem Schnabel und verstecktem Deltidium; die Rückenklappe ist mässig gewoölbt, fallt nach den Seiten steil ab und ist nur am Stirnrand durch den Sinus der Bauchklappe emporgehoben. Dicht am Wirbel beginnt auf der kleineren Klappe in der Medianebene eine schmale, sich nicht erweiternde Rinne, welche bei dem einen der beiden überhaupt vorhandenen Exemplare nach dem Stirn- rand hin undeutlich wird. Der erst von der Mitte an sichtbar werdende Ruückenwulst erweitert sich rasch nach dem Stirn- rand hin und nimmt dort die Hälfte der ganzen Breite ein. Die Bauchklappe besitzt am Wirbel einen abgerundeten Kiel, welcher in der Mitte der Schalenlänge allmälig verschwindet und in den die Rückenklappe heraufdrängenden Sinus über- geht; letzterer senkt sich von den Seiten unter rechtem Win- kel einwärts und erreicht am Stirnrand selbst seine grösste Tiefe. Bei einem der vorliegenden Exemplare sind im Sinus Be 157 und Wulst 4 Rippen entwickelt, bei dem anderen sind diese weniger deutlich, Verschiedenheiten, welche ähnlich sich nach BARRANDE auch bei der böhmischen Art zeigen. Die Schloss- kanten sind geradlinig und reichen nicht bis zur halben Länge, die Seitenränder sind bei dem einen Exenplar scharf, bei dem anderen, ebenso wie der Stirnrand, durch stärkeres Hervor- treten der Anwachsstreifen stumpf. Die Oberfläche ist mit Ausnahme der erwähnten im Sinus und Wulst vorhandenen Rippen glatt. Länge vom Wirbel zum Stirnrand gegen 11 Mm., die grösste Breite etwa in * der Länge ca. 10 Mm., grösste Dicke 6,5 Mm. Aus der Brachiopoden - Sammlung des Museums hiesiger Universität, nach Herrn BeyYrich dem Graptolithengestein ent- stammend. In Böhmen kommt sie in Etage E und der mitt- leren Kalketage F vor. 21. Rhynchonella borealis Buchn. Hypothyris borealis v. B. Pnıu. Mem. geol. Surv. vol. II. pt. 1, S. 383. t. 28. £.9 — 1A. Hemithyris diodonta M’Coy. a. a. O. S. 201. Terebratula bidentata Sow. Mürca. a. a. 0. S. 625. t. 12. f 13a. Terebratula plicatella Hıs. a. a. ©. S. 80. t. 23. f. 4. Taf. I. Fig. 9. Nur eine Bauchklappe erhalten. Gerundet dreieckig, Wir- bel übergebogen; im Sinus stehen 2 ungleich starke Falten, zu dessen Seiten je 4 oder 5, die sich nach dem Wirbel zu verschmälern und verflachen; concentrische Anwachsstreifen deutlich. Von der Abänderung der typischen Rhynchonella borealis, mit 2 scharfen Falten im Sinus, welche als besondere Art den Namen Rh. diodonta erhalten hat, unterscheidet sich die Form des Graptolithengesteins durch die flachere, gerundete Form ihrer Rippen. Da sich indessen unsere Art nur im ver- drückten Zustande gefunden hat, bleibt es immerhin zweifel- haft, ob die Flachheit der Rippen für sie charakteristisch oder nur durch die Verdrückung der Schale entstanden ist. In England kommt die Art nicht mehr in der Ludlow- Gruppe vor ($. Murcaison, Siluria, IV. ed., 1867), dagegen auf Oesel in der oberen Oeselschen Gruppe (8) Fr. ScHuipr’s, 158 wie auf Gotland in der dritten, südöstlichen Zone desselben Autors. Sie ist in: der erdigen Varietät unserer Geschiebe beob- achtet. : | 22: Rhynchonella sp. Kleine, rundliche, etwas längliche Schalen mit hoch und fast gleich gewölbten Klappen, deren Wirbel einander zuge- kehrt und dicht an einander gepresst sind. Der Sinus und Wulst beginnt fast unmittelbar unter den Wirbeln, ersterer nach dem Stirnrand hin an Tiefe zunehmend und mit 1—2 flachen Rip- pen versehen, welchen zu den Seiten des schmalen und hohen, nach dem Ende an Breite etwas zunehmenden Wulstes zwei schwache, jedoch nicht immer sichtbare Falten entsprechen. Der durch den Sinus heraufgezogene Stirnrand ist gerundet. Oberfläche bis auf die erwähnten schwachen Falten und feine concentrische Anwachsstreifen glatt; die Schale selbst zeigt sich unter der Lupe fein längsgestrichelt, was eine Punkti- rung derselben, die sie zu Retzia stellen würde, ausschliesst, Sie als neue Art aufzustellen glaube ich bei den wenigen vor- handenen, in Kalkspath verwandelten Exemplaren nicht be- rechtigt zu sein, wenn auch andererseits mir keine ähnliche Art bekannt ist. Diese kleine, zierliche Form von 4+ —5 Mm. Länge und Breite findet sich in braunen durchscheinenden Kalkspath ver- wandelt im harten Kalkstein. - Lamellibranchiata. 23. Cardiola interrupta Bro». MurxcuH. a, a. O. p. 617. t. 8. £. 5. Cardium cornu-copine Goıpr. Petref. Germ. t. 143. f. 1. _ Sie findet sich in der typischen Form sowohl im harten grauen Kalkstein zusammen mit Graptolithen, als auch in den mergeligen Platten als Steinkern erhalten, mit scharf ausge- prägten entfernt stehenden Radialrippen und tiefen Anwachs- runzeln, welche die Oberfläche in oblonge Felder theilen. ‘ Neben der grossen Form von mehr als 30 Mm. Länge kommt öfter noch eine kleine zierliche Form von nur ö$—7 Mm. Länge in fast allen vorliegenden Stücken des grauen Kalk- steins vor. Pe © 159 : Jedenfalls eines der besten Leitfossilien, von geringerer verticaler Verbreitung als fast alle anderen Fossilien unserer Gesteine und daher von grösserer Wichtigkeit zur Bestimmung des engeren Niveaus. In England geht sie vom Lower Ludlow zum Aymestry-Kalk hinauf, auf Oesel kommt sie nach Fr. Schmivr am Ohhesaare Pank (obere Oeselsche Gruppe 8) vor; nirgends dagegen wird sie von der Insel Gotland er- wähnt. 24. Cucullaea ovata? MurcnH. Mrrc#. a. a. OÖ, p. 602 t. 3. f. 12b. Cucullella ovata (Sow. sp.) M’Cov a. a. O. p. 284. Oval, mit geradem, vorn und hinten breit abgerundeten Schlossrand, welcher mit kleinen querstebenden, hier nur am hinteren Theile erhaltenen Zähnchen. besetzt ist. Von dem abstehenden Wirbel laufen nach vorn und hinten äbgerundete Kanten, deren vordere sich früher. als die hintere verflacht. Vorderrand stark convex, weniger der Bauchrand, während der Hinterrand mehr elliptisch ist. Die Oberfläche zeigt sehr feine und deutliche, regelmässig concentrische Anwachslinien. Länge der Schale 15 Mm., Höhe vom Wirbel zum Bauchrand etwa ]0 Mm., Tiefe etwa + der Länge, doch ist diese wegen Verdrückung der Schale nicht genauer bestimmbar. Sie stimmt auch in den Dimensionsverhältnissen mit-der genauen Beschrei- bung M’Cov’s fast ganz überein und kommt in England ge- mein im Upper Ludlow, auch in den höchsten zu dieser Gruppe gerechneten Schichten, den „tile stones‘“, vor, d. h. also in höherem Niveau als die meisten anderen auch in Eugland vor- handenen Arten des Graptolithengesteins.. In Scandinavien, Gotland und Oesel ist sie nicht bekannt. In der erdigen Varietät beobachtet. 25. Avicula planulata? ConraD. Mem. geol. Surv. vol. II. pt. I. p. 3068. t. 23. f. 2 — 4: Kleine, oft dicht an einander liegende Schalen bis zu 6 Mm. Länge und von fast derselben Höhe, mit geradem Schlossrand und wenig über ihn vorragendem Wirbel; flach, nur in der Mitte der Schale wenig gewölbt, mässig nach hinten gezogen. Von einer sanften Ausbuchtung der unteren Seite des Vorder- randes zieht sich zum Wirbel eine schwache Depression, welche 160 einen wenig markirten vorderen Lappen abgrenzt, ähnlich wie ihn Avicula retrofleva WaHLß. zeigt. Der Bauchrand und Hin- terrand verbinden sich in fast kreisföürmigem Bogen. Die Oberfläche, zeigt verhältnissmässig breite, concentrische Run- zeln, wodurch die Schalen sehr an kleine Posidonien erinnern. Unter den von PhıLLips a. a. O. gegebenen Abbildungen stimmt jedenfalls Fig. 3 mit unserer Art am besten überein, doch würde sie sich nach der von PHiıLLıps und ÜonrRAD ge- gebenen Beschreibung von der englischen Art durch einen mehr gebogenen Schlossrand, wie solchen Fig. 2 und ‘4 zeigen, so- wie durch feine, zwischen den Anwachsstreifen stehende, ra- diale, nach vorwärts eder nach unten gerichtete Linien unter- scheiden , welche unserer der englischen sehr nahe stehenden Art sonst fehlen. Sie kommt in der erdigen Varietät des Graptolithenge- steins vor. \ 26. Modiolopsis sp. Schale klein, ungleichseitig, Wirbel in + der Länge und wenig über den geraden Schlossrand ragend. Von dem Wirbel läuft nach hinten und unten ein schwacher Kiel, hinter welchem die dichten, concentrischen, feinen Falten sich schwächer fort- setzen. Die Länge beträgt nur 6 Mm., die Hohe vom Wirbel zum Bauchrand die Hälfte davon. Die unvollkommene Erhal- tungsweise der vorliegenden Stücke gestattet keine nähere Be- stimmung der Art. | Sie findet sich im erdigen Graptolithengestein vor. Neben diesen erwähnten Formen kommen noch einige sehr unvollkommen erhaltene Reste anderer Lamellibranchiaten vor, die nicht näher bestimmbar sind; nur das ist wohl zu ersehen, dass sie in die Familie der Mytiliden und Arcaceen gehören. Gastropoda. 27. Pleurotomaria extensan. Sp. Taf. 1. Fig. 10. Die Schale besteht aus 1+ bis 2 rasch an Durchmesser zunehmenden, freien, sich nicht auf einander legenden Windun- gen. Letztere sind im Durchschnitt rundlich oval und haben auf ihrer Mitte ein wenigsteus auf der letzten Windung deut- 161 lich ausgebildetes Band, nach welchem hin sich die Anwachs- streifen zurückbiegen. Sowohl das Band wie die Anwachs- streifen verlieren sich allmälig nach der Spitze zu. Die Mün- dung erhält durch das breite Hervortreten des Aussenrandes ein geflügeltes Ansehen, ähnlich wie es Bellerophon alatus zeigt. Durch ihre freien Windungen unterscheidet sich die be- schriebene Art sehr wesentlich von den anderen bekannten Pleurotomarien, und man könnte wohl versucht sein, sie zum Typus einer besondern Gattung zu machen; sie verhält sich wenigstens ebenso zur Pleurotomaria wie z. B. Serpularia zu Euomphalus, oder wie Helicoceras zu Turrilites. Haına.a. O. II, S. 348, t. 84, f. 3 bildet als Pleurotomaria ? einen Stein- kern. ab, welcher möglicherweise einer sehr ähnlichen Form angehört. Die Art findet sich in mehreren ziemlich gut erhaltenen Exemplaren im harten grauen Kalkstein vor. 28. Cyelonema octavia D’ORB. Turbo cerinatus Sow. Munca. a. a. O. 8. 612. t. 5. f. 28. Konisch mit etwas treppenartig abgesetzten Windungen, welche mit 3 scharfen Spiralrippen geziert sind; Anwachs- streifen undeutlich. | Länge 6,5 Mm., Durchmesser der Basis 5 Mm. In England kommt die Art im Upper Ludlow und im südlichen Norwegen in der oberen Malmö -Gruppe (8b Kyr- RULF’S) vor, von Gotland oder Oesel ist sie nicht angegeben. “Aus dem harten Kalkstein. 29. Loxonema sinuata? PHiLL. Terebra ? sinuosa Murca. a. a. OÖ, S. 619 t. 8. £. 15. Von schlanker, thurmförmiger Gestalt, Windungen an“ den Nähten mässig gewölbt, in der Mitte mehr verflacht. Die Schale zeigt bei guter Erhaltung feine gebogene Längsstreifen. Die Art ist im harten Graptolithengestein von Nieder-Kun- zendorf, dem Breslauer Museum gehörig, beobachtet worden. Ausser den erwähnten Gastropoden kommen noch einzelne Reste kleiner Formen vor, welche sich „ im Zustande sehr schlechter Erhaltung, unmöglich näher bestimmen lassen, zum Zeits. d. D.geol. Ges. XXI. 1. 11 162 Theil jedoch den von MurcHiıson im Sil. syst. gegebenen Ab- bildungen einer kleinen obersilurischen Holopella entsprechen. Pteropoda. 30. Conularia cancellata SAXD®. Jahrb. für Miner. 1847. S. 20. t. 2. f. 1a —c. Conularia yuadrisulcata Sow. Murcn. a. a. O. S. 626. t. 12. f. 22, 22a. Nur ein Theil der dünnen plattgedrüuckten Schale ist auf der Schichtfläche der erdigen Varietät unserer Geschiebe, und zwar mit deutlicher Sculptur erhalten. Nach dieser kommen auf 1 Mm. 5 mal so viel Längs- als Querstreifen. In England kommt die Art im Ludlow, auf Gotland in der 2ten und 3ten Zone Fr. Schmipr’s, auf Oesel in der un- teren Oeselschen Gruppe (Z. 7) vor. 3l. Theca sp. Eine regelmässig langsgerippte Art im. härteren Kalkstein von Nieder-Kunzendorf, dem paläontologischen Museum der Breslauer Universität gehörig. Gephalopoda. 32. Orthoceras annulatum Sow. Orthoc. Hisingeri ? Bot, Beitr. z. Kenntn. silur. Cephal. im norddeut- schen Diluvium u. s. w. Archiv für Meklenburg, Heft 11, S. 73. a 1 a Von- etwas ovalem Querschnitte und fast gar keiner Brei- tenzunahme des Durchmessers, mit starken Ringwulsten, welche wie die stark gewölbten Kammerwände etwa + des Durch- messers der, Kammern von einander entfernt stehen. Die Sculptur zwischen den Wülsten ist nicht mehr erhalten, die Lage des Siphos ebenfalls nicht sichtbar. Auf Gotland kommt die Art in der mittleren (2) Zone Fr. Schmipr’s, nach MUR- CHISON*) auch bei Grogarn und Kathammarsvik in der Sten Zone, auf Oesel und Moon in Zone 7 vor. *) On the Silurian and associated rocks in Dalecarlia and on the succession from Lower to Upper Silurian in Smaland ete. Quart. Journ. geol. Soc, Vol. Ill. 1847. . 163 Möglicherweise ist es dieselbe Art, welche Born O. Hi- singeri ? genannt hat, und die ebenfalls bei den letztgenannten Orten vorkommt. Bei der Kürze unseres Steinkerns lässt sich jedoch nicht entscheiden, ob er nach oben zu dünner wird, was bei Bout’s Art der Fall sein soll. Dieser Orthoceratit ist als loser Steinkern am ohez bei Berlin gefunden, 833. Orthoceras regulare ScHLOTH. Wie vorige Art ein loser Steinkern ohne Sculptur, mit centralem Sipho und gewölbten Kammerwänden, die etwa 2 3 des Durchmessers der Kammern von einander abstehen. 34. Orthoceras laevigatum Born. Bouu 582.2.:0!182.71. 1. 308 % Die vorhandene Schale ist völlig glatt, der Körper schwach konisch, Sipho klein und central, Charaktere, die mit Bonn’s Beschreibung völlig übereinstimmen. Von O. regulare ist die Art durch ihre glatte Schale und niedrigere Kammern unter- schieden. Vorkommen im harten Kalkstein. 35. Orthoceras tenwe \WAHLENB. HBıs. 2.2.0. p 113. t. 35, f. 3 und t. 397, f. 4. Konisch platt zusammengedrückt, oft fein quer gestreift. Es ist wohl möglich, dass darunter verschiedene Arten begriffen sind, allein eine Trennung ist nicht statthaft, weil der Abstand der Kammerwände und die Lage des Siphos nicht zu beobachten sind. Auch Hisınger nennt verschiedene, gestreifte und glatte Formen unter diesem Namen; erstere sind in unseren Geschie- ben in grösserer Mehrzahl vertreten. Die Art kommt in grosser Häufigkeit auf den Schicht- . flächen des erdigen Graptolithengesteins vor. 36. Orthoceras Hagenowi BoLL. Bor: 2. 2. ©. 8.77. t. 6. £ 19. Sipho excentrisch, etwa ; des 27 Mm. weiten Durch- messers vom Bauchrand, Kammerwände ungefähr + (4,5 Mm.) des Durchmessers von einander entfernt; bei einem Exemplar 10%: , eig von 2,5 Cm. Länge senken sich dieselben etwas von der Rucken- nach der Bauchseite abwärts, ohne auf letzterer einen Sinus zu bilden. Die Oberfläche ist völlig abgerieben, doch sind die anderen Merkmale zur Bestimmung dieser Art voll- kommen genügend. Sie kommt auf Gotland in der dritten (Ludlow-) Zone Fr. ScHmipr's vor. Findet sich im grauen harten Graptolithengestein vor. 37. Orthoceras gregarium Murcn. Murca. a... O..p. 619. t. 8. f. 16, / Schale dünn, bei einem Exemplar durch Verdruckung längsgebrochen, mit sehr feinen, nicht hervortretenden, etwas gebogenen Querlinien bedeckt, zwischen welchen die Grenzen der Kammern etwas stärker hervortreten. Sipho klein, cen- tral, Kammerwände stark gewölbt und ! des Durchmessers von einander entfernt. Es liegen mehrere Stücke vor, welche sehr wohl mit der Abbildung und Beschreibung dieser Art bei MurcHIson übereinstimmen. In England ist sie besonders im Lower Ludlow vertreten. Vorkommen im harten Kalkstein. 38. Orthoceras Ludense MurcH. Movacu. a. a. 0.619. 3,8 Ka,b: Sehr wenig konisch, Sipho excentrisch, etwa —; des Durchmessers vom Bauchrand entfernt, Kammern gewolbt und > ihres Durchmessers von einander abstehend. Sowohl die abgeriebenen gekammerten Exemplare, als auch die Wohn- kammern, welche in verschiedener Stärke vorhanden sind und auf der Oberfläche feine gebogene, etwas unregelmässige Ringe zeigen, entsprechen vollkommen den Abbildungen bei Murcnisox. In England gemein im Lower Ludlow, in Scandinavien aus der unteren Malmö - Gruppe bekannt, in Gotland nach MURCHISON der Sten Zone Fr. Schuipr’s angehörig. Vorkommen als lose Geschiebe. 39. Orthoceras canaliculatum MURcH. Murcn. a. a. O. p. 632. t. 13. f. 26. Nur von 3 Exemplaren im harten Graptolithengestein ist ein Theil der Schale, doch vollkommen deutlich erhalten. 165 Danach zeigt die Oberfläche regelmässig von. einander ab- stehende Längsrippen, welche im Ganzen etwa 30 gewesen sein dürften, und zwischen diesen eine glatte Schale. Die Regelmässigkeit der Rippen bestimmt mich, die Art zu O. ca- naliculatum zu stellen; bei O. angulatum WAHLENB. = virgatum MurcH. sind einerseits die Rippen unregelmässiger vertheilt, andererseits in grösserer Anzahl vertreten gewesen. In England kommt sie im Lower Ludlow, in Scandina- vien in Zone 6 und 7 KyrruLr’s, auf Gotland in der mitt- leren Zone und in den russischen Ostseeprovinzen in Zone 6 und 7 Fr. ScHuipr’s vor. 40. Orthoceras cinctum? Sow. Min. Conch. Bd, VI. S, 168. t. 588. f. 3. Das Verhältniss der Länge zur Breitenzunahme des Ke- 1 gels beträgt +— ;, Sipho central; die Kammerwände sind durch Ausfüllung mit Kalkspath zerstört. Die Oberfläche zeigt ausgezeichnet feine und scharf geschiedene, dicht gedrängte Querstreifen, die bedeutend enger stehen als in SowERBY’s Abbildung. Aehnlicher noch ist O©. Morrisianum pe Kox.*) aus dem belgischen Kohlenkalke, mit dichter stehenden feinen Querstreifen. Ausser diesen mehr oder weniger deutlichen Arten kom- men in dem harten Gestein noch andere kleine Formen vor, welche ganz in Kalkspath verwandelt sind und nähere Ver- gleichungen deshalb nicht gestatten, weil nie der Abstand der Kammerwände, die Lage des Siphos, oder gar eine Oberflächen- beschaffenheit der Schale erkennbar sind. Auch Born erwähnt ganz in Kalkspath verwandelte Steinkerne, die er nicht näher bestimmen konnte. Die von diesem Autor als Einschlusse des für mittelsilurisch gehaltenen Graptolithengesteins genann- ten folgenden drei Arten sind mir nicht vorgekommen. Es sind: *) Description des animaux fossiles. Suppl. par L. pe Konisck. p. 95 (705). t. 99. f. 4a, b. 166 Orthoceras conicum (Sow.?) Hıs. Born a..a. O0. 8.72, 6:46:12. Von O. laevigatum durch schnellere Verjüngung des Ke- gels und stärker gewölbte Kammern unterschieden. Orthoceras Reinhardi BouL. BoLr 2. 2.028 6814. 2% 83 Eine glatte Art mit sehr hohen, stark gewölbten Kam- mern aus der Abtheilung der Vaginata. Orthoceras ornatum BoLL. Borr. p. 75 t. 5. £. 16. Aus der Abtheilung der Annulata mit dicht stehenden wul- stigen Ringen. Da über die Trilobitenreste, angeblich von Acidaspis und Conocephalus, welche nach Bor neben diesen Orthoceratiten im Graptolithenkalk vorkommen, nichts Näheres gesagt ist, so steht der Vermuthung nichts entgegen, dass auch diese Vorkommnisse unserem obersilurischen Graptolilbengesie an- gehören. Trilobitae. 41. Calymene Blumenbachii Bronen. Ans. Pal. Scandin. p. 29. t. 19. f. 9a —d. Calym. tuberculata Bruenn. Sie kommt in beiden Varietäten des grauen Graptolithen- gesteins vor, ein Kopfschild fand sich in einem Geschiebe von Sorau und vollständige, zusammengekugelte Stucke sind am Kreuzberg bei Berlin vorgekommen. Die Art gehört zu denjenigen Fossilien, welche innerhalb der silurischen Schichtenfolge eine grosse verticale Verbreitung besitzen und daher zur Feststellung eines zu bestimmenden engeren Niveaus nicht benutzt werden darf. In England kommt sie vom Caradoc- Sandstein bis zur Ludlow-Gruppe, auf Got- land durch alle Abtheilungen hindurch, in Livland, Esthland und Oesel von der 4ten bis zur ten Zone, der oberen Oesel- schen Gruppe Fr. Schmipr’s, in Norwegen von der 4ten bis 8ten Zone KJERULF’S vor. 167 » 42. Dalmania cauda ee EmMR. Phacops caudatus Brvenn. Anc. Pal. Scandin. S. 10. t. 8, f. 2a — c. Burn. Organ. d. Trilob, S. 112. t. 4. f 9. Asaphus caudatus Bronen. Hist. nat. des Crust. foss. 8.22. 1.2, f. 4a —.d. Bis jetzt nur ein wohlerhaltenes und deutlich bestimm- bares Kopfschild im harten Kalkstein von Nieder- Kunzendorf gefunden, in dem Museum der Breslauer Universität. Auch für diese Art gilt in Bezug auf die grosse verticale Verbrei- tung dasselbe, was von der vorigen Art gesagt wurde. In England kommt sie von der Llandovery bis zur Lud- low-Gruppe vor, in den russischen Ostseeprovinzen ist sie _unter- und obersilurisch. 43. Odontopleura ovata Beyr. Untersuch. über Trilob. 2tes Stück, 1846. S. 18. t. 3. £. 1. Odontopleura bispinosa Emm. Neues Jahrb. für Miner. 1845. Acidaspis bispinosa Murca. Enmr. De Trilobitis dissert. 1839. f. 3. Betreffs der Beschreibung dieser Art verweise ich auf die Arbeit Herrn Berrıcn’s. Das aus dem harten Graptolithen- gestein stammende Stück ist das Original zu Emmricn’s Ar- beit und bis jetzt in keinem zweiten Exemplar vorhanden; es befindet sich in dem paläontologischen Museum hiesiger Universität. | 44. Odontopleura mutica EmuR. - Beyr. a. a. O0. 8 19. t 11: £ 3. Enmr. N. Jahrb. f. Miner. 1845. S. 44. Auch von dieser in demselben Gestein beobachteten Art ist wenig mehr als das a. a. O. beschriebene Stück vor- handen. 45. Odontopleura sp. Zahlreiche zerstreute Reste, theils Glabellen, theils Wan- genschilder oder einzelne, auch bis zu 6 zusammenhängende Rumpfglieder, sowie ein Schwanzschild liegen auf den Flächen der erdigen Varietät unserer Geschiebe, welche ohne Zweifel ein und derselben Art angehört haben. 'An der Glabella lassen sich ein grösserer vorderer und jederseits 2 Seitenlappen unterscheiden, von welchen letzteren 168 der vordere rundlich, der hintere länglich oval ist. Der mitt- lere Theil der Glabella hebt sich in scharfer Abgrenzung zwischen den Seiteufurchen hervor; die vordere von diesen vereinigt sich mit der hintern da, wo dieselbe in fast senk- rechter Richtung zur Nackenfurche hinabgeht. Zur Seite der Glabella verlaufen 2 Leisten, von denen die äussere am Stirn- rande gerade über dem vorderen Seitenlappen beginnt und von der Gesichtsnaht nur durch eine schmale Furche und den an der Naht aufgebogenen Rand getrennt bleibt, während die andere, innere Leiste am vorderen Seitenlappen beginnt und beiderseits von einer schwachen Furche begrenzt wird. Auf den Seitentheilen des Oceipitalringes zeichnen sich 2 Tuber- keln durch ihre Grösse und schärferes Hervortreten vor den übrigen aus, welche feiner, auf der ganzen Glabella und ihren Seitenflügeln unregelmässig zerstreut liegen. Auf dem weniger gut erhaltenen Nackenringe, oder dem mittleren Theile, des Oceipitalringes,, ist nur an einer Seite die Ansatzstelle eines Dornes sichtbar; ob ein Dorn in der Mitte vorhanden ge- wesen, ist hier nicht wahrzunehmen. Der aufgeworfene Rand der feingekörnelten Wangenschilder ist mit 14—16 an Länge nach den Hinterecken etwas zunehmenden, feinen Spitzen besetzt, von denen die hinteren gegen die Längsaxe des Körpers senk- recht stehen. Die Hinterecken sind zu langen Dornen aus- gezogen, welche ebenso stark wie die Dornen der Pleuren, aber mehr als diese nach aussen gewendet sind. Die Rumpfglieder zeigen auf dem mittleren gewölbten Theil der durch die Dorsalfurchen gut abgesetzten Rhachis und der Pleuren je 2 Tuberkeln und auf ihrem leistenförmigen vorderen Theil je 6— 8 kleinere Körnchen, welche auf den hinteren Leistchen fehlen. Diese Leistchen verschwinden zum Rande des Körpers hin, während die mittleren gewölbten Theile der Rumpfglieder sich verflachen und zu seitwärts gewendeten Dornen verlängern, welche an den hinteren Gliedern der Spin- del fast parallel stehen. Die Schwanzklappe eines kleineren Exemplars ist kurz und scheint nur einen Spindelring zu enthalten, dessen Pleuren am Rande in lange Dornen sich ausziehen; zwischen diesen stehen 2 etwa 4 so lange Spitzen, und über ihnen am Vorder- rande jederseits eine, so dass der Schwanz überhaupt nur sechs Spitzen hat. | 169 Vergleichen wir die einzelnen Theile mit denen bekannter ‚Arten, so ist die Glabella sehr ähnlich der von Odonto- pleura crenata EmmR., wenn nicht etwa der Nackenring verschieden ausgebildet ist. Der Rumpf ist wohl am ähn- lichsten dem von Acidaspis Barrandi Anc., unterscheidet sich jedoch von diesem durch die Reihe von 6—8 Tuber- keln auf den vordern flachen Leistchen der Rhachis und Pleu- ren; ebenso hat der Schwanz schon durch die geringe Anzahl und die Anordnung der Spitzen mit letzterer Art Aehnlichkeit, während die Wangenschilder mehr die Form von Odontopleura ovata, doch keine Tuberkeln auf dem aufgeworfenen Rand, längere und weniger Spitzen an diesen und bei Weitem län- gere Dornen der Hinterecken haben. 46. ÖOyphaspis sp. Kopfschild halbkreisformig, mit aufgeworfenem Rande und zu Dornen verlängerten Hinterecken, welche bis zum sechsten Rumpfgliede reichen. Die Glabella mässig gewölbt, eiförmig;_ eine sehr schief zum Nackenringe herabgehende Seitenfurche schnürt einen längsovalen Seitenlappen ab, an welchen sich unmittelbar die verhältnissmässig grossen, die halbe Länge der Wange einnehmenden, hohen, ovalen Augen, dem Nackenringe sehr nahe, anschmiegen. Letzterer, durch eine schmale tiefe Furche von der Glabella getrennt, ist an beiden Enden mit einem Knoten und in der Mitte mit einem Tuberkel versehen. Die Gesichtsnähte verlaufen wie bei der Gattung Proetus vom Stirnrande etwas einwärts gerade hinab und gehen unterhalb der Augen bis unmittelbar vor die Hinterecken. Die Dorsal- furchen vereinigen sich vor der Glabella, so dass zwischen dieser und dem Stirnrande ein schmaler concaver Raum bleibt. Die gewölbte Rhachis von „> der Körperbreite ist von den Pleuren gut abgesetzt; die Furchen der letzteren bilden einen nach vorn gewendeten stumpfen Winkel. Was die Anzahl der Rumpfglieder betrifft, so ist dieselbe wegen Unvollständigkeit des Körpers nicht festzustellen. In dem- selben Gesteinsstücke liegt ein Schwanzschild sehr wahrschein- lich derselben Art, doch einem kleineren Individuum gehörig; es zeigt eine bis zu dem glatten Rande reichende gewölbte Rhachis mit 4— 5 schmalen Ringen und an den Seiten etwa 6 verflachte Furchen. 1 - un Die Art ist eine von den Formen, welche den Uebergang zwischen Cyphaspis Burm. und Proetus STEIN. vermitteln und früher im Verein mit der verwandten Aretusina BARR. einer besonderen Gattung Phaeton von BARRANDE eingereiht wurden, später jedoch wieder getrennt sind. Durch ihre feine, wenn auch nicht dicht stehende Granulation besonders auf der Gla- bella und der Rhachis, sowie durch das vollständige Fehlen der allerdings dort nur schwachen Seitenfurchen und das Vor- _ handensein der länglichen Seitenlappen auf der Glabella schliesst sich unsere Art mehr an Cyphaspis an und im Besonderen an Cyphaspis depressa Barr. (Syst. silur. etc. Vol. I.) aus der böhmischen Kalketage E; andererseits ist auch eine allgemeine Aehnlichkeit mit Phaetonides Stockesü Ang. nicht zu verken- nen, jedoch die mangelhafte Abbildung und kurze Beschreibung dieser Art von ANGELIN gestattet keinen eingehenderen Ver- gleich. Die Art ist in dem harten Kalkstein von Sorau vorge- kommen. 47. Homalonotus sp. Taf. 1. Fig. 11. Der allein vorhandene Körpertheil ist ein Kopfschild mit nur geringen Resten ansitzender Schale, welcher, von der Form eines gleichseitigen Trapezes, einen geräden Oceipitalrand wie Homalonotus bisulcatus zeigt. Die Glabella, durch die geraden, mässig convergirenden Dorsalfurchen deutlich abgesetzt, besitzt drei schwache, wenig gebogene Seitenfurchen; der mittlere zu derselben gehörende Theil der Oceipitalfurche ist schmaler als der der Seitenflügel. Die Wangenschilder zeigen eine auf- fallende Einsenkung, die an den abgerundeten Hinterecken be- ginnt und zur Mitte hin an Tiefe zunimmt; sie scheint sich _ nach dem Stirnrande hin allmälig zu verflachen, ist jedoch hier wegen fehlender Schale nicht weiter zu verfolgen. Die Augen liegen über der Mitte der Einsenkung, wo sie ihre grösste Tiefe besitzt. Durch die erwähnte Einsenkung der Wangenschilder unter- scheidet sich die Form von allen bekannten Arten der Gat- tung; da jedoch der vorhandene Theil nur schlecht, von dem übrigen Körper nichts erhalten ist, so schien es mir nicht zweckmässig, darauf hin eine neue Art aufzustellen. | | | | ı | | 171 Das Kopfschild ist in der erdigen Varietät des Grapto- lithengesteins vorgekommen. Ostracoda. 48. Beyrichia Kloedeni M’Coy. M’Cor a. a. ©. S. 135. t. IE. £. 2. Beyrichia Kloedeni R. Jones, Notes on palaeozoic bivalved Entomostraca. Annal. and mag. of nat. hist. Vol. XVI. ser, II, 1855. S. 165. t. 6, f. 7 und 9. Taf. 1. Fig. 12. Die Schale ist in 3 Lappen getheilt, von denen der vor- dere gewöhnlich kleiner als der hintere ist, während der kleinste, ovale, mittlere mit dem hinteren durch ein schmales flacheres Band meistentheils verbunden ist. Ruückenrand mässig concav, Bauchseite convex und mit scharf abgesetztem Rande. Die Oberfläche bald glatt, bald sehr fein granulirt. Die Abbildungen Jones’ stimmen insofern besser als die M’Coy’s mit unseren Exemplaren überein, als auch hier der ovale mittlere Lappen mehr auf der Mitte und vom Rücken entfernter liegt. Diese Art kommt in England im Ober-Silur bis in die „Passage beds“ hinauf vor, auf Gotland in der 1. und 2. Zone Fr. Schmivr’s, auf den Inseln Oesel und Moon in der 5, 6 und 7 Zone. Uebrigens erwähnt sie GrEwInGck (Archiv für ‘Naturkunde Liv-, Esth- und Kurlands, Bd. II. Ser. 1) auch aus einem kurländischen Geschiebe zusammen mit Beyrichia tuberculata, Rhynchonella bidentata, C'honetes striatella u. s. w., ein Beweis, dass sie auch in der oberen Oeselschen Gruppe (Zone 8) vorkommt. Unter unseren Geschieben ist sie allein in dem harten Kalkstein beobachtet worden. 49. Beyrichia Maccoyana R. JonES. R. Jones a. a. O0. S. 88. 1.5. f. 14. Taf. I. Fig. 13. Ebenfalls mit 3 Querlappen, von denen der vordere klei- ner als der hintere ist, und der mittlere, kleinste, am Bauch- rand mit dem hinteren im Zusammenhang steht; die beiden we... ® letzteren sind durch eine # der Höhe einnehmende Querfurche von einander getrennt. Der Rand um die Seiten und den Bauch ist breit und mit sehr feinen, doch deutlichen Quer-, furchen versehen. Die Länge beträgt 1,5 Mm., die Höhe ohne den Rand 1 Mm., der letztere etwa ı Mm. Eine einzige deutlich erkennbare Schale hat sich in der erdigen Varietät des Graptolithengesteins gefunden. 50. Beyrichia tuberculata KLOEDEN Sp. R. Jones a. a. O. S. 86. t. 5. f. 4-9. Taf. I. Fig. 14. Unter diesem Namen begreift Jonzs mehrere Varietäten, welche im Besonderen durch den mehr oder minder ausge- dehnten, über den convexen Bauchrand greifenden, unteren Theil des vorderen Lobus und die bald stärkere, bald gerin- gere Längsfurchung des grössten hinteren Lappens ausgezeich- net sind. Seine Abbildung Fig. 7 und 8 stimmt am besten mit unseren Formen überein, nur dass der hintere Lappen, der fast die halbe Schalenlänge einnimmt, hier allein eine schwache Längsfurche in der Nähe des geraden Rückenrandes zeigt. Im Uebrigen ist die scharfe Randrinne wie die Granu- lation ausgezeichnet deutlich. Sie kommt in den nordischen Ländern nur im höchsten Ober-Silur vor, im Graptolithengestein nicht selten in der weicheren Varietät; ihr Vorkommen im härteren Kalkstein, in dem die Beyrichia Kloedeni häufig ist, halte ich für zweifelhaft, weil das einzige sie einschliessende Kalkstück ein von den übrigen etwas abweichendes Aussehen hat und Graptolithen selbst in sich nicht birgt. Mit Gewissheit enthält also die harte Varietät unserer Geschiebe von Beyrichien nur die B. Kloe- deni. Der Umstand, dass die Graptolithen auf der Grenze zwi- schen der Unter- und Öbersilurformation in sehr zahlreichen Individuen wie Arten, wenn auch nur der einreihigen Formen, vorkommen, sowie die Annahme, dass diese fossilen Organis- men dort auf der Stufe ihrer höchsten Entwickelung angelangt 173 seien, veranlassten BoLL*) und Kane **), den Diluvial-Geschie- ben.des Graptolithengesteins ein mittelsilurisches oder jüngstes untersilurisches Alter, zu geben. BouL erwähnt unter den an- deren Geschieben, von grauem und rothem Orthocerenkalk, ohne speciellere Untersuchung des organischen Inhaltes einfach einen unter- oder mittelsilurischen Kalkstein von mattem, ‚erdigen Bruch mit vielen schwarzen Graptolithen und einzelnen stets in Kalkspath umgewandelten Orthoceratiten; Kane dagegen stellt das Graptolithengestein in seiner Beschreibung der ver- steinerungsführenden Diluvial- Geschiebe von Meseritz ohne Weiteres uber die Etage des Vaginatenkalkes, als dem jungsten - untersilurischen Stockwerk angehörig, hin, wobei er sich nur auf die Graptolithen und das Vorkommen der plattgedrückten Scha- len von Orthoceras tenue stützt. i ' RoEMER zuerst folgerte aus einigen anderen die Grapto- lithen begleitenden Fossilien, ‘wie besonders Cardiola inter- rupta, Calymene Blumenbachü, dass dieses Gestein nothwendig seine Stelle über dem Wenlockkalk in der obersten Abtheilung der silurischen Schichtenreihe erhalten müsse. . Diese Ansicht hat durch die Resultate, zu denen unsere Untersuchung geführt hat, ihre vollkommene Bestätigung erhalten. Vor Anfüuhrung der Er- gebnisse jedoch noch ein Wort über das Vorkommen der Grapto- lithen selbst. Aus der ganzen Familie der Graptolithina haben sich nur einreihige Formen der Gattung Monograpsus gefunden; Arten der Gattung Rastrites, von denen GEINITZ meinte, sie bezeich- nen vornehmlich das letzte Auftreten der Graptolithen vor ihrem gänzlichen Erlöschen, kommen nicht vor, doch, wie wir gesehen, mehrere Arten von Monograpsus, welche bisher von Scandinavien, den russischen Ostseeprovinzen und den da- zwischen liegenden Inseln nicht erwähnt wurden, so Mono- grapsus Nüssoni, Bohemicus, colonus, Salteri; diese gehen in England nach Murcnıson’s Angaben nicht über die Gruppe des Caradoc-Sandsteins hinaus und überschreiten auch in Thurin- *) Geognostische Skizze von Meklenburg, Archiv etc. für Meklen- burg, Heft 6, S. 49 ff., und Silur. Cephalopoden, in Heft 11 des Ar- chives, *#) Uebersicht der versteinerungsführenden Diluvial-Geschiebe der Umgegend von Meseritz. Heft 9, S. 80 des Archivs für Meklenburg. 174 ; gen, den sächsischen Fürstenthümern und Böhmen nicht die Basis der Obersilur-Formation. Aus ihrem Vorkommen in unseren Geschieben ist also zu folgern, dass die Graptolithen, auch ausser den bekannten obersilurischen Monograpsus prio- don (Ludensis MurcH.), M. sagittarius und Retiolites Geinitzia- nus BARR., noch weit über der Basis der obersilurischen Schich- ten in grosser Anzahl der Individuen wie auch Arten gelebt haben. Dieses Auftreten indessen in den jüngsten Silurge- steinen kann nicht befremden, wenn man in Betracht zieht, dass die nach dem Vorgange J. Haun’s und der meisten scan- dinavischen Geologen zu den Graptolithen gerechnete Gattung Dicetyonema*) in Nord-Amerika bestimmt noch in der mittel- devonischen Hamilton-Gruppe gefunden worden ist. Indem ich aus leicht begreiflichen Gründen von der petro- graphischen Aehnlichkeit unserer Geschiebe mit den Gesteinen der höchsten obersilurischen Ablagerungen in den baltischen Ländern gänzlich absehe, obgleich sie den erdigen, weichen und leicht zerfallenden Gesteinen dieser Gebiete vollkommen entsprechen („mudstone* der Engländer), muss für die spe-. ciellere Altersstellung des Graptolithengesteins innerhalb der obersilurischen Schichtenreihe vor Allem eine Vergleichung mit der Fauna Englands aus dieser Abtheilung maassgebend sein, da auf dieser die Einfügung der silurischen Ablagerungen der baltischen Länder in ein bestimmtes geognostisches Niveau basirt. In der folgenden Tabelle ist übersichtlich zur An- schauung gebracht, in welchem Verhältniss die beobachteten Arten zunächst mit den englischen und dann mit den scandi- navischen , gotländischen und russischen übereinstimmen. Als Resultat der Vergleichung ergiebt sich, dass die grösste Zahl der Arten dem Lower Ludlow und eine geringere Zahl, na- mentlich der härteren Varietät, dem Wenlock angehört, wah- rend die Fossilien der weicheren Varietät in ihren charakte- ristischen Arten am meisten mit den über dem Lower Ludlow vorkommenden übereinstimmen. *) Vergl. ausser Hıır a. a. O, auch Törngvıst, Geologiska Jakta- gelser öfver Fagelsangstraktens Undersiluriska Lager. Lund. 1865. Ss. 22. f. 14. BEE perrre Nee .2 + ne: Monograpsus . Monograpsus . Monograpsus Monograpsus . Monograpsus . Monograyısus . Sagenella grucilis ® . Airypa laevigala " . Discina rugata ° , Crania implicata ® . Chonetes longispina ° . Spirifera exporrecta . Rhynchonella Suppho . Rhynchonella borealis (?) ® . Cardiola interrupta*® . Cucullaea ovata® . Pleurotomaria exiensa . Cyelonema. octavia . Loxonema sinuata (?) . Conularia cancellata ® . Orthoceras annulatum . Orthoceras regulare . Ortheceras laevigatum . Orthoceras tenue° . Orthoceras Hagenowi Monograpsus priodon * . Monograpsus . Monograpsus sagittarius ® Fossile Organismen des Graptolithengesteins. colonus * distans Nilssoni * Salleri Bohemicus " testis Roemeri ? 29. Orthoceras gregarium ‚38. 39 | ‚ Orthoceras Ludense Orthoceras canaliculatum . Orthoceras cinctum (?) ; Calymene Blumenbachü * . Dalmania caudata . Odontopleura ovata . Odontopleura mutica . Beyrichia Kloedeni Beyrichia Maccoyana Beyrichia tuberculata ® A nm. Die mit * bezeichneten Arten kommen in beiden Gesteins- Varietäten vor, die mit ° bezeichneten nur in der weicheren Varietät, die Arten ohne Bezeichnung allein im härteren Kalkstein. ° +++ + [Üntersilur. | ae +14 en MT nn } Ye Russische Sünliches u I Ostsee- Norwegen, > #| Gotland | provinzen 2|8 und Oesel | Kıerurr’s Et. 3|- RER A| | Fr Scamipr’s Zone Sielslalılsı 7 lslsuedee? + ee lu Fan ee Fe + aaa] +. |. +l#|. +1. en aan ./.|#+|#+[ +]: bel 2er. ls lee 1 le he ST; RN a ei |. je Behalleiear fl. It Me. du relmehih t | sl | + Pier tlelel el. FH T T T T T g « 176 Von den fossilen Organismen des harten Kalksteins, Ca- Iymene Blumenbachü, Dalmania caudata, Orthoceras Ludense, O. gregarium, O. canaliculatum, O. annulatum, Cardiola inter- rupta , Beyrichia Kloedeni, Spirifera exporrecta, Uyclonema octa- via, Loxonema sinuata (?), gehören also die meisten in die Gruppe des Lower Ludlow, einige, wie die Trilobiten und Orthoceras canaliculatum, O0. annulatum, Spirifera exporrecta steigen in den Wenlock-Kalk hinab, andere von diesen, wie Calymene Blumenbachü, Dalmania caudata, Beyrichia Kloedeni, - Cyclonema octavia, Cardiola interrupta, Spirifera exporrecta sind noch dem Aymestry -Kalkstein oder wie Beyrichia Kloedeni und Cyclonema octavia dem Upper Ludlow eigenthümlich. Die weichere Varietät dagegen birgt von den in England vorkommenden Formen ausser den im harten Kalkstein vor- handenen Calymene Blumenbachü und Cardiola interrupta noch Cucullaea ovata (?), Discina rugata, Orania implicata, Beyrichia tuberculata, Conularia cancellata und Rhynchonella borealis var. diodonta (?), welche fast alle am häufigsten in den über dem Lower Ludlow ausgebildeten Ablagerungen vertreten sind. Von andern aus England nicht angeführten Arten erhält ausser der Beyrichia tuberculata noch B. Maccoyana besondere Wichtigkeit, weil diese Beiden die Fauna des Graptolithenge- steins in Zusammenhang bringen mit derjenigen des den bal- tischen Ländern eigenthümlichen und nach jenen Formen be- nannten Beyrichien- oder Chonetenkalks , dessen Alter und Herkommen man nach seinen in den Diluvial-Geschieben ge- fundenen Versteinerungen mit Sicherheit in Erfahrung gebracht, hat. Das durch seine grosse Verbreitung im Diluvium beson- ders merkwürdige Gestein enthält ausser den verschiedenen Arten von Beyrichia: Beyrichia Wilckensiana, Buchiana, siliqua, Maccoyana, tuberculata u. s. w. noch andere Leitfossilien wie Chgnetes striatella, Ichynchonella nucula, Onchus tenuistriatus, O. Murchisoni, welche dasselbe unzweifelhaft als ein Aequivalent des Upper Ludlow bestimmen. Fr. Schmior*) sucht die Hei- math des Beyrichienkalkes bei den sehr ähnlichen Gesteinen *) Beitrag zur Geologie der Insel Gotland nebst einigen Bemerkun- gen über die untersilurische Formation des Festlandes von Schweden und die Heimath der norddeutschen silurischen Geschiebe. Archiv für Liv-, Esth- und Kurland, Bd. Il, Ser. 1. S. 403 #. 177 des Ohhesaare Pank der Halbinsel Sworbe, der südwestlichen Verlängerung von Oesel, oder in einem untermeerischen Ge- biet von dort bis‘ zu: den 'gleichartigen Ablagerungen an der Ostspitze Gotlands ‘bei Oestergarn und Katthammarsvik, in welehem bestimmter RoEMER die primäre Lagerstätte dieser Geschiebe annimmt, sich stüutzend auf das in ihnen gleich häu- fige Vorkommen von Beyrichia Wückensiana und B. Buchiana, von denen die erstere auf Oesel, die letztere auf.Gotland ne- ben B. tuberculata vorherrscht. ROoEMER wies nun auf die engere Verbindung des Bey- richienkalkes mit dem Graptolithengestein hin, indem er das Vorkommen von Cardiola interrupta in einem Stück bei Lyck in: Ostpreussen gefundenen Chonetenkalkes berücksichtigte. Andererseits aber ist diese Verbindung noch entschiedener durch das häufige Vorkommen von Beyrichia tuberculata und B. Mac- coyana im Graptolithengestein; es bleibt mithin nur die Frage zu erledigen ubrig, welches der beiden Geschiebe auf ein jüngeres silurisches Niveau Anspruch machen kann. Hierbei muss vor Allem das Auftreten von Fischresten (Onchus Murchisoni, O.tenuistriatus) maassgebend sein, welche im Graptolithengestein nicht aufzufinden waren, auf Oesel dagegen (ebenso wie in Eng- land). in den höchsten silurischen Ablagerungen d. h. im Beyrichien- kalk vorkommen. Dem Umstande, dass Beyrichia Kloedeni unserer Geschiebe im englischen Upper Ludlow wie noch in den „Passage beds* auftritt, kann fur eine Altersbestimmung kein Gewicht beigelegt werden, weil diese Art nach jetziger Kenntniss auf Gotland nur bis in die 2te Zone, auf Oesel nur bis in die Tte Zone Fr. Schuwr’s hinaufreicht und neben Bey- richia tuberculata nicht mehr gefunden worden ist. Nur ein- mal erwähnt GREVINGK, wie schon gesagt, beide Arten zusam- men in einem kurländischen Geschiebe zugleich mit Fisch- resten. Es ist also, um aus den angeführten Thatsachen einen Schluss zu ziehen, das Graptolithengestein der nord- deutschen Diluvial-Geschiebe in ein Nijveau zu bringen, welches sich eng an den Beyrichienkalk anschliesst, doch in der Schichtenfolge seine Stelle unter diesem einnimmt. Was schliesslich die Frage nach seiner Herkunft betrifft, so genügt ein Blick auf obige Tabelle, um zu erkennen, dass Zeits. d.D. geol. Ges. XXL. 1. 12 178 die Fauna‘ des Graptolithengesteins am nächsten derjenigen von Gotland steht, und namentlich in den charakteristischen Fossilien der härteren Varietät mit der mittleren, 2ten Zone am besten übereinstimmt, welche nach Fr. Scamipr in ihren tie- feren Schichten das Alter des Wenlockkalkes, in den höchsten das des Aymestry-Kalksteins besitzt. Da nun die weichere Varietät jünger als die härtere ist, jedoch mit der höchsten, öten Zone Gotlands weniger Uebereinstimmung zeigt, so liegt die Annahme nahe, dass die Schichten des Graptolithengesteins über der Insel Gotland abgelagert gewesen und durch den zerstörenden Einfluss des Diluvialmeeres und seiner Eismassen abgetragen worden sind, oder ‚dass dieselben in dem heute untermeerischen Gebiete zwischen Gotland und Oesel in einer Strecke, welche, soweit die jetzige Erfahrung zeigt, die höch- sten silurischen Ablagerungen besitzt, ihre primäre Lagerstätte gehabt haben. Schon Rormer erwähnt a. a. O. in dem Abschnitt über das Graptolithengestein, dass ausser dem unter dieser Benen- nung verstandenen häufigsten Gestein noch andere, wesentlich davon zu unterscheidende Geschiebe mit diesen "fossilen Orga- nismen vorkommen. Sie mögen hier alle, soweit sie mir vor- gekommen, vermerkt werden. Zunächst ist es ein sandiger, grünlich-grauer oder bei grösserer Verwitterung rostfarbener, an grünlichen oder tom- backbraunen Glimmerschüppchen reicher Thonschiefer, auf dessen undeutlichen Spaltungsflächen durch Sandkörnchen zer- drückte Graptolithen der Gattung Monograpsus liegen; ausser diesen kommen keine organischen Reste vor. Sie sind bei Berlin, Meseritz und besonders bei Schulau an der Elbe un- weit Altona gefunden worden, an letzterem Orte mit vielen anderen Geschieben silurischen Alters, welche zuerst von L. MEyN beobachtet und dann von RoEMER in dem erwähnten Aufsatze einer Betrachtung unterzogen sind. Nach seiner Ansicht sind diese Geschiebe des Graptolithengesteins von den im Allge- meinen ähnlichen obersilurischen Ablagerungen der Umgebung des Landsees Ringshön in Schonen herzuleiten. Ferner er- wähnt ROEMER ein von KaApe .bei Meseritz gefundenes Stück eines schwarzen Kieselschiefers mit zahlreichen Exemplaren 179 einer Diplograpsus-Art, der nach dem Alter sehr wahrschein- lich untersilurisch, seiner Herkunft nach jedoch unbekannt ist. Bestimmter lässt sich ein schwarzer Graptolithenschiefer mit grauem Strich unterbringen, welchen Herr BryrıcH bei Rixdorf gefunden hat. Er enthält Diplograpsus palmeus var. tenuis Barr. Gem. a. a. 0.8. 21. t. 1. f. 5—19. Graptolithus palmeus var. tenuis Barr. a.ıa. 0.8. 59. t. 3. f. 5, 6. Grapiolithus scalaris L. Rıcuter, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. IH, S. 204. t. 8. f. 20 — 24 Nur als Eindrücke von scalariformes vorkommend. Sie sind gleichmässig breit 2 Mm., Axe uber die Zellen hinaus verlängert; die quer-ovalen Zellenöffnungen entweder zu beiden Seiten der Axe gleich, oder an einer Seite mehr dem "Rande genähert und dann rundlicher, in Folge der verschiedenen Lage der beiden Zellenreihen vor dem Versteinerungsprocess, wegen welcher bisweilen die Axe auch mitten durch eine Reihe Zellen- öffnungen geht. Auf 1 Cm. Länge kommen 10 dieser Oeff- nungen, welche beiderseits, zum Unterschied von den scalari- formes der einreihigen Graptolithen, gleich erhöht oder vertieft sind. BARRANDE hat dieses Verhalten a. a. ©. S. 61 und 62 genau beschrieben. Die Form selbst stimmt sehr gut mit Fig. 6 und 7 bei BARRANDE überein. Ausser dieser Art kommt auf den Schichtflächen des Schiefers noch eine kleine Orbicula vor, welche der Abbildung und Beschreibung von. Orbicula Portlocki Gin. a. a. O. 8. 25 t.. 1. f£ 31a, b. möglichst entspricht; ob sie mit ihr identisch ist, wage ich jedoch nicht zu entscheiden. Nach einem Berichte von Kunt#*) sind vollkommen ähn- liche Graptolithenschiefer bei Fägelsang unweit Lund ent- wickelt, welche Törnguist”*) früher beschrieben hat. Dem- nach würden diese Stücke den direct über dem Orthoceren- kalk ausgebildeten Graptolithenschiefern der Etage 3 Ta. Kır- RULF'S ***) angehören. *) Bericht über eine geologische Reise im südlichen Schweden, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XIX. S. 705. **) Geologiska Jakttagelser etc. »=*) Ueber die Geologie des südlichen Norwegens von Tu. Kyeruur mit Beiträgen von Terrer Daur, Christiania, 1857, und Veiviser ved 127 180 Ein anderes, ‚ebenfalls ganz abweichendes Stuck, als Ge- schiebe der Mark im Berliner Museum aufbewahrt, besteht in einem fast schwarzen, beim Anschlagen stark bituminös riechen- den Kalkstein mit glatten Orthoceratiten und einigen Exem- plaren des Monograpsus priodon, sowie zahlreichen Schalen von Avicula rhomboidea? Hau. Pal. of New-York Il. S. 84. t. 27. £. 2a—d. Schale in der mittleren Richtung hoch gewölbt und zu den Seiten sanft abfallend, etwas höher als lang, rhomboidal; Seitenränder unter dem fast geraden Schlossrand ein wenig eingezogen, sonst nahezu parallel, Bauchrand convex. Wirbel über den Schlossrand greifend, vorn steiler als hinten abfallend. Die Oberfläche ist mit sehr feinen concentrischen Anwachs- linien bedeckt, welche aber nicht immer regelmässig und gleich entfernt Be Höhe vom Wirbel zum Bauchrand 10 Mm., Länge etwa £ davon. Sie stimmt gut mit der Besbheibie und Abbildung Haur’s überein; auf eine Vergleichung mit der Art selbst stützt sich jedoch diese Annahme nicht. i Ob indessen dieser schwarze Kalkstein wirklich Geschiebe ist, oder mit dieser Bezeichnung nur zufällig in die Sammlung gelangt ist, muss zweifelhaft bleiben, da der Fundort dieses einen vorhandenen Stückes auf nicht ganz sicheren Angaben beruht, überdies ähnliche Gestsine anstehend in den nordischen Ländern nicht gekannt sind. Ferner liegt als Geschiebe der Mark ein schmutzig hell- gelber, dichter, thoniger Kalkstein mit splittrigem Bruch vor, ähnlich einem anderen von hellgelber, hell röthlichvioletter Färbung, welcher von einzelnen weisslichen Flecken durch- zogen wird. Beide enthalten nur einen Diplograpsus pristıs (?) Hıs. Gein. Graptol. S. 22. t. 1. £.. 20 — 2. Prionotus pristis Hıs., Leth. suec. S. 114. t. 35. f. 5. Zellen schief gegen die Axe gerichtet, welche fast gar nicht markirt ist, so dass die inneren Zellenmündungen in einander geologiske excursioner i Christiania Omegn. Med et farvetrykt Kart og flere Traesnit, Christiania, 1869. se. überzugehen scheinen; der Mündung parallel gehen feine Linien auf den einzelnen Zellen. Auf: 1 Cm. Länge kommen bei einer Breite von 2 Mm. 12 Zellen zu liegen. Ueber die Herkunft dieser Geschiebe ist nichts Bestimm- tes zu sagen; jedenfalls wohl sind sie untersilurisch. Sodann fand ich bei Rixdorf ein völlig abgerundetes Stuck gelblichen thonigen Kalksteins, welches nach dem Anschlagen eine Menge kleiner Ostracoden, den Abdruck eines querge- streiften Orthoceratiten, einen Steinkern einer kleinen, wie es scheint, der elegantula verwandten Orthis und einen mit schwar- zer Schale erhaltenen, mit Gesteinsmasse erfüllten Monograpsus colonus zeigte. Die Schalen der Östracoden gleichen ganz den von AnGkLın’) gegebenen, bis jetzt von keiner Beschrei- bung begleiteten Abbildungen auf Tafel A. Fig. 27 a,b; es sind kleine dieht gedrängt liegende Schalen 'von länglich ovaler Form, welche jedoch an einem Ende etwas zugespitzt, bis I Mm. lang und vom Rücken- zum Bauchrand kaum halb so hoch sind. Der ebenfalls in diesem Stuck enthaltene Stein- kern eines schlanken Gastropoden, der bei einer Länge von 16 Mm. 14 Umgänge,, den ersten mit einem Durchmesser von kaum. ] Mm. und den letzten von etwa 4 Mm. zeigt, besitzt grosse Aehnlichkeit mit den von MuEnstER**) beschriebenen Turritellen von Elbersreuth; die ungunstige weitere Erhaltung gestattet jedoch keine nähere Bestimmung. Füge ich endlich noch den festen und splittrigen Kalk der Sadewitzer Geschiebe mit Retiolites gracilis F. RoEMER ***) hinzu, welcher seine primäre Lagerstätte in der Lyckholm- ‚schen Zone Esthlands hat, so sind das alle mir bekannten und durch die Graptolithen interessanten Diluvial- Geschiebe der norddeutschen Ebene. *) Palaeontologia Scandinavica, fasc. 1 u. 2. 1854. **) Beitr. zur Petrefaktenkunde, Heft III. 1840. S. 88 und 89. *#*) Die fossile Fauna der silurischen Diluvial- Geschiebe von Sade- witz bei Oels in Niederschlesien. Breslau, 1860. 184 quelle in sich, Die einzelnen Hohlräume im Inneren des Po- lypenstockes, welche von Septen, Böden und Blasen um- schlossen sind, pflegen nämlich in ähnlicher Weise ausgefüllt zu sein, wie die Hohlräume in Melaphyren ete.. Ein Quer- schnitt durch einen solchen Hohlraum zeigt nun »nicht. selten ähnliche Zeichnungen, wie die unter dem Namen Festungsachate und Moosachate bekannten Mandeln, und man kommt leicht in Gefahr, etwas für organische Form zu halten, was lediglich unorganische Ausfüllung ist. Ueber diesen Zweifel helfen mikroskopische Dünnschliffe in der Regel hinweg. Uebrigens willich hier bemerken,. dass diese Dunnschliffe meinen — aller- dings vielleicht etwas hochgespannten — Erwartungen nicht ent- sprochen haben. ‚Es ist freilich wahr, ‚dass sie mit einer scharfen Lupe betrachtet, meist sehr schnell eine richtige An- schauung von der Organisation gewinnen lassen, allein eine starke Vergrösserung liefert in. der Regel: keine neuen Details; es scheint doch, dass der Versteinerungsprocess- die feinsten Einzelheiten der organischen Zusammensetzung verwischte; viel- leicht fehlte es mir auch an Geschicklichkeit, die Präparate in genügend feiner Weise ‚herzustellen. Aus dem Vorhergehenden geht hervor, dass brauchbare Zeichnungen von Korallen — soweit sie nicht Oberflächenver- hältnisse darstellen — nicht eine einfache Copie der Natur sein dürfen, sondern dass ihnen ein gewisser schematischer Charakter nicht, fehlen darf. Wollte man einen Korallenschliff zeichnen, wie. .er vorliegt, so würde er. in den allermeisten Fällen ein völlig unerklärbares Bild liefern. ‘Aus diesem Grunde - sind sehr viele Korallenbilder älterer Zeit für uns nicht mehr brauchbar, und erst seitdem rngan nach EpwaArps und HaımE auf den inneren Bau zu achten gelernt hat ‚und das: Zufällige vom Constanten sondert, sind. erkennhare Bilder 'geliefert: wor- den. ;Freilich kann man durch schematische -Aufprägung) einer vorgefassten Ansicht die Zeichnung auch durch den entgegen- gesetzten. Fehler fast oder ganz unkenntlich machen „ und ‚ich werde in, Folgendem Beispiele hiervon erwähnen. Die ‚ besten Zeichnungen. von Korallenschlifien, welehe ich kenne, sind die in SEDGWICK. und: M’Coy’s British pal. fossils, bei welchen die Mischung von Naturtreue und Schematismus eine. so glückliche ist, dass man mit, wunderbarer Leichtigkeit ..die Korallen nach ihnen bestimmen kann. . 185 Palaeacis laxa Lunpwic sp. Taf. II. Fig. 2. Ptychockartocyathus- laxus Lupwıc.: Palaeontogr. 14. p.. 231 1.69.,8,,2 und 2a. ‚Herr Lupwie hat an der erwähnten Stelle eine neue Ko- rallengattung und. Art aufgestellt nach Steinkernen von Rothwaltersdorf in Schlesien. Das Breslauer Museum besitzt eine vollständig erhaltene Koralle ‚von Hausdorf, an welcher Alles, was Herr Lupwis an seinen Stücken gesehen, ebenfalls zu erkennen ist,'ausserdem.aber noch mancherlei, was beweist, dass die Charakteristik. Lupwıg’s. der Vervollständigung fähig ist, und es. wird das immer geschehen, wenn man Korallen nach Steinkernen bestimmen will. Ich gebe zunächst die Be- schreibung meines Stückes. Auf dem Fragment der Schale eines Mollusks sitzen fünf Kelche; sie sind sammtlich mit Ge- steinsmasse ausgefüllt; die Oberfläche ist: an mehreren Kelchen sebr deutlich und schön erhalten, sie hat ein fein gekörneltes Ansehen, Die Kelche sind tief becherförmig und erheben ‚sich etwa 12 Millim. über ihre Anwachsstellen; sie sind am Grunde mit einander verwachsen , ihre kreisformigen Mundungen wer- den aber frei und sind von einander. durch seichte Furchen getrennt. Aus dem Inneren eines Kelches wurde die Gesteins- masse entfernt, und es zeigten sich in demselben eine grosse Anzahl von Reihen kleiner Körnchen — Lupwig giebt 24 Reihen grössere und.ebensoviel mit jenen alternirende, kleinere an — welche radial vom’ Grunde des Bechers aus verlaufen. Der Grund des: Kelches läuft bei den Lupwiıs’schen Steinkernen einfach spitz zu und ebenso bei dem einen meiner präparirten Kelche; bei, einem zweiten zeigt sich am Grunde eine unregel- mässige Anschwellung (Columella?),. welche indessen leider nicht völlig herauspräparirt werdeu konnte. An einer Stelle des Kelches wurden die Körnchen entfernt, und da. bemerkt man eine nicht geringe Anzahl von Poren;, welche die Kelchwand durchbrechen. Ob dieselben nach irgend einem (zesetze angeordnet sind, lässt sich beider geringen Menge des vorliegenden Materials. nicht ‚entscheiden; es..hat den. Anschein, als stunden. dieselben einerseits in Radialreihen und andererseits in horizontalen Kreisen.'; Diese. Poren führen nun in ‚das Innere der 1,5 Mm. dicken. Kelchwand, welche nicht solid ist, sondern von Hohlräumen in merk- 186 würdiger Weise durchzogen wird. Es zeigt sich nämlich auf dem Querschnitt der Kelchwand eine unregelmässige, - | punktirte, kreisföormige Linie, die von Gesteinsmasse gebildet ist, und auf dem Längsschnitt erscheint gleichfalls eine solche Linie, die der allgemeinen Biegung der Kelchwand folgt; es ist also die Kelchwand von im Allgemeinen gitter- artig mit einander verbundenen Kanälen durch- zogen, welche durch andere feine Kanäle mit‘ den Poren des Kelchinneren in Verbindung stehen. Zwei neben ein- ander stehende Kelche haben am unteren Ende die so ge bildete Kelchwand gemein, und es findet mithin bei ihnen eine Verbindung beider Kelche durch das Kanalsystem statt. Der Theil zwischen dem Grunde des Kelchinneren und der Anhef- tungsstelle ist etwa 4Mm. dick; er zeigt unter der Lupe keine Struetur — weder Boden noch Sternleistem =, man erblickt nur die oben erwähnten Kanäle, welche, wie es scheint, von dem Tbhiere selbst, bei FORISCHEEINENGE HE Wachsthum’/atisgefüllt wurden. Durch die Abbildungen, welche von SEEBACH, Zeifikhei d. Deutsch. geol. Ges. 1866, Taf. 4. Fig. 3 und 4, von 'den Arten der Gattung Palaeacis EnwArnps und Haınz gegeben, wurde ich zu der Vermuthung geführt, dass unser Stück zu eben dieser Gattung gehöre, und ich war im Stande durch Vergleichung mit Originalen, die ich der Güte meines Freundes von SEEBACH verdanke, diese Vermuthung völlig zu bestätigen. ' Ziemlich gleichzeitig mit vos SEEBACH haben nun MEER und WOoRTHEN die in Proceedings ofthe Acad. of nat. sciences of Philadelphia, 1860 p. 447, bei Aufstellung der Gattung Sphenopoterium an- gekündigten Abbildungen zu dieser Gattung in Geological Sur- vey of Nlinois, vol. II. tab. 14. fig. 1. 2., tab. 17. fig. 1. 2, tab. 19. fig. 1., gegeben, und diese Abbildungen beweisen’ mit völliger Sicherheit, dass wie von vcN SEEBACH nur’ aus den Diagnosen scharfsinnig gefolgert, die Gattungen Palaeaeis und Sphenopoterium durchaus ident seien. Was die systematische Stellung der Gattung anbetrifft, so hat dieselbe ihre Schwierig- keiten, was man daran ersehen kann, dass diese Gattung 1860 von EpwArps und Haie zu den Zoanth. perforata, Unterfamilie Turbinarina. — ' von MEER und WOoRrTHEN zu den Zoanth. 'aporosa. | | 187 1866 von von SEEBACH zu den Zoanth.' perforata, Unter- | familie Turbinarina. 1866 von Merk und Wortuen zu den Spongien gestellt | wird. EpwaArps bemerkt dabei, dass es ihm, da er die Structur | nicht genau kenne, zweifelhaft sei, ob das fragliche Fossil über- haupt eine Koralle sei, und Msrk und WOorTHEN theilen die ı Ansicht des Professors VErRıL mit, welcher die Stücke als ' wahrscheinlich zu den Schwämmen gehörig bezeichnet, gleich- zeitig indessen hinzufügt, dass unter den Schwämmen nur im ' Jura sehr entfernte ‚Verwandte dieser Gattung vorkommen. Nach dem, was ich oben mitgetheilt, scheint es mir zu- nächst unzweifelhaft, dass die Gattung Palaeacis zu den Zoanth. perforata, Familie der Madreporiden, gehöre. In Bezug auf die nähere Verwandtschaft bin ich’ indessen anderer Ansicht als „von SEEBACH. Sowohl seine Abbildungen ‘als auch die von MEER und WORTHEN und die meinigen zeigen, dass die Polypen ein eigentliches Coenenchym nicht haben, und dass sie also in die Unterfamilie der Eupsamminae Epwarns und Haıne' gestellt werden müssen. In’dieser haben sie in’ der lebenden Gattung Astroides ihre nächsten Verwandten. Mir liegt die einzige Art dieser Gattung Astroides calycularis PaLLas sp. aus der’ blauen Grotte vor, und die Uebereinstimmung ist in der That sehr gross, nur dass Astroides eine Columella und stärker ent- wickelte Septen hat, im Uebrigen sind die Oberfläche und die Structur der Kelehmauern durchaus identisch. Auch Stereo- psammia EpwıArps und Haıe, Brit. fos. cor., tab. 9. fig. 4., ist vergleichbar, nur sind hier die Kelche sehr verlängert. Wenn ich dies mit Zugrundelegung der von SEEBACH’schen Gattungsdiagnose von Palaeacis und der von Astroides bei Epwaros und Hamm nochmals zusammenfasse, so würde die Diagnose von Palaeacis werden: Polypenstock von keilförmiger Gestalt mit wenigZellen, welche in die Oberfläche eingesenkt sind, meist mit einer sehr kleinen Stelle festge- wachsen; die Kelche sehr genähert, umschlossen von einerdünnenund vollständigen Epithek, deren Spuren man selbst zwischen den am meisten ge- näherten Kelchen findet. IntercalyeinaleKnospung; die Kelehmauern von schwammigem, aber dichtem | l [ f t N wm: Gewebe gebildet; Kelche kreisförmig oder polygo- nal, bald frei an den Rändern, bald innig ver- schmolzen; Columella fehlt; das Septalsystem nur durch zahlreiche, wenig ungleiche Körnchen- reihen augedeutet. Alle bekannten Arten derKoh- lenformation angehörig. Bei einer Gattung, wo so wenig in die Augen fallende Charaktere zu. finden sind, wie bei dieser, hat’ man. natürlich bei der Speciesbestimmung sehr unsicheren Boden. Von SER- BACH legt das Hauptgewicht auf die äussere Gestalt des ganzen Stockes und diejenigen Verhältnisse, welche diese bedingen; dasselbe geschieht bei MEER und WOoRTHEN, nur nehmen‘ diese noch die Oberfläche zu Hulfe. Was das erstere betrifft, so mag ‚wohl dasselbe einen gewissen Werth ‘haben, indessen wird man zugeben müssen, dass Ort und Grösse des Ansatz- punktes, Alter und Ausdehnung der Colonie, wie bei allen zu- sammengesetzten Korallen, auch hier sehr bedeutende Schwan- kungen in die Gestalt des Stockes bringen: können. Wenn die ' Gestaltung der Oberfläche. wirklich haltbare Unterschiede zeigt, so wird das, wie mir scheint, ein gutes Mittel zur Species- bestimmung sein; allein häufig. ist die natürliche Oberfläche sehr verwischt. j Unter den benannten Arten hat von SEEBACH bereits die Identität von P. cuneiformis und P. cuneatum geschlossen; es erweist sich dies, nachdem die Abbildungen vorliegen, als völlig begründet, und es scheint diese’ Form den Typus einer ‚Art darzustellen. Ebenso zeigen Palaeacis!cymba, wmbonata und .ob- tusa eine Entwickelungsreihe, welche eine Species darstellen dürfte; denn in. den hauptsächlichsten‘, von VON SEEBACH zu Artmerkmalen gebrauchten Eigenschaften steht P. odtusa in ‚der Mitte der beiden Arten. Die beiden Formen P. enormis und com- pressa haben ein wenig markirtes Aussehen, und da die ame- rikanischen Verfasser von compressa selbst sagen, dass sie möglicher Weise eine Varietät von obiusa sei, so zeigt sich auch der Werth dieses Namens fraglich. Unser Stuck stimmt am meisten mit, der Figur Msrr’s und Worruen’s tab. 17. fig. 2b und 2c. Da es sich. durch eine etwas. grössere Anwachsstelle, sowie dadurch, dass sich die Kelchränder etwas anders verhalten als bei den amerikanischen Exemplaren, auszeichnet. und bereits, einen Speciesnamen hat, 189 so mag es vorläufig denselben tragen, ohne dass ich auch nur entfernt der Ansicht bin, dass die erwähnten Verschieden- heiten zur Unterscheidung einer Species genügen. ef. Favosites parasitica PHıLL. sp. Eopwarps und Haıme, Brit. pal. fos. p. 153. t. 45. f. 2. Es liegt dem Folgenden nur ein kleines halbkugelförmiges Stuck von etwa 10 Mm. Durchmesser zu Grunde, welches von Hausdorf stammt. Dieses geringe Material und ausserdem der Umstand, dass mir englische Originale nicht zur Verfügung stehen, lassen mich über die Bestimmung des Stückes nicht völlig klar werden. Die Aussere Form und die sehr kurze Be- schreibung der Art bei Epwarns und Ham, welche auf, die innere Organisation des Thiers sich nicht bezieht, stimmen mit unserem Stucke überein, wurden aber auch mit vielen anderen Favosites-Arten stimmen. Da unser Exemplar durchgebrochen ist, so sieht man an ihm die Poren deutlich; sie stehen etwa l Mm. von einander entfernt in verticalen Reihen, und es scheinen auf den breiteren Wänden der Prismen zwei. solcher Reihen vorzukommen, deren Poren alterniren. Die Böden scheinen theils völlig die Zellen zu durchschneiden, wie bei echten Favositen, theils ragen sie nur bis etwa in die Mitte der Röhre; dieses letztere Verhalten ist von EpDwArDsS und Haıne als Gattungsmerkmal für die kleine Gattung Emmonsia benutzt worden ; eine Art dieser Gattung führt er aus dem Koh- lenkalk von Belgien an, allein diese scheint nicht zu unserer Art zu passen, da ihre Kelche etwa die doppelte Grösse der un- srigen haben. Vielleicht möchte eine Untersuchung englischer Syringopora ramulosa Goupr. Taf. II. Fig. 7. Epwarps und Haıme, Brit. fos. cor. p. 161. t. 46. f. 3. Taeniocalamocyathus callosus Lupwıc, 1. ec. p. 219. t. 62. f. 1a—c, Die Schwierigkeit, mit welcher die genaue Bestimmung der Syringoporen verbunden ist, wird selbst durch die Arbeiten von Epwarps und HaımE noch nicht völlig beseitigt. Die bis- her zur Unterscheidung der Arten angewandten Charaktere “scheinen in‘ vielen Fällen unzutreffend. Man hat einen Unter- scheidungsgrund in der Anordnung der Verbindungsröhren ge- . #‘ 190 sucht und darin, ob die Zellen sich bei Abzweigung einer sol- chen Röhre selbst mehr oder .minder knieformig biegen; oder ob sie gerade weiter laufen. « Diese Merkmale geben ‘den Stöcken freilich einen sehr verschiedenen Habitus, allein der- selbe ist meist nicht zu erkennen, da nur.selten die Verwitte- . rung die Stöcke in so günstiger Weise entblösst. Das zweite Merkmal, die Grösse der Kelche und deren Entfernung von einander, scheint mir die Trennung etwas zu mechanisch zu bewerkstelligen und findet sich nicht selten in Widerspruch mit dem Vorhergehenden. Das von Epwarps und Hamr, |. ce. p- 163, als Unterscheidungsmerkmal von S. reticulata aufgestellte Vorhandensein von Stützplatten zwischen den Trichtern wird bei guter Erhaltung allen Arten mehr oder minder zukommen. Es wäre also sehr wünschenswerth durch eine auch auf die silurischen und devonischen Arten ausgedehnte Untersuchung neue gute Merkmale zu suchen. : Im vorliegenden Falle liess sich die Art deshalb leicht be- stimmen, da mir GoLpruss’sche Originale von Ratingen vor- lagen, mit denen ich unsere Stücke durchaus ident fand. Mit den Ratinger Stücken stimmen zunächst überein die Stücke von Altwasser und einige von Hausdorf; sie besitzen dieselbe Epithek, denselben Kelchdurchmesser 2,5 Mm., die- selbe gegenseitige Entfernung der Kelche, und auch an den Verbindungsröhren gestalten sich die Verhältnisse identisch; nur rücken bei den Hausdorfer Stücken die Kelche etwas mehr aus einander. Ganz besondere Erwähnung verdient ein Stuck von Haus- dorf, bei welchem die Kelche einen Durchmesser von 4 Mm. erreichen und in nicht ganz unregelmässiger Weise angeordnet das Gesteinsstück (welches etwa 30 Mm. breit und hoch und 1 Dm. lang ist) nur wenig gebogen durchziehen. Herr Lupwıc hat diese Stücke, 1. c. p. 215. tab. 64. fig. 2., als Ptychodendrocyathus fureillatus beschrieben. Man kann bei der angedeuteten Schwierigkeit der Speciesbestimmung vielleicht der Ansicht sein, dass eine neue Species vorliege, welche dann sehr uneigentlich P. fureillata heissen musste, und die sich beson- ders durch die bedeutendere Grösse ihrer Zellen vor allen anderen Kohlenkalk-Arten auszeichnen wurde, dass sie aber der Gat- tung Syringopora angehöre, bedarf nach den von Herrn Lupwie gegebenen Zeiehnungen weiter keiner Besprechung. Andererseits - 191 dürfte aber auch zu berücksichtigen ‚sein, dass wir. vom der Grösse der Stöcke, welche die Syringoporen erreicht. haben mögen, nur wenig. genügende Kenntniss haben. Es sind aber gewisse Anzeichen ‚da, dass diese Stöcke mitunter sehr ge- waltige‘ Massen ‚gebildet. haben, bei: welchen dann unsere Stücke vielleicht nur die obersten stark entwickelten Enden von einem,grossen Stock der S. ramulosa sein könnten. Indessen ist dieses Stück, obwohl eine genaue Species- bestimmung unthunlich, doch besonders interessant, weil es vermöge seiner sehr guten Erhaltung gestattet, die Organisations. verhältnisse der Gattung Syringopora etwas näher zu betrach- ten. Ueber die innere Zusammensetzung der Syringoporen sagt Epwarps und Haıme Pol. ter. pal. p. 285: „Cloisons minces, en nombre variable; planchers serres, infundibuliformes, recus les uns dans les autres,* und er macht dann darauf aufmerksam, dass er zuerst die allerdings meist zerstörten Septen unzweideutig erkannt habe. Unsere Stücke bestätigen diese Beobachtungen durchaus und erlauben, dieselben noch mehr zu präcisiren. | Die von Lupwiıe und uns an dem grossen Stücke beob- achteten 36 Septen setzen sich nämlich, wie der Längsschnitt ergiebt, aus kleinen in senkrechten Reihen stehenden Spitzen zusammen :(bei Lupwic ]. c. tab. 64. fig. 2b), welche aller- dings meist nicht weit von dem Walle aufhören, mitunter aber bis zwischen die trichterförmigen Böden fortsetzen und dieselben durch Querstäbchen verbinden. Uebrigens zeigt sich dies Ver- halten auch an einem von mir angeschliffenen GoLpruss’schen Original von Ratingen sehr deutlich. Was die Böden an- langt, so giebt das Wort „trichterförmig* das Verhältniss nicht völlig wieder. Denn wären die Boden eigentliche Trichter, so müssten die Querschnitte derselben mehr oder minder kreis- förmige Figuren sein, wie sie die Abbildung von EpwArns und Hame (Brit. foss. cor.) allerdings zeigt. Man sieht aber bei genauer Betrachtung die Kreise sich auflösen in wenig gebogene Linien, welche, vom Wall ausgehend, wie Sehnen eines Krei- ses ein unregelmässiges Vieleck in dem kreisförmigen Quer- schnitt des Kelches beschreiben; in diesem Vieleck steckt in gleicher Weise ein zweites u. s. f., bis man im Mittelpunkt einen geschlossenen Kreis bemerkt, dessen Umgrenzung etwa die doppelte Dicke hat als die vorhererwähnten Linien.‘ Im 192 Längsschnitt sieht man eine centrale Röhre, von welcher rechts und links, aber nicht in gleicher Höhe sich die Längsschnitte der Böden erheben. Um ein anschauliches Bild von diesem Verhalten zu gewinnen, stelle man sich einen dunnen Pflanzen- stengel vor mit dicht gedrängten, spiralig "gestellten. Blättern, welche halb oder ganz stengelumfassend nach aussen breiter werden. Denkt man sich dieses Gebilde in einen Cylinder gestellt, so wird man eine Vorstellung von der Organisation der Syringoporen haben. Der Stengel ist die centrale Röhre, die Blätter sind die Böden und der Cylinder ist der Wall. Allerdings wird damit nicht behauptet, dass die Böden eine ebenso regelmässige Anordnung haben wie spiralig gestellte Blätter. Die Böden sind mithin keine eigentlichen Trichter, sondern nur Abschnitte von Trichtern. Aulopora sp. Es liegt eine Reihe von Exemplaren aus Altwasser und Hausdorf vor, welche sich besonders dadurch, dass man an den Röhren weder Septa noch Böden sieht, als der Gattung Aulopora zugehörig erweisen. Es ist ein Thier, dessen Kelch- _ durchmesser im Allgemeinen um 1,75 Mm. variüirt, und welches etwa dieselben rasenförmigen Massen bildet wie die devonische Aulopora conglomerata, nur dass die Zellen weiter aus einander gerückt sind; ich bin der Ansicht, dass man dergleichen Dinge nur mit einem Gattungsnamen bezeichnen musse, wenn_man nicht besonders gute Merkmale auffindet. EpwaArps und Hamm behaupteten noch, dass die Gattung Aulopora für das Devon leitend sei; inzwischen sind aber viele Auloporen aus Kohlenkalk beschrieben und abgebildet worden, von M’Coy aus Irland, von EıchwaLp und Lupwic aus Russ- land, so dass man an der weiten Verbreitung dieser Art im Kohlenkalk nicht mehr zweifeln kann. Zaphrentis sp. Taf. 11. Fig. 6. Unter den hornförmig gebogenen einfachen Polypenzellen finden sich auch einige, welche zu dieser Gattung gehören. Es ist indessen unmöglich, sie specifisch zu bestimmen, da es bei dieser Gattung wesentlich auf die Gestalt des Kelches an- kommt; diese ist an unseren Stücken nicht sichtbar. Es sind 198 mässig schlanke Gestalten von der Form der Zaphrentis Oma- liusi, Epwarps und Haımz, Pol. pal., tab. 5.fig. 3. (Ich ‚halte es für nöthig zu erwähnen, dass eine Säule nicht nur nicht beobachtet wurde, sondern dass eine solche auch nicht existirt hat, dass also unsere Stücke echte Zaphrentis und nicht etwa schlecht erhaltene Cyathaxonien‘ oder Lophophyllen sind.) Auf den Querschnitten: zählt man 26 bis 28 grössere und dazwischen ebensoviel kleinere Septen. Der eine Querschnitt ist besonders schön, er zeigt nämlich in ausgezeichneter Weise eine bilate- rale Entwickelung. Das primäre Septum der convexen Seite ist kurz und erreicht etwa + des Radius; die beiden primären Septen der gleichmässig gebogenen Seiten stossen in der Mitte fast zusammen, und das der eoncaven Seite bleibt ein wenig vom Centrum entfernt; in den zwei -Quadranten des convexen Septums inseriren sich nun die neuen Septa fiederstellig gegen dasselbe und iin jedem der anderen beiden Quadranten fiederstellig gegen das eine seitliche Primärseptum. Lophop hyllum. Es liegen eine Reihe von hornförmig gebogenen Gestalten mit einer Columella vor, bei welchen zunächst die Frage, ob sie zur Gattung Cyathaxonia oder Lophophyllum zu stellen seien, zu entscheiden ist. Cyathoxonia soll gar kein endo- thekales Gewebe besitzen, Lophophyllum soll solches enthalten. Die scheinbar leicht zu entscheidende Frage hat aber ihre be- sonderen Schwierigkeiten; denn an ein und demselben Stücke findet man auf ziemlich weite Strecken keine Spur von Blasen- gewebe oder Böden, und an manchen Stellen finden sich dann diese wieder, wenn auch nur sparsam, ein. Es dürfte sich also wohl der Mühe lohnen, die Arten der Gattung Cyathaxo- nia*) noch einmal genau zu prüfen, ob sie nicht vielleicht doch Spuren eines Blasengewebes zeigen. Die beiden erwähn- ten Gattungen stimmen im Uebrigen so sehr mit einander über- _ ein, und der angegebene Mangel an Blasengewebe ist bei Rugo- sen in so hohem Grade auffällig und der ganzen Ordnung so fremd, dass eine erneute Untersuchung höchst wünschenswerth *) FuomenteL in seiner Intr. a l’etude des polypiers fossiles scheint die Gattung Cyathoxonia vergessen zu haben; ich finde wenigstens den Namen nur unter den Synonymen. Zeits.d.D.geol. Ges. XXI. 1. 13 194 wäre, um so mehr, da, soviel ich weiss, keine Abbildung des . Längsschnittes einer Oyathaxonia existirt. (Die Abbildung von Cyath. cornu, EvwArps und Haıne, Pol. pal., tab. 1. fig. 3b., ist ungenügend, und die Längsschnitte von einer Reihe zu Cyathaxonia gerechneter Formen, welche Lupwıs, Palaeonto- graphica 10, tab. 30. und 31., abbildet, beweisen ebenso wie der zugehörige Text, dass man es mit Lophophyllen zu thun habe.) Das mir vorliegende Material erlaubt eine Entscheidung der Frage nicht; denn die mir erreichbare Oyath. Dalmanni von Gotland ist in so wenigen Stücken vorhanden, dass es nicht erlaubt ist, sie zu zersägen, und die ausserdem vorhandenen Stücke von Cyath. cornu vou Tournay sind verkieselt und da- her zu dieser Untersuchung unbrauchbar. Es liegen uns zwei verschiedene Formen vor, die zwei verschiedene Species darstellen durften. Die erste, welche ich Lophophyllum leontodon, Taf. II. Fig. 4., nennen will, ist eine schlanke Gestalt. Die grössten Exem- plare erreichen eine Länge von ‚30 bis 35 Mm. bei einem Kelchdurchmesser von etwa 10 Mm. Da die Kelche sämmtlich ausgefüllt sind, so habe ich nur durch einen Längsschnitt die ungefähre Form des Kelches bestimmen können. Auf der Ober- fläche sieht man den Septen entsprechend Rippen durch die Epithek durchschimmern. Der dünngeschliffene Querschnitt zeigt einen Durchmesser von 9 Mm., die äusseren Umgren- zungen werden gebildet von einem l Mm. dicken Walle, von welchem 28 starke Septa ausgehen; diese Septa sind im Allgemeinen sammtlich von gleicher Dicke; sie legen sich sehr bald an einander, so dass zwischen ihnen nur ] Mm. bis 1,5 Mm. lange Querschnitte der Interseptalräume übrig bleiben. Sobald sie sich an einander gelegt haben, sieht man noch eine Weile eine scharfe Grenzlinie zwischen den beiden Septen; jedoch sowohl diese, als auch die in jedem Septum entlang laufende Linie verschwinden nach einigen unregel- mässigen Biegungen,, und in der Mitte entsteht eine compacte Masse, in welcher man nur sehr undeutlich den Umriss einer eigentlichen Columella hervorschimmern sieht. Macht man den Querschnitt dem Embryonalende näher, so sieht man, dass die Interseptalräume noch kleiner werden, ja mitunter durch die 195 von Anfang aneinanderstossenden Septa gänzlich ausgefüllt sind; am oberen Ende dagegen vereinigen sich die Septa erst | spät mit einander, und die Jntersepten sind daher gross , die mittlere compacte Masse verhältnissmässig klein. Es folgt dar- aus, dass das Thier beim Fortwachsen nach und nach an seinen Septen Sklerenchym absonderteundaufdiese Weise die Zelle von unten her allmälig ausfullte. Der Längsschnitt zeigt die dicke-Epithek, dann die beiden ganz schmalen, sich nach unten allmälig verlierenden Längsschnitte der Interseptalräume mit einigen seltenen Quer- fäden und in ‘der Mitte die dicke compacte Masse. Die Ge- stalt des Kelches scheint der bei Lupwie, 1. c. tab. 30. fig. 11., abgebildeten ähnlich gewesen zu sein; jedenfalls ragte das zu- sammengerückte Oberende. der Columella nicht weit in den Kelch hinein. 39 Von den oben erwähnten Zaphrentis unterscheiden sich die in der Gestalt sehr ähnlichen Stücke natürlich durch das Vorhandensein einer Columella und dadurch, dass bei Zaphren- tis schwache mit starken Septen abwechseln, während hier sammtliche Septa gleich stark sind. Von den bei EnwaArps und HaımE genannten Lophophylien ist unsere Art durch die Gestalt und die Gleichmässigkeit der Septen ausgezeichnet; von den bei Lupwig abgebildeten unter- scheidet sie sich sehr scharf durch ihre Gestalt. Lophophylilum confertum. Taf. II. Fig. 3. Die zweite Form, welche ich hierher rechne, ist dick hornförmig gebogen, wie die bei EpwArps und Haıme und Lupwıg abgebildeten Lophophyllen. Der Polypenstock erreicht eine Länge von 55 bis 60 Mm. bei einem Kelchdurchmesser, welchen ich bei dem etwas verletzten grössten Exemplare auf 25 Mm. schätze. Das Aeussere des Gehäuses zeigt keine erwähnenswerthen Eigenthümlichkeiten. 15 bis 20 Mm. vom Embryonalende entfernt, wurde ein dünngeschliffener Quer- schnitt genommen. Derselbe zeigte bei aufmerksamer Be- trachtung auf’s Deutlichste die vierstrahlige Anordnung. Das ventrale Primär-Septum ist sehr stark, und man kann die dun- kele Linie desselben bis über das Centrum verfolgen; die beiden seitlichen Primär-Septa sind ebenfalls stark entwickelt, dagegen 15* # \ 196 = ist das dorsale Primär-Septum sehr kurz. Zwischen dem ven- tralen und den seitlichen Septen finden sich jederseits sieben, wie gewöhnlich nach den Seitensepten kleiner werdende Septa ein; auf dem dorsalen Halbkreise stehen ohne die Seitensepta 12 Septa, im Ganzen also 29. Sehr merkwürdig ist nun ‘die An- ordnung dieser Septa; es sind nämlich alle Septa des dor- salen Halbkreises mit eimander verschmolzen, so dass keine ‚Querschnitte von Interseptälräumen sichtbar werden, und nur auf der Ventralseite fin- den sich 13 solche Querschnitte. Weiter nach dem Em- bryonalende wird die Anzahl derselben noch geringer, gegen die Mündung hingegen bedeutender. Es ist also ganz offenbar, dass das Thier allmälig seine Zelle von unten nach oben aus- _ füllte, und zwar schneller auf der dorsalen Seite als auf der ent- gegengesetzten. In der Nähe des Kelches zeigen sich auch zwischen den ventralen Septen kleinere Septa. Die Verschmelzung. der Septa geschieht auf die Weise, dass dieselben zunächst am inneren Ende keulenförmig anschwellen, sich dann an die Columella und seitlich an einander legen. Die vorhandenen Zwischen- raume werden dann allmälig von unten her ausgefüllt. Häufig sieht man in der compacten Masse noch die Umgrenzungen der Septa durchschimmern. Der vorhandene Längsschnitt bestätigt die Beobachtungen des Querschnitts. Ausserdem sieht man, dass in den Interseptalräumen der ventralen Seite sich spär- liche Blasen einfinden. Ganz besonders auffällig ist die merk- würdig starke Ausprägung von vorn und hinten im Kelche., Die Septa der Dorsalseite sind nämlich bis hoch in den Kelch hinauf unter einander und mit der Columella verschmolzen, und die Interseptalräume dazwischen also sehr seicht; die Septen der Ventralseite dagegen sind ziemlich weit unten im Kelche von einander und nicht weit darüber auch von der Columella getrennt, die Interseptalräume dazwischen sind demnach tief in den Polypenstock eingesenkt. Die Columella ragt als platt- gedrückter Dorn hoch in den Kelch hinein. Von den bei EpwARrDS und Haıme abgebildeten Formen unterscheidet sich diese Art jedenfalls durch die eigenthümliche Kelchform. Die nächsten Verwandten der’Art sind die von Lupwig aus russischem Kohlen- kalk abgebildeten Cyathaxonien; der Längsschnitt,” tab. 30. fig. 1. l., zeigt grosse Aehnlichkeit mit dem unsrigen, nur ist - 197 die Columella bei uns ‚länger, und die Interseptalräume der Ventralseite sind tiefer. Da sich ausserdem nach Herrn Lunwıc’s Angabe das Innere wesentlich anders verhält als bei unseren Stücken , so habe ich die Stücke benannt. Meines Wissens ist ein sol- ches Ausfüllen der Polypenzelle von unten her bisher bei eigentlichen Rugosen unbekannt gewesen; vielleicht ist dieses eigenthümliche Verhalten geeignet, neues Licht auf die syste- matische Stellung von Calceola zu werfen. Cyathophyllum Murchisoni EpwArps und Haıne. Epwarns und Haıne, Brit. fos. cor., p. 178. t. 38. f. 3. 32. db. (Hier die Synonyma.) M’Coy, Brit. pal. fos., p. 8. t. 30. f. 3. =Strephodes multilamellatum. Nur ein einziges Stuck liegt der Beschreibung zu Grunde. Dasselbe zeigt nur zwei Querschnitte, welche im Mittel 15 Mm. von einander entfernt sind. Einen Längsschnitt habe ich wegen Mangel an Material nicht gemacht. Da indessen die Beschreibungen und Abbildungen, besonders die von M’Cor, sehr gut passen, so stehe ich nicht an, das Stuck mit obiger Species zu identificiren und lasse ‚hier die Beschreibung von M’Coy folgen. „Der Querschnitt ist oval und zeigt, dass das Zellencen- trum excentrisch ist und einer der breiten Seiten näher liegt; es bildet sich dasselbe durch die Sternlamellen , welche sich um eine imaginäre Axe herumwickeln. Die Sternlamellen sind sehr dünn und von gleicher Stärke, 100 bis 130 am Rande*, bei EpwArvs und HaımE und mir 150; einige, etwa die Hälfte, „hören vor dem Centrum auf, und andere verschmelzen bei der Annäherung ‚an’s Centrum; ‚alle diese Lamellen sind mit ein- ander in regelmässigen Abständen durch feines Blasengewebe verbunden.“ Da die Bestimmung der Species in der Gattung Cyatho- phyllum ihre sehr grossen Schwierigkeiten hat, und da mir ferner keine englischen Originale vorliegen, so. habe ich über die Richtigkeit der Synonymie bei Epwarps und Haıme kein endgultiges Urtheil erlangen können und weiss auch insbeson- dere nicht, in wie weit die Arten Wrigthi und Stuichburyi von Murchisoni verschieden sind. 198 Die englischen Fundpunkte sind zahlreich, doch ist die Art nach M’Coy selten. Unser Stuck ist von Hausdorf. Cyathophyllum sp. Es liegen von einer stark verdruckten Species zwei einzelne Polypenzellen vor, welche etwa 70 Mm. lang sind; da indessen die Querschnitte sehr zerquetschte Lamellen zeigen, so ist kaum die Gattungsbestimmung sicher. Man sieht nur, dass die Kelche ausserordentlich tief waren, wie bei C. Archiaei Epwarps und Haine, Brit. fos. cor., tab. 34. fig. T. Sie er- reichten eine Tiefe von 30 bis 40 Mm. Campophyllum compressum Lupwie sp. Taf. II. Fig. 3. Lupwig;)l.,.e. p: 20265575 Kae, Dass die vorliegenden Corallen zu der von Epwarps und HAINE aufgestellten Gattung Campophyllum gehören, ist un- zweifelhaft. Es unterscheidet sich nämlich diese kleine Gruppe von den echten Cyathophylien dadurch, dass sich die Stern- leisten bei ihr nicht bis zum Mittelpunkt ausdehnen, sondern ein Stück vor dem Mittelpunkte aufhören und einen beträcht- lichen Theil der stark entwickelten Böden frei lassen. Es erinnert diese Gruppe sehr an die Gattung Amplexus, wie schon Epwarps und Haıme bemerken; sie scheint sich indessen durch die Art des Blasengewebes von ihr zu unterscheiden; auf den Charakter, dass Amplexus eine deutliche Septal- grube hat, Campophyllum dagegen nicht, dürfte, wie ich später aus einander zu setzen gedenke, weniger Gewicht zu legen sein. Es liegen sechs Exemplare vor, an welchen ein Längs- schnitt, ein schiefer Schnitt und ein durchsichtiger Querschnitt gemacht sind; sie haben eine im Allgemeinen cylindrische Ge- stalt und sind sämmtlich einfach. Oberfläche und Kelch sind an unseren Stücken nicht zu beobachten; vom Kelche sagt LupwiG: „Becher oval, schüsselförmig, mit vielen breiten, aber den platten Boden nicht bedeckenden Sternleisten und schmalen Kerbleisten. Tiefe des Bechers 2,2 Cm.; obere Weite: grosser Durchmesser 3,5 Cm., kleiner 1,6 Cm.; untere Weite: grosser Durchmesser 2,0 Cm.* | Offenbar liegt den Messungen des oberen Kelchdurch- messers ein verdrücktes Exemplar zu Grunde, vielleicht 1b.; 1: N 199 denn während die gedruckten Ziffern das Verhältniss 16 : 35 oder etwa 4:9 angeben, giebt die Abbildung lc. das Ver- hältniss 4:5+; mit letzteren stimmen auch meine unversehrten Stücke hinreichend (19 Mm. : 26 Mm.), während auch ich gleichzeitig verzerrte Formen vor mir habe. Der, wie oben erwähnt, elliptische Querschnitt zerfällt nun in drei Zonen, welche von einander abweichende Beschaf- fenheit haben. Die äussere schmale wird begrenzt aussen von einer dun- nen Epithek, innen von einer Linie, welche etwa mit * des Radius gezogen ist; die innere Zone umschliesst eine Ellipse, deren Radius etwa + von dem des Umfangs ist. Die äussere Zone ist erfüllt von unregelmässigem Blasengewebe; etwa 4 bis 6 Blasen stehen auf einem Radius; die innerste Wand der “ inneren ist bedeutend verdickt und bildet mit den benachbarten die innere Begrenzung der äusseren Zone. Von der Epithek aus gehen grosse Sternleisten — an unserm Querschnitt 50 —, welche die äussere Zone durchlaufen und in die mittlere ein- dringen; zwischen ihnen finden sich mehr oder weniger deut- liche kleine, welche indessen den inneren Wall der äusseren Zone nicht erreichen. Die grossen Sternleisten reichen bis an die innere Zone heranz in der mittleren Zone finden sich zwischen ihnen meist drei oder vier Querstäbchen, welche, wie man am Längsschnitt deutlich sieht, die Querschnitte der in dieser Region in die Höhe gebogenen Böden sind. Die innere Zone hat keine Sternleisten mehr; die schwach gebogenen, im Allgemeinen horizontalen Böden erscheinen in derselben ent- weder den Raum erfullend oder denselben mit Gesteinsmasse theilend. An dem einen Ende des langen Durchmessers zeich- net sich eine Stergleiste durch ihre Kurze aus; diejenigen Septa, welche rechts und links von ihr liegen — etwa elf auf jeder Seite — stehen dichter zusammen und haben etwas an- ‘dere Neigung gegen einander als die der entgegengesetzten Seite. Man kann mit Bestimmtheit behaupten, dass sich hierin die bei vielen Rugosen leicht erkennbare Bilateralität ausspricht, das kurze Septum ist das primäre der convexen Seite; von einer Sechsstrahligkeit, wie sie LupwıgG angiebt, sehe ich an meinen Schliffen und seinen Figuren nichts. Der, Längsschnitt zeigt wesentlich nur zwei Zonen, da ja das Erscheinen der inneren Zone im Querschnitt allein 200 bedingt war durch das Aufhören der Sternleisten, die im Längs- schnitt. im Allgemeinen: nicht zum Vorschein kommen. Der Längsschnitt ist dem bei EpwArns und Hair, pol. .d. ter. pal., tab. 8. fig. Aa., von Camp. flezuosum höchst ähnlich; die Blasen der äusseren Zone stehen, in schräg nach oben und aussen gerichteten Reihen zu etwa 4 bis 6 auf einer horizontalen Linie, nur ‚die Böden stehen. viel dichter gedräugt; sie beginnen an der äusseren Zone, heben sich etwas in die Höhe und senken sich dann wieder ein wenig, indem sie weiter lach durch die Zelle laufen; viele verschmelzen mit einander, einige scheinen frei zu bleiben. - War. der Schnitt nicht central, so bekommt man natürlich die Längsschnitte von ein paar Sternleisten mit in’s Bild; diese verursachen einige, wenn auch stets schnell erklärbare Abweichungen. Die Art ist der bei Epwarps und Hamm, Brit. fos. cor., p- 184. tab. 36. fig. 2. und 3., als Camp. Murchisoni beschriebenen. sehr ähnlich, und. ich würde sehr im Zweifel sein ‚bei. den geringen Differenzen unserer Stücke und der englischen Abbildungen, ob ich den schlesischen Exemplaren einen ‚besonderen Namen geben sollte. Da der Name von Lvpwie indessen einmal da ist, und mir. zur definitiven Ent- scheidung der Frage englische Originale fehlen, so ‚möge die Art bis auf Weiteres den, Namen von Lupwig tragen, und es möge genügen, auf die nahe Verwandtschaft beider Arten hin- gewiesen zu haben. Der. genaue Fundort der englischen Art ist unbekannt, unsere Stücke stammen von Hausdorf. Diphyphyllum irregulare. Taf. Il. Fig. 5. Die beiden von M’Coy in Brit. pal. fos,, p. 87.#., zu dieser Gattung gestellten Arten sind von EpwArps und Haınz nicht anerkannt worden mit der Bemerkung, dass es wohl Lithostrotien seien, bei welchen der Versteinerungsprocess die Axen zerstört habe. Da ich nun im Besitz einiger wenn auch kleiner, doch gut erhaltener Stücke bin, welche entschieden keine Säule besitzen und dieselbe auch keineswegs zufällig verloren haben, sonst aber die Kennzeichen dieser Gattung tragen, so bin ich in der Lage, die Gattung Diphyphyllum im Sinne M’Ooy’s anerkennen zu müssen, ohne mich über die Frage äussern zu können,’ ob man es hier, wie M’Coy angieht, 201 in der That mit einer Gattung zu thun habe,‘ welche sich durch dichotomische Theilung vermehrt. Die vorliegenden Stücke sind ganz von. den ‚Dimensionen des Diph. gracile -M’Coy, 1. 36.,P::188- Der Querschnitt hat einen Durchmesser von > 5 Mm. Man unterscheidet deutlich zwei Zonen,- eine äussere ringför- mige und eine innere kreisformige, welche letztere zum. Durch-. messer etwa den dritten Theil von dem des Querschnittes be- sitzt. Die, äussere Zone wird begrenzt von dicker Epithek ‘und innen von einem. deutlich ausgesprochenen Walle, welcher einen etwas unregelmässigen, im Allgemeinen kreisförmigen Verlauf hat. In dieser Zone finden sich 20 Septa von.eigen- thümlich unregelmässiger Gestalt; sie sind ziemlich. dick und verschmelzen mit, dem inneren Walle. Dazwischen ‚liegen gleich- viel kleinere Septa, welche nur etwa ; der Länge der grossen erreichen. ' In dieser Zone findet sich ausserdem Blasengewebe; man sieht auf jedem Radius etwa drei Stäbchen. ‚Die innere Zone. ist entweder ganz frei (die Septen treten. nicht in. die- selbe), oder trifft man zufällig im Schnitt einen Boden, so zeigt sich der ganze, Raum von ihm erfüllt. Im Längsschnitt — der uns übrigens ein wenig schief .-gerathen ‚ist, so. dass die Querschnitte der Septa im. Bilde sind — zeigt sich die äussere Area aussen und innen sehr scharf begrenzt; sie ist mit zartem Blasengewebe erfüllt, welches ‘wie gewöhnlich in aufwärts aufsteigenden Reihen, angeordnet .drei bis vier Blasen auf einem Radius enthält; die innere Area ist sehr regelmässig von fast ganz horizontalen Boden durch- schnitten,- welche etwa 0,4 Mm. von einander entfernt sind. Die: eigenthümliche Unregelmässigkeit der Septa, die Aus- dehnung der Zonen im Querschnitt und die Entfernung der Böden scheinen mir genügende Unterscheidungsmerkmale von dem sonst nahestehenden D. gracile M’Cor abzugeben. Aulophyllum fungites Freu. sp. Taf. II. Fig. 2. teste EowäArns und Haıme. Chsiophyllum prolapsum M’Coy, Brit. Pal. fos., p. 95. t. 3C, f. 5. 1851. EowArns und Haınz, Brit, fos. cor., p. 188. 't. 37. f. 3. ‘(Hier findet sich die :Synonymie.) 10 Cyathodactylia undosa Lowg., Palaeontogr., p. 160. t. 36. f. 1. Cyathodaetylia stellata Lowe., 1. c. p. 161. t. 36. f. 2, "Die Species gehört zu den häufigen Corallen; ich kenne 202 von Hausdorf mehr als zwölf Stucke. Da es mir zur Unter- suchung der Gattungsverschiedenheiten von Clisiophyllum und Aulophyllum an Material fehlt, so konnte ich zu keiner Ansicht über die Controverse zwischen M’Coy (l. c.p. 95) und Epwarns (l. ec. p. 189) kommen und habe den Namen von Epwarps einfach acceptirt. Das hornförmige Gehäuse ist mit einer dünnen Epithek versehen, welche ringförmige Anwachsstreifen zeigt; diese Epi- thek fehlt indessen meistens, da sie zuerst von der Verwitte- rung angegriffen wurde, und dann erscheinen die Sternlamellen in feinen Linien auf der Oberfläche. Der Verlauf dieser Linien beweist nun, dass unsere Coralle zu jener grossen Gruppe ge- hört, welche an Stelle radialer eine bilaterale Entwickelung zeigen, und welche Lupwıs Hexactinia pinnata nennt; siehe auch RormeEr, Fossile Fauna von Sadewitz, Gattung Streptelasma. Es zeigt sich nämlich auf der convexen Seite des Horns eine Lamellenlinie, von welcher die benachbarten fiederformig nach beiden Seiten ausgehen, und auf beiden Seiten des Horns findet sich eine Linie, welche in ähnlicher Weise nach einer Seite — nämlich der concaven — hin die Lamellenlinien ent- sendet; es theilt also nur ein Schnitt durch die Axe und die Linie der convexen Seite die Zelle in zwei gleichwerthige - Hälften. | „Endzelle schief, tief mit steilen Seiten, mit fast ebenem oder concavem Boden ; der mittlere Buckel erreicht ein Drittel des Kelchdurchmessers, ist fast eben so hoch als breit, cylin- drisch, stumpf gerundet und mit einer bedeutenden mittleren Vertiefung versehen; Durchmesser erwachsener Exemplare wenig mehr als 1”; sobald sie etwa 2” lang sind, bleiben sie fast eylindrisch.“ M’Coy. Querschnitt: Auf dem Querschnitte kann man deutlich eine innere kreisformige und eine äussere ringförmige Zone unterscheiden, welche durch einen Wall von einander getrennt sind; dieser ist mit etwa — des Radius beschrieben. Von der dunnen Epithek strahlen die Sternlamellen nach dem Oentrum hin aus, hören aber in der Nähe des inneren Walles auf; nur einige verschraelzen mit demselben, andere sind durch dünne Fädchen mit ihm verbunden, und einige endigen frei. Zwischen diesen Sternlamellen erster Ordnung finden sich gleichviele zweiter Ordnung ein. Dieselben sind am Embryonalende sehr Ay 203 klein und rudimentär, an älteren Stücken reichen sie von der Epithek bis halbwegs zum inneren Wall. Um die Anzahl der Sternlamellen erster Ordnung zu bestimmen, machte ich an ein und demselben Stucke drei Querschnitte, und es fanden sich bei 8 Mm. Querschnitt 30 17% = 45 24 °°, 3 51 anderes Exemplar Io - ; ar ee s 27 Moor‘ 19°, 41 MeVor 19, £ 55 Ne, 5 64 6 M’Cor 34 „ 80. » Ich bin nicht im Stande, aus diesen Ziffern ein Gesetz zwischen Durchmesser und Anzahl der Sternlamellen abzuleiten. In der äusseren Zone findet sich, so weit die Sternlamel- len zweiter Ordnung reichen, sehr engmaschiges Blasengewebe ein; mit dem Ende der Sternlamellen zweiter Ordnung wird dasselbe aber viel weitmaschiger, und man sieht nur hier und da einen Querschnitt der Blasenräume. Die innere kreisförmige Zone ist ganz erfüllt von Blasen- gewebe, welches in seinem äusseren Theile ganz feinmaschig ist, während das Centrum grössere Blasen zeigt; das feine Blasengewebe zeigt eine radiale Anordnung, während das cen- trale durchaus unregelmässig erscheint; bei den Querschnitten am embryonalen Ende findet sich nur das letztere; das radiale kommt während des Wachsens allmalig hinzu. Was nun die bilaterale Entwickelung anlangt, so ist dieselbe auch im Quer- Schnitt deutlich erkennbar. Der innere Wall nämlich springt mit einer Spitze gegen die convexe Seite der Zelle vor, und dieser Spitze gegenüber liegt eine Sternlamelle erster Ordnung, welche sich auffällig kurzer als die anderen zeigt und das pri- märe Septum der convexen Seite ist. Zuweilen kann man im Querschnitt auch die primären Septen der beiden gleichmässig gebogenen Seiten erkennen, wenn man nämlich den Schnitt so legt, dass er ein eben sich bildendes Septum trifft; dieses ist dann im Querschnitt kürzer als die benachbarten. Längsschnitt: Der Längsschnitt, welcher in der Sym- metrieebene der Zelle gelegt ist, zeigt wie der Querschnitt eine 204 Theilung in zwei Zonen; die Linie‘ des inneren 'Walles. bildet eine scharfe Grenze. Die äussere Zone zerfällt auch hier in zwei Abtheilungen, eine, äussere mit dichtem Blasengewebe und eine innere mit weitmaschigem; das dichte Gewebe be- steht aus Reihen von Blasen, welche von innen und unten nach aussen und oben gerichtet: sind; auf einer horizontalen Linie stehen 4 bis 6 Blasen; das weitmaschige Gewebe zeigt 2 bis 3 Blasen in einem Radius, welche in undeutlichen ho-. rizontalen Reihen stehen. 2% Die eine Seite des Längsschnittes zeigt, wie sich die Septen gegen den inneren Wall: verhalten; sie sind nämlich streckenweise mit demselben verschmolzen, dann lösen sie sich wieder streckenweise, und an solchen Stellen vermitteln dünne Fäden die Verbindung; hieraus erklärt sich -auch das oben erwähnte Verhalten der Sternlamellen gegen den Wall im Querschnitt. Die innere Zone zeigt die Bläschen in Mförmig gebogenen Reihen gruppirt, welche steil an beiden Seiten des Walles emporlaufen, sich dann beiderseits nach der Mitte und nach unten: umbiegen und hier mit ein paar horizontalen, Bläs- chen zusammenstossen. Wie man sich bei Durchschneidung eines Kelches überzeugen kann, entspricht die Biegung, dieser Blasenreihen dem Längsschnitt des im Kelche sich erhebenden Buckels, wie ihn M’Coy, 1. c. taf.3C. fig. 5., abgebildet hat. Die von M’Coy angegebene Auordnung der Blasen in auf- wärts gebogenen Querreihen ‚erklärt sich offenbar daraus, dass der Längsschnitt bei M’Coy nicht genau durch die Vertiefung des Buckels gegangen sei, sondern mehr dem Rande genähert nur die Umwallung; getroffen habe, und dann musste ja die nach unten gerichtete, durch die Vertiefung des Buckels be- dingte Concavität der Blasenreihe verschwinden, und dieselbe einen einfach gebogenen Verlauf haben. | Der Durchschnitt des Kelches zeigt ferner, dass auch der Buckel an der bilateralen Entwickelung der Zelle Theil nimmt. Es erhebt sich nämlich der der convexen Seite der Zelle zu- gekehrte Theil hoher als der entgegengesetzte. Herr Lupwig hat an der oben erwähnten Stelle zwei Spe- cies seiner neuen “Gattung Oyathodactylia von Hausdorf be- schrieben. Er besitzt dieselben nur in- Ausfüllungen der End- zellen; nichtsdestoweniger lasst sich die Uebereinstimmung der beiden Species . unter ‚sich, sowie die Uebereinstimmung 205 mit. der alten Fieuminge’schen Species evident nachweisen, besonders da mir auch eine solche Kelchausfüllung. vorliegt. Die Form des mittleren Theiles des Coralle ist so. ungewöhn- lich, dass man schon von vorn herein bei gleichem Fundpunkt und übereinstimmender Beschaffenheit des Kelchcentrums ver- muthen darf, dass man es, mit derselben Ooralle zu thun habe. Bei Vergleichung der Beschreibung der C, undosa Lupwıs mit der von M’Coy und der meinigen zeigt sich eine weitere Ueber- einstimmung, welche schliesslich so gross wird, dass Lupwie bei einem Exemplare von 23 Mm. Durchmesser 52 Septa ‚zählt, während ich oben bei 24 Mm. Durchmesser 51 Septa. hatte. Ja es zeigt sogar die Abbildung eine Uebereinstimmung mit meinen Stücken, von welcher im Texte von Herrn Lupwıe nichts erwähnt wurde: namlich die nach der convexen Seite gerichtete Spitze des inneren Walles (la. und lc.) im Quer- “schnitt. Die C. stellata soll sich durch Gestalt und Bau der Septa unterscheiden. Was den Bau der Septa anlangt, so kann ich weder in der Abbildung noch im Text eine Verschiedenheit auffinden, nur dass C. stellata je d jüngere Leisten für einen Quadranten besitzen soll, während undosa deren je 11 hat; das ist aber sehr natürlich, da stellata viel kleiner und jugend- licher ist und mithin weniger Lamellen haben muss; die Ge- stalt der Endzelle kann aber, wenn sie so geringe Modifica- tionen zeigt wie :hier, ebenfalls durchaus nicht als Species- charakter dienen; denn man kann sich an einem längeren Stücke leicht überzeugen, dass sie selbst an ein und demselben Individuum in den Grenzen schwanken kann, welche Herr Lupwıc als Speciesunterschiede braucht, ganz abgesehen davon, dass sie am Steinkern dadurch noch besonders trügerisch wird, weil es an Kriterien fehlt, ob sie durch Verdruckung verändert worden oder nicht; und Verdrückungen kommen überaus häufig vor. Ich kann daher die beiden Species mit Sicherheit in die Synonymik stellen. Die Abbildungen 1., la., lc. und 2,, 2a., 2c. geben eine gute Vorstellung von der Beschaffenheit des Kelchinneren. ‚ Bekannt ist die Art bis jetzt von Kildare, Derbyshire.» Northumberland, Airshire, 206 Lithostrotion junceum Frem. sp. Taf. II. Fig. 8. Epwarps und Haıme, Brit. fos. cor., p. 196. t. 40. f.1. (Hier finden sich die zahlreichen Synonyma und Citate.) Es liegen zwar nur wenige Stücke von Hausdorf und Rothwaltersdorf vor, sie erlauben aber doch eine genaue und sichere Bestimmung. Es ist die Art zunächst leicht an der geringen Dicke der Zellen zu erkennen, welche zwischen 2 und 3 Mm. schwankt. Die Anzahl der Sternlamellen ist 16 oder 18 grössere und in den Zwischenräumen gleichviel kleinere. Die Axe ist seitlich comprimirt, und es zeigt sich zuweilen, dass die Sternlamellen, welche in der Ebene der Axenlamelle stehen, eine etwas grössere Entwickelung besitzen als die an- deren. Darin scheint sich eine zum Bilateralen neigende Aus- bildung auszusprechen. Wenn man durch den Korallenstock einen Querschnitt macht, so trifft man nur wenig Kelche genau senkrecht gegen die Axe; man sieht auf den Querschnitten dann in der Regel einen oder zwei mit dem Wall concentrische Kreise die Sternlamellen durchschneiden, und diese Kreise sind natürlich die Durchschnitte der Böden, welche sich an der Axe etwas kegelförmig nach oben ziehen, wie dies die Figur bei Epwarps und Haıme, Taf. 40. Fig. 1b., zeigt; geht der Querschnitt etwas schief gegen die Axe, so werden die Kreise natürlich excentrische Ellipsen, und im letzteren Falle erlangt der Querschnitt eine gewisse, wenn auch entfernte Aehnlich- keit mit dem der Gattung Syringopora. An einem guten Längsschnitte fehlt es zwar, allein der vorhandene zeigt genügend die Uebereinstimmung mit der von EpwArps und Hame in Fig. 1b. zur Rechten abgebildeten Zelle. - Die Oberflächenbeschaffenheit und die Gestaltung der Endzelle sind an den Stücken nicht zu sehen, da die Koralle in festem, schwarzem Kalkstein sitzt. Lithostrotion irregulare Pain. sp. Taf. II. Fig. 9. Eopwarops und Haıme, Brit. fos. cor., p. 198. t. 41. Es liegen mehrere Stücke von Hausdorf, eines von Alt- wasser vor, welche mit den englischen Abbildungen gut stim- men. Der Querschnitt hat einen Durchmesser von 4 bis 5 Mm. Man sieht im Querschnitt 16 bis 24 Sternleisten; diejenigen, 207 welche in der Ebene der seitlich comprimirten ‚Axe liegen, pflegen eine etwas stärkere Entwickelung zu haben und bis an die Säule heranzureichen. Zwischen ihnen stehen sehr kurze Sternlamellen, die etwa bis zu } der Länge des Radius reichen; in dem durch die kleinen Septa gebildeten Ringe, er- scheinen die Querschnitte von einem oder zwei Bläschen in jedem Interseptalraume; in dem inneren Kreise, welcher von den grossen Septen allein eingenommen wird, erscheinen auf jedem Radius O0 bis 2 Querstäbchen (d. h. Querschnitte von Böden). Die Zellen stehen etwas weiter aus einander als bei englischen Stücken. Die Längsschnitte sind denen der ‚vorigen Art sehr ähulich. Im Gebiete der kurzen Sternleisten sieht man auf ihnen eine oder zwei Reihen Bläschen. Den mittleren Raum erfüllen die Böden, welche } bis 1 Mm. von einander entfernt sind; sie beginnen am Rande meist mit zwei Lamellen, welche sich aber bald vereinigen, und dann zieht sich der Boden an der Säule etwas in die Höhe. Der zwei Lamellen wegen zeigt ein Längsschnitt in der Nähe der Umgrenzung auf demselben Raume doppelt so viele Boden als ein centraler; man kann dadurch leicht in Irrthum gerathen. Lithostrotion Martini Epwarns und Haınr. Taf. I. Fig. 10. Epwarns und Haıme, Brit. fos. cor., p. 197. t. 40, f. 2. Es liegen einige Exemplare von Hausdorf, eines von Alt- wasser vor. Da si® in festen Kalkstein eingebettet sind, so kann über die Oberflächenbeschaffenheit und die Form der Kelche nichts gesagt werden. Die Längs-. und Querschnitte stimmen dagegen vollständig mit den Beschreibungen und Ab- bildungen bei Epwarps und Haıme. Der einzige Unterschied ist der, dass bei unseren Exemplaren auf dem Querschnitt, dessen Durchmesser 8 Mm. beträgt, constant 28 grössere und ebensoviel kleinere Sternlamellen vorhanden zu sein scheinen, während die englischen 26 haben; es dürfte dieser Umstand vielleicht Anlass geben, die von EpwArns und Haıme aufge- stellte Art L. Phillipsi (l. c. p. 201), die der Abbildung und Beschreibung nach dem L. Martini äusserst ‚nahe steht, mit diesem zu vereinigen, Da auch diese Species eine seitlich zusammengedrückte Axe besitzt, und die. in ‚der Ebene der Axenlamelle liegenden beiden Sternlamelleu sich durch Grösse 208 und Annäherung an die Axe von den anderen auszeichnen, so zeigt auch diese Art einen gewissen IEBPLEARE vom vollstän- dig radialen zum bilateralen Bau. Im Anschluss an die drei vorhergehenden Arten der Gat- tung Lithostrotion möchte ich noch auf Eines aufmerksam machen. Man kennt alle drei nur, so viel ich weiss, in Stücken; von keiner dieser drei Species ist das untere Ende bekannt; andererseits kann man vermöge des vorhandenen Materials auf eine sehr bedeutende Länge der Stöcke schliessen. Bemerkt man ausserdem den so übereinstimmenden Bau, in dem eigent- lich nur die Zahl der Septen Verschiedenheiten hervorbrinst, so wird man dem Gedanken Berechtigung nicht absprechen kön- nen, dass diese drei Arten möglicherweise nur Alterszustände einer Species seien; es wurde mich in der That nicht über- raschen, wenn man bei Betrachtung eines grossen Blockes im Steinbruch an einem Ende die dünnen Röhren von ZL. junceum, am anderen die dicken von L. Martini, dazwischen die von L. irregulare anträfe. Lonsdaleia rugosa M’Cor. Taf. II. Fig. 1. M’Coy, Brit. Pal. fos., p. 105. t. 3B. f. 6 1851. Enw4rps und Haıne, Pol. foss. d. ter. pal., 461. 1851. Eowarps und Haıng, Brit. fos. cor., p. 208., t. 38. f. 5. 1852. (Hierbei steht fälschlich Septa..... about 10 statt about 40) Lupwıc, Korallen aus paläolith. Form, Palaeontogr. XIV., p. 220. t. 63. f. 1. 1866. (Unter dem Namen War lendrogoches Martini Lupwic.) Bei der generellen Bestimmung dieser Art wird es zunächst zweifelhaft, ob man dieselbe der Gattung Lonsdaleia oder Altopkyilan Epwarps und Haıns zuweisen soll. Bei der Auf- stellung des Genus Axophyllum charakterisirten EDwArDs und Harue dasselbe mit den Worten (Brit. fos. eor., introd. p. LXXI.): „Corallum simple, trochoid, and resembling Lithostrotion by its structure*, worin für Lithostrotion zu setzen ist Lonsdaleia (siehe ]. c. p. 205. Note4). Es wird alse hier die Einfach- heit des Korallenstockes als einziges Merkmal zur generischen Trennung von Axophyllum und Lonsdaleia aufgestellt. Auch in den Pol. fos. d. ter. pal. werden p. 455 und 457 die beiden Genera fast mit denselben Worten charakterisirt, nur dass bei Axophyllum abermals hervorgehoben wird: „ce genre differe des Lonsdalia en ce que son polypier reste toujours simple; du 209 reste il presente la m&me structure, si ce n’est que ses rayons costaux sont plus developpes et presque lamellaires.“ Der letztere Zusatz wird indessen von Epwarns und Harz selbst anderweitig als unwichtig bezeichnet. Es bleibt also zur generischen Unterscheidung nur die Einfachheit des Korallenstockes bei Axophyllum, während Lons- daleia einen zusammengesetzten Stock besitzen soll. Die mir vorliegenden Stücke sind nun’ in der "That einfache Zellen, müssten also der’ Gattung Axophyllum zugewiesen werden, an- dererseits stimmen sie bis in die kleinsten Einzelheiten der Struetur mit englischen zusammengesetzten Korallenstöcken, und das scheint mir ein vollgiltiger Beweis zu sein, dass die Ein- fachheit des Stockes, wenigstens in diesem speciellen Falle, nicht als Speciesunterschied und um so weniger als Gattungs- unterschied dienen kann. Ich kann mich demnach nicht davon überzeugen, dass die Gattung Axophyllum eine Bedeutung im System habe. Epwarps und Haımz sind in dieser Beziehung nicht eonsequent gewesen. Denn während sie hier zwei Gat- tungen auf das erwähnte Merkmal hin errichten, sagen sie bei Campophyllum (Pol. d. ter. pal, p. 395): „Cette division ne renferme jusqu’& present que des especes simples, mais peut- etre devra-t-on l’augmenter de quelque polypiers composes!* Der Beschreibung liegen mehrere Stücke zu Grunde, welche zwar den Kelch nicht zeigen, die aber in ihrem Inneren so gut erhalten sind, dass die genaueste Uebereinstimmung mit den englischen Exemplaren nachgewiesen werden kann. Die Aussen- seite, zeigt dieselben groben ringförmigen Falten wie das Bild von EpwArns und Haıme. Der Qyerschnitt des einen Stuckes stimmt mit der Abbildung und Beschreibung M’Coy’s so genau überein, dass selbst die Anzahl der Sternlamellen in beiden dieselbe, nämlich 42, ist. An einem anderen Exemplare ist der Querschnitt näher dem unteren Ende gelegt, derselbe zeigt - hier 34 Sternlamellen‘, während das grösste vorhandene Stück deren 5l erkennen lässt. Zwischen allen diesen Stücken sind die Uebergänge nachweisbar, so dass man nicht berechtigt ist, der Grösse wegen einige Stücke abzuzweigen. Die Zellen haben 14 bis 23Mm. im Durchmesser, sind „lang konisch, sehr runzlich, mit breiten, unregelmässigen Ringen, welche von Längslinien durchkreuzt werden“ (letztere scheinen mir nur die bei schlechter Erhaltung durchschimmernden Stern- Zeits, d. D.geol,Ges. XXI. 1. 14 n 20 lamellen zu sein; sowohl meine Originale als auch. die Ab- bildung bei Epwarps und HaınE zeigen sie nicht; nur‘ an abgeriebenen Stellen einiger Stücke kommen sie zum. Vor- schein), „junge Zweige bleiben bei ziemlicher Länge sehr dunn; die Kelche tief, mit vorragender zusammengedrückter Axe, die mittlere Partie mit dicken ausstrahlenden Lamellen , welche bei der Annäherung an den Rand dünner werden und: sich mit einem Netzwerk starken Blasengewebes verbinden.“ M’Cor. Querschnitt: Man kann auf dem Querschnitte deutlich drei concentrische Zonen von einander unterscheiden: eine äussere, eine mittlere und eine innere. Die äussere wird durch die starke Epithek nach aussen scharf begrenzt und nach: innen nicht minder deutlich durch einen Kreis, welcher dadurch ge- bildet wird, dass sich eine kleine Blase mit dicker Wand an jener Stelle ausbildet. Dieser Kreis, der mittlere Wall, ist mit bis = des Radius geschiagen. Die mittlere Zone ist von der inneren durch einen ebensolchen Kreis, den inneren Wall, geschieden, der mit + bis ; des Radius geschlagen ist. Die Sternlamellen beginnen an der Epithek, durchlaufen die äussere Zone, durchschneiden den mittleren Wall und drin- gen in der mittleren Zone bis in die unmittelbare Nähe des inneren Walles vor; ein Theil von ihnen verschmilzt nun mit dem inneren Wall, ein anderer ist mit demselben durch feine Fäden verbunden, welche: nicht mehr die radiale Anordnung haben, und ein dritter endet frei; das letztere geschieht offen- bar deshalb, weil die feinen Fäden nicht die Durchschnitte von fortlaufenden Lamellen sind, sondern weil dieselben die Sternlamellen mit dem inneren Wall nur hier und da verbinden. In die innere Zone dringen die Sternlamellen nicht ein; denn die Linien, welche in der inneren Zone noch eine sternförmige Anordnung zeigen, sind nur zuweilen die scheinbaren Fort- setzungen der Sternlamellen, zuweilen dagegen setzen sie am inneren Wall ganz plötzlich an, ohne mit den Sternlamellen in Verbindung zu stehen. . Die äussere Zone zeigt bei grösse- ren Exemplaren zwischen den Sternlamellen erster Ordnung noch solche zweiter Ordnung, welche in der Regel halbwegs zwischen Epithek und mittlerem Wall aufhören, zuweilen jedoch, und zwar besonders bei den alten Stucken, den mittleren Wall sogar erreichen; bei jungen Stücken fehlen sie entweder ganz, oder sie sind durchaus rudimentär. Es zeigt sich in der 211 äusseren Zone: reichliches Blasengewebe; die einzelnen Blasen liegen sehr unregelmässig. In der mittleren Zone dagegen zeigen sich ‘die Blasen regelmässig, und man findet auf jedem Radius etwa 4 bis 5 Querschnitte. Die innere Zone ist am besten mit dem Netz einer Spinne vergleichbar, nur dass sie von einer. dieken Lamelle quer durchschnitten ist, welche diametral von einer Seite des inneren Walles zur an- deren gehend, die ganze Zone in zwei gleiche Theile theilt. Diese dicke Lamelle ist selbst wieder aus zwei an einander liegenden Platten zusammengesetzt. - Durch dieses lamellen- förmige Säulchen, welches sich bei allen Arten der Gattung Lonsdaleia findet, ist nun ein Uebergang von der rein radialen zur bilateralen Entwickelung angedeutet, und wir werden gleich sehen, dass die Längsschnitte diese Entwickelung in noch höherem Grade aufweisen. Man kann nämlich zwei wesentlich verschiedene Medianschnitte legen: einen senkrecht gegen die Säaulenlamelle und einen so, dass die Ebene des Schnittes mit der Ebene der Saulenlamelle zusammenfällt, dass die letztere also durch den Schnitt gespalten wird. Längsschnittsenkrechtgegen dieSäulenlamelle. Es liegt dem Folgenden nur ein Längsschnitt zu Grunde, wel- cher an dem grössten vorhandenen Exemplare gemacht wurde; dasselbe liess aäusserlich vermuthen, dass der Kelch erhalten sei, und der Schnitt ergab glücklicherweise die Richtigkeit der Vermuthung. Auch hier haben wir es natürlich mit drei Zonen zu thun, welche denen des Querschnitts entsprechen. Trifft man mit dem Querschnitt gerade zwischen zwei Sternlamellen, so sieht man die äussere Zone mit Blasen erfüllt, welche in schiefen Reihen von unten und innen nach oben und aussen gerichtet sind; in einer horizontalen Linie finden sich 5 oder 6 Blasen; die innere Wand der innersten ist viel stärker als die anderen und bildet den mittleren Wall, welcher die äussere Zone von der mittleren scharf abgrenzt; trift man aber mit dem Längsschnitt gerade eine Sternlamelle, so ist natürlich vom Blasengewebe und mittleren Wall nichts zu sehen. In der mittleren Zone sind die Blasen bedeutend grösser; sie stehen horizontal, und es finden sich eine oder zweiin einer horizon- talen Linie. Die innere Zone ist bei unseren Stücken etwas deutlicher von der mittleren getrennt als bei M’Coy; dies wird dadurch bewirkt, dass die Blasen des mittleren Theiles plötzlicher 14* 212 von der horizontalen Richtung abweichen. Es findet sich’eine Erklärung hierfür in der Betrachtung des anderen Längsschnit- tes. Der Schnitt bei M’Coy ist mehr dem einen Ende der mitt- leren Lamelle genähert als der unsrige. Die innere Zone ist natürlich von der Säulenlamelle in der Mitte durchschnitten; die Blasen der Zone sind sehr dunn und ziehen sich in schie- fen Reihen an der: Säule in die Höhe. Der Kelch ist sehr tief. Die äussere Zone zieht sich hoch in die Höhe, während die mittlere tief zurückbleibt und die innere mit der Säule als Cylinder mit kegelförmiger Spitze hervorragt. Die Sternlamel- len reichen bis an die kegelförmige Spitze, so dass zwischen ihnen Spalten sind, welche erst in nicht unbedeutender Tiefe vom Blasengewebe der mittleren Zone geschlossen werden, Der Unterschied unserer Abbildung und der bei M’Cory Eagie durch Altersverschiedenheit hervorgebracht. Der Längsschnitt in der Ebene der Säulen- lamelle zeigt die äussere Zone in gleicher Entwickelung wie der andere; die mittlere Zone ist bei unserem Schnitt nicht sichtbar, wird sich aber auch kaum anders darstellen. Dagegen zeigt die innere Zone eine ganz andere Anordnung der Blasen. Diese legen sich nämlich in unregelmässigen Bogen an die Säule; in dieser bogenförmigen Anordnung ist noch eine andere erkennbar, welche schwer zu beschreiben ist, und welche das eigenthümliche gewundene Aussehen der Säule bei der Gattung Lonsdaleia hervorbringt. Sie ist in der Zeichnung erkennbar. Herr Lupwıs hat an der oben genannten Stelle unter dem Namen Taeniodendrocyclus Martini eine Koralle abgebildet und beschrieben, die wie unsere Stücke von Hausdorf stammt, von der ich nachweisen kann, dass sie mit unserer Speeies übereinstimmt, Dass sie nämlich nicht Lithostrotion Martini bei Epwarps und Haınz ist, ja überhaupt kein Litkostrotion, ersieht man sofort aus der Bildung der Columella, welche bei Lithostrotion niemals die Structur hat, wie sie Figur le. und le. zeigen. Ausserdem zeigen die vier Figuren 1b. bis ld. noch sehr merkwürdige Verschiedenheiten, indem nämlich lb. und 1d. in ihrer -Mitte eine deutliche compacte Säule tra- gen, welche den beiden anderen Figuren fehlt; diese auffallende Erscheinung soll wohl dadurch erklärt werden, dass 1b. und le. „zwei Querschliffe, die Böden von oben gesehen ‚*- sind, a) 213 während lc. und 1d. zwei Querschliffe, „die Boden von unten gesehen,* vorstellen sollen. - Allein dies macht.mir die Sache nicht begreiflicher; denn ich vermag nicht einzusehen, wie durch die etwas variirte Lage eines Querschnittes das Bild der Säule verschieden ausfallen soll. Kurzum, wenn die: vier Abbildungen überhaupt zu ein und.derselben Species gehören sollen, so bleibt nur übrig an- zunehmen, dass der verschiedene Erhaltungszustand so ver- schiedene Bilder'lieferte, und dass man’ aus allen Bildern die Merkmale der Species combiniren müsse. ‘ Diese Merkmale passen dann’ aber ganz gut auf unsere Species; denn das Vor- handensein. ‚von nur: 24: Sternlamellen ist bei der geringen Dicke der abgebildeten ‚Exemplare nicht störend; es sind eben jüngere Zellen, welche erst bei weiterem Wachsthum durch 34 zu 42 Sternlamellen vorschreiten. Da Herr Lupwic bei allen Korallen die Sternlamellen nach der Zahl 6 angeordnet findet, so ist das auch bei’ der vorliegenden Species‘ der Fall; ich habe weder an Herrn Lupwige’s Abbildungen, noch auch an meinen Originalen dergleichen erkennen können. Ä Was nun den neuen Gattungsnamen Taeniodendrocyclus anbetrifft;, so habe ich in der Arbeit des Herrn Lvpwig ver- geblich eine Gattungscharakteristik gesucht; bis eine solche pu- .blieirt wird, wird 'man den etwas unbequemen siebensilbigen Namen wohl als nicht existirend betrachten können, Bekannt ist die Art bis jetzt von Mold und Oorwen. Heterophyllia yrandis M’C’or. Taf. Il. Fig. 1. Brit. pal. fos, p. 112. t.. 3A. £. 1. RED Epwarns und Haınz, Brit. cor., p. 210. Diese seltene Koralle, welche bisher nur aus, dem Kohlen- kalk von Derbyshire durch M’Coy abgebildet und beschrieben wurde, liegt in einer Reihe von Exemplaren aus Altwasser vor: Es sind lange cylindrische Stämme, deren oberes und un- teres Ende noch unbekannt ist; das längste mir vorliegende Stüuck‘ist 1 Dm. lang; und zeigt an beiden‘ Enden eine Dicke von etwa 6 Mm. Das dickste Stuck hat einen Durchmesser von 12 Mm., das dunnste von 3 Mm. Die Oberfläche, 'welche sich an den Stücken schwer vom Gestein reinigen ':lässt, ist nach‘ der ‘Grösse der‘ Exemplare ziemlich verschieden. ° = 214 Die jungen Stücke zeigen deutliche gerade Längsrippen, welche bei vorschreitendem Wachsthum indessen zu verschwinden scheinen und: unregelmässigen Längswuülsten Platz machen, welche durch mehr oder weniger deutliche Furchen von ein- ander getrennt werden. Bei einem der jüngeren vorliegenden Exemplare, dessen Oberfläche sehr gut erhalten ist, ‚sind nun diese Längsrippen mit kleinen Knötchen besetzt, welche‘ „etwas weiter als ihren eigenen Durchmesser“ von einander: entfernt sind; das Vorhandensein dieser Knötehen macht M’Coy zum hauptsächlichsten Merkmal seiner Art H. ornata; da ich indessen von diesem Stück die Uebergänge bis zu jenen grobrunzeligen Stämmen vor mir habe, so scheint mir die Species‘ 4. ornata our. der gut erhaltene Jugendzustand von: ZH. grandis zu sein: Querschnitt. Aus dem Vorhergehenden ergiebt' sich, dass der Umriss des Querschnittes nach dem Alter des Stam- mes sehr verschiedenartig ‘sein muss; bei jungen Stücken ist er mehr oder. minder kreisformig oder .elliptisch‘ und: erhält erst bei alten durch die Wülste und Furchen eine unregelmässige Form, welche mitunter durch Druck im Gestein noch unregel- _ mässiger wurde. Man sieht dann bei den. grösseren eine etwa 1 Mm. dicke Epithek und den übrigen Raum erfüllt von den Querschnitten der Sternlamellen, welche sich vom Rande her mit einander in unregelmässiger. Weise verbinden, ‘Ich habe oft versucht, eine gesetzmässige Anordnung der Lamellen: zu finden, indessen ist mir das nur sehr unvollständig gelungen. Es ist nämlich fast bei allen Querschnitten, die ich "habe, eine Lamelle vorhanden, welche als ununterbrochener Durch- messer das Feld in zwei Hälften theilt, und es ist auch dieser Durchmesser in der Figur 2a. tab. IITA. bei M’Coy angedeutet, ohne dass M’Cor von ihm spricht. Auf diesem Durchmesser stehen in der Nähe des Mittelpunktes jederseits eine oder zwei Lamellen senkrecht, welche sich nicht verästeln und in den nun übrigen vier Quadranten verästeln sich viele vom Durchmesser ausstrahlende Lamellen in einer, wie es scheint, gesetzlosen Weise. Die Anzahl: der Lamellen am Rande varürt zwischen 16 und 40; von: mir beobachtet wurden die Zahlen 16, 26, 32, 35, 40. Selbst der Versuch, durch Vergleichung der auf einander folgenden Grössen das Gesetz zu entziffern, missgluckte. y Zuweilen werden die ‚Sternlamellen durch‘ sehr dünne 215 Stäbchen: verbunden, welehe, wie wir. beim Längsschnitt sehen werden, die Querschnitte sind von blasenartigem Gewebe zwi- schen den »Sternlamellen... ‚Betrachtet man einen Dünnschliff dieser Koralle bei schwacher Vergrösserung unter dem Mikro- skop, so sieht man deutlich, wie jede Sternlamelle aus zwei Hälften besteht, die durch eine dieke schwarze Linie getrennt werden. Letztere folgt natürlich dem ganzen Lauf der Ver- astelungen, da alle Lamellen mit einander anastomosiren; die Sternlamellen. ‚hören ‚nicht unmittelbar an dem Epithekringe auf, sondern sie dringen mit einer plötzlichen Erweiterung in denselben ein; die mittlere. Linie hört an einem bestimmten Punkte auf, und auch die seitlichen Begrenzungslinien ver- schwinden, ohne zu verschwimmen.,. Durch dieses Eingreifen schneiden ‚die unteren Enden von je zwei Sternlamellen aus der Epithek ein Stück heraus, ‚welches zwischen ihnen einge- klemmt ‚liegt. In Folge davon, dass ich mir den sehr merk- würdig aussehenden . Längsschnitt bei, M’Coy nicht erklären konnte, machte. ich an zweien unserer Exemplare gleichfalls Längsschnitte.. Dieselben wurden nicht durch den Mittel- punkt geführt, sondern etwas seitlich und zufällig ungefähr parallel.dem oben erwähnten Durchmesser des Querschnittes. Es entstanden. auch auf beiden Bilder, welche von. dem M’Coy’s durchaus verschieden ‚sind. Sie zeigen nämlich die mehr oder weniger parallel neben einander laufenden Linien der Siern- lamellen, ‚welche durch kleine Linien mit einander verbunden sind. ‚In. Folge dessen wurde nun ein Schnitt senkrecht gegen den Durchmesser angefertigt‘ und: bis etwa in die Mitte des Stückes geschliffen; ‚da indessen das Stück ein wenig gebogen war, so ‚erreichte der Schnitt die Mitte nur am oberen und unteren Ende. | Es.‘ zeigte sich nun ein Bild, ;welches mit dem von M’Ooy ‚vergleichbar ist.. In der Mitte fand sich eine Lamellen- linie, welche sich im unteren Theil spaltete und als zwei nahe stehende Linien weiter verlief; rechts und links sah man gleich- falls Linien von Sternlamellen, die man als solche auf dem ersten Längsschnitte,. der an, demselben Stucke ausgeführt. war, erkannte. ‘Diese Linien bilden ‚ein Muster von Rhomben, welches dem ‘bei. M’Coy durchaus gleicht, nur dass dort der Schnitt wegen ‚seiner Kürze ohne Weiteres unerklärlich_ ist. Innerhalb dieser, Rhomben sieht man’ mehrere sehr feine, 216 S-formig gebogene Linien von der Axe nach dem Rande ver- laufen, welche die Schnitte sind von den blasenartigen Scheide wänden, die wir bereits in dem Querschnitt und ersten _ schnitt kennen lernten. Um also schliesslich die Structur der merkwürdigen Ko- ralle noch einmal zusammernzufassen,, so besteht dieselbe aus einem Cylinder, welcher durch unregelmässige 'mit einander verschmelzende Sternlamellen in Fächer ‘getheilt. ist; diese Fächer sind ihrerseits durch Böden, welche im‘ Allgemeinen schief von aussen und öben nach innen und unten ver- laufen und nach oben convex ‘sind, in eine Reihe von Kammern getheilt. Da Unter den Korallen von Altwasser finden 'sich ‘nun auch noch einige Stämmchen von 2—-2,5 Durchmesser, welche eine im höchsten Grade auffällige Anordnung der Sternlamellen be- sitzen. Diese Stämmchen hatten einen genau sechsseitigen Querschnitt und besassen zu meinem 'Erstaunen s’echs Stern- leisten. Dieselben gehen von den Ecken des Umrisses ‘aus ünd verbinden sich in ‘der Mitte in eigenthümlicher Weise. Zwei Sternleisten nämlich, welche von zwei einander gegen- überliegenden Ecken des Sechseckes kommen, bilden’ beinahe einen Durchmesser; sie hören indessen’ ein wenig‘ vor‘ dem Centrum auf, und ihre Endpunkte sind durch eine’ kleine schief gegen ihre Richtung stehende Lamelle verbunden. ' An’ den Endpunkten dieser Sternleisten bilden sich nun zwei kleine Lamellen, welche ‘einen auf der Richtung des eben genann- ten Durchmessers senkrechten Durchmesser andeuten. Diese gabeln sich in kurzer Entfernung vom Centrum und bilden, nach den Ecken des Sechseckes 'verlaufend, die übrigen - vier Sternleisten. Ganze junge Stücke scheinen dadureh noch regel- mässiger zu werden, dass die den Durchmesser andeutenden Sternleisten in der Mitte wirklich zusammenstossen,, "während andere dadurch unregelmässiger werden, dass die schiefe La- melle zwischen den diametralen Sternleisien sich bedeutend vergroössert. Diese letzteren Stücke hatten nun eine nicht zu verkennende Aehnlichkeit mit dem kleinsten oben‘ erwähnten Stücke von ZH. grandis, mit welchem alle ausserdem 'in "der enorm 'starken' Epithek übereinstimmten; ich’ kam in Folge dessen auf die Vermuthung, dass man es hier mit einem Jugend- zustande zu 'thun habe, würde‘ indessen ‘dieselbe gewiss nur 217 . sehr vorsichtig ausgesprochen haben, ‘wenn ich nicht eben vor Abschluss der Betrachtungen über: diese Species’ in der Bergakademie ein: Stuck gefunden hätte, welches einen: Ueber- gang zwischen den sechsstrahligen Stücken und den kleinsten H. grandis herstellt und die Richtigkeit meiner Vermuthung evident erweist. Dieses ‚Stuck ist nämlich im Umriss zwoölf- eckig ‚und zeigt: zwölf: Sternleisten. ‘ Die Verbindung; der Sternkeisten ist eine derjenigen der. sechseckigen Stücke durch- aus ähnliche; dieselbe ist zwar schwer zu beschreiben — jede sechs Sternleisten scheint durch ein Paar Parallelen ersetzt, — indessen ist ‚sie‘ aus der Zeichnung durchaus klar abzusehen. Eine von den zwölf Leisten zeigt'schon die Spur'einer neuen Nebenleiste, und in einem: Fache sieht man zwei Lamellen durch ‚eine ‚Querlinie verbunden. : Obgleich man: an’ diesem Stück die Anordnung der Leisten noch auf das Deutlichste über- sehen. :kann, so bekommt'man: doch auch bereits eine 'An- schauung: davon, warum .es bei weiterer Spaltung der Lamellen schliesslich unmöglich wird, ein Gesetz: in ihnen 'aufzufinden; indessen kann man sich davon uberzeugen;, :dass der oben er- wähnte. Durchmesser, auf welchem in der Nähe des: Centrums einige Sternlamellen ‘senkrecht stehen, ohne sich''zu verästeln, nichts anderes sei als die Lamelle, welche von den „diame- tralen Sternleisten* der sechsseitigen Varietät gebildet: wird. '- Die Gattung steht vorläufig ganz isolirt,,;; und es: scheint fraglich, ob man es überhaupt mit einer Rugose zu thun habe. Die aufgezählten. Arten fordern zu einigen allgemeinen Betrachtungen auf, von denen ich die von‘ Herrn Professor Beyriıc# fur ‚die Kohlenkalk-Fauna von Timor — Abh. d: Akad. d. Wiss., Berlin 1864,:p. 87 —- ausgesprochene‘ auch für die schlesische Korallen -Fauna in Anspruch nehmen möchte: sie ist „eine neue ‚Bestätigung der Thatsache, dass die Formation des Kohlenkalksteins sich in der auffallendsten..Gleichartigkeit ihres organischen Inhaltes über die ganze Erde verbreitet.“ In der That, sämmtliche erwähnte Korallen sind entweder iden- tisch mit bekannten Arten aus Russland, England und Amerika, oder sie stehen bekannten Arten jener Länder so überaus nahe, dass man gegründete Zweifel uber ihre specifische Selbststän- digkeit hegen kann. Die Gattung Palaeacis, die einzige be- 218 kannte Korallengattung der Kohlenformation von Illinois, zeigt sich in Schlesien, in einer Entfernung von mehr als 1000 geo- graphischen Meilen, wieder, während:sie bisher in den zwischen- liegenden Ländern, wo Kohlenkalk auftritt, nicht bekannt. ge- worden: ist. Von: den vier Ordnungen der Korallen, welche in den palaeozoischen Formationen überhaupt auftreten ,*) finden wir auch: Vertreter in unserer. Fauna. Die sehr eigenthümliche Ordnung der Tubulosen liefert eine: Art der Gattung Aulopora. Die im Silur und Devon: mit grossem Arten-' und noch grösserem Individuen-Reichthum ver- tretene Ordnung der Tabulaten findet in Favosites parasitica und ‚Syringopora ramulosa. nur geringe Vertretung. Die Ord- nung der Porosen, seit dem Silur in spärlichen Arten und spär- lichen Individuen vorhanden, liefert uns in ‚Palaeaeis laxa einen interessanten Beleg ihres Vorhandenseins. Die Ordnung der Rugosen stellt das Hauptcontingent, eine Reihe 'von' meist äusserst bemerkenswerthen Formen; kurz vor ihrem Ausster- ben ‘complieirt sich ihre Organisation noch einmal in auffälliger Weise; eine Thatsache, die man bei Betrachtung der geologi- schen Entwickelung anderer artenreicher Abtheilungen des Thier- reiches gleichfalls wahrnimmt; gleichzeitig erinnern »einige Ge- stalten noch an die frühere Einfachheit. Besonders erreicht der Centraltheil des Stockes, die Co- lumella, eine so verschiedenartige Entwickelung, wie. sie die früheren Formationen nicht kennen; die columellatragenden Korallen überwiegen im Kohlenkalk schon an Artzahl und noch weit bedeutender an Zahl der Individuen, während in den vor- hergehenden Formationen das Umgekehrte der Fall war. Die in jeder Beziehung 'sonderbare Heterophyllia: grandis bildet den Beschluss der interessanten Formenreihe. *) Ich werde in Kurzem nachweisen, dass die Gattung Palaeocyclus eine echte Rugose ist. ” Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 219 Erklärung der Abbildungen auf Tafel II. und I. d bedeutet das primäre Septum der convexen Seite. "me FF h hy 4 „ eoncaven Seite.‘ 3% die beiden anderen primären Septa. Tafel. IE . Heterophyllia, grandis 2. : Querschnitt eines erwachsenen Exemplars, p. 214. Der erwähnte Durchmesser geht von oben nach unten; b. ‚Junges. kreisförmiges Exemplar, dieselbe Stellung. . Sechsseitiges Exemplar, p. 216. Der Durchmesser geht von links nach rechts, d. Zwölfstrahliges Exemplar, p. S17, » so» N oo 8» eV s0 . Schnitt parallel dem Durchmesser, p. 215. Schnitt senkrecht gegen den Durchmesser, p, 216 Beide Schnitte e und f sind an demselben Stücke gemacht und stossen also am Original im rechten Winkel an einander; sie sind in entsprechen- der Lage neben einander gestellt; die dicken Linien sind die Stern- leisten, die dünnen die Böden. . Palaeacis laxa, p. 185. . Das Stück von oben gesehen; die beiden Kelche links oben sind von Gesteinsmasse entblösst gezeichnet. Natürliche Grösse. . Das Innere eines Kelches vergrössert. . Oberfläche; oben liegt ein Kelchrand, vergrössert . Querschnitt durch 2 Kelche, vergrössert. . Lophophyllum confertum, p. 195. . Lophophyllum leontodon, p. 194. . Diphyphyllum irregulare, p. 200. jan role ala Querschnitt. . Schiefer Längschnitt. Zaphrentis, p. 192. 3. . Syringopora. . Das p. 190 erwähnte Stück mit dicken Zellen, natürliche Grösse. . vergrössert, p. 191. . Lithostrotion junceum, p. 206. 2. Lithostrotion irregulare, p. 206. 2. 10. Lithostrotion Martini, p. 207. 2. a. Querschnitt. b. Längsschnitt in der Nähe des Randes um die vielen Böden zu zeigen; siehe L, irregutare, p. 207 am Ende. Fig. Fig. o' © m ® ) 220 Tafel III, Alles 3. - . Lonsdaleia rugosa. . Querschnitt, p. 210. . Längsschnitt senkrecht gegen die Säulenlamelle, p. 211. Auf der rechten Seite liegt im Schnitt eine Sternleiste, auf der linken ein Interseptum. . Längsschnitt der inneren Zone in der Ebene der Sänlenlamelle, p. 212, . Aulophyllum fungites. . Querschnitt, p. 202. . Längsschnitt, p. 203 Er ist aus 2 Exemplaren componirt. Im unteren Stücke liegt rechts in der mittleren Zone ein Septum, welches durch hellere Farbe angedeutet ist; da dasselbe nicht ganz eben ist, so verschwindet es oben und unten und erfüllt nicht die Zone gänzlich. Es ist auf eine grosse Strecke mit dem inneren Walle verschmolzen, oben und unten aber mit ihm nur durch Fädchen verbunden. . Campophyllum compressum, p. 198. . Querschnitt; in der Mitte ist gerad6 ein Boden getroffen. . Längsschnitt. | 221 9. 0. Silvestri, Ueber die vulkanischen Phänomene des Aetna in den Jahren 1865 — 66, mit besonderer Bezugnahme auf den Ausbruch von 1865. (Auszug der Atti dell’ Accademia Gioenia di scienze naturali di Catania. Serie terza. Bd. I. p. 56— 285. 1867.) Von Herrn J. Roru ın Berlın. Hierzu’ Tafel IV. 1. Bis zum Ausbruch im Januar 1865. Nach dem Ausbruch im Val del Bove 1852 (s. diese Zeitschr. Bd. IX. 171) hatte der Aetna ausser einigen Bewegungen des Bodens in seinem Hauptkrater keinerlei Bemerkenswerthes ge- zeigt. Das in Zeiten der Ruhe gewöhnliche Ausstossen von Wasserdampf, Salzsäure, Schwefelwasserstoff, Kohlensäure aus der Hauptbocca, den Wänden und dem Boden des Kraters ging fort. In der ersten Hälfte Mai 1863 stieg aus dem Hauptkrater mit feiner Asche beladener Dampf auf, dessen Beleuchtung bei Nacht gesehen, auf glühende Massen im Krater schliessen liess. In den ersten Tagen des Juni hatten Explosionen von Dampf statt, und eine derselben war von einer leichten, aber weithin gehörten Explosion begleitet. Nach einer Pause von 20 Tagen folgten stärkere, auch in Catania gehörte Detonationen, be- gleitet von grossen Dampfmassen, die sich, bei Nacht gesehen, beleuchtet zeigten. Am 7. Juli fruh zwischen 3 und 5 Uhr erhob sich, begleitet von zwei sehr starken und dumpfen Don- nerschlägen , mit grosser Gewalt eine mächtige Wolke dichten und schwarzen Rauches, welche Sand und schwarze, grosse Schlacken auf den Sud- und Östtheil Siziliens — es herrschte Nordwestwind — fallen liess. Die Asche soll bis nach Cala- brien und Malta gelangt sein. Das Ufer von Catania, in gra- der Linie 30 Kilometer vom Hauptkrater entfernt, wurde mit einer einige Centimeter mächtigen Schicht schwarzen feinen Sandes bedeckt; an den dem Aetna näheren eyclopischen Inseln 222 war der Sand grobkörniger, und näher nach dem Aetna zu steigerte sich die Grösse, so dass z. B. Schlackenstücke von 40 Cubikcentimeter Inhalt die Casa inglese (2957 Meter See- höhe) grössten Theils zerstörten. Unter der ausgeworfenen Masse befanden sich viele ] bis 14 Cubikmeter Inhalt er- reichende Blöcke alter, durch die Fumarolen des Hauptkraters zersetzter und gebleichter, weisser und gelber, mit Eisenchlorür, Gyps und Alaun-Mineralienbeladener: Lava, (die sich über den Südfuss des Kegels verbreiteten. | Am 8. Juli wurden unter Bodenerschütterungen und De- tonationen aus dem Hauptkrater fortdauernd glühende Schlacken ausgeworfen, die bei dem Nordwestwind den Süd- und Ost- abhang des grossen Kegels bedeckten und am Piano del Lago eine Schicht von — Meter Mächtigkeit bildeten. Allmälig ver- minderten sich diese Erscheinungen, bis in der Nacht des 16. Juli unter sehr heftigen, kurz auf einander folgenden Detonationen der Krater ein helles Licht ausgab und unter Ausstossen von dichten Dampfmassen ein fortdauerndes Auswerfen von Bomben und glühender schlackiger. Lava. begann. Der herrschende Nordwind trieb diese an den niedrigen Sudrand des Kraters, und endlich entstand dort ein ven den ausgeworfenen Schlacken genährter Lavabach, dessen langsames Abwärtsrücken man bei Nacht von Catania aus bemerken konnte. Er drang; schliess- lich 2 Kilometer weit in die Gegend der Torre :del filosofo vor. Diese stärkere Thätigkeit dauerte drei Tage, der vom 19. bis 23. Juli eine Verminderung folgte. Am 24. Juli stieg aus dem Krater viel Dampf auf, die Detonationen wurden häu- figer .und helltönender, am Abend sah man von Catania aus Lava über den Kraterrand fliessen. Am 25. Juli hörte das Getöse und das Auswerfen der Lava auf, nur noch ‚etwas Dampf wurde ausgestossen. Am. 30. Juli 18658 sah SıLvsstekı im Hauptkrater am niedrigen Sudrand ‘den kleinen, in: geringer Tiefe unter der Oberfläche noch glühenden Lavastrom. Der ausgezackte Rand des weiten trichterförmigen Kraters, der nach innen mit ver- schiedenen Neigungen abfiel, trug an der West- und Ostseite je zwei Spitzen *), so dass der Aetna von Norden oder Süden *) Nach Sırvestaı’s barometrischen Messungen am 27. Juli 1865 betrug die Seehöhe der höchsten östlichen Spitze 3339,90 Meter, .der 223 gesehen jetzt zweihörnig (bicorne) sich darstellt. Diese mit gebleichter Lava bedeckten Spitzen hauchten wie gewöhnlich salzsaure Wasserdämpfe aus. Die Kraterwände .zeigten am niedrigen Südrand eine Neigung: von 42° und waren mit frischen Schlacken bedeckt. Die gesammten Auswurfsmassen ‚standen in 35— 40 Meter Tiefe in Verbindung mit einer fast rectangu- lären, 4—5 Meter langen und etwa 3 Meter breiten Bocca, der einzigen im Krater vorhandenen. Sie stiess nur dann und wann unter dumpfen Detonationen Dampf aus, eine aber in ihren tieferen Partien. Die Höhe des im Maximum 80 Meter breiten und 10 Meter hohen Lavastromes war in der Nähe des Kraters am gering- sten und nahm zu nach unten hin. Die mittlere Neigung der Oberfläche des Lavastromes: betrug am Kraterrand 32°, weiter abwärts 23°, unten 20°. Die sauren Fumarolen der seitlichen, abwärts an Hohe zunehmenden Schlackenmassen und des Stro- mes selbst setzten gelbe oder gelbrothe, eisenhaltige Sublimate ab, die ammoniakalischen Fumarolen der Aussenseiten der seit- lichen Schlackenmassen, wo die Temperatur niedriger stand, gaben weisse Sublimate; an noch weniger heissen Stellen be- standen einfache nicht saure Wasserdampf -Fumarolen. Am 3. August 1863 war keinerlei Veränderung eingetreten. Am 1. August 1864, bis wohin der Aetna nur dann und wann Dampf ausstiess, liess die Beleuchtung des Dampfes auf glühende Lava im Grunde des Kraters schliessen. Am 8. August sah SILvESTRI sie in der Hauptbocca. Der glühende Schlund warf in Pausen von 5—6 Minuten unter dumpfen und tiefen Detonationen, leichter Bodenerschütterung und Ausstossen sehr sauren Dampfes wenig voluminose glahende Schlacken aus, die schnell in den Krater zuruckfielen. Diese Thätigkeit dauerte mit geringen Abwechslungen bis Mitte September fort, und nun folgte eine vier Monate dauernde Ruhe, während welcher der Aetna nur Dampf ausstiess. Es liess sich ein grosser Ausbruch vorherschen. höchsten westlichen Spitze 3321,64 Meter. SanTorıus Von WALTERSHAUSEN bestimmte 1848 trigonometrisch die Seehöhe des Aetna zu 3303 Meter; die letzten trigonometrischen Messungen ergaben 3313,13 Meter, . 224 2, Der Ausbruch vom Februar bis Juni 1865.*) | Am 3. Januar 1865 erfolgten an der Nordostseite des Aetna zwei Erdstösse, einer um Mittag, einer um 4} Uhr Nachmit- tags; den Abend blieb: der Boden in einer gewissen Bewegung, und um 10} Uhr nach einem sehr heftigen Erdstoss erhellte ein helles Licht den Fuss des Monte Frumento (2200 Meter Seehöhe), an welchem bald nachher aus einer langen Spalte, begleitet von. dichten Dampfwolken, Auswerfen von Sand, Schlacken ‘und grossen Lavablöcken, unter furchtbaren Detona- tionen ein Lavastrom. hervorbrach. - Er nahm die. Richtung nach Nordost, hatte bei 6—7° Neigung der Unterlage anfangs eine Geschwindigkeit von 10 Meter in der Minute, die jedoch mit der Entfernung vom Austrittspunkt bald auf 7—5 Meter sank; er legte in den: ersten 60 Stunden eine Strecke von 6} Kilometer bis an die Monti Arsi auf einem im Mittel 5—6° geneigten Terrain zurück bei einer Breite von 1—2 Meter und einer mittleren Höhe von 10 Meter. Der Hauptstrom hatte sich westlich vom Monte Stornello (Seehöhe 1321 Meter) in zwei Arme getheilt; der südlichere Arm, der jetzt nur noch 3 Meter in der Minute zurücklegte, stürzte als prachtvolle Lavacascade ohne seinen Lauf zu unterbrechen mit 25 Meter Geschwindig- keit in der Minute, bei 40° Neigung der Unterlage, über den 50—60 Meter breiten Salto di cola vecchio in das enge und tiefe Thal von Cola vecchio hinab, füllte es in wenig Stunden vollständig ‚aus, setzte mit einer Geschwindigkeit von 72 Meter in der Stunde auf dem 5° geneigten Terrain seinen Weg in der Richtung nach Mascali fort, ergoss sich mit 700. Meter breiter Stirn in das trockene Bachbett von -Mascali und stand endlich am 8. Februar an der mit alter Lava bedeckten Sciara di Scoreiavacca (300 Meter Seehöhe) still. 1 Die Nebenarme legten eine Wegstrecke von etwa 4 Kilo- meter zurück, erstarrten gegen Ende Februar, aber noch spä- ter durchbrach die innen noch flüssige Lava den Schlackensack und bildete kleine Seitenarme. Am 3. März ergoss sich neue Lava, die, am Abfluss nach dem Hauptstrom hin gehindert durch den an der Südsudostseite aufgehäuften Schlackenwall; das Ende des nach Linguaglossa hin gerichteten Seitenarmes *) Vergl. den Bericht von Fouous, diese Zeitschr. Bd. 17. p. 606. 1865. | 225 schnell erreichte, den Monte Oavaceci inselförmig umgab, Inseln ' unbedeckten Landes einschloss, deren Bäume erhalten blieben, und endlich in viele kleine Nebenarme getheilt in der zwei- ten Hälfte des Juni stillstand, da bis dahin immer neue Lava aus den .Krateren hehesachabe war. Durch den von unten nach oben wirkenden Stoss der auf- ‘ drängenden Lava ist der Monte Frumento, nördlich der Serra delle Concazze und der höchste Seitenkrater an der Nordostflanke des Aetna, seiner ganzen Länge nach in zwei Theile zerrissen, so dass er jetzt einen Krater von 300 Meter Durchmesser darstellt. Ausserdem sind noch auf der Höhe des Berges Nebenrisse entstanden, die einige Tage nach dem Ausbruch zum grössten Theil Wasserdampf-Fumarolen enthielten. Weiter abwärts an. seinem Nordostabhang ist die Ost 28° Nord gerichtete Spalte bei wechselnder Tiefe, etwa 380 Meter Länge und 15 Meter mittlerer Breite meist ganz mit Lava erfüllt. Die Lava muss hier im Anfang des Ausbruches und überhaupt auf kurze Zeit mit grosser Gewalt, sehr hoher Temperatur und sehr leichtflüssig hervorgetreten sein. Die grossen Pinien -sind zu beiden Seiten des jetzt ganz aus unzusammenhängenden Blöcken bestehenden Stromes bis auf 30 Meter Entfernung oberflächlich verkohlt. Einige grosse, der Spalte nahe Stamm- reste haben zum Theil an der dem Lauf des Stromes entgegen- gesetzten Seite und bis auf 2,60 Meter Höhe eine Lavahuülle, so dass sich also die schnell fliessende und rasch erkaltende Lava an ihnen aufstaute und endlich an den entrindeten Stümpfen haften blieb. Die losen Blöcke, welche der Strom auf seiner Oberfläche trug, lösten zum Theil die Lavahulle wieder ab, schnitten aber auch oberhalb der Lavahülle Streifung (analog den Gletscherschliffen) in’ die Stamme ein. Sehr bald verlegte sich der Austrittspunkt der Lava weiter abwärts, und auf die- ser unteren, breiteren, im Anfang etwa 100 Meter tiefen, nach Ost 30° Nord gerichteten, mit Querspalten versehenen und verlängert gedacht? auf den Hauptkrater des Aetna führenden Fortsetzung der Spalte entstanden endlich sieben Oentren, um welche sich aus den. ausgeworfenen Massen Kegelberge auf- bauten. Diese erreichten:je nach ihrer Thätigkeit verschiedene Höhen. Das westlichste, anfangs thätigste, dem Monte Fru- mento zunächst gelegene, auf einer Querspalte entstandene Kraterpaar A und 4’ bildete schon am 2. Februar einen Berg, Zeits.d.D.geol.Ges. XXL, ı. 15 226 während die übrigen Kegel noch niedrig waren, wurde jedoch bald an Höhe durch die östlichsten Kegel übertroffen, welche am 5. März schon 50—60 Meter hoch waren. Zwei andere nahe an einander liegende Querspalten auf der Erhöhung zwischen A und B und eine vierte in der Nähe von D blieben stets offen, dienten den Gasen und Dämpfen als Austrittspunkte und bezeichneten später durch ihre Reihen von Fumarolen, welche Kohlensäure mit Schwefelwasserstoff und Wasserdampf gemischt ausgaben, das Ende des Ausbruches. Bis zum 5. März hinderte der heftige Nordnordwestwind die vollständige Ausbildung der Kegelberge, die bis zum Mai hin nach und nach vollendet wurde. Von da ab verlegte sich die vulkanische Thätigkeit allmälig immer weiter abwärts in die tiefer liegenden Kegelberge, und endlich strömte die Lava nur aus einem Längsriss am Fusse des untersten Kegelberges E (Taf. IV... Am:8. bis 10. Juni hörte die eruptive Thätig- keit auf, und Phänomene zweiter Ordnung, darunter nament- lich die Fumarolen des Lavastromes, traten ein. Im Anfang Juni, und so noch jetzt, stellt sich das Pro- duet der Eruption als ein 800 Meter langer, in der zum Theil mit Lava gefüllten Spalte liegender Zug von 5 Bergen dar, welcher in der Mitte am uiedrigsten ist. Nördlich und in der Fortsetzung der Querspalte, auf der das Kraterpaar A und 4’ steht, liegt noch ein niedriger Hügel «. Dieser kleine, wenig tiefe Krater schloss sich sehr bald. Da das nach der Richtung Nord-Sud an einander stossende Kraterpaar A und A nur 45 Tage thätig blieb, so hat‘ der sie umfassende, sehr regelmässig und typisch gebildete Kegel- berg keine grosse Höhe erreicht. Der Rand ist an der nach dem Monte Frumento gerichteten Partie niedriger als an der gegenüberliegenden (41,75 und 52 Meter). Seine beiden Kratere sind einander vollständig; ähnlich, haben gleiche Weite und Tiefe (30 Meter) bei einem Abfall nach innen von 30 bis 40°. Dieser Abfall vermindert sich an manchen Stellen in der Art (bis auf 20°), dass eine Art Riesentreppe entsteht. Der nächstfolgende Kegelberg B ist bei 67 Meter Höhe, 90 Meter Durchmesser und 40 Meter Tiefe, 280 Meter. Rand- umfang von allen der grösste. Sein vielfach ausgezackter Rand senkt sich stark nach Norden hin. Die in der Richtung der Ausbruchsaxe und in geringer Entfernung auf einander folgen- 227 den kleinen Kegelberge © und C’ haben bei 40 Meter Höhe Kratere von 12 Meter Durchmesser und 7 Meter Tiefe. Der vorletzte fast kreisrunde Kegelberg D, 50 Meter hoch bei 60 Meter Durchmesser, erhebt sich ziemlich isolirt. Sein Rand senkt sich nach Nordnordwest. Der Krater fällt nach innen sehr steil ab. Der letzte Kraterberg E hat seine höchste Spitze (87 Meter) an der Nordostseite und bildet ein nach Nordnord- west offenes elliptisches Amphitheater. Dieser wegen der herrschenden Windrichtung nicht vollendete Kegel enthielt die thätigste Bocca des ganzen Ausbruchs. Die Neigung der Aussen- seite der Kegelberge wechselt zwischen 35 und 65°. Während die 7 Kegel anfangs 10 Tage lang alle thätig waren und begleitet von unterirdischen Detonationen weissen oder schwarzen, mit Asche beladenen Dampf, auch in Ringform, sowie Sand und Schlacken auswarfen, verminderte sich zuerst die Thätigkeit der beiden obersten Kegel A und A’. Sie war- fen gegen Ende Februar nur noch in Pausen von 5 bis 8 Mi- .nuten dichten schwarzen Dampf .und alle Viertelstunde nicht glühende Lavastücke aus; der kleine Krater a war ganz un- thätig. Die übrigen Kratere setzten ihre Thätigkeit fort. Am 25. März erfolgte das Auswerfen der Kratere A und 4 in Pausen von 25 bis 30 Minuten; bei dem fortdauernd weissen Dampf liefernden Krater B in Pausen von 10 bis 15 Minuten; bei Cund C” war das Auswerfen, und zwar feinvertheilter Lava, sparsam; bei D häufig, bei E unausgesetzt. Der letztere ent- wickelte aus seinen beiden Bocchen ohne Auswerfen von Schlacken weissen, mit Schwefelwasserstoff beladenen Dampf und aus der an seinem Fuss entstandenen Oeffnung ergoss sich fortwährend Lava. Am 15. April waren A und 4’ ganz, C und C’ nahezu erlöschen, B und E in der bisherigen Weise thätig, D stiess weissen Dampf aus und zeigte alle halbe Stunde eine Explosion. Seit sich am Fuss von E die am tief- sten abwärts gelegene Bocca gebildet hatte, hörte der Lava- erguss aus allen übrigen Krateren auf, und die anfangs von ihnen gelieferte Lava begann zu erstarren. Am 28. April waren B und D in der zuletzt angegebenen Weise thätig, nur die Pausen waren länger; E hatte seine Thätigkeit beibehalten und das Sausen seiner hoch gespannten Dämpfe war wie früher weithin hörbar. Am 6. Mai konnte man in die Kratere A, 4’, a, C und (’ eindringen, ihre Sub- 15* 228 limate und zum Theil sehr heissen Fumarolen untersuchen. B hatte noch alle 4—5 Minuten eine Explosion, deren Pro- ducte beim Niederfallen nicht mehr gluhend, sondern kalt waren. Bodenerschütterung und dumpfes Getöse ging ihr vor- aus. D hatte saure Fumarolen und daneben heftige, plötzliche Explosionen, E glühte noch innerlich, stiess heisse schweflige Dämpfe aus, warf aus und ergoss wie früher Lava, Am 15. Mai hatte D keine Explosionen mehr, 2. deren noch dann und wann. Von den zwei thätig gebliebenen Bocchen von E stiess ‘die obere sausend, wie von heftigem 'unterirdischem Wind ge- trieben, schweflige Dämpfe und Schlacken aus, die untere glühende Bocca alle 6—8 Minuten ohne Pausen weissen Dampf. Die viel kleiner gewordene Oefinung am Fuss von EZ, die so viel Lava geliefert hatte, ergoss einen kleinen, nur 8 Meter breiten Lavastrom über die fruhere, schon erstarrte Lava. Wie später zu erwähnen, waren seine Fumarolen meist trocken. Die Lava drang hervor aus einer an- der Nordseite am Fuss des. Kraters in der schon erstarrten Lava gelegenen Längsspalte, Unmittelbar oberhalb derselben und noch in der alten Lava sauste betäubend wie aus einer Klappe (valvula) Dampf, aber das Sausen war intermittirend und von ungleicher Heftigkeit; es verminderte sich jedesmal, wenn die Lava in schwächerem Maasse aufdrang, während dann das Sausen in der obersten. Bocca zunahm, so dass die Heftigkeit der obersten Bocca und der Klappe alternirte. Die Oberfläche der Lava stiess viel weissen und sauren Dampf aus, der die gesammte flüssige Masse blasig auftrieb. Wenn die Blasen endlich platzten, warfen sie zuweilen glühende Stückchen in die Luft. Am 19. Juni hatte sich der Lavaerguss sehr vermindert, am 28. Juni hörte er ganz auf. Die, Längsspalte war ge- schlossen, aus der Klappe eine einfache Fumarole geworden; die obere Bocca gab nur noch ruhig weissen, schwefligen Dampf aus. Um diese Zeit stiess B einen Tag lang schwarzen Dampf und dabei einen Ton aus, vergleichbar mit dem, den man. beim Blasen durch eine lange weite Röhre erhält. Der Ausbruch zerfällt demnach in fünf Perioden. In der ersten 7— 10 Tage dauernden trat aus den Bodenspalten die Hauptmasse der Lava hervor; aus den ausgeworfenen Massen bauten sich endlich die 7 Kegel auf. Da die Lava in der 229 Nähe der Kratere bei 6-7 ° Neigung 10 Meter in der Mi- nute zurücklegte, der Strom 50 Meter breit und 10 Meter mächtig war, so ergiebt sich, für jeden Tag ein Ausfliessen von 7+ Millionen Cubikmeter Lava. In der zweiten Periode nahm: die Lavamenge ab, dagegen ging das Auswerfen von Schlacken, das Ausstossen von Gasen und Dämpfen fort. In der dritten Periode, etwa einen Monat nach dem Anfang ergoss sich die Lava ruhig und wenig reichlich, ohne Bildung neuer Kegel, aus der Oeffnung am untersten Kegel, während die oberen Kegel noch Dämpfe entwickelten oder zum Theil ganz unthätig waren. In der vierten Periode wurden nur noch dann und wann Dämpfe und kalte, geringfügige Schlacken ausge- worfen; in der fünften waren nur Fumarolen in den Kegeln vorhanden. Die Gesammtdauer dieser fünf Perioden für den vorliegenden Ausbruch beträgt fünf Monate. Elf Tage lang vom Beginn des Ausbruches trieb der Nord- westwind den sauren Aschenregen 6 und 7 Kilometer weit, und Blöcke bis 1,2 Cubikmeter Inhalt waren 500 Meter weit geschleudert worden. Vom 1. Februar bis 16. März hörte man die Detonationen Tag und Nacht bis in Catania, vom 16. bis 26. März dort nur noch in der Nacht, später nur noch in der Nähe der Kratere. Ebenso erstreckten sich während der ersten . zwölf Tage des Ausbruches die Erdstösse ziemlich weit, bis nach den Monte Arsi, wurden dann schwächer, sparsamer und auf immer kleinere Erstreckungen beschränkt; noch am 28. Juni fanden in der Nähe der Kratere leichte Oseillationen des Bodens statt. SıLvestrı berechnet das Volumen der- gesammten Laven auf 922 Millionen Cubikmeter. ı Er fand den äusseren Abfall der Seitenschlacken des auf ebenem, wenig geneigtem Boden geflossenen Lavastromes zu 45°. Die Geschwindigkeit der Lavaströme nahm sehr rasch ab. Während der Hauptstrom in den ersten 24 Stunden 5 Kilo- meter weit an die Cola grande gelangte, brauchte er ıun von dort an die Monti Arsi, etwas mehr als 2 Kilometer Entfer- nung, 36 Stunden, und von da ab 165 Stunden bis an die Sciara di Scorcia vacca, + Kilometer weit. Der Nachschub der Lava, die jetzt viele Seitenarme bil- dete, hatte am 15. Februar 8 Meter, am 17. Februar nur noch 3 Meter Geschwindigkeit in der Stunde. Der jetzt getheilte 230 \ Strom legte am 20. Februar in 12 Stunden nur noch 1 Meter zurück. Am 1. März legte die Lava am Fuss der Kratere nur noch 2 Meter in der Minute zurück, am 3. März vermöge des neuen Ergusses wieder 8 Meter. Die schon langsam fliessenden Ströme geriethen wieder in Fluss, so dass der Linguaglossa-Arm in 5 Tagen 4 Kilometer zurücklegte. Wo die Laven sich über einander ergossen, bildeten sie in der bekannten Weise zusammengesetzte Strome mit dem pyramidalen Querschnitt, bei welchem von unten nach oben die Basen der Pyramiden immer kleiner werden. Wo zwei einfache Ströme in schräger Richtung auf einander trafen, er- gab sich Folgendes. Handelt es sich um zwei noch fliessende Lavaströme, so trennt der stärkere, schnellere Arm den schwächeren in zwei Theile, deren unterer dann, nicht mehr mit Lava genährt, schnell still steht, während die oberhalb des Kreuzungspunktes sich anhäufende Lava entweder einen Seitenarm "bildet, oder im Niveau des kreuzenden Stromes über diesen hinweg schrei- tet, ohne mit der unteren abgetrennten Hälfte sich vollstän- dig zu vereinigen (passa sopra al nivello della corrente attra- versante). Trifft ein fliessender Lavaarm auf einen schon still- stehenden, so vergrössert derselbe sich, wenn er bis dahin auf mehr als 5° geneigter Unterlage floss, in ‘den meisten Fällen am Kreuzungspunkt, bis er das Niveau des stillstehen- den Armes erreicht hat, überschreitet diesen und setzt dann ın der früheren Richtung seinen Weg fort. War dagegen seine bisherige Neigung geringer als 5°, dann steht er meistens still, wenn seine Stirn schon genug erkaltet ist, oder er setzt seinen Weg parallel dem stillstehenden Arme fort. Solche Kreuzungen, die sich bei denselben Lavaströmen mehrfach und bei mehr als zwei Armen wiederholen können, sind selbstver- ständlich für das Aussehen der Oberfläche und für die Anord- nung der Schlacken von grosser Bedeutung. Eine’ auf diese Weise gebildete Schlackenanhäufung auf der Lava zwischen dem Monte Stornello und der Serra Buffa sah einem ellipti- schen, schräg abgeschnittenen Krater ähnlich, da eine Seite der Umwallung 12, die andere nur 2 Meter hoch war. Die Geschwindigkeit der Lava ist von grossem Einfluss auf ihre mechanischen und verbrennenden Wirkungen. In: den ersten Tagen des wüthenden Herabströmens stiess sie alle 231 Hindernisse über ‚den Haufen, begrub und werbrannte sie. Hatten die Gebäude den ersten Stoss der Stirnschlacken aus- gehalten, so widerstanden sie dem Stoss der Stirn selbst nicht und wurden von der Lava begraben. Hohe Bäume wurden unten angebrannt, und endlich fielen die aus dem Boden ge- rissenen Stumpfe auf- die.Lava,. die sie schliesslich verkohlte und verbrannte. Später wiederstanden die hohen und mäch- tigen Buchen und Eichen der fliessenden Lava bis & Stunden lang und fingen erst an zu brennen, als sie vollständig ausge- trocknet waren. Dass oberflächlich erkaltete Laven wieder erglühen, wurde auch bei diesem Ausbruch beobachtet. Dabei steigerte sich die Thätigkeit der Fumarolen. | Das mittlere spec. Gew. der Laven dieses Ausbruches be- stimmte SıLvestrı zu 2,771, der Schlacken zu 2,633, der Sande zu 2,715, der Aschen zu 2,644. Seine Angabe, dass nach dem Schmelzen (dabei Gewichtsverlust 0,2342) die Lava nur 1,972, der Augit (spec. Gew. vor dem Schmelzen 3,453) 2,148, der Feldspath (spec. Gew. vor dem Schmelzen 2,725) 1,361, der Olivin (spec. Gew. vor dem Schmelzen 3,410) 2,29 gewogen habe, stimmt wenig mit den vorhandenen Angaben überein. Aus der Reihe der Analysen der Aschen, Sande, Schlacken und Laven, die fast genau übereinstimmen, soll nur die dem Mittel entsprechende der Lava vom Anfang des Ausbruches aufgeführt werden. Sie hat die gewöhnliche Beschaffenheit, enthält triklinen Feldspath, Augit, Olivin und Magneteisen, Kieselsäure 49,95 Thonerde 18,19% Eisenoxydul 11,21 Manganoxydul 0,49 ° Kalk 11,10 Magnesia 4,05 Kali 0,70 Natron 3,71 Wasser 0,23 100,19. Ausserdem Spuren von Titan- und Phosphorsäure, Eisen- 232 oxyd und Vanadin. Letzteres hat EneeLsacH schon 1865. in Basalten und Nepheliniten nachgewiesen. An Wasser gaben die Laven und Sande 0,00 bis una: n ab, vorzugsweise Chlornatrium. Die Fumarolen der Lava. Die fliessende Lava stiess dichte, weisse, saure Dämpfe aus, welche weisse, bisweilen grünliche, aus Chlornatrium und Chlorkalium, mit Spuren von schwefelsauren Alkalien gemischte Ueberzüge bilden. Bei dem Auffangen mit einem Aspirator setzte sich ausserdem stets Wasser mit viel Salzsäure und Spuren von schwefliger Säure ab. Dasselbe boten die etwa 1000 ® heissen Fumarolen der schon oberflächlich festgewor- denen, aber noch glühenden Lava an einigen Punkten noch einige Monate nach dem Ausbruch. Die grünliche Farbe ruhrt von Chlorkupferverbindungen her. Weasserfreie, trockene Fu- marolen im Sinne von On. DEvILLE wurden von SILVESTRI nicht beobachtet, selbst nicht an dem kleinen, oben erwähnten, aus E hervorbrechenden Lavastrom. Später nach dem Festwerden der Lava bestanden die weissen Ueberzüuge aus ClNa 90,19 63,02. . 76,01 ClKa 0,50 ... ‚0,27 ..;, 0,03 Na0 CO} L1.12,.035 649,. 2.11 Na0 SO° 1,13 — 0,75 HO 31.06: 20,22, 21.10 100,00 100,00 100,00. Die Menge des kohlensauren Natrons wechselt, je nach- dem die sauren Fumarolen eingewirkt haben. Es entsteht nach SILvESTRI aus der Zersetzung von Ohlornatrium durch heissen Wasserdampf und Aufnahme von Kohlensäure aus der Luft. Eine sehr heisse Fumarole am Boden eines Kesels hatte schwärzlich braunes, durch Wasseraufnahme bald grün wer- dendes Sublimat abgesetzt, das im Mittel bestand aus Chlorkupfer 30,00 5 Kupferoxyd 56,50 Wasser 13.90 100. Später auf den Lavastromen in der Nähe der Kratere | 233 entstehende, sehr saure, im Mittel 350 ° heisse Fumarolen, welche neben Wasserdampf Salzsäure, Schwefelwasserstoff und Spuren von Kohlensäure aushauchten, setzten gelbliche Sub- limate,, ‚vorzugsweise Salmiak, daneben schwefelsaures Am- moniak, Eisenchlorid, Eisenglanz und Schwefel ab (saure Sal- miakfumarolen). Auf der Lava weiter abwärts entstanden al- | - kalische, im Mittel 216 ° heisse Fumarolen, welche jedoch keine Salzsäure, sondern nur Wasserdampf, schweflige Säure, Schwe- felwasserstoff und Spuren von Kohlensäure auslıauchten ‘und vorzugsweise weisse Sublimate aus Salmiak, kohlensaurem und schwefelsaurem Ammoniak absetzten (nicht saure Salmiakfuma- rolen). Wo die Lava schnell erkaltet, und gleichzeitig mit den | erwähnten Fumarolen, finden sich neutrale, im Mittel 80° heisse Fumarolen, welche nur Wasserdampf liefern. Sie sind..das naturliche Ende aller Fumarolen. Schwach saure, im Mittel 80° heisse Fumarolen, welche ‘neben Wasserdampf Spuren von Salzsäure, schwefliger Saure, Schwefelwasserstoff und Koh- lensaure aushauchen und Schwefel absetzen (wasserhaltige kohlensaure Fumarolen, „fumajoli idrocarbonici*), fanden sich ausschliesslich in den Krateren und auf den angeführten Quer- rissen der Spalte. So enthielt die Fumarole des Kraters B und D Stickstoff 11:28 ., 79.01 Sauerstoff 14421.:.41897 Kohlensäure 5,00 1,61 Schwefelwasserstoff' 0,45 0,35 100,00 100,00. Am 1. Februar 1866, genau ein Jahr nach dem Beginn des Ausbruchs, waren in den Krateren nur wenige Salmiak- Fumarolen im Gange, dagegen reichliche kohlensäurehaltige Wasserdampf-Fumarolen, von denen einige Schwefelwasserstoff- haltige etwas: Schwefel absetzten, Verhalten des grossen Kraters vor, während und nach dem Ausbruch, Vor dem Ausbruch von 1865 stiess der grosse Oentral- krater des Aetna einige Tage lang eine dichte, hohe Dampf- saule aus, und Auswurf feiner Asche bildete an ‚der Innen- und Aussenseite des Kraters eine etwa 100 Millimeter mäch- 234 tige Schicht. Da diese viel Eisenchlorur und etwas Chlorkupfer enthaltende Asche grössten Theils in Schnee fiel und sehr bald eine schlammige Masse bildete, so entstand bei den Um- wohnern die Meinung, der Aetna habe“Schlamm ausgeworfen. An heissen Stellen war die Asche ganz trocken geblieben, so dass der Wind sie oft weit fortführte.. Nach dem Eintritt des Ausbruchs stiegen fortdauernd und etwas stärker als gewöhn- lich, dann ‘und wann noch vermehrte Dampfwolken auf, eine Erscheinung, die bis zum Juni anhielt. Nach der Beendigung des Ausbruches vermehrte sich im Juli und August die Dampf- entwickelung ausserordentlich, der starke Gehalt an Salzsäure hinderte die Besteigung des Gipfels, und häufiges Hagel- und Regenwetter trat ein. Während des Ausbruches schienen die Fumarolen im Krater weniger 'thätig als gewöhnlich. Es ‘gab nur 70—90 ° heisse, "nicht saure ‚Wasserdampf- und 130 bis 190° heisse saure Salmiakfumarolen, keine glühende Lava und auch auf der ‘noch heissen Lava von 1863 in der Nähe des Kraters bestanden nur Fumarolen der erwähnten Arten. Nur eine einzige Fumarole, gelegen in einer Längsspalte der Innen- wand seines kleinen, nordnordwestlich vom grossen Krater befindlichen , erloschenen Kraters blieb vor, während und nach dem Ausbruch gleichmässig thätig. Die Untersuchung derselben zeigte am 3. August 1863, 8. August 1864 und 5. Mai 1865 bis 60 und mehr Millimeter mächtige Sublimate aus Salmiak, Eisenchlorid und Schwefel. Der letztere ent- stand aus der Zersetzung des Schwefelwasserstoffes, der sich neben Wasserdampf, Salzsäure und Kohlensäure entwickelte, Die Temperatur der Fumarole lag zwischen 150 und 180° und war stets niedriger als der Schmelzpunkt des Zinns. Da diese Temperatur nicht hinreicht zum Verdampfen des Eisenchlorides, so -erscheint dasselbe hier wie überhaupt ein Educt, nicht ein Product; das Eisenchlorid wird nach SILvESTRI erst durch die Wirkung der Salzsäure auf die Lava gebildet. Die übrigen Fumarolen desselben kleinen Kraters bestanden aus nicht saurem, 55—60 ° heissem Wasserdampf. Im Anfang 1866 hauchte der grosse Krater wie gewöhn- lich mit Salzsäure beladene Wasserdämpfe aus. Die beiden 1852 im Val del Bove entstandenen Kratere (s. diese Zeitschr. Bd. IX. 171) wiesen 1865 hauptsächlich 235 nicht saure, 50—60 ° heisse, sparsam Salmiak und Chloreisen absetzende Fumarolen auf. *) Erscheinungen am Aetna nach dem Ausbruch. Nach dem vollständigen Ende des Seitenausbruches Ende Juni 1865 wurde die Ostseite des Aetna durch eine Reihe von Erdstössen erschüttert. Namentlich war der erste früh 2 Uhr am 19. Juli heftig. Er betraf die Gegend von Giarre in einer etwa 1 Kilometer breiten, 7 Kilometer langen, von West- nordwest nach Ostnordost laufenden Zone, war aber in einem Umkreis von 20 Kilometer Radius um die Berge Monte Mas- carello und Salice bei Fondo Macchia fühlbar. Die ersten Oseillationen waren sussultorisch, die späteren undulatorischen gingen von West nach Ost. Dieselbe Region wurde 3; Uhr früh am 19. Juli, in der Nacht vom 23. bis 24., am 25.. 26., 28. Juli, am 1., 2. August erschüttert, und bis zum 8. August dauerten die undulatorischen Oscillationen fort. Am 9., 10., 18., 23. August fanden wiederum in derselben Gegend .Erd- stösse statt, die sich überhaupt nicht westlich auf die höheren Partien. des Aetna, und am stärksten in der Richtung von Westnordwest nach Ostsüdost verbreiteten. Diese Linie fällt in die Verlängerung des Val del Bove und führt durch die Bruchlinie, welche der Seitenausbruch von 1852 andeutet, auf den ee des Aetna. i Wirkung auf die Salsen des Aetna. Bei Paterno, südsüdwestlich vom Aetnakrater, liegt mitten in einer alten basaltischen Lava und in 190 Meter Seehöhe die Salinella di Paternö, eine leicht nach Nordwest geneigte, thonige, baumlose, bassinartige Bodeneinsenkung, aus welcher Gas und hier und da etwas salziges, schlammiges Wasser austritt. Um diese Austrittspunkte entstehen aus dem Thonabsatz erhöhte, ‘*, In Stromboli waren nach dem Zeugniss der Einwohner während des Aetna-Ausbruches 1865 die Detonationen und der Lavaerguss stärker, und viele Tage lang wurde die Insel’ mit Asche bedeckt. Auch der Vesuv vermehrte wenige Tage nach dem Ausbruche des Aetna seine Thätigkeit, deren Steigerung einige Wochen lang anbielt; sie sank dann allmälig bis zum gewöhnlichen Maasse herab. In Santorin begannen im Januar "1866 die vulkanischen Erscheinungen. 236 i kraterähnliche Ränder. Im Sommer trocknet das Becken aus, das dann mit einer weissen, der Hauptsache nach aus Chlor- natrium bestehenden Salzkruste bedeckt is. Im März 1865 enthielt das wie gewöhnlich schlammige Bassin zwei oder drei kleine Kratere, und die Salse zeigte in ihrer geringen Gasent- wickelung ein Minimum von Intensität; vor dem Ausbruch des Aetna 1865 war Gas- und Wasserentwickelung stärker und steigerte sich ein Jahr nach demselben auf eine grosse Hohe. BER Am 15. Januar 1866 Abends 9+ Uhr spürte man in und um Paternö, wo man seit langer Zeit nichts derartiges bemerkt hatte, einen leichten Erdstoss.. Am 22. Januar brach aus der kochenden und schlammigen Salinella ein Strom heissen, sal- zigen, stinkenden, schwefligen und bituminösen Wassers her- vor, und die reichlichen Gase hoben — Meter im Durchmesser haltende Wassersäulen mannshoch empor. Der Schlammsee bedeckte jetzt etwa 800 Quadratmeter, seine grösste, der Nei- gung entsprechende Längenausdehnung betrug 119, seine kleinste 28 Meter. | Am Ostrande waren zahlreiche, im Maximum 2 Meter Durchmesser haltende, kreisrunde Kratere entstanden, und zwar die meisten auf einer zum Aetna radialen Linie. Einige Kra- tere lagen etwa 12 Meter entfernt unregelmässig zerstreut. Aus den sechs thätigsten stieg eine heisse, 40— 50 Centimeter im Durchmesser haltende, schlammige Wassersäule auf. Die Tem- peratur entsprach der relativen Wassermenge; in ein Meter Tiefe betrug sie im thätigsten Krater früh 7 Uhr, bei 6° C. Lufttemperatur, 46° C., in einem zweiten 35, in zwei anderen 32, im fünften 27, im sechsten 26° C., und ebenso viel’ Nach- mittags um 5 Uhr bei 15° C. Lufttemperatur. Andere Kra- tere, die wenig Wasser und Gas gaben, waren nicht wärmer als die Luft,: oder ihre Temperatur war 2—3 ° niedriger. Manche Kratere gaben nur Gas, mancke gaben weder Gas noch Wasser. Als man an zwei Stellen eine Vertiefung in den Boden machte, drang sogleich schlammiges Wasser aus, und nach zwei Tagen hatten sich zwei neue Kratere gebildet, aber die Thätigkeit der meisten Kratere hatte aufgehört. Die Ver- theilung der Kratere war also eine zufällige und hing nur von der grösseren oder geringeren Durchgängigkeit des, Bodens ab, Be EEE nn Free — e BEE ! N | Il j | | | | | | | 237 der sich an einigen Stellen schloss, wenn er sich an anderen öffnete. | | | Die thätigsten Kratere gaben 8, alle zusammen gerechnet 80 Liter Wasser in der Minute. Gegen Sonnenuntergang wurde das Ausströmen von Wasser etwas stärker.. Das schlammige, nach Schwefelwasserstoff riechende Wasser (sp. G. 1,1469 bei 16° ©.) reagirte alkalisch, weil es neben 6* Chlornatrium, sowie Chlorkalium und Chlormagnesium, Bi- carbonat von Kalk und Magnesia, im Ganzen 6,8402 Festes gelöst hält. Der aufgeschlämmte Mergel (12,632 in 100 Wasser) ist bläulich, besteht zu zwei Dritteln aus Thon und zu einem Drittel aus kleinen Kalkconcretionen, Kieseltheilen und kleinen runden Eisenkiesknöllchen. Der schwarze Schaum, welcher am Rande der gasreichen und mit erhöhter Temperatur ver- _ sehenen Kratere sich bildete, enthielt schwärzlichen Thon und dieser freien Schwefel nebst dunkelgelbem Bitumen. Die Gase, welche sich entwickelten, bestanden der Haupt- sache nach aus Kohlensäure (über 924), etwa 3,5—4,9 2 Sauer- stoff und Stickstoff nebst kleinen Mengen von Wasserstoff, doppelt Kohlenwasserstoff, C*H*, und Schwefelwasserstoff (0,505). Der letztere findet sich nicht bei dem gewöhnlichen Zustand der Salse und fand sich auch nicht bei den weniger thä- tigen Schlammkrateren. Diese Analysen, sowie die von FouguE veranstaltete stimmen mit den Untersuchungen von Cn. Sr. CLAIRE Devitte (Ann. Chim. Phis. 3. 52. 1858) überein. Die Salsen in der Nähe des Simeto und daher Salina del fiume genannt, 1> Kilometer südwestlich von Paternö, deren Gase neben 982 Kohlensäure die übrigen erwähnten Gase ent- hielten, zeigten keinerlei Veränderung, blieben kalt und ent- hielten auch keinen Schwefelwasserstoff. Die Salsen Vadduni di S. Brasi in Val Biagio, zwei Kilometer südöstlich von Pa- terno, welche am 10. März 1865 ein Gas aus 752CO?, 3,77 C’H*, 0,99 H (Rest Sauerstoff und Stickstoff) entwickelte, waren im Februar 1866 wohl noch feucht, aber es trat weder Gas noch Wasser aus. An dem stets schwefelwasserstoffhaltigen Wasser von S. Venerina bei Aci Reale zeigte sich keinerlei Veränderung, ebenso wenig an den übrigen Salsen und Quel- len in der Umgebung des Aetna.. Hatte auch die Salse von Paternö bei dem Erdbeben 1818, nach dem Ausbruch von 1832 und nach dem Erdbeben 1848 bedeutende Steigerung gezeigt, 238 so. hat sie doch früher nie die oben angegebene Intensität er- reicht, sank auch sehr bald in ihren früheren Zustand zurück. Der in ihr damals auftretende Schwefelwasserstoff stammt wahrscheinlich aus den schwefelsauren, gelösten Salzen oder vom Schwefeleisen des Mergels. Die übrigen Gase entsprechen der schwächsten Periode der vulkanischen Thätigkeit. 239 B. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr Leonarvo PrLücker Y Rıco an Herrn H. Eck. Göttingen, November 1868. Durch einen kürzlichen Besuch der Ge- send von Markoldendorf angeregt, er- laube ich mir, Ihnen uber den inter- essanten Aufschluss im Rhät bei Deiter- sen in aller Kürze einiges zur Ergän- zung mitzutheilen. Interessant ist der genannte Aufschluss, weil er (wie die nebenstehende Skizze zeigt) die ganze Reihenfolge der Schichten zwischen Keu- per und Lias in ihrer localen Entwicke- lung übersehen lässt. Es ist die folgende: Unter den ächten Lias-Schieferthonen a) 2 Meter dunkele blättrige Thone mit Modiola minima Sow., b) 20—24 Meter gelber thoniger Sandstein (nicht 6 Meter, wie 8. 401- Bd. XX. d. Zeitschr. gesagt ist), in seinem obersten Theil grau bitu- minös bis dunkelbraun ‚und mürbe, mit Modiola minima Sow., Proto- cardıa Rhaetica Mer. sp., P. cari- nata Pruück. und den übrigen sel- tenen Formen (s. Bd. XX., S. 426), 'e) 6 Meter blättrige Schieferthone mit schmalen Einlagerungen von Tuten- kalken. Sie enthalten, in dünnen, kieselig mergeligen Platten einge- Fahrweg nach : Amelsen 240 lagert, Cassianella contorta PortL. sp., Cardium cloa- cinum QUENST., Protocardia Ewaldi Bornem. sp., P. Rhaetica Mer. sp., kleine Gastropoden (Actaeonina). d. 14 Meter gelber thoniger Sandstein mit dünnen Ein- lagerungen von Schieferthon. In ihm findet sich nahe - | an der unteren Grenze (dicht über den Keupermergeln) “ eine Knochenschicht, fester hellgrauer Sandstein mit zahlreichen Fischresten, worunter Zähne von Hybodus, Acrodus und andere. Bunte Keupermergel. Die Auflagerung der Schichten mit Modiola minima, Pro- tocardia Rhaetica, P. carinata (oberes Protocardienrhät) auf die mit Cassianella contorta, Cardium cloacinum, Protocardia Ewaldi (mittleres Protocardienrhät) ist hier also sicher festge- stellt. Ebenso, in Uebereinstimmung mit GÖTTINGEN und SEIN- STEDT, das Auftreten einer Knochenschicht sehr nahe über der Keupergrenze. Der Aufschluss bietet zugleich Gelegenheit zu beobachten, wie der Uebergang des Rhäts zum Lias in petrographischer Hinsicht ein unmerklicher, zum Keuper hingegen durch die Erscheinung der bunten Mergel ein ziemlich scharf abgegrenz- . ter ist. 2. Herr von Dücker an Herrn Eck. Neurode in Nieder-Schlesien, den 4. Januar 1869. Nachdem ich schon im Jahre 1859 Gelegenheit hatte, in dem Melaphyr des Nahethales, und zwar bei dem Durchbruche des Hommerich - Tunnels zu Oberstein, Kluftausfüllungen von festem Kohlenwasserstoff zu beobachten, gelang es mir kürzlich (im Herbst 1868), dasselbe Mineral unter vollkommen gleichen Verhältnissen auch im Inneren des niederschlesischen Steinkohlenbeckens aufzufinden. An einem neuen Weg-Anschnitt zu Rudelsdorf, # Meilen westlich von Neurode, traf ich nämlich ein Massiv von Melaphyr- mandelstein, dessen Klüfte in +—4t Zoll Stärke mit einem schwarzen, glänzenden, muschelig brechenden Stoffe ausgefüllt 241 waren. Der letztere liess sich durch seine leichte Entzünd- barkeit, sowie durch helles Brennen mit grosser Gasflamme als Kohlenwasserstoff oder Asphalt bestimmen. Einen anderen stärkeren Theil der Kluftausfullung bildete ein unreiner Achat, und in den Kluften desselben fand sich der schwarze Stoff ebenfalls vor. Da im Nahethale, wie hier, die unterirdische Nachbarschaft von Steinkohlenflötzen anzunehmen ist, so kann es kaum zwei- felhaft sein, dass der besprochene Stoff ein Destillationproduct aus solchen Flötzen ist. Der nicht unwichtige Umstand, dass der Stoff auch in die Klüfte des später auf nassem Wege entstandenen Achates ein- gedrungen ist, lässt darauf schliessen, dass seine Bildung bis in beträchtlich spätere Perioden fortgedauert hat. Auch diese Er- scheinung stimmt mit dem Vorkommen an der Nahe überein; denn auch dort fand ich den Asphalt im Inneren von Quarz- drusen. In hiesiger Gegend hat Herr Graf Max Pırarı das- selbe Mineral in einer Amethystdruse aufgefunden. Zeits. d. D.geol. Ges. XXL.1. 16 242 --C. Verhandlungen der Gesellschaft. | — 1. Protokoll der November - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 4. November 1869, “ Vorsitzender: Herr G. Rose. Die Protokolle der Juli- und Augustsitzung wurden ver- lesen und genehmigt. Für die Bibliothek sind eingegangen: A. Als Geschenke: | C. W. GümseL, Geognostische Beschreibung des ostbaye- rischen Grenzgebirges oder des bayerischeu und oberpfälzer Waldgebirges. Nebst Atlas. Gotha. 1868. — Geschenk der Königl. bayer. Bergwerks- und Salinen-Administration. M. JESPERSEN, Phosphoriten paa Verdensudstillingen i 1867 og phosphoriten paa Bornholm. Bönne. 1868. M. JESPERSEN, Liden geognostisk veiviser paa Bornholm. Rönne. ; M. JESPERSEN, Didrag til Bornholms geotektonik. Kjöben- havn. 1867. C. W. GünmsEL, Verzeichniss der in der Sammlung des zool.-mineral. Vereins in Regensburg vorfindlichen Versteine- rungen aus den Schichten der Procän- oder Kreideformation aus der Umgegend von Regensburg. G. LauBE, Ein Beitrag zur Kenntniss der Echinodermen des vicentinischen Tertiärgebietes. Wien. 1868. M. PresteL, Die Winde über der deutschen Nordseeküste und dem südlichen Theile der Nordsee nach ihrer periodischen Veränderung im Laufe des Jahres. Emden. 1868. TrAuUTSCHoOLD, Die Meteoriten des Mineralienkabinets der kais. Ackerbau- und Forstakademie zu Petrowskoje Rasumows- Se —. koje bei Moskau. (Ehemals AurrBacH'’sche De on, lung.) Moskau. 1868. DaAuBR&E, Notice sur la decouverte et la mise en ehlöktation de nouveaux gisements de Chauz phosphatee. Paris. 1868. DAUBREE, Experiences synthetiques relatives aux meteorites. Paris. 1868. J. Gosssiat et C. MaAraıse, Observations sur le terrain si- lurien de ’Ardenne. Bruzwelles. 1868. Mineral statisties of Victoria for the year 1867. 2 B. Im Austausch: 45 ster Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft fur vater- ländische Cultur für 1867. Breslau. 1868. Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterlän- _ dische Cultur. Philos. histor. Abh, 1867. 1868. Heft 1. Bres- lau 1867/68. — Abtheil. für Naturwissenschaft und Medicin. 1867,68. Breslau. 1868. Verzeichniss der in den Schriften der schlesischen Gesell- schaft für vaterländische Cultur von 1804 bis 1863 inel. ent- haltenen Aufsätze, geordnet nach den Verfassern in alphabe- tischer Folge. Breslau. Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften. 1. Abth. Bd. LVI., Heft II., IH., IV. u. V. Wien. 1867, — 2. Abth. Bd. LVI., Heft III. Wien. 1867. Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur - Vereins zu Hannover. Bd. XIV., Heft 2 u. 3. Hannover. 1868. Sitzungsberichte der naturwiss. Gesellschaft Isis in Dres- den.. Jahrg. 1868. No. 4—6. Dresden. 1868. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. No..11,\12,: 13. Zeitschrift für das Berg-, Hutten- und Salinenwesen in dem preussischen Staate. Bd. XVI., Lief. 3. Berlin. 1868. Sitzungsberichte der königl. bayer, Akademie der Wissen- schaften zu München, 1868. I. Heft 2, 3 u. 4: II. Heft 1. München. 1868. Archiv des Vereins der Freunde. der ie in Meklenburg. Neubrandenburg. 1868. Siebenter Jahresbericht des Vereins von Freunden der Erdkunde zu Leipzig. 1867. Leipzig. 1868. 16 * s 244 53ster Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft in Emden. 1867. Emden. 1868. | Zeitschrift für die gesammten Herausg. von GIEBEL und SırwErt. Bd. 31. Berlin. 1868. Bulletin de la societeE de l’industrie mineral. Tome XI. Livr. 11. 1867. Paris. Nebst Atlas. Fast Annales des mines. Ser. VI. Tome XIII. Livr. 1 et 2. Paris. 1868. Memoires de l’academie imperiale des sciences, belles-leitres et arts de Lyon. Classe des lettres. Tome XIII. Paris. 1866/68. Archives neerlandaises des sciences exactes et naturelles. Tome III, Lir. 1 et 2. La Haye. 1868. Programma van de Hollandsche Maatschappij der Weten- schappen, te Haarlem, voor het jaar 1867. Natuurkundige verhandelingen van de Hollandsche Maat- schappij der Wetenschappen te Haarlem. Tweede verzameling. Deel 25. Haarlem. 1868. The quarterly journal of the geological society. Vol. XXIV., part 3. No. 95. London. 1868. Annal report of the trusiees of the museum- of comparative zoölogy at Harvard College, in Cambridge. 1867. Boston. 1868. DE POURTALES, Coniributions to the fauna of the Gulf Stream at great depths. A. Hyatt, The fossil cephalopods of the museum of compa- rative zoölogy. Annual of the national academy of sciences for 1866. Cam- bridge. 1867._ Proceedings of the stem sociely of natural history. Vol. XI. Bogen 7—30. Condition and doings of the Boston society of. natural history. 1867 u. 1868. Boston. 1867/68. Memoirs read. before the Boston society of natural history. Vol. I., part. 3. Boston. 1868. Annual of the Boston society of natural history. 1868/69. Boston. 1868. Proceedings of the academy of natural: sciences of Philadel- phia. No. 1—4. Philadelphia. 1867. Journal of the academy of natural sciences of Philadelphia. New Series. Vol. VI., part. 2. Philadelphia. 1867. 245 Proceedings of the California academy of natural sciences. Vol. III., port 4. 1867. San Francisco. 1867. Memoirs presented to the California academy of sciences, Vol. I., part II. RicHTHOoFEn, the natural system of the volcanic rocks. San Francisco. 1868. Annual report of the geological survey of India and of the museum of geology, Calcutta 1866/67. Calcutta. 1867. Catalogue of the meteorites in the museum of the geological survey of India, Calcutta. Calcutta. 1867. Memoirs of the geological survey of India. Vol. VI., part I u.2. Memoirs of the geological survey of Palaeontologica indica. Vol. 1—4. Calcutta. 1867. Memoires de la societe royale des sciences de Liege. Ser. II. Tome II. Liege. 1867. Memoirs de la societe imperiale des sciences naturelles de Cherbourg. Tome I., Il., 1II., XIIl. Cherbourg. 1853/55. 1868. Proceedings of the American philosophical society held at Philadelphia. Vol. X. 1867. No. 77. Proceedings of the Essex institute. Vol. V. No.5 u. 6. Salem. 1868. The transactions of the academy of science of St. Louis. Vol. II. 1861—1868. St. Louis. 1868. The American journal of science and arts. Vol. XLIV. No. 150—132. Vol. XLV. No. 133—135. New Haven 1867/68. Annols of the Lyceum of the natural history of New York. Vol. VIII. No. 15, 16, 17. New York. 1867. Annal report of ihe commissioner of patents for the year 1865. Vol. 1—3. Washington. 1867. Annal report of the board of regents of the Smithsonian in- stitution. Washington. 1867. | Bulletin de la societe geologique de France, Ser. II. T. 25. J: 3—20. Paris. 1867/68. Tome 24, f. 46—59. Bulletin de la societe Vaudoise des sciences naturelles. Vol. IX., No. 54—59. Lausanne. 1866/68. Bulletin de la societeE imperiale des naturalistes de Moscou. Annee 1868. No. 1. Moscou. 1868. — Annee 1867. No. 4. Moscou. 1867. Schriften der Königl. physikalisch - ökonomischen Gesell- schaft zu Königsberg. Jahrg. 