En urn ‚ hang Ber EI erw er ’ MLLer PR % 1%) Kay Ira Por erh ne LAN; PANSTIRaeR ’ “ a Ada a A Yarsl an? REN ER. BIT SRRR Kunie DL A ren Ylagı Aa ru \ LE Pr re TeT Ir {Y ”” $ “ e x KRIRe ERRLTT PR a 4% ee . Y ı ae PP ie hun, u} ” .. . Vig Wenigudeig \ rX Mirage ty li Ayır ls ’ x P} 10 Den . n { N ’ . m Pi art j s dad . IP Hr F ' v a ne * eh, N,ta A ut * . ihn era een den ar a k } Ü ei u “ . bed ed en de e N z # or, vonhen ee ‘ x Wr han 1. Ir ni L \ + r he) Br 4 EZ ' . . \ P : 5 4 up? BEL? nee en \ s : e { BE Ir : ET An Au, BP Ay Q .r ‘ Ri h yet TYedl H t j ER a, he FEN OR rn ıWy Fi » Pi Bi teen ei Mei 4; + ge Ei KrRE R RR, arht Lin In * Hinariie Er ı en Be MEREEEN EL IE DER) EEE rn is Nas “ 4 haes, ray RE Rare Ar dere, lan t HARTEN aAnna he USERN y ERTE Kr ED) wi Amarar ELDER RC: Aria u.‘ RL ee ver ur | Deutschen rk . XXI. Band. 1870. B Berlin, 1870. | Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). Behren-Strasse No. 7. Pa haäarlt. A. Aufsätze. Ts. Kıertır. Ueber die Terrassen in Norwegen und deren E} Bedeutung für eine Zeitberechnung bis zur Eiszeit zurück Detesse. Lithologie der Meere der alten Welt . A. Kuntu. Beiträge zur Kenntniss fossiler Korallen. (Hierzu Tafel I.) Runge. Anstehende Tnrasesteine) im n Beperunpsbinifk Brömbere. (Mit einer Karte auf Tafel II.) RW Asıcak. Der Ararat, in genetischer Beziehung bettachtei. (Hierzu Tafel III.) . Wesskv. Ueber die chemische Consiituklon 2: Ursnophens Fern. Roener. Nekrolog von Friedrich AvdonpH RorMEr EmsnueL Kayser. Ueber die en der Be Diabase im Harz : G. Berenot. Geologie des Knrischen Haffes al seiner Umpe: IE RU Ra RE Re J. Rote. Mar. Grassı, Ueber die Ausbrüche des Aetna im November und December 1868 . EN SL Hermann CreDneR. Die Kreide von New Jersey. er Ta- seh IV.) -. J. Rorts. Ueber die Gleichzeitigkeit dei Valkanı von aan und des Menschen und über die paläoethnologischen Funde in der römischen Campagna überhaupt . Zeuschner. Beschreibung neuer Arten oder eigonkhämlichin aus- gebildeter Versteinerungen. (Hierzu Tafel V., VI. VII.) Ben K. Emerson. Die Liasmulde von Markoldendorf bei Ein- beck. (Hierzu Tafel VIIL, IX., X.). ER J. Lempers. Ueber einige Ummendlüngen Felandreher Feld- spathe Se ER LT ZEUSCHNER. Einige Bemerkungen über die geognostische Karte von Oberschlesien, bearbeitet von Herrn Fernınann RoEMER Paur GroTs. Ueber den Topas einiger Zinnerzlagerstätten, be- sonders von Altenberg und Schlaggenwalde, sein Vor- kommen und seine Krystallformen. (Hierzu Tafel XI.) Dausr£&e. Synthetische Versuche bezüglich der Meteoriten, Ver- Seite 92 103 173 189 191 252 271 335 379 381 IV Seite gleiche und Schlussfolgerungen, zu welchen diese Versuche führen. . N RE 3 Mes ER Franz JosEpu Were Die Tertiärformation im Klett- gau.' (Hierzu Tafel XI.). . . . 471 Fern. Rormer. Ueber Python Eiboiu eine nl schlange aus tertiärem Kalkschiefer von Kumi auf der Insel Euboea. (Hierzu Tafel XIH.) . . ... . . 582 G vom Rats. Geognostisch-mineralogische Fragmente aus Ita- lien. III. Theil. (Hierzu Tafel XIV. und XV.) H. Laspeyres. Das fossile Phyllopoden-Genus Leaia R. Jones. (eiterzar Date xVE) 222 ö a Kenncort. Ueber den Palatinit von Norheimn. in der Pfalz 2, G. Rose. Ueber ein Vorkommen von Zirkon in dem Hyper- sthenit des Radauthales bei Harzburg . . . 794 A. Kunte. Ueber wenig bekannte Orustaceen von Solenhaterr (Hierzu Tafel XVII. und XVIL). . . . 771 J. Lemserg. Chemisch-geologische Untersuchung einiger ‚Kalk- lager auf der finnischen Schäreninsel Kimito. (Hierzu Tafel XIX nr se Se Enmanver Kayser. Studien aus dem Gebiete des rheinischen Devon nn. 1m. Na Pr en E. Weiss. Studien über Dh (Hierzu Tafel XX., XRT und XXla) 30. 337.806 Rammatsßers. Ueber den Meteoıs Sie von ann ....889 Raumstspeng. Ueber das Schwefeleisen des Meteoreisens . 893 RammELspers. Ueber die Zusammensetzung des Lievrits . 897 Rımmetsgerg. Ueber den Anorthitfels von der Baste. . . 8% . Berenport. Das Auftreten von Kreide und von Tertiär bei Grodno am Niemen. (Hierzu Tafel XXIL, XXIII, XXiV.) 903 B. Briefliche Mittheilungen Baaan des Herrn Orımer . . x Nr. der Herren SAnDBERGERA, De und A .::198 der Herren Heymann, Knop und ZERRENNER . . ... 98 C. Verhandlungen der Gesellschaft . . . 181. 455. 762. 925 Del ET Sala er ee EEE N ed ed FRE Don v En n Zıeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 1. Heft (November, December 1869, Januar 1870). A. Aufsätze, I. Ueber die Terrassen in Norwegen und deren Bedeu- tung für eine Zeitberechnung bis zur Biszeit zurück. Von Herrn Ta. Kırrurr ın Christianıa. (Vortrag, gehalten in der mineralogisch - geologischen Section der Ver- sammlung der nordischen Naturforscher zu Christiania am 9. Juli 1568. Auszugsweise mitgetheilt von Herın A. Kuxru in Berlin.) Wenn man durch die Thäler Norwegens emporsteigt, so wird die Aufmerksamkeit des Wanderers durch gewisse eigen- thümliche Terrassen in Anspruch genommen. Die in den Felsenkörper eingewaschene Thalsohle nämlich, die mit Thon, Sand, Grus und Steinen erfüllt ist, bildet nicht eine schiefe Ebene vom oberen Anfang des Thales bis zu seiner Mün- dung in’s Meer, sondern sie erhebt sich in Stufen. Wenn man nicht gerade dem Rinnsal, welches der Bach auswäscht, folgt, sondern wenn man auf dem angeschwemmten Thalboden hinaufwandert, so kommt man plötzlich einen Steilhang hinan, von einer tiefer gelegenen zu einer hoheren Ebene. Auf die- ser bleibt der Wanderer ein Stück Weges, um dann wieder _ eine Stufe höher zu kommen u. Ss. w. Diese Ebenen mit scheinbar horizontaler, in Wirklichkeit etwas geneigter Oberfläche und mit einem bedeutenden Absturz (30 ° gegen den Horizont) gegen die Thalmündung bezeichnen wir mit dem Worte Terrassen. Zeits.d. D. geol.Ges. XXIIJ, 1. 1 Es liegt nahe anzunehmen, dass eine ehemals mit der Terrasse gleich hochstehende Wasserfläche die Bildung der Terrassen bewirkt habe. Will man nun das Meer als Ursache aller Terrassen von der obersten bis zur untersten annehmen, so muss man in allen Terrassen Seewasserfossilien nach- weisen und zugleich eine gleichmässige Bildung an allen diesen Stufen zeigen. — Indessen kennt man fossile Seethiere nur bis 500 - 600° Meereshöhe, und auch die Bildung des Thalbodens wird an diesem Punkte deutlich eine andere, wie man das auf einer geologischen Karte sehen kann. So oft man „Muschel- mergel* aus höherem Niveau gebracht hat, so oft erwiesen sich die Muscheln als Süsswasserbewohner, und für höher ge- legene Seethiere ist niemals ein Gewährsmann aufgetreten, Auch die ganze Natur des Thalbodens ändert sich in vielen Thälern in dieser Höhe sehr deutlich. Ueber dieser Grenze werden thonige Schichten selten und der Boden ist nur mit Sand (Flomsand), Geröllen und Steinen bedeckt; unterhalb derselben findet man oft grosse thonige Ebenen, über welche der vom Inland hergeführte Sand noch oft ein Stuck weit ausgebreitet ist, so dass man in einem Einschnitt unten Thon, oben Sand sieht. Es ist also bei 500—600’ die höchste alte Meeresterrasse, die oberste Marke eines fruher bıs hierher stehenden Meeres. Die Terrassen unterhalb derselben können Marken eines späteren niedrigeren Wasserstandes sein, für die Bildung höher gelegener Terrassen muss man aber andere Ur- sachen nachweisen. Es ist ziemlich einfach, die Terrassen nach ihrer Lage in zwei grosse Gruppen einzutheilen: 1) Terrassen in freier Lage (aaben Situation). 2) Terrassen in geschlossener oder begrenzter Lage (lukket Situation). Die letzteren sind solche, welche sich an irgend eine das Thal durchziehende Barriere anlehnen, während die ersteren nie mit einer solchen in Verbindung stehen. Die eigentlich marinen Terrassen liegen sämmtlich frei, die Inlandsterrassen sind fast alle deutlich begrenzt. Schon 1858 hat Herr KjeruLr nachgewiesen, dass dreierlei Umstände die Bildung einer Terrasse veranlassen können: 1) der alte Seestand, etwa 600’ über dem heutigen; 2) alte Grundmoränen, welche das Thal während einer 3 bestimmten Periode nach der Eiszeit sperrten, so dass sich ‚hinter ihnen ein Bassin bilden konnte; 3) Sperrung durch anstehendes Gestein mit derselben Wir- kung wie bei 2. In allen Fällen ist die Endursache der Terassenbildung dieselbe; es musste nämlich eine Wasserfläche vorhanden sein, welche bewirkte, dass das Material, welches die Gewässer mit sich schleppten, an einer Stelle bis zu der bestimmten Höhe aufgehäuft werden konnte. Wo nämlich das Meer die Gewässer aufnahm, da konnte das herabgeschwemmte Material sich ablagern bis unter die Meeresoberfläche, so wie wir es heute noch an dem „Seestock*® oder dem „Öre“ sehen, welche an den Mündungen so vieler Thäler liegen. Wo aber eine Grundmoräne im Wege lag, bil- dete sich ein Bassin, was in gleicher Weise eine Aufhäufung des Materials bis zur Höhe des Walles zuliess, und dasselbe fand bei Sperrung durch anstehendes Gebirge statt. Stellt man sich nun vor, dass der Meeresspiegel sinkt, oder dass die Morane oder Gebirgssperrung durchgewaschen wird, so wird in jedem Falle ein Theil des abgelagerten Ma- terials liegen bleiben, während sich die Wasser eine Rinne graben, d. h. es wird eine Terrasse zum Vorschein kommen, deren Oberfläche dem alten Wasserstande entspricht. Im südlichen und östlichen Norwegen sind die Haupt- thäler lang und münden zum Theil in grosse Ebenen, in denen eine Uebersicht nicht leicht zu erlangen ist. Aber doch kann man die höchste alte Seeterrasse an verschiedenen Verhält- nissen erkennen, und zwar mitunter recht sicher. Im nördlichen und westlichen Theile des Landes, wo die Thaler kürzer sind und schnell emporsteigen, sind die Terrassen viel leichter zu erkennen; sie folgen hier rasch hinter einander bis zu gewisser Höhe und verschwinden dann oft völlig. _ Wie nun die höchste Terrasse, welche wir rund bei 600 über dem jetzigen Meeresspiegel setzen können, nicht als Ter- 'rasse vor uns liegen wurde, wenn nicht die Veränderungen zwischen dem gegenseitigen Stande des Meeres und trockenen - Landes vor sich gegangen wären, die man bis jetzt am besten _ und kürzesten mit dem Worte „Hebung des Bodens“ erklä- i ren zu können glaubte, so ist es klar, dass auch die unteren 1* TR Terrassen in einem gewissen Verhältnisse zu dieser Hebung des Bodens stehen. Man hat den Satz ausgesprochen: Skandinavien steigt, oder der feste Felsgrund der Halbinsel hebt sich aus dem Meere empor. Dass das Land gestiegen ist, erhellt aus den Seethierresten, welche in den Thon- und Sandschichten oder als ganze Muschelbänke gefunden werden. Aber man beruft sich auch auf Thatsachen, welche beweisen sollen, dass eine solche Steigung auch heut zu Tage noch vor sich geht. Die Sunde, heisst es, werden seichter; die Häfen hat man weiter hinaus rucken mussen; die Inseln werden allmälig höher; Schären kommen zum Vorschein an Stellen, wo man früher die See nur selten schäumen sah; Marken, die in alter Zeit an der Seekante eingehauen wurden, scheinen jetzt höher über der See zu stehen als früher. Schon lange haben schwe- dische Forscher zu beweisen versucht, dass die schwedische Küste längs des botuischen Busens sich hebt, und dass die Hebung je weiter nördlich in der Bucht um so stärker sein sollte, während sie südlich von Stockholm schwach oder nicht vorhanden wäre. Ueber die norwegische Küste sind so bestimmte Behaup- tungen nicht aufgestellt worden. Immerhin ist durch die Be- hauptungen über die Ostküste Skandinaviens das Missverständ- niss hervorgegangen, als ob es bewiesen sei, dass die Hebung am stärksten am Nordkap sei, und dies wandert in ausländischen Werken von einem Verfasser zum andern. Am Nordkap, heisst es, macht die Hebung 5’ aus pro Jahrhun- dert. Die Hebung am Nordkap legt man zu Grunde, wenn man sagt: 5’ am Nordkap und O0 weiter südlich, also im Mittel 21’ im Jahrhundert, ist das Maass für die Hebung Skandina- viens. Nun hat aber Professor KEıLHAU weder am Nordkap, noch an irgend einem Punkte der nördlichen norwegischen Küste irgend einen Beweis gefunden, dass eine Hebung noch jetzt vor sich gehe, und nebenbei sei bemerkt, dass es für uns Nordländer nicht gerade sehr gut klingt, wenn man das Nordkap als Stützpunkt für eine Zahl anfuhrt, mit der man den Gruud zu einer ungeheueren Zeitrechnung gelegt hat. An die Hebung des Landes hat man Fragen über die Eiszeit geknüpft. Da man glaubte wahrgenommen zu haben, dass die im Eismeere treibenden Eisberge, bevor sie stranden, 7 ce ee re Me es fe. Gehe ah ar a ee hr a nen re 5 . auf dem Grunde scheuern und pressen, und da man sie Blöcke auf ihrem Rücken tragen sah, so hat Sir CHARLES LYELL vor Zeiten die Ansicht aufgestellt, dass die Scheuermarken auf unseren Fjelden von Eisbergen herrührten und die erratischen Blöcke von ihnen ausgestreut worden wären. Diese Theorie ge- wann eine Zeit lang allgemeine Zustimmung, wird aber nun mehr und mehr verlassen, aber die Zeitrechnung prangt noch heute mit der ungewöhnlich grossen Zahl. Ich habe schon vor mehreren Jahren, gestützt auf Beob- achtung der Scheuermarken und Wanderblöcke, auf Betrach- tung der alten Moränen und der Verbreitung des marinen und Inlandthones , zu beweisen versucht (indem ich die Theorie einer Inlandsvergletscherung adoptirte, hauptsächlich mit Herrn Dr. Rınk’s Beschreibung von Grönland vor Augen), dass nur ein verhältnissmässig kleiner Theil von Norwegen unter der kalten Meeresbedeckung während der Eiszeit lag. Marine Ab- lagerungen verschwinden gänzlich bei 500—600’ Höhe, d.h. genau da, wo wir die deutlichste Terrasse getroffen haben. Diese Behauptung stand in bestimmtem Gegensatze zu der von Herrn Lysıt entwickelten Theorie, welche bei weitem grössere auf- und niedergehende Bewegungen voraussetzte, und auch Herr LyeuLL hat später in Folge von dieser Behauptung an- erkannt, dass wahrscheinlich der grössere Theil des Landes über Wasser lag. Hierbei komme ich auf die Zeitrechnung. Sobald mit Bestimmtheit gesagt werden kann, dass ganz Skan- dinavien oder ein Theil des Landes langsam aus dem Meere sich hebt, ist es ganz in der Ordnung, dass man die Zahl oder das Zeitmaass, welches man heutzutage für die Hebung nachweisen kann, auch anwende, um die frühere Hebung zu messen. Diese Hebung fuhrt uns bis zur Eiszeit zurück, und da es mehr und mehr wahrscheinlich wird, dass Spuren von der Existenz des Menschen bis zur Eiszeit verfolgt werden können, so wird diese Zeitrechnung auch für Nichtgeologen von besonderem Interesse. LyEıLL hat, gestützt auf die angenommene Hebung am Nordkap, angenommen, dass im Mittel 2}' (eigentlich englisch) Hebung einer Zeit von hundert Jahren entsprechen. Mit dieser Zahl würde man für den oft erwähnten nachweisbaren See- stand von 600° (eigentlich norwegisch) über dem jetzigen 24,000 Jahre erhalten, und man sollte glauben, dass dies / schon eine recht ansehnliche Zahl für die moderne ‚Geologie # sei; allein sie reicht bei weitem nicht aus! Denn indem Lyeın die sichere Hebung Skandinaviens an die Spitze sei- ner Betrachtung auch anderer Länder stellt, gelangt er dazu, diese Zahl auch auf England und Wales anzuwenden. Und wie die Theorie der schwimmenden Eisberge es fordert, ver- doppelt er hierbei die Bewegung, indem er ein totales Unter- sinken und Auftauchen annimmt; er erhält so 244,000 Jahre, welche der Höhe entsprechen würden, bis wohin in jenen Ländern Terrassen (stratified drift) gefunden werden. — Aber es giebt einen Punkt im Anfange dieser Schlussweise, auf den man sich als korrekt und fest verlässt, aber welcher in der ganzen Berechnung der schwächste und wenigst gestutzte ist. Das ist die Voraussetzung, dass die Bewegung gleichförmig gewesen sei. Alle Thäler und Küsten an Thalmündungen lie- gen voll von Zeugnissen, dass die Bewegung nicht gleichformig gewesen ist, und diese Zeugnisse sind gerade die Terrassen. Es’ ist offenbar, dass, sobald wir in einer grossen Anzahl Wasserläufe, sowohl im Süden, Norden als Westen, und auch sowohl in längeren als kürzeren Thälern mit schwacher oder auch mit starker Neigung, nachweisen konnen eine bestimmte Terrasse, eine Staffel, welche sich etwa überall gleichbleibt, und sobald wir aus verschiedenen Gründen nachweisen können, dass diese Terrasse die alte höchste Seestandsmarke ist oder. die marine Grenze, wie sich der Geologe ausdrücken wird, so ist es zugleich bewiesen, dass die Bildung dieser Terrasse abhängt von der Oberfläche des alten Wasserstandes. Eine solche Terrasse aber ist wirklich in einer grossen Menge unserer Thäler nachgewiesen. Wir haben also hier einen sicheren Ausgangspunkt und können uns nun umsehen nach einer Erklärung fur alle Terrassen, welche über und un- ter dieser Terrasse liegen. Es muss Jedem klar sein, dass wir nicht einen Meeres- spiegel brauchen, um alle Terrassen zu erklären. Wir haben nicht einmal das mindeste Recht oder irgend eine Veranlassung, an einen Seespiegel zu denken, als Erklärung für die obersten Terrassen, so lange wir andere Ursachen nachweisen können. Ich habe schon angeführt, dass für die Terrassen, welche über der deutlichsten liegen, eine Erklärung sich sehr oft gerades Weges darbietet in einer Dämmung und Sperrung. im Wege des Wasserlaufes. Eine andere Sache ist es mit den Terrassen unterhalb der bemerkenswerthesten. Hier können wir meistens keine andere Ursache beibringen als den sinken- den Meeresspiegel selbst; denn diese Terrassen liegen immer offen hinaus gegen die Mündung des Thales und stützen sich nicht an irgend eine Dämmung oder Sperrung. Eine breite Terrasse scheint wirklich selbst für die Be- trachtung jedes einzelnen Falles den Stand für einen ehemali- gen Meeresspiegel anzugeben. Auf andere Weise als in einem Bassin, welches ein Inlandssee oder eine Meeresbucht wäre, kann Material nicht in einer breiten Ebene abgelagert werden. Man hat zeitig die Aufmerksamkeit auf verschiedene Terrassen in Finmarken gerichtet, und man hat sie mit gewissen Ero- sionsmarken an den Klippen verbunden und behandelte diese zusammen als alte Strandlinien oder als Terrassen, „‚parallel laufend mit dem Strande‘“ u. s. w. Hierzu ist die unrichtige Vorstellung gekommen, dass die Terrassen dem Meere ihre ganze Entstehung verdanken sollten, und, indem man die Ar- beit des Flusses ausser Acht liess, hat man auch die verschie- denen, an der Küste sichtbaren Terrassen mit einer gedachten Verbindungslinie verbunden. Die wesentlichste Arbeit des Mee- res am Strande ist die Zerstörung. Das Meer allein würde keineswegs Terrassen bilden, was deutlich genug von dem ge- sehen werden kann, welcher um Norwegens Küste segelt, denn der sieht nicht Terrassen unsere ganze Küste umgurten, er sieht sie’'nur an einzelnen Stellen — nämlich da, wo ein Wasserlauf ausmundet. Des Wasserlaufes wesentlichste Arbeit ist: Steine und Grus, Sand und Lehmschlamm — kurz gesagt Material — zum nächsten Wasserbehälter herabzuschleppen. Die Terrasse ist eine Bildung der vereinigten Arbeit des Merres und Wasserlaufes (Bach, Fluss, Strom). Ä Wenn eine solche Fläche, wie die neugebildete Terrasse, trocken gelegt wird, schneidet das rinnende Wasser tiefer ein. Der Bach wandert mit der Zeit vor- und rückwärts in Schlin- gen, die er verändert, sobald nicht Menschenhand eine Schutz- wehr in den Weg legt. Er gräbt sich eine breite Rinne durch die Terrasse, ebenet sein Bett zu einer schiefen Ebene und von der Terrasse bleibt vielleicht nur eine Spur zurück längs der Seiten des Thales oder da, wo ein Seitenthal hinzustösst, welches neues Material zu dem des Hauptthales brachte. Sobald nun der Meeresstand gleichförmig und langsam abnimmt, ist in keiner Weise eine Ursache vorhanden, in Folge deren mehrere hohe und deutliche, regelmässige, in offener Situation liegende Terrassen sich bilden sollten, die eine unter der anderen. Denn zur Bildung mehrerer Terrassen ist es erforderlich, dass der Meeresstand eine Zeit lang con- stant bleibe und darauf schnell verändert werde: — also nicht eine gleichförmige, sondern eine ungleichformige Bewegung. NV D Sinkt der Wasserstand V D schnell mit einem Male nach vd und tritt darauf ein Zustand der Ruhe ein, so wird die Terrasse 7’ trocken gelegt und die Terrasse t ‚beginne in dem tieferen Wasserstande sich zu bilden. Sinkt dagegen der Wasserstand VD gleichmässig und langsam nach vd und darauf weiter herunter, so wird das Material des Wasserlaufes in dieser ganzen Zeit unter dem Wasserstande jedes Jahres abgelagert und es wird sich eine schiefe Ebene bilden von VD —- vd, aber nicht zwei Terrassen. Da wir nun nicht finden, dass der Boden unserer Thäler eine schiefe Ebene darbietet von der höchsten marinen Ter- rasse bis zu dem jetzigen Seespiegel oder bis zu den „Ören“, sondern da er mehrere Terrassen zwischen diesen beiden Gren- zen zeigt, so können wir wohl auch mit einiger Sicherheit schliessen, dass die Hebung des Bodens, welche die Verän- derung des Wasserstandes verursachte, nicht gleichförmig war, sondern dass sie im Gegentheil ungleichformig war und in mehreren Absätzen vor sich ging. Die Thatsache, dass sich mehrere offene Terrassen in unseren Thälern unter jener höchsten alten Seeterasse finden, scheint somit uns zu zeigen, dass die Bewegung in mehreren Stössen, mit dazwischen eintretender, verhältnissmässig lang- samer Bewegung, wenn nicht Ruhe, vor sich ging. Da die Beweguug bei jedem Rucke höchst wahrscheinlich verhältniss- mässig rasch war, so folgt daraus, dass man hier zur Zeit noch keine Zeitrechnung ausführen kann, welche irgend welches Vertrauen verdiente. Wenn man die gewöhnliche Natur und Beschaffenheit des Seestockes im Verhältnisse zu den Terrassen in unseren mit Sand und Lehm erfüllten Thälern betrachtet, drängt sich schnell die Ueberzeugung auf, dass die marinen Terrassen die Seestöcke des Baches sind. Der Bach schleppt das Material herab, das Meer breitet es aus. Die Oberfläche der Terrasse entspricht der Oberfläche oder dem Rücken des Seestockes, und diese letzte richtet sich nach dem Stande des Meeres, Die schiefe Seite der Terrasse (mit 30° Neigung) entspricht dem schiefen Abfall des Seestockes, dem „Maalbakken.“ Bei Laerdalsören, Sundalsören, Lurendalsören, Örke- dalsören, Stordalsöoren, Vaerdalsören u. s. w. haben wir den Seestock draussen im Wasser, weiter innen im Thale erhebt sich die erste Terrasse. Wenn der Meerespiegel plötzlich 50—100’ tiefer sänke, so würde auch bei diesen Ören eine neue Terrasse zum Vorschein kommen, nämlich der jetzige Seestock. Der Bach würde demnächst Sand und Thon herbei- schleppen und dieses neue Material auf’s Neue 50—100’ tiefer zu einem neuen Seestock aufhäufen. Ferner würde der Bach wegen der durch diese angenommene Veränderung vermehrten Fallhöhe anfangen, seine Windungen tiefer in die neue, ent- blösste Terrasse zu graben — kurz, das ganze Verhalten würde hier dasselbe werden, wie wir es nun in den verschiedenen marinen Terrassen aufwärts im Thale vor uns liegen sehen. Hier könnte man auch anführen, dass mit einem ruhige- ren Strome vorzugsweise Sand und Schlamm gebracht wird, mit dem stärkeren dagegen werden auch Rollsteine in Menge herabgeführt, sobald der Bach Gelegenheit hat, solche zum Rollen geeignete Materialien längs seines Laufes zu finden. Eine Lage Rollsteine ist also ein. Beweis fur die Arbeit eines reissenden Stromes. Aber jedesmal, wenn der Seespiegel unter der angenom- menen Veränderung sinkt, vermehrt sich die ausgrabende Kraft 10 des Baches, indem der Bach einen gleich grossen Zuwachs in seiner Fallhöhe erfährt, als die senkrechte Höhe der Verände- rung beträgt. Rollsteine zuoberst auf solchen kleinen Terrassen zu finden erwarten, welche die Windungen des Baches in die grösse- ren, breiteren Meerterrassen eingraben. Nichts ist aber gewöhnlicher, als auf der Spitze und an der Kante dieser klei- neren Terrassen oft schwere Lagen von Rollsteinen anzutreffen. Ich habe versucht, in einer Zeich- nung die allgemeinen Verhältnisse wie- derzugeben. Ganz links liegt der See- stock, ganz rechts die oberste Terrasse des alten Seestandes oder, wie wir sag- ten, die marine Grenze. Dazwischen lie- gen mehrere Terrassen. An einer Stelle ist die Gebirgslinie unterbrochen; hier mündet ein Seitenthal in’s Hauptthal, und hier findet man wieder eine hohe Ter- rasse, welche eine Folge der aus dem Seitenthale herabgeführten Materialien, während eines früheren höheren See- standes, ist. Die schiefe Linie vom See- stock bis zur marinen Grenze bedeutet das Bachbett, welches immer eine schiefe Ebene zu bilden anstrebt. Um Raum zu gewinnen, sind die Terrassen dicht an einander gezeichnet, und der Deutlichkeit wegen ist ihre Höhe im Verhältniss zur Länge vergrössert. Die Oberfläche der Terrassen ist ausser- dem in Wirklichkeit nicht völlig horizon- tal, wie es in der Zeichnung den An- schein hat, sondern sie neigt sich sehr schwiıch von innen nach aussen, eben so wie die letzte aller Terrassen (der Als Folge hiervon sollten wir also eine Lage f 1 HH rin ı IH HRHHFIHN HIHT-IIFIN KASIH HRIH je ln bl N ı! HEHN Seestock) eine sehr wenig geneigte Ebene bildet, bevor sie ganz draussen zum Maalbakken hinabstürzt. Als der Bach r > 4 r s Z r 11 sein Material herabführte zu dem Seespiegel 1, musste dieses Material weiter und weiter geführt werden zu einer schwach sich senkenden schiefen Ebene (Öberfläche der Terrasse). Wenn der Bach lange Zeit und mit viel Material während eines con- stanten oder sehr langsam sich ändernden Seestandes ar- beitete, so wurde eine lange schiefe Ebene hier gebildet. Die Oberfläche konnte in Folge ihrer Bildungsweise nicht völlig horizontal sein. Die oberen Flächen der Terrassen, welche eigentlich schiefe Ebenen sind, geben daher nicht ab- solut das alte Niveau des Meeresspiegels an; die eigentliche Maximumsgrenze wird an der obersten Kante der Terrasse angegeben. Nach dieser Auseinandersetzung bezeichnet also das steile Ende jeder einzelnen Terrasse eine schnelle Hebung; die schiefe obere Fläche dagegen konnte sich während einer langsamen Hebung, wie man sie etwa für Skandinavien an- nimmt, bilden. Bei der Berechnung der Zeitdauer müssen diese steilen Terrassen von der Gesammthöhe abgezogen werden, und wir können nur so viel von der Höhe in Rechnung zie- hen, als die schwach geneigten Oberflächen angeben. Wie viel muss da nicht von 24,000 Jahren abgezogen werden! Würde man jetzt eine Zeitrechnung versuchen wollen, welche ein etwas grösseres Zutrauen verdiente, so müssten zuerst alle Maasse ganz aussen und innen am Fusse jeder Terrasse be- stimmt werden. Aber in der Natur widersetzen sich so ge- nauen Messungen eine Reihe von Verhältnissen und die Be- rechnung lässt sich nicht ausführen. So viel lässt sich mit einem Blicke sehen, dass die ungeheuere Zeit sich verkürzt zu einer begreiflichen Zahl von einigen tausend Jahren, wenn überhaupt in unserer Auffassung, wie sie im Vorhergehenden entwickelt wurde, einige Wahrheit ist. In unserem Bilde vom Unterlaufe des Thales liegen diese Terrassen alle offen, sie stützen sich nicht an hervorragende Felsen oder an quer über das Thal gehende Dämme. Man könnte zu diesem Bilde ein anderes hinzufügen, welches den Oberlauf des Thales anschaulich machen wurde. Wir müssten da auch in einem solchen Bilde einige Terrassen zeichnen, aber zugleich vor jeder Terrasse eine besondere Ursache an- bringen, wie einen aus Steinen und Geröll zusammengesetzten Wall, eine Moräne, oder die in einem Engpass emporragenden Klippen u.s. w. Aber eine Wanderung in der Natur wird die Sache anschaulicher machen als jedes Bild. Die Terrassen sind nicht die einzigen Marken von Still- standen in der Hebung des Landes, welche Fremde bisher meist für gleichförmig hielten. Ich habe vor mehreren Jahren (1860) bei einer anderen Veranlassung auf zwei andere Punkte, welche dasselbe bezeugen, aufmerksam gemacht. Die Ueberein- ‘stimmung zwischen diesen ganz verschiedenen und aus ver- schiedenen Beobachtungsreihen entliehenen Thatsachen in Be- zug auf die Frage einer gleichförmigen oder ungleichförmigen Hebung ist so bemerkenswerth, dass ich hier kurz auch diese anderen Punkte besprechen muss. Die Seethiere, welche man bei uns in Lehm- und Sand- schichten fand, kommen von sehr verschiedenen Fundstellen, und es war mehreren Forschern, namentlich Herrn Lov£n, auffallend, dass viele von diesen Schnecken und Muscheln Arten an- gehören, welche in einem nördlichen Meere und unter weit kälteren Verhältnissen, als den unsrigen, wohnen; aber da- neben war es bekannt, dass andere Muscheln nicht abwichen in Form und Grösse von solchen, welche die naheliegenden Küsten noch heute aufweisen. Die Regel für dieses scheinbar ungeordnete Vorkommen, bald hoch, bald tief, bald von diesen, bald von jenen See- thieren, wurde mir klar, als ich die Hauptglieder der losen Bedeckung kennen gelernt hatte. Denn hier ist Alles in Ord- nung und Gesetzmässigkeit. Die Fossilien kommen auf zwei Weisen vor, könnte man sagen, theils aufgehäuft in grossen Mengen zu Muschelbäanken — sogenannter Muschelmergel —, theils hier und da bald reichlich, bald sparsam in Lehm- und Sandschichten. Schon von früheren Forschern (Herrn KrınHAu und Herrn C. BoEck) war gesagt worden, wie es später durch Herrn Prof. Sars’s weitergehende Untersuchungen auf’s Voll- ständigste bewiesen wurde, dass jene ersten Fundstellen, die Muschelbänke, Kustenbildungen sind. | Es ist klar, dass Alles hier abhing von der Höhe über dem Meere, und dass jede von den Arten des Vorkommens abhing von dem besonderen Maasse der Höbe. Die Skizze möge einen Theil von Norwegens Klippen- grund während des kälteren Zustandes, von dem einige Fossi- lien zeugen, darstellen. Z—H ist der Meeresspiegel, welcher Pin Eis a A re BE WE RU AAN "a 13 600’ höher als jetzt reichte. Es ist klar, so: war meine Schluss- folgerung, dass Seethiere während dieses Wasserstandes theils abgesetzt werden mussten an bequemen Stellen (wie $) zu u | —— N IIND) ZI ING < Scrne h Ss Muschelbänken an den Küsten, also in einer bestimmten Tiefe unter dem Spiegel, theils mussten sie hier und da be- graben werden mit Lehm und Sand, welcher sich gleichzeitig absetzte, also in ganz verschiedenen Tiefen in Schichten 1, aber doch immer unter H—AH. A) nn 2 MIRIAM LENDLLER ITEM N; . Ss \ MI \ un zen NT, NN. VRR. an IN x x Ss‘ \ Es möge nun der Wasserstand nach h—h sinken. Alle glacialen Muschelbänke und ein Theil der Lehm- und Sand- bänke des früheren Zustandes liegen nun im Trockenen. Die Seethiere mussten nun abgesetzt werden theils in einer Höhe, die in bestimmtem Verhältniss steht zu dem neuen Seespiegel, nämlich als Muschelbänke (bei s), theils in Lehm und Sand begraben werden in Schichten 2, welche über den vorigen Schichten abgesetzt werden, aber immer unter A—h. Das ist das Gesetz in dem scheinbar regellosen Vorkom- men, bald hoch, bald tief, bald von diesen, bald von jenen Resten. (Im norwegischen Text folgen hier zahlreiche Höhen- angaben für das Vorkommen glacialer und postglacialer Con- chylien, sowie der höchsten marinen Terrasse.) Als Resultate des Ganzen werden schliesslich angeführt: 1) Die offenliegenden Terrassen, durch die vereinte Ar- beit des Baches und Meeres gebildet, sind in allen unseren Thälern vorhanden, und sie zeugen von Pausen in der Hebung des Landes. 2) Die Niveauveränderung begann in der Eiszeit bei der d H N en Wr höchsten Terrasse, welche etwas hoher als 600’ uber dem heutigen Meeresspiegel liegt. 3) Der glaciale Zustand, welcher bei dem Niveau von 600° herrschte, war noch vorhanden bis zu dem von 400”. Während dieser Zeit bildeten sich die glacialen Kustenmuschel- bänke und alle die älteren Schichten. 4) Hierauf folgte unter dem letzterwähnten Niveau der mildere Zustand, innerhalb dessen der Muschellehm abgesetzt zu werden anfıng. Kuüstenmuschelbänke von gemischtem Cha- rakter werden wohl diesem Niveau angehören. 5) Die Abschmelzung des Inlandseises begann schon zur Zeit des Niveaus von 600. 6) Bei dem Niveau von 150--120° und vielleicht wieder bei 50° trat Stillstand oder sehr langsame Veränderung ein, da wir in den entsprechenden Höhen wieder Kustenmuschel- bänke finden. 7) Die hier gesammelten Beobachtungen, verbunden mit denen von KEILHAU und Bravaıs, enthalten einen Protest gegen die unendliche Zeitrechnung, welche man auf die „gleichför- mige Hebung“ gebaut hat. u N Aa 2. Lithologie der Meere der alten Welt. Von Herrn Dkwrsse ın Parıs. (Uebersetzt von Herrn Haucnecorne in Berlin.) Das Studium der Ablagerungen, welche sich auf dem Grunde der heutigen Meere bilden, ist für die Geologie von grossem Interesse; denn es gestattet, die Meere früherer Pe- rioden in Gedanken wieder herzustellen, und lasst aus der Ge- genwart die Vergangenheit unseres Erdkörpers erkennen. Die Mehrzahl der Meere der alten Welt ist durch zahl- reiche Sondirungen untersucht worden, welche die Meerestiefe und die Beschaffenheit des Meeresbodens angeben. Es war deshalb möglich, bezüglich dieser Meere die lithologischen Forschungen fortzuführen , welche ich anfangs in Betreff der die Küsten Frankreichs bespülenden Meere unternommen hatte*). Die angewendete Methode ist die frühere, und die erlangten Resultate sind in einer Karte dargestellt, welche ich der Deutschen geologischen Gesellschaft hiermit vorlege**). Auf Grund der durch die Ingenieur-Hydrographen gelie- ferten Ergebnisse der Sondirungen ist zunächst die unter- seeische Bodengestalt durch Horizontalkurven nach der Me- thode von BuwaAcHE dargestellt worden. Sodann ist versucht worden, die Gesteine der gegenwärtigen Periode von denjeni- gen der vorhergehenden so viel als möglich zu trennen. Die ersteren bestehen fast ausschliesslich aus beweglichen Absätzen, während die schon fest gewordenen Gesteine, auf welche keine Niederschläge sich absetzen, der zweiten Kategorie angehören. Obne Rücksicht auf das Alter der verschiedenen Gesteine ha- ben alle diejenigen, welche einen gleichen lithologischen Cha- rakter besitzen, in der Karte eine und dieselbe Farbe erhalten. *) Comptes rendus: Mers de France, 1867. **) Diese Karte ist einem Werke entlehnt, welches bei Euckne Lacroıx in Paris erscheint. 16 Dadurch lässt sich ihre Verbreitung über die weiten Flächen, welche sie auf dem Meeresgrunde einnehmen, leicht über- blicken und das Gesetz ihrer Vertheilung erkennen. Man ge- langt sogar zur Erkenntniss der geologischen Beziehungen der gegenwärtigen Absätze und submarinen Gesteine zu den Ge- steinsschichten, welche in ihrer Nähe über dem Meere zu Tage treten. i Der Aral-See bietet ein besonderes Interesse, weil er durch . die russische Marine sorgfältig untersucht ist und ein Beispiel eines grossen geschlossenen Salzwasserbeckens der Gegenwart darstellt. Seine Tiefe ist gering; denn seine Ufer sind die Fortsetzung der ebenen Steppen, welche ihn um- geben. Sie bleibt namentlich erheblich zurück hinter derjeni- gen der kleinen Seen, welche von Gebirgen umschlossen sind, wie beispielsweise der Alpenseen. Der Sand bildet eine Ein- fassung längs der ganzen Küste, welche auf der niedrigen und die Hauptzuflüsse empfangenden Ostseite besonders breit wird. Zwei Drittel der Fläche des Aral-Sees jedoch werden von Schlick (Vase) eingenommen; er erfulit die tiefsten Stellen, wo die Bewegung des Wassers natürlich geringer werden muss. — Mollusken haben sich nur in dem östlichen Theile und auf weniger als 25 Meter tief unter Wasser liegenden Sandgründen einigermaassen reichlich entwickelt. Der Aral- See zeigt sehr deutlich, wie unregelmässig sie vertheilt sein können. Ä Das Kaspische Meer stellt einen wenig salzigen Binnen- see dar. Wie der Aral-See, ist es durch die russische Marine sehr sorgfältig untersucht worden. Seine Tiefe steht im Ver- hältniss zu der Oberflächengestaltung seiner Küsten. So ist sie auf der Nordseite auffallend gering wegen der umliegenden Steppen und der mächtigen Ströme, wie die Wolga, welche den Meeresgrund fortwährend zu erhöhen streben. Diese Strome fliessen über vorwiegend sandige Gesteine, wie die der permi- schen Formation und der Trias, so dass sie diese ganze nörd- liche Seite versanden ; ja, man kann annehmen, dass etwa die Hälfte des Grundes des Kaspischen Meeres von Sand bedeckt ist. Was den Schlick (Vase) betrifft, so schlägt er sich im südlichen Theile nieder, welcher der tiefste ist. Die Mollusken des Kaspischen Meeres entwickeln sich in Zonen, welche sich vor den Flussmündungen zurückziehen oder bei denselben unter- 4 " Ki - 17 » brochen sind. Sie gedeihen vorzüglich auf den Sandgründen und gehen kaum tiefer als bis zu 50 Meter Wassertiefe nieder. Das Schwarze Meer ist noch wenig bekannt. Hin- sichtlich seiner Bodengestalt kann man sagen, dass es die Gestalt eines Trichters besitzt und dass seine Sudseite die steilste und tiefste ist. Der Sand bedeckt hier nur einen klei- nen Theil des Grundes; auf der Nordwestseite jedoch, bei den Mündungen der Donau und anderer grosser Flüsse, ist der Sand längs der Küste in einem Gürtel angehäuft, welcher bis zu 60 Kilometer Breite erlangt. Conchylienreiche Ablagerun- gen sind nur in unbedeutender Ausdehnung vorhanden; man muss dies dem Umstande zuschreiben, dass das Wasser wenig salzig ist und die Küsten im Allgemeinen steil sind. Diese Ablagerungen bleiben übrigens den Flussmündungen fern und finden sich vorzugsweise auf sandigem Grunde. Das Mittelmeer stellt zwei grosse Regionen dar, welche durch Italien, Sicilien und die letzteres mit Tunis verbinden- den Untiefen getrennt sind. Die östliche Region ist die aus- sedehnteste und tiefstee Wie bei den vorerwähnten Meeren ist auch hier die Tiefe gegen Suden die bedeutendste, während sie im Adriatischen Meere im Gegentheil sehr gering ist. Der Schlick (Vase) erlangt im Mittelmeere eine besonders grosse Ausdehnung, was sich dadurch leicht erklärt, dass dieses Meer frei von Ebbe und Fluth und von bedeutender Beckentiefe ist. Der Sand bildet im Allgemeinen einen Saum längs den Küsten, verschwindet aber oder findet sich nur noch stellenweise am Fusse der gebirgigen Küsten. An der Mündung des Ebro, der - Rhone, des Po und des Nils dagegen bedecken die Sand- ablagerungen ziemlich ausgedehnte Flächen. Sie umgeben die Inseln, besonders Corsica, Sardinien, Cypern, die Balearen. Eine ausnahmsweise grosse Entwickelung erlangen sie an den Küsten von Tunis und Tripolis, welche sich in Gestalt einer sehr ausgedehnten, mit Sand bedeckten Terrasse langsam unter das Meer einsenken. In dem Golf von Gabes namentlich er- streckt sich der Sand bis auf mehr als 200 Kilometer Abstand von der Küste, Im Mittelmeere finden sich unter dem Meere feste “e- steine in der Nähe der Küsten, besonders da, wo diese ge- birgig sind. Was den Thon betrifft, so verbreitet derselbe sich über grosse Flächen im Archipel, in dem Golf der grossen Zeits. d. D.geol. Ges. XXI. 1. 2 N BET SR TR a a TE ” - NN RR an 18 Syrte, im Suden und Westen von Malta, im Adriatischen Meere, im Umkreise von Italien, den Balearen und östlich von Spanien. | Obgleich das Mittelmeer von zahlreichen Mollusken be- wohnt ist, nehmen doch die an Muschelresten reichen Absätze keine grossen Räume in demselben ein, was wahrscheinlich daran liegt, dass die Küsten im Allgemeinen steil sind. Das Baltische Meer ist ein im Vergleich zu den Mee- ren im Suden von Europa sehr wenig tiefes Binnenmeer. Feste Gesteine bilden einen ansehnlichen Theil des Meeresgrundes, besonders längs Schweden und Finnland, sowie in dem Riga’- schen Meerbusen. In der Umgebung der Alandsinseln deuten dieselben sogar den Zusammenhang der primitiven Gesteine der Halbinseln von Stockholm und Finnland an. — Thon findet sich fast in dem ganzen westlichen Theile des Baltischen Mee- res, wo er selbst grosse Flächenräume bedeckt. Seine Bil- dung ist unzweifelhaft auf die unter dem Meere ausstreichen- den thonigen und schieferigen Schichten der silurischen For- mation zurückzuführen, welche an den benachbarten Küsten, besonders in Schweden und Russland, sehr entwickelt ist. Gerölle-Ablagerungen bilden ebenfalls vereinzelte Zonen, welche annähernd parallel der Küste von Schweden angeordnet sind. Ihre mittlere Tiefe beträgt etwa 50 Meter und gegen Norden wird sie sogar weit bedeutender, so dass das Meer sie gegen- wärtig nicht mehr zu verlegen im Stande sein wird. Sie deu- ten demnach eine der gegenwärtigen Periode vorhergegangene bewegliche Ablagerung und wahrscheinlich eine ehemalige Küste des Baltischen Meeres an. Der Schlick (Vase) erfüllt mehrere getrennte Becken, er folgt den Einschnitten der Kusten in gewissem Abstande, im Umkreise der Inseln sich zurückziehend. Er bedeckt die Mitte des Baltischen Meeres und Bottnischen Meerbusens, jedoch nicht immer deren tiefste Partien. Der Sand bildet breite Säume längs den Küsten des Bal- tischen Meeres, bedeckt auch weite Flächen auf dem Meeres- grunde, besonders an den Küsten Pommerns und Kurlands, in dem Riga’schen und Finnischen Meerbusen, in dem Archipel von Aland und im Bottnischen Meerbusen. Das massenhafte Auftreten des Sandes in dem Baltischen Meere kann dadurch erklärt werden, dass dieses Meer wenig tief ist, dass es zahl- nt. 19 reiche, rasch fliessende Gewässer aufnimmt, weiche häufig durch Schneeschmelzen anschwellen und aus Finnland oder den skandinavischen Alpen herabkommen, nachdem sie über gra- nitische Gesteine gestromt sind; es erklärt sich vor Allem dadurch, dass die dem Baltischen Meere zugehenden Flüsse Skandinaviens, Russlands und Norddeutschlands Stromgebiete durchfliessen, welche durch das vorherrschend sandige nord- europäische Diluvium bedeckt sind. —— Mollusken sind in dem Baltischen Meere, des sehr geringen Salzgehalts desselben we- gen, selten. Gehen wir jetzt zum grossen Ocean über, die bereits früher untersuchten französischen Meere bei Seite lassend. Der Ocean besitzt eine bedeutende Tiefe längs der Küste der iberischen Halbinsel und in geringer Entfernung von der- selben. Feste Gesteine bilden auf dem Meeresgrunde die Fort- setzung der die Küste zusammensetzenden Gesteine. Die Halb- insel ist im Uebrigen umgeben von einem Sandkustensaume von geringer Breite, auf welcher Schlick (Vase) folgt, der bei den bedeutenden Tiefen sehr kalkreich wird. Der Boden der britischen Meere zeigt vorherrschend Sand, Schlick, welcher mit Sand mehr oder weniger gemischt sein kann, und feste Gesteine. Wir wollen zunächst diese letzteren Gesteine betrachten. Sie nehmen grosse Räume ein nordwestlich von Schottland, den Orkaden und den Hebriden, ebenso an der Mündung des Shannon und nordwestlich von Irland. Südlich dieser Insel _ und im Irländischen Meere findet man sie wieder. Im Canal - deuten sie den Zusammenhang zwischen Cornwall und der ' Bretagne an. Sie verbinden auch die Inseln Portland und _ Wight mit dem Festlande. Oestlich von England zeigen sich feste Gesteine erst wieder bei der Mündung des Tees und in der Fortsetzung des Kaps Flamborough. An den Ostküsten _ der britischen Inseln sind sie weit weniger verbreitet als an den Westküsten, ohne Zweifel, weil letztere der Wirkung von Ebbe und Fluth directer ausgesetzt sind. Man sieht, dass die festen Gesteine gewöhnlich einen Saum um die britischen Inseln bilden, deren Küsten und be- sonders deren Vorgebirge sie fortsetzen. Es ist natürlich, dass sie sich vorzugsweise da finden, wo die Gewässer des Meeres am meisten bewegt sind und ununterbrochen ihre Umgebung IE a ai ET Dan "Eiger kr = Yen u % TE > A N a a FT El A RT N ZA: ” > % v x ee x B3 “ { an I SL ie BR “ & Se 2 Wr R % ö ß RD liess DER Ne 2 arpTe ; la 5 Dr a a “ k RER 20 zerstören. Andererseits bilden sie auch den Grund der Meer- engen und der Mecresarme, welche von heftigen Strömungen gefegt werden. Man beobachtet dies in der That in dem Irlän- dischen Meere, in dem St. Georgs- Kanal und in dem Kanal la Manche. Unter den beweglichen Absätzen der britischen Meere ist an erster Stelle der Sand zu nennen; denn er ist bei Weitem vorherrschend und bedeckt ungemein grosse Flächen im Atlan- tischen Ocean, im Kanal, in der Nordsee. Abgesehen davon, dass er die Küsten einfasst, erstreckt er sich auch weit hinaus bis zu Tiefen von mehr als 200 Meter. Der Kies tritt in einzelnen, ziemlich regellos vertheilten Flachkustenpartien von geringer Ausdehnung auf. Er zeigt sich westlich der britischen Inseln, sudlich von Cork, im Bristol- Kanal, zwischen der Spitze von Cornwall und den Seilly- Inseln, sowie im Kanal la Manche; einige Kiesstreifen finden sich auch im Westen von England. Dieser Kies ist gewöhn- lich mit feineren Niederschlägen gemischt. Uebrigens giebt die beträchtliche Tiefe, bis zu welcher er niedergeht, zu der Vermuthung Anlass, dass derselbe in den meisten Fällen nicht der gegenwärtigen Periode angehört. Nach der geologischen Karte von Grossbritannien scheint im Bristol-Kanal der Kies von einer unter dem Meere ausstreichenden Schicht des alten rotben Sandsteins herzustammen, welche an beiden Ufern ent- wickelt ist. Auf der Sudseite von Irland hat er sichtlich den- selben Ursprung. Im östlichen Theile des Kanals la Manche bedeckt der Kies eine grosse Fläche und scheint den Grun- sand der oberen Normandie mit demjenigen Englands zu ver- binden. Südlich von Exmuth und von Star-Point, im Westen des Kanals, findet sich der Kies in der Verlängerung der san- digen Schichten der Trias. Kieselgerölle umgeben die steilen Kreideküsten Englands, längs deren man sie sich bilden sieht. Es kommen solche aber auch im Kanal la Manche vor, welche das Meer gegen- wärtig nicht mehr verlegen kann, und welche älter als die gegenwärtige Periode sind. Selbst bis gegen die Mitte der Nordsee finden sich dieselben, in der Breite der Orkaden. Der Schlick (Vase), im reinen Zustande oder mit Sand gemischt, zeigt unregelmässig zerschnittene und weder mit den Strömungen, noch mit der untermeerischen Oberflächengestalt - SIR a ale EN | RENT LUTTIERNTORUEPRURSU SEEN 21 in Beziehung stehende Formen. Oft steigt er bis zur Küste hinan und ist in diesem Falle das Produkt der Zerstörung unter dem Meere ausstreichender thoniger Schichten. Man kann diese Schichten sogar mit einiger Wahrscheinlichkeit ermitteln, wenn man die geologische Karte von England zu Rathe zieht. So steht beispielsweise der Schlick an den Mündungen der Themse und des Flusses Southhampton mit dem Londonthon in Verbindung. In der Bucht von Ter und nördlich derselben rühren die dort lagernden Schlickpartien ohne Zweifel von der Zerstörung der Keupermergel her, welche sich an der benach- barten Küste zu Sidmouth finden. Der Schlick, welcher sich im Irländischen Meere und in dem St. Georgs-Kanal verbreitet findet, scheint als von den silurischen Schiefern abstammend angesehen werden zu mussen, welche an den gegenüberliegenden Küsten des zwischen Wales, Schottland und Irland eingeschlossenen Meeresbeckens so ent- wickelt sind. Es ist sogar wahrscheinlich, dass die grossen Flachküsten- Ablagerungen von Schlick, welche sich südlich von Irland finden, von der Fortsetzung der paläozoischen Schiefer herrühren, welche südöstlich dieser Insel in Wales "und Cornwall über dem Meere zu Tage treten. Nordwestlich von Grossbritannien treten die Faroer und die Klippe von Rockall aus dem Ocean hervor, und der diese Inseln tragende Meeresgrund ist von einer grossen Menge von Mollusken bewohnt, welche ihn mit ihren Kalkschalenresten bedecken. Im Grossen und Ganzen schlagen sich auf dem untermeerischen Plateau, welches die britischen Inseln trägt, -reichliche Absätze nieder, welche durch seine Zerstörung, so- wie durch die Einwirkung des Meeres und der Atmosphäre auf die Küsten erzeugt werden. Der Sand ist bei Weitem vorherrschend und bedeckt die grössten Flächen. Die briti- schen Meere zeigen aber auch weite Strecken, welche von Absätzen frei bleiben, und der Meeresgrund wird dann durch Gesteine gebildet, welche älter sind als unsere Periode. Diese Gesteine sind bald anstehend, bald beweglich. Unter den letzteren sind die Gerölle und Kiese zu erwähnen, welche sich in zu grossen Tiefen befinden, als dass sie durch die heutigen Meere dorthin geführt sein könnten. Ebenso sind die Schlickküsten zu erwähnen, welche sich im Gegensatz dazu in sehr bewegten Gewässern finden. Diese beweglichen Ab- sätze zeigen übrigens Formen, welche von der Gewalt-und Richtung der Strömungen, sowie von der Obenflächengestalt des Meeresbodens ganz unabhängig sind. Aelter als die gegen- wärtige Periode, sind sie von dem Meere nur abgetragen und an Ort und Stelle umgelagert worden, und man kann oft ihren Ursprungsort auffinden, wenn man die Geologie der bri- tischen Inseln studirt. | In der Nordsee wie in dem nördlichen Eismeer umsäumen submarine Gesteine die Fjorde und Archipele Nor- wegens und Lapplands. Sehr ausgedehnte Thonzonen er- strecken sich längs eines Theiles von Norwegen und mussen ohne Zweifel von dem Ausgehenden der paläozoischen Schiefer hergeleitet werden. Uebrigeus zeigt der Theil des ÖOceans, welcher die skandinavische Halbinsel bespult, wie gewöhnlich vorherrschend Sand. Schlick findet sich vorzugsweise in der Nähe anstehender thoniger Gesteine und kann dann von deren Zerstörung herrühren. Das Weisse Meer bietet uns noch ein Binnenmeer, welches durch eine breite Meerenge mit dem nördlichen Eis- meer in Verbindung steht. Die am meisten hervortretende Eigenthüumlichkeit seiner Bodengestalt ist eine bedeutend grössere Tiefe in dem nordwestlichen Theile und in dem Busen von Kandalakscha als in der Mitte und in dem nach dem Ocean hin liegenden Theile. Die langgestreckten Meerbusen der Dwina und von Kandalakscha liegen übrigens einer in der Ver- längerung des anderen und entsprechen einer untermeerischen Depression, welche durch ihr deutliches Hervortreten und ihren Parallelismus mit der Dwina sowie mit den wichtigsten Flüssen dieser Gegend bemerkenswerth ist. Die Sondirungen haben an den Kusten des Weissen Mee- res, besonders an der Ausmündung der Golfe von Mezen und des Onega, feste Gesteine erkennen lassen. Dieselben deuten sogar einen Zusammenhang der lappländischen Halbinsel mit dem Festlande an. | Der Sand nimmt bedeutende Flächenräume am Eingang in den Ocean ein; im Weissen Meere selbst aber umsäumt er bloss die Küste, wäbrend fast der ganze Grund des Meeres- beckens von Schlick bedeckt wird. Die weite Verbreitung des letzteren hangt ohne Zweifel damit zusammen, dass das Weisse Meer vermöge seiner Bodengestalt die Rolle eines Klärungs- behälters für die traben Gewässer spielt, welche es in grosser Fülle aufnimmt, besonders zur Zeit der Schneeschmelzen; sie hängt weiter damit zusammen, dass das Eis, welches das Weisse Meer während eines Theiles des Jahres bedeckt, dazu beiträgt, den Niederschlag des Schlicks zu befördern. Die muschelführenden Ablagerungen sind im Weissen Meere sehr beschränkt, wahrscheinlich wegen der süssen und schlammigen Gewässer, welche sich in dasselbe ergiessen; sie werden je- doch sehr reichlich auf dem Sandgrunde beim Ausgang in das Eismeer. Man sieht daraus, dass die Mollusken noch in sehr nördlichen Breiten und selbst bis jenseits des Polarkreises le- ben und sich in Masse entwickeln können. Das Studium der Binnenmeere der alten Welt offenbart allgemeine und sehr hervortretende Charaktere sowohl hinsicht- lich der Bodengestalt als der Lithologie derselben. Zunächst ist ihre Tiefe gegen Norden schwach und nimmt gegen Süden zu; ausserdem kommen die Hauptflüsse, welche sich in diesel- ben ergiessen, vorwiegend von Norden. Diese Charaktere finden sich sehr deutlich im Kaspischen Meere, im Persischen Meerbusen, im Asowschen, im Schwarzen, im Baltischen, im Adriatischen und im Mittelländischen Meere. Das Baltische, Kaspische und Adriatische Meer nun zei- gen überraschende Analogien. Denn alle drei haben einen geringeren Salzgehalt als der Ocean; sie empfangen zahlreiche Flüsse und Ströme, welche massenhafte Trümmer fortbewegen und die Meeresbecken auszufüllen streben; sie sind namentlich bemerkenswerth durch die grosse Masse des in ihnen abgela- gerten Sandes. Das Schwarze, das Mittelländische und das Weisse Meer dagegen zeigen ganz andere lithologische Cha- raktere; in ihnen herrscht der Schlick (Vase) bei Weitem vor und die sandigen Absätze beschränken sich auf kleine Aus- dehnungen. 3. Beiträge zur Kenntniss fossiler Korallen. Von Herrn A. Kunta ın Berlin. Hierzu Tafel 1. 3. Ueber Analoga des Deckels der Zoantharia rugosa bei lebenden Korallen. Taf. I. Fig. 1. In der letzten Nummer meiner Beiträge hatte ich in Ueber- einstimmung mit Herrn Lınpström darauf aufmerksam gemacht, dass einige Zoantharia rugosa eine deckelartige Vorrichtung be- sitzen. Schon Herr Lınpstrom hat in seiner Arbeit (Stockhol- mer Academie 1868) versucht, Analoga dieses Deckels bei lebenden Korallen zu entdecken; allein das, was er anführt, ist nach seinem eigenen Urtheile weit entfernt von unseren Gebilden, und ich erwähne es daher nicht näher. Herrn Prof. LrurARr, dem ich von meinen Beobachtungen erzählte, verdanke ich nun die Notiz, dass bereits Herr EDwArDsS eine dem Deckel analoge Bildung an lebenden Korallen beob- achtet zu haben scheine, und dass Herr Epwarps die be- treffende Koralle mit dem Namen pudica bezeichnet habe. Die Art, um die es sich handelt, ist Orypthelia pudica (Annales des sciences naturelles, serie III, tome 13, 1850, p. 98, t.5, f. 1. Die hier eitirte Beschreibung findet sich auch in der Hist. nat. des corall.). Die von Herrn EpwaArps gegebene Beschreibung lasst allerdings kaum errathen, dass das Organ eine Art Deckel vorstelle. Dagegen sprechen die Abbildungen um so deutlicher für die Sache. Die Koralle, aus der Gruppe der Oculiniden, stellt einen baumförmigen Stock dar. Alle Polypenmündungen stehen nach einer Richtung. Der Kelch trägt an der einen Seite einen Hautlappen, welcher sich über die Mundung lest. Im Inneren des Kelches finden sich 16 bis 18 Sternleisten: RE RE CREN Be. I 2 Im ’ 25 „Ces rayons s’arretent & une petite distance du bord exterieur, et ’on n’en distingue pas en dedans de la partie repliee (des Deckels), laquelle est &galement lisse en dehors.* — Lebend bei den Philippinen. Dass dieser Deckel bei Crypthelia keine Kalkabsonderun- gen enthält, ist natürlich für die Analogie ganz gleichgültig. Derselbe zeigt sich hier durchaus in der Weise gebildet, wie ich es mir für Calceola und die anderen deckeltragenden Ru- gosen denke, und wieich das Band XXI. p. 679 ausgesprochen habe. Da die Annales des sciences naturelles vielleicht vie- len Paläontologen schwer zugänglich sind, so habe ich die Figuren von Herrn Epwarps kopiren lassen. 4. Neue paläozeische Zoantharia perforata. w ° 1. Prisciturben densiiexium n. sp. Taf. I, Fig. 2. Auf einem Stück silurischen Kalksteins von Oeland”), in welchem man die Reste einer baumförmigen, ‚.engzelligen Ca- lamopore noch erkennen kann, sitzt ein Korallenstock von etwa 50 Mm, Länge und 25 Mm. Breite. Derselbe ist ganz und gar auf seiner Unterlage festgewachsen; er besteht aus einem reichlichen Coenenchym und 9 grösseren, sowie 6 klei- nen Zellen, welche sammtlich sich mit ungefähr kreisförmiger Mundung aus dem Coenenchym erheben, aber gegen die Unter- lage derartig geneigt stehen, dass die Mündungen nach einer Richtung sehen. Das Coenenchym ist sehr dicht und man erkennt es mit der Lupe nur schwer als ein sehr feinporiges, schwammiges Gewebe, welches an manchen Stellen sammetartis schimmert. An einem mikroskopischen Dünnschliff wird die Structur deut- lich; man sieht unter der Lupe und bei schwacher Vergrösse- rung unter dem Mikroskop viele feine, haarförmige Kanäle das *) Das Stück ist vor Zeiten mit einer Suite von gotländer und oeländer Silursachen durch den Mineralienhändler Schumann in die Samm- lung der hiesigen Universität gelangt. Ganze unregelmässig durchziehen und dazwischen eine fein- körnige Grundmasse. — Die Kanäle haben einen Durchmesser von -- Mm. im Mittel. Die Kelche sind seicht becherförmig; der Durchmesser der grössten ist 4 Mm., der der kleinsten etwa einen; die Tiefe schwankt zwischen 2,5 Mm. bei den grössten und kaum 0,5 bei den kleinsten. Man erkennt in den grösseren 36 Septen, welche zwar schmal, aber doch sehr deutlich sind; stärkere alterniren mit schwächeren. In der Mitte des besterhaltenen Kelches erhebt sich ein flacher Buckel — Columella — welcher eine feine poröse Beschaffenheit hat; an ihn reichen die Septen heran. — Weun das Ooenenchym etwas verwittert, so kann man den Verlauf der Septen an der Aussen- seite der Becher ziemlich weit verfolgen (an einer Stelle 7 Mm.). Behufs genauerer Untersuchung wurde ein Kelch abgeschnit- ten und in der Nähe des Kelchbodens durchsichtig geschliffen; der Schnitt ging ein wenig schief gegen die Axe und es kommen in Folge dessen an der einen Seite die Septen in Verbindung mit der Columella zum Vorschein, an der anderen Seite endi- sen sie frei. (Taf. 1, Fig. 2b.) Man kann auf dem Querschnitt deutlich drei Regionen unterscheiden: die Kelchwand, Region der Septa und die Re- gion der Columella. Die Kelchwand bildet einen Ring, dessen äusserer Durch- messer 4,5 Mm. ist, und welcher eine Dicke von 2 Mm. besitzt. Sie ist von dem Üoenenchym-Gewebe scharf abgegrenzt und unterscheidet sich durch ihre ganz dichte, nicht schwammige Beschaffenheit von diesem. In der äusseren Zone des Ringes bemerkt man die Lumina von Kanälen; diese variiren ın Be- zug auf die Grösse ihres Durchmessers sehr und scheinen in ganz seltenen Fällen auch zu fehlen; wo sie indessen sich zeigen, stehen sie stets in den Interseptalräumen — alterniren mit den Septen — und sind also der Anlage nach mit den Septen in gleicher Anzahl vorhanden. Bis zu diesen Lumina reichen gewöhnlich von der Innenseite der Kelchwand dunkele Linien, welche dadurch entstehen, dass sich hier die Basen zweier benachbarten Septen begrenzen; an zwei oder drei Stel- len sieht man indessen auch dies Lumen durch einen sehr fei- nen Kanal mit dem Kelchinneren in Verbindung. Die Septen werden als sehr dünne Fäden an der Kelchwand frei; sie ha- ben eine Dicke von -'-Mm. und lassen etwas mehr als doppelt Wr De, Ber‘, $ Zar ah IE Bay Se Saas Fr a Eee Sn raue 7 Zell « u > or A353, r, Te .h 5 - br ar a ZB EA B. sy % % e.. ef x _ f 27 A so breite Räume zwischen sich, Die Seitenwände der Septen sind nicht glatt, sondern von kleinen Erhabenheiten rauh. Dass die Septen abwechselnd grösser und kleiner sind, ist hier nieht deutlich zu sehen, da auch die, welche weiter oben im Kelche kleiner sind, bis an die Columella heranreichen. Die Columella nimmt einen Kreis von ungefähr 1,5 Mm. Durch- messer ein und zeigt genau dieselbe Structur, wie das Coe- nenchym. Einen Längsschnitt anzufertigen erlaubte das wenige Ma- terial_nicht. Aus dem Vorhergesagten geht zunächst hervor, dass wir es mit einer Koralle aus der Abtheilung der Zoantharia perfo- rata zu thun haben. Das feinporige Coenenchym und die Be- schaffenheit der Kelchwände machen dies gewiss. Sucht man nach der näheren Verwandtschaft, so weist uns der ausgebil- dete Sternleistenapparat in die Familie der Madreporiden und schliesst die Poritiden aus. In dieser Familie kommen nun die Eupsamminae, welchen ein Coenenchym fehlt, und die Madreporinae, bei denen zwei Primärsepten den Kelch hal- biren, nicht in Betracht, und es handelt sich nur um die Un- terfamilie der Turbinarinae. In dieser wiederum gehört Priscitur- ben wegen seiner schwammigen Columella in die Verwandtschaft von Turbinarina selbst, und diese Verwandtschaft erweist sich in erstaunlich hohem Grade nahe. Denn wenn man z. B. Turbinaria ceupula mit unseren Stücken vergleicht, so wird man sich über die grosse Aehnlichkeit wundern. Sucht man nach Unterschieden zwischen beiden Gattungen, so bleibt schliess- lich nichts Anderes übrig als die von Turbinaria abweichende Wachsthumsweise und die Feinheit des Coenenchyms, welches bei Turbinaria stets grössere Maschen hat als hier. Obwohl nun diese beiden Merkmale unbedeutend sein mögen, so wage ich es doch nicht, unser Stück mit Turbinaria in eine Gattung zu stellen, da- der Unterschied in der Zeit zwischen dieser silurisechen und den echten Turbinarinen, welche, nicht älter als miocan, wesentlich der Jetztwelt angehören, zu bedeutend zu sein scheint. Vielleicht finden sich noch andere, von mir nicht erkannte Merkmale; jedenfalls aber ist unser Stück da- durch besonders bemerkenswerth, dass es zeigt, wie gering mitunter die Variationen sein können, denen ein Formen- y' BE NE VE MN Ta Te A ER EN DA! > TEEN RENTE RR RT ANA BEE er = R je A ER a ee ae a ke Ra TE Te A y r 4 typus im Laufe der Zeit unterworfen wird. — Demnach er- richte ich bei Turbinaria die Untergattung: Priseiturben. Korallenstock mit der ganzen Unterfläche festgewachsen, Coenenchym reichlich, steinartig dicht. Septen abwechselnd dick und dünn. Kelche vorragend, Columella von gleichem Gefüge wie das Coenenchym. Einzige Art. P. densitextum. Obige Beschreibung. v 2. Protaraea microcalyzn. sp. Taf. I. Fig. 3. Herr Lossen theilte mir zwei Stücke dieser Koralle aus unterdevonischen Eisensteinen der Grube Braut bei Walderbach zwischen Bingen und Stromberg mit, welche von ihm Herrn Sanp- BERGER in Würzburg zugeschickt worden waren und die derselbe an Herrn Lossen unter obigem Namen zurückgesandt hat. Beide bil- den krustenförmige Ueberzüge, das eine auf einer Bivalvenschale, das andere auf einem nicht näher erkennbaren Körper. Die Stücke sind in einer eigenthumlichen Weise versteinert; es bildet nämlich eine grünliche thonige Masse das Versteine- rungsmaterial, welches zu Schliffen wegen seiner geringen Härte ungeeignet ist. : Es sind dicht gedrängte, polygonale Kelche, welche im Maximum einen Durchmesser von ] Mm. erreichen, meist aber viel kleiner bleiben und um + Mm. schwanken. Die Grösse ist also sehr- wechselnd. Jeder Kelch bildet einen Trichter, dessen Tiefe dem Durchmesser gleichkommt. Von einer Columella keine Spur. Die Septen, in der Anzahl von 6 oder 12 (oder 24 in den grössten), ragen nur wenig in den Kelch hinein; sie sind ein wenig gekörnelt am inneren Rande (so wie es die Figur bei Epwarps und Haınz, Pol. pal., t. 14, f. 6a, sehr deutlich zeigt). Sie schieben sich nach dem Gesetze von Epwarns und Haımz ein, Die Kelche sind durch höchstens halb so breite Mauern von einander getrennt; diese sind auf der Oberfläche gekörnelt; mitunter ist aber auch nur ein schar- fer Grat zwischen zwei Kelchen. Von Zacken in den Kelch- ecken ist an unserem Stücke nichts zu sehen. | Was die Gattungsbestimmung anlangt, so findet man zwar, le nr Ze a Aa re a See Bad gi. Bes ee Fe ie Ti ae anne 5 Fe a iD ab Rah Buck In ee 1 a 29 dass EpwArps und Haıne bei Protaraea sogenannte Prolonge- ments columniformes in den Kelchecken als wesentlich an- geben; allein bei P. vetusta sagen sie nur, dass sie haufig vorkom- men, und die Abbildung v. SeeBach’s Zeitschr. d. geol. Ges. 1866, t. 4, f.1 zeigt nichts davon. Da unser Exemplar nun in allen übrigen Eigenschaften mit der erwähnten Gatiung überein- stimmt, so halte ich es nicht für rathsam, des Fehlens der Zacken wegen unser Stück aus dieser Gattung auszuschliessen und für dasselbe eine neue “attung zu errichten. Hieran knüpft sich aber eine weitere Betrachtung. Lässt man die Prolongements eolumniformes aus der Gattungsdiagnose weg, so fallt damit die Unterscheidung der paläozoischen Gattungen Protaraea und der lebenden Litharaea; und in der That, es besteht zwischen diesen beiden Gattungen perforater Korallen eine ebenso grosse Analogie, wie ich sie so eben fur Turbi- naria und Prisciturben nachgewiesen habe. Jedenfalls ist dies eine sehr beachtenswerthe Thatsache: während die anderen paläozoischen Korallen mit den lebenden nähere Verwandt- schaftsbeziehungen nicht haben, ist die Verwandtschaft einiger Perforaten mit lebenden so gross, dass es der Zukunft über- lassen bleiben muss, scharfe Gattungsgrenzen zwischen ihnen aufzufinden. Ich habe geglaubt, diese beiden neuen Perforaten publi- ciren zu sollen, da ich dadurch die Anzahl der bekannten pa- läzoischen Arten von 7 auf 9 bringe, sie also immerhin um ein Viertel vermehre und gleichzeitig die erste devonische Art hiuzufuge. Die bekannten Arten sind: 1) Protaraea vetusta Hauı sp. 1847. Epwarps u. Haıne, Pol. pal. p. 208. Silar. 2) S Verneuili Epwarps u. Haımze 1851. EpwaArDs | u. Haımme p. 209. Silur. SEE microcalye Kunta 1870. Devon. 4) Stylaraea Roemeri v. Sees. 1866. Zeitschr. d. geol. Ges. p. 306. Silur. 5) Palaeacis cuneiformis Enwarns u. Hans (cuneata) 1860. Hist. nat. des cor. Ill. p. 171. Koblenkalk. 6) ee cymba MEER u. WORTHEN (umbonata, obtusa, enormis, compressa) 1861. Zeitschr. d. geol. Ges. 1866. p. 307. Koblenkalk. 7) Palaeacis laxa Lupwıs sp. 1866. Palaeontogr. P-2817 = Kobhlenkalk. 8) Calostylis cribraria LınpsTtr. 1868. Stockh. Acad. p. 419. Obersilur. 9) Prisciturben densiteetum Kuxtu 1870. Silur. 5. Devonische Korallen von Ebersdorf (Grafschaft Glatz) im Schlesien und über die Gattungen Phillipsastraea (Smithia) und Petraia. Das Material zu den vorliegenden Beobachtungen findet‘ sich theils in dem mineralogischen Museum, theils in der Samm- lung der Bergakademie zu Berlin; einige Stücke wurden mir auch von Herrn TiırtzE geliehen. Phillipsastraea Hennahi Lonsp. sp. Taf. I. Fig. 4. Die Koralle bildet mächtige Massen; es liegen mir Hand- stucke von 15 Om. Länge, 10 Cm. Breite und 10 Cm. Dicke vor, welche nur Bruchstücke von grösseren Stücken sind. Die Ober- flache des ganzen Stockes ist im Allgemeinen eben; auf ihr erheben sich die einzelnen Kelche, welche niedrige, abgestumpfte Kegel bilden. Die Centra der einzelnen Kelche sind etwa 8 Mm. von einander entfernt; zuweilen ist diese Entfernung etwas geringer, sehr selten aber bedeutender, Die Kelche sind unregelmässig angeordnet, mitunter kann man sich dieselben in etwas regelmässigere Reihen gruppirt denken. Der ab- gestumpfte Kegel, den jeder Kelch darstellt, hat eine Basis von etwa 6 Mm. Durchmesser, eine Höhe von 2 Mm. und der Durchmesser des oberen Kreises beträgt etwa 4 Mm. In die- sem oberen Kreise findet sich eine schüsselförmige Vertiefung von etwa 0,6 Mm. Tiefe; sie wird von einem +—: Mm. dicken Walle umgeben und trägt in der Mitte eine kleine Hervor- ragung (columellarian tubercle), welche in der Richtung eines Durchmessers etwas verlängert zu sein scheint. Der Durch- messer der Vertiefung ist also am oberen Rande etwa 3 Mm. An dem centralen Tuberkel zeigen sich 11—13 Sternleisten; sie durchlaufen die Vertiefung und steigen auf die Höhe des Walles. Hier schiebt sich zwischen je zweien fast immer eine neue ein, und nun laufen sie, zu sogenannten Rippen gewor- den, in der Anzahl von 22 bis 26 an der Aussenseite des BEE A ee Er = ne DE ee an 48 ea TEE ar a A kt a a a N ne N Zn? 3l Kegels herab, um sich entweder in gerader Linie oder in einer knieförmigen Biegung mit denen der benachbarten Kelche zu vereinigen. Nur sehr selten sieht man in den flachen Zwi- schenräumen, welche die Kelche ubrig lassen, die Spur einer Begrenzung der Zelle; gewöhnlich fliessen die Rippen ganz und gar in einander über. Von einer Kelchwand ist bei gut erhaltenen Kelchen nichts zu sehen, sie wird von Sternleisten und Rippen versteckt. Die Rippen scheinen an manchen Stel- len etwas gekörnelt zu sein; sobald sie beim Herablaufen auf der äusseren Kegelseite sich etwas ausbreiten können, finden sich flache Thaler zwischen ihnen ein, welche etwa 0,5 Mm. breit sind. In diesen Thälern werden die Rippen verbunden durch unregelmässige, undeutliche Erhebungen, welche quer durch die Thäler laufen und denselben ein etwas grubiges Ansehen verleihen. Querschnitt. Zur Untersuchung der Structur sind an mehreren Stücken Querschliffe gemacht; ausserdem ist ein Querschnitt, welcher acht Kelche umfasst, durchsichtig dunn geschliffen. Die Querschnitte der Zellen erscheinen als Kreise mit 2:2—3 Mm. Durchmesser. Die Kelchwand ist als scharfe Linie erkennbar; von ihr strahlen 11—13 Sternlamellen aus, welche nach dem Centrum zu sich etwas unregelmässig mit einander vereinigen. Sie stossen namlich nicht sämmtlich am Centrum zusammen, sondern schliessen sich in der Regel nahe dem Centrum an einen durch zwei gegenüberstehende Septen angedeuteten Durchmesser an, der schon in der Oberfläche des Kelches sich zeigte. Von einer eigentlichen Columella ist nichts bemerkbar. Zwischen den grossen Sternleisten stehen am Rande gleich viel sehr kleine, nur als kurze Spitzen er- kennbare; in manchen Kelchen fehlt hin und wieder ein solches kleines Septum. Ausserdem sieht man im Kelche concentrisch angeordnet Querschnitte von Blasen; 0O—3 siehen auf einem Radius; am Rande sind sie häufiger als in der Mitte. Alle Septen durchbrechen die Kelchwand und nehmen ausserhalb des Kelches denselben Verlauf, der sich schon auf ‚der Oberfläche zeigte. Die Rippen sind verbunden durch gebogene Querstäbchen, welche etwa + Mm. von einander entfernt stehen. In der unmittelbaren Nähe der Kelche stehen zwei oder drei etwas dichter, dann eine Strecke etwas weiter, und dann tritt das normale Verhalten ein. Diese Querstäbchen stehen aber 32 nicht immer regellos, sondern iudem sich die der benachbarten Thäler an der Rippe vereinigen, bilden sie oft auf weite Strecken gebogene Linien, welche die Rippen durchschneiden. Längsschnitt. Die Längsschnitte der Zellen sind wie immer sehr verschieden, je nachdem man den Schnitt central oder nicht central legt. Geht die Schnittebene nicht durch den Mittelpunkt, so sieht man zunächst die Kelchwände als zwei deutlich parallele Linien; zwischen ihnen, und ihnen ebenfalls parallel, liegen die haarfeinen Linien der Septen. Diese sind durch ebenfalls sehr feine Querfäden mit einander verbunden, welche meist so regelmässig über einander stehen, dass zwei Septen mit den dazwischen liegenden Querfäden einer Leiter gleichen. In den Räumen, welche von den Kelchwänden und den nächstliegenden Septen begrenzt werden, stehen die Quer- fäden unregelmässig. Ist der Schnitt dagegen central und trifft zwei gegenuberliegende Intersepten, so ist im Allgemei- nen von Septen nichts zu sehen. Am Rande der Kelchwand liegen einige unregelmässige Blasen, von weichen ein Faden ausgeht, welcher sich etwas nach oben biegt und nahe der Mitte der Zelle gewöhnlich plötzlich auflört, ohne sich mit einem von der gegenüberliegenden Seite zu verbinden; das letztere kommt, wiewohl selten, doch vor. An der Stelle, wo die Fäden aufhören, sieht man meist die Andeutung eines Septums. Dass nämlich diese Querfäden, welche natürlich Querschnitte von interseptalen Blasen sind, nicht bis an’s Centrum reichen, kommt daher, dass ja die Septen sich gleich- falls im Allgemeinen nicht im Centrum vereinigen. Es ist dem- nach die Zelle eine Röhre, welche von den Septen in gewohn- licher Weise in Intersepten getheilt wird. Diese Intersepten besitzen ziemlich regelmässig ubereinanderstehende Scheide- wände, welche am Oentrum beginnen und, sich nach unten und aussen biegend, an der Kelchwand endigen; in der Nähe der letzteren finden sich gleichzeitig noch einige Blasen ein. In den benachbarten Intersepten stehen die Scheidewände im All- gemeinen nicht auf gleicher Höhe; wäre dies der Fall, so wür- den sie Böden in der Zelle bilden. Sehr mannichfaltig ist die Erscheinungsweise des exothe- kalen Gewebes zwischen den einzelnen Kelchen im Längs- schnitt. Um von dem einfachsten Falle auszugehen, so zeigen sich häufig die Rippen von der Schnittfläche senkrecht ge- N, ” Ira nn AT N BA a and ern ku RR A SEN CH REN. R Y NT RT 4 r nz Kr, 7 N 7 33 troffen als dünne Linien und zwischen ihnen horizontale Quer- fäden, ganz ähnliche Leitern bildend, wie oben die endothe- kalen Gebilde. Häufig bemerkt man dann auch, dass die Querfäden in den benachbarten intercostalen Räumen auf glei- cher Höhe stehen. Es bildet dann das Ganze ein Muster von kleinen Rechtecken. Mitunter aber ändert sich dicht daneben das Bild, indem sich statt des rechteckigen: ein aus kleinen Rauten gebildetes zeigt; die Rauten sind in der Horizontal- richtung sehr lang gezogen und werden von den Rippen in verticaler Richtung an den verschiedensten Stellen durchschnit- ten. Dann sieht man an manchen Stellen die Rauten, aber gar keine Rippen mehr, In allen Fällen sind die Begrenzungs- linien der Rauten und Rechtecke, soweit sie intercostalen Bla- sen angehören, keine geraden, sondern gebogene Linien. Die Erklärung für die Verschiedenartigkeit dieser Bilder lag etwas versteckt, und obwohl ich die Dinge jetzt vollstän- dig verstehe, ist eine Beschreibung doch ziemlich schwierig. — Zur Erklärung muss ich mit einem Vergleich ziemlich weit aus- holen. In manchen Gegenden baut man aus hohlen halbeylin- drischen Ziegeln durchsichtige Mauern in der Art, wie es der beigefügte Holzschnitt zeigt. Man denke sich nun eine Anzahl solcher Mauern so hinter einander gesetzt, dass die Ziegeln der folgenden genau die Fortsetzung von denen der ersten Zeits.d. D. geol. Ges. XXL. 1. 3 34 seien, und zwischen je zwei durchsichtigen Mauern eine senk- rechte solide. (Im Holzschnitt duzch schwarze Linien bezeichnet.) Legt man nun | lstens einen verticalen Schnitt senkrecht gegen die soli- den Mauern durch das Ganze, so werden die soliden Mauern auf der Schnittäche als parallele senkrechte Linien erscheinen, welche durch wagerechte Linien mit einander verbunden sind; die wagerechten Linien stehen in allen Räumen zwischen je 2 soliden Mauern gleich hoch. 2tens, macht man einen beliebigen verticalen Schnitt durch das Ganze, so werden die soliden Mauern wieder als parallele Linien auf der Schnittflächen erscheinen, die Querschnitte der halbeylindrischen Hohlziegeln gestalten sich aber anders. Den- ken wir uns einen Augenblick die soliden Mauern weg, so sieht man leicht, dass die Schnittfigur der Vorderansicht der Mauer ähnlich ist, nur dass die Kreisbogen flachere Ellipsen- bogen sind; denken wir uns nun die soliden Mauern wieder dazu, so schneiden dieselben dieses Bild so, dass im Allgemei- nen die Stücke eines Ellipsenbogens zu zwei durchsichtigen Mauern gehören. ötens, legt man den Schnitt einer soliden Mauer parallel, so erhält man im Bilde keinen Schnitt mit einer solchen und die Schnittfigur weicht von der Vorderansicht nicht ab. Man wird bereits gesehen haben, dass die 3 unterschiede- nen Fälle den oben erwähnten dreien homolog sind. In der That, die soliden Mauern sind die Rippen, die Hohlziegeln das Blasengewebe. Ich brauche kaum zu erwähnen, dass von einer solchen mathematischen Regelmässigkeit, wie sie das Beispiel zeigt, in der Natur absolut nicht die Rede ist. Wer aber das Beispiel verstanden hat, wird sich jeden einzelnen Fall erklären können. In allen von der Natur durch Biegung der Rippen etc. hervorgebrachten Variationen ist aber das Constante, dass die Blasen eines Intercostalraumes die Fort- setzung derer des benachbarten sind; in dem rautenförmigen Muster gehört eine Raute zwei intercostalen Räumen an, und das ist nur möglich, wenn die Blasen des einen Inter- costalraumes in den benachbarten fortsetzen. Um eine Ansicht über die Gattungsverschiedenheit von Smithia und Phillipsastraea zu gewinnen, ist es zunächst von Interesse, die Entstehung dieser Gattungen historisch zu ver- r R Em 5 x Ei folgen. In der Einleitung zu den Brit. fos. cor. 1850 ist erst die Gattung Phillipsastraea aufgestellt, die Gattung Smithia existirt noch nicht. Bei der Diagnose von Phillipsastraea heisst es: The centre of the tabulae presenting a columellarian tu- bercle und, worauf ich besonders aufmerksam mache, als Ty- pus der Gattung ist Astrea Hennahi Lonsn., Geol. trans., 2. se- ries, vol. V, tab. 58, fig. 3 genannt, — dieselbe Species, die ein Jahr später Typus der Gattung Smithia wird. Im Jahre 1851 findet sich in der Einleitung zu den Pol. pal. p. 171 die Gattung Smithia aufgestellt und pag. 173 ist Phil- lipsastraea mit den Worten charakterisirt: Polypier presen- tant la me&me structure que les Smithia, mais ayant une colu- melle styliforme. — Als Typus wird nun erwahnt: Phillipsastraea radiata. | Liest man nun die Beschreibung von Ph. radiata, die also Typus columellentragender Formen sein soll, so wird man überrascht durch die Worte: Columella mince et comprimee, en general peu distincte, und betrachtet man die Abbildung Brit. fa cor. t. a1, !. 2 u. 2a und M’Coy, Brit. pal. fos. t. TIIB. f. 9 wird man noch mehr überrascht, da man von einer Üo- lumella gar nichts sieht. Betrachtet man nun die Abbildung von Ph. tuberosa bei M’Coy tab. IIIB. fig. 8, so zeigt sich auch hier weder im Querschnitt noch auf der Oberfläche eine Spur einer Columella, und sowohl Epwarps’ als auch M’Cor’s Beschreibung erwäh- nen nichts von einer Säule. Nur bei der einzigen üubrigbleibenden Art Ph. Verneuili sagt die Beschreibung kurz: Columelle saillante, und die Ab- bildung Pol. pal. t. X. f. 5 zeigt dieselbe deutlich, — aber nur auf der Oberfläche; ein Querschnitt findet sich nicht. Bedenkt man nun, dass bei unserem Stücke die Kelche eine falsche Columella zeigen, wie sie bei den Oyathophylliden ja so oft dadurch entsteht, dass die Septen bis an’s Centrum der etwas in die Höhe gebogenen Böden reichen und sich hier etwas zusammendrehen, und dass unsere Querschnitte keine Columella zeigen, so wird man, wie ich glaube, mit Recht Zweifel daran hegen dürfen, ob die Gattungen Phillipsastraea und Smithia sich durch die Columella unterscheiden; denn auch 'Smithia hat nach Epwarps und Hame auf den Böden einen 'columellarian tubercle, und bei zweien der 4 Arten dieser Gat- Z*# 36. tung ist von lobes paliformes die Rede, welche im Kelche sehr leicht ganz ähnliche Gebilde hervorrufen können, wie die Ab- bildung von Ph. Verneuili sie zeigt. Da nun die Säule als Gattungsunterschied fällt, da sie im günstigsten Falle nur bei Ph. Verneuili vorkommen könnte, hier aber erst durch einen Querschnitt nachgewiesen werden müsste, so muss der Name Phillipsastraea den 4 Arten, welche Epwarps als Smithia abtrennt, verbleiben; der Name Smithia wird gegenstandslos. Ja zu dieser Gattung Phillipsastraea scheinen sogar noch 2 Arten zu gehören, welche bisher unter dem Namen en gophyllum versteckt waren. F. Rormer (Fossile Fauna von Sadewitz, p. 20) weist bereits darauf hin, dass Syringophyllum ? Cantabricum und Tor- reanum „nach Beschreibung und Abbildung sicher nicht zu Sy- ringophyllum gehören, sondern in die nahe Verwandtschaft von Phillipsastraea,* wohin sie ja auch die ersten Beschreiber DE VERNEUIL und JuLes Haıme gleich anfangs richtig gestellt haben. Mithin besteht die Gattung Phillipsastraea (welche ich in demselben Sinne nehme, wie Epwarps und Harz die Gattung Smithia (Pol. fos. d. ter. pal. p. 421), nur dass ich am Ende noch hinzufügen würde: Eine eigentliche Säule fehlt, doch fin- det sich häufig eine scheinbare) aus folgenden Arten: . Ph. Hennahi Lonsp. sp. Devon. . Ph. Pengillyi Enwarps u. Hame sp. Devon. Ph. Boloniensis EDwArDs u. Hame sp. Devon, Ph. Bowerbanki EpwArns u. HAımmz sp. Devon. Ph. Cantabrica DE VERN. u. J. Hame. Devon. Ph. Torreana DE VERN. u. J. Hame. Devon. Ph. Verneuili Epwarps u. HAmE. Devon. Ph. radiata S. Woopw. sp. Kohlenkalk. Ph. tuberosa M’OoyY sp. Kohlenkalk. von Ppww- (Unter anderem zeigen meine Abbildungen das Zusam- menstossen der Septa gegen die Mitte hin; ich mache darauf besonders aufmerksam, weil sämmtliche Bilder anderer Auto- ren ein solches Zusammenstossen nicht zeigen. Auch meine gewöhnlichen Schliffe zeigen dies Zusammenstossen nicht deut- lich, dagegen treten in den Düunschliffen die feinen Septa ECBERTTE TER FT ET A RR NE ee R g' = 37 auf das Deutlichste hervor und anastomosiren in der gezeich- neten Weise.) Zu einer Kritik der Arten, deren Zahl sich noch verein- fachen dürfte, reicht das vorliegende Material nicht aus. In dem oben erwähnten Umfange scheint nun diese leicht erkennbare Gattung und speciell die Art Ph. Hennahi eine geo- logisch nicht unbedeutende Rolle zu spielen. Ohne alle nähere Verwandte im Silur und Unterdevon, wird die Gattung sogar in den typisch entwickelten, korallen- reichen Schichten des eifeler Mitteldevons noch durchaus ver- misst. SANDBERGER erwähnt sie nun zwar aus seinem „Strin- gocephalenkalke“*, aber. nicht aus den eigentlichen Kalken, son- dern aus den Schalsteinconglomeraten, welche etwas höher als die Kalke zu liegen scheinen. Am Harze kommt die Gattung im Iberger Kalle vor, von welchem Herr BEYrıc# (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XX., S. 659) nachgewiesen hat, dass er den Stringocephalenkalk über- lagert. In Schlesien bei Ebersdorf findet sie sich in Herrn Tırrze’s Hauptkalk (Ueber die devonischen Schichten von Ebersdorf. Breslau, 1869), welcher als das unmittelbare Lie- gende des Olymenienkalkes und ohne typische mitteldevonische Versteinerungen dem Niveau des Iberger Kalkes gewiss sehr nahe stehen wird. Es tritt mithin die Gattung Phillipsastraea in ganz Deutschland von Schlesien bis an den Rhein an der Grenze von Mittel- und Ober-Devon auf mit der Art Hennahi, und die Präcision, mit der dies an drei Hauptlocalitäten de- vonischer Entwickelung geschieht, verleiht der Gattung eine nicht geringe geologische Bedeutung. In England treten nach Herrn ErHErıneEe (Quart. Journ. of Geol. soc. London. 1867. Bd. 23) Arachnophyllum Hennahi, Smithia mit drei Arten und Syringophyllum cantabricum im Mitteldevon auf; leider aberist eine genauere Bestimmung des Niveaus nicht versucht. Es wird für jene Gegenden einer späteren Zeit die Untersuchung vorbehalten sein, ob die Gat- tung Phillipsastraea auch hier so genau an der oberen Grenze des Mitteldevons erscheint, wie dies in Deutschland der Fall ist. Petraia. Taf. I. Fig. 5. Graf Münster hat in seinen Beiträgen zur Petrefacten- kunde I. p. 42 ff. eine Anzahl Fossilien aus oberdevonischen 38 Schichten der Gegend des Fichtelgebirges unter, obigem Gat- tungsnamen beschrieben und abgebildet, welche er zu den Ga- stropoden (in die Nähe von Capulus und Patella) stellte, in- dem er indessen gleichzeitig darauf aufmerksam machte, dass jene Fossilien möglicherweise Verwandte der Gattung Cyatho- phyllum sein könnten. Dass dies der Fall sei, wurde bald allseitig bekannt; da aber die Beschreibungen und Abbildungen MünsTter’s viel zu wünschen übrig liessen, so kam es, dass der Name Petraia, welcher von Prıtwnıps, M’Coy, Kıng, Lons- DALE, ROEMER u, A. angenommen wurde, sehr verschiedenen Dingen ertheilt wurde, welche in der Regel schlecht erhaltene Steinkerne von einzelligen rugosen Korallen aus der engeren oder weiteren Verwandtschaft von Cyathophyllum waren. Da- durch kam dieser Name Petraia so sehr in Misskredit, dass Epwarns und Hame ihn einfach aufhoben, indem sie die Müx- ster’schen Arten als zu ungenau beschrieben in den Anhang der Gattung Cyathophyllum stellten. Die beiden Autoren müs- sen zufälliger Weise nie eine grössere Menge guter Stücke vor Augen gehabt haben; denn sonst würde ihnen der eigenthum- liche Charakter dieser Korallen nicht entgangen sein. Nach einer guten Abbildung sucht man bei ausserdeutschen Schrift- stellern vergebens, und man könnte fast auf die Vermuthung kommen, dass Petraia in England nicht vorkäme, obwohl selbst die neuesten englischen Schriften nach PaıLips’ Vor- gange den Namen haben. In Deutschland sind sie neuerdings von Herrn Lupwıe (Palaeontogr. 14. t. 48) unter verschiede- nen Namen abgebildet und auch die Species beschrieben wor- den; dass die fraglichen Korallen zu den Rugosen gehören, davon kann man sich zunächst überzeugen, wenn man an einer derselben, wie sie am Ertkeberge bei Brilon in Unmassen vor- kommen, die Oberfläche reinigt. Man erkennt dann sehr bald die charakteristische Rugosenstreifung und sieht, dass die Ke- gel trotz ihres auffällig regulären Aussehens bilateral symme- trisch gebaut sind. Unter den Rugosen nehmen nun diese Korallen einen aus- gezeichneten Platz ein durch die minimale Entwickelung aller endothekalen Gebilde, wie sie in ähnlicher Weise bei keiner anderen Gattung. der Rugosen bekannt ist. Denn die Septen sind am oberen Rande der Zelle nicht breiter, als die der Hauptquadranten bei Calceola, und obwohl sie nach un- San ne a 9 a Fe TR NEE PN ar ER FH LEBE ZZ 2 umeR,? oo . Di Li ea NH < Ä Ei nr‘, TE. - X ae be “ ur a Tr a - x BE Pi h 88: . ten an Breite etwas zunehmen, so laufen sie doch immerhin nur als äusserst zarte Leisten bis in die Spitze. Da mir von Ebersdorf nur 3 Exemplare und aus dem Fichtelgebirge nur einige Originale von MÜNSTER vorliegen, so sind die genaueren Untersuchungen an Stücken vom Enkeberge gemacht. — Ausser zahlreichen gewöhnlichen Querschnitten liegen 2 dünngeschliffene Quer- und 6 ebensolehe Längsschnitte der Untersuchung zu Grunde. Die äussere Gestalt ist sehr regelmässig kegelförmig, in der Regel mässig hoch; zuweilen aber auch sehr flach, mehr schüsselförmig; das untere Ende ist an irgend einen fremden Körper befestigt, am Eukeberge fast immer an einige Crinoi- denglieder. — Die Oberfläche lässt mehr oder minder deutlich die Septa durch die dünne Epithek erkennen; die letztere bil- det dem Wachsthum entsprechende feine Runzeln und Ringe. Das Innere des Kelches, welches ich nur aus Steinkernen kenne, ist bis tief hinab in die Spitze hohl; die Septen treten nur als ganz schmale Leistchen auf. Bei guten Steinkernen der Art sieht man im Interseptum die anderweitig (s. diese Zeitschr. XXI. S. 665) beschriebene Art der Punktirung sehr deutlich. | Die Stücke vom Enkeberge haben in der Regel eine Höhe von 25—30 Mm. bei 20—25 Mm. oberem Kelchdurchmesser. An einem Längsschnitt sieht man, dass diese Kelche bis etwa 3 Mm. von der .Spitze völlig leer sind. Hat man den Schnitt central gelegt, so bemerkt man am festgewachsenen Ende in der Regel den kreisförmigen Querschnitt des ‚Crinoidengliedes. An dieses hat das Thier dann eine etwa 1 Mm. dicke Schicht abgelagert, welche das Glied meist halb umfasst und nach oben zu die Epithek der Zelle bildet. Diese Epithek wird dann immer dünner, so dass sie am Kelchrande zwischen * und ——; Mm. schwankt. Von Septen oder anderen endothecalen Gebilden ist nichts zu sehen; nur in seltenen Fällen zeigen sich in der Nähe der Anwachsstelle einige blasenartige Hohl- raume. Legt man den Verticalschnitt etwas excentrisch , so bleibt das Bild dem geschilderten ähnlich, nur dass sich sehr nahe der Epithek einige Schnitte der Septen zeigen, welche gegen das untere Ende etwas mehr an’s Centrum heranreichen. Querschnitt. Macht man an der Spitze einen Quer- schnitt, dessen Durchmesser 4 Mm. nicht übersteigt, so sieht man von der dünnen Epithek etwa 16 Septa ausgehen, welche gegen das Oentrum noch einen Raum von mehr als einen Milli- meter Durchmesser freilassen und also selbst nur wenig mehr als einen Millimeter in das Innere des Kelches hineinragen. Diese Septa zeigen eine sehr deutlich bilateral symmetrische Anordnung. Die sehr dünnen Septa schwellen nämlich gegen die Spitze zu etwas keulenförmig an und die dicken Spitzen der einem und demselben Quadranter angehörigen Septa legen sich an einander. Nur das Haupt- und Gegenseptum bleiben frei, und das erstere überwiegt bedeutend an Grösse. — Kein Blasengewebe oder derartige endothekale Gebilde. Legt man den Schnitt etwas höher, so verschwindet so- fort das bilaterale Bild, da die Septen nun nicht mehr in je- dem Quadranten ihre Spitze aneinanderlegen, sondern freiblei- ben; sie nehmen auch nicht an Breite zu, sondern hören einen reichlichen Millimeter von der Epithek auf. Bei 6 Millimeter Durchmesser zähle ich 24 Septa, bei 19 Millimeter Durch- messer 55 Septa. Die angegebenen Merkmale werden bewiesen haben, dass die Gattung Petraia eine sehr eigenthümliche Entwickelungs- form der rugosen Korallen darstellt, und dass unter den be- kannten Gattungen eine nahe Verwandte sich nicht findet. Will man die Gattung in das Epwarps und Harue’sche System einordnen, so muss sie in die Familie der Cyathaxonidae kom- men, deren wesentliches Merkmal der Mangel von Blasenge- webe oder Böden ist. Von der einzigen dieser Familie an- gehörigen Gattung unterscheidet sich aber Petraia noch so ‘entschieden, dass man sich versucht fühlen konnte, diese Gat- tung zum Typus einer eigenen Familie zu machen. Vorläufig will ich die Merkmale zu einer Diagnose der Gattung noch einmal zusammenfassen. | Petraia. Korallenstock einfach, festgewachsen. Regelmässig, krei- sel- oder trichterförmig, zuweilen auch schusselförmig. Kelch bis fast in die Spitze ohne alle endothekalen Gebilde. Epi- thek meist dunn, Septa sehr feine schmale Leisten bildend, welche gegen das Embryonalende etwas breiter werden und sich hier quadrantenweise mit einander verbinden. Keine Bö- den, kein Blasengewebe. 41 Was die Arten anlangt, welche die in dieser Weise ge- fasste Gattung enthält, so gehören zunächst dahin: Petraia radiata Musst. Beitr. I. 1839. p. 42. t. 3. f. 4a. b. — decussata ., er PA 0, aba. e — ‚semistriata „ ” ER c SEE 2. — tenuicostata „, >. p. 44 Dar — Kockiü = # = Re Aare Ausserdem scheinen dahin zu gehören: Patella disciformis MünstT. Beitr. II. 1840. p. 81. t. 14. f. 23. — subradieta 5 = 01% Von letzterer möchte ich die Zugehörigkeit zu Petraia fast mit Sicherheit behaupten. Ferner: Lioeyathus tenuis (?) Lupw. Palaeont. XIV. p. 192. 1. 48. f. 2. Orthocerenschiefer. Taeniocyathus trochiformis Lupw. r P-499: 7.2102 Von diesen würde ich P. radiata, decussata, Kochü und Taeniocyathus trochiformis zu einer Species vereinen. Ebenso P. semistriata und tenuicostata. Schliesslich Patella disciformis und subradiata, so dass ich folgende Species unterscheiden wurde: 1) Petraia radiata Musst. 2) P. tenuicostata Musst. 3) P. disciformis MünsT. sp. 4) P. tenuis (?) Lupw. sp. Man hat in Deutschland die in dem rheinischen Unter- devon häufig vorkommenden Steinkerne einzelliger Rugosen zu Petraia gestellt. Diese Steinkerne haben allerdings (Lupwıe l. e. t. 40. f. 1 u. 2) mit Petraia gemein die geringe Entwicke- lung der Septa und die Tiefe des Bechers; allein sie haben, wenn man den Lupwıge’schen Zeichnungen glauben darf, keine regelmässig kreiselförmige, sondern eine etwas hornförmige Gestalt und man kennt die Bildungsweise der Spitze nicht. Endlich muss man bedenken, dass diese unterdevonischen Stücke durch Verdrückung ihre ursprüngliche Form meist ein- ‚gebüsst haben. Wollte man diese Steinkerne in die Gattung mit aufnehmen, so müsste man bei der Gestaltbeschreibung wohl das Wort „hornförmig“ hinzufügen, und es würde sich dann diese Gruppe unterdevonischer Petraien wesent- lich von den echten oberdevonischen unterscheiden. Vor- läufig möchte es sich empfehlen, diese Kerne nur anhangsweise zu der Gattung zu bringen. Was die geologische Verbreitung dieser Gattung anbetrifft, so ist das Hauptlager jedenfalls im Oberdevon. Mitteldevo- nisch kennt man keine Art, und die oben fraglich angeführte Species wäre die einzige des Unterdevon. Von Ebersdorf liegen mir drei Stücke, von Herrn TirrtzE gesammelt, vor, welche ich der Gattung Petraia zurechne. Das eine davon aus dem echten Clymenienkalk würde ich unbe- denklich der gewöhnlichen Form vom Enkeberge an die Seite stellen; das zweite ist sehr schlecht erhalten, gehört aber wohl auch dahin. Das dritte Stück indessen dürfte einer eige- nen Art zuzuzählen sein. Es besitzt das Stuck die Form eines Trichters, dessen Wände nach innen gebogen sind; gleichzeitig sind die Septen stärker entwickelt als bei der Art vom Enke- berge und scheinen etwas höher in den Kelch hinaufzureichen. Das untere Ende fehlt übrigens. Syringopora reticulata GOLDF. Es liegen eine Reihe ansehnlicher Stücke einer Syringo- pora von Ebersdorf vor, bei deren Speciesbestimmung zu den an anderer Stelle erwähnten erschwerenden Umständen hier noch der hinzutritt, dass die Zellen von weissem Kalkspath erfullt sind, welcher die Deutlichkeit der inneren Theile sehr beeinträchtigt. Unter den aus Europa beschriebenen echt de- vonischen Arten der Gattung Syringopora (caespitosa von Paffrath und addita von Nehou) findet sich keine nahe: Ver- wandte. Dagegen ist die $. reticulata aus dem Kohlenkalk von Olne im Limburgischen und von Trogenau im. Fichtelge-. birge unseren Stücken so ähnlich, dass ich dieselben mit je- nem Namen belegen möchte. Auf die Aehnlichkeit mit Stücken von Trogenau hat übrigens L. v. Buch schon aufmerksam ge- macht. Trotz dieser äusseren Aehnlichkeit würde ich aber bei einer Altersbestimmung der betreffenden Schichten die vorlie- genden Stücke so lange ausser Acht lassen, bis man genauere Merkmale für die Speciesbestimmung der Syringoporen besitzt. Im Hauptkalke von Ebersdorf. Erklärung der Mhhildaneen auf Tafel L Crypihelia pudica Eow. Copie nach Epwanps. a. Natürliche: Grösse. . Vergrössert von der Vorderseite. . Ein Kelch von der Seite, + a Prisciturbea densitexium. _ Oeland. i a. Ansicht des Stockes. Natürliche Grösse. b. Sussehrite eines Kelches. Vergrössert. Walderbach bei Bingen. a. Ansicht des Stockes Natürliche Grösse. Sf: : Mehrere Kelche vergrössert. © me 4 Plällipsastraea Hennahi. Ebersdorf. a. Oberfläche. Natürliche Grösse. Er Ein Kelch vergrössert. 7 ce. Querschnitt t:; ei UBER? a Längsschnitt 5 2, Links ein Kelch central, rechts excentrisch getroffen. RT Pirrkin radiata. Enkeberg bei Brilon. a. Ansicht einer Zelle vom Seitenseptum her, .b. Ansicht einer Zelle von der Spitze. ce. Längsschnitt vergrössert. d. Querschnitt vergrössert, nahe der Spitze. _ e, Querschnitt vergrössert, weiter oben. Anstehende Juragesteine im Regierungsbezirk Bromberg, Von Herrn Runer ın Breslau. Mit einer Karte auf Taf. II. Schon seit dem Jahre 1847 ist das Vorkommen des obe- ren Juras in dem Bohrloch von Oiechocinek, drei Meilen östlich von Thorn, bekannt (cf. Zeuschner, Neues Jahrbuch f. Min., Bd. 1847, S. 156, und Girarnp, Norddeutsche Ebene, Berlin, 1855, S. 50). Herr Gırarp betrachtete diese Gesteine, welche nach den zahlreich eingeschlossenen Petrefakten unzweifelhaft dem Niveau des Koralrag von Franken und Württemberg an- gehören, als eine Insel oder einen vorgestreckten Arm der südlich verbreiteten polnischen Jurabildungen, welche mit dem oolithischen Jurakalk in Pommern nicht zu vereinigen seien. Von dem östlichsten Beobachtungspunkte in Pommern, dem im Jahre 1853 als solchen durch Herrn RIBBENTROP be- kannt gewordenen Dorfe Bart'n, 2} Stunden südöstlich von Colberg (cf. Zeitschrift d. Deutsch. geol. Gesellschaft, Bd. V, S. 618 u. 666), lag dieser Punkt circa 35 Meilen entfernt. Nach Herrn Zeuschner waren die in Ciechocinek von 93° an bis zu 1409° Tiefe durchbohrten Juraschichten zum Theil oolithisch, zum Theil auch dolomitisch. Von Petrefakten waren durch Herrn ZEUSCHNER bestimmt Ceriopora clavata GoLDF., Cnemidium rimulosum, Pentacrinus angulatus, Cidaris communis, C. Blumenbachi, Terebratula pectunculus, pectuncu- loides, substriata, loricata, ornithocephala. Dagegen sind nach Herrn WesseL (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. VI, 1854) im oberen Jura Pommerns eine nördliche und südliche Gruppe von Gesteinen zu unter- scheiden. Die nördliche umfasst die hellgefärbten Kalke und Mergel, die an beiden Seiten des von der Karpine durch- flossenen Moores in den Feldmarken. der Dörfer Fritzow, Tribsow, Schwerz, Friedensfelde und Schwirsen auftreten. Zuoberst liegt hier, nur 1’ mächtig, ein lichter, bläulicher RE NN BRETTEN NR BIN NE MAUER AR N N RE nr x a EREN .. N x ZT TEN ? / » 45 oder bräunlicher, sehr harter, feinkörniger Kalkstein mit splitte- rigem Bruch und vielen grösseren und kleineren, von ver- schwundenen Muschelschalen herrührenden Höhlungen; darun- ter folgen 5’ hellgefärbte Mergel, dann wieder 1’ Kalk und dann wieder 15° Mergel, übergehend in einen gelblichen Kalk- stein. Die Schichten fallen nach Herrn WesseL im Allgemei- nen unter 10 bis 15° gegen Nordwesten ein, und an Petre- fakten sind bestimmt Nerita jurensis und hemisphaerica, Natica . globosa und macrostoma, Bulla suprajurensis, Pholadomya orbi- culata, complanata, paucicosta,: Lima proboscidea , Trigonia co- stata, clavellata, Avicula modiolaris, Terebratula biplicata, He- mieidaris, Clypeaster, jene länglichen, ei-, aber auch kugel- und birnformigen Körper, deren Oberfläche ganz mit regelmässigen kleinen Sechsecken bedeckt ist (Chama nn A. RoEMER), und Ichthyosaurus-Zähne. Bei Klemmen, + Stunde von Gulzow entfernt, stehen lichte Kalksteine von dlithiehen Structur an, und ebenso sind die Kalksteine von Bartin oolithisch. Die im vergangenen Frühjahre in der Gegend von Inow- raclaw zur Aufsuchung von Steinsalz ausgeführten Bohrversuche gaben mir Gelegenheit, in der Gegend von Inowraclaw zwei neue Beobachtungspuukte festzustellen, an welchen unzweifel- haft versteinerungsführende Kalksteine des oberen Juras an- stehen. Die Entfernung derselben von den pommerschen Beob- ‚achtungspunkten wird hierdurch auf ca. 25 Meilen vermindert. Diese Gesteinspunkte dürften deshalb ein besonderes Interesse haben, weil die Beobachtungspunkte für anstehende ältere Schiehten in der norddeutschen Ebene so ausserordentlich spar- sam sind; und wir werden sogleich sehen, welche wichtige Schlüsse sich aus dem Auftreten des oberen Juras im Be rungsbezirk Bromberg ziehen lassen. Schon wiederholt waren mir Notizen über in der Gegend von Bromberg anstehende, zusammenhängende Kalklager zu- gegangen; alle Punkte, die ich besuchte, und alle Gesteins- proben, die ich sah, zeigten indess entweder den alluvialen Kalktuff oder silurische Geschiebekalke; letztere zuweilen in so grosser Anhäufung und so grossen Blöcken, dass man Marmorbrüche darauf eröffnen wollte. Bei Inowraclaw aber wurde ich zu einem Punkte geführt, an welchem aus 10—12’ Tiefe einige Klafter eines Kalksteins gebrochen waren, den 46 ich sofort für anstehend halten musste. Das Gestein zeigte theils einen weissen, gelben und grauen, von feinen Kalkspath- adern durchzogenen, aber sehr festen und dichten Kalkstein, welcher im Aeusseren anderweit bekannten Jurakalken glich; theils einen eisenschüssigen, sehr durchlöcherten und mit Drusenräumen erfüllten Dolomit, dessen Magnesiagehalt schon in den Jahren 1861 und 1862 durch Herrn SonnEnscHEin be- stimmt worden war. Die Versuche, diesen Kalkstein zur ‘ Herstellung eines brauchbaren Mörtels zu verwenden, waren missglückt, weil man es unterlassen hatte, den reinen Kalk- stein von den dolomitischen, eisenschüssigen Gesteinen zu son- dern. Nach Angabe des Herrn Kaufmann. Lewy in Inowraclaw waren in diesem Kalkstein auch Muscheln vorgekommen; es war aber keine derselben aufbewahrt, und ich konnte trotz wiederholten, stundenlangen Klopfens nichts entdecken, was einem Petrefact ähnlich sah, bis ich ein tief geripptes Schaalen- bruchstuck fand, welches ich sogleich Herrn BEYrIcH einsandte. Derselbe glaubte, „dass es von einer Lima oder einem Pecten herruhren könne; dass es schon für sich den Gedanken an einen alten Kalkstein ausschliesse, der oberjurassischen Natur desselben aber nicht widerspräche.‘‘ Ausserdem ging mir noch ein einzelnes Stuck desselben weissen dichten Kalksteins mit einer deutlichen Muschel zu, die Herr Ferv. Roemkr hierselbst sofort als Terebratella loricata bestimmen konnte. Das Stück sollte aus der Gegend von Woycin und Jadownik bei Barein, ca. drei Meilen nordwestlich von Inowraclaw, herstammen; es blieb aber zweifelhaft, ob das Gestein dort wirklich anstehe, oder ob das Stück nur als Geschiebe gefunden sei. Davon nun, dass der obere Jura bei Inowraclaw wirklich anstehe und in geringer Tiefe unter dem Diluvium verbreitet sei, überzeugte ich mich durch folgende Beobachtungen: 1. Bei der auf Inowraclawer Stadtterrain, ungefähr } Meile sudöstlich von der Stadt, belegenen Ziegelei waren, wie schon erwähnt, aus 10—12’ Tiefe einige Klafter Kalkstein gewonnen worden; ich fand zwar noch die einige Quadratruthen grosse Grube, welcher dieses Gestein entnommen war, konnte in der- selben aber nichts mehr beobachten. Der Punkt ist auf dem die Umgegend von Inowraclaw darstellenden Kärtchen mit d bezeichnet; in dem dicht neben jener Grube stehenden 19% tiefen Brunnen war derselbe Kalkstein ebenfalls erreicht wor- 47 den; einige Steinhaufen lagen noch da und zeigten ein Gestein, welches in seinem äusseren Ansehen durchaus von den leicht kenntlichen Geschiebekalken des Diluviums abwich. 2. Demnächst erfuhr ich, dass dieser Kalkstein auch in dem Brunnen des Ühaussee-Aufsehers Fuchs an der sogenann- ten polnischen Chaussee, auf der Karte mit f bezeichnet, an- stehe. Ich liess diesen Brunnen ausschöpfen und hieb aus 12° Tiefe denselben Kalkstein heraus. Dieser Punkt liegt etwa . Meile nördlich von der Ziegelei. 3. Ebenso sollte dieser Kalkstein in dem Brunnen und Keller des dem Guts- und Ziegeleibesitzer GÖRNIEWICZ gehö- rigen Grundstücks (e der Karte) angetroffen sein. Die Stücke, welche mir als jenem Brunnen in 11’ Tiefe entnommen be- zeichnet wurden, zeigten genau dasselbe Gestein; in der Keller- sohle liess ich aber aufgraben und fand dasselbe bei ca. 4’ Tiefe. 4, Ferner ist nach der Mittheilung des Bürgermeisters NEUBERT zu Inowraclaw an der Thorner Chaussee 3—400 Schritt von der Stadt entfernt (Punkt h der Karte) derselbe Kalkstein in 20’ Tiefe erbohrt und 5. endlich nach anderweit mir zugegangenen Mittheilun- gen bei Punkt g in einem Brunnen bei 40’ Tiefe erreicht worden. Da bei Inowraclaw nur zweierlei einheimische feste Ge- steine unter der Diluvialdecke vorkommen, welche von jedem Laien sowohl unter sich, als von den, übrigens bei Inowraclaw - selbst sehr sparsamen und nicht grossen nordischen Geschie- ben leicht unterschieden werden, nämlich Gyps und dieser harte Kalkstein, so halte ich auch die Pnnkte 4 und 5 (g und Ah der Karte) für ganz sicher und habe hiernach das Vorkommen des Jurakalkes bei Inowraclaw auf dem Kärtchen vorläufig abgegrenzt. Ich bemerke nur noch, dass Herr Dox- DORFF, welcher in den letzten Jahren die polnischen Jura- gesteine behufs Herstellung einer. geognostischen Karte von Oberschlesien näher untersucht hat, den Inowraclawer Kalk- stein in petrographischer Beziehung für identisch hält mit den bei Pilica (siche Section Königshütte der Roemer’schen Karte in der nordöstlichen Ecke) anstehenden Gesteinen, welche zwar sehr arm an Petrefakten sind , aber unzweifelhaft dem oberen Jura angehören. 48 Das mir aus der Gegend von Barcin zugekommene, die Terebratella loricata einschliessende Kalkstuck erweckte indess- in mir den Wunsch, auch die Umgegend von Barcin näher zu untersuchen und wo, möglich eine westliche Fortsetzung des Inowraclawer Kalklagers bis in dieselbe zu constatiren. Als Punkte, an denen ausgedehntere Kalklager anstehen sollten, waren mir bezeichnet die Dörfer Bröniewice, Dobiesze- wice, Jankowo und Krotoszyn. Die ersteren drei Dör- fer liegen an dem westlichen Ufer des 2: Meilen langen Trlonger Sees, welcher durch eine Erweiterung des Netze- thales gebildet wird. Den Bröniewicer Kalk hatte ich bereits vor mehreren Jahren an Ort und Stelle kennen gelernt; es war Kalktuff, wie er sich heute noch bildet. Ebenso zeigten die mir von Dobieszewice vorgelegten Gesteinsproben deut- lichen Kalktuff; und endlich fand ich auch bei Jankowo, ca. 4 Meile südlich von dem Städtchen Pakosc nur sehr deut- lichen, theils weissen und gelben, theils braunen eisenschüssi- gen, zelligen Kalktuff, welcher dort in mehrere Fuss mächtigen festen Bänken ansteht und zeitweise gewonnen wird; die bis 30’ Tiefe niedergehenden Brunnen haben bei Jankowo ein anderes festes Gestein nicht aufgeschlossen. In dem Dorfe Krotoszyn dagegen, + Meile südöstlich von Barcin, fand ich ca. 2000 Schritt östlich von dem einladenden und sauberen Herrnhause des Herrn v. Brzeskı im Kiefern- walde mehrere Klafter schönen, dichten, weissen Jurakalks aufgestellt. Der Punkt liegt ziemlich in der Mitte zwischen den beiden von Barein nach Inowraclaw und Mogilno führen- den Chausseen, von jeder derselben ca. 2000 Schritt. entferut in einer flachen Einsenkung, welche gegen Nordwest, d. h. nach Barcin und der Netze zu, abfällt. Hier ist der erwähnte Kalk- stein, nach der Mittheilung des Besitzers, auf einer Fläche von ca. 7 Morgen Ausdehnung 10—12’ unter Tage zu finden; seit zehn Jahren sind von ihm selbst mehrere hundert Schacht- rutheu dieses Kalksteins gewonnen, in einem kleinen Kalk- ofen gebrannt und zur Herstellung eines guten Mörtelkalks verwendet worden. In der Sohle einer dieser Gruben konnte ich mich von dem Vorhandensein des Kalksteins überzeugen, und fand nur die dichte, reine und weisse Varietät des Inow- raclawer Vorkommens, frei von Eisenfärbung, ohne dolomiti- sches Aussehen und keine Spuren oolithischer Absonde- 49 rung; dagegen war Stylolithenbildung sehr deutlich zu erkennen. Herr KLEiert in Bromberg hat diesen Kalkstein zu unter- suchen die Güte gehabt und denselben ausserordentlich rein gefunden; er enthält ausser der Kohlensäure und Kalkerde nur noch etwas Thonerde und Eisenoxyd und eine verschwin- dend kleine Spur Magnesia; die Reactionen auf Kali, Natron und Chlor hatten ein negatives Resultat; — ebenso ist in der Menzei’schen Apotheke zu Bromberg dieser Kalk auf Magnesia untersucht und davon frei gefunden worden. In diesem Krotoszyner oder, wie ich ihn zur Vermei- dung von Verwechselungen lieber nennen will, Barciner Kalkstein fanden nun Herr Kaufmann Lewy aus Inowraclaw, der mich sehr freundlich auf meinen Excursionen mit seiner Lokalkenntniss unterstützte, und ich in kurzer Zeit an Ort und Stelle einige deutliche Petrefakten,, welche ich sogleich Herrn Beryrıch einsandte. Derselbe schrieb mir bald, dass die ober- Jurassische Natur dieses Kalksteins einem Zweifel nicht mehr unterliegen könne. Einer späteren Mittheilung entnehme ich, dass ausser glatten Terebrateln, Peceten und anderen ihrer unvollständigen Erhaltung wegen nicht genauer zu bestimmen- den Formen ein deutliches Exemplar der Terebratula trigo- nella zu diesem Schluss berechtige. Offenbar ist dieser Kalk- stein, der, nach dem petrographischen Ansehen zu urtheilen, mit dem Kalkstein von Inowraclaw zusammenhängen muss, viel weiter verbreitet, als man in der Gegend annimmt. Die Annahme, dass er auf jene flache Thaleinsenkung von ca. 7 Morgen Ausdehnung beschränkt sei, in welcher man ihn bei 10—12’ Tiefe findet, ist in keiner Weise zu begründen; es ist vielmehr zu vermuthen, dass er sich weiter gegen Nord- west und gegen Südost ausdehne, nur ist er ausserhalb jener Niederung von mächtigeren Diluvialschichten bedeckt, zu deren Durchsinkung man bis jetzt eine Veranlassung nicht hatte. In _ der That ist denn auch derselbe Kalkstein eine halbe Meile südöstlich in dem Brunnen des Dominiums Bielawke bei 30° Tiefe erreicht worden. Hierauf gründen sich die Angaben der Karte. Ueber Streichen, Fallen und Mächtigkeit des Kalk- steins konnte ich gar keine Beobachtungen machen, hoffe aber, dass die Wichtigkeit anstehenden, festen, reinen Jurakalkes in einer Gegend, in welcher die Tonne Kalk gegenwärtig 3 Thlr. kostet, und welche jedes Stückchen Kalk entweder von Ruders- Zeits. d. D. geol.Ges. XXL, ı. 4 dorf oder Gogolin in Oberschlesien, also aus Entfernungen von mehr als 50 Meilen beziehen muss, — ich hoffe, dass die Wichtigkeit dieses Kalkvorkommens erkannt werden und zu einer rationellen Ausbeutung desselben führen wird. Aller- dings erfordert letztere, mit Rücksicht auf die Wasserbaltung, unbedingt die Aufstellung einer Dampfmaschine; das geringe Anlagekapital muss sich aber sehr: gut verzinsen, und dann werden wir hoffentlich auch vollständige Petrefaktensuiten und nähere Aufschlüsse uber die Mächtigkeit, das Streichen und Fallen und die Schichtenfolge erhalten. Bis dahin ist nur con- statirt, dass in der Richtung von Inowraclaw gegen Nordwest, also nach Colberg zu, die Mächtigkeit des Diluviums verhält- nissmässig sehr gering ist und dass die Schichten der Jura- formation hier bis nahe an die Tagesoberfläche treten. Es blieb mir nun nur nock übrig, die Punkte Woyein, - Meilen südwestlich, und Jadownik, 1 Meile westlich von Barein, zu besuchen, von welchen das Kalkstuck mit der Te- rebratella loricata herrühren sollte. Ich fand in Woyein am rechten Ufer des Ptureker Sees nur Kalktuff und constatirte, dass bis zur Tiefe von 38’, bis zu welcher der tiefste Brunnen niedergegangen war, auf Woyciner Terrain kein festes. Gestein bekannt geworden sei; ebenso war das Resultat; der Excursion nach Jadownik ein negatives; es war dort bis zu 65’ Tiefe nur unzweifelhaftes Diluvium angetroffen. | Diesen thatsächlichen Mittheilungen erlaube ich mir nun noch einige allgemeine Bemerkungen über die geognostischen. Verhältnisse dieser noch sehr wenig bekannten Gegenden an- zuschliessen. Zunächst dürfte aus dem Auftreten des oberen Jurakalkes. bei Barein und Inowraclaw folgen, dass die bei Ciechocinek. in 93’ Tiefe erbohrten und bei 1409’ Tiefe noch nicht durch- bohrten Kalk- und Dolomitschichten des oberen Jura nicht als eine Insel und ein vorgestreckter Arm des polnischen Juras zu betrachten seien, wie GiRARD im Jahre 1855 annahm , als er mit Recht. auf die grosse Wichtigkeit des interessanten Ciecho- cineker Aufschlusses aufmerksam machte; der vorgestreckte Arm würde wenigstens eine Breite von neun Meilen besitzen; — es muss vielmehr gefolgert werden, dass die polnischen Jurabildungen, deren nördlichste Ausläufer bei Kalisch und Kolo in Polen an der Prosna und Warthe zu Tage. treten, unzweifelhaft bis in die Gegend von Inowraclaw und Ciecho- cinek sich ausdehnen, und dass sie in dieser Gegend — ab- gesehen von den Braunkohlenbildungen —— in grösserer Ver- breitung die unmittelbare Unterlage des Diluviums bilden. — Es ist daher gar nicht unwahrscheinlich, dass in dem ganzen westlichen und nördlichen Theile der Provinz Posen der obere Jura unter dem Diluvium zu finden sei, und wenn Jemand genaue Erkundigungen über die Brunnen dieser Gegend ein- ziehen könnte, so würde er gewiss auch hier Punkte consta- tiren können, an welchen die Diluvialablagerungen weniger mächtig sind und resp. die Jurabildungen bis nahe an die Ta- sesoberfläche treten. In einem Erlasse des Herrn Handels- ministers vom 19. Mai 1864, in welchem die Königlichen Re- gierungen auf das wahrscheinliche Auftreten des oberen Juras ‚in den westlichen Theilen der Provinz Posen aufmerksam ge- macht und zu weiteren Nachforschungen angeregt werden, ist denn auch schon die Notiz enthalten, dass weisser Kalk bei Ortrzescewo, unweit Grabow im Schildberger Kreise, anstehe, an anderen Punkten eben dieses Kreises aber erbohrt sei. Man wird ihn jetzt mit Aussicht auf Erfolg auch suchen kön- nen in den Kreisen Adelnau, Pleschen , Inowraclaw, Mogilno, Schubin und Wirsitz. Im Brückenkopf von Thorn dagegen sind durchbohrt 63° Diluvium, 17’ Tertiärformation; dann von 80—137’ zweifel- hafte, aber wahrscheinlich schon der Kreideformation angehö- rige Schichten; endlich von 157—442;’ weisse Kreide, Kreide- n- mergel und Grünsand (cf. Schumann, geologische Wanderun- gen in Altpreussen, Königsberg, 1869, S. 140). Bis nach Thorn reichte also das nördliche Kreidemeer, dessen Absätze wir bei Grodno und Kowno in Kurland, auf Bornholm, See- land, im südlichen Schweden, im westlichen Theil von Pom- mern, in Mecklenburg und in den Elbherzogthümern kennen, gegen Süden, während in der ganzen Provinz Posen, sowie im nördlichen Theile von Schlesien und endlich auch im östlichen Theile der Provinz Pommern bis jetzt Kreidebildungen nicht bekannt geworden sind, vielmehr bei Inowraclaw, Ciechocinek, Barcin und Bartin bei Colberg das Diluvium oder die Tertiär- schichten unmittelbar auf den Schichten des oberen Juras ruhen. Die Ablagerungen des Kreidemeeres sind also entweder hier 4* Be E x ah: ve ; Y 4 MET, S l 52 später zerstört und entfernt, oder es sind solche Absätze in diesen Gegenden überhaupt nicht gebildet worden. Wenn ich nun auch die pommerschen Juragesteine von Colberg, Fritzow u. s. w. ebensowenig kenne als die polni- schen und die dem Bohrloche von Ciechocinek entnommenen Bohrproben, so scheint mir doch eine nahe Beziehung der polnischen und pommerschen Jurabildungen zu einander noth- wendig. Die oolithische Natur des Bartiner Kalkes kann wohl allein die Trennung und die Annahme zweier ganz verschie- dener Bildungen nicht rechtfertigen und begründen; es können ja dieselben Schichten lokal oolithisch abgesondert und an an- deren Stellen dicht erscheinen; es können ferner in Inowraclaw und Barcin sehr wohl noch oolithische Schichten in der Tiefe vorhanden sein, und es können endlich unbeschadet des Zu- sammenhanges der ganzen Schichtenbildung die oolithischen Schichten sich stellenweise auskeilen und ganz fehlen. Herr ZEUSCHNER erwähnt von Üiechocinek bestimmt der oolithischen Bildungen, und die Punkte Barein und Inowraclaw liegen zwi- schen Ciechocinek und Üolberg. Entscheidend wird. die ge- naue Vergleichung der beiderseitigen Petrefaktensuiten sein, und dass diese einst möglich sein werde, lässt mich die Aus- beute eines kaum einhalbstundigen Klopfens in Barein hoffen; ich muss allerdings zugeben, dass zur Zeit die von Herrn Wessen für den oberen Jura Pommerns und die von Herrn ZEUSCHNER aus den Bohrproben von Ciechocinek aufgeführten Petrefaktenreihen eine Identificirung der beiderseitig bekannt gewordenen einzelnen Schichten nicht erlauben. Immerhin scheint mir aber bis jetzt doch mehr für den Zusammenhang der pommerschen und polnischen Jurabildun- gen im grossen Ganzen zu sprechen, als dagegen; denn es sind in dem Zwischenraum irgend welche andere ältere Schich- ten, welche die Ablagerungen der Juraperiode lokal unter- brochen haben könnten, nicht bekannt, und die Schichten- folge ist, wovon man sich durch einen Blick auf die neue v. Decuen’sche Karte von Mitteleuropa überzeugen kann, im Osten (Oberschlesien und Polen) und im Westen genau die- selbe, nämlich Trias, brauner Jura, weisser Jura, Kreide. Ich ziehe natürlich das westliche Profil bis in die Gegend von Rüdersdorf, Kalbe und Lüneburg, an welchen Punkten die Triasformation , ebenso wie in Oberschlesien und Polen, in 53 ihrer vollständigen Entwickelung mit Buntem Sandstein, Muschel- kalk und Keuperschichten bekannt geworden ist. Auch bei Segeberg und an der unteren Elbe (Stade, Elmshorn) sollen Muschelkalk und Keuper, ja nach einer mir kürzlich zugegan- genen Mittheilung sogar Zechsteinschichten nachgewiesen sein; ich weiss aber nicht, worauf sich diese Bestimmungen grün- den und ob das Niveau der dort bekannt gewordenen und bis- her der Trias zugerechneten Mergel und Dolomite wirklich nunmehr zweifellos feststeht. Ein anderes‘ sehr wichtiges Moment spricht aber meiner Ansicht nach noch bestimmter für die Identität und den Zu- sammenhang der beiderseitigen Schichtensysteme im Osten und im Westen, ich meine den Gyps und den Salzgehalt der- selben. Es sei mir gestattet, hierauf noch etwas näher einzu- gehen. Es ist seit langer Zeit bekannt das Vorkommen des Gypses in der norddeutschen Ebene bei Segeberg, Lüneburg, Lübtheen, Rüdersdorf, Sperenberg, und, wie ich kürzlich erst erfuhr, findet sich massiger Gyps auch an der unteren Elbe in der Gegend von Stade. Ganz ähnlicher Gyps von entschieden kör- n nigem und feinschuppigem Gefüge findet sich nun auch im Osten bei Wapno und Inowraclaw. Bei Wapno tritt der Gyps unmittelbar zu Tage und wird in ausgedehnten Brüchen gewonnen, welche jährlich gegen 100,000 Centner Düngergyps liefern. Ich besuchte im ver- flossenen Frühjahre die Wapnoer Gypsbrüche, und zwar gerade - zu einer Zeit, als eben einige 20 Morgen des von Diluvium und alten Abraumsmassen bedeckten Gypses abgeräumt waren. Die Fläche, auf welcher der Gyps bei Wapno nahe unter Tage bekannt geworden ist, beträgt augenblicklich 60 Morgen, und _ es scheint der Gyps in der Richtung von Nord nach Sud (h.1) _ sich auszubreiten, in welcher Richtung sich auch eine flache Terraiuerhebung bemerklich macht. Die unverritzte Oberfläche des neu aufgedeckten Gypses zeigte sehr schön _ ausgeprägt eine Menge geschlossener kesselartiger Vertiefun- gen, deren Durchmesser von wenigen Fussen bis zu 12’ wechselte, und welche sich mit steilen, glatten Rändern voll- ständig geschlossen bis zu 6’ Tiefe in die Oberfläche des Gypses einsenkten. Offenbar sind diese Vertiefungen :durch die Meereswogen ausgespült, und zwar scheinen die letzteren 34 sich grösserer nordischer Geschiebe von hartem Gestein zur Aushöhlung des weichen Gypses bedient zu haben; denn es wurden in einigen dieser Kessel noch nordische Geschiebe gefunden, deren Durchmesser natürlich stets etwas kleiner war als der des Kessels, die ich mir also von den Wogen in dem Kessel wie eine Reibkeule umhergeworfen denke, zu einer Zeit, wo die Wogen des Diluvialmeeres noch hoch uber diese Gypsklippe fortschlugen, Der Gyps von Wapno ist zwar entschieden geschichtet, und es ist auch eine Wechsellagerung von Gyps und Letten stellenweise sehr deutlich, so dass uber die neptunische Bil- dung desselben ein Zweifel nicht obwalten kann, aber die Schichtung ist so unregelmässig, dass Streichen und Fallen an jedem Punkte verschieden sind. Das Hauptstreichen scheint mir in hora 1, das grösstentheils steile Fallen von 70—90° im Ganzen mehr nach Nordwesten als nach Südosten gerichtet zu sein. Bedeckt ist der Gyps in Wapno von 10-20’ Sand und Lehm; an einigen neu aufgedeckten Stellen fand ich indess auch reinen weissen Quarzsand und dunkelschwarzen Letten, Bildungen, welche gewiss nicht dem Diluvium angehören. Pe- trefakten konnte ich bis jetzt in beiden Schichten leider nicht entdecken; die Grenze gegen den Gyps setzte zuweilen senk- recht in die Tiefe. Unwillkurlich musste ich mich daran er- innern, dass auch bei Lüneburg und Segeberg schwarze Letten über dem Gyps vorkommen, die an ersterem Punkte nach den eingeschlossenen Petrefakten als oberoligocän bestimmt wur- den. Den weissen Quarzsand hat Herr Wrssky hierselbst nä- her zu untersuchen die Güte gehabt. Er schreibt mir, „dass der Sand keinen Feldspath, Granat oder Hyacinth enthält, dass derselbe nur aus klarem und halbklaren, zuweilen röth- lich gefärbten Quarz, vielleicht mit etwas Kieselschiefer und Hornstein gemengt, besteht; und auch die dem sehr gleich- mässigen Korn beigemengten 6 bis 8 pCt. feinen Mehls be- stehen nach WEBskY nur aus feinen Quarzsplittern mit sehr wenig Thon.“ Ebenso fand Herr Kıeiwert in Bromberg bei einer chemischen Untersuchung dieses Sandes nichts als Kiesel- erde mit etwas Thonerde und Eisenoxyd. In diesem Sande fand ich endlich ein Stück verkieselten Holzes mit gewundenen Jahresringen, welches nach Herrn GöPpERT einer Conifere, aber keiner Araucarie angehört und den verkieselten Hölzern gleicht, welche in der norddeutschen Ebene so häufig als Di- luvialgeschiebe, zuweilen aber doch auch in Braunkohlenlagern vorkommen; es würde also dieses einzige Petrefakt, welches ich hier sammeln konnte, dem tertiären Alter dieser Sande und Letten nicht geradezu widersprechen. Ich erwähne endlich noch eines, dem äusseren Ansehen nach zu urtheilen , stein- markartigen Minerals, welches den Wapnoer Gyps in Klüften durchsetzt; dasselbe ist aber nach WEBSKY ebenfalls reiner, erdiger Gyps, offenbar also ein Reibungsprodukt. In der Bromberger Zeitung vom 15. April 1869 hat Herr KLEINERT eine sehr interessante Beschreibung der Wapnoer Gypsbrüche veröffentlicht, welcher ich noch folgende Notizen entnehme. Der Betrieb der Brüche ist mehrere Jahrhunderte alt; schon beim Bau des Posener Rathhauses und der Marien- kirche daselbst hat der Wapnoer Gyps Verwendung gefunden. Herr KLEINER? beobachtete uber jenem reinen, weissen Quarz- sand 8—10” Humus und dann 6-—-10’ Kalkmergel mit Kalk und Granitgeschieben; ich habe selbst hier nordische Geschiebe und silurische Versteinerungen fruher gefunden. Die Mergel- schicht schneidet nach Herrn KLEINnErRT in sanft gebogenen Li- nien sehr entschieden gegen jenen scharfen Quarzsand ab, der nur in Seinen oberen Theilen, da, wo er an den Mergel grenzt, einige ziemlich parallel verlaufende eisenschüssige Bänder zeigt, im Uebrigen aber von schöner weisser Farbe ist. Obgleich kein Bindemittel die Sandkörner zu einer Art Sandstein ver- kittet, so bildet dieser Sand doch bis 20’ hohe, senkrechte Wände; er lässt sich nur mit der Spitzhacke vortheilhaft bear- beiten, und man kann an Ort und Stelle grosse Stufen von ihm schlagen, die allerdings auf dem Transport zerfallen. Unter der Sandschicht breitet sich der compacte Gyps mit unebener Oberfläche aus, von welcher sich an mehreren Stellen zucker- hutähnliche Gypskegel bis zur Höhe der Mergelschicht erheben. Der grobschuppige, marmorartige, weisse und graue Gyps er- gab bei der chemischen Untersuchung stellenweise die normale Gypszusammensetzung; Herr Kısınert fand 20,5. Wasser, 46,13 Schwefelsäure und 32,34 Kalkerde (theoretisch soll der Gyps enthalten: 20,93 Wasser, 46,51 Schwefelsäure und 32,55 Kalkerde); an anderen Stellen aber zeigte er eine dem An- _ hydrit ganz nahestehende Zusammensetzung mit 57,00 Schwefel- säure und 38,64 Kalkerde (theoretisch enthält der Anbydrit 58,82 Schwefelsäure und 41,17 Kalkerde). Nach Herrn Krer- nerT’s Ansicht ist auch der Wapnoer Gyps durch Aufuahme von Wasser aus Anhydrit hervorgegangen. Ausserdem fand Herr Kıeinert in dem Wapnoer Gyps stellenweise bis zu 2,4 pCt. Kochsalz, und auch eine in Breslau auf meine Veran- lassung ausgeführte Untersuchung ergab 1,9 pCt. Kochsalz- gehalt; da indess andere Stücke des Gypses nur Spuren von Kochsalz zeigten, stellenweise gar kein Kochsalzgehalt nach- gewiesen werden konnte, so scheint letzterer in dem Wapnoer Gyps ganz unregelmässig vertheilt zu ‘sein. Ein zur Auf- suchung von Steinsalz von dem Besitzer in dem Gypsbruche angesetztes Bohrloch steht bei 226’ Tiefe noch im Gyps mit geringem Kochsalzgehalt; die Bohrlochswasser reichern sich nach Stillständen bis zu 3 pCt. Salzgehalt an. Bei Inowraclaw war bisher der Gyps nur in grösserer Tiefe bekannt geworden, und zwar in einem schon im Jahre 1838 auf dem Marktplatze bis zu 371’ Tiefe niedergestossenen Bohrloch (Punkt « der Karte), in einem Brunnen des Ka- sernenhofes (5b) bei 40’ Tiefe, und in einem Brunnen eines Nachbargrundstückes bei 52’ Tiefe. Die Tiefe, in welcher der Gyps auf dem Marktplatze erbohrt ist, lässt sich nicht genau ermitteln, da das aufbewahrte Bohrregister nicht genau und in dieser Beziehung nicht ganz verständlich ist. Dasselbe lautet: 54° Dammerde, 101— 5’ blauer Thon, 30°— 195° grauer Lehm mit eisenhaltenden Sandadern. 86 — 6’ schwarzer thoniger Sand, 44 — 8’ fester Letten, 80 — 36’ blauer, mit gelben Gypstheilen gemeng- ter Thon, 86 — 6’ schwarzer, stark mit Gyps gemengter Boden, 100 — 14’ blauer Thon mit vielen Gypstheilen, 114 — 14’ unbekannte Siraten, 238 —124’ Mergel mit vielem Gyps von rother Farbe, 272 — 34’ weisser Gyps, 303 — 31’ weiche Massen von grünlicher Farbe, mit Gyps gemengt, 57 307—4’ grüner und bunter Gyps, 3714—64+’ milder Gyps mit einer Salzquelle von 4 bis 5 pCt. Kochsalzgehalt. Es scheint hiernach der feste Gyps in oberen Teufen mit Gypsletten zu wechseln. Die Vermuthung von OEYNHAUSEN’S, dass sich im Südwesten der Stadt der Gyps sehr nahe unter der Ackerkrume finden werde, weil der Acker nach ihm viele Gypsstücke zeigte, hat sich nicht bestätigt; denn ein bei dem Punkte / der Karte in der Nähe des jüdischen Kirchhofes an- gesetztes Bohrloch hat bis zu 40° Tiefe den Gyps nicht er- reicht, stand hier vielmehr in grauen Diluvialletten mit Kalk- geschieben. Ich selbst habe übrigens auf diesem Acker trotz aufmerksamen Suchens keinen Gyps gefunden; alle Stücke, die ich sammelte, brausten stark bei der Behandlung mit Salz- säure. Dagegen liess ich in Folge einer mir zugegangenen Nachricht den im östlichen Theile der Stadt belegenen Maria- Brunnen (Punkt ce der Karte) ausschöpfen und fand bei 28’ Tiefe desselben schönen, festen Gyps, der eine mehr faserige als körnige und schuppige Zusammensetzung, zeigte, im Uebri- gen aber dem Wapnoer Gyps sehr ähnlich war. Die Be- deckung des Inowraclawer Gypses bildet im Osten und Sud- osten der Stadt Jurakalk, im Norden und Westen Sand und Lehm des Diluviums. Während, wie schon erwähnt, die Mäch- tigkeit des Diluviums im Osten der Stadt über dem Jurakalk nur 10-40’ beträgt, steigt dieselbe im Westen bis auf 131; denn ein beim Purkte m der Karte an der Pakoscer Chaussee niedergestossenes Bohrloch stand bei 131’ noch in einem fei- nen, schwimmenden Diluvialsande, welcher, von grauem und gelben Lehm bedeckt, bei 27’ erreicht war, in den oberen Lagen gröbere nordische Geschiebe zeigte, in der Tiefe in seiner feinkörnigen Beschaffenheit jedoch immer noch den rothen Feldspath sehr deutlich erkennen liess. Auf dem Bahn- hofsterrain endlich wurden bei i und %& schon bei 25 und resp. 28° blaugraue und darunter bunte und lebhaft roth gefärbte Thone erreicht, welche bis zu 40 und resp. 44’ anhielten. Diese letzteren Thone gleichen nicht mehr den mir bekannten Diluvialthonen, sondern dürften, wenn sie nicht älter sind, der * Braunkohlenbildung angehören. Alle Brunnen in der Stadt Inowraclaw zeigen einen schwachen Kochsalzgehalt, der bis zu 1 pCt. steigt; einige aber, und besonders der Brunnen bei der nördlich von der Stadt in der Nähe der Windmühlen belegenen Abdeckerei, ver- rathen auf der Zunge einen sehr merklichen Gehalt von Bitter- salz, welcher auch in anderen Brunnen der Stadt bemerkt wor- den ist und die Wasser derselben ungeniessbar macht. Un- gefähr eine Meile östlich von der Stadt befindet sich endlich das ausgedehnte Parchanie- Bruch, welches ebenso wie das Bruch von Slonawy, unweit Schubin, von Salzpflanzen (Sali- cornia herbacea) bedeckt ist. In den Jahren 1847 und 1848 wurde bei Baranow (unweit Slonawy) von v. OEYNHAUSEN ein Bohrloch zur Aufsuchung von Steinsalz oder siedewürdiger Salzsoole angesetzt; die damaligen politischen Zeitverhältnisse veranlassten seine Einstellung bei 557’ Tiefe. Bei dieser Tiefe stand das Bohrloch in Mergelschichten, welche Thoneisenstein führten und damals für Kreide- oder Juraschichten gehalten wurden. Herr Zappach in Königsberg, welcher die Bohr- proben kürzlich von Neuem untersucht hat, erklärt indess auch die tiefsten Schichten dieses Bohrlochs für oligocan. Die Ter- tiärformation war bei 95’ erreicht; bei 102’ Tiefe waren 6”, bei 173 Fuss 88”, bei 201 Fuss 1#, bei 321 Fuss 6 Zoll 2’ Braun- kohle durchbohrt worden, so dass die Braunkohlenbildung an die sem Punkte mindestens 462’ Mächtigkeit besitzen muss. Die Bohrlochswasser hielten bis zu 1} pCt. Kochsalz, Dies sind, abgesehen von den Braunkohlenbildungen, die noch an vielen anderen, auf der Karte angegebenen Punkten auftreten, abgesehen von den Diluvialablagerungen mit den interessanten Eisensandsteinen (bei Rordon, Thorn, Polnisch Crone) und abgesehen von den ausgedehnten Raseneisenerz-, Torf- und Kalktufflagern des Alluviums, die ich hier ausser Acht lasse, die wenigen mir bekannt gewordenen geognosti- schen Aufschlusse in dieser Gegend, und es sei mir, bevor ich zu meinen Schlüssen übergehe, noch gestattet, kurz einige Niveauverhältnisse des Terrains zu bezeichnen. Wenn man die Strasse von Bromberg nach Inowraclaw verfolgt, so tritt etwa drei Meilen südlich von Bromberg unter der Decke losen Dünensandes der fruchtbare schwarze cuja- wische Weizenboden hervor. Die Unterlage desselben bildet ein gelber Lehm, welche nur ia den oberen Lagen kalkfrei ist, tiefer herab jedoch wegen seines Kalkgehaltes zum Mer- geln der Felder gewonnen und benutzt wird. Seine Frucht- a ET a I en a ee u 7 EEE Es Var er er ern 59 barkeit verleiht dem eujawischen Boden eine 9 bis 15” starke, lockere, schwarze, humusreiche Decke, welche weit nach Polen hinein sich findet, im Allgemeinen aber auf eine Hochebene beschränkt zu sein scheint und mit dem fruchtbaren schwar- zen Boden der Magdeburger Börde auffallende Aehnlichkeit hat. Auf einem sanft ansteigenden Hügel, dem höchsten und etwa auch dem Mittelpunkte dieses fruchtbaren Ackerbau- distriktes liegt die Stadt Inowraclaw. Zwei Meilen südlich von Inowraclaw liegt der in der Richtung Nordsud über vier - Meilen lange und in seiner grössten Ausdehnung 7 Meilen breite Goplosee. An seinen Ufern in der ehemals berühmten Stadt Kruswie war die Residenz der alten polnischen Piasten, Ihm ähnlich an Gestalt und Grösse ist der noch südlicher be- legene, 14 Meilen lange Powidzer See, an dessen westlichem Ufer der Schlossberg, bei der Stadt Powidz, eine erfreuende Aussicht fernhin über die östlichen, schon zum Königreich Polen gehörenden Ufer darbietet. Viele ähnliche Seen finden sich weiter westlich im südlichen Theil des Regierungsbezirks Bromberg, und es ist bei den meisten derselben eine Längs- erstreckung in der Richtung Nordsud nicht zu verkennen. In dem Goplosee entspringt aus verborgenen Quellen die Netze (polnisch: Netec, Notec). Sie tritt am nördlichen Rande des Sees hervor, fliesst zuerst in nördlicher Richtung durch den Scharleyer See, dann nordwestlich in vielen Krummungen nach dem See von Pietrkowice und von diesem ganz südlich durch den Ludziskoer See nach dem schon oben erwähnten über zwei Meilen langen Trlonger See. Bis hierher führt sie auch den Namen Montwey. Den Trlonger See dnrchfliesst die Netze auf etwa l+ Meilen Länge und verlässt ihn in der Nähe der Stadt Pakosc, lauft westlich nach kurzen Zwischenräumen durch den Lonsker, Sadlagoscer und Ptureker See und wendet sich dann noch einmal auf eine kurze Strecke nördlich und nordwestlich. Von Nakel ab aber fliesst sie ca. 25 Meilen weit langsamen Stromes zwischen ausgedehnten Torfwiesen, in einem stellenweise meilenbreiten, deutlich erkennbaren alten Flussthale, an dessen Nordrande die Ostbahn entlang geführt ist, gegen Westen, bis sie in der Nähe von Landsberg in die Warthe fällt. Bis Nakel ist die Netze nur flössbar, und es ist sehr zu bedaueru , dass die vor einigen Jahren angeregte Schiffbarmachung des oberen Netzelaufes unausgeführt geblie- ben, das fruchtbare Cujawien würde dadurch eine wichtige Wasserstrasse erhalten haben. Von Nakel gegen Westen nimmt sie dagegen mehrere kleine Flüusschen auf; die bedeutendsten treten von Norden her am rechten Ufer ein und sind ca. zwei Meilen westlich von Nakel die Rakitka und die wildströmende Lobsonka, ca. fünf Meilen weiter nach Westen bei dem Städtchen Uszez die Küddow, und gegen acht Meilen weiter westlich an der Grenze der Mark Brandenburg die Drage. Noch im 13. und 14. Säculum scheint die Netze bis zum Goplosee hinauf einen so hohen Wasserstand gehabt zu haben, dass sie ent- weder immer oder doch im Frühjahr das ganze Bett, welches jetzt innerhalb der zu beiden Seiten befindlichen Höhen liegt und das Netzbruch genannt wird, mit schiffbarem Wasser ge- füllt hat; es finden sich wenigstens im Netzebruch hin und wieder Ueberbleibsel grösserer Fahrzeuge, welche aus jener Zeit herzurühren scheinen. Früher führten auch die bei Lands- berg zusammentretenden beiden Flüsse von der Vereinigung an bis zum Eingang in die Oder den Namen der Netze, als des Hauptflusses. Nach und nach musste indessen die Netze der Warthe nicht allein den Vorrang, sondern auch im vereinigten Lauf den Namen abtreten, weil sie einen grossen Theil ihres Wasserreichthums verlor und immer mehr in ihr jetziges enges, nur bei hohem Wasserstande uberschrittenes Bett zurücktrat. Das Flussbett der Netze kennzeichnet sich in dieser Gegend als ein Haupt- und Querthal; es setzt sich weiter gegen Osten bis zur Weichsel und in dieser bis über Thorn hinaus fort. Auf die Strecke von Bromberg bis Nakel ist dasselbe unter der Regierung Friedrich’s des Grossen und auf dessen persön- lichen, sehr energischen Antrieb zur Anlegung des Bromberger Kanals*) benutzt, welcher die Brahe und Netze und somit das Flussgebiet der Weichsel mit denen der Oder und Elbe verbindet. Von Bromberg gegen Osten bis nach Czesk hat dasselbe endlich die von Norden aus den hinterpommerschen Seen herzutretende Brahe aufgenommen, um deren Wasser der Weichsel zuzuführen. Der Scheitelpunkt dieses grossen Netze- *) Unmittelbar nach der Besitznahme des Netzedistriktes am 1. März 1773 begann der Bau und im Monat September 1774 schon fuhren die Schiffe aus der damals an mehreren Punkten schiffbar gemachten Netze in die Weichsel. 61 Querthales, welches sich auf ca. 43 Meilen von Thorn bis nach Cüstrin verfolgen lässt, liegt bei Schleuse No. 8, eine starke Meile westlich von Bromberg, und'zwar 179’ über dem mittleren Stand der Ostsee bei Neufahrwasser, 99’ über dem Einfluss der Brahe in die Weichsel und 15’ über dem Spiegel der Netze bei Nakel. Es liegen also: Weichselspiegel beim Einfluss der Brahe auf + 80’ Netzespiegel bei Nakel. . . 2.2.2... 164° über dem mittleren Spiegel der Ostsee bei Neufahrwasser. Das Niveau des Goplosees liegt nach der in den letzten Jahren ausgeführten Senkung des Wasserspiegels noch 240’ über dem mittleren Stande der Ostsee; der Marktplatz von Inowraclaw aber erhebt sich 88° uber den Goplosee und so- mit 328’ über den Ostseespiegel. Der Wasserspiegel der Brahe endlich liegt bei Polnisch Crone, drei Meilen nördlich von Bromberg, 219’ und der der Küddow bei Schneidemühl 192% über der Ostsee. Die Gyps- brüche von Wapno liegen 348” und die Chaussee in Exin A447’ über dem Meere. Unter dem Ansatzpunkte a des Bohrloches auf dem Inow- raclawer Marktplatz liegen nun ferner: Punkt? 