8. 1867. Königsberg. 1867. 246 Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. Jahr- gang 24. Heft 1 u. 2. Stuttgart. 1868. Prreruanw’s Mittheilungen. 1868. Nr. VIH., IX., X. Br- gänzungsheft No. 24. Gotha. Der Vorsitzende erstattete Bericht über die Verhandlungen der Gesellschaft bei der allgemeinen Versammlung zu Hildes- heim unter dankbarer Anerkennung der Mühwaltungen der Ge- bruder RoEMER, durch welche dieselben die Zwecke der Gesell- schaft bei dieser Gelegenheit gefördert haben. Derselbe theilte ferner mit, dass sich die Herren Brum und LEOXsHARD in Heidelberg bereit erklärt haben, die Func- tionen von Geschäftsfuhrern für die im nächsten Jahre daselbst abzuhaltende allgemeine Versammlung der Gesellschaft zu über- nehmen. Mit dem Bemerken, dass mit der heutigen Sitzung ein neues Geschäftsjahr beginne, forderte der Vorsitzende unter Abstattung eines Dankes für das demselben von der Gesell- schaft geschenkte Vertrauen zur Neuwahl des Vorstandes auf. Auf Vorschlag eines Mitgliedes erwählte die Gesellschaft dnrch Acelamation den früheren Vorstand wieder. Derselbe besteht aus den Herren G. Rose, Vorsitzender, .„ Ewarp und RAMMELSBERG, Stellvertreter desselben, BeykıcHh, WenpInG, Eck, KuntH, Schriftführer, TaAmnav, Schatzmeister, HAUCHECORNE, Archivar. Der Vorsitzende theilte der Gesellschaft mit, dass Herr EHRENBERG am 5. d. M. sein S0jähriges Doctorjubiläum feiere, und wurde von der Gesellschaft ersucht, dem Jubilar die Glückwünsche derselben auszusprechen. Der Vorsitzende legte ferner eine an ihn eingesendete Ab- handlung des Herrn GörPpErrt in Breslau über algenartige Ein- schlüsse im Diamant vor und besprach deren Inhalt. Herr Rora legte zur Ansicht vor und besprach: Osser- vazioni geodetiche sul Vesuvio eseguite in Aprile 1868. Nota del Professore F. Scnravonı. Nach diesen am 2. und 3. April 1868 mit einem Erten’schen Theodolithen angestellten Messun- gen hatte der höchste Punkt des Kraterrandes die Höhe von 1296,9 Metern erreicht (3992,5 P. F.), die grösste Höhe, seit- 247 ' dem genaue Messungen vorhanden sind, seit SAussuRrE’s Mes- sungen im Jahre 1773. Die allmälige Aufhöhung des Krater- randes seit 1845, das Verschwinden der 1855 entstandenen so- genannten Punta di Pompeji, der höchsten südöstlichen, nach Scuuipr’s Messung 3908 P. F. hohen Spitze, das Verschwin- den der altbekannten Punta del Palo, die Verschiebung eines Theils der Ausbruchspunkte, das constante Beharren der Akxe des inneren Hauptausbruchspunktes (asse del cono. ardente) ‚seit 1845 treten auf der beigeselsnen Tafel sehr schön und | | | deutlich hervor. Herr G. Rose zeigte schliesslich Exemplare des Tridymits | aus dem Trachyt vom Drachenfels im Siebengebirge vor, welche | ihm von Herrn vom RaTH in Bonn zugesendet worden waren. F Hierauf ward die Sitzung geschlossen. v. w. 0. | G. Rose. Bervrıch. Eck. 2. Protokoll der December - Sitzung. Verhandelt Berlin. den 2. December 1868. Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der November-Sitzung wurde neck und genehmigt. Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten: Herr Dr. C. Baur in Königsbronn (Württemberg), vorgeschlagen von den Herren O. FrAas, G. Rose und BEYRIchH, Herr TıETzE in Breslau, vorgeschlagen von den Herren F. Rosmer, DAuEs und BEckER. Für die Bibliothek sind eingegangen: A. Als Geschenke: .E. EHuLers, Ueber eine fossile Eunicee aus Sulenhofen (Euniecites avitus), nebst Bemerkungen über fossile Würmer überhaupt. — Sep. aus d. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, XVIIl, 3. — Geschenk des Herrn v. SEEBACH in Göttingen. A. v. KoEnen, Ueber das Oberoligocan von Wiepke. Neu- brandenburg. 1868. 248 A. v. Koznen, Ueber die unteroligocäne Tertiärfauna vom Kult. Moskau. 1868. B. Im Austausch: PETERMAnn’s Mittheilungen. 1868. VI., VIL, XI. Ergän- zungsheft 23. Jahrbuch des österreichischen Alpenvereins. Bd. 4. Wien. 1868. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Nurn- berg. Bd. 4. Nürnberg. 1868. Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. 1868. No. 15, 14. Berichte über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br. Freiburg i. Br. 1868. Bd. 5, Heft 1. Memoires de la Societe de physique et d’histoire naturelle de Geneve. T. XIX. Geneve. 1868. Bulletin de la Societe de l’industrie minerale. T. XIII. Livr. 3. Paris. 1868. Nebst Atlas. Es wurde der Gesellschaft Kenntniss gegeben von dem am 4. November erfolgten plötzlichen Tode ihres Mitgliedes Morıtz Hörnes in Wien, welcher der Gesellschaft seit ihrer Gründung angehörte. Dieselbe ehrte das Andenken des Ver- storbenen durch Erheben von den Plätzen. Herr Lossen sprach über metamorphische Sihkanektäme der paläozoischen Schichten im Harz, besonders über soge- nannte flasrige Porphyre als Contactbildungen an Diabaslagern (siehe diese Zeitschr., Bd. XXI., Heft 2). Herr Kayser legte Proben eines Vorkommens von Strahl- stein und Axinit von der Heinrichsburg bei Mägdesprung im Harze vor. Bereits Zınkexn erwähnt (östl. Harz, p. 97) aus derselben Gegend „unweit der Heinrichsburg am Selkethale in einem Lager von dichtem Feldspath Axinit mit Strahlstein, Chlorit, Blende, Bleiglanz.* Das in Rede stehende Vorkommen nun stammt von der Heinrichsburg selbst und ist am nord- westlichen Abfalle der die Burgtrummer tragenden Felsen durch einen alten, im körnigen Grünstein angelegten Bruch erschlossen. An dem Nordende desselben treten, an den Grünstein ange- lagert, ausgezeichnete, durch Contactmetamorphose des Eruptiv- gesteins mit den Thonschiefern entstandene Gesteine auf, zum Theil felsitischer Natur — und das zwar in unmittelbarer Be- = ne rührung mit dem Grünstein —, zum Theil sich als Knoten- und Fleckschiefer darstellend und mit wachsender Entfernung vom Eruptivgestein allmälig durch von solchen Ausscheidungen ‚freie, nur etwas gehärtete Schiefer in die gewöhnlichen, un- veränderten verlaufend. An der Grenze des Grünsteins gegen die Contaetgesteine treten nun die erwähnten Mineralausscheidungen auf, Strahlstein von schwarzgrüner Farbe, stellenweise mehrere Zoll starke Lagen bildend, und ‚darin eingesprengt röthlich- brauner Axinit, in vereinzelten Krystallaggregaten und derben Partien, ferner kleine Mengen von Kupferkies, Malachit etc. Diese Ausscheidungen treten am stärksten auf der Grenze zwischen Grünstein und Contactgestein auf, lassen sich aber auch noch ziemlich weit in letzteres hinein verfolgen, während der Grünsteiu davon frei zu sein scheint. Dies gilt besonders vom Strahlstein, der von der Grenzfläche aus überall auf den ‚Schichtfugen in das felsitische Contactgestein eingedrungen ist und sich auf denselben in dunnen, strahligen Lagen abgelagert hat, so dass durch den Wechsel der dunkelen Hornblendelagen mit dem weissen Contactgestein oft schön gebänderte Stücke entstehen. Es sei hier bemerkt, dass sich bei diesen Strahl- steinlagen dasselbe Verhalten zeigt, auf das Zınken bei den zahlreichen Strablstein- Ausscheidungen innerhalb des Granit- hornfelses hinweist, dass nämlich überall, wo die Hornblende auf der Schieferungsfläche oder der Schichtabsonderung auftritt, ihre Krystallnadeln derselben parallel liegen, während Ohlorit- blättchen unter ähnlichen Umständen rechtwinkelig zur Schicht- fläche stehen. Geognostisches Interesse gewinnt nun dieses Vorkommen insofern, als es das einzige dem Redner bekannte ist, wo sich derartige Mineralausscheidungen in den Contact- gesteinen der körnigen Grünsteine ausgebildet haben. Das gilt insbesondere vom Axinit, der, wo er sonst noch im Harz auftritt (Elbingerode, Treseburg), überall im Grünstein selbst und nicht im Contactgestein sich findet. Redner ist geneigt, das Auftreten der beschriebenen Mineralausscheidungen an der Heinrichsburg mit der ausgezeichneten Entwickelung überhaupt, welche die Grünsteincontactgesteine um den Ramberg herum zeigen, in Verbindung zu bringen mit der ihm von anderen Orten nicht bekannten, vom Vorredner beschriebenen Ausbil- dung von Quarzkörnern und Feldspathkrystallen innerhalb der Grundmasse der Contactgesteine, wodurch solche in porphyr- 250 artige Gesteine übergehen. Auch er möchte mit dem Vorredner den Grund aller dieser Erscheinungen, die Ursache der grösse- ren Intensität der metamorphischen Phänomene in dieser Gegend der Nähe der Granitmasse des Rambergs zuschreiben, deren Wirkungen hier zu derjenigen der Grünsteine hinzugekommen sind, wodurch die Contacterscheinungen hier einen Grad der Ausbildung erreicht haben, wie man ihn anderweitig, wo die Grünsteine allein auftreten, nicht wiederfindet. Schliesslich be- merkt Redner noch, dass die Strahlstein-Ausscheidungen inner- halb des Contactgesteins an der Heinrichsburg ihm in inniger Beziehung mit der Knötchenbildung der oben erwähnten Fleck- schiefer zu stehen scheinen, da jene Knötchen zum Theil kry- stallinisch werden und dann aus der nämlichen Substanz zu bestehen scheinen, wie sie auf den Schichtflächen des Con- tactgesteins in Form von Strahlstein in deutlich krystallini- schen Massen sich ausgebildet hat. Darüber, hofft Redner, werden die genaueren, namentlich chemischen Untersuchungen der Oontactgebilde der körnigen Grünsteine des Harzes, die ihn gegenwärtig beschäftigen, bestimmte Aufschlüsse geben. Herr G. Rose machte Mittheilung über eine Methode, einen Titangehalt in einem Eisenerze vor dem Löthrohr zu entdecken, die er schon vor einiger Zeit in den Monatsberichten der Ber- liner Akademie (von 1867, S.137) bekannt gemacht hatte, und die darin besteht, das Eisenerz mit Phosphorsalz in der äusse- ren Flamme zu schmelzen und die geschmolzene Masse noch heiss mit der Zange zusammenzudrucken und dann unter dem Mikroskop zu untersuchen. Enthält das Eisenerz Titan, so sieht man nun deutlich ausgeschiedene Krystalle von Anatas, die an ihrer Form leicht zu erkennen sind; es sind die spitzen quadratischen Oktaöder mit der geraden Endfläche, die Krystalle stets tafelartig, Diese Methode führt sicherer zum Ziel als die von BERZELIUS angegebene, nach der nur aus der rothen Farbe des Phosphorsalzes in der inneren Flamme auf den Ti- tangehalt geschlossen wird, da, wenn derselbe sehr gering ist, die Farbe sich nicht sehr von der, die reines Eisenoxyd im Phosphorsalz ertheilt, unterscheidet, nach der angegebenen Me- thode aber man den Titangehalt in dem Eisenglanz von Langoe bei Arendal erkennt, der nur 3 pCt. Titansäure enthält. So- wie man nun einen ausgeschiedenen Anataskrystall sieht, kann man sicher sein, dass im untersuchten Eisenerz Titan enthal- 251 ten ist. Durch diese Methode konnte der Vortragende nach- | weisen, dass das von KEıgeL in dem Gabbro aus den Stein- brüchen im Radauthal bei Harzburg angegebene Magneteisen- erz (vergl. Zeitschr. d.D. geol. Ges. von 1857, Bd. 9, S. 572) in der That Titaneisenerz sei, was auch noch dadurch wahr- scheinlich wird, dass dieses Titaneisenerz nur sehr schwach magnetisch ist, und dass Streng, welcher mehrere Analysen von dem Gabbro des Radauthals gemacht hat, wenn auch keine von dem aus den Steinbruchen daselbst, das in dem Gabbro vorkommende Eisenerz stets als Titaneisenerz : er- kannt hat. Herr SApzBEcK sprach über das Zinnsteinvorkommen von Graupen in Böhmen und legte eine von den Besitzern der Zinnwerke, den Herren ScHILLER und LEHWALD, verfasste Ab- handlung: „Das Zinnerz — Vorkommen zu Graupen und Ober- Graupen (bei Teplitz) und die Art und Weise des Bergbaues daselbst in alter und neuer Zeit* vor. Dieselbe ist ein Theil des grösseren Werkes: „Geschichte der Bergstadt Graupen von Dr. Hermann Hautwich, Prag 1868.* Von besonderem Inter- esse ist die neuerdings hier wieder geglückte Auffindung von Krystallen, welche bekanntlich in Zinnwald, Schlakkenwald ete. nur noch als Seltenheit vorkommen. Das mineralogische Mu- seum der Universität verdankt den Besitzern der Gruben eine Anzahl dieser Krystalle, welche immer Zwillinge nach dem gewöhnlichen Gesetz und dadurch von denen anderer Fund- orte ausgezeichnet sind, dass der einspringende Winkel, welcher den Namen „Visirgraupen* hervorgerufen hat, fehlt. Er ver- schwindet dadurch, dass an die Zwillingsgrenze von einem In- dividuum die glänzende Fläche des zweiten Prismas, vom an- deren die gestreifte Fläche des ersten stumpferen Oktaäders tritt. Ausserdem befindet sich unter den geschenkten Exem- plaren ein sehr schöner Fünfling der Art, wie sie HAIDInGER in seinem Handbuche der bestimmenden Mineralogie S. 266 abgebildet hat. Herr RAMMELSBERG sprach uber die chemische Constitution der Silikate (siehe S. 84). Herr Eck legte einige von Herrn v. Dücker in Neurode eingesendete gequetschte Kiesel mit Eindrücken der Nachbar- geschiebe aus der dortigen Steinkohlenformation vor und gab über ihr Vorkommen die folgenden, ihm von Herrn v. DückeEr 252 mitgetheilten Erläuterungen. Auf der in unmittelbarer Nähe der Stadt in nordöstlicher Richtung gelegenen Steinkohlengrube Ruben lagert über einer Reihe von 9— 10 Steinkohlenflötzen ein mächtiges Lager von Kieselconglomerat, welches zwischen den Dörfern Kohlendorf und Buchau vielfach zu Tage ansteht und sich bisher besonders durch massenhaften Einschluss schö- ner verkieselter Stämme von Araucarites Schrollianus und Rho- deanus bekannt gemacht hatte. In seinem Ausgehenden fand ich mehrere kleine Geschiebe kieseliger Felsarten, welche deut- liche Eindrücke der Nachbargeschiebe zeigten. Da gerade jetzt ein Tiefbauschacht der genannten Steinkohlengrube im Ab- teufen begriffen ist und in diesem Conglomeratlager steht, so hatte ich die beste Gelegenheit, dieses Vsrkommen näher zu beobachten. Das Lager ist bei südwestlichem Einfallen in einer Mächtigkeit von mehr als 50 Metern bekannt und besteht durchweg aus weissem Kieselconglomerat, welches gar kein Bindemittel erkennen lässt, nur wenige Schichtungsklufte zeigt und nur hin und wieder in grobkörnigen Sandstein übergeht. Die Geschiebe erreichen häufig Faustgrösse, und man erkennt unter denselben ausser reinen Quarzen von weisser und grün- licher Färbung und ausser dunkelen Kieselschiefern besonders häufig kieselige graue Felsarten, sowie auch sehr oft gneusige, syenitische und granitische Gesteine von demselben Ansehen, wie solche in dem nahen Eulengebirge anstehen. Es sind nun besonders die kieseligen Geschiebe, welche Eindrücke zeigen und in Folge hiervon oft ganz. blatternarbig aussehen. Von den Geschieben, welche die Eindrücke verursacht haben, steckten noch sehr häufig Stücke in den Vertiefungen, und es bestehen dieselben vorzugsweise aus reinerem Quarz, namentlich Milch- quarz. Die Eindrücke erreichen eine Tiefe bis zu 3—4 Mm. "Die Geschiebe haben zuweilen Risse erhalten, an denen ein- zelne Theile gegen einander verschoben sind. Die offenbare Wirkung starken Druckes, welche sich hierdurch documentirt, wird bei einem Versuche, die oben angeführte Erscheinung zu erklären, nicht ausser Acht zu lassen sein. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. BeyrıcHh. Eck. Be 253 3. Protokoll der Januar - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 6. Januar 1868. Vorsitzender: Herr G. Rosn. Das Protokoll der December - Sitzung wurde verlesen und genehmigt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Bergreferendar GILBERT, z. Z. in Dillenburg, vorgeschlagen ‚von den Herren Arut, Lossen und Eck, Herr Dr. OrrtH in Berlin, vorgeschlagen von den Herren KuntH, SADEBECK 5 und . Eck. Herr v. AnpkIAN in Wien, vorgeschlagen von den Herren v. HAvEr, G. Rose und BEYricH. Für die Bibliothek sind eingegangen: A. Als Geschenke: G. Karsten, Beiträge zur Landeskunde der Herzogthümer Schleswig und Holstein. 1iste Beihe. Kiel. 1869. Sur le terrain nomme systeme ahrien par ANDRE DUMoNT. Lettre de M. J. GosseLer 4 M. p’Omauivus D’Hartoy. — Ge- schenk des Herrn GOoSSELET: M. J. GossELET, Etudes paleontologiques sur le departement du nord et observations sur les couches de la craie traversees par les puits Saint-Rend & Guesnain. 1868. M. Deuesse, Distribution de la pluie en France. 1868. M. Sırs, Memoires pour servir & la connaissance des cri- noides vivants. Christiania. 1868. G. DewALgQuE, Prodrome d’une description geologique de la Belgique. Bruselles et Liege. 1868. KüseL, Die Gegend um Buckow und das Diluvium von Schlagentin. — Im Jahresbericht über die Stralauer höhere Bürgerschule für 1867/68. Berlin. vw. Könen, Ueber das Ober-Oligocän von Wiepke. Neu- brandenburg. 1868. Berg- und Hütten-Kalender für das Jahr 1869. Essen. — Geschenk des Herrn BäDECcKER. Geognostische Specialkarte der Grafschaft Schaumburg. Angefertigt unter der Direction von W. Dusker von A. FRANKE 254 und H. Rasse. — Geschenk des Königl. Ministeriums für Handel etc. Erster und zweiter Bericht der naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Chemnitz für die Jahre 1859-1868 Chem- nitz. 1865/68. B. Im Austausch: Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem preussischen Staate. Bd. XVI., Lief. 4. Berlin. 1868. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstait in Wien. 1868. No. 15 und 16. Notizblatt des Vereins für Erdkunde zu Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen Vereins. Folge III. Heft 6. No. 61—72. Darmstadt. 1867. ! | Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 45. Görlitz. 1868. Berichte über die Verhandlungen der naturforschenden Ge- sellschaft zu Freiburg i. Br. Bd. IV. Heft4. Freiburg i. Br. 1867. Annales des mines. Ser. VI. T. XIII. Paris. 1868. Bulletin de la Societe geologique de France. Ser. II. T. 25. f. 21—41. Paris. 1867/68. | Det Kongelige Norske Frederiks Universitet aarbereining for aaret 1867. Christiania. 1868. Forhandlinger i Videnskabs- Selskabet i Christiania. Aar 1867. Christiania. 1868. Registre til Christiania Videnskabsselskabet forhandlinger 1858 — 1867. Christiania. 1868. Lunds universitets andra secularfest maj 1868. Lund. 1868. Acta universitatis Lundensis. 1867. Lund. 1867/68. Lunds Uuiversitets- Biblioteks Accessions- Katalog. 1867. Lund. 1868. Der Gesellschaft wurde Kenntniss gegeben von dem In- halte eines Dankschreibens, welches der Rector der Universität zu Lund für die derselben zu ihrem 200jährigen Stiftungsfest von der Gesellschaft ausgesprochenen Glückwünsche an die letztere gerichtet hatte, und ferner von der durch Herrn TscHER- : MAK eingesendeten Anzeige, dass demselben das Directorium über das k. k. Mineralien-Cabinet in Wien übertragen worden sei. Herr v. SerBacH sprach über Methone und die aus dem Alterthum überlieferten Nachrichten von dem Ausbruche. da- selbst. Indem er zeigte, dass der von M. Fouqus 1866 ent- deckte Krater und Lavastrom zweifellos derselbe sei, dessen 255 Entstehung PAusAanıas und StraBo beschrieben, hob er noch. besonders hervor, dass die viel eitirte Stelle bei Ovıp (Metam. I. XV.) als Quelle für die Beurtheilung der Art und des Ver- laufes jener Eruption in keiner Weise benutzt werden dürfe. | Derselbe theilte ferner mit, dass von ihm in der Gegend von Mühlhausen in Thüringen in den Muschelkalk - Schichten mit Ammonites nodosus, etwa 30 Fuss über dem Trochitenkalk, eine Schicht aufgefunden worden sei, welche sich ausser durch den Einschluss einer Perna und von zahlreichen Encerinus- Stielgliedern vom Typus des Enerinus lilüformis noch dadurch auszeichne, dass in ihr zuletzt noch einige derjenigen Verstei- nerungen vorkommen, welche bisher nur in den tieferen Schich- ten des Muschelkalks beobachtet worden sind, namentlich Pleurotomaria Albertiana, eine Cucullaea, Myoconcha gastrochaena und Thielaui, Euomphalus arietinus und Myophoria elegans. Herr Lasarn legte einige von ihm neuerdings in Helgo- land aufgefundene Versieinerungen vor. Ausser den ausge- zeichneten dem Mineralienkabinet der hiesigen Universität über- wiesenen Exemplaren von Pecten crassitesta und Exogyra Cou- loni, wodurch jetzt auch die unterste Hils- oder Neocombildung auf den Klippen nachgewiesen ist, nehmen vor Allem die bis jetzt aus dieser Lokalität unbekannten Fossilien aus. dem Di- luvial-Thone — dem eigentlichen Töck der Helgoländer, wofür bislang fälschlich der Hilsthon angesehen wurde — die be- sondere Aufmerksamkeit in Anspruch. Aus diesem zwischen der eigentlichen Felseninsel und der sogenannten Düne gelager- ten Thone legte Redner eine grössere Anzahl Handstucke mit Bythinien, Valvaten, Planorben, Limnaeen, Bruchstücken von Anodonten und anderen der Diluvial- und Jetztzeit gemeinsam angehörigen Süsswassermollusken, sowie mit Theilen eines Ahorn- blattes vor. Hierdurch ist der thatsächliche Beweis geliefert, dass, wenn auch die eigentliche Insel in vorhistorischer Zeit niemals wesentlich grösser gewesen als jetzt, doch die soge- nannte Düne eine weit grössere Ausdehnung, welche eine Süss- wasserfauna und Landflora ermöglichte, besessen habe, wie selbes bereits durch Mryn aus der Beobachtung des Sandes und der Geschiebe vermuthet wurde. Derselbe zeigte ferner Eisenoolithkörner vor, welche sich in der hiesigen Anilinfabrik bei der Reduction von Nitrobenzol und einer Säure mit Eisenpulver unter Einwirkung von uüber- 256 - hitztem Wasserdampf von 150—160° R. gebildet haben. Die- selben enthalten Eisenoxyduloxyd und sind magnetisch. Herr Lossen sprach über einen Tentakuliten in einem so- genannten flasrigen Porphyre der Lennegegend. Herr Eck legte eine ihm von Herrn Bergreferendar Weiss- LEDER zugesendete Stuffe Brauneisenerz von den Miechowitzer Eiseuerzförderungen in Oberschlesien vor, in deren Höhlungen oktaödrische Krystalle von Eisenoxyd (Martit) aufgewachsen sind. Dieselben sind zwar mit dem Reflexionsgoniometer nicht messbar, doch ergab eine Messung mit dem Anlegegoniometer den Winkel je zweier in einer Ecke gegenuberliegenden Flächen zu ungefähr 70; Grad. Sie haben einen rothen Strich und bestehen nach einer von Herrn Dr. MiıcHAELIS angestellten Un- tersuchung aus Eisenoxyd und einer sehr geringen Menge Wasser. Betrachtet man die vorliegenden Krystalle für Pseudo- morphosen nach Magneteisenstein, wie dies für die anderwärts aufgefundenen Martite. von den meisten Mineralogen geschieht, so würde die Art des Vorkommens der Magneteisenkrystalle in diesem Falle eine sehr ungewöhnliche sein. Eine Analyse des Brauneisensteins, auf welchem die Krystalle aufgewachsen sind, ergab 86,63 Eisenoxyd und 13,31 Wasser. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. Beryrich. Eck. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Inhalt des I. Heftes. A. Aufsätze. Seite. - 1. Mittheilungen von der Westküste Nordamerikas. Von Herrn F. Baron Rıcntuoren in San Franeisco, Cal. (Fortsetzung.) 1 2. Ueber Tellurwismuthsilber aus Mexico. Von Herrn C. Rım- BELSBERG. in: Berlin‘... 2,2 NR N 3. Ueber zwei Meteoreisen aus Mexico. Von Herrn C. Rınm- / MELSBERG in Berlin . 2 ER E 4. Beiträge zur Kenntniss der Constitution mehrerer Silikate. Von Herrn ©. Rammeisgerg in Berlin . . ..... 84 Ueber Epistilbit und die mit ihm vorkommenden Zeolithe aus dem Mandelstein vom Finkenhübel bei Glatz in Schle- sien. Von Herrn Wessky in Breslau . . . . 2.2.40 6. Ueber die chemische Constitution der Silikate. Von Herrn C. Rammeısperg in Berlin . , . |) 7. Ueber Graptolithen führende Diluvial- Geschiebe der nord- deutschen Ebene. Von Herrn F. Heıpennaın in Berlin. or (Hierzu, Tafel L.) ı.2. 2.320 2 es 8. Beiträge zur Kenntniss fossiler Korallen. Von Herrn A. Kuxtu in Berlin. (Hierzu Tafel Hund IL) .-..227. 22222 9. ©. Sırvesteı, Ueber die vulkanischen Phänomene des Aetna E in den Jahren 1863--66, mit besonderer Bezugnahme auf den Ausbruch von 1865. Von Herrn J. Rorta in Berlin. | (Hierzu Tafel TV.) . Sue N en B. Briefliche Mittheilungen der Herren Leonarno Prrücker y Rico und von Dücker . . . 239 | C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der November-Sitzung, vom 4. Novemher 1868 . 242 2. Protokoll der December-Sitzung, vom 2. December 1868 . 247 3. Protokoll der Januar-Sitzung, vom 6. Januar 18668 . . . %3 Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Zur Nachricht. | | Die Ausgabe der von Herrn v. DEcHEn im Auftrage der Deutschen geologischen Gesellschaft angefertigten geognosti- schen Karte von Deutschland wird im Mai erfolgen. Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen etwaiger Veränderungen des Wohnortes sind an Dr Eck (Lustgarten No. 6.) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhandlung (Behrenstrasse 7.) einzureichen Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- händlerischem Wege, sondern durch direete Uebersendung an die Bessersehe Buchhandlung zu bewirken. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. xxXI Band. 2. Heft. Februar, März und April 1869. (Hierzu Tafel V— VII.) | Berlin, 1869. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). Behrenstrasse No. 7 Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 2. Heft (Februar, März und April 1869). A, Aufsätze 1. Ueber die neuentdeckte Silurformation von Kleezanow bei Sandomierz im südlichen Polen. Von Herrn Zevuscahner ın Warschau. Am südlichen Ende des palaeozoischen Gebirgszuges, wel- cher sich zwischen Sandomierz und Chenciny erstreckt, treten geschichtete Gebirgsarten auf, deren petrographischer Charakter zum Theil ganz verschieden ist von den Felsarten, welche die Mitte und das westliche Ende dieses Gebirges bilden. Die letz- teren sind Glieder der devonischen Formation; Dolomite, Kalk- steine und Thonschiefer von Skaly bei Nowa Slupia, Sitka bei Swientomarsz sind durch eine reiche Fauna als mittlere Abtheilung der devonischen Formation charakterisirt; Kalksteine und Mergelschiefer von Lagow, Kielce, Chenciny,, Morawica, .„Brzeziny, Zyznow bei Klimontöw gehören der oberen Abthei- lung derselben Formation an. Die schwarzen, seidenglänzenden Thonschiefer, welche dicht an der Weichsel bei Sandomierz sich erheben, Pieprzowe göry genannt, sind ganz verschie- den von dem devonischen Thonschiefer; ebenso sind die grün- gefärbten Quarzfelsen von Miendzy gorze und am Försterhause vom Kleczanower Walde verschieden von den Quarzfelsen, die in der Nähe der devonischen Sedimente auftreten, wie die mächtigen Gebirgsmassen von Swientykrzyz bei Nowa Slupia, ‚von Miendzcannogora u. s. w.; die Thonschiefer von Kleczanow sind zwar ähnlich dem devonischen Thonschiefer von Skaly, Sitka, enthalten aber eine ausgezeichnete silurische Fauna, die über ihr Alter keine Zweifel zulässt. Zeits. d.D. geol. Ges. XXI. 2. 17 258 Gegenüber den herrschaftlichen Gebäuden von Kleezanow ragt ein kleiner Sandsteinfelsen auf, dem an den devonischen ° Sandstein des Berges Bukowka von Kielce erinnert; er ist mürbe, grau und ohne deutliche Schichtenabsonderungen; vielleicht ist er ein devonisches Sediment, wie die Buköwka, wo Abdrücke- von Atrypa reticularis sich finden. Einige Schritte weiter er- hebt sich ein Kalktufffelsen von hellbrauner Farbe, voll Löcher und Blasen. Eine starke Decke von Löss erlaubt nicht, zu er- mitteln, wie sich Kalktuff und Sandstein gegen einander ver- halten; ebenso ist nicht sehr klar, wie sich der Kalktuff zum Thonschiefer verhält, an den er anstösst. Eine tiefe Schlucht, beiläufig 300 Schritte lang, welche das Dorf Kleczanöw in zwei Theile trennt, hat die Silurformation gut aufgeschlossen; sie besteht aus Thonschiefer und olivenbraunem, feinkörnigem Sandstein. Der Thonschiefer ist grau und grobschiefrig, zerfällt leicht, den atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt, zu einer grauen Erde; ist ohne fremde beigemengte Mineralien. In seinen un- teren Schichten hat sich ein beiläufig 15’ mächtiges Lager von dolomitischem Mergel ausgesondert; dieses Gestein ist etwas krystallinisch feinkörnig, löst sich mit ‘starkem Brausen in Salzsaure theilweise auf und hinterlässt ein Skelet, das kaum kleiner ist als das eingelegte Stuck. Dieser Mergel ist in deutliche Schichten abgesondert, 1—2’ stark, die mit dem Thon- schiefer gleichförmig nach Norden horä 3 unter 35 ° einfallen. Der unter der Mergelschicht sich befindende Thonschiefer und auch die unteren Schichten der Mergel sind mit Graptolithen überfüllt; seltener sind Orthoceratiten. Folgende Species sind bestimmt worden: l. Monograpsus colonus BARRANDE, Graptolithes de Boheme, t. 2. f. 15. Gemıtz, die Graptolithen der Grauwackenformation in Sachsen, p. 38. t. 2. f. 83— 86. Der geradlinige Polypenstock ist sehr lang, 21 Mm. breit; bei 10 Mm. Länge sind 10 Zellen und neigen sich gegen die Axe unter 45 °; an dem unteren Theile der Zellen findet sich ein spornartiger Fortsatz. Es ist eine etwas seltenere Species, kommt mit M. Nil- soni und nuntius zusammen bei Kleczanow vor. 259 2. M. Belasidedie Barr., 1. e., t. 1. £. 15— 18. GEINITZ, Lucsitr if44. Der Polypenstock ist lang, sehr schmal, die Basis ge- krümmt; an seiner Innenseite münden die Zellen, gegen die Axe unter 30° geneigt; sehr schmal, fast 3 Mm. lang; bei gut erhaltenen Stücken zeigt sich die ovalrunde eingeschnürte Oeffnung. Bei 10 Mm. Länge sind nur 8 Zellen. Der Canal und die Axe nehmen + der ganzen Breite ein. Sehr selten im Thonschiefer von Kleczandw. ' 2. M. Nilsoni BarRANDE, t. 2. f. 16—17. Gemıtz, l. e., pı 35. t. 2. f. 17—20, 24, 25, 28, 32. Diese sehr lange Art ist bei unseren Exemplaren ruthen- artig. gebogen; bei 30 Mm. Läuge kaum 1 Mm. breit; der Ca- nal und die Axe nehmen die Hälfte der Breite ein. Die Zel- len sind schmal, langgestreckt, durch rinnenartige Vertiefungen von einander getrennt; ihre Oeffnungen rundlich, gegen die Axe unter 30° geneigt; bei 10 Mm. Länge sind 7 Zellen. Ob das untere Ende des Polypenstockes linienartig sich ver- längert, ist unbekannt. Findet sich ziemlich häufig neben ein- ander auf schiefrigem Mergel in Kleczanöw. 4. M. nuntius BARRANDE, t. 2. f. 6-8. Geiz, ].c., p- 84. 1.2. f.8, 9, 11—13, 15, 16, 22, 23, 26, 27. Die Polypenstöcke der Exemplare aus Kleczanow sind gerade und erreichen eine Länge von 57 Mm., sind fast stets 2 Mm. breit; bei 10 Mm. Länge sind 9—10 Zellen vorhanden, gegen die Axe unter 50° geneigt; die Oeffnung der Zellen ist gerade, etwas nach unten herabgeneigt. Selten in Kleczanöw. 9. M. priodon Bronn, Lomatoceras priodon Br., Geisımz, 1. c., p. 42. t. 3. f. 20—27, 29—32, 34. Unsere Polypenstöcke sind gerade. Im Thonschiefer, hauptsächlich im Mergel finden sich wohlerhaltene Stucke, die einer Zerdrückung nicht unterlagen, mit gelblichweissem ‘ Kalkspath ausgefüllt, am Rücken stark angeschwollen, in der Zellenmündung aber auffallend verdünnt. Am Rücken zieht sich eine längliche Vertiefung, die vollkommen der BARRANDE- schen Figur gleicht, welche Gzinutz, t. 3. f. 23, copirt hat. Die Zellen sind 2 Mm. lang und bis 2 ihrer Länge von gleicher Breite, verschmälern sich dann rasch und endigen in einen spornartigen Fortsatz, der gerade Richtung hat oder nach unten herabgebogen ist, wie t. 3. f. 20, .22 bei GeEinızz. IT# : 260 Das Ende eines meiner Exemplare zeigt eine gewisse Eigenthümlichkeit, die erwähnt zu werden verdient. Die Zel- len dieses Endes münden nicht nach einer Richtung, sondern abwechselnd nach zwei entgegengesetzten und erinnern an Knospen gewisser Pflanzen. Die Zellen sind unter 50° gegen die Axe geneigt; bei 10 Mm. Länge finden sich 11 Zellen. Es ist die häufigste Species, hauptsächlich in den unteren Schichten des mergeligen Gesteines, seltener im Schiefer in Kleczanöw. ;’ 6. Orthoceras regulare ScHLoTHENG; Brosn, Le- thaea, t. 1. f. 10. Diese fast cylindrischen Röhren mit ziemlich entfernten Scheidewänden sind von einem dünnen Sypho in der Mitte durchbrochen. : Die äussere Sculptur der Schale ist nicht vor- handen. Ziemlich selten in Kleczandw. 7. O. perannulatum?. PoRrTLock, Report on Geology of Londonderry, t. 25. f. 6. ‚Von dieser grossen Species besitze ich ein Exemplar, das beiläufig 80 Mm. lang ist, am oberen Ende 40 Mm. breit. Diese etwas conische Gestalt wird sehr regelmässig mit reifen- artigen Vertiefungen, die 2 Mm. ‚breit sind, vom unteren zum oberen Ende bedeckt. Diese Species konnte nicht mit Sicher- heit bestimmt werden, obgleich sie sehr an die Figur von PoRTLOcK erinnert. 8. Orthoceras lineatum Hısıneer, Lethaea sueeica, 956. Porrvock’l.c,rr27.68. Ein Abdruck, mit geraden Linien bedeckt, die nicht pa- rallel sind, nur etwas von unten nach oben aus einander gehen, erinnert an diese Species. Beide in Kleczanöw. Die Bestimmungen der Graptolithen verdanke ich haupt- sächlich der freundlichen Hülfe des Herrn Prof. Gzisimz. Die reichen Sammlungen des Zwinger haben zum Vergleiche ge- dient. Die Graptolithen und wahrscheinlich auch die Orthocera- titen zeigen, dass wir mit einer entschiedenen Silurformation zu thun haben. Die Graptolithen charakterisiren ihre mittlere und obere Abtheilung; nach BARRANDE ist sehr häufig in Böh- men Monograpsus priodon in der oberen Abtheilung des silu- rischen Systems, ebenso M. colonus, Nilsoni, nuntius, Bohemicus ; > 4 j x NE 261 nach Geinıtz finden sich in Sachsen diese Arten in den mitt- leren und oberen Abtheilungen der Silurformation. Fast in der Mitte dieser bedeckt unmittelbar den Thon- schiefer ein ölgrauer, ganz eigenthümlicher Sandstein; nirgends ist mir ein ähnlicher Sandstein in diesem Gebirge bekannt. Er ist feinkörnig, mit überwiegendem thonigen Bindemittel, das die Farbe giebt, ohne fremde beigemengte Mineralien oder _ organische Ueberreste; eine Ausnahme macht silberweisser Glimmer, der manche Schichten überfüllt. Der Sandstein ist mürbe und in undeutliche Schichten abgesondert, die in der Berührung mit Thonschiefer nach Norden hora 3 unter 35 ° einfallen. Verfolgt man diese Schlucht weiter, so steigt der Neigungswinkel bis 80 °. Nördlich von dieser Schlucht bedeckt der Löss eine grosse Strecke und zieht sich bis zu den Höhen. Eine tiefere Schlucht schliesst den inneren Bau auf; sie heisst Rzadkie Doly und ist aus weissem quarzigen Sandstein, der in Quarzfels übergeht, zu- sammengesetzt. In den oberen Theilen wechsellagern mit dem weissen Sandstein zolldicke Schichten von himmelblauem Thon. Dieses’ quarzige Gestein hat weder beigemengte Mineralien, noch Versteinerungen; seine 1—2’ dieken deutlichen Schichten fallen westlich unter 75°. Die Schlucht Rzadkie Doly mündet fast am Försterhause, das am Anfange einer anderen Schlucht, Kleczanowski Las ge- nannt, steht. Unmittelbar am Försterhause ragen ganz eigen- thumliche Sandsteine von unreiner dunkelgrüner Farbe mit überwiegendem thonigen Bestandtheil, welcher mit silber- weissem Glimmer die Quarzkörner verkittet. Aehnliche Sand- steine ohne Sand hat Pusch fälschlich als ein Hornblende- gestein betrachtet, aber weder Hornblende, noch ein feldspath- artiges Mineral kann man darin wahrnehmen. Verfolgt man - dieses waldige Thal, so geht das grüne Gestein in gewöhnlichen etwas grauen Quarzfels über, und seine deutlichen, 2—5’ dicken Schichten neigen sich nach Westen unter 65°. Der Quarzfels des Thales Kleczanowski Las steht in un- ‚mittelbarer Verbindung mit den angrenzenden Höhen des Dorfes Miendzy görze; der Hauptrücken ist mit einer pittoresken Ruine gekrönt. Der Quarzfels ist hier zum Theil leicht grün gefärbt, besonders am Fusse des Berges, höher wird das (Gestein grau oder weiss; seine Schichten neigen sich nördlich hora 3 unter 262 85 °; dieselbe Neigung hat der Quarzfels des angrenzenden‘ Berges Chelm, nur der Winkel ist etwas kleiner und beträgt 75°. Der Quarzfels von Miendzy gorze und im Berge Chelm ist also ähnlich wie der Sandstein und der silurische Thon- schiefer von Kleczanöw gegen Norden geneigt. Sudlich von Kleezanöow im angrenzenden Dorfe Swiont nica erscheint wieder Quarzfels einer eigenthümlichen dick- schiefrigen Varietät, die ganz ähnlich dem Quarzfels in der Umgebung des Städtehens Klimontow und weiss oder grau ist und im Rücken Lazowskie pagorki gegen Norden unter 75° einfällt. Dieses paläozoische Gestein steht in Berührung mit weissen, miocänen Kalksteinen und einer ee Ablagerung von Kalktuff. Die erwähnten Berge Pieprzowe gory bei ee die aus seidenglanzendem schwarzen Thonschiefer zusammen- gesetzt sind, zeigen ebenfalls ein nördliches Einfallen der Schichten, aber nach einer anderen Richtung, hora 8— 9 unter 80 °. Die mächtige Decke von Löss erlaubt nicht, näher zu beobachten, wie sich diese verschiedenen Gebirgsarten gegen einander verhalten; es scheint, dass der silurische Thonschiefer älter ist als Quarzfels und von demselben, dem von Miendzy gorze, bedeckt ist. Beide Sedimente haben einen gleichen Ein- fallswinkel gegen Norden. 263 2. Geognostische Beschreibung der mittleren devonischen Schichten zwischen Grzegorzowice und Skaly-Zagaje bei Nowa Slupia, Von Herrn Zevscaner ın Warschau. Das kleine, enge, romantische Thal zwischen Grzegorzo- wice und Skaly-Zagaje gehört wohl zu den wichtigsten Punkten im paläozoischen Gebirgszuge, welcher sich zwischen Sando- mierz und Cheneiny erstreckt. Dieses Thal ist eine Spalte in einer mächtigen Gebirgsmasse, die aus Kalkstein, Dolomit und Thonschiefer besteht. . Sandsteinartiger Quarzfels wird östlich vom Kalkstein bedeckt, welcher jenen im Süden und Osten umgrenzt; nur im Norden berühren die devonischen Thon- schiefer und Kalksteine rothe Sandsteine, die dem Bunten Sandstein angehören. Eine ausgezeichnet reiche Fauna der mitteldevonischen Schichten charakterisirt sowohl die Kalksteine wie auch den Thonschiefer von Grzegorzowice- Skaly. Wie sich dieser Kalkstein zu dem mehr südlichen Kalksteinzuge von Lagow, Planta, Opatow verhält, kann .nicht ausgemittelt werden wegen der mächtigen Ueberlagerung von Löss und vieler Hebungen des trennenden Quarzfelses. Eine ausge- zeichnet schöne Fauna schliessen die Kalksteine von Lagow ein, die aber mehr die oberen devonischen Schichten charakterisirt, wie Goniatites retrorsus und die problematische Posidonomya venusta MÜNSTER. Ob der ungemein mächtig entwickelte Quarzfels, der zwischen Grzegorzowice und dem Gebirge des Swienty Krzyz bei Nowa Slupia diese Hebungen ausmacht, einer oder mehre- ren Formationen angehört, kann wegen Mangels an Versteine- rungen nicht entschieden werden. Kleine petrographische Un- terschiede lassen sich wahrnehmen, aber diese können das Alter nicht bestimmen. Die mächtige Gebirgsmasse des Swienty- Krzyz-Gebirges besteht aus typischem Quarzfels; es ist ein festes, dichtes Gestein mit splittrigem Bruch; hier und da wird 264 ein Sandkorn sichtbar; gewöhnlich verschwimmen die Sand- körner in der Quarzfelsmasse, die weiss oder mehr oder weniger in’s Graue geneigt ist; fremde Beimengungen finden sich nieht, nur auf den vielen Kluften finden sich öfters Quarz- krystalle, die gewöhnliche Pyramide mit ihrer sechsseitigen Säule. | | | Die deutlichen Schichten des Quarzfelses sind 1—.6’ dick und stark aufgerichtet; sie fallen fast ohne Ausnahme gegen Norden, und dieses findet bis nach Grzegorzowice statt, einem eine starke Meile östlich entfernten Orte; nur kleine Verände- rungen in den Streichungsstunden und dem Neigungswinkel finden statt. An der Hauptthüre des mittelalterlichen Bene- dietiner-Domes, welcher mit dem ausgebreiteten Kloster die Höhe krönt, neigen sich die 1—3' dicken Schichten nach Nor- den h. 1—3 unter 35—40°; fast in der Mitte des östlichen Abhanges des Swienty-Krzyz- Rücken oberhalb Nowa Slupia fallen die dickeren (4—6) Schichten des Quarzfelses ebenfalls gegen Norden unter 50°; eine Viertelmeile östlich von Nowa Slupia am Ende des Dorfes Stara Slupia verändert sich der Quarzfels in quarzigen Sandstein, in welchem grauer Thon die Sandkörner verkittet; zugleich sondert sich der Thon in dünne Schichten, wird theilweise grobschiefrig und wechsellagert mit dünnen Lagern von Sandstein. Diese Schichten fallen gegen Norden h. 3 unter 25°. Weiter gegen Osten gegen Grzegor- zowice nimmt die sehr mächtige Ablagerung von Löss sehr zu, und bis zum genannten Orte ist Quarzfels sehr unbedeu- tend entblösst. In Grzegorzowice findet sich 1. Quarz-Sandstein, der aus kleinen Quarzkörnern fast ohne sichtbares Verkittungsmittel zusammengesetzt ist, und aus dem sich Quarfels in untergeordneten Lagern ausscheidet; die Farbe beider Gesteine ist unrein weiss oder grau, hier und da in’s Braune geneigt. Dies Gestein ist ähnlich dem des Berges Bukowka bei Kielce, wö undeutliche Abdrücke von Atrypa reticularis und Abdrücke der Orthis Kielcensis FERD. RoEMER vorkommen und darauf deuten, dass diese Schichten devonisch sind. Die 1—3’ dieken Schichten fallen gegen Nor- den h. 3 unter 40°, was man diesen langgezogenen Ort ent- lang beobachten kann. 2. Kalkstein erscheint bei der Mühle von Grzegorzo- wice und zieht sich das Thal entlang, beiläufig 2000° weit. 265 Dieser derbe graue Kalkstein sondert sich in dicken Schichten ab, mit denen dünne, 2—3” dicke wechsellagern, die nach Norden h. 1—3 unter 40° einfallen. Fremde beigemengte Mineralien sind nicht bekannt; nahe am Kalkofen findet sich häufig Chonetes Hardrensis PhiıL., Ch. sarcinulata Konınck, Deser. foss. Belgiq., p. 209. t. 13. f. 12. Ausserdem findet sich Streptorhynchus umbraculum DavıDsos, jung und nicht aus- gewachsen. Als untergeordnetes Lager des Kalksteins im Querthale von Zagaje findet sich ein mächtiges Lager von 3. Dolomit, krystallinisch feinkörnig und dunkelgrau, mit ausgezeichnet starkem Glasglanz, der in Fettglanz übergeht. Manche Schichten werden mit unendlich vielen Adern von weissem, grobkörnigen Dolomit durchzogen. Herr ApotLr ALEXANDROWICZ hatte die Gefälligkeit, diesen Dolomit zu ana- lysiren. Das specifische Gewicht ist 2,842. In Salzsäure löst er sich vollkommen auf mit Hinterlassung eines braungrauen Niederschlages, Beim Auflösen in Salzsäure entwickelt sich ein bituminöser Geruch. In 100 Theilen wurden gefunden kohlensaure Kalkerde 53,69 kohlensaure Magnesia 44,60 kohlensaures Eisenoxydul 0,39 kohlensaures Manganoxydul Spuren Thonerde 0,49 Kieselerde 0,05 kieselsaure Thonerde 0,82 Die drei letzten Bestandtheile sind in Salzsäure nicht lösbar. Der Dolomit istin deutliche Schichten abgesondert, welche gewöhnlich 2’ dick sind und mit 1—2” dicken wechsellagern. Er bildet ein beiläufig 80° mächtiges Lager, und seine Schich- ‚ten fallen econform mit dem Kalkstein nach Norden h. 3 unter 40°. Hier und da finden sich Steinkerne von Terebratula. 4. Stringocephalus-Kalkstein bedeckt die den Dolomit überlagernden Kalksteine. Er ist grau und derb; seine 4—-6 dicken Schichten neigen sich nach Norden h. 2—3 unter 50°. Mehrere Schichten des Kalksteins sind mit ‚Stringoce- phalus Burtini überfüllt; junge und ansgewachsene Individuen bilden einen wahren Muschelmarmor; einige erreichen 1+ Cm. Länge. Ausnahmsweise findet sich Spirifer glaber SOWERBY. 266 Die Stringocephalus-Schichten sind am Fusse der hohen Fels- wand auf einer 100’ langen Strecke leicht zu beobachten. 9. Mergeliger Kalkstein bedeckt den Stringocephalus- Kalk und erhebt sich bis zur Höhe des Plateaus, gewöhnlich in dünne Schichten abgesondert, die selten 6” erreichen. Auf den Absonderungsflächen zeigen sich rothe,, unförmliche, con- centrische Kreise, die von pulverförmigem Eisenoxyd herrühren. Das Gestein ist dunkelgrau und hat einen unebenen Bruch. Eine ganz ähnliche Schicht findet sich am Abhange des Schloss- berges von Cheneciny; vielleicht ist auch da die Stringocephalus- Schicht vorhanden, aber bis jetzt ist sie nicht aufgefunden worden. Was für Sedimente den Kalkstein bedecken, ist nicht aufgeschlossen; 100 Schritte, gegen Norden in der Richtung gegen das Dorf Skaly hat sich mächtig Thonschiefer entwickelt, den ein breites Thal gut aufgeschlossen hat. 6. Thonschiefer hat sich in der bedeutenden Mächtig- keit von 2000—3000’ abgesetzt mit zwei untergeordneten Lagern - von Kalkstein. Seine ganze Mächtigkeit kann man nicht beob- achten, da diese wieder dieselbe starke Schicht von Loss ver- deckt. Der Thonschiefer ist, obgleich so bedeutend abgelagert, . ganz ähnlich, gewöhnlich grau, selten ölgrau, dick- und krumm- schiefrig abgesondert. Die beiden Kalksteinlager sind minera- logisch etwas von einander verschieden. Das untere, beiläufig 6 mächtig, ist ganz dem oberen von Sitka bei Swientomarz ähnlich, grau und derb; es ist die Lagerstätte von unendlich vielen Petrefacten, besonders aber finden sie sich in dem als Unterlage dienenden Thonschiefer. DBeiläufig 1500 Schritte höher zieht sich das zweite obere Kalksteinlager quer durch das Thal und ist ungefähr 20° mächtig. Der dunkelgraue ‚Kalkstein ist etwas mergelig und hat einen erdigen Bruch; er enthält keine fremden beigemengten Mineralien und keine Ver- steinerungen und ist in etwas dickere Schichten abgesondert,. die selten 3’ erreichen. Oberhalb des zweiten Kalksteialagers sondern sich im Thonschiefer plattgedrückte Nieren von. thonigem Sphäroside- rit aus. Es ist eine dichte, derbe Varietät mit Aachmuscheligem Bruch, grau oder ölgrau, ohne fremde Beimengungen und ohne thierische Ueberreste. Sowohl der Thonschiefer als auch die beiden Kalkstein- lager sind gegen Norden h. 2—3 unter 55°. geneigt, also 267 ähnlich wie die Stringocephalus- und Chonetes-Kalke und der sandsteinartige Quarzfels von Grzegorzowice. Verfolgt man nördlich von Skaly den Bach Pokrzywionka, so breitet sich mächtig rother, feinkörniger Sandstein des Bunten Sandsteines aus, und in den Ortschaften Wlochy, Wieloborowice, Pokrzy- wnica bestehen alle Hugel daraus. Folgende Arten sind mir aus dem Thonschiefer und Kalk- stein bekannt geworden: 3% DD [or GN) 15. 16. Bellerophon lineatus? GOLDFUSS; SANDBERGER, Verstei- nerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p: 1095722, f.lers33) . Scoliostoma crassilabrum SANDBERGER, ]. c., p. 223, t. 26. f. la—d. =.s. .. Serpula lirata SanDe., 1. e., p. 38, t. 3. f. 10. s. . Megalodon cucullatus? SowERBY, Min.conch., 1.568. s.s. . Cucullella tenuiarata SAnDB., 1. c., p. 278, t. 29, f.4. s. . Terebratula pyriformis? EicHwALD, Lethaea rossica, p- 690, t. 34, 1.14 =... . Spirifer glaber SOwERBY, t. 264, f. 1, 2; VERNEUIL, Geology of Russia, p. 144, t. 6,f.5. n.s. . Spirifer lineatus MarTIn; VERNEUIL, 1. c., p. 147, t. 6, a . Spirifer speciosus, var. micropterus GOLDFUSS; SAND- BERGER, 17 c., p. 317, 1. 32.8. IE. Fsoh: . Athyris concentrica Davınson, Brit. dev. Brachiopoda, p. 14, t. 3, f. 11—15, 24. =. . Atrypa reticularis Linn£. s.h. . Atrypa aspera SCHLOTHEIM. n.S. . Atrypa desquamata SOWERBY, Geol. Trans., 2. Ser., Ba. 5,5. .. Ehynchonella primipilaris L. v. Bucu, Terebrateln, 0 ETC, Rhynchonella pugnus Marrın; Davipson, Brit. dev. Brachiopoda, p. 63, t. 12, £. 12—14; t. 13, f. 8— 10. =. Orthis striatula SCHLOTHEIM, Nachtr. Petrefactenkunde, t.15, f. 4; SANDBERGER, 1. c., p. 355, t. 34, f.A. s.h. *) 5.8. sehr selten; s. selten; n,s. nicht selten; h. häufig; s. h. sehr häufig. 268 17. Orthis opercularis VERNEUIL, Geol. Russ., T. 2 P- 187, 13, IR 18. Orthis Eifeliensis Vernevi; Schnur, Brach. Eifel, 9.45; 265 bie: 19. Streptorhynchus umbraculum SCHLOTHEIM ; DaAvıpson, 1:6, p. 76; 16, 264.18 ee 20. Strophomena rhomboidalis, var. analoga PnızLips, Geol. of Yorkshire, t. 7,f. 6. s. 21. Leptaena interstrialis PhıLLıps, Palenbe fossils of |) Coraw;,'p. 61, t. 25, £. 103. = =. = 22. Leptaena laticosta Conkap; Davipson, 1. c., p. 87, 1:17, ers, 23. Chonetes minuta L. v. Buch; p’ArcHıAc, VERNEUIL, Geol. Trans.,- 2. Ser., Bd. 6, p. 372, t.36, f.5a.b. h. 24. Strophalosia productoides MurcHison, Bull. soc. geol. Frane.; 2: Ser., Bd: 115) p.254, 62,472. ©. 25. Calceola sandalina Linn&; GoLDFUSSs, Petref. Germaniae, Bd. AN, BE 26. Ceriopora dentiformis? SANDBERGER, 1. c., p. 379, t. 36, ET. USER. 27. Pentacrinites priscus GoLDFuss, 1. c. Bd. 1, p. 176, Ba Re 28. Actinocrinites muricatus GoLDFUSS, 1. c. Bd. 1, p. 195, 1: 9928.88 'h: 29. Actinocrinites cingulatus GoLDFuss, p. 195, t. 59. f. 9. 30. Actinocrinites moniliferus GOLDFUSS, p. 196, t. 59, £. 10. 31. Actinocrinites laevis MILLER; DuSHUEER P-19357173% $. 9: 32. Rhodocrinites verus MILLER; GOLDFUSS, p. 199, t. 60, 3, 33. Cupressocrinites nodosus SANDBERGER, 1. €C., p. 104, IHBI L-Bi 8.8 34. Favosites cervicornis MıLnz Epwarps, Haıme, Brit. foss. Corals dev. form., p. 216, t. 48, f£ 2. n.s. 35. Alveolites suborbicularis LAMARK; MıLnE EDwARrDs et Ham, 126,5 P..219,%. 49, £ En. 8. 36. Alveolites repens? MıuLne Epwarps et HaınE, Brit. silurian Corals, p. 263, t. 62, f. 1. =.s. 37. Monticulipora Fletscheri? Lonsdale apud. MURCHISON, Sil. System, t. löbis, f. Ja—b. s.s. } 269 "38. Aulopora repens MıLnz EpwaArns et HAımE; Aulopora .'serpens GoLDFUSS, 1. c., p. 28, t. 29, f. 1. =. 39. Aulopora tubaeformis GoLpruss, 1. c., p. 83, t. 29, Ferse siacs: 40. Hallia Pengelly? Mıuse Epwarps et Haıme, Brit, dev. foss., p- 223, 1. 49, f.9. ss. 41. Cyathophyllum vermiculare? GoLpruss, 1. c., p. 98, > te 1 Tösgesh: 42. Cyathophyllum heterophyllum Mıune Epwarns et Haınz, Polyp. pal., p. 367, t. 10, f. 1; Pıcrer, Traite pal., 2. Aufl., Bd. 4, p. 455, t. 108, f. 1. =s.s. Zu den häufigsten Arten gehören: Strophalosia productoides, Atrypu reticularis, Orthis Eifeliensis, Streptorhynchus umbraculum, Spirifer speciosus micropterus, Actinocrinites muricatus, Rhodo- crinites verus, Cyathophyllum vermiculare; viel seltener sind: Athyris concentrica, Calceola sandalina, Spirifer glaber, Rhyn- chonella primipilaris, Strophomena rhomboidalis, Leptaena inter- strialis, Chonetes minuta, Favosites cervicornis, Alveolites sub- orbieularis, Hallia Pengelly; sehr selten: Megaladon cucullatus. Pentacrinites priscus, Cyathophyllum vermiculare u. s. w. Strophalosia productoides und Productus subaculeatus sind ein- ander sehr ähnlich. Die Strophalosia hat mehr gedrängte Warzen, der Productus viel seltenere; bei Strophalosia productoides haben ' beide Schalen eine deutliche, schmale Area und jede ein Pseudo- deltidium, und somit ist der Charakter der Strophalosia aus- geprägt. Der innere Bau unserer Art hat grössere Aehnlich- keit mit Productus: die concave oder Dorsalschale hat eine deutliche mittlere Leiste, die etwas länger als die Hälfte der Schale ist; zu beiden Seiten sind zwei Muskelnarben, davon die obere sehr klein, die untere weit bedeutender entwickelt; die äussere Umgebung, die sehr breit ist, bedecken sehr ge- drängte stachelartige Warzen. Das Innere bei Strophalosia hat Davinson anders angegeben, und dies entspricht vortreff- lich den Abbildungen von Productus. Beiläufig 4 Meilen nördlich von Skaly hat sich in sehr bedeutender Mächtigkeit ähnlicher Thonschiefer mit untergeord- neten Lagern von Kalkstein bei Swientomarz abgesetzt. Die untere Abtheilung dieser Schiefer ist viel mächtiger entwickelt und zum Theil roth und violet durch Eisenoxyd gefärbt. Zwei nm 270 en Lager von Kalkstein finden sich darin; das untere, weniger mächtige ist etwas magnesiahaltig, das obere besteht aus reinem’ Kalkstein, überfüllt mit Versteinerungen, und entspricht vollkom- men dem unteren Lager von Skaly. Das untere Lager hatte Herr ALEXANDROwIcZ die Gewogenheit zu analysiren. Er fand das specifische Gewicht 2,70. In Salzsäure löst sich das Gestein auf mit Zurücklassung eines grauen Niederschlages; bei der Auflösung wird ein bituminöser Geruch entwickelt. In 100 Theilen wurde gefunden: kohlensaure Kalkerde 88,20 kohlensaure Magnesia 2,681 94,86 in Salz- kohlensaures Eisenoxydul 2,70|saure auflös- kohlensaures Manganoxydul 0,45[ bare Bestand- phosphorsaure Thonerde 0,82 theile Kieselsäure 0,10} Thonerde a: Salzsäure unlös- kieselsaure Thonerde 3,80) bare Bestandtheile. Dieses Lager ist mit Versteinerungen *) überfüllt, aber die Zahl der Arten ist sehr beschränkt. Folgende sind gefunden worden: l. Avicula subradiata SOWERBY. 2. Spirifer ‚glaber Martın, Petref. Derbyensia, t. 48, f. 9, 10; Davıwson;) 11; f.I—-9;t. 12, 84,51, Nachdem in Skaly eine grössere Anzahl wohl erhaltener Exemplare gefunden wurde, liess sich diese schwierige Art genau, bestimmen. Im Allgemeinen entspricht dieselbe dem Sp. glaber. Sie ist umgekehrt eiförmig, erreicht aber niemals die Grösse der englischen, hauptsächlich aus der Kohlenfor- mation von Irland; constant ist sie länger als hoch. Die Area ist von deutlichen, etwas stumpfen Kanten begrenzt; dieselbe bedecken feine, gedrängte, gerade Linien, wie dies so vor- -trefflich auf der Davinsov’schen Abbildung gezeichnet ist. Die nicht perforirte Schale zeigt weder die mittlere deutliche Wulst, noch den entsprechenden Sinus; nur angedeutet ist die Aus- biegung. Die Exemplare von Skaly sind mit feinen, gedräng- *) Ueber das Alter der Grauwackenschiefer und der bräunlichgrauen Kalksteine von Swientomarz siehe LeonuAarp’s Jahrbuch für Mineralogie, 1866, S. 513. 271 ten, concentrischen Linien bedeckt, und diese Verzierung ist etwas verschieden von den Figuren bei Davınson, wo diese Linien weniger gedrängt, mehr von einander getrennt sind und darin dem Sp. curvatus SCHLOTH. gleichen; aber der allgemeine rundliche Umriss, der schmale, tiefe Sinus unterscheidet leicht diese Species; die Exemplare von Skaly, wie gesagt, haben einen breiten Sinus, der nur an der Stirn bemerkbar ist. Sp. curvatus SCHNUR hat einen sehr bedeutend herausgeschobe- nen Sinus, was wohl nicht specifisch ist. Sp. concentricus Schnur, Eifel. Brach., S. 40, t. 18, f. 3, unterscheidet eben- falls die kreisrunde Gestalt von unserer Species und der we- niger erhöhte Schnabel; beide Arten sind äusserlich auf gleiche _ Weise mit gedrängten, concentrischen Linien bedeckt. Auch Sp. lineatus Koninck, Anim. foss. terr. carbonif., t. 17, f.8, nähert sich sehr unserer Species. Aus dem Vergleich des Sp. glaber, curvatus, concentricus und vielleicht auch Sp. lineatus folgt, dass diese Species sehr nahe verwandt sind und nur durch feine Nuancen sich unterscheiden; es wurde zweckmässig sein, diese ' vier Arten als eine zu betrachten und die feineren Unterschiede als Abänderungen gelten zu lassen. 3. Sireptorhynchus umbraculum SCHLOTHEIM. Nachdem vollständige Exemplare in Skaly aufgefunden sind, hat es sich ergeben, dass diese Species nicht der Orthis subarachnoidea entspricht. 4. Lepiaena deltoides VERNEUIL. 9. Strophomena rhomboidalis DALMAN, var. analoga. Das obere Kalklager von Sitka entspricht vollkommen dem unteren von Skaly sowohl petrographisch, wie auch paläonto- logisch und ist mit einer grossen Anzahl von Muscheln und Korallen überfüllt, wie es sich auch aus der beigefügten corri- girten Liste ergiebt. Es muss bemerkt werden, dass einige Arten in Sitka vorkommen, die in Skaly nicht gefunden sind. 1. Phacops latifrons? BURMEISTER; SANDBERGER, ]. c., p. 16, a Be cn 2. Cyrtoceras bilineatum SANDBERGER, ]. c., p. 143, t. 14, f. 2a—f. ss. 3. Pleurotomaria bifida SANDBERGER, p. 185, t.20, f. 10. s.s. 4. Spirifer glaber Sow. 5 5. Sipirifer pachyrhynchus VERNEUIL, Geol. Russ., Bd. 2, p. 142, 1.3,f6 ==. i | Br 6. Spirifer macrorhynchus Scuxur, Eifel. Brach., p: 41, t. 15, f. 4. 7. Spirifer simplex PmiuLips, False enje, foss., p. a, t.:29,:51.124.,,:838; 8. Athyris concentrica Davınson. Ss. 9. Atrypa retieularis Liss. .n.s. 10. Atrypa aspera SCHLOTHEIM. 8. 11. Rhynchonella primipilaris L. v. Buch. n.s. - 12. Pentamerus galeatus Coxkan; VERNEUL, Geol. Russ., IDEE ch 13. Orthis Eifeliensis Schsur = 0. opercularis. h. 14. Streptorhynchus umbraculum DaAvınson. n.s. 15. Strophomena rhomboidalis, var. analoga. n.S. 16. Leptaena? interstrialis PuıLLies. n.s. 17. Chonetes minuta L. v. Buch. s. 18. Chonetes Hardrensis Pmıuuips. s.s. 19. Strophalosia produetoides MURCHISON. 8. 20. Fenestrella subrectangularis SANDBERGER, 1. c., p. 376, 1:38... sh. 21: Actinocrinites muricatus GOLDFUSS. n.S. 22. Actinocrinites moniliferus GOLDFUSS. 8.8. 23. Cyathocrinites rugosus MILLER, Crin.; GoLDFUss, p. 192, BI Aalen 24. Rhodocrinites verus MILLER; GoLpruss, p. 198, t. 60, IB: N. 25. Favosites cervicornis MıLne EpwArps, HAImE. 8. 26. Alveolites suborbicularis LAMARK. n.s. 27. Amplezus tortuosus Pmuuırs, Palaeoz. foss., p. 3, t. 8, f. 3; Mıtne EopwaArps et Haıme, Dev. Corals, p. 222, AT An 28. Cyathophyllum vermiculare? -GoLDF. 8.8. 5 . 29. Cyathophyllum heterophyllum MıLne EpwArds, Hamme. Ss. 8. Die Faunen der Thonschiefer und der Kalksteine von Skaly und Sitka, fast dieselben, charakterisiren genau die mitt- lere Abtheilung des devonischen Systems, sind ganz ähnlich der Fauna der Eifel und scheinen zu beweisen, dass diese Sedimente gleichzeitig niedergeschlagen wurden. In Skaly fin- den sich in den unteren Abtheilungen Chonetes sarcinulata mit Streptorhynchus umbraculum, darauf folgen Kalksteine mit ” 273 u z Strinyocephalus Burtini; höher enthält der Thonschiefer eine sehr entwickelte Fauna mit Calceola sandalina, Strophalosia productoides u. S. w. Das Alter der quarzigen Sandsteine, welche die Unterlage der Kalksteine und des Thonschiefers in Grzegorzowice bilden, kann wegen Mangels an Versteinerungen nicht mit Sicher- ‘heit bestimmt werden. Zwei Meilen östlich von Grzegorzowice in dem kleinen Dorfe Zwola bei Garbacz finden sich im Quarzfels, der wahrscheinlich mit dem quarzigen Sandstein von Grzegor- zowice in Verbindung steht, einige devonische Arten, und zwar: Chonetes Hardrensis, Tentaculites scalaris SCHLOTHEIM, SAND- BERGER, 1. c. S. 377, t. 21, f. 9. Der Tentaculites entspricht in dem feinsten Detail den nassauischen Exemplaren, die Ringe der etwas conischen Röhre bedecken feine Linien. Auch jugendliche Exemplare mit sehr gedrängten Ringen finden sich neben den ausgewachsenen. Ausserdem findet sich Favosites reticularis? MıLse Epwarns und Haıuz, S. 215, t.48, f. 1a—e. Im mergeligen Thonschiefer von Dombrowa bei Kielce hat PvscH auch mitteldevonische Arten beschrieben, und zwar Spi- rifer glaber, speciosus und Tentaculites scalaris. Nach Pusca bilden diese Schiefer ein Lager im Quarzfels, und wenn man dies auch nicht klar beobachten kann, so ist so viel bestimmt, dass die Schiefer auf Quarzfels abgelagert sind. Auch Herr Rormer hat im Quarzsandstein des Berges Bukowka bei Kielce eine devonische Form gefunden: Airypa reticularis und eine neue Orthis, O. Kielcensis. Die Fauna und der petrographische Charakter des beschriebenen Theiles des Sandomirer-Chenciner Gebirges entspricht auffallend dem rheinischen devonischen Gebirge, besonders aber den Kalksteinen der Eifel. Zu dem- selben Resultat führt der Vergleich mit der mitteldevonischen Fauna von Somerset im Devon in England, die ETHERIDGE*) Ilfraceombe Group benannt hat. Eine grosse Anzahl von Arten hat die Abtheilung in England und Polen gemeinschaftlich: Favosites cervicornis, Hallia Pengelly, Athyris concentrica, Atrypa reticularis, A. desguamata, A. aspera, Rhynchonella pugnus, Spi- rifer. speciosus, Sp. glaber, Sirepiorhynchus umbraculum, Strin- gocephalus Burtini, Strophalosia productoides. *) On the physical structure of West Somerset and North Devon and on the palaeontological value of the Devonian fossils. Quart. Jour- nal of the geol, Soc., Vol. 23, p. 568. Zeits.d.D.geol. Ges. XXI. 2. 18 274 Viel bedeutender sind: die devonischen Kalksteine der oberen Abtheilung abgesetzt, die, Schichten mit Posidonomya venusta und die durch Korallen charakterisirten. Die erste Abtheilung habe ich nur stuckweise beobachten können; bei Kielce hat sie Herr RoEnmEr erkannt; mehr entwickelt sind die- ‚selben bei Lagow und Bratkow unfern Opatow. Die mächtig entwickelten Korallenkalke ziehen sich von Miedzianka bei Chenciny an über Kielce, Brzeziny, Otiky, Lagow, Planta nach Zyzuow bei Klimontow. Die Korallen finden sich fast an jedem Punkte; am häufigsten sind: Favosites cervicornis, Cya- ihophyllum caespitosum, Stromatopora polymorpha, Ichynchonella acuminata, Leptaena interstrialis, Atrypa reticularis u. 8 ww... 275 3. Ueber die Eruption bei Methana im dritten Jahr- hundert vor Chr. Geb. Von Herrn K. von Sezsaca ın Göttingen. Ing Bei dem Aufenthalt, den ich zur Erforschung der Eruption von Santorin im Frühjahre 1866 in Griechenland machte, stieg trotz den kriegdrohenden und zur Rückkehr mahnenden Nach- richten aus der Heimath der lebhafte Wunsch in mir auf, wenn möglich auch den zweiten, Santorin an Berühmtheit kaum nach- stehenden Eruptionspunkt, die Gegend von Methana, besuchen zu können. Dieser Wunsch wurde noch gesteigert, als mir in Athen gerüchtsweise und leider ohne jedes Detail die Nach- richt zukam, dass es Herrn Fougus in der That gelungen sei, bei Methana einen jüngeren Eruptionspunkt aufzufinden. So leicht nun auch von Athen mit dem regelmässigen Dampfer die griechische Flottenstation Poros zu besuchen war, so wurde es mir bei der Kürze der Zeit bis zur Rückkehr desselben doch nur durch die gewohnte Gute des Herrn ParAscA, der es vermittelte, dass ich einen Kutter der königl. Marine be- nutzen konnte, ermöglicht, auch Methana zu besuchen. Dass Poros, nach Currıus das Kalauria der Alten, nicht der von Pausanıas und STtrAaBO beschriebene Vulkan sein könne, wie einst L. Ross gewollt hatte (cf. HumsoLpt, Kos- mos, Bd. 4, S. 517), stand für mich vor meinem Besuche schon deshalb fest, weil Pausanıas zu bestimmt angiebt, die Eruption solle bei einer heissen Quelle, ca. 30 Stadien von der Ort- schaft Methana entfernt, stattgefunden haben. Poros liegt aber, das altgriechische Stadion zu 0,1 Seemeile gerechnet, ca. 80 Sta- - dien von den Ruinen von Methana und hat keine heissen Quel- len. Meine Annahme wurde bestätigt durch die geognostische Beschaffenheit der Halbinsel Kalauria, die, durchaus aus der nämlichen Trachytvarietät bestehend wie die Hauptmasse von Aegina und Methana, älteren und wohl vorhistorischen Erup- tionen ihren Ursprung verdankt. 18” - 276 | i Dagegen liess ich mich leider, wie ein Menschenalter früher schon H. VIRLET durch die oben angeführte Angabe des Pav- sanıas verleiten, diesen Eruptionspunkt in der Nähe der Schwe- felquellen von Bromolimni zu suchen. Vergebens! Nach den angestrengtesten Bemühungen hatte ich nur eben noch Zeit, nach einer hastigen Besteigung des Hauptkegels der Halbinsel mich durch die schöne Aussicht einigermaassen für die ver- lorene Mühe zu entschädigen und segelte dann in der milden mondhellen Frühlingsnacht zuruck nach Poros. Schon vor diesem vergeblichen Versuch war, wie oben erwähnt, H. Fouqu& glücklicher gewesen. Derselbe hatte, wie er in seinem Aufsatze über die alten Vulkane Griechenlands (Revue des deux mondes, 1867, S. 478) neuerdings berichtet, nur geleitet von dem Ortsnamen Kaymenipetra („Kaimano* auf der englischen Admiralitätskarte), einen jüngeren Eruptions- punkt an der nämlichen Stelle gefunden, an welcher schon Herr VIRLET nach den Angaben des Herrn VAUDRIMEY eine Eruption in historischen Zeiten als wahrscheinlich angab (Exped. scientif. de Moree, geologie, S. 245). Diese Beobachtung ist dann später durch die Herren Reıss und STÜBEL bestätigt wor- den, die ihre Wahrnehmungen bekanntlich in einer besonderen Broschüre (Ausflug nach Aegina und Methana) beschrieben haben. Den Ansichten der beiden Letzteren über die Entstehungsweise’ des grossen Trachytdoms von Methana kann ich mich im All- gemeinen, so weit meine flüchtigen Beobachtungen reichen, nur anschliessen. Auch von dem neueren Eruptionspunkt ver- mag man sich nach den Darstellungen der genannten drei Beobachter eine ziemlich genügende Vorstellung zu machen. Dagegen scheinen sie mir ebensowenig wie frühere Forscher bei Benutzung der uns aus dem Alterthume überlieferten Be- richte über jene Eruption und ihren Ort die nöthige Kritik angewandt zu haben, ja die Herren Reıss und StüBEL haben Einzelnes geradezu falsch übersetzt. Drei Ueberlieferungen uber einen vulkanischen Ausbruch in der Nähe von Methana liegen bekanntlich vor, eine bei STRABO, eine bei Ovın und eine bei Pausanıas.*) Von diesen *”) Um eine Prüfung der nachfolgenden Kritik zu erleichtern, stelle ich dieselben hier nochmals in den Worten der Originale zusammen: STRABO, I. cap. 3, $. 18: nept Medwynv de Tv Ev tw “Eppiovix@ ee Bw. drei Stellen ist diejenige des Pausantas, obwohl sie über 100 Jahre später geschrieben wurde als die beiden anderen (die wir als gleichzeitig verfasst ansehen dürfen) und den ganzen Ausbruch vorsichtig nur als eine — wohl örtlich erhaltene — Sage bezeichnet, doch die einzige, die einen bestimmten Ort und eine bestimmte Zeit für denselben angiebt. Von ihr wer- den wir daher bei einem Versuche zur Fesstellung der Iden- tität des: Ausbruchspunktes ausgehen müssen. Der Ausbruch soll nach ihr zwischen 278 und 240 vor Chr. bei warmen Bädern ungefähr 30 Stadien entfernt von der Ort- schaft Methana stattgefunden haben. Diese heissen Quellen sind aber nicht, wie VIRLET und ich vermutheten, die kaum 20 Stadien entfernten Schwefelquellen bei Bromolimni, sondern, wie schon Herr Currıus (Peloponnes, Bd. II., 8. 442) be- hauptet, die nach der englischen Seekarte iu geradem Abstand genau 3 Seemeilen oder 30 Stadien von Methana entfernten heissen Quellen unterhalb Kato Mouska, die nur wenig entfernt sind von dem neueren von H. Fougus entdeckten Ausbruchs- dom und Lavastrom. Ja, fast möchte man vermuthen, dass die daselbst schon von Herrn VırLer bemerkten Ruinen ehe- xönW Öpos Entaotdörov zo bios dveßArdn yeyndevros dvapuanu.aras wAo- yadous, ned npepas nEy Ampöcrtov bro Tod Yepnod xal Tis Yeıwöous dönng, vortwp dev&des, ExAdunov Töppw xui deppalvov, Wore Leiy mv YdAlarıav ent oradla nevre, VoAepav delvar xul Ent elxacı stadt, rposywornvaı dE nerpaıs Anoppwäı rupywv 00% EAdrroaw. Ovıp. Metamorphoseon, lib. XV., v. 296—306: Est prope Pittheam tumulus Troezena sine ullis Arduus arboribus, quondam planissima campi Area, nunc tumulus; nam — res horrenda relatu — Vis fera ventorum, caeeis inclusa cavernis, Exspirare aliqua cupiens luctataque frustra Liberiore frui coelo, cum carcere rima Nulla foret toto nec pervia flatibus esset, Extentam tumefecit humum, ceu spiritus oris Tendere vesicam solet, aut direpta bicorni Terga capro. Tumor ille loci permansit et alti Collis habet speciem longoque induruit aevo, Pausantas, lib. IL, 34: tod 82 noAioparos (sc. Medwyns) Tpıaxovra rov ordöta Ameyeı Aourpa Vepud; vacl dt ’Avrıyövov tod Anumrpiov Ma- xe00vwy Baoıkeboyros, TÜTE TPWTOy TO VÖwp Yaynvar, yavijvar doby LOwp eÜdog, ANA nüp Avaleoaı noAb Ex is yis, Emil 68 Tobrw papavdevrı bunvar zo böwp, 6 8n xal &; npäs Avaıar Yeppöv Te xal deryös dAmupöv. 278 maliger Bäder nicht, wie er wollte, dem Mittelalter angehören, sondern die Reste jener antiken Bäder des Pavsanıas sind, Auch die Behauptung, dass diese Quellen erst nach jener Eruption entstanden seien, hat in. sich nichts Unwahrschein- liches. Da aber der von Herrn Fovqus entdeckte Eruptions- dom nach Reıss und StuüßeL nur 416,9 Meter Seehöhe hat, so widerspricht unserer Annahme die zweite vorliegende Ueber- lieferung bei StraBo, welche die Bildung eines sieben’ Stadien hohen Berges behauptet. Da StrAaBo bloss ganz allgemein den Ausbruch in die Gegend von Methana verlegt, und da eine auch nur annähernde Zeitbestimmung für denselben weder direct angegeben ist, noch aus dem ganzen. Zusammenhang geschlossen werden kann, so darf zunächst ‚bezweifelt werden, ob StrAaBo auch den nämlichen Ausbruch beschreibt, von wel- chem Pausansas redet. Dieser Ansicht sind die Herren VIRLET und Currıus. Herr VIRLET meinte, dass das Erzeugniss der letzten, von Pausantas erwähnten Eruption bei Bromolimni zu suchen sei, während er, ohne dafür weitere Grunde anzu- geben, in den ihm nur durch die Mittheilungen Anderer bekannt gewordenen jüngeren Lavamassen von der Nordwestseite der Halbinsel, das ist also in dem Fovqu&’schen Eruptionspunkte, das Resultat des bei StrABo beschriebenen Ausbruchs vermuthet. Nur beiläufig erwähnt er, dass die von STRABO angegebene Höhe von 7 Stadien ungefähr die nämliche sei, wie diejenige der höchsten Erhebung der ganzen Halbinsel. Ist diese An- gabe nun auch irrig, indem, wie Herr Currivs ganz richtig angiebt, in der ganzen Umgegend kein Berg von dieser verti- calen Erhebung vorhanden ist und der Chelona vounö statt ca. 4200’ nach Reıss und Srüsen nur 760,7 Meter — 2496’ engl., ja nach den älteren französischen und englischen Messungen sogar nur 2430’ engl. hoch ist, so wird man dennoch FIEDLER nur beistimmen können, wenn derselbe (Reise durch Griechen- land, Bd. II., p. 241) ohne Weiteres annimınt, dass jene Höhen- angabe bei StrABo sich nur auf den Gipfel der grossen Haupt- trachytmasse von Methana beziehen könne. Bestimmt irrt da- gegen FIEDLER, wenn er meint, die ganze Halbinsel Methone sei erst zu der von PAUSANIAs präcisirten Zeit entstanden, schon deshalb weil bereits THukYDIDES, wie ich aus Currıus’ Pelo- ponnes (Bd. II., S. 438) ersehe, Isthmos und Chersonnesos von Methana kennt und unterscheidet. Entweder. STRABO hat a von einer anderen weit ‘älteren Eruption reden wollen, oder seine Höhenangabe ist gänzlich unbrauchbar. Ich glaube das Letztere; denn von einer Eruption, die Jahrhunderte früher, ja vielleicht in mythischen Zeiten stattgefunden haben müsste, konnte STrRABO unmöglich angeben, wie viel Stadien weit hinaus das Meer gekocht habe, und wie viel Stadien weit dasselbe trübe gewesen sei. Die ganze’ Beschreibung ist so eingehend und bestimmt in ihren Daten , dass StraBo zweifellos von einem Ereigniss späterer Zeit reden muss und somit er ‘oder seine Quelle wohl auch die nämliche Eruption wie PaAusanıas im Auge gehabt hat. Dies zugestanden liegt uns aber bei STRABO eine treffliche Beschreibung unserer Eruption vor, aus der man, um hier die vielbewegte Frage, wie der überlieferte nächt- liche Wohlgeruch zu deuten sei, unberührt zu lassen, jeden- falls klar ersieht, dass dieselbe von gewaltigen Auswürflingen begleitet war, während dvapuonua wAnywöss ebensowohl eine glühende Auftreibung als ein feuerähnlicher Hauch sein kann. Diese Schilderung stimmt nun aber nicht überein mit der Darstellung von Ovıp, in der weder von Auswurfsmassen, noch sonst von echten Eruptionserscheinungen die Rede ist, und das hat, wunderbar genug, Bedenken erregt. Ja Herr Fovqus hat noch neuerdings in „sinnreicher“, von Reıss und STÜBEL ge- billigter, an sich zwar sehr wahrscheinlicher, jedenfalls aber völlig überflüssiger Weise diesen. Widerspruch auszugleichen gesucht. Denn trotz der Autorität von Horr und selbst von HUMBOLDT muss es durchaus unzulässig erscheinen, die poetische Darstellung eines Dichters, und noch dazu Verse aus einer Dichtung wie die Metamorphosen, als eine getreue, anschau- liche Schilderung eines Naturereignisses aufzufassen und aus- zubeuten. Die Stelle bei Ovıp schien in den Zeiten, in denen man noch der Hypothese blasenförmig aufgetriebener Tra- chytdome huldigte, allerdings innere Wahrscheinlichkeit, und dadurch einen gewissen Werth zu haben; heute aber hat die- selbe nur noch Bedeutung als ein interressantes Denkmal in der Geschichte der geologischen Vorstellungen. Aus Allem ergiebt sich, dass der Ausbruch bei Methana im dritten Jahrhundert vor Chr. weder die Insel Kalauria bil- dete, wie Ross vermuthet, noch die ganze Halbinsel Methana, wie FIEDLER meinte, sondern dass sie, wie zuerst Herr VIRLET ganz richtig erkannte, nur einen Zuwachs der letzteren bewirkte, 280 ‘und zwar ist dieser Zuwachs der nämliche, den Herr Fovgus wiedergefunden hat. Auf die Bildung dieser Lavamasse be- zieht sich auch die Beschreibung bei -StraBo, und wenn auch die geognostische Zusammensetzung derselben es wahrschein- lich erscheinen lassen mag, dass der eigentlichen Eruption das . ruhige Ueberquellen der zähflüssigen Lava voranging, so kann dies doch noch nicht aus den Versen von Ovıp bewiesen wer- den, die als eine rein poetische Fiction hoffentlich in Zukunft nicht mehr :als Beleg einer‘ geologischen Hypothese werden eitirt werden. a — — — — — . rn 281 4. Metamorphische Schichten aus der paläozeischen Schichtenfelge des Ostharzes. Mit einem Nachworte über den Sericit. Von Herrn Karı Avc. Lossen ın Berlin. Einleitung. Was bisher aus dem Harz bekannt geworden ist über krystallinische oder halbkrystallinische Schiefer, beschränkt sich — abgesehen von den tuffartig conglomeratischen Schaalsteinen — wesentlich auf die Hornfelsgürtel um die Granitmassivs dieses Gebirges. Und auch hier ist trotz trefflicher Einzelbeschrei- bungen [Horrmann*), HAusmann”*), ZINCKen*”*)] und genauer quantitativer Analysen (bes. Fucnsf) der Mangel einer detail- lirten geognostischen Voruntersuchung sehr fuhlbar, so dass es nur sehr selten möglich ist, feszustellen, welches Gestein nach seiner ursprünglichen petrographischen Be- schaffenheit und bestimmten relativen Lage inner- halb der Schichtenfolge in verändertem Zustande vor- liegt; d. h. es fehlt in den meisten Fällen die Grundbedingung ' für die sichere Erkenntniss des chemischen und physikalischen Grades der Veränderung, geschweige für die Erklärung des Vorganges, der die Umwandlung herbeigeführt hat. Sehr ge- nau erfüllt ist beispielsweise diese Grundbedingung für den granathaltigen, silicirten oberdevonischen Flaserkalk (Kra- menzel) an der Rohmkebrücke im Ockerthale. Nirgends aber ist derselben Genüge geleistet in den grossen Hornfelsmassen um die Granitmassivs des Brockens und Rambergs. Und doch *) Uebers. d. orogr. u. geogn. Verhältn. vom nordwestl. Deutschl. **) Ueber die Bildung d. Harzgeb., bes. S. 405 f. *»*) Ueber die Granitränder der Gruppe des Rambergs u. d. Rosstrappe. Karst u. v. Dech. Arch. V., S. 345 ff. und XIX., S. 583 ff. +) Neues Jahrb. für Min. 1862, „der Granit des Harzes und seine . . Nebengesteine“, S. 769 ff. u. S. 929 ff. e- Be... ist die bereits von den oben angeführten Autoren und noch neuerlich (diese Zeitschr. Bd. 17, S. 168) von CREDNER jun, an- gedeutete Unterscheidung von Schiefer- und Grauwackenhorn- fels unerlässlich für die richtige Erkenntniss des Umwandlungs- grades. . Einen Beleg dafür liefert die vom rein chemischen Standpunkte aus so überaus verdienstliche Arbeit von Fuchs. Derselbe giebt zwar (l. ce. S. 845) als Muttergestein des Horn- fels ausser Thonschiefer auch eine feinkörnige Grauwacke an, „deren einzelne Bestandtheile sich nicht mehr unterscheiden lassen.“ Diese offenbar irrige Beschränkung in der Ausbil- dung der Harzer Grauwacke verführt ihn zur Annahme einer Individualisirung der Hornfelsgrundmasse in einzelnen ausge- schiedenen Feldspathen und Quarzkörnern am Rehberg, Son- nenberg, an der Achtermannshöhe u. s. w., während man es daselbst sicherlich nur mit typischen Grauwackenhornfelsen zu thun hat, deren Feldspath- und Quarzkörner bereits im ursprüng- lichen Gestein vorhanden gewesen sind. Man überzeugt sich davon sofort, wenn man Handstücke der benachbarten unver- änderten Grauwacke mit den. entsprechenden Hornfelsen, zumal ängewitterten, zusamımenhält. Feldspäthe, oft noch glasglän- zend, orthoklastische und klinoklastische mit der charakteristi- schen Zwillingsstreifung sind neben Quarzkörnern in den mei- sten Grauwacken durch den ganzen Harz vorhanden, so dass ihr Vorhandensein im Hornfels nur sehr vorsichtig beurtheilt werden darf. Ueberhaupt fasst Fuchs den Begriff des Horn- fels viel zu concret, gleich einem petrographisch-chemisch be- stimmten Gestein. Eingehende Untersuchungen bei der geo- Snostischen Aufnahme der Gegend des Rambergs, aus welcher noch keine einzige Hornfels-Analyse vorliegt, lassen mich den Hornfels nur als Sammelbegriff ansehen, dessen chemisch-pe- trographische Zerlegung noch viel Arbeit erfordern dürfte, Die Chemie ist hier wieder einmal der Geognosie auf eigene Faust vorangeeilt und darf darum nicht unwillig werden, wenn ihre ohne gebührende Rücksicht auf Gesteinsausbildung und Lage- rung, wesentlich auf den Stoff und nicht auf das geognostische Vorkommen des Stoffs gebauten Schlüsse von dem Geognosten hintennach angezweifelt werden. Um so interessanter sind Umwandlungen von Schiefern, für welche sich auf sicherer, geognostischer Grundlage der Nachweis echter, krystallinischer Ausscheidungen in einer Horn- 283 felsgrundmasse — porphyrischer Individualisirung — beibrin- gen lässt. oT! Solche Pseudoporphyre kommen nach meinen eigenen Beobachtungen und Andeutungen in der vorhandenen Litteratur allerdings in den Hornfelsgürteln um die Granite des Harzes vor, uud ich zweifle nicht, dass ein Theil der individualisir- ten Hornfelse von Fucas hierher gehören mag. Ich werde weiter unten an einem schönen Beispiele zeigen, dass auch im Contacte ‘des Diabas analoge Erscheinungen. statthaben, muss aber zu dem Ende vorerst einen allgemeinen Ueberblick über die Verbreitungsgebiete der Contactmetamorphose wie der gemeinen Metamorphose in den paläozoischen Schichten des Ostharzes vorausschicken als feste Grundlage für diese, - wie für künftige Betrachtungen. - Stratographische Uebersicht der Schichtenfolge. Im Hinweis auf die (im 20. Bd. dieser Zeitschr., Jahrg. 1868, S. 216-226) von mir aufgestellte Gliederung des ost- hereynischen paläozoischen Schichtensystems bringe ich in Er- innerung, dass eine Sattelaxe der liegendsten Grauwacken- schichten (1. und 1a.) aus der Gegend südlich Braunlage über Tanne, nördlich an Hasselfelde vorbei nach Allrode verläuft, um von dort in einem Bogen über Siptenfelde,' Alexisbad, Mägdesprung bis nach Gernrode den Ramberg fast eoncentrisch zu- umziehen, so zwar, dass südlich und östlich dieser Axe einerseits, nördlich und westlich derselben andererseits die jüngeren Schichten (2—5) in derselben Reihe symmetrisch auf einander folgen.*) Die weitaus grösste Mächtigkeit und dem entsprechend grösste Verbreitung nördlich wie südlich der Axengrauwacke nimmt das zunächst folgende Formationsglied (2) „liegende Thonschiefer mit Kalk- und Quarzit- einlagerungen“ ein. Eine annähernde Kenntniss der Lage- rungsverhältnisse konnte in diesen waldigen Plateaugegenden nur von einer weiteren Gliederung dieses mächtigen Schiefer- systems erhofft werden. Meine drei Sommer hindurch fort- gesetzten Aufnahmen haben zu der nachstehenden, practisch *%) Hierbei wird von den als echt devonisch erkannten Schichten von ‚Elbingerode-Rübeland (Stringocephalenkalk mit Eisenstein, Schaalstein und Iberger Kalk) in der nördlichen Hälfte gänzlich abgesehen. 284 bewährten Eintheilung geführt. Es folgen über dem hangen- deren Theile von Ä 1. Liegende Grauwacke, über la. Plattenschiefer, 2a. ein Grenzquarzitlager, 2b. untere Kalk-Grauwackenzone (Brec- ciengrauwacke), 2c. Zone der Hauptquarzit- Einlagerungen, 2d. obereKalk-Grauwacken-Zone (flaserig- schiefrige Grauwacke), darin gegen das Han- gende De. ein oberes Quar ale darüber 2f. gewöhnlich als Zone der Grünen Schie- fer ausgebildet, Uebergangszone zu 3. Hauptkieselschiefer, dann 4. Hangende Thonschiefer ohne Kalk- und Galteieie: lagerungen, 5. Hangende Grauwacke. Eine jede dieser Zonen ist nach den in ihrem Niveau charakteristischen Einlagerungen im Thonschiefer benannt, Die bekannten versteinerungsreichen Kalke vom Schneckenberg und Scheernstieg bei Harz- gerode, von der Holzmarke bei Ballenstedt, von Hasselfelde und Trautenstein u. a. gehören 2b. an; etwas weiter in’s Hangende, aber noch unter 2c. liegen die Harzgeroder Graptolithenschiefer! Eine zu wichtige Beobachtung, als dass sie hier erschöpfend be- handelt werden könnte, wo es nur gilt, eine feste geognostische Grundlage für metamorphische Erscheinungen zu gewinnen. Nördlich der Axe entsprechen diesen Kalken der Zone 2b. die analogen Vorkommen im kleinen und grossen Muhlenthale und im Forstorte Celle bei Altenbrack, bei Treseburg, zwischen Treseburg und Allrode, gleichwie die darauf folgenden Quar- zite von Altenbrack - Treseburg den südlichen von Hasselfelde über Güntersberge und weiter nach Harzgerode ziehenden Hauptquarziten (2c.) entsprechen. *) A9j91ydsuoyT, apuasorf *) Die Graptolithenschiefer —- vielleicht nur lokale Facies — sind nördlich der Achse noch nicht bekannt. 285 4‘ Verbreitungsgebiete der gemeinen Metamorphose. Dieser bathrologisch ganz genau bestimmten Zone 2b. ge- hören die meisten metamorphischen Gesteine des Ostharzes nördlich wie südlich der Grauwackenaxe an. Der Grund davon liegt wohl in der vorwiegenden Zusammensetzung aus Thonschiefer, welcher den Lagergangmassen des Diabas und dem wenigstens zu drei Vierteln, wenn nicht ganz, von den Schichten 2b. eingefassten Granite des Rambergs den leichte- sten Durchbruch gestattete, überdies auch vermöge seiner stoff- lichen Eigenschaften in einem derartig zerrütteten alten Ge- birge zu physikalisch -chemischer Umwandlung vorzugsweise hinneigen mochte. So finden wir nordlich der Axe nicht nur die mannichfachen Contactmetamorphosen des Thonschiefers an Granit und Diabas, nein auch das ganze Gebiet zwischen Brocken und Ramberg zeigt zahlreiche, bald lokale (Braun- lage, Elend, Susenburg, Hartmannsthal und Tiefenthal bei Rübeland u. a. a. O.), bald ausgedehntere (Gegend bei Wende- furth, Altenbrack und Treseburg) Einwirkungen der gemeinen, nicht an unmittelbaren Contact der Eruptivgesteine gebundenen Umwandlungsprocesse, die sich demgemäss auch keineswegs auf die Zone 2b. beschränken, vielmehr durchlaufen bis in die hangenden Thonschiefer (4). Wir kommen später auf die pe- trographische Beschaffenheit der also veränderten Gesteine zurück. Hier sei nur gesagt: Es steht diese Erschei- nung durchaus in geradem Verhältnisse zu den ausserordentlichen Knickungen und Faltungen, Zerreissungen und Ineinanderschiebungen, welche dieseSchichteneomplexeimGrossenerlitten haben, höchst wahrscheinlich durch Gegenwirkung der beiden Granit- massen des Brockens und Ranibergs, wie ich bereits früher zu zeigen versucht habe (diese Zeitschr., Bd. 20, Jahrg. 1868, S. 224). Demgemäss fifiden wir südlich der’Axe in den gleichaltrigen Schichten keine Spur solcher von dem Contact der Eruptivgesteine unabhängi- gen Veränderungen der Sedimentgesteine. Erst ganz am Süudrande des Gebirges, von Hermannsacker bei Nord- hausen bis nach Gräfenstuhl und Walbeck im Mansfeldischen verläuft, soweit bekaunt, zumeist in den Schichten 2d. und 2e. ein noch wenig durchforschtes, schmales Verbreitungs- = 286 gebiet des gemeinen Metamorphismus, ausgezeichnet durch halb- ‚krystallinische, sericitlaserige Grauwacken, durch Sericitschiefer, sogenannte grüne, eisenoxydreiche und verkieselte Schiefer, sowie durch derbe Quarzadern und -Knauern mit eingespreng- | tem Schwerspath und Eisenglanz (Rodishayn) und triklinisch ge- streiftem Feldspath (Albit? in kleinen Gängen in der Grau- wacke der Krummschlacht bei Uftrungen). Besondere Auf- merksamkeit aber verdient der Umstand, dass bei Stolberg, wo dieselben Grauwacken- und Schieferschichten (2d.) wesentlich noch ihre gewöhnliche sedimentäre Beschaffen- heit und schwarzblaue Farbe zeigen, an dem Schwerspath- Gange der Silberbach und an dem Gangzuge der durch ihre Flussspathkrystalle bekannten Grube Louise Klippenzüge kieseliger, eisenoxydreicher und zum Theil sericitischer Contactgesteine her- laufen, durchaus analog den veränderten Gestei- nen des Südrandes, die dagegen einen Theil der Gangmineralienin ihren Quarzknauern ausgeschie- den enthalten. Wie der östliche Taunus mit seinen halb- krystallinischen bis mikrokrystallinischen Gesteinen als Sud- rand des grossen rheinischen ‚Schiefergebirges von dem kry- stallinischen Nordende des Odenwaldes durch das flache, mit Rothliegendem und ganz jungen Schichten ausgefüllte Main- gebiet getrennt ist, so liegt diesem halbkrystallinischen Sud- ostrande des Harzgebirges der krystallinische Nordrand des Kyffhäuser . gegenuber, dazwischen ausgebreitet die Alluvial- ebene der Goldenen Aue uber Zechsteinformation und Bunt- sandstein, welche den Fuss der beiden Gebirge säumen. Verbreitung der Diabas-Contactmetamorphose. Ueber die so auffälligen, ausgedehnten und so wichtigen Contacterscheinungen an den Diabasen des Harzes ist bis heute kaum: eine Andeutung in den Handbüchern zu finden. Zıncken’s kurze Angabe (l. c. Bd. 19, S. 584—586), dass am Diabas den: Granit-Hornfelsen analoge Contactgesteine vor- kommen, seine Namen Desmosit und Spilosit. für solche, Ge- steine haben niemals eine weitere Ausführung erhalten, . Ich selbst habe bereits vor nicht langer Zeit (diese Zeitschr. Bd. 20, S. 225) angedeutet, dass innerhalb der vorerwähnten Schichtenfolge(1—5.)dieDiabaslagerinihrer petro- 287 graphisch verschiedenen, körnigen oder dichten Ausbildung in Begleitung bestimmter, gleichfalls petrographisch verschiedener ÜContactgesteine feste Niveaus nördlich, wie südlich der Sattelaxe behaupten. Meine fortgesetzten Untersuchungen haben dies durchaus bestätigt, ganz vereinzelte Ausnahmen lassen die Regel um so mehr hervortreten. Der Grund dieser so auffallenden Thatsache kann wohl nur darin gesucht werden, dass die Diabaseruptionen des Harzes zum Theil bereits während der Ablagerung dieser ältesten Sedimente zwischen die Thonschich- ten eingedrungen sind oder .deckenartig darüber sich ergossen haben, jedenfalls aber vor der Ausbildung der Sattelaxe er- folgt sind.: Diesmal handelt es sich darum, die verschiedenen Lagerzuge übersichtlich dem vorangestellten Schichtenschema einzureihen: Die dichten Diabase (die eigentlichen Diabase in Nassau und Westphbalen. mit Diabasporphyr [Labrador- oder Oligoklasporphyr zum Theil] und Diabasmandelstein) liegen in meist recht ausgedehnten Lagern oderDeckenin Begleitung sogenannter Grüner Schiefer — d.h. glim- merig-chloritischer, Eisenrahm, Quarz, körnigen Kalk, triklinen Feldspath, zeisiggrünen Epidot als Gemengtheile oder in Schnüren und Adern führender Schiefer*)— stets nahe dem Liegen- denoderdemHangenden derHauptkieselschiefer(3.) in 2f. oder4., seltener kommen dieselben ind. selbst vor. Rotheisensteine, Rother Glaskopf, hauptsäch- lich jedochEisenkiesel— wohl als Zersetzungsproduct des grünen chloritischen Minerals (Metachlorit List's?) sind die- sen Gesteinen eigenthuümlich. Das Zorger Eisenstein- vorkommen gehört hierher und zahlreiche alte Pingen meist sehr kieseliger Ausbeute bei Hohegeiss, Benneckenstein, Stiege, Güntersberge bis zu den sehr ausgedehnten „tiefen Schächten* an der Chaussee von Breitenstein nach Hermannsacker: halten stets beinahe die Grenzscheide zwischen dem Hauptkiesel- schiefer und den Grünen Schiefern (2f.) ein. An dem grossen Ronneberg bei Rodishayn endigen diese Schichten. In weiter Entfernung, an der unteren Selke, treten sie mit den dichten *) Analog den Sericitkalkphylliten im Taunus (diese Zeitschr., Bd. 19, Ss. 609—612 mit Zusatz S. 930), den Pistazitkalkschiefern in ‚Schlesien. 288 Diabasen unter genau denselben Verhältnissen wieder auf und mit ihnen die Eisenkieselpingen, hart hinter den schönen Kiesel- schieferbergen des Grossen und Kleinen Hausberg bei der Selke- mühle. Von da ziehen sich dichte Diabase und Grüne Schiefer im Liegenden der Kieselschiefer über Rieder und den Stuben- berg bei Gernrode nach Suderode und Stecklenberg um den Ramberg herum. Nördlich der Grauwackenaxe treten die- selben Gesteine im Liegenden der Kieselschiefer von Hütten- rode auf, am Bielstein u. ss. w. Am schönsten entwickelt zeigen sich die Grünen Schiefer am grossen Ronneberg bei Rodishayn und am Erbskopfe zwischen Breitenstein und Stol- berg, wie überhaupt an der oberen Lude. Die körnigen Diabase (Diabas-Gabbro, Hyperit z. Th., wie der von KEIBEL analysirte der Heinrichsburg bei Mägde- sprung) treten in drei verschiedenen Niveaus auf: unter und über der Hauptquarzitzone (2c.) in 2b, und 2d. imLiegenden Schiefer und imhangendsten Theile der Hangenden Schiefer (4). Es sind die Diabas-Gabbros und Coutactgesteine aus der be- reits oben ausgezeichneten unteren Kalk-Grau- wackenzone (2b), an welchen Zıscken seine Beob- achtungen bei Mägdesprung machte. Sie bieten überhaupt ein besonderes Interesse dar wegen ihrer massen- haften und constanten Verbreitung und der bedeutenden Ent- wickelung ihrer Oontactbildungen, während die zum Theil sehr sporadischen körnigen Diabase der beiden anderen Zonen eine in jeder Beziehung untergeordnetere Rolle spielen, charakte- ristische Contactwirkungen zumal an ihnen nur selten zu be- obachten sind. Zahllose, meist nur wenige Fuss oder Schritt mächtige Lagergänge eines mehr oder minder deutlich körnigen Diabas- Gabbro drängen sich in besonders reinen, grauwacken- und auch meist kalkfreien Thonschieferschichten der Zone 2b. zu einem bald dichten , bald lockeren, sehr stetig fortstreichenden Schwarm zusammen. Südlich der Grauwackenaxe findet sich derselbe von Trautenstein über Hasselfelde bis nach All- rode ausgezeichnet entwickelt; in der grauwackenreicheren Fort- setzung derselben Schieferzone* von Güntersberge über Strass- berg sind nur vereinzelte Lager bekannt; zahlreich dagegen sind dieselben wieder bei Neudorf, Harzgerode, im Schiebecks- 289 Thale und an der Stelle unterhalb Mägdesprung da, wo in der Gegend des vierten Hammers der Schwarm die Selke überschreitet; weiterhin konnte ich denselben mit den kalk- führenden Schiefern bis in die Holzmarke zwischen Ballenstedt und dem Sternhaus verfolgen. Nördlich der Axengrauwacke zieht der correspondirende, noch dichtere und ausgedehntere Diabaslagerzug in derselben von St. Andreasberg über Oder- haus, Braunlage durch die Ramse nach dem Silberkulk unter- halb Tanne, weiterhin zu beiden Seiten der Rapbode, dann quer durch die Hasselfelde-Rubeländer und Hasselfelde-Wende- further Chaussee südlich Altenbrack bis nach Treseburg; hier wendet er sich die Lupbode und Tiefenbach aufwärts und tritt nahe Friedrichsbrunn in den Hornfelsgürtel des Rambergs ein, in welchem er — abgesehen von einigen kleinen Ausbeugungen wie an der Heinrichsburg — über Friedrichsbrunn, quer durch das Friedensthal, über den Langenberg, am Spiegelhaus und Sternhaus vorbei, durch das Hahnenthal und kalte Thal bei Suderode bis zur oberen Lauenburg rings um den Granit ver- lauft. Weitaus die meisten dieser nach vielen Hunderten zäh- lenden Lagergänge sind von ausgezeichneten Contactgesteinen, bald im Hangenden, bald im Liegenden, bald zu beiden Seiten begleitet, ohne dass sich darin eine Gesetzmässigkeit auffinden liesse, ebenso wenig, als die Mächtigkeit der Eruptivmasse mit dem Grade der Contactwirkung und ihrer Ausdehnung im Ver- hältniss steht. Im Allgemeinen sind die Contactbänder schmal, wie die Lagergänge, an welchen sie auftreten. Die Contactgesteine des körnigen Diabas- Gabbro sind durchaus verschieden von den Grünen Schiefern um die dichten Diabase, sowohl in ihrem geognostischen, als in ihrem petrographischen Ver- halten. Denn während die Grünen Schiefer häufig eine fast im Zusammenhang fortlaufende Zone bilden, welche die dich- ten Diabaslager einschliesst, so dass man kaum je einmal die Contactwirkung des einzelnen Lagers abzugrenzen im Stande ist, kann man in den dichtgedrängten Schwärmen der körnigen Diabase fast stets mit grosser Bestimmtheit an dem einzelnen Lagergange das zugehörige Contactband erkennen. Mag dies einestheils in der weitaus grösseren Ausdehnung der dichten Diabaslager (oder -Decken ?) begründet sein, so weist doch die gänzlich verschiedene petrographisch-chemische Beschaffen- Zeits.d.D.geol.Ges. XXI, 2. 19 290 heit der Contactbildungen an den zu dichtem und an den zu körnigem Gefüge erstarrten Diabasmassen wohl auf noch eingreifendere Unterschiede der Entstehungsbedingungen hin. Mit anderen Worten, das Eruptivgestein und sein Contactgestein sind bis zu einem gewissen Grade ein untrennbares geognosti- sches Ganzes, das, gleichzeitig oder in mehreren aufeinander- folgenden Bildungsaeten entstanden, immerhin nur im Zusam- menhange ergründet werden kann. Zahlreiche chemische Ana- lysen werden erst ermitteln, ob und in wie weit. stoffliche Beziehungen zwischem dem Diabas und seinen zugehörigen Contactgesteinen bestehen , dass aber mechanische und physi- kalische Verhältnisse der ganzen Masse und ihrer inneren Structur bei Beurtheilungen solcher Contacterscheinungen nicht zu gering veranschlagt werden dürfen, dafür werde ich weiter unten sprechende Belege vorbringen. Hier gilt es zunächst, die petrographischen Beobachtungen zu fixiren. Die Contact- gesteine der körnigen Diabase sind wesentlich zwei Gruppen zuzutheilen, welche man bereits bei ZinckEn*) erkennt, wenn er einmal von „kieselschieferartigen Schiefern oder schlechtweg Kieselschiefern*, das andere Mal von „hornfelsartigen Band- und Fleckschiefern (Desmositen und Spilositen)* redet. Die falschen Kieselschiefer haben mit echten ty- pischen Kieselschiefern für den nicht allzu oberflächlichen Be- schauer im günstigsten Falle Härte und Farbe gemein, gehören aber durchaus einer ganz anderen Gesteinsfamilie an. Nau-- MANN**) hat solche Gesteine bereits bei der Hälleflinta untergebracht, und es lässt sich wohl kein passenderer Ver- gleich finden. Es ist dieselbe äusserst dichte, selbst bei hun- dertfacher Vergrösserung wesentlich unindividualisirte, flach- muschelig brechende, hornartig splitterige, weissgraue, rauch- graue bis schwarzgraue, zuweilen gebänderte Masse von sehr grosser Härte, die sich, wenn auch oft recht schwer, bei gutem Athem und einiger Geduld zuletzt stets schmelzbar er- weist zu einem reinweissen oder weisslichen, etwas blasigen Email. Stets parallelepipedisch zerklüftet, seltener noch deut- lich geschiefert, bedeckt sich das Gestein bei der Verwitterung mit jenen, auch für die Hälleflinta charakteristischen, schnee- — *), le. S. 584—586. **) Lehrb. d. Geognosie, 2. Aufl., Bd. I, S. 531 u. 552. ee 291 weissen Rinden. Von dieser typischen Entwickelung giebt es zahlreiche Abstufungen bis zum gewöhnlichen blauen, nur etwas. gehärteten, parallelepipedisch zerklüfteten Thonschiefer. Seltener wird das Gestein feinkörnig, weisssteinartig. Mein Freund E. Kayser, der die Contactgesteine des körnigen Diabas-Gabbro einer eingehenden chemischen Prüfung unter- zieht, theilte mir Handstücke des typischen Gesteins mit, gang- artig durchadert von derbem Quarz und einem blättrig brechen- “den Feldspathe, aller Wahrscheinlichkeit nach Albit. NAUMANN schlägt (a. a. ©.) den Üollectivnamen Felsitschiefer vor, aber gerade der Umstand, dass man mit Felsit den chemisch ähnlichen, geognostisch jedoch durchaus verschie- denen Begriff der Grundmasse echter eruptiver Porphyre deckt, hält mich von der Anwendung dieses Namens ab. Bis zur endgiltig festgestellten chemischen Constitution möchte ich das keineswegs neue Wort „Hornschiefer* gebrauchen, an- klingend an Hornfels. Im Uebrigen würde ich lieber geradezu Hälleflinta sagen, wozu das von AxzL ErDMAnN beschriebene Wechsellagern dieser Gesteine mit Grauwackenschiefern und Quarzitsandsteinen und die ebendaselbst erwähnten Conglome- rate mit Hälleflintgrundmasse uns durchaus zu berechtigen „scheinen (Neues Jahrb.,; 1864, S. 641 — 645). Von diesem Gesichtspunkte aus sei hier daran erinnert, dass bei Lerbach im Oberharze, und namentlich im Dillenburgischen, möglicher- weise zwar noch in causalem Zusammenhange mit den zahl- reichen Diabaslagern der beiden Gegenden , keineswegs aber im unmittelbaren Contact derselben ganz analoge Gesteine, sogenannte Adinole, Gemenge aus Quarz und Albit, mit kiese- ligen Massen, Eisenkiesel, Kieselschiefer und graugrünen schmelz- baren (l) Wetzschiefern als Lager zwischen den paläozoischen Sedimenten auftreten. Die Band- und Fleckschiefer Zınckens (Desmo- site und Spilosite) sind Structurvarietäten ein und des- selben Contactgesteins, die durch Mittelvarietäten vollständig in einander übergehen. Diese letzteren sind stets deutlich schiefrige oder dünnplattige, grünlichgraue Schiefer, auf dem Querbruche von der Härte des Feldspaths oder etwas darunter, auf der Schichtfläche dagegen häufig mit dem Fingernagel ritz- bar. Unter dem Mikroskop erkennt man deutlich ein flasrig- schiefriges Gemenge von weisser feinkörniger Feldspathsubstanz 19* 292 und hellgrünlichen, schuppigen Glimmerflasern. Ein eisen- reiches, in Salzsäure leicht zerstörbares, chloritisches Pigment erhöht den grünen Ton, der nach der Behandlung mit Säure fast ganz verschwunden ist. Die Glimmerflaser hat dann häu- fig die grünlichgelbe Talkfarbe und den Seidenglanz des Seri- eits. An Stelle dieser selteneren Gleichgewichtsausbildung tritt ungleich häufiger eine besondere Gruppirung der Gemengtheile, die bereits in den Namen Band- und Fleckschiefer angedeutet ist. In den Desmositen wechseln weisse oder ganz schwach röthlichweisse reinere Lagen dichter Feldspathsubstanz von mattem oder doch nur schimmerndem Bruche mit intensiv grü- nen Lagen, in welchen die schuppigen Gemengtheile vorherr- schen. In den Spilositen ist Feldspathmasse mit der chlo- ritischen Substanz in flecken- oder kugelartigen Coneretionen von :der Grösse eines Hirsekornes bis zu der einer Linse in einer Grundmasse ausgeschieden, die so ziemlich den oben beschriebenen Mittelvarietäten entsprechen dürfte. Die Menge der chloritischen Substanz in diesen meist recht innig mit dem Gestein verwachsenen, auf der Schichtfläche rundlich erhabenen Körperchen wechselt ungemein, ihre intensive Farbe lässt die- selben im frischen Zustande stets als dunklere Flecken in der helleren Grundmasse hervortreten, während nach der Behand- Jung‘ mit Säure das umgekehrte Verhältniss eintritt. Indem zahlreiche solche Flecke in einander fliessen, entstehen lagen- artig geordnete Gesteine, übergehend in die Desmosite. Eine ausgezeichnete Suite der Kgl. Oberbergamts - Sammlung von Burdenbach bei Boppard am Rhein zeigt neben Handstücken eines Diabas-Gabbro , die ebenso gut im Harz zwischen All- rode und Treseburg geschlagen sein könnten, durchaus das analoge Spilosit- Contactgestein in einer ganzen Reihe von Mustern. NOGGERATH*) hat das Vorkommen zuerst beschrie- ben, Huco Branck später die Gesteine analysirt.**). Der ein- zige Unterschied scheint darin zu bestehen, dass in dem rhei- nischen Gesteine unveränderter Kaliglimmer, in dem hercynischen häufiger Sericit an dessen Stelle vorhanden zu sein scheint, obwohl ich auch hier nicht selten ganz deutliche Glimmer- *) Kınst. Arch., Bd. 9, S. 578. **) „De lapidibus quibusdam viridibus in Saxo Rhenano, quem vo- cant Grauwacke repertis,“ Dissertatio inauguralis, Bonn, bei Georgi. 293 blättchen gefunden habe. Interessant ist der hohe Natrongehalt in Buanck’s Analyse (4,802 bei nur 0,34 Kali); er lässt, zu- mal da der Glimmer das Kali erheischt, auf Albit schliessen. Bereits Branck stellt daher die Bopparder Contact - Spilosite den Serieitschiefern Lıst’s nahe*), und in der That ist der | Anblick der Grundmassen der Harz-Spilosite unter dem Mi- kroskope gewissen flaserig-körnigen Sericit-Albitgneissen von Schweppenhausen im linksrheinischen Taunus ausserordentlich ähnlich. Allerdings vermag man keinen Quarz zu unterschei- den, allein der tritt auch in den streifigen Sericitgneissen von Argenschwang in gleicher Weise ganz zuruck, so dass, da auch die chloritische Substanz beiden Gesteinen gemeinsam ist, ausser der Struetur ein wesentlicher chemischer Unterschied nicht vor- handen zu sein scheint. Auffälligist die fast ausschliessliche Beschrän- kungder imUebrigen durchaus zusammenlagernden Desmosite und Spilosite auf den Diabaslagerzug nördlich der Grauwackenaxe, während die hälle- flintähnlichen Gesteine und gehärteten Schiefer in den beidenZuüugen südlich, wie nördlich der Axe auftreten. Es sollen in dieser Uebersicht keine detaillirten Lokalbeobachtungen gegeben werden. Die Gegend von Hassel- felde, Allrode und Ludwigshütte ist charakteristisch für die Hornschiefer, an der Lupbode unterhalb Allrode und an der Rapbode zwischen Rübeland und Hasselfelde findet man Fleck- und Bandschiefer typisch entwickelt. Interessant wird es sein, in dem Zuge der nördlichen Zone 2b., da wo beiderlei Con- tactgesteine an den körnigen Diabasen sich finden, dem Grunde ihrer so verschiedenen Ausbildung, die betreffs des Kieselsäure- und Glimmergehaltes jedenfalls erheblich abweicht, durch de- taillirtere Beobachtungen nachzuspüren. Einstweilen fehlt mir dazu noch das genügende Material, so dass ich nicht im Stande bin anzugeben, ob nicht doch die Hälleflintgesteine mit den Spilositen u..s. w. an ein und demselben Diabaslager vor- kommen. Insoweit die Spilosite und Desmosite durch die unter der Lupe flaserigkörnige Grundmasse und vor Allem durch die concretionären Ausscheidungen und durch die bandförmige Ver- theilung bestimmter Mineralgemenge im Vergleich zu den ») 1. c. 8. 19, - 294 £ durchaus diehten Hornschiefern eine höhere Stufe der krystal- linischen Gesteinsbildung einnehmen, steht das fast gänz- liche Fehlen jener Gesteine südlich der Grau- wackenaxe und ihr häufiges Vorhandensein auf deren Nordseite in beachtenswerther Ueberein- stimmung mit der eingangs nachgewiesenen ein- seitigen Verbreitung der gemeinen Metamorphose in der Nordhälfte. Die Knoten, Flecken, Garben u. s. w. spielen in den krystallinischen Schiefern eine ganz analoge Rolle, wie die Sphärolithe in den aus feurigem Fluss erstarrten Eruptivge- steinen, Schlacken und Gläsern. Wie diese als Vorstufe zur porphyrischen Ausscheidung einzelner grösserer Krystalle oder Krystallkörner gelten, so lässt sich von jenen in Anbetracht der nahen geognostischen Verwandtschaft der Fleckschiefer, Garbenschiefer u. s. w. mit den Chiastolithschiefern, Ottrelit- schiefern u. a. dasselbe aussagen. Von diesem Gesichtspunkte aus, wie unter allen Umständen, ist es beachtenswerth, dass die einzigen Beispiele porphyrartig entwickelter Diabascontactgesteine, die mir bei einigen hundert geo- gnostischen Aufnahmen körniger Diabaslager aufstiessen, sieh gerade dazeigten,wo dergrossenördlicheSchwarm dieser Lager zwischen Treseburg und Friedrichs- brunn dem metamorphischen Hornfelsringe um den Granit der Ramberggruppe sich nähert. Bei St. Andreasberg am westlichen Ende des- Diabaslagerzuges zeigt sich in der Nähe der Granithornfelse dieselbe Erschei- nung, wenn anders ich CREDNER jun. da recht verstehe, wo er in der „geognostischen Beschreibung des Bergwerksdistrietes von St. Andreasberg* (diese .Zeitschr., Bd. 17, S. 180) von einem „vollständiger als gewöhnlich metamorphosirten Thon- schiefer* zunächst am Diabas bei dem Gottes-Segener Schachte spricht und denselben als eine „erbsengelbe dünnschiefrige Grundmasse* beschreibt, „darin einzelne hirse- bis linsengrosse, dunklere Quarzkügelchen“ liegen. Man wird geneigt sein zu schliessen, dass durch eine Summirung dermetamor- phischen Wirkungen des Diabas und des Granits die höhere Stufe porphyrischer Umbildung in dem ursprünglichen Thonsedimente erreicht worden sei. So nahe dieser Schluss liegt, so muss er doch erst bei 295 der genauen Erforschung der Diabascontactgesteine im Inneren ‘ der Hornfelsringe die geognostische Probe bestehen. Soweit ist indessen die Untersuchung noch nicht vollendet, wiewohl mehrere Beobachtungen sudöstlich vom Ramberg unsere An- nahme durchweg zu bestätigen scheinen. Sie sollen zur Zeit im Zusammenhange mit den Granitcontactwandlungen - besprochen werden, von welchen selbst die Diabase ergriffen worden sind, und deren sichere Erkenntniss das Verständniss der Diabascontacterscheinungen voraussetzt. Porphyroide. Wir sind nach dieser einleitenden Uebersicht der meta- morphischen Erscheinungen im paläozoischen Schiefergebiete des Ostharz da wieder angelangt, von wo wir ausgingen, bei der porphyrischen Individualisirung hornfelsähnlicher Grund- massen, und gehen nun zur näheren Beschreibung der porphyr- artigen Diabascontactgesteine zwischen Treseburg und Fried- richsbrunn über. Das letzte Kalklager der Zone 2b. hatten wir an der Lupbode angegeben. Es ist auf dem linken Ufer hoch oben im Walde, unmittelbar hinter der Nordgrenze der Axengrauwacke, da das Grenzquarzitlager hier nicht vorhan- den zu sein scheint. Die körnigen Diabase liegen zum Theil hart bei dem Kalke, und man sieht bis unterhalb des auf dem rechten Ufer der Lupbode einmündenden Rabenthales zahlreiche Lager in steilen Klippen den linken Thalhang herabsteigen und in dem Chausseeprofile deutlich aufgeschlossen zwischen den Schiefern. Jenseits der Lupbode in der nördlichen Hälfte des Kellerskopfes und in den Steilhängen zwischen dem Raben- thale und dem weiter abwärts von derselben Seite einmünden- den Tiefenbach bietet sich derselbe Anblick dar. In dem Buchenhochwalde, welcher den von West nach Ost ausgedehn- ten Rucken zwischen diesen beiden Thälern bedeckt, kann man die Klippenzüge der einzelnen Diabaslager zum Theil mit ausgezeichneten Desmositen und Spilositen verfolgen. Da, wo der Wald sich öffnet, stösst man auf einen breiten neuen Fahr- weg, der an der linken Seite eines Wiesengrundes thalabwärts zum Tiefenbach führt; folgt man dem Fahrwege rückwärts in den Forst hinein gegen Friedrichsbrunn, so überschreitet man nach einer halben Stunde einen zweiten Grund, den Schlackenborn, 296 der sich von dem Südwestende des Dorfes nach dem Tiefen- bach zieht und sich kurz vor der Einmündung in denselben bei der verlassenen Kupferkiesgrube Johanna mit dem ersten Grunde vereinigt. Längs des erwähnten Fahrweges, nachdem derselbe auf kurze Erstreckung in der Axengrauwacke sich hingezogen hat, sowie am oberen Ausgange der beiden Wiesengründe zei- gen sich die blauen glimmerigen Thonschiefer der Zone 2b. bereits eigenthümlich gefältelt, gestaucht, verworren, mit kie- seligen Ausscheidungen durchwachsen, kurz in der allerwärts bekannten Ausbildung, die ehedem den Verdacht des Urschie- fers zu erregen pflegte. Analoge Erscheinungen finden sich um Treseburg und von da an der Bode aufwärts bis zur Ein- mündung der Rapbode. Wir haben dieselben eingangs als Wirkungen der gemeinen Metamorphose nördlich der Grau- wackenaxe erwähnt und kommen später darauf zurück. Hier darf man wohl nur die ersten Anzeigen der Contaetwirkungen des Granits darin erblieken, der hart bis zum Untrüuborn pa- rallel mit der Nordhälfte des langgestreckten Dorfes Friedrichs- brunn sich herabzieht. Quer durch die beiden Gründe setzt der Schwarm der Diabaslagergänge fort. Die keilförmige, zwischen den beiden Gründen a Waldparzelle heisst die Kaufung. Geht man von der Stelle, an welcher unsere , Beschrei- bung zuerst auf den Fahrweg getroffen ist, denselben auf der linken Seite des westlichen Grundes zum Tiefenbach abwärts, so hat man zur Linken einen hohen Rain, der durch die Wege- arbeit von dem mit jungen Tannen bestandenen Thalhange ab- geschrägt worden ist, und mit dessen Gestein man den Weg beworfen hat. Am oberen Ende des Grundes häufig halb ver- schüttet, lässt er doch in ein paar kleinen Schürfen das Streichen der verwitterten Schieferschichten h. 6 bis h. 7 mit bis zu 62° südlichem Einfallen bestimmen. Es ist die nord- westlich von Friedrichsbrunn herrschende Stunde und die ge- wöhnliche widersinnige Fallrichtung nördlich der Grauwacken- axe, so dass der eingeschlagene Weg scheinbar in’s Liegende, in Wahrheit aber in’s Hangende führt. Weiter abwärts stecken einige Gesteinsklötze zerstückter Diabaslagen in dem Hange zwischen dem Schieferschutte; dann erst erreicht man ein zu- sammenhängendes Profil von zwanzig bis dreissig Schritt Länge. 297 Es beginnt mit graugelblichen, diekschiefrigen, etwas verworre- nen Schiefern, welche in Bruchstucken bereits zwischen den Diabasblöcken sich zeigten, in den man bei näherer Be- siehtigung ohne Mühe eine dichte, splittrige, hellgraulichgelbe Grundmasse zwischen den hin und her gewundenen, gestreck- ten -Schieferlamellen erkennt, die zum Theil noch hell bläulich- grau, meist jedoch. grünlichgelb , feinschuppig sericitisch ausge- bildet sind. Auf dem Querbruche bemerkt man vereinzelte, deutliche, rauchgraue oder gelblichbraune, fettglänzende, musch- lige Quarzkörner, und hier und da einen meist schon zersetz- ten Feldspathfleck, die sich unter der Schieferflaser auf der Schichtfläche als kleine Erhabenheiten zeigen. Ein paar Schritte weiter sind die Schieferlamellen oder Serieitflasern zwischen der Grundmasse verschwunden, nicht aber die dickschiefrige Structur, die sehr dichte, hornartig-splittrige Grundmasse hat eine schwärzlichgraue, oder hellgrünlichgraue, oder auch in beiden Nuancen wolkig gefleckte, seltener violettbraune Farbe angenommen; die Quarzkörner sind überaus zahlreich und häufig erbsengross, im Querschnitte nicht selten sehr scharf sechs- eckig und meist von einer dunkel graublauen Farbe, unregel- mässig vertheilt, hier einzeln, dort in kleinen Gruppen bei- sammen; Feldspath ist im Allgemeinen recht selten, aber die einfachen, bis zu einem Oentimeter Länge und einem halben Centimeter Breite messenden weissen Tafeln sind recht frisch, durchscheinend, glasglänzend und zeigen hinreichend glatt- flächige Spaltflächen, um aus dem stetigen Mangel der trikli- nischen Zwillingsstreifung mit Sicherheit auf Orthoklas schlies- sen zu lasscn; an ihren Rändern sind sie mit der Grundmasse innig verflösst und auch in ihrem Inneren zeigen sie nicht sel- ten Einschlusse davon. Ein Schritt thalabwärts, und in den einen bis zwei Fuss dicken Bänken des fast bis zur Unkennt- lichkeit der Schichtung parallelepipedisch zerklüfteten, äusserst harten Gesteines ist auch die .versteckte schiefrige Structur ver- schwunden, und sind bereits die Handstücke der so eben ge- schilderten Gesteine von solchen echter quarzführender Eruptiv- Porphyre nicht zu unterscheiden, so gilt dies hier um so mehr. Nur ein Unterschied fällt dem aufmerksamen Beobachter — manchmal vielleicht erst durch die Lupe — auf, das sind lauchgrüne oder hellgraugrüne Flecke, die sich bei näherer Untersuchung als ein Haufwerk von sehr kleinen Strahlstein- 298 säulchen ausweisen. Solche Flecke und überhaupt Strahlstein- - nadeln fand ich nie in den Gesteinen, welche die Schiefer- flaser noch deutlich erkennen lassen, selten in solchen, welche versteckte Schieferstructur zeigen, stets aber in den ganz mas- sigen Gesteinsbänken. In diese hinein ist bei der Wegeanlage ein kleiner Einbruch gemacht, in dessen linker Hälfte man ein ganz schmales, nicht einmal einen Fuss mächtiges Diabas- lager anstehen sieht. Der Diabas-Gabbro ist sehr feinkörnig und tritt, zumal alle Klüfte hier mit Eisenoxydhydrat über- zogen sind, auch sonst nicht auffällig hervor, so dass ich ihn übersehen haben würde, wäre durch die vorherige Beobachtung der analogeu Verhältnisse im Schlackenborne und überhaupt durch meine zahlreichen Aufnahmen so wenig mächtiger Lager- gänge des Diabas-Gabbro mein Auge nicht geschärft gewesen. Hierzu kommt, dass die streichende schmale Endigung des La- gers anzustehen scheint, so dass nach der Fallrichtung der Diabas nur in der Mitte des Raines vorhanden ist, und da obenein der Weg (in h. 5) und die Streichrichtung (in h. 6 bis h. 7) sich unter sehr spitzem Winkel schneiden, so bietet der ganze Lagergang in dem rechtwinkelig auf den Weg angesetz- ten Einbruche überhaupt eine sehr kleine Beobachtungsfläche dar. Nichtsdestoweniger ist ein Handstuck mit frischer Bruch- fläche von den bisher beschriebenen Gesteinen sofort zu unter- scheiden, wenn auch nicht ein Jeder sofort einen Diabas- Gabbro in dem feinkörnigen, schwarzgrünen, zähen, Magnetkies und Schwefelkies haltigen, ockergelb verwitternden Gesteine erkennen dürfte. Hierzu bedarf es einiger Erfahrenheit in der wechselnden Gesteinsbeschaffenheit der zahllosen Lagergänge des Harzes, sowie obenein Kenntniss der Diabase in den Horn- felsringen. Am besten erkennt man das Gestein, als das was es ist, wenn man es ein wenig anfeuchtet, wodurch die Men- gung aus einem dunkel schwarzgrünen und einem grünlichweissen oder hellgrünen Bestandtheile sofort sichtbar wird. Man darf sich nicht stören lassen durch unregelmässige Adern oder Flecke einer hell grünweissen , leicht schmelzbaren , mittelharten Sub- stanz, dichtem Labrador ähnlich, noch auch durch etwa hier und da sich zeigende Spuren sehr kleiner Strahlsteinnädelchen: das sind gleich der auffallend festen, bräunlich splittrigen, wie mit einer härtenden Substanz getränkten Gemeinbeschaffenheit, Eigenschaften der Diabase des Hornfelsgebietes, auf welche 299 hier nicht weiter eingegangen werden kann, die uns nur, wie die oben erwähnte Beschaffenheit der Thonschiefer auf die Nähe des Granites verweisen. Die dem Grünsteine unmittel- bar aufliegende, kaum einen Fuss starke Schicht im rechten Stosse des Einbruchs besteht nur aus der harten, dichten, grüngrauen Grundmasse ohne jegliche Ausscheidungen, abge- rechnet ein paar Schwefelkieskryställchen. Dann folgt eine schmale Schichtenfolge der massigen und hierauf eine breitere der schiefrigen porphyrartigen Gesteine in derselben Ordnung, wie oberhalb des Diabaslagers. Alle diese in gleicher Lage- rung auf einander folgenden Gesteine sind nach ihrer petro- graphischen Ausbildung keineswegs scharf nach einzelnen Schich- ten geschieden, gehen vielmehr durch das ganze Profil beständig durch vermittelnde Glieder in einander über, so dass sie eine stetige, auf beiden Seiten nach dem Diabaslager hin inihrerkrystallinischen Ausbildung wachsende petrographische Reihe bilden. Die Grenze zwischen dem Diabas und den anstossenden Gesteinen ist dagegen un- vermittelt, wie in der Regel bei den Contactphänomenen an den Lagergängen des körnigen Diabas-Gabbro. Doch bleibt das Eindringen des Strahlsteins aus den porphyrartigen Con- tacigesteinen in den Diabas und die Theilnahme jener an den Kiesausscheidungen des Letzteren immerhin beachtenswerth. Den hell gelblichgrauen , sericitflasrigen Schiefer mit nur ver- einzelten Quarz- oder Feldspathkörnern findet man noch auf eine kurze Erstreckung abwärts in dem verschütteten Ahhange, dann kommt man in blaue, etwas veränderte Thonschiefer, die in harte Hornschiefer übergehen, je mehr man sich einem mächtigeren Diabaslager nähert, das der Vereinigung dieses Grundes mit dem Schlackenborne gegenüberliegt. In einer dieser Hornschieferschichten fand ich zwei Quarzkörner aus- geschieden, sonst weichen dieselben von gewissen Varietäten der in der einleitenden Uebersicht aufgeführten Gesteine nur durch vereinzelte Strahlsteinausscheidungen und einen violett- braunen Stich der Farbe ab, zwei Umstände, welche daran mahnen, dass der von Westsüdwest nach Ostnordost durch- messene Weg uns dem Hornfelsringe näher gebracht hat. Von hier erreicht der Fahrweg sehr rasch das Hauptthal des Tiefenbachs. Kehrt man, anstatt demselben bis dahin zu fol- gen, um und geht den östlichen der vereinigten Gründe, den 300 Schlackenborn, in einem wohlbetretenen Forstwege auf der Ostseite des Thälchens aufwärts, so trifft man zahlreiche Lager von körnigem Diabas-Gabbro zwischen mehr oder minder ver- anderten Thonschieiern, gleich denen im untersten Theile des westlichen Grundes. Nur tritt in diesen zum Theil in Klippen aufragenden Schichten der verändernde Einfluss des Granits noch mehr hervor. Doch lassen sich die Hornschiefercontactzonen noch ganz deutlich von den weicheren verändernden Thonschie- fern unterscheiden. Wir halten uns nicht weiter dabei auf; es seinur bemerkt, dass mirzwei mal deutlicheSpuren von dem Egeran analogen Vesuvianausscheidungen aufstiessen. Es sind das Andeutungen untergeordneter Aus- scheidungen von kohlensaurem Kalk, die gleich den grösseren stockförmigen Kalklagern dem unveränderten Thonschiefer der Abtheilung 2. „Liegende Schiefer“ eignen. Solch ein, bezie- hungsweise recht ausgedehnter, Lagerkalk ist jenseits des östlich nächsten Grundes am Bocksberge bei Friedrichs- brunn im unmittelbaren Contact mit dem Granit durch und durch in ausgezeichnete Vesuvian- und 'Epidotgesteine umgewandelt, deren Beschreibung ich mir vorbehalte. Hier führe ich diese Erscheinungen, sowie spärliche, wenig mächtige, aber deutliche Grauwackeneinlage- rungen in der nördlichen Hälfte der Forstparzelle Kaufung als Belege dafür auf, dass wir uns nicht allein in dem Schwarme der körnigen Diabase, sondern überhaupt in der „unteren Kalk- Grauwackenzone* (2b.) bewegen. Der Hauptweg biegt an der ersten kleinen Schlucht links in die Höhe; ein neu angelegter Forstweg führt uns längs des Grundes weiter ‚fort: Diabaslager mit ihren ’Contacthornschiefern setzen noch häufig am Wegerain auf, sind aber nicht mehr so deutlich aufgeschlossen. Es be- darf daher einiger Aufmerksamkeit, um den zweiten Punkt unserer Excursion aufzufinden. Beachtet man, dass kurz vor dem Eintritt in das Profil auf dem jenseitigen Ufer der Wald der Kaufung, der bisher hart an den Thalgrund reichte, nach der Höhe zurückweichend, einem breiten, sanft ansteigenden Anger Platz macht, und dass gleich hinter dem oberen Ende des Profils ein ganz seichter Einschnitt den Weg durchquert, so wird man bei fleissigem Gebrauch des Hammers unfehlbar dazwischen die Stelle treffen, von welcher eine etwas auf- fallende Schutthalde frischer, nicht bemooster Gesteinstrümmer er 301 zu dem kleinen Wasser des Schlackenborns hinabreicht, jen- seits dessen einige grössere Blöcke vereinzelt am Rande des Angers liegen. Hier wechseln in einem vier bis fünf Fuss hohen Profile zwei, drei bis zwei Fuss starke, Lager Diabas- Gabbro mit zwei ebenso breiten Lagern der aus dem west- lichen Grunde beschriebenen massigen oder versteckt schiefrigen porphyrartigen Contactgesteine ab, welche in weiterer Entfer- nung von dem Diabas ebenso, ja noch in viel ausgezeichnete- rer Weise, in Thonschiefer verlaufen. Am belehrendsten ist am oberen Ende bei der kleinen seichten Rinne in’ dem Berg- abhange anzufangen. Man geht von da zunächst thalabwärts an blauen Schieferschichten vorüber, die alle jene oben auf- gezählten, an den sogenannten Urthonschiefer erinnernden, phy- sikalischen oder mineralogischen Eigenschaften besitzen, und kann dieselben den Berghang hinan verfolgen, wo mehrere kleine Diabasmassen darin liegen, die nicht in das Profil am ‚Wege fortsetzen; ihre Einwirkung ist gleichwohl noch an einer Schichte eines schon etwas angewitterten Gesteins zu er- kennen, das die Mitte hält zwischen Spilosit und den serici- tisch flaserigen porphyrartigen Schiefern in dem Grunde west- lich der Kaufung. Die chloritische Substanz, welche mit Feld- spathsubstanz in den Flecken der Spilosite concentrirt zu sein pflegt, zeigt sich in kleinen runden Flecken bereits zu Eisen- ocher zersetzt, ganz wie in den Spilositen auf der Flade nörd- lich der Axengrauwacke zwischen Tanne und Trautenstein; die in den Spilositen nur mit der Lupe deutlich sichtbaren serieitisch-glimmerigen, schuppigen’ Fläserchen sind in unserem Gestein deutliche Flasern in einer hell graulichgelben, dichten, splittrigen Grundmasse, darin ganz vereinzelte Quarzkörnchen nebst einigen auffallenden Kaolinflecken liegen. ' Kaum weiter abwärts findet man in den dunkelblauen Schiefern weisse por- cellanartige Feldspäthe und die charakteristischen, muscheligen, zum Theil dunkelgraublauen, rundlich eckigen oder sechseckigen Quarzkörner. Am besten beobachtet man diese Varietät, wenn man auch hier es sich nicht verdriessen lässt, an dem Berg- abhange zwischen den hohen Buchen Handstucke davon auf- zusuchen. Ich weiss diese interessanten Gesteine durch nichts besser dem Leser vor Augen zu führen, als wenn ich ihn an die eigenthümlichen Contactgesteine der Bruchhäuser Porphyr- felsen erinnere, Zuerst noch durchaus ein blauer, etwas glim- 302 meriger, unvollkommen schiefrig nach der Schichtfläche spal- tender Thonschiefer mit noch spärlich ausgeschiedenen kleine- ren Individuen, unter denen’ die verhältnissmässig zahlreichen weissen Feldspathflecke in der dunkelblauen Schiefermasse be- sonders hervorstechen, während der dem Schiefer fast gleich- artig gefärbte Quarz weniger bemerkbar ist. Einzelne Feld- spathausscheidungen gewinnen durch kleine Schiefereinschlüsse ein eigenthümliches schwarzgetiegeries Aussehen. Mit dem häufigeren Auftreten und der, bei dem Quarz bis über Erbsen- dicke, bei dem Feldspath bis zu einem halben Zoll zunehmen- den Grösse der Ausscheidungen-stellt sich eigenthumlich knotig- flaserige Structur ein. Die nunmehr mit felsitähnlicher Masse gleichsam getränkte, gelblichgraue, stellenweis serieitische, noch deutlich erkennbare Schiefermasse umwickelt teigartig die grossen Quarz- und Feldspathindividuen, so dass die zuweilen als scharfe Dihexa&äder ausgebildeten Quarz- krystallkörner bei dem Zuschlagen von Handstüucken leicht herausspringen und’ einen glattflächigen genauen Abdruck hin- terlassen. In dem Berghange findet man zusammen mit solchen Gesteinsstücken Brocken von feinkörnigem, verwittertem Diabas- Gabbro; auch an dem Wege sind deutliche Spuren davon zu sehen, aber es fehlt ein scharfer Schichtendurchschnitt. Thal- abwärts hingegen, nachdem man abermals, im Hange steckende, Gesteinsklötze von Diabas-Gabbro passirt hat, gelangt man zu dem im Zusammenhange anstehenden Profile, dessen Lage wir oben genau bestimmt haben. Es besteht aus dem zwei- maligen Wechsel zweier schmalen, zwei- bis dreifussigen Diabas- lager mit zwei, ungefähr gleich starken, zerklüfteten Lager- massen von porphyrartigem Contactgestein, scheinbar im Lie- genden des Eruptivgesteins. Die Schichten streichen h. 6+ mit südlich überstürztem Einfallen. Die porphyrartigen Ge- steine gleichen durchaus den am meisten krystallinischen aus dem westlichen Grunde. Esist dieselbe Grundmasse, dieselbe Grup- pirung der ausgeschiedenen Mineralien, dieselbe Structur, ja die Uebereinstimmung erstreckt sich auf die dunkel graublaue Färbung eines Theiles der Quarzkrystallkörner, die keineswegs dem Quarz als natürliche Farbe zuerkannt werden kann. Die Schiefer- flaser ist bis auf mikroskopische Reste in der harten felsit- ähnlichen Grundmasse unsichtbar geworden, beherrscht jedoch in einem Theil der Gesteine derart die Structur, dass man beim ; 303 Zuschlagen nur scheitförmige Handstücke erhält. Der andere Theil ist dagegen vollständig massig, und in ihm besonders findet sich, gerade wie jenseits der Kaufung, der Strahlstein ausgeschieden. Recht auffällig ist die im Verhältniss zu den knotigflaserigen Schiefergesteinen geringe Anzahl der weissen glänzenden grossen Feldspathtafeln. Ganz dichte Gesteine un- | mittelbar an dem Diabas-Gabbro fehlen hier. Letzterer stimmt in seinem feinen Korn, wie überhaupt, mit dem oben beschrie- benen Gestein wohl überein, lässt nur noch deutlicher die Eigenschaften des körnigen Diabas erkennen. Weiter abwärts folgen verworrene blaue Schiefer, ein Uebergang der porphyr- artigen Oontactgesteine nach dieser Seite hin liess sich nicht beobachten. Im Allgemeinen ist die Analogie mit dem Vor- kommen in dem- westlichen Grunde vollständig; in den kleinen Differenzen ergänzen sich beide Profile glücklich. Dass im Schlackenborn anstatt des jenseits in der Schieferflaser herr- schenden Sericits diese letztere selbst mit ihrer charakteristi- schen blauschwarzen Farbe die Feldspäthe und Quarzkrystall- körner einschliesst, ist besonders lehrreich. Wenn jenseits das ganze Phänomen wesentlich an ein kleines Diabaslager ge- knüpft ist, das den Mittelpunkt einer bezüglich der krystallini- schen Beschaffenheit nach beiden Seiten wesentlich gleichmässig abnehmenden Gesteinsreihe darstellte, so finden wir hier die Contacterscheinungen an mehrere Diabaslager gebunden in der Art, dass die Contactwirkung zwar nicht an jedem einzelnen Lager die höchste krystallinische Entwickelung zeigt, im Gan- zen aber auch hier ein Fortschreiten jener Entwickelung nach der Stelle hin statthat, an welcher sich die Diabaslager am dichtesten drängen. Diese Gesetzmässigkeit in der Anordnung beider Profile ist wohl der sicherste Beweis, dass wir es hier nicht mit einem zufälligen Dazwischenliegen von Diabaslagern zwischen den porphyrartigen Gesteinen zu thun haben, ganz abgesehen von der Interpretation der eigenthumlichen geognosti- schen Beschaffenheit dieser Letzteren. Eine streichende Ver- längerung der Schichten in dem westlichen Grunde kann das Profil im Schlackenborn nicht darstellen, weil nach der herr- schenden Streichrichtung, die in beiden Vorkommen wesentlich übereinstimmt, jene Verlängerung viel weiter abwärts im Schlackenborn gesucht werden muss. Auch pflegen die ein- zelnen Diabaslagergänge streichend selten so weit fortzusetzen. 304. Es sind ferner die beiden beschriebenen Profile nicht die alleinigen Vorkommen porphyrartiger Contactgesteine am kör- nigen Diabasgabbro, sondern nur die einzigen, welche eine klare Uebersicht der Lagerungsverhältnisse gestatten. In den steilen, bewaldeten Klippen des nördlichen Endes der Kaufung wiederholt sich das Zusammenlagern des Grünsteins und des Pseudoporphyrs; Spuren des Letzteren fand ich auch anderwärts in derselben Forstparzelle mitten im Walde in der Nähe von Diabasfundstufen. Eine besonders auffällige- Stelle, wo zahl- reiche, durch die Verwitterung gebleichte, sericitisch flaserige Gesteinsstücke mit spärlichen Quarz- und Feldspathausscheidun- gen umherliegen, befindet sich rechter Hand hart an dem oft genannten breiten 'Fahrwege, unmittelbar ehe derselbe den Grund des Schlackenborns überschreitet und nach Friedrichs- brunn ansteigt. Aber auch hier zeigte das waldige Terrain wenigstens deutliche Spuren von körnigem Diabas. So werden wir überall auf einen Zusammenhang zwischen den beiden Gesteinen hingewiesen, und worin könnte dieser gefunden werden, wenn nicht in einer Contactmetamor- phose?. Ist denn aber ein natürlicher Zusammenhang so ganz undenkbar unter der Annahme der eruptiven Entstehung der porphyrartigen Gesteine, zu der doch die petrographische Aus- bildung, wenigstens der schieferfreien Varietäten, unwider- stehlich aufzufordern scheint? Wir wollen einmal ganz ohne Berücksichtigung des weiteren geognostischen Zusammen- hanges das Vorkommen von diesem Gesichtspunkte aus prüfen: das Gestein gehört in diesem gedachten Falle entweder der Diabaseruption*) oder einer selbstständigen an. Es giebt wohl seltene Beispiele, dass ein Eruptivgestein an seinen Rändern eine wesentlich andere, nicht nur physikalische, sondern auch che- misch-mineralogische Beschaffenheit zeigt als das Innere seiner Masse. Dass aber ein so basisches Gestein, wie der Diabas- Gabbro, an seinen Rändern zu einem sauern Quarzporphyr erstarrt sein könnte, das ist bei aller denkbaren Differenzirung oder chemischen Ungleichheit des ursprünglichen Magmas weder geologisch, noch logisch erweisbar. Unstreitbar einfacher und *) Die eruptive Natur des Diabas kann hier nicht erst bewiesen werden; wer meiner Ansicht nicht beistimmt, den muss ich um den Be- weis des Gegentheils bitten. BL 7 | 305 in ihrer. theoretischen Einfachheit geradezu verlockend ist die Vorstellung, welche die massigen porphyrartigen Gesteine für echte eruptive Quarzporphyre hält, die nur aus dem Grunde mit den Diabaslagern sich vergesellschaftet finden, weil die Grenzscheide zwischen Diabas und Thonschiefer. besonders günstige Bedingungen für den Austritt jingerer Eruptivmassen darbot. Diese Annahme ist wohl zu prüfen. Da gestörte Lagerungsverhältnisse an Lagergängen, wie eruptiven Gängen überhaupt, häufig gar nicht wahrgenommen werden, so kann der negative Gegenbeweis wohl nur in der Beschaffenheit der massigen porphyrartigen Gesteine selbst und in deren inniger Verknüpfung mit dem Thonschiefer durch flaserige. Mittelge- steine seine überzeugenden Gründe finden. Ich habe oben selbst gesagt,‘ dass Handstücke des massigen porphyrartigen Gesteins sich für den Augenschein nur durch die aus über- einander gehäuften Strahlsteinsäulchen zusammengesetzten lauch- grünen Flecken von den Handstucken echter eruptiver Quarz- porphyre unterscheiden. Aus der freien, mehr aufgewachsenen als eingewachsenen Lage der Säulchen könnte man obenein eine secundäre Bildung des Minerals folgern, und damit wäre ‚auch dieser Unterschied beseitigt. . Diese Auffassung ist aber doch nicht wahrscheinlich; denn die äusserst dichte felsitähn- liche Grundmasse schmilzt an den Kanten in feinen Splittern für reinen Felsit zu leicht zu einem gelblichweissen Email, das ‚man bei weiterem guten Blasen fortwährend in deutlich sicht- barem Aufschäumen erhalten und zu einem ganz durchsichtigen grossblasigen Glase erstarren lassen: kann. Eine solche Zäh- flüssigkeit bei relativ grosser Schmelzbarkeit dürfte im Vereine mit der hohen Härte des Gesteins den zahlreichen Quarz- und den spärlichen Feldspathausscheidungen, neben Thonerde, Al- kalien und viel Kieselsäure einige Procente Eisenoxydul (Ma- gnesia) und Kalkerde bedeuten, d. h. Basen des Strahlsteins, ‘so dass dieser oder ein anderes Hornblendemineral auch in der Grundmasse vorhanden sein muss. Hornblendehaltige Por- phyre — Syenitporphyre; Graue Porphyre und dergleichen — zeigen niemals so vorwiegend Quarzausscheidungen; Strahl- stein-Hornblende ist überhaupt nur in krystallinischen ‚Schie- fern öder auf Gangspalten, niemals in echten Eruptivgesteinen daheim. Ein körniges Gemenge von Strahlstein, Quarz nnd Orthoklas auf einer den Schichten conform eingeschalteten Zeits. d.D.geol,Ges. XXI. 2. 20 #2 306 Lagerstätte würde kaum Jemand für ein Eruptivgestein an- ‘sprechen, es ist vielmehr die porphyrische Struetur des vor- liegenden Gesteins, die unser Urtheil besticht, da doch beider- seitig auskrystallisirte Quarzkrystalle in sedimentären Kalk- steinen oder im Böurnonit der Müsener Erzgänge, ringsum auskrystallisirte Albite im sedimentären Kalk des Col de Bon- homme zur Vorsicht mahnen. Alles in Allem, führt die rein petrographische Betrachtung der massigen porphyrartigen Ge- steine zu keinem absolut zwingenden Beweis für oder gegen die eruptive ’Entstehungsweise. Ein Abwägen der Gründe nützt um so weniger, als diese ganze Art der Beweisführung eine sehr einseitige genannt werden muss. Ich will vielmehr jetzt den positiven Beweis für die Deutung der ÜOontactmeta- morphose antreten, keinen Beweis aus einem dem natürlichen Zusammenhange entrissenen Handstücke, nein, Schritt für Schritt an der Hand allseitiger geognostischer Beobachtüngen auf einem Gebiete , das ich durch meine Aufnahmen *) für die geognostische Specialkarte des Harzes derart eingehend kennen lernte, wie es selten einem Forscher vergönnt sein mag. | Zweierlei Diabascontactgesteine hatten wir in ihrer weiten ‘Verbreitung an den Lagergängen des nördlichen Lagergang-- zuges der körnigen Diabase in der unteren Kalk-Grauwacken- zone (2b.) erkannt: ganz dichte, der Hälleflinta’ ähnliche Horn- schiefer und mikroskopisch feinschuppige, flaserig körnige, quarz- freie, chloritische Sericit(?)- Gneisse mit grösseren, dem unbewaflneten Auge bereits erkennbaren, fleckigen’ oder band- artigen Ausscheidungen (Spilosite und Desmosite). Forschen wir nach ihrer Vertheilung in dem in Rede stehenden Gebiete, so habe ich bereits angeführt, dass Desmosite und Spilosite . über die Lupbode weg den Diabaslagerzug auf der Höhe zwi- schen Rabenthal und Tiefenthal begleiten. Weiter gegen Osten verschwinden diese Contactgesteine, und schon 'auf der Grenze zwischen dem Buchenhochwalde und jenen jungen Tannen, die auf der anderen Seite den Abhang des ersten Profils saumen, findet man ‘die harten dichten Hornschiefer bei dem Diabas; dieselben begleiten auch die Diabase in der nördlichen EINE *) Im Maasstabe 1 : 25,000 auf den Messtisch-Blättern der grossen Generalstabskarte, f | | F | h | | | 307 ı der Kaufung in zum Theil ausgezeichneter Entwickelung‘ und sind in dem untersten Theile der beiden Gründe diesseits und jenseits dieser Forstparcelle vorhanden. Das plötzliche Fehlen der in dem ganzen nördlichen Zuge stetig herrschenden Band- und Fleckschiefer legt uns ihre Vertretung durch jene eigen- | thümlichen porphyrartigen Gesteine zwischen Thonschiefer und Diabas um so mehr nahe, als wir in dem äussersten Theile des Profils im Schlackenborne einer Contaetschieferschicht be- gegneten, die einen Fleckschiefer mit vereinzelten porphyrartig ausgeschiedenen Quarzkörnern und zu Kaolin zersetzten Feld- spathkrystallen darstellt, und als überhaupt eine gewisse geolo- gische Uebereinstimmung in den beiden Gesteinen unverkennbar ist. In beiden ist ein Feldspath, in beiden ein feinschuppiges, talkähnliches Glimmermineral (Serieit), und dem chloritischen Mineral in den Fleckschiefern dürfte der Strahlstein in den por- phyrartigen Gesteinen ‘wenigstens zum Theil entsprechen. Dieser spricht‘ überhaupt sehr zu Gunsten der Üontactmeta- morphose; denn wenn wir seine wesentliche Theilnahme an der Zusammensetzung eines echten Eruptivgesteins theoretisch nicht bestreiten mochten, so ist doch der geognostischen Em- pirie’ \ein solcher :Fall' bisher unbekannt; überaus zahlreiche Fälle dagegen 'beweisen das fast ausschliessliche Vorkommen der Strahlstein-Hornblenden in Contactgesteinen und krystal- linischen Schiefern, und gerade für den Hornfelsgürtel um die Granitgruppe des Rambergs führt schon Zınckzn das Mineral als charakteristisch auf. So sind denn nur die zahlreichen Quarz- ausscheidungen das wesentliche chemisch-mineralogische Unter- scheidungsmerkmal, da der Fleckschiefer mit Ausnahme des oben gedachten Falles keinen Quarz erkennen lässt und auch nach seiner Schmelzbarkeit eine basischere Zusammensetzung be- kundet. Vorurtheilsfreie Auffassung wird in dieser Verschieden- heit keinen‘ erheblichen Grund gegen unsere Annahme erblicken, vielmehr mit uns in den porphyrartigen Gesteinen ein. nicht uninteressantes Mittelglied zwischen den Fleckschiefern: und den sauren Hälleflintagesteinen ahnen. Bei der weiten Ver- breitung dieser dichten »felsitähnlichen: Gontactgesteine am kör- nigen Diabas-Gabbro, scheint es da nicht‘ fast eine gerechte Forderung an die Natur, dass sie uns auch, einmal in einer solchen Grundmasse porphyrartige Ausscheidungen zeige? Der- gleichen fehlen ja auch in der schwedischen Hälleflinta keines- 20* 308 wegs gänzlich und sind, wenn überhaupt, gerade hier in der Nachbarschaft des Granites zu erwarten. Auch in der Struc- tur halten unsere porphyrartigen Gesteine die Wage zwischen den :beiden gewöhnlichen Typen der Contactgesteine des kör- nigen Diabases. Die massigen darunter sind hierin durchaus den massigen Hälleflintagesteinen zu vergleichen, während die schiefrig-faserigen an die Desmosite und Spilosite auschliessen. Es erübrigt noch die Erledigung eines Punktes, den ich nicht ohne Absicht als den, Cardinalpunkt in der genetischen Deutung der in Rede stehenden Beobachtung an den Schluss dieser Erörterung stelle: das ist die Erklärung‘ der blauen Thonschiefer mit Feldspath- und Quarzkrystallkörnern und der porphyrartigen Gesteine mit blauen. oder grauen Thonschiefer- flasern als Mittelgesteine zwischen. sedimentärem Thonschiefer und den massigen porphyrartigen Gesteinen. ‘Fügen wir durch diese -Erklärung in unsere ‚'geognostische Betrachtung den Schlussstein ein‘, so soll sie-uns andererseits von der endlich erreichten Höhe dieser lokalen Erkenntniss die Einsicht eröff- nen in analoge allgemeinere Erscheinungen in dem paläozoi- schen Schiefergebirge des Harzes und der Rheinlande, behufs Ausführung der von Naunann gestellten Aufgabe, die krystal- linischen Schiefer an ihren jüngeren Bildungen zwischen den Sedimentschichten kennen zu lernen. *) Die Zusammensetzung dieser zwieschlechtigen Gesteine ist, unbeschadet jeder Ansicht über ihre Entstehung, eine aus sedi- mentärem und krystallinischem Material gemischte; und zwar ist diese Mischung eine derart innige Verwebung der Thon- schieferflaser mit den krystallinischen Bestandtheilen, dass weder von einer Breccie, noch von einem Conglomerat die Rede sein kann, vielmehr:sich einem Jeden unwillkürlich die Vor- stellung einprägt, es sei das Gestein, wie es ansteht, das "Re- sultat eines gleichzeitigen Bildungs- oder Umbiül- dungsprocesses. Dafür giebt es im Allgemeinen drei: Bil- dungsweisen: 1. Submarine Tuffbildung eines Eruptivgesteins. 2. Sedimentbildung durch chemischen Niederschlag in einem Thonschlamm. *) Lehrbuch d. Geognosie, 2. Aufl., 2. Bd., S. 153, 309 3. Theilweise Metamorphose As sedimentären Gesteins oder eines Tuffs. Sehen wir nun zu, welcher dieser Bildungskategorien das | Vorkommen bei Friedrichsbrunn sich ungezwungen einfugt, ' E in Porphyrtuff als Begleiter einer Diabaseruption ist eine Ungereimtheit. Zu Gunsten dieser Entstehungsweise müsste also der schieferfreie, dem Diabas zunächst gelegene Theil der | porphyrartigen Gesteine trotz des geologischen Zusammenhanges mit den gewöhnlichen Diabascontactgesteinen für einen echten | Eruptivporphyr erklärt werden, als dessen Tuffbildungen die ı flaserigen Gesteine sich ausweisen sollen. Echte Porphyr- tuffe, Thonsteine — ich kenne dieselben nach Beschaffenheit und Lagerung aus den Porphyrgebieten an der Nahe und dem ' Südrande des Harzes, sowie aus der damit trefliich überein- | | stimmenden Arbeit von Kxop über die Gegend von Chemnitz*) — zeigen jedoch eine wesentlich andere Ausbildung als die flaserigen Pseudoporphyre. Diese würden im gedachten Falle, zumal unmittelbar über oder unter dem angeblichen Porphyr- lager, doch ein oder das andere Mal neben den einzelnen Krystallkörnern auch Porphyrstückchen enthalten, während in Wirklichkeit der Uebergang zwischen dem massigen und dem schieferflaserigen Gestein nur durch ein ganz allmäliges Ver- schwinden der in der Grundmasse, gleichsam in Lösung be- griffenen, Schieferflaser sich vollzieht, so dass diese selbst dann noch die Structur des Gesteins beherrscht, wenn sie bereits unsichtbar geworden ist. (Ich bitte diese versteckt schiefrige Structur nicht mit der streifig-schiefrigen Parallelstructur der echten Eruptivporphyre von Meissen u. a. OÖ. zu verwechseln, das sind mir wohl bekannte Erscheinungen ganz anderer Art.) Zudem ist est geradezu unmöglich, ein und dieselbe Grund- masse hier für eine echte aus feurigem Fluss erstarrte Felsit- bildung zu halten, hart daneben für eine feingeschlämmte erhärtete Tuffasche. Ferner würde selbst das innigste Inein- andergreifen eines sedimentären und eines untermeerischen Eruptionsprocesses in keiner Weise Einschlüsse schwarzblauer Schiefersubstanz mitten in den Feldspatlikrystallen rechtfertigen können. Und warum findet sich nicht auch der Strahlstein in den Tuffen, da er doch in den Porphyren vorhanden ist? Wie . *) Neues Jahrb, 1859. p. 532 ff. 310 endlich soll nach dieser Bildungsweise die gesetzmässige. Stei- gerung in der krystallinischen Ausbildung der Gesteine gegen den, Diabas hin Erklärung finden, da die lagerartige Injection des letzteren, wenn ‘auch möglicherweise gerade durch das Vor- handensein des, Porphyrlagers und seiner Tuffe zwischen den Sedimenten. besonders begünstigt, im Uebrigen als jüngerer Eindringling keinerlei Einfluss auf die Ordnung des Porphyrs und seiner Tuffe haben konnte? Dies Alles dürfte hinreichend - beweisen, dass die Annahme einer Tuffbildung eruptiver Quarz- porphyre in diesem Falle zu einer ganzen Reihe unlösbarer Räthsel führt; ich würde daher diesen Theil der Erörterung ganz vermieden haben, wenn eine noch so getreue geognostische Beschreibung den Anblick der für sich selbst zeugenden Natur zu ersetzen im Stande wäre. Die andere Bildungsweise setzt unter der Annahme eines ursprünglichen , chemisch - mechanischen Sedimentprocesses die Bildung von Feldspath auf nassem Wege als eine, wenn auch seltenere, so doch in jeder Hinsicht hinreichend erwiesene, geo- logische Thatsache voraus und würde folgerichtig auch auf die schieferfreien, porphyrartigen Gesteine auszudehnen sein. Tufbildungen in ihrer Abhängigkeit von Eruptivgesteinen mögen immerhin ganz lokale Verbreitung besitzen; für gewöhnliche Sedimente kann dies nicht in demselben Maasse gelten. Eine Beschränkung der in Rede stehenden Gesteine auf die Gegend von Friedrichsbrunn würde daher schon an und für sich eine rein sedimentäre Entstehungsweise als zweifelhaft erscheinen lassen und uns sofort auf die überhaupt am besten unterstützte Annahme einer Contactmetamorphose zurückverweisen. Diese Beschränkung hat aber keineswegs unbedingt statt, vielmehr kommen auch anderwärts im Harz, beziehungsweise selbst in der Zone 2b., durchaus analoge schieferflaserige, porphyrartige Gesteine ganz unabhängig von dem Contact mit dem Diabas vor, uud ich habe bereits vor zwei Jahren (ds. Zeitschr., Bd. 19, S. 675—676) zwei Vor- kommen bekannt gemacht. Lernen wir zunächst ihre geogno- stische Verbreitung kennen: SüdlichderAxengrauwacke, wo die Untersuchungen bereits bis zum Drucke der Kartenblätter vorgeschritten sind, ist auch nicht ein einziges Beispiel bekannt gewarden, nördlich dagegen, wo die Detailuntersuchung zum grossen > 311 Theilnoch nicht ausgeführt ist, kenneich gleich- wohl. (durch Herrn Bryricn’s und meine eigenen. Arbeiten, sowie durch freundliche Mittheilungen des Herrn O. ScHILLING in Göttingen) bereits acht oder neunLager sogenann- ter flaseriger Porphyre, und zwar nicht nur in Zone 2b., sondern hinauf bis in. die hangenden Schiefer (#). Diese ungleiche Vertheilung spricht gegenüber der sonstigen Uebereinstimmung sehr gegen eine ursprüngliche Sedimentbildung. Sind doch die Kalklinsen, die Quarzitein- lagerungen‘, die Kieselschiefer, die Grauwacken, ja sogar die eruptiven Lager des körnigen und dichten Diabases nördlich wie südlich der Axe dieselben, und nur in diesen eigenthumlichen porphyrartigen Schiefern sollte sich eine ursprünglich verschie- dene Ausbildung der Sedimente beider Hälften geltend machen, und überdies durch die ganze, im Uebrigen mit der Südhälfte übereinstimmende Schichtenfolge zwischen dem Grenzquarzit (2a.) und der hangenden Grauwacke (5.)? Das scheint kaum denkbar und liesse sich mit Erfolg wohl nur eben für sub- marine '(uffbildungen geltend machen, deren Eruptionsheerde allerdings nur in der nördlichen Gegend vorhanden sein moch- ten. Dieser Erfolg schwindet aber sofort, wenn wir uns er- innern, wie wenig das Vorkommen von Friedrichsbruun einer solchen Tuffbildung entspricht. Gleichwohl muss es lohnend erscheinen, über die geognostische Verbreitung hinaus in die nähere Betrachtung der unabhängig von dem Oontact des Dia- bas-Gabbros aufgefundenen Lager der schiefrigen oder flaserigen porphyrartigen Gesteine einzugehen. Denn einestheils haben " wir einen Grund gegen eine Tuffbildung bei Friedrichsbrunn aus dem gesetzmässigen Zusammenlagern der fraglichen Ge- steine mit dem Diabas-Gabbro entwickelt, andererseits lassen sich bei zweierlei geognostischen Vorkommnissen von sonst analoger petrographischer, wie stratographischer Beschaffenheit auf so enge begrenztem Gebiete und in derselben Schichten- folge von vornherein interessante Vergleichspunkte erwarten. Scheint darum auch nach Wiederlegung der ursprünglichen Bildungsweisen die metamorphische Deutung der flaserigen Contactporphyre von Friedrichsbrunn die einzig naturgemässe, und darauf hin die Annahme gemeiner Metamorphose für die übrigen petrographisch analogen unabhängigen Vorkommen ' nicht allzu gewagt, so wird dieser Schein doch nur durch 312 die Betrachtung der geognostischen Natur der letzteren zu einem sicheren Urtheil reifen. Zu dem Ende wähle ich vorzugsweise die Gegend bei Treseburg, aufwärts an der Lupbode und an der Bode, weil wir hier Friedrichs- brunn zunächst und in der Zone 2b. bleiben, mithin unter möglichst gleichen Bedingungen beobachten. Mehrfach habe ich bereits Veranlassung gehabt, der all- gemeinen Veränderungen zu gedenken, welche den Thonschiefer bei Treseburg dem sogenannten: Urschiefer, wenn auch in der Regel nur in geringerem Maasse, nahebringen. In solchen Schichtencomplexen von gefältelten, gehärteten, zum Theil etwas glimmerigen, hier und da schwefelkiesreichen, blauen Thon- schiefern findet man nahe der Einmündung des Tiefen- bachs in die Lupbode in dem an der Chaussee nach All- rode entlang laufenden Profile handgrosse bis tellergrosse, hell gelblichgrüne, auffällige Flecke. Bei näherer Besichtigung erkennt man, dass dieselben nicht nur auf der Schichtfläche liegen‘, sondern dem Gesteinskörper selbst angehören. Sie bestehen aus einer talkähnlichen, feinschuppigen , sich fettig anfühlenden Masse, die vor dem Löthrohr mit Kobaltsolution sich blau färbt, so dass keinenfalls echter Talk oder ein Ma- gnesiasilikat vorliegt; ebensowenig zeigt sich das charak- teristische wurmförmige Anschwellen des Pyrophyllits, unter diesen Umständen kann ich nur von Serieit sprechen. Zuweilen findet man porphyrartige, durchscheinende Quarzkörner bis zur Grösse einer halben Erbse in diesen Flecken ausgeschieden, die der blauen Schiefermasse gänzlich fehlen. Durch die ganze Schicht des sericitfleckigen blauen Thonschiefers und durch die benachbarten blauen Thonschieferschichten setzen, senkrecht zur Fältelung, haarfeine bis halbzöllige Klüfte, ausgefüllt durch gelbweissen Feldspath, grauen Quarz und zuweilen auch durch etwas Kalkspath. Der Feldspath herrscht meist vor und füllt nicht selten die ganze Spalte aus, oder er wechselt bandartig mit dem Quarz ab, wie die Ausfüllung der Erzgänge. In klei- nen Drusen oder auf der Innenfläche der beiden nicht bis zur völligen Ausfüllung verwachsenen Ganghälften zeigen sich die Individuen zuweilen frei auskrystallisirt; gewöhnlich sind es sehr kleine, nach oo ?(T) säulenförmige Kryställchen, deren Hauptaxe meist senkrecht oder beliebig geneigt, häufig auch parallel zu der Kluftfläche gerichtet zu sein pflegt. Eine schär- 313 fere Bestimmung der Endigung erlaubte das Vorkommen nicht. Seltener sind ein bis drei Millimeter dicke, deutlich begrenzte Krystalle der Form &o P.OP(T und P). Sehr kleine Glim- merblättchen von atlasartigem Seidenglanze und licht gelblich- grüner Farbe sind hier und da auf die Feldspathkryställchen aufgewachsen. Es ist noch Glimmer, wie man namentlich an dem silberweiss-metallischen Ergläanzen vor dem Löthrohr bei dem ersten Anglühen bemerkt, aber die talkige Farbe deutet schon auf eine begonnene Umbildung in Sericit, ganz wie bei den grossblätterigen Glimmertafeln des Sericitgneisses von Schweppenhausen (ds. Zeitschr., Bd. 19, S. 555*); auch er- theilt Kobaltsolution der geglühten Masse die charakteristisch blaue Farbe. Schwefelkieswüurfelchen fehlen in den gangartigen Ausscheidungen so wenig als in dem Gesteine selbst. Ganz in der Nähe und noch an einer anderen Stelle, nicht weit von dem Einfluss der Lupbode in die Bode, sind es nicht mehr vereinzelte Flecke im blauen Thonschiefer, sondern ganze Schieferschichten, welche das eigenthumliche talkige Aussehen zeigen. Dieselben sind aus fast papierdünnen,, abwechselnden Lagen der feinschuppigen Sericitmasse und einer grauen, felsit- ähnlichen, schmelzbaren Grundmasse zu einem meist sehr dünn- schiefrigen Gestein zusammengesetzt. Die mit dem gelblich- grünen Sericit überkleidete Schichtläche zeigt hier und da deutliche Spuren der blauen Farbe des gewöhnlichen Thon- schiefers. Auf dem splitterigen Querbruche erkennt man bei sorgfältiger Besichtigung zahlreiche, sehr kleine Quarzindivi- duen, seltener Feldspathe in der Grundmasse ausgeschieden. Auch hier setzen, wie an der anderen Stelle, senkrecht zur Fältelung des Gesteins Kluftausfüllungen von Feldspath und Quarz durch die grünlichen und durch die benachbarten blauen Schieferschichten. Scharfbegrenzte Schiefersplitter, rings von der Gangmasse umhüllt, lassen zuweilen noch deutlich den einstigen Zusammenhang mit den Rändern der schmalen Spalte erkennen. Das ganze Vorkommen erinnert lebhaft an die ver- wandten Erscheinungen im östlichen und westlichen Taunus, _ nur dass dort Albit den Feldspath in den Schiefern selbst und in den viel mächtigeren Gängen und Adern vertritt. Diese *) Ich mache wiederholt darauf aufmerksam, dass Zeile 11 von unten statt „und elastisches“ „unelastisches‘“ zu lesen ist. 314 Erscheinungen sind, ich hebe das ausdrücklich hervor , recht "unscheinbar (wie ja so ein feinschuppiger Thonschiefer über- haupt zu den Aschenbrödeln der Geologie gehört), nichtsdesto- weniger dürften sie sich lehrreicher erweisen als manches aus- gedehnte, mit seltenen, wohlauskrystallisirten Mineralien über- ladene krystallinisehe Schiefersystem, das mit seinem Glanze seine dunkele Herkunft verdeckt. Jene sericitischenFlecke in dem blauen sedimentären Schiefer, jene grösse- ren Einlagerungen porphyrartiger Sericitschiefer, welche im Verhältniss zu ihrer grösseren Ausdeh- nung eine schärfere Ausprägung .der krystallini- schen Gesteinsbeschaffenheit zeigen, die wir noch deutlicher werden hervortreten sehen, da.wo solche flaserigen Porphyre in ganzen Steinbrüchen aufgeschlossen sind, endlich jene mit den krystallinischen Gemengtheilen dieser Gesteine, ° Feldspath, Quarz und sericitischem Glimmer erfüllten Gangadern, sind verschiedene Entwickelungsphasen ein und desselben Gesteins- bildungsprocesses. Handgrosse Tuffbildungen möchten doch auch dem kühnsten Gegner der Metamorphose fur seine eigene Theorie bedenklich erscheinen. Gegen die Annahme einer ursprünglichen Sedimentbildung sprechen auf’s Deutlichste die 'Feldspathgänge. In Structurspalten des Schiefers, rechtwinke- lig zur Fältelung ausgeschieden, scharfkantige, den ehemaligen Zusammenhang verrathende Stücke desselben umhüllend, kön- nen diese Ausfüllungen höchstens zur Zeit der letzten Schichten- aufrichtung, nicht aber zur Zeit des ursprünglichen. Absatzes erfolgt sein. Da sie nun keineswegs im ganzen Schiefergebirge des Harzes vorhanden, sondern durchaus an ebenso abnorme Erscheinungen in dem Gesteinskörper der Schichten, hier z. B. an die porphyrartigen Seriecitschiefer, gebunden sind, so spricht, dieses Zusammentreffen im weiteren geologischen Zusammen- hange für die Annahme, dass auch diese nicht sowohl eiuer ursprünglichen Bildung, vielmehr einer späteren Umbildung zur Zeit der Ausscheidung der gangförmigen Feldspathmassen ihre Entstehung verdanken. Oder ist es Zufall, dass in jenem Ge- biete veränderter Gesteine am Südrande des Gebirges gerade da sich triklinischer Feldspath in den faustdicken Quarzadern in der Grauwacke (in 2d.) ausscheidet, wo deren Schiefer- blätter zu Serieitschiefer umgebildet sind; dass in den Grünen 315 Schiefern desselben Gebietes am grossen Ronneberg bei Rodis- hayn Quarzadern mit Albitkrystallen aufsetzen; dass im ganzen Taunus der Albit in den Sericitphylliten ‘und grosskrystallini- ‚schen Sericitgneissen als Gemengtheil, gleichwie als Ausschei- dung in den derben Quarzadern vorhanden ist; dass dasselbe Mineral in Adern die der Hällefinta ähnlichen Hornschiefer des Harzes im Contact des körnigen Diabases durchzieht, das im. Contacte ganz gleicher Diabase nach Buanck’s Analyse die Ausscheidungen in den Spilositen von Boppard am Rhein zu- sammensetzt; dass endlich der durch seine feldspathreichen Contactschiefer ausgezeichnete Porphyr der Bruchhäuser Steine von albitreichen*) @narzadern durchzogen wird? Doch über- blicken wir. noch einige andere Fälle: Oberhalb Trese- burg auf dem rechten Ufer der Bode, am Wege nach Alten- .brack, schräg der Blankschmiede gegenüber, ist ein kleiner Steinbruch in einem plattig nach der Schichtlläche brechen- den Gestein, das eine etwas deutlichere Ausbildung des dunn- spleissigen porphyrartigen Schiefers der Lupbode darstellt. Hier herrscht bereits die felsitähnliche, grünlichgraue splitterige Grundmasse entschieden vor; Quarzkörner und Feldspathpris- men sind mit unbewaffnetem Auge darin deutlich sichtbar, und nur auf der Schichtfläche herrscht gelbgrüner Seriecit; hier und da deutet ein dunkelgrüner Fleck Spuren eines chloritischen Minerals an. Das Gestein liegt mit südlichem Einfallen durch- aus conform zwischen den blauen Schiefern. Hieran schliesst sich, noch weiter aufwärts, das bereits (l. ec. p. 675) beschrie- bene Gestein des grossen Bruches im Schreckens- thale zwischen Treseburg und Altenbrack seiner Ausbildungsweise nach auf’s Innigste an, nur dass hier der Se- rieit im Allgemeinen mehr flaserigschiefrige ‚als ebenschiefrige Structur, hervorruft. | Einige neuerdings bei einem zweiten che dieser Stelle gemachten Beobachtungen mögen hier Platz finden. Vereinzelt fand ich dunkelblaue Schieferfleckchen auf der Schichtfläche zwischen dem Sericit. Ferner konnte ich bei der grösseren *) Wenigstens reich an triklinischem Feldspath, wie ich an Hand- stücken einer schönen Suite des Herrn v. Decurn aus dem Jahre 1830 in der Königl. Oberberghauptmannschaftlichen Sammlung zu Berlin ent- deckt habe. 316 Deutlichkeit und Anzahl der schönen weissen oder röthlich- weissen Feldspathprismen seither doch auch hier und da, aber nur selten, die triklinische Zwillingsstreifung auf der Spalt- fläche ermitteln, während ich 1867 dieselbe als nicht vorhan- den bezeichnet habe. Auch eine ganz dichte Bank von massi- ger Structur ohne Sericitflaser kommt am oberen Ende schon ausserhalb des Bruches vor; das allmälige Verschwinden: der Flasern ist hier das gleiche wie bei Friedrichsbrunn. Quarz- und Kalkspathadern durchschwärmen das Gestein, Feldspath war darin nicht zu finden. Erklimmt man den hohen Stein- bruch in der Streichrichtung der porphyrartigen Gesteine, die mit den benachbarten Schieferschichten steil in h. 11 gegen Sudost einfallen, so findet man oben auf der Kante sein strei- chendes, linsenförmig sich zwischen den Schieferschichten aus- keilendes Ende. Hart daneben, linker Hand in den Hecken, liegt eine zweite ganz kleine Linse des porphyrartigen Ge- steins, durch Schiefer gewöhnlicher Beschaffenheit von der stockförmigen Masse, in welcher das Brechen der Platten be- trieben wird, getrennt. Eine ganz analoge Erscheinung nimmt man wahr, wenn man bei dem Herabklettern ungefähr in der mittleren Höhe des Bruchs zur rechten Hand durch ein Paar Büsche kriecht; da liegt hinter einem trennenden blauen Schie- fermittel eine zweite schmale Lage des weissgrauen porphyr- artigen Gesteins, so dass man die scharf in der Streich- und Falllinie verlaufende Grenze mit der Hand decken kann. Die Lagerung des Ganzen, abgesehen von der räumlichen Ausdeh- nung, ist etwa drei linsenformigen Kalkkörpern in einem Fla- serkalke vergleichbar, deren mittlerer weitaus der mächtigste ist; es ist ein liegender Stock, wie viele der Kalklager in der Zone 2b. — Auch das andere von mir (l. c. S. 675—676) bereits kurz erwähnte Vorkommen im Forst zwischen ‘Brauneweg und Hahnenkopf auf dem südlichen Bodeufer oberhalb Rübeland verdient eine nochmalige sorgfältige Betrachtung. Es besteht aus einer grossen Anzahl theils anstehender, theils frei umherliegender Blöcke, deren Zusammengehörigkeit und lagerartige Verbreitung gleichwohl unverkennbar ist. Kaum je einmal wird man so viele Structur- varietäten ein und desselben Gesteins auf so beschränktem Raume finden. In einzelnen Handstücken glaubt man bald Weissstein, bald Quarzporphyr, Granit, flaserigen Porphyr oder 317 körnigstreifigen Granitgneiss zu erblicken, und doch sind alle diese Gesteinsvarietäten aufs Innigste durch Uebergänge ver- bunden, die man häufig an ein und demselben Blocke beob- achten kann. Im Allgemeinen besteht das Gestein, wie die vorerwähnten, aus Quarz, Feldspath und Serieit. Die körnigen Gemengtheile sind in den nicht ganz dichten Varietäten stets deutlich sichtbar bis zur Grösse mehrerer Millimeter. Der Feldspath ist in einfachen oder in Zwillingstafeln nach dem Carlsbader Gesetze ausgeschieden, von weisser oder gelblich- weisser Farbe und lebhaftem Glasglanz. Triklinische Zwillings- streifung war nicht zu beobachten. Die porphyrartigen Quarz- körner sind grauweiss oder weiss. Feldspath und Quarz liegen _ in..einer hellweissen oder graulichen, feinkörnigen, weissstein- artigen oder ganz dichten felsitähnlichen. Grundmasse., bald ganz vereinzelt, bald granitisch körnig, dicht gedrängt bis zum gänzlichen Ausschluss der Grundmasse. Tritt der Serleit, dessen dicke, gelblichgrüne, fettglänzende, häufig mit auffallend grossen Feldspathkrystallen wie durchschossene Lagen oder Flasern. die körnigen Massen in Abständen von-einem Milli- meter bis zu 3 Zollen schichtförmig theilen, ganz zurück, so entstehen Gesteine von dem Aussehen eines massi- sen Quarzporphyrs oder Granites ohne Glimmer. Die körnig-flaserigen Varietäten erinnern ‚bald mehr an die vorher beschriebenen flaserigen porphyrartigen Gesteine, bald sind dieselben durchaus gnmeissartig entwickelt, analog gewissen Serieitgneissen des Taunus. Die weisssteinartigen geschieferten Abarten zumal kann man von den Serieitadinol- schiefern von Stromberg; im linksrheinischen Taunus nicht unter- scheiden, da der. Unterschied zwischen Feldspath und. Albit bei dem Mangel aller Ausscheidungen wegfällt. Gerade die herrschende weisse Farbe lässt auf den ersten Anblick die Rübeländer Gesteine: denen von Treseburg und Friedrichs- brunn weniger ähnlich erscheinen, als die eingehende Unter- suchung ergiebt. Um so überraschender ist es, keineswegs selten bald einzelne Quarzkörner und Feldspathkrystalle“), *) Diese blaue Färbung der Feldspathprismen hatte mich nach einer während des Druckes meiner Arbeit im Jahre 1867 noch im Reviere dürftig ausgeführten Untersuchung zu der fälschlichen Annahme eines besonderen blauen säulenförmigen Minerals veranlasst. : is : bald alle Ausscheidungen eines Handstückes durch jene eigen- thümliche, dunkel graublaue Farbe ausgezeichnet zu finden, die wir an den Quarz -Dihexaödern von Friedrichsbrunn Keere gelernt haben. Wenn irgend noch ein Zweifel waltet, ob jene Färbung nicht sowohl auf einem färbenden Pigmente, als viel- mehr auf einer dem Quarz eigenthümlichen Farbe beruhen könne, hier ist er unbedingt gelöst; denn es nimmt nicht nur der in derRegel wie der Quarz hellweissliche Feldspäth an der dunkel graublauen Farbe Theil, sondern auch die gangartig das Gestein durch- setzenden derben Quarzadern, die zuweilen Feld- spath ’eingesprengt enthalten, sind an ein und demselben Handstücke zur Hälfte weiss, zur Hälfte graublau. Die Ursache dieses seltener bis zur Tintenfarbe gesteigerten Pigmentes dürfte ohne mikroskopische Dünnschlirfe schwierig zu ermitteln sein. Bei hundertfacher Vergrösserung löst sich die Färbung noch nicht in secrete Theilchen auf. Vor dem Löthrohre geglüht liessen dünne Quarzsplitter zuweilen ein schwaches Ausbleichen bemerken, niemals aber wollte es gelingen, die Farbe gänzlich zu zer- - stören, so wenig als irgend eine Umfärbung durch das Glühen eintritt; sogenannter Sapphirquarz von Golling, dessen ähn- liche Farbennuance durch Krokydolith hervorgerufen sein soll, zeigt bereits bei nur hundertfacher Vergrösserung im durch- fallenden Lichte schwarzblaue Nädelchen und färbt sich, kaum angeglüht, sofort darch Eisenreaction gelblich, was als Bestäti- gung der Annahme angesehen werden darf. Geglühte blaue Feldspathe wurden erst unter dem Schmelzen weiss. Welcher Natur aber auch die färbende Substanz sein mag, soviel steht fest, die übereinstimmende Farbe der in Krystallkörnern aus- geschiedenen Quarz- und Feldspathimasse und der gangartig das Gestein durchtrümernden, zollbreiten,,; feldspathhaltigen Quarzadern mit scharf begrenzten Saalbändern lässt nur auf eine‘ wesentlich ‘gleichzeitige Entstehung von beiderlei" Aus- scheidungen schliessen, d.h., da jene kleinen Gänge sekundäre Ausfüllungen von Gesteinsspalten sind, -auf eine Umbildung des ursprünglichen Gesteins und gleichzeitige Erfüllung jener Spalten durch ein und denselben chemischen Process. Eine Imprägnirung der einzelnen Krystallkörner mit der färbenden Substanz von jenen Trümern aus ist‘ keineswegs bemerkbar, 319 es liegen vielmehr die blauen Quarzkrystalle völlig unabhängig von dem sleichfarbigen Gangquarze in der hellen weissen Grundmasse. Dieselben dunkel graublauen Quarzadern wie- ER sich in gehärteten Schiefern bei Braunlage, welche mit den dortigen porphyrartigen Schiefern zusammenlagern, SM Handstucken, welche mir Herr ©. ScHintine in Göttin- gen freundlichst mittheilte.e Noch sei erwähnt, dass ein seri- eitisch faseriges porphyrähnliches Gestein, welches nach Herrn BerrıcH lagerartig im hangenden Schiefer in der Nähe’ des Schäbenholzes bei Elbingerode ansteht, durch vorwiegende Feldspathausscheidungen und zuweilen durch kleine blaue Schieferflasern zwischen dem gelbgrünlichen Serieit ausgezeich- net ist. | A Werfen wir am Schlusse dieser Beschreibung einen prü- fenden Blick auf die geschichteten krystallinischen Silikatge- steine, welche wir als aussergewöhnliehe lagerartige, von dem Contacte der Eruptivgesteine unabhängige Glieder der paläo- zoischen Schichtenfolge nördlich der Grauwackenaxe zwischen Ramberg und Brocken kennen gelernt haben, so übersehen wir von dem blauen, sericitfleckigen, gefältelten, sedimentären Thonschiefer bei Treseburg bis zu den körnigstreifigen Serieit- gneissen (Alpentalkgneissen) bei Rübeländ eine in ihrer krystallinischen Entwickelung stetig fortschrei- tende petrographische Gesteinsreihe, wesentlich übereinstimmend mit jener Reihenfolge, in der die Diabas-Contactgesteine bei Friedrichsbrunn zu beiden Seiten des Eruptivgesteins geordnet sind. ‘Was sich hier auf den Raum weniger Schritte in un- mittelbarer Aufeinanderfolge als Contactband des 'eruptiven Diabaslagers 'zusammendrängt, das finden wir dort auf einzelne zusammenhangslose Lagen in einer zwischen zwei grossen 'Granitmassen in einander geschobenen, im Grossen wie im Kleinen ausserordentlich gefalteten, mächtigen Schichtenfolge vertheilt. Dass die krystallinische Beschaffenheit der Contact- gesteine bei Friedrichsbrunn nur die Structur eines massigen Porphyrs und nicht die echte Gneissstructur erreicht, welche ein Theil der Gesteine bei Rubeland zeigt, stört keineswegs einen Vergleich, der sich nicht innerhalb der engen Grenzen einer Strueturvarietät, sondern auf, dem Gebiete.der geognosti- schen‘ Gesammterscheinung bewegt. ‘ Nicht das Extrem, der 320 Durchschnitt beweist. Als solche Durchschnittsgesteine, als mittlere Typen der in Wirklichkeit anstehenden, wie der aus den Einzelvorkommen gesetzmässig zusammengestellten Reihe, müssen nach ihrer Lage einerseits, nach ihrer allgemeinen Ver- breitung andererseits, in beiden Fällen aber nach ihrer Struetur die flaserig oder schieferig. geschichteten porphyrartigen Ge- steine angesehen werden. Sie sind überall wesentlich gleicher Beschaffenheit, wenn auch im Diabascontacte bei Friedrichs- brunn' zumeist an Stelle des zwischen Treseburg und Braun- lage herrschenden feinschuppigen Sericits die blaue oder doch wenig . veränderte glimmerige Thonschieferflaser vorhanden ist. Chemische Identität darf gleichwohl nicht vorausgesetzt wer- den, so wenig als in den stetig in der Gesteinsbeschaffenheit wechseinden Lagen eines krystallinischen Schiefersystems. Se- dimente, gleichviel ob ursprünglich gebildet oder später umgebil- det, tragen stets in ihrer geognostischen Gesammtnatur das Gepräge der successiven Entstehung, Erstarrungsgesteine*) sind dagegen bei aller möglichen Differenzirung stets Massen aus einem Guss. Insofern wir es nun hier mit geschichteten por- pbyrartigen und nicht mit Porphyr-Gesteinen zu thun haben, dürfen wir auch nicht eine chemische Uebereinstimmung er- warten, wie sie für die Letzteren, verlangt werden darf. In der That ist die Grundmasse eines Theiles der Gesteine von Friedrichsbrunn nicht so schwer schmelzbar als Felsit, was wir oben mit dem geringen Feldspathgehalte und :dem häufig ausgeschiedenen : Strahlsteine in Verbindung brachten, die Grundmasse der analogen Gesteine zwischen Treseburg und Braunlage besitzt dagegen die Schmelzbarkeit echter Felsit- masse in Uebereinstimmung mit den verhältnissmässig zahl- reicheren Feldspathausscheidungen und dem gänzlichen Man- gel an Strahlstein. Dieser Mangel ist hier um so weniger befremdlich, als, wie ich bereits erwähnt habe, der Strahlstein für den Hornfelsring des Rambergs charakteristich ist, an. wel- chen die. Diabascontactgesteine bei Friedrichsbrunn hart an- streifen, während bereits Treseburg ganz ausserhalb seines Be- *) Wer gleich mir gewisse krystallinische Schiefer als hypothetische Ueberreste einer ersten Erstarrungsrinde der Erde betrachtet, wird die- selben als successive Erstarrungsgebilde bezeichnen müssen, Eruptive Gneisse d. h. schieferige Granite hören nicht auf, Massen aus einem Gusse zu ‚sein, weil ihre Structur an die der echten: Gneisse erinnert. 321 reiches liegt. 'Die bekannten 'Treseburger- Katzenaugen sind durchaus an die Nähe der dortigen Diabase gebunden und haben mit den porphyrartigen Schiefern der Umgegend nichts zu schaffen. — Die wenigen geringen petrographischen Unter- schiede verschwinden gegenuber der allgemeinen geognosti- schen Uebereinstimmung der unabhängigen und der an den Diabaseontaet gebundenen porphyrartigen Gesteine, einer Ueber- einstimmung, die sich bis auf die Specialität der dunkel grau- blauen Farbe der ausgeschiedenen Quarzkrystallkörner er- streckt. Woher ein solches Zusammenstimmen, da. doch in dem einen Falle die aussergewöhnliche Gesteinsbildung an die conerete Bedingung des Eruptivgesteins geknüpft ist, welche in dem anderen Falle gänzlich vermisst wird? — Wir haben die Antwort bereits angedeutet: Wir glauben den Beweis ge- liefert zu haben, dass für beide Fälle eine naturgemässe Er- klärung der örtlichen Erscheinungen , sowohl für sich betrach- tet, als ‘namentlich im Zusammenhange der geognostischen Gesammtausbildung des Ostharzes, nur in der Annahme der Umbildung von Thonsediment zu einem porphyrartigen Gestein gefunden werden kann. Es ist eine fest begründete geologische Wahrheit, dass dieselben Gesteine, welche als krystallinische Contactschiefer an Eruptivgesteinen beobachtet werden, auchin den ausgedehnten, unabhängigen krystallinischen Schiefersystemen vorkommen. Ich will hier als neuen Beleg nur hervorheben, dass die Pistazit, triklinen Feldspath, Quarz, Kalkspath, Chlorit und Serieit haltigen Grünen Schiefer im OContaet ‘der diehten Diabase des Harzes durchaus’ nicht unterschieden werden können von den gleichen Gesteinen zwischen Wallhausen, Dahlberg 'und Argenschwang 'im links- rheinischen Taunus, die weder mit Diabas, noch mit einem anderen Eruptivgesteine in Berührung stehen. Handstüucke vom grossen Ronneberg bei Rodishayn am Harz und von der Ra- benlai*) bei Wallhausen könnten ein und derselben Schicht entnommen sein. Somit steht das bald selbstständige, bald an den Contact der körnigen Diabase gebundene Auftreten der geschichteten porphyrartigen Gesteine im Einklang mit der geognostischen Gesammterfahrung , und es fragt sich nun um- ‚") Vergl. diese Zeitschrift, Bd. XX. S. 610-612. mit Zusatz $. 930. Zeits. d.D. geo]. Ges. XXI. 2. 21 322 gekehrt, ob sich aus den. dargelegten. Beobachtungen im. Harz nicht Material gewinnen lässt,zur Theorie jener Erfahrung. Ich habe, bereits, oben auf die, überaus grosse Analogie der ersten Entwickelungsphasen der porphyrartigen Schiefer am Diabas bei Friedrichsbrunn mit den. Contactgesteinen des Felsitporphyrs der" Bruchhäuser Steine hingewiesen. ‚Hier wie da blaue Thonschiefer,. mit porphyrartig ausgeschiedenen ‚Feld- spath- und Quarzkörnern! Eine Suite von, Bruchhausen in der kgl. Oberberghauptmannschaftlichen Sammlung, 1830 . durch Herrn 'v. DEcHEN: ‚gesammelt, belehrte mich ,„. dass in einem Theile der Bruchhäuser Gesteine, gleichwie bei: Friedrichs- brunn, feinschuppige, talkähnliehe, gelblichgrüne Serieitmasse an Stelle der blauen Thonschieferflasern tritt.*). Erwägt man, dass. die äusserst schwer schmelzbaren und darum gewiss recht sauren hälleflintähnlichen Hornschiefer den ganz basischen Dia- bas-Gabbro weithin durch den Ostharz als Contactgesteine be- gleiten, dass die. überaus 'quarzreichen porphyrartigen Gesteine von Friedrichsbrunn uns in gleicher Weise ein saures Silikat- ‚gestein als, Contaetbildung an denselben basischen Diäbasen vor Augen ‚stellen, dass. endlich die sauren Bruchhäuser Fel- sitporphyre von ähnlichen sauren porphyrartigen Contactschie- fern umgeben sind, so: kommt: man zu dem Schlusse, dass dieEruptivgesteine unterdemEindringen zwischen die Schichten nicht sowohl chemisch.durch ihren Stoff, vielmehr mechanisch durch ihre Masse auf ein. wesentlich gleiches Thonsediment eingewirkt haben,.dass, mit anderen Worten, die letzte Ursache dieser Contactmetamorphosen — ich sage nicht aller — eine rein mechanische gewesen ist, welche‘so- gleich, oder späterhin von chemischen Fölgen be- gleitet wurde. Also keine fusion. reciproque, kein Aus- tausch der stofflichen Substanz zwischen, dem ursprüngliehen Sediment und. der in seine Schichten eingedrungenen Eruptiv- ' ‘*) Die Analogie scheint sich sogar noch weiter zu erstrecken, da Rose und Kuipstein (Jahrb. f. Min, 1832, S. 195 — 197) unter’ den zahl- reichen Varietäten der Bruchhäuser Porphyre auch hornblendehaltige anführen, Der Punkt verdient durchaus eine eingehende Untersuchung; Handstücke beweisen nichts oder wenig, es scheinen echte Eruptivpor- phyre porphyrartige Umbildungen im Thonschiefer bewirkt zu haben und überdies: Breccien den falschen und echten Porphyr innig zu verbinden. 323 ‚masse, keine. einseitige Imprägnation der ‚letzteren in das Nebengestein , gleichviel ob auf dem Wege der Sublimation oder der Durchwässerung! Eine solche Erklärung schien frei- lich an den: Bruchhäuser Steinen denkbar, weil Eruptivgestein und Contactgestein ähnliche mineralogische und chemische Be- schaffenheit zeigen, für die Contacterscheinungen an dem kör- nigen Diabas im Harz lässt sich dieselbe dagegen in keiner Weise geltend machen; denn die Grenzen zwischen dem basi- schen Eruptivgesteine und den sauren Contactschichten sind stets scharf, und Quarz und Orthoklas können unmöglich aus einem .Diabasmagma in die Schiefer so zu sagen eingeschwitzt sein. Der Annahme eines ursprünglich mehr sauren Magmas, das sich erst unter der Erstarrung in das basische Eruptiv- gestein und die dem Schiefer zugeführte chemische Substanz schied, steht‘, abgesehen von der Künstlichkeit solcher Specu- lationen, die positive Erfahrung gegenüber, dass die körnigen Diabase der Zone 2b. stets dieselben sind, gleichviel, ob die benachbarten Schiefer nur wenig gehärtet oder von der Beschaffen- heit der Hälleflinta oder porphyrartig entwickelt erscheinen. Auch Bıscuor’s Ansichten über den Contactmetamorphismus finden hier in keiner Weise Bestätigung. Die Geologen dieser Schule haben in der Regel zweierlei Deutung zur Hand: ent- weder. das Eruptivgestein — also hier der Diabas — ist nur das am meisten krystallinisch entwickelte Umwandlungsproduct eines wässerigen metamorphischen Processes im Thonschiefer, oder die Contactgesteine sind nichts weiter als durch die Zer- setzungsproducte des verwitterten Eruptivgesteins angereicherte und umgewandelte Nebengesteine. Ein Gestein von der sau- ren Constitution des Quarzporphyrs oder der Hälleflinta und ein ‚basischer Diabas können aber unter den obwaltenden geo- gnostischen Lagerungsverhältnissen weder Umwandlungspro- ducte ein und desselben Thonschiefers sein, noch reicht der sämmtliche Kieselsäuregehalt der schmalen Diabaslager aus, um‘ auch nur die Quarzkörner der ebenso breiten oder drei- bis viermal breiteren Contactschichten zu bilden, ganz abge- sehen davon, dass irgend eine Proportion zwischen dem Grad der, Verwitterung des Diabas und der Mächtigkeit oder kıy- stallinischen Beschaffenheit der Contactbänder bei der Ver- gleichung; von ‚mehreren Hunderten: von‘ Vorkommen in keiner Weise zu ermitteln 'war. — Wesentliche chemische Beziehun- 21* 324 gen zwischen der 'neben einander anstehenden Eruptivmasse und::der krystallinischen Contaetschicht sind ‘somit hier nieht vorhanden, nur"die Masse hat eingewirkt, nicht der Stoff, oder vielmehr das mechanische Eindringen der Eruptiv- masse hat einseitigeinen chemischen Krystallisa- tionsprocess in»den durchbrochenen Sediment- schichten: :hervorgerufen oder eingeleitet. Das kann in verschiedener Weise geschehen sein, eine sichere Er- mittelung des Verlaufes wird schwerlich jemals gelingen , aber so: weit die Beobachtung reicht, soll man vor einer Wahr- scheinlichkeitsreehnung nicht 'zurückschrecken. Umschmelzung der: 'T'honschiefer .durch die Hitze der Eruptivmasse wird wohl auch: ‚der :eifrigste Anhänger der alten plutonischen Schule da nicht anzunehmen geneigt sein, wo die auskrystallisirten Feld- spathe und Quarzkrystalle in der noch blauen, durch’organische Substanz ‘gefärbten Schiefermasse liegen und die Feldspathe blaue Schieferreste einschliessen. Dagegen ist eine Krystalli- sation unter, dem Drucke der zwischen die ‘Schichten sich einzwängenden: Eruptivmasse nach dem Standpunkte der heu- tigen Physik ‚recht wohl denkbar. ' Mayer's 'grosse Lehre von:dem mechanischen Aequivalent der Wärme, durch JouLe’s jahrelang fortgesetzte Experimente zum physikalischen Gesetz erhoben, dessen’Fruchtbarkeit sich bereits” bis zu einer chemi- schen Mikromechanik in den Arbeiten von CnAusıus u. ‘A. fortgepflanzt hat, sollte sie in der grossen geologischen Werk- stätte keinen gesetzmässigen Ausdruck gefunden haben? Wenn uns: Tynparı lehrt, ‚dass der Physiker jeden Augenblick im Stande ist, eine mechanische Kraft, wie den Druck, in Wärme d.h. in Molekular- oder Atombewegung umzusetzen, sollte man darin,‘ in Erinnerung an das grossblätterige Auskrystallisiren der Eisenbalinaxen oder der Roststäbe,: nicht einen Fingerzeig für die Lehre des: Metamorphismus erblicken? ‘Die Carıus’schen Analysen der. :metamorphischen Contactreihe von Lengefeld beweisen, dass: die Umwandlung des T'honschiefers in Berüh- rung. mit; dem Granite ohne irgend erhebliche‘ 'Aenderung der chemischen Zusammensetzung durch alle Zwischenstufen bis zum Gneissgefüge fortschreiten kann. Es scheint da weder Wasser, noch eine andere Wärme nöthig, als die, welche das’ Aeguivalent. des, mechanischen Druckes oder der: Reibung bei dem: Eindringen, der: Eruptivmasse:zwischen die Sedimente 325 ausmacht. Dennoch wird der Geognost jenen Molekularbe- wegungen höchstens eine Anregung: zur Krystallisa- tion in‘ den Sedimentschichten zuschreiben dürfen,‘ die Voll- 'endung des Processes erheischt unbedingt die Mitwirkung von ‘Wasser. Dafür spricht in unserem Falle, wie anderwärts, die eigenthümliche Art und Weise des ganz allmäligen Uebergangs aus’ dem Sediment in den krystallinischen Schiefer durch con- eretionare Ausscheidung, die ganze Ausbildung und Gruppirung der einzelnen Mineralieu und vor Allem das Auftreten gleicher : mineralischer Ausscheidungen auf Spalten und Klüften. Dav- prür’s. Experimente u. a. beweisen die Möglichkeit solcher Krystallisation unter gleichzeitiger Einwirkung von Hitze, Druck und Wasser. Gleichwohl möchte es sich im Makrokosmos doch etwas anders zugetragen haben, als auf dem chemischen oder physikalischen Experimentirtisch. Intensivität kann durch Dauer ersetzt werden. Das Zusammenwirken der ver- schiedensten Bedingungen in langer Zeitdauer zu einem Ganzen hat sich die Natur vorbehalten, und wenn die Geognosie mit Recht stolz ist auf jene Experi- mente, so ist damit doch der Gneiss noch lange nicht ge- macht. Es bedarf vielmehr der sorgfältigsten geognosti- schen Detailstudien unter Ausnutzung sämmtlicher Hulfs- wissenschaften. Der Chemie vor Allem wird es obliegen fest- zustellen, ob die porphyrartigen Gesteine von Friedrichsbrunn und überhaupt die hercynischen Diabascontactgesteine eine wesentlich verschiedene oder die gleiche Zusammensetzung ha- ben, wie der unveränderte Thonschiefer, ob und welche Stoff- zuführung oder -Ausführung unter der Umkrystallisirung statt- gefunden hat. Porphyr und Thonschiefer von gleicher chemi- schen Constitution sind bekannt, Hälleflinta dagegen ist wohl stets saurer als echter Thonschiefer. Der Geognost hat dann den Wegen nachzuspüren, auf welchen ein Stoffwechsel, wenn erst chemisch erwiesen, stattgefunden hat. Die Einen denken dabei an eine Einwirkung heisser stoffbeladener Wasser in Begleitung der Eruption, die Anderen an Wirkungen heisser oder kalter Quellen, welche als Nachspiel der Eruption auf der Gesteinsscheide zwischen dem Eruptivgestein und dem Nebengestein aufstiegen und von dort auf Oapillarwegen das letztere imprägnirten. In beiden Fällen kann eine Verwandt- schaft der in Lösung zugeführten chemischen Substanz mit 326 den: Grundstoffen des benachbarten unveränderten Eruptivge- steins so erklärt werden, dass eine Zersetzung oder Auslau- gung gleicher Eruptivmassen durch das Wasser in der Tiefe stattgefunden habe. Mir scheint bei alledem, dass die eigent- liche Krystallisation der Diabascontactgesteine, angeregt durch Druck und stofflich beeinflusst durch wässerige Processe, in. ihrer Ausbildung gleichwohl nur sehr allmälig in langen Zeit- räumen erfolgt sein kann, darauf deutet wenigstens das Vor- herrschen der Spilosite nördlich der Axe und die porphyr- artige Entwickelung in der Nähe der Hornfelsringe hin. — Noch wichtiger für die Erkenntniss des eigentlichen Verlaufes der Metamorphose der Sedimente in krystallinischen Schiefer scheint mir die mikroskopische Untersuchung der histologi- schen Gesteinsausbildung an Dünnschliffen, im Verein mit den geognostischen Beobachtungen an Ort und Stelle bezüglich der Uebergänge der verschiedenen Umbildungsstufen im Gesteins- verbande und der Ausfüllungsmassen der Klüfte und Spalten innerhalb der metamorphischen Zone. Es steht sicher zu er- warten, dass eine metamorphische Hälleflintmasse von einer echten, aus feurigem Fluss erstarrten Felsitgrundmasse, wenn nicht nach ihrer chemischen Zusammensetzung *), so doch nach ihrer Mikrostructur verschieden ist. Wenn wir im Gesteins- verbande die Thonschieferflaser ganz allmälig und unmerklich verschwinden sahen, so müssen sich mikroskopische Reste da- von in der Grundmasse finden. Ueberhaupt kann ein solches zwieschlechtiges Gestein, wenn auch in einem mikroskopischen Splitter in sich eins, in mehreren Proben aus verschiedenen Bänken nie die Einheit jener echten aus einem feurigen oder heissen Guss erstarrten Massen zeigen. Es zeigt thatsächlich eine solche Einheit nicht im Grossen, es wird auch im Kleinen seine Natur und Entstehung nicht verleugnen können. Ich habe bei Friedrichsbrunn aus dem nur wenige Schritte breiten Contactbande in einer Stunde mehr Gesteinsvarietäten gesam- melt, als mir hundert Lager von körnigem Diabas - Gabbro in ein paar Monaten lieferten, von der. Einförmigkeit des Granits und dem vielfachen Wechsel seiner Contactgesteine gar nicht *) Bei aller chemischen Uebereinstimmung von Felsit und Hälle- flinta ist gleichwohl ein Schwanken des Kieselsäure- und Alkaligehaltes innerhalb viel weiterer Grenzen für die letztere charakteristisch. 327 zu reden. Ich lasse keineswegs ausser Acht, ‘dass es recht varietätenreiche echte Eruptivmassen gibt; derlei Ausnahmen ‚können die grossen geögnostischen Charakterzuge der geschich-" teten und der massigen Gesteine um so weniger verwischen, als hier der Wechsel keineswegs in gesetzmässiger Ueberein- stimmung mit der Form und Lage des durch däs Gestein er- füllten geognostischen Raumes steht, während der Gesteins- wechsel der metamorphischen krystallinischen Schiefer und ursprünglichen Sedimente stets streichengerecht oder rechtwin- kelig zur Streichrichtung statthat. Erst nach Erfüllung dieser chemischen, physikalischen und geognostischen Untersuchungen, wird es an der Zeit sein, sich über die Genesis der, wieich glaube, in dieser Abhandlungalsthatsäch- lich erwiesenen Contactmetamorphose am Diabas auszusprechen. Wie aber auch der Forscher urtheilen wird, er wird im Hinblick auf das geognostische. Gesammtbild des Ostharzes nicht unberück- sichtigt lassen dürfen, dass nördlich der Sattelaxe der liegen- den Grauwacke zwischen den beiden grossen Granitmassen des Rambergs und Brockens die abweichende halbkrystallinische oder krystallinische Beschaffenheit mancher Schichten in Ueber- einstimmung steht mit den gesteigerten physikalischen Storun- gen der ganzen Schichtenfolge, wie der einzelnen Lagen der- selben; dass im Einklange damit die krystallinischere Varietät der gewöhnlichen Diabas - Contactgesteine, Spilosite und Des- mosite vorzugsweise den Diabaslagerzug nördlich der Sattel- axe begleiten; dass ferner die noch entschiedener krystallinischen porphyrartigen Contactgesteine erst bei der Annäherung dieses nördlichen Diabasschwarmes an den Hornfelsring um den Gra- nit sich zeigen; endlich dass ganz analoge flaserige Pseudo- porphyre zahlreiche, vom Diabascontact ganz unabhängige, lager- artige Ausscheidungen in jenen stark dislocirten und halbkry- stallinischen Schichten der Nordhälfte bilden, von der Grösse einer Handfläche bis zu einer durch beträchtlichen Steinbruch- bau aufgeschlossenen Mächtigkeit; dass dagegen mit dem Mangel aller dieser aussergewöhnlichen Erscheinungen in der corre- spondirenden Sudhälfte ein regelmässigerer, minder gestörter Schichtenbau zusammenstimmt. Die Vollendung der geogno- stischen Aufnahme des Gebietes zwischen Brocken- und Ram- berggruppe. wird zweifellos noch manche neue Aufschlüsse und in ihrem Gefolge neue Gesichtspunkte ergeben; namentlich * 328 wird die Erforschung der Hornfelsringe um den Granit, ‚wie sie selbst nur. nach. der Erkenntniss der. in diesen. Zeilen »be- schriebenen älteren metamorphischen Erscheinungen erfolgreich in. Angriff genommen werden kann, aufklärend und läuternd zuruckwirken auf das Verständniss der Diabascontactmetamor- phose und der gemeinen Metamorphose in: den paläozoischen - Schichten. Das Gleiche gilt, von der Vervollständigung unserer Kenntnisse hinsichtlich der gesetzmässigen Beziehungen zwischen der Lage und Begrenzung der Granitmassivs und dem Verlauf der Streichlinien der Schichten des Harzgebirges. - Meine im Widerspruche mit der bisher geläufigen Ansicht aufgestellte Behauptung*), dass, trotz aller lokalen Zerreissungen, Ueber- lagerungen und anderen Inconformitäten der Schichten an der Granitgrenze, im Grossen gleichwohl eine Abhängigkeit ihrer streichenden Ausdehnung, von der Lage der Granitmassen deut- lichst hervortritt, hat durch die Detailuntersuchung am Ramberg nur ihre Bestätigung gefunden, wie dies bereits aus dem ein- gangs S. 283, 283 und 289 mitgetheilten Verlauf der Sattel- axe und der in den Zonen 2b. und 2f. aufsetzenden Lagerzüge des körnigen und des dichten Diabases hervorgeht. Das lässt mich hoffen, dass die fortschreitende Detailaufnahme auch das (a.a. O. S. 223 bis 224) nach einer Voruntersuchung in grossen Zugen entworfene Bild der Gegend zwischen Brocken und Ramberg wenigstens insoweit gutheissen werde, als sich in den Z-förmig geknickten Streichlinien die Gegenwirkung: der Eruptivmassen des Brockens und Ramberges herausstellen wird. Trifft dies ein, so steht der Annahme nichts im Weg, dass die ‚vom Diabascontacte unabhängigen porphyrartigen Lager und die häufig zu Thonglimmerschiefer (Phyllit) veränderten Thon- schiefer nördlich der Axe als Product chemischer Nachwirkun- gen jener mechanischen, durch den Granit hervorgerufenen Störungen angesehen werden, die in ihrer räumlichen Entfer- nung von der Granitgrenze nur eben beweisen, dass der Haupt- grund der gemeinen Metamorphose wie der Contactmetamor- phose im Harz nicht sowohl im Stoff, als in der Masse der Eruptivgesteine zu suchen sei. Immer deutlicher tritt der geognostische Einklang der metamorphischen Erscheinungen im paläozoischen Schiefergebirge *) Diese Zeitschr., Bd. 20, S. 224. 329 der Ardennen,' des Taunus, des:Sauerlandes und des Harzes hervor.“ In meiner Arbeit über‘ den Taunus habe ich gezeigt, dass dort nicht nur kleinkrystallinische Serieitphyllite, sondern typische grosskörnige Alpentalkgneisse, d. h. ‚Sericitgneisse aus Albit, Quarz, weissem und dunklem Glimmer, Serieit und Chlorit 'gemengt, zwischen blaue: Thonschiefer und. blaugraue Quarzite eingelagert sind; für die geognostisch gleichwerthigen Gesteine des Harzes ist die porphyrartige Structur charakte- ristisch. "Solche porphyrartigen krystallinischen Schiefer halten die Mitte ein zwischen der dichten Hälleflinta und dem flaserig- körnigen Gneiss; verschwindet, wie bei F'riedrichsbrunn und Rübeland, die Thonschiefer- oder Serieitllaser gänzlich für das. Auge, so spielen sie, im Handstücke zumal, dieselbe taäuschende Rolle gegenuber den echten eruptiven Quarzporphyren, die uns den Unterschied von Gneiss und schiefrigem Granit so erschwert, da wo. die geognostischen Lagerungsverhältnisse nicht, aufgeklärt sind. Dergleichen Gesteine sind auch aus anderen Gegenden bekannt geworden: NAUMANN spricht kurz davon bei dem Felsitporphyr (Lehrb. d. Geogn., 2. Aufl., 1. Bd., S. 60) und ZiRKEL giebt in seinem Lehrbuch der Petrographie (Bd. 2, S. 382 bis 889) eine reichere, allerdings noch zu sichtende*), Zusammenstellung unter der. Rubrik „Uebergang zwischen Felsitporphyren und klastischen Gesteinen“, und ich will hier nur auf ein Vorkommen aufmerksam machen, das vom Rırm (diese Zeitschr., Bd. 16, S. 130) von Vallalta. be- schreibt, und das, von Chloritflasern durchzogen, mit Talk- schiefer (Serieitgesteinen?) zusammenlagert. Dass unsere syste- matischen Lehrbücher die sogenannten: Flaserporphyre noch immer bei. den eruptiven Felsitporphyren abhandeln, ist cha’ rakteristisch für das geringe Maass unserer bezüglichen Er- kenntniss. Ich glaube den Beweis geliefert zu haben, dass die beschriebenen porphyrartigen, schieferigen, flaserigen und massi- gen Gesteine des Harzes, sowohl die im Diabascontact, als die davon unabhängigen, der sauren Reihe der krystallini- *, Das von Gırarp aus dem Mühlenthale bei Rübeland bekannt ge- machte Vorkommen gehört keineswegs zum Felsitporphyr, und möchte ich das an den Porfido verde antico erinnernde Gestein für einen echten eruptiven, zum Theil verkieselten Diabasporphyr halten, der mit Schaal- steinen in der bekannten Weise in Gesteinsverband steht. 330 schen Schiefer angehören, und ordne sie darein zwischen Hälleflinta und Gneiss unter dem Namen „Porphyroid“*) ein. Dieses Namens, der bei möglichster Kürze die petrographische und chemische Analogie mit den echten Eruptiv-Porphyren hervorhebt, können sich selbst die- jenigen Fachgenossen bedienen, welche trotz meiner Beob- achtungen an der tuffartigen oder rein sedimentären ursprüng- lichen Bildung dieser Gesteine festhalten. Die Nomenclatur der Petrographie, soll diese nicht zu einer Wissenschaft der Handstücke herabsinken, muss nach dem in der Wissenschaft der Geognosie an erster Stelle giltigen geognostischen Gesichts- punkte und erst in zweiter Linie nach der durch Hülfswissen- schaften ermittelten chemisch - mineralogischen Constitution be- messen werden. Als Geognost halte ich es für unverantwort- lich, die Bezeichnung Porphyr, welche, wie kaum irgend eine andere, die Signatur feuriger Erstarrung zu einem Massengestein aus einem Guss an sich trägt, auf die in dieser Abhandlung beschriebenen Gesteine anzuwenden. Die orthoklasfüuhren- den Schieferporphyroide, Sericitporphyroide und Strahlsteinporphyroide des Harzes habenalbitführende Stellvertreter im Taunus und den Ardennen, bei Rüdesheim, Ruppertshain, am Hausberg bei Nauheim (mit unterdevonischer Cephalopodenfauna**), Deville und Laifour. Vor Allem aber steht reiche Ausbeute zu erwarten für die Kenntniss der Por- phyroide in dem durch v. DecHen’s Arbeit für diese Gesteins- gruppe klassisch gewordenen Sauerlande. Eine Suite von 85 Nummern in der Kgl. Oberberghauptmaunschaftlichen Samm- lung. ergab interessante Vergleichungspunkte. Es müssen der- artige Vorkommen jedoch an Ort und Stelle studirt werden; deshalb hier nur die nicht unwichtige Notiz, dass ein ausge- zeichneter flaseriger Porphyr vom Töteberg bei Altenhundem, der sowohl in der felsitischen Grundmasse, wie in den blauen glimmerigen, häufig in Sericit verwandelten, Thonschieferflasern *) Ein „Thonporphyroid“ Hausmann’s (Ueber die Bildung des Harz- gebirges, S. 421) sollte gewisse Porphyre bei Lauterberg bezeichnen, die sich später als Grauwacken ausgewiesen haben, und hat daher niemals Eingang in die Systematik gefunden. **) Vergl. Dıerrengach’s Text zur Section Giessen d. geol. Special- karte d. Grossherzogth. Hessen, $. 13. 331 rothe triklinische Feldspäthe enthält, in einer solchen blauen unveränderten Flaser einen zierlichen wohl erhaltenen Tenta- euliten einschliesst. . Die feldspathhaltigen Thonschieferflasern der Lenneporphyre verhalten sich aber, wie Herr v. DECHEN sehr zutreffend bemerkt, ganz so im Kleinen, wie die Contact- schiefer der Bruchhäuser Gesteine im Grossen. Damit sind wir von den unabhängig zwischen den paläozoischen Schichten eingelagerten Porphyroiden zu der Oontactmetamorphose zurück- gekehrt, von der wir ausgingen. | Als ersten Beitrag zur chemischen Constitution der Por- phyroide theile ich hier zwei Analysen mit, welche Herr Dr. MıcnAeuLıs am Laboratorium der Kgl. Bergakademie zu Berlin auszuführen die Freundlichkeit hatte. Das möglichst, aber nicht durchaus frische Material wählte ich aus dem Profil an dem Diabaslager in dem Grunde westlich des Forstortes Kau- fung bei Friedrichsbrunn, und zwar a. Massiges Strahlsteinporphyroid aus dem un- mittelbaren Liegenden (wegen der Ueberstürzung der Schichten scheinbar aus dem Hangenden) des Diabas- lagers von der Gesteinsbeschaffenheit, die ich S. 297 bis 298 beschrieben habe. i b. Hälleflintartiges, ganz dichtesContactgestein ohne Ausscheidungen, vergleichbar der Grund- masse der massigen Strahlsteinporphyroide, aus der unmittelbar dem Diabaslager im Hangenden (beziehungsweise im Liegenden) anliegenden Bank am nördlichen Stosse des Einbruchs in den De be- schrieben auf S. 299. 332 a: b. x bi FeS? 3,01 Si 0°. 70,38 12,14: 78,99 Al OA 43,92 8,31 8,51 Fei; 0%) 3525 4,27 4,37 Mn O 0,18 | 0,48 0,49 Oas#0403588 4,64 4,76 Mg O 2,54 3,97 4,07 K2..0:: 3,61 1,54 1,57 Na? ©: .1,49 ‚0,66 0,68 H?.O. 142 1,55 1,57 100,17 100,57 100,01 Spec. Gew. = 2,701. Spec. Gew. = 2,785. Vergleicht man. die Werthe von a. mit denen von b’., welche nach Abzug des nur mechanisch beigemengten Schwefelkieses aus b. berechnet sind, so fällt sofort die bedeutende Differenz in dem Gehalt an Thonerde und Alkalien einerseits nnd in u den Basen R andererseits auf; mit dem Steigen der letzteren, der Strahlsteinbasen, ist ein Fallen der ersteren, der Bestand- theile des Orthoklases, nebst einer geringen Erhöhung des Kiesel- säuregehaltes in b.. zu bemerken. Mit den Analysen echter Felsitporphyre haben beide Analysen so wenig etwas gemein, wie mit den Thonsteinanalysen. So saure Gesteine mit einem so niedrigen Alkaligehalte bei so hohem Gehalt an al- kalischen Erden und Eisenoxydul finde ich überhaupt nur unter den Fuchs’schen Hornfelsanalysen vertreten, aus denen die vom Rehberg, Sonnenberg und von der Achtermannshohe am meisten mit den Gesteinen von Friedrichsbrunn übereinstimmen. Dies dürfte zugleich mit der auffällig verschiedenen Zusammen- setzung der beiden so nahe bei einander aus ein und derselben . Gesteinsreihe entnommenen Proben unsere geognostisch be- gründete Ansicht von der metamorphischen Natur dieser Con- tactgesteine auch chemisch bestätigen. Vergleicht man die Sauerstoffcoefficienten von *) In der durch andauernde Einwirkung destillirter, mit dem gleichen Volum Wasser verdünnter Schwefelsäure bei sehr hoher Temperatur in zugeschmolzenen Röhren bis auf einen Rest eisenfreien T'honerdesilikats aufgeschlossenen Substanz gab Rhodankalium keine Eisenoxydreaction, folglich ist nur Eisenoxydul vorhanden. 20 a. und bist oo Si >02 37,54 374. 39,46 3 Al 0°: 6,50 56.006397 4 Fe O +0,72 0,97 Mn O0 0.04 s ol Ca © 0861" Er vr de Mg. 0 ©.1,01 1,63 RK? 0: 0,61 0,27, Na: oO 0,33, 9 0,17, = Ba 0 62 ia garen 14, so ergiebt sich bei nahezu gleichem Wasser- und Kieselsäure- gehalt für das dichte Gestein nur halb soviel Alkali als für das Porphyroid, überhaupt aber ein bedeutendes Vorwiegen I I der Basen RO vor den Basen R?’O. Der Thonerdegehalt, der viel höher. ist, als ihn üpz Feldspath, selbst wenn ihm noch ein Theil der Basen RO angehören sollte, erheischt, spricht für die Annahme einer thonerdehaltigen Strahlstein- Hornblende, die namentlich in dem hälleflintähnlichen Gestein neben Quarz den Hauptgemengtheil darstellt, gegen welche der Orthoklas sehr zurücktritt. Es stimmt das recht wohl überein mit der Beobachtung, dass in den Contactprofilen gegen den Diabas hin die Feldspathtafeln spärlicher wurden unter gleich- zeitiger Ausscheidung der Strahlsteinflecken, ohne dass man daraus ein allgemeines Gesetz für die Diabascontactmetamor- phose ableiten dürfte. Eine genaue Berechnung ist um so weniger thunlich, als die thonerdehaltigen Strahlstein - Horn- blenden stets gern einen kleinen Bruchtheil Alkali in sich schliessen. Doch mag ein Theil der Thonerde auf Rechnung von Thonschieferrückstand und auch auf etwas Glimmer Kom- men, der in sehr geringen Mengen unter dem Mikroskop beob- achtet wurde. Das höhere specifische Gewicht der dichten Probe ist leicht aus der Zunahme an Strahlstein, wie aus den eingewäachsenen Schwefelkieskryställchen zu erklären, Alles in Allem steht die chemische Constitution im Einklang mit der geognostisch mineralogischen Beschreibung der Gesteine. In der vorstehenden Mittheilung wurde mehrfach des Se- rieits aus dem Harz gedacht. Im Laufe des verflossenen Som- 334 mers (1868), während ich bei den Aufnahmen im Harz be- schäftigt war, erschien im dritten Hefte des’ Neuen Jahrbuchs für Mineralogie etc., 'p. 309, ein Aufsatz „Ueber den Serieit“ von Hrn. Fr. ScHARFF. Der Verfasser desselben hatte schon vor Jahren*) geäussert: „Das Mineral hat leider für den Mine- ralogen noch keine Gestalt gewonnen, da weder eine bestimmte Krystallform, noch auch hinreichend bestimmte sonstige äussere Kennzeichen angegeben werden können.“ In meiner Beschrei- bung der liuksrheinischen Fortsetzung des Taunus ete.**) konnte ich nicht umhin, diese Aeusserung auf Grund der eingehenden mineralogischen und chemischen Arbeiten von F. SANDBERGER und List, sowie selbstständiger Untersuchungen als unberech- tigt zu bezeichnen. ‚Das scheint jene neuliche Entgegnung des Herrn ScHARFF „Ueber den Sericit* veranlasst zu haben, in der er sein fruheres Urtheil aufrecht erhält und auf’s Neue zu be- gründen sucht. Wenn der Herr Verfasser, dessen persönliche Bekanntschaft, gemacht zu haben ich nicht die Ehre habe, vor Allem bestrebt ist, mich den Lesern des Jahrbuchs als einen Geognosten darzustellen ***), der ohne “auch nur im Taunus gewesen zu sein, den Handstücken der Cabinette und gefälligen Mittheilungen sein Urtheil entlehnt , so soll das mich, der: ich dieses Gebirge zwischen Rhein und Wiesbaden von. Jugend auf kenne, und der ich nicht unterlassen habe, : zur Zeit uud zum Zwecke meiner linksrheinischen Untersuchungen. die seit Lisr’s und SAnDBERGER’S Arbeiten für die Sericitgesteine klassi- sche Gegend von Wiesbaden mehrfach zu durchforschen, nicht beirren in der ruhigen objectiven Erörterung dessen, was seine Arbeit zur Sache spricht. Als. Endresultat seiner neulichen Arbeit . der Herr Verfasser }) folgende Sätze auf: il ist zu trennen: tk ein faseriges. Mineral, seidenglänzend, ‚asbestartig; nach _ dem Seidenglanz Sericit benannt; fast immer in Gesell- | schaft von Epidot,, ist doch. kein bestimmter Nachweis zu erbringen , ob es aus Epidot oder aus Hornblende umgewandelt sei. *) Notizblatt d. mittelrheinischen geol. Ver., 1860, No. 39, S. 116. **) Diese Zeitschr., Jahrg. 1867, S. 509. -IErEHN. 8;)6PI 310. +) 1.64: p. 1317. 335 2. Ein blätteriges, metallisch glänzendes Mlneral, härter als der Sericit und jünger als dieser. Auch: hier ist - die Frage :unerledigt, ob es aus einem .blätterigen oder späthigen Mineral, Talk oder Kalktalkspath umgewan- delt oder erwachsen sei.“ Abgesehen von dem genetischen Theile dieser Sätze, han- delt es sich danach um ein faseriges und ein blätteriges Mineral im Taunus, für welche bisher missverständlicher Weise derselbe Name Sericit gebraucht‘ worden sein soll, den Herr SCHARFF nunmehr „dem faserigen asbestartigen Mineral, nach dem Seidenglanz Serieit benannt,“ zuspricht.. Das hebt aller- dings auch den leisesten Zweifel darüber, dass fur Herrn SCHARFF der Sericit als Mineral keine feste Gestalt ange- ' nommen habe. Es ist mir völlig unbegreiflich, wie ein Mine- raloge, der dem Geognosten gegenüber gerne auf die Krystallo- graphie als „eine höchst exacte Wissenschaft“ pocht, 8...330 die Originalbeschreibung der von List analysirten, und Serieit benannten Substanz wörtlich abdrucken und Seite 337..den Namen Serieit auf; ein faseriges Mineral lediglich wegen des Seidenglanzes übertragen kann. :Denn die Lisr’sche Originalbeschreibung besagt ausdrücklich- „in blätterigen Partien aufgewachsen, nach. einer Richtung leicht zu gekrümmten, oft gekräuselten Blättern spaltbar, dünne Blättchen halbdurchsichtig.“ Auch ich habe in meiner angeführten Arbeit S. 546 die List’sche Originalbe- schreibung gewissenhaft Wort für Wort wiedergegeben, und erst S. 552 die: leichte Spaltbarkeit „nach einerRichtung* des, in blätterigen Partien aufgewachsenen, Minerals für Spalt- barkeit „nach einer Ebene“ und folgerichtig fur „innere Form“ erklärt. Warum sollte auch ein: Mineral, -das ‚chemisch die Eigenschaften des: Glimmers, physikalisch dagegen das oberflächliche, sinnfällige Aeussere des Talkes besitzt, nicht die- selbe Spaltbarkeit mit diesen offenbar verwandten Mineralien theilen? Auf derselben ‘Seite, auf welcher Herr ScuArrr nach List die blätterige Spaltbarkeit des Serieits nach einer Richtung anführt, erlaubt: er sich, meine Inter- pretation dieser ‘Worte: ein’ „Zurechtmachen nach Bedürfniss* zu nennen, und doch sagt er selbst auf derselben Seite, „er (der Sericit) ist,wohlzerreissbar,aber nicht spalt- bar.“ In gleicher Weise behandelt der Autor die von List } 336. festgestellten Merkmale‘ des: Glanzes. . Lisn»sägt: „Aus ge- ‚ zeichneter Seidenglanz, der zuweilem in Perl- mutter- oder Fettglanz übergeht (letzteres zumal bei den kryptokrystallinisehen’ Varietäten)**) und hat danach dem blätterig spaltbaren Minerale den Namen Se- rieit gegeben. ‘Herr ScHARFF' sagt S. 331—352: „Nach der Beschreibung und den angestellten Analysen gehören zum 'Se- ricit auch (sic!) die blätterigen Bildungen ... ...* Bei diesen hört der Seidenglanz, also das am meisten charakteristisghe Kennzeichen des Sericits, auf, es: zeigt sich zugleich ein: deut- licher Metallglanz ... . . damit ist zugleich die Halbdurchsich- tigkeit ausgeschlossen.‘ Herr SCHARFF spricht also geradezu dem von List Sericit‘ benannten blätterigen Minerale .die cha- rakteristischste sinnfällig äusserliche Eigenschaft ab. Und»doch ist jener Metallglanz im äussersten Falle der metalloidische Glanz des Glimmers, der in den’ meisten Fällen in dem blätte- rigen’Serieit zu einem atlasartigen Seidenglanz oder Perlmutter- glanz 'abgeschwächt, wenn nicht gar in Fettglanz übergegangen ist. Echten Metallglanz zeigt der Sericit nre,‘ noch würde ein solcher Halbdurchsichtigkeit ausschliessen, wie roth- durchscheinender Eisenglanz, blaudurchscheinendes Silber, grün- durchscheinendes Gold etc. beweisen. Ich hatte (l. c. S. 552) den Seidenglanz als Beweis fur die krystallinische Natur krypto- krystallinischer faseriger oder 'schuppiger Aggregate über- haupt angeführt. Anspielend auf diese Stelle sagt nun Herr SCHARFF (l. e.>8. 331): ‚Wohl ist‘ der‘ Seidenglanz: auf die Faserbildung’zurackzufuhren,, in welcher der-Sericit noch am :bestimmtesten gekennzeichnet ist.‘“ Nun folgt die Beschrei- bung des „‚faserigen seidenglänzenden, asbestartigen Minerals‘ an. Quarzrollstücken'aus der Gegend von Cronberg, aus Rissen und zwischen den Blättern des Schiefers von dem Eichelberge bei Falkenstein und dem Königsteiner Burggraben mit Epidot, Quarz’, Albit’und Axinit, welche ‚Vorkommen: nach dem oben angezogenen :Schlussresultate des Autors nunmehr: als typische Ausbildungsweise des: Sericits "im -Gegensatze zu Lısr’s Be- schreibung und Benennung gelten sollen, So bleibt die „‚exacte** Mineralogie desHerrn ScHARFF an dem rein sinnfälligen äusser- '»*) Jahrb. d. ‘Vereins f.' Naturkunde im Herzogth. Nassau, 6. ‘Heft, 8. 131-132. ol m ol Kara n ’ u. Se 337, lichen Seidenglanze haften, dem einzigen Merkmale, das dieses obenein häufig schwärzlichgrüne und bläulichweisse faserige Mineral mit dem echten blätterigen Serieit gemein hat. Der Beweis chemischer Uebereinstimmung mit den Lism’schen ‚Analysen oder auch nur dem von ihm und mir angeführten Verhalten vor dem Löthrohre wird nicht einmal versucht. Hiernach ist es wohl erwiesen, dass Lısr’s blätteriger Sericit nicht Herrn ScHARFF’s faseriger (Pseudo-) Sericit, vielmehr das in dem Schlussresultate unter 2. von ihm begriffene, aber nicht wohlgekannte, blätterige Mineral ist, dass somit der Name Sericit der Priorität nach dem nicht nur von dem Chemiker Lısr*), sondern auch von dem Mineralogen SANDBERGER wohl beschriebenen und von List wohl analysirten talkähn- lichen Glimmermineral erhalten bleiben muss. Was ist denn nun aber der faserige (Pseudo-) Sericit des Herrn ScuArFrr? Ich habe allerdings den östlichen Taunus bei Königstein, Falkenstein und Oronberg nie besucht, bin da- her zur Lösung dieser Frage auf anderweitige Mittheilungen angewiesen. Aber diese Mittheilungen rühren diesmal von Herrn SCHARFF selbst her, und so wird derselbe ihnen wohl Glauben schenken. Bei der Beschreibung des Axinits im Taunus im Jahre 1859**) spricht Herr ScHArFF „von einem asbestartigen blassblauen Mineral, welches ge- wöhnlich für Serieit gilt,“ in Lesestucken von den Feldern bei Cronberg, mit Epidot, Quarz, Albit und Axinit. Oberhalb Königstein, heisst es weiter, liegt der Axinit mitten zwischen Albit, Epidot, Quarz, Chlorit „und bläulichem Asbest (Sericit?).‘“ Am Eichelberg bei Falkenstein ‚waren die Risse des zersprengten Gesteins,‘* worin der Axinit mit Quarz und Epidot vorkommt, „vielfach mit dem faserigen, asbestartigen Minerale ange- fullt, ähnlich wie bei dem Vorkommen von Trese- burg am Harz mit Katzenauge.‘ Und zum Schlusse (S. 7) folgt die Bemerkung: „Auch im Oisans sind die Klüufte und Risse, ähnlich wie im Taunus, mit fase- *) Dass die Analysen Lısr’s mit ganz reinem Material vorgenommen wurden, davon hat sich überdies Herr Prof. SAnnBERGER, wie er mir mehrfach mündlich und schriftlich mitgetheilt hat, persönlich überzeugt. **) Notizbl. d. Mittelrhein. geol, Vereins, 1859, No. 21, S, 6 ff. Zeits.d. D.geol, Ges. XXI. 2. 22 i 338 rigem Asbest ausgefullt. Ob dieser von Epidot stammte oder von Kalkspath oder sonst einemMi- nerale,bedarfnoch einer genaueren Untersuchung.“ So war denn — die Fundorte im Taunus und der Vergleich mit den bekannten Vorkommen von Treseburg und Oisans lassen : darüber keinen Zweifel — im Jahre 1859 für Herrn ScHARFF noch „Asbest (Sericit?)“, was heute fur uns nach seiner Interpretation Sericit sein soll! Das faserige Mineral ist aber sicher Asbest geblieben im Taunus, so gut wie im Harz, und dafür haben es vor Herrn ScHARrFrF bereits STIEBEL*) und SANDBERGER “*) angesprochen. Dass der echte, blätterige Sericit für Herrn ScHARFF noch immer ein Fragezeichen geblieben ist, das liegt vielleicht an der Unschein- barkeit des Minerals, das freilich nicht mit bestimmt begrenz- ter, geradflächiger, messbarer Krystallform auftritt, so wenig als der Talk, mit welchem man es früher verwechselt hat. Wie dieser in dichten Speckstein übergeht, so der Serieit in dichte steinmarkähnliche Massen, deren chemische Zusammen- setzung wohl eben so schwankend sein mag, wie die ähnlicher kryptokıystallinischer Mineralien. Es ist wohl die Sicherheit, mit der’Herr ScHARFF auftritt, welche auch Herrn Naumann bestimmt hat, in der neuesten Ausgabe seiner Elemente der Mineralogie S. 415 der Lisr’schen Beschreibung beizufügen: „Nach ScHARFF dürfte die specifische Selbstständigkeit des Sericites noch zweifelhaft sein.“ Ich hoffe diese Zweifel hiermit beseitigt zu haben. Eine weitere Frage ist die nach der Entstehung des Se- rieits. Ich habe (]. c. p. 554—555) bis zu 2 Centimeter breite, bis zu 14 Centimeter dicke Packete scharf begrenzter Glimmer- tafeln aus dem grobkörnigen Sericitgneiss von Schweppen- hausen beschrieben, an welchen man den Serieit-Umbildungs- process Schritt für Schritt beobachten kann. Das hindert Herrn SCHARFF nicht ohne jegliche Prüfung dieser thatsächlichen Beobachtung zu erklären: „‚Eine Serieitisirung des Glimmers vermochte ich nicht zu entdecken, sie gehört in’s Reich der Vermuthungen.‘“ (l. c. p. 3384.) Für die Annahme einer sol- *) Soden und seine Heilquellen von Dr. Stirsen, 1840, S. 48 in Anmerk. **) Uebersicht der geol, Verhältn. des Herzogth. Nassau, 1847, 8.11. chen Umwandlung sprechen überdies alle die Fälle, in welchen wie bei Treseburg der blaue Thonschiefer fleckenweis in Se- rieit verwandelt erscheint, ferner alle diein Grauwacken, Quar- zite oder Porphyroidgesteine eingestreuten, oft deutlich glim- merigen, blauen Schieferflasern, da wo dieselben jenen schein- baren Vertalkungsprocess erlitten haben, wie so häufig im Taunus, Harz und an der Lenne zu beobachten. Hier ist offenbar an Stelle der feinschuppigen Glimmermasse des Thon- schiefers Sericitmasse getreten. Zu dem Allen tritt die über- einstimmende chemische Constitution von Glimmer und Sericit, welche Herr ScHArFF ganz unberücksichtigt lässt. In wie weit man den Sericit als selbstständige Mineralspecies oder als Varietät des Kaliglimmers ansehen will, das hängt davon ab, welchen Werth man den physikalischen Eigenschaften eines Minerals gegenüber seiner chemischen Constitution beilegt. Der Serieit gehört chemisch der allgemeinen Glimmerformel 5 R Aar.0°, Si? speciell nach der von mir aufgestellten Sericitformel *) K]’ (Na H)J Fe(Mg,Ca) )O'° A Al? 3 (Li) den Kaliglimmern an; die geringere Härte, der Mangel an Elastizität sowohl, wie überhaupt das augen- scheinliche talkige Aeussere, das noch fortwährend Anlass giebt, von Talk in krystallinisch schiefrigen Gesteinen zu sprechen, die wie der Protogyn nur 1,11 2 Magnesia **) enthalten, bestimmen mich, den Sericit als ein besonderes Mineral aufrecht zu halten. Ob solche Glimmerminera- lien von talkigem Aeusseren, welche sich, wie ich (. c. *) ]. c. p. 991 in Anmerk. Die absolute Bestätigung dieser Formel bedarf allerdings noch einer Prüfung des Minerals auf EeO?, da List alles Eisen als FeO bestimmte. **) SCHönrELD u. Roscor, Annal. d. Chem. u. Pharm. , XClI., 1854, S. 305 ff. - 22* a re p. 552 u. 553) gezeigt habe, vor dem Löthrohr mit Kobalt- solution sofort durch die mehr oder minder deutlich blaue Farbe von dem sich rosenroth färbenden Talk oder Speck- stein unterscheiden, nun gerade die chemische Zusammensetzung des Serieits oder nicht vielmehr diejenige des Margarodits, Didymits u. s. w. besitzen, das muss die Analyse im einzelnen Falle entscheiden. Wichtig aber bleibt die Erkenntniss, dass ausserordentlich grosse Mengen von Magnesiasilikaten in den krystallinischen Schiefern angenommen werden, die sich auf so einfache Weise als Alkali-Thonerdesilikat nachweisen lassen. 341 5. Das Thüringische Schiefergebirge. Von Herrn R. Rıcurer in Saalfeld ı. Th. | Hierzu die geognostische Karte des Thüringischen Schiefergebirges*) auf Tafel V. und die Profile auf Tafel VI. Der südliche Theil Thüringens ist fast durchaus Gebirgs- land, indem die sudöstliche Hälfte des Thüringer Waldes mit einer mittleren Erhebung von fast 1900 Pariser Fuss über dem Meeresspiegel so überwiegend das Areal bedeckt, dass von den beiläufig zweiundzwanzig Geviertmeilen, welche die Karte umfasst, für die vorliegenden Stufenländer einerseits der Ilm- platte mit 1250 Fuss und der in das Osterland sich verflachen- den Saalplatte mit 1000 Fuss mittlerer Höhe, andererseits der Fränkischen Platte, die im Maingebiete bis 1200 Fuss, im Werragebiet bis 1100 Fuss mittlerer Erhebung ansteigt, nur der kleine Raum von ungefähr zwei Geviertmeilen übrig. bleibt. Wie durch ihren inneren Aufbau aus Schiefergesteinen, unterscheidet sich diese südöstliche Hälfte des Gebirges von der aus krystallinischen Massengesteinen bestehenden Nord- westhälfte, die mit scharfem Grate und steilerem nordöstlichen Abfalle in fast genau nordwestlicher Richtung sich erstreckt und ihre Gewässer aus anfangs schluchtartig eingeschnittenen und allmälig zu sanften Mulden sich erweiternden Thälern entsendet, nicht minder durch die breite, zu Bildung von Hoch- ”) Seit der Veröffentlichung der geognostischen Uebersichtskarte des östlichen Thüringer Waldes in der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft (Bd. 3, S. 536-553, Taf. 20) hat die fortgesetzte Unter- suchung des Gebietes so viel neues Material geliefert, dass eine darauf sich stützende Ergänzung und Verbesserung jener Karte nicht unberech- tigt erscheinen dürfte. Die immer noch vorhandenen Mängel wollen freundlichst damit entschuldigt werden, dass einestheils der einzelne und ausschliesslich auf seine eigene Arbeit angewiesene Beobachter nur zu sehr der Gefahr des Uebersehens oder des Versehens unterliegt, andern- theils, dass auch die neuesten topographischen Unterlagen noch nicht fehlerfrei sind. 342 ebenen hinneigende Wölbung des Hauptrückens und der Neben- rücken, zwischen denen die Thäler zuoberst fiache Mulden oder ‚‚Tiegel‘‘ bilden, um dann in vielfachen, immer tiefer zwischen die schroff von den breiten Rücken niederstüurzenden Bergwände einschneidenden schluchtartigen Windungen an den Fuss des Gebirges zu gelangen und mit enger Pforte sich zu öffnen; endlich durch einen südwestlichen Neigungsquotienten von 0,033 gegenüber einem nordöstlichen von 0,020 und eine Hauptrichtung, die von dem Doppelkuie des der . Kammlinie des ganzen Gebirges folgenden Rennsteigs zwischen Limbach und Igelshieb ab um 27 ° östlich von jener der Nordwesthälfte abweicht. z Zu allen diesen wesentlichen Unterschieden, mit welchen die Südosthälfte des Thüringer Waldes der Nordwesthälfte gegenübersteht, gesellt sich als wichtigstes Kennzeichen eigen- artiger Entwickelung ein deutlich erkennbarer Hauptgebirgs- knoten. Vielleicht eben deshalb von Alters her „auf dem Thüringer Walde‘ und auch heute noch „auf dem Walde‘ im engeren Sinne genannt, wird derselbe von der mächtigsten Anschwellung des Schiefergebirges um das Doppelknie des Rennsteigs zwischen Limbach und Igelshieb gebildet und schei- det, zwischen den Quellen der Schwarza, der Lichte, der Steinach, der Itz und der Werra gelegen, die Flussgebieie der Elbe, des Rheins und der Weser. Vom Rehberg bei Masser- berg bis zum Brand bei Spechtsbrunn und vom Bless bei Stel- zen bis zum Rothen Stein bei Unterweissbach ausgebreitet, erhebt sich der zugehörige Gebirgsstock aus einer mittleren Meereshohe von 2000 Fuss zu einer Hochfläche von durch- - schnittlich 2400: Fuss über dem Meere. Auf demselben, um- geben von den Hochmarken des Rehbergs, des Bless, des Buhlers, des Fellbergs, des grossen Thierbergs, der Laubshütte, des hohen Schusses, der Hettstädt, der Kursdorfer Kuppe und - des Wurzelbergs, erreicht nahe dem Rennsteig, der hier den Sandberg, die Cyriaksbrücke, den Eisenberg und Igelshieb, das höchstgelegene Dorf des mittleren Dentschlands, berührt, das Kieferle bei Steinheid mit 2648 Fuss (nach der preussi- - schen Generalstabskarte, 2673 Fuss nach Fıns*) die höchste Gipfelhöhe des südöstlichen Thüringer Waldes. *) Die Höhenbestimmungen sind einestheils der Kgl. preuss. General- stabskarte („;455), anderntheils Fırs, Barometer-Höhenmessungen (Grfsch. FE 177 re a r u. ib, A een ! ae Bee ENTE | 343 Gen Nordwest verbindet sich „‚der Wald‘ mit ‚‚der Laube‘, dem 3063 Fuss hohen Hauptstock des gesammten Thüringer Waldes, durch den 2350 Fuss hohen Kamm des Frauen- oder Schwarzwaldes, von dem sich bei Neustadt am Rennsteig ein Gebirgsausläufer abzweigt, ‚welcher von Altenfeld- Gehren an dem Schiefergebirge angehörig unter dem Namen der „Höhe“ sich zwischen Schwarze und Rinne bis Blankenburg vorschiebt und bei einer mittleren Erhebung von 1300 Fuss auf seiner hügeligen, durchschnittlich zu 1950 F. sich wölbenden Berg- platte den Langen Berg (2470 F. pr. G.-K., 2517 F. Fırs) und die Berigauer Höhe (2029 F. pr. G.-K., 2059 F. Fırs) als besonders in die Augen fallende Gipfel trägt. An seinem südöstlichen Ende steigt „der Wald‘ „auf den Sattel*“ nieder, entsendet äber zuvor vom Pappenheimer und Henneberg, pr. Anth. 1849, Herzogth. Gotha 1850, Schwarzb. Oberherr- schaft und Ilmenau 1854, Herzogth. Meiningen 1861) entnommen. Die ersteren, die in preuss. Decimalfussen (= 1,159417 Par. F. nach Bean, Geogr. Jahrb., 1866) in die Karte eingetragen und hier auf Pariser Fuss gebracht sind, beziehen sich auf das Mittelwasser der Ostsee bei Swine- münde, während die von Fıı.s in Pariser Fuss gegebenen Bestimmungen sich auf den Nullpunkt des Pegels zu Amsterdam beziehen. Da dieser 1,05 P. F. über dem Spiegel der Nordsee (Zeitschr. für allg. Erdkunde, IX.), aber 9,34 P.F. unter dem Mittelwasser der Ostsee bei Swinemünde (ib., VIII.) liegt, so.müssten eigentlich alle Bestimmungen von Firs um je 1,5 P. F., jene der pr. Generalstabskarte, sofern dieselben auf die Nordsee bezogen werden sollen, um je 6,42 P. F. erhöht werden. Hier- nach die Höhen der oben genannten Punkte: Nach Fırs. nach pr. G.-K. Korrigirt, Behhere ©... ©20/F PR. E.,: -2506 PX,” 2372:E. PR. Bess. 2526625, 2539,» 24545, Buller. »2...r.,5:.2530 5, 2A0 7. 2, 2013-, 5, Wellbene-.. +... 2388 -.,; 2396; 2602.55 5 Grosser Thierberg 2459 ,, , 2472. 5, 2478, 2% Laubshütte . . . 2509 „ „ 2300° 5 a Fe: Hohe Schuss . . 2594 „ » 2520 „ » 2320, Hettstädt . . . 05 „ 2504, 5% 25107575 Kursdorfer Kuppe 2475 „ „- 2408 „ » DAAD Wurzelberg . . 2668 „ „ 20AS .,.,35 2bbi. =, Sandbere; ... 087 „5; DD 54.555 III u Se a ee ee 1: Sea Bisenberg '. 7241 „ u 2624 5’, Igelshieb . . . 38348 „ „ 2530. 145°, 30: 624 Kieferle . BD. 4 2648 „ ZUAA” 344 von der Laubshütte aus in nordöstlicher Richtung den zwischen Lichte, Schwarze, Saale und Loquitz vielfach sich gliedernden breiten Gebirgsstock des ‚‚Saalfelder Gestiegs“, dessen aus 1320 F. mittlerer Meereshöhe zu 2150 F. ansteigender Rücken vom Rauhhügel (2455’. pr. G.-K., 2469 F.) bei Schmiedefeld und dem Töpferbühl (2316 pr. G.-K., 2339 F.) bei Reich- mannsdorf überhöht wird. „Auf dem Sattel‘, wie schon in den ältesten Karten der östlichste Theil des Thüringer Waldes, der hier 1550 mittlere Meereshöhe erreicht, genannt wird, läuft der durchschnittlich 2200’ hohe Hauptrücken vom Brand bei Spechtsbrunn aus in ostsudöstlicher Richtung allmälig sich senkend und endlich - rasch wieder ansteigend bis zum Wetzstein (2460 pr. G.-K., 2444’ F.) bei Lehesten, dem äuss@rsten Grenzsteine des Thü- ringer Waldes gegen den Frankenwald. Noch von hier aus zweigt sich gen Norden zwischen Loquitz und Sorbitz „,‚die Schmiedebache oder steinerne Heide‘‘ ab, über deren Rücken, der sich 600° über die 1400’ betragende mittlere Meereshöhe des Gebirgsstocks erhebt, die Kirche von Lichtentanne (2056' dr. G.-K.), der Lehestener Kulm (2104 pr. G.-K., 2194 F.) und der weithin sichtbare Kegel des Hennbergs (2111’ pr. G.-K., 2155 F.) bei Weitisberge emporragen. Es hat demnach das Thüringische Schiefergebirge, in wel- chem bei ausgesprochener Wellengebirgsphysiognomie doch der Charakter des Kettengebirgs sich mehr und mehr verwischt, eine mittlere Gesammterhebung von 1900° bei einer Rücken- höhe (mit welcher jene der Wasserscheide und des Rennsteigs zusammenfällt) von 2370’, während die Gipfelhöhe 2717’ (2670), die Passhöhe 2250 beträgt. Nach seiner bergmännischen Bedeutung ist das Thürin- gische Schiefergebirge bereits dem zwölften und dreizehnten Jahrhundert bekannt gewesen, wovon der schon damals schwung- haft betriebene Bergbau zu Saalfeld, Reichmannsdorf, Stein- heide, Lehesten etc. Zeugniss giebt. Einer geognostischen Betrachtung wurde es erst von G. Ch. Füchse (geb. 1722 zu Ilmenau, gest. 1773 als Leibarzt in Rudolstadt) unterzogen. In seiner Historia terrae et maris ex historia Thuringiae per h x: 4 ; Er K | 4 | | | | 345 ee montium descriptionem erecta*), der auch eine geognostische ‚Karte von Thüringen beigefügt ist, giebt er, von den in der Umgebung von Ilmenau zu Tage tretenden Verhältnissen aus- gehend, dem Schiefergebirge die Kohlenflötze von Manebach zum Liegenden, das „Sandflötz“ oder das Grauliegende des Zechsteins zum Hangenden und zerfällt die gesammten Schiefer- gesteine Thüringens in drei Formationen (Series montanas), deren tiefste das „schwarzblaue Schal- oder Dachschieferge- bürge mit grauen Marmorbänken“ ist und als Series statumi- nam den Alaunschiefer zur Unterlage hat. Während diese Formation die Urschiefer, die cambrischen, silurischen und mitteldevonischen Bildungen Thüringens in sich begreift, be- stehen die beiden oberen Formationen, das „Roth Gebürge“ und das „Weiss Gebürge“* theils aus Cypridinenschiefern, theils und hauptsächlich aus den graurothen Sandsteinen und den blaugrauen, beim Ausbleichen weisslichen Schiefern des Kulms. J. L. Hzmm, der mit ausserordentlicher Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit den Thüringer Wald durchforscht und be- schrieben hat, betrachtet die Lagerungsverhältnisse, die beson- ders an einigen Punkten des Steinachgrundes aufgeschlossen sind, als typisch für das gesammte Schiefergebirge Thüringens und macht demnach **) die Grauwacke, d. i. die Kulmbildun- gen, zur Basis, auf welcher zunächst Kalksteine, manchmal mit Thonschiefer gemengt (also Cypridinenschiefer mit Kalk- geschieben), dann graulichschwarze und schwarze Thonschiefer (mitteldevonische und silurische Schichten), endlich dunnschie- ferige graue Thonschiefer mit wenig Quarz und dickschalige graue Thonschiefer mit viel Quarz (cambrische Gesteine) und zuoberst röthlichgraue, aschgraue und graulichschwarze Schie- fer (Urthonschiefer) lagern. Ihm schliesst sich fast vollständig v. Horr***) an, indem derselbe nur den dunkelen Thonschiefern mit Griffelschiefern etc. ihren Platz unmittelbar auf der Grauwacke anweist und dar- auf die Kalksteine, mit denen auch er die kalkführenden Oy- pridinenschiefer verbindet, folgen lässt, die weitere Reihen- und Altersfolge Hrım’s aber beibehält. *) Vergl. Acta Acad. elector. Mogunt. 1762. II. p. 44 £. **) Geolog. Beschreibung des Thüringer Waldgebirgs, II. 3. 4. 1803. »®) 5. v. LEonHarp, Taschenbuch f. Min. etc. 1813. 346 Zuerst CREDNER .) deutet an, dass die grüngrauen Se fer (also Urthon- und cambrische Schiefer) älter sein möchten als die blauen mit Kalklagern, von denen aber auch er die Cypridinenschiefer noch nicht trennt. Die Grauwacke und die Grauwackenschiefer lässt er erst nach der Aufrichtung des übri- gen Schiefergebirges sich ablagern. B. Corta**) giebt eine Gliederung der Grauwackenbildun- gen überhaupt nicht, sondern unterscheidet nur die Varietäten Grauwacke, Grauwackenschiefer, Griffelschiefer, Tafelschiefer und Wetzschiefer. Auch die älteren Kalklager und die kalk- führenden Caprilänenaehieler werden nicht aus einander ge- halten. Die Arbeiten des Verfassers dieser Zeilen beschäftigten sich seit 1848 ***) hauptsächlich damit, an der Hand der Pa- läontologie die Glieder des Thüringisehen Schiefergebirges, die einstweilen in die Formationen der grünen, der grauen und der rothen Grauwacke unterschieden wurden, mit entsprechen- den Bildungen anderer Länder zu parallelisiren. Die grüne Grauwacke wurde demnach als ident mit Naumann’s älterem Thonschiefergebirge bezeichnet und für untersilurisch, die graue Grauwacke für obersilurisch gehalten und die rothe Grauwacke, zwischen welche und die graue Grauwacke freilich irrthumlicb die Kulmibildungen eingeschoben worden waren, als Cypridinenschiefer anerkannt. - { Weiter ging ENGELHARDT), indem er die grüne Grau- wacke und die Grauwacke mit Calamiten und Knorrien (also die Kulmbildungen) für untersilurisch, die blauen Schiefer für . Wenlockschiefer, die Cypridinenschiefer für Wenlockkalkstein, die Nereitenschichten für Unterludlowschiefer und die Griffel- schiefer für devonisch erklärte. R | Seitdem hat der Verfasser dieses in mehreren Arbei- *) Uebersicht der geognost. Verhältnisse Thüringens u. des Harzes. 1843. **) Geognost. Karte von Thüringen 1844. ***) Beitrag zur Paläontologie des Thür. Waldes, Dresden und Leip- zig, 1848, kleinere Aufsätze in der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft u. Erläuterung zur geognost. Uebersichtskarte des ostthüring. Grauwackengebiets, ebend. 1851. +) S. Brückner, Denkwürd. aus Frankens und Thüringens Ge- schichte u. Statistik, 1852 u. a. a. O. 347 ten*) seine Anschauungsweise, nach welcher diegraugrünen Schie- fer ältestsilurisch oder vielmehr cambrisch, die blauen Schiefer silurisch überhaupt sind und die auf den Cypridinenschiefern liegenden Grauwacken mit Calamiten die Basis der Koblen- formation repräsentiren, eine speciellere Parallelisirung aber der Thüringischen Schieferbildungen mit den paläolithischen Gesteinen anderer Länder nieht durchführbar ist, mehr und mehr zu begründen gesucht. In der Siluria (1854 und 1859) sowie in Palaeozoic Rocks of the Thuringerwald and the Harz**) tritt MurcHison, der schon 1839 mit SEepeEwIck die Aehnlichkeit der graugrünen Schiefer Thüringens mit den cambrischen Englands erkannt hatte***), dieser Auffassung der Verhältnisse vollständig bei und, in der Hauptsache damit übereinstimmend, unterscheidet CREDNER in der Erläuterung seiner geognostischen Karte des Thüringer Waldes?) ein untersilurisches Thouschiefersystem, welches die grünen sowie die blauen Schiefer mit Kalklagern, und ein devonisches Grauwackensystem, welches die Cypri- dinenschiefer und die Grauwacke mit Calamiten in sich be- greift, giebt aber zu, dass letztere auch dem Kulm angehören können, Wenn - dessungeachtet die gegenwärtige Darstellung es unternimmt, in eingehenderer Weise Parallelen zu ziehen, so geschieht es, weil den Ergebnissen ununterbrochen fortgesetzter Beobachtungff) Rechnung getragen werden muss. Das Schiefergebirge, aus welchem der südöstliche Theil des Thüringer Waldes sich aufbaut, gehört, wie schon im Vorstehenden angedeutet wurde, zu den paläolithischen Bil- *) Gäa von Saalfeld, 1853, mehrere Aufsätze in der Zeitschr. der Deutsch. geol. Gesellschaft und (gemeinschaftlich mit Unger) Beitrag zur Paläontologie des Thüringer Waldes, Wien, 18560. **) Quart. Journ. Geol, Soc. Lond. Nov. 1855. ***) Transact. Lond. Geol. Soc. 2. Ser. VI. p. 296. 7) Versuch einer Bildungsgeschichte der geognost. Verhältn. des Thüringer Waldes 1855. ++) Zeitschrift der Deutsch. geol. Gesellschaft, XV. S. 659 ff. Taf. XVIH. XIX; XVI S. 155 ff. Taf. II. — VIL; XVII S. 361 ff. Taf. X. XI; XVII. S. 409 ff, Taf. V. VI; XIX. S. 216. Taf. V. 348 dungen und ist im Norden vom Zechstein, im Süden von der Trias und dem Kohlengebirge umsäumt, während esim Westen an krystallinische Massengesteine sich anlehnt und im Osten wiederum vom Kohlengebirge begrenzt, in südöstlicher Rich- tung vermittelst eines breiten Isthmus über den Frankenwald in das Voigtland und in das Fichtelgebirge sich fortsetzt. In breiten Zonen, die zugleich mit der Abnahme des re- lativen Alters auch Abnahme der mittleren Erhebung über das Meer erleiden, legen sich an- die Porphyrgesteine des nordöst- lichen Gebirgstheiles zuerst die Urthonschiefer und die innigst mit ihnen verbundenen cambrischen Gebilde, an sie das silu- rische und weiter das devonische System, bis an der Schwelle der Grünsteine des äussersten, Frankenwaldes und jener des Voigtlandes von Lobenstein bis Weide in umgekehrter Reihen- folge zuerst wieder silurische, dann cambrische und endlich azoische Schichten zu Tage ausstreichen. I. Azoisch-cambrische Gesteine. Von den Porphyren des nordwestlichen Thüringer Waldes bilden den westlichsten und ältesten Gürtel, der zugleich die ansehnlichste Breite einnimmt, die azoischen Schiefer mit dem ihnen theils auf-, theils angelagerten cambrischen Systeme. Gemeinschaftlich bedecken sie von Lichtenau-Hohe- tanne bis Amtgehren-Unterwirbach den Schwarzwald, die Hohe, den Wald und einen Theil des Saalfelder Gestiegs und korre- spondiren durch die beiden Halbinseln des Gebirgsrandes bei Saalfeld und des Reichmannsdorfer Forstes, dem noch die In- sel Lauenstein vorliegt, mit dem cambrischen Vorgebirge von Helmsgrüun bei Lobenstein. Bei einer mittleren Meereshöhe von 2000’, die im Kie- ferle eine Gipfelhöhe von 2654 (2670') erreicht, ist dieser Gürtel dadurch ausgezeichnet, dass die ihm angehörigen Stöcke und Jöcher zwar die charakteristischen Reliefformen des Schie- fergebirges in typischer Ausprägung entwickelt haben, aber wohl vermöge der Beschaffenheit der zusammensetzenden Ge- steine bei Weitem weniger gegliedert sind als jene des siluri- schen und des devonischen Systems und zugleich nicht selten eine Neigung bekunden, wie in der Kursdorfer Kuppe, in der Hettstadt,. im Rauhhügel (der wenigstens zur Hälfte cambrisch s 319. ist), im Töpfersbüuhl, in den Gartenkuppen etc. mit flachen, aus breitester plateauartiger Basis sich erhebenden Kegeln zu gipfeln. BE Die Hauptgesteine sind Quarzite und Schiefer, deren mächtige Ablagerungen zwar ihre besonderen Verbreitungsbe- zirke behaupten, aber doch in denselben nicht so ausschliess- lich herrschen, dass nicht zwischen den Quarzitetagen auch "einzelne Schieferlager und zwischen den Schieferetagen ein- zelne Quarzitbänke vorkämen. Abgesehen von kleinen lokalen und nach kurzer Erstreckung sich wieder ausgleichenden Ab- weichungen, ist das Streichen dieser Gesteine im Grossen und Ganzen ein sudwestlich-nordöstliches (h. 3), nähert sich aber im nördlichen Theile des Gebietes mehr der sud-nördlichen Richtung (bis h.1,), als ob damit eine mantelförmige Umlage- rung der krystallinischen Massengesteine des nordwestlichen Gebirgsabschnittes angedeutet werden sollte. Vermöge der Einklemmung des Schiefergebirges zwischen diese nordwestlichen Porphyrgesteine und die krystallinischen Massengesteine des Voigtlandes und des Fichtelgebirges und der dadurch bewirkten Faltung der paläolithischen Sedimente wechselt das Fallen fortwährend zwischen der nordwestlichen und südöstlichen Richtung und beschreibt je nach Höhe und Krümmungshalbmesser der oft’in engsten Windungen sich kräuselnden Falten die verschiedensten Winkel zum Horizonte. 1. Azoische Quarzite. Die Quarzite, an welche die Schiefer sich anlehnen, konstituiren drei Hauptsättel, welche in der Richtung des Hauptstreichens sich durch das ganze Gebiet verfolgen lassen und zugleich die höchsten Gipfel des Gebirges (Langer Berg, Grosser Farmdenkopf des Wurzelberges und Kieferle) tragen. Der nordwestlichste Hauptsattel, der über die ganze Er- streckung des Langen Berges hingelagert, in Sudwest von den . Porphyriten des Ilmsenberges abgeschnitten, in Nordost von der Dyas zwischen Pennewitz und Garsitz unweit Königsee bedeckt wird, besteht in derselben Weise, wie die beiden an- deren Hauptsättel, in seinem mittleren Theile aus wahrem Quarzfels, der hier aus dichtgedrängten rundlichen Quarzkörnern von Mohnkorngrösse in einem quarzigen Bindemittel zusammen- gesetzt ist. Die Quarzkörner sowohl, als auch das Bindemittel, - 350 in welehem jene gleichsam suspendirt sind, haben eine licht- graue, bei den Körnern etwas dunklere Färbung und sind durch- sichtig bis durchscheinend, eine Eigeuschaft, die das Gestein selbst nicht theilt, da es überall von silberweissen oder röth- lichgelben Glimmerhäutehen durchflochten ist und deshalb weiss oder rötblich erscheint. Die Schichtung ist deutlich und bald eben, bald gewunden. | Auf diesem Quarzfels liegt in geringer Mächtigkeit ein Brockengestein, das aus unvollständig ausgebildeten Quarz- krystallen und unregelmässigen Quarzkörnern, von einem kiese- ligen und eisenschüssigen Bindemittel zusammengehalten, besteht und endlich in einen zuerst noch weissen, durch Eisenpunkte rothgefleckten, endlich bei sich anreicherndem Eisengehalt mehr oder minder intensiv rothgefärbten Quarzit übergeht, der die Hauptmasse der Sättel ausmacht. Die Schichten derselben sind je näher dem Quarzfels desto mächtiger und zugleich verworre- ner, werden aber allmälig immer schwächer und ebeaer. Das kleine Quarzitlager, welches im obersten Quellgebiete der Schleuse am grossen Dreiherrnstein zwischen Gebel und Franzenshütte ansteht, am leichtesten aber aus den häufigen Trümmerstücken aa wird, enisprieht in allen Beziehungen dem eben beschriebenen Zuge. Eine analoge Beschaffenheit zeigt der zweite Hauptsattel, der von Hirschendorf bei Eisfeld über den Rennsteig, den Farmdenkopf des Wurzelbergs, den Rosenberg und die Kurs- dorfer Kuppe bis an die Zechsteingrenze bei Allendorf unweit Schwarzburg fortstreicht. Auch dieser Zug hat gleichsam als Kern Quarzfels, der von Hirschendorf bis Lengenbach auch aus Quarzkörnchen in quarzigem Bindemittel, dann aber bis zur Kursdorfer Kuppe aus derbem weissen Quarz besteht. Auf dieser ganzen Strecke umschliesst derselbe Fragmente eines schwarzen oder schwärzlichgrünen Schiefergesteines, das im ganzen Gebirge nur noch zweimal, nämlich als Begleiter des bei Schwarzburg anstehenden violetten Porphyrits und des Granitits am Ausgange des Laubbachthals bei Katzhütte vor- kommt. Auch das Brockengestein fehlt nicht und die Quarz- krystalle und Quarzkörner desselben erreichen hier die grössten Dimensionen. Von Kursdorf aus geht das Gestein in weissen rothgefleckten, weiterhin in rothen dünnplattigen Quarzit über, der endlich im Blemich - (Blaubach-)’Thale oberhalb Sitzendorf | | | 351 sich in einen dünnschieferigen und auffallend rauhen Sandstein verwandelt. Als eine Nebenfalte dieses Hauptsattels erscheint im Katzethale bei der unteren Wulstmühle zwischen dem Lindig und der Saudenburg nochmals ein aus Quarzkörnern in quar- zigem Bindemittel gebildeter Quarzfels mit eingeschlossenen Fragmenten eines grünlichen Talkschiefers und geht dann in rothen Quarzit über, der sich in sudwestlicher Richtung bis zum Ausgange des Saargrundes, in nordöstlicher über Schwarz- burg (das darauf liegt) fast bis zu dem Dorfe Cordobang ver- folgen lässt. Der dritte Hauptsattel ist jener, der vom Theurer Grunde über Steinheide und das Kieferle, den Eisenberg bei Glücks- thal und den Ruückersbuhl bei Oberlichte bis zum Meurerstein bei Meura fortstreicht. Auch dieser Zug besteht hauptsächlich aus den beschriebenen Quarziten, die theilweise, namentlich in den Umgebungen von Steinheide einen Strich von mehr als einer halben Meile Breite einnehmen; aber auch hier fehlt der aus derbem Quarz bestehende Quarzfels (Steinheide, Kie- ferle, Eisenberg, Rückersbuhl) so wenig als das Brockenge- stein. Doch besteht Letzteres nicht mehr aus Quarzkrystallen und Quarzkörnern, sondern aus Quarzitfragmenten, die mei- stens eine gewisse Abreibung zeigen und deshalb ein Conglo- merat constituiren. Dieser südöstliche Quarzitzug zeigt das Phänomen der Trummerhalden, das auch den übrigen Zugen nicht fremd ist, in der grossartigsten Ausdehnung, indem namentlich im Theu- rer Grunde, im oberen Göritzthale und im Quellgebiete der Steinach, wie am grossen und kleinen Zigeunerberg, am Stei- nigen Hügel etc. ganze Bergwände auf weite Erstreckung hin mit Quarzittrummern so ausschliesslich bedeckt sind, dass ab- gesehen von den röthlichen Ueberzüugen des Chroolepus Ioli- thus L. jeder Vegetation der Zutritt versagt ist und formliche Steinmeere dem Auge sich darbieten. Diese Zertrümmerung des Gesteins ist Folge der meist enggewundenen Schichtung, mit welcher eine oft in’s Kleinste reichende Zerklüftung Hand in Hand geht. Das früher nicht unbedeutende Vorkommen von Gold scheint vorzugsweise an den Quarzfels in der Umgebung von Steinheide und auf dem Wurzelberg gebunden gewesen zu 392 sein. Denn nicht nur wurde bis zum dreissigjährigen Kriege Dei Steinheide das Gold auf zahlreichen Gruben gewonnen, sondern auch an allen aus dieser Gegend (Grümpen bis herab nach Almersried, Werra: bei Schwarzenbrunn) und vom Wur- zelberge abrinnenden Gewässern (Pechseifentiegel, Rothseife, Ronnseife, Raspisseife, Schwarze) wurden Goldwäschen betrie- ben, und noch finden sich sowohl in den Quarzen, als auch in den Gewässern einzelne Goldkörnchen und FRlittern. An der Steinach, deren Quellen aus dem Gebiete der Quarzite kommen, ist niemals Gold gewaschen worden. Andere Mineralvorkommen , wie Eisenglanzpünktehen und Feldspath- und Kaolinkörnchen, schwache Quarztrümchen sind von ganz untergeordneter Bedeutung, Dagegen verdient es Erwähnung, dass zwischen den Schichten manchmal bis zoll- lange platte Ellipsoide vorkommen, die auf den beiderseitigen Schichtflächen entsprechende Eindrücke hinterlassen und mit nichts besser als mit den Thongallen zwischen den Schichten jüngerer Sandsteine verglichen werden können. 2. Azoische Schiefer. Die weiten Mulden zwischen den Quarzitsätteln werden von Schiefern eingenommen, deren tiefstgelegene allem An- schein nach jene sind, die sich unmittelbar an gewisse im Gebiete auftretende krystallinische Massengesteine anlehnen. Hierher gehören zunächst die schon erwähnten Schiefer, welche als Begleiter des Porphyrits bei Schwarzburg und des Granitits am Ausgange des Laubbachthales anstehen und ausser- dem in Fragmenten als Einschlüsse des Quarzfelses im mitt- leren Hauptsattel erscheinen. Sie stellen ein äusserst fein- blätteriges Talkgestein dar, dessen schwärzlich- bis lauch- grüne Färbung durch einzelne Eisenoxydpünktchen und seltene Quarz- und Feldspathkörnchen nicht alterirt wird. Die Rich- tung ist nicht überall deutlich, giebt sich aber oft durch lich- tere Streifung zu erkennen, so dass dieselbe auch durch die bis in’s Kleinste gehende pseudorhomboädrische Zerklüftung hindurch verfolgt werden kann. Bei einem specifischen Ge- wicht von 2,827 ist die Härte des Gesteins =1. Ueberall, wo in diesem Gebiete die ziegelrothen bis weissen Quarzporphyre auftreten, wie bei Fahrenbach und der Junkers- mühle, am meisten aber zu beiden Seiten des mittleren Quar- 393 zithauptsattels sind dieselben begleitet von einem weisslich- oder gelblichgrunen Talkschiefer, der je näher dem Porphyr, desto reicher ist an Quarzkörnern und in der Zersetzung be- griffenen Orthoklaskrystallen, so dass der Schiefer gar nicht mehr als Grundmasse, sondern als Gemengtheil erscheint, und män das Gestein als Talkgneiss bezeichnen möchte. Acces- sorisch treten Eisenglanz und Pyrit in meist mikroskopischen Krystallen auf. In grösserer Entfernung vom Porphyr werden die Quarz- und Feldspatheinschlüsse seltener, ‚letztere ver- schwinden endlich ganz und werden von Eisenoxydknötchen ersetzt, wie im Blamichthale bei Sitzendorf, und zuletzt, wenn auch die Quarzkörnchen aus dem Gemenge getreten sind, bleibt ein gelblichgrüner Wetzschiefer von 2,600 spec. Gew. . und einer Härte = 3,5, der besonders am Wurzelberge und am Rosenberge gebrochen und am meisten als sogenannte Forellen geschätzt wird, wenn noch einzelne rothe Eisenoxydpunktchen vorbanden sind. Der früher ganz vorzüglich in Ruf stehende, jetzt aber nur noch von Zeit zu Zeit aufgefundene Wetzschiefer vom Hiftenberg bei Siegmundsburg hat eine Härte = 3,5, gelb- lichgraue, manchmal gebänderte Färbung und zeichnet sich durch discordante glatte Schieferung aus, während die Schicht- flächen durch zwei Systeme von Furchen und entsprechenden Wulsten von einem bis zwei Millimetern Breite, die sich unter sehr spitzen Winkeln kreuzen und gleichsam ripple marks im kleinsten Maassstabe bilden, rauh sind. Gewöhnlich hat sich in der Tiefe der Furchen rothes Eisenoxyd gesammelt, und dieses sogenannte Hirschhorn galt einst als charakteristisches Kennzeichen der Hiftenberger Steine. Dieses Kennzeichen tragen übrigens auch die weniger werthvollen grauen Wetz- schiefer desselben Fundorts. Am Göritzberg, am Geheg bei Gräfenthal und bei Lauenstein sind die Wetzschiefer weiss- grau und sehr weich (Härte = 2). Am letztgenannten Punkte erscheinen statt des „Hirschhorns * zwischen Schichten von paralleler Schieferung Lagen bis zur Stärke von drei Centi- metern, welche aus einem ganz von Eisenoxydknoten erfüllten Schiefer oder aus Eisenoxyd bestehen, das mit Schieferlamellen durchflochten ist. | Im Häderbachthale unweit Sitzendorf ist das Gestein, welches unmittelbar mit dem Quarzporphyr in Berührung Zeits. d.D.geol.Ges. XXL, 2. 23 354 kommt, ein: grauer Quarzit, aber auch dieser ist erfullt von Oligoklaskrystallen und Quarzkörnern. Spee. Gew. 2,650. Den genannten Schiefern scheinen’ 'am nächsten zu stehen die graugrünen,. dickplattigen und gehärteten Schiefer: des Ehrenbergs bei Ilmenau und die Schiefer des oberen Gabel- grundes unweit Neustadt am Rennsteig. Diese letzteren sind vorherrschend Jichtgrau mit Seidenglanz und so ausgezeichnet parallel ‚gefältelt, dass der Querbruch eng und tief gekräuselt erscheint. ‚Während aber diese Schiefer bei Untergabel an und ‚auf dem dortigen granitischen Gesteine stehen, ‘ohne die geringste Veränderung zu zeigen, sind sie rings um den am nahen Arolsberge anstehenden Granitit in sogenannten Kuckucks- schiefer umgewandelt, indem zwar die parallelgefältelte Tex- tur des Gesteins: unbeeinträchtigt geblieben ist, dagegen die Färbung eine graugrüne mit zahllosen blassrothen Flecken ge- worden ist. Werden diese Schiefer in feuchtem Zustande vom directen. Sonnenlichte getroffen, so erscheinen: sie apfelgrun mit carminrothen Flecken. Diese Flecken sind. nach allen Di- mensionen rundlich und zeigen sich dem unbewaffneten wie dem bewaffneten Auge als ebenso der Substanz des Gesteins angehörig wie die sonstige grüne Färbung. Unter vierhun- dertmaliger Linearvergrösserung erscheinen. als Hauptbestand- theile des Schiefers kleinste rectanguläre Schüppchen gleich denen des verwitternden Feldspaths, die zwar etwas grünlich gefärbt, aber vollkommen durchsichtig sind. Durch die ganze Masse zerstreut ‚liegen nicht näher erkennbare rothbraune Prismen und Nädelchen, die in den rothen Flecken in grösster Häufigkeit zusammengedrängt sind. Mineralvorkommen in diesen Schiefern sind namentlich im Thale des Burgbachs (Burbachs) und im Tannenglasbach neben Eisenspath und Kupfererzen verschiedener Art noch Nickelkupfer, Bleiglanz, Selenblei und Selenkupferblei. Auf diesen %esteinen- liegt ein mächtiges Schiefersystem, das zwar auch auf den Höhen, wo zu beiden Seiten der Quar- zitsättel die Schichtenköpfe ausgehen, am meisten jedoch in den Thälern vom. Schleusegrund bis ungefähr zu der Linie Steinach-Wallendorf-Laibis-Burkersdorf-Schwarzburg-Böhblschei- ben der Beobachtung aufgeschlossen ist. Hier herrschen. dunkelfarbige, eisen- und schwarzgraue, parallelgefältelte Schiefer, die sich allmälig ausglätten und da- 355 bei zugleich lichtere, selbst röthliche und gelbliche Färbungen annehmen. Ueberall erscheinen neben höchst fein vertheiltem Glimmer‘ theils äusserst kleine schwarze (?) Magneteisen-, theils grössere rothe oder rothgelbe Eisenoxydpunktchen, und letztere ‘umschliessen ! nieht selten Quarzkörnchen sekundärer Bildung, die theils zerfressen sind, theils noch das Prisma mit sechsflächiger Zuspitzung erkennen lassen. Hier und da werden die Schiefer, die meist aus feinsten Lamellen beste- hen, in Folge von reichlicherem Kieselerdegehalt dickplattig und härter, aber die Härte übersteigt doch nirgends die dritte Stufe der Scala. Unter dem Mikroskop erscheint die Schiefer- masse überall als ein Haufwerk von oft rectangulären wasser- hellen oder, wenn mehrere auf einander liegen, grünlichen Schüppchen, zwischen denen sich schwarze oder braune Pris- men oder auch Körnchen von unbestimmter Form zeigen. ‚ Vermöge der häufig auftretenden discordanten Schiefe- rung ist die Schichtung. nicht selten versteckt und nur an den Farbenstreifen erkennbar. Wo dieselbe deutlich ist, sind die Schichtflächen ausgezeichnet flaserig, indem zwei Systeme von ein bis drei Centimeter breiten Wulsten oder Riefen sich un- ter sehr spitzen Winkeln (10 bis 15°) kreuzen. Hier und da, wie auf der Ausspanne bei Langenbach, am Wehfuss etc. nehmen die Schiefer kleinere oder grössere, länglich -linsen- formige Quarzknoten auf, wodurch die Schichtung so gewun- den wird, dass fast cylindrische Stucke sich schlagen lassen. Anderwärts, wie im Oelzegrund und bei Friedrichshöhe, ent- halten die Schiefer Feldspath- und Quarzkörnchen nebst Schie- fersplittern, so dass sie scheinbar ein Conglomerat darstellen. Das oberste Glied dieses Systems dürften die Alaun- schiefer sein, deren mächtigster Zug von Ernstthal bis Dröbischau sich ununterbrochen verfolgen lässt. Der entgegen- gesetzte Muldenflügel , augenscheinlich durch den Granitit ver- schoben, geht bei den Werraquellen, bei Oelze und ober- und unterhalb der Schwarzen Mühle zu Tage aus, während jenseit des mittleren Quarzithauptsattels die beiden Muldenflügel bei der Ausspanne und bei Langenbach und gegenüber im Ha- bichtsbach bei Scheibe nur angedeutet sind. | ‚Das Gestein ist bald ein parallelgefältelter und quarz- reicher (Altenfeld, Breitenbach), bald ein glattflächiger, von kleinen Pyritkrystallen ganz erfüllter (Oelschröte), bald wul- 24 356 stiger und von fremden Beimengungen ziemlich freier (Langen- bach, Schwarze Mühle) Schiefer, dessen tiefschwarze Färbung durch eine krümelige Substanz bewirkt wird, die man unter dem Mikroskop zwischen den durchsichtigen grünlichen Schüpp- chen der Schiefermasse reichlich gelagert erblickt. Bei Ernst- thal und Allersdorf geht das Gestein allmälig in einen wahren Graphitschiefer über, der von Kalkspathadern durchschwärmt wird, aber nicht anhält, sondern bald, wie bei Giesshübel und Drobischau so viel Kieselsäure aufnimmt, dass ein schwarzer, manchmal auch grauer und röthlicher Kieselschiefer mit zahl- reichen weissen Quarzäderchen ensteht. Die zahlreichen Alaun- werke, die früher das Vorkommen des Schiefers hervorgerufen hatte, sind sämmtlich eingegangen. In allen den bisher beschriebenen Gesteinen. ist noch nicht die geringste Spur eines organischen Restes aufgefunden worden, auch die Alaunschiefer haben trotz sorgfältigsten For- schens nichts entdecken lassen, und sowohl aus diesem Grunde, wie aus dem Umstande, dass sie das Tiefste des gesammten Thüringischen Schiefergebirges ausmachen, dürfte es gerecht- fertigt erscheinen, wenn sie wenigstens in auf Weiteres als azoisch bezeichnet werden. 3. Cambrisches System. Allerdings ist auch in den den Alaunschiefern unmittelbar aufgelagerten Schiefergesteinen eine Spur von organischen Resten noch nicht bekannt geworden, allein die petrographische Uebereinstimmung dieser überall durch grünliche Nuancen cha- rakterisirten Schichten („grüne Grauwacke*) mit den darauf liegenden cambrischen Schichten, welchen das älteste Petre- fact Thüringens (Phycodes circinnatum) als Leitfossil angehört, ist: so vollständig, die Aufstellung einer Grenze zwischen ihnen und den Phycodesschichten so unausführbar, dass dieses Dach der Alaunschiefer am sichersten als eine untere Abtheilung des cambrischen Systems in on angesprochen wer- den dürfte. Auch hier sind die Schiefer bei WöhteR überwiegend, und nur hier und da sind einzelne Bänke von Quarziten zwi- schen dieselben eingeschaltet, Die Schiefer sind im unteren Theile des Systems meist reich an Kieselerde und äusserst feinen silberweissen Glimmerschuppchen und rauh für das An- 357 fühlen, werden aber je weiter aufwärts, desto ärmer an bei- den Gemengtheilen und dabei milder und glatter für das Ge- fühl. - Ueberall ist Eisen in verschiedensten Verbindungen 'bei- gemengt und nicht selten in rothen Oxydpünktchen mit Quarz- körnchen ausgeschieden. Die herrschende Färbung ist ein mattes Graugrun, welches nach Befeuchtung frischer wird und einestheils bis zu Berggrün sich kräftigt, wie besonders bei Sitzendorf und auf dem Bremstall bei Igelshieb, anderntheils bis zu Gelblichweiss, wie am Milchberg bei Breitenbach, am Hirschstein bei Wallendorf, bei Hoheneiche etc. sich aus- bleicht. | Die uberall deutliche Schieferung ist nicht selten discor- | - dant und erlaubt bei oberflächlicher Spaltbarkeit die Gewin- nung von Dachschiefern (bei Schwarzburg, Böhlscheiben und am Langen Berg), die bei einer Härte = 2,5 bis 3,0 ein spe- eifisches Gewicht von 2,750 haben und im Gegensatz zu an- deren Dachschiefern in der Gluth, ohne zu fliessen oder glü- hende Splitter umherzuschleudern, zu einer bläulichen Schlacke verbrennen. Die Schichtung ist bis auf einzelne Fälle, in de- nen sie nur aus der farbigen Streifung erkannt werden kann, deutlich, und die Schichtflächen sind besonders im unteren Theile des Systems bald in derselben Weise, wie schon oben beschrieben, flaserig oder einfach gerillt. Parallele Fält@lung kommt nicht vor. Die Quarzite sind meist, namentlich bei rein kieseligem Bindemittel, sehr rauh und graugrün; tritt Eisengehalt in die Mischung, so entstehen rothe Färbungen, wie jene des rosen- rothen Quarzits bei Hoheneiche und vom Rasenhieb bei Reich- mannsdorf, oder wie (die der noch häufigeren braunrothen Quarzite “des Hufnagels bei Reichmannsdorf ete. Hier und da, wie am Anfange des Finkentiegels bei Schmiedefeld sind ‘die Schichten des Gesteins knotig und endlich, wie am Lust- haus bei Wickersdorf, ist das ganze Gestein von erbsen- bis haselnussgrossen Concretionen: erfüllt, die durch ockergelbe Krusten sich vom übrigen Gestein, mit dem’ sie ausserdem vollkommen gleichartig sind, abheben. Zwischen den Bänken dieser Quarzite finden sich sehr häufig die schon erwähnten plattgedrückten Ellipsoide, welche auf beiden Schichtflächen ihre Eindrücke hinterlassen und mit nichts Anderem als mit Thongallen verglichen werden können. In dem braunrothen 398 Gestein des Hufnagels bestehen diese Ellipsoide aus weissem Kaolin. Auch diese Quarzite bilden gern Trummerhalden, wie solche fast an allen: Steilwänden des Gebietes beobachtet werden. Br Als jüngstes Glied des Systems findet sich, allerdings nur sporadisch, eine Breceie von grösseren und kleineren Phyco- desschieferfragmenten,« die bald durch Schiefermasse verbunden sind, bald durch ein kieseliges, von Eisengehalt geröthetes oder ein brauneisensteinartiges Bindemittel. Im letzteren Falle sind häufige Quarzbrocken eingebacken, welche als Trümmer von Quarziten oder von Quarzgängen betrachtet werden müssen. Mineralvorkommonisse sind nicht selten, und namentlich sind Eisenerze in mächtigen Lagern vorhanden. So Rotheisenerze am Rothen Berge und am Reckberge bei Hämmern, bei Piesau, Reichmannsdorf, Hoheneiche (Mittelberg) und ‚am Eisenberge bei Wittmannsgereuth unweit Saalfeld, der fast ganz aus Eisen- erz besteht. An diesem letztgenannten Punkte. ist das Erz vielfach cenchritisch und scheint in ‚einer gewissen Beziehung zu den in der Streichungslinie befindlichen analogen ‚Lagern von Wittmannsgereuth und Schmiedefeld zu stehen, obgleich diese dem obersilurischen Systeme angehören, Spatheisenstein- lager finden sich am Geheg bei Gräfenthal. uud bei Wichers- dorf“ Brauneisenstein erscheint vorzüglich ‚als Ueberzug. in Gestalt von Glasköpfen. Ausserdem verschiedene Kupfererze, wie bei Böhlen u. a. a. O.. Bedeutender Bergbau ging früher um auf ‚Kupferkies in dem mächtigen Braunspatbgange, der von Weischwitz bis Blankenburg das Gebirg durchsetzt. Auf Silber ist ehemals bei Cordobang gebaut worden. Von grosser Wichtigkeit ist das frühere Vorkommen des Goldes und Silbers bei Reichmannsdorf gewesen. Auch hier. ist das edle Metall an die Quarzite und an die durchsetzenden Gänge derben weissen (Quarzes gebunden gewesen. Jetzt finden sich nur noch seltene Körnchen und Flitterchen. Es ist hier, wie auch bei Steinheide, das. Gold nur in. den oberen Teufen verbreitet gewesen, worauf selbst die Sagen , die. noch -fortleben.,. bin- weisen. Pyrit ist häufig, besonders da, wo das Gestein von Quarztrümern durchschwärmt wird. Bei Saalfeld sind Pyrit- krystalle mit drei Hexaäder-, und sechs Pentagondodekaäder- flächen in einer Umhüllung; von stengeligem Quarz vorgekom- men. Bei der Schweizerei im Schwarzathal sind Pyritwürfel 359 mit aufsitzendem Uranglimmer (Kupferuranit) gefunden worden. Auch Schwerspath wird manchmal eingewachsen (Elsterschenke) angetroffen. Undeutliche Spuren: von Petrefacten in Gestalt längerer oder kürzerer cylindrischer Korper finden sich zwar. überall, aber Formen von. unbestreitbar organischem Ursprung, erst sud- östlich von ‘der schon gezogenen. Grenzlinie, ‚Steinach-Wallen- dorf-Laibis-Burkersdorf-Schwarzburg-Böhlscheiben. Aber ‚auch diese Formen beschränken sich fast nur auf die Phycoden (Phycodes. circinnatum RiCHTER, vgl. Zeitschr. der Deutschen geol. Ges., 11., S. 205, Taf. 9, vielleicht ident mit Fucoides. circin- natus, Brongn. bei Hısıncer, Leth. Suec., Suppl. Il... p. 5, Taf. 88,.. Fig. 6, oder Chondrites ; circinnatus STERNBERG , Vers., S. 27), die bald einzeln erscheinen, bald stellenweise das ganze Gestein erfüllen und damit einen Schluss auf die Art des Vor- konımens bei Lebzeiten gestatten. Ausserdem. haben ‚sich fünf- bis sechsstrahlige undeutliche.- Formen , die an Graptopora er- innern, und einige Pleurenfragmente eines Trilobiten (Para- doxides ?) gefunden. Die Verwitterung, dieser und der selben es ist in der Regel eine äusserst langsame, dieselbe hinterlässt aber einen sehr günstigen Boden. Die Thäler in beiden Gebieten sind durchgängig Erosionsthäler und vorzüglich an ihren Aus- gangen durch hohe und felsige, Wände, schluchtartig; verengert. Typisch in dieser Beziehung ist das -weltbekannte Schwarza- thal von Blankenburg bis Schwarzburg. ‚Aber auch. andere Thäler. sind der Erwähnung werth, wie die Schlucht unter- halb der oberen Wulstmuühle, das Katzethal, der Theurer Grund, der Loquitzgrund bei Falkenstein und der Schlagethalgrund mit dem prachtvollen Maurerstein, -der an Grossartigkeit des Aufbaues und der zinnenartigen Zerkluftung die Felspartien des Schwarzathals weit übertrifft. II. Silurisches System. ı In einem schmalen, mehrfach ausgezackten Bande legen sich ‚von Hohetann bei Mengersgereuth bis Saalfeld silurische Bildungen an den südöstlichen Abfall der älteren Gesteine, einerseits in deren Gebiet von Gräfenthal und Hoheneiche aus mit tiefen, vielfach gegliederten Busen eindringend, andererseits 360 die azoisch-cambrische Insel von Lauenstein umsäumend und den Raum zwischen ihr und Lehesten grossentheils erfullend. Die Reliefformen dieses Gebiets, welches aus einer mitt- leren Meereshöhe von 1900’ sich im Fellberg bei Steinach zu einer Gipfelhöhe von 2594’ (pr. G.-K., 2588 F., corr. 2602’) erhebt, unterscheiden sich von jenen des älteren Gebiets wesent- lich durch reichere Gliederung und auf geringere Dimensionen basirte Ausmodellirung. Die einzelnen Berge sind umfänglich kleiner, im Verhältniss zur Breite länger als jene der azoisch- cambrischen Gesteine; statt der breit und flach gewölbten Rücken erscheinen hier überwiegend scharfe Kämme, wie am Rothen Kämmlein, am grossen Thierberg, am Spechtstein, an der Höhe von Creunitz, am Winterberg bei Gräfenthal etc.; die engen und steilwandigen Thäler erreichen schon nahe dem Ursprung der sie ausnagenden Gewässer eine bedeutende, oft schluchtartige Tiefe, wie besonders das wildromantische Arns- bachthal mit der hohen Teufelskanzel und der Königsfestung, der Finkentiegel bei Schmiedefeld, der Grund von Lositz nach Oberloquitz, der Gölitzgrund. der Steinbachgrund etc. Die silurischen Gesteine, deren Hauptstreichen in h. 3; bis 3; liegt, während das Fallen vermöge der bedeutenden Fal- tungen der Schichten bald ein nordwestliches, bald ein süd- östliches unter den verschiedensten Winkeln zum Horizont ist, lassen sich nur nach ihrem Verhalten zu dem Formationsgliede eintheillen, welches anderwärts, namentlich in Böhmen, die Basis der obersilurischen Formation ausmacht. l. Untersilurische Formation. In Ermangelung anderer Kriterien muss der Schichten- complex, der in einer Mächtigkeit von 1500 bis 2000 Fuss zwischen den cambrischen Gesteinen und den obersilurischen Alaunschiefern mit Graptolithen liegt, auf Grund eben dieser Lagerung für untersilurisch angesprochen werden. Neben den bei Weitem überwiegenden Schiefern treten nur an einzelnen Punkten, in mächtigster Entwickelung bei Döschnitz, Saalfeld und im Eichterthal bei Hoheeiche, blau- graue sehr zähe Quarzite auf, die bei Arnsgereuth und bei Wittmannsgereuth wegen ihrer dünnplattigen Schichtung zu Sensensteinen zugerichtet werden. | Die Schiefer sind durchgängig milder und weicher als 361 alle übrigen thüringischen Schiefer, so dass nur einige Lager am grossen Thierberg bei Steinach auf Wetzstein (Härte = 3,0) benutzt werden können. MeistWind sie, wie auch sammtliche Quarzite, eisenhaltig, was hier und da auf die Färbung, die im Allgemeinen blaugrau bis blauschwarz ist, Einfluss übt. Sonst finden sich auch braune (Thal der Gissera) und grüne (Schmiede- felder Eisensteinlager) Nüancen. Die Schichtung ist überall deutlich und eben. Merkwürdiger Weise kommen Schicht- flächen mit tiefen und scharfen Eindrücken unregelmässig eckiger Körper vor, diese Körper selbst aber haben sich noch nicht auffinden lassen. Doch ist es nicht unwahrscheinlich‘, dass dieselben Quarzitfragmente gewesen sind, da dergleichen manch- mal auch als abgerundete Geschiebe vom Schiefer umschlossen werden. Die Textur ist vollkommen schieferig und die Schie- .ferung meistens discordant. Ueberall an der Grenze der älteren Gesteine zeigen die hier ganz besonders weichen Schiefer (Härte = 2,5 bei 2,166 spec. Gew.) noch eine nach der Richtung der discordanten - Schieferung parallele Spaltbarkeit, die auffallend an die in der- selben Richtung laufende parallele Fältelung der ältesten Schie- fer erinnert. Die so entstehenden prismatischen Spaltungs- stüucke, die aber nur so lange gewonnen werden können, als das Gestein noch grubenfeucht ist, gaben früher das alleinige Material zur Herstellung der Schreibgrifiel, daher der Name Griffelschiefer. Gegenwärtig wird der Schiefer, der haupt- sächlich bei Steinach, Haselbach, Hohenthal, Spechtsbrunn und Laibis gebrochen wird, nicht mehr gespalten, sondern mit der Säge geschnitten, wodurch die Griffelindustrie von der Gruben- feuchtigkeit emancipirt worden ist. Wie das Eisen vielfach, namentlich als Oxyd, in dem Ge- menge dieser Schiefer erscheint, so tritt es auch selbstständig in denselben auf und bildet mächtige Lager von Rotheisenerz am grossen Thierberg und im Langen Thal bei Steinach, am Breiten Berge bei Haselbach und bei Wittmannsgereuth. An den beiden letzteren Punkten ist das Erz ausgezeichnet ooli- thisch, und bei Wittmannsgereuth kommt ebenso wie in den mächtigen Lagern cenchritischer Brauneisensteine bei Schmiede- feld Thuringit und (?) Chamoisit so reichlich vor, dass die Kunststrasse damit beschlagen wird. Schon in den Eisenerzen, vorzüglich aber auf den Schichtflächen der Griffelschiefer ist 362 Pyrit theils in Krystallen, theils in rundlichen Knollen ausser- ordentlich häufig und bildet in letzter 'Gestalt gleichsam den Prototyp der Kieskälber in «den 'devonischen Dachschiefern. Quarzgänge sind nicht häufig, dagegen in der Regel sehr mäch- ° tig, wie bei Wittmannsgereuth etc. | Petrefacten sind äusserst selten. Bis. jetzt sind ausser einer Beyrichia cf. complicata Saur. bloss Reste grosser Trilo- biten gefunden worden, und zwar eine sehr deformirte Stygin« cf. Murchisoniae MurcH., ein Pygidium, das einem Asaphus gehören könnte, und noch ein, aber ganz unbestimmbares, Py- gidium. 2. Obersilurische Formation. Die obersilurischen Gesteine, die 'theils der sudost- lichen Böschung des: untersilurischen Systems’ angelagert, .theils demselben, wie von Taubenbach bis Grossneundorf, von Markt- göolitz bis Königsthal, von Gümechen bis Meura und Dietrichs- hütte, aufgelagert sind, gliedern sich sehr deutlich von unten nach oben in Kiesel- und Alaunschiefer mit Zeichenschiefern, Kalklagern, Tentakulitenschichten (GEINITZ), Nereitenschichten und Tentakulitenschiefer. Die tieferen Glieder dieser Reihen- folge gehen nicht überall zu. Tage aus, so.dass Nereitenschich- ten und die durch Uebergänge mit ihnen verbundenen Tenta- kulitenschiefer den grössten Verbreitungsbezirk ‚, einnehmen. Durchweg _ist hier die Faltung ‚der, Schichten‘ eine häufigere und engere als jene aller: übrigen Gesteine des gesammten thüriogischen Schiefergebirgs, womit; theilweise auch die noch mehr, als im untersilurischen Gebiete, in’s Kleine I Unebenheit der Reliefformen zusammenhängt. Die Kieselschiefer, die auf, das Innigste Be dern Alaunschiefern und diese wieder mit,den Zeichenschie- fern verbunden sind, machen meistens das Liegende des ober- silurischen Systems aus, doch kommen sie,auch mitten in den Alaunschiefern vor. Vorzugsweise herrschen sie da, wo. die Windung und Knickung .der Schichten am bedeutendsten ist, während bei ebenerer Schichtung, die Alaunschiefer vorwaltend entwickelt sind. Die Kieselschiefer sind immer von weissen Quarzadern durchzogen und geben bei: schwarzer Färbung einen wahren Lydit: Ausserdem kommen dunkele ‚und hellgraue, weissliche und röthliche Färbungen vor, Die Textur ist deut- % 363 lich schieferig, und. die Schieferung wird manchmal höchst dunnblätterig, während zugleich. stärkere Bänke von dichtem Aussehen und muscheligem Bruch nicht selten, sind. Inder Nähe von Lichtentanne findet sich ein Kieselschiefer, der durch zahllose eingebettete, dunkelschwarze Körnchen den devonischen Knotenschiefern des nahen Hennbergs sehr ähnlich wird. Als accessorischer Gemengtheil findet sich nicht selten Pyrit, und die durchsetzenden Quarztrumchen sind manchmal: von Eisen roth, von Kupfer grün gefärbt. Die seltenen Petrefacten , die gewöhnlich verkiest sind, theilt das Gestein mit den Alaun- schiefern. Diese Alaunschiefer, zwischen deren Schichten nicht selten Quarzlamellen und häufiger noch Lagen höchst feinkör- .nigen Pyrits vorkommen, sind von glänzend- oder mattschwarzer Farbe, die endlich bis in Weissgrau ausbleicht. Die Schich- tung ist überall vollkommen deutlich und die Schieferung, die oft bis zur Papierdunne der einzelnen Blättchen geht, in-der Regel jener parallel; doch finden sich manchmal ganze Lager, in denen discordante Schieferung, die sonst dem ganzen ober- silurischen Systeme fremd bleibt, zur Ausbildung. gelangt ist. Selbstverständlich erscheint diese Discordanz immer im Gefolge einer .gewundenen Schichtung. | An mehreren Punkten (Hämmern, Hohenthal, Schwefel- loch, Döschnitz, Saalfeld, Weischwitz, Ludwigstadt) gehen die obersten Schichten des Alaunschiefers unter Tage in Zeichen- schiefer über, während sie über Tage ausbleichen und thonig werden. Die im Zeichenschiefer enthaltenen, verschieden ge- formten und von. einer dunnen Rinde, weissen Quarzes um- gebenen Knoten einer dunkelschwarzen erdigen Substanz schei- nen aus einer Zersetzung von Pyriten entstanden zu 'sein,.da manche Hohlräume noch deutlich die Eindrücke von den Ecken der Krystallgruppen erkennen ‚lassen. Die Schichtung ist voll- kommen deutlich, aber ‚die. Schieferung verschwindet mehr und mehr, und die etwas. ‚stärkeren Lagen erscheinen ganz ‚dicht. Die Zeichenschiefer werden uberall,noch zur Gewinnung schwar- zer Erdfarben abgebaut, während die zahlreichen Alaun- und Vitriolwerke des Gebirges theils eingegangen sind, theils wenig- stens feiern. Die Antbracittrümchen, welche im Alaunschiefer bei Gössels- ‚dorf vorgekommen sind, haben zu. wiederholten. vergeblichen 364 Unternehmungen auf Steinkohle Anlass gegeben. Als sonstige besondere Vorkommnisse in den Alaunschieferun müssen erwähnt werden die Guhren Pissophan, der am reichlichsten in dem nun verbrochenen Stolln Jeremiasglück bei Gernsdorf sich bildete, Allophan, der am schönsten in eben diesem Stolln und im Schwefelloch, endlich Diadochit, der bei Gernsdorf und in ausgezeichnetster Weise bei Katzenwich vorgekommen ist. Die Petrefacten, die’ nicht selten von Faserquarz oder von . grünem bis weissen (?) Chrysotil begleitet werden, bestehen ausschliesslich aus Graptolithen (vgl. Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges., V., S. 4359 ff., Taf. 12), und zwar in solcher Häufigkeit, dass nicht bloss dichtgedrängte Gruppen, ja ganze Garben auf den Schichtflächen liegen, sondern auch die papierdünnen Schieferblätter auf beiden Seiten damit bedeckt sind. | Das nächstfolgende Glied sind die Kalklager, die bald an der Basis, bald zwischen die Kalkbänke eingeschaltet Ocker führen und damit Gelegenheit zu ausgedehntem Abbau behufs der Herstellung von Erdfarben gegeben haben. Das Gestein ist bis auf ein einziges Vorkommen von körnigem Anthrakonit im Gammichsgründchen zwischen Oberloguitz und Lositz dichter Kalk von splitterigem Bruche und häufig im unteren und im oberen Theile der einzelnen Bänke wulstig und von feinen glänzenden Schieferlamellen durchflochten. Ueberwiegend sind graue Färbungen, die baldin das Blaugraue, bald in das Braune und Rothe übergehen und vermöge der 'wulstigen Textur des Gesteins als rundliche Flecken erscheinen und durch Hinzutritt von gelben Ockerknoten und weissen Kalkspathadern oft eine grosse Buntheit bewirken, so dass deshalb das Gestein als bunter Marmor zur Verwendung kommt. Die Schichtung ist vollkommen deutlich, die Schichtflächen sind in Folge der er- wähnten Textur wulstig und die einzelnen bis zehn Fuss. mäch- tigen Bänke gewöhnlich durch eine drei bis zehn Oentimeter starke Zwischenlage eines weichen grauen ‘oder rothgelben je sehr glimmerreichen Schiefers getrennt. Als mitbrechende Mineralien sind Pyrit, Kupferkies, Bunt- kupfererz , Eisenglanz, Eisenspath, Schwerspath, Quarz, Wa- wellit etc. anzuführen. Auf den Klüften erscheint‘ ‘der Kalk- spath gern in Rhombo&dern mit Polkantenwinkeln von 137° 57 und bedeckt von den paragenetischen Schwefelmetallen, während 365 er selbst auf Baryt und dieser auf Eisenspath aufsitzt. Die Petrefacten (vgl. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., XVII., S.361 f., Taf. 10, 11, und XVII., S.411, Taf. 5) lassen sich in dem dichten splitterigen Gestein, so lange dasselbe: frisch ist, nur sehr schwierig erkennen und bestehen in wenigen Kri- noiden, Brachiopoden, Pelecypoden, Gastropoden, Pteropoden und Cephalopoden, zu denen sich noch einige nicht sicher be- stimmbare Formen gesellen. Ohne dass sich ein allmäliger Uebergang nachweisen liesse, liegen auf den Kalklagern die aus dunkelfarbigen Schiefern mit Kalkeoneretionen bestehenden Tentakulitenschichten (Geisitz). Die Schiefer sind etwas thonig, matt, enthalten oft Pyritwürfel, sind blaugrau bis schwarzblau von Farbe, etwas dick- schieferig und an einigen Fundorten, namentlich bei Döschnitz und Gernsdorf, fein parallelgefältelt und in diesem Falle schimmernd. In der Umgebung der aus dichtem, oft kiesel- erdereichen, blaugrauen und ebenfalls Pyritwürfel umschliessen- den Kalk bestehenden Concretionen imprägnirt sich der Schie- fer immer mehr mit Kalk, so dass ein allmäliger und voll- ständiger Uebergang aus dem Schiefer in die Kalkknoten, die sich nicht aus den Schiefern herauslösen lassen, stattfindet und der concretionäre Charakter der ersteren evident ist. Die Petrefacten, die den Schiefern und den Kalkconcre- tionen gemeinschaftlich angehören, sind einige Orthoceratiten, hauptsächlich Tentakuliten (vgl. Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges., VI., S. 284, Taf. 3, XVII., S. 370), sodann einige Brachio- poden (ib., XVIIL, S. 420, Taf. 6) und Korallen. Diesem Formationsgliede sind unmittelbar aufgelagert die Nereitenschichten, die nach oben indie Tentakuliten- schiefer übergehen. Die Nereitenschichten bestehen zum Theil aus sehr dünnblätterigen, sandigen und mürben Schiefern von gelblichgrauer Farbe mit häufigen Glimmerschüppchen, in denen Petrefacten vergeblich gesucht werden, zum Theil aus hell- oder dunkelgrauen dünnplattigen, äusserst harten und oft von Quarztrümern durchsetzten Quarziten, zwischen deren Bänken dünne Lagen eines weichen grauen Schiefers erschei- nen, An einzelnen Punkten treten zwischen den Quarzitbänken auch kleine, schnell sich auskeilende Ablagerungen eines aus Schieferfragmenten bestehenden Conglomerats mit eisenschüssi- gem, oft ockerigen Bindemittel und häufigem Pyrit auf. Nach 366 oben hin werden die Schichten des Nereitengesteins immer dünner und ärmer an Kieselsäure, und es entstehen zuerst noch ziemlich harte Schiefer mit glänzenden, manchmal, wie bei Grünau und Wurzbach, gleichsam emaillirt erscheinenden Oberflächen, und endlich folgen weiche Schiefer, die bei Zer- setzung der Kalkschälchen der in‘ unermesslicher Menge von ihnen ‚umschlossenen Tentakuliten völlig murbig werden, ihre dunkel graublaue Färbung in eine gelblichgraue verwandeln und zuletzt ein poröses leichtes Schlammgestein (mud-stone) darstellen. Aus diesem Grunde sind auch alle Brüche, die auf diese Schiefer eröffnet worden waren, auflässig geworden. So reich die Nereitenquarzite an den alle Schichtflächen bedeckenden Nereiten und Lophoktenien (vergl. Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges., V., 439), ebenso oder vielmehr: uner- messlich reicher sind die Tentakulitenschiefer an Tentakuliten, Crustaceen, .Pelecypoden, Brachiopoden (vgl. ib., XV., S. 669, Taf. 18, 19; XVIL, S. 361, Taf. 10, 11’und XVIII., S. 409, Taf.5,: 6, wo besonders der obersilurische Charakter der Letz- teren nachgewiesen ist), Bryozoen, Krinoiden, Korallen und Pflanzen. Die nachstehende Tabelle mag das organische Leben und dessen Vertheilung in der obersilurischen Periode Thü- ringens einigermaassen veranschaulichen. Te | ı > Ds BRHNG 28) 35215358 m. Lan! 25a Balls 2315% “ SI zZ |M 2 J|v o|lA.n Il SS =: m | ,Gd
8 we 5) Ss ale = SUR) a = 510 517.0 sa = SS a 5 SszIı2 Ra ee | 2=s|& |s2|553|S8=S do e,.210 eo a S Iso zz 22a ; dio a|o Thiere. Monograpsus gemmatus BARRANDE — spina RICHTER — Linnaei BaRrRr. — urceolus Rıcar. — . peregrinus BARR. — triangulatus HEARKNESS — pectinalus RıcHT. — millipeda Mac Coy — , proteus BARR. | — turriculatus BARR. 0.0 " eonvolutus HISINGER — Becki Barr. | — priodon BRONN | — . Heubneri Geıin. — . Sedgwicki PORTLOCK | .— Halli Barr. .— . Nilssoni BaARR. — sagittarius Hıs. — . colonus BARR. — nuntius BARR. — testis BaRR. — drei noch unbestimmte Arten Diplograpsus cometa GEIN. - — . birastrites RıcHT. — teretiusculus Hıs. — dentatus BRONGNIART ..— . pristis Hıs. — palmeus BaRR. — folium Hıs. — ovatus BARR. Retiolites rete RıcHT. — dGreinitzianus BARR. Cladograpsus Nereitarum RıcHt. Amplexus pulcher LupwiG — granulifer Lupw. Neunzehn noch unbestimmte Species Ptychoblastocyathus profundus Lupw. Pleurodietyum Lonsdalei RıcHr. | TESTLELIE IET LFI LPFRT FT SA ST DEEP! | III EI I FF | HH | | a 1.55 1} as E Ma; 8: 8 285 ESl2 8 —=, [+b] — s&| 2 5222135 san Isa |lo oo lH. ne == Ss 'z | Su A2le esse a Na SsadAa 9) = = - Favosites gothlandica L. — j [ Lophoctenium comosum RicHT. En Cornulites serpularius SCHLOTHEIM = Crotalocrinus Sp. + Neun noch unbestimmte Arten Krinoiden | — Fünf noch unbestimmte Bryozoen ae Discina Forbesi Davınson Be Leptaena Verneuili BARR. —ı| — .lata. Buch — fugax BaRR. —ı— — corrugata PORTLOCK — li Taeniothrombocyathus tenuiramosus Lupw. | — | ee) — laevigata SOWERBY a | ++ | + | + Isis | AH | | | ehe Strophomena curta RıcHr. N — depressa DALMAN zu — imbres Davips. I Ortkis pecten Sow. u — _ _callactis Dan. vun — _distorta BARR. Be + Pentamerus oblongus Sow. ln ERhynchonella Nympha Barr. a See — deflexa Sow. ie — Grayi Davos. lie — succisa RICHT. lee: Spirigerina micula RıcHr. N — reticularis L. ER Spirigera obovata Sow. Zn Spirifer Falco BARR. alle — Nerei BaARrR. rise — Amphitrites Rıcat. a az — heteroclytus DEFRANCE at ne — plicatellus L. —|Yr Terebratella Haidingeri BARR. * art cr Terebratula tenuissima RıcHt. a) Avicula pernoides RıcHr. a ie Cardiola striata Dow. = ee — interrupta BRODERIP — | r Acmaea cristata RıcHT. na; es |+| I+ | +++ | ++ | | I FH | | Capulus neritoides RıcHT. I— Neritopsis rugosa RicHT. er +] 369. Euomphalus Thraso RıchHr. Bellerophon costatus RıcHr. — einetus RıicHr. Tentaculites cancellatus Rıcur. — subconicus GEIN. — infundibulum RıchHr. — d@einitzianus Rıcat. — acuarius RıcHT. ‚Styliola laevis RıcHT. — . ferula Richt. Cleodora lineata RıcHr. — rugulosa RıcHT. Conularia reticulata RıcHT. — quercifolia RıcHr. Nautilus cf. bohemicus BARR. ÖOrthoceras corneum RıcHT. — Sp. — cf. styloideum BARrR. — cf. bohemicum BARR. — cf. Cochleaten Serpula decipiens RıcHr. Phyilodocites Jacksoni EMMONS Nereites Mac Leayi MURCHISON Myrianites et Nemertites) — Beyrichi Rıchr. — Sedgwicki MurcH. Beyrichia armata RıcHT. — subcylindrica RıcHT. — Kiloedeni M’Cor Cheirurus Sp. Acidaspis myops RıcHr. Phacops Roemeri GEIN. — plagiophthalmus RıcHr. — sStrabo Rıcut. — pyrifrons RıcHr. Arethusina sp. Phyllaspis raniceps RıcHT. Proetus expansus RıcHT. — dormitans Rıcur. Harpes radians RıcHr. Zeits. d. D.geol.Ges. XXI. 2. (incl, Alaun- schiefer. | | Era | Eee ee Ü £ a, Suse an a8 8 Bo a 4. = |S3 eo se) ou = II | Irre | + Hl | ee | Nereiten- schichten. Tentakuliten-! schiefer Esel [Fe Erle bh | | | 370 Die obersilurische Flora in Thüringen erinnert vielfach an jene.der nordamerikanischen Silurformation und wird ganz besonders merkwürdig durch die seltenen holzartigen Reste, welche, soweit bis jetzt die Untersuchung reicht, grosse Aehn- lichkeit mit dem langzelligen Gewebe zeigen, welches Unger (RıcHrer und Unger, Beitr. zur Paläontol. des Thür. Waldes, 1856) zwischen dem Rindenkörper und dem Gefässbundel der devonischen Rhachiopteriden nachgewiesen hat. Die Fauna bietet eigenthumliche Charaktere. Das un- terste Glied, die Kiesel- und Alaunschiefer, ist unermesslich reich an Fossilresten, aber dieselben bestehen ausschliesslich in Graptolithen, was um so mehr auffallen muss, als die ent- sprechenden Gesteine des nahen Voigtlandes nach Geinız (Verst. der Grauwackenformation in Sachsen, 1852) neben den Graptolithen noch C'hondrites Göpperti GEın., Cornulites serpu- larius SCHLOTH., Orthis callactis Daım., Helcyon elliptica Münst., Nucula levata Hauı, Pterinaea Sowerbyi M’Coy, Orthoceras tenue WAHLENB., O. Brongniarti 'ÜRoost und Cyiherina subrecta PORTL., endlich einen neuerlichst erst entdeckten kleinen Nautilus ent- halten. Die Fauna der Kalklager, die fast ausschliesslich Mol- lusken in sich begreift, zeichnet sich dadurch aus, dass sie zwar Pteropoden enthält, aber noch nicht die geringste Spur von Tentakuliten, denen das nächst höhere Formationsglied seinen Namen verdankt, hat auffinden lassen. In den Nereitenschichten ist die Zahl der Tentakuliten fortwährend im Zunehmen, allein sie treten noch zurück gegen die Herrschaft der Nereiten, die alle Oberflächen der quarzit- artigen Lagen bedecken, dann aber fast plötzlich verschwinden und in den Tentakulitenschiefern den kleinen Pteropoden die Herrschaft so vollständig überlassen, dass dieselben fast als wesentlicher Gemengtheil der Schiefer bezeichnet werden können. III. Devonisches System. In seinem äussersten und am weitesten gegen Südost und Ost vorgeschobenen Theile besteht das thüringische Schiefer- gebirge aus Gesteinen devonischen Alters. Dieselben ruhen überall auf silurischen Schichten und bilden einen Gürtel, der von der Triasgrenze bei Forschengereuth unweit Sonneberg eine säcnlare Hebung vorliegt. 3il bis Buchbach bei Gräfenthal vermöge der Auflagerung von Kulmgesteinen noch ziemlich schmal bleibt, von Saalfeld bis Probstzelle sich in Folge des Zurückweichens der Dyas und des Kulms mehr und mehr verbreitert und endlich da, wo der- selbe sich um die von Silurgesteinen umsäumte cambrische Insel von Lauenstein herumlegt, mit dem grossen devonischen Zuge zusammentrifft, der am Sudwestrande des Frankenwaldes und des Fichtelgebirges bis Posterstein bei Ronneburg fort- streicht. Der so abgegrenzte Theil des Thüringer Waldes senkt sich allmälig zum Frankenwalde nieder und besitzt nur noch eine mittlere Höhe von 1800’ über der Ostsee; doch behauptet sich die Passhöhe auf dem Hauptkamme (Rennsteig) von - Spechtsbrunn bis Brennersgrün bei Lehesten immer noch in 2150’, und die Gipfelhöhe erreicht im Wetzstein zwischen den beiden letztgenannten Orten 2444 (nach F., 248% pr. G.-K., oder 2454’ nach Abzug von 35’ als Höhe des oberen Brettes am Signalbaum). Aber das Profil des Gebirgs wird weicher und erleidet durch die Granitkuppe des Hennbergs bei Weitis- berge kaum eine Störung; die Berge nehmen flachgewölbte Formen an, die Thäler, die hier mehr noch als im übrigen Schiefergebirge mit flachen Mulden, sogenannten Tiegeln, be- ginnen und erst weiter abwärts sich manchmal schluchtartig verengern, gewinnen doch im Allgemeinen breitere Sohlen, und ihre Wände erheben sich weniger schroff und steil als im älteren Gebirge. Nur das Saalthal mit seinen prachtvollen Felspartien zwischen Fischersdorf und Öbernitz bei Saalfeld macht hiervon eine Ausnahme. *) *) Es mag hier noch die Notiz Platz finden, dass hochbetagte Leute zu Lichtenhain bei Gräfenthal behaupten. von dem benachbarten Komm- bühl (devonisch, 2666’ F., 2012’ pr. G.-K.) aus könne gegenwärtig mehr ‘von dem nordwestlich gelegenen Dorfe Creunitz (obersilurisch, 1700’ F., 1753’ pr. G.-K.) gesehen werden als früher. Ebenso will man auf dem Wege von Kleinneundorf (devon., 1573’ F., 1552’ pr. G.-K.) nach Gross- geschwend (devon., 1870’ E., 1849 pr. G.-K.) jetzt einen grösseren Theil des letztgenannten Ortes sehen können als vordem, und derselben Be- hauptung begegnet man in Lehesten (devon., 1944’ F., 1955’pr. G.-K.) in Bezug auf das Forsthaus von Lauenhain (devon., 1950’). Spätere Beobachtungen werden festzustellen haben, ob hier eine Täuschung oder 24 * 372 _ Mit grosser Deutlichkeit lassen sich in diesen devonischen | Bildungen drei Etagen unterscheiden, und nur an einigen Punk- ten (zwischen Steinach und Spechtsbrunn, im Loquitzthale und bei Saalfeld), wo in derselben Weise wie am Östrande des Gebirges die jüngsten Glieder der Dyas und am Westrande das mittlere Glied der Trias, so auch die obersten Glieder des de- vonischen Systems den älteren Gesteinen unmittelbar an- oder aufgelagert erscheinen, lassen sich die Altersbeziehungen der devonischen Schichten zu einander und zu dem Liegenden nicht immer über Tage sofort erkennen. Dieses Verhalten, das verschiedentlich zu abweichenden Auffassungen Anlass gegeben hat, scheint eine Erklärung nur finden zu können, wenn an- genommen wird, dass die von den älteren Sedimenten gebil- deten ursprünglichen Ufer der devonischen Meere, sowie jener der Dyas und der Trias später nur geringen Niveauverände- rungen unterworfen gewesen sind, während jene Hebungen oder, was dasselbe sein dürfte, jene Faltungen, welche, zugleich mit der Streichungslinie ziemlich rechtwinkelig zur Längenaxe des Gebirges stehend, isolirte Partien devonischer Gesteine (bei Haselbach, bei Gräfenthal u. a. a. O.) oder Rothliegendes nebst Zechstein und Buntem Sandstein (Sandberg bei Stein- heide 2575) zum Theil fast bis zur Gipfelhöhe des Gebirges emporgeschoben und zugleich aus einander gerissen haben, vorzugsweise in den Binnenregionen der cambrischen und si- lurischen Gebiete geschehen sein müssten. l. Unterdevonische Formation. Die unterste Abtheilung des devonischen Systems in Thü- ringen besteht aus einem mächtigen Complex von Schiefern, die nur in den tiefsten Lagen mit einzelnen Sandsteinbänken und noch weit selteneren Kalkablagerungen abwechseln. Das Streichen ist im Allgemeinen ein südwest-nordöstliches und oscillirt zwischen h. 2 und b. 3, doch kommen an einzelnen Punkten auch bedeutendere Abweichungen vor. Weniger con- stant ist das Fallen, da dasselbe vermöge der Sattel- und Fal- tenbildung, welcher das ganze. Formationsglied in eminentester Weise unterliegt, bald nach Nordwest, bald nach Südost sich wendet und von der söhligen Lage der Muldenböden und der Sattelrucken alle Winkel zum Horizonte, selbst bis zur Ueber- kippung der Schichten durchläuft. 373 Die Hauptmasse der Schiefer zeichnet sich durch ausser- ordentliche Homogenität aus, und nur unter starker Vergrösse- rung erscheinen in Dünnschliffen durchsichtige Schüppchen von unregelmässiger Gestalt, zwischen denen kleine (0,0028 Mm. lange) braune oder schwarze Prismen mit anscheinend horizontaler Basis, ebenso gefärbte Körnchen von unregel- mässiger Gestalt und eine krüumelige Substanz von grünlichem Colorit liegen. Grössere Zusammenhäufungen der letzteren schwärzen sich und verleihen augenscheinlich den Schiefern ihre dunkel blaugraue (schieferblaue) Färbung. Der einzige, aber auch fast überall vorkommende accesso- rische Gemengtheil ist Pyrit, der bald in ausgebildeten Hexaö- dern oder Pentagondodekaödern, bald in derben Knötchen ein- gesprengt ist, bald als Versteinerungsmittel dient oder auch auf den Schieferblättern zierliche Dendriten bildet. Mit dem Auftreten des Pyrits sind durchweg Quarzausscheidungen ver- bunden, wozu sich meist eine dunklere Färbung des Schiefers und Umwandlung des sonst weisslichgrauen in einen nunmehr schwarzgrauen Strich gesellt. Die ausgebildeten Pyritkrystalle sind fast ohne Ausnahme von einer Hulle von Faserquarz um- geben, dessen Fasern senkrecht auf den Krystallflächen stehen. Während der Faserquarz innig mit dem umgebenden Schiefer verwachsen ist und sich selten lospräpariren lässt, fallen die Eisenkieskrystalle leicht aus ihrer Hülle und hinterlassen Hohl- drücke, welche vollkommen die Beschaffenheit (Streifung ete.) ‘ der Kıystallflächen wiedergeben.*) Bei grösserer Zusammenhäufung der Krystalle geht der Schiefer in grauen Kieselschiefer über, in welchem die unmittel- bare Umhullung der Pyrite aus dichtem weissen Quarze be- steht. In diesem Falle und ebenso, wenn der Kieselschiefer sich endlich in dichten weissen Quarz umwandelt, enthielt das Gestein nicht selten auch grössere oder kleinere Anthraeit- partieen. Auf solchen Zusammenhäufungen beruht die Bil- dung jener mit der Längsaxe nach der Fallrichtung orientirten Sphäroide und von Kugeln, die, in ähnlicher Weise wie in den silurischen Griffelschiefern , in gewissen Intervallen ganze Schichten erfüllen und von einem kaum 1 Centimeter erreichen- den Durchmesser bis zu Schwielen von Klafterlänge, soge- *) Vgl. Zeitschr. der Deutsch, geol. Ges, XVI. S. 595 ff, 374 nannten Kälbern, anwachsen. Wo der Eisenkies in Gestalt zahlreicher derber Knötchen in die Schiefer eingesprengt ist, bleibt eine Umhullung durch Quarz nur noch selten sichtbar, aber die unmittelbare Umgebung der Pyritknötchen ist nicht bloss härter als der übrige Schiefer, sondern auch härter als der Pyrit. | Ein Zug solchen Schiefers, der vom Bärenstein bei Schmiedebach nach dem Hennberge bei Weitisberge hinüber- streicht und die krystallinischen Massengesteine.(Granit, Quarz- porphyr und Diorit) des genannten‘ Bergs mantelförmig um-. lagert, ist bis auf eine Achtelmeile Entfernung von der'Grenze mit diesen Gesteinen in einen ausgezeichneten Knoten- schiefer umgewandelt. Die Schiefermasse ist in Bezug auf Härte und Farbe bald unverändert, bald dunkler oder heller und härter, letzteres besonders dann, wenn silberweisser Glim- mer in ‚kleinsten Schüppchen auftritt. ‘Die Knötchen sind merklich duukler gefärbt als der Schiefer und erscheinen als abgeplattete Ellipsoide, deren Längsaxe der Fallrichtung ent- spricht, während die Makrodiagonale in der Richtung des Streichens liegt. Ihre Härte übertrifft jene der umschliessen- den Schiefermasse um ein Bedeutendes, auf dem Bruche und auf geschliffeneu Flächen sind sie matt und von .schwarz- grauem Striche. Begleitet werden sie von noch härteren ein- zelnen oder garbenförmig gruppirten länglichen Krystallkörn- chen, die in allen Richtungen durch das Gestein zerstreut liegen, einen 6-, 8- oder 12seitigen Querschnitt zeigen und auf dem Bruche fettglanzend,, auf Schlifffiächen fast glasglänzend und dunkelschwarz sind. Die Textur aller dieser Schiefer, zu denen im Rosenthal bei Lautenberg auch eine kleine Partie graphitischen Schie- fers kommt, ist eine durchgängig transversale, so dass die Schieferung zur Schichtung einen Winkel von 40 ° beschreibt. Da die Absonderungsklufte ziemlich parallel laufen und in der Regel die Schichtflächen unter 65 bis 70° schneiden, so ent- stehen leicht pseudo-triklino@drische Pinakoide mit Winkeln von 70 und 116°, wodurch im Allgemeinen die Form der so- genannten Schablonenschiefer bedingt wird, ‚Vorherrschend sind die dickschieferigen Varietäten, welche nur in sehr be- schränktem Maasse eine technische Verwendung zu Platten, Grundmauern etc. gestatten. Von desto grösserer Wichtigkeit - 375 sind die Dach- und Tafelschieferlager, die zwar über- all, am meisten aber in der Gegend von Lehesten und am Sudgehänge des Loguitzgrundes den übrigen Schiefern einge- schaltet sind und auf zahlreichen Brüuchen, unter denen der “alte Bruch und der Kiesslich bei Lehesten die grössten nicht bloss Thüringens, sondern auch des ganzen Kontinents sind, abgebaut werden.*) Diese Wichtigkeit beruht zunächst auf der ' _ ausgezeichneten Spaltbarkeit des Schiefers, die sich einestheils bis in die dunnsten Lamellen verfolgen lässt, anderntheils so ebene und glatte Flächen giebt, dass z. B. die zum Schreib- gebrauche bestimmten Tafeln vermittelst eines ganz leichten Abreibens mit Sandstein (Schaben) fertig gestellt werden. Dazu kommt bei einer Härte von 2,9 grosse Festigkeit, ver- ‘möge welcher Tafelı von 0,15 bis 9,22 Quadratmeter Fläche ‘und 1 bis 5 Mm. Stärke gespalten werden können. Diese ) Vorzüge im Verein mit einem specifischen Gewichte, das durch- sebnittlich = 2,737 ist, mehrfach aber, wie am Kiesslich bei Lehesten und am Eichelberg bei Hirzbach auf 2,500 herabgeht, und mit einer Haltbarkeit, von der die im 16. Jahrhundert ausgeführten Bedachungen des Doms zu Würzburg und der | Veste Heldburg Zeugniss geben, machen den thüringischen | Schiefer zu einem Deckmaterial ersten Ranges. Wie schon erwähnt, treten zwischen den tiefsten Schich- ten dieser Abtheilung Sandsteinbänke auf, deren Mächtig- keit nach aufwärts immer geringer wird, so dass zuletzt nur noch einzelne und nicht einmal continuirliche Lagen von we- nigen Millimetern Stärke übrig bleiben. Das Gestein ist fein- körnig mit mehr oder weniger kieseligem Bindemittel, das oft wie ein fettglanzendes Häutchen die Quarzkörnchen umhüllt, häufig eingemengten, ausserst zarten Schiefersplittern und Eisen- kieskrystallen, von bedeutender Härte und Festigkeit, 2,3 bis 2,8 mal dichter als das Wasser und von blaugrauer Farbe (Blaustein), die jedoch mit der abnehmenden Mächtigkeit der Bänke an Intensität verliert und endlich in eine graulichweisse ‚Nüuance übergeht. Auch dieser Sandstein zeigt in der Umge- *) Die Gesammtproduction der Dach- und Thonschieferbrüche Thü- ringens, die mit ungefähr 1500 Mann belegt sind, beträgt jährlich gegen 700,000 Centner. Der herrschaftliche Bruch zu Lehesten allein ist mit 400 Mann belegt und liefert jährlich 125,000 Centner im Werthe von 85,00U Thlrn. 376 bung des granitischen Hennbergs bei Weitisberge dunkele Knötchen wie der Knotenschiefer, reichlichen silberweissen Glimmer und vielfach eine hornsteinartige Beschaffenheit. Am südlichen Fusse eben dieses Hennberges und am sudlichen Ende von Heberndorf constituirt eine ausgezeichnete Abänderung des Sandsteins eine Bank von nur wenigen Deci- meter Mächtigkeit. Das frische Gestein ist fast dicht, und die weisse Färbung des Quarzes wird nur durch die zahlreich ein- gesprengten mikroskopischen Eisenkieskrystalle etwas: alterirt. Nur erst da, wo zersetzende Einflüsse ihre Wirksamkeit be- gonnen haben, wird das äusserst feine Korn sichtbar, und die Färbung geht vermöge der Auskleidung der von dem zerstörten Eisenkies 'hinterlassenen Hohlräume in’s Ocker- oder Roth- gelbe über. Der stark empyreumatische Geruch des Gesteins, sobald dasselbe gerieben wird, ist um so auffallender, als das- selbe nicht die kleinste Spur eines organischen Restes ent- decken lässt. Noch findet sich unmittelbar nördlich am Weitisberge ein Kalklager, welches in nordöstlicher Richtung, noch bevor es das Thal der grossen Sormitz erreicht, sich auskeilt, in südwestlicher Richtung aber von einem Grünsteinmassiv ab- geschni.ten wird. Das Gestein ist dunngeschichtet mit höchst feinen, grauen oder grünlichen Schieferlamellen zwischen den einzelnen Lagen. Stellenweise werden die Lagen etwas stär- ker und sind dann aus unregelmässig polyedrischen Theil- stücken zusammengesetzt, deren jedes ebenfalls von einem äusserst dünnen Schieferhäutchen umhullt wird. Meistens ist der Kalk dicht und von blaugrauer Farbe, oft jedoch und na- mentlich in den peripherischen Theilen des Lagers mikrokry- stallinisch und von röthlich- oder gelblichweisser Färbung. Eine grosse Aehnlichkeit mit den Clymenienkalken in der Umgebung von Hof ist unverkennbar. Die kleine, durch Ab- bau nunmehr ganz verschwundene Kalklinse im Rod im Thale der kleinen Sormitz (vgl. Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges. XIV. S. 682 und GissEeL und Hemrz, Zeitschr. für die ges. Naturwiss. XIX. S. 447. Taf. 9. Fig. 2) ist wohl nur durch den Grünstein von dem Hauptlager, in dessen südwestlichem Streichen sich dieselbe befand, losgerissen worden, Neben häufigen Quarzgängen kommen auf Klüften und selbst auf den Schieferflächen noch vor Gyps (strahlig-stänge- 377 lige Aggregate, die manchmal hohle Kegel bilden), Aragonit, Malachit, Chrysotil (als Umhüllung von Verkiesungen), Wad, Gediegen Kupfer, Buntkupfererz, Blende, im Kalk Buntbleierz und Bleiglanz, auf welchen um seines Silbergehaltes willen früher bei Weitisberge Bergbau betrieben worden ist. Die nur hin und wieder vorkommenden Petrefacten sind hauptsächlich verkieste Pflanzenreste, namentlich Calamo- pitys Saturni Une., Olephydropsis antiqua Ung. und Aporoxylon primigenium Ung. Au Thierresten sind zwei Species Ühaetetes, eine verkieste Krinoideensäule und einige verkieste Exemplare von Örthoceras regulare Münst. und von unbestimmbaren Oyr- toceren, endlich im Kalk von Weitisberge ein Orthoceras, das seinem ganzen Habitus 'nach zu O. speciosum Münst. gehören dürfte, aufgefunden worden. 9. Mitteldevonische Formation. Die mittlere Abtheilung des devonischen Systems in Thüringen, die wesentlich aus Schiefern und Oonglomeraten besteht, ist von: verhältnissmässig geringer Mächtigkeit und vielfach der unteren Abtheilung nur gleich einer dünnen und überdies nicht zusammenhängenden Decke aufgelagert. Die Auflagerung ist überall concordant mit dem Streichen und Fal- len der Dach- und Tafelschiefer. Während letztere nur ober- silurische Gesteine zum Liegenden haben, sind Partieen der mittleren Abtheilung mehrfach auf silurischen (Laasen, Kno- belsdorf) und selbst eambrischen (zwischen Knobelsdorf und Reschwitz) Schichten abgelagert. Eine bestimmte Regel für die Aufeinanderfolge der Glie- der, aus welchen die mittlere Abtheilung besteht, lässt sich kaum aufstellen, doch scheinen im Allgemeinen die Schie- fer, die ausserdem auch in dünnen Lagen zwischen den Con- glomeratbänken erscheinen, die Basis der Abtheilung zu bil- den. Dieselben sind ebenfalls sehr homogen, aber sie sind thoniger und weicher und weniger splitterig auf dem Bruche als die Dach- und Thonschiefer und stehen diesen sowohl an Spaltbarkeit überhaupt, als auch an Glätte der Spaltflächen bedeutend nach. Auch die discordante Schieferung ist nicht mchr durchgreifend und die Zerklüftung weniger regelmässig. Im frischesten Zustande besitzen die Schiefer taubenblaue Färbung, die aber unter der Einwirkung der Atmosphärilien 378 bald ausbleicht und in hellgraue, gelblich- und weisslichgraue Nüancen übergeht. Manchmal sind die Schieferflächen fett- glänzend, oder der Fetiglanz zieht sich auf einzelne dunkler gefärbte Flecke zusammen. In diesem Falle wird das Korn rauher und lässt feldspathartige Gemengtheile unterscheiden, das Gestein wird dickschieferiger und führt einzelne unregel- mässig: geformte Quarzkörner von Erbsen- bis Nussgrösse. Weiter trift, wie bei Schmiedebach, Solmsgrün ete., goldgelber Glimmer in das. Gemenge: ein, und es entsteht eine Mittelbil- dung zwischen Schiefer und Sandstein, welche ganz dem von Naumann beschriebenen Mikopsammit entspricht, endlich aber noch zahllose Kalkspathknötchen von Hirsekorngrösse auf- nimmt, so dass das Gestein nach Auswitterung des Kalkspaths vermöge der zurückgebliebenen eng an einander liegenden und oft mit Glimmer ausgekleideten Hohlräume ganz porös er- scheint. Eine ausgezeichnete Varietät, die „hinter dem Berge“ bei Lehesten, bei Schmiedebach und am Kulm vorkommt, ist voll- kommen homogen, von splitterigem Bruche‘ und hellgrauer, auf den Kluftlächen immer grünlicher Farbe und trägt auf den krummschaligen Schieferflächen einzelne oder in Gruppen vereinigte federförmige Reliefs, deren Grund mit rothgelbem Ocker ausgekleidet ist. In weit ‚bedeutenderer Mächtigkeit als die Schiefer sind die Oonglomerate entwickelt. Abgesehen von einer Varie- tät auf der Goldkuppe bei Lautenberg, die eine föormliche Breccie gelblich- und röthlichgrauer Quarzbrocken mit kiese- ligem Bindemittel darstellt, bestehen die-Conglomerate zuunterst aus einer verworren schieferigen Grundmasse, in welche Schie- fergeschiebe,, einzelne Quarzkörner, hier und da auch Kalk- spathkörner und Eisenkieskrystalle, endlich häufige Krystalle oder Krystalloide eines graulichweissen Feldspaths eingebettet sind. Je weiter aufwärts, desto mehr tritt die schieferige Grundmasse zuruck, und das frische Gestein, wie namenilich zwischen dem Krumbholzhammer und der Papiermühle bei Lehesten, nimmt eine der krystallinischen so nahestehende Textur an, dass dem unbewaffneten Auge die Unterscheidung von gewissen benachbarten Grünsteinen nur durch die mitvor- kommenden Petrefacten ermöglicht wird. Endlich verschwin- det: die Grundmasse ganz und das Gestein, dessen Feldspath- 379 korner in Kaolin umgewandelt sind, constituirt einen mehr oder minder feinkörnigen Sandstein, der hier und da, wie auf dem Wetzstein bei Lehesten und auf dem rothen Kreuz bei Spechtsbrunn,, durch Hinzutritt eines kieseligen Bindemittels in einen äusserst festen Quarzit übergeht. | Während die Schiefergeschiebe fast durchgängig in Ge- stalt von elliptischen Splittern, deren breite Flächen den Schicht- flächen parallel sind, auftreten, liegen sie z. B. bei Schmiede- bach in Form von erbsen- bis nussgrossen Körpern regellos, anderwärts, wie namentlich am Rabenhügel bei Laasen in Nuss- bis Faustgrösse höchst regelmässige, den Schichtflächen vollkommen parallele Lagen bildend, in der Grundmasse. Der Schiefer, dem diese Geschiebe angehören, ist äusserlich. weiss- grau, im Inneren taubenblau und ähnelt sehr den Schiefern, welche die Basis der ganzen Abtheilung bilden. Eine endguül- tige Entscheidung über die Herkunft dieser Geschiebe ist aber noch nicht möglich, da sich in denselben noch kein bestimm- bares Petrefact gefunden hat. Nur einige undeutliche Tenta- kuliten scheinen jenen der 'basalen Schiefer ident zu sein. Der meist von grauen Glimmerschüppchen umhüllte Feldspath, der besonders auch nach seinem Verhalten vor dem Löthrohre Orthoklas zu sein scheint, ist in manchen der tieferen Schich- ten so frisch, dass derselbe eher für eine ursprüngliche Bil- dung gehalten werden möchte als fur ein Ueberbleibsel aus einem zerstörten Gestein. In den oberen Schichten werden die Feldspathkörner immer kleiner und unregelmässiger und verwandeln sich in Kaolin von weisser, gelblicher (Hämmerer Hieb) und röthlicher Farbe, die an der Peripherie der Körner am intensivsten ist. Je nach dem Vorherrschen der Grundmasse oder nach der Beschaffenheit und dem Vorherrschen einzelner Gemengtheile ist die Färbung der Conglomerate eine sehr verschiedene, z. B. dunkel blaugrau bei Spechtsbrunn und am Verlorenen Wasser, graubraun und hechtgrau ‘bei Lehesten, röthlich an der Sattel- leite und am Eschenbach, gefleckt bei Marktpölitzete. Je gleich- mässiger die Gemengtheile nach Quantität und Dimensionen auftreten, desto gleichmässiger wird auch die gelblichgraue Färbung, die oft auf meilenweite Erstreckung ohne Abwechse- lung anhält. Bei geringer Härte besitzt das Gestein nament- lich da, wo die schieferige Grundmasse noch wahrnehmbar ist, 380 eine ganz ungewöhnliche Zähigkeit, die erst dann sich ver- liert, wenn der sandsteinartige Charakter deutlicher hervortritt. Das specifische Gewicht ist durchschnittlich = 2,572. Die Petrefacten, die sich zwar überall vorfinden, in grösserer Menge aber nur im mittleren Theile der Abtheilung, deren Gesteine weder zu grobes, noch zu feines Korn haben, sind meist schlecht erhalten und gestatten nicht immer eine sichere Bestimmung. Namentlich bestehen die Pflanzenreste meist nur aus Abdrücken, die nicht bloss in Folge der Zer- klüftung des Gesteins, sondern, wie es scheint, auch in Folge einer schon vor der Ablagerung geschehenen Zerkleinerung bloss als Fragmente erscheinen. Die Thierversteinerungen sind durchweg: Steinkerne, deren Schalenskulptur nur in den Ab- drucken sich erkennen lässt. Mit Sicherheit lassen sich die folgenden Formen namhaft machen. Pflanzen. Lepidodendron Sp. Aporoxylon primigenium ÜNGER. Thiere. Favosites cervicornis E. H. Stromatopora concentrica GOLDFUSS. Fenestrella subrectangularis SANDBERGER. Productus subaculeatus MURCH. Chonetes minuta KoNInck. Orthisina crenistria PHILLIPS. Spirigerina reticularis L. Retzia lepida GoLDF. Stringocephalus Burtini DEFRANCE. Terebratula cf. elongata SCHLOTHEIM. Tentaculites striatus RICHTER. — rugulosus RıcHT. Oypridina serratostriata SANDB. — calcarala RıcaT. —. taeniata RıcHT. — labyrinthica RıcHT. Beyrichia aurita RıcHT. Phacops liopygus RıcHT. 381 Ausserdem noch eine Anzahl neuer Korallen, Crinoideen, Brachiopoden und Peleeypoden nebst einem kleinen drei- bis sechsstrahligen Korper von zweifelhafter Natur, dessen Vor- kommen aber so allgemein verbreitet ist, dass derselbe als Leitfossil gebraucht werden kann. Wenn auf Grund der Petrefacten diese mittlere Abthei- lung als ein Aequivalent des Stringocephalenkalkes an- gesprochen werden darf (vgl. Leon#. und Brons, Jahrb. 1861. . 8.559), so möchte eine Parallelisirung der unteren Abtheilung unter Bezugnahme auf die ihr eigenen Orthoceratiten mit den Orthocerasschiefern nicht zu gewagt erscheinen. 8. Oberdevonische Formation. Die obere Abtheilung des devonischen Systems in Thu- ringen, die wesentlich aus den von SANDBERGER so benannten Cypridinenschiefern mit regelmässig eingebetteten Kalkkuoten (Kramenzel) und in Intervallen eingeschalteten Quarziten be- steht, hat in den vereinzelten Fällen, in denen eine relativ vollständige Entwickelung der Schichtenfolge der Beobachtung zugänglich ist, eine bedeutend grössere Wichtigkeit als die mittlere Abtheilung, indem sie z. B. am Bohlen bei Obernitz im Saalthale eine Mächtigkeit von wenigstens 350 Fuss er- reicht. Die geographische Verbreitung derselben läuft im Allge- meinen der Grenze des devonischen Systems zu den silurischen Bildungen Thüringens parallel, hat aber das Eigenthümliche, dass sie, abgesehen von der bedeutendsten Ablagerung ober- halb Saalfelds, überall eine nur sporadische, von Hämmern bis Spechtsbrunn und Lehesten vorzugsweise auf die Höhen, von Gräfenthal bis Saalfeld mehr auf die Thäler beschränkte ist. Damit wohl im Zusammenhange steht es, dass hier auch die Dislocationen häufiger sind als in der mittleren Abtheilung, indem vereinzelte Schollen der Cypridinenschiefer nicht bloss vielfach unmittelbar auf den ÖOrthoceras- oder Dachschiefern, sondern auch auf obersilurischer, wie bei Steinach, Spechts- brunn, Zopten, Weischwitz, Reschwitz, Saalfeld, und unter- silurischer Unterlage, wie bei Haselbach, Sommersdorf, Gebers- dorf, Gräfenthal, liegengeblieben sind. Eigenthumliche Reliefformen finden sich nur da, wo die Cypridinenschiefer mit einer gewissen Selbstständigkeit auf- 382 treten, wie oberhalb Saalfelds die prachtvollen Felsen von _ Fischersdorf und der Gositz, sowie jene des Bohlen bei Ober- nitz unserer Formation angehören. _ Auf dieser Strecke be- theiligt sich dieselbe.auch an der Bildung der zwei- bis drei- fach sich über einander erhebenden Uferterrassen des Saal- thales, die von Kaulsdorf beginnend, flussabwärts noch weithin verfolgt werden können. ' Wie schon erwähnt, sind die Hauptgesteine der Formation Cypridinenschiefer, denen in ungleichen und nach oben sich vergrössernden Intervallen Quarzitbänke eingeschaltet sind. Wo dieselben grössere Complexe bilden, geschieht das Strei- chen in h. 3 bis 4, während das Einfallen vermöge der star- ken Faltung der Schichten fortwährend zwischen nordwest- licher und sudöstlicher Richtung wechselt. Die kleineren Schollen, die durchgängig nur aus einem Theile der gesamm- ten Schichtenfolge und meist nur aus Cypridinenschiefern be- stehen, richten sich im Streichen und im Fallen nach den lo- calen Bedingungen, indem sie bald dem unmittelbar Liegenden concordant sind, bald, als ob Einstürze die bewirkende Ur- sache gewesen seien, sich an die Bergwände anlehnen. Sehr instructiv in dieser Beziehung sind die Verhältnisse am Kübel bei Rosenthal unweit Lautenberg, am Rebenhügel bei Kno- belsdorf, in der hinteren Gositz, Weischwitz gegenüber, an der Wand oberhalb Oberloquitz etc. Vollständige Profile bietet bloss die Umgebung von Saal- feld, und hier wird die auf Nereitenschichten ruhende Basis gebildet von einer nur wenige Fuss mächtigen Bank in dünnen Platten geschichteten und von Schieferlamellen durchzogenen körnigen Kalkes von weisser, gelblicher, röthlicher oder grau- licher Färbung. Darauf ruht eine eben nicht mächtigere Bank grauen eisenschüssigen und deshalb unter Einwirkung der At- mosphärilien sich röthenden Quarzits, welcher das Liegende eines weisslich- bis blaugrauen Schiefers abgiebt, der zuunterst: diekblätterig und mit zahllosen röthlichen Kalkspathkörnern von Mohnkorngrösse bis zu mikroskopischer Kleinheit erfullt ist, nach oben hin dünnblätterig und nach Auswitterung der Kalkspathkörnchen durch die zurückbleibenden Hohlräumchen ganz porös wird. Mit der nunmehr folgenden Quarzitbank be- ginnt eine mehr denn zwanzigfach sich wiederholende Wechsel- lagerung. von Quarzit und Cypridinenschiefer mit Kalkknoten, 383 welche bis zum obersten Gliede der Formation anhält und zwar so, dass die Mächtigkeit der Cypridinenschiefer jene der Quar- zitlager immer bei Weitem übertrifft. Die Quarzite sind unabhängig von dem kiefeken oder höheren Niveau, das sie innerhalb der Formation einnehmen, bald echte Quarzite mit kieseligem Bindemittel, von mittelfei- nem Korne und von dunkelgrauer Färbung, die jedoch in Folge reichlichen Eisengehalts überall, wo äussere Einflüsse wirken können, in röthlichgraue oder braunrothe Nüancen übergeht; bald nehmen sie den Charakter von Sandsteinen an, indem das Bindemittel der höchst feinen Quarzkörnchen, die von reichlichen, aber äusserst kleinen silberweissen Glimmerschupp- chen begleitet sind, thonig und zugleich eisenschüssig wird, weshalb die dunkel, manchmal ganz schwarz gefärbten Varie- täten über Tage gern rothe Farben, ;selbst moirirte Zeichnun- gen beobachten lassen. Ganz besonders ist dies der Fall in zwei Bänken des Profils, von denen die eine (die neunte von unten nach oben) nur in ihrem Tiefsten sandsteinartig ist, während im mittleren Theile die Quarzkörnchen zu länglichen Knoten und Wülsten sich vereinigen und endlich ganz verschwinden, so dass zu- oberst reine Schiefer, die mit der übrigen Bank nur noch die schwarzgraue Färbung gemein haben, zum Vorschein kommen. Das Gestein der anderen (dreizehnten) meist durch eine Zwischenschicht von Cypridinenschiefern gespaltenen Bank ist tiefschwarz, wird allmälig roth und endlich weissgrau und ist so reich an Eisenalaun, dessen buntfarbige Ausblühungen unter dem Namen der Bergbutter bekannt sind, dass früher mehrere Alaunwerke darauf betrieben worden sind. In dieser Bank, die sich durch ihren Reichthum an Pflanzenresten auszeichnet, herrscht das thonige Bindemittel so vor, dass die Textur eben- so discordant ist wie jene der Schiefer, während wenigstens ein Theil des ursprünglichen Kieselerdegehaltes sich zu kuge- ligen oder auch unregelmässig rundlichen Coagulationen zusam- mengezogen hat, die oft auch die durch dieselbe Substanz pe- trifieirten Pflanzenreste umhüllen. Neben Eisengehalt haben diese Coagulationen von Härte = 6,5 und spec. Gew. — 2,866 auch Kalkgehalt, wie aus der hechtgrauen Färbung sich er- giebt, die sie unter Einwirkung von Säuren annehmen. Frisch zeigen sie vollkommen ebenen Bruch, bei eindringender Ver- 384 witterung erscheinen sie aus concentrischen Schalen zusammen- gesetzt und wandeln sich endlich in Eisenocker oder (secundär) in körnigen Kalk um. . Auch sonst kommen in den Sandsteinen rundliche und linsenförmige Schwielen bis zu 1 Fuss Durchmesser vor, die sich jedoch höchstens durch etwas dunklere Färbung von dem übrigen Gestein unterscheiden. Endlich kommen, wie schon in der mittleren Abtheilung, so auch hier nicht selten kugelige Knötchen vou Rotheisenstein vor, deren nach der Auswitte- rung auf den Schichtflächen zurückbleibende Spuren in keiner Weise von den sogenannten fossilen Regentropfen (vgl. Bronn im Jahrb. 1857 S. 407) sich unterscheiden lassen. Die Cypridinenschiefer sind sehr homogen und füh- ren, wie die Quarzite, manchmal Pyritwürfel. Hier und da werden sie von Quarz- und Kalkspathtrümern durchsetzt. Die Farbe ist im frischen Zustande überwiegend graugrün, wird aber unter dem Einflusse der Atmosphärilien röthlich (daher die frühere Bezeichnung „rothe Grauwacke“). Doch kommen auch im frischen Zustande graue, wie am Hirtenrangen bei Steinach (als Wetzschiefer, Härte = 2,5, verwendet), selbst tiefschwarze Färbungen, wie bei Arnsbach im Loquitzgrunde, vor. Die fast durchgängig mit der Schichtung einen Winkel von 45° besehreibende Schieferung geht bis in’s Dünnblätte- rige, und nur ausnahmsweise kommen stärkere Tafeln vor. In einzelnen Fällen tritt auch noch eine unregelmässig pris- matische Absonderung hinzu. Die Schichtung würde, auch wenn sie nicht an sich vollkommen deutlich .wäre, doch über- all an den regelmässig eingebetteten Kalkknoten erkannt wer- den können. Zwischen den einzelnen Schieferbänken liegen nicht selten Platten eines weissen oder von Eisen gerötheten Kalkspaths, der theils individualisirt und nach den Flächen der Kernform vollkommen spaltbar ist, bald einen ausgezeich- neten Nagelkalk darstellt. Statt des Kalkspaths erscheint manchmal stängeliger Quarz von hechtgrauer Farbe. Die in den Schiefern eingebetteten Kalkknoten, in welche manchmal etwas Pyrit eingesprengt ist, bestehen im frischen Zustande aus einem blaugrauen bis lichtgrauen Kalke von muscheligem .Bruche, der vermöge seines Eisengehalts durch äussere Einwirkung leicht, leichter noch als die um- hüllenden Schiefer, eine rothe Färbung annimmt. Manchmal 385 von Fussgrösse, sind sie doch meist von geringen Dimensio- nen, am kleinsten, wo sie am dichtesten liegen, und in einer und derselben Schicht gewöhnlich von gleicher Grösse. Der Form nach sind sie alle abgeplattet und im unteren Theile der oft nur wenige Centimeter dicken Schichten abgelagert, so dass sie'entweder regelmässige Knotenreihen oder, wenn aus- gewittert, regelmässige Reihen von Vertiefungen am Ausgehen- den bilden. An einem Theile des Bohlen bei Obernitz, wo die Schichtenköpfe der Oypridinenschiefer von Zechsteindolo- mit überlagert werden, sind die Schiefer entfärbt und die Kalk- knoten zugleich gänzlich dolomitisirt, so dass an diesem Punkte vollständig in Dolomit umgewandelte Clymenien und Gonia- titen aufgenommen werden können. | Was die Abstammung dieser Kalkknoten anlangt, so er- freut sich die Annahme, dass dieselbeu Concretionen seien, des allgemeinsten Beifalls. Wollte man hiergegen das oben beschriebene Verhalten der Kalkconcretionen in den obersilu- rischen Tentakulitenschichten geltend machen, so bieten doch die kugeligen Coagulationen in den unterdevonischen Dach- schiefern und jene in der Pflanzenbank unserer Formation, die sich völlig glatt aus dem Muttergestein auslösen lassen, zwei vollständig analoge Beispiele dafür, dass überhaupt Concretio- nen sich so glatt aus dem umhuüllenden Gestein lösen wie die Kalkknoten aus den Cypridinenschiefern. Das Vorkommen von Schicht zu Schicht regelmässig abgelagerter Schieferge- schiebe in der mittleren Abtheilung des devonischen Systems macht keineswegs die Wiederholung desselben Phänomens in der oberen Abtheilung zu einer Nothwendigkeit, und der Um- stand, dass manche Schiefer mit Säuren brausen, scheint auf einen Kalkgehalt hinzudeuten, der nach Umständen sich wohl auch zu Coneretionen zusammenziehen konnte. Aber in diesem letzteren Falle genügt schon der erste Blick mit bewafinetem Auge zu der Erkenntniss, dass nur die Kalkspathkerne der zahllos im Schiefer liegenden Cypridinen das Brausen verursachen, während die Schiefermasse sich ganz indifferent verhält. Endlich lässt es sich mit der vorangestell- ten Annahme nicht füglich vereinigen, dass zuvörderst die Kalk- spathtrümchen, welche oft die Kalkknoten durchsetzen, so we- nig in die Schiefer eindringen als die discordante Schieferung -in die Kalkknoten; dass die Petrefacten nur soweit sie vom Zeits.d.D.geol. Ges. XXI. 2. 25 386 Kalke der Knoten umgeben werden, auch die Schale besitzen, dagegen in allen den Theilen, die vom Schiefer umhullt wer- den, nur Steinkerne und zwar oft sehr schlecht erhaltene dar- stellen und nur als solche Abdrücke im Schiefer hinterlassen; dass nicht. selten ganz isolirte und abgeriebene Wohnkammer- kerne von Cephalopodenschalen im Schiefer liegen, zerbrochene Petrefacten durch Schiefer wieder verkittet sind und das Innere vieler Clymenien und Goniatiten nach Auswitterung des Kalk- spatbhs, welcher ursprünglich die innersten Umgänge petrifieirt hatte, mit Schiefer gefüllt ist; zuletzt, dass die Petrefacten des Schiefers vollständig und ausnahmslos von jenen der Kalkknoten verschieden sind. Da die letzteren dem Orthoceratiten- und Olymenienkalke angehören, so wurde die Annahme, dass die Kalkknoten als Geschiebe aus zerstörten Orthoceratiten- und Clymenienkalk- lagern, wie solche im weiten Bogen von Schleiz bis Hof und von da bis Geiser um den Frankenwald sich herumlegen, an ihre heutigen Fundorte geführt worden seien, doch noch nicht gänzlich von der Hand gewiesen werden dürfen. Hiernach sondern sich die Petrefacten der Formation ganz von selbst in die der Kalkgeschiebe und jene der Cypridinen- schiefer mit Einschluss der untergeordneten Quarzite. Wird nach dem Vorgange des Grafen zu Münster die Unterschei- dung der Orthoceratitenkalke von den Clymenienkalken auf- recht gehalten, so trennen sich die Einwanderer der Kalkge- schiebe wieder in Abkömmlinge jener und dieser. Die auto- chthonen Fossilreste scheiden sich ebenfalls in zwei Gruppen, indem die Quarzite und Sandsteine neben den ihrer Stellung . nach noch zweifelhaften Nereitoiden und einigen wenigen Thier- resten ausschliesslich Pflanzenreste, die Schiefer ausschliess- lich Thierreste beherbergen, wie sich aus nachfolgender Zu- sammenstellung ergeben wird (vgl. Rıchter, Beitr. z. Paläonto- logie des Thür. Waldes. 1848, und RicHTer u. UnGER, Beitr. zur Paläontologie des Thür. Waldes. 1856. 387 Pflanzen. Haplocalamus thuringiacus. ÜNGER. Kalymma grandis Une. — striata Une. Calamopteris debilis Une. Calamosyrinz devonica Unc. Calamopitys Saturni Une. Asterophyllites coronata Une. Cyclopteris trifoliata Une. — thuringiaca Une. — dissecta GoEPP.? — Kichteri Une. .Dactylopteris remota Une. Sphenopteris refracta GoEPpP.? — devonica Un. — petiolata GoEPpPp.? — imbricata GoRPP.? Clepsydropsis antiqua Une. — robusta Une. ..— composita Una. Sparganum maximum Une. — minus Une. — giganteum Une. — aneimioides Une. Megalorhaehis elliptica Un. Stephanida gracilis Une. — ' duplicata Une. Periastron reticulatum Une. Syncardia pusilla Une. Pterodictyum annulatum Une. Hierogramma mysticum Une. Mesoneuron lygodioides Une. — tripos Une. Rhachiopterideae dubiae 11 Species. Stigmaria annularis Une. — ficoides STERNBERG ? Aphyllum paradoxum Uxe.*) Kalk- Cliyme- | nienkalk Orthoce- raskalk Cypridinen- as & un <) =$ © > &® *) Nach späterer brieflicher Mittheilung des Autors ein Moos 25” schiefer. Pflanzen- sandstein Fe a ea 2. 388 Lepidodendron nothum Une. — Richteri Une. Arctopodium insigne Une. — radiatum Une. Lycopodites pinastroides Un. Oladoxylon mirabile Une. — centrale Une. — dubium Une. Schizoxylon taeniatum Une. Noeggerathia graminifolia Une. . Aporoxylon primigenium Une. 50 noch unbeschriebene Pflanzenarten. “ Incertae sedis. Eupodiscus Ungeri RICHTER. Nereitoiden. Thiere. Oyathopkyllum helianthoides GoLDF. Amplexus inflexus LuDwic. — pauciradiatus Lupw. Zaphrentis numismalis Lupw. CUyathazonia Richteri Lupw. Oladocora Goldfussi Gin. — sp. Liodendrocyathus tubaeformis Lupw. Calamopora fibrosa GOLDF. Cyathocrinus dubius Münst. — Sp. Actinocrinus tenuistriatus RoEM. — striatus Münst. Poteriocrinus mespiliformis RıcHT. "— impressus RICHT. Retepora Jlustriformis MART. Lingula sp. Producetus Murchisonianus KONINCK. Chonetes nana VERN. Leptaena convoluta PHILL. Orthis interlineata Sow. — spec. Rhynchonella sp. Orthoce- raskalk Clyme-. nienkalk! | Cypridinen- 72) 2 [e) = Io og” ı & schiefer. | an bee EEE HH | | Pflanzen- sandstein. 389 Spirigera concentrica Br. — silieula RıcHT. ‘ Spirifer heteroclytus DErr. — bifidus RoEn. Terebratula lingularis MUNST. — _ subcurvata MÜNST. — . obovata MünsT. (non Sow.) — rotunda MüssT. — _rotundata MUüNST. Pecten alternatus PHıLL. Posidonomya tuberculata Sow. — _intercostalis RıcHT. — .manipularis RiCHT. — _inversa GOLDF. — _ venusta Müuxst. (die echte) Tnoceramus obovatus MUNST. — trigonus MUNST. Avicula gibbosa RıcHT. — leptotus Rıchar. Cardium problematicum Münsrt. Cardinia Goldfussiana Kon. Cardiomorpha tellinaria GOLDF. Sanguinolaria aequalis RICHT. — .elliptica PHıLL. — sulcata MünsTt. - Chiton Sp. Acmaea depressa RıcHr. Macrochilus ef. imbricatus GOLDF. Melania limnaearis MUÜNST. Turbo _caelatus GOLDF. Porcellia retrorsa MÜNST. Bellerophon striatus GOLDF. Tentaculites typus Richt. — tuba Riıcar. — . ‚striatus RICHT. Conularia Sp. Goniatites retrorsus BUCH. — linearis MünsTt. — subbilobatus Musst. — Bronni Musst. Orthoce- raskalk Clyme- nienkalk Cypridinen- R © R f || HH Hr | | I IH I IT | | II | Imre III TAT] schiefer. ne Pflanzen- sandstein 390. Goniatites Münsteri Buch. — sphaeroides RıcHT. — trullatus RıcHr. — intumescens BEYRICH.*) -— Sp. Clymenia angusteseptata MUnSsT. — flexuosa MünsT. — spinosa MüÜnSsT. — binodosa Münsrt. — laevigata Münsr. — undulata Musst. — striata MUNRT. — bilobata Münsr. — speciosa Münsr. — subarmata Müssrt. — intermedia Müssrt. — Haueri Münst.**) — adversa RıcHr. — sinuata Richt. — obesa Richt. — laevis RıcHr. Phragmoceras subfusiforme Münsrt. — subpyriforme MunsT. ÖOrthoceras ellipticum MUnsT. — speciosum MUnsT. — acuarium Münst. — regulare SCHLOTH. — remotum Richt. — dimidiatum Müsst. — mazimum Münsrt. — conoideum MUüssT. — subfleeuosum MUNST. — gregarium Musst. (non Sow.) Cypridina serratostriata SANDB. — .calcarata RıcHt. — taeniata Richt. erg *) Vgl. Leonu. Br. Jahrb. 1862, S. 284. 1864, **) Vgl. Gumser, Clymenien des Fichtelgebirges. **) Vgl. Jahrb. 1864, S. 612. - er {=>} [ji ZEIHEIERA - un In u- erZ oo "al 2155|I8% s2lo:# a 25 —a3lE58 Kak- Sal 3 geschiebe. > mm Le 11111111j1ghüggjipirirritk ht mt -;];—, ty zz 1 [1 — S. 612. 391 Orthoce raskalk on gyrata RıcHr. Ava n. sp. — Barrandei n. sp. — villosan. sp. — Sandbergeri n. sp. „ — tenella n. sp. — digitalis n. sp. — Jlabyrinthica n. sp. Oytherina hemisphaerica Richt. — striatula Rıcur. Beyrichia dorsalis n. sp. — nitidula n. sp. — aurita n. SP. Proetus Münsteri Rıcut. (Calymene margi- nata MUünsT.)' — (Calymene) furcatus Münsrt. — — tenellus Rıchr. — (Otarion) elegans Münsrt. Phacops cryptophthalmus EMmMRr. — ‚macrocephalus Richt. -- mastophthalmus RıcHr. — (Calymene) granulatus Münst. Dalmania punctata STEININGER. Gitocrangon granulata RıcHT. Zweifelhafte Fischreste. Knochenfragmente mit langzelligem Gewebe (Saurier?) nienkalk Cypridinen- | schiefer. Pflanzen- sandstein +|+| +++ | | ++ +++ | | +++ +4 | | [ee Unter den Gesteinen dieser Formation finden die Quar- zite Verwendung beim Strassenbau; die schwarze Pflanzen- schicht ist lange auf Alaun benutzt worden; auch ist ein Ver- such gemacht worden, dieselbe als Wetzstein zu verwerthen. Geschätzte Wetzsteine werden jetzt aus den an Kalkgeschieben armen Cypridinenschiefern am Hirtenrangen bei Steinach ge- wonnen, hauptsächlich aber dienen die Oypridinenschiefer als sogenannte Platten den verschiedensten baulichen Zwecken und geben geschliffen ein ausgezeichnetes Material zu Boden- belegungen, Tischplatten und Säulen. 392 IV. Krystallinische Massengesteine. Soweit die bisherige Erforschung reicht, treten in unserem Gebiete nirgends in jüngeren Formationen, sondern nur inner- halb des Verbreitungsbezirks der Schiefergesteine krystallinische Massengesteine auf, und zwar überall nur in so geringen Di- mensionen, dass sehr viele Angaben der Karte grösser aus- fallen müssen, als eigentlich der Maassstab derselben es ge- | stattet. Sollen dieselben nach ihrem relativen Alter unter Zu- grundelegung des Axioms, dass das durchsetzende Gestein jünger ist als das durchsetzte, geordnet werden, so müssen die Porphyrite, welche wenigstens in den Umgebungen von Imenau von allen übrigen krystallinischen Massengesteinen, die im Gebiete auftreten, durchsetzt werden, als. die ältesten gelten. Darauf folgen die granitischen Gesteine, welehe wieder von den Quarzporphyren und den Grünsteinen durchsetzt werden. Z | 1. Porphyrite. Die Hauptmasse der Porphyrite, die sich aus den Um- gebungen von Ilmenau bis Masserberg einerseits und Teller- hammer und Lichtenau andererseits verbreitet, liegt nicht inner- .halb des Schiefergebirges, sondern bildet den nordwestlichen Wall, der hier wie im Südosten die krystallinischen Massen- gesteine des Frankenwaldes und des Fichtelgebirges, der wei- teren Herrschaft der Schiefergesteine eine Grenze gesetzt; hat. Aus diesem Grunde dürfte ein weiteres Eingehen auf die- selben und die sie durchsetzenden anderweiten Gesteine weniger am Orte sein, vielmehr muss deshalb auf die treffliche „Geo- gnostische Skizze der Umgegend von Ilmenau‘ von K.v. Fritsch (Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges., XI., S. 97 fi.) verwiesen und nur noch hinzugefügt werden, dass von der Sudgrenzeider jener Skizze beigegebenen Karte bis zu den oben bezeichneten Punkten die Porphyrite, welche eine schmale Zunge von Schiefergesteinen umschliessen, überwiegend den von. v. FrıTscH unter, den Benennungen „Feldspathporphyrit‘* ‚und „‚Glimmer- porphyrit‘‘ beschriebenen Varietäten angehören. ‘ Es sind die- selben, die im Nachfolgenden unter Porphyrit überhaupt ver- standen werden, 393 Vermöge der eng begrenzten Dimensionen der einzelnen Porphyritvorkommen innerhalb der Grenzen des Schieferge- bietes lassen . dieselben kaum irgendwo ‚ausgezeichnete Relief- formen hervortreten. “ Nur der Kiesslerstein bei Oelze. im Schwarzathale bildet ‘eine gegen 50’ hohe, mit Buchen und Fichten bestandene Kuppe, die malerisch aus der steilen Berg- wand herausspringt. Die senkrechte Porphyritwand am ‚rechten Gehänge des Heinersbachthales bei. Weischwitz.. wird fast ganz von hohem Baumwuchse verdeckt. a. Feldspathporphyrit. Wahrer Feldspathporphyrit im Sinne Naumann’s erscheint nur bei Theuern (das obere der beiden eingetragenen Porphy- ritvorkommen), an der Kohlleite bei Neuendorf, bei Saargrund, in Steinhaide (jetzt überbaut), auf der Ausspanne am. Renn- steig westlich von Langenbach, im Tannengrund zwischen Unter- neubrunn und Untergabel und an der Mühle bei Katzhütte; ferner bei Rohrbach, Wickersdorf und Saalfeld (Gernsdorf, Eichhölzchen und Fuss der hinteren Gartenkuppe). Das Gestein besteht aus einer harten (Härte = 6,5) fel- sitischen Grundmasse von licht fleischrother oder weisslicher Farbe und enthält bloss Feldspathkrystalle, von denen die Orthoklase Karlsbader Zwillinge, in der ersten der oben nach ‘den Fundorten unterschiedenen Gruppen bis zu einem Centi- meter Grösse, während ein zweiter, aber durchgängig kaolini- sirter Feldspath in weit kleineren und anscheinend einfachen Krystallen erscheint. Nicht selten finden sich Punkte von rothem Eisenoxyd, und mit ebendemselben sind auch die Hohl- räume ausgewitterter Feldspathkrystalle ausgekleidet. In den Porphyriten der zweiten Gruppe sind sämmtliche Feldspath- einschlüsse klein und sehr klein. Das ganz weisse Gestein von Rohrbach hat nicht selten (secundäre?) hornsteinartige Streifen, die jedoch an ihren Rändern mit der übrigen Grund- masse verfliessen. Einschlüsse von Schieferfragmenten kommen besonders bei Wickersdorf vor. b. Porpbyrite I. eu, °) Am rechten Gehänge des oberen Schwarzathales zwischen Scheibe und Langenbach steht ein Porphyrit an, der.in Bezug *%) Vgl. Pautx im N. Jahrb., 1863, S. 257 ff. und 418 fi, 394 i auf Grundmasse und Feldspatheinschlüsse völlig mit der soeben beschriebenen Varietät übereinstimmt, aber durch Aufnahme vereinzelter Tafeln und Säulchen schwarzbraunen Magnesia- glimmers den Uebergang zu derjenigen Varietät bildet, welche v. Fritsch Feldspathporphyrit nennt. Diese Abänderung, die einstweilen nur als Porphyrit überhaupt bezeichnet werden mag, hat im frischesten Zustande eine einfarbig braunrothe, nur dem bewaffneten Auge höchst feinkörnig erscheinende Grundmasse, die bei beginnender Alterirung röthlichgrau, vio- let, bläulichgrau und endlich gelblichweiss wird. Die häufig- ‚sten Krystalleinschlüsse sind Orthoklas von weissen, grauen, röthlichen und bräunlichen Färbungen in meist einfachen Kry- stallen. Nur die grösseren sind meist Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetz. Minder häufig ist Oligoklas (?), der durch Färbung, geringeren Glanz und leichtere Verwitterbarkeit sich unterscheidet. Dunkelbrauner Magnesiaglimmer in kürzeren oder längeren Prismen mit meist symmetrisch- sechsseitiger Basis ist in grosser Jläufigkeit vorhanden. Ausserdem finden sich überall eingestreut unregelmässige Flecke eines schwarz- grünen, mit dem Messer ritzbaren und mit mikroskopischen Glimmertäfelchen gemengten Minerals. Zu den seltensten Einschlüssen gehören Dihexaöder von Quarz, die bisher nur in dem dunkelvioletten, durch weissen Oligoklas und goldgelben, nach dem Streichen der Durchbruchs- spalte geordneten Glimmer ausgezeichneten Gestein von Schwarz- burg und vom Oberberg bei Untervirbach beobachtet worden sind.‘ Rundliche Körner von Glasquarz erscheinen wohl als secundäre Einschlüsse und höchst selten, wie am Vitsberge unterhalb Breitenbach, wo die röthliche Grundmasse grünen Orthoklas und grünen Glimmer umschliesst. Pyrit, Eisenglanz und schwarze Körnchen, die vielleicht Magneteisen sind, kom- men hier und da vor. Bei der Verwitterung bleicht sich die Farbe der Grund- masse, wie die der Einschlusse, in eine gleichmässig gelblich- weisse Nuance aus, die nur durch Flecken von gelbem Eisen- oxydhydrat, die an die Stelle zersetzter Glimmertafeln und Feldspathkrystalle getreten sind, unterbrochen wird. Oft wird auch durch völlige Auswitterung der Einschlüsse das Gestein porös. Zugleich geht die massige Structur des Gesteins bald aus dem Dickplattigen in das Dünnplattige über, wie auf den 395 Rädern ‚bei Saalfeld, wo Platten von einem Millimeter Dicke vorkommen, bald wird dieselbe kleinkluftig, wie im Liegenden des Porphyrits bei Schwarzburg und am Kiesslerstein, wo die Porphyritfragmente mit Quarzporphyr- und Schieferbrocken zu einem Trümmergestein zusammengebacken sind, das theils ein breccien-, theils ein conglomeratartiges Ansehen hat und genau genommen zum Rothliegenden gehören dürfte. Fremde Einschlüsse finden sich vielfach, wie bei Brauns- dorf Fragmente von cambrischen Schiefern, bei Wittgendorf Trümmer von obersilurischem Kieselschiefer, am Steiger bei Saalfeld und bei Weischwitz Bruchstücke devonischer Schiefer und Quarzite. r In der beschriebenen Weise tritt dieser Porphyrit auf bei Oberneubrunn,, Breitenbach, am Kiesslerstein, bei Goldsthal, an beiden Wänden des oberen Schwarzathals von Langenbach bis Scheibe, bei Theuern (das südlichere Vorkommen), bei Wittgendorf, Burkersdorf, Schwarzburg, Untervirbach, auf den „Rädern und auf dem Steiger bei Saalfeld, bei Weischwitz, Lautenberg und Rosenthal. Bei Fischersdorf werden die devonischen Schichten von einem Porphyrit durchsetzt, der zwar nirgends mehr frisch ist und wohl deshalb fast körnig erscheint, aber doch noch er- kennen lässt, dass in einer röthlichgrauen Grundmasse zweier- lei Feldspathe, sehr kleine kaolinisirte weisse Krystalle und bis ein Centimenter grosse, fleischröthliche und bei der Zer- setzung grüne Färbung annehmende Orthoklaskrystalle nebst häufigen, aber sehr kleinen und unregelmässig geformten Schüpp- chen zersetzten Glimmers liegen. Unter dem Mikroskop .er- kennt man Querschnitte von trigonalen Prismen mit abge- stumpften Seitenkanten und zugleich unzählige funkelnde Eisen- glanzflitterchen, wie denn auch Eisenglanztrumchen das ganze Gestein durchschwärmen. Bi c. Hornblende- und Glimmerporphyrit.*) Ganz besondere Aufmerksamkeit verdient der Hornblende- porphyrit sowohl wegen seiner äusserlichen Aehnlichkeit mit . dem typischen Melaphyr vom Schneidmüllerskopf bei Kammer- AND Prbby; a2 N 0: 396 berg‘, als auch wegen der‘ mieckiidigen Umwandlungen, die. derselbe erfahren hat. Sehon die Art und Weise, wie derselbe nchalnch Rene bar und durch keine Zwischenmittel geschieden, z. B. auf der Ausspanne neben Feldspathporphyrit, auf dem Hennberge bei Weitisberge neben Granit, bei Obstfelder Schmiede im Schwarza- thal neben Grünstein zu Tage ausgeht, ist ganz eigenthümlich. Ausserdem kommt derselbe noch vor am rechten Gehänge des Schwarzathals dicht oberhalb Langenbach, bei Wittgendorf a (das westlichste der dort angegebenen Porphyritvorkommen), bei Gernsdorf unweit Saalfeld, bei'Knobelsdorf, Laasen, Schader- thal, Reichenbach, Hirzbach, Schweinbach, Rosenthal, zwischen Schreidershammer (Falkenstein) und Lichtentanne bei Schmiede- bach, im Thale. der kleinen Sormitz (Schauwiese, Rod ete.), bei Weitisberge, am Hennberg und bei Heberndorf. Vollkommen frisches Gestein ist nur im. Gratelthale bei Wittgendorf, bei Knobelsdorf am Schnurrenstein,' bei Hirzback und im Rod bei der Lichtentanner Mühle aufgeschlossen. Am letztgenannten Punkte erscheint es bläulich schwarzgrau, an den übrigen Lokalitäten fast schwarz, wie der Melaphyr des Schneidmüllerkopfes, mit. dem es noch grössere Aehnlichkeit durch die glänzenden Flächen der eingeschlossenen, Feldspath- krystalle gewinnt. Aber während die Grundmasse des Mela- phyrs ganz aus meist parallel gelagerten vierseitigen Säulchen mit eingestreuten Körnern besteht, die bei durchfallendem di- recten Sonnenlichte pellucid grün gefärbt sind*), zeigt die Grundmasse des schwarzen Hornblendeporphyrits, die im Dunnschliffe eine röthliche Färbung gewinnt, unter dem Mikro- skope derben, von Bläschen erfüllten, wasserhellen oder, wenn mehrere Lamellen auf einander liegen, gelbgrünen Feldspath, in welchem kleinste Feldspath- und Hornblendekrystalle nebst noch kleineren Magnesiaglimmertafeln liegen, und. zugleich schwarzrothe undurchsichtige Körnchen von unregelmässiger Form, die in noch weit grösserer Menge, als im Melaphyr, sowohl dem derben Feldspath, als auch den Krystallen 'einge- streut sind und ohne Zweifel die erste Ursache fur die dun- *) Wenn diese Textur für specifisch gehalten werden muss, so findet sich in unserem ganzen Schiefergebiete kein Melapbyr. Auch das schwarze Gestein des Trusenthals gehört in diesem Falle nicht dazu. 397 kele Färbung des Gesteins sind. In diesem Teige liegen grössere Krystalle von weissem oder fleischrothen Orthoklas, von weissgrauem Oligoklas und schwarzgrauer Hornblende, die aber manchmal auch in unregelmässig begrenzten grünen Flecken auftritt, ‘Grössere Glimmertafeln erscheinen nur erst einzeln, ebenso seltene Quarzkörner und Pyritpunkte. Einmal ist ein völlig «ylindrisch erscheinender Krystall (?) von der weingelben Farbe des Baryts gefunden worden. Sofort mit beginnender Einwirkung der Atmosphärilien lassen sich die Glimmertäfelchen der Grundmasse schon mit der einfachen Lupe erkennen. Je nach dem Uebergewichte der Grundmasse oder der Einschlüsse bilden sich verschiedene Varietäten aus. Im ersteren Falle bleibt die Färbung des Ge- steins dunkel, aber der Glimmer gewinnt immer grössere Herr- schaft und erfüllt endlich das Gestein gänzlich mit seinen tom- bakbraunen Blättern, die meist nach der Streichungsrichtung der Durchbruchsspalte geordnet sind. Es entsteht so der aus- geprägteste Glimmerporphyrit, der neben dem Alles er- . füllenden Glimmer nur hier und da noch einzelne Feldspath- krystalle oder auch Kalkspathmandeln erkennen lässt. Zuletzt wird das Gestein ganz zerreiblich. Als besondere Varietät erscheint der Poiphyeit; vom Felde Zufrieden-Glück bei Reichenbach mit graublauer Grundmasse und rosenrothem Glimmer neben den gewöhnlichen Feldspath- einschlüssen. Ueberwiegen die Einschlusse, so nimmt das Gestein eine licht fleischrothe Färbung an und constituirt so die schönen rothen Porphyrite mit schwarzen Hornblendeprismen, die am rechten Gehänge des Steinbachgrundes zwischen Falkenstein und Lich- tentanne zu Tage ausgehen und in Trümmern auch noch bei Probstzelle vorkommen. Auch bei Schmiedebach findet sich ein Köpfchen dieses Gesteins. Allein die Umwandlung geht noch weiter, indem endlich Hornblende und Glimmer gänzlich verschwinden und nur noch, wie im Gratelthale, derber rother Feldspath mit ausgewitterten Hohlräumen, die auf Orthoklaszwillinge schliessen lassen, übrigbleibt, oder in dem rothen Orthoklas neben einzelnen Oligoklaskrystallen rundliche oder unregelmässig eckige bis erbsengrosse Körner von Glasquarz in reichlicher Menge sich ausgebildet haben und in dieser Weise ein dem Aplit voll- 398 kommen entsprechendes Gemenge entsteht. So bei Knobels- dorf und namentlich bei Hirzbach, wo die ganze Varietäten- reihe vom Aplit in den rothen, dann in den schwarzen Horn- blendeporphyrit, weiter in den Glimmerporphyrit‘ von solcher Frische, dass das Gestein unter dem Hammer klingt, durch alle Abstufungen der Zersetzung bis zu gelblichgrauer Färbung, bis zur sphäroidischen Absonderung und endlich zum gänz- lichen Zerfallen verfolgt werden kann. Die Structur des Hornblendeporphyrits wie des Glimmer- porphyrits ist durchgängig eine massige und wird nur in den letzten Stadien der Verwitterung manchmal eine dickplattige oder vermöge der parallelen Anordnung des Glimmers selbst blätterige. Im Rod, wo das Gestein von Quarzporphyr durch- setzt wird, verbindet sich mit der massigen Structur eine im Grossen geschichtete. Zuunterst liegt ein Massiv von Glim- merporphyrit, darauf eine zwischen 5 und 15’ mächtige Bank eines fast dicht erscheinenden Hornblendeporphyrits mit zahl- reichen grossen und kleinen Blasenräumen, neben welchen an- sehnliche Quarzausscheidungen auftreten, darauf folgt 10 bis 12’ mächtig normaler, hierauf 2’ mächtig anscheinend dichter, abermals 10 bis 12’ mächtig normaler und wiederum 2’ mäch- tig anscheinend dichter Hornblendeporphyrit, welcher von unter- devonischen, ‚hier besonders kleinklüftigen und dunkelgefärbten Schiefern bedeckt sind. Der Erwähnung werth dürfte ein Vorkommen auf dem Sachsenhäuser Gang, bei Gernsdorf sein. -Das massige und ganz ausserordentlich zähe Gestein von schwarzbrauner Farbe stimmt in Bezug auf das Gemenge der Grundmasse vollkommen mit dem normalen Hornblendeporphyrit überein, indem es ebenso aus Feldspath mit eingestreuten Körnchen , mikrosko- pischen Glimmertäfelchen und Hornblendenädelchen besteht, allein nirgends erscheinen grössere Krystalleinschlusse, und auch der Glimmer, tritt nirgends augenfällig hervor; dagegen ist das ganze Gestein von zahllosen mohnkorn- bis erbsengrossen und von Glimmerschüppchen umhullten Kugeln eines weissen oder röthlichen Feldspaths erfüllt, der manchmal Zwillings- streifung erkennen lässt oder bei seiner Verwitterung in den Hohlräumen oft Ocker zurucklässt. Bei der Zersetzung wird das Gestein endlich fast weiss, von Glimmer bleibt nicht die geringste Spur, aber noch oder wieder ist es von Kugeln er- . 399 füllt, die von jenen des frischen Gesteins durch raube Ober- fläche sich unterscheiden, aber wieder aus einem (secundären ?) frischen weissen oder graulichen Feldspathe bestehen. 2. Granitische Gesteine. Zu den granitischen Gesteinen mag zuvörderst das von v. Fritsch a. a. OÖ. als körniger Porphyrit beschriebene Ge- stein gestellt werden. Es ist wenig verbreitet und erscheint ' nur im Gebiete der azoischen Schiefer am Grossen Dreiherrn- stein unweit Allzunah, an der Wohlrosequelle nördlich von ‚Neustadt am Rennsteig, dicht unterhalb Untergabel, ferner an der Eselsheide nördlich von Unterneubrunn und bei Giesshubel. Die Hauptmasse des Gesteins besteht aus grobkörnigem, licht bis dunkel fleischrothen Orthoklas mit grösseren ebenfalls rothen Orthoklas- und gelblichgrauen Oligoklaskrystallen, häufiger Hornblende, etwas grünem Glimmer und wenigen bald eckigen, bald rundlichen Quarzkörnern. Bei Untergabel ist das Gestein vielfach von Flussspathtrümern durchsehwärmt, und auf Klüften finden sich auch schön grüne Flussspathhexaöder. a. Granit. Echter Granit nach G. Rose, aus weissem Orthoklas, wenig grauem Oligoklas, reichlichem Quarz und noch reichlicherem dunkelfarbigen Magnesiaglimmer bestehend, findet sich nur an zwei Punkten, namlich einmal auf dem cambrischen Goldberge bei Reichmannsdorf, wo der Glimmer parallel dem Streichen der sehr kleinen Durchbruchsspalte geordnet ist, und in einem bei Weiten ansehnlicheren Vorkommen bei Weitisberge. Hier nimmt der Granit fast den ganzen Hennberg ein und erstreckt sich von da noch bis in’s Thal der grossen Sorbitz. Das Gemenge besteht wie am Goldberg, wo es jedoch ein weit gröberes Korn hat, wesentlich aus überwiegendem weissen Or- thoklas, reichlichem Quarz, ebenso häufigem schwarzen Magne- siaglimmer und etwas grauem Oligoklas. Kaliglimmer fehlt an beiden Orten fast gänzlich. Der Orthoklas nimmt hin und wieder eine blassröthliche Nüance an, ohne dass dadurch der weisslichen Gesammtfärbung des Gesteins Eintrag geschähe. Einzeln erscheinen auch Hornblendekrystalle, und die Kluft- flächen sind manchmal. mit Eisenrahm überzogen. Geräumigere Klüfte sind meist mit strahlig geordnetem Amethyst ausgefüllt, 400 Hin und wieder umschliesst der Granit Fragmente des nebenan zu Tage ausgehenden Hornblendeporphyrits, der bis auf eine blaugraue Färbung keine Veränderung erfahren hat. Diesen Granit durchsetzt in mehreren Ramificationen ein weisser Ganggranit von sehr feinem Korn, neben dessen weissem Orthoklas kaum die Spur noch eines anderen Feld- spaths zu finden ist. Ausser reichlichem Quarz erscheint weisser Kaliglimmer und nur einzelne Tafeln des schwarzen Magnesiaglimmers. | \ Eine Viertelmeile weiter südlich nach Heberndorf zu tritt‘ nochmals ein ebenso feinkörniger Granit auf, dessen Feldspath jedoch wahrscheinlich in Folge der Einwirkung der Atmosphä- rilien gelbroth gefärbt ist. Derselbe schliesst öfters Schiefer- fragmente ein, die eine sandsteinartige Beschaffenheit ange- nommen haben. b. Granitit. Die übrigen granitischen Gesteine unseres Gebietes sind ausschliesslich Granitite. So das Gestein am hinteren Arols- berge im Quellgebiete der Schleuse, der aus einem Gemenge von rothem Orthoklas und Glasquarz mit wenig Oligoklas, etwas Hornblende und grünem Glimmer besteht. Häufig er- scheint auch ein weiches olivengrünes Mineral, welches De-- lessit sein dürfte. Dieser Granitit ist oft von mächtigen Fluss- spathgängen durchsetzt, auf welchen früher nicht unbedeutender Bergbau umging. Die bedeutendste Ausdehnung gewinnt der Granitit im Schwarzagebiete, wo derselbe vom Amselbachgrunde bei Katz- hütte über Menselbach und Mellenbach bis zum Steinig bei Oberhain über 11 Meile lang eine Spalte des alten Schiefer- gebirges ausfullt. Der Kern des Gesteins ist ein Gemenge von fleischrothem Orthoklas, weisslichem Oligoklas, grauem Quarz und duuklem Magnesiaglimmer,, dessen Färbung je nach dem Vorherrschen des einen oder des anderen Gemengtheils bald weisslich-, bald röthlich-, bald bräunlichgrau erscheint. Nach den Rändern des massigen Gesteins hin mindert sich zuerst der Glimmergehalt, sodann der Quarzgehalt, und zuletzt finden sich‘ in dem allmälig schieferig gewordenen Gestein nur noch Feldspathkörner. Da, wo die Mächtigkeit des Gesteins sich m verringert, hat sich meist ein en normaler Gneiss ausgebildet, wie z. B. am Ausgange des Laubachthales, "Ausserdem finden sich 'häufige Granitittrümmer auf den Höhen nördlich von Döhlen. Manche besitzen noch grosse Frische und bestehen aus vorwaltendem rothen Orthoklas, schwarzem Magnesiaglimmer und wenig Quarz und Oligoklas. Nicht selten sind Fragmente der in der Nähe anstehenden Hornblende- und Glimmerporphyrite eingeschlossen, die nur in Bezug auf die blaugraue Färbung eine Veränderung erlitten haben. Trümmerstücke desselben Granitits finden sich auch in der Nähe von Saalfeld an den Gertenkuppen und am Steiger, wo manchmal Schieferfragmente in einer Umhüllung von @lim- merblättern vom Granitit umschlossen werden. Auf dem Köpfchen westlich von Lositz finden sich eben- falls Trümmerstücke eines Granitits, der dieselben Gemeng- theile, aber in gleichmässigster Vertheilung und von sehr feinem Korn zeigt. 3. Quarzporphyr. So wenig die granitischen Gesteine, abgesehen von der hohen steilen Wand der güldenen Kirche bei Glasbach im Schwarzathale und von dem Hennberge, einen wesentlichen Einfluss auf die landschaftlichen Formen ausüben, ebensowenig oder vielmehr noch weniger thun es die Quarzporphyre, die - bei Fehrenbach, auf dem Eselsberge, bei Langenbach, im Bärentiegel bei Katzhütte, auf dem Rosenberge, im Häder- bachsthale, im Blamichthale und bei der Junkersmuhle, dann im Kasperthale am Venusberge und auf dem Zobelsdorfer Berge bei Reichmannsdorf, endlich in den Umgebungen von Weitisberge auftreten und hier im Gebiete des devonischen Systems sowohl den Hornblende- und Glimmerporphyrit, als auch den Granit durchsetzen, während die vorher genannten Vorkommen im Gebiete des cambrischen, die zuerst genannten im Gebiete der azoischen Schiefergesteine liegen. Dieser letztere innerhalb der Grenzen der azoischen Schie- fer zu Tage ausgehende Quarzporphyr lässt sich als besondere Varietät betrachten, die auch, wenigstens theilweise, in Bezug - auf die Art und Weise ihres Auftretens eigenthüumlich erscheint. Ihre Hauptverbreitung nämlich findet sie zu beiden Seiten des oben beschriebenen Quarzitzuges von Langenbach bis in die ‘ Zeils. d. D. geol. Ges. XXI, 2. i :26 402 Nähe von Dissau bei..Schwarzburg, ' Hier kommt ‚auch der merkwürdige Uebergang aus der massigen Structur des 'Gesteins in 'das Schieferige, der. allerdings auch an allen übrigen Fund-_ orten dieses Porphyrs beobachtet wird, in ausgeprägtester Weise zur Entwickelung, indem das Gestein, das überall an. seiner felsitischen ‚ Grundmasse mit den. gewöhnlichen Krystallein- schlüssen kenntlich ist, namentlich. ‚an. der linken Wand des Blamichthales, sich in’ zwar etwas unebene, aber fast ‚papier- dünne Blätter, die mit, rothem Eisenoxyd überzogen sind, :spal- ten lässt. Die felsitische dichte Grundmasse ist im Allgemeinen röth- lichgrau und. geht, wie bei Langenbach und im Bärentiegel, in das völlig Weisse über. ‚Neben ‚wenigen, doch oft auch poly- synthetischen Krystallen eines Feldspaths, der nach der’deut- lichen Zwillingsstreifung und der leichten Zersetzbarkeit dem Oligoklas angehören dürfte, ist-in ‘grosser Häufigkeit Quarz eingewachsen, und zwar bildet derselbe theils unregelmässige rundliche Körner bis zu Hanfkorngrösse, theils Dihexaäder, die aber meist rauhe Flächen und abgerundete Kanten zeigen. Glimmer ist noch nicht beobachtet worden, doch liegen in dem Gestein bei Langenbach unregelmässig abgerundete Täfelchen von schwarzer Farbe, die dem Aussehen nach für Graphit ge- halten werden könnten, wenn nicht der, Strich, röthlichgrau wäre. An eben diesem Punkte wird das Gestein von mächtigen Quarzgängen durchsetzt, und auch anderwärts ist es nicht selten von Quarztrümern durchschwärmt. Der Veränderungen, welche das Nebengestein erfahren hat, ist schon früher gedacht worden. Das Gestein vom. Venusberg und vom Zobelsdorfer Berge bei Reichmannsdorf unterscheidet. sich nur dadurch, dass die Structur an der Peripherie der Massivs bloss dickplattig, nicht schieferig wird, dass die Quarzkörner viel kleiner, aber durch- aus ausgebildete Dihexaöder mit glatten Flächen und scharfen Kanten sind, und endlich dass ganz einzelne Blättchen grünen Glimmers eingestreut sind. Kluftflächen sind oft mit Melopsit bis zu 4 Mm. Tiefe überzogen. Eine Einwirkung auf das Nebengestein ist an diesen beiden Punkten nicht wahrnehmbar. Am Venusberge ist der Porphyr früher behufs der Gewinnung von Borzellanmasse abgebaut worden. Im Rod und am Hennberge bei Weitisberge endlich, wo der Quarzporphyr den Hornblendeporphyrit und den Granit 403 durchsetzt, ist, die dichte felsitische . Grundmasse' von bläulich- oder grünlichgrauer oder auch gelblicher Färbung mit wenigem Oligoklas und ‚reichlichem Quarz‘, der meist in kleinen Di- hexaödern, manchmal in. unregelmässigen Körnern erscheint. Daneben findet sich, zwar immer ‚noch einzeln, aber doch bei Weitem häufiger als in den vorigen Varietäten schwarzer Ma- gnesiaglimmer in sechsseitigen Tafeln oder, kurzen. Säulen. In dem südlich vom Hennberg gelegenen Porphyrvor- kommen werden die Quarzkörner seltener, und es erscheinen zugleich mit häufigen Pyritwürfeln schwarzgrüne Krystalle, die nach Form und sonstiger Beschaffenheit Hornblende zu sein scheinen. | ..Gegenseitige Einwirkungen der durchsetzenden und durch- setzten Gesteine werden nirgends beobachtet. 4. Grünsteine. Auch die Grünsteine erscheinen überall nur in vereinzel- ten kleinen Partien, und nur die in einer Linie liegenden Kuppen von der Ladestätte bei Meuselbach bis zur Obstfelder Schmiede lassen auf eine Entwickelung der Felsart schliessen, die jener des dortigen Granitits sich parallelisiren lässt. Fast nur auf diesem Zuge üben die Grünsteine einen Einfluss auf die Configuration der Landschaft, indem sie auf dem Steinig bei Oberhain, bei Obstfelder Schmiede und bei Mellenbach in Form malerischer Felspartien aufragen und am letztgenannten Orte auch eine Trümmerhalde bilden, deren Wildheit nur durch den Waldbestand gemindert wird. Ausserdem ist nur noch der Sauerstein bei Oberschöblingen ein bedeutend aus seinen kahlen Umgebungen hervortretendes Grünsteinvorkommen. Das ausgezeichnetste der hierher gehörigen Gesteine ist jenes vom Steinig bei Oberhain, wo es aus der Mitte des dor- tigen Granitits sich erhebt. Die. wesentlichen Gemengtheile sind ein grüner,. vor dem Löthrohre ruhig zu schwarzgrünem Glase schmelzender Pyroxen, dessen Lamellen oft mit einem pellueid hellgrünen Mineral (Smaragdit?) verwachsen sind, und ein graulichweisser, spröder und unter dem Hammer staubender, vor defn Löthrohr ziemlich leicht zu weissem Email schmel- zender Feldspath, also wahrscheinlich Labrador. Einzeln im Gemenge, häufiger auf Klüften auskrystallisirt erscheint Oligo- klas. und ebenfalls einzeln im Gemenge Quarz in rundlichen 26 * 404 Körnern, 'endlieh noch immer von “atlasweissem und atlas- schimmerndem Glimmer umhüllt oder damit verwachsen, ein Mineral von undurchsichtig bis durchscheinend röthlicher Farbe, welches nur einmal einen dem Rutil entsprechenden Polkanten- winkel von 123° hat erkennen lassen. Säuren wirken nicht darauf ein, während das Gestein selbst bald stärker, bald schwächer mit Säuren braust, also auch Calcium enthalten muss. | Die Textur des massigen Gesteins, welches nach dem Bisherigen wohl für Gabbro gehalten werden darf, ist an der Peripherie des Massivs kleinkörnig, im Innern grobkörnig, aber nur bei zunehmender Häufigkeit des Oligoklases granitisch, während in der.Regel der labradorische Gemengtheil 'mikro- krystallinisch bleibt. Quarzadern sind nicht selten. Auch die übrigen Grünsteine des. Schiefergebietes gehören zu den Pyroxengesteinen und unterscheiden sich nur einestheils durch die grössere oder geringere Feinheit des Korns, andern- theils durch das Verhalten des feldspathigen Gemengtheils. Sie bestehen wesentlich aus einem vorherrschend graugrünen Pyroxen, einem durch Verunreinigung mit Chlorit grünlich- weissen Oligoklas und Chlorit, der neben den beiden anderen Gemengtheilen nur in kleinschuppigen Aggregaten erscheint. Daneben sind unvollkommen ausgebildete Prismen von röthlich- bis nelkenbrauner Farbe und halbmetallischem Glanze fast überall im Gemenge. Sie fehlen nur in dem Gesteine von Ottendorf und Lehesten, theilweise auch in jenem von Schmiede- bach. Ausserdem finden sich in wechselnder Häufigkeit Tafeln von braunem Magnesiaglimmer, an denen das Gestein im Rod, wo es den Hornblendeporphyrit durchsetzt, am weichsten ist, sodann Pyrit und Magnetkies. Quarz erscheint in Körnern bei Schmiedebach und Breternitz, in Linsen und Trumern am Sauerstein und im Rod, Kalkspath in Mandelform bei Obst- felder Schmiede und am Lohmen bei Kaulsdorf. Das gröbste Korn hat das Gestein vom Sauerstein und bei Obstfelder Schmiede. Von diesem Punkte nach der Lade- stätte bei Meuselbach hin, sodann bei Breitenbach, Heersch- dorf, Egelsdorf, im Rod bei Weitisberge, bei Schmiedebach, Lehesten und Ottendorf wird das Korn allmälig feiner. Fast schon mikrokrystallinisch ist das Gestein von Grossneundorf, Königsthal, Breternitz und am Lohmen, und an allen diesen 405 Punkten, wie auch an jenen, deren Gestein fast dicht ist, . wie bei ‚Spechtsbrunn, Lositz und am Steiger bei Saalfeld, zeichnet sich ‚der Feldspath des Gemenges dadurch aus, dass derselbe ‘ bei beginnender ‚Verwitterung eine rothgelbe, durch Zersetzung des Eisengehalts im Gestein bedingte Färbung annimmt. Besondere Hervorhebung. verdienen zwei Diabaspor- phyre, von denen der eine bei,Schmiedebach in der schwarz- grünen Grundmasse zahllose 1, bis 2 Mm. lange, weisse, oder gelblichweisse Oligoklaszwillinge, der andere bei Ottendorf in einer mit Säuren. brausenden Grundmasse, die aus kleinsten weissen Oligoklaskrystallen und mikroskopischen Pyroxenkry- stallen ‚besteht und graublau gefärbt, ist, zahlreiche schwarz- braune Pyroxenprismen von 1 bis 3 Mm. Länge enthält. . Das schwarzblaue bis schwarzgrüne Gestein an der Vier- zehntannenwand bei Buchbach unweit, Gräfenthal stimmt in Zusammensetzung und sonstigen physikalischen. Eigenschaften, auch in den ‚Verwitterungszuständen so vollständig mit dem Amphibolite des Ehrenbergs bei Ilmenau überein, dass nur in der Structur, die hier bloss an der Peripherie des Massivs plattenförmig, im Inneren. desselben aber massig, ist, ein Unter- schied gefunden werden könnte. Das Auftreten dieser krystallinischen Massengesteine zeigt die Eigenthümlichkeit, dass dasselbe nicht über das gesammte Gebiet des Schiefergebirges verbreitet ist, sondern beinahe der Hälfte desselben innerhalb einer von Theuern über Steinheide, Schwarzburg, Schmiedefeld, Spechtsbrunn, Lehesten und Hebern- dorf gezogenen Grenzlinie fremd bleibt. Es beschreiben dem- nach diese Gesteine eine Curve, die, vom Südwestrande des Schiefergebirges beginnend, an der Hauptmasse der ‚westlichen Porphyrite hin zum Nordrande des Schiefergebietes und von da in südöstlicher Richtung bis Weitisberge und Heberndorf reicht, um‘,hier einerseits zu den analogen Gesteinen des Fich- telgebirges, andererseits zu jenen des Voigtlandes in Beziehung zu, treten. ‚Was die Verbreitung der. einzelnen Gesteine anlangt, so sieh die. Feldspathporphyrite auf den Hauptknoten des ‚Gebirges (Steinheide, Katzhütte, Ausspanne, Saargrund, Kohlleite und 2 406 Theuern) und einen Theil des Saalfelder Gestiegs (Rohrbach, Wickersdorf, Saalfeld) beschränkt, während die Porphyrite‘ im engeren Sir überall auftreten. Die Hornblendeporphyrite mit den Glimmerporphyriten erscheinen im ‘Schwarzathal nur an zwei Punkten, herrschen dagegen vor im oberen und im un- teren Boquitzgebiete auf der sogenannten Steinernen Heide. Die granitischen Gesteine und ebenso die Quarzporphyre sind hauptsächlich-im Westen und im äussersten Osten unseres Ge- bietes vertreten und erscheinen in der Zwischenregion nur in ganz untergeordneter Weise. Die Grünsteine durchziehen in nordwest-sudöstlicher Richtung das ganze .Gebiet. aM Wie die voigtländischen Grünsteine im Allgemeinen ein sudwest-nordöstliches 'Streichen beobachten, sö’thün es auch in Uebereinstimmung "mit ‘dem Hauptstreichen ‘der Schiefer- gesteine die bedeutendsten Vorkommen der krystallinischen Massengesteine in Thüringen. So der Granitit und die Grün- steine des Schwarzathals und nicht minder die’ Quarzporphyre von Langenbach bis Dissau. Diese Riehtung wird fast unter rechtem Winkel gekreuzt von den Porphytiten. des linken Ge- hänges des: oberen Schwarzathals, die wahrscheinlich als Fort- setzung der Porphyritspitze bei Masserberg' zu betrachten’ sind. Die übrigen Vorkommen scheinen einer Regel nicht unterworfen .zu sein, doch lässt sich auch hier manchmal eine Ueberein- stimmung mit dem Hauptstreichen der Schiefer, wenn auch nur auf kurzere Erstreckungen, erkennen. | er Vielleicht mit dieser überwiegenden Accommodation an das Hauptstreichen der Schiefergesteine hängt es zusammen, dass die krystallinischen Massengesteine nirgends erhebliche Schichtenstörungen bewirkt haben. Wo Störungen: vorkommen, beschränken sich dieselben auf die allernächste Umgebung und sind gewöhnlich mit ausgezeichneter Kleinklüftigkeit des Neben- gesteins, die manchmal den Anschein der et an- nimmt, verbunden. Auffällige Veränderungen in der Beschaffenheit des Neben: gesteins lassen sich, wie schon erwähnt, nur in den Umge- bungen des Granitits im Schwarzathal, des Quarzporphyrs- in demselben Gebiete und des Granits bei Weitisberge beobachten: Ausserdem ‘bemerkt man nur eine’ kaum ‘wenige "Centimeter tief eindringende Röthung oder Ausbleichung des Nebengesteins. Die Schiefer, die bei’Untergabel auf dem dortigen granitischen 407 Gesteine theils: unter einem Fallwinkel' von 50° stehen, 'theils von demselben bedeckt werden, zeigen nicht die geringste Veränderung. In Bezug auf das relative Alter stehen die krystallinischen Massengesteine den Schiefergesteinen unzweifelhaft nach. Die Beweise dafür sind nicht”'selten. ‘So 'umschliesst der Feld- spathporphyrit bei Saargrund eine mächtige Masse azoischen Schiefers, und in dieselben Schiefer entsendet der Feldspath- porphyrit an der Muhle bei Katzhütte häufige Apophysen. Auch bei Wickersdorf und Saalfeld enthält das Gestein nicht selten Einschlüsse von Schiefern, die hier obersilurischen Alters sind. Der Porphyrit im engeren Sinne umschliesst bei Braunsdorf Fragmente von cambrischen, im Gratelthale bei 'Wittgendorf von obersilurischen, bei Weischwitz von devonischen Schiefern, und bei Fischersdorf legt sich ein Theil des Porphyritvorkom- mens auf die steil aufgerichteten devonischen Schichten. Am Eichelberg bei Hirzbach wird eine mächtige Partie devonischen Dachschiefers won Hornblendeporphyrit oder vielmehr Glimmer- porphyrit': umschlossen. Die granitischen Gesteine umschliessen bei Untergabel und bei Glasbach azoische, bei Weitisberge de- vonische Schiefer. Nur in den Quarzporphyren und in den Grünsteinen sind solche Einschlüusse noch nicht beobachtet worden, aber das Alter dieser Gesteine ist genügend dadurch gekennzeichnet, dass beide nicht nur die Schiefergesteine, son- dern auch den Hornblendeporphyrit und die granitischen Ge- steine durchsetzen. Demnach müssen, wenn nicht alle, so doch die meisten innerhalb des Schiefergebirges auftretenden krystallinischen Massengesteine jünger. , sein als das devonische System. ‘Auch nur. aus Mesem Verhalten lässt sich die ausgezeich- nete Faltung des zwischen die krystallinischen Massengesteine des westlichen Thüringer "Waldes und jene des Voigtlandes ünd des Fichtelgebirges eingeklemmten thüringischen Schiefer- gebirges erklären. Äh Diese Faltung, die auf ein relatives Alter schliessen lässt, welches über 'jenes der krystallinischen Massengesteine hinaus- reicht, erstreckt sich auf die Kohlengruppe, welche besonders in ihrer unteren 'Abtheilung ‘da, wo dieselbe in unmittelbarer Auflagerung auf das'devonische System erscheint, vielfach 'ge- 408 wundene und in grossartige Sattelbildungen- ee Schich- tung. aufweist. | 3s.0156 dee Ve Kohlengruppe. Diese Gruppe, die am West- und am Nordrande des Fich- telgebirges nur durch die rings um das Münchberger. Gneiss- ellipsoid abgelagerten Kohlenkalke vertreten ist, wird in unserem “ Gebiete bis auf die vereinzelten und nur geringe Dimensionen erreichenden Schollen der productiven Kohlenformation aus- schliesslich durch den Kulm repräsentirt, so dass dort die Tiefsee-, hier die Kustenfacies der carbonischen Sedimente der Beobachtung sich. darbietet.. Darf angenommen werden „dass, bevor die diagonal auf die Streichungsrichtung. des. Schiefer- gebirges wirkende Einklemmung. die Faltung desselben veran- lasste, die Wölbung des Gebirgsrückens der Hauptsache nach schon: vollendet war, so muss sich das Kohlengebirge zu eben dieser Zeit abgelagert haben; da dasselbe wenigstens zu einem Theile sich an die ‚Schiefergesteine ‘anlehnt und, wie es. bei einem innerhalb eines Beckens gebildeten: Sedimente nothwen- dig ist, ‘eine immer geringere Mächtigkeit zeigt, je höher es am Schiefergebirge emporsteigt, Da es aber zugleich, wenn auch in discordanter Weise, an der Faltung der Schiefergesteine Theil nimmt, ‚so scheint, es dem relativen ‚Alter nach ‚den krystallinischen Gesteinen voranzugehen, worauf, auch. die Em. porhebung der Schollen. der productiven Kohlenformation im nordwestlichen Theile nnseres Gebietes hinweist. 1. rer en ‘Der geographischen ‘Verbreitung, nach bildet diese Forma- tion im Gebiete zwei grosse, Busen, ‚die zwischen Kleintettau und Leutenberg durch einen’ ungefähr zwei Meilen. ‚breiten Isthmus von Schiefergesteinen getrennt werden. :Der südliche Busen, der wie schon bei Sonneberg, so auch. beim Einfluss der Oelse in die Steinach ‚gleichsam einen Fjord bis. zur Salz- lecke zwischen dem grossen Mittelberge und dem Hirtenrangen bei Steinach entsendet, ‚reicht ‘von ‚hier. bis Kleintettau nahe dem Rennsteig, indem auf. dieser Erstreckung seine Gesteine sich überall an’ das Schiefergebirge anlehnen. Der von Osten hereindringende Busen, ein Theil a ‘409 mächtigen voigtländischen Kulmablagerung, wird im; Norden von der Dyas und nur im’ Südwesten von. Schiefergesteinen begrenzt und reicht von Buch bis auf den Rothen Berg bei Saalfeld und von hier bis Rauschengesees. Die Schichten dieses Busens lehnen sich nicht an, sondern dieselben bedecken, wie schon. die vorgeschobene Kulminsel des Lohmen bei Kauls- dorf beobachten lässt, in. übergreifender Lagerung das devo- nische System, welches überall in den durch Erosion ausge- tieften Thälern sich als das . unmittelbare Fundament . der Kulmformation erweist. Vermöge des beschriebenen Verhaltens zu ihrer ndsrieep erhebt sich die Kulmformation des: südlichen Busens ‚zu: einer mittleren Meereshöhe von 1750’, jene des östlichen Busens zu einer ‚solchen, von :1250', woraus für beide zusammen sich eine mittlere ' Höhe von 1500’ ergiebt. . Die Kammhöhe ‚erreicht 2195 (pr. G.-K., nach F. 2090’), die Passhöhe im Sattelpass 2127 (pr. G.-K., nach F. 2076), während die Gipfelhöhe‘in der Hammerleite bei Neuenbau bis zu 2357 (pm G.-K., nach F. 2332’) ansteigt. Das Relief des Gebirges, soweit es der Kualofosnalinn ‚angehört, ist ein überaus reiches und wird aus langhin gelager- ten, von sanften Wellenlinien umrissenen: ‚Rücken gebildet. Niehtsdestoweniger. bewahren die Thäler den Grauwackentypus, indem. sie nach der zuerst hier in wahren Sandsteinen sich zeigenden Analogie der Wasserrisse : schroffwandige und: tief- eingeschnittene Caüons bilden, in denen, wie im Saalthale von Kaulsdorf aufwärts, nur:der Wasserlauf Raum findet. Als Hauptgesteine, ‘die zugleich die ganze Formation allein zusammensetzen, erscheinen Sandstein, Schiefer und: Conglo- merate ineiner Gesammtmächtigkeit, die sich allerdings'nicht genau bestimmen lässt, im Ganzen aber ‚nicht sehr bedeutend sein’ -kann, wie sich einestheils aus der häufig gewundenen _ Sehichtung, anderntheils aus dem schon erwähnten Umstande ergiebt, dass namentlich da, wo ‘die Auflagerung der Kulm- bildungen- auf : die .devonischen Schiefer der unmittelbaren Beobachtung zugänglich ist, in den Thälern überall die letzteren noch sichtbar bleiben » und von den ersteren nur ‚die Höhen bedeckt sind. Das Streichen ist im Allgeineiiien ein südwestlich -nord- östliches, ‚bietet aber selbstverständlich da, wo: Anlehnung an 410 den‘ Hauptrücken des Gebirges stattfindet,’ vielfache, jedoch nur: lokale Abweichungen dar. Das Einfallen ‘der Schichten ist theils davon, ‘theils von es: deraigen er (in land ‚Die Saddsräine, welche‘ in oft sehr RER Bänkeik aber auch in’nur wenige Millimeter dieken Platten auftreten, sind ’das weit’ vorherrschende Gestein und bestehen aus’ feinen Körnchen gemeinen Quarzes, Glasquarzes, eines weisslichen oder 'röthlichen Minerals, das 'verwittertem Feldspath ähnelt, und Splitterchen eines grauen bis schwarzen Schiefers‘, wozu sich‘ noch 'Glimmerblättchen und Eisenoxydpunkte 'gesellen. Alle Gemengtheile sind von ziemlich gleicher Grösse und wer- den durch ein eisenschüssiges , anscheinend thoniges Cement zusammengehalten.” Genauere Prüfung ergiebt, dass’ das’ Ce- ment''aus denselben, aber auf das Feinste zerriebenen Gemeng- theilen ‘besteht, wie: das Gestein. überhaupt. - Die Glimmer- blättchen liegen vorzugsweise auf den Schichtflächen und tragen wesentlich dazu bei,. dass die Sandsteine oft so -dünnplattig sich absondern oder wenigstens eine Schichtstreifung- zeigen, nach ‘welcher sie’ am leichtesten gespalten werden können. Das Eisenoxyd ist sehr fein und gleichmässig: vertheilt, woher es kommt, dass: die Sandsteine, die im frischen Zustande .fast durehgängig sehr dunkel grau gefärbt sind, durch die Einwir- kung der Atmosphärilien von aussen nach innen mehr‘ und mehr roth werden und endlich ganz ausbleichen. 219 Manchmal besteht. das Gestein nur noch: aus pickiisisein die durch ein: eisenschussiges Bindemittel. zusammengehälten werden; umgekehrt bleibt aber auch hin’und wieder bloss das schlammige Bindemittel ‚ubrig und stellt»ein formliches Schlamm- gestein dar, wie besonders nach: Wilhelmsdorf ete. zu. Eigen- thümlich ist eine Gesteinspartie am’ Rothen Berge bei Saal- feld. » Es ist. ein: kluftiger, dünnplattiger und .glimmerreicher Sandstein von blutrother Farbe mit ‚fahlen. :gelblichweissen Flecken, die zuerst wie eingebettete Schieferfragmente erschei- nen. ‘Genauere ‚Untersuchung; zeigt aber, dass !diese Flecken nur: feinkörniger und thoniger „ mit. der übrigen :Gesteinsmasse _ aber innigst' verbunden sind. Sie’scheinen Thongallen gewesen zu sein, wie sie denn auch manchmal sich wölben: und:lauf der Gegenplatte concave Eindrücke hinterlassen. >= «=! Petrefacten sind‘ häufig und wohlerhalten;, » liegen. ‚aber 411 immer auf ‘den Schichtflächen, ‘ohne jemals’ durch eine‘ Schicht hindurchzudringen, Die untersinkenden, verhältnissmässig reichen Pflanzentheile konnten in den einmal 'abgesetzten‘ Sand’ nicht eindringen, sondern mussten "sich auf demselben ausbreiten: Auch die 'seltenen: Thierversteinerungen liegen’ nur auf den Schichtflächen. Eine a in den Schlamm- 'gesteinen statt. 8 Wesentlich als Zwischenschichten, durch welche die Br steinbänke geschieden werden, erscheinen die Schiefer. Meist erreichen sie eine nur geringe Mächtigkeit, und’ nur manchma] treten sie bis zu einigen Lachtern mächtig" und! mit ‘dem :An- scheine einer gewissen Selbstständigkeit auf»: Sie; sind‘: bald dunkelblau mit 'wahrnehmbaren’ silberweissen Glimmerschüpp- chen und in‘diesem Falle dünnschieferig, bald milder und grau- blau, 'oft mit stängeliger Absonderung, wie bei Kaulsdorf. Hin und: wieder ist’ diesem 'milderen und thonigeren Schiefer rothes Eisenoxyd''beigemengt, und dasselbe’ kann so vorherrschend werden, dass Thoneisenstein entsteht,: wie. bei "Teuschwitz, dessen Röthelgewinnung früher’ nicht! unbedeutend war. Oft sind abgerundete Fragmente eines härteren dunkel- blauen Schiefers eingebettet, ‚hauptsächlich aber bergen die Schiefer Pflanzenreste, und zwar in solcher Häufigkeit, dass nicht selten der Schiefer als solcher ganz zurücktritt und die Petrefacten allein die Zwischenschichten constituiren. Die Conglomerate unterscheiden sich von den Sand- steinen dadurch, dass in dem Bindemittel, welches jenem der Sandsteine völlig gleich ist, auch noch abgerundete Quarz-, Feldspath- und Schieferfragmente. von Hanfkorn- bis Nuss- grösse liegen. Hier zum ersten Male erscheint in voller Deut- lichkeit die Abhängigkeit der Gesteinsbildung von lokalen Verhältnissen, indem die Conglomerate in der Umgebung von Gudenbach etc. reich sind an Kieselschieferfragmenten aus den benachbarten obersilurischen Gesteinen und eben dadurch sicher von den oft sehr ähnlichen ‚mitteldevonischen Conglomeraten unterschieden werden können, während die Kulmconglomerate des östlichen Busens, nur Fragmente von Schiefern fuhren, deren devonische Herkunft unverkennbar ist. Vermöge des Eisengehaltes im Cement ist der herrschende Farbenton der Conglomerate ein röthlichgrauer, derselbe wird aber vielfach modifieirt, je nachdem die eine oder die andere 412 Beimengung an.Geschieben dominirt. Einen Horizont bilden die Conglomerate nur insofern, als sie bisher nur in den,oberen- Theilen der Formation aufgefunden werden konnten... Aber auch hier liegen: sie ohne. bestimmte Stelle zwischen den übri- gen Gliedern der Formation, oft, auch in dieselben eindringend oder von. denselben: durchdrungen, wie nicht selten auf den Lohmen bei Kaulsdorf. » Besondere Minerälvorkommen ‚sind. neben dem erwähnten. Röthel kaum anzuführen. Nur sind oft die Petrefacten von einer Lage eines silberweissen oder grünlichen faserigen Talks oder :Chrysotils umgeben, und: grössere Pflanzenreste haben oft noch. plattgedrückte Kerne von Anthracit.. Derselbe: ist immer. nach schief sich schneidenden Liuien zerklüftet, und. da diese Klüfte durch. Infiltration bald mit weissem Kalkspath, bald mit ebenso gefärbtem Quarz sich ausgefüllt haben, so entstehen gegitterte Zeichnungen, die namentlich: in den: Augen der Steinbrecher die Anordnung der Fischschuppen nachahmen. Die Petrefacten sind. neben einigen, deren Bestimmung noch nicht gelungen ist, folgende: *) Pflan zen. Fucoides bipinnatus RICHTER. Calamites transitionis GÖPPERT. Odontopteris Stiehleriana . Görr. Lycopodites sp. Sagenaria minutissima GÖPP. — cyelostigma GöPpr. — remota GöPP. — Veltheimiana PRresL. len — transversa Göpr. " Megaphytum Hollebeni Cotta. "Pinites Catharinae Rıcar. Thiere. Mehrere Crinoiden (Trochiten). Cardiomorpha tellinaria (?) TOM eat ap Ver. Zeitschr.‘ der Deutsch. Fe ae ee Bd. 16, S. 159: ei Taf. 3 bis 7. 