60° 7: sr et Tune a A BR Le „ce. — 21 — h REN 29’ 1° uf 2 ra 8 eg A re Diese Zahlen werden genügen, um ein ungefähres Bild von dem Relief der Gegend zu geben. Sie lassen wenigstens erkennen, dass wir es mit einer auf ca. 200’ Seehöhe liegen- den Hochebene zu thun haben, in welche das von Westen nach Osten sich erstreckende Netze- Brahe-Weichsel- Thal ca. 100° tief eingeschnitten ist, und welche sich sehr flach gegen Westen einsenkt; die beiden Gypsberge von Wapno und Inowraclaw _ erheben sich ca. 100° über diese Ebene. Aus dem 25 Meilen langen, von Südost nach Nordwest sich fortziehenden polnisch-norddeutschen Soolquellenzuge, so- wie aus dem Auftreten des Gypses bei Wapno und Inowraclaw schlossen nun der berühmte Bohringenieur Rost, der schon im Jahre 1843 bei Thorn eine Saline anlegen wollte, ebenso wie v. OEYNHAUSEN auf die Anwesenheit einer weit und lager- artig verbreiteten Salzformation; letzterer meinte jedoch schon damals, dass diese Salzformation nichts mit den salzführenden tertiären Schichten am Nordrande der Karpathen zu thun haben könne, dass die geognostischen Verhältnisse vielmehr auf die schwäbischen und lothringischen Salzvorkommen hinweisen. - Die einzelnen Punkte, an welchen in Polen Soolquellen zu Tage treten, giebt PuscH in seiner geognostischeu Beschreibung von Polen, Th. II, S. 263, an; er theilt dort auch die Analysen mehrerer der durchgängig schwachen (bis 3,8 pCt.) Soolen mit und erwähnt, dass die Punkte uber Tage sich durch das Auftreten verschiedener Salzpflanzen (Salicornia herbacea, Plan- tago dentata und maritima und Poa salina), sowie durch den nach schwachem Regen und darauf folgendem Sonnenschein sich bildenden schwachen Salzbeschlag kenntlich machten. Diese Soolquellen scheinen ungefähr dem Laufe der Weichsel von Sudost nach Nordwest zu folgen, liegen jedoch keinesweges in einer geraden Linie, sondern finden sich vielmehr auf einem Terrain von beträchtlicher Ausdehnung zwischen Weichsel und Warthe, von den Ufern des Ner und der Brzura bei Leczyce an bis in die Gegend von Nakel. Die Soolquelle bei Sliwnik wurde früher unter der Regierung des Königs Stanislaus August, die Quelle von Slonsk oder Ciechocinek, drei Meilen östlich von Thorn, wird noch heute zur Darstellung von Kochsalz benutzt. Die v. OEYNHAUSEN sche Annahme einer in der Tiefe vor- handenen weitverbreiteten Salzformation ist daher vollkommen begründet und hat heute umsomehr Wahrscheinlichkeit für sich, als inzwischen an mehreren Punkten, namentlich Stassfurt, Schönebeck, Segeberg und Sperenberg das Steinsalz erbohrt worden ist auf Grund von Anzeichen, welche sich sammtlich und ganz in derselben Weise auch bei Wapno und Inowraclaw wiederfinden, nämlich das Vorkommen von Gyps, Anhydrit, Salzpflanzen und Soolquellen. Allerdings lässt sich gegen- wärtig noch nicht bestimmen, welcher Formation der Gyps von Wapno und Inowraclaw und diejenigen salzführenden Ge- birgsschichten angehören, die den polnischen Soolquellenzug 63 speisen. An eine ältere Formation als der Zechstein ist nicht zu denken; Herr v. Decuen hat den Gyps von Wapno und Inowraclaw auf der neuen Ausgabe seiner geognostischen Karte von Mitteleuropa ebenso wie den Gyps von Segeberg, Sperenberg und Lubtheen zum Zechstein gerechnet, während er ihn auf der früheren Ausgabe mit STEFFENS und PuschH als zur Kreideformation gehörig betrachtete. Heute wissen wir nun, dass der Wapnoer Gyps älter als die Schichten des obe- ren Juras bei Oiechocinek, Inowraclaw und Oolberg sein muss; denn er wird bei Inowraclaw augenscheinlich von diesen Jura- schichten bedeckt, und in Ciechocinek ist 1316’ im oberen Jura gebohrt worden, ohne den Gyps zu erreichen, und ohne ‚dass der Salzgehalt der Bohrlochswasser zugenommen hätte. Dass aber endlich der Salzgehalt des polnischen Soolquellen- zuges nicht mit dem oberen Jura, wie Pusch annahm, sondern vielmehr mit älteren, tieferen Schichten und namentlich mit dem Gyps in Verbindung steht, folgt aus den beiden Bohr- löchern zu Wapno und auf dem Marktplatze zu Inowraclaw, welehe mehrprocentige Salzsoole an Punkten erschlossen ha- ben, an welchen die Juraformation überhaupt nicht vorhanden ist; es folgt dies ferner aus dem Salzgehalt, welchen Herr KLEmerT im Wapnoer Gyps selbst gefunden, und es folgt dies endlich aus dem ungewöhnlich hohen Gypsgehalt des aus der Baranower Salzsoole dargestellten Rohsalzes, welchen Herr Karsten im Jahre 1848 zu 6,68 pCt. ermittelte und aus wel- chem er schon damals schloss, dass diese Soole nothwendig ihren Ursprung unter dem Gyps haben müsse. — Es sind ferner durch das Auftreten des Juras bei Inowraclaw widerlegt die Annahme Gumprzchr’s, dass der Gyps jener Gegenden ter- tiär sein könnte, und die Annahme des Herrn ZEUSCHNER, dass der Salzgehalt des Soolquellenzuges der Tertiärformation entstamme; es bleibt nur zweifelhaft, ob Gyps und Salzschich- ten dem Zechstein oder der Triasformation angehören. Wahr- scheinlich ist der Gyps von Wapno und Inowraclaw doch gleichen Alters mit dem Gyps von Sperenberg, Lüneburg, Segeberg und Lübtheen; gehören diese Gypse wirklich zur Zechsteinformation, dann wird auch der Gyps von Wapno und Inowraclaw zur Zechsteinformation zu rechnen sein, und dem würde das äussere Ansehen dieses Gypses, dessen auffallende Aehnlichkeit mit dem Mansfelder Zechsteingyps schon v. OEYN- HAUSEN auffiel, durchaus nicht widersprechen; es. ist mir jedoch unbekannt, welche Grunde Herrn v. DecHuezs veranlasst haben, den. Gyps von Sperenberg, Segeberg und Lubtheen als Zechstein zu bezeichnen, da meines Wissens an diesen drei Punkten bis jetzt entscheidende Zechsteinpetrefakten nicht aufgefunden sind. Gehört ferner der Gyps von Inowraclaw und Wapno dem Zechstein an, so würde hier zwischen Jura und Zechstein die Triasformation vollständig fehlen, deren Schichten den Gyps bei Segeberg und Lüneburg und auch bei Rüdersdorf be- decken. Ich kann nicht leugnen, dass mir die auf dem Inowraclawer Bahnbhofsterrain erbohrten bunten Thone sehr verdächtig vorkommen, zumal die Braunkohlenformation, der sie angehören könnten, in der ganzen Umgegend von Inow- raclaw, sowie auf der cujawischen Hochebene bis jetzt nicht bekannt ist; sollten dies vielleicht doch Keuperthone sein? Es bleibt nun aber ferner zweifelhaft, ob der Salzgehalt der Tage- und Bohrlochswasser einem Steinsalzlager oder nur salzhaltigen Gebirgsschichten entstammt. Für die Anwesen- heit eines Steinsalzlagers scheinen mir folgende Momente zu sprechen: 1) Ueberall, wo der Gyps der norddeutschen Ebene ener- gisch durchbohrt wurde, also bei Stassfurt, Schönebeck, Spe- renberg, Segeberg, ist das Steinsalz gefunden worden. 2) Der Gyps von Wapno geht, ebenso wie in Segeberg und Sperenberg, nach der Tiefe zu in Anhydrit uber und zeigt selbst einen Salzgehalt. 3) Die grosse Ausdehnung des polnisch-norddeutschen Soolquellenzuges ist eine so auffallende Erscheinung, dass sich dieselbe schwer durch einen schwachen Ba un Gebirgsschichten erklären lässt. 4) Es sind bis jetzt dem alpinen Haselgebirge oder der württembergischen Hallerde ähnliche Gebirgsschichten in jener Gegend nicht bekannt. | Gegen das Vorhandensein eines Steinsalzlagers sprechen nur die beiden Momente: 1) Das Fehlen reicher Salzquellen (cf. Huyssen geol. Zeitschr. Bd. VII, S. 643). .2) Das Nichtvorhandensein des Steinsalzes in dem west- phälischen Soolquellenzuge. mn Kr en De a ee N BT ae A TEE le a Fe EUER ER De ae N BE RIB EN. Ar AP EM NE N I P n g s , . 65 Die in der Gegend von Sperenberg und Segeberg zu Tage tretenden Salzquellen waren indess auch sehr arm und durch wilde Wasser geschwächt, und in dem westphälischen Sool- quellenzuge fehlten doch die beträchtlichen und mächtigen Gyps- massen, welche in Norddeutschland überall als Begleiter von Steinsalz erscheinen. Der Gyps findet sich dort nur knollen- föormig in einigen bestimmten Bänken der bunten Keuper- mergel von geringer Mächtigkeit bei Neuenheerse, wo übrigens salzige Quellen nicht bekannt sind (cf. Huyssen, geol. Zeitschr. Bd. VII. S. 601). Es scheint nach allem Dem die grössere Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein eines Steinsalzlagers zu sprechen, und ebenso wie Hans GüLpEnzopr’s (zwischen 1572 und 77) und Kıöpen’s (1828) Prophezeihung des Sperenberger Steinsalz- lagers (cf. Kıöpen, Programm der Berliner Gewerbeschule, Stück I, 1828, S. 70) im Jahre 1868 sich erfüllt hat, so wird sich hoffentlich das Steinsalz auch bei Wapno und Inowraclaw finden, sobald es nur energisch gesucht wird. — Welcher For- mation dies Steinsalz angehören könnte, ist zur Zeit eine müssige Frage; vermuthlich nicht dem Muschelkalk, weil der- selbe nur in Mittel- und Süddeutschland Steinsalzlager ein- schliesst, in Oberschlesien aber ebensowohl wie am Nord- abhange des Riesengebirges und in Rüdersdorf kein Steinsalz führt. Wir werden also mit unseren Gedanken an die untere Region des Keupers, den Bunten Sandstein und den Zechstein verwiesen. Keine dieser drei Formationen ist bis jetzt in der Gegend von Wapno und Inowraclaw nachgewiesen; der Gyps gehört indess jedenfalls einer derselben an. Ferner ergiebt sich nun aber aus den angeführten Auf- schlüssen eine ausgedehnte Erhebung der Juraformation und aller etwa unterhalb derselben vorhandenen Formationen auf der ca. 40 Meilen langen Linie Inowraclaw-Cammin, d. i. in derselben Richtung von Südost nach Nordwest, welche nach den klassischen Ausführungen FRIEDRICH HoFFMAnNs eine so wichtige Rolle in den Gebirgs- und Oberflächenverhält- nissen der norddeutschen Ebene spielt. Die Linie Inowraclaw- Cammin weist in ihrer nordwestlichen Fortsetzung auf die Hervorragungen der Kreidebildungen auf Rügen und Mo£n hin; ‚möglich daher, wenn auch zur Zeit noch nicht nachgewiesen, dass diese Erhebung die Kreideformation noch mit betroffen Zeits. d.D.geol,Ges. XAXII. ı. 5 66 hat. Dass eine ausgedehnte Gebirgserhebung hier wirklich vorliegt, folgt daraus, dass die durchschnittliche Mächtigkeit des Diluviums in der Provinz Preussen 200 bis 250’ beträgt (cf. Schumann, Geologische Wanderungen durch Altpreussen, 1869, S. 129), in der Mark Brandenburg aber, abgesehen von den wenigen Punkten, wo die Tertiärformation unmittel- bar zu Tage tritt, wenn auch etwas geringer, doch mindestens auf 159’ angenommen werden muss. Auf unserer Erhebungs- linie finden wir im Südosten der Stadt Inowraclaw nur 12’, bei Bielawke nur 30‘, bei Krotoszyn nur 12’, bei Wapno und Bartin, unweit Colberg, stellenweise gar kein Diluvium. Herr v. OpYsHausen schloss schon im Jahre 1843, d.h. zu einer Zeit, wo er von dem Juragesteine bei Inowraclaw, Barcin und Bartin noch nichts wusste, aus dem Auftreten des Juras im Bohrloch von Ciechocinek, des Gypses bei Inow- raclaw und Wapno und des Juras bei Fritzow unweit Cammin auf eine ausgedehnte Heraushebung der älteren Schichten auf der Linie Inowraclaw-Cammin und sah in den Gypsbergen von Inowraclaw und Wapno wieder zwei lokale Erhebungs- punkte auf dieser grossen Gebirgsfalte. Er nalım aber an, dass der Jura bei Inowraclaw fehle und hielt deshalb damals schon Inowraclaw in Betracht der geognostischen Verhältnisse für eine zur Aufsuchung von Steinsalz besonders geeignete Lokalität, wenn ihn auch die damalige Entwickelung des. Ver- kehrsstrassennetzes und die hohen Holzpreise in der Gegend von Inowraclaw bestimmten, das Bohrloch in die Gegend von Schubin und Nakel zu rücken. Jetzt haben wir auf dieser ÖEynHausen’schen Gebirgsfalte die sechs Beobachtungspunkte Inowraclaw, Bielawke, Krotoszyn, Wapno, Bartin und Fritzow, und ich wünschte, dass in der Gegend von Krojanke und Flatow, wo die neue Eisenbahnstrecke Schneidemuhl-Dirschau diese Gebirgsfalte durchschneidet und gewiss unmittelbar und mittelbar eine Menge Bauten veranlassen wird, — dass hier bei Fundament- und Brunnengrabungen sorgfältig auf die geognostischen Aufschlüusse, auf Geschmack, chemische Be- schaffenheit und Temperatur der Brunnenwasser u. s. w. ge- achtet würde. Vielleicht lässt sich auch dort der Jurakalk- oder Gyps oder überhaupt älteres Gestein nahe unter Tage nachweisen, vielleicht zeigt auch dort die eine oder die andere Quelle Gyps- oder Salzgehalt oder dergleichen. Für die Her- stellung eines übersichtlichen Bildes von den Reliefverhält- nissen dieser Gegenden wäre es aber endlich sehr wichtig, wenn das reiche Material, welches in den Nivellements der Chausseen und Eisenbahnen enthalten ist, zusammengestellt würde. Meines Wissens ist dies bisher nur fur den Regie- rungsbezirk Frankfurt a. O. geschehen, für welchen vor meh- reren Jahren nach den Chausseelinien eine 'hypsometrische Karte entworfen wurde; für die übrigen Regierungsbezirke steht diese Arbeit meines Wissens noch zurück; sie wurde aber die wichtigsten Fingerzeige für die so schwierige geognostische ‘ Untersuchung der norddeutschen Ebene geben, welcher wir uns nicht mehr lange werden entziehen können. Der polnisch-norddeutsche Soolquellenzug liegt endlich auf der Nordostseite dieser Gebirgsfalte; mir ist wenigstens keine einzige Soolquelle, kein durch Salzpflanzen ausgezeich- neter Punkt südwestlich von der Linie Inowraclaw - Cammin bekannt. Wollen wir also Steinsalz oder Salzgebirge suchen, so sprechen wenigstens zur Zeit die geognostischen Verhält- nisse dafür, dass man dasselbe auf der Nordostseite sucht. Tiefbohrungen in rein wissenschaftlichem Interesse würden auf der Erhebungslinie selbst anzusetzen sein, weil man auf dieser hoffen kann, ältere Gesteine am schnellsten zu erreichen. Die Bildung der erwähnten Gebirgsfalte scheint in die Zeit vor der Ablagerung der Tertiär- resp. Braunkohlenschichten zu fallen. Bei der geringen Anzabl der Beobachtungspunkte Scheint es mir zulässig und gerechtfertigt, alle Verhältnisse in Betracht zu ziehen, welche geeignet sind, Combinationen und Schlüsse zu begründen, wenn man sich nur der hypothetischen Natur dieser Combinationen bewusst bleibt. In dieser Be- ‚ziehung fällt es mir auf, dass die so weit verbreitete Braun- kohlenformation auf dieser Erhebungslinie bis jetzt nicht be- kannt geworden zu sein scheint. Da dieselbe in Baranowo, also nur zwei Meilen nordöstlich von Wapno, wie wir gesehen haben, 462’ mächtig ist, so ist es unwahrscheinlich, dass sie in Wapno später fortgewaschen sein sollte. In welchem Zusammenhange oder Verhältnisse die Gypse von Sperenberg, Rüdersdorf, Lübtheen, Lüneburg und Sege- berg einerseits und die Gypse von Wapno und Inowraclaw _ andererseits stehen, ist noch ganz dunkel. Die Punkte Speren- berg, Rüdersdorf, Kalbe, Lüneburg, Lübtheen und Segeberg 5: 68 scheinen, wie schon FRrırprıch HorFMmAnN annahm, eine ähnliche, von Südost nach Nordwest gerichtete, also der Inow- raclaw-Camminer Linie parallel laufende Gebirgsfalte oder Er- hebungslinie zu bezeichnen. Möglich, dass diese beiden Falten gegen Nordwesten sich einander nähern oder gar vereinigen und so ein Becken abschliessen. Die Lage von Segeberg und die nordöstlich von dort bei Stipsdorf beobachteten älteren Gesteine deuten vielleicht hierauf hin. Gehören endlich alle diese Gypsmassen, wie Herr v. DECHEN annimmt, dem Zechstein an, dann wäre die Hoffnung nicht auf- zugeben, in der norddeutschen Ebene noch einst die alte Steinkohlenformation in einer für den Bergbau erreich- baren Tiefe aufzuschliessen. Bekanntlich fehlt dieselbe, so viel bis jetzt bekannt, auf der skandinavischen Halbinsel und in Nordrussland, wo der Zechstein und die permische Forma- tion unmittelbar auf devonischen Schichten ruhen. Die Auf- findung alter Steinkohlen mit den charakteristischen Sigilla- rien, Stigmarien, Lepidodendren und Oalamiten auf Spitzbergen hat indess diese Hoffnung in sehr beachtenswerther Weise auf's Neue belebt; es ist nur bisher in der ganzen norddeutschen Ebene noch kein einziger energischer Bohrversuch ausgeführt worden. Gerade Inowraclaw, wo weder Muschelkalk noch Jura zu durchbohren sind, wo wegen der grossen Entfernung von den schlesischen Steinkohlenrevieren die englische Stein- kohle mit der schlesischen concurrirt, eignet sich wegen seiner Lage an drei Schienenwegen, die zu den wichtigen Wasser- strassen der Weichsel und des Bromberger Kanals führen, mehr wie jeder andere Punkt zu einer solchen energischen Tiefbohrung. Ich schliesse daher diesen Aufsatz mit dem in- nigen Wunsche, dass diese Tiefbohrung bald zur Ausführung gelangen möchte. Man wird sich allerdings von vornherein auf eine Tiefe von 3000’ einrichten müssen, und es kann ein solches Bohrloch leicht 60 — 80,000 Thaler kosten. Die Chancen sind aber ausserordentlich günstig; es sind von nutzbaren Mineralien bereits nachgewiesen: Kalk und Gyps; es sind zu erwarten: Steinsalz, die Kalisalze und viel- leicht auch Steinkohlen. Solche Funde würden in einer Gegend, die von den Centralpunkten der Mineralindustrie weit entfernt ist, an der Ostgrenze Deutschlands, in der Nähe Polens, welches sein immenses Absatzgebiet dem deutschen Gewerbfleiss über lang oder kurz doch einmal wird öffnen müssen, doppelten Werth haben. A Son Se Be RT EA 1 LA AP en En \ Bez Kallnd 5 R er, Pr 7 “ Be Er Er TIL ul ZU ENF, Er 3 u r . 23 N N P {Fr Rn r 5 u 69 5. Der Ararat, in genetischer Beziehung betrachtet. Von Herrn Asıcak ın Tiflis. Hierzu Taf. III. Das Doppelsystem des Ararat ist als das östliche Endglied einer von Ost nach West sich erstreckenden Reihe von dicht an einander geschlossenen trachytischen Bergsystemen zu defi- niren, deren gemeinsame Basis der breiten Abdachung an- heimfällt, durch welche der Uebergang von der 4500 par. Fuss über dem Meere liegenden Plateaustufe zwischen Bajazid und dem Alpensee Baluggöll in 6886 par. .Fuss Meereshöhe zu der um nahe 2000 Fuss tiefer liegenden Araxes-Ebene vermittelt sein wurde. Diese Reihe beginnt westlich mit dem am Rande des Sinah-Plateau aufragenden Parly-dag. An die domförmig abgerundeten Flügel dieses gewaltigen Eruptivsystems von 9910 par. Fuss Meereshöhe schliessen sich gegen Osten der Reihe nach die umfangreichen Gebirgsgruppen des Aslanly- dag, des Sordag und des Pambuk, der mit seiner unteren Bergregion bereits in diejenige des grossen Ararat übergeht. Die genannten, als integrirende Theile der südlichen Gebirgs- umwallung der Araxes-Ebene aufzufassenden Bergsysteme sind so zu sagen nach ein und demselben geotektonischen Plane ausgebildet. Allen gemeinsam ist eine gewisse Abgeschlossen- heit des Baues, der sich durch den Mangel nach dem Inneren führender Thäler gegen Süden kundgiebt, nach welcher Seite im Allgemeinen eine steilere, kaum halb so breite Abdachung stattfindet wie auf dem Nordabhange. In ein jedes der ge- nannten Systeme dringen von dieser Seite tiefe Thäler, Ist nur ein Thal vorhanden, so endigt es in einen centralen cir- eusartigen Raum , dessen Mitte von mitunter, wie im Sordag, pieförmig aufsteigenden pyramidalen Felsmassen eingenommen wird, die mit den, steil nach innen zu absinkenden Thalwän- den durch einen schmalen Grat in Verbindung stehen. Diese Felsmassen bestehen theils aus dunkelfarbigem Andesit, theils 70 aus hellen Trachyten. Sie treten mit klastischen Trachytpor- phyren in Verbindung, die gewissermaassen den innersten Kern des ganzen Bergsystems darstellen. Durch gelbliche oder licht- bräunliche Farbe der Oberfläche ausgezeichnet, sind diese Massen auf frischem Bruche weiss oder weissgrau und meistens von Eisenoxydadern und Punkten bunt gezeichnet. Die dich- ten, mitunter aber auch feinporigen Glieder dieser Gesteins- gruppen zeigen in der Regel verstecktes Brecciengefüge; stets aber sind sie reich an Quarz, der auf Spalten und Drusen- räumen, von Eisenoxyd oft geröthet, auskrystallisirt erscheint, auch wird in ihnen häufig fein eingesprengter Schwefelkies wahrgenommen. Solche Gesteinsmodificationen erinnern sehr an die hellen Trachytporphyre oder lithoidischen Rhyolithe von Ponza und Zanone, auch sind sie wie diese durch Uebergänge in Felsmassen, die dem Kaolin oder der Porzellanerde nahe stehen, gekennzeichnet. Solche pseudoklastischen , oft aus. Felsblöcken von enormer Grösse zusammengesetzten Gebilde, wo sie an den höchsten Rucken und Thalkanten, auf dem Grunde des Hauptthales oder im Inneren des Circus mit den Andesiten zusammentreten, sind sie von diesen Gesteinen scharf getrennt oder ihnen unbestimmt an- und aufgelagert. Stets waren es jüngeren Entwickelungsphasen jener grossen Berg- systeme angehörige Phänomene, wenn Lavaausströmungen an ihnen stattfanden. Mit wenigen Ausnahmen erfolgten die- selben immer auf der Nordseite. Alle Laven, welche in ter- rassenförmigen Abstufungen über einander, gleich vorgeschobe- nen Wällen, zur Araxes-Ebene hinabdrangen,, sind Dolerite; sie nahmen ihren Ursprung nur aus sekundären Eruptions- kegeln, die dem Inneren des Systems fremd bleiben. Man beurtheilt diese Laven in ihrer Gesammtheit am besten an den Wänden der Erosionsschluchten, wo sie in massigen, unbe- stimmt gefüugten colossalen Lagern, mit allen Kennzeichen wirklicher Strombildung, porös nach oben, compact und nor- mal krystallinisch in der Mitte, durch schlackenförmige Zwi- schenlager häufig getrennt vorkommen. So breiteten sich Dolerite auf der Nordseite des trachyti- schen Parly-dag über die flachen Abhänge des von tertiären Grünsteinen durchbrochenen Takjaltu - Gebirges gleich basalti- schen Strömen aus und drangen weit in die Araxes-Ebene vor, wo sie unterhalb des tafelförmig hervorragenden Salzberges von Kulpi vom Araxes in tiefer Thalschlucht durchschnitten werden. Wenn sich auch in der Mitte des vier Werst langen, aus abgerundeten Gewölbrucken zusammengesetzten Parly-dag, von zwar ähnlichem, aber doch specifisch bedeutend modifi- cirtem Grundbaue, wie der Sordag, ein neutraler Eruptions- kegel erhebt, der die beiden Hauptthäler (Barancos) des Systems von einander scheidet, so waren die Ausbrüche der eigent- lichen trachydoleritischen und doleritischen Laven doch immer nur einzelne Spaltenergüsse, die radienartig vom Mittelpunkte des Systems ausgehend, zersprengte Gebirgsmassen älterer Ordnungen durchsetzten, vorgefundene Vertiefungen ausfüllten und rasch erstarrende Gesteinsmassen zu Hügeln und Wallebe- nen gestalteten. Auf den oberen Stufen. des Gebirgsabhanges entblössen vier- bis fünfhundert Fuss tiefe Thäler nur die Schichten dunkler Laven und verschlackter Gesteine, die für viele Werst lange wiesenreiche Gründe den beinahe söhligen Untergrund darbieten. Aber in den Thälern der unteren, der Ebene schon mehr genäherten Stufen kommen die umfang- reichen sedimentären Ablagerungen der älteren trachytischen Bildungen übergreifend auf steil geneigten Schichten turoni- scher und nummulitenführender eocäner Bildungen zum Vor- schein, die ein mittleres Streichen von O 30° S zeigen. In dem östlich vom Sordag eintretenden Pambuk kommt das Bildungsstadium der geschlossenen domartigen Bergform mit kraterartiger Einsenkung zum vorherrschenden Ausdruck. Seitliche Spaltenausbrüuche, mit bedeutender parasitischer Kegel- bildung auf dem Nord- und Sudabhange, traten hinzu. Auch hier sind die älteren Sordag-Gesteine das trachytporphyrische Grundelement, aus dem in dem ersten Stadium die Kegelform hervorging, auf welche später wiederholt eintretende Laven- durchbrüche keinen wesentlich umgestaltenden Einfluss weiter ausübten. Nach diesen Vorbemerkungen zu dem östlichsten Gliede der Reihe, dem Ararat, übergehend, halte ich eine etwas ein- gehende Betrachtung der morphologischen Verhältnisse zu- nächst für nöthig, um der Entwickelung meiner Ansicht über die Natur und Entstehung dieses merkwürdigen Doppelberges das Gewicht der Inductionen zuzuführen, die auf dem tiefen Zusammenhange beruhen, in dem sich jede selbstständige oro- 72 graphische Grundform mit einem durch Vulcanität bedingten, aus dem terrestrischen Inneren emporwirkenden Dynamismus befindet. | Fur diesen Zweck habe ich auf die beigegebene Tafel zu verweisen, welche die Copieen einiger Aufnahmen enthält, welche als vervollständigende landschaftliche Profil-Darstellun- gen der geologischen Karte des armenischen Hochlandes bei- zugeben sind, deren Abschluss mich beschäftigt. Die Figur 1 zeigt nur den auf den Ararat bezüglichen Theil einer Rundan- sicht, die, auf Grundlage horizontaler und vertikaler auf den Horizont bezogener Winkelmessungen vermittelst des Septanten construirt, von dem Hochrücken des Dsynserlydag*) in 7643 par. Fuss Meereshöhe (49 Werst vom grossen Ararat entfernt und 0° 35’ östlich vom Meridian desselben) aufgenommen wurde. Die Figur 2 stellt den Ararat dar, wie er in 0° 6 westlicher Abweichung vom Meridian seines Gipfels vom Alagez, aus ab- soluter Gipfelhöhe von 2150 Toisen, in gerader Entfernung von 85 Werst, gesehen wird. Beide, in allen Theilen ihrer Projection mit gleicher Sorgfaltbehandelten Ansichten dürfen deshalb einen nicht gewöhnlichen Grad von Genauigkeit be- anspruchen. Die Deutlichkeit und seltene Klarheit, womit von den beiden Standpunkten aus Hauptgrundzuge in dem Baue des Ararat- Systems zu erkennen sind, in welchen das Bildungs- gesetz desselben, den Folgerungen entsprechend, zum plasti- schen Ausdruck gelangt, wie sie sich aus den Gesammtbeob- achtungen als nothwendig ergeben, waren die Veranlassung zu diesen Aufnahmen. Wenn man sich von dem Standpunkte auf dem Dsynserly- dag, Fig. 1, etwa 50 Werst gegen Südost entfernt, wird auf der Strasse von Erivan nach Nachitschevan die Linie über- schritten, auf welcher die Gipfel beider Ararate genau hinter einander zu liegen kommen. Hier überrascht die durch eine beinahe vollständig zu nennende Uebereinstimmung aller Con- *) Ueber den Dsynserlydag, der den stehengebliebenen Flügel einer nach der Araxes- Ebene hin einseitig abgesunkenen paläozoischen Ge- wölbkette darstellt, finden sich nähere, durch Profile erläuterte Angaben in meiner Abhandlung. Vergl. Chem. Unters. der Wasser des caspischen Meeres, des Urmiasees etc. Mem. de l’Acad. Imp, des sciences de St.- Petersb. Six. Ser. Tom. VII. 73 tourtheile bedingte Aehnlichkeit beider Berge. Vermöge der reinen und durchsichtigen Luft erscheinen von hier aus die Linien in voller Schärfe, die das Formendetail beider Berge hervortreten lassen. Eine bedeutende, in der Mitte klaffend erscheinende Längenfurche tritt am kleinen Ararat sehr mar- kirt und bezeichnend dem Beschauer entgegen. Sie beginnt mit spitzem Winkel bald unterhalb des Gipfels und mit diver- sirenden Rändern in der Mitte des Abhangs klaffend ausein- andertretend schliesst sie sich nach unten wieder. Deutlich verräth sich hier die auf der Figur 1 mit x bezeichnete Aus- bruchsstelle der grossen Lavamassen, die auf der rechten Araxes-Seite bis in die Mitte des flachen Bassins von Nachit- schevan vorgedrungen sind. Ein ganz ähnliches Verhältniss wiederholt sich an dem hinterwärts hervorragenden Gipfel des grossen Ararat. Eine gleiche, aber viel breitere Einsenkung zieht mit stärkerer Divergenz ihrer Ränder in derselben Rich- tungslinie an demselben herunter. Es ist die mit 6 bezeich- nete Stelle auf der Fig. 1. Die grössten Spaltenausbrüche am grossen Ararat nach der südöstlichen Seite hin haben hier stattgefunden; sie sind nach: einer Darstellung des‘ grossen ‚Ararat, wie er vom Gipfel des kleinen Ararat gesehen wird, am besten zu beurtheilen, die ich im Bullet. de la Soc. geol. de France, 2°®® ser., Tome VIII. Pl. V. gegeben habe. Die Spaltenergusse der am südöstlichen Abhange des grossen Ke- gels hervorgebrochenen Laven treten weit aus einander und umschliessen, wie Fig. 1 zeigt, den kleinen Ararat zu beiden Seiten. Die Bedeutsamkeit dieser Projection des Ararat- Systems liegt in dem geographisch-geologischen Verhalten der Theile desselben, insofern eine die Gipfel beider Berge mit einander verbindende Linie der Richtung Ausdruck giebt, in welcher die Bodenbewegungen und Dislokationen stattgefunden haben, durch welche die orographisch-physikalische Gestaltung des armenischen Hochlandes in ihren wichtigsten Grundzugen bestimmt worden ist. Das nördliche Randgebirge des Gor- tschai-Seebeckens, der Längendurchmesser des letzteren, mit seiner als Axenlinie des vulkanischen Centralplateau von Ka- rabag ausgeprägten südöstlichen Verlängerung, sind unter an- deren die sehr genäherten Parallelen dieser beide Ararat-Gipfel verbindenden Linie, mit dem geodätischen Ausdrucke der Rich- BEN A RE SER EEE ET \ h, ed] r 74 tung von O. 35° 41’ S.*) — Die Vorstellung, zu welcher die Thatsache von der übereinstimmenden spitz kegelförmigen Ge- stalt beider Ararate von jenem Standpunkte aus gewährt, ge- winnt ein neues physiognomisches Moment, wenn sich die Be- trachtung auf jenen, dem grossen Ararat gerade nördlich gegen- überliegenden Standpunkt (Fig. 1) begiebt. Von der Aehnlichkeit beider Berge ist hier schon viel verloren gegangen; denn der grosse Ararat zeigt sich nun in der Gestalt eines Längenge- birges, die sich durch die gedehnte, gegen Nordwesten abge- stufte Gipfelreihe und mehr noch durch die colossale, flach kegelförmige Bergmasse kundgiebt, die sich dem Gentralkegel auf dieser Seite anschliesst und die ganze Berggestalt langge- dehnt erscheinen lässt. Auch in der physikalischen Natur der Nordseite beider Berge zeigen sich gleich starke Abweichun- gen; der geschlossenen Gestalt des kleinen Ararat, der sich jetzt mit weniger steilen Neigungswinkeln seiner Abhänge zeigt als von der Sudostseite, steht die breite geöffnete, aus einem stetigen Zusammenhang ihrer Theile getretene, Kraterförmig modificirte Form des grossen Ararat entgegen. Eine annähernde Vorstellung von dem Totaleindrucke des Ararat-Systems, wie es sich auf seiner Axenlinie von Nordwesten aus gesehen zeigen würde, vermittelt die Figur 2.*) Die Kegelform des Berges erscheint in ihrer grössten Regelmässigkeit und Voll- endung wieder, ganz ähnlich wie sie sich in der Projection aus Südosten, von Nachitschevan ab, ausprägt. Der von dem Standpunkt auf der Nordseite, Fig. 1, wahrgenommene Hoch- rucken wird durch Verkürzung innerhalb der Längenaxenlinie des Systems absorbirt und der runde Vorbau des Berges, der flache, kegelförmige Kipgöll, wird von dem Araratgipfel in gleicher Weise überragt, wie von dem südöstlichen Standpunkte *) Die Elemente für die nach der bekannten Formel angestellte Be- rechnung sind: gr. Ararat lat. = 39° 49 11’, longit. 61° 57’ 43” und kl. Ararat lat. = 39° 39’ 0”, long. 62° 4’ 39°’. Hierbei ist zu bemer- ken, dass für den Ausdruck der Richtungslinie der Werth von 14 A+B z Winkel nl angenommen ist (genau = O. 35° 41’ 30” S.). **) Einen Anblick dieses Formenverhältnisses, wie es sich auf dem Wege von Kulpi nach Erivan auf der rechten Araxes-Seite realisirt, gewährt die Tafel V. meiner vergleichenden geolog. Grundzüge etc. in Mem. de l’Acad. des sciences de St.-Petersbourg. Serie VI Tome VII, Kl DT rar Ir BR ER e3 Is; Y BERLINER IN) Era MET DE NO Th 75 aus der kleine Ararat von demselben umschlossen er- scheint. Schon die Wahrnehmung dieser rein physiognomischen Verhältnisse führt zu der Vorstellung einer Zusammengehörig- keit und nothwendigen Wechselbeziehung zwischen sämmtlichen Theilen des Ararat als Glieder eines systematischen Ganzen, und sie deutet auf eine Entstehungsweise, die von derjenigen abweicht, welche für analoge Typen erloschener Vulkane mit ‘ Vorliebe angenommen zu werden pflegt. Diese Voraussetzung findet in der näheren geologischen Untersuchung vollkommene Bestätigung. Der Ararat, als östliches Endglied in der zuvor erwähnten ostwestlichen Reihe erloschener vulkanischer Berge, theilt in seiner Grundanlage dieselben lithologischen Verhältnisse, wie sie den zuvor besprochenen Bau des Sordag z. B. regeln, aber es bedurfte zur Heranbildung des aus eigenthümlich modificir- ten T'heilen bestehenden Ararat-Systems noch des Hinzutritts eines besonderen Entwickelungsstadiums, welches den übrigen Gliedern der Reihe fremd blieb. Der kleine Ararat erhielt die Grundzuge seiner schlanken Kegelgestalt allein durch die Art und Weise, wie die Ränder einer Längenspaltung, welche eine fiach kegelförmige, aus Andesit von tafel- und pfeilerförmiger Structur zusammengescetzte Bergform durchsetzte, emporge- drängt wurden. Die von der Hand eines mich begleitenden _ Topographen gemachte Aufnahme des kleinen Ararat stellte dieses Verhältniss und die damit in Verbindung getretene schwache Windung der Spaltenränder im Gipfel mit voller Klarheit dar, noch bevor sich dasselbe als Schlussfolge aus meinen Beobachtungen ergab. Die physikalische Natur des Gipfels, die auf beiden ent- gegengesetzten Abhangsseiten hinabziehenden tiefen, einer dia- metralen Spaltung entsprechenden Furchen, durch welche die Lavaergüsse in mittlerer Bergeshöhe ihren Ausgang nahmen, sprechen dafür, dass eine wahrscheinlich geschlossen vorhan- dene Andesitwölbung durch eruptive Gewalt in der Richtung von Nordwesten nach Südosten geöffnet wurde. Unter dem mitwirkenden Drucke einen Ausgang erzwingender gewaltiger Lavamassen unterlagen die an einander emporgedrängten Spal- - tenränder partieller Berstung. Die Hauptergüsse der Dolerit- - Laven, von welchen keine Spur dem Gipfel entfloss, erfolgten in der Richtung dieser den Berg durchsetzenden Spalten; klei- nere Ausbrüche an intermediären, aber stets der Basis mehr als dem Gipfel genäherten Stellen wirkten mit und trugen wesentlich dazu bei, dem Kegel die breite Basis zu verleihen, die ihn auszeichnet. Die Verwitterung und das Zerfallen der Andesit-Gesteine, die dem eigentlichen Hauptkörper des Berges angehören, haben im Laufe der Zeit die Wirkung gehabt, dass die Unebenheiten des Abhangs ausgeglichen worden sind und die regelmässige Kegelgestalt herbeigeführt werden konnte, die so ganz an die Typen moderner vulkanischer Eruptionskegel erinnert. Einen solchen stellt der parasitische umfangreiche Dawaboini dar.*) Genau auf der Hauptspaltungslinie des Systems unterbricht dieser parasitische Schlackenkegel in 6 Werst Entfernung vom Gipfel des kleinen Ararat die Regelmässigkeit der Abhangs- linie am Fusse des Berges. In dem Vorstehenden sind nun die Grundzuge für die Entstehungsgeschichte des grossen Ararat mitgegeben; denn an die zuvor berücksichtigte Aehnlichkeit in der äusseren Ge- staltung beider Berge schliesst sich, wie sogleich zu zeigen, auch ein entsprechendes inneres und zwar für beide gleichzeitig wirkendes Entwickelungsgesetz. Dass auch die Fundamental- bildung des grossen Ararat mit einer obsidian- und bimsstein- bildungsfähigen Formation begonnen hat, ist geognostisch be- wiesene Thatsache. Unverkennbar hat die eruptive oder exo- . gene Bildungsthätigkeit bei der allmäligen Heranbildung des grossen Ararat eine der Grösse, der absoluten Höhe und den colossalen Dimensionen des ganzen Systems entsprechende Mitwirkung gehabt, und lässt sich aus dem lithologischen Ver- halten der den Berg zusammensetzenden Massen ein statige- fundenes allmäliges petrographisches Uebergehen älterer Laven von trachytischer und trachydoleritischer Zusammensetzung in die jüngeren normal doleritischen Laven erkennen. Dennoch aber haben die letzteren bei allem Umfang ihrer emittirten Massen auf die Ausbildung und Gestaltung des eigentlichen neutralen Bergkörpers kaum einen grösseren Einfluss ausge- übt als bei dem kleinen Ararat. Viel bedeutender ist dagegen *) Nach meiner barometrischen Bestimmung ist die absolute Höhe des Dawaboini-Gipfels 7017 par. Fuss. A r Vu A <, 2 En IE Cr 203 ge A KR SR DE a De 2a DaB N et AT BENTEe I ? ” EN dl Ir B ”, u ü 72 der Antheil, den pechsteinartig modificirte rhyolithische Gesteine von versteckter Brecciennatur auf Volumenvermehrung des Berges gehabt haben, die in der Centralregion desselben stock- und pfeilerformig bis zu der Niveaulinie des perennirenden Schnees aufragen. Unregelmässig geschichtete, dunkelgraue und schwefelkiesreiche Andesite, welche in vielfach gestörter Lagerung mit trachytischen Conglomeraten und Tuffen, von mächtigen Trachydolerit-Laven bedeckt, jenen ungeschichteten Centralmassen an- und auflagern, sieht man Haupttheile der nördlichen Abhangsseite des Bergkörpers bilden, von denen es ersichtlich ist, dass ihre jetzige Lage und Stellung zum Gan- zen nicht mehr die ursprünglichen sind, indem sie grossen Massenbewegungen und Verschiebungen unterlagen, welchen das Bergsystem innerhalb der Richtung der grossen, vorhin hervorgehobenen Störungs- und Verwerfungslinie von O 35° S in ähnlieher Weise unterworfen war, wie das benachbarte nicht vulkanische Gebirge. Der colossalen Eruptionsphänomene auf der Südostseite des grossen Ararat ist in ihrer Beziehung zu der Spaltenerhebung des ganzen Systems bereits nach Anlei- tung der Ansicht Fig. 1 gedacht worden. Die Art und Weise, wie sich das Ararat- System auf seiner nordwestlichen Seite jener Vorstellung entsprechend in seiner jetzigen Plastik über- wiegend eruptiv ausgebildet hat, wird am vollständigsten durch den Ueberblick erläutert, den der Standpunkt auf dem Alagez- _ Gipfel, Fig. 2, gewährt. Den- mit seiner nordwestlichen Spaltungsfurche daselbst deutlich hervortretenden, kleinen Ararat nicht berücksichtigend, erblickt man den grossen Ararat von hier aus gewissermaassen in einer dreifachen Gliederung. Der mit I. bezeichnete Bergtheil ist der eigentliche Centralkörper; er kann jedoch nur als Bergruine betrachtet werden, denn der Bergtheil II., das nothwendige Complement des früher geschlossen gewesenen Bergganzen befindet sich, durch das Arguri-Thal in zwei Hälf- ten zerlegt, von dem Hauptkörper abgetrennt in einem tieferen Niveau. Für diese Auffassung, wonach der längliche, gegen Nordwesten mehrfach abgestufte Gipfelrücken des .grossen Ararat den gehobenen und II. den halbgesunkenen oder ganz i zurückgebliebenen Rand einer einseitigen Spaltenaufrichtung : darstellen, haben alle in den Höhen- und Tiefenregionen der Bergtheile I. und II. angestellten stratigraphischen Untersuchun- 78 gen entschieden. Demzufolge ist die nordwestliche Hälfte des zum grösseren Theile aus dem klastischen Materiale eruptiver Trachytmassen gebildeten und von Trachydolerit-Laven terras- senförmig überlagerten Bergtheils II. auch in der That von dem Hauptkörper durch tiefe Einschnitte getrennt. Auf der Ostseite ist diese Trennung durch die stufenförmigen Steilab- stürze nach dem Argari-Thale, gegen Osten durch ein minder schroffes Absinken von Il. nach dem Dalytschai - Thale und gegen Suden durch hochliegende gewaltige Schluchten vermit- telt, deren scharfe Südränder steil gegen den Centralkörper 1. aufgerichtet sind. Die correspondirenden Bildungen finden sich in der Höhe am Westeude des Gipfelruckens von I. unter der Schneebedeckung wieder; sie bilden den scharfen Rand der enormen Steilabsturze, welche zu der 5 — 6000 Fuss tief un- ter der Gipfelregion des Ararat einsinkenden Gletscherschlucht (Caldera) des Arguri- oder St. Jakob-Thals hinabführen. An diesen Abstürzen erkennt man unter den rothbraunen verschlack- ten Laven bald die Fragmente massiger, unregelmässig gela- gerter Etagen von Tuff- und Conglomeratschichten in hellen und bunten Farbentönen, deren Aequivalente der tieferen Berg- region eigen sind. Ihrerseits werden diese einer genaueren Erforschung kaum zugänglichen, klastischen Bildungen einer anderen Ordnung von den bereits erwähnten stockförmigen, tausende von Fussen emporragenden Gängen von amorphen Pechstein-Trachyten gestützt und getragen. Auf Fig. 1 ist zu erkennen, dass die Laven, welche, wie gezeigt, die westliche Hälfte des Bergtheils II. bedecken, auch auf die rechte Arguri- Thalseite übergehen und sich über den Abhang der östlichen Hälfte von II. ausbreiten. Sehr bedeut- sam kommt, wie auf Fig. 1 sichtbar, von dem rechten Rande des daselbst über 2000 Fuss tiefen Jakob-Thales ein sehr be- deutender jüngerer doleritischer Lavastrom E, Fig. 1, über jene in östlicher Richtung herab. Sein Ursprung führt in die Leere der Thalweitung und scheint einer Zeit angehörig, wo die Thalspaltung noch nicht vorhanden war. Das eigenthümlichste und bedeutendste Resultat eruptiver Bildungsthätigkeit am Araratsystem erscheint in dem grossen Bruchtheil III. Es ist der schon angeführte Kipgöl. Es darf vermuthet werden, dass dieser Kegelberg in seinem Grundbau gleichfalls die Bestand- theile einer älteren trachytischen Bergform einschliesst, aber 79 es ist Thatsache, dass in demselben der vollendete Typus einer domförmigen Wölbung vorliegt, von der mit dem vollen Rechte der Wahrscheinlichkeit zu behaupten ist, dass ihre «regelmässige Form das alleinige Resultat successiver Auf- -schüttung und Ausbreitung auf eruptivem Wege an die Öber- fläche gedrungener Massen ist. Ein besonderes Interesse knüpft sich an die Felsarten dieses Berges, weil die für das ganze Araratsystem gültige Reihenfolge in den vulkanischen Gesteinen, von den Trachyten und Andesiten an, durch inter- mediäre Typen bis zu den der jüngsten Entwickelungsperiode angehörigen Dolerit-Laven während der Ausbildung des Berges successive zur Darstellung gekommen zu sein scheint. Der Kipgöl, auf das Engste mit. der Basis des grossen Ararat verbunden, bildet für denselben eine Vorstufe von 10,600 Fuss abs. H., von der man in stufenförmigen Absätzen zu dem 5 Werst entfernten Gipfel gelangt, ohne sich von der geraden Verlängerung der beide Ararate verbindenden Linie be- deutend zu entfernen. Nordwestlich führt diese Linie uber zwei, genau auf der Mitte der Kipgöl-Wölbung befindliche, kraterförmige, dicht neben einander liegende Einsenkungen hin- weg. Der Umfang dieser Vertiefungen beträgt 2600 Fuss und ihre Tiefe 250 bis 300 Fuss. An den senkrecht abstürzenden Wänden derselben lassen sieh 18 bis 20 Lavaschichten mit _ ihren zwischenliegenden schlackenförmigen Lagern zählen. Auf dem Boden hört man das schwache Rauschen in der Tiefe fliessender Wasser, ohne dasselbe irgendwo wahrzunehmen. In weiterer nordwestlicher Richtung trifft man am Abhange des Kipgöl noch einmal zwei sehr umfangreiche halbtrichter- förmige Einsenkungen im lockeren, zum Theil aufgeschütteten - Terrain des Abhangs an, die sich, gleich grossen und breiten Nischen von einigen 1000 Fuss Spannung bis zur Basis des Kipgöl abwärts senken. Ganz in der Nähe dieser vertieften Abhangsräume entwickelt sich ein kleines, durch polyedrische Zerkluftung seiner Massen sehr zerstüuckeltes, mit dichtem Buschwerk bewachsenes Felsengebirge von 600 Fuss Höhe, Es besteht aus normalem Trachyt und ist durch ansehnliche, in dem Abhange des Kipgöl sich verlierende Ausläufer sehr deutlich, von der Abhangshöhe des Letzteren gesehen, als ein lateraler Trachyt-Durchbruch des Kipgöl selbst zu erkennen. Ein trachydoleritischer Lavastrom, der mit gigantischen Dimen- 80 sionen am nördlichen Rande der flachen Plateauwölbung aus- brach, blieb in sackförmiger Anschwellung mit der Breite von einigen tausend Fuss auf der Mitte des Abhangs hängen, wo ihn das unbewafinete Auge bei hellem Wetter von Erivan 'aus leicht erkennt. Auch die in seiner Nähe auf der Mitte des Plateaus liegenden beiden kraterförmigen Einsenkungen werden zugleich als zwei dunkele Streifen auf dem Letzteren unter- schieden. In ähnlicher Weise wie an den südöstlichen Abhän- gen der beiden Ararate die eruptive Thätigkeit ihre grösste Energie in dem Aufbau von Eruptionskegelreihen und Lava- ausstromungen am Fusse des grossen Araratkegels wie des kleinen Ararat entfaltete,.war dies auch auf der nordwestlichen Seite der Kipgöl-Wölbung der Fall. Der Blick vom Alagez herab, Fig. 2, lässt die Grosse des quantitativen Verhaltens dieser am weitesten gegen Nord- westen vorgedrungenen jüngsten Dolerit-Laven des Ararat-Sy- stems wohl erkennen. Von der Basis der Kipgöl- Wölbung, nach meinen Messungen in 7260 par. Fuss abs. H. am Fusse des Gorgan, dehnt sich die Dolerit- Lava- Anschwellung im Mittel 13 Werst bis zu den Dörfern Argatschi und Taschburun aus. Die absolute Hohe der Araxes-Ebene fand ich hier etwa 2500 par. Fuss; es ergiebt sich somit für den vom Kipgöl beginnenden, allein durch jüngere doleritische Laven gebildeten nordwestlichen Fussgebirgstheil des Ararat-Systems ein Höhen- maximum am Gorgan von 4700 Fuss über das Niveau der Ebene bei einer Breite desselben von 10 Werst in dieser sei- ner Anfangsregion und von 18 bis ZO Werst an seinem nord- westlichen Ende. In der Längenrichtung dieses mit einem Nei- gungswinkel von 8° bis 7° sich verflächenden Gebirgsfusses erheben sich vom Gorgan ab, in unregelmässigen Intervallen auf zehn Werst vertheilt, auf demselben fünf ansehnliche kegel- förmige Doleritberge, grösstentheils von zah verschlackter Lava gebildet. Sie bezeichnen augenscheinlich die Lage der haupt- sächlichsten Emissionsstellen der Laven auf der allgemeinen Eruptionsspalte. Ein kleines, Kissiljeri genanntes Felsenge- birge oligocäner Sandsteine bei dem Dorfe Argatschi wurde von diesen Laven in ähnlicher Weise umfluthet und umschlossen, wie dies von den Ausläufern des dem Ararat-System in Süd- ost vorliegenden paläozoischen Kalkgebirges seitens der Laven beider Ararate der Fall ist. Der durch das Vorhergegangene 81 vorgeschriebenen Auffassungsweise gemäss kann dem nach Fig. 2 so deutlich als ein dritter Haupttheil des grossen Ara- rat heraustretenden Kipgöl kaum ein anderer Werth als der eines secundären Eruptionskegels beigelegt werden, der nur das am stärksten hervorragende Glied einer Reihe analoger Bildungen darstellt, die sich diesseits und jenseits des Haupt- körpers des Systems linear fortsetzen. Diese Auffassung be- statigend, hat die geognostische Untersuchung gezeigt, dass, unmittelbar vom Kipgöl südöstlich ausgehend, noch mehrere durch den normalen Habitus rothbraun verschlackter Lava- massen ausgezeichnete über einander aufsteigende Eruptions- kegel an der Geotektonik des in mächtigen Absatzenden em- porführenden Gipfelrüuckens des grossen Ararat betheiligt sind. In dem bereits zuvor erwähnten, in den Abbildungen Fig. 1 und 2 mit & bezeichneten, altanartigen Vorsprunge erhebt sich der nächste Repräsentant der gegen Südost fortsetzenden Reihe Die, von dunkelem vulkanischen Gestein eingefasste, den frü- heren Abzugscanal eines Lavastroms bezeichnende Einsenkung am Abhange des grossen Kegels wird jetzt durch einen Glet- scher zweiter Ordnung eingenommen, der mit breiter Stirn am Rande des Kipgöl-Plateaus aufragt. Er lässt an seinen schrof- fen Absätzen die Natur seiner zahlreich gebänderten Eismassen schon wahrnehmen. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass eine noch höhere, auf der Abbildung Fig. 2 mit ß bezeichnete Ab- stufung ebenso durch einen hervorspringenden Eruptionskege] hervorgebracht ist, der jetzt gänzlich unter der Eisbedeckung 3 der Gipfelregion verborgen liegt. Ich halte an dieser zwar nicht direct bewiesenen, aber durch physiognomische Gründe auf das Stärkste unterstützten Vorstellung um so mehr fest, als ich Gelegenheit hatte, in gleicher Höhe auf der Südost- seite des grossen Ararat vorkommende Eruptionskegel-Bildun- gen zu untersuchen. Ein besonderes Interesse nimmt hier der Tschat in Anspruch als eine scharf markirte kegelförmige Eruptionsstelle in nahe 13,000 Fuss absoluter Hohe, von der Schneegrenze (auf dieser Bergseite im August) wenig entfernt. Ein enormer Lavastrom ging von hier aus; er zeigt die Form eines steil abwärts ziehenden, hohen, verhältnissmässig schma- len Dammes mit canalartiger Einsenkung. Aus der Ferne ge- sehen erscheint er als einer jener colossalen Strebepfeiler, die, mit breiter Basis von der flachen Wölbung des Fussgebirges Zeits. d. D.geol.Ges. XXIL, 1° des oberen Araratkegels aufsteigend, den Letzteren zu stützen scheinen. Eine Versinnlichung dieser Verhältnisse gewährt eine Ansicht des grossen Ararat-Gipfels, die ich im Bullet. de la Soc. geol.,. 2Zime ser, T. VIH., Pl. V. gegeben habe. Der weiten Entfernung wegen, aus welcher die Ansicht Fig. 2 auf- genommen, können diese Züge am Araratkegel daselbst nicht deutlich hervortreten. Im Uebrigen kann es keinem Zweifel unterliegen, dass eruptive Vorgänge, wie die angegebenen, sich selbst bis in die höchste Gipfelregion des Ararat erstreckt ha- ben; denn ich fand bei der Besteigung desselben, in geringer Entfernung von der obersten Plattform, aus der Schneebedeckung hervorragende, zusammenhängende Klippen von dunkelbrauner, verschlackter, trachydoleritischer Lava, der tiefer unten am Kegel vorkommenden sehr ähnlich. Indessen liess sich aus der Natur durch Zersetzung umgewandelter anderweitiger Ge- steinstrummer, die an einem schneefrei gefundenen Theil des höchsten Kegelabhanges zum Vorschein kamen, erkennen, dass Gesteine von trachytischer Zusammensetzung dem Inneren des Gipfelkörpers nicht fremd sind. Zu gleichem Schlusse berech- tigt auch das lithologische Verhalten der Gesteinsfragmente, die in den nahe unter dem Gipfel beginnenden Spaltenein- senkungen der Südost- wie der Südseite des Berges herab- rollen. Eine systematische Beschreibung der -äusseren und inneren Natur des Ararat an dieser Stelle nicht beabsichtigend, war es mein Zweck, auf gewisse charakteristische, mit besonderer Reinheit und Schärfe aus der Ferne sichtbare Formenverhält- nisse aufmerksam zu machen, welche in den verschiedenen Entwickelungsstadien des Araratsystems sich successiv heraus- gebildet haben, und die gewissermaassen der physikalischen Geschichte desselben die Abschnittspunkte vorzeichnen könn- ten. Nicht unerwähnt will ich noch die eigenthumlichen Wechselbeziehungen lassen, die zwischen der gebirgsartigen Ausbildung des Araratsystems, wie der Grösse seiner verticalen Dimensionen und dem Umstande stattfinden, dass der grosse Ararat sich genau in dem Durchkreuzungspunkte der beiden Hauptdirectionslinien für die Schichtenstörungen und Massen- verschiebungen emporgearbeitet hat, die einen wesentlichen Einfluss auf die orographische Ausbildung des armenischen Hochlandes gehabt haben und in den Grundzügen der orogra- EL et % Be fe; Lug re. vr DT ha ee er es TEN = phischen Gestaltung des ganzen zwischen ‚dem Mittelländischen dem Schwarzen und Caspischen Meere, wie dem Persischen Meerbusen gelegenen Continents zu erkennen sind. Ohne die Absicht, etwa theoretische Vorstellungen aus- beuten zu wollen, die mit dem Fortschritte der Wissenschaft sehr viel von ibrer ursprünglichen Bedeutung verloren haben, "will ich nur noch einige der Thatsachen hervorheben, welche zu dem in Betrachtung gezogenen Gegenstande in unverkenn- bar wissenschaftlicher Beziehung stehen. Auf Grundlage der orographischen Positionen des grossen Ararat und des schon mehrfach berührten Sordag (lat. 39° 43° 28”, long. 61° 36’ 53”) findet man, dass die erloschenen vulkanischen Systeme, deren östlichstes Glied der Ararat bildet, durch eine Linie von 4,80 ‚geogr. Meilen und geodätischer Orientirung von O 4° 34 S verbunden sind, mithin eine der ostwestlichen Directionslinie des kleinasiatischen Taurus conform laufende Reihe darstellen. Wie bereits gezeigt, tritt in der Verbindungslinie zwischen beiden Ararat-Gipfeln eine Parallele von 5234,9 Toisen Länge der zweiten Directionslinie in orographisch geologische Wirk- samkeit, welche die vorherrschenden Gebirgszüge , Schichten- aufriehtungen und Dislocationen zwischen den eben genannten Meeren von Nordwest nach Sudost beherrscht. Der dem grossen Ararat nordwestlich angefügte, oben als dritter Bergtheil be- trachtete Kipgöl entfernt sich von dieser südöstlichen Axen- linie bemerkenswerth etwas nach Süden. Es durchschneiden ‚sich somit die beiden Hauptdirectionslinien, deren Parallelen * mit den angegebenen von O 4° 34° S sehr genäherten Werthen so häufig in den Streichungsrichtungen dislocirter Gebirgs- schichten und plutonischer Ganggesteine auf dem armenischen Hochlande wie überhaupt im Araxes-Flussgebiet von mir be- _ obachtet worden sind, am Gipfel des Ararat unter einen Win- - kel von 30° 31”. Das Empordringen flüssiger Gesteinsmassen, welches alle Bildungsstadien des Araratsystems so augenscheinlich charakte- _ risirte, hat sich nun auf den soeben näher angedeuteten Spal- tenlinien aus einer vorvulkanischen Zeit hauptsächlich an drei, _ durch ungleiche Intervalle von einander getrennten Stellen - dauernd centralisirt, die den Mittelpunkten des grossen, des klei- 3 nen Ararat, wie des von dem Gipfel des ersteren etwa 17,000 Fuss entfernten Kipgöl entsprechen. Ebensowenig wie diese 6* eruptiven Processe auf den drei Centralpunkten immer gleich- zeitig eintraten, waren sie in qualitativer und quantitativer Be- ziehung gleichwerthig; auch waren sie für dieselben keines- weges mit gleicher hebender Wirkung und entsprechender Volumenvermehrung der betreffenden Bergkörper verbunden. Am Kipgol wurde eine solche Vermehrung vorzugsweise durch vielfach sich wiederholende Aufschüttung bewirkt, ver- möge welcher sich die sehr regelmässige, flach kegelförmige Berggestalt zu der absoluten Höhe von 10,600 Fuss allmälig heranbildete. _Ein anderer Dynamismus beherrschte dagegen die Bildungsstadien der benachbarten Araratkegel. Beide be- standen in der frühesten Periode wahrscheinlich als gesonderte selbstständige Hervorragungen von ungleicher Grösse auf ge- meinsamer flacher Terrainwölbung von etwa 9000 Fuss abso- luter Höhe. Sehr wahrscheinlich sind in den oben berührten Gliedern der westlichen Kegelreihe zwischen dem Parlijdag und Pambuk die annähernden Typen für jene Beschaffenheit der beiden Ararate zu finden. Es ist unverkennbar, dass in der geologischen Periode, wo das flüssige Erdinnere mit un- gewöhnlicher Energie im ganzen armenischen Hochlande im Taurus wie im Kaukasus gegen die Oberfläche zu reagiren begann, und mit dem Eintritte der eigentlichen Lavenergüsse den schon vorhandenen trachytischen Centralsystemen neue Vergrösserungs-Elemente hinzugefügt wurden, beide Ararate aus- schliesslich Spalteneruptionen unterlagen, die sich in der Rich- tung der allgemeinen südöstlichen Streichungslinie von O0 35° S wiederholten. Niemals ist aber, weder am grossen noch am kleinen Ararat, ein centraler Eruptionskrater thätig gewesen, der durch Aufschuttung volumvermehrend hätte wirken können. Der grösste Theil der Wirkung, der in dieser vergrössernden Beziehung überhaupt au beiden Bergen stattgefunden hat, muss der Erstarrung der in den Spaltungen empordrängenden Laven, wie einer allmäligen Erhebung des gesammten Fussgebirges des Systems zugeschrieben werden. Von den an die Ober- fläche dringenden flüssigen Laven blieben an den Abhängen zur Vergrösserung selbst höherer Bergtheile allerdings nicht unbedeutend beitragende Massen zurück, allein wie immer ge- wann die Hauptmenge der Lava in rasch abwärts fliessenden Strömen an der Basis des Berges bald ihre grosse Aus- breitung. s r 85 Nachdem mit der Intensität der Periode trachydoleritischer Ausbrüche und deren Uebergang in das Stadium der mächtigen Doleritlaven - Ausströmungen der Widerstand der allmälig em- porgedrängten und vielfach aus ihrer ursprünglichen Lage ge- brachten Theile des älteren Bergkörpers immer schwächer ge- worden war, wurde, entweder in Folge paroxismatischer erup- tiver Kraftäusserung oder einer langsam wirkenden Empor- treibung der durch Spaltung aus einander getretenen Gipfeltheile des trachytischen Berges, die südliche Gipfelhälfte des grossen Ararat in ein um mehr als 5000 Fuss höheres Niveau geführt. Wie schon früher bemerkt, scheint die andere nördliche Hälfte nur wenig mitgehoben und gleich in die frühere Lage zurück- gesunken zu sein. Dem Verlaufe dieses letzten Bildungssta- diums muss die Entstehung der zuvor erwähnten lateralen Eruptionskegel zugeschrieben werden, die sich über den Mün- dungen der Spaltenkanäle ausbildeten, in welchen die Laven bis zur Region des Gipfelruckens empordrangen. Auch darf angenommen werden, dass die Spaltung des ältereu Bergkör- pers des kleinen Ararat, der dem trachytischen Bildungsstadium angehört, und die Aufrichtung der Spaltenränder zur Darstel- lung der heutigen Kegelform im engen Zusammenhange mit dem Aufsteigen der Doleritlaven standen, deren Ergüsse der Berstung des Berges folgten und gleichzeitig mit den analogen Hergängen am grossen Ararat waren. Nicht minder gewiss scheint es, dass eine mit dem Einsinken der nördlichen Hälfte ' des grossen Ararat in Verbindung getretene Querspaltung die _ erste Veranlassung zu der Entstehung des Thales von Arguri gegeben hat, an dessen oberen Ende sich jetzt ein imposanter Gletscher erster Ordnung aus der Gipfelregion bis zur absolu- ten Höhe von 9172 Fuss herabsenkt. Dass dieses Thal seine jetzige Weite und Ausbildung späteren Erosionen verdankt, geht aus dem Volumen des Aufschüttungs-Talus hervor, der sich der 3000 Fuss über der Araxes-Ebene beginnenden Mün- dung des Thales vorgelagert hat und mit seiner breiten Basis bis iu die Mitte der Araxes-Ebene gedrungen ist. Es fehlen alle Anzeichen von stattgehabter Mitwirkung noch anderer Kräfte an diesem Hergange als diejenigen, welche noch gegen- / wärtig fortfahren, theils langsam zerstörend, theils durch perio- diseh eintretende paroxismatische Einsturzphänomene, an der Erweiterung des Thales und insbesondere der eircusartigen Gletscherschlucht zu wirken. Wenn ich bei dem Versache einer Interpretation der mor- phologischen Eigenthümlichkeit des Ararat in Bezug auf das dem Letzteren zum Grunde liegende Bildungsgesetz zu Schluss- folgen gelangt bin, die nicht mit den Ansichten der Anhänger einer allgemein anerkannten Schule übereinstimmen, welche den Glauben an die Mitwirkung von Erhebungen an der Ent- stehung erloschener wie thätiger Vulkane als einen beseitigten Standpunkt betrachtet, so kann dieser Umstand meine Ueber- zeugung von der Nothwendigkeit nur vermehren, jedes geolo- gische Phänomen unbeeinflusst von irgend welcher herrschen- den theoretischen Ansicht, rein als vorhandene Thatsache zu fixiren, dasselbe vorurtheilsfrei, wie es eben da ist, zu studiren und demselben keinen anderen Ausdruck zu geben als den, welchen die Natur der Erscheinungen categorisch fordert. So wenig auch von einer directen Anwendung der Vor- stellung, welche L. v. Buch mit dem von ihm zuerst gebrauch- ten, oft missverstandenen Worte Erhebungskrater verband, in Bezug auf den grossen Ararat die Rede sein kann, so hat seit meinem ersten Besuche am Ararat und seit der vergleichenden Kenntnissnahme der zahlreichen und vielfach modificirten er- loschenen vulkanischen Bergformen sich bei mir doch immer be- stimmter der Eindruck befestigt, dass die Auffassung, aus welcher die Lehren v. Buc#’s von der Vertheilung der Vul- kane nach Central- und Reihen-Systemen .bervorging, und die dem naturgemässen Wortbegriffe des Erhebungsthales sich an- schliessende Vorstellung von dem Erhebungskrater sich ent- wickelte, auf der Erkenntniss einer wirklichen Naturwahrheit beruht. Es scheinen mir diese theoretischen Distinetionen zu tief in dem Boden der Wissenschaft zu wurzeln, als dass nach. dem heutigen Standpunkte unseres geologischen Wissens die Acten über den Werth auch dieses wichtigen Vermächtnisses schon als geschlossen angesehen werden dürften, welches L. v. Buch der Wissenschaft hinterlassen hat. Mit Rücksicht auf die geologische Bedeutung, welche in dem Vorhergegangenen für den Ararat von Seiten seiner geo- graphischen Stellung im Durchkreuzungspunkte der taurischen und kaukasischen Erhebungsparallelen in Anspruch genommen ist, verdient es noch der Erwähnung, dass der grosse Ararat auch in Bezug auf eine dritte Directionslinie der Schichten- störungen eine wichtige Stellung einnimmt, welche innerhalb der Meridianrichtung einen bedeutenden Einfluss auf die oro- graphische Ausbildung des armenischen Hochlandes ausgeübt hat. Wenn der Ararat sich auch in keiner directen Verbin- dung mit einem orographischen Vertreter dieser von Norden nach Suden orientirten Directionslinie befindet, so ist doch eine dergleichen indirect mit dem grossen vulkanischen Meri- diangebirge vorbanden, welches den Ostrand des Hochlandes zwischen Akalkalaki und Gumri (das heutige Alexandropol) bildet und von den beiden ostwestlichen Gebirgszugen, den Ardjewan- und Besobdal-Ketten, in Norden und Süden begrenzt wird. Die achtzig Werst lange Axe dieser Längengruppe grosser trachytischer Eruptiv-Systeme berührt in ihrer süd- lichen Verlängerung den Alagiz und 6,86 geogr. Meilen weiter den Gipfel des grossen Ararat. Der geodätische Ausdruck dieser meridianen Erhebungsrichtung für das armenische Hoch- land wird durch die geographischen Positionen des Ararat und - eines der höchsten nördlichen, Tschüsch Tapa oder Emlekli genannten Gipfel jener Meridianreihe (lat. 41° 15° 50”, long. 61° 35° 16”), als eine N 10° 20° W streichende Linie von 167 Werst Länge bestimmbar.*) Demzufolge würde man im Mittelpunkte des grossen Ararat eine Durchkreuzung der Di- rectionslinie für die latitudinalen (taurischen) und die meridia- nen Spaltenerhebungen in einem Winkel von 75° 5’ erhalten. Die Gefahr des Vorwurfs, mich in ein Gebiet rein theoretischer und deshalb muüssiger Speculationen zu vertiefen, kann mich nicht abhalten, hier noch der Beziehungen zu gedenken, in welchen sich das Ararat-System ungezwungen zu einer vier- ten Directionslinie für Schichtenstörungen und Massendisloca- i *) Ueber die physikalisch-geographische Bedeutung dieser meridianen Erhebungslinie in ihrer südlichen Verlängerung vom Ararat ab als Wasser- scheide zwischen dem caspischen Meerbusen und dem persischen Meer- busen siehe meine vergl. Grundzüge 1. e. p. 387, 88 tionen von Sudwest nach Nordost bringen lässt, deren Paralle- len in der Teerraingestaltung des armenischen Hochlandes ver- steckt liegen und orographisch weniger als durch Messung der Streichungsrichtungen gewisser Schichten erkennbar her- vortreten. Nur einmal, wie ich bereits an einem anderen Orte nachgewiesen habe, gewinnt die Directionslinie von Sudwesten nach Nordosten einen physikalisch - geographisch bedeutsamen plastischen Ausdruck in der siebengliedrigen Reihe domförmi- ger vulkanischer Berge von 24 geogr. Meilen Länge, deren willkürliche Zusammenfassung als Reihen-Vulkane dadurch ab- gewiesen wird, dass durch die Aneinanderreihung dieser sammt- lich zu absoluten Höhen von 8000 bis 10,000 Fuss aufstei- senden Berge die Wasserscheide zwischen dem oberen Laufe des Kur und Araxes scharf ausgeprägt wird. Das geodätisch gesuchte Streichen dieser Wasserscheide ergab sich zu N32°O, eine Richtung, bemerkenswerth wegen ihres Parallelismus mit dem auf krystallinischem Fundament von hohem geologischen Alter entwickelten meskischen Gebirgszuge, dem einzigen oro- graphischen Verbindungsgliede zwischen den georgisch-armeni- schen Gebirgen und dem Kaukasus. Insofern diese Störungs- und Streichungslinie von Süd- westen nach Nordosten eine für die paläozoische Formation ursprüngliche und, als solche von mir auch in Armenien er- kannt, daselbst die älteste war, zeigt sich dieselbe erwartungs- mässig den Störungen auf das Stärkste unterworfen, welche später nach den vorerwähnten anderen drei Richtungen ein- traten. In besonderem Grade ist dies auf der Nordseite des Ararat, zumal auf dem Theile der Araxes- Ebene der Fall, die dem Ararat-Systeme in seiner ganzen Längenausdehnung vorliegt. Inselartig tauchen auf diesem von Alluvialablagerun- gen zur wassergleichen Fläche nivellirten Raume zahlreiche kleine Felsgebirge, von devonischen Kalken und Bergkalk- schichten zusammengesetzt, hervor. In auffallender Weise wird dieser paläozoische Archipel mit einem dem Araxes - Laufe conformen Längendurchmesser von 40 Werst und nahe der- selben Breite gegen Nordost, Ost und Süd von einem beinahe geschlossenen Kranze paläozoischer Felsgebirge umschlossen, den der Araxes in bedeutend verengtem Thale innerhalb der devonischen und Bergkalk-Gruppe von Degma Danga (Fig. 2) dreissig Werst östlich vom kleinen Ararat durchschneidet. Ge- % ne nn EREF DER. 5 te N $ MEER ae eat Berl R x os; a ZA a RE a er ET Ra Stau Sr Tan I re Zn Due “ } . ER er br Bi - > > pP} = fi F le SE Ar Ba nen ach Ds 3 ae ee. RT V = , 89 > gen Südwest setzt sich dieses paläozoische Randgebirge in den Makuschen vielgegliederten Felszugen von ausschliesslich pa- läozoischer Natur unter beiden Araraten fort. Der nordwest- liche Theil desselben Randgebirges, welches in der Gewölb- kette des Dsynserlydag seine grösste Höhe erreicht, zeigt an seinen der Araxes-Ebene zugewendeten Steilabstüurzen in der Höhe eine korallenreiche Bergkalk-Etage in concordanter La- gerung auf devonischem Terraiu, im Durchschnitt ihrer nach Norden einfallenden Schichten. Der abgebrochene und abge- sunkene Flügel dieser Gewölbkette verschwindet mit seinen steil zur Ebene geneigten Schichtenabstufungen bald unter der alluvialen Bedeckung derselben. Am Dsynserlydag und überall, wo das paläozoische Ge- birge überhaupt auf der linken Araratseite in weiterer südöst- licher Richtung noch zum Vorschein kommt, findet sich das- selbe entweder von oberen Gliedern der Kreideformation mit auflagernden Nummulitenkalken oder nur von einer der beiden Formationen bedeckt. Sehr beachtenswerth ist nun der Um- stand, dass weder die auf der Araxes-Ebene hervorragenden fragmentarischen Repräsentanten der paläozoischen Formation, noch die das Ararat- System südlich und südöstlich umgeben- den Gebirgszüuge der devonischen und Bergkalkbildungen — mit Ausnahme stattfindender Anlagerung am Fusse der Süd- abhänge der letzteren im Flussgebiet des Makutschai — irgend eine Spur von diesen Auflagerungen aus mesozoischer und cänozoischer Zeit wahrnehmen lassen. Dieses auffallende Verhältniss berechtigt zu dem Schluss, dass das paläozoische Grundterrain, welches an der Stelle und im weiteren Umkreise des heutigen Ararat-Systems sich ab- gelagert hatte, mit dem Beginne der oberen Bergkalkperiode durch Continental-Hebung in die Form einer von Südwest nach Nordost sich erstreckenden, einen bedeutenden Theil von Ar- menien und Aderbidjan mit umfassenden, flachen Wölbung ge- bracht, über das Meeresniveau geführt wurde, bis eine Boden- senkung bei Weitem den grösseren Theil dieses paläozoischen Continents erst im Laufe der Kreideperiode wieder unter den Einfluss der Meeresbedeckung stellte, wobei ein Theil des heutigen Ararat-Landes als eine nach den oben angedeuteten Daten in ihrer beschränkten Grösse zu beurtheilende paläo- zoische Insel verblieb. Dieses Verhältniss dauerte bis zum 90 Schlusse der oligocänen Zeit, wo dann das gesammte paläo- zoische Grundterrain in Folge einer neuen allgemeinen Conti- nentalhebung von langer Dauer und begleitet von mannichfal- tigen partiellen Continuitäts- Störungen des Terrains über- haupt, zu einer sehr bedeutenden Höhe über den Bereich der tertiären Meeresniederschläge gebracht worden sein muss. Das Ende dieser Hebungsperiode bezeichnete ein in weitester Aus- dehnung wirksam gewesenes Eingreifen endogener commotori- scher Kräfte auf das bestehende Oberflächen - Verhältniss des gehobenen Continents, welches, nach der Hauptstörungsrichtung zwischen den obengenannten Meeren von Südosten nach Nord- westen erfolgend, die Veranlassung zu partiellem Zusammen- sinken des paläozoischen Fundamental-Terrains vorherrschend nach Längendimensionen in der angegebenen Richtung wurde. Eine solche Senkung betraf nun auch einen grossen Theil der seit der paläozoischen Zeit von keinem Meere bedeckt gewese- nen Gewölbinsel an der Stelle der heutigen mittleren Araxes- Ebene. Alle Erscheinungen, von denen die Rede gewesen, treten in dieser Vorstellung in einen befriedigenden Zusammen- hang. Das Makusche Gebirge, das unter den Doleritlaven bei- der Ararate an vielen Stellen unmittelbar zu Tage gehende devonische und Bergkalk - Terrain, das Verhältniss der abge- sunkenen Lagerung derselben Formationsglieder in der Scheitel. region und am Fussgebirge des Dsynserlydag, vorzüglich aber das so ganz abnorme stratigraphische Verhalten der nach ver- schiedenen Richtungen gefalteten, geknickten und an einander emporgedrängten paläozoischen Schichten der sporadischen Felsinseln der Araxes-Ebene sind Thatsachen, die namentlich in Bezug auf das Fehlen der Niederschläge aus der Kreide- und Tertiär-Periode keine andere Deutung zulassen, als dass hier die fragmentarischen Theile aus der Scheitelregion der eingesunkenen Wölbung mit ihren Bruchrändern vorliegen. Die Geotektonik der vom Araxes bespülten devonischen Felsinsel von Corvirab*) giebt in dieser Beziehung einen be- *) In befriedigender Lösung der bisher immer noch bestandenen Controverse in Betreff der wahren Lage von Artaxata finde ich, ab- ‘ weichend von Dusoıs De Montpereux, die Annahme den Zeugnissen Tacitus’ und Strabo’s ganz gemäss, dass das noch heute Spuren einer Akropole tragende kleine Felsgebirge von Corvirab und nicht Ardaschir, am Garnilschai, die Lage der alten Hannibals-Feste bezeichnet. SER h ie B sad RR! v NE 5 Ai "x von 3 VE ue 9 sonders klaren Aufschluss. In der 350 Fuss über das Araxes- Niveau aufsteigenden Felsengruppe zeigt sich die Wirkung stratigraphischer Umgestaltung durch Bodensenkung in lehr- reicher Weise, wie sie auch im hiesigen Lande, ich möchte sagen auf jeder Wanderung, dem Beobachter in grossen, den jedesmaligen Gebirgsverhältnissen entsprechenden Dimensionen entgegentreten. Es ist mir sehr wahrscheinlich, dass auf die- ses einem allgemeinen geologischen Entwickelungsstadium von universeller Tragweite angehörende Senkungs-Ereigniss, wo- durch das gesammte Oberflächen-Relief des armenischen Hoch- landes eine Umgestaltung erlitt, die durch ein allgemeines Auf- steigen des flüssigen Erdinneren gekennzeichnete eruptive „Vul- kan-Periode“* unmittelbar gefolgt ist. Für den Isthmus zwischen dem Caspischen und dem Schwarzen Meere, wo in- tensive Reactionen der Vulkanität schon seit der mesozoischen Zeit eine. bedeutende und eigenthümliche Mitwirkung an der Gestaltung und Zusammensetzung des Bodens gehabt haben, darf in jener eminent eruptiven Vulkan-Periode auch ein be- sonders intensives Zuströmen des Lavamaterials nach den alten Verbindungskanälen, wie sie in den vorhandenen, an die Gebirgszuge geknüpften Spaltungen bestanden, ganz besonders aber nach den Regionen der Senkungen hin angenommen wer- den. Auch scheint es wissenschaftlich geboten. durch pluto- nische Bewegungen von universeller Tragweite eingeleitete, so gewaltig empordrängende, eruptive Reactionen des Vulcanis- mus, welche Bergeolosse wie Ararat und Alagez längs der Grenzen wie im Inneren der Senkungsfelder aufzuführen ver- mochten, auch mit ausnahmsweise gesteigerten Localerhebun- gen verbunden gewesen zu denken. GENE EU OIRANERE RR GREEN HER SA RR anf. CR ae. EN 92 6. Ueber die chemische Constitution des Uranophans. Von Herrn Wessky ın Breslau. Der Deutschen geologischen Gesellschaft berichtete ich 1853 (Bd. V., S. 427) und 1859 (Bd. XI., S. 334) über die von Herrn GRrUNDMANN in Tarnowitz und mir ausgeführten Un- tersuchungen über den Uranophan, welchen ich in Kupferberg in Niederschlesien aufgefunden hatte; die damals aus den Analysen Herrn Grunpmann’s abgeleitete Constitutionsformel 3R, Si +5R, Si + 36H befriedigte indessen nicht besonders. Es schien mir der Mühe zu lohnen, da meines Wissens dieses Mineral das einzige analysirte wesentlich Uran hal- tende Silicat ist, zu prüfen, ob die von Herrn RAmMELSBERG vertretene Auffassung der Silicate zu einem besseren Ergebniss führe, was sich auch bestätigte. Nach Maassgabe der hier folgenden Erörterung ist der Uranophan ein Thomsonit, in welchem 2 des Aluminiums durch Uran vertreten wird, jedoch so, dass diesem substituirten Uran ein gleiches Aequivalent Uran als Uranoxydhydrat an- gelagert ist, ganz so, wie wir das Uran in der Verbindung 1I U,RO,H,O gegenüber der analogen Verbindung der Thonerde II Al, RO,,H,O begegnen. In der folgenden Tabelle enthält die I. Colonne: die Zahlen, welche Herr GrUnDMAnN als Re- sultat der an Uranpecherz freiem Material ausgeführten Ana- lyse angegeben hat; die i Il. Colonne: die Bestandtheile, welche als Chalkolith, den man mikroskopisch nachgewiesen, in Abzug gebracht werden GEILE a € PN NER 2 Re A or Fu ER Be Kran FE ER; $ MR * a BA pr Ir. EG te a ai IR! 4 Be Ei x ae) A Kae { BR kr ER i u Er ua) B us RE re % x # N i i ER . $ ; } m Ye } Y = 1 72°66 \ 91 — I = N) LEO. = 110° 5 3V csTo 900 Io = ng (O ng 'ppur) — 60 > 44 20.03 ee 1,602 — ER co. ern au 971. Fr oe > as ELT. a Si ıq 5 Ä 0WOT 946: 7. To zo = "0'a Ze rer = om Tue - ee ze an= 00 2; 020°0 #% =s0°4: 881 nos ea 9FT‘O I980°0 0 = O3W 6cH1 GET = ae Rz: Dre 060°0 g = .0%9 990% 69° rn 9 re 08 - FO zer 00 A= on BE er 3 — Bo ren= 'o’n ei) 00 = Fo T80LT Igeı ee ee en * mA ILA IA en u Re | n ; | uoguoyond) EIN RINTHTLE EIN! -uwgdoueag] aouray ‘oänzgy "oskjwuy 1op yeyinsoy Ehren). er " nis: ea, N ra Pt a A ET RT A NER: a Se de 1 0 52 3 Sp 94 müssen, und für welche die Phosphorsäure zum Ausgang dient; die SEE Ill. Colonne: die Bestandtheile, welche, nach den Vor- untersuchungen als in geschwefelten Erzen bestehend, gleich- falls abgerechnet werden mussen; die IV. Colonne: den alsdann verbleibenden Rest = 92,56p Ct. der analysirten Substanz, in reinem Uranophan bestehend, und in der _ V. Colonne: diese Bestandtheile auf 100 pCt. berechnet. Wegen des eigenthumlichen Verhaltens des Urans ist es zweck- mässig, das Verhältniss dieser Bestandtheile nach Molekülen: II I SD. 0,U0,R0r20 zu berechnen und sind daher in der VI. Colonne: die benützten Molekülgewichte, und in der VII. Colonne: die Quotienten der letzteren in die in Colonne V. angegebenen Bestandtheilmengen angegeben, und in der VII. Colonne, der bequemeren Uebersicht halber, diese II ‚auf das Verhältniss R = 1 reducirt. Da das Verhältniss der Molekule 1 8.8, (AR 07.005): RO: H.0 1.94 1,04 : 1 : 5,75 ist, wofur wir 2 : 1 : 1 : 5,6 setzen wollen, da ferner die Zahl der Moleküle Al,O,:U,O, sich nahe wie 2:3 verhält, so kann man den Uranophan auffasseu als 1 RR. Re, 81,,.0,0 1 a oder als eine Vereinigung von | 1 RB. Al, Sı, 0, MRH,O & II 1 8.0, Di 2 B, O0 210 | oder als en. a kei a re Er Reaper Kr en ne n n Ve " Sa BR ES Sr Die Se eher Sl ar az IE TER a Arte. Z SE SO A DB ge 2 rue er re FE ee Zi a Sr ren ea RER e: ur £ ruhe RAEREN, ’ > RETTET UM N II E (RAISi, 0, + 5H,0) \ II ‘ E iR es, 0. u le. oeerH,0| Die erste Zeile dieses Ausdrucks ist die Constitutions- formel des Thomsonits, die zweite Zeile ihre Analogie unter - Substitution des Aluminiums durch Uran, und das dritte Glied die gleiche Menge Uran wie in der zweiten Zeile, als Uran- oxydhydrat, welche als dem Uran im Silicat angelagert zu be- trachten ist. Diese Constitutionsformel erfordert: Molekülgewicht. Gefunden. 10 SiO, (60) 600,00 = 18,05 17,08 2 Al,O, 102,0) 72er 610 620,0, (288) 1128.00° 531.99 9253.98 1 5 R — 3.08. .02.0: (96) 112,48 == ,..,5,19 9,07 1,23 M&O (40) 49,20, = E48 de 0,69 K,O (94) 64,86. += -;.:1;,95 1,85 23 H, O (18) 904:00, 13316. 19. 3323,74, 100,00. 100,00 Die Uebereinstimmung der berechneten Zusammensetzung mit der gefundenen dürfte mit Rücksicht auf die Schwierig- keiten der Analyse hinreichen, um die im Vorstehenden aus- gesprochene Ansicht über die chemische Constitution des Ura- nophans annehmbar erscheinen zu lassen. Die einzige krystallographische Beobachtung, welche ich am Uranophan ermöglicht habe, war die Messung des Winkels zwischen der blätterigen — weil perlmutterglänzenden Längs- fläche mit der anliegenden Säulenfläche = 107 °, an mikrosko- pischen Krystallen nach dem Lichtschimmer gemessen; da das Prisma des Thomsonits vorn = 90° 40’ misst, so würde — Isomorphie vorausgesetzt — die am Uranophan beobachtete Säule das Symbol (3a:5:ooc) besitzen, was, auf Thomsonit ‚bezogen, einen Winkel von 108° 14’ erfordert. TE ee In ER T am En A EN Dt De ER. REAL TE NAMEN 3 & ES EEE Br ” FT h ” 7. Nekrolog von Friedrich Adolph Roemer. 3 Von Herrn F. Rornmer ın Breslau. Am 25. November starb mein theurer Bruder AnoLpH, und vorgestern haben wir drei überlebenden Brüder ihn unter dem Geleite zahlreicher Freunde auf dem Kirchhofe in Clausthal bestattet. Nachdem schon seit einer Reihe von Jahren seine Gesundheit durch wiederholte Gichtanfälle erschüttert war, bil- dete sich vor etwa drei Wochen ein wassersüchtiger Zustand aus, der ein baldiges Ende voraussehen liess. Mit Festigkeit und Ergebung sah er dem Tode entgegen, der glücklicherweise nach nicht zu langem und schmerzlichen Kampfe eintrat. Da meinem Bruder durch seine Arbeiten immerhin eine gewisse Stelle in der Geschichte der Geognosie gesichert ist, so werden die folgenden wenigen Notizen über sein Leben und seine Schriften hier wohl am Orte sein. Wenn dieselben von dem Bruder ynd nicht von einem unparteiischen Dritten gegeben werden, so soll dieser Umstand doch, wie ich hoffe, die Gerechtigkeit des Urtheils nicht zu sehr vermissen lassen. Am 14. April 1809 in Hildesheim geboren und anf dem dortigen Gymnasium Andreanum gebildet, widmete er sich dem Studium der JJurisprudenz und wurde, nachdem er von 1828 bis 1831 diesem auf den Universitäten Göttingen und Berlin obgelegen hatte, als juristischer Beamter in Hildesheim ange- stellt. Er verblieb hier bis zu seiner im Jahre 1840 erfolgten Versetzung an das Amt Bovenden bei Göttingen. Von dort wurde er nach dreijährigem Aufenthalte im Jahre 1843 an das Bergamt zu Clausthal versetzt. Einige Jahre später wurde ihm das Lehramt für Geognosie und Mineralogie an der dortigen Bergakademie übertragen. In dieser Thätigkeit ist er bis zum Jahre 1867 verblieben, in welchem er seiner geschwächten Gesundheit halber die Entlassung aus dem Staatsdienst nahm, nachdem er im Jahre 1862 zum Vorstande der Bergschule er- nannt war. Schon früh hatte sich bei meinem Bruder die Neigung für 97 naturhistorische Studien entwickelt. Auf der Schule und wäh- rend seiner Studienzeit auf der Universität war dieselbe jedoch noch nicht auf das Fach gerichtet, in welchem er später so erfolgreich gearbeitet hat, sondern damals war es die Botanik, welche ihn anzog. Unter der Leitung von Professor BARTLING in Göttingen, dem er seitdem in Dankbarkeit und in gemein- samem feinen Verständniss für die Schönheit der Pflanzenwelt bis an seinen Tod freundschaftlich verbunden blieb, widmete er sich mit dem Feuereifer der Jugend botanischen Studien und brachte es zu einer nicht gewöhnlichen Kenntniss der deutschen Flora und der Pflanzenkunde überhaupt. Erst nach seiner Anstellung in Hildesheim fing er an, sich mit Geognosie und Paläontologie zu beschäftigen. Wohl gaben die bemerkenswerthen geognostischen Verhältnisse der Umgebung von Hildesheim hierzu den Anstoss. Mit sicherem Blick erkannte er, dass deren Erforschung eine reiche wissenschaftliche Ausbeute versprach. Namentlich die jurassischen Ablagerungen , welche einen dicht bei der Stadt sich erhebenden Höhenzug zusammensetzen und dann auch in der weiteren Umgebung verbreitet sind, zogen ihn durch ihren Reichthum von wohl erhaltenen Versteinerungen an. Seitdem der Hildesheimer Arzt Frirprıch LAcHnuxp in seiner 1669 in Hildesheim erschienenen Oryctographia Hildesheimensis ein- zelne derselben beschrieben und kenntlich abgebildet hatte, war für deren Kenntniss nichts mehr geschehen. FRIEDRICH Horr- MANN hatte wohl auf seiner 1829 erschienenen, besonders als Werk eines Einzelnen bewundernswerthen geognostischen Karte des nordwestlichen Deutschlands den geognostischen Bau des nordwestdeutschen Hügellandes schon in den allgemeinen Zugen richtig angegeben und hatte auch die jurassischen Bil- . dungen schon richtig als solche erkannt und in ihrer Ver- breitung auf der Karte verzeichnet. Allein die Kenntniss ihrer organischen Einschlüsse und der auf dieselben zu grün- denden specielleren Gliederung der Formation wurde durch ihn nicht gefördert. Diese Aufgabe stellte sich mein Bruder und löste sie in einer für seine Zeit und seine Hülfsmittel rühmlichen Weise. Ohne jede persönliche Anleitung durch einen erfahrenen Forscher und ohne literarische Hülfsmittel begann er seine Studien des norddeutschen Jura. Den Mangel der ersteren wusste er bald durch eine jeder Anstrengung Zeits. d. D. geol.Ges. XXI. 1, 7 spottende Hingabe an den Gegenstand und durch angeborenen Scharfblick zu überwinden. Die nöthigen paläontologischen Werke wurden aus den Bibliotheken von Göttingen und Han- nover herbeigeschafft und sammt den Abbildungen mit eigener Hand copirt. So: machte er sich namentlich die Werke von SowWERBY, ZIRTEN und GoLpruss zugänglich. Im Jahre 1836 gab er bereits das umfangreiche Werk: „Die Versteinerungen des norddeutschen Oolithen - Gebirges“ heraus. Diese Schrift, welche noch heute die Hauptquelle für die Kenntniss der Jura- bildungen des nordwestlichen Deutschlands bildet, eröffnete den ersten Einblick in den Petrefakten-Reichthum und in die Glie- derung dieser Ablagerungen und gewährte zum ersten Male die Möglichkeit, durch Vergleichung mit dem süddeutschen und dem englischen Jura ihre Eigenthümlichkeiten festzu- stellen. Als ein bemerkenswerthes, ganz neues Glied des nord- deutschen Flötzgebirges wurde der Hilsthon eingeführt, der zwar erst später seine richtige Stellung in der unteren Abthei- lung der Kreide-Formation erhielt, aber schon jetzt über den Portland-Kalk gestellt wurde. Erwägt man, dass für die Ab- fassung dieser Schrift nur die Mussestunden benutzt: werden konnten, welche dem Verfasser sein juristischer Beruf ubrig liess, und dass die Herausgabe derselben nur dadurch ermög- licht wurde, ‘dass er sammtliche Zeichnungen von Versteine- rungen auf den dem Werke beigegebenen Tafeln selbst aus- führte, so tritt die Thatkraft und die Begabung des Autors um so sichtlicher hervor. Ein drei Jahre später erschienener „Nachtrag* zu dem Hauptwerke vervollständigte die Kenntniss der Versteinerungen und brachte wichtige neue Beobachtungen uber die Gliederung der jurassischen Ablagerungen. Als ein ganz neues Forma- tionsglied wurde der Serpulit eingeführt, und nach der richtig erkannten Lagerung zwischen „Portland“ und „Wälderthon ® ein Aequivalent des englischen Purbeckkalksteins in demselben mit Recht vermuthet. Der Hilsthon wurde nun bereits uber den „Wälderthon“ gestellt und, was sich besonders folgereich erwies, gewisse kalkige Schichten bei Schandelahe und Schöppenstedt im Braunschweigischen wurden auf Grund der scharfsinnig erkannten paläontologischen Uebereinstimmung ihm gleichgestellt. Auch wurde der englische Speetonclay schon jetzt als eine mit dem Hilsthon gleichalterige Ablagerung bezeichnet. In der Vorrede zu diesem „Nachtrage* kündigte der Ver- fasser bereits die Bearbeitung des norddeutschen Kreidegebir- ges und seiner Versteinerungen an. Im Jahre 1841 erschien dieselbe unter dem Titel: „Die Versteinerungen des norddeut- schen Kreidegebirges; mit 16 lithograph. Tafeln. Hannover 1841.* Nach seinem wissenschaftlichen Werthe ist dieses zweite Hauptwerk dem ersten wohl mindestens gleichzustellen. Man muss sich die Unkenntniss und die Verwirrung, welche vor dem Erscheinen desselben in Betreff der betreffenden Kreide- bildungen herrschte, vergegenwärtigen, um die Bedeutung der Leistung richtig zu würdigen. Einer unserer einsichtsvollsten deutschen Geognosten, den kein Vorwurf weniger als derjenige einer schwächlichen Neigung zu ungerechtfertigtem Lobe trifft, hat schon vor Jahren mit nachstehenden Worten sein Urtheil über das Werk abgegeben *): „Nach Horrmans wurden zuerst durch AnDoLPH RoEMER’S wichtige und einflussreiche Arbeiten die in neuester Zeit so umfangreich gewordenen Untersuchungen über die paläontolo- gische Gliederung der Kreideformation in Norddeutschland angeregt. Mit bewundernswerthem Tacte lehrte RoEMER zu- erst, nur im Einzelnen noch irrend, das wesentlich Geschiedene von dem Unwesentlichen trennen; er zuerst lehrte den nord- deutschen Hils, eine früher ganz unbekannt gebliebene oder ganz verkannt gewesene Bildung, als ein dem Neocom ent- sprechendes unteres Glied der Kreideformation kennen, er deu- tete zuerst die verkiesten Petrefakten Helgolands, er gab zu- erst dem Pläner seine richtige Stellung und verwarf die schon von HorFMann aufgestellte irrige Meinung, dass der Pläner dem englischen Gault, der ihn bedeckende obere Quadersand- stein dem oberen Greensand, der unterliegende dem unteren Greensand correspondire, er sprach es zuerst aus, dass viele in Deutschland schlechtweg Grünsandstein genannte Sandstein- bildungen der Kreideformation schon ihrer organischen Ein- #) Bernich: Ueber die Zusammensetzung und Lagerung der Kreide- formation in der Gegend zwischen Halberstadt, Blankenburg und Qued- linburg. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. I., 1849, S. 2%. Tr 100 schlusse wegen eine viel höhere Stellung im Niveau der weissen Kreide einnehmen müssen.“ - Inzwischen hatten die wichtigen Untersuchungeu von Mur- cHISON und Sep@wick über die Gliederung der älteren, bis da- hin von den deutschen Geologen unter der Benennung des Uebergangsgebirges begriffenen Ablagerungen die Aufmerksam- keit meines Bruders erregt und ihn veranlasst, sich mit dem Harze zu beschäftigen. Die in einer längeren Reihe von Jah- ren nach einander erscheinenden Arbeiten uber dieses durch die Mannichfaltiskeit der geologischen Verhältnisse so merk- würdige deutsche Gebirge bilden die dritte Haupt - Leistung seiner wissenschaftlichen Thätigkeit. In der ersten Schrift: „Die Versteinerungen des Harzgebirges. Hannover, 1843“ be- ging er zwar noch verschiedene Fehlgriffe, indem er ohne genugende paläontologische Beweismittel einzelne Schichten- reihen des Harzes mit bestimmten Gliedern des Silurischen Systems in England zu parallelisiren versuchte, allein in den späteren, in den Palaeontographica von DUNKER und H. v. MEYER erschienenen Arbeiten *) hat er diese Irrthünser mit Hulfe einer grösseren Anzahl von organischen Einschlüssen berichtigt und wenigstens in dem nordwestlichen Theile des Gebirges eine Anzahl von einzelnen Gliedern ihrem Alter nach fest bestimmt, sowie in ihrer Verbreitung begrenzt. Die Auffindung der zahl- reichen neuen fossilen Organismen ist nicht das geringste Verdienst bei diesen Arbeiten, denn in den aus älteren, vor- herrschend schieferigen Gesteinsschichten zusammengesetzten Gebirgsmassen wie dem Harze, dem Rheinischen Schieferge- birge, den Sudeten u. s. w. wird sich bei der meistens sehr gestörten und verwirrten Lagerung der Schichten ein wesent- licher Fortschritt in der Kenntniss ihres Alters und ihrer Glie- derung fast immer nur an die Entdeckung neuer Fundpunkte von Versteinerungen knüpfen. Wenn man nun erwägt, dass zur Zeit, als ADOLPH ROEMER seine Untersuchungen am Harze begann, nur einige wenige und meistens falsch gedeutete Fossil- *) Beiträge zur geologischen Kenntniss des nordwestlichen Harz- gebirges, mit 10 Tafeln und einer geognostischen Uebersichtskarte. Cassel, 1850. Zweite Abtheilung, mit 5 Tafeln. Cessel, 1852. Dritte Abthei- ' lung, mit 8 Tafeln und einer geognostischen Karte. Cassel, 1855. Vierte Abtheilung, mit 12 Tafeln. Cassel 1860. Fünfte Abtheilung, mit 3 Ta- feln. Cassel, 18006. i 101 reste von drei oder vier Fundstellen bekannt waren und.durch ihn gegen 500 Arten von zahlreichen ‚Fundstellen und aus Schichten. sehr verschiedenen Alters beschrieben wurden, so erscheint schon in dieser Beziehung der Werth des für die Kenntniss des Harzes von ihm Geleisteten sehr bedeutend. Ausser den vorstehend aufgeführten Schriften, welche das bleibende wissenschaftliche Verdienst meines Bruders vorzugs- weise begründen, liegen verschiedene andere Arbeiten von ihm vor. In Folge einer Aufforderung seines vieljährigen Freundes und Landsmannes Lrunıs schrieb er 1853 den die Mineralogie und Geognosie umfassenden dritten Theil von dessen weit verbreiteter und rühmlichst bekannter -Synopsis der drei Naturreiche. Namentlich die geognostische Abthei- lung dieses Bandes hat durch knappe und übersichtliche Be- handlung des Gegenstandes nicht wenig zur Verbreitung geo- gnostischer Kenntnisse in weiteren Kreisen beigetragen. Zu dieser literarischen Thätigkeit kommt nun noch die vierundzwanzigjährige Lehrthätigkeit an der Bergschule in Clausthal. Die grosse Frequenz und Bluthe, deren sich diese Anstalt während einer Reihe von Jahren erfreute, ist jeden- falls zu einem grossen Theile auf A. Rormer’s Thätigkeit an derselben zurückzuführen; die schöne und wohlgeordnete Mi- neräalien-Sammlung der Bergschule, eine der werthvollsten in Deutschland, ist sein Werk. Zahlreiche, in Deutschland und im Auslande zerstreute ehemalige Schuler erinnern sich in Dankbarkeit der von ihm empfangenen Belehrung und Anregung. Als endlich in den letzten Lebensjahren die Kraft zu eigener Thätigkeit nicht mehr ausreichte, da wusste er seiner Liebe für die Naturwissenschaften noch in anderer Weise Ausdruck zu geben. Durch mehrere Schenkungen, im Gesammt- betrage von zwanzigtausend Thalern, gründete er in seiner "Vaterstadt Hildesheim, für welche er bis zu seinem Tode die treueste Anhänglichkeit bewahrte, eine Stiftung, welche in Verbindung mit dem dort schon bestehenden und vorzugsweise durch die letztwilligen Zuwendungen seines schon früher ver- storbenen Verwandten LÜUnTzEL fundirten städtischen Museum der Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse zu dienen bestimmt ist. Auch seine werthvollen Sammlungen von Mine- ralien und Petrefakten schenkte er schon einige Jahre vor sei- nem Tode dem Museum seiner Vaterstadt. rung an are zeinnÄitee Hettärkeit seiner ante | keit: seiner Gesinnung und die Humanität seines ’ sens noelı lange erhalten. ER A Breslau, den = December, 1869. 103 8. Ueber die Contactmetamorphose der körnigen Diabase im Harz. Von Herrn Emanver Kayser ın Berlin. Unter der grossen Mannichfaltigkeit von Eruptivgesteinen, die den Harz auszeichnet, bietet kaum ein anderes so viel In- teresse, als die sogenannten Grünsteine des alten Grauwacken- Schiefergebirges, die Diabase. Spielen dieselben auch nicht die gewichtige Rolle, die Hausmann ihnen zutheilte, der sie als hebendes Element des ganzen Gebirges betrachtete, so sind sie doch schon wegen ihrer ausserordentlichen horizon- talen und verticalen Verbreitung, welche letztere vom Vordevon bis in die carbonische Periode hineinreicht, für den Harz von grosser Bedeutung. Nur wenige andere Harzer Gesteine treten in so grossen Massen auf, keines in solcher Mannichfaltigkeit der petrographischen Ausbildungsweise. Was aber diese Ge- steine ganz besonders auszeichnet, das sind die auffälligen und weitverbreiteten Veränderungen, welche sie im Nebengesteine hervorgebracht haben. Fast überall, wo Diabase im alten Schiefergebirge auftreten, da zeigen die mit ihnen in Berüh- rung kommenden Gesteine 'einen vom gewöhnlichen durchaus abweichenden Habitus und tragen alle Merkmale einer tief- gehenden Metamorphose an sich, einer Metamorphose, die — “ wie das enge Gebundensein solcher Gesteine an die Diabase zeigt — nur von diesen letzteren ausgegangen sein kann. Die weite Verbreitung dieser veränderten Gesteine, die im Folgen- den kurz als Contactgesteine bezeichnet werden sollen, ihre geringe Mächtigkeit bei sehr ausgeprägter petrographischer Eigenthümlichkeit, die zahlreich zu beobachtenden Uebergänge in unverändertes Gestein und endlich die vielen guten Auf- schlüsse in tief eingeschnittenen Thälern und auf vegetations- armen Plateaus, das Alles lässt wenig andere Beispiele meta- morpher Vorgänge für ein eingehenderes Studium in gleichem Grade geeignet und lohnend erscheinen, als die in Rede ste- 104 hende Contactmetamorphose. Dazu kommt, dass die merk- würdigen, sich als das Product dieser Metamorphose darstel- lenden Gesteine bis auf die allerneueste Zeit so gut wie vollig unbekannt geblieben oder, wo ihrer in früherer Zeit Erwähnung geschehen, fast immer missdeutet worden sind. Von den frü- heren Autoren über den Harz sind 'es Lasıus (Beobacht. ub. d. Harzgebirge, 1789), Zıscken (Oestl. Harz, 1825, und: Ueber die Granitränder der Gruppe d. Rambergs u. d. Rosstrappe, Karsten’s u. v. DecHen’s Arch. V. 345, 1825, u. XIX. 583, 1845) und Hausmann (Ueb. d. Bildung d. Harzgebirges,' 1842), die allein in Betracht kommen, wenn es sich darum ‚handelt, anzuführen, was aus der älteren Literatur über die Harzer Diabas-Contactgesteine bekannt ist. Doch sind die Notizen der genannten Autoren über jenen Gegenstand überaus spärlich und zerstreut und überhaupt nur in dem Falle brauchbar, wenn man. Charakter und Vorkommen. der Gesteine selbst an Ort und Stelle studirt hat. Denn mit alleiniger Ausnahme eines Gesteins, das ZINCKEN zuerst von der Heinrichsburg be- schrieb und später in ähnlicher Ausbildung auch an ande- ren Punkten des östlichen Harzes wiederfand, und welches er mit richtigem Blick als ein durch Oontactmetamorphose ver- ändertes Gestein erkannte, sind die fraglichen COontactgesteine bisher sowohl ihrer Natur, wie ihrem Ursprunge nach ver- kannt worden. Jene erstere betreffend, so ist ein grosser Theil der Contactgebilde speciell der körnigen Diabase mit kieseligen Gesteinen verwechselt worden, mit denen sie höch- stens Ausserlich einige Aehnlichkeit besitzen. _ Ein. anderer Theil ist als Hornfels beschrieben, eine Bezeichnung, die man heutzutage nur auf gewisse Granitcontactgesteine anwendet, von denen unsere Gesteine durchaus zu trennen sind. Der grösste Theil der Harzer Diabascontactgesteine — und das gerade die interessantesten — ist gänzlich übersehen worden. Den Ursprung der Oontactgesteine betreffend, so mögen die- selben in vielen Fällen als ursprüngliche Bildungen angesehen worden sein, oder wenn man sie als verändertes Gestein er- kannt, so ist man sich doch kaum mit Bestimmtheit: über. die Beziehungen klar geworden , die diese‘ Gesteine mit den Dia- basen in der Weise verknüpfen, dass dieselben. nur auf jenes Eruptivgestein als Ursache bezogen werden können.‘ Die Ver- kennung der Contactgesteine verschuldet manche. fast in alle 105 Lehrbücher übergegangene Irrthümer. So die Angaben Haus- MANN’s über die Association von Diabas und Kieselschiefer im Harz, und ein Gleiches gilt wahrscheinlich in grösserer All- gemeinheit in Betreff der meisten Angaben über ein ähnliches Zusammenvorkommen von eruptiven Gesteinen mit Jaspis, Hornsiein und anderen Kieselgesteinen. Auf die Angaben Zıncken’s und besonders Hausuann’s über häufige „Ueber- gänge und Verschmelzungen stratificirter Gebirgsarten in Py- roxengesteine*, die durch eine Verwechselung anderer Art ver- anlasst wurden, werden wir weiter unten zuruckzukommen Veranlassung haben. Erst in allerneuester Zeit sind die Har- zer Diabascontactgesteine im Allgemeinen durch Herrn Lossen, der. sie in seiner schönen Abhandlung über metamorphische Schichten aus der paläozoischen Schichtenfolge des östlichen Harzes (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XXL, 281 ff.) kurz beschrieb, zur Kenntniss gebracht und ihrer Bedeutung nach gewürdigt worden. Vorliegende Arbeit nun hat zum Zwecke, einmal, den aus- gezeichnetsten Theil dieser Gesteine, die Oontactgebilde der körnigen Diabase (uber welche letztere selbst sogleich weiter unten die Rede sein wird), genauer kennen zu lehren, und dann, die metamorphischen Processe, die bei ihrer Bildung aus den ursprünglichen Gesteinen thätig gewesen, namentlich ihrer ‚chemischen Seite nach zu verfolgen. Zu dem Zwecke ist folgender Gang eingeschlagen: Nach einigen allgemeinen Bemerkungen über die Harzer Diabase und ihre Contactgesteine überhaupt ist zunächst eine Uebersicht über die Verbreitung der körnigen Diabase und ihrer Contactgebilde gegeben, dann das Vorkommen der Contactgesteine, ihre Lagerungsverhält- nisse und geognöstischen Beziehungen zu den Diabasen: erläu- tert. Darauf folgt eine Beschreibung der physikalischen und chemischen Eigenschaften der Contactgesteine, die den grössten - Theil der Arbeit ausmacht. Weiter schliesst sich eine Uhnter- suchung der stofflichen bei der Contactmetamorphose statt- gehabten Veränderungen an und, darauf basirend, der Versuch einer genetischen Deutung der Metamorphose. Den Schluss bildet eine kurze Uebersicht. der Contacterscheinungen der Dia- base und verwandter Gesteine ausserhalb des Harzes und eine Vergleichung der Diäbascontactmetamorphose mit derjenigen anderer alteruptiver Gesteine. 106 Die Gelegenheit, die in Rede stehende Contactmetamor- phose kennen zu lernen, bot sich mir im Sommer vergangenen Jahres, wo ich, veranlasst durch die gutige Erlaubniss des Herrn Prof. BerricH, denselben auf eine längere, zum Zwecke geognostischer ‚Kartenaufnahmen veranstaltete Excursion in den Harz begleiten zu dürfen, fast ein Vierteljahr in diesem Gebirge verweilte.e Für das mir sowohl in jener Zeit, als auch während Ausführung dieser Arbeit bewiesene gütige Wohlwollen fühle ich mich dem Herrn Prof. Beyrıca in ho- hem Maasse verpflichtet. Ebenso bin ich meinem verehrten Freunde Herrn Dr. Lossen, der mich im Harz überall mit Rath und That unterstützt, und dessen Lokalkenntniss in die- sem Gebirge mir vielfach zu Statten gekommen ist, ausser- ordentlich erkenntlich. Beiden Herren spreche ich für ihre Güte meinen aufrichtigsten Dank aus. Die Harzer Diabase und ihre Contactgesteine im Allgemeinen. Verbreitung und Vorkommen der körnigen Diabase und ihrer Contactgesteine im Besonderen. Es ist wohl möglich, dass eingehende petrographisch- chemische Untersuchungen die grosse Mannichfaltigkeit der ge- wöhnlich mit dem Collectivnamen Grünstein bezeichneten Ge- steine des Harzes in verschiedene Gesteine, wie Diabas, Gabbro, Hyperit, Labradorporphyr etc. trennen werden. ‘Für die speciell im ältesten Harzer Grauwackenschiefergebirge weit verbreiteten Grünsteine jedoch ist es die allgemeine, sehr wahrscheinliche Annahme, dass diese Gesteine als Glieder der Diabasfamilie anzusehen sind; Gesteine, deren wesentliche Bestandtheile La- brador und Diallag ausmachen. Die bis jetzt vorhandenen Analysen hierher gehöriger Gesteine, eine ältere von Herrn KEIBEL und eine neuerdings von mir ausgeführte (ef. 8. 46), lassen wenigstens die körnige Abänderung der betreffenden Gesteine als ächte Diabase erscheinen. Unter allen Umstän- den aber bilden: diese ältesten eruptiven Gesteine des Harzes, als einer grossen Eruptionsperiode angehörig und unter we- sentlich gleichen Umständen auftretend, ein geognostisches Ganze und sollten von diesem Gesichtspunkte aus eine ein- 107 heitliche Bezeichnung erhalten, auch in dem Falle, dass man unter ihnen Gesteine finden sollte, die vom rein petrographi- schen Standpunkte aus von den ächten Diabasen zu trennen sind. Mit Rücksicht hierauf sei es entschuldigt, wenn : wir, obwohl die Sache noch nicht streng erwiesen ist, die frag- lichen Gesteine als Diabase bezeichnen.”*) Die Harzer Diabase treten kaum irgendwo in deutlichen Gängen auf. Auch kuppenartige Formen fehlen. Wo Herr HaAUSMAnN Solche in seinem Werke uber die Bildung des Har- zes beschreibt, da sind das nur lokale linsenförmige Anschwel- lungen, wie solche auch bei Kalk- und Grauwackenlagern im Schiefergebirge häufig’ vorzukommen pflegen, die, durch Erosion blossgelegt, sich kuppenartig aus den umgebenden Schichten erheben. ‘Die herrschende Lagerungsform der Harzer Diabase ist vielmehr die in Lagern, welche, in verschiedener Mächtig- keit den Sedimentärgesteinen eingebettet, alle Windungen und Knickungen derselben mitmachen und, von lokalen Anschwel- lungen, von Auskeilungen und einem oftmals raschen Wechsel der Mächtigkeit abgesehen, eine den Sedimentschichten durch- aus conforme Lagerung zeigen. _ Es ist eine sehr bemerkenswerthe Erscheinung, dass die Diabase innerhalb der in neuester Zeit für die alten Forma- tionen des Harzes festgestellten Schichtenfolge ihre ganz be- stimmten Niveaus innehalten, ausserhalb derer sie nur ganz ausnahmsweise angetroffen werden. Ebenso beachtenswerth ist der Umstand, dass bei der grossen petrographischen Mannich- faltigkeit in der Ausbildungsweise der Diabase im Allgemeinen in einem jeden dieser Niveaus doch immer nur eine einzige Ausbildungsweise, und zwar entweder die dichte oder die gra- nitisch körnige, wenn auch nicht allein vorkommt, so doch durchaus vorherrscht. In Folge davon kann man eine Reihe von Diabasniveaus über einander und zwar ihrer Ausbil- dungsweise gemäss entweder als körnige oder als dichte unterscheiden. Vor allen sind es nun zwei derartige Niveaus, die durch die grosse Zahl und Mächtigkeit der ihnen an- *) Dass die Gesteine in der That ächte Diabase sind, hat die jüngst erschienene verdienstliche Arbeit des Herrn O. ScuıtLzing (Ueber die Con- stitution der Grünstein genannten Gesteine des Südharzes, Göttingen 18069) für eine grosse Zahl körniger und dichter Grünsteine bestätigt. Bu Ka PD PR EN Ed nah 7 N BELLE a BEER 9 5 1° TE EL ER a DET ER I a ER Ph WET TOR un En a ’ 2 IRA ae AT AR Pad ae 52 u ” RE RO, b N x ur „ R Are k Ba 108 gehörenden Diabaslager die übrigen weitaus übertreffen. Beide gehören der mächtigen „Wieder Thonschieferzone“ an, deren geognostische Stellung sogleich angegeben werden wird; das eine, das der kornigen Diabase, dem liegenden, das andere, das der diehten Diabase, dem hangenden Theile derselben. Die dichten Diabase kommen meist in sehr mächtigen, ausge- dehnten, deckenartig ausgebreiteten Massen vor; die körnigen treten in viel weniger bedeutenden Lagern auf und stellen sich meistens als ein grosser, aus einer Unzahl dicht an einander gedrängter Lager bestehender Zug dar. Beide Diabasgesteine haben ihre eigenthümlichen,, ganz verschiedenartigen Contact- gesteine. Mit den dichten Diabasen innig verbunden und ihre Lager in ansehnlichen Massen umgebend, treten Grüne Schiefer auf, mit mannichfachen Ausscheidungen von Kalkspath, Quarz, Epidot, ete. Daneben kommen untergeordnet auch verschiedene kieselige, meist eisenreiche Gebilde vor. Ganz anderer Art sind die Contactgesteine der körnigen Diabase. Im Allgemeinen wenig mächtig, umgeben sie die Lager der letzteren meist nur als schmale Bänder und stellen theils sehr harte und dichte hälleflint- und felsitähnliche, zur massigen Structur neigende, theils weichere, mehr oder weniger schieferige, gleichzeitig eine Tendenz zu krystallinischer Ausbildung zeigende Gesteine dar. Diese letzteren, die Contactgesteine der körnigen Diabase, spe- ziell der liegenden Schieferzone sind es, die uns in dieser Arbeit beschäftigen sollen. Ueber die Contactgebilde der kör- nigen Diabase aus höheren Niveaus — die übrigens, wo. sie entwickelt sind, mit denen der ältesten körnigen Diabase durch- aus übereinstimmen — wird nur anhangsweise die, Rede sein. Wir beginnen mit einer Uebersicht über die Verbreitung der körnigen Diabase der Wieder Schiefer und ihrer Contaet- gesteine durch den Harz. Die in den letzten Jahren für die Landesuntersuchung ausgeführten Detailuntersuchungen haben ergeben, dass mitten durch den Ost-Harz eine Grauwackenzone läuft, die das älteste Glied der für das alte Grauwacken-Schie- fergebirge aufgestellten Schichtenfolge ausmacht (conf. Zeit- schrift d. deutsch. geol. Ges. XX, 217.) Ueber dieser ältesten, der sogenannten Tanner oder Axen-Grauwacke, folgen nun die jüngeren Schichten und zwar zunächst die Wieder Thonschiefer- zone, aber in der Weise, dass die Grauwacke eine Centralaxe darstellt, an welche die jüngeren Formationsglieder sich auf 109 zwei Seiten, im Norden wie im Süden, in symmetrischer Reihen- folge anschliessen. Auf diese Weise erscheinen sämmtliche Schichten über der Tanner Grauwacke zweimal, im Norden und im Süden der Axe; mithin auch die körnigen Diabase mit ihren Contactgesteinen in zwei, durchschnittlich +—* Meilen von einander entfernten Zugen. Verfolgen wir nun den Ver- lauf zuvörderst des nördlichen Zuges. Der westlichste Punkt, wo ich Diabase dieses Zuges beob- achtet, ist die Gegend von Andreasberg. Dieselben sind hier bedeutend entwickelt und in den tiefen Thälern sowie durch Bergbau vielfach aufgeschlossen. Allein die Contactgesteine werden so gut wie gänzlich vermisst. Auch CREDNER in seiner Arbeit über den Andreasberger Bergwerksdistriet (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XVI, 163 ff.) thut ihrer keine Erwähnung. Im: weiteren Fortstreichen des Zuges in östlicher Richtung durch das Oderthal bei Oderhaus und weiter in der Gegend von Braunlage und Tanne sind Contactgesteine zwar vorhanden, aber lange nicht so deutlich aufgeschlossen, als in der weite- ren Fortsetzung des Zuges nördlich von Trautenstein und Hasselfelde an der Rapbode und zwischen den Chausseen von Hasselfelde nach Rübeland und Wendefurt am Mittelkopf und Dornkopf. Weiter ziehen Diabase und Contactgesteine in trefflicher Entwickelung südlich Altenbrak durch das grosse Muüuhlenthal und dann dem Laufe der Hauptbode entlang bis zur Lupbode, zwischen Allrode und Treseburg. Hier, wo die tiefen Thäler der Lupbode, des Raben- und Tiefenbachs den Diabaszug mehrfach durchbrechen, kann man an den steilen Abhängen Vorkommen und Natur der Contactgesteine trefflich 'studiren. Weiter nach Osten habe ich den Diabaszug in seiner Fortsetzung nach Friedrichsbrunn, wo derselbe in die Hornfels- zone des Rambergs eintritt, nicht verfolgt. Nur ein Punkt dieser östlichen Fortsetzung ist mir bekannt, die Heinrichsburg bei Mägdesprung, wo sich die Contactgesteine in ausgezeich- neter Weise entwickelt finden. Der westlichste Punkt, von dem ich Diabase und Contact- gesteine des südlichen Zuges kenne, ist die Gegend westlich Trautenstein. Bei Hasselfelde sind die Contactgesteine aus- gezeichnet entwickelt; namentlich bietet der Rabenstein dicht bei diesem Orte ein ausgezeichnetes Beispiel ihres Vorkommens. Weiter nach Osten zu findet man in der Gegend von Allrode 110 zahlreiche, sehr schöne, aber auf dem nur selten und dann von flachen Einschnitten durchfurchten Plateau meist weniger gut aufgeschlossene Vorkommen. Noch weiter nach Osten lassen sich Diabase und Contactgesteine auf dem mit Wald bestandenen und Acker- und Wiesenland tragenden Plateau schlecht verfolgen. Erst viel weiter östlich, an der Selke unter- halb Mägdesprung, sowie ın der Gegend von Neudorf, Könige- rode und Tilkerode sind mir wieder Contactgesteine in Beglei- tung der grossen dort auftretenden, sehr wahrscheinlich dem südlichen Zuge angehörigen körnigen Diabasmassen bekannt. Wir gehen nun zur Erläuterung des Vorkommens der Con- tactgesteine und ihrer geognostischen Beziehungen zu den Dia- basen über. Was die Contactgesteine ganz besonders als solche auszeichnet und den Beweis liefert, dass wir es nicht mit ur- sprünglichen, sondern durch: die Diabase veränderten ‚Gesteinen zu thun haben, das ist das enge Gebundensein der Oontactgesteine an das Eruptivgestein. Das gilt vornehmlich vom südlichen Zuge, wo ich unter den vielen Dutzenden untersuchter- Vorkommnisse von Üontactgesteinen keine Ausnahme vou diesem Verhalten kennen lernte. Die Contactgesteine des nördlichen Zuges zeigen nicht in allen Fällen eine gleich innige Verknüpfung mit den Diabasen. Es kommt nämlich auch vor, dass. deutlich veränderte Gesteine scheinbar unabhängig vom Eruptivgestein — da durch unveränderte oder doch kaum ver- änderte Gesteine von diesem getrennt — auftreten. Da aber die Charaktere solcher veränderten Gesteine mit denjenigen der den Diabas unmittelbar begränzenden Contactgesteine völlig übereinstimmen und das Eruptivgestein stets in allernächster Nähe ist, so beweisen derärtige Fälle nur, dass die vom Dia- bas ausgegangene Metamorphose gewisse Schichten verändern und andere dazwischen liegende unverändert lassen konnte. Sie zeigen jedoch, dass man den Begriff Contactgestein nicht zu eng fassen darf und nicht auf die in unmittelbarem Contact mit Diabasen auftretenden veränderten Gesteine einschränken, sondern auch auf die solchen Gesteinen ähnlichen, wenn auch nicht so unmittelbar mit Diabas verbundenen ausdehnen muss. Dass aber weiter die Contactgesteine wirklich durch die Dia- base, metamorphesirte Gesteine darstellen und nicht etwa als eigenthümliche Randbildungen der Diabase betrachtet werden können, das beweist die verschiedene Natur beider Gesteine, De er J HT I = Ve re ET N En RE a! N Kar Be £ « . x 11 Wollte man auch noch so weit gehende Differenzirungen des ursprünglichen Grünsteinmagmas annehmen, Gesteine von so durchaus verschiedenem mineralogischem und chemischem Cha- rakter hätten sich nie bilden können. Aber schon mit Ruck- sicht auf die meist überaus bestimmt ausgeprägte Grenze zwischen beiden Gesteinen scheint eine derartige Annahme un- möglich. Namentlich im Süden der Axe pflegt die Gesteins- scheide förmlich schneidend scharf zu sein. Im Norden ist sie zuweilen weniger bestimmt. Aber der Grund liegt allein darin, dass die Contactgesteine des nördlichen Zuges ihres schiefrigen Gefüges halber leichter verwittern und die durch Verwitterung gebräunten Gesteine den oft ebenfalls stark verwitterten Dia- basen oftmals ähnlich werden können; besonders in den sel- tenen Fällen, wo die Diabase flasrig entwickelt sind und in ganz dünnen Lagern zwischen schiefrig-krystallinischen Contact- gesteinen liegen. Bei einiger Uebung wird man jedoch auch in solcheu: Fällen Eruptiv- und Contactgestein auseinander- halten können. Von eigentlichen Uebergängen beider Ge- steine aber kann nicht die Rede sein, sie existiren nicht. — Während so die Contactgesteine von den Diabasen überall scharf getrennt erscheinen, sind Uebergänge in unverändertes Gestein allenthalben zu finden. Dieses letztere stellt in allen Fällen dunkele Thenschiefer dar, das herrschende Gestein der liegenden Schieferzone, die gerade in dem Theile, wo die körnigen Diabase auftreten, besonders rein und namentlich von Kalkknauern sowie von Quarzit- und Grauwackeneinlagerungen frei zu sein pflegt. Was nun die Lagerungsform der COontactgesteine angeht, so bringt der Umstand, dass die Diabase ganz überwiegend in Lagern zwischen den Schichten auftreten, es mit sich, dass die Metamorphose immer nur vom Liegenden zum Hangenden oder umgekehrt, also nur rechtwinklig gegen das Streichen, nicht aber an ein und derselben Schicht im Fortstreichen beobachtet wird.. Nur eine einzige Ausnahme von diesem Verhalten ist mir durch die Güte des Herrn Lossen bekannt geworden. Sie betrifit ein deutlich gangformiges Diabasvorkommen vom Kahle- berg bei Hasselfelde. Zu beiden Seiten dieses Ganges treten Contactgesteine auf; ihr Habitus ist jedoch vom gewöhnlichen in keiner Hinsicht verschieden. Diesen einzigen Fall ausgenom- men kommen nach meinen Beobachtungen die Contactgesteine %r ER yN 7 a nu E ' ir Be X 27.8 ER ee 112 immer nur im Liegenden oder im Hangenden der Diabaslager vor. Zuweilen erscheinen sie gleichzeitig im Liegenden wie im Hangenden; in anderen Fällen nur im Liegenden oder nur im Hangenden. Manchmal fehlen sie auch ganz, d. h. die den Diabas begränzenden Gesteine sind kaum oder nicht verändert, In dieser Beziehung zeigt sich durchaus keine Gesetzmässig- keit. Ebenso wenig ist ein Zusammenhang zwischen der Mäch- tigkeit und dem Grade der Ausbildung der Üontactgesteine einerseits und der Mächtigkeit der Diabase andererseits zu er- kennen. Sehr mächtige Diabaslager haben manchmal nur un- bedeutende, wenig entwickelte Contactbänder, oder solche feh- len gänzlich. Und umgekehrt zeigen ein ander Mal ganz schmale Diabaslager Oontactzonen , welche das Bm an Mächtigkeit weit übertreffen. Die Metamorphose selbst pflegt nun in der Weise ent- wickelt zu sein, dass die gewöhnlichen Schiefer mit Annähe- rung an den Diabas allmälig an Härte und Consistenz gewin- nen und gleichzeitig die Deutlichkeit der Schieferung und Schichtung einbussen, statt deren eine dickplattige, der Schich- tung parallele Absonderung sich entwickelt. Daneben beginnt, anfangs undeutlich, eine parallelepipedische Absonderung sich einzustellen, die zuweilen die sogenannten Griffelschiefer er- zeugt. Mit weiterer Annährung an den Diabas nimmt die Här- tung mehr und mehr zu, und die plattige Absonderung macht gleichzeitig einer mehr in’s Massige übergehenden Structur Platz. So erfolgt der Uebergang in die eigentlichen Oontactgesteine. In unmittelbarem Contact mit dem Diabase pflegt nur noch eine Absonderung in dicke, der ursprünglichen Schichtung pa- rallele Bänke wahrzunehmen zu sein. Dagegen sind die Ge- steine hier von zahlreichen Nebenabsonderungen durchsetzt. Es sei hier noch erwähnt, dass die Thonschiefer in der Umgebung der Diabase in vielen Fällen, noch ehe eine Härtung einge- treten, eine namentlich auf der Schieferungsfläche oft sehr deut- liche, einen seidigen Glanz bedingende Feinfältelung zeigen. Diese Erscheinung nimmt man oftmals auf ziemlich weite Ent- fernung von den Diabasen wahr. Auch die bereits etwas ge- härteten und grifielformig zerklüfteten Schiefer lassen eine ähnliche Fältelung, wenn auch weniger deutlich, wahrnehmen. Mit derartigen Schiefern hängen in vielen Fällen auch ‘ge- bleichte Schiefer zusammen, die beim leisesten Schlage in eine 113 Menge dünner Blätter mit ausgezeichneten Verwitterungserschei- nungen zerfallen, zahlreiche hellere und dunklere concentrische kreis- oder ellipsenformige Ringe, einen dunklen Kern um- gebend, zuweilen auch einen hellen. Namentlich in der All- roder Gegend sind derartige Schiefer sehr verbreitet, und wo sie auftreten, da kann man fast jedes Mal die Nähe des Dia- bases mit Sicherheit vorhersagen. Nach diesen Bemerkungen gehen wir zur Betrachtung der physikalischen und chemischen Eigenschaften der Contactgesteine über, die uns längere Zeit beschäftigen werden. Vorher mussen wir aber noch ein wichtiges Verhalten zur Sprache bringen, welches bis jetzt ganz unberücksichtigt blieb. Bei der Unter- suchung der Contactgesteiue des südlichen und des nördlichen Zuges macht sich namlich sogleich eine auffällige Verschieden- heit dıeser Gesteine im Süden und im Norden der Grauwacken- axe bemerkbar, während der Charakter der Diabase beider Zuge durchaus derselbe bleibt. Herr Lossen hat diese Ver- schiedenheit in seiner schon erwähnten Abhandlung (S. 293) nachdrücklich hervorgehoben. Im Süden treten fast allein dichte, sehr harte Gesteine mit einer dem Massigen sich nähernden Structur auf. Im Norden fehlen solche nicht ganz, sie treten aber fast gänzlich zurück gegenüber der weiten Verbreitung viel weniger gehärteter, mehr oder weniger schiefriger und da- bei phanerokrystallinisch werdender Gesteine. Geringe Ver- schiedenheiten finden sich auch im Vorkommen der Contact- gesteine im Suden und im Norden der Axe. Diese werden _ weiter unten betreffenden Orts ausgeführt werden. Was nun im Allgemeinen diese Unterschiede zwischen Sud und Nord betrifft, so wird sich zwar im Verlaufe der Arbeit herausstellen, dass sie nur quantitativer Art sind, dass qualitative, d. h. che- _ mische Differenzen zwischen den Gesteinen beider Zuge nicht in der Weise bestehen, dass man vom chemischen Gesichts- punkte aus die Contactgesteine in solche des südlichen und solche des nördlichen Zuges trennen könnte. In einer geogno- stischen Arbeit jedoch ist in erster Linie das geognostische Verhalten zu berücksichtigen, und da dieses die räumlich ge- geschiedenen Zuge als etwas in vielen Beziehungen wesentlich ‘ Verschiedenes erscheinen lässt, so sollen im Folgenden die Gesteine des südlichen und des nördlichen Zuges getrennt ab- gehandelt werden. Zeits.d. D. geol.Ges. XXL, ı, 8 2 - 114 Physikalische und chemische Eigenschaften der Contact- Gesteine. | A. Contactgesteine des südlichen Zuges. Die hier auftretenden Gesteine trifft man in der älteren Literatur unter mannichfachen Bezeichnungen. Lasıus beschreibt einen Theil dieser Gesteine als Jaspis, ein Name, den er je- doch auch von ächten Kieselschiefern, wie z. B. des Bruch- berges, gebraucht. Andere führt er als Quarzfels auf (l. ce. S. 107, 124 ete.). Ebenso finden wir bei ZinckEn und Havs- MANN in ibren genannten Werken die hierher gehörigen Ge- steine als Quarzfels, Jaspis, Hornstein und namentlich als Kieselschiefer bezeichnet. In der That werden manche dunkel gefärbte Abänderungen der Contactgesteine zuweilen kiesel- schieferähnlich, und eine Verwechselung beider verschuldet — wie bereits Eingangs bemerkt — die häufigen Angaben Haus- MANN’S über die Association von Grünstein und Kiesel- schiefer.*) Auf die gerade im Süden der Axe meist überaus scharfe Gesteinsscheide zwischen Diabas und Contactgestein wurde be- reits hingewiesen. Bei einer meist nur geringen, im Durch- schnitt 8—12 Fuss betragenden, 20 Fuss kaum übersteigenden Mächtigkeit umgeben die Contactgesteine wie schmale, scharfe Bänder den Diabas. Dabei pflegt die Umwandlung meist sehr rasch sich zu entwickeln und wenige Schritte zu genügen, um aus den unveränderten Schiefern in ganz verändertes Gestein zu gelangen. Die Metamorphose beginnt sehr oft mit dem Er- scheinen der oben genannten feingefältelten und aufblätternden Schiefer. Mit Annäherung an den Diabas nimmt die Festig- keit der Schiefer etwas zu. Dann pflegen sehr rasch und nur ausnahmsweise durch halbgehärtete, dickschiefrige Zwischen- gesteine vermittelt ganz harte, fast massige Gesteine aufzu- *) Allerdings kommen unter den grossen im Harz auftretenden Massen von Kieselschiefer manchmal ächte Kieselschiefer in nächster Nachbar- schaft der Diabase vor. Aber diese Association ist eine zufällige, ein directes Abhängigkeitsverhältniss der Kieselschiefer von den Diabasen we- f nigstens nicht nachweisbar. In den allermeisten Fällen aber, wo Haus- Mann Kieselschiefer im Contact mit Diabasen angiebt, sind das ächte Con- tactgesteine. | 115 treten. Der ursprünglichen Schichtfläche entspricht bei diesen letzten nur eine undeutliche Absonderung. Deutlicher sind an- dere, zum Theil rechtwinklig zu jener stehenden Absonderun- gen, welche sich im Zerspringen in polytome und polyedrische Stucke äussern, jedoch lange nicht so entwickelt sind, wie bei den Kieselschiefern. Die Contactgesteine des südlichen Zuges sind vorherrschend sehr harte, am Stahlefunkengebende, diehte und spröde Gesteine. Von allen ihnen zuweilen mehr oder weniger ähnlich werdenden Gesteinen, wie Kiesel- schiefern, Jaspis, Hornstein ete., unterscheiden sie sich durch ihre Schmelzbarkeit vor dem Löthrohre. In dünnen Split- tern und bei starker Flamme schmelzen auch die härtesten zu einem weissen oder dunklen, blasigen Email. Ein Theil dieser Gesteine — und zwar sind das die aller- härtesten — hat ein kryptokrystallinisch - dichtes Gefüge, in frischem Zustande hellgraue bis bläulichgraue Farben und er- innert im Aussehen an gewisse dichte Quarzite und Hornsteine. Der Bruch ist kleinsplitterig, in’s Muschlige, die Bruchfläche matt; dünne Splitter an den Kanten schwach durchscheinend. Bei der Verwitterung bleichen die Gesteine aus und erscheinen gelblich- oder graulichweiss. Kleine der Einwirkung der At- mosphärilien lange ausgesetzt gewesene Stücke zeigen oftmals jene eigenthümliche, wie gefirnisst oder moirirt erscheinende Oberfläche, die man bei sehr kieselsäurereichen Gesteinen, na- mentlich krystallinischen Quarzsandsteinen häufig beobachtet, und die wahrscheinlich von gelöster und oberflächlich in kry- stallinischer Form wieder abgesetzter Kieselsäure herrührt. Uebrigens widerstehen diese Gesteine der Verwitterung in ho- hem Grade, weshalb sie zuweilen an Thalgehängen allein in nicht unbedeutenden Klippen erhalten geblieben sind. Analysen solcher Gesteine No. I und IV. Ein anderer Theil dieser Gesteine — ebenfalls sehr hart und schwer zersprengbar — erscheint durchaus homogen, von dunkel blauschwarzer bis schwarzer Farbe, fein splittrigem bis schön muschlisem Bruch und kieselschiefer- bis jaspisähnlichem ‚Aussehen. Splitter sind deutlich durchscheinend an den Kan- ‚ten, Gebänderte Abänderungen entstehen durch Wechsel heller und dunkler Lagen und sind nicht selten. Manchmal zeigen sich in der dunklen Gesteinsmasse noch dunklere kleine Knöt- 8* ir ER 2 0 En, E ” = > EL E 116 chen, die auf der verwitterten Oberfläche deutlich als läng- liche, dunkle Flecken hervortreten. Die dunkle Färbung dieser Gesteine rührt theils von einer sehr geringen Beimengung or- ganischer Substanz, theils von einer kleinen Quantität Eisen- oxydulsilikat her. Durch Gluhen werden die Gesteine geröthet. Von der Verwitterung werden auch sie nur in geringem Maasse angegriffen; sie überziehen sich dabei äusserlich mit einer weissen, nur wenige Linien dicken Rinde, die das weitere Ein- dringen der Verwitterung abzuhalten scheint. Analysen No. II und V. Sowohl in den zuerst, wie in den zuletzt genannten Ge- steinen sind kleine das Gestein nach allen Richtungen durch- ziehende, weisse Quarzadern, ganz ähnlich wie in den Kiesel- schiefern, ausserordentlich häufig. Grössere Quarzausscheidun- gen pflegen auf Spaltflächen und Klüften vorzukommen. Sonst ist von fremdartigen Beimengungen nur Schwefelkies zu nen- nen, der in kleinen Körnern fast nirgends fehlt und für die harten Gesteine förmlich charakteristisch ist. Kalkspath und Zeolithe kommen nicht vor. Gegenuber der Verbreitung und Auffälligkeit der harten Gesteine verschwinden die weniger ge- härteten, halbschiefrigen Gesteine, die sich als Mit- telglieder der Umwandlung zwischen jenen und den unveränder- ten Schiefern darstellen, fast gänzlich. Ikre Farben schwanken zwischen dunkelgraublau einerseits und grau bis gelblichgrün an- dererseits. Die dunkle Färbung stammt hier von einer oftmals nicht unansehnlichen Beimengung organischer Materie.*) Die Schieferung und Schichtung ist bei diesen Gesteinen mehr oder weniger deutlich erhalten geblieben; am häufigsten sind dick- schiefrige Abänderungen, die parallelepipedische oder polyedri- sche Absonderung zeigen. Die Gesteine sind ganz dicht, auf der Bruchfläche mattschimmernd; der Bruch ist uneben. Der Strich ist mehr oder weniger leicht mit dem Messer darstellbar. und von weisslicher Farbe. Alle hierher gehörigen Gesteine zeichnen sich den harten gegenuber durch höheres Volum- (spezifisches) Gewicht, leichtere Schmelzbarkeit und grössere Angreifbarkeit durch Säuren aus. Während die harten Gesteine *) Es sei hier erwähnt, dass sich in derartigem halbschiefrigen, grau- $ grünen Gesteine ein deutlicher kleiner Orthoceras gefunden hat, 117 “ von Säuren nur sehr wenig angegriffen werden, lösen sich von den in Rede stehenden meist ansehnliche Gewichtsmengen. Auch der Verwitterung widerstehen diese Gesteine viel weniger als die harten; sie werden durch dieselbe gebleicht und über- ziehen sich mit Eisen-Oxyd und Hydroxyd. Quarzausscheidun- gen und Eisenkies-Beimengungen kommen auch hier vor, haben aber nicht die Bedeutung wie bei den harten Gesteinen. Car- bonate fehlen auch hier. Besondere Beachtung verdienen die mir nur von einem einzigen Punkte, dem. Rabenstein bei Hasselfelde, bekannten und auch hier ganz local entwickelten Gesteine, die in einer grünen Grundmasse zahlreiche linsen- bis fast erbsgrosse kuglige Coneretionen enthalten, die im frischen Gestein als dunkelgrüne, im verwitterten als hellgrüne Flecken erscheinen. Diese Gesteine sind insofern interessant, als sie Aequivalente ähnlicher weit verbreiteter Gesteine des nördlichen Zuges dar- stellen. Analysen der halbharten Gesteine No. VI. VII. VII. Das Material zu den Analysen der Contactgesteine des südlichen Zuges lieferten die Gegenden von Allrode und Hassel- felde. Die Analysen wurden im Herbst und Winter 1868 und darauf folgenden Frühjahr im Laboratorium der hiesigen Berg- akademie ausgeführt. Ich benutze diese Gelegenheit, dem Di- rector desselben, Herrn Prof. FInKENER für seine vielfache gü- tige Unterstützung meinen Dank auszusprechen.*) #) Ueber die Ausführung der Analysen bemerke ich Folgendes: Um ein der Durchschnittszusammensetzung der zu untersuchenden Gesteine möglichst nahe kommendes Material zu erhalten, wurde jedesmal zuerst eine grössere Menge, Stücke von zusammen c. 500 gr., zwischen Fliess- papier zu kleinen Stückchen zerschlagen. Aus diesen wurden sodann alle, welche unter der Lupe Spuren von Verwitterung oder fremde Bei- mengungen zeigten, sorgfältig ausgeschieden. Von den dann zurückblei- benden wurden darauf ce. 50 gr. der weiteren Zerkleinerung unterworfen. Diese erfolgte in einem Stahlmörser und wurde so lange fortgesetzt, bis die ganze Menge des Pulvers durch ein sehr feines Leinwandsieb hin- durchgetrieben war. Aus dem so erhaltenen Pulver mussten dann noch die durch das Stossen im Mörser hineingelangten Eisentheilchen mit einem Magneten ausgezogen werden; dann konnte dasselbe, bei 100° ge- trocknet, zur Analyse verwandt werden. Für die Analyse wurden jedes- mal 4 Portionen angewandt. Eine von ce. 1,0 gr. wurde zur Bestimmung der Kieselsäure und sämmtlicher Metalle, die Alkalien ausgenommen, mit kohlensaurem Natronkali aufgeschlossen. Die Kieselsäure wurde jedes- a a EN no ” " IR x NEN ER ANNE AR NE EINE ERTL RM SS RR LÄNDER on ERTR ar EN Ir ba kr ai Ar EINIG, Kr 118 a. Contactgesteine von Allrode., Die Localität, der das Material zu nachstehenden Analysen entnommen ist, liegt etwa 20 Minuten südwestlich von Allrode in einem der kleinen Thaleinschnitte, welche die Quellbäche der Lupbode im Plateau gebildet haben. Es treten hier zahl- reiche Diabaslager und mit ihnen ziemlich mächtige, zum Theil in Klippen aufragende, harte Contactgesteine auf. Halbharte Gesteine sind nicht entwickelt. An die harten schliessen sich unmittelbar unveränderte feingefältelte Thonschiefer an, die hier ausnahmsweise frisch erscheinen. Beistehende Skizze soll ein Bild von der Art des Vorkommens der Diabase und Conutact- gesteine dieser Localität geben. Sie zeigt deutlich das Auf- mal auf ihre Reinheit geprüft, indem sie mit Flusssäure verflüchtigt und der etwaige meist aus etwas Thonerde und Spuren Eisen bestehende Rück- stand für sich analysirt wurde. Eisen und Thonerde wurden durch Am- moniak gefällt und durch Natron getrennt. Mangan wurde als Sul- phuret gefällt und als Sulphür gewogen. Kalk und Magnesia wurden als oxalsaurer Kalk und phosphorsaure Ammoniak - Magnesia gefällt und als Aetzkalk und pyrophosphorsaure Magnesia gewogen. Fine zweite Portion von ec. 0,8S—1,0 gr. wurde zur Bestimmung der Al- kalien mit destillirter Flusssäure aufgeschlossen. Diese Bestimmung wurde nach der trefflichen, in Hzına. Ross’s analytischer Chemie (6. Aufl. S. 15, 460) angegebenen Methode ausgeführt. Es wurde die Summe der schwefel- sauren Alkalien bestimmt, darauf das Kali direkt als Kaliumplatinchlorid gefällt, dieses im Wasserstoffstrome zu Platin redueirt und daraus die Ge- wichtsmenge Kali berechnet. Aus derselben ergiebt sich mit Berücksich- tigung der bekannten Summe der schwefelsauren Alkalien die Menge des Natrons. Zur Bestimmung des Eisenoxyduls wurden c. 1,5—2,0 gr. des Gesteinspulvers nach Miıtscuz£rLicn’s Vorschlag in einer zugeschmolzenen Glasröhre mit verdünnter Schwefelsäure bei hoher Temperatur aufge- schlossen und dann mit übermangansaurem Rali titrit. Der Wassergehalt wurde in allen Fällen direkt, durch Absorption der Dämpfe mittelst Chlor- calcium in einer vierten Portion bestimmt; ebenso etwaig vorhandene Kohlensäure direct durch Absorption in Kalilauge. 119 treten der Contactgesteine bald im Liegenden, bald im Hangen- den, bald zu beiden Seiten der Diabaslager.”) i Die Analysen sind hier, und eben so weiter unten, wo es nicht ausdrücklich anders bemerkt, immer in der Reihenfolge aufgeführt, die ihrem Vorkommen vom Diabas gegen das un- veränderte Gestein hin entspricht. I. Sehr hartes, hellgraues, hornsteinähnliches Gestein mit halbmuschligem Bruch. Volumgewicht 2,653. II. Hartes, dunkelblaues Gestein mit splittrigem bis klein- muschligem Bruch. Enthält zahlreiche schwarze Knötchen in der Grundmasse. Volumgewicht 2,658. III. Weicher, dunkelblauer, feingefältelter Thonschiefer; mit äusserst kleinen weissen Glimmerblättchen in der Grund- masse. Volumgewicht 2,698. I. 1. III. S1..0: 75,29 13,74 69,27 Al 0° 11,80 14,81 135,12 Fe O?’ Spur 0,02 0,62 Fe OÖ 1,76 1501 9,24 Mn O E= OsEE 0,09 Ca O 0,32 0,61 0,12 MgO 1,97 1,29 1,36 Na? © 7,54 9,47 2,25 K’O 0,61 1,51 4,31 H? O 0,81 0,70 3,36 C 0° — — 0,04 Sr 0,49 0,84 0,62 Org. Subst. — Spur vorh. 100,15 100,41 100,40 b. Contactgesteine vom Rabenstein bei Hasselfelde. Der schon mehrfach erwähnte Rabenstein ist einer der am leichtesten zugänglichen Punkte, durch Steinbruchsbetrieb gut aufgeschlossen und deshalb zum Studium der Contact- *) Die Diabase sind in der Skizze durch Punkte, die Contactgesteine durch dunkle Schraffirung, die unveränderten Schiefer durch ein- fache Striche bezeichnet. 120 gesteine des südlichen Zuges besonders geeignet. Er liegt am Östende des Ortes und bildet eine kleine Anhöhe, die im Nor- den und im Süden von zwei an seinem Westabfall sich ver- einigenden Bächen umgeben ist. Die Lagerungsverhältnisse der Schichten sind ziemlich complicirt. Es sei darüber nur so viel bemerkt, dass das Ganze einen grossen Sattel mit west- östlicher Axe darstellt, dessen Südflügel aber zum grössten Theil durch das auf dieser Seite verlaufende Thälchen zerstört ist. An diesen Sattel schliesst sich im Norden eine steile Mulde und, wie es scheint, noch ein zweiter kleinerer Sattel an. Im liegendsten Theil des grossen Sattels erscheint ein ziemlich grosskörniger Diabas, in welchem am Westende des Huügels ein grösserer Steinbruch angelegt ist. Ueber diesem Diabase liegt ein sich nach Südwest vollständig auskeilendes Lager sehr barter, hornsteinähnlicher Contactgesteine. Dar- über folgt ein zweites Diabaslager; über diesem wieder Con- tactgesteine, und zuoberst ganz zersplitterte Schiefer. Auf der Höhe liegen die Schichten nahezu horizontal, während sie im Steinbruche am Westende gegen Norden und Suden einfallen, wie beistehende Figur erläutert, welche den allein erhaltenen Nordflügel des grossen Sattels mit der sich daran anschlies- senden Mulde darstellt, wie sie sich in dem erwähnten Stein- bruche zeigen. Am Nordabhang des Hugels sind die har- ten, auf der Höhe die halbgehärteten Oontactgesteine durch mehrere kleine Steinbrüuche erschlossen. Beiderlei Gesteine sind vortrefflich entwickelt. Die harten treten dem Diabas zu- nächst auf, in weiterer Entfernung von demselben die halbhar- ven 121 ten und ganz lokal innerhalb derselben die coneretionenfüh- renden Gesteine. Die ungebärteten Schiefer waren nicht frisch genug, um für die Analyse tauglich zu erscheinen: Analysirt wurden folgende Gesteine: IV. Sehr hartes hell blaugraues, hornsteinähnliches Ge- stein. Volumgewicht 2,672. V. Sehr hartes, dunkelblaues, jaspisähnliches Gestein mit schön muschligem Bruch. Volumgewicht 2,650. VI. Ziemlich hartes, halbschiefriges, graublaues Gestein mit unvollkommen muschligem Bruch. Volumgewicht 2,675. VU. Weniger hartes, dickschiefriges, olivengrünes Gestein mit splitterigem bis unebenem Bruch. Volumgewicht 2,682. VII. Halbgehärtetes, grobschiefriges, dunkelgrünes Ge- stein mit zahlreichen, linsengrossen, dunklen Üoncretionen. Volumgewicht 2,703. IV. N, VI. vn. vn. a. b. SiO? 73,34 75,02 63,24 61,58 59,23 59,34 AIO’ 13,61 14,48 13,72 13,67 14,20 14,23 Fe0’ 007. — 4.053, 551:83, 7: 2 33ER) - an 15.50 0.02. MnO Spur Spur Spur Spur Spur Spur er 7026 :,:0,31,,.,:0,96;;:.,1,07r: 10,84: 0,84 21207,0,98. 0,87. .3,834 4,16: 3,80. .3,81 Bar .4,66,: 5,80 1.441 ,,.05,52:,:-5,53 Berl :5,31::1,71.,::1,99 ;,:1,9& 1,94 2707 2084, 0,81. ‚2,68.:.:,2,88. 4,46 . 4,47 FeS®_ 063 048. — 0,39. — — Or2. Sb. — Spur Spur vorh. vorh. vorh. 99,55 100,69 100,80 99,08 99,82 100,00. Wie man aus obigen Analysen ersieht, variirt die Zusam- - mensetzung der Contactgesteine des südlichen Zuges ausser- ordentlich. Die Verschiedenheiten treten am deutlichsten im Kieselsäuregehalt hervor, welcher von 59 bis 75 Proc. steigt. Aber auch in den übrigen Bestandtheilen geben sie sich zu er- kennen. So zeigen sich im Gehalt an Eisenoxyd- und oxydul Schwankungen von 1; bis fast 10 Proc.; in den alkalischen L; we Ei SR a Net a a N AR un: a Hr PER AP At { . ' R y 2. 2; . L < £ \ En a q au u u bar, u a er as U N E + 0 Erden von 1 bis 4}, im Wassergehalt von & bis 4! Procent, Ziemlich .constant bleibt dagegen die Thonerde; die hier vor- kommenden Differenzen sind nicht viel grösser, als sie bei derartigen Bauschanalysen überhaupt stattzufinden pflegen. Ziemlich gleich bleibt sich ausserdem noch der Alkaligehalt. Sehr bemerkenswerth ist bei allen diesen Gesteinen der hohe Natrongehalt, neben sehr wenig Kali. Während dies letztere nur 1! bis 2 Proc. beträgt, steigt jener bis über 7 Procent. Dem hohen Alkaligehalt verdanken die Gesteine ihre Schmelz- barkeit, dem Natongehalt speziell den Umstand, dass Splitter der sauersten der Löthrohrflamme eine intensiv gelbe Färbung ertheilen. Wir können die oben analysirten Gesteine in zwei Reihen trennen: 1) eine saure, deren Kieselsäuregehalt über 70 Proc, beträgt, 2) eine mehrbasige, deren Kieselsäuregehalt weit nie- driger ist, in obigen Analysen um 60 Proc. herum schwankt. Die saure Reihe ist ausserdem durch die geringe Menge ı Oxyde zweiwerthiger Metalle (RO) und Wasser, die basische durch die weit grössere Menge derselben Stoffe ausgezeichnet. Der Alkaligehalt ist bei den sauren Gesteinen durchschnittlich fast 1 Proc. höher als bei den basischen. Die Zusammensetzung der sauren Gesteine, zu denen Nr. I, II, IV und V gehören, kommt der Mischung vie- ler Quarzporphyre und Trachyte sehr nahe. Liesse man den hohen Natrongehalt ausser Acht, so könnte man obige Ana- lysen sehr wohl für die solcher Gesteine nehmen. Und in der That steht nichts dem im Wege, die sauren Contactgesteine als Gemenge von Quarz und Feldspath zu betrachten. Nur muss der Feldspath Albit sein. Physikalisch lassen sich zwar diese Mineralien als Gemengtheile der sauren Gesteine kaum nachweisen. Das verhindert ihre mikrokrystallinische Structur, die sie selbst bei hundertfacher Vergrösserung wesentlich ho- mogen erscheinen lässt. Nur ein einziges Mal ist es mir ge- lungen, bei einem analogen Gestein des nördlichen Zuges Al- bitausscheidungen in bis + Zoll starken Adern zu finden.