413 Litorina sp. Öythere spinosa RıcHT. Proetus posthumus RicHr. Die technische Verwendung der Kulmgesteine ist, eine sehr beschränkte. Die Sandsteine werden fast nie zum Häuserbau, sondern nur zu. Mauern und wie die Conglomerate als Weg- baumaterial brauchbar gefunden. Die Schiefer sind zu .klein- kluftig, als dass sie technische. Verwendung finden könnten. Die Wetzsteinbrüche am Stadtberg bei Sonneberg liegen ausser- halb unseres Gebietes. Ä 2. Obere Kohlenformation. Nachdem Gümsen (N. Jahrb., 1864. S. 646 ff.) gezeigt hat, dass die Kohlenablagerung zwischen Oberwind und Crock bei Eisfeld dem Rothliegenden angehört, ist die Stellung aller Kohlenvorkommen in Thüringen, mögen sie wirklich Kohlen führen, oder nur aus grauem Sandstein und Schieferthon be- stehen, wie die kleine Scholle im Norden von Masserberg, wankend geworden. Doch dürfte eine endgültige Entscheidung heute noch nicht möglich sein. Der von v. Fritsch a. a. O. gegebenen Beschreibung der Steinkohlenformation in den Umgebungen von Ilmenau, welche durch .ein Verzeichniss der dort aufgefundenen Petrefacten ver- vollständigt ist, mag nur noch beigefügt werden, dass die Schie- ferthone, die im Ilmbette bei Kammerberg anstehen, nicht selten auf ihren Unterflächen netzartige Leisten, deren Maschen oft nur ein Centimeter weit sind, tragen, während die Ober- flächen der Gegenplatten entsprechende Furchen zeigen. Es tritt hier zum ersten Male fur Thüringen die im Bunten Sand- steine in bei Weitem grösserem Maassstabe sich wiederholende Petrifieirung der Ausfüllung von Spalten auf, welche durch die Sonnengluth in die schnell trocknende Oberfläche des Schiefer- thonschlammes gerissen worden waren. VI. Dyas. Im Gegensatze zum Verhalten der Kohlengruppe, von der vorzugsweise die untere Abtheilung entwickelt ist, wird in un- serem Gebiete die Dyas hauptsächlich durch ihre obere Ab- 414 theilung vertreten. Während im südlichen. und im westlichen Theile des Schiefergebirges Röthliegendes: wmd selbst eine Scholle Zechstein auf den:Höhen «des:Gebirges, wie auf der Bilbertsleite bei Steinheide (2300 p. G.-K., nach F. 2240‘) öder auf dem Fahrenberge ' bei Masserberg‘ (2546’ p- KR, || nach’ F. 2567’) gefunden "werden, haben sich im Noradaten a des Gebietes beide Formationen mit einem der Richtung des | Gebirges aceommodirten, bald nördlichen , bald nordöstlichen Einfallen von 9—10° an die Schiefergesteine angelehnt und däbei’'einestheils sich so abgelagert, dass, 'wie es in einem Becken geschehen muss, die jüngsten Glieder der Zechstein- formation am weitesten an die Höhen hinaufgreifen, andern- theils die in der alten Oberfläche des Schiefergebirges vorhan- denen Unebenheiten , ja Selbst.'dessen Spalten ausgefüllt. In- structive Aufschlüsse dieser Art gewährt z. B.. der Bohlen bei Obernitz und: besonders der Steiger bei Saalfeld, wo der Zech- steindolomit die Spalten der Cypridinenschiefer vollständig er- füllt. Es scheint ‚demnach, als ob zur Zeit. der,Ablagerung ° der Dyas im Nordosten unseres Gebietes zwar noch nicht völ- lige,, aber doch relative Ruhe geherrscht habe, während die Faltung des Hauptgebirgsrückens noch nicht vollendet ‚war. 1. Rothliegendes. So ‚bedeutend die räumliche Entwickelung dieser Formak tion jenseits: der südlichen und der westlichen Grenze unseres . Gebietes ist, so geringfügig ist sie innerhalb dieses Gebietes. Noch: die ansehnlichste Verbreitung des Rotbiliegenden hat der westliche Theil des Gebietes aufzuweisen, aber auch hier sind die beiden ausgedehntesten Vorkommen. nördlich von Crock und von Fehrenbach kaum eine Meile lang und eine Viertel- meile breit, während im Nordosten bei Saalfeld das Vorkom- men des Rothliegenden sich darauf beschränkt, dass es über- all, wo es der Beobachtung aufgeschlossen ist, die selten mehr als ein Lachter mächtige Basis des Weissliegenden ausmacht. Unter diesen Umständen und da es überall in seinem Streichen und Fallen sich nach der Neigung seiner Unterlagen richtet, kann es einen wesentlichen Einfluss auf die Bodenplastik nicht üben. | Die Gemengtheile der hierher gehörigen Gesteine, die in einem mehr oder ‚minder hervortretenden, immer. aber eisen- 415 schüssigen und deshalb meist: rothlichen, doch manchmal auch braunen und selbst schwärzlichen Cement ‚liegen, - sind bald noch scharfkantige, also aus nächster Nähe stammende Ge- rölle, bald abgerundete, also aus grösserer Entfernung trans- portirte Geschiebe und liefern den evidenten. Beweis, wie sehr die Bildung des Rothliegenden von den localen Verhältnissen abhängig gewesen ist. So bestehen die Einschlüsse in der Gegend von Königsee und auf der Bilbertsleite aus Fragmenten der azoischen Schie- fer, jene von Möhrenbach, vom Kiesslerstein, von Fehren- bach, Biberschlag und Oberwind aus solchen und aus Por- phyriten nebst Quarzporphyrbrocken und am Eisfelder Berge bei Crock aus Fragmenten des nahen Quarzfelses, die theil- weise vollkommene Kugeln von Erbsen- bis Haselnussgrösse darstellen und im Volksmunde noch Erbsen der Irmina heissen, | weil sie der Sage nach aus. Erbsen entstanden sein sollen, welche die Prinzessin Irmina am Charfreitage habe säen lassen. Bei Hasslach südlich von Lehesten erkennt man in dem schwärz- lichen Cement deutlich die Fragmente des mitteldevonischen Quarzits vom Wetzstein und des Quarzporphyrs, der südlich vom Hennberge ansteht, und auf dem Rothen Berge bei Saal- feld besteht das Rothliegende, wo es auf Cypridinenschiefern liegt, aus Trummern derselben, aus Kulmfragmenten, soweit es auf Kulmgesteinen liegt. Neben den Conglomeraten, deren Färbungen von den vor- waltenden Gemengtheilen, die auch wesentlichen Einfluss auf die Festigkeit des bald mehr, bald weniger deutlich geschich- teten Gesteins üben, abhängig sind, erscheinen nur selten fein- körnige Sandsteine oder rothe Schieferletten. Am merkwür- . digsten ist die. zwischen Crock und Oberwind eingelagerte Kohlenpartie, deren Liegendes aus grauem Sandstein und Schieferthonen. besteht. Das wenig mächtige Kohlenflötz ist vielfach von Kluftchen,, die bis in die feinsten Spalten mit Kalkspath ausgekleidet sind, . durchzogen. Der harte Schiefer des Daches geht allmälig in Schieferthon über und wird von Rothliegendem bedeckt. Die wenigen Petrefacten, die nach Ausschluss der Ilme- nauer Vorkommnisse noch “übrig bleiben, gehören fast aus- schliesslich den Kohlenlagern an, 416 Pflanzen. Annularia longifolia STERNB. Calamites gigas BRoncn. — cannaeformis BRONGN. Psaronius sp. Oyatheites arborescens Naum. — (andolleanus BRoNGN. — confertus STERNB. Neuropteris tenuifolia STERNB. Cyclocarpon Ottonis GUTB. Cordaites Ottonis GEIn. Walchia piniformis SCHLOTH. Thiere. „ Anodonta compressa Lupw. — subparallela PoRTL. Unio Goldfussiana Kon. — thuringensis Lupw. — carbonarius BRONN. — tellinarius GOLDF. Estheria rugosa GÜUMBEL. — nana Kon. Ephemerites Rückerti GEIN. 2. Zechsteinformation. Abgesehen von den zwei durch das Uebergreifen des Bun- ten Sandsteins bewirkten Unterbrechungen, von denen die eine vom Ehrenberge bei Ilmenau bis zur Sorge bei Pennewitz, die andere von Unterwirbach bis Aue am Berge reicht, bildet die Zechsteinformation im Norden des Schiefergebirgs und des Kulms einen continuirlichen, nordwärts von der Trias be- grenzten Saum, dessen Breite um so geringer ist, je steiler das liegende Gebirge ansteigt, um so bedeutender, je mehr das Terrain sich nach der Ilmplatte und der Saalplatte hin abflacht. Die isolirten Zechsteinvorkommen im Quellgebiete der Schwarze und an der Bilbertsleite sind schon früher er- örtert worden; das Auftreten des Zechsteins am Südwestrande des Thüringer Waldes liegt ausserhalb des Bereiches der- Karte. 417 Vermöge der regelmässigen Anlehnung der Zechsteinfor- mation sowohl an das Schiefergebirge, als auch an den Kulm und örtlich an das Rothliegende ist das allen Formationsglie- dern gemeinsame Einfallen ein im Allgemeinen nördliches mit geringfügigen Abweichungen gegen Nordwest und Nordost und zugleich fast ohne Ausnahme ein äusserst flaches. Dieses Verhalten, sowie der Umstand, dass die jüngeren Glieder der Formation überall über die älteren übergreifen und in ihr Tiefstes Fragmente des jedesmaligen Liegenden , seien es Schiefer- oder Kulmgesteine oder Rothliegendes, aufgenom- men haben, deutet darauf hin, dass zur Zeit der Ablagerung der Formation die Gehänge des älteren Gebirges schon mit einer der gegenwärtigen analogen Böschung den Rand eines Beckens constituirten, innerhalb dessen die successiven Sedi- mente der Formation in relativ ungestörter Ruhe sich consoli- diren konnten. Alle Störungen, unter denen die sogenannten Rücken die häufigsten und für den Bergbau wichtigsten sind, ziehen die gesammte Formation in Mitleidenschaft und können daher nicht früher als nach vollendeter Bildung derselben erfolgt sein. Nicht minder müssen wenigstens einige derselben erst nach Bildung der Trias eingetreten sein, da an mehreren Punkten, wie am Schlossberge zu Rudolstadt, bei Unterpreilipp, bei Dorf Kulm, auf dem Rothen Berge ete. die Rücken ebenso die Trias durchsetzen, wie dieselben an günstigen Aufschlusspunk- ten (Bohlen) auch in das Liegende hinab verfolgt werden kön- nen. Ob dieselben durch Hebungen oder Senkungen bewirkt worden sind, muss um so mehr dahingestellt bleiben, als in- nerhalb des Zechsteingebietes krystallinische Massengesteine sar nicht, an den Grenzen derselben nur bei Fischersdorf, auf dem Steiger bei Saalfeld und bei Garnsdorf beobachtet werden. Einbrüche von Schlotten würden nur ganz locale und nie die ganze Formation alterirende Störungen haben bewir- ken können. Aus dem Vorangehenden schon ergiebt sich, dass die Re- liefformen des Zechsteins im Ganzen wenig Einfluss auf die landschaftlichen Charaktere üben. Nur da, wo Erosionsthäler in die Formation einschneiden, zeigt dieselbe einen höchst aus- geprägten Charakter in den senkrecht und gleich Mauern auf- steigenden Wänden, deren Zinnen, von den Atmosphärilien Zeits. d. D.geol,Ges. XXI. 2. 237 418 benagt, wie am Gleitsch und am Bohlen bei Obernitz, ruinen- artig emporragen. Ebenso treten hier und da, wie in der Al- tenburg bei Pössneck, die Riffbildungen der Formation als schroffe und malerische Felspartieen in die Landschaft. Die Gliederung der 300 bis 350 Fuss Gesammtmächtigkeit errei- chenden Formation ist vollständig, indem Weissliegendes, Mut- terflötz, bituminöser Mergelschiefer, unterer und oberer Zech- stein und Eisenkalk die untere, Rauhwacke mit Gypseinlage- rungen und Riffbildungen die mittlere, Mergel und Stinkstein die obere Abtheilung zusammensetzen. Das Weissliegende (Grauliegende) ist ein: rauher, meist mürber Sandstein, dessen mittelfeine Quarzkörner durch- sichtig und gelblich, selten röthlich oder milchweiss gefärbt, unregelmässig eckig und wenig abgerundet, oft: aber mit Ein- drücken versehen und durch reichliches (25 Procent der Masse), kalkiges, mit Säuren lebhaft brausendes Bindemittel verbunden sind. .Feldspathkörnchen sind sehr :selten, und Glimmer fehlt ganz. Dagegen treten überall neben abgerundeten Quarz- und Hornsteingeschieben unbekannten Ursprungs scharfeckige Frag- mente der Unterlage in’s Gemenge. So auf dem Rothen Berge Kulmbrocken aus dem Rothliegenden, auf dem Pfaffenberge etc. Fragmente des Cypridinenschiefers, auf der Bilbertsleite und bei Unterschöblingen der azoischen Schiefer, bei Ilmenau der dort anstehenden ‚porphyrartigen Gesteine. Die Farbe ist weisslich-, gelblich- oder bläulichgrau‘, oft in. scharfbegrenzten Streifen abwechselnd. In Folge von Kupferimprägnation er- scheinen local auch blaue und grüne Färbungen. ‚Die Textur ist in. den unteren und oberen Theilen der Ablagerung eine dunnplattige mit im Kleinen unebenen Flächen, während der mittlere Theil des Sedimentes compact, erscheint. und nur am Ausgehenden Neigung zu plattenförmiger Absonderung, erken- nen lässt. | Die obere, dem Mutterflötz zugewendete Fläche des Weiss- liegenden ist völlig eben. Desto weniger ist es die untere Fläche, welche alle Unebenheiten der Unterlage, namentlich auch des Rothliegenden ausfuüllt, so dass nach Umständen die Machtigkeit des Weissliegenden, die ausserdem durchschnittlich 8 bis 10 Fuss beträgt, bis zu 30 und 40 Fuss anwachsen kann, Dieses Verhalten zum Rothliegenden weist ‚darauf hin, dass letzteres schon völlig ‚erhärtet sein und ‚selbst Störungen, ne 419. theilweise sogar Zerstörungen erlitten haben musste, als. das Weissliegende sich. absetzte, und macht es in Verbindung mit dem Vorkommen von. Lingula Credneri, Produetus -horridus und Pleurophorus costatus (der einmal aufgefundene dichotome Stamm von Araucarites Richteri war vollständig entrindet, also eingeschwenimt) zur Nothwendigkeit, das Weissliegende, das nirgends, auch nicht in dem ausgedehnten Gebiete des Roth- liegenden am Sudwestrande des Thüringer Waldes als oberstes Glied des Rothliegenden, sondern immer nur im Verein mit anderen Gliedern des Zechsteins als deren Tiefstes erscheint, dieser letzteren Formation einzuverleiben. Das sogenannte Mutterflötz bedeckt das Weissliegende in.einer Mächtigkeit, die bis zu 3 Fuss anwachsen kann,. und besteht aus einem sehr festen Kalkstein, der bald dicht, von splitterigem Bruche und in verschiedenen Nuancen grau gefärbt ist, bald feinkörnig, fast dolomitisch, voll Bitterspathdrusen und mit reichlich eingesprengten Partieen von gelber‘ Farbe erscheint. .Wo das Gestein unmittelbar auf Schiefer liegt, um- schliesst es häufige scharfkantige Fragmente seiner Unterlage. Petrefacten und unter denselben vorzüglich //europhorus costa- tus, sind Sehr. häufig, so dass an manchen Stellen die Bank ausschliesslich daraus besteht. Während die Schalen der Bra- chiopoden in .Kalkspath ‚umgewandelt sind, haben jene der Conchiferen eine vollständige Absorption erfahren. Bei Ilmenau scheint diese Bildung. durch das Kalkspathband im Liegenden des Kupferschiefers vertreten. zu sein. . Indem das Mutterflötz in seinen: oberen Theilen immer reicher. an Bitumen und damit zugleich immer dunkler in der Färbung wird, geht dasselbe endlich durch Aufnahme von zahl- reichen silberweissen Glimmerschüppchen in die bituminö- sen Mergelschiefer uber, die stellenweise eine Mächtig- keit..bis 5 Fuss erreichen. Im unteren und im oberen Theile des Flötzes ist das Gestein mergelig und von graubrauner bis schwarzgrauer Farbe, in der Mitte des Lagers dagegen nimmt sowohl der Kalk-, als auch der Bitumengehalt zu, und das Ge- stein wird härter und. constituirt den tiefschwarzen eigentlichen Kupferschiefer.. Die einzelnen Schichten des Flötzes sind 4 ‚bis 6 Zoll stark ‚und in grosse. ellipsoidische Körper zer- klüftet,. die wiederum einer dunnplattigen oder grobschieferigen, der Schichtung concordanten Absonderung unterliegen., Die 27* 420 sehr wechselnde Erzführung beschränkt sich hauptsächlich auf den Kupferschiefer, in welchem nicht selten Fossilreste von Erz durchdrungen sind. Meist jedoch haben die Pfanzen- und Fischreste einen bituminösen oder kohligen Ueberzug. Ungeachtet des petrographisch so innigen Zusammenhangs des bituminösen Mergelschiefers mit dem Mutterflötz, der so weit geht, dass leicht Handstucke geschlagen werden können, deren Unterseite noch wahres Mutterflötz ist, während die Oberseite den ausgesprochensten bitumösen Mergelschiefer er- kennen lässt, bieten die paläontologischen Verhältnisse die eigenthümliche Differenz dar, dass die wenigen Petrefacten- arten des Mutterflötzes (12 pCt. der sämmtlichen Zechstein- formen} fast durchweg massenhaft auftreten, dagegen die zahl- reichen Formen des bituminösen Mergelschiefers (37 pCt. der gesammten Flora und Fauna des Zechsteins) immer nur ein- zeln erscheinen. Das Hornflötz oder der eigentliche, oder compacte, oder parallelepipedische Zechstein ist manchmal durch allma- lige Uebergänge (Dachflötz) noch mit dem bituminösen Mer- gelschiefer verbunden, häufiger aber fehlt jedes vermittelnde Zwischenglied. Der Hauptmasse nach besteht diese Abthei- lung, welche bis zu einer Mächtigkeit von fast 100 Fuss an- wachsen kann und in Fällen grösserer Mächtigkeit fast immer durch Zwischenlager in mehrere Etagen gesondert wird, aus dichten hornigen Kalksteinen von grosser Härte und Zähigkeit mit muscheligem und splitterigem Bruche. Je nach dem oben geringeren, unten grösseren Bitumengehalt ist die Färbung des Gesteins hellgrau bis dunkel- und schwarzgrau. Sehr häufig erscheinen Kalkspathtrumchen, Blasen mit Schaumkalk oder ockerigem Brauneisenerz erfüllt, mit Kalkspath- oder Bitter- spathkrystallen ausgekleidete Drusen, die sich bei genauerer Untersuchung als die Innenräume grosser Brachiopoden er weisen, endlich nicht selten Schwerspathgänge, mit Lasurit und Malachit, während Kupferkies, Buntkupfererz, Eisenkies und Bleiglanz in den dichten Kalkstein eingesprengt sind. Die Schichtung ist ausgezeichnet deutlich, und die einzelnen 4 bis 6 Zoll starken Schichten sind so regelmässig durch senkrecht nie- dergehende Klüfte in parallelepipedische. Absonderungsstücke getheilt, dass die aufgeschlossenen Wände das Aussehen künst- lichen Mauerwerks gewinnen. 421 An der Basis der einzelnen Etagen hat das Gestein in der Regel eine Umwandlung erlitten. Bei Kamsdorf besteht dieselbe darin, dass die tiefsten Lagen des dichten hornigen Kalkes, namentlich da wo sie das Hangende des unteren Eisensteinflötzes ausmachen , einer theilweisen Zersetzung un- terliegen, so dass die parallelepipedischen Absonderungsstucke zunächst in ihren peripherischen Theilen unter Erhaltung eines “noch dichten Kalkkernes, endlich aber durch und durch eine mergelige Beschaffenheit annehmen und dabei sich der Schich- tung concordant abblättern. Der noch vorhandene reichliche Bitumengehalt bewahrt diesen mergeligen Partieen eine schwarz- graue Färbung und verleiht denselben dadurch eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Kupferschiefer, weshalb diese Lagen viel- fach als oberes bituminöses Mergelflötz bezeichnet werden. Der petrographischen Beschaffenheit nach, ebenso wie nach . den umschlossenen Petrefacten, namentlich nach den Ostra- coden, gehören hierher auch jene Schichten an der Sturmheide bei Ilmenau, welche die bekannten Schwielen enthalten. Das Innere dieser Schwielen mit den durch Kalkspath oder Kupfer- erze petrificirten Fischresten ist dichter Kalk, und die umhullen- den Mergelschalen entsprechen vollkommen dem sogenannten oberen bituminösen Mergelschiefer des Kamsdorfer Reviers. An anderen Orten, wie am Sudrande des Rothen Berges, bei Saalfeld und von da bis in die Gegend von Königsee ha- ben diese mergeligen Lagen sich nicht ausgebildet, sondern werden durch eine wenig mächtige Bank eines gelblichgrauen Dolomits mit Schnürchen und Drusen von Bitterspath und we- nig kenntlichen Petrefacten vertreten. | Die Zwischenlager des Hornflötzes sind charakterisirt durch Eisengehalt. So erscheint bei Saalfeld schon wenige Fusse über dem eigentlichen bituminösen Mergelschiefer eine Bank’ von dolomitischer Beschaffenheit und gelber oder braungelber Färbung mit ausgezeichneten Wellenfurchen auf den Schicht- flächen. Ungefähr 20 Fuss höher liegt der untere Eisen- kalk, der bei Kamsdorf durch das 3 bis 4 Fuss mächtige und fast ganz aus Spatheisenstein (Glimmer der Bergleute) beste- hende untere Eisensteinflötz vertreten wird. Durch parallel- epipedischen Zechstein von 10 bis 12 Fuss Mächtigkeit da- von getrennt, folgt endlich’ der obere Eisenkalk, der mit Ein- schluss der wiederholt eingelagerten Bänke eigentlichen Zech- 422 steins bis 90 Fuss mächtig wird. Bei Kamsdorf stellt das Tiefste desselben abermals ein (oberes) bis 12 Fuss mächtiges Eisensteinflötz dar, welches unten aus Spatheisenstein, nach oben aus Brauneisenstein besteht. Der Eisenkalk zeigt eine bald mehr kalkige, bald mehr dolomitische Beschaffenheit und ist völlig von Eisen, theils in Form von’ Spatheisensteinschüppchen oder Rhomboeädern, theils in Form von Partikelchen dichten oder ockerigen Brauneisen- steins durchdrungen und deshalb von dunkel graubrauner bis selbbrauner Färbung‘, bald hart und klingend mit splitterigem, bald mit erdigem Bruche; Kalkspath- und Bitterspathdrusen sind häufig und bilden oft die Ausfüllung schlecht erhaltener Petrefacten, unter denen nur einige Brachiopoden sich erkennen lassen. Die Schichtung ist regelmässig, die Absonderung dunnplattig und uneben. Durch das ganze Hornflötz, selbst im Eisenkalk und im Brauneisenstein desselben, sind stylolithische Bildungen in grosser Häufigkeit verbreitet. Im Allgemeinen stellen sie un- regelmässig cylindrische oder prismatische Körper dar, deren Basalflächen in mannichfaltigster Weise ausgebuchtet oder aus- geschnitten sind und da, wo mehrere Stylolithen sich zusam- mendrängen,, in der Weise in einander greifen wie die Epi- dermiszellen auf der Unterseite der Pflanzenblätter. Die Sei- tenflächen sind der Längsaxe der Stylolithen parallel gerieft, als ob das Ganze aus Stäbchen zusammengesetzt wäre, Die einzelnen Längsleistchen sind oft wieder transversal gekerbt. Indem einzelne dieser Leistchen sich verkürzen, entstehen die häufigen kegel- oder zapfenförmigen Gestalten der Stylolithen. Ohne Ausnahme dringen sie von unten her in die Gestein- schichten, reichen aber nicht immer durch dieselben hindurch, sondern setzen meist vor Erreichung der Oberfläche ab. Die eylindrischen oder prismatischen Formen endigen meist mit einer ebenen Fläche. Petrefacten oder andere fremde Körper haben sich noch nicht darauf beobachten lassen. Die Stellung der Stylolithen ist nur selten vollkommen senkrecht zur Schich- tungsebene, meist etwas, oft aber auch durch ganze Schichten hin stark, bis zu 50°, geneigt. Nicht selten auch finden sich unmittelbar neben aufrechten Stylolithen geneigte, oben zu- sammenneigende, gekrümmte, geknickte, selbst solche Formen, deren abgebrochene Spitze etwas zur Seite geschoben ist. 423 Auch völlig liegende Formen, auf denen aufrechte stehen, sind nicht allzuselten. Die Stylolithen sind von dem Muttergestein gleichsam umgossen, so dass in demselben vollkommene Ab- drücke entstehen. Die engen Absonderungsfugen sind fast immer von Bitumen oder Schaumkalk oder ockerigem Braun- eisenstein erfüllt, während die Substanz der Stylolithen bald jener des Muttergesteins ident ist, bald aber aus einem dolo- mitischen hellgelben und eisenschüssigen Kalke besteht, der von der grauen Färbung des Hornkalks sich scharf abhebt. Immer aber ist die Substanz dieht und ohne Spur von stän- geliger oder blätteriger Zusammensetzung. Während der Periode, welche die Bildung des Hornflötzes in Anspruch nahm, muss das organische, namentlich das thie- rische Leben der Dyaszeit seinen Culminationspunkt erreicht haben, und zwar nicht bloss in Bezug auf die Zahl der Arten (76 pCt.), sondern auch ebenso in Bezug auf die Individuen- zahl. Ganz vorzüglich sind’ es die in dichten Schwärmen er- scheinenden Ostracoden, die man als charakteristisch für diese Abtheilung bezeichnen möchte. Die Basis des mittleren Zechsteins wird von einer Breccie gebildet, deren Entstehung erst nach vollständiger Erhärtung des unmittelbar darunter liegenden oberen Eisenkalksteins möglich war, indem dieselbe ausschliesslich aus scharfkantigen Fragmenten des Eisenkalks, auf welchen hin und wieder so- gar noch Sinterkrusten wahrnehmbar sind, in einem dolomiti- schen gelblichen Cement mit Spathdrusen,, sowie einzelnen wasserhellen Quarzkrystallen zusammengesetzt ist. Wie in einem solchen Trümmergestein, das bald bis 30 Fuss mächtig auftritt, bald bis zum Verschwinden verdrückt ist, kaum an- ders zu erwarten, sind dem dolomitischen Bindemittel eigene Petrefaeten noch nicht beobachtet worden. Auf dieser Breccie oder auch, wie bei Kamsdorf, unmit- telbar auf dem Eisenkalkstein liegt der Zechsteindolomit oder die Rauhwacke. Vom Fusse des Gebirges ab, wo die Rauhwacke nur eine dünne Decke bildet und auf dem Steiger bei Saalfeld auch die Klüfte des Cypridinenschiefers ausgefüllt hat, wächst die Mächtigkeit der Ablagerung rasch an, so dass dieselbe schon auf dem Rothen Berge und bei Kamsdorf bis 10 Fuss beträgt. Das Gestein ist nur stellenweise ein dichter, weit über- 424 wiegend ein feinkörniger zäher, manchmal aber sandig anzu- fühlender mürber, endlich sogar erdiger (Grus) Dolomit voller Blasenräume, die bei kleineren Dimensionen mit Bitterspath- krystallen ausgekleidet sind und namentlich in den. tieferen Theilen an Zahl und Grösse zunehmen und zu Gruppen ver- einigt sich zu Höhlenräumen bis zu dem Felsenthore des Gleitsch bei Obernitz erweitern. An mehreren Punkten wird das Gestein wenigstens zum Theil oolithisch, indem zahlreiche concentrisch schalige Sphäroide von Hirsekorngrösse es bis zur Verdrängung der Grundmasse erfüllen. Die Färbung ist im Allgemeinen gelblichgrau, bis in’s Braune dunkelnd oder bis in’s Weissliche ausbleichend. Die Schichtung ist nur. in den unteren Theilen der Ablagerung vollkommen deutlich, und die Schichtflächen , wie die Flächen der häufigen und tief eindrin- genden Klufte, sind oft mit Mangandendriten oder dichten man- ganischen Ueberzügen bedeckt. Stylolithen sind auch hier eine sehr gewöhnliche Erscheinung, aber sie bilden fast nur kurze zapfenförmige und mit Bitumen überzogene Gestalten. Nach oben hin erscheinen überall, wo die Maächtigkeit des Formationsgliedes nicht zu gering ist, gleich Atolls, die aus der Tiefe des zu Stein gewordenen Dolomitmeeres auf- steigen, Riffbildungen, unter denen die Altenburg bei Pössneck am bekanntesten geworden ist. Aus Fenestellen und Acanthocladien sich aufbauend, bilden sie Sammelpunkte für das ausserdem nur zerstreut auftretende Thierleben und bergen zwischen den Fächern und Aesten dieser Korallen Reichthüumer an organischen Resten (97 pCt.), die besonders in Beziehung auf die Individuenzahl unermesslich genannt werden mussen. Je nachdem Mergelablagerungen als Anfangs- oder Schluss- stadien in der Bildung von Formationsgliedern oder ganzen Etagen aufgefasst werden, müssen die Mergel, welche den Dolomit bedecken, entweder als Schlussbildung des mittleren, oder als basales Glied des oberen Zechsteins angesprochen werden. usk. Diese Mergel, deren Mächtigkeit bis zu 50 Fuss an- wachsen kann, bestehen eigentlich aus einem continuirlichen Wechsel ‚von schwachen Kalkmergelschichten und ebensolchen Schichten von Schieferletten. Die Kalkmergel herrschen im unteren Theile der Ablagerung vor und sind nicht selten durch eingemengte Dolomitkörnchen rauh und sandig, nach oben hin 425 manchmal so kalkreich, dass sie fast dicht ‚erscheinen. Von Farbe sind sie grünlich-, röthlich- und gelblichgrau. Die Schie- ferletten, die im oberen Theile der Ablagerung vorherrschen, sind reich an silberweissen Glimmerschuppchen und umschliessen oft kleine Schaumkalkknoten. Hier und da erscheinen sie voll- - kommen plastisch. Die Färbung derselben ist grau in ver- schiedenen Nüancen, braun, grünlich, bläulich, oft auch gefleckt. | Im tiefsten Theile dieser Mergelbildung und von den Do- lomiten durch mehr oder minder mächtige Mergelbänke ge- schieden oder auch in Folge von Verdrückung der Mergel unmittelbar dem Dolomit aufgelagert, treten bei Ilmenau, Kö- nigsee, Saalfeld, Gorndorf, Röblitz, Oepitz etc. Gypse bald »in schwachen Lagen oder in einzelnen Nestern oder endlich in liegenden Stöcken von 50 bis 70 Fuss Mächtigkeit auf. Der Hauptmasse nach sind diese Gypse meist geschichtet und feinkörnig, oft von einfachen oder Zwillingskrystallen porphyr- „ artig durchwachsen und nur in der Mitte völlig dicht. Ein- zelne Schichten bestehen aus dunnsten krystallinischen Tafeln, und nach oben erscheinen Lagen weissen bis fleischrothen Fa- sergypses, der oft scharfkantige Fragmente eines schwarzen Schieferletten umschliesst. Steinsalz ist noch nicht beobachtet worden; nur eine Quelle bei Krölpa lässt aus dem Geschmacke ihres Wassers auf einen, aber äusserst geringen Salzgehalt schliessen. Das oberste, bis AO Fuss mächtige Glied des Zechsteins in Thüringen ist eine Kalkbildung, die durch ihren empyreu- matischen Geruch sich als Stinkstein erweist. Derselbe , ist bald dicht, bald dolomitisch körnig und porös mit unebe- nem, selbst splitterigem Bruche. Die Farbe ist grau, perl- grau, weisslich, die Schichtung manchmal undeutlich, meist aber sehr vollkommen, zuerst sogar dünnblätterig (Kalkschie- fer), oft mit brauner Färbung der Schichtflächen. Im unteren Theile der Ablagerung erscheinen noch einzelne Lagen von Schieferletten, verschwinden aber nach oben hin gänzlich. Pe- trefacten sind an manchen Stellen sehr häufig, während ausser- dem oft auf weite Erstreckungen hin keine Spur derselben an- zutreffen ist, immer aber sind dieselben in einem Erhaltungs- zustande, der nur selten eine sichere Bestimmung zulässt. Ausser den schon erwähnten Mineralien führen die ver- 426 schiedenen Glieder der Formation noch Asphalt in Trumchen, Braunspath, Allomorphit, Pharmakolith, Pyrolusit, Wad, Kupfer- manganerz, Asbolan, Smaltin, Kobaltin, Erythrin,, Bieberit, Millerit, Niekelin, Rammelsbergit, Gersdorffit, Annabergit, Le- pidokrokit, Stilpnosiderit, Brauneisenerze, Pyrit, Arsenopyrit, Siderit, Galenit, Wismuth, Gediegen Kupfer, Cuprit, Ziegel- erz, Chalkosin, Bornit, Chalkopyrit, Fahlerze, Beaumontit, Kupferblau, Kupferpecherz, Kupferschaum, Kupferbraun, Azu- rit, Malachit, Gediegen Silber,‘ Argentit, Rothgultigerz ete. Die Vertheilung der Petrefacten auf die verschiedenen Formationsglieder wird sich am besten aus der folgenden Zu- sammenstellung ergeben.. Weisslieg. Mutterfl Kupfersch. Mittl. Z. Ob. Zechst. Zonarites digitatus BRONGNIART. Sphenopteris bipinnata Münst. Alethopteris Martinsi GERM. — Goepperti Münst. Artisia Sp. Cyclocarpon Eiselianum GEIN. » Ullmannia Bronni GOPPERT. — frumentaria SCHLOTH. — selaginoides BRoNENn. Piceites orobiformis SCHLOTA. Araucarites Richteri Une. Zwei Speec. inc. sed. | | A | + ESS + |+l+-I I I I | I i-+ ERRANG: Thiere. Spongia Schubarthi GEIN. Textularia Geinitzi RiCHTER — multilocularis REUSS — triticum JONES — cuneiformis JONES Dentalina permiana JONES + 1] + | Pflanzen. Palaeophycus Hoeianus GEin. = Chondrites virgatus Münst. = : &]=1& | BEER +++ || |- 4 | | 427 Nodosaria Jonesi RicHT. — Kirkbyi RıcuHr. — Kingi Rıcur. — dGeinitzi Reuss — subacicula RıcHT. — dwuplicans RıcHT. Hippothoa Voigtiana Kına Acanthocladia ‚anceps SCHLOTH. / — . dubia SCHLOTH. Phyllopora Ehrenbergi GEIN. Fenestella Geinitzi ORB. — retiformis SCHLOTH. Stenopora columnaris SCHLOTH. Dingeria depressa GEIN.- Oalophyllum profundum GERM. Oyathocrinus ramosus SCHLOTH. Eocidaris Keyserlingi GEIN. Discina Konincki GEIN. Lingula COredneri GEIn. Productus Geinitzianus Kon. — horridus Sow. — latirostratus HowsE — Leplayi VERN. Strophalosia Morrisiana Kına — lamellosa Gein. — Goldfussi MÜnsT. — excavata GEIN. Orthis pelargonata SCHLOTH. Spirifer Olannyanus Kıne — cristatus SCHLOTH. — alatus SCHLOTH. Camarophoria Schlotheimi BucH Terebratula elongata SCHLOTH. Lima permiana Kına Pecten sericeus VERN. — pusillus SCHLOTH. Gervillia antiqua MünsT. — sSedgwickiana King — ceratophaga SCHLOTH. Avicula pinnaeformis GEIN. Weisslieg. ze. Mutterfl. Be Perterri ee Pe | | I+-I-+-1I 11173 I-#+-+ 1 -- | Kupfersch. Hornfi. | He | | | || | Mittl. Z. + | + | 4 || ee a a ee Ob. Zechst. 428 Avicula speluncaria SCHLOTH. Aucella Hausmanni GOLDF. Pleurophorus costatus BROWN Clidophorus Hollebeni GeEın. Pallasi VERN. Edmondia elongata HowsE Leda speluncaria GEIN. Nucula Beyrichi SCHAUR. Arca striata SCHLOTH. Kingiana VERN. Schizodus Schlotheimi GEIN. truncatus King Astarte Vallisneriana Kına Solemya biarmica VERN. Allorisma elegans Kınc. Dentalium Speyeri GEIin. Chitonellus antiquus HowSE Pleurotomaria Verneuili GEIN. penea VERN. antrina SCHLOTH. Straparolus permianus Kine Natica minima BROWN Turbo helicinus SCHLOTA. obtusus BROWN —— Turbonilla Altenburgensis GEIN. —— Phillipsi Howss Roessleri GEIN. Theca Richteri GEIR. Conularia Hollebeni GEIN. Orthoceras Geinitzi ORB. Nautilus Seebachianus GEIN. Freieslebeni GEIN. Serpula. planorbites MÜNST. pusilla GEIN. Schubarthi GEIN. *° Kirkbya permiana JONES *) collaris RıcHT. *) Vergl. Zeitschr. d, Deutsch -Weisslieg. Kupfersch. Hornfl. Ob. Zechst. ee '##3 ee BEE ee ee + Hr | | + Seel a en nn nn nn nn nn ann nn nn nn nn nn nn nn nn du nn ||| | I | Hr | en | | | | || PER ee II ydFrielı . geol. Ges XIX. S. 216 f. Taf. V. 429 Cythere elongata GEIN. — Richteriana JONES —. tyronica JONES — .nuciformis JONES — . mucronata REUSS — regularis RıcHT. — Reussiana KırkBy — brevicauda JONES — caudata KırkBy — leptura .Rıcat. — graeillima RıcHt. — . ampla ReEuss — ‚piscis RıcHT. — frumentum Reuss — dorsalis RıcHr. — Kutorgiana JONES — parmula RicHT.: — marginata RicHT. u — .plebeja Reuss — Kingiana Reuss — _ Berniciensis KıRkBY — _Jonesiana KıIRKBY Prosoponiscus problematicus SCHLOTH. Hemitrochiscus paradoxus SCHLOTH. Hybodus Mackrothi GEin. Janassa bituminosa SCHLOTH. Palaeoniscus macropomus AG. — magnus AG. Pygopterus: asper Ac. — Humboldti Ac. Platysomus rhombus Ag. — gibbosus Ac. Coelacanthus Hassiae MüNST. Koprolithen. Parasaurus Geinitzi MEYER Weisslieg. Mutterfl. Kupfersch. ae a Sa Sg ae a a ER ER EL a ti re nn 0000000 | He vr vw ro vo | | Hr HH Hornfl. ee ee ee Mittl.. Z. Ob. Zechst Be 430 VII. Trias. Vom Ehrenberg bei Ilmenau bis zur Sorge bei Pennewitz und nochmals bei Aue am Berge bedeckt das unterste Glied der Trias die Dyas so vollständig, dass dasselbe den älteren Gesteinen des Schiefergebirges unmittelbar aufgelagert ist. Ausserdem. bildet der Bunte Sandstein ununterbrochen die Nordgrenze des Zechsteins bis Rockendorf:am. Ostrande der Karte. Im Südwesten unseres Gebiets erscheint der Zechstein gar nicht, so dass von Engenstein bis Hirschendorf unmittel- bar an das Rothliegende der Bunte Sandstein, von Hirschen- dorf bis Mengersgereuth unmittelbar an die Schiefergesteine der Muschelkalk grenzt. Dieses letztere abnorme Verhalten, welches noch auffälliger dadurch wird, dass der Muschelkalk an der Grenze ein gegen das Schiefergebirge gewendetes Ein- fallen behauptet, statt sich an dasselbe auzulehnen, ist vielleicht Folge der schon erörterten und durch die Faltung des Schiefer- gebirges bewirkten Dislocation, nach deren, Vollendung der mürbe Sandstein der Zerstörung unterlag, so dass die ihrer Basis beraubten Muschelkalklager gegen das Schiefergebirge niederbrechen mussten. | Isolirte Parzellen des Bunten Sandsteins findeh sich auf azoischer Unterlage von Steinheide bis Scheibe, auf Zechstein bei Bechstädt, Saalfeld und Kamsdorf. Was die Reliefformen der Trias anlangt, so erscheint der Bunte Sandstein gewöhnlich in weitgedehnten Flächen, deren kurze und flachgewölbte Terrainwellen vielfach durch Wasser- risse von einander gesondert werden, oder er bildet in: Zuge gruppirte rundliche Hügel von ziemlich gleicher Höhe, zwischen denen die Gewässer steilwandige Thäler mit oft stufenweise niedersteigender Sohle eingeschnitten haben. Darüber erhebt sich der Muschelkalk in Form geradliniger Terrassen mit scharf gebrochenen Kanten und Böschungen, die sich ‚unter ungefähr 30° gegen den Horizont neigen. Die Vorsprünge und Sitein dieses Muschelkalkgebirges sind schmalruckig und.'eckig,' und isolirte Kuppen erscheinen gern in ‘Gestalt gigantischer Sar- kophage. Die Oberfläche der weithin gedehnten Plateaus schwillt oft zu meilenlangen und meilenbreiten Terrainwogen an und ist, weil das zerklüftete- Gestein die atmosphärischen | 431 Niederschläge rasch in die Tiefe hinabsinken lässt, meist wasserarm.*) ' Sowohl das Streichen, als auch das meist. flache Einfallen der hierher gehörigen Ablagerungen richtet sich im Allgemeinen nach dem Abfall des älteren Gebirges, an welches sie sich anlehnen. Bedeutendere Störungen erscheinen, wie schon er- wähnt, nur am südwestlichen Rande des Schiefergebirges und ganz besonders am Kulm bei Saalfeld, der nur im Hauptkörper des Berges regelmässige Lagerung zeigt, dagegen in jedem Vor- sprunge Verwerfüngen, Rutschungen etc, erkennen lässt, ohne Zweifel die Folgen des grossen Einsturzes im Jahre 1588, bei welcher Gelegenheit möglicher Weise auch erst die Verrückung ‘des Muschelkalks gegen den Bunten Sandstein, die zwischen Dorf Kulm und Schloss Kulm über 100’ beträgt und den Röth ganz verdrückt hat, in ihr gegenwärtiges Stadium getreten ist. 1. Bunter Sandstein. Das tiefste, unmittelbar dem Zechstein aufgelagerte. Glied der Formation sind gegen 30° -mächtige.bunte Mergel und Schieferthon, die vielfach mit dünnen Sandsteinbänken: ab- wechseln und uberall an der Grenze des Bunten Sandsteins zu älteren Gesteinen in meist schmalen, bei Allendorf, Saal- feld, Köblitz ete. breiten Säumen zu Tage ausgehen. Die Mergel sind bald überwiegend thonig und manchmal plastisch genug, um technische Verwendung zu gestatten, bald kalkreich und steinig. mit Dolomitdrusen und auf den Schicht- flächen mit einem kleinnierenförmigen bläulichgrauen Thon- silikate überzogen. Immer sind sie reich an äusserst feinen silberweissen Glimmerschüppchen und besonders in den tiefsten Lagen an beigemengtem Sande, dessen Körnchen von ausser- ordentlicher Feinheit noch ziemlich eckig sind. Einzelne grössere Körnchen weissen Quarzes dagegen sind völlig abge- rundet, Die Färbung der Mergel ist im tiefsten Theile der Ablagerung gelblichgrau, gegen die Mitte hin ‚grünlich und zuoberst dunkelroth. Auch die schwarzen, etwas bituminösen Mergel an der Bilbertsleite bei Steinheide scheinen bierher zu gehören. Bei Scheibe führen die liegenden sandigen Mergel zahlreiche Fragmente der azoischen Schiefer. *”) A. A. Zeitung, 1865, Beil. 159. 432 Die eingelagerten Sandsteinbänke sind dünnplattig,; vom feinsten Korn, unten gelblich mit röthlichen Feldspathkörnchen, oben rotlı mit gelben Flecken und Streifen, überall reich an feinen weissen Glimmerschüppchen, die nur auf den Schicht- flächen eine bedeutendere Grösse erreichen. Auf der Unter- seite der Platte-sind Thongallen sehr häufig. In einer Mächtigkeit von 500 bis 800° folgt nunmehr der eigentliche Bunte Sandstein, ein gelblichgrauer oder gelb- lichweisser, selten rostfarbiger und nur selten rother Sand- stein von feinem Korn und reichlichem thonigen, hier und da kieseligem Bindemittel, welches grünlich, gelblich, röthlich und nur bei grosser Reinheit und kaolinischer Beschaffenheit, wie . äm Sandberge bei Steinheide, wo es als Porzellanmasse von grosser Bedeutung ist, weiss gefärbt ist. Die Schichten sind meist dünne, oft sehr dünne Platten, mit denen stärkere Bänke wechseln, und zeigen nicht selten das Phänomen der discor- danten Streifung und Schieferung in ausgezeichnetster Weise. Die dünneren Schichten, die auf ihren Flächen häufige Glimmer- blättchen führen, werden durch Lagen eines grünen, glimme- rigen und in unregelmässige Polygone zerborstenen Thonmergels getrennt und zeigen daher nicht selten die bekannten Netz- leisten, denen einst organische Abkunft (Sickleria labyrinthi- formis MULLER*) zugeschrieben wurde. Die mächtigeren Bänke tragen überall auf der Unterseite die Eindrücke von häufigen Thongallen, deren grössere übrigens oft von Sandsteinmasse, welche wiederum Thongallen hat, erfüllt sind. Das Gestein dieser mächtigeren Bänke ist eigenthümlicher Weise ganz glimmerleer, und auch auf den Schichtflächen sind Glimmer- blättchen eine Seltenheit. | Als oberstes Glied des Bunten Sandsteins findet sich fast überall in ziemlicher Mächtigkeit ein dichtgeschichteter grob- körniger Sandstein von weissgrauer, gelblicher und an einzelnen Stellen brauner Färbung, dessen Körner von Hirsekorngrösse und darüber zwar im Allgemeinen abgerundet sind, aber doch ‚sehr oft noch glatte und glänzende Krystallflächen erkennen lassen. Hin und wieder finden sich auch zerbrochene Körner mit muscheligem Bruch. Vorwaltend bestehen die Körner aus wasserhellem Glasquarz, und nur in geringer Anzahl sind Kör- *) Bot. Zeitung, 1846, 1. 433 ner eines grauen oder fleischrothen, durchscheinenden oder milchweissen undurchsichtigen Quarzes beigemengt. Von letz- terem finden sich auch bis faustgrosse Rollstucke in das Ge- stein eingebacken. Meist kleiner als die Quarzkörner erscheinen als zweiter, aber an Menge sehr zurücktretender Gemengtheil gelblichweisse verwitternde Feldspathkörner, die zwar meist auch abgerundet sind, jedoch ebenfalls nicht selten noch Kry- stalllächen und deutliche Spaltbarkeit wahrnehmen lassen. Einzeln eingestreut kommen noch braune Hornsteinkörner und schwarzblaue Hartmangangraupen vor. Das Bindemittel ist thonig, aber so sparsam vorhanden, dass es nur im Inneren der Bänke deutlich erkennbar wird. Mangandendriten, die sich manchmal zu Ueberzügen ver- dichten, sind nicht selten, während von Mangan braun gefleckte Sandsteine mit losen linsenformigen Sphäroiden, wie bei Blat- terndorf östlich von Schelkau, in unserem Gebiete noch nicht gefunden worden sind. ‚Organische Reste sind äusserst selten. Bis jetzt sind vor- gekommen K.oniferenholz, Ophioderma sp. n., Gervillia Murchisoni GEIN., Modiola sp. n. Die Chirotheriumfährten von Hessberg und Kehle liegen ausserhalb der Grenzen unseres Gebietes. 2.,Röth. Bis über 100’ mächtig lagert zwischen dem Bunten Sand- stein und dem Muschelkalke ein System von verschieden ge- färbten Mergeln mit häufig sich wiederholenden Einlagerungen von Gyps, Quarzit und Sandstein, das nur an einigen Stellen des durch zahlreiche Verwerfungen ausgezeichneten Kulmbergs bei Saalfeld vermisst wird. Die Mergel sind überwiegend thonig, reich an silberweissen Glimmerschüppchen und fast durchgängig roth gefärbt. Nur unter und über einem Theile der Gypseinlagerungen und der Quarzite erscheinen ebenso wie im obersten Theile der For- mation grüne und graue Färbungen. Im unteren Theile der Ablagerung treten bläulichgraue, unreine, derbe Gypse mit porphyrartig eingewachsenen, meist Zeits. d.D. geo]l. Ges. XXI. 2. 28 434 linsenformigen Krystallen von weisser Farbe auf und werden von feinen bis mehrere Zolle starken Adern weissen Faser- gypses durchzogen. Diese vielfach sich durchkreuzenden Faser- gypsadern reichen auch noch in die Mergel hinein und erschei- nen wie die Wände aufgebrochener Hohlräume, die mit Schiefer- thon erfüllt sind. Noch aufwärts rücken die Gypseinlagerungen immer weiter aus einander und verschwinden in der Mitte der Formation vollständig. | Statt ihrer treten in wechselnden Intervallen Quarzit- lager auf. Das Gestein ist ein feinkörniges, äusserst festes und zähes Quarzgestein von grauer oder röthlichgrauer Farbe mit mikroskopischen schwarzen (Eisenglanz- ?) Punktehen und bis 2 Mm. grossen Einschlussen eines mattweissen stängelig- faserigen (feldspathigen?) Minerals, dessen nächste Umgebung immer roth gefärbt ist. Die Unterseite der Lagen ist wulstig und höchst uneben, voller Hohlräume, die mit grünem Mergel erfüllt sind. Desto ebener ist die obere Fläche, die oft von Steinsalzpseudomorphosen dicht bedeckt wird. In diesem Ge- stein erscheinen auch rhizocoralliumartige Formen. Höher hinauf werden die Quarzite durch dunkelgraue Steinmergel vertreten, die bei ziemlich ebenen Schichtflächen auf dem Querbruche eigenthümlicher Weise wellenförmig ge- kräuselte Schichtungslinien beobachten lassen. Im höchsten Niveau der Ablagerung erscheinen gering mächtige Lagen von rothen und endlich gelblichgrauen , bald sehr glimmerreichen, bald glimmerarmen Sandsteinen, in denen hauptsächlich die Petrefacten der Formation vorkommen. Dieselben sind durchgängig Muschelkalkformen und thun die enge Beziehung des Roöths zum Muschelkalk dar. Es sind folgende: Laminarites sp. Rhizocorallium Jenense ScuuiD. Encrinus Sp. Lithodomus priscus GIEBEL. Myophoria vulgaris SCHLOTH. — simplex SCHLOTH. — fallax SEEBACH. — laevigata ALB. Amblypterus tenuistriatus Ac. Saurierknochen. 435 3. Muschelkalk. Im nördichen Theile unseres Gebietes beschränkt sich das Vorkommen des Muschelkalkes auf den Kulm zwischen Dorf- kulm und Preilipp und die Kuppe des Berges, welcher die schöne und sagenumwobene Ruine der Burg Greifenstein bei Blankenburg trägt. Bei Weitem ansehnlicher ist die Verbrei- tung der Formation im Südwesten des Gebiets, wo sie von Poppenwied bis Crock in Form eines schmalen Streifens den Bunten Sandstein krönt, dann aber sich mächtig verbreiternd von Hirschendorf am Gebirgsfusse hin bis Mengersgereuth auf allen Höhen herrscht und nur die Erdensenbanigen] dem Röth oder dem Bunten Sandstein überlässt. Desungeachtet ist in diesem südwestlichen Theile des Ge- bietes nur der untere Muschelkalk und auch dieser nur bis herauf zur Terebratulazone vertreten, während im Norden des Gebietes doch wenigstens noch Schaumkalk, wenn. auch nur in isolirten Parzellen, vorkommt. Das tiefste Glied der Formation ist die gegen 30’ mäch- tige Trigonienbank. Dieselbe besteht wesentlich aus mergeligen dünnblätterigen Kalklagen von grünlichgrauer, an der Luft in’s Weissliche ausbleichender Färbung, denen unten bis 4 Zoll dicke, nach oben dünnere Platten dunkelgrauen, dichten und etwas thonigen Kalkes eingelagert sind. Die Oberflächen der Platten sind in der Regel dicht bedeckt von den Steinkernen der Myophorien, zwischen denen neben zahl- reichen anderen Petrefacten am häufigsten Pectiniten und Gervillien mit wohlerhaltener Schale liegen. Auch Schuppen, Zähne und Kochenfragmente sind nicht selten. Das nächsthöhere Formationsglied bildet durch seine in- tensiv gelbe Färbung einen sicher erkennbaren Horizont und besteht in seinen unteren Theilen aus mürben grosszelligen Kalkmergeln mit einer dunnen Lage eines gelblichgrauen, in’s Grünliche ziehenden, stängelig-faserigen Carbonits (?). Weiter aufwärts gehen die Mergel in festere Kalke mit noch erdigem Bruche über, und die Mitte der 6 bis 10’ mächtigen Ablage- rung wird von einem dichten, manchmal körnigen, äusserst zähen Kalke eingenommen, .der überall von schwärzlichen Mangan- punkten, auf den meist parallelepipedischen Ablösungen von "Mangandendriten durchzogen ist. Die Kluftflächen sind manch- 28* 436 mal mit strahlig angeordneten und stängelig auskrystallisirten, bis 14 Zoll langen Individuen des von Breıruaupr (Handb. der Min., II., S. 244) erwähnten gelben Kalkspaths ausge- kleidet. Die Krystalle haben die Eigenthüumlichkeit, dass sie, bevor sie die Oberfläche erreichen, sich wiederum buschel- förmig in zahlreichere kleine Stängel theilen. ; Der oberste, gegen 2° mächtige Theil dieses Formations- gliedes ist gleichsam der Prototyp des Schaumkalkes. Das Gestein besteht wesentlich aus einem gelbbraunen, dichten, oft von weissem Kalkspath durchzogenen Kalk, der aber durch und durch porös ist, so dass zwischen den fast durchgängig runden Zellräumen von höchstens 0,5 Mm. Durchmesser bloss höchst dünne Wände des dichten Kalksteins übrig bleiben. Das Innere der Zellräume ist mit einer eisenhaltigen rothgelben und krümeligen Substanz erfüllt oder ausgekleidet, woher die hochgelbe Färbung des Gesteins. Der Schlag des Hammers auf das ausgezeichnet zähe Gestein giebt reichlichsten Mehl- staub und trennt nur kleine rauhflächige Fragmente ab. Diesem Formationsgliede gehören im südwestlichen Theile des Gebietes die gelblichen, manchmal grauen, rothen und schwarzen und von Mangandendriten durchzogenen Kalke an, die wegen ihrer parallelepipedischen Absonderung, so lange sie grubenfeucht sind, leicht in Würfel von verschiedener Grösse geschlagen und auf den Märbelmühlen zu Kugeln (Märbern, Schussern etc.) gedreht werden. | Vermöge der Gesteinsbeschaffenheit und namentlich auch wegen der vorkommenden Petrefacten dürfte vielleicht dieses Formationsglied zugleich mit der Trigonienbank als Aequiva- lent des süddeutschen Wellendolomits angesprochen werden. Der untere Wellenkalk, gegen 200° mächtig, liegt unmittelbar und ohne Uebergang auf den porösen Kalken des vorigen Formationsgliedes. Derselbe besteht seiner Haupt- masse nach aus einem hell- bis rauchgrauen, milden und mer- geligen Kalksteine, dessen Schichten aus wulstigen und knotigen Platten von geringer Stärke, manchmal aber aus schieferdunnen, ebenfalls gebogenen und wulstigen Blättern zusammengesetzt sind. Die Petrefacten sind hier nur schlecht erhaltene Stein- kerne, und nur die späthigen Säulenglieder der Krinoiden und die Vertebratenreste sind besser conservirt. Ueberall aber erscheinen die bekannten wurmförmigen Gestalten, die oft hohl’ 437 sind und sich leicht aus dem Gestein lösen lassen. Sie er- reichen eine Breite bis zu 2 Zoll und bilden oft fast regel- mässige Gestalten, besonders Schlingen, die dem aufgeworfenen Rande einer Sohle ähneln, aber leicht ihren Zusammenhang mit weniger regelmässigen Formen erkennen lassen. Auch Stylolithen sind häufig und durchsetzen das Gestein wie den Zechstein in allen Richtungen. Nur einmal hat sich auf dem oberen Ende eines Stylolithen eine Gervillie gefunden, sonst walten hier dieselben Verhältnisse, wie im Zechstein. Zwischen den Schichten des welligen Kalkes treten, und ‘zwar am häufigsten und mächtigsten im unteren Theile der Ablagerungen, Bänke dichten und sehr festen Kalkes mit ebenen Schichtflächen auf. Die tiefste Lage ist reich an Myophoria laevigata in besonders grossen Exemplaren; die nächst höhere ist ganz erfüllt von Dentalien und Gervillien, und noch höher hinauf sind einzelne dieser Bänke wenigstens stellenweise ganz aus Säulengliedern des Enntrochus dubius zusammengesetzt. Im Allgemeinen aber gestatten diese Bänke eine weitergehende Unterscheidung nach den Petrefacten nicht. Hier und da sind einzelne Theile der festen Bänke ganz von unregelmässigen und scharfkantigen Fragmenten eines Kalksteins erfüllt, der durch dunkelgraue Färbung sich auszeichnet, dessen Herkunft aber bei dem Mangel an Petrefacten sich nicht feststellen lässt. Zuerst vermitteln graue mikrokrystallinische und petre- factenreiche Kalklagen den Uebergang in die Terebratula- zone, die immer aus mehreren durch Wellenkalk oder graue petrefactenreiche Lagen getrennten Bänken gebildet wird. Darüber folgen nur noch bei Saalfeld wenig mächtige obere Wellenkalke: und endlich in einzelnen Schollen Schaumkalk, der hier nur in der grauen Varietät erscheint, während bei Kranichfeld der untere Theil desselben gelb ist und, weil die Bläschen fast durchgängig noch mit gelbem Eisenocker (selten enthält eine oder die andere Zelle grünes Eisenoxydulhydrat) erfüllt sind, das Aussehen eines Ooliths nachahmt. Die bisher beobachteten Petrefacten sind folgende: 438 Pflanzen. Bactryllium 2 sp. Laminarites. sp. Thiere., Cidaris grandaeva GOLDF. Entrochus dubius GOLDF. Enerinus lilüformis. Lam. — Sp. Waldheimia vulgaris SCHLOTH. — liscaviensis (GIEBEL — " angusta SCHLOTH. Rhynchonella decurtata GiR. Spirifer medianus QUENST. Spiriferina fragilis SCHLOTH. — . hirsuta AL». Lingula tenuissima BRONN. Östrea spondyloides GOLDF. — complicata GOLDF. — crista difformis SCHLOTH. — ' decemecostata MüNnSsT. — liscaviensis GIEB. — ‚subanomia MUÜNST. — Sp. — Sp. Anomia beryz GIEBEL Leproconcha paradoxa GIEBEL Placunopsis plana GIEBEL — obligua 'GIEBEL — gracilis GIEBEL ‚Pecten Albertü GoLDF. —- inaequistriatus GOLDF. — _ reticulatus SCHLOTH. — discites SCHLOTH. — cf. Morrisi GIEBEL — liscaviensis GIEBEL — laevigatus SCHLOTH. Hinnites comtus GOLDF. Trigonien- Fr) bank. Gelbe Bank. Unterer Wellenkalk. m a a Fe a u ee Se ee a ee a en 2 2 2 Terebratula- [II III m nn | + ..zon®e. | HH) | HI Ar | HH || |, Oberer Wellenkalk. 1 Fr ERBE EIFEL EEE FREE EI FR] Fe Schaumkalk. | 439 Lima lineata SCHLOTH. — radiata GOLDF. — striata SCHLOTH. — . cf. Beyrichi Eck. Gervillia socialis SCHLOTH. — subglobosa ÜREDN. — mytiloides SCHLOTH. — . costata SCHLOTH. Mytilus eduliformis SCHLOTH. Modiola gibba AL». — hirudiniformis SCHAUR. _Lithodomus priscus GIEBEL Arca triasina RoEM. Nucula Goldfussi ALB. — ezcavata MünsT. — cf. subcuneata ORB. — elliptica GOLDF. — Schlotheimensis Pıc. Myophoria vulgaris SCHLOTH. — elegans Dunk. — simplex — curvirostris leata Has.) — laevigata ALB. — cardissoides SCHLOTH. — rotunda ALB. — ovata GOLDF. — .orbicularis GOLDF. — trigonioides BERGER. Corbula yregaria MünsT: — incrassata MÜnsT. Astarte triasina RoEM. — Antoni GIEBEL. Cypricardia Escheri GIEBEL SCHLOTH. Myoconcha gastrochaena Dun. -— Thielaui STROMB. Anoplophora impressa ÄALB. — musculoides SCHLOTH. — . . Fassaensis WISSM. Thracia mactroides SCHLOTH. +-|i+-| || Trigonien- | I+++| 1] | |#FIiH-+- II el | ı\tIJ#-l-+I]ı bank. Gelbe Bank. | ++ | + HH Ar A | Wellenkalk. Terebratula- || | er | + Öb BKEESiEe Zn I+-| I-+- | zone, III PERS EI | Schaumkalk. EIER SEE 440 . ! . - D A S “iI—ı = = Mr: „| ® oo + So So 108 BY BE [en] AäA|iSsı|ı x == eslkelsel HS) oe 2a 282|22| 53 a, ‚DO SR NO—Z| S \ = SAGE En) |< R Oo BH EI Lucina Schmidi GEIN. : — — edentula GIEBEL Panopaea Albertü VOoLTz. | + p- ? Capulus Hartlebeni Dunk. Dentalium laeve SCHLOTH. — ?var. torguatum SCHLOTH. Pleurotomaria Albertiana WıssM. Natica Gaillardoti LErFR. — pulla GoLDF. .— gregaria SCHLOTH. — costata BERGER Euomphalus arietinus SCHLOTH. Turritella obsoleta SCHLOTA. Dei Ed — detrita GOoLDF. — gracilior SCHAUR. — sp. Turbonilla scalata ScHLorH. — Zekelii GIEBEL — conica SCHAUR. — sStrombecki Dunk. — Kneri GiE». Actaeonina Sp. Chemnätzia Hehli ZIERT. Nautilus bidorsatus SCHLOTH. Goniatites Buchi ALB. ——-9.8pech Serpula valvata GOLDF. Bairdia 2 spec. n. Halycine cf. agnota MEYER Hybodus major Ac. LDeiacanthus sp. Doratodus tricuspidatus SCHMID. Strophodus sp. Acrodus spec. Tholodus Schmidi MEYER Palaeobates spec. Nemacanthus Sp. Amblypterus decipiens GIEBEL — ornatus GIEBEL a | | +++ | | | I | | ++ | | Hr || | +++ | +++ + | I rl +) ++ | I EIS I IF TH Il Amblypterus Agassizi Müunst. air SP- Charitodon sp. 441 & Ale Pig 28 828 5[82| 2 - © Se saässe Dee) ud SE 8 = Dolly © = > |® >| = un Serrolepis Quenst. u. andere Schuppen Lepidotus sp. Saurichthys spec. Colobodus varius GIEBEL -—--1 | Gelbe Bank. = | Thelodus sp. Nothosaurus spec. Zähne und Skelettheile HH | RTRFERTE +--| | | et : | + | =. 221818 Jurassische, Kreide- und Tertiärbildungen feh- len in unserem Gebiete völlig, uud auch das Diluvium hat nur seltene Spuren des erratischen Phänomens in den jurassi- schen Geschieben mit Ammonites costatus Reıs., welche in der Loquitz und in der Saale vorkommen, in den Feuersteinfrag- menten mit den ihnen eigenthümlichen Petrefacten, welche einige Stellen des Rothen Berges bei Saalfeld bedecken, und in einem kleinen Granitblock auf dem Gleitsch bei Obernitz hinterlassen. Von grösserer Bedeutung sind die alluvialen Geschiebe, welche, den Gesteinen des Fichtelgebirges und des östlichsten Thüringer Wald& angehörend, nicht bloss die Sohle des Saal- thals bedecken, sondern auch an den Thalwänden bis zur mittleren der drei deutlich unterscheidbaren Flussterrassen hin- aufreichen, indem sie von früheren Wasserständen "Zeugniss geben. Unter den recenten Bildungen sind Torf am Bless, bei Steinheide, Siegmundsburg, am Sandberge bei Glücksthal, Neuhaus, Taubenbach , Karlshausen und im Gratelthale bei Wickersdorf, endlich Kalktuff bei Weitesfeld unweit Eisfeld hervorzuheben. 442 Nachträglich möge es vergönnt Sein, noch einiger Beob- achtungen zu gedenken, die erst in jüngster Zeit zum Abschluss gebracht werden konnten. l. Die Eisenkiesellipsoide, die oft dichtgedrängt die Schich- tungsfugen zwischen den Bänken der untersilurischen Griffelschiefer ausfüllen, bestehen nur ausnahmsweise aus Py- rit, in der Regel aus Markasit, der im Inneren der plattgedrück- ten, 15 bis 20 Decim. langen und entsprechend breiten Ellip- soide feinkörnig, nach der Peripherie hin strahlig- faserig er- scheint. _Vollständig aus dem Muttergestein herausgelöste Exemplare zeigen eine papierdunne, bis 5 Mm. dicke Hülle von weissem dichten Quarz, deren wulstige Aussenfläche mit gedrängten vor- und rückwärtslaufenden Wellenfurchen, wie eine dickflüssige und unter fortwährendem Nachquellen eraiätt rende Substanz, bedeckt ist. 2. In den dunkelen Schiefern desselben Alters, die am Pfannstiel bei Spechtsbrunn aufgeschlossen sind, findet sich ebenfalls in einer Quarzhülle, die aber hier aus weissem Faserquarz besteht, ‚der Markasit als Mandelausfüllung. : Manche dieser Mandeln, deren Höhenaxe mit der Schieferung des Ge- steins einen Winkel von 50° beschreibt, lassen 52 Mar- kasitschichten unterscheiden. Die im oberen Theile leer ge- bliebene Höhlung, zu welcher sich der deutlich unterscheidbare Infiltrationscanal erweitert, ist, zuerst mit einer dünnen Lage weissen Faserquarzes ausgekleidet, und auf dieser haben sich wiederum zahlreiche Krystallgruppen von Markasit angesiedelt. Der Ursprung der nunmehr mit diesen Markasitmandeln, deren Efflorescenzen bei trockenem Wetter am Ausgehenden der Schiefer weithin silberweiss schimmern, ausgefüllten Hohlräume hat sich noch nicht ermitteln lassen. 3. Die im Texte als Granitit bezeichneten Fragmente eines krystallinischen Massengesteins auf den Höhen nördlich von Döhlen erweisen sich nunmehr, nachdem an der Mühl- steinbachwand daselbst das mächtig anstehende Gestein durch Schurfarbeiten blossgelegt worden ist, als Porphyrit, dessen einzelne Quarzkörnchen im alterirten Gestein secundärer Bil- dung zugeschrieben werden müssen. Das frische Gestein ist von ausgezeichneter Härte und Zähigkeit, von röthlichgrauer Farbe und besteht aus einer licht fleischrothen felsitischen Grund- masse, die auch dem bewaffneten Auge dicht und selbst im 443. Dunnschliff nur theilweise blätterig erscheint, aber vor der Menge der eingebetteten, oft polysynthetischen Krystalle eines graulichweissen Feldspaths fast zurücktritt. Diese Krystalle, an denen nur selten Streifung wahrnehmbar ist, lassen im Verein mit den zahlreichen sechsseitigen Tafeln oder kurzen Säulen schwarzbraunen Magnesiaglimmers das Gestein ganz körnig erscheinen. Als weiterer Gemengtheil treten in gröss- ter Häufigkeit Magnesiaglimmer einschliessende krystalloidische Körner bis zu Erbsengrösse von grau- bis schwarzgrüner Fär- bung und undeutlich vier- oder sechsseitigem Querschnitt auf, die mit Säuren brausen und im Dünnschliff als ein glashelles, _ blätteriges, dicht mit schwarzen, bei durchfallendem Lichte ‘ lauchgrünen Körnchen erfülltes Mineral erscheinen. Die Körn- chen, welche die Färbung bewirken, verhalten sich vor dem Löthrohre und gegen Säuren vollkommen wie Delessit. Als accessorische Gemengtheile finden sich auch im frischesten Gestein einzelne unvollkommen ausgebildete Rhomboöder wasser- hellen oder weissen Kalkspaths und selten gelbe Titanitkrystalle. Quarz fehlt dem frischen Gestein gänzlich. Die an derselben Stelle ‘des Textes erwähnten Granitite von Lositz, vom Steiger und von den Gertenkuppen werden von diesen Bemerkungen nicht berührt. 444 6. Myophorien des thüringischen Wellenkalks, Von Herrn R. Rıcurer ın Saalfeld ı. Th. Birizn- ste) VI. Die Gattung Myophoria, die allem Anschein nach aus- schliesslich der Trias angehört, ist nicht bloss aus ‘diesem Grunde, sondern auch deshalb, weil sie durch zahlreiche und meist in grosser Individuenzahl auftretende Arten repräsentirt wird, von besonderer Wichtigkeit für die genannte Formations- gruppe. Dieser Umstand sowohl als auch der andere, dass ungeachtet vielfacher und gründlicher Erörterung des Gegen- standes vollkommen befriedigende Bestimmungen noch nicht gefunden worden sind, mag es entschuldigen, wenn. mit der Darstellung einer topisch eng umschriebenen Myophorienfauna ein weiterer Versuch gemacht wird,. die noch schwebenden Fragen ihrer Lösung näher zu bringen. Wie schon in der Erläuterung zu der geognostischen Karte des thuringischen Schiefergebirges (diese Zeitschr., XXI., S. 341) bemerkt wurde, ist innerhalb der Grenzen, welche jene Karte sich gesteckt hat, der Muschelkalk nur durch den Wellenkalk vertreten. Derselbe gehört im nordöstlichen Theile der Karte dem thüringischen, im südöstlichen Theile derselben dem fränkischen Muschelkalkgebiete an und gliedert sich demnach sowohl diesseits als jenseits des Thüringer Waldes in eine untere, mittlere und obere Abtheilung, die nach ihrem paläon- tologischen Charakter auch als Gastropoden- oder Krinoiden-, Brachiopoden- und Pelecypodenzone bezeichnet werden könnten. Selbstverständlich entspricht auch die specielle Gliederung die- ser drei Abtheilungen vollständig jener, die sowohl in Thü- ringen als auch in Franken typisch ausgeprägt ist. Namentlich sind es die obere und die mittlere Abtheilung, die genau die- selben Horizonte wiederholen, welche ebenso im fränkischen a 445 wie im thüringischen Wellenkalke bis jetzt festgestellt wor- den sind. Auch die untere Abtheilung ist in vollkommener Ueber- einstimmung mit dem unteren Wellenkalke Thüringens und unterscheidet sich von jenem Frankens nur. durch den Ausfall der in Franken zwischen die Dentalienbank und den Wellen- dolomit eingeschobenen Conglomeratschichten mit Lima. Denn die Trigonienbank, die mit ihren wechsellagernden Kalkplatten voll Versteinerungen und dünnblätterigen Mergeln auf beiden Seiten des Thüringer Waldes gleichmässig entwickelt ist, in Franken aber nicht ausdrücklich unterschieden wird, scheint daselbst doch vertreten zu sein durch die unterhalb des eigent- lichen Wellendolomits mit Saurierresten abgelagerten Mergel von schwarzgrauer bis weisslicher oder grünlicher Färbung mit Lingula tenuissima, Peeten Albertü, Gervillien und Myo- phorien. : Dem Genus Myophoria darf bei, Sichtung der dazu ge- hörigen Formen aus der Trias wohl nicht die Ausdehnung gegeben werden, welche v. GRÜNEWALDT (diese Zeitschrift, III.) demselben beigelegt hat. Vielmehr wird dasselbe wieder in die Grenzen zuruckgebracht werden müssen, die der Begründer der Gattung derselben gegeben hatte. Demnach sind die Myophorien gleichklappige, vorn gerun- dete, nach hinten verlängerte, also ungleichseitige Muscheln, deren hinterer Theil gewöhnlich durch einen von der Spitze des Wirbels nach dem Unterrand verlaufenden Kiel von der übrigen Seitenfläche unterschieden ist. Die mehr oder weniger angeschwollenen Wirbel überragen den Schlossrand. Von den zwei Zähnen der rechten Schale ist der vordere nach innen gerichtet, kurz und stark, der hintere randlich und leistenför- mig, manchmal gestreift. Von den drei Zähnen der linken Schale sind der vordere und der hintere ebenfalls randlich und leistenförmig, der mittlere nach innen gerichtet, stark, un-. symmetrisch gespalten und nach vorn und nach hinten so ver- längert, dass die Gruben für die beiden Zähne der rechten Klappe vollständig geschlossen werden. Die Muskeleindrücke sind dem Schlosse genähert, besonders der vordere, der nach 446 hinten von einer (charakteristischen) Leiste begrenzt wird. Das Ligament äusserlich. | Demnach unterscheidet sich Myophoria ungeachtet der nächsten Verwandtschaft zu den älteren Schizoden und den jüngeren Trigonien von Schizodus durch das stärkere Schloss überhaupt, sowie durch die Verlängerungen des mittleren Zah- nes in der linken Klappe und die markirte Leiste hinter dem vorderen Muskeleindruck, von Trigonia durch den schwächeren und unsymmetrischen Schlossbau und eine Streifung der Zähne, die nur selten und einseitig erscheint. l. Myophoria costata ZENKER SP. Donax costata Zenker, Beitr. zur Naturg. der Urwelt, 1833, t. 6, f. A. Myophoria fallax Seesaca, Die Conchylienfauna d. Weimar. Trias, 1862, S..00: 4 4,..103 DB Rundlich dreiseitig, bis 19 Mm. lang, 16 Mm. hoch, Wir- bel nach vorn gerückt, Schlossrand in einem stumpfen, dem rechten genäherten Winkel gebrochen, Wölbung mässig. Der Kiel, der das mit einer Rinne versehene Schildchen von der Seite unterscheidet, abgerundet und vor demselben 10 bis 15 ' ausstrahlende Rippen, deren letzte vom Kiel nicht weiter ent- ’fernt ist als die vorletzte von der letzten. Schon frühzeitig entwickeln sich zwischen den Hauptrippen secundäre, die auch zwischen Kiel und letzter Rippe nicht fehlen. Die Firste der Rippen erscheint durch die deutlichen Zuwachsstreifen gekörnelt. Im Röth stellenweise, aber dann gesellig. 2. Myophoriaaculeata Hassexkaump. S. Taf. VI., Fig. 1, 2,3. Trigonellites curvirostris ScauoTHEim, Petref., p. 192, Nachtr. II, p 112, t. 36, f. 7. Myophoria aculeata Hassenkanp, Verh. der phys. med. Ges. zu Würzburg, 1856, -VI.,,S: 61. raru curvirostris SCHLOTH., er Weim. Trias, p. 61, t.1, £.11. Klein, bis 7,3 Mm. lang, 8,0 Mm. hoch, rundlich, Wirbel stark übergebogen und nach vorn gedreht. Schlossrand fast rechtwinkelig gebrochen, Vorderrand im Bogen in den Unter- rand übergehend. Dieser beschreibt bis zur mittleren Ecke 447 des Hinterrandes ungefähr einen Halbkreis, der so viel mal ge- brochen ist, als Rippen vorhanden sind, und trifft fast recht- winkelig auf den kurzen Hinterrand. Die Wölbung ist nahe dem Wirbel am höchsten, so dass die Dicke der Länge gleich ist. Vom Wirbel gehen in der Regel (wenigstens bei 95 pCt. der vorliegenden Exemplare) fünf Rippen aus, deren hinterste zur hinteren Unterecke herabläuft, am stärksten und zu einem Kiele ausgeprägt und deutlich S-formig gebogen ist. Nach vorn hin ist die Biegung der schwächer werdenden und enger zusammenrückenden Rippen weniger prononcirt. Das Schild- chen fällt zuerst steil ab, verbreitert sich aber allmälig und ist daher für jede Klappe flach concav. Zuwachsstreifen lassen sich nicht erkennen, statt derselben tragen schon auf guten Steinkernen die Rippen ungefähr 0,5 Mm. von einander ent- fernte Knötchen, die sich bei Untersuchung der Abdrücke als die Basen von seitlich zusammengedrückten und mehr als 0,5 Mm. langen (so tief dringt eine feine Nadel in die Ver- tiefungen der Abdrucke ein) Dörnchen ausweisen. Nach dem Wirbel zu werden die Dörnchen kleiner und verschwinden schon auf der höchsten Wölbung der Seite. Das Schloss ist ausgezeichnet durch den schlanken, nach innen convexen vor- deren Zahn der rechten Klappe. In der Dentalienbank des unteren Wellenkalks, in weicher sie auch in Franken und in der Rhön vorkommt. Auf diese Formen passt die Diagnose, die v. SEEBACH (Weim. Trias) ge- geben hat, recht gut, obwohl die von ihm beschriebenen Exem- plare nicht dem unteren, sondern dem mittleren und oberen Wellenkalke und selbst dem Hauptmuschelkalke angehören. Dagegen dürfte die sehr seltene verwandte Form des hie- sigen Schaumkalks, die sich durch viel höhere Wölbung, 9 bis 10 Rippen auf der Seite und eine starke Rippe in der Mitte des Schildchens auszeichnet, mit der Form des fränkischen Schaumkalks, die SAnDBERGER (Würzb. naturwiss. Zeitschr., VI.) als Myophoria cf. Goldfussi anführt, und mit jener des Schaum- kalks bei Koburg, die v. SEEBACH neuerdings (zur Kritik der Gattung Myophoria Br. etc. in Göttinger gel. Nachrichten, 1867) aus der Sammlung des verstorbenen Medizinalraths Dr. BERGER unter dem Namen der M. curvirostris SCHLOTH. be- schreibt, vielleicht auch mit jener, die Eck (Oberschlesien etc.) im Mikultschützer Kalke Oberschlesiens beobachtet hat, zusam- 448 menfallen und eine besondere Species constituiren. Da nur ein einziges, wenn auch wohl erhaltenes Exemplar vorliegt, muss von einer eingehenderen Beschreibung noch abgesehen werden. 3. Myophoria vulgaris SCHLOTHEIM. Rundlich-dreiseitig, Schlosskantenwinkel um ein Geringes kleiner als ein rechter. Der Vorderrand beschreibt mit dem Unterrand einen Halbkreis bis zu der ausspringenden Hinter- ecke, in welche der starke Kiel vom Wirbel aus herabfällt. Vor dem Kiel läuft eine markirte Rippe vom Wirbel zum Un- terrande. Nach der von v. Sersach (Zur Kritik ete.) ange- wendeten Messweise verhält sich die Entfernung dieser Rippe vom Kiel zur Länge desselben wie 1 : 2,7. Das Schildchen hinter dem Kiele fällt sanft ab und ist durch zwei leichte Ein- senkungen in drei Felder getheilt. Die Schale ist mit einer gleichmässigen und feinen concentrischen Streifung geziert. Eine Streifung der Schlosszähne hat sich hier noch nicht beob- achten lassen. Neben dieser Nöumaklonm finden sich alle die von v. SEE- BACH (zur Kritik etc.) namhaft gemachten Varietäten, die aber so vielfach durch Uebergänge verbunden sind, dass wenigstens gegenwärtig eine Ausscheidung von besonderen Ares noch nicht angezeigt erscheint. Vom Röth bis in den Schaumkalk. Die Normalform ist im Röth gewöhnlich klein, ebenso in der Trigonienbank, in welcher sie in der grössten Häufigkeit auftritt und manchmal auch eine Höhe von 20 Mm. bei einer Länge von 19,3 Mm. erreicht. Seltener erscheint sie im Wellendolomit und im Schaumkalk, am seltensten in der Dentalienbank und in der Brachiopodenzone. Die der M. transversa BoRNEM. am nächsten stehende und bei einiger Verschiebung kaum von derselben getrennt zu hal- 'tende Varietät, die auch noch durch den stumpfen Schloss- kantenwinkel ausgezeichnet ist, hat sich bisher nur in der Trigonienbank gefunden. Die var. Albertii SEEBACH, deren Schlosskantenwinkel etwas kleiner als jener der Normalform ist, findet sich in der Den- talienbank und im Schaumkalke, 449 Die var. incurvata SEEBACH ist sehr selten und bisher bloss in der Trigonienbank beobachtet worden. Endlich kommen in der Trigonienbank auch Individuen vor, die kaum von der M. cornuta AuLBERTI (Ueberblick über die Trias, S. 108, Tab. II. Fig. 1) zu unterscheiden sind. nd Myophoria .elegans Dunker. Lyrodon curvirostre Goupr., Petr. Germ., H., p. 198, t.. 135, f. 15. Myophoria elegans Dunker, Paläontogr., I., p. 300, t. 35, f. 1. Neoschizodus curvirostris GizseL, Liesk. Muschelk., t..4, f. 1,3, 12, 15. Abgerundet breitrhomboidal, Schlosskantenwinkel ungefähr 90 Grad, Wirbel hoch und stark übergehogen. Der. Vorder- rand mit dem Unterrande beschreibt bis zu der vor dem leicht S-föormig gebogenen Kiele, liegenden Hohlkehle, die vom Wirbel bis zum Unterrande an Breite und Tiefe zunimmt, einen Halb- kreis. Das Schildchen ist sehr breit und dadurch, dass der Hinterrand oberhalb seiner Mitte gebrochen. ist, eckig, fällt anfangs steil, dann flach ab und: ist durch zwei Furehen in drei Felder getheilt. Die Schale ist bis zum Kiele mit con- centrischen Streifen geschmückt, die ungefähr doppelt so stark als bei M. vulgaris sind. Auf dem Schildchen verdoppelt sich die Zahl der Streifen, während ihre Stärke sich verhältniss- mässig verringert. Das Schloss ist ziemlich kräftig, mit in der Mitte einwärts gebrochenem hinteren Zahne der rechten Klappe; Streifung der Zähne hat sich noch nicht beobachten lassen. Neben dieser Hauptiform finden sich noch Individuen, deren Hinterecke so stark ausspringt, dass der: allgemeine Um- riss der Muschel länglich-rhomboidal wird. Bei anderen sind die Furchen des Schildes so breit, dass .die zwischenliegenden Felder zu Rippen werden. Zuerst einzeln im Wellendolomit, häufiger in der Denta- lienbank , dagegen sehr ‚selten in der Brachiopodenzone. Die eigentliche Heimath der Muschel ist der Schaumkalk, in wel- chem sie in solcher Menge erscheint, dass ihr nur von M. ple- beja die, Herrschaft streitig gemacht. wird. d. My op horia simple SCHLOTHEIM. 35 Taf. VIL, Fig. 4. Trigonellites simplex SCHLOTEH., Petr,, p. ‚192. y Trigonia simplex STRONBECK, Zeitschr. d. Deutsch, ‚geol. Ges., I BSR Abgerundet dreiseitig, ‚Schlossrand. stumpfwinkelig. »' Der Zeits.d.D.geol. Ges. XXI. 2. 29 450 : Vorderrand beschreibt mit der vorderen Hälfte des Unterrandes einen Halbkreis. Die hintere Hälfte des Unterrandes ist an- fangs concav:und 'springt dann weit zur Hinterecke aus. Der Hinterrand steigt in sanftem ‘Bogen zum Schlossrande .auf. Vor dem Kiele ist die völlig rippenlose Seite etwas eingesenkt, das sanft abfallende Schildchen ist durch eine leicht gekrummte Schwiele getheilt. Die Skulptur der selten erhaltenen Schale scheint nur auf die Seitenflächen beschränkt zu sein und be- steht aus: concentrischen, scharf eingeschnittenen Linien, die um das Dreifache ihrer Stärke von einander entfernt sind und regelmässig flacheonvexe Leisten zwischen sich haben. Die Spuren dieser Streifung bleiben auch auf den Steinkernen er- kennbar. Das Schloss ist bisher nur an einer rechten Klappe beobachtet worden und hat einen dem Rande zugewendeten und allmälig sich zuspitzenden vorderen und einen abgestutz- ten hinteren Zahn. Vom Röth bis zum Schaumkalk, am häufigsten in der Trigonienbank und in der Dentalienbank, in welcher letzteren die Individuen die bedeutendste Grösse, bis 49 Mm. Höhe und 53 Mm. Länge erreichen. 6. Myophoria trigonioides BERGER. S. Taf. VIL., Fig. 5, 6. M. trigonioides Berger, Neues Jahrb. v. Leoxnarp u, Brons, 1860, S. 198, 4: U. £ 1-6. ep M. laevigata SEEBACH, Zur Kritik ete., S. 378. - Rundlich mit vorspringender Hinterecke. Schlossrand stumpfwinkelig‘, Wirbel kurz, aber pointirt, Vorderrand mit dem. Unterrande bis za der Einbuchtang. vor der Hinterecke einen Halbkreis beschreibend. Oberhalb der bald stumpferen, bald spitzeren Hinterecke steigt der Hinterrand unter 90 Grad empor und vereinigt sich im Bogen mit dem Schlossrande, so dass das. Schildchen, welches fast senkrecht von der vor dem Kiel leicht 'eingesenkten Seite abfällt, nach hinten aber einen schmalen Flügel bildet, seine grösste Breite oberhalb ‘der Mitte seiner Höhe hat. Die Seiten sind mässig gewölbt. Die Schale ist eoncentrisch gestreift, die Streifen sind ziemlich flach und feiner als bei M. eleyans, weniger fein als bei M. vulgaris. Die zwischenliegenden Leisten sind dachförmig. Der Schlossapparat . der rechten: Klappe, der bisher allein genauerer Untersuchung 451 zugänglich gewesen ist, hat einen 'sehr stärken vorderen und einen verhältnissmässig kurzen hinteren Zahn, der auf der Innenseite 8 bis 9 senkrechte, nach hiiiten sich verkürzende Streifen trägt. Der hintere Muskeleindruck ist kleiner und steht höher als bei den übrigen Myophorien. f Im Schaumkalk, meist klein und sehr klein, selten bis 16 Mm. hoch und lang. Bei stumpfer Hinterecke ist die Länge gewöhnlich etwas ansehnlicher als die Höhe. Sollten nicht, wenigstens: 'einige der.hin und wieder auf- gefundenen Exemplare von verschieden benannten Myophorien, an denen gestreifte Zähne beobachtet wurden, hierher gehören? T. Myophoria mutica n. sp. 8. Taf. VIL., Fig. 7, 8. Dreiseitig, nach hinten (?) verlängert. Schlossrand ziem- lich rechtwinkelig, Vorderrand in hohem Bogen zum Unterrande niedersteigend. ' Unterrand und 'Hinterecke sind an keinem Exemplare erhalten. »'Der Hinterrand verbindet sich in fachem Bogen mit dem Schlossrande. Die Wirbel sind ganz plattge- drückt und niedergebogen. Die Seiten sind glatt bis auf den Kiel, der leistenförmig zur Hinterecke läuft. Das Schildehen fällt rechtwinkelig von der Seite ab, verbreitert sich aber dann und bildet einen schmalen Flügel. Der vordere Schlosszahn ist an der Basis dünn und verdickt sich gegen das Ende hin und macht dabei zugleich eine Wendung nach dem Rande, so dass er der oberflächlichen Betrachtung wie ein gestieltes Knöpfchen erscheint. Die unterhalb desselben befindliche Un- terstützungsleiste ist so wenig markirt, dass sie leicht über- sehen wird (mutica). Der hintere Zahn\ist auffallend kurz und trägt auf der Innenseite vier Einsenkungen, von denen die äusseren die kürzesten sind. Im Schaumkalk, selten, 8: Myophoria N RE M. laevigata Aubertı, Trias, S. 87. | M. laevigata era; Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., IIT., S. 249, 1.10, 8.3.7 - Neoschizodus laevigatus Ei, Lieskau, 8. 40, t. 3,7. 1,9, 10. Mygehanie laevigata Eck, Oberschlesien etc. 'Fast gleichschenkelig dreieckig, so af als hoch. Schloss. kantenwinkel kleiner’als ein rechter, Vorderrand im Kreisbogen 29* 452 zu dem flachgebogenen Unterrande niedersteigend, Hinterecke nicht ausspringend, Wolbung der Seiten mässig, Schildchen fast senkrecht abfallend, in der Mitte etwas eingesenkt.. Die E‘ ' Schale zeigt eine sehr zarte Skulptur aus concentrischen Linien, die aber weit feiner und weniger: tief Bee sind als bei M. simple. Fsigonienlank, Dentalienbank"und Schaumkalk. 9. Myophoria cardissoides SCHLOTHEIM. Bucardites cardissoides ScrLorTi., Petref., S. 208, 215. Myophoria cardissoides Aısertı, Trias, S. 59. Lyrodon laevigatum GoLpr., Petr., Il., p. 197, t. 135, f. 12. Lyrodon deltoideum Goupr., ib. f, 13. Myophoria cardissoides Aıserri, Ueberbl., S. 116. Myophoria cardissoides Eck, Oberschlesien etc. Gerundet dreiseitig, stark nach hinten verläugert,, Höhe zur Länge wie 1:2, Schlosskante fast rechtwinkelig, Vorder- rand im Kreisbogen zu dem flachgebogenen Unterrande nieder- steigend, Hinterecke nicht ausspringend, Wölbung hoch, Schild- chen fast senkrecht abfallend.und unterhalb: des Muskeleiudruckes noch etwas .aufgetrieben. Die Schale ist: ganz glatt, nur an einzelnen Individuen sind stellenweise wenig regelmässige und auch über das Schildehen fortlaufende Anwachsstreifen wahr- zunehmen. Schloss wie jenes der vorigen Art. Im unteren Wellenkalk äusserst selten, häufig im Bee kalk. 10. Myophoria rotunda ALBERTI. M. rotunda Auserrti, Ueberbl., S. 117, t. 2, £. 7. „Schale glatt, fast kreisrund, schildförmig, Winkel spitzig, fast in der Mitte, Bogenabschnitt des hinteren und vorderen Randes fast symmetrisch, doch nach -hinten eine sanfte, aber deutlich schräg abfallende Kante bildend, Schale conyvex. bis zu 0,02 M. Durchmesser.“ Wie mit dieser Beschreibung v. ALBERTIS a. a. O., so stimmen die hiesigen Vorkommnisse auch mit den von ihm gegebenen Abbildungen vollkommen überein. Der einzige Unterschied ist der, dass die Muschel in’Thüringen der Trigonienbank angehört, während: sie’in Würt- temberg bis jetzt nur aus dem Hauptmuschelkalk‘ bekannt ist. 453 11. Myophoria gibban. sp. 8. Taf. VIL., Fig. 9, 10, 11. Schief- und breiteiförmig mit deutlicher Hinterecke. Schloss- rand stumpfwinkelig, Vorderrand in hohem Bogen zu dem flach- concaven Unterrande, der mit dem ebenso gewölbten Hinter- rande eine stumpfe Ecke bildet, niedersteigend.. Die Wirbel sind stumpf, niedrig und stark nach vorn gewendet, die Seiten mässig gewölbt, am höchsten etwas oberhalb der Mitte und durch den nach hinten gekrüummten Kiel von dem sanft ab- fallenden Schildehen unterschieden. Bis jetzt bloss glatte Stein- kerne. Der vordere Zahn der rechten Klappe ist mässig stark und mit der Spitze dem Rande zugebogen; der hintere Zahn ist durch seine Länge ausgezeichnet. Im Schaumkalk, nicht häufig. 12. Myophoriaplebeja GisseL. S. Taf. VII, Fig. 12, 13, 14. Lueina plebeja Gieser, Lieskau, S. 49, t. 3, f. 9. Fast kreisrund, indem die Hohe’zur Länge sich verhält wie 35:38. Wirbel etwas vor der Mitte, kurz, stumpf und schwach eingekrummt. Wolbung ziemlich hoch, nach hinten steil, aber ohne deutliche Kante abfallend. Schale glatt und nur mit 3 bis 4 weit von einander abstehenden concentrischen Linien gezeichnet. Schlossapparat sehr kräftig. Der vordere Zahn der rechten Klappe dick und zapfenförmig, der hintere endlich verdickt und leicht gegen den Rand gebogen. Der mittlere Zahn der linken Klappe ragt senkrecht nach innen "und ist am Ende knopfförmig verdickt, der hintere Zahn ist lang und reicht bis zum Rande. Einzeln und klein schon im Wellendolomit, im oberen Wellenkalke ausserordentlich häufig und im Schaumkalke fast noch häufiger als M. elegans. Diese Species ist seither allgemein zu M. orbicularis GOLDF. gezogen worden, obgleich sie wesentlich von derselben ver- schieden ist, wie weiter gezeigt werden wird. 454 13. Myophoria ovata Goupr. S. Taf. VII, Fig. 15, 16, 17, Lyrodon ovatum Goupr., Petr. II. p. 199. t. 135. £. 11. Myophoria ovata Bronn, Leth. 3. Ausg, III. S. 72 t. 13. f. 10. Neoschizodus ovatus GirBEL, Lieskau, S. 42. t. 4. £. 6, Myophoria ovata SEEBACH, Weim. Trias S. 69. Oval, nach: hinten verlängert, bis 30 Mm. hoch, 45 Mm. lang, vorn höher als hinten. Der kleine, stumpfe und nach vorn gewendete Wirbel ziemlich weit vor der Mitte. . Vorder- rand und Hinterecke zugerundet, Unterrand convex. Bei aus- gewachsenen Individuen ist der Schlossrand..da, wo sich der- selbe mit dem Vorderrande und Hinterrande. verbindet, höher convex als bei jugendlichen Exemplaren. Ebenso ist die Wol- bung der Seiten bei den ausgewachsenen Individuen merklich höher als in den Jugendzuständen., Die Seiten gehen ohne unterscheidbare Kante in das mässig steile Schildchen uber. Die Schale ist glatt und nur mit 2 bis‘3 weit:von einander entfernten eingedrückten concentrischen Linien versehen. Der Schlossbau ist weniger kräftig als bei der vorigen Art. Der vordere Zahn der rechter Klappe ist nach vorn kolbig verdickt, der hintere dünne Zahn nach dem Rande zu convex. Der mittlere Zahn. der linken Klappe ist kurz, etwas nach vorn gewendet und der hintere Zahn ist schmal und reicht nicht bis zum Rande. Die Adductorleiste sehr markirt. Diese Cha- raktere werden genügen, die vorliegende Form sowohl von der vorigen, als auch von der folgenden mit Sicherheit zu unter- scheiden. Nur im Schaumkalke, häufig. 14. Myophoria orbicularis‘GoLor. S. Taf. VIL, Fig. 18, 19, 20. Lyrodon orbiculare Goupr., Petr. II. p. 196. t. 135. f. 10. „Sie ist queroval-kreisrund, vorn etwas stumpfer, halb- kreisförmig, hinten nach unten zu in eine schwach angedeutete abgerundete Ecke auslaufend, ziemlich zusammengedrückt (flach gewölbt), ohne .alle Kante und Rippe. Schale glatt. Nicht ganz 1 Zoll lang und etwas weniger hoch.* Dieser Beschrei- bung ist nur noch beizufügen, dass die Hinterecke etwas höher steht als bei den übrigen Myophorien, dass die glatte Schale sehr dick ist und auf dem Steinkerne sich drei senkrecht vom Wirbel herablaufende Eindrücke wahrnehmen lassen, von de- 455. nen der. mittlere schwächer ist, als die beiden seitlichen. Der Schlossbau ist schwach. Der vordere Zahn der rechten Klappe ist dünn und merklich dem Rande zugewendet,. der hintere sehr lang und vom letzten Dritttheil seiner, Länge an gegen den Rand gebrochen, Das Schloss zeigt schon einige Ver- wandtschaft zu jenem von. Trigonodus SANDB., wohin auch .die allgemeine Form der Muschel und die Furehen des Steinkerns weisen. _Nichtsdestoweniger wird das Schloss noch als. Myo- phorienschloss gelten müssen. Im Wellendolomit nicht selten, einzeln auch im Schaum- kalk. n Ausserdem sind aus dem thüringischen Wellenkalke noch zwei Muscheln als Myophoria exigua und Myophoria pleuro- phoroides von BERGER (Leonn. und Brosn, Neues Jahrb. 1860. S. 200. t. II. f. 8—10 und 11— 15) beschrieben worden. Die erste, die im Schaumkalke ziemlich häufig gefunden wird, gehört vermöge ihres Schlossbaues zu Lueina, wohin auch schon v. Auzerrı (Ueberbl., 8. 146) sie als Zucina exi- qua BERGER gestellt hat. Die zweite bezeichnet v. SerBacH (Zur Kritik etc. $. 379) als Steinkerne von Cypricardia Escheri GIEBEL, doch mögen einige Exemplare auch zu Myophoria ovata gehören. Eine Anzahl hier aufgefundener Formen, die unzweifelhaft zu Myophoria gehören, musste übergangen werden, da das Ma- terial zur Aufstellung genauer Diagnosen noch nicht aus- reichte. Die Betrachtung des Vorkommens der im Vorangehenden aufgeführten Myophorienspecies und Varietäten ergiebt zu- nächst, dass wenigstens in dem Wellenkalke, der unmittelbar dem Fusse des Thüringer Waldes angelagert ist, die verticale Verbreitung mancher Arten eine wesentlich grössere ist, als seither angenommen wurde. Aber eben dieser Umstand lässt auch die Möglichkeit offen, dass die hier anscheinend einem Horizonte ausschliesslich angehörigen Arten (‚Myophoria co- stata dem Roth, M. var. transversa, incurvata, cornuta, rotunda der Trigonienbank, M. aculeata der Dentalienbank, M. cf. Goldfussi,, trigonioides, mutica, gibba, ovata dem Schaumkalke) 456 anderwärts noch' in tieferen oder höheren Formationsgliedern gefunden werden können. Einige davon, ‘wie M. var. trans- versa, incurvata, M. aculeata, werden schon aus anderen Hori- zonten namhaft gemacht und bestätigen damit, wenn anders wirklich identische Formen mit den gleichlautenden Namen bezeichnet werden, auch für andere Localitäten die Bemer- kung, dass die einzelnen Arten unserer Gattung weniger an gewisse Horizonte gebunden sind, als es seither schien. Eine andere Wahrnehmung , die zunächst auch nur locale Beziehung hat, aber möglicher Weise eine allgemeinere Gel- tung erlangen könnte, ist die, dass im unteren Wellenkalke zuerst in der Periode, welcher die Trigonienbank ihre Ent- stehung verdankt, Verhältnisse gewaltet haben müssen, welche die Entwickelung der Gattung Myophoria in hohem Grade be- günstigten. Diese Gunst vermindert sich während der Bil- dungszeit des Wellendolomits und der Dentalienbank und schwindet fast ganz während der Periode, in welcher die Glieder der Brachiopodenzone zur Ablagerung gelangten. Denn während die Trigonienbank 8, der Wellendolomit 4, die Den- talienbank 6 der oben beschriebenen Formen und namentlich die Trigonienbank in grösster Individuenzahl beherbergen, ge- hören in der Brachiopodenzone die Individuen der zwei vor- kommenden Arten zu den grössten Seltenheiten. Es ist dies um so auffallender, als die Gattung Pecten, die in der Trigo- nienbank mit den Myophorien rücksichtlich der Individuenzahl wetteifert, auch in der Brachiopodenzone zu reicher Entwicke- lung gelangt, also hier wie dort gedeihliche Lebensbedingungen fand, während die Myophorien sich denen der letzten Periode nicht zu accomodiren vermochten. | Um so mächtiger entfaltet sich die Myophorienfauna im oberen Wellenkalk, namentlich im Schaumkalke, welcher von den beschriebenen 19 Formen 13, also fast 70 pCt. enthält. Aber nicht bloss in Betreff der Artenzahl, sondern auch rück- sichtlich der Individuenzahl (besonders von M. elegans und M. plebeja) übertrifft der Schaumkalk alle übrigen Formations- glieder bei Weitem. Nur Gervillia costata und an manchen Stellen Nucula. elliptica sind in nicht viel geringerer Zahl vor- handen, während die Gattung Pecten auffallend zurücktritt und Brachiopoden im hiesigen Schaumkalke ebensowenig gefun- 457 den worden sind als die im Terebratulitenkalk ihnen in gröss- ter Häufigkeit beigesellten ungefalteten Austern. Dem Auftreten kerbzähniger Myophorien im Schaumkalke würde eine grössere morphologische Bedeutung erst dann bei- zulegen sein, wenn diese ‚oder analoge Formen bis zum Er- scheinen von Trigonia fortgelebt hätten. Fig. Fig. 2 Fig: Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig Fig. Fig. Fig. -Fig. Fig. Fig. - Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Erklärung der Tafel. 1: Myophoria aculeata EIASSEREAN Steinkern. von der linken Seite, 2 nat. Gr. 2. Dieselbe, Inneres der rechten Klappe nach einem er abdrucke*), 2 n. Gr. 3. Dieselbe, Inneres der linken Klappe, ebenso. 4. M. simglex ScaLoru., Inneres der.rechten Klappe, n. G. 5. M, trigonioides Bercer, Steinkern von der linken Seite, n. Gr. 6. Dieselbe, Inneres der rechten Klappe, n. Gr. 7. M. mutica n. sp ,. Steinkern von der linken Seite, 7 n. Gr., un- terhalb des Bruches restaurirt. 8. Dieselbe, Inneres der rechten Schale, 3 n. Gr., unterhalb des Bruches restaurirt. 9, M. gibba n. sp., Steinkern von links, n. Gr. 10. Dieselbe, Inneres der rechten Klappe, n. Gr. 11. Dieselbe, Inneres der linken Klappe, n. Gr. 12. M. plebeja Gieser, Steinkern von links, n. Gr. 13. Dieselbe, Inneres der rechten Klappe, n. Gr. 14. Dieselbe, Inneres der linken Klappe, n. Gr. 15. M. ovata Goror., Jugendform, Steinkern von links, m Gr. 16. Dieselbe, Inneres der rechten Klappe, n. Gr. 17. Dieselbe, Inneres der linken Klappe, n. Gr. 18. M. orbicularis GoLor., Steinkern von rechts, n. Gr. 19. Dieselbe, Inneres der rechten Klappe, n. Gr. 20. Dieselbe, Inneres der linken Klappe, n. Gr. < *) Die sämmtlichen Schlossapparate sind nach Guttaperchaabdrücken gezeichnet, 458 ‚tr 7. Die Bohrversuche bei Heppens. Von Herrn Hekınrıcn Eck ın Berlın. Seit einigen Jahren werden von dem Königl. Kriegs- und Marineministerium Bohrversuche bei Heppens am Jahdebusen ausgeführt, welche die Erbohrung einer zur Versorgung von Stadt und Hafen hinreichenden Menge Trinkwassers beabsich- tigen. Zu dem genannten Zwecke sind bis jetzt zwei Bohr- löcher niedergebracht worden; die dafür vorgeschlagenen An- satzpunkte wurden von Herrn Oberberghauptmann v. Krue begutachtet. Ueber die Ergebnisse des ersten Bohrversuchs _ wurde bereits in dieser Zeitschrift, Bd. XVII., S. 432, eine kurze Mittheilung gemacht; seitdem sind auch die Bohrproben aus dem zweiten Bohrloch von dem Königl. Kriegs- und Ma- rineministerium der Königl. Berg-Akademie mit dankenswerther Bereitwilligkeit überlassen worden. Im Folgenden die Re- sultate. Was die Lage der Ansatzpunkte betrifft, so ist nach einer gefälligen Mittheilung des Bohrinspeetors ZoseL von Bohr- loch II. nach dem Bahnhofe zu Heppens die Richtung West 65, der Abstand beider 1525 Fuss. Die geradlinige Entfer- nung der Bohrlöcher I. und II. beträgt 1513 Fuss, und es liegt die Richtung dieser Linie in der Compassstunde West 10. Bohrloch 1. Bohrloch 11. } (N: ı | Teufe 1.0 in Teufe 2 Durchbohrte | E B Durchbohrte 3 i PR I“ Gebirgsschichten. | von| bis Ss Gebirgsschichten. | von | bis = : ® Fuss|Fuss Fuss Fuss Fuss!Fuss Alluvium. 37 F | Alluvium, 334 FE. | we Grauer Thon (lei) 0 Grauer Thon (Kleie! | mit weisshn Glim- merblätteen) 0 | 24: 24 Torf URN BO 2 44 24 Torf ee te 24 6 | | 34 Bohrloch 1. 459 Bohrloch II. - Durchbohrte Gebirgsschichten. Grauer , sandiger, von| bis : [Fuss|Fuss Fuss ı &n 2 = oO S = glimmeriger Thon| 44| 27 | 224 Grauer feiner Sand mit weissen Glim- merblättchen und Tellina baltica L. Diluvium. Sand. 121 Fuss, Grauer, etwas gröbe- rer Sand mit we- nig weissem Glim- mer. Mit nordi- schen Geschieben (Feuersteine, weis- ser, glimmeriger, quarzitischerSand- stein), Bryozoen, Conchylienbruch- stücken. Gelber feiner Sand | mit wenig weissem Glimmer, oben 1’ mit vielen weissen Quarzkieseln . Gelblichgrauer Sand mit wenig weissem Glimmer und ro- them Feldspath. Mitnordischen Ge- schieben (Granit, Porphyr, Feuer- stein) Gelblich grauer feiner SE Gelblicher gröberer Sand. Mit Feuer- steinen und ein- zelnen grösseren Quarzkieseln Weisser Sand mit Quarzkieseln Grauer mittelkörni- ger Sand, etwas thanig , .. „1% 27 | 37 37 47 92 76 105 10 29 Durchbohrte Gebirgsschichten. Teufe von | bis Mächtig- keit Rüss|rnss| Pass Grauer, sehr sandi- ger Thon mit weis- sen Glimmerblätt- chen . Fa: Grauer feiner Sand mit weissen Glim- merblättchen Diluvium. Sand. 115 Fuss. Grauer feiner Sand mit weissen Glim- merblättchen. Mit nordischen Ge- schieben (Granit, Feuerstein, weis- ser, glimmeriger quarzitischerSand- stein) und Conchy- lienbruehstücken . Gelblichgrauer feiner Sand mit wenig weissen Glimmer- blättchen und weis- sen Quarzkieseln ‚| 404) 6084| 28 Gelblicher, etwas gröberer Sand, mit wenig rothemFeld- | spath und einzel-| nen grösseren Quarzkieseln Bohrloch 1. Durchbohrte Gebirgsschichten, Schwarzer Thon. Grauer mittelkörni- ger Sand... Weisser und gelber feiner Sand. Weisser mittelkörni- ger Sand. Mit nor- dischen Geschieben (Feuerstein, quar- zitischer Sandstein mit einem Echini- denstachel) und Conchylienbruch- stücken. . : Gelber feiner Sand mit vielen grösse- ren Quarzstücken Grober Sand . Tertiärforma- tion. Sand und Thon Gelblichgrauer feiner Sand mit vielem weissen Glimmer und vielen Bias kieseln . Gelblichgrauer grö- berer Sand mit we- nig weissem Glim- mer und einzelnen grösseren Quarz- kieseln . Weisser, gelber ader grauer, feinerSand, 2. Theil mit 2: weissem Glimmer und einzelnen grös- serenQuarzkieseln. In 246 —249’ mit vielen Magnetei- senkörnchen Gelblich- oder weiss- lichgrauer feiner Sand mit vielem weissen Glimmer. Teufe E | L; | von | bis ! |Fuss|Fuss Fuss | 113 115 119 152 156 164 201 115 119 149 152 250 460 | Mächtig- keit 2 4 30 LASERUSS 49 Bohrloch II. Durchbohrte Gebirgsschichten. ) Grauer mittelkörni- ger Sand. Mit Bruchstücken von gelblichgrauem Sandstein, Schwe- felkies mit einge- mengten Quarz- körnern, Stücken von bituminösem Holz. Derselbe Sand nn: vielem bituminösen Holz . ' Tertiärforma- tion. Sand und Thon. Hellgrauer feiner Sand. . Weisslichgrauer fei- ner Sand mit vie- lem weissen Glim- mer und grösseren Quarzkieseln (in den unteren 14’ einzelne graue Thongallen) .. Derselbe Sand. GrauerthonigerSand mit vielem weissen Glimmer . En Gelblichgrauer feiner Sand mit vielem weissen Glimmer. Mit Bruchstücken | | Teufe von | bis . [1444/1464 z 146411484 148111714 - 1171412054 . 1205412674 26742704 Fuss|Fuss Fuss 23 34 461 Bohrloch I. Durchbohrte Gebirgsschichten: Mit Bruchstücken von rothem glim- Teufe - um © DS Mäch tig- von | bis Fuss] Fuss, Fuss merreichen Sand-| stein und Braun- kohle Grauer glimmeriger Thon - Gelblichgrauer feiner Sand mit vielem weissen Glimmer Grauer glimmeriger Thon 5 Gelblichgrauer feiner Sand mit vielem weissen Glimmer 250) 3060| 110 "1.3601 361 | 361] 404| 43 404| 406| . 2 406| 4441| 35 Bohrloch I. Durchbohrte Gebirgsschichten, von aussen rothem, innen grauem, glimmerreichen Sandstein. Grauer, etwas san- diger glimmeriger Thon 4 Gelblichgrauer onen Sand mit vielem weissen Glimmer. Mit Bruchstücken von rothem Sand- stein, reich an weissem Glimmer Graulichschwarzer glimmeriger Thon Gelblichgrauer feiner Sand mit vielem weissen Glimmer. Mit Bruchstücken von innen rothem, -aussen gelblich- grauem Sandstein, reich an weissem Glimmer . Schwärzlichgrauer glimmeriger Thon Gelblichgrauer Sand mit vielem weissen Glimmer. Mit Bruchstücken von rothem, glimmeri- gen Sandstein. Schwärzlichgrauer Teufe von | bis Mächtig- keit Fuss| Fuss Fuss ! | | | 2701/3224 322113234 323113474 34711348. .. 1348 3674 3671 368 . 1368 glimmeriger Thon 4014. Gelblichgrauer feiner Sand mit vielem weissen Glimmer. Mit Bruchstücken von rothem glim- merigen Sandstein. Von 4174’— 419 mit schwarzen glimmerigenThon- knollen u. Stücken von bituminösem Holz „42. 38 52 24 vie . 14024 4404| 188 Bohrloch I Bohrloch II. er | Teufe|2 Durchbohrte a '8 Durchbohrte _ 4 .. 8 . 18% Gebirgsschichten. zum bis S Gebirgsschichten: san bis = Fuss| Fuss Fuss E Fuss| Fuss|Fuss Grauer glimmeriger GrauersandigerThon 403 4 4454| 5 Thon -|.2:..054441 1442 1 | Grauer feiner Sand Schwärzlichgrauer | mit vielem weissen gröberer Sand mit Glimmer. — Mit weniger weissem Brocken v. grauem Glimmer. — Mit glimmerigen Thon 442 4524| 10:!| Brocken v. grauem glimmerigen Thon 44544553] 10 Grauer glimmeriger Grauer glimmeriger' _ Thon. . . „0. 1452414564) 4 Thon Uhr, ...1499414703615 Gelblichgrauer und Schwärzlichgrauer grauer feiner Sand Sand... : 2... 1470114788] 3 mit vielem weissen Glimmer. Von 470 bis 473’ einzelne grössere Quarzkie- sel... . . . . 14564j478.| 22% : Grauer glimmeriger Schwärzlichgrauer Thon... . 1478 14784 4 Sand- mit Brocken Grauer feiner Sand von grauem glim- mit vielem weissen merigen Thon. . 14732/4854] 12 Glimmer . . . . |47811483. | 44 Grauer glimmeriger Schwärzlichgrauer, Thon .... . . 1483 1486 u durch Glimmer schieferiger Thon 485414894] 4: Grauer feiner Sand Schwärzlichgrauer mit vielem weissen Sand mit Thon-| Glimmer . . . . 486 |488 2 brocken . ; m 48941494 44 Grauer glimmeriger Schwärzliehgrauer }_ |frs2 Thon, etwas san- glimmeriger Thon |494 5024] 81 dig . 1488: 1500 | 12 E Grauer feiner. Sand Schwärzlichgrauer mit vielem weissen thoniger Sand. . 5022:5321] 30, Glimmer, . . . - 1500 .:1507 71 . ae Grauer glimmeriger Schwärzlichgrauer Thon, Mit vege- glimmeriger Thon 532115374) 5 tabilischen Resten 1507 1518 Gelblichgrauer feiner Gelblichgrauer feiner Sand mit vielem Sand mit vielem | weissen Glimmer |518 922 weissen Glimmer. 5374115394] 2 Grauer glimmeriger Schwärzlichgrauer Thon, zum Theil Thon, von 5703’ sandig . . „2 . 15292 5683| 4 64 bis 5714’ sandig | 1 z und mit bituminö- sem Holz. . . . [939415714] 32 Gelbliebgrauer, fei- Gelblichgrauer feiner - 463 Bohrloch I. Bohrloch U. / Teufe 2 5 | o” Teufe er Durchbohrte SS Durchbohrte a3 Gebirgsschichten. | YO" | bis = Gebirgsschichten. | von | bis S 7 Fuss|Fuss Fuss] SmaDBAhr gi hass Fuss ner, thoniger Sand Sand mit le mit vielem weissen weissen m: 9714 5814 10 Glimmer .... . . |56811569 a | Grauer, sehr sandi- ger Thon . . . 569. 1584 | 19 | Schwärzlichgrauer Grauer, glimmeriger, w ® etwas sandiger sandiger Thon. . 15814.5834| 2 Ehon isn. 584 1590 | 6 Grauer Sand "mit: |’ . .weissem Glimmer |583215884| 5, Li Grauer, feiner, on! ger Sand mit vie- lem weissen Glim- mean 500° 594 9 Grauer glimmeriger Thon, sandig, mit. einzelnen grösseren Quarzkieseln: . .. 594 1602 8 Gelblichgrauer feiner Sand mit vielem weissen Glimmer. Mit _ gerundeten Bruchstücken von grauem, glimmeri- gen Sandstein. ..)602 16304 344 \, Schwärzlichgrauer glimmeriger Thon, in den unteren 2 I gan die..VT. „09 588415981110 Grauer feiner Sand mit vielem weissen Glimmer . . . . 15984 6504 592 Schwärzlichgrauer, . sandiger, glimme- riger:, Thon. Mit | Bruchstücken von Pelecypoden- schalen. . . . [650316554] 5 Gelblicher, feiner, ; glimmeriger Sand 655417494] 94 ‚Schwärzlichgrauer, sehr sandiger Thon |7493 7644| 15 Grauer Sand, in den unteren 2’ Bruch- stücke von En | Sandstein. . . . |764317984| 34 Gelblichgrauer san- diger Thon. . . 1798418014) 3 Grauer, etwas thoni- ger Sand. . . . 18014180541 4 Grauer Thon, in den unteren 29’ san- dig und mit vege- tabilischen Resten Grauer Sand . . . 1805418534] 48 464 Für die Abgrenzung des Diluviums gegen die darunter- liegenden Sande haben das Aufhören nordischer Geschiebe und das häufigere Auftreten des Glimmers den Anhalt gegeben. Die in dem Bohrloch I. bei 656 Fuss Teufe erbohrten Wasser enthielten anfangs nach einer in dem Laboratorium der Königl. Berg- Akademie von Herrn Dr. FInKENnER ausge- führten Analyse in 100 Cub.-Cm., bei 20° C. gemessen: 0,248 Gr. Chlornatrium , 0,007 Gr. Chlorkalium, 0,070 Gr. Chlormagnesium, 0,041 Gr. Chlorcaleium, 0,036 Gr. schwefel- sauren Kalk, Summe = 0,438 Gr. Seitdem ist der Salzgehalt des Wassers allmälig gesunken und das Wasser trinkbar ge: worden. Re Mit dem Bohrloch N. wurden in 8504 Fuss Teufe (855 von der Hängebank) artesische Wasser angebohrt. Herr Bohr- inspector ZoBEL berichtete hierüber an Herrn Oberberghaupt- _ mann v. Krug am 22. December 1868: „Wie viel Wasser am Tage ausliefen oder von den Bohrröhren abfliessen, ist. nicht festgestellt worden, wohl aber das Quantum, welches sich von 2—4 Fuss unter den Schwellen des Bohrthurms in den Bohr- schacht ergoss, und das in 24 Stunden 785 Kubikfuss betrug.“ Nachdem eine Pumpe bis zu 25 Fuss Tiefe in das Bohrloch gehängt worden, hat sich „nach einem elftägigen ununterbroche- nen Betriebe ergeben, dass seit den letzten. 7 Tagen in 24 Stunden 87,000 Quart Wasser ganz vorzüglicher Qualität zu Tage gefördert sind, ein: Quantum, welches bei gehöriger Ver- theilung für eine Bevölkerung von 30,000 Köpfen genügen könnte.“ 465 8. Ueber Geschiebe mit geborstener Oberfläche, Von Herrn H. Laspryres in Berlin. Die Formenkunde der Gesteine hat sich aus einzelnen Beobachtungen und Beschreibungen langsam entwickelt. Ueber die Formenlehre, d. h. eine systematische Behandlung der ge- sammten bekannten Formen bei Gesteinen, besitzt unsere Lite- ratur nur eine im Jahre 1848 entstandene und zehn Jahre später um die neuere Literatur vermehrte und verbesserte Ar- beit, die man mit Recht als eine klassische bezeichnen darf, ich meine die Abschnitte seines Lehrbuches der Geognosie, die Naumann mit den Namen Histologie und Morphologie der Gesteine belegt hat. Was neuere Lehrbücher der Geognosie und Petrographie darüber bringen, sind nämlich ohne Ausnahmen Umstellungen, Erweiterungen oder Auszüge der Naumanv’schen Arbeiten, de- nen wir eine einheitliche und scharfe, nur leider wenig deutsche Nomenklatur verdanken. Die Fortentwickelung der Formen- kunde im letzten Jahrzehnt beruht nicht auf neuen systemati- schen Behandlungen desselben Gegenstandes von anderen Ge- sichtspunkten als den Naumann schen aus, sondern in der Bearbeitung neuer Gesteinsformen durch Monographieen. Solche Beiträge zur Formenlehre sind aber nicht häufige Erscheinun- gen in der sonst so üppigen petrographischen Literatur. Um so willkommener sind sie deshalb Jedem, dem die Entwicke- lung der Gesteinskunde am Herzen liegt. Die besonderen Erscheinungen an Geschieben in manchen Conglomeraten beschreibt Naumann (a.a. O. 2. Aufl. S. 413 ff.) eingehend; denselben eine neue, also sechste, hinzuzufügen, ist die Absicht dieser Mittheilung. Im norddeutschen Geschiebelehm der Umgegend von Halle a. d. Saale, im dortigen Mitteldiluvium*), finden sich sehr häufig *) Dasselbe liegt auf den unterdiluvialen Sanden und Kiesen und wird von dem oberdiluvialen Löss bedeckt. Zeits.d.D.geol.Ges. XXI, 2. 30 466 neben den vorherrschend nordischen Geschieben (aber auch solchen aus. den mitteldeutschen Gebirgen) Kalksteingeschiebe mit ganz eigenthümlich geborstener Oberfläche, wie die fol- genden Angaben und Skizzen sie beschreiben sollen. Das Gestein der Geschiebe ist meist ein compacter, mas- siver (ohne Parallelstructur und Schieferung), fester Kalkstein von grauer oder grünlichgrauer Farbe, der beim Verwittern gelblich und muüurbe wird. Das dichte Gestein ist ein recht eisenhaltiger thoniger Kalkstein, der oft zahlreiche aber isolirte Körner, Trümchen, Nesterchen und Adern von concretionarem Kalkspath enthält, die man am leichtesten in ihren Quer- schliffen auf der Oberfläche der Geschiebe an ihrer dunkleren Farbe (vermöge ihrer Durchsichtigkeit) erkennt, die man aber nicht mit dem in manchen verwitternden Geschieben vorhan- denen secretionaren Kalkspath in kleinen Drusen und Spalten verwechseln darf. Versteinerungen habe ich nirgends mit Sicherheit darin nachweisen können, das Alter des Kalksteins und seine Herkunft bleiben deshalb unentschieden. Petrogra- phisch gleicht jedoch der Kalkstein so vollkommen dem der Septarien im. mitteloligocänen Meeresthone, der in der Um- gegend von Halle auf grosse Flächen hinaus die Unterlage des Diluviums bildet, und von dem häufige Schollen im Geschiebe- lehm vielorts gefunden werden mit anderen tertiären Resten, besonders mit unveränderten Septarien und mit_den ganzen oder zerstückelten Conchylien des Septarienthones, dass man vollauf Grund genug hat, das Material der zu besprechenden Geschiebe so zu deuten. Diese Interpretation wird gestutzt durch das Vorhandensein von kleinen grünen Körnchen (Glau- conit?) neben Quarzkörnchen im mittelst Salzsäure unlöslichen thonigen Ruückstande. | | Die bis faustgrossen Geschiebe, die ich in gleicher Ausbildungsweise überall nördlich und nordöstlich von Halle bisher gefunden habe (vergl. Fig. 1), besitzen eine meist regelmässig. und wohl gerundete, ellipsoidische, boh- nen- oder muschelförmige Gestalt mit glattgeschliffener Oberfläche, welche Ansicht des geborstenen Ge- mehr oder minder tief, netzformig schiebes mit Massivstructur. oder blattadernartig, selten sternför- 467 ’ 'mig geborsten ist, genau so wie eine eingetrocknete Lehm- pfütze oder Thonkugel. Die vollkommen scharfrandigen Sprünge laufen in grosser Anzahl sich verzweigend und sich schaarend in grösseren oder geringeren Abständen von einander über die ganze Oberfläche, haben daselbst in der Regel die Weite von einem Millimeter bis zu der einer feinen Haarspalte und dringen dann 'bei allmäligster Verengung selten tiefer als 1 Linie in die compacte Gesteinsmasse ein. Werden die Sprünge klaffender, und ich kenne sie bis l Linie weit, so dringen sie auch entsprechend tiefer in das Geschiebe ein, so dass die. diametralen Sprünge in dem Centrum oft fast zusammenstossen (vergl. Fig. 2), in welchem Falle ein leichter Schlag auf das Ge- schiebe genügt, um die von der Natur begonnene Berstung zu voll- enden; das Geschiebe zerfällt in keil- und pyramidenförmige Kör- per , deren Basis „die beginnende Berstung auf der Geschiebeober- Durchsehnitt 13 u 2 fläche vorgezeichnet hatte. SERIE a Dass die Sprünge jünger sind von einer Mergelconeretion B. ö n als die Erhärtung der Gesteins- masse, beweisen ihre Durchsetzungen durch die oben genannten concretionären Kalkspathpartieen und der Nachweis, dass die Sprünge jünger sind als die Geschiebebildung und deren Ab- lagerung im diluvialen Lehme, denn die Sprünge sind nach- weislich nirgends mit dem umgebenden Lehme, nicht einmal mit dem Kalkmergel erfüllt, der sich nach dem Absatze des Lehmes, als derselbe noch weich war, als Knollen im Lehme coneretionirt hat, obwohl die Geschiebe mit der geborstenen Oberfläche gern und. häufig die eine Concretion veranlassen- den Kernpunkte gewesen oder ‚von den in der Nachbarschaft gebildeten Coneretionen eingeschlossen oder an dieselben ge- kittet worden sind. Die Grenze zwischen Geschiebe und Con- eretion ist sehr scharf, aber beide sind meist so innig verbun- den, dass ihre Adhäsion oft grösser ist als die Cohäsion des Geschiebe-Kalksteins. Die, Sprünge sind also jünger als die Erstarrung oder Fer- tigstellung ‘des Geschiebelehms, und mit deshalb ist es mir 30 * 468 bisher noch nicht geglückt, für diese ebenso eigenthümlichen‘ als interessereichen Gebilde eine auf Beobachtungen und That- sachen basirte, nach allen Richtungen hin befriedigende Bil- dungserklärung zu geben. Mit dem Wunsche, dass andere Geo- logen glücklicher als ich sein mögen, beschränke ich mich heute auf die Wiedergabe der bisherigen Beobachtungen, die ich bei meinen ferneren Untersuchungen des Diluviums in der Umgegend von Halle behufs Aufnahme der dortigen geognosti- schen Karte so vermehren zu können hoffe, dass ich die Ent- stehungsweise der geschilderten Gebilde später begründen kann. Hinzufügen kann ich schon heute, dass die Spalten nicht durch partielle Auflösung oder Auswaschung des Geschiebekalksteins gebildet sein können analog den Erosionsthälern auf der Erd- oberfläche , sondern durch Druckkräfte gerissen sein müssen, analog den sogenannten Spaltenthälern. Es sind wahre Ber- stungen, Spalten, Klüfte, das beweisen ihre scharfen Ränder, ihr verästelter Verlauf auf der Oberfläche und der in die Tiefe, am besten aber das vollständige, zahnartige Ineinanderpassen der gegenüberstehenden Kluftflächen aller Absonderungsstücke, wenn man sie aus der jetzigen Stellung gelöst in die frühere Lage bringt. Die berstende Kraft ist entweder eine centrale Ausdeh- nung, wie beim Brode, oder eine peripherische Zusammenzie- hung, wie bei den Lehmpfützen, gewesen. Verhehlen darf ich es nicht, dass ich lange Zeit hindurch diese Geschiebe für geborstene Mergelconcretionen gehal- ten habe, die compact oder innen geborsten (Septarien) zu Tausenden im Halleschen Geschiebelehm und Löss sich finden. Allein die an der Oberfläche durchschliffenen Kalkspathadern, die vollständig abweichende petrographische Beschaffenheit des thonigen Kalksteins von dem der Concretionen mit zahlreichen Einschlüssen von Diluvialsand, diluvialen Geschieben und Luftblasen, die Form und glatte Oberfläche der Geschiebe im Gegensatze zu den daneben- und darumliegenden unregelmässig gestalteten Concretionen mit rauher, warziger Oberfläche, die Verwitterung des Geschiebekalksteins, die Thatsache, dass die Geschiebe häufig centrale, excentrische oder peripherische Be- standtheile der Concretionen sind, das Vorhandensein von Mangandendriten oder Kalksinterüberzügen auf der Geschiebe- oberfläche und auch in den Sprüngen, genau wie bei den an- 469 deren Geschieben des Diluviallehms — alle diese Beobachtun- ‚gen entfernten mich immer mehr und mehr von meiner ersten Auffassung der geschilderten Gebilde und lassen mir keinen Zweifel an der Richtigkeit der jetzigen. Gerade so gut, wie jedes andere Geschiebe zufällig aus dem Mitteldiluvium in .das Oberdiluvium gespült worden ist, kann auch ein geborstenes Kalksteingeschiebe des Lehmes sich zufällig im darüberliegenden Löss finden; deshalb nahm es mich nicht Wunder, zwei Exemplare in dem wesentlich geschiebe- freien aber kalkconcretionreichen Löss des oberen Götsche- thales nördlich von Halle zu finden. Gerade diese beiden zeigen mit am besten eine charakteristische Geschiebeform. Ausser diesen überall gleichartigen, geborstenen Kalkstein- geschieben habe ich noch bei Hohnsdorf im Anhaltischen süd- lich von Köthen im Geschiebelehm ein ganz ähnlich an der Oberfläche geborstenes Geschiebe eines rothbraunen, glim- merreichen, thonigen, eisenschüssigen , weniger dichten Kalk- steins gefunden, der einen ganz anderen Ursprung als der obige Kalkstein haben muss. Petrographisch gleicht er sehr manchen eisenreichen und glimmerigen, sowie dadurch schiefe- rigen Kalksteinbänken in den rothen Schieferletten des obersten "Unterbuntsandsteins zwischen Halle, Mansfeld und Cönnern, Der Kalkstein des vorliegenden Geschiebes hat ebenfalls durch den Glimmer eine ausgezeichnete Parallelstruetur und Schiefe- rung, deren Richtung mit Vorliebe die Sprünge folgen, so dass da, wo die Geschiebeoberfläche mit der Structurfläche einen grösseren Winkel bildet, das Geschiebe wie ein Buch aufge- Fio. 3. blättert erscheint , während da, wo Structur- und Ge- schiebefläche ganz oder fast ganz zusammenfallen (das Geschiebe ist flach parallel derStructurfläche), dieSprünge Ansicht des geborstenen Geschiebes auf der Geschiebeoberfläche mit Parallelstructur, az er BLU ITET RT ng nA. TITELHNNAEAHHLG, Drnnapan 227 JE EINE GN LU ROT en 777 Ian Pe Re) ED 17 a: LLLAEL, BI Men gerade so verlaufen wie bei den oben beschriebenen Geschieben mit Massivstructur (vergl. Fig. 3). Ä 470 B. Briefliche Mittheilungen. li. Herr Runee an Herrn Bryrıca. Breslau, den 7. Februar 1869. Beifolgend erlaube ich mir, Ihnen einen leider bis jetzt petrefactenleeren Kalkstein (dolomitisch) zu senden, welcher er Inowraclaw (6 Meilen südlich von Bromberg) an drei pp. 4 Meile von einander entfernten Punkten 10 bis 12 Fuss unter der Tagesoberfläche in festen Bänken ansteht; nämlich 1. in dem Brunnen des Chaussee-Aufsehers Fuchs an der sogenannten polnischen Chaussee, den ich ausschöpfen liess, um mich zu überzeugen, ob die Sache richtig ‚ wäre (11 Fuss); 2. in der bei Jacuvo belegenen Ziegelei, wo einige Klaf- tern gebrochen sind; ein Versuch den Kalkstein zu brennen, ergab keinen brauchbaren Mörtelkalk, vermuth- lich, weil man die dolomitischen Partien nicht von den reineren Kalken sonderte (12 Fuss); 3. im Keller des in auf dem Vorwerk Gör- niewici. Alle drei Punkte liegen auf der anne der Stadt; ad 1. unmittelbar an derselben, 2. und 3. in pp. 5 Meile Ent- fernung. Die Tiefe, in welcher dieser Kalkstein bis jetzt gefunden wurde, bleibt über demjenigen Niveau, in welchem der Gyps bekannt geworden. Letzterer wurde bekanntlich erbohrt 1. auf dem Marktplatze bei 114 Fuss, 2. im Kasernenhofe bei 40 Fuss, 3. in einem Brunnen in der Nähe der Thorner Chaussee, angeblich bei 20 Fuss. 471 Der Kalkstein gehört daher, wie es scheint, im Verhält- niss zum Gyps hangenden Schichten an, und ich vermuthe, dass er im oberen Jura liege. _ Diese Vermuthung theilt Herr Professor RoEMER, welcher das Gestein mit den jurassischen Kalksteinen Polens verglichen hat, ‘und namentlich auch Herr Referendar Donporr, welcher die letzteren Gesteine speciell untersucht hat; er erklärt ihn für identisch mit den Gesteinen, welche bei Pilica in Polen anstehen, und welche ZEUSCHNER mit den lithographischen Schie- fern vergleicht. Auch diese Pilicaer Gesteine sind nach Dor- DORF sehr arm an Petrefacten und sollen nur undeutliche Spu- ren, namentlich Terebratelbrut zeigen; sie gehören aber be- stimmt zum oberen Jura. Wenn nun auch dieser Kalkstein, in welchem ich trotz stundenlangen Suchens keine Spur von Petrefacten fand, keinen Aufschluss über das immer noch zweifelhafte Alter des Gypses von Inowraclaw und Wapno giebt, so erweitert er doch die Kenntniss von der ausserordentlichen Verbreitung des polnischen Juras. Inowraclaw, den 23. Februar 1869. Bei meiner wiederholten Anwesenheit in Inowraclaw nahm ich Veranlassung, die hier anstehenden Juragesteine nochmals sorgfältig zu controliren, Ich habe nun auch in dem Keller des Herrn Gutsbesitzers Görnewiez aufgraben lassen und da- selbst in pp. 5 Fuss Tiefe von der Kellersohle oder pp. 10 bis 12 Fuss unter Tage denselben eisenschüssigen, wie es scheint stellenweise dolomitischen, Kalkstein gefunden. Ausserdem steht er in 12 Fuss Tiefe des zu demselben Hause des Herrn Görnewiez gehörenden Brunnens an. Ich habe ferner noch ein Stüundehen an dem Gestein der Ziegelei des Herrn Görnewicz geklopft und eine Muschel (Fragment von Pecten oder Lima?) gefunden, die wenigstens beweist, dass das Gestein nicht petre- factenleer ist. Hoffentlich werden bessere Funde sicheren Auf- schluss über das Alter des Kalksteins liefern. 472 2. Herr Nauck an Herrn G. Rose. Riga, den 16. Februar 1869. Beifolgend habe ich die Ehre, Ihnen ein interessantes Meteoriten-Fragment vom Warschauer Steinregen (30. Jan. 1868) zu überreichen, welches in gewisser Beziehung ein Unicum sein durfte. Zunächst zeigen sich daran die schon öfter beobachteten Streifen auf der verschlackten Oberfläche, welche vom Gegen- druck der von dem Steine durchbohrten Luft herrühren. Diese Streifen sind hier ziemlich fein, was auf Dünnflussigkeit der geschmolzenen Masse hindeutet; der vorderste Theil des Stei- nes, von welchem diese Streifen ausgegangen sind, fehlt an dem Stein. Es scheint, dass derselbe beim Niederfallen auf einen harten Körper aufgeschlagen und zersprengt worden ist, wobei er die vom Stosse zunächst getroffene vorderste Ecke oder Kante eingebüsst hat. Das Interessanteste ist aber eine auf der gestreiften Fläche nahe an der vorderen Bruchkante gelegene flache Vertiefung, welche offenbar durch das Abspringen eines kleinen Bruch- stuckes entstanden ist, und an welcher die oberflächliche Schmel- zung soeben begonnen hat. Mit grösster Deutlichkeit "lässt sich erkennen, dass die Schmelzung der Oberfläche durch einen heissen Luftstrom bewirkt wurde, und dass dieser die fragliche Bruchfläche von derjenigen Seite traf, welche durch die vor- gedachte Streifung als die vorderste gekennzeichnet ist. Die kleine Bruchfläche ist nämlich ziemlich rauh; die kleinen Er- habenheiten derselben sind durchgängig an der Vorderseite, wo der glühende Luftstrom sie traf, mit schwarzer Schmelz- rinde überzogen, während die geschützten Hinterseiten noch keine Spur von Schmelzung zeigen. Aehnlich wie eine rauhe Ackerfläche, auf welche bei scharfem Winde Schnee fällt, von . der Windseite her weiss, von der Leeseite gesehen aber schwarz erscheint, so zeigt sich die fragliche rauhe Fläche von der Vorderseite gesehen schwarz, während man von hinten her nur das Grau des frischen Bruches erblickt. Durch diese interessante Fläche ist, wie ich meine, zur Evidenz bewiesen — was man allerdings bisher schon an- nahm -—, dass die äusserliche Erhitzung der Meteoriten in der 473 > Erdatmosphäre nur von der Compression der getroffenen Luft herrührt. Alle Warschauer Meteoriten (und wohl überhaupt die Stein- meteoriten) zeigen solche Bruchflächen, welche vom Abspringen von Bruchstücken herrühren; sie sind durchgängig Fragmente, Auch an dem vorliegenden Stucke lassen sich eine ziemliche Anzahl flacher Vertiefungen erkennen, die aber durch das Schmelzen der Rinde mehr oder weniger verwischt sind; die zuletzt entstandenen sind noch am deutlichsten ausgeprägt, von scharfkantigerer Begrenzung und mit einem dünneren Schmelzuberzuge. Die Hinterseite unseres Steines zeigt eine solche Fläche von ziemlicher Grösse, auf welcher der Schlacken- überzug weit dünner ist als auf der übrigen Oberfläche. Der Stein verkleinerte sich also während seines Fluges durch die Atmosphäre, indem von Zeit zu Zeit flache Stückchen von seiner Oberfläche absprangen. Ich kann mir keinen anderen Grund denken, als die Entwickelung von Gasen oder Dämpfen im Inneren des Steines in Folge der von aussen eindringenden Erhitzung. Es dürfte sich empfehlen, die Warschauer Steine auf derartige expansionsfähige Substanzen zu untersuchen. Leider steht mir nur wenig Material zur Verfügung; fur gedachten Zweck müsste aber ein grösseres Quantum in Arbeit genommen werden. Die fragmentarische Form aller steinigen Meteoriten von den sogenannten „Steinregen“ (Stannern, Aigle, Warschau etc.) sowie die gleichartige Beschaffenheit der Meteoriten desselben Falles sprechen für die Annahme, dass die sämmtlichen Steine desselben Falles ausserhalb der Erdatmosphäre ein einziges Stück gebildet haben mögen, dass sie erst in der Atmosphäre zufolge der Erhitzung zersprengt, und dass die einzelnen Bruchstucke dann wieder oberflächlich geschmolzen worden sind, dass aber derselbe Vorgang der Absprengung sich bei allen einzelnen Stücken bis zum Niederfallen noch oft wiederholt ‚hat. Dieser Annahme entspricht die Gestalt der Meteoriten im Allgemeinen vollständig. Beim Abspringen eines Stückehens von einem im Fluge begriffenen Steine muss neben der fortschreitenden Bewegung desselben auch eine Axendrehung eintreten, resp. eine vor- handene Axendrehung verändert werden, sofern der Stoss nicht genau central erfolgt. _In einzelnen (gewiss selteneren) Fällen 474 kann durch einen seitlichen Stoss eine bestehende Rotation hinsichtlich ihrer Geschwindigkeit und Richtung eine derartige Aenderung erleiden, dass sie. gerade = Null wird, d. h. dass der Stein ohne Axendrehung weiter fliegt. In diesem Falle werden durch die nach hinten geblasene Schlacke die bekannten Streifen entstehen, und diese Streifen werden auch nach dem Erkalten noch vorhanden sein, wenn der Stein in diesem Sta- dium gerade zu Boden fiel, wenn also durch den letzten Verlust vor seinem Niederfallen seine Rotation = Null wurde. Von dem vorliegenden Steine ist aber das letzte Stück- chen, welches durch sein Abspringen die Axendrehung aufhob, so kurze Zeit vor dem Niederfallen abgesprungen,, dass auf der frischen Bruchfläche das Schmelzen eben erst begonnen hatte, als das Ziel des Fluges erreicht war. | Aus diesen Betrachtungen ergiebt sich, dass zum Zustande- kommen der fraglichen Fläche das glückliche Zusammentreffen vieler Umstände nöthig war, dass sie daher als eine grosse Seltenheit betrachtet werden darf, um so werthvoller, als sie über die physikalischen Vorgänge beim Fallen des Meteoriten interessante Aufschlüsse giebt. 3. Herr von Dücker an Herrn Eex. Neurode, den 7. März 1869. Auffallend reich an Schwefelmetallen ist das Han- gende der Steinkohlenflötzpartie zu Neurode, wel- ches gegenwärtig durch den Tiefbauschacht der Rubengrube durchsunken wird. Dasselbe besteht im Wesentlichen aus gro- bem Kieseleonglomerat, welches in bekannter Weise die ver- kieselten Araucarienstämme einschliesst, und. aus welchem ich kürzlich das verbreitete Vorkommen eingedrückter Kiesel be- kannt machte. Je mehr man sich in obigem Schachte den Steinkohlen- flötzen näherte, um so häufigere Einsprengung von Schwefel- metallen, namentlich Bleiglanz und ‘Schwefelkies, traf man. Diese Metalle nahmen schliesslich regelmässigen Antheil an » der Zusammensetzung ganzer Schichten. Ich übersende Ihnen 475 “ein Stück feines Conglomerat, in welchem der Schwefelkies einen wesentlichen Antheil an der Zusammensetzung nimmt, und ebenso ein Stuck Sandstein, in welchem Bleiglanz durch- weg, als Gemengtheil eingesprengt ist, wenngleich in sehr unter- geordnetem Verhältniss. Es bildet dieser Sandstein eine Schicht von 10—12 Zoll Stärke mit sudwestlichem Einfallen von 20°; er wurde bei 150 Fuss Schachttiefe durchsunken. _ Bei circa 190 Fuss Tiefe traf man das erste, und zwar unreine Stein- kohlenflötz, in dessen oberer Partie ein Schwefelkieslager von 4—6 Zoll starken Knollen beobachtet wurde. Ausser den Araucarien hatte man bereits Sigillarien, Stig- marien,.eine Neuropteris mit Blättern von 24 Zoll Länge und einen sehr kleinblätterigen Farrn in den letzten Schichten ge- funden, von denen die beiden letzteren Species hier neu sein ‘dürften, wie überhaupt diese hangendsten Schichten bisher fast gar nicht aufgeschlossen waren. In Betreff der vielen interessanten Vorkommnisse hiesiger Gegend bemerke ich für anderweitige Mineraliensammler, dass Herr Steiger VoLkEL auf Rubengrube bei Neurode, welcher ein sehr tuchtiger Mineralienkenner ist, Versendungen gern über- nimmt, 476 6. Verhandlungen der Gesellschaft. l. Protokoll der Februar - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 3. Februar 1869, Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der Januar- Sitzung wurde verlesen und genehmigt. | Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten: Herr Professor ZiTTEL in München, vorgeschlagen von den Herren GungeL, F. Rogner und BEYRIcH, Herr Dr. G. Sırvers aus Petersburg, z. Z. in Würzburg, vorgeschlagen von den Herren F. SANDBERGER, SENFT und Nies, Herr Dr. MozstA in Marburg, vorgeschlagen von den Herren HAUCHECORNE, BEYRICH und Eck, Herr Dr. ZERENER aus Dresden, zur Zeit in Berlin, vorgeschlagen von den Herren Roru, Kunra ‘und NITscHE. ® Für die Bibliothek sind eingegangen: A. Als Geschenke: F. Karker, Die miocäne Foraminiferen-Fauna von Kostej im Banat. Wien. 1868. K. Peters, Zur Kenntniss der Wirbeltbiere aus den Mio- cänschichten von Eibiswald in Steyermark. I. Die Schildkröten- reste. Wien. 1868. Il. Amphicyon. Viverra.. Hyotherium. Wien. 1868. x _ Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Mon- archie, bearbeitet von Fr. v. Haver. Blatt VI. und X. Wien. 1868. Nebst Erläuterungen. 477 M. J. GoSSELET, Etudes paleontologiques sur le departement du Nord. 1868. G. STRÜVER, Su una nuova legge di geminazione della an- ortite. Torino. 1869. G. STRÜVER, Sulla sellaite nuovo minerale di fluorio. Torino. : 1869. G. JENzZSCH, Ueber eine mikroskopische Flora und Fauna krystallinischer Massengesteine. Leipzig. 1868. C. GümkeeL, Beiträge zur Kenntniss der Procän- oder Kreideformation. München. 1868. B. Im Austausch: Perermann’s Mittheilungen. 1868. XII. Ergänzungsheft Nr. 25. Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften. 1. Abth. Bd. LVII., Heft I., II., III. — 2. Abth, Bd. LVII., Hefti. 1.43 1.,;-ELl. Müee, 1868. Verhandlungen und Mittheilungen des siebenburgischen Vereins fur Naturwissenschaften zu Hermannstadt. Jahrgang XV. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 1868. Bd. XVII. .Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. No. 17. The Canadian naturalist and geologist. New Series. Vol. III. Nr. 3, 4. Montreal. 1867/68. Annales de la Societe d’agriculture, sciences, arts et com- merce. T. XXVI1I. 1864—65. Le Puy. 1867. Herr Roru berichtete uber den Aufsatz von SILVESTRI, welcher die Veränderungen im Krater des Aetna in der Zeit - von 1863 bis 1866 und insbesondere den grossen Ausbruch ‚im Jahre 1865 behandelt (s. diese Zeitschr., XXI., S. 221). Herr Kunta theilte mit, dass bei einer Kellervertiefung der Brauerei Tivoli ein Unterkieferfragment und der Backzahn eines Elephanten gefunden worden seien; die Fragmente lagen genau an derselben Stelle, wo dieselben bei Rixdorf vorkommen, namlich unmittelbar uber dem unteren Diluviallehm. Redner knüpfte hieran einige allgemeine Betrachtungen über das Di- luvium. Bei der grossen Verbreitung von Süsswassermollusken und Landsäugethierresten in den oberen Schichten des Dilu- 478 viums schien es ihm nothwendig. anzunehmen, dass die Schich- ten, in welchen jene Thiere enthalten sind, aus sussen, Ge- wässern und nicht aus marinen abgesetzt seien. Eine Erklärung für die Entstehung eines solchen grossen Susswasserbeckens schien. sich dem Redner in Folgendem zu bieten. Denkt man sich die jetzigen orographischen Verhältnisse des norddeutschen Tieflandes im Ganzen und Grossen existirend schon zu: ‚einer Zeit, wo ein Diluvialmeer von der nordischen Halbinsel bis zu den südlichsten Punkten, an welchen diluviale Absätze sich finden, reichte, und denkt man sich dann diesen Meeresgrund allmälig durch eine säculare Hebung emporsteigend, so wird man bei Betrachtung einer genauen Höhenkarte der norddeut- schen Tiefebene sehen, dass, abgesehen von weiter östlich ge- legenen Landestheilen in Pommern und Preussen, der mecklen- burgische Höhenzug von der Uckermark bis weit nach Holstein hinein, der Flemming, die Lüneburger Haide und viele zwischen diesen Höhenzügen gelegene Punkte bereits trockenes Land waren, während sich zwischen ihnen noch weite Wasserflächen mit zahlreichen Inseln ausdehnten.:. In dieses Bassin, welches ringsum eine ziemlich vollständige Abgrenzung gegen das. offene Meer hatte, _mündeten nebst vielen kleineren zwei grosse Ströme, Oder und Elbe, und machten durch einen fortdauern- den Aussüssungsprocess das Wasser für Susswasserthiere be- wohnbar, während gleichzeitig die mit zahlreichen Lagunen erfüllten Ufer den ausgestorbenen Pachydermen einen will- kommenen Aufenthaltsort darboten. Dass übrigens die Bildung des Ks erh ee: ruckens einer früheren Periode angehore und älter sei als die Diluvialzeit, schien dem Redner deshalb wahrscheinlich, weil gerade in ihm ältere Formationen, Jura (?), Kreide und, Ter- tiärgebirge von verhältnissmässig wenig mächtigen . Diluvial- massen bedeckt sind. Für eine säculare Hebung, bei welcher der Nordrand des erwähnten Höhenzuges lange Zeit Südufer des. baltischen Meeres war, sprechen ausserdem die von BoLL und GıRrARD beschriebenen Geschiebewälle, welche im Allge- meinen parallel zur Richtung des Landrückens nach Norden zu in immer geringere Seehöhe herabsteigen. ‚Wer die Beschrei- bung der Asar in Erpmanns Werk über die Quartär - Forma- tionen Schwedens liest, wird sich überzeugen, dass manche Stellen wie Uebersetzungen aus Boru’s Werke klingen; sowohl 479 die Asar als auch die mecklenburgischen Geschiebewälle be- zeichnen Meeresstrände; sie verdanken ihre Bildung einer mehr oder weniger langen Pause in der säcularen Hebung, deren Dauer erlaubte, dass eine grössere Menge von Geschieben am Strande aufgehäuft werden konnte. Redner erinnerte schliesslich daran, dass die vorstehenden Bemerkungen von ihm selbst nur als ganz allgemeine Umrisse zum Ausbau der Theorie des Diluviams betrachtet wurden und an vielen Stellen einer festeren Begründung bedurften. Herr Bryrich legte eine Reihe von Photographien fossiler Säugethierreste aus der Quartär-Formation des Hochthales von Mexico vor, welche durch Herrn ANnToNIO DEL CASTILLO an Herrn Burkart in Bonn und durch diesen an den Vortragen- den zur Mittheilung an die Deutsche geologische Gesellschaft - eingesendet worden. Die in den Photographien dargestellten Reste sind nach den Bestimmungen und Erläuterungen des Herrn CastıLLo, die in deutscher Uebersetzung von Herrn BurkART beigefügt waren, die folgenden: 1. Equus tau Owen (Equus asinus primigenius Mayer). Die untere linke Kinnlade; sie zeigt von oben gesehen vier Mahlzähne und das Fragment eines fünften Zahnes. Nach Owen gehört dieselbe dem Eguus tau an, welches eine nähere Verwandtschaft mit dem ausgestorbenen Eguus curvidens der Pampas von Buenos Ayres als mit dem Fguus asinus hat. 2. Equus tau Owen. Erster und zweiter Prämolar- oder falscher Backenzahn der oberen rechten Kinnlade. Beide Zähne sind auf ihrer Krone 0,06 Meter lang und 0,02 Meter breit und scheinen beide demselben Individuum wie das vor- hergehende Stuck angehört zu haben. Sie fanden sich mit dem letzteren oberflächlich von Süsswassermergel umschlossen bei dem Dorfe Ysabel, nordwestlich von der Stadt Guadalupe bei Mexico. 3. Equus tau Owen. Der zweite falsche Backen- zahn der oberen rechten Kinnlade,. Bis zur Theilung der Wurzel ist er 0,065 Meter hoch und 0,012 Meter breit auf der Krone. Er fand sich in einem Lager von Bimssteintuff und von weissen Mergel-Ooncretionen am Fusse des Berges hinter der Kirche von Guadalupe in einem Naphtabrunnen. 4. Equus tau Owsn. Zweiter falscher Backenzahn, Er ist bis.zur Theilung der Wurzel 0,055 Meter hoch und auf 40 - der Krone 0,0115 Meter’ breit. Dieses Exemplar dürfte aus dem Toluca-Thale herrühren und ist bloss deshalb aufgeführt worden, um die Häufigkeit des Vorkommens dieser Zähne dar- zuthun. J 5. Equus tau Owen. Erster Prämolar- oder fal- scher Backenzahn der rechten unteren Kinnbacke. Er ist auf der inneren Seite 0,065 Meter hoch und auf der Krone 0,012 Meter breit. Er fand sich in der Schlucht Acallan des Tequis- quiac-Thales. L 6. Egquus tau Owen. Zweiter falscher Backenzahn der rechten unteren Kinnlade eines anderen Individuums als desjenigen, welchem die Kinnlade Nr. 1 angehört hat. Er ist auf der inneren Seite bis zur Wurzeltheilung 0,025 Meter hoch und auf seiner Krone 0,012 Meter breit und 0,032 Meter lang, Er fand sich in derselben Schlucht wie der vorhergehende Zahn in einer Tuff- und Mergelschicht. 7. Equus n. sp.? Die Zahnreihe ist 0,122 Meter Tarld und der erste falsche Backenzahn 0,025 Meter breit. Nach Owen ist die Ausdehnung der fünf Mahlzähne grösser als bei dem Equus asinus, doch eben so gross wie bei dem Kiang (Equus hemionus); er bemerkt aber, dass seine Formen (patern) davon abweichen. Diese Zähne fanden sich unter denselben Verhältnissen und an denselben Orten wie die vorhergehenden. 8. Eguus caballus. Zweiter falscher Backenzahn der rech- ten oberen Kinnlade. Er ist bis zur Theilung in vier hohle Wurzeln auf der äusseren Seite 0,065 Meter hoch, auf der Krone aber 0,020 Meter breit und 0,022 Meter lang. Er fand sich in der Schlucht de las Peras des Tequisquiac-Thales.- 9. Equus caballus. Zweiter falscher Backenzahn der rech- ten unteren Kinnbacke. Bis zur Wurzeltheilung ist er 0,08 Meter hoch, auf der Krone aber 0,028 Meter lang und 0,021 breit, scheint daher grösser zu sein als der Zahn des gewöhn- lichen von den Spaniern bei der Eroberung von Mexico ein- geführten Pferdes. Sein Fundort ist die Schlucht Acathan im Thale Tequisquiac. 10. Eqguus n. sp.? Oberkiefer. OwEn bemerkt, dass der Kiefer sich durch die unbedeutende Grösse der beiden letzten im Vergleich zu den übrigen Mahlzähnen von dem Oberkiefer aller bekannten Pferde-Species unterscheidet, wobei nach dem Verfasser ausserdem noch der Abstand der beiden letzten Mahl- 481 zähne um 0,11 und 0,07 Meter und der Abstand des Anfanges der falschen Backenzähne hervorzuheben ist, wodurch ein - flacher und grösserer Gaumen als bei den bekannten Pferde- Species, deren Gaumen gewölbt ist, und gleichzeitig eine brei- tere Form: des Kopfes auf der Stirn bewirkt wird. Das Stuck fand sich in einem Schachte zur Gewinnung: von Naphta hinter dem Kapuziner-Kloster der Stadt Guadalupe, am Fuss der Böschung des Berges Tepeyac bei 3 Meter Teufe, in einer aus Bimssteintuff, Concretionen ‘von weissem Mergel und losem Gesteinsgerölle bestehenden Schicht. ll. Bos sp. indie. Letzter Mahlzahn der linken oberen Kinnlade. Seine Höhe auf der inneren Seite bis zur Wurzel- theilung betragt 0,052 Meter, seine Länge auf der Krone aber 0,033 Meter bei einer Breite zwischen der Columella (colum- nilla) und der gegenuberliegenden Falte. Der Fundort ist nicht angegeben. 12. Cervus intertubereulatus Owen. Ein 'Bruchstück der unteren linken Kinnlade mit dem letzten’ Mahlzahne. Es fand sich in der vorangegebenen Schicht von Süsswassertuff, 40 Meter weiter westlich, bei 4 Meter Teufe am Fusse des Berges - Tepeyac, zusammen mit dem Geweihe, den Knochen der vier Beine und dem Atlas oder ersten Halswirbel, wahrscheinlich alle von’ demselben Individuum; an derselben Stelle zeigten sich fast in Baumharz (betun-madera) umgewandelte Stümmel oder Aeste von Bäumen in dem Gestein eingeschlossen. 13. Palauchenia mexicana CAsTILLo, oder fossiles Llama von Mexico. Linke obere Kinnlade mit drei Mahlzähnen, den darauf folgenden beiden Prämolaren, einem kleinen Eckzahn und dem ersten Schneidezahn. An dem Orte ihres Vorkommens lagen die Zähne in einer Reihe von 0,355 Meter Länge und anschliessend daran ein verwitterter 0,055 Meter langer Knochen in einer Schicht von vulkanischem Bimssteintuff, welcher in der Nähe auch Fragmente von dem Kiefer der fossilen Elephanten enthält, und zwar an dem Abhange der Schlucht nördlich vom Kloster San Diego bei Jacubaya, in einer Teufe von etwa 6 Meter. Beim Verwaschen des Tuffs erhält man einen Sand, der aus Fragmenten von Bimsstein, Sanidin und wenig Horn- blende, sowie aus Körnern von Trachytporphyr, fein zerriebe- nem Bimsstein und titanhaltigem Magneteisenstein-Sande besteht. 14. Palauchenia mexicana. Eine Reihe von sechs Hals- Zeits. d. D.geol. Ges. XXI. 2. ol ‘ 482 wirbeln,, in. der. der zweite obere fehlt. ‘Wird bei Zusammen- legung dieser Halswirbel der fehlende durch einen Wirbel von der mittleren Länge der beiden ihm sich anschliessenden Wir- bel ergänzt,-so beträgt deren ganze Länge 1,15.,Meter. Ihre Höhlungen waren durch einen wenig cohärenten Sand erfüllt, zusammengesetzt aus krystallinischen. Körnern von. Sanidin, schwarzer und pistaziengrüner Hornblende und aus Körnern - von Quarz, Chalcedon, Achat, schwarzem und rothem Pechstein, verwittertem Granat und Feldspath, sowie aus fein zerriebenem Bimsstein und Magneteisenstein. Er gleicht dem die übrigen fossilen Reste begleitenden ‚Sande nicht, obwohl er in seinem äusseren Ansehen einem yulkanischen Bimsteintuff ähnlich ist. Ausserdem ist der sechste Halswirbel zweier anderen Indivi- duen von fast gleicher Grösse in der Schlucht Acathan gefun- den. worden. 15. Elephas texianus? Vorletzter unterer Mahl- oder Bidldä zahn, auffallend lang und aus 25 Platten bestehend. . Er ist 0,4 Meter lang und 0,15 Meter breit, die Kaufläche aber nur 0,2 Meter lang und 0,08 Meter breit. Er wurde in der Schlucht von Acathan gefunden im sandigen Tuff, der aus Körnern. von Mergel und Porphyr, aus Krystallfragmenten von Sanidin und Hornblende, sowie aus Bimsstein- und titanhaltigem Magnet- eisenstein-Sand, durch wenigen Kalkınd mit einander verbunden, besteht. 16. Mastodon andium? Diiiter Backenzahn (molar per- manente), dessen Kaufläche 0,15 Meter lang und 0,73. Meter breit ist. Er hat drei Wurzeln, von denen die grösste und stärkste 0,093 Meter hoch ist und fünf von den Zahnhöckern ausgehende, in eine horizontal gefurchte Kegelspitze auslau- fende Rippen hat. Dieser Zahn fand sich in einer Schlucht bei der Rancheria Almoloya unweit Ocoyoacas in dem Thale von Toluca und wird hier nur aus dem Grunde aufgefühft, weil sich ähnliche, derselben Species angehörige Reste, deren grosse. Verstümmelung ihre Bestimmung nicht erlaubte, im Thale von Mexico gefunden haben. Herr HAUCHECoRNE machte Mittheilung über. die Erbohrung von ‚Steinsalz bei Segeberg. Bereits in den Jahren 1804 bis 1806 wurde daselbst ein Bohrloch bis zur Tiefe von 309 Fuss in Gyps und Anhydrit niedergebracht und hierbei ‚bereits das Vorkommen von Boraeit constatirt. Ein zweiter Bohrversuch, 483 in ‘den Jahren: 1807 bis 1809 von ’der Sohle des 125 Fuss tiefen ' Schlossbrunnens ausgeführt, erreichte 'eine Tiefe von 3084 Fuss und stellte das Vorhandensein eines schwachen constanten Salzgehaltes in der Soole fest. Fernere: Bohrver- suche: in. den Jahren 1829 und 1847, die ersteren von ForRcH- HAMMER bei Segeberg, Stipsdorf und anderen Orten veranlasst, ° führten zu keinem Resultat. Eine Wiederaufnahme derselben wurde 1840 von Karsten empfohlen. Das im vorigen Jahre von ' der. preussischen Regierung in der Nähe des Schloss- brunnens angesetzte Bohrloch wurde bis zu 466 Fuss in An- hydrit niedergebracht, und zwar trat bei 105 Fuss ein Salzgehalt in den Bohrlochswassern auf, welcher bei 217 Fuss auf 4 pCt. stieg, später auf 2: pCt. fiel und sich bei zunehmender Tiefe nicht vermehrte. Man durchteufte hierauf 6 Fuss Salzthon und erbohrte bei 472 Fuss das Steinsalz, welches gegenwärtig in einer Mächtigkeit von 13—14 Fuss nachgewiesen ist. Eine in dem Laboratorium :der Bergakademie von Herrn Prof. FinkENER ausgeführte Analyse der Soole ergab einen Gesammtsalzgehalt von 26,33 pCt., welcher bestand aus 23,13 Chlornatrium, 0,56 Chlorkalium, 1,54 Chlormagnesium, 0,18 schwefelsaurer Kalk, 1,12 schwefelsaures Natron, woraus erhellt, dass ‘der Gehalt an zerfliesslichen Salzen grösser ist als bei gewöhnlichen Stein- salzsoolen. | Herr G. Rose sprach über die regelmässigen Verwachsungen des: weissen (zweiaxigen) und des braunen (einaxigen) Glim- mers. Herr Söchtise sprach über eine ‘neue Eintheilung der Pseudomorphosen, indem er sich weitere Mittheilungen uber diesen Gegenstand vorbehielt. : Herr Lasarn legte die nach dem bekannten Scuunze’schen Verfahren : dargestellten mikroskopischen Präparate einiger "Steinkohlen vor, bei denen es bisher ‚nicht ee war, die organische Structur: nachzuweisen. Herr JEnzscH übergab der Gesellschaft die von ihm ver- fasste Schrift über eine mikroskopische Flora und Fauna kry- stallinischer Masseigesteine. Schliesslich gab Herr ZERENER eine Uebersicht über seine Untersuchung der sogenannten Domite des Mont Döme in der Auvergne, welche er nach dem‘ petrographisch - geologischen Charakter verschieden classifieirt, und deren Namen er diesem 3l* 484 anpassen möchte. Die Gesteine sind histologisch ‘sehr ver- schieden; erstens compact, mit kryptokrystallinischer Grund- masse, durch eingestreute Feldspath- und Glimmerkrystalle porphyrartig und zweitens porös, von klein und feinkörniger Structur, sich sandig anfuhlend und zerreiblich scheinend; sie bestehen aus Feldspath (diesen Namen als Familiennamen gebraucht) und Glimmer und Hornblende in: wechselnden Ver- hältnissen, deren Vorherrschen oder Zurucktreten. und Ver- schwinden genau denselben Regeln unterworfen ist, wie diese bei den Trachyten des Siebengebirges erkannt wurden. . Der Feldspath in diesen Gesteinen ist theils Sanidin, theils Oligo- klas, welcher letztere schon früher krystallographisch von G. Rose nachgewiesen wurde, und dessen reichliche Gegenwart auch wieder aus den von dem Vortragenden gefertigten Ana- lysen erhellt; dieselben ergeben jedoch einen äusserst wech- selnden Gehalt an Kali und Natron, wobei dieses stets über- wiegend vorhanden ist; er schwankt von1:6 zu 1:2 bis 4:9. Quarz ist nicht vorhanden; er wurde bei der Untersuchung besonders berücksichtigt, weil ZIRKEL früher die. Gesteine unter die Quarztrachyte rubrieirte und BEupant bei Neograd in einer ähnlichen Felsart Quarz gefunden haben wollte. Unterdessen hat auch ZırkeL in seiner Abhandlung über die Verbreitung der Nepheline die Abwesenheit des Quarzes constatirt, und hat sich auch gezeigt, dass die Angabe Brupanr’s nicht als Unterstützung für die Gegenwart des Quarzes in den sogenann- ten Domiten anzusehen ist. Die accessorischen Bestandtheile sind die bekannten, Magneteisen und Titanit, sowie in einer Varietät Eisenglanz. Die theils hexagonal, theils quadratisch erscheinenden Krystallumrisse von wasserhellen Einsprenglingen, wie sie ZIRKEL bemerkt und als Nephelin bestimmt hat, sind auch von dem: Redner beobachtet worden, jedoch nicht in der Grundmasse, sondern stets nur in dem Feldspathe. Er hält die Form nicht für genügend, diese Erscheinungen als Nephelin zu bestimmen und hat am fein geschlämmten, frischen Gestein keine Löslichkeit durch Säuren und kein Gelatiniren wahrge- nommen. Den höheren Kieselsäuregehalt, als er sonst bei den eigentlichen Trachyten, angenommen wird. (er beträgt hier durchschnittlich 67 pCt.), glaubt auch er der äusserst fein ver- theilten Glasmasse zuschreiben zu müssen , wie ebenso‘ das niedere spec. Gew. von durchschnittlich 2,46. Der Vortragende 485 i weist dann auf die geotektonischen und Altersverhältnisse, so- wie auf die Analogien dieser und der siebengebirgischen Tra- chyte hin, worauf gestützt er die Gesteine in ältere Sanidin- - Oligoklas-Trachyte, die porös, klein- bis feinkörnigen, und in jüngere Sanidin-Oligoklas-Trachyte, die compact porphyrartigen die dem Massentrachyte des Siebengebirges und des Mont Dore entsprechen, eintheilt. Die zweite compacte Varietät unter- scheidet sich noch wesentlich von der ersteren durch Mangel an Hornblende und stark auftretenden Glimmer, welcher bei der ersten Varietät fehlt, während diese wiederum am Cliersou stark hornblendehaltig; auftritt, am Sarcoui dagegen überhaupt, ausser sparsam Feldspath, keine mit blossem Auge oder selbst der Lupe erkennbare Ausscheidung zeigt. Der Redner bezieht sich ferner auf die von v. RICHTHOFEN vorgeschlagene Olassi- fication der Gesteine, auf die Definition, die dieser seinen Pro- pyliten gegeben hat, und dass diese auch dem älteren Sanidin- Oligoklas-Trachyt entspreche, man daher am Mont Döme auch von Propyliten, Massentrachyten und Gangtrachyten sprechen könnte, immer eine besondere Betonung des relativen Alters und der gegenseitigen Lagerungsverhältnisse vorausgesetzt. Eine ausführliche Begründung der obigen Ansichten behielt sich der Redner für eine demnächst zu veröffentlichende Arbeit vor. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. BeyricHh. Eck. 2. Protokoll der März - Sıtzung. Verhandelt Berlin. den 3. März 1868. Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der Februar-Sitzung wurde verlesen und genehmigt. Als Mitglieder traten der Gesellschaft bei: Herr Bergreferendar BöTtger aus Gr. Brüchter, z. Z. in Eisleben, vorgeschlagen von den Herren v. Brunn, ARLT und Eck, 486 Herr Arısmıpns BREZINA in. Wien, vorgeschlagen von den Hesen RANNELSBERG, Erde: und G. Rose. Für. die Bibliothek sind SIRBSESngen: A. Als Geschenke: A. Bou&, Ueber die Rolle nn Veränderungen dess unor- ganischen Festen im grossen Maassstabe in der Natur. A. Bou£, Ueber die jetzige Theilung der wissenschaftlichen Arbeit, sowie uber, Granit und Metamorphismus-Theorien. F. KARRER und Tu. Fuchs, Geologische Studien in den Tertiärbildungen des -Wiener Beckens. Wien. 1869. «A. Favee et L. Soret, Rapport sur l’etude et la conserva- tion des blocs erratiques en Suisse presente a la Societe helvetique des sciences naturelles reumi & Einsiedeln le 24 aoüut 1868. : C. A. STEIN, ‚Ueber. das Vorkommen von Be Kalk in der Lahn- und Dillgegend. ‚Berlin. 1868. — Geschenk des Königl.: Handelsministeriums. B. Im Austausch: Der zoologische ‚Garten. Jahrg. IX. 1868. Nr. 7.22. Frankfurt ‚a. ‚M. 1868. Verhandlungen der k.k. ee Reicheal. 1868. No. 18. — 1869. No.,l, 2. Correspondenzblatt des zoologisch-mineralogischen Vereins _ in Regensburg. Jahrg. 22. Regensburg. 1868. Verhandlungen der Gesellschaft von Freunden der Natur-. wissenschaften in Gera und des naturwissenschaftlichen Kränz- chens in Schleiz. Bd. II.. 1863—1867. Gera. Mittheilungen -des Vereins nördlich der Elbe zur Verbrei- tung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Heft 9. 1868. Kiel. 1869. Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums von Kärm- ten. Heft 8. Klagenfurt. 1868. Monatsberichte der königl. preuss. Akademie der Wissen- schaften zu Berlin. Jahrg. 1867 und 1868. Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. Annee 1868. No. 2. Moscou. 1868. ' Bulletin ‘de la. societe des sciences naturelles de Strasbourg. 1868. No. 1—9. 487 Bulletin de la societe Vaudoise des sciences naturelles. Vol. X., 0. 60. Lausanne. 1868. The quarterly journal of the. geological 2 „London. 1868. Vol. 24, part 4. No. 96. Archives neerlandaises des sciences exactes et naturelles. Tome III, Livr. 3, 4, 5. La Haye. 1868. . Bulletin de la Societe de l’industrie :minerale.e T. XIII. Livr. 4. Paris. 1868. Nebst Atlas. | Annales des mines. Ser. VI. T. XIV. Paris. 1868. Anales del Museo publico de Buenos Aires. Entrega quinta. Buenos Aires. 1868. Liste des publications des societes savants et des gouverne- ments qui se trouvent dans la bibliotheque de la Societe Hollan- daise des sciences de Harlem. 1869. List of the geological Society of London. 1868. Ausserdem wurde vorgelegt: Zeitschrift der Deutsch. geol. Gesellschaft, Bd. XX., Heft 3. Berlin. 1868. Der Vorsitzende gab der Gesellschaft. Kenntniss von dem Inhalte eines Schreibens des Herrn Nauck in Riga (vergl. S. 472). | Herr Laspryres legte der Gesellschaft einige Exemplare des Ottrelithschiefers von Ottrez bei Stavelot an der Grenze zwischen Belgien und Luxemburg vor und bewies, dass das diesem Phyllit (Krystallinischer Thonschiefer) den Namen ge- bende Mineral Ottrelith, welches bisher in. allen mineralogi- schen Systemen gleichsam obdachlos gewesen sei, sich als eine Glimmerart und zwar nach den Analysen von Damour (Rıu- MELSBERG, Mineralchemie, S.865) als ein Eisenoxydul-Mangan- oxydul-Glimmer herausstelle, sobald man, von den älteren che- mischen Ansichten und Üonstitutionsformeln absehend, die Lehren und Erfahrungen der modernen Chemie in analoger Weise darauf beziehe, wie es RammeLssere beim Kaliglimmer und der Vortragende beim Prehnit schon früher ausgeführt haben. Die elementare Zusammensetzung des Ottreliths in diesem Falle ist: 488 Wasserstoff H 0,64 pCt. = 5,51 Atome Aluminium. Al 13,17... »er12,06b4un5 Eisen bernd, 'g \seuwm@,Täuny Mangan Mn: 6.48 st = 43 5 Silreium 3.281» 2056423504 = 19340, Sauerstofli. 0... 23.24.» =2438 4, und mithin die empirische Formel: Fe’ Mn \O*! Al’ Si‘ Das Mineral entspricht danach dem Typus: H:* sie 0% oder dem sechsfachen Typus der normalen Kieselsäure | H* SD" oder dem der früheren Singulosilikate, der zugleich nach RANMMELSBERG’s interessanten Untersuchungen (diese Zeitschr., 1867, XIX., S. 400 ff.) derjenige der Glimmer ist. Aber nicht nur. in der chemischen Zusammensetzung ist ‘der Ottrelith ein Glimmer, sondern auch morphologisch und physikalisch; denn die sechsseitigen oder gerundeten, einem 2+-1gliedrigen, nach der schiefen Endfläche tafelartig ausgebil- deten und: spaltbaren Prisma mit Längsflächen sehr wahrschein- lich entsprechenden Tafeln von grünschwarzer Farbe sind nach Des CLoizeaux’s Untersuchungen optisch zweiaxig, theilen also mit Ausnahme des hohen Volumgewichtes und der Feldspath- härte alle den Glimmerarten eigenthümlichen mineralogischen Eigenschaften. Das abweichend hohe speeifische Gewicht und die allen anderen Glimmern fremde Härte glaubte der Vortragende für einen physikalischen Ausdruck der eigenthümlichen qualitativen chemischen Zusammensetzung halten zu dürfen. | Der Ottrelith liefert deshalb wieder einen neuen Beweis von dem Werthe der neuen chemischen Theorien für die an- organische Chemie und speciell für die Mineralchemie. Der Vorsitzende G. Rose sprach sein Bedenken darüber aus, den Ottrelith, wie auch seine chemische Zusammensetzung . 489 sein mag, für eine Glimmerart zu halten. Der Glimmer sei ein durch Spaltbarkeit, Elasticität uud Härte so wohl charak- terisirtes Mineral, dass man Mineralien, die in allen diesen Dingen vollständig abweichen, nicht ihm zurechnen könne. Der Ottrelith ist nach der Hauptfläche der Tafel und nach einer dieselbe rechtwinkelig schneidenden Richtung nur unvoll- kommen spaltbar, nicht elastisch, wird vom Messer gar nicht, kaum vom Quarz geritzt und ist, wenn Des CLo1zEAux’s Angabe sich bestätigt, monoklinisch, dagegen der Glimmer wie S#£- NARMONT und HESSENBERG bewiesen haben, theils rhombisch, theils hexagonal. | = Herr SADEBEcK legte im Namen des Herrn PictrorskyY aus Moskau einen Magneteisenkrystal von Achmatowsk vor, an welchem ausser dem Granatoöder, Oktaöder, Würfel (ce), Leucitoid (m) = 303 und den Achtundvierzigflächnern z= 03 undz=503 ein bisher nicht beobachtetes Ikositetraid (n)=20% vorhanden ist, welches in den Zonen mc und xx gelegen ist. Herr Beyrich berichtete über die im vergangenen Jahre von Herrn Dr. Weıss in der Gegend von Saarbrücken ausge- führten geognostischen Aufnahmen und legte die von demsel- ben im Maassstabe von 1:25000 bearbeiteten Kartenblätter vor, welche die Gegend von Saarbrücken ostwärts bis zur bayerischen Grenze bei Sulzbach und Rentrisch , sudwärts bis Fechingen und Güdingen, westwärts bis zur französischen Grenze und nordwärts bis Eusdorf, Schwalbach und Cöln um- fassen. Von besonderem Interesse und neu ist die Darstellung des Buntsandsteins und Muschelkalkes, als deren Glieder unter- schieden wurden: ]. mittlerer Buntsandstein, 2. Voltzien-Sand- stein, parallel stehend dem Röth, 3. Muschelsandstein mit einer oberen dolomitischen Zone in der Gegend südlich von Saarbrücken als Vertreter des Wellenkalkes, 4. mittlerer Muschelkalk mit Gyps, gleich der Anhydritgruppe, 5. und 6. Trochitenkalk und Nodosenkalk, gleich oberem Muschelkalk in Mittel- und Norddeutschland. 40 Derselbe gab Nachricht‘. von. dem. Inhalt. zweier brieflichen. Mittheilungen. des Herrn Oberbergrath Runge, betreffend das, Vorkommen von anstehendem ' Kalkstein. und: Gyps bei Ino- wraclaw (s. 8. 470). Hierauf ward die Sitzung Be culinsen, A Ye ‚W. yo G.. Rose: . BEYRIcH. Eck. 3. Protokoll der. April - Sıtzung. . Verhandelt Berlin, den 7. April 1869. Yoaende: Herr: G. Ross. . Das Protokoll der März-Sitzung wurde verlesen ni ge- nehmigt. Der ‚Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: das Königl. Oberbergamt zu Clausthal, auf Vorschlag der Herren v. Krug, HAUCHECORNE und BEYRrich, Herr Professor Kxop in Karlsruhe, vorgeschlagen von den Herren BEnEckE, G. Rose und Eck. Herr Dr. C. Kreis in Heidelberg, vorgeschlagen von den Herren BENECKE, BEYRICH und Eck, Für. die Bibliothek sind eingegangen: A. "Als Geschenke: G.: Ross, Ueber die im Kalkspath vorkommenden heblan Canäle.: Berlin. 1869. G. A. MAAck, Die bis jetzt bekannten fossilen Schiläkib- ten: etc. »Cassel. 1869. F..'C. Winkler, Musee .Teyler. Catalogue systematigue ie la collection paleontologique. Premier Supplement. Harlem. 1868: H. Bıca, Die Eiszeit: Stuttgart. 1869. Y !E. Stöhr, Der Vulkan Tengger in Ost-Java. Dürkheim a. H. 1868. | | Pr 491 H.Credner, Die Gliederung der eozoischen (vorsilurischen) Formationsgruppe Nordamerikas. Halle. 1869. Berg- und hüttenmännische Zeitung von B. KrkL und Fr. Wiıuumer. Jahrg. XXVIIE N. 4. 1869. G. LausE, Ueber Ammonites Aon Münst. und dessen Ver- wandte. Wien. 1869. Historisch-politische Bibliographie. 1869. N. 1. Berlin. Beiträge zur geognostischen Kenntniss des Erzgebirges. Herausgegeben von dem Ganguntersuchungsarchiv zu Freiberg. Heft III. Freiberg. 1869. Ta. Poteck, Beiträge zur Kenntniss der dest Ver- änderungen fliessender Gewässer. Breslau. 1869. _ _ SALZFLUH. Excursion der Section Rhätia. Clıur. 1869. Geschenk der Section Rhätia. H. TerautscaoLn, Die Laterne des Diogenes von Archaeo- cidaris rossicus. Moskau. 1868. Maiteriaus pour la charte geologique de la Suisse. Sixieme Livraison: Jura Vaudois et Neuchätelois, par A. JACGARD. Berne, 1869. Nebst Karten. | » BERENDT, Geognostische Karte der Provinz Preussen. Section Ostsamland. — Geschenk der physik. ökonom. Gesell- schaft zu Königsberg i. Pr. B. Im Austausch: Neunter Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde. Offenbach a. M. 1868. Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 45. Görlitz, 1869. Sitzungsberichte 'der naturwiss. Gesellschaft Isis in Dres- den. Jahrg. 1868. No. 10—12. ' Dresden.’ 1869: + Verhandlungen der k. k. Bee Reichsanstalt 'in Wien. 1869. No. 3,4 und 5. | Jahrbuch der k. k.'geologischen Reichsanstalt. ainch 1868. Bd. XVII. N. 4. Wien. ':Monatsbericht der königl. preuss. Aladöinie der Wissen- schaften zu Berlin, Januar 1869. z Zeitschrift des Architekten - ek Horeinel zu Hannover. "Bd. XIV. Heft: 4. Hannover. 1868. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft‘ Graubün- dens. Neue Folge. Jahrg. XIII. Chur. 1868. 492 Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem preussischen Staate. Bd. XVI., Lief. 1. Berlin. 1868. PETERMAnNN’S Mittheilungen. 1869. I., II. Gotha. The quarterly journal of the Heoldgäsäl society. Vol. XXV., part 1. No. 97. London. 1869. Bulletin de l’academie des sciences de St.-Petersbourg. "Tome XIII., f. 1—20. Memoires de l’academie imperiale des sciences de St.-Peters- bourg. Tome XII., N. 1, 2, 3. St.-Petersbourg. 1868. Ausserdem wurde vorgelegt: Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellsch., Bd. XX., Heft 4. Berlin, 1868. Herr Bryrıcn gab der Gesellschaft Kenntniss von einer ihm zugegangenen Anzeige über das erfolgte Ableben H. v. Meyer’s in Frankfurt a. M. Der Gesellschaft wurde ferner Mittheilung gemacht von dem Inhalte einer durch Herrn PrTERMAnN in Gotha eingesen- deten Anzeige über die zweite deutsche Nordpolexpedition. Der Vorsitzende überreichte der Gesellschaft seine in den Schriften der hiesigen Akademie der Wissenschaften für 1868 erscheinende Abhandlung „uber die im Kalkspath vorkommen- den hohlen Kanäle“ und gab unter Vorzeigung von Kalkspath- stücken und Modellen mit einigen Worten den Inhalt derselben an. Die hohlen Kanäle im Kalkspath, die schon vielfach den Gegenstand der Untersuchung der Physiker, wie von BREWSTER, STONEY und PLÜCKER, doch fast stets nur in optischer Hin- sicht, gewesen sind, finden sich nur in dem Kalkspath, der die bekannten Zwillingslamellen enthält, welche den Ab- stumpfungsflächen den Endkanten des Hauptrhomboeders pa- rallel gehen. Sie sind zweierlei Art, die einen gehen zugleich einer horizontalen Diagonale des Hauptrhomboäders parallel, die andern einer Endkante des ersten stumpfen Rhombo&ders. Die ersteren entstehen dadurch, dass eine Zwillingslamelle nicht von einer Fläche des Hauptrbomboäders bis zur anderen fortgeht, sondern früher aufhört. Dadurch bildet sich eine Spalte von einer Dicke, die der der Zwillingslamelle ent- spricht und bis zu der ihr parallelen Endkante fortgeht, wenn sie nicht vorher durch eine neue der Endkante näher liegende Zwillingslamelle geschlossen wird, was sich nun noch mehrmals 493 wiederholen kann. _ Gewöhnlich folgen sich die Zwillings- lamellen ganz dicht aufeinander, so dass, da sie selbst mei- stens nur die Dicke dünner Blätter haben, "sie als feine schwarze Linien in dem durchsichtigen Kalkspath erscheinen, Folgen sich die Lamellen erst in grösseren Entfernungen von einander, so erhalten die Kanäle schon: eine gewisse Breite. Sie haben die Form eines rhombischen oder rhomboidischen Prismas, dessen stumpfer Seitenkantenwinkel, wenn der End- kantenwinkel des Hauptrhombo@ders zu 105° 5 angenommen wird, 141° 45’ beträgt. | Die hohlen Kanäle der zweiten Art entstehen, wenn zwei Zwillingslamellen, die zwei verschiedenen Endkanten des Hauptrhomboäders parallel gehen, sich gegenseitig durchsetzen. Sie treffen sich dann in einer Linie, die einer Endkante des ersten stumpferen Rhomboöäders parallel geht, und zerspalten in dieser Richtung. Jede Lamelle wird durch die andere in 2 Stücke getrennt, und die Stücke einer jeden werden um die Dicke der anderen verschoben. Es entsteht dadurch ein hohler Ka- nal von der Form eines bei gleicher Dicke der Lamellen rhom- bischen, sonst rhomboidischen Prismas, dessen stumpfer Seiten- kantenwinkel beinahe 90° und unier den angegebenen Bedin- gungen 90° 5’ beträgt. Die Lamellen und die dadurch entste- henden Kanäle wiederholen sich in manchen Kalkspäthen sehr häufig, wodurch natürlich die Durchsichtigkeit. derselben lei- det. Bei dem Kalkspath von Island, dem sogenannten islän- dischen Doppelspath, kommt aber öfter der Fall vor, dass die dünnen Lamellen, die der einen Endkante parallel gehen, sich sehr schnell, die der anderen sich aber nur in grösseren Ent- fernungen wiederholen, wodurch man die Erscheinung sehr schon sehen kann, besonders wenn man den Kalkspath 'so hält, dass die letzteren Lamellen eine horizontale Lage erhal- ten und sich in der Höhe des Auges befinden. Der Vortra- gende besprach dann noch die Entstehung der Zwillingslamellen nach den Beobachtungen von REuscH und die damit im Zu- sammenhang stehenden Schlagfiguren. Derselbe legte ferner von Herrn Director MEHNER in Neurode in Schlesien erhaltene Aragonitkrystalle vor, die sich in einem dortigen Dampf kessel als Kesselstein abgesetzt hat- ten. ‚Derselbe bildet eine mit Krystallen besetzte Kruste, die 494 = auf. der, Unterlage senkrecht stehen und zwar nur etwa: 2 Li- nien gross, aber sehr nett und .deutlich sind und in der Form den bekannten Zwillingskrystallen des. Aragonits von Aragonien und den Pyrenäen vollkommen ähnlich sind. ‚Derselbe legte ferner Pseudomorphosen von Brauneisen- erz nach Weissbleierz vor, welche von Herrn Cosmann auf:der Grube, Friedrichssegen bei Oberlahnstein beobachtet worden sind. ‚Sie zeigen die dunnen 'tafelartigen Formen der zwillings- artigen durchwachsenen Krystalle des: Weissbleierzes sehr deutlich. ; . Ferner zeigte derselbe ein in der Gegend von Oranien- burg ausgegrabenes Kunstproduct aus Bernstein, einen Ele- phanten darstellend, welcher an: seiner Oberfläche in Folge des langen Liegens in der Erde eine ähnliche Rinde erhalten hat, wie ‚der rohe durch Ausgrabung gewonnene: Bernstein stets ‚hat. ‘: Endlich legte derselbe von dem Staatsrath FRITSCHE' er- haltenes Banka-Zinn ‚vor, welches durch die im Winter 1867,68 in. Petersburg herrschende strenge Kälte, bei welcher es in freier Luft gelegen, eine eigentbümliche Veränderung in seiner Beschaffenheit erhalten hatte; es war dadurch stängelig abge- sondert, sehr bröcklich und: glanzlos geworden, -und es hatten sich dabei im Innern Hohlräume gebildet, welche mit einem metallisch glänzenden Häutchen überzogen waren. Herr RAuMELSBERG bemerkte hierzu, dass er das Volumen- gewicht des ‚stänglig gewordegen Zinns bestimmt und dasselbe _ dem des 4gliedrigen Zinns gleich ‘gefunden habe. Herr Hausmann sprach über die Kreidevorkommnisse an der. Tollense, indem er.die Ansicht vertrat, dass dieselben nicht transportirte Schollen des Eid sondern an- stehende Partieen desselben seien. ‚ Berr.: HAUCHECORNE - legte einen Probeabdruck der von Herrn v. DECHEN im Auftrage der Deutschen geologischen Ge- sellschaft angeiertigien geognostischen Karte von Deutsch- land vor. | a“ : „Herr Eox sprach über einen Seestern, welcher von Herrn Rechtsanwalt Cmor in Sondershausen in der Schaumkaikregion des: unteren’ ‚Muschelkalks auf dem ‘Grossen Totenberge: bei Sondershausen aufgefunden worden ist, und welcher ihm zur 495 > Untersuchung anvertraut worden war. "Der: vorliegende’ See- stern, von welchem nur die Bauchseite und der Seitenrand zu entblössen ‘war, erinnert in seinem ‘allgemeinen Habitus an die sternförmigen Formen der lebenden Gattung Asterina GraY (Asteriscus MouLL., Trosch.). Es sind 5 Arme vorhanden, von. ‚denen der eine fast vollständige eine Länge von 23 Mm. be- sitzt... Der Radius der’ Scheibe’ ist = 11'’Mm. Die Arme sind am Ende stumpf abgerundet und besitzen an der Stele, wo sie aus der Scheibe heraustreten, eine: durchschnittliche Breite von 6,5 Mm.: Die Ambulacralfurchen: werden beider- seits von einer Reihe oblonger gegenständiger Adambulacral- platten eingefasst, welche innerhalb der Scheibe ziemlich eng ‚an einander stossen und erst da,:wo die Arme aus der Scheibe heraustreten, für eine tiefe, sich nach oben verbreiternde Arm- rinne Raum lassen. Die Breite der Adambulacralplatten :be- . trägt 2 Mm., ihre Länge 1 Mm. Es scheinen deren 26 vor- handen gewesen zu sein. Die erste derselben -(die Oralplatte) hat etwa die Form eines rechtwinkligen Dreiecks, so dass sich die Oralplatten je zweier benachbarter Arme mit ihren Hypothenusen an einander legen. Dieselben waren mit Pa- pillen besetzt, deren Zahl und Stellung nicht mit Sicherheit zu erkennen ist; man glaubt 3 (paarige) an der Innenseite je- der Oralplatte und 2 (paarige) an der Linie, in welcher je 2 Oralplatten benachbarter Arme zusammenstossen, zu erkennen. Die Adambulacralplatten sind etwa in der Mitte quer gekielt und an der aboralen -Seite mit einem aus 4—-5 Stacheln be- stehenden Stachelkamm besetzt. Ventrale Randplatten sind nicht vorhanden; dagegen grosse dorsale Randplatten, von de- nen zwischen je 2 Armenden 26 (8 davon unter der Scheibe) zu beobachten sind, und welche eine Länge und Höhe von beinahe 2 Mm. besitzen. Der Raum zwischen den Adambu- lacralplatten und den dorsalen Randplatten ist durch Reihen von intermediären (Scheiben-) Platten ausgefüllt, welche den Adambulacralplatten parallel gehen. ‘Die einander entsprechen- den Reiben benachbarter Arme beginnen mit einem unpaaren Plättehen über den beiden: Oralplatten und! neben den’ beiden darauffolgenden Adambulacralplatten. - : Die ' Scheibenplatten haben: eine gerundet sechsseitige Form, sind am Rande ge- körnt, in der Mitte bewarzt’ und kurz bestachelt.' Die erste 496 Reihe erreicht das Ende. des Arms nicht ganz; es entspricht in der Regel einer Adambulacralplatte eine Scheibenplatte, hier und da jedoch 2, so dass Adambulacral- und Scheibenplatten theils neben einander liegen, theils mit einander alterniren, An dem freien Theile des Arms liegt eine grössere Scheiben- platte der ersten Reihe zwischen je 2 dorsalen Raädplatten, eine zweite kleinere über der letzteren. Die übrigen Reihen Scheibenplatten gehören nur der Scheibe selbst an. Die zweite Reihe zeigt ausser der unpaaren Platte 6—8 Platten, die dritte 4—-6, die vierte je 1— 2, wobei sich indess zwischen dieser und der Endplatte der vorigen Reihe am Rande noch je 1 Zwischentäfelchen einschiebt. Dasselbe ist zuweilen auch zwischen den Endtafeln der zweiten und dritten Reihe der Fall. Der Rand der Arme ist nicht scharf. Die Beschaffenheit der Ambulacralplatten liess sich nicht mit Sicherheit erkennen. Es scheinen nur 2 Reihen von Ambulakren vorhanden gewe- sen zu sein. Auch Plättchen, welche als Furchenpapillen ge- ‚deutet werden können, sind erkennbar, ohne dass es möglich wäre, ihre Zahl und Stellung mit Sicherheit zu bestimmen. Auf der Unterseite der Arme sind zwischen den dorsalen Rand- platten noch andere Platten vorhanden, über deren Zahl und | Lage jedoch kein sicherer Aufschluss zu gewinnen war. Das Fehlen ventraler Randplatten bei Vorhandensein dorsaler er- laubt nicht, den vorliegenden Seestern einer der bis jetzt be- kannten Gattungen lebender oder fossiler Asterien einzureihen. Als nächste Verwandte desselben müssen die von GoLpFuss ' (Petr. Germ. I., S. 208, t. 63, f. 3) als Asterias obtusa und von . QUENSTEDT (Petrefactenk. Aufl. 2, S. 710, t. 65, f. 23, 24) als Asterias cilicia beschriebenen Asterien aus dem oberen | Muschelkalke Süddeutschlands betrachtet werden. Die erstere besitzt ebenfalls 5 am Ende stumpf abgerundete Arme und neben der Tentakelrinne, welche sich nach dem Ende der | Arme hin verbreitert, jederseits eine Reihe grosser Adambu- lacralplatten, welche von GotLpruss irrthümlich als ventrale | Randplatten gedeutet wurden. Asterias cilicia hat neben den Furchen ebenfalls jederseits eine Reihe grosser Adambu- lacralplatten; sie „bilden nur an den Spitzen der Arme den äussersten Rand, bald stellen sich etwas kleinere Saumplatten | ein, die sich in den Winkeln der Arme vergrössern und zu mehreren Reihen (4) vermehren. Diese Saumtafeln scheinen 497 : am Aussenrande die längsten Stacheln gehabt zu haben, welche so‘ diek'; wie‘ eine ‘Stecknadel' wohl 2” lang wurden.“ "Die Randplatten des Rückens sind von allen: Platten die grössten; am:Ende des Arms kommt je veine auf 2—35 Adambulacral- platten; die 9 in den Armwinkeln beobachteten sind bestachelt: Ihnen‘ folgt auf der Rückenseite der Scheibe „ein zweiter, grös- serer Tafelkranz, an welchen die Fäden eines rauhen kalkigen ‚Netzwerks sich schliessen.* Zwischen diesem wurde die grosse rundlich sechsseitige Madreporenplatte mit wellig dichotomi- renden, vom Centrum. ‘ausstrahlenden Streifen in einem Arm- winkel (also nicht, wie 'die Abbildung‘ angiebt, mitten auf einem Arm) beobachtet. Auf den Armen soll zwischen den Randplatten ein Pflaster von kleinen, unregelmässig gelagerten Tafeln liegen. Ein After wurde nicht beobachtet. Asterias Weissmanni Münsr.- (Beitr. z. Petrefaetenk., VI., 8. 78, t. 2, f. 4) verdient wegen der mangelhaften Erhaltung kaum Be- rüucksichtigung. — Der vorliegende Seestern von Sondershausen zeigt auf eine Armlänge von 28 Mm. nur 26 Adambulacral- platten; bei Asterias obtusa. dagegen giebt GoLDFUss bei einer Armlänge von ebenfalls 28 Mm. durchschnittlich 35 an; bei Asterias cilicia zeigt die Abbildung auf einem erhaltenen Arm- theile von 25 Mm. Länge 32 Adambulacralplatten, was für eine wirkliche Armlänge von 32 Mm., wie sie die Figur ver- muthen lässt, 4] und bei 28 Mm. Länge 36 Platten geben würde. Asterias obtusa und Asterias cilicca scheinen daher dieselbe Art zu sein, welcher wohl der letztere Name ver- bleiben muss, da wir QUENSTEDT zuerst eine die Wiedererken- nung der Art ermöglichende Beschreibung verdanken. Der Umstand, dass GoLpruss die Adambulacralplatten von Asterias obtusa irrthümlich als Randplatten deutete, ist wohl für Acassız (M&moires de la Societ6 des sciences naturelles de Neuchätel, T. I. 1835) die Veranlassung zu der Aeusse- rung gewesen, dass dieselbe mit Asterias arenicola GOLDF. (Petr. Germ. I, S. 208, t. 63, f. 4) ein besonderes Genus zu bilden scheine, welches man Pleuraster nennen könnte; doch fügt er hinzu: „Je ne les connais cependant pas assez pour en decider.* Da Asterias arenicola indess keiner neuen Gattung (wohl Astropecten) angehört, Asterias obtusa aber generische Cha- raktere überhaupt nicht beobachten liess, so war Acassız’s Name Pleuraster bisher gegenstandslos. Es dürfte sich empfehlen, den- Zeits. d. D. geol. Ges. XXL, 2. 32 498 : selben ‚in Zukunft für Asterien. ohne ventrale, 'aber mit.dorsalen: Randplatten (und einer Reihe ‚grosser Adambulacralplatten ne-: ben der. ‚Armfurche) anzuwenden, welche bisher nur: .in den beiden‘ oben beschriebenen Arten ‚aus. dem Muschelkalk. rin; ® geworden sind. Y eig Endlich Keäte Herr LASPEYRES Kalkcifinabsehichail mit: ‚ge! borstener Oberfläche aus dem. Diluviallehm. der Gegend von Halle vor, ;:(8...8::465: ff.) ; [(d wis Hierauf wurde die. Sitzung geschlossen. use doilbam v.- IW. 0.171109) ınoy. „u9busn G. Rose. BEYBIon. . Eor. >. Druck’ von J. F. Starceke in Berlin, - “N VERDRTE TE TERERERBLETN TON Inhalt des II. Heftes. A. Aufsätze, _ Seile, 1. Ueber die neuentdeckte Silurformation von Kleczanöw bei Sandomierz im südlichen Polen. on Herrn Zruschnkr in Warschau . . . ; & ; a 2. Geognostische ee der ne devenigene Schichten zwischen Grzegorzowice und Skaly-Zagaje bei Nova Slupia. Von Herrn Zruscaner in Warschau. . . . il 8. Ueber die Eruption bei Methana im dritten Fahr vor Chr. Geb. Von Herrn K. von SeEsAacH in Göttingen 275 4. Metamorphische Schichten aus der paläozoischen Schichten- folge des Ostharzes. Mit einem Nachworte über den Sericit. Von Herrn Karı Auc. Lossen in Berlin . . . BL.) d. Das thüringische Schiefergebirge. Von Herrn R. Be in Saalfeld i. Th. (Hierzu die geognostische Karte des thüringischen Schiefergebirges auf TaRE N. und die Pro- fleÖauf Datel-VIy2. men . 941 6. Myophorien des thüringischen Wellenkalks. an Best R. Rıcuter in Saalfeld i. Th. (Hierzu Tafel VII) . 444 7. Die Bohrversuche bei N Von Herrn Heıskicn Eck in-Berbn. =... ; 2 A 8. Ueber Geschiebe mit ee Oberfläche. Von Herrn H!Lispeyres in. /Berhn“. 2.0 Zu 20m 2 B. Briefliche Mittheilungen der Herren Runge, Nauck und von Dücker . . .». 2... 4 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Februar-Sitzung, vom 3. Februar 18669 . . 476 2. Protokoll der März-Sitzung, vom 3. März 1869 . . . . 485 3. Protokoll der April-Sitzung, vom 7. April 1869 . . . . 4% Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen etwaiger Veränderungen des Wohnortes sind an Dr Eck (Lustgarten No. b.) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhandlung (Behrenstrasse 7.) einzureichen Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- bändlerischem Wege, sondern durch direete Uebersendung an die Bessersehe Buchhandlung zu bewirken. ——— m ‚Zeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. Pu XXI. Band. 3. Heft. ” Mai, Juni und Juli 1869. (Hierzu Tafel VIIT— XIX.) Berlin, 1869. Bei Wilhelm Hertz. (Bessersche Buchhandlung). Behrenstrasse No. 7 Zeitschrift der Deutschen geolosischen Gesellschaft. ° 3, Heft (Mai, Juni und Juli 1869). A. : Aufsätze, l. Ueber die schwarzen oberharzer Gangthonschiefer, Entgegnung auf die Inaugural- Dissertation des Berg-Ingenieurs Curr GERICKE „Ueber die Gangthonschiefer in den Erzgängen des nordwest- lichen Oberharzes (Göttingen 1868).“ Von Herrn A. v. Groppeck ın Clausthal. In der genannten Arbeit des Herrn Gericke (p. 71)*) wird mit Recht darauf aufmerksam gemacht, dass den schwar- zen oberharzer Gangthonschiefern ganz ähnliche Gesteine in und neben den Verwerfungsklüften des westphälischen Stein- kohlengebirges vorkommen. — Ich möchte hinzufügen, dass ich dieselben Gesteine in der berühmten Lettenkluft, welche die Przibramer Erzgänge verwirft, im Jahre 1865 selbst be- obachtet habe. Wahrscheinlich finden sich dieselben also in noch anderen Verwerfungsspalten und erregen deswegen wohl ein mehr als lokales Interesse. | Ich habe in meiner Inaugural-Dissertation „Ueber die Erzgänge des nordwestlichen Oberharzes“, welche in dieser Zeitschrift Bd. 18. 1866, p. 693 ff. veröffentlicht worden ist, mir erlaubt (p. 732) über die Entstehung- dieser Gesteine eine Hypothese aufzustellen, welche mit der (p. 720) gegebenen Theorie der Gangspaltenbildung im innigen Zusammenhang steht, und für welche ich (p. 721) diejenige Nachsicht erbeten *) Die Seitenzahlen 1—74 beziehen sich auf die Arbeit des Herrn Gerickz, 693—776 auf meine Arbeit. Zeits.d.D.geol. Ges. XXI. 3. 33 500 habe, welche geologische Theorien im Allgemeinen beanspruchen können. Diese Hypothese ist von Herrn GERIcKE scharf angegriffen worden. Ehe ich dieselbe zu vertheidigen suchen werde, sei es erlaubt, die Umstände kurz zu erwähnen, unter denen die Arbeit des Herrn GERICKE entstanden ist. | Herr GERIcKE wandte sich im Herbst 1866, als ich meine Arbeit bereits beendet hatte, an Herrn Professor STRENG wegen eines Themas zu einer grösseren chemischen Arbeit. Letzterer, meinen Wunsch kennend, dass die hiesigen Ganggesteine einer chemischen Untersuchung unterzogen werden möchten, empfahl Herrn GERICKE, sich an mich zu wenden. Ich nannte Herrn GERICKE die Punkte in den hiesigen weitläufigen Grubengebäu- den, welche besonders zu berücksichtigen wären, besonders Grube Königin Charlotte und Grube Huülfe Gottes, und machte denselben bei einer Grubenfahrt persönlich auf die charakteri- stischen Gesteine aufmerksam. Mich hat nun die Arbeit des Herrn GERICKE um so mehr überrascht, als dieselbe bereits kurzer und in sehr anderer Form als eine von mir zu beurthei- lende Arbeit der hiesigen Ingenieur- Prüfungscommission im November 1867 eingereicht wurde. Herr GERICKE sagt (p. 73) in seiner Arbeit: „Resumiren wir noch kurz die Resultate der vorliegenden Arbeit, so stellen sich dieselben wie folgt: Die Entstehung der Erzgänge des nordwestlichen Oberharzes ist hervorgerufen durch grossartige Verwerfungen der Gebirgsschichten. Die in den Gängen vor- kommenden sogenannten schwarzen Gangthonschiefer sind ent- standen durch diese Verwerfungen; sie sind ein durch Druck und Reibung gepresster, polirter, geknickter, kurz ein mecha- nisch veränderter Thonschiefer aus dem Nebengestein.“ Wie ist Herr GERICKE zu diesen beiden Resultaten ge- ‚kommen ? Das erste Resultat ist direct aus meiner Arbeit entlehnt, in der es auf Beobachtungen des Nebengesteins der Gänge (p. 710—719) basirt, am Schluss (p. 775), wie folgt, ausgesprochen ist: „Der Nachweis bedeutender Verwerfungen des Nebengesteins bei der Gangspaltenbildung in einem Ge- birge, älter als das productive Kohlengebirge, ist, so viel mir bekannt, hier zum ersten Male geführt.“ Herr GERICKE eitirt meine Arbeit öfters, wo er aber von der Verwerfung des Nebengesteins spricht, so p. 15, 55 und EEE ZEHN LT ne _ 501 63, thut er dieses nicht, auch sagt er p. 7, dass ihm kein geognostisches Material bei seiner Arbeit zur Verfügung ge- standen habe. Man könnte einwenden, dass solche Verwerfungen schon lange bekannt und daher selbstverständlich seien; ist es denn aber bei allen Gängen thatsachlich erwiesen, dass bei ihrer Bildung das Nebengestein so bedeutend (bei Bockswiese min- destens 190 Lachter) verworfen ist? GREIFENHAGEN erklärte 1854 den Gang bei Bockswiese für einen Contactgang, ohne die Erklärung durch Verwerfung zu geben. Als ich. im Jahre 1864 nach Clausthal kam, wurde es als eine sehr auffallende Erscheinung vielfach besprochen, dass ‘bei Bockswiese die Oulmschichten im Hangenden des Ganges in der Tiefe auf grosse Erstreckungen von Kalkschichten (Kra- menzelkalk) flach unterteuft werden. Ich möchte jetzt auf Grund der Verwerfungstheorie vorher- zusagen wagen, dass man den Kramenzelkalk im Flügelort des Ernst August Stollns bis zu den Spiegelthälergängen be- halten wird. Südlich von diesen Gängen liegt dann der Kalk wahrscheinlich wieder tiefer. Die Beobachtungen , welche Herr GERIcKE p. 63 anführt, und welche ich schon (p. 711) ausführlich besprochen hatte (mit Ausnahme des Beispiels vom Silbernaaler Zuge, welches unsicher ist), brachten mich zuerst auf die Idee, die Gesteins- verhältnisse an den Gangspalten näher zu beachten. Die Be- obachtungen bei Lautenthal (p. 712 ff.) waren aber erst fur die Aufstellung der Theorie entscheidend, und diese übergeht Herr GERICKE. Nicht für die Wissenschaft im Allgemeinen, wohl aber für die Geognosie des Harzes und für die Genesis der harzer Gänge scheint mir meiue Beobachtung wichtig und deshalb- will ich die Priorität für mich wahren. Das zweite Resultat hat Herr GERICKE zum Theil aus meiner Arbeit entlehnt, nämlich insofern er sagt, dass die sogenannten schwarzen Gangthonschiefer durch die Verwerfun- gen entstanden sind; denn auf Grund der letzteren habe ich es p. 732 bereits versucht, eine Hypothese über die Entstehung der schwarzen Gangthonschiefer zu geben, — und so viel mir bekannt, hat das vor mir keiner gethan. Wenn nun Herr GERICKE weiter sagt, die Gangthonschiefer 33* 502 : seien nur durch Druck und Reibung entstanden, so weicht er allerdings bedeutend von meiner Hypothese ab. Herr GERICKE eitirt die letztere (p. 57 u. 58) wie tele: „Der am häufigsten in allen Gangzügen massenhaft vorkom- mende Gangtkonschiefer ist glänzend schwarz, mit hellgrauem Strich. Wenn man ein Stück dieses schwarzen Gangthon- schiefers in einer Glasröhre stark erhitzt, so entwickelt sich ein- eigenthümlicher brenzlicher, bituminöser Geruch. Ueber einer Spirituslampe unter Luftzutritt erhitzt, verliert er seine schwarze Farbe, sowie seinen Glanz und nimmt eine matte hellgraue Farhe an.“ Ferner (p. 729): „Der Nachweis der Kohle durch diese (die KaAyser’sche) Analyse und das Verhalten des schwarzen &Gangthonschiefers im Feuer lassen darauf ‘schliessen, dass er seine Farbe organischen, kohligen, bitumi- nösen Substanzen verdankt. Der bunte, nicht bituminöse Gang- thonschiefer entwickelt, in einer Glasröhre stark erhitzt, keinen brenzlichen Geruch.“ Es heisst dann weiter (p. 732 u. 733) unter Bezugnahme auf die Ansicht von Gustav BıscHor: Die Annahme einer mechanischen Zerstörung des Thonschiefers und der Bildung eines Thonschieferschlammes scheint mir sehr einleuchtend. Indem das Hangende der Gangspalten allmälig über 100 Lach- ter und tiefer sank, konnten grosse Massen Nebengestein zu dem feinsten Pulver zerrieben werden. Dieses Pulver wurde durch die einsickernden Tagewasser zu Schlamm aufgelöst; dieser drang in die feinsten Fugen hinein und erhärtete unter dem Druck der langsam bewegten Gebirgsmassen zu Gangthon- schiefer. Der fein vertheilte Kohlegehalt in dem schwarzen bituminösen Gangthonschiefer erklärt sich so auf einfache Weise. Pflanzenreste sind in der Culmgrauwacke und in den zwischen den Bänken derselben liegenden Thonschiefern in grosser Masse vorhanden. Die Schichten der letzteren sind meist mit den kohligen Resten von Calamitenstengeln wie übersäet. Oft finden sich zwischen den Grauwackenbänken diese so angehäuft, dass steinkohlen- oder anthracitartige Massen entstehen. Nach Allem scheint es also, als wenn man den %angthonschiefer als eine besondere Gesteinsbildung in den Spalten anzusehen. hätte. Herr GERICKE fügt hinzu: „Diese ganze Deduction kann in keiner Weise als richtig zugestanden werden.“ 503 In keiner Weise? Auch nicht in Beziehung auf das Sinken des Hangenden! In meiner Arbeit (p. 728) hatte ich gesagt, dass in den Gängen die milden Schiefer vorherrschend sind, und ich bin Herrn GERICKE aufrichtig dankbar, dass er beim Aussuchen des Materials zu seinen Analysen rich darauf aufmerksam ge- macht hat, dass die milden Schiefer überwiegend oft feste Steinkerne von wenig verändertem Nebengestein enthalten. Ich stimme der Schilderung des Herrn GerIckE (p. 9 u. 10) ‘im Wesentlichen bei und modificire darnach gerne meine Hypothese. Wenn Herr GERICKE aber sagt: „Diejenigen Varietäten, welche sich leicht zu Pulver oder feinen Blättehen zerreiben lassen, sind in den Gängen in verschwindend kleiner Menge vorhanden ,* ferner „die glänzende Oberfläche wird niemals von einer besonderen ablösbaren Schicht gebildet, sondern sie ist stets nur eine Art Politur des inneren Steinkerns,* so bin ich anderer Ansicht, und ich werde darauf bei allen Gruben- fahrten fernerhin meine besondere Aufmerksamkeit richten, Die milden Massen winden sich, etwa wie die Glimmer- flasern in manchen Gneusen, zwischen den festen Stucken hindurch. Wenden wir uns jetzt zu der Kritik meiner Hypothese: Herr GErIcKkE sagt (p. 58 f.): „Die Hypothese des ‘Herrn v. GRODDECK beruht zunächst auf der ganz willkürlichen, durch den Glanz und die dunkle Farbe der Gangthonschiefer hervor- gerufenen Annahme, es enthielten diese Gesteine einen grösse- ren Gehalt an bituminösen Substanzen, als die Thonschiefer des Nebengesteins.. So weit eine derartige Annahme über- haupt durch Analysen widerlegt werden kann, ist sie durch die auf Seite 17 gegebenen Kohlensäurebestimmungen etc. wider- legt; ebenso wie auch die Analysen gezeigt haben, dass die durch v. GRODDECK gemachte Trennung der Ganggesteine in bituminöse und nichtbituminöse unhaltbar ist. „Die Theorie basirt ausserdem noch auf einer Unterlassungs- sunde: v. GRODDECK lässt das Ganggestein aus dem Neben- gestein entstehen und’ hat zwar die allgemeinen chemischen Eigenschaften des ersteren, aber nicht des letzteren untersucht. Die das Ganggestein charakterisiren sollenden Eigenschaften — bei deren Aufführung wohl der Schwefel vergessen ist — 504 beweisen. nichts, denn alle kommen in gleichem Maasse auch dem Thonschiefer des Nebengesteines zu. Die Angabe end- lich, das Ganggestein verliere beim Erhitzen Glanz und Farbe, ist auch nicht charakteristisch , sondern, abgesehen von einem etwaigen Wasserverlust, einfach dadurch zu erklären, dass durch die andauernde Erwärmung die Lage der einzelnen Kör- peratome zu einander auf der Oberfläche des Stückes verän- dert wurde. Dasselbe dürfte sich bei entsprechender Hitze bei jedem polirten Körper, jedweder Substanz zeigen.* Wo sind in meiner Arbeit Untersuchungen über die all. gemeinen chemischen Eigenschaften des Ganggesteins? Ich habe (p. 728) nur das Verhalten der Ganggesteine beim Er- hitzen beschrieben und gesagt, der schwarze Gangthonschiefer entwickelt dabei brenzliche Producte, verliert seinen Glanz und ändert seine schwarze in eine hellgraue Farbe um, während der bunte Gangthonschiefer keine brenzlichen Producte ent- wickelt. Herr GErIcKE bestätigt p. 13, 18, 34 und 35 diese Beobachtungen. Auf den Schwefel, den ich vergessen haben soll, werde ich später zurückkommen. Auf Grund obiger Beobachtungen machte ich zunächst den Unterschied zwischen schwarzen bituminösen und bunten nicht bituminösen Gangthonschiefern. Herr GErRIcKE hält die Unterscheidung für unhaltbar, weil er im bunten Ganggestein auch organische Substanzen nachgewiesen hat. Ich frage, nennt man ein Gestein, welches beim Eihitzeh keine brenzlichen Producte entwickelt, bituminös? Ferner, ist jede organische Substanz bituminös ? 1 Dass die schwarzen Gangthonschiefer beim Erhitzen Glanz und Farbe verlieren, erklärt Herr GERICKE durch einen rein physikalischen Vorgang. Ich will gewiss nicht läugnen, dass die Lage der einzelnen Körpermoleküle beim Erhitzen eines jeden Körpers, also auch eines polirten, sich ändert. Andererseits frage ich, verlieren bituminöse Schiefer, Brandschiefer, Kupferschiefer etc. ihre schwarze Farbe beim Erhitzen auch durch einen rein physikalischen Vorgang, das heisst durch blosse Aenderung der Lage der Moleküle, ohne Bitumen zu verlieren ? Herr GERICKE constatirt es ja aber selbst, dass die schwarzen Gangthonschiefer empyreumatische oder brenzliche Producte entwickeln. 505 Herr GERICKE wirft mir als Unterlassungssünde vor, dass ich das Nebengestein nicht untersucht habe. Gesetzt, ich. hätte beim Erhitzen eines Stüuckchens Nebengestein: in einer: Glas- röbre auch brenzlichen, bituminösen Geruch. bemerkt, hätte ich wohl darum, nach den sonst vorliegenden "Thatsachen von meiner Hypothese abgehen müssen? Hätte ich durch einen so einfachen Versuch entscheiden können, ob in dem schwarzen Gangthonschiefer mehr, gleich viel oder weniger bituminöse Substanzen als in dem Nebengestein enthalten sind? Die Ent- scheidung der Frage hätte ich späteren genauen Untersuchun- gen überlassen müssen. Herr GERICKE vermeint nun die Frage, soweit es durch ‘Analysen überhaupt möglich ist, entschieden zu haben. Er hat eine, allerdings zweimal ausgeführte Versuchsreihe ange- stellt. Er will nach längerem Suchen nur ein zu solcher Unter- suchung geeignetes Stück gefunden haben, und zwar am Han- genden des Kronkahlenberger Ganges. Herr GERICKE sagt nun aber selbst (p. 13): „Die zerreiblichen resp. milden Va- rietäten finden sich hier (Kronkahlenberger Gang) vorzugs- weise im Liegenden; sie treten vorwiegend als Umhüllungs- massen einzelner :polirter Gesteinskerne auf.“ — „Eine con- centrische Umhullung findet sich (in der Mitte des Ganges) nur noch ausnahmsweise und ist am Hangenden gar nicht mehr vorhanden.* Nach dieser Schilderung erscheint es unbegreif- lich, warum Herr GERIcKE nicht mehrere Massen vom Liegen- den des Kronkahlenberger Ganges untersucht hat. In so ver- schwindend kleinen Massen sind die milden schwarzen Gang- thonschiefer in den so grossartig aufgeschlossenen hiesigen Gängen doch überhaupt nicht vorhanden , dass nur ein einzi- ges zur Untersuchung geeignetes Stück anzutreffen gewesen wäre. Ich bin überzeugt, dass es eine sehr mühsame und schwie- rige chemische Arbeit ist, die Menge der organischen Substan- zen in den hiesigen Gesteinen direct quantitativ zu bestimmen, für unausführbar ist die Arbeit aber nicht zu halten. Herr GERICKE hatte wohl nicht die Zeit, eine solche Ar- beit auszuführen; er bemerkt nur, dass der Glühverlust und die Kohlensäuremenge bei der erwähnten Versuchsreihe gleich -gewesen ist, Ohne nun irgend etwas gegen die Genauigkeit 506 der Kohlensäurebestimmungen des Herrn GERICKE sagen zu wollen, sei es mir aber erlaubt zu bemerken, dass solche Be- stimmungen, bei so kleinen Kohlensäuremengen,, wie sie die Versuchsreihe des Herrn GERIcKE ergiebt (1,38 — 1,472) wohl sehr schwierig mit grosser Genauigkeit auszuführen sind. Fer- ner vermisse ich die Berücksichtigung des Eisenoxyduls bei der Bestimmung des Glühverlustes, und Eisenoxydul giebt Herr GERICKE in seinen Analysen an (p. 12 und 14). Wenn man’ nur eine einzige Versuchsreihe anstellt, die entscheidend sein soll, muss man doch wenigstens alle einschlagenden Ver- hältnisse berücksichtigen, besonders wenn: man keine directen Bestimmungen vornimmt, wie es Herr GERIcKE gethan. Durch Angabe des Verbrauchs von übermangansaurem Kali, welches Herr Gericke anwendet, die organischen Substanzen nachzu- weisen (s. 8), hätte er von der relativen Menge letzterer in den Gesteinen eine viel bessere Anschauung geben können. Herr GErRIcCKE behauptet nun ferner (s. 59 ff.), dass meiner Annahme, ein höherer Gehalt an kohligen Substanzen im schwarzen Gangthonschiefer sei den im Nebengestein befind- lichen organischen Besten zuzuschreiben, auf das Bestimmteste entgegenzutreten sei. Dem aufmerksamen Beobachter wird es wohl nicht entgehen, dass im hiesigen Gebirge an unzähligen Stellen die Schiehtungsklüfte ganz von kohligen Calamitenres- ten bedeckt sind. Man muss nur nicht erwarten, schöne wohl- erhaltene Abdrücke zu finden, sondern auf die vielen schlech- ten kohligen Reste achten, die sich hauptsächlich ‘in dünnen Schieferschichten finden, welche zwischen Grauwackenbänken liegen. r Ä | Was ist nun davon zu halten, wenn Herr GERIcKE (s. 59 und 60) sagt: „Das. Vorkommen eines förmlichen Kohlenbe- steges zwischen den Thonschieferschichten ist eine grosse Seltenheit. Häufiger finden sich dergleichen Bestege, in maximo ‘etwa von der Dicke eines Messerruckens, zwischen den Grau- wackenbänken vor. So weit nun die organischen Reste sich in der Grauwacke finden, müssen sie hier ausser Betracht blei- ben; denn der Augenschein zeigt einerseits, dass da, ‘wo die Gänge zwischen ‚Grauwacke aufsetzen, 'auch nicht die Spur von Gangthonschiefer vorhanden ist etc. (Zellerfelder Gangzug); andererseits auch, dass da, wo im Nebengesteine Grauwacke und Thonschiefer alterniren, z. B. auf Silbernaal, die Bruch- BR | % stücke beider Gesteine in Stücken ‚jedweder Grösse nebenein- ‚ander im Gang liegen, ohne dass auch nur das Geringste auf eine Zerreibung und Vermengung des beiderseitigen Pulvers hindeutete. Die Hypothese erscheint daher in geognostischer Beziehung nicht stichbaltig.* Zunächst sei hier eine Unrichtigkeit verbessert ,. namlich, dass in den Gängen des Zellerfelder Gangzuges keine Gang- thonschiefer vorhanden sind. Die Gänge dieses Zuges sind von Fr. U. Wimmer (Bericht über die dritte Generalversamm- lung des Clausthaler naturwissenschaftlichen Vereins Maja. 1854) sehr schön beschrieben. Aus dieser Beschreibung hätte Herr GERICKE seinen Irrthum einsehen können, wenn es ihm an Zeit gebrach, sich persönlich zu überzeugen. Nach Herrn GErickE sollen die organischen Reste in di Grauwacke nicht in Betracht kommen, wenn im Nebengestein Grauwacke und Thonschiefer abwechseln. Weshalb? Weil man keine Andeutung der Vermengung des Pulvers beider Ge- steine findet! Ich meine, die milden schwarzen Massen, welche die lin- senförmigen Bruchstücke des Gangthonschiefers einhüllen, deu- ten darauf. Freilich, diese kommen nach Herrn GERICKE in verschwindend kleiner Menge vor, und die schwarze Farbe der- selben ist eine rein physikalische Erscheinung des polirten Nebengesteins. Herr GERICKE stellt nun p. 69 die Behauptung auf, dass die harzer Thonschiefer sehr geneigt sind, durch den Einfluss der Atmosphärilien zersetzt zu werden. Den chemischen De- duetionen desselben stelle ich die Thatsache entgegen, dass auf den hiesigen, oft. viele hundert Jahre alten Halden die Culmthonschiefer zu kleinen stängeligen Stückchen zerfallen umherliegen und fast niemals zu Thon aufgelöst sind; ferner dass Thonablagerungen im hiesigen Gebirge zu den grössten Seltenheiten gehören. Aus der leichten Zersetzbarkeit der hiesigen Thonschiefer schliesst nun Herr Gerick£, dass, wenn bei der Bildung des Gangthonschiefers Wasser mitgewirkt hätte, in den Gängen Zeolithe, Thonerdemineralien etc. zu erwarten wären, die sich jedoch nicht finden. Das kann ich als keinen Beweisgrund ansehen und halte es fur überflüssig, mich weiter darüber aus- zulassen. - 908 Weiter heisst es p. 60: „Von alle dem (Zeolithbildung ete.) zeigt sich indess nichts. Da vielmehr die schwarzen Gang- thonschiefer dieselbe Zusammensetzung besitzen wie das Ne- bengestein, da sie sowohl Schwefel wie Mangan enthalten, dessen Silicat bekanntlich von allen Silicatverbindungen am leichtesten zersetzbar ist, da endlich die bunten, nachweislich durch Wasser veränderten Ganggesteine weder Schwefel noch Mangan enthalten, so folgt daraus einfach, dass die Umände- rung des Nebengesteins in schwarze Gangthonschiefer unter Ausschluss des Wassers erfolgt sein muss, die Annahme eines Gangthonschiefers also auszuschliessen ist.“ Unter Ausschluss des Wassers also soll die Umwandlung des Nebengesteins in Gangthonschiefer erfolgt sein, während die bunten Ganggesteine nachweislich durch Wasser verändert, sind! Herr GERICKE macht es wahrscheinlich, dass alle Gang- arten aus dem Nebengestein ausgelaugt sind (p. 29); er führt als Hauptresultat seiner Arbeit an (p. 74): „Die Gangarten der oberharzer Erzgänge sind durch Auslaugung aus dem Ne- bengestein entstanden.* Nun findet man bunte Ganggesteine verhältnissmässig selten in den hiesigen Gängen, anhaltendes Vorkommen derselben ist mir bis jetzt nur auf der Grube Kö- nigin Charlotte und auf Grube Hülfe Gottes bekannt, dagegen ist der schwarze Gangthonschiefer sehr verbreitet, und der soll unter Ausschluss des Wassers gebildet sein. Das ist unbe- greiflich, wenn man annimmt, dass: die Erze und Gangarten sich aus wässerigen Lösungen abgeschieden haben, da schwarze Gangthonschiefer, Gangarten und Erze sich überall zusammen finden. Es ist vollkommen unmöglich, die Bildung der Erze und Gangarten einerseits und die der Gangthonschiefer ande- rerseits nach einander unter ganz veränderten Umständen ein- treten zu lassen, besonders wenn man die häufig zu beobach- tenden mechanischen Zerstörungen bereits gebildeter Erzmassen beachtet, wie ich sie in meiner Arbeit mehrfach beschrieben habe. Freilich, Herr GERICKE musste das Wasser ausschliessen, wenn er meine Annahme, dass sich ein Schlamm oder Brei gebildet habe, umgehen wollte. Der Ausdruck Gangthon- schiefersumpf gehört, nebenbei’ gesagt, Herrn GERICKE an, nicht mir. 509 ‘Wenn Herr GERICKE das Wasser ausschliesst, so muss er doch wenigstens ‘zugeben, dass sich bei dem von ihm ange- nommenen gegenseitigen Abreiben und Poliren der einzelnen Gesteinsstucke ein Pulver gebildet haben muss; es wird Herrn GERICKE aber wohl schwer werden, dieses Pulver in den Gän- gen nachzuweisen. Dass die Gangthonschiefer dieselbe Zusammensetzung ha- ben wie das Nebengestein, ist zuerst von Gustav BıscHoF ausgesprochen, und’ dieser Ausspruch ist durch Herrn GERIcKE’s Arbeit bestätigt. Die gleiche Zusammensetzung hinderte den grossen Gelehrten nicht, anzunehmen, dass der Gangthonschie- fer von.oben mechanisch in die Gangspalten hineingespuült sei. Es: wird wohl allgemein angenommen, dass Thonschiefer aus Thonschlamm gebildet ist, welcher sich ursprünglich horizon- tal abgelagert hat, und Thonschlamm ist ein wenig zersetz- bares letztes Zersetzungsproduct; bei der Umwandlung des Thonschlamms in Thonschiefer ist eine wesentliche Aenderung der chemischen Zusammensetzung nicht eingetreten, wie der Vergleich der Analysen zeigt. Unter den Gründen für den Ausschluss des Wassers bei der Bildung des schwarzen Gangthonsehiefers fuhrt Herr GE- RICKE an, dass letzterer Schwefel und Mangan enthalte, wäh- rend in den bunten Ganggesteinen diese Körper nicht vorhan- den sind. Schwefel! Ich vermisse die Angabe (p. 7), wie Herr GERICKE den Schwefel nachgewiesen hat, auch in den Analysen ist der Schwefel nicht zu finden. Fraglich bleibt ferner, in welcher Form der Schwefel im Gangthonschiefer enthalten sein soll. Im Silicat als solchem kann er unmöglich angenommen werden, und ist er als Schwefelmetall oder schwe- felsaures Salz enthalten, beweist er nicht das, was Herr GE- RICKE beweisen will. } Mangan! Herr GERICKE sagt (p. 7), dass er quantitativ auf Mangan nicht gearbeitet hat, da dieses Metall nur in Spu- ren vorhanden sei. Wie kann also Herr GERICKE auf.ein sol- ches nur in Spuren vorkommendes Metall seine Schlüsse grün- den, da er doch wohl nicht übersehen haben wird, dass in den schwarzen Gangthonschiefern‘ überall der Magnesiagehalt nicht unbeträchtlich geringer ist als in dem zugehörigen Ne- bengestein (p. 5l), trotzdem bekanntlich Magnesia ein sebr schwer zersetzbares Silicat bildet. 510 Nachdem meine Hypothese so durch chemische Deductio- nen und in geologischer Hinsicht abgefertigt ist, sagt Herr Br GERICKE (p- 61): „Am: wenigsten stichhaltig ist die Theorie aber in mechanischer Beziehung, Man hat hier zwei Processe zu unterscheiden: die Zerreibung der Gesteinsmassen zu einem feinen Pulver und das Durcheinandermengen desselben zu einem homogenen Product. Beides ist ohne Zuhülfenahme der aller- grössten Complicationen gar nicht zu erklären.* „Die Mitwir- kung des Wassers (nämlich zum Durcheinandermengen der Pulver) muss hier ausgeschlossen bleiben, da dasselbe höch- stens eine Sonderung der einzelnen Körner nach dem speci- fischen Gewichte bewirken konnte. Das einfache Sinken eines Gebirgsstückes kann eine derartige Mengung nicht bewirken, man müsste zur Erklärung geradezu annehmen, die'in Bewe- gung befindlichen Gebirgsstucke seien abwechselnd gehoben und gesenkt, etwa wie man ein Stuck Zucker auf einem Reib- eisen zerreibt, — eine Annahme, die doch wohl die Grenzen erlaubter Conjectur etwas stark überschreitet.“ Sehr richtig! Wenn, wie Herr Gericke p. 60 sagt, auf dem Silbernaal' im Nebengestein Grauwäcke und Thonschiefer alterniren (und das ist am Oberharz- überall der Fall), so ist es nicht nöthig, zu der maasslos kühnen Hypothese zu greifen, die Herr GERICKE für unumgänglich nothwendig hält, um die Mengung des Thon- schiefer- und Grauwackenpulvers zu erklären. Man reicht mit der Bewegung, in einer Richtung, mit der Senkung des Han- genden, vollkommen aus! Wird sich dabei nicht Thonschiefer an:Grauwacke, letztere am ersteren‘etc. reiben, und werden sich die Pulver dabei nicht mengen? -Ist das wirklich so un- . erklärlich, dass Zucker und Reibeisen zu Hülfe genommen werden müssen? Eine Sonderung durch das Wasser mittelst- des speecifi- schen Gewichts in einem wahrscheinlich dicken zähen Schlamm, in unregelmässig gestalteten Hohlräumen, zwischen unregel- mässigen Bruchstücken der Gesteine ist unmöglich; übrigens haben auch Grauwacke und Thonschiefer nahezu dasselbe spe- cifische Gewicht. | = Weiter entwickelt Herr Gericke 'p. 62: „Ebenso uner- klärlich ist der stattgehabte Erhärtungsprocess. War die Gang- spalte in ihrer ganzen Mächtigkeit mit einem, doch mindestens plastischen. Gesteinsdetritus ausgefüllt, so musste derselbe bei 511 eventueller Erhärtung zu einem homogenen Product er- starren.“ Ich habe mich p. 723 und 724 ausführlich dahin ausge- sprochen, dass die hiesigen Gangspalten niemals gleichmässig offen gestanden haben können, dass es vielmehr zertrümmerte Gesteinszonen sind. Also von einer Erfüllung der Gangspalten in ihrer ganzen Mächtigkeit mit einem plastischen Gesteins- detritus kann gar nicht die Rede sein. Ueberall liegen in den Gängen grosse Bruchstücke des Nebengesteins, zwischen denen die schwarzen Gangthonschiefer vorkommen (p. 728). Wie gesagt, bin ich Herrn Gericke sehr dankbar, dass er gezeigt hat, wie die schwarzen milden Massen fast überall noch feste Gesteinskerne einschliessen. Zwischen so vielen in Bewegung sich befindenden Gesteinsstucken ist eine .Erhärtung eines ‚Schlammes zu schiefrigen Massen, nach meinem Dafürhalten wenigstens, eine nicht zu kuhne Hypothese! ‘Schliesslich heisst es: „Aber' abgesehen hiervon ist es überhaupt unmöglich, dass auf Grund blosser Senkungen, eine Gebirgsmasse von 10, stellenweise sogar 20 Lachter Mächtig- keit zu Pulver zerrieben werden kann. Das Zerpulvern des - Gesteins an der Berührungsfläche hört einfach auf, sobald die zerriebene Masse eine Mächtigkeit von vielleicht 1 Fuss er- reicht hat. Das in die Spalte einsickernde Wasser bildet mit dem feinen Gesteinspulver eine zähe Thonmasse, auf welcher das einsinkende Gebirgsstück wie auf einem elastischen Polster nach unten gleitet. Eine Zerreibung grösserer Gesteinsmassen ist absolut unmöglich und steht mit dem thatsächlichen Vor- kommen bei allen Verwerfungen in Widerspruch. ‘Aus diesen und den vorher besprochenen Gründen ist die in Rede stehende Hypothese auch in mechanischer Beziehung unhaltbar und des- halb unbedingt zurückzuweisen.“ Herr GERIcKE nimmt hier an, dass an der Berührungs- fläche der gleitenden Gesteine Wasser einsickert und das feine Gesteinspulver zu einer zähen Thonmasse umbildet. Wie wun- derbar, dass dies Wasser nicht einige Lachter weiter in das beim Sinken zerrüttete Gestein eindringen kann und hier in den Klüften ehenfalls einen Thonschlamm bildet! Auf der ca. 1 Fuss mächtigen zähen Thonmasse soll das sinkende Gebirgsstück wie auf einem elastischen Polster nach unten gleiten. Vergebens sinne ich, mir das erklärlich zu 512 machen und komme zu dem Schluss, dass eine solche ange- nommene 1 Fuss mächtige zähe Thonmasse, in einer steil ge- neigten Gangspalte, den Druck der sinkenden Gebirgsmassen nicht aushalten kann. Die Thonmasse muss in alle Fugen hineingepresst und geknetet werden. Was daraus folgt, liegt wohl auf der Hand. Hätte Herr Gericke doch den Thon eines Saalbandes | analysirt, wir würden aus der Analyse vielleicht auf die Bil- dung dieses Thones schliessen können! Den früheren Hypothesen und der: meinigen stellt nun Herr GERIcKE eine andere entgegen. Das Wesentliche dersel- hen , insofern sie von meiner abweicht (vergleiche p. 65—68 und 724 und 732), besteht darin, dass angenommen wird, der schwarze Gangthonschiefer sei ein bei Ausschluss des Wassers durch Druck und Bewegung in einzelne Stücke zerspaltener und an der Oberfläche dieser Stücke schwarz polirter Thon- schiefer. Ueber den Ausschluss des Wassers habe ich mich schon | oben geäussert. Grauwacke ist politurfähig,: nimmt aber beim | . Poliren keine schwarze Farbe an. Thonschiefer ist wenig po- liturfähig und zeigt ebenfalls auf den polirten Flächen keine schwarze Farbe. Andere Einflüsse wie mechanische, Bewegung und Druck, nimmt Herr GERICKE nicht an, nun dann muss es doch wohl möglich sein, durch mechanishe Mittel aus Thonschiefer, wenig- stens Gangthonschiefer, ähnliche Massen herzustellen. Wie schade, dass Herr GzrickE solche Versuche nicht angestellt hat! Mir will es nicht gelingen, durch Poliren eines Thon- schieferstuckes mittelst Thonschiefer oder Sandstein ersterem eine schwarze Farbe zu ertheilen. Die polirte 'Thonschiefer- fläche erscheint, je nachdem man das Licht refhiectiren lässt, unbedeutend dunkler oder sogar etwas heller als der nicht polirte Thonschiefer, und von schwarzer Farbe ist nichts zu be- merken. Man kann vielleicht erwidern, dass bei der Bildung der Gangthonschiefer ein viel stärkerer Druck geherrscht hat, als wir ihn erzeugen können, Dagegen sprechen aber dievon Herrn GERIcKE: beobachteten Gesteinskerne in den milden Schiefern, welche bei jener Annahme vollkommen zerdrückt sein mussten. Um seine Hypothese zu erläutern, führt Herr GERICKE 513 . 66 und 67 einige Beispiele an, die wohl nicht sehr Black: lich gewählt sein dürften. Dass Serpentin, ein ziemlich mildes und bekanntlich‘ ‘sehr politurfähiges Gestein, durch Druck und Bewegung spiegelnde Flächen bekommen kann, ist wohl sehr natürlich; dass feste zähe Letten, besonders in einem etwas feuchten Zustande, in welchem sie sich doch wohl in den Galmeigruben Oberschle- siens finden, glatte, oft glänzende und grobgefurchte Ablösungs- flächen zeigen, ist sehr leicht begreiflich. Können diese beiden Beispiele aber etwas für die schwarze Politur von Thonschie- fern und Grauwacken beweisen? Ferner die Spiegel im pro- ductiven Steinkohlengebirge! Fehlt es in letzterem auch an kohligen Massen? Aus diesen und den früher angeführten Gründen möchte ich, um mich der Sprache des Herrn GERICKE zu bedienen, seine Hypothese als in jeder Beziehung unhaltbar bezeichnen und dieselbe unbedingt zurück weisen. Ueberschauen wir noch einmal das Gesagte, so ergeben sich kurz folgende Hauptresultate: Herr GERIcKE hat die Beobachtung über die Verwerfung des Nebengesteins an den oberharzer Gängen, ferner die An- wendung dieser Beobachtung zur Erklärung der Genesis der sogenannten schwarzen Gangthonschiefer aus meiner Arbeit entlehnt. Meine Hypothese, dass der sogenannte schwarze Gang- thonschiefer ein unter dem Druck der sich bewegenden Massen erhärteter Schlamm, und die schwarze Farbe ersterer durch kohlige Substanzen, von den organischen Resten des Neben- gesteins herrührend, bedingt sei, wird von Herrn GERICKE, wie folgt, bekämpft und von mir vertheidigt. Zunächst zeigt Herr GERICKE, dass die milden schwarzen Schiefer überwiegend oft feste Steinkerne einschliessen, was ich zugebe und wonach ich meine Hypothese modificire. Sodann will Herr GERICKE durch Analysen nachgewiesen haben, dass die schwarzen Gangthonschiefer nicht mehr orga- nische (kohlige) Substanzen enthalten als das Nebengestein. Er behauptet, nur ein zu solcher Untersuchung geeignetes Stück gefunden zu haben und hat deshalb nur eine Versuchsreihe An- gestellt. Bei den analytischen Bestimmungen ist die Menge der organischen Substanzen nicht direct, sondern indirect, mit 514 5 dem Wasser zusammen, aus dem Glühverlust bestimmt, so dass sichere Schlüsse daraus nicht zu ziehen sind. Die schwarze Farbe wird alsdann durch eine rein physi- kalische Molekularerscheinung erklärt, ebenso das Verschwin- den der schwarzen Farbe beim Erhitzen, trotzdem Herr GE- RICKE beobachtet hat, dass sich dabei brenzliche Produete entwickeln. Da die Thonschiefer des Nebengesteins sehr leicht zer- setzbar sein sollen, da sie dieselbe Zusammensetzung wie die sogenannten schwarzen Gangthonschiefer haben, und da letz- tere Schwefel und Mangan enthalten, soll die Bildung der so- genannten schwarzen Gangthonschiefer unter Ausschluss des Wassers erfolgt sein. | Nun finden sich aber die hiesigen Thonschiefer sehr sel- ten zu Thon aufgelöst, Schwefel und Mangan sind gar nicht quantitativ bestimmt; ferner finden sich die schwarzen Gang- thonschiefer in inniger Verbindung mit Erzen und Gangarten, welche sich aus wässerigen Lösungen abgeschieden haben, so dass Wasser bei der Bildung ersterer auszuschliessen nicht möglich ist. In mechanischer Beziehung hält Herr inc die Men- gung des Thonschiefer- und Grauwackenpulvers bei meiner Theorie für unmöglich und greift zu der wunderbaren Annahme einer Hin- und Herbewegung, wie beim Reiben eines Stück Zuckers, um sich nach meiner Theorie den Vorgang zu erklä- ren. Da aber im Nebengesteine Grauwacke und Thonschiefer abwechseln, ist zur Mengung des Pulvers ein einfaches Sinken des Hangenden ausreichend. | Schlfesslich wird von Herrn GERICKE angenommen, dass sich in den Gangspalten eine ca. 1 Fuss mächtige zähe Letten- schicht bildet, welche die weitere Zerkleinerung des Gesteins verhindert, da auf dieser Lettenschicht das Hangende wie auf einem Polster herabgleitet. Die Annahme ist aber unmöglich, da der Letten’ durch den Druck der zerklüfteten, sinkenden Gebirgsmassen nach allen Richtungen ausweichen muss. Herr GErIckE stellt nun die Hypothese auf, dass der so- genannte schwarze Gangthonschiefer, unter Ausschluss des Wassers, auf rein mechanischem Wege aus dem Nebengestein entstanden sei. Es ist aber unthunlich, bei der Bildung der Erzgänge das Wasser auszuschliessen, ferner ist es unmöglich, 2 515 durch mechanische Wirkung dem Nebengestein eine schwarze Farbe zu ertheilen. Ich . halte meine Hypothese über die Entstehung der schwarzen Gangthonschiefer durchaus nicht für unanfechtbar und werde dieselbe gern aufgeben, wenn mir bewiesen wird, dass dieselbe mit den thatsächlichen Verhältnissen nicht ver- einbar ist. Das wird mir um so leichter werden, da dieselbe eine nur untergeordnete Stelle in meiner Arbeit einnimmt. Nach den Deductionen des Herrn GERICKE ist es mir aber nicht möglich, dieselbe aufzugeben, besonders wenn ich die Theorie genau durchdenke, welche Herr GERICKE entgegenge- setzt hat. Möchten diese Zeilen dazu beitragen, dass nicht blöss die oberharzer @angthonschiefer, sondern auch die gleichen oder ähnlichen Gesteine anderer Gegenden einer genauen Unter- suchung unterworfen würden. | Zeits. d.D. geol. Ges. XX1. 3. | 34 516 2. Die vorsilurischen Gebilde der „Oberen Halbinsel von Michigan“ in Nord-Amerika. Von Heırn Hermann Crepner ın Leipzig. Hierzu Tafel VIII. bis XII. Die Bergwerksdistricte von Keweenaw. Point, Portage, Ontonagon und Marquette an der Südküste des Oberen Sees in Nord-Amerika sind isolirte Oultur-Oasen inmitten der Wild- niss. Dichter Urwald trennt sie gegenseitig, mehrere hundert Miles von Sumpf und Gestrüppe dehnen sich nach Süden zu zwischen ihnen und den angebauten Gegenden von Wisconsin aus; im Norden begrenzt sie der See, an dessen canadischer Küste die vereinzelten Forts und Waarenhäuser der Hudson- Bay-Pelzcompagnie zerstreut liegen. Die Wasserstrasseu auf dem „Grossen See“ nebst einer Strecke Eisenbahn, welche den Michigan-See mit dem Oberen See verbindet, sind die Verkehrs- strassen der Oberen Halbinsel von Michigan. Abgesehen von den erwähnten Bergwerksdistrieten und einigen schnell aufgeschossenen Hafenplätzen, welche durch den Export von Bauholz floriren, sowie einer Anzahl isolirter Sägemühlen und Eisenhohöfen ist die Obere Halbinsel von dichtem Nadel- und Laubwald, von kaum durchdringlichen Sümpfen und fast unuübersteiglichen Barrikaden von durch Wirbelwinde umgeworfenen und über einander gethürmten Bäumen bedeckt. Letztgenannte Schauplätze der Zerstörung erreichen bei einer Breite von 10 bis 12 Miles eine Ausdeh- nung bis zu 60. Ueber ihnen hat das Feuer gewüthet, nur die schwarzen verkohlten Reste der Bäume zurückgelassen, die Decke von vegetabilischen Substanzen verzehrt und die Felsen weissgebrannt. Die Sümpfe, welche sich in den Thal- sohlen ausdehnen, sind von einem verworrenen Gestrüpp von Lebensbaum überwuchert und umschliessen hier und da düstere Seeen und Tümpel von moorigem Wasser. 517 Die Oberfläche der Oberen Halbinsel ist hügelig bis ber- gig, wo härtere Gesteine zu Tage treten, felsig und pittoresk. Ihre bedeutendste Erhebung, die Gruppe der Huron Mountains, liegt in der Mitte der Südküste des Oberen Sees, nur wenig ‚südlich von dieser, wo sie 1200’ über dem Spiegel:des Sees, somit 1827’ über dem Meeresspiegel beträgt. Von hier aus senkt sich das Land in südsudöstlicher Richtung langsam und wellig, nur von einzelnen Höhenzügen und isolirten Bergkuppen unterbrochen, nach dem Michigan-See. "Die grösseren Flüsse der Oberen Halbinsel haben des- halb fast sämmtlich eine süudsudöstliche Hauptrichtung und fliessen dem Michigan-See zu, während die in den Oberen See ströomenden Gewässer zum grössten Theil unbedeutend sind, da die Wasserscheide zwischen ihnen und dem ersterwähnten Flusssysteme in unmittelbarer Nähe des Oberen Sees liegt. Sammtliche Flüsse der Oberen Halbinsel sind jedoch der vielen reissenden Stromschnellen und grossartig schonen Wasser- falle wegen, zu welchen der felsige Untergrund sie zwingt, nur für leichte Canoes schiffbar und oft selbst für diese ge- fahrlich genug. Der Reichthum der Oberen Halbinsel an Seeen ist gross; so verschieden wie ihre Ausdehnung ist der Charakter ihrer Umgebung. In ihrer unberührten Naturschönbeit bilden sie einen der Anziehungspunkte des Lebens im Urwalde. Jene Gegenden werden ihres nordischen Klimas und ihrer geringen Fruchtbarkeit wegen nie einen hohen Rang unter den ackerbautreibenden Staaten Nord-Amerikas einnehmen; ihr Reichthum besteht in Bauholz, Eisen und Kupfer. In diesen eben leicht skizzirten, zum Theil noch wenig besuchten Districten brachte ich den grössten Theil des Jahres 1867 und das Frühjahr 1868 zu. Der Grund der verhältnissmässigen Magerkeit des während dieser längeren Zeit gesammelten Materials liegt in. den Schwie- rigkeiten, welche der Bereisung jener unwegsamen Wildnisse entgegentreten und in der Grösse des zu durchwandernden Flächenraumes, Sumpfe und verbrannte Wälder niachten es oft unmöglich, täglich mehr wie 14 bis 2 Miles einzudringen, Die sämmtlichen Lebensmittel mussten 100 und 120 Miles weit in Canoes und dann auf dem Rücken von Indianern herbei- geschafft werden, eine Transportweise, welche viel Zeitverlust 34 * 918 zur Folge hatte. Tiefer Humus, eine hohe Decke von gefal- lenen Blättern und stellenweise 150—200° mächtige Diluvial- bildungen bedecken den Untergrund, und dichter junger Baum- wuchs verbirgt die über jene hervorragenden Felsköpfe. Ich bin eine Woche lang gewandert, ohne anstehendes Gestein zu finden. Um den Zusammenhang der isolirten, oft weit von einander liegenden Ausgehenden festzustellen, wär die wieder- holte Bereisung derselben Gegenden nothwendig. Die Heer- schaaren der Musquitos und Sandfliegen bringen den Geduldig- sten zur Verzweiflung und berauben den Reisenden der That- kraft und des Interesses. ! | Wurde trotz aller Schwierigkeiten das Endziel unserer Ex- pedition, die Untersuchung des eisenerzführenden Systems der Oberen Halbinsel erreicht, so ist dies vor Allem der Umsicht und der Energie des anfänglichen Leiters derselben, des Herrn R. PumpziLy, zuzuschreiben, dessen häufig in Anspruch genom- menem, erfahrenen Rathe ich es schuldig bin, meinen Dank an dieser Stelle auszusprechen. Die wenigen, sich auf die Geognosie der Sisenbraiiile den Gesteinsreihe der Oberen Halbinsel von Michigan bezie- henden Veröffentlichungen sind älteren Datums. Foster and Wuıtney’s Report on the geology of the Lake Superior Land Distriet (1851) leistete meinen Untersuchungen wesentlichen - Vorschub. Koch beschreibt zwar in seinen „Mineral-Regionen der Oberen Halbinsel von Michigan“ (1851) einzelne Kupfer- vorkommen specieller, geht aber weniger genau auf die Geo- gnosie der Eisenregion ein, über welche zu jener Zeit noch. wenig Beobachtungen existirten. In einer im Journal of Science and Arts 1865 erschienenen Abhandlung weist Dr. J. P. KınBaLL zuerst die Irrthumlichkeit der Annahme der oben erwähnten Autoren zuruck, dass die Eisenerze des Oberen Sees feurig- flüssigen Ursprungs und die Granitreihe, sowie die „Trappe und Grünsteine* jüngeren Datums als das eisenerzführende System seien und diese durchbrochen hätten, und macht auf die Wahrscheinlichkeit der Aequivalenz dieser Gesteinsreihen mit der canadischen laurentischen und huronischen Formation aufmerksam. Da die in dem nun folgenden Aufsatze niedergelegten Beobachtungen zum grössten iTheile in, bis dahiu noch nicht | oder nur oberflächlich untersuchten Gegenden gesammelt wor- 519 den sind, dürfte eine kritisirende Beleuchtung jener älteren Ansichten an dieser Stelle zwecklos sein. Ich werde mich deshalb auf eine rein sachliche Darstellung beschränken. Die durch die Obere Halbinsel von Michigan gebildete Sudkuste des Lake Superior zerfällt ihrem geognostischen Baue nach in drei natürliche Bezirke, ein centrales Granit-, Gneiss- und krystallinisches Schiefer- Gebiet, an welches sich ein östlicher Flügel von silurischen Kalksteinen und Sandstei- nen in Form einer der Streichungsrichtung dieser Schichten conformen, langgedehnten Landzunge anlegt, und einem west- lichen, vorgebirgereichen Küstenstrich von Melaphyren, Dioriten, Conglomeraten und. Sandsteinen. Letzter Bezirk ist als Kupfer- region, erster als Eisenregion bekannt. Die Gesteine, welche diese, die Eisenregion, formen, sind das Object unserer Be- trachtungen. Sie nehmen im Norden der Oberen Halbinsel, also in der Nähe der Küste des Lake Superior, ein 50 bis 60 Miles weites Areal ein, welches sich nach Suden zu bis zu- 250 Mis. Breite ausdehnt und, freilich grösstentheils von Di- luvium bedeckt, den Untergrund des ganzen nördlichen Wis- consin, also im Ganzen eines Flächenraumes von 15000 bis 18000 [_]Mls., bildet. Diese Gesteinsarten gehören, wie bereits angedeutet, zwei geognostischen Systemen, der Gneiss- Granit- und der‘Kalk- stein-Quarzit-Eisenstein-Formation an. A. Die Gneiss- Granit-Formation. Das Laurentische System. Als Basis der geognostischen Formationen in der Um- gebung des Oberen Sees ist eine mächtige Schichtenreihe von Gneissen der verschiedensten Art, sowie von Hornblendeschie- fern, mit Stöcken und Lagern von Granit und Syenit zu be- trachten. Auf ihr ruhen die nächst jüngeren, krystallinischen Schichten, und im Verein mit diesen bildeten sie die Ufer und den Meeresgrund des silurischen Oceanes. Vollständig werden jedoch jene Gneisse und Granite nicht von den jüngeren Ge- bilden bedeckt. Inselförmig erheben sie sich aus dem Gebiete - 520 der letzteren in Form isolirter Centralpunkte, von welchen aus schmale Zonen — einstige Vorgebirge und Landzungen — in meist nordwestlicher Hauptrichtung, eorrespondirend dem Strei- chen der sie zusammensetzenden Schichtencomplexe, auslaufen. In dem sie bildenden festen Gesteine, dessen Oberfläche ausserdem durch die Wogen- und Eisbergeinwirkung der Di- luvialzeit abgerundet und polirt wurde, konnten die auf ihm wachsenden Bäume keinen festen Halt gewinnen. Wirbelwinde brachten sie leicht zu Falle und thürmten sie zu Barrikaden auf. Diese wurden von Jägern und Trappern in Brand ge- steckt. Das Feuer zehrte, so lange es Nahrung fand, so dass die darunter liegenden Gesteine blossgelegt wurden und heut- zutage die Verbreitung der Gneiss-Granit-Zonen stets durch alte Waldbrände bezeichnet wird. Das wichtigste, weil vorwaltende Glied. dieser ältesten Gesteinsreihe ist Glimmer- Gneiss in allen seinen durch Ab- änderüng des Gefüges oder Vorwalten des einen oder anderen Bestandtheiles bedingten Varietäten. Am gewöhnlichsten von diesen ist körnig-schuppiger und schiefriger Gueiss.. Durch Uebergangsstufen von Gneiss-Granit ist er mit Zwischenlagern von Granit verbunden und geht auf der anderen Seite in Lagen von fast reinem Glimmer über. Strichweise wird der Glimmer durch Hornblende verdrängt, wodurch Hornblende-Gneiss ent- steht. Neben diesem treten Hornblendeschiefer, welche fast allein aus parallel neben einander liegenden Hornblendenadeln und nur wenig feinen Quarz- und Feidspathkörnchen bestehen und parallel ihrer Grenzfläche spaltbar sind, in scharf begrenz- ten, oft nur drei bis vier, zuweilen aber auch einige hundert Fuss mächtigen Lagern zwischen dem Glimmer-Gneiss und ohne Uebergänge in diesen auf. .Da, wo die Gesteine aller Vege- tation entblösst sind, kann man diese Hornblendeschiefer mei- lenweit mit dem Auge verfolgen. Sie erscheinen dann so scharf wie schwarze Linien auf weissem Grunde und bewahren die vollständigste Parallelität zu einander. Ausser durch Hornblende kann eine Stellvertretung des Glimmers im Gneisse durch glänzend grünen Chlorit stattfinden. Für die entstehenden Chlorit- Gneisse ist der Reichthum an Granat bezeichnend. Durch Zurücktreten des Orthoklases und Quarzes wird dieser Gneiss lagenweise zu Chloritschiefer., Zum Chlorit- und Hornblende- Gneiss stehen dann Chlorit- Kan - Granit und Syenit in demselben Abhängigkeitsverhältniss wie der typische Granit zum Glimmer-Gneiss. Auch der Granit ist haufig und zwar stellenweise in überraschender Gleich- mässigkeit gebettet. Neben diesen der Gneiss-Reihe angehörigen Graniten tre- ten solche von eruptivem Ursprung in Gestalt von den Gneiss durchsetzenden, seine regelmässigen Structurverhältnisse ver- wirrenden Stöcken nnd Zügen auf. Die Mächtigkeit dieser Gesteinsfolge_ ist nn zu be- stimmen, da sie zweifellos mehrfach gefaltet ist, also sich wiederholt. An einem Platze war in einer Schichtenreihe von 10,000” keine derartige Störung, im Gegentheile die grösste Regelmässigkeit im Fallen und Streichen bemerkbar. Die Einförmigkeit dieser sich in jedem der vielen Gneiss- Granit- Gebiete wiederholenden Gesteinsreihe von Glimmer-, Hornblende- und Chlorit- Gneissen, welche durch Ueberhand- nehmen des die schieferige Structur bedingenden Minerals in Glimmer-, Hornblende- und Chlorit- Schiefer, durch deren Zu- 'rücktreten und Verschwinden der Parallelstructur in typischen Granit, Syenit und Chlorit- Granit übergehen, — die Einför- migkeit dieser Gesteinsfolge wird an einzelnen Punkten von Bildungen unterbrochen, welche, obwohl nur lokaler Art, des Interesses nicht entbehren. Bei ihrer Schilderung berufe ich mich auf das Taf. IX., Fig. 1 gegebene Profil. Die Grenze ayisokieh dem südlichen Theile der Oberen Halbinsel von Michigan und den nördlichen Distrieten von Wisconsin wird vom Menomonee-Fluss gebildet, Ungefähr 80 Miles oberhalb dessen Mündung in den Michigan-See ver- bindet er sich mit dem Sturgeon, welcher sich 5 Mls. oberhalb dieses Punktes in einer Reihe von Wasserfällen uber zur Gneiss - Granit- Formation gehörige Gesteine stürzt (siehe die geognostische Karte auf Taf. VIll.). An den felsigen Thal- gehängen ist das auf Taf. IX., Fig. 1 miedergegebene Profil zu beobachten: a. Mächtige Folge von , feinkörnigem , glimmerreichen, grauen und grobkörnigem, glimmerarmen, feldspath- reichen, röthlichen Gneiss mit einigen Lagen von Hornblende-Gneissund Hornblendeschiefern. b. Chlorit-Gneiss mit viel dunkelgrünem Chlorit; — strichweise verschwinden Orthoklas und Quarz fast 522 vollständig, so dass 'chloritische Schiefer ent- stehen. c. Talk- (Protogin-) Gneiss, bestehend aus La- mellen von rothem Orthoklas und weissem Quarz mit Beschlägen von weingelbem oder hell gelblichgrünem Talk. Durch Vertretung des Talkes durch Chlorit geht er in | -d. Chlorit-Gneiss. und dieser bandweise durch Vor- walten des Chlorits in Chloritschiefer über. e. Feinkörniger, vorwaltend aus röthlichem, körnigen Or- thoklas bestehender Talkgneiss mit einzelnen grossen Orthoklaskrystallen. Die feinkörnige Masse umschliesst eine im Durchschnitt + Fuss mächtige Ausscheidung von körnigem Magneteisenstein und Eisenglanzschuppen, welchen Schwefelkies und Kupferkies beigemengt sind. f. Höchst feinkörniger Fleckschiefer, zusammengesetzt aus feinen Schüuppchen von Talk und Glimmer und sehr kleinen Sand- und Feldspathkörnchen. In ihm treten vereinzelte linsenförmige Schmitze oder feine Bänder von reinem Orthoklas .oder feinkörnigem Talk-Gneiss auf. Er ist dünnschieferig und zeigt auf seinen Schich- tungsflächen deutliche Wellenfurchen. Er tritt in vier 8 bis 40’ mächtigen Zonen auf. Zwischen diesen liegen g. drei 15 bis 30° mächtige Betten von Conglomerat, bestehend aus einer sehr feinkörnigen, talkig- sandigen Grundmasse wie f., dicht angefüllt mit haselnuss- bis faustgrossen, eckigen oder abgerundeten Bruchstücken von Granit, Gneiss und Quarz, welche sieh leicht aus ihrem Cemente herauslösen lassen. Die Schiefer so- wohl, wie die Conglomerate stehen fast senkrecht oder ‘ fallen unter einem steilen Winkel nach Sud ein. Auf sie folgt nach Beobachtungen, welche 1 Mle. weiter westlich angestellt wurden: h. Gneiss-Granit und. i. feinkörniger Hornblendefels von dunkel schwarz- grüner Farbe mit vielen kleinen Schwefelkieseinspreng- lingen. Diese interessante Reihe von abwechselnden Gneissen, Conglomeraten und Schiefern ist überlagert von der vollständig 523 entwickelten, eisenerzführenden Schichtenfolge, wie sie weiter unten beschrieben werden wird. In vieler Hinsicht, namentlich im Talk-Gehalte der Gneisse den oben skizzirten Gesteinen ähnlich ist eine Schichtenfolge, welche ungefähr 20 Mls. nördlich von der beschriebenen Lo- kalität inmitten von Sumpf und Dickicht zu Tage tritt. Ihre östlich und westlich streichende Schichtung fällt unter 85° nach Süden. Im Süden, also mit den jüngsten Gliedern beginnend, lassen sich folgende Bildungen nachweisen, a. Talk- (Protogin-) Gneiss. Vorwaltende dunkel fleischrothe Orthoklaslamellen und weisse Quarzkörner liegen zwischen feinen Beschlägen von hellgrauem oder gelblichem Talk und etwas Chlorit so eingebettet, dass eine schwach flaserige Structur entsteht. Auf dem Quer- bruche ist dann nur Orthoklas und Quarz, auf dem Bruche parallel der Schichtung nur Talk und Chlorit sichtbar. Aufgeschlossen in 30’ Mächtigkeit. b. Körnigschuppige chloritischeGrundmasse, flecken- weise von thonigem Eisenoxyd blutroth gefärbt mit sehr vielen hirsekorn= bis handgrossen, abgerundeten und eckigen Quarzgeschieben. An der Oberfläche tre- ten diese über die verwitterte Grundmasse hervor. Mäch- tigkeit 10”. c. Dünnschieferige, dunkelgrüne, sandige Chlorits chie- fer, neben dem Quarzsand mit einzelnen runden, erbsen- grossen Quarzkörnern. Mächtigkeit ungefähr 50”. d. Hornblendefels aus wenig dunkelgrüner, kurzsäulen- formiger und verwirrt faseriger Hornblende und viel Chlorit bestehend, mit Aederchen und Flecken von kie- seligem Rotheisenstein. Ungefähr 60” mächtig. e. Talk-Gneiss, feinkörnig, röthlichgrau. Während der Zusammenhang der gegebenen Gesteinsreihe auf das Deutlichste zu beobachten war, ist ihre Fortsetzung nach Norden von Sumpf und dichtem Walde bedeckt. Der Streiehungsrichtung der Schichten 3 Mls. weit nach Westen folgend, fand ich jedoch die jene unterteufenden Gebilde auf: f. Flaseriger Chlorit-Gneiss mit zahlreichen discus- formigen Quarz- und Orthoklas- Lamellen, mit viel Chlorit. Mächtigkeit unbestimmt. g. Chlorit-Talk-Gneiss; feinkörniges Gemenge von 524 ‘ rothem Orthoklas und weissem Quarz mit viel Chlorit und wenig Talk. Hier und da sind handgrosse und liniendicke blätterige Partien von arsengrunem Chlorit ausgeschieden. Mächtigkeit 2”. Lage von grobflaserigem Chlorit-Gneiss. An La- mellen von rothem Orthoklas schmiegt sich arsengrüner ° Chlorit an. Beide Bestandtheile in gleichen Mengen. j Mächtigkeit +”. .“ Schuppige Chlorit-Schiefer mit feinen Feldepath- und Quarzlagen, sämmtlich vielfach gebogen und ge- knickt. Der Chloritschiefer waltet bedeutend vor; in ihm treten vereinzelte Orthoklaskörner auf. Mächtig- keit 1. 2 Linienstarke Lagen von weissem Quarz und arsengrünem Chlorit wechseln in der grössten Regelmässigkeit und dem vollständigen Parallelismus mit einander ab, welcher diese ganze Gesteinsreihe aus- zeichnet. Die nächsten 100 Schritt sind von Vegetation bedeckt, der Zusammenhang von k. und 1. daher verborgen. l; Grobkrystallinisches Gemenge von dunkel fleisch- rothem Orthoklas, sehr wenig Quarz und wenigen Schüppchen von Chlorit, ohne gneissige Structur. Wei- ter nach Norden zu verliert sich der Chlorit vollständig, der Quarz fast gänzlich, so dass ein grob-, selten fein- krystallinisches, fleischrothes Orthoklas-Gestein entsteht, welches einen in 150 Schritt Mächtigkeit und 30 bis 50° Höhe mauerartig aus der Krume hervor- ragenden Zug bildet. Nördlich, also im Liegenden der oben beschriebenen Gneiss- Spielartenreihe, sind die Gesteine zum Theil durch Sumpf, zum Theil durch eine Decke von horizontal liegenden silu- rischen Potsdamsandsteinen für 650 Schritt bedeckt. Die dann beobachteten Schichten unterteufen jedoch ohne Zweifel jene, da sie ebenfalls, wenn auch steil, nach Süden zu einfallen, sowie durch den als einer ihrer Bestandtheile vorwaltenden Chlorit und Talk ihr Verwandtschaftsverhältniss zu jenen kund- geben. m. Weisser bis graulichweisser, Be reiner, krystal- linischer dolomitischer Kalkstein in dünnen, 5 525 bis 14 Zoll starken Lagen. Auf den Schichtungsflächen mit feinen Lagen oder Beschlägen von grünlichgrauen oder silberweissen Talkschuppen. Sie werden unter- teuft von: n. dunnschieferigem, grunlichgrauen Kalk-Chloritschie- fer. 30’ mächtig. Zwischen Flasern von Chlorit und etwas Talk liegen flache Körner und kleine Lamellen von fleischrothem, feinkörnigen Kalkstein. In dem unteren Horizonte der Schiefer sind in ihrer Haupt- erstreckung der Schichtung parallele Linsen und Schmitzen von Kalkstein eingebettet, welche sich nach dem Liegenden ‚zu mehren und vergrössern, 1—2 Zoll mächtig werden und o. eine 40° mächtige Zone von dunkel fleischrothem, kry- stallinischen, dolomitischen Kalkstein bilden, zwischen dessen zollstarken Schichten Beschläge und dünne Lagen von Chlorit und Talk auftreten. Dieselbe Abwechselung zwischen Zonen von Kalkstein mit Chlorit- und Talkbeschlägen und solchen von Talk-Chlorit- - schiefern mit Kalksteinlamellen wiederholt sich weiter nach Norden zu noch zwei oder drei Mal. Fassen wir die im Obigen wiedergegebenen Beobachtungen in einen gedrängten Ruckblick zusammen, so erhalten wir folgende Charakteristik der ältesten Gesteinsreihe der Oberen Halbinsel von Michigan : sie besteht aus vorwaltenden Glimmergneissen in allen möglichen durch Wechsel der Struc- tur und des Mischungsverhältnisses der. Bestandtheile hervor- gerufenen Abänderungen, aus in diesen lagenweise auftreten- den Hornblendegneiss und Hornblendeschiefern, sowie Chlorit- gneiss und Chloritschiefern,, vergesellschaftet mit Zonen von Granit, Syenit und Chloritgranit. Sie setzen ausgedehnte Ge- biete allein zusammen, streichen mit auffallend grosser Regel- mässigkeit von Osten nach Westen, stehen vorzugsweise senk- recht, sind hier und da geknickt und durch jüngere Granite durchbrochen und verworren. Geringere Ausdehnung besitzen zwei Reihen von talk- und chlorithaltigen Gebilden, deren eine aus Talkgneiss, talkigen Fleckschiefern und Conglomeraten mit talkig sandiger Grund- masse besteht, während die andere von Talk-Chlorit-Schiefern mit Zonen von krystallinischem, dolomitischen Kalkstein, Chlo- ritgneiss, chloritischem Hornblendefels, Chloritschiefern mit 526 . Quarzgeschieben und flaserigem Talkgneiss zusammengesetzt wird. Zwischen den, den beschriebenen äquivalenten, lauren- tischen Gneissen Canadas treten drei Kalkstein-Zonen auf, deren oberster das Eo2z0on Canadense entstammt. In den lau- rentischen Kalksteinen der Oberen Halbinsel von Me ist es mir nicht geglückt, dasselbe aufzufinden. B. Die eisenerzführende Formation. Das Huronische System. Wie vorher angedeutet, legt sich um die vorgebirgereiche Gneiss-Basis ein Schichtensystem von Quarziten, Kalkstein, Eisenstein und krystallinischen Schiefern. Dass dieses .uberall genau in derselben Weise entwickelt wäre, darf bei der Grösse des von ibm eingenommenen Flächenraumes nicht erwartet werden. Wir finden vielmehr zwei Entwickelungsreihen, eine nördliche in der Umgebung von Marquette und Negaunee sowie, aber bereits modifieirt, am Smith Iron Mountain und eine sud- liche nahe der Grenze von Wisconsin. 1. Südliche Entwickelungsreihe. (Menomonee Eisenregion.) In den südlichen Distrieten der Oberen Halbinsel von Michigan nahe ihrer vom Menomonee gebildeten Grenze mit Wisconsin sind die vorher beschriebenen Gneisse von einer nur an einer Stelle durch doppelte Faltung in ihrer Regel- mässigkeit gestörten Schichtenfolge überlagert, deren horizon- tale Verbreitung auf dem geognostischen Kärtchen auf Taf. VIIL., deren Gliederung in den Profilen 2. und 3. auf Taf. IX. wie- dergegeben ist. Von den ältesten ausgehend lassen sich in der südlichen eisensteinführenden Gesteinsreihe folgende Glieder nachweisen: a. Quarzit, dicht, glasig oder zuckerig, an der verwitterten Oberfläche oft sehr sandsteinähnlich. Weiss, grau, — gelblich oder röthlich gebändert; dickgebettet bis dunn- schieferig, dann auf den Schichtungsflächen häufig mit "gelblichen Glimmerbeschlägen. Hier und da porös, dann mit Schwefelkies- und Magneteisenstein-Einspreng- lingen, Glimmerschuppen und wolkigen Flecken von 527 * ® braunem Eisenoxyd. An einzelnen Punkten mit aus- gezeichnet scharfen Wellenfurchen. Mächtigkeit bis 3000”. b. Krystallinischer dolomitischer Kalkstein. Selten als reiner kohlensaurer Kalk, meist durch Kieselsäure, fast stets durch Magnesia verunreinigt. Er ist gelblich, fleisch- roth, grau oder schmutzig braun gefärbt oder weiss und in diesem Falle roth geflammt und geadert und roth oder grün gefleckt. Sein Gefüge wechselt zwischen kry- stallinisch grobkörnig und dicht, die Schichtung zwischen weitläuftiger Bettung und feiner Schieferung, ist aber stets scharf und. regelmässig und wird durch einzelne dünne Lagen von thonigem Chloritschiefer und kiese- ligem Thonschiefer, sowie durch papierdünne bis fuss- mächtige Bänder von Quarz noch mehr hervorgehoben. Die Häufigkeit solcher Quarzzwischenlager spricht sich deutlichst in der Oberflächenbeschaffenheit der Kalk- steingebiete aus, indem sie die Entstehung weit zu ver- folgender, scharfer Rücken und Felsenriffe bedingte, während der quarzarme Kalkstein an seiner Oberfläche gerundete Contouren annahm. Ausser Quarz und in seltenen Fällen Schwefelkies ist Tremolit das einzige Mineral, von welchem der dortige Kalk- stein hier und da Einschlüsse enthält. Am südlichen Ufer des Lake Antoine treten zwischen Srauen, dichten, thonigen Kalksteinen einige Bänke eines Sandsteines von gerundeten Quarzkörnern, sowie eines Con- glomerates von Quarzsand und flachen, eckigen Kalksteinbruch- stucken zu Tage. Mächtigkeit bis zu 3500. c. Rotheisenstein. Dieser schwankt in seinem Eisengehalte von eisenschussigem Quarzit und Eisenkiesel oder Thon- schiefer mit Beschlägen von schuppigem Eisenglanze bis zu reinem, stahlgrauen, dichten oder körnigen Rotheisenstein, — ist dünnschieferig bis dickbettig, tritt aber gewöhnlich in zollstarken Lagen auf, von denen arme, kieselige mit eisenreicheren bandartig abwechseln. In einzelnen Zonen verlieren sich jedoch die Jaspis- lagen vollständig, so dass abbauwürdige bis zu 30’ mächtige Flötze von reichem Rotheisensteine entstehen. Sie sind frei von Phosphor und: Schwefel, enthalten 528 aber fast durchgängig Spuren von Magneteisenstein. Stellenweise wird diese Beimengung so bedeutend, dass die Benutzung des Compasses unmöglich wird. Mächtig- keit der ganzen Gruppe 600 bis 1000’. In wenigen Jahren wird sich: auf dieser von mir über 25 Miles weit verfolgten Eisensteinzone eine ausgedehnte Eisen- industrie entwickeln und, durch die Nähe von Feuerungsmate- rial liefernden Laubwaldungen begünstigt, ungeahnt grossartige Dimensionen annehmen. Auch der den Kalkstein unterteufende Quarzit wird stellen- weise in seinem obersten Horizonte von Eisenoxyd imprägnirt und: durch dieses rothbraun gefärbt. An einzelnen Punkten scheint es sich sogar zu nutzbaren Erzlagerstätten zu concentriren. d. Chloritschiefer mit Flecken und dünnen Schmitzen von rothem, eisenschüssigen Thon. In ihm eingelagert treten einige 3 bis 4’ mächtige Bänke von Quarzit mit einzelnen Schwefelkieswürfeln auf. Mächtigkeit wahr- scheinlich 1000 bis 1500. | e.. Thonschiefer, hellgrau, dünngeschichtet und auf den Schichtungsflächen rostbraun beschlagen, — oder blau- schwarz und sehr feinschieferig. Zwischen ihnen liegt eine 150’ mächtige Folge von Quarzitbänken, welche jedesmal durch eine dünne Lage von Thonschiefer ge- trennt werden. Der Quarzit ist sehr hart, körnig, blau- grau, umschliesst viel Schwefelkieseinsprenglinge und ist durchsetzt von Gängen von weissem, glasigen Quarz und rothem Orthoklas. Mächtigkeit 8500. f. Chloritschiefer, dunkelgrün, — oft thonig, dann schmutzig | grünlichgrau, mit Flecken und dünnen Lagen von rothem eisenschüssigen Thone. Mächtigkeit 1200 bis 1400’. Im oberen Horizonte dieser Schichtenreihe treten von 10 bis mehrere hundert Fuss mächtige Einlagerungen von fein- bis grobkörnigem Diorit sowie von Aphanit auf. Sie bestehen vorwaltend aus dunkelgrüner Horn- blende und weissem oder hellgrünen Oligoklas, wozu sich an manchen Punkten viel körnig-schuppiger Chlorit gesellt. Einsprenglinge von Schwefelkies und Magneteisen- stein sind. in ihnen häufig, Andeutung von plattenförmi- ger Absonderung ist gewöhnlich, quaderförmige Abson- derung selten. 1:6 IEPCRPE 7 a PL HER | ER 529 g. Feldspathreicher Talkschiefer, von hellgelber bis hell- brauner Farbe, bestehend aus lauter papierdunnen, wel- ligen Lamellen von Orthoklas, auf den Schichtungsflächen © mit feinen Beschlägen von hellgrauem Talke. 30’, h. Talkschiefer von grünlichgrauer Farbe, smaragdgrün gefleckt, mit rundlichen Quarzkörnern. 30%. Mit liniendieken, flach lenticulären Lamellen von krystallini- schem, dolomitischen Kalkstein. i. Feldspathreicher Talkschiefer von fleischrother Farbe, bestehend aus papierdunnen Lamellen von dichtem Ortho- klas mit vielen linsenföormigen Körnern von Quarz und kleinen Orthoklas-Individuen, beschlagen von hellgrauem Talk. 40’. k. Feinkörnige, fast dichte, von Talkblättehen durchzogene Feldspath-Grundmasse mit einzelnen, kleinen , röthlich- braunen Orthoklas-Individuen und grauen “Quarzkör- nern. 50”. ir: Die unter g., h., i., k. angeführte Talkschieferreihe scheint nur geringe horizontale Ausdehnung zu besitzen und eine lo- cale Bildung zu sein. : In ihrer grössten Vollständigkeit ist sie am Grossen Bekuenesec-Fall (T. 39, R. 30 der Karte) auf- geschlossen, muss sich aber nach beiden Richtungen ihres Streichens auskeilen. Schon bei den ilır äquivalenten Bildun- gen, wie sie an den kleinen Bekuenesec-Fällen in 2 Mls. Ent- fernung von erstgenannter typischer Localität aufgeschlossen sind, wird ein Theil der Talkschieferzone von Chloritschiefern _ und einige 12’ mächtige Dioritbetten vertreten. Noch etwa 4 Mls. weiter östlich wurde zwischen den sub f. und.l. be- _ schriebenen Chloritschiefern und Dioriten ein nur wenige Fuss breiter Streifen eines körnig-schuppigen, vorwaltend aus Talk, sowie Orthoklaskörnern bestehenden Gesteines beobachtet, welches der Vertreter jener Talkschiefergruppe sein muss. l. Dioritische Gesteinsreihe von 2300’ Mächtigkeit. Vor- waltend ein feinkörniges oder aphanitisches, seltener ein grobkrystallinisches Gemenge der Bestandtheile des Diorites, alle mit Schwefelkieseinsprenglingen, die Apha- nite mit Schnüren von Kalkspath und Quarz. m. Talkige Thonschiefer, grünlichgrau, sehr weich, wulstig, mit verschiedenen falschen Schieferungen und Kluftungen, und quarzige Talkschiefer, beide mit vielen Schnüren und 530 flachlinsenförmigen Einschlüssen von weissem Quarz und röthlichem Orthoklas. 15007 mächtig. Sie repräsentiren das jüngste Glied der eisensteinführenden Schichtenreihe der Oberen Halbinsel von Michigan. Weiter südlich, im Norden Wisconsins, wo meist hoher Diluvialsand das Gestein verdeckt, scheint sich dieselbe Schichten- folge zu wiederholen, nur mit nördlichem Einfallen, und würde dann den südlichen Flügel eines Bassins bilden, dessen Axe durch den südlichen Lauf des Menomonee- Flusses repräsentirt wird. Geotectonische Verhältnisse. Das Studium der geotectonischen Verhältnisse der oben beschriebenen Schichten- gruppe wird durch die dichte Vegetation, welche das ganze Land bedeckt, durch ausgedehnte Sümpfe und hohe Sandab- lagerungen sehr erschwert. Erst die künstlichen Aufschlüsse, welche der eindringenden Civilisation folgen, werden mehr Licht in jene werfen, als es durch die in folgenden Zeilen wieder- gegebenen Beobachtungen geschehen kann. Das unterste Glied der eisensteinführenden Gesteinsfolge, der Quarzit, ruht in discordanterLage aufden Gneissen, und zwar in der Weise, dass das Streichen beider entweder verschieden oder zwar dasselbe ist, dass sie aber dann nach _ verschiedenen Richtungen oder unter verschiedenen Winkeln nach derselben Himmelsgegend einfallen. So fällt an manchen Punkten der Quarzit gegen den Granit ein. Die einzelnen Glieder des eisenerzführenden Schichten- complexes hingegen scheinen einander vollständig gleichförmig aufgelagert zu sein. Sie fallen fast stets, und zwar unter einem steilen Winkel, von den Rändern der Gneisszonen weg undbilden somit zwischen je zweien der letzteren Mulden. In der Umgebung des Antoine- und Fumee-Sees (T. 40, R. 30 der geognostischen Karte und Profil Taf. IX., Fig. 4) ist die sich an den Gneiss anlehnende älteste Schichtengruppe doppelt muldenförmig gebogen, so dass sie in vier synklinalen Zonen zu Tage tritt. An der Bildung dieser zwei Mulden sind nur Quarzit, Kalkstein, Eisenstein und Chloritschiefer bethei- ligt. Ihre Schichten fallen steil nach der Axe der Mulden zu ein, welche durch eine Anzahl Seen und sich zwischen diesen ausdehnender Sumpfe angedeutet wird. Südlich von diesen Bassins wiederholt sich die ganze eisenfuhrende Schichtenreihe SE 531 mit steilem südlichen Einfallen, um sich, wie erwähnt, iu Wis- eonsin wieder in die Höhe zu biegen und so eine dritte Mulde zu bilden. Eruptive Gesteine. Eruptive, die Eisensteingruppe durchbrechende Gesteine sind in den südlichen Distrieten nur an einem Punkte beobachtet worden... Am oberen Laufe des Sturgeon-Flusses durchsetzt ein 12’ mächtiger Granitgang ge- bänderte Eisererze und Jaspis in rechtem Winkel auf deren Streichen (siehe Taf. IX., Fig. 5). Der fleischrothe. Granit umfasst erbsen- bis eigrosse Partien von schuppigem Eisen- glanz. Seine Grenzflächen nach dem Eisenstein zu sind wellig. Das Rotheisenerz selbst ist durchsetzt von vielen kleinen Sprüngen und Spalten, welche von Eisenglanzkrystallen aus- gekleidet sind; ebensolche bedecken die Schichtungsflächen. Da kıystallisirter Eisenglanz an anderen Punkten. der Eisen- steinzone nicht vorkommt, vielmehr nur auf die Nachbarschaft dieses Granitganges. beschränkt ist, so ist der Schluss auf seinen genetischen Zusammenhang mit diesem ein natürlicher. Lagerungsverhältnisse des Silurs auf dem Hu- ronischen. In dem ganzen beschriebenen Districte "treten die untersten silurischen Gebilde, Potsdam-Sandstein und dolo- mitischer („calciferous*) Sandstein, sporadisch auf, indem sie bald die Kuppen’ der Hügel, bald Terrassen an deren Abhängen, bald isolirte kleinere Schollen auf Hochebenen bilden. Der Potsdam-Sandstein ist meist diekgebettet, liegt fast stets hori- zontal oder flachgeneigt auf den Schichtenköpfen des huro- nischen Systems und besteht aus von einem kieseligen Ce- mente zusammengehaltenen Quarzkörnern und ist dann sehr hart, oder nur aus Quarzkörnern oder Kryställchen ohne Binde- mittel und zerfällt in diesem Falle an der Luft zu einem feinen Sand. Sobald zu dem quarzigen Bestandtheil feine Partikel- chen von Rotheisenstein treten, erhält der Potsdam-Sandstein ‚seine rothbraune, für ihn charakteristische Farbe. Wo er sich auf den Schichtenköpfen des Rotheisenerzes gebildet und ab- ‚gelagert hat, umfasst er in seiner feinkörnigen Grundmasse ‚scharfkantige, nuss- bis mehrere cubikfussgrosse Bruchstücke von Eisenstein und bildet dann ein grobes Conglomerat. Die Spalten, welche sich von der Oberfläche der Roth- eisenstein-Ausgehenden aus in die Tiefe erstrecken, hat der Potsdam - Sandstein ausgefüllt, so dass sie jetzt in Form von Zeits. d.D.geol,Ges. XXI. 3. 35 532 sich zuweilen verzweigenden Sandstein- oder Conglomerat- Gängen die Schichten durchsetzen. Fig. 6 auf Taf. IX. giebt | ein charakteristisches Beispiel dieser Decensions-Gänge. Organische Reste scheinen in diesen Schollen von Pots- dam-Sandstein selten zu sein. Nur an einer einzigen Stelle und zwar nur wenige Fuss oberhalb des Contaktes mit "den "Rotheisensteinschichtenköpfen fand ich Trilobiten - Bruchstücke in grösserer Häufigkeit. Durch die schön erhaltenen Kopf- und Schwanzstücke liessen sie sich als zu zwei Arten des Genus Dikelocephalus OwEn gehörig, nämlich als als D. Min- mesotensis und D. Pepinensis OwEn bestimmen. Zuweilen ist der Potsdam-Sandstein von der nächst hö. heren silurischen Schichtengruppe, dem dolomitischen Sandstein überlagert. Dieser ist, wie der Name sagt, ein feinkörniger Sandstein mit viel dolomitischem Cement, hat eine gelbliche oder graue Farbe, riecht beim Zerschlagen . stark stinksteinartig und ist porös bis cavernös. Die kleinen Hohl- räume sind von Dolomitspathkryställchen 'ausgekleidet, Dieser Sandstein umfasst eine grosse Menge von flachovalen bis run- den Chalcedon - Concretionen mit hell oder dunkel gebänderter concentrischer Structur, vielleicht verkieselte Schwammkorallen. Bruchstücke von Trilobiten und Brachiopoden sind häufig, aber schlecht ‘erhalten. In Fig. 1, Taf. X. ist die discordante Ueberlagerung der vorsilurischen Gesteine durch silurische Schichten wiedergegeben. Die laurentischen Gneisse werden hier ungleichförmig von huronischem Quarzit und dieser wiederum discordant von Potsdam-Sandstein und dolomitischem Sandstein überlagert, welche letztere sich fast horizontal auf die Schichtenköpfe des von ihnen 'bedeckten Kalksteins und Eisensteins auflegen. Es | treten somit an diesem Punkte Repräsentanten dreier geolo- gischen Systeme , des laurentischen, des huronischen und des silurischen Systems in Contact und discordanter Ueberlagerung auf. Eine andere interessante ungleichförmige Folge der huro- nischen Gesteine und des unteren:Silurs lässt sich etwas: west- lich von der oben beschriebenen Localität beobachten (Fig. 2, Taf. X.). Hier bilden die Schichten des Potsdam - Sandsteins und des dolomitischen Sandsteins einen isolirten felsigen Rücken von ungefähr 500’ Höhe, an dessen östlichem Fusse kieseliger Rotheisenstein zu Tage tritt, auf, welchen sich das Silur in, 533 wie gesagt, 500’ Mächtigkeit auflegt. Diluvialsand mit ge- waltigen erratischen Blöcken von Granitgneiss, dolomitischem Kalkstein und Quarzit bedeckt den Gipfel und den östlichen Abhang dieses Berges. Der dolomitische Sandstein, welcher den oberen Theil desselben bildet, umschliesst zahlreiche Hohl- räume, deren Wände von gestreiftem Chalcedon ausgekleidet sind. Die feinen concentrischen Lagen desselben sind vor- waltend dunkel korallroth gefärbt und äusserst zart hellroth und weiss gebändert. Diese Achatkugeln haben einen Durch- messer von 1 bis 3 Zoll und sind entweder völlig ausgefüllt oder enden nach innen glaskopfähnlich, lassen also einen Hohl- raum offen, dessen Wandungen haufig von wasserhellen Quarz- krystallen, incrustirt sind. ! Auf den Taf. IX., Fig. 2, 3 und 4 dargestellten Profilen sind andere isolirte, rärsehe Partien, wie sie fast horizontal auf den Schichtenköpfen des Haronischen lagern, wiederge- geben. Die Ausdehnung des untersten Stlurs in dem 'beschriebe- nen südlichen Eisendistriete muss früher eine allgemeinere und _ die Decke von Potsdam - Sandstein, welcher jetzt nur in ver- einzelten Partien auftritt, eine zusammenhängende gewesen sein. Es repräsentiren jene isolirten Schollen die Reste des westlichen sich auskeilenden Randes des Potsdam - Sandstein- Terrains, welches einige Meilen weiter südöstlich die huro- nischen Gesteine vollständig bedeckt, in grosser Mächtigkeit die ganze östliche Hälfte des Oberen Sees bildet und von der vollständigen Schichtenreihe ‘der paläozoischen Systeme über- lagert wird (siehe Karte). Aus nur lose zusammengehaltenen Sandkörnern bestehend, besassen diese Gesteine nur geringe Widerstandsfähigkeit und verschwanden da, wo sie weniger mächtig waren, im Laufe der Zeitalter unter dem Einflusse der lockernden Atmosphärilien und der waschenden Gewässer, be- sonders während der Eiszeit, welche selbst die härtesten Fels- arten affieirte, bis auf einige geschütztere Partien vollständig. Rückblick. In wenig Worten lässt sich die eisenstein- führende Gesteinsreihe, wie sie im südlichen Theile der Oberen Halbinsel von Michigan entwickelt ist, wie folgt charakteri- siren: Eine ungefähr 20,000’ mächtige, gleichförmige Schichten- folge von Quarzit, Kalkstein, Rotheisensteinen, Thon-, Chlorit- 'und Talkschiefern,, die beiden letzteren mit Betten von Diorit, 35 * 534 überlagert die Gneissreihe ungleichförmig und wird wiederum ungleichformig vom Silur überlagert. Dieser Schichtencomplex füllt den Zwischenraum zwischen den einzelnen Gneiss- und Granitzonen‘ aus und bildet zwischen diesen langgestreckte Mulden. Organische Reste sind in dieser ganzen Gruppe nicht bekannt. ; 2. Nördliche Entwickelungsreihe. -A. Michigammi Iron Mountain (T. 44, R. 31 der Karte und Profil Taf. X., Fig. 4). In durchschnittlich 20 Miles Entfernung und in nördlicher Richtung von den Punkten, welche als von der südlichen Ent- wickelungsreihe der eisensteinführenden Gruppe gebildet ge- schildert wurden, erhebt sich eine steile, isolirte Felskuppe ca. 250 über. die wellenförmige Hochebene. Es ist der „Mi- chigammi Iron Mountain“; er besteht aus eisenschüssigen Quarziten und mehr oder weniger kieseligen, im Ganzen jedoch armen Rotheisensteinen (b).. Beide Sind dünn gebettet, streichen ziemlich genau von Osten nach Westen, fallen steil gegen Süden ein und werden uberlagert von dünngeschichteten, weissen, gelblichen oder hellrothen, roth und grün gefleckten, krystallinischen, dolomitischen Kalksteinen (a). Im Norden, also im Liegenden der Eisenerzreihe, treten folgende Gesteine zu Tage: c. Weiches, grünliches Serpentingestein. d. ‚Conglomerat von Jaspis- und Quarzbruchstucken: in eisenschüssiger Quarzbasis. e. Hell braunrothe, eisenschüssige Quarzitschiefer, band- artig abwechselnd mit dunklerem Jaspis. f. Brauner, kluftiger, eisenschüussiger Thonschiefer. g. dasselbe Serpentingestein wie c., angefullt von kleinen scharfen Magneteisenkrystallen. Die noch weiter nach Norden liegenden Schaan, sind verdeckt. Diese Gruppe von Magnesiten und kieseligem Rotheisen- stein, unterhalb der krystallinischen Kalksteine vermittelt den Uebergang von der südlichen Entwickelungsreihe nach der nördlichen. Das Ueberlagertsein der Eisenerze von. Seiten der Kalksteine giebt uns einen desto, wichtigeren Wink über den ss... geognostischen Horizont der nördlichen Eisensteinsreihe, als der zur Orientirung dienende Kalkstein noch weiter im Nor- den verschwindet. Die Michigammi - Eisensteingruppe ist also älter als der krystallinische Kalkstein und nimmt die Position des Quarzites der südlichen Distriete ein. Neben letzterem treten im Liegenden des Kalksteins Magnesite auf, wie sie, wenn auch weniger als Serpentin, so doch als Chlorit- und Talkschiefer für die unteren Horizonte der eisensteinführenden Schichtenreihe des Nordens bezeichnend sind. Am Michigammi-Eisenberge ist somit der nördliche Habi- tus des untersten Gliedes der den Gneiss auflagernden Reihe vertreten, mit anderen Worten kieseliger Eisenstein und Magne- 'sitgestein nehmen hier bereits, wie im ganzen nördlichen Di- striete, die Stelle des Quarzites ein, über welchem an dieser Localität noch Kalkstein erscheint, wie er für die südliche Entwickelungsreihe bezeichnend ist, während er weiter im Norden ganz verschwindet. B. Smith Iron Mountain (T. 46, R. 29 der Karte und Taf.;X.;,Fig.. 3, unds5): Ziemlich im Mittelpunkte der Oberen Halbinsel von Mi- chigan erhebt sich direct an den Ufern des Michigammi-Flusses zwischen glockenförmigen Gneiss- und Granithügeln ein steiler, ungefähr 200’ hoher Kamm. So weit das Auge reicht, treten die Gebirgsarten nackt zu Tage, Feuer hat sie ihrer vegetabi- lischen Bekleidung beraubt. Aus weiter Ferne erkennt man die Gneisse und Granite an ihrer röthlichen Farbe, nur jener Kamm, der Smith Iron Mountain, erscheint dunkel stahlgrau gefärbt und besteht aus mehr oder weniger kieseligem Roth- eisenstein. Verlegt man die an verschiedenen Punkten dieses Eisenberges und der ihn umgebenden Hugel gemachten Beob- achtungen in eine Ebene, so erhalten wir das Taf. X., Fig. 5 gegebene Profil und folgende Gesteinsreihe: a. Gneiss-Granit von vorwaltendem fleischrothen Orthoklas, rauchgrauem Quarz und wenig Glimmer, mit Zwischen- lagen von dünnblätterigem Glimmerschiefer. b. - Quarzit, grobkörnig, in 2 bis 3’ mächtigen Bänken. 250’, Chloritschiefer mit vielen kleinen Magneteisenstein - Ok- taedern. 15’. d. Quarzit, weiss, graubraun gebändert. 30”. 1. 536 Chloritschiefer mit vielen Granaten. 35’. Quarziger Chloritschiefer, bestehend aus feinschuppigem Chlorit und viel feinkörnigem Quarz; je nach dem Chlorit- gehalte weitläuftig hell oder dunkel graugrün bandartig gestreift; mit Pistazit- und Quarzschnuren. Quarzit, hellgrau oder weiss mit scharf begrenzten zoll- breiten Bändern von rothbraunem Eisenkiesel und feinen Streifen von kieseligem Rotheisenstein. 170’. Diorit, mittelkörnig, dunkel schwarzgrüune Hornblende herrscht vor; mit Schwefelkieseinsprenglingen: Ein La- ger von 120° Mächtigkeit. Ausgezeichnet scharf gebänderter Quarzit und Eisen- kiesel mit Lagen von kieseligem Rotheisenstein. Diorit wie h. 150. Bandartig abwechselnde Lagen von weissem oder grau- braunem Quarzit, rothbraunem Eisenkiesel und unreinem kieseligen Rotheisenerze. Neben letzterem treten zoll- breite Bänder von dunkeler Farbe auf, welche wiederum in 5 scharf geschiedene Zonen geschieden sind. Die erste dieser besteht aus tombakbrauner, metallisch glan- zender, strahliger Hornblende, die zweite aus dichtem Magneteisenstein, die dritte aus sehr feinstrahliger, tombakbrauner Hornblende und Quarz, die vierte aus schwarzer säuliger Hornblende und die fünfte aus dich- tem Magneteisenstein. m. Diorit wie h. 180’ mächtig. = Bandartige, äusserst gleichmässige Folge von + bis 1 Zoll dicken Lagen von reichem stahlgrauen Rotheisenstein und solchen von Quarz nnd blutrothem Jaspis ; ca. 100. Eisensteinbreceia. Eckige bis fussgrosse Bruchstücke von Quarz-Jaspis, kieseligem und reichen Rotheisenstein liegen dicht neben einander in einer Grundmasse von schuppigem Eisenglanze und Quarz. 60". Stahlgrauer, feinkörniger, reicher Rotheisenstein. mit Bändern von Jaspis. Zonenweise verschwinden letztere, so dass Striche von reinem, dünn gebetteten Rotheisen- stein entstehen. 120 bis 150. Diese sammtlichen, an Modificationen reichen Schichten- complexe. lassen sich in drei Gruppen zusammenfassen: 1) Quarzite mit Chloritschiefern, 537 2) Bandartig abwechselnde eisenschüssige Quarzite und kieselige Rotheisensteine mit Dioritlagern. 3) Rotheisensteine mit Bändern von Jaspis,, sowie Eisen- steinbreceia, welche zusammen eine- Mächtigkeit von ungefähr 1500 bis 1800’ haben. Die Unterschiede zwischen ihnen und der erst beschrie- benen südlichen Entwickelungsreihe des eisensteinführenden Schiebtencomplexes sind augenscheinlich. Die in letzterem eine so hervorstechende Rolle spielenden Kalksteine sind am Smith Iron Mountain nicht vertreten. Dahingegen erscheinen hier Chloritschiefer und Diorite bereits unter der Eisenerzgruppe, welche zugleich das jüngste Glied der in dem erwähnten nörd- lichen Bezirke entwickelten Gesteinsreihe repräsentirt. Tritt ferner weiter im Süden das Eisenerz erst in einem 6000’ über der Basis der Gesteinsreihe liegenden Horizonte auf, so hat es hier bereits mit 1800° Höhe über der Grenze mit den Gneissen abgeschlossen. Bei dem im Smith-Mountain-Schich- tencomplexe durchweg, grossen Reichthum an Kieselsäure ist es deshalb wahrscheinlich, dass die Eisensteingruppe der letzt- genannten Localität ein Aequivalent des Quarzites, des unter- sten Gliedes der betreffenden südlichen Entwickelungsreihe, ist; eine Annahme, welche durch die eben beschriebenen Aufschlusse am Michigammi Mountain bedeutend unterstützt wird, Die Jüngeren Glieder des eisenerzführenden Systems vom Quarzit aufwärts sind dann am Smith Mountain gar nicht zur Ablage- rung gekommen, weil sich dieser schon über den Spiegel des Meeres erhoben hatte. Dass die Eisenerze des Smith Moun- tain bereits Küstenbildungen waren, beweist die grobe Eisen- steinbreecia aus. wenig gerollten, eckigen Bruckstücken. Nach ihrer vollständigen Erhebung über den Meeresspiegel konnten sich dort also keine Niederschläge mehr bilden, während in dem heutigen südlichen Eisendistriete die Schichtenreihe unge- stört und vollständig abgesetzt wurde. Geotektonische Verhältnisse. Das Studium der geotektonischen Verhältnisse des Smith - Mountain - Districtes wird ausser durch die völlige Eutblösstheit von vegetabilischer Decke durch die von Eisbergen und Wogen bewirkte Abrun- _ dung und Polirung seiner ganzen Oberfläche erleichtert. Die den Smith’schen Eisenberg bildenden Schichten sind der süd- liche Endpunkt einer von drei Seiten von Granit und Gneiss 538 umgebenen, engen, sich von Norden nach Suden erstreckenden Schichtenzone (siehe Taf. X., Fig. 3), welche die Fortsetzung der eisensteinführenden Gebilde von Negaunee und Marquette zu sein scheint. Die Schichten des östlichen Flügels dieser engen Mulde streichen von Norden nach Süden, wenden sich dann in vollständigem Halbkreis, dessen Durchmesser ungefähr 3000’ beträgt, zuerst nach Westen und dann nach Norden. Dabei verändern sie ihr Einfallen von einem westlichen in ein nördliches und zuletzt ein östliches, fallen also nach einem Mittelpunkte zu. Die inneren Grenzen des Gneissbeckens ent- sprechen vollständig der Form der synklinalen Eisenstein- Schichtenzone. Das Streichen des Gneisses jedoch bleibt sich in seiner nordnordwestlichen Richtung gleich, so dass seine discordante Ueberlagerung durch die Quarzit-Eisenstein-Schich- tenreihe an deren sudlichem Wendepunkte ihr Maximum er- reicht. Das Bett des Michigammi-Flusses giebt diese geotek- tonischen Verhältnisse genau wieder, indem es eine dem Inneren der Mulde entsprechende tiefe Bucht formt, unter welche die Eisensteinschichten mit steilem Winkel einschiessen. ©. Iron Ridge (T. 47, R. 30 der Karte und Fig. 6, Taf. X.) Ziemlich 6 Miles weiter nach Nordwesten, südlich vom “ Michigammi-See, dessen Abfluss der Michigammi - Fluss bildet, erhebt sich in nördlicher Richtung ein Granitrücken von ca. 2 Miles Länge 250°’ hoch über die Hochebene, welche einem 1000’ über der Meeresfläche liegenden Niveau angehört. Dieser Granitzug, Iron Ridge genannt, repräsentirt eine jener ältesten Gesteinszonen, an welche sich die jüngere Schich- tenreihe angelegt hat, und an deren Abhängen die einzelnen Glieder dieser letzteren zu Tage treten. An der Iron Ridge lässt sich folgendes Profil beobachten (s. Taf. X., Fig. 6): a. Granit, hell fleischroth, bestehend aus gleichviel Ortho- klas und Quarz, wenig Chloritschuppen und noch we- niger Glimmer. b. Quarzit, hell grünlichgrau mit Einschlüssen von Chlorit- tafeln. c. Quarzitschiefer, körniger, sehr dunnschieferiger Quarzit und dünne Lagen von weissem Talk mit lenticulären Secretionen von weissem Quarz und einem grünen, ser- 539 pentinähnlichen Minerale, wodurch eine flaserige und wellige Structur erzeugt wird. d. Quarzitin mächtigen Bänken, weiss, rothlich oder grünlich geflammt mit 3 bis 4’ langen Nestern von Chloritschiefer. e. Abwechselnde dünne Lagen von weissem Quarzit, fein- körnigem Magneteisenstein und einem Gemisch von bei- den mit vielen rothen Granaten und Partien von schup- pigem Chlorit. Häufig umgiebt eine Kruste von Chlorit den Granat. f, Dunkelgrüne Chloritschiefer , angefullt von zollgrossen, rothen Granaten und über faustgrossen Partien von massigem, rothen Granat. g. Lauchgrüne Chloritschiefer mit schmitzförmigen Einlage- rungen von Quarz und Orthoklas. Das Hangende dieser unter 60° von dem Granite abfallen- den Schichten ist durch Sumpf verdeckt, erst in ungefähr 1500 Fuss Entfernung tritt Rotheisenstein zu Tage. Diese Gesteinsreihe besteht somit aus einem ungefähr 1000 Fuss mächtigen Complexe von Quarziten und Chlorit- schiefern mit Granaten und Magneteisensteineinschlüssen, cor- respondirt somit mit der untersten Schichtengruppe am Smith- und Michigammi-Eisenberge, entfernt sich aber in ihrem pe- trographischen Charakter noch mehr als jene von dem des Quarzites im südlichen Distriete. Die Zonen von gebändertem Jaspis, Quarz und kieseligem Rotheisenstein sind an der Iron Ridge verdeckt. Der obersten Gruppe von vorwaltendem Roth- eisensteine, wie sie die felsigen Abfälle der „Smith- und Michigammi Iron Mountains“ bilden, entspricht in der Schich- tenreihe der Iron Ridge das oben erwähnte isolirte Ausgehende von Rotheisenstein. D) Der Bergwerksdistriet von Negaunee nahe Marquette. Normale Gesteinsfolge. Der der Umgegend von Negaunee angehörige, eisenerzführende Schichtencomplex ähnelt in seinem petrographischen Verhalten, wie zu erwarten, dem der Gesteinsgruppe von Smith Mountain und Iron Ridge sehr. Mit ersterer hat er das Auftreten von Dioriten, mit letzterer die starke Entwickelung von Chloritschiefern, mit beiden den Reichthum an z. Th. eisenschüssigen Quarziten gemein. 540 Sn Die Basis der auf Granit ruhenden Negaunee’r Schichten- reihe bildet zuunterst dünnschiefriger, über ihm liegend dick- gebetteter Quarzit (Taf. XI., Fig. 5), an welchen sich quarz- reiche, klüftige, dunkel graugrüne Chloritschiefer anschliessen. In dem untersten Horizonte des ersteren, des Quarzites, treten Streifen eines kieseligen Dolomites eingebettet auf, welche sich local erweitern und dann früher zum Kalkbrennen ge- brochen wurden. Sowohl in ihrem geognostischen Horizonte, als ihrem mineralogischen Charakter nach, unterscheiden sie sich weit: von den krystallinischen Kalksteinen des Sudens. Die Chloritschiefer, welche, wie eben erwähnt, zwischen. den Quarziteu an der Basis der nördlichen Entwicklungsreihe des huronischen Systems auftreten, umfassen an einzelnen Punkten lenticuläre Secretionen von glasigem weissen Quarz mit bis eigrossen Einsprenglingen von Kupferkies oder von goldhalti- gem Schwefelkies. Auch Schnüre von Bleiglanz, z. Th. di- rect im Chloritschiefer, z. Th. in Quarzausscheidungen, sind bekannt und bergmännisch aufgeschlossen worden. Auf diese Quarzitreihe mit Dolomit- und Chloritschiefer- Zwischenlagerungen folgt, der Smith - Mountain-Gruppe ganz entsprechend, ein mächtiger Schichteneomplex von zuunterst weiss und braun gebändertem Quarzit, dann braunrothem Quar- zit oder rothem Jaspis mit Bändern von kieseligem Rotheisen- erz. In noch höheren Horizonten werden die Streifen von Quarz seltener und schmaler, die Eisenerzlagen weiter und reiner, und zuletzt verschwindet der Quarz in einer 50 bis 60 Fuss weiten Zone bis auf blutrothe Linien von Jaspis voll- ständig; dann entstehen die Rotheisensteinlagerstätten, wie sie in so grossartigem Maassstabe in den Gruben um Negaunee abgebaut werden. Unterbrochen wird diese Folge von an Eisen- gehalt mit der Höhe ihres geognostischen Horizontes zuneh- menden Quarziten ähnlich wie am Smith’s Eisenberge durch zwei Einlagerungen von Diorit, eine von ca. 1400, die andere von 4—500 Fuss Mächtigkeit, und einigen Betten von Chlorit- schiefern. Jener Diorit hat den normalen petrographischen Charakter, ist dunkelgrün, stellenweise grau gefleckt und schwankt in sei- nem Gefüge zwischen grobkörnig und aphanitisch. Dass der- selbe nicht, wie man früher glaubte, die huronische Reihe durchbrochen und gehoben hat, sondern regelmässige Lager 541 zwischen den eisenschüssigen Quarziten und Eisenkieseln bil- det, also von letzteren z. Th. unterteuft wird, ist an. verschie- denen Aufschlüssen, so an der Foster und der Ogden Mine, deren Profile Taf. XI., Fig. 1 u. 2 wiedergegeben sind und auf welche wir später zurückkommen werden, deutlichst zu beobachten. Mineralogischer Charakter des Rotheisenstei- nes. In gewissen Zonen der oberen Reihe von kieseligen Eisenerzen verschwinden die sonst mit Bändern von Rotheisen- stein abwechselnden Lagen von Quarzit, wodurch, wie erwähnt, mächtige Lager reinen Rotheisenerzes entstehen. Solche Vor- kommen repräsentiren dann eine charakteristische Felsart der huronischen Schichtenreihe von Michigan und zeichnen sich durch folgende mineralogische Eigenthümlichkeiten aus. Der Rotheisenstein ist: 1) körnig, dunkel stahlgrau mit feinen Quarzkörnchen, in mächtigen Bänken. Bei feinkörnigen Varietäten erkennt man mit, der Lupe die einzelnen Eisenerzkörnchen als kleine Oktaöder; grobkörnige Varietäten werden aus allseitig ausge- bildeten, bis 4 Zoll grossen scharfen Oktaödern gebildet, welche durch mehr oder weniger dichtes oder körniges Rotheisenstein- Cement zusammengehalten. werden. 2) dicht, stahlgrau, mit schwach muscheligem Bruche, mit dünnen Lagen und feinen Adern von kirschrothem Jaspis. Strichweise liegen in dieser dichten Grundmasse äusserst scharfe, fast 4 Zoll grosse Oktaöder. Manche dieser dichten Eisensteinvarietäten haben einen ausgezeichneten Moiree-Glanz, eine Folge des verschiedenen Kieselsäure-Gehaltes der einzel- nen dünnen, gewundenen Lagen des Erzes. Der dichte Roth- eisenstein umschliesst kopfgrosse Ausscheidungen von quadrat- zollgrossen, mit einander verwachsenen Eisenglanzschuppen, _ während traubiger Glaskopf die Wandungen von Drusenräumen überzieht. Im unteren Horizonte der Rotheisensteinzone um- - fasst die dichte Varietät strichweise sehr zahlreiche Bruchstücke von Quarz und gebändertem Jaspis, welche z. Th. scharfkan- tig, z. Th. abgerundet sind. Die Structur dieses Eisenstein- conglomerates ist besonders deutlich an solchen Felsköpfen zu beobachten, welche von Eisbergen glatt polirt sind. 3) schieferig, in äusserst dünnen, auf den Schieferungs- flächen stahlglänzenden, spiegelnden Lagen von sehr reinem 542 Eisenstein, z. Th. mit Körnchen von rothem Jaspis und klei- 1 nen Eisenerz-Oktaödern. Die etwas kieseligen Varietäten zei- gen dann und wann scharfe Wellenfurchien auf ihren Schich- tungsflächen. 4) faserig, in fusslangen Strahlenbündeln, welche in | die feinsten Nadeln spaltbar sind. Die reinste Varietät der Negaunee’r Eisenerze. | Die als Einschlüsse, vorwaltende oder ausschliessliche Bestandtheile der oben beschriebenen Varietäten erwähnten | Oktaöder sind sämmtlich sehr scharf und allseitig ausgebildet, lassen sich aus dem Cemente von dichtem oder feinkörnigen Eisenerze herauslösen, haben ebene, stahlglänzende, spiegelnde || Flächen und gleichen überhaupt in ihrem äusseren Habitus dem Magneteisenstein vollständig. Hier und da jedoch sind | sie von einem abfärbenden, dünnen Ueberzuge von Rotheisen- | ocker bedeckt, geben in allen Fällen ein kirschrothes Pulver und äussern nie den geringsten Einfluss auf die Magnetnadel. Locale Modificationen der huronischen Ge- steinsreihe. In einem schmalen Striche im Liegenden der Betten von Rotheisenstein-Varietäten, also in der Gruppe des | gebänderten Quarzites, Jaspis und Eisenerzes, wird der Roth- | eisenstein von Brauneisenstein vertreten. Er bildet eine den | Abbau lohnende Zone und wird in der Foster-Mine gewonnen. Die betreffenden, mehr oder weniger mächtigen Schichten wer- || den gebildet von unregelmässigen, erbsen- bis nussgrossen | Brauneisensteinpartien mit rauher Oberfläche, verbunden durch | körnige Quarzmasse, und fallen unter 60 Grad unter den nörd- | lich davon anstehenden Diorit ein (Taf. XI., Fig. 1). Ge- I wisse unregelmässig gestaltete und regellos in dieser Schichten- | reihe vertheilte Zonen bestehen aus einem ockerigen , caver- nösen, reinen Brauneisenstein ohne Quarzbeimengung. Sein | mulmiges, zerfressenes Aussehen, seine Cavernosität, sein Ueber- | gang in den quarzigen Brauneisenstein machen es wahrschein- | lich, dass er durch Auslaugung der Kieselsäure aus dem letz- | teren gebildet worden ist. j | Das Dioritbett, welches diese Brauneisensteinzone uber- lagert, fällt wie die Schichten dieser letzteren gegen Norden | ein, hebt sich aber bald wieder und formt dann im Verein mit den gebänderten Quarziten und den in diese eingelager- | ten Eisensteinen eine von Westen nach Osten streichende 543 Mulde. Correspondirend der Position der eben beschriebenen Brauneisensteine,, also direet unterhalb des Diorites, tritt am nördlichen Flügel dieser Mulde (Taf. XI., Fig. 2) ein schie- ferig kieseliges Erz auf, welehes das Aussehen eines dichten kieseligen Bokheissriskeine hat, jedoch einen rothbraunen Strich giebt, stark magnetisch ist und ein Gemisch von Rotheisen- ' stein. und Magneteisenstein zu sein scheint. Diese Eigenthum- lichkeit ist jedoch nur localer Art; denselben Schichten 200 Schritte folgend, ist die magnetische Einwirkung der Erze auf die Nadel vollständig verschwunden. Im Liegenden dieser ungefähr 300 Fuss mächtigen Zone von kieseligem, mit Magneteisenstein gemengten Rotheisen- steine wird das Eisenerz z. Th. von Manganerz‘ verdrängt. Neben zahlreichen, durch den wechselnden Procentgehalt des Erzes an Mangan und Eisen bedingten Zwischenstufen treten Streifen eines reinen, dichten, schwarzen Psilomelans, mit kleineren Partien von Hausmannit gemengt, auf. ‚Während der untere Schichtencomplex der mit Quarzit gebänderten, kieseligen Rotheisensteine durch das oben be- schriebene zonenweise Auftreten von Brauneisenstein und Man- ganerzen Mannichfaltigkeit erhält, so entstehen in der’ oberen Gruppe der Entwickelungsreihe, wie sie in der .Jackson-Mine und deren Umgebung aufgeschlossen ist, durch das Auftreten von Chlorit- und Talkschiefern mit Magneteisenstein ober- und unterhalb der Rotheisensteine und von eisenschussigen Thon- schiefern und Serpentin zwischen mehr oder weniger kieseli- gem Rotheisenerze locale Modificationen. So wird die durch die Washington-Mine abgebaute Lagerstätte von z. Th. körni- gem Rotheisensteine von folgendem Schichtencomplexe‘ unter- teuft (siehe Vaf. XI., Fig. 3): a) Silberweisse Talkschiefer mit vielen Magneteisen- stein-Okta&dern, welche sich nach b) zu an Zahl und Grösse vermehren. b) Körniger Magneteisenstein mit Birciii von Talk- schiefern und Anflügen von Chloritschuppen. 3 Fuss. c) Talkschiefer, wie a). 8 Fuss. d) Magneteisenstein und in ihm bis kopfgrosse Partien von Kupferkies, gemengt mit Schuppen von Chlorit. 2 Fuss. 544 e) Weisse Talkschiefer mit vielen zoll- bis fusslangen | lenticulären Massen von Magneteisenstein. 5 Fuss. | f) Dunkelgrüne . Chloritschiefer, stellenweise mit, Magneteisenerz- und Kupferkies-Einsprenglingen. 5 Fuss. g) Magneteisenstein, hier und da mit Einsprenglingen 'von Magnet- und Kupferkies, sowie Schnüren von | Chlorit. Nach dem Hangenden und Liegenden zu ist | diese Erzlagerstätte durch allmälige Ueberhandnahme | des Chlorits mit den Chloritschiefern verwachsen, | 5 Fuss. aba | h) Chloritschiefer. 4 Fuss. Rn i) Schieferiger Rotheisenstein. | I . Hier treten also direet unterhalb des aus Magneteisenstein || entstandenen, mit Quarz gemengten Rotheisensteins reine Magneteisensteine, z. Th. gemengt mit Schwefelmetallen zwi- | schen Talk- und Chloritschiefern auf. | Auch in der Lake Superior, wie in der Cleveland-Mine, liegt ein Bett von reichem Rotheisenstein unmittelbar auf Chlo- | ritschiefern auf und wird ohne stattfindende Uebergänge wie- | derum von eisenarmen Quarziten überlagert (Taf. XT., Fig. 6), während ganz in der Nähe ein Rotheisensteinlager unter- ı halb der Chloritschiefer auftritt und an einer anderen Stelle | ein nur wenige Fuss mächtiges Bett von schieferigem Roth- | eisenstein flötzartig zwischen Chloritschiefern eingelagert ist. | In allen diesen Fällen umfasst der Chloritschiefer eine grosse Anzahl kleiner stahlglänzender, wie Magneteisenstein aussehen- || der Oktaöder, welche aber blutrothen Strich geben und keinen | Einfluss auf die Magnetnadel äussern. | Die Vergesellschaftung von Serpentin, Thonschiefern und || Rotheisenstein geht aus einem, Taf. XI., Fig. 4 wiedergege- benen Profile in der Jackson-Mine hervor: die Fläche läuft von Norden nach Süden; an ihrem nördlichen Ende ist ein | chocoladebrauner, eisenschüssiger, klüftiger Thonschiefer (a) aufgeschlossen. Direct auf ihm und durch eine ebene Fläche | begrenzt lagert ein 15 Fuss mächtiges Bett von körnigem | Rotheisenerz (b), welches nach oben zu scharf von einer bis zu 18 Zoll mächtigen Lage vou gelblichgrünem, sehr weichen || ‚Serpentin (€) abgeschnitten wird. . Der nun folgende Roth- eisenstein (d) ist nach unten mit dem Serpentin verwachsen | und hat ein ausgezeichnet langfaseriges Gefüge. Er geht über 545 in fast dichtes, unregelmässig weitgeklüftetes Rotheisenerz (e). Dieses wird nach Süden zu scharf von einem dunkelgrünen, dünnschieferigen, quarzreichen Serpentin (f), der ‘eine 3 Fuss mächtige Lage bildet, abgeschnitten, unter welcher gebänderter, aber vielfach geknickter, mit Jaspis Bw schsalfieeh,, kieseliger Rotheisenstein auftritt. ' Aehnliche lagenförmige Auftreten des Serpentins zwischen Rotheisenstein wurden in anderen Tagebauen beobachtet. Entwicekelungsprocess der Eisenerze. In der Eisenstein-Gruppe der Umgegend von Negaunee sind, wie ein Rückblick über die letzten Seiten lehrt, folgende Eisen- erze vertreten: 1) Rotheisenstein, vorwaltend vor allen anderen Erzen, kieselig bis fast rein, faserig schieferig, körnig, dicht, mit viel Oktaödern, hier: und da mit Serpentinlagen ; die benachbarten Chloritschiefer sind voll kleiner Oktaöder von Eisenoxyd. 2) Rotheisenstein und Magneteisenstein gemischt, bei Ne- gaunee an einer einzigen Localität, während weiter südlich dem Rotheisenstein durchweg Spuren von _Magneteisenstein beigemengt sind. 3) Magneteisenstein , rein oder mit Schwefelerzen , sowie mit’ Chloritschuppen gemischt. 4) Brauneisenstein, z. Th. mulmig und zerfressen. Diese verschiedenen Erze repräsentiren verschiedene Sta- dien in dem Entwickelungsprocesse der Eisensteine von Michi- gan. Gehen wir bei Verfolgung ... vom Rotheisen- erz aus. Das Rotheisenerz muss durch Bahäsrion aus dem Magnet- eisenstein hervorgegangen sein. Das grossartige Auftreten von’ Pseudomorphosen des erstgenannten Erzes nach Magnet- eisenstein ist dafur ein sprechender Beweis. Dass’ aber jene Oktaöder mit rothem Strich Pseudomorphosen und keinenfalls dimorphe Gestalten des Eisenoxyds sind, dafür spricht folgende Betrachtung. Einer der gewöhnlichsten und charakteristischen accessorischen Bestandtheile des Chloritschiefers ist okta&dri- scher Magneteisenstein. Auch die Chloritschiefer der Eisen- steingruppe von Negaunee sind voll oktaödrischer Kryställchen, welche völlig das Aussehen von Magneteisenstein haben, sich jedoch durch ihr rothes Pulver als die nächst höhere Oxyda- tionsstufe des Eisens ausweisen. Ergiebt sich daraus nicht 546 der Schluss von selbst, dass die für den Cloritschiefer cha- rakteristischen Oktaöder von Eisenoxydoxydul in Eisenoxyd umgewandelt worden sind? Bejaht man diese Frage, so muss man den direct neben jenen Chloritschiefern, z. B. in Form mächtiger Bänke auftretenden Oktaödern von Eisenoxyd die- selbe Entstehungsweise zuschreiben. Magneteisenstein hat sich also in Rotheisenstein umge- wandelt. Den. verschiedenen Stadien dieses Ueberganges ent- sprechen die Gemenge von beiden Erzen, wie sie fast durch- weg in den südlichen Eisendistrieten am Menomonee- Fluss, am charakteristischsten aber in der Ogden Lagerstätte Br Ne- gaunee auftreten. Das durch Oxydation de Magneteisensteins entstandene Eisenoxyd hat sich zum grössten Theil unverändert erhalten, nur. local ist es, zweifellos erst in jüngeren Zeitaltern, durch Aufnahme von Wasser in Brauneisenstein übergegangen. Die Frage nach dem Entwickelungsprocesse, aus welchem Brauneisenstein‘, Rotheisenstein, das Gemenge von Rotheisen- stein und Magneteisenerz aus Magneteisenstein hervorgegangen, beantwortet sich scmit ziemlich bestimmt. Hypothetischer ist die Geschichte des Magneteisensteins, bis zu welchem sich obengenannte Erze zurück verfolgen lassen. T'hatsache jedoch ist es, dass die Eisenerze besonders in den sudlichen Distrieten von einem mächtigen Systeme von Kalkstein und Dolomit unterlagert: werden, dass Kalkstein- und Dolomitschmitze in den Talkschiefern oberhalb der Eisensteine auftreten. Kann nun nicht im huronischen Zeitalter mit demselben Rechte wie kohlensaurer Kalk und Magnesia auch kohlensaures Eisen- oxydul in kohlensäurehaltigem Wasser aufgelöst gewesen und aus diesem niedergeschlagen worden sein? Dass organische Substanzen, welche die höhere Oxydation des Eisenoxyduls verhinderten, auch schon damals existirten, scheint kaum frag- lich, wenn wir in Berücksichtigung ziehen, dass Palaeotrochis major und minor ganze Betten im Huron von Nord-Carolina bilden. Mithin waren die Bedingungen für die Bildung von Eisenspath -Flötzen bereits in dem huronischen Zeitalter‘ vor- ‚handen. Die Möglichkeit der Entstehung von Magneteisenstein aus ‚kohlensaurem Eisenoxydul ist ‚ebenfalls dargethan (BıscHor, II, 158). Mit dieser Umwandlung schliesst sich die Kette der 547 Entwickelungsphasen, welche die Eisenerze der Oberen Halb- insel von Michigan durchlaufen zu haben scheinen. Sphäro- siderit wurde aus kohlensäurereichen Gewässern abgesetzt, durch eine theilweise Oxydation desselben entstand Magnet- eisenstein, durch weitere Aufnahme von Sauerstoff das Ge- menge von Magneteisenstein und Rotheisenstein und endlich reiner Rotheisenstein; aus diesem sporadisch durch Zutritt von Wasser Brauneisenstein. Die interessante Frage, wann dieser Entwickelungspro- cess stattgefunden habe, durfte durch die Thatsache eine Ant- wort erhalten, dass der das Eisenerz bedeckende Potsdam- Sandstein Rotheisensteiu- Fragmente von Cubiklachtergrösse herab bis zum feinsten Koörnchen umfasst; dass diese Bruch- stüacke alle genau ‘denselben Habitus haben wie Handstücke, welche einer Tiefe von mehr als 50 Fuss entnommen sind, während der jene Einschlüsse umfassende Potsdam - Sandstein, nicht die geringste Veränderung seines Charakters erfahren hat. Der Schluss ist somit ein natürlicher, dass die Oxydation des Sphärosiderites in Magneteisenstein und später in Rotheisen- stein vor sich gegangen sein muss, ehe jene Fragmente von dem Muttergestein getrennt und vom Sande des Silur- Meeres umhullt wurden, dass somit der Verwandlungsprocess der Eisen- erze, bis’ auf die Entstehung von Brauneisenstein, bereits be- endet war, als sich das huronische Festland wieder unter den Spiegel des silurischen Oceans senkte. | Geotektonische Verhältnisse. Ist auch die oben beschriebene Gesteinsreihe in ‘grosser Vollständigkeit durch Aufschlusse entblösst, so sind letztere doch auf einen verhält- nissmässig zu kleinen Flächenraum beschränkt, um zu mehr als zu einem allgemeinen Bilde ihrer geotektonischen Verhält- nisse und horizontalen Verbreitung genugendes Material zu liefern. Von der Sud- Küste des Lake Superior aus, wo sie öst- lich von der Halbinsel Keweenaw Point halbkreisförmig in dessen Wasser hervortritt, ziehen sich zwei 30 bis 40 Miles breite Zonen von Gneiss, Granit und Syenit in westlicher Richtung in das Innere der „Oberen Halbinsel von Michigan.“ Das langgestreckte, durchschnittlich 10 Miles breite Becken zwischen ihnen ist von der eisenerzführenden Gesteinsreihe ausgefüllt. Ihre Schichten fallen, wie an den südlichen, be- Zeits. d. D.geol. Ges. XXI. 3. 36 548. reits beschriebenen Punkten, von dem unterliegenden Gneiss, Granit und Syenit weg, der Längenaxe der entstehenden Mulde zu, welche mit einer von dem Hafenplatze Margquette in west- licher Richtung nach dem Michigammi - See gezogenen Linie zusammenfällt. Im Inneren dieser Hauptmulde tritt die auf den Rändern der Gmneisszone aufliegende älteste Gruppe der eisenerzfuhrenden Gesteinsreihe von Neuem wiederholt zu Tage und bildet so eine ganze Reihe synklinaler Schichtenzonen und Basins, deren aller Längenaxe parallel der der Hauptmulde ist... So formt dieselbe Eisensteinsschicht verschiedene Aus- gehende, welche bergbaulich bearbeitet werden. In den grossen Tagebauen, in welchen dies geschieht, ist die beste Gelegen- heit zur Beobachtung des muldenformigen Baues jener Gegend gegeben. :Allein in der südlichen, durch Bergbau aufgeschlosse- nen Hälfte der Gesammtzone der eisenerzführenden Schichten wiederholt sich die Muldenbildung dreimal und ist Taf. XI., Fig. 5 wiedergegeben, während kleinere an der Oberfläche nicht bemerkbare bogen- oder sattelförmige Biegungen durch fast jeden Grubenbau entblösst sind. Einige ausgezeichnete Beispiele für solche Structur sind Taf. XI., Fig. 6, u. Taf. XMH., Fig. 1, 2 abgebildet und bedürfen keiner Erläuterung. Vielfach'ge- wundene Biegungen und zickzackförmige Knickungen in sehr klei- nem Maassstabe lassen sich ‚an fast jedem Ausgehenden des ‘ mit rothem Jaspis gebänderten Rotheisensteins in ausgezeich- neter Schärfe beobachten. Jüngere’ eruptive Gesteine. Die felsigen, vorge- birgereichen Ufer des Oberen Sees unmittelbar nördlich von Marquette werden von kieselreichem und deshalb harten Chlo- ritschiefer gebildet, welcher der: untersten huronischen , also der Quarzit-Reihe ‚angehört, und dessen scharfe Schichtung _ von Osten nach Westen streicht. Diese Chloritschiefer ‘sind von einigen stock- und gangförmigen eruptiven Gesteinen durch- setzt,. deren feine Verästelung in Folge der Politur der Ge- steinsoberfläche durch Eisberge deutlich hervortritt. | Taf. XH., Fig. 3 giebt die Horizontalansicht eines klei- nen, nur 30 Fuss langen und 20 Fuss mächtigen Stockes von schwarzgrünem, mittelkörnigen Diorit,: welcher sieh nach Westen zu in Form einer grossen Anzahl von 1 Zoll bis 1 Fuss mächtigen Trümern: in das Nebengestein : verzweigt... Diese Ausläufer folgen meist der Schichtung, springen jedoch häufig 549 in rechtem Winkel auf eine der nächsten Schichtungsflächen über und folgen dieser eine Strecke weit, um von Neuem auf eine andere überzusetzen. Diese Trumer lassen sich auf eine Entfernung von über 50 Fuss vom Stocke aus verfolgen. Am äussersten Ende des Felsenriffes, auf welchem sich der Marquetter Leuchtthurm erhebt, sind die hellgrünen kiese- ligen Chloritschiefer von einer Anzahl von Gängen eines sehr feinkörnigen, hornblendereichen, fast schwarzen Diorites durch- setzt. Einige von ihnen folgen in ihrer allgemeinen Richtung dem Streichen der Schiefer, setzen aber von einer Schichtungs- fläche auf eine andere, besonders deutlich ausgeprägte über, um auf dieser von Neuem auszulenken und wiederum abzu- springen (Taf. XII., Eig. 4). In ihrem Verlaufe verzweigen sie sich vielfach. Die einzelnen Trümer zeigen dieselbe Eigen- thümlichkeit des Ueberspringens von einer Schichtungsfläche auf die andere. | Andere Dioritgänge durchsetzen den Chloritschiefer in rechtem Winkel und senden ebenfalls viele Abläufer aus, welche von einzelnen Schichtungsflächen abgelenkt werden, ehe sie ihrer alten Hauptrichtung wieder folgen. Etwas nördlich von diesen Localitäten tritt aus den ältesten huronischen Quarziten und Chloritschiefern ein Syenitzug zu Tage, welcher vorwaltend aus dunkel lauchgrüner, säulenförmi- ger, büscheliger Hornblende besteht, während die Zwischen- räume zwischen dieser von pfirsichblüuthrothem Orthoklas aus- gefüllt sind. Fleckenweise bildet auch der Orthoklas die Hauptmasse, in welcher Hornblendesäulen eingestreut liegen. Dieses Gestein umfasst an einzelnen Stellen zahlreiche, scharf- kantige, faust- bis kubikfussgrosse Bruchstücke von Diorit, Aphanit, Quarzit, Chloritschiefer und Rotheisenstein , ist also jünger als die huronische Schichtenreihe. Die oben beschriebenen sind die einzigen mir in der Marquetter Eisenregion bekannten Vorkommen von jüngeren erup- tiven Gesteinen. Wogen- und Eisberg-Einwirkung. Wie schon früher angedeutet, ist die Oberfläche der Gesteine des Negau- nee’r Bergwerksdistrietes und der Umgegend von Marquette durch Wogen- und Eisbergeinwirkung abgerundet, polirt und dann ‘wieder geritzt. Die härteren und dichteren Felsarten wie Quarzit, kieseliges Eisenerz und Aphanit besitzen selbst 36 * 550 auf den höchsten Bergkuppen der Umgegend eine so spiegel- glatte Oberfläche, dass sie, wo sie nicht durch Vegetation be- deckt ist, das Gehen beschwerlich macht. Diese Polirung ist auf die nördlichen Abhänge und die Gipfel der Hügel und Kuppen beschränkt, während deren südliche Abfälle raub und zackig, geblieben sind. Ueber jene nördlichen Abhänge ziehen sich in südlicher Richtung bis zu 2 Fuss tiefe und 12 Fuss weite glatte Eisrianen oft eine dicht neben der anderen (siehe Taf. XII, Fig. 5). In ihre Oberfläche oder, wo sie fehlen, in die polirte Oberfläche der abgerundeten Felskuppen sind, wie es scheint, vermittelst am Boden von Eisbergen angefrorener Gesteinsbruchstücke, so scharf wie mit Diamant, zwei Systeme von sich überall in ihrer Richtung gleichbleibenden Streifen eingeritzt, deren älteres nach Südwesten, deren jüngeres nach Süden streicht. Diluvialsand von schwankender Mächtigkeit mit erratischen Blöcken von verschiedener Grösse bedeckt die Oberfläche fast der ganzen Oberen Halbinsel von Michigan, also auch der Umgegend von Marquette und Negaunee.: Vorsilurische Wogeneinwirkung. Potsdam- Sandstein. Eine solche Abrundung und Polirung des Aus- gehenden der Gesteine hat aber nicht nur während der Allu- vialzeit, nein, auch bereits früher vor Ablagerung des silurischen Potsdam -Sandsteines stattgefunden. Als ein. Beispiel dieser Wogeneinwirkung und der Contactverhältnisse des Silurs mit einem Gesteine der eisenerzführenden Reihe ist das auf Taf. XIl., Fig. 6 abgebildete Profil instructiv. Etwa 2 Miles westlich von Marquette ragt direct an der Küste des Oberen Sees eine Klippe aus dem Alluvialsande, deren Kern aus weissem, zuckerigen Quarzite (a) besteht. Seine zollmächti- gen, scharfen Betten stehen fast senkrecht. Seine einst zacki- gen Conturen sind von der, kleine Sandkörner tragenden Bran- dung abgerundet, ihre Oberfläche glattpolirt worden, ist aber von Potsdam-Sandstein bedeckt, welcher die Schluch- ten und Sättel zwischen den Quarzköpfen ausfullt. Silurische Wogen haben also jene Felsen glatt geleckt! Die dünnen Schich- ten des Potsdam -Sandsteins würden horizontal liegen, wenn sie nicht, beim Austrockenen an Volumen verlierend, sich rings um die Klippe herum gesenkt hätten, so dass sie jetzt von dieser flach abfallen. Oestlich von diesem Punkte wird die ganze Sudkuste des Lake Superior von Potsdam-Sandstein ge- 551 formt, welcher von den jüngeren Gliedern des Silurs überlagert wird und im Verein mit diesen den’ östlichen, sich in Form einer Landzunge zwischen dem Oberen See und Michigan See ausdehnenden Flügel der Oberen Halbinsel von Michigan bildet. | Kurzes Resume. Das auf den letzten Seiten über die nördliche Entwickelungsreihe der eisenführenden Gesteine Ge- - sagte lässt sich übersichtlich wie folgt zusammenfassen: In den südlichen Distrieten der Oberen Halbinsel von Michigan besteht das_unterste Glied der eisenführenden Reihe aus Quarzit, welcher stellenweise etwas eisenschüssig sein mag. Nach Norden zu verändert dieser seinen Charakter in der Weise, dass sein im Süden nur sehr geringer Eisengehalt mit der Entfernung von dem südlichen Distriete wächst, dass Chlorit- und Talkschiefer sowie Serpentin zonenweise in ihm auftreten, und dass er mit Dioritbetten wechsellagert. Zugleich müssen diese nördlichen Gebiete vor‘ den südlichen über den Wasserspiegel gehoben worden sein, da wir die im Süden über dem Quarzit lagernde mächtige Schichtenfolge weder am Smith Mountain und der Iron Ridge, noch in der Umgebung von Negaunee repräsentirt finden. Der Michigammi Mountain hingegen bildet den Punkt, ‘wo die Charaktere der nördlichen und südlichen Entwickelungsreihe noch vereint auftreten, wo über der einen nördlichen Charakter tragenden Gesteinsgruppe von Quarzit, kieseligem Rotheisenstein und Magnesiten der dem Süden eigenthumliche krystallinische Kalkstein lagert. Am ‘Smith Mountain und an der Iron Ridge sind nur noch weisse oder eisenschüssige Quarzite, Chloritschiefer, Diorit und als jungstes Gebilde Rotheisenstein, Kalkstein hin- gegen gar nicht mehr repräsentirt. In der Umgegend von Negaunee ist Quarzit, Jaspis und Rotheisenstein vorwiegend entwickelt, zwischen welchen Zonen von Chlorit- und Thonschiefer, diese mit Betten von Magneteisenstein, ferner Einlagerungen von Diorit auftreten. Der Rotheisenstein kann strichweise von Brauneisenstein und Manganerzen vertreten werden. An allen Aufschlusspunkten der nördlichen Entwickelungs- reihe also besteht diese aus einer Gruppe von Quarzit, Eisen- « kiesel, kieseligen und reinen Rotheisensteinen, Chloritschiefern und Dioriten. Als Resultat der in diesem Aufsatze niederge- 552 legten, die @liederung der vorsilurischen Schichtenreihe be- treffenden Beobachtungen lässt sich somit die ‚weiter unten gegebene tabellarische Uebersicht aufstellen. Aequivalenz mit canadischen Gesteinen. . Die discordante Ueberlagerung der &neisse, Granite und Syenite durch die gleichförmig aufeinanderfolgenden Quarzite, Kalk- steine, Eisensteine und Schiefer im Verein mit der Verschie- denheit ihres petrographischen Habitus berechtigt uns zu einer der ÖOlassification der benachbarten canadischen vorsilurischen Schichtenreihe analogeu Zweitheilung der eozoischen Ge- bilde*) der Oberen Halbinsel von Michigan. In Canada fasst man die älteste Gesteinsgruppe, a aus Granit, Gneiss-Granit, Glimmer-Gneiss, Hornblendeschiefern und Kalksteinen bestehend, unter dem Namen des laurentischen Systems zusammen, während .die auf diesen ungleichförmig auflagernden und wiederum vom ältesten Silur in discordanter Lagerung bedeckten Quarzite, Jaspis, Kalksteine, Chlorit- und Thonschiefer mit Einlagerungen von Diorit als huronisches Sy- stem bezeichnet werden. Ist nun auch der factische Beweis der Aequivalenz der in diesem Aufsatze beschriebenen Schichtenreihe mit der ca- nadischen nicht zu fuhren, so dürfte doch ihre Aehnlichkeit als augenscheinlich zu den ältesten Gebilden der Erdkruste gehörige Gesteine, ihre Zweitheilung in einen vorwaltend- aus Gneiss- und einen zumeist aus Quarzit, Kalkstein und Schie- fern bestehenden jüngeren Complex, das Ueberlagerisein des letzteren durch untersilurische Schichten berechtigen, wie in Canada so hier die Gneiss-Granit-Reihe von Michigan. als laurentisch, die sie uberlagernde eisenerzführende Reihe als huronisch zu bezeichnen, wie es bereits in diesem Aufsatze und in der folgenden Tabelle geschehen ist: *) Seit Entdeckung von organischen Resten in dem azoischen Sy- steme beginnt man in Nordamerika für diesen Namen den des eozoischen Systems zu substituiren, begreift also alle vorsilurischen Gebilde bis hinab zu den unteren Laurentischen unter dieser Benennung. Auf die „Glie- derung der eozoischen Formationen Nord-Amerikas‘“ gedenke ich in einer späteren Arbeit zurückzukommen. 5353 e _ Tabellarische Uebersicht der vorsilurischen Schichtenreihe auf der Oberen Halbinsel von Michigan. - ner | & | Weiche oder quarzige und dann harte Talkschiefer mit = vielen Schnüren und Einlagerungen von Quarz, Ortho- N klas und Laumonit. En ” . > S | Diorit von mittlerem Korne bis aphanitisch. a nn & | Hellgrüne Talkschiefer mit Schmitzen von dolomit. Kalk- & stein, Orthoklas- und Quarzschiefer mit Talkbeschlägen, o mit einigen wenig mächtigen Dioritbetten. Chloritschiefer mit Betten von Diorit. . Dünnschieferige, dunkle Thonschiefer mit einzelnen Betten von hartem Quarzit. Chloritschiefer mit Lagen und Flecken von thonigem Rotheisenstein. Mehr oder weniger kieselige bis fast reine Rotheisen- steine. 600 bis & non |1200F.|8500 R.|13008. Krystallinischer dolomitischer Kalkstein, in sei- nem oberen Horizonte mit Betten von Thonschiefern und Chloritschiefern, sowie vielen Lagen von Quarz; seltener mit Conglomeraten. | Huronisches System 2500 bis 3500 F G \ | ‚Eisenkieselund Roth- [ eisenstein mit einzel- nen Serpentinlagern. Talk- wChloritschie- fer und Magneteisen- Y. » "Stein, Diorite und mit kiese- ligem Eisenerz sowie Manganerzen gebänderte Quarzite. \Quarzit nnd Chlorit- schiefer. Quarzit In seinem obe- ren Horizonte zuweilen stark eisenschüssig. 2500 bis 3000 FE. Nördliche Entwickelungs- Reihe Gneiss mit Betten von Hornblendegneiss und Hornblende- schiefern, Strichen von Chloritgneiss und Zonen von Granit, Chloritgranit und Syenit, Kalktalkschiefer, kryst. Kalkstein, Talkgneiss, sandig talkige Fleckschiefer mit Conglomeraten. Laurenti- sches System September 1868. 554 Inhalt. Einleitende Schilderung des Terrains; Literatur . . a) A. Die Gneiss-Granit-Reihe (das laurentische System) ec B. Die eisenerzführende Reihe (das huronische System) . 926 1) Südliche Entwickelungsreihe (Menomonee Eisenregion) . . 926 Gesteinstolge, „- AV a we wo Dan Geotectonische Verhältnisse. . - ». . » a RR L.e0 Eruptive Gesteine . . . 31 Lagerungsverhältnisse des Silurs uf ieh Hurchacke 1 Rückblick. 1.2 Sie. aa Tas SEE 2) Nördliche Untwirkeiungsegihe, aehlistn tk smöte >. a. Michieammi Iron? Moattam > 7.227 28. E SH 381 b: Smith- Iron Mountain... ur Sm ee er a se ATron Bideeh 7 4. 4% RS RE ua Ni IE RT d. Bergwerksdistriet N NecanneR.. ER Er Normale Gesteinsfolge. . . . a En 2 >, Mineralogischer Charakter des en | Locale Modificationen der huronischen Reihe. . . . 542 Entwickelungsprocess der Eisenerze . . „2... ...949 Geotectonische Verhältnisse . . » = 2 2 2 220.947 Eruptiv-Gesteine. . . ey rn Wogen- und Eisbeißeikhfirkung Sr -. 949 Vorsilurische Wogeneinwirkung und Potkähn- Sana 00 Vergleichender Rückblick... .-.: . . u. nsgr re Aequivalenz mit canadischen Gesteinen . . . 2.992 Habellarische Debersicht . . %-. ... 2: . Teer zus 559 3. Ueber die Constitution einiger natürlichen Tantal- | und Niobverbindungen. Von Herrn €. Rammeısgere ın Berlin. Wenn auch die Gruppe der tantal- und niobhaltigen Mi- neralien ihrer Seltenheit wegen nur einen geringen Raum. ne- ben den übrigen einnimmt, so hat sie doch in chemischer und krystallographischer Hinsicht ein grosses Interesse, besonders seit die Thatsachen, welche aus H. Rosr’s langjährigen Arbei- ten über jene Elemente sich ergeben haben, durch BLOMSTRAND, insbesondere aber durch Marıenac und DevIuLeE ihre. richtige Deutung erhielten. Wie-bekannt, waren es die grossen Verschiedenheiten im V.G. der Tantalite Finlands und derjenigen von anderen Fund- orten und die nicht minder grossen Differenzen im V. G. der daraus erhaltenen Metallsäuren, welche H. Rosr’s Arbeiten hervorriefen, in deren Verlauf zahlreiche Analysen der betreffen- den Mineralien aus seinem Laboratorium hervorgingen. Wir wissen, welches das Endresultat für H. Ross war: die Tan- talite Finlands enthalten Tantalsäure, die übrigen enthalten Unterniobsäure; jene betrachtete er als TaO°, diese als Nb’O'. Machdem Marıgnao gezeigt hatte, dass es nur eine Säure des Niobs giebt, dass Niob- und Tantalverbindungen isomorph sind, und dass beide Säuren nothwendig als Ta® O° und Nb’ O?° bezeichnet werden müssen, beide Elemente als fünfwerthig neben Vanadin etc. stehen, war es naturgemäss, in den soge- nannten Columbiten Niobsäure anzunehmen. Gleichzeitig hatte ein glücklicher Zufall dem genannten Chemiker einen Weg gezeigt, beide Säuren von einander zu trennen. Aus ihrer mit Fluorkalium versetzten Auflösung in Fluorwasserstoffsäure kry- stallisirt zuerst das höchst schwerlösliche Kalium-Tantalfluorid (K? TaFl”), aufgelöst bleibt das leichtlösliche Kalium - Niob- oxyfluorid (K’NbOFI’+ ag). Indem sich Marıcnac dieses 556 Mittels bediente, gelang es ihm, zu beweisen, dass alle von ihm geprüfte Tantalite und Columbite beide Säuren gleichzeitig enthalten und sich nur in Bezug auf deren relative Mengen unterscheiden. Alle diese Minera- lien sind: | m Fe Ta? 0° +nFeNb’O°, d. h. der Sauerstoff. des Eisenoxyduls und der Säure ist =—,1.29: Jetzt klärte sich der Grund ihrer Gewichtsverschiedenheit auf. Die tantalreichsten Mischungen, die finländischen Tan- talite, haben das höchste V. G.; die niobreichsten, d. h. tan- talärmsten Columbite, wie z. B. der grönländische, sind zu- gleich die leichtesten. Denn die Tantalsäure wiegt 7,6, die Niobsäure aber nur 4,5. | Allein es hat sich zugleich herausgestellt, dass an einem Fundort sehr verschiedene Mischungen des Tantalats und Nio- bats vorkommen können. So ist es zu Bodenmais der Fall; dort giebt es Columbite, welche 35,4 — 30,6 — 27,1 — 22,8 — 13,4 pCt. Tantalsäure enthalten und demgemäss die V.G. 6,2 bis hinab zu 5,7 zeigen. Nach den vorliegenden Unter- suchungen ist zwar das isolirte Vorkommen der beiden Grund- verbindungen, Fe Ta?0O° und FeNb?O° noch nicht mit Be- stimmtheit nachgewiesen, indessen nähert sich der Columbit von Grönland der reinen Niobverbindung im hohen Grade, denn er hat nur 3,3 pCt. Tantalsäure gegeben, besitzt aber auch nur ein V.G. = 5,36. Auch der uralische Columbit, dessen V.G. wenig höher ist, scheint gleicher Natur zu sein. Ich habe diejenigen Analysen der Tantalite und Colum- bite berechnet, bei welchen die relativen Mengen von Ta und Nb bestimmt worden sind, und finde folgende Mischungen: Columbit Fe Ta? 0° + 36— 40 FeNb’ O°. Grönland. (5,36) FeTa’O°-+4- . 6FeNh?O°. Bodenmais.*) (5,74) Limoges. (5,70) Akworth, N. Hampsh. (5,65) Fe Ta’ 0° 4FeNb’ O°, Haddam. (6,05) Bodenmais. (5,75) *) Koseur’s Dianit. 597 ’ Columbit Fe Ta’ O°+3FeNb?O%, Bodenmais. (9,92) (6,26) Hl Haddam. (6,15). Fe Ta? O°--2FeNb? O°. Bodenmais. (6,06) Mit der Bezeichnung „Tantalit von Broddbo* kam mir ein Columbit zu, wahrscheinlich von Bodenmais stammend, ein Bruchstück eines grösseren Krystalles. Das V. G. ist = 6,082 und das Resultat meiner Analyse: Tantalsäure 83,17 Niobsäure 49,19 Zinnsäure 0,18 Eisenoxydul (Mn) 17,76 100,380 Er ist also gleich dem von MarıGnAc untersuchten tantal- reichsten von Bodenmais Fe Ta’ O°+2FeNb’O°. Von den finländischen Tantaliten ist aber nur ein einziger von MarıenAc untersucht worden.*) Er fand darin nur 10,88 Nb’ O° gegen 65,6 Ta’ O°, aber ausserdem auch 6,1 Zinn- säure. Der beständige Gehalt an Zinnsäure, welcher schon den niobreicheren Mischungen, den sogenannten Columbiten, nie- mals fehlt, dort aber geringfügig ist, kaum je 1 pÜt. aus- macht, steigt in den tantalreichen, den eigentlichen Tantaliten, viel höher. Er war für H. Rose ein Grund, die Tantalsäure gleich der Zinnsäure als ein Bioxyd zu betrachten. MaARIGNAC hat ausserdem das Vorkommen der Titan- säure constatirt, ja es ist möglich, dass zuweilen Zirkon- saure sich findet, wie dies JEnzscH in dem Tantalit von Li- moges vermuthet hat. Jener von MarıGnAcC untersuchte Tantalit enthält 1 At. Su gegen 2 At. Nb und 8 At. Ta. Er hat ein V. G. = 7,03. Meine eigenen Untersuchungen beschränken sich, bei der Seltenheit des Materials, auf einen Tantalit von Skogböle, *) Er bezeichnet ihn als aus Schweden stammend, was wohl ein Irr- thum sein dürfte. 558 Kirchspiel Kimito in Finland, dessen V. G. = 7,27 ist, und von welchem ich drei Analysen gemacht habe. Die Tan- talsäure wurde in Form des schwerlöslichen Kalium-Tantal- 'Aluorids bestimmt, und das Mittel war Tantalsäure ' 69,97 Niobsäure 10,86 Zinnsäure 2,94 Titansäure 1,40 -Auch hier herrscht, wenn man die vierwerthigen Elemente Sn und Ti zusammenfasst, dasselbe Atomverhältniss, wie in MarıGnac’s Analyse, d. h. Nb: 4 Ta, und (Sn, Ti):2Nb, wäh- rend Sn und Ti = 1:1 sind. Beide Tantalite sind mithin 4Fe Ta’ O° KeNb. Oo Sn Fe 2 oO’ Marıcnac hat die -Isomorphie analog constituir- ter Tantal- und Niobverbindungen so vortreflich an Oxysalzen und Fluorüren nachgewiesen, dass daraus von selbst schon die gleiche Krystallform ihrer Mischungen folgt. Diese letztere findet sich am besten ausgebildet bei den niobreich- sten, z. B. dem grönländischen Columbit, so dass man jetzt‘ an. demselben durch die Arbeiten von Dana, DES CLOIZEAUX und ScHRAUF 23 verschiedene Formen keunt. Legt man die Messungen des Letztgenannten zu Grunde, so beziehen sich die zweigliedrigen Formen des Minerals auf ein Rhomben- okta&der, für welches a:b:c = 0,818: 1: 0,821 ist, und das in rein geometrischer Beziehung einem Quadrat- oktaöder (a:c = 1: 1,22) ungemein nahekommt. - Die tantalreichen Mischungen, die eigentlichen Tantalite, sind viel seltener, ihre Krystalle weit weniger gut ausgebildet, allein aus den Messungen von N. und A. NORDENSKIÖLD er- giebt ‘sich unzweifelhaft, dass neben neuen Formen auch eine Anzahl der beim Columbit beobachteten an ihnen auftreten, so die beiden Oktaöder 2a: b:c und a: +b:c, das dritte Paar 559 a:2c:0b ws. w. Die Winkelunterschiede sind solche, wie sie bei isomorphen Körpern stattzufinden pflegen.*) h BreitHAuprT hatte auf die Formenähnlichkeit von Colum- bit und Wolfram hingewiesen, und G. Rosr hat dann ge- zeigt, dass beide Mineralien in der That isomorph sind. Die- ses Factum ist für die Constitution der Tantalite und Colum- bite von besonderem Werth; denn ebensowohl finden‘ sich Tantal- und Niobsäure im Wolfram, wie, umgekehrt, Wolfram- säure im Tantalit und Columbit (6 pCt. im Tantalit von Broddbo, bis 1,5 pCt. in Columbiten).**) Die Isomorphie des Columbits und Wolframs ist schwer erklärlich, wenn man an der älteren dualistischen Auffassung der Constitution eines Salzes festhält; denn die Säureanhydride des Tantals (Niobs) und des Wolframs sind in keinem. Falle analog, mag man jene nun als TaO° und NbO?° oder Ta? O° und Nb?’O?° bezeichnen; die Verbindungen 2Fe0 -+5TaO0? ® 2Fe0O-+5NbO? oder jetzt: | | Fe 0 -- Ta’ Oo? FeO-+ Np’O’ und FEFO+WO° sind. unter keiner Bedingung analog. Sehr einfach aber erscheint die Isomorphie dieser Salze von analoger Constitution begleitet, wenn die Werthigkeit der Elemente in Betracht gezogen wird. Die hier mit Sauerstoff und (zweiwerthigem) Eisen ver- bundenen electronegativen Elemente sind vierwerthige (Sn, Ti), fünfwerthige (Ta, Nb). und sechswerthige (W). Ihre Salze entsprechen ganz und gar denen, welche die Säuren des vier- werthigen ©, des fünfwerthigen N und des sechswerthigen S bilden: \ | *), Wenn H. Rose (Pose. Ann. 63, 323) die Formen von Tantalit und Columbit für verschieden hielt, so war dies ein Irrthum; hätte er ihre Isomorphie gekannt, so würde er schwerlich TaO? in dem einen, Nb? O® in dem anderen angenommen haben. | **) Manıcnäc fand in Rückständen von der Verarbeitung des Wol- frams gegen 1 Th. TiO? 3 Th. Ta?O>5 und 15 Th. Nb? O5, 560 Carbonat: FeC O? Titanat: FeTi 0° Stannat: FeSn O° Nitrat: FeN’ 0° Tantalat: Fe Ta? O° Niobat: Fe Nb’ O° Sulfat: 'FeS 0% Wolframiat: FeW O!. In allen sind 2 Sauerstoffatome das gemeinsame Binde- mittel zwischen dem zweiwerthigen Eisenatom Ben einem zwel- werthigen Säureradikal: Der Fe 3 En Fe Ä co" 7 509," mo? . S We Ne ol) 5. Fe Vi 3 (N204)[ ° D (Ta:0:)j. 3 (NB20H | ® Bent As, as Fe 0), = won] Yttrotantalit. Die Metallsäure des Y. ist in allen bisherigen Analysen als Tantalsäure bezeichnet. Neuerlich theilt aber BLomsTRranD mit, er habe im gelben Y. etwa 16 pCt., im schwarzen etwa 20 pCt. Niobsäure, und im letzten 3 pCt. Zirkonsäure ge- funden. Da die electropositiven Metalle Y, Ca, Fe, U.einen iso- morphen ‘Wechsel zeigen, so ist eine vollständige AnalyRe für die Berechnung der Constitution erforderlich. Bisher vermochte ich nur mit einem schwarzen Y. von Ytterby genügende Versuche anzustellen, und diese ergaben: Tantalsäure 45,30 Niobsäure 14,08 (Ti O? haltig) Yttererde 21,18 Kalk 5,46 Eisenoxydul 4,88 Uranoxydul 3,09 Magnesia 0,40 Wasser 4,86 99,25 Die Abwesenheit des Cers etc. steht fest, nicht so ganz die von Zirkonsäure, obwohl deren kleine Menge die Rechnung schwerlich beeinträchtigen würde. 561 Meine Analyse, denen von PERETZ und ÜCHANDLER im Uebrigen sehr nahekommend, ergiebt 1 At. Nb gegen 2 At. Ta, und 2 At, beider gegen 3 At. der zweiwerthigen R, also ein Drittel-Tantalat (Niobat) u ER R: (Ta, Nb)? 0°-4-2H°0 = Hase 2 J 2H’RO?’ Somit bliebe aus der Tantalitgruppe nur noch der Sa- marskit bezüglich seiner Säuren zu prüfen. Eine zweite Gruppe unserer Mineralien charakterisirt sich durch das Vorherrschen von Niob(Tantal)säure und Titan- säure. Hierher gehören der Euxenit, der Aeschynit und der Pyrochlor. Euxenit. Euxenit nannte SCHEERER ein derbes schwarzes Mitieral von Jölster und von Tvedestrand; denselben Namen wandte STRECKER auf ein ähnliches von Tromöe bei Arendal und ForBeEs auf ein solches von Alve an. Y, Ce, U, Fe etc. sind in ihnen mit den Säuren von Nb und Ti enthalten, die aber nie in zuverlässiger Art getrennt wurden. DBLOMSTRAND und MarıenAc bewiesen, dass die eine Säure wirklich Niobsäure ist, und der Letztere giebt 29,25 pCt. Niobsäure gegen 23 pCt. Titansäure an. Ein angeblich von EyprLanp bei Lindesnäs stammendes derbes schwarzes Mineral, V. G. 5,103, hat sich bei der Ana- lyse als Euxenit ergeben. Mein früherer Assistent, Herr BrHrEnD, erhielt als Mittel von vier Versuchen: Niobsäure 31,98 Titansäure 198% Uranoxydul 19,52 Yttererde 18,23 Ceroxydul 2,54 Eisenoxydul 4,17 Kalk 1.69 Wasser Sn 100,10 Von den vorhergenannten Abänderungen unterscheidet sich .562 diese besonders durch den ‚grösseren Urangehalt. Die Ab- wesenheit des Ta wurde constatirt. Der E. besteht hiernach aus 4 At. R(U,Y,Fe, Ce, &), 2 Nb, 2 Ti und- 1 Mol. ag. Seine Formel lässt sich 2ER Ti © R’ Nb’ on ge aq schreiben, und ich glaube annehmen zu dürfen, dass beide Ghe- der isomorph sind, weil bekanntlich II I RTIF°=RNbOF!’, 2 Mol. ‚des letzteren = R’ Nb’ O° Fl!’ aber äquivalent R?’ Nb’ O’ sind. In dem regulären Pyrochlor und dem zweigliedrigen Aescr nit herrschen zwar ebenfalls Niob- und Titansäure vor, in- dessen gesellt: sich zu ihnen die so seltene Thorsäure, welche wegen ihrer Isomorphie mit den Bioxyden vierwerthiger Elemente (Ti, Sn, Zr) und ihrer grossen Aehnlichkeit nament- lich mit der Zirkonsäure als Th OÖ’ zu betrachten ist. Aeschynit. Nach Marıcnac, der ihn sehr sorgfältig untersucht hat, enthält er 28,8 Nb’ 0°, 22,64 TiO° und 15,75 Th O°?. Unter II den R ist Ce herrschend, dann folgen La, Di, Fe, En Aber obwohl es scheint, dass 2 Nb, 3 Ti (Th) und 3 R vor- handen sind, möchte ich doch die Conan des Aeschynits noch nicht als festgestellt ansehen. Pyrochlor. WOHLER hielt bei seiner ersten Analyse das P. von Fre- driksvarn die metallische Säure für Titansäure, später über- zeugte er sich, dass in diesem, dem von Brevig und dem Miasker P. neben Titansäure auch viel Tantalsäure vorkommt. H. Rose erklärte dann, dass es nicht Tantalsäure, sondern Niobsäure sei, und diese Ansicht hat auch Cnypeniıus für den P. von Brevig geltend gemacht. Der Pyrochlor enthält also Niobsäure und Titansäure. Ferner wies WÖHLER in dem P. von Brevig und von Miask die Gegenwart des Thoriums nach, was CHYDEnıus 563 und Hkruasn für beide bestätigt haben „ während ein Nach- weis in dem P. von Fredriksvärn noch fehlt. Auch die übrigen Bestandtheile wechseln bei den Unter- suchern ihrer Natur und Menge nach. Ein frappantes Beispiel bieten drei Analysen des P. von Miask, welche Hermann zu verschiedenen Zeiten publieirt hat. 1 2: 5) 5,5 Zr O° 0 1.89. 10° 2 fteoO 5,3 19.2 6,2 120 Ich habe Gelegenheit gehabt, von dem Pyrochlor von Miask vier Analysen zu machen. Niob- und Titansäure wur- den indireet (nach MARIGNAC) getrennt. Jene kann höchstens eine Spur Tantalsäure enthalten. Thorsaäure wurde bestimmt als solche erkannt. Die übrigen Elemente wurden mit Aus- nahme des Fluors direct bestimmt. Das V. G. ist 4,350 — 4,567. Mittel der Analysen: Nb?’O° 593,19 BO 10,47 TO: 7,56 Ca O 14,21 Ce O 7,00 (La, Di) Mg O 0,25 Fe OÖ 1,84 (Mn) Na? © 5,01 aq 0,70 Wird das Th als vierwerthig, die Thorsäure = Th O’ genommen, wofür gewichtige Gründe sprechen, so enthält der Pyrochlor | Ri von R Nb IV R WısdEh 1 R Ca, Ce, Fe, O I R Na, Fl Zeits. d.D. geol. Ges, XXI, 3. 37 964 Meine Versuche führen auf das Atomverhältniss 1 | (Ti, Th)Nb’R’NaFlO?’, woraus die Formel R Nb’ al I) >| * DL se Na Fl folgt. 565 4. Ueber Belemnites Bzoviensis, eine neue Art aus dem untersten Oxfordien von Bzow bei Kromolow. Von Herrn Zeuscuner in Warschau. Hierzu: Taf! RI. Im verflossenen Herbste bei der Untersuchung des weissen Jura in der Umgebung von Bzow hatte ich Gelegenheit, die unmittelbare Bedeckung des braunen vom weissen Jura zu be- obachten. Mitten im Dorfe Bzow, welches an das Städtchen Kromolow grenzt, wo die Quellen der Wartha sind, bedeckt die braunen Mergel mit untergeordneten Schichten von halb- krystallinischem mergeligen Kalkstein des braunen Jura weisser Kalkmergel mit zahlreich beigemengten Körnern von erdigem Chlorit. Dieses Mineral giebt dieser Schicht, die kaum mehr als 1 Fuss mächtig ist, eine grüne Färbung. Die Mergelschicht ist das Lager einer unendlichen Anzahl von Belemniten, unter welchen 2. canaliceulatus ScHLoTH. und B. tenuihastatus BLAIN- VILLE die häufigsten sind und, wie sich QUENSTEDT ausdrückt, die Grundformen von Belemniten der oberen Juraformation ausmachen. Ausser diesen beiden häufigen Arten findet sich sehr selten B. bessinus D’ORB. und eine neue Art, die ich 2. Bzoviensis nach dem Fundorte zu benennen mir erlaube, B. tenwihastatus rotundus, QuEsst. Ceph., S. 440, t. 29, f. 8—10, findet sich ‚in allen Altersstufen; seine Scheide erreicht 120 Millimeter und mehr, der Durchmesser des unteren verdickten Theiles 23 Mm. Im Allgemeinen hat diese Species eine weniger deutlich ausgesprochene Spindelform, obgleich die Mitte sich bedeutender verdünnt und kreisrund ist; die untere Hälfte, verdickt sich bedeutend, wird aber auf der Bauchseite deutlich abgeplattet und .endet mit einer scharfen Spitze; aber auch dieses ist nicht constant. Die Furche auf der Bauchseite ist schmal und scharfkantig, zieht sich bis zur Ausbreitung der Keule, verflacht sich auf dieser und verliert sich durch Aus- DU *. 566 breiten vollkommen. Im Grunde der Furche ist ein deutlicher Spalt wahrzunehmen. An beiden Seiten zeigen sich öfters deutliche, mehr oder weniger vertiefte und gebogene Linien. Gewöhnlich ist die Alveolargegend verdrückt; wo ich die Al- veole. beobachten konnte, war der Kegel klein und gegen die were etwas geneigt. Belemnites hastatus QUENSTEDT, Ceph. . 29, f. 31—35 hat eine viel schmächtigere Scheide, die ni ist länglicher und im Ganzen spitzer; am Rücken und Bauch ist er gleichmässig gerundet, an den Seiten der Alveo- lar- Gegend zusammengedrückt und abgeplattet. B. hastatus Quesst. findet sich sehr: häufig in der oberen Etage im grauen Thon, der in Polen dem Inferior Oolite entspricht und im Eisenoolithe, der hauptsächlich Formen des Bathonien und Callovien einschliesst. Der BDelemnites tenuihastatus erscheint zum ersten Male. in der untersten Schicht des weissen Jura a. Eben so häufig ist B. canaliculatus SCHLOTH., D’ORBIGNY, t. 13, f£ 1==5.' Die gleichmässig verlängerten Scheiden haben auf ‘der Bauch- seite eine tiefe, ziemlich breite, scharfkantige Furche, die sich vom oberen Ende bis an die Spitze zieht und hier sich auszu- breiten pflegt; aber dies kann man nur bei sehr gut erhaltenen Exemplaren beobachten. Die Spitze wird öfters dünn und lang, bei anderen nicht so deutlich. Diese Art findet sich in Polen durch den ganzen braunen Jura und ist ebenso entwickelt in der untersten Schicht des weissen ‘Jura, wie in dem grauen Thone. Dehnt sich die Scheide des B. canaliculatus bedeuten- der im unteren Theile aus, verdünnt sie sich in der Mitte und breitet sie sich wieder: in der Alveolar-Gegend aus, so 'ent- steht B. bessinus, der ım Allgemeinen selten ist, aber als ste- ter Begleiter des B. canaliculatus sich zeigt. Mit diesen beiden Arten findet sich sehr selten. ein eigen- thumlicher Belemnit, der: wohl einer neuen Art angehört. ‘Er ist nicht sehr lang, zwischen 40 und 50'Mm., im unteren Theil der Scheide unförmlich keulenförmig entwickelt und von: sehr bizarrer Gestalt: die keulenformige Ausdehnung dehnt sich nach hinten ‘oder seitlich aus; das untere Ende hat eine kleine Warze. In der Mitte verschmälert er sich bedeutender und breitet sich in der Alveolar-Gegend aus. An einem Stücke begrenzen läng- liche Flächen mit stumpfen Kanten den oberen Alveolar-Theil.. Eine tiefe schmale 'Furche ‘auf der Bauchseite reicht kaum bis 567 zur Hälfte der Scheide, mit einem. deutlichen Schlitz. An beiden Seiten ziehen sich vertiefte, gebogene Linien: fast bis zur Spitze. Die Alveole ist oval, gegen die Bauchseite geneigt. Der B. Bzoviensis erinnert an B. pistilliformis Buaınv., aber die Keule dieser Art ist weniger unförmlich und die Mitte nicht so stark eingeschnürt. 2. clavatus Buaımv. ist viel dün- ner und hat eine weniger unförmliche Keule. B. compressus STAHL, QUENST. Ceph., t. 24, f. 19, hat viele Aehnlichkeit mit unserer Species, aber die Furche auf der Bauchseite ist bei ihm nicht so gut ausgeprägt. ° Es ist wohl der unförmliche Belemnit aus Bzow eine eigenthümliche Art, die weder aus B. canaliculatus, noch aus B. bessinus durch einen krankhaften Zustand entstehen konnte; vielleicht könnte man sie auf BD. tenuihastatus zurückführen, aber dies ist eine sehr schlanke Gestalt. Es ist eine auffallende Thatsache, dass in der einen Fuss dicken Belemniten-Chlorit-Schicht in Bzow keine anderen thie- rischen Ueberreste vorkommen; darauf ruht weisser Kalkmergel, 10— 15 Fuss dick. Fast neben der Belemniten-Schicht sondert sich eine 4—5 Zoll dicke Schicht von erdigem hellbraunen Brauneisenstein aus; höher liegt reiner Mergel, der die Lager- stätte einer schönen Fauna ist, die zum Theil dem weissen Jura a entspricht und die unterste Abtheilung des weissen Jura bildet. Folgende Species sind die häufigsten und finden sich an mehreren Punkten in einem grösseren Strich Landes: Nau- tilus aganiticus, Amm. Eugenü DV’ORB. (jung ähnlich Amm. biplex bifurcatus QuEnstT., später dem Amm. _Arduenensis, noch später der angegebenen Art), Amm. convolutus impressae, nudatus OP. flexuosus, cordutus, crenatus, Tereb. bisufarcinata, Rihyn. lacunosa, klein, mit wenigen Falten und nicht ausgebildetem Sinus, dann Cnemidium rimulosum ziemlich häufig und ein cylindrischer Schwamm, der an Spongites fuscus QuensT. erinnert. Höher findet sich der weisse geschichtete Jura 5 mit Amm. biplex und Ter. bisuffareinata. Die steilen Felsen von Ogrodzieniec, eine halbe Meile südlich von Bzow, bilden die y Schicht mit Feuer- stein und ausgewachsener Ter. bisufarcinata, Lima substriata, Scyphia clathrata. Beiläufig 2 Meilen südlich von Bzow in Rodaki gegen Olkusz hat sich der weisse Jura « sehr mächtig entwickelt; wie man urtheilen darf aus dem aufgeschlossenen Rücken, ist diese Ablagerung 50 bis 60 Fuss mächtig. In den 568 untersten Schichten dieses weissen Kalkmergels finden sich wieder kleine Körner von erdigem Chlorit und ziemlich häufig Amm. macrocephalus in den beiden Varietäten compressus und rotundus ; höher im reinen Kalkmergel findet sich die obere Fauna von Bzow, hauptsächlich mit Amm. flexuosus. In der untersten Schicht von Rodaki wie in Bzow, also in der unter- sten Schicht des weissen Juraa, finden sich Formen des Kel- loway, erst höher die eigenthumliche Fauna des Oxfordien. x Erklärung der Abbildungen auf Tafel XIH. Fig. 1. B. Bezoviensis mit abgeplatteter oberer Hälfte. a. Bauchseite. b. Rücken. c. Seitenansicht. d. Spitze. e. Querschnitt. Fig. 2. Eine weniger gedrückte Varietät. a. Bauchseite. b. Rücken, c. Seitenansicht, Fig. 3. Sehr angeschwollene Varietät. a. Bauchseite, b. Rücken. c. Seitenansicht. d. Spitze. e. Querschnitt. Fig. 4. Viereckige junge Gestalt. a. Bauchseite. b. Seitenansicht. s 569 5. Ueber den silurischen Thonschiefer von Ihrza bei Kielce. Von Herrn Zevusc#hner in Warschau. Hierzu Tafel XIV. Die kleine, ziemlich scharf abgegrenzte Gebirgsmasse zwischen den Dörfern Dembska Wola und Lukowa mit der Richtung von Südwesten nach Nordosten, beiläufig } Meilen lang, ist merkwürdig durch das Auftreten von silurischem Schiefer, hauptsächlich aus devonischen Schichten, zum Theil aus Muschelkalk, Keuper und eigenthümlichem silurischen Thonschiefer zusammengesetzt. Petrographisch unterscheidet sich dieser Schiefer leicht von dem devonischen, der in dem paläozoischen Gebirgszuge, welcher zwischen Sandomierz und Cheeiny sich erstreckt, oft anstehend gefunden wird; der erste ist fest, schiefert sich gerade, hat aschgraue Farbe, ist öfters mit sehr kleinen weissen Flecken wie gesprenkelt, was von einem weissen krystallinischen Minerale herrührt (es ist wahrschein- lich Kalkspath oder Dolomit, denn mit Säuren brausen diese Schiefer ziemlich deutlich). Die sehr angehäuften Graptolithen, die das silurische Alter dieses Gesteins bezeichnen, sind platt- gedruckt, in eine Art von Steinkohle umgewandelt, gewöhnlich kohlenschwarz, mit starkem Glanze. Diese Schiefer sind auf einen kleinen Raum beschränkt, der kaum 1000 Quadrat- klafter beträgt. Unsere silurische Gebirgsmasse steht in keiner Verbin- dung mit dem genannten paläozoischen Hauptgebirge und wird davon durch Schichten der Trias und des weissen Jura getrennt, östlich von Muschelkalk , westlich von weissem Jura abge- grenzt. Der südliche Theil dieser kleinen Gebirgsmasse zwischen Demlsska Wola und Lukowa besteht fast aus devonischem Kalkstein mit untergeordneten Lagern von Dolomit, der nörd- 570 liche aus Muschelkalk. Der Dolomit bildet nördlich von den Wirthschaftsgebauden von Lukowa unbedeutende Hügel hinter dem bedeutend entwickelten Muschelkalk; er ist grau und kry- stallinisch feinkörnig, obne deutliche Schichtenabsonderungen. Der devonische Kalkstein bildet weiter die ganze Gebirgsmasse, wo Kawezyw und Dembska Wola liegen; im Allgemeinen ist seine Farbe grau, selten braun, ausnahmsweise röthlich oder isabellgelb. Sowohl der Dolomit wie der Kalkstein haben keine fremden beigemengten Mineralien, ausgenommen Blätter von Kalkspath, die in manchen Kalksteinen ziemlich angehäuft sind. Versteinerungen sind im Allgemeinen selten, finden sich jedoch an mehreren Punkten. In Kawezyn sind Schichten voll von Korallen; ziemlich häufig Stromatopora polymorpha GoLDF., noch häufiger findet sich die wurmähnliche Form, die einer Favosites- Art wahrscheinlich angehört oder der silurischen Alveolites repens MıLse Enpwarns, Hamm, Brit. silur. Corals, t. 62, f. 1; die Röhren stehen gegen die Axe nicht unter rechtem Winkel. Diese beiden Korallen sind die häu- figsten Arten in dem nördlich gelegenen Hauptzuge, und es zeigt sich somit, dass diese Gebirgsmasse ein davon abgerisse- ner Felsen ist. An der starken Quelle, Pod Stokami genannt, in Dembska Wola sind die rothbraunen Kalksteine mit Stiel- stüucken von Rhodocrinites verus GOLDF. überfüllt. Die Kalksteine oberhalb des Dorfes Zbrza, die sich gegen Lukowa ziehen, haben zwei Arten von DBrachiopoden; die gewöhnlichste ist Spirifer subcuspidatus Schsur, Brachiopoden der Eifel, S. 202, 34, 81, t. 33, f. 1, Davivson, Dev. Brach.'S.:33,:t. 8, f. 14, 15. Diese Species ist sehr nahe verwandt mit Sp. hy- sterieus SCHLOTH., Davıpsos 1. e. t. 8, der ziemlich häufig in Dombrowa bei Kielce gefunden wird und von Pusch# als Sp. speciosus beschrieben wurde. Diese beiden Arten haben eine grosse, concave Area, ein deutliches Deltidium und 28 bis 30 Falten; nur das Schlossende des Sp. subeuspidatus bil- det an beiden Seiten einen’ etwas verlängerten Stachel, was bei Sp. hystericus von Dombrowa nicht der Fall ist, wo das Schlossende stumpf ist, was auch Davıpsox bei dem englischen Vorkommen abgebildet hat. Mit Sp. subcuspidatus ist nahe Sp. speciosus var. micropterus SANDBERGER, Rhein. Schichtensystem v. Nassau, t.32, f.3 verwandt; das Schlossende dieser Art endet ebenfalls in Stacheln; aber Sp. micropterus erreicht niemals 571 die Grösse der beiden ersten Arten; seine Area ist sehr schmal, die Schlosskanten parallel, das Deltidium beinahe verdeckt; die Schalen haben weniger Falten und sind mit deutlichen An- wachsstreifen ‘bedeckt; die Falten sind abgerundet, niemals scharf, bei Sp. subcuspidatus und hystericus aber ausgezeichnet scharf. Viel seltener ist Athyris concentrica Buch, Davipson, Dev. Brach. S. 15, t. 3, f.17—18; sie nähert sich einem abge- rundeten Pentagon. Alle:Schichten des devonischen Kalksteins sind stark aufgerichtet und fallen nach Süden, in Kawezyn gegen Süden hora 3 unter 40°, an der erwähnten starken Quelle Pod Stokami nach Suden unter 20°; eine Ausnahme machen die isabellgelben Kalksteine am Adelshofe von Dembska Wola, wo die‘] bis 2 Fuss dicken Schichten gegen Norden unter 70° einfallen. Gegen Norden fallen auch die nahen Graptolithen-Schiefer, hora 3 unter 60°. Es wurde schon bemerkt, dass der sılurische Thonschiefer auf den ersten Blick sich unterscheidet von dem devonischen Thonschiefer des Hauptgebirgszuges, besonders aber von den Thonsehiefern von Swientomarsz, Skaly, welche eine ausge- zeichnet entwickelte Fauna einschliessen, die der der Eifel so ähnlich ist. Drei Arten von Graptolithen und wenige Abdrücke von Fucoiden sind hier erkannt worden. 1. Diplograpsus pristis Hısınger, GEINITZ, Verstein. der Grauwackenformation von Sachsen, $. 22, t. 1, f. 20 — 24. Prionotus pristis Hısınger, Lethaea Sueeica, Supp. S. 113, t. 35, f. 5. Prionotus scalaris Hısıscer 1. ce. t. 35, f. 4. Eine überaus häufige Art in dem Thonschiefer von Zbrza, fast in jedem Stücke bei den Kartoffel- Kellern finden sich davon Ueberreste, und dennoch ist die specifische Bestimmung sehr schwierig, da diese Abdrücke im scalariformen Zustande sich befinden. Der geradlinige Polypenstock erinnert an die Frucht der gewöhnlichen Robinie, ist nur viel schmaler und länger, am oberen Ende verschmälert und zugespitzt. In der Mitte zieht sich die Axe, die diese Gestalt in zwei Theile trennt. Die Axe ist entweder eine Linie oder eine Art schmales Band, welches von beiden Seiten gerade Linien be- grenzen. Aus, dem oberen Ende ragt öfters die linearische Axe mehrere Centimeter, gewöhnlich etwas gebogen. In den 572 beiden Hälften des Polypenstockes sind längliche Zellenmün- dungen, die gegen die Axe senkrecht stehen und entweder die ganze Hälfte ausfüllen oder einen Theil. Ausnahmsweise lie-- gen die Zellenmündungen in beiden Theilen auf einer Linie, gewöhnlich liegt eine Zelle in der einen Hälfte in der Mitte von zwei Zellen der anderen Hälfte. Unsere Art entspricht vollkommen der Harkness’schen f. 14, t. 1 in der Abhandlung: On the Graptolithes of Dumphries- shire, Quart. Journ. geol. Soc. Band 7, 8. 64. Ausnahms- weise fand ich ein Exemplar mit sägeartig ausgeschnittenen Bändern, ähnlich wie bei Grmitz f. 25, t. 1; nach dessen Auf- finden wurden die scalariformen Abänderungen bestimmt als zu D. pristis gehörend. Sein oberes Ende findet sich auch im scalariformen Zustande. Bei 10 Mm. Länge zeigte die säge- artige Varietät 13 Zellen, die scalariformen aber nur 10 —11. 2. Monograpsus sagittarius HisinGEr, GEINITZ, Verst. Grauw. 8. 32, t. 2, f. 2—1,21; t. 5, f. 9, 10. Sehr selten in Zbrza. Der Polypenstock ist gerade und wird 40— 50 Mm. lang; wahrscheinlich noch länger, denn unsere Exemplare sind nicht vollständig. Der deutliche Kanal ist schmal; bei 10 Mm. Länge sind 6—7 Zellen, deren Mündungen senkrecht gegen die Axe stehen. 3. Mon. Nilssoni BarRANDE, Graptolithes de Boheme, S.51, t. 2, f. 16,17. Gemimz l. e. S. 35,t. 2, £.17—20, 24, 25, 28, 30. Harkness, Quart. geol. Journ. T. 7, t. 1, f. 7. Der sehr lange, dünne Polypenstock ist etwas gebogen; bei 20 Mm. Länge kaum 1 Mm. breit. Die länglichen Zellen neigen sich unter 30° gegen die Axe; bei 10 Mm. Länge sind 7—8 Zellen; ihre Mündung steht senkrecht gegen die Axe. 4. Fucus Nessigi? Roruer, Harzgebirge, t. 1, f.1. Ziem- lich häufig findet dieser Fucus, der an die, citirte Figur er- innert, ohne dass die Art constatirt werden kann. Manche karpathische Fucus sind auch ähnlich dieser Species. Muschelkalk bildet die nördliche Hälfte unserer Ge- birgsmasse. Es ist der graue, selten bräunlichgraue, gewöhn- liche derbe Kalkstein, hier und da mit einigen eingesprengten Blättern von Kalkspath, in deutliche, 1—3 dicke Schichten abgesondert; im Steinbruche mitten zwischen den Wirthschafts- gebäuden von Lukowa sind mergelige Kalksteing in dünne, we- nige Zoll dicke Schichten abgesondert, die gegen Westen unter 573 17° einfallen; nördlich von Lukowa sind alle Hügel der benachbarten Ortschaften Ostrowo und Wolica ‘aus nor- malem Muschelkalk zusammengesetzt, wie auch der schmale Streifen, der sich von Lukowa südlich hinzieht und den öst- lichen Abhang unserer Gebirgsmasse über Chmielowice, Drochow bildet und nach einer kleinen Unterbrechung im Dorfe Cha- lupki wieder mächtig entwickelt ist. Bei Chmielowice finden sich viele Versteinerungen, jedoch, ausgenommen Pecten discites, nicht gut erhalten; bei Drochow findet sich ebenfalls derselbe Pecten in ausgezeichnet vollständiger Erhaltung mit Lima striata. Die Schichten bei Chmielowice, Drochow, Kawezyn fallen ebenfalls nach Westen. unter 25°. Keuper. Auf der Höhe, fast auf dem Rücken unserer Gebirgsmasse zwischen Dembska Wola, Zbrza und Kawcezyn hat sich blutrother Thon und grauweisser Sandstein ausge- breitet. Ganz ähnliche Gesteine kommen in dem nahen Orte ‚Morawica und an vielen Punkten bei Opatow unfern Sando- mierz, als bei Swarszowice, Ohmielowice, vor, die dem Keuper an- gehören, und darum werden wir wahrscheinlich das Alter die- ser beiden Sedimente, in denen keine organischen Ueberreste gefunden sind, richtig deuten. Auf der Höhe bedecken die Sandsteinschichten horizontal die rothen und bunten Thone. Obgleich das Alter des devonischen Kalksteines, des Muschelkalks und weissen Jura charakteristische Versteinerun- gen genau bestimmen, so war es mir dennoch unmöglich zu beobachten, in was für einem Verhältnisse diese Formationen gegen einander sich verhalten, wie auch» zum silurischen Schie- fer und dem bunten „Keuper- Thone; die waldige Gegend und eine dicke Sandablagerung verdecken die Grenzen. So viel ist nur bekannt, dass die silurischen Schiefer von Zbrza von devonischem Kalkstein, Keupersandstein und weissem Jura umschlossen sind. 574 6. Neue Beiträge zur Geologie Helgolands. Von Herrn Ad. Lasarp ın Berlin. Hierzu Tafel XV. Die Insel Helgoland ist bis in die neueste Zeit wiederholt der Gegenstand von Arbeiten und Forschungen im Gebiete der drei Naturreiche gewesen; dessenungeachtet bietet das kleine Felseneiland noch immer ein ebenso reiches, als lohnendes Feld für den Naturforscher, welcher hier einige Zeit dem Stu- dium seiner Wissenschaft leben will. Unter den verschiede- nen Arbeiten der letzten Jahre, welche Helgoland ihren Ur- sprung verdanken, stehen wohl die zoologischen der Zahl nach in erster Linie. Die Geologie allein zehrt noch fortwährend an den älteren literarischen Gaben. Vonser’s „Ueber die geo- gnostischen Verhältnisse von Helgoland, Lüneburg u. s. w.* (1846), Wieser’s „Die Insel-Helgoland, Untersuchungen uber deren Grösse in Vorzeit und Gegenwart vom Standpunkte der Geschichte und Geologie* (1846 —1848), eine Arbeit Lupwie Mevv’s in der Corra’schen Deutschen Vierteljahrsschrift (1854), sowie dessen Skizze „Zur Geologie der Insel Helgoland (1864) sind die wesentlich zu berücksichtigenden’ Arbeiten. Vor Allem wird aber Jeder, der sich mit der Geologie der Insel Helgo- land beschäftigt, dem WiEBEL’schen ebenso eingehenden, als wissenschaftlich bedeutenden Werke seine volle Aufmerksam- keit zuwenden. Trotz aller Gründlichkeit desselben kann es aber nicht fehlen, dass fortgesetzte Beobachtungen einzelne Lücken — namentlich im geognostischen Theile - zu ergän- zen im Stande sind. Diesem Zwecke ist der Inhalt der fol- genden Blätter gewidmet. Die Insel Helgoland besteht bekanntlich aus zwei getrenn- ten Theilen, der eigentlichen, Oberland und Unterland enthal- tenden Insel, einem etwas über 200° hohen, nach allen Seiten steil abstürzenden rothen Felsen, und dem im Osten derselben gelegenen niedrigen, nur etwa 36’ hohen, Sandhugel, die Düne 575 genannt. Die Fortsetzung der letzteren bilden eine Reihe von Klippen, welche die eigentliche Insel mit einem ellipsenartigen Kranze umgeben. Wie der Alpenbewohner die Grate und Spitzen : seiner Berge mit Namen belegt, so hat auch der Hel- goländer jede dieser Klippen, welche nur dem kundigen Schiffer den Zugang zur Insel gestatten, mit. besonderen Benennungen bedacht. Wir finden einen Krid-Brunnen, einen Old Höven- Brunnen, einen Witt-Klif-Brunnen u. dergl. mehr (Brunnen oder Brunie übersetzt Grium in der Edda mit Harnisch, was also gleichsam Schild der Insel bedeutet). Die Ostseite der rothen Felseninsel bietet dem Beschauer ein Schichtenprofil von der grössten Regelmässigkeit dar, während die Westseite durch die groteskesten Formen einen wahrhaft. überraschenden Anblick gewährt. Das Hauptgestein des Felsens besteht aus Schichten eines verhärteten, fleischrothen Thons von 5 bis 15, ja selbst bis 40° Mächtigkeit, welche mit Bänken eines grünlichgrauen Thons von 1” bis 3 -— 4’ Dicke wechsellagern. Dazwischen treten schwache Bänke von Sandstein auf. Ueber die vielen Wechsellager dieser Gesteine, deren häufiger Farbenwechsel das Malerische des Anblicks noch erhöht, giebt uns VoLGER eine auf genauen Messungen beruhende ausführliche Schilde- rung (a. a. ©. $. 29). Ob dieser Fels zum Keuper, wie VoL- GER es thut (a. a. O. S. 29), und wie es schon vor ihm von Fr. Horrumann (in GiLgert’s Annalen, Bd. LXX, S. 435) und es nach diesem von FORCHHANMER (Danmarks geognostiske Forhold, 1845, S. 44) geschehen, oder ob derselbe zum Bun- ten Sandstein zu rechnen „ wird wohl nicht eher entschieden werden können, bis ein glücklicher Zufall bestimmbare orga- nische Ueberreste aus dem Gestein zu Tage fördert. WIEBEL hält den grössten Theil der Schichten, vorzüglich nach deren petrographischen Beschaffenheit und nach Analogieen anderer Ablagerungen für die Schieferletten der Bunt-Sandstein-Forma- tion und nur die obersten Schichten für die bunten Mergel des Keupers, deren Zwischenglied, der Muschelkalk, in geringer Mächtigkeit auf dem Witen-Klif nachgewiesen, im Felsen selbst ' sich nicht. mehr. vorfindet und deshalb die Formationen des Bunten Sandsteins und des Keupers nicht trennt (WIEBEL, a. a. O0. S. 111). Durch das Streichen und Fallen der Schichten des Witen-Klif lässt sich nämlich der sichere Schluss ziehen, ‚dass die Schieferletten des Felsens unter den Muschelkalk 576 einschiessen und demnach als das oberste Glied des Bunten Sandsteins zu betrachten sind (WiEBEL a. a. O., S. 113). Ich vermag mich nur in jeder Hinsicht der WırBEr’schen Auffassung anzuschliessen. Wenngleich auch ich in dem Haupt- felsen der Insel keinerlei, einen Schluss auf eine bestimmte Formation zulassende, organische Einschlüsse , sondern nur die bekannten accessorischen Bestandtheile, und zwar im rothen Thonmergel Drusen mit Kupfergrün und Kalkspathkıystallen, im Sandstein Drusen mit Rothkupfererz, Malachit und Kupfer- lasur, ja selbst ein ausgezeichnetes Exemplar von Gediegen Kupfer gefunden habe, so verdient um so mehr der in einer wohl erhaltenen Saurier-Rippe bestehende Fund des Herrn L. Mzys, welcher sich im Mineralien-Cabinet der hiesigen Uni- versität befindet, und dessen derselbe wiederholt (in Corta’s Vierteljahrsschrift, 1854, S.20 und in „Zur Geologie der Insel Helgoland“, S. 4) erwähnt, die höchste Beachtung, trotzdem eine Bestimmung derselben nach dem Ausspruche des bedeu- tendsten Kenners fossiler Reptilien, H. v. Meyer’s, nicht ausführbar ist. Wenn demnach meine erneuerten geo- gnostischen Untersuchungen Helgolands keine positiven Resul- tate für die Altersbestimmung des Felsens ergeben haben, so gestalten sich dieselben von den auf den Klippen und in der Nähe derselben befindlichen Formationen, für den Muschelkalk, den Hilsthon und den Töck von grösserer Wichtigkeit, nament- lich durften die in dem letzteren nachgewiesenen organischen Ueberreste ein bedeutsames Licht auf die Geologie der Insel Helgoland werfen (vergl. Fig. 1, Taf. XV., nach WıEBEr’s Karte angefertigt). Betrachten wir zunächst den Muschelkalk. Zu den in der Gegend des Witen-Klifs zur Zeit der Ebbe theils als lose Auswürflinge, theils vom Gestein umschlossen aufgefundenen Petrefacten des Muschelkalks, die bereits von - Quessteot (Ueber die Geschiebe der Umgegend von Berlin in LEONHARD ‘und Brons’s Neuem Jahrbuch für Mineralogie etc. 1838, S. 152) und auch von anderen, wie WIEBELU. Ss. W, als Ceratites nodosus, Avicula socialis, Encrinites hlüformis ete. bezeichnet werden, kommt ein von mir im Jahre 1864 in der Nähe von Witen-Klif gemachter wichtiger Fund ‘von Saurier- Resten, welcher dem Vorkommen des Muschelkalks an jenem 977 Orte sowohl durch die Beschaffenheit des Gesteins, eines thonigen grauen Muschelkalks, wie wir ihn in verschiedenen Gegenden Deutschlands kennen, wie auch durch die Natur der fossilen Reste eine neue Bestätigung giebt. Diese Saurier- Reste, bestehend in einem Wirbel nebst einem Stücke von einer Rippe, in. einem Oberarm und einem Hakenschlusselbein, welche ich, bevor ich sie der hiesigen Universitäts-Sammlung einverleibte, H. v. MxyEr zur Prüfung übergeben habe, sind von diesem bereits unter Erwähnung der Quelle beschrieben und: abgebildet (Paläontographica 1867, Bd. XV., S. 265, t. 40, f. 7) und-mit den in dem Muschelkalke von Jena vor- kommenden Macrotrachelen fur ziemlich identisch erklärt wor- den. Da das am unteren Ende des Oberarms befindliche Loch im Allgemeinen als charakteristisches Kennzeichen der Macro- trachelen gehalten wird, so mag es mir gestattet sein, auf meine über. diesen Gegenstand, Dank der gütigen Erlaubniss des Herrn Geh. Rath ReıicHert und dem Beistande des Herrn Dr. Dönıtz, im anatomischen Museum der hiesigen Universität gemachten Untersuchungen näher einzugehen. MECcKEL macht auf diese im unteren Ende des Oberarm- beins verschiedener Säugethiere vorkommenden Oefinungen, welche theils zum Durchgang des Mittelarmnerven und der Ellenbogenpulsader oder des ganzen Stammes der Armpuls- ader bestimmt sind, aufmerksam; nach seiner Ansicht kommen diese Oeffnungen bei den übrigen Olassen der Wirbel- thiere niemals, sondern nur bei verschiedenen Säugethieren vor (z. B. mehreren Affen, dem Dachs, dem Waschbär, dem Igel, den Katzen, den Seehunden), während merkwürdigerweise auch hier Species derselbenGattungodernahe verwandte Gat- tungen diese Eigenthüumlichkeit nicht zeigen (J. F.MECKEL, System der vergleichenden Anatomie, II. 2, S. 361—363, $. 145— 147). CuviER weist bereits das Vorhandensein des Loches im unteren Ende des Oberarmes bei verschiedenen Reptilien nach, er macht jedoch darauf aufmerksam, dass z. B. bei den lacer- tenartigen Sauriern die Lage desselben stets an der Aussen- seite statt wie bei den Säugethieren an der Innenseite des Oberarmes sich befindet (OvviEr, vergl. Anatomie, II., deutsch I., S. 216). Wenn auch diese Beobachtung Cuvıer's eine voll- ständig richtige ist, so ist dennoch die behauptete Ver- 578 Verschiedenheit der Lage eine nur scheinbare, hervorgerufen durch. die gedrehte Lage des Armes bei den lacertenartigen Sauriern. Irgigel Ich fand bei Säugethieren stets die fragliche Oeffnung in demjenigen Condylus humeri, welcher der Gelenkverbindung mit der Ulna zunächst liest, beim Menschen. und demgemäss auch bei den Säugethieren Condylus’humeri internus genannt. Bei den Amphibien der genannten Art scheint das Loch in dem- jenigen Condylus, welcher dem Radius entspricht, dem Con- dylus humeri externus zu liegen; in der Wirklichkeit aber nicht, weil dieser Knochenvorsprung geradezu nach innen oder we- nigstens nach vorn gerückt ist und somit seine Stelle mit dem Condylus internus vertauscht hat. Auch H. v. Meyer hat dem Gegenstande seine besondere Aufmerksamkeit in seinem Werke: „Die Saurier des Muschel- kalks* geschenkt. Nachdem derselbe seine Beobachtungen an Säugethieren über das Vorkommen- und die Lage des Loches im Oberarmbein vorgeführt, fährt er folgendermaassen fort: „Unter den Reptilien kommen nur die Schildkröten und Saurier in Betracht, da die Batrachier dieses Loch überhaupt nicht besitzen. Bei den Schildkröten habe ich ein ähnliches Loch wie bei den Säugethieren an der Innenseite, der Lage des Daumens entsprechend, vorgefunden. Ich habe es erkaunt an Emys Europaea, Emys couro und an Pentonyx Gehafie. Te- studo marginata besitzt es nicht, wohl aber Testudo sulcata, auch ist es deutlich vorhanden in Trionyx niloticus und in Chelonia Mydas. An den fossilen Emydiden, von denen ich den Humerus untersuchen konnte, habe ich es vorgefunden. Dieses Loch ist daher mit wenigen Ausnahmen für die Schild- kröten bezeichnend“ u. s. w. | „Ob die Krokodile es besitzen, vermag ich nicht zu sagen; die bestehenden Abbildungen enthalten nichts darüber“ u. s. w. „Den meisten lebenden lacertenartigen Sauriern wird es zustehen.“ 5 In Bezug auf die schon erwähnte Ouvıer’sche Beobach- tung heisst es dann: „Ich unterliess daher nicht diese Angabe zu prüfen, wo- bei ich mich von deren Richtigkeit überzeugt habe. Es ist je- doch nicht zu übersehen, dass in den Lacerten der Vorderarm eine etwas gedrehte Lage behauptet, wobei die beiden Knochen, 579 welche ihn zusammensetzen, weniger neben einander, als auf eine solche Weise zu liegen kommen, dass der Vorderarm- knochen, dessen unteres Ende innen über dem Daumen liegt, aufwärts schräg nach aussen zieht, um an dem äusseren Theile der Gelenkrolle des Oberarms einzulenken, während der äussere Vorderarmknochen, dessen unteres Ende der Lage nach dem kleinen Finger entspricht, hinter dem anderen - Vorderarm- knochen nach dem inneren Theile der Gelenkrolle des Oberarms sich begiebt. Die Lage des Loches im Oberarm entspricht sonach hier gar nicht der Lage des Daumens, aber doch dem oberen Ende des mit dem unteren Ende uber dem Daumen liegenden Vorderarmknochens. Ich habe dieses Loch aus dem erwähnten Grunde immer an der Aussenseite bei folgenden lebenden lacertenartigen Sauriern vorgefunden: Monitor niloticus, Monitor bivittatus, Stellio vulgaris, Istiurus amboinensis* ete. etc. (Die Saurier des Muschelkalks, S. 52). Um mich zu überzeugen, ob und in wie weit individuelle Ausnahmen vorhanden, unterwarf ich diejenigen Species der Saurier, an welchen H. v. MryeEr die Oeffnung gefunden hatte, — so weit solche im anatomischen Museum der hiesigen Uni- versität waren — einer genauen Untersuchung. An einem in demselben vorhandenen Exemplare des Sie/lio vulgaris, an dem H. v. Meyer, wie oben erwähnt, das Loch als anwesend angiebt, war dasselbe nicht nachzuweisen. Da- gegen fand ich die Oeffnung an einem Exemplar des Alligator lucius, sowie an einem jungen Gavialis, während es an ande- ren im Besitze des Museums befindlichen Exemplaren dieser Genera ebensowenig als beim Crocodilus existirte. Ich kann deshalb nur die Ansicht H. v. Meyer’s bestätigen, dass, „wäh- rend die Gegenwart oder der Mangel des Loches im Oberarm nach der soeben gegebenen Uebersicht für ganze Ordnungen sich bezeichnend herausstellt, hierin nicht allein einzelne Spe- cies von den übrigen desselben Genus verschieden sein kön- nen, sondern sogar Fälle vorliegen, wo der Mangel oder die Gegenwart des Loches nur die Bedeutung einer individuellen Abweichung an sich tragt“ (Die Saurier des Muschelkalks, S. 53). Dass letzteres der Fall, glaube ich aus den angeführ- ten Thatsachen schliessen zu können, sowie auch, dass diese ihre volle Anwendung auf die fossilen Saurier finden dürften. Auch H. v. Meyer’s Untersuchungen bestätigen dies, indem Zeits.d.D.geol. Ges. XXL, 3. 38 580 derselbe verschiedene Oberarmknochen aus dem Muschelkalk | beschreibt, welche bis auf das Vorhandensein des Loches im || unteren Ende desselben übereinstimmen (Palaeontographica, Bd. XV., S. 226); in Bezug auf den Ursus spelaeus ist das ausnahmsweise Vorkommen der sonst nur am Ursus avernen- sis bekannten Oeffnung bereits durch Cuvıer bekannt. : Wenden wir uns zu den jüngeren Formationen Helgelands. Indem ich dabei die auf der Witen-Klif und nördlich derselben auf dem Muschelkalk lagernden Lias und Unter-Oolithbildung nicht weiter berücksichtige, weil ich ausser den von WIEBEL u. A. bereits aufgefundenen und beschriebenen Versteinerungen — Ammonites radıans, Nucula myoidea u. Ss. w. — nichts fand, was ein besonders wissenschaftliches Interesse darzubieten im Stande wäre, wende ich mich sogleich zur Betrachtung der Kreide - Formation. Dieselbe ist bekanntlich von allen früheren Beobachtern sowohl in dem unteren Gliede, dem Neocomien oder Hilsthon Rosmer’s, sowie in dem oberen, der eigentlichen Kreide, auf den Klippen Helgolands durch vielfache organische Reste nach- gewiesen. a. Hilsthon oder Neocomien. Die aus dieser Abtheilung stammenden sehr zahlreichen Ammoniten, Scaphiten, Belemniten sind stets in Schwefelkies verwandelt. In diesem Jahre fand ich die bis dahin von dieser Localität unbekannten Pecten crassitesia ROEMER und Exogyra Couloni D OrB. (Exogyra sinuata SOW.), und zwar in vorzüglichem, von Schwefelkies ganz freien Zu- stande. Durch das Auffinden dieser beiden charakteristischen Leitfossilien wird nun auch die unterste Neocombildung in Helgoland nachgewiesen. In: Bezug auf den Hilsthon hat sich bei: allen Autoren, welche über die geognostischen Verhältnisse Helgolands be- 581. richtet haben, eine irrige Auffassung eingeschlichen, deren Quelle bei Av. RoEMER zu suchen ist. Dieser erklärt nämlich irrthumlicher Weise den Mergelthon, in welchem die Versteine- rungen des Neocomien gefunden werden, fur identisch mit dem Töck der Helgoländer (RoEmer, Die Versteinerungen des nord- deutschen Kreidegebirges, $S. 129). Den genauen Beobachtun- gen WIEBEL’s konnte das von den Helgoländern mit dem Na- men „Tock* benannte Gestein nicht entgehen: er bezeichnet denselben als „plastischen Thon“, dessen Zusammenhang mit der dort vorkommenden Braunkohle und dem in ihr enthaltenen Bernstein er nicht für unmöglich hält; den Namen „Töck“ wen- det er nach RoruEr ebenfalls auf den Hilsthon an. Ich werde mich sogleich mit diesem wichtigen Gesteine ausführlicher be- fassen. b. Kreide. Aus der eigentlichen Kreide stammen die am Dünenstrande zahlreich sich vorfindenden, in Feuerstein verwandelten Echi- niden (von den Helgoländern Glucksteine. genannt), Anan- chytes ovata Lanm., Galerites vulgaris GOLDF., Galerites albo- galerus Lau., Spatangus coranguinum GOLDF. etc. Noch eines Vorkommnisses, das mir bis dahin nirgend wo begegnet, will ich hier gedenken. Beim Zerschlagen von Feuersteinknollen, denen ich eine besondere Aufmerksamkeit zuwandte, fand ich nämlich oft im Hohlraume derselben einen flüssigen Kreideschlamm, welcher sofort an der Luft erhär- tete und von weisser Kreide nicht zu unterscheiden war. Eine mikroskopische Untersuchung dieser Masse ergab kein Resultat. Betrachten wir nunmehr den schon erwähnten Töck, mit welchem Worte die Helgoländer den von: hellgrauer bis dunkelbrauner Farbe variirenden Thon, von WIEBEL auf seiner Karte als plastischer Thon bezeichnet, benennen. Um wo möglich das Alter und die Natur dieses Gesteins durch die etwa darin enthaltenen Versteinerungen festzustellen, liess ich von den verschiedensten Ablagerungen zwischen der Insel und der Witen-Klif, der Düne und dem Old-Höven- Brunnen vermittelst des Schleppnetzes eine grössere Anzahl 38 * 582 Stücke heraufholen und war nicht wenig überrascht, sowohl || in dem dunkelbraunen, einer erdigen Braunkohle gleichenden, | wie auch in dem hellgrauen Gestein neben einzelnen Pflanzen- resten eine vollständigeAnhäufungvonSüsswasser- mollusken, welchedieAblagerungals zurDiluvial- zeit gehörig charakterisiren, zu finden. Stücke von | 6” Grösse lieferten beim Ausschlämmen hunderte von Exem- plaren einzelner Conchylien, welche der Diluvial- und Jetztzeit gemeinsam angehören. Von Pflanzenresten, deren nähere Bestimmung ich einer | sachkundigen Feder vorbehalten muss, will ich nur die sehr schön erhaltenen Bruchstücke eines Ahornblattes erwähnen und hier die Beschreibung der aufgefundenen Mollusken folgen lassen. Von Conchiferen fanden sich Bruchstücke und ganze Scha- len von Anodonten , die sich wegen ihres fragilen Zustandes dem Versuche einer: näheren Untersuchung und Bestimmung entzogen. Vorzüglich erhalten sind dagegen die folgenden Gastropoden: Bythinia tentaculata Linns (Helix tentaculata L. Nerita Jaculator MuLL. Bulimus tentaculatus Poıir. Cyclostoma im- purum Drar. Cyclostoma Jaculator Fer. Paludina impura Lam.) Taf. XV., Fig. 2 u. 3. Vorkommen : im Diluvium der norddeutschen Ebene; lebend im Süsswasser der alten Welt. (Vergl. Stem, Die lebenden Schnecken und Muscheln der Umgegend Berlins, S. 92. Valvata contorta MvııL. (Nerita contorta Munu. Helix con- tortuplicata GmEL.) Taf. XV., Fig. 4. Vorkommen: im Diluvium der norddeutschen Ebene, le- bend im Süsswasser von Europa und Nordamerika. Vergl. Stein a. a. O., 8. 85. Valvata piscinalis Münn. (Nerita piscinalis MuıL. Helix piscinalis GMEL. Cyclostoma obtusum Drar. Valvata obtusa 0. 27.0.2 Vorkommen: im Diluvium der norddeutschen Ebene, lebend sehr häufig in allen Süsswasserseen und Flüssen. _ Vergl. Stein ’a. a. O., S. 86. a Po u nn S. 69.*) 583 Valvata .cristata MüLL. (Valvata planorbis Drar.) Taf. XV., Fig. 5. Vorkommen: im norddeutschen Diluvium. Lebend wie oben. Vergl. Stem a. a. O., 8. 88. Alle Valvatidae sind nach Mogqurn - Tanpon’s Mittheilung im Journal de Conch. 1852 Zwitter (Bronn’s Classen und Ord- nungen des Thierreichs, III. 2, S. 1061). Planorbis carinatus Müıı. (Helix planorbis Linn. Planorbis acutus Po.) Taf. XV., Fig. 6. Vorkommen: im Diluvium. Lebend in fliessenden und stehenden Gewässern der gemässigten nördlichen Zone. Vergl. Ste a. a. O. 8. 77. Limnaeus truncatulus MvLL. (Buccinum truncatulum MüLL. Helix truncatula GmEL. Bulimus truncatus Brug. Limnaeus minutus Drapr. Limnaea minuta Lam. Stagnicola fossaria LeacH). Taf. XV., Fig. 7. Vorkommen: im Diluvium der norddeutschen Ebene. Le- bend in Wiesengräben u. s. w. Vergl. Ste a. a. O., S. 68. Limnaeus auricularius Linn. (Buccinum Auricula MüLL. Helix auricularia Linn. Limnaeus ovatus Draır. Rossm. Limnaeus vulgaris RossM.) Vorkommen: im Diluvium der norddeutschen Ebene. Le- bend vorzüglich in Gräben u. s. w. Vergl. Stem a. a. O,, Unzweifelhaft gehören diese Einschlusse des Töcks zu den wichtigsten Funden, welche bis jetzt in Helgoland gemacht sind, indem selbe ein neues Licht auf die Geologie dieses merk- würdigen Felseneilands zu werfen geeignet sind. Wenn nicht schon die mehr als 8 Meilen betragende Entfernung der Kuste gegen die Annahme spräche, dass diese Reste einer Süsswasser- fauna und Landflora etwa hierher geschwemmt seien, so müsste schon die massenhafte Anhäufung einzelner Arten, wie der *) Die sämmtlichen in diesem Aufsatze beschriebenen Versteinerungen befinden sich im Mineralien-Kabinet der Berliner Universität. 584 - Planorben, Valvatiden, Bythinien u. s. w. den Beweis liefern, dass dieselben hier an Ort und Stelle gelebt haben. 5 Wir erblicken hier also die glaubwurdigsten Urkunden einer ehemaligen grösseren Ausdehnung des festen Landes zu Helgoland. Gegenüber den von verschiedenen Autoren zum Theil in leichtfertigster Weise aufgestellten Behauptungen von der in historischer Zeit entschwundenen Grösse Helgolands hat WiEBEL in seinem Werke den unumstösslichen Beweis geführt, und zwar sowohl vom historischen, wie vom geognostischen Stand- punkte aus, dass die Insel in historischer Zeit überhaupt keine wesentlich andere Gestalt gehabt. Die von WIEBEL an- sefuhrten Citate aus dem Werke des Bremer Scholastieus Adam „de situ Daniae* (Wiebel a. a. O., S. 13) und namentlich aus dem von Heinrich Raszau (a. a. O., S. 21), in dem es unter Anderem heisst: „Oonstat autem insula haec tota, binis rupibus separatis, rubenti una, candenti altera“, dürften wohl jeden Widerspruch ausschliessen. Nicht minder begründet ist die WırBEL’sche Behauptung und entspricht vollkommen den geogno- stischen Lagerungsverhältnissen, dass die eigentliche Fel- seninsel auch in der vorhistorischen Zeit keine be- deutend grössere Ausdehnung gehabt hat; wesentlich anders dürfte dagegen die Sache sich nach den von mir im Töck auf- gefundenen Versteinerungen in Bezug auf die sogenannte Düne gestalten. Dieselben liefern den thatsächlichen Beweis, dass der zur Trias-Formation gehörige rothe Felsen auf einer Insel lag, welcheeine Ausdehnung besass,dass eineSuüss- wasserfauna und Landflora, deren Resteich eben geschildert, aufihr existiren konnten. Von grossem Interesse ist es gewiss!, dass L. Meyn bereits aus anderen Gründen zu ähnlichen Schlüssen gelangt ist. „Ich behaupte“, sagt derselbe in: Zur Geologie der Insel Helgoland, S. 14, „dass Helgoland unzweifelhaft vormals und zwar in den Zeiten der jüngsten, noch heute währenden Erd- bildungsperiode, also geologisch genommen in historischen Zei- ten — ob sonst in historischer Zeit kann ich nicht sagen -— viel grösser gewesen ist, als heute, dass aber diese Insel da- mals nicht ein grösseres Felseneiland darstellte, auch nicht - eine an den Fels gelehnte Marschbildung, sondern eine Geest- insel von gleicher Beschaffenheit wie Sylt und die eine Hälfte 585 " von Föhr, eine Geestinsel, aus welcher der rothe geschichtete Fels und der schneeweisse massige Gypsfelsen des Witen-Kliff hervorragten.* Die Natur der am Strande wie auf der Düne der Neben- insel, gewöhnlich die Düne genannt, sich befindenden zersplit- terten Feuersteine, der nordischen Geschiebe, der eirunden Quarze, des Korns, Farbe und Mischung des Sandes berech- tigten MeyYn durch die Aehnlichkeit mit dem rothen Kliff auf der Insel Sylt zu dem Schluss, „dass da, wo jetzt die Düne sich befindet, eine grössere Geestinsel allmälig zerstört wurde, und dass diese Insel, wie mit gleicher Gewissheit behauptet werden kann, aus einer sandigen Tertiärformation mit diluvia- ler Lehmdecke bestand.“ (L. Mryn a. a. O., 8. 23.) Ich halte die Meyv’sche Beobachtung, welche durch die von mir beschriebenen Petrefacten vollständig bestätigt wird, für wichtig genug, um selbe hier folgen zu lassen: „Zu den geschilderten, auf der Nebeninsel und ihrem Fels- fundamente einheimischen Steinen gesellen sich die Fremdlinge, die nordischen Porphyre in den schönsten Farben und der buntesten Auswahl in eirund geschliffenen und meistens auch nicht viel grösseren Geschieben, dann eben solche Basaltkugeln und basaltähnliche Trappmassen von nordischem Charakter, Skandinavische Sandsteine, Granite und Gneusse in unregel- mässigen Gestalten, wie die Geschiebe sonst zu sein pflegen, finden sich seltener. Mit grosser Bestimmtheit kann man dar- aus auf ein sandiges oder lehmiges Diluvium schliessen, dem diese kleineren Geschiebe eingebettet waren. So weit ich in Norddeutschland herum gekommen bin, nie habe ich diese kleineren Geschiebe als isolirtes Phanomen auf Felsboden an- getroffen, wie die grossen vereinzelten Findlinge.“ „Dergleichen grosse Blöcke finden sich zwar auch auf dem Plateau der Hauptinsel mehrere, sie sind aber nur ein Beweis, dass während der Dauer der erratischen Zeit die In- sel noch gänzlich unter dem Meeresspiegel herabgedrückt war, dass aber schon damals sie gegen ihre Umgebung eine relativ erhöhte Stellung muss eingenommen haben, da ein eigentliches Diluvium, welches auf dem Niederlande vorfindlich gewesen, auf der Felseninsel nicht abgesetzt wurde. Das Diluvium auf dem Niederlande ist aber kein Sand- diluvium gewesen, sondern ein Lehmdiluvium, denn 586 sonst müsste sich der norddeutsche Diluvialsand in dem Sande des Strandes und der Düne wiederfinden, mit einem unend- lichen Reichthum verschiedenartiger Gesteinbrocken, was nicht . der Fall ist. Das Lehmdiluvium ist völlig wegge- schlämmt worden und auf dem Boden .des Meeres zuneuenSchichtenbildungen ausgebreitet.“ (L. Mey 338450. -8::20.) Diese von Mryn aus der scharfsinnigen Beobachtung des Zustandes und der Zusammensetzung des Sandes und der Ge- rölle der Düne gezogenen Schlüsse sind von mir auch paläon-_ tologisch vollständig erwiesen. Der Töck der Helgoländer — nicht der von RoEnER fälschlich so benannte Hilsthon — ist die aus dem zerstörten Lehmdiluvium stammende neue Schichten- bildung, welche möglicherweise auf einer Tertiärbildung, worauf Braunkohlenreste mit Bernstein deuten, abgelagert ist. Mogen diese neuen, aus drei Formationen, dem Muschel- kalk, dem Neocomien und dem Töck, stammenden Aufschlusse dazu dienen, die Aufmerksamkeit der Geologen auf diesen so interessanten Flecken Landes in der Nordsee zu lenken. 587 7. Ueber die Tertiärversteinerungen von Kiew, Budzak und Traktemirow. Von Herrn v. Kornen ın Marburg. Hierzu Tafel XVI. Bereits 1836 hatte L. v. Buch (Neues Jahrbuch, S. 359) über von DvBo1s DE MONTPEREUx gesammelte Tertiärversteine- rungen aus der Gegend von Kiew einen Aufsatz veröffentlicht, welcher indessen wegen der damals überhaupt sehr geringen Kenntniss der Tertiarformation heute nur noch von historischem Interesse ist. Die betreffende Sammlung von Dusoıs gelangte anschei- nend später in das Züricher Museum, wo sie von KARL MAYER neu bestimmt wurde. Nach dessen Angabe (Verhandl. der schweizer. naturforsch. Ges. 1857,.8. 19) waren es fast 80 Arten, von welchen ca. 70 dem oberen Grobkalk und ca. 60 diesem und den Sables moyens gemein oder letzteren eigen- thumlich sind; hiernach stellte K. MayEr die Sandsteine von Budzak mit den Sables moyens zusammen in sein „Etage bar- tonien* und blieb bei dieser Ansicht sowohl in der zweiten Ausgabe seines Tableau synchronistique etc., als auch in den bisher erschienenen drei Heften seines Catalogue systematique et descriptif ete. (Zürich 1866 — 68), in welchen er auch schon 11 Arten von Budzak angeführt hat, nämlich: Rostellaria ri- mosa Sou., Terebellum fusiforme Lam., T. sopitum SoL., Fieula elegans Lam., F. nexilis SOL., Mactra semisulcata Lam., M. con- tradieta DesH., Arca biangula Lam., A. planicosta DrsnH., Pectun- “ eulus Duboisi Mayer, Limopsis granulata Lam. Anscheinend ohne die betreffenden Arbeiten Mayer’s zu kennen, hat Herr Professor THEoFILAKTOFF in Kiew gesucht, dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechend das Alter der Tertiärschichten aus der Umgegend von Kiew feststellen zu lassen, nachdem er sorgfältig die Versteinerungen von den verschiedenen Localitäten gesammelt hatte (Budzak [Buczak 588 oder Butschak], Traktomirow und blauer Thon von Kiew). Er schickte dieselben deshalb nach Wien, wo sie von einem tuchtigen Kenner, Herrn Fucas, bestimmt und in den Verhandl. der k. k. geol. Reichsanstalt 1867 S. 192 —195 veröffentlicht wurden. Leider hatte Fuchs aber die sämmtlichen erwähnten | Arbeiten MayEr’s übersehen, die ja anscheinend auf weit besse- rem Material beruhten; Mayer hat fast 80 Arten von Budzak, und Fucas bestimmte deren nur 10 mit Sicherheit! TEBEOPHILAKTOFF hatte inzwischen eifrig noch weiteres Ma- terial gesammelt und schickte dieses und das von FuchHs bear- beitete auf EıcHnwaup’s Bitte zur Ansicht diesem zu, welcher schon 1865 (Bullet. de la Soc. imp. des natural. de Moscou, S. 198 — 201) die Schichten von Budzak und Kiew unter An- führung einer Anzahl von Arten für Kreide (Cenoman) erklärt hatte und nun jene Arten durchgängig als Arten der Kreide bestimmte. Um noch von anderer Seite eine Bestätigung der Fucns- schen Ansicht zu erhalten, sendete nun THEOFILAKTOFF die sämmtlichen Versteinerungen an Herrn Professor BEYRicH und mich, und da ersterer zur Zeit an der Untersuchung durch eine Reise verhindert war, bekam ich die Sachen vor ihm in die Hände. Das Resultat meiner Untersuchung dürfte immerhin einiges Interesse darbieten, obgleich MayEr’s Beobachtungen an weit besserem Material von Budzak gemacht sind, und obgleich ein grosser Theil der mir vorliegenden Stücke schon von Fuchs bearbeitet ist, da dieser auch die Arbeit EichwALp’s übersehen. und deshalb nicht ausdrücklich widerlegt hat, und da mir na- mentlich aus dem blauen Thone grösseres und besseres Mate- rial vorliegt. Die Vorkommnisse von Budzak und Traktemirow wage ich nicht mit solcher Sicherheit zu bestimmen, wie FucHs dies that, da sie fast alle mehr oder weniger defeet und dabei noch meist nur Steinkerne resp. Abdrücke sind. Folgende Bemerkungen habe ich bei den Exemplaren von den verschiedenen Localitäten zu machen. 589 Budzak. Rostellaria rimosa Sor. (Desm. Suppl. II. S. 458.) Ein schlechtes, unausgewachsenes Stück könnte zu dieser Art gehören, die auch MAYER anführt. Terebellum sopitum Sor. (Des#. Suppl. III. S. 469.) 2 Steinkerne dürften zu dieser auch von MAyEr und Fuchs erwähnten Art gehören. Dies ist die Art, die EıchwauD |]. c: (S. 200) als 7. Borissiakü beschreibt. Terebellum fusiforme Lam. (Desu. Suppl. 8. 470). Einige Steinkerne scheinen mit dieser Art übereinzustimmen, die auch MAYER eitirt. Fusus scalarinus Lam. (Dese. Suppl. UI. S. 290.) Ein Stück, dem die obere Schalschicht fehlt, wurde von Fucas wohl mit Recht zu F\ brevicauda PnıL. gestellt; diese Art ist aber sicher ident mit F. lyra Beyr. und F. scalariformis Nvsr, der sich nur durch. kleineres Embryonalende von F\. scalarinus Lam. unterschied; da nun meine französischen Stücke letzterer Art sehr bedeutend in der Stärke des Embryonalendes variiren, so sind wohl alle angeführten Arten zu vereinigen, Vielleicht gehört dazu auch noch F' subscalarinus D’ORB., zu welchem die Stücke von Wolmirsleben und Westeregeln durch stärkere Spi- ralskulptur einen Uebergang anbahnen. \ Cassidaria nodosa SorL. Ein Steinkern, das Gewinde und einen Theil der Schlusswindung enthaltend, ist wohl mit Recht von Fuchs zu dieser Art gerechnet worden. Cerithium concinnum ÜHARLESWORTH? Zahlreiche Ab- drücke und ein Bruchstück, das Gewinde enthaltend, stimmen in Grösse, Gestalt und Skulptur ganz mit meinen Stücken von. C. concinnum von Barton überein, scheinen aber keine An- wachswulste zu haben wie jene. - Die kleine, schlanke Schale besteht aus 8 bis 9 flach gewölbten Windungen mit je ca. 15 geraden Längsrippchen, über welche 4 breite Spiralen hinweg- laufen. . Von diesen liegt die oberste dicht unter der Naht; im Alter schieben sich noch ganz feine Linien zwischen je zwei der Spiralen. Die Schale erreicht ca. 7,5 Mm. Länge und ca. 2 Mm. Dicke. C. limula Desu. (C. lima DesuH., non Brus.) schliesst sich nahe an unsere Art an, ist aber gedrun- gener und schiebt im Alter keine feinen Spirallinien ein. 590 Calyptraca sp. Ein Bicht specifisch bestimmbarer Steinkern. en Ostrea ee. Law. (Dese. Suppl. U. S. 225.) Ein innerer Abdruck könnte zu dieser Art gehören. Pecten corneus Sow. '(Woop, Eoc. Biv. S. 39, 1.9, 1270) Zwei innere Abdrücke könnten wohl zu P. corneus ge- hören, wohin sie FucHs gerechnet hat. Pinna margaritacea Lam. (Desn. Suppl. I. S. 35.) An keinem der Stücke ist zwar die äussere Schale erhalten, dieselben scheinen aber doch in Grösse, Gestalt und, soweit sich die Skulptur erkennen lässt, auch in dieser mit der-P. margaritacea Lan. übereinzustimmen, die ich in einem guten Exem- plare von Bognor besitze, und zu der auch Fucas die Vorkomm- nisse von Budzak stellte. Modiola Nysti Kıckx. (Woonp, Eoc. Biv. S. 68, t..12, f. 8.) Ein leidlich erhaltenes Exemplar von 14 Mm. Länge scheint mit kleineren Stücken der M, Nysti v von Brockenhurst gut übereinzustimmen. Arca appenditulata Sow. (Woon, Eoc. Biv. 8.79, t. 14, f. 3.) (A. suleicosta Nyst; A. planicosta Desn.) Meh- rere innere Abdrücke und ein Stück mit einem Theile der Schale scheinen mit der ächten A. appendiculata Sow. von Barton gut übereinzustimmen. Die A. decussata Nyst, zu der Fucas die Stücke stellte, unterscheidet sich schon durch feinere Skulptur recht bedeutend. Arca sp. Zwei innere Abdrücke unterscheiden sich durch flachere Gestalt von der vorigen Art‘, sind aber nicht näher bestimmbar. Pectunculus sp. (Duboisi Mayer.) Einige kleine Stücke sind zu schlecht erhalten, als dass sich feststellen liesse, ob sie zu P. Duboisi gehören, welchen Mayer allein von Budzak anführt, oder'zu P. sublaevis Sow.,-welchen EicHwAtp citirt. Limopsis granulata Lam. (DesnH. Suppl. I. S. 842.) Einige Stücke, innen mit Gestein erfüllt, stimmen in Gestalt “und Skulptur ganz mit französischen Stücken der L. granu- lata überein, zu welcher Art auch MAYER die Vorkommnisse von Budzak stellte. Fuchs rechnet sie zu ZL. auritoides GA- LEOTTI, doch scheint mir die Selbstständigkeit dieser Art etwas zweifelhaft; wenigstens passt Nysr’s Abbildung recht gut zu der so variabeln L. granulata. 591 Cardium hybridum Des#. (Suppl. I. S. 554.) Zwei defecte Klappen, denen der grösste Theil der Oberschale fehlt, sind von Fucus zu (. hybridum gestellt worden, könnten aber eben so gut zu (©. porulosum gehören. Cardium cf. semilineatum Kozxen. (Palaeontographica, XVI. S. 244, t. 28, f. Ta.b.e.) Einige Stücke, denen die Oberschale fehlt, sind von FucHs zu (©. comatulum BRoNN ge- stellt worden, unterscheiden sich aber von diesem wesentlich durch die feinere Radialskulptur auf der hinteren Seite und die ganze Gestalt und schliessen sich dadurch an das unteroligo- cäne (Ü. semilineatum an. Sie könnten aber Jugendformen der folgenden Art sein. | Cardium cf.parile Desn. oder fraudator Dasu. (Suppl. I. S. 570 u. 573, t. 54, f. 1—3, 7, 8.) Einige Stücke, de- nen die äussere Schale fehlt, sind mit C. parile Desn. und (. Jraudator DesH. nahe verwandt, aber nicht sicher bestimmbar. Cardium sp. Ein sehr defectes, ziemlich grosses Stuck mit schlecht erhaltener Oberfläche hat zahlreiche, hohe, regel- mässige Rippen gehabt, scheint aber mit keiner mir bekannten Art übereinzustimmen. Lweina ef. Menardii Dssn. (Suppl.I. S. 640.) Einige etwas abgeriebene, innen mit Gestein erfüllte Exemplare sind von Fucus zu L, Volderiana NxstT gestellt worden, von welcher ich leider keine Stücke besitze; Nyst’s Beschreibung derselben ist sehr kurz, seine Abbildung lässt mich aber an der Identität mit den Formen von Budzak zweifeln, da diese viel bauchiger und ungleichseitiger sind, spitzere, mehr nach vorn gerichtete Wirbel, hinten eine deutliche Lucinenfalte und vorn eine kleine Lunula haben. Sie stimmen darin mit meinen Stücken vom Trocadero (Paris) überein, aber diese haben auch vorn eine deutliche Depression, welche um die kleine Lunula noch eine grössere begrenzt, und welche auch auf Desuayzs’ Abbildung sichtbar: ist. Cardita sp. Einige defecte Abdrücke von meist ver- drückten Carditaschalen wurden von Fucns als C. culcata Son. bestimmt, haben aber schmalere und zahlreichere (anscheinend ca. 22) Rippen und zahlreichere höhere Höcker auf denselben als die Vorkommnisse von Barton. Besser dürften sie mit C. serrulata DesH. oder C. pulchra DesH. übereinstimmen. Oytherea ambigua Dasu. (Suppl. I. 8. 44, t. 29, 592 f. 7— 10.) Ein schlechtes zweischaliges Stuck, fast nur Stein- kern, wurde von Fuc#s als C. ambigua DrsnH. bestimmt, könnte aber auch zu (. parisiensis Des#. oder ©. lunularis Desn. ge- hören. Corbula sp. Einige Steinkerne resp. innere Abdrücke unterscheiden sich durch die flache kleinere Klappe von der C. pisum Sow. und nähern sich dadurch mehr der (. gibba Orivı. Traktemirow. Pyrula nexilis SOoLANDER. (Des#. Suppl. II. S. 432.) Zwei Stücke von ca. 20 Mm. Durchmesser, mit zum Theil er- haltener Skulptur, stimmen mit Exemplaren von Barton gut überein. Voluta (Scapha) sp. Der specifisch nicht bestimmbare Steinkern zweier Windungen einer Voluta mit 4 Spindelfalten wurde von Fuchs mit Recht mit der V. fusus PsıL. (V. Siems- senü Bot) verglichen; da eine Voluta dieser Gruppe (V. Wetherellii Epw., Eoc. Moll. p. 179, t. 23, f. 4) aber schon im London-clay vorkommt, von welcher unser Stück sich viel- leicht nur durch etwas gedrungenere Gestalt unterscheidet (Enwarns’ Fig. 4c. kommt ihm darin schon ziemlich nahe), so ist auf das Vorhandensein einer derartigen Form sicher kein Gewicht zu legen. Cassidaria nodosa Son. Ein Steinkern, dem der un- tere Theil der Schlusswindung fehlt, wurde von FucHs wohl mit Recht zu dieser Art gestellt. | Natica sp. Steinkerne von mindestens zwei Arten lie- “ gen vor, von welchen die eine N. sigaretina DesH. sein könnte. Ostrea flabellula Lam. (DesH. Suppl. II. S. 120.) Ein defecter Steinkern könnte zu dieser Art gehören. Pecten sp. Der innere Abdruck einer rechten Schale trägt am Rande die Kerben von 20 Rippen, ist ziemlich kreis- rund und würde etwa zu Woop’s Abbildung (Eoe. Biv. $. 45, t. IX. f. 4b.) von P. 30 radiatus passen. Pinna margaritacea Lam. (Desn. Suppl. IH. S. 35.) - Ein Paar Stücke ohne obere Schale sind von Fuchs wohl mit Recht zu P. margaritacea Lam. gestellt worden. Pecetunculus sp. (P. Duboisi Mayer.) Ein ziemlich 593 grosses, aber stark abgenutztes Stuck ist nicht näher be- stimmbar. Cardium cf. Bouei DssH. (Suppl. I. p. 567, t. 55, f. 25—28.) Eine Anzahl Steinkerne und Abdrücke stimmen anscheinend in der Gestalt, besonders aber in der Skulptur gut mit DESHAYES’ Beschreibung und Abbildung von Ü. Bouei überein und sind nur vielleicht etwas flacher gewölbt. Lucina ef. gigantea Desn. (Suppl. I. S. 634.) Zwei Steinkerne zweischaliger Exemplare könnten zu L. gigantea gehören, wohin sie auch FucHs rechnete. Anatina rugosa Bsrr. Ein innerer Abdruck, von Fuchs zu Anatina rugosa BELL. gestellt, könnte der Gestalt und Grösse nach sehr gut zu der im Unter-Oligocän verbrei- teten Thracia scabra KoEnen gehören. (Siehe Palaeontogra- phica, XVI. S. 269, oder v. Koznen, Mittel-Oligocan S. 123.) Blauer Thon von Kiew. 1. Ostrea. gigantea SouL. (Desn. Suppl. II. S. 108.) Eine obere Schale, welcher etwa ein Drittel unten fehlt, "ist wohl mit Recht von FucHs zu O. gigantea Son. gestellt wor- den, welche aber nicht auf den Calcaire grossier beschränkt bleibt, wie Fuchs meint, sondern auch bei Barton , sowie im ganzen ÖOligocäan vorkommt. Wie ich in meiner Arbeit über das norddeutsche Mittel-Oligocän S. 79 (Palaeontographica, XVI. S. 225) angeführt habe, gehört dazu auch SANDBERGER’S O. callifera. 2. Ostrea flabellula Lam. (Desn. Suppl. II. S. 120.) Einzelne Schalen sowie ein zweiklappiges Stück stimmen noch besser mit unteroligocänen Stücken von Lattorf und Brocken- hurst (0. prona 8. Woop) als mit von Grignon überein. Wie ich schon an anderen Orten ausgeführt habe, lässt sich von der ©. flabellula die O. ventilabrum GoLvr. kaum trennen, da sie sich eigentlich nur durch kleinere Anheftungs- stelle und damit zusammenhängende grössere Regelmässigkeit auszeichnet. 38. Vulsella deperdita Lam. (DesH. Suppl.1II. S. 51.) Zahlreiche gute Stücke sind von Fuchs sehr mit Recht als 594 V. deperdita bestimmt worden; es ist nur hinzuzufügen, dass diese Art auch bei Barton vorkommt. (Vulsella regularis EıcHw.) | 4. Pecten solea Des#. (Cogq. foss. I. S. 302, t. 42, f..12—13;5 Suppl. IL 28:72): Tal» &VI Fig: 23 Eme gut erhaltene linke und mehrere defecte rechte Schalen haben deutliche concentrische Streifen, gerade wie der P. solea DesH. von Parnes, und auf den vorderen Ohren, besonders auf dem der rechten Klappe, einige deutliche Radialstreifen. Das vor- dere Ohr der rechten Klappe hat einen tiefen Byssus - Ein- schnitt, das der linken ist mehr nach vorn gezogen, so dass die Stücke sich von dem P. corneus Sow. bedeutend unter- scheiden. Da von dieser Art noch keine gute Abbildung vorhanden ist, lasse ich 2 Stucke von Parnes abbilden. Möglicherweise gehört hierher auch P. contubernalis Enw. Woop, ‘Eoe. Biv. S. 40, t. 9, f. 8. 5. Pecten corneus- Sow. (Woop, Eoe. Biv. 8. 39H f. 7.) Eiu defectes Stück mit ziemlich gleich grossen Ohren könnte eine rechte Schale von P. corneus Sow. sein, Die Ohren sind glatt, die Anwachsstreifen des vorderen sind etwas nach vorn gebogen. Vermuthblich hat nur dies eine Stück Fuchs zur Bestimmung ee da er den P., solea Desn. nicht anfuhrt. 6. Pecten idoneus 8. Woon (Eoe. Biv. 8. 