*) In *) Bei einem neuerlich ausgeführten Besuche des Rabensteines haben die Herren Eck und Lossen wohlausgebildete, mehrere Millimeter grosse u . PP 123 _ der Grundmasse ausgeschiedene Quarzkörner dagegen habe ich in den sauren Gesteinen niemals beobachtet. Die Zusam- mensetzung aus Albit und Quarz wird daher wesentlich nur durch die chemische Zusammensetzung erwiesen. Berechnet man in obigen Gesteinen die Alkalien und Thonerde auf Al- bit, so bleibt ein ansehnlicher Ueberschuss von Kieselsäure, der, wie das Volumgewicht der sauren Gesteine zu beweisen scheint, wohl nur als Quarz vorhanden sein kann. Berechnet man z. B. in No. IV. die Gesammtmenge Alkali nach der Formel Na’ AlSi® O'° auf Albit, so erhält man: 5,3803 Na + 6,295 Al + 19,367 Si -- 29,512 O = 60,477 Albit.”) Der Rest besteht aus Kieselsäure und nicht ganz 2 pCt. Thon- erde und gegen 4} pCt. zweiwerthiger Metall-Oxyde und Was- ser, welche mit einem kleinen Theile der Kieselsäure zu einem besonderen, dem Gestein in geringer Quantität beigemengten Silikate verbunden sind. Kleine Mengen dieses Silikats sind in allen sauren Oontactgesteinen vorhanden. Da es in Säuren löslich ist, so hängt von dem Grade seiner Beimengung der Grad der Löslichkeit der Gesteine ab. So lösen sich von No. V. 8,48, von No. II. 5,07 pCt., wenn man das Gesteins- pulver 4 Stunden lang mit warmer verdünnter Salzsäure be- handelt. In heisser Salzsäure zersetzt sich das Silikat in we- nigen Stunden, in kalter in einigen Tagen. Ist die ganze Menge desselben zersetzt, so lassen sich selbst durch anhaltende Digestion mit Salzsäure nur noch Spuren von Kieselsäure, Thonerde und Alkalien aus dem Gesteinspulver extrahiren. Die salzsaure Lösung des Silikats hat eine gelbe Farbe und enthält in allen Fällen hauptsächlich Eisenoxydul und Thon- erde, etwas Magnesia und Spuren Kalkerde. Es ist somit ein thonerdehaltiges Eisenoxydul -Magnesia-Silikat. Die That- sache, dass mit Zunahme der Löslichkeit der Gesteine der Kieselsäuregehalt derselben rasch abnimmt, dagegen eine Zu- nahme des Eisenoxyduls, der Magnesia und des chemisch ge- Albitkrystalle in Höhlungen in einem No. IV. ähnlichen Gesteine ge- funden. *%) Wenn in No. I. die Menge der Thonerde nicht ausreicht, um mit der Gesammtmenge der Alkalien Feldspath bilden zu können, so ist das ein ganz vereinzelter Fall, der gewiss nur einem Fehler der Analyse zuzuschreiben ist, 2 Ic Aue ir re T 2 I FT, E ee RE Be ZE , H RIERE DE Re. a a v j P)" a BIT SER as Kr ee. TE AH . ek un Ne > Sa. 70 i hr I 124 bundenen Wassers erfolgt, zeigt, dass das lösliche Silikat ein basisches, und dass es ein Hydro-Silikat ist. Zu den Gesteinen der basischen Reihe gehören No. VI., VI, VIII. Der hohe Natrongehalt verleiht auch diesen Gesteinen einen eigenen Typus. Die bedeutenden Men- gen des Eisens in beiden Oxydationsstufen, besonders als Oxy- dul, der Magnesia und des Wassers lassen sogleich auf die wichtige Rolle schliessen, welche dasselbe basische Silikat, das wir eben in den sauren Gesteinen kennen lernten, in den Gestei- nen dieser Reihe spielt. Seine starke Beimengung drückt den Kieselsäuregehalt derselben herab und bedingt die viel grössere - Löslichkeit. So lösen sich von No. VI. wiederum bei vier- stündiger Digestion mit verdünnter Salzsäure 26,76, von No. vl. 27,02, von No. VII. 31,77 pCt. Die salzsauren Lö- sungen sind tief gelbroth gefärbt und enthalten dieselben Stoffe, welche im gleichen Falle die salzsauren Auszuge der sauren Gesteine enthielten. Behandelt man ganze Gesteinsstüucke mit Salzsaure, so werden dieselben Bestandtseile extrahirt, und die angewandten Stucke -oberflächlich ausgebleicht. Das Gestein erscheint in diesem Zustande durchaus nicht mehr so homogen wie vorher, sondern löst sich schon bei mässiger Vergrösserung in ein sehr inniges, filzartig aussehendes Aggre- gat hellfarbigen Feldspaths auf, in welchem man hin und wie- der sehr kleine silberglänzende Glimmerblättchen wahrnimmt. Behandelt man Stücke des Gesteins No VIII. mit Salz- säure, so treten in der gebleichten Grundmasse die concretions- ähnlichen Körper als noch hellere kugelförmige Aggregate rei- ner Feldspathkörner hervor. In diesen Kugeln nimmt man zahlreiche kleine Löcherchen wahr. Offenbar waren diese vor der Behandlung des Gesteins mit Salzsaure von dem dun- kelgrüunen basischen Silikat erfüllt, welches in den Concretio- nen in besonders grosser Menge vorhanden ist und ihnen die dunkele Farbe verleiht. Ebenso rührt das filzige, durch un- zählige kleine Poren bedingte Ansehen der Grundmasse von der Zerstörung des diese Poren vorher erfüllenden und die Grundmasse als grünes Pigment imprägnirenden basischen Si- likats her. Es schien mir interessant, die chemische Natur dieser Substanz kennen zu lernen. Zu diesem Zwecke wurde eine mehrere Gramm betragende Portion des Gesteinspulvers No. ey. IA TE Pauli Te BA U N, a ER We ui ie, de „ia, u a Keane RR SER 3A, Sun 700 ASRLAN a JR EREE 11 AERE CONATLAERE RE Sr er DA DEP Ai BEN a: r Yun) BUN Ar ) 5 ige MALE IRA SER DW AN » 3 PN BBIAE RN S E22 N 125 VII. 4 Stunden lang bei 100° C. mit verdünnter Salzsäure ‚behandelt. Nachdem der bei dem Ungelösten zurückgebliebene grösste Theil der Kieselsäure des zersetzten Silikats von jenem mittelst verdünuter Natronlauge getrennt worden, betrug der ungelöste Rückstand 68,23 pCt. des Gesammtgewichts. Mit- hin hatten sich gelöst 31,77 pCt. No. VIII. 1) giebt die Zu- sammensetzung des durch Salzsäure gelösten Theils; a. die gefundene, b. die auf 100 berechnete. No. VIII. 2) stellt die nicht mittelst Analyse, sondern durch Rechnung (Sub- traction von 1) von der auf 100,0 berechneten Bauschanalyse, S. 122) gefundene Zusammensetzung des in Salzsäure unlös- lichen Theils, auf 100,0 berechnet. No. VI. EEE Dame SRIBRRI 2 u: 1; 2% a. b. SıO°’ 30,15 30,91 72,44 *&10° 15,48 15,87 13,55 Ee 0° = — _ Fe OÖ 29,74 30,49 0,12 CaoO 2,01 - 2,06 0,29 MO 610 62 2,72 Na’ O — — 8,05 K’O — — 2,89 H?O 14,07 14,42 er 97,55 100,00 100,00 No. VIH. 1) Da hier in Wirklichkeit nur 83,48 pCt. gefunden wurden, so wurde die gesammte Wassermenge der Bauschanalyse (4,47 pCt) als zu 1) gehörig angenommen. Der trotzdem noch bleibende Verlust der Analyse rührt jedenfalls hauptsächlich daher, dass alles Eisen auf Oxydul berechnet wurde, während doch ein ansehnlicher Theil desselben als Oxyd im löslichen Silikate vorhanden ist. Die Zusammensetzung der Analyse lässt keinen Zweifel, dass das dunkelgrüne, lösliche Silikat ein chloritisches Mineral sei. Die Löslichkeit desselben in Salzsäure kann nicht hin- dern, es als solches zu betrachten. Chlorit wird zwar für sich von Salzsäure kaum angegrifien und erst durch anhaltende 126 Digestion mit Schwefelsäure zersetzi. Aber in so feiner Ver- theilung wie in unseren Oontactgesteinen und in vielen Thon- schiefern*) pflegt er in Salzsäure leicht zersetzbar zu sein. Sehen wir nun, ob die Zusammensetzung des grünen Silikats einem bestimmten Minerale der Chloritgruppe entspricht. Wir berechnen zu diesem Zwecke aus den Daten der Analyse die Mengen der Metalle und dividiren durch die betreffenden Atom- gewichte. Auf diese Weise ergeben sich: Si 14,43 14,43 Si 0,515 Si Al 8,504 8,504 Al 0,155 Al Fe 23,71 = Ca 147 = 2,058 Fe | 34,52 Fe 0,616 R It M 3,5=85Fe | 1,419 R H 1,606 1,606 H 1,606 H Dem Pennin kommen nach RAMMELSBERG folgende Atomen- verhältnisse zu: 1. Al:Si: RR | HB) 1:93:% Legt man diesem Zahlenverhältnisse als Einheit 0,155 zu Grunde, so erhält man: I A] :'81: R = 0,155 : 0,465: 1,898. Gefunden wurde in unserem Falle: 0,155 : 0,515 : 1,419. Die Uebereinstimmung ist eine so nahe, als man bei einer Partialanalyse nur erwarten darf. Wir glauben uns daher be- rechtigt, das den basischen Gesteinen beigemengte grune Mineral als ein der Chloritgruppe angehöri- ses und speciell im untersuchten Falle dem Pennin in sei- ner Zusammensetzung nahekommendes anzusprechen. No. VIII. 2) zeigt eine auffallende Aehnlichkeit mit der Zusammensetzung der sauren Contactgesteine und muss daher wie jene ein wesentlich aus Albit und Quarz bestehendes Ge- *) Dass die den Thonschiefern häufig beigemengte Chloritsubstanz in H Cl löslich ist, beweisen die Untersuchungen von Frick über Schie- fer von Goslar und Coblenz, sowie von SauvacE über solche aus den Ardennen, die bis 33 pCt. Chlorit enthielten (Ann. des mines, 4. S. VII- 4il). 127 menge darstellen. Ausserdem muss aber noch ein wenig Glim- mer, wahrscheinlich Kali-Magnesia-Glimmer, der im gebleichten Gestein deutlich hervortrat, vorhanden sein. Berechnet man das Natron auf Albit, so erhält man 68 pCt. Es bleibt dann nur sehr wenig Thonerde übrig; bei Weitem nicht ausreichend, um sich mit dem Kali zu Kalifeldspath, geschweige denn Glim- mer verbinden zu können. Ausserdem sind von Metalloxyden noch ca. 3 pCt. Magnesia, Kalkerde und Eisenoxydul vor- handen. Ist die Analyse No. VIII. 1) und die Bauschanalyse No. VII. richtig, so müssen in dem unlöslichen Rückstande ausser Albit, Quarz und Glimmer noch kleine Mengen ande- rer in HCl unlöslicher Silikate vorhanden sein. Die Analogie mit weiter unten zu besprechenden Gesteinen des nördlichen Zuges lässt auf augitische (oder Hornblende-) Silikate schliessen (vielleicht auch Grünerde?). Doch bietet die Analyse für be- stimmtere Vermuthungen keinen Anhalt. Soviel kann man jedoch als erwiesen betrachten, dass das Gestein No. VII. im Ganzen zusammengesetzt ist aus ca. 32 pÖt. Chlorit, 46 Albit, 22 Quarz mit geringen Mengen Glim- mer und vielleicht anderer Silikate. Ä Es braucht kaum bemerkt zu werden, dass die in ihren Bauschanalysen No, VIII. sehr ähnlichen Gesteine No. VI. und VII. jedenfalls eine sehr ähnliche mineralische Zusam- mensetzung besitzen, nur dass der Chlorit bei ihnen etwas zurücktritt. B. Contactgesteine des nördlichen Zuges. Waren schon die Contactgesteine des südlichen Zuges - wenig bekannt, so gilt dies in noch höherem Grade von denen des nördlichen Zuges. Lasıus (1. c. 121) scheint einen Theil dieser Gesteine, zugleich aber auch Granit- und zwar Grau- _ wacken-Hornfelse als Trapp zu bezeichnen. ZINCKEN, wo er braune und graue Hornfelse im Contact mit Diabas erwähnt, und wahrscheinlich auch, wo er von feinschuppigen, dunkel- _ grünen Schiefergesteinen und deren Uebergang in körnigen Diabas spricht (Karst. Arch. V. 353) meint gewiss hierher gehörige, krystallinisch werdende Gesteine. ’ Die an der Heinrichsburg auftretenden felsitischen und _ feckschieferartigen Gesteine in Begleitung des dortigen Dia- a a ee ERLEBT 128 bases hatte, wie in der Einleitung erwähnt, ZIncKEn bereits mit Bestimmtheit als Contactgebilde des letzteren erkannt und als Desmosite und Spilosite beschrieben (östl. Harz 64). Bei Hausmann finden wir keinen wesentlichen Fortschritt, wie iu der Kenntniss der Diabas-Contactgesteine überhaupt, so zumal der. hier auftretenden. Von Veränderungen der stratificirten Gesteine durch die Grünsteine ist zwar vielfach die Rede, — Veränderungen, die bald in einer Härtung der ersteren, bald in einer Verschmelzung mit dem Eruptivgestein bestehen sollen ; aber nirgends finden wir eine bestimmtere Charakteristik der- selben, noch weniger den Versuch einer Trennung der Ge- steine, wie wir sie in den späteren Arbeiten ZınckEn’s bereits erkennen, wenn dieser einmal von kieselschieferartigen und Felsit-Gesteinen, ein andermal von hornfelsähnlichen Gesteinen und Fleckschiefern spricht. Eine solche Trennung ist aber auch nicht zu erwarten, da die Vorbedingung fur dieselbe, eine präcise Fassung des Begriffs Contactgesteine, nirgends erfullt erscheint. Daher kommt es denn auch, dass p. 71 der „Bil- dung des Harzes“ die mit den Diabasmandelsteinen verbunde- nen Schalsteinschiefer, die in Begleitung der dichten Diabase auftretenden grünen Schiefer, die Fleckschiefer der Heinrichs- burg und noch Anderes mehr als in eine Kategorie gehörig zusammengestellt wird. Dass bei einem so ausgedehnten Ge- brauche des Begriffs der „durch das Eindringen der Pyroxenge- steine veränderten stratificirten Gebirgsarten* oft von Verschmel- zungen von Grünstein und Nebengestein die Rede ist, kann nicht auffallen. Nur muss man sich hüten, derartige Angaben auf un- sere körnigen Diabase und deren Üontactgesteine zu beziehen. Es ist zwar oben darauf hingewiesen, dass die Gesteinsscheide zwischen Diabas und Contactgestein im Norden der Axe meist weniger scharf ist als im Süden; dennoch aber kann von Ueber- gängen beider Gesteine in einander auch hier nirgends die Rede sein. Es ist eine Eigenthümlichkeit des nördlichen Zuges, dass die Contactzonen hier meist viel mächtiger zu sein pflegen als im Süden der Axe. Der grosse Diabaszug stellt sich meist als aus einer Unzahl von Lagen von sehr wechselnder Mäch- tigkeit bestehend dar. Man trifft solche von kaum 1 und solche von mehreren 100 Fuss Mächtigkeit. Zwischen diesen liegen nun Schieferzonen von eben so verschiedener Mächtig- 129 keit, meist gänzlich aus mehr oder minder verändertem Gestein bestehend. Unveränderte, d. h. weiche, schiefrige, dunkelblaue Thonschiefer sind in allen Fällen selten. Mit der grösseren Mächtigkeit der Contactzone hängt eine allmäligere Entwicke- lung der Metamorphose zusammen. Während im Suden sehr verändertes und kaum verändertes Gestein oftmals wenig ver- mittelt erscheinen, pflegen sich hier zahlreiche Uebergangsstufen _ zwischen beiden zu finden, ja die Mittelglieder der Umwand- lung spielen weitaus die bedeutendste Rolle. Die Metamor- phose beginnt hier wie im Süden sehr oft mit dem Auftreten gebleichter und fein gefältelter Schiefer. Gegen den Diabas hin werden dieselben allmälig härter und bekommen einen grünen Ton; es folgen Gesteine von dickschieferiger Structur und mässiger Härte, zuweilen eine plattige Absonderung nach der Schichtfläche zeigend. Solche Gesteine machen die Haupt- masse der hier auftretenden Contactgebilde aus. Sie nehmen bedeutende Räume ein und pflegen erst in nächster Nähe des Diabases härteren und mehr massigen Gesteinen Platz zu machen. Die Anordnung der Oontactgesteine vom Diabase aus gegen das unveränderte Gestein ist also ganz dieselbe wie im Süden der Axe. Aber während dieselbe dort als ein ganz be- stimmtes Gesetz ausgebildet ist, kann man hier nur von einer ähnlichen allgemeinen Regel sprechen, die im Einzelnen manche Ausnahme erfährt. Die Fälle sind nicht selten, wo innerhalb wenig veränderter Gesteine plötzlich wieder sehr veränderte Gesteine erscheinen. Ja, die allerhärtesten und sauersten, gleich zu charakterisirenden, flintähnlichen Gesteine kenne ich uber- haupt nur als ganz schmale Bänder innerhalb viel weniger gehärteter Schichten. Mit dieser Thatsache hängt die schon oben betonte grössere Selbstständigkeit der Contactgesteine im Norden zusammen, die sich darin zeigt, dass in weiterer Ent- fernung vom Diabase und durch unverändertes Gestein von demselben getrennt, zuweilen wieder charakteristische Con- tactgesteine erscheinen. Solche Fälle stellen übrigens nur eine weitere Potenzirung des oben angeführten Verhaltens dar, bieten also nichts wesentlich Neues. Die petrographische Mannichfaltigkeit der Contactgesteine des nördlichen Zugesist ausser- ordentlich gross, namentlich bei den halbschieferigen Ge- Zeits. d.D.geol.Ges. XXIL. ı. 9 steinen. Eine anschauliche Beschreibung dieser letzteren zu geben, ist nicht leicht. Ich will mich darauf beschränken, die hauptsächlichsten Typen hervorzuheben. | Wir beginnen wiederum mit den harten Gesteinen. Dieselben sind zwar in ausgezeichneter Weise entwickelt, ver. schwinden aber, ganz im Gegensatz zum Verhalten im Su- den der Axe, gegenüber der Verbreitung der weiche- ren Gesteine. Die hierhergehörigen Gesteine schliessen sich vollständig an die harten des sudlicehen Zu- ges an. Es sind schwer zersprengbare, durchaus dicht und homogen erscheinende, äusserst harte Gesteine. Vor dem Löthrohr ausnahmslos, wenn auch mitunter nur schwierig schmelzbar. Ein Theil dieser Gesteine ist durch aschgraue bis gelblich- und bläulichweisse Farben, im Kleinen splitterigen, im Grossen schön muscheligen Bruch und durchaus hälleflintähnliches An- sehen ausgezeichnet. Sehr reine Varietäten pflegen eine ganz helle Färbung zu besitzen, an den Kanten stark durchschei- nend zu sein und ausgezeichnet muscheligen Bruch zu haben, so dass sie gewissen reinen Feuersteinen und Chalcedonen täu- schend ähnlich sehen. Die Gesteine verwittern ebenso schwer wie die analogen des südlichen Zuges; die flintähnlichen über- ziehen sich dabei mit einer äusserst dünnen, scharf abgesetzten weissen Verwitterungskruste. Analysen dieser Gesteine No. IX, und XIX. An diese Gesteine schliessen sich andere ebenfalls sehr harte an, die aber eine ausgezeichnete platlige Absonderung besitzen. Auf dem Querbruch sind sie den vorigen hälleflint- artigen durchaus ähnlich, nur dunkler gefärbt. Auf der Tren- nungslläche dagegen haben sie ein mehr schieferiges Ansehen, besonders dadurch bedingt, dass sie hier oftmals mit einer feinflaserigen, meist glimmerigen Schiefermembran überzogen sind. Solche Gesteine, die oftmals in gebänderten Abänderun- gen erscheinen, kommen zumeist in Begleitung der vorigen vor, treten aber zuweilen, so besonders im grossen Mühlen- thale südlich Ludwigshütte auch selbstständig und in grösserer Masse auf. Sie sind zuweilen als Hornschiefer beschrieben. Ich möchte aber lieber die Naumann’sche Bezeichnung Felsit- schiefer auf sie anwenden, da sie, wie weiter unten ersicht- 131 lich, wie die übrigen harten Gesteine wesentlich felsitischer Natur sind. Analyse No. X. Eine weitere Uebergangsstufe zu den Schie- fern stellen Gesteine von einer viel geringeren, die des Feldspaths kaum übertreffenden Härte und dem Schie- fer näherkommenden Structur dar. Beim Anschlagen trennen sich diese Gesteine in eine Menge dünner, klingender Platten. Auf der Schichtfläche erscheinen sie ganz schieferähnlich, auf dem Querbruche dagegen wesentlich homogen und den härte- ren Gesteinen ähnlich‘? Einem ansehnlicheren Gehalt orga- nischer Materie verdanken sie ihre dunkelgraue Farbe, einer nieht unbedeuteuden Beimengung chloritischer Substanz den gleichzeitig grünen Ton. Analyse No. XVI. Im Zusammenhang mit diesen Gesteinen sind die hin und wieder vorkommenden jaspisartigen Gesteine aufzuführen, die durch lokales Zurücktreten der Schieferstructur entstehen. Sie besitzen unvollkommen muscheligen Bruch und dunkele Far- ben, weichen aber sonst in keiner Beziehung ab. Gebänderte Varietäten sind nicht selten. Analyse No. XV. In allen bisher beschriebenen Gesteinen, besonders den härtesten, kommen Quarzausscheidungen in Adern im Gestein selbst und namentlich auf Spalt- und Kluftflächen vor, wenn auch lange nicht so häufig wie bei den analogen Gesteinen des südlichen Zuges. In einem flintähnlichen Gestein habe ich einmal auch zahlreiche, dasselbe nach allen Richtungen durch- adernde, bis + Zoll starke Ausscheidungen von deutlich spalt- barem Albit getroffen. Von fremdartigen Beimengungen ist bloss Schwefelkies, in seltenen Fällen auch Magnetkies zu nen- nen, welche in kleinen Körnern eingesprengt vorkommen. Die zuletzt beschriebenen, mässig harten, durch dünnplat- tige Absonderung den Schiefern sich nähernden, aber noch _ durchaus dicht erscheinenden Gesteine führen nun zu der grossen Reihe noch weniger harter Gesteine mit mehr oder weniger auch im Kleinen überall deutlich vor- tretender Schiefertextur über, die aber im Gegensatz zu allen bisher genannten eine offenbare Tendenz nach In- -dividualisirung zeigen. Dieselbe spricht sich in doppel- ter Weise aus: einmal in der deutlich krystallinischen Ent- wickelung der bisher scheinbar dichten Grundmasse, dann im 9% Eee 132 Auftreten von concretionären Gebilden innerhalb der letzteren *), Alle diese Gesteine stellen wesentlich Gemenge von Feldspath, Glimmer und Chlorit dar, mit mehr oder minder deutlicher schieferig - flaseriger Textur. : Diese letztere wird besonders durch eine parallele Anordnung der Glimmerschüppchen be- dingt, aber auch die von denselben umschlossenen Feldspath- körner haben, wie man auf dem Querbruch erkennt, eine flache linsenförmige Gestalt und liegen unter einander sowie mit den Glimmerblättchen parallel. Die Ooncretionen, welche, wenn sie deutlich ausgebildet sind, sich als dunkele, rundlich erhabene Körper auf der Schichtfläche darstellen, bestehen wesentlich aus einem innigen Aggregate weisser Feldspath- körner, welches äusserlich von einer Chloritschale umgeben wird, welche den Concretionen die dunkele Farbe verleiht. Durch Einwirkung von Säuren wird dieselbe zerstört, und die Kügelchen erscheinen dann als helle Flecke in einer dunke- leren Grundmasse. Uebrigens wird auch diese durch Säuren gebleicht, ganz ebenso wie bei den basischen Gesteinen des südlichen Zuges. Chloritsubstanz spielt in allen hierhergehöri- sen Gesteinen eine bedeutende Rolle; sie bedingt die im Ver- hältniss zu den harten Gesteinen viel grössere Angreifbarkeit durch Sauren und das höhere specifische Gewicht. Vor dem Löthrohr schmelzen Partikelchen der Chloritsubstanz unschwer an den Kanten zu einem braunen Glase, der Feldspath leich- ter zu einem blasigen weissen Email. Fremdartige Beimen- gungen kommen in den hierhergehörigen Gesteinen nur selten vor; das gilt auch vom Schwefelkiese. Auf kleinen Spalten und in Adern im Gestein treten zuweilen Quarz- und Feld- spathausscheidungen auf. Wir nennen zuerst schmutzig graue und bräunliche Ge- steine, bei denen die Schiefertextur durch gleichmässig fein- körnige Ausbildung der Grundmasse zurückgedrängt erscheint. Auf den der ursprünglichen Schichtfläche entsprechenden Tren- nungsflachen ist oftmals ein dünnes glimmeriges Häutchen er- halten geblieben. Mit der Lupe kann man sich stets von der krystallinischen Beschaffenheit der Grundmasse überzeugen, die wesentlich aus bläulichweissem Feldspath besteht, dem *) Denen ähnlich, die wir in No. VIII, der basischen Gesteine des südlichen Zuges kennen lernten, Dr 133 nur wenig Glimmer und Chlorit beigemengt sind. Deutliche Concretionen fehlen; nur unbestimmte dunkele Knötchen treten hier und da auf. Die Härte kommt der des Feldspaths kaum gleich. Der Bruch ist uneben und erhält ein eigenthumliches Ansehen durch zahlreiche sich auf demselben ablösende, dünne, durch- scheinende Splitter, ähnlich wie bei manchen Grauwacken- Hornfelsen. Diese Gesteine treten nur untergeordnet auf und zwar meist in unmittelbarem Contact mit Grunstein, in eini- gen Fuss mächtigen Schichten, die sich in plattige Stücke ab- zusondern pflegen. Analyse No. XUl. XVU. Diesen Gesteinen reihen sich solche an, bei denen die schieferig-flasrige Textur deutlicher ausgebildet ist. Sehr innig mit einander verwebte, glimmerige Thouschieferflasern oder Glimmerschuppen umschliessen zahlreiche kleine, helle Feld- spathkörner derart, dass letztere nur auf dem Querbruche deut- lich erkannt werden, auf der Schichtlläche aber wesentlich nur die Glimmerblättchen vortreten. Der Glimmer hat manchmal die physikalischen Eigenschaften des ächten Glimmers; meist aber besitzt er einen wachsartigen oder auch öligen Glanz, gelbliche Farbe und ein talkiges Aussehen, nach Lossex Seri- eit. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XXI. ]l. c.) Manchmal kommt neben dem so veränderten, vorzugsweise flasrig ausge- bildeten auch noch ächter Glimmer in weissen oder dunkel- braunen Schüppchen vor. Meist treten nun in derartigen Ge- steinen zahlreiche dunkele, längliche oder rundliche Korper auf, selten deutlich von der Grundmasse und von einander ge- trennt, sondern meist in einander verfliessend und als dunkele kleine Flecke und Streifen erscheinend. In diesen Gebilden erkennen wir die Vorläufer deutlicherer Concretionen, wie sie oben beschrieben wurden. Durch Behandlung mit Säuren verschwinden sie. Derartige Gesteine, durch Chlorit meist mehr oder minder stark grün gefärbt, sind unter den Üon- tactgesteinen des nördlichen Zuges sehr verbreitet. Analyse No. X. Die eben beschriebenen Gesteine bilden die Brücke zu den sogenannten Fleckschiefern (Spilositen und Desmositen ZINCKEN’S), meist deutlich schieferigen Gesteinen, in denen wohlentwickelte Coneretionen eine wesentliche Rolle spielen. Die Grundmasse hat ein schieferig-flasriges, demjenigen der zuletzt beschriebe- 134 nen Gesteine durchaus ähnliches Gefüge. Sie pflegt eine bläu- lich- bis grünlichweisse Farbe zu besitzen, welche jedoch nicht dem Feldspath, sondern der talkigen, denselben überziehenden Glimmerflaser zukommt. Die Concretionen stellen sich als innig mit der Grundmasse verwachsene, aus einer grüunlich- schwarzen, feinschuppigen, mattschimmernden Chloritsubstanz bestehende Kügelchen dar. Dass der Chlorit jedoch nur die äussere Hülle eines aus Feldspath bestehenden Kernes bildet, wurde schon erwähnt. In Fällen, wo die Coneretionen beson- ders gross und deutlich entwickelt sind, nimmt man zuweilen eine concentrisch-schalige, an die corsischen Napoleonite er- erinnernde Structur wahr. Ein centraler Feldspathkern wird von mehreren von einander scharf getrennten concentrischen Chlorit- und Feldspathschalen umgeben. Die gegenseitige Ent- fernung und Grösse der Coneretionen ist sehr verschieden. Meist sind sie hirsekorngross, ich kenne sie aber auch bis fast von Erbsengrösse. Je grösser die Anzahl der Coneretio- nen, und je kleiner diese sind, desto dunkeler erscheint die Gesteinsfarbe. Abänderungen, in denen Gruudmasse und Con- ceretionen sich ziemlich das Gleichgewicht halten, naunte ZINCKEN Spilosite. No. XVIU. XXI. Als Desmosite beschrieb er die häufig vorkommenden, durch den Wechsel hellerer felsitischer und dunkeler chloritischer Lagen (vielleicht auch durch Horn- blende gefärbter) entstehenden Abänderungen. Analyse XX.”) Hier fügt man endlich am passendsten die Gesteine an, die eine vollkommen schieferige Textur haben, bei denen aber die Deutlichkeit der krystallinischen Structur sehr zurücktritt, überdies durch starke Beimengung von Chlorit auch auf dem Querbruch verdeckt wird. Dieser Beimischung verdanken die Gesteine eine lichtgrune Farbe, die sie dem in Begleitung der dichten Diabase auftretenden grünen Schiefer sehr ähnlich er- scheinen lässt. Concretionen kommen nicht vor; höchstens undeutliche dunkelere Punkte, flammenförmige Streifen etc. Diese grünen Schiefer sind zwischen Rubeland und Hasselfelde *) ZinckEn giebt an, dass Desmosite da auftreten, wo die Schichtung der Schiefer der Contactfläche des Diabases parallel läuft; Spilosite aber da, wo das Streichen der Schiefer senkrecht zur Contactfläche ist. Meine Beobachtungen haben diese Angaben nicht bestätigt. An der durch ZincKen klassisch gewordenen Lokalität der Heinrichsburg, wie auch an- derwärts, treten Desmosite wie Spilosite dem Diabaslager parallel auf. 135 ziemlich verbreitet. Sie bilden den Uebergang aus den schie- ferigen Contactgesteinen in die gewöhnlichen Thonschiefer, von denen sie sich hauptsächlich nur durch ihren hohen Gehalt an Chloritsubstanz unterscheiden. Die Löslichkeit dieser Gesteine in Säuren ist die grösste unter allen Contactgesteinen; ebenso das Volumgewicht. Analyse No. XIV. Das Material zu nachstehenden Analysen lieferten die Ge- senden nördlich Hasselfelde, an der Lupbode und die Hein- richsburg bei Mägdesprung. Wir müssen jedoch bemerken, dass die Reihenfolge, in der die Analysen der Gesteine der verschiedenen Localitäten aufgeführt sind, hier nicht mehr dem an ein und demselben Diabaslager zu beobachtenden Fort- schreiten der Metamorphose vom Diabas nach dem unver- änderten Gestein hin entspricht. Die Metamorphose ist — wie oben ausgeführt — im Norden der Axe in den seltensten Fällen so normal entwickelt und die Oontactzone zu mächtig, als dass es möglich erschienen wäre, mit der geringen Zahl von Analysen, die jedesmal nur ausgeführt werden konnten, die gesetzmässige Entwickelung der Metamorphose in ihren einzelnen Phasen zu verfolgen. Weit wichtiger schien es, die Haupttypen in der grossen Mannichfaltigkeit der hier auftre- .tenden Gesteine kennen zu lernen. Diese möchten aber kaum irgendwo alle zugleich an ein und demselben Diabaslager auftreten. Die Gesteine sind vielmehr im Folgenden nach dem Grade ihrer Härte geordnet, dem die Hohe des Kieselsäure- gehaltes ungefähr parallel gelit, eine Anordnung, die nach dem oben uber das allgemeine Vorkommen der Contactgesteine Mit- getheilten als die durchaus natürliche erscheint. a. Contactgesteine vom Mittelkopf, Dornkopf und Gitzhügel bei Hasselfelde. Der Mittelkopf und Dornkopf liegen im NN O von Has- selfelde, in einem ‚südlichen Nebenthale der Rapbode. In diesem Thale, welches den grossen Diabaszug fast unter rech- tem Winkel schneidet, steigt die neue Rubeländer Chaussee vom Hasselfelder Plateau zur Rapbode hinab und entblösst am rechten Thalgehänge an den genannten Bergen Diabase und Contact- ‚gesteine in guten Profilen. Der Gitzhügel liegt eine kleine Stunde weiter westlich, an der Vereinigung von Hassel und Rapbode. Die petrographische Ausbildung der Diabase ist 136 überaus mannichfaltig. Mittelkörnige Gesteine herrschen zwar vor, aber auch dichte, porphyrartige, mandelsteinähnliche und flasrige Abänderungen, letztere namentlich an den Rändern grösserer Diabaslager, kommen daneben vielfach vor. Ebenso gross ist die Mannichfaltigkeit der Oontactgesteine. Wir treffen sammtliche Haupttypen, zum Theil in trefflicher Entwickelung. Das gilt namentlich von den flintartigen Contactgesteinen, die besonders am Gitzhügel in ausserordentlicher Reinheit auf- treten. Weniger schön sind die fleckschieferartigen Gesteine ausgebildet, die durch dickschieferige, nur undeutliche Concre- tionen enthaltende Gesteine vertreten werden. Von den vier. analysirten Gesteinen vom Mittelkopf gehören die drei letzten einer Contactzone an. XII. und XIII. liegen nahe neben ein- ander, nur wenige Fuss vom Diabas entfernt, XIV. dagegen etwa 60 Fuss von den beiden vorigen. Der unveränderte Schiefer XI. stammt vom Nordwestabhange des Berges, wo ich ihn leidlich frisch und von der Metamorphose ziemlich un- berührt fand. Analysirt wurden folgende Gesteine: IX. Aeusserst hartes, dichtes, weissliches, flintähnliches Gestein mit flachmuscheligem Bruch. Volumgewicht 2,697. Gitzhugel. X. Sehr hartes, dichtes, aschgraues, hälleflintartiges Ge- stein (Felsitschiefer) mit unvollkommen schieferiger Structur. Volumgewicht 2,674. Dornkopf. | XI. Unveränderter, dunkelblauer Thonschiefer; feingefäl- telt; mit zahlreichen kleinen, silberglänzenden Glimmerblättchen auf der Schichtfläche. Volumgewicht 2,698. Mittelkopf. XII. Halbhartes, feinkörniges, schmutzigbraunes Gestein mit dickplattiger Absonderung. Volumgewicht 2,687. Mittel- kopf. ; XIII. Mässig hartes, grobschieferiges, grunlichgraues Ge- stein mit undeutlich flaserigem Gefüge und zahlreichen kleinen, unbestimmt gestalteten Ooncretionen. Enthält hin und wieder kleine weisse Glimmerblättchen. Volumgewicht 2,701. Mit- telkopf. XIV. Wenig harter grüner Schiefer. Volumgewicht 2,788. Mittelkopf. N a EL ru 137 IX, X. XI. ROH ERIR XV en: 70650 : 74.33 01,98 ‚6182 ‚61,55. ‚53,70 AlO? 14.68. 13.20%° 10,42°16,46°.7183,98. 19,43 Fe 0° _ — 2,09 0,33 4,55 7,14 Fe OÖ Spur 1,83 4,55 5,22 4,33 6,86 Mn OÖ — Spur Spur 0,12 Spur Spur Ca oO 0,18 0,39 L:34 1,82 1,70 1772 Mg O 0,02 2,19 3,30 4,90 8,63 9,48 Na’ © 1:17 5,170 3,91 4,81 5,00222:00 KO 0:53 1427 3,64 3,51 1,04 2,07 H’ O 0,48 1,16 2,81 1,90 3.47 5,06 Org. Subst. — = vorh. — vorh. vorh. 93,96 100.07 99,92 2109,39 2.9353 239346: b, Contactgesteine von der Lupbode. Die Localität liegt zwischen Allrode und Treseburg, einige Minuten oberhalb der Einmündung des Rabenthals, am linken Thalgehänge der Lupbode, uber der Fahrstrasse. Hier sind die Fleckschiefer besonders schön entwickelte XV. und XVI. gehören einem Diabaslager an, ebenso XVII. und XVIH. XV. Ziemlich hartes dunkelblaues, jaspisähnliches Ge- stein mit halbmuscheligem Bruch. Volumgewicht 2,704. XVI. Mässig hartes, grünlichgraues, sich dunnplattig ab- sonderndes Gestein. Auf der Schichtfläche viele kleine, weisse Glimmerblättehen. Volumgewicht 2,749. XVII. Halbhartes, feinkörniges, graues Gestein mit un- vollkommener Schieferung. Volumgewicht 2,728. XVIll. Fleckschieferr von grünlichgrauer Farbe, mit deutlich schieferig flasriger Textur und vielen hirsekorngrossen dunkelen Concretionen. Volumgewicht 2,746. U BB XVvm. | a. b. Sı O° 60,48 56,16 : 54,34 55,56 55:42 A1O? 17,04 18,61 18,56 18,15 18,106 Fe O’ 14625°72,58 4,82 5,08: 5,067 Fe O 3,60 7,01 082% 7,04 7,022 Mn O 0-91 Spur +. 0:55 0,51 0,5007 Ca O 5,00 0,31 142 1,40 1,896 Mg OÖ 3: 4:4 2° 2,302 St 3402 Na’ oO 6,38 7,64 7,48 4.20 4,189 K’O 1,09 0,46 1,78 2,25 2,244 H°O 1,45 3,00.5.°.3,01 2,09 2,183 00 — — _. 0,10 0,100 Org. Subst. Spur Spur ‚Spur Spur Spur 100.54 100,84 99,80 100,25 100,000 ec. Contaetgesteine der Heinrichsburg bei Mägdesprung. Die Heinrichsburg liegt gleich nördlich von Mipdiihiune ; in einem Nebenthälchen der Selke. Die die Burgruinen tra- senden Felsen gehören einem ansehnlichen stockförmigen Dia- ii baslager an. Besonders an der Nordwestseite, d.h. im Liegen- den des Lagers, obwohl sie auch im Hangenden vorkommen, schliessen sich ausgezeichnet entwickelte Contactgesteine an dasselbe an. Der Contactfäche zunächst treten graue bis weisse hälleflintartige Gesteine auf, mit weiterer Entfernung vom Diabase sehr deutlich entwickelte Fleckschiefer, die mehr und mehr schieferig werden und endlich in gewöhnliche Schie- fer verlaufen, welche letztere jedoch fur eine Analyse nicht frisch genug erschienen. Eine Notiz über das Vorkommen aus- gezeichneter, an der Contactfläche auftretender, von dort weit in das veränderte Gestein eindringender Strahlsteinausschei- dungen gab ich bereits vor einiger Zeit (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XXI. 248) Die Reihenfolge der drei nachstehenden Analysen entspricht hier dem natürlichen Vorkommen vom Grünstein nach dem unveränderten Gestein hin. # XIX. Sehr hartes, dichtes, hellgraues, hälleflintähnliches E: Gestein mit muscheligem Bruch. Volumgewicht 2,678. E XX. Hartes, dichtes, gebändertes frestein (Desmosit Z.) Volumgewicht 2,813. XXI. Fleckschiefer, von weisslicher Farbe, mit deutlich feinflaseriger Textur der Grundmasse und fast linsengrossen Coneretionen, Volumgewieht 2,778. KIN, XX. XXI. Si O° 12,63 55,06 54,02 ALO? 15,81 19205 21,22 Fe O3 = 1,83 2,51 ; Fe O0 0,74 Rya) 6,48 Mn O — — 1,74 Ca-O 1,02 ER) 1,64 MgoO 12! 2:21 3,01 Na’ © 8,39 1.91 3,96 K’O 0,75 0,84 5,71 H’ oO 0,61 | 1,83 1,97. Org. Subst. — Spur vorh. 101,10 100,17 99,46. P2 Obige Analysen beweisen, dass die Zusammensetzung der Oontactgesteine des nördlichen Zuges innerhalb noch wei- terer Grenzen schwankt, als dies schon bei den %esteinen des südlichen Zuges der Fall war. ‚So varüirt der Kieselsäurege- halt von 53 bis 76 pCt., der an Eisenoxyd und Oxydul von O-bis 14, an alkalischen Erden von einigen Zehntel bis 8, der Wassergehalt von 5 bis:5 pOt. Auch die Thonerde zeigt hier grössere Schwankungen, zwischen 13 und 21 pCt. Im Ver- gleich mit den Oontactgesteinen des südlichen Zuges ergeben sich also hier fast: für jeden Bestandtheil um die Hälfte grös- sere Differenzen. Diese grösseren Schwankungen thun jedoch der chemischen Aehnlichkeit der &esteine beider Zuge keinen Eintrag. Auch die Gesteine des nördlichen Zuges zeichnen sich dureh ihren hohen Natrongehalt aus, der in No. XIX sogar über 8 Proc. steigt. Dem gegenüber tritt das Kali ganz zu- xzück. Nur in den allerbasischsten Gesteinen, deren Alkali- . gehalt überhaupt niedriger ist, übertrifft das Kali das Natron ein wenig. Die bei den Gesteinen des südlichen Zuges durch- geführte Trennung in eine saure und eine basische 140 Reihe erweist sich auch hier durchführbar. Zu der sauren gehören die Gesteine mit über 70 pCt. Kieselsäure, zu den basischen diejenigen mit viel niedrigerem Kieselsäuregehalt. Bei den Gesteinen des sudlichen Zuges schwankte derselbe um 60 Proc. herum, hier beträgt er durchschnittlich noch weniger, im Minimum 534 pCt. Und zwar sind gerade Gesteine mit einem Kieselsäuregehalt von ca. 56 pCt. so vorwaltend zur Aus- bildung gelangt, dass die Bezeichnung der zweiten Reihe der ersten gegenüber als basische durchaus gerechtfertigt erscheint. Zwischen beiden Gesteinsreihen bleibt eine auffallend grosse Lücke, die durch Mittelglieder bis jetzt nicht ausgefüllt ist. Denn in der sauren Reihe beträgt das Minimum des Kieselsäure- gehalts 71, in der basischen das Maximum desselben 63 pCt. Die Eigenthümlichkeiten beider Reihen, wie wir sie oben ken- nen lernten, kehren auch hier und zwar in noch deutlicherer Ausprägung wieder. So treten besonders die zweiwerthigen ‚Metalloxyde und das Wasser in der sauren Reihe sehr zurück, in der basischen umgekehrt sehr vor. Die organische Sub- stanz ist in den sauren Gesteinen höchstens in Spuren vorhan- den, in den basischen in merklicher Menge. Der sauren Reihe gehören No. IX, X und XIX an. sie schliessen sich auf’s Engste an die sauren Gesteine des südlichen Zuges an; ebenso wie diese stellen sie krypto- krystallinische Gemenge wesentlich von Quarz und Albit dar, welchen letzteren Bestandtheil ich, wie erwähnt, einmal in deutlichen Ausscheidungen, die Grundmasse durchadernd, ange- troffen. Berechnet man in No. IX die Gesammtmenge Alkali auf Albit, so erhält man 68,66 Proc. Es bleiben ubrig 29,48 Kieselsäure für Quarz. Danach würde also das Gestein wesent- lich aus 7 Theilen Albit und 3 Theilen Quarz bestehen. Dabei haben wir aber die kleinen noch übrigen Mengen Thonerde, alkalischer Erden und Wasser unberüucksichtigt gelassen, die zusammen 2 Proc. betragen. Sie mögen ein ähnliches chlori- tisches Silikat bilden, wie wir es bei den sauren Gesteinen des südlichen Zuges kennen lernten. Noch albitreicher ist No. XIX, welches aber auch einige Procente alkalischer Erden, Eisenoxydul und Wasser enthält. Wir finden also auch im Norden der Axe in allen sauren Gesteinen geringe Beimen- gungen chloritischer Silikate; von der Grösse derselben hängt auch hier das Löslichkeitsverhältniss der Gesteine ab. So lo- 141 sen sich von dem sauersten Gesteine No. IX (immer bei vier- stündiger Digestion in Chlorwasserstoftsäure) 2,14 Proc., von No. X dagegen 8,53 Procent. | Der basischen Reihe gehören No. XIH, XUI, XIV, XV, XVI, XVII, XVII, XX, XXI an. Diese Gesteine schliessen sich gleichfalls eng an die basischen des südlichen Zuges an. Der bedeutende Gehalt an Eisen in beiden Oxy- dationsstufen, an Magnesia und Wasser, der diesen Gesteinen im Allgemeinen zukommt, weist auf die ansehnliche Rolle, welche Chloritsubstanz bier wieder spielt. Damit hängt wesentlich der niedrige Kieselsäuregehalt und die starke Angreifbarkeit durch Salzsäure zusammen. Dass diese letztere nur vom Chloritgehalt herrührt, geht deutlich aus den Löslichkeitsverhältnissen einer- seits und dem Gehalt an Eisen, Magnesia und Wasser anderer- seits, beispielsweise der 3 Gesteine No. XV, XIII und XIV, hervor. Es sind nämlich in XV: (SiO? = 60,48); FeO + FeO° = 5,06; MeO = 3,13; H?O = 1,45 und Löslichkeit 25,86. In XIII: (SiO’ = 61,55); FeO + FeO’ = 8,88; MgO = 3,63; H°O = 3,47 und Löslichkeit 30,01. In XIV endlich (SiO? = 93,1); FeO + FeO’ = 14,0; MgO = 5,48; H?O = 5,06 und Löslichkeit 46,66. Eisen, besonders als Oxydul, Magnesia und Thonerde finden sich in allen salzsauren Auszügen der Ge- steine, und zwar in um so grösserer Menge, je basischer die Gesteine sind, gerade wie bei den analogen Gesteinen des süd- lichen Zuges. Der Nachweis von Quarz, Albit, Glimmer, Chlorit und vielleicht Hornblende als constituirender Gemeng- theile gelang bei den basischen Gesteinen des südlichen Zuges nur auf dem Wege der Partialanalyse. Bei den Gesteinen des nördlichen Zuges lassen sich diese Mineralien als Bestand- theile der basischen Gesteine, Dank ihrer phanerokrystallini- schen Entwicklung, schon physikalisch erkennen. Um Anbalts- punkte für die Zusammensetzung und das ungefähre Mengen- 'verhältniss jener Mineralien, zunächst in den ausgezeichnetsten Gesteinen, die hier auftreten, in den Fleckschiefern, zu erhal- ten, wurde das frischeste derartige Gestein, der Fleckschiefer von der Lupbode, No. XVIII zwei Partialanalysen unterworfen. No. XVII 1) giebt die Zusammensetzung des durch verdünnte Salzsäure nach vierstündiger Digestion bei 100 ° erhaltenen Auszuges, a. die gefundene, b. die auf 100,0 berechnete. Ge- löst hatten sich in Chlorwasserstoffsäure überhaupt 30, 52 „0 des Gesammtgewichts. No. XVIH 2) stellt die Zusammensetzung des durch zwei- stündige starke Digestion in verdünnter Schwefelsäure gelösten, in Chlorwasserstoffsänre ungelöst gebliebenen Theils, a. wieder die gefundene, b. die auf 100,0 berechnete dar. Gelöst hatten sich in Schwefelsäure überhaupt 18,18 pCt. No. XVII 3) ent- spricht der Zusammensetzung des 51,3 pOt. betragenden in Chlor- wasserstofsaure und Schwefelsäure ungelösten Rückstandes, wie derselbe durch Rechnung gefunden wurde. (Subtraetion von 1) und 2) von der auf 100,00 berechneten Bauschanalyse S. 188 auf 100,0 berechnet). No. XVII : — a —— 1% 2). 3). a b. a . un SsıO? 26,04 26,69 45,09 45,92 76,16 AIO° 17,40 17,83 82,16 82,19 12,86 FeO 34,81 85,17 9,02 9,11 1,54 FeO’ CaO 1,72 1,76 1,47 1,50 1,19 MsO 8,98 9,21 2,30 2,34 > Na?0O 0,04 An 7,68 7,82 5,45 K°O 0,03 > 4,48 4,56 2,80 Ho 9,12 9,34 Se er nn CacO° 0,74 98,38 100,00 98,20 100,00 100,00 No. XVII 1). Direct gefunden wurden, mit Zurechnung der auf CaCO’ berechneten kleinen Menge (0,10 Proc.) CO? der Bauschanalyse, in Wirklichkeit nur 89,26 Proc. Daher wurde auch diesmal wieder der gesammte Wassergehalt der Bauschanalyse (2,783 Proc.) als zu 1) gehörig angenommen. ‘ Der noch bleibende ansehnliche Verlust rührt jedenfalls wie- derum daher, dass alles Eisen auf Oxydul berechnet wurde, während ein bedeutender Theil desselben sich bereits im Zu- stande des Oxyds in dem chloritischen Silikate befindet. Bei der Berechnung auf 100,0 wurden die diesem Silikate fremden Mengen Ca00° und Alkali fortgelassen. Aus der Analyse er- giebt sich die chloritische Zusammensetzung des durch Salz- säure zersetzbaren Theils der Fleckschiefer mit Bestimmtheit. 143 Berechnet man aus b. die Metalle und weiter die Atomverhält- nisse, so ergeben sich: Si 12,45 0,4445 Al 9,48 0,1236 Fe 21395 Ca 1.235, 41,0'Re 0,7320 Meg 5,98 H 1,04 1,0400 | u Die Verhältnisse Al : Si und Si: R sind = 1 : 2,56 und 3 : 4,994 — 1 : 2,5 und 3:5 und stimmen soweit durch- aus mit den von RAamnELsBerG für den Ripidolith aufgestell- ten. Die Wassermenge aber ist viel geringer als sie der Ripi- dolith verlangt. Es ist bei demselben Si: H = 3:11, in unserem Falle nur 3 : 6,99 = 3 : 7, also auch weniger H, als es die beiden anderen Mineralien der Chloritgruppe, Pennin und Klinochlor, erfordern. Trotz der einfachen Atomverhalt- nisse lässt sich für unser Mineral keine Formel aufstellen, die den Stempel der Wahrscheinlichkeit trüge. Man muss sich dar- auf beschränken, demselben seinen Platz in der grossen Chlorit- gruppe, und zwar in der Nachbarschaft des Ripidoliths anzu- weisen. — Wir ersehen aus der Analyse weiter noch, dass die - Zusammensetzung des chloritischen Silikats durchaus nicht in allen basischen Gesteinen die gleiche bleibt. Während sie sich in No. VIII des südlichen Zuges der des Pennins näherte, ist sie im letztuntersuchten Falle der des Ripidoliths zu verglei- chen. Es fragst sich, ob die Zusammensetzung des chloritischen - Silikats überhaupt eine solche nach festen chemischen Propor- tionen, ob die Aehnlichkeit mit einem bestimmten Minerale in den einzelnen Fällen nicht eine mehr zufällige ist. Diese 3 Frage würde nur durch zahlreiche Analysen auszumachen sein. Das Wichtigste, durch die beiden Partialanalysen vollständig -_ Erwiesene ist jedoch die chloritähnliche Zusammensetzung des ‚in Salzsäure löslichen Gemengtheils der basischen Gesteine im Allgemeinen, No. XVIII 2). Berechnet man die Metalle und deren Atomverhältnisse, so erhält man: | rn, 3 v KV RR "Er A u TE ar)’ a BE de TE ER % BI RE rn N N aa az ie BB N ER TR NEON DER ER RE EN LRAEN A KT N ? RE IRRE BEN Ten L G } } } 144 Si 21,43 1,65 A are 3,20 Ber, 9.91 Da BL 1n06 0 0a Na 5,70 K 3,12 Die Analyse ergiebt eine glimmerähnliche Zusammen- setzung. Das von RammELsBeR6 für die Glimmer aufgestellte 1 Atomverhältniss R: R : Si ist gleich 2: 1:2. Das ent- sprechende Verhältniss in unserem Falle, 6,55 : 3,20 : 7,65 stimmt mit dem theoretischen wenigstens so weit überein, um das Mineral als Glimmer ansprechen zu können. Auffallend ist der hohe Natrongehalt, der dem des Paragonit, Damourit und Margarit gleichkommt. Der Zusammensetzung des List'- schen Serieit (der 52 Proc. SiO’, 23 AlO°’, 102 K’O und nur wenig Na’ O erfordert) ist unser Glimmer wenig ähn- lich. Aber wir legen zu wenig Gewicht auf die Resultate einer einzigen Partialanalyse, um daraus weitergehende Schlüsse auf die Natur des Glimmers in den Fleckschiefern und ähnlichen Gesteinen zu wagen. No. XVII 3) zeigt gerade wie No. VIII 2) (S. 125) eine den sauren ÜOontactgesteinen sehr ähnliche Zusammensetzung. Berechnet man die Gesammtmenge Alkali auf Albit, so erhält man 65,93 Albit. Der Rest besteht aus Kieselsäure mit etwa 24 Proc. Thonerde und ungefähr ebensoviel Eisenoxyd und Kalk Man könnte diese letzteren unter der Annahme, dass das Eisen zum Theil als Fe (= 56) dem Aequivalente von Ca, zum Theil als Fe (= 112) demjenigen von Al gleich sei, auf Kalkfeid- spath berechnen, der in kleiner Menge dem Albit beigemengt sein könnte. Der Analogie mit dem gleich zu besprechenden Fleckschiefer von der Heinrichsburg halber möchte es jedoch angemessener erscheinen, CaO, FeO°’ und AIO°® mit einem entsprechenden Theile SiO?” auf thonerdehaltigen Amphibol zu berechnen (nach der Formel CaSiO°’, AlO°’),. Nimmt man hierbei das Eisen als Al äquivalent, so erhält man 6,48, führt man es als Ca äquivalent in Rechnung, 7,14 Amphibol. Im ersten Falle bleiben 31, im zweiten 29 Proc. Quarz. Der un- 4 lösliche Ruckstand besteht somit aus ca. 64 Proc. Albit, 30 Quarz, 6 Hornblende. Das ganze Gestein No. XVII aber darf man als zusammengesetzt betrachten aus ca. öl Chlorit, 33 Albit, 18 Glimmer, 15 Quarz und 3 Hornblende. Sehr ähnlich ist im Allgemeinen die Zusammensetzung des Fleckschiefers von der Heinrichsburg No. XXI. Der Gehalt an Kieselsäure, an alkalischen Erden und Alkalien differirt nur wenig. Dagegen ist der Gehalt an Eisen in beiden Oxydations- stufen um ca. 3, der an Wasser um fast 1 Proc. niedriger, was von vorn herein auf eine geringere Menge Ohlorit schliessen lässt, womit auch die geringere Löslichkeit (27,68 Proc.) über- einstimmt. Der höhere Thonerdegehalt scheint für etwas mehr - Glimmer zu sprechen, der auch äusserlich im Gesteine mehr hervortritt. Besonderen Nachdruck möchten wir auf den höhe- ren Kalkerdegehalt dieser Analyse legen, zumal da derselbe auch in den beiden anderen Analysen Heinrichsburger Gesteine, dem Bandgestein No. XX und dem hälleflintähnlichen No. XIX noch deutlicher wiederkehrt. Dieser ungewöhnlich hohe Kalkerdegehalt scheint meine schon früher geäusserte Ver- muthung, die Knötchenbildung und die Strahlsteinausscheidun- gen an der Heinrichsburg möchten in einem nahen Zusam- menhange stehen, zu bestätigen. Von der Contactfläche zwi- _ schen Diabas und Contactgesteinen dringen an jener Lokalität auf Schichtfugen und Kluftflächen zahlreiche Strahlsteinausschei- dungen in das Contactgestein ein, sich zuletzt in zahllose feine Aederchen zerschlagend. Daneben treten nun gleichzeitig un- gewöhnlich grosse und deutlich ausgebildete Concretionen auf, die zuweilen recht krystallinisch werden und dann aus der namlichen oder einer ähnlichen Substanz zu bestehen scheinen wie die feinen in’s Gestein verlaufenden Strahlsteinäderchen. Obige 3 Analysen scheinen nun in der That dafür zu sprechen, dass in den Gesteinen der Heinrichsburg Hornblende eine Rolle spielt. In No. XX giebt sich dieselbe — wie es den An- schein hat — schon im hohen Volumgewicht, dem höchsten unter allen Contactgesteinen, zu erkennen. Hier, wie in No. XIX, muss man die Hornblende in der Grundmasse annehmen. Im Fleckschiefer No. XXI aber dürfte sie obigen Beobachtungen zufolge wahrscheinlich besonders in den Concretionen vorhan- den sein. Vielleicht kann man annehmen, dass sowohl die Zeits. d. D.geol. Ges. XXI. ı. 10 146 Coneretionen wie die Strahlsteinausscheidungen ihre Bildung demselben Processe verdanken, der auf den Schichtfugen Horn- blende in deutlich krystallinischen Massen, in den Coneretionen Chlorit und Hornblende in weniger deutlich krystallinischer Form zur Ausbildung gelangen liess. — Ausnahmsweise viel Kalkerde zeigt von den übrigen Analysen noch das schwarze jaspisähnliche Gestein No. XV. Es übertrifft in dieser Be- ziehung sämmtliche anderen Oontactgesteine. Dagegen ist im Vergleich zu den übrigen Gesieinen von der Lupbode auffallend wenig Eisen und Wasser vorhanden. Man fühlt sich fast zur Annahme versucht, dass Chlorit- und Amphibol-Silikat sich in den basischen Gesteinen vertreten können. Werfen wir endlich noch einen Blick auf die Zusammen- setzung der übrigen Analysen, so ergiebt sich eine im Allge-. meinen grosse Aehnlichkeit mit den eben betrachteten. Sehr nahe kommt der Zusammensetzung des Fleckschiefers von der Lupbode No. XVII. Der um 2 pCt. geringere Eisenoxydul- gehalt lässt jedoch auf eine geringere Menge Ohlorit schliessen, wofür auch die geringere Löslichkeit spricht (26,93 Proc.); der hohe Natrongehalt dagegen weist auf ansehnlichen Gehalt an Albit hin, der mineralogischen Zusammensetzung des Ge- steins entsprechend, welches, wie wir sahen, wesentlich aus feinkörnigem Feldspath zu bestehen scheint. Sehr ähnlich ist die Zusammensetzung von No. XVl. Die drei Gesteine vom Mittelkopf, No. XII, XII, XIV zeichnen sich durch geringeren T'honerdegehalt aus und schliessen sich in dieser Beziehung an die basischen Gesteine des südlichen Zuges an. Besonders arm an T'honerde ist No. XIII, was auf nur sehr wenig Glimmer schliessen lässt. Der Chloritgehalt ist ziemlich an- sehnlich (Löslichkeit 30,01 Proe.). Mehr Glimmer und beson- ders Feldspath enthält No. XII im wesentlichen ein aus Feld- spath bestehendes Gestein mit nur wenig Chlorit (Löslichkeit 27,02 Proc.), gerade wie No. XVII. Ausserordentlich reich an Chlorit ist No. XIV (Löslichkeit 46,66 Proc.). Doeh ist dieses Gestein kaum mehr zu den eigentlichen Contactgesteinen zu rechnen, sondern stellt wesentlich einen ziemlich unveränder- ten, nur sehr chloritreichen Thonschiefer dar. 147 Anhang: Contactgesteine eines gangförmigen Diabases und zweier körnigen Diabase aus jüngeren Niveaus. An dieser Stelle schalten wir die Analysen dreier Oontact- gesteine ein, welche zwar auch an körnigen Diabasen, aber nicht solchen der „Wiedaer Thonschiefer* vorkommen. No. XXI stammt von dem in der Nähe von Hasselfelde auftretenden, die Wiedaer Schiefer durchsetzenden Diabaspor- phyrgange,*“) dessen oben bereits Erwähnung geschehen. Ich verdanke das zur Analyse verwandte Stuck der Güte des Herrn Lossen. No. XXIII und XXIV sind zwei alte, von - SCHNEDERMANN ausgeführte und in Hausuann’s „Bildung des Harzgebirges“ (S. 77 und 79) mitgetheilte Analysen. No. XXIU hat Hausmann als dichten Feldstein oder Adinole bezeichnet. Es ist, wie ich mich an Ort und Stelle überzeugt, ein ausge- zeichnetes, unseren hälleflintähnlichen Gesteinen ganz analoges Contactgestein des bekannten grossen Osterode - Harzburger Diabaszuges. Ein Contactgestein desselben Zuges stellt nach Beschreibung und Analyse auch No. XXIV ganz unzweifel- haft dar. | XXI. Hartes, dichtes, jaspisähnliches Gestein mit splitterigem bis kleinmuschligem Bruch und bräunlicher Farbe. Volumgewicht 2,667. Vom Diabasporpbyrgange des Kahle- berges bei Hasselfelde. XXIII. Sehr hartes, dichtes, fleichroth und graugrun ge- "bändertes, jaspis- bis hälleflintähnliches Gestein (sogenannte Adinole); — nach SCHNEDERMANN — Letbach bei Osterode. XXIV. Hartes, schwarzes, jaspisähnliches Gestein (jJaspis- artiger Kieselschiefer); — nach SCHNEDERMANN — Osterode. #) Nach neuerlicher sorgfältiger Prüfung erscheint die Zugehörig- keit dieses Gesteins zu den ächten Diabasen zweifelhaft, doch muss seine - wahre Natur vor der Hand noch dahingestellt bleiben. 10* BEN PN N ER UN EA Se AST RETTEN RE E RER R Kl . DEN Rat I ERSTE SE PALMER RE ae Br n N ; WE, n, ei A NS IR RER TEE De Me? hi ae S 148 XXI. XXI. xXXIV, SiO? 69,87 71,60 61,24 AlO?’ 21,42 _ 14,75 18,75 FeO’ Spur Fe O 1,41 1,41 1.17 Mn OÖ Spur Spur — CaO Spur 1,06 0,05 Mg O 0,84 Spur 4,91 Na’ © 8,79 10,06 2,99 K’O 1,16 0,32 1,22 H° oO 0,92 — == Org. Subst. — — 0,49 100,41 99,20 100,95. Stofflich bieten vorstehende Analysen wenig Neues. Aber sie sind insofern von Interesse, als sie beweisen, dass die Con- tactgesteine körniger Diabase, auch wo sie an gangförmigen Diabasen und in höheren Niveaus auftreten, wie physikalisch, so auch chemisch mit den unter gewöhnlichen Verhältnissen in der Wiedaer Schieferzone vorkommenden Contactgesteinen durchaus übereinstimmen. No. XXII nimmt insofern eine ex- ceptionelle Stellung ein, als es dem äusseren Habitus, der Härte und dem Volumgewicht nach zu den sauren Gesteinen zu gehören scheint, während seine Zusammensetzung den ba- sischen nahe kommt. Berechnet man die Alkalien auf Albit, so erhält man 84,9 Proc. Die übrigen 15 Proc. bestehen aus ca. 7 Proc. SiO?, 6 AlIO°, etwas FeO, MgO und H’O, die wahrscheinlich ein chloritisches Silikat mit überschussigem Quarz darstellen. No. XXIII, welches XIX der sauren Reihe sehr nahe 3 kommt, deutete bereits Hausmann als ein Gemenge von Albit und Quarz. Der Natrongehalt ist ausserordentlich hoch, so dass das Gestein fast aus reinem Albit zu bestehen scheint (der reine Albit enthält 69,09 SiO® und 11,82 Na°’O). Wasser ' ist nicht angegeben, aber in geringer Menge vorhanden. No. XXIV zeigt, vom geringeren FeO gehalt abgesehen, & viel Aehnlichkeit mit XV der basischen Reihe, dem es nach der Beschreibung auch physikalisch ähnlich sein muss. Wasser ist auch hier nicht angegeben, fehlt aber gewiss nicht. u 149 Werfen wir einen Rückblick auf das bisher Gesagte, so ergiebt sich, dass eine wesentliche Differenz zwischen den Contactgesteinen des nördlichen und des südlichen Zuges nicht besteht. Hier wie dort treten Gesteine der sauren und der basischen Reihe auf; hier wie dort waltet innerhalb jeder der beiden Reihen derselbe Typus, und der hohe Natrongehalt macht eine bemerkenswerthe Eigenthumlichkeit der Diabas- Contactgesteine ganz allgemein aus. Dieser chemischen Ueber- einstimmung entspricht die physikalische. Im Norden wie im Süden der Centralaxe gehören die harten, durch Neigung zu massiger Structur ausgezeichneten Gesteine der sauren Reihe an und stellen kryptokrystallinische Gemenge von Feldspath, Quarz und geringen Mengen chloritischer Silikate dar; die wei- cheren, durch mehr oder minder deutliche Schieferung und Sehichtung ausgezeichneten Gesteine dagegen gehören der ba- sischen Reihe an und bilden phanerokrystallinische Gemenge von Feldspath, Quarz und basischen Silikaten, unter denen Chlo- rit und Glimmer wesentlich und ausserdem manchmal noch Hornblende vorhanden ist. Der Feldspath ist in allen Fällen Albit. Br: Trotz dieser qualitativen Uebereinstimmung bleibt jedoch die grosse geognostische Differenz zwischen beiden Contact- gesteinszugen bestehen. Das Vorherrschen saurer, kryptokry- stallinisch-dichter Gesteine im Suden, das Vorwalten basischer, phanero-krystallinischer Gesteine im Norden der Axe, das sind bedeutsame Unterschiede. : | Für das Vorkommen gelten im Süden wie im Norden die nämlichen Gesetze. Die härtesten und sauersten Gesteine tre- ten im Allgemeinen immer dem Diabas zunächst auf. Mit wachsender Entfernung von der Üontactfläche schliessen sich an dieselben immer weniger harte, basischere Gesteinsglieder. Der Uebergang in unveränderte Schiefer erfolgt allemal aus den basischsten Endgliedern. Dabei ist jedoch zu bemerken, dass durchaus nicht bloss Gesteine vom höchsten Kieselsäure- gehalt den Diabas begränzen. Vielmehr ist der Kieselsäure- gehalt der an der Contactfläche auftretenden Gesteine ebenso- wenig ein bestimmter als derjenige der basischsten Endglieder in jedem einzelnen Falle. Es sind überhaupt folgende 3 Fälle für das Vorkommen der Contactgesteine möglich und beobachtet: 150 1) Es treten am Diabase nur Gesteine der sauren Reihe auf (Allrode). 2) Es treten Gesteine der sauren und solche der basischen Reihe auf (Rabenstein, Heinrichsburg). 3) Es sind nur Gesteine der basischen Reihe entwickelt. (Mittelkopf, Lupbode). Im ersten Falle gehen die sauren Gesteine direct in die unveränderten Schiefer über. Im zweiten und häufigsten Falle stellen die Gesteine beider Reihen gewissermaassen Comple- mente dar. Hier wie im dritten und letzten Falle erfolgt der Uebergang in das unveränderte Gestein durch mehr oder min- der mit Chlorit imprägnirte, basische Schiefergesteine. Wir lassen hier eine tabellarische Uebersicht sämmt- licher im Obigen mitgetheilten Analysen folgen. Dieselben sind nach ihrem Kieselsäuregehalte geordnet. Die Gesteine der sauren Reihe machen den. Anfang; die basischen folgen. | | &D 3 >| =) Ro) De In A N ._ 7 eh & © 2 S © 3 a 5 © = 2 = 5 = = 5 e = = e N = = = = a) i=) = = Zr = = 8 =) =: 8 © 9) = >= &) < ae} a Sa, _ < >= IX; I. Vv X It, IV.) XIX, sau. IJI. xI. |XxI Volumgewicht Löslichkeit 72,63| 71,60 15,81| 14,75 76,30 14,68 69,27| 6753 13,12] 10,42 11,80| 14,48] 13,20) 14,81] 13,61 Ee 03 — | Spur — | 0,02) 0,071 °— — ii 0,02] 2,79 Fe 0 Spur| 1,7@ 1,75) 1,85] 1,31] 2,27) 0,74) 1,413 5,24| 4,59 Mn O —_ — | Spur| Spur| 0,11) Spur| — | Spur 4 0,09| Spur Ca O 0,18| 0,32] 0,31) 0,39) 0,61) 0,26) 1,02) 1,06 5 0,12) 1,511 Ms O Na? OÖ 0,02) 1,57) 0,87 B) 7,77| 7,54| 4,66 2,19| 1,29 5.70| 5,47 0,98| 1,21) Spur 6,37) 8,33] 10,06 5 1,36) 3,30 2,25) 3,37) 8. KR: Oo 0,53 6,61| 3,31) 1,27) 1,511 1,181 0,75| 0,324 4,311 364 1 H2 O 0,481 0,81| 0,811 1,16] 0,70) 0,84] 0601| — i 336 as C 0: a de —ı - Kos Fe 82 1.084 00 — Org. Substanz 0,65 — ih ae Ren Spur — | ı vorh.| Vorh. : = 75,25| 75,02 a 73,34 | ers | mn 5 #73 @) » b (de) Bu) (de) Be ven [amm) oO — EN > (> 2 [eon) > - = _ oo ENT ee So Re) en [rs oe, 99,20 [100,0 151 Zwischen beiden stehen die unveränderten Schiefer und das Gangeontactgestein No. XXIII. Jeder Analyse ist das Volumgewicht des Gesteins und die Löslichkeit in Procenten beigefügt, soweit diese letztere bestimmt wurde. Man ersieht aus der Tabelle deutlich, dass mit Abnahme des Kieselsäure- gehalts im Allgemeinen eine stetige Zunahme des Volumgewichts und der Löslichkeit erfolgt, eine Thatsache die damit in Ver- bindung steht, dass dem Sinken des Kieselsäuregehaltes ein Steigen der zweiwerthigen Metalle und des chemisch gebunde- nen Wassers, d. i. eine Zunahme an Chloritsubstanz parallel geht. Der Thonerdegehalt nimmt mit Verminderung des Kiesel- säuregehaltes im Allgemeinen etwas zu, die Alkalien ein we- nig 'ab. nee | | Be: 3 = Ebbe = Se 2 = = ee 28|2|22 a ee a a a ee ee a ee A = -) = es | u. 9 mia EB | 6 VI, | XI. va, zu, | xzIV. | XV. VIL| xVL XV | xx | XVILXXI. | XIV. x ! ! | 2,675| 2,687| 2,682| 2,7011 — | 2,704| 2,703| 2,749| 2,746 | 2,813 2,728| 2,778| 2,788 26,76 27,02 28,05] 30,011 — | 2586| 31,77] 32,061 30,52 | — | 26,931 27,681 46,06 63,24 61,82) 61,58 13 61,24 eo. 59,23| 56,16| 55,56 | 55,06] 54,34| 54,02| 53,70 13.72) 16.46 13.67| 13.98| 1875 | 17.04| 1420| 18,61| 18,15 | 19,75! 18,56| 21,22) 15.43 3 8,1 2105| 0.83) 183 A551 — |-146| 3,111 °2,58| © 5,0 25,20) 5,22] , 7,10) 4,331 .::1,17°| -3,60).--6,72|. 7,01) -7,0 Spur| 0,12] Spur| Spur — 0,91) Spur | Spur 0,5 6056| 1,82) 1,07 1,70) 0,05 | 5,001 0,84 1,4 3.84] 4,90) 4,16) 3,631 4,91:| 3,13) 3,801 4,47) 3,1 580) As Ar 5001 259 | 68 5521 7,64 420 | 751 7,481 3,361 2,00 1711 3511 1.99 104 122 | 1.00] 194 046 225 | usa 178 371 2.07 2,681 1,901 2881 3,47) — | 1451 4,46) 360 270 13 3.01| 197| 5.06 Be. | | _ | 004 — 0 — ee ee Spur | — | vorh.| vorh,| 0,49 | Spur zen run Spur | Spur | Spur| Spur | vorh. 100,80 10082] 29,06 99,85| 100,95 | 100,54 29,82 100,84 100,35 100,17 292) 29,66) 99,46 150 1) Es treten am Diabase nur Gesteine der sauren Reihe auf (Allrode). 2) Es treten Gesteine der sauren und solehe der basischen Reihe auf (Rabenstein, Hhhnrichsburg): 3) Es sind nur Gesteine der basischen Reihe entwickelt. (Mittelkopf, Lupbode). Im ersten Falle gehen die sauren Gesteine direct in die 151 Zwischen beiden stehen die unveränderten Schiefer und das Gangeontactgestein No. XXII. Jeder Analyse ist das Volumgewicht des Gesteins und die Löslichkeit in Procenten beigefügt, soweit diese letztere bestimmt wurde. Man ersieht aus der Tabelle deutlich, dass mit Abnahme des Kieselsäure- gehalts im Allgemeinen eine stetige Zunahme des Volumgewichts und der Löslichkeit erfolet, eine Thatsache die damit in Ver- unveränderten Schiefer über. Im zweiten und häufigsten Falle stellen die Gesteine beider Reihen gewissermaassen Comple- Hier wie im dritten und letzten Falle erfolgt der bindung steht, dass dem Sinken des Kieselsäuregehaltes ein Steigen der zweiwerthigen Metalle und des chemisch gebunde- nen Wassers, d. i. eine Zunahme an Chloritsubstanz parallel geht. Der Thonerdegehalt nimmt mit Verminderung des Kiesel- säuregehaltes im Allgemeinen etwas zu, die Alkalien ein we- mente dar. Uebergang in das unveränderte Gestein durch mehr oder min- der mit Chlorit imprägnirte, basische Schiefergesteine. Wir lassen hier eine tabellarische Uebersicht sämmt- nig ab. licher im Obigen mitgetheilten Analysen folgen. Dieselben sind nach ihrem Kieselsäuregehalte geordnet. Die Gesteine der sauren Reihe machen den Anfang; die basischen folgen. {} [ | I} &0 = &0 3 . & 3 = =] 2 ee & 7 E = fe! 2 e=) Di in} ‘3 in ‘3 “a Ei 'S BR 3 Ei © © 2 2 EN ns ten]e Salaser| u an lo ae | = Ei ae Sn gnlon.): une a es es 2 e Ei Sell, 2 gs =} 9 S 2 = 2 = S = 2 a B EI = e| 8 = = = 5 = = 5 5 = = El = E) Rz) 2 Ei = 5 5 BI 5 ‘3 = [c} < [6 a < ei je A < = ala & A [e) Ne ei je) fe} je] a fe} Ss TS ET v.,|x,.|.18.|.1v. |\xıx. |xxunl Im | xI “vr, | xır. | vır, |xun| xxIv. | xv. |vıı.| XVL, XVII) XX. |XVILIXxI. |xIV. — ET EEE EEETEEET VEREEEEEEEEEE TEEEEEEEEET VEREEEREEEEEEE VEN Tu 1 Volumgewieht 2,637, 2,653) 2,650) 2,674] 2,658] 2,672] 2,678| — I 2,689 2,698 1 2,675| 2,687| 2,682] 2,701] — 2,704| 2,703| 2,749| 2,746 | 2,813] 2,728] 2778| 2,788 Löslichkeit 2,141 74,03 8348| 853] 5,07) I | — — | 2661 120,76 27,02 28,051 30,001| — | 25,86] 31,77| 32,06) 30,52 | — | 26,93| 27,68] 46,66 Tl — Si 0: 76,30) 75,25 75,02] 74,93] 73,74| 73,34| 72,63| 71,60 | 69,27| 67,53] 65,87) | 63,24] 61,82] 61,58] 61,55| 61,24 | 60,48| 59,23) 56,16) 55,56 | 55,06] 54,341 54,02] 53,70 Al 03 14,68] 11,50) 14,48| 13,20] 14,81] 13.61 15,81! 14,75 | 13,12] 10,4 18,72) 16,46| 13,67| 13,98| 18,75 | 17,04| 14,20] 18,61] 18,15 | 19,75) 18,56| 21,22] 15.43 Fe 03 — | Spur) — | — | 002] 0,07) = | 2: 0682| 279 405 0,33] 1,83) 455 0 — 1,46| 3,111 2,58) 5,08 | 1,83] 4,82] 2,511 7,14 Fe Oo Spur) 1,76 1,751 11,83| 1,311 227] 0,74 141 | 5,94) 455 Fi 5201 522] 7,10] 4,33) :1,17.| 3,601 .6,72)| 701 ‚7,04 | 7,551 5,32] 6,48] 6,86 Mn OÖ — | — | Spur| Spur| 0,11) Spur| — | Spur 0,09| Spur 1 Spur) 0,12] Spur | Spur — 0,91) Spur | Spur 0,51 — | 0,35] 1,74| Spur Ca oO 0,181 0,32] 0,311 0,39] W611 0,261 1,02) 1,06 5 0,12] 1,51 FI 056] 1,82) 1,07) 1,700 0,05 | 5,001 0,84) 0,31] 1,40 | 3,591 1,12] 1,64) 1,72 AB! 0 802] 1,57) 0,87) 2,19] 1,291 0,98] 4,21 Spur | 1,36] 3,301 OA 384] 4,901 4,161 3,031 4,91.) 3,13] 3,80) 4,47) 3,17 | 221) 3,02] 3,01] 5,18 8 {0) 7,77 7,54 4,66) 5.70] 5,47) 6,37) 8,33] 10,06 1 2,251 3,37 gıp N 5,801 4,81] 4,41] 5,600 2,59 | 6,38] 5,52) 7,64 420 | 7,51] 7,481 3,36) 2,00 2 0 0,53] 0,611 3,31) 1,97) 151| 1,18] 0,75] 0,32 1 4,31l 3,64 url 3,51) 1,99) 1,04) 1,92 | 1,09] 1,94 0,465 225 | v,84| 1,78 3,71) 2,07 BER 0,481 0,81) 0,81) 1,16) 0,70) 0,84] 0.61l — 1 3,36) 2,81 268 1,901 288 37) 1.451 446 3,60) 2,79 | 1,83] 3,011 1,97) 5,06 GenD, = ee ae == lerne er —| = To $? = | 0A 0,481 — | 0,84 069 — | — com - = -|) 089 — = a Be = BEN ZEN | Org. Substanz = — | Spur| — | Spur) — | —_ — | vorh.| vorh. - Spur) — | vorh,| vorh.! 0,49 Spur| vorh,' Spur) Spur | Spur) Spur| Spur | vorh. KT Te a Te ee Te ER RA VEN ERBE] ER BE - ee Be Fe U 99,96|100,151100,69 100,07|100,41| 99,55]101,10| 99,20 [80 > 1 [1% 100,591 99,08) 99,85) 100,95 1100,54) 99,82|100,84| 100,25 1100,17) 99,80) 99,66 99,46 152 Stoffliche, bei der Contactmetamorphose stattgehabte Veränderungen. Versuch einer genetischen Deutung der Metamorphose. Nachdem wir im Vorigen Eigenschaften und Vorkommen der Oontactgesteine kennen gelernt, liegt uns die Beantwortung zweier Fragen ob: einmal nach den stofflichen Veränderun- gen, welche die ursprünglichen Gesteine bei der Umwandlung in Contactgesteine erfahren; dann nach der Genesis der Meta- morphose. Die Lösung der ersten Frage kann nicht schwer fallen, da wir bei ihrer Erörterung den Boden der Thatsachen nicht zu verlassen brauchen. Denn da die Verbandverhältnisse der Contactgesteine mit den Thonschiefern keinen Zweifel darüber lassen, dass in allen Fällen diese letzteren das ursprüngliche Gestein darstellen, so wird eine Vergleichung ihrer Zusammen- setzung mit derjenigen der Contactgesteine uns über die Art der Veränderungen, die das ursprüngliche Gestein betroffen, Aufschluss geben. Dabei wollen wir noch einmal eine bereits oben angeführte Thatsache erwähnen, um einem Einwande zu begegnen, der hier möglicher Weise erhoben werden könnte. Es wurde namlich bemerkt, dass derjenige Theil der „liegenden Schieferzone,* innerhalb dessen die körnigen Diabase mit ihren Contactgesteinen auftreten, ganz besonders rein und von fremd- artigen Ausscheidungen frei ist. Die Schiefer besitzen überall denselben Habitus und auch eine wesentlich gleiche Zusammen- setzung, wie die Analysen zweier Proben (No. III und XT), deren eine dem südlichen, die andere dem nördlichen Zuge ent- nommen ist, offenbar zeigen. Dieser Umstand ist von grosser Wichtigkeit für die Er- möglichung einer richtigen Beurtheilung der Contactmetamor- phose. Denn bei dem stets allein beobachtbaren Fortschreiten der Metamorphose vom Diabas aus in einer rechtwinklig zur Contact- und Schichtfläche stehenden Richtung könnte man leicht zu der Annahme veranlasst werden, die Verschiedenheit der Contactgesieine ein und desselben Diabaslagers, das Auf- treten saurer und basischer Gesteine, könne vielleicht durch eine Verschiedenheit nicht sowohl der metamorphischen Pro- cesse, als der von der Metamorphose ergriffenen Sedimente be- 153 dingt sein. Eine derartige Annahme erweist sich aber als un- haltbar, wenn die unveränderten Schiefer überall eine wesent- lich gleiche Beschaffenheit zeigen. Sie erscheint aber auch schon deshalb unzulässig, weil jene Verschiedenheiten in der- selben Reihenfolge zu oft wiederkehren, als das man darin nicht etwas Gesetzmässiges erkennen sollte. Die grossen Differenzen aber der Gesteine des nördlichen und des südlichen Zuges lassen sich ebensowenig durch Annahme einer ursprüng- lichen Verschiedenheit der von der Umwandlung betroffenen Sedimente erklären. Denn die Gesteine beider Züge liegen in demselben geognostischen Niveau, beide stellen Theile dersel- ben Schichten dar. Nehme man selbst an, die Zusammen- setzung dieser Schichten sei auf die geringe Entfernung beider Zuge hinlänglich verschieden gewesen, um daraus die Differenz zwischen Nord und Süd ableiten zu können, so müsste es doch geradezu unbegreiflich erscheinen, warum auf den beiden, dem Verlauf der zwei Zuge entsprechenden Parallellinien die geforderte Verschiedenartigkeit so überaus constant sich ent- wickelt haben sollte. Man wird also wohl annehmen mussen, dass der Grund für die Verschiedenheit der Üontactgesteine wesentlich in der Verschiedenheit der metamorphischen Pro- cesse zu suchen ist. Vergleicht man nun die Zusammensetzung der unveränder- ten Schiefer und der Contactgesteine, so ergiebt sich für erstere eine Mittelstellung zwischen sauren und basischen Gesteinen. Der Kieselsäuregehalt der unveränderten Schiefer ist niedriger als der der sauren, höher als der der basischen Gesteine. Ebenso steht der Gehalt an Thonerde, an zweiwerthigen Metallen, an Wasser in der Mitte zwischen dem Gehalte der Gesteine der sauren Reihe einerseits, der basischen andererseits an den- selben Stoffen. Aehnlich verhält es sich mit der Löslichkeit und dem Volumgewichte. Der Alkaligehalt jedoch ist um meh- rere Procent geringer als in den Contactgesteinen überhaupt, und zwar überwiegt das Kali uber das Natron.*) Dies ist der *) Dies ist wenigstens bei dem am wenigsten veränderten Schie- fer, No. III von Allrode, der Fall. No. XI enthält etwas mehr Natron als Kali, ist aber auch, wie der höhere Fe OÖ und Mg O-Gehalt zeigt, nicht mehr ganz unverändert, was übrigens in geringem Grade auch von No. III gilt, 154 einzige, aber auch sehr wesentliche chemische Unterschied der unveränderten Schiefer von den Contactgesteinen. Im Uebrigen könnte man erstere ihren Analysen nach für Gesteine halten, welche die Lücke zwischen sauren und basischen Contaect- gesteinen ausfüllen. In gewissem Sinne darf man auch No. XIV zu den unveränderten Schiefern stellen, welches sich von diesen wesentlich nur durch den starken Ohloritgehalt unter- scheidet, welcher den Gehalt an Kieselsäure beträchtlich herab- drückt, dagegen ein bedeutendes Steigen des Eisenoxyduls, der Magnesia und des Wassers bedingt. Die geringe Menge Alkali (4 pCt.) und das Ueberwiegen des Kalis weist offenbar auf die im Allgemeinen wenig veränderte Natur des fraglichen Schiefers hin. Aus der Zusammensetzung der Thonschiefer ergiebt sich, dass bei ihrer Umbildung in Gesteine der sauren Reihe ein doppelter Process sich vollziehen musste. Auf der einen Seite namlich musste die Menge der Kieselsäure und des Natrons zu- nehmen, auf der anderen die der zweiwerthigen Metalle, des Kalis und des chemisch gebundenen Wassers bis fast zum vol- ligen Verschwinden abnehmen. Bildeten sich dagegen Gesteine der basischen Reihe, so erfolgte ganz im Gegentheil eine Ab- nahme der Kieselsäure und ein Steigen der zweiwerthigen Me- talle. Das Natron hat jedoch auch in diesem Falle zugenom- men und das Kali zum grossen Theile verdrängt. .Die orga- nische Substanz der ursprünglichen Schiefer wurde bei Bildung der sauren Gesteine zerstört, bei jener der basischen blieb sie erhalten. Die Thonerde scheint bei diesen Umbildungsprocessen wenig berührt worden zu sein. Doch bemerkt man eine ge- ringe Zunahme derselben mit steigendem basischen Charakter der Gesteine. Je saurer die Gesteine einerseits, je basischer sie andererseits werden, um so deutlicher zeigt sich im Allge- meinen der Verlauf des Umwandlungsprocesses nach den be- zeichneten zwei Richtungen. Im ersteren Falle bilden sich Ge- steine von geringerem, in letzterem solche von höherem Volum- gewichte, als das der unveränderten Schiefer, Doch scheinen in keinem Falle Volumveränderungen stattgehabt zu haben. Da indessen einmal specifisch leichtere, das andere Mal spe- cifisch schwerere Gesteine entstanden, so muss im ersten Falle mehr Masse fort-, als zugeführt sein, im letzteren umgekehrt. Der metamorphische Process ist somit nach zwei wesent- lich entgegengesetzten Richtungen erfolgt. Nur darin blieb er P : ha e: L = R 4 %r 5 > a Zi 3 ee r 155 sich stets gleich und von der Bildung saurer oder basischer Gesteine unabhängig, dass die Menge des Natrons in allen Fällen zugenommen hat. Untersuchen wir nun, wie sich der Verlauf dieser Pro- cesse in den verschiedenen Fällen gestalten musste, die wir oben für das Vorkommen der Contactgesteine als möglich ken- nen gelernt. Bildeten sich, wie im ersten Falle, bloss Gesteine der sauren Reihe , so haben die chemischen Processe wesent- lich in einer Zufuhr von Natronsilikat und Fortführung aller übrigen Bestandtheile mit Ausnahme der Thonerde bestanden. Je näher die Gesteine dem Diabase liegen, desto intensiver sind die Wirkungen dieses Processes gewesen; daher findet man dem Diabas zunächst wesentlich nur aus Kieselsäure, Thonerde und Natron bestehende, von zweiwerthigen Metallen, Kali, Wasser und organischer Substanz fast ganz freien Ge- steine, während mit zunehmender Entfernung von der Contaet- fläche der Kieselsäuregehalt abnimmt und die anderen Bestand- theile in demselben Maasse steigen. Im zweiten Falle, wo sich saure und gleichzeitig basische Gesteine bildeten, ist in erste- ren der eben ausgeführte Process thätig gewesen. Was aber die basischen Gesteine betrifft, so liegt, da sie gerade an den Stoffen reich, an welchen die sauren arm sind, die Annahme nahe, sie möchten hauptsächlich durch Aufnahme der aus den sauren Gesteine fortgefuhrten Stoffe, besonders des Eisenoxyduls, der M:gnesia und des Wassers gebildet sein. Zu- geführt musste dann weiter nichts werden als Natronsilikat, fort- geführt aber ein grosser Theil der Kalkerde, des Kalis und etwas Kieselsäure, die sich unter Umständen in gewissen Schichten con- centriren und so härtere und saurere Gesteinsbänder inmitten weicherer Schichten bilden konnte. Der Annahme, dass die den basischen Gesteinen zugeführten Metalle wesentlich aus den sauren Gesteinen stammen, stellen sich in den vielen Fäl- len, wo beiderlei Gesteine gleichzeitig auftreten, keine Schwie- rigkeiten entgegen. Sie genügt aber nicht für den dritten Fall, wo allein Gesteine der basischen Reihe gebildet sind. Hier mussen nothwendiger Weise ansehnliche Mengen der Metalle zugeführt worden sein, damit sich aus den verhältnissmässig saueren Schiefern überwiegend basische Gesteine bilden konn- ten. Wie bei den saueren, so nimmt auch bei den basischen Gesteinen mit wachsender Entfernung vom Diabase der 156 Kieselsäuregehalt im Allgemeinen ab und der Metallgehalt in glei- chem Verhältnisse zu. Doch entwickelt sich der Process nur bis zu einem gewissen Punkte, von welchem aus mit noch weiterer Entfernung vom Diabase die Menge der Metalle und des Wassers wieder abnimmt; gleichzeitig tritt auch das Na- tron zurück, und es erfolgt ein Uebergang in die gewöhnlichen Schiefer. Nachdem wir so die Art der stofflichen bei der Contact- metamorphose stattgehabten Veränderungen kennen gelernt, wollen wir untersuchen, welche Ansicht ‘uber den Ursprung und Verlauf der bei der Metamorphose 'thätigen chemisch-phy- sikalischen Processe sich den beobachteten Thatsachen am einfachsten fügt. Wir gehen dabei von der Ansicht als erwiesen aus, dass die Contactgesteine ursprünglich sedimentäre, durch eine vom Diabase ausgegangene Metamorphose zu ihrer jetzigen Be- schaffenheit veränderte Gesteine sind, und kommen auf An- sichten wie die, dass die Contactgesteine ursprüngliche Bil- dungen oder Tnesenainineeh des eruptiven Diebasmonuı darstellen könnten, nicht mehr zurück. Es ist vielleicht kaum nöthig, sich heutigen Tages gegen die Ansicht auszusprechen, die Contactgesteine seien Schmelz- producte der Diabase. Schon die nichts weniger als glasartige Natur der saueren Gesteine, die oftmals noch geringe Mengen organischer Substanz zurückbehalten haben, widerspricht der- selben auf’s Entschiedenste. Deutlich kaustische Wirkungen der Diabase sind bekanntlich überhaupt sehr selten und in ganz unzweideutiger Weise vielleicht niemals beobachtet worden. Am allerwenigsten aber können die Phänomene der Harzer Diabas-Contact- Metamorphose als solche gedeutet werden. Ebensowenig aber ist die in ähnlichen Fällen manchmal versuchte Erklärungsweise hier anwendbar, nach der das mas- sige Gestein — in unserem Falle also der Diabas — nichts Anderes darstellen soll, als das zu deutlich krystallinischer Ausbildung gelangte Endglied einer durch allgemeine wässerige Agentien bewirkten Metamorphose des Sediment-Gesteins, das Contactgestein aber ein je nach seiner Natur entweder dem massigen Gestein oder dem ursprünglichen Sedimente näher- kommendes intermediares Product des Umwandlungsprocesses. | | 157 Auf solche Weise erklärte Fucas in seiner Arbeit über den Harzer Granit und seine Nebengesteine (Neues Jahrb. 1862, 769 #.) die Hornfelse im Verhältniss zum Granit. Dort er- schien eine derartige Deutung wenigstens in chemischer Bezie- hung denkbar, da die den Granit unmittelbar begränzenden Hornfelse, ganz ebenso wie die Contactgesteine des Diabas im gleichen Falle, die sauersten Glieder des Umwandlungspro- cesses darstellen und eine dem Granit in gewisser Hinsicht ähnliche Zusammensetzung besitzen, der Hornfels somit ge- wissermaassen eine Entwickelung des Sedimentes zum Granit hin zu bilden scheint. Eine ähnliche Erklärungsweise für un- sere Contactgesteine wäre aber ein Nonsens. Denn die saueren Contactgesteine mit über 70 pCt. Kieselsäure können unmöglich eine Entwickelung des Sedimentes zum basischen Diabas dar- stellen, dessen Kieselsäuregehalt kaum 50 pCt beträgt. Die Fucus’sche Erklärungsweise ist aber ebensowenig wie in un- serem Falle auf die Hornfelsbildung anwendbar. Denn für beide Contactmetamorphosen, die des Diabases wie die des Granites , gelten dieselben Gesetze, beide erscheinen durchaus als Parallelbildungen*) und was in dem einen Falle als un- möglich erwiesen ist, muss es auch im anderen sein. In gleicher Weise unzulässig ist im vorliegenden Falle die Annahme, die Üontactgesteine möchten durch Aufnahme der den Diabasen durch die Verwitterung entzogenen Stoffe entstanden sein. Denn ganz abgesehen davon, dass zumal die saueren Uontactgesteine nichts weniger als an denjenigen Stoffen reich sind, welche die Diabase bei ihrer Zersetzung verlieren, so zeigt sich niemals ein qualitatives oder quantita- tives Abhängigkeitsverhältniss der Contactgesteine vom Grade *) Hier wie dort erscheinen die sauersten Gesteine im Allgemeinen in unmittelbarem Contact mit dem Eruptivgestein und die basischen schliessen sich an jene mit zunehmender Entfernung von der Contactfläche an. Die Abnahme der Kieselsäure mit Entfernung vom Eruptivgestein ist in beiden Fällen bedingt durch die Abnahme der von jenem aus zu- geführten Stoffe, in unserem Falle besonders Natronsilikat, bei der Horn- felsbildung Kieselsäure. Hier wie dort steht mit der durchaus verschiedenen Natur des krystallinischen Massen- und des Contactgesteins die Thatsache im Zusammenhang, dass sich zwischen beiden niemals Uebergänge, viel- mehr stets scharfe Grenzen finden. Uebergänge des Contactgesteins in die unveränderten Gesteine dagegen sind hier wie dort stets zu beob- achten. 158 der Verwitterung der angränzenden Diabase. Ob diese noch ganz frisch“ oder durchaus zersetzt sind, ist für das Vorkom- men der Contactgesteine ganz einerlei. Doch könnte man vielleicht an ein materielles Abhängig- keitsverhältniss der Contactgesteine von dem Diabas denken, in der Art, dass den letzteren, ohne dass sie dabei zersetzt worden, die für die Bildung der ersteren nöthigen Stoffe ent- zogen wurden. Vielleicht könnte dabei ein gegenseitiger Stoff- austausch zwischen Eruptiv- und Sedimentgestein stattgefunden haben, wie ihn FourseT unter der „fusion r&eiproque“ ver- steht und Deuesse ihn als „echange mutuelle* in einer gewis- sen Tiefe der Erde, wo die Gesteine sich in erweichtem Zu- stande befinden, für wahrscheinlich hält (Bull. de la soe. g£ol. XV1I. 1859. 280). Prüfen wir, ob derartige Annahmen für die Erklärung un- serer Contactmetamorphose anwendbar erscheinen. Wie wir uns erinnern, mussten besonders zweierlei Stoffe den Contaet- gesteinen zugeführt werden, einmal Natronsilikat, dann Eisenoxy- dul, Magnesia und Wasser. Stammten nun diese Stoffe wirklich aus den angränzenden Diabasen, so hätten kleinere Diabaslager, um ihren Contactgesteinen jene Stoffe zu liefern, gänzlich zersetzt, grössere Diabasmassen wenigstens an ihren Rändern in merk- licher Weise alterirt werden müssen. Aber in keinem Falle entspricht die Beobachtung jenem Postulate. Diabase, die von mächtigen Contactbändern begleitet werden, und solche, wo Contaetbildungen gänzlich fehlen, zeigen keinerlei physikalische Differenz.. Bedenkt man aber weiter, dass Diabaslager oft- mals von so mächtigen Contacigesteinmassen begrenzt werden, dass das gesammte Natronsilikat der ersteren kaum ausreichend gewesen wäre, den Natrongehalt der letzteren auch nur um 1 pCt. zu erhöhen, so erscheint die Annahme, dass die Dia- base den Contactgesteinen die zu ihrer Bildung erforderlichen Stoffe geliefert, ganz einerlei, wie man sich den Vorgang selbst denkt, ein Ding der Unmöglichkeit. | Zu demselben Resultate führt die chemische Analyse. Um zu entscheiden, ob der Diabas, wo er in wenig mächtigen La- gern zwischen bedeutenden Contactmassen liegt, eine von der normalen irgendwie verschiedene Zusammensetzung besitzt, wurde ein unter solchen Umständen auftretender Diabas der Analyse unterworfen. Das Gestein stammt von der Lupbode, cr 159 und zwar von derselben Localität, der der Fleckschiefer No. XVII. und das felsitische Gestein No. XVII. entnommen sind, welche den in Rede stehenden Diabas in weit mächtige- ren Contactbändern begleiten. Die Mächtigkeit des Diabas- lagers beträgt kaum 10 Fuss. Das recht frische, mit Säuren nur schwach brausende Gestein ist von dunkelblaugrüner Farbe und bildet ein mittelkörniges Gemenge von Feldspath und Diallag. Der Feldspath hat eine grünliche Farbe, lebhaften Glanz und ist manchmal zu langen, dünnen, prismatischen Na- deln mit feiner Zwillingsstreifung ausgebildet. Der augitische Bestandtheil hat eine dunkelbraune Farbe, erscheint auf der Bruchfläche gianzlos, auf der ziemlich deutlichen Spaltbarkeit nach einer Richtung dagegen lebhaft glänzend. Dünne Blätt- chen sind ziemlich durchsichtig. Als Diallag hat Herr P. GrotH denselben mittelst einer optischen Prufung zu bestimmen die Güte gehabt. An Masse tritt er wesentlich gegen den Feld- spath zurück. Volumgewicht 3,081. Die Analyse ergab: Si O0? 47,36 48,86 Ti oO? 0,51 — AI O’ 16579 15,17 Feo’ 1,53 3,92 Fe O 7,95 6,71 Mn OÖ 0,44 0,35 Cao 10,08 11,34 Ms O 6,53 7,56 Na’ oO 2,89 3,11 K’O 0,84 1,65 H’O 3,05 2,46 r730° 0,26 vorh. Cl Spumasil vorh. Co: 0,48 _ Fe Ss?’ 1,96 Spur ($) 100,61 100,53. Zur Vergleichung haben wir unserer Analyse die von KeiBEL (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. IX. 571) ausgeführte des von ihm als Hypersthenit*) bezeichneten, demselben geo- *) Dass auch dies Gestein als augitischen Gemengtheil Diallag und 160 snostischen Niveau und zwar auch dem nördlichen Zuge an- gehörigen Gesteins von der Heinrichsburg an die Seite ge- stell. Das von KEiBEL analysirte Gestein stammt jedenfalls aus dem grossen, jetzt nicht mehr betriebenen Bruche, wel- cher inmitten der grossen Diabasmasse auf der Südseite der Heinrichsburg angelegt ist. Hätten nun wirklich die Diabase die für die Contactbildungen erforderlichen Stoffe geliefert, so müsste die Analyse des von einem ganz unbedeutenden Lager berrührenden Diabases von der Lupbode sicherlich eine merk- liche Differenz im Vergleich mit dem einer mächtigen Diabas- masse entnommenen Gesteine von der Heinrichsburg zeigen. Eine derartige Differenz ist aber nicht vorhanden, am wenig- sten in den Bestandtheilen, an denen das Gestein von der ‚Lupbode vorzugsweise ärmer hätte werden mussen, an Natron, Magnesia, Eisenoxydul. Die Zusammensetzung entspricht viel- mehr durchaus derjenigen der normalen Diabase.*) Wie oben bemerkt, zeigen die Diabase und ihnen ver- wandte Gesteine, so weit bekannt, kaum Einwirkungen un- zweifelhaft kaustischer Art auf die Nebengesteine. (In Betreff Ä der alten Angabe ZEuscHner’s über eine derartige Einwirkung conf. BıscHor, Chem.-phys. Geol. 2. Aufl. III. 169). Die Ab- wesenheit solcher Wirkungen ist übrigens durchaus kein Grund gegen die eruptive Natur des Gesteins, da selbst un- zweifelhaft eruptive und vulkanische Gesteine, wie Basalt und Laven , sie nicht- in allen Fällen zeigen. Die Untersuchungen der neueren Zeit über die Genesis der älteren Eruptivgesteine führen immer mehr zu der Ansicht, dass bei ihrer Bildung Wasser in noch viel höherem Grade, wie bei den heutigen Laven, Antheil genommen habe; und zwar hat dasselbe wahr- scheinlich eine um so wichtigere Rolle bei der Gesteinsgenese gespielt, je höher im Allgemeinen das Alter des betreffenden Eruptivgesteins ist. So hat sich denn wahrscheinlich auch das Diabasmagma im Eruptionszustande in einem vom heissen nicht Hypersthen enthält, ist schon von vornherein in Anbetracht des hohen Kalkgehalts der Krıgrr’schen Analyse anzunehmen, ausserdem auch durch eine optische Untersuchung des Herrn GroTk bestätigt worden. *) Aus der schon citirten, mir nach Schluss meiner Arbeit zuge- kommenen Abhandlung des Herrn SchiLLing ergiebt sich die wesentliche chemische Uebereinstimmung des Grünsteins von der Lupbode mit den dort analysirten körnigen und dichten Grünsteinen (Diabasen). 161 Schmelzflusse weit entfernten, stark durchwässerten Zustande befunden. Unter solchen Umständen ist der Mangel plutoni- scher Hitzwirkungen — lediglich ein Postulat der älteren Geologie — nicht auffallend. Die Annahme der sogenannten hydatopyrogenen Bildungs- weise der Diabase scheint nun aber auch ganz geeignet, die in Rede stehende Contactmetamorphose in befriedigender Weise zu erklären. Drangen aus dem durchwässerten Magma heisse, mit mannichfachen Stoffen, in unserem Falle besonders mit dem chemisch so wirksamen Natronsilikat beladene Wasser unter hohem Druck in die angrenzenden Sedimente ein, so scheinen alle Bedingungen selbst zu viel tiefgreifenderen Ver- änderungen, als sie in unseren Contactgesteinen vorliegen, ge- geben zu sein. Denn die gewaltige umbildende Kraft des warmen und überhitzten , mit Alkali-Carbonat oder Silikat im- prägnirten Wassers ist aus Hunt’s und Dausker’s Ver- suchen hinlänglich bekannt. Quellthätigkeit in Begleitung und als Nachspiel der Diabaseruption hat vielleicht durch lange Zeiträume hindurch gewirkt. Dabei war möglicherweise die Temperatur dieser Quellen gar nicht einmal ungewöhnlich hoch. Denn man braucht, wie es scheint, um so weniger ausserordent- liche Kräfte zur Erklärung der Contacterscheinungen der Dia- base in Anspruch zu nehmen, als chemische Neubildungen sehr wahrscheinlich durch einen noch wesentlich plastischen Zu- stand des Sediments erleichtert wurden. Die der Schichtung überall conformen Lagerungsverhältnisse der Diabase nämlich, welche alle Windungen und Knickungen der Schiefer mit- machen, lassen darauf schliessen, dass die Diabase zu einer Zeit in die Sedimente eindrangen, als diese noch plastisch ge- nug waren, um ihnen kein grosses Hinderniss entgegenzusetzen, somit auch keine wesentliche Störung in ihrem Baue zu er- fahren. Noch wahrscheinlicher aber wird die Entstehung der Diabase bald nach oder während des Absatzes der Sedimente, jedenfalls aber vor der Aufrichtung derselben, durch die bereits im Eingange betonte Thatsache, dass die Diabase nicht regel- los im alten Gebirge zerstreut liegen, sondern ihre ganz festen Niveaus mit ebenso bestimmten petrographischen Charakteren einhalten. Befanden sich nun die ursprünglichen Sedimente noch im Zustande plastischer Thone, als das Eindringen der beits.d. D. geul.Ges. XXII, ı 11 162 Diabase erfolgte, so konnten unter den gemachten Voraus- setzungen Umwandlungen um so leichter vor sich gehen. Wie wir gesehen, musste den Contactgesteinen zur Bil- dung des Natronfeldspaths, des Hauptbestandtheils der sauren wie der basischen Gesteine, besonders Natronsilikat zugeführt werden. Es ist bekannt, dass Alkalien, und zwar besonders Natron, zu den allgemeinsten Bestandtheilen aller Gewässer gehören. Namentlich reich sind daran die heissen Quellen (so enthält z. B. nach Damour der Geissir 0,34 Na° O auf 0,01 K’ O, der Radstosa 0,25: 0,01, der Hougardin 0,32 : 0,0 etc. BiıscHor, Geol. II. 281). Aber auch in kalten Mineral- quellen fehlt dies Alkali nicht leicht und pflegt beträchtlich über das Kali zu überwiegen. Sein verbreitetes Vorkommen beruht hier auf der leichteren Löslichkeit seines Silikats im Ver- gleich zu demjenigen des Kalis, eine Thatsache, die sich deut- lich darin ausspricht, dass, wo in einem Gestein gleichzeitig Kali- und Natronfeldspath vorkommen, ersterer häufig noch frisch ist, während letzterer bereits in Kaolin umgewandelt er- scheint. Nach BiscHor ist nun sehr wahrscheinlich alles Na- tron an Kieselsäure gebunden (Geol. I. 531, H. 281) und nach Versuchen von Lupwie ist das in Gewässern gelöste Alkali überhaupt nur als überkieselsaures Salz vorhanden (Arch. für Pharm. LXXXIV., 129 f£.). Die Thone nun stellen wesent- lich wasserhaltiges Thonerdesilikat dar. Aber auch die rein- sten unter denselben pflegen immer noch kleine Mengen Al- kalisilikat zu enthalten, von mechanisch beigemengten unzer- setzten Feldspathkörnern herrührend. Die unreineren aber entbalten oftmals noch recht ansehnliche Mengen Kalk, Magnesia, Eisenoxyd. Treffen nun derartige Thonsedimente mit Natron- silikat enthaltenden Gewässern zusammen, so konnte die Bil- dung von Feldspath, Glimmer, Chlorit ete. ohne Weiteres er- folgen. Denn DAUBREE hat gezeigt, dass, wenn man Kaolin mit einer Lösung von Alkalisilikat bis auf 400° erhitzt, Feldspath- krystalle gebildet werden. Er hat weiter gezeigt, dass unter denselben Umständen aus minder reinen Thonen glimmerartige Mineralien entstehen können, ein Beweis, dass Thonerdesilikat sich mit Alkalisilikat direct zu zusammengesetzten Silikaten verbinden kann. Es entsteht Feldspath, wenn die vorhandene Menge Alkali dazu ausreicht; genügt sie nicht, so kann sich daneben Glimmer bilden. Sind im Thone noch andere amorphe 163 Silikate vorhanden, so können ebensogut auch andere zusam- mengesetzte Silikate krystallisiren. Denn es gelang DauBr£e auch, Obsidian und künstliches Glas durch Behandlung mit alkalischen Losungen in Feldspath, Quarz und Augit umzu- bilden. Die Möglichkeit der Bildung sämmtlicher constituirender Mineralien unserer Contactgesteine durch die Wirkung über- hitzten Wassers ist somit experimentell dargethan. Da aber bei allen diesen Experimenten wesentlich die chemische Ver- wandtschaft der zusammengebrachten Stoffe als Agens thätig ist und die hohe Temperatur keine andere Bedeutung hat, als dass sie die Wirkungen der Affinität unterstützt und beschleunigt, so würden, wie es scheint, auch Gewässer von gewöhnlicher Temperatur innerhalb langer Zeiträume dieselben Wirkungen auszuuben im Stande sein, wie sie uberhitztes Wasser in sehr viel kürzerer Zeit ausubt. Wenn wir fur unser Theil uns trotz- dem für Vermittelung der Contactmetamorphose wesentlich durch heisse Wasser entscheiden möchten, so liegt der Grund da- für nicht sowohl darin, dass wir den Dausrer’schen Ver- suchen ein allzu grosses Gewicht beilegten, als dass die Vor- stellung, die wir uns vom ursprünglichen Zustande des erupti- ven Diabasmagmas machen, heissen Wassern das Wort zu reden scheint. Sehen wir nunmehr, wie man sich etwa den Verlauf der chemischen Processe in den verschiedenen, für das Vorkommen der Diabase möglichen Fällen denken kann. Die Analysen der unveränderten Schiefer ergeben neben nicht unansehnlichen Mengen Alkali noch ziemlich viel Eisenoxy- dul, Kalk und Magnesia. Es ist wahrscheinlich, dass die ursprüng- lichen Thonsedimente weit weniger von diesen Stoffen ent- hielten als die jetzigen Thonschiefer, da Thone mit so viel fremden Silikaten nur ganz ausnahmsweise vorkommen. Aber nehmen wir an, die Zusammensetzung der ursprünglichen Se- dimente sei derjenigen der heutigen Thonschiefer wesentlich ähnlich gewesen. Unter dieser Voraussetzung muss man, um das Vorkommen von saueren Gesteinen, wie in Fall 1 und 2 im unmittelbaren Contact mit Diabas, zu erklären, annehmen, dass die wässerigen Lösungen ausser Natronsilikat noch Koh- lensäure in freiem Zustande enthielten. In diesem Falle muss- Ir * 164 ten die im Sedimente wahrscheinlich als Silikate vorhandenen Mengen Eisenoxydul, Magnesia, Kalk als Bicarbonate fortgeführt, die dabei frei gewordene Kieselsäure aber, soweit sie nicht gelöst und auch mit fortgeführt wurde, ausgeschieden werden. Wirkte der chemische Process in dieser Weise, so ist es begreiflich, dass man an seinem Ausgangspunkte, der Conrtactfläche des Diabases, Gesteine antrifft, die fast allein aus Natronfeldspath mit etwas Quarz bestehen und von anderen Stoffen, namentlich Eisen, Calcium, Magnesium bis fast auf Spuren frei sind. Mit zunehmender Entfernung vom Diabase sättigte sich die Kohlensäure immer mehr mit Metallbasen, und es trat, wenn die vom Wasser zugeführten Mengen jener Säuren nicht sehr bedeutend waren, bald der Punkt ein, wo von jenen Metallen nichts mehr ge- löst werden konnte. Daher die Erscheinung, dass mit wachsen- der Entfernung von der Üontactfläche die Menge jener Stoffe stetig zunimmt. — Wo, wie im 2ten Falle, an die saueren sich basische Gesteine anschliessen, da kann man annehmen, dass bei der Bildung der letzteren von den präexistirenden Eisen-, Kalk- und Magnesia-Silikaten nicht nur nichts mehr gelöst, sondern im Gegentheil neue Mengen dieser Verbindungen gebildet wur- den; die nunmehr auf das Sediment wirkenden Lösungen ent- hielten ausser Natronsilikat noch ansehnliche, den saueren Gesteinen entzogene Quantitäten Eisen, Kalk, Magnesia als Bicarbonate, weshalb sich ausser Natronfeldspath besonders Eisen- oxydul- und Magnesia- Silikate bildeten, welche sich mit dem grössten Theil des noch übrigen wasserhaltigen Thonerdesilikats zu Ohlorit verbanden. Da dieser unter den gegebenen Umständen die schwerlöslichste Verbindung darstellt, so kann die bedeutende Rolle, die er in allen basischen Gesteinen spielt, nicht auf- fallen. Wurden gleichzeitig auch Kalksilikate gebildet, so muss- ten sie doch ihrer leichten Löslichkeit halber durch die bei der Chloritbildung frei werdende Kohlensäure zuerst wieder gelöst werden. Nur im Glimmer und in der Hornblende sind sie in kleinen Mengen enthalten. Mit wachsender Entfernung vom Diabas nahm die Menge des Natronsilikats allmälig ab. Es bildete sich weniger Feldspath, dagegen mehr Glimmer und so entstanden immer basischere Gesteine. In den grünen Schie- fern endlich, die an vielen Orten den Uebergang in die unver- änderten Schiefer vermitteln, ist kein Natronsilikat mehr zu- geführt worden. — Im dritten Falle endlich, wo gleich an der 165 Contactfläche Gesteine der basischen Reihe auftreten, darf keine überschussige Kohlensäure vorhanden gewesen sein, son- dern nur halbgebundene in Form von Bicarbonat, besonders als Magnesiabicarbonat. Dieses ist auch dasjenige unter den Masnesiasalzen, welches einen ganz gewöhnlichen Bestandtheil aller Quellen ausmacht. Ein wesentliches Moment bei allen diesen Processen spielte die in den Thonschiefern und zum Theil auch in den basischen Gesteinen noch erhalten geblie- bene organische Substanz der ursprünglichen Sedimente, die wir bisher unberücksichtigt liessen. Durch ihre reducirende Wirkung wurde das in den Sedimenten vorhandene Eisenoxyd in Eisenoxydul umgewandelt und damit der Chloritbildung Vorschub geleistet. Weiter ist ihr auch durch Reduction der etwa vor- handenen Eisensulphate die Bildung des namentlich in den saueren Gesteinen so verbreiteten Eisenkieses zuzuschreiben. Waren solche Sulphate nicht ursprünglich vorhanden, so ge- nugte die Gegenwart von Alkalisulphat neben Eisenoxyd oder kohlensaurem Eisenoxydul zu ihrer Bildung. Noch machen wir auf die merkwürdige Thatsache auf- merksam, dass überall in unseren COontactgesteinen das Kali der unveränderten Schiefer durch das Natron verdrängt er- scheint. Nicht als Erklärung, sondern lediglich als auf ein Analogon möchten wir auf die durch VoLgER bekannt gewor- dene Pseudomorphosen von Albit nach Adular hinweisen (BıscHor, Geol. II. 411). Bei der Annahme einer Ausbildung der Contactmetamor- phose wesentlich unter Mitwirkung des Wassers erscheint es begreiflicher, warum dieseibe trotz ihrer allgemeinen Verbrei- tung durch den Harz nicht gleichmässig an jedem Diabaslager _ und, wo sie vorhanden, oft nur im Liegenden oder im Han- genden zur Ausbildung gelangt ist. Derartige Ungleichheiten können nicht mehr befremden als ähnliche in der Verwitterung der Gesteine, wie sie sich oftmals nicht nur in ganz nahe lie- ‚genden Gesteinspartien, wie desselben Steinbruchs, sondern an ein und demselben Handstüucke äussern. Die Ursache liegt in beiden Fällen in der verschiedenen, durch unmerkliche phy- sikalische Differenzen bedingten Durchdringbarkeit verschiede- ner Gesteinspartien für das Wasser, welches in beiden Fällen, bei der Umbildung wie bei der Zersetzung Träger der den Gesteinen zu- und fortgeführten Stoffe ist. Nicht überall mögen 7 166 die Thonsedimente zur Zeit, als die Contactmetamorphose er- folgte, gleich unverändert gewesen sein. An manchen Stellen mögen innerhalb derselben durch locale chemische Processe partielle Umwandlungen und Verfestigungen vor sich gegangen und das Gestein dadurch zu einer weiteren Stoffaufnahme we- niger geeignet gewesen sein. In gleicher Weise ist unter den gemachten Voraussetzungen auch die Unabhängigkeit des Grades der Ausbildung der Oontactgesteine von der Masse des angren- zenden Diabases erklärlich. Dass auch mechanische Kräfte durch das Eindringen der Diabase in Thätigkeit gesetzt worden, lässt sich von vorn herein annehmen. Auf ihre Rechnung sind, wie es scheint, die oben beschriebenen, auf grösseren Umkreis um die Diabase zu beobachtenden , feingefältelten und plattig uns griffelartig abgesonderten Schiefer zu setzen. Kurze Uebersicht der Centacterscheinungen der Diabase und ver- wandter Gesteine ausserhalb des Harzes. Vergleichung der Diabas- Contact - Metamorphose mit derjenigen anderer alteruptiver Gesteine. Schlussbemerkungen. Man findet in der Literatur zahlreiche Notizen über Con- tactbildungen sowohl ächter Diabase, als ihnen nahe stehender Gesteine, wie Gabbro, Hyperit, Euphotid etc. zerstreut. Sie zeigen, dass die Contactmetamorphose dieser Gesteine auch ausserhalb des Harzes eine weite Verbreitung besitzt. Was die Charaktere der Contactproducte betrifft, so schliessen sich diese, ‘wie es scheint, an die Harzer Diabascontactgesteine durchaus an. Zum Theil sind es jaspis-, kieselschiefer- und hornsteinähnliche, dichte, harte oder feinkörnig felsitische Ge- steine, unseren saueren Üontactgesteinen nahestehend; zum Theil weichere, mehr oder weniger schieferige, unseren Fleckschiefern und. Bandgesteinen sich anschliessende Ge- bilde. Doch werden Gesteine der letzteren Art viel seltener genannt; sie scheinen sich nur in Fällen einer besonders intensiven Metamorphose entwickelt zu haben. Ganz unzwei- felhaft gehört sowohl der Beschreibung als der Analyse nach das Gestein, welches im Burdenbachthale bei Boppard am Rhein im Contact von Thonschiefern mit Diabas BRITEN EP le ar, M a Re We ee gabe, BB nn : | 167 auftritt und das Huco Branck (De lapidibus quwibusd. viridib. Dissertat. Bonn, 1865) beschrieben und analysirt, zu unseren Fleckschiefern. Auf dem Mineraliencabinette der hiesigen Berg- akademie befindet sich eine Suite von Diabasen und Contact- gesteinen von jener Lokalität, die den Harzern so ähnlich sind, dass man sie damit verwechseln könnte. Auch die BrLanck’sche Analyse schliesst sich der Zusammensetzung unserer Fleckschiefer an. Auch hier ein Präponderiren des Natrons über das Kali, der Magnesia über die Kalkerde. (4,80 Na’ O, 0,34 K?O, 3,14 Ms0, 0,40 Ca0, 86,14 SiO? ete.). Sonst sind mir unseren basischen Gesteinen ähnliche Gebilde aus der Literatur nur von Elba bekannt, woher sie Krantz im Contact mit Gabbro be- schreibt und mit den Fleckschiefern der Heinrichsburg ver- gleicht (Karsr. u. v. DecH. Archiv, XV. 1841. 395). Viel häu- figer werden Gesteine, die unseren sauren ähnlich sind, ge- nannt. Sie scheinen im ÜOontact mit diabasartigen Gesteinen recht häufig zu sein, aber nicht immer wesentlich Feldspath- gesteine darzustellen, wie die ähnlichen Harzer Gesteine, son- dern oftmals kieseliger Natur zu sein. Das gilt z. B. von dem bekannten uralischen Bandjaspis, der im Contact mit Hyperit auftritt und nach einer Analyse von AvYDEJEFF ein ächter, kiesel- säurereicher, alkaliarmer Jaspis ist. Dasselbe gilt im Allgemeinen von den im Contact mit den freilich viel jüngeren Serpentinen und Gabbros Liguriens und des toskanischen Appennins er- scheinenden jaspisähnlichen Gesteinen, die als diaspro und gab- bro rosso bekannt sind. Dieselben treten in Verbindung mit den bezeichneten Gebirgsarten in solcher Constanz auf, dass Al. Bronsniart (An. d. mines, VI, 1821. 177 ff.) sie als we- sentliches Glied seiner Ophiolithformation ansah. Die Zusam- mensetzung aber entfernt sich weit‘ von derjenigen unserer Contactgesteine, wie die Analysen von DELESSE (An. d. mines, XII, 1857. 507) beweisen, denen zufolge der Alkaligehalt die- ser Gesteine ganz unbeträchtlich ist. Ob die von englischen und amerikanischen Geologen im Contact mit älteren Grun- steinen beschriebenen und als chert, jasper, flinty slate etc. auf- geführten Gesteine (so z. B. von Hırcacock, Report on the geology of Massachusets 1841. 657, im Contact mit den Dia- basen des ÜOonecticutthales) mehr dem eigentlichen Jaspis oder unseren Harzer Contactgesteinen sich nähern, erscheint frag- lich. Andere Grünstein-Contactgesteine scheinen dagegen gleich 168 denen des Harzes wesentlich felsitischer Natur zu sein. Die in den oberen Lahngegenden auftretenden Diabase werden haufig von harten Contactgesteinen begleitet. Ein derartiges Vorkommen erwähnt v. KLırsteis (Zeitschr. der D. geol. Ges. V. 530) aus dieser Gegend. Handstücke von Diabascontactgesteinen von Dillenburg zeigen vollkommen den Habitus des sogenannten Adinolgesteins von Lerbach (No. XXIII) und Gesteine, die ich jüngst bei Weilburg im Nassau’schen geschlagen, wo die- selben dem Schlossberge vis-a-vis im Contact mit Diabas auf- treten, sind dem hälleflintähnlichen Contactgesteine vom Gitz- hugel bei Hasselfelde (No. IX) zum Verwechseln ähnlich. Felsitischer Natur sind auch die dichten röthlichweissen und oft grün punktirten oder gefleckten Gesteine, welche NAv- MANN im Contact mit Serpentin im Gebiete des Siebenlehner Grünsteins angiebt (Erläuter. z. geogn. Karte, Heft V. 71). Endlich gehören hierher sehr wahrscheinlich auch die geschich- teten dichten petrosilexartigen Gesteine, welche St. Hunt von Orford und St. Henri beschreibt (Sıruım. Am. Journ. XXVII 1859. 339), wo dieselben zusammen mit grosskrystallinischen, aus Albit und Augit bestehenden Gesteinen (welche letztere Hunr als Diorite (?) ansieht), ansehnliche Lager zwischen den silurischen Ophiolithen OCanadas bilden. Hunt hält zwar die dichten Ge- steine für nichts Anderes als mikrokrystallinische Abänderungen der grosskörnigen. Allein die Analysen beider Gesteine ergeben eine so verschiedenartige Zusammensetzung, dass ihre Ver- einigung unzulässig erscheint (Diorit: 63,4 Si O?, 12,7 Al O?, 7,5 Ca 0,3,37 Mg O, 4,23 Fe 0, 7,95 Na’ O, 0,13 K’ O, Glühv. 0,40 (Summe 99,68); Petrosilex 78,4 SiO?, 11,81 Al O°, 0,84 Ca 0, 0,77 Mg 0, 0,72 Fe O, 4,42 Na? O, 1,93 K? O, Glühv. 0,90 (Summe 99,79). Vielmehr stimmt die Zusammen- setzung und nach der Beschreibung auch der Habitus der dich- ten Gesteine mit unseren hälleflintähnlichen Contactgesteinen so überein, dass es in Anbetracht des geognostischen Vor- kommens nicht zu gewagt erscheinen dürfte, in diesen Gestei- nen wirkliche Analoga der letzteren zu sehen. Die Contacterscheinungen aller altkrystallinischen Gesteine haben im Allgemeinen viele Aehnlichkeit. Harte Gesteine von kieselschiefer- bis jaspisartigem Aussehen, denen ähnlich, welche wir unter den Diabascontactgesteinen kennen lernten, und ebenso in selteneren Fällen felsitische Gesteine pflegen ebenso- 169 wohl im Contact mit Granit, wie mit Porphyr und Melaphyr vorzukommen, namentlich wo diese Gesteine von Thonschiefern begrenzt werden. In gleicher Weise sind fleckschieferähnliche Gesteine, zu denen auch Garben-, Knoten- und Fruchtschiefer zu stellen sind, im Gebiete des Thonschiefers, da wo dieser an grössere Granit- und Syenitmassen angrenzt, eine häufige Er- scheinung. Manchmal treten mit ihnen zugleich auch glimmer- schiefer- und gneissartige Gebilde auf, ein deutlicher Beweis, dass die Stellung, die Naumann und ZIiRKEL diesen (resteinen in nachster Nachbarschaft der krystallinischen Schiefer anwei- sen, eine durchaus passende ist. ‘In physikalischer Hinsicht findet somit zwischen den Contactprodukten sehr verschieden- artiger altkrystallinischer Gesteine viel Aehnlichkeit Statt. In wie weit dieselbe auch in chemischer Beziehung besteht, dar- über zu entscheiden reicht das zur Zeit vorhandene analytische Material noch nicht aus. Silicificationen und zuweilen auch Feld- spathisationen scheinen vielfach die bei der Contactmetamor- phose hauptsächlich thätigen chemischen Processe darzustellen. So ist erste von Fuchs (loc. eit.) für die Hornfelsbildung als wesentlich erwiesen; in anderen Fällen ist daneben oder auch ganz allein die zweite mit grosser Wahrscheinlichkeit anzu- nehmen. So nach DurocHEr in der Nachbarschaft der grossen Prophyrmassen Norwegens, z. B. von Ringerige (Sur le metam., Bullet. soc. geol. III. 1846. 595), so vielleicht bei der viel be- sprochenen „grauwacke metamorphique“ der Vogesen. Doch sind Gesteine mit so hohem Alkaligehalte überhaupt und Natron- gehalte insbesondere wie unsere Harzer Diabascontactgesteine unter den Contactgebilden von Eruptivgesteinen meines Wissens bis jetzt nicht zur Kenntniss gelangt. Auch unter den me- tamorphischen Gesteinen im Allgemeinen sind sie nur selten. Unter den von List analysirten Sericitschiefern des Taunus treten mitunter Gesteine mit ähnlich hohem Natrongehalte auf (Annal. d. Chem. u. Pharm. 1852. 198). Ebenso können in dieser Hinsicht vielleicht manche Gneisse und Glimmerschiefer, die Albitgneisse und die Paragonitschiefer Scharnäurn’s (mit 8,5 Proc. Na’ O, ohne K’ O, Annal. d. Chem. u. Pharm. 1843, 335) und gewisse natronreiche und kaliarme Abänderungen der skandinavischen Hälleflinta — soweit alle diese Gesteine me- tamorphischen Ursprungs sind — verglichen werden. Doch ist namentlich bei den letzteren der Alkaligehalt im Allgemeinen 170 viel niedriger, das gegenseitige Verhältniss beider Alkalien ausserordentlichen Schwankungen unterworfen, und das Ueber- wiegen des Natrons immer nur etwas mehr Zufälliges, wie die neuerdings in den Berichten der schwedischen Landesunter- suchung mitgetheilten Analysen zeigen (AXEL ERDMANN, ‚Sveriges Geologisca Undersökning, Heft 26, „Sala“, S. 43). Dem gegen- über erscheint die grosse Constanz des hohen . Natrongehaltes, welcher die Harzer Diabascontacigesteine zu förmlichen Natron- gesteinen stempelt, sehr bemerkenswerth. Interessant würde es sein, zu verfolgen, ob dieser Natrongehalt auch anderweitig wiederkehrt, wo Oontaetbildungen von Diabasen vorhanden sind, wie das bei der einzigen Analyse eines unzweifelhaften, Dia- bascontactgesteins ausserhalb, des Harzes, von Boppard, der Fall ist, ; Es ist eines der vielen Verdienste von Det&sse, die spe- zielle oder Contaetmetamorphose von der allgemeinen oder nor- malen getrennt zu. haben. (Ann. d. mines, XI. 1857. 89 £.). Die erstere findet, wie schon der Name andeutet, im Contact von sedimentären mit Eruptivgesteinen Statt. Die zweite um- fasst alle die Veränderungen, die sich unabhängig von. Eruptiv- gesteinen durch allgemeine chemische und physikalische Pro- cesse innerhalb der Gesteine vollziehen. Sind diese durch uns noch unbekannte Ursachen irgendwo mit besonderer Intensität erfolgt, so äussert sich dieselbe in so grossartiger Weise, wie in der in vielen Fällen ausser Zweifel gestellten Umbildung sedimentärer Schichteneomplexe in krystallinische Schiefer. Es ist ein bezeichnender Unterschied beider Metamorphosen, dass die Wirkungen der letzteren sich auf grosse Erstreckungen hin bemerklich machen, während die Contactmetamorphose im Allgemeinen auf enge Grenzen beschränkt erscheint. Bei jener haben vorwiegend chemische Wirkungen von grösster Allge- meinheit, bei der letzteren daneben auch solche stattgefunden, die auf Rechnung der besonderen chemischen Natur des Erup- tivgesteins zu setzen sind. Und zwar sollen im Allgemeinen mit steigendem Alter dieses letzteren chemische Processe der letzten Art immer mehr gegen solche der ersten zurücktreten. Molekulare Umwandlungen pflegen bei der allgemeinen Meta- morphose eine viel bedeutendere Rolle zu spielen als bei der Contactmetamorphose. Diese Thatsachen erscheinen als noth- wendige Consequenz der Ansicht über die Genesis: der alterup- 171 tiven Gesteine, die immer mehr Anhänger gewinnt, dass nam- lich mit steigendem Alter dieser Gesteine dem Wasser eine im- mer wesentlichere genetische Rolle zufällt. Denn da bei der allgemeinen Metamorphose der gewöhnlichen Ansicht gemäss hauptsächlich auch nur Durchwässerungsprocesse, wahrschein- lieh unter Mitwirkung, von Druck und erhöhter Tempera- tur, thätig waren, so erklärt sich die oftmals sehr grosse Aehnlichkeit der Contactwirkungen alteruptiver Gesteine mit den Phänomenen der allgemeinen Metamorphose auf ungezwun- gene. Weise. So sind die Oontacterscheinungen der im Allge- meinen ältesten Gesteine, der Granite, — ausser wo Horn- felse gebildet sind, die mehr ein Product eigentlicher Contact- metamorphose darzustellen scheinen — den Wirkungen der all- gemeinen Metamorphose am meisten ähnlich. Sie lassen sich oftmals auf sehr weite Entfernungen hin verfolgen. So reichen nach KrıLaau (Naumann, Geogn., I. 745) die verschiedenen Ab- stufungen der Metamorphose der Thonschiefer in der Gegend von ÜOhristiania bis auf eine englische Meile, nach BREITHAUPT (Paragenesis, 36) in den Schneeberger Gruben bis auf 800’ von der Granitgrenze und die Contactzonen mancher Granit- partien im Erzgebirge, Cornwall, in der Bretagne und den Pyre- näen haben eine noch bedeutendere Mächtigkeit. Die Producte der Granitmetamorphose, wo diese recht ausgezeichnet ent- wickelt ist, zeigen meist eine deutlich krystallinische Beschaffen- heit, ja stellen oft wirkliche, sehr feldspathreiche Gneisse dar, wie nach Naumann ein treffliches Beispiel derart nördlich von Oschatz zu beobachten ist (Geogn. Beschreib. d. Königr. Sachs. II, 194). Mit Recht sagt daher Derzsse (Ann. d. mines, XII, 1857, 772): „les metamorphoses qui s’observent dans les roches contigues & des roches granitiques r&sultent beaucoup moins d’un metamorphisme de contact que d’un me&tamorphisme nor- mal. Et quant on tient compte de la superposition ‚habituelle de ces deux metamorphismes, l’on est surpris du peu d’impor- tance des efiets produits par les roches granitiques.* Etwas ganz Aehnliches gilt nun auch, wie es scheint, von der Diabas- contactmetamorphose. Denn auch die Wirkungen dieser sind, wenn auch nicht in dem Grade wie bei dem Granit, denjenigen der allgemeinen Metamorphose zum Theil recht ähnlich. Na- mentlich gilt das in Betreff der Fleckschiefer und der ihnen nahe stehenden Gesteine. Die schiefrig-flasrige Ausbildungs- weise, die bedeutsame Rolle, welche in ihnen concretionäre Bildungen spielen (die gewissermaassen den Sphärolithen der Quarzporphyre, Trachyte und Obsidiane zu vergleichen und als Vorläufer deutlicherer Krystallausscheidungen zu betrachten sind), die Verbreitung des Chlorits, eines Minerals, dessen Vorkommen sich wesentlich auf metamorphische krystallinische 172 Schiefer beschränkt, endlich die oftmals ansehnliche Breite der Contactzonen, das Alles lässt unsere basischen Gesteine den Producten der allgemeinen Metamorphose wesentlich ähnlich erscheinen. In viel geringerem Maasse gilt das von den sauren Diabascontactgesteinen, die vielmehr, den Hornfelsen analog, weit mehr als Producte eigentlicher Contactmetamorphose er- scheinen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die fast ausschliessliche Beschränkung der fleckschieferartigen Gesteine auf den nörd- lichen Zug in Beziehung zu bringen ist mit der grösseren Inten- sität der metamorphischen Phänomene überhaupt im Norden der Grauwackenaxe. Die weite Verbreitung feingefältelter und in Thonglimmerschiefer umgewandelter Thonschiefer, das häu- fige Auftreten sericitischer Gesteine und endlich metamor- phischer Porphyre mit deutlichen Quarz- und Feldspath- krystallen in einer den hälleflintähnlichen Diabascontactgestei- nen ähnlichen Grundmasse — Gesteine, die Lossen (loc. cit.) als Porphyroide beschrieben hat —, das Alles sind Erschei- nungen, die den Aquivalenten Schichten im Süden der Axe fehlen und auf die bedeutsame Rolle hinweisen, welche die allgemeine Metamorphose im Norden der Axe gespielt. Im Lichte dieser Thatsachen erscheint die Verschiedenartigkeit in der Ausbildung der Contactgesteine des nördlichen und des süd- lichen körnigen Diabaszuges weniger befremdlich.,. Denn da die Metamorphosirung der Contactgesteine unserer Annahme nach vor Aufrichtung der Schichten erfolgte, d. h. zu einer Zeit, wo die Trennung derselben in eine Nord- und eine Sud- hälfte noch nicht stattgefunden hatte, so wäre die grosse Diffe- renz beider Gesteinszuge unerklärlich, wenn man nicht an- nehmen durfte, dass nach Aufrichtung der Schichten und Aus- bildung der Centralaxe — vielleicht in Folge des Auftretens des Granits — noch bedeutende metamorphische Vorgänge all- gemeiner Art Statt hatten, die aber nur einseitig im Norden der Axe thätig waren. Auf Rechnung solcher Vorgänge, die eine weitere Umbildung der Contactgesteine des nördlichen Zuges zur Folge haben konnten, möchte vielleicht die ab- weichende Ausbildungsweise der hier vorherrschenden Gesteine zu setzen sein, die den Stempel einer intensiveren Umwandlung, verbunden mit Charakteren der allgemeinen Metamorphose, an sich tragen. Die Contactgesteine des südlichen Zuges blieben von einer ‘derartigen späteren Metamorphose unberührt und haben daher den Typus der eigentlichen Diabas - Contactmeta- morphose, wie er sich besonders in dem hohen Natrongehalte zu zeigen Scheint, bis auf den heutigen Tag deutlicher be- wahrt. 9. Geologie des Kurischen Hafles und seiner Umgebung. Von Herrn G. Berexor ın Königsberg ı. Pr. Die vor Kurzem im Verlage der Königl. physik. okonom. Gesellschaft in Commissiou bei W. Kock in Königsberg er- schienene „Geologie des kurischen Haffes und sei- ner Umgebung“ giebt in ihrem 50 Seiten Quart umfassen- den ersten Theile nach einem oro-hydrographischen Ueberblick der Gegend eine geognostische Beschreibung dieses in sich ab- geschlossenen grossen Alluvial-Gebietes und dient zugleich als Erläuteruug der betrefienden Sectionen 2, 3 und 4 der geolo- gischen Karte von Preussen. Nach den Formations - Abtheilungen geordnet, beginnen in der geognostischen Beschreibung die Salzwasser- und die Flug- Bildungen, und wird gleichzeitig die 14 Meilen lange aus ihnen gebildete Kurische Nehrung eingehend besprochen. Fig. 1 der in den Text gedruckten Holzschnitte giebt ein charakteristisches Profil durch die ganze Breite der Nehrung und zwei chromo- lithographirte Tafeln in vier nach der Natur skizzirten Ansichten ein getreues Bild des bisher wenig gekannten grossartigen Charakters dieser schmalen Landzunge. Beobachtungen und Versuche, den gefährlichen Triebsand der hohen Dünen be- treffend, schliessen sich an. Die gleichfalls durch Profile erläuterten-Susswasserbildun- gen, welche in der kurzen Petrographie nun folgen, gehören _ der Hauptmasse nach dem grossen weiten Memeldelta aus der direeten Umränderung des Kurischen Haffes an. Es schliessen - sich daran die Bildungen eines älteren Alluviums, die als schmale ganz niedrige Hugelzuge die meilenweite ebene Fläche des Deltas durchziehen. Sie steigen aber auch bereits hinauf auf die Höhe der Plateauumränderung, welche der Hauptsache nach nur aus Diluvialbildungen besteht, so dass sich eine kurze petrographische, durch Profile unterstützte Schilderung auch dieser, nach oberem und unterem Diluvium gegliedert, anschliesst. 174 Eine kleine geognostische Uebersichtskarte vollendet und unter- stützt endlich die gegebene geognostische Beschreibung. Der zweite 60 Quartseiten umfassende Theil enthält den Versuch einer Geogenie oder Entstehungs- und Fortbildungsgeschichte des Kurischen Haffes, soweit die- selbe auf positive Beobachtungen gestützt möglich. Die ganze Umgebung des Haffes deutet darauf hin, dass die Grenzen der Wasserbedeckung noch innerhalb der Periode der Alluvialzeit um ein Bedeutendes weiter landeinwärts ge- legen haben, ja der deutliche, ziemlich plötzlich abfallende Rand der ausserhalb der heutigen Deltabildungen und der flach abgespülten Vorebene aufsteigenden Plateaus lässt noch ziem- lich sicher diese alten Grenzen der früheren Wasserbedeckung erkennen. Andererseits beweist aber auch ein noch heute unter dem Wasserspiegel nachweisbarer alter Uferrand und mehrfache andere näher besprochene Umstände, dass der Bo- den des heutigen Haffes früher bereits zum Theil trocken ge- legen, seit der hierzu erforderlichen Hebung des Landes also schon wieder eine Senkung stattgefunden hat. Es ist natürlich, dass Bodenschwankungen der Jetztzeit, vornehmlich die äusserst langsamen, säcularen Hebungen und Senkungen, mit denen wir es erwiesener Maassen in unseren d. h. den Östseegegenden überhaupt, soweit bis jetzt bekannt, allein zu thun haben, am ehesten und sichersten in unmittel- baren Küstengegenden zu beobachten sind. So kommt schon der verstorbene Prof. SCHUHMANN in einem kleinen Aufsatze „Ueber Hebung und Senkung der südlichen Küste des balti- schen Meeres“ zu dem Ergebniss, dass die Formen- und Lage- rungs - Verhältnisse der preussischen Kuste,, insbesondere auch des Kurischen Haffes, eine Hebung derselben in zwei Absätzen und eine darauf folgende Senkung erkennen lassen. Die zum Beweise angeführten Beobachtungen finden sich auch heute vollständig bestätigt, nur zwingen fortgesetzte und bei Gelegen- heit der Karten-Aufnahmen gemachte eingehendere Beobachtun- gen zu einer wesentlichen Erweiterung der daraus gezogenen Schlusse. Sie zwingen, wenigstens im Bereiche des Kurischen Haffes, auf das sich die Arbeit, um gründlich sein zu können, absichtlich beschränkt, zum Erkennen noch einer, die erste und zweite Hebung trennenden früheren Senkung, so dass sich in Folge dessen ein zweimaliges Auf und Nieder ergiebt. Die ersten 4 Kapitel versuchen in Folge dessen neben den nöthigen Beweisen ein ungefähres Bild des Landes resp. Haffes innerhalb jener 4 Zeitperioden zu geben, das durch Fig. 1—5 auf einer besonderen Tafel wesentlich unterstutzt wird. Fig. 6 auf selbiger Tafel zeigt eine Parallele dieser Bil- dung mit der der Niederlande resp. des Zuider-Sees. Das 5. Kapitel weisst sodann die Existenz des Menschen während der Periode der zweiten Senkung nach, welche letz- tere sich bis in die Neuzeit verfolgen lässt, wie mehrfache _ historische Beweise ausser Zweifel stellen. Das 6. Kapitel behandelt, auf die Gegenwart übergehend, die Frage: Senkt oder hebt sich das Land noch jetzt? Es folgt nun im 7. Kapitel die Besprechung eines anderen in seinen Folgen höchst grossartigen Phänomens der Gegen- wart, des Wanderns der 100 bis fast 200 Fuss hohen Dünen von See zu Haff. Schon ein Blick auf die alte Scurörrer’sche Karte gegenüber den heutigen Generalstabsblättern, lässt Nie- mand in Zweifel, dass eine merkliche Dünenwanderung inner- halb der zwischen beiden Aufnahmen liegenden ca. 60 Jahre stattgefunden; jedoch die Ungenauigkeit der zwar für damalige Zeit unubertroffen dastehenden ScHRöTTEr’'schen Karte macht jeden eingehenderen Vergleich zwischen beiden Aufnahmen und darauf gründenden Schluss über Richtung und Maass der Wan- derung zur Unmöglichkeit. Die Zeit zwischen den 1841 publi- eirten Kustenkarten und den letzten Aufnahmen des General- stabes schien aber zu kurz,*) die Uebereinstimmung in Form und Zahl der Berge sowie in deren Stellung zu einander dem angemessen zu auffallend, als dass hiervon ein Erfolg zu er- warten gewesen. Um so überraschender war das Ergebniss eines mit möglichster Genauigkeit dennoch ausgeführten Ver- gleiches, wie ihn ein besonderes der Abhandlung beigefügtes Kärtchen ergiebt, wonach allerdings fast jede Hauptbiegung des Dünenkammes, fast jeder Berg auch in annähernd der- *) Die topographische Aufnahme zu der im Jahre 1841 vom Mini- sterium publicirten Küstenkarte wurde auf Grund der 1836 unter Leitung des damaligen Oberst Bawver stattgefundenen Gradmessung in den Jahren 1857, 38 und 39 von Offizieren des Generalstabes ausgeführt. Die jetzi- gen Generalstabskarten dieser Gegend wurden im Laufe der Jahre 1859 — 1861 aufgenommen, so dass der äusserste Termin der Zwischenzeit nur 24 Jahre beträgt. 176 selben Form in beiden Aufnahmen zu finden ist und somit ge- rade die Genauigkeit der Aufnahme beweist, aber in merklich grösserer Entfernung von der See, in sichtbar geringerer vom Haffufer. Die zu ganz anderen Zwecken und also völlig un- befangen ausgeführten beiden topographischen Aufnahmen er- geben somit unbewusst das deutlichste und zugleich sicherste Bild dieser Dünenwanderung innerhalb noch nicht 25 Jahren und sprechen somit von Neuem für den grossen Nutzen ge- nauer topographischer Karten einer Gegend. Betrachten wir nun die Resultate der genannten kritischen Kartenzusammenstellung genauer, so zeigt die damalige und die jetzige Lage des Dünenkammes 1) eine messbare bedeu- tende Wanderung desselben; 2) die genauere Richtung dieser Wanderung; 3) lokale Abweichungen von der allgemeinen Rich- tung. Gleichzeitig ergiebt auch ein Vergleich der Uferlinien 4) das Wachsen der Nehrung nach dem Haffe zu. Die Ta- belle A giebt nun die Messung dieses Dünenvorrückens für 22 Punkte der Nehrung an und darnach eine durchschnittliche jährliche Wanderung um 17,94 also fast genau 18 Fuss rheinl. Tabelle B berechnet auf ähnliche Weise das Wachsthum der sogenannten Haken des Haffufers. Drei Profile der Gegend des ehemaligen Kunzen zeigen den Untergang dieses mit sei- nen Hausstellen und seinem Kirchhof zum Theil jetzt bereits wieder hinter der Düne zum Vorschein kommenden Dorfes. Das 8. Kapitel giebt endlich einen Ueberblick über die seither in Anwendung gekommenen Schutzmittel und Düunen- befestigungen und beweist die völlige Unzulänglichkeit der jahr- lich bisher darauf gewandten Geldmittel. Wenn nicht die für eine beträchtliche Reihe von Jahrzehnten in Aussicht stehenden bisherigen Kosten etwa auf ebenso viele Jahre zusammen- gezogen werden können, so wird der angestrebte Endzweck, die Erhaltung der bedrohten Ortschaften, nie und nimmer er- reicht werden, wird man nur dahin kommen, auch einst die Stätten dieser dann verschwundenen Dörfer als trauriges Denk- mal mit hoffnungsvollen Kiefernschösslingen bepflanzen zu können. i Da solches aber von den drei seit 1829, mithin seit bald 40 Jahren zu schützen versuchten Stellen bei Rossitten, Nid- den und Schwarzorth gilt, welche Aussichten bleiben dann für i 177 die gesammte übrige Erstreckung des 11 Meilen langen hohen Dünenkammes der Nehrung! Es folgt somit aus dem Gesagten, dass, da es unausführ- bar ist, eine ausreichende Dünenbefestigung mit allen ihren Vorarbeiten auf der ganzen Länge des 100 bis 200 Fuss ho- hen Dünenkammes zu Stande zu bringen, die Wanderung der Dünen hier als unaufhaltsam bezeichnet werden muss. Und weil dem so ist, ist man zugleich in den Stand gesetzt, einige, wenn auch wenige, aber bedeutsame Schlüsse auf die Zukunft jener Gegend zu machen, wie es in dem neun- ten und letzten Kapitel versucht ist. Es dürfte leicht unbedingt misslich erscheinen, bei einer wissenschaftlichen Untersuchung sogar das Bereich der Zu- kunft zu betreten. Sind wir aber berechtigt, aus den unter unsern Augen stattfindenden Vorgängen der Gegenwart, aus der Erkenntniss gewisser Naturgesetze, wie es ja die Aufgabe der Naturwissenschaften und namentlich der Geologie ist, Schlüsse auf die Vergangenheit zu thun, auf eine Vergangen- heit, die zum grössten Theil keines Menschen Auge je erblickt hat, so dürfte es nicht minder gerechtfertigt erscheinen, die- selben Schlüsse auch auf die Zukunft zu machen. Oder wäre ein solches Thun unbedingt zwecklos und müssige Neugier? — Für Erkenntniss und Verständniss der Naturgesstze und Vorgänge scheint vielmehr mehr Aussicht auf diesem Wege als bei Schlüssen zurück auf die Vergangen- heit, bei denen ein Trugschluss nicht so leicht zu erkennen ist, Trifft die Vorausbestimmung ein, so ist in den meisten Fällen der Beweis der Richtigkeit gewisser Annahmen dadurch ge- führt. Trifft sie nicht zu, so ist vielfach inzwischen, schon durch mehrseitige Beobachtung der Vorgänge, auf die aller Blicke hingerichtet wurden, nachgewiesen, wo der Fehler be- gangen ist, oder welcher zur Zeit unberechenbare Umstand störend in die Entwickelung eingegriffen hat. Manches bisher unlösbar ge- bliebene Räthsel findet so vielfach am ersten seine Erklärung. Dürfen wir uns durch Vorausbestimmung terrestrischer Zu- stände nicht mit Recht ebensoviel und — weil näher und greifbar — noch mehr Erfolg für die Geologie versprechen, als sich durch Vorausbestimmung tellurischer Vorgänge für die Astronomie bereits erwiesen? — Hierzu kommt ferner der praktische Nutzen. Wie manche Zeits.d. D.geol.Ges. XXIL. 1. 12 178 Vorkehr zur Verhinderung oder auch Nutzung dieser oder jener künftigen Zustände kann getroffen werden, falls überhaupt Menschenkraft direet durch Lenkung derselben oder mit Hülfe Verwerthung anderer Naturkräfte dazu im Stande ist! Wie manche Maassregel ist ausführbar zur anderweitigen Sicherung oder Ausgleichung der Folgen, wenn letzteres nicht möglich, das Naturereigniss unabweisbar ist! Von diesem ‘Gesichtspunkte aus ist zum Schluss die Zu- kunft der Nehrungsdörfer in etwa beleuchtet, aber auch getrost noch ein Schritt weiter gewagt, bei dem man nicht zu be- fürchten hat, den Boden positiver Forschung unter den Füssen zu. verlieren. Die Dünenberge, welche in längstens hundert Jahren wieder eine Reihe Dörfer unter sich begraben haben werden und mit ihrem nackten Fusse -—— zwei Stellen ihres noch eine Zeit lang schützenden Waldes halber ausgenommen — auf der ganzen Länge der Nehrung hart auf dem heutigen Haffufer stehen werden, wie es zum Theil bereits der Fall ist, sie müssen nothwendig weiter auf ihrer Wande- rung, sie müssen mit allen ihrea Sandmassen hinein in’s Haft. Die Bildung weit in’s Haff hinein reichender Sandflächen, sogenannter Haken, wurde bereits erwähnt. Sie zeigen, in welcher Art die Weitergestaltung des Landes hier stattfinden wird. Aber wird das seiner Flachheit halber bekannte Haff, wenn es erst alle die Sandmassen, die augenblicklich im Wan- dern begriffen, in sich aufgenomnien hat, wird es nur grosse, weit hineinragende Haken und flache Sandbänke aus ihnen bilden? Wird es sodann überhaupt noch bestehen? 5 Die beigefügte Taf. VI giebt in Cavalier-Perspektive eine Reihe von 36 auf Messungen des Königl. Generalstabes basiren- den Profilen durch die nördliche Hälfte des Kurischen Haffes und der Nehrung, d. h. auf 7 Meilen geradliniger Entfernung von dem Nordende derselben bei Memel, und die aus dieser Profilkarte sich ergebenden in Tabelle C zusammengestellten Resultate sind die Antwort auf diese Frage. Unter den 86 Profilen zeigen nur 8 ein und zwar nicht bedeutendes Ueberwiegen des im Haffbecken vorhandenen Raumes gegenüber der auf der Nehrung angehäuften wandernden Sandmasse. In den übrigen 28 überwiegt letztere so bedeutend,*) dass schon auf den *) Das arithmetische Mittel des Verhältnisses aus sämmtlichen 36 Profilen beträgt 1 : 2,163. ES N mr Fr u AU BE ta Au. re ie; AR a' a N Tr .» Fl a = u”, Na Te; Aazaafae 7 aa Ale sa Ba A en EN ar ee SEELE ei ae ws a FORT be" ı 179 ersten Blick Niemand anstehen wird, der Behauptung beizu- pflichten, dass, wenu die Sandmassen der heutigen hohen Wan- derdünen vom Winde erst völlig über die Nehrung hinüber in’s Haff gejagt sein werden, der ganze nördliche Theil des Haffes festes Land geworden sein muss, durch wel- ches die Memel in mannichfachen Windungen sich dem Meme- ler Tief zuschlängeln wird, falls es ihr bis dahin nicht etwa gelungen, sich einen näheren Abfluss in die See zu erzwingen. Könnte man nun aber vielleicht noch glauben, dass die in groben Umrissen soeben entworfene Perspective in die Zu- kunft sich in weit hinausliegende Zeiträume verliere, vielleicht Jahrtausende über ihre Verwirklichung hingehen könnten, so folgt in Tabelle D auch hierüber noch eine ungefähre Berech- nung, nach welcher die Sandmassen der Dünen in dem nörd- lichen Theile durchschnittlich in 213 Jahren, in dem südlichen Theile durchschnittlich in 217 Jahren im Haffe liegen mussen. Da aber dieser Zeitpunkt bei der eigenthümlichen Art des Vorrückens der sogenannten Sturzdünen noch keinesweges überall gleichbedeutend ist mit der Ausfüllung des flachen Haff- beckens, die hohe Düne das Haff vielmehr meist wie eine im- mer niedriger werdende Welle durchwandert und allmälig aus- füllt, so berechnet von diesem Gesichtspunkte aus Tabelle E das Maximum der Zeitdauer, binnen welcher der nördliche Theil des Haffes ausgefüllt sein muss. Den Schluss endlich macht ein Hinweis auf die für die ganze Zukunft des Haffes nicht minder bedeutsamen Uferab- bruche der See bei dem von Königsberg aus vielbesuchten Badeorte Cranz. Ein Durchbruch ist nämlich die nothwendige einstige Folge. Zum Beweise dürfte anzuführen genügen, dass dem thatsächlichen, nun schon seit einem halben Jahrhundert stetig beobachteten Vorrüucken der See bei Cranz von jährlich 6 bis . 7 Fuss, also ca. + Ruthe, nur gegenüber steht ein Maximum der Landbreite von 300 Ruthen. In dieser Entfernung (west- lich und südlich von Cranz sogar in kaum 100 Ruthen Ent- fernung) würde die See, wenn sie erst soweit gelangt, überall die alljährlich vom Haff überstauten Alluvialbildungen erreicht haben. Die Bildung eines neuen Haffausflusses, eines Tief, würde dann nicht mehr zu hindern sein, wenn man bedenkt, dass der mittlere Haffspiegel hier nach den bisherigen Nivelle- En 12° 180 ments stark 2 Fuss höher als der der See liegt, dass aber zu- dem bei starkem Landwinde noch stets eine merkliche Er- höhung desselben und gleichzeitiges Zurücktreten der See stattfindet. Will man einen Durchbruch zwischen Haff und See hier verhindern, so tbut es Noth, bei Zeiten durch Messungen sammtliche Stellen der Küste festzustellen, wo ein Vordringen der See hier wirklich stattfindet, damit auch bei Zeiten am rechten Ort und in der rechten Weise der Kampf mit der Na- tur begonnen werden kann, ein Kampf, bei dem man sich nie schnellen Erfolg versprechen kann. RR HI 140 ae DOSE N LER Er A g. a Fe SA a ER 2 RT ae N ST, Va ee le Be BT er A ee , n NDR 181 B. Verhandlungen der Geselischaft. l. Protokoll der November - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 3. November 1869, Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der August-Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt. Als Mitglieder traten der Gesellschaft bei: Herr Spırıpon von SIMonowitsch aus Tiflis, zur Zeit in Bonn, vorgeschlagen von den Herren BEYRıicH, SCHLÜTER und Eck. Herr Dr. phil. E. Weiss in Bonn, vorgeschlagen von den Herren HAUCHECORNE, BEYRICH und Eck. Der Vorsitzende gab der Gesellschaft Kenntniss von einer seitens der naturforschenden Gesellschaft Graubündens einge- sendeten Anzeige von dem am 15. September erfolgten Ab- leben des Professors GoTTFRIED TaEoBALD in Chur und von einer seitens der Academie of Science in St. Louis gemachten Mittheilung über den am 14. April erfolgten Tod des Dr. Bens. FRANKLIN SHUMARD daselbst. Derselbe erstattete Bericht über die Verhandlungen der Gesellschaft bei der allgemeinen Versammlung in Heidelberg. Derselbe bemerkte ferner, dass mit der heutigen Sitzung ein neues Geschäftsjahr beginne und forderte unter Abstattung des Dankes für das dem Vorstande von der Gesellschaft ge- schenkte Vertrauen zur Neuwahl desselben auf. Auf Vorschlag eines Mitgliedes erwählte die Gesellschaft durch Accelamation den früheren Vorstand wieder. Derselbe besteht aus den Herren: 182 G. Rose, Vorsitzender, EwALp und RAMMELSBERG, Stellvertreter desselben, Beyrıcah, Weoping, Eck, Kuntu, Schriftführer, Tamnav, Schatzmeister, HAUCHECORNE, Archivar. Herr Rora legte die Carte lithologique des mers de ’Europe von DELESSE zur Ansicht vor und besprach dieselbe. Der Vorsitzende gab der Gesellschaft Kenntniss von einem Briefe des Herrn ZEUSCHNER (vergl. diese Zeitschr, XXI., S. 817). Herr RAMMELSBERG sprach über die chemische Constitution des Gadolinits, Datoliths und Euklases (s. diese Zeitschr. XXTI., Ss. 807). Herr HaAucHEcoRNE legte ein von Herrn v. DückEr einge- sendetes Stück bituminösen Schiefers aus dem Rothliegenden der Gegend von Neurode in der Grafschaft Glatz vor, welcher eine grosse Menge Partieen eines schwarzen, glänzenden, muschelig brechenden Stoffes eingesprengt enthält, der reinem Asphalt am ähnlichsten sieht. Beim Erwärmen entwickelt der- selbe jedoch wenig Gas und brennt erst bei sehr starker Er- hitzung unter Bildung von vieler Asche. Der Schiefer findet sich im Hangenden eines kalkigen Lagers, welches 1 Meile südwestlich von Neurode am Wege von Rathen nach Alben- dorf in einem jetzt verlassenen Kalksteinbruch in 1,5 — 2 Me- ter Mächtigkeit aufgeschlossen wurde, sanft nach Westen ein- fallt und im Liegenden in thonige, kieselige und bituminose Schiefer übergeht, welche einen besonderen Reichthum an Thierfährten zeigten. Herr Bryrıcı sprach über den Inhalt einer von Herrn Runge in Breslau eingesendeten Abhandlung über anstehende Juragesteine im Regierungsbezirk Bromberg (s. diese Zeitschr. XXH., S. 44). Herr Kayser sprach über die chemische Constitution und die Krystallform des Chrysoberylis. Betrachtet man, was jetzt 4 so gut wie gewiss erscheint, das Beryllium als zweiwerthbiges Element und berechnet danach die Formel des Chrysoberylis, indem man zugleich die kleinen Mengen Eisenoxydul und Chromoxyd der Analysen, ersteres in sein Aequivalent Beryli- erde, letzteres in sein Aequivaleıt Thonerde verwandelt, so ergiebt sich, dass das Mineral ein Atom Beryllium auf ein Doppelatom Aluminium enthält. Danach ist also die allge- A ge en Zn ir m N BE ha a ee hl Me eh ET EN E + | 183 u vI ıl meine Formel des Chrysoberylis RRO', worin R = Be, Fe, vI R=Al, €r. Es giebt noch drei andere rhombisch kry- u vI stallisirende Mineralien von der allgemeinen Formel RRO', nämlich Göthit, Manganit und Diaspor, mit den speciellen For- meln H*’ Ee O!, H’Mn OÖ‘ und H’ Al O‘!. Vergleicht man nun die Krystallform des Chrysoberylis mit derjenigen der drei letztgenannten, wie bekannt, isomorphen Mineralien, so zeigt sich, dass die vier Mineralien wie in chemischer, so auch in krystallographischer Beziehung eng verbunden sind. Unter den Flächen der bei allen vier Mineralien sehr entwickelten verticalen Prismenzone herrscht bei dreien ein Prisma von ca. 130° vor, dessen scharfe Kante durch einen blätterigen (der Axenebene a/c parallel gehenden) Bruch abgestumpft wird, der einzigen deutlichen Spaltbarkeit dieser Mineralien. Das für die Zwillingsbildung wichtige Längsprisma (b:c: 00a) beim Chrysoberyll bildet in der Axe ce 119’ 46’, ein analoges Prisma beim Göthit 117° 30°. Geht man von den bezeichneten ver- ticalen und Längs-Prismen aus, so ergiebt sich als Axenver- hältniss: ag: Fre Chrysoberyli 0,810 : 1,709 : 1 Göthit 0,757 : 1.648: 1 Somit wäre also der isomorphen Gruppe des Göthit, Man- ‘ganit, Diaspor als viertes Glied der Chrysoberyll zuzufügen, eine Isomorphie, die, falls es dessen noch bedarf, einen neuen Beweis für die Zweiwerthigkeit des Berylliums liefert, da das- selbe, wie aus den obigen Formeln ersichtlich, zwei Atomen Wasserstoff der drei anderen Mineralien entspricht. Schliesslich weist der Vortragende auf die ausser der eben besprochenen rhombischen existirende zweite, aber regulär krystallisirende Gruppe von Mineralien hin, deren Constitution I vi der allgemeinen Formel RR O* entspricht. Ihr gehören Spi- nell, Magneteisen, Chromeisen und andere seltnere Verbindun- gen au, Mineralien die, wie ihre Zwillinge hinlänglich darthun, gleichfalls eine isomorphe Gruppe bilden. Sonach wäre die aut FR 2 rd N #7 i 184 II vI Atomgruppe RR O° dimorph, einmal rhombisch (Göthitgruppe), dann regulär (Spinellgruppe). Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. Beykıch. Eck. 2. Protokoll der December - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 1. December 1869. Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der November - Sitzung wurde verlesen und genehmigt. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Hüttenmeister ULrıcH in Ockerhütte bei Goslar, vorgeschlagen von den Herren RAMMELSBERG, GROTH und G. Rose. Der Vorsitzende widmete dem am 25. November gestor- benen Mitgliede der Gesellschaft Frızpdrıchn ApoLpHu RoEMER in Clausthal einen Nachruf. Derselbe gab der Gesellschaft Kenntniss von der folgen- den Antwort des Herrn NAuMmAnN in Leipzig auf das ihm von der Gesellschaft bei der allgemeinen Versammlung in Heidel- berg zugesendete Beglückwüunschungstelegramm zu seinem 50 jährigen Doctorjubiläum: An die 18. allgemeine Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft in Heidelberg. Die diesjährige Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft hat geruhet, mich durch Telegramm vom 13. Sep- tember, welches mich, wegen meiner damaligen Abwesenheit von hier, erst einige Tage später erreichte, zu meinem d0 jah- rigen Doctor-Jubiläum mit einer höchst ehrenvollen Beglück- wünschung zu erfreuen. Je weniger ich erwarten konnte, dass ein, zwar mich persönlich interessirendes, an und für sich aber ganz unbedeutendes Ereigniss eine so vielseitige Theil- 185 nahme finden würde, desto freudiger hat mich auch dieser, von einer so hoch verehrten Corporation vaterländischer Fach. genossen mir gewidmete Glückwunsch überracht, für welchen ich hiermit meinen herzlichen und ehrerbietigen Dank aus- spreche. Leipzig, den 19. September 1869. CARL NAUMANN. Herr Weppine theilte mit, dass sich unter dem Vorsitz des Sir Roperick MurcHisön in London ein Comite gebildet habe behufs Ueberreichung eines Ehrengeschenkes an den Geo- logen, Professor der Londoner Universität Herrn Morrıs, und dass er bereit sei, Beiträge, welche deutsche Gelehrte, nament- lich Mitglieder der Gesellschaft, zu diesem Zwecke zeichnen wollten, bis zum 25. Januar 1870 in Empfang zu nehmen und nach England zu befördern. Herr RAMMELSBERG berichtete uber den Inhalt einer in den Schriften der Stockholmer Akademie enthaltenen Abhand- lung Paıkurs über die Geognosie Islands. Derselbe theilte ferner die Resultate seiner Untersuchun- gen über die chemische Zusammensetzung des Labradors aus dem Närödal in Norwegen mit, über welche derselbe eine Abhandlung in PoGGENnDorFF’s Annalen bekannt machen wird. Herr Kusta sprach über Analoga des Deckels der Zoan- tharia rugosa bei lebenden Korallen (s. diese Zeitschr. XXII, S. 24). ® Herr G. Ross legte eine Quarzdruse von Olomuezan in Mähren vor, die ihm Herr Prof. F. SınpBERGER zur Ansicht gütigst mitgetheilt, und die derselbe schon früher in LEONHARD’S Jahrbuch von 1867, S. 835 beschrieben hatte. Bei den in Rhomboödern krystallisirten Quarzkrystallen hatte sich durch Verwitterung an der Oberfläche eine dünne Schicht einer weissen erdigen Substanz gebildet, und eine gleiche Umände- rung hatte eine die Quarzkrystalle stellenweise bedeckende dieke nierenförmige Masse, die wahrscheinlich Chalcedon ge- wesen ist, erlitten. Herr SanDBErGEr hatte die erdige Sub- stanz für Opal erklärt, was Dr. Sırvers durch eine Analyse bestätigt hatte, da sie nach seiner Untersuchung 98,25 bis 98,66 pCt. Kieselsäure enthält und durch zehnstündiges Dige- riren mit concentrirter Kalilauge 32,1 pCt. von ihr aufgelöst x 186 wurden. Leider sind keine Versuche über das specifische Ge- wicht angestellt, so dass dadurch das Verhältniss zu JENZscH’s amorpher Kieselsäure mit hohem specifischen Gewichte und auch zum Tridymit nicht aufgeklärt ist. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. Beyrich. Eck. 3. Protokoll der Januar - Sıtzung. Verhandelt Berlin. den 5. Januar 1870. Vorsitzender: Herr G. Ross. Das Protokoll der December-Sitzung wurde verlesen und genehmigt. Als Mitglied trat der Gesellschaft bei: Herr Stud. phil. J. H. BramweEun aus New York, z. Z. in Berlin, vorgeschlagen von den Herren G. Ross, WEDDING und SADEBECK. Der Vorsitzende gab der Gesellschaft Kenntniss von einer durch Frau CHARLOTTE ERDMANN eingesendeten Anzeige von dem am 1. December 1869 erfolgten Tode des Professors AXEL JOACHIM ERDMANN in Stockholm. Derselbe machte ferner Mittheilung von einer durch die Direction der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. eingesendeten Anzeige, dass von der durch Herrn SCHMIDT von DER Lausitz angefertigten Gypsbuste HER- MANN VON MEYER’s noch Exemplare vorräthig und zu dem Preise von 10 Thalern zu beziehen seien. Herr Beyrıch legte einige von Herrn SAars in Christiania an Herrn Dr. KuntHu in Berlin gesendete Exemplare des Rhizocrinus lofotensis vor, erläuterte den Bau desselben und machte darauf aufmerksam, dass derselbe durch die Ver- wachsung der unteren Kronentheile der Gattung Eugeniacrinus näher stehe als Apiocrinus und Bourgeticrinus. Herr Orrta legte eine von ihm verfasste Abhandlung über die geologischen Verhältnisse des Schwemmlandes und die An- fertigung geognostisch agronomischer Karten sowie die dazu- 187 gehörigen Aufnahmen iu der Feldmark Friedrichsfelde und Carlshorst bei Berlin vor. Herr K. A. Lossen zeigt Lepidodendreen-Reste ausGrauwackeneinlagerungen des vordevonischen bercynischen Schiefergebirges vor, welche zum Theil noch einem älteren Niveau angehören als die Graptolithen- schiefer von Harzgerode. Sie stammen aus dem Lindenberger Steinbruche gegenuber Strassberg an der Selke und aus einem Bruche von Wolfsberg. Die Ansicht F. A. Rormer’s, der auf Grund dieser Pflanzenreste jene Grauwacken für Kulmgrau- 'wacke (Flötzleeren Sandstein) ansprach”), widerlegt sich durch die getreue Beobachtung der Lagerungsverhältnisse. Während die Rormer’sche Colorirung der kleinen Karte Pre- DIGER's von Lindenberg - Strassberg bis nach Wolfsberg eine schmal fortstreichende Zone von Kulmgrauwacke angiebt, ver- läuft die Streichlinie des Schiefergebirges nahezu unter einem rechten Winkel gegen diese Zone, welche zwei Grauwacken- lager verbindet, die um zwei Stunden Abstand vom Liegenden zum Hangenden im Thonschiefer auseinanderliegen. Beide Vorkommen gehören dem „liegenden Thonschiefersystem “ **) an, welches neben jenen Grauwackeneinlagerungen in ‘seinen Kalkeinlagerungen die Fauna der obersten silurischen Etagen F G Barsranpe’s birgt. Das Strassberger Grauwackenlager liegt noch im Liegenden der Kalke vom Schneckenberg und Scheerenstieg bei Harzgerode und Mägdesprung (2b.), in de- ren Hangendem erst die Graptolithenschiefer auftreten, über- lagert von der Hauptquarzitzone (2c.). Das Wolfsberger Grau- wackenlager tritt erst im Hangenden des Hauptquarzits auf und gehört zu der flaserig -schieferigen Grauwacke, welche jenen oberen Theil der liegenden Schiefer (2d.) auszeichnet. Ferner legte der Vortragende die Ventralklappe einer 2 Zoll von der Stirn bis zum Schnabel messenden Megan- teris aus dem Kalksteinbruche des Schnecken- berges bei Harzgerode vor. Meganteris (Suess), ein Vorläufer des jüngeren Subgenus Waldheimia der Gattung *) Conf. die Widerlegung dieser Ansicht durch K. A. Lossen, diese . Zeitschr. Bd. XX., S. 217 bis 218. *%) Conf. die Gliederung des hercynischen Schiefergebirges durch K. A. Lossen, diese Zeitschr. Bd. XX., S. 217, Bd. XXI, S. 284. 188 Terebratula, ist in Europa bis jetzt nur aus dem Unterdevon (zumal der Eifel und Spaniens) *) durch die von DE VERNEUIL als Terebratula Archiaci beschriebene Species vertreten. Eine specifische Bestimmung erlaubt der vereinzelte Fund bei Harz- gerode nicht; indem er aber die Altersgrenze des Genus Me- ganteris unter das Devon hinabrückt in jene Schichten, welche den Uebergang des Silur nach dem Devon vermitteln, lehrt er den ältesten Repräsentanten der Familie der Terebratuliden in Europa kennen, während in Amerika die Subgattung Rensse- laeria (Haut) (Meganteris sehr verwandt und in Europa mit ihr zugleich im Unterdevon durch die Species Rensselaeria stringiceps F. ROEMER vertreten) in den obersilurischen Da ten die gleiche Rolle trägt. Herr RotH berichtete über den Inhalt einer Abhandlung von Herrn v. HELmeRsen über die Wanderblöcke und die Di- luvialgebilde Russlands. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. Beyrich. Eck. *, Von der Grube Braut im Liegenden des mitteldevonischen Kalkes von Walderbach legte der Vortragende dergleichen Steinkerne im körni- gen Eisensteine (F. oligiste oolithique) vor; cf. diese Zeitschr. Bd. XIX, S. 642. Druck von J. F. Starcke in Berlin. ae Er a Sal s N ER an T Zieitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 2. Heft (Februar, März und April 1870). A. Aufsätze, >» l. Ueber die Ausbrüche des Aetna im November und December 1868. Von Herrn Mar. Grassı ın Acıreale. (Aus Il nuovo Cıimento, Ser. 2., Tomo 1., 186 — 191., 1869, mitgetheilt von Herrn J. Rora ın Berlin.) Am 5. September 1868 stiegen aus dem Krater des Aetna Flammenstreifen auf, und es fand ein heftiger Erdstoss statt, Vor- läufer der grossen Explosion. Am 26. November 1868 erhob sich eine grosse Rauch- pinie aus dem Aetna; in der Morgeudämmerung am 27. furchte ein ungeheures Meteor den Himmel von Ost nach West und barst endlich mit starker Detonation in 6 leuchtende Bruch- stucke. Als es dann Nacht wurde, hatte der Krater eine wun- derbare, grossartige Explosion. Ihr ging nicht, wie gewöhn- lieb, Donner voraus, nur ein dumpfer metallischer Krach be- gleitete sie. Eine immense Feuersäule erhob sich bei der Windstille zu ausserordentlich grosser Höhe und schleuderte aus ihrer Spitze und ihren Seiten einen Regen glühender Ge- steinstrummer , die zum Theil in den grossen Krater zurück-, zum Theil auf die Schneemassen des Gipfels fielen. Die Feuer- saule, welche ganz Sicilien erleuchtete, erreichte zur Zeit ihrer grössten Höhe fast 2000 Meter. Ringsum kräuselten sich schwärzliche Wolken von Rauch, Schlacken und Sand; sie bil- .deten schliesslich über der Feuersäule und dem Aetna ein Zeits. d.D.geol. Ges. XX11. 2. 13 ur RE Rn TURN? Be Aa Pr a TE ARE FE De ee HA Nr a en AR EDEN WrSR PUR no FR ET En 190 ungeheures Zeltdach, aus dem fortwährend leuchtende Blitze zuckten. Seine grösste Stärke erreichte der Ausbruch zwischen 81 und 94 Uhr Abends, nahm dann ab und erlosch ganz am folgenden Frühroth, zu welcher Zeit nur noch schwacher Rauch aufstieg. Auf den schneebedeckten Abfällen lagen Haufen von Blöcken und Schlacken. Am 7. December liess der Aetna Getöse hören, Abends sah man Flammen, die aber kaum uber den Kraterrand hin- ausgingen. Am 8. December Abends 6, Uhr stieg wiederum unter unaufhörlichem Donnergetöse, furchtbaren Detonationen und fortdauerndem Blitzen eine Feuersäule ähnlich der am 27. November auf, deren Höhe man gegen 900 — 1000 Meter schätzte. Sie sandte zu noch grösserer Höhe glühende Massen hinauf, die, meist Parabeln beschreibend, erst nach 15 — 20 Sekunden auf den Gipfel des Aetna niederfielen. Die schwar- zen Wolken bildeten am Himmel einen langen dunkelen Bo- gen, aus dem bis nach Giarre und Riposto Bimssteine von Nuss- bis Birnengrösse und reichlicher Sandregen herabfiel. Die Erdstösse waren auch in den unteren Theilen des Aetna be- merkbar, namentlich die um 8 Uhr 18 Minuten in Puntalazzo, S. Alfio, S. Giovanni, Dagala (s. Bd. XI. t. 6). Nachdem um 10 Uhr Abends das erhabene Schauspiel seinen Höhepunkt erreicht hatte, nahm es ab und hörte um 11 Uhr auf. Früh am Morgen des 9. December sah man nur noch leichten Rauch aufsteigen. Die ausgeworfenen Massen sollen den grossen Krater ausgefüllt haben. RE Ber a 191 - 2. Die Kreide von New Jersey. Von Herrn Hermann Creoxer ın Leipzig. Hierzu Taf. IV. Literatur und einleitende Bemerkungen. Die Kreide von New Jersey ist bereits mehrfach der Gegenstand geognostisch -palaontologischer Untersuchungen sowohl von Seiten amerikanischer, wie europäischer Geologen gewesen. VAnuxEem wies im Anfange der dreissiger Jahre zuerst auf die Zugehörigkeit der Grünsande von New Jersey zur Kreide- formation hin. Say, HarLAan und ConrAD beschrieben bald darauf im Americ. Journal of Science und im Journal of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia einzelne dorther stammende organische Reste, wodurch VAnuxems Annahme bestätigt wurde. Morton gab 1834 in seiner Synopsis of the organic remains of the cretaceous group of the United States“) die erste vollständigere Zusammenstellung der damals bekann- ten amerikanischen und unter ihnen auch der new-jerseyer Kreidefossilien. Im Jahre 1840 veröffentlichte RoGERS in sei- nem Final Report on the Geology of New Jersey eine geo- gnostische Beschreibung der Grünsandformation dieses Staates. Lyeın legte 1845 die Resultate seiner 1841 erfolgten Berei- sung jener Gegenden mit besonderem Bezuge auf eine Pa- rallelisirung mit der europäischen Kreide in einem Aufsatze im Quart. Journ. of the geolog. Society of London, Vol. I., p- 39 — 60 nieder, welchem FoRBES und LoNsDALE die paläon- tologische Beschreibung der von LYELL dort gesammelten Fo- raminiferen und Bryozoen beigefügt haben. Bei Gelegenheit *) Die Möglichkeit der Benutzung dieses bereits vor 25 Jahren selbst in Amerika äusserst seltenen, jetzt kaum zugänglichen Werkes verdanke ich der Güte meines verehrten Lehrers Herrn F. Rorner in Breslau, welcher mir das in seinem Besitze befindliche, sehr werthvolle Exemplar zum Gebrauche nach Leipzig übersandte. 13* 192 seiner Arbeit über „die Kreidebildungen von Texas und ihre organischen Einschlüsse“ stellte F. Rosmer 1852 Vergleichun- gen dieser mit denen von New Jersey und beider mit solchen Europas an. Die Annual Reports of the geolog. Survey of New Jersey 1855 und 1856 von Kıremern enthalten Schilde- rungen der Kreide jenes Staates, welche jedoch hinter denen seiner amerikanischen Vorgänger zuruckbleiben. 1857 gab J. Harn (Am. Journ. XXIV. S. 72) eine auf Cook’s Unter- suchungen basirte Gliederung der Kreide von New Jersey, zu welcher er jedoch irrthumlicher Weise tertiäre Schichten zieht. In den folgenden Jahren erschienen wiederholt Beiträge zur Kenntniss der organischen Reste jener Formation von CoNRAD, GasBB und Horn, sowie Versuche einer Parallelisirung der letzt- genannten Schichtenreihe mit solchen in den westlichen Staaten von MEER und Haypen, ferner Beschreibungen und Abbildun- gen der Kreide-Reptilien Nord-Amerikas und somit auch New Jerseys von Lemr in den Smithsonian Contributions 1865. Die genaueste Schilderung der petrographischen und stratigra- phischen Verhältnisse, sowie der Verbreitung und Mächtigkeit der Kreidebildungen von New Jersey findet sich in dem eben publicirten Werke: The Geology of New Jersey von ÜooK. Diese neueste geognostische Untersuchung des genannten Staa- tes hatte hauptsächlich die Aufsuchung, Verfolgung und Be- schreibung der Vorkommen technisch nutzbarer Gesteine und Mineralien behufs deren Zugutemachung zum Zwecke. Diese Aufgabe ist von Cook und seinen Assistenten vollkommen ge- löst, wobei freilich die Mehrzahl von Erscheinungen, die allein -wissenschaftliches Interesse besitzen, unbeachtet geblieben sind. Dahin gehören auch die paläontologischen Verhältnisse der im Staate New Jersey vertretenen Sedimentärformationen und somit auch der Kreide, Letztere wurde vielmehr eben nur als eine verwerthbare Grünsande enthaltende Schichtenreihe auf- gefasst, andere Gesichtspunkte aber wurden fern gehalten. In den meisten der genannten geologischen Arbeiten sind Versuche angestellt worden, die Kreidebildungen von New Jersey mit solchen von Europa zu parallelisiren, denselben mit anderen Worten ein bestimmtes Niveau der cretaceischen Schichtenreihe anzuweisen. Diese Vergleichungen, welche na- türlich auf der paläontologischen Aehnlichkeit cis- und trans- atlantischer Kreidebildungen basiren, hatten weit auseinander- 193 gehende Resultate zur Folge, auf die ich später zurückkommen werde. Es sei hier nur erwähnt, dass MorTon, Rogers, LYELL, Meer, Haypen und Cook in der Kreide von New Jersey Re- präsentanten der sämmtlichen europäischen Kreideetagen vom Gault, ja vom Wealden aufwärts erblicken, während F. Ror- MER dieselben als ausschliesslich senon anspricht. Nicht ‚nur, dass keine ubereinstimmenden Resultate uber das Alter der new-jerseyer Kreide vorliegen, es giebt auch keine einzige der erwähnten Abhandlungen ein einigermaassen vollständiges Bild des paläontologischen und geognostischen Gesammthabitus und der Gliederung jener interessanten For- mation. Diese Lücken auszufüllen, soll in der vorliegenden Abhandlung versucht werden. Die in derselben niedergelegten Beobachtungen stellte ich in den Jahren 1867 und 1868 an. Im Laufe dieser Zeit be- reiste ich die Kreidezone von New Jersey zu verschiedenen Malen, untersuchte dieselbe zuerst in ihrer nordöstlichen, dann in ihrer sudwestlichen Erstreckung und kreuzte das Ausgehende sammtlicher Kreideschichten wiederholt, und zwar stets an an- deren Stellen. Später benutzte ich die in den Museen der Academy of Natural Sciences in Philadelphia und der geogno- stischen Landesuntersuchung von New Jersey in New Brunswick aufgestellten Sammlungen von new -jerseyer Kreideversteine- rungen. Den Staats-Geologen Herren Cook und Smock, welche, wie alle amerikanischen Fachgenossen, meine Pläne durch Rath und That zu fördern bestrebt waren, meinen aufrichtig- sten Dank, Die Hauptaufgabe bei einer Schilderung der Kreide von New Jersey musste nach meiner Rückkehr nach Deutschland die Feststellung des Verwandtschaftsverhältnisses ihrer Fauna zu der der europäischen Kreide sein; auf ihr beruhte ja die Möglichkeit, ersterer einen bestimmten Hor’zont in der in Europa erkannten Schichtenfolge anzuweisen. Schon früher hatte man einige wenige amerikanische Kreidereste mit euro- päischen identifieirt, die Zahl derselben betrug freilich nur sechs, mit anderen Worten 7 pCt. der bekannten Formen; andere eis- und transatlantische Species sollten nahe verwandt sein und endlich noch andere nur entfernte Aehnlichkeit mit ein- ander besitzen. 194 Zu ganz abweichenden, fast überraschenden Resultaten über das Verwandtschaftsverhältniss der Kreidefauna von New Jersey und Nord-Deutschland gab das Studium der von mir in Amerika gesammelten organischen Reste Veranlassung. In dem Folgenden soll nämlich gezeigt werden, dass 42 Arten der letzteren mit europäischen identisch, und ein Theil der übrigen sehr nahe mit solchen verwandt sind. Die blosse Benutzung der paläontologischen Literatur hätte derartige Schlusse nicht erlaubt, im Gegentheil wurden sie nur durch Vergleichungen mit ganzen Suiten nordeuropäischer Versteine- rungen der Sammlung meines Vaters, des Leipziger, des Dres- dener, namentlich aber des Berliner geognostisch -paläontolo- gischen Museums ermöglicht. Durch sie wurde ich in den Stand gesetzt, die Identität mancher Form festzustellen, auf welche aus der blossen Abbildung und Beschreibung nie zu schliessen gewesen ware. Herrn Professor Beyrıca in Berlin bin ich nicht nur für die Erlaubniss zum Studium der Berliner Sammlung, sondern auch für den Rath, mit welchem er mich freundlichst unter- stützte, meinen besonderen Dank schuldig. In dem paläontologischen Theile dieser Abhandlung habe ich nur solche organische Reste berücksichtigt, welche ich selbst an Ort und Stelle gesammelt habe, deren geognostischer Ho- rizont mir somit unbedingt sicher erschien, während ich andere, von früheren Autoren aus der Kreide von New Jersey aufge- zahlte und beschriebene, sowie in den Museen von Philadel- phia und New Brunswick angesammelte Formen, von deren Vorkommen ich nicht durch eigene Funde überzeugt wurde, als unzuverlässig unerwähnt gelassen habe. Zu. dieser Ver- nachlässigung zwang mich der Umstand, dass fast sammtliche oben erwähnte Autoren die Feststellung des Horizontes der einzelnen Reste, sowie die Angabe des Fundortes derselben versäumten, und dass Andere gewisse versteinerungsreiche ter- tiäre Grünsande der Kreideformation zugerechnet lıaben. In den genannten Museen aber sind die Etiquetten nur allein, und sogar dieses nicht immer, oder nicht immer mit Recht mit der Bezeichnung „cretaceous formation of New Jersey“ versehen, so dass ibr Studium zu keinem Bilde der Gliederung der Kreideformation verhilft. Ich habe daher von ihrer Be- nutzung fast vollständig abstrahiren müssen. a rk ee ee de aan rn a RR a a A RAS 195 Die Bearbeitung der aus New Jersey vorliegenden cre- taceen Korallen hatte Herr Wırn. BöLScHE in Braunschweig die Gefälligkeit zu übernehmen. I. Skizze der allgemeinen geognostischen Verhältnisse New Jerseys. Ich schicke eine kurze Schilderung der Gesammtheit der Formationen, welche an dem geognostischen Baue des Staates New Jersey theilnehmen,, der specielleren Beschreibung einer einzigen derselben voraus, um den Leser in eine Gegend zu versetzen, deren geognostische Verhältnisse nicht als allgemein bekannt vorauszusetzen sind.*) Zur Verdeutlichung derselben mag das auf Taf. IV. gegebene Kärtchen und beigedrucktes Profil dienen. Trenton Ocean ANETTE KL ——— / ME mesoz. Sandstein- Gneiss- Formation mit Forma- Dioriten tion so. laurent. Gneiss- Kreide Tertiär und Formation ; Quartär Durchkreuzt man den Staat New Jersey von der Küste des atlantischen Oceanes aus in nordwestlicher Richtung, so überschreitet man in rechtem Winkel auf ihre Längserstreckung fünf parallele Zonen von verschiedenartigen Gebirgsformatio- nen, welchen sämmtlich eine Richtung von Südwesten nach Nordosten und eine durcehschnittliche Breite von 5 bis 6 deut- schen Meilen gemein ist, während sie in ihren übrigen Ver- hältnissen weit auseinandergehen.: *) Ausser in verschiedenen älteren amerikanischen Arbeiten ist die Geognosie New Jerseys specieller abgehandelt worden in dem bereits er- wähnten Report on the Geology of New Jersey, 1868 (publ. 18069), 900 S. gr. 80%. mit vielen geognostischen Karten und Profilen von Cook und Smock. — Einige auf dasselbe Thema bezügliche Skizzen sind von mir gegeben worden: Die Erzlagerstätten New Jerseys, Berg- und Hüttenmänn. Zeit. 1866. No, I, 3 u. 4 Die Gliederung der eozoischen Formationen Nord-Amerikas. Zeitschr. gesammt. Naturwissensch. 1868. p. 371. ö RE ; RR Be Sr 196 Tertiäre und quartäre Mergel, Thone, namentlich aber lose Sande nehmen von allen das grösste Areal ein, in- dem sie fast allein die flache ausgedehnte Halbinsel zwischen dem Oceane und der Delaware-Bay, also die nur wenig über den Meeresspiegel erhabenen Kuüstenstriche und somit die süd- östlichste geognostische Zone von New Jersey bilden. Reich an organischen Resten sind nur ihre tiefsten Horizonte, welche direet und gleichförmig die Glauconitmergel der Kreidefor- mation überlagern, und von welchen später die Rede sein wird. Letztere nimmt einen durchschnittlich vier deutsche Mei- len breiten Strich Landes ein, welcher sich von der südlichen Nachbarschaft New Yorks aus bis zum Delaware- Fluss nahe dessen Mündung erstreckt. Ihre Schichten fallen sehr flach unter das Tertiär, also nach Südosten ein. Lose Sande, plasti- sche Thone, Glauconit- und Kalkmergel bilden ihr hauptsäch- liches Material. In nordwestlicher Richtung wird die Kreidezone von den rothbraunen Sandsteinen, Conglomeraten und Schieferthonen der mesozoischen Roth-Sandstein- Formation be- grenzt. Nur an einem Punkte, bei Trenton, tritt zwischen Kreide und Sandstein der nördliche Auslänfer der laurentischen Gneisszone von Pennsylvania auf, verschwindet aber bald, nachdem er die Grenze von New Jersey überschritten hat, unter dem Sandsteine und der Kreide, aus welchen sich jene Gneisse erst in der Nähe von New-York wieder herausheben. Die Schichten der Roth-Sandstein-Formation fallen flach gegen Nordwesten, also nach gerade entgegengesetzter Himmelsgegend wie die der Kreide ein. Letztere überlagert somit den Roth- Sandstein, soweit ein Contact zwischen beiden stattfindet, dis- cordant, während der Sandstein wiederum ungleichförmig dem laurentischen Gneisse aufgelagert ist. Eine wichtige Rolle als Gebirgsglieder der Roth-Sandstein- Formation spielen körnige und aphanititsche Diorite und Me- laphyre, und zwar gewöhnlich als der Schichtung conforme Einlagerungen, seltener als durchgreifende Gänge. Da, wo das Fallen des Roth-Sandsteines ein sehr flaches ist, erschei- nen derartige Lager als weit ausgedehnte Decken über den fast horizontalen Sedimentär-Gesteinen. Derartige Lagerungs- verhältnisse sind in grosser Schönheit in der Schlucht des a a Yeti pe ES RER RR Be Re RN nt Su a ae 3 ER AN ER 2 Mn ee Se A Sb j ” ld La dr aaa 3 Saab Zn add ll dia zn m drn al ni Lan 21 GR 2 LEE ar SE N Aut ae > KR Fr Dan ER Pasaic-Falles bei Paterson aufgeschlossen. Dort ruht eine über 200 Fuss mächtige Decke von zuunterst dick-, nach oben dunnsäulenförmigem, aphanitischen Diorite, der ausserdem auch weitläuftig horizontale Absonderungen zeigt, auf einem im Contacte schwarzbraunen Sandsteine. Bei steilerem Ein- fallen treten diese eruptiven Formationsglieder als schrofie, pittoreske Felszuge an die Tagesoberfläche, besitzen aber auch in diesem Falle fast stets eine ausgezeichnet säulenförmige Structur. Den senkrechten‘, fast 500 Fuss hohen Abstürzen des 10 Meilen langen Ausgehenden einer solchen, und zwar über 400 Fuss mächtigen, Dioriteinlagerung und ihrer regel- mässigen säulenförmigen Absonderung verdankt das unter dem Namen der Pallisaden bekannte, zum Staate New Jersey ge- hörige rechte Ufer des Hudson seine entzuckende Schönheit. In der Nähe des Contactes mit den genannten Eruptiv- Gesteinen ist der Sandstein häufig von Gediegen Kupfer, so- wie von geschwefelten und oxydischen Kupfererzen imprägnirt. Neben dem Gediegenen Kupfer tritt auch Gediegen Silber auf. Diese Vergesellschaftung des in Aestuarien abgelagerten meso- zoischen Roth-Sandsteines mit gewissen Eruptivgesteinen, welche sich während der Bildung der ersteren auf diesen deckenartig ausgebreitet zu haben scheinen, und beider mit Kupfererzen, besonders aber Gediegenem Kupfer, ist eine höchst auffällige. Auffällig deshalb, weil wir ihr überall auf dem nordamerika- nischen Continente begegnen, wo überhaupt der Roth -Sand- stein zur Ablagerung gelangte. Sie tritt uns in genau dersel- ben Weise an den felsigen Gestaden der Fundy Bay in Nova Seotia, in dem schönen Connecticutthale, im fruchtbaren New Jersey und Pennsylvania, sowie in Virginia und Nord-Carolina entgegen, also an isolirten Punkten, welche auf einer Linie von 250 geographischen Meilen Länge zerstreut liegen. Der flach nach Nordwest fallende Sandstein vou wahr- scheinlich triassischem Alter wird von einer Zone, der vierten, die wir kreuzen, von laurentischen Glimmer-, Hornblende- und Graphit-Gneissen, Syeniten und krystallinischen Kalksteinen mit weithin anhaltenden Flötzen und lenticulären Lagern von Magneteisenstein, Franklinit, Rothzinkerz, sowie Graphit ab- geschnitten, deren geognostisches Verhalten von mir in den eitirten Abhandlungen ausführlicher beschrieben worden ist, 198 Die flach abfallenden Ränder dieser laurentischen Zone bildeten den Untergrund, auf welchem sich nach Südost zu der Roth- Sandstein, nach Nordwest zu die untersten Etagen des Silur, namlich Potsdam-Sandstein und Trenton-Kalkstein ablagerten. Dieselben ruhen auf den laurentischen Gneissen in discordan- ter Ueberlagerung,, treten jedoch nicht nur an der nordwest- lichen Flanke der Gneisszone als Ränder des weitausgedehn- ten palaenzoischen Mississippi-Beckens, sondern auch in Form isolirter steiler Mulden in Mitten des laurentischen Gneiss- gebietes auf. Gerade solche Fälle bieten am häufigsten Ge- legenheit zur Constatirung der discordanten Lagerung der pa- laeozoischen Schichten auf den Gneissen und krystallinischen Kalksteinen. Seit Veröffentlichung meines citirten Aufsatzes „uber die Gliederung der vorsilurischen Formationsgruppe Nord-Amerikas“ ist mir der bereits oben erwähnte „Report on the geology of New Jersey“ von Cook und Smock durch die Güte der Verfasser zugegangen. In ihnen finde ich zu meiner Genugthuung durch die Wiedergabe zahlreicher Beobachtungen und vieler Profile die früher von mir ausgesprochene Ansicht über das vorsilurische Alter jener Gneisse auf das Entschie- dendste bestätigt.*) Die von den beiden Staatsgeologen gege- benen Beweise sind zu schlagend, als dass nicht die Frage über die Stellung der appalachisehen Gneissformation zum Silur endgültig beantwortet wäre. Die nordwestlichste der fünf Formationszonen, in welche New Jersey seinem geognostischen Baue nach zerfällt, ist, wie vorher angedeutet, die palaeozoische, bestehend aus den steil aufgerichteten Conglomeraten, Sandsteinen, Kalksteinen ‘und Dolomiten des Silur und Devon. Sie sind die directe sudwestliche Fortsetzung der durch James Haın’s palaeontolo- gische Arbeiten bekannt gewordenen new-yorker Schichten- systeme, deren Gliederung jetzt als Norm für die sammtlichen gleichalterigen Formationen Nordamerikas gilt. In New Jersey sind mir jedoch keine versteinerungsreichen Fundstellen im Silur bekannt geworden. *) Im Gegensatze zu der Annahme einiger amerikanischer Geologen, dass die appalachischen Gneiss- und krystallinischen Schieferformationen nur metamorphosirte paläozoische Schichten seien. 199 II. Geognostische Beschreibung der Kreideformatien von New Jersey. Die Kreideformation nimmt im Staate New Jersey einen Streifen Landes ein, welcher sich von der New York- und Ra- ritan-Bay aus in südwestlicher Richtung nach dem unteren Laufe des Delaware zieht, jenseits dieses Stromes in dem gleichnamigen Staate wieder auftaucht und sich bis an das Nordende der Chesapeak-Bay erstreckt. Die Länge der Kreide- zone, soweit diese innerhalb der Grenzen New Jerseys liegt, beträgt 20 deutsche Meilen. Ihre Breite beläuft sich an der Küste der Raritan-Bay auf fast 6 Meilen, verschmälert sich jedoch nach Sudwess zu und übersteigt an den Ufern des De- laware 2 Meilen nur um wenig; — es beträgt somit das Areal ‚der Kreideformation in New-Jersey etwa 80 deutsche [ ]Meilen, ist also noch bedeutend grösser als z. B. das Herzogthun Braunschweig. Die Oberfläche dieses Kreideterrains ist flach, schwach wellig; nur in seiner mittleren Längenerstreckung erhebt es sich zu 300 Fuss hohen Hügelreihen, welche sich sudlich und südöstlich langsam bis zum Spiegel des Oceanes verflachen, in ihrer nordöstlichen Erstreckung aber plötzlich von der New York-Bay abgeschnitten werden. Hier bilden sie in Gestalt schroffer Abstürze die Highlands of Nevasink, welche vor de- nen, die den Ocean kreuzen, zuerst vom amerikanischen Con- tinente aus den Wogen auftauchen. Die Stromsysteme des Kreideterrains von New Jersey stehen in ihrem Verlaufe in keinem Abhängigkeits-Verhältnisse zu dem geognostischen Baue jener Gegenden. In ihrem oberen Laufe haben sich die Gewässer zum grossen Theile tiefe Rinnsale mit schroffen Wänden, — ihrer Mündung näher aber weite, flache Thäler ausgewaschen. Die Sohlen dieser letzteren werden von Salzmarschen gebildet, welche periodisch durch die sich weit landeinwärts fühlbar machende Fluth von Brak- wasser bedeckt werden. Die Lagerungsverhältnisse der Kreide von New Jersey sind die ursprünglichen geblieben. Ihre Schichten liegen fast horizontal und fallen nur sehr flach von dem einstigen Strande des Kreidemeeres, welchem eine zwischen den Städten New- York und Trenton gezogene Linie. ziemlich genau entspricht, 200 nach Sudost ein. Diese Uferlinie hat somit zugleich die Strei- chungsrichtung der Kreideschichten bedingt, welche demnach eine sudwestliche und nordöstliche ist; CooKk und Smock haben sie genauer auf S. 55° W. bestimmt, indem sie die zwei Punkte, an welchen ein und dieselbe Schicht den Spiegel der Raritan- und Delaware- Bay schneidet, durch eine Linie ver- banden, auf welcher vielerorts jene betreffende Schicht nach- gewiesen wurde. Durch andere Messungen, an den Ufern von Meeresbuchten angestellt, um das Niveau des Oceans als Ba- sis benutzen zu können, bestimmten sie das Fallen der Kreide- schichten auf durchschnittlich 7 Fuss für je 1000 Fuss Ent- fernung in südöstlicher Richtung. Es ist bereits erwähnt worden, dass Roth-Sandstein die nordwestliche Begrenzung der new-jerseyer Kreide bildet. Nicht aber besteht der Untergrund, auf welchem die letztere abgelagert wurde, aus jenem Gesteine. Es erhob sich viel- mehr während der mesozoischen Perioden ein Felsenriff von laurentischen Gneissen genau unter der späteren Grenzlinie der Kreide und des Roth-Sandsteines bis zum Niveau des Meeresspiegels oder flach über dasselbe. Dieses Riff, welches eine Verbindung herstellte zwischen der pennsylvanischen Gneisszone, wie sie bei Trenton unter den jüngeren sedimen- täaren Formationen verschwindet, und der Gneisszone der Um- gegend von New York, schloss in süudöstlicher Richtung ein langgezogenes Becken ab, innerhalb dessen sich die fluvio- marine Roth-Sandstein-Formation ablagerte. Die südöstlichen Ränder der letzteren bedeckten die nordwestliche Flanke und die Firste der schmalen Gneisszone, wie man sich durch Auf- schlüsse bei Trenton und Jersey -City überzeugt hat. Später gelangte die Kreideformation an der anderen, namlich der äusseren Flanke des Gneiss-Riffes zur Ausbildung, lagert also auf laurentischem Gesteine und nur an ihrem äussersten nord- westlichen Saume auf Roth- Sandstein auf. Der Contact von Kreide und Gneiss ist bei Trenton ‘zu beobachten. In den übrigen (renzbezirken, wo dies nicht möglich ist, lasst das Material der tiefsten Kreideschichten auf den einstigen Unter- grund des Kreidemeeres schliessen, indem dasselbe, wie gleich gezeigt werden soll, aus den Verwitterungsproducten gneissiger und granitischer Gesteine besteht. Die Gesammtmächtigkeit der Kreideformation, wie sie im 201 Nordosten von New Jersey entwickelt ist, beträgt etwa 580 Fuss; während sie im Sudwesten dieses Staates, wo sich die Dicke der Schichten verringert, bedeutend kleiner ist. Diese Schich- tenreihe zerfällt ihrem Gesteinsmateriale nach in drei Etagen: zuunterst lose Sande und plastische Thone, daruber Glauconitmergel, zuoberst Kalkmergel und Kreidetuff. Wir werden finden, dass mit der petrographischen Ver- schiedenheit dieser Unterabtheilungen ein Wechsel des palaeon- tologischen Habitus Hand in Hand geht. 1. Untere Etage der Kreide von New Jersey, vor- waltend aus losen Sanden und plastischen Thonen bestehend. Die untersten Schichten der Kreide von New Jersey be- stehen aus den zum Theil zersetzten Gemengtheilen von ver- wittertem Granite, namlich aus Quarzkörnern und Glimmer- blättchen, welche von einem thonigen, weissen Kaolincämente zusammen gehalten werden. An manchen Punkten z. B. bei Woodbridge haben die Gewässer eine natürliche Aufbereitung und Schlämmung dieser granitischen Bestandtheile vorgenom- men, so dass die Quarzsande, Glimmerblättchen und Kaoline: getrennt vorkommen und schichtenweise mit einander wechsel- lagern, oder wenigstens in eine untere Lage von Quarzsand und Glimmer und eine obere von Kaolin gesondert sind. Auf diese gegen 25 Fuss mächtige, lose Gesteinschicht folgen zähe, dunkelgraue bis schwärzliche Thone und etwa 60 Fuss mächtige, zum Theil schneeweisse, feine, lose Sande. Erstere sind reich an verkohlten Pflanzenresten, welche sich nesterweise zu Braunkohlen concentriren können. In ihnen wurde nahe bei South Amboy ein 93 Fuss langer und 4 Fuss dicker Coniferenstamm blossgelegt, auch haben CosrAp und Core dort selbst Reste von Süsswasser -Mollusken, z. B. von Unio, gefunden. Auf die weissen Sande folgt eine gegen 350 Fuss mäch- tige Schichtenreihe, deren Glieder im Allgemeinen zwar eben- falls als Sande und Thone bezeichnet werden können, welcher aber besonders in ihren unteren Horizonten ein überraschend 202 mannichfacher und rasch wechselnder Habitus eigen ist. Sie sind zum Theil durch tiefe und ausgedehnte Thongruben nahe den Ufern des Raritan-Flusses, in fast ihrer ganzen Mäch- tigkeit aber und beinahe ohne Unterbrechung am Gestade der Raritan-Bay aufgeschlossen, welches sich senkrecht 20 bis 30 und mehr Fuss hoch uber das Niveau der Fluth erhebt und meist die Passage an seinem Fusse und somit einen ausge- zeichneten Einblick in den geognostischen Bau der Gegend ge- stattet. Die Schilderung einiger dieser Profile wird ein Bild des Gesammt - Charakters der unteren Kreide von New Jersey geben. Die Wände einer Thongrube am Raritan -Flusse, etwas westlich von South Amboy, lassen, von unten nach oben be- trachtet, folgende Schichtenreihe erkennen: 6’ abwechselnde Lagen von weissem und grauem Thone, 3° bandartig abwechselnde weisse, graue und gelbliche Sande, +" fleischrother, lose zusammengebackener Sand, 1’ eisenschüssiger, rostbrauner, an der Luft zerfallender Sandstein, 2’ grauer bis schwarzer, plastischer, zäher Thon, 3° weisser, plastischer Thon, 3 eisenschüssiger, dunkelbrauner Sand mit viel concentrisch- schaligen Concretionen von kalkigem und thonigem Eisenstein und schaligen, hohlen Geoden von Braun- eisenerz, überzogen von Eisenocker. Die Thoneisenstein- nieren mit sehr viel Abdrucken von Dicotyledonen- Blättern. 20’ graue plastische Thone. 4’ intensiv purpurrother plastischer Thon, daruber schneeweisse plastische Thone. Im Hangenden dieser Thone und Sande ist etwa eine viertel Meile westlich von Keyport am Meeresufer folgende Schichtenreihe aufgeschlossen; zuunterst hellgraue plastische Thone, 3 2’ dunkelbrauner, poröser, grober, sehr eisenschüssiger Sandstein, stellenweise mit zahlreichen aber undeut- lichen Abdrücken von Dicotyledonen-Blättern. Hier und da in ein grobes Quarz-Conglomerat übergehend. 8’ dunkelgrauer, sehr zäher, plastischer Thon mit zahl- Fa) er I Se Ace 203 reichen, verkohlten, kleineren Pflanzenfragmenten, so mit Sequoia-Zweigen und Blättern, besonders aber mit viel Ast- und Stammbruchstucken verschiedener Coniferen. Letztere werden durchschwärmt von Teredo-Bohrgängen, welche zum Theil vom Schwefelkies, zum Theil von Thon ausgefüllt sind. Dieselbe Thouschicht ist ausser- dem reich an Schwefelkiesconcretionen, welche die Ge- stalt schlangenförmiger Wulste, oder auch an ihrer Ober- fläche von Krystallflächen begrenzter Kugeln besitzen. Neben den Holzfragmenten und Schwefelkiesconcretionen finden sich bis nussgrosse Stücke von bernsteinähn- lichen, fossilen Harzen. 5’ weisser, feiner Sand, 4’ dunkelbrauner, sehr eisenschüssiger Sandstein mit un- deutlichen Blattabdrucken, nach oben in ein grobes Conglomerat von Quarz-Rollstucken mit brauner, eisen- schüussig-kieseliger Grundmasse übergehend, 8” weisser loser Sand mit unregelmässig flötzartigen Lagern und Nestern von Stamm- und Astfragmenten von Coni- feren, welche im untersten Niveau dieser Schicht ein bis drei Fuss mächtiges Flötz von Braunkohle, bestehend aus lose aufeinanderliegenden zusammengepressten Holz- stücken bilden. Die Anordnung und Lage dieser sämmt- lichen fossilen Hölzer in den verschiedenen Niveaus der unteren Kreide von New Jersey, die zahlreichen Be- weise der Thätigkeit von Bohrmuscheln scheinen darauf hinzudeuten, dass die Pflanzenreste hier zusammenge- schwemmt, nicht an Ort und Stelle gewachsen sind. Es folgen noch etwa 200 Fuss mächtige thonige Sande, plastische Thone und sandige Mergel. Die unterste Etage der Kreide von New Jersey lässt sich deshalb kurz charakterisiren als eine mehr als 400 Fuss "mächtige Schichtenreihe von vorwaltenden losen Sanden und plastischen Thonen mit zahlreichen Fragmenten von Üoniferen- Stämmen und Abdrücken von Dicotyledonen-Blättern. James Harn berichtet, gestützt auf ältere Mittheilungen von Seiten Coor’s und Anderer (Americ. Journ. 1857, XXIV, S. 72), das häufige Vorkommen von I/noceramus problematicus in diesem Niveau der Kreidebildung New Jerseys. Die neueste Durchforschung der letzteren durch Cook, GABB und SMmock, 204 sowie meine eigenen Beobachtungen lassen jene Angabe irrig erscheinen. In der ganzen Schichtenreihe der Kreide von New Jersey ist vielmehr bis jetzt noch keine einzige fraglos zu Inoceramus gehörige Versteinerung gefunden worden. Da- hin spricht sich auch GABB, Synopsis of the mollusca of the Cret. format. S. 128, aus. Dieselbe Auskunft haben mir auf mehrfache Anfragen die Staatsgeologen von New Jersey U00K und Smock gegeben. Hingegen treten im obersten Niveau der skizzirten, bis auf Pflanzenreste und seltene Unionen versteinerungsleeren Thone und Sande und in schroffem Gegensatze zu diesen, zwei an marinen Resten ausserordentlich reiche Thonlagen auf. Da dieselben an zwei fast in ihrer gegenseitigen Streichungsrich- tung liegenden Punkten aufgeschlossen sind, scheint es trotz . deren gegenseitiger Entfernung von fast 14 Meile doch zweifel- los, dass beide nur durch eine sehr geringe Mächtigkeit von Sanden und Thonen getrennt sind. Die untere derselben möge behufs kürzerer Bezeichnung in dem paläontologischen Theile dieser Abhandlung als Horizont der Trigonia limbata, der obere als Horizont der Venus ovalis bezeichnet werden. Die Thone mit Trig. limbata sind in einem Eisenbahn- einschnitte unmittelbar vor Woodbury, einem Flecken 1} Meile sudlich von Philadelphia aufgeschlossen. An dieser Localität sieht man in etwa 20 Fuss Mächtigkeit dunkel blaugraue, ma- gere, glimmerreiche Thone entblösst, welche von braungelben Diluvialkiesen überlagert werden. Eine zwischen 2 bis 3 Fuss mächtige Zone dieser thonigen Gesteine ist im strengsten Sinne des Wortes angefüllt von organischen Resten, welche zum Theil in ganz ausserordentlicher Vollständigkeit erhalten sind und vorzüglich in den kleinen Wasserrissen jener Fundstelle zu Hunderten gesammelt werden können. Ich gelangte dort binnen wenigen Stunden in Besitz von zum Theil sehr zahl- reichen Exemplaren von: Gervillia solenoides Derr. Bei Berührung in papierdünne Lagen zerfallende Schalenbruchstucke, welche höchst wahrscheinlich dieser Species angehören, sind die häufigsten organischen Reste jenes Fundplatzes.”) *) Bei Aufzählung der organischen Reste jeder einzelnen Zone führe ich dieselben in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit an, so dass die ın ’ 205 Exogyra auricularis WAHLENB., sehr häufig. Trigonia limbata d’ORB., sehr häufig. Parasmilia balanophylloides BÖLSCHE, häufig. Astraea cretacew BÖLSCHE, häufig. Exogyra planospirites GOLDF., ziemlich häufig. Anomia semiglobosa GEIN., ziemlich häufig. Anomia truncata GeEIn., seltener. Exogyra laciniata GoLDF., ziemlich selten. Östrea larva Lam., sehr kleine zierliche Exemplare, selten. Astarte caelata MvLL., selten. Östrea acutirosiris NILs., selten. Corbula striatula Sow., selten. = - Die nächst höhere versteinerungsreiche Schicht im oberen Niveau der Thone und Sande der unteren Kreideetage, also der Horizont der Venus ovalis ist durch einige Thongruben (Hopkın's Clay Pits) + Meile von Haddonfield, einem blühen- den Quäkerstädtchen, ae 1l- Meile südöstlich von Phila- delphia liegt, aufgeschlossen. Unterhalb eines höchst eisenschussigen, dunkelbraunen, zer- reiblichen Sandsteines und eines gelblichbraunen, losen Sandes tritt dort ein fetter grauer Thon auf, welcher sehr zahlreiche, aber zerbrechliche und an der Luft schnell zerfallende Mollus- kenschalen umschliesst. Diese liegen zum Theil direct im Thone, zum Theil sind sie mit unregelmässig gestalteten Schwe- felkiesconcretionen verwachsen. Von dieser Localität stammt das im Museum der Academy of natural science in Philadelphia aufbewahrte Skelett von Hadrosaurus Foulkü Ley. Ich selbst habe in den Thonen, welchen dieser Saurier SHo ist, folgende bestimmbare Reste gefunden: Venus ovalis Sow., häufig. Exogyra auricularis WAHL., ziemlich häufig. Gervillia solenoides Derr., ziemlich häufig in blätterigen Schalenbruchstücken. grösster Anzahl gefundenen, also den paläuntologischen Habitus der Zone bedingenden Petrefakte voran, die selteneren hintenan stehen. Eine syste- matische Uebersicht der organischen Reste der Kreide mit Bezugnahme auf ihre vertikale Verbreitung ist im dritten und vierten Theile dieser Abhandlung gegeben, Zeits. d.D.geol,Ges. XXII. 2. 14 206 Dentalium polygonum Reuss, ziemlich häufig. Asiraea cretacea BÖLSCHE, ziemlich häufig. Anomia semiglobosa (GEIN., selten. | Voluta, Natica, Fusus in specifisch unbestimmbaren Steinkernen. | Etwas oberhalb dieses Horizontes der Venus ovalis, also im obersten Niveau der unteren Kreideetage sollen vor Jahren die von Dekay und Morton beschriebenen Ammonites placenta, Ammonites Delawarensis und ein Scaphites vorgekommen sein. Bei den Exemplaren dieser Cephalopoden, welche ich in Phila- delphia gesehen habe, war ihre Fundstelle und das Niveau, welchem sie entnommen waren, nicht bemerkt. Ueber diese wichtigen Punkte konnten mir auch die Herren Cook, GAaBB und Smock keine sichere Auskunft geben. Aus diesen Grün- den und weil weder von den Staatsgeologen, noch mir selbst Ammonitenreste in New Jersey gefunden worden sind, wage ich nicht, die Angaben Morton’s und Dekar’s bei dieser Ar- beit einer weiteren Berücksichtigung zu unterziehen. Nach den oben mitgetheilten Beobachtungen besteht die untere Etage der Kreide von New Jersey vorwaltend aus losen feinkörnigen Quarzsanden und plastischen Thonen, in ihrem unteren Horizonte mit Stamm- und Ast- fragmenten von Coniferen und Abdrücken von Dicotyledonen- Blättern, sowie seltenen Susswassermollusken, — in ihrem oberen Horizonte mit einigen Lagen angefüllt von Exogyra auricularis, Trigonia limbata, Venus ovalis und anderen Resten von Meeresbewohnern. 2) Mittlere Etage der Kreide, vorwaltend aus Glauconitmergeln bestehend. Die Schichtenreihe der mittleren Etage der Kreide von New Jersey besitzt 80—90 Fuss Mächtigkeit und besteht aus etwa 50 Fuss mächtigen Glauconitmergeln, während der Rest von eisenschüssigen thonigen Sanden und grobkörnigen, brau- nen Sandsteinen gebildet wird. Die erstgenannten Gesteine bestehen aus einer hellgrauen, feinerdigen Mergelgrundmasse mit runden, ovalen oder unregel- mässig abgerundeten, hirsengrossen Glauconitkörnern von hell- bis dunkelgruner Farbe. Durch zahlreiche Schlämmproben hat Herr Cook festgestellt, dass die Grünsandmergel jenes Kreide- 207 terrains 25-——90 Procent, und zwar im Mittel 65 Procent Glau- conitkörner enthalten, während der Rest grauer erdiger Mergel, Quarzsand und Molluskenschalensubstanz ist. Der Glauconit selbst führt nach zahlreichen, von der Landesuntersuchung an- gestellten Analysen 6—7 Procent Kali. Die Analysen der Glauconitmergel ergaben zugleich einen Gehalt derselben an Phosphorsäure, welcher bis zu 4 Procent betrug. Dieselbe ist theils au Kalkerde, theils an Eisenoxydul gebunden. Der phosphorsaure Kalk ist dem Grünsande in nadelkopfgrossen Körnchen von hellgruner Farbe beigemengt, während der Vi- vianit in bis haselnussgrossen, radialstrahligen Partien oder staubartig in jenen Gesteinen eingesprengt vorkommt. Am 'Telegraph Hill (südlich von Keyport) finden sich die Schalen von Gastropoden und Conchiferen in erdigen, bei Mullica Hill Belemniten in radialfaserigen Vivianit umgewandelt. Die Glauconitmergel des Staates New Jersey, deren Aus- gehendes des flachen Fallens der Schichten wegen ein Areal von etwa 30 [ jMeilen einnimmt, werden zur Düngung benutzt und zu diesem Zwecke in grossartigem Maassstabe abgebaut und versandt. Ihr Verbrauch belief sich im Jahre 1867 auf 20 Millionen Centner im Werthe von 2 Millionen Dollar. Ihrem paläontologischen Charakter nach zerfällt diese Schiehtengruppe von vorwaltenden Glauconitmergeln in ver- schiedene Zonen und Horizonte, denen jedoch allen die Füh- rung von Belemnites mucronatus gemein ist. Zuunterst liegt 1) dieZone der Squaliden. Gelblichbrauner oder grau- brauner Sandmergel, viel erbsen- bis nussgrosse, fremdartige - Rollstucke conglomeratartig umschliessend, mit zahlreichen scher- benföormigen Ge .den von Brauneisenstein, überzogen von Eisen- ocker. Ist in einer Mächtigkeit von 4 Fuss direct westlich von Middletown aufgeschlossen und fuhrt dort folgende organische Reste: Lamna texana RoEm., sehr häufig. Ozyrhina Mantelli Ac., sehr häufig. Callianassa antiqua OTTO, sehr häufig. Belemnites mucronatus Buaın., nur als Alveolen - Stein- kerne, ziemlich haufig. Pecten quadricostatus Sow., nicht haufig. Otodus appendiculatus Ac., seltener. Baculites Faujasiü Lan., selten. 14 * 208 Corax heterodon Reuss, selten. Coprolithus Mantelli Ac., selten. Steinkerne von Exogyra, Turritella und Fusus. Aller kohlensaure Kalk der organischen Reste in dieser Schicht ist vollkommen aufgelöst und weggeführt worden; so sind selbst die Scheiden von Bel. mucronatus vollständig ver- schwunden, für deren frühere Häufigkeit allein die ausgezeich- net erhaltenen Steinkerne der Alveoleuhöhlen Zeugniss ablegen. Die chitinhaltige Schalensubstanz der Callianassa - Fussglieder und Scheeren hingegen hat sich conservirt. 2) Zone der Exoyyra plicata. a) Glauconitmergel, 6 Fuss mächtig, mit Ostrea vesicularis Lam. in ausserordentlich grossen Exemplaren und in grosser Häufigkeit. Esxogyra plicata GOLDF. | Östrea larva Lam. Belemnites mucronatus BLAINvV.,sammtlich ziemlich häufig. Mosasaurus Mütchelli DEray. b) grünlichgrauer, braungeflammter und gestreifter Kalk- mergel, 10 Fuss mächtig, mit viel verwitterten Exemplaren von Exogyra plicata GOLDF. Östrea vesicularis Lam. c) Glauconitmergel, etwa 10 Fuss mächtig, ausserordeut- lich reich an organischen Resten von vortrefflicher Erhaltung, nämlich: Belemnites mucronatus Buain., stellenweise sehr häufig. Exogyra plicata GOLDF., sehr häufig. Östrea vesicularis Lam. Ostrea larva Lanm., beide sehr häufig. Exogyra ponderosa Rorm., seltener. Terebratella plicata Say, häufig. Terebratella Vanuxemiana LYELL und FoRrBES, in sehr seltenen Exemplaren. | Sämmtliche drei Niveaus sind aufgeschlossen z. B. bei Middletown, Nut-Swamp, Marlborough, Hohndel, Swedes- borough. d) Eisenschüssiger, brauner, thoniger Mergelsand mit vielen kleinen Kieselrollstüuckchen, sowie mit in schalige Scherben zerfallenden Brauneisenstein-Geoden. Aufgeschlossen zwischen 209 Middletown und Nut-Swamp, etwas nördlich von Blackwood- town, etwa 30 Fuss mächtig, mit: Ostrea und Exogyra-Steinkernen, ohne Zweifel solche von Exogyra plicata GOLDF. und ÖOstrea vesicularis Lam. Callianassa antigqua OrTTo. Scheeren und Fussglieder sehr haufig. Belemnites mucronatus Braısv. als Steinkern der Al- veolenhohlen. Luecina lenticularis GoLpF. als Steinkern, Terebratella plicata Say, ebenfalls nur als Steinkern, seltener. e) local: eisenschüssiger, rothbrauner Sandstein in 1 Zoll mächtigen Platten, anscheinend ohne organische Reste. In 5 Fuss Mächtigkeit aufgeschlossen + Stunde nördlich von Black- woodtown. 3) Zone der Arcaceen. a) Glauconitmergel, dunkel arsengrun bis dunkel lauchgrün etwa 10 Fuss mächtig, aufgeschlossen z. B. bei Tinton Falls und Blackwoodtown; mit: Arca glabra Sow. Arca ligeriensis d’Org., beide häufig. Arca exaltata Nıus., seltener. Baculites Faujasi Lam., selten; sämmtlich als Stein- kerne. Mosasaurus Mitchelli an, Wirbel und Zähne ziem- lich häufig. Hyposaurus Rogersiü Owen, nicht selten. Panzerbruch- stucke von Schildkröten, namentlicb von Emys (Adocus) beatus Lzipy sind häufiger. Local überlagert von einem einige Fuss mächtigen eisen- schüssigen Sandsteine. b) Grauer erdiger Kalkmergel mit ziemlich viel Glauconit- körnern; aufgeschlossen in 3 Fuss Mächtigkeit, z. B. zwischen Eatontown und Shrewsbury mit Steinkernen trefflicher Erhal- tung von: Ostrea lunata NıLs. Arca glabra Sow., häufig. Arca ligeriensis d’OrB. seltener. Baculites Faujasü Lam., seltener. 210 Voluta, Turritella, Rostellaria und Fusus; Species un- bestimmbar. ce) dunkelgraublaue Mergelthone, aufgeschlossen in 7 Fuss’ Mächtigkeit direct östlich von Eatontown, feruer bei New- Egypt, mit: Ostrea vesicularis Lam. Kleinere Varietät, an manchen Stellen fast die Hälfte des Schichtenmateriales bil- dend. Belemnites mucronatus BLAINV. Ostrea lateralis Nıus. seltener. 3. Obere Etage der Kreide. Diese etwa 27 Fuss mächtige Schichtenreihe wird zusam- mengesetzt von hellgelben Kalkmergeln , mergeligen Kalkstei- nen und Kreidetuff, welcher letztere den obersten Horizont der Kreide von New Jersey bildet und namentlich aus Bruch- stücken der Kalktheile von Organismen besteht. Belemnites mucronatus habe ich in dieser sonst ausserordentlich petrefakten- reichen Etage nicht angetroffen. Dieselbe erhält durch Tere- bratula Harlani und zahlreiche Bryozoen einen ausgeprägten . paläontologischen Charakter. Was die Mächtigkeit der einzel- nen Glieder dieser Etage betrifft, so wechselt dieselbe an jeder Localität, während ihre (resammt-Mächtigkeit ziemlich constant bleibt. Der folgenden Beschreibung liegt die Schichtenreihe, wie sie am Timber Creek etwa 2 Meilen südlich von Phila- delphia ausgezeichnet zu beobachten ist, zu Grunde. Diese beginnt mit: a) hellgrauen Mergeln mit ziemlich viel grellgrünen Glau- conitkörnern, angefüllt von Ostrea vesicularis Lam., besonders aber Terebratula Harlani Morr., so dass mehr als die Hälfte des Gesteines aus grösstentheils erhaltenen Schalen, nament- lich der letztgenannten Terebratula, besteht. Aufgeschlossen bei Brownville am Timber Creek, also im sudwestlichen New Jersey. Im Nordosten von New Jersey, z. B. bei Turtle Mill unweit Batontown ist diese Schicht als ein hell strohgelber Kreidetuff entwickelt, der an der Luft zu kleinen Schalen- bruchstüuckchen zerfällt. Diese 2 Fuss mächtige Lage besteht fast allein aus mehr oder weniger vollständig erhaltenen oder zerkleinerten Resten von Terebratula Harlani Morr. Ne- ben dieser wurden noch gefunden: 211 Eschara dichotoma GoLDF., sehr häufig. Ostrea vesicularis Lan., kleinste Varietät, häufig. Cellepora pusilla NıLs. 5 Nodosaria sulcata Nıus., beide häufig. Serpula triangularis Münsr., ziemlich selten. Pollicipes mazximus Sow., selten. | b) hell gelblichbraune, erdige Kalkmergel, an der Luft zer- fallend, 6 Fuss mächtig mit: Eschara dichotoma GoLDF., sehr häufig. Cidaris clavigera Koen. Cidaris sceptrifera Man. Serpula rotula MoRrr. Arca trapezoidea GEIN. Nodosaria sulcata NıLs., sammtlich häufig. e) strobgelber Mergelkalk, 1 Fuss mächtige Bank mit: Gastrochaena tibialis MoRT., in ihrer ausserordentlichen Häufigkeit das mergelige Gesteinsmaterial oft ganz verdrängend. Eschara dichotoma GOoLDF., häufig. Serpula rotula Morr., häufig. Cidaris clavigera KoEn. Cidaris sceptrifera ManT. Arca trapezoidea Gzin., sammtlich haufig. Östrea vesicularis Lam., kleinste Varietät, ziemlich häufig. Östrea lateralis Nils., ziemlich häufig. Coelosmilia? atlantica Morr., ziemlich häufig. Nodosaria sulcata NıLs., seltener. Nucleolites crucifer MOoRT., selten. Holaster cinctus MoRT., selten. d) Hell graugelber Kreidetuff, 15 bis 16 Fuss mächtig, fast allein bestehend aus kleinen, zum Theil abgerundeten Bruch- stucken von Bryozoen, Foraminiferen, Echiniden-Stacheln und Asseln, Conchiferen - Schalen. Ausserdem mit zahlreichen wohlerhaltenen Exemplaren von: Eschara dichotoma GoLDF., gewisse Lagen dieser Schicht ganz erfüullend, so dass man dieselbe mit Recht eine Bryozoenbank nennen kann. Serpula rotula Morr., sehr häufig. Cidaris clavigera KoEn. 212 Cidaris sceptrifera MAnT. Nucleolites crucifer MORT. Nodosaria sulcata NiLs. Cellepora pusilla Hac. Ceriopora sessilis Hac., alle häufig. Exogyra lateralis Nırs., ziemlich haufig. Holaster cinctus MoRrT., seltener. Cavaria pustulosa Hac., selten. Ditaxia compressa GOLDF., selten. Flabellaria cordata REuss, selten. Aulopora Sp. Dieser bryozovenreiche Kreidetuff ist die jüngste Kreide- schicht von New Jersey. Es ist dieselbe in ihrer ganzen Mäch- tigkeit und in grösserer Ausdehnung entblösst in den HYper’- schen Brüchen bei Brownville. Verknüpfung mit der Tertiärformation, Die auf den letzten Seiten beschriebene Schichtenreihe wird gleichfor- mig von losem, gelben Quarzsand überlagert, dessen unterem Horizonte ein local, z. B. südlich von Eatontown, entwickelter harter, brauner Quarzsandstein mit eisenschussigem Üämente und hier und da grösseren weissen Quarzkieseln angehört. Diese Sande und Sandsteine sind in ihrer nordöstlichen Er- streckung bis 50 Fuss, in ihrer nordöstlichen nur 10 bis 20 Fuss mächtig. Mit dem Kreidetuff sind dieselben in der Weise verknüpft, dass dessen oberste Lagen mehr und mehr sandig werden, bis alle Kalksubstanz verschwunden ist; statt ihrer erscheinen Glauconitkörner in jenem Sande. Ueber ihm lagern 87 Fuss mächtige, dunkelarsengrüne Glauconitmergel, sind in den ausgedehnten Mergelgruben von Squankum sehr gut auf- geschlossen und führen Lamna elegans Ac., Carcharodon angus- tidens Ag., Cardita planicosta Desn., Astarte Conradi Dana, Aturia Vanuxemi Conr., (Aturia ziczac Sow. sehr nahe stehend) und Turbinolia inauris MorT. in grosser Häufigkeit. Es gehört demnach dieser Glauconitmergel der Tertiärformation an und ist augenscheinlich eocän, während man die gelben Sande un- terhalb des Grunsandes als neutrale Grenzschicht zwischen der Kreide und dem Tertiär von New Jersey betrachten muss, Die letztgenannten tertiaren Glauconitmergel sind von man-. chen amerikanischen Geognosten der Kreide zugerechnet und die darin aufgefundenen organischen Reste als eretaceisch be- N EEE N A A LE a ea k h A ar aa e W A er 213 schrieben worden. So bezeichnet z. B. der Staatsgeologe Üook in seinem eitirten Werke die betreffenden obersten Grünsand- schichten zwar wiederholt als eocan, beschreibt dieselben aber dennoch an anderen Stellen ausführlich als zur Kreide gehörig (Geology of New Jersey, S. 36, 241, 243, 275 u. a.) und hat sie auf seinen geognostischen Karten ebenfalls als cretaceisch angegeben. So sind ferner von Leipy und Harnan Reste zweier Cetaceen, sowie eines Seehundes und einer Schnepfe aus dem Mucronaten- Grünsand von New Jersey beschrieben worden. Andere Geologen Deutschlands, Englands und Amerikas haben diese Mittheilungen in ihre Lehrbücher der Geognosie aufge- nommen und dadurch in weiteren Kreisen verbreitet. Wie jetzt Leipy selbst bekannt macht (Foss. Rept. $. 1), stammen diese fossilen Reste nicht aus der Kreide, sondern sind recenten Ursprungs. Auf derartigen Ungenauigkeiten und Irrthümern beruht der anscheinende Reichthum der Kreide von New Jersey an organischen Resten, vorzüglich Gastropoden und Oonchiferen. Im Museum der geognostischen Landesuntersuchung zu New Brunswick habe ich ausser Saurier- und Schildkrötenknochen, sowie Abdrücken von Blättern aus der untersten Kreide wenig mehr als die aufgezählten Kreidefossilien vorgefunden, so dass die von mir selbst gesammelten Reste die Mehrzahl der wesent- lichen Formen der Kreide von New Jersey zu repräsentiren scheinen. II. Die organischen Einschlüsse der Kreide von New Jersey.*) Pflanzen. In vielen Niveaus der unteren Kreideetage finden sich, wie im geognostischen Theile dieser Abhandlung bereits be- schrieben, zahlreiche verkoblte Stamm- und Astfragmente von Coniferen, welche bisweilen selbst Lignitflötze von wechselnder Mächtigkeit bilden können. Die Zugehörigkeit dieser Hölzer . zur Familie der Ooniferen ist sicher, ihr Erhaltungszustand ist jedoch nicht genügend gut, um zu erkennen, ob es Reste von *) Vollständige Zusammenstellungen der Synonyma der aus New Jersey bekannten Species würden bei der Beschreibung einer Localfauna, wie der vorliegenden, zu weit führen und müssen allgemeineren, systema- tischen Arbeiten überlassen bleiben. 214 = Araucarien, Abieten, Piniten oder einer anderen Coniferen- gruppe sind, da sich die Tüpfel nicht mehr beobachten lassen. Noch weniger Bestimmtes lässt sich über die Blattabdrücke sagen, welche in so grosser Anzahl in den Sphärosideriten und feinkörnigen, thonigen Sandsteinen derselben Etage vor- kommen. Es steht nur fest, dass sie von Angiospermen ab- stammen. Nach ihren äusseren Umrissen zu schliessen, mögen es Blätter von Betula, Salix und Sassafras sein. Neben diesen Vorkommen erkannte Herr Prof. Schenk jüngere Zweige und Blätter einer Sequoia. Die Pflanzen, deren Reste die untere Kreide von New Jersey birgt, sind nicht an Ort und Stelle gewachsen, sondern an den Strand getrieben worden. Die regellose Lage der Frag- mente, ihr oft ganz vereinzeltes Vorkommen in Mitten reiner rate der einstigen Ufer, die zahlreichen Bohrmuschel- gange in den Hölzern liefern dafür Beweise. Thiere. Amorphozoa. Flabellina cordata Reuss. Reuss, Böhm. Kr. IL, S. 32, t. 8, f. 39, Frondicularia ovata Rormer, Kr. S. 96, t. 15, £. 9. Langoval, dünn zusammengedrückt, gegen 15 Kammern mit bogenförmigen Scheidewänden, 2 erste, kleinste Kammer schwach knotig gewölbt. Selten in den Bryozoen-Schichten von Brownville. Nodosaria sulcata NiLs. Roenmen, Kr. S. 9. Nod. Zippei Reuss, Böhm. Kr. 1., S. 25, t. 8, £. 1. Diese zierliche, pfriemenförmige, durchschnittlich 12 mal tief eingeschnüurte, längsgefurchte Foraminifere liegt in 18 Mm. langen Exemplaren vor. Die kleine, centrale, schnabelförmige Verlängerung der obersten Kammer und die in ihr befindliche ÖOefinung zum Austritt der Sarkode ist nicht selten erhalten. Häufig in der Bryozoen- Schicht von Brownville und Turtle Mill. 215 Polypi (bearbeitet von Herrn Wilh. Bölsche). Trochosmilia ? inauris Morr. Turbinolia inauris Morton, Syn. of the org. rem, of the cret. group. eat. 19, 11... 1894. Trochosmilia ? inauris M. Eow. u. H. Pol. foss. des terr. paläoz. 8. 47. 1851. Polypenstock verlängert kegelförmig, in der grösseren Axe mehr oder weniger stark gebogen, mit nur sehr kleiner An- heftungsstelle an der unteren Spitze. Rippen von der Basis an sichtbar, gleich breit, abgerundet; die Rippe, welche sich an der äusseren convexen Krümmungs-Seite befindet, springt scharf hervor, so dass auf diese Weise dort die Seitenflächen des Polypenstockes winkelig begrenzt erscheinen. Kelch ellip- tisch. 36 Septen, von denen 18 grössere und 18 kleinere (auf 3 Mm. kommen 4—5). Vorkommen. Die vorliegenden Exemplare stammen aus den Bryozoen-Schichten von Brownville; nach F. RoEmER findet sich diese Species in grosser Menge auch zu Squankum in New Jersey, nach Morrox in der Kreide von Alabama, Bemerkungen. Leider war das Innere der Kelche bei den Exemplaren, die mir bei der Untersuchung zu Gebote standen, so mit frem- der Gesteinsmasse angefüllt, dass es unmöglich war, Genaueres über die Columella, Querleisten u. s. w. feststellen zu können. Nach dem Vorgange von MırLne Epwarps u. Haıne habe ich die Species vorläufig bei Trochosmilia gelassen. Charakte- ristisch ist für Tr. inauris schon die eigenthümliche Gestalt des Polypenstockes. Parasmilia balanophylloides BOÖLSCHE. Polypenstock fast cylindrisch und mit sehr breiter Basis festgewachsen. Die von der Basis an sichtbaren, ungefähr gleich breiten, abgerundeten Rippen fein gekörnelt. Kelch kreisformig. Columella papillös, wenig breit. 4 Cyclen von dicht gedrängt stehenden Septen (auf 2 Mm. kommen 6—7) in 6 Systemen vollständig entwickelt. Septen des ersten und zweiten Cyclus gerade, bis zur Columella reichend. Die Sep- 216 ten des ersten Oyclus bleiben allein frei; die anderen Oyclen sind durch ihre inneren Kanten in allen Systemen auf gleich- mässige Weise vereinigt; die Septen des dritten Oyclus ver- einigen sich mit denen des zweiten Oyclus nicht weit von der Columella. Die den vierten Cyclus bildenden Septen der vier- ten und fünften Ordnung krümmen sich gegen den dritten Cyclus hin und vereinigen sich mit ihm ungefähr in der Mitte zwischen dem Centrum und dem Rande des Kelches. Seiten- flächen der Septen stark gekörnelt; die Höckerchen sind oft so stark entwickelt, dass sie sich mit denen der benachbarten Septen verbinden und auf diese Weise falsche Synaptikeln bilden. Querleisten selten. Kelchdurchmesser 5 Mm.; Höhe des Polypenstockes 5 Mm. Vorkommen: sehr häufig in dem plastischen Thone (Zone der Trig. limbata) von Woodbury, auf den Schalenbruch- stucken von Gervillia solenoides aufgewachsen. Bemerkungen. Die vorliegende Species unterscheidet sich leicht von den bekannten Parasmilien der Kreide und des Tertiärs durch die regelmässige Vereinigung der Septen der verschiedenen Cyclen unter einander. Die Anordnung der Septen erinnert an die schönen Kelchzeichnungen, die man bei verschiedenen Gattun- gen der Fungiden und Eupsammiden findet. Astraea eretacea BÖLSCHE. Der kleine, halbkugelförmige, aus verhältnissmässig weni- gen Individuen zusammengesetzte Polypenstock ist mit sehr breiter Basis festgewachsen; die jüngeren Kelche entstehen durch extracaliculäre Sprossung zwischen den Rändern der älteren; die 4— 5 Mm. grossen, polygonalen Kelche sind durch scharf hervortretende Mauerränder vollständig von einander ge- schieden. Kelchgrube tief. Columella ziemlich stark ent- wickelt, spongiös, an der Oberfläche papillös. 3 Cyclen von Septgen, die nicht den Kelchrand überragen, in 6 Systemen ausgebildet (auf 2 Mm. kommen 3—4). Die Septen des ersten und zweiten Oyclus gleich gross, die des dritten Cyelus vereinigen sich nicht weit von der Columella mit ihrer inneren Kante mit den Septen des zweiten Cyclus. Die dünnen Septen sind dicht bedeckt mit Höckerchen, die mehr oder weniger in | AM E' 217 Reihen geordnet sind. In manchen Kelchen sind die Tuber- keln ein- und derselben Seitenfläche namentlich in der Nähe der Mauer und der Columella so stark entwickelt und so un- ter einander vereinigt, dass die auf diese Weise verdickten Septen fast ein schwammiges Ansehen erhalten. Querleisten nicht selten, dunn. Vorkommen: im plastischen Thone (Zone der Exo- gyra auricularis) von Woodbury und Haddonfield. Bemerkungen. Die vorliegende Species ist, soweit mir bekannt, die erste aus der Kreide beschriebene. Sie unterscheidet sich von den meisten in dem Tertiär oder den jetzigen Meeren vorkommen- den Arten der Gattung Astraea durch das Vorhandensein von nur 3 Cyclen von Septen. Die lebende Astraea expansa, die eine gleiche Anzahl besitzt, ist nach der kurzen von MiıLNE Epwarps und Hamme gegebenen Diagnose von ihr zu unter- scheiden durch die Art der Kelchbegrenzung. Coelosmilia? atlantica MoRrr. Anthophyllum atlanticum Moer., Synopsis S. 80, t. 1, f. 9 und 1. Montlivaltia atlantica LonspaLe, Quart. Journ. Vol. I. S. 69. Coelosmilia ? atlantica Eow. u. H., Hist. nat. d. cor, foss. T. II. S. 179. Ebenso wie die den Morrox’schen und LonspaLe'schen Beschreibungen und Abbildungen zu Grunde liegenden sind auch unsere Exemplare nur innere Steinkerne des oberen Theiles des Kelches. Dieselben lassen sich nicht bestimmen. Nach Epwarps und Hame gehören sie vielleicht zu Coelo- smilia. Ziemlich häufig in dem bryozoenreichen Mergelkalke von Brownville. Echinodermata. Nucleolites crucifer Morr. Morrox, Synopsis rem. cret group. 8.94, t. 3, f. 15. Desor, Synop. d. echin. foss. S. 262. In Bruchstücken ziemlich häufig, gut erhalten seltener in den bryozoenreichen Mergeln von Brownville.. Nach Morron’s Abbildung von Exemplaren von derselben Localität ist deren Identität mit unseren Exemplaren sicher. Seines schrägen 218 Peristomes wegen rechnet D’ORBIGNY diesen Seeigel zu seiner Gattung Trematopygus. Holaster cinctus MoRrT. sp. Ananchytes cinctus Morton, Synops. S. 78, t. 3, £. 19. Cardiaster cinctus Desor, Synopsis d. echin. foss. S. 346. Ein kleiner herzförmiger Hoelaster mit ziemlich stark ge- wölbter Oberseite und auf dieser hinter dem Scheitel eine breite, vom Scheitel bis über den Rand laufende Rinne. Von Dssor wurde diese Species nach Morron’s Abbildung, trotzdem, dass diese keine Fasciole zeigt, zu Cardiaster ge- stell. Die Fasciole fehlt aber in der That, nicht nur in MoRr- tuns Zeichnung, wie DssoR voraussetzte. Der betreffende Seeigel gehört deshalb zu Holaster, nicht Cardiaster. Nach den vorliegenden, mangelhaft erhaltenen Exemplaren eine Iden- tification mit europäischen vorzunehmen, würde zu gewagt sein. Selten in der obersten Kreideetage, z. B. bei Brownville. Cidaris clavigera Korn. und (. sceptrifera Man. Roemen, Kr. S. 28. Cidaris diatrelum Morton, Synops. S. 75, t. 10, f. 10 und t. 3, f. 7. Bruchstucke walzenförmiger Cidariten - Stacheln, die ent- weder mit schmalen gekörnten oder mit sägezahnähnliche Zacken tragenden Längsreifen versehen sind, also (id. clavigera und sceptrifera anzugehören scheinen, sind ziemlich häufig in der ganzen bryozoenreichen Kreide. Seltener sind die hierzu ge- hörigen Asseln. Von Morton wurden diese Asseln und Stacheln als Cid. diatretum beschrieben. Bryozoa. - Eschara dichotoma GOLDF. E. dichotoma Hacznow, Bryoz. Mastr. S. 79, t. 9, f. 18 u. 19. E. digitata Morton, Synops. S. 79, t. 13, f. 8. E. digitata LonspaLe, Quart. Journ. I, S. 73. Pliophtaea sagena Morton. Cook, Geol. of New Jersey S. 376. Breite, plattgedrüuckte, verästelte Stämmchen, aus zwei Zellenschichten bestehend, die im @uerbruch deutlichst zu EBEN WACH: . N A a a 4 = its pr > NE gg h Dt ODE Pe a a 219 beobachten sind. Ihre Oberfläche besteht aus regelmässigen sechseckigen, flach vertieften Zellen, welche in abwechselnden Längsreihen, also im Quincunx liegen und durch zarte Furchen geschieden werden, wodurch sechsseitige Felder mit erhöhten Rändern gebildet werden. Die centralen Zellenmündungen sind halbkreisförmig zart umrandet. Loxspaue hielt 1845 Morton’s Species E. digifata neben dichotoma aufrecht. Die specifischen Unterschiede, die er für sie geltend macht, beruhen jedoch auf der nicht ganz gelunge- nen Abbildung von GOoLDFUSS. Sehr häufig in der obersten Etage der new-jerseyer Kreide, besonders im Kreidetuif bei Brownville, der von ihr ganz an- gefüllt ist, so dass man sie in den Wasserrissen zusammen- fegen könnte. Cellepora pusilla Hac. Bryoz. v. Mastr. S. 88, t. 10, f. 9. Als Ueberzug auf Ter. Harlani und Ostr. vesicularis, wobei die sack- oder tulpenförmigen Zellen in nach allen Richtun- - gen radial ausstrahlenden Reihen angeordnet sind. Bei sehr gut erhaltenen Exemplaren sind die kleinen ringförmigen Neben- poren an jeder Seite der Mündung deutlich sichtbar. Gewohn- lich ist die gewölbte Zellendecke abgerieben und dann nur die gegenseitige Zellenbegrenzung in Form sechsseitiger, abgerun- det vierseitiger oder ovaler Zellenwände erhalten, welche dann wie ein weitmaschiges Netz die Unterlage überziehen. Dieselbe Bryozoen- Species kommt auch frei in lappig ausgebreiteten, liniendicken Wänden vor, deren Querbruch eine Ueberlagerung vieler Celleporen - Schichten zeigt, von denen allmälig eine die andere überzogen hat. Häufig im Kreidetuff bei Brownville und Turtle Mill. Cellepora granulosa Hac. Hagenow, Neues Jahrb. 1839, S. 270. Napfförmiger, Lunulites-ähnlicher Bryozoenstock von sack- formigen, sich gegenseitig am Fusse bedeckenden und scharf gekörnelten Zellen. Die grosse, halbkreisförmige, auf der Höhe der Zelle gelegene Mündung ist auf ihrer bogigen Seite von einem zarten Rande umgeben, welcher sich zu jeder Seite, also 220 links und rechts von der Mündung, etwas ausbreitet und eine ausserordentlich kleine Pore umfasst, welche nur unter sehr scharfem Glase sichtbar wird. Selten in den Bryozoen-Schichteu am Timber Creek. Ceriopora sessilis Hac. Hacznow, Bryoz. v. Mastr. S. 53, t. 5, f, 7. Mit runden, dicht an einander stehenden Zellenmundungen bedeckte, kräftige Stämmchen. Die Zellen liegen radial aus- strahlend in geneigter Richtung. | Sehr häufig in den Bryozoen-Schichten von Brownville. Ditaxia compressa ÜGOLDF. sp. Hasenow, Bryoz. v. Mastr. S. 50, t. 4, f. 10. Rindenförmige Incrustationen auf z.B. Eschara dichotoma. Häufig am Timber Creek. Aulopora spec. 3 bis 5 aufgebläht- ovale Zellen mit sehr kleinen Mün- dungen liegen perlschnurähnlich angeordnet vor einander, meist auf Esch. dichotoma. Häufig in der Bryozoenschicht am Timber Creek. Cavaria pustulosa Hac. Hasczenow, Bryoz. v. Mastr. S. 54, t. 6, £. 2. Sich gabelig theilende, kurze, hohle, cylindrische Stamm- chen mit dünnen Wandungen. Diese bestehen, wie bei den von Hagenow beschriebenen Exemplaren aus lauter den Wan- dungen fast parallelen Röhrchen, welche am oberen Ende der Stäammchen dicht neben einander münden. Die äussere Ober- fläche der Seitenwandungen des Stockes mit unregelmässig zerstreuten, ringförmig umrandeten Zellenmündungen. Selten in der Bryozoenbank von Brownville. f Ep a Fe a u! x“ Dal Many Era WEN Sale = 13 aaa A 2 BD A Dre Pu ER RETAIL E rt Ve y# a 221 Brachiopoda. Terebratula Harlani MoRrtr. Morton, Synopsis 8.70, t. 3, f.1 und t. 9, £.8 u. 9. Quenstept, Brachiop. S. 378, t. 48, f. 47. Ter. fragilis Morr., Synops. S. 70, t. 4, £. 2. Morton sowohl, wie neuerdings QuEnsTEDT haben |. c. diese eiförmige bis abgerundet cylindrische, bis zu 75 Mm. lange und dann 45 Mm. breite Terebratel, QuEsstEepDT auch ihr Inneres beschrieben. Ich beschränke mich deshalb auf einige Bemerkungen über die Schalenstructur, die verticale Verbrei- tung und die europäische Verwandtschaft der Ter. Harlani. Schalenstrucetur. Die Schale der Ter. Harlani besitzt eine ausserordentlich fein- und sehr langfaserige Structur, und zwar durchsetzen diese Fasern oder Prismen die Schale in sehr spitzem Winkel und liegen Linien parallel, die man vom Schnabel nach dem Schalenrande ziehen kann, sind also radial strahlig angeordnet. Manche der vorliegenden Schalen lösen sich unter dem leichtesten Drucke des Fingers in dünne Fä- serchen auf. Auch der Brachialapparat besteht aus solchen Prismen. Dergleichen Kalkfasern besitzen Seidenglanz und erscheinen unter dem Mikroskope aus noch zarteren plattge- druckten Fäserchen zusammengesetzt. Die Canäle, deren Mündungen das chagrinartige Aussehen der Schalenoberfläche bewirken, stehen ziemlich dicht neben einander und setzen durch die faserige Schalensubstanz senk- recht hindurch, wenigstens zeigen sammtliche einander deckende Lagen von Faserbundeln, in welche die Schale zerlegbar ist, dieselbe Chagrinirung, mit anderen Worten Durchschnitte durch die Röhrchen. An manchen Schalenbruchstücken sind die Canäle in ihrem ganzen Verlaufe von der Aussenfläche bis zur Innenflächke der Schale mit der Lupe deutlichst wahrzu- nehmen, Innerhalb dieser auf die beschriebene Weise zusammen- gesetzten, verhältnissmässig sehr dünnen Schale befindet sich eine partielle kalkige Auskleidung, ein Callus. Diese ist be- schränkt auf die Ventral- (Schnabel-) Schale, und zwar auf die Zeits. d. D. geol. Ges. XXIJ, 2. 15 222 Innenseite des Schnabels und auf die Schlosspartien der Schale. Hier bildet sie 3 bis 8 Mm. dicke Anschwellungen unterhalb des Articulations - Apparates und auf beiden Seiten der Cardinalmuskeleindrucke, fullt oft den Haftmuskelcanal fast vollständig aus, beengt denselben wenigstens sehr bedeutend und verleiht der ganzen in der Nähe des Schnabels und des Schlosses gelegenen Schalenpartie Halt und Festigkeit. Diese partielle Kalkauskleidung fehlt bei jüngeren Individuen stets, bei ausgewachsenen selten, aber doch manchmal, und ist bei gleichgrossen Exemplaren sehr verschieden stark entwickelt. Es ist dieselbe eine Secretion späterer Lebensperioden des Thieres, ist von der äusseren faserigen und von sehr deutlich sichtbaren Canälen durchbohrten Schale durch eine ausge- prägte Absonderungsfläche getrennt und unterscheidet sich von derselben augenblicklich und scharf durch die Verschiedenheit in Farbe und Structur, in dem sie nicht faserig, sondern fein- körnig bis dicht ist und anscheinend von den Canälchen nicht durchbohrt wird. Letzere enden vielmehr scheinbar auf der Trennungsfläche der beiden Schalenlagen. Bei günstiger Beleuchtung und schärferer Vergrösserung ist jedoch auch die Fortsetzung der Canälchen in die innere Schalensubstanz zu beobachten; diese Röhrchen sind jedoch ausserordentlich fein. Eine auf dem Querbruche des Oallus wahrnehmbare, schwache hellere und dunklere Streifung zeigt, dass die Absonderung am Schnabel begonnen und sich in der Weise lagenförmig weiter ausgebreitet hat, dass jede einzelne Lage sich etwas weiter ausdehnte, als die unter ihr. Das Auftreten einer derartigen, die eigentliche Schalen auskleidenden Kalksubstanz von solcher Dicke ist eine aussergewöhnliche Erscheinung. Varietäten. Die äussere Gestalt der Ter. Harlani ist mannichfachen Schwankungen unterworfen. So dehnt sich zu- weilen die typische, abgerundet-cylindrische Gestalt mehr in die Breite aus, rundet sich zu und kann selbst fast scheiben- förmig werden. Auch nimmt sie durch stärkere Ausbildung ihrer gewöhnlich flachen und kurzen Buchten und Falten einen biplicaten Charakter an und repräsentirt dann die Form, welche Morro8 |]. c. als Ter. fragilis beschrieben und abgebildet hat. Auch F. Rormer hält die von ihm in Amerika gesammelte Ter. fragilis MorT. für nichts als eine Varietät von Ter. Har- 223 lani, wie eine Notiz auf der Etiquette betreffender Exemplare im Berliner Museum besagt. Die Mehrzahl der von F. RoEMER aus New Jersey mit nach Europa gebrachten Exemplare von Ter. Harlani gehören der biplicaten Varietät an, während ich bei meinem Aufenthalt dortselbst nicht ein einziges derartiges Exemplar fand. Die beiden Modificationen mögen auf be- stimmte Localitäten oder Horizonte beschränkt sein, von denen nieht immer beide zugleich Aufschlüsse bieten mögen. Die Schwankungen in der Stärke und Ausdehnung des Callus bei den einzelnen Exemplaren sind bereits hervorgehoben worden, ebenso das häufige Fehlen dieser Kalksecretion. Verticale Verbreitung und Häufigkeit. Das Vorkommen von Ter. Harlani ist beschränkt auf eine nur wenige Fuss mächtige Schicht in der obersten Kreideetage von New Jersey, füllt diese aber vollständig an, so dass deren Material wenigstens zur Hälfte aus Terebratula-Schalen be- steht. Man kennt das Ausgehende dieser Terebratelzone in New Jersey in einer Länge von mehr als 20 deutschen Meilen, hat es ausserdem aber noch in den benachbarten Staat Dela- ware hinein verfolgt. Die Häufigkeit der Terebratula Harlani in dem Meere, dessen Niederschläge jene Terebratula - Bank repräsentirt, muss demnach ganz ausserordentlich gewesen sein, während sie aus den Schichten oberhalb und unterhalb der beschriebenen Zone nicht bekannt ist. Verwandte europäische Species. QUENSTEDT nennt ‚Ter. Harlani „höchst verwandt mit Ter. carnea,“ was ich durch- aus nicht finden kann, indem beide weiter keine als die gene- rischen Charakteristica gemein haben, in den übrigen aber weit auseinandergehen. Mir ist nur eine Terebratel der Kreide- formation bekannt, welche in ihrem allgemeinen Habitus und in ihren Dimensionen mit Ter. Harlani grössere Aehnlichkeit besitzt, nämlich Ter. Sowerbyi Has. (Jahrb. 1842, S. 541, nicht Ter. Sowerbyi Nyst. Belg. 642, welche identisch mit Ter. gran- dis ist) aus dem Senon von Rügen und Belgien. Die Aehn- lichkeit dieser Form mit Ter. Harlani ist so bedeutend, dass man sie mit Recht als geographischen Repräsentanten ein und derselben Grundform betrachten darf. i5* ur > BAER NEE Tas BE a N er % a a ae ; Oi ER a 224 Terebratella plicata Say sp. Americ. Journ. Vol. II, S. 43. Terebratula Sayı Morr. Synops. 71, t. 3, f 3-4. Ter. Sayi Quensteot. Brachiop. S. 265, t. 44, f. 94 und 9. Terebratulina plicata Dana. Geology, S. 474, f. 751. Nachdem Quessteot diese Terebratella so gut abgebildet hat, sind nur noch einige Ergänzungen mit Bezug auf das Brachialgerüst und die Schalenstructur derselben erforderlich. Im Inneren der kleineren Schale fällt zuerst der kräftige Schlossfortsatz auf, auf dessen oberem Ende sich zwei durch einen scharfen Steg geschiedene Grubchen befinden, in welchen die Cardinalmuskeln ihre Haftstellen fanden. Beiderseitig lehnt sich an den Schlossfortsatz eine kleine Schlossplatte, hinter welcher die Articulationsgruben liegen. Das Septum reicht bis unter die Mitte der Schalenlänge, auf seinen beiden Seiten lie- B: gen die langelliptischen Adductormuskelmale. Die Brachial- schleife, welche an einer Anzahl Präparaten in fast ihrem gan- zen Verlaufe verfolgt wurde, ist in der Mitte der Schale durch Querleistchen mit dem Septum verbunden. Sie erstreckt sich bis in die Nähe des Stirnrandes und biegt sich dann bis jen- seits der Querleistehen zurück. Die vorliegende Terebratulide gehört somit dem Genus Terebratella an, nicht aber Terebra- E tulina, wie Dana wiederholt angiebt. Die Dorsalschale selbst ist ziemlich stark und enthält tiefe, in ihrem Verlaufe sich geweihähnlich verästelnde Gefäss- eindrüucke. Der innere Bau der Ventralschale bietet nichts von den allgemeinen Eigenschaften anderer Terebratellen Abweichendes, 2 bis auf ein kräftiges, hohes mittleres Septum, welches sich E zwischen den oberen Malen der Cardinalmuskel erhebt und mit zur Anheftung dieser letzteren gedient haben mag, keinenfalles aber als „innerer Ausdruck des Sinus am oberen Ende der B. Schale“ (Quensteor Brachiop. S. 263) gedeutet werden darf. Die Schalenstructur ist in der Weise feinfaserig, dass die zarten Prismen in sehr spitzem Winkel zur Schalenober- fläche stehen. Auf dem Querbruche sind die Perforationen, deren Mündungen ein chagrinartiges Aussehen der Oberfläche veranlassen, mit der Lupe in ihrem ganzen Verlaufe zu beob- achten. ar 2 Wa ae A N ?' Weä BET ART en ed IT ae ee 4 Ber nf = m. Ka; TEL RN Y rg Er a De h y H £ ü ER “ un 4 Fi 225 Mir ist keine mit Ter. plicata identische oder nahe ver- wandte europäische Species bekannt, vielmehr ist dieselbe eine der wenigen specifisch amerikanischen Kreideversteinerungen. Ter. Vanuxemiana LyELL und ForgBes (Quart. Journ. ‚Vol. I, S. 63) ist in wenigen, sehr seltenen Exemplaren mit Ter. plicata zusammen gefunden worden. Herr Smock theilt mir mit, dass er während seiner mehrjährigen Untersuchungen der Kreide von New Jersey nur 1 oder 2 Exemplare dieser Species zu Gesicht bekommen habe. Jedoch scheint sie nur eine Modification von Ter. plicata zu sein, an welcher zwei seitliche Radialrippen besonders deutlich hervortreten. Ter. plicata ist in schön erhaltenen Exemplaren häufig in dem mittleren Horizonte der Zone der Exogyra plicata, z. B. bei Marlborough und Nut Swamp. In den etwas höher liegen- den Schichten von eisenschüssigem Mergelsande ist sie seltener und nur als Steinkern erhalten. Pelecypoda. OÖstrea vesicularis Lam. Gryphaea convexa Say. Morton. Synops, S. 53, t. 4, f. 1 und 2. Gryphaea mutabilis Morton, Synops. 8. 53, t. 4, f. 3. Pycnodonta vesicularis Cook, Geol. of N J., S. 375. Die Kreide von New Jersey besitzt drei ausgeprägte Spielarten der Ostr. vesicularis. Die erste Varietät mit stark bauchiger, schief eiför- miger Unterschale. An dieser wird durch eine meist scharf ausgeprägte Furche ein vorderer, kräftig entwickelter Flügel ab- geschnitten. Auf ihrer Oberfläche haben sich an manchen Exemplaren dunkelbraun gefärbte, radialstrahlige Bänder er- halten, von denen sich ein breiteres genau in der erwähnten Furche hinzieht, während drei schmälere auf der kielartigen Wölbung und zwei noch feinere ganz in der Nähe des seitlichen Randes der Schale hinlaufen. Auf der oberen, flachen Schale tritt die radialstrahlige Furchung sehr deutlich hervor. Die Individuen erreichen mehr als 150 Mm. Länge und besitzen bis 25 Mm. dicke Schalen. Diese scharf fixirte Varietät ist in New Jersey auf die Zone der Exogyra plicata beschränkt, kommt aber in dieser in grosser Häufigkeit vor. Say und Morton beschrieben sie als 226 Gryph. convexa. Sie stimmt genau mit der grossen dickschali- gen Varietät der Ostr. vesicularis von Rügen, Ahlten, Haldem und Meudon, sowie d’OrBıcnY'’s Abbildung in Pal. frane. ter. eret. Vol. III, t. 487, f. 1 und 2 und Goupruss t. 81, f. 2, d und f. Die zweite Varietät ist dunnschaliger, kleiner (höch- stens 70 Mm. lang) regelmässiger oval als die vorige Varietät, deren stark entwickelter Flügel ihr ausserdem fehlt, an ihr vielmehr nur schwach angedeutet ist, wodurch ihre Gestalt gleichseitiger wird. Ferner weist keine einzige der vorliegen- den flachen Deckelschalen die für die vorige Varietät so cha- rakteristische Radialfurchung auf. Diese Spielart, von MoRTON Gryph. mutabilis genannt, kommt allein, aber sehr zahlreich in der Zone der Arca glabra, also ca. 50 Fuss oberhalb des Ho- rizontes der vorhin beschriebenen Varietät vor. Die dritte Varietät ist sehr dünnschalig, noch kleiner als die vorige und gleicht vorliegenden Exemplaren aus dem Mastrichter und Gehrdener Senone, sowie d’Orsıcny’s Abbil- dung t. 487, f. 4 und 9, — Goupruss t. 81, . 2eund , — Reuss böhm. Kr. t. 39, f. 21 und t. 30, f. 2 bis 8. Sie ge- hört ausschliesslich der Zone der Ter. Harlani, also einem der obersten Horizonte der Kreide von New Jersey an. Diese drei Spielarten der Ostrea vesicularis liefern ein Bei- spiel seltener Deutlichkeit von der allmäligen Verkummerung einer Species. In einer Schichtenreihe von etwa 100 Fuss Mächtigkeit sinkt die als erste Varietät beschriebene massive, dickschalige Ostrea von ihren colossalen Dimensionen herab zu einer kleinen zerbrechlichen Form, und selbst diese ver- schwindet während der spätesten Kreidezeit. Ostrea larva Lam. Dana, Man. of Geol. S. 475, f. 753. ? Coox, Geol. of N. J. 8. 375. fer Ostr. falcata Morton Synops. S. 50, t. 30. f. 9 an t. 9, 1,6. und Sichel- oder hufeisenförmig in der Ebene des flachen Ruckens gebogen, der aussere Rand mit 6 bis 8 tiefen, scharf zickzackförmigen Falten, der innere Rand mit ebensoviel klei- neren zahnartigen Falten. Auf beiden Seiten der dreieckigen Ligamentgrube mit Aügelformigen Ausbreitungen, und diese mit 4 bis 5 kleineren Falten. 227 In ihrer Jugend ist diese Östrea nur schwach sichelförmig gekrümmt und besitzt wenigere und flachere Falten. Auch an manchen ausgewachsenen Exemplaren sind die Falten weniger scharf ziekzackförmig, sondern flacher gerundet, — an noch anderen sind sie mehr randlich, laufen nicht bis auf den Rücken der Schale, sind daher kurzer als bei den gewöhnlichsten Formen, während der Rücken breiter und ebe- ner wird. Diese beiden Spielarten nennt MorTon O. nasuta und O. mesenterica. Vorkommen: Selten in dem Horizonte der Triyonia lim- bata in der unteren Kreideetage z. B. bei Woodbury. Die hier vorkommenden Exemplare sind alle klein, zart und zierlich und erreichen kaum ein Drittel der Durchschnittsgrösse der typischen Formen. Letztere sind sehr häufig in der Zone der Exogyra plicata z. B. bei Nut Swamp, Marlborough u. a. Lo- ealitäten. | Ostrea lunata NiLs. Goupruss. Petr. Germ. II, S. 11, t. 75, f. 2. Flach, sichelförmig; der äussere Rand mit 2 bis 3 abge- rundeten, bogigen Falten, der innere Rand glatt. Zwar O. larva in ihrer allgemeinen Gestalt ähnlich, aber durch Zahl, Grösse und Rundung der bogigen Falten von ©. Zarva mit ihren scharf- zackigen, zahlreicheren, kürzeren Falten unterschieden. Häufig im “rünsande der Arcaceen-Zone.bei Eatontown. Ostrea acutirostris NıLs. Goıpruss. Petr. Germ, II, S. 25, t. 82, f. 3. Der Wirbel der unteren Schale ist lang und gerade aus- gezogen, wodurch diese eine schräg trichterförmige Gestalt er- hält. Die untere Fläche des Wirbels wird von einer hohen dreieckigen Ligamentgrube gebildet, welche auf jeder Seite von einem schmalen, scharfen Wulste eingefasst ist. Die Oberfläche der Schale mit vom Wirbel ausstrahlenden, runzeligen Falten und starken Anwachsstreifen. | Vorkommen: selten in der Zone der Trigonia limbata bei Woodbury. 228 Ostrea lateralis Nıus. sp. Exogyra lateralis Reuss, böhm. Kr. Vol. II, S. 42, t. 27, f. 39—49. Ostr. lateralis GoLpr. Petr. Germ, Il, S. 24, t. 82, f. 1. Die gewölbte Schale ist stark aufgebläht, dünn, langoval und 15—20 Mm. lang. Der Wirbel ist bei manchen Exem- plaren gerade, bei anderen seitlich eingerollt und dann Exogyra ähnlich; stets mit seitlich gelegenem Anwachsmal. Unterhalb des Wirbels auf dessen linker Seite ist die Schale mit einer schmalen flügelartigen Ausbreitung versehen. Die Deckelklappe ist flach, schmal, langoval, auf der Aussenseite mit 6 bis 8 hervorstehenden concentrischen Falten. Mit Reuss u. A. halte ich Gryphaea vomer MoRToN, Synops. S. 54, t. 9, f. 5, für hierher gehörig. Tertiär, wofür GEINITZ (Quad. Deut. S. 202) diese amerikanische Species MOoRToN’s anspricht, ist sie jedenfalls nicht. Im höchsten Niveau der Arcaceen-Zone bei Eatontown, sowie in den Bryozoen -Schichten am Timber Creek ziemlich häufig. Exogyra plicata GoLDF. Gorpr. Petr. Germ. II, S. 37, t. 87, £. 5 a—f. Exogyra costata Say. MorrTon, Synops. S. 55, t. 6, f. 1—4. Exogyra costata RoEMER, Kr. v. Texas S. 72. Exogyra costata Cook, Geol. of N. J. S. 374. Diese von Say, MorTox, LYELL, ROEMER, Cook u. A. als Exogyra costata beschriebene oder angeführte Bivalve darf von Exog. plicata GoLDF. nicht getrennt werden. Vergleiche von mir gesammelter amerikanischer mit mastrichter Exemplaren des Berliner Museums machen diese Identität unzweifelhaft. Aus den Abbildungen von GoLpruss, t. 87, f. 5, hätte letztere nicht geschlossen werden können, da die vorliegenden Exem- plare beider Fundorte von der citirten Abbildung in verschie- denen Punkten abweichen. Die grössere Klappe der vorliegen- den Exog. plicata von Mastricht und New Jersey ist hochge- wölbt mit einem stumpfen Rückenkiel und abgerundeten, aus- strahlenden, dicht an einander stehenden Falten versehen, welche auf dem Kiel entspringen und in ihrem Verlaufe dichotomiren, wodurch ihre Zahl 30 bis 40 erreicht. Die kleinere Klappe 229 ist oval, flach, mit concentrischen, abstehenden Anwachslamellen versehen. Bei GoLpruss ist die Form der Exog. plicata eine mehr in die Länge gezogene, die Berippung weitläuftiger und die obere kleine Klappe ausser mit concentrischen Anwachslamel- len mit einem, wenn auch flachen Kiel und von diesem aus- laufenden Rippen versehen, — Alles Abweichungen von der amerikanischen Form, welche auch die erwähnten Mastrichter Exemplare nicht erkennen liessen. Vorkommen: In ihrer Häufigkeit bezeichnend für die nach ihr benarnte Zone der Schichtengruppe des Bel. mucronatus und auf diese beschränkt. Bei Middletown, Nut Swamp, Marl- borough. Manche der dort gefundenen Exemplare erreichen eine riesenhafte Grosse und 6 bis 9 Pfund Gewicht. Exogyra ponderosa RoEMER. RoeEner, Kr. v. Texas S. 71, t. 9, £. 2. Die vorliegenden Exemplare von Nut Swamp, wo sie mit Exog. plicata vorkommen, stimmen mit der texanischen Art auf's Vollkommenste überein. Exogyra laciniata GOLDF. Goıpr. Petr. Germ. II, S. 35. t. 86, f. 12. Wie bei Exog. plicata ist auf die Zugehörigkeit der ameri- kanischen Form zu Exog. laciniata nicht so sehr aus GoLDFUSS’ Abbildungen wie aus Vergleichen mit Aachener Exemplaren des Berliner Museums, welche als Exog. laciniata bestimmt waren, geschlossen worden. Die Beschreibung, welche MÜLLER (Petref. der Aach. Kr. S. 41) von Exemplaren vom Lusberge und Vaels giebt, stimmt mehr wie die von GoLDFuss mit den amerikanischen Formen. Vorkommen: Ziemlich selten in der Zone der Trig. lim- bata z. B. bei Woodbury. Legt man eine Anzahl von Exemplaren der zuletzt aufge- zählten drei Exogyren, also von plicata, ponderosa und laciniata neben einander, so kann man sich unmöglich dem Eindrucke entziehen, dass dieselben eng verwandt, vielleicht nur Modifika- tionen einer Grundform seien. Denkt man sich ihre Ober- fläche glatt, fasst also nur die allgemeine Form in’s Auge, so 230 ER ist diese bei allen Dreien genau dieselbe. Die grössere Klappe ist hochgewölbt, aufgebläht, mit einem stumpfen, gerundeten Kiel versehen, der Wirbel ist seitlich spiral eingerollt. Die kleinere Klappe ist oval diekschalig, flach mit horizontal ein- gerolltem Wirbel, unter diesem auf der Innenseite mit einer länglichen, zahnähnlichen Schwiele. Aber auch in ihrer Oberflächenbeschaffenheit gleichen sich die flachen Klappen der drei genannten Formen vollkommen, indem sie mit concentrischen, blätterig abstehenden Anwachs- lamellen versehen sind. Das der Sculptur der grösseren auf- geblahten Schale zu Grunde liegende Dessin ist ebenfalls bei allen dasselbe und besteht aus hohen, abgerundeten, ausstrah- lenden Rippen, welche gekreuzt werden von schuppigen , ab- stehenden Anwachsstreifen und concentrischen Lamellen. Die drei Arten unterscheiden sich nur durch das Ueberwiegen einer der beiden Structurverhältnisse. Bei p/icata überwiegt die enge, radiale Berippung, — bei ponderosa die concentrische Strei- fung, zeigt aber doch deutlichst eine unterbrochene Radialfal- tung; — Exog. laciniata hingegen repräsentirt das der plicata gegenüber stehende Extrem, ist also mit concentrischen, schup- pigen Lamellen bedeckt, während nur noch die schwache Andeutung einer weitläuftigen, unterbrochenen Längsfaltung auftritt. | Es liegt mir jedoch fern, die Zulässigkeit dieser Trennung und der dadurch bedingten Namen anzufechten, besonders da letztere auffälligen Formeu von ausgeprägtem Habitus gegeben sind, — es war vielmehr nur meine Absicht, auf das verwandt- schaftliche Verhältniss der drei erwähnten Formen hinzu- weisen. Exogyra auricularis WAHLENB. Goupruss, Petr. Germ. II, 8. 39, t. 88, f. 2 (nebst E. haliotoidea vieler Autoren). Ich habe diese mit schönster Erhaltung der kleinsten De- tails beider Schalen sehr häufige Exogyra als auricularis auf- geführt, könnte jedoch mit demselben Rechte, wenn nur die Deckelschalen in Betracht gezogen würden, auf einen Theil derselben den Namen E. haliotoidea anwenden. Sammtliche | mir vorliegende Beschreibungen geben die nahe Verwandtschaft und grosse Aehnlichkeit beider Arten zu und finden einen Sr TIRNIEE 231 Unterschied in den beiderseitigen Deckelschalen nur in der Grösse des Wirbels im Vergleich zu der der übrigen Schale. Diese soll bei E. haliotoidews nur bis zu einem Drittel, bei auricularis aber mehr als ein Drittel der Schalenlänge betragen. . Bei den vorliegenden amerikanischen Exemplaren, deren An- zahl über Hundert beträgt, sind beide Verhältnisse vertreten. Auf eben dieser Schwierigkeit ihrer Trennung, wenn nur die Deckelschalen vorliegen, beruht es, dass E. haliotoidea, welche doch eigentlich nicht höher als bis in das Oenoman steigen soll, aus den Aachener, Mastrichter, schwedischen und belgischen senonen Schichten angeführt wird. Ueber die Zugehorigkeit der vorliegenden new -jerseyer Exogyra zu auricularis kann jedoch kein Zweifel herrschen, da ihre ohrförmige Unterschale mit partiellem, hohen, welli- gen Rande genau dieselbe ist wie die von GoLprFuss, t. 88, f. 2a als charakteristisch für E. auricularis abgebildete. Ebenso ist durch Vergleiche mit Balsberger, Ignaberger und Morby’er Exemplaren ihre Identität mit den europäischen Formen fest- gestellt. Vorkommen: In sehr grosser Häufigkeit in der Zone der Trigonia limbata bei Woodbury. Nur eine Varietät der E. auricularis durfte sein: Exogyra planospirites GOLDF. Gorpruss, Petr. Germ. II, S. 39, t. 88, f. 3. Die vorliegenden flachen Deckelschalen besitzen ähnlich wie die vorige Art und ganz übereinstimmend mit GoLprFuss’ Abbildung einen hohen Saum am rechten Schalenrande, wäh- rend der linke scharf und flach ist. Die Spirale ist plump und winkelig und beträgt mehr als die Hälfte der Schalen- länge. Die gewölbte, angeheftete Schale ist nicht bekannt, ist also wahrscheinlich nicht von der der Exog. uuricularis unter- schieden, mit welcher sie zusammen vorkommt, und von wel- cher sie augenscheinlich, und wie Gzinıtz (Quadersandst. S. 204) bereits anfuhrt, nichts als eine Varietät ist. Anomiasemiglobosa Gem. Quad. Deutschl, t. 11, f. 6—9. Die flache untere Schale ist kreisrund, oval oder abge- Are a a. es a F . a L et in, 232 _ rundet vierseitig, ist dünn, durchscheinend, mit feinen, concen- trischen, blätterigen Anwachsstreifen bedeckt und in der Nähe des Schlossrandes unterhalb eines flachen, etwas zuruckliegen- den, dem der Lingula ähnlichen Wirbels durchbohrt. In Folge der Zerbrechlichkeit der Schale erweitert sich die kleine Durch- bohrung zu einer Oeffnung von schwankender Grösse. Die obere Schale ist stark gewölbt, am Wirbel aufgebläht, dünn, fein concentrisch gestreift und noch feiner radial gerippt. Unter scharfer Lupe zeigt auch die flache Schale auf ihrer Oberfläche eine zarte Radialstreifung. Diese istjedoch an bei- den Schalen nur bei ausserordentlich gut erhaltenen Exem- plaren wahrnehmbar, welche dann wohl als A. radiata Sow. angeführt worden sein mögen. Die Innenseite der vorliegenden Anomia ist stark perlmutterglänzend. Morton hat dieser Form die Namen Anomia argentaria und tellinoides (Synops. S. 61, t. 5, f. 10 und 11) gegeben. Vorkommen: Ziemlich häufig in der Gruppe der Trig. limbata bei Woodbury und Haddonfield. Anomia truncala GEIn. Reuss, böhm, Kr. II, S. 45, t. 31, f. 12—14. Mit A. semiglobosa kommen flache Anomienschalen vor, welche einen geraden, nicht wie die vorige Art einen abgerun- deten Schlossrand besitzen. Sie stimmen mit den Abbildungen, welche Reuss von An. truncata giebt, vollständig, wesshalb sie ‚unter diesem Speciesnamen aufgeführt werden, obwohl sie kaum von semiglobosa specifisch zu trennen sind. Pecten quadricostatus Sow. Die vorliegenden Steinkerne stimmen mit gleichgrossen Exemplaren aus den senonen Mergeln des Gehrdener Berges durchaus überein. Nicht selten in der Zone der Squaliden bei Middletown. Gervillia solenoides DErRr. Geinırz, Quadersandst. Deutschl. S. 172. Die an Trig. limbata so reichen grauen Thone, wie sie durch den Eisenbahneinschnitt nahe Woodbury aufgeschlossen sind, sind ausserdem angefullt von blätterigen, perlmutter- A Y Am N T ” rA " 233 glänzenden, dicken, bis zu 50 Mm. langen Schalenbruchstücken, welche höchst wahrscheinlich von Gerv. solenoides abstammen. Sie sind auf der Oberfläche glatt, flach concentrisch gestreift und verrathen durch diese Streifung die Umrisse der einstigen vollständigen Schale. Bruchstücke mit einem Theile der Band- fläche zeigen drei tiefe, quere Bandgruben und zwischen und unter diesen schmale, schräge Zahnleisten. Auf der Oberfläche dieser Gervillia ist sehr gewöhnlich Parasmilia balanophylloides aufgewachsen. Lithodomus spec. Durch die diekeren Schalenpartien der ebenerwähnten @erv. solenoides ziehen sich in grosser Anzahl von Schwefelkies aus- gefüllte, ziemlich lange, gewundene Bohrgänge von Lithodomus. Diese Gänge enden zuweilen in den ebenfalls verkiesten Stein- kernen der Bohrmuschel selbst, welche jedoch eben nur deut- lich genug sind, um ihre Zugehörigkeit zu Lithodomus nach- zuweisen. Arca eraltata Nıirs. Nırsson, Petr. Suec,, t. V., f. 1. ? Goupruss, Petr. Germ. IH., S. 143, t. 122, f. 1. Dieser über 80 Mm. lange und hohe, sowie mehr als 50 Mm. dicke, mit der schwedischen und norddeutschen Art über- einstimmende Steinkern kommt zusammen mit Arca glabra und ligeriensis im nordöstlichen New Jersey vor. Arca glabra Sow. Geıinırz, Quadersandst. Deutsch. S. 162. Als Steinkern nicht selten im Glauconitmergel bei Tinton Fall und Blockwoodtown. Arca ligeriensis D’ORB. D’Orp., Pal. fr. ter. cret. III. t. 317. Cucullaea antrosa Morton, Synops. S. 65, t. 13, f. 6. Den unter diesem Namen beschriebenen Formen stehen Steinkerne aus dem Glauconitmergel von Tinton Falls, Eaton- town, Blackwoodtown nahe, welche gewölbtere und spitzer endende Winkel besitzen als die vorige Art. Auch stehen die 234 Wirbelspitzen weiter aus einander, ferner tritt die hintere un- tere Ecke, sowie die vordere Kante der Abstumpfungsfläche und die radiale Streifung oberhalb des Manteleindruckes stär- ker hervor. Arca trapezoidea GEN. Arca undulata Reuss, Böhm, Kr. II, S. 12, t. 34, f. 39. Der gewölbte, nach vorn steil abfallende Rücken der vor- liegenden Steinkerne geht nach hinten über eine gerundete Kante in eine dachförmige, hintere Fläche uber und ist mit ca. 20 sehr flachen, abgerundeten Radialrippen bedeckt. Häufig in der Bryozoen-Zone bei Brownville. Trigonia limbata D’ORB. p’Orsıeny, Pal. fr. III. S. 156, t. 298. (Trig. aliformis vieler Autoren.) Zum grössten Theile, namlich bis auf die unteren Rand- partien, in ausgezeichneter Schönheit, auch mit dem Schloss- apparat erhaltene, rechte und linke Klappen liegen gegen 30 vor. Ihre hohen Seitenrippeu sind stark vorwärts gebogen, glatt und durch. weite Zwischenräume getrennt, welche fein quergefältelt sind. Die ersten laufen vorn unter einem stumpfen Winkel zusammen. Eine oben abgeplattete, fein quergestreifte Kante, welche sich nach hinten verflacht und der Länge nach durch eine Furche getheilt ist, trennt das quergerippte After- feld von den Seiten. Jener Furche entspricht auf der Innen- seite der Schale ein Kiel, welcher auf europäischen Steinker- nen durch eine Rinne angedeutet ist. £ Die Möglichkeit der Identificirung der beschriebenen ame- rikanischen Trigonia mit solchen aus der norddeutschen Kreide wird durch unsere geringe Kenntniss der letzteren erschwert. So repräsentirt namentlich die Trigonia, welche gewöhnlich als Trig. aliformis aufgeführt wird, zweifelsohne verschiedene Formen, welche sich ihres schlechten Erhaltungszustandes we- gen — man kennt sie von den meisten Fundplätzen nur als Steinkerne — nur schwer trennen und sicher specifieiren lassen werden. Von den verschiedenen als aliformis bezeichneten Trigo- nien stimmen mit Schale erhaltene Exemplare aus dem Senon 235 des Salzberges bei Quedlinburg auf’s Vollständigste mit der vorliegenden amerikanischen Trigonia überein. Man hat die- selbe ausser für aliformis, für limbata, fur Fittoni oder auch wohl für eine neue Species angesprochen. Spätere Bearbei- tungen mögen Aufklärung über die specifische Stellung der- selben bringen , bis dahin genügt es für unseren Zweck, her- vorzuheben, dass die in der unteren Kreideetage von New Jer- sey so häufige Trigonia mit einer Form des norddeutschen Senon übereinstimmt, welche, wohl mit Recht, für Trig. /imbata gilt. Es scheint, nach den nicht sehr deutlichen Abbildungen und Beschreibungen MorTon’s zu schliessen, dass die vorlie- genden amerikanischen Exemplare zu MorTon’s Trig. thoracica (Synops. S. 65, t. 15, f. 15) gehören, deren Identität mit ali- formis von Brons, GEinıtz und Reuss angenommen, von FERD, RoEMER hingegen nach texanischen Arten bestritten wird, wäh- rend Lyerz und Forzes (Quart. Journ. I., S. 61) in Trig. thoracica von New Jersey einen geographischen Vertreter und nahen Verwandten von aliformis erkennen. Texanische For- men liegen mir nicht vor und mögen überhaupt mit solchen von New Jersey gar nicht identisch sein. Letztere aber lassen sich keineswegs von der früher als aliformis , jetzt als limbata bezeichneten Trigonia aus dem norddeutschen Senon trennen. Vorkommen: sehr häufig in der nach ihr benannten Zone in der untersten Kreide bei Woodbury. Venus ovalis Sow. Gorpr., Petr. Germ. II., S. 247, t. 151, f. 5. Müırer, Aach. Kr. I., p. 24. Besonders in der Schlossgegend erhaltene Schalen mit tief eingeschnittener Bandgrube und drei divergirenden Zähnen. Auf der Oberfläche dicht, zart und äusserst regelmässig con- centrisch gerippt oder gefurcht. Ziemlich häufig in der unteren Kreide bei Haddonfield. Lueina lenticularis GOoLDF. Geınırz, Quadersandst. Deutsch. S. 158. Als kreisrunder Steinkern mit kleinen mittelständigen Buckeln in der Zone der Exog. plicata von Middletown. 236 Corbula striatula Sow. Müırer, Aach. Kr. IL, S. 25, t. 2, f. 8. Diese etwa 6 Mm. grosse, zierliche Corbula stimmt mit MovLLer’s Abbildung und Beschreibung soweit überein, dass über ihre Identität kein Zweifel obwalten kann. Jedoch ist die hintere schnabelförmige Verlängerung der grösseren linken Schale nicht erhalten, sondern augenscheinlich abgebrochen. Dahingegen ist der lange aufwärts gebogene Zahn und die tiefe Zahngrube trefflich conservirt. ä Selten in den Thonen mit Trig. limbata bei Woodbury. Astarte caelata MÜLLER. Mütter, Aach. Kr. S. 22, t. 2, f. 3. Sehr flach gewölbt, der Buckel mittelständig, die beiden fast geraden Schlossränder bilden ungefähr einen rechten Win- kel, während der untere Rand stark bogenföormig ist. Die Lunula ist tief lancettförmig und hat scharfe Ränder. Die Ober- fläche mit 6 hohen, rundlichen, concentrischen Falten. Grösse 3 bis 4 Mm. Stimmt genau mit der von Vaels und Mastricht be- schriebenen Art, im Allgemeinen auch mit 4A. acuta Russ (Böhm. Kr. II., S. 3, t. 30, f. 17 und t. 37, f. 14), deren unterer Rand jedoch fein gekerbt ist. Vorkommen: Selten in der Zone der Trig. limbata bei Woodbury. Teredo spec. Die fossilen Hölzer der plastischen Thone im unteren Horizonte der Kreide von New Jersey sind haufig von einer grossen Anzahl der Bohrlöcher von Teredo durchschwärmt. Diese sind meist von verhärtetem Thone, manchmal auch von Schwefelkies ausgefüllt und enden an dem dem einstigen Sitze der Muschel entsprechenden Punkte aufgebläht keulenförmig. Gastrochaena tibialis MoRT. sp. Teredo tibialis Morr., S. 68, t. 9, f. 2. Glatte, im Querschnitte runde Röhren, bis 50 Mm. lang und 8 Mm. im Durchmesser, unten dunn, nach ober zu dicker 237 werdend, dadurch schwach keulenförmig. Sie sind meist ge- rade, manchmal schlangenförmig gewunden, oft knieförmig um- sebogen. Ihr oberes Ende ist abgerundet und endet halbkuge- lig; ihre Oberfläche ist in regelmässigen Abständen gering ein- geschnürt. Diese Röhren bestehen ursprünglich aus einer sehr düun- nen kalkigen Schale, welche später durch faserigen Kalksinter ausgekleidet wurde. Dieser mag zwar manchmal die Röhren ganz ausfüllen, meist aber lässt er die centrale Axe offen und ist nach diesem Hohlraume zu als Kalkspath in kleinen Rhom- bo@dern auskrystallisirt. Die unteren dunneren Theile vieler der Röhren sind zuweilen, aber nicht immer, durch in der Mitte durchbohrte Querscheidewände in uhrglasähnliche Kam- mern getheilt, eine bei manchen Teredo häufigere Erscheinung, welche veranlassen könnte, diesen Geschlechtsnamen dem an- gewandten vorzuziehen, wenn diese Röhren nicht augenschein- lich zu Tausenden im Schlamme zusammen lebenden Mollusken angehört hätten, während Teredo in Holz bohrt. MorTos will auch Steinkerne des Thieres in jenen Röhren gefunden haben, giebt aber weder Abbildung, noch. Beschrei- bung, derselben. Gasteroch. tibialis MorT. ist mit Gasteroch. amphisbaena GoLpDF. sehr nahe verwandt, so dass ich in Zweifel war, ob überhaupt eine specifische Trennung vorzunehmen sei. Zu letzterer veranlasste mich die Verschiedenheit in der Grösse der amerikanischen und europäischen Form und die bei @. ü- bialis zuweilen auftretenden Querscheidewände, wie sie bei G. amphisbaena noch nicht beobachtet wurden. Die beschriebenen Röhren der @. tibialis stehen in der Mergelkalkbank der Bryozoenschicht senkrecht oder fast senk- recht so dicht neben einander, dass sich zwischen ihnen fast keine Gesteinsmasse befindet. Gastropoda. Voluta, Rostellaria, Fusus, Turritella, Cerithium. Zum Theil sehr scharf ausgeprägte Steinkerne dieser Ge- nera, wie sie von LYELL und Morton abgebildet worden sind, kommen in allen Horizonten der oberen Kreideetage von New Zeits.d. D.geol.Ges. XXI, 2 16 238 Jersey vor. Eine specifische Vergleichung derselben mit euro- päischen Kreide-Gastropoden würde zu gewagt sein. Vom Telegraph Hill stammende, bis 80 Mm. hohe Stein- kerne von Cerithium, aus 6 hochgewölbten Windungen bestehend, waren zum Theil noch von Schale umhullt, welche jedoch in erdigen Vivianit von ultramarinblauer Farbe umgewandelt war. Dentalium polygonum Reuss. Reuss, Böhm, Kr. I, S. 41, t. 11, £. 5. Schlank, drehrund, schwachgebogen, mit 12 — 16 hohen, schmalen Längsrippen und feinen concentrischen, also ring- formig verlaufenden Linien. Hat bis 35 Mm. Länge erreicht. Vorkommen: Ziemlich häufig in den Thonen mit Venus ovalis bei Haddontield. Gephalopoda. Belemnites mucronatus Buaımmv. Bel. americanus Morrt. Synops. S. 34, t. 1, £. 1,2 u. 3, und t. 17, f. 2. Da das Vorkommen dieses in der norddeutschen Kreide einen so bestimmten Horizont, nämlich das obere Senon, be- zeichnenden Belemniten in New Jersey einen wichtigen An- haltspunkt für eine Parallelisirung der betreffenden amerika- nischen und europäischen Kreidebildung abgiebt, musste auf die Feststellung der Identität des new-jerseyer Belemniten und des europäischen z. B. hannoverschen Del. mucronatus , von welchem ebenfalls zahlreiche Exemplare vorliegen, besonderes Gewicht gelegt werden. Besitzen auch manche Exemplare des Bel. mucronatus von New Jersey eine cylindrische, schwach keulenförmige Ge- stalt, wie der europäische Typus, und ist bei diesen auch die Abnahme des Durchmessers kurz vor der Spitze eine plötz- liche, so ist doch bei den meisten Exemplaren dieses Belemni- ten aus New Jersey der Durchmesser der Scheide am Alveo- lar-Ende am grössten und nimmt gegen die Spitze stetig und sehr langsam ab, hat also die typische keulenförmige Ge- stalt verloren. Ein Durchschnitt solcher Scheiden am Alveolar-Ende ist herzförmig, so dass der grösste Durchmesser von der Spalte 239 nach der Rinne läuft; ein Durchschnitt an der Alveolen- spitze ist abgerundet dreieckig, ein solcher unterhalb der Mitte breiter als hoch, also quer oval. Die flachen Dorsolateralfurchen und Rinnen auf der Ober- fläche der vorliegenden amerikanischen Belemniten lassen sich bis in die Nähe der Scheidenspitze deuclich verfolgen. - Die Alveolar-Hohle hat eine bedeutende Tiefe, nämlich über ein Drittel der Scheidenlänge. Ihr Durchschnitt ist be- sonders am oberen Ende schwach herzförmig. Die tief hinabreichende Alveolar-Spalte endet nach unten schräg. Die ihr gegenuber liegende Rinne ist bei den ameri- kanischen Exemplaren aussergewöhnlich scharf ausgeprägt und tritt bei den Steinkernen der Alveolenhöhlungen als rundliche Leiste hervor. Bei manchen sehr wohlerhaltenen und aus honiggelbem, radialfaserigen Kalkspath bestehenden Exemplaren ist die Al- veolarhöhlung ausgekleidet durch eine Lage von weisser, wei- cher, schuppiger,concentrisch-blätteriger Kalksubstanz (Pro-ostra- cum), welche in ihrer Structur, Farbe und Weichheitan die Schulpe der lebenden Sepien erinnert, den Phragmoconus umhullt hat und oberhalb dieses die Eingeweidekammer gebildet zu haben scheint. Die charakteristischen Eigenthumlichkeiten des europäischen Bel. mucronatus, also die fast bis zur Scheidenspitze verlau- fenden Dorsolateralfurchen, die mit diesen zusammenhängen- den, sich verzweigenden feinen Rinnen, die schräg endende Alveolarspalte, die ihr gegenüuberliegende Alveolarrinne sind, wie aus Obigem hervorgeht, auch für den new-jerseyer Be- lemniten bezeichnend. Nur in ihrer äusseren Gestalt weichen beide etwas von einander ab, indem der amerikanische Be- lemnit mehr spitz, der deutsche mehr keulenförmig gestaltet ist. Neben den typischen, keulenförmigen Exemplaren kom- men jedoch z. B. in der Umgegend von Hannover auch den amerikanischen ähnliche spitze Formen vor. Kennt man aber neben der spitzen amerikanischen Gestalt auch eine keulen- formige Varietät und neben dem keulenförmigen hannoverschen Typus auch eine spitze Varietät, so verliert bei sonstiger Ueber- einstimmung der wichtigeren, weil von der inneren Organisation des einstigen Thieres abhängigen Merkmale eine so gering- fügige Abweichung in der äusseren Gestalt jeden Einfluss bei 16* 240 Entscheidung der Frage, ob Bel. mucronatus und der betreffende amerikanische Belemnitspecifisch eins sind oder nicht. Ueber die Identität beider kann deshalb kein Zweifel obwalten. Vorkommen: Häufig in den Grünsandmergeln zwischen den plastischen 'Thonen mit Trig. limbata und den Kalkmergeln mit Ter. Harlani. In manchen Schichten, so in der Zone der Squaliden, ferner im oberen Niveau der Exog. plicata - Zone ist die Kalksubstanz, also die Scheide des Bel. mucronatus, vollständig verschwunden, so dass nur noch die Steinkerne der Alveolenhöhlen als einzige Ueberbleibsel dieses Cephalopoden dessen einstige Häufigkeit andeuten. An ihnen tritt, wie er- wähnt, die Alveolar-Rinne in Form einer bis zur Spitze reichen- den, rundlichen, die Spalte aber als eine etwas kürzere, schärfere, höhere und der Alveolar-Rinne diametral gegenüber- liegende Leiste auf. Bei Mullica-Hill im südwestlichen Theile von New Jersey kommt Bel. mucronatus in radial -strahligen Vivianit verwan- delt vor. Baculites Faujasi Lam. Bac. ovatus Say, Am. Journ. Vol. 18, 1830, t. 1, f. 6, 7,8. Morron, Synopsis, S. 42, t. 1, f. 6, 7, 8. Der von Say und Morron als 2. ovatus beschriebene, voll- kommen glatte Baculit gleicht sowohl in seiner allgemeinen Gestalt und seinem elliptischen Querschnitte, wie im Verlaufe der Lobenzeichnung Exemplaren des B. Faujasi Lam. aus dem oberen Senon von Ahlten bei Hannover, Rouen in Frank- reich und anderen Orten so vollständig, dass über ihre Iden- tität kein Zweifel herrscht. Vorkommen: Nicht selten in den Grunsanden mit Bel. mucronalus. Vermes. Serpula triangularis Münsrt. Gorpruss, Petr. Germ. I., S. 236, t. 70, f. 4. Eine im Querschnitte dreiseitige, scharfrückige Serpula, welche auf Schalen von 7er. Harlani in der Bryozoen -Zone vorkommt, ist augenscheinlich identisch mit der deutschen . S. triangularis. 241 Serpula rotula Morr. sp., non GOLDF. Vermetus rotula Morr., Synops. S. 81, t. 1, f. 14. Röhre vierseitig, jedoch mit rundem Canale.. An den Kanten scharf und hochgekielt; fast genau in einer Ebene auf- gewickelt, mit der innersten Windung aufgewachsen und da- dureh sehr flach genabelt. Sehr ähnlich S. quadricarinata Münst.; nach GoLDFUss’ Abbildung (Goupr. S. 237, t. 70, f. 8) von ihr nur Wurch schärfere Kiele unterschieden, vielleicht stellt sich jedoch bei Vergleichung mit GoLpruss’ und Munster’s Originalexemplaren ihre Zusammengehörigkeit heraus. Ich habe diese Serpula, da ihre Vereinigung mit quadricarinata nicht unmöglich, aber doch noch nicht sicher ist, provisorisch unter dem ihr von Morton verliehenen Speciesnamen angeführt, trotzdem dieser seitdem bereits anderweitig vergeben ist. | Sehr häufig in besonders den obersten Bryozoenschichten am Timber Creek. Crustacea. Pollicipes mazimus Sow. - Roemer, Kr. S, 104, t. 16, £. 9. Nur die lancetförmigen , gewölbten, vorwärts gebogenen Rückenschalen liegen vor. Sie stammen aus den Kreidemer- geln mit Bryozoen und Ter. Harlani von Turtle Mill. Callianassa antiqua OTTO. Geisıtz, Quad. Deutschl. t. 2, f. 2, 4, 5. RoEmer, Kr. 106, t. 16, f. 25. Die in grosser Anzahl vorliegenden Scheeren und Fuss- glieder stimmen mit den ]l. ec. beschriebenen Formen aus den oberen Kreidemergeln von Kieslingswalde überein und unter- scheiden sich von CO. Faujasi Desm., welche so häufig z. B. im hannoverschen Senon ist, dadurch, dass die Scheeren letz- terer Species flacher gebaut sind, stärker gezähnelte Ränder besitzen und auf der convexen Seite gröber gekörnelt sind. Mit Geıinıtz bezweifle ich jedoch, dass diese geringfügigen Unterschiede genugen, um beide Formen specifisch zu trennen. 242 Vorkommen: Häufig in den unteren Niveaus der Belemnites mucronatus- führenden Schichten, z. B. bei Middletown. Pisces. Otodusappendiculatus Ac. Rormer, Kr. v. Texas, S. 30, t. 1, f. 9. Corax heterodon Russ. Rornmer, Kr. v. Texas, S. 30, t. 1, £ 8. Reuss, Böhm. Kr. I,, S. 3, t. 3, f. 55, 56, 63. Oxyrhina Mantelli Ac. Reuss, Böhm. Kr. 1, S.5,t.3, f1—6. Rornmes, Kr, v. Texas, S. 29, t. 1, f. 6a. und b. Lamnatexzana RoEn. Rormer, Kr. v. Texas, S. 29, t. 1, f. 7a. und b. Die scharfen Reifen auf der gewölbten Aussenfläche, ge- sen 24 an der Zahl, treten deutlichst hervor, enden wie bei Rormer’s Exemplaren in der Nähe der Krone und lassen ebenso jederseits nach den scharfschneidigen Kanten zu einen schmalen Raum frei. Die vier genannten Fischzahne stammen sämmtlich aus der Zone der Squaliden, wo sie zum Theil sehr häufig sind. Sie stimmen alle mit den eitirten Abbildungen und Beschrei- bungen genau überein. Coprolithus Mantelli Ac. Macropoma Mantelli Ac. Dieser lerchenzapfenähnliche, in der Regel etwa 25 Mm. lange Koprolith kommt in der Zone der Squaliden bei Middle- town vor. Eines der vorliegenden Exemplare zeigt die duten- formig in einander sitzenden Spiralwindungen sowie die ober- flächlichen Gefässeindrucke, welche sich auch auf der Innen- seite der Windungen wiederholen, in besonderer Deutlichkeit. In der genannten Zone sind bis zu 80 Mm. lange derartige Koprolithen gefunden worden. Sie enthalten nach den von der geologischen Landesuntersuchung angestellten Analysen bis 32 pCt. Phosphorsäure. en 7 Fe RT FEN a RA TE EEK "u ar ı a RI! rer 243 Amphipbia. Hyposaurus Rogersii Owen. Owen, Quart. Journ. V., 1849, S. 380, t. 11, f. 7—10. Leıpy, Extinct reptiles of the cret, form. (Smirus. Contrib. 1864) S. 21, Lu, fAu5, Von diesem Saurier, dem letzten mit biconcaven Wirbeln, liegt eine Anzahl solcher in grosser Schönheit erhaltener Rückenwirbel, sowie von Metatarsal-Knochen vor. In der Zone der Arcaceen, z. B. bei Tinton Falls. Hadrosaurus Foulkii Leipy. Leıpy, Extinet reptiles, S. 76 — 97, t. 12 u. 19. Dieser pflanzenfressende Saurier war nach Leipr Iguano- don am nächsten verwandt, erreichte 28 Fuss Länge, hatte unverhältnissmässig lange Hinterbeine, sehr kurze Vorderbeine und einen langen Schwanz mit etwa 40 Wirbeln. Seine Füsse waren nicht zum Schwimmen eingerichtet, Hadrosaurus war deshalb ein Bewohner des trockenen Landes oder der Marschen. Leipy und Copz glauben annehmen zu dürfen, dass dies Reptil in aufrechter Stellung, auf seinen Hinterbeinen sitzend und auf seinen Schwanz gestützt, die Baumzweige abgeweidet habe, die es mit seinen schwächeren Vorderfüssen an sich gezogen. Vorkommen: In den Thonen mit Venus ovalis, Exogyra auricularis, Astraea cretacea bei Haddonfield. Mosasaurus Mitchelli Deray sp. Leipy, Extinet reptiles, S. 30. Bronx’s Lethaea geog. II, S. 406. Zähne, einzeln und lose, oder zu mehreren in Kinnladen- bruchstüucken innesitzend, Wirbel, Bein- und Fussknochenbruch- stucke sind in den Glauconitmergeln mit Bel. mucronatus ziem-_ lich haufig. Die meisten der zur Kenntniss gekommenen, von Leipy ]. c. ausführlich beschriebenen Reste stammen aus den Mergelgruben von Holmdale, Mount Holly, Freehold, Mullica Hill, Tinton Falls. M. Mitchelli unterscheidet sich von dem Mastrichter M. Hofmanni ManT. nur durch seine geringere Grösse. 244 IV. Verticale Verbreitung der organischen Reste in der Kreideformation von New Jersey und darauf basirte Gliederung der letzteren. Die verticale Verbreitung der eben beschriebenen organi- schen Reste in den drei, ursprünglich allein ihrer petrographi- schen Verschiedenheit wegen getrennten Etagen der Kreidefor- mation von New Jersey lässt sich tabellarisch wie folgt aus- drücken: Mittlere} Obere Untere Etage Etage Etage Organische Reste. der der der Grün- | Kalk- Sande u.Thone, ande de Stamm- und Astfragmente von sa näher bestimmbaren Coniferen 7 Sequoia-Zweige und Blätter FR Angiospermen-Blätter = Flabellina cordata REUSS = Nodosaria sulcata NILs. = Trochosmilia inauris MoRT. Parasmilia balanophylloides BöL. Astraea cretacea BöL. ? Coelosmilia atlantica MoRT. Nucleolites erucifer MoRT. Holaster cinctus MoRr. Cidaris sceptrifera MAnT. Cidaris clavigera Koen. Eschara dichotoma GOLDF. Cellepora pusüla Hac. Cellepora granulosa Hac. Ditaxia compressa GOLDF. Aulopora Sp. Cavaria pustulosa Hac. Ceriopora sessilis Hac. Terebratula Harlani MoRrr. Terebratella plicata Say. Östrea vesicularis Lam. Östrea larva Lam. Ostrea lunata NILs. ÖOstrea acutirostris NILS. Östrea lateralis NiLs. Esxogyra plicata GOLDF. | ee ee ee see ee na ee u in m nn I+|I| I Ii+ | HH | | te || ee ee sat ezee nn a 245 Mittlere} Obere Etage | Etage Organische Reste. der der der Grün- | Kalk- Sande u.Thone. sande. | mergel. Untere Etage Exogyra laciniata GOLDF. Exogyra ponderosa RoEM. Exogyra auricularis SOw. Exogyra planospirites GOLDF. Anomia semiglobosa GEIN. Anomia truncata GEIn. Pecten quadricostatus Sow. Gervillia solenoides DErr. Lithodomus sp. Arca exaltata NıLs. Arca trapezoidea GeEIn. Arca glabra Sow. Arca ligeriensis D’ ORB. Trigonia limbata D ORB. Venus ovalis Sow. Lueina lenticularis GOLDF. Corbula siriatula Sow. Astarte caelata MvLL. Teredo sp. a a a a 2 Ba a Gastrochaena tibialis MORT. Fusus sp. Voluta sp. Rostellaria sp. Turritella sp. Cerithium sp. Dentalium polygonum Reuss Belemnites mucronatus BLAINV. Baculites Faujasi Lan. Serpula triangularis MUünsT. Serpula rotula MoRrr. Pollicipes maximus Sow. Callianassa antiqua OTTO. Otodus appendiculatus Ac. Dorax heterodon REUSS Oxyrhina Moantelli Ac. Lamna terana RoEn. Coprolithus Mantelli Ac. Hyposaurus Rogersü Ow. Mosasaurus Mitchelli Dex. Hadrosaurus Foulkiü Leıpy. || I##+-|-+-+-| | I I++ | +++ | + t r Feel ee Ar ee ee ke | +++ + | | [++ | ++ || I I I | 246 ‚Aus dieser tabellarischen Zusammenstellung ergiebt sich, dass den drei petrographisch geschiedenen Etagen der Kreide von New Jersey eine paläontologische Dreitheilung genau ent- spricht, und dass die cretaceische Schichtenreihe jenes Staates in folgende drei Unterabtheilungen zerfällt: a) zuoberst Kreidetuff und Kalkmergel mit Ter. Harlani, Holaster cinetus, Arca trapezoidea, Turbinolia inauris und zahlreichen Bryozoen, vor Allem Esch. dichotoma. b) Glauconitmergel mit Bel. mucronatus, Ba- culites Faujasi, Ostr. vesicularis, Ostr. larva, Östr. lunata, Exogyra plicata, Pect. quadricosta- tus, Terebratella plicata sowie Mosasaurus und Hyposaurus. c) Sande und Thone, zuoberst mit Trig. limbata, Exog. auricularis, Exog. laciniata, Gerv. solenoides, Venus ovalis, Parasmilia balanophylloide.. In den un- teren Niveaus mit eingeschwemmten Pflanzen- resten. V. Vergleichung und Parallelisirung der Kreide von New Jersey mit Kreidebildungen anderer Localitäten. Bei einem Versuche der Parallelisirung der Kreide von New Jersey mit den Kreidebildungen anderer Gegenden liegt ein Vergleich mit den Entwickelungsreihen der übrigen Kreide- terrains Nordamerikas am nächsten. Jedoch sind die betreflen- den Formationen der südlichen und westlichen Staaten paläon- tologisch nicht genau genug bekannt, um eingehende Vergleiche zu gestatten. Die texanische Kreide allein ist uns durch Fern. Rormer’s Monographie: „Die Kreidebildungen von Texas und ihre organischen Einschlüsse* in Wort und Bild trefilich geschildert worden. In dieser Arbeit stellt der Verfasser auch Vergleiche mit der new-jerseyer Kreide an und constatirt be- reits, dass beide Kreidebildungen nur wenige Species, namlich Ostrea vwesicularis, Pecten quadricostatus und Esxoyyra plicata gemein, also mit einander nur geringe paläontologische Aehn- lichkeit haben. Diesen gemeinschaftlichen Arten gesellen sich nach oben gegebener Uebersicht noch Exogyra ponderosa, (Co- 247 rax heterodon, Oxyrhina Mantelli und Lamna texana zu. Von allen diesen Species gehen die drei letzten oder ihre Vertreter und ÖOstr. vesicularis durch verschiedene Etagen der europä- ischen Kreide hindurch. Pect. quadricostatus ist so allgemein in der oberen Kreide verbreitet, dass sein Vorkommen keinen Beweis besonderer Uebereinstimmung zweier Faunen liefert, welehen man auch nicht in der gemeinsamen Führung von Exog. ponderosa und plicata finden kann. Im Gegentheil ver- leiht das Vorkommen zahlreicher Hippuriten-, Inoceramen- und Nerineen-Species der texanischen Kreide einen ganz abweichen- den organischen Habitus. Im paläontologischen Gesammtcha- rakter der Kreide von Texas und New Jersey herrscht somit keine Uebereinstimmung. RoEuMERr’s Untersuchungen haben vielmehr festgestellt, dass die kalkigen, festen, felsbildenden Kreidegesteine von Texas organische Reste neben einander führen, welche in Europa der turouen und senonen Formation, und zwar deren alpiner Facies angehören, dass sie somit die oberen Horizonte des Turon repräsentiren, — während dieses Geognosten sicherer Blick in den Kreidemergeln von New Jersey ausschliesslich senone Bildungen erkannte, ähnlich wie sie namentlich in Norddeutschland entwickelt sind. Die Be- weisführung dieser auffälligen Identität des organischen Charakters gewisser europäischer Kreidebildungen und derer von New Jersey, bei vollständiger Verschiedenheit der letzte- ren und der näher gelegenen texanischen Schichtenreihe lag bei einer Beschreibung der Kreide von Texas und deren orga- nischer Reste abseits des von F. RornmEr verfolgten Zieles und musste deshalb bei jener Gelegenheit ausgeschlossen bleiben. Die sämmtlichen übrigen Geognosten, welche über die new-jerseyer Kreideformation geschrieben haben, sprachen de- ren tiefere Horizonte, im Gegensatz zur Ansicht Roeuer’s, für untere Kreide an. MorrTox hielt nur eine einzige amerikanische Species, nämlich Pecten quadricostatus, für identisch mit einer euro- päischen. Stimmten nach ihm die übrigen organischen Reste auch nicht überein, so glaubte er doch nach der allgemeinen Aehnlichkeit derselben die unteren Schichten der amerikani- schen Kreide dem unteren Grünsande Englands und deren obere Etage der weissen Kreide Europas gleichstellen zu können. u ee SE h RA, ae. TE > ne Ba en NE a Funels. RE Ru RN ee IN L a N ie la a Me a 248 Zu ganz ähnlichem Schlusse gelangte 8 Jahre später LyELL, nur erkannte er, wie RoGERS schon kurz vor ihm, be- reits 5 beiden Weltiheilen gemeinsame Species, nämlich Ostr. vesicularis, O. larva, Exogyra plicata, Pecten quadricostatus und Bel. mucronatus, während 16 andere Formen zum Theil aus dem Gault und Oenoman Europas in New Jersey geographi- sche Vertreter haben sollten. Er schloss daraus auf die Aequi- valenz der Kreideschichten von New Jersey mit dem euro- päischen Gault, Cenoman, Turon und Senon. Auch MEER und Haypen halten die untere Etage, die Sande und Thone der Kreide von New Jersey für ein Glied der ältesten Kreide, also für Neocom oder Gault (Proc. Acad. Nat. Sc. 1857, S. 127 und 1861, S. 426). Dieser Ansicht schliessen sich Cook und Smock an (Report on New Jersey, 1868, S. 248). Nach der von ihnen auf $. 34 und 36 gegebenen tabellarischen Ueber- sicht über die sedimentäre Schichtenreihe von New Jersey und deren europäische Aequivalenzgebilde sollen die dortigen Sande, Thone und Mergel sammtliche Abtheilungen der Kreide Euro- pas repräsentiren. Durch meine Beobachtungen in der Kreide von New Jer- sey erhalten die Ansichten der letztgenannten Geognosten keine Unterstützung. Im Gegentheile bestätigen sie F. Ror- MER’ Ss Annahme des durchaus senonen Alters jener Ablagerun- gen und der grossen Aehnlichkeit ihres paläontologischen Ge- sammthabitus mit dem der senonen Entwickelungsreihe Nord- Europas, namentlich des nordwestlichen Deutschlands, im Gegensatze zu der alpinen Kreidefacies. Aus dem paläonto- logischen Theile dieser vorliegenden Abhandlung ergeben sich aber mit Bezug auf die Vergleichung europäischer und new- ‘ jerseyer Kreidereste ausserdem noch folgende überraschende Resultate: Von der fossilen Fauna der Kreide von New Jersey sind: 1) identisch mit Formen des norddeutschen Senons: Flabellina cordata, Nodosaria sulcata, Cidaris sceptrifera, Cid. clavigera, Eschara dicholoma, Cellepora pusilla, Cell. granu- losa, Ditaxia compressa, Cavaria pustulosa, ÜCeriop. sessilis, Ostr. vesicularis, O. larva, O. lunata, ©. acutirostris, O. lateralis, Exog. plicata, E. laciniata, E. auricularis, E. planospirites, Anom. semiglobosa, A. truncata; Pect. quadricostatus, Gervillia & | 249 solenoides ‚„ Arca exaltata, Arca trapezoidea, Arca glabra, Arca ligeriensis, Trig. limbata, Venus ovalis, Lucina lenticularis, Cor- bula striatula, Astarte caelata, Dentalium polygonum, Bel. mu- cronatus, Baculites Faujasi, Serpula triangularis, Pollicipes maxi- mus, Callianassa antiqua, Otodus appendiculatus, Cora. heterodon, O.ryrhina Mantelli, Coprolithus Mantelli. 2) haben nahverwandte geographische Ver- treter im europäischen Senone: F Ter. Harlani Morr. in Ter. Sowerbyi Hac. Lamna terana Rorm. in L. plicatella ReEuss. Mosasaurus Mitschelli Dex. in M. Hofmanni Manr. Serpula rotula MoRrT. in S. quadricarinata Münst. Gastrochaena tibialis MoRT. in @. amphisbaena GOLDF. 3) sind specifisch amerikanisch: Trochosmilia inauris, Parasmilia balanophylloides, Astr. ere- tacea, Coelosmilia atlantica, Nucleolites erucifer, Holaster cinctus, Terebratella plicata, Exogyra ponderosa, Hyposaurus Rogersü, Hadrosaurus Foulkü. Es stimmen also mit Arten des europäischen Senon überein 42 der von mir in New Jersey gesammelten 57 Spe- cies*) oder etwa 73 pCt. Es sind im europäischen Senon durch nahe Verwandte vertreten 5 der von mir in New Jersey gesammelten 57 Spe- cies oder etwa 9 pCt. Es sind endlich specifisch amerikanisch 10 der be- _ treffenden 57 Species oder etwa 18 pCt. In diesen Zahlen liegt der definitive Beweis der _ wollkommenen Aequivalenz des nordeuropäischen 5 Senons und der Kreide von New Jersey. Wir können jedoch noch weiter gehen: Aus der geognosti- schen und paläontologischen Beschreibung der Kreide von New Jersey ergiebt sich ferner, dass sich letztere in ihrer petro- x graphischen und paläontologischen Ausbildung, sowie in ihrer durch diese bedingte Gliederung der senonen Schichtenreihe, wie sie bei Aachen und Mastricht sowie in Belgien _ entwickelt und von BinkHORST, DEWALQUE, GemıTz, ROEMER bestimmbaren Formen nicht in Betracht gezogen, g 250 Gliederung der senonen Schichtenreihe von New Jersey. Kalkmergel und Kreidetuff von Timber Creek, in ihrem oberen Hori- zonte sehr reich an Bryozoen. Grünsand mit Bel. mucronaitus, Bacul. Faujasi, Östr. vesicularis, O. larva, 0. lateralıs, Pect. quadricostatus, Arca glabra, A. li- geriensis, Squaliden - Zähnen, Mosasau- rus u. Hyposaurus. Lose Sande Aachen u. Mastricht nach BINKHORST, nach DEWALQUE. GeEINITZ, ROEMER. o Kreidetuff von|Systeme maestrich- MastrichtundAachen |tien. Kreidetuff in seinem oberen |mit Bryozoen und Horizonte mit viel|grober Mergelkalk Bryozoen. mit Hemipneustes striato - radiatus, Ca- topygus pyriformis. Kreidemergel |Systeme senonien von Vaels mit Ter.| (Dumont,nonD’ORB.) weisse Kreide mit oder ohne Feuer- steine.. Mi. Brel. mucronatus, Bac. Faujasi, ÖOstr. ve- sicularis, O. lateralis, Pect. quadricostatus, Ter.. carnea, Ter. Sowerbyi, Magas pu- milus, Crania anti- qua, Squaliden-Zäh- carnea, Magas pumi- lus, Crania parisien- sis, Teer. »chrysals, Ostr,. vesicularis, Bel. mucronatus. Grüunsand mit Bel. mucronatus, ausserdem Bacul. Faujasi, Ostr. ve- sicularis, 0. larva, O.lateralis, Arca gla- bra, 4A. ligeriensis, > Squaliden - Zähne, Mosasaurus. mit Lose Sande des Systeme Aach£enien: eingelagerten Sand- "Aachener Waldesund Lose Sande 5 steinen und dunklen und weissen Thonen. Im unteren und mitt- leren Niveau mit zahlreichen einge- schwemmten Pflanzenresten, in den Hölzern Te- redo. Selten mit Unio. Im oberen Ni- veau mit muschel- reichen Thonlagen, in diesen T'rig. lim- bata, Gerv. solenoi- des, Venus ovalis, Astarte caelata. Ohne Bel. mucro- natus. Lousberges mit ein- Sandstein gelagerten Sandstei- | hend, mit zwischen- nen und Thonen. Im gelagerten unteren und mittle- | Letztere reich an ren Niveau mit zahl-|Baumfragmen- reichen einge- |ten. Im oberen Ni- schwemmten |veau thonige Sande, Pflanzenresten, | Mergel und glauko- in den Hölzern Te- nitischer Sandstein redo. Mit muschel- mit Trig. limbata, nen, Mosasaurus. NT EN TEEN TEN ER SEE 2 RE DRETENSE EIN FT RER RER . überge- Belgisch Limburg 4 ir Thonen. reichen an Gerv. solenoides, Ast. | in diesen Trig. ali- Jormis Gerv. solenoides, Ve- | steme Hervien). Astarte | caelata, Bel. quadra- nus ovalis, | caelata. Ohne Bel. mucro- natus. - (limbata), | tus (Dewangqur’s Sy- ag ET a er re 1 Be Ft IR ne j ee! . rn a Bi 251 In einer tabellarischen Zusammenstellung wie der neben- stehenden tritt die analoge Ausbildung der Kreideformation bei- der Gegenden am schärfsten hervor. Eine so grosse Uebereinstimmung in petrographischer und paläontologischer Hinsicht ist zwischen Entwickelungs- gebieten, welche durch mehr als 1200 Meilen Entfernung ge- trennt sind, äusserst auffällig und muss umsomehr überraschen, als zwischen den Faunen der Kreide von New Jersey und den südwestlichen amerikanischen Staaten nicht die geringste Aehn- lichkeit herrscht. Die natürlichen Verhältnisse, welche eine derartige zwiefache nördliche und südliche Facies der Kreide- bildung, und zwar wie in Amerika so in Europa, bedingten, sind, wie Rosmer (Kr. v. Texas, S. 22) nachgewiesen hat, klimatische Verschiedenheiten gewesen, welche sich somit be- ‚reits während der Kreideperiode geltend gemacht haben. Inhalt. Literatur und einleitende Bemerkungen . . . RER 191 Skizze der allgemeinen geognostischen Verhältnisse des Staates New Jersey . . .. 195 Geognostische A eröikenn. de Kreideformnition von Ne de, „199 Beschreibung der organischen Einschlüsse derselben. . . 213 Verticale Verbreitung der organischen Einschlüsse und en Be sirte Gliederung der Kreide von New Jersey. N Parallelisirung der letzteren mit anderen Kreidgbildungen . . . . 