41, t. 8, f. 9). Taf. XVI. Fig. 4—6. (P. Dujardini RoEmeR bei Eıcawarp.) Eine Anzahl linker Klappen, bis zu 27 Mm. breit, stimmen auf das Genaueste mit einer linken Klappe von Brook überein, die ich Epwarps verdanke, und die anscheinend zu P. idoneus gehört. Von diesem hatten EpwArps und S. WooD bei Aufstellung der Art nur rechte Klappen gekannt, deren ich auch einige besitze. Diesen gleicht die flach gewölbte linke Klappe in der Skulptur bis auf die etwas niedrigeren Rippen vollständig, wenn man davon absieht, dass die grössten Stücke bis zu 4 Radiallinien zwischen den Rippen bekommen, Die Ohren sind gleich gross, das vordere unten schwach aus- gebuchtet. 7. Spondylus Buchii Puın. (Palaeontographica, |, 8.55, t. 7,£. 9.) Taf. XVI. Fig. 8, 9. Zwei untere Schalen und ein zweischaliges Stück sind saämmtlich verdrückt, defect 595 und zeigen weder das Schloss noch auch die Wirbel, scheinen aber mit Stücken von Lattorf, Unseburg ete. übereinzustimmen, welche ich auf $S. Buchü Pain. beziehen muss, zu welcher Art auch FucHs die Stücke von Kiew stellte. Die norddeutschen Vorkommnisse haben 21 Rippen, die auf der Mitte der Schale am breitesten sind. Die untere Klappe zeigt keine Anheftungs- stelle und hat rundliche Rippen, von welchen 6 oder 7 mit langen Stacheln versehen sind. Die obere Klappe gleicht der unteren in der äusseren Gestalt, hat aber dachförmige Rippen, von ‘denen die mittelste mitunter einige kurze Stacheln trägt, und welche bei guter Erhaltung je 6 bis 8 feine, gekörnelte Radiallinien zeigen. In der Jugend tragen übrigens alle Rippen beider Schalen zahlreiche scharfe Spitzen. Den: $. Teissen- bergensis ScHArFH. kann ich leider nicht vergleichen. Ich lasse zwei Stücke von Unseburg abbilden. 8. Pinna cf. semiradiata Kornen, Mittel - Oligocän S..88 (Palaeontographica XVI. S. 234). Taf. XVI. Fig. 1. Eine Platte Thon zeigt mehrere, bis. auf die äussere Schale ziemlich vollständige, ca. 80 Mm. lange und 40 Mm. breite, flach gedruckte Klappen einer Pinna, welche sich durch ihre dünne Schale, stärkere Runzeln auf der unteren Seite und stärkere, weniger zahlreiche Radialrippen zunächst an Pinna semiradiata anschliesst und von der P. margaritacea unterschei- det, zu welcher Fuchs dieselbe gestellt hatte. Ich lasse eines der Exemplare abbilden. 9. Cypricardia sp.? Ein zweischaliges Stuck und eine einzelne Klappe sind stark verdrückt und mit Thon erfüllt, so dass das Schloss ete. nicht zu sehen ist. Die allgemeine Ge- stalt dürfte, zunächst an die freilich nur halb so gross wer- dende C. carinata Nyst (C. Sacki PrıL.) oder an die. (. iso- cardioides DesH. erinnern, doch scheint die Schale weit dünner zu sein als bei jenen Arten, etwa wie dies bei Modiola der ‘ Fall’ ist. Ich lasse es daher ganz dahingestellt, ob die Stücke zu Mytilus oder Cypricardia oder noch einer anderen Gattung gehören. 10. Cardita n. sp.? Taf. XVI. Fig. 5. Drei Schalen von ca. 10 Mm. Durchmesser gleichen im Umriss der (©. tuber- culata MÜNSTER, sind aber sehr viel flacher gewölbt und haben ca. 15 flache Rippen, die etwas breiter wie ihre Zwischen- räume sind, sich aber anscheinend spalten oder durch Einschie- Zeits.d. D.geol. Ges. XXI. 3. 39 IE 596 bung vermehren können. Auf den seitlichen Rippen zeigen | sich etwas diagonal laufende Linien, und in den Zwischen- | räumen treten einzelne Anwachsstreifen etwas schärfer hervor. Das Schloss ist an keinem der mässig dickschaligen Stücke erhalten, so dass sich : nicht entscheiden lässt, ob dieselben wirklich zu Cardita gehören. Eine Art, mit der sie näher verwands wären, a ich jedenfalls nicht. | Terebratulina striatula Sow. (Davınson, Tert. Brach. S. 1, t. 1, f£. 16.) Ein Paar etwas verdrückte Stücke schliessen sich anscheinend ganz an. solche Varietäten dieser Art aus dem London-clay und aus dem Unter-Oligocän an, welche weniger bauchig sind und weniger deutlich abgesetzte Wirbel haben. Suchen wir nun aus obigen Faunen einen ‚Schluss auf das Alter der betreffenden‘ Schichten zu ziehen, so würden die Quarzite von Buezac und Traktemirow wohl zum Mittel-Eocän, zum Calcaire grossier (Systeme parisien) zu stellen sein, da bei Weitem die Mehrzahl der Arten sonst dieser Etage ange- hört; auch die von K. Mayer von Bucezac angeführten Arten lassen die Möglichkeit einer solchen Deutung zu, während K. Mayer freilich jene Localitäten nicht zum S. parisien, son- dern eine Stufe höher, zum S.:bartonien stellt. Vermuthlich wird ihn sein Material wohl zu dieser Ansicht gebracht haben, über welche ich mir bei dem geringen mir VOR ee kein Urtheil weiter erlauben kann. Was: aber den blauen Thon von Kiew betrifft, so‘ waren die aus: ‘demselben stammenden Versteinerungen zu einer sicheren Bestimmung meist genügend, und ich hatte grösseres Material aus demselben in Händen als diejenigen, die bisher dergleichen untersuchten. Jene von mir bestimmten Arten finden’ sich:” - 597 et CE Mr- = | & | =|glja|3 | E JM 4% 2 | l. Ostrea gigantea SoL. “14 4 1 + 2. 0. flabellula Lam. — Fir | + 3. Vulsella deperdita Lam. ee : 4. Pecien solea Desn. RS) ee 9. P. corneus Sow. ı/+/-|4 6. P. idoneus S: Woon. BD a8 7. Spondylus Buchü Pit. —| ?Ii—|+ 8: Pinna ef. semiradiata KoENEN. | —|—[1—|? 9. Cypricardia? sp. = gr 10. Cardita? n. sp. u ll. Terebratulina striatula Sow. ; +I1-1|-| + Von den 8 sicher bestimmbaren Arten finden sich somit 6 oder (wenn Spondylus Buchü Pain. ident mit S. Teissenber- gensis SCHAFH. ist, wie Fuchs meint) 7 im Mittel-Eocän und die achte, Teerebratulina striatula, sowohl in älteren als auch in Jüngeren Schichten. Die zweitgrösste Anzahl aus jenen Arten, 5, findet sich im Unter-Oligocän. Wir sind daher, soweit eine so geringe Anzahl von Arten eben zu einem Schlusse berechtigt, zu der. Annahme genöthigt, dass der blaue Thon von Kiew dem Mittel-Eocän, der Etage Parisien K. Mayer’s angehört. Da nun nach Angabe THEOFILAKTOFF’s der blaue Thon über den Quarziten von Budzak ete. liegt, so wären diese entweder auch dem Mittel-Eocän oder gar dem Unter- Eocän zuzurechnen. Bemerkenswerth und fur die Feststellung des Alters er- schwerend ist übrigens der Umstand, dass sich unter den Sachen aus dem blauen Thone nur Bivalven befanden. EicH- WALD ceitirt freilich noch eine der Kreide angehörige Art der Gattung Columbellina neben anderen Kreidearten, doch kann ich mir kein Urtheil über Seine Namen erlauben , ohne seine Exemplare gesehen zu haben. 39* 598 Erklärung von Tafel XVi. Fig. 1. Pinna cf. semiradiata Kornen von Kiew. S. 59. Fig. 2, 3. Pecten solea Desu. von Parnes. S. 594. Fig. 4, 9. Pecten idoneus S. Woo» von Kiew. .S. 594. Fig. 6. Derselbe vergrössert. Fig. 7a. Cardita? n. sp. von Kiew. S. 59. Fig. 7b. Dieselbe vergrössert. Fig. 8, 9. Spondylus Buchü Pair. von Unseburg. S. 594. 599 8. Mittheilungen von der Westküste Nordamerikas. Von Herrn F. Baron Rıcarnoren ın San Francısco, Cal. N. Lagerstätten vulkanischer Gesteine. Nach den allgemeinen Bemerkungen uber die neueren Eruptivgesteine, welche in der vorhergehenden „Mittheilung * niedergelegt sind, beabsichtige ich im Folgenden, zur Begrün- dung und Erläuterung derselben, einzelne besonders interessante Vorkommnisse jener Gesteine oder von Verhältnissen, welche mit ihren Ausbruchen in Zusammenhang stehen, zu beschreiben. Ich hoffe dem Verzeichniss weiterhin andere hinzuzufügen, welche noch genauerer Untersuchung bedürfen. 1. Der Vulkan Lassen’s Peak. Im nördlichen Californien, einer von der Natur in Bezie- hung auf landschaftliche Schönheit spärlich ausgestatteten Ge- gend, erheben sich zwei Vulkane, welche sich durch Höhe und freie Stellung auszeichnen und der Landschaft mehr zur Zierde gereichen und ihr mehr Charakter verleihen als die zahlreichen Gebirgskämme ihrer Umgebung. Voran unter ihnen steht der Mount Shasta oder Shasta Peak, der sich als ein freier Kegel mit sanfter Böschung aus einem dreitausend Fuss hohen Hügel- lande erhebt und zur Meereshöhe von 14,442 Fuss ansteigt.*) Er gehört zu den landschaftlich schönsten Vulkanen der Erde durch die reinen geschwungenen Linien des majestätischen, im oberen Drittheil seiner relativen Höhe mit Schnee bedeckten Kegels. Man kann ihn in Beziehung auf malerische Schön- heit dem Fusi-yama vergleichen. Er übertrifft diesen an Höhe, *) Die Messung wurde von Professor J. D. Wnıtnev bei einer Be- steigung im Jahre 1864 mit einem Gaeern’schen Gefässbarometer ausge- führt. Eine Beschreibung dieser interessanten Besteigung ist im Report of the Geological Survey of California, Geology, Vol. I. (1865) mitgetheilt. 600 aber es fehlt ihm die zauberische Umgebung des japanischen. Vulkans. Ungefähr fünfzehn geographische Meilen in südlicher Rich- tung von diesem erhabenen Gipfel steigt der Lassen’s Butte oder Peak auf, dessen -Meereshöhe im Jahre :1863 bei der ersten Ersteigung des Gipfels durch die Herren W. H. BREwER und CLARENCE Kıyg (beide damals bei der geognostischen Lan- desaufnahme von Californien beschäftigt) zu 10,577 Fuss baro- metrisch bestimmt wurden. Auch dieser Berg ist eine Land- marke für das nördliche Californien, wiewohl er nicht freisteht wie der Mount’ Shasta, sondern nur der höchste Gipfel eines ungefähr eine Meile langen Grates ist, dem‘sich im Osten und Südosten. verschiedene 7000 bis an Fuss hohe. Gipfel an- schliessen. Orographische Stellung zur Sierra Nevada. Die .orographische Stellung ‚dieser beiden Vulkane tritt in eigenthümlicher. Weise hervor, wenn man von ’Suden her kommt. Durch mehrere Breitengrade ‚behält .die Sierra Nevada den Cha- rakter eines vielgipfeligen Kammes mit steilem östlichen Ab- fall nach der Hochfläche "des Great 'Basin und langgedehntem gleichmässigen Westabfall nach dem Sacramento- - Thal; der letztere, unterbrochen durch zahlreiche 1000: bis 3000. Euss tiefe Spaltenthäler, welche ‚sich rechtwinklig ‚zur Streichrichtung des. %ebirges hinabziehen. Im südlichen Theile ist der Kamm am ‚höchsten , und bildet, eine, einfache ‘Gipfelreihe. _An..den Quellbächen des Stanislaus, Tuolumne, ‚King’s River ‚und Merced ist kein, Pass niedriger als 9000 Fuss, und die Gipfel steigen „bis, über 15000 Fuss an,*) Gegen Norden wird der Kamm niedriger und ‚spaltet sich zugleich in eine doppelte Kpdelreihe, mit grossen Becken und Ebenen zwischen beiden. *) Dieser Theil der Sierra Nevada, die höchste Massenerhebung auf dem Continent von Nord-Amerika, ist erst seit seiner Bereisung im Jahre 1864 durch die Herren: W.; H.'Barwer und Crauence: Kıng bekannt ge- worden. Die Ergebnisse dieser ersten Erforschung sind in dem Bericht von Professor Waırsey (l. c. S. 364 bis 443) niedergelegt. Eine zweite Bereisung ‘wurde im Jahre .1866 durch die Herren Kıng und’ Garpnen ausgeführt «und! damit die topographische und: geologische Aufnahme des ganzen Gebiets vollendet. Die Resultate’ dieser ‘zweiten Bereisung ' sind noch nicht veröffentlicht. 601 Hope- Valley, der fünf. Meilen lange und über zwei Meilen breite Tahoe-See, in 6200 Fuss Meereshöhe, durch seine ma- lerische Umgebung eine Perle in der sonst -einförmigen Sierra Nevada, Sardine Valley, Sierra Valley sind einige dieser Becken in. der Richtung von Süden nach Norden. Vulkanische Ge- steine nehmen gegen Norden mehr und mehr zu und sind be- sonders an ‚den Rändern der Becken in grosser Masse und Mannichfaltigkeit angehäuft,. bilden auch zahlreiche erloschene Vulkane. . Sierra Valley ist ein ausgefülltes ehemaliges See- * becken von grösserem Umfang als der Tahoe-See und ist zwischen den beiden Gipfelreihen eingesenkt. Vulkanische Thätigkeit ist hier früher sehr intensiv gewesen, besonders an den Flecken und auf der Höhe. der ‚beiden &ipfelreihen, Nördlich von Sierra Valley verbreitert sich ‚der Kamm der Sierra Nevada. noch mehr; an die Stelle der beiden Gipfelreihen aber tritt jetzt, in der Grafschaft Plumas, ein Labyrinth von Gipfeln und verbindenden Rücken, welche zahlreiche Becken mit fruchtbarem Thalboden, wie Mohawk Valley, American Valley, Last Chance Valley, Indian Valley und andere, in sehr verschiedener Meereshöhe zwischen sich lassen. Tiefe Schluch- ten in wenig regelmässiger Anordnung, von Quellbächen des Feather River ‚durchströmt, verbinden die einzelnen Becken; erst im :Westen des breiten Kammes tritt wieder die regel- mässige Anordnung der Spaltenthäler: rechtwinklig zur Rich- tung des Gebirges hervor.‘ Die ‚vulkanischen Gesteine. halten sich vorwaltend an die nördliche Fortsetzung der beiden Gipfel- reihen im Östen und Westen von Sierra‘ Valley. Es wird durch diese verschiedenen Umstände ein zwar nicht hohes, aber wildes, unregelmässiges, vielgipfeliges und vielfach durch- furchtes. Gebirgssystem geschaffen. - Steigt man nun. von Indian Valley (in der Grafschaft Plumas), einer jener Thalsenkungen, die sich wie ein Seestern in:mehreren Armen zwischen den allseitig vorspringenden Kam- men ausbreitet, in dem Arm von Greenville in nordwestlicher Richtung aufwärts, so hat; man steilwandige Berge von Granit und 'Grünstein ‚zu beiden Seiten und‘ erreicht zwischen ihnen die. Wasserscheide. Jenseits derselben aber tritt man plötzlich in eine ganz verschiedene Gebirgswelt hinaus. Breite Wiesen- . Hächen, wie die Big Meadows und Mountain Meadows (unge- fahr 4500 Fuss hoch), dehnen sich meilenweit aus, von wenig 602 daruber erhabenen bewaldeten Bänken, alten Lavastromen, unterbrochen, die sich zungenföormig von Norden hereinziehen. In der Ferne, gegen Norden, steigen die waldigen Hugel höher an, und über ihnen erhebt sich, durch seine röthliche Färbung ausgezeichnet, majestätisch das wilde nackte Felsenriff des . -Lassen’s Peak mit einem ihm nach Westen verbundenen, zacki- gen Grat, während sich östlich schwarze bewaldete Klippen anschliessen, von vulkanischem Material aufgebaut. Es scheint, als habe die Kette der Sierra Nevada mit ihren metamorpki- schen Gesteinen und Graniten hier in ihrer ganzen Breite einen plötzlichen Einbruch erfahren, als sei dieser von vulkanischem Material’ ausgefüllt worden, und als habe die vulkanische Thä- tigkeit in der Kette von Lassen’s Peak culminirt und‘ durch lange Zeit fortgefahren, Gesteine über das Niveau der Ausfüllung höher und höher aufzuthürmen; als hätten dann die Wasser, von dieser Gebirgskette gegen Suden herabströmend, zwischen den Lavaströmen die Wiesenflächen geschaffen, welche an dem. von Westsüdwest nach Ostnordost gerichteten Abbruch der alten Gesteine am 'breitesten sind und sich gegen Norden vielfach zwischen die vulkanischen Rücken hinein verzweigen. Nachdem man die einförmige Oberflächengestaltung der Sierra Nevada durch mehrere Breitengrade verfolgt hat, ist der plötzliche Wechsel der 'Scenerie ‘an dieser Abbruchslinie in hohem Grade überraschend. Nördlich von 'Lassen’s Peak senkt sich das Land sotief herab, dass der Pit-River oder obere Sacramento-Fluss es von Osten nach Westenin einer flachen, wohl fünfzehn Meilen breiten Mulde durchströmt, gerade dort, wo der-Kamm der Sierra Nevada ‘seine Fortsetzung haben sollte. Nichts beweist besser den vollständigen Einbruch, den das mächtige Gebirge an der Stelle der beiden Vulkane erfahren hat. Nördlich von der tiefen Senkung erhebt sich der Shasta Peak mit dem vulkanischen Gelände, das sich um seinen Fuss ausbreitet, und jenseits derselben (gegen Nordwesten) zeigen sich wieder die Gesteine der Sierra Nevada (nach Professor W. H. BrewEer’s Untersuchungen) und bilden ein hohes, von schroffen Schluchten‘ durchfurchtes Gebirge, die Fortsetzung des früheren Kammes, bis sie an der Küste von Oregon wie- der einen Abbruch erfahren, und das Meer die weitere Verfol- gung des Gebirgsbaues hindert. Die Erscheinung erinnert an die steilen Abbrüche der &e- 603 birgszuge und die dadurch’ gebildeten einspringenden Winkel des krystallinischen Gebirges in den südlichen Alpen, wo der Sitz eruptiver Thätigkeit yon früher Zeit bis in die Tertiär- periode daran gebunden wär, oder an den plötzlichen Abbruch der Karpathen in der Linie Eperies-Kaschau und das Hervor- brechen der vulkanischen Gebirgskette von nun und Tokay entlang dieser Einsenkung.*) Gebirgsbau. Wenn man die metamorphischen Gesteine an dem Ab- bruch der Sierra Nevada verlässt und auf die Wiesenflächen der Big Meadows hinaustritt, sind alle festen Gesteine, denen man begegnet, von andesitischem Charakter, und der Alluvial- grund besteht aus zerstörtem Material verschiedener vulkani- scher Gesteine. Ich besuchte Lassen’s Peak im September 1866 in Ge- sellschaft von Prof. J. D. Wnırwey, welcher mit der geologi- schen Aufnahme der Grafschaft Plumas beschäftigt war und mich zur Begleitung bei diesem interessanten Ausfluge auf- forderte. Herr V. WAcKENREUDER führte die topographische Aufnahme aus und begleitete uns nach der hohen Landmarke, welche den Grenzstein der drei Grafschaften Plumas, Lassen und Shasta bildet. Die Kürze der zugemessenen Zeit erlaubte uns nur einen flüchtigen Einblick in die interessanten Verhält- nisse des Gebirgsbaues.”*) Wir näherten uns dem Vulkan .*) Vergl. meine Geognost. Beschreibung der Umgebung von Pre- dazzo etc. in Süd- Tyrol (Gotha, Justus Pertues, 1860), Einleitung. **) Die Umgegend von Lassen’s Peak ist in hohem Grade einer ge- nauen Untersuchung werth. Dass eine solche zu weittragenden Ergeb- nissen von allgemeinerem Interesse führen würde, scheinen die. wenigen Resultate unserer flüchtigen Bereisung anzudeuten Doch könnte sie nur mit verhältnissmässig grossem Aufwand von Zeit ausgeführt werden und würde grosse Entbehrungen erfordern. Die Gegend ist eine vollkommene Wildniss. Die grosse Zahl von Bären, Hirschen und wilden Hühnern macht‘ sie zum besten Jagdgebiet von Californien, daher sie zuweilen von Jägern besucht wird. Aber sie ist von Weissen unbewohnt. Die goldführenden Gesteine und Ablagerungen, wenn es deren giebt, sind hier von mächtigen Massen vulkanischen Materials gänzlich verdeckt, daher die Ursache fehlt, welche die zahlreichen Ansiedlungen am West- abhang der Sierra Nevada hervorgerufen hat. Nur die Wiesenflächen, welche von dem Hauptsitz der vulkanischen Thätigkeit entfernt sind, 604 von Südosten über den Pass von Greenville und die Big.-Mea- dows, untersuchten dann die südöstlichen Vorberge in zwei Meilen Entfernung vom Vulkan und schlugen schliesslich für mehrere Tage unseren Lagerplatz im beinahe 8000 Fuss Meeres- höhe ‚auf, von wo wir den Gipfel in beinahe zwei und einer halben Stunde erreichen konnten, Wir besuchten von dort den Gipfelrund seine Umgebungen im Süden und Westen und kehr- ten dann auf demselben Wege zurück, den wir gekommen waren. Gipfel des Ben Di Gipfel von Lassen’s Peak ist wild und völlig änekt und durch die röthliche Färbung seines Gesteins weithin kennt- lich. Er gleicht einem grossen Trümmerhaufen, den. einzelne feste Felsgrate zusammenhalten. Sein Profil ist zackig, mit ‚allmaligem, aber unregelmässigen Abfall nach beiden Seiten. Schärfe Rippen. stehen hervor, und zwischen ihnen zieht sich Geröll in Jangen Lehnen ‘hinab. Der Fuss dieses Gerüstes ist im Süden, Osten und Westen ungefähr 1500 Fuss unter der höchsten Spitze, während im nördlichen Theil die Gipfel- masse: sich weiter .ausbreitet, dann ‚aber um so tiefer und stei- ler. abfällt. Sie besteht aus drei Kuppen, von denen die süd- liche die höchste. ist, und. die einen Kessel umschliessen. Seiner Form wegen ist der letztere für einen Krater gehalten worden. Diese Ansicht ist jedoch irrig, da alle Anzeichen von Auswurfsthätigkeit fehlen. Rapilli und vulkanische Asche sind nicht vorhanden, und keine thätige Solfatara ist sichtbar. Nur die vulkanische Natur des Gesteines und die Anzeichen cehe- maliger schwacher Solfataren. entlang einigen Spalten: deuten an, dass man sich in der Nähe eines vulkanischen Heerdes befindet. | Die gesammte Gipfelmasse besteht aus röthlich gefärbtem quarzfuhrenden Rhyolith, von der Abänderung, welche ich als Nevadit bezeichnet habe. Der Quarz bildet an den Kan- ten gerundete Krystalle und ist in aussergewöhnlich. grosser Menge vorhanden. Von Feldspathen ist Sanidin vorherrschend, % geben im Sommer Unterhalt für einige Viehzüchter. Ausser den Be- schwerden ist die Bereisung nicht ohne ‚Gefahren, da die Gegend von feindlichen 'Indianerstämmen bewohnt ist. 605 glasiger Oligoklas untergeordnet; schwarzer Glimmer ist in zahlreichen Tafeln eingemengt. Die Grundmasse ist sehr rauh und 'porös; die zahlreichen Krystalle vermindern wahrschein- lich ihren Zusammenhalt. Zertrümmerung hat in grossem Maassstabe stattgefunden und wahrscheinlich die Höhe des Ber- ges schon bedeutend verringert. Die jetzige höchste Spitze ist ‚selbst nur ein Haufwerk von losen Blöcken, aus denen der feste Grat stellenweise hervorragt. Die Aussicht ‘von ihm ist grossartig. Sie umfasst mehr als vier Breitengrade. Nach Westen ist sie durch die Küstenkette gehemmt, die eine lange ungebrochene Mauer bildet, während im Osten Gebirge’ hinter Gebirge: hervortauchen, bis weit in das Great Basin hinein. Ihr. Glanzpunkt aber ist die erhabene Gestalt des Mount ''Shasta. Selten hat man Gelegenheit, von. einem Punkt ein so ausgedehntes Gebiet vulkanischer Gesteine zu überblicken. Vorberge gegen Sudosten. Wie vorher bemerkt, fällt der Gipfel des Berges auf ein 1500 Fuss tiefer gelegenes Plateau ab. Diese schon hier sehr unregelmässige, von Senkungen unterbrochene Hochfläche dacht’ sich in südöstlicher Richtung allmälig ab, von einigen höheren Gipfeln überragt. Die Gesteine sind von Spalten durchzogen. Einzelne Vertiefungen führen bald in steilwandige Schluchten, und diese vereinigen sich auf breiteren Binsenkun- sen mit grünen. Wiesenflächen. Am Fuss der steilen Gehänge brechen in grosser Zahl starke Quellen, wahre Ströme eis- kalten Wassers hervor, die sich durch die Wiesen schlängeln und ‚sich zu grösseren Bächen vereinigen, welche selbst wie- _ der bald. durch wilde und enge Felsschluchten, bald über. Wie- senflächen zwischen steilen Abhängen den Big Meadows und dadurch dem Feather River zuströmen. Auf einer jener quellen- reichen Wiesen, von uns Brookmeadows genannt, war unser Lagerplatz. Die Ueppigkeit der Vegetation war in Anbetracht der Meereshöhe und der langen schneereichen Winter erstaun- lich. Es bietet sich bei der Besteigung und längeren Unter- suchung von’ Hochgipfeln selten Gelegenheit, ein so schönes und bequemes Standquartier zu benutzen. Die Hochfläche am Fuss des Berges besteht aus Rhyo- lith, und ein breiter Strom dieses Gesteins zieht sich in sud- östlicher Richtung nach Brookmeadows hinab, nach denen er 606 in einer Reihe breiter und steiler Staffeln abfällt. Dieser Rhyolith ist von. perlgrauer Farbe, sehr ‚quarzreich und hat eine zur hyalinen Textur neigende, aber immer porös aufge- blähte Grundmasse.. Als Unterlage dieses wenigstens achthun- dert Fuss dicken Stromes zeigt sich an seinen Seiten und an seinem Ende Trachyt, und dieses Gestein bildet, mit Aus- nahme des genannten Rhyolithstromes, fast ausnahmslos das Material der südöstlichen Ausläufer des Lassen’s Peak bis zu einer Entfernung vou ‚wenigstens drei Meilen. Alle Trachyte die wir hier beobachteten, sind ausschliesslich Oligoklastrachyte. Sie bilden Ströme, theilweis von ausserordentlicher Regel- mässigkeit, und ‚sind ‘an Masse so bedeutend, dass es kaum glaublich erscheint, dass sie Einem vulkanifchen Heerde ent- strömen konnten. Allein soweit wir sie zu beobachten ver- mochten, divergiren sie sammtlich vor einer kleinen Region nahe dem südwestlichen Fuss der Gipfelmasse und weisen auf eine gemeinsame Quelle hin. In der Nähe des Ausbruchsortes sind sie vielfach zerborsten und zertrummert und bilden hohe Gipfel, von denen einer im Osten und einer im Westen von Brookmeadows ansteigt; Gipfel, die dem Fuss des Hauptberges durch Rücken verbunden sind, nach der abgekehrten Seite aber steil und tief auf andere Lava-Plateaus absturzen. Nun erst beginnt die grössere, mit der Entfernung zunehmende Regel- mässigkeit der divergirenden trachytischen Lavaströme. Ihre Rücken, schmal im Anfang, wachsen an Breite; die Höhe dacht sich nach der Längenrichtuug sehr allmälig ab und bildet nur zuweilen einzelne steilere Staffeln; die Abfälle nach den Seiten sind schroff. So ist Strom auf Strom hinabgeflossen und oer- starrt. Es hat sich ein Hügelland gebildet, das auf den ersten Blick unregelmässig erscheint, in dem man aber bald das Ge- setzmässige der Anordnung erkennt. Am höchsten. sind: die Trachyte im Ostsüdosten aufgethürmt, wo sie noch in zwei Meilen Entfernung "ein Plateau‘ mit Seebecken und höheren Gipfeln bilden; doch scheinen an seinem Aufbau andere. Vul- kane im Osten von Lassen’s Peak mitgewirkt zu haben. Dort wo die Anordnung regelmässig ist und weder durch Seebecken noch durch Gipfel unterbrochen wird, giebt‘ sie sich auch in den Wasserläufen zu erkennen. Wo immer hier ein Lavastrom auf einem älteren endet, brechen an seinem Fuss wasser- reiche Quellen hervor und speisen die schmalen Thalebenen, 607 . welche sich zwischen den Lavaströmen 'hinabziehen. Ungefähr drei Meilen vom Gipfel kamen wir an das: Ende der trachy- tischen Ströme. Es war dies, als wir die niederen Hügel er- reichten, zwischen welche hinein sich die Big Meadows von Süden her erstrecken. Auch diese haben die Gestalt von Lava- strömen, aber es sind nur ihre Rücken sichtbar, da die Flan- ken unter‘ die Wiesenflächen sinken. Ihr Material ist An- ‚desit. Die Trachyte der ersterwähnten Lavaströme sind von aschgrauer, bläulicher,, röthlicher und brauner Färbung, die Grundmasse von trachytisch rauhem Gefüge, das ein wenig zum dichten neigt; sie enthält zahlreiche tafelartige Krystalle von weissem Oligoklas, dazu häufig Glimmer und zuweilen Hornblende. Vorberge gegen Sudwesten. So ‚interessant die Structur und der Gesteinswechsel an dem Gipfel und den südöstlichen Vorbergen ist, so gewähren sie doch nicht den Schlüssel für den Ursprung der mächtigen Lavaströme. Die Erforschung der südwestlichen Vorberge ‚gab darüber vollständigen Aufschluss. Sie zeigt die Existenz eines erloschenen Kraters von ungewöhnlichen Dimensionen. | Es zieht sich vom Gipfel ein Grat mit gezackten Profil- linien und schroffen 'Gehängen ungefähr eine geographische Meile nach Westsüdwest. : Ein Sattel, der ungefähr 1500 Fuss , unter dem Gipfel von Lassen’s Peak in gleicher Höhe mit dem südöstlich sich anschliessenden Plateau liegt, verbindet ihn mit dem Grat, dessen Gipfel zum Theil eine Höhe von 10,000 Fuss zu erreichen scheinen. Ein anderer, weniger schroffer Rücken zieht sich vom Gipfel nach Süden. Er be- ginnt mit einigen: steilwandigen Kuppen und fällt dann rasch auf ein schmales Lavaplateau ab, das nach Suden mehr und mehr an Breite zunimmt. Zwischen beiden Rücken ist eine tiefe Einsenkung, die Wasser sammeln sich in Schluchten mit steilen, zum Theil senkrecht in das Gestein eingeschnittenen Betten und fliessen nach Südwesten ab, wo das Becken offen ist. Von dem höchsten Gipfel des ‚scharfgeschnittenen Grates bis zum Grunde des Beckens ist das Gestein in einer Mächtig- keit von nahezu 4000 Fuss blossgelegt. Dort wo. die beiden Arme sich vom Hauptgipfel abzwei- 608 gen, ist eine .ausserordentliche Mannichfaltigkeit von Gesteinen. Es treten hier nur: Rhyolithe und Trachyte, aber in einer grossen Zahl von Abänderungen, auf.‘ Sie durchsetzen einan- der, breiten sich. in kleinen Kuppen und Strömen’ aus, bilden Kessel; von denen einer mit einem kreisrunden See ausgefüllt ist, und setzen ein kleines unebenes Plateau zusammen, das dann mit steilen Wänden. und Schluchten nach dem vorerwähn- ten tiefen Kessel abfällt. Es kommen hier Sanidin- und Oli- goklas-Trachyte vor, überlagert durch verschiedene Abänderun- gen von Nevadit, von denen ‘einige durck unvollkommene Bims- steintextur, durch lamellare‘ Anordnung und Anfänge von Lithophysenbildung Uebergänge zu den hyalinen u 5 bilden. Ueberblickt man von diesem hohen Sa den Raum zwischen den beiden divergirenden Armen, so stellt ‚er sich als ein nach Sudwesten geöffneter tiefer Kessel dar, rechts begrenzt durch den zackigen Grat, dessen Gesteine deutliche Schichtung zeigen, während links aus dem«Kessel selbst steile Mauern und: bewaldete Gehänge aufsteigen, die mit eastell- artigen Felsen von dunklen Oonglomeraten gekrönt sind. Da- zwischen sind in verschiedenen -Höhen kleine Becken: und Böden. mit intensiver Solfatarenthätigkeit, die sich in kochenden Schlammpfuhlen, kleinen durchbohrten Schlammkegeln, kochen- den Seen, heftiger: Ausstroömung von Dampf, geiserartigen 'Er- . scheinungen, Schwefelabsatz und intensiver Zersetzung des Ge- steins. zu rothen und gelben thonigen Massen kundgiebt. Breite . Zonen, durch rothe und gelbe Färbung des zersetzten Gesteins und spärliche Vegetation ausgezeichnet, durchziehen den Kessel und geben von der ehemals weit mehr ausgebreiteten Solfa- tarenthätigkeit Zeugniss; bei der Wanderung durch den Kessel trifft man häufig mitten im Walde beckenartige Stellen ‚mit. er- giebigen kalten Quellen und ungemein üppiger Vegetation an, welche unzweifelhaft: der Schauplatz noch. früherer Solfataren- thätigkeit gewesen sind. Machen. schon diese Erscheinungen die ehemalige Hakune senheit eines Kraters an: dieser Stelle wahrscheinlich, so: wird dies: zur Gewissheit durch die nicht unbeschwerliche Wande- rung auf dem scharfgeschnittenen , nach Westsudwesten :vorge- schobenen Grat. Man verlässt‘ die Trachyte und 'Rhyolithe gänzlich und findet als ihre-Unterlage wohlgeschichtete Ablage- 609 | rungen von Andesit-Breccie, Andesit-Rapilli und Andesit-Lava. Das Gestein ist dunkel, meist rothbraun gefärbt und enthält viel Augit. Die Schichten fallen unter einem Winkel von un- gefahr zwanzig Grad erst flach nördlich und am ‘Ende des Grates fiach nordwestlich ein. Es hat hier eine gewaltige Zer- stöorung stattgefunden. Auf dem Grat selbst steht das Gestein in Thürmen und Obelisken an, die durch schmale scharfe Kan- ten mit 'steilem Absturz nach: beiden Seiten verbunden!’ sind. Nach Norden ist die Sehichtung durch furchtbar: wilde und tiefe Kessel mit dunklen, nackten Wänden abgeschnitten, mit Seen, 'wasserreichen Quellen “und grünen Wiesen an ihrem Boden, wahrscheinlich hervorgebracht durch Wasser- und Schlamm - Ausbrüche in den äusseren Gehängen des Aufschüt- tungskegels.. Am deutlichsten ist das Material, aus dem der alte Krater aufgebaut ist, am westlichen Ende des Grates, einer wahrscheinlich 10,000 Fuss hohen Kuppe, blossgelegt. Die Schichten sind hier von wenigstens 2000: Fuss hohen Wänden durchschnitten und zeigen in dieser ganzen Mächtigkeit einen regelmässigen Wechsel von feiner Asche mit kleineren und grösseren Rapilli, die alle aus demselben feinkörnigen, dunkel gefärbten Andesitgestein bestehen. Die Neigung 'der Schichten macht ‘es ersichtlich, ‚dass dad Centrum des Kraters ungefähr dort gewesen ist, wo jetzt der tiefe Kessel zwischen den vorerwähnten zwei Bergrücken ein- gesenkt ist, und in‘der That findet man, dass an dem gegen- überliegenden , nach Süden gerichteten Rücken dieselben ge- schichteten Auswurfsmassen bis zu grosser Höhe anstehen, aber eine entgegengesetzte Fallrichtung haben. Steigt man in den Kessel hinab, so findet man die Wände bis zu seiner Tiefe’ nur aus den braunen Breceien und Rapilli aufgebaut, die vom Boden des Kessels .bis zur höchsten gegenwärtigen Höhe des Kraterrandes, in einer Gesammtmächtigkeit von un- gefahr 4000 Fuss,‘ mit unverändertem 'petrographischen Cha- rakter anstehen. ‘Und doch ist der’ heutige Kraterrand nur der Ueberrest eines weit höheren, ‘durch Zerstörung von erstaun- licher: Intensität abgetragenen. ehemaligen 'Schuttkegels. ° Er muss damals eine’ Höhe gehabt haben, die den jetzigen Gipfel von Lassen’s Peak weit unter sich lassen würde, und in we- nigstens 5000 bis 6000 Fuss seiner Höhe aus dem gleichartigen Material andesitischer Auswürflinge aufgebaut gewesen sein. 610 Weitere Umgebungen. Die weiteren Umgebungen von Lassen’s Peak haben wir nur in. ihren orographischen Umrissen vom Gipfel des Berges aus gesehen. Nach Westen hin dacht sich das Land von dem alten. Krater und vom Fuss. der Gipfelmasse aus so. allmälig und gleichförmig bis zur Ebene des Sacramento - Thales ab, wie man dies. nur bei vulkanischen Auswürflingen und vulka- nischen Schlammströmen zu finden pflegt. Dies ist eine wilde, nur von Indianern spärlich bewohnte, mit ausgedehnten Wäl- dern bedeckte Gegend ohne Abwechselung. In der Nähe sieht man einige Seen, tiefer hinab schwer zu verfolgende Fluss- laufe. In weiter Ferne, wahrscheinlich nahe dem Fort Rea- ding; am Sacramento-Flusse, erhebt sich ein kleiner regelmässi- ger Kegel, die einzige Unterbrechung ‘der, Abdachung. Gegen Norden. erheben sich einige hohe, anscheinend mit Krateren versehene Gipfel, in’ der Linie, welche Lassen’s Peak mit dem Mount, Shasta verbindet. Oestlich schliesst sich dem Lassen’s. Peak ein unerforschtes, wahrscheinlich ganz vulkani- sches Gebirge, zum Theil mit hohen Gipfeln (8000 bis 9000 Fuss) an. Einer der höchsten Gipfel wurde von Prof. WHITnEy besucht und von ihm ‚Cinder Cone genannt, da der ganze Berg ein aus loser Asche aufgebauter Vulkan mit einem wohl- erhaltenen Krater ist. Man sieht in diesem Gebirge von dem Gipfel von Lassen’s Peak, entlang einer von.'Westen nach Osten gerichteten Linie, eine Reihe kleiner Kegel, unter denen wahre Modelle von Vulkanen mit schöngeformten Krateren und deutlichen Lavaströmen sind. Die geringe Zerstörung, welche sie augenscheinlich erlitten haben, deutet darauf hin, dass sie einer späteren Periode vulkanischer Thätigkeit angehören als der grosse Krater von Lassen’s Peak. Nach Nordosten, in dem von beiden Vulkanreihen gebildeten Winkel, senkt sich das Land allmälig. nach dem Pit-River. Man erkennt 'diesseits des Flusses vulkanische Tafelländer mit schroff eingeschnitte- nen Flussbetten. Ihre Formen und die schwarze Farbe des Gesteins lassen keinen Zweifel, dass sie Basalt sind, wie dies auch von Kına durch Beobachtung an Ort und Stelle bestätigt wurde. Ro: ee Schlussfolgerungen. Lassen’s Peak, wenn wir den Namen auch auf den alten Krater und seine Umgebung übertragen, giebt das Beispiel eines Vulkans von sehr bedeutenden Dimensionen und hervor- ragender Stellung, der durch lange Perioden thätig gewesen ist, aber in verschiedenen Zeitabschnitten verschiedenes Mate- terial gefördert hat. Wir haben in seiner Thätigkeit vier Pe- rioden zu unterscheiden: 1) die Periode des Andesits, 2) die Periode des Trachyts, 3) die Periode des Rhyoliths und 4) die Periode der Basaltausbrüche in der Nachbarschaft. Wann die Andesitperiode anfing, und was ihr vorausging, wird sich aus den Verhältnissen in der unmittelbaren Umgebung von Lassen’s Peak kaum festsetzen lassen. Wahrscheinlich hängt die Er- öffnung der vulkanischen Thätigkeit mit den Massenausbrüchen basischer Andesite zusammen, welche gegen Osten uber weite Gegenden, zum Ausschluss aller anderen Gesteine, verbreitet sind. Herr W. GasB fand auf einer Reise nach Owyhee tage- lang nichts als die ununterbrochene gleichartige Decke dieser braungefärbten Gesteine. Wenn sie in der Umgebung von Lassen’s Peak in derselben Rolle auftreten, so füllen sie wahr- scheinlich die Tiefe des Einbruchs der Sierra Nevada aus und sind von anderen vulkanischen Gesteinen in solcher Masse bedeckt, dass sie nur durch eine noch grossartigere Zerstörung, als sie stattgefunden hat, zum Vorschein kommen könnten. Ob der Einbruch des krystallinischen Gebirges gleichzeitig mit dem Anfang der eruptiven Thätigkeit der Tertiärperiode statt- fand oder lange vorher derselben den Weg vorbereitet haben mag, lässt sich ebenfalls schwer bestimmen. Das erste Ereig- niss, das wir nach dem Einbruch des Gebirges kennen, ist die Entstehung des mächtigen Andesitvulkans, der durch lange Zeit thätig gewesen sein muss, um durch Anhäufung von Auswürf- lingen tausende von Fussen hoch anzuwachsen und jene mäch- tigen Lavaströme zu gebären, deren Enden in drei Meilen Ent- fernung unter denen des Trachyts sichtbar werden und sich bis an das Ende der Big Meadows, fünf Meilen vom Krater, erstrecken. Die Andesitperiode scheint durch die Ausbrüche keiner anderen Gesteine unterbrochen worden zu sein, da nur Ande- site unter den Auswürflingen vorkommen, welche den Krater Zeits. d. D. geol. Ges. XXI], 3. 40 612 aufbauen. Es folgten die Trachyte, durch keine petrographische Mittelstufen den Andesiten verbunden. Dass sie jünger als die Andesite sind, beweist ihre Auflagerung auf dem nordöstlichen Theil des Kraterrandes. Der Schauplatz der Lavenausbrüche, und nur als solche kommen die Trachyte vor, war von dieser Periode an nordöstlich vom Krater, da alle Lavaströme in ihrer ‚Richtung von einem so gelegenen Punkt divergiren. Es scheint, dass die Lavaströme durch unterhalb des Gipfels mündende Spalten an der Aussenseite des Aufschüttungskegels ausbrachen, so dass die überlagernden Trachyte doch noch in tieferem Niveau sind, als einzelne Theile selbst der heutigen Ueber- reste des zerstörten Kraterrandes. Die neuen Gesteinsmassen füllten einen grossen Raum östlich von dem Vulkan aus, so zwar, dass sie jede Spur von Andesiten verdeckten. Auch diese Periode muss von langer Dauer gewesen sein, da sehr bedeütende Gesteinsmassen ausflossen, und jeder trachytische Lavastrom seinen besonderen lithologischen Charakter hat. Die letzte Periode der Thätigkeit in dem Vulkan selbst war die der Rhyolithe, deren Ausbrüche an demselben Schau- platz (nordöstlich vom Krater) stattfanden wie die der Tra- chyte und den hohen Gipfel des gegenwärtigen Lassen’s Peak aufthurmten, sowie einen vom Gipfel sich nach Nordosten ab- zweigenden kurzen Zug ebenso schroff gestalteter und, kahler, aber niederer Kuppen. Sie bilden ferner den vorerwähnten Lavastrom gegen Brookmeadows, dessen Lagerungsverhältnisse insbesondere den Beleg liefern, dass die Rhyolithe jünger sind als die Trachyte.e Denn er fliesst zwischen zwei Trachyt- strömen hinab, bedeckt deren Abhänge und endet steil auf dem Rücken eines unter ihm hervorkommenden Trachytstromes. Die ausserordentliche Zähigkeit, welche die Rhyolithmasse bei ihren Ausbrüchen gehabt haben muss, ist ersichtlich‘an der Höhe und Steilheit der Berge, die er zusammensetzt, und an der Beschaffenheit des Lavastromes an seinem unteren Ende. In einer Dicke von ungefähr 800 Fuss floss er abwärts und endet in einer Reihe von Staffeln. Es scheint, dass die zäh- flüssige Masse, als sie ihr Ende erreicht und angefangen hatte zu erstarren, die Kruste durchbrach und weiter floss, dadurch eine Staffel bildend, dann wieder erstarrte und wieder hervor- quoll und so nach mehrmaliger Wiederholung die eigenthüm- liche Gestaltung erhielt. 613 Basalte sind, wie ich an einem anderen Ort zu zeigen suchte, in ihren Ausbruchsöffnungen von denjenigen vorher- gehender vulkanischer Gesteine nur wenig abhängig, obgleich sie an deren Eruptionsgebiete gebunden sind. Sie fehlen am Lassen’s Peak, kommen aber, wie im Vorhergehenden erwähnt, in geringer Entfernung unter Verhältnissen vor, welche sie nach Kine als das letzte Ausbruchsgestein erkennen lassen. Die beschriebenen Erscheinungen an Lassen’s Peak geben einen besonders lehrreichen Beleg dafür, dass bei einem An- desit-Vulkan, wenn seine Thätigkeit durch lange Perioden fort- setzte, dieselbe periodische und gesetzmässige Aenderung in der Natur des ausgeworfenen Materials stattfinden konnte, als wir sie bei den Massenausbrüchen beobachten; denn Lassen’s Peak, ursprünglich ein Andesit-Vulkan, zeigt während der Dauer seiner Thätigkeit dieselbe Abgrenzung und Aufeinanderfolge der drei Perioden des Andesits, Trachyts und Rhyoliths, wie sie allenthalben als das Gesetzmässigein den Massenausbruchen tertiäarer Eruptivgesteine erscheint. Man darf voraussetzen, dass Vulkane von langer Fortdauer einen tieferen Sitz und ausgedehnteren Heerd haben als solche von kurzer Thätig- keit, gleichwie die Schmarotzerkegel auf den Flanken eines Hauptvulkans in Beziehung auf ihre Auswurfs-Thätigkeit ephe- mere Erscheinungen im Vergleich zu den lange fortdauernden Ausbrüchen des Vulkans sind, welcher sie gebar. Je grösser aber die Tiefe ist, aus der ein Vulkan seine Nahrung zieht, _ desto mehr werden nach aller Wahrscheinlichkeit jene Ein- flüsse auf das Material seiner Eruptionen wirken, welche die periodische Veränderung der Massenausbruche beherrschen. An sich selbst ein Erzeugniss örtlich beschränkter Umstände und zunächst auf dasjenige Material augewiesen, das voraus- gegangene Massenausbrüche ihm zu Gebote stellten, wird er, je tiefer sein Heerd, desto weniger von zufälligen Einflüssen abhängen, desto mehr aber in seinen Erscheinungen die Ein- wirkung planetarischer Vorgänge erkennen lassen, welche in verschiedenen Theilen der Erdrinde gleichartig stattfinden. In der vorhergehenden Abhandlung über die natürliche Gliederung der vulkanischen Gesteine (Abschnitt über den Ursprung der vulkanischen Thätigkeit) suchte ich die wahrscheinlichen Ur- sachen der periodischen Anordnungen im Gesteinscharakter der Laven darzustellen. 40 * 614 £ Die Verhältnisse an Lassen’s Peak geben ferner einen Beleg für die natürliche Trennung der Ordnungen neuerer Eruptivgesteine und die gegenseitige Abhängigkeit von Gesteins- charakter und Eruptionsperiode. Auch möchten wir auf den Beleg hinweisen, den die hier beobachteten Thatsachen für die Abtrennung des Neyadits als natürliche Abtheilung des Rhyoliths geben. Gerade bei dem Vorkommen dieses Gesteins als Lava sollte man das vorwaltende Auftreten hyaliner Ab- änderungen erwarten. Allein es sind hier nur granitische Ab- änderungen vertreten, nur hier und da mit einer Andeutung hyaliner Textur. | 2. Nevadit im Osten der Sierra Nevada. Wenige unter den neueren Eruptivgesteinen haben so be- stimmte und regelmässig wiederkehrende Eigenschaften als der Nevadit. Er steht dadurch im Gegensatz zu den hyalinen Rhyo- lithen, welche sich durch den Reichthum ihres Gesteinswechsels auszeichnen. In den meisten Fällen ist er so leicht erkennbar wie Granit, und wenn Abweichungen von seinem normalen Charakter vorkommen, ist es meistens durch Hinneigung der Grundmasse zu hyaliner Textur. Der Nevadit pflegt Gebirge zu bilden, an deren Oberfläche sanfte Formen von rauhen, schroffen Wänden unterbrochen sind. Gruppen von kleinen Thürmen, castellartige Felsen und scharf geschnittene Mauern ragen aus den flach geneigten Abfällen hervor, die Schluchten sind eng und wild. Häufig finden sich lange Trummerhalden von grossen Blöcken wie bei Granit, nur sind die Blöcke schärfer und rauher. Trotz dieser wiederkehrenden Eigenthum- lichkeiten und der geringen Schwankung in der mineralogischen Zusammensetzung weichen doch verschiedene Nevaditberge besonders durch die verschiedene Färbung der Grundmasse des Gesteins von einander ab. Einige haben eine ziegelrothe Farbe, in anderen ist das Gestein perlgrau bis schwärzlich, in ande- ren weiss, bläulich, grünlich, gelblich; aber selten ändert das . Gestein seine Färbung in kurzer Erstreckung. Die Neuheit des Gesteinscharakters granitischer Rhyolithe überraschte mich zum ersten Mal am Silver-Mountain, einem 10,934 Fuss hohen Gipfel am Ostabfall der Sierra Ne- vada, wo seit längerer Zeit silberführende Quarzgänge bekannt sind, welche sich bis jetzt nicht abbauwürdig erwiesen haben. 615 Der Ort ist geologisch ungemein interessant, die Scenerie wild romantisch, wie man sie selten in diesen Gebirgen findet. Der Granit der Sierra Nevada steigt allmälig gegen Osten nach der Hohenlinie des Gebirges an und fällt dann in einer beinahe geraden Linie mit Wänden von einigen tausend Fuss Höhe nach den Wustenkesseln des Great Basin ab. An einer Stelle zieht sich die Mauer halbkreisförmig nach Westen in die Gebirgsmasse hinein. Die letztere hat hier deutlich einen Ein- bruch und der östliche Theil eine Versenkung erlitten, und in dem dadurch gebildeten tiefen Kessel stiegen vulkanische Ge- steine durch lange Perioden und in grossen Massen auf; an- fangs bei gleichzeitiger Wasserbedeckung, dem Ueberrest eines lange zuvor nach Westen zurückgewichenen Meeres, das in den zahlreichen Becken des Great Basin salzige Binnenseen zuruckgelassen hatte. Die vulkanischen Gesteine füllten den ganzen Kessel aus und thürmten sich dann hoch uber den Rand desselben auf, die halbkreisförmige Granitmauer im Westen bedeckend. Später übte das Wasser, gefolgt von Gletschereis, eine erstaunliche Zerstörung dieser Bedeckung aus. Der Gra- nit der Sierra Nevada wurde entblösst und die vulkanische Bedeckung blieb nur in Graten und Kuppen zurück, zum Theil in einer Mächtigkeit von mehr als tausend Fuss; alle um Silver- Mountain liegenden Kuppen bestehen daraus. Die bi- zarren Formen einzelner Grate geben der Gegend ein charakte- ristisches Gepräge. Ausser dieser Zerstörung auf den Hohen aber grub sich das Wasser entlang den Granitwänden des Kessels ein und legte sie in einer Höhe von einigen tausend Fussen bloss. Einen Ausweg bahnte es sich in einer tiefen Schlucht nach Osten durch den nördlichen Theil der Kessel- ausfullung selbst. Jetzt wird die Schlucht von einem der Quellbäche des Carson - Flusses durchströmt, der sich weiter nordöstlich in den abflusslosen Carson-See ergiesst. Der süd- liche 'Theil der Kesselausfüllung bildet dadurch ein grossartiges, nach West und Nord abgeschnittenes Massiv. Dies ist der Silver-Mountain, weithin der höchste Gipfel der Gegend. Un- gefähr 5000 Fuss unter dem Gipfel, im Grunde des westöst- licben Theiles der tiefen Schlucht, liegt der Bergort Kongs- berg, benannt von sanguinischen Norwegern, den Entdeckern der umliegenden armen Erzgänge, aber allgemeiner unter dem Namen Silver-Mountain bekannt. Die Wand des Bergmassivs 616 ist im unteren Theile sehr steil, nach oben wird sie sanfter, und auf einer Verebnung baut sich der höchste Gipfel wild und schroft auf. Der Gebirgsbau ist durch die tiefen Auswaschungen klar erschlossen. Zunächst ist die halbkreisförmig umschliessende Granitwand deutlich entblösst; über ihr aufgethürmt die Reste ehemaliger vulkanischer Bedeckung. Am Grunde dieses tiefen Kessels erscheint wiederum an mehreren Stellen Granit als die Grundlage wenigstens eines Theiles der eruptiven Aus- füllung. Darauf bauen sich in deutlicher Schichtung mächtige, massige Bänke von grünlich und bräunlich gefärbten Gesteinen auf. Sie bestehen aus einem festen Conglomerat eckiger Bruch- stucke von Propylit, von propylitischem Bindemittel zusammen- gehalten, wechselnd mit kleinkörnigen Tuffen desselben Ma- terials und mit einzelnen Bänken von festem Propylit. In den Tuffen sind zahlreiche Pflanzenreste, Blätter und Stämme, ein- geschlossen. Sie führen in grosser Zahl Augitkrystalle, welche in eine grüne Substanz umgewandelt sind. Hornblende- und Augit-Andesite durchsetzen diese Schichtenreihe und scheinen in der Gegend verbreitet zu sein. Die Gipfelmasse ‚scheint aus Trachyt zu bestehen. Soweit ist von Rhyolithen nichts zu sehen. Nicht ein Bruchstück davon ist in den Tuffen zu finden, und unter den Geröllen von den höheren Theilen des Berges kommt er nicht vor. Um so mehr setzt esin Erstaunen, den Boden der Schlucht bei dem Ort Kongsberg mit Bruchstücken quarzführender Ge- steine bedeckt zu finden. Sie stammen von Eruptivmassen, welche am Fusse der westlichen Granitumwallung des Kessels und aus der granitischen Unterlage oft ziemlich mächtig her- vorbrechen. Alle Umstände deuten darauf hin, dass ihre Eruptionen erst nach Vollendung der Ausfüullung des ganzen Kessels erfolgten, und dass die Auflockeruug der überlagern- den Schichtgesteine, welche dadurch veranlasst wurde, dem Wasser die Hinwegführung der ungeheueren Gesteinsmassen er- möglichte, Die Nevadite von Silver- Mountain sind sämmtlich in hohem Grade quarzführend. Im Uebrigen sind sie in Bezie- hung auf petrographischen Charakter wie auf ihr Vorkommen eigenartig und haben kein Analogon unter den anderweitigen Lagerstätten des Neyadits. Die Grundmasse ist perlgrau bis 617 ‚ schwärzlichgrau, meist trachytisch rauh, selten in perlitartige und emailartige Textur übergehend. Sie umschliesst grosse Krystalle von glasigem Orthoklas (bis zu einem Zoll im Durch- messer) und glasigem Oligoklas, sehr stark an den Kanten ge- rundete Krystalle von glasartigem Quarz, schwarzen Glimmer in dieken sechsseitigen Tafeln und Hornblende in Säulen. Es muss sich hier, wo die Nevadite aus Granit mit Orthoklas, Oligoklas, Quarz, Glimmer und Hornblende hervorbrechen, die Ueberzeugung aufdrängen, dass sie umgeschmolzene Granite sind. Der glasige Orthoklas hat die Form der Carlsbader Zwil- linge beibehalten, aber sammtliche Kanten sind abgerundet. Der Oligoklas hat eine erhebliche Contraction erlitten; seine Krystalle sind von weiten Rissen durchzogen. Der Quarz nimmt gerundete Räume ein, hat die röthliche Färbung wie im Hauptgranit der Gegend bewahrt, sich aber in seinem Raum stark zusammengezogen und ist spröde und rissig. Die Grund- masse aber ist offenbar in wirklichem Fluss gewesen und aus solchem erstarrt. Man sieht deutlich, wie diese Gesteine in Spalten durch den Granit hervorgequollen sind und sich dar- über ausgebreitet haben. Die Umwandlung in ein Gestein der Ordnung der Rhyolithe ist zu verschiedenen Stufen gelangt, und es lassen sich völlige Uebergänge in Granit nachweisen. Diejenigen Gesteine, welche am durchgreifendsten geschmolzen gewesen zu sein scheinen, ehe sie wieder erstarrten, sind den normalen Nevaditen von anderen Fundorten analog, nur durch ‘die Grösse der Einschlusse von ilınen verschieden. Wenn auch bei Silver-Mountain die Entstehung des Neva- dits aus anstehendem Granit vermittelst der durch das Auf- steigen anderer Gesteine zugeführten Wärme kaum einem Zweifel unterliegt, so würde man doch zu weit gehen, wenn man .die gleiche Entstehungsweise allgemeiner folgern wollte. Es ‚scheint vielmehr, dass die meisten Rhyolithe in grossen Tiefen entstanden sind, in Regionen, wo granitische Gemenge nicht eruptiv sind, sondern als die primitive Kruste der Erde anstehen. Ungleich bedeutender als bei Silver- Mountain tritt Neva- dit östlich vom Carson-Thalbecken auf, wo ich ihn auf flüchtiger Durchreise beobachtete. Unter den zahlreichen Thalbecken, welche zwischen dem Zellgewebe von Gebirgszugen über den ganzen Raum des ‚618 Grossen Salzseen -Plateaus (Great Basin) vertheilt sind, ist eines der grössten dasjenige, worin der Carson-Fluss von Sud- westen und der Humboldt-Fluss von Nordosten münden. Es hat an der tiefsten Stelle eine Meereshöhe von beinahe 4000 Fuss und ist die tiefste Depression des Plateaus in diesem Breitengrad. Nach Westen wie nach Osten nimmt die Meeres- höhe der sich weiter anschliessenden Thalbecken allmälig zu. Jeder der beiden genannten Flüsse mündet in einem flachen See; jeder der beiden Seen hat wiederum einen Abzug nach einem gemeinsamen flachen Wasserbecken ohne Abfluss. Ein weites Thalbecken, im Osten und Westen von zwei meridio- nalen Gebirgszügen begrenzt, während von Süden und Norden her andere gleich gerichtete Züge unter der Ebene verschwin-: den, enthält die drei Seen. Es hat im Meridian eine Länge von ungefähr zehn bei einer Breite von sechs geographischen Meilen und ist von einer öden, salzigen Sandwüste ausgefüllt. Die umgebenden Gebirge bestehen aus alpiner Trias mit Ha- lobien und anderen charakteristischen Versteinerungen und einem tausende von Fussen mächtigen Schichteneomplex, der von der Trias überlagert, von Granit durchbrochen wird und wahrscheinlich paläozoisch ist. Vulkanische Gesteine nehmen häufig an der Zusammensetzung der Ufergebirge Theil. Basalte sind vorherrschend,, theils in ausgedehnteren Eruptionsmassen, theils Vulkane bildend. Die ehemalige Wasserausfüllung des Seebeckens hat ihre Spuren in zahlreichen alten Uferlinien zuruckgelassen, welche rings herum hoch an den Abhängen der Berge hinaufreichen. In der Mitte des Beckens erheben sich niedere Basaltvulkane mit flacher Böschung; der Seeboden ist in ihrer Umgebung mit vulkanischen Bomben und kleinen Auswuürflingen weithin bedeckt. Einige kaum bemerkbare Sand- hügel sind auf der Höhe mit Explosionskrateren versehen, de- ren Wände einen regelmässigen Aufbau aus Schichten vulka- nischer Asche zeigen. Einer dieser Kratere, vollkommen kreis- rund und ungefähr zweihundert Fuss tief, hat in seinem Grunde einen Pfuhl von einer gesättigten Lösung von Natron- und Kalk-Carbonaten. Der Boden ist mit Gaylussit-Krystallen be- deckt, während nur wenige Fusse über der Wasserfläche aus den Tuffschichten eine starke Quelle frischen Wassers her- vorbricht. Die Gebirgszuge in diesem Theil des Great Basin haben 619 eine meridionale Erstreckung und sind stellenweise durch nie- dere Querriegel verbunden, welche die einzelnen Becken ab- theilen. Oestlich von dem grossen Carson-Becken ist diese ‘ Anordnung besonders regelmässig. Der erste Parallelzug in dieser Richtung besteht aus alten, von Granit durchsetzten Schiefern und Kalksteinen. Basalt erscheint am Rande des Carson-Beckens. Die Höhe aber und der östliche Abfall be- stehen, wo ich das Gebirge überschritt, ganz und gar aus Ne- vadit. Die zweite, dritte und vierte Kette scheinen auf grosse Erstreckung ganz aus diesem Gestein aufgebaut zu sein; erst die fünfte, in welcher die bekannten Silberminen von Reese River liegen, besteht wiederum aus alten Formationen mit Granit. Nevadite treten, ausser an den genannten, noch an vielen anderen Orten östlich von der Sierra Nevada auf und sind in der Tbat durch ihr massenhaftes Vorkommen für diese Gebirge charakteristisch. Professor W. H. Brewer fand sie am Mono- See, wie es scheint, als vulkanisches Product. Besonders ver- breitet scheinen sie in der Mohave-Wüste zu sein. Die Sierra Nevada nimmt südlich von der höchsten Erhebung eine Wen- dung nach Südwesten, um dann, mit der Küstenkette vereinigt, in dem Bernardino-Gebirge parallel der früheren Richtung fort- zusetzen. Der dadurch gebildete einspringende Winkel war ein Schauplatz ausgedehnter eruptiver und vulkanischer Thätig- keit, die noch in Schlammvulkanen, heissen Quellen, Spaltung der Erdrinde bei Erdbeben und anderen Erscheinungen fort- setzt. Trachyte und Nevadite sind an dieser Stelle unter den vulkanischen Gesteinen reich vertreten. Quarzfuhrende Neva- dite insbesondere, von ziegelrother Färbung, setzen isolirte aus ‚der Wüste aufragende Berge allein zusammen. Besonders ver- breitet aber sind sie noch bei Esmeralda, am Ostabhang der Sierra Nevada, und, nach den kürzlich ausgeführten ‘Beob- achtungen von W. M. GasgB, in den östlich darangrenzenden Gegenden. 620 9. Ueber die Krystallformen der Blende. Von Herrn A. Sıpereck ın Berlın. Hierzu Tafel XVII. Dass die Blende regulär hemiedrisch krystallisirt, ist schon lange bekannt‘ und in den verschiedenen Handbüchern der Mineralogie und Krystallographie findet man die Angabe, dass die beiden Tetra@der leicht durch den Glanz und die Verschie- denheit ihrer Entwickelung zu unterscheiden sind. Ferner werden schon 'eine Anzahl von Formen angegeben , zu denen der verdienstvolle Krystallograph HsssengERG neuerdings in den Abhandlungen der Senkenbergischen naturforschenden ' Gesellschaft zu Frankfurt a.M. der Jahre 1858 und 1863 noch neue hinzugefügt hat. HESSENBERG und seine Vorgänger unter- scheiden die beiden Tetraöder und die übrigen hemiedrischen Formen zwar als + und — Formen, aber sie thun dies nur in Beziehung auf den vorliegenden Krystall, sie führen keine einheitliche Unterscheidung für die gesammten Formen der Blende durch. Es ist Zweck dieser Arbeit, diese Unterschei- dung durchzuführen, wie ich es in einer Abhandlung über die Krystallformen des Kupferkieses gethan habe. Es hat diese Unterscheidung hier noch ein besonderes Interesse, weil man bei der häufigen Zwillingsbildung der Blende die gegenseitige Lage der beiden Stellungen zu studiren Gelegenheit hat. Wenn ich nun von diesen Gesichtspunkten aus die Krystall- formen der Blende als der erste darstelle, so gebührt doch das Verdienst, diese Verhältnisse entdeckt zu haben, Herrn G. Rose. Als ich ihm gegenuber die Absicht aussprach, die Krystallfor- men der Blende zu bearbeiten, so stellte er mir mit der gröss- ten Bereitwilligkeit seine Manuscripte über diesen: Gegenstand zur Disposition. Ich kann hier die Gelegenheit nicht vorüber- lassen, ohne Herrn G. Ross meinen tiefgefühlten Dank an dieser Stelle auch auszusprechen. Sogleich beim Durchblättern der Manuscripte sah ich, dass Herr G. Rose in Bezug auf 621 die Unterscheidung der Tetraöder schon zu positiven Daten gelangt war, welche mir bei meinen ferneren Untersuchungen als Grundlage dienten. Zu diesen befindet sich das Material in dem Königl. mineralogischen Museum der Universität, und ich habe mich fast allein auf dieses beschränkt. Die Arbeit zerfällt in zwei Haupttheile; im ersten sollen die allgemeinen Verhältnisse der einzelnen Formen in Bezug auf ihre Stellung im Vergleich mit anderen Mineralien und die Zwillingsbildung entwickelt werden, im zweiten Theile, ‚dem speciellen, will ich versuchen, die am meisten charakte- ristischen Typen der Formen nach ihren Fundorten abzu- handeln. I. Allgemeiner Theil. A. Ueber die vorhandenen Formen in Bezug auf ihre Stellung. Es kommen bei der Blende dreierlei Formen vor, Formen l. Stellung, Formen 2. Stellung und homoedrische Formen. Die Unterscheidung der beiden Stellungen an einem Blende- Krystall ist deshalb so wichtig, weil man nur so dem Krystall die richtige Lage geben kann. Als Regel gilt, dass man jeden Krystall so stellt, dass die Formen 1. Stellung im oberen rechten Octanten ihre Lage haben, die Formen 2. Stellung in dem linken oberen Octanten. Auf diese Weise habe ich auch dıe Krystalle gezeichnet, und bei den Zwillingen habe ich dem oberen Individuum die Normal-Stellung gegeben. Der Abkür- zung wegen will ich die Formen 1. Stellung auch kurz 1. For- men, die anderen 2. Formen nennen. Bei der Wahl der beiden Stellungen muss man von den einfachsten Formen, den Tetraädern ausgehen. Allgemein gilt die Regel, dass man dem in den meisten Fällen vorherrschend entwickelten Tetraäder die 1. Stellung giebt. Um nun an an- deren Krystallen dasselbe Tetra&öder wiederaufzufinden, muss man sich der physikalischen Unterschiede der beiden Tetra&öder bedienen. Wenn aber die beiden Tetra&der eine relativ gleiche Entwickelung haben, so giebt man demjenigen. die 1. Stellung, um das sich die meisten Flächen schaaren, oder bei welchem die secundären Formen eine relativ vorherrschende Entwicke- lung zeigen. l. Formen 1. Stellung. Es sind dies Tetra&der, 62 Pyramiden-Tetraöder und Hexakistetraäder; Deltoiddodekaäder fehlen. Das Tetra@der will ich kurz mit o bezeichnen, es ist physikalisch ausgezeichnet durch den starken Glanz; auf die grössere Entwickelung dem 2. Tetraöder gegenuber ist kein Gewicht zu legen, da letzteres häufig vorherrscht. Auch der Glanz ist ein trügerischer Führer, da derselbe, wenn die Flächen gestreift sind, etwas zurücktritt. In Bezug auf die Streifung lässt sich keine allgemeine Regel angeben. Die besten und untruglichsten Leiter sind die secundären Formen, die Pyra- miden-Tetra&der. Diese Formen habe ich immer nur in einer Stellung beobachtet, und zwar in 1. folgende drei: WeEIıss _ Naumann abgekurztes Zeichen. Haafjı) = = bo 1(a:a:!cd) = —_ «0 a an Die für die Bestimmung dieser Formen wichtigen Winkel werden im speciellen Theil angegeben. Bei Weitem die häu- figste ist die erste, man könnte sie die „Leitform* für die erste Stellung nennen. Sie ist physikalisch schon daran kennt- lich, dass sie zur, wenn wenig entwickelt, glatt, sonst immer gestreift ist und zwar in der Richtung der Dodekaöderkante, über der sie liegt. In diesem Sinne sind die Flächen auch häufig gewölbt. Die beiden anderen Formen sind Seltenheiten. Hexakistetraäder 'habe ich nur ein einziges beobachtet, welches Herr vom Rartu beschrieben hat; es hat das Zeichen: _ 404 a) 5 ei nt Pr 2. Formen 2. Stellung. Hier treten auf. Tetra&der, Deltoiddodekaöder, aber kein Hexakistetraäöder. Das Tetra&der soll mit o' bezeichnet werden, es ist meist matter als das 1. Te- tra&der und ist häufiger gestreift. Zu seiner Erkennung die- nen auch hauptsächlich die Pyramiden - Tetraäder. Ich habe folgende zwei nur in dieser Stellung beobachtet: a 22-0 = PR 2.202 »(@:@:5.0) — er = ni >08 Wo, Ersteres bildet die gerade Abstumpfung der Dodekaöder- Kanten und ist häufig parallel diesen Kanten gestreift und ge- furcht. Es giebt dem Krystall mitunter die Stellung, wenn Tetraöder ganz fehlen. Die zweite Form ist meist etwas ge- wölbt, und man muss sich dann sehr hüten, sie nicht mit 40 zu verwechseln. So hat HEssenBerg einen Krystall von Cum- berland im Jahre 1864 t. 2, f. 7*) gezeichnet, an dem er uber 4(a:a:+a) noch (a:a:4.«) angiebt. Er sagt selbst, dass er letztere Form nicht gemessen hat, und ich glaube daher, dass es l(a:a:2a) ist, da ich +(a:a:;.a) nur in 1. Stellung ge- sehen habe, nie in gleicher mit *(a:a:+a). Ein anderer Krystall von Hrssengere, 1864 t. 2, f. 18 von Schemnitz zeigt auf der + Seite (a:a: ta), auf der — Seite ! (a:a:-a), welches er für {(a:a::a) hält. Dieser Krystall passt sich ganz meinen Resultaten an, wenn man der + Seite die 2. Stel- lung und der — Seite die 1. Stellung giebt. HESSENBERG giebt 0 0 zwar noch an, dass + 3 glänzender ist als — DE aber wenn secundäre Flächen vorhanden sind, muss man sich in der Stellung eher nach diesen als nach dem häufig trügerischen Glanz richten. Ferner zeichnet Hzssengers, 1858 No. 1, t. 3, f. 6 einen Krystall von Kapnick, bei welchem auf der 4 Seite +(a:a:4a), auf der — Seite *(a:a:a) auftritt. Letztere Form habe ich nur in 1. Stellung beobachtet, Es ist dies der einzige Fall, dass ein Pyramiden-Tetra&der in beiden Stellun- gen vorkommt. Es sind allerdings die Fundorte verschieden; denn der von mir gemessene Krystall ist von Oberlahnstein. Jedenfalls muss man aber bei dieser Form in der Stellung sehr . vorsichtig sein. Die Deltoiddodekaöder treten als schmale Abstumpfungen zwischen o’ und dem Dodekaäöder auf, sind aber Seltenheiten. Ich habe bestimmt: *) Die Citate beziehen sich auf die Seite 620 von HessenBerG an- geführten Arbeiten. 624 to:0:2qa) = — == (8 -(a:a:38a) = = 30, 3. Homoädrische Formen, Würfel, Dodekaöder und Pyramiden - Würfel. Den Würfel will ich nach G. Rose mit a bezeichnen. Seine Flächen sind mitunter stark glänzend, mitunter auch gestreift nach einem Tetraöder, nach welchem, ist bei den einzelnen Fundorten verschieden. Das Dodekaäder, d, nach dem die Krystalle so deutlich spalten, ist sehr häufig vorherrschend entwickelt. Die Flächen sind glatt und gestreift. Die Streifung kann sowohl den Kanten mit dem Würfel als auch denen mit den Tetra&dern parallel gehen. Häufig. er- scheint die Streifung nur nach der Kante mit 0’ hin. Die Pyramiden-Würfel treten. nur ganz untergeordnet auf, sind aber sehr häufige Formen. Ich habe bestimmt; (a:0a: 2 3 (ee: 40) Er et (a:a:la) =w04=+ Die Zonen-Verbände der einzelnen Flächen sollen im spe- ciellen Theil abgehandelt werden. B. Vergleichung mit anderen tetraödrischen Mineralien. Es kommen hierbei besonders in Betracht Boraeit und Fahlerz, die übrigen, wie Helvin und Wismuthblende, können wegen der Armuth an Formen übergangen werden. Der Dia- mant, welcher auch 2 Tetraöder unterscheiden lässt, kann lei- der nicht in den Vergleich gezogen werden, da es keine An- gaben über die Unterscheidung der beiden Stellungen giebt. Der Boraecit hat insofern grosse Verwandtschaft mit der Blende, als am matten Tetraöder o’ nach G. Ross t(a:a:ta) auf- tritt, am glänzenden o dagegen ein Hexakistetraäder + (a: 3 a:.a). Da nun das erstere das 2. Tetraöder ist, so sieht man, dass bei Blende und Boraeit + (a:a:t.a) in 2. Stellung auftritt. In 1. Stellung erscheint wie bei der Blende ein Hexakistetra@der, wenn auch mit anderem Zeichen. Das Fahlerz dagegen verhält sich umgekehrt wie Blende ’ . Br 625 und Boracit. Bei diesem Mineral ist kein Zweifel, welchem Tetraöder man die 1. Stellung geben soll, da das eine so be- deutend vorherrscht. Am 1. Tetraäder ist hier die gewöhnliche Form +(a:a:$a), am 2. Tetraöder erscheint *(a:a:ta). Letztere Form habe ich bei der Blende nur in 1. Stellung be- obachtet. Interessant ist noch der Umstand, dass auch das 2. Pyramiden-Tetraäder + (a:a:+a) an demselben Krystall mit dem 1. auftritt, während bei der Blende die Pyramiden-Tetra- &der nie in doppelter Stellung erscheinen.- Das Deltoiddodeka- @der tritt hier nur in 1. Stellung auf, und zwaristes ;(a:a:2a), welches bei der Blende fehlt. Hexakistetraäder, welche bei der Blende und beim Boraeit nur in 1. Stellung vorkommen, erscheinen hier in beiden Stellungen und haben andere Zeichen, Vertauscht man bei der Blende die beiden Stellungen, so wird allerdings die Aehnlichkeit mit dem Fahlerz etwas grösser, aber man verliert die mit dem Boracit. | Schliesslich will ich noch den Kupferkies mit in den Ver- gleich ziehen. Hier schaaren sich die meisten Flächen um das mattere Tetraäder, dem ich die 1. Stellung gegeben habe, das glänzende tritt nur untergeordnet und ohne secundäre Flächen auf. Der Kupferkies steht also dem Fahlerz näher. (. Zwillingsbildung. Bei der Blende kommen nur Zwillinge nach dem einen Gesetz vor, demzufolge die Zwillings-Ebene eine Fläche (a:a: a) ist. Die Individuen können mit der Zwillingsebene selbst verwachsen sein oder mit einer, auf dieser Fläche senkrechten (a:a:}a). Die Lage der Formen folgt hier dem von mir besonders ausgeführten Gesetz, dass namlich im ersten Fall Formen verschiedener Stellung neben einander zu liegen kom- men, im zweiten Fall dagegen Formen gleicher Stellung. Durch die Verschiedenheit der Formen, die vorherrschen, und die mannichfache Wiederholung der Zwillingsbildung werden die verschiedensten Gestalten hervorgerufen, wie aus dem speciellen Theil ersichtlich sein wird. In den Zeichnungen habe ich dem oberen Individuum die Stellung und Bezeichnung der Einzel-Individuen gegeben, bei dem anderen Individuum befindet sich unter den Buchstaben ein Strich. 626 II. Specieller Theil. Nach der vorherrschenden Form kann man die Blende- Krystalle in zwei grosse Gruppen bringen, in solche, die vor- herrschend die Tetra&der entwickelt haben, und in solche, bei denen das Dodekaäder herrscht. A. Krystalle mit vorwiegender Entwickelung der Tetraäder. In dieser Weise krystallisiren alle schwarze Blenden, und es mag wohl der Eisengehalt zu dieser einheitlichen Form bei- tragen. Die übrigen hierhergehörigen Blenden haben eine dunkelbraune Farbe. l. Freiberg, alte Mordgrube. Die Krystalle zeigen beide Tetraäder mitunter im Gleich- gewicht, mitunter das eine etwas mehr vorwiegend ausgebildet. Auch bei scheinbaren Oktaödern kann man immer noch einen . Unterschied im Glanze der Flächen wahrnehmen. Die Kanten der Okta&der sind häufig schwach abgestumpft durch das Dodekaöder, auch die Würfelflächen treten untergeordnet auf. Zwillinge sind hier keine seltene Erscheinung, sie sind mit- unter dadurch interessant, dass sie deutlich zeigen, wie neben Tetraöder 1. Stellung des einen Individuums das Tetraöder ‘2. Stellung des anderen liegt. Die Zwillingsbildung wiederholt sich meist mit paralleler Lage der Zwillingsebene, es kommen jedoch auch Zwillinge mit geneigter Zwillingsebene vor. Die- sen letzteren Fall kann ich hier übergehen, da er in viel schönerer Ausbildung bei der Blende von Rodna in Sieben- büurgen vorkommt und zwar in derselben Entwickelung. Die ‘ Farbe der Krystalle ist schwarz, an einem Stuck jedoch trat der Uebergang in die braune Farbe schon hervor. Interessant war mir noch ein Stuck, welches sich durch tetraödrische Entwickelung auszeichnete. Das vorherrschende Tetra&der ist ganz gewölbt durch das Hinzutreten eines unbe- stimmbaren Pyramiden - Tetra&ders, und die Ecken sind durch kleine glänzende Flächen abgestumpft. Begleitet sind die Blende-Krystalle von Eisenkies. Nordmarken bei Philippstadt in Schweden, schwarze Blende in Kalkspath eingewachsen; die Form ist 0 627 wenig zu erkennen; Würfel und Ders Aerf chen liessen sich bestimmen. 2. Rodna in Siebenbürgen. Fig. 9, 13—17, - 21, 22. Die Krystalle zeigen beide Tetraäder mit. Hexaäder als vorherrschend entwickelte Formen, untergeordnet tritt auch das Dodeka&@der auf, als ganz schmale Abstumpfung zwischen Okta- @der und Hexaöder erscheint $(a:a:}+a). Die Tetraöder sind verschieden in Bezug auf ihre physikalische Beschaffenheit, was allerdings mitunter nur bei sehr sorgsamer Beobachtung zu erkennen ist. Das 1. Tetra&der ist vollkommen glatt oder zeigt rundliche, unregelmässige Zeichnungen, es ist ausgezeich- net durch den starken Demantglanz. Das 2. Tetraöder ist: etwas matter und meist gestreift nach den Kanten mit dem 1. Tetraöder und Würfel. In der Grösse praevalirt mitunter das 3. Tetraöder. Die schmalen Flächen :(a:a:}a) liegen immer neben dem 2. Tetraäder. Die Würfelflächen sind häufig in dem Maasse entwickelt, dass sie mit den Oktae@derflächen im Gleichgewicht sind. Sie sind mitunter ganz glatt, mitunter zeigen sie eine Streifung parallel dem 1. Tetra&der. Die Do- dekaederflächen sind meist nach der Seite des 2. Tetraöders hin gestreift, nach der anderen Seite hin glatt. Besonderes Interesse gewähren hier die Zwillinge; denn es treten hier beide Fälle der Verwachsung auf, die Individuen haben sowohl die Zwillingsebene selbst, als auch die darauf senkrechte Leucito@derfläche als Zusammensetzungsfläche. a) Die Zusammensetzungsflächen sind Tetra&derflächen. Einen soichen Zwilling bildet Quessteor in seinem Hand- buch der Mineralogie ab p. 689; den Krystallen selbst würde es mehr entsprechen, wenn die Würfelflächen grösser gezeich- net wären. Dieselben nähern sich häufig in dem Maasse der Zwillingsgrenze, dass sie die die einspringenden Winkel bil- denden Tetraäderflächen ganz verdrängen. Einfache Zwillinge kommen nie vor, es ist immer eine mehrfach wiederholte Zwillingsbildung und zwar sowohl mit parallelen, als auch mit geneigten Zusammensetzungsflächen. Im ersteren Falle er- scheinen Tafeln gewissermaassen zwillingsartig auf einander ge- Zeits. d.D.geol.Ges. XXI. 3. 41 628. - packt, wie es Naumans*) f. 861 zeichnet, oder es durchsetzen einen vorwiegend entwickelten Krystall einzelne Zwillings- Lamellen. Im 2. Falle folgt die wiederholte Zwillingsbildung ° einem ganz bestimmten Gesetz, demzufolge sich die Indivi- duen nur an die Tetra@derflächen gleicher Stellung eines Haupt- - Individuums anlegen. Diesen Fall stellt Fig. 9 im Drilling dar. Der häufigste Fall ist der, dass sich die Individuen an die Flächen des 2. Tetra&ders eines Haupt-Individuums an- legen. Legen wir nun an die Zwillings-Individuen wieder neue nach demselben Gesetz, so würden immer 5 Individuen den Kreis schliessen. Diesen Fall hat G. Rose beim Golde ge- zeichnet, Po@GEnd. Annal. XXI. t. 1, f. 12, und ich kann daher hier die genaue Beschreibung übergehen, um so mehr, als ich bei der Blende als Maximum einen Kreis von 4 In- dividuen beobachtet habe. Dieser Vierling hat ein etwas an- deres Aussehen, als der von G. Rose gezeichnete Fünfling. Während nämlich beim Golde die Oktaederflächen oben und unten in Ecken zusammenstossen, so treten hier noch die nach dem Centrum laufenden Tetraöderflächen auf und bilden eine einspringende Ecke, in der natürlich auch Tetra@der verschie- dener Stellung neben einander liegen. Ich habe diesen Fall nicht besonders gezeichnet, weil er sich leicht erklärt, wenn man Modelle von Oktaödern zur Hand nimmt und zwillings- artig 4 in einen Kreis legt. Die den Vierling constituirenden Individuen haben ihrerseits auch andere Zwillings - Individuen, und man kann sich dies bis in das Unendliche fortgesetzt ‘denken; es entstehen Haufwerke von Krystallen, bei denen man immer das Gesetz der Anordnung wird erkennen können. Für diese Art der wiederholten Zwillingsbildung möchte ich den Namen „tetradrische Wiederholung“ vorschlagen, da im- "mer die abwechselnden Flächen Zwillingsebenen werden. Beim Kupferkies habe ich diese Art der wiederholten Zwillingsbil- dung nicht beobachtet, sondern nur die, wo die Individuen sich auch an die benachbarten Flächen eines Grund-Oktaeders zwillingsartig anlegen. Diese Art der wiederholten Zwillings- bildung möchte ich die „okta@drische* nennen.. Sie unterscheidet *) Wenn ich im Laufe der Abhandlung kurz Naumann citire, so be- zieht sich dies auf das Lehrbuch der reinen und angewandten Krystallo- graphie, Leipzig, 1830. ‚sich noch dadurch, dass hier schon 3 Individuen einen Kreis schliessen. nn een | | ee QUENSTEDT hebt noch in Bezug auf die schon oben er- wähnte Figur hervor, dass das rechte und linke Individuum aus verschiedenen ungeraden Stücken besteht, das linke aus 5, das rechte aus 3. Eine Erklärung dafür giebt er nicht. Ich’ habe an einer grossen Anzahl von Krystallen einen solchen Fall zu beobachten nicht Gelegenheit gehabt und nehme an, dass QUENSTEDT dies nur als einen speciellen, merkwürdigen Fall angegeben hat, ohne damit irgend welche Regel aufstellen zu wollen. b) Die Zusammensetzungsfläche steht senkrecht auf der Zwillingsebene. Diese Art von Zwillingen zerfällt theoretisch in 2 Grup- pen, in solche, bei denen das ]. Tetraöder vorherrschend entwickelt ist, und zwei seiner Flächen in eine Ebene fallen, und solche, bei denen dasselbe mit dem 2. Tetraöder der Fall ist. Bei der Blende von Rodna habe ich nur Zwillinge des 2. Falles beobachtet, während beim Fahlerz gerade der 1. Fall vorkommt. Ausserdem unterscheiden sich diese Zwillinge noch dadurch von denen des Fahlerzes, dass die Individuen nicht durch einander, sondern an einander gewachsen sind. In Folge dessen können die Zwillinge wieder doppelter Art sein, wie die beiden Figuren 13 und 22 zeigen, welche die Stellung okta- @drischer Formen darstellen. Die erste Figur zeigt, dass die beiden Tetraäderflächen, welche die Zwillingsebene bilden, ihre oktaödrischen parallelen Kanten nach innen liegen haben. Bei tetraödrischer Ausbildung liegen die parallelen Tetraöderkanten nach aussen, wie Fig. 15 zeigt. Fig. 14 stellt ein Oktaöder dar, welches senkrecht gegen die Zwillingsebene durchschnitten ist und in gleicher Entwickelung ein Zwillings-Individuum hat. Bei Fig. 22 liegen die beiden Tetraöderflächen, die die Zwil- lingsebene bilden, so an einander, dass sie sich mit ihren okta- '&drischen Ecken berühren. Bei tetraödrischer Entwickelung fallen die parallelen Tetraöderkanten nach innen, die Ecken nach aussen, siehe Fig. 21. Beide Arten der Verwachsung kommen bei der Blende von Rodna vor. Für. die erste Art besitzt das hiesige Museum einen aus- gezeichneten Krystall, welcher in Fig. 16 in schiefer und in 41* 630 Fig. 17 in horizontaler Projection gezeichnet ist. Die zwei Tetra- ederflächen, die hier in eine Ebene fallen, sind sehr stark ge- streift und gefurcht, wogegen das kleinere Tetraöder ganz glatt ist und ebenso das Dodekaöder; die Würfelllächen sind gekörnt. Die zweite Art habe ich auch nur an einem einzigen Krystall beobachtet und zwar auf einer Druse, die ausserdem noch die gewöhnlichen Krystalle zeigt. Hier erscheint nur einmal der einspringende Winkel, den 2 kleine 1. Tetraöderflächen bilden, und es tritt die Zwillingsbildung dadurch besonders hervor, dass die in eine Ebene fallenden Flächen des 2. Tetraäders parallel dem siehtbaren 1. Tetraöder gestreift sind, und so die Streifung auf der Zwillingsgrenze federartig zusammenstösst. Vorkommen. Stetiger Begleiter ist der Bleiglanz mit abgerundeten Kanten, ferner treten Eisenkies, Arsenikkies, Kupferkies und kleine Kalkspath-Krystalle hinzu. Kongsberg, Christianstollen. Hier treten nur die beiden Tetraäder und Würfel auf. Das 1. Tetraöder herrscht mitunter vor und ist gestreift, die Wur- felflächen sind gekörnt. Es sind meist die gewöhnlichen Zwillinge. 4. Essen an der Ruhr. Oktaödrische Krystalle, die den Unterschied der Tetraöder sehr deutlich erkennen lassen und zwar besonders im Zwilling. Dieser Unterschied tritt hier besonders dadurch hervor, dass das 2. Tetraöder einen Ueberzug erhalten hat, von dem das glatte 1. Tetraöder frei geblieben ist. Mitunter tritt auch das Dodekaöder hinzu, und au dem matten Tetra&der $ (a:a:} a). Solche Krystalle sind dann meist sehr verzogen und verdrückt, während die einfacheren sehr nett ausgebildet sind. Die Farbe ist braun und geht bei einigen Krystallen in’s - Lichtgrüne über. | Vorkommen: im Kohlensandstein und begleitet von nied- lichen Kupferkies-Krystallen, die die Form der Krystalle von Siegen haben. 5. St. Agnesin Cornwall. Das 1. Tetraöder tritt hier mitunter allein auf, ist ausge- zeichnet durch den Glanz gegenüber dem 2. Tetraöder, welches 631 ganz matt als Abstumpfung der Ecken erscheint. Das 1. Te- tra&der ist deutlich gestreift parallel den Kanten mit dem Würfel, welche Form auch in mehr oder minder grosser Entwickelung auftritt. Indem 1. Tetraöder und Würfel sich in der Ent- wickelung ablösen und .gewissermaassen den Rang streitig machen, erscheint mitunter von den Würfelflächen nach dem 1. Tetra&der hin eine treppenförmige Bildung. Sonst habe ich nur noch die Dodekaöder als kleine 3 fächige Zuspitzung des 1. Tetraöders beobachtet. — Die Krystalle treten zusammen mit Quarz oder violblauem Flussspath auf. — An einem anderen Stuck der hiesigen Sammlung, welches auch aus Cornwall ist, ‚zeigt das 1. Tetraöder mitunter noch die Streifung parallel der Kante mit dem 2. und diese kann auch die nach dem Würfel verdrängen. Während die Krystalle von St. Agnes immer ein- fache sind, so kommen hier Zwillinge vor und zwar Durch- wachsungen; die Krystalle haben das Ansehen der Fahlerz- Zwillinge, welche Naumann f. 623 abbildet, wenn sie sich vollkommen durchdringen; wenn nur theilweise, so gleichen sie den Krystallen von Kupferkies, welche ich in dieser Zeit- schrift, 1868, Taf. XIV, Fig. 5 gezeichnet habe. 6. Schlackenwald in Böhmen. Fig. ]. Hier ist von den beiden Tetraödern das 2. vorwiegend entwickelt, es glänzt weniger als das 1. und ist durch die den Kanten mit dem Würfel parallele dreiseitige Streifung leicht kenntlich, die in der Art entwickelt ist, wie es die Figur zeigt. Das 1. Tetraöder dagegen ist vollig glatt und immer kleiner. Die Streifung auf den Wüurfelflächen geht den Kan- ten mit dem 2. Tetraöder parallel, ihre Intensität ist sehr ver- schieden, mitunter sind die Streifen ganz fein, kaum sichtbar, bei anderen Stücken sind es tiefe Rinnen. Auch tetraödrische Eindrücke erscheinen auf den Würfelflächen. Das Verhalten dieser Formen ist gewissermaassen umgekehrt wie bei St. Agnes; insofern ist jedoch eine Uebereinstimmung noch vor- handen, dass die Streifung auf den Würfelflächen dem grösse- ren Tetraöder parallel ist. Der Würfel kann auch fehlen, und die physikalischen Unterschiede der beiden Tetraöder treten mehr zurück, dann muss man nach Analogie dem kleineren Tetra- Eder die 1. Stellung geben. BE re Ze Vorkommen. Die Krystalle sind mit Zinnstein- "Zwillingen zusammen in einer steinmarkartigen Masse REIN T. Binnenthal in der Schweiz. Fig. 7 u. Pose. Ann. 122, t. II. f. 8. G. vom Rara beschreibt diese Krystalle p. 396. ri unterscheidet ein glattes, vorherrschend entwickeltes Tetraöder als Haupt- Tetraöder, welchem ich die 1. Stellung gebe, und 4 ein mattes untergeordnetes, welches also das 2. Tetraäder ist. Die Flächen des Hexakistetraäders (a:+a:+a) sind 1. Stel- lung. Die Würfelflächen, welche a stark ent- wickelt auftreten, zeigen zuweilen eine Streifung parallel der Kante mit dem 2. Tetraöder. Zwillinge führt auch G. vom Rara an, ich habe noch einen der hiesigen Sammlung gezeich- net wegen seiner eigenthümlichen Ausbildung. Das obere In- dividuum der Zeichnung ist tafelförmig entwickelt, wogegen das zweite Individuum tetraödrisch ausgebildet ist. Auf der Fläche des 2. Tetraöders ruht die Fläche des 1. des zweiten Individuums. In Folge dessen liegt neben der Würfelfläche des einen Individuums eine Fläche des 1. Tetraöders des an- deren. Das Vorkommen hat 6. vom Rara beschrieben. 8. Schemnitzin Ungarn. Fig. 2. Das 2. Tetraöder herrscht hier vor, wie die Stellung der Figur zeigt. Die Flächen sind rauh und punktirt, und ausser- dem ist ihnen die 2. Stellung bestimmt durch das Pyramiden- Tetraöder ? (a:@:3 a), welches parallel der Kante mit dem 1. Tetraöder ae ist. Das 1. Tetraäder ist sehr glänzend, zeigt aber vielfach gleichseitig dreieckige Zeichnungen. Die Krystalle sind meist Zwillinge, und es ist das Verhalten sehr schön zu sehen, wie neben die glatten Tetraöderflächen des einen Individuums die Flächen t(a:a:+.a) treten, welche senk- recht gegen die Zwillingsebene gestreift sind. Vorkommen. Die Krystalle treten zusammen mit Quarz und Kupferkies auf. Letzterer ist auch durch seine Krystall- form ausgezeichnet. In meiner Abhandlung über den Kupfer- kies habe ich die Krystalle dieses Fundortes nicht beschrieben, ich will es daher hier kurz nachholen. Die Krystalle sind nach der Form von Taf. XIV., Fig. 5 gebildet, sind aber voll- ‚633 kommen durcheinander gewachsen, was beim Kupferkies eine Seltenheit ist. Durch ihre nette Ausbildung sind die Krystalle für diesen Fall ein ausgezeichnetes Beispiel. B. Krystalle mit vorwiegender Entwickelung des Dodekaöders. Unter diese Abtheilung gehört die Mehrzahl der farbigen Blenden; man kann hier noch 3 Unterabtheilungen machen: a) Krystalle mit nur 1. Formen. .b) e) Br) 62) ER D) €) 5 de 2. R' a) Krystalle mit nur 1. Formen, 9.-Radiborschitz und Altwoschitz in Böhmen. Ausser dem Dodekaöder und Würfel tritt hier nur ein Tetraöder auf, welches ich für das 1. Tetraäder halte wegen seines intensiven Glanzes, der dem des Dodekaöders und Würfels nicht nachsteht. Es ist immer nach den Kanten mit dem Dodekaöder gestreift. Die Zwillinge zeigen tetraödrische Wiederholung und Wiederholung mit parallelen Zwillingsebenen. Im letzteren Falle wiederholen sich die Zwillingslamellen sehr häufig, und es tritt ganz schmal an die Würfelfläche des einen Individuums die Tetraöderfläche des anderen. Auf diese Weise erscheint eine Scheinfläche, die parallel mit der Würfelkante gestreift ist und das Aussehen von +(a:a:+.a) hat. Die Farbe ist bräunlichroth. Vorkommen: zusammen mit Quarz, Eisenkies und Bitter- spath. Die Krystalle haben im Vergleich zu anderen eine be- deutende Grösse. b) Krystalle mit nur 2, Formen. 10. Stolberg. Fig. 11, 18— 20. Diese Krystalle zeigen nur das Dodekaöder, dessen Kan- ten in den abwechselnden Oktanten durch schmale Flächen +(a:a:+a) abgestumpft sind. Auffallend ist hier das gänz- liche Fehlen der Tetraöder. Man sieht hieraus, wie wichtig es ist, die Stellung der secundären Formen zu ermitteln; denn ohne die Kenntniss, dass *(a:a:5a) nur in 2. Stellung auf- 634° tritt, wäre es nicht möglich, die Krystalle zu stellen. Es kommen nun meist Zwillinge vor, so dass die schmalen Flächen *(a:a:+a) des einen Individuums an der Zwillingsgrenze ab- schneiden und von einer Dodekaöder- Kante des anderen ab- gelöst werden. Die Grenze der beiden Individuen ist dann auf den Dodekaöderflächen, obgleich sie in eine Ebene fallen, noch deutlich zu erkennen an der Verschiedenheit des Glänzens der Flächen. Man sieht jedoch die Grenze immer nur in be- stimmten Stellungen des Krystalls, und drehe ich den Krystall um 180°, so hat das eine Individuum den Glanz, den in der alten Stellung auch das andere hatte. Dies beweist, dass die Flächen keine absolute Verschiedenheit des Glanzes haben, sondern dass sie nur in verschiedenen Stellungen verschieden glänzen. Er Fig. 19 stellt einen Krystall des hiesigen Museums in seiner natürlichen Entwickelung dar, der dieses Verhalten sehr schön zeigt. Das Haupt-Individuum hat nach tetraödrischem Gesetz zwei Zwillings-Individuen,. das erste, wie Fig. 20, und das zweite, wie Fig. 18 zeigt. Nach unten sind die Flächen sehr verschmälert, und in Fig. 19 hat das linke Individuum die Stellung des unteren von Fig. 20, das rechte die des unteren von Fig. 18. Jedes dieser beiden Individuen hat nun seiner- seits wieder ein Zwillings-Individuum in oktaödrischer Wieder- holung. Bei dem linken Individuum ist es sehr auffällig, dass die Zwillingsgrenze auf der Dodekaäderfläche keine geradlinige ist, sondern einen Verlauf hat, wie ihn die Figur anzeigt. Fig. 11 stellt andere Krystalle dar, welche so zu erklären sind, dass die oberen dreiFlächen durch ein anderes Zwillings- Individuum ersetzt sind und die verdrängten Flächen auf den neuen Flächen als kleine Ecken hervorragen. Man kann sich dies auch so vorstellen, dass von oben ein Zwillings - Indivi- duum gewissermaassen eingesenkt ist. Vorkommen: zusammen mit Eisenspath, Bleiglanz und Bournonit, auf Quarz aufgewachsen. Die Drusen gleichen ganz denen vom Pfaffen- und Meiseberge bei Neudorf unweit Harzgerode, aber hier sind die Krystalle der Blende in der Form verschieden, wie weiter unten gezeigt werden soll. | 635 ec) Es treten sowohl rechte als linke Formen auf. ll. Alston Moor ın Cumberland. Naumann f. 616 u. 617. Die Krystalle zeigen neben dem Dodekaöder das 1. Pyrami- den-Tetra&öder +(a:a:$a). Die Flächen desselben sind meist sehr gekrümmt, während die des Dodekaöders ganz glatt sind. . Von sonstigen Flächen habe ich mit Sicherheit noch Würfel und 2. Tetraöder beobachtet; letzteres tritt immer klein auf und steht dem Dodekaöder an Glanz wenig nach. Die Krystalle sind meist sehr verzogen und unregelmässig ausgebildet. Häufig zeigen sie eine Verkürzung in der Art, dass eine trigonale Axe sehr niedrig wird. Die in den Endpunkten dieser Axe liegen- den Flächen # (a:@:; a) sind dann überaus gekrümmt, so dass sie beinahe in einander übergehen und über dem niedrigen 6 seitigen Prisma ein abgerundetes Dach bilden. Einfache Krystalle kommen nicht vor, es sind meist Zwillinge mit pa- ralleler oder geneigter Wiederholung. Durch die Zwillingsbil- dung kann die Fläche -(a:a:+.a) eine Streifung parallel der Kante mit dem Wurfel erhalten, in ähnlicher Weise, wie durch ‚häufig wiederholte Zwillingslamellen bei den Krystallen von Radiborschitz und Altwoschitz eine Fläche von dem Aussehen eines Pyramiden-Tetraöders entstand. Solche Krystalle bildet Qussstepor p. 686 ab. Es ist dies also wicht die der Fläche eigenthümliche Streifung, sondern diese geht nach der Längs- diagonale der Fläche. Vorkommen. Begleitende Mineralien sind Bleiglanz, Fluss- spath und Bitterspath, zuweilen auch Eisenkies. In den Kry- stallen erscheint die Farbe schwarz, man erkennt aber im Bruch eine braune Farbe. 12. Hohendorf bei Zwickau. Die Krystalle zeigen dieselbe Form wie die vorhergehen- den und kommen auf Sphaerosiderit im Kohlengebirge vor. 13. Lautenthal bei Clausthal. Hier ist nur noch hervorzuheben, dass die Krystalle durch das Vorherrschen zweier Flächen des Pyramiden - Tetra&ders *(a:a:4a) einen eigenthümlichen Habitus bekommen. Zwei solche Flächen aderkoiens sich in grosser Kt und die Krystalle erscheinen dann ganz Ber emo: Die Farbe der Krystalle ist braun, in’s Röihliche ‚zum Theil ins Gelbliche gehend. Vorkommen; zusammen mit Quarz-Krystallen. 14. Pfaffen- und Meiseberg bei Neudorf unweit Harzgerode. Fig. 10. Hier ist die Verkürzung nach einer trigonalen Axe be- 1 sonders ausgezeichnet, und parallel dieser Axe sind die Kıy- stalle durch einander gewachsen. Stellt man solche Krystalle hexagonal, so sieht man, dass an jeder Ecke des sechsseitigen Prismas 2 Pyramiden- Tetraöder-Flächen *(a:a:;.«) liegen, während bei den einfachen Krystallen nur an den abwechseln- den Ecken. Um dies zu zeigen, habe ich den Krystall oben als Zwilling, unten als einfachen Krystall gezeichnet. Diese Zeichnung erklärt sich so, dass das 2. Individuum nicht bis an das andere Ende der trigonalen Axe durchdringt. Die Farbe ist in kleineren Splittern schön roth, in grösse- ren Massen erscheint sie schwarz. Vorkommen: ganz analog dem der Krystalle von Stolberg. 15. Chester Ot. im Staate New-York. Fig. 12. Von Formen treten hier neben dem Dodekaöder noch Wür- ‚ 2. Tetraöder und das Pyramiden -Tetraöder (a:a:3«) = Von hier kenne ich nur einen Zwilling, welcher sehr in- teressant ist, da die Zusammensetzungsfläche senkrecht auf der Zwillingsebene steht. Während bei Rodna die Zwillingsebene ein | 2. Tetraöder war, so ist es hier ein 1., und die Dodekaöder haben die Stellung gegen einander, wie Fig. 12 zeigt. Ich habe nur diese Figur gegeben, da der natürliche Krystall sich in einer idealisirten Zeichnung nicht gut wiedergeben liess. Es sind beide Individuen verschieden entwickelt, das eine zeigt ganz dieselbe Ausbildung, wie in der Figur das obere Individuum, lässt aber ausser den Do- dekaöderflächen nur noch 3 Pyramiden-Tetraöder-Flächen er- kennen. Das zweite Individuum ist tafelförmig, und an der Zwillingsgrenze liegt zunächst eine langgestreckte Dodekaöder- fläche, dann folgt 1. Tetraöder, +(a:a:+a) und Würfel, “Alle diese Flächen sind ganz schmal. An der Zwillingsgrenze stossen mit4 (a:a: a) des ersten Individuums dieselben Flächen ET 2 k fi P‚ en ee 637 ‚des zweiten zusammen, wie dies bei einer-auf der Zwillings- ebene senkrechten Zusammensetzungsfläche der Fall sein muss. ‘Vorliegender Krystall ist der grösste Blende-Krystall, den ich gesehen habe, er ist über faustgross und hat eine braune Farbe. Das ganze Stück ist compacte Blende-Masse. 16. Oberlahnstein. Fig. 3 u. 6 Bei dem ersten Krystall tritt in 1. Stellung $(a:a:ta) und „(a:a:a) auf, welche Formen beide sehr schön glatt und glänzend sind. In der anderen Stellung erscheint nur + (a:a: 2a), welches durch directe Messung von G. Rose bestimmt ist; die Neigung gegen den Würfel beträgt 150° 30° nach der Rech- nung. Auch der Pyramiden-Würfel (ae: a: oa)=+d konute nur durch Messung bestimmt werden, die berechnete Neigung von Würfel gegen 1d ist 165° 56°. Die Flächen * (a:a:2a) sind etwas gewölbt, und ich habe schon im allgemeinen Theil erwähnt, dass man sie dem Aussehen nach leicht mit + (a:a@: a) verwechseln kann. Sicher geht man nur, wenn man eine Mes- sung anstellt, oder in der anderen Stellung schon entacheidenfe Formen vorhanden sind. Der 2. Krystall ist interessant wegen seines Flächen- reichthums. Homoödr. Formen Formen 1. Stellung Formen 2, Stellung. a sooo >a ‚-lase:,; = 0 ‚Llasa:.o)=.0 (oe: 0:00)=d, Z(asa: za) —.40 , !(a;a: 2a) 20 -(a:a: La)= 0 +l(a:a:3a)=30 !(a:a:2a)=2d Die Flächen sind im Allgemeinen hübsch glatt und eben und gestatten genaue Messungen. Die Zone vom 1. Tetraöder nach dem Würfel ergab folgende Winkel: o/ +0 = 144° 44 0/50 = 131° 59 ae >25 165; die andere Zone vom 1. Tetraöder nach dem 2.: o/ d = 144° 44 0/30 = 131° 28 la erh. Auffallend ist die Achnlichkeit in den Winkeln dieser beiden Zonen, die leicht zu Verwechselungen Veranlassung geben kann. — Diesen Krystallen ähneln alle rothen Blenden aus der Gegend von Siegen, nur ist es wegen der Verzerrung mitunter schwer, die Formen zu deuten. Die durch ihre morgenrothe Farbe ankreseteikuten Kry- stalle von Przibram zeigen eine ganz analoge Form. 17. Kapnik in Ungarn. Fig. 4, 5, 7. Die Gelbe Blende zeigt meist die auf Fig. 4 verzeichneten Flächen. Das erste Tetra@der ist absolut glatt und stark glän- zend, das 2. dagegen parallel der Kante mit dem Würfel ge- streift und sehr bauchig. Letzteres rührt daher, dass t(a:a:*a) das Bestreben zeigt, zugleich aufzutreten. An der 1. Stellung I fehlt nie }(a:a:+a), welches matt ist und längsgestreift, wie bei Cokhwall und anderen Fundorten, es zeigt aber nie die bauchige Entwickelung. Das Dodekaeder ist parallel den Com- binationskanten mit dem Würfel gestreift, welcher nie fehlt. Der Pyramiden-Wuürfel (a:+a: oa) ist durch zwei Zonen be- stimmt. Einerseits stumpft er die Kante zwischen Dodeka&der und Würfel gerade ab, a liegt er mit parallelen Kan- ten zwischen *(a:a:a) und +(a:a:!a). Diese Flächen sind meist sehr untergeordnet entwickelt, fehlen aber fast nie. Eine andere häufige Combination stellt Fig. 5 dar; hier er- scheint *(a:a:+.a) parallel der Kante mit dem Dodekaäder ge- streift und ein anderer Pyramiden-Würfel (a:2a:0a) = 3zd. Diese Fläche giebt schon MıLLer in seinem Handbuch an, und G. Ross hat sie gleichfalls durch Messung bestimmt, Winkel a:2d = 146° 18 I d:2d = 168 42. HkssenBERG giebt noch (a:a:ta) an, welches ich als 2. Stellung auffassen muss, da es verschiedene Stellung hat von (a:a:ta). 1858, Taf. VII. Fig. 26. An diesem Krystall tritt noch (a::a:%a) auf, welches zwischen diesen beiden Pyra- miden-Tetraödern liegt, aber nicht parallele Kanten mit den- selben Dildet. Länger bekannt ist auch schon !(a:a:ta), welches in 2. Stellung auftritt und dadurch genau bestimmt ist, dass es den Kanten d/x und x/l! parallel ist, cf. a p. 688. 639 Häufig sind Zwillingsverwachsungen, wie Fig. 8 zeigt, und es tritt der Unterschied der Stellung beider Formen hier da- ‚durch so hervor, dass neben }(@a:a:}.a) des einen +(a:a:z a) des anderen Individuums zu liegen kommt. Häufig ist wieder- holte Zwillingsbildung und zwar meist tetra@drische; einen ähnlichen Vierling, wie ich ihn oben bei Rodna beschrieben habe, habe ich auch hier beobachtet. Die parallele Wieder- holung der Zwillingsbildung kann sich mitunter sehr rasch wie- derholen und zwar in der Art, dass in ein Haupt - Individuum Zwillingslamellen eingeschaltet sind so zahlreich, dass zuwei- len die Tetra&derflächen wie beim Albit gestreift erscheinen. Auf den Dodekaöderflächen , die durch Spaltung erzeugt sind, kann man dies natürlich nicht beobachten, aber auf den wirk- lichen Krystallflächen. Diese sivd nach dem Würfel gestreift und man kann häufig Lamellen mit abweichender Streifung eingeschaltet sehen. Die Farbe ist nicht immer rein gelb, sondern geht häufig in's Grünliche über. so dass auch rein grüne Krystalle auf- treten. Eine nicht ungewöhnliche Erscheinung ist ein Ueber- zug über den Krystallen, welcher ganz matt oder metallisch glänzend ist. Die Krystalle finden sich auf Quarz- oder Schwerspath- drusen in Gesellschaft von Bournonit und Fablerz. 10. Allgemeines Gesetz für tetraödrische Zwillingsbildung. | Von Herrn A. Sıpereck ın Berlin. In meinen beiden Abhandlungen über die Krystallformen des Kupferkieses und der Blende habe ich gezeigt, dass die Tetra@der in Bezug auf ihre Stellung gegen die Zwillingsebene immer eine bestimmte Lage haben. Ich hatte die beiden Fälle beobachtet, dass Tetra@der verschiedener Stellung neben ein- ander liegen, und dass dies mit Tetra@dern gleicher Stellung der Fall ist. Ein Gesetz für dieses Verhalten soll im Folgen- den gegeben werden. Es liegt zunächst nahe, einen Vergleich mit homo&@drischen Zwillingen anzustellen, und für diesen Vergleich eignen sich nur die des 1 --- 1 gliederigen Systems, da nur hier rechts und links verschieden entwickelt ist. Als Beispiel möge der Albit dienen. Bei dem gewöhnlichsten Albit-Zwilling ist die Zwillings- ebene die Längsfläche M, und mit dieser sind auch die Kry- ‚stalle zusammengewachsen. Von der Längsfläche aus liegt neben der Prismenfläche 7 des einen Individuums die gleich- werthige 7 des anderen und auf der entgegengesetzten Seite liegen die beiden Z neben einander, eine nothwendige Folge der Drebung um 180°. Beim Periklin verhält es sich so, dass die Zusammensetzungsfläche. die schiefe Endfläche P ist und die Zwillingsebene eine Fläche senkrecht auf dieser. Betrachtet man solche Zwillinge, so sieht man, dass neben 7 des einen Individuums / des anderen liegt. Allgemein gefasst kann man dies Verhalten so ausdrücken: „Wenn die Zwillings- ebene zugleich die Zusammensetzungsfläche ist, so liegen gleich- werthige Flächen neben einander, ist dagegen die Zusammen- setzungsfläche senkrecht auf der Zwillingsebene, ungleichwerthige. Da nun bier gleichwertbige Flächen auch immer parallel sind, bei tetra@drischen Krystallen dagegen Tetraäderfllächen ver- schiedener Stellung parallel sind, so muss für letztere das Ge- setz gerade umgekehrt lauten und zwar so: „Ist die Zwillings- ebene zugleich die Zusammensetzungsfläche, so liegen neben. 641 / ‚Flächen 1. Stellung des einen Individuums Flächen 2. Stellung ‘des anderen; steht dagegen die Zusammensetzungsfläche senk- recht auf der Zwillingsebene, so kommen Formen gleicher Stellung neben einander zu liegen.* 1. Die Zwillingsebene ist zugleich die Tusammensetzungsfläche. Dies ist nur bei dem einen Gesetz der Fall, demzufolge die Zwillingsebene eine Okta@derfläche ist. Schneide ich ein Okta&der,, welches von zwei Tetra@dern im Gleichgewicht ge- bildet ist, parallel einer Okta@derfläche durch und drehe die beiden Hälften um 180° gegen einander, so fällt mit der Zu- sammensetzungsfläche eine Fläche des 1. Tetra&ders des einen Individuums und eine Fläche des 2. Tetra@äders des anderen zusammen, und Tetra@der verschiedener Stellung liegen neben einander. Dass dies der Fall ist, beweisen die Zwillinge des . Kupferkieses und der Blende. 2. Die Zusammensetzungsfläche steht senkrecht auf der Zwillingsebene. Hier kommen Zwillinge nach 3 Gesetzen vor. a) Die Zwillingsebene ist eine Okta@derfläche Fur dieses Gesetz kann man die Stellung der Formen direct beweisen. Die Zusammensetzungsfläche ist hier eine Fläche des Leucito@ders. Nehme ich einen Zwilling zur Hand, wie ich ihn unter 1. beschrieben habe und lege ihn auf eine 1. Tetra@derfläche, so ist die mit der Zusammensetzungsfläche zusammenfallende Fläche des oberen Individuums auch 1. Te- tra&der. Lege ich nun das obere Individuum neben das untere, so liegen unten 1. Tetra@derflächen in einer Ebene und in Be- zug auf die Zusammensetzungsfläche neben einander. Dies Verhalten bleibt natürlich dasselbe, wenn die Tetra@der durch einander wachsen, wie es beim Fahlerz vorkommt. Beim quadratischen System sind die Verhältnisse die- selben, es ist hier z. B. beim Kupferkies die Zusammensetzungs- ebene ’(@:@: 7; 0). -b) Die Individuen haben eine Fläche (a: a: :0 a) 4 resp. (©a:o0a:c) als Zwillingsebene. Im regulären System kommen solche Zwillinge beim Die | mant vor. Die Tetra&@der sind durch .einander gewachsen, so dass sie eine Würfelfläche gemein haben und gegen dieselbe um 90° verdreht sind; die Zusammensetzungsebenen sind die beiden anderen Würfelflächen. Von diesen Flächen aus liegen Tetraäder gleicher Stellung neben einander. Für das quadratische System hat Hamısger beim Kupfer: kies ähnliche Zwillinge beschrieben, die Zwillingsebene ist hier die Gerade Endfläche, und die Zusammensetzungsflächen sind Flächen des 2. Prismas. Das Verhalten der Stellungen ist naturlich dasselbe wie im regulären System. c) Zwillingsebene eine Fläche (a:»a:c). Dies bezieht sich nur auf das quadratische System und die ee ee beim Kupferkies ist eine Fläche (0:00 a: ;',”, c). In meiner Abhandlung über den Kupferkies habe ich das Gesetz falsch angegeben, indem ich die Zwillingsebene zugleich als Zusammensetzungsfläche annahm. In Folge dessen mussten 2 Tetraäderflächen auf der einen Seite einen aussprin- genden Winkel von 178° 36° bilden, auf der anderen einen ein- springenden. Nachdem ich dies publicirt hatte, schrieb mir v. Har- DINGER, dass er. die Zwillinge nicht in dieser Weise erklärt habe, wie aus seinen Worten im Edinbourgh Journal of Science hervorgehe, die also lauteten: „Composition takes plan per- pendicular to the terminal edges of P.“ Ich hatte, als ich den Aufsatz las, geglaubt, HAıpınger meine damit das 1. stumpfere Oktaeder, eine Auffassung, die in allen Handbuüchern zu finden war. In Folge dieser freundlichen privaten Mittheilung eines so berühmten Nestors der Wissenschaft unterwarf ich die Krystalle von Neuem einem genauen Siudium. Das Resultat war, dass sich der mögliche Unterschied nicht feststellen liess, ob die Tetra@derflächen zusammenfallen oder einen Winkel ba et u a A A She Wesegh von 178° 36’ bilden. Dies bewog mich, meine Ansicht auf- recht zu erhalten, da mir das Gesetz auch einfacher zu sein schien, wenn man das 1. stumpfere Okta@der zugleich als Zwillingsebene und Zusammensetzungsfläche annahm. Wende ich nun aber das allgemeine Gesetz für tetra&drische Zwillinge ann ’ ne Berne an ann kommen ._— ee Her Individuen ausgehend, u f Zwillinge een! erhalten. N 2 1l. Eine Feelaenhar von Kisenonydhydrat nach | Weissbleierz.. Von Herrn Kosmann ın Bonn. Auf der Blei- und Silbererzgrube Friedrichssegen bei Or lahnstein im ehemaligen Herzogthum Nassau finden sich den oberen Sohlen der Gangmittel, wie auf den meisten Brz- gängen, stark zersetzte Gar hier in der Region des eisernen Hutes und der gesäuerten Erze zeigen sich deutlich die Einwirkungen der Tagewasser, welche durch fortgesetzte Action die Zersetzung und Umwandlung der Erzlage sowie Zer- 'störung der Gangmasse herbeiführen. | In einem derartigen Stadium befinden sich die Stufen, welche ick im Januar d. J. durch die Güte des Grubendirectors Herrn C. HseerLe zu Friedrichssegen erhielt, und deren gan- zes Aeussere Anlass zu den nachfolgenden Untersuchungen gab. Dieselben sind Fragmente des aus Quarz bestehenden Ganggesteins und zeigen sich als ein skelettartiges Netzwerk von zerfressenem Quarz, dessen Oberfläche und Zwischenräume mit höchst zierlichen Stalaktiten von Brauneisen bedeckt sind. Von diesen Stalaktiten eingehüllt finden sich einzelne Krystalle von Pyromorphit in hexagonalen Prismen und grössere Par- tieen von feinen Blättern in der Zwillingsverwachsung und mit dem Glanze des Weissbleierzes. Dieselben sind jedoch braun ‚gefärbt und theilweise mit einem Anflug von Eisenesy bedeckt. | Die Pyromorphitkrystalle, in frischem Zustande von hell- brauner Farbe und glänzend, sind gegenwärtig von mattem An- sehen und von einer weissen Kruste umgeben, die von Sal- petersäure unter Brausen gelöst wird, nach deren Entfernung aber der Krystall seine ursprüngliche Färbung, wenn auch ohne Glanz, wiedergewinnt. Zeigt sich schon bei diesen Krystallen eine starke Ein- wirkung zersetzender Agentien, so fallen die blätterigen Weiss- bleierzpartieen noch mehr durch ihre braune Färbung und durch den ‚Umstand auf, dass sie über dem Loslösen zu fein- - sten durchsichtigen Blättchen von gelber bis braunrother Farbe zerfallen; dies Verhalten erregte _die Vermuthung, dass die - Substanz des Bleicarbonats zerstört, und an deren Stelle Eisen- oxydhydrat eingetreten sei. Durch qualitative take ichine ergab sich, dass das Mineral sich in: Chlorwasserstoffsäure schwer, jedoch ohne Brausen löst; Schwefelwasserstoff in die Lösung geleitet gab einen ‘höchst unbedeutenden Niederschlag von Schwefelblei, während durch die Reduction des Eisenoxyds eine reichliche Ausscheidung von Schwefel stattfand; im Filtrate gab, nach Entfernung des Schwefelwasserstoffs, Ammoniak einen reinen Eisenniederschlag. In einem Kugelrohr beim’ Zutritt der Luft erhitzt geben die Blättchen reichlich. Wasser aus, decrepitiren auch ‚und nach dem Erhitzen hatte sich bei mehreren: dersel- ben die braunrothe Färbung in die rubinrothe des Eisenglim- mers verwandelt. Mit Chlorwasserstoffsaäure eingedampft lassen die Blättehen einen geringen Rückstand von Kieselsäure. Die. mikroskopische Beobachtung, fur welche die Blättchen bei ihrer Durchsichtigkeit, höchst geeignet sind, ergiebt, dass die innere Structur der Blätter bis auf die noch sichtbaren Anwachsstreifen auf ‚der Längsfläche des Weissbleierzes : auf- gehört hat eine krystallinische zu sein, und. dass dieselben, zum Theil auf’s Feinste durchlöchert, neehr aus rundlichen oder ellipsoidischen Molekülen bestehen, welche im Inneren der Blätter haufenförmig oder reihenweise abgelagert sind, an den Rändern derselben dagegen, zu Seiten der von dem eindrin- genden Wasser gebildeten Kanäle, mehr stalaktitisch grüppirt sind; so zeigen’ namentlich einzelne aus den Blätichen hervor- ragende Anwachsstreifen mit den ihnen zunächst verbundenen Mofekülen ein fast gestricktes Gefüge, welches den Anblick einer höchst zierlichen, vielfach durchbrochenen Architeetur gewährt. Die einzelnen Moleküle haben die grösste Aehnlichkeit mit den durchsichtigen Körnchen der aus den Säuerlingen, wie z. B. bei Obermendig am Laacher See, sich absetzenden Nieder- schläge. Durch diese chemischen Untersuchungen und Beobachtun- gen ist daher bestätigt, dass die vorliegenden Krystalle Pseudo- 42* morphosen von Eisenoxydhydrat nach Weissbleierz sind. Was den chemischen Umwandlungs- resp. Verdrängungsprocess an- geht, so ist anzunehmen, dass die mit kohlensauren Salzen er- füllten ‚atmosphärischen Gewässer auf ihrem Wege zur Tiefe dem kohlensauren Bleioxyd seine Base entzogen, an deren Stelle Eisenoxydul trat; dass dann beim Rücktritt der Wasser durch die eintretende Verdunstung das Eisencarbonat sich in Eisenoxydhydrat umsetzte. Diese Umsetzung hatte eine Re- duction des Volumens, ein Schwinden der ursprünglichen Weiss- bleierzkrystalle zu so feinen Blättchen zur Folge; denn das Atomgewicht des Eisencarbonats verhält sich zu dem des Eisen- oxydhydrats wie 116:80, und ihre Atomvolumina verhalten sich wie = ; — d. h. wie 30:20; auf das Bleicarbonat in der Berechnung zurückzugehen,, erscheint nicht statthaft, weil anzunehmen ist, dass ein Theil desselben auch ohne Ersatz fortgeführt ist. Es sei schliesslich noch bemerkt, dass weder in dem klassischen Werke Brum’s „Die Pseudomorphosen des Mineral- reichs“, Stuttgart 1843 und 1848, noch in den mannichfaltigen Veröffentlichungen Haıpınger’s in POGGENDORFF's Annalen der Physik und Chemie über diesen Gegenstand der vorstehend beschriebenen Pseudomorphose Erwähnung geschieht. Bonn, im Februar 1869. 1. Beiträge zur Kenntniss fossiler Korallen. Von Herrn A. Kunta ın Berlin. Hierzu Tafel XVII. und XIX. PC) 5 . Das Wachsthumsgesetz der Zoantharia rugosa und über Calceola sandalina. Benutzte Literatur. 1) Die bekannten Arbeiten von Epwarps und Haıme. 2) F. Rouen, Fossile Fauna von Sadewitz. 3) Lupwıg, Palaeontographica X. und XIV. \ 4) Lıspströn, Abh. der Academie zu Stockholm, 1865 und 1868. Während im Texte nur kurze Bemerkungen über und aus den Arbeiten sich finden, so habe ich’ am Ende ausführlicher über dieselben gesprochen. Betrachtet man die wohlerhaltene Oberfläche eines Strepte- lasma, Taf. XVIII., Fig. 1 und 2, so sieht man auf der con- vexen Seite des Horns eine vertiefte Linie Ah entlang laufen, welche von zwei erhabenen Längsrippen begrenzt wird; von diesen laufen fiederförmig unter sehr spitzen Winkeln ver- tiefte Linien nach oben, welche unter sich parallel sind und durch ebenfalls parallele erhabene Längsrippen getrennt wer- den. Fig. I. Die Richtung für diese Linien und Rippen geben ER ES Be zwei vertiefte Linien s, welche von der Size usage den gleichen Seiten des Hornes entlang laufen. Diese sind. | gegen die concave Seite ebenfalls von einer erhabenen Rippe begrenzt, und von dieser gehen nun wiederum, aber nur nach. einer — der concaven — Seite parallele Linien und erhabene Rippen fiederförmig aus, deren Parallelität bewirkt, dass auf. | der concaven Seite keine ausgezeichnete Linie hervortritt. Auf einem Querschnitt zeigt sich, dass die vertieften Linien in der Verlängerung der Sehleisen liegen und dadurch ent- ‚stehen, dass die beiden Lamellen, welche jede Sternleiste bilden, auseinanderweichen und sich nach rechts und links zu den benach- barten Sternleisten umbiegen. Fig. II. Schema. Durch das Aus- einandertreten entstehen die ver- tieften Linien, durch das Um- Man erkennt diese Verhältnisse deshalb bei Streptelasma so gut, weil hier die Epithek, wenn nicht ganz fehlend, doch wenig- stens äusserst dünn ist. Bei sie durch Säure oder eine Feile derselbe Bau; da nun die Fur- chen den Sternleisten entsprechen, so giebt uns .der Verlauf derselben ein Mittel an die Hand, das Wachsthum des Thieres- an ihnen nachzuweisen. Die drei vertieften Linien auf der- convexen Krümmung und den Seiten des Hornes A, s, s ent- sprechen drei primären Septen, da sie an der Spitze des Hor- nes anfangen oder wenigstens früher als die fiederförmig ge- stellten da sein müssen. Dagegen verursacht die Untersuchung, ob auf der concaven Seite kein, ein. oder mehrere primäre Septen vorhanden sind, grössere Schwierigkeiten, weil man namlich selten die Spitze der Zelle erhält, und selbst wenn dies geschieht, so drängen sich an der Spitze die Septen meist derartig, . dass man keine. Ansicht darüber gewinnen kann, welches von ihnen das primäre sei. Um der Frage näher 'zu rücken, glaubte ich Korallen un- biegen die erhabenen Rippen, anderen Gattungen (Zaphrentis), wo die Epithek stark ist, muss entferut werden, dann zeigt sich Karen en zu müssen, bei an u Epwarnps und Haıms eine vierstrahlige Gruppirung sich zeigt. Da Stauria wegen - — der dicht mit einander verbundenen Zellen zu der erwähnten _ Untersuchung ungeeignet war, wählte ich die Gattung Omphyma. ‚Ich fand sowohl bei Omphyma turbinata als auch subturbinata von Gotland bald die drei ausgezeichneten vertieften Linien auf der Oberfläche — auch in der von Epwarps und Haie gegebenen Zeichnung (Brit. fos. cor., t. 69, f. 1) sind sie leise angedeutet, ohne dass im Text von ihnen die Rede ist —, ‚allein die Septalgruben unserer gotländischen Exemplare be- sassen nicht die so auffallend regelmässige Gestaltung, welche nach Epwarns und Haıme’s Figuren die englischen haben, und da die Sternlamellen im Kelche nichts zeigten, was unsere Frage beantworten konnte, so schien keine Entscheidung mög- lich. Nur ein ausgezeichnet erhaltenes Exemplar von Omphyma turbinata aus Gotland gab die Lösung. Taf. XVIIL., Fig. 3. Es zeigte dieses Stuck vier deutliche Septalgruben, von denen die eine viel tiefer war, als die drei anderen, In dieser tiefen _Grube.liegt ein durch seine Stärke von den benachbarten ver- ‚schiedenes Septum, und dieses entspricht der vertieften Linie h der ‚Oberfläche. Die beiden Septalgruben, welche dieser ersten zunächst liegen, sind zwar sehr viel flacher, zeigen aber gleichfalls jede ein starkes Septum, welches den vertieften Li- nien. s entspricht, und die Septa, welche denselben nach der tiefen Grube hin zunächst liegen, sind nur wenig schwächer. Dagegen sind die auf der anderen Seite zunächst liegenden ‚sehr dünn und nehmen allmälig an Stärke zu, je mehr sie sich der vierten ebenfalls flachen Grube nähern. In dieser nun liegt ein Septum, welches an Stärke dem ersterwähnten der tiefen Septalgrube in nichts nachsteht. Es ist dieses demnach ein .primäres Septum, und es giebt also auf der concaven Seite nur ein solches, nicht. aber drei, wie Herr LupwıqG behauptet hat. Der Grund, warum diese Thatsache an unserem Stücke so gut, im Allgemeinen aber so selten zu beobachten ist, liegt ‚ darin, dass wegen des grossen Alters und bedeutenden Kelch- umfanges des vorliegenden Exemplares die primären Septa sich scharf von den jüngeren unterscheiden, , während bei jun- gen Stücken oder bei geringerer Grösse des Kelches‘ sie nur unmerklich verschieden sind. Ich‘ werde in der Folge das - primäre Septum, welches bei Ehtepieihein auf der. convexen. | Seite liegt, oder welches überhaupt der vertieften Linie ange- & hört, von der fiederförmig nach beiden Seiten vertiefte Li- nien ausgehen, das Hauptseptum A nennen; das gegenüber- | ‚liegende, welches äusserlich nicht ausgezeichnet ist, das Ge- genseptum g und die beiden anderen, denen die einseitig gefiederten Linien entsprechen, die Seitensepta s. Die durch diese Septa gebildeten vier Quadranten werde ich so unterscheiden, dass ich die beiden, denen das Hauptseptum gemeinsam ist, Hauptquadranten, die, welche am Gegen- septum liegen, Gegenquadranten nenne. Obwohl durch die verschiedene Ausbildung der Septa eine Vorder- und Hinterseite angedeutet ist, so habe ich doch vor- gezogen, die Ausdrücke „vorn“ und „hinten* oder „Bauch* und „Rücken“ zu vermeiden, da wir über die natürliche Stellung dieser Thiere bisher keine genugende Vorstellung haben und da, so lange uns diese fehlt, leicht eine grosse Confusion ein- reissen kann. Schon jetzt ist dieselbe nicht gering; EDWARDS und ROEMER nennen bei Streptelasma das Hauptseptum dor- sales Septum , Lupwig nennt es das vordere und LinpsTrön, welcher sich die Rugosen auf der Seite des Hauptseptums lie- gend denkt, nennt diese Seite „bottenyta“ (Grundfläche), würde also wahrscheinlich das Septum ventral nennen. Da das Septum, welches ich Hauptseptum nenne, am leichtesten zu erkennen ist, da es ausserdem mehrere eigenthumliche Eigen- schaften, auf die ich unten zu sprechen komme, besitzt, so habe ich ihm diesen Namen gegeben. Bei den Rugosen, deren äussere Oberfläche mehr oder minder eben ist (Baryphyllum, Palaeocyclus) oder einen völlig geraden Kegel darstellt (Om- phyma, Petraja), kann man die Lage des Hauptseptums nicht näher bezeichnen; bei denen aber, . bei welchen die Gestalt hornförmig gebogen ist, pflegt dasselbe entweder auf der stärksten Krümmung oder derselben wenigstens nahe zu liegen. Es ist dieses der allergewöhnlichste Fall; als eine sehr seltene Ausnahme ist es zu betrachten, wenn das Hauptseptum auf der concaven Seite des Hornes liegt. Als Beleg für diese Ausnahme habe ich nur eine einzige Art vor mir, welche das hiesige Museum Herrn pe Koninck verdankt, und welche dieser als Zaphrentis Delanouei Epwarps und Haımz bestimmte, Sie 61 mmt von Tournay. Bereits EnwArns und Haımz geben übri- Sehe gens an: „fossette situee du cöte de la petite courbure.**) Entwickelung des Individuums. Von den fünf Regeln, welche EpwArvs und Harme über ‚die Entwickelung der Septa aufgestellt haben, passt hier keine. Wir haben es mit vier primären Septen und vier primären Kam- mern zu thun. In jeder Kammer hs (Fig. III. Schema eines Hauptquadranten vorn aussen) entsteht ein secundäres Septum 1, welches dieselbe anfänglich ungefähr halbirt, sich aber sehr hald een nach dem einen primären Septum s hin- biegt und parallel neben demselben fort- läuft. Dadurch wird jede Kammer in zwei sehr ungleiche Theile getheilt; der kleinere Theil 1 s bleibt dann für immer ungetheilt, der grössere A] dagegen ent- Fig. III. wickelt zahlreiche neue Septa nach dem- selben Gesetz wie die primäre Kam- . mer: ein tertiäares Septum 2 theilt nam- lich den Raum anfangs wieder in zwei Hälften, biegt sich dann nach dem se- cundären 1 hin und läuft parallel neben Ä ihm fort u. s. w. Daher sind in je- _ der Kammer die jüngeren Septa gegen das eine primäre fieder- förmig gestellt, während sie dem anderen parallel laufen. Auch bei dieser eigenthumlichen Entwickelung des Thie- res könnte dasselbe noch in gewisser Weise radiar gebaut sein, es musste nämlich jedes primäre Septum in einer Kammer die *) Zeichnungen, welche die Stellung der Septen deutlich zeigen, fin- det’man bei Eowarns und Haıme, Pol. des ter. pal., t. 6. f. da und 7a. Die letztere Figur ist, mit 5a verglichen, offenbar in umgekehrter Stellung gezeichnet; denn, wie die Richtung der secundären Septa beweist, ist das ;n f. 7a nach unten gerichtete starke Septum das Hauptseptum, welches in f. 5a in der tiefsten Septalfurche liegt; die nach oben gerichtete Septalfurche in f. 7a dürfte jedenfalls das Gegenseptum in ihrem Grunde enthalten. Diese Zeichnungen sind für die Stellung der Septa gewiss um‘ so überzeugender,, "als sie durchaus nicht in der Absicht gezeichnet sind, für meine Auffassung zu sprechen, sondern, obwohl unter anderen - Ansichten entworfen, einfach und treu wiedergeben , was man sieht. Ja selbst manche Lunwıg’sche Zeichnungen werden, vorurtbeilsfrei betrachtet, nur für die eben vorgetragene Ansicht sprechen, wiel. c., t. 35, f. 2e (Steinkern). gelagert haben. De ist aber nieht so, alien an ne oe nn En, primären Septum, dem Hauptseptum entwickeln sich auf bei- den Seiten die neuen Septa fiederstellig, und in den beiden übrigen Kammern stellen sich die jüngeren Septa so, dass sie ‚sich von beiden Seiten her dem Gegenseptum parallel legen. Durch die eben geschilderte Entwickelung zeigt sich nun, dass die Polypen, welche ihr unterworfen sind, weit entfernt einen radiaren Bau zu besitzen, vielmehr zu einer sehr vollkomme- nen Bilateralität gelangen, da nur der einzige Schnitt durch das Haupt- und Gegenseptum das Thier in zwei gleichwerthige Hälften theilt. Bereits EpwAarps und Harz haben für die we- nigen Arten, welche in der Zelle eine von der radiären ab- weichende Anordnung zeigen, z, B. Aulacophyllum, hierauf auf- merksam gemacht; da sie aber nicht die eigenthümliche Ent- wickelung der Thiere, sondern nur dieses selten ausgeprägte äussere Merkmal in Betracht zogen, so blieb für sie die bei Weitem überlegene Majorität radiär gebildet. Denn die meisten Rugosen zeigen weder in der Zelle noch in der allgemeinen Gestalt eine bilaterale Entwickelung. Unter den übrigen Korallenthieren — fossilen, wie leben- den — scheint eine ähnliche Anordnung der Septa nicht vor- zukommen. Durch eine quere Stellung des Mundes „geht zu- weilen die Ooidform etwas in die Sagittalform über, welche nämlich bei ungleichen Polen der Hauptaxe zwei und zwei gleiche Nebenaxen ‚zeigt, Flabellum., Cariophyllia® (Bronx, Strahlenthiere p. 14) oder etwas Aehnliches passirt durch die starke Entwickelung zweier gegenuberstehenden primären Septa (Madrepora), allein eine durch die Entwickelung bedingte Bilate- ralität, welche bei ungleichen Polen der Hauptaxe zwei gleiche und zwei ungleiche Nebenaxen zeigt, scheint bei den lebenden und anderen fossilen durchaus zu fehlen. — Nimmt man nun mit Broxx den Grundsatz an, dass eine Abweichung vom radiären Bau und ein Uebergang zum bilateralen einer Vervollkomm- nung des Thieres entspricht, so würden diejenigen Korallen, welche dem entwickelten Gesetze folgen , die vollkommensten der ganzen Klasse sein, während sie bisher als die niedrigst stehenden betrachtet wurden. Sie sind dann ihrer Gestalt nach unter den Polypen dasselbe, wie die irregulären Seeigel unter den Echiniden. | x = Es entsteht. die Frage, ob in allen vier Ba die neu en Septa sich jedesmal gleichzeitig bilden. _Um diese "Frage beantworten zu können, ‚habe ich bei einigen wohl erhalte- > Stücken die Septa gezählt und folgende ee erhalten; l. Omphyma turbinata: En "12, Ä 15 13° 3 hoo x 2. Omphyma turbinata: Di T s | | 48” Rh 3. Omphyma subturbinata: Er 2; | 44 1414 4. Cyathophyllum Roemeri: s a 5 h s ete I-8 9. Streptelasma sp.: SEss 34 h : 6. Dasselbe weiter oben: te (* kann vielleicht auch ein Septum weniger sein). Aus diesen Zahlen ergiebt sich zunächst, dass die beiden Gegenquadranten zusanimen in der Regel mehr Septa enthal- ten ‚als die Hauptguadranten. Denn während die Anzahl sich bei 2 und 3 so ziemlich gleich bleibt, vergrössert sich der Unterschied bei 4, 1, 5, 6 so sehr, dass bei dem Letzteren in den beiden Gegenquadranten zusammen 18 Septa mehr auf- treten als in den Hauptquadranten. Uebrigens nehmen auch die beiden Hauptquadranten meistens einen geringeren Theil des Kelchumfanges ein, als. die Gegenquadranten; bei No. 1 ist das Verhältniss etwa 160° zu 200° oder wie 4:5, bei No. 6 -sogar etwa 120° zu 240° d.h. wie 1:2. Figuren bei Lupwie und EpwArns und Haımz zeigen zuweilen Dasselbe. Es: hat den Anschein, als wären ‘es besonders die kuhhornför- migen Gestalten, bei welchen diese Differenz zu ihrem Maxi- mum steigt, während sie bei den mehr kreiselföürmigen nur einen geringen Betrag erreicht. ‚Für die Frage des Wachsthums geht daraus nun entschieden hervor, dass die neuen Septa in - den Hauptquadranten einerseits und den Gegenquadranten an- dererseits nicht gleichzeitig auftreten, sondern dass in den Gegen- h quadranten eine schnellere Vermehrung der Septa stattfindet. Was nun die Hauptquadranten an und für sich anlangt, \ so treten in ihnen im Allgemeinen die neuen Septa gleichzeitig \ auf; man kann dies sehr gut an der äusseren Oberfläche des Hauptseptums sehen; Unregelmässigkeiten scheinen nur selten vorzukommen; dass sie indessen nicht fehlen, beweisen die Ziffern von No. 1. Jedenfalls scheint die Differenz der An- zahl der Septen rechts und links den Betrag von zweien nicht leicht zu überschreiten ; in der Regel wird die Anzahl gleich sein. Die Frage, ob in den beiden Gegenquadranten die neuen Septa gleichzeitig auftreten oder nicht, ist deswegen schwer zu beantworten, weil es, wie erwähnt, meistens nicht möglich ist, das Gegenseptum zu erkennen. Da, wo man dies kann, wie bei unserem Beispiel 1, zeigen sich auch nur kleine Ver- schiedenheiten; es erscheinen hier auf der einen Seite 15, auf der anderen 13 neue Septa; ähnlich ist es bei Epwarns und Hame, Pol. des. ter. pal., t. 6, f. 7a, wo 6 und sich zeigen, während andererseits in f. 5a beiderseits 5 neue Septa er- scheinen. Es treten also auch in ‚diesen beiden Quadranten die neuen Septa ungefähr gleichzeitig auf, nur dass sich zu- weilen Ausnahmen einstellen und zwar besonders, wie EDWARDS bei Entwickelung seines Wachsthums-Gesetzes sagt: „lorsque le nombre des cloisons est considerable. On remarque alors des irregularites plus ou moins considerables, qui varient dans les individus d’une m&eme espece et qu’on peut considerer par consequent comme tout & fait accidentelles.* Von einer durch mathematische Formeln fixirbaren Regelmässigkeit ist absolut keine Rede. Auch Herrn Lupwie ist der Umstand nicht entgangen, dass die Gegenquadranten zusammen mehr Septa besitzen als. die Hauptquadranten. Derselbe glaubte aber diesen Umstand ganz anders erklären zu müssen. Wie mir aus den 'Abbil- dungen hervorzugehen scheint, ging er von der Ansicht aus, dass sowohl die Hauptquadranten, als auch die Systeme der Seitensepta eine gleiche Anzahl von Septen entwickelten; er zählte also von den Seitensepten nach dem Gegenseptum zu und schrieb an die Stelle, wo er die Anzahl der Septen in den Hauptquadranten erreicht hatte, seine Nummern für die IV. und VI. „Mesenterialfalte*; von da aus nach dem Gegenseptum = u ae b ei i EL ERTEEUNT, ER EREREEEN, "zu zählte er dann die Theilungen dieser letzteren Falten. Man findet indessen zwischen den Seitensepten und dem Gegen- 'septum niemals eine Lamelle, welche aus irgend welchem Grunde für primär gehalten werden. müsste, und es ist demnach ‚die Lupwie’sche Hypothese von 6 primären Septen nicht haltbar. Verbreitung des Gesetzes. Um die allgemeine Verbreitung des Gesetzes nachzuweisen, benutze ich das EpwaArps und Haımr’sche System. Das Fro- MENTEL’sche ist im Wesentlichen dasselbe, nur hat der Letz- tere bei der Aufstellung desselben noch einen Grundsatz ein- geführt, dem ich nicht zustimmen kann, und auf den ich in Zukunft zu sprechen kommen werde. Epwarps und Haımr theilen bekanntlich in die vier Familien: I. Cystiphyllidae, II. Cyathophyllidae, III. Cyathaxonidae, IV. Stauridae. In der ersten Familie habe ich bei der einzigen Gattung Cystiphyllum und zwar bei ©. Grayi deutliche Anzeichen des Gesetzes gesehen. Die zweite Familie zerfällt in drei Unter- familien: 1. Zaphrentina, 2.:Cyathophyllina, 3. Axophyllina. Bei den elf Gattungen der Zaphrentina habe ich das Ge- setz theils beobachtet, theils lassen die Abbildungen über seine Existenz keinen Zweifel. Bei den Cyathophyllina wurde es zunächst leicht und schnell gefunden in den Gattungen: Aulophyllum, Clisiophyllum, Streptelasma, Omphyma, Goniophyllum, Ptychophyllum, Campophyllum, Cyathophyllum (mehrere einzellige Arten). jr ye Na Den ‚Abbildungen und Beschreibungen nach "kommt: os sicher vor bei: | an Heliophyllum, | | = m Ss | Chönophyllum, | RE im Ganzen also bei zehn Gattungen. Die übrigen elf und die Arten von Cyathophyllum, welche das Gesetz ‘anfänglich nicht zu zeigen schienen, waren sämmtlich solche, die ZUSOHNDEE | gesetzte Kiosstieriaische bilden. Um zu einer Ansicht über die Entwickelung let | teren Thiere zu gelangen, untersuchte ich die unter dem Na- men Cyathophyllum helianthoides beschriebenen Formen. Man versteht bekanntlich unter diesem Namen sowohl einzellige als auch zusammengesetzte Korallenstöcke. : Mag man nun vielleicht auch der Ansicht sein, dass beide Formen als Spe- cies zu trennen seien, so wird man doch bei der sonstigen grossen Uebereinstimmung nicht ohne Sicherheit auch auf eine Uebereinstimmung in der Art des Wachsthums schliessen kön- nen. Die zusammengesetzten Polypenstöcke zunächst ergaben zweierlei, nämlich dass eine Anordnung nach sechs primären | Septen durchaus nicht zu beobachten ist (efr. Lupwie 1. ce. p- 228), und zweitens, dass bei allen untersuchten Stücken | ‚das Embryonalende verschwunden oder doch äusserst schadhaft war, so dass von der Stelle an, wo die Erhaltung zunächst eine genaue Beobachtuug der Septen erlaubte, bis an den Rand | hin die Anzahl derselben sich fast ganz gleich blieb und nur äusserst selten ein oder zwei neue Septa sich einschoben. Es _ war also an diesen Stücken eine Entscheidung nicht zu finden. Aber auch die einzelligen Korallen schienen wenig geeignet, | eine Lösung der Frage zu gewähren. Fast alle unsere Stücke waren an dem unteren Ende sehr unregelmässig gewachsen — es hat dies seinen Grund in der Unregelmässigkeit des Grun- | des, auf-dem sie hafteten —, und wenn man sie etwas mit x Säuren ätzte, zeigte sich gleich, dass ‘das Embryonalende nicht - vorhanden sei, sondern es fand 'sich sofort Blasengewebe als kleiner Kreis, von dem aus die Sternlamellen bis an denRand in ziemlich gleicher Anzahl abgingen. ': Unter dem gesammten, sehr grossen Material befanden sich nur zwei Stücke, welche bis in die äusserste Spitze erhalten waren; diese wurden mit _ der grösstmöglichen Vorsicht präparirt und zeigten nun einen völlig. ‚mit ‘dem oben auseinandergesetzten übereinstimmenden, ; $ f bilateralen Bau. Es zeigten sich zwei seitliche, ungefähr. die: metral entgegengesetzte Septa s mit einseitiger Fiederstellung der jüngeren Septa und ein Hauptseptum Ah mit beiderseitiger ; Fiederstellung. — Herr Lupwie zeichnet einen regulär sechs- strahligen Bau. Ich zweifelte in Folge dieser Beobachtung nicht daran, dass sämmtliche zusammengesetzten Korallenstöcke der Gattung Cyathophyllum und auch die oben erwähnten elf Gattungen zusammengesetzter Oyathophyllinen ebenfalls den bilateralen Typus der Entwickelung haben. Es ist allerdings nicht leicht, das Gesetz an diesen zu verificiren, da man fast nie das Em- bryonalende dieser Thiere findet; wenn dieses aber fehlt, verbietet sich die Untersuchung; denn alle entwickeln ihre 'Septa meist so schnell, dass in kurzer Entfernung von der _ Spitze fast sämmtliche Septa bereits da sind; im übrigen Ver- lauf des Wachsthums, wo nur selten noch ein Septum hinzu- ‚tritt, ist also keine Beobachtung mehr über die Entwickelung zu machen. Sehr erfreulich war es mir aber doch, dass ich noch vor Schluss der Arbeit durch einige Erwerbungen des ‚biesigen Königlichen Museums in den Stand gesetzt wurde, meine Ansicht zu beweisen; zwei ausgezeichnete Stücke von - Cyathophyllum hypocrateriforme und helianthoides (mehrzellig) aus der Eifel, welche gerade im Zustande starker Sprossung waren, zeigten schon im Inneren der jugendlichen Kelche die bilaterale Anordnung, und noch schöner sieht man Dasselbe auf der äusseren Oberfläche zweier Zellen, welche zu dem Stocke eines siluri- . schen Cyathophyllum (? articulatum), Taf. XVIl., Fig. 4, von Gotland gehören. Ebenso sah ich die Bilateralität nachträglich _ deutlich bei Acervularia und angedeutet bei Eridophylium. Bei den Axophyllina findet sich das Gesetz in der Gat- tung Axophyllum und jedenfalls auch bei Lonsdaleia, die wiederum :so nahe mit Petalaxis verwandt ist, dass’es auch dieser Gattung nicht fehlen kann: In der Familie der Oyathaxonidae mit der einzigen Gattung Cyathaxonia habe ich das Gesetz beobachtet. In den vier Gattungen: der Stauridae habe ich es zwar nicht gesehen, allein den Abbildungen nach zu schliessen wird es bei Polycoelia und Metriophyllum, welche mir nicht vor- liegen, nicht fehlen. Bei Stauria, welche übrigens in ihren 658 sonstigen Eigenschaften in der Entwickelung junger Individuen und in der Ausbildung einer verschiedenen Anzahl von Septen | in den verschiedenen Quadranten eine ächte Rugose ist, wird man bei günstigem Materiale die Bilateralität wohl auffinden. Dagegen gehört die vierte Gattung der Stauridae, Holocystis, wie man aus den Abbildungen deutlich ersehen kann, jeden- falls nicht zu den Rugosen. Sie besitzt zwar einen deutlich nach der Zahl 4 angeordneten radiären Bau; aber nicht die Anordnung nach der Zahl 4, sondern die Bilateralität ist das Hauptmerkmal der Rugosen. Holocystis ist nach dem EpwArDs und Haıme’schen Wachsthumsgesetz entwickelt: vier primäre Septa, vier secundäre etwas kleinere und acht tertiäre noch kleinere. Offenbar sind EpwArps und Harz bewogen worden, Holocystis zu den Rugosen zu setzen, da sie glaubten, alle anderen Korallen seien radiär nach der Zahl 6 gebaut. Es sind ihnen zwar die nach den Zahlen 3, 5, 7, 8, 10 angeord- neten nicht entgangen, aber sie haben jedesmal eine sehr kunst- liche Erklärung für diese Fälle gegeben und sie durch Atrophie verschiedener Septa auf die Zahl 6 zurückzuführen gesucht. Es ist dadurch aber der Sache Gewalt angethan worden, und schon FROMENTEL hat gezeigt, dass die Anzahl der primären Septen ausser 5 auch eine der oben angegebenen Zahlen sein könney diesen ist noch die Zahl 4 zuzufügen, welche übrigens wahrscheinlich schon in der Zahl 8 versteckt lag. Vergleicht man die Abbildung von Holocystis, Brit. fos. eor., t. 10, f. 5, 2. B. mit Stylina Delabechei t.15, f. 1, so wird man die Aehn- lichkeit des Baues bei beiden sehen und mit LonspauLE der Ansicht sein, dass diese Koralle in die Verwandtschaft von Stylina unter die Astraeidae zu setzen ist. Es verschwindet demnach diese in der Kreideformation einsam stehende Rugose, und die Verbreitung der ganzen Abtheilung gewinnt an Ab- rundung. Zur grösseren Uebersichtlichkeit theile ich hier folgende Tabelle mit: 1. Cystiphyllum — | ‚6. Anisophyllum NR 2. Amplexus — | 7. Baryphyllum — 3. Lophophyllum — | 8. Aulacophyllum — 4. Menophyllum * | 9. Hadrophyllum — 5. Zaphrentis — | 10. Hallia — Bl Trochophylium * | 26. Heliophyllum Ä = 12. Combophyllum * | 27. Campophyllum — 13. Syringophyllum, fraglich 28. Streptelasma — ; zu den Rugosen 29. Omphyma — 14. Phillipsastraea ? | 30. Goniophyllum — 15. Lithostrotion ? | 31. Strombodes ? 16. Chonaxis ..? | 32. Ptychophyllum — 17. Smithia ? | 33. Chonophyllum S; 18. Spongophyllum ? ı 34. Axophyllum _ 19. Eridophyllum — | 35. Lonsdaleia = 20. Acervularia — | 36. Petalaxis ? 21.- Endophyllum ? | 37. Cyathaxonia | - 22. Pachyphyllum ? ı 38. Stauria ? 23. Aulophyllum — | 39. Polycoelia Er * 24. Clisiophyllum — | 40. Metriophyllum 25. Cyathophyllum = — bedeutet: bilaterale Entwickelung beobachtet, ” a = = geschlossen, ne = R nicht beobachtet. Aus der Tabelle ersieht man nun, dass ich von den 39 sicheren Gattungen der Rugosen bei 20 die bilaterale Ent- wickelung gesehen und bei 9 mit Sicherheit geschlossen. habe; bei den übrigen 10 Gattungen habe ich keine bilaterale Ent- wickelung beobachtet, gleichzeitig aber auch keine andere. Bedenkt man nun, dass diese 10 Gattungen in allen anderen Beziehungen sehr nahe verwandt mit bilateral entwickelten Formen sind, so wird man mir zugeben mussen, dass die .bi- laterale Entwickelung eine der ganzen Ordnung der Zoantharia rugosa eigenthumliche sei, und dass sie als wesentliches Merk- mal in die Diagnose dieser Ordnung aufgenommen werden müsse; innerhalb der Ordnung selbst wird man vielleicht eine neue Gruppirung der Genera unter Anderem von dem Gesichts- punkte aus herstellen können, dass man diejenigen Gestalten an die Spitze stellt, welche am meisten vom radiären Bau ab- ° weichen, z. B. Hadrophyllum, und mit denen schliesst, welche nur in der Jugend, d.h. am Embryonalende, eine deutliche Ent- wickelung zeigen und im Alter wieder mehr und mehr zum radiären Typus zurückkehren, z. B. Oyathophyllum kelianthoides. Zeits.d.D. geol. Ges. XXI, 3. 43 Lage des Hauptseptums. Septalgruben. Bei den Schwierigkeiten, die sich der Erkennung der pri- mären Septa im Allgemeinen entgegensetzen, ist es erwünscht, dass man durch ein Merkmal im Inneren des Kelches häufig auf die Auffindung wenigstens des Einen geleitet wird. Dieses Merkmal geben die bei den Rugosen nicht seltenen Septal- gruben, von denen EpwAarps und Haıme bereits bemerkten, dass sie ihre Lage haben „toujours sur le trajet virtuel d’une cloison primaire.* Der gewöhnlichste Fall ist der, dass eine solche Grube vorhanden ist, und diese entspricht dann fast immer dem Hauptseptum (Zaphrentis, Cyathaxonia, Lopho- phbyllum etc.) und nur in seltenen Fällen dem Gegenseptum. Zuweilen finden sich drei Septalgruben, von denen 2 diametral gegenuber stehen und die dritte den einen der beiden entstehenden Halbkreise halbirt. In diesem Falle (Hadrophyllum) entsprechen die diametral entgegengesetzten den Seitensepten, die dritte dem Hauptseptum. Da, wo vier Septalgruben vorhanden sind, liegen dieselben vor den vier primären Septen (Omphyma). Herr Liınpström ist zwar in Bezug auf die Septalgruben bei Omphyma, 1. e. p. 275, anderer Ansicht, ich glaube indessen, dass dies auf einem Missverständnisse beruhen möge, welches durch die Vergleichung von Omphyma mit Goniophyllum ent- standen sein durfte. Bei Goniophyllum liegt nämlich das Hauptseptum auf der. convexen Fläche der Pyramide in. der Mitte, ihm gegenüber in der Mitte der concaven Fläche das Gegenseptum und in den Mitten der fast ebenen Seitenflächen die Seitensepta. War das Thier noch jung, so ist der innere Raum des Kelches bis tief in die Spitze hinab hohl, und diese Höhlung verschmälert sich zu einer Septalgrube, in welcher das Gegenseptum zu liegen scheint, weil ja eben die Höhlung auch die Krümmung der Schale mitmacht. In den Pyramiden- kanten ist während dieses Zustandes von besonders ausgebil- deten Rinnen nichts zu sehen (s. Lmpström’s Abbildung). Fullt sich indessen bei fortschreitendem Wachsthum das Ge- häuse mehr und mehr, so rückt die Septalgrube näher an das Hauptseptum, so dass dieses in ihr zu liegen scheint, und gleichzeitig bilden sich von den Ecken der viereckigen Kelch- mündung nach der Mitte verlaufend vier flache Rinnen aus, welche zwar dem Anscheine nach Septalgruben sind, in der‘ 661 Wirklichkeit aber lediglich durch (die abnorme Form: der Schale bedingt werden. Diese 4 Gruben entsprechen nämlich durch- aus nicht den primären Septen, welche letztere ja in den Mitten der Seitenflächen der Pyramiden liegen. Bei Omphyma ist das aber ganz anders; hier liegt in der That in jeder Grube ein Primärseptum, und es sind diese Gruben also ächte Septal- gruben. Palaeocyelus. Holzschnitt p. 647, Taf. XVIII., Fig. 5. Ehe ich meine Betrachtung über die Septen fortsetze, will ich zunächst nachweisen, dass die Gattung Palaeocyclus zu den Rugosen gehöre, weil ich dieselbe als gutes Beispiel im Fol- genden zu verwerthen gedenke. Die erwähnte Gattung wurde bisher in der Familie der Fungidae aufgeführt und bildete ge- wissermaassen ein geologisches Paradoxon, da sie, nur im Si- lur bekannt, mit ihren nächst jüngeren Verwandten im Jura durch ‘keine Mittelglieder verbunden war. In der letzten An- merkung von Herrn Lispström’s Arbeit fand ich nachträglich, dass auch er Palaeocyclus zu den Rugosen stellt; er sagt: „die compacte und dichte, nicht wie bei den Fungiden durchbohrte und zellige Schalstruetur, die Bildung der Septa, welche mit den auf der äusseren Seite sitzenden Falten alterniren, weisen der Gattung Palaeocyclus ihren Platz unter den Rugosen an, das nächststehende Geschlecht ist Heliophyllum. Dass Palaeo- eyclus eine selbstständige Schale ist und kein Operculum, er- hellt unter Anderem daraus, dass er in seiner Jugend an an- deren Körpern festgewachsen ist.* Es würden mich die bei- den von Linpströn angegebenen Merkmale indessen nicht überzeugt haben, denn was die Schalstructur anbetrifft; so hätte der Process der Fossilisation gar leicht feinere Verhältnisse ' verwischen können, und andererseits ist das Merkmal, auf wel- ches LınpsTrön so starkes Gewicht legt, das Alterniren der Rippen und Septen durchaus nicht auf die Rugosen beschränkt. Nach Brons, Strahlthiere p.18, zeigt es auch Stephanophyllia, eine Perforate, und sogar eine Fungide, Micrabacia. Ich war von einer anderen Betrachtung ausgegangen. Nachdem ich bei den Rugosen das Vorhandensein einer bilateralen Entwicke- lung ganz allgemein gefunden, suchte ich es auch bei Palaeo- 43 * 662 eyclus, und es fand sich, dass diese Gattung mit das ausge- | zeichnetste Beispiel für die Bilateralität abgiebt. Wählt man nämlich ein Exemplar von Palaeocyclus porpita, dessen Unter- seite möglichst eben ist, und bei welchem der knopfförmige Mittelpunkt möglichst wenig vorspringt, und schleift dann vor- sichtig nur die Epithek ab, ohne weiter nach innen zu schlei- fen, so zeigt sich der in Fig. ]., p. 647 dargestellte Anblick. Man findet ein Hauptseptum Ah, gegen welches die benachbar- ten zweiseitig fiederförmig gestellt sind, und zwei Seitensepta mit einseitiger Fiederstellung der jüngeren Septa. Das’ Gegen- septum ist nur dadurch erkennbar, dass es die Verlängerung des Hauptseptums bildet. Schleift man indessen nur wenig mehr ab, oder wählt man ein Exemplar mit vorstehendem Mittelpunkte, so verschwindet sofort der Centraltheil des Bil- des, und man kann keine bilaterale Anordnung erkennen. An den unten convexen Stucken kann man häufig durch vorsich- tiges Aetzen mit Säure den Bau klar legen. Hat man uübri- gens einmal den bilateralen Bau auf der Unterseite erkannt, so kann man denselben auch bei sehr vielen Stücken auf der oberen Seite wiederfinden. Auf dieser erscheinen nämlich die Septen radiär geordnet und zwar alternirend lang und kurz; an einer Stelle ist häufig dieses Alterniren dadurch unter- brochen, dass anstatt eines langen ein kurzes Septum erscheint, dass also an dieser Stelle drei kurze Septa neben einander lie- gen: das mittelste davon ist das Hauptseptum. In der er- wähnten Figur erkennt man dann auch, dass die Anzahl der Septen in den beiden Hauptquadranten geringer ist als in den Gegenquadranten. Während in einem Hauptquadranten 9 Septa liegen, finden sich in einem Gegenquadranten 11. Aus den angeführten Gründen erscheint es mir nun unzweifelhaft, dass Palaeocyclus zu den Rugosen zu setzen ist. Ueber die Grösse der Septa. Bei den jüngeren Korallen (Astraeiden, Fungiden ete.) hat man bei Betrachtung des Kelch-Inneren in der Grösse der Septa ein Kriterium für die Entwickelungsfolge derselben. Die primären Septa sind bei diesen stets die meist entwickelten; sie reichen am nächsten an’s Centrum heran, die secundären, tertiären u. s. w. werden immer kürzer; man kann also das relative Alter der Septa an ihrer Grösse erkennen. Man hat 663 diese Ansicht auch auf die Septa der Rugosen übertragen; sie ist indessen hier in ihrer Allgemeinheit entschieden falsch. Es kommt allerdings vor, dass die vier primären Septa sich sämmt- lich durch Grösse und Stärke vor den anderen . auszeichnen _(Stauria), allein dieser Fall ist als ein sehr seltener zu be- zeichnen. Viel gewöhnlicher ist es, dass gerade im Gegentheil einige der primären Septen und insbesondere das Hauptseptum in der Entwickelung zurückbleiben (Zaphrentis, Aulacophyllum, Hadrophyllum, Palaeocyclus); andererseits kann sich aber auch das Hauptseptum gerade durch seine Grösse vor den übrigen auszeichnen (Hallia). Das Gegenseptum ist im Kelche in der Regel eben so wenig hervortretend als auf der Oberfläche. Die Seitensepta zeigen im Kelche meist keine besondere -Entwicke- lung; auch bei ihnen kommt es zuweilen vor, dass sie sich durch geringere Grösse auszeichnen (Hadrophyllum). Bei Anisophyllum dagegen sind es die beiden Seitensepta und ver- muthlich das Hauptseptum, welche zu einer sehr starken Ent- wickelung gelangen, während das Gegenseptum zuruckbleibt und auf diese Weise eine Septalgrube vor sich hat. Während diese vorhergehenden Fälle doch mehr als häufige Ausnahmen gelten müssen, so ist der Fall, dass alle Septa, primäre und secundäre etc., eine gleichmässige Grösse erreichen, die Regel. Ebenso häufig ist dann ein anderer, nämlich der, dass im Kelche grosse und kleine Septa mit einander alterniren, wie bei Palaeocyclus. Beim ersten Anblick dieser Stücke hält man sämmtliche kleinen Septa für junger als die grossen, allein dem ist durchaus nicht so. Denn einmal haben die jüngsten Stucke von 6,5 Mm. Durchmesser, ebenso gut wie die ältesten von 17 Mm., alternirend grosse und kleine Septa, und zweitens kann man sich mit Hülfe einer geschliffenen Unterseite leicht überzeugen, dass sämmtliche Septa durchaus nur nach dem all- gemeinen Wachsthumsgesetze der Rugosen auftreten, und dass sich nicht etwa auf einmal eine gleiche Anzahl neuer kleinerer Septa in die Intersepten der grossen alten einschiebt. Geht man also von dem hier grossen Gegenseptum nach den grossen Seitensepten oder von den grossen Seitensepten nach dem kleinen Hauptseptum, so trifft man trotz der abwechselnd ver- schiedenen Grösse auf immer jüngere Septa. Die ungeraden 1, 3,5 u. s. w. sind sämmtlich klein geblieben, die geraden 2,4. 6 u. s, w. sind gross. Sind nun in jedem Gegenqua- dranten die Septen in ungerader Anzahl vorhanden, so liegt in ihnen neben dem Seitenseptum ein kleines; es alterniren also grosse und kleine Septa über die Seitensepta hinweg, und die letzteren sind nicht erkennbar. Ist in den Gegenquadranten die Anzahl der Septa gerade, so liegt neben den Seitensepten ein grosses Septum,_es findet also am Seitenseptum eine Un- terbrechung des Alternirens statt; das Seitenseptum tritt deut- lich hervor. Ist in den Hauptquadranten die Anzahl der Sep- ten ungerade, so liegen neben dem kleinen Hauptseptum zwei kleine Septa; es findet also hier eine Unterbrechung im: Alter- piren statt, und das Hauptseptum wird erkennbar; ist die An- zahl gerade, so liegen neben dem Hauptseptum zwei grosse Septa, das Alterniren wird nicht unterbrochen, und das Haupt- septum ist versteckt. Es sind also folgende vier Fälle möglich: Anzahl der jüngeren Septa im Haupt- Seiten- Haupt- een quadranten. septa. septum. 1) ungerade ungerade versteckt deutlich 2) gerade ungerade deutlich deutlich 3) gerade gerade deutlich versteckt 4) ungerade gerade versteckt versteckt Am gewöhnlichsten ist Fall 1), demnächst Fall 4), die. bei- den anderen wurden am vorliegenden Materiale nicht beob- achtet. Dieser Wechsel grösserer und kleinerer Septa im Kelche, durch welchen kein Altersunterschied der Septa ange- zeigt ist, zeigt sich unter Anderem besonders deutlich auch bei Streptelasma. Eine Zeit lang schien es mir, als ob noch eine andere Art des Alternirens grosser und kleiner Septa bei manchen Rugosen vorkäme, welche in der That durch einen Altersunterschied bedingt sei; ich glaubte nämlich, dass zu- weilen bei erwachsenen Stücken sich plötzlich zwischen allen alten Septen neue einschöben, indessen haben sich alle Stucke, die mir zu dieser Vorstellung Veranlassung gaben, auf den vorigen Typus zurückführen lassen. | ı | 665 Eigenthümliches punetirtes Aussehen der Schalen in der Zellöffnung. Betrachtet man die wohlerhaltene, ganz von Gestein gereinigte Mündung einer Rugose, deren Septa im Inneren des Kelches recht niedrig werden, z. B. vieler Zaphrentis- Arten, so bemerkt man in der Nische, in welcher die Septen nach der Kelchmauer umbiegen, eine Reihe feiner vertiefter Punkte herablaufend. Diese Punkte entstehen dadurch, dass sich dicht uber einander in dieser Nische kleine Querlamellen bilden, welche wie Spinnweben oder Eckbretter in der Ecke eines Zimmers gebildet sind. In einem Interseptum stehen diese Querlamellen an den begrenzenden Septen in gleicher Höhe, Die zwischen ihnen befindlichen Räume sind die er- wähnten vertieften Punkte. Obwohl diese Erscheinung: eine ganz allgemein verbreitete ist, so kann man sie doch nicht gerade häufig in guter Weise beobachten, weil aus diesen feinen Poren die Gesteinsmasse schwer herauszubringen ist. Aetzt man mit Säure, so werden in der Regel die Querlamellen mit weggenommen. Am besten sieht man die Erscheinung an ver- kieselten Stücken (Kohlenkalk, Tournay) Taf. XVIIL., Fig. 6, oder an Steinkernen. An letzteren hat auch Herr Lupwig dies Verhalten schon beobachtet; einige Bilder, welche er zeichnet, geben eine gute Vorstellung hiervon, so z. B. l. e., t. 40, f. 1 und 1b.; dass dieselbe aber so allgemein verbreitet sei, scheint _ bisher übersehen worden zu sein. EpwArns und Hass reden, soviel ich weiss, nicht davon. Häufig erleidet diese Erschei- nung noch dadurch eine Modification, dass die Septen sehr nahe aneinandertreten; es verschmelzen dann nämlich die in einem Interseptum gleich hoch stehenden kleinen Ecklamellen zweier benachbarten Septen mit einander und ebenso die ver- tieften Punkte; letztere bilden dann kleine vertiefte Striche in dem Interseptum. Ausser diesen erwähnten verschiedenen Eigenthümlich- keiten hat nun Linpström neuerdings eine aufgefunden, die von ganz besonderem Interesse ist. Er beschreibt von G@oniophyllum pyramidale einen dieser Koralle angehörigen Deckel und weist gleichzeitig schlagend nach, dass Calceola Gotlandica ebenfalls eine mit Deckel versehene Koralle sei, welche die Structur von Cystipbyllum besitzt und sich durch Knospung im Inneren 666 des Kelches vermehrt. Da es nun nicht ohne Interesse schien, die Frage, wohin Calceola sandalina zu rechnen sei, unter den neueren Gesichtspunkten zu beantworten, so habe ich uber dieses Fossil eine etwas. genauere Untersuchung angestellt. | Calceola sandalina. Sie besteht bekanntlich aus zwei Schalen, von denen die grössere einen etwas gebogenen halben Kegel darstellt, auf dessen Basis die kleinere als flacher, halbkreisförmiger Deckel ruht. An der grossen Schale unterscheidet man eine gewölbte Seite und eine flache, die sogenannte Area, welche in zwei abgerundeten Kanten aneinanderstossen. Die Spitze ist stets nach der gewölbten Seite mehr oder minder umgebogen. Die wesentlich nur durch die grössere Schale bedingte Form varürt in sehr hohem Grade zwischen niedrigen, breit kegelförmigen und hohen, spitzen Gestalten; denn während bei den niedrig- sten Formen sich der Radius der halbkreisförmigen Mündung zur Höhe des Kelches etwa verhält wie 5:2, so verhalten sich diese beiden Längen bei den hohen Formen wie 3:6. Diejenigen, bei welchen dies Verhältniss 3:44 ist, sind die häufigsten. Die kleinsten vorliegenden Stücke haben bei 10 Mm. Schlosskante 10 Mm. Höhe, die grössten bei circa 70 Mm. Schlosskante 53 Mm. Höhe. | Grosse Schale. Bei vollständiger Erhaltung ist die Oberfläche der grossen Schale bedeckt mit halbkreisförmigen Querrunzeln , welche der Mündung parallel laufen und bis an die Spitze erkennbar sind. Auf der gewölbten Seite werden diese Anwachsstreifen'in keiner Weise unterbrochen, während sich auf der flachen Seite von der Spitze bis in die Mitte des Schlossrandes eine wenig erhabene Falte auszeichnet. Ist die Oberfläche etwas verwittert, oder besser, hat man durch vor- sichtiges Schleifen die Anwachsstreifen beseitigt, so erkennt man zunächst auf der flachen Seite eine Menge von geraden Linien, welche der eben erwähnten Falte parallel über die ganze Fläche verbreitet sind; die Falte selbst erscheint als breite, weisse Linie (Taf. XIX., Fig. 1). Schwerer ist die Beobachtung auf der gewölbten Fläche, indessen kann man auch hier, wenn man ein gutes Stück getroffen hat, bald eine eigenthumliche Liniirung sehen. Es läuft namlich in der Me- dianebene der Schale auf ihr eine Linie entlang, von 667 der. nach beiden Seiten fiederförmig andere Linien ausstrahlen, welche den beiden Schalkanten ungefähr pa- rallel laufen; die aussersten beiden von diesen Linien beginnen an der Spitze, gehen dann ein Stück beinahe auf den Kanten ' hin, entfernen sich dann ein wenig von ihnen und enden an der convexen Seite der Mündung etwas von der Ecke entfernt, Taf. XIX., Fig. 2 und 3. Betrachtet man nun das Verhält- niss der auf der flachen Seite entlang laufenden Linien zu den beiden eben erwähnten, so sieht man, dass jene einseitig fieder- stellig gegen diese beiden Linien stehen, und, um es kurz zu sagen, dass auf der Schale eine Liniirung entsteht, welche ‘der auf der Oberfläche der Rugosen entspricht. Die Median- linie der convexen Seite ist das Hauptseptum, die Medianlinie der flachen ist das Gegenseptum, und die beiden Linien, welche auf der convexen Seite andenKanten entlanglaufen, sind dieSeitensepta. Ich werde im Folgenden nun die Ausdrücke der Beschreibung nur von den Rugosen entlehnen, da ich nicht im Stande bin, mit der Nomenclatur der Brachiopoden weiter zu kommen. Betrachtet man den oberen Rand der Mündung etwas ge- ‚nauer, Taf. XIX., Fig. 4, so sieht man zunächst, dass der- selbe eine im Allgemeinen halbkreisförmige Gestalt hat. Der Durchmesser dieses Halbkreises, die Schlosskante, wird gebil- det von der Epithek; nach innen von dieser liegt eine sehr ‚seichte — nur im Profil deutlich erkennbare — Furche, und von dieser nach innen erheben sich dann die Spitzen der Sep- ten. Die Epithek bildet eine gerade Linie, welche nur in der Mitte am Gegenseptum ein wenig nach aussen gebogen ist. Von ihr gehen die Septen aus, deren oberer zunächst sehr dunner Rand sich ein wenig nach innen senkt, dann aber brei- ter werdend, sich zahnformig erhebt und steil in das Innere der Schale abfällt. Zuweilen bilden zwischen den Septen, da "wo sie am höchsten sind, die Intersepten kleine Kornchen an ihrer Spitze aus. Zwischen diesen Körnchen der Intersepten und der Epithek liegen halbmondförmige Gruben, welche zu- weilen von der Epithek her durch einen kurzen Vorsprung ge- -kerbt zu sein scheinen. Es ergeben sich bei Zählung der Septen folgende Ziffern: 668 Bei einer Schlosslänge v. 16 Mm. jederseits vom Gegenseptum 11 2) n b) year, 3 se - >44 >» » 00 n n 2 ei Das Gegenseptum ist im Allgemeinen ebenso gebildet wie seine Nachbarn, nur zeichnet es sich durch bedeutendere Grösse aus. Die halbmondförmigen Gruben neben ihm sind tiefer, und auf seiner Innenseite trägt es eine Längsrinne, in welche die vordere scharfe Kante der Medianleiste des Deckels einpasst. Der halbkreisförmige Theil der Mündung zeigt die Septen nur sehr schwach, so dass er undeutlich gekerbt er- scheint. Von jeder Spitze der Septen laufen nun, Taf. XIX., Fig. 5, auf der ebenen Seite im Inneren des Kelches zwei Reihen vertiefter Punkte herab, welche, das Septum als schmale Linie zwischen sich einschliessend,, durch ein etwa doppelt so brei- tes Interseptum , welches in gleichem Niveau mit dem Septum liegt, getrennt werden. Diese Punktreihen stehen in der Nähe des Schlossrandes ungefähr senkrecht gegen die Schlosslinie und sind nur am Gegenseptum von eben dieser Richtung durch die starke Ausbildung dieses Septums abgelenkt. Verfolgt man diese Paare punktirter Linien in der Nähe des Gegenseptums nach innen, so bemerkt man, dass von jedem Paare plötzlich die eine aufhört und zwar, wenn man gerade darauf sieht, links vom Gegenseptum die linke, rechts die rechte; die übrig blei- bende verändert an dieser Stelle ihre Richtung, indem sie sich mehr an das Gegenseptum heranbiegt. Der Punkt, wo dieses stattfindet, rückt, je weiter die Septa nach den Ecken belegen sind, desto mehr in die Höhe, so dass er an den Ecken selbst wahrscheinlich unmittelbar am Rande stehen wird (hier war an zahlreichem Materiale keine gute Beobachtung möglich). Am Gegenseptum verschwinden beide Linien. Vergleicht man die- ses Verhalten mit den Parallelen der Oberfläche der flachen Schalhälfte, so ist man über die Verschiedenheit des Aussehens erstaunt. Eine Erklärung bietet sich erst nach Betrachtung “der Querschnitte. Es wurden mehrere, sowohl durchsichtige, als auch nur polirte Schliffe angefertigt; die Beobachtung ist x aber bei der grossen Dichtigkeit der Masse nicht ganz einfach. Macht man einen Querschnitt gerade durch die Spitze des Gegenseptums, Taf. XIX., Fig. 6, so erblickt man zunächst 669 in der Mitte das löffelförmig gestaltete Gegenseptum und von ihm nach beiden Seiten die elliptischen Querschnitte der an- deren Septa. Alle Septa verengen sich gegen die Epithek hin und sind hier in einem flachen Bogen mit einander verbunden, welcher dem Bogen zwischen den Septenspitzen in der Furche ‘des Schlossrandes entspricht. Eine deutliche Scheidung von Epithek und Septen war nicht bemerkbar. Jedes Septum zeigte in seinem Inneren eine etwas andere Beschaffenheit durch dunklere Farbe an, wahrscheinlich entsprechend den zwei Plat- ten, aus welchen es besteht. In dem Gegenseptum ist diese Erscheinung sehr auffällig; es bildet dort die anders gefärbte Stelle einen eiförmigen Fleck im Inneren. Die Intersepten sind ‚mit diehtem Gewebe erfüllt, in welchem man keine deutliche Structur wahrnimmt, nur dass sich auch - hier in der Mitte zu- weilen ein. dunkler Streifen zeigt. Sowohl Septen als Inter- septen endigen nach innen in eine kurze, stumpfe Spitze. Die gegenseitige Begrenzung der Septen und Intersepten wird durch sehr feine Zellen gebildet, welche den Punktirungen der Innen- seite des Kelches entsprechen. Die Septa stehen senkrecht gegen den Schlossrand. Macht man den Schnitt weiter nach unten, so erblickt man am Schlossrande dasselbe Bild; allein die Spitzen aller Septen haben sich in eigenthümlicher Weise verlängert. Das Gegenseptum wird nach innen zu sehr schnell dünner, und die benachbarten Septa, anstatt in der ursprünglichen Richtung geradeaus zu wachsen, biegen sich sämmtlich, je weiter nach - den Ecken desto mehr, uach dem Gegenseptum hin. Die In- tersepten sind von derselben Beschaffenheit wie die Septen, nur sind die letzteren etwas schmaler; zwischen beiden liegen die sehr regelmässig geordneten Zellen. Legt man den Schnitt noch tiefer, so sieht man, wie die Septen sich zuspitzend aufhören, und wie jedes Septum von dem benachbarten Interseptum, welches nach der Kelchecke hin liegt, überdeckt wird. Mithin bilden dann nur die Inter- septen den Innenrand und laufen, nachdem eine Zellenreihe verschwunden, oder wenn man lieber will, nachdem die Zellen- reihen eines Septums verschmolzen sind, nur durch diese eine getrennt weiter. Gleichzeitig bemerkt man, dass alle Inter- septen gleichmässig fortwachsen, und es macht sich besonders in der Bildung der Zellen oder Bläschen eine dem Umfang des Querschnittes entsprechende Anordnung geltend. Tal RER Fig. 7. : ae Hieraus ergiebt sich eine Erklärung für die eigenthümliche Punktirung im Kelchinneren. Ursprünglich sind auf der gan- zen ebenen Innenseite Doppelreihen von Punkten, und erst während das Thier von innen herauf die Schale ausfüllt, ver- schwindet immer eine von ihnen, indem je ein Interseptum das benachbarte Septum überwuchert. Derselbe Verlauf von punktir- ten Linien ist im Inneren der gewölbten Seite bemerkbar, nur sind hier die Verhältnisse deshalb schwerer zu entziffern, weil neben der störenden Wolbung der Schale eine sichere Unter- scheidung von Septen und Intersepten kaum möglich ist; die ersteren erreichen nämlich am Rande kaum einen höheren Grad der Ausbildung als die letzteren. Wahrscheinlich wird in jedem lHauptquadranten ein Seitenseptum dieselbe Rolle spielen, wie in den beiden Gegenquadranten das Gegenseptum, d. h. das neben jedem Septum dieses Quadranten nach dem Hauptseptum zu gelegene Interseptum wird in der Richtung nach dem Seitenseptum das Septum überwuchern. Eine dies evident erweisende Beobachtung wurde indessen bisher nicht gemacht. Aus den oben beschriebenen Querschnitten kann man schon ersehen, dass Längsschliffe der ebenen Schalseite ein sehr verschiedenes Ansehen haben können. Dazu kommt noch, dass die Schlosslinie in den verschiedenen Altersstufen eines Thieres bald mehr nach innen, bald nach aussen rückt und somit ein grader Schliff durch gleichartige Partien meist un- möglich wird. Ich will aus der Menge der verschiedenen Bil- der nur zwei herausgreifen, durch deren Combination man die anderen meistens erklären kann. Schleift man die Epithek eben nur so weit ab, dass gerade die Spitzen der Verbindungsbögen zweier Septa, d. h. die äusseren Enden der Intersepten in’s Bild kommen, Taf. XIX., Fig. 8, so sieht man entsprechend jeder solchen Spitze eine dunkle Linie; zwischen diesen Linien stehen die breiten; weissen Streifen der Septa, welche in der Mitte etwas in’s Graue abschattirt sind. Betrachtet man die dunklen Linien mit einer scharfen Lupe , so sieht man, dass dieselben aus einer Reihe von Bläschen bestehen, deren halbkreisformige Scheidewände nach unten gebogen sind. Mitunter wird eine V 671 | E eolche Blase schon dem blossen Auge sichtbar und erreicht die Grösse eines halben Millimeters. Es entsprechen diese Blasen den halbmondförmigen Vertiefungen, welche unmittel- bar am Schlossrande zwischen den Septen eingesenkt sind. Macht man dagegen einen Schliff durch die Verlängerung der Septen nach innen, so sieht man im Allgemeinen ein we- nig verändertes Bild von der Innenseite der ebenen Kelchwand, nur dass die Doppelreihen von Punkten viel tiefer in diesem Bilde herabreichen. Beide Bilder combiniren sich in einem Schliff in der verschiedensten Weise, und da ausserdem ver- schiedene Farben - Nuancen der Septen und Intersepten vor- kommen und die trennenden Bläschenreihen nicht selten durch die Fossilisation sehr verwischt sind, so ist es mitunter nicht leicht, eine völlig klare Vorstellung von den Einzelheiten des Bildes zu bekommen. Was das Wachsthum und die Ausfüllung der Schale an- langt, so sind dieselben bei den verschiedenen Stücken ziem- lich grossen Schwankungen unterworfen. Es ist zwar die Re- gel, dass bei jüngeren Stücken der für das Thier bestimmte innere Hohlraum am tiefsten, bei älteren dagegen nur flach ist, allein man findet auch nicht selten sehr kleine Exemplare, bei denen die Schale schon beträchtlich dick und der Hohl- raum sehr eng geworden ist. Zuweilen, wiewohl selten, tritt auch der umgekehrte Fall ein. Besonders interessant sind in- dessen einige Bildungen, wie es scheint, monströser Art, welche geeignet sind, jeden etwa noch vorhandenen Gedanken an die Brachiopoden-Natur des vorliegenden Thieres zu vertreiben. Zunächst kommt es nicht selten vor, wie die Anwachs- linien deutlich zeigen, dass die Richtung der Schlosslinie schwankt. Das Thier wächst nicht stetig fort an der Schloss- linie, sondern intermittirt gewissermaassen im Wachsthum, in- dem es gleichzeitig die Richtung der Schlosslinie um allerdings nicht bedeutende Winkel dreht. Wichtiger ist ein anderer Fall. Bei einem uns vorliegenden Stücke nämlich, welches anfänglich ganz regulär gewachsen ist, so dass, während das Gegenseptum 24 Mm. und die Schlosskante 24,5 Mm. lang sind, nichts Abnormes bemerkt wird, hat das Thier von da an aufgehört, den Umfang der Mündung zu vergrössern, und ist nun mit gleich grosser Mündung noch 11 Mm. weiter gewachsen. Die flache Seite hat dadurch abweichend von der gewöhnlichen 672. dreieckigen Gestalt die eines symmetrischen Fünfecks ange- nommen, welches sich zusammensetzt aus einem gleichschenkli- gen Dreieck und einem auf dessen Basis aufgesetzten Rechteck. Ist dieser Fall nun schon eigenthümlich genug, 'so-ist es noch mehr ein anderer, der gewissermaassen eine Potenzirung des vorigen ist. Eines der vorliegenden Stücke ist nämlich regel- mässig gewachsen bis zu einer Länge des Gegenseptums von 22 Mm. und der Schlosskante von 32 Mm. Es bildet an dieser Stelle also die Mündung einen Halbkreis von 32 Mm. Durchmesser. Von da an ist das Thier noch 8 Mm. höher geworden, wäh- rend gleichzeitig die Schlosskante und Mündung stetig kleiner wurden und zuletzt einen Halbkreis darstellten von 24 Mm. Durchmesser. Die flache Seite bildet also hier ein Fünfeck, welches sich zusammensetzt aus einem gleichschenkligen Dreieck und einem auf dessen Basis aufgesetzten gleichschenkligen Trapez. Ausser diesen eigenthumlichen, schon äusserlich leicht er- kennbaren Abnormitäten fand sich zufällig auch eine innere. Ein Exemplar, welches äusserlich nichts Auffälliges zeigte und dessen Gegenseptum eine Länge von 32 Mm. besass, wurde behufs Anfertigung eines durchsichtigen Querschnitts etwa in der Hälfte seiner Länge durchschnitten. Das Stück zeigte an- fänglich eine Höhlung, deren Tiefe vom Schlossrande 10 Mm. betrug; der 6 Mm. tiefer geführte Schnitt traf nun aber in seiner Mitte wieder auf Gesteinsmasse. Um dieses eigenthüm- liche Verhältniss aufzuklären, wurde ein Längsschnitt in der Medianebene gemacht und die Mündung vollständig gereinigt. Der Längsschnitt zeigte nun, Taf. XIX., Fig. 9, dass in der That das Gehäuse nicht, wie gewöhnlich, von unten her regel- mässig ausgefüllt sei, sondern dass dasselbe bis zu einer Tiefe von etwa 22 Mm. unter der Schlosskante hohl gewesen und nun mit Gesteinsmasse erfüllt sei, und dass das Thier plötz- lich weiter oben, 10 Mm. vom Schlossrande entfernt, eine Querscheidewand gebaut habe. Diese letztere erwies sich, ver- glichen mit normalen Ausfüllungen, auf der Oberfläche etwas unregelmässig; besonders war sie in der Medianebene stark aufwärts gebogen und senkte sich von da nach den Seiten- septen etwas abwärts, so dass sie an diesen zwei unregel- mässige Vertiefungen bildete. Die Dicke der Wand schwankte zwischen Papierstärke und 1 Mm. Es hatte also in diesem 673 Falle das Thier nicht regelmässig von unten her die Schale erfüllt, sondern etwa wie ein Cephalopod mit gekammerter Schale oder wie eine Rugose mit Böden sich in der Schale emporgehoben und durch Anlegung eines Bodens eine leere Kammer unter sich gebildet. Ein. Thier mit Brachiopoden- Natur, welches im Stande wäre, die erwähnten Abnormitäten zu bilden, wird man sich wohl nicht vorstellen können, Deckel. Der Deckel oder die kleine Klappe hat die Gestalt eines ganz flachen, halben Kegels; man unterscheidet an ihm also drei Begrenzungsflächen : eine flache halbkreisför- mige Innenseite, eine niedrig kegelförmige Aussenseite und eine diese beiden am Schlossrande verbindende schmale stumpf- winklig dreieckige Fläche, die sogenannte Area der kleinen Klappe. Die Grösse des Deckels entspricht der Grösse der Mündung an der grossen Schale; indessen liegen uns keine ganz grossen Deckel vor. Der bedeutendste hat bei einer Schlosslinie von 44 Mm. Länge eine grösste Dicke von 6 Mm. Ist die Oberfläche gut erhalten, so sieht man auf der Aussen- seite nur halbkreisformige Anwachsstreifen, und die diesen Halb- kreisen zugehörigen Durchmesser finden sich auf der Area. Das Thier vergrösserte also seinen Deckel in der Weise, dass es immer grössere halbkreisformige Schichten unter dem Em- bryonalnucleus anbaute und den Mittelpunkt desselben auf diese Weise zur Spitze eines ganz flachen Kegels machte. Bei dem Anbau dieser neuen Schichten fand indessen eine gewisse Un- regelmässigkeit statt. Die Durchmesser blieben häufig nicht in einer Ebene, welche auf der Innenfläche senkrecht steht, sondern sie rückten entweder nach innen oder auch nach aussen vor, ja man findet zuweilen sogar Fälle, welche eine Combination von beiden sind. Unter diesen vorher erwähnten Umständen bildet die Area mit der Innenfläche nicht wie ge- wöhnlich einen rechten Winkel, sondern einen stumpfen oder spitzen; tritt schliesslich der letzterwähnte Fall ein, so ist die Area keine Ebene mehr, und der erwähnte Winkel variirte zu verschiedenen Zeiten zwischen spitzen und stumpfen. Ist die Oberfläche dagegen etwas verwittert, resp. geschliffen oder ge- ätzt, bis die Epithek verschwunden ist, so zeigen sich auf der Aussenfläche eine Menge schwach erhabener Streifen von seicht vertieften Furchen getrennt, Taf. XIX., Fig. 11. Alle diese Streifen beginnen am Area-Rande neben einander und strahlen 674 ‚dann fächerförmig über die Oberfläche aus; sie erscheinen zwar 'in der Nähe des Arearandes einfach, spalten sich aber bald in zwei Streifen, und diese Paare laufen dann gut unterscheidbar bis an den gegenüberliegenden Rand. Man kann die zu einem Paare gehörigen Streifen deshalb besonders gut unterscheiden, da die Furche zwischen zwei Paaren breiter ist als die zwi- schen den beiden Streifen desselben Paares. Der mittelste Streifen halbirt den Deckel und verläuft gerade ; nach den Sei- ten zu bekommen die Streifen eine S formige Gestalt; es stellt sich nämlich bei ihnen am Arearande eine leichte Convexität gegen den Mittelstreifen ein, welche weiterhin in eine Conca- vität nach derselben Seite übergeht. | | Auch die Area zeigt bei verwitterten Stücken, nachdem die Anwachsstreifen verschwunden, eine besondere Art von Liniirung, Taf. XIX., Fig. 1. Dieselbe hängt mit der eben beschriebenen in der Weise zusammen, dass sich die erwähn- ten Streifen, welche am Arearande einfach erschienen, auch hier -spalten und als Streifenpaare bis zum Schlossrande fort- setzen. Während bei allen anderen Streifen diese Spaltung in ziemlich gleicher Weise geschieht, macht der Mittelstreifen hier- von eine Ausnahme; bei diesem nämlich treten die beiden Li- nien weiter aus einander und bilden in der Mitte derj Area ein gleichschenkliges Dreieck. Die Innenseite des Deckels, Taf. XIX., Fig. 10, ist im Allgemeinen eben oder ein wenig concav. ibn Schlossrand begleitet auf jeder Seite ein länglich ovaler Wulst“ (Surss); derselbe tritt indessen erst bei älteren Stücken auf und fehlt den jungen fast gänzlich; „er wird von starken Furchen und Rippen übersetzt.* Der Halbkreis wird durch eine starke Leiste, welche in der Richtung des halbirenden Radius ver- läuft, in zwei gleiche Theile getheilt. Bei einer genaueren Untersuchung bemerkt man den Schlossrand entlang eine Reihe feiner Körnchen, welche bei sehr guter Erhaltung alternirend eine etwas verschiedene Grösse zeigen; in der Mitte des Schlosses stehen zwei solcher Körnchen von viel bedeutenderer Grösse, welche bei jungen Stücken mitunter verschmolzen zu sein scheinen. Von diesen Zähnchen nach innen zu läuft dem Schlossrande parallel eine mehr oder minder ausgesprochene Furche. An jedem grösseren Körnchen beginnt ein Paar wenig ' erhöhter Linien, welche genau denselben Verlauf zeigen, wie 675 die vorhin, erwähnten Linienpaare der Aussenseite. In der Tiefe der genannten Schlossfurche unmittelbar vor dem Körn- chen divergiren sie ein wenig und gehen erst dann wieder -mehr aneinander heran; sie lassen auf diese Weise vor den Körnchen eine nadelohrförmig gestaltete Grube, welche in eine seicht vertiefte Linie zwischen den wenig erhöhten Linien aus- läuft. | Unmittelbar am Schlossrande sind diese Linienpaare von einander getrennt durch flache Furchen, welche von den klei- nen Körnchen herablaufen und man kann an dieser Stelle deut- lich erkennen, welche beiden Linien zu einem Paare gehören. Weiterhin werden diese Furchen, welche die einzelnen Paare und die vertieften Linien, welche die erhöhten Linien eines Paares trennen, einander völlig gleich und man muss, um die einem Paare zugehörigen Linien finden zu können, dieselben bis an den Schlossrand verfolgen. . Da, wo. diese Paare erhöhter Linien die Wulste überschrei- ‚ten, ist ihr Verhalten sehr verschieden. Einige — besonders die der Mitte nahe liegenden — zeigen nur den eben beschrie- benen Verlauf; einige andere dagegen, welche mehr nach den Ecken hin gelegen sind, verändern sich auf dem Wulste in der Art, dass die eine Linie — links von der Mitte die linke, rechts die rechte — zu+ einer Leiste sich erhebt. Diese Leisten fallen gegen die Schlossfurche ziemlich steil ab, während sie sich gegen die andere Seite hin sehr allmälig verflachen. Da sich diese Bildung an mehreren neben einander liegenden Li- nienpaaren zu wiederholen pflegt, so sieht man auf den Flan- ken der Wulste eine Reihe solcher Leisten hervorragen, deren ' Zahl übrigens selbst auf beiden Seiten eines Deckels variabel ist. So zählte ich links und rechts 2, 6, 7, 8, aber auch | links 6 und rechts 7 7) 4, 9 6 9 2, » 3 ne „ri. Verfolgt man deu Verlauf dieser Linienpaare von den Wülsten nach dem halbkreisförmigen Rande zu, so sieht man, dass die Paare bei der Annäherung an den Rand sämmtlich divergiren und dass sich in den Rinnen, sowohl zwischen den einzelnen Linien eines Paares, als auch zwischen den einzelnen Paaren flache Rippen ausbilden, welche, gegen Zeits. d.D.geol. Ges. XXL, 3. 44 den Rand an Höhe etwas zunehmend, diesen gekerbt er- scheinen lassen. Was nun die mittlere Leiste und ihre'unmittelbare Um- gebung anbetrifit, so gehen von den beiden erwähnten Körn- chen — resp. dem durch ihre Verschmelzung entstandenen einen — „zwei niedere Dämme“ aus, welche eine V förmige Vertiefung in sich einschliessen; in dieser erhebt sich die starke Medianleiste, welche mit einer scharfen Kante in die Vertiefung steil abfällt und auf der anderen Seite sich allmälig senkend bis an den entgegengesetzten Rand fortsetzt; die beiden Dämme laufen auf den beiden Seiten der Leiste bis an den Rand hin mit. Bei sehr gutem Erhaltungszustande der Innenseite bemerkt man ferner in den Furchen vertiefte Punkie, ganz analog de- nen, die sich im Innern der grossen Schale zeigen. Sie werden besonders deutlich an den Stellen, wo sich die Leisten ausbilden. Den erwähnten Verhältnissen entspricht nun die innere Structur des Deckels. Dass sich dieselbe, je nach der Lage des Schliffes, verschiedenartig darstellen muss, versteht sich von selbst, da ja das Bild der Aussenseite wesentlich von dem der Innenseite verschieden ist. Schleift man einen Deckel von der Innenseite an und zwar nur etwa so weit, dass die Schliffläche eben wird, so sieht man am Schlossrande die dünne Epithek und an sie sich anschliessend die Querschnitte der Körnchen von fester (weisser) Masse abwechselnd mit einem mehr lockeren Gefüge. Man erkennt ferner, dass jede einzelne erhabene Linie besteht aus zwei sie begrenzenden Schichten von dichterer Beschaffenheit, welche durch eine mehr lockere Substanz verbunden sind. Solche lockere Substanz zeigt sich auch in den Furchen, welche sowohl die einzelnen Paare, als auch die einem Paare zugehörigen Linien trennt. Auch die oben erwähnten Punkte sind bei einem meiner Prä- parate in den Furchen deutlich erkennbar, besonders in der Nähe der Leisten. Hier sieht man den dichten (weissen) Querschnitt der Leiste umgeben von den durch kleine Scheide- wände deutlich begrenzten Punkten. Gegen die Ecken hin verliert das Bild an Deutlichkeit, weil hier ein lockeres weit- maschiges Gewebe die einzelnen Linien nicht mehr klar zu erkennen erlaubt. Am Stirnrand treten die oben erwähnten flachen Rippen deutlich hervor. 677 . Lest man den Schnitt der Aussenseite näher, so wird das Bild dem der Aussenseite ähnlicher: die Leisten wer- den schmaler und verschwinden schliesslich ganz, bis nur noch die gepaarten Linien zu sehen sind. Diese Veränderun- gen der Bilder je nach der Lage des Schnittes gehen denn auch besonders klar hervor aus der Betrachtung eines Schliffes parallel zur Schlosskante und senkrecht zur Innenseite. Bei dem einzigen Schnitt, den ich in dieser Richtung machte, wurde der Deckel ungefähr halbirt. Taf. XIX., Fig. 12. Man sieht nun auf dem Querschnitt die doppelten Linien unter sich parallel und senkrecht von oben und unten verlaufen; sie sind durch lockeres Gewebe von einander getrennt; da wo sich eine Leiste ausbildet, entsteht natürlich eine Abweichung von dem Parallelismus und auch an den Ecken ist eine solche be- merkbar. Hier biegen sich nämlich alle diese Linien anfäng- lich ein wenig nach der Mitte und nehmen dann erst die all- gemeine Richtung an. Auf dem ganzen Schnitt zeigt sich ausserdem im Gewebe eine Art ee entsprechend dem Wachsthum des Deckels. Auch am Deckel bemerkt man zuweilen Abnormitäten. An zweien der mir vorliegenden Stücke sieht man eine un- regelmässig warzenartige Anschwellung auf der Innenseite; das eine von ihnen, Taf. XIX., Fig. 13 ist aber noch besonders in- teressant, weil es eine eigenthumliche Verdrehung der Schloss- linie zeigt. Das Thier baute bis zu einem gewissen Momente den Deckel regelmässig fort, dann aber änderte es plötzlich die Richtung der Schlosslinie, schob den alten Deckel ein Stück nach aussen und legte auf seiner Innenseite eine neue Schlosslinie an. So sieht man zunächst die Innenseite des Deckels in gewöhnlicher Weise und dahinter schief vorsprin- gend ein Stück der Innenseite einer früheren Wachsthums- Periode. Artieulirung der beiden Schalen. Was die gegen- seitige Verbindung des Deckels und der grossen Schale an- langt, so ist zunächst klar, dass das Gegenseptum in die V förmige Mediangrube der kleinen Klappe eingreift und dass wiederum die beiden Dämme und Knötchen der Mediangrube in die halbmondförmigen Gruben am Gegenseptum passen. Auch die scharfe Kante der Medianleiste legt sich in die Furche des Gegenseptums. Schwerer wird es bei blosser Betrachtung 44. * NE einer Mündung und eines Deckels sich über die gegenseitige Lage der seitlichen Partien klar zu werden und es beschäftigte mich besonders die Frage: Stehen die Leisten des Deckels mit den Septen alternirend oder homolog? Um diese Frage beantworten zu können, wurde ein Exemplar, dessen Deckel genau passte, vom Deckel her so weit angeschliffen, bis die Spitzen der Septen in die Schnittfläche traten und es zeigte sich nun, dass die Septen mit den Leisten nicht alterniren, dass also jede Leiste zu einem Septum dieselbe Lage Ei wie die Medianleiste zum Gegenseptum. Wie sich die Randknötchen des Deckels zu den halb- mondförmigen Gruben verhalten ‘mögen, ist mir nicht ganz klar geworden; wahrscheinlich griffen sie in diese ein, Immer- hin sind diese Gruben aber doch so tief, dass in ihnen zweifel- - los noch thierische Substanz gesessen haben muss, welche eine Fossilisation nicht vertrug und es liegt nahe, daran zu den- ken, dass diese verschwundene Substanz vielleicht bei der Oeff- nung und Schliessung der Schale gewirkt haben möge. Auf dem halbkreisförmigen Theile der Schale scheint gleichfalls ein verhältnissmässig, fester Schluss stattzufinden, indem die ge- kerbten Ränder der grossen Schale und des Deckels in einander greifen. Es besteht indessen für das Verständniss dieses Um- standes eine Schwierigkeit, welche ich nicht zu lösen im Stande bin und auf welche ich hier aufmerksam machen will. Da namlich am Hauptseptum sich fortwährend neue Septen ein- schieben, sollte man glauben, dass sich hier die Kerbungen des Randes fortwährend vermehrten; dem müsste dann eine Vermehrung der Rippen im Deckel am flachen Ende der Me- dianleiste entsprechen, von letzteren ist aber nichts zu be- merken. In der Regel ist diese Partie wegen ihrer grossen Schwäche. zerbrochen oder durch den festen Verschluss der Beobachtung unzugänglich; sehr gutes Material wird zu ihrer Erklärung nothwendig sein. Uebrigens will ich darauf auf- merksam machen, dass LıxDsTröm bei Goniophyllum pyramidale einen Deckel beobachtet hat, der die Mündung nicht völlig schliesst und nicht bis an das Hauptseptum heranreicht. Hier fand also ein Verschluss der Schale am Hauptseptum über- haupt nicht statt. Hier am Schlusse meiner Betrachtung will ich noch auf eine eigenthümliche Uebereinstimmung aufmerksam machen, 679 welche sich im Bau der flachen Schalseite und des Deckels findet. Legt man den Deckel und eine offene Schale, Schloss an Schloss, nebeneinander und beachtet, was oben gesagt, dass bei natürlicher Lage die Leisten die Fortsetzung der Septen sind, so wird man unschwer erkennen, dass man den Deckel als eine Fortsetzung der flachen Schalseite betrachten kann. In der That, die Linien eines Paares am Deckel entsprechen durchaus einem Septum und Interseptum und die Punktreihen in der Furche des Deckels sind die Verläangerungen der Punkt- reihen in der grossen Schale. Auch in der Anlage neuer Theile stimmen beide genau überein; denn wie in der grossen Schale neue Septa sich nur in den Ecken bilden, so bilden sich neue Leisten am Deckel auch nur an den Ecken. Bei dieser Aehnlichkeit im Bau des Deckels und der flachen Schalseite bedarf man nun nicht die Annahme irgend eines besonders gebildeten Organes zur Absonderung des Deckels, sondern man wird mit Recht behaupten können, dass die Organe, welche den Deckel herstellten, durchaus analoge Zusammensetzung gehabt haben werden, wie die, welche für den Aufbau der flachen Schalseite bestimmt waren. In seiner Arbeit über Zoantharia rugosa hat Herr Linp- STRÖM bei seiner höchst interessanten Untersuchung auch Cal- ceola sandalina berücksichtigt. Ich will hier einige Bemerkun- gen zu jenem Aufsatz hinzufügen, welche die Charakteristik der deckeltragenden Rugosen etwas vervollständigen. Herr ° Linpström hat zunächst eine Unterscheidung der vier primären Septa in ein Haupt-, ein Gegen- und zwei Seitensepta nicht gemacht, sondern er spricht immer nur von einem Primär- septum und bezeichnet damit z. B. bei Omphyma unser Haupt- 'septum, bei Rhizophyllum und Calceola unser Gegenseptum. Ich glaube in dem Vorhergehenden nachgewiesen zu haben, dass eine Unterscheidung dieser beiden Septa durch den Bau begründet sei. In seiner neuesten Arbeit fügt er zwar hinzu, „dass bei den meisten Rugosen, welche er sehr klein erhielt (1 Mm.), anfänglich nur ein einziges Septum erscheine, welches auf der Bodenseite der Zelle liege und mit Recht Primärseptum genannt werde. Inwieweit dann ferner 3 hinzukämen, so dass die Anzahl 4 wurde, bevor mehrere sich ausbilden, sei unge- wiss“; ich kann mich indessen hiermit nicht einverstanden er- klären, denn wenn wirklich sich erst ein Septum ausbildet, 680 was ich bei unserem doch sehr reichen Material nie gesehen habe, und dieses Septum entwickelt sich bei dem einen als Hauptseptum und bei den anderen als Gegenseptum, so kann es doch nicht mit demselben Namen belegt werden, da die Symmetrie- Verhältnisse der Zelle gegen diese beiden Septa durchaus verschieden sind. Ausserdem behauptet Herr Lmp- STRÖM, p- 286 ff., dass die punktartigen Vertiefungen im In- neren der Schale, sowie die Furche im Gegenseptum nur durch die Verwitterung entständen; er sagt, dass man sich davon über- zeugen könne, wenn man von einer geschlossenen Schale den Deckel entferne, dann fände man keine Punkte und keine Furche. Meine Erfahrungen sprechen dagegen; ich fand beim Oeffnen eines solchen Stückes die ausgezeichnetsten Punkte, viel deutlicher als bei offenen Stücken, und dass das Gegen- septum eine Furche haben müsse, scheint mir aus der Gestalt der Medianleiste des Deckels hervorzugehen. Schleift man übrigens ein gedeckeltes Exemplar an, so kann man sich auch bei diesem leicht von der Existenz der Furche überzeugen und sehen, dass die Medianleiste in diese Furche eingreift. Darin hingegen möchte ich mit Herrn Lispström übereinstimmen, dass er Calceola sandalina generisch von C. Gotlandica und tenesseensis trennt. Denn obwohl die Uebereinstimmung im Deckel zwischen den genannten Fossilien überraschend gross ist, so ist doch die innere Structur so abweichend, dass man in dem Systeme nichts Anderes als ein Hülfsmittel zum Be- stimmen sehen musste, wenn man die drei Arten in einer Gat- tung vereinigen wollte. Nachdem nun zuerst durch Lispström die Existenz von deckeltragenden Rugosen überhaupt nachgewiesen worden ist, drängt sich die Frage auf, wie weit war diese Eigenthumlich- keit unter den Rugosen verbreitet, hatten alle Rugosen Deckel, oder woran kann man die gedeckelten erkennen. Ich weiss, dass ich mit einer solchen Betrachtung den Boden der That- sachen verlasse, und dass die auf verhältnissmässig wenige Beobachtungen sich stützende Speculation leicht falsch sein kann; indessen scheint mir doch ein Umstand zum Wenigsten merkwürdig und beachtenswerth. Obwohl Herr LispstRöm 681 p- 290 mehrere Korallen mit Deckeln theils aus der Literatur, theils aus eigener Anschauung anführt, so sind doch bisher nur 5 Arten bekannt, von denen man gleichzeitig die Zelle und den zugehörigen Deckel genau kennt: Goniophyllum pyramidale Rhizophyllum Gotlandicum ee tenesseense Calceola sandalina Cystiphyllum (2?) prismoticum, bei welchem letzteren die Lage des Gegenseptums in Bezug auf den Deckel nicht völlig klar ist. Bei den vier erstgenann- ten articulirt der Deckel stets mit dem Gegensep- tum, und dieses letztere ist von allen Septen am meisten und noch dazu in eigenthumlicher Weise ausgebildet. Es springt nämlich zahnartig vor und lässt zwischen sich und dem Schloss- rande noch einen Raum frei (Linpströu 1. e., t. 80, f. 1, t. 31, f. 3 und auch bei COystiphyllum prismaticum sagt er: „septum primarium prominens“). Das ist etwas in der Reihe der Rugosen durchaus Ungewöhnliches, fast immer hat das Gegenseptum eine geringe Ausbildung und übertrifft fast - nie andere an Stärke, und ausserdem kenne ich keine Rugose, bei welcher das obere Ende des Septums derartig beschaffen wäre, wie bei den erwähnten Arten. Man könnte somit auf den. Gedanken kommen, dass diese für die Articulirung des Deckels so günstige Ausbildung des Gegenseptums eine Eigen- thümlichkeit' der deckeltragenden Rugosen sei, und dass man sogar auf die Existenz eines zugehörigen Deckels schliessen könne, selbst wenn man eine Zelle ohne Deckel findet, nur vorausgesetzt, dass sie die erwähnte Art der Ausbildung des Gegenseptums besitz. Ob man den Schluss vielleicht auch derart erweitern könne, dass man das Fehlen dieser Ausbil- dung des Gegenseptums mit dem Fehlen des Deckels für gleich- bedeutend erachtet, muss vorläufig dahingestellt bleiben. Nachdem nun also auf den vorhergehenden Seiten einige wesentliche, bisher in der Systematik noch nicht berücksich- tigte Merkmale der Zoantharia rugosa besprochen worden sind, scheint es nöthig, diese in die Systematik einzuführen und den Begriff dieser Korallenordnung von neuem festzustellen. Die ausführlichste Erklärung finde ich in EpwArps und HaımE 682 pol. fos. des. ter. pal., p. 160 und lege sie dem Fr Grunde: Zoantharia rugose. ' Pe Polypenstock einfach oder zusammengesetzt; die Zelle flach scheibenförmig, kreiselförmig, pyramidal, halbkegelförmig | u. s. w.; Septa niemals sechs Systeme bildend, sondern immer vier. Diese vier Systeme sind aber nicht sternförmig nach dem Epwarns und Haıme’schen Wachsthumsgesetz gebildet, sondern so, dass die Zelle einen bilateral symmetrischen Bau bekommt, An einem primären Septum (Hauptseptum) nämlich bilden sich auf beiden Seiten fiederstellig neue, welche sich den beiden benachbarten primären (Seitensepten) parallel legen; auf der anderen Seite der Seitensepten entwickeln sich fieder- stellig neue Septa, welche sich dem vierten primären (Gegen- septum) von beiden Seiten her parallel stellen. Daher theilt nur ein Schnitt durch Haupt- und Gegenseptum die Zelle in zwei gleichwerthige Hälften. Die Stärke der Septen steht mit ihrem Alter im Allgemeinen in keinem Zusammenhange; im Gegentheil sind mitunter die primären Septa so wenig ent- wickelt, dass sich vor ihnen im Innern des Kelches Gruben (Septalgruben) ausbilden, deren Zahl entweder 1, 3 oder 4 ist; im zweiten und dritten Falle liegen zwei Septalgruben vor den Seitensepten. Alle Septen sind zusammengesetzt aus- zwei Lamellen, jedem Septum entspricht auf der Aussenseite eine Rinne. Letztere ist indessen meist durch Epithek ausgefüllt und erst nach deren Beseitigung erkennbar. Die Septa sind stets von dichter, nie von poröser Structur. Ihre Seitenflächen sind nie mit eigentlichen Synaptikeln versehen; sie sind sehr selten granulirt (Palaeocyclus). Dagegen finden sich zwischen Kelchmauer und Septen häufig dicht gedrängt sehr kleine Plättchen, welche die Nische zwischen Mauer und Septum punktirt erscheinen lassen. Das Innere der Zelle ist gewöhn- lich ausgefüllt durch eine Reihe von Böden oder durch Blasen- gewebe; zuweilen wird die Zelle aber auch bei fortschreiten- dem Wachsthum durch ein sehr dichtes steinartiges Sklerenchym erfüllt (Lophophyllum, Calceola). In der Ausbildung dieser verschiedenen Arten von endothecalen Gebilden findet die grösste Mannichfaltigkeit statt, so dass mitunter nur oder fast nur Septa entwickelt sind, mitunter wiederum diese letzteren 683 _ bis auf ein Minimum reducirt erscheinen (efr. Linpströu, p. 423. 1868). Bei einer Anzahl von ihnen ist ein Deckel beobachtet, welcher mit dem Gegenseptum artieulirt und sich in seiner Bildung den beiden Gegenquadranten anschliesst. Die Zellen sind stets deutlich von einander geschieden und nie durch Coenenchym verbunden. Sie vermehren sich durch Eier oder Knospung und nie durch Theilung (? Diphyphyllum). Die Knospen entwickeln sich in der Regel auf der Oberfläche des Mutterkelches. Dadurch wird oft das Wachsthum des letzteren unterbrochen und es bilden sich Schichten von Gene- rationen übereinander. Die Verbreitung der Arten beschränkt sich im Wesent- lichen auf die paläozoischen Formationen; einige wenige wer- den fraglich noch aus dem Lias angeführt.*) In seiner neueren Arbeit (1868) hat Herr Lispströu auch eine Ansicht über die Verwandtschaft der Rugosen mit Thie- ren der Jetztwelt ausgesprochen. Er macht nämlich darauf aufmerksam, dass sich unter den malacodermen Anthozoen Arten finden (Cerianthus und Sphenopus), bei welchen die An- ordnung der Mesenterialfalten sehr an die Art uud Weise der Ausbildung der Septen bei Rugosen erinnert. Es fehlte mir an Zeit, diese Beobachtung vorläufig genauer zu verfolgen; indessen ist es in der That bemerkenswerth, dass sowohl bei Cerianthus (siehe Bross, Strahlenth., t. VII., f. 4) als auch bei Sphenopus an zwei gegenüberliegenden Stellen sich zwei Mesenterialfalten zu einer viel bedeutenderen Grösse entwickeln als ihre Nachbarn. Bei Sphenopus sah ich diese beiden Fal- ten auf den beiden gegenüberliegenden flachen Seiten des keil- förmigen Fusses an Exemplaren, welche Herr v. MARTENS von der preussischen ostasiatischen Expedition mitgebracht hat. Aber weder bei Sphenopus noch bei zahlreichen Stücken von Cerianthus konnte ich eine derartige Einschiebung neuer Falten erkennen, wie ich sie oben als den Rugosen eigenthumlich beschrieben habe. Möglich, dass dies bei Weingeist- Exem- plaren eben nicht geschehen kann. *) Durch die Güte des Herrn Dr. v. Mantens habe ich Kenntniss da- von erhalten, dass Herr PountaLes bei Untersuchung der Thiere in der a ET TE vmü Um im Texte durch die Anführung von Citaten die Be- A 3 schreibung nicht immer zu unterbrechen ‚ habe ich absichtlich möglichst wenig eitirt. Ich stelle daher im Folgenden die einschlagenden Beobachtungen anderer Autoren zusammen, Tiefe des Golfstromes eine lebende Rugose gefunden haben will Bei dem Interesse, welches die Sache hat, lasse ich die betreffende Stelle hier folgen : | Bulletin of the Museum of Comparative Zoology Cambridge, Mass. No. 7, p. 139— 141: This singular coral strikes one at first sight by its resemblance to some of the members ofthe group of the Rugosa. A closer "examination tends to confirm that view. The septal apparatus is subdi- vided into systems that are multiples of four, though a little obscured by acei- dental causes. Another, though perhaps less important, character is the smoothness of the septa, which present neither perforations, nor synapti- culae, nor granulations. Tabulae, however, there are none, the inter- septal chambers being open from top to bottom. From the genus Cya- thaxonia it differs in being attached by a broad base, and also by the absence of a septal fossula. 3 Genus Haplophyllia Povar. Corallum simple, fixed by a broad base, covered with a thick epitheca; columella styliform, strong, (sometimes double ?; very thick at the base, Interseptal chambers deep, uninterrupted by tabulae or dissepimenta. H. paradoxa. Epitheca thick, wrinkled reaching higher than the ealicle and forming around the latter several concentrie circles. Calicle eircular, fossa deep. Septa smooth, not reaching the border of the calicle; like all the internal parts of the calicle, their surface is like enamel. Columella formed of two smooth conical processes, very thick at the base and tending to fill up the chambers. Eight septa larger, änd con- nected with the columella, alternating with smaller ones, which touch the columella at a much lower level. A further cycle is indicated by small ridges of the wall surface, in some of the chambers. No distinetion can be made between primary and secondary septa among the eight larger ones as they all appear equal. This arrangement seems to be the norm. In the specimen before us, unfortunately the only one, there are distur- bances in two of the systems or half-systems In one case two of the larger septa are joined by a horizontal plate at the top, thus excluding the intervening chamber from the calicle. This structure is prebable abnormal and the result of an effect to exclude a parasite or other foreign matter. A small supernumerary septum has grown out in the next chamber. Nearly on the opposite side of the calicle, one of the secondary septa (counting eight as primaries) has grown to the size of a primary one, and the adjacent tertiary to the size of a secondary, thus disturbing the symetry. 65 .. Epwarps und Hame 1851 (Pol. des ter. pal.) erkannten die merkwürdige Streifung der Oberfläche bei einigen Arten. So zeigen die Abbildungen t. VL, f. 1,t. VIL, f. 4, t. VIIL., f. 3 von Zaphrentis cornicula p. 327, Streptelasma corniculum p- 398, Cyathophyllum Roemeri p. 362 diese Streifung, aber nur bei den beiden ersten Arten findet sich eine Hinweisung im Text auf dieselbe, welche bei Streptelasma corniculum lautet: On distingue pres de la base, du polypier une ligne dorsale et deux laterales, indiquees surtout par l’obliquit& des cötes voisines et qni correspondent aux cötes primaires. Allein nir- gends findet sich eine Verallgemeinerung der Beobachtung und es scheint somit, dass Epwarps und HaımE dieses Merkmal als Speciescharakter aufgefasst haben. Fern. Roermer 1861 (Fossile Fauna von Sadewitz) ging einen Schritt weiter. Er fand die eigenthümliche federförmige Längsreifung bei allen Arten der Gattung Streptelasma und nahm dieses Merkmal in die Gattungscharakteristik von Strepte- lasma auf. . Lupwıg 1862 und 1865 (Palaeontographica X. und XIV.) erkannte zuerst die grosse Verbreitung des Gesetzes bei vielen Gattungen von einzelligen Rugosen; er nahm Gelegenheit, ‚mit Hülfe dieses Merkmales die Korallen in 2 grosse Abthei- lungen zu theilen, Hexactinia flabellata und Hexactinia pinnala, wobei ihm indessen entging, dass sich die Hexactinia pinnata und dieRugosen vollständig decken. Gleich- zeitig erklärte er aber das Gesetz irrthumlich aus 6 primären Septen. Diese seine Annahme habe ich oben schon widerlegt Height about 5 an inch, diametre of calicle the same. This coral was living when obtained; the polyp was of a greenish - eolour, but was not otherwise examined when fresh. After having been in alcohol, it could be lifted out entire from the calicle, presenting an exact cast of the chambers. The mouth is surrounded by a eircle of about 16 rather long tentacles, bluntly tuberculated at the tip. Outside the circle of tentacles extends a membranous dise with radiating and concentrie folds. — This unique specimen was dredged in 324 fathoms off the Florida reef. Obwohl vom geologischen Standpunkte aus die Sache zum Mindesten unwahrscheinlich erscheint, so ist doch darauf aufmerksam zu machen, dass PourTaıes an zwei beinahe entgegengesetzten Stellen Störungen der Symmetrie beobachtet. Ob hierdurch eine bilaterale Entwickelung ange- deutet sein mag oder nicht, ist leider aus dem Texte nicht ersichtlich. 63 und ich füge hier nur hinzu, was Linpströu davon sagt: Du wohl seine eigenen Figuren die Entwickelung nach der Vierzahl beweisen, meint er doch, dass die „Tentakeln“ und Primär- Septen anfänglich zu 6 eh gewesen seien.“ Die Figuren, welche die Hexactinia pinnata darstellen, sind im Allgemeinen naturgetreu, dagegen sind die schematischen Figuren von Rugosen, welche Lupwie zu seinen Flabellaten ‘stellt, mit der Natur nicht im Einklang. Auf Tafel 48, welche unter mehreren neuen Namen die in Vergessenheit gerathene alte Münster’sche Gattung Petraia zeigt, finden wir lauter ra- diare Abbildungen; ich habe Exemplare von denselben Fund- punkten vor mir; sie zeigen sammtlich deutliche Bilateralität. Aehnliches habe ich oben S. 657 von den Figuren Taf. 58 nachgewiesen! (C. helianthoides.) Es sei mir an dieser Stelle erlaubt, einige Bemerkungen über das Lupwig’sche System, Palaeontographica XIV., p. 139, zu machen. Herr Lupwıc vindicirt diesem Systeme den Na- men eines „natürlichen“, ich glaube indessen, dass man dasselbe als ein durchaus künstliches bezeichnen müsse, da es mit Hülfe von einigen wenigen Merkmalen die Gaät- tungenineinerden verwandtschaftlichen Beziehun- gen entschieden widersprechenden Weise gruppirt, so sind beispielsweise Aulopora, Syringophyllum und Lithostro- tion in eine, Stromatopora, Catenipora und Lonsdaleia in eine andere Familie zusammengekommen. Es lässt sich aber auch durch eine einfache Betrachtung die gänzliche Unhaltbarkeit dieses Systems nachweisen. Herr Lupwie kommt bei seiner im Allgemeinen dichotomischen Eintheilung schliesslich auf 8 Familien. Und jede dieser verschiedenen Ordnungen angehörenden 8 Familien wird von ihm nach demselben Eintheilungsprineipe -eingetheilt! Das ist aber ohne Zweifel künstlich und nicht natürlich; denn man kann ebensowenig die erwähnten Korallenfamilien wie die verschiedenen Familien der Gastropoden oder Cephalopoden oder Lamellibranchien nach einem und demselben Prineipe in natürlicher Weise ein- theilen. — Ausserdem wird es fast unmöglich, sich durch die Gattungen und Species hindurchzufinden, weil die meisten Gat- tungsdiagnosen fehlen und die Synonymie der zahlreichen neuen in der Regel 6 oder 7sylbigen Namen so gut wie nicht be- rücksichtigt ist. Dazu kommt, dass man nirgends eine nach 687 dem Alter geordnete Uebersicht der Species erhält, und alles ' dieses bewirkt, dass die nach sehr gutem Materiale verfasste Arbeit im Allgemeinen kaum benutzt werden kann, während . sie, hätte sich,der Verfasser an das Mınnz Epwarns’sche Sy- stem gehalten und ältere Arbeiten mehr berücksichtigt, einen wesentlichen Fortschritt bezeichnen würde. Lınpström’s Arbeiten: Nagra jakttagelser öfver Zoantharia rugosa 1865 und Om tvenne nya Öfversiluriska Koraller fran Gotland.1868 (Akademie zu Stockholm) habe ich häufiger ci- tirt. Sie sind beide so reich an interessanten Beobachtungen, dass eine Angabe ihres Inhaltes wesentlich eine Uebersetzung sein müsste. Als die hauptsächlichsten Resultate hebe ich hervor: das Vorhandensein eines Deckels bei Goniophyllum, von Knospen bei Rhizophyllum (Calceola) Gotlandicum und die Wahrscheinlichkeit der Annahme, dass dıe Thiere zu gewissen Zeiten ihre Deckel abgelegt haben. Erklärung der Abbildungen auf Tafel XVIIL und XIX. h bedeutet überall Hauptseptum. s a5 %s Seitenseptum. g 5 ” Gegenseptum. Tafel XVII. Fig. 1. Streptelasma p. 647, von der Seite gesehen. Natürliche Grösse. Gotland. f Fig. 2. Dasselbe Stück von der Spitze Natürliche Grösse Fig. 3. Omphyma turbinata p. 649. Natürliche Grösse. Fig. 4. Cyathophyllum. Theil eines zusammengesetzten Korallenstockes von Gotland mit der typischen Rugosenstreifung. Natürliche Grösse, Fig. 5. Palaeocyclus porpita von Gotland. 7 p. 661. Fig. 6 Zaphrentis Delanouei,; Kohlenkalk, Tournay. Zeigt die Punkti- rung p. 665. a vergrössert. Tafel XIX. Fig. 1. (alceola sandalina. Die Area der grossen und kleinen Schale geätzt. p 660. Fig. 2. Desgl. Die gewölbte Fläche der grossen Schale geätzt. p. 667. Fig. 3. Desgl. Die grosse Schale von der Spitze gesehen. p. 667, Fig. 4. Desgl. Schlossrand von oben. p. 667. Fig. 5. Die innere Fläche der flachen Schalbälfte. p. 668. Fig. ‚6. Querschnitt ‚durch. die grosse ‚Schble” Dr 608. des Gegenseptums; das Can ist ein Beni, weiter. unten. - Fig. 7. Querschnitt durch die grosse Schale p. 60. Fig. 5 Ein Stück der geätzten Area vergrössert p. 70. Fig. 9. Längsschnitt eines abnormen Stückes. p. 672. Fig. 10. Deckel. Innenseite p. 674. RER Fig. 11. Deckel. Aussenseite p. 773. Er Fig. 12. Querschnitt des Deckels p. 677. Fig. 13. Abnormer Deckel p. 677. Inhalt. Oberflächenbeschaffenheit der Rugosen p. 647. . Entwickelung des Individuums p. 651. . Verbreitung des Wachsthumsgesetzes p. 699. Lage des Hauptseptums. Septalgruben p. 660, . Palaeocyclus p. 661. Ueber die Grösse der Septen p. 662. a . Eigenthümliches punktirtes Aussehen der Schalen in der Zellöffnung p. 669. aa 3 8. Calceola sandalina p. 666. Grosse Schale p. 666. Deckel p. 679. Artikulirung der beiden Schalen p. 677. 9. Deckeltragende Rugosen p. 681. 10. Definition von Zoantharia rugosa p. 682. 11. ? Lebende Verwandte der Rugosen p. 653. 12. Literatur p. 684. => . ou BJ ux- 689 13. Ueber die Zusammensetzung und die Constitution des Axinits. Von Herrn C. Ramnmerspere ın Berlin. Als ich vor fast dreissig Jahren die Zusammensetzung des Axinits zu ermitteln versuchte*), boten die Borsäure und die Oxydationsstufen des Eisens gewisse Schwierigkeiten dar. Hin- sichtlich der letzteren glaubte ich damals annehmen zu dürfen, es sei nur Eisenoxyd vorhanden. Ich hatte nämlich gefunden, dass der Axinit nach dem Schmelzen durch Säuren leicht zer- ' setzt wird, und da ich in der gelben Auflösung weder durch Goldchlorid noch durch Kaliumeisencyanid Reactionen erhielt, so konnte bloss Eisenoxyd vorhanden sein. Das Schmelzen des Axinits erfolgte im Platintiegel im Windofen ; eine Gewichtsabnahme war dabei kaum bemerkbar, allein das geschmolzene Mineral bildete eine sehr aufgeblähte rothbraune Masse, und es ist also wohl etwas gewagt, den ursprünglichen Oxydationszustand des Eisens darin noch an- zunehmen, Gesetzt, der ‚Axinit verliert einen in der Hitze flüchtigen Bestandtheil, worauf der höchst poröse Zustand deu- tet, und sein ursprüngliches Eisenoxydul wird in der Glüh- hitze zu Oxyd, so können sich möglicherweise beide Vor- gänge in Bezug auf das Gewicht des Minerals gegenseitig. aufheben. Dass ein Fall dieser Art hier stattfinde, davon haben nun in der That neue Versuche den Beweis geliefert. _ Axinit von Oisans in Form groben Pulvers wurde in Pla- tinfolie eingehullt über der Lampe vollständig geschmolzen, wozu bei 2,656 kaum eine Viertelstunde nöthig war. Nach dem ersten schwachen Gluhen trat keine Gewichtsänderung ein, nach Beendigung aber ein Verlust = 0,04 = 1,5 püt., der später über dem Gebläse nicht zunahm, *) Pose. Ann. 50, 369. 690 Die geschmolzene braune Masse war nur zum Theil fein- = blasig, sonst dicht, und gab ein graues Pulver. Ihre salzsaure Lösung gab bei volumetrischer Prüfung 8,06 und 8,2 po FeO, nach der Reduction mit Zink aber 9,77 FeO. Es wurde daher feingeschlammtes Pulver von Axinit mit einer Mischung von 1 Th. Wasser und 6 Th. Schwefelsäure, in Glasröhren eingeschmolzen, längere Zeit auf 240° erhitzt. Diese sonst so vortreffliche Methode, welche bekanntlich A. MiTScHERLICH zuerst empfohlen hat, führt nur bei Silikaten den Nachtheil mit sich, dass die sich abscheidende Kieselsäure- die vollständige Zersetzung hindert. Man muss daher nach der Eisenprobe das Ungelöste auswaschen und mit einer Auflösung von kohlensaurem Natron auskochen, um die Menge des Un- zersetzten zu erfahren. I. 1,943 hinterliessen auf solche Art 0,442 — 22,75 pCt. Es wäre aber sehr fehlerhaft, wenn man einen solchen Rück- stand ohne Weiteres für reines unzersetztes Silikat halten wollte, weil nach eigenen Erfahrungen sehr oft ein Theil der freien Kieselsäure in der alkalischen Flussigkeit sich nicht auf- löst. Jene 0,442 wurden daher durch Schmelzen mit kohlen- saurem Natron aufgeschlossen; sie gaben 0,213 Si O° = 48,2 pCt. Da nur 44 pCt. im Axinit enthalten sind, so war hier in der That noch etwas freie SiO*” vorhanden und die wahre Menge des Unzersetzten — 0,424 = 21,84 pCt. Die volumetrische Probe ergab in der zersetzten GE (1,519) 0,10304 FeO = 6,78 pCt. ll. 1,809 hinterliessen in gleicher Art 0,338; es waren mithin zersetzt 1,471, und diese gaben 0,0998 Fe O -= 6,79 pCt. Im Axinit sind also 6,785 pCt. FeO enthalten; im ge- schmolzenen wurden 8,13 pOt. desselben gefunden. Es lässt sich dies wohl nur durch eine Reduction eines Theiles Eisen- oxyd durch die glühenden Gase erklären. Der ganze Eisengehalt beträgt im Axinit von Oisans. als Fe O° als Fe © nach oben 10,855 9;77 n. d. früh. Anal. 9,67 8,70 im Mittel 10,32 929. Aus diesen letzten Zahlen folgt, dass der Axinit ent- hält: 694. FeO 6,78 Te0° 2,80 Da bei den älteren Versuchen nach langem Glühen im Windofen kein FeO, sondern nur Ee O? gefunden war, so scheint es, dass unter diesen Umständen das Silikat zersetzt und das Eisen als Oxyd abgeschieden wurde. Wenn aber nach raschem Schmelzen 1,35 FeO mehr vorhanden sind als ursprünglich, so müssen dieselben aus Fe O° durch Verlust von 0,15 Sauerstoff entstanden sein, und der Gewichts- verlust = 1,5 wurde ohne: diesen Umstand = 1,45 pCt. ge- wesen sein. Wenn andererseits in den früheren Versuchen der ganze Eisengehalt nach dem Schmelzen als Oxyd gefunden wurde, so mussten die 6,78 Fe O dabei 0,75 Sauerstoff aufgenommen haben. Dass dessenungeachtet ein. Verlust von 1,45 — 0,75 = 0,7 pCt. nicht beobachtet wurde, liegt wohl in der dama- ligen geringeren Beachtung solcher kleinen Glühverluste. Hält man sich aber an das Resultat der neueren Ver- suche und erwägt, dass der Axinit kein Fluor enthält, so muss man auf die Vermuthung kommen, dass jene 1,45 pÜt. von chemisch gebundenem Wasser herrühren. Diese Ansicht ge- winnt an Wahrscheinlichkeit durch das Blasigwerden des Mi- nerals beim Schmelzen und durch die Gegenwart einer kleinen Menge Kali. Der zweite Punkt betrifft den Gehalt an Borsäure. Ihre indirecte Bestimmung neben Mg, K und Cl, welche für sich ermittelt wurden, hatte 5,61 pCt. B’ O° gegeben. Die directe, nach einer älteren unvollkommenen Methode gab nur 3,4 pCt., und wenn auch A. STROMEYER später 4,24 pCt. in Form von Borfluorkalium erhalten hat, so bin ich doch auf Grund eigener Erfahrung der Meinung, dass auch bei dieser Methode nicht immer die ganze Menge des Bors sich bestimmen lässt. Ich nehme also die Zahl 5,61 an und stelle nun das Resultat der früheren Analysen des Axinits von Oisans mit den jetzt erhaltenen zusammen: Zeits.d.D. geol. Ges. xXXI3, 45 VERETEEreern 692. Glühvelut 145 =H 0,16 Kali u 0,09 Magnesia 1,75 Mg 1,04 Kalk 20,19 Ca 14,42 Manganoxydul 2,62 Mn "2.03 Eisenoxydull 6,78 Re mr, 21 Eisenoxyd 2,80” "Fe 7,96 Thonerde 16,33 Al 8,687 Borsäure 5,61 B 1,76 Kieselsäure 43,46 Si 20,28 101,08 Es ist also das Atomverhältniss : II VI Haie Boaıbi ee Br a ee ze Der Axinit ist also ein Halb- oder Singulosilikat HM In der Abänderung von Oisans ist: > 1 2 VI RB = Eine darnach aufgestellte Berechnung giebt: N, A 2Ca — (Fe’ Mn' Mg) ! 9 Pei0 Ale, a Da Berechnung entspricht der Abänderung ı von Oisans ir ensowohl wie den Axiniten von Treseburg und ‚von Miask, 694 B. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr Hausmann an Herrn G. Rose. Greifswald, den 25. April 1869. Die hiesige Eisenbahn-Bauverwaltung lässt seit 14 Tagen auf dem hiesigen Bahnhofe nach Brunnenwasser bohren. Bei ca. 40 Fuss Tiefe kam man auf reine Kreide. Obgleich der specielle Zweck des Bohrlochs hiernach verfehlt zu sein schien, wurde auf meine specielle Veranlassung das Bohrloch fort- gesetzt, und am 24 d. M. waren 109 Fuss Kreide erbohrt. Dieselbe ist der Rügener Kreide in jeder Beziehung gleich, fest, unzerklüftet, und es finden sich (meist zertrummert) die- selben Petrefacten wie dort, auch schwarze Feuerstein-Splitter sind häufig zu Tage gefördert. ER Greifswald, den 2. Mai 1869. Bei einer Tiefe von 154 Fuss wurde rother kreidehaltiger Thon angebohrt, welcher 23 Fuss Mächtigkeit hat, und unter welchem ganz scharf abgeschnitten bei 177 Fuss der obere Grünsand mit allen charakteristischen Merkmalen er- reicht wurde. Greifswald, den 30. Mai 1869. Bei 184 Fuss Tiefe zeigte sich aus dem chloritischen Sande, also aus dem Liegenden der obersten Kreide, heraufdringend eine bedeutende Quelle, durch welche der Brunnen hinläng- lichen Wasserzufluss erhielt. Die Eisenbahn - Bauverwaltung 695 wünschte die Stärke dieser Quelle zu erforschen und liess deshalb mit einer eigens dazu aufgestellten Pumpe Tag und Nacht fördern. Hierdurch bekam die Quelle so viel Freiheit, dass sie sich wesentlich verstärkte und zur grössten Ueber- raschung einen nicht uabedeutenden Salzgehalt mit- brachte. Nach der präliminären Untersuchung des Herrn Professor _ ScHwAnerT hier hält die Quelle 1 pCt. feste Bestandtheile, und zwar ausser COhlor-Natrium (als Hauptbestandtheil): Chlor-Kalium 'Chlor-Calcium kohlensauren und schwefelsauren Kalk, Spuren Chlor-Magnesium, Spuren Eisen, Spuren. Unter den obwaltenden Umständen, und besonders nach Erbohrung der Salzquelle, erschien es zweckmässiger, ein neues Bohrloch (in etwa 200 Fuss Entfernung von dem bis- herigen vierzölligen Brunnenbohrloch) anzusetzen und zwar 8Zoll weit mit guter Verröhrung, | Durch die von uns veranlassten freiwilligen Beiträge hoffen wir das Niederbringen dieses auf grössere Tiefe berech- neten Bohrloches gesichert zu sehen. Wir stehen bereits wie- der in der Schreibkreide nach Durchbohrung der von mir fruher bereits mitgetheilten Diluvial-Schichten. 2. Herr v. Rıcatuorsn an Herrn G. Rose. Auf dem Yang-tse-kiang, den 31. Januar 1869. Ich reiste nach meiner Ankunft in China zuerst nach Pe- king, um mich mit den Aussichten betreffs einer Landesauf- nahme genau bekannt zu machen. Nach einem flüchtigen Be- such der Provinz Shantung bereiste ich die Provinzen Chekiang und Kiangsu. In ersterer befindet sich das grösste bekannte Porphyrgebiet der Welt, das sich noch weit gegen Süden zu erstrecken scheint. Bei meiner Rückkehr hoffe ich es Ihnen in einer umfangreichen Sammlung schöner Handstücke im De- 69 tail vorzustellen. Jetzt bin ich mit der geognostischen Auf- nahme des Landes entlang dem unteren Lauf des Yang-tse in einer Erstreckung von 600 Seemeilen beschäftigt. Ich fahre auf einem Boot den Fluss hinab und mache Ausflüge in die Gebirge nach rechts und links. Kalksteine und Sandsteine von verschiedenen Altersstufen herrschen vor. Ihre Gliede- rung ist keine leichte Aufgabe, und ich habe erst Materialien dazu gesammelt. Es finden sich auch Granit und krystalli- nische Schiefer, sowie erloschene Vulkane, letztere nur im Norden von Nanking. März und April gedenke ich auf die Provinz Shantung zu verwenden, welche sich, wie ich auf meiner erwähnten flüchtigen Durchreise bemerkte, durch den Metamorphismus derselben Formationen auszuzeichnen scheint, welche ich jetzt in unverändertem Zustande beobachtete. Nach- her, in der heissen Jahreszeit, werde ich mich wahrscheinlich der Mongolei und Mantschurei zuwenden. Gelegentlich dieser verschiedenen Reisen gedenke ich auch den Kohlenfeldern von China ein eingehendes Studium zuzuwenden. Shanghai, den 28. Februar 1869. Es ist ein Monat vergangen, seitdem ich die vorstehenden Zeilen schrieb, ohne dass ich eine Gelegenheit finden konnte sie abzuschicken. Ich füge ihnen daher noch einige Worte bei. Ich bin von meiner Yangtse- Reise zurückgekehrt und werde mich bald nach dem nördlichen China begeben. Es ist mir endlich, nach ziemlich bedeutender Arbeit, gelungen, die Mannichfaltigkeit der Formationen am Yangtse zu ordnen und eine Schichtenfolge aufzustellen, welche wohl noch mancher Vervollständigung bedürfen, aber kaum wesentliche Aenderun- gen erleiden wird, da sie das Resultat einer grossen Zahl ver- gleichender Beobachtungen ist. Noch zuletzt fand ich eine reiche versteinerungsführende Localität, welche in der That der erste wichtige Fundort von Fossilien in China ist. Er führt zahlreiche grosse Schalen von Productus semiretieulatus und andere wohlbestimmbare Kohlenkalkfossilien. Mit ihnen kommt das tiefste Kohlenflötz vor, und ich hoffe nun einen wichtigen Anhalt zur Altersbestimmung der chinesischen Stein- kohlenlager überhaupt in Händen zu haben. 697 3. Herr Lıspeyres an Herrn Beyrıch. Wettin a. d. Saale, den 13. Mai 1869. Nicht lange nach Abgabe meines kurzen Aufsatzes über Geschiebe mit geborstener Oberfläche zum Drucke für die Zeit- - schrift unserer Gesellschaft (XXI. S. 465) machte ich von Berlin aus mehrere geognostische Excursionen, um das mär- kische Diluvium mit dem der Umgegend von Halle a. d. Saale, über das ich bald genaue Mittheilungen machen werde, zu ver- gleichen. Bessere Aufschlüsse als in der durch Herrn BsRENDT bekannt gewordenen Umgegend von Potsdam fand ich in dem von Ihnen, Herrn Kunta u. A. schon mehrfach untersuchten Gebiete zwischen Berlin, Britz und Steglitz, namentlich in den neu aufgehauenen Einschnitten der Berliner Verbindungseisen- bahn zwischen Rixdorf und Tempelhof, wo man uber eine Viertelmeile weit die Grenze zwischen dem Geschiebelehm und dem darunterliegenden Diluvialsande ununterbrochen ver- folgen und beide Gebilde gut aufgeschlossen studiren kann, ‚besser noch in den immerhin mit guten Entblössungen ver- sehenen Sand- und Lehmgruben zwischen der Hasenhaide und Rixdorf, die Sie kürzlich (diese Zeitschrift XX., 647) be- schrieben haben. Abgesehen davon, dass sich in den Gruben bei Rixdorf auch in den Sanden unter dem unteren Lager von Geschiebe- lehm , nicht nur in den darüberliegenden Sanden, Wirbelthier- reste neuerdings gefunden haben, ferner davon, dass, soweit meine Beobachtungen reichen, das untere Lehmlager keine durchgehende, überall unter dem oberen vorhandene Schicht, sondern nur locale Nester von oft grosser horizontaler Er- streckung in den diluvialen Sanden zu sein scheint, und drit- tens abgesehen davon, dass die beiden Abtheilungen des mär- kischen Diluviums, der Geschiebelehm und der mit Kies innig verbundene Sand in allen Beziehungen bis in die kleinsten geologischen , paläontologischen und petrographischen Details dem mittleren und unteren Diluvium der Umgegend von Halle a. d. Saale, wo der Löss noch als Ober-Diluvium eine grosse Verbreitung besitzt, entsprechen, will ich für heute Sie beson- _ ders darauf aufmerksam machen, dass ich im Geschiebelehm innerhalb des genannten Eisenbahneinschnittes Geschiebe eines 698 thonigen Kalksteines mit geborstener Oberfläche gefunden habe, ein Fund, der dazu angethan ist, in die noch nicht auf- geklärte Entstehungsart der beschriebenen Gebilde einen Blick zu erlauben, früher, als ich bei Abfassung meines letzten klei- nen Aufsatzes wagen durfte. Auch diese neuen Geschiebe mit geborstener Oberfläche bestehen aus thonigen Kalksteinen und liegen im Geschiebe- lehm; Material, Alter und Lagerungsart scheinen also diesen Gebilden hislien) eigenthumlich zu sein. Das Eine der beiden Geschiebe ist sowohl substantiell als auch formell in keiner Weise von den Halleschen Geschie- ben, die ich in den letzten 14 Tagen auch südlich und nord- westlich von Halle im Mitteldiluvium gefunden habe, zu unter- scheiden und stammt wohl auch von den Kalkknollen des Septarienthones ab, der ja ebenfalls in der Mark haufig Ai Unterlage des Dilavitas bildet. Das Andere ist ein ganz licht rosa gefärbter, sehr mürber, an den Fingern wie Kreide abfärbender Kalkstein, den ich geologisch nicht zu deuten vermag. Das Geschiebe zeigt den höchsten Grad der Berstung sowohl in der Zahl als in der . Stärke der Klüfte. Befeuchtet man, was alle übrigen Geschiebe mit minder geborstener Oberfläche meist ganz unbeschadet ihrer Existenz vertragen können, dieses vollkommen gebor- stene Geschiebe mit Wasser, so zerfällt es wie Bol unter knisterndem Geräusche zu einer plastischen thonigen Masse, die zum grösseren Theile eben aus kohlensaurem Kalke besteht. Aus diesen Beobachtungen möchte ich vorläufig schliessen, dass die als compacter thoniger Kalkstein im Geschiebelehm abgelagerten Geschiebe im Laufe der Zeit innerhalb des berg- feuchten Lehms durch einen Umsatz des eingemengten starren Thones in den plastischen Zustand, wobei eine Wasseraufnahme und eine von innen nach aussen gerichtete Aufquellung ein- treten konnten und mussten, aufgerissen, geborstet worden sind. Solcher mit Volumenvergrösserung d. h. Aufquellung verbundene Uebergang des starren Thones in plastischen ist nichts Neues; der Bergmann kennt ihn bei manchen zwischen den Kohlenflötzen liegenden Schiefertbonen der Steinkohlen- formation und manchen Thonen der Braunkohlenablagerungen innerhalb Feuchtigkeit und freien Raum zuführender Gruben- baue, die dadurch in starken Druck gerathen und zuzuquellen [3 699 drohen, Erscheinungen, die der englische Bergmann „Creeps“ nennt, die von BuppLE (Karsten’s Archiv für Bergbau, 1843, XVll., S. 702) beschrieben worden sind, die aber auch auf Weise vielfach Erklärung gefunden haben. Ob sich solche Geschiebe auch in anderen Formationen finden, wo Geschiebe eines aufquellbaren d. h. thonigen Kalk- steines, mit aufquellender Bergfeuchtigkeit in einer das Quellen gestattenden d. h. weichen, nachgiebigen Masse vorkommen, mussen fernere Beobachtungen lehren. Je älter die Formatio. nen sind, um so seltener werden darin voraussichtlich gebor- stene Geschiebe sein, weil die zur Bildung derselben nöthigen Bedingungen daselbst fehlen dürften. Aehnliche Gebilde sind vielleicht die von Herrn Qvkn- STEDT (Epochen der Natur, S. 197) beschriebenen und abge- bildeten „kleinen, äusserst zierlichen, ringsum abgesonderten Knollen im Nummismalismergel des Lias (von Württemberg), netzförmig von Rissen durchzogen, wodurch Zellen wie bei Korallen auf der Oberfläche allseits entstehen.“ 4. Herr Damss an Herrn Kunrn. Breslau, den 20. April 1809. Durch Uebersendung Ihrer geschliffenen Exemplare der von mir als Lithostrotion caespitosum GoLDF. sp. bestimmten Koralle (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., B. XX., p. 492) habe ich mich überzeugt, dass dieselbe keine Columella hat, und in Folge dessen nicht als Lithostrotion, sondern als Cya- thophyllum zu fixiren ist. Ich benenne sie COyathophyllum Kunthi und behalte mir vor, in nächster Zeit eine Beschrei- bung davon zu geben; mein Material war unzulänglich und hauptsächlich nicht zum Schleifen geeignet, da die Stücke durch- weg zu stark angewittert waren. Herr Prof. RoEmer sieht die von ihm bei Siewierz auf- gefundene und von mir mit der Kunzendorfer Calamopora reticulata Buaınv. sp. identificirte Koralle als neue Species an und nennt sie Öalamopora filiformis. Zu dieser möchte er aller- dings auch die Kunzendorfer stellen. Ich habe mich jedoch nicht davon überzeugen können, dass eine von beiden charakte- | SR ristische Merkmale so durchgehends an sich frügen um darauf eine neue Species zu begründen. 5. Herr Brauns an Herrn Ecx. Braunschweig, den 26. Juni 1869. Der Beginn der Eisenbahnbauten zwischen Braunschweig und Helmstedt hat bereits in erfreulicher Weise die Befürch- tung beseitigt, welche ich in der kürzlich edirten Schrift über den mittleren Jura bei Besprechung des interessanten Auf- schlusses . bei der Mückenburg (östlich von Braunschweig) ausserte: dass keine Aussicht vorhanden sei, den Zusammen- hang der Mückenburg- Schichten mit ihrer Umgebung durch fernere Aufschlusse näher dargethan zu sehen. Die Bahnlinie durchschneidet zwischen der Mückenburg und dem südlich da- von belegenen sogenannten Mastbruche (dem Reste eines klei- nen Gehölzes) eine flache Senkung, hat jedoch einen, wenn auch nicht sehr tiefen Einschnitt daselbst bedingt, in welchem graugelbe Thone mit Sphärosideriten und mit Ammonites Par- kinsoni Sow. und Belemnites giganteus SCHLOTH. anstehen. Beide Petrefacten sind in ziemlich zahlreichen Exemplaren und neben einander von mir gesammelt. Es ist daher keiner Frage unter- worfen, dass daselbst die Schichten des Belemnites giganteus und Ammonites Parkinsoni (der unterste Theil der Parkinsonier- zone) anstehen, und dass die Schichtenfolge zwischen diesen und den Mückenburg - Schichten eine normale ist; denn die ersteren befinden sich geradezu im Liegenden der letzteren, und zwar in einer so geringen Entfernung, dass eine Störung der normalen Aufeinanderlagerung nicht anzunehmen ist. Wie indess die Jurascholle nun ferner abgegrenzt ist, dar- über lassen sich nur Vermuthungen aufstellen, indem weiter in der Richtung nach Suden bekanntermaassen Thone der un- teren Kreide (des unteren Gault) vorhanden sind. Von sonstigen Ergebnissen der Bahnaufschlüsse kann ich . für jetzt nur die des ziemlich tiefen Einschnittes im östlichen Theile der Buchhorst anführen, in welchem die Thone der Zoue der Trigonia navis, zwar bislang ohne dieses Leitfossil, jedoch mit ziemlich zahlreichen Exemplaren des Ammonites u... , _ opalinus Reın., der Gressiya abducta PHILLIPS, sowie mit ein- _ zelnen von Tancredia dubia SEEB., Thracia Roemeri Dun, u. Koch, Belemnites tripartitus SCHLOTH., sowie einem grösseren Exem- | plare von Modiola gregaria GoLprF., ziemlich steil nach West- nordwesten einfallend, angetroffen wurden. Hoffentlich liefert der Fortgang der Arbeiten hier eine längere Schichtenfolge, sowie auch auf der ferneren Strecke nach Osten zu, wenig- stens bis in die Gegend von Gardessen, Aufschlüsse im Lias und der unteren Kreide zu hoffen sind. Die Lage der hier angegebenen Orte wird sich ohne Schwierigkeit auf der zweiten Section der geognostischen Karte des Herzogthums Braunschweig von A. v. STROMBECK ermitteln lassen. Braunschweig, den 17. Juli 1869. Der Fortgang der Ausschachtungen in der Buchhorst hat an deren östlichem Abhange, welcher erheblich kurzer und steiler ist, vom Waldsaume bis zu dem flachen Kamme der Höhe von oben nach unten folgende Schichten ergeben: 1) Das Niveau des J/noceramus polyplocus F. Rorm. ist angedeutet durch dieses Fossil und durch Pholadomya trans- versa SEEB., beide indessen nur wenige Male gefunden. 2) Die schon früher erwähnten Opalinusthone in. etwas über 200 Fuss Mächtigkeit mit Schwefelkies- und Mergel- knauern, zu deren Fauna noch Belemnites abbreviatus MiLL. und subelavatus VoLTz, Gressiya unioides RoEMm. und exarata Brauns, /noceramus ‚dubius Sow., Leda acuminata Zıer. binzu- zufügen, so dass dieselbe (mit den oben genannten Belemnites tripartitus SCHL., Ammonites opalinus REıs., Gresslya abducta Puıur., Thracia Roemeri Duxk., Tancredia dubia SEREB., Modiola gregaria GoLDF.) sich bereits auf 12 Molluskenspecies beläuft. 3) Besonders schön sind die darunter befindlichen Schich- ten (Niveau des Ammonites Germaini, der aber hier nicht ge- funden) ersichtlich als sehr bröckelige, dunkle Mergelthone ohne Ausscheidungen von Eisenoxydhydrat, aber mit weit mehr Schwefelkies als vorige. Die in diesen Schichten vorgekom- menen Versteinerungen sind Ammonites Aalensis ZiET. (A. dis- pansus Lyc. bei v. SEEBACH), Ammonites radians Reın., Belemni- 702 an. tes irregularis ScHL. und Astarte subtetragona Münst.; Belemnites irregularis SCHL. ist, wie bei Hildesheim, Falkenhagen u. s. w., massenhaft vertreten. Ein Hinaufgehen desselben in die höhere Zone ist bislang nicht beobachtet; auch Ammonites radians ist mit Sicherheit nur mit dem Belemnites irregularis gefunden. Da mir aber vom Ammonites radians nur wenige Stücke vor- liegen ‚und eines doch hinsichtlich seines Nivcaus fraglich ist, so möchte dieser Punkt noch zu erledigen sein. Die Mächtig- heit der Schichtengruppe mit Ammonites Aalensis beträgt etwa 30 Fuss. | 4) Dann folgen typische, meist müurbe, hellgraue Posidonien- schiefer ohne Eisenocker-Ausscheidungen und nur vereinzelt mit Schwefelkies in geringen Mengen. Aus ihnen habe ich bis jetzt nur Ammonites communis Sow. anzufuhren. Die Schie- fer sind etwas über 100 Fuss mächtig. 5) Auf sie folgen hellgraue Thone mit vielen Sphäroside- riten und Ammonites spinatus Brus., Pecten aequivalvis Sow., Gressiya Seebachi Brauns, die also nach Lagerung und Ein- schlussen sich als Amaltheenthone kennzeichnen, und welche, obschon erst wenig durch den Bahnbau erschlossen, doch mit Sicherheit (durch Aufschlüsse an Waldgräben u. s. w.) noch eine ziemliche Strecke weit zu verfolgen sind. Ob indess eine an dem westlichen Saume der Buchhorst angesetzte Ausschach- tung sich ebenfalls in dieser Schicht befindet, habe ich noch nicht mit Bestimmtheit ermittelt. | Auch über die östlicheren Oertlichkeiten muss ich mir eine fernere Mittheilung vorbehalten, da ich bis jetzt nur die Amaltheenthone (mit Ammonites spinatus) beim Dorfe Schan- delah, sudlich und sudwestlich von demselben in ganz geringer Entfernung, und die bekannten Kalkbänke Mit Ammonites mar- garitatus MonTF., capricornus SCHL., fimbriatus Sow. und Pleu- rotomaria anglica Sow. zu erwähnen habe, welche ganz in der durch v. STROMBECK im Jahrgange 1853 dieser Zeitschrift, S. 81 fi., dargestellten Weise in der Nähe der Gardesser Wind- mühle, westlich von da nach Schandelah zu, in einem behufs Gewinnung von Steinen gemachten Schurfe angetroffen sind. 703° 6. Herr Scaiurımg an Herrn Beyrıca. Göttingen, den 24. Juli 1869. Auf der Grube Obersteigerkopf zu Zorge fand ich schon vor mehreren Jahren kleine Anataskrystalle; dieselben waren von gelblichbrauner Farbe, durchsichtig, besassen lebhaften Diamantglanz, die Härte 5—6 und zeigten die Combination (a:a:c) und (ce:oca: 0a). Eine mit den Kryställchen vorge- nommene Messung ergab den Endkantenwinkel der Pyramide — 97° 55’ und den Seitenkantenwinkel = 136° 25’; diese Winkel stehen denen des Anatases sehr nahe, und mag der Unterschied lediglich den Messungsfehlern zuzurechnen sein, da die Krystalle sich wegen ihrer Kleinheit nur schwierig cen- triren liessen. Das wenige Material, welches zu Gebote stand, genügte nicht zur Ausführung einer quantitativen Analyse; die qualitative Untersuchung ergab Spuren von Eisenoxyd neben Titansäure ; die letztere wurde durch die charakteristische Re- action mit Salzsäure und Zinn nachgewiesen. Die Kryställ- chen waren theils auf diehtem Diabas, theils auf Quarz aufge- wachsen und mit Dolomitkrystallen bedeckt, so dass sie erst nach dem Behandeln der Stücke mit verdunnter Salzsäure deut- lich hervortraten. — Vor einiger Zeit untersuchte ich eine Kluftausfullung des körnigen Diabases vom Stammrod bei Harzgerode; dieselbe bestand aus Quarz, Caleit und Albit und liess kleine, gelblichbraune, stark glänzende Kryställchen auf ihrer Oberfläche erkennen, welche mit Brookitkrystallen die grösste Uebereinstimmung zeigten. Ich behandelte das Stück mit verdünnter Salzsäure, um den Caleit, welcher die Kryställ- chen umschloss, zu entfernen. Nachdem der Caleit aufgelöst, liessen sich neben den gelblichbraunen , tafelartigen Kryställ- chen grössere Pyramiden von Anatas erkennen. Die Pyrami- den waren von schwärzlichbrauner Farbe und besassen leb- haften Diamantglanz. Da bisher im Harz obengenannte Mi- neralien nicht gefunden sind, so ist dieser Fund in mineralo- gischer Bezjehung nicht ohne Interesse, und möchte ich des- halb durch diese wenigen Zeilen die Aufmerksamkeit der Harzer Mineralogen auf diese Mineralien lenken. Zu bemerken ist, ‚dass die Krystalle fast stets mit einer Dolomitkruste bekleidet sind und erst nach dem Behandeln mit Salzsäure deutlich her- Em D Dips entnommen re ) el | \ ntersuchungen übrig geblieben, habe i ich der hiesigen U sitätssammlung geschenkt. Hand ‚niaha Kerle Ban N 6. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Mai - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 5. Mai 1869, Vorsitzender: Herr G. Rose. ‚Das Protokoll der April- Sitzung wurde verlesen und ge- nehmipgt. Als Mitglied ist der Gesellschaft beigetreten: _ Herr C. v. RapparpD in Berlin, vorgeschlagen von den Herren v. DEcHEn, HAucHE- CORNE und G. Rose. Für die Bibliothek sind eingegangen: A. Als Geschenke: : H. Crepner, Die Beeinflussung des topographischen Cha- rakters gewisser Landstriche Nord-Amerikas durch den Biber. A. Bovs, Ueber die Nothwendigkeit einer Reform des bergmännischen Unterrichts in Oesterreich. Wien. 1869. Dırrmann, Das Polar-Problem und ein Vorschlag zur Lösung desselben. 1869. — Geschenk des Verlegers J. F. RicaTer. E. v. Mossısovics, Ueber die Gliederung der oberen Trias- bildungen der östlichen Alpen. Wien. 1869. .G. Strache, Die geologischen Verhältnisse der Umgebun- gen von Waitzen in Ungarn. : G. Strache, Bericht über die-geologischen Aufnahmen im Gebiete des oberen Neutra-Flusses und der königlichen Berg- stadt Kremnitz im Sommer 1864. G. STAcHz, Geologisches Landschaftsbild von Siebenbürgen. LiıpoLd, Geologische Specialaufnahmen der Umgegend von Kirchberg und Frankenfels in Niederösterreich, 706 T. C. WINKLER, Des tortues fossiles conservdes dans le Musece Teyler. Harlem. 1869. a ‘ DELESSE, Etudes sur le metamorphisme des roches. Paris. 1869. DELESSE et DE LaPpPpARENT, Revue de Geologie. VI. Paris. 1869. G. JERvVIS, Guida alle acque minerali d’Italia. Torino. 1868. JERVIS, Relazione del regio comitato alla sezione italiana alla esposizione internazionale in Dublino nel 1865. Torino. 1866. Relazione al Ministro d’Agricultura etc. del regüi commissarü generali del regno d’Italia presso l’esposizione internazionale del 1862 March. vı Cavour e Comm. Devıscenzi. Londra. 1862. Exposition internationale de 1861. Royaume d’Italie. Ca- talogue officiel descriptif publie par ordre de la commission royale italienne. Paris. 1862. — Geschenk von Herrn JERvIS. Geologische Karte der Provinz Preussen von BERENDT. Sect. 2. Memel. — Geschenk der Physik. öconomisch. Ge- sellsch. zu Königsberg. B. Im Austausch: Bericht der Wetterauischen Gesellschaft für die gesammte Naturkunde in Hanau über den Zeitabschnitt vom 14. October 1863 bis 31. December 1867, Hanau. 1868. Mittheilungen der k. k. geographischen . Gesellschaft. Jahrg. VIII, Heft II. und Jahrg. IX. Wien. 1864/65. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Sitzung vom 19. Juni 1866 und No. 6 und 7. 1869. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1864, Bd. XIV., No. 2. — 1866, Bd. XVI., No. 2. — 1869, Bd. XIX., No. 1. Wien. Verhandlungen des botanischen Vereins für die Provinz Brandenburg und die angrenzenden Länder. Jahrg. 9. Ber- lin. 1869. | Abhandlungen, herausgegeben vom naturwissenschaftlichen Vereine zu Bremen. Bd. II., H. 1. Bremen. 1869. The Journal of the Royal Dublin Society. Dublin. 1868. No. XXXV1. Bulletin de la Societe de lindustrie mineral. T. XIV. Livr. 1. Paris. 1868. Nebst Atlas. Annuaire de lacademie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique. Bruxelles 1869. 17107 Bulletin de la societe des sciences naturelles de Neuchätel. T. VIII. Cah. 1. Neuchötel. 1868. Bulletin de la societe geologique de France. ‘Ser. II. T. XXV. 1868. N. 5. Paris. 1867/1868. Bulletins de l’academie royale des sciences, des lettres ei des beaux-arts de Belgique. Annee 37. Ser. II. T.XXV et XXVI. Bruxelles. 1868. Sveriges geologiska undersökning pa offentlig bekostnad ut- förd under ledning af A. Erpmann. 26—30. Nebst den be- treffenden Sectionen. Der Vorsitzende machte Mittheilung von dem Inhalte zweier Schreiben von den Herren Hausmann und v. RicHt- HOFEN (s. S. 694 u. 695). | Herr BryrıcH legte eine durch Vermittelung des Berg- assessors Kauıu von Herrn DAnxnengere in Dillenburg erhal- tene Reihe von Versteinerungen aus den Eisensteinen der Grube Hainau bei Wetzlar vor, durch welche das Zusammenvorkommen von Calceola sandalina mit Stringocephalus Burtini in derselben Gesteinsschicht an der genannten Localität nachgewiesen wird. Der Redner machte darauf aufmerksam, dass eine Trennung eines Niveaus mit Calceola sandalina von einem solchen mit Stringocephalus Burtini, wie sie am Rhein und im Oberharz in der Gegend von Clausthal sich beobachten lasse, in England nicht mehr durchführbar sei, dass vielmehr auch hier beide genannte Brachiopoden in derselben Schicht zusammen vor- kommen. Die übrigen mit denselben bei Wetzlar aufgefunde- nen Versteinerungen sind den englischen und denjenigen For- men analog, welche im Mittelharz am Büchenberge den Strin- gocephalus Burtini begleiten, während Calceola sandalina an letzterem Orte nicht bekannt ist. Es sind 3 Atrypa (darunter 4A. flabellata in der englischen, nicht in der eifeler Form), 2 Spiriferen (Spirifer simple und Sp. nudus, welcher in der Eifel bisher nicht gefunden wurde, wohl aber in England und im Harz), ein Pentamerus, 3 Rhynchonellen (darunter Rh. cuboi- des), eine Leptaena, Streptochynchus umbraculum, ein Bronteus, ein Cyathophyllum (dem englischen entsprechend) und eine Fenestella. Ausserdem sprach er über die geologische Karte der Pro- vinz Preussen. Von der gegenwärtig durch Dr. G. BERENDT auf Kosten der Provinz und im Auftrage der Physikalisch-öko- Zeits. d. D. geol. Ges. XXI, 3, 46 708 nomischen Gesellschaft aufgenommenen geologischen Karte der Provinz Preussen*) sind bereits 4 Sectionen erschienen. Es ist damit das Samland, d. h. das Rechteck zwischen Pre- gel, Deime, Haff und Ostsee und ausserdem das Küstenland des kurischen Haffes vollendet, und es lässt sich bereits hin- länglich beurtheilen, ein wie bedeutsames Werk hiermit von der Provinz in Angriff genommen worden ist. Besonders ist es. ein Verdienst der Physikalisch - ökonomischen Gesellschaft, zur Ausführung dieser Arbeit den ersten Anstoss gegeben zu haben. Die das kurische Haff, wie das Samland umfassen- den Blätter zeigen eine Fülle von Detail, das, wenn man die verhältnissmässig kurze Zeit betrachtet, seit welcher die Aus- führung begonnen, und bedenkt, dass Dr. BEREXDT gegenwärtig noch völlig allein sowohl die Bearbeitung und Herausgabe der Karte, als die während des Sommers dazu nöthigen Aufnahmen ausführt, die grösste Anerkennung verdient. Es werden auf den vorliegenden Blättern in den Tertiär- bildungen Bernstein- und Braunkohlen-Formation, in den Dilu- vialablagerungen unteres und. oberes Diluvium und bei den jüngsten Bildungen noch ein älteres und jüngeres Alluvium durch besondere Farben von einander getrennt. Da die Karte aber zugleich, wie die 1866 erschienenen „Vorbemerkungen“ besagen, als spätere Grundlage zu agronomischen Bodenkarten dienen soll, so unterscheidet Dr. BEREXDT auch innerhalb die- ser Formations-Abtheilungen noch vorwiegend sandige, thonige resp. merglige und pflanzliche Schichten. Trotz der zahl- reichen Unterscheidungen verliert das durch die Karte gegebe- nen Gesammtbild bei den angewendeten Farben nicht an Ueber- sichtlichkeit. So tritt (Sect. VI. und VII.) ganz Samland als ein ringsum scharf begrenztes Plateau hervor, das in seinem nordwestlichen Theile am meisten gehoben, demgemäss hier auch in seinen steil abgebrochenen Seeküsten Tertiärgebirge unter der Diluvialdecke hervorblicken lässt, während alle Schluchten und Einsenkungen, wie das Pregelthal, welches Samland und Natangen trennt, mit Alluvialschichten erfüllt sind. *) Im Maassstabe 1: 100000 erscheint dieselbe in der Verlags-Kar- tenbandlung von J. H. Neumann in Berlin zu dem Preise von 1 Thlr. pro Section, deren zusammen 41 Ost- und West-Preussen umfassen werden. > 799 Auf den Blättern, welche speciell das kurische Haff brin- gen, heben sich aus den Deltabildungen des Memelstromes die ehemaligen Sandbänke des breiten Mündungsbusens als eben- soviele langgestreckte Hügelreihen deutlich hervor. Das Bild wird erst seine Vollständigkeit erreichen, wenn die anstossende Section Tilsit (Schalaunen) gleichfalls vorliegen und das Delta so von dem umkränzenden Plateau völlig begrenzt sein wird. Da die Karte gleichzeitig das gesammte topographische Material der Generalstabs- Aufnahmen bringt, so gewährt die- selbe zugleich ein klares Bild der Terrainverhältnisse. Herr v. DecHuen legte ein Stück Bernstein von 14 Pfund Gewicht vor, welches in der Gegend von Berneuchen bei Neu- damm aufgefunden worden ist. — Derselbe lenkte ferner die Aufmerksamkeit auf eine bei Müncheberg gegenwärtig in Be- trieb befindliche grosse Kiesgrube, in welcher Geschiebe von Gesteinen der Juraformation in grosser Häufigkeit vorkommen ; ausserdem Geschiebe eines äusserlich dem Melaphyrmandelstein gleichenden Gesteines. — Endlich legte derselbe einen Probe- abdruck der von ihm angefertigten geognostischen Karte von Centraleuropa vor. Herr RAMMELSBERG sprach über die chemische Zusammen- setzung der tantal- und niobhaltigen Mineralien (s. S. 555). Herr Groru besprach die chemische Constitution der Gruppe der Titanite nach den neueren Ansichten und wies nach, dass die einzelnen Glieder derselben (Sphen, Titanit von Dresden, Yttrotitanit, Schorlamit) sich durch gewisse An- nahmen auf eine und dieselbe sehr einfache Formel bringen lassen. | Derselbe zeigte ferner viergliedrige Zwillingskrystalle von Zinn von Zolllänge (durch Herra NOÖLLNER in Harburg darge- stellt) vor. Herr v. Rapparn sprach über die Lagerungsverhältnisse der Braunkohle zwischen Frankfurt a. OÖ. und Wrietzen. Endlich legte Herr Eck eine im Auftrage des Konigl. Handelsministeriums angefertigte geognostische Karte der Um- gegend von Rüdersdorf im Maassstabe von 1:8700 vor. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G, Rose. " BEeyYrıcH. Eck. 46 * 710 - 2. Protokoll der Juni - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 2. Juni 18069. Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der Mai-Sitzung wurde verlesen und ge- nehmipgt. ; Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr CARMICHAEL aus Amherst, Massachusets. U. St. of N. A., z. Z. in Göttingen, Herr Dr. phil. M. Darustavr in Ebersheim bei Mainz, Herr van DorP aus Rotterdam, z. Z. in Heidelberg, sammtlich vorgeschlagen durch die Herren ScaiL- LING, Lossen und Eck, Herr Dr. ALpsons Dirrmar in St.-Petersburg, vorgeschlagen durch die Herren Berrich, v. MÖLLER und G. Rosk. | Für die Bibliothek sind eingegangen: A. Als Geschenke: A. Bovs, Ueber die Rolle der Veränderungen des unor- ganischen Festen im grossen Maassstabe in der Natur. „Wien. 1868. Spt. ’ H. Fiscaer, Kritische mikroskopisch - mineralogische Stu- dien. Freiburg. 1869. W. GüusEL, Ueber Forminiferen, Ostracoden und mikro- skopische Thier-Ueberreste in den St. Cassianer und Raibler Schiehten. Wien. 1869. Spt. B. Stuper, Orographie der Schweizeralpen. Spt. 1869. Le Departement imperiale des Mines de Russie: Carte geo- logique dw versant occidental de l’Ourale, par VALERIEN DE MÖL- LER. 1869. B. Im Austausch: Sitzungsberichte der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag. 1868. Abhandlungen der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wis- senschaften zu Prag. 1868. au Verhandlungen des naturhistorischen Vereines von Rhein- land und Westphalen. 1868. Monatsbericht der königl. preuss. Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, Februar 1869. Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. 1868. 8. Heft. — 1869. 1. Heft. Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Brünn. 1867. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Güstrow. 1869. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubun- dens. Chur. 1867. Mittheilungen aus Justus PErTHES’ Geographischer An- stalt von PErTermann. 1869. 3. u. 4. Heft. Ergänzungsheft No. 27. Sitzungsberichte der Kgl. bayer. Academie der Wissen- schaften. München. II. 2. 3. 3. 1868. Societe des sciences naturelles du Grand-Duche de Luxem- bourg. 1867 u. 1868. Atti della societa italiana di scienze naturali. X. 3. XI. Bu. 9. Memorie della societa italiana di scienze naturali. II. T. BTI. 2.8.4. EV. 3. \ Annales des mines. XIV. XV. Paris. 1868. 1869. Bulletin de la societ€ Vaudoise des sciences naturelles. Vol. X. Lausanne. Avril 1869. Der Vorsitzende legte einen Brief des Herrn Hausmann vor (s. S. 694); ferner eine Abhandlung des Herrn CosmAann über nassauische Apatitvorkommen und einige andere Mine- ralien. Herr RıuMELSBERG sprach uber die chemische Zusammen- setzung des Axinits (s. S. 689). Herr KuntH sprach über eine Arbeit Waruın’s, welche die Sandsteine unter der Zone der Primordial-Fauna im südlichen Schweden behandelt. | _ Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. Beyrıch. Kuntn. 712 3. Protokoll der Juli - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 8. Juli 1869. Vorsitzender: Herr G. Rose. F Das Protokoll der Juni-Sitzung wurde verlesen und genehmigt. Als Mitglieder.traten der Gesellschaft bei: Herr Prof. Dr. Fucas, - Herr Dr. Fr. Krocks, Herr Dr. Couen, sämmtlich in Heidelberg, vorgeschlagen von den Herren v. LEONHARD, BENECKE und G. Rose. Herr G. Ross theilte mit, dass Herr Kusta es übernom- men habe, namens der Gesellschaft den Besprechungen des Comites für die Humboldtfeier beizuwohnen. Für die Bibliothek sind eingegangen: A. Als Geschenke: THouaso CaruLLo. 1. Heft. BacHMAnN, Observ. geolog. 1. Heft. Bornholms Geotektonik. 1. Heft. KJERULF, Om Sparagmit-Kvarts-Fjeldet i det söndenfjeldske Norge. Revue de Geologie. DELessE. KJERULF, Om Terrasserne i Norge. B. Im Austausch: Zeitschrift für das Berg-, Hutten- und Salinenwesen in dem preussischen Staate.e Heft 1. 1869. 1. Heft Statistik (6. Lief.). Berlin. 1869. Monatsberichte der königl. preuss. Akademie ‘der Wissen- schaften zu Berlin. März 1869. Karlsruhe, Naturw. Verein. 3. Heft. Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. No. 3. St. Gallen’sche Nat.-Gesellsch. 1867. 1868. Verhandlungen der k.k, geologischen Reichsanstalt. 1869. No. 8. Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften. 5 Hefte. (1. u. 2. Abth.) er 713 Oberhess. Gesellsch. 1868. Zeitschr. f. d. gesammt. Naturw. Juli— December. Geological survey of New Jersey. ‘1 Bd. u. 1 Atl. Patent office report. 1866. Vol. 1—3. Der zoologische Garten. Jahrg. X. 1869. Nr. 1 6. Frankfurt a. M. 1869. Herr Ortu sprach uber einige von ihm beobachtete Vor- kommnisse von tertiären Thonen. — Derselbe schilderte das Vorkommen von Löss, welchen er am Fusse des Zobten auf- gefunden. Herr RAMMELSBERG theilte die Resultate seiner neueren Untersuchungen des Turmalins mit. Herr Wepping berichtete über die Anwendung des Speer apparates zur Controlle des Verlaufes des Bessemerprocesses. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 2.2.0: G. Rose. Beveıch. HAUCHECORNE. Druck von J. F. Starceke in Berlin. ii 7 Bis Be ER DR ya fukes Ruh bir dakfıN »4h Br HEIBUSH.. 39NIR- AANH r IRRE T ESS i x = aan 58 Di Asy9aye Sub sunbas Ra ik Si dx di seiloirnd. = einge re HER "she & ER hu ce = BERNER, anal” Kramge ab D a“ x BEE : r N hi marc.; a sahrk ii ol N Rd ) “ > % r r . Eur x, ” ’ Inhalt des III. Heftes. A. Aufsätze. ö . Seile, 1. Ueber die schwarzen oberharzer nn Von Herrn A.v. Groppeck in Clausthal . . 500 2. Die vorsilurischen Gebilde der „Oberen Halbinsel von Michigan‘ & in Nord-Amerika. Von Herrn Hermann Creoner in Leipzig. (Hierzu Tafel VI. bis XIL) . . . 516 3. Ueber die Constitution einiger natürlichen Tantal- und Niob- verbindungen. Von Herrn C. Ranmmeısseng in Berlin . 5959 4. Ueber Belemnites Bzoviensis, eine neue Art ausdem untersten Oxfordien von Bzow bei Kromolow. Von Herrn Zeuscuner in Warschau. (Hierzu Tafel XII) . . . .. 965 5. Ueber den silurischen Thonschiefer von Zbrza bei Kielce. - Von Herrn Zeuscaser in Warschau. (Hierzu Tafel XIV } 569 6. Neue Beiträge zur Geologie Helgolands. Von Herrn Ap. Lasarn in Barlin. (Hierzu Tafel XV.) . -. 2... 0524 7. Ueber die Tertiärversteinerungen von Kiew, Budzak und Traktemirow. Von Herrn v. Koenen in en (Hierzu Tafel XVE) =; u ETREEE 8. Mittheilungen von der Westküste Nordamerikas. "Von Herm F. Baron Rıc#teorrn in San Franeisco, Cal. . . 599 9. Ueber die Krystallformen der Blende. Von Herrn A. Sapı- ee Beck in Berlin. (Hierzu Tafel XVIL).. . 620 10. Allgemeines Gesetz für tetra&drische Zwillingsbildung. Von Herrn A. Sınzseck in Berlin. . . 640 11. Eine Pseudomorphose von Eisenoxydhydrat Ser Weisshlörerz Von Herrn Kosmasn in Bonn . . . 644 - 12. Beiträge zur Kenntniss fossiler Korallen. von Herrn A: Kunta in Berlin. (Hierzu Tafel XVII. u. XX.) . . . 647 13. Ueber die Zusammensetzung und die Constitution des Axi- nits. Von Herrn C. Raumeisgerg in Berlin. . . .. 0689 B. Briefliche Mittheilungen der Herren Hausmann, v. RıiCHTHOFEN, LasPEYREs, a Brauns _ und SCHLLING . . » .» . nme. 2 C. Verhandlungen der desolleshart Protokoll der Mai-Sitzung, vom 5. Mai 18569 . . . . . 705 Protokoll der Juni-Sitzung, vom 2. Juni 1869. . . . . 710 Protokoll der Juli-Sitzung, vom 7. Juli 18569 . . . .„ . 712 Drukfehler Band XXI. Heft 2. S. 479 Zeile 16 u. Zeile 8 v unten lese angustidens anstatt tau Be Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen etwaiger Veränderungen des Wohnortes sind an Dr Eck (Lustgarten Ro, 6.) zu richten. Die Beiträge sind | pränumer ando an die Bessersche Buchhandlung (Behrenstrasse 7.) einzureichen Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- händlerischem Wege, sondern durch direete Uebersendung an die Bessersehe Buchhandlung zu bewirken. a 2 er . te eu Ir Basti; YA eitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. xxXI Band. 4. Heft. August, September und October 1869. (Hierzu Tafel XX u. XXI.) Berlin, 1869. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). Behrenstrasse No. 7. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 4. Heft (August, September und October 1869). A. Aufsätze. l, Ueber fisch- und pflanzenführende Mergelschiefer des Rothliegenden in der Umgegend von Schönau in Niederschlesien. | Von Herrn E. Brcker ın Breslau. Das Verdienst, in dem niederschlesischen Rothliegenden zuerst Mergelschieferschichten von dem gleichen: Alter wie die bituminösen Schiefer und der Ruppersdorfer Kalkstein Böh- mens nachgewiesen zu haben, gebührt meinem verehrten Leh- rer, Herrn F. Rormer. Er hat dieselben in Bd. IX. dieser Zeitschrift p. 51 — 84 beschrieben. Durch ihre Auffindung und die. Kenntniss: ‚von dem Auftreten des Ruppersdorfer Kalkes östlich von Logau, den Herr Goldarbeiter Sıcusse in Löwen- berg entdeckte, wurde es erst möglich, das niederschlesische Rothliegende mit demjenigen südlich des Riesengebirges zu parallelisiren. Diese. Mergelschieferschichten in der kudedbeid von Schö- nau aufzusuchen, dazu wurde ich durch die Leeture einer Num- mer des Goldberger Kreisblattes von 1842 angeregt, welche mir Herr SacHassE gütigst mittheilte. Dieselbe enthält den Aufruf eines „Verwaltungsausschusses des Steinkohlensuchungs- vereins‘‘, in welchem Folgendes als das Resultat einer geolo- gischen Durchforschung. der Schönau-Bolkenhainer Gegend, ausgeführt durch Professor , HALBAUER aus. Zittau, mitgetheilt wird: Zeits.d.D. geol. Ges. XXL. A. 47 716 „Mit dem Rothliegenden, welches sich von Schönau in | einem nur bei Schweinhaus durch Porphyr unterbrochenen Zuge bis gegen Blumenau und Baumgarten hin erstreckt, finden sich, wenn auch nicht in mächtiger Entwickelung, bei Ober-Rövers- dorf und Alt-Schöonau Schichten vor, welche den angestellten Beobachtungen zufolge zu derjenigen Gebirgsformation gehören, welche die meisten bekannten und grösseren Steinkohlenab- lagerungen in sich schliesst, d. i. zu dem sogenannten Stein- kohlengebirge. Diese h. 4, 4 südwestlich einfallenden Schich- ten bestehen aus grossen Conglomeraten und Sandsteinen mit zwischenliegendem, Schiefertbon und bituminösen Bergtheer enthaltendem Kalkstein. Ausser einigen, auch anderwärts im Steinkohlengebirge vorkommenden Fisch- und Pflanzenüber- resten (Falaeoniscus angustus, Equisetum und Pecopteris) lassen sich im Schieferthone von Ober- Röversdorf mehrere bis zu 14” starke Steinkohlenschmitze wahrnehmen.“ ' Die im Folgenden mitgetheilten Beobachtungen wurden im Herbst 1867 angestellt; sehr wesentlich haben mich durch ihre sehr gründliche Terrainkenntniss der Generalbevollmächtigte der grossherzoglich oldenburgischen Güter in Schlesien, Herr Bieneck in Mochau und Herr Rittergutsbesitzer B. v. Horr- MANN in Ober-Röversdorf unterstützt. Beiden Herren spreche ich hiermit meinen ergebensten Dank aus. Die hier zu beschreibenden Schichten treten in der Schö- nauer Mulde sowohl an. deren nördlichem Flügel, als auch an dem südlichen auf, und zwar gehören die Vorkommnisse an den Ufergehängen und im Bett der Katzbach zu Alt-Schönau und Ober-Röversdorf dem nördlichen Muldenflügel, das Auf- treten am Kellerbach bei Ober-Röversdorf und am östlichen Fusse des Buchberges dem südlichen an. I. Auftreten der Mergelschiefer an dem nördlichen Muldenflügel. l:shu Alte Sch nase Sie erscheinen hier unmittelbar bei der Tucner’schen Mühle im Bett der Katzbach auf eine Erstreckung von eirca 100 Fuss. Sie sind grauschwarz gefärbt, werden aber nach 717 dem Hangenden zu etwas heller; sie lassen sich mit dem Messer leicht ritzen , das Strichpulver ist lichtgrau. Kalte ver- dünnte Salzsäure bewirkt eine lebhafte Gasentwickelung, die aber nach kurzer Zeit aufhört.*) Die gepnlverte Substanz, mit verdunnter Salzsäure gekocht, gab eine reichliche Ent- wickelung von Kohlensäure und Kohlenwasserstoff und eine Ausscheidung von viel Bitumen und etwas Kieselsäure. Das Filtrat enthielt Kalk, Mägnesia, Eisenoxyd und 'Thonerde. Im Allgemeinen lasst sich das Gestein leicht in dünne Platten spalten, die beim Schlagen bituminös riechen und wie Phono- lithplatten klingen; nur die jüngeren Schichten sind etwas dick- schieferiger. Sie ruhen auf einem in ungefähr 3’ mächtige Bänke gesonderten, grünlichgrauen Sandsteine, in welche Conglomeratschichten mit haselnuss- bis hühnereigrossen Quarz- gerollen eingelagert sind. Das Hangende, welches ebenso wie das Liegende im Katzbachbette deutlich aufgeschlossen, ist dem Liegenden sehr ähnlich zusammengesetzt. Auch dieses wird von einem feinkörnigen, grauen Sandstein gebildet, in dem ca. 2’ mächtige Conglomeratbänke, die denen des Liegen- den völlig gleichen, auftreten. Die Schieferschichten streichen von Südosten nach Nord- westen und fallen mit 16° nach Südwesten ein; ihre Mächtig- keit mag 12 — 15’ betragen. Von organischen Resten enthalten diese Schiefer: Copro- lithen von 2— 1" Durchmesser, Flossenstacheln von Acan- thodes gracilis BEYR. sp., Palaeoniscus: sp. in einzelnen rhom- bischen, stark glänzenden Schuppen, Zweischaler, in ihrer Ge- stalt an Unio erinnernd: sie sind langgestreckt-oval, 14 Mm. lang, 5 Mm. breit; der Wirbel liegt weit nach vorn; vom Schlosse wurde nichts beobachtet; die Schale besitzt ausser den parallelen Anwachsstreifen keine Sculptur; da ich von dem Schlosse keine Kenntniss habe, beschränke ich mich dar- auf, ihr Vorkommen hier anzuführen. Von Pflanzenresten **) wurde Walchia piniformis STERNB. beobachtet; die übrigen wa- *) Diese qualitative Untersuchung, wie die im Folgenden mitge- theilten, führte auf meine Bitte Herr W. Fischer, erster Assistent an dem chemischen Laboratorium der hiesigen Universität, aus. **) Diese, wie die im Folgenden aufgeführten Bestimmungen von Pflanzenresten verdanke ich der Güte des Herrn Geh. Rath GöpPperrt. 47 * 718 ren selbst zu einer generischen Bestimmung zu schlecht er- | halten. . Die Vertheilung dieser Reste in den Schieferschichten :| anlangend, so liefern die untersten besonders die Pflanzen- reste und sehr ‘häufig die oben erwähnten kleinen Zweischaler; | Coprolithen treten sehr sparsam auf; die . darauf. folgenden, jüngeren Schichten enthalten in ziemlich gleicher, aber nicht | allzu grosser Häufigkeit Acanthodes- und Palaeoniseusreste | nebst Coprolithen. Die Schieferschichten lassen sich von der TEIıcHLER’schen N Mühle nur in sudöstlicher Richtung verfolgen; sie treten in Alt-Schönau noch an zwei Punkten auf, nämlich da, .wo die (mit der Streichungslinie ziemlich genau zusammenfallende) | Linie, welche die Teıcnter’sche Mühle mit dem Gehöft des Bauers Frömberg verbindet, den durch das Dorf führenden Weg und nochmals die Katzbach schneidet. Auf dem Wege | erkennt man die grauschwarzen Schieferplatten sehr deutlich, während der Aufschluss an der Katzbach mit dem an der | Tucauer’schen Mühle völlig übereinstimmt. 2. In Ober-Röversdorf. Hier erscheinen die Schiefer am linken Ufer und im Bette | der Katzbach dicht bei dem Gehöft des Bauers SEILER. Da- selbst macht die Katzbach eine ungefähr rechtwinklige Krüm- | mung, indem sie ihren südwestlichen Lauf in einen nordwest- | lichen verwandelt, und gerade in dieser Krümmung bildet das linke Ufer einen. 15’ hohen. steilen Absturz, an. dem ebenso ’ I wie im Bette des Baches die Mergelschiefer auftreten. Leider sind nur die im Bachbett selbst auftretenden Schichten. der Beobachtung zugänglich, da die darüber folgenden Schichten und das Hangende theils durch einen fast vom Wasserspiegel an sich erhebenden Steindamm zum Schutze des Ufers gegen die Fluthen der Katzbach, theils durch das daruber befindliche dichte Gestrüpp verdeckt werden. Hier finden wir in dem grauschwarzen, bituminösen Mergelschiefer noch 1—6” mäch- tige Bänke eines grauen bis graubraunen, dickschiefrigen Kal- kes eingelagert; beide riechen beim Schlagen bituminös. Das Liegende besteht, ähnlich wie in Alt-Schönau, aus einem hell- grauen, feinkörnigen Sandstein, in welchen grobkörniger Sand- stein mit zahlreichen Quarzgeröllen eingelagert ist. Der Schie- fer gleicht demjenigen von Alt-Schönau vollkommen, abweichend 719 ist nur das häufige Auftreten kleiner, haselnuss- bis wallnuss-_ grosser Ausscheidungen eines bräunlich gefärbten, körnigen Kalkes und das ebenfalls nicht seltene Vorkommen unregel- mässiger Knauern eines schwarzen Hornsteins, um welche die Schieferschichten sich legen. Häufig treten in dem Mergel- schiefer glatte, theils ebene, theils unregelmässig gewölbte, striemige Flächen auf, welche wohl zu den Druckerscheinungen zu rechnen sind.*) Der Kalk ist von zahlreichen schmalen Klüften durchzogen, auf denen Kalkspath und viel seltener Schwefelkies vorkommt. Das Kalkpulver entwickelte, mit ver- dünnter Salzsäure gekocht, Kohlensäure, Kohlenwasserstoff und Schwefelwasserstoff und hinterliess einen Rückstand, aus Bi- tumen und Kieselsäure bestehend. Das Filtrat enthielt vor- nehmlich Kalk, ausserdem Eisenoxyd, Thonerde und Magnesia in‘ geringer Menge. — Die Schichten streichen auch hier von Nordwesten nach Südosten, fallen aber mit’ circa 30° nach Sudwesten. | j Von organischen Resten wurden dieselben wie in Alt- Schönau gefunden; nur kamen hier Pflanzenreste in weit grösserer: Zahl vor. Mit Sicherheit wurden erkannt: Walchia piniformis STERNB., ein Walchienzapfen , Cyatheites arborescens Brongn., Cyatheites Schlotheimi GoEpP. var. Jatifolia und Odon- topteris obtusiloba Nauu.**) ll. Auftreten der Mergelschiefer an dem südlichen Muldenflügel. 1. An dem Kellerbach“*) bei Ober-Röversdorf. Das linke Ufer des Kellerbaches bildet da, wo es von der nördlichen Grenze des sogenannten Stockbusches berührt wird, in einer sehr starken Krümmung des Bachlaufes einen ca. 12° hohen, steilen Abfall, an dem ebenso wie im Bach- bett die Schieferschichten entblösst sind. Hier hat der Bach nicht bloss die zwischen Ober-Röversdorf und Hohenlieben- *) Nicht so häufig kommen sie in Alt-Schönau vor. ;*=#*) Dicht bei der eben beschriebenen Stelle wurde 1842 ein Stolln auf Steinkohlen getrieben. ***) Ein kleiner, aus dem Urthonschiefergebiet südlich von Hohen- liebenthal kommender und bei dem Dominium Ober-Röversdorf in die Katzbach mündender Bach. 720 thal ausgebreiteten Diluvialablagerungen durchschnitten ,. son- | dern auch sich 4’. tief in. die unmittelbar darunter liegenden Schieferschichten eingesägt.. Die petrographisch mit. den be- | schriebenen Vorkommnissen vollig übereinstimmenden Schiefer | enthalten hier ganz besonders viele und grosse Coprolithen. || Fast‘ jedes grosse Schieferstück , welches man herausbricht, | zeigt eine ovale Protuberanz auf der Schichtfläche, ein siche- | res Zeichen, dass darin ein Coprolith enthalten ist. Die Länge derselben beträgt hier sogar über 2”; gewöhnlich besitzen sie || einen Kern ‚von Schwefelkies und sind von einer dünnen Schwefelkiesrinde umhullt; an Schönheit erinnern sie an das Vorkommen im englischen Lias. Ausserdem wurden Palaeo- || niscusschuppen, Flossenstacheln von Acanthodes gracilis und | zahlreiche unbestimmbare Pflanzenreste beobachtet. Die Schichten streichen von Nord gegen Nordosten nach | Süd gegen Südwesten und fallen mit 32° nach Westen ein. Wahrscheinlich verwandeln die Schichten des südlichen Mulden- | flügels bei der Erweiterung der:Mulde zwischen Alt-Schönau || und Johannisthal ihr nordwest-südöstliches Streichen in ein ungefähr nord-sudliches parallel dem Ufer des Meerbusens, um dann in westlicher Richtung fortzusetzen. 2. An der Ostseite des Buchberges. Auf diesen Punkt lenkte ein Gesteinsstück des Berliner mineralogischen Museums meine Aufmerksamkeit. Es war mit der Etiguette versehen: „Schieferthon mit vegetabilischen Resten, eingelagert im Rothliegenden an der Ostseite des Buchberges, anstehend an dem Wege, der von Hohenlieben- thal nach Nieder-Falkenhein führt.“ Die Schichten treten an | der linken Seite der Strasse von Hohenliebenthal nach Nieder- Falkenhain, reichlich 500 Schritte nördlich von HiLSCHER’S Vorwerk und 200 Schritte sudlich von einem alten, verlasse- nen Bausandsteinbruch auf. Sie sind dort auf eine Erstreekung von 10 --12 Schritten an dem nicht sehr steilen Gehänge des Weges zu beobachten. Sie bestehen aus einem schwarzen Mergelschiefer, der sich leicht in + — +” starke Platten von mehr als 1 Quadratfuss Grösse zerspalten lässt. Sein Pulver gab, mit verdünnter Salzsäure gekocht, Kohlensäure, Kohlen- asserstoff und eine Ausscheidung von sehr viel Bitumen und 721 wenig, Kieselsäure. "Das selbgefarbte' Filtrat enthielt Kalk, Magnesia, Eisenoxyd und. Thonerde. ‚Hier. wurde Palaeoniscus' ale Ac. in alreren Exemplaren gefunden, zwar nie ganz vollständig, aber doch in erkennbaren Bruchstücken. Ausserdem fanden sich Coprolithen und unbestimmbare Farrnreste. Das Liegende besteht aus einem grüngelben, weichen Sand- steine mit vielen, kleinen Glimmerblättchen, der mit Säure be-:' handelt nicht braust.e. Das Hangende wurde anstehend nicht beobachtet; wahrscheinlich besteht es aus einem sehr ähn- lichen, aber härteren Gestein, von welchem Bruchstücke auf den Feldern gefunden wurden. Das Streichen erfolgt von Osten gegen Sudosten nach Westen gegen Nordwesten, das Fallen unter 12° nach Norden. Nach Herrn Professor Berrıc#’s mündlicher Mittheilung (vergl. auch Rorn, Erläuterungen zur geognostischen Karte vom niederschlesischen Gebirge, $S. 261) kommen „am Rande des Melaphyrs bei Schönwalde dunkle Schiefer mit Pflanzen- resten vor, denen wahrscheinlich dasselbe Niveau (wie denen von Klein-Neundorf) zukommt.“ Ein Belegstück dieses Vor- kommens besitzt das Museum der königlichen Bergakademie in Berlin in dem sub II. D. 15. No. 2 catalogisirten Gesteins- stück der Bock’schen Sammlung. Seine Etiquette lautet: „Bi- tuminöser Mergelschiefer. zwischen Falkenhain und Schönwalde am linken Ufer des Rothebaches und dem südöstlichen Fusse des Harteberges. 30 — 40” mächtig, Streichung 4, 4 und fällt mit circa 10° nach Nordwesten.“ Auch hier haben wir es demnach mit Schichten des südlichen Muldenflügels zu thun. Ich selbst habe, obgleich ich danach gesucht habe, dieses Vorkommen nicht auffinden können. Aus den im Vorstehenden mitgetheilten Beobachtungen ergiebt sich das Resultat, dass ebenso wie bei Klein-Neundorf auch im Rothliegenden der Gegend von Schönau fisch- und pflanzenführende Mergelschiefer auftreten, welche ihren Ein- 122 + schlüussen zufolge den Einlagerungen von bituminösen Schiefern und Kalken in der oberen Abtheilung des unteren Rothliegen- den Böhmens gleichaltrig sind. — Die Verfolgung dieser Schichten "ist besonders wichtig, weil sie das einzige paläon- tologisch begründete Niveau in der Formation des Rothliegen- den bilden. | 123 2, Ueber das Alter der goldführenden Gänge und der von ihnen durchsetzten Gesteine. Von Herrn F.:Baron R:cnruoren ın San Francisco, Cal. ‚Das geologische Alter des, Goldes ist Gegenstand. viel- facher Beobachtungen und Vermuthungen gewesen. Die. Zeit des Aufsteigens der goldführenden Gänge und das Alter der von diesen durchsetzten Gesteine mussten ‚dabei getrennt in’s Auge gefasst werden. . Die auf die Verhältnisse im Ural ge- gründete und von ihnen aus verallgemeinerte Hypothese 'von Sir RopDErick MURCHISON, dass die ursprüngliche. Lagerstätte des Goldes ausschliesslich in paläozoischen und azoischen Ge- steinen sei, die das Gold führenden Gänge und Imprägnationen aber in einer sehr jugendlichen Zeit darin gebildet worden seien, stand durch lange Zeit unbestritten da, obgleich Herrn G. Rosz’s Beobachtung, dass die Goldgänge des Urals fast stets von Granitgängen, begleitet sind. und in einem gewissen Ab- hängigkeitsverhältniss zu diesen zu stehen scheinen, ebenso gegen ihre jugendliche Entstehung sprach, wie die Thatsache, dass im Ural jüngere Eruptivgesteine fehlen, und dass keine Zeichen von anderweitigen Vorgängen‘ vorhanden sind, welche in so jugendlicher Zeit ein Phänomen hervorgebracht haben könnten, das wir, nach Allem, was wir daruber wissen, mit tief im Inneren gelegenen und gegen die Oberfläche wirkenden Vorgängen iu Verbindnng bringen müssen. Einzelne Vorkom- men in jüngeren Gesteinen aufsetzender Goldgänge, wie der- jenigen von Voröspatak, galten als örtliche Ausnahmserschei- nungen und wurden nicht weiter beachtet. Der erste Theil der Hypothese von MurcHison gewann noch festeren Boden durch die Entdeckung der beiden grössten Goldfelder derErde. Denn in Australien wurden die Goldgänge wirklich in paläozoischen Gesteinen aufsetzend gefunden; und was Californien betrifft, so lag die Vermuthung nahe, dass die metamorphischen Schie- 724 fer der Sierra Nevada, in denen sie hier auftreten, ebenfalls von sehr hohem Alter seien. Dieses anscheinend uüberein- stimmende Vorkommen, das eine weitere Bestätigung in dem Auftreten des Goldes in South Carolina, Brasilien und den Alpen erhielt, führte jedoch allmälig zu einer Modification des zweiten Theiles der Hypothese von MUuRrcHISoNn, indem. man annahm, dass das Gold selbst durchaus alter Entstehung sei, das heisst, dass alle Goldgänge, ‚hochstens mit örtlich be- schränkten Ausnahmen, schon in den ältesten Zeiten selbst die Gesteine durchsetzt haben, in denen wir sie jetzt finden, und manche Autoren liessen in der von ihnen angenommenen Reihe der sogenannten Metallzeitalter nur das Zinn dem Gold voran- gelien. Die erste thatsächliche und gründliche Widerlegung dieses vermutheten Gesetzes, welche sich nicht mehr auf örtlich be- schränkte Ausnahmserscheinungen bezog, sondern das gegen- wärtig bedeutendste Goldgebiet betraf, geschah durch Herrn J. D.Waırser, welcher, zuerst in Sıruıman’s Journal für 1864 und später in seinem grösseren Werk über Californien (Geo- logical Survey of California, Geology, Vol.I. 1865), mit zwei- felloser Sicherheit nachwies, dass in der Sierra Nevada die Goldgänge wesentlich in krystallinischen Schiefern und Granit auftreten, und dass die ersteren eine wahrscheinlich continuir- liche Reihe von Ablagerungen vom Alter der Koklenformation bis zu dem des Jura darstellen, sowie dass der Granit nicht alter als jurassisch sein kann, während sich zugleich als das Zeitalter der Entstehung der Gänge weder die paläozoische, noch die tertiäre, sondern eine zwischenliegende Zeit mit grosser Wahrscheinlichkeit ergab. *) *) Es sind bekanntlich schon vor 1864 einige Abhandlungen über die Geologie Californiens, meist von flüchtigen Besuchern dieses Landes, veröffentlicht worden. Einige der Autoren derselben haben versucht, Wuırsev das Verdienst der ersten Entdeckung der erwähnten Alters- verhältnisse streitig zu machen. Eine Discussion des Gegenstandes ist hier nicht am Platz. Doch bemerke ich so viel, dass in jenen Abhand- lungen die in Californien vorkommenden Formationen erwähnt werden als: krystallinische Schiefer (mit Serpentin ete.), Granit (mit Diorit ete.), tertiäre und posttertiäre Gebilde und vulcanische Gesteine, und nur von Einigen beiläufig darauf hingewiesen wird, dass am Westabhang der Sierra Nevada möglicherweise auch Gesteine vom Alter der Kohlen- formation oder andere Formationen vorkommen möchten, Auf Aufstel- — - 725 ” Die allgemeine Anwendbarkeit der Hypothese von Murchı- son war damit sowohl in ihrer ursprünglichen, ‘wie in ihrer später modifieirten Fassung mit Bestimmtheit widerlegt. Seit der Veröffentlichung des Werkes von WuırneyY hat Davın ForBEs (l. e., s. die Anm.) auf Grund seiner interessanten Beobach- tungen in Bolivia und Peru, welche er bereits früher in einer inhaltreichen Abhandlung (Quart. Journ. Geol. Soc. London. ol. 17‘, 1860). mitgetheilt hatte, eine neue Hypothese auf- gestellt. Er unterscheidet zwei Epochen der ae Impragna- tion (auriferous impregnation): i 1) Der ältere oder goldführende Granitausbruch. 2) Der jüngere oder goldführende Dioritausbruch. Die goldführenden Granitausbruche sollen nach ihm im Alter zwischen silurischer und Kohlenformation stehen und in folgenden Ländern vorkommen: Australien*, Böhmen, Bo- livia*, Brasilien, Buenos Ayres, Chile*, Cornwall, Ecuador, Ungarn, Mexico*, Neu- Granada, Norwegen, Peru*, Schwe- den, Ural*, Micklow*). Die goldführenden Dioritausbrüche lungen. dieser -Art gründen sich die vermeintlichen Ansprüche einiger auf das Prioritätsrecht allzu ängstlich bedachter Autoren. Bei unbefan- gener Betrachtung redueiren sich alle diese Ansprüche auf. weniger als eine blosse Vermuthung. Uebrigens ist die Frage nach dem Zeitalter der Imprägnation von diesen Autoren gar nicht berücksichtigt worden. — Einen ähnlichen Anspruch hat Davın Fornses (On the geological epochs at which gold has made its appearance in the erust of the earth, Geol. Magazine, Vol. III, p. 27. Sept. 1867) nach Durchlesung von Wairxey’s Werk erhoben. Dieser vermeintliche Anspruch der ersten Entdeckung des Vorkommens von Gold in postpaläozoischen Formationen gründet sich auf die Erwähnung des Wortes ‚„Gold‘‘ in einem langen Verzeichniss von Erzen, welche auf gewissen Gängen jugendlicher Entstehung in Bolivia vorkommen (im Quart. Journ. Geol, Soc. London. Vol. 17, 1860). Die Beschreibung des Auftretens der Goldgänge zu Vöröspatak von JoHn Grimm im dritten Band des Jahrbuchs der geolog Reichsanstalt würde jedenfalls mit weit grösserem Recht Priorität in Anspruch nehmen dür- fen. FousBes ist in seiner ersterwähnten Abhandlung in den eigenthüm- lichen Irrthum verfallen, anzunehmen, dass Wuırsey unter dem Namen „goldführende Schiefer“ nicht von Goldgängen. durchsetzte, sondern ‚ur- sprünglich in ihrer ganzen Masse von Gold imprägnirte Gesteine meine, und verlegt sich auf eine emphatische Widerlegung dieser Anschauung, Der Ausdruck „auriferons slate“ ist jedoch in Wuıtnev’s Werk stets für von Goldgängen durchsetzte Gesteine angewendet worden, *) Die mit einem * versehenen Localitäten sollen Vorkommen beider Zeitalter aufzuweisen haben; ‚wahrscheinlich auch Californien.“ 726. - sollen im Alter postoolithisch sein, vielleicht auch der Kreide- periode angehören.: Die Schichten sind im Contaet mit Diorit metamorphosirt und goldführend oder werden von goldführen- den Gängen durchschnitten, die von der Hauptmasse des Dio- rits. aufsteigen. - FoRBES: nimmt an, dass der postoolithische Diorit selbst goldführend sei. Die ‘beiden genannten Arten des Vorkommens des Goldes sollen (wie es scheint, zum Aus-- schluss jeder anderen) allen Theilen der Erde gemeinsam sein. ‚Während WnHırseyY sich mit der einfachen Darstellung von Thatsachen begnügt hatte, welche die frühere Hypothese wider- legen und das Vorkommen des Goldes in.einer Reihe von Formationen :beweisen, in denen es vorher nicht mit Sicher- heit bekannt war, haben wir hier eine neue Hypothese, welche nur um einen Grad weniger exclusiv ist als die frühere. ‚Ihre Haltbarkeit ist von vorn herein einer grossen Gefahr dadurch ausgesetzt, dass die Hypothese von ForBes die. Entstehung aller Goldgänge der Erde mit der Eruption von Granit und Diorit von unbestimmten Altersstufen in Zusammenhang bringt, während es nahe liegt, zu vermuthen, dass, wenn wirklich diese beiden Gesteine die alleinigen Goldbringer gewesen sein sollten, das Alter der Goldgänge in verschiedenen Ländern ähnliche Unterschiede zeigen würde als das der verschiedenen Granite und Diorite. Denn es lässt sich auch nicht der ent- fernteste geologische Grund angeben, warum gerade die Dio- rite einer ganz bestimmten Periode allenthalben auf dem Erd- ball hätten auserlesen sein sollen, den Goldsegen aus der Tiefe gegen die Oberfläche zu befördern. Als einer dritten Hypothese mögen wir noch der Niveau- hypothese von B. v. Cotta („Erzlagerstätten“) Erwähnung thun, welche das Verdienst hat, die Altersverhältnisse aus dem Spiel zu lassen. Cotta nimmt an, dass im Allgemeinen bei der Bildung von Erzgängen Zinnerze ein tieistes Niveau, Gold, Silber, Blei, Kupfer, Kobalt, Nickel ein höheres und Eisen- erze das höchste Niveau einnehmen. ‚Ich glaube, dass manche der im Nachfolgenden zu erwähnenden Thatsachen nicht zu Gunsten der allgemeinen Begründung dieser Anschauung sprechen, _ wie sich wohl auch von theoretischem Standpunkt manche ge- wichtige Bedenken gegen das allgemeine Walten einer jso eigen- thümlichen Erzvertheilung anführen lassen, trotz dem entschie- 92V denen Vorhandensein gewisser Erzniveaus auf manchen Lager- stätten. SR: u Ich wende mich nun zur Betrachtung einzelner Fälle, in denen sich das Alter goldführender Gänge und der von ihnen durchsetzten Gesteine mit annähernder Sicherheit feststellen lässt. Das grosse Goldgebiet Californiens begreift wesentlich den breiten Westabfall der Sierra Nevada. Er besteht 1) aus steil aufgerichteten, der Axe des Gebirges parallel von Nord- nordwest. nach Sudsudost streichenden, meist nach dem Ge- birge zu fallenden, stark metamorphosirten Schichtgesteinen vom verschiedensten petrographischen Charakter, unter denen die Altersstufen der Kohlenformation, der Trias und des Jura durch Whitney und seine Mitarbeiter nachgewiesen worden sind, während Schichten der oberen Kreide unverändert und beinahe ungestört den unteren Theilen der Gehänge aufgelagert sind; 2) aus Granit, welcher langgestreckte, der Axe des Ge- birges parallele, sich verzweigende Zuge und einzelne Ellipsen bildet, deren Längsaxe ebenfalls dem Streichen der Sierra pa- rallel ist. Ausserdem treten 3) Diorite und Porphyre auf, unter Verhältnissen, welche das gleichzeitige Empordringen dieser einzelnen Gesteine mit der Ablagerung gewisser älterer Formationen wahrscheinlich machen, und 4) vulkanische Ge- steine, welche in einzelnen Durehbrüchen entlang der Gipfel- reihe erscheinen und zu der Bedeckung weiter Strecken durch mächtige Ströme vulkanischen Schlammes Veranlassung gaben. Die goldführenden Quarzgänge haben zum grössten Theil ein der Axe des Gebirges nahezu paralleles Streichen. Sie sind in ihrer Verbreitung von den vulkanischen Gesteinen: unabhän- gig; ihre Hauptverbreitungsbezirke sind weit von den Durch- brüchen der letzteren entfernt. Ebenso stehen sie offenbar in keiner Beziehung zu den Eruptionen von Diorit oder Por- phyr. : Dagegen haben sie in ihrer Anordnung einen unver- kennbaren Zusammenhang mit der Verbreitung des. Granits. Sie drängen sich am dichtesten an dessen Grenzen mit den metamorphischen Gesteinen, und treten hier zum Theil in je- nem, zum Theil in diesen auf. Je weiter vom Granit entfernt, desto sparsamer werden sie in den metamorphischen Gesteinen, und nur als Ausnahmserscheinung treten sie dort auf, wo man ä 7128 den Einfluss zu Tage anstehenden Granits wegen seiner Ent- fernung nicht mehr vermuthen würde. Ebenso nehmen sie in den Granitgebieten mit der Entfernung von der Grenze gegen die metamorphischen Schiefer an Häufigkeit ab und fehlen in der Regel den inneren Theilen der ausgedehnten Züge jenes Gesteins. Es würde mich zu weit führen, hier die verschiede- nen Gründe anzugeben, welche es fast zur Gewissheit machen, dass die Entstehuug der goldführenden Quarzgänge der Sierra Nevada eine Folge des ausserordentlich intensiven und weit- greifenden Metamorphismus war, welcher die Ausbrüche des Granits begleitet hat und nach der Erstarrung der der Ober- fläche zunächst gelegenen Massen desselben noch durch lange Perioden in der Tiefe fortdauerte. Die Zeit, in welcher diese Ereignisse ihren Anfang nahmen, war mit grosser Wahrschein- lichkeit die Juraperiode. Denn die mächtigen Umwälzungen, welche die granitischen Ausbrüche begleiteten und mit der Zusammenfaltung, steilen Aufrichtung und durchgreifenden Me- tamorphose eines ausserordentlich mächtigen Schichtencomplexes endeten, müssen natürlich lange Perioden in Anspruch genom- men haben und waren doch wahrscheinlich zur Zeit der Ab- lagerung der oberen Kreideschichten schon beendet, da diese weder an der Schichtenstörung, noch an der Metamorphose theilnahmen, noch von Granit oder von Quarzgängen durch- setzt wurden. Die Gründe. welche es wahrscheinlich machen, dass die goldführenden Quarzgänge der Sierra Nevada juras- sischen Granitausbrüchen ihre Entstehung verdanken, ihre Bil- dungsperiode aber bis spät in die Kreidezeit hinein dauerte, sind überwältigend, und es lässt sich kaum ein einziger Grund dagegen anführen. Alle diese Gänge, ohne Ausnahme, sind wahre Goldgänge, insofern das Gold das einzige auf ihnen vor- kommende abbauwürdige Metall ist. Wenden wir uns nun nach dem Ostabhang der Sierra Nevada, so tritt uns zunächst der Comstock-Gang entgegen, Er ist zwar technisch als ein Silbererzgang zu bezeichnen, in- sofern das Silber dem Werthe nach unter den nutzbaren Me- tallen desselben obenan steht. Doch kann man ihn mit vollem Recht unter den Goldgängen betrachten, da der durch- schnittliche Goldgehalt der geförderten Erze so bedeutend ist, wie bei den hervorragendsten Gängen von grösserer Mächtig- 729 keit in Californien. Ich habe an einer anderen Stelle*) zu zeigen gesucht, dass dieser Gang jüngerer Entstehung ist als der eocäne oder miocäne Propylit, in dem er aufsetzt, und dass er der miocänen oder pliocänen Eruption des Sanidintrachyts seine Entstehung verdankt. Fur die goldführenden Gänge von Esmeralda (12 Meilen- südlich vom Comstock-Gang, am Ost- abhang der Sierra) gilt gleichfalls das Erstere mit Gewissheit, da sie in Propylit aufsetzen, das zweite mit Wahrscheinlich- keit; während in Bodie, in der Nähe von Esmeralda, ein System goldführender Gänge in einem noch jugendlicheren , rhyolith- artigen Gesteine aufsetzt. Andere Gänge von tertiärem’ Alter, welche Gold führen, aber zu arm sind. um den Abbau zu lohnen, finden sich in den metamorphischen Kreide- und Tertiär- Ablagerungen der californischen Küstengebirge und sind zum Theil von WnHITneY in dem genannten Werke erwähnt worden. Hier mögen auch die goldführenden Quarzgänge‘ im Staat Nicaragua genannt werden, welche von englischen Gesellschaften auf Gold allein abgebaut werden und nach einer freundlichen Mittheilung von Herrn Epuunp WERTHEMANN, welcher sie kürzlich besuchte, in den dort verbreiteten trachytischen Gesteinen auftreten. Hand- stücke des Nebengesteins, welche derselbe mitgebracht hat, sind unzweifelhafter Trachyt. Je älter das Gestein ist, in welchem Goldgänge aufsetzen, desto schwieriger ist es natürlich, die Epoche ihrer Entstehung festzusetzen, wenn nicht, wie im Fall der Sierra Nevada, die Epoche einer späten Schichtenstörung und die zeitliche Folge der Gangbildung auf dieselbe mit Bestimmtheit erwiesen wer- den können. Ein nicht ganz sicherer Fall einer älteren Ema- nationsepoche liegt im Humboldtgebirge im Staat Nevada vor, Es werden dort eine Anzahl Erzgänge auf Silber und Gold abgebaut, während andere Gold allein als abbauwürdiges Metall führen. Die Gänge setzen in petrographisch innerhalb weiter Grenzen schwankenden Sedimenten der Triasformation auf, welche sich durch einen grossen Reichthum der für den alpi- nen Keuper charakteristischen Versteinerungen auszeichnen. Quarzporphyr, Porphyrit und Malaphyr sind die einzigen dort vorkommenden Eruptivgesteine. Ihre Ausbrüche fanden, we- *) RıcHTuorEn, The Comstock-lode, San Francisco, 1866, 730 nigstens zum Theil, gleichzeitig mit der Ablagerung der Sedi- mente statt. Man kann diesen Porphyren, deren Ausbrüchen grossartige Störungen folgten, natürlich nicht mit‘, Sicherheit die Entstehung der Erzgänge zuschreiben; aber in Abwesen- heit anderer Eruptivgesteine und der Anzeichen nachfolgender | bedeutender örtlicher Störungen dürfte der Einfluss der Por- | phyre auf die Gangbildungen wenigstens eine grosse Wahr- | scheinlichkeit haben. Im Great Basin, dem grossen Plateau zwischen Sierra Nevada und Felsengebirge, sind ausser den genannten noch zahlreiche andere Gebiete von goldführenden Gängen bekannt. In mehreren von ihnen setzen die Gänge in, sehr alten, zum Theil selbst in silurischen Gesteinen auf, und noch weiter östlich, im Staat Colorado, scheinen sie aus- schliesslich in Gesteinen von hohem Alter vorzukommen. Allein uber die-Bildungsepochen lässt sich noch wenig festsetzen. Was die Goldgänge von British Columbia und Mexico. be- trifft, so liegen über das Alter der durchsetzten Gesteine so- wohl, wie der Imprägnationsepochen nur wenige Beobachtun- gen vor. Fasst man Alles zusammen, was über die Goldgänge der Anden von Nord-Amerika bekannt ist, so darf man mit Sicher- heit behaupten, dass sie in allen Formationen, von der silu- rischen bis zur jüngsten tertiären, in Sedimenten und in Erup- tivgesteinen, auftreten. An dem zwischen Californien und dem Felsengebirge begriffenen Theil des grossen 'Gebirges lassen sich als Bildungsepochen der Goldgänge die Juraperiode und verschiedene Abschnitte .der Tertiärperiode mit Sicherheit nach- weisen, und als sehr wahrscheinlich darf es angesehen wer- den, dass noch ältere Gangbildungsepochen mit den Eruptionen der triassischen Porphyre und der paläozoischen Granite im Zusammenhang: standen. Doch reichen die positiven That- sachen allein schon hin, um zu zeigen, auf wie unsicherem Boden die verschiedenen, uber das Alter der Goldgänge herr- schenden Ansichten stehen. Fügen wir hierzu die zwei Bildungsepochen, welche Dav. FoRBEs für die Goldgänge von Peru und Bolivia annimmt (ohne seinen Verallgemeinerungen zu folgen), deren eine, paläozoisch ist und mit dem Ausbruch von Graniten zusammenhängt, wäh- rend die andere in die postoolithische oder Kreideperiode ver- legt und dem Ausbruch von Dioriten zugeschrieben wird; fer- 731 ner das Auftreten des ’Goldes in veränderten paläozoischen und azoischen, von alten Graniten durchsetzten Schichten in Nord- Carolina, am Ural und in Australien; sowie in metamorphischen Gesteinen von unbestimmtem Alter in Brasilien, in den Alpen und in anderen Gegenden; das Vorkommen von Goldgängen in tertiärem Propylit und eocänen Sandsteinen durch das ge- sammte Gebiet der edlen Erzlagerstätten der Karpathen, und wahrscheinlich auch in demjenigen Armeniens, so gelangen wir zu den folgenden Schlüssen: 1) Goldführende Gänge setzen in fast allen Gebirgs- gesteinen auf, sowie in allen Formationen, von azoischen bis hinauf zu jungtertiären Gebilden. Goldgange sind bekannt in folgenden Eruptivgesteinen: Granit, Syenit, Diorit, Quarzporphyr, Melaphyr, Propylit, Tra- chyt und Rhyolith; dagegen sind sie meines Wissens noch nicht gefunden in Diabas, Augitporphyr und Basalt, und wohl, auch noch nicht im Andesit. Am häufigsten sind sie in me- tamorphischen Gesteinen aller Art; sie finden sich selbst im krystallinischen Kalkstein (Sonora in Californien). Von un- veränderten Sedimenten sind besonders die eocänen Sandsteine Siebenbürgens als von Goldgängen durchsetzt zu erwähnen. 2) Die Epochen der Bildung der goldführenden Gänge sind nicht nur in verschiedenen Gegenden, sondern auch bei einzelnen in einer und derselben Gegend aufsetzenden Gangsystemen verschieden gewesen. Diese Epochen weichen von einander in ähnlicher Weise ab wie die Zeitalter, in denen die Eruptiv- gesteine in verschiedenen Gegenden oder in einer und derselben Gegend aufgestiegen sind, und sie stehen mit den Ausbrüchen derselben in genetischer Beziehung. L 3) Die Goldgänge durchsetzen zum Theil die Eruptiv- Sesteine selbst, mit deren Ausbruchen ihre Bildung verbunden war (besonders, wie es scheint, wenn dieselben ein bedeutendes Volumen haben), zum Theil deren Nebengestein. Der Grund des ersten Auftretens ist wahrscheinlich darin zu suchen, dass die oberen Theile der Eruptivmassen erstarrt und zur Aufnahme von Gängen geeignet waren, während Zeits. d.D.geol.Ges. XXI. +. 48 732 in der Tiefe die hydropyrischen PA noch fortdauerten, | Während die genannten Schlussfolgerungen kaum ei Zweifeln unterliegen dürften, lassen sich-noch einige auf die Erzgänge im Allgemeinen anwendbare , Wahrscheinlichkeits- schlüsse anführen: ; : 4) Wie die Ben, Thätigkeit in ie der Geschichte der Erde eine gleichzeitige Verbrei- tung über grosse Theile .der letzteren gehabt hat, und andere, zwischenliegende Perioden sich durch 'eine nicht minder verbreitete verhältnissmässige Ruhe ausgezeichnet haben, so ist es wahrscheinlich ‚auch hiusichtlich der Bildungsepochen der goldfuh- renden Gänge, wie der Erzgänge überhaupt, der Fall gewesen. So scheint zum Beispiel die zweite Hälfte der Tertiär- periode, in welcher gleichzeitige eruptive Thätigkeit am allge- meinsten auf der Erdoberfläche verbreitet war und allenthalben einer Periode verhältnissmässiger Ruhe folgte, auch im. Allge- meinen ein der Entstehung von Erzgängen, vorzüglich der edlen, besonders günstiges Zeitalter gewesen zu sein. Ich wies an einem anderen Ort*) darauf hin, dass der tertiäre Propylit unter allen Gesteinen die grösste Silberausbeute lie- fert. Die Juraperiode scheint sich durch die Emanation edler Metalle vorwaltend in den Anden, und zwar durch deren ganze Länge, ausgezeichnet zu haben. Die Porphyre der Dyas und Trias Europas sind längst als Erzbringer angenommen wor- den, und die meisten Gänge des Erzgebirges zum Beispiel werden bekanntlich auf ihre Ausbrüche zurückgeführt, sowie zahlreiche andere durch das ganze mittlere Europa. In die Periode der porphyrischen Ausbrüche fällt auch die Bildung stark kupferhaltiger Sedimente in grossem Maassstabe, und es kann kaum ein genetischer Zusammenhang zwischen beiden Vorgängen bezweifelt werden. Auch in Amerika scheinen die mit einem Theil der europäischen gleichzeitigen Porphyraus- brüche erzbringend gewesen zu sein. Was endlich die so ver- breiteten Granite, Syenite und Diorite aus der ersten Hälfte *) Rıcatuoren, Principles of the Natural System of Vulcanie Rocks. — Mem. of the Cal. Academy of Sciences. Vol. I. 1868, 133 der paläozoischen Zeit betrifft, so deutet eine einfache Zu- sammenstellung derjenigen Fälle, in welchen ein so’ hohes Alter von Erzgängen mit Sicherheit erwiesen werden konnte, darauf hin, dass schon jene frühe Eruptionsperiode mit einer ausgedehnten Bildung von Erzgängen verbunden gewesen ist. Bei der Betrachtung des Zusammenhanges zwischen gold- führenden Gängen und Eruptivgesteinen drängt sich noch die nicht nur auf das Gold, sondern auch auf andere Metalle be- zugliche Beobachtung auf, dass in gewissen Gegenden , wo eruptive Thätigkeit zu verschiedenen Zeiten und in bedeuten- dem Maassstabe: stattgefunden hat, die Erzgänge, insbesondere die der edlen Metalle, sehr untergeordnet vorkommen, waäh- rend sie in anderen, wo das Gesammtmaass der eruptiven Thä- tigkeit nicht bedeutender gewesen ist, gleichsam zusammen- ‚ gedrängt sind. Bringen wir damit die Thatsache in Verbin- dung, auf welche ich in dem vorerwähnten Aufsatz hingewiesen habe, dass jede jüngere Reihe von Eruptivgesteinen innerhalb ihrer grossen Verbreitungsbezirke fast, wenn nicht ganz, aus- schliesslich an solchen Stellen an der Oberfläche erschienen ist, wo die Gesteine der älteren Reihen den Weg vorher ge- bahnt hatten, dass also Porphyre dort ausbrachen, wo ihnen Granite vorhergeganger”waren, und vulkanische Gesteine dort, wo entweder Granit allein, oder Granite und Porphyre vorher durchgebrochen waren, und vergleichen wir damit die Ver- breitung der Erzgänge in verschiedenen Gegenden, mit gleich- zeitiger Berücksichtigung der Zeit ihrer Bildung, so scheint der Schluss gerechtfertigt: 5) In solchen Gegenden, wo schon die. ältesten Erup- tivgesteine Erzbringer gewesen waren, gab auch jede Erneuerung der eruptiven Thätigkeit in späte- ren Perioden zur Entstehung von Erzgängen Ver- anlassung. Wo aber in früheren Zeiten keine oder nur geringe Bildung von Erzgängen stattgefunden hatte, brachten auch spätere Eruptionen dieselben nicht oder in geringem Maassstabe hervor. So sind die Sudeten, obgleich der ehemalige Sitz grani- tischer, porphyrischer und vulkanischer Gesteinsausbrüche, zu allen Zeiten nur in der ärmlichsten Weise mit Erzgängen ver- sehen worden. So waren im Erzgebirge die Eruptionen des graniüschen sowohl wie des porphyrischen Zeitalters erzbrin- 48* ) 734 gend... Von den. Gesteinen der vulkanischen Aera. sind dort die, wie es, scheint, stets nur ‚wenig erzbringenden Basalte vertreten, ‚und es werden bekanntlich mit ihren 'Ausbrüchen einige 'späte Gangbildungen in Verbindung gebracht. ' Aehnlich scheint es sich mit dem Harz und den Vogesen zu verhalten, wo. wohl die jugendlichen Gangbildungen ganz fehlen. Corn- wall giebt ein Beispiel paläozoischer, von bedeutenden: Gang- bildungen 'gefolgter Ausbrüche von Granit, während es an: jün- geren Eruptivgesteinen und ebenso an jüngeren Gangbildungen fehlt. ‚In dem nordwestlichen Ungarn dagegen, wo die ältesten Erzgänge weit hinter denen von Cornwall an Bedeutung zu- rückbleiben, wird dieser Unterschied durch die jüngeren Gang- bildungen aufgewogen, welche die Eruptionen der porphyri- schen und hauptsächlich diejenigen der vulkanischen “esteine begleitet haben. In den östlichen Karpathen Ungarns sind die älteren Formationen meist verdeckt, und nur die ausge- breiteten jugendlichen Eruptivgesteine und bedeutenden jugend- lichen Erzlagerstätten der Beobachtung; zugänglich. In Sieben- bürgen fand eine ‚beschränkte Bildung von Erzgängen in frü- heren Zeiten statt; in der vulkanischen Aera war sie, ebenso wie die eruptiven Erscheinungen, bedeutender, aber hat doch nur vermocht, ein Erzgebiet von unfrgeordnetem Werth zu zu schaffen. Betrachten wie endlich, im Vergleich zu den ge- nannten Beispielen, die Anden, so haben wir in ihnen ein Erzgebiet, das in seiner ganzen Erstreckung von den ältesten bis in die neuesten Zeiten periodisch ein Schauplatz sehr in- tensiver eruptiver Thätigkeit gewesen ist. Wie in ihm die vul- kanischen Gesteine in hohem Maasse erzbringend gewesen sind, so waren es vorher die jurassischen Granite und wahr- scheinlich die triassischen Porphyre und die paläozoischen Granite. Die Kenntniss des Umfanges, in welchem schon die Ausbrüche von diesen und den alten Dioriten von Gangbildun- gen begleitet oder gefolgt worden sind, erweitert sich stetig mit dem Maass der fortschreitenden Beobachtungen. Betrachten wir endlich in jeder einzelnen Gegend die Reihenfolge des Aufsteigens der Gänge je nach der Art der da- rin hauptsächlich vertretenen Metalle, so kommen wir mit Sicherheit zu dem negativen Schluss: 6) Wie es ein bestimmtes Zeitalter des Goldes nicht giebt, so haben überhaupt „Metallzeitalter* inseinem ; 735 anderen Sinne, als unter 4) angegeben, in der Ge- schichte der Erde nicht stattgefunden. Wiewohl in jedem einzelnen Erzdistriet jedem erzbringenden Eruptivgestein die Emanationen bestimmter Metalle vorwaltend verbunden zu sein pflegen, ist die da- durch hervorgebrachte Altersfolge der vorwaltenden Metalle in jedem Erzgebiet verschieden. So haben in den Anden Silber sowohl wie Gold ihre Erscheinung. in den verschiedensten Perioden gemacht. Zu- gleich aber ist Silber (wenigstens in -Nord- Amerika, wahr- scheinlich auch in Peru und Bolivia) der grössten Masse nach den tertiären Eruptivgesteinen verbunden, während’ goldfüh- rende Gänge wahrscheinlich in den Cordilleren beider 'Conti- nente mit den paläozoischen Graniten, ausserdem ‘in Sud-Ame- rika, nach 'FORBES, mit jurassischen Dioriten, in.Nord-Amerika mit jurassischen Graniten und tertiären Eruptivgesteinen ge- bildet wurden. Die reichen Kupfererzlagerstätten' am west- lichen Fuss der Sierra Nevada scheinen ihre Entstehung Dio- ritausbrüuchen zu verdanken, deren Alter noch nicht sicher’ be- stimmbar ist, aber in eine der Altersstufen der metamorphischen Schiefer fällt; während andere Gänge mit reichen’ Kupfererzen, die allerdings ihrer Unregelmässigkeit wegen nicht abbauwürdig sind, ‘in’ den 'metamorphischen‘ Kreide- und -Tertiärschichten der: californischen Küstenketten, noch andere am Contact’ des Granits der Sierra Nevada mit Triasschichten auftreten. Er- geben sich schon daraus drei Bildungsepochen von Kupfererz- lagerstätten, so wird 'sich wahrscheinlich ihre Anzahl noch vermehren, wenn es möglich sein wird, den Vorgängen in frü- heren Perioden Rechnung zu tragen. Uebrigens ist es in Be- ziehung auf die Anden eine sehr bemerkenswerthe Thatsache, dass in ihnen Silber und Gold durch’ alle Zeitalter , in denen Erzgänge gebildet wurden, unter allen: Metallen ' verhältniss- mässig bedeutend vorwalten, wenn man die: letzteren ‘nach ihrem. Handelswerth ordnet. ' ‚Kupfer steht zunächst. Blei, Zink und Zinn aber‘ kommen fast gar nicht in hinreichender Menge concentrirt vor, um fur sich allein abbauwürdige Lager- stätten zu bilden... Es würde‘ zu weit fuhren, eine Anzahl Bei- spiele‘ aus’ anderen Gegenden den’ hinsichtlich der Anden er- wähnten Altersverhältnissen einzelner Metalle zur Seite‘ zu stellen, um das’ Abweichende derselben hervortreten zu lassen, 736 Es würde dies nur eine Erweiterung und Bestätigung des schon von Herrn B. v. Corta geführten Beweises sein, dass die Annahme allgemeiner Metallzeitalter unstatthaft ist. Allein manches liesse sich wohl auch, wie bereits er- wähnt, gegen die Verallgemeinerung der von B. v. Cotta an die Stelle der Theorie der Metallzeitalter gesetzten Niveau- hypothese anführen. Es ist zweifellos, dass ein grosser Theil der Erzgänge ihre Erzniveaus haben, die zwar meist von der Art des Nebengesteins abhängig zu sein scheinen, oft‘ aber in keinem ersichtlichen Zusammenhang damit stehen. . Häufig unterscheiden sich verschiedene Niveaus nur durch den abso- luten ‚Metallgehalt der Erze, zuweilen aber auch durch das Vorherrschen verschiedener Metalle in verschiedenen Tiefen. Allein die Annahme einer auch nur annähernden Gleichartig- keit der Gänge verschiedener Gegenden in Beziehung auf die- sen Wechsel. stösst auf: bedeutende Schwierigkeiten. Was zum Beispiel die Goldgänge betrifft, bei: denen sich am längsten eine Hypothese hinsichtlich der Verschiedenbeit der Erzführung nach dem Verhältniss der Tiefe allgemein erhalten hat, inso- fern man für sie eine Concentrirung des Adels auf die höchsten Niveaus annahm, so ist in Californien eine Zunahme des Adels nach der Teufe ebenso häufig als eine Abnahme oder ein Gleichbleiben. Bei den meisten Silbergängen im Propylit, ins- besondere bei: dem Oomstockgang,, hat keine bedeutende Zer- störung an der Oberfläche stattgefunden, und doch walteten Eisenerze am Ausbeissen um nichts mehr: vor als in der Tiefe, wenn auch eine leichte rostbraune Färbung ‘den eisernen Hut anzeigt; es brachen vielmehr dort die reichsten Silbererze, ‘ Im Gebiet von Reese River (Staat Nevada) dagegen .hat jeden- falls seit der Bildung der, Gänge eine ungeheuere Denudation stattgefunden , und doch 'haben dieselben einen sehr deutlich ausgesprochenen eisernen Hut, der allerdings auch ungemein reich an Silber ist, und führen in der grössten erreichten Tiefe noch immer sehr reiche Silbererze. Ohne die grosse Anzahl zu Gebote stehender Beispiele zu vermehren, will ich nur noch Einer wichtigen Thatsache erwähnen, dass nämlich‘ die vor Kurzem ausgeführte Untersuchung der Zinnerzlagerstätten von Durango (Mexico) durch Herrn :‚W. AsHBURRER erweisen, dass das dortige Waschzinnerz aus Zinnerzgängen stammt, welche in den jugendlichsten Trachyten, anscheinend als ein i 737 Product von Solfatarenthätigkeit, aufsetzen.*) Damit fällt die letzte und hauptsächlichste der Schranken, die theils von theo- retischem Gesichtspunkt, theils wegen luckenhafter Erfahrung den Metallen in Beziehung auf das relative Zeitalter ihrer Ema- nation oder in Hinsicht auf die Art ihrer Vertheilung auf Gängen gesetzt worden sind. Denn das 'hohe Alter des Zinns oder seine tiefe Lage waren in der-T'hat schliesslich noch die einzigen Stützpunkte beider Hypothesen. Es dürfte nun in der That keinem Zweifel mehr unter- liegen, dass alle in Beziehung auf das relative Alter der Me- *) Das Vorkommen .von Zinnerz im Staate Durango ist seit langer Zeit bekannt. Die Indianer pflegen es zu sammeln und verwenden das ausgeschmolzene Zinn zum Tauschhandel an der Stelle der Münze. Herr AsnBurken. führte eine genaue Untersuchung der weitläufigen Lagerstätten aus, die er aus verschiedenen Ursachen für nicht abbauwürdig erklärt. Das Zinnerz findet sich in einem baum- und wasserarmen, hügeligen Theil des Hochlandes, welcher ganz aus Trachyt besteht. Das meiste kommt von secundärer Lagerstätte, aus den Anschwemmungen in Schluch- ten und Einsenkungen. Es bildet kleine Körner und Knollen und gleicht dem böhmischen Holzzinn.. Ausserdem aber findet es sich auf ursprüng- licher Lagerstätte, und zwar ausschliesslich in Spalten des Trachyts, theils als Incerustation der Wände derselben, theils in abgerundeten. Stücken von verschiedener Grösse, welche nebst kleinen, sehr vollkommenen To- paskrystallen und Trachytfragmenten in einer thonigen Masse eingebettet sind und mit dieser die Spalten erfüllen. Der Trachyt ist in der Nähe der Lagerstätten stark zersetzt. Nach Handstücken, welche Herr Asu- BURRER mitgebracht hat, ist er von aschgrauer Farbe, porös und voll von kleinen Sphäroliten; er enthält schwarzen Glimmer und sehr sparsame kleine Feldspathkrystalle, welche sich wegen der vorgeschrittenen Zer- setzung nicht näher bestimmen lassen. Eine andere Varietät hat lithoi- disches Gefüge und enthält in unregelmässig gestalteten Höhlungen eine weisse, schwammige Substanz, wie man dies sehr ‚häufig bei Trachyten und Rhyolithen findet, wenn sie von Solfatarenthätigkeit. zersetzt sind, - Ich sah mehrere Stücke des ersteren Gesteins, welche noch die ansitzende Zinnsteinrinde zeigen. Herr Asssurren hatte sie von den Wänden der Spalten abgebrochen. Diese Rinde hat die eigenthümlich nierförmige glatte ‚Oberfläche der Glaskopfschalen. Sie besteht aus concentrischen, radial-faserigen Lagen. Hat man sie gesehen, so erkennt man in ihr den unzweifelhaften Ursprung des Waschzinns. Da nicht eine, sondern viele in der beschriebenen Art ausgekleidete und erfüllte Spalten beob- achtet wurden und der Trachyt in der Nachbarschaft derselben stets be- sonders stark zersetzt ist, so ist die recente Entstehung dieses Zinnerzes als eine feststehende Thatsache anzunehmen, und es dürfte kaum zu ge- wagt sein, seinen Ursprung in Solfatarenthätigkeit zu suchen, 738 talle, wie in Beziehung auf. die Tiefe, in der ihre Erze''gebil- det wurden, aufgestellten : Theorien in ihrer Verallgemeine- rung unhaltbar sind. Wie jeder Erzgang ein Individuum ist, verschieden von jedem anderen in ‘seiner Structur, ‘und wie das Maass der verschiedenen Vorgänge, welche bei der Gang- bildung thätig waren, wohl kaum bei der Bildung von zwei Gängen vollständig gleich »gewesen ist, sondern: bei einem‘die- ser, bei dem anderen jener Vorgang etwas mehr‘oder weniger vorgeherrscht hat, so ist auch jedes Erzgebiet durch seine Be- sonderheiten betreffs der: Reihenfolge der die Gangbildung be- dingenden Gesteinsausbrüche und metamorphischen Vorgänge, sowie betreffs der Reihenfolge, in der die verschiedenen. Me- talle in den zu verschiedenen Zeiten gebildeten. Erzen vorwal- teten, und ‘durch andere Eigenthümlichkeiten ausgezeichnet. Denn wenn auch die Ausbrüche der Eruptivgesteine selbst die Folge von grossen planetarischen Vorgängen sind und eine eigenthümliche Gesetzmässigkeit in Beziehung auf zeitliche, und räumliche Vertheilung in allen Theilen der Erde bieten, ‚so treten doch bei'der Bildung der: Erzgänge so zahlreiche, uns fast ‘ganz unbekannte Bedingungen hinzu,‘ dass bei ihnen jene in’ grossen Zugen waltende„Gesetzmässigkeit sich nur noch in schwacher Andeutung, wenn überhaupt, zu erkennen geben durfte. Schliesslich noch einige Worte über die Goldimprägnalio- nen, in Betreff deren dieselben Theorien gegolten haben, wie hinsichtlich. der Goldgänge,. Insofern, .Imprägnationen, in Be- gleitung: der meisten Goldgänge auftreten, «wobei das Gestein zu den Seiten der letzteren auf grössere oder geringere Ent- fernung goldhaltig ist, widerlegen sich die Theorien selbstver- stäudlich zugleich mit den auf das Alter,der Gänge selbst be- züglichen. Doch giebt es noch andere Formen der: Goldim- prägnation, die von. Gängen : unabhängig sind, Ich erwähne hier einige in Californien beobachtete. In der Nähe der Eisenbahnstation Cisco .auf der Sierra Nevada ist der Granit von kleinen parallelen Klüften durch- setzt. Er hat an deren Wänden ein deutlich schieferiges Ge- füge, das mit der Entfernung von ‚den Klüften schnell, aber stetig abnimmt und in das granitische Gefüge übergeht. Diese 739 schiefrigen Theile sind von nickel-, arsenik- und goldhältigen Kiesen imprägnirt, die sich ebenso allmälig in der granitischen Textur verlieren. Gangbildung ‘findet! hier’ nicht 'statt. Eine . andere Form der Goldimprägnation findet ‘sich "an ‘den 'west- lichen‘ »Fusshügeln ‘der Sierra Nevada, wo steil aufgerichtete Schiefer entlang gewisser Linien stellenweise, dann aber ge- wöhnlich in grösserer Mächtigkeit, die zuweilen mehrere hun- dert Fuss‘ erreicht, von Kupferkies; Bisenkies und Gold durch- drungen sind.‘ Einige" dieser Lagerstätten werden auf "Gold abgebaut. Diese Imprägnationen erwecken den Gedanken 'an eine der Periode des Metamorphismus ‘und daher (der Bildung der 'Goldgänge ungefähr gleichzeitig’ gewesene Solfataren- thätigkeit.‘ 2. | ' Ä Als eine dritte Art von Imprägnationen sind schliesslich diejenigen Fälle zu betrachten, wo mächtige, in beliebiger La- gerung befindliche Schichtensysteme‘ von feinem ‘oder grobem Gold durchdrungen sind. Dahin gehören in Californien viel- leicht einzelne Schichtencomplexe metamorphischer Schiefer. Doch ist bei ihnen die Verbreitung der immer nur geringen Goldfuhrung in keinem Fall für eine grössere Erstreckung oder einen grösseren Schichteneomplex sicher nachgewiesen, Ein Beispiel einer bedeutenden allgemeinen Goldvertheilung bieten in Californien die Sedimente der alten Flusslaufe, welche in einer Mächtigkeit bis 200 Fuss, einer Breite von 2- bis 3000 Fuss und einer Längenerstreckung von Hunderten von (eng- lischen) Meilen Gold in grösserer oder geringerer Menge und von feinerem oder gröberem Korn eingesprengt enthalten. Es -ist ein nothwendiger Schluss, dass auch die Sedimente des breiten Sacramento -Thals, in welchem die Flusse der Sierra Nevada ihre feinen Sedimente seit Urzeiten abgesetzt haben, goldhaltig sind. Ein anderes interessantes Beispiel ähnlicher Art, das zugleich den grossen Maassstab lehrt, in welchem gold- haltige Ablagerungen gebildet werden können, ist an der cali- fornischen Küste gegeben, wo in den Grafschaften Humboldt und Klamathb, zwischen dem 40ten und 42 ten Grad nördl. Br., der Küstensaud stellenweise, und dann meist auf grosse Er- streckung, gold- und platinhaltig ist, hinreichend, um zu einer Ausbeutung der Lagerstätten unter sehr schwierigen Verhält- nissen Veranlassung zu geben. Hier werden also ausgedehnte marine Ablagerungen gegenwärtig gebildet, die einst durchaus 740 , eine wahrscheinlich ziemlich gleichmässige Vertheilung von fei- nem Gold ‚zeigen werden. Wenn sie später einmal: in: grössere Tiefe gelangen und metamorphosirt werden sollten,:so werden sie den zuweilen beschriebenen goldhaltigen Schichtencömplexen . der krystallinischen Schiefer gleichen. Man muss wohl an- nehmen, dass Ablagerungen ähnlicher Art in verschiedenen Perioden. dort gebildet: worden sind; wo goldhaltige Gangmitte] einen Antheil an dem Material bildeten, das ‚die, Denudation den Gewässern ‚zur Fortführung und zum Wiederabsatz lieferte. Haben wir aber den Beweis, dass die Bildung der Goldgänge in verschiedenen Zeiten und'in verschiedenen Gesteinen statt- gefunden hat, so ist es beinahe eine nothwendige: Folgerung, | dass in den Gegenden, welche durch Goldgänge verschiedenen Alters ausgezeichnet sind, auch die Sedimente verschiedener Altersstufen streckenweise einen :Goldgehalt ‘oder eine soge- nannte Goldimprägnation zeigen werden, 741 3. LVeber die in Californien und an der Westküste Amerikas überhaupt vorkommenden Mineralien und ’ Grundstoffe. | Mitgetheilt von Herrn Prof. J.D. Wuırsey in der Sitzung der Calıfornıa. Academy of Sciences vom 4. November 1867; nach dem gedruckten Sıtzungsbericht übersetzt von Herrn F. v. Rıcaruoren ın San Francisco. ‘ Herr Prof, Wnırmser bemerkt, dass die Anzahl der in Ca- lifornien und im 'Allgemeinen an der pacifischen Küste , vom nördlichen Mexico bis British ‚Columbia, vorkommenden. Mi- neralien im Verhältniss zu der Ausdehnung dieser Gegend sehr gering ist. Bei den Silicaten besonders ist die Armuth an hier vertretenen Arten bemerkenswerth, und nur: wenige der wirk- lich auftretenden sind gut genug krystallisirt, um als Oabinet- stucke Werth zu haben. Die Gesammtzahl der Arten (wenn man in. Betreff der Namen der 4. Auflage von Dana’s Mineralogie folgt), welche als an der pacifischen Küste (einschliesslich des nördlichen Mexicos und der Staaten und Territorien Arizona, California, Nevada und Oregon) auftretend angenommen werden können, ist ein hundert und zehn, von denen jedoch dreizehn etwas zweifelhaft sind. Von diesen 110 kommen 89 in Californien vor. Einige der in anderen Ländern, und besonders in Bergbau- Gegenden, am häufigsten vorkommenden Arten sind hier ent- weder unbekannt oder doch ausserordentlich selten. So ist Schwerspath, der doch in England und Deutschland so häufig als Ganggestein auftritt, in der Sierra Nevada beinahe un- bekannt; man kennt ihn nur in kleiner Menge 'von einem oder zwei Orten. Flussspath. fehlt gänzlich in der Sierra Nevada, wiewohl er in Arizona. und Nevada in einiger Menge gefunden worden ist. Nicht eine Spur dieses sonst so. gewöhnlichen 742 Minerals findet sich, soviel bis jetzt bekannt ist, in Cali- fornien. ; Unter den am allgemeinsten verbreiteten Silicaten, welche bis jetzt in Californien gänzlich unbekannt sind, mögen die folgenden als einige der wichtigsten erwähnt. werden: Beryll, Topas, Zirkon, Wollastonit, Skapolith, Spodumen, Allanit, Iolith,; Staurotid, Cyanit, Spinell, -Nephelin, Datolith und alle Zeolithe, die sonst gerade,in Gegenden mit vulcanischen Ge- steinen so häufig sind. Noch kein gut charakterisirtes Stück eines Zeoliths ist innerhalb der Grenzen Californiens ‚gefunden worden. ? wihs Eine andere Eigenthümlichkeit in der Mineralogie Oali- forniens ist die Thatsache, dass einige Mineralien, welche in anderen -Bergbau-Gegenden als Erze‘in Massen ‘vorkommen, in der Sierra Nevada, oder wenigstens in den Theilen derselben, wo Bergbau‘ getrieben wird, zwar an 'sehr vielen Orten zer- streut, sind, an keinem aber sich in hinreichender Menge’fin- den ,: um die Zugutemachung zu lohnen. Dies’ gilt besonders für Bleiglanz und ‚Zinkblende. ' Es giebt kaum’ einen goldfüh- renden Gang'in der Sierra, der nicht Bleiglanz und Blende’ in der Gangmasse tief eingesprengt enthält; aber es ist nicht'ein einziger Ort bekannt, wo die Quantität dieser Erze auch aur nahezu hinreichend wäre, um eine Lagerstätte ihretwegen 'ab- bauwürdig zu machen, selbst wenn die sonstigen Bedingungen so günstig wären: wie in den östlichen Staaten oder im Europa. Bleiglanz findet sich"in nicht unbedeutender Menge an der äussersten Sudostgrenze des Staates, auch in Arizona und Ne- vada; aber keine bedeutendere Lagerstätte von Zinkblende ist bisher irgendwo in den pacifischen Staaten und Territorien gefunden worden, noch kennt män irgend ein- anderes Zinkerz in'abbauwürdiger Menge an dieser Küste. ytr Diejenige Mineralregion, mit' welcher die unserige betreffs des Charakters ihrer Erze und mineralischen Substanzen Jam meisten ‘ubereinstimmt, ist die der sudamerikanischen 'Andes, besonders Chile,’ Herr Davıp Forges führt in‘ seinem kürzlich veröffentlichten Catalog ehilenischer Mineralien ungefähr 200 Ar- ten auf, wovon ungefähr 60 bisher in Californien und ‘den an- deren 'paeifischen Staaten und Territorien‘ gefunden ‘worden sind. ' Das '.Verzeichniss der Mineralien von Chile ist, gleich 743 dem von Californien, bemerkenswerth wegen der: Abwesenheit einiger der beinahe allgemein verbreiteten Silicate, und'zwar derselben, welche in den pacifischen Staaten fehlen, wie Beryll, Topas, Zirkon, Wollastonit, Allanit, Iolith, Staurotid, Oyanit, Spodumen, Spinell, Datolith. Noch manche andere Silicate könnten angeführt werden, ‘welche in anderen Theilen' der Erde weit verbreitet sind, an der pacifischen Küste aber gänz- lich fehlen. Einige der am häufigsten vorkommenden Zeolithe, welche in Californien fehlen, finden sich in. dem Verzeichniss von Chile, z. B. Prehnit, Stilbit, Laumontit, Skolezit, während andere Arten, wie Analcim , Harmotom, Thomsonit, Natrolith und Heulandit, dort sowohl als hier fehlen. Es geht aus einer Vergleichung der Mineralien, welche in den Staaten an der pacifischen Küste von Nord- und. Süd- Amerika vorkommen, deutlich hervor, dass in den Bedingun- gen, welche die Bildung und Ausscheidung der zufälligen Mi- neralien in den geschichteten und eruptiven Gesteinen in der gesammten grossen Ausdehnung der in Rede stehenden Ge- biete veranlasst haben, eine merkwürdige Aehnlichkeit ge- waltet hat. Dies ist wiederum eine von den Thatsachen, welche dazu beitragen , die Einheit der Cordilleren von Nord- und Süd-Amerika als Ergebniss geologischer Vorgänge zu er- weisen. In der Sitzung vom 18. November 1867 las Prof. Wnırney _ die folgende Mittheilung als Ergänzung zu der vorhergehenden: „Nachdem ich in der vorigen Sitzung das Verhalten der an der pacifischen Küste vorkommenden zufälligen Mineralien besprochen habe, wünsche ich in der heutigen einige Worte in Betreff der in Californien auftretenden Grundstoffe hinzuzu- fügen. Auch diese Untersuchung giebt interessante Gesichts- punkte für die Vergleichung der geologischen und chemischen Bedingungen, welche durch die gesammte Kette der Anden von Nord- und Süd-Amerika geherrscht haben. Bei einer sorgsamen Zusammenstellung der bei der geo- logischen Landesaufnahme von Californien beobachteten That- sachen, soweit sie die Zusammensetzung der an dieser Küste vorkommenden Mineralien betreffen, finde ich, dass von den 64 744 bekannten Grundstoffen nur 36 sich bis jetzt als an der Zu- sammensetzung der californischen Mineralien theilnehmend nachweisen lassen. Gänzlich fehlen hier die folgenden: Brom, Glycium, Oad- mium, Caesium, Cer, Didym, Erbium, Fluor, Jod;, Indium, Lanthan, Lithium, Niobium, Norium, Palladium, Ruthenium, Rubidium, Strontium, Tantal,. Terbium, Thallium , Thorium, Uran, Vanadium, Wismuth, Wolfram, Yttrium, Zirconium (28). Von diesen 28 Grundstoffen sind nur drei, nämlich Wis- muth, ‚Fluor und Wolfram, in: den benachbarten ‚Staaten ge- funden worden, so dass 23 Grundstoffe an der pacifischen Küste von Nord-Amerika bis jetzt fehlen. Einige von diesen, wie Didymium, Erbium,, Indium, Lanthan, Norium und Tho- rium, sind so selten, dass man ihr Vorkommen kaum erwar- ten dürfte. Die Abwesenheit anderer aber ist überraschend, besonders die des sonst so weit verbreiteten Fluor. Wahr- scheinlich wird es hier noch in unseren Glimmerarten und in anderen Verbindungen, sowie im Meere und in Mineralwassern nachgewiesen werden; aber seine Hauptquelle, der Flussspath, scheint in diesem Staat ganz zu fehlen. Ein anderes, häufig und in vielfachen Verbindungen auf- tretendes Element ist Wismuth. Aber in Californien ist es bis jetzt noch nicht gefunden worden. Das einzige authentische Beispiel seines Vorkommens an der pacifischen Küste uüber- haupt, welches ich kenne, beschränkt sich auf einige Schüppcehen eines Minerals von der Twin Ophir Grube im Staate Nevada, die ich als Wismuthsilber bestimmte. Wolfram, Uran und Va- nadium sind sonst ziemlich weit verbreitet, wenn auch das letztere weniger als Uran. Keine Spur von ihnen ist jedoch an dieser Kuste nördlich von Mexico gefunden worden. Das- selbe gilt von Strontium, Zirconium und Glyein. Wenn wir nun die Verbreitung der Grundstoffe in den Anden. von Süd-Amerika mit derjenigen an dieser Küste ver- gleichen, so ergiebt sich eine überraschende Aehnlichkeit. Die Abwesenheit oder grosse Seltenheit einiger Grundstofie gilt für die ganze Erstreckung des amerikanischen Continents nach der Seite des Stillen Oceans. Fluorcaleium ist in Peru, Bolivia und Chile beinahe so selten wie an dieser Küste. DomEYKo glaubte früher, dass es in Chile gar nicht vorkomme; doch 745 sind kürzlich ein oder zwei Stellen bekannt geworden, wo es sich in kleiner Menge findet. Wolfram kommt als’ das Mi- neral Wolfram an einem einzigen Ort in Peru vor, an ein oder zwei Stellen in Chile und in Unter -Californien ; aber seine Verbindungen sind entlang der ganzen Küste sehr selten. Dies gilt ebenso für Uran. Strontium und Zirconium sind’ we- der in Chile, noch in Peru gefunden worden. Doch ist ersteres von einer Localität in Neu-Granada bekannt, und Glyein ist in sehr geringer Menge neuerlich an einem Orte in Chile nachgewiesen worden. Keine Verbindung von Lithium ist von der pacifischen Kuste bekannt. Unter den bemerkenswerthen Thatsachen hinsichtlich des Vorkommens von Mineralien und Grundstoffen an der pacifi- schen Küste, und überhaupt in den Anden von Nord- und Sud-Amerika gelten die folgenden für die gesammte Erstreckung von British Columbia bis Chile: l. Die Armuth an Mineralspecies, in Anbetracht der Aus- dehnung des Gebietes, wenn man es mit anderen Ländern der Erde und besonders mit solchen vergleicht, welche ebenfalls reiche Erzlagerstätten sind. 2. Die merkwürdige Abwesenheit vieler der vorherrschen- den Silicate, insbesondere der Zeolithe. 3. Das Fehlen einer grossen Anzahl von Grundstoffen und die Armuth an anderen, welche in anderen Erzgebieten gemein sind. 4. Die weite und reichliche Verbreitung der edlen Me- talle, Gold und Silber, und das nicht seltene Vorkommen von Platina. 5. Das bedeutende Auftreten von Kupfererzen und die verhältnissmässige Abwesenheit von Zinn, Blei und Zink. 6. Die Aehnlichkeit im Vererzungszustande des Silbers über das ganze Gebiet, indem Antimon und Chlor überall unter den Erzbildern eine hervorragende Stelle einnehmen, während in Chile die selteneren Jod-, Brom- und Selen-Ver- bindungen auftreten, welche nördlich von Mexico nicht be- kannt sind. 7. Die Abwesenheit oder das beschränkte Vorkommen des in anderen Ländern so häufig als Gangmittel auftretenden Flussspaths, wozu noch bemerkt werden mag, dass Kalkspath und, Schwerspath in Californien ungemein selten als Gang- 746 mittel vorkommen; nach: Allem,’ was ich von Sammlungen 'von . Mexico: und Chile gesehen habe, sind auch dort ER Handstucke dieser Mineralien sehr selten. 8.80: viel bis jetzt bekannt ist, besitZt die se Küste keinen ihr eigenthümlichen Grundstoff und nur wenige ihr. eigenthümliche Arten von Mineralien.“ | 747 4. Ueber Epiboulangerit, ein neues Erz. Von Herrn Wessky ın Breslau. Auf der Grube Bergmannstrost zu Altenberg in Schlesien werden auf einem Gange an der Grenze von kohligem Thon- schiefer und Quarzporphyr neben Arsenikkies auch bleihaltige Erze gewonnen, welche in dem, den Arsenikkies bedeckenden Braunspath eingesprengt vorkommen; es sind einerseits derbe Partien von blättrigem Bleiglanz, brauner Zinkblende, Schwefel- kies, etwas Kupferkies und einem dem Bournonit nahe ste- henden, noch nicht genau untersuchten Erz, gewöhnlich als Fahlerz bezeichnet, andererseits feine Nadeln, welche den Braunspath fast allenthalben mehr oder minder reichlich durch- ziehen; sie zeigen in der Regel eine exceutrische Anordnung, welche besonders deutlich zum Vorschein kommt, wenn man den Braunspath durch verdunnte Salzsäure wegnimmt; reichere Stufen geben alsdann ein filzartiges Haufwerk und feste Knoten. Diese Nadeln wurden früher für Antimonglanz, später, als man den Bleigehalt auffand, für Jamesonit oder Boulangerit gehalten. Allerdings enthalten sie Schwefel, Blei, Antimon , nebst wenig Nickel, Eisen, aber der Schwefel- Gehalt ist grösser als beim Boulangerit, dem das Verhältniss Antimon zu Blei entspricht, nämlich: 13 A... :,4.Ats)8b>:-b At Pb oder 3 At. Schwefel auf 2 At. Metall, eine Verbindung, in der das Blei dreiwerthig auftritt, analog der Sauerstoff-Verbindung Eby 0, Ich schlage für dieses Erz den Namen Epiboulangerit vor. Das Volumen-Gewicht wurde — 6,309 an 2,726 Gr. Sub- stanz gefunden. | Die Farbe ist dunkel bleigrau, fast schwarz, die Härte nicht zu bestimmen, aber keineswegs hoch. Unter dem Mikroskop erscheinen die Nadeln als stark Zeits. d. D. geol. Ges. XXL. 4. 49 748 gestreifte rhombische Prismen, mit undeutlicher okta&drischer Endigung, spaltbar in einer Richtung, der Bruch muschlig und glänzend. Um ein Anhalten für die Erkennung zufälliger Beimen- gungen zu haben, wurde der, durch Auflösen sorgfältig aus- gewählter Braunspath-Splitter in verdünnter Salzsäure gewon- nene Vorrath geschlämmt, die feineren Nadeln von den grö- beren Körnern getrennt und beide Theile besonders unter- sucht; die ersteren erwiesen sich als das reinere Material. Die Analyse (A) der Körner. 0,2557 Gr. wurden mit Salpeter und Soda geschmolzen und die gebildete Schwefelsäure durch Ohlorbarium bestimmt, der Niederschlag geglüht, , mit Salzsäure ausgewaschen und nochmals geglüht; er wog 0,4076 Gr. = 0,05596 Gr. Schwefel = 21,89 pCt. ' Zur Bestimmung der übrigen Bestandtheile wurden 0,7008 Gr. mit 1 Gr. trocknem schwefelsauren Kali gemengt, in einer Pla- tinschale mit concentrirter Schwefelsäure getränkt und mit 4 Gr. saurem schwefelsauren Kali*), das vorher geschmolzen und gröblich gepulvert war, bedeckt, langsam bis zu schwacher Rothgluth erhitzt und so lange darin gehalten, bis eine klare Schmelze entstanden. Diese wurde in warmem Wasser aufgeweicht, mit Aetz- kali schwach übersättigt und unter Zusatz von, Salzsäure und Weinsäure eine Stunde lang gekocht, dann durch Schwefel- wasserstoff Blei und Antimon niedergeschlagen. Aus dem Filtrat fällte Ammoniak und Schwefelammon wenig Eisen, Nickel und Zink, | Blei und Antimon wurden durch Schwefelammon getrennt und aus dem Filtrat das letztere durch Schwefelsäure nieder- geschlagen. Das Schwefelantimon wurde, getrocknet, mit‘ dem Filter in einer Platinschale mit Schwefelsäure getränkt und mit ge- schmolzenem sauren schwefelsauren Kali bedeckt, dann lang- sam erhitzt und zuletzt zur klaren Schmelze geschmolzen, diese in warmem Wasser. aufgeweicht, mit ziemlich viel Salzsäure ®). Ueber die Anwendung des sauren schwefelsauren Kalis als Rea- genz und Aufschlussmittel für geschwefelte Erze werde ich binnen Kur- zem eine ausführliche Arbeit im II, Theile der Mineralogischen Studien, Breslau bei Fern. Hıst, veröffentlichen. 749 versetzt und eine Stunde lang gekocht; sodann wurde eine überschüssige, Lösung Goldchlorid-Chlornatrium zugesetzt und das in 24 Stunden niederfallende, mit etwas antimonsaurem Natron gemengte Gold, das genau > Atom auf 1 Atom Anti- mon beträgt, cupellirt; es wog 0,1585 Gr., entsprechend 0,14556 Gr. Antimon = 20,77 pCt. Antimon. Das Schwefelblei wurde in nicht ganz concentrirter Salz- säure gelöst, wobei eine kleine Menge Schwefelnickel im Rück- stande blieb, aus dem Filtrat das Blei durch Schwefelwasser- stoff gefällt, zu schwefelsaurem Blei oxydirt, geglüuht und ge- wogen; 0,5755 Gr. schwefelsaures Blei = 0,3932 Gr. Blei = 56,11 pCt. Blei. | Das Eisen gab 0,0060 Gr. Eisenoxyd = 0,0042 Gr. Eisen — 0,60 pCt. Eisen und das Zink 0,0025 Gr. Zinkoxyd = 0.0020}. Gr. Zink:= 0,29 pCt. Zink, Der in zwei Filteraschen enthaltene Nickelgehalt wurde nach der Methode von PLATTNnEr und Fritsche bestimmt, und diese Rückstände wurden mit arsensaurem Kali, Borax und einem; gewogenen Regulus von Ni, As vor dem Löthrohr auf Kohle geschmolzen, aus der Gewichtszunahme des Regulus von 0,0023 Gr. wurde auf die Anwesenheit von 0,0014 Gr. Nickel — 0,20 pCt. Nickel geschlossen. Das Resultat ist: At. G. Atom. Verbältniss Schwefel = 21,89 (32) 0,6841 oder 3,952 Antımon; = 20,77 (120) 0,1731: - 1 Blei 90.11 (207).:0:241: - 1,966 Nickel = 0,20, (58) 0,0035 -. 0,020 Eisen = 0,60. (56) 0,0107 - 0,062 Zink — 0,2%. (65) 0,0042 - 0,026 99,86 Die Analyse (B) der abgeschlämmten Nadeln wurde nahe in derselben Weise ausgeführt und gab: At. G. Atom. Verhältniss Schwefel — 21,31 (32) 0,6659 oder 3,950 Antimon = 20,23 (120) 0,1686 - 1 Blei ...—= 54,88 (207) 0,2651. - 1,573 Nickel = 0,30. (58) .0,0052 . - 0,031 Eisen. = 0,84 (56) .0,0150 -. 0,088 Zink =. 1,32: (65). 0,0208 - 0,120 98,89 49 * 750 Die Verschiedenheit des Zinkgehaltes bei sonst leidlicher Uebereinstimmung der Analysen macht die Anwesenheit von Zinkblende wahrscheinlich, welche zunächst in Abzug zu brin- gen ist. ponibel für 1 Antimon —+ 1,566 Blei + 0,020 Nickel +- 0,062 Eisen — 2,648 Atom Metall, oder: ee bar für 1 Antimon + 1,573 Blei + 0,031 Nickel + 0,088 Eisen \ —= 2,692 Atom Metall, oder: Verhältniss, wie in der Analyse (A). Das Verhältniss zwischen Blei und Antimon ist, unter der || Voraussetzung, dass Nickel und etwas Eisen Antimon ersetzen können, wie 1,9 : 1 Man kann daher für Epiboulangerit eine Formel Sb, 2 8); gleichwerthig mit 5 Sb, S,, und analog dem Antimonglanz aufstellen oder denselben betrachten als eine Verbindung von 2 Molekül Boulangerit mit 3 Molekül Schwefel Sb, | A N - Pb,J Dy5 8 Nach der früheren Schreibweise würde man die Verbindung _ (Sb, S, + 83PbS) + 3 (Sb, S, + 3 Pb $) schreiben, worin das erste Glied Boulangerit, das zweite ein Analogon des Enarsgit ist. - Die Beziehung zu Boulangerit kann man eine genetische nennen, indem der Epiboulangerit wahrscheinlich ein Um- wandlungs-Product aus ersterem ist. Es finden sich nämlich an einigen Exemplaren des hiesi- "Es bleiben dann in Analyse (A) 3,926 At. Schwefel dis- | _ (= ET . 1,483 At. Schwefel auf 1 At. Metall, also nahe wie In der Analyse (B) bleiben 3,830 At. Schwefel verfüg- || 1,402 At. Schwefel auf 1 At. Metall, ungefähr dasselbe ı gen Museums derbe Partien eines lichtgrauen Erzes von schim- merndem, grossmuschlichen Bruch, übergehend in einen dicht , 751 mit Epiboulangerit durchwachsenen Braunspath; sein Volumen- gewicht ist = 5,825 und die Zusammensetzung nach einer Ana- Iyse, in der das Blei etwas zu hoch bestimmt ist: At. G. Atom. Verhältniss. Schwefel = 18,51 (32) 0,5784 oder 3,310 Antimon = 20,96 (120) 0,1747 - 1 Blei = 58,73 (207) 0,2837 - 1,694 Een = 2,13 (58) 0,0867 - 0,210 100,33 Das Mineral ist offenbar Boulangerit, (Sb, Fe), (Pb, Fe), ı° was 56 pCt. Blei bei Beibehaltung der übrigen Werthe er- fordert. Die Anwesenheit dieses Minerals erklärt auch den kleinen Schwefel-Mangel in den Analysen des Epiboulangerits, nament- lich hat es einige Wahrscheinlichkeit, dass dem zur Analyse (B) verwendeten abgeschlämmten Material pulverförmige Umwand- ‚lungs - Residuen, wie sie die Ränder der Boulangerit - Partien zeigen, sich beigemengt haben, abgesehen von dem Umstande, dass viel mit Wasser behandelte Erze dabei häufig etwas Schwefel verlieren. Der Constitution des Epiboulangerits ähnlich ist die des Aftonits von Wärmskog, Schweden; auch dieser kann unter den Typus von Antimonglanz gebracht werden, wenn man Cu, S gleichwerthig mit Ag, S, Fe S, Zn S, ferner Cu, S, gleichwerthig mit Fe S,, und schliesslich Cu, S Cu, S setzt und statuirt, dass in einem Erze Kupfer theils einwerthig als Cu, S, theils zweiwerthig als Cu, S, auftrete. Die Zusammensetzung wird deutlich, wenn man für die einzelnen Bestandtheile die Wasserstoff-Aequivalente berechnet, wie zu der nachfolgenden, aus RAmmELsBERG’s Mineralchemie, p- 101, entnommenen Analyse SvAnBErg’s ausgeführt ist. Cu Brenn wg, 752 Atom. G. Atom. Verhältniss. Werthig- H-Aequivalente. keit, Schwefel = 30,05 (32) 0,9391 oder 4,5607 II 9,121 = 9 Antimon = 24,77 (120) 0,2059 - 1 III 3,000 = 3. Kupfer = 32,91 (63,4) 0,5191 - ß TI 4,000 > i| 0,5748 I 057, 9 Silber © = 3.09 (108) 0,0286 - 0,1390 I 0,139 Zink = 6,40 (65) 0,095 - 0,4782 I 0,9%6|, gg6 9 | | Eisen‘ == 4,31. (66) 0:04 - 0,4136 IL. 0,327 (a7 7 Kobalt = 0,48 (59) 0,0088 - 0,0403 IT 0,081 Blei = 0,04 (207) 0,0002 - 0,0040 II 0,008 Bergart = 1,29 100,35 Setzt man die Zahl des Atom-Verhältnisses für Antimon —], so ist diese Zahl für Kupfer = 2,5748; nimmt man hier- von 2 Atome Cu als zweiwerthig und den Rest = 0,5748 als einwerthig, dann ist das Wasserstoff-Aequivalent dieses Restes, vermehrt um die Wasserstoff- Aequivalente von Silber, Zink, Eisen, Kobalt, Blei fast genau halb so gross wie das Wasser- stoff- Aequivalent des zweiwerthig genommenen Kupfers, und die Summe der Wasserstoff-Aequivalente aller Metalle nahe so gross als die des Schwefels. Der Aftonit ist daher eine Verbindung von Sb, 8% 12. Bar ©, (2 (Cn,, Ag,, Fe, Zn, Co, Pb) S gleichwerthig mit 3 Sb, S,. Von den bisher für Aftonit aufgestellten Formeln ist keine mit den Resultaten der Analyse in so genauer Uebereinstim- mung; will man mit Kenn@orrT die Anwesenheit von Sb, S, annehmen, so muss man den Ausdruck Sb, >, - 4 (Cu,, Ag,, Zn, Fe, Co, Pb) S gliedern, wofür man aber kein Analogon hat; man kann an- dererseits den Aftonit ansehen als eine Verbindung von 1] Mole- kül Fahlerz und 2 Molekül Schwefel Sb, I SH Is, (R,, R), S, 753 5. Ueber wasserhellen Granat von Jordansmühl in Schlesien. Von Herrn Weesky ın Breslau. Das mineralogische Museum der hiesigen Universität ver- dankt der Freigebigkeit des Herrn TuAuuemm in Strehlen einige bemerkenswerthe Vorkommen aus der Gegend von Jordans- mühl, drei Meilen südsüdwestlich von Breslau, woselbst die schon weiter nördlich im Niveau der Ebene zu Tage tretenden azoischen Sediment-Gesteine, mannichfach verändert, als Decken eruptiver Serpentine, die äusserst östliche Umwallung des Zobten-Gebirges bildend, in Hugeln sich erheben. Ein besonderes Interesse gewährt ein aus dem Stein- bruche von Gleinitz herstammendes Mineral, welches in meist glänzenden und dann wasserhellen, zuweilen matten und trü- ben, höchstens - Millimeter grossen Granato@dern, einzeln oder in Gruppen, auf mehr oder minder zerstörten Krystallen von Prehnit aufsitzt; Herr THALHEIM nahrn dasselbe für weissen Granat in Anspruch; und in der That bestätigte die nähere Untersuchung diese Annahme trotz des auffallenden paragene- tischen Vorkommens. Die klaren und glänzenden Krystalle’ ritzen Quarz, nicht Topas, und haben ein Volumen-Gewicht von 3,609. Die Krystalle gehören dem regulären System an und sind, im Grossen und Ganzen betrachtet, reguläre Rhombendode- kaöder; aber eine kleine Wölbung, deren Axe mit der kurzen Diagonale der Rhomben zusammenfällt, gestaltet sie eigentlich zu einem dem Granatoöder vicinalen Tetrakishexaäder; daher gaben auch die Abmessungen einer Anzabl scheinbarer Gra- nato@der-Kanten an Stelle des Winkels von 120° einen solchen von .120° 30’ bis 120° 32'. Der nächste wahrscheinliche Werth entspricht dem Symbol 74:04:89), y welches 120° 31’ 20” verlangt, ein Tetrakishexa@der, welches die mittleren Kanten des am gelben Topazolith von der Mussa- Alpe in Piemont vorkommenden Hexakisokta@der 754 Gr@izza:a) (econf. Quexstepr, Handbuch; 2. Aufl. p. 274) gerade ab- stumpft. Unter dem Polarisations-Mikroskop bewirken die Krystalle, in der Richtung senkrecht auf die Krystalllächen gesehen, ent- weder keine Depolarisation des Lichtes oder zeigen buntfarbige, auf Lamellar-Polarisation zurückzuführende Conturen. Die Ernmittelung der chemischen Bestandtheile wurde durch den Umstand ermöglicht, dass noch aus einer anderen Quelle eine etwa anderthalb Gramm Substanz ausgebende Anhäufung besagter Krystalle erworben wurde, welche jedoch durch einige Procente eines dunkelgrünen, chloritartigen, zu Körnern grup- pirten Minerals untrennbar verunreinigt war. Die nachstehenden Versuche. beziehen sich auf dieses Material, soweit nicht ausdrücklich von reiner Substanz ge- sprochen wird. | Im Kölbchen gegluht verändert sich das Pulver nicht, es wird aber eine kleine Menge nicht sauer reagirendes Wasser ausgetrieben. Unter Zutritt der Luft geglüht werden reine Krystalle sogleich blassbraun und schmelzen in gutem Feuer zu braunem Glase; die äussere Flamme des Löthrohrs wird dabei in kei- ner Weise gefärbt, erst nach dem Befeuchten mit Schwefel- säure tritt eine schwache Kalkfärbung ein. Mit Borax in der Oxydationsflamme geschmolzen ent- steht eine bräunliche Perle; in Phosphorsalz unter schwacher Gasentwickelung ein Kieselskelett, das zuletzt die ganze Perle erfullt, die trub erstarrt. Beim Schmelzen der Substanz tritt ein Verlust von 1,04 pCt. ein, der im Wesentlichen als in Wasser bestehend anzunehmen und mit Rücksicht auf die dabei stattfindende Oxydation von Eisenoxydul zu Eisenoxyd noch etwas grösser zu veranschla- gen ist. Die feingeriebene und geschlämmte Substanz wird von Salzsäure angegriffen; schon in der Kälte wird etwas Nickel- oxydul gelöst, das also wahrscheinlich einer Beimengung an- gehört. Die geschmolzene und gepulverte Masse wird von Salz- säure ziemlich vollkommen zerlegt und Kieselsäure gelatinös ausgeschieden. 755 Nach dem Eintrocknen der Lösung fällt aus dem Filtrat ein Ueberschuss von kohlensaurem Ammoniak: Thonerde, Eisen- oxyd, kohlensaurem Kalk; die hiervon getrennte Flüssigkeit lieferte durch Eintrocknen und Glühen eine kleine Menge Magnesia und Nickeloxydul und eine nicht wägbare Spur Kali. Mit Soda und Salpeter geschmolzen geben reine Krystalle keine Manganreaction, wohl aber das mit der chloritischen Substanz verunreinigte Pulver. Mit phosphorsaurem Natron auf einer in ein Glasrohr geschobenen Platinschaufel vor dem Löthrohr geschmolzen, zeigte sich eine schwache Spur von Fluor-Reaction auf Fer- nambuk-Papier. Bezuglich des quantitativen Verhältnisses der Bröhandihäile stelle ich zusammen: eine Kieselerdebestimmung, erhalten durch Schmelzen mit Borax und Soda; den Wassergehalt nach oben berührtem Schmelzversuch, und die übrigen Bestandtheile nach einem Aufschluss durch Schmelzen mit Soda, wobei die geschmolzene Masse mit Schwefelsäure gesättigt und wiederum zum Schmelzen erhitzt, die durch das Auflösen abgesonderte Kieselerde aber noch- mals mit Soda geschmolzen wurde; die Menge der Kieselerde erlitt einen Verlust, zur Wiederholung des Versuches fehlte es an Material. Ich erhielt: - " Sauerstoff. Kieselsäure 81,88 20,20 Thonerde 21413,.1:.9,89 Kalk 31,28.,4,.8,94} Eisenoxydul 4,19 0,93 Manganoxydul 0,45 0,10) 11,18 = 10,10 + 1,08 Nickeloxydull 0,28 0,06 Magnesia 2,88 „1,18 Wasser 241,08, 0,96 99587 Man sieht, dass im Grossen und Ganzen die analysirte Substanz Kalk-Thon-Granat ist, da’ der Sauerstoff der Kiesel- saure doppelt so gross wie der Sauerstoff der Thonerde einer- seits und andererseits doppelt so gross wie die Summe des Sauer- 756 stoffs der Monoxyde, namentlich wenn man davon ungefähr so viel abzieht, als der Wassergehalt seinerseits Sauerstoff repräsentirt. Man kann dann annehmen, dass Maganoxydul, Nickeloxydul und ein Theil der Magnesia mit Wasser verbunden, als Brueit das grüne, chloritartige Mineral, das die analysirte Substanz verunreinigt, bilde. Diese Annahme gewinnt an Präcision, wenn man die Menge der Thonerde durch die Annahme von etwas Eisen- oxyd bis zu dem theoretischen Quantum ergänzt, indem.man dann folgende Vertheilung erhält: Sauerstoff. Kieselsäure 371,88.:..20.20 Thonerde 21,13: 9,89), Eisenoxyd 0,70 01) 1010 95.47 C Sr 31,28 8,94 ee Eisenoxydul: ..3.56 0,19 {0.10 Magnesia 0,92.0,37) Magnesia 1,96 0,78 Manganoxydul. 0,45, 0,10 ad 3,76 pCt. Brucit. Nickeloxydul 0,28 0,06 Wasser 1.02.5095 99,29 Der auf diese Weise berechnete Granat ist ein fast reiner Kalk-Thon-Granat, analog zusammengesetzt mit dem weissen Granat von Suhland in Tellemarken, dem derben Vorkommen der Schischimskaja Gora im Ural und von Orford in Canada. Der Prehnit bildet im Steinbruch von Gleinitz ein compactes Lager in den veränderten Sendimentär-Schichten, welche einen 'Serpentinkegel bedecken; er ist vorherrschend dicht, nicht sel- ten körnig und drusig, und in den Drusen mit Hyalith bedeckt; an einer Stelle mitten im Steinbruch bildet er grossblättrige, drusige Ageregate; hier fand sich der beschriebene Granat.. Als andere epigene Bildungen auf Prehnit von Jordans- mühl sind noch Natrolith und eine dem Pektolith ähnliche Substanz bekannt; der Natrolith bildet aus radialen Krystallen bestehende Krusten, oft recht deutlich die Endfächen zeigend; die zweite Substanz bildet meist filzartige Aggregate, selten haarförmige Krystalle, wie sie neulich von Herrn BECKER von hier dem Museum geschenkt wurden. | 797 6. Devonische Entomostraceen in Thüringen. Von Herrn R. Rıcrızr ın Saalfeld. Hierzu Tafel XX, und XXI Das devonische System herrscht vorzugsweise im östlichen Theile des thüringischen Schiefergebirges und verbreitet sich von da einestheils über den Frankenwald gegen das Fichtel- gebirge hin, anderntheils in östlicher Richtung über einen Theil des Voigtlandes. Mit grosser Deutlichkeit lassen sich innerhalb dieses Sy- stems drei Etagen unterscheiden. Unmittelbar auf den ober- - silurischen Schichten, aber in discordanter Lagerung, ruht die untere Abtheilung, die fast ausschliesslich aus dunkelen Schie- fern besteht und das ausgezeichnete Material für die hochent- wickelte Dach- und Tafelschiefer - Industrie Thüringens liefert- Die Petrefakten, soweit dieselben dem Pflanzenreiche angehö- ren, sind die nämlichen, die in Thüringen bis in die jüngste Abtheilung des devonischen Systems hinauf gefunden werden, während die sehr seltenen Versteinerungen aus dem Thier- reiche zu einer Parallelisirung ihrer Lagerstätte mit den Ortho- cerasschiefern anderer Localitäten zu berechtigen scheinen. Die mittlere Abtheilung besteht aus Conglomeraten und untergeordneten weichen Schiefern. Die ziemlich reiche Fauna derselben lässt sich nur mit jener des Stringocephalenkalks vergleichen (LEONH. u. Brons, N. Jahrb. 1861, S. 559) und enthält auch den Stringocephalus Burtini selbst. Die oberste Abtheilung bilden die Cypridinenschiefer, de- ren Name schon auf die in denselben charakteristischen und in grosster Häufigkeit vorkommenden Entomostraceen hinweist. Während in dieser obersten Abtheilung in derselben Weise wie in den Umgebungen von Hof, am Harz und in Nassau, so auch in Thüringen die Entwickelung der Entomostraceen in so eminentem Grade culminirt, dass ganze Schieferschichten fast ausschliesslich aus den Resten dieser kleinen Krebse be- - 798 _ stehen, erscheinen dieselben in der mittleren Abtheilung nur sparsam und zwar desto sparsamer, je tiefer man die Glieder der Abtheilung nach unten verfolgt. In der untersten Abthei- lung sind Entomostraceen bis jetzt noch nicht beobachtet worden. Als eine besondere Eigenthumlichkeit des Vorkommens mag noch erwähnt werden, dass in manchen Schichten auf weite Erstreckung hin alle die kleinen Entomostraceen aus- nahmslos mit ihrer Längsaxe in einer und derselben Richtung liegen. Soweit Handstücke ein Urtheil gestatten, findet sich die nämliche Erscheinung auch an mehreren Punkten Nassaus und des Harzes, aber, wie es scheint, nicht in der Umgebung von Hof. Die kleinen Crustaceen, die hier unter der Benennung Entomostraceen zusammengefasst werden, sind theils Beyri- chien, die gleich den ihnen nächstverwandten Kirkbyen des Zechsteins den Ostrakoden angehören, theils sind sie bisher als Cytherinen und Cypridinen bezeichnet worden. Die letzteren, die zuerst von mir (Beitrag zur Paläont. des Thür. Waldes. 1848. S. 46, t. VI., f. 212) als wahrschein- lich den Crustaceen angehörige Fossilreste, dann von F. und G. SANDBERGER (Verstein. des Rhein. Schichtensyst. in Nassau. 1850— 1856. S. 4, t. L, f. 2 ff.) als Cypridinen beschrieben und abgebildet wurden, sind rundliche Körperchen von 0,5 bis 4,0, meist aber nur 2 bis 3 Mm. Länge, deren hervorragendster Charakter eine von der Mitte der Bauchseite nach dem Rücken hinaufziehende Furche ist. Die allgemeine Form der Oypridinen ist theils die eines seitlich etwas comprimirten Ovals, die vermöge einer geringen Einziehung des Ventralrandes an der Ausgangsstelle der pleu- rogastrischen Furche in die Bohnenform übergeht, theils die eines ebenfalls comprimirten und am Ventralrande etwas ein- gezogenen Sphäroids. Bei beiden Formen geht der Dorsal- rand in vollkommen gleichmässiger Wölbung in den Vorder- und Hinterrand über, ohne dass irgendwo ein plötzlicher Ab- fall in der einen oder anderen Richtung sichtbar wird. Die ovale Form ist insofern häufiger, als dieselbe auch den klein- sten Exemplaren eigen ist, während die sphäroidische Form 759 erst von einer gewissen Körpergrösse der Individuen an auf- tritt. Die Länge der ovalen Formen zur Hohe verhält sich wie 2:1, die der sphäroidischen Formen wie 12:11 oder auch wie 9:8, während die Länge der ovalen Formen zu je- ner der sphäroidischen wie 4:3, die Höhe wie 8:11 sich verhält. Da die Sculptur der Schälchen bei beiden Formen die namliche ist, so scheint hier ein Analogon zu BARRANDE’S Forme longue und Forme lar&e der Trilobiten vorzuliegen und die ovale und die sphäroidische Form weniger einen specifi- schen (RıcHTer u. Unger, Beitr. zur Paläont. des Thür, Wal- des. 1856. S. 36, t. II., f. 30— 32), als vielmehr einen ge- schlechtlichen Unterschied zu begründen. Eine eigenthümliche Bewaffnung erscheint bei (. calcarata, die im Nacken zwei vorwärts gerichtete Dornen und am Hin- terende zwei in der Richtung des Bauchrandes nach hinten gewendete Schalenstacheln besitzt. Die pleurogastrische Furche befindet sich immer in der Leibesmitte, indem sie etwas vor der Mitte neben dem Ven- tralrande des Schälchens HBeginnt und in leichter S förmiger Krümmung bis zur Mitte der Seitenfläche oder auch etwas über dieselbe hinaufreicht. Auf der Aussenlamelle des Schälchens ist die Furche ziemlich seicht, auf der Innenlamelle aber ist sie tief, so dass sie auf der Innenseite des Schälchens als eine scharfe Leiste, auf dem Steinkerne als ein tiefer Einschnitt erscheint. Da bei C. calcarata der oberste Theil der S formi- gen Krümmung von den Nackendornen des Schälchens sich ab- und den Schalenstacheln zuwendet, so ist nach diesem Verhalten bei sämmtlichen Cypridinen das Vorder- und das Hinterende bestimmt worden. Manchmal erscheint um das obere Ende der Furche ein schmaler aufgeworfener Rand, der jedoch bei der Kleinheit des opaken Objects und bei der Hau- figkeit umhüllender Glimmerschüppchen Näheres nicht erken- nen lässt. Wie der Augenschein lehrt, besteht das Schälchen aus zwei überall gleich nahe auf einander liegenden Lamellen , ist also wie bei allen Crustaceen eine Duplicatur der allgemeinen Körperbedeckung. Gelingt es, einen wirklichen Abdruck obne Rest der Aussenlamelle des Schälchens zu erhalten oder durch die Entfernung des späthigen Steinkernes vermittelst Anwen- dung einer Säure zu präpariren,..so ist derselbe meist ganz 760 glatt, wie die Abdrücke der obersilurischen dornigen Beyrichia subeylindrica, und nur besonders grosse, also voraussetzlich - alte Individuen hinterlassen eine Spur von Seulptur, als ob die Thierchen im Leben mit Härchen bekleidet gewesen wären, welche bei vorgerückterem Alter verloren gingen. j Die Seulptur, die der Aussenlamelle allein angehört, be- steht wesentlich aus Längsrippen, die bald durchgängig der Längsaxe des Körpers parallel laufen, bald nur auf dem Rücken oder nur auf der Seite, während sie im letzteren Falle auf der Seite oder auf dem Rücken verschiedentlich ausgebildete Spi- ralen beschreiben. Manchmal schneiden auch die Rippen die Längsaxe unter Winkeln von 20 bis 25 Grad. Die Rippen, die meist eine geringere Breite haben als ihre Intervalle und deshalb in den vermeintlichen Abdrucken, die aber in Wahr- heit nichts Anderes sind als die Innenseiten der äusseren La- melle, scharf eingeschnittene Linien darstellen, sind bald glatt, bald tragen sie auf ihren Rücken mehr oder minder gedrängte Knötchen oder Dörnchen, von denen die letzteren auf der In- nenfläche der Lamelle als eingestochene Punkte erscheinen. Die Intervalle der Rippen sind fast immer mit regelmässig angeordneten vertieften Punkten ausgestattet, deren Zwischen- leistehen auf die Rippen stossen und ein gegittertes Aussehen der Schälchen bewirken. Auf der Innenseite der Lamelle tre- ten die Grübehen in Gestalt von Knötchen hervor und veran- lassen das gekörnelte Aussehen dieser Seite. Manchmal end- lich liegen die Grüubchen in regelmässigen Reihen , ohne dass die zwischenliegende Fläche sich rippenartig erhöbe und brin- gen so ein narbiges Aussehen des Schälchens hervor. In den meisten Fällen wird die Mitte des Rückens durch eine kleine und seichte Grube bezeichnet, die auf der Innen- fläche der Aussenlamelle als ein flacher Buckel erscheint. Be- schreiben die Rippen der Sculptur auf dem Rücken eine Spi- rale, so ist das erwähnte Grüubchen deren Mittelpunkt, laufen die Rippen der Längsaxe des Körpers parallel, so biegen sie sich um das Grübchen herum, und nur selten wird eine Rippe vor dem Grübchen abgebrochen, um hinter demselben sich wieder fortzusetzen. : Bei günstigen Erhaltungszuständen kommt nicht selten auf der Innenseite der Aussenlamelle oder auf der Aussenseite der inneren Schalenlamelle eine Zwischenschicht (Taf. XX., Fig. 5 c. 761 die Stiche sind nicht fein genug dargestellt) zum Vorschein, die im Vergleich zu der Oonsistenz der Panzerlamellen äusserst zart und locker ist und in derselben Ordnung, in welcher die Rippen der äusseren Lamelle laufen, von höchst feinen Stichen durchbohrt wird. . Die innere Panzerlamelle, die meist mit dem eigentlichen Steinkerne innig verwachsen ist, zeigt keine Spur von Seulptur und ist bis auf die tief eindringende pleurogastrische Furche, die auch in der Medianlinie der Ventralseite nicht unterbrochen ist, vollkommen glatt. Eben so glatt ist die nur selten sicht- bare Innenseite dieser Lamelle. Die beiden Klappen des Panzers sind vollkommen gleich gross und stellen mit ihren etwas verdickten freien Rändern einen völlig dichten Verschluss her. Bei geschlossenen Schäl- chen bildet der Ventralrand eine nur wenig hervortretende schmale Leiste. Ob die Innenseite dieses Randes glatt oder mit jenen zierlichen zahnartigen Erhabenheiten, auf die zuerst ZENKER. (Monogr. der Ostrakoden in TroScHEL, Arch. für Na- turgesch., 1854. I.) bei den lebenden Ostrakoden aufmerksam gemacht hat, versehen ist, hat sich nicht mit Sicherheit ermitteln lassen. Bei vielen Ostrakoden aus jüngeren Fsrmationen sind sie sehr deutlich. Manche Exemplare tragen an der Seite ein von der Sculp- tur bedecktes Knötchen, welches aber nie eine bestimmte Stelle einnimmt und wohl eben so wenig für einen Augenhöcker, als für ein Muskelmal angesprochen werden kann. | Hin und wieder finden sich grössere Exemplare, in welche ein kleineres eingedrückt ist. Es muss dahingestellt bleiben, ob diese Einpressung von aussen her geschehen ist, oder ob das kleinere Individuum in das Innere des grösseren sich ein- gedrängt hat. Auf einen Act der Fortpflanzung kann dieses Vorkommen nicht gedeutet werden, da nicht selten ganz ver- schiedene Species in einer solchen Beziehung zu einander sich befinden, wie z. B. C. calcarata in C©. taeniata liegt etc. Manchmal vorkommende gedruckte und zerbrochene Pan- zer sind wohl bei der Häutung abgelegt worden. Geschlossene Schälchen, also die Ueberbleibsel lebend von dem Sediment umhuüullter Thierchen, sind sehr selten, und ausschliesslich diese sind durch eisenschussigen Kalkspath pe- trifieirt. Derselbe hat sich jedoch nur im Innersten des frischen 762 Gesteins als solcher erhalten und überall, wo die Atmosphäri- lien ihre Einwirkung begonnen haben, sich in mulmigen Braun- eisenstein umgewandelt. Alle übrigen Individuen müssen, wo- rauf auch schon die oben erwähnte, jedenfalls durch eine leise Strömung der Gewässer bewirkte Ablagerung der kleinen Kör- per in einer und derselben Richtung ihrer Längsaxe hindeutet, im Zustande des Todes und deshalb mit klaffenden Panzer- hälften zu Boden gesunken sein und sind daher vom Schlamme nicht bloss umhullt, sondern auch erfüllt worden. Die wahrhaft unermessliche Menge, in welcher diese klei- nen Crustaceen ganze Schieferschichten von oft nicht geringer Mächtigkeit zusammensetzen, giebt Zeugniss, dass während langer Zeiträume Generation um Generation in den Gewässern, deren Sediment sie bilden halfen, die Entwickelungsphasen, ihres Daseins vollendeten und erneuerten. Aber eine nur eini- germaassen aufmerksame Beobachtung bei Verfolgung einer und derselben Schieferschicht lehrt bald, dass mit Ausnahme der grösseren und zugleich seltneren Arten, die überall einzeln sich in die Schwärme der übrigen Species mischen, diese letzteren nicht ohne Wahl durch einander wimmeln, sondern durchgängig die einzelnen Arten besondere Aufenthaltsorte bevorzugt haben, an denen sie bis zur Ausschliesslichkeit herrschen. Das Zusammenvorkommen von Trilobiten,, Cephalopoden, Pteropoden, Brachiopoden, Krinoiden und Korallen mit den Cypridinen beweist unwiderleglich, dass deren Heimath das Meer war. Da die mikroskopische Untersuchung einer grossen An- zahl von angeschliffenen Steinkernen gezeigt. hat, dass vom inneren Bau der Cypridinen sich nichts erhalten hat, so kann eine Vergleichung der fossilen Entomostraceen mit jetztleben- den nur eine äusserliche und nur auf Form und Bau des Pan- zers bezüugliche sein. Von den beiden Formen, unter denen die vorliegenden kleinen Crustaceen auftreten, stimmt die ovale zwar mit der allgemeinen Gestalt der Ostrakoden, namentlich der Cypriden überein , unterscheidet sich jedoch dadurch, dass die Wölbung des Rückens am Vorder- und am Hinterende vollkommen gleich- mässig; ist und weder einen plötzlichen Abfall nach hinten, | 163 wie die Jugendformen , noch eine höchste Wölbung hinter der Leibesmitte, wie die geschlechtsreifen Individuen der meisten Ostrakoden (ZENKER, Monogr. der Ostrak. und CLaus, Zur nä- heren' Kenntniss etc. in v. SIEBOLD u. KÖLLIKER, Zeitschr. für wissensch. Zool. 1865. 4) zeigt. Ist der Ausschnitt des vor- deren Schalenrandes, den Cuaus (Zeitschr. f. wiss. Zool. 1865. 2) als Gattungscharakter bezeichnet, wirklich ein solcher, so haben wir es, da unseren fossilen Formen dieser Ausschnitt durchaus abgeht und nicht füglich in der pleurogastrischen Furche derselben wiedererkannt werden kann, überhaupt nicht mit dem Genus Cypridina zu thun, und es wird dieser Gat- tungsname nur subsidiarisch und für so lange beizubehalten sein, als eine anderweite Bestimmung us: Genus noch zu suchen ist: Für die sphäroidischen Formen der fossilen Cypridinen findet sich eine Analogie unter den lebenden Ostrakoden so wenig als unter den sonst bekannten fossilen. - Auch mit den Gestalten, welche die lebenden Kladoceren darbieten, lässt sich die ovale Form der fossilen Cypridinen nicht vergleichen. Nur wenn die Annahme gestattet wäre, dass die Chitinbedeckung des Kopfs der Kladoceren in der- selben Weise sich habe conserviren können wie die Schälchen, würde mit unseren devonischen Entomostraceen die von SCHÖDLER (TRoscHEL, Arch., 1866. I.) als Bewohnerin des frischen Haffs beschriebene Hyalodaphnia Kahlbergensis in Beziehung gesetzt werden konnen, da bei derselben der helmförmige Kopfpanzer so weit vorgezogen ist, dass die Einkerbung zwischen Rostrum und vorderem Schalenraude fast genau in die Leibesmitte fällt; wo sich auch bei unseren fossilen Cypridinen die pleurogastri- sche Furche befindet, deren aufgeworfener Rand am oberen Ende in diesem Falle als Fornix gedeutet werden musste. Allein dem steht entgegen, dass einestheils die Nähte, welche den Kopfpanzer und die Schalenklappe vereinigen, an den vor- liegenden Fossilen nieht vorhanden sind, anderntbeils der Ven- tralrand der Schälchen von der pleurogastrischen Furche nicht unterbrochen wird, oder, wo es geschieht, sicher nur eine Zerbrechung vorliegt. Weit wichtiger ist die Aehnlichkeit mit den Kladoceren, die sich darauf gründet, dass die fossilen Cypridinen durchweg in einer längereıf und schlankeren (ovalen) und in einer kür- Zeits.d.D. geol. Ges. XXI, 4. 50 764 zeren und höheren (sphäroidischen) Form ganz in der Weise erscheinen, wie bei den lebenden Kladoceren die schlanken männlichen und die hochruckigen weiblichen Individuen. Eine Ausrüstung des Panzers mit Dornen und Schalen- stacheln, welche jener der devonischen (©. calcarata verglichen werden könnte, findet sich unter den lebenden Ostrakoden nur bei Cyprois monacha MüLL., die mit kurzen Zähnen am Hinter- ende des Ventralrandes versehen ist. Unter den fossilen Ostra- koden dürfen nur einige Beyrichien hierhergezogen werden, während die Bewaffnung einiger cretaceischen und tertiären Formen, wie Cythere cornuta Bosqu., C. coronata REUSS etc., mehr der lateralen Ausbauchung der weiblichen Cythere gibba MtLr. zur Seite gestellt werden muss. Um so vollständiger ist die Analogie zu den Daphniden- gattungen Scapholeberis und Bosmina, die bald durch Dorn- fortsätze am Kopfpanzer, wie Sc. aurita Fıscuer, bald durch | lange Schalenstacheln am Ende des Ventralrandes, wie se. cornuta Des., Se. mucronata MüLL., Sc. spinifera GRAY, Bos-. mina longicornis SCHÖDL., B. longispina LEYDIG etc. ausgezeich- net sind. Das einzige positive Resultat der mikroskopischen Unter- suchung quer durchschnittener und angeschliffener Cypridinen . besteht in der Constatirung des in allen Theilen des Körpers vollkommenen Parallelismus der beiden Panzerlamellen, die sich nirgends so weit von einander entfernen, dass zwischen denselben ein Raum für Aufnahme eines Theiles der Einge- weide, wie bei den Ostrakoden der Gegenwart, bliebe. Eine Sculptur, wie sie der äusseren Panzerlamelle der fossilen Cypridinen eigen ist, findet sich, abgesehen von eini- gen zweifelhaften Formen*), deren Panzer in levantinischem Meeressande vorkommen, bei den lebenden Ostrakoden, auch bei Oypridina messinensis CLAus, deren Untersuchung mir durch die Güte des Autors selbst vergönnt war, nicht, wohl aber bei manchen tertiären und cretaceischen Cytheren, wie (. scro- biculata MünsTt., ©. striato-punctata RoEMER, C. texturata REUSS etec., deren Längsrippen auf den Seitenflächen des Körpers Spiralen beschreiben und durch grubige Intervalle getrennt sind. *) Eine dieser noch namenlosen Formen zeigt fast ganz genau die Sculptur von Cypridina serratostriata SANDB. 765 Solche Sculpturen finden sich auch bei den lebenden Kla- doceren, hauptsächlich in den Lyneridengattungen Chydorus, Alona, Acroperus, OCamptocercus, Peracantha, Pleurosus und Lynceus, sowie in den Daphnidengattungen Scapholeberis und Bosmina, in welcher letzteren auch concentrisch gerippte Kopf- panzer beobachtet werden. 239 Das dorsale Grübehen, welches fast alle die fossilen Cy- pridinen zeigen, erinnert wenigstens an das Haftorgan vieler Kladoceren, das bei Sida zwar dreifach, dagegen bei Simoce- phalus vetulus MüLL., Pasithea lacustris Bir und Zurycercus lamellatus Mvun. einfach ist und ziemlich genau über der Ein- kerbung zwischen Kopf und Rumpf sich befindet. Dass es bei einigen Arten fehlt, deutet vielleicht auf verschiedene Alters- stufen, wie auch Daphnia pulex das an nur während des Jugendzustandes besitzt. Bei Betrachtung der lockeren und porösen Schicht zwi- schen der äusseren und der inneren Panzerlamelle der fossilen Cypridinen drängt sich der Gedanke auf, dass diese Schicht die mineralische Ausfüllung des beim lebenden Thiere von eir- eulirendem Blute durchströmten Raumes zwischen den beiden -Panzerlamellen sei. Da bei dem Eindringen des Versteine- rungsmittels die von Leypıg (Naturgeschichte der Daphniden) beschriebenen. zahlreichen hohlen Querbälkchen oder Stützfa- sern, welche den Zusammenhalt der beiden Lamellen bewerk- stelligen, noch vorhanden gewesen sein müssen, so lassen sich die der Anordnung der äusseren Sculptur folgenden feinen Stiche in der porösen Schicht recht füglich als die von den später erst zerstörten Querbälkchen hinterlassenen Räume be- trachten. In Bezug auf die vollkommen gleiche Grösse der beiden Schalenklappen, sowie auf den Mangel des Muskelmales stim- men die devonischen Cypridinen weit. weniger mit den leben- den Ostrakoden überein als mit den Kladoceren. Uebrigens scheint das Muskelmal, das den Cypriden und einigen Oythe- ren eigen ist, der Cythere gibba MuLL. aber abgeht, wenigstens vielen fossilen Ostrakoden zu fehlen. Wollte man auch die seitlichen Wulste oder Gruben der Beyrichien, Leperditien und Kirkbyen dafur halten, so fehlt dieses Mal doch, vielleicht mit einziger Ausnahme der C. ampla Reuss, allen Ostrakoden des Zechsteins, und auch die Oytheren aus dem Meeressande des 50 * 766° Archipels lassen dasselbe nicht beobachten. Doch ist es mög- lich, dass es hier dureh die grubige Sculptur der Schälehen inilich gemacht wird. Was die Lebensweise der fossilen Cypridinen anlangt, so ist dieselbe, soweit das Vorkommen der petrificirten Reste eine Schlussfolgerung gestattet, eine äusserst gesellige, aber doch zugleich nach den Arten abgegrenzte gewesen und lässt sich deshalb am besten mit jener -parallelisiren, welche bei den le- benden Kladoceren, namentlich den meisten Daphniden, der Beobachtung sich darbietet. Während an einem Punkte die Schaaren der Daphnien das Gewässer röthlich färben, erscheint dasselbe an anderen Stellen grau von dem Gewimmel: der schwärzlichen Scapholeberiden, und nur einmal berichtet ZEn- KER (Monogr. der Ostrak.) etwas Aehnliches von febenden und v. Sessacan (diese Zeitschrift, IX. 1857) von fossilen Ostra- koden, die sonst überall nur einzeln vorkommen, wie die Bey- riehien und selbst die: Östrakoden des Zechsteins. Denn un- geachtet der Häufigkeit dieser letzteren, treten sie doch nie- mals allein herrschend auf,. sondern sind immer einer nicht minder grossen Anzahl von anderen Thierresten beigesellt. Wenn die grösseren Arten der fossilen Cypridinen nur einzeln erscheinen, so wiederholt sich dasselbe bei den grösseren Ar- ten der lebenden Kladoceren, wie bei Sida etc. Pd Aus dem Vorangehenden ergiebt sich, dass die fossilen Cypridinen in vielfach verwandtschaftlicher Beziehung zu den Ostrakoden, zugleich aber auch in nicht minder vielfacher und wichtiger Beziehung zu den Kladoceren stehen und dennoch weder der einen, noch der anderen Ordnung resp. Unterord- nung ausschliesslich zugewiesen werden können. Sie nehmen vielmehr eine mittlere Stellung zwischen beiden ein und schei- nen als ein zwischen denselben vermittelndes Glied betrachtet werden zu dürfen. Generisch würden sie zu charakterisiren sein als kleine gepanzerte Entomostraceen von ovaler Gestalt im männlichen, von sphäroidischer Gestalt im weiblichen Ge- schlecht mit einer von der Mitte des Bauchrandes mehr oder minder hoch gegen den Rücken hinaufreichenden seitlichen Furche und einer aus Rippen und Grübchen bestehenden 767 Sculptur der beiden vollkommen gleich grossen Schalen- klappen. .. Oypridina Ava n.'sp. Tal, 2X. Taf, 4. Die seltenste und grösste Species, die 6 Mm. Länge bei 4 Mm. Höhe erreicht. Der Rücken der männlichen Individuen flach, der weiblichen hochgewölbt. Der plötzlich comprimirte Vorderrand bildet einen Kamm, der fast bis zu der kurzen, aber tief eingeschnittenen pleurogastrischen Furche reicht. Die Sculptur erscheiut unter der Lupe als eine feine, dem Kör- perumriss folgende Streifung, ungefähr wie bei Cypris punctata JuR. Unter 100 maliger Vergrösserung werden die dieht ge- drängten und in Reihen geordneten kleinen Grübchen sichtbar, deren glatte Zwischenraume unter der Lupe das Aussehen von Rippen oder Streifen haben. Bisher bloss oberdevonisch. 2 0.scrobüculato n.,sp. Rıchter u. Unser, Beitr. zur Pal. des Thür. Waldes, 1856. S. 35. t. M. f. 20. Taf. XX. Fig 2. Die ovale männliche Form erreicht 2 Mm. Länge bei l Mm. Höhe. Die weibliche Form ist ganz sphäroidisch, wie bei der folgenden Art. Die pleurogastrische Furche reicht kaum bis zur Mitte der Seite aufwärts. Die Sculptur des Panzers besteht aus rundlichen Grübchen. Da dieselben in Reihen ge- ordnet sind, so erscheinen bei oberflächlicher Betrachtung die glatten Räume zwischen diesen Reihen, welche auf der Seiten- fläche die Längsaxe des Körpers unter 20° schneiden und auf dem Rücken sich um das Dorsalgrüubehen herumlegen, wie Rippen. Die Innenseite der äusseren Panzerlamelle erscheint äusserst fein und dicht *) gekörnelt. Bisher bloss oberdevonisch. Auch bei Hof, Schleiz, Gera und Ronneburg. *) In der Figur sind die Grübchen nicht dicht genug zusammen- gerückt, 768 3. ©. serratostriata SANDBERGER. SANDBERGER, Verst. des Rhein. Schichtensyst. 1850 — 1856. S. 4. t. I. f 2, RıcuTer u. Unger, Beitr. zur Pal. des Thür. Waldes. 1856. S. 35. t. I. f. 21 -- 23 und 27 — 32. Tara Pie, 310. Die ovale männliche Form erreicht 2,5 Mm. Länge bei 1,25 Mm. Höhe. Die weibliche Form, die früher als C. glo- bulus beschrieben wurde, ist vollkommen sphäroidisch. Die pleurogastrische Furche ist wenig tief und reicht kaum bis zur halben Höhe der Seite. Die Sculptur besteht‘ aus scharfen ‘schmalen Rippen, welche sich zuerst in Gestalt eines stumpf- eckigen, nach vorn verlängerten Triangels um das Dorsal- grüubchen herumlegen und deshalb auf den Seiten in die Rich- tung der Längsaxe des Körpers fallen. Die Zwischenräume zwischen den Rippen sind ungefähr um das Doppelte breiter | als diese und mit dichtgedrängten rundlichen und ziemlich tie- fen Grübchen bedeckt, so dass die Oberfläche des Panzers ein gegittertes Aussehen annimmt. Hinter der Dorsalgrube werden die Intervalle zwischen den Rippen breiter und damit die Grübchen derselben merklich grösser. Auf der Innenseite der äusseren Panzerlamelle erscheinen die Rippen als scharf eingeschnittene Linien, die Grübchen der Zwischenräume als Knötchen. Die häufigste Art. Auch bei Hof, Schleiz, Gera, Ronne- burg, im Harz und in Nassäu. Ober- und mitteldevonisch, überall gleich den übrigen Arten nur dem Schiefer angehörig. Nur bei Oettersdorf unweit Schleiz findet sie sich zugleich mit ©. calcarata als Seltenheit in einem grauen bis schwärzlichen dichten oder gelblichweissen und feinkörnigen Kalksteine, der durch Cardiola retrostriata Keys., Tentaculites typus RıcHT. und Goniatites auris QuEnst. charakterisirt wird. Nach den beiden erstgenannten Petrefacten muss dieses Kalklager als dem Iber- ger Kalke gleichalterig betrachtet werden. 4. C. tenella.n. sp. Taf. XX. Fig. 11. Von voriger Art nur durch den etwas gedrungenen Bau und durch die in allen Theilen viel feinere Sculptur, deren Rippen sich spiral um das obere Ende der pleurogastrischen 769 Furche legen und daher auf dem mit einer Dorsalgrube ver- sehenen Rücken der Längsaxe des Körpers parallel liegen, unterschieden. Ueberall mit voriger, nur nicht im Kalke von Oettersdorf. 5. CO. labyrinihica n. sp. Taf. XX. Fig. 12. Die ovale männliche Form erreicht 3,0 Mm. Länge bei 1,7 Mm. Höhe. Die weiblichen Individuen haben sphäroidische Gestalt. Die pleurogastriche Furche ist sehr kurz, und die Sceulptur besteht aus Rippen, die rings um das Dorsalgrübehen ausserst fein und gedrängt sind, dann aber gegen die Seiten hin plötzlich stärker werden und weiter auseinandertreten und zugleich oft anastomosiren, ja theilweise selbst rückläufig wer- den. Die Rücken der Rippen sind glatt und glänzend, die Grübchen der Zwischenräume seicht und weniger gedrängt als bei den vorigen Arten. Ober- und mitteldevonisch. Nicht selten, aber immer einzeln. 6. C. gyrata Rıcar. Rıchrer, Beitr. zur Pal. des Thür. Waldes, 1848 S. 46, t. VI. f£. 212. Richten u. Ungen, Beitr. zur Pal. des Thür. Waldes. 1550. S. 36. t. II. I dc, 84. Taf. XX. Fig. 13. 14. Grösse und Bau des männlichen wie des weiblichen Ge- schlechts wie bei voriger Art. Die pleurogastrische Furche ist ebenfalls sehr kurz, und die glattrückigen und glänzenden Rip- pen der Sculptur legen sich in einer sehr engen Ellipse um das Dorsalgrubchen. Die Intervalle der Rippen sind concav und bilden demnach Hohlkehlen, und die dichtgedrängten Grüb- chen derselben sind nicht rundlich, sondern quer verlängert. Die Innenseite der äusseren Panzerlamelle erscheint deshalb weit rauher als bei allen übrigen Arten und bildet ein carrir- tes Aussehen. Oberdevonisch. Auch bei Hof und Gera. 770 = 1.0: ‚608010. n. ‚Sp; Taf. XX. Fig. 15. 16. Die: männlichen Individuen erreichen 3,0 Mi. Länge bei 1,5 Mm. Höhe. Die pleurogastrische Furche ist kurz. Die Sculptur besteht aus leistenförmigen , breiten und bei gunsti- gem Erhaltungszustande glänzenden Rippen, die sich um die Dorsalgrube in Gestalt eines gedehnten Rhomboids herumlegen und daher überall der Längsaxe des Körpers parallel erschei- nen. Die Intervalle, die nicht breiter als die Rippen werden, sind grubig, aber die rundlichen Grübchen sind seicht und ein- ander wenig genähert. | Oberdevonisch. Auch bei Hof, Gera und Weilburg. 8. ©. Sandbergeri n. sp. Tat. XX, Fir. 17. Die ovalen männlichen Individuen erreichen bis 3.0 Mm. Länge bei 1,7 Mm. Höhe, während die weiblichen vollkommen sphäroidisch sind. Die pleurogastrische Furche ist kurz. Um das obere Ende derselben legen sich in gestreckter Ellipse die beiden convexen Rippen, deren Zwischenräume nur durch die gegeneinandergeneigten Rippen gebildet werden und ziemlich entfernt stehende Grüubchen zeigen. Auf. der Ventralseite rücken die Gruchen etwas enger zusammen und vermöge einer De- pression der Rippen neben denselben gewinnen die letzteren hier ein etwas höckeriges Aussehen. Oberdevonisch. Einzeln. 9. ©. Barrandein. sp. Taf. XX. Fig. 18. Bis 3,5 Mm. lang, bei einer Höhe von 2,0 Mm. Die weibliche Form ist sphäroidisch. Die Sculptur besteht aus leistenartigen Rippen, die sich in gestreckter Ellipse um einen Punkt dicht über der kurzen pleurogastrischen Furche herum- legen. Die Intervalle haben die doppelte Breite der Rippen und sind auf ihrem Grunde eben und ohne Gruben. Oberdevonisch. Sehr einzeln. 771 10. €. taeniata Rıcar. RiCHTEe u. Eiyerr a. 2. OS. 06; 1: II; £= 39: Taf. XXI Fig. 1. 2. Etwas robuster als Ü. serratostriata, sonst aber in Gestalt und Beziehungen der Geschlechter zu einander ganz mit der- selben übereinstimmend. Die pleurogastrische Furche reicht bis zur mittleren Höhe der Seite, und am oberen Ende der- selben beginnt die Sculptur mit einer geradlinigen Längsrippe, um welche sich die übrigen in flachem Bogen herumlegen. Der Rücken der sonst schmalen Rippen ist oft von einzelnen Knötchen oder Dörnchen rauh und an der Basis derselben bald etwas verbreitert, bald rechts oder links gebogen. Die Intervalle sind breit und nicht grubig, sondern ganz eben. Die Innenseite der äusseren Panzerlamelle zeigt deshalb scharf eingeschnittene Linien mit eingestochenen Punkten. Ebenso oft sind aber auch die Rippen ganz glatt. | Ober- und mitteldevonisch. Nicht selten. Auch bei Hof, Gera, am Harz und in Nassau. 1l._C. calearata Richt. Bicuter u. Unser, a. a.°O., S. 37. t. IL £. 36-- 38. Taf. XXI. Fig. 3—5. Die ovale männliche Form erreicht, abgesehen von der Bewaffnung, eine Körperlänge von 2 Mm. bei 1 Mm. Höhe, während die weibliche Form ebenfalls, bis auf die Bewafinung, sphäroidisch ist. Das Kopfende des Panzers ist abgestutzt und der Vorderrand bildet mit dem Ventralrande eine etwas vorgezogene stumpfe Ecke. Die pleurogastrische Furche ist hier besonders gross und reicht über die mittlere Hohe der Seite hinauf. Die Bewaffnung besteht aus zwei Nackendor- nen,. die nach den im Gestein oft hinterlassenen Lochern nicht gerade vorwärts, sondern schief seitwärts gerichtet gewesen sein müssen. Die Schalenstacheln, die manchmal fast die halbe Leibeslänge erreichen, sind wie jene der lebenden Sca- pholeberiden gerade nach hinten gewendet. Die Rippen und die sie trennenden Zwischenräume sind völlig von der Be- schaffenheit jener der vorigen Art und unterscheiden sich nur durch die eigenthümliche Anordnung, nach welcher sammtliche 772 Rippen jeder Panzerklappe nach dem Schalenstachel hin con- vergiren und deshalb die Längsaxe des Körpers unter unge- fähr 15° schneiden. Ober- und mitteldevonisch. Häufig, gewöhnlich in Schwär- . men beisammen. Auch bei Hof, im Voigt- und Österlande, am Harz, in Nassau, endlich noch im Kalke von Oettersdorf. Die ausserdem noch beschriebenen Formen C. subfusifor- mis SANDB., C. oculata und elliptica RoEMER aus dem Stringo- cephalenkalk und C. subglobularis Sanpe. aus dem Posidono- myenschiefer sind in Thüringen nicht vorgekommen. Die kleinen Crustaceen , welche zuerst (Beitr. zur Pal. des Thür. Waldes, 1848) als Cytherinen beschrieben worden sind, gehören ohne Zweifel zu den nächsten Verwandten der fossilen sogenannten Cypridinen, mit denen sie manche und nicht unwesentliche Aehnlichkeiten haben. Sie erreichen nicht über 3 Mm. Länge und erscheinen je nach den Geschlechtern in gestreckt ovaler oder in gedrungen | ovaler, selbst sphäroidischer Gestalt. Die beiden vollkommen | gleich grossen Klappen des Panzers entbehren der pleuro- gastrischen Furche und besitzen eine Sculptur, die aus Längs- rippen mit unregelmässig grubigen Intervallen besteht. Da die Steinkerne glatt sind, so scheint auch hier die Seulptur | nur auf die äussere Pauzerlamelle beschränkt zu sein. Sie kommen ausschliesslich in den Clymenienkalken Thü- ringens, wie in jenen der Umgebungen von Hof vor und fin- den sich zwar uberall in diesen Gesteinen, aber immer .nur einzeln, so dass sie ein weniger geselliges Leben gefuhrt zu haben scheinen als die Oypridinen. ? l. Cytherinu striatula. Rıcuter, Beitr. zur Pal. des Thür. Waldes. 1848. $. 19. t. D. f. 6 — 15. Taf. XXI. Fig. 6.7. Die ovale männliche Form ist schlank und erreicht: meist | 2, selten 3 Mm. Länge, während die weibliche Form, die frü- | 173 her (a. a. O.) als O. hemisphaerica beschrieben wurde, sphä- roidisch ist. Die Längsrippen sind über den ganzen Körper von gleicher Feinheit. Die unregelmässig gestellten Grübehen der Intervalle sind nur bei starker Vergrösserung und unter künstlicher Beleuchtung wahrnehmbar. Auf der Mitte des Ruckens befindet sich ein sehr kleines und seichtes Dorsal- grübchen. 2:0. 