246 3. Ueber die Gleichzeitigkeit der Vulkane von Latium und des Menschen und über die paläoethnologischen Funde in der römischen Campagna überhaupt. Aus dem Bericht des Herrn de Rossı ım Instituto di corrispondenza archeologica vom 14. December 1866 (Ann. dell'instituto dı corrıspondenza archeologica. Vol. 29, p. 5—72. Roma 1867) und aus den Aufsätzen des Herrn Ponzı mitgetheilt von Herrn J. Rorn ın Berlin. Te Bekanntlich nimmt man in der Geschichte des vorhistori- schen Menschen drei grosse Epochen an: die Steinzeit, die Kupfer- und Broncezeit und die Eisenzeit. Hatte schon MERCATI (Metallotheca vaticana 1717), und er zuerst, die geschärften Feuer- steine, die man früher als Produkte des Blitzes (lapis fulminis) oder als lusus naturae bezeichnet hatte, als Waffen des vor- historischen Menschen erkannt, so hat man später die Stein- zeit, je nach der schlechteren oder besseren Bearbeitung und Politur der Geräthe, in die ältere (archäolithische) und neuere (neolithische) getrennt. Die Unterabtheilungen der drei grossen Epochen Se mehr den einzelnen Ländern angepasst als für alle gültig zu sein. Demnach sind in dem Folgenden nur die zwei Steinzeiten unterschieden, Kupfer- und Broncezeit nicht getrennt, wel- cher die Eisenzeit folgt. Aeltere (archäollithische) Steinzeit. Die Spuren und Erzeugnisse des Menschen finden sich, wie bekannt, überall in den Ablagerungen der Quartärflüsse zu- sammen mit den Resten der damaligen Thiere und Pflanzen. Meist folgten die damaligen Gewässer den heutigen Wasser- läufen, aber sie bildeten, da sie stärker waren als die heuti- gen Gewässer, Absätze in 20— 40 Meter Höhe über dem heutigen Rinnsal. Ausserdem liefern die Knochenhöhlen unter- halb ihrer mächtigen Kalkdecke reiche Ausbeute für die Ge- 4 schichte des vorhistorischen Menschen, = A ke RN a > WEN Ei DE “7 nn a Ce . ‘ oa g-r k X = 253 Die ersten Funde*), denen bald andere folgten, von Pro dukten des quartären Menschen in Italien geschahen im Kies (ghiaja) von Ponte Molle, der nach Poxzı (Atti dell’Accad. dei nuovi lincei Sess. IV. 8. Marzo 1866) mit den Travertinen gleichzeitig ist. Die untere Lage des Kieses besteht aus grö- berem, die obere aus feinerem Material; zwischen beiden liegen Mergel mit Süusswasserconchylien und Susswasserpflanzen und Flusssande mit Augit, Leucit und Glimmer, zuoberst Tuffe mit Bimstein gemischt. Aus dieser Lagerung geht hervor, dass die Masse und die Geschwindigkeit der Diluvialgewässer der Tiber zwei Mal gewechselt haben. Zuerst floss sie reissend, ruhiger und schwächer als sie die Mergel und Sande absetzte. In beiden Kieslagern liegen Feuersteinwaffen. Im unteren Kies fand sich unter anderen eine etwas gerollte Pfeilspitze aus gelblichem Feuerstein, 15 Meter unter der Oberfläche, eine an- dere aus rothem Feuerstein. Ein im oberen feineren Kies gefundenes Messer aus weisslichem Feuerstein scheint nach seiner vortrefflichen Arbeit dem Uebergang zur neueren Stein- zeit anzugehören. Da sich die Waffen der älteren Steinzeit immer in den Flussbetten der von den Bergen herabkommenden Wässer und nie in der Ebene finden, so lässt sich daraus schliessen, dass die Menschen der Quartärzeit auf den Bergen oder an ihrem Fuss, aber nicht in der Ebene wohnten. In den mittleren Mergeln und Sanden, die von der langsamen und schwachen Erosion der Ebene herruhren, sind keine Waf- fen gefunden. | Bei Monticelli westlich von Tivoli (s. Taf. XII Bd. 18) bestand zur Quartärzeit ein Fluss (der jetzige Fosso di Cupo), der seine Gewässer ebenso wenig als heute von den hohen Bergen empfing, sondern nur die der nächsten Gegenden ver- einigte. So konnte sich ein grosses, ruhiges, fast seeähnliches Bassin bilden, das eine Insel umschloss. Nach Poxzı (Atti dell’Accad. dei nuovi lincei. Tom. XX, Sess. I del 2 Di- cembre 1866) sieht man am linken Ufer des Fosso del Cupo zuunterst und 9,45 Meter mächtig Pozzolan, dunkelrothe, leu- eitfreie, vulkanische Erde; darüber folgt 8,30 Meter mächtig halbfester submariner vulkanischer Tuff, ein graugelbliches, *) An den Caprinen unterhalb Monticelli fand Rusconı MER (S. diese Zeitschrift Ba. 18, S. 505.) Zeits.d. D. geol Ges. XX1.2. E2 En 254 viele mehlige Leueite führendes Gemenge von feiner Asche und Lapilli. Beide Lagen sind frei von Feuerstein und Fossilien. Darüber folgt kalkiger, mit Säuren sehr schwach brausender, weisslicher, unten etwas thoniger, lockerem Travertin ähnlicher, _ grober Flusssand, entstanden aus der Zersetzung der Tuffe und des gelblichen pliocänen Sandes. Hier, im Niveau der Diluvialwasser und 19,4 Meter oberhalb des jetzigen Rinnsales in dem für die heutige Wassermasse viel zu weiten Thal, fanden sich neben zahlreichen zersetzten Pflanzen und Resten namentlich von Cervus elaphus, ferner von Bos primi- genius, Elephas, Rhinoceros tichorhinus und zahlreichen Feuer- steinen Feuersteinwaffen, welche keine Spur von Abnutzung durch den Transport zeigen. Die Feuersteine der nächsten Berge finden sich im Lias, Jura und Neocom als rundliche Massen; hätte das Wasser diese herabgeführt, so wären sie weder zerbrochen noch ohne Kalkstücke herabgelangt, von welchen letzteren nichts vorhanden ist. Nur die Menschen- hand kann dem Feuersteine die Form gegeben und ihn dahin geschafft haben, wo er sich jetzt findet. Hier, am Fuss der Berge von Oorniculum, bestand zur Quartärzeit eine Ansiede- lung von Menschen auf einer von den Quartärwassern umgebenen Insel. Da sich in der nächsten Nähe auch Feuersteingeräthe der neueren Steinzeit finden, so hat die Ansiedelung wohl bis dahin fortgedauert. Wie Ponzı (Storia naturale del Lazio 1859) gezeigt hat, entstand nach dem Rückzug des Pliocänmeeres der Vulkan von Latium, dessen ganze Thätigkeit, im Gegensatze zu den älteren Vulkanen Mittelitaliens, nicht mehr submarin verläuft. In seiner ersten Periode, während welcher die Quartärwasser mit ihrem hohen Niveau hinströmten und mit dem Detritus der Berge auch die vulkanischen Producte des latinischen Kraters schichteten, entstand der weite Kranz der Berge von Tuscu- lum, Rocca Priora, Monte Algido, Monte Artemisio und der Hugel von Genzano, Ariccia, Albano, Marino und Grotta- ferrata. Nach grosser Pause und bei Abnahme der vulkani- schen Thätigkeit bildete sich inmitten des grossen alten Kra- ters in der zweiten Periode *) der innere Bergkranz des Monte *) Nach Poxzı gehört der grosse, bei Capo di bove endigende Lava- strom dem Ende der zweiten Periode an. Man fand unter demselben einen von der Hitze gebräunten Zahn eines Hirsches. 255 Cavo, Pila und der übrigen das Campo d’Annibale umgebenden Berge, ähnlich wie in der Somma der Vesuv entstand. Wie- der nach einer Pause und bei weiterer Abnahme der vulka- nischen Thätigkeit bildete sich in Jer dritten und letzten Pe- riode der See von Albano (Lago di Castello), dessen Krater als Hauptprodukt den Peperin (Lapis albanus) lieferte. Alle diese Erscheinungen wurden von Menschen gesehen. Während der latinische Vulkan brannte, flossen die Quartär- wasser, welche uns die Gegenwart des Menschen durch die Funde bei Ponte molle und den ÖOaprinen enthüllt haben. Es kann erwiesen werden, dass der Mensch während der ersten vul- _ kanischen Periode auf den Aussenabhängen des grossen Kra- ters sich niederliess. In der Reihe der Schichten findet sich, überall von derselben Beschaffenheit und Mächtigkeit, eine durchgehende, Reste von Pflanzen enthaltende Schicht, welche zeigt, dass während einer relativen Ruhezeit eine Vegetation an den Abhängen des Kraters entstanden war. Während die- ser Ruhezeit konnte auch der Mensch sich dort niederlassen, und in der That findet man in derselben Schicht bei den Fra- toecchie an der Costa rotonda Feuersteinwaffen. Der rothe Feuerstein derselben gehört dem Ammoniten führenden Lias an, und nie konnten die Gewässer ihn vom Appennin auf die Höhe des latinischen Kraters bringen. Die zwar vorhandenen, aber nur wenig untersuchten Knochen- höhlen der römischen Campagna haben bisher keine sicheren Spuren des Menschen gezeigt. Neuere Steinzeit. Im altrömischen Ritus sind Spuren des Gebrauchs von Steinwaffen vorhanden. Das Jus feciale bei dem Foedus fe- rire schrieb vor, das Opferthier mit einem saxo silice zu tödten. Dieses Recht hatten die Römer überkommen von der alten und rohen Volkerschaft der Equicoli, wie die alten Schriftsteller sagen und eine kürzlich am Palatin gefundene, von MomMmsEn (Corpus inscript. latinar., T. I., 564) bekannt gemachte Inschrift beweiset. Die folgenden Funde von Grab- stätten mit Feuersteinwaffen, sehr rohen Vasen und Skeleten in der von den Equicoli bewohnten Landschaft erlangen da- durch eine noch grössere Bedeutung. In dem Thal zwischen Vicovaro und Cantalupo (nördlich LI” von Tivoli) liegt da, wo der Bach von Licenza in den Anio einmündet, ein Feld S. Cosimato. Die Quartärwasser dieser Flüsse hatten dort eine grosse seeartige Ausweitung, so dass Susswasserabsätze auf den unteren Abhängen der nahen Berge vorhanden sind. Die Oberhand hat eine mächtige Bank sehr weichen, Sponga genannten Travertins. Er liegt einem Hügel an, der den heutigen Zusammenfluss beherrscht, und dieser musste, seiner Höhe zufolge, eine Insel und dann eine Halb- insel in dem See bilden, sobald das Niveau des Wassers sich senkte. Man fand hier zwei Grabstätten, eine 1,1 Meter unter- halb der Oberfläche, eine zweite 1,75 Meter tiefer und etwa 7 Meter über dem Thalboden. Die obere enthielt zwei Ske- lete, ein fast ausgestrecktes und ein etwas zusammengeboge- nes. Zur Linken des ersteren stand eine grosse sehr rohe Vase, die mit einer schwärzlichen Erde gefullt gewesen sein soll. Das Material der Vase ist ein Thon aus den vulkani- schen Gebilden des Thales, die das Subappenninmeer dort abgesetzt hat. Man erkennt die Augite, die Leucite und die verwitterten Feldspathe des pliocänen Tuffes mit blossem Auge. Die rohe Form, die Nichtanwendung der Scheibe, der schlechte Brand — Alles gleicht den Funden der Steinzeit aus anderen Orten, die Vase ist ein locales Product eines primitiven Vol- kes. Nahe der Herzgegend des Skeletes lagen gegen 20 Feuersteinwaffen, Pfeil- und Lanzenspitzen, Messer, die ur- sprünglich wohl in einer quer über die Schulter gehängten Jagdtasche enthalten waren. Unter dem Kopf des zweiten Skeletes lagen zwei Pfeilspitzen, die naclı ihrer vortrefflichen Bearbeitung der jüngeren Steinzeit angehören. Die beiden Schädel sind ausgezeichnete Beispiele des brachycephalen Ty- pus. Das untere Grab enthielt drei neben einander liegende Skelete und zu ihren Füssen einen Haufen von Thierknochen. Darunter liessen sich Reste von Sus scropha, Cervus elaphus, Bos primigenius (oder brachyceros?), Equus caballus, Canis familia- ris sicher, vom Renthier (Cervus tarandus) mit Wahrschein- lichkeit bestimmen. Die 3 Schädel waren entschieden doli- chocephal.*) Weder Waffen noch Urnen fanden sich mit die- sen Skeleten, deren eines einem sehr alten Manne, deren *) Eingehende Mittheilungen über die Skelete und die Thierknochen hat Ponzı Ann, d’inst. di corresp. archeol. $. 54 u. figd. gegeben. = 257 zweites einem Manne von mittleren Jahren, deren drittes einem kleinen Kinde in der zweiten Zahnperiode angehörte. In bei- den Gräbern hatten Menschen- und Thierknochen einen von dem Travertin herrührenden Ueberzug von Kalk. Ist die Verschiedenheit der beiden Racen und der mit den Skeleten gefundenen Gegenstände beweisend für eine Ver- schiedenheit in der Zeit der beiden Gräber? Mit Sicherheit lasst sich, so lange nicht weitere Funde gemacht sind, die Frage nicht lösen, allein eine Zeit, wie sie für die Aufeinan- derfolge zweier Racen nöthig ist, _ scheint, auch nach Poxzr’s Ansicht, nicht zwischen den beiden Grabstätten zu liegen, da diese sich an derselben Stelle nahe bei einander befinden, ausserdem gleiche Gestalt haben. Das Zusammenvorkommen des brachy- und dolichocephalen Typus in derselben Grab- stätte ist keine neue Thatsache, so dass man als wahrschein- lich das Nebeneinander zweier Racen, einer einheimischen und einer fremden, annehmen kann. Für die ältere Race wird man nach NıcoLvcct *) die dolichocephale des unteren Grabes hal- ten mussen; die brachycephale Race wird der ligurischen In- vasion zugehören, welche nach den geltenden Ansichten in das Ende der neueren Steinzeit und den Anfang der Bronce- zeit fallt. Stammen die in dem unteren Grabe gefundenen Reste wirklich vom Ren, so hätte dieses in der 'römischen Campagna bis zum Ende der neueren Steinzeit gelebt. Sind auch bis jetzt nur zwei Gräber gefunden, so sind sie sicher nur ein Theil eines ausgedehnten Grabfeldes. Es finden sich nämlich Trümmer von Vasen mit ähnlicher Be- schaffenheit wie die des oberen Grabes in derselben Gegend häufig. Steinwaffen und Menschenknochen sollen oft in dem Felde gefunden sein. Das feste Grabfeld setzt eine feste Ansiedelung voraus. Die Form des Thales und die Anordnung der Schichten ist durch eine ruhige Erweiterung des Wassers bedingt, eine Er- weiterung, welche auch nach der Quartärzeit fortgedauert ha- ben kann. Nicht weit von dem Grabfelde liegt eine Lage zersetzter organischer Stoffe, deren Niveau lehrt, dass der die Gräber enthaltende Hügel entweder als Insel oder als breite ‚Halbinsel hervortrat auch nach dem Abfluss der Quartärwasser, *) La stirpe ligure in Italia. Napoli 1865, 258 also eher als das Wasser sich sein jetziges tiefes und enges Bett grub. Die von den Wassern abgesetzten organischen Substanzen, die breite Insel im ruhigen Wasser und das Grab- feld lassen hoffen, dass spätere Forschungen dort auch die Wohnungen der Menschen nachweisen werden, von denen man bis jetzt nur die Gräber kennt. Nach den häufigen Funden polirter, aus Feuerstein, aus latinischer Lava, aus grünem Basalt bestehender Waffen der neueren Steinzeit in der römischen Campagna muss diese damals sehr bevölkert gewesen sein. Besonders reiche Ausbeute lie- fert die Gegend des oben genannten Fosso del Cupo, der zweite latinische Kegel und der Küstenstrich zwischen Porto :d’Anzo und Ardea. An diesen Punkten liegen die Waffen nur im Humus; nicht in den vulkanischen Gebilden des Monte Cavo, nicht in den Sedimenten der gehobenen Küste. Daraus lässt sich schliessen, dass während der neueren Steinzeit der zweite latinische Kegel seine Thätigkeit einstellte und der Mensch sich dort ansiedelte, ferner dass der zweite latinische Kegel zwischen der älteren und neueren Steinzeit thätig war, denn die älteren Steinwaffen finden sich nur auf dem ersten, nicht auf dem zweiten Kegel, die Waffen der neueren Zeit da- gegen sowohl auf dem ersten als dem zweiten Kegel. Ist die grosse Häufigkeit und Schönheit der neueren Stein- waffen an der Küste zwischen Porto d’Anzo und Ardea ein leiser Fingerzeig, dass dort die aus Asien kommende, brachy- cephale ligurische Race zur Zeit der Blüuthe der neueren Stein- zeit landete ? Broncezeit. Alle nach ihrer Form dieser Zeit zuzurechnenden Waffen der römischen Campagna sind aus Bronce, nie aus reinem Kupfer. Sie scheinen von eingewanderten Völkerschaften ein- geführt, nicht Producte der einheimischen Industrie, vielleicht nach ihren Inschriften phönizischen Ursprungs zu sein. Sie gleichen den Broncewaffen der Schweiz und der Pfahlbauten der Emilia. Mit Sicherheit kennt man von keinem Funde (nur von einem Beilmesser [coltello aseia] weiss man, dass es in Segni, also ausserhalb der etrurischen Wohnsitze, gefunden ist) weder die näheren Umstände noch die Herkunft. In den Mu- E | 3 RR 7 E E F x hi 3 | i > R. 2 8 H. u x A FT a er Bee FRE ER: BR I 259 seen sind sie unter die etruskischen Sachen eingereiht und der Angabe nach aus etrurischen Gräbern stammend. Man weiss, dass Eisen bei allen heiligen Dingen und Ge- brauchen allen heiligen Personen untersagt, dagegen Bronce geboten war (Macrobius Saturn. libr. V), dass die Etrusker den Umfang der Stadt durch eine eherne Pflugschaar (aeneo vomere) bestimmten, dass die sabinischen Priester und der flamen dialis in Rom mit ehernen Messern geschoren wurden. Am geheiligten Pons sublicius war kein Eisen. Eine Inschrift aus dem Jahre Roms 696 gestattet ausdrücklich, dass bei dem Wiederaufbau eines Tempels Eiseu angewendet werden durfte (ferro uti liceat, Momnsen Corp. inseript. lat. Tom. I. S. 176). Die Sühnopfer, welche die Arvalen anstellten, so oft sie Eisen in den heiligen Hain und den Tempel gebracht hatten, beruhten auf uraltem heiligem Gebrauch. Daraus ergiebt sich, dass die religiosen (Gebräuche der Römer und der nächsten Völker ihren Ursprung aus einer Zeit hatten, in welcher Eisen nicht angewendet wurde. Hier wurde also nicht, wie es anderswo geschah, Kupfer, Bronce und Eisen zur selben Zeit eingeführt. Eisenzeit. Sehon 1817 fand Auzssanpro Vıscontı am Monte Cucco und Monte Crescenzio nahe am Albaner See in einer von we- nig Palmen Humus und etwa + Meter mächtigem Peperin be- . deekten, gelblichen, sandigen Schicht vulkanischer Asche, welche wiederum auf Peperin lagert, zahlreiche schlecht gebrannte, mehr als drei Palmen hohe Thhongefässe auf, welche eine rohe thönerne Nachbildung einer Hütte und in dieser verbrannte Menschenknochen, broncene Heftnadeln und Bernsteinarbeiten enthielten. Rings um die Hütten lagen noch allerlei thönerne Utensilien, kleine Vasen, Lampen, Trinkgeschirre. Alle diese Gegenstände gleichen den in anderen Gegenden gefunde- nen Arbeiten der Eisenzeit. Sie gehören nach den 1867 aus- geführten Untersuchungen von DE Rossı, bei welchen noch- ähnliche zahlreiche, z. Th. zertrümmerte Thongefässe und Broncearbeiten aufgefunden wurden, einem grossen, von den vulkanischen Producten bedeckten Grabfelde an, wie schon Vıscontı behauptet hatte. Die Mächtigkeit der weithin ausge- dehnten Aschenschicht, welche das Grabfeld birgt, wechselt ee A zwischen 1 und 1,5 Meter, ein Beweis für die Stärke der Eruption. Die compacte und homogene Asche, der Mangel aller Spalten und senkrecht niedergehender Höhlungen schliesst jeden Zweifel aus, der glühende Aschenregen hat die grossen - Gefässe umhullt, zum Theil zertrummert. Die auf der Unter- seite ganz mit einer alten Vegetation von Lolium perenne ge- mischte Peperindecke lehrt, dass sich auf der vulkanischen Asche eine von dem viel späteren Peperinausbruch bedeckte und vernichtete Vegetation entwickelt hatte, dass ferner mit diesem Ausbruch die vulkanische Thätigkeit aufhörte. Schon Vıscontı hatte von Funden eiserner Nägel im Pe- perin berichtet; DE Rossı fand auch eiserne Lanzenspitzen, aber nur in der Peperindecke oder auf der Oberfläche der Asche, nie in den Thongefässen, wenn auch an demselben Berge und denselben Orten. Eine Vase zeigt Färbung durch Eisenrost, demnach wagt pe Rossı’eine Theilung der genann- ten Funde in zwei Epochen nicht. | Bei den beiden Vignen der Valle Marciana am Ufer des alten, jetzt ausgetrockneten Sees fand Vısconti unter dem Pe- perin Vasen, denen von Monte Ürescentio ähnlich; pe Rossı sah in dem ganzen Strich zwar viele Fragmente alter Thon- gefasse, aber weiter nichts. Am gegenüberliegenden Ufer sollen unter dem Peperin und der vulkanischen Asche Haufen ver- brannter Kohlen, Andeutungen von Feuerstellen, gefunden sein. In der Ebene (Prato della Corte) zwischen Marino und Rocca di Papa entspringt eine Quelle, jetzt Fonte del capo . d’acqua genannt, das berühmte caput aquae ferentinae, die Ding- stätte des latinischen Bundes. Hier, wo wieder Peperin und vulkanische Asche übereinander und im Humus zahlreiche Ge- schirrscherben liegen, fand man 1860, auf einer Fläche von 1125 Quadratmeter, unter dem Peperin in der Asche zahl- reiche Thongeräthe, namentlich Lampen. Ein Gefäss enthielt vier Heftnadeln und ein Armband von Bronce. Hervorzuheben ist, die Gegenstände, z. Th. etruskischen Ursprungs, z. Th. aus latinischer vulkanischer Masse bestehend, standen in Rei- hen von 5, 8, 10, und jede Gruppe stand wiederum gleichsam auf einem Teppich schwärzlicher Erde, welchen ein viereckiger, etwa 4 Palmen hoher Abschnitt (incastro) begrenzte. Ist diese schwärzliche Erde, sind diese Abschnitte nicht ebensoviel An- zeichen früherer Wohnstätten? Hier waren Wohnstätten, nicht aa 4 un 261 Grabstätten! Die Nähe des Wassers, die von der der Grab- stätten verschiedene Anordnung der Gefässe, der Mangel aller Menschenknochen in den Urnen, die Auffindung eines ganzen Skeletes — Alles das spricht für eine Wohnung, gegen eine Grabstätte. Der steile Schädel des Skeletes lässt vermuthen, dass er einem alten Manne angehörte, dem die Flucht bei der Eruption nicht gelang. Während die Thongefässe der Grab- stätten sehr schlecht gebrannt und nicht mit der Scheibe ge- formt sind, aus latinischer vulkanischer Asche bestehen, in welcher man mit blossem Auge Glimmer, Augit und Leucite erkennt, ihre Verzierung ausserordentlich roh ist, die dor- tigen Broncen dagegen von erfahrener Kunstfertigkeit zeugen, finden sich in den Wohnungen neben den rohen Gefässen sorg- faltiger gearbeitete und aus nicht latinischer Masse bestehende. Sie sind mit der Scheibe geformt und vortrefflich gebrannt, eines hat sogar gemalte Streifen; sie sind offenbar etruskisch. Die den Ausbrüchen des latinischen Vulkans (Vulcano laziale) gleichzeitige Bevölkerung trieb also schon Handel mit Etrurien. Der Vulkan hatte, wie man aus dem Wechsel von Asche und Peperin sieht, zahlreiche Ausbrüche. Die drei obersten Schich- ten sind die Producte der jüngsten und überhaupt letzten. Die Schicht, auf welcher der Mensch so nahe dem Vulkan wohnte, ist ein Beweis für eine lange, lange Ruhezeit; der Aschenregen, welcher die Vasen begrub, überraschte die Anwohner und tödtete Alles, was nicht floh. Dieselbe Pause wird durch die auf der Asche befindliche Vegetation bewiesen; dann folgte der Peperinausbruch, und nun erst konnten sich im Krater die Wasser zum See von Albano ansammeln. Livius sagt öfter: in monte Albano lapidibus pluit, ein Mal sogar biduum continenter lapidibus pluit; er spricht von einer vox ingens e luco et e summo montis cacumine; offen- bar von dem unterirdischen, die Eruptionen begleitenden Ge- töse. Er berichtet, dass so oft idem prodigium in monte Al- bano nunciaretur, feriae per novem dies agerentur. Diese re- ligiose Institution setzt eine Reihe von Ausbrüchen zur Zeit der Römer voraus, und man kann sie, diesen Angaben gegen- über, nicht auf den Fall von Aerolithen beziehen. Ob diese Ausbruche der altrömischen Zeit dieselben sind wie die, welche die Vasen begruben, lässt sich bis jetzt weder bejahen noch verneinen. Das bleibt weiterer Forschung über= lassen. Aber es ist doch sehr wichtig und kaum ein zufälli- ges Zusammentreffen, dass ein latinisches Pompeji gerade da aufgefunden ist, wohin die Alten übereinstimmend den ersten Aufenthalt des latinischen Volkes verlegen. Nachtrag. Die römischen Katakomben und der Tuff. Die Katakomben, nach pe Rossı (Roma sotterranea 1864) mit verschwindend kleinen Ausnahmen ganz das Werk der Ohristen, liegen in der allergrössten Mehrzahl in den submari- nen pliocänen vulkanischen Tuffen, welche den Untergrund der römischen Campagna bilden. Sie bestehen aus 3, 4, ja 9 über- einander liegenden Stockwerken und reichen bis etwa 25 Me- ter unter die Oberfläche hinab. Die römischen Gesetze ver- boten das Begräbniss innerhalb der Stadtmauern , die unterir- dischen Grabstätten mussten also ausserhalb der Stadt angelegt werden. Das Ohristenthum forderte öfteren Besuch der Grä- ber, daher liegen sie nicht weit von der Stadt. Ihre Erstreekung geht nicht über 4 Kilometer von den Stadtmauern hinaus. Der vor dem Absatz der vulkanischen Tuffe von Spalten und ‘Ver- werfungen vielfach durchsetzte Grund des pliocänen Meeres und später die grossartige Wirkung der Quartärwasser der Ti- ber, des Almone und der übrigen Wasserläufe, welche sich in dem Bassin von Rom vereinigen, hat grossen Wechsel und grosse Unregelmässigkeit in der Lagerung und Beschaffenheit, namentlich in der Festigkeit der Schichten hervorgebracht. Die Terrainformen und die Beschaffenheit der Absätze erklären die Ortslage und die Ausdehnung der Katakomben. Sie liegen nicht in den durch die grossen (@uartärwasser entstandenen Erosionsthälern, nicht in den schlammigen und lockeren Ab- 2 sätzen, welche diese Rinnsale seitlich begrenzen, darin hätte man keine Ausgrabungen herstellen können; die Katakomben liegen auf den Höhen und da, wo die vulkanischen Tuffe un- berührt blieben. Sie sind im festen Gestein ausgehöhlt, ohne Anwendung von Bindemitteln und Puzzolan. Die seltenen Ausnahmen von diesen Regeln haben historische oder archi- tectonische Gründe. Die bei weitem grösste Mehrzahl der christlichen Katakomben hat nie als Steinbruch oder Puzzolan- grube gedient, und wenn die Katakombe bisweilen in diesen beginnt, so lenkt sie sogleich ab von allen Stellen, denen man brauchbare Baumaterialien entnehmen konnte, und wendet sich denen zu, welche zum Zweck der Katakomben passen, Der zu Ziegeln gesuchte Thon, der lockere, als Mörtel gesuchte Puzzolan, der als Baustein gesuchte feste Travertin, der Sand, Kies und Mergel haben nicht die für die Katakombe nöthigen u Ed re > Dr Et 72 a a a k FEB NETZ Ki] vn #6 15-4 7 u has" er A A Dr N A| e [u mg" I TE lea ge HZ ae ae, DET Eike N KR =. ET “ir 263 Eigenschaften, sie finden sich fast nur im vulkanischen Tuff.*) Und auch von diesen eignen sich für die Katakomben nur wenige Abänderungen: nicht der sehr feste, steinige (lapis ruber, saxum quadratum, so genannt nach seiner herrschenden Färbung und der gewöhnlichen Bearbeitung in cubische Massen), Wasser nicht durchlassende, ebenso wenig der sandige, zer- reibliche. Es bleiben daher nur wenige Lagen und wenige Punkte für die christlichen Grabstätten übrig und diese liegen - zunächst in den Lagen, welche technische Verwendung nicht finden. In den Etudes geologico-archöologiques sur le sol romain (Bull. soc. geol. (2) 24. 589) theilt pe Rossı die vul- kanischen Tuffe in 5, nicht sehr scharf begrenzte Abtheilungen: 1) Submarine pliocäne feldspathhaltige Tuffe, die je nach Zusammensetzung und Festigkeit in verschiedene Unterabthei- lungen zerfallen. 2) Zersetzte und umgelagerte Tuffe (tufs remanies). Die Umlagerung erfolgte durch das Pliocänmeer zwischen der Ter- tiär- und Quartärzeit, als sich über die Wasser die subappennine Ebene erhob. 3) Zusammengeschwemmte Tuffe Broccar’s (tufs recom- poses), entstanden aus dem Detritus und der Zersetzung der umgelagerten Tuffe. Zum Theil bestehen sie nur aus Detri- tus der pliocänen Tuffe, zum Theil enthalten sie anderen De- tritus, nämlich Sand, Geschiebe oder vulkanische , aus Latium stammende Massen. Sie gehören der Quartärzeit an. 4) Tuffe entstanden aus dem Aschenregen der atmosphä- rischen Vulkane Latinms, ohne Feldspath. 5) Tuffe entstanden aus den Aschen der latinischen Erup- tionen, welche in die Quartärwasser fielen oder in diese als Schlammströme geriethen. Die schwereren Theile liegen unten, ‘die leichteren oben. *) Nur wo der Sand einzelne festere, aber Wasser durchlassende Schichten enthält wie am Janiculus, war er zu Grabstätten brauchbar. Die Ponzianische an der Via portuensis liegt grösstentheils in einer solchen Schicht Die jetzt sehr wenig zugängliche Grabstätte des S. Va- lentinus an der Via flaminia zeigt oben Tuff, darunter eine bunte Mischung von Sand, Geschieben und einzelnen grossen Blöcken. Da sehr bald weiter nördlich Travertin folgt, so hören in dieser Richtung schon nach der ersten Miglie von der Stadt die Grabstätten auf. Sie liegen fast alle auf dem linken Tiberufer. Das Aniothal begrenzt sie etwa 2 Miglien von der Mauer ab auf der Via salaria und momentana. Südlich der Via Appia gehen sie bis an das Grab der Caecilia Metella (Capo di bove), 4. Beschreibung neuer Arten oder eigenthümlich aus- 2 gebildeter Versteinerungen. | Von Herrn Zeuschser ın Warschau. Hierzu Tafel V., VL, VII. Spirifer punctatus .n. Sp. Taf. V., Fig. 1, 2, 3. Die Schale ist ein längliches Dreieck, dessen unteres Ende fast einen gedehnten Bogen bildet; die Schlosskante ist zu- gleich die Länge der Schale; wenig gewölbt. Die nicht per- forirte Klappe hat in der Mitte einen starken bogenförmig ge- krummten Buckel, mit einer in der Mitte gespaltenen Falte; die länglichen, schmalen Flugel bedecken 4—5 abgerundete, in der Mitte gespaltene Falten. Die perforirte Klappe hat in der Mitte einen tiefen, glatten, stark umgebogenen Sinus; die Flügel sind mit gespaltenen Falten bedeckt. Die Area ist bedeutend, etwas gebogen; das Deltidium schmal und hoch. Die Schale bedecken sehr feine, etwas hohe Punkte mit quineuncialer Vertheilung; die Punkte sind am Schlossrande der nicht perforirten Klappe sehr deutlich, bedecken die Rippen sowohl, wie die dazwischenliegenden Vertiefungen. Bei jun- gen Individuen sind die Falten nur theilweise gespalten. Aehnliche Punktirungen finden sich bei liasinischen Spi- riferen, wie Sp. rostratus, Walcotti; bei Retzia Salteri Da- vıpson, Silurian Brachiopoda, t. XII., f. 21, 22 sind sie be- deutend grösser. | | Länge 48 Mm., Breite 16, Dicke 0 = 100:33, Länge 32 Mm., Breite 14, Dicke 12 = 100:42:38. Vorkommen: Sehr selten in der oberen Abtheilung des grauen devonischen Kalksteins des Berges Kadzielnagöra bei 3 Kielce mit Atrypa reticularis, Rhynchonella acuminata, Terebra- A A an Ne ya) Bang ara Die hr RAD NN Ze SE Er re ; Fo, e. > jy «N nt ; 7 TE IR 265 tula? amphitoma PuscH, Pentamerus galeatus, Stromatopora poly- morpha, Favosites cervicornis etc. Fig. 1. Nicht perforirte Klappe eines ausgewachsenen ‚Spirifer. Fig. 2. Perforirte Klappe eines jungen Individuums. Fig. 3. Punkte, vergrössert. Terebratula Pasinianan. sp. Taf. V, Fig. 4, 5, 6. Länge 48 Mm., Breite 38, Dicke 30 = 100:79 : 62. Eiförmig, läanglich fünfeckig, stark convex, die Schloss- und Randkanten bilden einen regelmässigen, ovaleu Bogen; die Schlosskanten sind die längsten, bilden einen Winkel von beiläufig 80°; Stirnkante fast gerade und kurz. Die perforirte Klappe wird im oberen Theile sehr schmal; die grösste Breite ist unterhalb der Mitte; der kräftige, stark gebogene Schnabel hat ein grosses rundes Loch; das Deltidium verdeckt; von der Mitte des unteren Theiles zieht sich eine wenig entwickelte Wulst von zwei etwas vertieften Sinus umgeben. Die nicht perforirte Klappe ist wie eine Art von Deckel der perforirten ; in der Mitte erhebt sie sich am meisten und fällt auf den Sei- ten sanft herab; von der Mitte zieht sich gegen die Stirn ein ziemlich breiter, nicht sehr vertiefter Sinus herab zwischen zwei deutlichen Rippen. Wo die Epidermis von den fast glatten Schalen entfernt wird, da kommen sehr feine, quincuncial vertheilte Punkte zum Vorschein. Bemerkungen. Diese Art zeigt viele Aehnlichkeit mit Ter. bisuffarcinata ZIETEN, ist aber kürzer und bedeutender con- vex. Ter. subcanaliculata OPPEL, DESLONGCHAMPS, Notes sur le terrain Callovien, Bull. soc. Linn. Norm., Bd. 4, S. 29, t. 4, f. 11, ist ebenfalls etwas länger, die Mitte der nicht per- forirten Klappe bedeutend ausgebreitet und hat in dem unteren Theile scharfe Kanten, was bei T. Pasiniana nicht der Fall ist. Vorkommen: Selten im Nerineenkalke von Inwald. Fig. 4. Ansicht der perforirten Klappe. Fig. 5. Ansicht der nicht perforirten Klappe. Fig. 6. Seitenansicht. 266 Pholadomya Bieskidensis ZEUSCH. Taf. V., Fig. 7,8, 9. Die Steinkerne sind verkehrt länglich viereckig, ziemlich bauchig; die vordere, etwas hervorgeschobene Seite ist herz- förmig, die hintere hebt sich stark in die Höhe, ist sehr zu- sammengedrückt und wird fast scharf; hinten und vorn etwas klaffend; der untere Theil wird scharf und gerade, fast parallel dem oberen. Die vornliegenden, kräftigen Wirbel sind umge- bogen, sehr genähert, berühren sich aber nicht; keine Lunula; eine ausgezeichnet deutliche Area ist länglich, lanzettförmig, mit scharfen Kanten umgeben, reicht aber nicht bis zum hin- teren Ende. Der vordere Theil ist sehr aufgebläht, der hin- tere sehr zusammengedrückt. Die Schalen bedecken 12 strah- lenformige, lineare Rippen, die vorderen sind etwas deutlicher als die hinteren; den hinteren Theil bedecken deutliche con- centrische Runzeln, vorn sind aber deren kaum bemerkbar; beim Kreuzen der Runzeln mit den Rippen entstehen feine Knötchen. ae Bemerkungen. Die Ph. Bieskidensis hat viele Aehn- lichkeit mit einer nicht beschriebenen Species aus dem brau- nen Sandstein des Braunen Jura von Zajaczki bei Krzepice; beide Arten sind länglich; nur ist die /’h. Bieskidensis weniger bauchig und hat eine kürzere Area. Ph. concatenata Ac. ist viel kürzer, stärker aufgebläht und zeigt nicht eine länglich viereckige Form. Länge 44 Mm., Höhe 23 Mm., Dicke 20 Mm. = 100: 68:45. Jüngere Individuen: Länge 31 Mm., Höhe 19 Mm., Dicke 14 Mm. = 100: 62:42. Vorkommen: Selten im Nerineenkalke von Inwald bei Wadowice. | Fig. 7. Seitenansicht eines ausgewachsenen Individuums. Fig. 8. Ansicht des oberen Theiles.. Fig. 9. Ansicht von vorne. Nerinea Meneghiniana n. sp. Taf. VIL, Fig. 1 —4, | Ausgewachsenes Individuum : Länge 50 Mm., Dicke 28 Mn, = 100 : 56. 2 | ne a ee te Par, 4 Bar Sun BEE ir a RE AEE EZ BC peter Zi BT EA ES a E Aa) 3 ö 2 ee AN > ! : 4 267 Jüngeres Individuum: Länge 28 Mm., Dicke 12,5 Mm. = 100: 44. Länglich eiföormig, sehr dickschalig; das vorstehende Gewinde kürzer als die letzte Windung, von 55° — 56°; die letzte Windung ist fach convex, cylinderförmig, glatt; die Su- turkante bedecken 10 kräftige, runde Knötchen; bei jüngeren Individuen ziehen sich die Knötchen auf die Windung herab und bilden den Anfang von undeutlichen Rippen. Die Mund- öffnung schmal, endet mit einem umgebogenenen Canal. Auf der Spindel sind 2 Falten, auf der Mundlippe nur eine sehr breite. Bemerkungen. Diese Art ist sehr ähnlich der Chem- nitzia inflata D’OrBıcnY, Paleontologie frangaise, Terrains cre- taces, B. 2, S. 71, t. 156, f.2, welche aber ein längeres, trep- penartiges Gewinde und eine viel breitere Mundöffnung hat. Tornatella -conica GoLpruss, 8. 48, t. 156, f. 2, hat keine Knötchen auf dem oberen Theile des Gewindes und auf der Spindel 3 Falten, keine auf der Mundöffnung. Vorkommen: Selten im Nerineenkalke von Inwald. Fig. 1. Seitenansicht eines ausgewachsenen Individuums. Fig. 2. Durchschnitt desselben. Fig. 3. Ansicht eines jün- geren Individuums. Fig. 4. Desselben Mundöffnung. Am. Staszyi n. Sp. Taf. VL, Fe. 1—6. 1 2 1 2 Durchmesser 50:Mm;: ::51 = 100: 100, Höhe der letzten Windung 26 Mm. 31 = 52: 63, Breite 19Mm...-20°= 28257 Nabel 8. Mn 27. — lasst. Diese im rothen Klippenkalke von Rogoznik sehr häufige Art ist scheibenförmig, comprimirt, sehr involut, mit einem kleinen, ziemlich vertieften Nabel; mit abgerundetem Rücken. Die flachgewölbten oder fast flachen Umgänge sind auf den Seiten ganz glatt, auf der Nabelkante und dem Rücken mit ziemlich entfernten Linien bedeckt. Die Umgänge, von denen jeder drei Viertheile des früheren umfasst, haben abgerundete Nabelkanten, die senkrecht gegen den Nabel abfallen, seltener etwas geneig: sind. Die Mundöffnung hoch, zusammengedrückt, 268 in der oberen Hälfte am breitesten; unten tief eingeschnitten, oben gewölbt. An einem Exemplare ist auf dem Rücken ein flacher Kiel vorgekommen, der gewöhnlich nicht wahrgenom- men wird, jedoch auf den Steinkernen angedeutet zu sein scheint. Die Kammerwände sind sehr an einander ‚gedrängt und stark zertheilt. Der Rückenlobus ist sehr hoch und schmal, verhält sich wie 5:1; der mittlere kleine Sattel, durch dessen "Mitte sich der Sipho zieht, ist ziemlich hoch und schräg ein- geschnitten. Der Rückensattel ist etwas kürzer als der obere Seitensattel, in der Mitte tief eingeschnitten, wird in zwei stark ausgebreitete Aeste getheilt. Der obere Seitenlobus ist am be- deutendsten entwickelt; bei ausgewachsenen Individuen besteht er deutlich aus zwei Theilen; der obere Theil ist ziemlich breit, der untere auffallend schmal, aus dem 3 oder 5 lange, schmale Aeste fächerartig auseinandergehen. In der Jugend findet diese untere Verschmälerung nicht statt, die Breite des oberen und unteren Theiles des Lobus ist ziemlich gleich. Der obere Seitensattel ist am bedeutendsten entwickelt, etwas höher und viel entwickelter als der Ruckensattel; er ist in der Mitte tief eingeschnitten und zerfällt in zwei sehr grosse Aeste. Der untere Seitenlobus ist fast um die Hälfte niedriger und schmäler als der obere Seitenlobus; ebenso verhält sich der untere Seitensattel. Zwei Nebenloben und Nebensättel be- finden sich an der Nabelkante. Bemerkungen. Am. Staszyü hat den allgemeinen Ha- bitus des Am. Beudanti BRONGNIART, Environs de Paris, S. 95, t. 7, f. 2. Auf den glatten Seiten finden sich sichelartige, ziemlich entfernte Rippen; der Rücken ist schmäler, die Loben und Sättel sind bei Weitem weniger tief eingeschnitten. Ein Stuck des Am. Beudanti aus Escragnolles, das ich von SAE- MANN erhalten, hat fast ähnliche Lobenzertheilung, nur befinden sich mehrere Nebensättel auf den Seiten; die Scheidewände sind ebenfalls sehr genähert, wie bei Am. Staszyü; aber der allgemeine Habitus ist ganz verschieden. Am. Beudanti ist stark comprimirt, die Umgänge sind höher, der Rücken ist sehr ‚schmal; bei Am. Staszyü sind die Umgänge flach gewölbt, und der Rücken ist ziemlich breit. Vorkommen: Sehr häufig im rothen Klippenkalke in Ro- goznik und Babieczowskie Skalki mit Terebratula ee, di- phoros, Bouei, Am. biplex, diphyllus. & Ei = Fe 4 2 Be; Tue EEE a RE EN Hi ee B ra NE En EN RE AR VENEN 269 Fig. 1. Seitenansicht eines Steinkerns mit Lobenzeich- nung. Fig. 2. Rückenansicht desselben Individuums. Fig. 3. Rückenansicht eines sehr grossen Individuums mit Lobenzeich- nung. Fig. 4. Seitenansicht eines Individuums mit zum Theil erhaltener Schale am Nabel. Fig. 5. Ruckenansicht mit er- haltener Schale. Fig. 6. Rücken eines Individuums mit Kiel. Am. retroflexus n. sp. Taf. VL, Fig. 7—9. Das kreiselförmige, ziemlich comprimirte Gehäuse hat einen deutlichen, ziemlich vertieften Nabel und abgerundeten Rücken. Die (3 — 4) flachgewölbten Umgänge umfassen sich kaum in der Hälfte, sind glatt und gehen unmerklich in den gewölbten Rücken über, den kräftige kurze Rippen bedecken, die an der Wölbung anfangen und in der Mitte einen Bogen bilden, der nach hinten zurückgeschlagen ist. Die Mundöffnung rundlich “oval, mit wenig vertiefter Bauchseite, oben rund. Deutliche Lobeneinschnitte sind wenig zertheilt und stehen ziemlich ent- fernt von einander. Der Rückenlobus zweimal so hoch wie breit. Der Ruckensattel ist der bedeutendste, der höchste und breiteste, etwas im oberen Theile seitlich eingeschnitten. Der obere Seitenlobus hat fast die Länge des Rückenlobus, ist bei- nahe zweimal so breit. Der obere Seitensattel ist um die Hälfte niedriger und schmäler als der Rückensattel. Der un- tere Seitenlobus sehr klein, um die Hälfte kurzer und schmaler als der obere. Der untere Seitensattel sehr klein; die Neben- loben liegen auf der Neigung zum Nabel. Durchmesser 21 Mm., Höhe der letzten Windung 9 Mm., Breite 8 Mm., Durchmesser des Nabels 6 Mm. Verhältniss 0:43 :38.: 29. Vorkommen: Ziemlich selten im Klippenkalke, in den Hugeln, Babieczowskie Skalki genannt, bei Rogoznik. “ Fig. 7. Seitenansicht mit den Loben. Fig. 8. Rücken- ansicht mit den zurückgeschlagenen Rippen. Fig. 9. Mund- öffnung. Terebratula triangulus LAMARk. Taf. VIL, Fig. 5, 6, 7. Im rothen Klippenkalke von Rogoznik und der Umgebung, welcher reich an Terebratula diphya und nahverwandten Arten Zeits. d.D.geol. Ges. XX11. 2. 18 ten, die ich näher beschreiben werde. Der allgemeine Um- riss entspricht ganz der bekannten 7. triangulus, nur hat die nicht perforirte Klappe den langen Sinus nicht, der sich vom Wirbel zur Stirn zieht. Dieser Charakter scheint jedoch nicht wesentlich zu sein; eine Reihe von Exemplaren dieser Art 1 Po von Ala Laste bei Trient, die vor mir liegen, zeigen diesen Charakter nicht constant; der Sinus ist bei einigen nur in der Stirngegend oder theilweise entwickelt. An unserem Vorkom- men bilden die beiden Schalen deutliche Schlosskanten. In dem Vorkommen der T. iriangulus von Trient und in den nah- verwandten Species, wie 7. euganensis Pıcrer, Melanges pa- leontologiques, t. 84, f. 5—10, T.:erbensis PıcTEr, 1. c., t. 3, f. 8, verbinden sich die beiden Schalen in einer vertieften Rinne; es ist keine Kante vorhanden. Es scheint auch dies kein wesentlicher Charakter zu sein. Naturgemäss hat L. v. Buch ZT. triangulus bei T. diphya aufgeführt; einen interessanten Beweis dafür zeigt das Indi- viduum von Kijow. Die perforirte Klappe ist nicht vollkom- men glatt, wie bei der gewöhnlichen T. triangulus, sondern auf der oberen Hälfte zeigt sich der Anfang eines Loches, von dem sich ein schmaler Sinus zur Stirn herabzieht. Dies Loch hat das Ansehen, wie bei 7. dilatata Pıcrer, Mel. paleont. t. 32, f. 3a., durchbohrt jedoch nicht beide Klappen und ist kaum 4 Millimeter tief. Auf der nicht perforirten Klappe . ist in entsprechender Lage nur eine unbedeutende Vene umgeben von mehreren kleinen Eindrücken. ; Ein Schwanken ist deutlich wahrzunehmen, ein a zu T. dilatata, diphya ist sehr klar ausgesprochen. Länge 37 Mm., Breite 31 Mm., Dicke 20 Mm. = 100: 83:54. Fig. d. Perforirte Klappe. Fig. 6. Nicht perforirte Klappe. Fig. 7. Seitenansicht. ist, ist 7. triangulus nicht vorgekommen. Vor einigen Jahren fand ich fast am südlichen Abhange der Tatra im Dorfe Ki- jow in der Zips diese Species mit gewissen Eigenthüumlichkei- 5 ET - a Me ur Br ER ae AR N en NS a er ar Ba ET ERS SE RE T ul a pa Re ES 4a DREHTE Ad 1 Er f TE 5 TaR. N ur % >. ei “ r Bi SE Bi De er Mi; ung N Bi a h r2 SM « TR 4 } 271 5 Die Liasmulde von Markoldendorf bei Einbeck. Von Herrn Ben K. Emerson aus Nashua, N. Hampsh. U. S. Hierzu‘ Tafel VIH, IX, X. Schon seit längerer Zeit sind „die Eisensteine am Stein- berge bei Markoldendorf“ als reicher Fundort für Petrefacten aus dem mittleren Lias bekannt gewesen. Hausmans*) beschrieb die „Mergeleisensteine* zuerst und rechnete sie als eine „ausgezeichnete untergeordnete Masse“ seiner Formation des bunten Mergels zu. „Sie kommen im oberen Theile der Formation und unter solchen Verhältnissen vor, dass es zweifelhaft erscheinen könnte, ob man sie dem bunten Mergel oder vielleicht passender dem Gryphitenkalk zu- zuzählen habe.“ (S. 309.) „‚Ausser der Haupteisensteinmasse am Steinberge kommen ähnliche, kleinere bei Amelsen und bei Hullersen vor.* (S. 298.) Seine Beschreibung des Steinbergs - ist in petrographischer Hinsicht sehr genau. Die ganze Mäch- tigkeit des Eisensteins mag etwa 5—6 Lachter betragen. Die obere Masse ist besonders körnig (Schichten des Am. centaurus). Im Inneren ist ihre vom beigemengten, erdigen Eisenblau her- ruhrende Farbe ein schmutziges Blaugrau.”*) In der untersten Lage bildet der Eisenstein Massen mit schaliger Absonderung. (S. 298.) (Schichten der Ter. subovoides. Rom.) Folgende Versteinerungen sind daraus genannt, die sich aber meistens - nicht mehr mit Sicherheit deuten lassen: Belemnites paxillosus, Ammonites angulatus, capricornus, bipunctatus, Terebratulites la- cunosus, bicanaliculatus, vulgaris, Gryphites arcuatus, LAM., Stiel- stücke von Pentacrinus. #) Uebersicht der jüngeren Flötzgebirge im Flussgebiete der Weser, Göttingen. 1824. Dasselbe in Stud. Berg. Freunde, Band 1. 2. 1828. Ich eitire von Band 2. der Studien, **) Später wies er einen Gehalt von 4 pCt. Chromoxyd in dem Eisen- steine nach und leitete die Farbe von diesem ab, Stud. Berg. Freunde, Band 4. 1841. 18° In dem Jahrgunge 1828 der von KERERSTEIN herausgege- benen Zeitschrift „Teutschland“ (S. 582.) findet sich ein Aufsatz von Fr. Horrmann, worin dieser die Hausmann’schen Angaben einer scharfen Kritik unterwirft und bei dieser Gelegenheit die Eisensteine bei Markoldendorf zum Lias rechnet, eine Ansicht, die für andere Liasbildungen Norddeutschlands schon früher von x SCHÜBLER *) und Kererstein**) ausgesprochen wurde. Hier sowie auch in seiner zwei Jahre später erschienenen „Uebersicht ‘“ der orographischen und geognostischen Verhältnisse vom nord- westlichen Deutschland ist die Verwechselung der Eisensteine des unteren und mittleren Lias noch nicht beseitigt. Mit dem Erscheinen von A. RoEuer’s „Versteinerungen des Norddeutschen Oolitengebirges* (Han. 1836.) wurde der Belem- nitenlias von Markoldendorf nunmehr von Bedeutung für die Paläontologie. Unter etwa 75 aus dem mittleren Lias be- schriebenen Species citirt Roemer deren 23 aus dieser Gegend. Aus dem unteren Lias führt er nur Ammonites angulatus an. Auf der geognostischen Karte von HErM. RoEMER ist die ‚ganze Mulde als Lias angegeben. Die Grenzen sind indessen viel zu weit nach Westen und Nordosten gezogen. In den dazu gegebenen Erläuterungen ***) wurde eine Anzahl neuer Auf- schlusspunkte angeführt, doch sind die verschiedenen Lias- schichten im Text wie auch auf der Karte nicht specieller unterschieden. Es durften hier noch drei Aufsätze Erwähnung finden, in welchen Liasablagerungen beschrieben sind, die in naher Be- ziehung zu der Markoldendorfer Mulde stehen, obgleich letztere keine besondere Berücksichtigung darin finde. Es sind: 1) eine „Monographie der jurassischen Weserkette*?7) von Fer». RoEMER, dem es gelang, viele der von schwäbischen Autoren festgestellten Horizonte in seinem Gebiet analog nachzuweisen. 2) Die Liasschichten der Thalmulde von Falkenhagen im Lip- peschen von WAGENERtf). Das Gebiet, welches diese Arbeit behandelt, zeichnet sich durch die leichte Unterscheidbarkeit *) Teutschland. 1824. S. 164. ff. *=) Teutschland. 1824. S. 319. ff. ***) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1851. Bd. II. 7) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1857. Bd. IX. ++) Verh. der naturhist. Vereins d. preuss. Rheinlande u. Westphalens. "Jahrgang 17. 1860. S. 154. ff. Er 273 vieler paläontologischer „Horizonte“, besonders im unteren Lias, die bis jetzt in keiner anderen Gegend Norddeutschlands nach- gewiesen waren, in sehr eigenthumlicher Weise aus. 3) Die Stratigraphie und Paläontographie des südöstlichen Theiles der Hilsmulde*) von D. Brauss. In diesem Terrain sind die Schichten des Am. angulatus und die Arietenschichten ‚sehr schön entwickelt und haben einige Fossilien geliefert wie Nau- tilus striatus Sow., Pleurotomaria anglica Sow. sp. aus den Schichten des Am. angulatus. — Ammonites Sauzeanus D’ORB. und siriaries QuEnst. aus den Arietenschichten, die ich in der von mir untersuchten Gegend vergeblich gesucht habe. Indessen sind die übrigen Schichten des unteren Lias, wie auch die Numismalis-Mergel fast allein durch ihre Lagerungsverhältnisse nachzuweisen, da ausser Am. planicosta Sow. und Am. fim- briatus Sow. keine Versteinerungen aus ihnen citirt sind. In der neueren Zeit sind es zwei, fast gleichzeitig erschie- nene Werke, in denen die Liasschichten bei Markoldendorf ausführlicher besprochen sind: „Ueber den Eisenstein des. mittleren Lias im nordwestlichen Deutschland, mit Berücksich- tigung der älteren und jüngeren Liasschichten* von U. SCHLöN- BACH in der Zeit. d. d. geol. Ges. Band XV. 1863. (aber erst etwa ein Jahr später erschienen) und „Der Hannoversche Jura von K. v. SersAcH“ (Berlin. 1864.) In nachstehender Tabelle sind die Angaben dieser Werke, soweit sie unsere Gegend betreffen, zusammengestellt und mit einander verglichen. #) Paläontographica. 1865. Bd. XIIL p. 75-147, SCHLÖNBACH. S VON SEEBACH. Unterer Lias. 1. Psilonoten - Schichten. (Deitersen.) a) Sch. des Am. angulatus. | 2. Angulaten-Schichten. . (Wellersen,) (Wellersen. Deitersen. je: b) Sch. mit Am. Bucklandi (Sch. Ss mit Gr. arcuata und unbestimmten 3 Aricten- Sohn 4 Arieten bei Amelsen, wahrscheinlich ” Se ß (Amelsen. “) hierher zu rechnen). eo c) Sch. des Am. geometricus (Wel- | 4 lersen). Zwischen Hullersen und | Me, mi Cony- h Einbeck unweit des ersteren Ortes eari. = ‚Am, ‚geomeiman In | mit A. geometricus. | 4 d) Schichten des Am. planicosta. a (Steinberg. [richtiger Lohberg. S. | 4. Sch.d. Am. planicosta. Prof. I.], Klapperthurm. Nur Am. | (Stein- oder Lohberg.*) | ziphus gefunden.) 2 Mittlerer Lias. | 4 e) Sch. des A. Jamesoni. (Stein- berg mit Ausschluss der oberen Schichten.) s f) Untere Sch. des A. jimbriatus. A Sehr schiefriger Kalkmergel von | Be Er grünlich-brauner Farbe, der auf der | ee ie a Höhe des Steinberges ansteht, mit | 2 5. Sch.des Am. brevispina g (Steinberg). Pentacrinus basaltiformis, nudus, Am. Loscombi. A 6. Sch. d. A. capricornus nn. Ä „In der Markoldendorfer Ä ee | Mulde gehört hierher wahr- scheinlich eine Kalkbank, die im N.O. des Steinbergs e in einem Tagebau aufge- = schlossen wurde (doch feh- = len noch die charakteristi- schen Petrefacten), und die belemnitenreichen Thone bei Hummersen. **)‘ *) Citirt nach SCHLÖNBACH. **) Die betreffende Kalkbank liegt im N.W. statt N.O. des Steiı berges und ist im Folgenden unter dem Namen ‚‚Kleeberg “ beschriebe auch durch Versehen steht Hummersen statt Hullersen. PÜEN e BR ET E T T van ae a a ge ® ya a ” 275 Da diese Angaben, wie man sieht, noch ziemlich weit auseinandergehen, da auch für die Erforschung der oberen Hälfte des unteren Lias — die „oberen versteinerungsleeren Thone* von StrouBEck’s — nur wenig geschehen ist, unter- nahm ich es, angeregt von Herrn Prof. v. SEEBACH, dem es mir erlaubt sein möge, auch an dieser Stelle für die mir ge- währte Unterstützung meinen verbindlichsten Dank auszu- sprechen, die betreffende Gegend einer erneuten eingehenden Prüfung zu unterwerfen und dabe! die verticale und horizontale Entwickelung der vorhandenen Schichten möglichst genau fest- zustellen. Bei der Aufnahme der beigegebenen kleinen Uebersichts- karte, deren Grundlage die Parzn’sche Generalstabskarte (Maassstab 1: 100000) bildet, habe ich es vorgezogen, von jüun- geren Bildungen,*) die hier in ansehnlicher Mächtigkeit ent- wickelt sind, ganz abzusehen und ein möglichst treues Bild von den Liasschichten für sich zu geben. Dieses war indessen mit grossen Schwierigkeiten verbunden, und an mehreren Stellen konnte ich die Grenzen der einzelnen Etagen nur annähernd ermitteln, einerseits, weil die Aufschlusse zu schlecht waren, andererseits, weil ein in petrographischer Hinsicht unmerklicher Uebergang manchmal zwischen Zonen stattfindet, die paläonto- logisch gut begründet sind. Ich habe deshalb bei der Be- schreibung der einzelnen Etagen alle wichtigen Aufschlusspunkte wie auch die Punkte, wo die Grenzbestimmung zweifelhaft ist, besonders hervorgehoben. Es durfte hier an der Stelle sein, eine Reihe von Auf- schlusspunkten in der Trias, die für die Abgrenzung des Lias gegen unten von Wichtigkeit sind, etwas näher zu besprechen. Bei Deitersen, an dem von Herrn v. SersıcH (Han. Jura, S. 14.) angeführten und von Herrn PFrLücker Y Rico *) Diese Jungbildungen bestehen aus: 1) einer i Meter mächtigen Schicht von Buntsandsteinschotter, der sich im östlichen Theile der Mulde auskeilt; in dieser habe ich sehr schöne Exemplare von Gervillia Murchisoni Geis. gefunden. Darauf 2) eine 1—5 Meter mächtige Löss- schickt, die südlich von Einbeck Süsswasser-Conchylien, verkohltes Holz und Knochen führt, weiter nach Westen ganz versteinerungsleer wird. Sie bedecken die älteren Schichten überall südlich von der Ilme, sind aber von Bächen und Fahrwegen mehrfach durchschnitten, Br; Ey zwischen Rhät und Lias gut aufgeschlosseu, was bei keinem - andern Aufschlusse in der ganzen Mulde der Fall ist. Hier beobachtet man als lokale Erscheinung einen in petrographi- scher Hinsicht unmerklichen Uebergang des Rhäts zum Lias. In dem Bonebed an dieser Lokalität sind neulich sehr schon erhaltene Stacheln von Hybodus cloacinus (Quesst. Jura, t. 2. f. 14.) vorgekommen. **) nn Von hier aus nach Norden findet man den Keuper aufge-- schlossen bis in die Nähe der auf der Karte angedeuteten Verwerfungslinie, deren näherer Beschreibung eine Feststel- lung der einzelnen Etagen im unteren Lias vorangehen muss. Auch am Bachufer nördlich von Deitersen und bis in die Nähe von Lüthorst ist Keuper mehrfach aufgeschlossen, was auf das Bestimmteste beweist, dass die Liaspartie bei dem B letzten Dorfe unmöglich im Zusammenhange mit der Haupt- ‚ partie bei Markoldendorf stehen kann, wie es auf der RoemeR- schen Karte angegeben ist. 4 Auch bei Amelsen tritt das Rhät am linken Bachufer un- | mittelbar unter den Psilonotenschichten auf und übertrifft, ob- gleich es für eine Bestimmung der Schichtenfolge weniger günstig aufgeschlossen ist, dennoch in Betreff der Häufigkeit und des Erhaltungszustandes der Versteinerungen bei Weitem die besser bekannte Lokalität bei Deitersen. Cardium cloaci- En num Quenst., Protocardia Ewaldi Born. sp., Cardinia Göttin gensis PFLÜcK. und andere für diese Schichten charakteristische A Versteinerungen kommen vor. ee 9 Interessant ist auch ein Vorkommen von Keuper and Lettenkohle, das einen langen Hügel zwischen Kolmsen und 4 Vardeilsen bildet, an welchem die Schichten überall schön auf- geschlossen sind, und wo die grauen Sandsteinplatten der Lettenkohle auf einigen Spaltungsflächen ganz von Estheria minuta GOLDF. sp., auf anderen hingegen von Myophoria trans- SE *) Das Rhät (die räthische Gruppe) in der Umgegend von Göttingen, Zeitschr. d. d. geol. Ges., Bd. XX., 1868., und briefliche Mittheilung, ein Profil und eine Skizze des Rhäts bei Deitersen enthaltend, a. a. O., i Bd. XXI. S, 239. Se **) Von Interesse dürfte es noch sein, dass neuerdings auch Stacheln Br von Desmacanthus cloacinus Quenst, Jura, t. 2. f. 13. in dem Göttinger Bonebed vorgekommen sind. 277 versa und Myacites sp. indet. bedeckt sind. -Diese letzteren Platten stimmen mit anderen Stücken aus der unmittelbaren Umgebung von Weimar, welche im hiesigen geologischen Museum niedergelegt sind, so vollkommen überein, dass man die Handstücke von beiden Lokalitäten kaum zu unterscheiden vermag. | Westlich von der „Walkmühle bei Einbeck* (wo der Müh- lengraben eine Biegung nach Süden macht) steht ein eisen- schüssiger, rauber Sandstein in ansehnlicher Mächtigkeit an mit Streichen N. 37° W. und Fallen 20° nach Südwesten. Derselbe führt unbestimmbare Pflanzenabdruücke und gehört wahrscheinlich der Leitenkohle an, Von einem Punkte an der Chaussee südlich von dem „Reinserthurme* bis in der Nähe von Immensen ist Keuper aufgeschlossen mit Streichen N. 20° W. und Fallen 20° nach Südwesten. Hier fehlt das Rhät gänzlich, und die Am. angulatus- Schichten liegen gleich auf den unteren Mergeln des Keupers. Die drei eben angeführten Aufschlusspunkte liegen in einer Linie und haben im Allgemeinen dasselbe Streichen (N. 20— 30° W.) und Fallen (10—20° nach Südwesten). Man kann daher annehmen, dass die Liasschichten sich nicht weiter nach Nordosten erstrecken, und falls die Stadt Einbeck — wie es auf der Rormer’schen Karte angegeben ist — auf Lias steht, (was mir sehr zweifelhaft scheint), muss sich hier eine dritte Liaspartie befinden. Auf der Südseite der Mulde ist Keuper bei Dassensen, Wellersen und Hoppensen mächtig aufgeschlossen. Das Rhät _ war auch hier nirgends nachzuweisen. Wenn man so die Liasschichten bei Deitersen und Amel- sen von den Keupermergeln durch die mächtigen Schichten des Rhäts getrennt gefunden hat, fallen die Verhältnisse auf der Sud- und Ostseite der Mulde, wo das Rhät zu fehlen scheint, sehr auf. Denn bei Wellersen geht man mit wenigen Schritten aus den Schichten des Am. angulatus in die Keuper- mergel; bei Odagsen aber habe ich 2—3 M. über dem Keu- per A. planicosta Sow. gefunden. Die Zwischenschichten sind indessen schlecht aufgeschlossen, und ich habe daraus nur Am. angulatus erhalten. _ Nachstehende Tabelle enthält die in den folgenden Seiten angeführten Unterabtheilungen im Lias dieser Gegend, und um den Werth derselben anschaulich zu machen, sind sie mit eh ‚von v. SEEBACH und SCHLöNBACH angenommenen Etagen pa- Be: rallelisirt. Br | Mittlerer Lias. ; ' Bn ; S | R | Markoldendorfer EEBACH. | CHLÖNBACH. | Mulde. “ + Zone des Am. spi- |Schichten des Am. : natus. spinatus. Lüthorst. : Amaltheenthone. ee — Obere Zone des A. Fehlt. ; 5 | margaritatus. | \ | Obere Zone des A. E Schichten des Am. |/imbriatus oder un- Fehlt i capricornus. tere des A. margari- DE tatus. a 2 Untere Zone des = fimbriatus. | centaurus. Schichten des Am. | | Schichten des os Am. ispi brevispina. para, Zone des A. Jame- | Be: BE EN | | I Schichten d. Tere- | bratula subovoides. Unterer Lias. | BEE Schichten des Am. |Zone des A. plani- Sa de As bifer.. planicosta. costa. | Sch Planicosta. 4 | Zone d.A.geometricus. | Sch. d. A.geometricus. 8 Arietenschichten. SER E: Zoned. A. Bucklandi. | Fehlt. Sch. d. A. angulatus. | Zone d. A. angulatus. | Sch. d. 4. angulatus.. ee RE | E Psilonotenschichten. | Zone d. A. Johnstoni. | Psilonotenschichten. | Rohät. | Zone d, Avicula con- | Rhar torta, Unterer Lias. In der ganzen Gegend nörd- lich von der Chaussee zwischen Markoldendorf und dem Klap- perthurm sind die Schichten des unteren Lias, besonders in ihrer “oberen Hälfte, gut aufgeschlos- sen und von mächligen ver- steinerungsführenden sandigen Kalkbänken durchzogen, die einen so in die Augen fallen- den Einfluss auf die Niveawver- hältnisse der Gegend ausgeübt haben, dass man sich überall leicht orientiren kann. Es dürfte daher diese Gegend am geeig- netsten sein, den Ausgangspunkt bei der Betrachtung des unteren Lias der Mulde zu bilden. Geht man also aus dem Rhät am Bachufer oberhalb Amelsen nach Süden, so trifft man zuerst Psilonoten - Schichten, darauf mächtige Thone, von einer Sand- steinbank durchzogen, die un- zählige Gryphaeen führt (Schich- ten des Am. angulatus), und an der Stelle, wo der Bach in das Dorf hineinfliesst, schwarze Kalke mit A. geometricus OPpP. Die Schichten sind am Bach- ufer nicht weiter aufgeschlossen; etwas weiter nach Osten aber befinden sich dieselben schwar- zen Kalke mit A. geomelricus (an einem Punkte am Wege zwischen Amelsen und Vardeil- sen, wo der Weg nach Markoldendorf abgeht). Z9nıyrd uospuy 319qyo7] 319qu1oJS JIOpuspToxyIeN 2-% JE /# /O-LB A in ur TE nu7 bi An, - TE Ya nal RES ARE" una Eee Ar Aa in nn EA ”_u Ilm, { ‚5 f r h Fr nr d. Schichten des c. Schichten des A. geometricus. f Rhät Profil. lanicosta. Psilonoten-Schichten. e, b. Schichten des A. p A. angulalus. u a Schichten des A. bifer. Auf dem letz- ten Wege nun zwischen Amelsen und dem mittleren Lias des ü Steinbergs sind die Schichten des A. planicosta (v. SEEBACH und ScHLönBacH) schön entwickelt und bilden die zwei Rücken des Lohberges. Folgendes Profil ist an dieser Linie aufgenommen. Profil+l4(8..279.) Mittlerer Lias. Schichten d. Am. cen- | 1. Fehlt auf diesem Durchschnitt des Steinberges. E taurus. Sch. d. Am. | 2. Eisenschussiger Mergelschiefer, Am. brevispina, brevispina. | Jamesoni. 4—5 Meter. . Versteinerungsleere Thone. 1—2 Meter. Schicht. d. 3 T) erebratula | 4. Chocoladenbrauner Oolith. A. armatus Sow. subovoides. | Pholadomya Hausmanni. Unterer Lias. 10—12 Meter. 5. Thone mit sm. muticus, bifer, nudicosta. 6. Sandstein mit Nestern von Thoneisenstein. Schichten Bel. acutus, Am. bifer, muticus, Gervillia oli- des Jfex, Pecten Lohbergensis n. sp., Modiola oxy- Am. bifer. noti, Rhyn. plicatissima, Pentacrinus scalaris. 2 Meter. 7. Thone mit grossen Geoden. Am. muticus. 15—16 Meter. IR, Blaugrauer Kalk (verwittert rostbraun). Bel. a | acutus, Gryphaea obliqua, Modiola. 1,15 M. es Am. planicosta. 9. Thone mit Am. planicosta, ziphus, Leda Ro- mani, Avicula oxynoti. 20-21 Meter. 10. Schwarzer Kalk. Am. geometricus, Avicula sinemuriensis, Grryphaea arcuata. 1 Meter. — eralisl 11. 12. Nicht aufgeschlossen (Fahrweg nach des Am. : E e S Vardeilsen). | geomeiricus. | ____ | 13. Glimmerreiche Thonschiefer mit A. geome- metricus. 3 Meter. Am Amelser Bache. Sch.des Am. | | 9!, Schwarzer Schieferthon. 5 Meter. planicosta. : 10'. Mit 10 (oben) übereinstimmend. 1 Meter. a richten 1l'!. Schwarzer Thon. 1 Meter. des 4m. 12'. Schwarzer Kalk. Gryphaea arcuata, Cardi- Bomairzcus. nia Listeri, Pleuromya liasina.. 0,4 Meter. | 13'. Nicht aufgeschlossen. 6—7 Meter. Schichten | 14. Graue Thone mit einer festen Sandstein- des 4m. bank. Ammonites angulatus, Gryphaea ar- angulatus. cuata, Ostrea sublamellosa. 10—12 Meter. Psilonoten- | Schwarze bituminöse Kalkplatten. A. Johnstoni, schichten. Ostrea sublamellosa, Pecten Trigeri, Fischüberreste, Psilonoten-Schichten. Paläontologische Einschlüsse: Fischüberreste (Gyrolepis- , Pecten sp. indet. schuppen, Knochen, Kopf- Ostrea sublamellosa. platten, Coprolithen). Equesitum Gümbeli Ammonites Johnstoni Sow. Equesitum sp. indet. Avicula Kurri_OPpr. Pecten Trigeri Op. Gesteinsbeschaffenheit. Da das Profil I. (15) kei- nen Aufschluss über die Mächtigkeit und die Lagerungsverhält- nisse der betreffenden Schichten giebt, lasse ich der Schilde- rung dieser Schichten ein Profil vorangehen, das der schon häufig erwähnten Localität Deitersen entnommen ist und die Fortsetzung des von Herrn PFLücker*) angeführten Profils bildet. *) Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges. Bd. XXI., S. 239. 282 - Profil. Angulaten- | a. Mächtige eisenschwarze Schieferthone. A schichten. | angulatus. | b. Dünne feste Kieselplatten. 4: Johnstoni, O. | sublamellosa. 0,4 Meter. c. Glimmerhaltige bituminöse Schiefer. Haupt- lager des A. Johnstoni. Equisetum Gümbeli. Pelonötehl Dee 0,3 Meter. schichten. | q, Sandiger Schiefer, .4. Johnstoni, O. sublamel- losa, Pecten sp. Nach unten werden die | Fossilien immer kleiner. 4 Meter. e. Eisenschwarze, durch Verwitterung hell wer- dende T'hone. 8,5 Meter. = | f. Dunkle, blätterige Schieferthone. Modiola Rhät. S | minima Sow. 2 Meter. Die Schichten streichen N 35° O und fallen 15° in Sud- osten. Es dürfte vielleicht von Interesse sein, eine Eigenthüm- lichkeit in dem Auftreten der für diese Schichten charakte- ristischen Weichthiere, Am. Johnstoni und O. sublamellosa, etwas näher zu betrachten. Gleich über der Schicht e) tritt Am. Johnstoni zum ersten Male auf, und zwar in Gestalt winziger, glatter, in weissen Kalkspath umgewandelter Scheibchen, die man nur mit Hülfe der Lupe erkennt. Nach obeu werden sie immer grösser. Es stellt sich O. sublamellosa bald ein, jedoch zuerst nur in kleinen Exemplaren; beide nehmen dann immer an Grösse und Häufigkeit zu, bis man in die Schicht d) ge- langt. Hier kommen in ungeheuerer Anzahl Ammoniten bis zu 135 Mm. Durchmesser und Östreen von 60 Mm. Länge vor, in Gesellschaft von Pflanzenresten, die auf diese Schicht be- schränkt sind. Spaltet man nämlich diese 0,03 M. dicke Schicht an einer Stelle durch, so findet man die Spaltungs- fläche ganz mit grossen Equiseten bedeckt, und auf diesen wie- der liegen zu Hunderten die flachgedrückten Ammoniten und. Ostreen. Leider ist das Gestein äusserst zerbrechlich, und es gelingt fast nie, brauchbare Stücke daraus zu bekommen. Nach 283 oben werden die Petrefacten in den Kieselplatten seltener, be- halten aber ihre Grösse bei. Sehr bemerkenswerth ist nun die grosse Verschiedenheit der Gesteinsbeschaffenheit zwischen den zwei erwähnten Vor- kommnissen der Psilonotenschichten. Anstatt weicher glim- merführender Thonschiefer oder harter Kieselplatten hat man am Amelser Bache feste bituminöse Kalkplatten, die angeschla- gen einen stinkenden Geruch geben. Üonchylien sind darin selten, hingegen erreichen die Ueberreste von Fischen eine solche Häufigkeit, dass man die Bildung mit vollem Rechte ein Bonebed nennen könnte, und in der That stimmen die Gyrolepisschuppen und die mit runden Höckern bedeckten Kopfplatten genau mit den gleichen Vorkommnissen des Rhäts überein. tung auftritt und ausserdem nur an diesen zwei Localitäten nachzuweisen ist, habe ich sie auf der Karte nicht berück- sichtigt. Da diese Zone in nur geringer horizontaler Verbrei- Angulatenschichten. Da die einförmigen Schieferthone der Angulatenschichten in der ganzen Gegend sehr arm an Versteinerungen sind, schliesse ich zur Ergänzung ein Profil an, welches ich in den Liasschichten des Götzenberges bei Göttingen aufgenommen habe, die mit denen bei Markoldendorf in sehr naher Beziehung stehen. Die an diesem Punkte allein aufgefundenen Arten sind mit einem Sternchen bezeichnet. Paläontologische Einschlüsse: Ammonites angulatus SCHLOTH. Pleuromya liasica SCHÜB. Sp. *Pleuromya galathea Acass. * Pholadomya glabra AGAss. *Cardinia Listeri Sow. sp. *Cardium sp. * Protocardia Philippiana Dunk. sp. Unicardium cardioide PmLL. sp. Gervillia sp. indet. Lima gigantea Sow. sp. Lima punctata Sow. sp. "Lima succineta SCHLOTH. Lima pectinoides Sow. sp. Pecien testorius SCHLOTH. Pecten Hehli D’Ors. Pecten disparilis Quanst. Modiola nitidula Dune. Gryphaea arcuata Lam. Ostrea sublamellosa Dune. * Rhynchonella costellata PıETTE. *Pentacrinus angulatus Op. *Cidaritenstacheln. *Fischstacheln. Serpula sp. indet. *Fossiles Holz, Petrographische Beschaffenheit. Bei Amelsen (Profil I., 14) treten die Angulatenschichten in Gestalt grauer versteinerungsleerer Thone auf, die durch ihre Stellung zwi- schen den Schichten des Am. geometricus und den Psilonoten- schichten ziemlich genau abgegrenzt sind. Sie sind in mehre- ren Einschnitten nördlich von dem Dorfe, jedoch nirgends in ihrer ganzen Mächtigkeit aufgeschlossen. Es ist mir deshalb unmöglich gewesen, die Stellung der grossen eisenschussigen Sandsteinplatten, die überall am Ufer des Baches liegen und sehr häufig Abdrücke von Gryphaea arcuata enthalten, zu er- mitteln. Die Häufigkeit von Sandsteinplatten in der Umgegend von Amelsen, die hin und wieder Belemnites acutus führen, setzt zuerst in Verwirrung, bis man endlich entdeckt, dass sie aus ganz verschiedenen gryphaeenreichen Schichten stammen und erst durch Verwitterung eine so grosse Aehnlichkeit ge- winnen. Es sind hauptsächlich drei Bänke, die diese Platten liefern: die eben besprochene aus den Angulatenschichten, die Bank 10 (Profil I.) aus den Schichten des fm. geometricus und 7 (Profil I.) aus den Schichten des m. planicosta. Letztere Bank befindet sich auf der Höhe des Lohberges, von wo das Gestein zur Ausbesserung der Wege heruntergeschafft wird. In der Richtung nach Osten findet maı die Schichten nur schlecht aufgeschlossen. Trotzdem wird die Grenzlinie gegen unten mit ziemlicher Sicherheit durch das häufige Auftreten von Rhät und Keuper festgestellt, bis man bei Odagsen die Angulatenschichten wiederfindet. Hier sind Keupermergel von den Schichten des 4m. planicosta nur durch eine wenig mäch- tige Thonschicht getrennt, die A. angulatus in runden Geoden führt. Auf der Südseite der Mulde ist Alles von einer mächtigen Lehmplatte bedeckt, und man findet nur wenige Aufschlüsse bis in die Gegend von Wellersen. An dieser Stelle biegen sich die Schichten um einen aus Keuper bestehenden Vorsprung nach Süden zu, und da sie fast in der Richtung des Streichens aufgeschlossen sind, hat man ihnen wohl eine viel grössere Mächtigkeit zugeschrieben, als denselben in Wirklichkeit zu- kommt. In den eisenschwarzen, an der Luft grau werdenden Schieferthonen, sowie in Knollen eingebacken, kommt A. an- gulatus in grosser Häufigkeit vor. In einer den Thonen ein- gelagerten Kalkbank befinden sich ausserdem Gryphaea ar- fr * 1. 77, W Y ß Br era a ae IE See a 2 a g K TE ne ! are Pr cuata, Pecten Hehli, Lima pectinoides, punctata, Gervillia sp. indet. Folgt man dem Streichen weiter nach Westen, so trifft man jenseits der Verwerfungslinie überall Keuper. Auch bei Deitersen finden sich die Am. angulatus-Schich- ten. Es sind hier die mächtigen Schieferthone (a. Profil II.), welche die Kieselplatten der Pilonotenschichten bedecken und ge- nau dieselbe Entwickelung wie bei Amelsen zeigen. Nach Norden zu folgt man der schon oben besprochenen Sandstein- bank auf den Feldern bis in die Nähe der Verwerfungslinie. Ausser den bei Wellersen gefundenen Versteinerungen findet man hier: Unicardium cardioides, Pecten textorius, disparilis, Modiola nitidula, Pleuromya liasina. Profil II. Profil der 4m. angulatus- Schichten am Götzenberge bei Göttingen. 1) Thone, nach oben nicht aufgeschlossen. .2) Eine die Böschung bildende Sandsteinbank, Am. angulatus, Protocardia Philippiana, Lima gigantea, succincta, Pholadomya glabra, Pen- tacrinus angulatus, Fischstacheln, fossiles Holz. 3) Versteinerungsleere Thone. 4 Meter. 4) Dunkle sandige Kalke, zu rothem, eisen- schüssigen Sandsteine verwitternd; Schwe- felkies; Am. angulatus, Pecten Hehli, Lima pectinoides, gigantea, Gryphaea arcuata. 0,2954 5) Dunkle Schieferthone, Gryphaea arcuata. 4,9 6) Gelbrother eisenschüssiger Sandstein. Am. angulatus, Cardinia Listeri, Peeten Hehli, Gryphaea arcuata, ÖOstrea sublamellosa. (2 7) Dunkle Schieferthone mit kleinen Geoden. 20 5 8) Rothgelber mürber Sandstein; A. angula- tus, Cardium sp., Pleuromya Galathea, Pecten Hehli, Gryphaea arcuata, Ost. sublamellosa, Fischstacheln. 03 9) Graue Thone, die nach unten schieferiger werden. 5 5 10) Weisser Sand. 0:19:85 Zeits. d. D.geol,Ges. X XII. 2. 118, a a N a N N; % deln. TAN 256 11) Dieke Sandsteinbanke. /m. angulatus, Cardium sp., Pleuromya Galathea, Pecten Hehli, Lima punctata, pectinoides, G’ryphaea arcuata, Ostrea sublamellosa, Rhynchonella costellata, Pentacrinus angulatus. 1,1 Meter. 12) Mächtige graue, versteinerungsleere Schie- ferthone, mit denen der Aufschluss ab- schliesst. Schichten des Am. geometricus. Ich wähle den vorangehenden Namen für diese Etage, ohne auf die Frage einzugehen, ob die Schichten des Am. Bucklandi, wie sie von OPPEL in seiner „Jura-Formation* abgegrenzt sind, eine weitere Theilung (wie von ÖOPrPEL angedeutet und von SCHLÖNBACH wieder hervorgehoben) allgemein zulassen. Indessen darf ich bemerken, dass ich hier keinen Beweis für eine solche Eintheilung habe finden können. SCHLÖNBACH führt folgende Aufschlusspunkte an, „die wegen der Entschei-, dung dieser Frage von grossem Interesse sein dürften:“ „das nördliche Ufer der Ilme unterhalb Hullersen bei Einbeck“ und „der Abhang neben der Muhle bei Wellersen“ (Aulsberg). Der erste dieser Punkte ist derselbe, an welchem H. v. SEEBACH die „belemnitenreichen Thone bei Hullersen“ eitirt, die er als den Schichten des Am. capricornus angehörig betrachte. Im Fol- genden werde ich beweisen, dass hier die Schichten der Tere- bratula subovoides und die des Am. brevispina vertreten sind. Ich kann daher die Angabe ScHLONBACH’s, sowie das Citat „Am. geometricus zwischen Hullersen und Einbeck unweit des ersteren Ortes“ (siehe oben Tabelle I.) nicht verstehen, noch’ deuten. Da nun auch an dem zweiten von ihm angeführten Punkte die Grenzschichten nirgends aufgeschlossen sind, so durften diese Punkte nur wenig geeignet sein, die Entwickelung der Am. geometricus- Schichten als eine besondere, von den übrigen Arietenschichten zu trennende Zone zu beweisen. Palaontologische Einschlüsse: Belemnites acutus MILL. Cardinia Listeri Sow. Sp. Ammonites geometricus OPP. Lima pectinoides Sow. Sp. Turbo sp. indet. Avicula sinemuriensis D’ORB. Pleuromya liasina, ScHuüB. sp. Pecten Hehli D’Ore. Leda Renevieri Orr. Gryphaea arcuata Lam. ? Rhynchonella ranina Süss. 287 Petrographische Beschaffenheit. Die Entwicke- lungsweise der betreffenden Schichten bei Amelsen geht schön aus Profil I. (10—13, 10°—13) hervor. Nur zu beiden Seiten des Vardeilser Weges, und hier als grosse Seltenheit, habe ich ‚Am. geometricus gefunden, hingegen durften die „nicht näher zu bestimmenden Ammoniten aus der Familie der Arieten“ aus Schichten, die im „Bache oberhalb Amelsen gut aufgeschlossen sind,‘* (ScHuön. 1. c. eit. S. 495.), da dieses Citat nur auf Schicht 10. Prof. I. bezogen werden kann, 4m. geometricus zugehören. Endlich möchte ich die Bank 12’ Prof. I. sowie die gleich darunter liegenden Thone wegen der in ihnen in unge- heurer Anzahl und vorzüglicher Erhaltung vorkommenden Exem- plare von Gryphaea arcuata. besonders hervorheben. Ueber- haupt kann das häufige Auftreten der echten @. arcuata lose in den Thonen als leitend für die 4m# geometricus - Schichten in der ganzen Mulde angesehen werden. Einen auffallenden Gegensatz zu der kalkigschiefrigen Entwickelung der Etage bei Amelsen bildend, treten die Schichten des Jm. geometricus im Süden der Mulde am Auls- berge bei Wellersen in einer rein thonigen Facies auf. Sie umschliessen eine Unzahl grosser Geoden, die theilweise sehr reich an Petrefacten sind. Am. geometricus und Avicula sine- muriensis finden sich sehr häufig und in guter Erhaltung, wäh- rend ich Leda Renevieri, Pecten Hehli, Turbo sp. iudet. seltener gefunden habe. Gryphaea arcuata kommt nie in den Geoden vor, hingegen häufig lose in den Thonen circa 8 Meter unter der Geoden-Bank, sowie in mehreren Wasserrissen weiter nach oben, wo die Geoden schon versteinerungsleer geworden sind. Sehr interessant als ein Uebergang zwischen der thonigen geodenreichen und der kalkigen Facies dieser Schichtengruppe, sowie auch von grosser Wichtigkeit wegen seiner Beziehungen zu der schon mehrfach erwähnten Verwerfung, ist ein Auf- schlusspunkt am linken Ufer des Baches zwischen Deitersen und Markoldendorf, da wo der Bach eine scharfe Biegung nach Süden macht. Hier kann man über dem Wasserniveau folgendes Profil beobachten. 19# 288 ee Profil IV. a) Mächtige hellgraue Schieferthone. b) Geodenbank. 4m. geometricus, Turbo sp. indet. | 0,1 Meter. c) Schieferthone. Gryphaea arcuata 0,32 25, d) Sehr fester graublauer Mergelkalk, 0.2 Re der sich in grossen Blöcken spaltet, die, halb verwittert, ganz das Ansehen von grossen Geoden bekommen. Gryphaea arcuata, Avicula sinemuriensis, Bel. acutus, Rhynchonella ranina Süss. e) Thone mit Gryphaea arcuata I: Wasserniveau. Von dem Aulsberge oder dem Amelser Bache ausgehend, kann man die betreffenden Schichten nur in einer kurzen Ent- fernung verfolgen. Bald wird Alles von Lehm bedeckt, und wo im Osten der Mulde die Schichtenfolge wieder deutlich bobachtet werden kann, ist der Lias « QUENSTEDT’s auf circa 38 Meter zusammengeschrumpft, die Zone des ./m. geometricus hingegen gänzlich verschwunden. Schichten des Am. planicosta. Paläontologische Einschlusse: Belemnites acutus MıLL. Leda Romani Opr. Ammonites planicosta Sow. Lima pectinoides Sow. Sp. Ammonites ziphus ZIET. Avicula sinemuriensis D’ORB. Ammon. tamariscinus SCHLÖN. Gryphaea obligua GOoLDF. Dentalium Andleri OPPpkL. Spirifer Walcotti Sow. Pecten textorius SCHLOTH. Pentacrinus scalaris GOLDEF. Pecten Hehli D’ORrß. Modiola sp. Avicula oxynoti QUENST. Petrographische Beschaffenheit. Diese Etage (siehe Prof. I. 8—9.) besteht aus mächtigen Schieferthonen, die nach unten in die Am. geometricus-, bez. Am. angulatus-- Schichten ohne scharfe Grenze übergehen, nach oben hingegen durch die 2 Meter mächtige sandige Kalkbank 9. Prof. I. auf 289 das Schärfste abgegrenzt sind. Die Thone zeichnen sich durch einen ansehnlichen Eisengehalt aus. Kleine, glatte, chocoladen- braune Eisensteinknollen, flache, etwa faustgross werdende Geoden und selten Knauer von fast reinem Kalkspath kommen darin vor. Die flachen Geoden sind durchweg versteinerungs- leer, sowie meistens die Eisensteinknollen; einzelne der letzten aber, bis zu einer bestimmten Grösse, führen 4m. planicosta, ziphus und kleine Zweischaler. Reichhaltiger, aber sehr selten sind die Kalkknauern. In einem solchen von Odagsen fand ich dreizehn Stuck Am. planicosta und vier -/m. ziphus. Diese Thone sind aufgeschlossen: 1) an mehreren Punk- ten am Nordabhauge des Lohberges (siehe ‚Skizze zu Prof. I.), an denen ich überall die zwei genannten Ammoniten fand. 2) Südlich von Holtensen am Wege von Wellersen nach dem Pinkler. 3) Auf der Ostseite der Mulde an einem Punkt an der Chaussee nördlich von Odagsen bis in die Nähe von Edemissen. In letzterer Gegend sind die Schichten weniger von Lehm bedeckt und durch einen neuen Strassenbau gut aufgeschlossen. Am. planicosta und ziphus sind nicht selten und sind hier wie überall an ein Niveau unter der Bank (8) gebunden, Diese Bank, die ich als ausgezeichneten Horizont benutzt habe, um die obere Hälfte des unteren Lias in zwei Zonen einzutheilen, besteht aus blauschwarzen, eisenreichen Sand- kalken, im verwitterten Zustande aber aus rostbraunen, mürben Sandsteinen, die sich in petrographischer Hinsicht durch einen bedeutenden Eisengehalt von allen tiefer liegenden Bänken unterscheiden. Belemnites acutus und Gryphaea obliqua sind haufig. Dieselbe ist auf der Karte als Grenze zwischen den _/m. planicosta- und /m. bifer-Schichten angegeben. Hervorheben will ich nur den Antheil, den sie an den Niveauverhältnissen der Mulde nimmt; denn gerade diese Bank ist es, die den nördlichen Rücken des Lohberges (siehe Prof. I.) bildet. Man folgt ihr mit Leichtigkeit bis an die Verwerfungslinie, wo sie scharf abgeschnitten wird, und in östlicher Richtung bis südlich von Kohnsen, wo sie unter einer grossen Lehmplatte ver- schwindet. Erst bei Odagsen wird sie wieder aufgeschlossen, und in dieser Gegend findet man keine andere feste Bank im unteren Lias. Hier stellt sich eine Schicht in der Bank ein, BER ee die in ihrer Masse überwiegend aus Brut von Gryphaea obliqua zusammengesetzt ist. Schichten des .Zm. bifer. Paläontologische Einschlüsse: Belemnites acutus MILL. Pecten textorius SCHLOTH. Ammonites bifer (QUENST. Pecten Hehli w’Or®: Am. globosus. Pecten Lohbergensis n. Sp. Am. muticus D’ORB. Protocardia oxynoti QUENST. sp. A. bifer var. nudicosta QUENST. Ärca Münsteri GOoLDF. : Am. Lohbergensis nov. Sp. Gryphaea obligqua GoLDEF. Am. sp. indet. . Terebraiula cor Lam. Am. raricostatus ZIET. Rhynchonella plicatissima QUEN. Turbo conf. raricostatus Zıen. _ Pentacrinus scalaris GoLDF. Paludina Kraussiana Dunk. Phasianella phasianoidesP IETTE. Dentalium Andleri OP. Actaeonina Dewalquei Opr. Chemnitzia undulata Benz. Pleuromya liasina ScHÜB. sp. Modiola oxynoti QUENST. Perna sp. indet. Gervillia olifex QUENST. Avicula sinemuriensis D’ORB. Lima pectinoides Sow. Sp. Lima conf. punctata Sow. Petrographische Beschaffenheit. Diese Zone ist aus drei Bildungen zusammengesetzt. (Siehe 5—7. Prof. I.) Unten befinden sich mächtige Thone, die — mit Aus- nahme einer einzigen Lokalität von Eisenoolith, auf den ich gleich zuruckkomme — durch grosse Armuth an Petrefacten, sowie in petrographischer Hinsicht durch Häufigkeit von rie- sigen Geoden, die öfter als prachtvolle Septarien ausgebildet sind. Wo diese Septarienbildung eintritt, sind die Geoden ganz versteinerungsleer, in anderen Gegenden hingegen findet man, etwas über der Mitte der Thonschicht, Am. bifer und: Am. muticus, jedoch als äusserste Seltenheit. Fundorte sind allein der in dem Prof. I. angeführte Amelser Weg und eine Stelle dicht hinter der „Odags-Mühle.* Vom letzten Punkte an bis E BEER i u en - BR ER EUER ehe gu a a N a Tr ET N a a Tri len ae EEE 291 in die Nähe von Edemissen sind die Thone am rechten Bach- ufer mächtig aufgeschlossen, indessen finden sich hier Ver- steinerungen nicht vor. Sehr bemerkenswerth in diesen einföormigen Thonen ist die oben erwähnte Lokalität mit versteinerungsreichem Eisen- oolith, die sich eirca 5 Meter über den ./m. planicosta-Schichten auf dem südlichen Abhange des zweiten Hügels an dem Fahr- wege befindet, der von der Markoldendorfer Chaussde nach Vardeilsen abgeht. Das Gestein ist inwendig dunkelroth, auf der Oberfläche chocoladenbraun und in Bruchstüucken von der untersten Schicht des mittleren Lias (4. Prof. I.) nicht zu unterscheiden. Ausser den Ammoniten kommen alle oben an- geführten Versteinerungen schon in dieser Schicht vor. Tere- bratula cor, -{rca Münsteri, Chemnitzia undulata und Ammonites globosus sind mir allein aus derselben bekannt. Beinahe eben so wichtig für die Orientirung. in dieser Gegend wie die Bank 10 in den Schichten des Am. planicosta ist nun die 1—2 Meter mächtige Bank (6), die den mittleren Bergrücken zwischen dem Loh- und Steinberge bildet und überall auf der nördlichen Seite der Chaussee zwischen dem „Klapperthurm“ und der „Julius-Mühle* aufgeschlossen ist. Das Gestein ist ein glimmerreicher, stellenweise sehr schief- riger Sandkalk, charakterisirt durch das häufige Auftreten gelber eisenreicher Partien, welche die eigentliche Fund- stelle der Petrefaeten dieser Etage sind. Auf der südlichen Seite der Mulde ist die Bank nirgends zu beobachten. Eine sanfte Anhöhe aber, die, südlich von Markoldendorf beginnend) sich nach Südosten zieht, dürfte wohl von derselben gebildet sein. Die obere Thonschicht (5. Prof. I.) nimmt in der Mitte der Mulde einen grossen Raum ein, wird aber meistens von mittlerem Lias und Lehm bedeckt. Sie bildet das Thal zwischen dem Stein- und Lohberge. In ihr habe ich verein- zelte, schlecht erhaltene Exemplare von Am. muticus bis fast an ihre obere Grenze beobachtet. In der Partie des mittleren Lias bei Hullersen ist allein die Zone der Terebratula subovoides in geringer Mächtigkeit ver- treten. Auf einer kleinen verlassenen Halde an dieser Stelle habe ich ein Bruchstück eines Ammoniten gefunden, der zu Am. raricostatus gehören dürfte, ohne aber ermitteln zu können, [77 "yonaquregg . aus welcher Schicht derselbe stammte, Westen, am Abhange neben ‘dem Bache, befinden sich fünfMeter über dem Wasser- niveau zwei je 0,2 Meter mächtige Bänke, die von einer 1 Meter mächtigen Thon- schicht getrennt sind. Die untere Bank besteht aus grossen Geoden mit Ausschei- dungen von Zinkblende. Die obere führt ausser Arten von grosser vertikaler Ver- breitung Rh. fureillata, Buchi und Trochus conf. selectus, auch stimmt sie petrogra- phisch mit Bruchstücken, die überall auf der Oberfläche liegen und die Leitfossilien der Schichten der 7. subovoides enthalten, vollkommen uberein. Der unteren Geoden- bank folgt man leicht am Bachufer durch das Dorf Hullersen und unter dem mitt- leren Lias am Butterberg. An der letzten Stelle fand ich in einer Geode aus dieser Bank ein kleines wohl erhaltenes Exem- plar von Am. raricostatus. Verwerfung. Da auf der west- lichen Seite der Verwerfungslinie nur noch die Schichten des unteren Lias — bis zu den Schichten des Am. bifer in- clusive — vorhanden sind, so dürfte es an der Stelle sein, dieselbe hier näher zu betrachten. An der südlichen Wand des grossen Steinbruches am „Kleeberge* —- durch ein kleines Viereck auf der Karte angedeutet — habe ich folgendes sehr interessante Profil aufgenommen. Etwa zweihundert Schritt weiter nach Bi B.3 Pr ni S ai ei a R7' MR Er B:. Pi ” 3% A [N Bi Be: a # E E 2 R “ 2 B rn nn 293 Brotil.V, ' Profil VI. 7. Thone mitriesigen Septa- rienu.schmalen eisenreichen Zwischenschichten. (8 M.) 3. Thone ohne Geoden. | (3,5 M.) 4. Eisenreicher Oolith in dicken Bänken. Terebratula subovoides, numismalis, Pho- ladomya ambigua, Hausmanni, Am. armatus, ./m. sp. indet. (7 >M.) 8. Kalkbank von blau- schwarzer Farbe. Gryphaea obligua, (haufig) Bel. acutus, Spirifer Waleotti. (1 M.) Spalt mit Thon gefüllt. SeltenMuschelkalk-Geschiebe. ren 9. Thone, wenig aufge- 5. Thone des unteren Lias. schlossen. In dem Bruche selbst sieht man die Schicht (4) mit den darauf lagernden Thonen (3) durch eine scharf markirte Verwerfungsspalte von mächtigen, mit prachtvollen Septarien gefüllten Thonen getrennt, die nach unten nicht aufgeschlossen sind. Weiter nach Westen, aber am Abhange des Berges fin- det man die Bank (8) anstehend, und nach Angaben des Steigers Hase trifft dieselbe die Verwerfungsspalte 4,6 Meter unter der Schicht (4). Die Schicht (4) ist die unterste Schicht des mittleren Lias und bildet die Basis der Eisensteine des Steinberges, wie es in der Skizze (Seite 296) angedeutet ist. Ein Blick auf die Karte macht es einleuchtend, dass die Bank (8) mit einer der schon festgestellten Bänke aus dem unteren Lias zu paralleli- siren sei. In der That stimmt dieselbe auf das Schärfste mit der Bank 8 (Prof. I.) aus den Am. planicosta-Schichten über- ein, und zwar stratigraphisch durch ihre Stellung als die erste feste Bank uber den Am. geometricus-Schichten, in paläontolo- gischer Hinsicht durch das Auftreten von zahlreicher Gryphaeen- brut, sowie von Gryphaea obliqua in grossen Exemplaren, Belemnites acutus etc. Endlich ist das Gestein in frischem Zustande sowohl, als in allen Stadien der Verwitterung ganz ununterscheidbar von dem der betreffenden Bank am Lohberge und bei Odagsen. Ich nehme also keinen Anstand, die Bank (8) im Prof. VI. für die Bank 8. Prof. I. zu halten, trotzdem dass ich einige Abweichungen zwischen den zwei Vorkommnissen beobachtet habe. In den Thonen (7) Prof. VI nämlich, bei sonstiger ge- 294 nauer Uebereinstimmung, besitzen die Geoden eine vollkom- menere Septarienausbildung als die der Thonschicht 7. Prof. 1. bei Odagsen. Da sie aber am letzten Fundorte eben so häufig und gross sind und allein in dieser Schicht eine solche Grösse erreichen (0,4—0,5 Meter Durchmesser), und da die Septarien- bildung sich hier auch hin und wieder einstellt, wenn auch nicht so ausgezeichnet, muss ich dieselbe als lokale Ausbildungs- weise ansehen ; zweitens ist Spirifer. Walcotti, den ich in zwei Exemplaren aus der Bank (8) erhalten habe, sonst nicht in den Am. planicosta-Schichten vorgekommen. Indessen ist er bekanntlich im ganzen unteren Lias anderer Gegenden zu Hause. Da nun die Bank 8 unter normalen Verhältnissen 25 bis 30 Meter unter der Schicht 4, hier {tje} . ® ® a hingegen nur 4,6 Meter tiefer liegt, & .. . 4 Er beträgt die Verwerfung 20--25 = 22 Meter. © che E58 Mittlerer Lias. == om . en Abgesehen von den .4m. spina- [<] . = .. . En tus-Schichten bei Luthorst ist nur Se noch die untere Hälfte des mittle- ee . . . 8 ren Lias, die Schichten des Am. = . [3 . ei brevispina v. SEEBACH’s, in der Linie = = . ® ga des Muldentiefsten in 4 getrennten = 5 SS ae) Partien vorhanden, und zwar in = ® “ . 8:2 o zwei petrographisch ganz abwei- Ex er . . . Ye =D chenden Facies. Das eine Mal sind 0Q en Bros < es hellgefärbte Mergelthone, das =. er So 5 598: andere Mal oolithische, meistens a eisenreiche Kalksteine und Mergel- © . er schiefer. 25 Da nun, wie es sich von selbst S Io E : = = versteht, die Parallelisirung die- =} B . D = F ser Schichten von dem Eisensteine == am Steinberge ausgehen muss, lasse an 5 ® . . . ® 2 ao ich hier, um auch gleichzeitig meh- REN = . ® [3 DE rere Schwierigkeiten und Unregel- © der os mässigkeiten der Lagerungsver- u: hältnisse dieser Localität zu be- o® | seitigen, eine kurze Auseinander- 7, a a 2 a Te Zu Er a ie” BP pw BT re a a Ar { Fr e Ri A iR = =. g E 295 setzung ihrer Entwickelungsweise als Ganzes der Beschrei- bung der einzelnen Etagen vorangehen und führe zu dem Zwecke zwei Profile an. Bei dem ersten Anblicke der an Profil VII. aufgeschlosse- nen Schichten meint man ein zusammenhängendes Profil des mittleren Lias in einer Mächtigkeit von nahezu 25 Meter vor sich zu haben. Eine nähere Betrachtung der einzelnen Bänke _ lehrt aber sogleich, dass hier die Schichtenfolge sich so wie- derholt, wie ich in der beigegebenen Skizze angedeutet habe. Hier liegt eine, wohl durch den vorbeifliessenden Bach verur- sachte Verrutschung vor, in Folge deren der Steinmergel (3) im Bruche 6 Meter tiefer steht als oben am Abhange des Berges, und das richtige Protil des mittleren Lias an dieser Stelle, so weit er aufgeschlossen ist, wäre hiernach folgendes: Sch. d. Am. | Eisenoolith in dieken Bänken mit 4m. fimbriatus, cenlaurus. | centaurus, striatus, viele Gastropoden. 3—4M. | Eisenreicher Mergelschiefer mit -J/m. brevispina, | | Am. Jamesoni, Pentacrinitenbank. 3 M. se d. Am. wi zen | Eisenarmer Mergelschiefer. Am. brevispina. (In | dem „Klef* und am Abhange des Berges.) 7 M. Sch. d. Ter. | Dunkle violette Steinmergel. Am. armatus. (Am subovoides. Abhange 0,4 M. aufgeschlossen.) 2,75 M. - Der Steinmergel (3) nimmt dieselbe Stellung unmittelbar unter dem Mergelschiefer mit Am. brevispina ein, wo sonst überall die Thone (3, Profil I. und V.) vorkommen. Da aber keine Am- moniten aus der Verwandtschaft des Am. brevispina hinunter- reichen, dagegen Am. armatus in ihm vorkommt, kann er nur auf den Thonen (3) liegen oder, was mir wahrscheinlicher scheint, eine eisenreiche Ausbildung derselben sein, RER NEEN "u99s9aM YDeU U2ISQ UOA ZIagaafy pun -UrsIg usp ysınp Yagasyaınd IIA TO 14 Kleeberg Linden Amelser Weg Wir haben im vorigen Profil die Mächtigkeit des mittleren Lias am östlichen Ende des Berges zu ca. 17.M. festge- stellt. Man durfte daher in der Mitte, etwa an dem Amel- ser Wege, da ja diese im Muldentiefsten abgelagerten Schichten keinen Antheil mehr an dem südlichen Einfalleu der älteren Schichten neh- ‘ men können, vielmehr ziem- lich genau horizontal liegen müssen, eine Mächtigkeit des Eisensteins von 16— 17 M. erwarten. Dem ist aber nicht so; denn an dem oben er- wähnten Wege findet man an beiden Abhängen des Berges, und zwar ganz oben, die Punkte, wo die Thone des unteren Lias sich unter den Eisenstein schieben (auf der Südseite mit einem Einfallen von 2— 59° in Norden) un- ter Verhältnissen, die eine Mächtigkeit des Eisensteins von mehr als 5—6 M. ganz unzulässig erscheinen lassen. Weiter nach Westen werden die Schichten wieder mächti- ger, da in der Mitte zwischen dem Wege und den Linden die Mächtigkeit des Eisen- steins durch einen Schacht nach Angabe des Steigers Hase zu 10 Meter festgestellt wurde, und hiermit uberein- stimmend hat die Bank 4), die noch weiter westlich am Er RL % Ta ORTE Va RE “> e' [2 4 “ + t . 297 ‚Kleeberge aufgeschlossen ist (siehe Skizze, S. 292), ein Ein- fallen von 5° in Westen und eine Stellung von etwa 12 —14 Meter unter den höchsten Schichten bei den Linden. In dem Profil habe ich versucht, diese Verhältnisse wiederzugeben. Man sieht, wie von einem Punkte in der Nähe des Fahrweges die Schichten in Osten und Westen sattelförmig abfallen, und dass die jüngsten Schichten nicht etwa an dem höchsten Theile des Berges bei den Linden, sondern vielmehr weiter nach Osten über dem Klef zu suchen sind. Mit Bezug auf das sclion Gesagte können wir nun folgen- des Profil des mittleren Lias am Steinberge zusammenstellen. Profil IX. 1. Ein stark oolithisches, eisenreiches Gestein in dicken Bänken, das im frischen Zustande bläu- Sehichten | liche Oolithen in lauchgrüner Grundmasse des Am. | zeigt, verwittert aber rostbraun mit helleren centaurus. gelben Körnern erscheint; _/mmonites centau- | rus, striatus, fimbriatus, Heberti; Hauptlager | von Gastropoden. 3— 4 Meter. 2. Mehr oder weniger eisenreicher, dagegen nur Schichten wenig oolithischer Mergelschiefer , Ammonites des Am. brevispina, Jamesoni, Valdani, ibex arietiformis. brevispina. Hauptlager von Pentacrinus basaltiformis, nu- dus und punctiferus. 10 Meter. 3. Tlione. 3 Meter. | Oolith. Steinmergel.2,75M. (am es | Am. armatus (In dem Kleff). Schicht. d. | 4: Ein im frischen Zustande grüner, verwittert Terebratula aber chocoladenbrauner Eisenoolith. Am. ar- subovoides. matus, Ammonites sp. indet., Pholadomya am- bigua, Hausmanni, Terebratula subovoides, Rhyn- chonella tetraedra, Rhynchonella conf. furcillata. 1 Meter. | 9. Unterer Lias. Schichten der Terebratula subovoides. OrrzL (Juraformation, S. 117) unterscheidet ein „Ar- matusbett“ unter dem „Jamesonibett.* Ersteres wird durch Am. armatus Sow. (Am. nodogigas Quenst.), Pholadomya de- N en 298 corata, Bhynchonella tetraedra Quenst. und Spirifer Münsteri charakterisirt. Bei der Parallisirung mit anderen Ländern hat er aber diese Theilung nicbt weiter berücksichtigt. SCHLOöR- BACH (l. c. S. 512) behauptet mit Bestimmtheit, dass Am. ar- matus an eine besondere, von der des Am. Jamesoni. verschie- dene Zone nicht gebunden sei, indem er ein Exemplar des- selben in den oberen Lagern des Eisensteins bei Oldershausen fand. Bei der Beschreibung von Pholadomya decorata sagt er: „Das Lager dieser Art in Norddeutschland stimmt vollständig mit den Angaben aus Schwaben überein.“ Da nun die Iden- tität von Am. nodogigas QUENST. und Am. armatus Sow. nicht sicher bewiesen ist, und auch nach ScHLÖNBACH derselbe mit Am. Jamesoni zusammen vorkommt, benenne ich die Zone un- ter der des Am. brevispina (= Zone des Am. Jamesoni von OrrErL) nach der in ihr am häufigsten vorkommenden Art Te- rebratula subovoides. Diese Zone ist durch das gänzliche Fehlen von allen Am- moniten aus der Formenreihe des fm. Jamesoni charakterisirt. Bezeichnend fur dieselbe sind ferner: Terebratula subovoides, Rhynchonella tetraedra rufimontana (QJUENST., Spirifer Münsteri, Pholadomya ambigua, Hausmanni, Beyrichi SCHLÖNB. und Am- monites armatus. Letzterer ist hier in seiner typischen Form entschieden an diese Etage gebunden. Paläontologische Einschlusse: Belemnites clavatus SCHLOTH. Gryphaea obligqua GoLDF. Bel. elongatus MıLL Terebratula subovoides RoEm. Ammonites armatus Sow. Ter. cornuta Sow. Ammon. sp. indet. Ter. punctata Sow. Trochus conf. selectus CHAP. u. Ter. numismalis Lam. Dew. Spirifer rostratus SCHLOTH. Turbo n. sp. Sp. Münsteri Dav. Pholadomya ambigua Sow. Rhynchonella furecillata THEoD. Phol. Hausmanni Hart. Phol. Beyrichi SCHLÖNB. Rhynch. curviceps QUENST. Rhynch. n.sp. conf. furcillata. Pleuromya ovata Rom. Sp. Rhynch. Buchi RoEn. Avicula sinemuriensis D’ORB. Rhynch. tetraedra rufimontana Lima pectinoides Sow. Sp. QUENST. Pecten textorius SCHLOTH. Crania liasina n. Sp. Pecten Hehli D’Ore. .Millericrinus Hausmanni RoeEn. sp. Serpula sp. indet. EEE 299 Gesteinsbeschaffenheit. Der Eisenoolith (4) ist in dem Steinbruche am Kleeberge am besten aufgeschlossen und hier allein in frischem Zustande zu beobachten. Er ist ein hellgrüner, sehr eisenreicher Mergelkalk von bedeutender Festig- keit, der sich in grossen, mit dicker Verwitterungsrinde über- zogenen Blöcken absondert. An allen oben angeführten Auf- schlusspunkten ist der Oolith von 1—3 Meter mächtigen Tho- nen bedeckt, die ausser einem schlechterhaltenen Belemniten nichts geliefert haben. Der Steinmergel in dem „Klef* ist ein dunkelvioletter, versteckt oolithischer, kalkreicher Eisenstein, der ausser Be- lemnites clavatus, Spirifer rostratus und Terebratula. punctata grosse Exemplare von Am. armatus enthält. Die Schwierigkeit seiner genaueren Parallelisirung habe ich schon (S. 297) ange- deutet. Stellt man ihn dem Thone (35) parallel, so haben die Schichten der Terebratula subovoides am Steinberge eine Mäch- tigkeit von etwa 4 Meter, liegt er hingegen auf dem Thone, so kommt ihnen eine Mächtigkeit von 7 Meter zu. Bei Hullersen ist allein die Zone der Terebratula subovoides vertreten, und zwar in einer Ausbildungsweise, die den Ueber- gang zu der Entwickelungsweise am sogenannten Butterberg bildet. Sie besteht aus T'honen, die von schmalen Zwischen- lagern von eisenreichem Oolith durchzogen sind. Südlich von dem Klapperthurme nämlich, am Abhange neben dem Bache, finden sich im verwitterten Zustande Bruchstücke dieses Ooliths, die mit der untersten Oolithenbank des Steinberges uberein- stimmen. Siehe auch Seite 291. Am. armatus (nodogigas), Brut von Am. armatus, Am. sp. indet., Belemnites elongatus, clavatus, Trochus conf. selectus, Turbo nov. sp., Pholadomya obscura, Terebratula subovoides, numismalis, Rhynchonella furcillata, Rhynch. Buchi kommen in ihnen vor. | An einem parallel dem Mühlgraben laufenden Wege am. Butterberge, etwa in der Mitte, kommen Bruchstücke eines rothbraunen, wenig oolithischen Gesteins vor, in welchem ich Am.-sp. indet., Terebratula subovoides, numismalis, Rhynchonella Buchi, Gryphaeca obliqua, Pecten textorius, Belemnites clavatus Inoceramus ventricosus gefnnden habe. Dasselbe ist auf Thonen des unteren Lias abgelagert und bildet ohne Zweifel die Basis von dem etwas weiter nach oben auftretenden, hellen Thonen, 300 die zu den Schichten des Am. brevispina gehören. Bemerkens- werth war ein grosses Bruchstuck von sehr reinem, schwar- zen Kalke, der ganz von Gryphaea obliqua, Millerierinus Haus- manni, Bel. clavatus, Terebratula punctata und Rh. Buchi wim- melte und vielleicht auf eine eisenarme, dagegen kalkreiche Ausbildung der Zone in dieser Gegend gedeutet werden kann. Das Gestein war indessen nicht anstehend zu treffen. Bei dem Pinkler sind die Schichten der Terebratula sub- ovoides nirgends aufgeschlossen. Schichten des Am. brevispina Sow. Paläontologische Einschlüsse: Belemnites clavatus SCH. Plicatula spinosa Sow. Bel. elongatus MıLL. Pecten velatus GOLD. Sp. Bel. umbilicatus BLaın. P. priscus SCHLOTH. Bel. breviformis ZIET. P. texrtorius SCHLOTH. Nautilus intermedius Sow. P. Hehli D’Ore. Ammonites brevispina Sow. Gryphaea obligqua GOLD. Am. Jamesoni SoWw. Gr. gigas SCHLOTH. Am. Valdani D’ORB. Ä Ostrea arietis QUENST. Am. Maugenesti D’ORB. Rhynchonella furcillata TuEo». Am. Arietiformis OPr. Rhynch. rimosa RoEM. Am. ibexr QUENST. Rhynch. calcicosta (JUENST. . Am. Loscombi Sow. Rhynch. parvirostris ROEM. Am. sp. conf. submuticus Opr. Rhynch. subserrata MUNST. Trochus laevis SCH. Rhynch. Buchi RoEn. Chemnitzia undulata Benz. Rhynch. subserrata var. obsoleta Pleuromya ovata RoEn. Sp. Born. Inoceramus ventricosus Sow.sp. sSpirifer rostratus SCHLOTH. Asiarte sq. indet. Terebratula numismalis Lam. Arca elongata Sow. Terebr. Heyseana Dunk. Myoconcha. Terebr. punctata SoW. Avicula sinemuriensis D’ORB. Terebr. Sarthacensis D’ORB. Lime acuticosta GOLD. Sp. Terebr. Waterhausi Dav. Lima acuticosta var. nodosa Pentacrinus basaltiformis MILL. QUENST. Pent. nudus SCHLON. Lima punctatissima SCHLÖN. Peni. punctiferus QUENST. Millericrinus Hausmanni RoEM. sp. Öidarites numismalis OPP. Foraminiferen, Fossiles Holz. 301 " Gesteinsbeschaffenheit. Da der Eisengehalt dieser Schichten in kurzer Entfernung sehr variirt, so weichen sie besonders in verwittertem Zustande sehr von einander ab. Da nun auch die Schichten mehrere kleine Unregelmässigkeiten zeigen und an den meisten Stellen die verschiedenartigsten Gesteine durch einen langjährigen l'agebau zusammengeworfen sind, so ist leicht einzusehen, dass man bei der Parallelisirung der Schichten von den meisten Erfunden ganz absehen muss und sich nur an diejenigen Merkmale halten kann, die sich bei jedem Aufschlusse leicht wieder auffinden lassen. Hiernach sind es folgende Eigenthümlichkeiten, die diese Gruppe am Steinberge von jüngeren wie von älteren Schichten scharf ab- trennen. Das schiefrige, wenig oolithische Gefüge des Gesteins, das im frischen Bruche häufig glänzende Kalkstückchen zeigt, und das häufige Vorkommen von Pentacrinus-Stielgliedern in dessen oberer Hälfte in Gesellschaft mit Ammoniten aus der Formen- reihe des 4m. brevispina. Bei der Schilderung dieser Zone halte ich an drei Lokalitäten — in der Mitte und zu beiden Enden des Berges — fest, wo die Parallelisirung unzweifelhaft und die durch den wechselnden Eisengehalt verursachte petro- sraphische Verschiedenheit am deutlichsten wahrzunehmen ist. In dem „Klef““ (Prof. VI. 2.) ist das Gestein ein wenig oolithischer eisenarmer Mergelschiefer, weiter oben wird er eisenreicher und von eigenthümlicher oliven- bis schwarzgrüner Farbe. Ganz unten sind nur Belemniten häufig, dann stellen sich Pentacrinus basaltiformis und Pentacrinus nudus in Gesell- schaft mit Jm. brevispina ein, und alle drei werden nach oben häufiger. Am Amelser Wege ist die untere Hälfte der Zone mit Im. brevispina und Am. Jamesoni aufgeschlossen, nach oben stellen sich Pentacrinus punctiferus und P. nudus ein. Das Gestein weicht nur durch seinen bedeutenden Eisengehalt von dem eben besprochenen Vorkommnisse ab. Weiter nach Westen, wo die Lindenbäume stehen, ist te Oberregion dieser Schichten schön aufgeschlossen. Hier ist Am. iber QuEnsT. in einem Exemplar von Herrn v. SEEBACH gefunden worden, und zwar in einer Schicht, in der ich mehr- mals Am. brevispina und Am. Jamesoni getroffen habe. Am. ibex liegt daher hier in demselben Niveau oder doch wenigstens tiefer als 4m. Jamesoni Sow. Zeits. d. D. geol. Ges. XXL, 2. 20 302 In der obersten Schicht bilden die Pentacrinus-Stielglieder eine ausgezeichnete Pentacrinitenbank. Letztere Schichten liegen ganz auf der Höhe des Steinberges und sind dieselben, die von SCHLÖNBACH zu der unteren Zone des sm. fimbriatus gestellt wurden. Da aber _4m. brevispina und Am. Jamesoni hier vorkommen, gehören sie tiefer, in die Schichten des 4m. brevipsina. Auf den schon beschriebenen Ter. subovoides - Schichten am Butterberge sind etwa 6—8 Meier hellgrauer, sehr weicher Mergelschiefer, die durch Verwitterung blendend weiss werden, abgelagert. Dieselben sind unter dem Namen ‚‚die belemniten- reichen Thone‘‘ bei Hullersen von v. StEBACH mit den Capri- cornus-Schichten verglichen. (Siehe Tabelle 6.) In ihnen kom- men folgende Versteinerungen vor: Belemnites elongalus, clava- tus, Leda Galathea, Avicula sinemuriensis, Pecten priscus, Ostrea arietis, Astarte sp., und in mehreren Exemplaren ein flachge- drückter, nicht näher bestimmbarer Ammonit. Wegen der Uebereinstimmung der Belemnitenformen dieser Schichten mit denen des Mergelschiefers des Steinberges hatte ich sie lange Zeit den Schichten des “m. brevispina eingereiht und war. endlich durch Auffinden einer neuen Lokalität an dem Wege von Einbeck nach dem Pinkler in den Stand gesetzt, dieses zu beweisen. Hier sind zu beiden Seiten des Weges dieselben weissen Mergelschiefer, die hier nicht ganz so weich sind, wie am Butterberge, aufgeschlossen. Sie enthalten genau dieselben Formen, wie die Schichten am Butterberge und haben ausser- dem Am. brevispina in mehreren Exemplaren, Pentacrinus punc- tiferus und besser erhaltene Exemplare von dem flachen Am- monit, der am Butterberge vorkommt, und der zu Am. Iynx gehören dürfte, geliefert. | Schichten des Am. centaurus. Paläontologische Einschlüsse: Belemnites elongatus MILL. Am. Heberti Op. Bel. clavatus SCHLOTH. Trochus laevis SCHLOTH. Nautilus intermedius Sow. Tr. Retbergi SCHLÖN. Ammonites fimbriatus Sow. Tr. Thetis GoLDF. Äm. striatus Rein. Pleurotomaria multicinetaSCHÜB. Am. centaurus D’ORB. Pl. tuberculato-costata Mün. Am. Loscombi Sow. Pl. granosa SCHLOTH. Sp. 303 Pl. solarium Koch. Leda subovalis GOoLDF. Turbo Itys D’ORB. L. Galathea D’ORe. T. nudus Münst. Inoceramus ventricosus SOW. Sp. T. Socconensis D’ORB. Lima acuticosta GOLDF. sp. T. Kochi GoLDF. Pecten velatus GOLDF. sp. Phasianella phasianoidesp’ORB. Spirifer rostratus SCHLOTH. Cemoria costata nov. SP. Pentacrinus basaltiformis M. Cem. punctata nov. Sp. Pent. nudus SCHLON. Opis Carusensis D’ORB. Isocardia cingulata GOLDF. Sp. Unicardium Janthe D’ORB. Nucula cordata GOLDF. Gesteinsbeschaffenheit. Zu dem Profil IX. und den Bemerkungen auf Seite 296 ff. möchte ich an dieser Ställe nur noch hinzufügen, dass diese Schicht es ist, die den reichsten Eisenstein liefert und allein eine derartig vollkommene ooli- thische Ausbildung besitzt, dass die Grundmasse sehr gegen die Oolithenkörner zurucktritt. Diese Schicht, die sich übrigeus durch eine ausserordentliche Häufigkeit von Gastropoden aus- zeichnet, bedeckt die Am. brevispina - Schichten von einem Punkte in der Nähe des Amelser Weges bis oberhalb des „Rlefs.“ Auch auf der westlichen Seite des Amelser Weges scheinen die Am. brevispina-Schichten theilweise von jüngeren Schichten und zwar unter nicht ganz normalen Verhältnissen bedeckt zu sein. Ich habe deshalb bei der Beschreibung der vorigen Etage zwei Aufschlusspunkte zu beiden Seiten der betreffenden Stelle hervorgehoben, wo es unzweifelhaft ist, dass nur die Schichten des Am. brevispina vertreten sind. Endlich befindet sich am Abbange südlich von den Linden eine 25 Meter mächtige Geröllschicht von sehr eisenschüssigem Oolith mit vielen Gastropoden, die unzweifelhaft zu dieser Etage gehört. Schichten des Am. spinatus. Paläontologische Einschlüsse: Belemnites clavatus MiıLL. Ammonites spinatus BRUG. Turbo paludinaeformis SCHÜB. Gesteinsbeschaffenheit. Unter ganz eigenthum- lichen Verhältnissen, wie es scheint genau an der Grenze 20° zwischen Keuper und Muschelkalk, treten . ‘m. spinatus-Schichten bei Luthorst auf, und zwar sind dieselben an beiden Bach- ufern südlich von dem Dorfe aufgeschlossen, wo ich die oben genannten Petrefacten in dem weichen, grauen Schieferthoa fand. Der Erhaltungszustand der Fossilien stimmt genau mit dem bekannten Vorkommen bei Nordheim. Auch nördlich von dem Dorfe kommen ähnliche Thone, jedoch ohne Versteinerungen, vor. Von Interesse durfte die Angabe des Steigers Hase in Markoldendorf sein, dass er vor einer Reihe von Jahren einen ammonitenreichen Eisenstein an einer in der Mitte zwischen Luthorst und Hünnesruck gelegenen Stelle gewonnen habe.*) Grenzen hier zu ziehen, war nicht möglich, da ausser am Bach- ufer Alles bedeckt ist. Ich habe deshalb auf der Karte die angegebenen Punkte durch eine Linie verbunden. Hiermit schliesst die Reihenfolge der Liasschichten bei Markoldendorf, und es folgt nun eine Uebersicht sammtlicher aus der Mulde bekannten Versteinerungen mit Angabe der Ab- bildungen und Beschreibungen, nach denen bestimmt wurde. Arten, denen kein solches Citat folgt, sind im Folgenden näher besprochen. Das bei Gelegenheit dieser Arbeit gesammelte Material ist in der Universitätssammlung zu Göttingen niedergelegt. *) Auf der Rormer’schen Karte ist dieser Punkt als eine Fundstelle für Versteinerungen bezeichnet. ee — | 1 yJ—|— | —1—-[-|—| ee (e—Z 7 '°7 3.79 'S "uug) "TUN susofypspg uaT 6 Se en. | a | ze Hrn (IEcTFeL Tea "ISNENd)) "AWIOLX) 51407098 "TuaT "8 | _ 1 _1_I_12-1-|s|—| - * ° -° ([gI Sg miog-einp) aaO smiopnbun smunopjuag "1x | /ulı J-|-|-|-|-—|°' (Ee-1 37° 79 -[00) ‘ds "maoyg wunusnug smusuompm "9 ‚eyemiapourydg SIERT ee a ee ee e . o o . ° o o e . o . e -ds “I vunsoy OU TDAUo “G- -uodkjod ee een -BIJeUNUYy 2er een u a 2 un oameaeulenge ee a | ee re ee u 0 ° . e D o o e . e ° . e . 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Mit dieser kommt eine ungerippte Form vor, deren Ober- fläche mit markirten Linien bedeckt ist, die sehr häufig ana- stomosiren. In den Psilonotenschichten bei Deitersen sehr häufig, je- doch immer schlecht erhalten. 4. Foraminiferen. In den eisenreichen Schichten, mit welchen die Zone des Am. brevispina nach oben schliesst, kommt eine sehr reich- haltige Foraminiferenfauna vor. Der beste Fundort ist am östlichen Ende des Steinbergs. 5. Montlivaltia liasina nov. sp. Taf. IX, Fig. 1. Ansicht von aussen nach einem Abdrucke in Thon, — Fig. 1a. Ansicht eines Abdruckes des Kelchinneren von der Seite. _ Fig. 1b. Dasselbe von unten. — Fig. 1e. Natürliche Grösse. N AN Polypenstock becherförmig, höher als breit, mit flacher Basis festgewachsen. Epithek dünn, stark quergerunzelt, bis an den Kelchrand reichend. Kelch kreisrund, sehr tief, Kelch- wand und Septen dünn. Letztere haben eine glatte Oberfläche. Septalrand nicht zu beobachten. 21 starke Septen wechseln mit eben so vielen rudimentären ab, scheinen jedoch nach der Grundzahl 6 geordnet zu sein, und zwar nach dem oben angeführten Schema. In einem Systeme und in der Hälfte des. Nachbarsystems sind die Septen, die zum dritten Oyelus gehören, rudimentär, die des vierten Cyclus fehlen. Die ersten 6 Septen sind gleich gross und reichen bis zum Mittelpunkte des Kelches. Die des zweiten Cyclus sind nur wenig kleiner. Im dritten Cyclus sind die 9 ausgebildeten Septen etwa halb so gross als die vorigen, die 3 rudimentären Septen, die zu diesem Cyclus gehören, sind etwas stärker als die übrigen 18. In der Abbildung Taf. IX. Fig. 1b. sind die drei abgebrochenen Spitzen (unten rechts) von Septen erster Ordnung begrenzt, und in diesem Systeme ist das linke Septum des dritten Cyclus rudimentär. Das nächste Septum links, das zur Mitte reicht, ist das nächste Septum erster Ordnung, und in diesem Septem ist Alles rudi- mentär. Die anderen vier Systeme zeigen 3 Cyclen regelmässig entwickelt. | Das einzige Exemplar ist ein scharfer Abdruck von der Aussen- und Innenseite aus den Schichten des Am. centaurus am Steinberge. ll. Pentacrinus punctiferus QUENST. 1852. Pentacrinus punctiferus. Hand. Petref. t: 92. f. 41-2. Ich folge SCHLÖNBACH und ceitire Pentacrinus basaltiformis und Pentacrinus nudus ScHLön. (= basaltiformis nudus QUER.) aus den Schichten des Am. brevispina. Dieselben werden in- dessen nie halb so gross, sind jedoch bei dieser Grösse dicker als die typischen Formen aus den Amaltheenthonen. Weit häufiger ist eine Form mit gerundeten Kanten und einer medianen Knotenreihe, die sich meistens zu einer form- lichen Leiste entwickelt und ununterbrochen rings um das Säulenglied geht. In den Am. Jamesoni-Schichten am Steinberge sehr häufig, bei dem Pinkler selten. In den Am. centaurus-Schichten am Steinberge selten. 12. Cidarites numismalis Ope. Cidarites numismalis Oppeı. S. 127. Die etwa 50 Mm. langen und 13 Mm. dicken Stacheln sind ur Bsp Nee - 7 3 \ EEE a u Er a u En FE BON en EEE ER TEE ya 4 FE EEE ER RE > 2 _‘ % u Ze Rn RE EN (ta N k ER» De er m ä i r 2 & ; BE ER En re a Er Fr Be Base a aa Ta a er ie EL ers Se sehr fein und regelmässig gestreift. Die Knoten sind in Bee. 315 # Reihen geordnet und nicht so gedrängt wie bei C, amalthei - -QUENST. 8: In den Am. brevispina-Schichten am Steinberge selten. Brachiopoda. 13. Terebratula (Waldheimia) cor Van. in Lam. 1S50. Terebratula ans B’ORE, Prod. 7.197: - 1856. Ter. conf. numismalis Orr., Juraform. S. 107. No, 117. 1567. Ter. (Wald.) cor Desı., Pal, fran. Brach. t. 10. 11. Die einzige Terebratula aus dem unteren Lias dieser Gegend. ° | Selten in den Schichten des Am. bifer in dem Oolith sud- lich von Vardeilsen. 14. Terebratula (Waldheimia) Waterhousei Dav. ‚1851. Terebratula Waterhousei Dav., Mon. II. t. 3. fig. 12. 13. 1867. Ter. Waterh. Desı., Pal. fran. Brach. t. 21. fig. 1—0. = In der Fortsetzung der ,‚Pal&ontologie frangaise‘“ fuhrt DESLONGCcHANPsS an, dass das innere Gerust von 7. Waterhousei unbekannt sei. In einem mir vorliegenden Exemplar ist das- selbe, von Kalkspath-Krystallen bekleidet, gut erhalten und gleicht den Abbildungen von 7. cornuta bei Davınson und DEsLonG- CHAMPsS vollkommen. Häufig und gut erhalten in den Schichten des Am. brevis- pina am Steinberge. 20. Terebratula (Epithyris) subovoides Rom. 4880. Terebratula subovoides Roru., Ooth. Geb. t. 2. fig. 9. 1847, Ter. lampas v’Ore., Prodr. 7. 231. 1853. Ter. subovordes Opr., Mittl. Lias. t. 4. fig. 1. 1856. Ter. subov. Juraform. S. 186. 115. 1856. Ter. numismalis lagenalis Qusn, Jura. S. 149. t. 18. fig. 34. 1863. Ter. resupinata (non Sow.) Quex, Loc. eit. t. 22. fig. 22. 23, 1863. Ter. punctata (pars) Scauön., Le. eit. S. 549. 1867. Ter. subovoides Dest, Pal. fran. Brach. t. 37. 4—9. t. 38. Durch Untersuchung des Roemer’schen Original-Exemplars von T. subovoides kam SCHLÖNBACH zu der Ueberzeugung, dass diese Art von T. punctata Sow. nicht verschieden sei. Durch die neueren Untersuchungen von DESLONGCHAMPS hat es sich indessen herausgestellt, dass 7. subovoides Roem., obgleich 316 äusserlich der T. punctata Sow. sehr ähnlich, jedoch in ihrem. inneren Bau so sehr von dieser Art abweicht, dass sie zum Typus einer besonderen Abtheilung der Gattung gemacht wer- den muss. Das beste Unterscheidungsmerkmal ist das fast gänzliche Fehlen des Septums in der Dorsalklappe im Gegen- satz zu T. punctata Sow., wo dasselbe stark entwickelt ist. Häufig an allen angeführten Aufschlusspunkten früher in den nach ihr benannten Schichten, besonders in dem grossen Stein- bruche am Kleeberge. 25. Rhychonella ranina Susss. 1861, Rhynchonella ranina Suess. Wien. Sitz. Ber. S. 549. 1862. Rhynch. ranina Opp., Zeit. d. d. geol. Ges. 13. S. 536. 1869. Terebratula oxynoti Quen., Brach. t. 37. fig. 66. Breite 12 Mm., Höhe 10, Dicke 6. Die grosse Klappe nur wenig, die kleine mässig gewölbt.. Schnabel spitz, ziemlich stark hervorragend, nicht übergebogen. Zu beiden Seiten des Sinus 3—4 Falten. Etwas unter der 2 x Ri #7 F BR Mitte biegt sich die grosse Klappe beinahe rechtwinklig zu einem breiten tiefen Sinus, welchem ein auffallend kurzer, aber scharf abgesetzter Wulst correspondirt. Wulst und Sinus haben 4 Falten. Diese Art stimmt ziemlich genau mit den oben eitirten Abbildungen überein, kommt aber in den 4m. geometricus- Schichten am westlichen Abhange des Steinberges vor. 28. Rhynchonella conf. furcillata Turon. Taf. IX. Fig. 2. Ansicht von vorn, etwas vergrössert. — Fig. 2a. Dasselbe von der Seite, — Fig. 2b. Ansicht eines zweiten Exemplars in natürlicher Grösse. Länge 12: Mm., Breite 14, Dicke 11. Schnabel spitz und übergebogen. Die Dorsalschale wächst sehr in die Höhe, und der Wulst knickt sich an der höchsten Stelle rechtwinklig um, um zur Stirn hinabzusinken. Hierdurch wird ein breites dreieckiges Feld gebildet, das ganz flach bleibt und der Muschel das Ansehen giebt, als wäre sie unten mit einem Messer abgeschnitten. Die Form gewinnt dadurch Aehnlichkeit mit Rh. acuta Sow., dass der Wulst von der Wirbelgegend an bis in der Mitte der Schale einfaltig bleibt, dann gabelt er sich, und die zwei Rippen laufen, durch eine f 317 flache Furche getrennt, bloss zu dem Punkte, wo der Wulst sich nach dem Stirnrande biegt. Dieser Gabelung entprechend stellt sich erst in der Mitte des Sinus eine Rippe ein. Selten in den Ter. subovoides-Schichten an dem Fahrwege nordöstlich von dem „‚Klef.‘‘ 37. Crania liasina nov. Sp. Taf. IX. Fig. 3. Ansicht der Dorsalschale, vergrössert. Länge 6—8 Mm., Breite 4—51. Dorsalschale von tetragonalem Umriss mit gerundeten Ecken. Spitze subcentral. Oberfläche mit feinen Wärzchen bedeckt, die sich zu radialen und concentrischen Rippen ord- nen. Letztere werden nach dem Rande zu markirter. An einigen Exemplaren werden die vier nach den Ecken aus- strahlenden Rippen etwas stärker als die anderen. Ventrale Schale nur in einem schlecht erhaltenen Exemplare bekannt. Fünf gute und mehrere schlechte Exemplare der Dorsalschale sind auf einem. grossen Am. armatus aus dem „Klef“ am Steinberge gefunden. 88. Ostrea sublamellosa Dunk. 1846. Ostrea sublamellosa Dun«., Pal. 1. t. 6. fig. 27— 30. Die Auster der Psilonotenschichten, verglichen mit Exem- plaren von O. sublamellosa aus den 4Am.- angulatus - Schichten von Halberstadt, weicht von dieser in mehreren Charakteren ab. Sie ist über zweimal so gross (Länge 50— 60 Mm.) und ist mehr regelmässig eiförmig mit lang ausgezogenem Wirbel. Diese Varietät ist sehr häufig in den Psilonotenschichten bei Deitersen. Eine mit dem Halberstädter Vorkommnisse genau übereinstimmnnde Form ist selten in den Am. angulatus-Schich- ten bei Markoldendorf, hingegen ziemlich häufig bei Göttingen. 39. Ostrea arietis QUeEn. 1852. Ostrea arietis Quen., Handb, S. 498. 1563. ©. arietis Scuuön., 1. cit. 8. 545. In dem weissen Mergelschiefer am Bntterberg kommt sehr häufig eine kleine, am Rand gefaltete Auster vor, die am besten mit der Abbildung bei GoLpruss t. 72. fig. 7. (O. semiplicata Moüssr.) übereinstimmt. Dieselbe wird nie so gross und regel- Zeits. d,D, geol. Ges. XX1]. 2. 31 a Ber 6) se ul Pet a 318 _ mässig gefaltet als O. arietis, Jura t. 10. fig. 10. ScHLönBAcH vereinigt unter dem Qurnstepr’sche Namen mehrere, unter verschiedenen Namen beschriebene ÖOstreen und besonders die bei Calefeld im Eisenstein vorkommende Form, mit welcher die hier besprochene wohl identisch ist. In den Schichten des Am. brevispina sehr häufig. 49. Pecten Lohbergensis nov. sp. Taf, IX, Fig. 4. Ansicht der linken Schale von aussen. — Fig. 4a. Ein Stück von derselben, vergrössert. — Fig. 4b. Beide Schalen von innen. Sämmtliche Figuren gehören einem Exemplar an und sind nach sehr scharfen Abdrücken gemacht. Linke Schale kreisrund, ziemlich hoch gewölbt, ungerippt mit stark hervortretendem Wirbel. Von der kleinen dreieckigen, unter dem Wirbel verborgenen Ligamentgrube gehen zwei Furchen nach vorn und hinten aus. Noch vorn erreichen sie nicht ganz den Vorderrand des Ohres. Auf dem scharfen Ahdrucke des Innern kann man schwache breite, concentrische Furchen durch ihre dunklere Farbe wahrnehmen. Rechte Schale sehr wenig gewölbt mit einem breiten Byssuseinschnitt, unter welchem Spuren von 2—8 Zähnen zu sehen sind. Auf dem Byssusohr geht schräg nach unten eine löffelförmige Furche, die durch eine flache Leiste getheilt wird. Die senkrechten Ligamentgruben werden am Byssuschr all- mälig breiter (noch breiter als in der Abbildung angegeben) und sind im Grunde horizontal gestreift. Die Ligamentfurchen beider Schalen passen genau zu einander. Das vordere Ohr der linken Schale ist also etwas weiter nach vorn verlängert als das Byssusohr. Die Ober- fläche der Schalen ist mit concentrischen Reihen von tiefen, wie von einer Stecknadel gemachten Pünktchen bedeckt, die auf dem Wirbel nur mit Hülfe der Lupe zu sehen sind, nach unten aber bald grösser werden. Zwischen diesen Reihen laufen feine Zuwachsstreifen und beide gehen gedrängt über die Ohren weg. Unterscheidet sich von Pecten Hehli n’OrB. durch seine punktirte Oberfläche, durch die tiefe Furche auf dem Byssus- ohr und die stark gewölbte linke Schale. Bei Pecten Hehli ist der Byssusausschnitt tief und schmal. 319 Bei Pecten lens sind beide Schalen gleichmässig flach ge- wölbt und die Punktreiben radial geordnet. Nicht häufig in Bank 6) am Amelser Wege, Schichten des Am. bifer. 54. Pecten sp. indet. In den Psilonotenschichten bei Deitersen kommen kleine runde, stark gewölbte Schalen vor, die einen Durchmesser von 5 Mm. nie erreichen. Zwischen je 2 Hauptrippen stellen sich 2—3 Nebenrippen ein. Durch einen gedrängten Zuwachsstreifen sind erstere stark geschuppt, letztere bloss durchschnitten. 55. Lima nov. sp. conf. punctata Sow. Länge 17 Mm., Höhe 13 Mm., Dicke 5 Mm. Die vorderen und hinteren Theile der Schale sind ausge- zeichnet punktirt nach Art der Lima punctata. In der Nähe des Aussenrandes eine zarte Zuwachsstreifung. Unterscheidet sich von Lima punctata dadurch, dass, statt fast kreisrund zu sein und einen Schlosswinkel von etwa 90° zu haben, die Schale sich schräg nach unten und vorn erstreckt und einen sehr stumpfen Schlosswinkel besitzt. Selten in der Bank 6) der Schichten des Am. bifer am Lohberg, 52. Lima punctata Sow. In den Schichten des Am. brevispina am Steinberg habe ich mehrere Exemplare von einer Lima gefunden, die ich für identisch mit Lima punctata aus dem untersten Lias halten zu müssen glaube. Sie unterscheidet sich jedoch von der Art des untersten Lias durch etwas stärkere Punktirung am vorderen und hinteren Theile, besitzt auch ein grösseres vorderes Feld- chen. Eigenthümlich ist, dass Lima punctata im ganzen unteren. Lias oberhalb der Schichten des Am. angulatus vermisst wird. Exemplare aus dem mittleren Lias von Rottorf am Klei, die mit der hier besprochenen Form genau übereinstimmen und aus demselben Niveau stammen, liegen in der Sammlung zu Göt- tingen unter dem Sammlungsuamen Lima punctatissima (U. SCHLÖNBACH). : 21" 320 62. Gervillia olifex Quen. Gervillia olhfex Quen., Jura. t. 11. fig. 4—9. Ein nicht ganz vollständiges Exemplar von einer lang- gestreckten Gervillia hat sich in demselben Stücke mit dem oben beschriebenen Pecten n. sp. gefunden. Dasselbe stimmt sehr gut mit den Abbildungen bei QuEnstEpT überein, ist aber etwas grösser. Die von dem Wirbel nach hinten sich hin- ziehende Kante ist auf der linken Schale schärfer ausgeprägt als in den Abbildungen, und das hintere Feldchen ist an dieser Schale concav. Rechte Schale flach und regelmässig gewölbt. Schichten des Am. bifer, selten. 64. Perna Pellati DunmorTiEr. 1869. Perna Pellati Dum., Etudes pal. S. 69. pl. 18. £. 2. Ein Bruchstück von dem Schlosse einer grossen Perna hat sich in den Schichten des Am. bifer bei dem Klapper- thurme gefunden. Dasselbe stimmt gut mit der Abbildung bei DUMORTIER. 61. Avicula oxynmoti Quen. 1858. Avicula oxynoti Quen., Jura, S. 109. t. 13. f. 29. Rechte Seite fast flach, linke sanft gewölbt. Innenseite glatt. Auf der Aussenseite 3 schneidendscharfe, hohe, concen- trische Rippen, die in gleicher Entfernung von einander stehen. Steinkerne stimmen genau mit der Abbildung bei QUENSTEDT überein, in Knollen mit A. planicosta am Nordabhange des Lohberges. > 68. Modiola sp. Elliptisch, wenig verlängert, sehr stark gewölbt. Schloss- rand das Drittheil der Länge einnehmend, in sanftem Bogen in den Hinterrand verlaufend. Vorderrand stark eingebogen. Oberfläche stark concentrisch gerunzelt. Länge 12 Mm., Breite 8. Unterscheidet sich von M. ozxynoti QuEn., die auch hier ausgezeichnet vorkommt und zwar in demselben Niveau wie in Süddeutschland, durch die starke Runzelung und den kürzeren Schlossrand. Letzterer macht mit der Längsrichtung der a re a TE en A A u dr gs Dat x REN ra RL IE Dr STERN 2 0 eu ” ’ 321 Schale einen viel grösseren Winkel, als es bei M. oxynoti der Fall ist. Ferner ist der Wirbel spitzer und weiter nach vorn gelegen und der Vorsprung vor demselben kleiner als bei letzterer Art. In der Sandsteinbank 8) am Loh- und Kleeberge. Schichten des Am. planicosta, selten. 68. Myoconcha Jauberti DuMmorTIER. 1869. Myoconcha Jauberti Dum., Etudes pal. S. 282. pl. 34, f. 12. Länge 40 Mm., Breite 23, Dicke 20. Eine fast cylindrische Modiola-ähnliche Gestalt. Wirbel ganz vorn liegend, eingebogen, unter demselben ein langer, schräg stehender Zahn. Ligamentleiste lang, etwas gebogen. Vorderer Muskeleindruck unter dem Wirbel herzförmig und sehr tief. Hinterer nicht deutlich zu beobachten, scheint aber aus zwei kleineren Abdrüucken zu bestehen und liegt hinter dem Wirbel, nahe an die Ligamentleiste gerückt. Eine rohe concentrische Runzelung und feine schwache, von dem Wirbel ausstrahlende Rippen sind an dem Steinkerne zu beobachten. Steinberg, Schichten des Am. brevispina, selten. 13. Leda Renevieri Opr. 1856. Leda Renevieri Opr., Juraform. Seite 95. No. 69. Höhe 6: Mm., Länge 20 Mm. (Vordere Verlängerung nicht ganz erhalten. ) Hinten oval, vorn stark verlängert. Wirbel eingebogen, schwach nach vorn geneigt. Von denselben ziehen sich auf beiden Schalen nach vorn sehr scharf ausgeprägte Kanten, die ein vertieftes, vorderes Feldchen begrenzen. Ihre Schale ist ziemlich dick und mit mässig starken concentrischen Linien geziert, die nach vorn der Kante fast parallel laufen, endlich rechtwinklig über dieselben weggeheu und auf dem Feldchen zurück nach dem Wirbel zu laufen. Unterhalb der Kante be- findet sich auf der Schale eine sanfte Querrunzelung. Diese Art ist von Leda Romani Orr. aus den Am. plani- costa-Schichten sehr wohl zu unterscheiden. Letztere ist etwa zweimal so gross, viel flacher und hat sehr feine Zuwachs- streifen. Die vordere Kante ist weniger ausgeprägt und das Feldchen dachförmig hervorragend, statt wie bei Leda Rene- vieri concav ZU sein. 322 Ich brauche den Orpzr’schen Namen, obgleich er ohne Beschreibung steht und sich auf eine Form bezieht, die „aus- schliesslich den Sichten des Am. angulatus angehört,“ da die hier besprochene Art viel besser mit der Form der unteren Schichten übereinstimmt, als mit der der Am. planicosta- Schichten. Zwei Exemplare mit erhaltener Schale sind in der Wohn- kammer eines grossen Am. geometricus bei Wellersen gefunden. Brut von dieser Art mit Schale und Steinkernen sind nicht selten in den Geoden an einer Stelle oben auf dem Aulsberge; bei diesen fehlt aber der lange Schnabel. 83. Protocardia oxynoti QUEN. sp. 1858. Protocardia oxynoti Quen., Jura S. 110. t. 13. f. 48 Gleichklappig, rundlich, sehr hoch gewolbt. | Länge 3—10 Mm., Breite 22—9. Die Wirbel liegen in der Mitte, sind eingebogen und schwach nach vorn geneigt. Kante sehr schwach oder nicht vorhanden. 12 —14 Radial- rippen, die hintere Hälfte derselben sehr fein. Hinten und vorn ein querstehender, etwas leistenförmiger Seitenzahn, wie bei Protocardia Ewaldi Born. sp. Von tiefer liegenden Species leicht zu unterscheiden durch ihre sehr starke Wölbung und fast kreisrunde Gestalt. In der Oolithenschicht bei Vardeilsen ist die Art selten, erreicht aber eine Grösse von 8— 10 Mm. In der Schicht 6) häufig, aber klein. Schichten des Am. bifer. 84. Cardium sp. Conf. Quen., Jura. t. 5. f. 14. (13a. b.) QuEnstepr bildet ein kleines Oardium aus dem Vaihinger Nest ab, ohne es zu benennen, vergleicht es aber mit Cardium multicostatum PhiLL., (= Isocardia cingulata GoLDF.) aus dem mittleren Lias. Exemplare aus den Am. angulatus-Schichten des Götzenberges bei Göttingen stimmen genau mit seinen Abbildungen überein. Selten. i 323 91. Pleuromya liasina SCHÜB. Sp. 1830. Unio liasinus Zıer. t. 61, f. 2. 1850. Panopaea liasina »’Ors., Prodr. 7. 72, 1856. Pan. liasina Opr., Juraform. S. 93. 56. 1858. Myaeites liasinus Quen., Jura, t. 10. f. 3. 4. In jeder festen Bank des unteren Lias oberhalb der Psilonotenschichten kommen selten Exemplare von Pleuromya vor, die eine Länge von 90 Mm. erreichen. Ich halte Pl. Galathea Acass. aus den m. angulatus-Schichten bei Göttingen und Pl. oxynoti Quaxs. sp. aus den Am. bifer-Schichten für selbstständige Species. Alle anderen sind unter dem Namen Pl. liasina angeführt. Schichten des Am. angulatus bis an die untere Grenze des mittleren Lias. i 114. Turbo sp. indet. Eine etwa 4 Mm. lange Form, die in ihren Umrissen der Abbildung bei Quessteot, Jura. t. 19. f. 27. gleicht. Die Windungen sind bauchig gewölbt, und über die ganze Ober- fläche verläuft, von oben nach unten etwas nach hinten, eine mikroskopisch feine, regelmässige Streifung; auch eine feine Spiralstreifung, von der man mit blossem Auge kaum eine Spur sieht, wird mit der Lupe bemerkbar. Am Aulsberge und am Bachufer zwischen Deitersen und = Markoldendorf, Schichten des 4m. geometricus selten. 99. Phasianella conf. cerithiifor mis PIETTE. Bull. Soc, geol, II. Tom. 13. S. 204. f. 11. 11a. Kleine, etwa 4 Mm. lange, mit den oben eitirten Abbil- dungen genau übereinstimmende Formen sind sehr häufig in den Schichten des Am. bifer am Lohberg und bei dem Klapper- thurme und kommen auch tiefer in dem Oolith bei Vardeilsen vor. Mit dieser Art kommt eine Reihe kleiner Gastropoden vor, von welchen man bloss Abdrucke und Steinkerne findet. Es sind unter anderen ein kleiner Turbo, der Paludina Kraus- siana Dunk. aus den Am. angulatus-Schichten von Halberstadt ähnlich, #cteonina Dewalquei Orr, und sehr häufig in der ganzen oberen Hälfte des unteren Lias ein glattes Dentalium 324 (Länge 20 Mm., Dicke 1 Mm.), das man unter dem Namen Dentalium Andleri Opp. Juraform. S. 93. eitiren kann. 101. ? Trochus selectus Cuar. und Dew. Das einzige mir vorliegende Exemplar dieser schönen Art, welches aus einem inneren Steinkerne und dem sehr scharfen ausseren Abdrucke besteht, zeigt grosse Aehnlichkeit mit der oben citirten Abbildung. Ich konnte mich jedoch von der Identität beider Arten nicht überzeugen. Das Exemplar besitzt bei 4—5 Windungen eine she von 11 Mm.; ;Windungswinkel etwa 55°. Die Windungen tragen einen scharfen, aus einer Knotenreihe gebildeten Kiel, sind breit und wenig concav. Die Sculptur der Windungen besteht aus drei Reihen ziemlich starker, dieht stehender Knötchen oberhalb des Kiels. Diese Reihen sind unter einander und von dem Kiel ungefähr gleich weit entfernt. Auf der letzten Wiudung stellt sich zwischen der zweiten und dritten Knotenreihe (von unten gezahlt) eine, vierte Reihe sehr feiner Knötchen ein. Von jedem Knötchen in einer Reihe gehen zwei Leisten hinauf, ‚die dasselbe mit dem zunächst daruber stehenden Knötchen verbinden. Auf der stark ge- wölbten Unterseite stehen 10—12 Knotenreihen, von welchen die zunachst unter dem Kiele stehenden stärker und weiter von einander entfernt sind, als die übrigen. Auch geht auf der Unterseite eine sehr feine Streifung quer über die Knotenreihe weg. Am Abhange südlich von dem Klapperthurme. Schichten mit Terebratula subovoides. 115. Turbo nov. sp. Das Exemplar hat bei 4 Windungen eine Höhe von 7 Mm., eine Breite von 8 Mm. Windungen hoch gewölbt, gerundet. Auf dem Rücken derselben eine einzige Rippe, die eine Reihe entfernt von einander stehender Knoten trägt. Auf der Unter- seite 6 scharfe Rippen ohne Knoten, von welchen die äusserste hoch vorspringt und sich in der Tiefe der, Na nach oben fortsetzt. Auf der ganzen Schalenoberfläche sieht man mit der Lupe zart gedrängte Zuwachsstreifen. Stark genabelt. Mit der vorigen Art, selten. 325 116. Turbo heliciformis Zıer. 1832. Turbo heliciformis Zıet, t. 33. f. 3, 1836. Trochus Thetis Goupr., t. 179. £, 10, 1852. Turbo Midas n’Ore., Pal, fran. t, 327. f. 14—16. 1856. T. heliciformis Orr., Juraform. S. 170. 1858. T. hel. Quen., Jura t. 19. f. 23—26. ’ Die starken querstehenden Rippen ein wenig S-förmig, unten in Knoten endigend, Kante 'hervorstehend gekörnelt. Auf der Basis 3—4 markirte Linien. Höhe bei 4 Windungen 7 Mm. Schichten des Am. centaurus, Steinberg. Cemoria LEACH. Die Gattung Cemoria (conf. H. und A. Anaus, The genera of recent shells und Sowergy, Thesaurus Conch. 1866. vol. 3. S. 207. t. 10. f. 1—16.) vereinigt den unten beschriebenen trichterförmigen Vorsprung im Inneren der Schale mit dem schmalen, nach unten geschlossenen Loch von Rimula. In den Liasformen ist der Vorsprung noch stärker ausgebildet und mit der offenen Spalte von Emarginula verbunden. Da aber, wie ich mich in dem Kön. zoologischen Museum zu Berlin überzeugen konnte, bei allen lebenden Arten der Gattung Ce- moria das Loch sich als Furche auf der Innenseite und durch . Eigenthumlichkeiten der Zeichnung auf der Aussenseite nach unten bis zu dem Rande fortsetzt, meine ich mehr Gewicht auf das Vorhandensein eines inneren Vorsprungs, als auf das Zu- sammenwachsen oder Offenbleiben der Spalte legen zu müssen. 95. Cemoria costata nov. sp. Taf. IX. Fig. 5, Ansicht der Schale in natürlicher Grösse. — Fig. 5a. Dieselbe vergrössert, etwas von hinten gesehen. — Fig. 5b. Eine zweite Schale von innen. Rand der Schale und des Vorsprungs nicht ganz erhalten. — Fig. 7. Idealer Durchschnitt, ‚Sammtliche Abbildungen nach scharfen Abdrücken in Thon gezeichnet. Schale tief napfförmig, mit nach hinten gebogener, wenig eingerollter Spitze. Mundöffnung oval. 24 starke schneidende Rippen, zwischen denselben 1—2 sehr feine Nebenrippen. Die feinen gedrängten Zuwachsstreifen gehen ununterbrochen 326 um die Schale herum. Der schmale Einschnitt am Vorderrand reicht etwas über die Mitte der Schale hinauf. Im Inneren der Schale, etwas über dem Punkte, wo dr Einschnitt aufhört, befindet sich ein starker, halbmondförmiger Vorsprung, durch welchen ein kegelförmiger, nach unten offener Raum abgegrenzt wird. Diese Eigenthümlichkeit der Schalen- bildung scheint dadurch hervorgebracht zu sein, dass die Furche, die in Semparia die Fortsetzung des Einschnitts auf der Oberfläche bildet, so tief wird, dass sie in’s Innere der Schale selbst eindringt und den Vorsprnng bildet, und dass dann auf der Aussenseite diese Furchevon oben herunter überwachsen wird. 3 Exemplare zeigen die Innen- und 6 die Aussenseite, Schichten des Am. centaurus. Steinberg. 96. Cemoria punctata nov. Sp. Taf. IX. Fig. 6. Ansicht in natürlicher Grösse. == Fig. ba. Dasselbe vergrössert, von der Seite gesehen. Nach Abdrücken in Thon gezeichnet. In Gestalt und Grösse der vorigen Art ähnlich, unter- scheidet sich jedoch leicht dadurch, dass auf der sonst glatten Schalenoberfläche eirca 14 Reihen tiefer Gruben von der Spitze ausgehen. Von der Spitze nach vorn zu beiden Seiten des Einschnitts laufen flache Kanten. Auf einem Abdrucke von innen beob- achtet man flache Furchen an der Stelle der Grubenreihen, so- wie auch den Vorsprung wie bei der vorigeu Art. Es wurden 2 Exemplare von aussen und 2 von innen untersucht. Schichten des Am. centaurus. Steinberg. 117. bite Johnstoni Sow. Die grossen flachgedruckten Exemplare bei Deitersen gleichen ganz dem bekannten Ammonit von Watchet. Man findet sogar Spuren von Farbenspiel. Bei Amelsen liegen sie in Kalk, sind seltener und nicht flach gedrückt. Den Am. laqueolus ScaLön. habe ich hier nicht finden können. rg 327 119. Ammonites geometricus Orr. (non Phi.) 1856. Ammonites geomelricus Opr., Juraform. S. 79. 16. 1865. Am. geom. Scuuon., Beitr. Pal. Bd. 13. S. 195. t. 1. (26.) f. 3. Zu der ausführlichen Beschreibung von SCHLÖNBACH füge ich einige Messungen hinzu, die ich an einem sehr grossen Exemplare von Wellersen gemacht habe. Bemerkenswerth ist die Höhe des Kiels an der ausgewachsenen Schale. Bei 7 Windungen misst das Exemplar: Durchmesser 106 Mm. Höhe des letzten Umgangs 28 Mm. Dicke desselben 20 Mm. Höhe des Kiels 5 Mm. Häufig am Aulsberge bei Wellersen. Selten bei Amelsen und am Bachufer zwischen Deitersen und Markoldendorf. 122. Ammonites tamariscinus SCHLÖN. 1865. Ammoniles tamarıscinus Scnuön., Beitr. Pal. Bd. 13. S. 159. t. 2. (77.) 8.1. Ein grosses Bruchstück (Höhe 78 Mm.) von einer Win- dung dieser seltenen Species hat sich bei Odagsen in den Schichten des Am. planicosta gefunden. Die Schichten des Am. bifer enthalten eine kleine Am- monitenfauna, in welcher fast alle die Arten vertreten sind, die QuUENSTEDT unter dem Namen Am. bifer, nudicosta, armatus densinodus u. Ss. w. zusammenfasst, ohne dass vielleicht eine einzige Form mit der süddeutschen genau übereinstimmt. Diese Fauna beginnt in den Geoden in der Öberregion der Thon- schicht 7), findet ihre Hauptentwickelung in der Bank 6) und geht in die Thonschicht 5) hinauf bis fast an die Grenze des mittleren Lias. Nachdem ich wohl über hundert Exemplare aus dieser Zone gesammelt habe, kann ich mit ziemlicher Sicherheit folgende fünf Formen von einander getrennt halten. 123. Ammonites bifer nudicosta (QuENST. Taf. X. Fig. 1. Ansicht von der Seite. — Fig, 1a. Ansicht von dem Rücken. 1842. Turrilites Coynarti v’Ons., t. 42, f. 4—7. 1858. Am. bifer nudicosta Quenx., Jura. t. 13. f, 14. Bei 6 Windungen ist der 328 Durchmesser 28 Mm. Höhe der letzten Windung 5 Mm. Breite derselben ö5+ Mm. Rippen auf der fünften Windung: 25. Erste 3 Windungen glatt, Mundöffnung rundlich viereckig. Die Rippen beginnen an der Naht schwach und nach hinten gewendet, treten aber dann allmälig schärfer hervor und gehen rechtwinklig über die Seite, bis sie nach oben in schneidend hervorspringenden Kanten auslaufen, die nach hinten gewendet sind. Diese Kanten sind auf dem Rücken durch Rippen ver- bunden, die eine regelmässige Biegung nach vorn machen und sich ein wenig verdicken. Der schneidende Theil der Rippen liegt nicht, wie es bei den süddeutschen Exemplaren der Fall ist, in der Mitte der Seite, sondern genau in der Rückenkante. Bei anderen Exemplaren fehlt der schneidende Vorsprung an der Ruckenkante, und die Rippen an beiden Seiten treffen in der Mitte des Rückens in einem Winkel mit der Spitze nach vorn zusammen. Die bei Ammoniten dieser Familie so häufige excentrische Missbildung habe ich mehrmals beobachtet. Diese Art stimmt ziemlich gut mit den Abbildungen und der Beschrei- bung bei QuENSTEDT, sowie auch mit den Abbildungen von Turrilites Coynarti D’OrB. überein. ÖOPPpEL ecitirt letztere wohl mit Unrecht als Synonym für Am. planicosta Sow. Sehr häufig. Schichten des Am. bifer, überall, 124. Ammonites muticus D ÖRB. Taf. X, Fig. 2. Ansicht von der Seite. 1S42. Ammonites muticus D’Ors., t. &U. 1846. Am. armatus deusinodus Quen., Ceph. t. 4, f. 18, Jura. t. 19. f. 9. Rippen auf der fünften Windung 29, auf der achten 22. Bei 8 Windungen ist der Durchmesser 90 Mm. Höhe der letzten Windung 18 Mm. Breite derselben ? | 11 Mm. In der Jugend kaum von der vorigen Art zu unterscheiden. Die Mundöffnung ist dann nur wenig höher als breit, die Rippen einfach, etwas gedrängter als bei der vorigen. Sie treten aber beim Wachsen immer weiter aus einander und werden dann auf der Seite schwächer. Auf dem Rücken löst sich Alles in Streifen auf. Kräftige Stacheln stellen sich sehr früh ein, sind rund oder zuweilen in der Richtung der Rückenkante etwas in die Breite gezogen. i ; | Mlenita Be. 6, 329 Bei 5 Windungen besitzen sie einen Durchmesser von 50 —60 Mm. und stimmen ganz genau mit Exemplaren von Am. armatus densinodus (Jurn., die ich in dem Kön. Museum zu Berlin zu sehen die Gelegenheit hatte, überein. Sehr häufig. Schichten des Am. bifer überall. 125. Ammonites Lohbergensis nov. sp. Taf. X, Fig. 3. Ansicht in natürlicher Grösse. — Fig. 3a. Dasselbe von dem Rücken, Bei 6 Windungen Durchmesser 35 Mm. Höhe des letzten Umgangs 7- Mm. Breite desselben 9 Mm. Windungen wenig involut. Mundöffnung breit viereckig, unten abgerundet. Rippen stärker und nicht so scharf als bei Am. bifer nudicosta. Sie beginnen gleich an der Naht mit einer kaum merklichen Wendung nach hinten, tragen an der Rückenkante stumpfe Knoten und gehen gerade und ohne Ver- diekung über den flachen Rücken weg. Wird zweimal so gross als das abgebildete Exemplar. Die geraden Rippen, der breite flache Rücken, sowie auch der kräftige Habitus unterscheiden diese Art leicht von allen anderen aus dem unteren Lias. Das abgebildete Exemplar wurde schon vor Jahren von Herrn v. SErEBACH am Klapperthurm bei Markoldendorf gefunden und stammt unzweifelhaft aus der Bank 6), wo ich selbst mehrere Exemplare gefunden habe. - Schichten des Am. bifer, selten. 126. (?) Ammonites bifer Quen. Bei 4 Windungen Durchmesser 10 Mm. Bei 2 Windungen Höhe des Uebergangs 2 Mm. ee» A Breite desselben 4 Mm. Die Exemplare besitzen eine ziemlich starke Involubilität und eine sehr breite Mundöffnung. Rücken flach gewölbt ohne. Rippen. Auf der Seite sind die Rippen stark hervortretend, nicht schneidend. Dieselben endigen nach oben in stumpfen Knoten. Selten in der Schicht 6) bei dem Klapperthurm und der Julius-Mühle. Schichten des Am. bifer. 