6051010 05 SR, Tar RX! Pig'8,9 Die Geschlechter unterscheiden sich durch die grössere Schlankheit des einen und die Kürze und Gedrungenheit des anderen. Bis 2,5 Mm. lang. Die Sculptur besteht auch aus Längsrippen mit grubigen Intervallen, aber die Rippen sind weit stärker als jene der vorigen Art und von verschiedener Dimension, indem namentlich die Rückenlinie und der einge- zogene Ventralrand jederseits von zwei vorspringenden breite- ren Rippen begleitet werden. Ein Dorsalgrübchen ist nicht vorhanden. Die Beyrichien haben einen zweiklappigen Panzer mit geradlinigem Rücken, abgerundetem Vorder- und Hinterrande und einem flachgewölbten Ventralrande, der, wie auch die übrigen Theile der freien Ränder, fast immer leistenartig ver- dickt ist. Die Panzerklappen sind insofern ungleich, als die eine und zwar meist die rechte Klappe falzartig über den Rand ‚der anderen übergreift. Längs der freien Ränder erhebt sich in der Regel eine wulstartige, bald continuirliche, bald ein- oder mehrmals unterbrochene Auftreibung, die manchmal über den Ventralrand überquillt, während die davon umgebene Mitte der Seitenfläche hin und wieder vertieft bleibt, meist aber auch wulstig oder zapfenförmig aus der Vertiefung heraustritt. In der Ecke, welche der Dorsalrand mit dem Vorderrande bildet, findet sich oft ein rundliches Knötchen. Der Panzer über- haupt besteht aus zwei Lamellen, die überall einander gleich- mässig genähert sind. Der Bau der Zwischenschicht hat sich noch nicht ermitteln lassen. Die Aussenlamelle trägt oft ver- schiedenartige Sculpturen, während die innere Lamelle glatt ist. 774 In Bezug auf die allgemeinen Körperumrisse sowie die Ungleichheit der Panzerklappen entsprechen die Beyrichien sehr gut den lebenden Formen der Ostrakoden, namentlich der marinen Cytheren. Auch die Stellung des Knötchens in der Ecke des Dorsalrandes mit dem Vorderrande befindet sich mit der Stellung der Augen bei den lebenden Cytheren in Ueber- einstimmung. Ebenfalls findet sich für die Randwulst der Bey- richien ein, wenn auch nicht vollkommenes, Analogon in der seitlichen Auftreibung des Panzers bei den weiblichen Indivi- | duen vön Cythere gibba MüLL., so dass hiernach die fossilen Individuen mit uberguellender Randwulst als solche weiblichen Geschlechts betrachtet werden könnten. Es hat dies um so mehr für sich, als bei vielen ausgewachsenen Exemplaren diese Randwulst, welche bei den Individuen, die vermöge ihrer Klein- | heit sich unverkennbar noch im Jugendzustande befinden, erst im Entstehen begriffen ist, statt überzuquellen, auffallend flach erscheint. Während demnach sich annehmen liesse, dass die überquellende Wulst die Ovarien umschlossen habe, könnten die vorderen Wulste wohl zur Aufnahme der Leber- und Ho- denschläuche gedient haben. Gegen diese augenscheinlich nächste Verwandtschaft der Beyrichien zu den Cytheren wurde sich nur die eine Einwen- dung machen: lassen, dass auch im dorsalen Theile des Pan- zers die beiden Lamellen desselben nicht weiter von einander entfernt sind als in den übrigen Theilen. Allein die Be- schaffenheit der harten Schälchen bei den Ostrakoden aus jun- geren Formationen wie bei denen der Gegenwart benimmt diesem Einwande sein Gewicht, und zwar um so mehr, als nur bei den Cypriden der Raum zwischen den beiden Lamellen in der Rückengegend ein ziemlich ansehnlicher ist. l. Beyrichia dorsalis n. sp. Taf. XXI Fig. 10—13. Oval. Länge 2,75 Mm., Höhe 2,0 Mm. Im Jugendzu- stande etwas weniger hoch im Verhältniss zur Länge, aber die Seiten sind stärker gewölbt als im ausgewachsenen Zu- stande, in welchem der ganze Körper stark comprimirt ist. Der Rücken ist geradlinig und bildet eine ebene Fläche, die in der Schultergegend die grösste Breite hat und nach hinten spitz zuläuft. Die Randwülste verlaufen ganz allmälig in die 775 platten Seitenflächen und lassen nur bei einzelnen Exemplaren eine mittlere Einsenkung mit flacher centraler Auftreibung wahrnehmen. Eine Sculptur scheint nicht vorhanden zu sein. Die Oberfläche des Panzers erscheint auch unter starker Ver- grösserung nur matt. Einzeln in den oberdevonischen Schiefern. 2, BD. nitidula n. sp. Taf. XXI. Fig. 14. Fast oval, 1 Mm. lang, 0,75 Mm. hoch. Der Rücken ist vorn. kaum merklich eingesenkt. Die Randwulste verlaufen auch hier ganz allmälig mit den Seitenflächen , die aber nicht glatt, sondern ziemlich hoch gewölbt sind. Im Beginn des letzten Viertheils der Körperlänge stehen nahe dem Dorsal- rande und noch näher dem Ventralrande zwei nach hinten und auswärts gewendete Dornen, hinter denen eine auffallende Com- primirung des Panzers liegt, so dass das Analende zugeschärft erscheint. Die Oberfläche des Schälchens ist vollkommen glatt und stark glänzend, Selten. Nur in den oberdevonischen Schiefern. 38. B. aurita.n. sp. Taf. XXI. Fig. 15. 16. Fast halbkreisformig, 1,5 Mm. lang, 1,0 Mm. hoch. Der Rücken ist vorn etwas gewölbt, nach hinten etwas eingesenkt. Der nahe halbkreisformige freie Rand ist mit einer starken Randleiste versehen, über welcher sich die breite Marginal- wulst erhebt. Dieselbe hat im vorderen Theile der Klappe ihre grösste Breite uud verlängert sich nach oben in ein stumpfes, nach vorn gewendetes und die Rückenlinie über- ragendes Horn. Im hinteren Theile der Klappe ist die Wulst weniger breit, und das kurze Horn, zu dem auch sie sich am Ende des Rückens erhebt, überragt kaum die Rückenlinie. Die Medianwulst ist elliptisch und etwas von oben und vorn nach unten und binten gewendet. Alle diese Eigenthumlichkeiten des Panzers sind im Jugendzustande (Fig. 15) erst angelegt und entbehren noch der charakteristischen Ausprägung. Einzeln. Ober- und mitteldevonisch. 776 Erklärung der Abbildungen auf Tafel XX. und XM. Sämmtliche Formen sind in !5 bis 2° natürlicher Grösse dargestellt. Die Sculpturen erscheinen in %° bis #P nat. Gr. Tafel XX. Fig. 1. Cypridina Ava n. sp. Linke Klappe, weibliche Form. Fig. 2. C. scrobiculata n. sp. Linke Klappe, männliche Form. Fig. 3. C. serratostriata Sınpeereer. Linke Klappe, männliche Form. Fig. 4. Dieselbe, Kern von der Ventralseite und umgeben von der po- rösen Zwischenschicht. Fig. 5. Dieselbe, Hohldruck der Dorsalseite. a. Abdruck im Gestein, b. Innenseite der Aussenlamelle. c. Poröse Zwischenschicht Fig. 6. Dieselbe, weibliche Form von der Dorsalseite. Innenfläche der Aussenlamelle. Fig. 7. Dieselbe, Kern, linke Seite. Fig. 8. Dieselbe, männliche Form, Ventralansicht. Fig. 9. Dieselbe, Sculptur, Aussenseite der Aussenlamelle. Fig. 10. Dieselbe, Sculptur, Innenseite der Aussenlamelle. Fig. 11. ©. tenella n. sp., rechte Klappe, Innenseite der Aussenlamelle, männliche Form. | Fig. 12. C. labyrinthica n. sp., a Innenseite der äusseren Lamelle. | Fig. 13. ©. gyrata Rıcuar., Dorsalansicht. Fig. 14. Dieselbe, Sculptur. Fig. 15. €. costata n. sp., Dorsalansicht, Innenseite der äusseren Lamelle. Fig. 16. Dieselbe, Sculptur, Aussenfläche. Fig. 17. ©. Sandbergeri n. sp., linke Klappe, männliche Form. Fig. 18. ©. Barrandei n. sp., linke Klappe. männliche Form. Tafel XXI Fig. 1. Cypridina taeniata Rıcar., rechte Klappe, Innenseite der Aussen- | lamelle, männliche Form. Fig. 2. Dieselbe, Seulptur. & Fig. 3. C. cealcarata Rıcar., männliche Form, rechte Klappe. Fig. 4, Dieselbe, weibliche Form, linke Klappe. Fig. 5. Dieselbe, Kern der männlichen Form, linke Seite. Fig. 6. Cytherina striatula Rıcur., Ventralansicht, männliche Form. Fig. 7. Dieselbe, Sculptur. Fig. 8. C. costata n. sp., männliche Form, Ventralansicht. Fig. 9. Dieselbe, weibliche Form, Dorsalansicht. Fig. 10. Beyrichia dorsalis n. sp., linke Klappe. Fig. 11. Dieselbe, rechte Klappe. Fig. 12. Dieselbe, Ventralansicht. Fig. 13. Dieselbe, Dorsalansicht Fig. 14. B. nitidula n. sp. linke Klappe. Fig. 15. B. aurita n. sp., Jugendform, linke Klappe. Fig. 16. Dieselbe, ausgewachsen, linke Klappe. 777 > 7. Die Gruppen und Abtheilungen des polnischen Juras, nach neueren Beobachtungen zusammengestellt. Von Herrn Zevuscahxser in Warschau. Der polnische Jura besteht ans einer Reihe auf einander folgender Gruppen, die mit den oberen Etagen des Inferior Oolite anfangen und mit dem Kimmeridgien endigen. Ein Theil des weissen Juras, und zwar seine unteren Etagen, ent- spricht, mit kleinen Modificationen, auf eine ausgezeichnete Weise dem süddeutschen, dem # bis ö QUENSTEDT; dies habe ich bereits vor mehreren Jahren erkannt *). Die oberen Etagen aber, die Gruppen mit Diceras arietina und Exogyra virgula, zeigen diese auffallende Aehnlichkeit nicht; die ersten ent- sprechen zum Theil dem mährischen Corallien, die zweiten nähern sich dem: baltischen Kimmeridgien. Herr FaLLoux **) hat in seiner Erläuterung zur geognostischen Karte des kra- ‚kauer Gebietes andere Ansichten über die Abtheilungen des weissen Juras bei Krakau geltend zu machen versucht und lange Listen von Versteinerungen gegeben, welche die Abthei- lungen des weissen Juras von a bis ( bezeichnen sollen. Die unteren Abtheilungen, die aus weissem Kalkmergel und weissem woblgeschichteten Kalkstein bestehen, sollen die Etagen «a bis © vertreten; die weissen Kalksteine mit Feuersteinen von Krakau, Podgorze, Tyniec, die Abtheilungen e und {. Als Beweise wer- den einige Pecten, Cardita, Mytilus pectinatus, Ammonites pla- nulatus siliceus, angeführt, indess keine unzweifelhafte Species des Korallien oder Kimmeridgien: weder Diceras, noch eine Ne.inea, Koralle oder eine Exogyra. Um aber diesen Deu- tungen der oberen Schichten mehr Gewicht zu ertheilen, wird *) Die Glieder des Juras an der Weichsel, Kausten’s Archiv f. Min. Geog., B. 19, p. 609. **) Geognostische Karte des Gebietes von Krakau von Honene6Ger, zusammengestellt von FaLtoux. 778 eine Reihe von Arten des y ö aus demselben Kalkstein weg- gelassen, wie Rhynchonella lacunosa, trilobata, Megerlea lori- cata, Terebratula bisufarcinata, Lima tegulata, Scyphia cylin- drica, intermedia, clathrata, Lochensis, Ammonites biplex, poly- gyratus. Dieses sind aber die häufigsten Species in Podgorze, Budzau bei: Tyniec, Przegorzaly im weissen Kalkstein mit ‚Feuersteinen. Nachdem wir den weissen Jura in seiner ganzen Ent- wickelung zwischen Krakau und Wielun, dann südlich von Chenciny, bei Pierzchno, Korytnica, und von Sulejow, Ilza durch eine Reihe von Jahren studirt und seine thierischen Ueberreste sorgfältig beobachtet haben, kommen wir zu dem Resultat, dass die unteren Abtheilungen mit denen der schwa- bischen Alp fast identisch sind und aus vier mächtigen Ab- lagerungen bestehen. Auf den Gesteinen des braunen Juras sind zunächst Kalkmergel, merglige Kalksteine abgesetzt, darauf folgen wohlgeschichtete Kalksteine, gewöhnlich etwas mit Thon verbunden, höher reine Kalksteine mit Feuerstein — dies sind die Abtheilungen «, $, , & von Quesstepr. Darauf folgen der weisse, kreideartige Kalkstein oder oolitbische Kalk- steine, die mit derbem weissen Kalkstein wechsellagern, und deren Horizont Cidaris florigemma bezeichnet. Jede Abtheilung wird von Gruppen thierischer Ueberreste charakterisirt. Zwar finden sich in jeder Arten, welche der unteren und oberen an- gehören, aber mehrere sind auf bestimmte Horizonte beschränkt. Die Schwämme fangen schon in den untersten Schichten an, werden sehr vorwaltend in den zwei darauffolgenden, sind selten in der Cidaris-Etage und verlieren sich vollständig in der Korallenschicht und in dem darauf folgenden Kimmeridgien. Der Dogger oder der braune Jura, ist aber anders wie in Württemberg entwickelt; zwar. lässt sich die untere Gruppe des Inferior Oolite auf die von OPPEL vorgeschlagenen Etagen zurückführen; die beiden oberen, der Gross-Oolith und das Kellovien, verschwimmen in einander, werden durch eine 6—8' dicke Schicht vertreten und unterscheiden sich somit wesentlich vom württembergischen Jura und noch bedeutender vom fran- zösischen und englischen, wo diese Gruppen ungemein mächtig abgesetzt sind. Folgende Glieder setzen den polnischen Jura zusammen; ar 779 A. Brauner Jura, L. v. Bucn; Dogger, Opren. Erste Gruppe, Inferior Oolite, besteht aus grauem Thon, seltener aus aschgrauem Mergel mit untergeordneten Lagern von grauem Sandstein und thonigem Sphaerosiderit. Dieses 100 bis 150’ mächtige Sediment zieht sich den Jura- Zug entlang, fängt aber erst südlich von Kromolow und Bzöw an und zieht sich von da mit kleinen Unterbrechungen über Blanowice, Rudniki, Czestochowa nach Wielun. Es lassen sich in dieser Gruppe drei Etagen unterscheiden, jedoch konnte nicht beobachtet werden, dass dieselben auf einander folgen. So viel ist aber bestimmt, dass die oberen Etagen sich auf die von OPPpEL vorgeschlagenen zurückführen lassen. a Etage des Ammonites aspidioides Orp., sub- coronatus Opp. Sie ist nur am südlichen Ende bei Blano- wice und Rudniki erkannt worden; sehr selten findet sich hier Am. Parkinsoni Sow., dann häufig .Belemnites hastatus BLAINV., Nucula variabilis Sow. Der thonige Sphaerosiderit, der sich in abgeplatteten Kugeln findet, die gewöhnlich kleine Oolithe aus weissem Kalkspath einschliessen, bildet einen gewissen Horizont. : B Etage des Am. Parkinsoni, fängt etwas mehr nördlich von Kamienica Polska an und endigt bei Praszka. In dem grauen Thone dieser Etage sondern sich deutliche Lager von thonigem Sphaerosiderit ab, die mehr oder weniger thonige Theile enthalten; gewöhnlich sind es zwei, seltener drei oder mehrere Lager, die durch Thon getrennt sind. In dieser Etage ist Am. Parkinsoni Sow. ungemein häufig, in allen Altersstufen von 3 Millimetern bis 4, 5 und noch mehr Centi- metern; dann etwas seltener Am. Garantianus d’ORB., linyui- ferus dX’OrB., oolithicus d’ORB., subradiatus Sow., Nautilus li- neatus Sow., Belemnites hastatus Buainv., Pleuromya tenuistrıa Ac., Gomiomya litterata Sow., Thracia Eimensis BRAUNS, Nu- eula variabilis Sow., N. Münsteri (0LDF., Inoceramus fuscus @Quenst., Estheria Buchü RoEn. x Etage des Belemnites hastatus, canaliculatus, bessinus, Beyrichi. Unmittelbar unter der Oberfläche finden sich mehrere Gruben in grauem Thon, in welchem sehr viele Versteinerungen vorkommen; er führt Knollen von thonigem Sphaerosiderit, den ziemlich häufig Schwefelkies begleitet; deits. de D. geol. Ges. AXL, 4. ol ‚selbst Knollen von Schwefelkies finden sich Br nd. 2 geschlossen. Belemniten sind hier in grosser Menge vorhan-. E den, besonders die zwei ersten Arten; Am. Parkinsoni Sow. findet sich nur ausnahmsweise, Dentalium entaloides DESLONG. 3 ziemlich häufig, wie auch Trochus bitorquatus, Pholadomya con- catenata AG., Trigonia zonata Ac., Astarte Parkinsoni QUENST., Osirea Marshii Sow., sehr seiten lange Zähne von Sphenodus ei longidens Ac. Diese Etage ist an wenigen Punkten erkannt, A findet sich zwischen Jaworznik bei Zarki, Ozestochowa und Hutka bei Panki. Die drei unteren Etagen des unteren Oolith, E die Zonen des Am. Murchisonae, der Trigonia navis und die Torulosus-Schicht, sind auch nicht angedeutet; in Blanowice, Rudniki findet sich die Subcoronatus-Etage unmittelbar auf a dem blutrothen Keuperthon aufgelagert, der dunne Lager von eigenthümlicher Steinkohle einschliesst. | Der mächtig entwickelte Liaskalk der Tatra, 15—20 Mei- Be | len entfernt von dem südlichen Ende des weissen Jura-Kalkes bei Krakau und Tyniec, steht sowohl mit dem weissen Kalk- steine, wie auch mit dem grauen T'hone des Inferior Oolite | von Kromolow in keinem Contact; es trennt diese oberen Glieder des Juras eine mächtige Ablagerung von eocänem Kar- 2] pathen-Sandstein, mit schmalen Streifen von miocanem Thone, der Ablagerungen von Gyps, Steinsalz und Schwefel ein- schliesst, und mit Neocomien - Sandstein und nah am Tatra- Gebirge mit den Kalken, die dem Jura entsprechen, namlich die grauen Kalke mit Am. Murchisonae, tatricus; die rothen, die tithonische Gruppe von OPPEL, enthalten Formen des weissen | Juras, wie Am. biplex, annularis, calypso, mit Formen des | Neoeomien, wie Am. Morellianus, diphyllus, simplex , pieturatus; R dann graue merglige Kalksteine des Neocomien mit Scaphies | Ivani. ER | Zweite Gruppe: Eisenoolithe, braune Kalk- steine oder Sandsteine, die den Grossoolith und das Kelloway vertreten. Gewöhnlich sind beide Glieder ganz in einander verschwommen.und eine Trennung zu finden ist nicht möglich; eine Ausnahme findet sich in einer kleinen Entfernung zwischen Klobucko und Krzepice; hauptsächlich bei dem Dorfe Pierzchno tritt die Trennung klar hervor. In 4 dem unteren Theile des langgezogenen Rückens von Pierzchno wird ein sandiges Eisenerz gefördert, das viele Pholodomyen al akterisiren ‚ und zwar Ph. media, Mwurchisoni, concatenata, Ammonites funatus u. s. w. Es sind dies Formen, die dem 'Fullers gut entsprechen. Dieselbe Schieht kommt an mehre- ren Punkten etwas mehr nördlich hervor, und zwar bei Krze- pice und in Zajäczki, Etwa 500 Schritte von der Eisenerz- ‚förderung von Pierzchno, nahe an den Wirthschaftsgebäuden, "findet sich ein kleiner Steinbruch, in dem zuunterst undeut- ‚licher Eisenoolith sich befindet, .mit weissem Jura-Mergel a ‚bedeckt. Im Eisenoolithe findet die Mengung von Formen des 'Grossoolith und Kelloway statt, hauptsächlich von Ammoniten, wie Am. funatus, macrocephalus, lunula, Jason. 5 Unmittelbar wird diese braune Schicht von weissem Jura- Mergel bedeckt, von QUENSTEDT’s «, mit seinen charakteristi- ‚schen Fossilien, wie Am. Eugenü, convolutus, impressae, cordatus, Terebratula nucleata u. s. w. Diese braune Schicht wird beiläufig 50’ mächtig, ist aber gewöhnlich nur 6— 8’ stark und dann mit einer ungemein grossen Anzahl von Petrefakten überfüllt aus drei Gruppen ‚des braunen Juras, nämlich des Inferior Oolite, Grossoolith und Kelloway; es finden sich Am. aspidioides Opp., Parkinsoni Sow., linguiferus d’OrB. mit Am. biflexuosus d’ORB., macrocephalus, lunula, sulciferus, Orion Orr. und Jason, dann Belemnites ha- status, canaliculatus, eine Reihe von Brachiopoden, wie Tere- bratula emarginata, carinata, Phillipsi, sphaeroidalis aus dem Bajocien und T. intermedia var. Fleischeri DesL., T. umbo- nella, biappendiculata, dorsoplicata var. Perieri DssL. und eine Form, die kaum von T. impressa des unteren weissen Juras „ T. Meriani Opp., Zhynchonella Ferryi Desr., Holectypus depressus, Echinobrissus clunicularis. Wenn man behauptet, dass der Eisenoolith von Balin durch Am. Parkinsoni charakterisirt wird, wie es Süss*) thut, so ist es eben so wahr, dass derselbe Oolith durch‘ Am. macrocephalus, Terebratula dorsoplicata var. Perieri DesL. bezeichuet wird; beide Ammoniten finden sich beisammen in derselben Schicht, ‚wie auch mit mehreren anderen Formen aus den drei genann- zu unterscheiden ist ten Gruppen. Somit bestimmt keine ihr Alter, es liegen hier Arten aus den drei Gruppen des westlichen Europas zusam- men, folglich kann man eine so dünne Schicht weder als In- no. *) Pıcrer, Melanges pal&ontologiques, Livr. III, p. 186, 3 en. Oolite, noch als Bathonien und Kellsrien betrachten In meinem Aufsatze „Ueber die Entwickelung des Juras in Polen“ ; habe ich die grauen Thone und die braune Schicht als dem Kellovien angehörend betrachtet, weil eine Reihe von Formen a mit denen der obersten Schichten des braunen .‚Juras zusam- men vorkommen; diese Ansicht beruhte auf der Annahme, dass diese verschiedenen Species nur in den Zeitabschnitten gelebt haben, die man im westlichen Europa erkannt hat; aber es zeigt sich in Polen, dass dies nicht der Fall war, und 4 Arten des Bajocien finden sich mit solchen des Kellovien zu- sammen. Es muss bemerkt werden, dass in einigen Locali- täten in Polen in der braunen Schicht Arten des Bathonien vorwalten, an anderen, und zwar nahe gelegenen, die des Kellovien; stets aber finden sich mit älteren Arten jüngere vergesellschaftet. Obwohl bei Balin eine sehr grosse Menge von Arten vorkommt, so kann man sich von dieser Thatsache nicht überzeugen, weil die Versteinerungen aus dem aufgewor- fenen Eisenbahn-Durchschnitt herkommen und das anstehende Gebirge nicht klar aufgeschlossen ist. Anders ist es an mehre- ren Punkten in Polen; in Pomorzany unfern Olkusz’ist die Schicht des Eisenoolithes nur 6-—-8’ mächtig, bedeckt blut- rothen Thon des Keupers und wird von weissem Kalkmergel des weissen Juras « überlagert. In der Eisenoolithschicht fin- den sich beisammen Belemnites canaliculatus, Am. aspidioides mit Am. funatus, macrocephalus, Pleurotomaria culminata, Ma- crodon aemulum, Myoconcha crassa, Cardita (Astarte) rhomboi- \ dalis und dann Rhynch. Ferryi, Tereb. pala, dorsoplicata var. Perieri; in Ciengowice findet sich in einer dünnen Schicht (2—3’) von braunem Mergel mit ausgeschiedenen Lagern von Eisenoolith, die auf grauem Thon des Inferior Oolite ruht, sehr häufig Am. macrocephalus und Jason vergesellschaftet mit Am. linguiferus d’OrB., Tereb. pala Buch, Meriani Opr.; in Wlodo- wice Am. Orion mit Tereb. Meriani, dorsoplicata var. Pe- rieri u. s. w. Dieselbe Vermengung von Arten verschiedener Gruppen hat Herr Berrich*) in dem baltischen Jura erkannt; denn in den Geschiebenblöcken bei Berlin finden sich Arten der drei Glieder des braunen Juras. Bei einer neuen Untersuchung von Pine haben sich -— nn *) Zeitschr. der Deutsch, geol. Gesellsch., B, 13, S. 149. 183 auf den Absonderungen des Eisenoolithes grüne und blaue we _ Ueberzüge gezeigt, die von kupferhaltigen Mineralien herruh- - ren, und zwar von Malachit und Kupferlasur. Malachit findet sich in kleinen Körnern von erdiger Beschaffenheit öfter in der: Kalksteinmasse eingesprengt. Die Kupferlasur hat eine schöne blaue Farbe und zeigt Andeutung zur krystallinischen _ Structur. Aus was für einem Minerale diese beiden Mineralien 5 entstanden sind, konnte nicht ausgemittelt werden, nur so viel ist bestimmt, dass im Eisenoolithe kleine Körner von Schwefel- ‚kies eingesprengt sind; wahrscheinlich wird sich auch Kupfer- kies bei einer weiteren Untersuchung finden lassen. B. Weisser Jura, L. v. Buch, QuEnstTEDT; Oberer Jura, Malm, ÖOPpkL. Die unteren Etagen des weissen Juras in Polen sind so- wohl petrographisch wie paläontologisch mit dem süddeutschen _ und schweizer Jura identisch , und es ist sehr wahrscheinlich, dass wir bei Krakau das östliche Ende dieses Sedimentes vor _ uns haben; die oberen Glieder zeigen einen verschiedenen ' Charakter, die Nerineen-Kalke von Inwald und Roczyny ent- sprechen wohl mehr den mährischen gleichen Gliedern; der _ oolithische Kimmeridgien stimmt mehr mit dem baltischen uber- ‚ein. Seit mehreren Jahren habe ich die grosse Uebereinstim- mung des Krakauer weissen Juras B—Öö mit gleichen Abthei- _ Jungen der schwäbischen Alp erkannt; ein weiteres Studium des Juras in Polen in seiner ganzen Erstreckung hat mir diese Ansicht vollkommen bestätigt; es gelang mir jedoch erst in den neuesten Zeiten, die untersten Abtheilungen zu erkennen. Vor sechs Jahren fand ich mit Bestimmtheit den weissen Jura « zwischen Olkusz und Grabowa; er besteht aus _ einem mächtigen Sediment (60—70’) von weissem Kalkmergel, welcher vollkommen dem der schwäbischen Alp bei Urach u. a. Orten ähnlich ist; südlich von Olkusz ist aber diese Schicht viel undeutlicher; nördlich ist es mit Beibehaltung der Fauna ein Kalkstein, der mit blätterigem Mergel wechsellagert. Die beiden auf den Mergel folgenden Abtheilungen sind den würt- tembergischen ganz ähnlich und bestehen aus geschichtetem reinen Kalkstein, weisser Jura 9, und weissem Kalkstein, der in mächtigen Schichten abgesondert ist, mit eingewachsenen Tr Re N a Ai Er Knollen von Bene und der den beiden a Abtheilungen, 5 und ö entspricht. 3 er Es muss bemerkt werden, oe die fol Abheie® gen auf grossen Strecken entwickelt sind; die ganze Reihe a der Schichten von der Keuper-Unterlage an bis zum weissen Jura © ist auf der Strecke zwischen Blanowice und Chorun, wie in der Schwäbischen Alp oder am Randengebirge in der Schweiz, über einander entwickelt. Dritte Gruppe: Oxford-Gruppe. Erste Zone, weisser Jura «, besteht hauptsächlich aus weissem Kalkmergel, mit untergeordneten Schichten von mergligem Kalkstein; sowohl petrographisch, wie nach den or- ganischen Resten zerfällt er in zwei Etagen; die untere ist gewöhnlich sehr dünn, die obere bedeutend mächtiger. a. Untere oder Belemniten-Etage, ist aus weissem Kalk- mergel mit einer Beimengung von kleinen Körnern von erdi- gem Chlorit zusammengesetzt. Die Etage ist mit Belemniten des braunen Juras überfüllt; auch die Ammoniten sind nicht dem weissen Jura eigenthüumlich, sondern gehören den oberen | Abtheilungen des braunen an; es ist also ein Verbindungsglied des Dogger mit dem Malm. In Bzow wird die Schicht mit Belemniten durch die grünlichen Chloritkörner charakterisirt, sie ist kaum mehr als einen Fuss dick und mit Belemnites se- mihastatus, canaliculatus, bessinus und einer neuen Art B. Bzo- viensis überfüllt und ruht auf braunem Mergel mit ausgeson- dertem Eisenoolith. Mit dem Verschwinden der Chloritkörner wird das Gestein weiss, und auch die Fauna wird eine andere. Es stellen sich in Fulle Ammoniten des weissen Juras ein. In Rodaki nördlich von Olkusz finden sich weisse Kalkmergel mit kleinen Körnern von erdigem COhlorit mit Ammonites ma- crocephalus compressus und rotundus und Belemnites canaliculatus ; in der hohen Wand des Kalkmergels verlieren sich die Chlorit- körner, und sogleich findet man Am. flexuosus. b. Obere Etage, besteht hauptsächlich aus weissem Kalkmergel mit ausgesonderten Schichten von mergligem Kalk- stein. Diese Etage ist auf der ganzen Strecke zwischen Sanka im Krakauischen bis nach ÜOzestochowa entwickelt; in dem südlichen Theile herrschen Mergel, im nördlichen Kalksteine >” 3 mit abwechselnden Schichten von Kalkmergel vor. Diese Schicht en “ist sehr reich an organischen Ueberresten, und fast allent- halben findet sich eine gleiche Fauna. Folgende Arten sind die gemeinsten: Ammonites biplex impressae (Juenst., Seiten und Rücken abgeplattet, 5 convolutus impressae (JUENST., n flexuosus MÜNSTER, “ cordatus SOW., = canaliculatus MUNSTFR, “ crenatus Rein. ® nudatus OPPEL, ” Delemontanus ÖPPEL, “ Eugeniü RasPAIL, ' sehr häufig in dieser Etage und sehr veränderlich in verschie- denen Altersstufen. Bei einem Zoll im Durchmesser hat er die Sculptur von Am. biplex bifurcatus Quenst., Am. Witteanus Opp., und so habe ich diese Species bestimmt; wenn sie aber zwei Zoll im Durchmesser erreicht, so spalten sich die Rippen nicht, werden sehr scharf und es wird‘ Am. Arduennensis d’ORB.; _ ein Vergleich mit Exemplaren dieser Species von Vieul St. Remy zeigt die vollkommene Identität; im späteren Alter, bei 3 bis 4 Zoll im Durchmesser, schwellen die scharfen Rippen an ver- schiedenen Stellen an, und zwar an der Naht, an beiden Sei- ten des Ruckens und in der Mitte des Rückens an beiden Seiten der Rinne; das Anschwellen ist veränderlich, immer aber deutlich ausgesprochen, und dies ist Am. Eugenü BRasp. Ob Am. Arduennensis und Am. Eugenü in Frankreich verschie- dene Species sind, kann nur am Fundorte selbst entschieden werden; es ist ziemlich zweifelhaft. Nautilus aganiticus SCHLOTH., Terebratula bisuffarcinata ZIET., 5 reticulata, " nucleata SCHLOTH., x Rhynchonella lacunosa? wohl eine neue flache ; lacunose, COnemidium rimulosum, GoLDF., sehr häufig, Bi Spongites fuscus, (QUENST., sehr häufig. ie Pierachan) Seht er au in an ergeleii Vermengung von Species von a und ß- QAussst. statt Ter. impressa kommt niemals vor. Es würde der Natu Sache entgegen sein, wollte man diese Schicht nicht als ein Ganzes « deuten, wie es Herr FıLLovx will. Zweite Zone, weisser Jura $. (Wohlgeschichtete Kalkbänke Quenst., Zone des Am. bimammatus OPP.) Reiner, _ weisser oder gelblichweisser, derber Kalkstein, in deutliche, x 2—6 Fuss dicke Schichten abgesondert, hier und da mit fast dickschiefrigem Kalhstein wechsellagernd, ohne fremde bei- | gemengte Mineralien; niemals findet sich Feuerstein. Sie ist E | hauptsächlich zwischen Kromolow, Wlodowice, Czestochowa entwickelt, in den Hohen bei Klobucko, Wielun, wie auch von Olkusz und Ojcöw, dann in der Umgebung des Schlossberges Tenezyn, bei Krzeszowice, Sanka. Obgleich dieser Horizont reich an Fossilien ist nnd eine Reihe von charakteristischen Arten einschliesst, so finden sich dennoch Arten aus « und Pi darin; Einpeächlich sind hier viele Schwämme angehäuft. Fol- a Bel. Species sind die häufigsten: BB Ammonites biplex o. und 8 QUENST., polygyratus REINECKE, virgulatus QUENST., bimammatus QUENST., canaliculatus MÜNSTER, cordatus SOW., 4 alternans Buch, Pleurotomaria clathrata GOLDF., Isoarca transversa GOLDF., Lima substriata Münst., Hinnites velatus GOLDF., Rhynchonella lacunosa SCHLOTH., 5 sparsicosta QUENST., ö Terebratula bisufarcinata ZIETEN, Cidaris coronatus GOLDF., ; Cnemidium rimulosum GoLDF., sehr häufig, Scyphia Lochensis (QQUENST., „ parallela GOoLDF., „ intermedia GoLDF. % 33 3:3 3 Die Abtheilung ß ist, auf die merglige Schicht « aufgela- gert, stets auf bedeutende Strecken zu beobachten; sie zeichnet 8 sich durch eine eigenthüumliche Fauna aus und wird von der folgenden Abtheilung bedeckt. Dritte Zone, weisser Jura y und Ö. (Spongiten- kalk, Seyphienkalke, Facies du terrain & polypiers spongieux, du terrain & chailles GrEssLY; Upper calcareous grit PHILLIPS.) Dieser weisse oder gelblichweisse derbe Kalkstein ist sehr rein, leicht durch die vielen Feuersteinknollen zu erkennen, gewöhn- lich in sehr dicke Schichten abgesondert; wenn dieselben mehr als 15—20’ betragen, so kann man sie nicht gut wahrnehmen. Er hat eine grosse Neigung, schroffe Felsen und steile Wände zu bilden. Als untergeordnete Lager findet sich zuckerkörni- ger graulichweisser Dolomit; in Skotniki und Nielepice bei Krzeszowice finden sich diese Lager mitten im Kalksteine. Herr AnoLpu ALEXxAnDROwWIcz hat den Dolomit von Skotniki untersucht und folgende Zusammensetzung gefunden. Das spe- ‘= eifische Gewicht ist 2,825; in Salzsäure löst er sich mit Brau- sen auf und hinterlässt einen kleinen dunkelgrauen Absatz; er besteht aus: kohlensaurem Kalk 65,265 kohlensaurer Magnesia 33,999 | kohlensaurem Eisenoxydul 0,841 | kieselsaurer Thonerde 0,525, in Salzsäure nicht auflösbar. Obgleich die Fauna dieser Zone nicht sehr reich ist, so sind hier die charakteristischen Arten der Abtheilung yö vor- handen: Ammonites biples a QUENST., | Ei polygyratus BEINECKE. | > canaliculatus MÜNST., Aptychus lamellosus PARKINSoN, Lima tegulata Münsr., Pecten subspinosus SCHLOTH., „ textorius GOLDF., „ eingulatus PHILL., E: Rhynchonella lacunosa SCHLOTH., sehr häufig, B: A trilobata ZIETEN, le ZI ae se u . Terebratella substriata SCHLOTH., e »... peetuneulus GoLDR, . . Megerlea loricata SCHLOTH.,. Terebratula bisujffarcinata ZiET., sehr Kan . Apiocrinus Milleri SCHLOTH., ae, E Rhodocrinites echinatus GoLDr., Berg Budzöwka- bein Tyniee, Scypkia texturata GOLDF., 5 reticulata (OLDF., = intermedia GOLDF., : 5 semicincta GOLDF., 2 n cylindrica GoLDF., Berg Budzöwka bei ei Pe Tragos acetabulum GOLDF., Cnemidium rimulosum GOLDF., „ .° . striatopunctatum GOLDF. Die beiden Abtheilungen y und © verschwimmen in ein- ander, und die Grenze zwischen beiden anzugeben ist mir un- möglich. Herr FanuLöux will wahrscheinlich in der Spongiten- zone von Podgorze, Tyniec, Bolechowice noch den Coralrag und den Kimmeridgien gefunden haben und als Beweis werden einige Pecten angeführt, wie P. subcancellatus, subtextorius, globosus, subarmatus, Cardita ovalis, Ammonites planulatus sili- ceus. Wiewohl diese Arten auf eine höhere Zone hindeuten, so findet sich keine für den Coralrag entscheidende Art an- geführt, weder eine Nerinee, noch ein Diceras oder eine für den Kimmeridgien entscheidende, wie Exogyra virgula. Die Zone 7, 8 ist hauptsächlich am südlichen Ende des Be. Jurazuges zwischen Tyniec, Krakau, Bolechowice entwickelt, wie auch bei Ojcow, Skala, Minoga; weiter nördlich ist 'sie auf nicht sehr grosse Strecken beschränkt, wie bei Pomorzany unfern Olkusz, bei Wladowice, Ogrodziniec, Bzow. | 4) Zone des Cidaris florigemma OppEL. Diese Zone ist in zwei entfernten Gegenden nachgewiesen, in Zloty Potok bei Zarki und in Ciechocinek unfern Thorn; zu der ersten Localität gehören wohl auch die weissen Kalksteine in der Umgebung des Dorfes Pradla und des Städtchens Piliea. Der Kalkstein von Ciechocinek, obgleich nicht zu Tage an- stehend, wurde durch mehrere Bohrversuche sowohl petro- graphisch wie paläontologisch viel genauer erkannt. Bei Zloty % |® Potok‘, Pilica sind es weisse, derbe Kalksteine von kreide- artigem Ansehen mit Cidaris florigemma Puıwn. In Ciechoecinek ist diese Zone sehr mächtig entwickelt; mehrere Bohrungen zeigen, dass die abwechselnden Lager von derbem, etwas . kreideartigen, weissen Kalkstein mit oolithischem gelblichen Kalkstein beiläufig 900’ erreichen; der derbe Kalkstein so- wie die Oolithe bilden abwechselnde Lager, die zwischen 20-30’ mächtig sind, Eine ziemlich reiche Fauna findet sich hier, hauptsächlich in der oolithischen Abänderung. Alle Ar- ten sind gewöhnlich nicht ausgewachsen und bedeutend klei- ner, als sie gewöhnlich vorzukommen pflegen. Folgende Arten sind gefunden worden: Rhynchonella lacunosa SCHLOTH., Tereb. bisuffarcinata ZIET., Terebratella pectunculoides SCHLOTB., & pectunculus GOLDF., Megerlea loricata SCHLOTH., = trigonella SCHLOTH., Cidaris florigemma PhiLL., „ /filograna AGASSIZ, Pentacrinus Sigmaringensis QUENST. = cinyulatus MUNST., Heteropora conifera GOLDF., ER angulosa GOLDF., Onemidium rimulosum GOLDF., Scyphia intermedia MÜSST. Es ist auffallend, dass die vielen Arten des weissen Juras, die Herr OppzL aus der Schweiz (Aarau, Solothurn) und aus Baden beschrieben hat, in Polen kaum gefunden werden. Mit dieser Abtheilung schliesst die Oxfordgruppe. VierteGruppe, Schichten der Diceras arietina; weisser Jura = Quexst., Coralrag de St. Mihiel Buviener; Cal- caire & Neringees THURMANN, MaArcou; Etage corallien d’OrBIGNY. An zwei Punkten des polnischen Juras ist diese Gruppe entwickelt, südlich am Fusse der Bieskiden in Inwald und Roczyny unfern Wadowice und 20 Meilen weiter nördlich in Korzecko bei Cheneiny unfern Kielce. Bei Inwald, Roczyny. ist es weisser, derber Kalkstein, hier und da mit eingespreng- ES tem Kalkspath, ohne ein e Spur von Feuerstein „ww N Krakauer en u zehn ist. dünne Schichten, kaum 1—2 Zoll dick; in den ulenen Schi ten findet sich ein Kalkconglomerat, das aus abgerundeten r Stücken des gleichen Kalksteins besteht, und dies ist haupt- 2 sächlich die Lagerstätte der vielen, zum Theil neuen Arten: Nerinea Bruntrutana 'THURMANN, N Pe »„ Mandelslohi BRonN, ; en. » Carpathica ZEUSCH, SR & „ Staszyci ZEUSCH., Corbis subdecussata BUVIG., > »„ -Dyonisea Buv1ic., | S ’ Cardium corallinum BUVIG., | Pachyrisma Beaumonti ZEUSCH., Pecten virdunensis BUVIG., N Diceras arietina Lam., 5 | n Lucii DErFRANGE, Kihynchonella lacunosa SCHLOTH., ea Astieriana d’ORB., Be & 5 pachytheca ZEUSCH., R Terebratula immanis ZEUSCH., & “ insignis SCHLOTH., & » Bieskidensis ZEUSCH., ; “ - cyclogonia ZEUSCH., SR Waldheimia magasiformis ZEUSCH., i* Montlivaltia dispar MıLnz EpwArDs, HaımE, | 5 Czapskiana ZEUSCH., Be. 2 ET : | Oryptocoenia limbata MıLnE EDwARDS, HaAImME. | { Zwischen den Dörfern Korzecko und Brzegi unfern Chen- ciny sind ebenfalls die Schichten des braunen Juras, bei Po- a lichno anfangend, in der ganzen Folge entwickelt. Auf den | braunen Kalkstein, der Muschelkalk bedeckt, folgt gegen Suden weisser Jura $, in deutliche Schichten abgesondert, durch Am. polygyratus charakterisirt; dann finden sich schroffe Felsen von weissem Jura ’ mit dem charakteristischen Feuerstein; ein ziemlich breites Thal, in welchem das Dorf Korzecko liegt, trennt die weissen dichten Kalksteine von den hell gelblich- braunen, die südlich ein ziemlich entwickeltes Gebirge bilden _ und beiläufig eine Meile breit sind. Die unteren Schichten sind fast aus dichtem Kalkstein mit sehr wenigen eingespreng- ten Oolithen zusammengesetzt; weiter südlich finden sich aus- gezeichnete oolithische Kalksteine von gelblichbrauner Farbe, und darauf folgen fast schneeweisse Oolithe. Die erstgenann- ten Schichten gehören dem Korallien an; im Steinbruche des Berges Skaly findet sich Diceras arietina und mehrere andere Fossilien, die sich aber specifisch nicht bestimmen liessen. Es ist wahrscheinlich-, dass diese Zone weiter östlich gegen den Ort Stare Chenciny fortziehen, aber es mangelt an zoolo- gischen Beweisen. | V. Kimmeridge-Gruppe. (Kimmeridgien CoNYBEARE, Kimmeridgien d’ORBIGNY, weisser Jura | QUENSTEDT, Kimme- ridge-Gruppe OPppeL). Die hellbraunen Kalksteine haben eine ausgezeichnet schöne oolithische Structur; völlig dichter und homogener Kalkstein, fast nicht unterscheidbar vom lithographi- schen Kalkstein von Solenhofen, schliesst mohngrosse Oolithe ein, die gewöhnlich über den bindenden Kalkstein die Ober- hand gewinnen. Schichtenabsonderungen "sind gewöhnlich in dieser Zone nicht gut ausgebildet; fremde beigemengte Mine- ralien sind unbekannt; manche Localitäten sind mit Versteine- rungen überfüllt, aber gewöhnlich sind sie nicht geeignet zu einer Bestimmung, indess mit Ausnahmen. Folgende Arten charakterisiren diese Gruppe: Pholadomya parcicosta Acassız, Myzs, S. 97, Tab. 6, Fig. 7—8, Tab. 66, Fig. 6. Sobkow. Ceromya Lennieri DoLruss, La faune Kimmeridgienne du Cap de la Heve, Tab. 6, Fig. 10—12. Malo- goszcz, Korytnice. Venus parvula Rosmer, Nordd. Ool., Tab. 7, Fig. 13. Korytnice. Trigonia suprajurensis Acassız, Tab. 5, Fig. 1—6. Ma- logoszcz. „ clavellata Sowersy, Ac., Tab. 5, Fig. 16— 18. Ilza, Korytnice. ; Pinna Barrensis? Buvienier, Statist. Meuse, Tab, 18, Fig. 5, 6. Sobkow. Mytilus plicatus GOoLDFUSS, Tab. 131, Fig. 2 Sowerbyanus On; Sobkow. sublaevis GoLoruss, Tab. ‚129, Fig. 3 kotow. Sobkowie. lejow, Ilza. rytnice. „. costellatatus Douruss 1.c., Tab. 16, Fig. 6. Hza. Myoconcha »pernoides Qussst., Der Jura, Tab. 95, Fig. 1. Sobköw. Perna Flambarti? Douruss, . c., Tab. 13, Fig. 97 5. Bolmin. Exogyra virgula Goupr., Tab. 86, Fig, 3. Korytnice, Bolmin, Sulejow. % auriformis Goupr., Tab. 86, Fig. 4. Ko- rytnice. Östrea gregarea Sow., Tab. 111, Fig. 1. Bolmin, Sobkow, Korytnice. Iehynchonella inconstans Sow., Tab. 217. Ilza, Zucho- wiec, Sulejow. Terebratula sp. ex biplicatis. Sobköw, Ilza, sehr häufig. Der oolithische Kalkstein bildet zwei sehr entwickelte Züge am südlichen und nördlichen Abhange des polnischen paläozoischen Gebirgszuges, welcher sich zwischen Sandomierz und Chenciny erstreckt; am südlichen Abhange bilden diese, Kalke ein kleines Gebirge zwischen Malogoszez und Korytnice; weniger deutlich ausgesprochen ist diese Zone am nördlichen Abhange; sie erscheint bei Sulejow, Ilza und Zuchowiec,. In Sulejow sind Korallen des Portlandieu gefunden worden, Isastrea oblonga MıLne EpwaArns, Haıme. Es kann aber nicht behauptet werden, dass diese Gruppe dort vorhanden ist, dafür sind zu wenig Beweise vorhanden. Der weisse Jura « ist sowohl petrographisch wie paläon- tologisch deutlich ausgesprochen, und dieses beschränkt sich nicht auf einzelne Punkte, sondern ist auf der ganzen Er- streckung zwischen Tenczyn und Czestochowa der Fall; wenn aber die Ammoniten aus der darauf folgenden Zone zum Theil pectinoides GoLpruss, Tah. 129, Big 2. Su- > scalprum «oupruss, Tab. 130, Fig. 9. Ks 4 ee darin erscheinen, so bilden die Mergel einen bestimmten Ho- ‚ zizont, der zum Theil eine etwas spätere Fauna einschliesst. I ‚Der weisse Jura ß bildet einen ausgezeichneten Horizont. N Man muss diese wohlgeschichteten Kalksteine zwischen Kro- molow, Czestochowa, Wielun beobachten, um ähnlichen Kalk- stein in der Umgebung vom Tenezyner Schlossberge zu erken- pen. Die folgende Zone y ö, reiner Kalkstein mit Feuerstein- .knollen, ist hauptsächlich bei Krakau, Pomorzany, Wladowice entwickelt, aber auch weiter nördlich zum Theil angedeutet. Schliesslich will ich noch einige Bemerkungen über die Ausführung der Karte von HOoHENEGGER, herausgegeben von FaArLoux, hauptsächlich über den braunen Jura, beifügen. Bei _ Radwanowice, im Parke von Krzeszowice, zwischen dem ‚Schlossberge von Tenezyn und Rudno, sind fast halbe Meilen lange Zuge von braunem Jura angegeben; es sind aber nur sehr unbedeutende Entblössungen vorhanden, die kaum 10 bis 20 Quadratklafter betragen; was aber den langen Streifen zwi- schen Berg Tenezyn und Rudno betrifft, so war es mir un- möglich, diese Schicht zu beobachten; nach langem Suchen fanden sich kleine Blöcke von gelblichem Kalkstein mit bei- semengten Quarzkörnern. Auf welche Weise sind diese Zuge von HOHENEGGER und FALLoUX erkannt worden? Sind Bohrun- rungen und Schürfe in nicht grossen Entfernungen ausgeführt worden oder liegt ihnen nur der Schluss zu Grunde, dass unter dem weissen Jura der braune liegt? Specielle geognostische Karten, die nicht auf Beobachtungen, sondern auf Schlussen beruhen, konnen sehr genial entworfen sein, werden aber in das Bereich der Phantasie verwiesen werden müssen. Auf der neuen geognostischen Karte von Oberschlesien betrachtet Herr FeErp. RoEMER die weissen feuerfesten Thone und die dieselben begleitenden weissen Sandsteine von Mirow, Rudno im Krakauer Gebiet als ein älteres Glied des braunen Juras. Wir können darüber nicht urtheilen, weil keine Be- weise dafür aufgefunden wurden, und Herr RoEnEr hat die- “ selben bis jetzt nicht bekannt gemacht. In den mehr nörd- lichen Theilen von Polen bedeckt die braune Schicht graue Thone des unteren Oolith, die ausnahmsweise rein zu sein pflegen, gewöhnlich aber mit feinen Saudkörnern, Schwefel- | kies und Bruchstücken von Conchylien verunreinigt sind. Die 794 Keuperthone, auf denen diese grauen Thone liegen, sind fast immer viel reiner und durch Eisenoxyd gefärbt. Weiter gegen Nordost, bei Ruda Maliniecka in der Gegend von Opoezyn, kommen feuerfeste Thone vor, die ganz weiss oder rosaroth sind, von denen die ersteren dem Thon von Mirow auffallend ahnlich sind und dem Keuper angehören. Es werden die Pflanzenreste wohl bald diese interessante Frage entscheiden. Re Der Apatit von Offheim und der Kalkwavellit von = Dehrn und Ahlbach. Von Herrn Kosmann ın Bonn. = Im Frühjahr 1868 wurde in der Phosphoritgrube von Vor- ' smER und GrünzBErG bei Offheim ein gesondertes nesterartiges Vorkommen grösserer Dimension angehauen, welches sich, _ wie das im Jahre 1864 bei Staffel entdeckte, durch die massige Ausbildung der grünen Incrustationen auszeichnete, welchen €. Stein in seinen verschiedenen Abhandlungen*) den Namen ‚„Staffelit“ beigelegt hat. Noch interessanter war es, auf der Oberfläche dieser Incrustationen und im engsten Anschluss an - dieselben Krystalle von Apatit zu finden, welche sich durch ihre Grösse und Klarheit auszeichneten; es sind die ersten auf dem Staffelit selbst beobachteten Krystalle. - _ Dieselben sind zweierlei Art: 1) von hellgrüner und wein- gelber Färbung in durchsichtigen, tafelförmigen, seltener saulen- - formigen Individuen, welche theils einzeln, theils parallel der _ Geraden Endfläche unter sich verwachsen sind und dann zu haufenförmigen Partieen oder zu einem grösseren Krystalle von runzlicher, gekrümmter Oberfläche vereinigt sind; ihre Gestalt ist die des hexagonalen Prismas, begrenzt von der Ge- - raden Endfläche; zwischen beiden tritt die Abstumpfung durch " die Flächen eines stumpfen Dihexaöders auf, welches mit dem Prisma von gleicher Ordnung ist (20:2a:o0a:c). Die Flächen desselben so wie diejenigen der Basis sind stets matt, die des _ Prismas stark glänzend. LEEREN EHE WET HELD SEES FE "= ...2) Die anderen, meist grösseren Kıystalle von grüner bis ‚grünlichweisser Farbe und wachsartigem Ansehen zeigen nur a *”) a, Ueber das Vorkommen von phosphorsaurem Kalk in der Lahn- und Dillgegend, in den Jahrbüchern des Vereins für Naturkunde in Nassau, Heft XIX. und XX. b. Unter demselben Titel als Beilage zu Bd. XVI. der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuss. Staate. &. Zeits, d.D. geol. Ges. XXI. 4. 52 das sechsseitige Prisma mit Endhäche, Fire ob schuppig, bauchig gekrummt und fettglänzend, und haben selben ganz den Habitus von Pyromorphitkrystallen. Die Analyse des Apatits*) (zu welcher nur die de sichtigen Krystalle benutzt wurden) geschah in der Weise dass, nachdem die qualitative Untersuchung jegliche Abwesen- £ ‚heit von Chlor und Jod, aber starken Gehalt an Fluor darge- " than hatte, die Sahahz mit Salpetersäure zersetzt und zur Trockniss eingedampft wurde, um alles Fluor zu verjagen; nachdem sie wieder mit Salpetersäure aufgenommen, wurde Schwefelsäure und dann Alkohol zugesetzt, um den Kalk als schwefelsauren Kalk von der Phosphorsäure zu trennen. im Filtrat wurde, nachdem der Alkohol verjagt war, durch Am- moniak der geringe Antheil von Magnesia als bios Ammoniakmagnesia gefällt, worauf schliesslich die übrige Quan- tität Phosphorsäure vermittelst Magnesiamixtur gefällt und be- ; Sr \ | = = Ir N - stimmt wurde. = = Der Gehalt an Fluor konnte, sobald man von der Rich 3 tigkeit der Phosphorsäurebestimmung überzeugt war, mit Zu- versicht durch Berechnung bestimmt werden, weil der Apatit ; in seiner Reinheit gleich demjenigen Niederschlage von phos- phorsaurem Kalk und Fluorcaleium anzusehen ist, der gemäss | den analytischen Vorschriften**) nach der Schmelzung der be- x treffenden Substanz mit Kieselsäure und kohlensaurem Natron si | i und nach Entfernung der Kieselsäure durch kohlensaures Am- mon durch Zusatz von Chlorcaleium ausgefällt, und in weichem der Gehalt an Fluor nur indirect bestimmt wird; es basirt wieder die ganze Operation auf der Richtigkeit der Bestim- mung der Phosphorsäure. Man urtheile deshalb nach den fol- genden Zablen. Es wurde gefunden in 100 Theilen: ‘| 1} ER Fi *) Die sämmtlichen analytischen Untersuchungen sind im Labora- | torium des Dr. Muck hierselbst ausgeführt worden. # ”*) H. Rose in Pogsennorrr’s Annalen ete., Bd. 121, p. 318. BEIN 3 berechnet CaO 54,89 48,93 MeO 0,36 0,36 P,O, 41,19 41,19 Ca 4,76 Fl 4,52 99,06, e entsprechend einer Formel 5 Das P + 2CaFl. Die Zusammensetzung dieses Apatits, welcher durch sei- nen Gehalt an Magnesia und durch seinen bedeutenden Fluor- gehalt bemerkenswerth ist, deutet angesichts der Gegenwart von Chlor und Jod in den Incrustationen, aus welchen heraus unser Apatit sich bildet, darauf hin, dass die Fluorverbindung des Caleium vorzugsweise diejenige ist, welche mit dem Kalk- _ phosphat die isomorphe Verbindung des Apatits lieferte, wäh- rend das Chlorcalcium als eine aus der Mutterlauge mit hin- übergenommene Beimengung zu betrachten wäre. er Die chemische Zusammensetzung des Apatits ist in directer Beziehung zu derjenigen des sogenannten Stafielits zu be- | trachten, dessen Analysen von FRESENIUS ausgeführt, von STEIN > uthicht worden sind, und welchem PETERSEN *) auf Grund Be und eigener ern die Formel 3 Ca, P-1 Cat (ab H beilegen will. Es finden sich im Staffelite 9,58 pCt. Carbo- " nate, 1: pCt. Kieselsäure und ebensoviel Wasser, dessen Ge- halt nach Mour**) auf 4,3 pCt. steigt; als charakteristisch b für den Staffelit wird von PETERSEN ein gewisser Gehalt an Jod angeführt, der im günstigsten Falle auf 0,03 pCt. steigt, _ gewiss nicht hinreichend, um denselben als entscheidendes | Merkmal einer Mineralspecies hinzustellen. Schon MouHr hat (a. a. ©.) darauf aufmerksam gemacht, dass der Staffelit ausser dem hygroskopischen Wasser bei höherer "Temperatur unter Deecrepitiren eine zweite ‚Quantität Wasser ausgiebt, die an A Kieselsäure gebunden sei. Bereits bei früherer Gelegen- a DIR 8 *) Petersen im VII. Berichte des Offenbacher Vereins für Natur- _ kunde. 1868. '**) Zeitschr, d. Deutsch. geol, Gesellsch. Bd. XX., S. 200. 52 * heit®) hat der Verfasser darauf hingewiesen, dass de bei deutlicheren Eagle Dune an Een Staffelits als einer besonderen Minerale de Er Seitdem ist die zuletzt erwähnte Abhandlung von Sram B mit Wiederholung alles früher Gesagten und mit dem Zusatze _ erschienen, dass SANDBERGER auf den Incrustationen Rhom- _ boöderkrystalle beobachtet habe, welche als die Krystallform des Staffelits zu bezeichnen seien. Der Federschmuck frem- der Autoritäten, durch welchen sich die ganze Srtem’sche Ab- handlung kennzeichnet, wird dieses Mal dem des eigenen For- schens baaren Verfasser verhängnissvoll; denn entweder sind = hexagonale Krystalle beobachtet worden, so gewinnt es den Anschein, als ob gewisse Flächen des Apatits, welche, wie _ die Geradenfläche und zwei anstossende Flächen der Pyramide, durch Verzerrung rhomboädrisch erscheinen können, für rhom- R. bo&@drische Krystalle angesehen worden; oder es sind wirk- liche Rhomboäder gewesen, so liegt aller Verdacht vor, dass hier Krystalle von Kalkspath für die Form des Staffelits ge- halten worden, da ersterer im engsten Anschluss und ohne “ merkbaren Uebergang auf den stalaktitischen Rinden des Phos-- phorits aufsitzt; hier kann nur ein Tropfen Chlorwasserstoff- säure belehren. Es ist nicht gut denkbar, dass, wenn die In- erustationen sich, wie bei Offheim, in ihrer reinsten Natur zu Apatit entwickeln, sie in einem anderen Falle sich in specifisch E rhombo&ädrischen Formen ausbilden können. Deshalb halte ich meine Behauptung über den Zusammenhang in der all- mäligen- Entwickelung der Inerustationen zwischen Krystallform und chemischer Reinheit aufrecht und die Richtigkeit derselben % wird durch die vorliegende Analyse des Apatits vollig gerecht- fertigt. ; Abgesehen von der Ungeheuerlichkeit der PrrTersen’schen Formel, indem ‘einmal jedes der combinirten Salze für sich nur als wasserfreie Verbindung bekannt ist, andererseits die Möglichkeit der homogenen Verbindung von Carbonat mit Phosphat und Fluorid sehr zu bezweifeln ist, so geht aus der du ir AarrAager AR: ee *) Verhandl. des Naturhistor. Vereins für Rheinland u. We 5 Bd. XXV. Correspondenzblatt No. 2, pag. 78. & ganzen Zusammensetzung des Staffelits in Verbindung mit sei- ' ner unentwickelten Form hervor, dass derselbe als nichts an- | .deres als ein in seiner Ausbildung gehemmter und in Folge FE zu schneller Krystallisation mit den Salzen der Mutterlauge . verunreinigter Apatit ist. Demgemäss wird künftig die Benen- ' nung „Staffelit*, sofern sie etwas mehr als die eigenthum- ' liche Bildung der Incerustationen bezeichnen soll, zu verwer- | fen sein. gruben, welche im Distriete „in den Borngräben“ bei Dehrn ‚gelegen sind, ein weisses, in seinem äusseren Ansehen dem ‚- Wavellite hochst ähnliches Mineral, dessen feine weisse, zu concentrisch -strahligen Büscheln vereinigte Nadeln die Hohl- räume der Phosphoritbreceie erfüllten. Als Wavellit beschreibt auch Stein, ohne den Finder, von dem er seine Stufen erhielt, | f Im Februar 1868 fand der Verfasser in den Phosphorit- | | | | zu nennen, dieses Vorkommen.*) Aber die qualitative Unter- suchung, sowie eine volumetrische Probe mit phosphorsaurem Uranoxyd lehrte schon damals, dass dem Minerale ein bedeu- tender Gehalt an phosphorsaurem Kalk beigemengt, dasselbe . also nicht als Wavellit zu betrachten sei. Wenige Monate später fand sich das Phosphat in krystallinischen, concentrisch- strahligen Krusten als Umhuüllung der Phosphoritbrocken,, in- dess war ihre Oberfläche immer in Nadeln auskrystallisirt. In dieser Ausbildungsform wurde es von mir auch im August vo- rigen Jahres auf der Domanialgrube bei Ahlbach entdeckt, welche eine Viertelmeile nördlich von den Dehrner Gruben ge- _ ' legen ist; somit wäre das Auftreten dieses Phosphats kein ver- einzelt dastehendes. | Nach diesen Vorkommnissen würde das vorliegende Mi- ' neral zu charakterisiren sein als in feinen, weissen, schwach glänzenden Nadeln auftretend, welche, zu concentrisch-strahligen ‚Büscheln oder Kugeln gruppirt, auf den Wänden der Hohl- räume der Phosphoritbreceie und zwar den die Trümmer des Phosphorits verkittenden Incrustationen aufsitzend ausgebildet sind; im Ahlbacher Phosphorit sitzen sie auf den stalaktitischen *) Steın in der Beilage z. Zeitschr. f. Bergwesen ete., Bd. XIV. p. 33. f = EEE 2 BE ET ee ee Ueberzügen des Phosphorits von Ban und melan. In weniger ausgebildeten Formen bildet das. Wins traubig - nierenförmige Incrustationen von concentrisch-str: gem Gefüge, welche nur oberflächlich krystallisirt erschein: Das enfzehe Gewicht ist = 2,45; das Pulver der Nadel 1 ist kreidig anzufühlen. Vor dem Löthrohr schmelzen sie we- nig an den Kanten, ohne sich weiter aufzublättern; im Kölb- chen erhitzt geben sie, ohne zu decrepitiren, Wasser aus, wel- ches neutral reagirt. Die Entwickelung von Kohlensäure in verdünnter Säure geht nach der Erhitzung rascher von Statten als vor derselben. In Säuren zersetzte sich das Pulver voll- ständig unter Bildung von gallertartiger Kieselsäure. Unter dem Mikroskop erweisen sich die Nadeln als stark durchscheinend, und an grösseren, fein ausgebildeten Nadeln lässt sich deutlich ein sehr stumpfes rhombisches Prisma be- obachten, auf dessen Flächen*) ein Oblongoktaöder gerade auf- gesetzt ist. Ausserdem erscheint die Oberfläche der Nadeln und namentlich deren Kanten stark gerunzelt von kleinen ku- geligen oder warzenartigen Erhebungen von milchigem Aus- sehen; diese Runzeln möchte ich als die in der folgenden Analyse interpretirte Verbindung von Alkalisilikat angesehen wissen; ob wasserhaltig oder nicht, ist natürlich nicht zu ent- scheiden. Es lehren nämlich mehrere Erscheinungen, wie z. B. hei Offheim die Ausbildung von Chalcedon und Halb- jaspis in nächster Nähe des Phosphorits, dass in der Lösung, aus welcher sich die Phosphate niederschlugen, auch Kiesel- säure enthalten war, und dass diese sich später als die Phos- phate absetzte. Da nun doch anzunehmen ist, dass Alkalien Träger der Phosphorsäure in Lösung waren, so liegt nichts näher, als dass bei der Umsetzung der Basen und Säuren die Alkalien mit der Kieselsäure sich verbanden und diese Ver- bindung auf den ausgebildeten Phosphatnadeln einen feinen amorphen Ueberzug bildete. Jede andere Verbindung der Al- kalien hätte das durch Erhitzen im Kolben austretende Wasser alkalisch reagiren lassen mussen. Für die chemische Untersuchung wurden wesentlich zwei | Analysen gemacht, eine zur Bestimmung der Erden, Kiesel- > Pr *) Muss entweder heissen „Flächen ein Rhombenoktaöder,‘“ oder ec ‚ ten ein Oblongokta&der,‘“ Anm. d, Redaction. | ‚säure und Phosphorsäure, die andere zur Bestimmung des '_ Fluors und der Alkalien. 1. Die Analyse wurde wie diejenige des Apatits ausge- führt mit der Modification, dass nach Abscheidung der Kiesel- säure zu der salpetersauren Lösung Ammoniak und Schwefel- | säure gesetzt wurde, um durch Alkohol mit dem schwefel- ‘sauren Kalk Ammoniakalann zu fällen. In dem Filtrat wurde die Magnesia und danach die Phosphorsäure, wie oben schon angegeben, gefällt und bestimmt. Der abgeschiedenen Kieselsäure war durch Salpetersäure das ihr beigemengte Eisenoxyd nicht zu entziehen; sie wurde deshalb nach dem Gluhen und Wägen durch Kochen in Soda- lauge aufgelöst und der Rückstand von Eisen auf das Filter gebracht und bestimmt; die Kieselsäure wurde dann abermals aus der Sodalösung abgeschieden, zur Trockniss eingedampft und bestimmt. Der Niederschlag von Ammoniakalaun und schwefelsaurem Kalk wurde durch Kochen mit kohlensaurem Natron zersetzt; der Niederschlag von Thonerde und kohlensaurem Kalk wurde in Chlorwasserstoffsaure gelöst ‚und die 'Thonerde durch wie- derholtes Fällen mit Ammoniak von der Kalkerde getrennt; in - den vereinigten Filtraten wurde der Kalk mit Oxalsäure gefällt; derselbe wurde als Aetzkalk zur Wägung gebracht und bestimmt. 2. Zur Bestimmung des Fluors wurde die Substanz mit Salpetersäure zersetzt, die Lösung stark verdünnt und dersel- ben kohlensaures Ammon bis zur Neutralisirung hinzugesetzt; es fielen Kieselsäure, basisch phosphorsaure Thonerde und phosphorsaurer Kalk. Dieser Niederschlag wurde abfiltrirt und zu dem erwärmten, von kohlensaurem Ammon befreiten Filtrat Chlorcaleium hinzugesetzt, wodurch Fluorcalecium gefällt wurde; dasselbe wurde abfiltrirt und zur Wägung gebracht. In dem Filtrate wurde durch wiederholte Fällung mit kohlensaurem Ammon und Ammoniak der Ueberschuss von Kalkerde ent- fernt und nach Verjagung der Ammoniaksalze die Magnesia als kohlensaure Ammoniak - Magnesia ee) bestimmt. In dem erhal- tenen Filtrat wurden nach Verjagung der Ammoniaksalze die 2 Alkalien als Chloride bestimmt und durch Platinchlorid getrennt. My H. Rose, Handbuch der analyt. Chemie, 6. Aufl. v. Finkener, Ba. L., p. 41. Al 30,26 FeO, 0,29 CaO 16,16 0a D19= MsO 012 “Na,O... 3,58 0. 0,89 1.0.1490 P,O, 24,10 = 12,62 CaO+ 14,62 MO, 4 SiO, 3,59 12 . CO, 2,178 = 3,54 Ca O 12 >: Fl 0,18 1 = 100,04 a Die vorstehende Zusammensetzung des Minerals ist da- = durch bemerkenswerth, dass sie die gänzliche Abwesenheit = = 5 200° Chlor und Jod und einen höchst geringen Gehalt von Fluor- caleium bekundete; sie giebt ferner einen Nachweis, wenn auch in geringer Quantität, über den Verbleib der Alkalien, von denen bisher in der Nähe dieser grossen Brauneisenstein-, Mangan- und Phosphoritablagerungen des Lahnbeckens nichts bekannt war. Es ist auch zu beachten, dass unser Mineral über der Incrustation des phosphorsauren Kalkes ausgebildet ist, durch welchen Umstand sich das Zurücktreten des phos- phorsauren Kalkes gegen die Thonerde erklären lässt. Was die homogene chemische Constitution des Minerals anbetrifft, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass von derselben das Kalkcarbonat und das Alkalisilicat (als die ein- zig annehmbare unlösliche Verbindung der Alkalien) auszu- schliessen ist; ob letzterem Salze Wasser und vielleicht auch Thonerde, und in welcher Quantität, Verbindung zuzurechnen sei, ist in keiner Weise zu beurtheilen, und wir sehen deshalb davon ab; es sei nur bemerkt, dass die Anzahl der Molecule der Alkalien und der der Kieselsäure zur Bildung des neutralen Salzes mit einander übereinstimmen. — In gleicher Weise sind für die Zusammensetzung des Minerals. die geringen Mengen an FeO,,MgO und CaFl zuvernachlässigen. er zu einer zeolithartigen = nn die Besichweien der nun da esirenden Hauptbe- Er standtheile an phosphorsaurem Kalk und basisch phorphor- _ saurem Thonerdehydrat zu deuten, wird es zweckmässig sein, _ dieselben, wozu auch das äussere Ansehen führte, mit der Zu- sammensetzung des Wavellits in Verbindung zu bringen. Die restirenden Bestandtheile sind: CaO 12,62 oder in 100 Theilen 14,86 A1IO, 30,26 35,65 = Po. 79411 28,39 H,O 17,90 : 21,09 8488 99,99. Der Wavellit besitzt nach RammeLsBerc*) die Formel Al, P, 4- 12 ag; diese Formel druckt indess nur rein em- pirisch das Verhältniss der Sauerstoffatome von Säuren und Basen aus, und es erscheint zweckmässiger, in dem basischen Phosphate eine Verbinduug des neutralen Salzes mit dem Hy- drate der Base anzunehmen, umsomehr, als durch die synthe- tischen Versuche von RAMMELSBERG feststeht. dass der Nieder- schlag von phosphorsaurer Thonerde in neutraler Lösung immer der Zusammensetzung Al P mit wechselndem Wassergehalt ent- spricht.**) Es kommt dazu, dass das Thonerdehydrat von der Zusammensetzung AlH,, der Hydrargillit, in der Natur als Beimengung der Phosphate auftritt, wie das aus den eigenen Bemerkungen von RAMMELSBERG zu den von HERMANN ausge- führten Analysen des Gibbsits hervorgeht.***) Es ist deshalb kein Grund vorhanden, weshalb, um den schwankenden Zahlen der empirischen Formelausdrücke zu entgehen, man bei Be- trachtung der Constitution der basischen Thonerdephosphate die Verbindungen derselben nicht in der Weise gruppiren soll, dass man für das eine Glied die neutrale Verbindung, wenn auch mit schwankendem Wassergehalte, festhält, die über- schüssige Thonerde mit dem Aequivalent von 3 Moleculen Wasser verbindet und den etwaigen Ueberschuss an Wasser dem neutralen Phosphat zuschreibt; ein Verfahren, wie es *) Handbuch der Mineralchemie, p. 335. **) Po6GeEnvoRFF, Annalen etc., Bd. 64, p. 407. ***) Handbuch der Mineralchemie, p. 339. Rene für die Deutnie der as nie selbst angewendet hat. 4 Formel für unser ES Ekosoke folgendermaassen : BE Indem 12 Mol. CO, für sich 12 Mol. CaO in Anspruch a nehmen, bleiben 45 Mol. Ca O, welchen 15 Mol. P, O, ent- = sprechen; es restiren 19 Mol. P, O,, welche 19 Mol. NO, : äquivalent sind. Die übrigen 39 Mol. Al O, erfordern 117 Mar Be. H,O für die Verbindung Äl er und es verbleiben 83 Mol. H,O für das neutrale Thonerdephosphat. Wir haben dem- 4 gemäss in den verschiedenen Verbindungen: u Anzahl der Molecule Bere; AlO, 19 39 — Be PeB.ag. > 15 H,0 8 117 Bit BB m 45 & 121 156 60 =S d. b. ein neutrales ee von der Zusam menep iu Al, B, 37 > ein Thonerdehydrat und ein Kalkphosphat, deren EN Moleenle sich verhalten wie 120: 160 : 60, oder wie 6:8: 3, entsprechend einer Formel 2 Al, B, H, + 8A H, +30Ca, Be $ | 12 Mol. AlO, = 618 = 35,44 vr 7 Mol P,O,’=497= 198,173 ME 42 Mol. H,O = 378 = 21,65 1 9 Mol. CaO = 252 = 14,44 Be 100,00. Re * | Trennen wir in dieser Formel ein Wavellitglied 2 Al, B, ee + 241H ‚ ab, so bleibt ein anderes Glied 3 Ca, DB = 6 ÄıH. n übrig, in welchem je 2 Mol. Al H, einem Mol. Ca, P äqui- ie valent sind. Denn: 2; AO, = 51,5 CO 284 3H,0O 27 pP, 0. 2 18.9.2. 21lo0e 155. Danach wäre unser Mineral als ein Wavellit anzusehen, in welchem drei Viertel des neutralen Thonerdephosphats durch dreibasisch-phosphorsauren Kalk vertreten sind, zu schreiben in einer Formel: oh, ®,# 6a, P Aus dem Grunde dieser Vertretung , welche in vorstehen- der Zusammensetzung das Kalkphosphat fur das Thonerde- - phosphat übernimmt, glaube ich das Mineral am besten „Kalk- Wavellit* nennen zu dürfen, um die enge Beziehung desselben AH, »|w zum Wavellit anzudeuten. Inwiefern dies Mineral verdient, trotz seiner Beimengungen an Silikat und Oarbonat, als homo- gene Mineralspecies charakterisirt zu werden, das geht aus dem früher über seine Krystallform und die Ausbildung des Alkalısilikats Gesagten hervor. Die homogene Verbindung der Phosphate monoxydischer und sesquioxydischer Basen kann kein Bedenken erregen, da uns in der Zusammensetzung des Lazuliths, des Childrenits und, zu den Phosphaten anderer Basen übergehend, des Vivianits, des Uranits und Ohalcoliths ganz Aehnliches begegnet. Indem wir im Ferneren das Kapitel der T'honerdephos- phate, die alle wasserhaltig sind, im Zusammenhange nach Analogie der früheren Auseinandersetzungen und im Anschluss an die von RAMMELSBERG*) gegebenen Formeln discutiren, so hat die hier aufzustellende Reihe der Thonerdephosphate den Zweck, zu zeigen: 1) welche proportionelle Regelmässigkeit die anscheinend schwankende Zusammensetzung der Thonerde- phosphate besitzt; 2) wie sich die sammtlichen Thonerdephos- phate zu einer Reihe anordnen lassen, welche, mit dem Gibbsit beginnend, ein allmäliges Zurücktreten des neutralen Thon- erdephosphats und in selbigem Maasse ein Vorwiegen des Thonerdehydrats erkennen lässt; 3) welclien Platz der Wa- vellit und der Kalkwavellit in dieser Reihe einnehmen. *) Handbuch der Mineralchemie, p. 335 ff, a ® ee . : AL i NE ae Bıch ch 3 Ä, & + 12aq | Wavellit Äl, P + 6aq Peganit = Al, P, En 15 aq ss, E — (Äl, P + 2A a ldagq > = a ee: nach Abzug der beigemengten Kalkerde als Phosphat ande Ss der anderen Oxyde (Cu O, FeO,, Mn 0,) als Hyale a ar Ar on, ne Km, i, | Kalkwavellit ig 36a, P + 2A, DH, ao Lazulith 2 SE BELA) 3, Bei oleE, 0 & Childrenit ne e En & GE Be Abe Be. | 2 \: u) P + Ä,D + 1804 ee Zu dieser letzten Formel ist zu bemerken, dass nach. der. | Analyse von RAMMELSBERG sich der Sauerstoff von Rn ne R 2 Äl:c$ : Hivemie a ea 5 gefunden wie 8,89 : 6,74 : 16,20 : 15,09 2 berechnet 8:6 :15 : 15; man kann indess auch dies Verhältniss deuten wie Be! En 9: 6 :15 : 15, wodurch man die vor- stehende viel rationellere Formel erhält und doch mit der auf Grund letzterer Formel berechneten Zusammensetzung den ge- fundenen Zahlen der Analyse keine Gewalt anthut. a 9, Ueber die Isomorphie von Gadolinit, Datolith und Euklas. Von Herrn C. Rammeıssere in Berlın. In einer kürzlich erschienenen Abhandlung*) hat Des CroizEAux die Krystallform und die optischen Eigenschaften des Gadolinits beschrieben. Seine Messungen beziehen sich auf Krystalle von Hitteröe und von Yiterby, von denen jene in neuerer Zeit von WAAGE, diese von V. v. Lan untersucht _ worden waren. Obwohl nun die Form dieser Krystaile übereinstimmt, so unterscheiden sie sich doch in optischer Beziehung ganz ausser- ordentlich, denn während die Krystalle von Hitteröe, im Ein- klang mit ihrer Form, stark doppelbrechend und optisch _ zweiaxig sind, und ihrem optischen Verhalten gemäss als zwei- und eingliedrig betrachtet werden müssen, sind die Krystalle von Ytterby einfachbrechend, gleich regulären oder ‘amorphen Körpern. Ders CLoızEaux erklärt daher nur die ersten für echte Krystalle, die letzteren für Pseudomorphosen. Es ist bekanntlich der Gadolinit ein Silikat von Yttrium, Eisen und Cer (Lanthan), allein während aus manchen Gadoliniten bis uber 10 pCt. Beryllerde erhalten wurde, fand sich in ande- ren nichts von dieser Erde. Drs CLoizEaux vergleicht nun die Analysen mit den Fundorten und zeigt, unterstutzt von einer Angabe WaAce’s, dass die optisch geprüften Krystalle von Hitteroe reich an Be seien, dass der unveränderte Gadolinit _ also berylihaltig, der umgewandelte einfachbrechende aber be- rylifrei ist. Aus der Analyse ScHEERERr’s von dem Gadolinit von Hitteroe, in welcher der Sauerstoff der Basen und der Kiesel- säure im Verhältniss von 3:2 steht, folgt, dass er ein Drit- telsilikat von Yttrium, Beryllium, Eisen und Lanthan (Üer) ist, also *, Ann. Chim. Phys. IV Ser. T. XVII. R’ Si = R’ Si 0°, ne | eine Formel, welche ich schon vor langer Zeit für. die beryll reichsten Gadoltalte als wahrscheinlich bezeichnet hatte.*) Des Croiızeaux hat die Beziehungen nicht weiter. verfolgt, E welche hiernach die Form und die chemische Natur des Ga- dolinits zu anderen Mineralkörpern darbieten. re 5 Dass das Krystallsystem des Gadolinits nicht das zwei- gliedrige ist, wie Lang noch zuletzt angenommen hat, sondern dass es ein zwei- und eingliedriges sei, folgt aus der geneigten Dispersion der optischen Axen, denn die Messungen erreichen nicht die wünschenswerthe Schärfe, weil die Flächen für die- sen Zweck nicht hinreichend glatt und glänzend sind. Allein : das System des Gadolinits nähert sich dem zweigliedrigen ausserordentlich, indem der Winkel der Axen a und e nur um einen halben Grad vom rechten abweicht. Eine Folge die- ses Umstandes ist, dass die vordere und hintere Seite gleich- artig ausgebildet, dass die zusammengehörigen vorderen und hinteren Augitpaare und die entsprechenden Flachen der Ver- ticalzone (die schiefen Endflächen) vorhanden sind. Nur we- nige Flächen und Flächenpaare dieser Art verrathen durch ihr einseitiges Vorkommen auch in geometrischer Beziehung den zwei- und eingliedrigen Charakter der Krystalle. e Zu dieser Eigenthümlichkeit gesellt sich noch eine zweite; die Axen a und c sind annähernd gleich (sie verhalten sich — 1:1,05), d. h. die Flächenpaare oder Prismen der Hori- zontalzone haben nahe dieselben Winkel wie diejenigen aus der Diagonalzone der basischen Endfläche, so dass auch eine Annäherung an das viergliedrige System stattfindet. Naturge- mäss ist hierbei auch die fast völlige Gleichheit in den Nei- sungen entsprechender vorderer und hinterer Augitpaarflächen gegen die Symmetrieebene des Krystalls, welche als Hexaid- fläche 5 zur Endfläche der viergliedrigen Combination würde. Das Axenverhältniss des Gadolinits ist nach Des Cro1- ZEAUX: | Pr a:b:c = 0,6249: 1: 0,6594 890.28: Hinsichtlich der Form steht unter allen Mineralien keines = N *) Mineralchemie, S. 774. _ dem Gadolinit‘ naher als der Datolith. Auch bei ihm hielt man früher am zweigliedrigen System fest, bis LEwY die zwei- und eingliedrige Natur darthat, welche durch die neueren Messun- gen von SCHRÖDER und DAUBER ihre Bestätigung fand, während 'SENARMONT den optischen Beweis dafür gab. Die Krystallmessungen am Datolitb werden durch die Be- schaffenheit der meisten Flächen weit mehr unterstützt, als die am Gadolinit, und überdies ist der Reichthum an Formen hier grösser. DAugEr hat aus zahlreichen Messungen und mit Hülfe der erforderlichen Correctionen die Neigung der Axen a und c — 90° 8° 40” berechnet. Er selbst hatte sie am Datolith von Tog- giana — 90° 13’ beobachtet, während ScHRÖDER am Datolith von Andreasberg 90° 6, Hess an demselben 90° 4, selbst 90° 07,8 gefunden hatte. Indessen ist eine Entscheidung der Frage, ob dieser Winkel ein rechter sei, durch Messungen wohl nicht zu erwarten. Beim Datolith tritt zugleich die Annäherung der Axen a und c an die Gleichheit in noch höherem Grade hervor (a:c = 1:1,0025); es wiederholen sich bei ihm also alle beim Gadolinit angeführten Beziehungen, die gleiche Neigung der den Axen a und c parallelen Flächen, und die der vorde- ren und hinteren entsprechenden Augitpaarflächen gegen die Symmetrieebene u. s. w., mithin die geometrische Annäherung an ein viergliedriges System. Endlich aber stimmen Gadolinit und Datolith auch in dem Verhältniss der Axen a:5b und d:c nahe überein, denn für den Datolith ist nach DAvuBErR a:b:c = 0,63287 :1:0,63446 0 = 89° 51’ 20”. In der nachfolgenden Tabelle sind die beiden Mineralien gemeinsamen Formen mit den berechneten Winkeln zusammen- gestellt. Gadolinit Datolith a: b:ooc = 116° 0 115.%:20 Bas: b2ooc: 71:20 16 38 Base: ou el]; 128 115.12 b:2ce:xa = 74 22 76 28 Ei | : | -Gadolinit Datolith 1 2:0: ob = 903% 96° BA a: er:ob =-136 AT 1355 9 | | a: : a5 =-1%6 U 1832.08 a: 2c:ob. = 15 45 1392.51 BIRD N = 19295 153 = 56 02.202000): 199.49 1539.08 N DEE Sy) ana he 134231 a: De200b.: 2 115 AL 116 98 RS Age er A EL sn 113.39 Beeherce 101,0 131 40 Bee er 121016 120 36 Bene 120 6 120 42 Es kann hiernach nicht zweifelhaft sein, dass Gadoli- nit und Datolith isomorph sind, und dies wird auch durch ihre chemische Natur gerechtfertigt. Der Gadolinit ist ein Drittelsilikat, der Datolith aber, bisher als ein wasserhaltiges Borat und Silikat von Kalk betrachtet, ist gleichfalls ein Drittelsilikat, das Wasser, welches er erst in hoher Tempe- ratur liefert, ist chemisch gebundenes, und das Bor ist in ihm, wie in den Turmalinen, kein Vertreter für Si, sondern fur ein electropositives R (B = Al). Ich betrachte ihn demnach als a HCaBSı0°’ = Ri Sı 0°, entsprechend dem Gadbolinit 1 R° Si 0°. In einer neuerlich gegebenen Uebersicht der Silikate f) habe ich die Reihe der Drittelsilikate in die Andalusit- und die Euklasgruppe getheilt, und in letzterer den Datolith mit dem Euklas zusammengestellt. Die analoge Zusammensetzung beider ist evident, da der Euklas, welcher gleichfalls chemisch gebundenes Wasser enthält, ein Drittelsilikat ist HZ Ber A138, 207% *) Neigung gegen die Hexaidfläche «. **) Neigung gegen die Hexaidfläche c. *=*) Neigung zweier Flächen in der Axenebene ac. +) Diese Zeitschrift, Bd. XXI S. 106, sı Die Krystallform des Euklases, in neuerer Zeit von ScHA- BUS und von KOoKSCHAROW untersucht, ist die zwei- und ein- - gliedrige, und diese Untersuchungen lassen eine gewisse Ueber- einstimmung mit dem Datolith (also auch mit dem Gadolinit) erkennen. | Datolith Euklas | (ber. n. DAuBER) (ber. n. ScHABUS) | | Horizontalzone | a: B:o0c = 115° %0' 115° 0.6) 2a:8b:00c = 134 16 133.59. ($) | Diagonalzone von c. b: c:xa=1l5 15 113 40 (o) Bader oa. =, (028 74 40 (R) Allein weiter geht die Uebereinstimmung nicht, denn beide Zonen stehen beim Euklas nicht annähernd normal gegen ein- ander, sondern ihre Zonenaxen sind unter 100° 16’ gegen- einander geneigt, und demgemäss sind auch die übrigen Flächen der Verticalzone und die Augitpaare des Euklas von den beim Da- tolith vorkommenden verschieden. ScHABus’ Messungen führen zu dem Axenverhältniss a:b:c — 0,64738 :1:0,66648 0.= 79° 44 Offenbar ist das Verhältniss der Axen von dem des Da- toliths und Gadolinits weniger verschieden als dies bei vielen isomorphen Körpern der Fall zu sein pflegt, allein die Nei- gung der Axen a und c ist hier um 10° verändert. Allerdings hat schon Weiss bekanntlich den Euklas auf drei rechtwinklige Axen bezogen, allein die Flächen erhalten dadurch meist sehr complicirte Zeichen. Auch KoKSCHAROW, welcher versuchte, mit Beibehaltung der Stellung von ScHA- BUS, eine rechtwinklige Axe a einzuführen, war nicht glück- licher, und er schliesst, das rechtwinklige Axensystem sei für den Euklas nicht wohl anwendbar. Dennoch werde ich zeigen, dass die Formen des Euklases sehr wohl auf ein nahe rechtwinkliges zwei- und ein- gliedriges System bezogen werden können, und dabei ebenso einfache Ausdrücke wie bisher erhalten. Zeits. d,D.geol,Ges. XXI. A. 53 Ich betrachte. a bisherige verticale. Prices Mm von. 144° 40’ als das vordere Augitpaar a:b:c, und das bisherige horizontale Prisma (n) aus der Diagonalzone der basischen Endfläche von 143° 41’ als "das hintere Augitpaar d:b:e, beide zusammen also als das zwei- und eingliedrige Haupt- octa@der des Euklases. Dadurch werden die vorderen Augit- paare (v, r, u, i) zu zweiten Paaren, und die hinteren Augit- paare werden theils (d, o, f) Flächen der ‚Horizontalzone, theils bleiben sie (a, d, c, x etc.) hintere Augitpaare. Ausgehend von den Flächen N und n kann man nun mit Hülfe der bekannten Zonen leicht die Zeichen der Flächen für die neue Stellung entwickeln, und die folgende Uebersicht, in welcher die von ScHazgus und KokscHArow gebrauchten Buch- staben beibehalten sind, ergiebt die Werthe für die wichtigsten Flächen des Euklases. Horizontalzone. +b:c- wird ar. bie O0: f= u re (0.00 da abe, a:2b:o0c Zone der zweiten Paare. (Diagonalzone der basischen Endfläche) u=.ar bie’ wird. b.c:oa = 0:..DrC.n., b:2c:00a DD -304.,0:.6 2 1..0202,..0.004 v»—0:..D:C 5.90: 0.004 Verticalzone. M = 20:00, oe "iwird. zn era re SR ee N N as. GERD ER OO RT DE 0OR a ae ee oe a Vordere Augitpaare. N 2:68 rd Fur Bi. a3 b:oawı.u, :3b: c N EEE tb: c L= a:tb:oe B :+bi oe 6 = a::b:ooc h 3. birine em was hbeiliie ui, : bi:dc SB. Hintere Augitpaare. Rn =. -B2:20.000 “wird za: Dre 0 BB Deooa.r nn. varsberc N a Be meDeAeraa: 5 nweebre H —=.nb.260:00% EN 0C ae be erbte b= 2u:t BET EDAC ae C „ 4al:tb:c 2 weiber. „a bre Nur die erste Spaltungsfläcke T = b: oa: wc behält ihre bisherige Bedeutung. Man wird zunächst zugeben müssen, dass die neuen Flächenzeichen ebenso einfach wie die früheren sind. Als weitere Vorzüge dürfen folgende gelten: 1) Die Augitpaare N und n, die s und o, die Z und q gehören zusammen. 2) Die zweite Spaltungsfläche P ist jetzt gleich der ersten eine Hexaidfläche, es ist die Axenebene be. Für die von mir gewählte Stellung berechnet = das Axenverhältniss des Euklases %:b:e, = ‚0,50426: 1:0,42118 0 = 88° 18 d. h. die Axen a und c weichen nur um 1° 42’ von der recht- winkligen Lage ab. . Die Hexaidfläche c (basische Endfläche) = c:»wa:ob ist bisher noch nicht beobachtet woreen. Lässt sich nun der Euklas auch jetzt mit dem Datolith (und dem Gadolinit) vergleichen ? Die Axen a beider verhalten sich — 030426: 0.632817 — 1:41,29 = 4:9; die Axen c a — 0,42118:0,63446 = 1:1,5 = 2:3 und eine Euklasform = ?a:b:3c würde das Axenverhältniss 0,6303 : 1: 0,63177 d. h. das des Datoliths ergeben, ebenso wie umgekehrt eine Datolithform 2a:b:2c 59* 0,5063 :1:0,42297 haben muss. Die gleichnamigen Axen beider Mineralien stehen in ra- tionalen und einfachen Verhältnissen. Deshalb sind beide als isomorph zu betrachten. Es kann hierbei weniger in Betracht kommen, dass ausser den Hexaidflächen keine Fläche des einen sich bei dem anderen wiederfindet, denn ihre Formen- entwickelung ist eine selbstständige. Bieten ja auch Augit und Hornblende etwas Aehnliches dar, während isomorphe Verbin- dungen, welche in chemischer Beziehung die grösstmögliche Analogie haben, auch in der Krystallform ganz übereinzustim- men scheinen. | Gadolinit, Datolith und Euklas bilden also eine isomorphe Gruppe unter den Drittelsilikaten.”) Auch in optischer Beziehung sind diese drei Mineralien im Allgemeinen gleich. Die Ebene der optischen Axen ist bei allen die Hexaidfläche 5b, d. h. die Axenebene ac (die Sym- metrieebene), und die Mittellinie. des spitzen Winkels entspricht fast der Krystallaxe c, denn beim Gadolinit bildet sie einen Winkel von etwa 3#° mit einer Normalen auf die basische Endfläche c (hier ist der Winkel der Axe c und der Normalen = 0° 28), beim Datolith steht sie fast normal auf Fläche e, und ebenso beim Euklas. Diese Mittellinie ist beim Datolith negativ, bei den beiden anderen positiv. Man sieht, dass die von mir den Euklaskrystalleu gegebene Stellung sich auch in optischer Beziehung rechtfertigt, ‚denn nach der bisher angenommenen wäre die Mittellinie hier pa- rallel der Kante dc. Sind aber die drei genannten Silikate isomorph, so liegt. darin eine neue Stütze für die von mir gemachte Annahme, dass das Wasser im Datolith und Euklas nicht als ausserhalb des Silikatmolekuls stehend gedacht werden darf. * Schon Hermann verglich Gadolinit und Euklas, allein die wahre Zusammensetzung des letzteren war damals noch unbekannt. or B. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr Rıcnter an Herrn Beryricn. Saalfeld, den 30. August 1869. In Folge einer gütigen Mittheilung des Herrn Professor Dr. Lıese in Gera ist es mir vergönnt, aus dessen Sammlung ein vorzugliches Exemplar Ihres Goniatites multilobatus (Beitr. zur Kenntn. der Verstein. des Rhein. Uebergangsgebirges, S. 33, t. 1, £. 9) zu beschreiben. Allerdings ist dasselbe nur ein Fragment von 0,4 Umgang, aber die treffliche Erhaltung und die ansehn- \ liche Grösse des 70 Mm. hohen Stückes \ lassen die eingehendste Untersuchung zu. Die Muschel ist 0,4 bis 0,6 invo- lut mit entsprechender Weite des Na- bels.. Die Windungszunahme beträgt 2,00, die Mundbreitenzunahme 2,70, die Scheibenzunahme 3,57 und die Dicke 3,00. Demnach ist die allgemeine Form | eine lenticuläre mit scharfem Rücken und leicht convexen Seiten, deren höchste Wölbung sich am Anfange des unteren Drittheiles der Gesammthöhe befindet und von da ziemlich rasch und mit en- ger Rundung steil gegen die Sutur abfällt. Der Querschnitt erscheint daher pfeilförmig (? G@. sagittarius Sanne., Rhein. ‚Schichtensyst. S. 77, t. 4, f. 3). Von der Schale sind nur wenige Reste vorhanden, die nichts als die 1 Mm. betragende Dicke derselben erkennen lassen. Die dreizehn Loben jeder Seite sind mit Ausnahme der drei obersten schmal, zungen- re EEE nn De förmig und umschliessen etwas breitere sohlenförmige Sättel, deren oberster noch einen kleinen Nebenlobus trägt. Loben und Sättel nehmen von dem einfachen Dorsal bis zum sechsten Lateral an Tiefe oder Hohe und Breite zu, um von da bis zum dreizehnten Lobus, dessen Ventralrand sich unter der Sutur verbirgt, wieder abzunehmen. Die Seitenwände des sie- benten und achten Lobus stossen mit jenen der nächstgelege- nen Septen so zusammen, dass sie vier der Windung des Ge- ‘-häuses folgende Linien, die äusserlich als flache Leisten her- vortreten, zu bilden scheinen. Mangel an weiterem Material lässt es ungewiss, ob diese Eigenthümlichkeit specifisch oder blos individuell ist. Da das vorliegende Fragment 20 Septen zählen lässt, so durften auf den ganzen Umgang deren 50 kom- men. Unter der Voraussetzung, dass unser Bruchstuck das Ende des gekammerten Theiles des Gehäuses ausmacht und dass die sonst. ziemlich constante Regel, nach welcher die Wohnkammer der Goniatiten einen ganzen Umgang einnimmt, auch bier zur Geltung kommt, lässt sich auch eine Abschätzung des Gesammtdurchmessers des Exemplars ausführen. Wird nämlich das Verhältniss der oben angegebenen Höhe zu jener des nächstinneren Umgangs, dessen Querschnitt im Gestein deutlich sichtbar ist, zu Grunde gelegt, so muss die letzte Mundhöhe 132 Mm. betragen haben, was bei einem Verhält- niss der Mundhöhe zum Gesammtdurchmesser = 3:8, wie es an vielen disecoiden Formen beobachtet wird, einen Gesammt- durchmesser von 350-Mm. ergiebt. Das Stück entstammt dem oberdevonischen ‚rothen Kalke von Oettersdorf bei Schleiz, der nach den übrigen ihm eigenen Petrefacten dem Goniatiten- kalke von Oberscheld und den Kalkknoten der hiesigen Cypri- dinenschiefer parallel sein durfte. | es Me, 2. Herr Zeuscaner an Herrn G. Rose. l er Krakau, den 19. October 1869. Im verflossenen Sommer habe ich das Naphta-Gebiet der Karpathen untersucht. Das problematische Auftreten dieses Productes ist sehr wunderbar; ich bin geneigt, es für einen aus Umwandlung von Fischresten entstandenen Körper zu halten. Manche ziemlich mächtige Schieferthon-Lager sind so stark mit Bergöl imprägnirt, dass sie mit Flamme brennen; gewöhnlich findet man darin eine grosse Menge von Fisch- "überresten, Gräten, Wirbelsäulen, hauptsächlich aber Schuppen. Aber diese Ansicht ist kaum haltbar, wenn man die ungeheuere Menge von Naphta betrachtet, die einige Brunnen geliefert haben. Ein Brunnen in Bobrka bei Krosno, Jaslo am nörd- lichen Abhange der Bieskiden hat im Monat Juli 1862 45,000 Garnetz braunen Bergöls gegeben; diese Quantität hat jetzt abgenommen, es sind doch aber bedeutende Mengen bis heuti- gen Tag gewonnen. Es müssen hier Blasen gewesen sein. 3. Herr Brauns an Herrn Eck. Braunschweig, den 16. November 1869. Der langsamere Fortgang der Erdarbeiten auf der Eisen- bahnlinie Braunschweig- Helmstedt in der winterlichen Jahres- zeit hindert mich, schon jetzt Ihnen den gewünschten Abschluss meiner Berichte zu schicken. Ich begnüge mich vorlänfig, die- selben so weit fortzuführen, als ich dies im Wesentlichen in meinem Vortrage in der ersten Sitzung der Deutschen geolo- gischen Gesellschaft zu Heidelberg gethan; denn seit jener Zeit sind wesentliche Ergebnisse eben nicht hinzugekommen. Seit meinem ersten Briefe ist über die Ausschachtung im Mastbruche auch nichts Ferneres zu bemerken gewesen als das Auffinden einiger Exemplare der Trigonia costata SOW., var. interlaevigata. In der Buchhorst dagegen ist die Schichtenfolge er- er u heblich deutlicher aufgedeckt; die Amaltheenthone "sind zwar immer noch nicht vom östlichen zum westlichen Hange deut- lich zu verfolgen, an welchem der Schichtenfall entgegengesetzt », \ dem östlichen, also nach Westen, aber mit viel facherem Ein- e fallen ist. Jedoch haben sie ausser den schon in meinem zweiten Briefe verzeichneten Fossilien noch Belemnites paxillo- sus ScHL. und clavatus SCHL., Inoceramus substriatus MUNST., Gresslya arcacea SEEB., Pleurotomaria expansa Sow. sowie Ammonites margaritatus geliefert. Die Posidonienschiefer, deren Streichen in h. 11 mit 50° Fall gegen Osten, und deren Mächtigkeit zu 35 Meter (vertical auf die Schichten gemessen) sich genau hat consta- tiren lassen, lieferten ausser dem schon genannten Ammonites communis Sow. noch Ammonites elegans Sow. (Lythensis Young u. Bırp), Amm. borealis SEEB., fimbriatus Sow., Belemnites ürre- gularis ScHL., letztere selten und mehr an der oberen Grenze, Inoceramus dubius Sow. (sehr häufig), Avicula substriata Münst. (selten). Pr en Die nun folgende Schichtengruppe, welche sich nach ge- nauer Aufnahme auch etwas mächtiger herausstellt, als ich angegeben, und zwar auf 13 Meter, folgt derselben Streichungs- linie bei nur wenig flacherem Einfallen. Hinsichtlich dieser Zone möchte ich ganz besonders hervorheben, dass sie sich in der That nicht nur petrographisch , sondern auch paläonto- logisch sehr wohl von ihren Nachbarzonen trennen lässt; so weit die in gröberen Bänken oder doch dickeren Platten sich absondernden mürben grauen Mergel reichen, ist die Fauna wesentlich eine andere als darüber und darunter, Insbeson- dere liegt ein Hauptcharakter in dem massenhaften Auf- treten des Belemnites irregularis Sch. Wer die Lo- calitäten, an denen die über den Posidonienschiefern lagernden Schichten gut erschlossen sind, namentlich den Osterhag bei Hummersen (Falkenhagen) und die Zwerglöcher bei Hildes- heim, in’s Auge fasst, wird gewiss nicht über die Bedeutung der mit Belemnites irregularis Schr. förmlich angefüllten Mer- gelbänke im Unklaren sein. Schon unmittelbar über den Schiefern liegt eine derartige Bank oder vielmehr eine über l Meter mächtige Folge dickerer Mergelschichten, welche ausserst reich an Belemniten ist; neben dem bereits genannten Ü kommt besonders Belemnites subelavatus VoLtz, von Ammoniten " "A. Aalensis Zıer. (A. dispansus Lycerr bei v. SeEBach), aber ' auch noch Ammonites elegans Sow., von Bivalven Astarte | subtetragona MünstT., I/noceramus dubius Sow. und sehr selten i _ Rhynchonella tetraödra Sow. vor. Diese Fauna setzt sich, un- " ter Hinzutreten von Amm. jurensis ZIET., radians Reın., Be- | lemnites abbreviatus MıLL. und tripartitus SchL., sowie (doch " nur vereinzelt) Nucula Hammeri Derr., durch die oben cha- | _ rakterisirten Mergel fort; nächst der oberen Grenze derselben, . wo eine mürbe, bräunliche, eisenschüssige Schicht von beiläufig | 0,2 Meter durchschnittlicher Stärke den Abschluss bildet, fin- | det sich noch einmal eine an Belemniten — darunter beson- | | ! | ders wieder Bel. irregularis ScaL. und nächstdem subelavatus VoLtz — ziemlich reiche Schicht. Erst über der soeben bezeichneten Grenze habe ich den Ammonites opalinus Rein. constatiren können; einstweilen kommt also zu den positiven Unterscheidungsmerkmalen gegen die nächsthöhere Zone in der Massenanhäufung des Bel. irregularis " Scar., im Vorkonmen des Ammonites elegans Sow. und Aalen- ‚sis ZIET. noch ein gewichtiges negatives hinzu; überhaupt mo- difieirt sich, wie bekannt und wie aus den Verzeichnissen er- ' siehtlich, die ganze Fauna. N Die tieferen Schichten mit Ammonites opalinus Rem., aus. - dem Niveau der Trigonia navis, schwärzliche, fette Thone von mehr als 70 Meter Mächtigkeit, sind wohl überhaupt nach oben nicht so scharf abgeschnitten; ausserdem endete in der DE 5 Nähe der Grenze gegen die Zone des Jnoceramus polyplocus - — F. Roruezr der Einschnitt. Gleichwohl lassen sich /noceramus - polyplocus F. RoEMER, Pholadomya transversa SEEB., sowie ein - Theil der Exemplare der Gressiya abducta PHıLL. und ein Ge- { steinsstuck mit zahlreichen kleinen Muscheln, zu Leda acumi- . nata ZiET. (non OPPEL), Cucullaea concinna PHiıLL., Modiola . " gregaria GoLpF. gehörend, mit Sicherheit dahin bringen. Ich muss dazu bemerken, dass ich dieses Stuck in meinem zweiten Briefe irrthümlich in das Niveau der Trigonia navis brachte, "Von den Petrefacten, welche in der höheren Schichtengruppe ‚gefunden sind, reichen übrigens Gressiya abducta PHitLL. und Modiola gregaria GoLpr. (von dieser die grösseren Stücke 'sammtlich) unbedingt in die tiefere hinab. Auf der anderen Seite reichen Ammonites radians Rai. und jurensis Zıer. ohne Frage aus den ‘Schichten des Liegenden in sie hinauf, so dass die Artenzahl des Niveaus der Trigonia navis auf 13 steigt. (Belemnites tripartitus ScHhL., abbreviatus MiıLL., subelavatus Br VoLTz., Ammonites opalinus Reın., radians REın., jurensis Zıer., Gressilya unioides Roem., die häufigste, exarata BRAuns, abducta Paırn., Thracia Roemeri Dunk. u. Koch, Tancredia dubia SEEB., Modiola gregaria GOLDF., Inoceramus dubius Sow.) Ammonites radians Reın., im Ganzen nicht häufig, kommt in den beiden Schichten, denen er eigen ist, so viel mir bekannt, nur in der feingerippten Varietät (A. radiosus SEEB.) vor. Noch möchte die Notiz nicht ohne Interesse sein, dass die Theergruben bei Klein-Scheppenstedt, früher ein wohlbe- kannter Fundort des Ammonites opalinus Reın. ete., fast genau in der Streichungslinie derjenigen Schichten der Buchhorst lie- gen, welche das. namliche Leitfossil führen. Die östlicheren Aufschlüsse der Bahn haben, wenn auch noch kein wirklich zusammenhängendes Profil, doch schon mehrere wichtige Punkte geliefert, die wenigstens Einigernuer die Schichtenfolge erkennen lassen. Westlich von Schandelah ist im Walde neben der Bahn- linie ein Probeschacht gemacht, welcher unzweifelhafte Posi- donienschiefer aufgeschlossen hat. Nächst diesem kommen südlich und sudöstlich von Schandelah, in nächster Nähe die- ses Dorfes, die schon zu Ende meines zweiten Briefes er- wähnten Amaltheenthone, fette, mehr oder weniger dunkelgraue Thone, die Petrefacten grossentheils mit weisser, hin und wie- der opalisirender Kalkschale enthaltend, in ziemlich weiter Ausdehnung. Ausser Ammonites spinatus BruG. sind Ammo- nites margaritatus Montr., Belemnites pazillosus Schu. (zahl- reich), Pleurotomaria anglica Suw., Inoceramus substriatus Mvnsr., Pecten aequivalvis Sow., Pentacrinus basaltiformis MıLL. aus den- selben zu nennen. Von Schandelah ab durchschneidet die Bahnlinie in schräger Richtung die nach unten folgenden Lias- schichten, welche den südöstlichen Rand des Wohldes bilden; etwa halbwegs zwischen Schandelah und der Gardesser Wind- | mühle zunächst die bekannten Amaltheenkalke im Liegenden | der Amaltheenthone. Diese, durch zahlreiche Versuche ihrer Streichungslinie entlang aufgedeckt, ausserdem aber schon aus = alter Zeit vom lebe zwischen Schandelah und Gar- I dessen, etwas nördlich von der Bahnlinie, und anderen Fund- ‚stellen am Wohld wohlbekannt, gehören zn eiuem Systeme von '" Wechsellagen ziemlich mächtiger Kalkbänke und thoniger Schichten. Gleich zuoberst folgen zwei kalkige Schichten in kurzem Zwischenraume, — sie messen mit diesem vertical 2 bis 3 Meter, — dann Thone mit Sphärosideriten, welche noch _ auf ungefähr dieselbe Mächtigkeit erschlossen sind. Die Fauna (Belemnites pawxillosus SCHL., clavatus SCHL., Ammonites marga- ritatus MONTF., capricornus ScHL. nebst der Varietät A. curvi- - cornis U. SCHLONB., fimbriatus Sow., Pleurotomaria anglica Sow. Inoceramus ventricosus SOW., Limaea acuticosta GoLDF., Pecten _ aequivalvis Sow., Gryphaea cymbium Lamk.) ist wohlbekannt, und lassen sich von anderen Oertlichkeiten in der Nähe noch manche Arten (z. B. Ammonites Davoei Sow., Henleyi Sow.) hinzufügen. Nach einer nicht unbedeutenden Lücke, deren verticale Ausdehnung sich jedoch bei dem schwachen und nicht ganz ; gleichföormigen Einfallen der Schichten nicht genau ermessen lasst, folgen Thone mit Ammonites raricostatus ZIET., dann wieder ein grösserer Zwischenraum. Da die Bahnarbeiten dort Erdaufträge bedingen, so werden beide Lücken schwerlich vollständig ergänzt werden. Schliesslich aber befindet sich an der Wohldgrenze ein etwas längerer und tieferer Einschnitt, der jedoch vorerst mangel- haft erschlossen ist. Er beginnt in hellfarbigen, graubläulichen Thonmergeln mit Zwischenlagen von Kalkplatten; dieselben "hören jedoch bald auf und machen hellbräunlichen, theilweis in Sandmergel übergehenden Mergeln und Thonen Platz, welche mit plattenartigen Sandsteinen wechsellagern.. Diese Sand- platten sind überaus reich an Östrea sublamellosa Dunk., aber erst gegen die untere Grenze dieser auf mehr als 15 Me- _ ter erschlossenen Bildungen zeigt sich ein sicheres Leitfossil: Ammonites Johnstoni Sow. Unterhalb der Stelle, wo sich das- selbe vorfand, folgt 10 Meter unerschlossenes Gebirge, dessen Mächtigkeit sich bei dem beiderseits gleichen Einfallen messen liess, dann 2 Meter fetter, schieferiger Thon mit Sandmergel- _ platten, dann 3 Meter dünngeschichteter fester Sandstein, dann 6 Meter wechsellagernder Thon und eisenschüssiger sandiger 822 Mergel; nach einer ferneren grösseren Lucke machen Keuper- mergel am südöstlichen Hange des Gardesser Windmühlen- berges den Schluss. Nur im Allgemeinen lässt sich hiernach bis jetzt der oberste Theil der Schichten dieses Einschnittes als zur Psilonotenzone, der darauffolgende als zum Rhät ge- hörig bezeichnen. 6. Verhandlungen der Gesellschaft. l. Protokoll der August - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 4. August 1869, Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der Juli- Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt. Als Mitglied trat der Gesellschaft bei: Herr H. v. Asten aus Aachen, vorgeschlagen von den Herren G. LEONHARD, Be- NEKE und G. Rose. Für die Bibliothek sind eingegangen: A. Als Geschenke: | Manzonı, Bryozoi Plioceniei Italiani (Sep.-Abdr. aus den Sitzungs- Berichten der Akad. der Wissensch.), Wien. 1869. Derselbe, Secunda contribuzione. KARRER u. Fucas, Geologische Studien in den Tertiär- bildungen des Wiener Beckens. Sep.-Abdr. aus d. Jahrb. der Reichs-Anst. 1869. No. 2. ; Tscuervax, Die Porphyrgesteine Oesterreichs aus der mittleren geologischen Epoche. Wien. 1869. G. Rosze, Ueber die regelmässigen Verwachsungen der Glimmerarten untereinander sowie mit Pennin und Eisenglanz. Sep.-Abdr. aus den Monats-Berichten der Akad. d. Wissensch. Berlin. 1869. SEELAND, E., Der Hüttenberger Erzberg. Klagenfurt. Linnarsson, J. G. O., On some fossils found in the eophy- ton Sandstone al Lugnas in Sweden. Stockholm. 1869. - PresteL, Dr. M. A. F., Das Gesetz der Winde. Emden. 1869. na Die Meteoriten des ae K. Hof- Mineralien n- Cabinets. Wien. 1869. Table des matieres de la en de la Societe de o- 2 graphie de Geneve. Genf. 1869. 2 Exempl. Corta, B. v., Der Schlangenberg am Altai (Berg- und E Hüttenmännische Zeitung, No. 28, 1868). en B. Im Austausch: Monatsberichte der konigl. preuss. Arad der Wissen- 3 schaften zu Berlin. April 1869. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern für 1868. No. 654 — 683. Bern. 1869. Achter Bericht der naturforschenden Gesellschaft zuBam- berg. 1866—1868. Bamberg. 1868. Sitzungsberichte der naturwiss. Gesellschaft Isis in Dres- den. 1868. No. 1—3; 1869. No. 1—3. 2 Hefte. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Ge sellschaft in Einsiedeln. Jahresbericht 1868. Einsiedeln. 1868. 54ter Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft in 3 Emden fur 1868. Emden. 1869. Jahrbuch des naturhistorischen Landes- Museums von Kärnthen. Heft 58. Klagenfurt. 1868. The quarterly journal of the geological society. Vol. AXV,, part 2. No. 98. London. Mai 1869. Sitzungsberichte der Kgl. bayer. Academie der Wissen- schaften zu München. I. Abth. Heft 1, 2. München. 1869. Atti della societa italiana di scienze naturali. XI. 2. Mi- lano. 1868. | Memorie della societa italiana di scienze naturali. II. 23. UV 12, La Naturaleza. Periodico scientifico de la sociedad mexi- = cana de historia natural. Entrega 1°. Junio de 1869. Me- zico. 2 Exempl. Bulletin de la socieie de l’industrie minerale. Tome XIV. Livr. 1 et 2. 1868. Paris. Nebst Atlas. Bulletin de l’academie imperiale des sciences de St.- Peters- bourg. ‘Tome XIII, f. 21—31. (No. 4); f.. 32—37. (No. 5 et dernier.) St.-Peiersbourg. 1868. Memoires de l’academie imperiale des sciences de St.-Peters- bourg. Tome XII. N. 4, 5 et dernier; XIII. N. 1—7. ee Neue Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Ge- \ Dllechaft für die gesammten Naturwissenschaften. Bd. XXIII. i ‘oder 3. Decade, Bd. III. | Upsala universiteis Arsskrift. Mathematik och Naturveten- 'skap. 1861, 1862 Heft 1 u. 2, 1863, 1864, 1865 Heft 1 u. 2, | ‚1866, 1867, 1868. | Ausserdem wurden von der Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellschaft vorgelegt: Bd. XXI., Heft 2 u. 3. in je 3 Exem- plaren. Der Vorsitzende überreichte der Gesellschaft seine in den Monatsberichten der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin für April 1869 abgedruckte Abhandlung über die regel- mässigen Verwachsungen der verschiedenen Glimmerarten un- 'tereinander sowie mit Pennin und Eisenglanz. Derselbe legte eine Zeichnung des zu Krähenberg bei Saarbrücken gefallenen Meteoriten vor und -besprach dieselbe. Herr GrRoTH zeigte ein neuerdings durch Herrn Frank in Stassfurt aufgefundenes Vorkommen von krystallisirtem Kai- nit aus dem Stassfurter Steinsalzbergwerk vor und erläuterte das monoklinische Krystallsystem desselben. Eine Beschrei- bung hat Redner in dem neuesten Heft von PoGGENDORFF’s An- nalen veröffentlicht. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. ; v. w. 0. G. Rose. Beyrıch. HAUCHECORNE. v 2. Achtzehnte allgemeine Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft zu Heidelberg. Zu der Versammlung katten sich in Heidelberg eingefun- den die Herren: 1) H. v. Asten aus Heidelberg, 2) M. Bauer aus Weinsberg. 3) Benecke aus Heidelberg. 4) Beyrich aus Berlin. 5) R. Blum aus Heidelberg. Brandt aus ‚Vlotho. er Sa Ber v. Böker. aus s Offenbach. Brauns aus Braunschweig. H. Carmichael aus Göttingen. | E. Cohen aus Heidelberg. Heinr. Credner aus Halle a. S. Herm. Credner aus Leipzig. Daubre&e aus Paris. v. Dechen aus Bonn. E. Desor aus Zurich. 2 Dürre aus Berlin. | I . Eck aus Berlin. a B. Emerson aus Göttingen. | Fr. Endlich aus Stuttgart. ET Ewald aus Berlin. | OÖ. Fraas aus Stuttgart. K. v. Fritsch aus Frankfurt a. M. Be | H. B. Geinitz aus Dresden. A Giebelhausen aus Halle a. S. en . Gümbel aus München. E Hauchecorne aus Berlin. 2 Hausmann aus Greifswald. N Huyssen aus Halle a. S. H. Karsten aus Rostock. En: Klein aus Heidelberg. Be F. Klocke aus Heidelberg. Br: C. Koch aus Frankfurt a. M. ar v. Koenen aus Marburg. A. Knop aus Carlsruhe. Krantz aus Bonn. G. Leonhard aus Heidelberg. Fr. Moesta aus Marburg. W. Neumayr aus Wien. O. Platz aus Carlsruhe. Quenstedt aus Tübingen. 2% Reusch aus Tübingen. | “ F. Roemer aus Breslau. | H. Roemer aus Hildesheim. 2, F. Rose aus Heidelberg. “| G. Rose aus Berlin. BE BERNER 4 a | 46) Fr. Sandberger aus Würzburg. a 47) A. Schlönbach aus Salzgitter. 48) U. Schlönbach aus Wien. 49) Schluter aus Bonn. 50) Schmitz aus Heidelberg. 51) M. Scholz aus Greifswald. 52) Schulz aus Berlin. 53) K. v. Seebach aus Göttingen. 54) Senft aus Eisenach. 95) Splittgerber aus Berlin. 56) Stöhr aus Florenz. 57) B. Studer aus Bern. 58) M. Websky aus Breslau. 59) Weiss aus Bonn. Protokoli der Sitzung vom 13. September. Herr Brum begrüsste die Versammlung und übergab der- selben einen von ihm verfassten, der 18ten allgemeinen Ver- sammlung der Gesellschaft gewidmeten und auf Kosten der Grossherzogl. badischen Regierung gedruckten Führer durch - das Mineralien-Cabinet der Universität Heidelberg und eine von Herrn BENEcKE verfasste, ebenfalls der Gesellschaft gewid- mete und auf Kosten des Verfassers gedruckte Schrift über die Lagerung und Zusammensetzung des geschichteien Gebirges am südlichen Abhang des Odenwaldes. Derselbe berichtete, dass im Interesse der Gesellschaft die Herren BnLum, Kopp, LEONHARD und BENECKE sich zu einem Comite vereinigt und ‚als Resultat ihrer Berathungen ein Programm entworfen hatten, in welchem die folgenden Vorschläge für die Verwendung der der Gesellschaft zu Gebote stehenden Zeit gemacht werden, Der erste und dritte Versammlungstag sollte den Sitzungen, der zweite Excursionen gewidmet sein, von denen die eine ‚unter Führung des Herrn LEonHARD in die Gegend von Wein- heim, die andere unter Führung des Herrn Bexeck&E in die Gegend von Sinsheim stattfinden würde. Ausserdem kündigte derselbe an, dass Herr v. Decuen sich bereit erklärt habe, am Abend des zweiten Tages zur Feier des hundertjährigen Geburtstages ALEXANDER von HuugoLpr’s eine Gedächtnissrede zu halten. Beits.d.D. geol. Ges. XXI, 1. 54 v. DECHEN zum Vorsitzenden nn die gesammte Zeit der ‚Ver- sammlung. R Nachdem derselbe den Vorsitz übernommen hatte, sprach er dem erwähnten Comite für seine Mühwaltungen, der Gross- herzogl. badischen Regierung und Herrn BEneEckE für die der Gesellschaft übergebenen Druckschriften den Dank derselben aus und ersuchte unter Zustimmung der Gesellschaft die Herren Eck und BExEcke um die Protokollführung. Für den letzteren, welcher verhindert war, trat Herr v. SEEBACH ein. Herr G. Ross übergab der Gesellschaft Namens des Vor- standes die Rechnungen für das 20 ste Geschäftsjahr oder für 1868 Die Gesellschaft beauftragte nach dem Vorschlage des Vorsitzenden die Herren LEONHARD und KARSTEN mit der Re- vision derselben. DE 4 r Der Gesellschaft traten als Mitglieder bei: Herr Dr. phil. F. Rose in Heidelberg, vorgeschlagen von den Herren BENECKE, NEUMAYR und Eck, Herr Dr. phil. WaAGEn in München, vorgeschlagen von den Herren BEnEckE, U. SCHLÖN- BACH und NEUMAYR, { Herr FRreperık Enpuicm aus Reading, Pensylvanien, U.-St., zur Zeit in Stuttgart, vorgeschlagen von den Herren Fraas, zz | und v. DEcHEN. | Der Vorsitzende brachte hierauf den bei der allgemeinen ; Versammlung der Gesellschaft zu Frankfurt a. M. von Herrn Eck gestellten, von Herrn v. DECHEN amendirten und von der Gesellschaft ausreichend unterstützten Antrag, dem $. 9 der | Statuten den Zusatz hinzuzufügen: n = „Mitglieder, welche wegen ruckständiger Beiträge von der Liste gestrichen worden sind, werden nur dann wieder aufgenommen, wenn dieselben die aus ihrer ersten Mitgliedschaft rückständigen Beiträge für | diejenigen Jahre, in welchen dieselben die Zeitschrift 5a erhalten haben, berichtigt haben.“ = zur definitiven Abstimmung. Derselbe wurde angenommen. Der $. 9 des Statuts lautet hiernach jetzt, wie folgt: IS. Jedes Mitglied zahlt einen jährlichen Beitrag von vier Thalern, welcher für die in Berlin ansässigen Mitglieder auf sechs Thaler erhöht wird. Es steht jedem Mitgliede frei, den zehn- ‘ fachen Betrag von beziehungsweise vier- zig und sechzig Thalern ein für alle Mal zu entrichten. Die Vierteljahrsschrift wird jedem Mit- gliede unentgeldlich zugesendet. Das Aus- bleiben ist in vorkommenden Fällen als Er- innerung an die ruckständige Beitragszah- lung anzusehen. Jedes Mitglied erhält ein Exemplar der Abhandlungen, insofern sich dasselbe zu den einzelnen besonders gemeldethat. Es istin diesem Falle dafur der halbe Kosten- preis zu zahlen. Wer zwei Jahre lang mit seinem Beitrage rüuckständig bleibt, wird als ausgeschieden betrachtet. Mitglieder, welche wegen rückständiger Beiträge von der Liste gestrichen worden sind, werden nur dann wieder aufgenom- men, wenn dieselben die aus ihrer ersten Mitgliedschaft ruckständigen Beiträge für diejenigen Jahre, in welchen dieselben die . Zeitschrifterhalten haben, berichtigt haben. | Namens des Berliner Vorstandes der Gesellschaft stellte Herr G. Rose den Antrag, an Stelle des Alin. 2 von dem eben angeführten $. 9 der Statuten zu setzen: Es steht jedem ausserdeutschen Mitgliede-frei, den zwölffachen Betrag (des Beitrags) von 48 Thalern ein für alle Mal zu entrichten. Diese Beiträge werden während der Lebenszeit des betreffenden Mitgliedes capitalisirt. Dieser Antrag wurde ausreichend unterstutzt und wird da- her bei der nächstjährigen allgemeinen Versammlung der Ge- sellschaft zur definitiven ‚Beschlussfassung vorgelegt werden. 54* Auf Vorschlag der Berren F. Bone schloss die Gesellschaft, sich zur nächstjährigen allgemeit Versammlung am 13. September 1870 in Breslau zusammen zufinden und die darauf folgenden beiden Tage zu Excursionen in das schlesische Gebirge zu verwenden. Die Herren F. RöRs. MER und WEBSKY wurden zu- Geschäftsführern erwählt. Herr G. Rose sprach hierauf über die Darstellung kry- stallisirter Kieselsäure auf trockenem Wege, die ihm \ auf ‘die Weise gelungen war, dass er gepulverten. Adular mit dem dreifachen Volumen geschmolzenen und gepulverten Phos- phorsalzes im Biscuit- Tiegel dem Feuer des Porzellanofens aussetzte. Die gut geschmolzene Masse wurde dann in heissem Wasser grösstentheils aufgelöst und der pulverförmige Rück- stand ausgewaschen. Unter dem Mikroskop kann man sehen, dass er aus lauter durchsichtigen sechsseitigen Tafeln besteht; im polarisirten Lichte betrachtet verhalten sie sich wie optisch einaxige Krystalle. Das specifische Gewicht wurde in zwei Versuchen 2,311 und 2,317 gefunden. Mit kohblensaurem Na- tron gekocht, sind die Krystalle nur äusserst schwer löslich. Die auf diese Weise dargestellte Kieselsäure hat also alle Eigenschaften der von vom RaATH in Drusenräumen des Trachyts von Pachuca in Mexico entdeckten und von ihm Tridymit ge- nannten Kieselsäure, die nachher nun auch schon in den Tra- chyten anderer Gegenden aufgefunden ist. Statt des Adulars oder Feldspaths ist auch mit gleichem Erfoige amorphe Kiesel- säure zu nehmen. Ebenso scheidet sich auch bei der Schmel- zung von kohlensaurem Natron mit einem Ueberschuss von Kieselsäure Tridymit aus, doch gruppirt er sich hierbei in kleinen Kugeln zusammen, die in dem entstandenen Glase von kieselsaurem Natron schwimmen. Bei der Schmelzung von Wollastonit mit Kieselsäure bildet sich ein Glas, das verhält- nissmässig recht grosse Tafeln von Tridymit enthält, die jedoch wie die Kugeln bei der Schmelzung mit kohlensaurem Natron, bei der Unaufiöslichkeit des entstandenen Glases in Säuren, von diesem nicht zu trennen sind. Auch bei der Schmelzung von Borax mit einem Ueberschusse von Kieselsäure scheidet sich Tridymit aus, doch auch jetzt nur in einer Zusammen- häufung von kleinen, nur unter dem Mikroskop erkennbaren Krystalleu. Tridymit bildet sich aber weiter nicht bloss durch Aus- ' scheidung aus einer geschmolzenen Masse, sondern durch blosses _ Glühen des gepulverten Bergkrystalls im Porzellanofen, wie dies schon aus den Versuchen von Heınrıcan Rose hervorgeht, der indessen, da man damals den Tridymit noch nicht kannte, angenommen hat, dass der gepulverte Bergkrystall in Opal umgeändert sei. Ebenso ändert sich der Opal durch Glühen , mit in Krystallen in vielen Opalen eingeschlossen beobachtet in Tridymit um.*) Der Redner zeigte weiter, ‘dass er Tridy- habe, wie in den von Kosemütz in Schlesien, von den Far- röern und Mexico, wovon man sich überzeugen kann, wenn man dünne Splitter dieser Opale unter dem Mikroskop be- trachtet. Schon früher hatten Fuchs, RAMMELSBERG und an- ‘dere durch Behandlung des Opals mit Kali einen Rückstand von Kieselsäure erhalten, der früber für Quarz genommen wurde, nach den obigen Beobachtungen aber nun für Tridymit zu halten ist. Herr DauBr&s sprach uber die von ihm in letzter Zeit ' uber die Meteoriten ausgeführten Untersuchungen.**) Herr Sexsrt legte eine Stufe krystallisirter Schweissofen- schlacke von der Hütte Neuschottland bei Steele a. d. Ruhr - vor, welche sich in dem sogenannten Fuchs beim Kaltlegen des Ofens innerhalb dreier Tage gebildet hatte. Dieselbe be- steht aus Kieselsäure 30,7, Thonerde 0,7, Eisenoxyd 5,9, Eisenoxydul 60,2, Manganoxydul 0,6, Kalk 0,3, Magnesia Spur, Kupferoxyd Spur?, Phosphorsäure 1,1, Schwefel 0,2, zu- sammen 99,7 pCt. Derselbe zeigte ferner ein Stuck des sogenannten Schlan- genalabasters aus der Barbarossahöhle bei Rottleben am Kyft- ö häusergebirge vor. In Folge der Umwandlung des Anhydrits der mittleren Zechsteinformation, in welchem die Hohle aus- ‚gewaschen ist, in Gyps und zufolge der dabei stattfindenden - Volumenzunahme haben sich an den Wandungen der Höhle zahlreiche Lappen von Schlangenalabaster losgelöst, welche mit grösserer oder geringerer Krümmung frei in die Höhle herabhangen und durch neue ersetzt werden, wenn dieselben . *%) Der Redner hat darüber eine Menge Versuche angestellt, wie in nn: dem ausführlichen Berichte in den Monatsberichten der Berliner Aka- demie vom Juni 1869 zu ersehen ist. **) Dieser Vortrag wird als besondere Abhandlung in dem nächsten (22 sten) Bande dieser Zeitschrift bekannt gemacht werden. herabgestürzt sind. In den en Bee Bo e der Höhle wurden von dem Redner schöne ET obachtet. En Herr Hauchzcorse leste im Auftrage der bei der allge meinen Versammlung der Gesellschaft zu Frankfurt a. M. zur E Herausgabe der von Herrn v. DECHEN bearbeiteten "geognosti- schen Karte von Deutschland gewählten Commission den zwei- ten Andruck der genannten Karte vor, indem er die Verspa- tung der Vollendung durch die grossen Schwierigkeiten bei der Herstellung des Farbendrucks erklärte. Derselbe legte ferner den zweiten Andruck der Sektionen Ellrich, Nordhausen, Stollberg, Zorge, Benneckenstein und Hasselfelde im Maassstabe von 1: 25,000 vor, welche als erste Lieferung einer geognostischen Specialkarte von Preussen und den thüringischen Staaten demnächst erscheinen werden. Der- selbe gab Nachricht von dem Umfange, über welchen dieses Kartenwerk ausgedehnt werden soll, sowie von dem Plane und den bei der Ausführung zur Zeit betheiligten Kräften. Der gesammte Plan ist auseinandergeseizt in den hierzu von den Herren BeyYricH und HAUCHECORNE verfassten „Einleitenden Be- merkungen“, welche der Gesellschaft mitgetheilt wurden. Herr BerricH gab eine Uebersicht der in den obigen Sectio- ‘ nen unterschiedenen Formationsabtheilungen und knüpfte daran 7 die Vorlage mehrerer Exemplare woblerhaltener Graptolithen, | welche neuerdings von Herrn ScHiLLıse in den Schiefern am ; Mollnberge bei Zorge aufgefunden worden sind. Herr Kxop machte eine vorläufige Mittheilung von seinen Untersuchungen über den Kalkstein vom Kaiserstuhl im Breis- gau. In der Caldera des ringförmigen Gebirges tritt ein kıy- stallinisch körniger Kalkstein auf, welcher frei von Petrefacten, aber reich an Mineralien ist, und welchen der Redner für den Absatz eines von Thermalwassern gespeisten Sees hält. ‘Von Mineralien finden sich darin Krystalle von titanfreiem Magnet- eisen, welche gegen den Kalkstein scharfe Oontactflächen zei- gen, Apatit, dessen Prismen nach dem Behandeln des Kalk- steins mit Essigsäure unzersetzt zuruckbleiben, ferner Pyro- chlor, Glimmer, Perowskit. Das quantitative Verhältniss der Mineralien ist so, dass sich etwa 9 pCt. Magneteisen, 1— 6 pCt. Apatit, 0,5 pCt. Pyrochlor im Kalkstein finden. In dm letzteren hat der Redner nur Niobsäure, keine Tantalsäure, Fang: zwar 62 pOt. aufgefunden, von basischen Bestandtheilen 2 _ vorwiegend Ceroxydul (bis 12 pCt.) und Kalkerde (16 pCt.). Herr F. Rosmer machte Mittheilung von dem Abschluss der unter seiner Leitung angefertigten geognostischen Karte - von Oberschlesien und legte die letzte Section derselben, Namslau, und das Titelblatt fertig vor. Derselbe zeigte ferner einige von ihm bei Pultusk gesam- meite Crinoidenstiele von Glyptosphaerites Leuchtenbergi, welche eigenthümliche Zickzacklinien auf den Stielgliedern beobachten lassen und beweisen, dass jedes Glied aus 5 Stücken zusam- mengesetzt ist. Herr Beyrıca knüpfte hieran die Bemerkung, dass eine Crinoidenform der Eifel dieselbe Zusammensetzung der Säulen- glieder aus 5 Stücken zeige, und Herr QuEnsTEDT bemerkte, dass auch diejenigen von Oeland die gleiche Erscheinung beob- ‚achten lassen. $ e Herr Brauns sprach über die neuen A in der Juraformation, welche der Eisenbahnbau in der Gegend von _ Helmstedt geliefert hat (vergl. diese Zeitschrift XXI., S. 700 und 817). Herr Reusch theilte die Resultate seiner Untersuchungen mit neuen Glimmereombinationen mit. Indem derselbe 3 La- 7 mellensysteme zweiaxigen Gliımmers zu einer rechtsgewundenen _ Spirale so über’ einander legte, dass die zweite Lamelle von der ersten und die dritte von der zweiten um 60 Grad ab- stand, erhielt derselbe die optischen Erscheinungen eines rechts- drehenden Bergkrystalls; diejenigen eines linksdrehenden da- gegen, wenn die Glimmerlamellen zu einer linksgewundenen Spirale über einander gelegt wurden. Beide Lamellensysteme überdeckt , lieferten die Aıky'schen Spiralen. Macht man von beiden Lamellensystemen die Lamellen l.dünner als 2 und 3, so erhält die Figur des Ringsystems einen zweiaxigen Habitus. Vier Lamellen, unter 45 und gekreuzt, zeigen die Circular- polarisation ebenfalls. Herr Ewaıp legte ein vollständiges Exemplar der von ihm im Auftrage des Königl. Handelsministeriums aufgenom- menen geognostischen Karte der Gegend zwischen dem Harze und Magdeburg vor mit dem Bemerken, dass die vierte Section im Drucke noch nicht vollendet sei, und gab Erläuterungen über die Lagerung und die @lderaie der in diesem Gebiet auftretenden Formationen. E Der Vorsitzende ‚erinnerte hierauf die Gesellschaft daran, eı dass an dem heutigen Tage Herr Professor CarL Naumann in 3 Leipzig sein 50 jähriges Doctorjubiläum feiere, und schlug vor ae demselben die Glückwünsche der Gesellschaft auf telegraphi- u schem Wege zu übersenden, welchem Vorschlage die Versamm- lung allseitig zustimmte. Schliesslich erklärten die Herren LEONHARD und Karsten, während der Sitzung die Rechnungen für das zwanzigste Ge- schäftsjahr durchgesehen und bis auf einen unbedeutenden Ad- ditionsfehler richtig befunden zu haben. Die Gesellschaft er- theilte hierauf dem Berliner Vorstande die erforderliche De- charge und sprach dem Schatzmeister ihren Dank aus für die Sorgfalt, mit welcher derselbe die Kassengeschäfte der Gesell- schaft auch in diesem Jahre geführt hat. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. DecHeEn. Eck. v. SEEBACH. Protokoll der Sitzung vom 15. September. 3 Vorsitzender: Herr v. DEcHeEn. Der Gesellschaft traten als Mitglieder bei: Herr Dr. BAvEr aus Weinsberg (Württemberg), vorgeschlagen von den Herren Fraas, Rose und Eos, | Herr Bergingenieur E. Stöhr in Florenz, vorgeschlagen von den Herren Huyssen, LEONHARD und ÜREDNER. | | Der Gesellschaft wurden als Geschenke übergeben die Abhandlungen: C. M. ZERRENNER, Eine mineralogische Excursion nach Halle an der Saale, Leipzig, 1869. 5 E. STÖHR, Intorno agli strati terziarü superiori di Montegibio e vicinanze, Modena, 1869. Ausserdem wurde der Gesellschaft vorgelegt der Prospect des in nächster Zeit in Kreıper’s Verlag in Wiesbaden erschei- nenden Werkes von FR. SANDBERGER, Die Land- und Süsswasser- Conchylien der Vorwelt. 335 | Der Vorsitzende theilte der Gesellschaft den Aufruf des Berliner Comites für die Errichtung eines Nationaldenkmals für ALEXANDER von HumsoLpr mit und forderte zur Zeichnung von Beiträgen für dasselbe auf. Herr Fraas stellte den Antrag, den auf die Versendung der Zeitschrift bezüglichen Paragraphen des Statuts dahin ab- zuandern, dass in Zukunft die Versendung an die nicht in Berlin wohnhaften Mitglieder durch die Post unter Kreuzband erfolge, und zu diesem Zwecke den Beitrag für die auswärtigen Mitglieder von 4 Thalern auf 4- Thaler zu erhöhen. Dieser Antrag erhielt ausreichende Unterstützung und wird daher der nächstjährigen allgemeinen Versammlung zur defini- tiven Beschlussfassung vorgelegt werden. Herr Beyrıch legte Präparate von Eugeniacrinuskelchen vor, welche zeigen, dass im Inneren dieser Kelche ein System von Kanälen vorhanden ist, entsprechend demjenigen der Gat- tung Apiocrinus und Pentacrinus, wo 'd interradial stehende Kanäle der Basalglieder durch Gabelung zu den 5 radial stehen- den Kanälen der ersten Radialglieder hinführen. Hieraus ist zu folgern, dass, auch bei Eugeniacrinus im Inneren der Kelche eine mit den Radialgliedern verwachsene Basis vorhanden ist. Durch vollständiges Verwachsen.und Ueberwachsen dieser Ba- sis stellt sich Eugeniacrinus in nahe Verwandtschaft zu der lebenden, durch Sars erläuterten Gattung Rhizoerinus. Herr ScHLüTER theilte seine Beobachtungen auf einer geo- logischen "Reise in Schweden mit und sprach zunächst über die bei Ystad in Folge von Hafenbauten neu entstandenen Aufschlüsse in den jüngsten Bildungen. Die obersten, 7 Fuss mächtigen Ablagerungen lieferten von Conchylien: AMytilus edulis, Cardium edule, Tellina baltica u. s. w., überhaupt nur Formen, welche auch jetzt noch lebend in der Ostsee vorkom- men, alle noch in der natürlichen Lage, mit den Siphonen nach oben gekehrt. Ausserdem wurden Schiffe, kupferne Ge- fasse, Donnerbuchsen, 2 steinerne, 6 eiserne Kanonenkugeln aufgefunden; alle Gegenstände dürften das Alter von 400 Jah- ren nicht überschreiten. Von Gegenständen aus der Bronze- periode ist nichts bekannt geworden. Unter dieser Ablagerung wurde Torf angetroffen mit 80 — 100 aufrechten Baumstämmen von Birken, Erlen, Eichen u. s. w., deren Wurzelenden in dem Boden unter dem Torf sich befanden; dazwischen Arten von Sueeinea, Bulimus, Clausilia. In dem Torf, welcher a lich Lehm umschless, wurden Oyclas, Pisidium,, Pas \ 'Wasserkäfer und plattgedrückte Baumstämme aufgefunden. Un- ter demselben folgten eigentliche diluviale Moränen, darin nahe an der Oberfläche mehrere Kunstgegenstände: ein Knauf von Bronze, ein Messerheft aus Knochen und ein paar Feuerstein- geräthe, nämlich ein mondförmiges Messer und ein Bruchstück einer Axt, beide etwa dem Jahre 1000 angehörig. - Ausserdem wurden in dem Diluvium tertiäre Geschiebeblöcke mit Zwei- schalern, Korallen und wenig Gastropoden beobachtet. Die Kreideformation sah der Redner bei Ignaberga, Bals- berg, Köping und Malmö. Das Vorkommen bei Balsberg, durch neue Steinbruche aufgeschlossen, ist demjenigen von Ignaberga ähnlich, doch tritt die Crania Ignabergensis zurück, wogegen Ostreas auriculata und Bryozoen sehr häufig sind; ausserdem finden sich Salenia areolata, Carotomus pelticus, Ci- darisstacheln und Rudisten, deren Formen den harzern und westphälischen ähnlich sind. Auffallend ist das Fehlen vou Ananchytes ovata und Micraster cor anguinum. — Der Grün- sand von Köping, mit wenig Glauconit, ist mergelig, ähnlich dem von Recklinghausen in Westphalen; darin vorherrschend Östrea pusilla und Cirrhipedenschalen, weniger haufig Ostrea vesicularis; ausserdem Asterias quinqueloba, der von GOLDFUSS benannte Glenotremites, welcher ein Kelch von Alecto ist, Ananchytes ovata, ein Mieraster, ein Holaster, ähnlich sudglo- bosus, aber mit flacherer Basis, von Zweischalern Pecten und Lima häufig, Gastropoden in schlechter Erhaltung, von Cepha- lopoden 3 Scaphitesfragmente, häufig Baculiten, zu welchen, wie bei Lüneburg, ein mit Längsreifen versehener Aptychus beobachtet wurde; ferner Ammonites Stobaei, wohl uberein- stimmend mit A. Lewesianus oder A. peramplus, Belemnites mu- cronatus, nicht aber mammillatus, — In den Steinbrüchen sud- östlich von Malmö wurde die Auflagerung der Saltholmskalke auf Faxekalk beobachtet, zwischen beiden eine Bryozoenbank, in dem Silur von Andrarum wurden in neuerer Zeit fol- gende Abtheilungen unterschieden: 1) bei Christinenhof ein Sandstein mit Schwefelkies, Hardebergasandstein, mit runden Kalkkörperchen, deren organische Natur zweifelhaft ist; seine Mächtigkeit ist nicht bestimmbar; 2) Gelbe Thonschiefer mit Lingula, Theca; 3) grauer Kalk mit Schwefelkies; 4) Zeichen- 837 - schiefer mit Linyula spinosa; 5) Alaunschiefer, unten mit Mi- - erodiscus und Paradoxides, wohl Tessini, oben mit Paradowides Davidis, Protospongia mit gitterförmigem Gewebe, aber ab- weichend von dem der jüngeren Spongien, angeblich auch Grap- tolithen; 6) Andrarumkalk, ca. 2 Fuss mächtig, mit Paradoxi- des Forchhammeri; 7) Agnostus pisiformis, unten mit Olenus gibbosus , oben mit Olenus truncatus; 8) Parabolina spinosa ; 9) Leptoplastus, Eurycare; 10) Alaunschiefer mit Orsteenen; 11) Acerocare acorne. Herr Dssor bemerkte hierzu, dass die unter dem Torf von Ystad gefundenen Kunstgegenstände dreien Perioden in der Steinzeit angehören, einige der Zeit Philipps von Mace- döonien, andere dem Jahre 1000. Dass ein Messer aus dem Mittelalter sich dabei befinde, und dass die zur Bildung der folgenden Ablagerungen nöthige Senkung sich nirgend erwähnt finde, sei zu auffallend, als dass man nicht vielleicht annehmen müsse, die Gegenstände seien durch den Torf hindurch an ihren Fundort gekommen. Herr v. Kornen sprach über die Tertiärbildungen der Um- gegend von Frankfurt unter Vorlage einer die Verbreitung der- selben darstellenden Karte, welche derselbe im Laufe des letzten Sommers entworfen hatte. Herr Hausmasn sprach über die in letzter Zeit bei Greifs- wald ausgeführten Bohrungen, welche ihn zu der Ansicht ge- führt hatten, dass daselbst unter bedeckendem Diluvium an- stehende weisse Kreide in einer Mächtigkeit von 114 Fuss vorhanden sei, unterlagert zunächst von 23 Fuss mächtigem rothen Thon und demnächst von Grünsand. (Vergl. diese Zeitschr. XXI., S. 694.) Herr Huyssen bemerkte hierzu, dass die durchbohrte Kreidepartie möglicherweise eine nicht anstehende gewesen sei, da Beispiele grosser Kreideschollen über jüngeren Abla- gerungen unter Anderen bei Finkenwalde bekannt seien. Auch Herr v. Decuen machte auf ein weiteres Beispiel einer grossen transportirten Kreidescholle bei Stettin aufmerksam, wo ein Kalkbruch 150 Jahre hindurch mit 4 Oefen betrieben worden sei, und sich doch schliesslich ergeben habe, dass derselbe nur ein grosses Geschiebe abgebaut habe. Herr Weiss sprach über die Entwickelung des Muschelkalkes an der Saar, Mosel und im Luxem- burgischen. In diesem Gebiete kann am etwa vier ve schiedene Modi erkennen, welche das Gemeinsame haben, dass | der Beginn der Formation nicht kalkig, sondern sandig ist, Ei und sich dadurch unterscheiden, dass diese sandigen, die um.) teren Etagen des Muschelkalkes bezeichnenden Schiehten nach Norden zu immer höher hinauf gehen und so einen ı grösseren Theil des Muschelkalkes einnehmen. a Ausgegangen wurde von der Entwickelung, wie sie 2 s Saargemünd, Saarbrücken, Saarlouis bis Merzig sich dar- stellt. Beine vorjahrigen Resultate fand der Vortragende auch dies Jahr bestätigt und konnte Erweiterungen zufügen. — Auf dem sogenannten Vogesensandstein, welcher nur als Sy- nonym für mittleren Buntsandstein aufzufassen ist (wie schon langer von Anderen, z.B. GümsEL, nachgewiesen), einem vor- wiegend rothen, ziemlich lockeren Sandstein, liegen festere und feinere Thonsandsteine, meist sehr bunt von Farbe, aber sehr $| selten scharf von dem Vogesensandsteine geschieden, gewöhn- lich durch Uebergänge mit ihm verbunden. Dieser Sandstein führt Pflanzenreste und ist nach gewissen derselben Voltzien- "Sandstein genannt worden. Thierische Reste sind seltener | darin. Rothe und blaue Schieferletten wechseln mehrmals mit en Sandsteinbänken, die constantesten von ihnen liegen aber oben und könnten als Grenzletten für diese Abtheilung be- zeichnet werden. — Auf ihnen nämlich ruhen nun gelbgefärbte, ‚mehr oder weniger Kalk und Magnesia haltige, feine, thonige i Sandsteine (Mergelsandstein, Kalksandstein), worauf dannviele sandige und thonige, graue oder gelbliche, selten rothe Schich- | ten folgen, welche nur untergeordnet Dolomite oder dolomitische Kalke enthalten. Da diese Schichten zahlreiche thierische Reste fuhren, namentlich Schalthiere, so wurden sie schon voriges Jahr als Muschelsandstein bezeichnet; Pflanzen- reste sind darin ebenfalls bekannt, sogar an manchen Stellen ziemlich häufig, doch gegen die thierischen zurücktretend. Un- ‚ter denselben sind zu nennen als besonders häufig Myophorien und Gervillien, in manchen Bänken Terebratula vulgaris n Menge, Encriniten-Stielglieder ebenso, Lima striata und lineata, Pecten laevigatus und discites, Monotis Albertü, Mytilus edulifor- mis, Ammonites Buchi, Natica gregaria und Gaillardoti, Spirifer Jragilis, Knochen und Fischschuppen. — BeiSaarbrücken con- centrirt sich Kalk- und Dolomitgehalt vorzüglich in der oberen 2 RE älfte a unteren Maccdkelkaikabtheilung, welche daher als dolomitische Zone abgetrennt werden kann. Hierin Myo- 1; phoria orbicularis. Besser ausgebildet ist diese Zone übrigens im südlichen als im nördlichen Theile des Gebietes dieser ersten (lothringischen) Entwickelung. — Man hat (so noch neuerlich JACQUOT, TERQUEM und BARRE in ihrer 1868 erschie- nenen Description mineralogique et geologique du departement de la Moselle) das, was hier als Voltziensandstein, Muschelsand- stein und dolomitische Zone unterschieden wurde (vielleicht sogar noch den obersten Theil des Vogesensandsteines dazu), in Frankreich als Gres bigarr&e dem deutschen Buntsandstein aquivalent bezeichnet, was nach Obigem nicht beibehalten wer- den kann, wenn man auch über die genauen Grenzen der Ab- theilungen sich noch wird zu verständigen haben. — Es folgt auf jene Schichten eine ziemlich mächtige Abtheilung vorwie- gend thoniger, mehr oder weniger mergeliger, grauer Lagen mit wenigen, zum Theil zelligen, festen, dolomitischen Mergeln und stock- oder linsenförmigen Gypseinlagerungen ungefähr in der Mitte der Abtbeilung. Organische Reste (darunter Lingula tenuissima) sind nur hier und da in den obersten Schichten - vorhauden, welche durch weisse, feste Kalkmergel gebildet wer- den. Wie auch JAcquoT etc. ganz richtig thun, ist diese tho- 2 nig-mergelige Zone der Anhydritgruppe v. ALBERTIS zu paral- _ lelisiren. — Erst jetzt folgen wirkliche Kalke von bedeutender Mächtigkeit. Zuerst ein massiger, oft oolithischer, auch glau- konitischer Kalk mit zahlreichen Encriniten-Stielgliedern (und _ einigen Kronen von Encrinus lilüformis), der nach oben dunn- bankig bis schiefrig wird; darauf blauer Plattenkalk, oft durch Thonplatten getrennt, im nördlichen Gebiete, besonders nach oben, etwas dolomitisch, oft knotig und mehr schiefrig. Jene untere Abtheilung entspricht dem Trochitenkalk, die mäch- tigere obere aber wegen reichlichen Gehaltes an Amm. nodosus dem Nodosenkalk. Auffallend ist, dass nach Norden zu (östlich und südöstlich Merzig) die Nodosen seltener werden, dagegen der Magnesiagehalt offenbar zunimmt. Es bilden sich nach oben hin dolomitische Bänke mit überhaupt sehr wenig Fossilresten; darunter z. B. Lingula Zenkeri, welche an den _ Grenzdolomit der Lettenkohlengruppe erinnert, — Die Ver- fasser der Beschreibung des Moseldepartements stellen diese - dolomitischen oberen Kalke jenem Grenzdolomit ALBERTI’S pa- a. & b. | gmiEt : Saarbrücken. Saarlouis z. Th. (gelblich) Blauer Plattenkalk Schiefriger, etwas 157%): ;umd Auluzrnall dolomitischer en Knotenkalk T (grau, I dünnbänkig bis schiefrig > = . Trochitenkalk T (oolithisch) massig (oolithisch und glau- | konitisch) N (Steinsalz- Pseudo- en) Gyps Thonig - merglige Zone - Dolomit (oft zellig) T®) Dolomitische Zone | (stärker) 2 © TIP Muschelsandstin P TTT |5 oft roth, oft dolomitisch (thonig) Grenzletten (sandig) Sie erte PP Voltziensandstein a echeneunds hit: (fehlt Baer Buntsandstein . Vogesensandstein Obere Pal ri „Mogchelkelk-Hortmationa 5 3 ms name Mittlere weisse Kalkmergel H- i ; Lothringische Muschelkalk - Entwickelung. *) T bedentet. thierische, P pflanzliche Reste, : eh ee bei een an der unteren Saar, cher und der Mosel (Saarburg, Conz, Rennich, renee De Echternach) wird die Muschelkalk- ne schon _ merklich verschieden, namentlich sind die Unterabtheilungen nicht mehr so leicht kenntlich. Am schnellsten gewinnt man einen Ueberblick und ein Profil auf dem Wege von Saarburg nach Nennig oder von Trier nach Bittberg zu. — Der schöu rothe lockere Vogesensandstein ist überall mächtig entwickelt. Er endigt aber nach oben in blauen-und weissen, auch wohl rothen sandigen Schiefern mit weissen Sandsteinbänken, welche dem Voltziensandstein entsprechen würden. Ueberhaupt ist diese obere Buntsandsteinstufe schwach entwickelt, und Pflanzen daraus mir noch nicht bekannt. Abgesehen von der Farbe macht diese Etage den Eindruck des Röth anderwärts. Pflanzenreste scheinen sich erst mit Thierresten zusammen in den darüber folgenden, gut entwickelten Muschelsand- steinen einzustellen und hierher die von STEININGER beschrie- benen Abdrücke zu gehören; wenigstens habe ich Stengel- und - Stammstücke (am leichtesten Zquisetites columnaris = Calamites arenaceus erkennbar) erst in der Muschelsandsteinzone gefunden. Dieselbe beginnt allermeist mit gelblichgrauen Mergelsandstein- platten, welche aber durch ihr baldiges Verschwinden die ganze Abtheilung petrographisch ähnlich dem Voltziensandstein des südlichen, lothringisch-saarbruckischen Gebietes werden lassen. Dolomit findet sich selbst in der oberen Region nur hier und da und fuhrt Steinkerne. — Hierauf folgt wiederum die mäch- tigere thonig-merglige Zone der mittleren Abtheilung des Muschelkalkes , theils mit, theils ohne Gyps. Oberwärts die weissen Mergelkalkplatten mit Lingula; Gyps weiter ausge- dehnte Lager bildend als bei Saarbrücken. Die Stellung die- ser Gypse zweifellos festzusetzen, macht einige Schwierigkeit, doch glaubt der Vortragende, dass ihm dies gelungen sei. Ihr Liegendes tritt nämlich nur selten zu Tage und ist roth gefärbt. Morıs eitirt Beobachtungen von WıEs und STEININGER, wonach unter dem Gyps bei Mertert und Nittel a. d. Mosel Bunt- sandstein folgen soll, und wonach es feststehe, dass er nicht dem Muschelkalke angehöre. Eine wichtige Stelle, die besse- ren Aufschluss ergiebt, befindet sich bei Olk a. d. Sauer, wo unter dem Gyps rothe thonige, etwas sandige Schichten mit dünnen dolomitischen Bänkchen und Steinsalz-Pseudomorphosen lagern. Aber diese an Röth erinnernden Schichten werden > dem tiefen (allerdings sehr unwegsamen) Thaleinschnitte Von, ziemlich mächtigen grauen Muschelsandsteinen unterlagert, un- ter welchen erst der rothe Buntsandstein, ebenfalls sichtbar, folgt. Dasselbe Resultat, welches sich hieraus ergiebt, näm- 2 lich dass die Gypse mit ihren Thonen der mittleren Muschel- kalk-Abtheilung angehören, wie auch bei Saarbrücken, kann ferner daraus geschlossen werden, dass sie bei Winchringen und Machtum an der Mosel höher liegen als die Muschelsand- 'steine zwischen Ahn und Machtum, bei Nittel und Wellen. Stellen, wie Oberbillig und Wasserliesch, wo die Gypslager an Buntsandstein anlagern, beweisen natürlich nicht das Ge- gentheil, da man hier sehr schön wahrnehmen kann, dass diese Anlagerungen durch mächtige Sprünge hervorgerufen sind und an eine directe Fortsetzung des Buntsandsteins unter dem Gyps nicht zu denken ist. — Aeltere Trias-Gypse sind dem Vortra- genden nirgend im ganzen Gebiete bekannt; jüngere aber kom- men im Keuper, in der Region der bunten Mergel vor. — Ueber dieser Gruppe folgt allerwärts der Hauptmuschel- kalk. Etwas dolomitisch scheint er überall zu sein, lässt sich aber schon äusserlich in zwei Theile scheiden, deren unterer geschlossene dicke Bänke bildet, während der obere knotig- schiefrig ist. In dem unteren Theile findet man stets, nahe der Basis, Bänke reich an Stielgliedern von Eneriniten, welche man also dem Trochitenkalk einreihen kann, doch ist noch keine Krone gefunden worden. Andere Bänke sind we- niger deutlich oder ausgezeichnet, so glaukonitische, eine Te- rebratelschicht bei Wasserliesch bei Conz, Steinkernschicht am Galgenberg bei Trier. Ueberhaupt sind im ganzen unteren Moselgebiete Versteinerungen recht selten und wenig gut er- halten. Namentlich aber gilt dies von dem oberen dolomiti- schen Theile des Hauptmuschelkalkes , welcher weder petro- graphisch, noch paläontologisch dem Nodosenkalke gleicht. Nur bei Remich a. d. Mosel, bei Wecker ete. kommt sein Aussehen dem des Friedrichshaller Kalkes nahe, wo er mächtige Lager sehr regelmässig geschichteter paralleler Bänke von ; bis 4 Dicke bildet. Aber überall in dem ganzen Gebiete, welches nördlich einer Linie von Sierck nach Mettlach gezogen liegt, vermisst man den Ammonites nodosus, dieses wichtige Leit- fossil. Nur STEININGER berichtet sein Vorkommen als Selten- _ heit in der Gegend von Echternach, und nach einem kleinen Exemplare mit vielen Knoten, welches die Sammlung des Athe- naeum in Luxemburg unter dem Namen Am. enodis aufbe- ' wahrt, ist Am. nodosus bei Mörsdorf a. d. Sauer gefunden worden. Die grösste Mühe, mehr davon zu entdecken, ist vergeblich gewesen. — Das Vorstehende wird durch folgendes Schema leichter übersichtlich. b. 2. : Remisch, Grevemacher, Saarburg, Trier. Eehernach. Schiefrige, dünn- bänkige, oft etwas Dicke, sehr regelmäs- T en) merglige, manchmal sige Bänke, grau,durch (T P) selten etwas sandige, Verwittern gelb, + dolomitische + dolomitisch Kalke 2 T (Terebratelreiche Bank, nicht constant) ee (stärker) T Trochitenkalk-Bänke, T (schwächer) } oft glaukonitisch (T) Dolomitischer, etwas thoniger Kalk (T) T weisse Mergelkalke Muschelkalk-Formation Thonig - merglige Zone _ (nicht constant) Gyps Mittlere (roth und sandig) \ Br Kalk hier. und. da | {>} 8 | PET.e Muschelsandstein TTP |A Sand. Schieferletten S - (weiss) Sandsteinbänke ? 22 >) Vogesensandstein Ma ——— | Bi Muschelkalk-Entwickelung an der unteren Saar, Sauer und Mosel. Die Ausbildung der Trias an der oberen Sauer ist wieder wesentlich verändert. Auf beiden Ufern bei Diekirch kann Zeits. d. D. geol. Ges. AL; 55 man sie leicht kennen lernen, besonders aber eignet sich bierzu eine Untersuchung des Herrenber ges, an dessen Fusse die Stadt liegt, — Auf fast conglomeratischem, dann fast geschiebe- freien, intensiv rothen Buntsandstein folgt eine Zone von etwa 20 Fuss grauen bis weissen Thonsandstein s mit thonig- schiefrigen Lagen und einer blauen Schieferlettenschicht als Beschluss, welche petrographisch sehr an den Voltziensandstein der Saar und der Vogesen erinnert, obschon Pflanzenreste da- rin nicht bemerkt wurden. — Es folgt dann entschieden Muschelsandstein, zuerst graulichweiss, höher hinauf von | sehr bunten Farben. Dolomitische Gesteine finden sich nur in Spuren als gelber dolomitischer Mergelsandstein auf der West- seite des Berges. Nun aber erscheinen sehr viel rothe, san- dige und thonige Schichten, welche ganz den Charakter von | Buntsandstein besitzen und zum Verwechseln damit geeignet sind, deren Stellung aber etwas zweifelhaft ist. — Ihnen folgt namlich nach oben eine entschieden thonige, vorwiegend graue Abtheilung, nur an der Basis noch roth und auch san- dig, also aus jenen Schichten scheinbar sich herausentwickelnd. Diese führen sehr bald Gyps, welcher mit seinen Thonen. und Mergelkalken den gewöhnlichen Charakter der thonigen Zwischenbildung trägt. Die hellfarbigen Kalkmergel weisen Spuren von Muscheln auf, die Thone Steinsalz - Pseudomor- phosen. — Gerade über dem Gypsbruche befinden sich ver- lassene Kalkbrüche, worin man eine Scheidung des Kalkes in einen unteren dickbänkigen bis massigenundeinen oberen duun- bänkigen bis schiefrigen Theil bemerkt. Der Erstere führt in der Mitte und oben reichliche Encriniten-Stielglieder, der Letztere ist an Versteinerungen wieder äusserst arm. In ausgedehnten Brüchen wird der obere Theil dieses Haupt- muschelkalkes gewonnen und besteht dort aus dickeren Bän- ken. — Dieselbe Entwickelung, nur im unteren Theile weni- ger aufgeschlossen, ist vorhanden an der Strasse nach Greve- macher. — Damit ist jedoch die Diekircher Entwickelung des Muscheikalkes nicht geschlossen, sondern man beobachtet noch theils über diesem Kalk, theils in gleichem Niveau mit ihm eine Sandsteinbildung von ganz besonderem Interesse, — Schon in den Kalkbrüchen des Herrenberges, besser jedoch an dessen Westseite und am instructivsten in den Steinbrüchen seitlich der Strasse nach Grevemacher, bemerkt man Ueber- 9) © gänge des Kalksteins in (besonders grünen) kalkigen .Sand- ‘stein bis zu vollständigem Sandstein in derselben Schicht, auch . Wechsellagerungen von Kalk- und Sandstein. Dazu ge- ' sellen sich, ganz unabhängig vom Kalkgehalt, Kiesel, welche öfters in muschelführendem, sandigen Kalk liegen und jenes facettirte Aussehen besitzen, das die Kieselgerölle des Vogesen- . sandsteins so auszeichnet. Die meisten dieser Sandsteinschich- ten liegen allerdings über dem Kalkstein und erregen dadurch ‚sehr den Gedanken an Sandsteine der Lettenkohlengruppe. ' Ihre innige Verbindung mit dem Kalk lässt aber eine derartige Abtrennung schwerlich zu; charakteristische Keuperpetrefacten fanden sich darin nicht, am häufigsten Myophoria vulgaris und laevigata. Von Pflanzenresten fand sich gar nichts, obschon ' in dem Hauptmuschelkalke bei Diekirch mehrfach Stengelbruch- stücke beobachtet wurden. — Die Diekircher Entwickelung er- giebt folgendes Schema. Bunte Mergel. | Grauer Sandstein. | Keuper. Sandstein auf und mit (T P) schiefr. od. dünnbänk. Kalk. " Massiger Kalkstein mit T Trochitenkalkbän- ken. Oberer Muschelkalk. Mergelkalkbänke. _ Graue schiefr. Thone. Gyps. Mittlerer Muschelkalk. Sandige Zwischenbildung (Buntsandstein-ähnlich). Rothe sandig -thonige Schich- ten. Bunter Sandstein u. Schiefer. (Gelbliche dolom. Sandsteine.) Muschelsandstein. T Grauer Sandstein u. Schiefer. Grauer Sandstein und Schie- ferletten. . Buntsandstein. - Rother Sandstein und Conglo- merat. — lm [bi [m Muschelkalk bei Diekirch (obere Sauer). 55* Westlich Ettelbrück, am Lopert, beginnt eine vi, Muschelkalk - Entwickelung, welche durch den ganzen Can Redingen, gische Grenze anhält. Dieselbe änderung innerhalb so geringer Entfernungen in irgend einer Formation nennen kann. kalk“*-Profile an (von oben nach unten): 4’ rother Thon. ” brauner Sandstein. rother Thon. 24’ Quarzconglomerat. 2’ Kalkstein mit einge- backenen Kieseln,inknol- ligen Stücken. 3” grüner, braungefleckter, ET OIEE G) ger Sandstein. dem Laufe der Attert parallel, bis über die bel- ist so total verschieden von Allem, was man als Muschelkalk zu betrachten gewohnt ist, = dass man kein zweites Beispiel einer Ähnlichen grossen Ver- Morıs (Die Triasformation im Gross- herzogthum Luxemburg, 1852) giebt u. A. folgende „Muschel- 3 " grauer, sehr kalkhalti- überaus mürber Sandstein. . dunne Lage Kalkstein. . dd. lockerer Sandstein. . dd. Kalkstein. 2’ grüner und brauner Sand- 2’ rother Thon. 21’ Muschelkalk. bunter Sandstein, grün- grau, auch conglomeratartig, mit viel Kalkspath. stein, locker. . . . fester brauner, auch wohl bunter Sandstein. Kalksteinbruch zwischen EIl Am Dorfe Hostert (8. 13). und Niedercolpach (S. 13). S. 10 heisst es: „Im Canton Redingen ist (der Muschel- kalk) . bisweilen kaum einen Fuss mächtig, wie z. B. an der Strasse von Ospern.* — S$. 14: „Zwischen Ell und Langen bildet der Muschelkalk, welcher hier etwa 12 Fuss mächtig ist, oben ein wahres Conglomerat und wird nach un- ten conglomeratartig,. Er ruht unmittelbar auf buntem Sand- steine. Zu Nagem, wo die Gesammtmächtigkeit des Muschel- kalkes ungefähr 8 Fuss beträgt, sind ihm Conglomeratschichten eingelagert.“ — Von Versteinerungen wird im ganzen Canton gar nichts angegeben. Dies und andere Angaben klingen so fremdartig, dass zu- nächst gewiss Jedem Zweifel aufstossen, ob denn das über- haupt Muschelkalk sei, wovon hier die Rede ist. Um sich davon zu überzeugen, muss man den charakte- ristischen rothen Buntsandstein unter und die grauen Sand- 'steinbänke und bunten Mergel über den betreffenden Schichten sehen. Buntsandstein unten und Keuper oben sind hinreichend 'instructiv, um den Kalk in der Mitte als Muschelkalk anzuer- kennen. Aber in der That, in welcher Ausbildung und wel- cher Beschaffenheit! Gänzlich verändert, oft kaum noch als _ Kalk vorhanden! — Wenn Vortragender auch die von Morıs ‚angegebenen Stellen nicht gesehen hat, und zwar, weil überall die Aufschlüsse verloren gegangen oder verändert waren, so kann er doch aus vielen anderen, von Moris nicht erwähnten Punkten das Wesentliche jener Angaben bestätigen. — Zwar Stellen, wo die ganze Bildung auf ] Fuss herabgesunken wäre, sind dem Vortragenden nicht bekannt geworden, obschon er ‚hier und da nicht mehr als 4 Fuss fand; dagegen lernte er andere Stellen kennen, wo man 20, selbst 30 Fuss Mächtig- keit annehmen kann. Das ist aber auch das Maximum fur . diese Gegend! Ob an gewissen Stellen der Kalk ganz fehlt, lasst sich nicht sagen, da man ihn zwar mitunter vergeblich sucht, aber nicht sicher ist, ob nicht bloss die Aufschlusse mangeln. — Und sieht man sich die Gesteine (von denen Pro- ben vorlagen) näher an, so weiss man oft nicht einmal, ob man von Kalk oder von Sandstein sprechen solle, vielleicht von Breccie; in so verschiedener Weise mischen sich ihre mi- neralischen Elemente. Am besten aufgeschlossen und vielleicht am entwickeltsten. ist der Muschelkalk in den Kalkbruchen bei Ospern; allein die einzelnen Lagen verändern so sehr ihre Natur innerhalb ganz geringer Entfernungen, dass es nicht möglich war, ein spe- cielles Profil aufzunehmen. Auch die übrigen Profile, wovon _ mehrere vorgelegt wurden, haben nur ganz locale Bedeutung. Es giebt nicht zwei, welche sich völlig gleichen! — Nur das Eine scheint Regel, oder doch das. Gewöhnlichere, dass der Kalk nach oben gern durch Aufnahme gerollter Kiesel conglo- ‚meratisch wird, so dass Conglomerate mit kalkigem Binde- mittel entstehen , welche aber auch in gewöhnliche Conglome- rate übergehen. — In den unteren Lagen sind Kiesel weniger gewöhnlich, dort findet sich dagegen meist mergliger aber fester , röthlicher oder violetter, zelliger Kalk oder eigentlich dolomitischer Kalk, der mit kalter Säure nur schwach braust. In der Mitte ist der bunteste Wechsel. Derselbe Block ist oft auf einer Seite grünlicher Sandstein, auf der anderen brenn- barer Kalk; sandige, auch feste quarzige Gesteine nehmen ist Conglomerat in eine 1 Fuss dicke Kieslags ae ne iegt auf Eotlameraliechen: Kalk und unter kalkigem Conglomeratz uU. Ss. W. j ne. Von Versteinerungen nirgend um Redingen nur eine See Man würde also auf eine Parallelisirung dieses Kalkes mit 5 einer Muschelkalketage gänzlich verzichten müssen, wenn es dem Vortragenden nicht geglückt wäre, in der östlichen Er- = streckung dieses Kalkes, bei Nieder--und Ober-Feulen, Ver- steinerungen darin doch aufzufinden. In den dortigen alten 4 verlassenen Kalkbrüchen am Waldrande fanden sich in den # unteren Schichten deutliche Encriniten-Stielglieder, fer- ner theils in denselben, theils in den oberen Lagen Muscheln, worunter @ervillia socialis, Myophoria vulgaris. An einer Stelle bilden solche Muschelschalen ein förmliches Haufwerk. An anderen Stellen Wirbelthierreste: Zähne und Schuppen. Aus der Entdeckung von Trochiten scheint man den Schluss ziehen zu dürfen, dass wir an der Attert nichts Anderes als oberen Muschelkalk haben, dass die anderen Etagen fehlen oder vielmehr unkenntlich geworden sind durch Uebergehen in petrographisch wahren Buntsandstein. Das sich so ergebende Schema ist das folgende. vs Bunte Mergel. Grauer Sandstein Keuper. (selten Conglomerat). | Kalkstein, z. Th. conglomera- { tisch. Conglomerat-Einlagerung. Oberer Muschelkalk. Magerer Kalk, zum Theil mit Trochiten. Rother Sandstein und Conglo- | Buntsandstein (statt des ubri- merat. | gen Muschelkalkes). Rother Sandstein, oft conglo- : Buntsandstein. meratisch. | Muschelkalk an der Attert (Redingen). Kurz ide noch dt verwiesen, wie sich aus den vier Profilen ergäbe, dass die sandigen Bildungen der Muschelkalk- formation in dieser Entwickelunssreihe immer mehr zunehmen | und den unteren Theil des Muschelkalkes immer mehr Bunt- | - sandstein ähnlich machen, so dass bei Saarbrücken (wie ebenso in der Pfalz und in den Vogesen) die Sandsteine nur den '_ Wellenkalk zu vertreten anfangen, was bei Trier noch weiter fortgeschritten ist, während bei Diekirch schon die mittlere - Abtheilung z. Th. ganz sandig, z. Th. röthartig wird, bis end- Jieh än der Attert wirklich unter dem oberen Muscheikalk nur noch Buntsandstein liegt, der von Vogesensandstein nicht mehr unterschieden werden kann. Herr GuumseL bemerkte hierzu, dass es sich für Karten- darstellungen aus practischen Gründen doch wohl empfehlen möchte, die Grenze zwischen Röth und Muschelkalk mit der- _ jenigen zwischen den muschelführenden Sandsteinen und der dolomitischen Zone zusammenfallen zu lassen. Herr Quessteot legte eine Abbildung der von ihm als „Schwabens Medusenhaupt* beschriebenen Pentacrinuscolonie vor _und erläuterte dieselbe. Herr Eck legte die von ihm aufgenommenen Sectionen Bleicherode und Immenrode und die von Herrn GIEBELHAUSEN . aufgenommene Section Gr. Keula der geognostischen Special- karte von Preussen vor. Herr PLarTz erläuterte ein von ihm bei der Anfertigung von Profilen in Anwendung gebrachtes Nivellirinstrument, zeigte einen Belemniten, B. orthoceroides, aus der Jurensisbank und legte die in den Beiträgen zur Statistik der inneren Ver- waltung des Grossherzogthums Baden enthaltenen geognosti- schen Landesaufnahmen vor. Herr Gemmmz zeigte das -Werk von E. v. ScHLicHht über die Septarienthonforaminiferen von Pietzpuhl und eine Zeich- nung eines Exemplares von Cervus euryceros hibernicus vor, welches sich im Besitz des Naturalienhändlers SchuLz in Dres- den befindet. Herr MozsrıA legte die von ihm im östlichen Hessen auf- genommenen Sectionen Waldkappel und Eschwege der geognosti- schen Specialkarte von Preussen vor und erläuterte dieselben. Schliesslich brachte Herr F. RoEMER in Anregung, wie sehr es zu wünschen sei, dass in Deutschland eine paläonto- phical ae eerendei ee Die Me ehe er. ier für geltend machte, wurden allseitig als " wohlbegründet aner- | kannt, und es wurde an die Herren F. Rormer, Ewann, Be- | NECKE, BEYRICH und FraAs das Ersuchen gerichtet, ein Statut zu entwerfen, welches der nächsten allgemeinen Versammlung | der Gesellschaft zu eingehender Berathung vorgelegt werden könne. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. DeEcHEn. EcK. v. SEEBACH. Bericht über die Verwendung des 14. September. Dem Programme gemäss wurde der 14. September zu Excursionen in die Gegend von Weinheim und Sinsheim unter Führung der Herren LEONHARD und BENECKE verwendet. Derjenige Theil der Mitglieder, welcher sich Herrn Leon-. HARD zu einem Ausfluge in die Umgegend von Weinheim an- schloss, besuchte zunächst von letzterem Orte aus das Birke- nauer Thal, auf der rechten Seite der Waschnitz hinaufgehend. Diese Gegend ist bekanntlich durch grosse Mannichfaltigkeit älterer krystallinischer Gesteine ausgezeichnet; Granite, Sye- nite, Glimmer-Diorite treten hier in verschiedenen Abänderun- gen auf und bieten, da sie mehrfach durch Steinbrüche aufge- schlossen, dem Sammler reiche Ausbeute. Von besonderem Interesse sind die Gänge oder Ausscheidungen eines Oligoklas- Granits, in welchem, bald im Orthoklas, bald im Oligoklas eingewachsen, der Orthit vorkommt, theils in vereinzelten Kry- 'stallen, theils in derben Partien. Herr Crepxer, welcher einst (1854) den Orthit im Thüringerwald entdeckte, fand in dem Steinbruch bei der „Fuchsmühle* das schönste Exemplar. — Von Birkenau aus stieg man nun am Gehänge des Wagen- berges hinauf. Es ist dies ein steiler Porphyr-Berg von 1297 bad. F. Höhe; der Felsitporphyr hat hier den Granit durch- brochen und erscheint in verschiedenen Abänderungen, unter denen zumal die plattenformigen und säulenformigen bemer- kenswerth. Vom Wagenberg stieg man alsdann in das andere bei Weinheim auslaufende Thal herunter, in das Gorxheimer PR A * biet eine für den Petrographen interessante Localität. Diese ppe, 813 bad. F. hoch, unter dem Namen „das Raub- _ schlösschen“ bekannt, besteht aus Quarzporphyr, welcher zahl- | reiche Orthoklas - Krystalle (einfache und Zwillinge) enthält, _ welche auf den verschiedensten Stufen der Umwandelung in Kaolin oder Pinitoid stehen. Von dem Raubschlösschen kehrte ; _ man nach Weinheim zurück. EIERN a u a 23 Rat N x EFT Ein anderer Theil der Mitglieder folgte Herrn BENECKE in die Gegend von Sinsheim. Man besuchte zuerst die Kalk- 'steinbrüche von Hoffenheim, woselbst oberer Muschelkalk mit Ammonites nodosus und semipartitus abgebaut wird. In den obersten Schichten der Steinbrüche, welche die genannten Ce- ‚phalopoden nicht mehr enthalten, ihrer petrographischen Be- schaffenheit aber noch unbedingt zum Muschelkalk zu zählen sind, wurde neben einer Anzahl anderer Petrefacten auch Myophoria Goldfussi gefunden, die in der Lettenkohle erst ihre Hauptentwickelung erreicht. Ein demnächst untersuchter Stein- bruch zwischen Hoffenheim und Sinsheim zeigte ausser den _ vorher beobachteten auch die zunächst jüngeren Schichten. Diese bestehen zuunterst aus thonigen Schichten, die mit den tieferen Kalkbanken durch Wechsellagerung in Verbindung stehen und reichlich Ostrakoden enthalten. Auf diese folgen, den Schluss des Muschelkalkes bildend, feste, dunkele, glauko- nitische Kalkbanke, welche neben den schon tiefer vorhanden nen Ostrakoden noch Schuppen, Zähne, Koprolithen, Myopho- 'ria Goldfussi, Lingula sp. ete. führen. Dicht unter dem oberen Rande des Steinbruches treten thonige und sandige Schichten DEN NR TEE N UF Rz ® der Lettenkohlenformation zu Tage. Diese letztere Formation, besonders die uber dem Haupt- _ sandstein liegenden Schichten: zu beobachten gab der durch _ seine Pflanzenreste seit lange berühmte Steinbruch der Schmol- lenmühle bei Sinsheim Gelegenheit. Pflanzen und Saurier fin- den sich meist in den untersten, zur Zeit des Besuches nicht aufgeschlossenen Sandsteinbanken. In den mächtig entwickel- ten Lettenschichten und unreinen Sandsteinen, die den Ab- raum über dem Hauptsandstein bilden, zeichnen sich 3 Lagen _ durch Reichthum von Versteinerungen aus. Die unterste ist _ ein Sandstein, mit zahlreichen Steinkernen von Mwyophoria Goldfussi, Struckmanni, Gervillia socialis und Zweischalern . u (Unio, Cardinia etc. aut.). Wenig I höher iegt ein nkiyatali scher, blauer Dolomit, der beim Verwittern einen gelbrothen, zerreiblichen Mulm bildet. Er enthält in grosser Häufigkeit dieselben Fossilien, wie der oben genannte Sandstein, daneben noch besonders schön Myophoria subcostata und Myoconcha gastrochaena, welche letztere Form im Muschelkalk gewöhn- licher ist. Ein die Lettenkohle nach oben abschliessender Grenzdolomit ist in hiesiger Gegend nicht bekannt. Um die jüngeren Keuperbildungen kennen zu lernen, wurde das eine Stunde breite, mit Loss überdeckte niedere Land des Elsenzthales zwischen Sinsheim und dem Steinsberg bei Weiler überschritten. Die untere Hälfte des genannten Berges besteht aus den unteren Keupermergeln mit Gyps, die jedoch nicht bis‘ zur Auflagerung auf die Lettenkohle beobachtet werden können. In einer Steinmergelbank , wenige Fuss unter dem die bunten Mergel bedeckenden Schilfsandstein (Keuperwerkstein) finden sich zahlreiche, nicht bestimmbare Reste von Zweischalern, die aus gleichen Schichten in Württemberg unter dem Namen Ana- >" Var, ı Besen he 7 at Da tina schon Jänger bekannt sind und bei dem häufigen Mangel charakteristischer Eigenthumlichkeiten des Schilfsandsteins ein treffliches Orientirungsmittel abgeben. Der graugrüne, etwa 30° mächtige Schilfsandstein nimmt in den obersten Lagen eine rothe Färbung an und macht dann intensiv rothen Mer- geln Platz, welche die untere Hälfte der mittleren Keuper- mergel bilden. Die obere Abtheilung dieser Mergel ist nur an der Spitze des Berges durch einzelne umherliegende, helle Sandsteinstücke mit kaolinartigem Bindemittel angedeutet. Die höchste Erhebung des Berges, die, von einem Thurme gekrönt, eine weite Umsicht über die ganze Gegend gestattet, wird von Basalt eingenommen, welcher mit dem Nephelindole- rit des Katzenbuckel bei Ebnbach das einzig grössere Vor- kommen eruptiver Massen zwischen Odenwald und Schwarz- wald bildet. Schliesslich konnte an der Nordostseite a Berges noch eine der zahlreichen Verwerfungen beobachtet werden, welche für den Bau der ganzen Gegend bezeichnend sind. Es ist hier namlich oberer Muschelkalk, in Steinbruchen aufgeschlossen, in ein gleiches Niveau mit dem Schilfsandstein des Steins- berges gerückt. Am Abend desselben Tages versammelte sich die Gesell- schaft zu einer Gedächtnissfeier des hundertjährigen Ge- burtstags ALEXANDER von HumBoLDT’s, wobei Herr v. DECHEN die Gedächtnissrede hielt. _ Rechnungs-Abschluss der Gesellschaft für das Jahr 1868. | 2 | Einnahme. : = Pit. Cap- Thlr. Sgr.Pf. An Bestand aus dem Jahre 15067. . . . . . } M413— An Einnahme-Resten : I — |1— I. | — I An Beiträgen der Mitglieder er EN II. | — } Vom Verkauf der Zeitschrift: t. Durch die Besser’sche Buchhandlung | Be Re 2. Vor neuen ee für rückliegende Jahr-. | gänge . ae Re Ale 3 Vom Verkauf von Abhandlungen Ne —_ | -14I. | —- ] An extraordinären Einnahmen . ; 310 Summe aller Einnahmen 1531/23! Ausgabe. -1 An Vorschüssen und Ausgabe-Resten ; —_ I I. } — ! Für Herausgabe von Schriften und Karten: 1.1 Für die Zeitschrift: | a. Druck, Papier, Heften . 603 Thl. 4Sg. - Pf. b. Kupfertafeln, Lithogra- Plöormuehen nihy aueh Mr pe 2.1 Für den Druck von Abhandlungen mE &.} Für die Karte von Deutschland . . . » = H. | — | Für die allgemeine Versammlung . — |— if. | — | Für Locale in Berlin: T- Für Beleuchtung, Heizung etc. . 6Thl. 1 Sg. 2: Bursdie Biphiothek. >. ee er oz > IV. | — | An sonstigen Ausgaben: | ® An Schreib- und Zeichnen-Arbeiten 5 Thl. 6 Sg. 2 An-Lorto, ‚Botenlohn ete.. ... 293.121 58 ıs V. 1 — ] An extraordinären Ausgaben 2E.aR] VI | — | Zum Deckungsfonds — =) Summe aller Ausgaben !1147 3 Schluss-Balance. Die Einnahme beträgt 1531 Thlr. 23 Sgr. - Pf. Die. Ausgabe; beträgt 1147... „ 1,.27-.,4-.3°,, Bleibt Bestand 383 Thlr. 25 Sgr. 9 Pf., welcher in das Jahr 1869 übernommen worden ist. Berlin, den {. Juli 1869 Dr. Fa. Tamnau, Schatzmeister der Gesellschaft, Revidirt und richtig befunden. Heidelberg, den 13. September 1869, Im Auftrage der allgemeinen Versammlung. G. Leonsuarnd. H, Karsten. 04 Namenregister. A, hinter den Titeln bedeutet Aufsatz, B. briefliche Mittheilung, P._ tokoll der mündlichen Verhandlungen. E. Becken, Ueber fisch- und pflanzenführende Mergelschiefer des Roth- liegenden in der Umgegend von Schönau in Niederschlesien. A. Beyrıch, Säugethierreste aus der Quartär- Formation des Hochthales von Mexico. ?. . : - 2 -- Ueber den Muschejkenlie in ge mealiz von Saab P. E — Zusammenvorkommen von Calceola sandalina und Stringoce- phalus Burtini in Nassau und über die geologische Karte der Provinz Preussen. P. . RER — Graptolithen im Harz. P. are ae ee — Ueber Eugeniacrinus. P. RER IE AD E TE Dee, Juraformation in der Besond von Braunschweig. B. 700. Crepser, Die vorsilurischen Gebilde der Oberen Halbinsel von "Michigan m Nord-Amerikas A. » . . .... Due Dames, Ueber devonische Korallen. B. . . . . 2... Be v. Decuen, Bernstein bei Neudamm und Geschiebe bei Mänchebere: P: v Dücker, Fester Kohlenwasserstoff ım Melaphyrmandelstein bei re Fe ee: ae ae — Schwefelmetalle im Steinkohlengebirge De Neurode. B. BR: Eck, Die Bohrversuche bei Heppens. A.. . . 2» 2 2 2.2... — Gequetschte Kiesel in der Steinkohlenformation bei Neurode. P. — Oktaödrische Krystalle von Eisenoxyd. P.. . . 2.2... = F78Seesterne des. Musehelkalkes. Pi au ndari en v. GioDDack, Ueber die schwarzen oberharzer Gangthonschiefer. A. Gxoru, Viergliederige Zwillingskrystalle von Zim. P} ..... — Kainit von Stassfurt. P. 2 A A eo Hausmann, Kreide bei Greifswald, B. a N Heıpexuamn, Ueber Graptolithen -führende Diluvial-Geschiebe der norddeutschen Ebene. A. . . ... En ee Kıvyser, Strahlstein und Axinit von der Heinnichehnup bei Mägde- Sprung m Harz. D.. 30 Anne 3 I Eee RE Kxop, Mineralien vom Kaiserstuhl: P.,,. 2.» . 22 2 u Kosnen, Ueber die Tertiärversteinerungen von Kiew, Budzak und Traktemirow. A. „Seren rn RR) Are re ‚ Eine Pseudomorphose von en nach Weiss- _bleierz. An: Ä ir — Der Apatit von Offheim a der Kalkwawellit von Dehrn Fhlbach A, 3% ars ensn. Beiträge zur Kennkards fossiler Korallen; A — Ueber Diluvium. P. } ; —_ Beiträge zur Kenntniss fossiler Kalten A. N Re Lasanp, Ueber Helgoland und künstlichen Eisenoolith. P. — Neue Beiträge zur Geologie Helgolands. A. . Laspeyaes, Ueber Geschiebe mit geborstener Oberfläche. A. . _ — Deber OÖttrelith. P. 5 — Geschiebe mit geborstener Oberfläche. B. - Lossen, Metamorphische Schichten aus der raltozkchen Schichten. folge des Ostharzes. Mit einem Nachworte über den Sericit. A. Nauck, Ueber einen Meteoriten von Warschau. B. Prrücker y Rıco, Rhät bei Deitersen:. B. . . .. ar Rammeıspers, Ueber Tellurwismuthsilber aus Mexico. A. — DUeber zwei Meteoreisen aus Mexico. A. . . . . R — Beiträge zur Kenntniss der Constitution mehrerer Silikate, 3A. _ — Ueber die chemische Constitution der Silikate. A. — Ueber die Constitution einiger natürlichen Tantal- und Niob- verbindungen. A. . _ — Ueber die Zusammensetzung a die Consblufion ds Ariniınn A. — Ueber die Isomorphie von Gadolinit, Datolith und Euklas. A. Reusch, Untersuchungen über Glimmer. P. . . 2.2.2... _ Richter, Das thüringische Schiefergebirge, A. . a - —— Myophorien des thüringischen Wellenkalks. A. . . .. — Devonische Entomostraceen in Thüringen. A. — — dGoniatites multilobatus aus oberdevonischem Kalke in Thürin- Be ee Re Br ee A a v, Ric#tuoren, Mittheilungen von der Westküste Nordamerikas. (Fortsetzung.) A. — Mittbeilungen von der Westküste. Nordimeniah A — Reise in China. B. — DUeber das Alter der nes Teanse uud db: von Ko durchsetzten Gesteine. A. FE Rosmer, Crinoidenstiele mit Fünftheilung. P. G. Ross, Methode, Titangehalt vor dem Löthrohr zu ek ehen. P. — Ueber die hohlen Kanäle im Kalkspath;; Aragonitkrystalle als N Kesselstein; Pseudomorphose von Brauneisen nach Weissbleierz; altes ne yendnei aus Bernstein; stängelig abgesondertes Banka- Zinn. P. — Darstellung von krystalliätrter Kisselaaüre a Gbskenem Wege P. . [ . . “ . . . [2 Rora, ©. SıLvesrteı, Deber de dneehen Phänomene Ei A sıne in den Jahren 1863 — 1866, mit besonderer Bezugnahme auf Be spruel.xron 197 Ar. en nee 830 221 a Höhe des Nest! Pa ENG. IRrker; Oberer Jurakalk bei Inowraclaw. Be SADEBECK, Zinnsteinvorkommen von anpen) in Böhmen. iR. — Magneteisenkrystall. Pe . . . . Nr — Ueber die Krystallformen der ee Area ee Ba — Allgemeines Gesetz für tetra@drische Zwillingsbildung. u SchiLLing, Anataskrystalle und Brookit im Harz B. . . .. Se Beisein ‚Schweden -P...... 5. 2. 00 Be ui . Szesach, Muschelkalk bei Mühlhausen. P. . . . . 2.22. '— Ueber die Eruption bei Methana im dritten Jahrhundert vor ‚Christi Geburt. A. . . . . ee £ a > SenFrt, Schweissofenschlacke und Behtnoschühlestes Pi RR Wesskv, Ueber Epistilbit und die mit ihm vorkommenden Zeolitte aus dem Mandelstein vom Finkenhübel bei Glatz in Schlesien. A. 100 -— Ueber Epiboulangerit, ein neues Erz. A... . 2..0...2747 —-. Ueber wasserhellen Granat von Jordansmühl in Schlesien. A. 799 - Weiss, Trias an der Saar, Mosel ete. PE . 2.2.2... RE Wauırsey, Ueber die in Californien und an der Westküste Kinerkini Ste überhaupt vorkommenden Mineralien und Grundstoffe A... . 74 . Zerener, Diorite des Mont Döme. P. . ... ea a SA ZEUSCHNER, Ueber die neuentdeckte Sliormuaian, von eu. 53 2 bei Sandomierz im südlichen Polen. A. . . . 2... — Geognostische Beschreibung der mittleren devonischen Schichten zwischen Grzegorzowice und Skaly-Zagaje bei Nova-Slupia. ee — Ueber Belemmites Bzoviensis, eine neue Art aus dem untersten ‘= Oxfordien von Bzow bei Kromolow. A. . . 2 2.2.2 2% 565 — Ueber den silurischen Thonschiefer von Zbrza bei Kielce. A. 569 — Die Gruppen, und Abtheilungen des polnischen Juras, nach neue- ren Beobachtungen zusammengestellt. A... . . 2 2 2.0 — Naphta-Gebiet der Karpathen. Be . . 2. 2 2 2.2.0. - Alaunschiefer Albit Anthophyllit . ; Atrypa laevigata e a — Aegirin. Aeschynit . Aetna Akmit .- . ger. Amerika, Mineralien der Westküste von Amphibolit Analeim : Anatas bei Fur ; Anatina rugosa . Andalusit . Anorthit Bepatitz... 22.0034 & Apophyllit. Aragönitkrystalle als Rossi stein . Arca es endichlafe, Arfvedsonit Asterias arenicola . u eilicia. — obtusa. Weissmanni Augit, grüner Aulophyllum fungites i Aulopora Avicula planulata rhomboidea . Axinit „ Er: von der Heiitiiehähuusg.c Babingtonit - Bandschiefer . 119: 119. 8. its. 118. 119. 118. Banka-Zinn, stängelig . Barsowit Barytglimmer Barytfeldspath Belemnites Bzoviensis . Bernstem... 23,27 — bei Berneuchen Beryll Beyrichia aurita . — dorsalis 'Klödeni — Maccoyana . — nitidula . — tubereculata . Blende . Braunit. Brewsterit . Bronät#: 4, 2... Brookit im Harz Bunter Sandstein in Thüringen Bustamit 119. 118. Calceola sandalina. 666. Californien R Calymene Blomenhachi > Cambrisches . in Thü- rinßen 2" : 2 Campophyllum compressum . Caporeianit Fe Cardiola interrupta. . . . Cardırar. aid} Cardium Bouei — hybridum — semilineatum Cassidaria nodosa . Cerit. 589. TER coneinnum- ERBE N en intertaberenlatne ee : ee 84. 101 ‚China z Chlorit . _ Chonetes longispina Columbit Conularia re Bosnia 2,0, Crania implicata Crinoidenstiele Cucullaea ovata. Cyanit . z Cyathophyllum Kunthi — Murchisoni . Cyelonema octavia , Cyphaspis . Cypricardia Cypridina Ava... — Barrandei — calcarata En CHSlAlar 72 er — gyrata —- labyrinthica — Sandbergeri. — scerobiculata. — serratostriata . — taeniata . . a en Er Gepridinenschiefer Ä Cytherea ambigua . Cytherina costata . . « nr EV Dachschiefer . Danalit. ah ‘ Dalmania caudata . .„. .. Babolith 128; Desmin . 9. 101. WeERmBsit" 23. 7 4: .888 Devon, mittleres, in Polen — Ober-, in Thüringen — in Thüringen . . . . — mittleres, in Thüringen Diabas-Contactmetamorphose Diabasporphyr Diallag . —. Diluvium . . Eisenoxyd, oktaödrische Kry- stalle von ; Elephas texianus 482 ‚Gangthonschiefer im Öberkierz Me 25 . Diopsd.r 22 men Dips Sm Diphyphyllum® ir ee Be Diplograpsus palmeus. . E — pristis. gi Disema rugdta-.. „on Dyas in Thüringen . „ 2. Domit der Auvergne Eistatit ea ae Er Entomostraceen, devonische, BER Epiboulangerit . Epidot . Epistilbit Equus angustidens. . caballus . . — tau Eudialyt Eugeniacrinus Kaklas- 22.272208 Euxenit Favosites parasitica. . Fayalit . Feldspathporphyr Fleckschiefer . Forsterit 7.72 KiER Fowlerit Fucus Nessigi Fumarolen Fusus scalaris Gabbro. . Gadolinit Galaktit Gedrit ü Geschiebe, Behbrrtae £ Glimmer 2... re — (optisch). . ... -Porphyrit . Gmelinit 2.2.3 2 Goldführende Gänge RR 465. Er RE Ginistites ollobarus ; _ Granat. - Granit . Granitit 1 Fe siolithen-Geschiebs Eemmetom- ......‘/, Graptolithen am Harz - Griffelschiefer Grünstein . Gyps Hauyn . Helgoland . Helvin . . Hypersthen Heppens, heyersuche bei 5 Herschelit . SEcr, Heterophyllia grandis . Heulandit . . Homalonotus . lee Porphiyrit.. 3 Hornflötz Huronisches Syäteni . Hyalophan . Jeffersonit . Jura, oberer bei Inowraclaw Juraformation bei ae Bolen:*.1.. 0.00 8% Braun- schweig . Kainit von Stassfurt Kaiserstuhl Kaliglimmer Kalk-Eisenaugit .. Kalkspath, Kanäle im . Kalkwawellit . r Kieselsäure, krystallisirte ‚Sur trockenem Wege. Kieselschiefer . Kieselzinkerz . Klinochlor. . Konebelit Knotenschiefer Kohlenformation in Thüringen Kohlenwasserstoff, fester, im Melaphyrmandelstein _ Zeits. d.D. geol. Ges. XXI. 4. 124. 101. . 9. 4118. uca Kreideformation in Helgoland Kreide bei Greifswald in Schweden Kulm in Thüringen Kupferschiefer in Thüringen Labrador . : Lassen’s Peak . . Laumontit © Laurentisches System . Lava (Analyse) . Leptaena . Teucht 4 8 2% Levyn Lias bei Pieinschweie Ahr Limopsis granulata Lithionglimmer . . . » Lithostrotion. irregulare . — junceum . — Martini Löss am Zobten Lonsdaleia rugosa . Re Lophophyllum confertum . leontodon 5 Loxonema sinuata . Lucina gigantea. — Menardü .-. Magnesiaglimmer Magneteisenkrystall von Ach- matowsk . : Mastodon andium Mejonit. RL Mesoltth‘ * „200% EN Mesotyp .. 96. Methana, Eruption von Meteoreisen, Mexico . . » Meteorit von Warschau . Michigan . . -» Modiola Nysti Modiolopsis - Monograpsus Bohemibne colonus distans . Nilssoni . nuntius priodon 99 101. 149, 146. 147. 239. 146, Monograpsus Roemeri _. — sagittarius . . —eSalteri 2. ,;. Monticellit . . . KEStIs Ele FArFAT: Muschelkalk bei Mühlhausen — bei Saarbrücken — in Helgoland lothringischer Myophoria aculeata cardissoides . — costata — elegans . . — gibba . — laevigata. . —: mutica . -- orbicularis =... ovata . — plebeja . — rotunda . . — simplex . — trigonioides, vulgaris . in Thüringen . “ . . . . . . . . . . ® . . . 0} . . . « . . . . ® + Naphta in den Karpathen . " Natronglimmer Nephelin.. . .- ; Nereitenschichten Nevadik A 4,4 #3 Niobverbindungen Diosean. 2... .; Odontopleura sp. — mutica . . ovata . Bkenit .. 2: Oligoklas .,+... Plyın 2% Opalinusthone . bei Schweiß 5.00, 4.% Drchisi rs "unse Oolithe, künstliche Eisen- . Orthoceras annulatum canaliculatum . GReLuUm... un — — conicum . . Braun- . . . . . . . . . - Seite» 150 972 148 149 122 255 435 489 976 837 446 452 446 449 499 451 451 454 494 493 492 449 450 448 817 124 123 365 614 999 123 167 167 167 120 123 122 01 156 259 162 164 164 166 Orthoceras gregarium . Hagenowi . . .. — laevigatum ,„ . . — Jineatum. . . .- —;.budense; ..°. — ormatum. . ..: — perannulatum - ss repularer. 2.22% — Reinhardi . . . tenme i5 Ss Se Orthoklas 2. 1: Se Ostrea flabellula . gigantea...... u Ottrelith ... . „0 nee Pajsbergit. . . . 119.428 Palaeacis laxa. ... ‚u. ce Palaeocyclus porpita . „ . bad Paläozoische Schichten m Östharze _ . oa Palauchenia mexicana . . 4843 Parkinsoni-Zone bei Baun- schweig.. . . . 22 0 Pecten corneus . . . 590.594 — idoneus - „ u = =; wlea 2 u. so ae Pennin 1 nu 31 Petalit . . .. „u. 4iz Base Phenakit. 4. u So 12 2 Phillipsit .. .. =: 2 . ze Pinna margaritacea . 590. 592 — semiradiata. . . 593: Pleurotomaria extensa . 160 = Forphyroide . .. mean ne Borphyrit .-. 2 oem ae j Potsdam-Sandstein.. . . . 98 Prehnit..». .... .. se = Preussen, geolog. Karte von 707 2 Pseudomorphose von Braun- eisen nach Weissbleierz . 494 — v. Eisenoxydhydrat ach Weissbleierz. .. .. nm Ba Pyrochlor . ..: ... SB Pyrula .nexilis . ..- 00, ae \ a, Quarzite, azoische, in Thü- SA = Lingen... eur villa De = R | & f 1 i \ 122 x Quetschung von Kieseln . 251 awache 423 Rhät bei Deitersen .. a) Rhodonit 119. 128 Rhynchonella Boa 157 — Sappho 156 - Röth in Thüringen 433 “ Rostellaria rimosa . 989 - Rotheisenstein 541 _ Rothliegendes in ‚hürngen 414 — in Schlesien N) Säugethiere, fossile, von Mexico .. „ten. 0132 479 Sagenella gracilis 152 Salsen des Aetna . . 239 Sarkolith Ä 124 Schlacke, Analyse . 831 Schlangenalabaster . 831 Schweden . 835 Schwefelmetalle im Stelukoh- = lengebirge bei Neurode 474 Beolecit- . . . . 96. 12 ' Seestern von Sendeschaiscn 194 Segeberg, Steinsalz bei 482 Sericit . Re 00) erpentin =..0.0...%.: 87.124 = Sillimanit-. . . . 125 'Silur in Polen ET Silurische Thonschiefer in Polen 969 "Silur in insinsen 399 - — oberes, in Thüringen . 362 — Obersilurische Petrefacten Thüringen . 366 'Silur in Schweden . 806 Sodalith 123 Speckstein. 120 Spilosit . 291 Spirifer glaber 270 Spirifera exporrecta 159 - Spodumen . 120 - Spondylus Buchii 994 Staffelit . ZEN. Stilbit 93. 95. 120 Stinkstein . Strahlstein — -Porphyroid Stringocephalenkalk Stringocephalus Burtini Strophalosia productoides . Stylolithen in Thüringen Syringopora ramulosa , Tafelschiefer . . . „ Talk. Tantalit > Tantalverbindungen. Tellurwismuthsilber Tentakulitenschichten . Tephroit > Terebellum Faereraie i — sopitum . Terebratulina strintule- Tertiär bei Kiew Tetra&drische Zwilingsbildung Theca R s Themsonit "ala Thon -: ... EZ Thonerde- Anzie 120. Thonerde-Hornblende. 120. Thüringische Schiefergebirge Titangehalt vor dem Löth- rohr ee ; Titanit . Töck in Holroland. Topas ; Tremolit ER Trias in Thüringen . Troostit Vesuv Vesuvian. IE Ro Villarsit Vorsilurische Gebildei in Nora, Amerikz.. . «u. »3llb% Vulkanische Gesteine, natür- liche Gliederung der Vulsella deperdita . . . . Weissliegendes in Thüringen Wetzschiefer . 34al 250 125 981 125 118 430 122 246 124 124 994 80 593 418 393 2 Seite Zeichenschiefer . . . . 363 Zinnerz im Staate Durango 737 Wilemit.: a NE ED Wollastonit-.: :.:.7...202%:-118 Zinnkrystalle.. .. „2... 2000 0208 Yttrotantalit . , » 2 .....960 Zinnstein von Graupen in Böhmen. . „Ae Srer,e n Zaphrentisiio}®,710.2.008:,192 Zoantharia rugosa . . . . 647 Zechstein-Dolomit . . . . 423 Boisit 7 SRG SEE Zechstein in Thüringen . . 417 Zwillingsbildung, tetraädrische 640 Verbesserungen für Band XXI. Auf Tafel I. sind bei Fig. 8 « und 5b zu vertauschen. Seite 479 Zeile 16 und Zeile 8 von unten lies „angustidens‘“ statt tau. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Inhalt des IV. Heftes. Aare Seite, 1. Ueber fisch- und pflanzenführende Mergelschiefer des Roth- liegenden in der Umgegend von Schönau in Niederschlesien. Von. Herrn. ®.-Becker in Breslauns..7 0. 007 2 N me er 2. Ueber das Alter der goldführenden Gänge und der von ihnen durchsetzten Gesteine. Von Herrn F. Baron RıcHTHorEN in“San Eranceiseo, Cal; ., su. 22 wen, ; a NR 3. Ueber die in Californien und an der ee A überhaupt vorkommenden Mineralien u. Grundstoffe. Von Herrn J. D. Waırney in Californien. Uebersetzt von Herrn { ERy BICHTUOREN.. wa ee re ee A ! 4. Ueber Epiboulangerit, ein neues Erz. Von Herrn Wesskr in. Breslau... ng. sun. Sie a 3 a ZT, Ä 5. Ueber wasserhellen Granat von Tee in Sehe Von Herrn Wesskr in Breslau SI or [8 } 6. Devonische Entomostraceen in Thüringen. Von Hrn. RıcaTer in Saalfeld. (Hierzu Tafel XX.u. XXI) . . ... 757 7. Die Gruppen und Abtheilungen des polnischen Juras, an neueren Beobachtungen zusammengestellt. Von Herrn ZEUSCHNER in Warschau . . . 3 777 8. Der Apatit von Offheim und der Kalkwavellit. von Dehrn = und 'Ahlbach. Von Herrn Kosmann in Bonn . . 793 - 9. Ueber die Isomorphie von Gadolinit, Datolith und Ealer | -- Von Herrn C. Raumerspere in Berlin . . . .......807 B. Briefliche Mittheilungen ‚der Herren Rıcater, Zeuscaser und Braunss. . . 2. .2..2..0.85 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der August-Sitzung, vom 4. August 1869 . . . 8233 2. Achtzehnte allgemeine Versammlung der Deutschen geolo- gischen Gesellschaft zu Heidelberg ". ..: 7... 2... Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen etwaiger Veränderungen des Wohnortes sind an Dr. Eck (Lustgarten No. 6.) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhandlung (LBehrenstrasse 7.) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- händlerischem Wege, sondern durch direete Uebersendung an die Bessersehe Buchhandlung zu bewirken. En nn en Te ES m un = Gerischr d.Deutsch.$eol.Ges 18 Ri A A nn DE Sn Map NE, ERITEN & en ‚eulseh schr dD 2 2? FL: SR 2 | ... ma 258 e = N NN un or Aar ER NN HL RR OR A 3 = Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1869. | = = | 25 N AIhI! NEN MEN [>| | N] @ ae} 22 \ En 2 | = “ / / 4 © \ = © \ Sa = N N | R \\1 | =, Nil / IN es \\ | rn I Ä SL NN & ZEN Ä =; x = N | SS | _ 3 | » Seitenausbruch an der Nordostflauke des Aetna im Januar 1865. Monte Irumento Donte Frumento Nonte Frumento en en - u — a en en ER ER, en de 50% 2 50'307 Geognostische Karte des Thüringischen Schiefergebirgs Buck von = DE Reinhard Richter. 1867 Ne 2 un 100000 5 Die Zahlen geben die absoluten Höhen inPr & a Lith.Anst v. Leopold Kraatz in Berlin lg 0 BEE 422 un:und Ouurzlels, Anotenschieler. Kambrazorsch. Melaphyr Iornblende. Untersitun llaynund kon Forphyrit. Ouarzporphyr. Orünstein Granit. |__ [Bm er t BR | E BEE I II er IT = = ee er Kulm. Cypridi En ET Kalklager ; Kalktuf Torf, Drift. Wellenkall. Röth. Bunt. Sandst. Rothe Mergel ehe mr91e Dachschichr) Kulklager; "Obersitir chend.) 3. (kspathkornern ? [44 S . S 2 O1. n S bugujjo], j x HIT EN N N S 1% NY | NS N l I .. en) S : dl 6891 S EI. ar » = e ‘ L N #213 v1 RS 2 Aa \ AN S “NUDgg \ SEIN N I ER x IS I N u x S N Nas S & :d, 9901 RES 3 YOU nn Se Be :d 868 SO \ \ NS Ar, 8 pnbor D77A Ss :d, 069 n "NSS as SCAN IS FRPOT N Ss \ = S “ BE N EN R N ISIN S IS SQ = ss e N x S ; Y] is a LOAD 2. v REED L N EIER TEE DER SET ER ER RTFRE 2 EEE EN NE, EARNS L Zeitschr. d.Deutsch. geol.bes. 1869 ıfel VI. Trofil 1. Gehersdonf‘ Winterberg Aernach Berrhügel Loyuitsfluss Ihünchf S R S So SS S | ® eV IL - 2:1. + 10. Vat.Der- Dachschiofer. N. Mittelderen: 12. Gjpridinenschiger. 13. Rothliegendes. I. Zechstein x N = IS x SI & 2 SR ® S S R So SS Sy NS S I Sn N IS N S T N R x I N S S N E88 S SEIT I N S S N S S N IS & S N I I N S S SS IE 8 S S S S SS Sn SS ” E12 Eu #5, Bunter Sandstein Na 8 SI S So SH SR S SS S / ER SR SE EN Ss 7. EST RO, F s E Zu 9. (jpridinenschiefer. $. Mitteldderon: Conglomerat: 1. Dachschiefer. 6. Tentukulitensch wohichten. 3. Kulklager. 2. Riesschiger. 1. Untersilur. Schaderthal v006'p. ILL = 31. N. | 5 Vereitenschigf D. Diebas + Tentukoliten - 2421702 | 29. Öbersilur. +.lorphgrit_ 2. Granit, 3. (uarsperphjr. -#. brünsten. 3 Ouasfels. 6-dsosche Sender. 7. Cumbrisch. $. Untersilur. Trofil. 3. 2 2 vo7% w0'p. Steinach 1n06’p Grosser Mitelberg Greidelsberg Mirtenrangen nor Triibueh 2017’ p. Rögitz unse IN Profil 4. Körlit: 690 /p. 7 E2 7 Do 4 Gr] B W. kalm: 10. (jpridinensehiefer. 3. Mittelderon‘. $. Unt. Devon. Dachschiefer. 7. Vereitenschichten 3 Tall + Blune und hieselschigfer. 3. Untersil. blume Schifer. R. Orifjelschiefer. 1. Cumbrisch: 7 0. Ientaknlitenschichten. sb. Lechstan. 13. Dflanzenbank. Nulkspathkörnern, 3. Qnarzit. 2 x > 8 g. 2 Sa Sa 8a S SER Sr S N SS S8$ N I ES SS SI S 1. Sehigferrmil GYaue lich B - = | 3 Hr l Fi ts € - 3 - “ — -—,%4} ® - R - re is in £ = — ; 2 \ = D Ä zu X - x E s 7 % ” > X ee e) z , en} E a5 E > 7 er a “ .w + £ L 3 h u R u 04 ’ > EN = ir? MA - nr Taf. VH. , Zeitschr. d.Deutsch. geol. Ges. 1869. 5 EB — TR 2 — N SS "7 N G u zu N Su 4 an R N N d Eisenre Sione Geo eno stische Uebersichtskart —— ne e) von Michigan . eo der er Oberen Halbinsel Die Haupteintheilung der durch das Kärtchen wiedergegebenen ‘se entstehenden Onadra, Distriete geschieht durch’ xogene Farallellinien Er L. Onach Wundvon N nach S. gex stere heissen Township = letztere Range -Linven. Die auf" te ron je 36. 1lls, werden durch dıe b We diese etreffende Nammer der Township -und Range Linien bezachnet. Soliegt x.B. die Stadt Margquette T48. 1.25. in Abständen von je 6. Alles von - E.(redner dez G.Laue hth. im a nn EN ü 2 En Te ee N un Zeitschw. d. Deutsch. geol. Ges. 1869. a Ä TaeK. Hg l Fig, 4 . Profil am Sturgeon Flusse. T-39.R. 28. Profil durch den Fumee und Antoine Seo. d.sdst. (marzit _ineise Sehirfer u. Conglomerat Gneisse First Bulk. Ports früst.Kulkst, Bi; EN re u_Intoine See Z Arijsthalkst Rothasenst: Totsd. Sdst Rothasenst. 4 { Fig.2. Die südliche Entwickelungsreihe des huronischen Systems. T.39. R.29. F Fig 5 RE Granit-bang im Bisensteine, Kalkstan Onarzit nass Talkschi? Diorit Oiteritschüf‘ Thonschifßmit (narsät OMerit. Roth fr ein er Merumoner Fl. Fig 3 Südlicher Eisenberg. T. 42. R. 29. Ausfüllung von Spalten im Eisenstem durch Potsdam-Con&lomerat. Rieselige und reiche Rothersensteine Granit (uarsit Etedner Sez O,Lauelit ne BL ALı nn —s T el lses Erz e rn an ande Su DT ELTA Zeitschw. d-Deutsch. seol.Gus.1969, 3 er Mae N. Laurentische, huronische und silurische Schichten in discordanter Veberlagerung. T. 12.R.29. SCHER. dem sc 8 Ss nr ‚Michisami Eisenberg. Dt. R. 31. Fig. 1 B IR itsd. Sandst, S - = Pre S. TE — < 1 goh N. Ss; R SERRTSE R St ai & 3° SS 718.2 SS Es SS & z Teen Tue Iron Ridee. T. 47.R.30. Bisenstein ° w. Toner, 0. Unteres Silur, den huronischen Eisenstein überlagernd . Fig. 6 2 Mls.westlich von Lake Antoine. T. 4.R.30. Nord. w = _ 2 Ne Ss ER x 21 EIER So 8 ar n 888 88 ss N SEES. Su SIE S Smith’s Bisenbers. T. +6. R. 2). Hothasen, Gebiünderter Onursit Ouarzitennd Onass, — ‚stem und Diorit Chloritschifer Smith's Eisenberg. Hilzeiner gez Claue ih Zeitschr. d.Deutsch. geol.Gos.186)). Magneteisensteinbetten FiB.2. zwischen Talk-und Chlovitschiefern.. BEraumasanstein Iorkommen Gemischrn Mangan. Foster Mine. Ungnetu Roth, Erze. 7, Eisenstein. Big + Jackson Mine. Lake Superior Mine. Puarzitschiefor I +20 Fuss. Motheisenstein Tharit, schiofer. Eisenstein Bisenstein Nerpentin Thonschi; ng. 5 Profil durch den Bergwerksdistriet Nedaunee. n N % S S us N x NS S S S NS g I S x S Sn N S R S N S S X Ra ‚ N 73 | R N EI Ser SS Sg N 3 | N SQ S Sur SC R iR x S S N RES SS S SÄASS > S | Teul See > 7 FAliles. H'Üreaner Ser Olaus ih. Be P 2 AS er r- Bro? E Be ee Zeitschw. d.Deutsch. Seol.Ges. 186). Sattel von Quarzitschiefer (hloritschiefer mit falscher und Rotheisenstem. Schieferung auf Rotheisenstem. Diorit-Oang im kieseligen Uhloritschiefer Iorizontal- Ansicht. Big 5 Fi8.6. Picknick-Jsland.Dioritische Felskuppe mit Bisrinnen. Silurischer Sandstein in disoordanter Lagerung auf huronischem Quarzite. | Al Totsd. Ist. Onarsit Dioritstock im kieseligen Chloritschiefer bei Marquette. Horizontal-Ansicht. H.Credner gez CLmelih * 2 A, 2 u h, ra tesR: 6] A, Richter ge. h\ 1:4 Nil Hi I | 119, i ; IN NUN ill LEERE //], HH | N EDMEINUNINNN, EL) HE i f, DRINHRNN) | } UN a); / Yun mM /// Anllli] URN! HH, UNI pm DR ut THUN) fin. 22220977, UN, EIN LRYZ..77 2 NN, | N ————z m > N) —— >= | © : 2 j 10977) eu SEE, || I N‘ f || ISIN IN /} AN, lm KRNNNIRINNININ ji. ı / N if enen,,/AHHHN kl III II) 1111977027204 N | WS INallII MW: DIN MN N WI NISSAN WIND N N IN NINTKER INT N Ni ) IN ) HER \ Hi IN HIN 11111104 //, Z/ANN SU Elli 11114772777: S INN IIN1N111111197797-7799:771 N || KINN IL) IT AN I AMINInKN | IM I Hl) | 2 RS I INN Ill Tan) Dann, N {IF ar ——— — —— a us | 1 JH 117° 19 | | y AAN | NH N \ Pi d A NEED, 7 Fa WNAF \ ZH AS NW: DZ \ EHRE ZA N \ N I NS / AR TAN m —— ur; Re, ne a et. 7 . \ n an ge { a . , A R „ 3 ü - ve , * f y q ER i 3 - eg ie 1,5 \ “ — F « N a as e 5 " Ve a Pr En ne RT . - Ei > Erin Pe TR Fn 8 Ar N 4 ee a a EFT BET Zen Tat ey 4 m 7 nr » a e £ (ds } ’ z B ti . . n. € ı [} > 2, fi - x 27 2 -.) t Yan i n \ ar fü ‘ > ; at 7 } a s « E 2 A o N f 7 u B7 W 1 { Me 5 Ö j f 4 ; Zeitschr. d.Deutsch.geol.Gres. 1869. De Taf.xV. ehebr SSR: NER 37 = Bunt: Sandst:u heuper: Poeche. Sand u. berölle. Be 2 ® Maalsstab 5000 d.naturl. rosse. 000 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 1000 8000 Hamb:Lua5S. tern ee ee En EEE ‚00 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 1000 8000 Par. £nsS. Fig. A. (.Laue lith. Se ante er) ” an ne rn A en 2 En > ff je < er _— I x Pr x he [54 S u . Ai I t | ; : BAT: Wh. PEN ii R AR © ER Bao Be Ba NUDE Fe N er SERIEN E- _ ee et FR \ EN) 5 ann in Te nn 1 u Der ne u 3 U be ar > af. XVIl 4 . Ges. 1869. 1 .8e0 hr d.Deutsch Ü Ie D UF Schmidt gex.u. lith. x we Key 15 g. 86 1 es Zeitschr. d.Deutsch. geol. Ges. SID DD DUDEN BD: ba I MN b» anamannDhRN INN AG u NR u ISIN 7. gez ww Ab EEE Schmidt zn TIL mean BEE SE SU > or = 1a % re 3 ww rg »E |Im Verlage von. J ohann un Barth in Leipzig ist jüngst erschienen: ? x Krystallkunde Von Dr.M. LE Frankenheim, ordentl. Professor an der Universität Breslan. | | N | l 1 j Erster nd. Charakteristik der Krystalle. Nebst einer Steindrucktafel. | | : 14 Bogen gr. 8. geh. Preis: 1 Thlr. 20 Ngr. | . Es bietet dieses Werk ein von sachkundiger Hand systematisch geordnetes | Verzeichniss der bis jetzt hinreichend sicher gemessenen und beschriebenen, :. sowohl natürlichen als auch künstlich dargestellten krystallisirten Körper | “gegen 2000), unter Beifügung der bezüglichen chemischen Zusammensetzung und der wissenschaftlichen Nomenclatur und nebst Bezeichnung der Beobachter, auf deren Autorität die Angaben beruhen. Ueber die Gliederung und Gruppirung des reichhaltigen Stoffes ertheilt Vesten Aufschluss nachstehende Inhalts-Uebersicht: Erstes Buch. S3: Die chemischen Formeln. Grundsätze der Charakteristik. $. 4. Die krystallographische Formel. 'Bs. 1. Das Wesen der Krystalle. I. Die tesserale Klasse. L $. 2. Die Species in der Krystallkunde. . 8. 5. Die Ordnungen. 8. 3. Das Gesetz der Rationalität. $. 6. Die symmetrischen Gruppen. $.4. Die krystallographische Bezeich- $. 7. Die Holo&drie. nungsweise. $. 8. Die Hemiädrien. BS- 5. Die Charaktere der Art. $. 9. Die‘Anordnung. & = nn nem. Delle der ee Krystalle. $. 8. Die sechs Klassen der Krystalle. 10. Einfache Körper. 8. 9. Die Familie. 11. Legirungen. $. 10. Die Ausbildung. 12. Chloride, Bromide und Iodide. $. 11. Die Spaltungsflächen. 13. Doppel-Chloride,Doppel-Bromide 8. 12. Die Ordnungen. Y Kr ee 8. 13. Die Gattungen. FERIRBEIGE> 15. Sulfide, Selenide uud Telluride. 16. Oxyde. 17. Doppel-Oxyde. 18. Schwefel-, selen- und chromsaure Salze. 19. Schwefelhaltige Verbindungen. Zweites Buch. Verzeichniss der Krystalle. 8. 1. Die chemischen Zeichen. 3. 2. Die Aequivalente als ganze Zahlen. Um Umumunumun unununun 20. Chloride u. s. w. mit Oxyden. 22. Silikate. 23. Phosphor-, arsenik- und borsaure Salze. 24. Verschiedene Metallsalze. 25. Kohlenstoff-, Wasserstoff - Sauerstoff Verbindungen. 26. Salpetersaure Salze. 27. Salpetrigsaure Salze. 28. Cyan- u. Ss. w. Verbindungen. und RURUR II. Die tetragonale Klasse. 29. Die Ordnungen. 30. Die holo@drische Familie. 31. Hemiedrien. . 32. Tetarto&drien. . 33. Die Anordnung der Tabelle. Tabelle der tetragonalen Krystalle. . 34. I. Stumpfe Oktaäder. . 35. II. Spitze Oktaeder. . 36. Unbestimmte tetragonale Kıy- stalle. MRURMEREM NWDUN IH. Die hexagonale Klasse. 37. Bezeichnungsweise. 38. Die Ordnungen. 39. Die Familien. 40. Die Hemidrien. 41. Die Tetarto&drien. 42. Die rhombo&drischen Krystalle. 43. Die Familien derrhombo&drischen Krystalle. 44. Die rhombo&@drischen Hemiedrien. 45. Anordnung der hexagonal - pris- matischen Krystalle. 46. Anordnung der rhombo&drischen Krystalle. Ka el A rc) UNUR Tabelle der hexagonalen Krystalle. . 47. A. Prismatische Ordnung. B. Rhombo&drische Ordnung. $. 48. I. Stumpfe Rhombo&der. $. 49.11. Spitze Rhombo&der. i un Unbestimmte hexagonale Krystalle. . 50. Prismatische Krystalle. . 51. Rhomboedrische Krystalle. IV. Die orthoklinische Klasse. . 52. Die Ordnungen. . 53. Die Familien. URUÜR YRAR ey 21. Chlor-, brom- und iodsaure Salze. Nun ; 8.58. Krystalle organischen Ursprungs. > Age Die ver des Tabelle. . 55. Die Reihenfolge der ee . 56. Tabelle der orthoklinischen Kıy- | ‚stalle. 1 Unbestimmte orthoklinische a Pe. 8.57. Krystalle anorganischenUrsprungs. V. Die monoklinische Klasse, 8.59. Die Lage der Axen. $. 60. Die Ordnungen. 8. 61. Die Familien. $. 62. Die Anordnung der Tabelle. Tabelle der monoklinischen Krystalle. - 8.63. 1. Krystalle, in denen A die grösste Axe ist, I. Krystalle, in denen A die mittlere Axe ist. $. 65. III. Krystalle, in denen A die kleinste Axe ist. f S. 64. Unbestimmte monoklinische Krystalle. 8.66. Krystalle anorganischenUrsprungs. $.67. Krystalle organischen Ursprungs. VI. Die triklinische Klasse. . 68. Die Grundform. . 69. Die Grösse der Winkel. \ . 70. Die Ordnungen. | . 71. Die Familien. 6 . 12. Die Anordnung der Tabelle. | Tabelle der triklinischen Krystalle, . 73. I. Spitze Winkel. . 74. 1I. Stumpfe Winkel. . 75. Unbestimmte triklinische Kıy- stalle. NUR UNUN OR NUR Die Vertheilung der Krystalle. 8. 76. Die Anzahl der Krystalle nach den Klassen. $. 77. Vergleichung dieses Verzeich- nisses mit dem von 1842, $. 78. Vertheilung der Krystalle nach ihrem Inhalte. Tabelle über die Vertheilung der Kryställe nach ihrem Inhalte. $. 79. Anmerkungen zur Tabelle. Berichtigungen und Nachträge. Alle Buchhandlungen Deutschlands und des Anslandes nehmen Be- stellungen auf dieses Werk entgegen und sind vielfältig im ı SE es sofort zur Ansicht vorzulegen. 1 IA N 83 Du N f er ERTL" en VERA Ein MRIATSTET ET ETZT GE