4 a A a Y 3 I ud Nahe “ 2 ze 33 Be HR, a nn 1 INT ER 5 ri h e P = Ir Br i fı D f . N 330 127. Ammonites sp. indet. Höhe einer Windung 6 Mm. Breite derselben 7 Mm. Diese Form, die ich nur in einigen Bruchstücken kenne, besitzt sehr geringe Involubilität. Mundöffnung zwischen den Rippen oval, höher als breit, durch die Rippen viereckig mit unten abgerundeten Ecken und breiter als hoch. Oberhalb der Naht eine breite concave Furche, die fast die Hälfte der Seite einnimmt; die Rippen sind in derselben schwach, treten aber dann sogleich auf der Seite oberhalb derselben ausserordentlich stark hervor und gehen wenig abgerundet und mit schwacher Biegung nach vorn über den Rücken weg. Gleich oberhalb der Furche und auf dem Rücken zeigen die Rippen Andeutungen von Knoten. Man kann diese Form mit _4m. bifer bispinosus Quen. vergleichen. Sie weicht aber durch die breite Naht- furche und die Höhe der Rippen von ihm ab. Sehr selten in Bank 6) am Lohberge. Schichten des Am. bifer. 129. Ammonites armatus Sow. Taf. X, Fig. 4. Ein junges Exemplar von der Seite. — Fig. 4a. Dasselbe von dem Rücken. 1815. Ammonites armatus Sow., Min. con. t. 95. 1544. Am. arm. v’Ons., Pal. fran. t. 78. 1853. Am. arm. Oprer, Mittl. Lias. Schw. t. 1, f. 4. 1858. Am. nodogigas Quen., Jura, t. 14, f. 8. Durchmesser 400 Mm. Höhe der letzten Windung 60 Mm. Breite derselben 45 Mm. Ich gebe hier Messungen des grössten mir bekannten Exemplars des 4m. armatus Sow., OPPEL (= nodogigas QUENSTEDT), welches aus dem Steinmergel in dem „‚Klef“ am Steinberge stammt. Diese grossen Exemplare sind in den Schichten der Terebratula subovoides sehr selten; ziemlich häufig hingegen an jedem Aufschlusspunkte in der Bank 5) am Stein- berg und südlich von dem Klapperthurm ist ein kleiner Am- monit, den ich für Brut von 4m. armatus halte. Derselbe zeigt bei 13 Mm. Durchmesser 4 Windungen und 18 lange Stacheln auf dem letzten Umgange. Die Mundöffnung ist ab- gerundet und ein wenig breiter als hoch, Es gehen von den “2% ee # 331 Stacheln aus eine Anzahl schwacher Streifen sowohl über den Rücken, als hinab nach der Naht. Etwas verschieden ist nun eine zierliche Form, die ich Taf. 2, Fig. 4, 4a. abgebildet habe. Hier ist die Mundöffnung kreisrund, und ausser den feinen Streifen gehen breite Rippen von den Stacheln hinab nach der Naht. Es sind auf dem ab- _ gebildeten Stück zu beiden Seiten 5 Stacheln, von denen drei stumpfe Knoten mit convexer polirter Fläche, zwei lange spitze Stacheln sind. Mit dem Auftreten der letzten beginnt unzwei- felhaft die Wohnkammer; denn ein feiner Kiel, zu dessen bei- den Seiten zwei Furchen liegen, hört an diesem Punkte auf, und der Verlauf der Streifen ändert sich auch gleichzeitig. Auf der Windung vor der Wohnkammer nämlich laufen zwischen je zwei gegenüberstehenden Knoten 9—10 Streifen, von wel- chen die drei ersteren gerade sind oder eine sanfte Biegung nach hinten machen, die folgenden biegen sich immer schärfer nach vorn, bis sie zuletzt die Mitte des Rückens in einem Punkte treffen, der nur wenig hinter dem vorangehenden Knotenpaare liest. Es wird so ein schildförmiges Feldchen gebildet, ausserhalb dessen die Schale glatt bleibt. Auf der Wohnkammer hingegen laufen nur ein Theil der Streifen zwischen den Stacheln, die Mehrzahl gehen auf den Seiten hinab und bedecken so die ganze Oberfläche. Dieses Exemplar stammt aus Bank 4) in dem ee Steinbruche am Kleeberge. Neulich gab DuuorTIEr*) eine Abbildung von Am. armatus, die genau mit den Formen, die ich als Brut von Am. armatus beschrieben habe, sowie mit dem von mir abgebildeten Exem- plare übereinstimmt; zugleich rechnet er die grossen hochmun- digen Formen, sowie auch die Abbildung OPrrer’s, Mittlere Jura Schwabens t. 1, f. 4., zu Am. submuticus OPPEL (conf. auch Quessteor, Jura. S. 124.) Dwmortier führt au, dass Am. armatus eines der charakteristischsten Fossilien des unter- sten Lagers des mittleren Lias sei; eine Thatsache, die ich für die von mir untersuchte Gegend nur bestätigen kann. *) Etudes pal. s. les Depöis Jur. d. Bassin du Rhöne, III. S. 59. t. 8, f. 1—2. 332 i 130. Ammonites sp. indet. Bei 4 Windungen Durchmesser 14 Mm. Höhe der letzten Windung 44 Mm. Breite derselben 3 Mm. Diese Art ist deutlich, aber nicht stark involut. Die Mund- öffnung ist langlich eiförmig, mit ziemlich breiter Basis. Grösste Breite unterhalb der Mitte. Die Windungen fallen nach der Naht zu steil, aber abgerundet ab. Der Rücken ist rund ohne Andeutung von Kiel oder Furche. Auf der Schalenoberfläche bemerkt man mit der Lupe dicht stehende, etwas sichelförmige Streifen ; Steinkerne sind ganz glatt. Diese Form ist mir nur im Jugendzustande bekannt; dieselbe ist der stete Begleiter von Am. armatus in der Bank 4), und diese zwei sind die ein- 'zigen Ammoniten, die in den Schichten der Terebratula sub- ovoides vorkommen. 138. Ammonites conf. submuticus ÖPPEL. Taf. X. Fig. 5. Ansicht von der Seite (etwas verdrückt). Mundöffnung sehr hoch. Grösste Breite zwischen den Knoten. Nach unten verengt sie sich zuerst sehr allmälig, in der Nähe der Naht etwas schneller. Rücken gekielt. Bei ’ 4 Windungen 25 Rippen; dieselben beginnen an der Naht mit einer Wendung nach hinten, biegen sich aber dann stark nach vorn und treffen in der Mitte des Rückens in einem stumpfen Winkel zusammen. Zwischen je 2 Rippen 6—7 feine scharfe Streifen, die den Rippen genau parallel von der Naht hinauf über den Rücken laufen. Abdrücke des Inneren sind indessen ganz glatt. Von dem Rücken gesehen gleicht diese Art dem Jmmonites Valdani DV’Ors. Es fehlt aber die zweite Knoten- reihe. Auch sind die Rippen stark gebogen, feiner und zahl- reicher als bei 4m. Valdani. An dem Amelser Wege am Steinberge. Schichten des Am. brevispina. Ein Exemplar bekannt. 139. Ämmonites Lynx D’ORB. 1844. Ammonites Lynz »’Ors., Pal. fran. t. 87, f. 1—4. Die Formen, die ich unter diesem Namen eitirt habe, stim- men in ihren Umrissen genau mit den Abbildungen von D’OR- ar Z? Keaa a VE Tr a A RE WEN eV RE 8 ED Ze a EEE A « NN . ker; ur w. 3 IK Re, N 3 nr a iR a 1% \ e) R “ An; « 6 „ as . n & } - a a ER Fe k Pn . 2 N = / 3 h N a 333 BIGNY und QUENSTEDT, zeigen aber nur undeutliche Spuren von dem gekerbten Keil des Am. Lynx, woran die Erhaltung Schuld sein mag. Die feinen sichelföormigen Rippen, von welchen _ einige etwas stärker werden als die anderen, kann man deutlich beobachten. Am Butterberge und bei dem Pinkler (Schichten des Am. brevispina) ziemlich häufig. 142. Ammonites Heberti Opr. 1844. Ammonites brevispina v’Ons., Pal. fran. t. 79 (non Sow). 1856. Am. Heberti Opr,, Juraform. S. 158. Bei 7—6 Windungen Durchmesser 135 Mm. Höhe der letzten Windung 35 Mm. Am. brevispina D’ORB. unterscheidet sich von Am. brevi- spina Sow. dadurch, dass beim Wachsen die Rippen des ersten sich verflachen und endlich ganz aufhören. Es liegt mir ein Exemplar mit theilweise erhaltener Wohnkammer vor, das diese Eigenthüumlichkeit zeig. Da nun auch die sehr verwickelte Lobenzeichnung genau mit der Abbildung bei D’ORBIGNY über- einstimmt, ist diese Art wohl mit der französischen identisch. Auf den inneren Windungen steht die untere Knotenreihe fast in der Mitte der Seite, also höher als bei Am. brevispina Sow. Schichten des Am. centaurus (nach der Gesteinsbeschaffenheit zu urtheilen). Das einzige Exemplar habe ich von den Arbeitern bekommen. Erklärung der Tafeln VII—X. Tafel VII. Uebersichtskarte derLiasschichten bei Markoldendorf(Maassstab 1: 100000). Im mittleren Lias sind die Schichten der Terebratula subovoides, des Am. brevispina und des Am. ceniaurus, im unteren Lias die Schichten des Am. angulalus und die Psilonotenschichten miteiner Farbe angegeben. Bafel IX, Fig. 1. ia. 1b. Montlivaltia liasina nov. sp. ... "Seile 1. von aussen. 1a. Steinkern von unten. ib, Dasselbe von der Seite, Schichten des Am. centaurus . »- . . 2 2.0.0.0. 888 Zeits.d.D. geol. Ges. XXL. 2. 22 > A 22 x Sn - Cronia, Tiasina mov. ; 4, Binke von aussen. Suse Ein Stück von ‚derselben vergrössert. ; Ab. Beide Klappen von innen. Sch. d. Am. bifen ec da. öb. Cemoria costata nov. Sp- 5. in natürlicher Grösse. ‚da. vergrössert. 5b. Dasselbe von innen. Sch. d. Am. centaurus . . ba. Cemoria punctata nov. sp. Sch. d. Am. centaurus N Durchschnitt ‚von Comoria costata (ideal) “ Tafel X. ia, Ammonites bifer var. nudicosta Quest. 2 Am. muticus. Schichten des Am. bifer . . . 3a. Ammonites Lohbergensis nov. sp. Sch, (d. Am. bifenntäide sah: Aa. _Ammonites armalus SOwW. Schichten d. T. subovoides . . Annie conf. submuticus Or. Schichten d. Am. brevispina De he 1 ee ae Sat 2 Lu ee a ee ee A a en N ER RN ee an ET, » 0 NR BEE L h rs ter y ’ - 335 - 6. Ueber einige Umwandlungen finländischer Feldspathe, Von Herrn J. Lempere in Dorpat. Auf zwei geognostischen Sommerreisen in Finland hatte ich Gelegenheit, den Granit in der Stadt Helsingfors zu unter- suchen, und zwar den Observatoriumshügel sowie den Felsen, auf dem die neue russische Kirche erbaut ist. Im Sommer 1868 fand ich an genanuten Stellen Sprengungen vor, durch welche interessante und zum Theil mir unbekannte Gesteins- umwandlungen blossgelegt waren. Da indess die chemische Untersuchung nicht abgeschlossene Resultate ergab, beschloss ich die Localuntersuchung im folgenden Jahre zu vervollstän- digen. Leider waren die gesprengten Stellen zum grössten Theil mit Kehricht und Gesteinstrümmern verschuttet oder, wie bei der russischen Kirche, mit Rasen belegt worden, und wie ich vernahm, ist es die Absicht, alle die nackten Felsen unter einer Vegetationshulle verschwinden zu lassen. Die nachträg- liche Untersuchung konnte daher zum Theil gar nicht, zum Theil nur sehr unzulänglich, oft an losen abgesprengten Stucken ausgeführt werden, und für die chemische Untersuchung ergab sich noch der besondere Nachtheil, dass nicht immer zur Ana- lyse ausreichendes Material gewonnen werden konnte. Trotz- dem beschloss ich, die Arbeit fortzuführen, einerseits, da schon viele Analysen vorlagen, deren Resultat kein ganz uninter- essantes war, andererseits, da man nicht annehmen konnte, alle hier beobachteten Verhältnisse hätten bloss lokale Bedeu- tung und könnten anderswo nicht näher untersucht oder con- trolirt werden. Im Gegentheil habe ich ähnliche Verhältnisse recht oft beobachtet; es scheint aber, dass man ihnen bisher keine nähere Aufmerksamkeit zugewandt hat. Soweit analy- tisches Material verschafft werden konnte, sind auch anderwei- tige Vorkommnisse berücksichtigt. Die Methode der Analyse anlangend, wurden die Silikate mit Flusssäure und Schwefelsäure aufgeschlossen, T'honerde und Eisenoxyd durch essigsaures Ammon in der Siedhitze ge- 22 * 336 fallt, Kalk durch oxalsaures Ammon abgeschieden. Nach Ab- rauchung der Ammonsalze trennte man die Magnesia von den Alkalien durch Barytwasser, das Kali vom Natron durch Platin- chlorid. Bei der Analyse des bloss durch Schwefelsäure zer- setzten Silikatantheils wurde die abgeschiedene Kieselsäure dem unzersetzten Ruckstande durch Kochen mit verdunnter Natronlauge entzogen. I. Oestlich von der deutschen Kirche, unmittelbar hinter derselben, besteht der Granit des Observatoriumshugels aus Quarz, Orthoklas, Oligoklas und rothen eingesprengten Gra- naten, die bisweilen mit Beibehaltung der Form in Chlorit und Glimmer umgewandelt werden. Der hellrothe, feinkörnige Granit enthält stellenweise ader- und nesterartige Einlagerungen, die eine braunrothe Farbe zeigen und wesentlich aus Quarz und Oligoklas mit sehr wenig ÖOrthoklas zusammengesetzt sind. Im Folgenden sollen die Zersetzungsproducte des in den Einlagerungen vorkommenden Oligoklases untersucht werden. Völlig unverändert, indessen nur selten sich so vorfindend, zeigt das Mineral eine beinahe weisse Farbe, die bei der Zer- setzung durch verschiedene Nuancen von Roth in Rothbraun übergeht. Dabei nimmt der Glanz stark ab, während die Spal- _ tungsrichtung selbst bei weit vorgeschrittener Umwandlung bei- behalten wird. Die rothe Färbung erstreckt sich nicht immer gleichmässig auf einen ganzen Krystall; man beobachtet sehr oft hell- und dunkelrothe Partien neben einander, ja sogar völlig unveränderte neben rothbraunen ohne irgend einen Ueber- gang, ein Beweis, dass selbst bei so kleinen Dimensionen das Vermögen des Krystalls, Wasser durchzulassen, ein sehr un- gleiches ist. Bei weiter fortgeschrittener Zersetzung verwan- delt sich der Oligoklas in eine bröckliche, poröse, rothbraune oder gelbliche Masse, die noch hier und da Spaltbarkeit und sehr schwachen Glanz erkennen lässt. | 1) Wenig veränderter Oligoklas, hellroth, etwas quarz- haltig.*) *) Kleine Mengen von Quarz in Mineralien wnd krystallinischen Ge- steinen, die mit der Lupe nicht mehr wahrgenommen werden können, lassen sich nachweisen, wenn man die zu prüfende Substanz mit einem geringen Ueberschuss verdünnter Flusssäure übergiesst und bei ca. 40° zur Trockne verdampft. Nach dem Behandeln des Rückstandes mit SFR ge Sa A a RE rn Se ? 337 2) und 3) Rothbraune Oligoklase von schwachem Glanz; . eine mechanische Sonderung des beigemengten Quarzes konnte nicht bewerkstelligt werden. 4) Rothbrauner Oligoklas; brüchig und stellenweise von gelblicher thoniger Masse durchsetzt; zeigte oberflächlich hier und da einen Anflug von silberweissen Glimmerschuppchen, sowie von einem rothen, in Säulchen krystallisirenden Mine- ral, von dem später die Rede sein wird. Auch diese Probe enthielt etwas Quarz. 9) Bröcklicher, blassgelber, matter Oligoklas, von braunrothen Pünktchen durchsetzt und schwache Spaltungsrichtung zeigend. 1. 0*) 2. ) 3. 0. E20. 1,12 1,43 1,85 Be 61,53. 323,81 7221 70,75 H :0 2,92 4,44 Si 0° 60,44 32,23 5830 31,18 a0 ..22,12.. 10,30. 23.15... 10578 Fe’ O’ 3,82 1,14 4,09 1,22 Ca © 1,30 0,37 1,65 0,47 KO 2,72 046 252 042 ; Na O 614 158 526 1,35 Me O 054 021 059 0,23 100 100 Schwefelsäure und Chlorwasserstoffsäure bleibt ein beträchtlicher Theil des Quarzes unangegriffen zurück, selbst wenn seine ursprüngliche Menge sehr gering ist, *) Sauerstoffgehalt, a = 2 z » EB TER: LE BE RAN 2 ei a TFT ER Da RL Kahl Ser ip ehe a wa Dre ? F 8 x vi $ \r , [a 7 X VDE a en RE en rd N Acer I BAR AN Ve a RR FR, I $ BIETET NE A A EN ee 2 er RR 338 Das Sauerstoffverhältniss der Thonerde zu den Monoxyden und zur Kieselsäure ist, wenn die Sauerstoffmenge der Thon- _ erde = 3 gesetzt wird: ins No, 1. 2. 2 4. d. für R O 1,01-::0,918: 0,861: 0,762: 0,6887 für Si ‚0? 10,02 9,36 8,676 Bei fortschreitender Zersetzung nehmen die Monoxyde im Vergleich zur Thonerde ab; letztere leistet also den grössten Widerstand, und ohne weit von der Wirklichkeit abzuweichen, wollen wir sie als stabil annehmen und im Folgenden die Men- gen der Monoxyde in den veränderten Oligoklasen auf gleichen Thonerdegehalt des unzersetzten Feldspaths No. ] reduciren. A’ O® CaO KO NaO MgO 1. 0108 2997 800 zen 2. -- 2.03 307° 03 058 No. 3. — 208 IM 9 05 4 a 1,23 2358 50% 08 5) zur 1,49: 2,28 370 0,9 Es ergiebt sich, dass Kalk und Natron fortgeführt, Magne- sia etwas zugenommen, Kali dagegen unverändert geblieben, ja eher vermehrt als vermindert ist. BReducirt man uberall die Natronmenge auf gleichen Kalkgehalt mit No. 1, so gelangt man zu folgenden Zahlen. Für CaO = 2,97 ist die Natron- menge in No. ik; 2. 3. 4. 5. 189=8210,69 9,59 21407 330 Der Kalk ist demnach unverhältnissmässig stärker ausge- schieden worden als das Natron. Ausserdem lehren die Ana- Iysen, dass bei fortschreitender Zersetzung constant Wasser und Eisenoxyd aufgenommen, die Kieselsäure*) dagegen ver- mindert wird. ”) Nach No. 4 und 5; 2 und 3 lassen wegen des beigemengten, präformirten Quarzes eine Kieselsäureverminderung nicht erkennen. 339 In einer früheren Arbeit*) von mir sind Analysen von drei frischen und zersetzten Graniten mitgetheilt, die aus Quarz und Oligoklas bestehen. Uebereinstimmend mit vorliegender Unter- suchung ergab sich auch dort, dass unter Aufnahme von Wasser, Eisenoxyd und Magnesia der Kalk stärker ausgeschieden wird als das Natron; das Kalı ist vermehrt worden. Der Zersetzungsprocess des Oligoklases verläuft folgender- maassen: Kalk, Natron, Kieselsäure werden aus- geschieden und zwar Kalk unverhältnissmässig mehr als Natron; Wasser, Eisenoxyd, Magnesia werden aufgenommen, letztere jedoch in sehr ge- ringer Menge. Kali widersteht der Zersetzung am meisten und ist sehr oft vermehrt, sei es durch direete Addition eines Kalisilikats, sei es, was wahrscheinlicher ist, durch Austausch gegen Na- tron oder Kalk. In einem Kalkbruch bei Ilo, auf der Insel Kimito, **) kommt eine Ader vor, die aus Quarz und Labrador besteht. An der Grenze zum Kalkstein ist der Labrador in eine gelb- liche, mehr oder weniger weiche, thonige Masse umgewandelt. l. Feinkörniges Gemenge von Quarz und weissem La- brador. 2. Unzersetzter Labrador aus No. 1]. 8. Grenzpartie von No. 1 zum Kalk zu; der Labrador ist matt und gelblich. 4. Feinkörniges Gemenge von Quarz und Labrador von einer anderen Stelle der Ader. d. Unmittelbar dem Kalke anliegende Partie von No. 4; der Labrador ist in eine gelbliche, weiche Masse umgewandelt. *) Die Gebirgsarten der Insel Hochland, zweite Abhandlung 1868, im Archiv für die Naturkunde Liv-, Est- und Kurlands, Serie I, Bd. IV, S- 881; auch besonders abgedruckt. #*) Grösste Schäreninsel westlich von Cap Gangend; eine Beschrei- bung der dortigen Kalklager wird demnächst veröffentlicht werden; da der Labrador dem Oligoklas nahe steht und seine Zersetzung sich durch- aus nicht in einem Zusammenhange mit der Bildung des Kalklagers be- findet, sollen die Analysen schon hier eingerückt werden. 340 ih 2 3. 4. H 0 07.08 231 ıa Si,0°. . 1610: 3046, 1159. Ba Al: 0%. 1980.258. 4 Don a Fe? O?° 0,45. 097 0,79 0,41 0,86 | Ca O 4.20 8,00 4,45 4,00 1,69 KO 0,71 1,40 0,63 0,81 1,53 Na O 2,86 6,02 9322. .343 1,28 Ms O 020 ..014 037..2036 0,44 Ca0, CO: 0,75 3.50:.20.01 3,79 99,98 100 100,03 100 99,75. 6. Das Sauerstoffverhältniss im Labrador No. 2 von RR: 07:3 R0.4S:Q0%= 3::10427.58. Setzt man den Sauerstoffgehalt der Thonerde und des Eisenoxyds = 3, so ist die Sauerstoffsumme der Monoxyde in No. l. 3. 4. 9. gleich: 1,03 0,90 0,90 0,53. Uebereinstimmend mit dem Oligoklas nimmt auch bei der Zersetzung des Labradors das Verhältniss der Monoxyde zu den Sesquioxyden ab. Wasser und Eisen werden aufge- nommen, Kalk und Natron ausgeschieden, während Magnesia und Kali sehr stabil bleiben. Allein das Verhältniss des ausge- schiedenen Kalks zum fortgeführten Natron ist ein anderes als beim Oligoklas. In No. 1 ist das Verhältniss von CaO : NaO wie 4.2. 2,86 in No:3 42.211 in No. 4 4,0 : 3,43 in =N0.:5.4,0:23. 11: Natron ist demnach mehr ausgetreten als Kalk. Diese Anomalie erklärt sich aber leicht dadurch, dass das athmo- sphärische Wasser den den Labradorgranit berührenden Kalk- stein gelöst und sich mit kohlensaurem Kalk beinahe gesättigt hatte; es konnte daher nicht mehr auf den Kalk im Labrador eine so energische Wirkung ausüben. Wie die Analyse lehrt, 34l sind die bei der Zersetzung entstandenen Poren durch kohlen- sauren Kalk ausgefüllt. II. Auf dem Gipfel des Observatoriumshugels, östlich von der Sternwarte, kommen im Granit ähnliche oligoklasreiche Einlagerungen vor, wie die oben erwähnten. Die Umwandlung des unveränderten, blassrosa gefärbten Oligoklases beginnt da- mit, dass die Krystalle von braunrothen, amorphen Pünktchen durchsetzt werden, wodurch sie ein zerfressenes Aussehen er- langen. Indem diese Pünktchen sich vergrössern, werden die Krystalle in ein regelloses Gemenge amorpher Massen und glänzender Kıystallfragmente verwandelt, welche letztere bei fortschreitender Zersetzung immer mehr zurücktreten, aber noch sehr lange starken Glanz, ja Zwillingsstreifung erkennen lassen. In anderen Fällen beginnt die Umwandlung damit, dass die Krystalle in ihrer ganzen Masse, wenn auch nicht überall in gleicher Intensität, roth gefärbt werden, die Zwillingsstreifung nicht mehr erkennen lassen und Fettglanz annehmen. Die Contouren der Krystalle verschwimmen immer mehr, die braun- rothen amorphen Partien walten vor, und nur an einem schwa- chen Schimmer können die weniger veränderten Oligoklase er- kannt werden. Das Endprodukt der Umwandlung ist meist braunroth, aber auch stellenweise gelblichgrün gefärbt; kleine Quarzpünkt- chen, sowie recht oft Oligoklasfragmente durchsetzen das- selbe. Seine Härte ist geringer als die des Feldspaths, sein specifisches Gewicht = 2,627 — 2,591. Die weniger veränderten Oligoklase (in der Tabelle durch ein der Nummer beigefüugtes « bezeichnet) sind den stark um- _ gewandelten (5) aus unmittelbarer Nähe entnommen. Leider liess sich kein völlig unzersetzter Oligoklas in zur Analyse ausreichender Menge gewinnen. la. Hellrother, etwas veränderter Oligoklas. lb. Braunrothe Masse mit stark glänzenden Oligoklas- fragmenten; der präformirte Quarz konnte nicht vollständig entfernt werden. 2a. Oligoklaskrystalle, von rothbraunen Punkten durch- setzt. 2b. Braunrothe, stellenweise gelblichgrün gefärbte Masse mit stark glänzenden Oligoklastrümmern. 3a. Etwas rothbraun gefärbte Oligoklaskrystalle. rn ee RN Pr TE FRE ae SETZE DE u u a Er Eat nn a“ K Fe ER AITET Er Er ELTERN, ner IP ' ci „2 BUN ERNEST HE NR NEE RE TER RUN N ERR PER ED REN MO SENT ER 5 Bi Pe Sry \ \ Bine, s r Ri EEE we j 23 ns A I “ Li “Nr e ki h ha, 4 k Ya Fr R J r Ri EN EN Rica RN E7 “ RT. Me + 342 3b. Wie 2b, nur ohne gelblichgrüne Partien. 4a. Stark veränderte, braunrothe Oligoklaskrystalle; zei- gen Fettglanz. 4b. Braunrothe, stellenweise gelblichgrüne Masse; Oligo- klasfragmente nur an einem schwachen Schimmer zu erkennen. da. Rothe Oligoklaskrystalle, stellenweise von rothbraunen Pünktchen durchsetzt. 5b. Braunrothe Masse mit sehr wenig Oligoklasfrag- menten. la. oO bb. is O HO 1,10 2,41 SiO? 65,82 35,10 71,19 AN2O2 1319; 74: 30i!(9,198} ‚10/67 1,90 EefiiQ® 1,94: :°)) 0,58 160128,5 1° 07,05 630.039 50,1] rn, 00 Ko 2,40% 0,401: Hi9,8 PER 20164 Na0 8,184 62,09 nt. 3,1 Ba MO 04 019 3,04 1,21 100 100 2a. (0) 2b. Ö HO 1,50 1,71 : S:.0%,3.62,97.. 1:98: B8.ı. 80. A120, -.18.04 3,40 Hl | Fe’O® 2,88 0,86 3.903780 ; Ca oO 0,77 0,22 2,93.4.90.68 - Ko 6,99 1,18 8,48 1,44 Na © 4,71 221 1;69 0,43 MgO 2,14 0,85 2,84 15, 0085 100 100 r 3a. (6) >b. (6) HO 1,44 2,48 SO: 6121. 324.4 038 2 10 277,69 ae. e Pe70°° 3,0] 0,90 4.06 1 4 CaO 0,73 0,20 0,37:5>230)10% e KO 4,09 0,69 5,9722. 12.08 E Na 0 7,14 1,84 AT 2 MgO 1,76 0,70 341. 1 $ 100 100 & Ed ar AR Se rat Be a a Bes a a RZ A a Be re Fe Ela = 343 . 4a. Ö ‘4b. OÖ c% HO 2,79 6,40 a Sio® 61,08 32,57 53,08 28,30 AR O° 15,04 700: 18,4 94,8,78 Fe?O°: 5,60 1,68 4.31-. 1,29 CaO 0,53 0,15 2,54 0,72 KO 8,28 1,40 466 0,79 Na0 2,66 0,68 1,14 0,29 Mg O 4,02 1,60 WIEN 318 100 98.85 IR. Ö ab. (6) HO 2,16 9,42 SiO° .62,61 33,39 58,99 81,44 Al 0° 19,02 8,86 15,42 7,18 Be 0° 2,39 07 6,23 1,86 CaO 0,78 0,22 0,98 0,27 KO 2,70 0,45 4,59 0,76 NaO at 1,99 1.79 0,45 Ms0O 2,63 1,05 6,692, 2.01 100 100 Im Folgenden sind die Sauerstoffmengen der Sesqui-, der Mon-Oxyde und der Kieselsäure angegeben. B20° ..R0 .:...810° las! 9,77 2,19 39710: 181:50,856 710,77 1.h:::56,95 2,12 =23:=215173 223.7 9,26 8,46 99538. = 3.22.12 ° 10.97 2b : 8,98 3,43 33.92 3. 1.14 211.19 39 3,43 DD 122 ab. 9,90 3,54 33:26, 58: 1,89: 10.84 4a. 8,68 3,88 ENDE EN 4b. 10,02 4,98 283,30: =::3:111549 8,47 58. 1519,57 3,71 33,39 = 18u ı1,16>::710,46 5.6.4 9:08 4,15 3 a el Es ergiebt sich zunächst, dass bei fortschreitender Um- _ wandlung die Monoxyde im Verhältniss zu den Sesquioxyden 344 zunehmen. Eisenoxyd und Wasser wird aufgenommen, Natron gegen Kali und Magnesia*) ausgetauscht. Mit einer Zunahme von Eisenoxyd ist in der Regel eine Thonerdeverminderung verbunden, und es fragt sich: ist ihre Menge unverändert ge- blieben und ihre Verminderung nur eine relative, durch Auf- nahme anderer Stoffe bedingte, oder hat neben letzterem Vor- gange auch eine Thonerde-Ausscheidung stattgefunden? Bei so geringen Schwankungen ist die Frage schwer zu entscheiden, indess theilt Bıschor einen Versuch **) mit, der eine Verdrän- gung von Thonerde durch Eisenoxyd wahrscheinlich macht, und im Folgenden soll ein Umwandlungsproduct des Labradors dieser Ansicht eine Stütze bieten. Nimmt man vorläufig an, dass Thonerde durch Eisenoxyd ersetzt sei, so lehrt die Ta- belle***), in der die Sauerstoffmengen der Basen und Kiesel- säure zusammengestellt sind, dass der absolute Sauerstoffgehalt von R’O°, RO und SiOÖ* in den einzelnen Proben ziemlich gleich ist, und dass das Sauerstoffverhältniss von R’O°:RO :SiO°” sich weit mehr dem ursprünglichen 3:1:10 nähert, als wenn man die Thonerde stabil annimmt und für R’ O° bloss letztere ohne Eisenoxyd in Betracht zieht. Diese Ueber- einstimmung bedeutet aber, dass das Natron im Oligoklas durch annähernd äquivalente Mengen Kali und Magnesia ersetzt sei; die Wahrscheinlichkeit einer Verdrängung der Thon- erde durch Eisenoxyd wird somit eine grosse, es sei denn, dass man das Gesetz der äquivalenten Vertretung bei Umwand- lungsprocessen von Silicaten nicht gelten lassen wollte, eine Ansicht, die jeder wissenschaftlichen Forschung den Boden entzieht. Die Tabellen für No. 4a., 4b. und 5b lehren, dass 1 $ | E NR Pr we Sn EEE a Ze N en ER | mit einem grösseren Magnesiagehalt auch das Sauerstofiver- * In die Proben 2b. und 4b. ist auch Kalk eingetreten; in beiden Fällen lassen sich aber in der braunrothen Masse grün-gelbliche Partien erkennen. und es dürfte wohl ein Gemenge mehrerer Silicate vorliegen; vielleicht sind diese Partien ähnlich zusammengesetzt wie ein kalkreiches, epidotartiges Umwandlungsproduct der Porphyre der Insel Hochland, de- ren Bildungsweise von mir untersucht ist. Siehe Archiv für Naturkunde Liv-, Est-, Kurlands, Serie I., Bd. IV., S. 189 u. 352. **) Lehrbuch der chem. Geologie, 2te Aufl., Bd. I., 84. *»**) Wenn man ib. von der Betrachtung ausschliesst, da die grosse Menge beigemengten, praeformirten Quarzes einen Vergleich unstatthaft macht. 345 hältniss von R’O°: RO sich immer mehr von dem ursprüng- lichen 3:1 entfernt; man kann demnach annehmen, dass das Natron durch etwas mehr als die äquivalente Menge Magnesia ersetzt ist. Diese Voraussetzung hat durchaus nichts Bedenk- liches, wenn man erwägt, dass die Magnesia die einzige starke Basis ist, die in der Natur als Oxyd (Periklas), als Hydrat (Brueit) und als basisches Carbonat (Hydromagnesit, Predazzit) vorkommt, und dass sie gern basische Silicate (Serpentin) bil- det, mit anderen Worten, dass sie ein verhältnissmässig gerin- geres Bestreben besitzt, sich mit&Kohlen- und Kieselsäure zu sättigen, als andere starke Monoxyde. Nimmt man an, dass das auf Oligoklas wirkende Wasser eine hydromagnesitartige oder ähnliche Verbindung gelöst enthielt, so lässt sich gegen folgende Umsetzung a priori nichts einwenden: 4Mg0,3C0° +4 4HO + 3(Na0,nSi0?) —=83Na0,C0’ + 4Ms80O, 3nSiO° + 4HO*) Das Gesetz der äquivalenten Vertretung bleibt gewahrt, aber es wird scheinbar verdeckt, wenn neben dem basischen Magnesiacarbonat auch ein neutrales oder saures sich umsetzte, oder wenn ein Gemenge verschiedener basischer Magnesiacar- bonate sich mit dem Natronsilicat umsetzte.**) Das Vorkommen kleiner Quarzpüunktchen in den veränder- ten Oligoklasen sowie die Analysen No. 4b. und 5b. lehren, dass Kieselsäure ausgeschieden wird, zugleich zeigt der in allen Analysen nur wenig schwankende Kieselsäuregehalt, dass die *) Bıscuor führt an, dass Mg O, 2C0O? sich mit KO, n Si O? um- setzt. Bd. 1., 78. =#) Will man ein häufiges Vorkommen basisch kohlensaurer Magnesia in Gewässern nicht annehmen, so ist die Voraussetzung immer noch möglich, dass die einfach oder doppelt kohlensaure Magnesia die Alkalien bald im gleichen, bald im grösseren Aequivalentverhältniss ersetzte. Der letztere Process, bei deım Kohlensäure frei werden musste, ist der Um- setzung von halbphosphorsaurem Natron und salpetersaurem Silberoxyd in 384As0, POS und freie Salpetersäure, sowie der von a PO mit überschüssigem essigsaurem Eisenoxyd in basisch phosphorsaures Eisenoxyd und Essigsäure durchaus analog. Wennschon die starke Sal- peter- und Essigsäure abgeschieden wird, so hat die Annahme eines Koh- lensäureaustritts viel weniger Bedenkliches, zumal die Magnesia eine ebenso grosse Neigung hat, basische Verbindungen zu bilden, als die Phosphorsäure, . 346 abgeschiedene Säure meist an Ort und Stelle als Quarz nieder- i geschlagen wurde. Der ganze Vorgang ist folgender: treffen eisen-, kali- und magnesiahaltige Gewässer mit Oligoklas zusammen, so wird Natron ausgeschie- den und durch beinahe äquivalente Mengen Kali und Magnesia ersetzt; Wasser und Eisenoxyd wer- den aufgenommen, wobei Thonerdeaustritt statt- ! findet, Kieselsäure wird theilweise abgeschieden. Ill. Im mineralogischen Museum zu Dorpat befindet sich ein Labrador von Helsingfors, der eine ähnliche Umwandlung erleidet, wie der eben untersuchte Oligoklas. Das fleischfar- bige, ein schönes Farbenspiel zeigende Mineral wird von braun- rothen Pünktchen durchsetzt, durch deren Vermehrung der gan- zen Masse dieselbe Farbe ertheilt wird. Auch bei weit vorge- schrittener Umwandlung behält der Labrador die ursprüngliche Spaltungsrichtung bei und zeigt einen starken Glanz (Glas- Fettglanz). Iudem die Spaltbarkeit immer mehr abnimmt, ent- steht eine rothbraun mit einem Stich in’s Grüne gefärbte Masse, die schwachen Fettglanz zeigt und dem Serpentin sehr ähn- lich ist. Leider war von diesem Endproduct zu wenig vor- handen, um analysirt zu werden. 1. Fleischfarbiger Labrador, sehr wenig Quarz enthaltend. 2. Labrador, braunroth gefleckt, in unzersetzten Labrador allmälig übergehend; zeigt starken Glanz und Zwillingsstreifung auf den Spaltungsflächen ; unter den braunrothen Partien kom- men hier und da Stellen vor, die noch in Farben spielen. 3. Rothbrauner Labrador mit starkem Glanz auf den Spal- tungsflächen ; etwas quarzhaltig. 4. Wie 3. 5. Rothbrauner Labrador mit starkem Glanz und Zwillings- streifung auf den Spaltflächen; geht in unveränderteu all- mälig. über. 6. Rothbrauner Labrador; auf den ziemlich gut erhalte- nen Spaltungsflächen Fettglanz; etwas quarzhaltig. 56. 12 29,92 26, 39.2 .12,99 9,14 2,60 0,92. 0,15 5,43 1,40 0,25 0,01 100 3. (0) PIEROb. ı: 02,28 SiOo? 56,83 30,29 A1?.0° 19,00 8,89 2081 4,89 1,46 " Qa0ır 2142499 0,85 Kıdiın.8,02 1,35 "NaO 1,86 0,47 100 te 1,59 4,17 58,93 31,42 55,22 79.98 9,10 16,11 an ee a Dar 0A OS 2,46 0,98 7,39**) 2,95 100 =. _ %: ) Etwas manganhaltig. Manganhaltig. R?O0°: RO: SiO? | 12,74 : 4,16 : 29,92 :- 3: 0,97 : 7,04 10,97 4,61 29,68 = 3 1,26 8,10 10,31 4,32 30,29 =3 1,95 881 9,51. 3,94 31,15 =3 1,24 9% 10.25.3,71.531 2902 3 108 90 9,43 4,97 29.43 = 3 1,58 9,36. Puppw- Bei der Umwandlung sind Eisenoxyd und Wasser aufge- nommen, Kalk und Natron ausgeschieden, aber durch Magne- sia und Kali ersetzt worden. Mit einer Zunahme von Eisen- oxyd ist eine Thonerdeverminderung verbunden. Ist die Thon- erde stabil geblieben und ihre Verminderung bloss eine relative? Nimmt man das an, so mussten in den Proben 5), 4), 5) 40 pCt., 60 pCt. und 37 pCt. Substanz aufgenommen sein, eine Voraussetzung, die mit der gut erhaltenen Spaltungs- richtung und dem starken Glanz genannter Proben unverein- bar ist. Da der Kieselsäuregehalt nur wenig variirt, und man sowohl mit der Lupe sehr wenig Quarz wahrnimmt, der zum Theil schon praeformirt enthalten ist, als auch beim Behan- deln mit verdüunnter Flusssäure ein sehr geringer Rückstand unangegriffen hinterbleibt, so dürfte wohl die Kieselsäure der stabilste Stoff gewesen sein. Nun lehrt die Tabelle der Sauer- stoffmengen, dass der Sauerstoffgehalt der Monoxyde und der Kieselsäure in allen Proben nicht sehr bedeutende Schwankun- gen zeigt, oder mit anderen Worten, dass die Monoxyde des Labradors durch beinahe äquivalente Mengen Kali und Magne- sia ersetzt sind. _ Der äquivalente Ersatz, sowie die grosse Stabilität der Kieselsaure führen aber nothwendig zur Annahme einer Thonerdeausscheidung. Durch folgende Betrachtung soll diese Annahme noch wahrscheinlicher gemacht werden. Geht man von der Voraussetzung aus, dass das Plus an Wasser und Eisenoxyd in den veränderten Proben fruher von Thon- erde eingenommen wurde, und addirt man zu der Thonerde- menge jeder einzelnen Probe soviel Thonerde hinzu, als der Wasser- und Eisenoxydüberschuss beträgt, so gelangt man zu folgenden Ergebnissen. Zieht man die Wasser- und Eisenoxyd- menge in No. 1.*) von der Wasser- und Eisenmenge in No. 2, *) Es wurde unterlassen, alle Analysen auf gleichen Kieselsäuregehalt 349 ab, so ist: Fe’ O° (2—1) =: 2,95 pCt., HO (2—1) = 1,74 ptCt., die Summe — 4,69; so viel Thonerde wäre ausgetreten und durch Wasser und Eisenoxyd ersetzt. Addirt man 4,69 pCt. Thonerde zu 21,22 pCt., so ergiebt sich 25,91 pCt. Ver- gleicht man die folgenden Analysen in gleicher Weise mit No. 1., so gelangt man zu nachstehenden Zablen. N 8-1), 8 DA Ey Fe? 0° -— En 5.132 Ba 9.95 HO = 17 1:63: »05:2508,630%:7,74 a ai 6,76 02184 773 569 19,00 16,65 19,53 : 16,11 21,22 AR 024,99: 93,41: 193, 702>25548 25,91: .26,89- Ist es bloss Zufall, dass die so berechnete Thonerdemenge sich sehr dem Thonerdegehalt in No. 1 nähert, und dass bei Ersatz des Wasser- und Eisenüuberschusses durch Thonerde in jeder Probe das Sauerstoffverhältniss vonR’O’:RO:SiO?’ immer weniger von dem normalen 3:1:7 abweicht? Schwer- lich dürfte man bei so complicirten Processen, wie sie bei der Umwandlung des Labradors stattgefunden haben, eine grössere Uebereinstimmung erwarten, und es ist wohl zweifellos, dass Thonerde ausgetreten und durch Eisenoxyd und Wasser er- setzt ist. | Mit welchen von den Monoxyden des unzersetzten Labra- dors haben sich nun Kali und Magnesia umgesetzt? Nach den Versuchen Biscaor’s*) können Natron- und Kalksilicate beide in Magnesia- und Kalisilicate umgewandelt werden. Die Ana- lysen 4 und 5 thun dar, dass ein Theil des Kalks durch Kali ersetzt sein muss, da bei der Berechnung der dem Natronde- fieit**) aquivalenten Menge Kali: eine viel kleinere Zahl er- halten wird, als der Ueberschuss an Kali in No. 4 und 5. über 0,92 beträgt. Subtrahirt man die Magnesia- und Kalimenge in No. 1 zu berechnen, da bei so kleinen Schwankungen die durch Reduction er- zielte grössere Genauigkeit doch nur illusorisch ist, 2) Bd, 8. Ada. 75. **) Natron von No.1 (5,43) minus Natron von No. 4 (0,95) = 4,48 NaO äquivalent: 6,80 Kali; Ueberschuss des Kalis in No, 4 über No. 1 = 10,80 — 0,92 = 9,88 Kali. Zeits.d. D.geol.Ges. XAI1l. 2, 3 350 von dem Gehalt derselben Stoffe in No. 2, so sind 4,16 — 0,25 = 3,91 pCt. Magnesia und 5,81 — 0,92 = 4,89 pCt. Kali in No. 2 aufgenommen; zieht man die Kalk- und Natron- menge in No. 2 von dem Procentgehalt derselben Elemente in No. 1 ab, so sind 5,43 — 2,74 = 2,69 pCt. NaO und 9,14 — 4,46 = 4,68 pCt. CaO aus No.2 ausgetreten. Diese Stoffe sind nun durch Magnesia und Kali ersetzt worden. Die 4,68 pCt. Kalk äquivalente Magnesiamenge ist 3,34; nach der Subtraction müssen 3,91 pCt. MgO aufgenommen sein. Die 2,69 pCt. Natron äquivalente Kalimenge ist 4,08; die Sub- traction ergab 4,89. Die Uebereinstiimmung ist eine sehr grosse.*) Die Analysen No. 2, 3 und .6 zeigen, dass mit einem grösseren Magnesiagehalt auch die Sauerstoffmenge der Monoxyde zunimmt, was auch im vorigen Abschnitt beim Oli- goklas beobachtet wurde. Die Magnesia dürfte demnach’ etwas mehr als in äquivalenter Menge des verdrängten Stoffes aufge- nommen sein. Eisen-, magnesia- und kalihaltige Gewässer haben den Labrador in folgender Weise umgewandelt. Thonerde ist theilweise ausgetreten und durch Eisenoxyd und Wasser ersetzt, Kieselsäure nur sehr wenig abge- spalten; Natron und Kalk haben sich beide gegen Kali und Magnesia ausgetauscht. Durch völligen Aus- tritt der Thonerde und gänzlichen Austausch der Alkalien und des Kalkes gegen Magnesia wurde sich Serpentin bilden. Viel- leicht dass in der oben erwähnten dunnen, Feitglanz zeigenden Schicht der Umwandlungsprocess in dieser Weise seinen Ab- schluss gefunden. N In einer früheren Arbeit“*) von mir ist eine ähnliche Um- wandlung des Orthoklases untersucht worden. Der Orthoklas wird in eine braunrothe, amorphe Masse umgewandelt unter Aufnahme von Wasser und Eisenoxyd, theilweiser Kieselsäure- ausscheidung, Austritt des grössten Theils der Alkalien und Ersatz derselben durch Magnesia. Eine ähnlich angestellte Berechnung ergab, dass auch dort Alkali durch etwas mehr als die äquivalente Menge Magnesia ersetzt worden. *) Nimmt man an, dass CaO durch KO, und NaO durch MgO ersetzt sei, so gelangt man zu völlig-differirenden Zahlen. **) Gebirgsarten der Insel Hochland, im Archiv für Naturkunde Liv- Est-, Kurlands, Serie I., Bd, IV., S. 385. DELL TRA REN, f ” 6, r Eh a Be hä ande a ar en un 351 Fassen wir Alles zusammen, so ergiebt sich, dass magne- sia-, eisen- und kalihaltiges Wasser alle Feldspathe in folgen- der Weise umwandelt. Wasser und Eisenoxyd wer- den aufgenommen, wobei theilweiser Thonerde- austritt stattfinden kann; immer wird Kieselsäure ausgeschieden, besonders stark bei den säure- reichen Feldspathen Orthoklas und Oligoklas. Alkälien und Kalk werden durch Magnesia, Na- tron und Kalk durch Kali ersetzt, wobei es scheint, dass Magnesia in etwas grösserer alsäquivalenter Menge einen anderen Stoff verdrängt. Ein vollständig umgewandelter Oligoklas unweit der Probe 5b. im Abschnitt Il., sowie ein umgewandelter Labrador neben No. 6 wurden mit Schwefelsäure und Salzsäure behandelt, und die Lösung wie der Ruckstand der Analyse unterworfen. A. Durch Schwefel- und Salzsäure zerlegbarer Antheil des umgewandelten Oligoklases. B. In den Säuren unlöslicher Ruckstand. C. Veränderter Labrador durch Säuren zerlegt. D. In Säuren unlöslicher Antheil des Labradors. A. B. O. C. D. ®. HO 6,93 3,97 SiO° 26,13 28,39 15,13 14,29 40,56 21,62 Al?O° 12,48 5,23 2,43 3,19 10,59 4,93 Be? 0f..1,5;99 0,20 0,06 6,71 0,21 0,06 CaoO 1,05 0,25 0,30 0,08 KO 1,24 4,09 0,69 0,20 9,51 1,61 NaoO 0,71 0,15 0,03 0,17 Mg O 6,88 8,27 *)R 38,06 ee 98,97 38,06 98,74 61,17 Durch Säuren spalten sich die Umwandlungsproducte bei- der Feldspathe in ein Eisen -Magnesia- und in ein Thonerde- Kali-Silicat. In dem unlöslichen Rückstande des Labradors ist das Sauerstoffverhältniss von R?’O°:RO:SiO? = 3:1,01 :12,99 genau mit dem des Orthoklases übereinstimmend, im *) In Schwefel- und Chlorwasserstoffsäure unlöslicher Rückstand. 25 * 352 Rückstande des Oligoklases (R’O0°:RO :SiO? - 3:0,86: 18,66) weicht es nicht viel ab und würde noch mehr übereinstimmen, wenn man den beigemengten Quarz in Abzug bringen könnte. Kann man aus den Ergebnissen der Analyse auf die Coexistenz zweier Silicate schliessen, ist der Oligoklas und Labrador in ein inniges Gemenge von Eisen-Magnesia-Silicat und Orthoklas umgewandelt, oder liegen hier nur durch die Säuren bewirkte Spaltungsproducte eines Silicats vor? Wegen Mangel an Sub- stanz konnten die weniger veränderten Oligoklase und Labra- dore in ihrem Verhalten gegen Schwefel- und Salzsäure nicht untersucht werden. Indess sind derartige Spaltungen auch anderweitig beobachtet worden, ohne dass ein Gemenge zweier praeformirter Silikate sich hätte nachweisen lassen. Die schwarze, dichte Grundmasse des Labradoritporphyrs auf Hoch- land*) spaltet sich durch Salzsäure in ein lösliches Eisen- Thonerde-Kalk- und unlösliches Thonerde-Kali-Silicat; im letz- teren ist das Sauerstofiverhältniss von R’O°:RO = 3:09. Die unterdevonischen Thone bei Dorpat”*) zerlegen sich durch Schwefelsäure in ein Al’ O°, Fe? 0°, KO, MgO enthalten- des Silicat und in einen unlöslichen Ruckstand, in dem Thonerde und Kali zu annähernd gleichen Aequivalenten vorkommen, In keinem Falle konnte die gebundene Kieselsäure des Rück- standes vom beigemengten Quarze getrennt werden, ebenso- wenig liess sich Orthoklas durch das Mikroskop nachweisen. Die eben mitgetheilten Umwandlungen des Oligoklases und Labradors veranlassten mich, eine Reihe experimenteller Un- tersuchungen vorzunehmen, um so viel wie möglich die Pro- cesse in der Natur durch den Versuch zu erläutern. Wie schon erwähnt, stimmen die von BiIscHor in seinem bahnbrechenden Werke mitgetheilten geologisch-chemischen Experimente mit den Resultaten der Analyse überein. Die sehr muhevollen Versuche BıscHor’s sind aber fast alle an künstlichen Silica- ten und qualitativ angestellt, und ich beschloss daher, den Austausch der Stoffe durch das Gewicht festzustellen. Die Bedingungen, unter denen die Natur operirt, sind uns gänzlich unbekannt, und da die Constitution der chemischen — *) 1.c. 8. 342. **) Von mir analysirt im Archiv f. Naturkunde, Serie I., Bd. IV., S. 85. De [7 DE a a AT ER Fre Te Er ui Ah K ER, a le EEE a a Br N TR AT a Hanke LER A j AX aan 2 Verbindungen von den Umständen abhängt, unter denen sie sich bilden, so ist es klar, dass die Ergebnisse derartiger Ver- suche nicht ohne Weiteres auf natürliche Verhältnisse über- tragen werden können. Sie thun eben nur dar, dass unter den und den Bedingungen sich das und das bildet. Aber die Versuche erlangen beweisende Kraft, wenn sie mit den Ergeb- nissen der Analyse der umgewandelten natürlichen Silicate übereinstimmen. Die bekannte, von WOÖHLER ermittelte Thatsache, dass Apophyllit bei einer Temperatur von 180 --190° sich als solcher in Wasser löst und beim Erkalten wieder herauskry- stallisirt, bewog mich, das feingepulverte Mineral in zuge- schmolzenen Glasröhren*) mit einer Lösung von schwefel- saurer Magnesia bei oben genannter Temperatur zu erhitzen. Nach dem Erkalten hatten sich in der Röhre zierliche Gyps- krystalle abgesetzt, und das Apophyllitpulver hatte eine schlei- mige Beschaffenheit, etwa wie Thonerdehydrat. 1. Apophyllit von der Seisser Alp. 2. °”) Apophyllitpulver, 41 Stunden mit schwefelsaurer Magnesia bei 180° erhitzt (bei 100° zur Analyse getrocknet). 3. Apophyllitpulver, 15 Stunden mit schwefelsaurer Magnesia bei 180° erhitzt (bei 100° zur Analyse getrocknet), 4. Apophyllitpulver, 18 Tage mit schwefelsaurer Magne- sia auf dem Dampfbade bei 90° behandelt. % 2. 3. 4. HO 16,20 13,78 12,31 18,81 SiO® 53,13 97,04 58,99 99,09 CaO 25,23 15,41 4,49 15,47 KO 9,44 2,41 0,80 3,30 Mg 0 — 13,36 23,41 9,33 100 100 100 100 Grössere, dürchsichtige Apophyllitkrystalle wurden 1; Monate auf dem Dampfbade mit sehwefelsaurer Magnesialösung *) Metallröhren wären besser, da manche Glassorten bei hoher Tem- peratur durch schwefelsaure Magnesia angegriffen werden. **) Das umgewandelte Pulver wurde durch Behandeln mit sehr viel Wasser vom Gyps befreit, Be. ee Be > BR TER ke " 3 R % u > = - ER IREe 4 IR RE ET 6 RS L 354 digerirt; es war etwas Kalk in Lösung gegangen, und die Krystalle hatten sich mit einer sehr dünnen, matten, weissen Schicht bedeckt. In allen Versuchen hat die höhere Tempe- ratur die Umsetzung bloss beschleunigt; es ist kein Zweifel, dass sie auch bei gewöhnlicher Temperatur stattfinden wird. Von thonerdehaltigen Zeolithen ergaben Versuche mit Analcim und Skolecit keine Resultate*); es wurde deshalb Chabasit gewählt, in der Voraussetzung, dass sehr wasser- reiche Zeolithe auch leichter angegriffen werden. Leider stan- den sehr geringe Mengen seiner Substanz zu Gebote, so dass. die Alkalien in dem umgewandelten Chabasit nicht bestimmt werden konnten. In der zugeschmolzenen Röhre fanden sich spärliche Gypskrystalle abgesetzt, und das Pulver war theil- weise schleimig. 1. Chabasit von Aussig. 2. u. 3. Chabasitpulver, 12 Stunden bei 180° mit schwe- felsaurer Magnesialösung erhitzt. 2 1: 3. 3. HO' 91,19: 93,43 29698 SiIO? 4961 4934 48,02 AO’ 1811 19,36 18,00 CaO 9,46 4,20 4,00 KO 1,18 2. ar NaO 0,45 — Mg O Spur 3,67 3,70 100 100 100 Es wurde noch eine Versuchsreihe von einem künstlichen Thonerde-Kalk- Silicat vorgenommen, welches in folgender Weise dargestellt war.“*) Thonerde, in einer Lauge gelöst, die Natron und Kali zu gleichen Aequivalenten enthielt, wurde mit einer Wasserglaslösung (zweifach kieselsaure), die eben- *) Vielleicht deshalb nicht, weil die Temperatur wegen zu schwacher Wandstärke der mir zu Gebote stehenden Glasröhren nicht über 190°, ohne Zerspringen herbeizuführen, gesteigert werden konnte. **) Das Silicat wurde bei Gelegenheit einer anderen Untersuchung dargestellt, um die Frage zu entscheiden, ob der Kalk, wenn er mit Kieselsäure, Thonerde und den beiden Alkalien zusammentritt, zu dem Kali oder Natron eine grössere Verwandtschaft besitze. TER ER I a a a n af Er a " u 355 falls Kali und Natron zu gleichen Aequivalenten enthielt, zu- sammengebracht; in das klare Gemisch wurde Chlorcaleium- lösung gegossen, wodurch ein. flockiger, wesentlich aus Thon- erde, Kalk und Kieselsäure bestehender Niederschlag entstand. Alle drei Lösungen wurden in ganz bestimmten Verhältnissen zusammengebracht, und zwar so, dass auf 2 Aequivalente 1 1 Ag: en : Sa 2SiO° und 5 Aequiv. CaCl kamen; nimmt man weniger Kalk, so ist die gebildete Verbin- dung zu leicht löslich in Wasser. Der voluminöse Nieder- schlag, der übrigens leicht Wasser durchlässt, wurde bei An- wendung von Saugfiltern mit grossen Wassermengen ausge- waschen, so lange, bis der durch Eindampfen einer Probe Waschwasser erhaltene und schwach erhitzte Ruckstand beim Uebergiessen mit Wasser keine alkalische Reaction zeigte; letztere trat erst nach längerer Zeit ein, nachdem das Silicat sich wieder in Wasser gelöst hatte. Der feuchte Niederschlag wurde mit Salzsäure zersetzt und das Verhältniss der fixen Be- standtheile ermittelt. Für 2 besonders dargestellte Proben er- gab die Analyse folgende Zahlen. Br) AL O: Ca Oo KO 1. 58,48 18,61 20,69 2,21 2. 60,93 17,59 he, 2,36 8 Aeguiv. Es wurden nun zwei Proben dieses Silicats mit schwefel- saurer Magnesia auf dem Dampfbade digerirt; es war viel Kalk in Lösung gegangen, und das Silicat war in Wasser viel weniger löslich; eine Eigenschaft, wodurch sich alle Magnesia- silicate von den Kalksilicaten unterscheiden. Fo Neo: ’00. 0: mo 7 61.10 2039 30 1492 066 s0 »07 2065 502 05 Beide Proben waren 18 Tage auf dem Dampfbade. Durchaus übereinstimmend mit den Versuchen BıscHor’s und der oben untersuchten Umwandlung des Oligoklases und Labradors lehren die Versuche, dass Kalk und Alkalien *) In der wässerigen Lösung war etwas Thonerde als Oxyd enthalten. er EN BR CE RS in Silicaten durch Magnesia ersetzt werden können. BiscHor theilt einen Versuch mit*), wonach NaO, SiO? sich mit KO, CO’ zu KO, SiO°’ und NaO,CO° umsetzt; die folgenden Versuche wurden in ähnlicher Weise angestellt, und zwar folgendermaassen. Eine cirea 14 procentige Natron- wasserglaslösung (Na O, 28i0°) wurde mit einer circa 7 pro- centigen Lösung von kohlensaurem Kali zusammengebracht, und zwar immer in äquivalenten Verhältnissen. Zu dem Ge- misch wurde das gleiche Volumen 80 procentigen Alkohols zu- gesetzt, wodurch ein starker Niederschlag entstand, der beim Schütteln zu einer käsigen, zahen Masse zusammenballte,. Durch Vorversuche war ermittelt, dass bei obiger Concentration kein Alkalicarbonat mitgefällt wurde. Da der zähe, gerbsaurem Leim ähnliche Niederschlag sich nicht auf dem Filter aus- waschen liess, wurde er so lange wiederholt mit Alkohol von 40 pCt. durchgeknetet, bis man annehmen konnte, alle Carbo- nate entfernt zu haben. Der Niederschlag wurde dann sofort durch Salzsäure zerlegt, um jede nachträgliche Kohlensäure- absorption zu verhindern und so jede Spur anhaftender Car- bonate zu erkennen. : In der folgenden Tabelle sind die unmittelbar bei der Wägung erhaltenen Zahlen mitgetheilt. I. 1 Aequiv. NaO, 2Si0° — 1 KO, CO? ““)], 2. Sio? 0,3540 0,3650 KO 0,0952 0,0902 Na0O 0,0622 0,0657 Aequivalentverhältniss von Na0:K0:8Si0? I a ea os 22.1...:.0,9,099.15 *). Bd. 1,79. *%*) Sehr schwaches Brausen bemerkbar. | 357 I. 1 Na0, 2810? 4 2K0, CO? AT. 2. Sio® 0,3638 0,3522 - KO 0,0946 0,0883 Na oO 0,0291 0,0289 Aequivalentverhältniss von Na0::;KO ;,8i.0° 1.291..5:2,.13 912193 a N II. 1 Na0, 2SiO® + 3K0, CO? IV. 1 N20,28Si0° 1 1K0, C0°?*®) II. IV. Si0* 0,3900 0,3680 KO 0,1047 0,0807 NaO 0,0217 0,1155 Aequivalentverhältniss von NaO.: KO: Si0° IR 1 9;20: :7°189 IV. - | 2046 %,3.28 Die Versuche lehren, dass das kohlensaure Kali _ sieh mit einem Theil des kieselsauren Natrons um- gesetzt hat. Der durch Alkohol erzeugte Niederschlag ent- hält Kali und Natron in demselben Verhältnisse, in welchem sie jedesmal zusammengebracht wurden. Je mehr kohlensau- res Kali sich umsetzte, ein desto saureres Silicat wird durch - Alkohol gefälli; es muss daher freies Alkali abgetrennt und _ vom Alkohol aufgenommen sein, Die Doppelsilicate I. und IV. lösen sich in Wasser, II. und III. aber nicht. *) Beim Alkoholzusatz entstand kein käsiger Niederschlag wie bei den anderen Proben, sondern die Flüssigkeit trübte sich stark, ähnlich wie eine alkoholische Harzlösung auf Wasserzusatz. Nach längerem Stehen En war die Trübung verschwunden, und das ausgefällte Silicat hatte sich am Boden des Gefässes als syrupartige, klare Schicht abgesetzt. a LE Wa a RR % en u a Alk Wr WE PER THR FHR h? PN BR ER a a a INA a A 2 „ ent, als das Filtrat auf Eokahe reagirte. | des Rückstandes und der Lösung en folgende Zahlen: Rückstand: siO° 0,1400 Alkali Spur | a 2; “vr Löser, 0 0 KO 0,1053 : Re. Nd08:1.003%6 0. ii Aequivalentverhältniss von NaO : KO: SiO’ li! 2,12% 6,33; Der durch Alkohol erzeugte Niederschlag besteht demnach ni aus einem Gemenge von Kieselsäure und zweifach kieselsauren 2 Alkalien. =} In der Meinung, dass NaO, CO? sich nicht K 0, 2 Si O0’ umsetze, wurde eine ca. 16 procentige Kaliwasser- glaslösung mit einer ca. 6 procentigen Lösung von Na0, 00? 4 immer in äquivalenten Verhältnissen gemischt und ein gleiche 3 Volum Alkohol von 80 pCt. zugesetzt. In keinem Falle fiel ein käsiger Niederschlag heraus, sondern aus der milchigen : Flüssigkeit schied sich nach längerem Stehen eine syrupartige \ Schicht ab, genau wie bei No. IV. in der vorigen Reihe. Die | Analysen derselben ergaben folgende Zahlen. l. 1 K0, 2810%°4 7 N.000 ii ee 2: SiO? 0,3720 0,3670 KO 0,1208 01205 Na0O 0,0842 0,0842 Aequivalentverhältniss von KO: Na0:SiO’ are 21.09°:0 80 2.41. 1.06: 94,79 359 I: 1 KO, 2Si0° + 2Na0, CO? IN. 1 KO0,2Si0°: 4 3Na0, CO: II. II. siO® 0,3436 0,3411 KO 0,0704 0,0571 NaO 0,0969 0,1083 Aequivalentverhältniss von KO: NaO0 : 8Si0° IT. eb 9.2882 7,0) FIT. 1 7222.92 2005,26 Das kohlensaure Natron setzt sich also auch mit kiesel- saurem Kali um, doch ist die Kieselsäureausscheidung nicht entfernt so beträchtlich wie bei der ersten Reihe. Diese Ver- suche beweisen, dass beide Alkalicarbonate sich mit den Al- kalisilicaten umsetzen; der Austausch von Kalicarbonat gegen Natronsilicat ist aber der in der Natur häufiger vorkommende Process. Die Versuche liefern zugleich eine Bestätigung des -BERTHOLLET’schen Gesetzes, dass bei der Einwirkung zweier Salze auf einander 4 Verbindungen gebildet werden, und zwar bei gleicher Affinität proportional der Masse nach folgender - Gleichung: Na0) KO) Na0O Na0f 2009 = g! 200°. Die Trennung eines Theils von Alkalisilicat in freie Kiesel- saure und freies Alkali modificirt den Process nur unwesent- _ lieh; sie rührt von der Wirkung des Alkohols her. IV. In der Stadt Abo hatte man im Sommer 1868 be- hufs einer Strasse nach Bjerneborg einen Durchhau durch einen Granitfelsen getrieben, welcher von zahlreichen, von oben nach unten gehenden Rissen durchsetzt ist. Der rothe feinkörnige Granit besteht aus Quarz und Feldspath mit sehr wenig Glim- mer und Hornblende; hier und da sind Granaten eingesprengt. "Wegen der Feinheit des Korns konnte neben Orthoklas nur sehr wenig Oligoklas erkannt werden, er muss aber nach den 4 SiO? ‚360 Ergebnissen der Analyse in sehr bedeutender Menge vorhan- den sein. Auf den Rissflächen des Granits sieht man den Feldspa.h in eine graugrüne oder gelbliche, amorphe, weiche Masse umgewandelt, die manchen devonischen und silurischen Thonen der Ostseeprovinzen sehr ähnlich sieht. Meist tritt dieses Zersetzungsproduct als dünner Anflug auf, erreicht aber auch die Dicke von 3—4 Mm., in welchem Falle es meist von oberflächlich matten, im Inneren aber glänzenden Feld- spathtrummern und von Kalkspath durchsetzt ist. Nicht selten ist der Feldspath in den den Spalten naheliegenden Partien gleichfalls mit einem dünnen, graugrünen Anflug bedeckt. 1. Granit, aus Quarz, Orthoklas und Oligoklas bestehend ; etwas Hornblende und Glimmer enthaltend. 2. Granit, dessen Feldspath mit graugrünem Anflug be- deckt ist. 3. Durch Schwefel- und Salzsaure zersetzbarer Antheil der 3—4 Mm. dicken graugrünen Partien mit eingesprengten Feldspathtrümmern, Kalkspath und Quarz. 4. In Säuren unlöslicher Rückstand von No. 3. 1» D; d. 4. HO 1,20*) 2,36 6,40 — Si0o? 72,54 68,35 24.9 2807 AO 14,16 15,55 12,42 5,50 Fe’ O’ 193% 24315 3,12 0,28 CaO 0,84 0,12 0,10 0,09 KO 9,59 6,41 1,60 4,35 Na OÖ 3.12 2,67 0,18 0,39 Mg O 0,68 1,07 2,94 = Ca0, CO? — 1,21 1,13 = Ruückst. — _— 38,98 re 99,63 99,71 99,04 38,98. In dem Rückstande 4, in dem man Feldspath erkennen konnte, ist das Sauerstoffverhältniss von R’O°:RO = 3: 0,965, also Orthoklas. Der Natrongehalt in ihm beträgt —; des Ka- lis, und da die Analyse 1. Kali und Natron in beinahe glei- chen Aequivalenten enthält, so muss der Granit auch in bei- *) HO + etwas C O2. 361 _ nahe denselben Verhältnissen Orthoklas und Oligoklas führen. Das Fehlen von Oligoklas in der stark veränderten Probe 3, sowie die Abnahme von Natron gegen Kali in No. 2 thun dar, dass es wesentlich der ÖOligoklas ist, der die Umwandlung er- leidet. Berechnen wir den durch Säure zerlegten Antheil auf -- 100, so ergiebt sich: HO SiO AlO? FeO? a0 KO NaO MgO 12,23 47,72 23,73 710 019 306 0,34 5,61 0 10,87 25,45 11,08 2,13 0,05 0,51 0,08 2,24 Sauerstoff von TOERTOFFRON 570? 10,8%: 13,21% 2,38::25,45 346: ;3 509%. Aus dem Öligoklas ist der grösste Theil der Alkalien fort- geführt und nur zum Theil durch Magnesia ersetzt; Wasser und Eisenoxyd sind aufgenommen, Kieselsäure ist zum Theil abgeschieden worden. V. Etwa 2 Werst nördlich von Helsingfors, hart am Wege nach Gammelstaden, zeigt der grosskrystallinische, aus Quarz, Öligoklas und Orthoklas bestehende Granit auf seinen Kluft- flächen ein ähnliches Zersetzungsproduct wie der Granit in Abo. Beide Feldspathe werden oberflächlich, aber nur in äusserst dünner, nicht continuirlicher Schicht, in eine gelbliche oder grünliche ‘Masse umgewandelt, letztere von specksteinarti- gem Habitus. Indem dieser Process auch im Inneren vor sich geht, werden die Feldspathe in schlecht ceontourirte Krystall- fragmente zerlegt, die. von gelben und grünen Partien durch- setzt sind. Gleichzeitig treten dunkelgrüne, chloritartige Stellen auf. Es bilden sich jedenfalls verschiedene Zersetzungspro- duete, die aber nicht isolirt werden konnten. 1. Fleischfarbiger Orthoklas. 2. Oligoklas, stellenweise gelblich und matt. 3. Granit, dessen Feldspath von hellgrüner Substanz und "dunkelgrünem chloritartigen Mineral durchsetzt wird; in Schwe- fel- und Chlorwasserstoffsäure löslicher Antheil. 4. In Säuren unlöslicher Rückstand von 3, DATE wre ch DE Pe. sr Ip ET NEE Fo TeYX u . PR Ar: , a" > . - - . e> I KA 7 udn Pt an RE TEE BEN Ft 3 Tee En. f be Tr Ken er rr RT tun Kiolickeh ° - RA NE EN - 362 E: WO a, 4. HO 0,26... 4.1598 1.47 . SiO’ 65,69 63,95 8,84 64,34 -Al* 0° 18,48 20,93 3,88 10,54 Fe? O0? 0,31 1:23 1,37 0,21 Ca OÖ 0,20 1,24 0,13 = KO 12,41 2,86 1.23 3,94 Na0O 2,60 7,89 0,16 3,14 MgO 0,09 0,54 0,58 0,04 Ruückst. — 82.2] ser 100 100 99,87 82.21 Sauerstoffverhältniss im Ruückstande 4: REO?!5# RO 2: 08897 Eisenoxyd, Wasser und Magnesia sind aufgenommen, Kie- selsäure und Alkalien theilweise ausgeschieden. VI. Der Granitfelsen, auf dem die neue russische Kirche in Helsingfors erbaut ist, besteht aus Quarz, Orthoklas und Oligoklas. Er wird von aufrechten Chloritgängen durchsetzt, denen wechselnde Mengen Glimmer, stellenweise Epidot und vielleicht auch Serpentin*) beigemengt sind. Diese Gänge, in denen die Chlorit- und Glimmerblättchen unter einander und der Längen- und Tiefenrichtung der Gänge mehr oder weniger parallel sind, grenzen gegen den Granit bald scharf ab, bald zeigen sie Uebergänge, bald sind sie selbst von schmalen Gra- nitgängen durchsetzt. In den Uebergangspartien, in denen die Glimmer- und Chloritblättchen ebenfalls Parallelismus zeigen, ist der Feldspath kleiner als im Granit und wird es noch mehr, selbst bis zur Grösse feiner Sandkörner, je mehr der Chlorit an Menge zunimmt. In letzterem Falle ist der Feld- spath matt und zeigt nicht mehr regelmässige Contouren. Er hat den Habitus von Fragmenten, wie dies im Abschnitte I. bei der Umwandlung des Oligoklases beobachtet wurde. Auch in beinahe reinen Chloritgängen haben sich die Feldspathtrum- mer **) erhalten. Stellenweise ist der Chlorit striemig, und *) Es konnte zur Analyse keine hinreichende Menge seiner Substanz gewonnen werden. ”*) Man beobachtet auch stellenweise Kalkspath. 363 zwar fallen die Striemen mit der Richtung der Falllinie der Gangfläche zusammen. Die zuerst von BiıscHor aufgestellte und mit ‘grossem Scharfsinn verfochtene Ansicht, dass aller Glimmer und Chlo- rit auf nassem Wege durch Umwandelung anderer Mineralien entstanden sei, hat in einer Menge von Pseudomorphosen eine Stutze erhalten. Die Möglichkeit einer derartigen Umwandelung ist ganz zweifellos, und es handelt sich bloss darum, die Me- tamorphose im vorliegenden Falle nachzuweisen. Wie schon erwähnt, nimmt der Feidspath mit der Chlorit- vermehrung ab, und zwar erhält er einen breccienartigen Ha- bitus. Es ist nicht einzusehen, weshalb bei gleichzeitiger Ent- stehung von Glimmer, Chlorit und -Feldspath letzterer sich nicht in gleicher Grösse : und Krystallentwickelung gebildet haben sollte wie im umgebenden Granit. Eine nachträgliche Umwandelung erklärt das aber. Indem das Wasser in den Feldspath eindrang und die Metamorphose begann, wurde durch den gebildeten Glimmer und Chlorit der continuirliche Zusam- menhbang aufgehoben, und da das Vermögen Wasser durchzu- lassen nicht überall ein gleiches ist, ging die Umwandelung an einer Stelle rascher, an einer anderen langsamer vor sich. Es ist klar, dass hierbei der Krystall in ein unregelmässiges Durch- einander von veränderter und. unveränderter Substanz zersetzt werden muss. Es konnten ferner keine Uebergangsproducte von Feldspath zu Glimmer und Chlorit beobachtet‘ werden; beide Mineralien grenzen gegen den Feldspath scharf ab. Das Fehlen von Uebergängen spricht aber durchaus nicht gegen die Metamorphose auf nassem Wege, da man recht oft in völlig umgewandelten Mineralien Fragmente von unveränderter Sub- stanz antrifft.“) Es scheint, dass die Oberfläche eines Krystalls, die etwas angegriffen ist, dadurch für weitere Umwandelung, so zu sagen, empfindlicher gemacht ist, ähnlich wie angeätzte Metalle von Säuren leichter angegriffen werden. Das mit ver- schiedenen Stoffen beladene Wasser scheint auf eine etwas veränderte Oberfläche eines Krystalls eine bedeutend ener- gischere Einwirkung auszuüben, als auf die unveränderten dar- unter oder daneben liegenden Partien. Erst wenn die verän- derten Stellen stark oder völlig umgewandelt sind, kommen *) Siehe den Abschnitt II. 364 die frischen an die Reihe. Dieser Verlauf des Processes scheint bei der Glimmer- und Chloritbildung ganz besonders stattzu- finden. Feldspathkrystalle von verschiedenen Localitäten,, die oberflächlich mit Glimmer bedeckt waren, zeigten kaum Spu- ren von Uebergängen beider Mineralien. Im ersten Stadium ist die Öberfläche von einem dünnen, continuirlichen Anflug zahlloser kleiner Glimmerblättchen bedeckt, die bei fortschrei- tendem Process an Grösse zunehmen und die Krystalloberfläche dem Auge entziehen. Die grösseren Blättchen sind scharf ab- gegrenzt, und nur bei den tiefer liegenden, kleinen, isolirten Schuppchen hat man bisweilen den Eindruck, Uebergänge zum Feldspath wahrzunehmen. Da indessen die Isolation derartiger Uebergangspartien ganz ausserordentlich schwierig ist, so durfte es fraglich sein, ob bei den bis jetzt mitgetheilten Analysen halbiertiger Glimmer wirklich ein solches intermediäres Pro- duct vorlag oder ein Gemenge von fertigem Glimmer und Feld- spath. Jedenfalls ergiebt sich, dass bei dem Glimmer- und Chloritbildungsprocess ein grosses Bestreben herrscht, auch in kleinsten Partien die fertigen Endproducte hervorzubringen und intermediäre Producte nur in äusserst geringer Menge zu bil- den. Vielleicht lässt sich das Auftreten von Chlorit und be- sonders von Glimmer in Aggregaten äusserst dünner Lamellen aus dieser Eigenschaft erklären. Wird Hornblende in Serpen- tin*) oder Feldspath in Epidot oder kaolinartige Producte um- gewandelt, so erstreckt sich die Metamorphose in der Regel auf einen grösseren Theil eines Krystalls, ja auf ganze Kry- stalle, und man beobachtet sehr ausgeprägte Uebergangspar- tien. ‘Es ist klar, dass wenn der Krystall successive die in- termediären Umwandlungen in einem grösseren Theil seiner Masse erleidet, seine Cohäsion nicht sehr schroff geändert wird, sondern gleichfalls Uebergänge zeigt. Anders beim *) Auf der Insel Hochland lässt sich die Umwandelung von Horn- blende in bastitartige Verbindungen, d. h. Zwischenstufen von Horn- blende und Serpentin, sehr gut verfolgen. Im mineralogischen Museum zu Dorpat befindet sich in der Geschiebesammlung ein grosskrystallini- scher Porphyr, dessen rother Orthoklas in Epidot umgewandelt wird. Manche Orthoklase haben in ihrer ganzen Masse die grüne Farbe des Epidots angenommen, unterscheiden sich aber nach der Analyse durch einen äusserst geringen Ueberschuss an Kalk und Eisenoxyd, sowie durch einen unbedeutenden Mindergehalt an Alkali vom unveränderten Orthoklas. 365 Chlorit und Glimmer. Mit geringer Neigung zu Uebergangs- producten begabt, werden beide Mineralien schon in äusserst dünner Schicht völlig fertig gebildet, und ist dadurch der Zu- sammenhang mit dem Mutterkrystall sehr stark gelockert. Wird die unter dem Glimmerblättchen liegende Krystalloberfläche in eine neue dünne Glimmerschuppe umgewandelt, so ist der Zu- sammenhang beider Lamellen ebenfalls ein geringer. BıscHor führt an, dass manche Glimmer beim Erhitzen einen empyreu- matischen Geruch entwickeln, also organische Substanz ent- halten. Mit den organischen Stoffen konnten sich auch an- dere zwischen dem Glimmerblättchen und dem Mutterkrystall ablagern, zum Beispiel Eisen als Oxydhydrat oder die bei der Glimmerbildung ausgeschiedene Kieselsäure als Quarz, aller- dings in unendlich geringer Menge, die aber ausreichte, den Zusammenhang noch mehr zu lockern. Man weiss, mit wel- cher Sorgfalt die Photographen die Negativplatte reinigen mussen, und dass ein schwaches Ueberfahren mit dem Finger über dieselbe das Anbaften der Collodiumschicht beeinträchtigt. Der Chlorit zeigt stellenweise Striemen, deren Richtung mit der Falllinie des Ganges übereinstimmt. Diese Erschei- nung lässt sich nur durch Umwandelung auf nassem Wege er- klären. Konnte das Wasser uber eine Kluftfläche nur an ein- zelnen Stellen hinubersickern, oder enthielt es nur an einzelnen Stellen die zur Chloritbildung nöthigen Stoffe*), so fand die Umwandelung nur da statt, wo das mit. verschiedenen Stoffen beladene Wasser hinuberwegging, also in der Richtung der Falllinie der schiefen Ebene. Begann später die Umwandelung auf den unveränderten Partien, so war die Kluftfläche bereits von dunnen, isolirten Chloritstriemen bedeckt. Durch Wieder- holung dieses Vorganges an verschiedenen Stellen erhielt die ganze Chloritschicht ein striemiges Aussehen. Aehnliches kann an der Tropfsteinbildung auf senkrechten oder geneigten Wän- den oder bei der Entstehung von Eiszapfenbüundeln unter Wasserrinnen beobachtet werden. 1. Granit, aus Quarz, Orthoklas und Oligoklas bestehend. 2. Orthoklas aus dem Granit No. 1. 3. Durch Schwefel- und Salzsäure zersetzbarer Antheil *) Es konnte auch an verschiedenen Stellen ungleiche Mengen ge- löster Stoffe enthalten. Zeits.d. D. geol.Ges. XXI. 2. 24 366 einer Uebergangspartie eines Chloritganges in Granit; enthält Chlorit, Quarz und Feldspath. Letzterer ist feinkörniger als in No. 1 und meist oberflächlich roth gefärbt. 4. Durch Säuren unzersetzbarer Rückstand von No. 3, aus Quarz und Feldspath bestehend. | 5. Chloritgang, aus Quarz, Chlorit, Glimmer und Feld- spathtrümmern bestehend; die oft sandkorngrossen Feldspath- fragmente sind oberflächlich matt und roth oder rosa gefärbt. 6. Durch Schwefel- und Salzsäure zersetzbarer Antheil von No. 5.; der Rückstand besteht aus Quarz und Feldspath. ii 2. 3. 4. 5. 6. Doro oe a 3,52 3,52 sio® 73,26 6457 1043 60,23 67,46 16,10 al 0% 141.05 0719,09 rer nee ro: ter rettr Teı BOT Por are a ee nn. NO ar a ar a Pe MO: 0,399 0,107 39 He Rückst. 0,44 *) 71,36 59,46 99,68 100 99,98 ., .(1,36...98,b5 903 Ein Vergleich der Analysen 5 und 6 mit 1 und 2 zeigt, dass der Process folgendermaassen vor sich gegangen ist. Wasser und Eisenoxyd sind aufgenommen, Kieselsäure stark ausgeschieden, vielleicht auch etwas Thonerde; die Alkalien sind ausgetreten und durch Magnesia ersetzt. Die Analysen stimmen mit der von BiscHor**) angeführten Erklärung über- ein, und der chemische Vorgang erhält seine Bestätigung durch die in den früheren Abschnitten mitgetheilten Mineralumwan- delungen und Experimente. Denn die Chlorit- und Glimmer- bildung stimmt, so weit es die chemische Untersuchung be- trifft, vollkommen mit der Umwandelung von Oligoklas und Labrador in ein Eisen-Magnesia-Kalisilicat überein. Ä Zieht man die Menge der Basen in No. 6 von der in No. 5 ab, so ergiebt sich, dass 3,76 pCt. Al? O°, 3,11 pCt. *) Kohlensaurer Kalk. *»*) Bd. II, 415. a; RR! Rn MM. um. ' 367 KO und 0,24 pCt. Na O durch Säuren unzersetzt geblieben; das Sauerstoffverhältniss in diesem Rückstande von R’O0°:RO — 3:0,94, also gleichfalls mit dem normalen 3:1 überein- stimmend. Es ergiebt sich, dass in der am stärksten verän- derten Probe 5 der Oligoklas vollständig in Glimmer und Chlorit umgewandelt worden, während der Orthoklas theilweise unverändert geblieben ist; ebenso lehrt die Analyse des Ruück- standes 4, dass der Oligoklas unverhältnissmässig mehr meta- morphosirt ist als der Orthoklas; denn die Kalimenge ist auf die Hälfte, der Natrongehalt auf ein Drittel derselben Stoffe in No. 1 gesunken. Der Öligoklas wird demnach weit leichter umgewandelt als der Örthoklas, was auch durch die Analyse des veränderten Granits von Abo (IV.) bestätigt wird. Die geringe Variation der Thonerdemenge in den Bauschanalysen 1,3 -+ 4 und 5 thut dar, dass nur wenig Thonerde ausge- treten ist; man kann also ohne weitere Reduction die Ana- lysen ganz gut mit einander vergleichen. Es ergiebt sich dann, dass auch hier die Alkalien durch etwas mehr als die äqui- valente Menge Magnesia ersetzt sind. Bei der Umwandelung des Feldspaths in Magnesiaglimmer ist ein Theil des Kalis zurückgehalten worden, daher die beträchtliche Menge dieses Stoffes in No. 6. Der Granit des Observationshugels ist von zahlreichen, mehr oder weniger senkrechten Glimmergängen durchsetzt, de- ren Blättchen meist Parallelismus zeigen. Es ist kein Zweifel, dass sie alle später durch Umwandelung des Feldspaths ent- standen sind. In einer früheren Arbeit *) sind schon die Be- denken auseinandergesetzt, die sich bei Annahme pyrogener Bildung gegen den Parallelismus der Glimmerblättchen und deren aufrechte Lage aufdrängen. Durch neptunische Umwan- delung eines Gesteins in der Richtung vorhandener Rissflächen erklärt sich die eigenthümliche Stellung der Glimmerblättchen vollständig. Ja vielleicht dürfte der Glimmer selbst die mehr oder weniger senkrechten Risse hervorgebracht haben. Indem er sich an und in den Feldspathkrystallen, in der Richtung, in welcher das Wasser eindringt, als scharf abgesetzte, dünne Sehicht bildet, wird die oberflächliche Partie des Gesteins von zwar nicht parallelen, aber doch mehr oder weniger auf- *) Gebirgsarten der Insel Hochland, Archiv $. 209. 24° 368 rechten Glimmerblättehen durchsetzt, die dem Wasser ein leich- teres Eindringen ermöglichen. Geht an einigen Stellen der Glim- merbildungsprocess schneller vor sich als an anderen, so_wird bei den stärker umgewandelten Partien das Wasser noch leich- ter hindurchsickern; der Weg ist jetzt für das eindringende Wasser, so zu sagen, tracirt worden. Die Hauptrichtung die- ser glimmerreichen Stellen würde die Streichlinie des sich bil- denden Glimmerganges bestimmen. Es ist klar, dass der so bewirkte Parallelismus der Glimmerblättchen sich nicht weit erstrecken kann; es werden sich in den verschiedensten Rich- tungen gewundene und geschnörkelte Glimmergänge bilden. Ein Parallelismus der Blättchen auf grösserer Ausdehnung setzt entweder präformirte Spalten voraus, oder die Gesteinsstructur gestattete in einer Richtung dem Wasser einen ganz beson- ders leichten Durchgang. Auch das unregelmässige, schmitzenartige Vorkommen der aufrechten Glimmergänge lässt sich aus der nicht überall statt- gefundenen Zufuhr glimmerbildender Stoffe, sowie aus der ver- schiedenen Zusammensetzung des Granits erklären. Da einer- seits der Oligoklas viel leichter umgewandelt wird als der Orthoklas, andererseits der Granit aber stellenweise Oligoklas- einlagerungen enthält, so ist wohl kein Zweifel, dass viele der scharf abgegrenzten Glimmergänge ursprünglich von Oligoklas eingenommen wurden. V1I. Der Granit östlich von der deutschen Kirche, wo die im Abschnitte I. untersuchten Oligoklaseinlagerungen vor- kommen, ist von westöstlich gehenden, senkrechten Rissen durchsetzt, deren Flächen von einem hell- bis braunrothen, in kleinen, oft stark glänzenden Säulen krystallisirenden Mi- neral bedeckt sind. Unter der Lupe beobachtet man auch farblose Krystalle, die bisweilen oberflächlich roth gefärbt sind. Diesem Mineral sind bisweilen braunrothe oder gelbliche, amorphe Producte beigemengt, sowie etwas Chlorit und Glim- mer.*) Die Krystalle bedecken die Rissfläche meist als dünner Anflug und sind gegen den Orthoklas und Oligoklas recht scharf abgegrenzt. Indem sie an Zahl zunehmen, wird der Granit in einen Complex mehr oder weniger senkrechter, ab- wechselnder Quarz- und Krystallschichten umgewandelt. In *) Eine mechanische Sonderung dieser Producte war nicht ausführbar. ERW EZ N N a SE LE Pr aung, 5200 1 ZBRI Ze BET Y.. 5 03 pe 7 ash Pneae ME TERE DE ED Br har a u Zr 3% re ae br A A Te ee aa Ba a Ten MOHN Rn BT 3 ET le RL Hl x . h, "ai SR BLAUEN Ä Ka ö Di 369 diesen Partien, die indessen selten grössere Ausdehnung er- langen, haben sich die Granaten des Granits meist unverän- dert erhalten. l und 2. Verschiedenen Stellen entnommenes, rothes, in Säulchen krystallisirendes Mineral; konnte nicht von dem in grosser Menge anhaftenden Quarze befreit werden. 38. Granit, aus Quarz, Oligoklas und Orthoklas bestehend; ist von Granaten durchsetzt. 4. Den Granit No. 3 durchsetzender und gegen ihn scharf abgesetzter Gang, der aus Quarz und braunrothen, sehr klei- nen Säulchen besteht. 9. Durch Schwefel- und Salzsäure zerlegbarer Antheil von No. 4.*) 6. Durch Säuren zersetzbarer Antheil eines aus hellrothen Krystallen und sehr viel Quarz bestehenden Ganges, der den Granit No. 3 durchsetzt. 7. Durch Säuren unzersetzbarer Ruckstand von No. 6. 1. 2. 8. 4. 5. 6. T. HO 10,19 9,43 0,56 3,34 3,34 3,14 — SiO? 57,94 50,03 73,43 76,20 14,386 12,10 74,28 072408 29718 13,67 12,39 8,62 769 2.0,84 Fe’O° 5,92 6198 14l 54 ..300. 120.012 CaO 0,26 0,42 0,50 0.29 0,06. 0,10. — Ber 1,19 2.41 - 6,27 1.79. 1,04. 0853, N0 7 — O2 7327 0,73 019 03 — M5s0 0,42**) 0,48**) 0,20 0,38**) — = == Rückst, — — — — 6858 79,24 — 100 100 99,31 100,22 99,95 100,20 75,24 Der hohe Wassergehalt des rothen Minerals, sowie sein Vorkommen auf Spaltenflächen lassen gegen seine neptunische Entstehung keinen Zweifel aufkommen, und es ist höchst wahr- scheinlich, dass es durch Umwandelung des Feldspaths her- *) Durch Behandlung des Minerals mit kochender Schwefelsäure ver- schwindet die rothe Farbe nicht, sondern erst durch nachträgliche Di- gestion mit HCl. Dasselbe habe ich auch an anderen Silicaten beob- achtet, ein Beweis, wie fest in manchen Silicaten das Eisen gebunden ist- 8. Bıscnor’s Geologie II., 583. *») Mn O haltig. 370 vorgegangen ist. Die Analysen bestätigen, was schon das Auge lchrt, dass die Zusammensetzung keine gleiche ist, oder genauer gesagt, dass ein Gemenge verschiedener Verbindungen vorliegt, die sich indessen sehr nahe stehen, Es sind wasser- haltige Thonerde-Eisensilicate. Bei der Umwandelung der Feld- spathe müssen Wasser und Eisenoxyd aufgenommen, die Al- kalien bis auf einen kleinen‘ Theil ausgeschieden , die Kiesel- saure sehr stark vermindert worden sein. Es ergiebt sich ferner, dass das aufgenommene Eisenoxyd und Wasser nicht die ab- geschiedenen Alkalien und die Kieselsäure compensirt, selbst wenn letztere an Ort und Stelle als Quarz sich niedergeschlagen hätte. Der umgewandelte Granit wäre demnach locker ge- worden, wenn nicht Kieselsäure, von anderen Stellen herbei- geführt, die Poren ausgefüllt hätte. In der That weist der blosse Anblick sowie die Analysen 4 und 6 eine starke Quarz- vermehrung nach. Es ist schwer zu entscheiden, ob die be- deutende T'honerdeverminderung in der allerdings sehr quarz- reichen Probe 6 eine relative oder absolute ist; wenigstens zeigt ein Vergleich der Proben 3 und 4, dass die Thonerde- ausscheidung eine geringe ist. Es werden bei der Probe 6 wohl beide Momente den Thonerdegehalt herabgedruckt haben. VII. Wie schon erwähnt, enthält der Granit östlich von der deutschen Kirche oligoklasreiche Partien. In diesen kommt schwarzer und rother Pyrargillit vor, der von viel Quarz, sel- tener von Glimmer durchsetzt ist. Uebergänge in Qligoklas konnten nicht beobachtet werden. Einige Pyrargillite zeigen parallelepipedische Gestalt, woraus jedoch nicht die Form des ursprünglichen Krystalls erkannt werden konnte. Auf das Vorhandensein von Pseudomorphosen gestützt, nimmt man an, dass aller Pyrargillit aus Cordierit hervorgegangen sei. Einer- seits ist es auffallend, dass bei diesem Process der Cordierit spurlos verschwunden ist, andererseits legt das Vorkommen von Pyrargillit in orthoklasreichen Partien den Gedanken nahe, dass- der Oligoklas in Pyrargillit umgewandelt sei. Vergleicht man die Zusammensetzung beider Mineralien mit einander, so ergiebt sich, dass Eisenoxyd und Wasser aufgenommen, die Alkalien vollständig, die Kieselsäure theilweise ausgeschieden sein müssten, eine Umwandlung, die der Oligoklas wirklich erleidet. Aber selbst bei Annahme der Stabilität der Thon- erde würde die Menge der ausgetretenen Stoffe die der aufge- : 371 nommenen überwiegen, und der gebildete Pyrargillit müsste poroös sein, was er nicht ist. Eine bedeutende Volumenver- grösserung findet ebenfalls nicht statt, es bleibt somit die An- nahme übrig, dass die Poren durch Quarz ausgefüllt wurden. Allerdings ist der Pyrargillitquarzreich, allein da der Quarz meist in grösseren Körnern vorkommt, ist es schwer zu sagen, ob er nicht schon vor der Pyrargillitbildung da war. 1. Oligoklas. 2. Von Quarz möglichst befreiter, rother Pyrargillit; hin- terliess nach der Zerlegung durch 5 O° und HCl 18,05 pCt. beinahe reinen Quarz. 3. Durch Säuren zersetzter Antheil von No. 2, auf 100 berechnet. 4. Rother Pyrargillit, von schwarzem Glimmer durchsetzt; binterliess beim Aufschliessen mit SO° und HCl 8,93 pCt. grösstentheils aus Quarz bestehenden Rückstand, in dem man noch einige silberweisse Glimmerblättchen wahrnehmen konnte. 5. Leberfarbiger Pyrargillit von Helsingfors, im mineralo- gischen Oabinet zu Dorpat befindlich. Im Oligoklasgranit ein- gebettet; zeigt parallelepipedische Form und ist von Quarz umgeben. Das dritte Mineral hinterlässt nach dem Aufschliessen mit Säuren bloss 1,80 pCt. Quarz. Spec. Gew. = 2,396. Nähere Angabe uber den Fundort fehlt. Dieser Pyrargillit dürfte wohl ein umgewandelter Cordierit sein. 1; 2. 3. 4. 3. HO 1,12 13,28 16,02 13,46 19,64 SiO’ 61,53 31,66 37,81 34,88 36,61 Al’O° 21,03 27,12 32,75 29,29 34,80 Pe?O°? 1,63 7,44 9,33 8,27 3,07 CaO 2,97 0,20 0,24 0,18 0,75 KO 2,00 0,80 0,96 2,18 0,45 EG 789....049 059 = 0,78 MO 0,31 1,91 2.30,.,.214.,. 39 Be be 8,93 1,80 98,48 100,95 100 99,33 100,68 Wenngleich eine Umwandelung von Oligoklas in Pyrar- gillit nicht nachgewiesen werden konnte, so dürfte doch die 372 Möglichkeit dieser Entstehungsweise bei künftigen Untersuchun- gen berücksichtigt werden. Fasst man die Umwandelungsprocesse der Feldehathe in den Abschnitten I.— VII. zusammen, so lassen sich zwei Hauptarten unterscheiden. 1) Die Feldspathe verlieren die Monoxyde fast vollständig, die Kieselsäure zum Theil, nehmen dagegen Wasser und Eisenoxyd auf. 2) Sie tauschen ihre Monoxyde gegen andere aus, und zwar Kalk und Alkali gegen Magnesia, Natron und Kalk gegen Kali; Kieselsäure und Thon- erde werden theilweise ausgeschieden, Wasser und Eisenoxyd aufgenommen. In fast allen Fällen sind KO, Mg0, HO und Fe’ O° in grösserer oder kleinerer Menge beisammen; nie wird Na®O und nur in zwei Fällen Ca O aufgenommen. Es scheint, dass die vier ersten Elemente eine grosse Neigung haben, bei Zersetzung und Umwandelung von Silicaten zu- sammenzutreten, daher man sie nicht nur in sehr vielen Arten von Zersetzungsproducten zusammen vorfindet, sondern auch in Verbindungen, die eine ausserordentlich grosse Verbreitung haben, wie Glimmer, Glaukonit und Grunerde, die silurischen und devonischen Thone Russlands. 7. Einige Bemerkungen über die geognostische Karte von Oberschlesien , bearbeitet von Herrn Ferdinand Roemer. Von Herrn Zeuschner ın Warschau. Den an Oberschlesien grenzenden Länderstrich von Polen, Krakauer Gebiet und Galizien, oder die Gegend zwischen Wielun und Zywiec hat Herr RormEr zur Vervollständigung der Karte von Oberschlesien beigefügt. Diese Bemerkungen beziehen sich nur auf einen kleinen Theil von Polen, zwischen Wielun und Olkusz, den ich seit einigen Jahren specieller zu untersuchen Gelegenheit hatte. Die Entwickelung der Jura- formation fasse ich anders auf als Herr RoEMER, worauf ich früher schon aufmerksam gemacht. Die meiste Schwierigkeit bietet die richtige Eintheilung des Braunen Jura oder Dogger. Besondere Verhältnisse haben dieses verursacht. Die einzel- nen Gruppen sondern sich zum Theil und verschwimmen un- ter einander, und die Eintheilungen von England, Frankreich, der Schweiz und Deutschland lassen sich nicht auf den pol- nischen Jura übertragen. Von Lias findet sich in Polen keine Spur, nur im Tatra- Gebirge ist diese Schicht mächtig abge- setzt; Schichten des Braunen Jura, und zwar die obere Etage des Inferior Oolite, hat sich zum grössten Theil auf blutrothen Keuperthon niedergeschlagen als grauer Thon oder Mergel mit untergeordneten Lagern von thonigem Sphärosiderit. Darauf folgen die braunen Niederschläge, die in drei Gruppen zer- fallen und durch besondere Faunen charakterisirt sind. Folgende Glieder setzen den Braunen Jura in Polen zu- sammen. 1. Unterer Oolith. Besteht aus einem mächtigen Absatz von grauem Thon, ausnahmsweise aus hellgrauem Mer- - gel, der 100— 150’ erreicht. Als untergeordnete Schichten sondert sich hellgrauer, feinkörniger Sandstein aus, mit dünnen Lagern von thonigem Sphärosiderit. Eine reiche Fauna charakterisirt die obere Etage dieser Gruppe. Folgende Species sind die häufigsten: ./mmonites Parkinsoni, Garantianus, linguiferus, sub- coronatus, oolithicus, Thracia Eimensis, Trochus biarmatus. 2. Grossoolith. Es findet sich nur die unterste Etage dieser Gruppe, die der Fullers earth ziemlich genau entspricht und aus bräunlichgrauem oder braunem Sandstein besteht mit untergeordneten Lagen von stark verwittertem thonigen Sphä- rosiderit, der gewöhnlich in erdigen Brauneisenstein umgewan- delt ist. Dieses Lager beschränkt sich auf die Gegend zwi- schen Zajaczki und Pierzchno, ist beiläufig 2 Meilen lang. Es charakterisiren hauptsächlich Pholadomyen diese Schicht, sel- tener Ammoniten. Folgende Species sind die häufigsten: Pholadomya Murchisoni, nuda, concatenata, Ammonites funatus. Alle diese Species kommen schon im unteren Oolith vor, sind aber sehr vereinzelt; hier sind sie reich entwickelt und bilden eine eigenthümliche Zone. Wahrscheinlich gehören zu dieser Schicht die stark ver- witterten thonigen Sphärosiderite, die zum Theil in Brauneisen- stein umgewändelt sind und unmittelbar die grauen Thone des Unteren Volith bedecken von Krzyworzeka bei Wielun und Parkuszowice bei Wlodowice. * So weit die Fauna bekannt ist, ıst sie identisch mit der von Zajaczki. 8. Kelloway Gruppe. Zu dieser Gruppe gehören die braunen Sandsteine, die in Quarzfels übergehen, und braune, undeutliche Eisenoolithe (Pierzchno, Wrzosowa). In braunem Sandstein von Klobutzko findet sich Am. macrocephalus, Pleu- rotomaria Cypris. Im erdigen Eisenoolithe von Pierzchno, Wrzosowa, der auf ähnlichem braunen Sandstein ruht wie der von Klobutzko, findet sich eine ziemlich entwickelte Fauna mit dm. macrocephalus, Jason. | 4. Eisenoolithe und brauner, etwas krystalli- nischer Kalk, mit Species aus den drei Gruppen des Braunen Jura, des Inferior- und Gross-Öolith und der Kello- way- Gruppe. Diese in West- Europa getrennten, mächtigen Gruppen verschwimmen in Polen zu einer sehr dünnen Schicht, die 6— 8’ dick ist, wie in Pomorzany, Wlodowice, Sanka u. s. w. Mit im. Herveyi, aspidoides finden sich zusammen Pleurotomaria culminata, Patella rugosa, Terebratula dorsopli- cata var., Perieri, hypocirta, emarginata, pala, umbonella, Phil- lipsi, Rhynchonella Ferryi, varians etc. Die Untersuchung des Be ? 375 Eisenoolithes von Balin von den Herren Reuss und LaAusE hat zu ähnlichen Resultaten geführt. Es muss bemerkt wer- den, dass die Eisenoolithe in manchen Localitäten uberwie- gend Species des Kelloway einschliessen, wie Am. macroce- phalus, Jason; aber viel seltener finden sich zusammen die Formen der unteren Gruppen, wie dies der Fall ist bei Cig- gowice, wo Am. linguiferus mit den beiden Species des Kello- way vorkommt, Eine ähnliche Mengung von Species zweier Formationen befindet sich in dem rothen Klippenkalke, der sich entlang des nördlichen Abhanges des Tatra-Gebirges zieht und von ÜOPPEL tithonische Gruppe benannt wurde. In diesem schönen Kalk- steine findet eine Mengung von Versteinerungen zweier Formatio- nen statt, nämlich des Jura und der Kreide; mit Am. biplex, tri- plieatus, auricularis, Calypso, Aptychus lamellosus finden sich Species des Neocomien, wie Am. Juilleti, Morelianus, picturatus. Die Jura-Ammoniten gehören verschiedenen Abtheilungen des weissen Juras an. Nachdem ich mich über die Sonderung der verschiedenen Schichten des Braunen Juras erklärt, werde ich mir erlauben, einige Bemerkungen über die Ausführung der Karte zu machen. Pierzchno. Auf der Karte von Oberschlesien sind die graubraunen Sandsteine mit Lagern von Brauneisenstein, die viele Pholadomyen charakterisiren, und die ich als die untere Etage des Gross-Oolith betrachte, eingetragen. Derselbe Rücken, 500 Schritte gegen die Wirthschaftsgebäude dieses Ortes, hat noch jüngere Schichten, die ein Steinbruch gut auf- gedeckt hat. In folgender Ordnung, von unten angefangen, liegen auf einander: 1. Brauner feinkörniger Sandstein, der in Quarzfels über- ir 2 BR le A Shape ET SHE Anin Zucht I u k 5 Ky ne RT 2 geht, ist.ganz ähnlich dem Sandsteine von Klobudzko mit Am. macrocephalus, und darum betrachte ich diese Schicht als jünger wie die mit Pholadomyen, als eine Schicht des Kello- way. Darauf ruht 2. Schwärzlichbrauner Eisenoolith mit vielen Versteine- rungen des Kelloway, wie Am. macrocephalus, Jason, lunula. . 8. Weisser, erdiger Mergel mit untergeordneten Schichten von bläulichgrauem Kalkstein. Die reiche Fauna charakterisirt genau den Weissen Jura « QuENSTEDT, wie Am. Eugenü D’ÜRE. 376 sehr vorwaltend, dann Am. flexuosus, cordatus klein , Renggeri, Terebratula bisuffarcinata, Rhynchonella lacunosa var. 4. Weisser geschichteter Kalkstein bildet die Unterlage der Wirthschaftsgebäude von Pierzchno und des Ortes selbst; man findet ihn weit verbreitet auf den Feldern. Planulaten bestimmen seine Stellung als Weisser Jura 2. Diese vier Schichten sind nicht angedeutet. Czestochowa. Der Hügel, auf dem die Kirche des be- ruhmten Wallfahrtsortes erbaut ist, ist zusammengesetzt aus weissen geschichteten Kalksteinen des Weissen Juras, B wegen der herrschenden Planulaten. Dasselbe wiederholt sich in Zawodzie, wo sehr grosse Steinbrüche in Betrieb sind. Herr RoEMER betrachtet diesen Kalkstein als die unterste Zone des Weissen Juras j’, die Fauna ist diesem entgegen. Den westlichen Abhang bilden braune Sandsteine, nicht oolithische Eisenkalke und dann folgen graue Thone des Unteren Ooliths, die ja doch in Verbindung stehen mit diesen Thonen, die hin- ter der Barbara-Kirche das Material der Ziegelei hergeben. Bleszno. Auf der Höhe dieses Ortes herrscht brauner Sandstein vor; alle Hofgebäude stehen auf dieser Zone des Callovien. Dieser Sandstein zieht sich als ein langer Strich gegen Wrzosow hin. Etwas mehr nördlich erscheint Weisser Jura 9 und zieht sich ebenfalls gegen Wrzosow. Eine Ein- saumung des Weissen Juras vom braunen Sandstein ist wohl nicht ausführbar, da auf dem Plateau keine Entblössungen vor- handen sind, und die Bestimmung des Vorkommens dieser Schichten ist nur gegründet auf die grosse Menge von Blöcken in der Ackerkrume. Auf dem Abhange der Blesznoer Höhe und im Thale erscheint brauner, dann grauer Thon des In- ferior-Ooliths, der bei Weitem nicht so vorherrschend ist, wie die Karte angiebt. Auf den Höhen von Wrzosow, südlich von Bleszno, haben Steinbrüche die Verhältnisse dieser Gegend ziemlich klar aufgeschlossen. Zuoberst im Steinbruche ist aus- gezeichneter weisser Kalkmergel (Weisser Jura &) mit einer charakteristischen reichen Fauna, die aus denselben Species besteht, die in Pierzchno angeführt sind: Am. Eugenü sehr haufig, dann Am. fleruosus, cordatus, convolutus impressae, Te- rebrat. bisufarcinata, Rh. lacunosa und häufige Schwamme, be- sonders Cnemidium rimulosum. Auf dem weissen Mergel ruht geschichteter weisser Kalkstein mit Planulaten, also 8. Unter 377 dem Mergel findet sich thoniger schwarzer Eisenoolith mit Am. macrocephalus, Jason, der kaum 4 - 5’ dick ist und brau- nen petrefactenleeren Sandstein bedeckt. Jaworznik. An die grösseren Hofgebäude grenzt die bedeutende Ziegelei, die ihr Material im grauen Thone sich verschafft, der viele Kugeln von thonigem Sphärosiderit, Schwe- felkies und schöne Schalen von Muscheln einschliesst. Die- ser Thon des Unteren Oolithes wird nicht von einer braunen Schicht vom Weissen Jura 3 getrennt. Es ist unmöglich, die- selbe zu beobachten. Wlodowice. Dass die weissen geschichteten Kalksteine von Wlodowice, Skaly, Rudniki, auf der Karte mit j? bezeich- net, der untersten Juraschicht angehören, muss ich entschieden bezweifeln; diese Kalksteine sind durch eine reich entwickelte Fauna charakterisirt, die dem Weissen Jura 9% QUENSTEDT's entspricht, wie Am. biplex, polyplocus, Eucharis, Henrici, Lam- berti, Pecten textorius, Lima substriata, Isoarca transversa U.S.Ww. Fast alle Species gehören einer höheren Schicht an. Eine Trennung ist jedenfalls richtig, da die Mergel - Species nicht vorkommen, ausser vielen Schwämmen. Es muss bemerkt werden, dass der Kalkstein von Wlodowice-Rudniki einen eigenthumlichen petrographischen Charakter hat; kleine, braune Stücke, 1—3 Millimeter lang, von braunem Kalkstein, por- phyrartig in der weissen Kalksteinmasse verschwimmend, un- terscheiden diese Kalksteine sehr leicht. Sowohl in Wlodowice wie in Rudniki findet sich auch die unterste Schicht des Weissen Juras, oder «, mit einem eigen- thümlichen Charakter. In Wlodowice in den Hofräumen ist ‚dieser Horizont aufgeschlossen und besteht aus dunnen Schich- ten von dünnblätterigem Mergel, mit bläulichgrauem Kalkstein wechsellagernd. Seine reiche Fauna besteht aus denselben Ammoniten, die von Wrzosow, Pierzchno angeführt sind; ausserdem Nautilus aganiticus, Terebratula nucleata, Terebratella reticulata, Scyphia fusca QuEnst. An einigen Orten sind hier Andeutungen dieser Schicht, aber ein sorgfältiger Ackerbau erlaubt nicht, diese Schicht genauer zu beobachten. | In Rudniki findet sich auch diese Schicht mit ähnlicher Fauna, sie wird aber nur durch Graben von Teichen, Kellern aufgeschlossen. In der Nähe von Wlodowice, östlich gegen Morske, er- sich ein höherer, ziemlich charakteristischer Berg, Grden be- nannt, dessen Kalkstein einer höheren Zone angehört. Die dicken Kalkstein -Schichten schliessen viele Kalksteinkugeln 3 ein. Seine ganze Physiognomie und die Fauna ist ganz ähn- lich den Kalksteinen von Przegorzaly, Bielany, Podgörze bei Krakau; 4m. biplex, polyplocus sind sehr selten, häufig aber Rhynchon. trilobata, lacunosa, Terebratula bisufarcinata, viele Schwämme, wie Onemidium rimulosum, striatopunctatum. — Die- ser Kalkstein fehlt auf der Karte. Zwischen Wlodowice und Rudniki findet sich eine Art von Meerbusen, an dessen östlichem Ende Parkuszowice liegt; die umschliessenden Höhen sind aus weissem geschichteten Kalkstein zusammengesetzt. Nach der Karte soll ein schmaler Saum j* den grauen Thon des Unteren Ooliths einfassen; die- ses ist in der Wirklichkeit nicht der Fall; nur unmittelbar bei Wlodowice findet sich Eisenoolith ziemlich entwickelt, die Kirche steht darauf, im Orte finden sich an mehreren Punkten Felsen davon, etwas weiter nur unbedeutende Spuren. Der Strich nach Parkuszowice ist mir nicht bekannt; in Rudniki auf der entgegengesetzten Lehne ist keine Spur der braunen Schicht; die stark aufgerichteten Jurakalke 5 berühren den grauen Thon des Inferior- Ooliths, der die ganze Vertiefung ausfüllt; eine Auflagerung findet sich nicht. Auf dem südlichen Abhange des Rudniker Rückens kommt der Eisenoolith an mehreren Punkten zum Vorschein und ist erwiesen in der Gegend der Hofgebäude und des Dorfes. Nierada. Dicht an der Eisenbahn, fast gegenuber der Allee, die nach Rudniki fuhrt, wurde 1865 auf Kohle geschürft, und damit wurden die grauen Thone als “lied des Keupers erwiesen. Im 'grauen Thon mit dunnen Schichten von blut- rothem Thon wurden dünne Lager der eigenthumlichen Keu- per-Kohle gefunden. Auf einer grösseren Strecke sind diese . Thone vorhanden, hier und damit aufgeschwemmten Sande bedeckt. Bzow. Dem Hofe gegenüber, bei der reichen Quelle, welche die Einwohner der Ortschaft mit gesundem Wasser ver- sorgt, findet sich eine deutliche Schicht von weissem Mergel a, die sehr reich an thierischen Ueberresten ist, und bedeckt braunen Thon mit unzusammenhängenden Schichten von Eisen- oolith und grauen Thon des Inferior-Oolith. Diese Thone sind im Thale ziemlich verbreitet. i ce ae 379 Eine ähnliche Aufreissung des Gebirges ist in Blanowice beobachtet, in Bzow muss sie nachgetragen werden. Wysoka Pilicka und Ciegowice. Diese beiden Dörfer liegen auf 2 parallelen Rücken, die aus geschichtetem Weissen Jura ß bestehen; ein tiefes Thal trennt dieselben. Fast in der Mitte der Abhänge findet sich eine braune, nicht sehr dicke Thonschicht mit nicht zusammenhängenden Lagern von Eisenoolith. Darunter folgt grauer Thon des Unteren Oolith mit einigen Schichten von grauem feinkörnigen Sand- stein, der Cardium Striklandi MORRIS u. LYCHTT einschliesst. Auf dem verlassenen Wege, der von Wysoka nach Ciengowice führt, folgt unter der grauen Schicht weisser grobkörniger Sand, hier und da mit beigemengten Blättchen von silber- weissem Glimmer. Bei dem Graben dieses schönen Sandes hat man Knauern von schwarzem dichten Brauneisenstein ge- funden; öfters sind die Sande mit Brauneisenstein verkittet und bilden einen ziemlich festen Sandstein. Diese weissen Sande ziehen sich am Rücken von Wysoka hin und bedecken rothe und bunte Keuper-Thone. Auf der Rormer’schen Karte soll dieser Sand zum aufgeschwemmten Gebirge gehören. Schon in meinem Aufsatz über die Unterlagen des Jura wurde die Aufmerksamkeit auf diesen Sand gelenkt. Grabowa. Am langen Rücken, der aus Weissem Jura 9. und ß besteht und von Westen nach Osten zieht und nörd- lich das Sandmeer von Olkusz abgrenzt, zeigt sich eine schmale Masse von ausgezeichnetem Löss, ein abgerissenes Stück von mächtig abgesetztem Löss, der bei dem Örte Pilica anfängt und dann nach Miechau, Sandomierz, Krakau u. s. w. hinzieht. Dieser Theil des Lösses, an den Fuss des Jurarückens ange- lehnt, ist 20— 25° mächtig, 100’ breit und 600° lang. Er ist ein interessanter Ueberbleibsel; rund herum ist Löss weg- gewaschen; nur aufgeschwemmter Sand ist in der ganzen Um- gebung vorwaltend und deutet an, was für gewaltige Umände- rungen in dieser Gegend nach dem Absatze des Lösses statt- fanden. Westlich in Niegowice ist ebenfalls ein ähnlicher Löss Absatz viel bedeutender entwickelt. Pomorzany. Mitten im Dorfe Pomorzany zieht sich ein langer Strich von blutrothen Keuperthonen hin; die Aecker zeigen sogleich einen merklichen Unterschied vom Sandboden, der hier vorherrscht. Die blutrothe Schicht ist von der dünnen 380 Schicht des Eisenoolithes bedeckt, die so reich an thierischen Ueberresten ist und öfters Knollen von rothem Thon ein- schliesst; die Knollen sind zum Theil verändert, werden grau, und nur inwendig bleibt ein rother Kern. Auf der Karte wird ein Punkt bezeichnet als Lettenkohlen-Gruppe. Petrogra- phisch ist dieser Letten nicht unterscheidbar vom Keuper- thone; und wenn dieser zur Lettenkohlen-Gruppe gehört, so ist sie viel länger. Herr RoEmER hat den weissen Jura von Polen ähnlich eingetheilt, wie ich es gethan, und diese Eintheilung entspricht der QUENSTEDT' schen, nur werden die Schichten anders be- nannt. Das unterste Glied sollen Kalke mit Am. cordatus be- zeichnen; aber zumeist ist diese Abtheilung ein ausgezeichne- ter mächtiger Kalkmergel; dem schwäbischen ist diese Zone bei Pomorzany, Rodaki, Grabowa vollkommen ähnlich, weiter nördlich wird diese Schicht dunner und besteht aus wechsel- lagernden Schichten von Kalkmergel und bläulichgrauem Kalk- stein. Eine ausgezeichnete Ammoniten - Fauna charakterisirt diese Abtheilung, nur fehlt die so häufige Terebratula impressa. Um also auf die grosse Aehnlichkeit mit Württemberg hinzu- deuten, glaube ich, dass es zweckmässig wäre, die Bezeich- nung Weisser Jura « zu behalten. Auf den Kalkmergel hat sich weisser oder gelblichweisser reiner Kalkstein niedergeschlagen,, der durch eine ausgezeich- nete Planulaten- Fauna charakterisirt wird; selten findet sich hier ein ausgewachsener Am. cordatus mit mehreren anderen, die in der ersten Zone im polnischen Jura nicht erscheinen, wie Am. Henrici, Eucharis, perarmatus, Isoarca transversa, Lima giganten, Rhynchonella lacunosa. Es ist dies Weisser Jura P, von ROEMER mit j” bezeichnet. Die folgende Zone besteht aus ähnlichem Kalkstein, der ge- wöhnlich in sehr dicke Schichten abgesondert ist und viele Feuerstein - Knollen enthalt, mit einer ähnlichen Ammoniten- Fauna, in welcher aber Planulaten seltener werden. Hier kommt die Rhyn. trilobata zum Vorschein mit R. lacunosa und Tereb. bisuffarcinata. In dieser Zone sind Spongiten verbreitet, jedoch finden sich dieselben in Polen schon in viel tieferen Schich- ten, in dem braunen Eisenoolithe mit 4m. macrocephalus; sehr häufig in der untersten Zone des weissen Jura o, und sie en- digen mit der oberen Zone 6. Weder im Corallien (Inwald, Korzecko), noch im Kimmeridgien habe ich eine Spur von Schwämmen gefunden. 381 8. Ueber den Topas einiger Zinnerzlagerstätten, beson- ders von Altenberg und Schlaggenwalde, sein Vorkommen und seine Krystallformen. aa Von Herrn Pıvr Grora ın Berlın. Hierzu: Taf; XE Von den zahlreichen Varietäten des Topas, welcher zu den an Krystalllächen reichsten Mineralien gehört, hat bisher nur eine Gruppe besonders eingehende Untersuchung erfahren, nämlich die russischen Topase, durch die Arbeiten des Herrn von KOKSCHAROFF. Unter allen übrigen sind verhältniss- mässig am wenigsten genau untersucht diejenigen der Zinnerz- lagerstätten, auf welchen der Topas zu den für die Formation besonders bezeichnenden Mineralien zu zählen ist. Nament- lich gilt dies von den zahlreichen Fundorten desselben im sächsischen Erzgebirge und den angrenzenden Theilen von Böhmen. Der Umstand, dass sich in Berlin eine Sammlung von Handstucken dieser Vorkommen (welche zum grössten Theil jetzt keine Ausbeute mehr liefern) befindet, wie sie wohl kaum zum zweiten Male existiren dürfte, nämlich in der rei- chen Privatsammluug des Herrn Taunau, — die Freundlichkeit desselben, welcher mir die Untersuchung dieses vorzüglichen Materials in eingehendster Weise gestattete und mich dadurch zum grössten Danke verpflichtete, veranlasste die vorliegende monographische Bearbeitung. Dadurch, dass sich von den hier in Betracht kommenden Localitäten in der Taunau’schen Samm- lung mehrere hundert sorgsam ausgewählte Handstücke befin- den, war es möglich, auch für die Paragenesis der Mineralien sichere Daten zu gewinnen, da für jedes Altersverhältniss un- ter den zahlreichen Stufen sich immer solche befanden, welche über das relative Alter keinen Zweifel übrig liessen. Ich widme daher im Folgenden dem Vorkommen um so lieber einige Zeilen, als ich, durch eigene Anschauung mit allen er- wähnten Localitäten bekannt, demselben zum Theil ein ein- Zeits. d.D.geol.Ges. XXII. 2. 25 382 gehenderes Studium gewidmet habe, in der Hoffnung, dass die erlangten Resultate auch für die Kenntniss der Zinnerzlager- stätten im Allgemeinen von einigem Interesse sein dürften. Ausser dem Material aus der Taunau’schen Sammlung konnte ich mit der gefälligen Erlaubniss des Herrn G. Rose dasjenige benutzen, welches das hiesige königliche Mineralien- cabinet enthält; ferner überliess mir freundlichst Herr ZscHAU in Dresden eine Anzahl Krystalle aus Altenberg, welche mir zum Theil als wichtige Stücke für die Messungen dienten, endlich war Herr STELZNER in Freiberg so gütig, mir eine An- zahl für die Paragenesis interessanter Specimina aus den Frei- berger Sammlungen zur Ansicht zu schicken. Durch die freund- liche Gefälligkeit der betreffenden Sammlungsvorstände war es mir ferner möglich, die in Freiberg und Dresden vorhandenen Exemplare einer genauen Durchsicht zu unterwerfen. Allen den genannten Herren sage ich hiermit meinen verbindlichsten Dank. Die Krystallmessungen sind im hiesigen physikalischen Universitätslaboratorium des Herrn G. Masnus angestellt, und zwar mit einem von OERTLING gebauten MITSCHERLICH’schen Reflexionsgoniometer, dessen Kreis eine Ablesung auf 0,5 ge- stattete; bei der Messung wurde das zweite Fernrohr abge- nommen und als Object eine sehr kleine Gasflamme in ge- nugender Entfernung benutzt. Diese Methode gestattet, wenn ein dunkles Zimmer zur Verfügung steht, so genaue Resultate, als nur bei der Beschaffenheit der Krystallflächen möglich ist; sie liefert die empfindlichste Controlle dafür, dass eine Fläche vollkommen eben ist, da bei der geringsten Abweichung von der Ebene, wobei immer noch ein deutliches Bild des Fadenkreuzes des zweiten Fernrohrs erhalten wurde, die Flamme doppelt oder in die Länge gezogen erscheint. Die optischen Untersuchungen sind in demselben Laboratorium ausgeführt. Die gewählten Bezeichnungen sind die Naumann’schen, nur mit dem Unterschiede, dass mit a die Brachydiagonale, mit c die Verticalaxe bezeichnet ist. 383 I. Topas von Altenberg. A. Vorkommen. Das Altenberger Zinnstockwerk wird bekanntlich von einer Anzahl zinnführender Netzgänge von meist geringer Mächtig- keit durchsetzt, auf welchen mannichfache gut krystallisirende Mineralien einbrechen. Zu diesen gehört die zu beschreibende Varietät des Topases.*) Die Grundlage derjenigen Gangstücke, welche denselben besonders reichlich enthalten, besteht also aus dem bekannten dunkelgrauen, mit Zinnerz imprägnirten Zwittergestein des Stockwerkes; auf diesem findet sich zuerst eine Quarzlage, welche innig mit dem Nebengestein verflösst erscheint. Dieser folgt ein unregelmässiges, oft von Rotheisenerz gefärbtes Gemenge von Topas mit Quarz, von welchen beiden Mineralien der Topas das ältere ist, da deutliche Krystalle desselben in Quarz steckend und Eindrücke in demselben zurucklassend zu beobachten sind. Es hat also, wahrscheinlich nahezu gleichzeitig mit der Topasbildung, aber etwas später, eine zweite mächtige Quarzbildung auf diesen Gängen stattgefunden; das Aussehen dieses Quarzes ist indess ganz übereinstimmend mit dem des älteren, welcher die Saal- bänder des Ganges bildet. In jenem Gemenge finden sich noch untergeordnet Wolframit und Molybdänglanz; während der Quarz nicht immer in isolirten Krystallen erscheint, tritt der Topas stets in vorzüglich scharfkantigen glänzenden Krystallen auf, welche, gewöhnlich nur mit einem Ende ausgebildet, in dem ebenfalls noch Topas haltigen Ge- menge regellos zerstreut liegen und sich glatt davon ablösen. Als jüngere Gebilde treten dann krystallisirtes Zinnerz, Stein- mark und Flussspath hinzu, von denen wieder Zinnerz das älteste Glied ist. Dasselbe ist gewöhnlich jünger als der Topas; denn es findet sich zuweilen der letztere in die Kıystalle desselben eingewachsen; selten ist es älter als jener. Wenn das Stein- mark vorwaltet, scheint der Quarz, wenigstens die grösseren *) Auffallenderweise wird derselbe in den älteren Beschreibungen von GöruE (s. Nösgzratu in Lzonuarp’s Tasehenb. 1825, I., 558) und Kuır- stein (Geogn. Bemerk a. e, Reise d. Sachsen u. Böhmen, 1830, und Jahrb. f. Min. 1830, 256 f.) nirgends erwähnt. Ebensowenig führen ihn Breırtuaupt, Paragenesis, und Cotta, Erzlagerstättenlehre, an. 25° ee a 1 3 384 Krystalle, zurückzutreten. An vielen Stücken findet sich eine weiche, violettgraue, Steinmark-ähnliche Substanz , jedenfalls ein Flussspath - haltiges Gemenge, welche den Gang zuletzt er- füllt und glatte glänzende Eindrücke der Topas- und Quarz- krystalle angenommen hat. B. Krystallform. Die Topaskrystalle von Altenberg gehören zu den flächen- reichsten dieses Minerals überhaupt. Sämmtliche Formen, welche ich an denselben beobachtet habe, sind in der folgen- den Tabelle angeführt, wobei diejenigen, welche neu aufge- funden, d. h. am Topas überhaupt bisher noch nicht bekannt, mit einem T bezeichnet sind. Vor das Zeichen sind die von Herrn v. KoKSCHAROFF gewählten Buchstabenbe- zeichnungen, mit Hinzufügung neuer für die noch nicht be- nannten Flächen, gesetzt, und dieselben Buchstaben sind auch auf den Figuren (Tafel XI.) zur Anwendung gekommen: 1) M=noP 2) m = ooP2 3) {= ooP: 4) led 5) ge on or oo P5 {0 G— Be SA oo Poo 9) PD ı Po 10%, ia De 11) u — 2 Poo 12) d= Po 13) 2 — 1Poo 14) h= i1Po 15) De, DB 16) u=.4#P 385 l 17) i=1P 18) P=0P I Ausserdem: 19) ein Brachydoma, welches nur wenig gegen f geneigt ist, und dessen Messung auf das Zeichen 2 Po führen würde; 20) ein ebensolches als Abstumpfung der Kante f:y, deren mehrere bekannt sind; 21) ein sehr flaches er (Rhombenoktaöder der Hauptreihe), die Kante zwischen 2

P. Die übrigen vorkommenden Gestal- ten erscheinen nur an einzelnen Krystallen und immer von ge- ringer Ausdehnung der Flächen. Der erste Habitus geht durch Grösserwerden der Flächen der Oktaöderzonen allmälig in den zweiten über. Was den Topas von Altenberg krystallographisch beson- ders auszeichnet, ist neben seinem Flächenreichthum das vor-. herrschende Auftreten der steilen Grundpyramide, welche, ausser denen von Miask, eine nicht häufig auftretende Fläche 387 ist.*) Mit letzteren, die Herr v. KoKSCHAROFF (Mater. z. Mi- neral. Russl. Il. Bd.) so ausführlich beschrieben und durch zahlreiche Abbildungen erläutert hat, und welche in ihrem Ha- bitus von den übrigen sibirischen ziemlich abweichen, haben die Altenberger Krystalle in jeder Beziehung die grösste Aehn- lichkeit. Namentlich Ceilt dies von denen des zweiten Habitus (dem bei Weitem die Mehrzahl angehört), deren Flächen fast sämmtlich die namlichen sind und in derselben relativen Aus- dehnung, wie an den Miasker Krystallen, combinirt erscheinen. Unter anderen ist auch die sonst beim Topas so seltene Fläche e = coPco, welche für die Krystalle vom Ilmensee charakte- ristisch ist, an jedem Krystall von Altenberg, wenn auch meist sehr schmal, nachzuweisen. Die Beschaffenheit der Flächen ist die folgende: Das Grundprisma M, immer gross ausgedehnt, ist zwar öfters ganz eben und von vorzüglichem Glasglanz, viel häufiger aber vertical gestreift, besonders der nach der Combinationskante mit m hin liegende Theil der Fläche; ebenfalls vertical, also parallel mit ihren Combinationskanten, erscheint auch die Strei- fung auf den anderen Prismen m, l etc. Selten tritt auf den Mtlächen eine horizontale Streifung auf, wie an dem Fig, 5, Taf. XI. abgebildeten und unten näher beschriebenen Krystall. Das Prisma g erscheint zuweilen auch ganz matt. Das Doma / ist meist eben und glänzend, zuweilen mit zahlreichen feinen, warzigen Unebenheiten bedeckt, die indess so klein sind, dass die Fläche noch immer hell glasglänzend erscheint; Streifung parallel der Kante mit o kommt vor, besonders im oberen Theile der Fläche, seltener horizontale (parallel der Combinations- kante f:y) Fracturen und Streifen; eine sehr eigenthumliche Form derselben zeigt der Fig. 5 abgebildete Krystall (siehe unten); nur an vereinzelten Krystallen ist / ganz rauh. 2 Po, meist glänzend, oft auch etwas gekrümmt, ist gewöhnlich klein, *) Die beiden an den übrigen Fundorten gewöhnlich vorkommenden Pyramiden der Hauptreihe sind bekanntlich flacher als P, nämlich 1 P und „P. Die Fläche P? findet sich gross ausgedehnt noch an den Kıy- stallen von Mourne Mountains bei Belfast in Irland und von Rio San Francisco in Brasilien, welche auch im Uebrigen den Altenbergern sehr ähnlich sind. BEN ee doch kommt es vor, dass eine Fläche desselben gross ausge- dehnt erscheint; zuweilen findet sich eine horizontale Streifung parallel der Kante y:f. Sobald zu f und y noch ein flache- res Brächydoma ;hinzutritt (an einigen Krystallen > Poc, wie sich aus dem Parallelismus der Combinationskante desselben mit 4 P ergab), so erscheint dieses stets wenigstens ganz matt, wobei es mit f noch eine deutliche geradlinige Combinations- kante bildet, öfter aber rauh und warzig, und geht dann ge- wöhnlich gerundet in die Fläche von Poo über. In letzterem Falle entsteht es meist dadurch, dass eine Menge kleiner Kry- stallendigungen, von der f-Fläche ausgehend, in deren oberen Theile sich dachziegelförmig nach oben über einander schie- ben (vergl. Fig. 5, Taf. XI.); die dadurch entstehende rauhe Fläche hat man wohl nur als eine Scheinfläche zu betrachten, da sich aus ihren Combinationskanten mit den Oktaödern ihre Lage nicht bestimmen liess. Ueberhaupt erscheint die obere Kante f:f, welche die Endigung des Krystalls bildet, immer abgerundet und rauh, zuweilen deutlich aus zahlreichen kleinen Krystallenden zusammengesetzt. Dehnt sich dies auch auf einen grossen Theil der Flächen von f aus, so finden sich diese, und besonders die obere Kante, oft mit Eisenrahm und anderen fremdartigen Substanzen überzogen, während die an- deren Krystallflächen sich glatt und rein von den umgebenden Mineralien ablösen. — Die basische Endfläche, welche nur hier und da und immer klein auftritt, ist stets matt. Die steile Pyramide o erscheint von allen vorkommenden fast immer als die bei weitem grösste, sie ist meist glatt und glänzend, zu- weilen stark gestreift parallel der Kante o: M, und in diesem Falle kann man deutlich beobachten, dass die horizontale Strei- fung durch das Alterniren mit einer steileren Pyramide der Hauptreihe entsteht; an anderen Krystallen ist dieselbe Fläche aber anch, und zwar sehr stark an dem oben erwähnten gröss- ten Krystall der Tamnau’schen Sammlung, parallel o:d ge- streift. Die Abstumpfung d = Po erscheint meist matt und parallel o:d gestreift, zuweilen aber auch glänzend und mit Streifung parallel d: M. Die beiden flachen Pyramiden « und i, sowie auch c, sind zwar glänzend, aber meist nur sehr klein. 389 Die Abstumpfungsfläche p*) ist gewöhnlich rauh, A glänzend und deutlich nach den Kanten Ah:i gestreift. Diese soeben ausführlich mitgetheilten Beobachtungen zei- gen, dass bei einer grossen Anzahl von Flächen des Topas von Altenberg sich Streifung in verschiedenen Rich- tungen zeigen kann. Man hat wohl früher angenommen (und es waren bisher als Ausnahmen davon nur bekannt Kupferlasur und Eisenkies), dass eine und dieselbe Krystallfläche auch nur eine und dieselbe Strei- fung trage, an welcher man sie stets sicher zu erkennen ver- möge. Wenn sich auch hierdurch zeigt, dass dies keineswegs der Fall ist, so lässt sich doch leicht erkennen, dass auf jeder Krystallfläche eine Art von Streifung nicht nur bei Weitem die häufigste, sondern auch in den meisten Fällen die regel- mässigste ist, so dass diese als die charakteristische Streifung der Fläche bezeichnet werden könnte. So ist bei den in Rede stehenden Krystallen die charakteristische Streifung der Prismenflächen die verticale, der Brachydomen und der Hauptpyramide die horizontale u. s. w., -was wahr- scheinlich für alle Varietäten des Topas gilt. Zur Veranschaulichung der Combinationen dienen die in den Figuren 3 und 4, Tafel XI., nach der Natur gezeichneten Krystalle, welche mit Rücksicht darauf ausgewählt sind, dass es die flächenreichsten und auf denselben die Mehrzahl der oben angeführten schmalen Abstumpfungen (die abgeleiteten Pyramiden) ihrer Lage nach zu ersehen sind. Fig. 3, Taf. XI., ist ein Krystall meiner Sammlung, den ich von Herrn ZscHau in Dresden erhalten habe. Derselbe Dr] u De] I zeigt in der Prismenzone © P, » P2, & P2, © P3, © P5; 1 Bıner I, Pos, ,L, 1 px und die Abstumpfungen d: u, u: f, d:o und d: M. Fig. 4, im Besitz des Herrn TaunAv, ist die Combination ooP,ooPi, oP2, P, Po, iP,4P, 4Po, 2 op, *) Dieses Doma wurde an einem Mursinsker Krystall der Sammlung des russ. Bergeorps von Herın Breırnaurt angegeben (s. KoKsSCHAROFF, Mat., Ill. Bd.), aber von Herrn v. KokscHArorr nicht benannt. Ich habe es am Altenberger Topas öfters beobachtet. » Ber r 390 ra, ; UP oo und eın noch flacheres Brachydoma; endlich die Ab om pfängen da, dEM, ur. dei. Fig. 5 stellt ein Individuum dar, welches durch seine Zusammensetzung, ein lehrreiches Beispiel für die schichten- weise Bildung dieser Krystalle liefert. Auf der einen der gross ausgedehnten M-Flächen ist nämlich die Krystallbildung, wie dies bei anderen Substanzen, namentlich bei künstlich krystalli- sirten Salzen, so häufig der Fall, nicht bis zur Ausfüllung der ganzen Fläche gelangt, und die zurückgebliebene Vertiefung zeigt in zahlreichen treppenformig nach innen gehenden Ab- sätzen die Grenzen der nach und nach entstandenen Schichten des Krystalls. Diese Grenzen sind nun, wie die Figur zeigt, immer parallel bestimmten Kanten am Krystall, nämlich den Combinationskanten f: M, M:o (horizontal), M (links) : o (rechts) und M (links) : w (rechts). Ganz dieselben Richtun- gen, und nur diese, zeigen sich auch als Streifung auf den M-Flächen selbst, von denen namentlich die linke, mit einer starken Lupe betrachtet, ein Bild von solcher Mannichfaltigkeit der Figuren darbietet, dass es auch durch die sorgfaltigste Zeichnung nicht hätte zur Anschauung gebracht werden kön- nen. Trotz dieser Mannichfaltigkeit, welche durch das Ab- setzen der Streifen an den sie durchschneidenden und verwer- fenden, anders gerichteten entsteht, herrscht in denselben die grösste Regelmässigkeit; sie lassen sich sammtlich auf die vier oben genannten Richtungen zurückführen. Eine seltene Aus- nahme bildet dieser Krystall noch dadurch, dass die dichteste und auffallendste Streifung auf M die horizontale ist, während M an den meisten Krystallen nur vertical gestreift erscheint, _ wie dies auch auf den beiden hinteren Prismenflächen dessel- ben Individuums in ganz normaler Weise der Fall ist. Auf den Combinationskanten von M und f (rechts) befindet sich eine Reihe treppenförmig abgesetzter kleiner Flächen, welche mit o zugleich einspiegeln. Die f-Flächen zeigen eine von der gewöhnlichen ganz verschiedene Art von Streifung, welche, gegen die rauhe obere Kante hin am stärksten, nach unten immer feiner werdend, aus lobenartigen Zickzacklinien besteht, wobei die Längsausdehnung der einzelnen Spitzen parallel der Kante o.::f liegt. Hemimorphe Krystalle. Die sehr seltenen an bei- 391 den Enden ausgebildeten Krystalle des Topas zeigen bekannt- lich oft eine Art von Hemimorphie dadurch, dass besonders die Flächen / und d nur an einem Pol auftreten. Unter zahl- reichen Krystallen von Altenberg findet man ebenfalls nur we- nige oben und unten frei entwickelte; diese zeigen aber die erwähnte Erscheinung fast nur durch verschiedenartige Aus- bildung der Flächen angedeutet. Ich habe in der Taunau’schen Sammlung die im Folgenden: beschriebenen vier Krystalle ge- funden: 1) An einem Pol f gross, y klein, die obere Kante f:f etwas abgerundet, o und d ziemlich klein; am entgegengesetz- ten Ende o und d ebenso, deutliche Abstumpfung von d:o, ferner u und i, nach oben gerundet gegen das rauhe o P, end- lich /f, wegen der Ausbildung der Pyramiden schmaler, als am anderen Ende, und y. 2) Abgebildet in Fig. 6. Taf. XI. An einem Pol: P vor- herrschend, Po, I, sp, Po, oP klein und matt, Pos: 2 Po (nur an einer Seite) glasglänzend, 1 Poo matt. Am anderen Pol: vorherrschend o P (matt); +? und Pc eine flache sechsseitige Zuspitzung bildend, alle ziemlich matt; als schmale Abstumpfungen zwischen co ? und $ 7? erscheinen ? und + ? glänzend. 3) An einem Pole eine Fläche von 4 P so gross ausge- dehnt, dass die anderen nur als schmale Abstumpfungen er- scheinen; übrigens an beiden Enden ?w, P, LP, 1 Po. 4) Der in Figur 7 abgebildete Krystall zeigt einen ganz abweichenden Habitus durch Vorherrschen zweier gegenüber liegender M- und zweier f-Flächen. Dadurch erscheinen alle übrigen in sehr verschiedener Ausdehnung; die Flächen sind folgende: &P, & P2, co Pw, Pw, 4Pco rauh, Po, oP am unteren Pol, Pcv, P, +P, +P, Abstumpfung d:u sehr deutlich, :f schwach. Die Hemimorphie zeigt sich wieder nur in einem verschiedenen Ansehen der beiden Pole; während am oberen (vergl. Fig. 7) f: J eine ziemlich ausgedehnte Kante, schmal zugeschärft durch ! ! Po bildet, läuft das andere Ende wegen der grösseren Ksbildung der Pyramidenflächen von 392 allen Seiten spitz zu und wird durch die kleine End- fläche abgestumpft. Ein vollständiger Gegensatz in Bezug auf die auftretenden Flächen zwischen den beiden Polen ist also hier nicht zu be- obachten; vielmehr sind gewöhnlich dieselben Flächen an bei- den Enden vorhanden, und nur die Art ihrer Ausbildung deu- tet auf die Hemimorphbie hin. Auch befindet sich in dem mineralogischen Museum zu Dresden ein Krystall des ersten Habitus, welcher an beiden Enden ganz gleich ausgebildet ist. Die prismatische Zone wird bei allen eben beschriebenen Kry- stallen durch co P (vorherrschend), ® P?2 und 8 P2 gebildet. C. Resultate der Messungen. Die Topaskrystalle von Altenberg setzen, obgleich von so ausgezeichnetem glänzenden Ansehen, der genaueren Erfor- schung ihrer Kantenwinkel doch einige Schwierigkeiten ent- gegen. Diese liegen in der Zusammensetzung der Mehrzahl aus mehreren, nicht streng parallelen Individuen, daher die scheinbar noch so ebenen Krystallfllächen zwei, ja oft eine ganze, über 1° lange Reihe reflectirter Bilder des leuchtenden Objects*) geben. Da die Wahl des hellsten derselben nicht immer die richtige sein durfte, da ferner zuweilen mehrere der- selben gleich hell sind, so sind solche Flächen zur genauen Bestimmung von Krystallwinkeln völlig unzulässig, Unter diesen Unregelmässigkeiten findet sich besonders eine häufig, dass nämlich die verschiedenen nicht parallelen Theile eines Krystalls um die verticale Hauptaxe um einen kleinen Winkel gedreht sind. Diese unregelmässige Ausbildung überträgt sich dann auch auf die am Ende befindlichen domatischen Flächen, wie weiter unten aus den Messungen von Pco zu ersehen ist, Zu solchen Messungen, welche der Rechnung zu Grunde ge- legt werden sollen, können natürlich nur ganz regelmässig ausgebildete Krystalle gewählt werden, daher ich 24 Kry- stalle, 10 meiner Sammlung und 14 der Tamnau’schen, gemessen habe, um sichere und genaue Resultate zu erhalten. *) Wie Eingangs erwähnt, war dies eine sehr kleine Gasflamme in genügender Entfernung, an un tr " + r 393 Zur Bestimmung des Axenverhältnisses a: b diente das verti- cale Prisma M = &P. Um einen sicheren Werth fur das- selbe zu finden, war es also nöthig, es an solchen Krystallen zu messen, an welchen alle vier Fliachen so ausgebildet waren, dass sie mit einander sehr nahe gleiche und resp. supplemen- täre Winkel lieferten, also völlig regelmässig gegen einander gelegen waren, und von diesen mindestens drei, wo möglich alle vier, sehr scharfe Bilder reflectirten. Diese Bedingung erfüllten von allen nur fünf Krystalle, an denen als Mittelwerthe aus mehrmaligem Messen aller brauchbaren M-Flächen gefun- den wurde: 1) MM. =: 18241:15 9 2) een 3) =3150 4). 1549 5) ER. Die genaue Uebereinstimmung .dreier dieser Werthe, so- wie der Umstand, dass von den beiden anderen Kıystallen der erstere einen eben so viel darunter liegenden Werth liefert, als der des zweiten darüber, zeigt, dass der wahre Winkelwerth zwischen 124° 15’ und 16 liegt. Das Mittel jener 5 Zahlen giebt, mit Rücksicht auf ihr nicht bei allen Ar&lgichen Gewicht genommen, den Werth M:M =:124° 15 30”. ' Dass dieser Fundamentalwerth sich der Wahrheit ausser- ordentlich nähert, zeigt die Vorzüglichkeit der Uebereinstim- mung der daraus berechneten Werthe mit def besten beob- achteten für andere Kantenwinkel an den Krystallen (s. unten die Tabelle der Winkel). An sechs anderen Krystallen waren nur je zwei benachbarte Flächen von M gut messbar, weshalb die daraus erhaltenen Resultate, nicht durch die regelmässige Lage der anderen Flächen controllirt, keine genügende Sicher- heit bieten können. Indess dienen sie in ausgezeichneter Weise zur Bestätigung obigen Werthes; denn das Mittel der 6 gefundenen Winkel, die übrigens auch nur wenige Minuten von einander abweichen, ist 124° 15,6. Für die Bestimmung der relativen Grösse der verticalen Hauptaxe, also des Verhältnisses ce; 5, bietet sich als gross 394 ausgedehnt und meist sehr eben das Doma f= Pco dar, Nun erscheinen aber an den Krystallen, weil sie mit dem einen Ende aufgewachsen sind, nur zwei Flächen desselben, die des oberen Pols (die wenigen ringsum ausgebildeten eigneten sich nicht für genaue Messungen); jene beiden Flächen bieten also durch ihre Messung keine Controlle für ihre regelmässige Lage zu einander und zu den übrigen Flächen. Ferner waren gerade solche Krystalle, an denen f: f sehr genau bestimmt werden konnte, wie die prismatischen Flächen zeigten, unregelmässig ausgebildet, und es war daher sehr wahrscheinlich, dass diese Unregelmässigkeit sich auch auf die domatischen Flächen aus- gedehnt habe, und dadurch ihre Lage, obgleich sie selbst ganz eben und nicht zusammengesetzt waren, alterirt worden sei. Dies bestätigte sich vollkommen durch die Messung, welche an verschiedenen Krystallen für f: f äusserst abweichende Re- sultate ergab: von 92° 35’,5 bis 92° 51‘. Unter den fünf Krystallen, an welchen die prismatische Zone so regelmässig ausgebildet war, dass sıe zur Bestimmung des Fundamental- werthes von M: M dienen konnte (s. oben), zeigte nur einer so glänzende f-Flächen an seinem Ende, dass deren Neigungs- winkel ganz genau gemessen werden konnte; hier stand also zu erwarten, dass auch das Ende des Krystalls so regelmässig gebildet sei, als die am grössten ausgedehnte prismatische Zone, und somit der gefundene Winkel f: f der Wahrheit entspreche. Um dies jedoch uber jeden Zweifel zu erheben, wurde die regelmässige Lage beider Flächen von Pcoo dadurch untersucht, dass die Neigung einer jeden von ihnen gegen diesel- ben zwei Prismenflächen M, welche die vorzüglichsten Re- flexbilder lieferten, bestimmt wurde. Ich fand, dass die eine f-Fläche gegen M 108° 482, die andere gegen dieselbe M-Fläche 108° 48,0 (Mittel mehrerer Messungen) geneigt sei. Damit ist bewiesen, dass sie völlig regelmässig liegen, der Winkel, den sie mit einander bilden, und welcher gefunden wurde zu 92° 44 15” als Mittel mehrerer Messungen, genügend nahe dem richtigen Werth für die Neigung f:f ist. An einem anderen Krystall mit guten f-Flächen waren zwei gegenüber liegende Flächen E E & 2 De. en 395 von M ebenfalls gut ausgebildet, und es wurde durch eine ganz gleiche Messung gefunden, dass die ersteren ziemlich ebenso regelmässig gelegen waren, als in dem soeben besprochenen Krystall; ihre Neigung gegen einander war 92° 44°,5. Dem- nach ist obiger Werth als sehr genau. anzusehen. Die Winkel, welche an zwölf anderen Kıystallen für f: f gefunden wurden, weichen aus den oben dargelegten Gründen bedeutend von einander ab; — dass jedoch diese Abweichungen völlig regel- lose Schwankungen sind, von zufälliger Unregelmässigkeit und Zusammengesetztheit der Krystalle herrührend, und nichts Ge- setzmässiges darin liegt, wird dadurch bewiesen, dass das Mittel derselben, 92° 43, 3, nur 0',9 von dem oben gefunde- nen wahren Werthe abweicht. Bei einer grösseren Anzahl von Krystallen würde es sich also wohl demselben noch mehr genähert haben. Die beiden in dieser Weise mit grösstmöglichster Sorgfalt bestimmten Werthe von M: M und f: f wurden der Rechnung zu Grunde gelegt, und die gute Uebereinstimmung derjenigen anderen Winkel, welche genau bestimmt werden konnten, mit den aus jenen berechneten, wie sie sich in der weiterhin fol- genden Tabelle zeigt, ist ein fernerer Beweis für ihre Genauig- keit. Es ergab sich aus M:M et das Axenverhältniss: a:b:c = 0,52882:1:0,95330. 124° 15° 30” 92° 44° 15” Demnach sind die krystallographischen Constanten dieser To- pasvarietät nur wenig verschieden von denen der sibirischen Topase, deren Axenverhältniss a:b:c = 0,52854 :1: 0,95395 v. KoxscH. (M : M= 124° 17’, f:f= 92° 42), und von denen Herr v. KokscHAROFF gezeigt hat (Mat. z. Min. Russl.), dass sie unter einander sehr genau übereinstimmen. Doch ist die Verschiedenheit beider immerhin gross genug, um die Behaup- tung zu rechtfertigen, dass der Altenberger Topas ein anderes Axenverhältniss habe, als jene. Die wichtigeren Kantenwinkel des ersteren sind in der folgenden Tabelle aus dem Axenverhältniss berechnet und zur Vergleichung neben diejenigen, welche zugleich beobachtet 396 worden sind, die durch Messung gefundenen Resultate gesetzt. Da die meisten vorkommenden Winkel an mehreren Krystallen gemessen wurden, diese aber von sehr verschiedener Beschaffen- heit in Hinsicht der Flächen, also die Beobachtungen nicht von gleicher Brauchbarkeit sind, so wurde für diese Tabelle nur derjenige gefundene Werth ausgewählt, welcher an und für sich wegen der besseren Beschaffenheit der dazu benutzten Flächen die Wahrscheinlichkeit darbietet, dass er sich der Wahrheit am meisten nähere, — ohne Rücksicht darauf, ob es zugleich derjenige ist, welcher dem berechneten Winkel am nächsten kommt (die Resultate der übrigen Messungen folgen nach der Tabelle). Die in ( ) geschlossenen unter den beob- achteten Winkeln sind durch Messung ganz schmaler oder ge- krummter Flächen gewonnen und daher nur ungenaue Approxi- mationen, welche lediglich dazu dienen können, das Zeichen der betreffenden Gestalt zu bestimmen. Von den übrigen Win- keln sind die genau und zuverlässig ermittelten mit (a), die weniger genauen Messungen mit (b), die beiden Fundamental- werthe, welche der Rechnung zu Grunde liegen, mit * be- zeichnet. Berechnet: Beobachtet: M:Mana= #194 155 M:M and = 55°.44,5 M:ce —, 110: 52:3 m. m ana = 108 34 m:m and = 16 50,6 m: M — 169 27,0 169 23,5 (b) NER N ee Le) A:M 241097 9,4 (164. 54) .rl = 4.16: °1056 (17619) Des) Jana 86 VALA 86 AT,5 (o) Lat “an d =2935°1 256 l:M =116° 1959 167 15,000 9 98 amt =°62. 27,0 ige gan BE 1193350 GM — 1580 97 gr 1 — 168 50,0 168 53,5 (b) v-yw'an @= 47'26,0 vw: p an db = 138 34,0 397 - Berechnet Beobachtet vw: M 1330332» (1399.19 Fa’fr anıc == *92 444 Hs, fand u a EM —= 108 49,1 108 48,4 (a) yıy an c = 55 21,2 y:y anb = 124 38,8 nf —= 161 18,4 161 21 (5) d:deana —. 191.328 d:danc EHRE p:pana =: 184 5.70,6 mn an = % 56,4 h:h ana =3#02.5.,02 h:hanc = L,P7 x.59,8 o:o(Kante X) = 130 21,9 130 29,5 (b) 9:0 (Kante; Y)-' :=:;:74.. 56,0 | 0:0 (Basisk. Z) = 127 45,3 o:M — 153.921 155 56 (b) 02.d — 155.110 155 11,5 (a) 0 f — 127 28,0 Zur Erläuterung dieser Tabelle mögen die folgenden Be- merkungen über die Resultate der Messungen bei den einzelnen Winkeln dienen: Das Prisma m ist zwar fast an jedem Krystall vorhanden, aber stets so gestreift, dass die Messungen nur dazu dienen konnten, sich zu vergewissern, dass es in der That 8 P2 sei. A ist nur an einem Krystall als schmale Abstumpfung be- obachtet worden, aber sein Co£@fficient durch die Messung sicher gegeben. Für !:! und !:M sind die in der Tabelle mitge- theilten Werthe an demselben regelmässig ausgebildeten Kıy- stall erhalten, welcher den genauesten Werth von M: M und den Fundamentalwerth für /: f geliefert hat; an einem ande- ren Krystall, dessen co # ebenfalls regelmässig ausgebildet, war nur eine /-Fläche gut zu messen, es wurde beobachtet !:M = 161° 16 (also noch genauere Uebereinstimmung); an den übrigen Krystallen war / auch bei gut messbarem M nicht zu genauen Beobachtungen brauchbar. g tritt nur an einigen Krystallen auf und immer ziemlich matt; u = &/P5 zwar an Zeits.d. D.geol. Ges. XXIJ, 2. 236 398 sehr vielen, aber so schmal, dass nur an einem eine unge- fähre Messung von w: M vorgenommen werden konnte, welche indess das Zeichen dieses Prisma unzweifelhaft bestimmte (Hr. v. KoKScHAROFF „ Mater. z. Min. Russl., III. Bd., hat bereits ein unbestimmbares oo Pn angegeben, wo n<4, also wahr- scheinlich dasselbe). Der für f: M in der Tabelle gegebene Werth ist das Mittel der bei Gelegenheit der Bestimmung von f:f bereits angeführten Winkel. y:f wurde nur einmal ge- nauer gemessen, da aber die andere y-Fläche zu klein war, bietet diese Beobachtung keine Sicherheit für die richtige Lage der benutzten Fläche. Die Kante X von o wurde nur einmal gemessen, ebenso 0: M, also ist von diesen Zahlen keine so genaue Uebereinstimmung zu erwarten, als von einem Mittel der Winkel aller zu einer Gestalt gehörigen Flächen. Dagegen ist die in der Tabelle aufgeführte Zahl für o:d durch Messung aller vier Kanten an dem ausgebildeten Ende, deren Mittel sie ist, gefunden. D. Optische Untersuchung. Die Ebene der optischen Axen ist, wie bei den übrigen Varietäten des Topas, das Brachypinakoid, die Verticale die erste Mittellinie, der Charakter der Doppelbrechung positiv. Wegen der leichten Spaltbarkeit nach der Basis erhält man ohne Mühe Spaltungsplatten, genügend eben für die Mes- sung des optischen Axenwinkels. Zu dieser Messung wurde ein Des OroiszAaux’scher Apparat, welcher dem physikalischen Cabinet der hiesigen Universität gehört, benutzt. Untersucht wurden acht solcher Platten und theils direct der Axenwin- kel in Luft, theils derjenige in Oel für verschiedene Farben ge- messen und aus letzgferem der in Luft berechnet (bei bekann- tem Brechungsexponent des Oels). Es ergab sich der Axen- winkel in Luft, 2E: Für Roth*): 121° 25 bis 122° 50‘, i. Mittel 2E = 121° 58 Für Gelb: 120 20 „ 122 36 2 = 10 Für Blau: 10 4 „ 121 53 — 120 56 Ferner wurden mit Hülfe natürlicher Prismen zwei von den drei Hauptbrechungsquotienten a, B, y gemessen, indem *) Für Roth wurde rothes Glas, für Gelb eine Natronflamme, für Blau endlich schwefelsaure Kupfer - Ammonlösung verwendet, 399 von den beiden gebrochenen Lichtstrahlen das eine Mal der ordentliche, das andere Mal der ausserordentliche durch ein Nıcor’sches Prisma ausgelöscht und nur die Ablenkung des an- deren bestimmt wurde. Hierzu diente ein kleines, zum Des CroisEaux schen Apparat gehöriges, sogenanntes Pisant’sches Goniometer, dessen Kreis eine auf 1— 2’ genaue Ablesung ge- stattet. Als Lichtquelle benutzte man die Leuchtgasflamme eines ArGanD schen Brenners, und stellte den Faden jedesmal auf die Mitte der unten genannten Farben. Dadurch erhält man für Roth, Gelb und Blau Werthe der Ablenkung, welche den Farben der oben bei Bestimmung des Axenwinkels ver- wendeten Mittel (rothes Glas, Natronflamme, schwefelsaures Kupfer-Ammon) sehr angenähert entsprechen, wie sich weiter- 'hin zeigen wird; ferner erhält man durch verschiedene Pris- men Brechungsguotienten, welche selten um 2 Einheiten der öten Decimale differiren, gegenüber der Kleinheit der ange- wandten Krystalle gewiss eine genugende Genauigkeit. Mit Hülfe eines sehr vollkommen ausgebildeten Krystalls, wobei sämmtliche Flächen von M zu je zweien als brechende Prismen dienten, ergab sich: Brechender Winkel = 55° 45. Für den extraordinären Strahl (Elastieität || Axe 5) waren die beobachteten Minimalablenkungen: & Erstes Flächenpaar: Zweites Flächenpaar: Rotb:, 41° 53. Al? 97T Eeoiy:* AD. 19 42 11 Grun: 42 34 42 26 Blau: 42 46 42 40 Die entsprechenden Brechungsexponenten: Mittel: BR, —- 1,6097) 8, =:1,6105 B-=.5;6108 - Gelb: 1,6150 1,6134 1,6142 Grün: 1,6181 1,6164 1,6172 Blau: 1,6205 1,6195 1,6199 Für den ordentlichen Strahl (Elastieität || ec) gaben die beiden besten M-Flächen desselben Krystalls: 26* Minimalablenkung Brechungsexponent Roth: 42° 25 1,0102 Gelb: — 46 1,6205 Grün: — 57 1,6227 Blau: 43 12 1,6258 Die beiden anderen M -Flächen gaben ein, durch andere innen reflectirte, gestörtes Spectrum, weshalb für die Bestimmung dieses Index noch eine Messungsreihe mit einem anderen Kry- stall (No. 2 bez.) vorgenommen wurde. Es wurde gefunden: Minimalablenkung: bei No. 1 bei No. 2 Roth: 42° 32 42° 22 — 5) — 4 43 6 43 9 — 18 — 26 Brechungsindices: bei No. 1 bei No. 2 Mittel Reith; 7, — L,oltı le 1,6159 . (y) = 1,6168 e.. Gelb: 1.6222 1,6197 1,6209 % Grün: 1,6246 1,6254 1,6250 ; Blau: 1,6270 1,6289 1,6279 Da auch der letztere Krystall kein reines Spectrum lieferte, so wurde für die Berechnung des Mittels von y den beiden letz- ten Bestimmungen nur das haibe Gewicht der ersten beige- legt und so folgender Mittelwerth erhalten: Roth: yvy= 1,6165 Gelb: 1,6207 Grün: 1,6238 Blau: 1,6268 Aus dem nunmehr bekannten mittleren Brechungsindex ß und dem scheinbaren Axenwinkel in Luft, 2 E, lässt sich be- kanntlich der wahre innere Winkel der optischenAxen 2 V, berechnen nach der Formel: FT 401 sinV = 1 sin E. ß Diese Rechnung ergiebt: Roth: 2V7 = 65° 48 Gelb: — 18 Blau: . 64 58 Da man nach einer bekannten Gleichung aus den 3 Haupt- brechungsquotienten a, B, y den Axenwinkel berechnen kann, in diesem Falle aber letzterer, sowie ß und y bekannt sind, so lasst sich leicht umgekehrt einer der Indices, nämlich 0, aus 9, y und V finden durch die Formel: A202 E en a? ++ cos?’ V Auf diese Weise wurde nah Rothitvb gi 116075 Gelb: 1,6115 Blau: 1,6171 Somit sind sämmtliche optische Constanten des Topas von Altenberg ermittelt und in der folgenden Tabelle zusammen- gestellt: a“ Differ. Bu Di Y Auen 2V Roth: 1,6075 „, 1,6101 1,6165 u 48’ Gelb: 1,6115 161 1.6207 0 0.2 18 En 187° 1,6199. 9° © oa 5 Die als ein Maass der Dispersion dienenden Differenzen der Indices für verschiedene Farben, in Einheiten der 4ten Decimale angegeben, müssen für die grösseren um eine geringe Grösse wachsen; die Uebereinstimmung der Verhältnisse 40:56, 41:57, 42:61 zeigt, dass die Exponenten selbst fast auf 4 Decimalen zuverlässig sind. Durch die Wärme wird der Winkel der Axen nur wenig geändert; bei 100° zeigt er eine Zunahme von einigen Minu- ten, wie dies für Topas von Brasilien bereits Herr Des Cror- SEAUX (Man. d. min. I., 476) gefunden hat. 402 il. Topas von Schlaggenwalde. A. Vorkommen. Das Auftreten von Topas, welcher an diesem Orte in grösserer Menge gefunden worden ist als in Altenberg, wird angegeben sowohl in den regelmässigen in Gneiss aufsetzenden Zinnerzgängen, als auch im Greisen, der an der Grenze von Granit und Gneiss auftritt und die Erze in Nestern enthält. Da die Gruben, bevor ich die Gegend besuchte, zum Erliegen gekommen waren, so muss ich mich darauf beschränken, über das Auftreten des Minerals dasjenige mitzutheilen, was ich an einer grossen Reihe Gangstücke, namentlich der Tamnav’schen Sammlung, beobachten konnte. Diese Stücke sind von zweier- lei Art: a) Dunkeler flaseriger Gneiss als Neben zuweilen auch so feinkörnig und wenig flaserig, dass er dem Altenber- ger Stockwerksgestein ähnlich wird, an der Grenze gegen den Gang hin Topas und Kupferkies deutlich, wahrscheinlich auch Zinnerz und Wolfram enthaltend. Mit dem Nebengestein fest verbunden bildet fast das ganze Saalband des Ganges milch- weisser oder öfter grünlich gefärbter, meist nur durchscheinen- der Topas, der nach innen in dicken Prismen auskrystallisirt erscheint. Diese Krystalle sind oft von ziemlich beträchtlicher Grösse und gebildet von den Flächen: ®P2 und 2 Po vor- herrschend, ferner ®&P, ®& P2, +P u.s. w. — In dem Pyro- physalith-ähnlichen, strahligen und dichten Topas, welcher die Unterlage dieser Prismen bildet, findet sich besonders Wolfram eingeschlossen, dessen gestreifte prismatische Krystalle sich scharf im Topas abdrücken. Dieselben werden zum Theil di- rect vom Nebengestein getragen, sind also jedenfalls älter als der Topas. Neben diesen findet sich ferner Zinnerz, welches zuweilen vor dem Topas vorwaltet, und Molybdäanglanz. Das Zinnerz ist zum Theil älter als Topas; an solchen Stucken fand ich folgende Successionsreihe: 1. und 2. Wolfram und Zinnerz, deren Altersverhält- niss nicht sicher entschieden werden konnte; 3. Topas; 4. Quarz, nicht auskrystallisirt. Andererseits findet sich Zinnerz mit deutlichen Eindrleken EEE ERSNER EN a TR EEE EEE er en a g 7% ae a Te Su a 103 der Topaskrystalle, und ergiebt sich in diesen Fällen die Altersreihe: 1. Topas; 2. Zinnerz; 3. Kupferkies. Wir haben es also hier jedenfalls mit mindestens zwei, durch ihr Alter verschiedenen, Bildungen des Zinnerzes zu thun. Ferner zeigen die hierher gehörigen Successionsreihen 2. und 3. in Breıthaupr’s Paragenesis, S.143, dass auch Quarz älter als Zinnerz, Wolfram und Topas, vorkommt. b) Die zweite Kategorie von Topas führenden Handstucken von Schiaggenwalde stellen ein greisenartiges Gemenge dar entweder von Quarz mit Topas und Glimmer, oder von Topas und Zinnerz. Ausser dem Glimmer, welcher nur kleine haar- braune Blättchen bildet, erscheinen die genannten und einige andere Mineralien sämmitlich in ausgebildeten Krystallen. Un- ter diesen sind Quarz, Topas und Glimmer die ältesten, und zwar wird der letztere von den beiden ersteren umschlossen gefunden, so dass jener wohl der frühesten Entstehung ist. Der Topas ist theils jünger als der Quarz, und man findet dann kleine Quarzkrystalle theilweise in denselben eingewachsen, beim Ausbrechen einen Eindruck hinterlassend, öfter aber älter, so dass besonders die grösseren Quarzkrystalle jenes Gemen- ges zahlreiche ausgebildete Topasindividuen ganz oder zum - Theil einschliessen. Jedenfalls hat also hier, wie auf den Altenberger Gängen, eine gleichzeitige Bildung grosser Massen beider Mineralien stattgefunden, wobei diejenige des Quarzes _ früher begonnen und später aufgehört hat, als die Periode dauerte, während welcher der Topas zum Absatz gelangte. Die schönen Zinnerzzwillinge, welche in diesem Gemenge, be- sonders mit Topas verbunden, auftreten, sind sämmtlich jünger als dieser. Es mögen hier einige der an einzelnen Stücken beobachteten Altersreihen folgen: 1. Topas; 2. Zinnerz; 3. Kupferkies; 4. Steinmark. 1. Topas; 2. Zinnerz; 3. Flussspath. > 1. Quarz; 2. Topas; 3. Zinnerz; 4. Flussspath; 5. Stein- 1. Glimmer; 2. Topas; 3. Quarz; 4. Flussspath. 1. Glimmer; 2. Quarz; 3. Topas; 4. Quarz; 5. Fluss- 1. Topas; 2. Apatit. 404 Im Allgemeinen ergiebt sich, dass die Mineralien dieses Gemenges sich wohl in folgender Ordnung gebildet haben: Glimmer. Quarz. Topas. Quarz. Zinnerz,. — Zuletzt: Apatit, Flussspath, Kupferkies und Steinmark, die zum Theil secundärer Entstehung sind. B. Krystallform. Die im Folgenden mitgetheilten Beobachtungen über die Krystalle des Topas von Schlaggenwalde beziehen sich auf diejenigen der zweiten Art des Vorkommens. Die an demselben beobachteten Krystallflächen sind die folgenden: l. M ap 2. m = op% 3 I=wP2 4. a P3 | 9. d— coP3 en : u Po 8. = 2Poo 9. C.— SE 10. tb= 1Po 11. h= 4Po 12. }ö= 2Po® 13 pP*r)= !Po 14. d= Po 5. +p= 2Po 16. De R 17. — ı1Pp 18. ji= :P *) Von Herrn v. KoxscHArorF nur selten beobachtet und nicht be- nannt. 19. SE Wr apa 2ER Di P3 22. 00 DI P= oP Ferner finden sich noch einige nicht näher bestimmbare schmale Abstumpfungen, so der Kante von i:x, der von 0:M (wahrscheinlich e = 2 P), von M:r, l:y, M: M (jedenfalls co Poo) und d:o. Man ersieht hieraus, dass der Topas von Schlaggenwalde dem von Altenberg an Flächenreichthum kei- neswegs nachsteht. Der Habitus der meist nur kleinen Krystalle wird bedingt durch das Vorherrschen des nahe rechtwinkeligen Prisma oc P2 und des Doma 2 Po, wodurch die gewöhnlich ringsum aus- gebildeten Individuen, in der Richtung der Makrodiagonale ge- sehen, ein briefeouvertartiges Ansehen erhalten; unter den Py- ramiden ist — £ die gewöhnlichste. Eine solche einfache Oom- bination zeigt Fig. 8, Taf. XI. Alle anderen oben aufgeführten Flächen sind meist nur klein. Während die grösseren Kry- stalle der ersten Art des Vorkommens (s. oben „Vorkommen“), welche im Allgemeinen dieselben Flächen, wenigstens die häufi- geren derselben, zeigen, denen mancher anderer Zinnerzgänge sehr ähneln, stehen die hier beschriebenen, in dem greisen- artigen Gemenge liegenden, in Bezug auf ihr Ansehen keinen eines anderen Fundortes so nahe, dass sie nicht leicht davon unterschieden werden könnten. Die beiden Enden sind immer ganz gleich aus- . gebildet. 2 Die in der obigen Tabelle angeführten Prismen sind, ausser rz, sämmtlich fast an allen Krystallen zu finden; sie tragen oft, besonders stark das vorherrschende /, die für die prisma- tischen Formen beim Topas überhaupt charakteristische verti- cale Streifung. 2Pco, meist von den Brachydomen allein *) Herr v. KoxscharorF nennt eine flache, aber nicht bestimmbare Pyramide dieser Zone <, welche wahrscheinlich mit dieser identisch ist, dagegen wird z3P von Brasilien bereits von Herrn Naumann, Beine - und angew. Krystallogr. II, 43, erwähnt. 406 auftretend, hat zuweilen vereinzelte horizontale Streifen. SB ist sehr häufig, meist aber klein. Die Makrodomen sind saämmt- lich untergeordnet und nnr an denjenigen Krystallen mit Sicher- heit zu bestimmen, an welchen die Pyramidenflächen etwas grösser ausgedehnt sind; 4 Foo ist gewöhnlich glänzend, Px aber matt. Unter den Oktaädern herrscht stets % relativ vor, o tritt am seltensten auf und nur sehr klein. oP ist häufig vorhanden und stets ganz matt. Die Art des Auftretens der einzelnen Flächen zeigen die Figuren 9 und 10, Tafel XI., welche mit Berücksichtigung der verschiedenen relativen Ausdehnung der Flächen, wie sie sich an bestimmten Krystallen vorfand, gezeichnet sind: Fig. 9 zeigt die Combination: ® P, 2 2P®, 1Po, “Po, 2 Po, Po, P,+P,=P,4#P, 2 pP, oP und die Ab- empfusen 0o:M, Od en Bis und M:M. Fig. 10 enthält folgende Flächen: SR, op}, oP2, 2Po, Po, Po, P,+P,+4P, : P9, P3, 2P3, oP und die oncen 7. M und 0: M. C. Resultate der Messungen. Der Topas von Schlaggenwalde eignet sich weit weniger, als der von Altenberg, zur Ermittelung genauer Werthe seiner Kantenwinkel. Die Krystalle sind durch eingeschlossenen Glim- mer und zuweilen Quarz in ihrer regelmässigen Entwickelung gestört und daher die Winkel Schwankungen unterworfen, welehe nicht unbeträchtlich sind. Um einigermaassen genaue Resultate zu erhalten, hätte eine sehr grosse Anzahl gemessen werden mussen. Darauf verzichtend, habe ich mich mit einer annähernden Feststellung der Winkel begnügt. Für das Grundprisma M wurde an zwei Krystallen ge- funden: M:M = 124° 9,5 9’ Für die Form DS an dreien: 7:4 — 99° 80 — 532 — 34 Die Mittelwerthe von diesen, also respective 124° 9’ und Tr j D E a ae Tut En dur. bZn ntuung ga Bat SE Tal 7 ne nd hier 4 cher Min gt nieht a LE Nenn ar Sr FE ; 407 55° 32’ wurden zur Ermittelung des Axenverhältnisses benutzt. Daraus folgt: a:b:c = 0,5300 :1 : 0,9497. Die übrigen Flächen wurden nur da gemessen, wo es zur Verificirung ihres Zeichens nothwendig war, ohne Rücksicht auf ihre Brauchbarkeit und ohne durch Vervielfältigung der Messungen an verschiedenen Krystallen mittlere Werthe auf- zusuchen. Daher stellt sich bei Vergleichung der aus jenem Axenverhältniss berechneten und der beobachteten Winkel nur eine mittelmässige Uebereinstimmung heraus, wie die folgende Tabelle zeigt. Diejenigen Winkel, welche in ( ) geschlossen sind, betreffen so kleine oder so unvollkommene Flächen, dass diese kein refleetirtes Bild des Objects mehr lieferten; sie wurden so gemessen, dass man auf das Eintreten des Licht- schimmers auf den Flächen bei vorgeschlagener Mikroskoplinse einstellte, eine Art der Messung, welche im Mittel nur auf 1° genaue Resultate giebt. Die berechneten und gemessenen Winkel sind nun folgende: Berechnet Beobachtet M:Mana _ 2I2AST % M:Manb DEE 55 = 51 m: m ana = 103 2 103 20 m: m an b si Ni58 76 40 m: M —10690.2.96 169 55 Il: lana — 86.40 86.7.4353 l:lanb =.993:.%-20 938 217 I: M =NL617 269 161° 17 l: m —O UWE 141.%,47 T:mana =, 74 5 74 28 R:ranb — a Ey: mrl la, Ad 173 46 u y, ma a 0 © A en —] na =] ar\ =] an or :yanc — *59 3 Bo aa. et ss oo et ee Anmerkung: Es ist ein merkwürdiger Zufall, dass die yanb p c dance o (Basiskante) o (stumpfe Polk.) Met : u (Basisk.) u (stumpfe Polk.) Ku o (Zone M, o, u) i (Basisk.) i (stumpfe Polk.) : M : u (Zone M, o, u, i) in, ) : e (Basisk.) e (stumpfe Polk.) i (Zone 0, u,i, E) x (Basisk.) x (stumpfe Polk.) SR v (Basisk.) : v (stumpfe Polk.) u and Abe : r (Basisk.) : r (stumpie Polk.) 2 v (Zone |, r, v) Berechnet Beobachtet R — = —_— 124° 143 152 58 127 130 153 90 141 135 161 68 149 124 168 143 53 155 12 82 122 131 105 109 164 142 168 138 94 159 163 28° 10 14 20 30 20 124° (145) 152 153° 141 135 161 68 124 168 143 (925) (172) 151 109 164 142 168 (158,) (1635) 2 a 15. < x e vier gewöhnlichsten und stets in den Combinationen vorherr- schenden Formen des Topas paarweise sehr ähnliche Winkel haben: *) c rechts: v links, wenn die stumpfe Polkante dem Beobachter zu- “ gekehrt ist, A * Pag . Kenn at ar BE AT RLRTE Bann 2 AS ne BAR TEIT E RR E EEERE a EDER a) ARE a? vE RR ee yon ee BE # s Ir Ka N AT: Wr NETT A ER FREE be r e y ur # % | . % « m u } "2 " 409 == 1 e Mal p Be ==4.93.2°20. (Schlagg,) RE ne ® M:M = 124° 16 (Alt.) y:y Auf die Uebereinstimmung der ersten beiden Winkel hat schon Herr BreitHAvpt, Handb.d. Min. III, 728, aufmerksam gemacht. D. Optische Untersuchung. Lage der Axenebene und Mittellinie wie bei dem Alten- berger Topas. In ganz derselben Weise wie jener untersucht, ergab sich der Winkel der optischen Axen in Oel: Roth: 2H = 71° 0 Gelb: 69:,55 Blau: 67 11 Daraus folgt der scheinbare Axenwinkel in Luft: Roth >. 2E =44182.10° Gelb: 113 56 Blau: I 28 Demnach weicht dieser Topas hinsichtlich des Axenwinkels nur wenig von dem Altenberger ab; der Sinn der Dispersion ist ebenfalls der gleiche, die letztere ist indess bei demselben weit grösser, Für eingehendere Untersuchung waren die Krystalle zu klein und unvollkommen. II. Andere Fundorte. Im sächsischen Erzgebirge findet sich noch an verschie- denen Orten Topas auf Zinnerzlagerstätten. Ohne voll- ständige Beschreibungen derselben liefern zu wollen, mögen im Folgenden einige Beobachtungen über jene, nach den Fund- orten geordnet, ihren Platz finden: Pobershau bei Marienberg. Auf den im Gneiss aufsetzenden Zinnerzgängen tritt, zusammen mit Zinnerz, Gil- bertit, Quarz, Arsenkies, Topas in ziemlich grossen Kry- stallen auf. An einem Stück der Freiberger Sammlung beob- . achtete ich die Combination: oo P, oo P}, oo P2, 00 Poo gross, ’ Pre a oP, 4P, 4P, Poo gross, 2Poo, endlich eine Abstumpfung der B Kante +P: Po. } Sauberg bei Ehrenfriedersdorf. Gänge im Glim- merschiefer, reich an mannichfachen Mineralien. Successionen, in welchen Topas erscheint, wurden zuerst von Herrn Bk&ir- HAupT folgende beobachtet (Paragenesis d. Min. p. 141.): (No. 1.) Quarz. Zinnerz. Arsenkies. Topas. Flussspath. (No. 5.) Quarz. Zinnerz. Topas. Apatit. Flussspath. (No. 20.) Quarz. Topas.- Herderit. Apatit. Flussspath. (No. 21.) Quarz. Topas. Molybdanglanz. Oligonspath. Gilbertit. Zu diesen fügte Herr STELZNER in seiner verdienstvollen Arbeit über Geyer und Ehrenfriedersdorf (Beitr. z. geogn. Kenntn. d. Erzgeb. I. Die Granite von Geyer und Ehrenfriedersdorf, sowie die Zinnerzlagerstätten von Geyer, von A. STELZNER, S. 52 f.) noch folgende: (No. 4.) Zinnerz. Arsenkies. Topas. Flussspath. (No. 5.) Wolfram. Topas. Molybdänglanz. Aus seinen und Hrn. Brermuaupr’s Beobachtungen schliesst Herr STELZNER a. a. O., dass die Mineralien der Zinnerzfor- mation sich in einer ganz bestimmten Reihenfolge gebildet haben, welche ausnahmslos von Quarz eröffnet werde. Indess beobachtete ich mehrmals Stücke, wie bei den ausführlich be- schriebenen des ersten Typus von Schlaggenwalde, wo die Reihe mit Topas beginnt. Andererseits konnte ich mich aber auch von der Richtigkeit der Beobachtungen des Herrn STELZNER überzeugen, da derselbe die grosse Gefälligkeit hatte, eine Reihe interessanter Exemplare aus den Freiberger Sammlungen, theils desselben, theils anderer Fundorte, mir zur Vergleichung zu übersenden. Es fanden sich dabei noch folgende Successions- reihen: 1. Quarz. Arsenkies. Zinnerz. Topas. 2. Topas. Quarz. 3. Quarz. Topas (von fast gleichzeitiger Entstehung). Zinnerz. Der Quarz kann an diesem Fundorte also auch jünger sein als der Topas, wenn man nicht verschiedene Bildungen des letzteren annehmen will. Während Hr. Srerzs£r in allen anderen Fällen beobachtete, dass Arsenkies jünger als Zinnerz TR NT A a et a" a Pe PIE. IE A Te ET ar LEE 2 oh ee ae te DVS BE Ye RB de EZ GE Re TR FEN n N gr,n 1 N 7% 1% all sei, fanden wir es übereinstimmend bei 1. umgekehrt. Ebenso verhält es sich mit Zinnerz und Topas, indem ich an dem zu- letzt erwähnten Stuck (3.) deutlich beobachten konnte, dass ersteres junger sei als der Topas, während in den von Herrn STELZNER beobachteten Successionsreihen dieselben beiden Mine- ralien in umgekehrter Ordnung auf einander folgen, wie ich es ebenfalls mehrfach gefunden habe. Es liegen auf diesen Gängen also mindestens zwei zu verschiedenen Zeiten erfolgte Bildungen des Zinnerzes (oder des Topases) vor. Die ausgebildeten Krystalle des Topases von Ehrenfrieders- dorf zeigen folgende Flächen: o&P, oP}, oP2, oP, :P, -+P, Poo, zuweilen auch P, Po, 2Poo; die letztgenannte Fläche ist oft, zugleich mit oo P2, derart vorherrschend, dass die Krystalle den Schlaggenwaldern der ersten Art vollkommen gleichen. Geyer. Eine den Topas betreffende paragenetische Notiz giebt Hr. STELZNER (a. a. O.): (No. 7.) Quarz. Topas. Molybdänglanz. Andererseits findet sich für die ersten beiden Mineralien auch die umgekehrte Reihenfolge, wie ich an Stücken der Frei- berger Mineralienniederlage beobachtete. Im Uebrigen kann in Bezug auf das Vorkommen auf die bereits mehrfach er- wähnte Arbeit des Herrn STELZNER verwiesen werden, welche dasselbe eingehend bespricht. | Zinnwald. Neben der bekannten, im Ansehen von den übrigen so sehr abweichenden, Varietät, dem Pyknit, findet sich zusammen mit Quarz und Glimmer, und älter als diese beiden, farbloser Topas, welcher sich von dem Altenberger in seiner Form nur dadurch unterscheidet, dass unter den Pris- men das fast rechtwinklige oo P2 vorherrscht, © P dagegen zurücktritt. Im Uebrigen zeigt er dieselben Flächen, welche bei dem Altenberger die gewöhnlichsten sind. Versuchen wir nach diesen Beobachtungen eine Ver- gleichung der verschiedenen Varietäten des Topas auf den erwähnten Lagerstätten, in Bezug auf sein Vorkommen und seine krystallographischen und sonstigen Eigenschaften, so ist ET at ye 412 5 “. wohl bereits ersichtlich, dass dieselbe kein einfaches Bild >“ pr: DR le ENT TR I 7 An Sr “ ST EEE N N EN RR EEE EN NN RN N ERENELR liefern kann. Was zunächst das relative Alter des Topas gegenüber dem der andern Mineralien betrifft, so ist dieses nicht nur auf verschiedenen Lagerstätten, sondern sogar auf einer und derselben ein verschiedenes, trotzdem dass es über- all genau dieselben Mineralien sind, mit denen er ver- gesellschaftet auftritt. In Altenberg sehen wir die Bildung des Hauptbestandtheils der Gänge, des Quarzes, unterbrochen werden von der des Topas. Da sich zuweilen unter den jüng- sten Gebilden des Ganges noch einmal Quarz zeigt, so giebt, damit vollkommen übereinstimmend, bereits Herr BREITHAUPT in seiner „Paragenesis,‘‘ p. 145, an, dass hier drei Genera- tionen des Quarzes existiren. Zinnerz trat theils während der Bildung des älteren Quarzes, theils später hinzu. Die gleichen Verschiedenheiten und Wiederholungen der Bildung eines und desselben Minerals wurden an den von Schlaggenwalde her- ruhrenden Stücken beobachtet. Auf die Analogie zwischen diesen beiden Fundorten in Bezug auf die fast völlige Gleich- zeitigkeit des älteren Quarzes und des Topas ist bereits an der betreffenden Stelle hingewiesen worden. Die Annahme, dass die Entstehung des Quarzes, welcher in den meisten, aber nicht allen Fällen, das erste Mineral auf den Zinnerzgängen war, eine lange Periode hindurch anbielt und von der Bildung anderer Mineralien, Wolframit, Topas, Zinnerz, unterbrochen wurde, durfte in einfachster Weise die zahlreichen Widerspruche in den Altersreihen aller dieser Vorkommnisse erklären. Die- selben zeigen zur Evidenz, dass Wiederholungen der Bildung desselben Minerals nicht selten erfolgt sind, bei der grossen Zeit und den complicirten chemischen Processen, welche die Entstehung dieser Mineralien erforderten, gewiss nichts beson- ders Auffallendes. Wollte man also eine für die Zinnerzlager- stätten im Allgemeinen geltende Altersfolge, wozu indess die vorliegenden Beobachtungen noch viel zu unvollständig sind, der Mineralien aufstellen, welche in der That mit wunderbarer Constanz sich auf allen derselben wiederfinden, so müsste man einen Theil von ihnen in mehrfacher Wiederholung aufführen. Nähme man dann an, dass beliebig viele der Glieder in jedem einzelnen Falle fehlen könnten, so wäre man im Stande, alle angeführten Beispiele als solche specielle Fälle daraus abzu- leiten. Im Allgemeinen zeigen die Beobachtungen indess nur, Te N‘ Ne ° LET ER N 413 dass Quarz, Wolfram, Topas, Zinnerz die ältesten und ur- sprünglichsten Gebilde aller Zinnerzlagerstätten sind, unter einander aber ein verschiedenes relatives Alter haben können. Ohne Ausnahme scheint nur die Altersfolge „Wolfram, Topas‘‘ za sein, da bis jetzt wenigstens ersterer stets älter als letzte- rer beobachtet worden ist. In krystallographischer Hinsicht lässt sich bemerken, dass die Krystalle eines Fundortes im Allgemeinen sehr uberein- stimmen, sowohl was das Auftreten gewisser Flächen, noch mehr aber die relative Ausdehnung derselben betrifft. So ist Altenberg, durchweg charakterisirt durch das Vorherrschen der Formen 00 P und Pas. die Schlaggenwalder Krystalle ver- danken ihren völlig abweichenden Habitus der Präponderanz der Flächen oo P2 und 2 Po. Im übrigen Ansehen weichen indess die Krystalle eines Vorkommens, und besonders gilt dies für Schlaggenwalde und Ehrenfriedersdorf, nicht unbeträchtlich von einander ab und ähneln theilweise so sehr denen anderer Fundorte, dass es bei manchen Handstucken schwer sein durfte, den Ort ihrer Herkunft zu bestimmen. Die Krystallwinkel sind bei den Varietäten verschiedener Orte um mehr verschieden als die Unsicherheit der Messung beträgt, während anderer- seits das Axenverhältniss des Topas von Altenberg dem sibi- rischen ausserordentlich nahe steht. Die Uebereinstimmung des optischen Axenwinkels bei Altenberg und Schlaggenwalde (während im Uebrigen verschiedene Topasvarietäten sehr ver- schiedene Axenwinkel haben) muss als zufällig betrachtet werden, da dieses Element bei vielen Mineralien selbst an demselben Fundort grossen Schwankungen unterworfen ist. ‚Aus alle dem folgt, dass sich kein völlig gemeinsames, die Topase der Zinnerzlagerstätten von denen anderer Vor- kommen unterscheidendes Merkmal auffinden lässt. Trotz ihrer gleichartigen Entstehung zeigen dieselben Verschiedenheiten, welchen jedenfalls Abweichungen der chemischen Zusammen- setzung zu Grunde liegen, die zn erforschen weiteren Unter- suchungen vorbehalten bleiben muss. Zeits.d. D.geol.Ges. XXII. 2. 27 414 Die Resultate der vorliegenden Arbeit sind, kurz zusam- mengefasst, folgende: .--Topas von Altenberg: Das sehr N zu Hose mende Axenverhältniss, &: db: c = 0,52882 : 1 : 0,95330, weicht wenig von dem des che wie es m v. Kok- ww SCHAROFF fand, ab. Als neue Flächen wurden erkannt: coPZ, coP5, ©Pc und mehrere nicht genau zu bestimmende. Die sehr flächenreichen Krystalle sind besonders charakterisirt durch das Auftreten der sonst seltenen Pyramide 0. Manche der Flächen zeigen eine mehrfache Streifung, daher man eine charakteristische Streifung von den anders gerich- teten, seltneren, unterscheiden muss. Die Hemimorphie zeigt sich fast nur durch verschiedene Ausbildung derselben Flächen am oberen und am unteren Ende der Krystalle. Die einzelnen Messungen ergeben Schwankungen der Winkel, welche sich durch Unregelmässigkeit der Ausbildung erklären lassen. Die Beschaffenheit der Krystalle gestattet eine vollständige optische Untersuchung, d. h. die Bestimmung der Brechungsexponenten und der Axenwinkel. Topas von Schlaggenwalde in Böhmen: Das Vorkommen ist zweierlei, entweder grössere aufsitzende Kry- stalle, oder kleinere, in einem greisenartigen, quarzreichen Gemenge liegend. Letztere wurden gemessen und zeigten fol- gende neue Formen: 5 = 1 Po, 0 2 Poo, p = 28 efc. Das Axenverhältniss, a: :5b:ce = 0,5300 : 1: 0,9497, liess sich weniger genau feststellen, als bei den vorigen. Andere Fundorte: Das Vorkommen und die Krystall- formen des Topas von Pobershau bei Marienberg, Ehrenfrie- dersdorf, Geyer und Zinnwald sind z. Th. den obigen ähnlich. Die Beobachtungen über das Altersverhältniss der mit Topas auf den erwähnten Zinnerzlagerstätten zusammen vor- kommenden Mineralien zeigen, dass dieselben nicht in einer bestimmten Reihenfolge entstanden, sondern Wiederholungen der Bildung eines und desselben Minerals vorgekommen sind. Im Allgemeinen gehören Quarz, Topas, Zinnerz und Wolfram zu den ältesten Gliedern dieser Lagerstätten. 9. Synthetische Versuche bezüglich der Meteoriten, Vergleiche und Schlussfolgerungen, zu welchen diese Versuche führen. Von Herrn Dausr£e ın Parıs. (Uebersetzt von Herrn Haucaecorne in Berlin.) Inhalt. Seite. I. Constitution der Meteoriten; le welche unterschieden wer- den können. . . ne era NER II. Künstliche usarenesung Ye Mekorfien LE Re er ERS Eisen. Schmelzung und Nachbildung . . . 2.....418 Steine. Einfache Schmelzung . . f FEN Künstliche Nachbildung der nen ae ebandeiiinuhen DECHCLUF 1:27. RB 7. 428 III, Folgerungen bezüglich der Batstelung de osreche Körper, von welchen die Meteoriten abstammen . . 2. 2 2 2..2.2..490 Chemische Constitution und Bildungsweises . . . . . .. 480 Temperatur . . ae IV. Schlussfolgerungen über = Eildans En Endkötpers ui ya Wichtigkeit des Peridöts in den tiefen Regionen. . . . 4936 Umwandlung des Serpentins in Lherzolith oder in Peridot 439 Charaktere, welche die Peridot-Gesteine auszeichnen . . 444 Vergleich der Dichtigkeiten der Meteoriten und derjenigen der wichtigsten Gesteine der Erde . . . . 2445 Unterschiede, durch welche die Peridot-Massen der Kirde von den Meteoriten getrennt werden . . 2 22.2.2. 446 Peridot als alleememe ‚Schlacke - .. „ „=. 27.02. 2..r447 Elipememe- Bemerkung... 4... Farao no ern ' Die Meteoriten bieten ein lebhaftes Interesse dar, da sie die einzigen Proben der ausser-irdischen oder kosmischen Körper sind, welche in unsere Hände gelangen können; sie gewähren uns Aufschlüsse über die Zusammensetzung der in den Him- melsräumen vertheilten Massen. Ueberdies gelangt man, je tiefer man in das Studium der _ Meteoriten eindringt, um so mehr zu der Erkenntniss der Trag- weite, welche dasselbe für mehrere Zweige unseres Wissens be- sitzt, besonders: für die Geschichte unseres Planeten, indem 27* auf 416 es uns über seinen Ursprung sowie über die Beschaffenheit solcher Regionen desselben aufklärt, welche durch ihre Tiefe der directen Erforschung stets verschlossen bleiben werden. Gerade in letzterer Beziehung wünsche ich der Gesell- schaft die Resultate von Versuchen vorzulegen, welche ich in Betreff der Meteoriten angestellt habe, und deren Zweck es war, über die Art der Bildung dieser Körper und damit zu- gleich über diejenige des Erdkörpers selbst Aufklärung zu erlangen, I. Zusammensetzung. Typen, welche man hin- sichtlich derselben unterscheiden kann. Wenn man die Meteoriten hinsichtlich ihrer Zusammen- setzung untersucht, so ergiebt sich, dass die einen aus fast reinem Eisen bestehen, während die anderen ausschliesslich aus steinigen Massen zusammengesetzt sind. Trotz der Ver- schiedenartigkeit, welche diese beiden äussersten Typen trennt, findet man Stücke, welche als eine Reihe von Bindegliedern zwischen beiden stehen. Man kann jedoch immerhin mehrere Hauptgruppen aufstellen, welche ich ganz in der Kürze er- wähnen will. l. Die metallischen Massen, bei welchen das Eisen vor- herrscht und gar keine steinigen Bestandtheile wahrzunehmen sind. (Holosideres.) Die eigentlichen Meteoreisen von Caille und von Charcus und vielen anderen Fundpunkten sind bekannte_ Beispiele derselben. 2. Die Massen, wo sich das Eisen mit steinigen Bestand- _ theilen zusammen findet. Die Structur dieser Massen zeigt zwei sehr wohl unter- scheidbare Anordnungen, wovon jede eine vollkommen abge- schlossene Gruppe charakterisirt. : Die erste Anordnung ist die einer zusammenhängenden metallischen Substanz, welche steinige Partieen einge- sprengt und indem metallischen Teige gewissermaassen wie in einem Schwamme eingebettet enthält. (Syssideres.) Der erdige Körper besteht aus Magnesia-Silicaten, worunter Peridotam häufigsten, zuweilen auch von Pyroxen begleitet ist. Der berühmte Meteorit von Krasnojarsk in Sibirien (der Pırzas’sche genannt), diejenigen von Atacama in Chili und von Rittersgrun in Sachsen liefern Beispiele davon. { 4 { X Be = i ‚ 3 Bi Be 47 Bei der zweiten Anordnung, welche die Mehrzahl der Meteoriten umfasst, ist die Structur so zu sagen umgekehrt; hier ist das Eisen, anstatt zusammenhängend zu sein, in einem seinerseits zusammenhängenden steinigen Teige in Körnern eingesprengt. (Sporadosideres.) Die Körner besitzen übrigens die charakteristische Zu- sammensetzung und Structur des Meteoreisens. Die Grund- masse besteht, wie bei den Syssideren , vorzugsweise aus Magnesia-Silicaten. Der Peridot fehlt kaum; daneben andere dem Pyroxen verwandte Silicate, mitunter gemischt mit Thon- erde-Silicaten. Letztere bilden fast immer nur einen sehr ge- ringen Theil der Masse. Die der Menge nach sehr ungleichmässig vorhandenen Eisenkörner sind auch ihrer Grösse nach sehr verschieden, von Haselnussgrösse und mehr bis herab zu kaum sichtbaren oder sogar nur mikroskopisch wahrnehmbaren Körnchen. Ihre Form ist sehr unregelmässig und oft zackig. Innerhalb dieser Reihe, deren Endtypen sehr weit von einander liegen und durch eine Menge von Zwischengliedern verknupft sind, kann man drei Unterabtheilungen unterscheiden: a) Zunächst die eisenreichste wird durch Massen gebildet, welche vermöge ihrer gemischten Zusammensetzung ebensowohl zu den Stein- als zu den Eisen -Meteoriten gezählt werden können. (Polysideres.) Von den Meteoriten dieser Unter- abtheilung ist besonders derjenige zu erwähnen, welcher in der Sierra de Chaco in Chili gefunden worden ist. b) Bei den weitaus zahlreichsten Meteoriten tritt das Eisen in viel schwächerem Verhältniss auf, als in der vorhergehenden Unterabtheilung; daher der Name Oligosideres. Unter 10 Meteorfällen gehören wenigstens 9 dieser Familie an; man kann sie deshalb auch als gewöhnlichen Typus be- zeichnen. Es ist die Gruppe, welche Gustav Rose der kugligkör- nigen Structur wegen, welche die steinige Masse zeigt, Chon- drite genannt hat. Die ganz neuerlich bei Pultusk zu Tau- senden gefallenen Steine gehören dieser Gruppe an. ec) Das Eisen ist mitunter so sparsam und in so feinen Körnern vorhanden, dass es übersehen werden kann. Der Name Kryptosideren bezeichnet diese Beschaffenheit. Hier ist vorzüglich die Gruppe der thonerdereichen RL 418 Meteoriten zu erwähnen, wozu die zu Juvenas er und zu Stannern gefallenen Steine gehören. Eine zweite Gruppe der Kryptosideren, welche vorzugs- weise aus Magnesia-Silicaten besteht, wird durch den zu Chassigny in der Haute Marne am 3. October 1815 gefallenen Meteoriten vertreten. Das bei den vorhergehenden Gruppen als vorhanden angegebene Magnesia-Silicat bildet hier fast die ganze Masse. Es ist identisch mit demjenigen, welches man auf der Erde findet und enthält eingesprengte Körnchen von Chrom- eisenstein. ö8. Die Meteoriten, bei welchen man das Eisen im me- tallischen Zustande eingesprengt nicht hat erkennen können, sind sehr selten. Je mehr die Meteoriten mit Sorgfalt auf die Anwesenheit metallischen Eisens untersucht werden, desto ge- ringer wird die Zahl der Stücke, welche dasselbe nicht ent- halten. Diese letzte Gruppe beschränkt sich heute fast aus- schliesslich auf die kohligen Meteoriten. (Asideres.) I. Künstliche Zusammensetzung der Meteoriten. Es schien mir der Zeitpunkt gekommen, durch synthe- thische Versuche die zahlreichen Aufschlusse zu ergänzen, welche die Analyse bezüglich der Zusammensetzung der Me- teoriten geliefert hat. Es war in der That die Hoffnung ge- stattet, der synthetische Versuch werde bei diesem Studium nicht mindere Dienste leisten, als bei demjenigen der Mine- ralien und Gebirgsarten der Erde. z Eisen. Schmelzung und Nachbildung. Die Schmelzung der Eisenmeteoriten von Caille (See-Alpen) und von Charcas (Mexico) in einem mit Thon gefütterten Tiegel und unter Ausschluss der Berührung mit dem Kohlenstoff, welcher allenfalls in letzterem enthalten sein möchte, hat nur eine Masse geliefert, welche nicht mehr die charakteristische Structur des natürlichen Eisens zeigt. Umgekehrt dagegen gelingt es, in nicht meteorischem E Eisen künstlich eine Structur zu erzeugen, welche eine gewisse Analogie mit den WIDMAnnsSTÄTTEN’schen Figuren zeigt. So hat man weichem Eisen nach einander und gleichzeitig Nickel, Einfachschwefeleisen, Silicium und Phosphoreisen zu- gesetzt. Dieser letztere Körper hat bei einem Zusatz, der von 2. bis 5 pCt. gesteigert worden ist, dendritische Zeichnungen EIER + ” 419 hervorgerufen, welche eine sehr merkwürdige Regelmässigkeit "zeigen und nach den Formen des Rhombendodeka@ders ange- ordnet zu sein scheinen. Der glänzende Körper ist ausge- schieden und erscheint netzförmig wie in die Zwischenräume zurückgedrängt. Steine. Einfache Schmelzung. Da die Meteor- steine stets von einer schwarzen, glasigen Kruste umhüllt zu uns gelangen, welche die Folge einer bei dem Durchgang durch die Atmosphäre stattfindenden oberflächlichen Schmelzung ist, so konnte man annehmen, dass man bei ihrer Schmelzung im Tiegel nichts Anderes als eben dieselbe glasige Masse er- halten wurde. Nun hat die Erfahrung uns gelehrt, dass die Sache sich ganz ‘anders verhält, und dass diese Körper im Gegentheil eine sehr ausgesprochene Neigung zur Krystallisa- tion besitzen. So habe ich bei der Schmelzung von Meteoriten von mehr als 30 verschiedenen Fällen stets Massen von eminent krystallinischer Beschaffenheit erhalten. Wenn man Meteoriten vom gewöhnlichen Typus einer hinreichend hohen Temperatur aussetzt, so ist die Masse nach der Schmelzung zusammengesetzt aus metallischen Körnern, ein- gesprengt in einer silicatischen Gangart von steinigem Ansehen. Dieser steinige Theil selbst setzt sich im Allgemeinen aus 2 krystallinischen Substanzen zusammen, welche durch ihre Form deutlich verschieden sind. Die eine zeigt sehr niedrige rektanguläre Oktaäder, welche die Form und Stellung besitzen, die den Peridot charak- terisiren, besonders denjenigen, welcher sich in Schlacken bildet. Dieselbe Substanz hat sich in den Producten der Schmelzung noch in 2 anderen Formen gezeigt. *) Die zweite Substanz zeigt gewöhnlich Prismen von recht- winkligem Querschnitt, häufig parallel angeordnet und mit einem fasrig-blättrigen Bruch, welcher sehr an den des Bron- zits erinnert. Ihre Undurchsichtigkeit gestattet gewöhnlich *) Nach der Untersuchung, welehe Herr nes CrLoiıseaux auszuführen die Gefälligkeit gehabt hat, ist eine dieser Formen die sechsseitiger Tafeln, zusammengesetzt aus der Basis P, dem Prisma g? und der Ab- Stumpfung g'; die andere ist zusammengesetzt aus der Basis P und 2 Zuschärfungen, die eine auf die stumpfen Kanten des Haupt-Prismas von 119° 13’ aufgesetzt und in ihren Winkeln der Form a angehörend, die andere auf die scharfen Kanten aufgesetzt. 7 gr Una EN EN Rt a ee a IL UG: . Ast a ER ER e Y er Y RN Zn y Rn Er. ge "ne N ® nicht zu entscheiden, ob sie dem rhombischen oder dem klino- rhombischen System angehören. Da sie indessen meist frei von Eisen sind und fast nur noch Magnesia enthalten, so muss man sie als nicht zum Pyroxen, sondern zur Species Enstatit gehörig betrachten. Ueberdies beobachtet man an dem Pro- duct der Schmelzung des neuerlich zu Tadjera in Algier ge- fallenen Meteoriten zahlreiche farblose Nadeln, welche unter dem Mikroskop recht scharf ausgebildete Winkel von nahezu 87 Grad zeigen, entsprechend den Spaltungsflächen des En- statits.*) Die chemische Untersuchung dieser beiden Substanzen be- stätigt die Bestimmung, zu welcher die krystallographische Beobachtung führt. Man weiss, dass die Analyse der meisten Meteoriten des gewöhnlichen Typus das Vorhandensein von mindestens 2 Si- licaten in denselben nachweist, wovon das eine durch Säuren angegriffen wird, das andere nicht. Bei den eben besprochenen Versuchen findet eine Schei- dung dieser beiden Silicate statt, welche ursprünglich sich in einem so innigen Gemisch befanden, dass man sie nicht unter- scheiden konnte. Sie trennen sich durch eine Art von Seige- rung (liquation) und zwar viel schärfer als in dem natürlichen Meteoriten; so dass man die Magnesia-Silicate, den Peridot (Mg? Si) und den Enstatit (Mg Si), unter verschiedenen Formen hervortreten sieht. Das Antheilsverhältniss des Peridots und des Enstatits in dem Schmelzungsproduct wechselt bedeutend bei verschie- denen Meteoriten. Im Allgemeinen herrscht der Enstatit vor, und in einigen Fällen ist der Peridot überhaupt nicht in deutlichen Krystallen zum Vorschein gekommen. (Chantonnay, Ensisheim, Agen, Chäteau-Renard und Vouille.) Andererseits kann der Peridot in vorwiegender Menge sich zeigen, wie bei dem Meteoriten von New Concord. Die Reduction des Eisens, welches sich im Zustande des Silicats befand, scheint keine andere Wirkung gehabt zu haben als die, das Verhältniss des Enstatits auf Kosten desjenigen des Peridots zu vermehren, ohne andere Veränderungen in der Beschaffenheit der Gemeng- theile zu veranlassen. *) Comptes rendus. 1868. t. LXVI. p. 517. 421 Die gegenseitige Lage dieser beiden Körper in der durch die Schmelzung erhaltenen Masse ist bemerkenswerth., Der Peridot bildet, wenn er vorhanden, im Allgemeinen ein dunnes und krystallisirtes Häutchen auf der Oberfläche, während das Innere aus langen durchgehenden Enstatitkrystallen besteht; die beiden Körper haben sich so ihren Schmelzbarkeitsgraden entsprechend gruppirt. Sehr häufig erstrecken sich die Enstatit- Nadeln auch auf die Oberfläche der Masse in einer Anordnung, welche ganz und gar an diejenige des strahligen Glimmers er- innert, den gewisse Pegmatite der Pyrenäen und des Limousin enthalten. — Diese dendritische Ausbildung des Enstatits hat eine sehr ausgesprochene Neigung zur Anordnung unter einem constanten Winkel. Man bemerkt auch bei diesen beiden Magnesia- Silicaten eine auffallende Neigung zu regelmässiger Verwachsung, ähn- lich derjenigen, welche man bei Staurolith und Disthen beob- achtet, und manche Krystalle von der Form des Peridots dienen gewissermaassen nur zahlreichen Enstatitnadeln als Vereini- gungspunkt, so an die Structur mancher Pseudomorphosen er- innernd. | Diese durch das unbewaffnete Auge wohl erkennbaren Gemenge gehen in andere, nicht mehr erkennbare, anscheinend homogene über, bei welchen, wie bei gewissen natürlichen _ Meteoriten, es sich nur durch die Scheidung bei Gegenwart von Säuren verräth, dass sie zusammengesetzt sind. Man wird bemerken, dass die Meteoriten noch gewisse Bestandtheile enthalten, wie - z. B. Thonerdesilicat, welche nieht wesentlich zur Zusammensetzung weder des Peridots noch des Enstatits gehören, welche aber in den Krystallen dieser beiden Mineralspecies versteckt sind, ohne Zweifel in Folge derjenigen Affinität, welche Herr ÜHEYREUIL die capillare ge- nannt hat. | Der Meteorit von Chassigny giebt eine gut krystal- lisirte Peridotmasse. Der Meteorit von Bishopville liefert Enstatitsäulen von vollkommener Weisse, nur hier und da von einigen Peri- dotlamellen bedeckt. Nach diesem Verhalten stehen diese beiden Meteoriten, welche man als getrennte Species unterschieden hat, dem ge- wöhnlichen Typus sehr nahe; sie bilden nur gewissermaassen 422 ° die beiden Endglieder der Reihe desselben; der eine das ba- sischste, der andere das sauerste bei geringem Eisengehalt. Die kohlehaltigen Meteoriten von Alais und Orgueil liefern ganz übereinstimmende Massen von oliven- grüner Farbe, sehr fäsriger Structur und grosser Aehnlichkeit mit Bronzit. Daraus geht hervor, dass sie, abgesehen von der kohligen Substanz, sich sehr den gewöhnlichen Meteoriten nähern. Derjenige gleicher Beschaffenheit von Cold Bokkeweld auf dem Cap der guten Hoffnung, wovon wir ein grosses Stuck der freigebigen Gefälligkeit des Sir Jomn HErscHEL verdanken, liefert wie die Meteoriten des gewöhnlichen Typus eine asch- graue Masse, in welcher Enstatit-Nadeln zu erkennen sind. Die thonerdehaltigen Meteoriten, von welchen die von Juvenas, Jonzac und Stannern die bekanntesten Bei- spiele sind, geben ein Product, das von demjenigen aller der eben besprochenen magnesiahaltigen Meteoriten gänzlich ver- schieden ist, nämlich eine glasige Masse, manchmal gebändert durch beginnende Entglasung, aber ganz ohne Krystalle von Peridot oder Enstatit. Bei diesen Versuchen ist auch die Gegenwart eines Kör- pers constatirt worden, welcher bisher in ‚den magnesiahal- tigen Meteoriten nicht wahrgenommen worden war, des Titans nämlich, erkennbar durch seine charakteristische Farbe und durch seine Unveränderlichkeit bei Berührung mit Säuren (carbo-azoture), welches so in den geschmolzenen Meteoriten von Montrejeau und Aumale gefunden worden ist. *) Was den von den zahlreichen steinigen Meteoriten, deren Schmelzung ich bewerkstelligt habe, erhaltenen Regulus von Metallkörnern betrifft, so enthält dieser nicht nur das metallische Eisen, welches sich ursprünglich darin vorfand, sondern auch durch Reduction aus den Silicaten ausgeschiedenes Eisen. Dieses Metall hatte nothwendiger Weise Kohle aus dem Tiegel, vielleicht auch Silicium aus den Silicaten aufgenommen. Es verdient erwähnt zu werden, dass darin zuweilen nach *) Dasselbe Metall, welches von Herrn RaımmeLsgerg in den Pyroxen- Meteoriten von Juvenas erwähnt ist, hat sich auch bei den durch die Schmelzung dieser Meteoriten erhaltenen Eisenkügelchen sehr deutlich gezeigt. 24 2 , Pe EEE EEE TER ESF TS Be ze. AN te Ben ee ee fs RE TE N En Bi RE st N 423 der Politur und der Einwirkung von Säuren ein stark glän- zender Körper unterschieden worden ist, welcher auf dem “matten Grunde sich lebhaft abhebt und ein dendritisches Ge- füge zeigt, das ganz an die sogenannte gestrickte Structur des gediegenen Wismuths erinnert. (Beispiel? Eisen des polysi- deren Meteoriten der Sierra de Ohaco.) Naehahmung der Meteoriten des gewöhnlichen Typus durch Reduction von Silicaten. Die Schmel- zung der Meteoriten des gewöhnlichen Typus giebt, wie wir eben gesehen haben, zwei Haupt-Mineralien, den Peridot und den Enstatit. Zunächst mussten deshalb diejenigen Gesteine unserer Erde, fur welche die Anwesenheit dieser Mineralien charakteristisch ist, zu den Versuchen dienen. Sie sind in irdenen Tiegeln ohne Reductionsmittel ge- schmolzen worden. Durch einfache Schmelzung im irdenen Tiegel verwandelt sich der Peridot in eine grüne, durchscheinende Masse, welche von Peridotkrystallen bedeckt und im Inneren ganz und gar krystallinisch ist, wie sich aus ihrem Verhalten zum polari- sirten Lichte ergiebt. Ihr Gefüge ist zuweilen blättrig, wie dasjenige des in Schlacken vorkommenden Peridots.*) Der geschmolzene Peridot unterscheidet sich demnach hinsichtlich seines Gefüges wesentlich von dem körnigen und wenig Zu- sammenhalt besitzenden, welchen die basaltischen Gesteine ge- wöhnlich einschliessen.**) Der Lherzolith, ein Gemenge von Peridot, Enstatit und Pyroxen, ist noch leichter schmelzbar als der Peridot und giebt eine Masse, welche dem natürlichen Gestein zum Verwechseln ahnlich sieht, mit dem Unterschiede jedoch, dass man an der *) Der Peridot, mit welchem die meisten der hier angeführten Ver- suche angestellt worden sind, kommt aus dem Basalt der Gegend von Langeac (Haute-Loire), wo er reichlich vorhanden ist. Ein Peridot die- ses Fundpunktes ist durch Berruıer analysirt worden, welcher darin 16 pCt. Eisenoxydul gefunden hat. (Ann. d. mines, f&re serie, t. XX, p. 269.) . *#) Der Basalt scheint, wenigstens in der Regel, nicht eine hin- reichend hohe Temperatur besessen zu haben, um die eingeschlossenen grossen Stücke Peridot zu schmelzen. Vielleicht hat er indessen doch einen Theil desselben auflösen und so die Bildung der scharfen aber ‚kleinen Krystalle veranlassen können, welche zuweilen in ihm zerstreut sich vorfinden. CE ENT RT RN 424 Oberfläche und im Inneren Enstatit- Nadeln bemerkt, welche & man vor der Schmelzung nicht unterscheiden konnte (Lherzo- lith von Viedessos und Prades in den Pyrenäen). Durch Hinzufügung einer gewissen Menge Kieselsäure kann man das Antheilsverhältniss des Bisilicats oder Enstatits beliebig vermehren und die Mischungen erzeugen, welche den Uebergang vom Peridot zum Lherzolith bilden. Dasselbe Bisi- licat bildet sich auch längs den Wänden des Tiegels, Anden diesen Kieselsäaure entnommen wird. Ich will hier bemerken, dass aus dem Peridot durch Hin- zufügung von 15 pCt. Kieselsäure, der zur Umwandlung in Enstatit erforderlichen Menge, und demnächstige Schmelzung mitten in der Kohle eine Masse erhalten worden ist, welche an der Oberfläche über und über von flachen reetangulären Oktaödern von der dem Peridot angehörigen Form bedeckt ist, während das Innere aus einer faserigen, durch Säuren unan- greifbaren Masse mit den Charakteren des Enstatits besteht. Eine gleiche Erscheinung tritt bei der Schmelzung gewisser Meteoriten ein. | Die Mineralien, welche zuerst, wie wir eben sahen, einer einfachen Schmelzung unterzogen wurden, sind demnächst demselben Verfahren unter Einwirkung von Reductionsmitteln unterworfen worden. Hierzu ist zunächst ein mit gepulverter Kohle gefütterter Tiegel gewählt worden. Man gelangt hierbei zu dem- selben Resultate wie vorher, mit dem Unterschiede, dass das in dem Silicat enthalten gewesene Eisen sich zu Metall redu- eirt. Es scheidet sich in einem Regulus und in Körnern aus oder bleibt in mikroskopischen, durch den Magnetstab aus- ziehbaren Körnchen in dem nicht zersetzten Silicat vertheilt. Gleichzeitig trägt die diesem Eisen entsprechende Menge Kie- selsäure dazu bei, das Verhältniss des Bisilicats zu ver- grössern. Nicht alles Eisen jedoch wird in den metallischen Zustand übergeführt; ein Theil bleibt in Verbindung mit dem Silicat, und es verdient besonders hervorgehoben zu werden, dass die grüne Färbung, welche für den Peridot oder Olivin so cha- rakteristisch ist, einer allgemeinen grauen Farbe Platz macht, welche derjenigen der Meteoriten des gewöhnlichen Typus ent- spricht. at > a‘ 3 yo Pe > : Rn » 7 f & “r y Kg 3 Bu EHER R NE r x y e" : S nt Ri we a Audi de una: 1 310 SE Ze a ie nl a ? " Dez, Fr, N % Par air." u rar a ee Te ei ern a, > _ a \ I Ze ey ea re erseinirn F ne A 2 un ET & RE: an Auch R I> Dägrn 2 a a en Zn a a EN an aa are le re ER et Sen A cn, 425 Dieses Product der Reduction und Schmelzung peridoti- scher Gesteine gleicht demnach sehr demjenigen der ebenso behandelten Meteoriten. Die Analogie besteht in auffallender Weise für den steinigen Bestandtheil; sie besteht aber auch für den metallischen. In der That enthält das metallische Eisen, welches durch die Reduction des Peridots von Langeac er- zeugt ist, 0,6 pCt. oder 0,006 Nickel. Dasjenige, welches der Lherzolith von Lherz geliefert hat, enthält ebenfalls Nickel und ausserdem Phosphoreisen. Ich habe neuerdings noch schärfere und charakteristischere Resultate bei der Behandlung von grösseren Mengen von Pe- ridot und Lherzolith bis zu 12 Kilogrammes erhalten. Solche Mengen haben verhältnissmässig grosse Stucke Eisen ergeben, welche man dem WIDMAnsSTÄTTEN’schen Versuch unterwerfen konnte. Es wurde dabei eine vollkommen scharfe Scheidung und das Sichtbarwerden einer regelmässigen Zeich- nung erlangt, welche von der unangreifbaren Substanz darge- stellt wird. Man konnte ausserdem eine bei den kleineren Körnchen unbemerkt gebliebene Thatsache beobachten, deren Wichtigkeit Keinem entgehen wird, der Gelegenheit gehabt hat, die äussere Oberfläche meteorischer Eisenmassen zu untersuchen. Ich meine jene eckigen Formen, wie sie unter anderen die Meteoreisen von Charcas*) und von San Franeisco del Mes- quital**), und weiter jene räthselhaften Höhlungen, welche unter anderen die erste jener Meteormassen und noch deut- licher die von Juncal zeigt.***) Einzelne jener Eisenstücke nun zeigen jene eckigen Formen, und ihre künstliche Ober- fläche trägt überdies hier und da Eindrücke, Erscheinungen, welche den eben erwähnten ganz analog sind. Die Eindrücke sind offenbar bei der Abkühlung entstanden, durch eine Art von Abformung der steinigen Substanz in dem Eisen, welche teigig, wo nicht fest geworden war, als das Eisen noch seinen Zustand der Flussigkeit besass, Diesem Resultat gegenüber möchte man auf die Hypothese zurückkommen, welche bezüglich der breccienförmigen Structur *) Comptes rendus, t. LXIV, seance du 25 mars 1867. ”*) Ibid. t. LXVI p. 573, 1868, *»**) Ibid. t. LXVI p, 701, 1868, 426 Bo des Eisens von Toula und der so eckigen Formen der Me- teoriten von Charcas und San Francisco del Mesquital ausge- sprochen worden ist*), nach welcher die Meteoreisenmassen in Mitten von Silicatmassen entstanden wären, zwischen wel- chen sie in flüssigem Zustande sich geformt, und von geh sie spater sich abgelöst hätten. Die Meteoriten sind vorhin in den allgemeinen Zugen ihrer Zusammensetzung künstlich erzeugt worden; wir werden sehen, dass es sogar gelungen ist, manche innere Eigenthum- lichkeiten ihrer Structur nachzubilden. Wenn man ein dünnes Blättchen Peridot oder Uherzulieh nach der Schmelzung unter dem Mikroskop betrachtet, so fin- det man, wie bei den meisten Meteoriten des gewöhnlichen Typus, jene bekannteu Reihen paralleler gerader Linien, ähn- lich dem Zahnmeisselhieb und auffallend durch ihre Regel- mässigkeit, mitten zwischen Ritzungen von unregelmässiger Gestalt. Diese Linien sind die Folge des Vorhandenseins von Spaltungsebenen. Ueberdies erinnern feine Enstatitnadeln, pa- rallel und in ziemlich gleichen Abständen, auch wohl in Bün- deln auftretend, an Eigenthumlichkeiten der Textur, welche bei der mikroskopischen Untersuchung vieler Meteoriten beobachtet werden.**) | Die kugelige Structur ist bei den Meteoriten des gewöhn- lichen Typus so häufig, dass sie für diese ganze Gruppe den Namen Chondrit begründet hat. Wir sehen nun ähnliche Kör- ner oder Kügelchen bei mehreren der Versuche über die Schmel- zung von Magnesia-Silicaten entstehen. Unter diesen Kügel- chen zeigen einige eine glatte, andere eine drusige oder von mikroskopisch kleinen Krystallen starrende Oberfläche. Diese letzteren gleichen ganz den Kuügelchen des Meteoriten von Si- sena (17. November 1773), und zwar der zerreiblichen Varie- tät. Die Kügelchen werden von Säuren eben so wenig ange- griffen, wie diejenigen der Meteoriten. Die Analyse eines *) Comptes rendus, t. LXVI p. 573. #*) Ausser dem Beispiel des Meteoriten von Aumale (Comptes ren- dus t. LXII, p. 72) verweise ich auf diejenigen, welche in dem wichtigen Werke meines gelehrten Freundes Gustav Rose über die Meteoriten von Krasnoi-Ugol, Stauropol und den Peridot des Parras-Eisens abgebildet sind (Taf. L,, Fig. 10 und Taf, IV., Fig. 7, 8, 9.) ER > ee a } 4 EEE . 5 DD a a RE BEE ef 3 Hohl as Ze Al a al a a A irn er A EA U dt ei RA 5 u ee sn nn RE 427 Stückes hat ergeben, dass sie mehr Kieselsäure enthalten, als dem Bisilicat entspricht. Endlich lassen sich die Reibungsflächen mit einem Ueber- zug von graphitischem Ansehen, welche manche Meteoriten im Innern zeigen (u. a. derjenige von Alexandria vom 2. Februar 1860), sehr gut bei geschmolzenen Silicaten nachahmen, welche reducirtes Eisen in sehr feinen Körnchen enthalten, wenn man zwei Stücke davon an einander reibt. Bei einer anderen Reihe von Versuchen ist als Reduc- tionsmittel nicht Kohle, sondern Wasserstoff angewendet wor- den, und die Resultate waren übereinstimmend; so geben Lher- zolith und Pyroxen unter der Einwirkung eines Wasserstoff- stromes das Eisen, welches in ihnen als Oxydulsilicat ent- halten ist, in metallischem Zustande ab. Die Reduction kann bei einer Temperatur stattfinden, welche die Rothgluth nicht übersteigt. Unter denselben Bedingungen werden die Phos- phate, sowohl für sich als bei Anwesenheit von Silicaten zu Phosphorverbindungen reducirt, so dass das Endproduct der Ein- wirkung des Wasserstoffs eine grosse chemische Aehnlichkeit mit den Meteoriten zeigt. Nachahmung der Meteoriten des gewöhnlichen Typus durch theilweise Oxydation der Silicium- verbindungen. Eine der obigen entgegengesetzte Methode hat ebenfalls die Nachbildung der Meteoriten erlaubt. Sie besteht darin, die in den Meteoriten des gewöhnlichen Typus vorherr- schenden Körper, mit Ausnahme des Sauerstoffs, also das Eisen, das Silicium und das Magnesium, in einer unvollkommen oxy- direnden Atmosphäre zu erhitzen und nicht bloss die Oxydation, sondern auch die Schmelzung, d. h. die Verschlackung der- selben zu bewirken. Wenn man Silicium-Eisen, in einem mit Magnesia gefüt- terten Tiegel der hohen Temperatur des Gaslöthrohrs aussetzt, so erhält man eine vollkommene Nachbildung der Meteoriten des gewöhnlichen Typus in den wesentlichsten Merkmalen. Das Eisen scheidet sich theils in metallischem Zustand, theils als Oxydulsilicat aus, und es bildet sich Peridot, zum Theil in krystallisirttem Zustande. Dieser Peridot zeigt verschiedene Färbungen, unter anderen die olivengrüne, welche seine ge- - wöhnliche in der Natur ist. 428 Das eben angegebene Resultat, zu welchem man nur nach ziemlich schwierigen Versuchen gelangt, zeigt naheliegende Analogieen mit denjenigen, welche gewisse metallurgische Pro- cesse ergeben. Es ist bekannt, dass bei der Umwandlung des Roheisens in Schmiedeeisen durch den Frischprocess der Sauerstoff der Luft nicht nur den Kohlenstoff verbrennt, sondern auch ‘das in dem Eisen enthaltene Silieium und einen Theil des Eisens selbst. Die schwarze Schlacke, deren Bildung man hierbei beobachtet, besteht, wie MITSCHERLICH und HAUSMAnN festge- stellt haben, aus Eisen-Peridot von gleicher chemischer Formel und gleicher Krystallform, wie der Magnesia - Peridot; man hat ihr den Namen Fayalit gegeben. Auch eisenreicher Pyroxen kann sich bilden, wenn Kieselsäure in Ueberschuss vorhan- den ist. Wenn man bei dem Versuche, anstatt einfach Silieiumeisen in die Magnesia zu bringen, nickelhaltiges Eisen, Phosphoreisen und Einfachschwefeleisen anwendet, so gelingt es, die Meteo- riten in ihren wichtigsten Eigenthümlichkeiten «noch vollstän- diger nachzubilden. Ebenso wie bei den Meteoriten enthält alsdann der metallische Theil, Regulus und Körner, alles Nickel, während der Peridot keine wahrnehmbare Spur des- selben mehr enthält. Ausserdem sieht man in dem künst- lichen Product die bei den Meteoriten erwähnten Phosphor- verbindungen des Eisens und Nickels mit Magnesium erscheinen. Künstliche Nachbildung der kugligen oder chondritischen Structur. Wir sahen vorhin, dass Mag- nesiasilicate von ähnlicher Zusammensetzung wie diejenigen der Meteoriten häufig die kuglige Gestalt unter der Einwir- kung einfacher Abkühlung annehmen. Man kann aber diese Form noch vollkommener nachbilden, besonders im Vergleich zu demjenigen Meteoriten, welcher diese Structur in der cha- rakteristischsten Weise zeigt, nämlich des zu Ornans (Doubs) gefallenen. Dieser hat so wenig Zusammenhalt, dass er unter dem blossen Druck der Hand zerfällt; man kann sogar nicht einmal die Bruchlläche berühren, ohne dass Staub davon an den Fingern hängen bleibt. Es ist dies ein äusserst seltenes Verhalten, welches genügen würde, um diesen Meteoriten von denjenigen des gewöhnlichen Typus zu trennen und ihn be- züglich der Textur an die kohligen Meteoriten anzuschliessen. \ RW I Poiaaf £ er . 429 Bei der Untersuchung der sich von demselben ablösenden Substanz erkennt man mit blossem Auge und noch besser mit der Lupe, dass sie aus zahllosen kleinen Kuügelchen besteht, theils von sphäroidaler Form, theils in verschiedenen anderen Gestalten, stets jedoch gerundet. Diese Kügelchen haben einen Durchmesser von weniger als } Millimeter. Es sind sogar viele darunter, deren Durchmesser höchstens 0,20 bis 0,10 mm. beträgt. Andere endlich sind noch kleiner. Auch die zartesten Theile erscheinen unter dem Mikroskop zum grössten Theil, wenn nicht ganz und gar, kuglig. Wenn man nun Peridot nach vorgängiger Mengung mit Kohle, um ihn hinreichend zu zertheilen, der Einschmelzung unterwirft, so zertheilt sich bei der Abkühlung die Silicat-Masse in kleine Kügelchen, die einen sphäroidal, die anderen in ab- weichenden Gestalten, welche mit denjenigen des Meteoriten von Ornans vollständig übereinstimmen. Die Aehnlichkeit ist noch genauer, als der erste Anblick es zeigt; denn die so erhaltenen Kügelchen bestehen nicht aus- schliesslich aus Peridot, sondern sind innig gemengt mit fein zertheiltem metallischen Eisen, welches offenbar aus der theil- weisen Reduction des ursprünglichen Silicats entstanden ist, das bekanntlich Magnesia und Eisenoxydul als Basen enthalt. Ausserdem entsteht, wie auch bei den früheren Versuchen angeführt ist, in Folge dieser theilweisen Reduction des Sin- gulosilicats (Peridot) ein Bisilicat (Enstatit oder Pyroxen), wie es auch der Meteorit enthält, mit welchem wir uns beschäf- tigen. | Endlich verhalten sich diese künstlichen Kügelchen bei der Untersuchung sehr dünner Plättchen im polarisirten Lichte genau so wie die Kügelchen der Meteoriten von Ornans. Man sieht, dass sie sich überhaupt von letzteren nur durch einen durchschnittlich grösseren Durchmesser unterscheiden. Es genügt, dem Peridot # seines Gewichtes an Kohle zu- zusetzen, um eine ganz scharfe Granulation zu erlangen. Auch andere Substanzen als Kohle können, wenn man sie der Silicatmasse im Augenblick der Erstarrung zusetzt, zu dem- selben Resultat führen, Es ist übrigens nicht nöthig, dass diese Substanzen, welche die Vereinigung der Masse zu einem Ganzen verhindern, fest sind; sie können auch flüssig oder gasförmig sein; wie ja das Zeits. d. D. geol. Ges. XXJ, 2. 28 yieı | 4 7 PER , ” Er . ne a ee, 3 7 an RL } Ei age Mi DR, u S Y ln re N A MEET Yer er we de % Fang u 3 f , 2 h Kih-. . 430 i ee Oel durch Wasser in Kügelchen zertheilt wird, oder das ge- schmolzene Blei und das Quecksilber durch Schleudern oder Rühren in der Luft. Das Wasser bietet hierfür noch bekanu- tere Beläge, indem es sich an den Wasserfällen oder in einem kleinen medieinischen ‚Apparat, dem sog. Pulverisateur, in Staub verwandelt. In dem Falle des Meteoriten von Ornans erinuert der Zu- stand der Zertheilung des Eisens mitten in den Silicaten, welche den Teig bilden, an das, was bei einer Peridotmasse eintreten würde, welche in einer Wasserstoffatmosphäre in wirbelnder Bewegung wäre, dadurch gleichzeitig granulirt und theilweise reducirt wurde und so eine verwirrte Krystallisation erführe. III. Schlussfolgerungen bezüglich des Ursprunges der kosmischen Körper, von welchen die Meteori- ten herruhren. Die beiden erwähnten Verfahren zur Nachbildung der Me- teoriten führen dazu, sich die Bedingungen zu vergegenwärtigen, unter welchen diese Körper und die Massen selbst, welchen sie entstammen, sich bilden konnten. Diese Bedingungen be- treffen die chemische Zusammensetzung der Massen, mit. wel- chen wir uns. beschäftigen, sowie die Temperatur, bei welcher ihre Bildung stattgefunden hat. Chemische Zusammensetzung und Bildungs- weise. Wir haben gesehen, dass durch Schmelzung von Silicatgesteinen die Charaktere der Meteoriten bis zu den. in- nersten Eigenthumlichkeiten der Structurverhältnisse hin nach- gebildet werden können. Wir folgern indessen daraus nicht, dass, wie bei den meisten unserer Versuche, so in der Natur der Kohlenstoff das Reductionsmittel gewesen sei; denn wenn dies der Fall wäre, so musste das Eisen gekohlt und in Stahl oder Roheisen verwandelt sein, was keineswegs gewöhnlich der Fall ist. Es scheint vielmehr den Resultaten unserer Versuche selbst mehr zu entsprechen, die Reduction einer Wasserstoff- atmosphäre zuzuschreiben. *) *) Wenn dies die Bildungsweise der Meteoriten ist, so musste sich auf der Oberfläche der Körper, von welchen sie Theile waren, Wasser bilden. Diese Körper könnten aber sehr wohl dieses Wasser ihrer ge- ringen Dimensionen wegen nicht bei sich erhalten haben. Ku) te a eg ee ar I NER HE CE OEM TERAERLTe Br tw & \% Mn. H 431 Uebrigens wäre die Reduction, wenn sie stattgefunden hat, nur eine theilweise gewesen. Denn das Eisen ist im All- gemeinen nur zu einem Antheile reducirt, theils in den metalli- schen Zustand, theils zu Schwefel- oder Phosphorverbindungen; ein anderer Antheil dieses Metalls findet sich gewöhnlich als Oxydul in der Zusammensetzung eines Silicats und auch wohl in Verbindung mit Chrom (chromsaures Eisenoxydul). Der schöne Versuch, durch welchen GRAHAM die Gegen- wart von Wasserstoff in dem Meteoreisen von Lenarto .nach- gewiesen hat, bestätigt diesen Gedanken, welcher früher als die Entdeckung des ausgezeichneten englischen Chemikers be- kannt gemacht worden ist, *) Diese Folgerung steht auch im Einklang mit den Resul- taten der Spectral-Analyse, durch welche die Zusammensetzung der Sterne neuerlichst in so unerwarteter Weise aufgehellt worden ist. Die charakteristischen Linien des Wasserstoffs sind in der That in der Atmosphäre des Hauptkörpers unseres Systems, der Sonne, sowie in einer zahlreichen Reihe von Sternen erkannt worden. Trotz dieses Zusammentreffens von Thatsachen, welche auf eine Reduction von Silicatgesteinen hinweisen, kann man doch auf den Gedanken einer theilweisen Oxydation, ähnlich der, welche wir künstlich bewirkt haben, zuruckkommen. Neh- men wir an, wie man es. für unsern Erdkörper gethan hat, dass das Silicium und die Metalle der Meteoriten nicht immer mit Sauerstoff verbunden gewesen seien, wie sie es heute meistens sind, und zwar vielleicht deshalb, weil die anfäng- liche Temperatur dieser Körper hoch genug war, um sie von dem Zusammentreten zu Verbindungen abzuhalten, oder auch weil sie, von Anfang an entfernt, einander nicht nahe gekom- men waren. Wenn, in Folge einer Abkuhlung oder einer anderen Ur- sache, wie einer Annäherung der Korper, der Sauerstoff zu plötzlicher Wirkung gelangt, so wird er sich mit den leichtest oxydirbaren Elementen verbinden. Das Silicium und das Magnesium werden vor dem Eisen und dem Nickel verbrennen, und wenn das verbrennende Gas nicht in hinreichender Menge — *) Comptes rendus, t. LXII v. 19. Februar 18066. 28° 2 Sr vorhanden ist, um Alles zu oxydiren, oder wenn es nicht hin- reichend lange einwirken kann, so wird es einen aus den wenigst oxydationsfahigen Metallen bestehenden Rückstand übrig lassen. Diese Metalle, das Eisen und das Nickel, werden in einer silicatischen Gangart zerstreut bleiben, ihren metallischen Zu- stand beibehaltend, gerade wie man es bei den Meteoriten be- obachtet. Ausserdem wird sich auf diese Weise ein an Eisenoxydul mehr oder weniger reiches Magnesiasilicat von der Zusammen- setzung des Peridots bilden. Man sieht, dass die oben erwähnten Versuche, wenn man die Oxydation nach und nach bis zu den verschiedenen Stufen voranschreitend annimmt, nicht allein die Bildung der Meteori- ten des gewöhnlichen Typus erklären, sondern auch diejenige der Syssideren und der Polysideren. Diese Körper sind da- nach den Producten des trockenen Weges und der Schlacken- bildung gleichzustellen. Dieselbe Bildungsweise scheint nicht ebenso gut für die zu der Gruppe der Kryptosideren gehörigen Meteoriten voraus- gesetzt werden zu dürfen, speciell nicht für diejenigen von Juvenas, Stannern und Jonzac. Wir haben gesehen, eine wie enge Analogie dieselben mit gewissen thonerdehaltigen Laven verbindet, welche aus Pyroxen und Anorthit bestehen. Auch möchte das Wasser, in dessen Gegenwart die letzteren sich gebildet haben, ihrer Krystallisation möglicher Weise nicht fremd gewesen sein. Jedenfalls krystallisiren diese Gesteine nicht unter den Bedingungen der trockenen Schmelzung, wie die Magnesia-Si- lieate es so leicht thun. Die Schmelzung verwandelt sie viel- mehr in glasige und amorphe Massen. So scheinen denn die Meteoriten dieses letzteren Typus vielmehr die Producte eines gemischten Prozesses zu sein, welchen man vielleicht am besten nachahmen wird, indem man in uüberhitztem Wasser operirt. Was die kohligen Meteoriten betrifft, so unterscheiden sie sich von allen übrigen dadurch, dass ohne Zweifel mehrere der Bestandtheile, welche sie zusammensetzen, bei wenig hoher Temperatur gebildet worden sind. Auf den ersten Anblick möchte man versucht sein, sie als planetarische vegetabilische 433. Erde anzusehen. Aber es ist möglich, und diese Voraus- setzung ist sogar wahrscheinlich, dass diese kohlehaltigen Ge- menge ohne Mitwirkung des Lebens gebildet sind und die ‚letzten Stadien gewisser Reactionen darstellen. Temperatur. Ist es möglich, sich eine Vorstellung von der Temperatur zu machen, bei welcher diese kosmischen Kör- _ per sich gebildet haben ? Die obigen Versuche scheinen die Annahme einer gewissen Grenze fur dieselbe zu gestatten. Diese Temperatur war ohne Zweifel hoch, weil wasser- freie Silicate, wie Peridot und Pyroxen, sich gebildet haben. - Sie scheint indessen im Augenblick der Erstarrung und Kıy- stallisation niedriger gewesen zu sein als diejenige, bei wel- cher die erwähnten Versuche stattgefunden haben. Zwei That- sachen führen zu dieser Vermuthung. Die im Laboratorium hervorgehrachte hohe Temperatur hat die Bildung von Silicaten in scharfen und grossen Krystallen veranlasst, wie man ihnen in den Meteoriten nie begegnet. Es istin der That sehr merk- würdig, dass die Silicate, welche die Meteoriten des gewöhn- lichen Typus zusammensetzen, darin immer in sehr kleinen und wesentlich verwirrten Krystallen auftreten, trotz ihrer sehr aus- sprochenen Neigung zur Krystallisation. Wenn es gestattet wäre, etwas Analoges aus unserer ER gebung aufzusuchen, so würden wir sagen, dass die bei der Schmelzung der Meteoriten erzeugten Krystalle an die langen Eisnadeln erinnern, welche flüssiges Wasser beim Gefrieren - bildet, während die feinkörnige Structur der natürlichen Me- teoriten vielmehr dem Rauhreif oder demjenigen Schnee gleicht, welcher sich bekanntlich durch den unmittelbaren Uebergang ' des atmosphärischen Wasserdampfes in den festen Zustand bildet, oder auch der Schwefelblume, welche sich unter ana- Per logen Bedingungen gestaltet. In dem Augenblick der Krystallisation selbst trat dä jene so charakteristische Neigung zur Annahme der kugligen Struetur hervor, deren mögliche Entstehungsursache weiter oben experimentell zu erläutern versucht worden ist. Ausserdem ist bei den Meteoriten die Form der Eisen- _ körner ganz unregelmässig und wie höckrig (tubereuleuse). (Sierra de Chaco.) Nun hat aber die bei den Versuchen in’s Werk gesetzte Temperatur die Metallkörner vermocht, eine im allge- 434 meinen sphärische Form anzunehmen, was man ebenfalls bei den Meteoriten nie wahrnimmt. Ich habe versucht, die Art der Einsprengung des metalli- schen Eisens in den Silicaten, wie sie die gewöhnlichen Me- teoriten zeigen, dadurch nachzubilden, dass ich ein inniges Gemenge von reducirtem Eisen und Lherzolith einer hohen Temperatur aussetztee Nach der Schmelzung des Ganzen sammelte sich das Eisen zu noch sehr kleinen Körnchen; die kuglige Form derselben jedoch, welche besonders nach erfolgtem Schliff des Stückes leicht erkennbar wurde, ist sehr abweichend von derjenigen der höckrigen Körner, welche in den Meteoriten eingesprengt auftreten. Jedenfalls verdient es hervorgehoben zu werden, dass jene ursprüngliche Hitze nicht mehr vorhanden ist, wenn die Massen in unsere Atmosphäre eindringen. Der kohlehaltige Meteorit von Orgueil besteht aus einer steinigen Masse, welche bis zu ihren innersten Theilen mit Wasser und flüchtigen Sub- stanzen verbunden oder innig gemengt ist. Derselbe ist ver- möge dieser so leicht veränderlichen Zusammensetzung ein wahres Maximum - Thermometer, welches uns anzeigt, dass diese Körper nur kalt sein konnten, als sie aus dem Welt- raum zu uns gelangten; denn in unserer Atmosphäre scheinen sie jene flüchtigen Bestandtheile nicht in sich aufgenommen zu haben. u IV. Folgerungen bezüglich der Bildung des Erd- körpers. | Die Meteoriten enthalten keine anderen einfachen Körper als solche, welche sich auf unserem Erdkörper finden. Zudem sind diejenigen drei Körper, welche bei den Meteoriten im Ganzen vorherrschen, das Eisen, das Silicium und der Sauer- stoff, dieselben, welche auf unserem Erdkörper, vorherrschend sind. Ueberdies finden sich in denselben ganz gewöhnliche Mineralspecies, und zwar in gleichem Zusammenvorkommen, Eine genaue Feststellung der Analogieen sowohl, wie nicht minder der Verschiedenheiten wird sich indessen am besten durch eine allgemeine Vergleichung der Reihe der Meteoriten einerseits mit den Gesteinen unserer Erde andererseits ergeben. Es fällt zunächst in die Augen, dass die Mehrzahl der 435 die Erdrinde bildenden Gesteine wesentlich von den Meteoriten verschieden sind. Der auffälligste Unterschied ist der, dass man in den Meteoriten nichts gefunden hat, was mit dem Ma- terial unserer geschichteten Gebirgsarten übereinstimmte; keinen Kalkstein, keine sandigen oder Fossilien enthaltenden Ge- steine; keine also, welche auf die Thätigkeit eines Oceans oder auf das Vorhandensein des Lebens zurückführten. Selbst wenn man die Meteoriten mit den nicht geschich- teten Gebirgsarten der Erdrinde vergleicht, welche die allge- meine Unterlage der geschichteten Gesteine bilden, stellt sich eine grosse Verschiedenheit heraus. Man hat in der That in den Meteoriten niemals Granit, noch Gneiss, noch irgend ein anderes Gestein dieser Familie ge- funden. Nicht einmal die die granitischen Gebirgsarten zusam- mensetzenden Mineralien hat man beobachtet, weder Orthoklas, noch Glimmer, noch Quarz, ebenso wenig Turmalin, noch die übrigen Silicate, welche diese Gebirgsarten zu begleiten pflegen. So fehlen also unter den Meteoriten diejenigen Silicatge- steine, welche die Rinde unseres Erdkörpers bis zu bedeuten- der Dicke zusammensetzen. Nur in den tiefen Regionen un- terhalb des Granits, welche man infragranitische zu nennen pflegt, darf man die den Meteoriten entsprechenden Gesteine suchen; das heisst unter jenen basischen Silicatgesteinen, welche “auf ihrer ursprünglichen Lagerstätte mindestens mehrere Kilo- meter unter der Erdoberfläche liegen. Vertreter dieser Ge- steine können daher nicht anders zu uns gelangen, als indem sie durch kräftige Pressungen und Eruptionen in die Spalten der überdeckenden Gebirgsschichten hinaufgedräugt werden. Die Abwesenheit der ganzen Folge von Gesteinen, welche unseren Erdkörper zu einem so grossen Theile zusammensetzen, unter den Meteoriten ist jedenfalls eine überaus merkwürdige Thatsache, welches immer ihre Ursache sein möge. Diese Abwesenheit kann in verschiedener Weise erklärt werden; man kann annehmen, dass die Meteoritenausbruche, welche zu uns gelangen, entweder nur aus dem Innern von Planetenkörpern gleicher Zusammensetzung mit unserer Erde herrühren, oder dass auf diesen Planetenkörpern überhaupt weder quarzführende oder saure Silicatgesteine, noch geschich- tete Gebirgsarten vorkommen, In letzterem Falle, dem wahrscheinlicheren, würden die- - 02 A selben eine weniger vollständige Folge von Wandlungen er- fahren haben, als der Planet, welchen wir bewohnen, und die ‘Erde würde: nur der Mitwirkung des ÖOceans in ihrer ersten Zeit die granitischen Gebirgsbildungen verdanken, wie sie ihr später ihre geschichteten Gebirgsglieder zu verdanken gehabt hat. E | WichtigkeitdesPeridotsindentiefen Regionen. Es ist besonders ein Mineral, welches, wie wir sehen, sich mit auffallender Beständigkeit in fast allen Meteoriten, von den Eisenmeteoriten bis zu den eigentlichen Steinen findet, der Peridot nämlich. In letzteren tritt er selten allein auf (Chas- signy); gewöhnlich ist er mit saureren Silicaten gemischt, zu- weilen so, dass die Theile nicht zu unterscheiden sind. Hier ist nun eine fundamentale Thatsache hervorzuheben ; die nämlich, dass dieses Silicat, das charakteristischste der Meteoriten, in den geschichteten Gebirgsarten, wie wir gesehen haben, nicht vorhanden ist.*) Ebenso fehlt es in den grani- tischen Gesteinen. **) Dagegen ist es wohlbekannt, wie sehr verbreitet der Pe- ridot in den Eruptivgesteinen ist, wie in dem Basalt und manchen Laven, deren Sitz, wie eben erwähnt wurde, unter- halb der Granitregion zu liegen scheint. Die Basalte aller Gegenden der Erde enthalten Peridot nicht allein in eingesprengten Körnern, sondern auch in der Gestalt von Bruchstücken, welche häufig eckig geblieben sind, und die man als von einer tiefer liegenden Masse losgerissen ansehen möchte. Man kennt jene Peridot-Bomben, welche sich in Fülle in verschiedenen vulkanischen Gebieten Frankreichs (Langeae, Haute-Loire, Montferrier, Herault***), der Rheinufer,‘ des Laacher See’st) und in vielen anderen Gegenden finden. | Der Peridot ist ferner in anderen Pyroxen-Gesteinen in *) Selbstverständlich kommen solche geschichteten Gesteine nicht in Betracht, in welche es durch eruptive Gesteine gelangt ist, wie gewisse von Basalt begleitete tertiäre Schichten. **) Wir lassen hier ebenso gewisse Varietäten des Peridots bei Seite, wie den Fayalit, den Glinkit, welche auf besonderen Lagerstätten gefunden worden sind. ***) Bull. Soc. G&ol. de France, 2. XXVI. +) Deutsche geol. Gesellsch, XIX. 465. 1867. - 437 Menge vorhauden, wie z. B. in den Doleriten der Gegend von Montarvil und von Montreal in Canada, wo er nach Mr. STERRY Hunt fast die Hälfte des ganzen Gewichtes jener Ge- steine bildet. *) Auch sind an Peridot reiche Gesteine, die Kreide durch- brechend, in der Gegend von Teschen gefunden und von Herrn TscHErmaX beschrieben worden, welcher kürzlich eine Notiz über das Vorkommen des Olivins in den Gesteinen ver- ‚öffentlicht hat. **) Andererseits bildet der Peridot die Grundmasse des Lher- zoliths, welcher an mehreren Punkten in den Pyrenäen, u.a. an dem See von Lherz, hervorgebrochen ist. Der Lherzolith findet sich auch in anderen Gegenden wieder. Nach der Unter- suchung desselben durch Herrn Damour**‘) besteht das Ge- stein aus Peridot, zu welchem sich Enstatit, Pyroxen und zu- weilen Spinell (Picotit) gesellen. Dieses Gestein, welches aus Tyrol bereits bekannt war, ist vor einigen Jahren auch in Neu- Seeland durch Herrn v. HocHSTETTER, eine ganze Gebirgskette bildend, wiedergefunden worden, welcher. ihm den Namen Dunit gegeben hat}); noch später durch Herrn F. SANDBERGER in Nassau bei Trigensteinff) und im Fichtelgebirge. | Herr KJEruLr hat erkannt, dass ein sehr verbreitetes Ge- stein der Gegend von Bergen in Norwegen,+rfr) welches Herr KeırHav. früher als einen metamorphischen Sandstein ange- sehen hatte, zum Theil aus nickelhaltigem Peridot besteht, mit welchem Chromeisenstein und Talk verbunden sind. Man kann auch noch daran erinnern, dass Herr G. Rose, nachdem er früher den Peridot in dem Gestein von Elfdalen in Schweden entdeckt hatte, ihn auch in dem Diallaggestein von Neurode in Schlesien wiedergefunden hat. Alle diese Thatsachen, deren Zahl durch die Entdeckung bis dahin nicht erkannter, Peridot-Gesteine täglich wächst, zu- sammengenommen fuhren zu der Erkenntniss, dass der Peri- - *) Geology of Canada. S. 464. **) Verhandl. d. Ak. d. Wissensch. in Wien v. 11. Juli 1867. *%*) Bull. de la Soc. G&ol. de France, 2. 3. t. VII. p. 88. +) Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. Jahrg. 1804. S. 341. +7) Leonnarp’s Jahrb. 1865. p. 449. u. 1867. p. 172. Herr Sanp- BERGER nennt es Olivinfels. trr) Leona. Jahrb. 1867. p. 180. Deutsche geol. Ges. 1867. N Vin pa ae ae Te ji n art x R 3 : he > . [2 N pi re 2 al 438 ” dot, der an der Oberfläche der Erde so selten ist*), bei einer gewissen Tiefe eine vorherrschende Rolle spielt. Seine Wich- tigkeit erstreckt sich nicht nur auf unseren Erdkörper, sondern ebenso über die übrigen in dem Weltraum verbreiteten Kör- per, deren Natur zu bestimmen die Meteoriten uns in den Stand setzen. Fügen wir noch hinzu, dass die vermittelst des Spectroskops erfolgte Erkennung des Magnesiums nicht nur auf der Sonne, sondern auf einer grossen Anzahl von Sternen mit der all- gemeinen Wichtigkeit in Verbindung zu bringen ist, welche wir der Magnesia als der Basis des Peridots beizulegen ver- anlasst sind. Es ist richtig, dass man sich daruber wundern könnte, dass der Peridot sich auf der Oberfläche der Erde nicht in grösserer Menge findet. Indessen wenn er nicht häufiger in grösseren Massen auf- tritt, so liegt dies daran, dass aussergewöhnliche Umstände dazu gehören, ihn die höherliegenden Gesteine durchbrechen zu lassen, ohne sich zu verändern. Er ist ja in der That das basischste Silicat, welches man kennt, und hat eine grosse Neigung, Kieselsäure aufzunehmen und sich so in ein saureres Silicat, wie Eustatit oder Pyroxen, zu verwandeln, wie es die vorhin besprochenen Versuche beweisen. Er musste nun, um von seiner ursprünglichen Lagerstätte an die Oberflache zu gelangen, saurere Gesteine von mehre- ren Kilometern Dicke durchbrechen. Nothwendig musste er auf diese einwirken und konnte so Veranlassung zur Bildung der so zahlreichen Pyroxen- und Amphibol- Gesteine geben, welche eine Art von Uebergangsreihe zwischen dem reinen Peridot und dem Pyroxen bilden. | Vielleicht muss man derartigen Einwirkungen die stufen- weisen Uebergänge des Lherzoliths zu Pyroxen- oder Amphibol- gesteinen zuschreiben, welche die Pyrenäen an verschiedenen Punkten zeigen.“*) *, Es ist bekannt, dass der Peridot in der Mehrzahl der Classifica- tionen der Felsarten nicht einmal als eins der constituirenden Elemente aufgeführt wird. **) Von Cuarpentier; Essai sur la constitution geognostigue des Pyrenees. m ee REN. RT ae He 1 N RR BL rg r MeRT a a ee A POT Re REN na EAN, N 439 Umwandlung desSerpeutins in Lherzolith oder in Peridot. Theoretische Folgerungen daraus. Es giebt noch ein anderes Magnesia-Gestein, welches mit dem Peridot und dem Lherzolith in nahe Beziehung gebracht werden muss, ungeachtet gewisser Unterschiede, welche es von denselben zu entfernen scheinen. Der Serpentin zeigt in der Reihe der eruptiven Ge- steine ausnahmsweise Eigenschaften, indem er zugleich wasser- haltig, unschmelzbar und ohne deutliche Krystallisation ist. Die Geologen nehmen allgemein an, dass der Serpentin durch Umbildung eines anderen Gesteines entstanden und zwar von dem Peridot herzuleiten ist, wenigstens in gewissen Fällen, in welchen er die charakteristische Krystallform dieses Körpers beibehalten hat. Bis dahin, wo es gelingen möchte, von dem Peridot aus- gehend zu dem Serpentin zu gelangen, habe ich den umge- kehrten Weg zu verfolgen, nämlich den Serpentin in Peridot umzuwandeln versucht. | Die Beziehung der chemischen Zusammensetzung beider Mineralien deutete das einzuschlagende Verfahren an; der Ser- pentin unterscheidet sich von dem Peridot nur dadurch, dass er Wasser und mehr Kieselsäure oder weniger Magnesia ent- hält. Der Serpentin musste demnach unter Zusatz von Ma- gnesia geschmolzen werden, um zu der Zusammensetzung des Peridots zu gelangen. Indem die Serpentine von Snarum in Norwegen, von Monte Ferrato in Toscana, von Sainte - Sabine in den Vogesen und von Gaito im Isere-Departement so behandelt wurden, ergaben sich nach der Schmelzung verwirrt krystallinische Massen, welche an vielen Stellen alle Merkmale des Peridots zeigen. Enstatit-Nadeln sind darin in Menge enthalten oder bedecken die Oberfläche. Die Gegenwart dieses Silicats er- klärt sich dadurch, dass die zum Versuch angewendeten Stücke etwas mehr Kieselsaure enthalten mochten als der Typus der Formel Me? Sit, von welchem ausgegangen wurde. Diese Resultate haben mich dazu geführt, zu untersuchen, welches Resultat die einfache Schmelzung der Serpentine er- giebt. Der mit Proben von verschiedenen Fundpunkten (Sna- tum in Norwegen, Zöblitz in Sachsen, Favero in Piemont) 440 im irdenen Schmelztiegel ausgeführte Versuch hat ebenfalls Gemenge von Peridot und Enstatit ergeben, in welchen jedoch das erstere Mineral sich in geringerem Maasse zeigt, als bei . den unter Gegenwart von Magnesia erfolgten Schmelzungen. Der Serpentin von Baldissero in Piemont, bekannt durch Adern von Magnesia und Opal, welche in ihm ausgeschieden sind, hat das charakteristischste Resultat geliefert: Enstatit- Nadeln, welche mit auffallender Regelmässigkeit sich in pa- ralleler Anordnung und zu Büscheln gruppirt mitten im kry- stallinischen Peridot abheben; es ist dies genau dasselbe Re- sultat, welches der Lherzolith ergiebt. Es ist indessen zu bemerken, dass selbst dann, wenn der Serpentin ohne irgend welchen Zusatz im Tiegel geschmolzen wird, er den Wänden desselben einen Theil ihrer Substanz, und zwar besonders Kieselsäure, entnehmen muss. Bei diesen Schmelzungen, wie bei denjenigen der Meteo- riten, bringt die Neigung des Peridots und des Enstatits zur Krystallisation dieselben in recht deutlich erkennbaren Kry- stallen zur Erscheinung; das erhaltene Product besteht aber ausserdem noch aus anderen Thonerde- oder sonstigen Silica- ten, welche innig gemischt und gleichsam im Innern der erste- ren aufgelöst bleiben. Diese verschiedenen Resultate, besonders die letzteren, zei- gen, dass der Serpentin häufig eine entschiedene Neigung be- sitzt, sich in Peridot zu verwandeln, als ob er erst dadurch in seinen normalen Zustand zurückkehrte. Dies ist ein Grund mehr dafür, den Serpentin, wenigstens bezüglich einiger seiner Vorkommnisse, als einen Peridot oder Lherzolith zu betrachten, welcher eine gewisse Menge seiner Magnesia verloren und durch einen Vorgang, welcher an denjenigen der Verwandlung des Feldspaths in Kaolin erinnert, Wasser in sich aufgenom- men hat. Die unmittelbare Beobachtung der Gesteine bestätigt diese Schlussfolgerung. Einestheils giebt es Lherzolithe, welche gradatim in Serpentin übergehen, wie dies an einigen Locali- täten in den Pyrenäen*), zu Brezouars in den Vogesen**), zu *) Von CuarPpenTier, Essai sur la constitution geognostique des Ly renees, p. 256. **) Fournet, Bull soc. geol. de France, 2 serie, t. IV, p. 227. ie er 4 441 Neurode in Schlesien und in gewissen, unter dem Namen Schillerfels oder Bastit bekannten Gesteinen in Transylva- nien*), in Nassau **) und anderwärts sich findet. Anderer- seits giebt es Serpentine, welche ebenso klar ihren Zusammen- hang mit Peridotgesteinen an den Tag legen. Man kann kein lehrreicheres Beispiel letzterer Thatsache sehen, als das des eben besprochenen Serpentins von Baldissero. Eine der Va- rietäten dieses Serpentins, in der Sammlung des Museums und durch Herrn CorpiEr gesammelt, erinnert in ihren äusseren Kennzeichen durchaus an den Lherzolith der Pyrenäen. Ich habe überdies erkannt, dass sie, wie der letztere, von Enstatit- Krystallen von der Varietät des Bronzites***), von smaragdgrü- nem, chromhaltigen Diopsid, sowie von schwarzem chromhalti- gen Spinell, zuweilen in regelmässigen Oktaödern (Varietät des Piecotit) durchwachsen ist. Diese drei Mineralspecies zeigen bei diesem wie bei jenem Gestein ganz den gleichen Habitus. Dieser Analogieen ungeachtet unterscheidet sich indessen der Serpentin von Baldissero von dem Lherzolith durch seine ge- ‚ringe Härte und seinen Wassergehalt; er bildet gewissermaassen einen Uebergangszustand des ersteren Gesteins in das letztere. Die Mineralien, welche der Wasseraufnahme widerstanden haben, bleiben gewissermaassen die Zeugen des ursprünglichen Zustandes, so dass die Beziehung des Kaolins zum Feldspath nicht klarer erwiesen ist, als die Umwandlung, mit welcher wir uns hier beschäftigen. Uebrigens wird durch nichts bewiesen, dass die Wasser- aufnahme, welche bei der Umwandlung der Peridotgesteine in Serpentin stattgefunden hat, durch den Einfluss der Agentien der Erdoberfläche bewirkt worden wäre. *) Tscuermak, Sitzungsber. der Wiener Akad., loe. cit. **) Bei dem neuen Lherzolith-Vorkommen, welches Herr F. SanpBERGER in Nassau aufgefunden hat, erwähnt dieser ausgezeichnete Geologe alle Uebergänge dieses Peridotgesteins in Serpentin. Lioxuann’s Jahrb. 1865, - S. 449. *=*#) Herr Des Cröiseaux, welcher die Güte gehabt hat, die optische Untersuchung dieses Enstatits auszuführen, hat bei demselben zwei weit aus einander gehende Axen in einer dem deutlichen und bronzirenden Blätterbruch parallelen Ebene erkannt; die negative Mittellinie senkrecht zum undeutlichen Blätterbruch, 2H (roth) = 124° 46, 442 Der eruptive Serpentin der Appenninen, der Alpen und so vieler anderer Gegenden kann aus den Tiefen hervorgetrieben worden sein, nachdem er bereits das heute in ihm enthaltene Wasser aufgenommen hatte. ' Die Art und Weise, wie das Glas sich iu uüberhitz- tem Wasser zersetzt und in ein wasserhaltiges Silicat verwan- delt, wie ich es bei früheren Versuchen erkannt habe *), scheint nicht ohne Analogie zu sein mit dem chemischen : Vorgang, welcher den Serpentin auf Kosten vorher bestandener wasser- freier Silicate erzeugen konnte. Ich behaupte indessen nicht, dass alle Serpentin - Massen von der Umwandlung der Peridot-Gesteine herrühren; es giebt deren in. der That, welche man von Pyroxen- und anderen Gesteinen hergeleitet hat. Es wird bei dieser Gelegenheit passend darauf aufmerksam gemacht, dass der Versuch, durch welchen ich weiter oben nachgewiesen habe, mit welcher Leich- tigkeit der Peridot sich in weniger basische Silicate umwan- delt, im Allgemeinen auch die zahlreichen Uebergänge des Serpentins in andere Gesteine erklärt, zunächst in Euphotid, welcher gewöhnlich mit ihm zusammen vorkommt, sodann in Diorite und pyroxenische, prasophyrische Gesteine u. s. f., welche ihn in Toscana “*), in verschiedenen Theilen der Al- pen und in vielen anderen Gegenden begleiten. Die Analogien, welche den Serpentin den Peridotgesteinen nahe bringen, veranlassten mich, auch dieses Gestein mit Be- zug auf die Zusammensetzung der Meteoriten zu untersuchen. Wenn man den Serpentin in einem mit Kohle gefütterten Tiegel schmilzt, so enthalten die sich ausscheidenden Guss- eisen- und Schmiedeeisenkörner häufig Nickel, bis zu beträcht- licher Menge, wie es bei der gleichen Behandlung beim Peri- dot der Fall ist. Das Eisen z. B., welches aus dem Serpentin von Sainte-Sabine in den Vogesen ausgeschieden wird, enthält 0,67 pCt. Nickel. Das eines Serpentins des Mont - Genevre hat ebenfalls Nickel ergeben, aber in zu geringer Menge, als dass sie hätte bestimmt werden können.***) *%) Synthetische Versuche über den Metamorphismus (Ann. des mi- nes, d® serie, t. XVI, p. 425) Ueber die Bildung der Zeolithe (Bull. Soc. geol. de France, 2e serie, t. XVI, p. 588). **) Pıur Savı, Delle Rocco ofiolitiche della Toscana. 1838. p. 11. ***) Es ist hier daran zu erinnern, dass das Nickel, welches zuerst 443 Zu diesen Aehnlichkeiten in der Zusammensetzung der Serpentine und der Meteoriten kommt noch die Gegenwart von Chrom. Einestheils findet sich das Chrom bei den ‚meisten Serpentinen nicht nur als Ursache der grünen Färbung*), son- - dern auch als Chromeisenstein, wie man in sehr verschiedenen Gegenden nachgewiesen hat.**) Andererseits hat die von Lausier schon 1806 ***) gemachte wichtige Beobachtung, dass das Chrom in den Meteoriten nur selten fehlt, sich seitdem nur bestätigt. Es giebt in der That wenig steinige Meteoriten, welche nicht, wenn auch nur in geringer Menge, Chromit oder Chromeisenstein in ihrer Mischung enthielten. Der Serpentin kann demnach, abgesehen von seinem Wassergehalt, den Meteoriten des gewöhnlichen Typus fast mit gleichem Rechte nahe gestellt werden, wie der Feridot und der Lherzolith. “Es ist noch zu erwähnen, dass die kohligen Meteoriten (Cap der guten Hoffnung, Kaba und Orgueil) ein wasserhalti- ges Magnesia-Silicat enthalten, welches Herr WöhHLER dem Ser- pentin nahe gestellt hat. Ich will noch eine Bemerkung uber die Bildung des Spi- nells beifügen, welcher zuweilen im Peridot eingesprengt vor- kommt, wie man dies an einigen Localitäten der Haute-Loire, in dem. Lherzolith der Pyrenäen und in dem serpentinführen- den Lherzolith von Baldissero bemerkt. Da der Peridot. das basischste Magnesia-Silicat ist, welches die Gebirgsarten uns darbieten, so scheint dieses Vorkommen von Spinell einfach erklärt werden zu können. Da sich Thonerde in einem sehr basischen Silicat vertheilt fand, welchem sie die Kieselsäure von STROMEyER in gewissen Serpentinen und. zugleich im Peridot nach- gewiesen worden, seitdem in Serpentinen sehr von einander entfernter Vorkommen, in Sachsen, in Schlesien, in Nordamerika, in Texas, in Pensylvanien sich wieder gefunden hat; nach der Analyse von STeRRY Hesrt fehlt dieses Metall auch nicht in den Serpentinen von Canada. (Geology of Canada, p. 471.) *) Seit langer Zeit von Varentin Rose und KLaprortu angegeben. **) Das Departement Du Var, Sachsen, das Grossherzogthunı Ba- den, der Rhein, die österreichischen Alpen, Mähren, Schottland, Nor- wegen, Griechenland, der Ural, zahlreiche Vorkommen in den vereinigten Staaten, in Canada etc. *%*) Annales du museum, t. VII, p. 392, 1806, 444 nicht mehr entziehen konnte, so musste sie sich mit basischen Körpern, Magnesia und Eisenoxydul, verbinden. | Ich habe diese Vermuthung durch einen synthetischen Versuch bestätigt. Wenn man natürlichen Peridot bei sehr hoher Temperatur mit Thonerde (10 pCt.) schmilzt, so bemerkt man nach der Schmelzung in der krystallinischen Peridotmasse kleine schwarze Punkte, welche unschmelzbar sind, durch Säu- ren nicht angegriffen werden und zugleich Thonerde, Magnesia und Eisenoxydul enthalten. Einige zeigen die Form regulärer Oktaöder. Diese Krystalle, welche alle Kennzeichen des Pleo- nast-Spinells an sich tragen, geben demnach vollständigen Auf- schluss über die Bildung dieses Minerals in den Peridoten und Lherzolithen. Charaktere, welche die Peridot-Gesteine aus- zeichnen. Wir sehen unter den charakteristischen Eigen- schaften ‘der Peridot-Gesteine drei, welche dieselben von allen übrigen Silicatgesteinen scharf unterscheiden, und welche die Aufmerksamkeit zu fesseln verdienen: 1. Der Peridot ist der basischste Typus unter den Sili- caten, welchen man kennt; sowohl unter den Meteoriten, als unter den eruptiven Gebirgsarten. In dieser Reihe, deren erstes Glied er bildet, und welche mit dem Granit schliesst, bildet er zugleich die am einfachsten zusammengesetzte und die am besten bestimmte Art. ' 2. Hinsichtlich der Art und Weise der Krystallisation unterscheidet sich der Peridot sowie das Bisilicat der Magne- sia, der Enstatit, welcher sein häufiger Begleiter ist, von den Thonerde-Silicaten, besonders denjenigen der Feldspathgruppe, durch die Leichtigkeit der Bildung und Krystallisation auf trockenem Wege, in Folge einfacher Schmelzung. Niemals hat man dagegen etwas dem Feldspath oder Granit auch nur ent- fernt Aehnliches unter denselben Bedingungen künstlich kry- stallisiren lassen können. 3. Die Peridot- Gesteine sind weiter durch ihre grosse Dichtigkeit sehr ausgezeichnet, welche diejenige aller übrigen eruptiven Gesteine und selbst der Basalte übersteigt, wie aus folgender Uebersicht hervorgeht: 445 Granit 2,64 bis 2,76 Trachyt 2,62: 2,88 Porphyrit 2,76 Diabas 2,66% 14 72588 Basalt 2, Is il Lherzolith 325 „3,33 » 3835 Peridot 3,33 Diese verschiedenen Gesteine mussten sich von Anfang an in einer der zunehmenden Dichtigkeit entsprechenden Reihen- folge über einander lagern. Die.grosse Dichtigkeit der Peri- dot-Gesteine erklärt die normale Lage unter der Granitdecke, Ja selbst unter den basischen Thonerdegesteinen, welche sie in der Erdrinde einzunehmen scheinen. Vergleich der Dichtigkeiten der Meteoriten und derjenigen der wichtigsten Gesteine der Erde Wenn man die kohligen Meteoriten bei Seite lässt, welche man als ausserhalb der Reihe stehend ansehen muss, so konnte man sich die Meteoriten in concentrischen sphärischen Schich- ten, eine ideale Kugel bildend, vorstellen, deren Dichtigkeit von der Oberfläche nach dem Mittelpunkte zunahme, Zu äusserst befanden sich die thonerdehaltigen Steine, dann folgten die peridotischen Steine, diejenigen des gewöhnlichen Typus, dann die Polysideren,, die Syssideren und schliesslich die Holosi- deren. Ä Es ist darauf aufmerksam zu machen, dass dieser theo- retische Durchsehnitt einige Analogie besitzt mit einem idealen Durehschnitt des Erdballs, wenn man die sedimentären Schich- tenfolgen von den Granit- Gneiss- Niederlagen abscheidet. In diesem Durchschnitt würden die Laven den Thonerde - Meteo- riten entsprechen; darunter würde der Peridot dem Meteoriten von Chassigny entsprechen; der Lherzolith und die übrigen zu ihm gehörigen Gesteine nähern sich sehr den Meteoriten des gewöhnlichen Typus. | Allerdings gehen die Analogieen, welche man direct zu beobachten vermag, nicht weiter; weiter reicht aber auch die Kenntniss nicht, welche wir von den tiefsten Regionen unse- rer Erde besitzen. Es widerstrebt nicht dem Gedanken, an- zunehmen, dass die tiefsten Theile der Erde Aehnlichkeit be- eitzen mit denjenigen des idealen Körpers, welchen wir soeben Zeits.d.D. geol. Ges. XXI. 2. 29 446 durch die Uebereinanderlagerung der verschiedenen Typen der Meteoriten construirt haben. Nichts beweist, mit einem Worte, dass nicht einer dieser beiden Körper den andern ergänzt. Man wird diesen vielleicht kühnen Vergleich besser durch die folgende Tabelle verstehen, deren erste Colonne die wich- tigssten Typen der Meteoriten und deren Dichtigkeiten zeigt, während die zweite die wichtigsten Gebirgsarten der Erde enthält. I. Dichtig- 11. Dichtig- keiten. keiten. ® Geschichtete Gesteine 2,6 Ir Granit und Gneiss 2,7 _ Pyroxen-Laven 2:9 Thonerde-Meteoriten 9,0 — nn Peridot | 3,9 Peridotische Meteoriten 3,5 — — Eherzolith | 3,8 Meteoriten des gewöhn- lichen Typus 3,9— 9,8 _ Polysideren (Sierra de Chaco) 097,0 — Syssideren (ParLnas) 7,1— 7,8 ur Holosideren (Charcas) 7,0 —8,0 | — Unterschiede,durch welchediePeridotgesteine der Erde von den Meteoriten getrennt werden. Es geht schliesslich aus allen diesen Thatsachen hervor, dass die Tiefen der Erde Massen enthalten, welche grosse Aehnlichkeit mit den Meteoriten besitzen. Neben den Aehnlichkeiten indessen, welche die Peridotmassen unserer Erde mit den Meteoriten in Uebereinstimmung setzen, sind auch Unterschiede vorhanden, welche nicht minder der Beachtung werth sind. | Diese Unterschiede beziehen sich wesentlich auf die Oxy- dationsstufe des Eisens. Die Meteoriten, wie die Gebirgsarten der Erde, enthalten Eisenoxydul verbunden mit Kieselsäure (Silieat) und mit Chromoxyd (Chromeisenstein). Dem gegen- über fehlt der in unseren basischen Silicatgesteinen so häufige Magneteisenstein im Allgemeinen in den Meteoriten. Er wird 447 in denselben gewissermaassen durch gediegenes Eisen vertre- ten, welches seinerseits in unseren Gebirgsarten fehlt.*) Es giebt noch einen zweiten Unterschied ähnlicher Art, wie der vorige: die Phosphorverbindung des Eisens und des Nickels, zuerst von PBkrzELıus erkannt, findet sich fast immer bei dem Meteoreisen. Ebenso wie das gediegene Eisen fehlen sie dagegen gänzlich in unseren Gesteinen, wo sie durch Phosphate vertreten sind, welche besonders in den basischen Silicat-Gesteinen häufig sind.**) Ohne weiter bei einigen anderen Gegensätzen ähnlicher Art zu verweilen, erkennen wir als wesentlichen Unterschied zwischen diesen Meteoriten und den entsprechenden Gebirgs- arten der Erde den, dass die ersteren gewisse Körper im re- dueirten Zustande enthalten, welche in den anderen im oxy- dirten Zustande enthalten sind. Alles deutet darauf hin, dass die Massen, zwischen welchen eine so grosse Aehnlichkeit der Zusammensetzung besteht, identisch gewesen sein würden, un- geachtet ihrer ungeheuren Entfernung von einander, wenn sie nicht verschiedene Einwirkungen erlitten hätten. Wenn das in den Meteoriten ganz gewöhnliche metallische Eisen in den Gesteinen der Erde fehlt, so kann dies dadurch veranlasst sein, dass auf unserer Erde, wo die Atmosphäre Sauerstoff im Ueberschuss enthält, die Oxydation eine voll- ständige gewesen ist, d. h. keine Körper im metallischen Zu- stande ubrig gelassen hat. Alles spricht dafür, dass dieser Unterschied nicht vorhanden sein wurde, wenn beide Körper sich nicht verschiedenen Mengen von Sauerstoff gegenüber be- funden hätten. Denn es genügt, wie die angeführten Versuche beweisen, eine theilweise Reduction der Peridot- Gesteine der Erde, um sie den meteoritischen Gesteinen ähnlich, wenn nicht denselben ganz gleich zu machen. Peridot als allgemeine Schlacke. Die Auffassung, *) Es ist wahr, dass man in den kohligen Meteoriten, wie in dem- jenigen von Orgueil, Eisenoxydul gefunden hat. Diese bilden aber eine seltene und besondere Kategorie. *#) Der Stein von Juvenas, in welchem Herr Ramnmetsseng das Eisen im Zustande der phosphorsauren Verbindung angegeben hat, bestätigt _ nur diese Regel;-denn er enthält metallisches Eisen nur in sehr geringer Quantität. Es konnte sich deshalb nur schwer die Phosphorverbindung dieses Metalls bilden. 29” 448 zu welcher wir so eben geführt worden sind, um den Ursprung der planetarischen Körper zu erklären, von welchen die Me- teoriten abstammen, erläutert auch die Bildungsweise jener mächtigen Masse von Silicaten, welche die äussere Rinde des Erdkörpers zusammensetzt. Schon im Anfange dieses Jahrhunderts hat DavyY, nach- dem er die Resultate seiner bewundernswürdigen Entdeckung der Zusammensetzung der Alkalien und der Erden bekannt ge- macht hatte, vorausgesetzt, dass die Metalle dieser Oxyde im Innern der Erde in freiem Zustande vorhanden sein Könnten und sah er in ihrer Oxydation durch den Zutritt von Wasser und Luft die Ursache der Hitze und der Eruptionen der Vulkane. | Später ist diese Theorie erweitert worden, indem man sie auf den Ursprung der Erdrinde selbst ausdehnte, welche die mit der grössten Begierde die Verbindung mit Sauerstoff ein- gehenden Metalle, Kali, Natron, Calcium, Magnesium, Alumi- nium gerade im Zustand von Silicaten enthält, und indem man selbst die Gewässer der Meere als das Resultat der Oxy- dation des Wasserstoffs bei dieser allgemeinen Oxydation oder Verbrennung ansah. Sir Henry DE LA BücHE, dessen Geist alle grossen Fragen der Geologie zu umfassen wusste, war einer der ersten, welche diesen Gedanken aussprachen *), den die wichtigen Beobachtungen über die Hütten -Schlacken von HAUSMANN, MITSCHERLICH und BERTHIER so gut vorbereitet hatten“*) und den Herr E. pe BEAumont mit grosser Schärfe durch den Ausdruck : „natürliche Coupellation* wiedergegeben hat.***) Man erkennt ohne weitere Erläuterung, wie sehr diese theoretische Anschauung durch die Resultate bestätigt und %) Researches in Theoretical geology, 1834. Die französische Ueber- setzung ist im Jahre 1838 von M. pe Cortesxo publieirt worden. **) Unter den zahlreichen Beobachtungen von Hausmann, welche bis 1816 zurückgehen, muss ich seine Arbeit: De usu experientiarum me- tallurgicarum ad disquisitiones geologicas adjuvandas (Göttinger gelehrte Anzeigen 1837) hervorheben. Auch ist es billig, daran zu erinnern, dass Mıtrscherrich bereits 1823 die Formen des Peridots und des Pyroxens in Krystallen metallurgiscker Schlacken erkannt hat. (Abhandl. der Kön. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1823, p. 25.) »*) Bulletin Soc. geol. 2® serie, t. IV, p. 1326. 1847. 449 schärfer begrenzt wird, welche ich bei der Synthese der Me- teoriten erhalten habe. Nach obigen Erörterungen wird die Annahme natürlich erscheinen, dass die Peridotgesteine, deren Wichtigkeit für die Zusammensetzung der tiefen Regionen unseres Erdkörpers wir erkannt haben, den gleichen Ursprung haben, wie dieselben Silicate, welche Bestandtheile der Meteoriten bilden. Diese Peridotgesteine wurden auch auf unserem Planeten das directeste Product einer Verschlackung sein, welche sich zu einer äusserst fern liegenden Zeit vollzogen hat. Es ist wesentlich, sich über das Wort Verschlackung richtig zu verstehen. Wenn man ein Bad geschmolzenen unreinen Gusseisens bei Berührung mit der Luft in Fluss erhält, so oxydirt sich das Eisen sowie gewisse mit ihm verbundene Körper, worunter Silicium der wichtigste ist. Diese Oxydation erzeugt ein Eisen- Silicat, welches die obere Decke des Metallbades bildet. Es ist eine echte flüssige Schlacke. Durch Abkühlung wird sie teigig, demnächst fest werden und alsdann eine dichte, steinige, krystallinische Structur annehmen, eine solche mit einem Wort, welche ganz verschieden ist von jenen aufgeblähten, schwam- migen Körpern, welche man vulkanische Schlacken genannt hat. Eine jener metallurgischen Verschlackung ähnliche also ist es, welche wir meinen, wenn wir von einer Verschlackung des Erdkörpers reden. Diese Erklärung erstreckt sich selbstver- ständlich nicht auf die Bildungsweise der Feldspath-Gesteine, wie Z. B. des Granits, welche, wie wir oben sahen, die Magnesia- Gesteine uberlagern. Erstere unterscheiden sich von den Pe- ridotgesteinen durch drei wesentliche Charaktere und haben sich nicht nur mit einer bedeutend grösseren Menge Kiesel- saure und anderer Basen, sondern auch sicherlich unter ver- schiedenen Verhältnissen gebildet. Viele Geologen nehmen in der That an, dass diese Feld- spathgesteine sich nicht einfach auf trockenem Wege gebildet haben, was wir als die wahrscheinliche Entstehungsweise der tief liegenden peridotischen Gesteine nachgewiesen haben, son- dern dass sie unter Mitwirkung besonderer Agentien, wie u.a. des Wassers, entstanden sind. Wie dem auch sei, so könnte man in denselben, namentlich in den Trachyten, jedenfalls das entgegengesetzte Endglied der Reihe der bei der allgemeinen 450 Verschlackung gebildeten Silicatgesteine erblicken. Der Gegen- satz dieser beiden verschiedensten und am besten charakteri- sirten Typen liegt nicht allein in der mineralogischen Zusam- mensetzung und den Verhältnissen der Krystallisation, sondern auch in der Dichtigkeit der Massen und ihrer Lage in noth- wendiger Weise sehr verschiedenen Tiefen. Wenn wir sagen, dass die Gesteine der Erde kein gedie- genes Eisen enthalten, so kann dabei offenbar nur von denje- nigen Massen die Rede sein, welche durch Eruptionen unserer Forschung zugänglich geworden sind, Massen, welche gegen- über der grossen Dimension unseres Planeten gewissermaassen nur einen Mantel desselben bilden. Nichts beweist, dass un- terhalb jener thonerdehaltigen Massen, welche beispielsweise in Island Laven von so grosser Aebnlichkeit mit den Meteori- ten des Typus von Juvenas geliefert haben, dass unterhalb un- serer Peridotgesteine, welehen der Meteorit von Chassigny so nahe steht, sich nicht Iherzolithische Massen finden sollten. in welchen gediegenes Eisen sich zu zeigen begänne, solche Massen also, welche mit den Meteoriten des gewöhnlichen Typus übereinkommen würden; darunter alsdann eisenreichere Typen, wie die Meteoriten uns deren eine Reihe mit wachsen- der Dichtigkeit zeigen, von denjenigen an, bei welchen das Eisen etwa die Hälfte des Gewichts des Gesteins beträgt, bis zum gediegenen Eisen. Einige Thatsachen möchten diese Anschauungsweise un- terstutzen. So hat sich das Platin, welches durch seine grosse Dichtigkeit wahrscheinlich von Anfang an in die tiefsten Re- gionen versetzt worden ist, nach Herrn ENGELHARDT mit ge- diegenem Eisen zusammen gefunden. Jedenfalls ist dies Me-. tali mit Eisen in einer 10 pCt. übersteigenden Menge des letzteren legirt, was genügt, um es stark magnetisch zu machen. Man kann hinzufügen, dass, wenn im Ural das Platin niemals auf seiner Ursprungs-Lagerstätte gefunden worden ist, es sich doch häufig in Chromeisenstein eingewachsen und selbst noch mit Bruchstucken von Serpentin verwachsen gefunden hat. *) Durch letzteres Zusammenvorkommen scheint dieses Metall uns einen neuen Beweis dafur zu liefern, dass in bedeutender *) G. Rose, Reise nach dem Ural, Bd. II., S. 390. Lr Pıar, Comptes rendus de l’Acad&emie des sciences, 1546. 451 Tiefe Magnesia-Gesteine von der Familie des Peridots vorhan- den sind. Allgemeine Bemerkung. Das Privilegium der All- gegenwart des Peridots sowohl in den Gesteinen der Tiefe, als in den Meteoriten erklärt sich nach den obigen Ver- suchen dadurch, dass er gewissermaassen die allgemeine Schlacke ist. Man könnte aus dem Vorhergehenden schliessen, dass der Sauerstoff, welcher für die organische Natur so wesentlich ist, auch bei der Bildung der Planetenkörper eine wichtige Rolle gespielt hat. Fugen wir noch hinzu, dass ohne ihn kein Ocean gedacht werden kann, keine jener grossen Wirkungen an der Oberfläche und in der Tiefe, deren Ursache das Wasser ist. So gelangen wir dazu, die Grundlagen der Geschichte un- seres Erdballs zu berühren und die bereits durch die Aehn- lichkeit der Zusammensetzung enthullten Bande der Verwandt- schaft unter den Theilen des Weltalls, deren Natur zu kennen uns vergönnt ist, noch enger zu knüpfen. ia. W LFy FE en 452 B. Briefliche Mittheilung. Herr Orrmer an Herrn Eck. Braunschweig, den 25. April 1870. Nachdem die Erdarbeiten an der Bahn Braunschweig- Helmstedt in der näheren Umgebung unserer Stadt inzwischen soweit vorgeschritten sind, dass wesentlich Neues nicht mehr zu erwarten ist, erlaube ich mir Ihnen eine kurze Mittheilung über einen durch jene Arbeiten entstandenen Aufschlusspunkt zu machen. In dem Ihnen aus einem Briefe des Herrn Brauns (diese Zeitschr. XXI., S. 700) bekannten Einschnitte unterhalb der Mückenburg gelangt man, von Braunschweig kommend, ehe man die Thone mit Am. Parkinsoni erreicht, zu einer Reihe von Thonen von wesentlich anderer Beschaffenheit als jene. Dieselben, auf einer Strecke von 40 Ruthen aufgeschlossen, fallen nach West unter diluvialen Thonen und Sanden ein, sind oben hellgrau und führen hier häufig Kalkconcretionen, die eine, wenn auch nur geringe, schalige Absonderung zeigen, wie meist von einer anstehend bisher unbekannten Serpula-Art durchzogen werden. Nach unten werden die Thone dunkler, bleiben aber, wenn auch die Concretionen verschwinden, kalk- haltig, wodurch eine gewisse Magerkeit bedingt wird, welche sie auch petrographisch leicht von den nun folgenden ietten, dunkelblauen Thonen mit Am. Parkinsoni, an die sie sich an- lehnen, unterscheiden lässt. Die von anderen Localitäten schon bekannten, in diesen Thonen beobachteten und sicher bestimmbaren Petrefacten sind: Ammonites noricus SCHL. w Terebratulina Martiniana D’ORB. in einer feinrippigen Varietät. 453 Pecten crassitesta RoEm. Östrea Couloni D’ORB. Avicula macroptera RoEM. Arca ef. securis Leym. sp., sonst bekannt aus: Speetonthon — Moorhuütte, Ob. Hils — Achim, » n.. — Theerlöcher bei Kl. Schöppenstedt. Nucula Mariae D’ORB. Panopaeu neocomiensis LEYM. Sp. Aus diesen Petrefacten ergiebt sich, dass die Thone dem oberen Hils angehören, indem das gänzliche Fehlen typischer und sonst häufiger Leitmuscheln des Speetonclay (ich erinnere an Belemniins Brunsvicensis, Serpula Phillipsi etc.) maassgeben- der sein dürfte, als dass von obigen Petrefacten die Hälfte sich noch im Speetonthon findet, und stelle ich die Schichten unter diejenigen mit Crioceras Emmerici (s. v. STROMBECK, diese Zeitschr. XIII., S. 22). Ueber die genauere Begrenzung nach unten liess sich lei- der nichts feststellen, ebenso wie es späteren Nachforschungen vorbehalten bleiben muss, aufzuhellen, ob die Schichten mit der Gaultmulde des nicht sehr entfernten Mastbruches in nähe- rer Verbindung stehen. Auch über einen anderen Punkt im Gebiete der hiesigen Kreide kann ich nicht umhin Ihnen eine kurze Notiz zu ge- ben, das Weitere mir vorbehaltend. Die Localität ist dicht bei Braunschweig, zwischen dem August- und Steinthore, am rechten Ufer des Umfluthgraben auf einem Grundstücke des Herrn Dr. med. L. Schuipt, welchem ich auch die erste Kunde von dem Auftreten fester Schichten daselbst verdanke. Es sind dieses hellgraue, äusserst kalkreiche Thone, die sehr sparsam organische Reste einschliessen. Von diesen ist mir bis jetzt bekannt geworden: Pecten laewis Nıus., Petr. Suecana p. 24, t. 9., f. 17. Ger Nı0Z, Charact, p. 83, t. 21, f. 9. Inoceramus lobatus Munst. Goupr. II., p. 113, t. 110, £. 3. sowie eine Nummulina sp. und die Reste einer Alge (?), von der aber noch keine deutliche Exemplare vorliegen. Von Ce- 454 phalopoden, insbesondere Belemniten gelang es nicht Spuren aufzufinden. So möchte sich bis heute nur sagen lassen, dass die frag- lichen Thone der oberen Kreide zuzuzählen sind, während es vorläufig dahin gestellt bleiben muss, welchem genaueren Ni- veau dieselben angehören. BE ne Ma NIEREN. eu e SUREL Eee Du EN Tr x \ 455 G. Verhandlungen der Gesellschaft. l. Protokoll der Februar - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 2. Februar 1870, Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der Januar-Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt. Als Mitglieder traten der Gesellschaft bei: Herr Hrım aus Zurich, zur Zeit in Berlin, vorgeschlagen von den Herren Roru, KustH und BAUER, Herr Bergrath Dr. StacHe in Wien, Herr Dr. E. v. Mossısovics in Wien, Herr Dr. Fr. Kreutz in Wien, sämmtlich vorgeschlagen von den Herren v. HAuEr, U. SCHLÖNBACH und NEUMAYR. Herr Lossen legte ein neues Vorkommen des bisher nur von Schlaggenwald in Böhmen bekanntenKarpholith vor. Das- selbe stammt aus der Umgegend von Wippra im südöstlichen Harz (Mansfelder Gebirgskreis), und hatte es bereits F. A. Ror- MER*) von daselbst als in Quarz eingewachsen namhaft ge- macht, ohne dass Weiteres darüber bekannt geworden wäre. Auf den ersten Anblick scheint das Wippraer Mineral von dem Schlaggenwalder gänzlich verschieden, es erinnert an Strahl- steinasbest oder Chrysotil oder auch an die faserigen Minera- lien der Cyanit- Andalusitgruppe, wie Bucholzit, Sillimanit u. Ss. w. Von Farbe ist es keineswegs strohgelb, vielmehr lebhaft gelbgrün bis grüngelb. Gleich dem Schlaggenwalder Mineral ist es stänglich- faserig, aber es zeigt nie die radial- *) Synopsis der Mineralogie und Geognosie, S. 185, 456 “ strahlige Gruppirung zu eckig-körnigen Stücken, wie jenes, ist vielmehr parallelfaserig dem Quarz eingewachsen, wie der Strahlstein in den sogenannten Katzenaugen. Meist zeigen die faserigen Aggregate einen welligen oder geknickten Verlauf. Das Mineral-Aggregat besitzt ausgezeichneten Seidenglanz, der in den einzelnen breiteren Stängeln sich dem Glasglanze nä- hert; Härte = 5. Strich gelblichweiss. Vor dem Löthrohr iu der Platinpincette schmilzt es unschwer zum bräunlichen Email, das sich mit einem eisengrauen Manganoxydhäutchen beschlägt, mit Flüssen erregt es intensive Manganreaction. Im Kölbchen giebt es Wasser. In dem unter der Direction des Herrn Pro- fessor FINKENER stehenden Laboratorium der König]. Bergaka- demie wurde das Mineral von Herrn BüLowıus untersucht. Es verliert bei etwa 400° 0,96 pÜt., bei 500° 1,19 pCt. Wasser, von welchem es in feuchter Luft 0,54 pCt. wieder aufnimmt. Bei Rothglühhitze entweichen 10,17 pOt. Wasser, und das ge- glühte Mineral nimmt in feuchter Luft kein Wasser wieder auf. Es ist demnach das Wasser nicht als Krystallisations- wasser, sondern als Constitutionswasser zu betrachten. Der Gehalt an Eisenoxydul wurde bestimmt durch Titriren mit übermangansaurem Kali in der Lösung des Minerals in Fluor- wasserstoffsaure (vorher durch einige Tropfen übermangansau- res Kali gefärbt) und verdünnter Schwefelsäure. Da die in- nige Verwachsung des Minerals mit Quarz trotz der sorgfäl- tigsten Scheidung eine Beimengung von etwas Quarz erwarten liess, so wurde zur annähernden Ermittelung des Quarzgehal- tes die Probe durch Erhitzen mit verdüunnter Schwefelsäure in einer zugeschmolzenen Glasröhre zersetzt und der ausgewaschene Ruckstand mit einer Lösung von kohlensaurem Natron und etwas Natronhydrat gekocht. Der sandige Rückstand liess sich unter dem Mikroskop als Quarz erkeunen. Die ubrigen Be- standtheile des Minerals wurden auf die gebräuchliche Weise bestimmt. Zur Vergleichung wurde auch der Karpholith von Schlaggenwalde untersucht auf sein Verhalten bei erhöhter Temperatur und auf einen Gehalt an Eisenoxydul. Derselbe verliert bei 500° 0,69 pCt. an Gewicht und nimmt an feuch- ter Luft wieder zu um (0,39 pCt. Beim Rothglühen entweichen 11,535 pCt. Wasser, welches in feuchter Luft nicht wieder auf- genommen wird. Die Auflösung des Minerals in Fluorwasser- ‚stoffsäure und verdünnter Schwefelsäure enthält das Eisen vor- 457 wiegend als Oxydul. Die durch die Analyse des Karpholiths von Biesenrode bei Wippra (lebhaft gelbgrüne Varietät) ge- fundene Zusammensetzung ist: Ovarz 1,17 Sauerstoff: 510°. 38.02 mit 20.28 20,28 4 Sp. Gew. 2,9 A1O° 29.40 18.75 FeO° 2,89 se ESS ey 0.91 \ MnO 11,78 2.66 .M&0 1,80 0,72 K:O 045 I ee ee Na:0 0,01 0.003 mo 1017 9.04 99,76 Danach ist der Karpholith ein Drittelsilicat, das u Hälfte nach der Formel RSiO°’, zur Te a aus R; Si 0° zusammengesetzt ist, in welcher 3R IR vertritt. In der ersteren Haube ist R wesentlich Aluminium, in der letz- u - teren R'= OR: wesentlich Mangan und Wasserstoff. Die be- sondere Foiniel lasst sich also geben: Karpholith = [H” (K? Na), Mn (Fe, Mg)]’ Si) Si/ 19 Al (Fe) K Auch die mineralogischen Eigenschaften stellen den Kar- pholith der Cyanit-Andalusit-Gruppe zunächst, besonders deren faserigen Species oder Varietäten. — Der Karpholith von Wippra ist in Quarzknauern eingewachsen, welche Schnüre und Adern in halbkrystallinischen, chloritischen und eisenerzreichen, grünen oder violettrothen Schiefern zusammensetzen. Diese Schiefer lassen sich in 'einer ein paar Hundert Schritte brei- ten Zone auf mehrere Meilen Erstreckung von Questenberg bis Vatterode bei Leimbach verfolgen. Sie sind ein Theil des meiamorphischen Schichtensystems an dem Südostrande des Harzes im oberen Niveau der hercynischen Schiefer mit der Kalkfauna von Harzgerode. Herr Rork legte zur Ansicht vor und besprach die „Un- tersuchungen über die mikroskopische Zusammen- setzung und Structur der Basaltgesteine von Dr. FF. 458 ZirkeL, Bonn 1870.* Wenn die Erkenntniss, dass die dichten plutonischen Gesteine nur durch die Combination der chemischen und mikroskopischen Analyse eine richtige Deutung erfahren können, noch eines Beweises bedurft hätte, so würde ein solcher durch die vorliegenden Untersuchungen geliefert sein. Nach den 305 untersuchten Dünnschliffen von Basalten gruppirt ZIRKEL dieselben in 3 Abtheilungen: Feldspath-, Leucit- und Nephelin- Basalte. Die erste verbreitetste Gruppe entspricht dichten Dole- riten und Pyroxenandesiten, wenn man unter ersteren labrador- führende Augitgesteine, unter letzteren Augitgesteine versteht, deren trikliner Feldspath kieselsäurereicher ist als Labrador. Auch das Mikroskop kann die Entscheidung, ob der Feldspath Andesin, Oligoklas oder vielleicht gar Albit sei, nicht liefern. Ebenso wenig lassen sich bis jetzt über die Häufigkeit des in einzelnen Fällen sicher beobachteten Sanidines bestimmte An- gaben machen. Nephelin ist nicht selten vorhanden, Leucit, Hauyn und Mellilith fehlen dagegen fast ganz in den unter- suchten Dunnschliffen. Die Gesteine der zweiten Abtheilung, Leueit und Nephelin-Basalt, stehen einander viel näher als dem Feldspathbasalt, wenngleich in ihnen bisweilen -Feldspath, sicher trikliner, monokliner fraglich vorkommt. Während ne- phelinfreie Leueitbasalte bis jetzt nicht gefunden wurden, tritt in den Nephelinbasalten nur bisweilen Leueit auf. Mellilith und die Mineralien der Sodalithgruppe kommen in beiden Gruppen vor. Die wenigen vorhandenen Analysen von mikros- kopisch untersuchten Leucitbasalten (Stolpen, Niedermendig, Roderberg, Kammerbuhl) gestatten keine genauen. Schlüsse; nur aus dem topographischen Nebeneinander und dem geognosti- schen Verhalten, verbunden mit der bekannten Ungleichheit der Handstucke desselben Fundpunktes, entsprechend der auch unter dem Mikroskop hervortretenden Ungleichheit in der Quantität der Gemengtheile, so dass z. B. an demselben mikroskopischen Präparat an einem Ende Feldspath, am andern Nephelin ent- schieden vorwaltet, darf man vielleicht dahin gelangen, die meisten Leueitbasalte Zırkeu's als leucitreiche Nephelinbasalte aufzufassen. So wird man es vermeiden können, die Basalte des Scheibenberges und Pöhlberges, die Laven der Eifel, die Gesteine von Niedermendig und vom Herrchenberg, die Basalte der Stoffelskuppe und der Pflasterkaute in verschiedene Ab- theilungen zu bringen. Aus dem reichen Inhalt soll hier noch ) 459 hervorgehoben werden, dass Mellilith ausser an den bekannten -Fundpunkten, in Leueitbasalt des Difelin-Steins bei Wehr, des Pöhlberges, der Geisinger Kuppe, in Nephelinbasalt des War- teberges, Eifel, der Hannebacher Ley, des Scheibenberges be- obachtet wurde. Schrieb man früher das bei Behandlung der Basalte mit Säure eintretende Gelatiniren einzig dem Nephelin zu, so geht aus ZIRKEL’s Untersuchungen hervor, wie die häu- fige Glasmasse daran wesentlichen Antheil hat, so dass ne- phelinfreie, an Glasmasse reiche Dolerite schon in der Kälte . mit Säure gelatiniren. Auf das Gelatiniren lässt sich also keine Scheidung zwischen Doleritbasalten (Feldspathbasalten) und Basalt (Leueit- und Nephelinbasalt) begründen. ZirkeEL hebt hervor, wie verbreitet Doleritbasalt ist in Schottland, den Hebriden, Faröern, Island, in der vulkanischen _ Region Centralfrankreichs, dass ferner in allen diesen Gegen- den nie ein Körnchen Leueit gefunden ist. Der Hinweis mag gestattet sein; die Fortsetzung dieser Linie über Agde, Strom- boli, Aetna, Aden nach St. Paul, führt in Gebiete, deren jüngste Eruptiv-Gesteine sammtlich Dolerite, resp. Pyroxen- Andesite sind. Nach gütigst von Herrn G. Rose mitgetheilten Schliffen gehören der Basalt des Bremberges bei Jauer und der von Schönberg, Sachsen, zu den Doleriten. Herr HaAucHEcorRnE gab der Gesellschaft Kenntniss von dem nachfolgenden Bericht des Herrn Mxyn in Uetersen über das anstehende Gebirge bei Stade und Lieth in Holstein, unter Vorlage der betreffenden Belegstücke. Stade liegt auf der Grenze von Marsch und Geest. Die Geest tritt aus der Marschebene mit ziemlich bedeutenden Hügeln, welche nur aufwärts eine zusammenhängende Uferwand gegen die Ebene bilden, abwärts dagegen kuppenförmig gestaltet und von wagerechten Alluvionen umzingelt sind. Ausgezeichnet unter diesen Hügeln ist im Südwesten der Stadt ein von Osten nach Westen streichender Kamm, genannt die Horst, vorspringend gegen das Thal der Schwiuge wie ein kleines Vorgebirge, nördlich flankirt durch das Schwingethal selbst, sudlich durch ein Nebenthal, jenseit dessen höhere Di- luvialhugel beginnen, aber bald durch schroffe und eigenthum- ‚Jiehe Haldenformen am Garten des Medicinalraths SANDER, Schanzen genannt, abgelöst werden. 460 In dem nördlichen Abfall der Horst hat eine Ziegelei ein rothes Thonlager aufgeschlossen, während der südliche Abfall von Stinkstein verschiedenen Ansehens in Halden und frischen Anbruchen gebildet wird, der auch noch in einer breiten Feldleiste das südlich vorliegende Thal durchsetzt und _ in unverkennbarem Zusammenhange mit den Haldenformen bei SAanDER’s Garten steht, wo Rauchsteine verschiedener Art um- hergestreut liegen und graue Gypsmassen in unbeträchtlicher Tiefe angebohrt und mehr als 100 Fuss mächtig sondirt sind- Obgleich unverkennbar ein geschichtetes Gebirge vorliegt, - so ist doch das Streichen nur unsicher und das Fallen nirgends beobachtbar, es ist selbst nicht einmal wahrzunehmen, welche von den genannten Schichten im Hangenden, welche im Lie- genden sich befinde, und nur die Analogie lässt hier mit einiger Sicherheit schliessen. Da die petrographische Aehnlichkeit sowohl der schiefrigen Stinksteine mit ihren Kalkspathadern und der wechsellagern- den Asche, als auch der Rauchsteine, Trummergesteine und schlackenähnlichen Dolomitbildungen mit den gleichen Gesteinen der Zechsteinformation am Rande des Harzes und Thüringer Waldes in hohem Grade auffallend ist, — da ferner der ange- bohrte Gyps, obgleich sehr weich und nicht anhydritisch, doch in keinem Charakter der Parallele mit den Zechsteingypsen widerspricht, und da ein Kranz von Erdfällen unverkennbar , einen äusseren Gurtel um die Kalksteine bildet, so darf man bei der vollkommenen Identität aller grossen Charaktere, und da keine andere Gebirgsformation etwas Aehnliches zeigt, nicht daran zweifeln, dass die Zechsteinformation normal und völlig übereinstimmend mit den klassischen Vorbildern Thüringens bei Stade entwickelt sei, und wird man deshalb den rothen Thon für das Hangende halten und das Streichen beider Ge- birge in der Richtung von Südosten nach Nordwesten ohne speziellere Bestimmung der Stunde annehmen müssen. Das ist die Richtung des Elblaufes, das ist gleich ober- halb Stade die Richtung des scharfen Abfalles der Geest, das ist im Wesentlichen die Richtung einer Verbindungslinie durch die Erdfälle, das ist die Richtung des Stinksteinlagers aus der Horst über die Leiste des südlichen Nebenthales nach Sınper’s Anlagen, das endlich ist die Richtung zwischen den beiden Entblössungen des rothen Thones in der Ziegelei 461 des Dorfes Campe und der Ziegelei jenseit der Schwinge, während die Mächtigkeit, in welcher das rothe Gebirge zu Tage ausstreicht, sonst unter Diluvium verhüllt, nur durch die Ziegel- grube auf der Horst constatirt wird, vou welcher man eine Normale auf die Verbindungslinie der beiden anderen Ziegeleien als die Breite des Ausstreichens bezeichnen musste. Es ist jedoch bei dem Maasse der Willkür in der Deu- tung, welches die nur karg sich darbietenden Erscheinungen, ohne eine einzige sicher ruhende, nach Streichen und Fallen erkennbare Schicht, dem Beobachter gestatten, keineswegs aus- geschlossen, dass nicht etwa die Streichungslinie von der Horst nach Campe, also fast genau von Osten nach Westen gehen könnte, allein unter Berücksichtigung der durch das Elbthal ausgeprägten Oberfiächenverhältnisse und der damit coineidi- renden deutlichen Leiste des Stinksteinschiefers durch das südliche Nebenthal bei der Horst möchte ich jetzt der oben zuerst construirten Streichungslinie den entschiedensten Vorzug geben. Es käme nun darauf an, das Alter des rothen Thones naher zu präcisiren. Derselbe ist 6—8 Fuss tief von Tage herein übermengt mit Feuersteinen, Graniten und anderem Diluvialgeröll, ist also tief hinab erweicht gewesen. Von da an beginnt, etwa 10 Fuss mächtig, brauchbarer Ziegelthon, immer die Mächtigkeit nicht nach Schichten, sondern nach Parallelen zur Erdoberfläche ge- rechnet. Weiter unten übermengt sich der Thon mit Gesteins- brocken, in denen man, da sie scharfkantig sind, seine eigene frühere Construction, die wirklichen Felscharaktere des Ge- birges erkennen kann. Diese Stücke sind meistentheils ein sehr feinkörniger Sandstein, etwas brauner von Farbe als der völlig ziegelrothe, zuweilen grünstreifige Thon selbst und reich an seinen silber- weissen Glimmerblättchen, welche die Schichtung deutlich er- kennen lassen. Der gauze Habitus dieses Gesteins erinnert sehr an die unteren Schichten der Insel Helgoland, welche man, abweichend _ von den oberen, mit Buntem Sandstein parallelisirt hat. In der Gegend der Ziegelei von Campe enthält der rothe Thon auch Bruckstücke eines bunten Mergels und zahlreiche Zeits. d. D.geol.Ges. XXII. 2. 30 462 Gypsknauern, so dass, wenn etwa ein sehr steiles Aufrichten der Schichten vorausgesetzt werden kann, bei Annahme der zuerst entwickelten Streichungslinie die Schichten des rothen Thones auf der Camper Ziegelei den oberen Schichten von Helgoland entsprechen wurden, bei denen man noch zweifel- haft ist, ob sie dem Bunten Sandstein oder dem Keuper ange- hören. Zweifel über die Stellung des rothen Gebirges bleiben jedoch bei der geringen Tragweite der über dasselbe beobach- . teten Thatsachen nicht abzuweisen. — Die Gegend von Lieth an der Altona - Kieler Eisenbahn zwischen den Stationen Tornesch und Elmshorn ist seit län- gerer Zeit schon als Beobachtungspunkt für ähnliche Erschei- nungen bekannt. Geognostisch wichtig gilt sie seit 1846, während Stade 1853 zuerst geognostisch bedeutsam bezeichnet wurde, da man eine absolute Identität der Erscheinungen mit Lieth positiv behauptete. Diese absolute Identität ist neuerdings durch eine in Ge- meinschaft mit den Herren Berg-Hauptmann OTTILIAE und Ober- bergrath SIEMENS vorgenommene Untersuchung anerkannt worden. Dieselbe ist so sicher festgestellt, wie nur irgend eine Thatsache in der keognosie sein kann, und die Lage auf bei- den Seite der Elbe einander gegenüber lässt kaum noch einen Zweifel aufkommen, dass man es hier nicht mit den Flügeln einer zusammenhängenden Mulde zu thun hat. Es wird der Vorwurf fernerer Untersuchungen sein mussen, festzustellen, wie weit etwa Helgoland oder gar auch Schobull bei Husum als Bestand- theile derselben Mulde anzusehen sind, in deren Innerem die 4 Kreidepunkte Hemmoor, Lägerdorf, Hemmingstedt und Wit- tekliff (Helgoländer Düneninsel) liegen würden. Der T'hon, welcher auch zu Lieth in zweien Ziegeleien aufgeschlossen ist, trägt alle dieselben Charaktere, das Ein- dringen der Diluvialgeschiebe, das Eintreten der Bruchstücke des ursprünglichen Gesteins in gewisser Tiefe, das Vorhanden- sein des Gypses, der hier mehr strahlig und faserig erscheint. Alles zusammen genommen lässt Handstücke von beiden Fund- orten nicht unterscheiden. Der Stinkstein mit Asche und Rauhkalken ist in viel hö- herem Grade aufgeschlossen, und’ kaum dürfte eine Form dieses proteusartigen Gesteines an den Harzrändern erscheinen, welche ne A Fer x a Zah 5 se Fe a ee * RR ae 7 3 77 ” > 463 ‚hier unvertreten wäre. Die Handstüucke sind von Harzer Stücken und noch bestimmter von Stader Stücken absolut nicht zu unterscheiden. | Als Seltenheit ist auf Klüften des Stinksteins violblauer Flussspath, in Hohlungen des Rauhsteins Kupferkies und strahliger Malachit beobachtet. Die Gypse von grauer Farbe sind zwar hier nicht gefunden, allein es hat hier auch noch keine Tiefbohrung stattgehabt. Dagegen sind Erdfälle in li- nearer Ausbreitung vorhanden, wenn auch flach, wie es die sehr flache Sandebene von Lieth, in der sonst weit und breit dergleichen Vertiefungen nicht vorkommen, mit sich bringt. Auch an dieser Stelle ist ein Streichen mit Sicherheit nicht festzustellen; wenn man aber die gleichartigen Punkte des Ausgehenden mit einander verbindet, so ergiebt sich ein fast - genau von Suden nach Norden gehendes Streichen. Indessen dürften hierüber noch bedenkliche Zweifel zulässig sein, da in dem östlich von. der beobachteten Lagerstätte befindlichen Torfmoor am Boden der Torfgruben sowohl der rothe Thon, als der Stinksteinschiefer beobachtet sind, für deren Einschal- tung eine neue Falte angenommen werden müsste. Sind die aufgestellten Streichungslinien richtig und ist, was wohl kaum bezweifelt werden kann, der rothe Thon das Hangende, so fällt die construirte Mulde mit der Hauptein- senkung des Elbthales zusammen. Aus früherer und auch jetzt von mir allein wiederholter Beobachtung muss ich hier hinzufügen, dass etwa 1000 Schritt von dem Ausgehenden des Stinksteinschiefers gegen Südosten — also im vorausgesetzten Liegenden — im Graben der Eisen- bahn eine starke Schwefelquelle fliesst, welche aus feinkörni- sem Sande des Diluviums hervortretend und seit Anlage der Eisenbahn 1844 unverändert schwefelhaltig, ohne Analogie in unseren sonstigen Diluvialgebilden, ebenfalls den Gyps im Lie- genden zu verkündigen scheint. Bemerkenswerth dürfte es sein, dass südwestlich von Stade das Diluvium theilweise roth gefärbt ist und kleine und grosse Rollstücke des zerstörten rothen Gesteins im groben Sande zahlreich enthält, während ebenfalls südwestlich von Lieth der Lehm des Diluviums von Theilen jenes Gesteins roth gefärbt wurde. 30 * 464 Da nach anderen Richtungen hin die gleiche Beobachtung bisher fehlt, so ist zu vermuthen, dass die Diluvialbewegung hier südwestlich gerichtet war, und dass man das Anstehende von seltenen und auffallend localen Beimengungen des gemeinen nordischen Diluviums in nächster Nähe immer nordöstlich wird suchen müssen, was für die weitere Erforschung dieser Gegen- den von Wichtigkeit werden kann. Ferner scheint mir für Ermunterung zu künftigen praktischen Folgen dieser Beobachtungen nicht unwichtig zu sein, dass so- wohl der mürbe Sandstein und sein sehr magerer Thon, als auch der bruchige und wunderbar leicht zersetzte Stinkstein mit Asche gegen Diluvialfluthen nur sehr geringen Widerstand leisten konnten, man also, wenn sie dennoch an der Oberfläche erscheinen, erwarten darf, dass weit umher auch anderes Gestein der festen Erdkruste nicht sehr tief mit Diluvium wird verschüttet sein können; denn weder konnte die Vorzeit einen Berg mit solcher Spitze haben, noch konnte bei einem gewaltsamen Rasiren der Oberfläche durch Eis oder audere mechanische Kraft dieses Gebirge einen solchen Widerstand leisten, wie die sonst allein der norddeutschen Ebene erhaltenen nackten Gypsstöcke. Vielleicht hat einen gewissen Schutz der zähe schwarze Tertiärthon gewährt, welcher in Stade östlich bei Medicinalrath SANDER und in Lieth ebenfalls östlich von der Lagerstätte be- kannt geworden. In Stade enthält derselbe Cementstein- knollen, in Lieth dagegen Sphärosideritknollen. Hier aber ist sein Alter als miocan durch zahlreiche Petrefacten mit Sicherheit festgestellt. Herr G. Rose machte Mittheilung von einem neuen Fund- orte von Diamanten, der, wenn man den Westabhang des Urals nicht zu Europa rechnet, der erste bekannte in Europa ist. Der Diamant ist jetzt namlich in den dem Grafen ScHon- BORN gehörenden Granaten - Gruben bei dem Dorfe Dlaschko- witz zwischen Bilin und Lobositz in Böhmen gefunden wor- den. Die Granaten kommen hier in einem Gerölllager unter der Dammerde vor und werden aus dem Gerölle ausgewaschen. Mit ihnen finden sich in geringer Menge andere Edelsteine, wie Zirkon, Saphir, Zeilanit u. s. w., und unter diesen fand sich ein glänzendes Korn, das die Granatenschleifer mit ihren 465 Mitteln nicht schleifen konnten. Es wurde von dem Grafen SCHÖNBORN nach Prag geschickt und hier von dem Professor SCHAFARIK als Diamant erkannt und bestimmt. Es ist 57 Milli- gramme schwer, hat die Form eines Hexaöders mit abgerun- deten Kanten, ist weissgelb, stark glänzend, ritzt Saphir, hat also die Härte des Diamanten und so auch sein specifisches Gewicht, welches bei dem Korne 3,53 gefunden wurde, so dass also kein Zweifel über die Aechtheit dieses Diamanten sStatt- finden kann. Er ist von dem Grafen SCHÖNBORN dem bohmi- schen National-Museum geschenkt worden. Schliesslich theilte Herr Linpie mit, dass am Schluss des Monat ‚Januar a. c. die Tiefe des Bohrlochs zu Sperenberg = 2636 Fuss betrug. Das Steinsalz, in welchem bis dahin von 283 Fuss ab ununterbrochen gebohrt worden ist, hat so- mit bereits eine Mächtigkeit von 2353 Fuss erreicht. Die Tem- peratur vor Ort ist bei 26380 Fuss Tiefe = 31,5° R. — In neuester Zeit ist ein zweites Bohrloch in Angriff genommen, um die Lagerungsverhältnisse des Salzlagers näher festzustellen. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Ross. BryrıcHh. Eck. 2. Protokoll der März - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 2. März 1870. Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der Februar -Sitzung wurde verlesen und genehmigt. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr- CHARLES JEWETT, Stud. phil., aus Bangor, Staat Maine, N. Am., z. Z. in Göttingen, vorgeschlagen von den Herren Beyrıcah, LossEn und SCHILLING. | Herr GrorTH sprach über eine beim Bessemerprocess auf der Hörder Hütte gefallene krystallisirte Schlacke, deren Form 466 zwischen derjenigen des Babingtonits und des Paisbergits in der Mitte steht. Herr Roru berichtete über den Inhalt einer Arbeit von Herrn Mozsta über das Vorkommen der Chlor-, Brom- und Jodverbindungen des Silbers in der Natur und sprach ferner über die Gleichzeitigkeit der Vulkane von Latium und des Menschen nach dem Bericht des Herrn pe Rossı im Instituto di corrispondenza archeologica vom 14. December 1866 und den Aufsätzen des Herrn Ponzı. (Vergl. diese Zeitschr. XXIH., S. 292.) Herr HAUCHECORNE legte 2 ausgezeichnet erhaltene Exem- plare des Limulus Decheni Zınck. aus dem Braunkohlensand- stein von Schortau bei Zeitz vor, welche Herr Fabrikdirector GroTowskKY der Mineralien - Sammlung des Königl. Handels- ministeriums zum Geschenk gemacht hatte. Weitere Mitthei- lungen über die geognostischen Verhältnisse der Lagerstätte behielt sich der Redner vor. Herr OrtH legte einige Kalksteingeschiebe aus dem Dilu- vium der Umgegend von Berlin und von Schebitz, 2 Meilen nordwestlich von Breslau, vor, welche auf einer Seite gerad- linige parallele Schrammen zeigen. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. BeyrıcH. Eck. 3. Protokoll der April - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 6. April 1870. Vorsitzender: Herr G. Rose. Der Vorsitzende widmete dem am 4ten April verstorbe- nen Mitgliede der Gesellschaft, Geheimen Rath Magnus einen Nachruf. Die Gesellschaft ehrte das Andenken des Verstor- benen durch Erheben von den Plätzen. Das Protokoll der März-Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt. Der Vorsitzende machte Mittheilung von einer an die Ge- sellschaft eingegangenen Einladung zur Betheiligung an dem 467 im August d. J. in Antwerpen stattfindenden Congress zur Be- förderung der geographischen, kosmographischen und commer- eialen Wissenschaften; ferner von einer durch die Herren F. Pıorer, A. Faver, E. Faver und E. Sarasın unterzeichne- ten Aufforderung zur Theilnahme an einem Congress der Al- pengeologen, welcher am 31. August, 1. und 2. September d.J. in Genf stattfinden soll. Herr Hrm gab Erläuterungen zu den in der vorigen Sitzung von ihm der Gesellschaft übergebenen Panoramen vom Pizzo centrale St. Gotthard, von der grossen Mythe und vom Ruchen-Glärnisch. Herr RANMELSBERG sprach uber die chemische Zusammen- setzung eines bei Bohrversuchen unweit Lüneburg in Knollen im Gypsmergel aufgefundenen Minerals. Dasselbe ist weiss, hat das specifische Gewicht 2 und besteht nach einer von Herrn NOLLNER ausgeführten Analyse aus 25,3 Magnesia, 30 Phosphorsäure, 12,7 Borsäure und 32 Wasser, entsprechend 2HMgsPO’| der Formel MeB?0*| + Tag. Ausserdem ist eine Spur Fluor vorhanden. Dem neuen Mineral wurde der Name Lüne- burgit beigelegt. Mit demselben ist Magnesit in kleinen Par- tien vorgekommen, Derselbe legte ferner eine kupferhaltige und daher grün gefärbte Varietät des Phosphorits aus Estremadura vor, welche stark phosphorescirend sein soll. Herr C. A. Lossen erläuterte die geognostischen Verhält- nisse des hercynischen Schiefergebirges in der Umgegend von Wippra (Mansfelder Gebirgskreis). Es gehört diese Gegend der Zone metamorphischer Sedimente am Suüdostrande des Harzes an, die sich von Herrmannsacker bei Stolberg bis gegen Leimbach und Hettstädt erstreckt. Und zwar lassen sich die im Mittel in b. 3. streichenden Schichten, die, gegen Südost ein- fallend, im Hangenden der versteinerungsführenden Schichten von Harzgerode-Mägdesprung auftreten, hinreichend genau bestimmen ‚als das metamorphische Aequivalent der hangenderen kalkfuhren- den Schiefer des hereynischen Schiefersystems [Liegende (Wieder) Schiefer, Stufen d, e, f.]. Ueber der Kalk und Grauwacken füh- renden Zone (d) folgen schmale Quarzitlager (e), darüber end- lieh eine Zone Grüner Schiefer (/) im Thonschiefer, dieselben Schichten, welche auf Section Stolberg meistens und auf Sec- 468 tion Hasselfelde ganz als normale Sedimente ausgebildet sind. Wie anderwärts im Harz steht auch hier die krystallinische Ausbildung der Sedimente in geradem Verhältnisse zu den physikalischen Störungen des Gebirges: zu der steilen und überstürzten Aufrichtung der Schichten, zu der Stauchung Bie- gung und Fältelung derselben im Grossen, wie im Kleinen, Der mineralogisch-chemische Charakter der Metamorphose ist ähnlich der Metamorphose am Sudrande des rheinischen Schie- fergebirges im Taunus: Albit, Chlorit, Quarz, Epidot, Eisen- oxyd, Karpholith und Sericit oder Glimmer sind als krystal- linische Bildungen des metamorphischen Processes zu nennen, Während dieselben im Taunus — wo der Karpholith noch nicht aufgefunden ist — vorzugsweise den Gesteinskörper selbst imprägniren, sind sie in der Wippraer Gegend des Harzes meistens in derben, zum Theil grobkörnigen Ausscheidungen (Schnüren, Knauern, Adern) zwischen den einzelnen Schiefer- blättern und quer durch dieselben ausgebildet. Auch die Quar- zit- und Grauwackenlager sind nicht frei von solchen Aus- scheidungen. Diese Ausbildungsweise ermöglicht es, die Ent- wicklung, der Metamorphose bis zu einem gewissen Grade zu verfolgen. Die Vertheilung der einzelnen Mineralien im Klei- nen lehrt, dass der Sericit und Glimmer (und zum Theil der Chlorit), welche nicht im Innern der Ausscheidungen, sondern ‚nur denselben äusserlich anhaftend, sowie in ganzen Schichten gefunden wurden, wesentlich die veränderte Thonschieferflaser selbst darstellen, Albit, Chlorit und Quarz hingegen meistens erst an Ort und Stelle zugeführt sind. Um zu erfahren, ob die Verbreitung dieser auffälligen massenhaften Ausscheidungen von derbem Milchquarz, grossblättrig-späthigem Albit und schup- pigem Chlorit, die in zahllosen Schnüren und Adern die ganze Gegend, gegen Norden an Zahl ganz allmälig abnehmend, durch- schwärmen, irgend einer gesetzmässigen Vertheilung im Grossen und Ganzen folge, wurden möglichst viele Albitvorkommen in die Sections-Karte (1: 25000) eingetragen. Es ergab sich fol- gendes Resultat. Von 366 Albitvorkommen fallen 201 in die Hauptverbreitungszone von 72 Diabaslagern, 91 in die Umge- bung der Zone Grüner Schiefer, die viel Diabaszersetzungspro- ducte (Epidot, Eisenglimmer, Kalkspath u. s. w.) enthalten, 57 in das Liegende der Hauptzone der Diabaslager bis in die Grauwacken (d) hinein, nur 17 dagegen in eine fast diabasfreie En Er ar a N A TE a A ni ve we ER E EIS WERRN Ba r sr E * Zone (im Hangenden der erstgenannten und im Liegenden der Zone der Grünen Schiefer), welche wohl Quarz, Chlorit und _Karpholith in zahlreichen Ausscheidungen enthält, Albit dagegen nur in der Nähe von 17 ganz sporadischen Diabaslagern. Kar- pholith und Albit wurden niemals in einer Ausscheidung ge- meinsam angetroffen. Es ist durchaus zu beachten, dass der Albit, das charakteristischste Mineral für die Dia- bascontactgesteine in der Gegend des Südostharz auch in weiterer Verbreitung den Diabasmassen verbunden scheint. Erwägt man, dass in derselben Gegend von Wippra Albit, ganz im Gegensatze zu den anderweitigen Diabasvor- kommen des Harz, neben Hornblendeasbest und auch ander- wärts gefundenen Mineralien, Kalkspath, Chlorit, Eisenglanz und Quarz, haufig auf den Klüften des meist sehr chloritreichen, flaserig-körnigen Diabas selbst vorkommt, ferner dass die Con- tactgesteine der Wippraer Diabase sehr hochkrystallinisch ent- wickelt sind, dass hingegen andere Gegenden des Harz, wie die von Hasselfelde und Allrode, trotz der weit zahlreicheren Diabaslager und Contactbänder gleichwohl ganz frei sind von jenen Albit-, Epidot- u. a. Ausscheidungen der unabhängigen, ausser Oontact mit Eruptivgestein erfolgten Metamorphose, so kommt man zum Schluss, dass die Schichten von Wippra im Zusammenhange mit der physikalischen Störung chemisch-mi- neralogische Veränderungen erlitten haben, die in der Umge- bung der Diabase und Grünen Schiefer, wenigstens der Albit- ‘ und Epidot-Substauz nach, auf die zugleich erfolgte Verände- rung dieser eingelagerten Eruptivgesteine und tuffartigen Sedi- mente zuruckzuführen sein durften. Herr Weiss zeigte ein Exemplar der Myophoria cardis- soides aus den Schichten mit Ammonites nodosus der Umgegend von Saarlouis vor, welches beweist, dass diese Muschel nicht, _ wie man bisher geglaubt hat, auf den unteren Muschelkalk be- _ schränkt sei. | Herr Bryrıcn besprach eine der Gesellschaft zugegangene Abhandlung des Herrn Leımsach über die permische Formation bei Frankenberg in Kurhessen. Herr Her theilte den Inhalt einer von ihm verfassten Arbeit über die Gletscher mit. Herr Kuntu legte einen Gypsabguss und Photographien a werde. Hierauf antle die Sitzung geschlossen. v w. 0. .G. Rose. Berrıch. Eor. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Fıeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, 3. Heft (Mai, Juni und Juli) 1870. A. Aufsätze l. Die Tertiärformation im Klettgau. Von Herrn Franz Josern WÜRTENBERGER ın Dettighofen. & Hierzu Tafel XI. Einleitung. Der Klettgau liegt am Nordrande des schweizerischen Mo- lasselandes. Die tertiären Niederschläge sind hier zum Theil eigenthumlich lokal ausgeprägt und gewinnen als Grenzschich- ten, Strand- und Deltabildungen ein erhöhtes Interesse. Die ganze Tertiärformation besteht im Klettgau aus zum Theil sehr mächtigen Sand-, Mergel- und Geröllablagerungen, welche theilweise durch kohlensauren Kalk zu mehr oder weniger festen Gesteinen verkittet sind. Die Geschiebe der Conglo- merate stammen nicht aus unserer Gegend; sie geben jedoch ziemlich sichere Auskunft über ihre Heimath und die Richtung der sie transportirenden Strömung. Im Allgemeinen erschei- nen die Schichten sehr arm an organischen Ueberresten, was in der That aber doch nicht der Fall ist und daher rührt, dass ‚die Petrefacten meistens in sehr vereinzelten Nestern ange- ‚häuft vorkommen, wodurch ihr Auffinden, das gewöhnlich vom Zufalle abhängig ist, sehr erschwert wird. Darum gelang es mir nur durch mühevolle und Jahre lang fortgesetzte, mit vie- len Schürfversuchen unterstützte Beobachtungen in fast allen Stufen ergiebige Fundstellen zu entdecken, die nun endlich ein = für die Natur und Altersbestimmung der Niederschläge genü- Zeits. d.D.geol. Ges. XXI. 3. 3l 472 sendes Material darbieten, welches aus einer ziemlich reichen interessanten Flora und einer nicht minder wichtigen Fauna besteht. In drei nach Alter und Lagerung ganz verschiedenen Ho- rizonten fand ich in der Kaltwangenkette typisch ausgeprägte tertiäre Herbarien. Das reichste, welches mir bis heute 76 bestimmbare, meist subtropische Pflanzen und einige Thierspe- cies geliefert hat, liegt in den unteren Susswasserbildungen bei Baltersweil. Das andere befindet sich in einem wohl 300’ höher liegenden tertiären Schichtencomplex, in den brackischen Schichten über der Austernagelfiuhe bei Dettighofen und hat als Ausbeute 45 Arten Landpflanzen und daneben noch 32 Species Land-, Süsswasser- und Meeres-Conchylien, sowie einige Insecten-, Fisch- und Säugethierreste ergeben. Das dritte endlich liegt wieder in einem noch etwa 200° höheren geognostischen Niveau, in der Juranagelfluhestufe bei Bühl, wo ich aber bis jetzt nur 12 bestimmbare Pflanzenarten ge- winnen konnte. Die anderen Fundstellen, die nur Thierreste lieferten, liegen in den verschiedenen marinen Faciesbildun- gen bei Dettighofen, Buhl, Berchenhof, Buchberg am Rhein etc. Die Specieszahl ist aber überall eine ziemlich beschränkte ; denn Berchenhof mit 27 Arten ist noch am reichsten. I Bei Ausführung der vorliegenden Arbeit haben mir die Herren O. Hzerr und K. Mayer in Zürich und RürımzYEr in Basel durch freundliche Mittheilungen und durch das Bestim- men eines Theils meiner Petrefacten wesentliche Dienste ge- leistet, wofür ich diesen Herren hier meinen Dank ausspreche. Die folgende Abhandlung zerfällt in vier Abtheilungen. Der erste Theil enthält eine Anzahl der interessanteren Pro- file unseres Tertiärgebirges. Der zweite giebt die Gruppirung der Schichten. Der dritte Theil enthält die Altersbestimmung der Stufen oder die Parallelisirung unserer Tertiarformation mit den Ablagerungen anderer Länder, und im vierten Theile finden sich als Anhang einige speziellere Notizen über die Klettgauer Tertiärflora. Für die im Verlaufe dieser Abhandlung folgenden Dar- stellungen des Charakters unserer Klettgauer Tertärfiora, so- wie fur ihre Altersbestimmung wurde im Wesentlichen das zu Grunde gelegt, was Professor O. HEER in seinem reichhaltigen Prachtwerke „Die tertiäre Flora der Schweiz“ über die Ver- N | 473 wandtschaftsverhältnisse der einzelnen fossilen Arten mit jetzt lebenden Pflanzen, sowie über ihre Verbreitung im Tertiär- lande angiebt. I. Profile der Klettgauer Tertiärformation. No. I. Buhl — Kaltwangen. Tafel XII, Fig. 1. Das Dörfchen Buhl liegt 1523’ u. M. auf einer felsigen Terrasse des oberen Weissen Jura, am östlichen Fusse des tertiaren Kaltwangengebirges, welches in der Nähe bis zur Höhenzahl 2245” ansteigt. a. Die Jurakalke sind im Dorfe und dessen Umgebung an vielen Stellen aufgeschlossen und gehören nach den darin vorkommenden Leitfossilien zu den Nappberg-Schichten (Opper’s Zone des Ammonites steraspis). b. Darauf folgen gelbe, feste Thone mit eingesäeten Bohn- erzen und Feuersteinknollen. Unten trifft man häufig auf reiche conglomeratische Erzlager, die bis noch vor Kurzem Gegenstand eines lebhaften Bergbaues waren. Die Maächtig- keit ist sehr wechselnd, von Wenigem bis gegen 100’. c. Unmittelbar darauf liegen gelblichgraue, mittelfeine, lockere Sandmassen mit eingelagerten harten Knauern. Auf- geschlossen in den Kellern des Mittelhofes und etwas höher in einer Sandgrube an der Strasse. d. Im Aufwärtssteigen trifft man in der Umgebung von Oberhof, abgesehen von dem zuweilen auftauchenden Gletscher- detritus, meistens auf geröllfreie, braune oder graue Boden- arten, unter welchen buntfarbige Mergel, wechselnd mit hell- grauem, losen Sande, versteckt liegen. In der Folge treten diese Schichten an der nach Bergscheuen führenden Strasse wiederholt deutlich zu Tage und setzen bis etwa zur halben Höhe des Berges fort, wo dann am Fusse einer Bergterrasse durch das Auftreten der folgenden Bildung ein plötzlicher Wechsel eintritt. Die Mächtigkeit von c und d zusammen be- _ trägt etwa 300”. e. Ein Conglomerat, zusammengesetzt aus gerundeten Ge- schieben von Gneiss, Granit, Porphyr,, Quarzit, Muschelkalk, Liaskalk, Kalksandstein des Braunen Jura, Rogenstein, Weiss- 3l* 474 N jurakalk, Quarzkalk des Terrain & chailles und Corallien, so- wie noch einigen graublauen Kalk- und grauen Sandsteinen von unbekannter Herkunft. Diese Geschiebe sind durch einen gelblichgrauen Sand oder weichen Sandstein lose verbunden. Grösse der Gerölle von etwa 2 Linien bis zu 2! Fuss im Durchmesser variirend. Unten sind die kleinen, in der Mitte die grossen und oben die mittelgrossen Rollsteine vorherrschend. Im Cäment dieser Geröllmassen, besonders nach oben, findet man nicht selten die Schalen von Ostrea canadensis LAn. O. undata Lan. O. cochlear GOoLDF. O. virginiana GM. Diese Ablagerung ist hier in einigen grossen Kiesgruben vor- trefllich aufgeschlossen. Mächtigkeit 35 — 40”. f. Darauf folgt ein lockerer, mittelfeiner , gelblichgrauer, eisenschüssiger Quarzsand, dem ziemlich viel gelblicher Glim- mer beigemengt ist. Schieferige oder plattenförmige Gesteins- absonderungen kommen darin öfters vor. Enthält, unten hau- figer, oben sehr sparsam, die Schalen der nämlichen Austern- arten, welchen wir schon in der vorigen Abtheilung (e) begegnet sind. Die Mächtigkeit beträgt etwa 50‘. Diese Stufe und die vorige zeichnen sich durch sehr steile Böschungen aus und bilden deshalb in der Mitte der Kaltwangenprofile einen leicht kenntlichen gürtelformigen Horizont mit zahlreichen Auf- schlüssen. 8. Ueber dem Abhange tritt mit dem sanfteren Gehänge auch ein verändertes Gebilde auf, bestehend aus ockergelben, feinsandigen, oft zähen, dünn geschichteten Mergeln und gelben Tbonsandsteinen in grossen Nestern, zuweilen mit schwachen Geröllbändern aus Muschelkalk- und Jurakalk-Geschieben durch- zogen. Diese Ablagerung setzt in einer Mächtigkeit von circa 300’ in trostloser Eintönigkeit und Sterilität bis gegen den Bergscheitel hin fort. Etwa in der Mitte dieser Stufe liegt rechts von der Strasse ein Steinbruch, in welchem ich fossile Pflanzenreste auffand, die folgenden Arten angehören: Nymphaea sp. Populus attenuata A. Br. P, balsamoides GöPpP. > era Ze u) Yale ne rer A ee E N ae a RE 2 ns nv a . 475 Populus mutabilis ovalis HERR. Quercus valdensis ? HEER. Laurus Fürstenbergi A. BR. Cinnamonum Rossmässleri ? Her. Banksia Deikeana HEEr. Rhus Pyrrhae Une. Rhus Heufleri Heer. Rhamnus acuminatifolius WEB. Podogonium Knorrü ? A. Br. sp. Der Erhaltungszustand dieser Pflanzen lässt zu wünschen übrig; eine grosse Anzahl Blätter musste als unbestimmbar zur Seite gelegt werden. h. Auf der Höhe des Berges bildet eine gegen 50’ mäch- tige Geröllablagerung den Schluss des Profils. Die Geschiebe sind gut gerundet und bestehen aus Muschelkalk, Lias- und Braunjuragesteinen, besonders häufig sind Rogensteine, Weiss- jurakalke, auch solche aus dem Corallien. Plutonische Ge- steinsarten fehlen gänzlich. Die Grösse der Geschiebe wechselt von 2 Linien bis zu 1 Fuss Durchmesser; dieselben sind durch einen gelben Thonsandstein zu einer sehr festen Nagelfluhe verkittet. ‚Das Profil auf der sudwestlichen Seite des Kaltwangens, bei Bergöschingen, zeigt genau dieselbe Schichtenfolge, welche wir auf der Nordostseite bei Bühl kennen gelernt haben (ver- gleiche Taf. XII., Fig. 1). No. II. Weisswasserstelz am Rhein — Eichlebuck. Taf. XIL, Fig 2. Von der Burgruine Weisswasserstelz am Rhein, 1102’ u.M., bis zur Höhe des Eichlebucks bei den Reutehöfen, 2306 ü. M., ist ein ausgezeichnetes Tertiärbergprofil zu beobachten. a. An den Ufern des Rheines ragen häufig isolirte zer- nagte Kalkfelsen aus den Schutt- und Geröllhalden hervor und tauchen selbst im Flussbette auf. Diese Kalke sind auch in der Schlucht von der Guggenmühle zur Teufelsbrücke und höher gut aufgeschlossen und gehören den obersten Schichten des Kleitgauer Weissen Jura an. b. In den Klüften und Spalten der obersten Kalkfelsen trifft man gelbe, feste Thone, die wahrscheinlich der Bohnerz- © 476 bildung angehören, deren Niveau hier überall durch Schutt ver hüllt ist; dass übrigens auch diese Niederschläge in der Nähe, im Rheinthal, vorhanden sind, beweisen die bauwürdigen Bohn- erzlager bei Herdern. | c. Etwas höher trifft man in guten Aufschlussen bei Berchenhof und Thürmenhof auf gegen 400° mächtige, hell- graue, lose Sandschichten mit oft riesigen Sandsteinknauern, nach oben mit farbigen Mergelbändern wechselnd, zuweilen undeutliche Pflanzenreste enthaltend. d. Darauf folgt eine Nagelfluhe mit Austern ganz aus den gleichen Gesteinsarten zusammengesetzt wie Abtheilung e) am Ostrande des Kaltwangens bei Buhl; übrigens sind die Ge- rölle hier viel kleiner, die Stufe weniger mächtig, und das Bindemittel aus Sand ist mehr hervortretend als dort. Mächtig- keit 20. Nördlich vom Berchenhof sind mehrere gute Auf- schlusse; ich sammelte darin die Schalen von: Östrea canadensis Lam. O. virginiana GM. O. undata Lam. e. Auf einer kleinen Terrasse nördlich vom Berchenhof liegt direct auf der Austernagelfluhe ein breccienartiger Kalk- sandstein, gebildet aus Muschelschalen, Steinkernen, feinem thonigen bis grobkörnigen Sande, selbst kleinen Quarzgeröllen, verbunden durch kohlensauren Kalk. Die Petrefacten sind häufig, jedoch nicht gut erhalten. Was ich bis jetzt Bestimm- bares fand, ist Folgendes: Oxyrhina hastalis Ac. Ostrea caudata Münsrt. Balanus Holgeri GEINITZ. OÖ. undata Lam. Balanus spec. nov. O. molassicola MAYER. Turritella turris BAsT. Pecten Burdigalensis Lam. T. Orbignyana MAYER. P. palmatus Lam. Natica intricata ? Don. P. cypris D’ORB. N. tigrina DErR. Buceinum serratum ? Broc. Trochus patulus Broc. Fissurella italica DErR. Trivia europaea MonT. Conus antediluvianus BRUG. Fusus allemanicus MAYER. Östrea Meriani MAYER. Arca allemanica MAYER. A. rudis Desn. A. suleicosta NYST.. Cardium abundantissimum MAYER. C. hispidum EıcH. Cardita crassicosta LAM. Venus sp. 477 Diese Bildung ist hier auf einer Fläche von mehreren Morgen und zwar nur in Gesteinsbrocken, die der Pflug auf- reisst, beobachtet worden. Die Mächtigkeit ist noch nicht er- mittelt, wird aber wahrscheinlich kaum einige Fuss betragen. f. Auf dieser interessanten Localbildung liegen gelbgraue, lockere, glimmerreiche Sandschichten mit schieferigen Gesteins- ausscheidungen, die sparsam eingesäet die Schalen von Ostrea virginiana Gm. OÖ. undata Lam. O. caudata MUsST., sowie Spuren von Pflanzen enthalten und vollkommen überein- stimmen mit den Schichten f., die am Kaltwangen bei Buhl ‚direct der Austernagelfluhe aufgelagert sind. Mächtigkeit 40 bis 50. Fuss. g. In der Fortsetzung des Profils trifft man auf die fein- sandigen, gelben NMergel mit den häufig eingebetteten, hier un- deutliche Pflanzenreste und Kohlenspuren enthaltenden Thon- sandsteinen, die wir auch schon vom Kaltwangen her als Ab- theilung g. kennen und die sich hier einzig nur durch eine bedeutendere, über 500° betragende Mächtigkeit unterscheiden und auszeichnen. h. Auch bildet die Juranagelfluhe in ihrer bekannten Zu- sammensetzung (vergl. Profil I., h.) aus Muschelkalk- und Jurakalk-Geschieben hier auf den Höhen des Eichlebucks den Bergscheitel und zugleich den höchsten Punkt (2306’ ü. M.) des Klettgaues. Steist man von da auf der anderen Bergseite hinunter zu den Reutehöfen , so sind unter der Juranagelfluhe zuerst die gelben Mergel und Sandsteine g., dann die glimmerreiche Sand- stufe f. mit ihren Austernestern , ferner die Austernagelfluhe, die Bohnerze und der Weisse Jura zu beobachten. Die petre- factenreiche Breccie e. ist, trotzdem dass ihr Niveau gut auf- geschlossen, nicht zu finden. Ebenso fehlt die in den frühe- ren Profilen so mächtige untere Molasse (vergl. Taf. XII., Fig. 2) hier gänzlich, indem die Austernagelfluhe direct den Bohnerzen oder, wo auch diese fehlen, dem Weissen Jura auf- gesetzt ist, was zwar nicht nur hier, sondern am ganzen Nord- abhang, vom Kaltwangen bis zum Geisbucke, der Fall ist. Den folgenden zwei Profilen aus der Umgebung von Bal- 5 tersweil und Dettighofen fehlen die jungsten tertiären Nieder- schläge; dagegen zeichnen sie sich durch einige reiche Fund- stellen interessanter Fossilien und durch Deutlichkeit in den unteren und mittleren Stufen aus. Der Gebirgsdurchschnitt, Taf. XH., Fig. 3, soll neben der herrschenden Lagerung be- sonders die Verhältnisse der Stufenfolge und der räumlichen Entfernung meiner drei vornehmsten Pflanzenfundstellen an- schaulich machen. No. HI. Baltersweil — Bergkapelle. a. Nördlich vom Dorfe Baltersweil trifft man überall auf die Weissjuraformation. Bei der Mühle sind die oberen Stu- fen mit Ammonites mutabilis Sow., Eudoxus D’OrB., Klettgovia- nus WÜRT., steraspis Opp. etc. aufgeschlossen.) b. Ockergelbe, zuweilen hellgrau oder violett gefärbte, feste Thone mit Bohnerzen und Feuersteinknollen sind zu bei- den Seiten des oberen Muhlethälchens in bevorzugter Ent- wickelung dem Jura aufgelagert und in seine Klüfte einge- drungen. Mächtigkeit bis 100. Alte Erzgruben sind hier häufig. c. Ueber den Bohnerzen stösst man hier, wie bei Bühl auf eine gegen 300° mächtige, hell gelblichgraue, lockere Sand- ablagerung — bestehend aus mittelfeinem Quarzsande, dem sparsam silberfarbiger Glimmer beigemengt ist —, welche häufig feste Sandsteinknauern und zuweilen geschichtete Sandsteine in grossen Nestern einschliesst. Diese Bildung, welche die Umgebung des Dorfes beherrscht und sich bis nahe zur Höhe des Kapellenberges erstreckt, ist fast überall durch Dammerde oder Gletscherdetritus**), jedoch gewöhnlich nur leicht ver- hüllt, wird aber durch landwirthschaftliche Arbeiten sehr häufig entblösst. Gute Aufschlüsse findet man in dem Hohlwege nördlich vom Dorfe, bei der Ziegelhütte und an mehreren Stellen an der Strasse nach Jestetten. *) Vergl. F. J. u. L, WÜRTENBERGER, Der Weisse Jura im Klettgau etc. Verhandl. d. naturwiss. Vereins in Karlsrube 1866, Heft IL, S. 16. **) Gelber Lehm mit polirten und geritzten Geschieben und eckigen Brocken, oft auch grösseren Blöcken alpiner Felsarten, Sur a the ar Ser er ee he ae a a a ri 1 55 ala 152 1a ee ker DURRE Y un, es 8 ”s Be | E | 3, Ye 7 In dieser Molasse entdeckten wir (mein Bruder Tmomas 33 und ich) am östlichen Gehänge des oberen Mühlethälchens einen feinsandigen, 4—5° mächtigen Horizont, welcher so- | wohl in den festen Knauern, als in dem lockeren Sande eine 5 grosse Menge gut erhaltener fossiler Pflanzenreste , meistens | Baumblätter, auch Früchte und vereinzelte Thiere einschliesst. Bis jetzt sind mir von da 76 Pflanzen- und 3 Thierspecies be- kannt geworden, von welchen etwa folgende als die häufigsten und interessantesten hier im Profile genannt zu werden ver- dienen: Sabal major Une. sp. Dryandroides hakeaefolia Une. Myrica salicina Use. D. laevigata HERR. > Carpinus grandis Une. D. lignitum Une. sp. Quercus Haidingeri ETT. Diospyros brachysepala A. BR. "Qu. chlorophylla Use. Rhamnus deletus HEeEr. Qu. lonchitis Une. Rhus prisca ETT. Planera Ungeri ETT. Tuglans acuminata A. Br. Ficus Brauni HEEr. Robinia constricta HER. Laurus primigenia Uns. Cassia Berenices Une. ; L. Agathophyllum Une. Acacia sotzkiana Une. Cinnamomum Buchi Hxer. Helix moguntina ? DesuH. C. polymorphum A. Br. sp. Ourculionites Würtenbergeri Persoonia laurina H&Er. HEer sp. nov. Banksia Morloti HEer. Chrysomela sp. etc. Die horizontale Ausdehnung dieser Blätterschichten ist zwar noch nicht genau erforscht, scheint aber eine eng be- grenzte zu sein; denn bei meinen Schürfarbeiten in der Um- gebung bin ich im gleichen Niveau immer auf petrographisch ähnliche, jedoch petrefactenleere Schichten gestossen. d. Im Aufwärtssteigen von Baltersweil über die „neue Welt“ zu der kleinen Hochebene, auf deren südöstlichem Rande eine weithin gesehene Kapelle steht, trifft man, nicht mehr fern von der Höhe, unmittelbar auf der unteren Molasse eine Geröllablagerung von etwa 30’ Mächtigkeit, gebildet aus gut gerundeten, 2” bis 1’ grossen Geröllen von Gneiss, Granit, Porphyr, Quarzit, Muschelkalk, Lias-, Braun- und Weissjura- kalk, darunter haufig Rogenstein, Terrain & chailles- und Ko- rallenkalk, verbunden durch einen gelbgrauen lockeren Sand oder weichen Sandstein. Die Kalkgeschiebe zeigen oft cha- 480 rakteristische Eindrücke, auch sind solche, deren Oberfläche von Fistulanen angebohrt, ja buchstäblich zerfressen sind, gar nicht selten. Im Cäment fand ich hier häufig Ostrea undata Lam. O. canadensis Lam. O. virginiana GM. OÖ. cochlear GOLDF. OÖ. sp. (ahnlich O. Collini MER.) Vorzügliche Aufschlüusse findet man am Hügelrande, bei der Kapelle in grossen Kiesgruben und an Wegen. Dieses Conglomerat stimmt in der Zusammensetzung genau mit der Nagelfluhe e. im Profil No. I. am Kaltwangen und mit d., Profil II. bei Berchenhof, steht aber in Bezug auf die Mäch- tigkeit und die Grösse der Rollsteine zwischen diesen beiden. c. Den Schluss des Profils bildet über der Nagelfluhe eine etwa 12° mächtige Sandablagerung, bestehend aus einem mittel- feinen, lockeren, gelblichgrauen Quarzsande, dem sehr viel gelblicher Glimmer beigemengt ist. Nach unten machen sich Knollen, mehr noch plattenformige Gesteinsabsonderungen be- merklich. Häufig sind unten einige Austernspecies, dagegen sehr selten etliche Gastropoden. Meine Ausbeute besteht in Östrea virginiana GM. OÖ. canadensis Lam. OÖ. undata Lam. Melania Escheri BRONGN. Melanopsis callosa BBonn. Auch diese Bildung stimmt sonst mit den ihrem Niveau entsprechenden Schichten f. am Kaltwangen vollkommen überein, nur in der Mächtigkeit herrscht eine Differenz, die wahrschein- lich darch Degradation hier, wo diese Schichten den Berg- scheitel bilden, entstanden ist. | No. IV. Dettighofen — Albführen. In der Umgebung des Dorfes Dettighofen und in dem nördlich ansteigenden Gelände bis zum Rande des Waldes „Egg“ trifft man überall entweder direkt unter der Ackererde oder einer bis zu 20 Mächtigkeit anschwellenden, diluvialen Lehmdecke auf die 481 a. hellgrauen Sandmassen mit Knauern und die farbigen Mergel der unteren Molasse. Aufgeschlossen südlich vom Dorfe in einem kleinen Steinbruch, wo graue Sandsteine in unregelmässigen Bänken, Platten oder Knauern mit hellgrauem Sande wechsellagern und sich darin ausbreiten. Etwas höher ist loser Sand mit Knauern anstehend, ebenso in dem Hohlweg gegen Berwangen und in dem Brunnenschachte bei dem letzten Hause an der Landstrasse nach Jestetten. Noch höher in den Feldern begegnet man häufig an Wegen und Wasserleitungen etc. sowohl den Sand-, als auch den bunten Mergelschichten. b. Darauf folgt am Waldrande „Egg* eine durch hohe steile Böschung sich bemerkbar machende Geröllablagerung; es ist dies die uns schon bekannte „Austernagellluhe,* gerade so wie bei der Baltersweiler Kapelle zusammengesetzt und entwickelt und auch die gleichen Austernspecies enthaltend. Kiesgruben und Wege bieten zu beiden Seiten des bewaldeten Bergrückens zahlreiche gute Aufschlüsse. c. Auf dem Bergscheitel wird die Nagelfluhe von einem Niederschlage bedeckt, welchen wir gewohnt sind, fast allent- halben im Klettgau in diesem geognostischen Niveau zu finden. Es sind dies nämlich die gelblichgrauen, eisenschussigen, glim- merreichen, lockern Sandschichten mit sparsam eingesäeten Austernschalen, welche hier eine Mächtigkeit von 10—25 er- reichen und in Waldwegen, Sandgruben etc. häufig der Beob- achtung zugänglich sind. In Bezug auf die in dieser Stufe sonst herrschende Petrefactenarmuth macht eine Stelle, die, etwa eine Viertelstunde vom ‚Dorfe Dettighofen entfernt, auf der Höhe im Walde rechts an dem Fusswege von Berwangen nach Albführen liegt, eine bemerkenswerthe rüuhmliche Aus- nahme. Ich fand da bei meinen Schürfarbeiten unmittelbar über der Austernagelfluhe den Sand theilweis in harte Sand- steinplatten oder Knollen umgewandelt und in diesen selbst eine gut erhaltene, interessante fossile Flora und Fauna, welche heute in 43 Pflanzen- und 37 Thierspecies vorliegen. Als häau- figste und wichtigste Arten verdienen hier etwa folgende auf- geführt zu werden: Pflanzen. Equisetum limosellum Heer. Smila.xc sagittifera HEER. Sabal major Un. Sp. Populus balsamoides GoEPpP. Myrica Ungeri HEER. Quercus Köchlini HERR. Cinnamomum Scheuchzeri HEEr. C. Rossmässleri HERR. . polymorphum A. Br. . lanceolatum Une. subrotundum A. Br. . retusum FıscH. . Buchi HE&Er. . spectabile HRER. transversum HEER. Dryandroides banksiaefolia Une. Acer Rüminianum Her. Cassia phaseolites Une. II IND # Thiere. Palaeomerix Scheuchzeri MEYER. Microtherium Renggeri MEYER. Lamna cuspidata Ac. Qurculionites Deitighofensis HERR. Melania Escheri BRONGN. Melanopsis Kleini KURR. Cerithium papaveraceum BasT. Nerita Grateloupana Fer. Murex subclavatus Bast. Limneus pachygaster THom. Planorbis solidus 'THonm. Helix inflewa MARr. H. rugulosa MART. H. Ramondi Broncn. HA. Kleini Krauss. Östrea undata Lam. O. sacellus DuJ. Unio undata Hune. Auf der Höhe zwischen Dettighofen und Albführen bildet, wie bei der Kapelle, die glimmerreiche Austernsandstufe, ab- gesehen von den da und dort auftauchenden Gletscherlehminseln, das oberste Glied des Profils. Auf der anderen Bergseite, bei Albführen und Hauserhof, findet man, zwar nicht ohne Mühe, da ansehnliche diluviale Schuttmassen störend in den Weg treten, doch an mehreren Stellen unter dem austernführenden ' Sande die Austernagelfluhe, dann die untere Molasse, letztere in geringer Entwickelung, ferner und zwar gut aufgeschlossen die Bohnerzbildung und den Weissen Jura. No. V. Jestetten — Balm am Rhein. Je weiter man im Klettgau nach Osten vordringt, desto ärmer an Gliedern wird die Tertiärformation, indem die jun- gern Niederschläge schon vom Centralpunkte her einer nach dem andern zurückbleiben. Von Baltersweil bis Jestetten blei- ben zwischen dem Jura und Diluvium nur noch die Bohnerze und die untere Molasse, von letzterem Orte bis gegen Schaft- hausen hin nur noch die Bohnerzbildung übrig. BEE a Pol Ra EEE 7 EEE ER WETTER N A H x pr a vo Zu % \ 483 a. Auf den bewaldeten Höhen nördlich von Jestetten ist der obere Weisse Jura herrschend; darauf findet man ansehn- lich grosse b. Bohnerzreviere mit unzähligen, in den Wäldern zer- streut liegenden alten Erzgruben. Stellenweis bilden diluviale Inseln das Hangende; im Westen und Süden oben folgt dar- auf die c. untere Molasse, welche an der Strasse nach Volkenbach und von da bis zu den Ufern des Rheines bei Balm in grossen, lehrreichen Aufschlüssen zu beobachten ist. An der etwa 60’ hohen und 500’ langen, vertikalen Molassenwand des linken Rheinufers bei Balm zeigt sich, einige Fuss über dem Wasser- spiegel, eine Lignitbildung. Es ist dies ein 3—-5’ mächtiger, graublauer Sand und Mergelhorizont, gespickt mit einer glän- zenden Pechkohle, die in zahlreichen Bändern von 1 Linie bis zu 2 Zoll Dicke das Gestein allseitig unregelmässig durchsetzt. Am Fuss dieser Wand trifft man auf zahlreiche herabgestürzte Sandsteinblöcke und Knauern, die aus dem Dache der Lignit- bildung stammen; in diesen fanden mein Bruder Tnomas und ich, zwar nur sehr vereinzelt, nachstehende Fossilien: Ficus Brauni HlzEr. Cinnamomum spectabile HERR. O. Scheuchzeri HEER. C. polymorphum A. Ba. Dryandroides hakeaefolia Une. Dr. banksiaefolia Une. Acacia cyclosperma HEEr. (Schoten.) Auf den Schichtenflächen der Molasse bei Volkenbach sind kleine Schwefelkieskrystalle oft sehr zahlreich vorhanden. No. VI. Lienheim — Kussaburg. Wie schon früher angedeutet, trifft man nur im Centrum der Kaltwangenkette die reich gegliederten Profile wie No. 1. und IJ. Versetzen wir uns von der Ostgrenze des Klettgaues, wo schliesslich nur noch eine und zwar die älteste tertiäre Stufe vorhanden, nach dem Westen, so ist auch da ein ähn- liches allmäliges Verschwinden der tertiären Niederschläge zu beobachten. Nur verhält sich hier die Sache umgekehrt: die älteren Stufen keilen aus, indem die jüngernen in übergreifen- AA “ EsgE der Lagerung auftreten, so dass uns am Ende auch nur noch eine und zwar die jüngste Stufe, die Juranagelfluhe, ubrig bleibt. Lienheim liegt an der südwestlichen Grenze, etwas von der nordwestlich streichenden Auskeillinie zurück; daher ist es nicht zu verwundern, wenn hier noch ein fast vollständiges Klettgauer tertiäres Profil zu beobachten ist. Im Eschengraben trifft man anstehend: a. den oberen Weissen Jura, b. Bohnerzthone nur in Spuren, C. lichtgelben Sand und sandigen Mergel, die untere Mo- lasse in verkümmerter Entwickelung vertretend, d. die Austernagelfluhe, e. die gelbgrauen Sande mit Austernschalen, f. ockergelbe, sandige Mergel, g. Juranagelflube (auf den Höhen). Auf der andern Bergseite, in der Schlucht hinter Kuüssnach, ist die untere Molasse nicht mehr vorhanden und die Auster- nagelfluhe zwar regelmässig gebildet, doch nur schwach ent- wickelt, den Bohnerzen, meist aber direkt dem Weissen Jura aufgelagert. Eine kleine Strecke westlich von da, an der oben im Dorfe Küssnach auf den Schlossberg führenden Strasse ist auch die Bohnerzbildung verschwunden und die Austernagel- fluhe nur noch durch eine wenige Zoll dicke, fest auf dem Jura sitzende Austern-Breccie vertreten. Noch etwas weiter vorwärts, in der Nähe der Kuüssaburg, sind unsere jungsten Tertiärschichten, die gelben Sandmergel und die Juranagelfluhe, unmittelbar dem Weissen Jura und zwar der Zone des Ammo- nites bimammatus aufgelagert; denn hier fehlt auch selbst der obere und mittlere Weisse Jura. Den beschreibenden Bergprofilen folgen nun noch einige mehr in das Detail gehende, für welche die Tafelform gewählt wurde. i vor ee Wa, Er ap T, EM 143 , r 2 Ta un e > A un r = 4 485 ! f No. VOII. Eichberg. Schiehtenfolge an dem tertiären Hügel „Wolfszalten* östlich von Eichberg. Auf- schlüsse. Gruppen. Gelbe, sandige Mergel, dünn geschichtet, mit schiefrig plattigen Thonsandsteinen. Höhe des Wolfs- Juranagel- fluhe Graugelbe, sandige Mergel. Eisenschussiger, mit Glimmer uüberfüllter, brauner Sand und Sandsteinschiefer mit undeutlichen Pflanzenresten. Blaugrauer Sand und Sandschiefer. Gelblichgrauer, weicher Sandsteinschiefer mit viel Glimmer und spärlich eingesäeten Austernschalen. Hellgrauer grobkörniger Sand mit grossen weissen Glimmer-Blättchen. Enthält häufig Ostrea undata Lam., O. canadensis Lam., O. virginiana Gm. Dettighofen. Melaniensand. . Umgebung) Hohlweg im Walde von der Wolfszaltenhöhe nach v. Eichberg. Eine Geröllablagerung, bestehend aus Granit-,Gneiss-, Porphyr-, Quarz-, Muschelkalk- und Jurakalkge- schieben und Sand, mit den Schalen von Östrea ca- nadensis Lau., O. virginiana G=m., O. undata Lan. O. cochlear GOoLDF. Austernagelfluhe. Ein hellgrauer, lockerer, feiner Sand mit Knauern wechselt mit bunten, meist rothen, sandigen Mergeln. Graue, lockere Sandmassen und geschichtete Sand- steine in grossen Nestern mit Spuren fossiler Pflanzen. | Untere Molasse. Roth-|Felder d Buck. Ockergelbe, feste Thone mit Bohnerzen. | [PFEENEENEENEELEEAEEE GE EBENEREEERERREIFSERREEN, VEEHBREE dan en an Oberer Weisser Jura, 486 No. VIII. Mooswies. ne - Ä 5 Ö 5 8 5 | Schichtenfolge an der Nordseite des Kaltwangens, « E - an Ö . x A|IS3ES von der Hohe bis zum Mooswies. <= En S 1 40 | Ein festes Conglomerat, zusammengesetzt aus Geröl- : len, die ausschliesslich der Trias- und Jurafor- mation entnommen, und einem gelben Thonsand- Scheitel des Kaltwangen.! stein-Bindemittel. SEE 2) 120 | Gelbe, zähe, sandige Mergel, dünn geschichtet mit | 28 = plattigen Thonsandsteinen in grossen Nestern. Eee 3, 1-2 | Geröllband, gebildet wie No. 1. s38| 8 A| 100 | Feinsandige gelbe Mergel mit plattigen Thonsand- | 373 > | steinen, enthalten oben fossile Pflanzen (Vergl. | Z3£ | Profil I., g.). Ze A 18 | Hellgrauer, feiner, loser Sand mit viel Glimmer, u | enthält, zwar selten, zertrümmerte Austernschalen. = 6| 3 | Braunrother, glimmeriger, eisenschüssiger Sand. © 7. 3 | Graue, unregelmässige, weiche Sandsteinbänke. 2 g 4 | Gelbrother Sand mit Ostrea undata Lau. etc. = Be 9 8 | Gelblichgrauer, schiefriger Sandstein und loser Sand, | ., = enthält nicht selten Ostrea undata Lam., O. canaden- | '= S sis Lam. etc. s E 10 1; Hellgrauer, loser, grober Sand mit Austern. ? ©: 11 2 | Sandsteinschiefer und Knollen. Sr a 12 10 | Grobkörniger, gelblichgrauer, lockerer Sand mit =: vereinzelten Granit- und Quarz- geschieben, enthält 5: Östrea canadensis Lam., O. undata Lam., O. vir- | S# giniana GM., O. cochlear (0LDF. ER? 13 32 | Ein Conglomerat. Gneiss-, Granit-, Porphyr-, Quarz-, we 0 8 Muchelkalk- und Jurakalk-Gerolle sind durch einen | 3 2 =e weichen gelblich grauen Sandstein verbunden. | = za Enthält die gleichen Austernarten wie No. 12. z ä 14 8 | Gelbrothe, feinsandige Mergel. 8 | 15 2# | Graue Mergel. = | 16 3 | Dunkelrothe Mergel. & Ö 17 5 | Gelbrothe Mergel. = 8 | 18 2 | Blaugraue, thonige Sandschiefer. = Sı 19 - | Rothe, feinsandige Mergel. en eo. 20 10 | Bläulichgrauer, feiner, thoniger Sand. a = 321 100 | Graue, lockere Sandmassen wechseln zuweilen mit |828:|D bunten Mergeln. | ER | 22| 30 | Grauer, loser Sand mit Sandsteinknauern. 3202 23|5—50 | Gelbe, feste Thone mit Bohnerzen und Feuerstein- | 2& ER knollen. | Sr |äa Oberer Weisser Jura. | | rn SE ee Te. 3 Dr 487 No. IX. Reutehöfe. Schichtenfolge der Tertiärformation an der Nord- seite des Birbers, Strasse von Geissen nach den Reutehöfen. | nenn nam «nme na nmmasan un ersmm Fussen. keit in No, a | Mächtig- Ser schlüsse. Gruppen 1! 4O |Eine feste Nagelfluhe, bestehend aus Geröllen von Haselnuss- bis Kopfgrösse aus Muschelkalk, Lias, Braun- und Weissjurakalk, auch Hauptrogenstein und Korallenkalk, verkittet durch einen gelben I Thonsandstein. 2 200 | Gelbliche, zähe, sandige Mergel und Thonsandsteine £ mit schmalen Geröllbändern, welche zusammen- gesetzt sind wie No. 1. den Reutehöfen. Juranagelfluhe. Bohn- H Ei Austernagelfluhe. Gehänge und Höhen bei 3 20 |Bräunlichgrauer, glimmerreicher, loser Sand oder Sandstein. 4 1—1!| Ein Geröllband, gebildet aus kleinen Geschieben von | Granit, Gneiss, Porphyr, Quarzit, Muschelkalk | und Jurakalk und einem reichen glimmerigen Sand- | Bindemittel. Enthält sehr spärlich die Bruchstücke von Austernschalen. 5l 14 |Gelblichgrauer, weicher, glimmeriger Sandstein und loser Sand mit Austernschalen. Melaniensand, „Birbers‘' bei Geissen. Ein Conglomerat, zusammengesetzt aus gut gerun- deten Geschieben von rothem Granit, Gneiss, Por- phyr, Quarz, Muschelkalk, Lias-, Braun- und Weissjurakalk, darunter häufig Hauptrogenstein, Terrain 4 chailles- und Korallenkalk, verkittet durch ein reiches Sandsteinbindemittel; enthält Östrea undata Lanm., O. canadensis Lam., O. coch- lear GoLDF., OÖ. virginiana Gm. Die Gerölle sind hier zum Theil auffallend gross (bis 2). 6 3 |Ein loser röthlicher Sand mit eingesäeten wachsgel- ben, selten roth oder bläulich gefärbten Quarzge- röllen von Erbsen- bis Haselnussgrösse. 7 41!Wie No. 6., nur noch grössere Muschelkalk- und Jurakalkgeschiebe enthaltend und das Ganze zu R einem festen Conglomerate verbunden. 8 3 Wie No. 7., doch nur lose verbunden. ——. % Strasse am nordöstlichen Abhange des mu 0002000000 mm 0 mi m mi nn nn 11111 [1m 9 80 | Bohnerzbildung. Hier sind viele alte Erzgruben. — Weisser Jura. S Zeits.d. D. geol. Ges. XXL, 3. [S) DD BEN RER RENNER CU RE OR ER es, RN BR FRA AR x 488 Profil vom Südabhange Kaltwangens, im Hohlweg | ob dem Dorfe Masterkingen. > Feste Nagelfluhe aus Jurakalk- und Muschelkalk- Helle, gelbliche, sandige Mergel mit plattigen Mer- Ockergelbe, zähe, feinsandige Mergel-Gelände, sehr Dunkelviolette, graubraune, sandige Thone. Bläulichgraue weiche Sandsteinschiefer. Graue, thonige, schiefrige, weiche Sandsteine. Eisenschussiger, feiner Sand mit kleinen Thongeoden. Heller, feinkörniger, loser Sand mit eingebetteten | unregelmässigen Sandsteinschichten, enthält spär- | lich Austernschalen und vereinzelte Quarz- und Schmutzig gelber, grober, glimmeriger, loser Sand, enthält nicht selten gut erhaltene Schalen von Ostrea canadensis Laum., O. virginiana Gm., O. un- Unregelmässige Sandsteinbänke mit Austernschalen und sehr vereinzelten Geschieben. Bläulichgrauer, glimmerreicher, lockerer Sandstein- schiefer mit sparsam eingestreuten Granit- und Quarz-Geröllen, enthält Austernreste. Gelblichgrauer, grobkörniger loser Sand mit gros- sen, weissen Glimmerblättchen, enthält grosse, gut erhaltene Schalen von Ostrea canadensis LAm. etc. } EICH Sıse zZ 332 1 30 Geschieben. 2 50 gelsandsteinen. 3 100 steril. 4 3 5 5 6 10 7 4 8 9 Granit-Geschiebe. 9 B) data Lam. 10! 2 11 4 De | 13 18 Die Austernagelfluhe in der bekannten Zusammen- setzung. Die Gerölle sind verhältnissmässig klein, was übrigens an der ganzen südlichen Abdachung der Fall ist. Ist unten durch Diluvium verhullt. Ein Bergmantel aus diluvialen Lehm- und Geröll- massen verhindert die Fortsetzung des Profils. en | schlüsse. Weg auf der Höhe. Ein Hohlweg ziemlich hoch am Berge nördlich von Wasterkingen. Melaniensand. EEE ET ET Eee a ee ee ee ER 2 za De Austernagel- * No. XI. Profil der schweizerischen Tertiärbil- dungen an der Grenze desKlettgaues bei Buchberg und Eglisau am Rhein. Taf. XIL, Fig. 4. Es ist von ganz besonderem Interesse, dass schon + bis 1 Stunde von der Kaltwangenkette entfernt in der jenseits des Rheines hinziehenden Irchelkette, die Tertiärformation in einem fast gänzlich veränderten Schichtenbilde auftritt, in welchem namentlich das Fehlen der Conglomerate, die im Klettgau eine so grosse Rolle spielen, sehr auffällt. Die Beschreibung des Fig. 4, Taf. XII. gezeichneten Profils wird diese Verhältnisse näher beleuchten. Von Rüdlingen bis Eglisau fliesst der Rhein zwischen dem Irchel und dem Buchberge (Haarbuck) in einer engen, tief in die Molasse eingefressenen Schlucht. Die sehr steilen Gehänge der beiderseitigen Ufer bieten dem Beobachter grossartige, lehr- reiche Aufschlusse, welche von unten nach oben folgendes Schichtenbild zeigen: a. Bunte, meist roth und braunroth gefärbte, geschichtete Mergel wechseln mit einem grauen, lockeren Sandsteine, dem harte Knauer eingebettet sind. Unten sind die Mergel, oben der Sandstein vorherrschend. Die Mächtigkeit vom Rheinspiegel aufwärts beträgt etwa 450’, abwärts (bei Eglisau durch den ‚Bohrer constatirt) 750’, also zusammen 1200 Fuss. In der Fortsetzung nach Osten liegen in dieser Stufe die im Profil V, c aufgeführten Pflanzenreste und Lignite bei Balm am Rhein. Dieser untere Süsswassermolasse ist am Irchel und Buch- berg eine b. Meeresbildung aufgelagert, bestehend aus fein- bis grob- körnigen, grünlich blaugrauen, festen Sandsteinbänken, welche öfters mit dunkelgraugrünem losen Sande wechsellagern und sich darin auskeilen. Haifischzähne, Conchylien-Schalen und deren Trümmer finden sich häufig. Nach oben wird das Ge- stein heller, lockerer und petrefactenärmer, so dass man zu oberst nur noch sehr vereinzelte Austernreste antrifft, mit welchen sich schon einige Susswasserconchylien (Helix und Unio) der nächst höhern Stufe mischen. Die Mächtigkeit beträgt 200’ und 32” darüber. In der untern Region ist es ein typisch ausgeprägter Muschelsandstein. An bestimmbaren Petrefaeten sammelte ich in dieser Stufe, und zwar das Meiste auf der rechten (klettgauer) Rheinseite, in dem Steinbruche am Nordabhang des Haarbuckes, folgende : Crocodilus sp. (Zähne). ? Delphinus sp. (Zahn und Gehörknochen). Notidanus primigenius Ac. 3 Oxyrhina hastalis Ac. OÖ. leptodon Ace. ©. Desori Ac. Lamna elegans Ac. L. cuspidata Ac. L. contortidens Ac. Galeocerdo aduncus Ac. @. minor ? Ac. Hemipristis serra Ac. Carcharodon megalodon Myliobates sp. Östrea undata Lam. ©. virginiana Gm. O. tegulata Münst. Pecten opercularis Lin. Lima Lafoni MAYER. c. Auf dieser Meeresbildung mächtige Süsswassermolasse, bestehend aus feinen, hell gelblich- As, liegt eine etwa 500°—600' grauen, lockeren Sandsteinen und losen Sandmassen, die zu- weilen mit lichten, meist gelblichgrauen Mergeln wechseln. Am Irchel sind in verschiedenen Höhen schwache Kalkbänder sichtbar, welche Land- und Schlammschnecken enthalten. Im Sandstein hat man auch die Reste von folgenden Pflanzen ge- funden: Populus balsamoides erenulata GöPpP. Salix angusta A. Br. Betula Dryadum Bronen. Cinnamomum lanceolatum Ung. sp. C. polymorphum A. Br. Podogonium Knorrü A. Br. sp. 491 Daphnogene Ungeri Heer. Andromeda revoluta A. Br. Leguminosites Brunneri HEer. d. Die Decke der Molasse und die Hochebene des Irchels bildet ein 150°—200° mächtiges Conglomerat, gebildet aus gut gerundeten Geschieben alpiner Felsarten und grobem Sande, verbunden durch Kalksinter. Diese Ablagerung stimmt mit den auf den klettgauer Höhen verbreiteten Quartärbildungen überein und ist denselben parallel zu stellen. il. G6ruppirung der klettgauer Tertiärschichten. Es soll nun versucht werden, die in den Profilen im De- tail aufgezählten Schichten, deren natürliche Gruppirung zwar auch dort schon angedeutet, nach ihren Verwandtschaftsverhält- nissen in grössere Abtheilungen zusammenzufassen und deren Charakter genauer zu definiren. Bei dieser Arbeit sind neben den paläontologischen Merkmalen, welche bei der vorherrschend nesterweisen Anhäufung der Fossilien allein nicht ausreichen, besonders noch die Lagerungsverhältnisse und die Gesteinsbe- schaffenheit in’s Auge zu fassen. Gestützt hierauf kann man in der Kaltwangenkette von oben nach unten folgende gut aus- _ geprägte Stufen unterscheiden: 1. Juranagelfluhe. 2. Melaniensand. 3. Turritellenkalk. 4. Austernagelfluhe. 5. Untere Molasse. 6. Bohnerzbildung. Diese Formationsglieder sind hier, wie aus den Profilen hervorgeht, in direkter sichtbarer Lagerungsfolge über einander vorhanden, was neben anderen Vortheilen namentlich auch den gewährt, über die Altersverhältnisse der einzelnen Stufen, gegen- über den andern dieses Complexes, definitiven Aufschluss zu geben. 1. Bohnerzbildung. Dem kletigauer Weissen Jura ist eine Bohnerz führende Lehmbildung auf- und eingelagert, deren nähere Kenntniss wir einem auf diese Erze bis noch vor Kurzem lebhaft betriebenen Bergbaue verdanken. Bei diesen Grubenarbeiten fand man auf unsern Jurahöhen viele kessel- und trichterförmige Vertiefungen, zuweilen ein plötzliches Indiehöhegehen von zerfressenen, wun- derlich geformten Kalkfelsen, daneben tiefe Mulden und Zer- klüftungsspalten. Alle diese Unregelmässigkeiten der Jura- plateaus, die wohl einer sehr lange andauernden Verwitterung des Gebirges ihre Entstehung verdanken , wurden durch die Bohnerzbildung ausgefüllt und der Kalk oft auf weite Strecken damit bedeckt. Durch die Unebenheiten bedingt, haben daher die Bohnerzthone eine sehr variable Mächtigkeit, deren Maximum etwa 100° beträgt. Die Farbe dieser Thone ist ockergelb bis dunkel schmutzig gelb, zuweilen auch roth, violett, braun und hellgrau bunt schattirt. Oben sind diesen Lettenmassen nur spärlich kleine runde Bohnerzkügelchen eingestreut, welche nach unten an Häufigkeit und Grösse zunehmen, so dass oft in der Tiefe der Thon fast ganz verdrängt wird und einem dichten, festen Conglomerate von Erzbohnen Platz macht. Diese Erzbohnen haben eine concentrisch schalige Structur; ihre Grösse wechselt von einer halben Linie bis zu zwei Zoll im Durchmesser; jedoch sind die unter einem Zoll! weitaus die häufigsten. Die kleinen, bis zur Grösse von einigen Linien, bilden gewöhnlich regel- mässig runde Kügelchen, während die grösseren bei ihrer rund- lichen Knollengestalt vielfach von der Kugelform abweichen. Wenn die Erze rein gewaschen sind, ist ihre Oberfläche glänzend schwärzlich braun; zerklopft haben sie eine dunkelblau-schwarze, schmutzige Eisenfarbe. Die Bohnerzthone enthalten stellenweis, besonders in der Nähe von bauwuürdigen Erzlagern, auch in diesen selbst, Feuer- steinknollen oft in grosser Menge. Es sind dies hellgraue oder gelbliche, zuweilen auch rothe Kugeljaspise von etwa 1” ! bis 5” Durchmesser, welche in der Regel mit einer weissen 2 _ bis 2 Linien dicken Kalkrinde umgeben sind. Beim Zerschlagen von vielen Hunderten dieser Kieselknollen fand ich darin als grosse Seltenheiten folgende oberjurassische Petrefakten: Serpula sp., Aptychus lamellosus PARk., Ihynchonella la- cunosa ScH., Rh. triloboides Quansm., Rh. sparsicosta Opp., Eh. tribolata ? Zıer., Terebratula bisufarcinata ScH., T. Orbis QUENST., N % a 1: na 37 5 Me - 5: £ 7 eg 7% 5 = z a EIER EN ee ER 493 ' Pecten textorius albus QuEnsT., P. cingulatus QUENST., Hinnites velatus GOLDF., Cidaris sp. Aus der klettgauer Bohnerzbildung sind bis jetzt ausser sehr vereinzelt vorkommenden oberjurassischen Ammoniten, Terebrateln, Rhynchonellen etc. keine Versteinerungen bekannt geworden. Diese wenigen organischen Reste, sowie die Feuer- steine sind wahrscheinlich bei der Zersetzung der oberen Jura- schichten der Zerstörung entgangen und so in die Bohnerzthone eingewickelt worden. Denn dass auch die Jaspisknollen aus dem Jura stammen, sagen nicht nur ihre Petrefakten, sondern auch ihr häufiges Vorkommen in den oberen Jurakalkfelsen der Gegend selbst. 8 Von der Küssaburg bis zum hohen Randen sind auf den klettgauer Weissjurabergen fast uberall Bohnerzablagerungen mehr oder weniger entwickelt zu finden. (Vergl. die Profile.) Ein grosser Theil dieses Hügelzuges ist zwar mit jüngeren Niederschlägen bedeckt, und die Erze sind nur an den Gebirgs- rändern in schmalen Streifen sichtbar, wie bei Kussnach, den Reutehöfen, bei Bühl, Eichberg und Baltersweil. Wo aber die jüngeren Bildungen fehlen, wie bei Albführen und auf den Höhen zwischen dem Wangenthal und der Enge bei Schaff- hausen, trifft man ausgedehnte Bobhnerzlager. Es ist sehr be- achtenswerth, dass auf denjenigen Jurahöhen, welche uber 2000 u. M. und gewöhnlich dem Steilrande nahe liegen, wo in der Regel die Schichten des oberen Weissen Jura fehlen, auch keine Bohnerze vorhanden sind, wie bei der Küssaburg, auf dem Rossberg,. Wannenberg und Randen. Mit Ausnahme eines vereinzelten Falles sind Bohnerze im Klettgau nur den oberen d. h. jüngsten Niederschlägen des Weissen Jura, unseren Wirbelberg-, Nappberg- und Mutabilisschichten (OrpPpeu’s Zone des Ammonites steraspis) auf- und eingelagert. Aus dieser Thatsache dürfte zu folgern sein, dass hier zur Zeit der Bohn- erzbildung nur diese Schichten zu Tage gingen und der mitt- lere und untere Weisse Jura noch unter dem Niveau der tiefsten Aufrisse.d. h. noch im Schoosse der Erde verborgen waren, und die Landschaft der Bohnerzzeit den Charakter eines nie- drigen Flachlandes gehabt haben müsse. Denn wäre das Jura- Relief von damals dem heutigen ähnlich gewesen, so ist nicht einzusehen, warum die sedimentäre Bohnerzbildung sich nicht auch hätte auf die mittleren und unteren Jura-Etagen ablagern müssen, wenn dieselben wie heute entblösst gewesen wären. Die im Eingange erwähnten Unebenheiten des Jura zur Bohn- erzzeit bilden doch gegenuber dem heutigen Relief nur ver- schwindende Grössen, indem sich dieselben nur auf die wenig mächtigen obersten Schichten beschränken, deshalb von dama- ligen Schluchten und Thalbildungen keine Rede sein kann. Unsere Ansicht, dass der klettgauer Jura zur Zeit der Bohnerzbildung ein niedriges Flachland gewesen sein müsse, wird durch keine der herrschenden Hypothesen uber die Entstehung der Erze entkräfte. Denn es kann für dieselbe gleichgültig sein, ob die Erze als Niederschläge heisser, eisen- haltiger Sprudelquellen, oder als Verwitterungs- resp. Aus- laugungs-Produkte der obersten eisenreichen Kalkschichten oder als beides zugleich betrachtet werden. Als nächst höhere Stufe ist der Erzbildung bei Bühl, 'Eichberg, Hauserhof, und Baltersweil die untere Susswasser- molasse direkt aufgelagert. (Profil I., III. und VIL) Wo aber diese fehlt, können auch jungere tertiäre, selbst quartäre Niederschläge die unmittelbare Decke der Erze bilden: so die Austernagelfluhe bei Kussnach und den Reutehöfen (Profil VI. und IX.), die Juranageilfluhe auf dem Kätzler bei Geissen und das Diluvium bei Herdern und Jestetten (Profil V.). Unzählige, in den Wäldern zerstreute, alte, verfallene Erzgruben, worunter sehr viele sogenannte Tagebaue, sowie das Auffinden von noch sehr eisenhaltigen Schlackenhaufen in der Nähe der Gruben, welche darauf hinweisen, dass die: Erze früher an Ort und Stelle, wo sie gegraben, auch sogleich nach primitiven Methoden geschmolzen wurden, lassen auf ein sehr hohes Alter des klettgauischen Bergbaues schliessen. Noch bis vor etwa 15 Jahren wurde dieser Bergbau sehr lebhaft betrieben. Die Hochöfen von Albbruck und Laufen am Rhein- fall waren fast beständig in vollster Thätigkeit, die hier ge- wonnenen Erze zu schmelzen, welche als thonige Brauneisen- steine eirca 36 pCt. ausgezeichnetes Roheisen lieferten, das seiner Feinheit und Zähigkeit wegen zur Fabrikation von Draht, Blech, Stab- und Walzeisen aller Art besonders gesucht und geschätzt wurde. Da die bauwuüurdigen Erzlager in der Regel an der Basis der Thonbildung getroffen werden, so sind zu deren Abbau 30°—90’ tiefe Schächte mit Seitengängen noth- wendig, Das Ansammeln von Horizontalwasser in diesen 495 Gruben ist aber ein grosser Uebelstand ; deshalb wurden, wo grössere Erzkessel constatirt und das Terrain geeignet, zu- - weilen mehrere hundert Fuss lange Stolln durch das leere Gebirge bis zum Erzlager getrieben. Trotz der langjährigen Ausbeute der klettgauer Bohnerz- felder könnte auch jetzt bei einem rationellen Bergbaue von einem Mangel an Erzen keine Rede sein, und der Ertrag könnte besonders dadurch recht gesteigert werden, wenn man, was bisher wenig geschah, die Erze auch da aufsuchen würde, wo sie nur durch eine dünne Decke jüuugerer Bildungen verhullt sind. Schon seit einer Reihe von Jahren machte es sich be- merklich, dass die suddeutsche Eisenindustrie, besonders wegen Mangel an wohlfeilen Brennmaterialien und der verhältniss- mässig theuren Gewinnung der Bohnerze, von dem Norden überflügelt. und dauernd dessen Concurrenz nicht werde aus- halten können. Darum wurde am Rheinfall die Production von Roheisen schon vor etwa 12 Jahren eingestellt und in Albbruck in den letzten Jahren auf ein Minimum reducirt, jetzt endlich ganz aufgegeben, was das Eingehen des klett- gauischen Bergbaues zur Folge hatte. Am Schlusse möchte ich noch eine lokale Erzbildung er- wähnen, welche sich durch völlig isolirtes Auftreten, sowie durch interessante Eigenthumlichkeiten auszeichnet. Im Osten des Dorfes Kussnach, auf der Höhe der rechten Thalseite sind dem oberen Weissen Jura gewöhnliche Bohnerze unter den bekannten Verhältnissen aufgelagert. In diesem Reviere fand man aber am Bergrande noch eine von allem Bisherigen we- sentlich abweichende Bildung. Ein Erzkessel von über 200 Tiefe und etwa 60° Weite senkte sich durch den mittleren (Oppzr’s Zone des Ammonites bimammatus), zum Theil noch unteren Weissen Jura hinab. Dieser Kessel, jetzt grösstentheils abgebaut, war ausge- füllt mit runden Erzkugeln von mindestens Faust- bis Kopf- grösse (3 — 5° Durchmesser), zwischen denen sich etwas gelber Thon befand. Diese Erze bestehen aus einer feinen, dichten, homogenen, schwarzblauen Masse ohne schalige Structur und zerfallen unter dem Hammer unter muscheligem Bruche zu schneidend scharfen Stücken. Diese dichten Brauneisen- steine zeigen im ÜOentrum gewöhnlich einen unregelmässigen Hohlraum von !”—-1” Durchmesser, dessen Wände mit zier- 2 2) x lichen Schwefelkies- und kleinen Quarzkryställchen überzogen sind. Durch grössere Bohnen, vielmehr Kugeln, ein grösseres specifisches Gewicht, mehr Eisengehalt (uber 50 pCt.), andere Structur und tieferes Lager zeichnen sich diese Erze von den gewöhnlichen Bohnerzen der Gegend aus. In einem tiefen Schachte und durch zwei in verschiedenen Höhen in den Berg getriebene Stolln wurde dieser Erzkessel im Laufe der Zeit fast ganz ausgebeutet. Die Huttenverwal- tung Albbruck hat trotz mühevoller Schürf- und Bohrversuche in der Gegend nichts Aehnliches mehr auffinden können. 2. Untere Molasse. Wie uns die Profile lehren, ist den Boherzfeldern der sanft nach Südosten geneigten Jurahöhen der Kaltwangenkette eine mächtig entwickelte Sand-, Sandstein- und Mergelbildung aufgelagert. | Es sind helle, gelblich- bis grünlichgraue, massige, weiche Sandsteine oder loser Sand, bestehend aus feinem, selten grob- körnigen Quarzsande, weissem Glimmer und einem kaum be- merklichen feinen Mergelcamente.e. Eingelagert sind harte, aussen braungrau, innen gewöhnlich hellbläulich gefärbte Sand- steinknauern von verschiedener Form und Grösse, die entweder unregelmässig vertheilt oder zur Schichtung angeordnet aus den verwitterten Molassewänden hervorragen. Von gleicher mine- ralogischer Beschaffenheit treten harte, geschichtete Sandsteine in Nestern auf. Der „Knauermolasse* eingelagert und mit derselben wech- selnd trifft man häufig bunte gebänderte Mergel, die in den verschiedensten Schattirungen von Roth, Violett und Braun, zu- weilen auch noch Gelb, Grün und Grau, bald lebhaft, bald schmutzig gefärbt sind und aus Thon, fein zerriebenem Sande und Glimmer bestehen. Diese Mergel pflegen erst in der Mitte und oben in der Molasse aufzutreten; an der Basis über den Bohnerzen ist, wo das Gebirge aufgeschlossen, nur die Sandablagerung vorhanden (Profil I., II., III. ete.).. Auch in dem 750 Fuss tiefen Bohrloche am Rhein bei Eglisau hat man dieses Verhältniss beobachtet. *) *) Vergl. B. Srtuper, Monographie der Molasse, p. 104. Ar [a] A 497 Die Lagerungsweise und Mächtigkeit der unteren Molasse ist im Klettgau ganz abhängig von den Lagerungsverhältnissen des Weissen Jura; dieser bildet namlich mit seinen Bohnerz- feldern eine schiefe Ebene, welche von einer mittleren Erhebung der Streichungslinie von 2000’ nach SSO. gegen den Rhein hin in einem Winkel von 6°—9° abfällt. Es scheint, dass der Jura zur Bildungszeit der unteren Molasse, bei einer im Allgemeinen viel tieferen Lage, doch schon in ähnlicher Weise wie heute geneigt war. Auf dieser schiefen Fläche hat die Molasse von unten her Platz gegriffen, ohne ihre Höhe zu er- reichen, indem sie sich schon auf der Höhenzone von 1700 —1800’ ausspitzt d. h. verliert; alles höher gelegene Jura- terrain ist frei von derselben und wird deshalb als Ufersaum des schweizerischen Molassebeckens damaliger Zeit zu be- trachten sein. Die untere Molasse wurde in der Folge mit Jüngeren Tertiärbildungen, welche auch dem Jura auf grösseren Höhen folgten, in übergreifender Lagerung bedeckt, was ihr Auskeilen am Nordrande zur Folge hatte. (Vergl. Taf. XII., 202: Brofil 11... V1., IX.) Die heutigen tiefen Jurathäler von Riedern, Weisweil, Wangenthal, Klettgauthal etc. und die vielen Seitenschluchten fehlten zur Molassezeit unserer Landschaft; denn bei ihrem Vorhandensein hätte doch die Molasse in diese Thaler, deren Höhe sie meistens beiderseits krönt, eindringen mussen, was aber nirgends der Fall ist. Die Mächtigkeit der unteren Molasse steht im Verhältniss zur Entfernung von ihrer Auskeillinie auf dem Jura und ist daher sehr variabel. Während dieselbe bei Baltersweil, Buhl, Berchenhof etc. von wenigen bis auf 300° anwächst, beträgt sie schon bei Eglisau 1200’, wovon gegen 500’ an den Ufern des Rheines sichtbar und 750’ vom Rheinspiegel abwärts durch den Bohrer constatirt wurden, in welcher Tiefe man auf das Liegende der Molasse, die Bohnerze und den oberen Weissen Jura, gestossen sein soll. | Die untere Molasse hat im Klettgau eine ansehnliche Ver- breitung, ist aber trotzdem als grössere Fläche nirgends auf- geschlossen; denn wo auch jüngere tertiäre Niederschläge auf grösseren Bezirken fehlen, haben quartäre Lehm-, Schutt- und Geröllmassen als mehr oder weniger mächtige Decke Platz gegriffen. Dessenungeachtet sind vortreffliche Aufschlüsse zahl- 7 m“ x ur f A a N Et A u Aa 2 ARE ae 5 N ds Er Er BE vo Be TE RT EAN, MM Pr hr ‘ke 4 j ” RNIT Ra DR Eat \ i N wire En 498 reich vorhanden, die an Ufern, Hugelrändern, in Bachrunsen, Hohlwegen, Sandgruben etc. zu finden sind. Von Lienheim, dem äussersten Punkte im Westen der klettgauer Tertiärbil- dungen, kann man die untere Molasse an den gegen den Rhein und das Rafzenfeld abfallenden Gehängen nach Osten bis Lott- stetten und Jestetten verfolgen. Auf dieser etwa 5 Stunden langen Linie trifft man gute Aufschlüsse bei Thurmhof, Ber- chenhof, Bergöschingen und Stetten, ausgezeichnete bei Hünt- wangen, Wyl, Rafz und den schon fruher genannten Orten (Profil I., IL, V., VI.). Auf der etwa 2 Stunden langen und gegen 1 Stunde breiten wellenföormigen Hochebene zwischen Jestetten und Buhl ist die untere Molasse herrschend, jedoch fast überall durch Gletscherdetritus der Diluvialzeit verschleiert. Dieser nicht sehr dicke Schleier ist aber an vielen Stellen durchlöchert und die Molasse in den Umgebungen von Balters- weil, Berwangen, Buchenloh, Dettighofen, Eichberg und Buhl sichtbar (Profil I., IHI., IV., VIL, VII). Die zahlreichsten und grossartigsten Aufschlüusse der Knauer- und Mergelmolasse trifft man auf der klettgauer Grenze, an den Ufern des Rheines von Schaffhausen bis Hohenthengen.*) Durch das Auftauchen der unteren Molasse aus dem Gerölllande mitten im Rheinthale bei Sulgen und Nack, sowie durch die sichtbare Fortsetzung der Molasse von Jestetten an die Ufer des Rheines (Profil V.), wird der Beweis geliefert, dass die untere Molasse der Kaltwangenkette unmittelbar mit derjenigen der Irchelkette zusammenhänge und auch unter der Gerölldecke des oberen Rheinthales (Rafzenfeldes) vorhanden sei. Nach einer mehrjährigen sorgfältigen Durchsuchung der klettgauer Tertiärformation glaubte ich die untere Molasse als äusserst petrefaktenarm bezeichnen zu müssen; denn sie hatte mir in dieser Zeit nichts als einige wenige und zudem noch sehr undeutliche Schnecken- und Pflanzenreste („fossile Streu“) geliefert. Dessenungeachtet wurde die Untersuchung weiter fortgesetzt, und bald sollten wir, mein Bruder THonmas und ich, die Freude haben, in der unteren Molasse von Baltersweil eine reichhaltige Fundstelle sehr interessanter fossiler Pflanzen zu ent- decken, worüber wirseiner Zeit eine kurze Mittheilung machten.**) *) Vergl. auch B. Stuper, Monographie der Molasse, p. 103u. 104. **) Neues Jahrbuch für Mineralogie etc., 1862, p. 719—722. u N EN en 499 Das Pflanzenverzeichniss hat sich seitdem um 27 Arten ver- mehrt und ist von 49 auf 76 gestiegen, dem sich nun auch noch einige Thierspecies anschliessen. Kurze Zeit nachher fanden wir in dieser Etage am Rheinufer bei Balm eine zweite, jedoch weniger ergiebige Pflanzenfundstelle (Profil V). Die Baltersweiler Fundstelle liegt in der Nähe. des Dor- fes, auf der östlichen wellenförmigen Anhöhe des oberen Mühle- thälchens, etwa in der Mitte zwischen der Landstrasse und der Lochmühle. Der nur 4—5’ mächtige pflanzenführende Horizont tritt in der Molasse etwa 80’ über den Bohnerzen auf (Profil III., c.).. In der Mitte desselben sind die Blätter am meisten angehäuft und das Gestein fast überfüllt; nach unten ist eine allmälige Abnahme zu beobachten, bis sie mit dem Auftreten eines gröberen, gelblichbraunen Sandes plötz- lieh verschwinden. Nach oben ist die Abnahme weniger merklich und an ihrem Ausgange, welcher ebenfalls plötzlich eintritt, sind die Pflanzenreste noch sehr häufig. Auch der die Blätterschichten deckende Sand ist gewöhnlich braun und grob- körnig. Die Pflanzenblätter haben eine hell- bis dunkelbraune Farbe und treten deshalb auf dem hellgrauen Sandstein deut- lich hervor. Wo zuweilen das Gestein innen hellbläulich ge- _ färbt ist, haben die Pflanzen eine schwarze Farbe. Die Blät- AuN ter liegen im Gestein in verschiedenen Richtungen durch ein- ander, oft sind sie umgebogen oder aufgerollt, jedoch ist die horizontale Lage weitaus vorherrschend. Von den bei Baltersweil gesammelten: Pflanzen und Thie- ren sind die folgenden näher untersucht, bestimmt und in mei- ner Sammlung aufgestellt worden *): Pflanzen. Pinus Hampeana ÜUNGER sp. S Phragmites oeningensis A. BRAUN Oyperites Custeri HEBER Oyp. Rechsleineri HERR Cyp. alternans HEER Oyp. Deucalionis HEER mn Mm Mm UM MM m *) hh sehr häufig, h häufig, ns weder häufig noch selten, s selten, 58 sehr selten, Cyperites paucinervis HEER Yuccites Cartieri HEER Sabal major Un. sp. ns | Ne Typha latissima A. Br. Myrica salicina Une. ey Carpinus grandis Une. Quercus elaena Une. Qu. chlorophylla Une. Qu. lonchitis Une. Qu. myrtilloides Une. Qu. mediterranea Une. Qu. Haidingeri ETTINGH. Qu. Gmelini A. Br. Planera Ungeri Er. Ficus lanceolata HEER F. Brauni H&ER Ficus sp. (ähnlich F. multinervis H.) Laurus primigenia Un. L. Agathophylium Une. | L. ocoteaefolia ETT. BR Oinnamomum Scheuchzeri HEER ©. lanceolatum Un. sp. C. polymorphum A. Br. sp- ©. Buchi HEerR er Persoonia laurina HEErR en Grevillea haeringiana ETT. = Gr. lancifolia ? HER Banksia Morloti HEER B. Deickeana Hrer Dryandroides hakeaefolia Une. D. laevigata EIEER D. lignitum Une. sp. e D. linearis HEER AR Andromeda protogaea Une. Vaceinium acheronticum Une. Diospyros brachysepala A. Br. D. anceps ? HEEr Echitonium Sophiae WE». ne E. cuspidatum H&Er Cornus orbifera HEER ER) en 22 u BR ER Ra, Cornus Studeri HEER % ns Eugenia Aizoon Une. h Acer opuloides HRER ss“ ; Sapindus falcifolius ? A. Br. S Koelreuteria vetusta HBER s Koelreuteria sp. Ss. Br; Celastrus Bruckmanni A. Br. Arms # Be Jlex stenophylla ? Une. s -. Berchemia multinervis A. BR. sp. N) Be .- Rhamnus brevifolius A. Br. ons Eis. Rh. deletus HEER h R sis. Rh. Gaudini HEER ns D Rh. rectinervis HEER s Be Rhus prisca Err. ns “ Rh. Brunneri Fisch. ss mM. Zanthoxylon juglandinum A. Br... 8 “a Juglans acuminata A. BR. s Be: J. bilinica Uxc. s Carya elaenoides Une. sp. ns ©. Heeri Ert. sp. hh Robinia Regeli HEEr ns R. constricta HEER h Dalbergia nostratum Kov. sp. s Gleditschia celtica Une. s Cassia Berenices Une. ns C. hyperborea Uns. ns x C. Fischeri HrEr S C. phaseolites Une. ns C. ambigua Unc. ns Acacia Sotzkiana Une. Ss Thiere. Ourculionites Würtenbergeri HEEr ns Chrysomela sp. Ss Helix moguntina ? Desn. ss E Diese 76 Pflanzenarten, die alle zu den Phanerogamen gehören, vertheilen sich auf 28 Familien. Es fallen auf die F * er . z Re TEN EL ae F ai \ RRUTEN } PR Pa | EEE y 5 ee er N al, ip?) es ja a ur le ER R, RR . D K.SN J, Br En 502 apetalen, 6 auf die gamopetalen und 31 auf die polypetalen Pflanzen. Als die wichtigsten Familien, die sich sowohl durch die grösste Anzahl der Arten, als auch durch die beträchtlichste Individuenzahl einzelner Arten auszeichnen, verdienen in ab- steigender Linie genannt zu werden: ]) Proteaceen, 2) Pa- pilionaceen, 3) Cupuliferen, 4) Laurineen, 5) Rhamneen, 6) Juglandeen. Diese sechs Familien enthalten 42 Species, also mehr als die Hälfte der gesammten Artenzahl; denn für die anderen 22 Familien bleiben ja nur noch 34 Species übrig. In Bezug auf die Häufigkeit des Vorkommens einzelner Arten behauptet Dryandroides hakeaefolia Ung. weitaus den Vorrang, dann folgen Carya Heeri Err., Quercus Haidingeri Err., Dryan- droides laevigata HEER, D. lignitum Une. sp., Robinia constrieta Heer (Schoten), Myrica salicina Une., Carpinus grandis Ung., Rhamnus deletus HsEr, Quercus Gmelini A. Br., Diospyros brachysepala A. Br. etc. Ä Die Holzgewächse sind in der überwiegenden Zahl von 90 pCt. vorhanden, wovon etwa 2 zu den Bäumen und ? zu den Sträuchern gehören. Die Mehrzahl trägt den Typus der immergrunen Bäume und Busche, welche auf die warme, selbst heisse Zone hinweisen und nur etwa ; erinnert an heutige Pflanzenformen der gemässigten Klimate. Wir haben in. der Baltersweiler Flora eine sehr mannichfaltige urkräftige Wald- vegetation vor uns, wie wir sie heute in unseren Breiten ver- geblich suchen und nur einigermaassen ähnlichen Verhältnissen in der warmen und heissen Zone begegnen. Die Lage der Blätter im Gesteine spricht für einen Transport durch fliessendes Wasser; ihre gute Erhaltung aber lässt schliessen, dass sie nicht weit hergebracht sein können. Es ist anzunehmen, was in der Folge zu begründen sein wird, dass ein tertiärer Fluss jene Sand- und Mergelmassen zum Aufbau der unteren Molasse in unsere Gegend geführt habe, und dass seine Ufer mit der Baltersweiler Flora beklei- det waren, folglich ihre Blätter und Früchte leicht durch Wind und Waldbäche in den Strom gelangen konnten, da in den Detritus (Schlamm und Sand) eingewickelt und an ruhiger Stelle abgesetzt wurden. In Bezug auf den aus der Natur der Pflanzen abzuleitenden Standort zerfallen diese Gewächse in drei charakteristische, ungleich grosse Abtheilungen. Es sind zwei extreme, kleinere Gruppen, wovon die eine auf Sumpf- 503 und Morastland, die andere auf trockene Hügel hinweist und eine grössere mittlere, welche auf eine feuchte Niederung schliessen lässt. Aus dem häufigen Vorkommen der langen, sehlualen Fie- derblätter der Carya Heeri Err., welche mit der heutigen, die Moräste von Neugeorgien und Carolina bewohnenden Sumpf- Hikory (Carya aquatica Mıca.) nahe verwandt ist, und der sich noch mit ähnlichem Charakter die Carya elaenoides UngG. bei- gesellt, lässt sich folgern, dass die Gewässer zunächst von niedrigen sumpfigen Uferbändern umsäumt wurden, welche die- sen Juglandeen (Hikorynussbäumen) zum Standorte dienten. Als Unterholz dieser morastigen Nussbaumwälder werden wir Jlex stenophylla Une., Rhus prisca Ert., Rh. Brunneri Fisch. und die schöne häufige Myrica salicina Une. zu bezeichnen haben. Ausser den hier noch auftretenden Kosmopoliten: Typha latissima A. Br., Phragmites oeningensis A. Br. und eini- gen Cyperaceen trägt alles — Hochwald wie Buschwerk — entschieden eine amerikanische Tracht und erinnert lebhaft an den Süden der vereinigten Staaten. In viel grösserem Artenreichthum und Mannichfaltigkeit ‚als die Sumpfgewächse begegnen uns jene Baum- und Strauch- formen, welche ganz bestimmt auf den feuchten Waldboden einer vielleicht wellenföormigen Niederung als ihren Standort hinweisen, so dass angenommen werden muss, dass hinter dem Sumpfgürtel sich eine solche Landschaft ausgebreitet habe. Hier fesseln unsere Aufmerksamkeit zuerst die edlen hohen Gestalten mit dem Stempel der tropischen Sonne, wie die prächtigen Jambosbaume (Eugenia Aizoon Uxe.), der Seifen- baum (Sapindus faleifolius A. Br.), die Feigenbäume (Ficus . lanceolata Hexer, F. Brauni Hzer, F,. cf. multinervis HzEr), die Dalbergia nostratum Kov., vor Allem aber die schöne Palme, Sabal major Une., welche nicht nur durch ihre ausgeprägte Tropennatur und weite Verbreitung im mitteleuropäischen Ter- tiärland sich auszeichnet, sondern auch noch als Leitpflanze für die untere Susswassermolasse ein erhöhtes Interesse gewinnt. Ihre heutige Verwandte, die Sabal umbraculifera Jag., ist in auffallendem Gegensatze auf das kleine Areal der Antillen be- schränkt. Die Verwandten der anderen Bäume sind theils in Ostindien, theils im tropischen Amerika zu suchen. Eine an- dere Baumgruppe dieses Waldes, welche auf die subtropische Zeits.d. D.geol.Ges. XXIL. 3. 88 a VEN EM re Zone hindeutet, wetteifert mit der vorigen an Bedeutung; denn es sind fast lauter interessante fremdländische Gestalten, die uns hier entgegentreten. Der erste Rang gebührt den Zimmt- und Kampherbäumen (Cinnamomum Scheuchzeri Her, C. poly- morphum A. Br., C. lanceolatum Ung., C. Buchi Hzer), deren heutige Repräsentanten, hohe stattliche Bäume, merkwürdiger Weise auf die Niederungen der Kuüstenländer Ostasiens be- schränkt sind. Dann folgen die Lorbeerbäume (Laurus primi- genia Ung., L. Agathophyllum Une., L. ocoteaefolia Err.), welche durch ihre Verwandtschaftsverhältnisse auf Madagaskar und die Canarien hinweisen. Ferner die Ebenholzbäume: Diospyros brachysepala A. Br. und D. anceps HEEr, deren Verwandte die Mittelmeerländer und Virginien bewohnen. Eine weitere, nur kleine Baumgruppe trägt zwar den Charakter der gemässigten Zone, ist aber dennoch aus mehr oder weniger fremden Ele- menten zusammengesetzt. Es sind dies zwei Nussbäume (Ju- glans acuminata A. Br., J. bilinica Une.), eine Ulme (Planera Ungeri Err.), ein Nadelholzbaum (Pinus Hampeana Une.), welche heute theils dnrch asiatische, theils durch amerikanische Arten vertreten werden, und ein Aborn (Acer opuloides HEEr), der auf das sudöstliche Europa hindeutet. Unter diese vielen bis jetzt betrachteten Fremdlinge mischt sich nun eine einzige ganz heimische Gestalt, es ist die Hainbuche Carpinus grandis Ung., welche nahe verwandt ist mit Carpinus Betulus L. unserer Wäl- der. Nicht minder als die Bäume dieses Waldgurtels ist das Unterholz aus fremdartigen zierlichen Formen gebildet. Strauch- arten wie die zwei Koelreuterien als chinesische Typen, im Vereine mit Celastrus Bruckmanni A. Br., Zanthoxylon juglan- dinum A. Br., Andromeda protogaea Ung. und Berchemia multi- nervis A. Br., welche am Cap und in der warmen, ja selbst heissen Zone Amerikas ihre Verwandten haben, geben diesem Theile der Flora ebenfalls eine fremde, südländische Färbung. Mehr an die Heimath erinnern uns die Kreuzdornarten, ob- gleich ihre nächsten Verwandten theils in Africa (für RKhamnus brevifolius A. Br.), theils in Asien (für Rh. deletus Her, Rh. Gaudini HEer und Rh. rectinervis HEER) zu suchen sind; ihnen schliessen sich noch Cornus orbifera Heer und (. Studeri HEEr und ein kleines Heidelbeersträuchlein, Vaccinium acheronticum Ung., an. Weiter werden noch als Bewohner dieses Waldes N 1, 1 DE u Sr EB A I a a 1- Ei Dres, ah ra el BF Fa 505 Echitonium Sophiae WzB., Ech. cuspidatum HEer, Gleditschia celtica Use. und Yuceites Cartieri Heer aufzuführen sein. - Gleichwie wir zur Erklärung des Standortes der betrachteten Pflanzen, abgeleitet aus der Vergleichung mit ihren heutigen Verwandten, zu der Annahme einer Sumpfregion und einer - feuchten Niederung gelangen mussten, so zwingt uns die fol gende Pflanzenreihe, welche entschieden auf einen trockenen Standort hinweist, ebenfalls zur Annahme eines erhöhten trocke- nen Terrains. Eine Hugelkette mit diesem Charakter hat höchst wahrscheinlich der hier am Saume der Molasse auftretende obere Jura gebildet. Zu diesem Theil unserer Waldflora haben drei interessante Familien: die Cupuliferen, Proteaceen und Papilionaceen fast ausschliesslich das Contingent, und zwar in einer beträchtlichen Anzahl von Arten und Individuen, geliefert. Die Eichen treten in 7 Arten auf. Sehr häufig sind die Blät- ter von Quercus Haidingeri Ett., dann folgen Quercus Gmelini A. Br., Q. mediterranea Une., Q. chlorophylla Use., Q. elaena Une., Q. myrtilloides Une. und Q. lonchitis Uns. Alle haben kleine, steife, lederartige Blätter, entsprechen daher den heu- tigen immergrünen Eichen der warmen Zone. Die drei ersten finden ihre Verwandten im südlichen Europa und dem warmen Asien, die anderen vier in Mexiko und Texas. Nach der An- zahl der Blätter zu schliessen, dürften diese Quercus einen bestimmten Gürtel dominirend eingenommen haben, so dass man von einer „Region der immergrünen Eichen“ sprechen könnte. Die Proteaceen, die ebenfalls einen trockenen Standort beanspruchen, kommen in 9 Arten vor. Auffallend häufig sind die Blätter einiger Dryandroides-Arten. Es ist dies zwar eine noch nicht genugsam bekannte Gattung, welche von den einen Autoren *) zu den Proteaceen, von anderen**) dagegen zu den Myriceen gestellt wird. Die Dryandroides hakeaefolia Une. ist weitaus die zahlreichste von allen in Baltersweil zum Vorschein gekommenen Pflanzen. Von ihren schönen, langen, schmalen Blättern ist das Gestein erfullt, ja oft überfüllt, so dass sie kaum auf einem Handstucke neben den anderen Blättern fehlen. *) v. Ertineuausen, Die Proteaceen der Vorwelt, p. 31 u. d. f. und O. Heer, Flora tert. Helvet. Band IL, p. 100. *##=) Ap. Bronsntart im Jahrb. f. Mineralogie etc., Jahrg. 1862, p. 903. 33 * va. 3% DO Fe PIE Na Ren TU IE WER : % Etwas weniger häufig ist die Dryandroides acuminata HEEr. Beide sind zugleich ausgezeichnete Leitpflanzen für die untere Molasse.*) Sparsamer begegnet uns Dryandroides lignitum Une. und sehr selten D. linearis Hrer. Wenn diese Pflanzen bei den Proteaceen zu verbleiben haben, so bringen sie im Verein mit den anderen Familiengenossen — FPersoonia laurina HEeEr, Grevillea haeringiana ErT., @. lancifoia? Hrer — ein sehr interessantes überwiegend australisches Element in unsere Flora. Auch die Papilionaceen sind in sieben bedeutungsvollen Arten nicht nur durch Blätter, sondern zum Theil auch noch durch Früchte vertreten. Nicht selten sind die schönen, vor- trefflich entwickelten Schoten von Robinia constrieta HER; die Robinia Regeli Hrer hat dagegen bis heute nur Blätter gelie- fert. Beide entsprechen amerikanischen Typen. Ebenso tra- gen die Straucharten: Cassia Berenices Unc., C. hyperborea Unc., C. Fischeri HEER, C. phaseolites Une. und C. ambigua Une. einen amerikanisch tropischen Charakter, denen sich mit glei- cher Eigenschaft noch die Acacia sotzkiana Une. anschliesst. Wie aus dieser Betrachtung hervorgeht, sind die lebenden heutigen Repräsentanten der Baltersweiler Tertiärfllora merk- würdiger Weise über die ganze Erde zerstreut, und die noch am meisten auffallende Thatsache ist diese, dass nur der aller- kleinste Theil auf unserem Continente selbst zu finden ist. Den ersten Rang, mit mehr als einem Drittheil der Pflanzen, nimmt Amerika ein; dann folgen der Reihe nach Asien, Austra- lien, Afrika und erst zuletzt Europa. Nach Zonen vertheilt, kommen etwa 17 pCt. auf die Tropen, 70 pCt. auf die war- men und nur 13 pÜt. auf die gemässigten Himmelsstriche. Die Baltersweiler Pflanzen lassen demnach keinen Zwei- fel darüber, dass der Klettgau zur Bildungszeit der unteren Molasse ein gänzlich von dem heutigen verschiedenes, ungleich wärmeres Klima hatte, etwa so, wie wir es gegenwärtig in den Tiefländern von Ostasien, Nordafrika, besonders aber an den nördlichen Gestaden des Golfes von Mexiko antreffen, welche unter den Isothermen von 20° Cels. liegen. Auch die wenigen bei Balm gefundenen Pflanzen (vergl. Profil V., e.) helfen diese Schlüsse bestätigen. | *) O. Heer, Elora tert. Helvet., Bd. II, p. 237 und 359. ur > Beer a INT TEE re ah \ EDER age N SE Ve Ra te N. Bi Kin 2% I Ey Fr FIR DE y EL & P y 507 Aus den besprochenen Thatsachen lassen sich ferner noch etwa folgende Schlüsse ziehen: 1) Zur Bildungszeit der unteren Susswassermolasse kam, wahrscheinlich durch Senkung des Bodens im südlichen Theile des Klettgaus, der obere Jura mit seinen Bobnerzfeldern in das Strömungs-, resp. Ablagerungsgebiet jener Flüsse und Bäche, welche in der grossen Mulde zwischen den heutigen Alpen und dem Jura enorme Massen zertrummerter Gesteine: Schlamm, Sand etc. absetzten. 2) Da wir diese Niederschläge, wie früher schon gezeigt, nur im Suden unseres Bezirkes antreffen, so ist zu schliessen, dass der nördliche, dem Schwarzwald anlehnende Theil eine etwas höhere Lage hatte und deswegen frei blieb. 3) Pflanzenkleid, folglich auch das Klima tragen den Charakter eines subtropischen feuchten Tieflandes, ohne jedoch mit einem heutigen ganz übereinzustimmen. Noch am meisten — Aehnlichkeit dürften, wie schon erwähnt, die Gegenden am Unterlaufe des Mississippi und dessen Delta haben. 3. Austernagelfluhe. Ueber die untere Susswassermolasse der Kaltwangenkette ist eine 30— 45’ mächtige Geröllablagerung ausgebreitet, welche am Nordrande auf Höhen, wo die Molasse fehlt, selbst direct ‚ auf den Bohnerzen oder dem Weissen Jura liegt. Diese Nagel- fluhe besteht aus gut gerundeten Rollsteinen plutonischer und neptunischer Felsarten, welche grösstentheils den nahen Ge- birgsketten fremd sind. Nur eine kleine Anzahl von Geröllen scheint mit in der Gegend vorkommenden Felsarten überein- zustimmen. Die vermeintlichen Stammfelsen stehen aber hier durchweg mehrere hundert Fuss tiefer an als die Nagelfluhe selbst, und der Transport auf diese Höhen ist kaum denkbar. Darum werden wir sämmtliche Gerölle der Austernagelfluhe als Fremdlinge zu betrachten haben, was in der Folge näher zu begründen versucht werden wird. Die Geschiebe krystallinischer Felsarten sind wohl der Zahl, nicht aber der Masse nach, vorherrschend; denn sie er- reichen vom Sandkorne aufwärts höchstens die Grösse von Fuss, während die neptunischen Gesteine in Geröllen von Zoll bis 22 Fuss im Durchmesser auftreten und deshalb do- miniren. Die Gerölle sind nicht so dicht zusammen- oder in- ve vj» einandergepresst wie bei den meisten anderen tertiären Con- glomeraten, daher kommt dem Cämente, einem gelblichgrauen, feinen, thonigen Sande oder weichen Sandstein, der alle Zwischenräume gut ausfüllt, noch ein ansehnlicher Massenan- theil zu, da derselbe überdies noch häufig als geröllfreie, L— 1 Fuss starke Bänder selbstständig in der Nagelfluhe auftritt. Wie es scheint, ist dieses Cäment aus der Zertrümmerung und Abschleifung der gleichen Gesteinsarten entstanden, die das Conglomerat zusammensetzen. Die Geröllmassen sind gewöhn- lich nur lose cämentirt, und fest verkittete Nagelfluhepartieen von untergeordneter Bedeutung, und dennoch sind Rollsteine mit charakteristischen Eindrücken, wie solche in der dichten subalpinen Nagelflube vorkommen, hier keine Seltenheit. Zuweilen trifft man mitten in der Nagelfluhe auf grössere Kalksteingerölle, die nur zum Theil oder selbst auf der ganzen Oberfläche von bohrenden Meeresthieren zerfressen sind. Man kann zweierlei Bohrlöcher unterscheiden. Die einen sind nach innen birnförmig erweitert und haben bei einem Durchmesser von 1—5 Linien eine Tiefe von etwa 3—15 Linien; es stecken öfter noch Schalenreste darin, zuweilen sind sie auch mit feinem Sand oder Kalkspath ausgefüllt, meistens aber ganz leer. Sie werden wohl von Fistulauen herrühren. Die anderen Bohrlöcher 1 Ü haben nur einen Durchmesser von +—, Linie und verlaufen, ohne sich zu erweitern, etwas unregelmässig bis uber 1 Zoll. tief in das Gestein und werden ihr Entstehen einem anderen Bohrer zu verdanken habeu. Zwischen den Gerollen, im Ü3- mente zerstreut, findet man unten selten, oben häufiger theils zerbrochene und abgerollte, theils aber auch noch sehr gut er- haltene, jedoch immer getrennt liegende Schalen von Austern. Ich habe davon ein Material von einigen Hundert Exemplaren gesammelt, und doch konnten bis jetzt nur folgende fünf Arten unterschieden werden: OÖstrea canadensis Lam. h: O. virginiana Gm. h. O. undata Lam. hh. O. cochlear GoLDF. S. OÖ. sp. S. Die letztere Species habe ich bis jetzt nur in abgeriebenen Stucken gefunden, die keine nähere Bestimmung zuliessen: BER, we. 2 ne a a Va a8 EN De %, Na K a UERT Bne) 4 5 4% Kan Kar: y Ei - . & Er 7 509. Die Schalen — rechte und linke — haben trotz Abschleifung oft noch eine Dicke von 1 Zoll und daruber und deuten auf eine grosse Muschel, vielleicht Ostrea Collini Mer. (O. callifera Lam.) hin. Es ist zu verwundern, dass nicht sämmtliche Muschelreste bei ihrer Einwickelung im Contacte mit den grossen Rollsteinen zu Grunde gegangen. sind. Diese nur aus wenigen Bohrmuscheln und Austernarten bestehende, jedoch an Individuen reiche Fauna, wird unter den obwaltenden Umständen doch wohl hinreichen, die Auster- nagelfluhe für eine Meeresbildung zu erklären. Wenn man die unruhige, der Entwickelung von Organismen, sowie der Er- haltung ihrer Ueberreste jedenfalls sehr feindliche Bildungs- weise der Nagelfluhe in’s Auge fasst, so kann die Eintönigkeit dieser Fauna nicht mehr auffallen. Die Austernagelfluhe ist in ihrer Flächenausdehnung über- all von jüngeren Bildungen bedeckt, dagegen ihr Steilrand meistens auf grosse Strecken der Beobachtung zugänglich. Dieselbe steigt nicht hinab in die Thäler; ihr Horizont schwankt an den Gehängen zwischen den Höhenzahlen 1600’— 2000 u. d. M. Auf die Karte gezeichnet, erscheint sie deshalb nur als ein schmales Band. Die östliche Grenze der Austernagelfluhe im Klettgau, wo sie durch das Fallen des Terrains plötzlich abschneidet, liegt auf der Höhe nahe bei der Baltersweiler Kapelle (Profil III., d.). Von da ist sie westlich bis Eichberg an beiden Gehängen des bewaldeten Bergrückens über der unteren Molasse auf dem Maximum ihres Höhenhorizontes, beinahe 2000’ u. d. M., zu beobachten (Profil IV. und VII). Zwischen Eichberg und Bübl ist der Zusammenhang der Austernagelluhe durch den Thaleinschnitt von Riedern unterbrochen. Auf der anderen Thalseite tritt dieselbe am Kaltwangen in ziemlich gleichem Niveau wieder auf (Profil I. und VIII.) und setzt in südöstlicher Richtung, stellenweis durch Berg- und Gletscherschutt verhuüllt — doch in vier Kiesgruben: am Kaltwangen, auf der Ebene und dem „Tisch“ aufgeschlossen — fort bis auf die Höhe nördlich ; Hüntwangen, biegt dann am „Tisch,“ in der Nähe der Land- strasse, durch das Fallen des Terrains bedingt nach Süden um und setzt etwa in der mittleren Höhe an den Gehängen ‚oberhalb Wasterkingen in westlicher Richtung bis an den Quer- rücken des Allenberg bei Stetten fort, ist aber auf dieser Linie nur in etlichen Hohlwegen, Bachrunsen und in einer Kiesgrube an der alten Strasse von Stetten nach Geirssen sichtbar, sonst grösstentheils unter Bergschutt und Dammerde versteckt (Pro- fil X.). Der schmale Allenberg, sowie der Hintergrund des Thalkessels von Bergöschingen und des Einschnittes bei Weiler- hof werden von der Austernagelfluhe in bogenförmigen Win- dungen umsäumt. Zahlreiche natürliche Aufschlüsse an den steilen Böschungen, mehrere Kiesgruben, besonders jene im Walde zwischen Stetten und Bergöschingen, sind geeignet, die Lagerungsverhältnisse in ein klares Licht zu stellen. In der Umgebung von Berchenhof sind wir schon im Profil II. mit der Austernagelfluhe bekannt geworden. Hier ist ihr Horizont auf seinem Minimum, der Höhe von 1600’ u. d.M., angelangt. Von da ist dieselbe bis Lienheim sehr oft am Fusse einer hohen Bergterrasse sichtbar, verschwindet aber westlich von letzterem Orte und räumt dem Diluvium ihren Platz ein. Auf dem ganzen nun betrachteten Gebiete ist die Austernagelfluhe direkt der unteren Molasse aufgelagert; mehr nördlich, am Kussenberg ändert sich dieses Verhältniss. Schon in der Thal- mulde hinter Kussnach fehlt die untere Molasse (Profil VI.), und die Austernagelfluhe liegt unmittelbar auf den Bolınerzen und dem Weissen Jura. Gegen die Burg hin keilt sich die Nagelfluhe aus (Profil V.), erscheint aber wieder am Nordab- hang bei den Reutehöfen, auf dem Lindenbuck und Tannen- buck, setzt nach Osten am Birber fort (Profil IX.), erlangt hier eine bevorzugte Entwickelung, tritt als festes Oonglomerat auf und hilft den Steilrand des Berges bilden, umsaumt in der Fort- setzung, jedoch mehr versteckt, die Höhen des Kätzlerbuckes bis zum Kaltwangen, überall auf dieser nördlichen Linie den Bohnerzen und dem Weissen Jura direkt aufgelagert. Die Austernagelfluhe hat im Norden und Osten unseres Gebietes eine durchweg um mehrere hundert Fuss höhere Lage als im Süden, was der in der Gegend herrschenden schwachen südöstlichen Schichtenneigung entspricht, die zwar bei den mittleren und oberen Tertiärstufen etwas geringer ist, als bei dem Jura, indem die untere Molasse sich einkeilt (vergl. Fig. 2.). Auch ist noch zu bemerken, dass die Austernagelfluhe der nördlichen Linie, gegenuber der südlichen, sich durch grössere Mächtigkeit, durchweg grössere, oft blockähnliche Gerölle und weniger Sand auszeichnet, was auf verschiedene ee are are RT ne ie INS BR RN FERN RER Kakin: E N SLR RE A a N A ER NT a RN Aue: Be a A THE 3 BE * - Br 511 Intensität der Strömung bei der Ablagerung hindeutet und uns sagt, dass die Nordzone wahrscheinlich mehr in des Stromes Mitte lag. Auf die interessanten Fragen nach der Heimath der Ge- steinsfragmente und deren Transportweise, die gewöhnlich bei ‚Untersuchung von Conglomeraten den Forscher am lebhaftesten beschäftigen, haben wir noch näher einzugehen. Da aber nur ein specielles Studium der Geröllarten Aussicht für die Beant- wortung dieser Fragen verspricht, so mögen hier meine in dieser Richtung gemachten, jedoch noch mangelhaften und noch nieht zum Abschluss gebrachten Beobachtungen folgen. Rollsteine der Austernagelfluhe. 1. Rothe Granite. Fleischrother Feldspath mit Ueber- gängen in’s Braunrothe. Wasserheller oder grauer, fettglän- zender Quarz. Sehr wenig gräulichschwarzer Glimmer. Eine Varietät hat gelben Glimmer. Das Korn mittel bis fein. Die Verwitterungszustände -sehr verschieden; doch ist das Gestein meistens von frischem Ansehen. Häufig. Diese Granite haben eine auffallende Aehnlichkeit mit denjenigen des südlichen Schwarzwaldes. 2. Grünliche Granite. Grünlichweisser und schmutzig srünlichbrauner Feldspath. Heller Quarz. Wenig tombak- brauner Glimmer. Korn mittel bis grob. Feldspath sehr vor- herrschend, gewöhnlich stark zersetzt und in Kaolin umge- wandelt; daher die Geschiebe meistens sehr mürbe und hinfällig. Häufig. 3. Hellgrauer, kleinkörniger Granit. Gräulichweisser oder hell fleischröthlicher Feldspath. Hellgrauer Quarz. Schwarz- brauner Glimmer. Gewöhnlich stark verwittert. Nicht selten. 4. Rother Granitporphyr. Dem gelblich fleischrothen, dich- ten Feldspathe sind zuweilen grüne Feldspathkryställchen ein- gestreut. Kleine gräulichgrüne, glänzende Quarzkörner zahl- reich. Nicht häufig. Eine seltene Varietät schliesst- Feldspath- zwillinge und schwarzen Glimmer ein. Erinnert lebhaft an Felsarten des südlichen Schwarzwaldes. 5. Granitporphyr. Gräulichvioletter, dichter Feldspath mit hellgrünen Schüppchen. Hell kirschrothe glänzende Feld- spathprismen. Sehr wenig helle Quarzkörner. Selten, N 512 6. Granitporphyr. Dunkel kirschrother dichter Feldspath. Weisser und fleischrother, blättriger Feldspath. Grauer Quarz; sehr wenig gelblicher Glimmer. Selten. Dieser und der vorige gleichen Schwarzwaldgesteinen. 7. Granitartiger Gneiss. Die körnigen hellgrünlichen Granite No. 2. gehen allmälig, unter Beibehaltung ihrer mine- ralogischen und physikalischen Eigenschaften zur sehiefrigen Structur über. Häufig. 8. Gneiss. Grünlichgelber Feldspath; silberfarbiger Glimmer; sehr viel milchweisser körniger Quarz. Gewöhnlich durch Verwitterung murbe. Nicht häufig. Eine Varietät schliesst statt weissen sehr viel dunklen, grünlichschwarzen Glimmer ein. : 9. Gneiss mit ausgezeichneter Schieferstructur. Der Quarz körnig, schmutzig grau, vorherrschend. Feldspath grün- lich; Glimmer gelblichweiss. Nicht selten. 10. Rother Porphyr. Dunkel violettrother, dichter Feld- spath als Grundmasse; kleine fleischrothe Feldspathkystalle, selten Quarzköner. Nicht selten. ll. Porphyr mit grünlichviolettem, dichten, splittrigen Feldspath als Grundmasse; häufig fleischrothe Feldspatbprismen und glänzende Quarzkörner eingesäet. Nicht selten. Ist viel- leicht mit dem vorigen zu vereinigen. Beide deuten auf den Schwarzwald als Stammort hin. 12. Milchweisser, glänzender, dichter Quarz; durchschei- nend, Neigung zum an gemengt mit - Kalk- spath; häufig. 13. Quarz wie No. 12., nur statt Kalkspath Spatheisen- stein in Nestern und Adern einschliessend. Ebenfalls häufig. 14. Quarz. Milchweiss, wachsgelb, grau, bläulich oder röthlich; sehr dicht, homogen, feinsplitterig, glänzend, durch- scheinend. Sehr häufig, besonders in kleinen Gerollen. 15. Körniger Quarz. Weiss, gelb und grau, glänzend. Grob- bis feinkörnig; in die homogenen Quarze No, 14. über- gehend. Sehr haufig. % 16. Dichter Kalk, rauchgrau, oft mit gelben Flecken; Bruch splittrig; spathig glänzend. Enthält: Encrinus lilüformis 2 Lam. (Stielglieder), Gervillia socialis ScHL. sp., Lima striata SCHL. sp. Waldheimia vulgaris ScHL. sp., Pecten sp. Auf der Oberfläche sind häufig Muschelschalenreste durch Verwitterung 513 ' blossgelegt. Gerölleindrucke und Anbohrungen von Fistulanen nicht selten. Kommt häufig und gewöhnlich in Geschieben von Faust- bis Kopfgrösse vor. -16. Hellgrauer Kalk mit glänzenden Bruchflächen; be- steht grösstentheils aus den Stielgliedern von Enecrinus lilü- formis. Zuweilen stark zersetzt und die Bruchflächen matt. Ist selten. (No. 15. und 16. Hauptmuschelkalk.) ‚17. Dichter, fester Kalk. Am Rande gelblichbraun, im Kerne dunkel bläulichgrau. Bruchfläche uneben, splittrig, spathig schimmernd. Ich fand darin: Ammonites Bucklandi Sow., A. spiratissimus QuENST., Lima gigantea Sow., Avicula inaequivalvis ZiET., Pecten textorius SchH., P. glaber HruL., P. aequalis ? Quenst., Spirifer Waleotti Sow., Sp. verrucosus BucH., Rhyn- chonella variabilis Sch. Gerölle nicht selten und meistens gross. (Unterer Lias.) | 18. Kalk dem vorigen ähnlich, nur weniger fest und die Steinkerne der Petrefakten oft aus weissem, mürben Kalke bestehend. Die Gerölle enthalten bald Ammonites raricostatus Zıer., bald A. spinatus Bruc., Pleurotomaria sp., Lima con- strieta GoLpr., Lima sp. Nicht selten. (Mittlerer und unterer Lias.) 19. Hellgrauer, spröder Kalk; Structur schiefrig; auf den Spaltfiächen schöne Denditen‘ starker Bitumengeruch; Spuren von Fischschuppen. Sehr selten. (Stinksteine aus dem Posi- donienschiefer des oberen Lias.) 20. Dichter, feiner, thoniger Kalk, au der Oberfläche der Gerölle gelblichbraun, im Innern grünlich blaugrau. Bruch un- eben, spathig. Theils leer, theils folgende Versteinerungen häufig einschliessend: Ammonites Murchisonae Sow., Pecten per- sonatus ZIET., P. demissus GoLDF., P. textorius SCHL., Inoceramus amygdaloides GOoLDF., Astarte elegans Sow., Ast. excavata ? Sow., Avicula elegans Mvusst., Anomia Kurri ? Opp., Ostrea calceola ZiET. Geschiebe bei guter Rundung meistens sehr zu Häufig (Zone des Ammonites Mur chisonae). 21. Dunkelbrauner, dem vorigen sehr ähnlicher Kalk mit Ammonites Sowerbyi MırLL. und Lima sulcata ? GoLDF.; sehr selten. (Zone des Ammonites Sowerbyi.) 22. Dichter, gelblichgrauer Kalk mit Panopaea Jurassi Agass. sp., Lima semicircularis Münst., Belemnites canaliculatus ScaL.; selten. (Zone des Amm. Humphriesianus.) RER RN UN TREE WM ER SRG RE j' Wirken er: 514 23. Gelber bis grünlichgrauer, thoniger Kalk, sehr ge- drängt voll Avicula tegulata GoLpr., daneben noch Belemnites sp., ein glatter Pecten, ähulich dem P. Saturnus D’Ore. Es ist dies ein wahres Muschelconglomerat. Gerölle nicht selten und gewöhnlich nicht über faustgross. Ist den nahen Ketten völlig fremd und stammt wohl aus dem Canton Aargau, wo in der Betznau eine analoge Schicht als Lokalbildung ansteht. *) 24. Gelblichgrauer, dichter Mergelkalk mit Terebratula glo- bata Sow. Selten. (No. 23. und 24. Zone des Amm. Parkinsoni.) 25. Ein ausgezeichneter Oolith. Dicht, sehr fest, fein- bis grobkörnig, hellgelblich bis grau, im Innern oft graublau. Gewöhnlich petrefaktenarm und nur zuweilen Spuren-von Zwei- schalern, Cidariten, Corallen etc. Zwar trifft man auch ver- einzelte Gerölle, die überfullt sind mit Ostrea acuminata Sow. und daneben noch Avicula tegulata GoLDF. enthalten. Geschiebe haselnuss- bis kopfgross, sehr häufig. Diese Oolithe stimmen in allen Beziehungen vollkommen überein mit dem westschweizerischen Hauptrogensteine der Cantone Aargau, Basel, Solothurn, Bern ete. und können ganz bestimmt nur von dort herstammen. 26. Graubrauner Mergelkalk mit Rhynchonella spinosa ScH. sp. und Pecten lens? Sow. In einem ähnlichen Kalke Ammo- nites cf. deltafalcatus Quenst. Nicht selten. 27. Röthlichbrauner oder gelber, dichter, thoniger Kalk, Rhynchonella varians ScH. sp. in grosser Häufigkeit einschlies- send. Nicht selten. (Zone des Ammonites aspidoides.) 28. Gelber, feinsandiger, dichter, fester Kalk mit Ammo- nites macrocephalus SCHL. in vortreffllicher Erhaltung. Hat die grösste Aehnlichkeit mit der Aargauer Facies der Macrocephalus- Schichten**). Selten. 29. Grünlichgrauer, röthlich gefleckter Kalk mit rostfar- bigem Ammonites Arolicus Oppr. Selten. Stammt aus den Schichten des Amm. Oegir Opp. (Zone des Ammonites trans- versarius). 30. Hell gelblich- oder bläulichweisser, fetter, spröder Kalk; zerspaltet bei leichtem Hammerschlag in grossmuschlige *) Vergl. Waacen, der Jura in Franken, Schwaben u. der Schweiz. Württembergische naturw. Jahreshefte, 1863, pag. 192—193, %=) Ebendaselbst p. 220. 515 3 Formen, gewöhnlich petrefaktenleer, doch fand ich in sehr ver- einzelten Geschieben: Ammonites Hebelianus Würr., Lima Aro- lica MöscH, Mytilus tenuistriatus MÜsST., Ostrea rastellaris MÜNST., Pecten textorius albus QuEnst., Astarte sp., Nulliporites Hechin- gensis Quesst. sp. Diese Kalkgeschiebe zeigen öfter Geröll- eindrucke und sind häufig von Bohrmuscheln zerfressen, ge- hören auch in Bezug auf Grösse zu den bevorzugten; denn _ ellipsoidische Blöcke von über 2 Fuss Durchmesser sind keine Seltenheit; treten übrigens in sehr verschiedener Grösse auf und sind häufig, (Zone des Ammonites bimammatus.) 3l. Helle bis dunkelgraue, harte, sehr kieselreiche Kalke, entweder innig gemengt oder der Quarz in Adern und Knollen ausgeschieden; Petrefakten verkieselt. Ich fand darin: Glyptieus hieroglyphieus GoLDF. sp., Cidaris cervicalis Ac., Echinobrissus scutatus Lam. (sehr häufig), Terebratulina substriata ? ScH. Sp., Östrea gregaria Sow., Panopaea varians?, Pecten sp., Serpula sp. Geschiebe faust- bis kopfgross; nicht selten; meistens aber petrefaktenarm. Diese Roilsteine stimmen petrographisch und paläontolo- gisch vollkommen überein mit den Niederschlägen des Terrain a chailles der westschweizerischen Cantone Basel, Solothurn und Bern, wo ohne Zweifel ihre Heimath ist. 32. Helle,-innen oft gelblich gefleckte Kalke mit Am- monites Achilles D’ORB., Terebratula bisuffarcinata ScH., Rhyn- chonella lacunosa ScH. sp., Rh. triloboides QUENST. sp., Pecten subtextorius Müunst., Spongites texturatus GoLpr. Selten. (Zone des Ammonites tenuilobatus.) 33. Gelblicher, eckigbröckelnder, eisenhaltiger Kalk mit Tragos acetabulum GOoLDF. dürfte aus der Zone des Ammonites steraspis stammen; ist selten. 34. Helle, gelblichweisse Kalkgeschiebe. Die Oberfläche etwas verwittert, feinsandig; überall die deutlichsten Durch- schnitte von Sternkorallen. Im Innern spathig, schuppig, kie- selig; durchschwärmt von Kalkspathadern und Drusen. Das gleiche Gestein, oft frei von Korallen, enthält in Menge Pecten articulatus GoLDF., subtextorius GoLDF., P. sp. (glatt), Trochus sp. Terebratula sp. und Durchschnitte von Cidariten - Stacheln. Zuweilen ist die Farbe dunkler und gelber, und es erscheinen neben den Pelecypoden etc. auch wieder Sternkorallen. Diese Kalke sind den nahen Ketten völlig fremd und weisen wieder TE Wal URN h a RE Nr N Ne 5 u ea win En ri: BEN a N a a aa ae rn R ta rin el ET EN EN N a a TR a" Er» 516 auf die Westschweiz: die Cantone Bern, Neuenburg und Waadt als ihre Heimath hin, indem sie mit den dortigen oberen Schichten des Korallenkalkes vollkommen übereinstimmen. *) 85. Dunkel graublaue, harte, zuweilen kieselige Kalke, oft in allen Richtungen von dünnen Kalkspathadern durchzogen. Ich konnte bis jetzt keine Fossilien darin entdecken. Hat grosse Aehnlichkeit mit alpinen Kalken. Nicht selten. 36. Mittelfeiner, bräunlicher Sandstein mit Glimmer. Selten. Vielleicht Keuper. 37. Grobkörniger, grauer, fester Sandstein; enthält spar- sam grosse Glimmerblättchen. Selten. Buntsandstein ? Für die Beantwortung der Frage nach der Heimath der sedimentären Austernagelfluhe-Gerölle ist dies ein glücklicher Umstand, dass in grosser Zahl solche Rollsteine vorhanden sind, welche mit bekannten, typisch ausgeprägten Lokalbil- dungen sowohl petrographisch, als paläontologisch auf das Vollkommenste übereinstimmen, und zwar so, dass keine Ver- wechselung möglich ist. Diese Geschiebe, die so zu sagen ihre Heimathscheine bei sich tragen, weisen auf den Westen und Sudwesten von Klettgau, auf die Ketten des Schweizerjura, der Cantone Aargau, Basel, Solothurn und Bern als ihre Heimath hin. In erster Linie wären die häufigen so charak- teristischen Haupirogensteingerölle, No. 25., zu nennen, dann folgen die ausgezeichneten Terrain-a-chailles-Geschiebe No. 31., und die eben so interessanten Sternkorallenkalke No. 34., denen sich noch die Faciesbildungen No. 23. und 28. an- schliessen, die alle entschieden aus dem westlichen Schweizer- jura stammen. Es ist auch mehr als wahrscheinlich, dass dort ebenfalls die anderen, der Trias und dem Jura entnommenen Geröllarten ihre Heimath haben; denn es ist absolut unmöglich, ‚dass irgend ein Vorgang nur die genannten verschiedenen Facies- bildungen hätte abtragen und hierher führen können, ohne den anderen zwischen- und übergelagerten Schichten nicht auch das gleiche Schicksal zu bereiten. Und dass die theilweise Uebereinstimmung von Geröllen mit klettgauischen Felsarten nur scheinbar und zufällig sei und ihr Transport von unserem Muschelkalk und Jura auf das viel höhere Niveau der Nagel- fluhe sehr problematisch wäre, wurde schon früher erwähnt. *) Vergl. B. Stuper, Geologie der: Schweiz, Band II, p. 26 ff. 517 Ungleich schwieriger ist die Heimath der krystallinischen Nagelfluhegerölle zu ermitteln; denn auf dem ‚ganzen Terrain, von welchem die neptunischen Gesteinsarten herstammen, sind weder Granit, Gneiss und Porphyr, noch farbige Quarzite an- stehend zu finden. Die Frage nach deren Herkunft ist man, bevor ausgedehntere Beobachtungen vorliegen, ebensowenig im Stande definitiv zu beantworten, als die mit ihr im Zu- sammenhange stehende nach den Stammfelsen analoger Ge- schiebe in der „bunten Nagelfluhe* der Schweiz. Für Letztere suchte man das Muttergestein bald in den Alpen, bald im Schwarzwalde und den Vogesen, bald in versunkenen Bergen *), ohne zu einer genügenden Erklärung zu gelangen. Daher über diesen Gegenstand hier nur einige vorläufige, zwar auf Thatsachen gegründete Andeutungen. Bei der Unter- suchung der (3eröllarten haben wir gefunden, dass mehere Granite und Porphyre, so die No. 1, 4, 5, 6, 10 und 11 mit Felsarten des südlichen Schwarzwaldes nahezu übereinstimmen. Wenn man nun bedenkt, dass der Schwarzwald — ein uraltes Festland — heute noch in zahlreichen, tief eingefressenen, alten Rinnsalen seine Meteorwasser nach Suden sendet, welche unter unseren Augen Sand und Geröllmassen in das Rheinthal trans- portiren, und wenn man am Unterlaufe der Wutach, Steina, Schlücht, Alb, Murg und Wiese auf ansehnlich mächtige, aus Schwarzwaldgesteinen zusammengesetzte Conglomerate stösst, die nachweisbar in der Diluvialzeit gebildet wurden , so wird, wenn man einen Schritt weiter geht, mit grösster Wahrschein- lichkeit zu folgern sein, dass durch die gleichen Mittel und Wege wie heute und zur Diluvialzeit auch zur Tertiärperiode Trümmergesteine des Schwarzwaldes in das an seinem Fuss gelegene Gebiet transportirt worden und vermöge der dama- ligen Niveau-Verhältnisse sich weiter als heute ausbreiteten, da- her auch in den Bereich der die Austernagelfluhe bildenden Strömung gelangen mussten. Werfen wir einen Blick auf die damalige Gestalt des Landes südlich vom Schwarzwald, so treffen wir auf Tiefland oder Meer; denn dass selbst die heu- tigen hohen Juraberge zur Tertiärperiode zeitweis ein sehr *) Vergl. B. Stuper, Monographie der Molasse, Einl. p. XXXIV. u. p. 175. B. Stuper, Geologie der Schweiz, Band Il., p, 358 — 361. O. Heer, die Urwelt der Schweiz, p. 272. 286. 287. ng u N 518 tiefes Niveau hatten, sagen uns die Süsswasserniederschläge auf ihren Höhen, ja dass sie selbst theilweis unter den Spiegel des Meeres hinabsanken, beurkunden die tertiären marinen Ablagerungen auf den hohen Gebirgsrücken und Plateaus im Baseler, Berner, Solothurner, aargauer und klettgauer Jura und dem hohen Randen. Es müsste daher wirklich sehr auf- fallen, wenn von den alten Hochländern des Schwarzwaldes und der Vogesen keine Trümmergesteine in die damaligen Tiefländer des heutigen schweizerischen Jura- und Molasse- terrains oder Meeres gelangt wären. 2 Deswegen scheint mir gegründete Hoffnung vorhanden, die von berülimten Geologen schon lange und wiederholt aus- gesprochene Vermuthung müsse bei umfassenden Studien bald zur Gewissheit werden: dass nämlich die in den verschiedenen tertiaren Conglomeraten des schweizerischen Molassebeckens — & WS, PETER ie TITTEN ET zu dem, wie schon früher erwähnt, auch der Klettgau gehört — häufig vorkommenden bunten Granite, Gneisse, Porphyre und Quarze wirklich aus dem Schwarzwalde und den Vogesen herstammen. | Die Resultate, welche sich aus der Beobachtung der Austernagelfluhebildungen ergeben, sind schliesslich etwa fol- gende: R l. Die klettgauer Austernagelfluhe verdankt ihre Bildung einer von Westen nach Osten gerichteten, sehr intensiven Meeresströmung, welche im Schweizerjura Felsen zerstört (ab- getragen), deren Trümmer fortgeführt und im Klettgau wieder abgesetzt hat, 2. Diesen Geschieben aus der Trias und dem Jura wur- den auf ihrer Wanderung Schutt und Gerölle eruptiver Fels- arten beigemengt, die höchst wahrscheinlich vom Schwarzwalde stammen und durch Flüsse und Bäche in den Meeresstrom ge- führt wurden. 3. Die ausgezeichnete Rundung und Glättung, besonders aber die geringe Grösse der krystallinischen Gerölle spricht dafür, dass sie einen viel weiteren Weg zurückgelegt haben müssen als die durchweg viel grösseren, oft blockähnlichen Roll- steine sedimentärer Felsarten. 4. Der Wechsel von groben mit feinen Geröll- und Sandstraten und das häufige Auftreten der von Fistulanen etc. angebohrten Gerölle lassen auf eine wechselnde Energie der ER hrs "R 519 Strömung und auf Perioden gänzlicher Ruhe schliessen. Dass übrigens die Strömung zeitweis eine ungewöhnliche Heftigkeit erlangte, bezeugen die nicht seltenen 1— 2} Fuss im Durch- messer haltenden, gut abgerundeten Rollsteine, die 5 — 50 Meilen weit aus dem Schweizerjura hierher transportirt wurden. 4. Turritellenkalk. Am südlichen Gehänge des Kussabergzuges, nördlich vom _ Berchenhof (Profil II., e.) ist der Austernagelfluhe direkt auf- gelagert, selbst mit ihr fest verwachsen, eine poröse, hell- bis schmutzig rostgelbe Breccie, bestehend aus vielen Schalen und Steinkernen von Conchylien, gerundeten Quarzsandkörnern, die theils in feinen Sand, anderntheils in kleine, helle Kieselge- rölle übergehen, cämentirt durch kohlensauren Kalk. Diese Bildung ist durch Ackererde verhüllt und mir nur aus herumliegenden Gesteinsbrocken und solchen, die der Pflug zeitweis zu Tage fördert, bekannt geworden. Nicht selten trifft man Gesteinsfragmente, welche nur zum Theil aus dieser Breceie, anderntheils aber aus typisch ausgeprägter Auster- nagelfluhe bestehen. Die Mächtigkeit dieser grobkalkähnlichen Schichte ist jedenfalls eine geringe und wäre nur durch Schür- fungen genau zu ermitteln, wird aber, nach den Lagerungsver- hältnissen zu urtheilen, wohl nur wenige Fuss betragen, Ebenso scheint die horizontale Verbreitung sehr beschränkt zu sein. In der nächsten Umgebung stört zwar Gebirgsschutt die Beob- achtung, allein schon - Stunde weiter östlich, bei Bergöschin- gen, und andrerseits westlich, gegen Lienheim, ist auf dem entsprechenden Niveau in sehr gnten Aufschlüssen keine Spur mehr von dieser Bildung vorhanden. Das Gleiche ist im Klett- gau an allen anderen mir bekannten, zahlreichen Stellen der Fall, wo die Austernagelfluhe und ihr Hangendes entblösst sind. Diese wenn gleich nur als engbegrenzte Lokalbildung bei Berchenhof gekannte Ablagerung gewinnt doch durch ihre charakteristischen Fossilreste ein erhöhtes Interesse. Meine Sammlung enthält von dorther: Ozxyrhina hastalis Ac. Ö) Balanus Holgeri GEINITZ hh Bal. sp. nov. h Zeits. d. D. geol. Ges. XXL, 3. 34 “ErRt Me AN Ken "gs a Pl wi Me NR RE ae Turritella turris BASsT. hh Turr. Orbignyana MAYER ns Natica intricata ? Dos. 8 Nat. tigrina Dürr. | TR Buccinum serratum ? Broc. ns Trochus patulus Broc. S Fissurella italica DerRr. s Trivia europaea Mont. S) Conus antediluvianus Bruce. ns Fusus allemanicus MAYER ss Östrea Meriani MAYER s O. caudata Münst. s OÖ. undata Lam. ns O. molassicola MAYER h Peeten Burdigalensis Lam. ns P. palmatus Lam. s P. cypris D’ORB. I: Arca allemanica MAYER ns A. rudis DssH. 8 A. suleicosta NYsT ns Cardium abundantissimum MAYER h Ü. hispidum Eıcaw. nh Cardita erassicosta LAm. s Venus sp. s Es ist dies eine ausgeprägte Meeresfauna, die über die Natur der Schichten keinen Zweifel übrig lässt. Die zahl- reichen Rankenfüsser (Balanus), die nur an den Küsten in der Spritzwasserzone leben, sowie das beträchtliche Material zerbrochener und zerriebener Muschelschalen sprechen für eine Strandbildung. Die Fauna und besonders die Laseriingsvenlichi a be- rechtigen zu folgenden Annahmen: 1. Die Turritellenkalke bei Berchenhof sind höchst wahr- scheinlich nur eine Faciesbildung des Austernagelfluhemeeres, welche sich gegen das Ende der Nagelfiuheperiode hier ent- wickelte. 2. Da der die Austernagelfluhe bildende Strom in der Sudzone bei Berchenhof die geringste Energie im Klettgau hatte (Vergl. Profil IL, d.), was uns die auffallend kleinen 921 Gerölle, das Vorwalten von Sand und die geringe Entwicke- lung der Nagelfluhe selbst auf das Klarste beweisen, so wer- den sich wohl da auch zuerst die Bedingungen zur Ansiedelung einer Fauna dargeboten haben. 5. Melaniensand. Diese Stufe besteht aus einem glimmerreichen, mittel- feinen, gelblichgrauen Quarzsande, welcher theils zu weichen, plattigen Sandsteinen, grösstentheils aber nur zu ziemlich locke- ren Sandschichten verbunden ist. Unten ist der meistens lose, hellgraue Sand etwas grobkörniger als höher und mit vereinzelten kleinen Granit-, Gneiss-, Porphyr- und Quarz- Geröllen gespickt, die vollkommen mit den Geschieben der entsprechenden Felsarten in der Austernagelfluhe übereinstim- men. Am Birber bei Geirssen erscheint sogar mitten in dieser Stufe ein Geröllband, in welchem alle wichtigen Rollsteinarten der Austernagelfluhe vorkommen (Profil IX., 4.). Dieser Fall steht zwar bis heute vereinzelt da; öfter trifft man sonst in dieser Mittelregion auf bräunliche, eisenschüssige, weiche Sand- steinschichten, die bei Aufnahme von sehr viel gelhlichem Glimmer eine dünnschiefrige Struktur annehmen. In allen un- seren Profilen, mit Ausnahme V., ist diese Bildung vorhanden und besonders gut aufgeschlossen und in detaillirter Schichten- folge zu beobachten in Profil VII, 3—6.; Prof. VIII., 5—12.; Prof. X., 4—12. Die Verbreitung der Melaniensandstufe, die mit Ausnahme von Berchenhof, wo sie dem Turritellenkalke aufsitzt, sonst überall der Austernagelfluhe direkt aufgelagert erscheint, ist die gleiche wie bei dieser selbst. Von der Baltersweiler Ka- pelle bis Küssnach und Lienheim findet sich sowohl am nörd- lichen, wie am südlichen Gebirgsabhange überall, wo die Auster- nagelfluhe deutlich oder selbst nur in Spuren zu Tage tritt, ihr stets als constante Decke diese Austernsandbildung aufge- setzt, die oft den Steilrand einer schwach geneigten Bergter- rasse bildet, daher ihr Horizont schon von der Ferne in die Augen fällt. Die Mächtigkeit schwankt zwischen 40 und 70 Fuss und ist nur da geringer, wo die normale Decke fehlt und wahr- scheinlich Degradationen stattgefunden haben. Der ganzen 34* Ablagerung sind, von unten nach oben an Häufigkeit sehr ab- | nehmend, die Schalenreste von Austern eingesäet, die den gleichen Arten angehören, welche wie in der Austernagelfluhe kennen gelernt haben. Ausserdem entdeckten mein Bruder Tmomas und ich noch an den Höhen nördlich von Dettighofen unmittelbar über der Austernagelfluhe einen etwa 10 Fuss mächtigen petrefaktenreichen Horizont (vergl. Profil IV., ce), über den wir früher schon einige Notizen mittheilten *). Diese unteren Schichten in der Melaniensandstufe bestehen hier wie, anderwärts aus hellgrauem, lockeren Sande, in welchem aber noch harte, unregelmässige, meist plattige Sandsteinknauer ausgeschieden sind. Nur diese enthalten Petrefakten, der neben- und dazwischenliegende lose Sand ist gänzlich leer. Diese Fundstelle lag unter Gestrüpp, Moos und Pflanzen- erde versteckt im Walde. Darauf aufmerksam wurde mein Bruder TaomAs durch das Auffinden von einigen, zwar nur-un- deutliche Pflanzenreste einschliessenden Gesteinsbrocken, die etwas entfernt davon, weiter unten am Abhange lagen. Erst nach vielen mühevollen Schürfversuchen gelang es uns, die Lagerstätte einer interessanten Flora und Fauna aufzufinden, die bis heute meiner Sammlung in gut erhaltenen Exemplaren geliefert hat: | a. Pflanzen. Equisetum limosellum HEER ss Phragmites oeningensis HEER ns Pinus sp. (Samen) ns Cyperites plicatus Fisch. s Cyp. Zollikoferi ? HEER s Smilax sagittifera HEER s Yuceites Cartieri HEER u: Sabal major Une. sp. s Populus balsamoides GöPpP. ns Pop. Gaudini Fıscn. ns Salix angusta A. BR. ns Myrica Ungeri Heer S Quercus Schimperi S Qu. Köchlini HER s *) Neues Jahrbuch für Mineralogie etc., 1862,, pag. 719—722. f Cinnamomum Rossmässleri HEER Scheuchzeri HEER lanceolatum Une. sp. . subrotundum A. Br. sp. ‘ retusum FISCH. sp. polymorphum A. Br. sp. Buchi HEer. spectabile HEEr. . transversum HEER Daphnogene Ungeri HEER Banksia helvetica HEER aan m aan Dryandroides banksiaefolia Une. sp. Porana Ungeri ? HER Eucalyptus oceanica ? Unc. Vaccinium acheronticum Une. Acer decipiens A. Br. A. Rüminianum Heer. Celastrus crassifolius A. Br. Rhamnus deletus HEER Rh. rectinervis HEER Rh. acuminatifolius WEB. Carya Heeri ETT. Amygdalus pereger Une. Colutea Salteri HEER. Dalbergia nostratum Kov. sp Cassia Berenices Une. C. phaseolites Une. - C. ambiguo Une. C. lignitum ? Une. Acacia sotzkiana Une. Mimosites haeringiana ETT. b. Thiere. Palaeomerix Scheuchzeri MEYER Microtherium Renygeri MEYER Lamna cuspidata Ac. Curculionites Dettighofensis HEER Melania Escheri BRONGn. Melanopsis callosa SANDB. M. Kleini Kurr | ns hh ns ns Cerithium papaveraceum Bast. Ba Nerita Grateloupana FRRr. | a, Murex subelavatus BAST. s Limnaeus pachygaster Taom. ; hh i Valvata multiformis BucH ss Clausilia dolosa MAYER ss Planorbis solidus Tnmom. hh Helix infleca Marr. | hh H. oxystoma Taom. s - HA. orbicularis KLEIN ns H. euglypha Reuss S) H. osculum Taom. ns H. rugulosa MaRr. s H. subsulcosa Tmon. 3. H. Ramondi BRroncn. s H. Kleini Krauss ns H. subvillosa SANDB. S : H. leptoloma Br. | 's H. moguntina Desn. hh H. punctigera ? THonm. ss H. deplanata Tmom. ns H. sp. (ähnl. H. multicostata Tuom.) s H. subverticillus SANDB. en - H. lunula Tom. ns Ostrea sacellus DuJ. s ; O. undata Lam. ns . O. Virginiana Gm. ns O. Canadensis Lam. S x Unio undata Huns. | h Aus dieser Liste geht hervor, dass hier neben einer ty- pisch ausgeprägten subtropischen Landilora eine gemischte Fauna, aus Landbewohnern, Süsswasser-, Brakwasser-, Meeres- thieren bestehend, vorliegt. Diese so verschiedenartigen Fossi- e = lien sind nicht etwa auf verschiedene Schichten vertheilt, son- B dern liegen durch- und nebeneinander und sogar auf einem Handstücke trifft man Ostrea, Nerita, Murex, Melania, Mela- ern: nopsis, Limnaeus, Planorbis, Helix etc. neben Blattresten an. = u) Dieses Alles weist entschieden auf eine Deltabildung hin. Es en : ist nicht daran zu zweifeln, dass wir uns hier an einer Stelle r « 925 befinden, wohin ein tertiärer Fluss nebst. seinen eigenen Be- er wohnern auch zahlreiche Thiere und Pflanzen seiner Ufer transportirte d. h. bei der Mündung in das Meer absetzte und mit der Fauna des letzteren mischte. Aus der guten Erhaltung der Baumblätter und den zahlreichen, sehr zerbrechlichen Land- schnecken ist zu schliessen, dass diese Dinge nicht weit her- geschwemmt, sondern aus dem Küstenlande stammen müssen. In dem Deltabezirk, wo Salzwasser mit sussem sich mischte, werden wohl die Cerithien, die zahlreichen Melanien, auch die Limnaeen und Planorben etc. selbst gelebt haben. Die rein marinen Formen wie Östrea, Nerita, Lamna ete. sind entweder durch eine Meeresströmung oder den Wellenschlag dorthin ge- langt. Palaeomeryx mag am Strande verunglückt sein. Werfen wir einen Blick auf das Pflanzenkleid der Meeres- küste bei Dettighofen, so begegnet uns eine urkräftige Wald- flora, in welcher die immergrünen Baum- und Straucharten weit- aus vorherrschen. Der grösste Antheil an der Bildung dieses Waldes fällt auf die Zimmet- und Kampher-Bäume (Cinna- momen), welche sowohl der Art, als Individuenzahl nach do- miniren. Alle Species (neun) dieser interessanten Gattung, welche überhaupt bis jetzt im europäischen Tertiärland auf- tauchten sind hier vereinigt und durch eine hinlängliche Anzahl gut erhaltener, typisch ausgeprägter Blätter, theils auch Früchte, constatirt, was von keiner andern bekannten Lokalitat zu ruhmen wäre, Am häufigsten ist Cinnamomum polymorphum A. Br. sp., dann folgen €. Scheuchzeri Hrer (mit Blättern und Früchten), €. lanceolatum Une. sp., C. spectabile HEER*), weniger haufig sind C. Buchi Hxer, €. Rossmässleri Heer, €. subrotundum A. Br., ©. retusum Fısch., selten Ü. transversum Hzer. Die schr nalıen Verwandten zu diesen im europäischen Tertiärlande so häufigen und weit verbreiteten Bäumen haben wir heute auffallender Weise in weiter Ferne, an den Ostküsten Asiens, in den japanischen Zimmet- und Kampherbäumen zu suchen. Io dem Cinnamomen-Walde bei Dettighofen kam den übrigen Baum- und Straucharten, nach dem vereinzelten Vor- kommen ihrer Blätter zu schliessen, nur eine untergeordnete er *) Leitpflanze für die untere Süsswassermolasse; vergl. O. Heer, Flora tert. Helv., Band III, p. 237. AH, 2 ww ar Rolle zu. Am häufigsten ist noch Dryandroides banksiaefolia Une. sp., welche mit Banksia helvetica HEEr*) und Eucalyptus oceanica Uns. ein australisches Element in diese Florula bringen, Andere grösstentheils immergrüne Bäume und Sträucher wie Myrica Ungeri HEER, Daphnogene UngeriHEer, Celastrus crassifolius A. Br., Porona Ungeri HEER, Amygdalus pereger Une., Colutea Salteri Hner, Dalbergia nostratum Kov. und Yuceites Cartieri HEER tragen entweder den afrikanischen oder asiatischen Charakter und deuten auf die subtropische Zone dieser Welttheile hin. Eine an- dere Gruppe, an deren Spitze die ausgezeichnete Palme des Tertiär- landes, Sabal major Une.*), steht, der sich die Cassia Berenices Unc., ©. ambigua Une., ©. lignitum Une. und -cacia sotzkiana Une. anreihen, findet ihre heutigen Verwandten auf den Antillen und im tropischen Amerika. Den Typus der warmen Zone dieses Welttheils tragen die immergrunen Eichen (Quercus Köchlini Heer und Qu. Schimperi HEER) und ein Nussbaum (Carya Heeri Err.). Unter diese Fremdlinge mischen sich auch einige heimische Formen. Nicht selten sind die Blätter von Populus balsamoides Göpp., P. Gaudini Fısca., Salix angusta A. Br., Rhamnus deletus Hrer, Rh. rectinervis Hser, Rh. acuminatifolius WER. und die Samen vou Pinus sp., dagegen sehr selten die Kosmopoliten: Phragmites oeningensis Her, Equisetum limo- - sellum, einige Cyperaceen und die Schlingpflanze Smilax sagitti- Jera Hser, letztere mit südeuropäischem Typus. Aus dem Vorherrschen der immergrünen tropischen und subtropischen Baumformen im Tertiärwalde von Dettighofen geht hervor, dass hier zu dieser Zeit entschieden ein von dem heutigen abweichendes, viel wärmeres Klima geherrscht haben müsse, welches den Charakter der warmen Zone getragen habe. Die Floren von Dettighofen und Baltersweil, räumlich so nahe beisammen, liegen jedenfalls zeitlich sehr weit auseinan- der. Denn über dem Horizonte der letzteren folgen mehrere hundert Fuss mächtige Süsswasserniederschläge, dann die ma- rine Austernagelfluhe und erst auf dieser die Dettighofer Pflan- zen. Trotz des jedenfalls sehr langen Zeitraumes, den die Bildung dieser Zwischenschichten beanspruchte, und der in- *) Leitpflanze für die untere.Süsswassermolasse; O. Heer, Flora tert. Helv. Band IIL, p. 237, S Na SER ST LA EE N 2 0 A EA Ace BE Ze Be RR er 527 zwischen eingetretenen grossen physikalischen Veränderung in der Landschaft — da der Boden sich senkte und das Meer hereinbrach — hat sich doch das Klima nicht verändert; denn die Dettishofer und Baltersweiler Floren stimmen nicht nur in ihren Hauptzüugen mit einander überein, sondern haben auch folgende 16 Arten gemeinschaftlich: Phragmites oeningensis A. Br., Yuceites Cartieri Hrer, Sabal major Unc. sp., Cinnamomum Scheuchzeri HzER, ©. lanceolatum Une. sp., €. polymorphum A. Br., ©. Buchi Hzer, Vaccinium acheronticum Ung., Rhamnus de- letus HEeEr, Rh. rectinervis HEER, Carya Heeri Ert., Dalbergia nostratum Kov., Cassia Berenices Une., C. phaseolites Une., €. ambigua Ung., Acacia sotzkiana Une. Werfen wir schliesslich noch einen Blick auf die Fauna des Melaniensandes, so finden wir auch hier folgende interes- sante Thatsachen, welche für ein warmes Klima sprechen und geeignet sind, die aus der Flora gezogenen Schlüsse zu bestä- tigen. Nämlich die so häufige Melania Escheri Broxcn. ist nahe verwandt mit der heutigen Melania pulchra Busca. des tropischen Asiens. Limnaeus pachygaster Tuom. gleicht dem im Ganges lebenden L. amygdalus TroscH.. Helir Ramondi BronGN. und Helix inflexra MaArr. finden ihre lebenden Verwandten auf den Canarischen Inseln, Zelix rugulosa Mart. in Westindien, Helix osculum Tuom. in Texas und Planorbis solidus Tuom. in Mexiko. Ostrea Virginiana Lam. lebt heute noch an den Küsten von Florida. Als wohlbegründete Schlussfolgerungen werden wir ferner noch etwa Nachstehendes behaupten dürfen: 1. Der Melaniensand ist ein meerischer Niederschlag, was uns die durch die ganze Stufe zerstreuten Austernreste lehren, hat jedoch stellenweis einen brakischen Anflug. 2. Diese Austern, noch mehr aber das Vorkommen von Austernagelfluhe-Geschieben , welche sogar mitten in dieser Stufe als selbstständiges Geröllband auftreten (Profil IX., 4.), sagen uns, dass die Melanienschichten das Produkt der an In- tensitat abgenommenen Strömung des Austernagelfluhemeeres seien. 3, Die bei Dettighofen neben den Meeresthieren auftre- tende Flora, Land- und Süsswasserfauna ist als von einem tertiaren Flusse in das Meer eingeschwemmt zu betrachten. 4. Aus dem Bisherigen geht hervor, dass die Auster- 528 nagelfluhe, der Turritellenkalk und der Melaniensand aufein- anderfolgende Meeresbildungen sind, diein einem geologischen Zeitraume entstanden und zusammengehören. 6. Juranagelfluhe. Mit diesem Namen bezeichnen wir einen gegen 600 Fuss mächtigen Niederschlag, von dem zwar nur oben etwa 50” auf die eigentliche Nagelfluhe, die anderen 500’ dagegen auf eine nur sparsam von Geröllen durchschwärmte Mergelbildung kommen. Ockergelbe, feinsandige, zahe Thonmergelmassen erheben sich über der Melaniensandstufe (vergl. die Profile IL, II. und VL.—X.), welche bei frischem Anbruche meistens regelmässig dunngeschichtet erscheinen und zweilen auch ein etwas buntes Ansehen gewinnen, da in dem gelben Grundton sich auch Roth und Violett bemerklich machen. Dem Mergel sind, besonders in der Unterregion, häufig kleine, harte. heilgraue, kalkreiche Geoden eingesäet. Die sandigen Partieen sind öfters zu festen, gelblichen Mergelsandsteinen erhärtet, die nesterweise in ver- schiedenen Höhen im weichen Thone, zwar nur untergeordnet, auftreten. Diese Steine (Bergstein der Arbeiter) sind ihrer Dauerhaftigkeit wegen als Baumaterial sehr geschätzt und wer- den vielfach ausgebeutet. Die Schichtung ist regelmässig und wechselt von dünnschieferigen Platten bis zu 4 Fuss dicken Bänken. Auf den Schichtenflächen siud regelmässige wellen- formige Unebenheiten, wie man sie auf den Steinplatten der Meeresmolasse findet, gar nicht selten. Die Sandsteinnester sind gewöhnlich vertical stark zerklüftet, und nicht selten sind Unregelmässigkeiten in der Lagerung, durch Senkungen und Verrutschungen entstanden, zu beobachten. Sonst befolgen die Schichten der ganzen Abtheilung das in der Gegend herrschende schwache sudöstliche Einfallen. | In dem festen Gesteine sowohl als in den lockeren Mer- geln findet man gerundete Geschiebe aus der Muschelkalk- und Juraformation, die entweder sporadisch zerstreut oder zu klei- nen Geröllbändern entwickelt sind. Nach oben häufen sich diese Gerölle zu einem selbstständigen, bis an 50 Fuss mäch- tigen Conglomerate an, in welchem die Sandmergel nur noch das, zwar zu Stein verhärtete, Cäment bilden. Die Grösse der Geschiebe wechselt vom Sandkorne aufwärts bis zu 5 Zoll ee N Ne er Se 5 De En 2 RN 529 Durchmesser und darüber; doch bleiben selbst die grössten weit hinter jenen blockähnlichen Geschieben der Austernagelfluhe zurück. Eruptive und alte sedimentäre Felsarten sind gänzlich ausgeschlossen. Rollsteine mit deutlichen Eindrücken sind keine Seltenheit, dagegen fehlen hier alle Spuren von bohren- den Meerthieren. Die Gerölle enthalten auch häufig Petre- facten und stimmen petrographisch und paläontologisch auf das Vollkommenste mit den Felsarten der Muschelkalk- und Jura- formation überein, welche wir schon früher in der Austernagel- flube kennen gelernt haben. Noch häufiger sind hier oben die interessanten Hauptrogensteine und Korallenkalke der West- schweiz. Um diese Verhältnisse anschaulicher zu machen, wird hier wohl eine kurze Beschreibung jeder einzelnen Geröllart am Platze sein. Rollsteine der Juranagelfluhe. l. Grauer, dichter bis späthiger Kalk mit splitterigem Bruche. An der Oberfläche sind die Gerölle gewöhnlich ver- wittert, wodurch zahlreiche Trummer von Fossilien hervor- treten. Ich fand darin: Lima striata ScHL. sp., Pecten sp., Gervillia socialis ScuL. sp., Waldheimia vulgaris SCHL. Sp., Enerinus hlüformis Lam. (Stielglieder häufig). Daher Haupt- muschelkalk. Nicht selten. 2. Rauchgraue, petrefactenleere Kalkgeschiebe, welche petrographisch vollkommen .mit den vorigen übereinstimmen, werden wohl auch aus der Muschelkalkformation stammen. Häufig. 8. Gelblichbrauner, fester, auf der unebenen Bruchfläche späthig glänzender Kalk mit Ammonites Bucklandi Sow., 4. multicostatus Sow., Lima gigantea Sow., Pecten glaber HEuL, P. textorius ScHL., Avicula inaequivalvis ? Ziet., Terebratula ovatissima QUENST., Gryphaea arcuata Lam., Ostrea arietis QUENST., Trochus sp. Unterer Lias. Häufig. 4. Gelbliche, dem Gesteine No. 3 ähnliche Kalkgerölle; sie enthalten bald Ammonites raricostatus Zıer., bald A. spina- tus Brug., auch zeigten sich in diesen Geschieben: Lima acu- ticosta GOLDF., Avicula interlaevigata QUENST. sp., Rhynchonella variabilis ScHL. sp., Plicatula oxynoti Quenst. Mittlerer, z. Th, unterer Lias. Nicht selten. 5. Gelblicher, fester, thoniger Kalk, enthält meistens häufig Ammonites Murchisonae Sow., Imoceramus amygdaloides GoLDFr., FPecten personatus ZIET., P. demissus GoLDF., Astarte sp. ete. (Zone des Ammonites Murchisonae). Nicht selten. 6. Dem vorigen ähnlicher, nur etwas dunklerer Kalk mit Terebratula perovalis Sow., Serpula socialis GoLDF., Lima sul- cata GoLDF. (Zone des Ammonites Sowerbyi). Selten. 7. Gelblicher Mergelkalk mit Gryphaea calceola QuENST., Ostrea sp. (Zone des Ammonites Sauzei). Selten. 8. Heller, gelblicher, dichter, thoniger Kalk mit Ostrea flabelloides ? Lam., Panopaea Jurassi D’OrB., Gressiya gregaria Rorm. sp. Nicht selten. (Zone des Ammonites Humphrie- sianus.) | 9. Gelblichgrauer, thoniger, fester Kalk, enthält in grosser Menge Avicula tegulata GoLDF.; erinnert lebhaft an eine Aar- gauer Localbildung*) Nicht selten. (Zone des Ammonites Parkinsoni.) 10. Ockergelber, feiner, dichter Mergelkalk mit Ammo- nites Parkinsoni Sow., A. Tessonianus D’ORB., Rhynchonella spi- nosa ScH., Pecien Saturnus ? nD’OrB. Häufig. (Zone wie No. 9.) ll. Fein- bis grobkörnige, dichte, gelbliche Oolithe, ganz übereinstimmend mit dem Hauptrogensteine der Westschweiz, enthält sehr häufig Avicula tegulata GoLpr., Ostrea acuminata Sow., dagegen weniger zahlreich Pecten cf. textorius ScH., Di- saster ellipticus ? Lam., Ostrea sp., Terebratula sp. _ Sehr häufig. | 12. Dunkel ockergelber, thonig oolithischer Kalk, ange- füllt mit Crinoidenresten, daneben Ammonites ferrugineus OPP., A. subradiatus Sow., kleine Belemniten, Pecten und Pinna sp. Andere gelbe, nicht oolithische Kalke enthalten Pholadomya rugata QuEnst., Ostrea Marshi Sow., Lima, Avicula und Nu- cula sp. Selten. (Zone des Ammonites aspidoides.) 13. Heller, bläulichgrauer, spröder Kalk, petrefactenarm, nur selten Terebratula bisufarcinata ScuL. enthaltend. Dem Gesteine nach aus der Zone des Ammonites bimammatus. Häufig. 14. Hellgelblicher, fester Kalk mit Rhynchonella lacunosa Sch. sp., Rhynch. triloboides QueExst. sp. und Crinoidenresten. *) Vergl. No. 23 der Austernagelfluhe. ” > e ” hi “ 4 \ D) = en De ia 4 RN RETTET DR EEE TE EDER IP De Far ek Fa, Bre a 2 N gar - Nr , # * . f 531 Wahrscheinlich aus der Zone des Ammonites tenuilobatus. Nicht ‚selten. 15. Gelblichweisse, späthige Kalke. An der Oberfläche durch Verwitterung rauhsandig und eine Menge Durchschnitte von Sternkorallen blossgelegt, von welchen ich 2 Arten: Astraea microconus GoLDF. und T’hamnastraea heteromorpha QUENST. un- terscheiden zu können glaube. Auch zeigten sich noch Pecten ef. tertorius albus Quesst., Pecten sp. (glatt). Diese Geschiebe deuten, wie No. 34 der Austernagelfluhe, mit denen sie über- einstimmen, auf die Korallenkalke der Westschweiz als ihre Stammfelsen hin. Nicht selten. 16. Graue Kugeljaspisse, ‚wie sie im oberen Jura aufzu- treten pflegen, jedoch ohne Kalkrinde und abgerollt, trifft man nicht selten. Wennschon die Juranagelfluhe nach diesem Verzeichnisse durch ihre Zusammensetzung aus den nämlichen sedimentären Felsarten, welche schon in der gegen 600’ tiefer liegenden Austernagelluhe vorkommen, mit derselben eine auffallende Aehnlichkeit gewinnt und die betreffenden Gesteinsfragmente beider Conglomerate jedenfalls aus den gleichen westschweize- rischen Jurakeiten stammen, ist doch der Unterschied ein we- sentlicher und bedeutender. Denn während die Austernagel- fluhe fast zur Hälfte aus krystallinischen Rollsteinen besteht, und ein Theil ihrer Kalkgeschiebe von bohrenden Meeresthie- ren zerfressen ist und überdies noch in ihrem Cämente zahl- reiche Austernschalen vorkommen, ist von diesem Allem in der Juranagelfluhe keine Spur vorhanden. Die ausgebildeten Conglomerate der Juranagelfluhestufe finden sich, wie schon früher erwähnt wurde, nur oben im Dache der Mergel und Sandsteinbildung, und zwar auf den höchsten Punkten der Gegend von Kaltwangen bei Bühl bis zur Küssaburg und den Lienheimer Bergen. Diese Gebirgs- decke ist zwar vielfach zerrissen und abgetragen‘ und ihre Trümmer als lose Schuttmassen, häufiger noch als mächtige feste Nagelfluheblöcke weithin an den Gebirgsabhängen zer- streuf. Letztere findet man selbst noch an solchen Abdachun- gen, deren Kämme von keiner Nagelfluhe mehr gekrönt sind, son- dern nur aus der Mergelbildung bestehen. In den Umgebungen von Bühl, Bergöschingen, Lienheim und Küssnach trifft man oft auf grosse Juranagelfluheblöcke in ansehnlichen Entfernun- gen von ihren ursprünglichen Lagerstätten und in Gesellschaft alpiner erratischer Blöcke, und zum Theil auch wie letztere in Moränenschutt eingewickelt, so dass nicht daran zu zweifeln ist, dass der Transport beider Blockarten in innigem Zusam- menhange stehe, worüber ausführlicher bei Beschreibung der Quartärformation zu sprechen sein wird. Die Juranagelfluhe-Gebilde beherrschen westlich von Det- tighofen bis in die Gegend von Küssnach im Zusammenhange alle Höhen und treten bei Eichberg und Bolhof noch insel- formig auf. Ihr Scheitel — die Nagelfluhe — erhebt sich im Kaltwangenzuge 1000— 1200 über den Spiegel des den Fuss dieser Berge bespülenden Rheines und 800 — 1000’ über das anderseits liegende nahe Klettgauthal und erreicht die abso- luten Höhenzahlen von 2243’ (Bühl) bis 2306’ (Reutehöfe). Fast in ihrem ganzen Verbreitungsbezirke liegt die Juranagel- fluhebildung direct auf der Melaniensandsteinstufe; nur am westlichen Ende ob Lienheim und bei der Küssaburg, sowie auf der Bohlhofinsel findet eine Ausnahme statt, indem da der Weisse Jura als ihr Liegeudes auftritt. Die Juranagelfluhestufe, besonders ihre untere Mergelzone, zeichnet sich durch eine auffallende Unfruchtbarkeit aus. Denn während man gewohnt ist, auf den anderen Formationsstufen eine kräftige Vegetation, besonders schöne Wälder anzutreffen, findet man sich mit dem Auftreten dieser Mergel plötzlich in eine ode, sterile, oft fast kahle Gegend versetzt, in welcher die wenigen Pflanzen — mit Ausnahme der schön entwickel- ten Orchideen —— meist sehr verkümmert sind. Die sonst so stattlichen Kiefern sind hier vereinzelt und bis zur Unkennt- lichkeit verkrüppelt, so dass sie in der Regel bei einer Höhe von nur 3—4’ und einem Durchmesser des Stammes von 1 bis 2” etwa 50 Jahresringe aufzuweisen haben. Nach oben „ gegen die Conglomerate hin und auf diesen selbst gewinnt die Vegetation wieder an Mannichfaltigkeit und Lebensfrische. Aus- gezeichnete Grenzlocalitäten, wo an der Basis dieser Stufe mit dem Auftreten des Melaniensandes und der Austernagelfluhe wie mit einem Zauberschlag die armselige Mergelflora einem aus- gezeichneten Hochwalde Platz macht, sind zu finden auf der Wolfszalterhöhe nördlich Dettighofen, auf den Höhen zwischen Buhl und Wasterkingen, am südlichen Ende des Allenberges bei Stetten, in der Umgebung der Reutehöfe, sowie an meh- Kae KEN EEM | 533 reren Stellen ob Küssnach und Lienheim. Die Unfruchtbarkeit dieser Zone scheint ihren Grund hauptsächlich in den physi- kalischen Verhältnissen des Bodens zu haben. Die Mergel sind fein und compact und wenig geeignet, Wasser aufzusau- gen und durchzulassen, daher die grosse Nässe im Winter und die ausserordentliche Dürre im Sommer und die Quellenarmuth des ganzen Terrains. An bestimmbaren organischen Resten ist die Juranagel- fluhebildung, abgesehen von den in Geröllen vorkommenden Petrefacten, ausserordentlich arm, und erst in der neuesten Zeit ist es mir und meinem Sohne LEoPoLD gelungen, am Kaltwangen folgende ziemlich gut erhaltene, aus Baumblättern bestehende Fossilien aufzufinden (vergl. Profil I., g.): un Nymphaea sp. Populus attenuata A. Br. P. balsamoides GöPpP. P. mutabilis ovalis HEER Quercus valdensis ? HEER Laurus Fürstenbergi A. Br. Cinnamomum Rossmässleri ? Her Banksia Deikeana HEER Rhus Pyrrhae Unc. Rh. Heufleri HEER Rhamnus acuminatifolius WEB. ns Podogonium Knorrü ? ? A. Br. sp. hh =) B" no one ober. un Eine grössere Anzahl Blätter, darunter besonders viele kleine mit undeutlichem Rande und verwischter oder nur schlecht erhaltener Nervation mussten leider als unbestimmbare zur Seite gelegt werden. Aus diesen Gründen ist auch die Be- stimmung der als Podogonium Knorrü A. Br. aufgeführten Blättehen eine unsichere. Die Populus-Blättchen sind nebst diesen die zahlreichsten; sie sind auch noch am besten erhal- ten; die anderen Species kommen nur vereinzelt vor, | Vor Kurzem habe ich auf der anderen Seite des Kaltwan- gens, an der Strasse vom Bergscheuer- zum Fallerhof, im Mergelsandsteine der Juranagelfluhe deutliche Pflanzenblätter aufgefunden, die den schon aufgezählten Arten angehören. Aus der Betrachtung dieser Stufe ergeben sich etwa fol- gende Resultate: ERBE - a I. 534 - 1. Das Material der Juranagelfluhestufe stammt ebenfalls aus der Westschweiz, was durch das sehr häufige Vorkommen der Hauptrogenstein- und Korallenkalk - Geschiebe hinlänglich bewiesen wird. 2. Die interessante, von Westen nach Osten gerichtete Strömung, welche wir bei Betrachtung der Austernagelfluhe als eine marine kennen gelernt, hat demnach bis zum Schlusse unserer Tertiärbildungen ununterbrochen angedauert und von der unteren Süsswassermolasse aufwärts alle unsere Schichten aufgebaut. 8. Nach oben hat dieser Strom seinen ausgeprägten ma- rinen Charakter verloren, ohne dafür den des sussen Wassers zu zeigen. Seine jüngsten Absätze, die Juranagelfluhe-Gebilde, lassen wegen Mangel an charakteristischen Fossilien über ihre Natur, ob Suüsswasser- oder Meeresbildungen, keine sichere Schlusse ziehen. | 4. Durch das Auftreten von dicotyledonen Pflanzen und das gänzliche Fehlen mariner Petrefacten gewinnt die Ansicht, dass die Juranagelfluhe eine Süsswasserbildung sei, sehr an Wahrscheinlichkeit. | II. Parallelisirung der klettgauer Tertiärbildungen. Horizont der Bohnerze. In unserer Bohnerzbildung hat man ausser einigen ober- jurassischen Petrefacten, die als eingeschwemmt zu betrachten sind, noch keine Spur von organischen Resten entdecken kön- nen. Darum werden wir uns bei der Einreihung dieser Stufe in das geognostische System nur auf die Lagerungsverhältnisse und die Vergleichung mit den benachbarten, in demselben Ni- veau auftretenden, schweizerischen und schwäbischen Bohnerz- ablagerungen zu stützen haben. | | Der Horizont unserer Bohnerze befindet sich, wie wir bei den Profilen gesehen, zwischen der unteren Molasse und dem oberen Weissen Jura; daher bleiben uns für ihre Entstehung die langen Zeiträume der Kreide- und der älteren Tertiärbil- dung übrig. Verfolgen wir die Bohnerzbildung nach Westen, so finden wir sie unter ganz gleichen Lagerungsverhältnissen und von . 535 gleicher mineralogischer Beschaffenheit zunächst an unserer Grenze über dem Rhein im Aargauer Jura bei Kuüttigen , Rie- den, Degenfelden, Baden etc. wieder.*) Dieselbe ist aber nicht auf den Aargauer Jura beschränkt, sondern tritt überall unter denselben Verhältnissen in den. zerrissenen Ketten des Solo- thurner, Berner und Baseler Jura sporadisch auf und wird an mehreren Punkten, in den Thälern von Delsberg und Laufen, mit Erfolg ausgebeutet. Der wichtigste Umstand ist aber der, dass man in der schweizerischen Bohnerzablagerung bei Sa- sarraz, Saint Loup, Delsberg, Egerkingen und Obergösgen zahl- reiche Reste von Säugethieren und Reptilien aufgefunden hat, welche der obereocänen Periode angehören.**) Auch nach Osten können wir unsere Bohnerze über den Randen hin bis auf die schwäbische Alb verfolgen, wo in den bekannten Erzlagern bei Frohnstetten eine noch reichere Wir- belthierfauna als in der Schweiz, aber genau mit demselben Charakter uns entgegentritt, die folglich auch dem gleichen Horizonte angehört. - Darum werden wir, gestützt auf diese Analogieen, die Bohnerzbildung des Klettgaues ebenfalls als obereocän anzu- sehen und mit Delsberg, Frohnstetten, Auggen im Breisgau etc. zu parallelisiren haben. Horizont der unteren Molasse. Bei der Untersuchung über das Alter dieser Stufe sind wir auf die Lagerungsverhältnisse und die Flora von Balters- weil angewiesen. Letztere bietet jedoch so viele Anhaltspuukte zur Vergleichung mit berühmten geognostisch- festgestellten Localitäten dar, dass wir in den Stand gesetzt sind, den Ho- rizont der Klettgauer unteren Molasse ziemlich genau zu be- stimmen. Vergleichen wir die Baltersweiler Flora zunächst mit der- jenigen der schweizerischen Molasse und gehen dann zu den anderen classischen Localitäten des europäischen Tertiärlandes über, wozu uns die Angaben O. Heer’s in seinem Werke: Die tertiäre Flora der Schweiz, reichlichen Stoff darbieten. *) A. Mousson, Geolog. Skizze v. Baden, p. 5% und B. Stuper, Geo- logie der Schweiz II., p. 275. *%#) O, Heer, Die Urwelt der Schweiz, p. 259. Zeits. d, D. geol. Ges. XXI, 3. 35 536 Gemeinschaftlich hat Baltersweil mit I. der unteren Braunkohlenbildung der Schweiz 57 Arten II. der grauen Süsswassermolasse 53 Arten III. der Meeresmolasse 26 Arten IV. der oberen Susswassermolasse 43 Arten Die höchste Zahl spricht für die nächste Verwandtschaft mit der unteren Braunkohlenbildung, wobei noch besonders hervorzuheben ist, dass unter den 57 gemeinsamen Arten die folgenden 11 als charakteristische Leitpflanzen anzusehen sind, indem sie in der Schweiz ausschliesslich auf diese Stufe be- schränkt und anderwärts zwar wohl auch tiefer, jedoch nicht höher getroffen werden. Es sind: Laurus ocoteaefolia Emr., Grevillea haeringiana ErTr., @. lancifolia Herr, Banksia Morloti Heer, Dryandroides hakeaefolia Unec., D. laevigata Heer, D. linearis Hser, Acer opuloides HEER, Rhamnus recti- nervis HEER, Rhus prisca Err., Gleditschia celtico Une. Die wichtigste unter diesen Pflanzen ist unstreitig Dryan- droides hakeaefolia. Denn erstens ist dieselbe in Baltersweil weitaus vorherrschend und zweitens in der Schweiz nur in der ältesten Molasse von Monod, vom hohen Rhonen etc. zu finden und ist auch anderwärts nicht höher beobachtet worden. Drit- tens erscheint sie in der berühmten Braunkohlenflora von Hä- ring in Tyrol, Sotzka in Steiermark und Novale in Italien, welche ein viel höheres Alter haben als» diejenige der ältesten Schweizermolasse. Aehnlich verhält sich Dryandroides laevi- gata, und es besteht nur der Unterschied, dass diese in Balters- weil weniger häufig und ausserhalb der Schweiz nur noch in Italien (Cadibona) gefunden wurde. Mit der grauen Molasse theilt Baltersweil nur 4 Arten weniger als mit der unteren Braunkohle, und dennoch ist die Analogie eine viel geringere. Denn unter den 53 gemeinsamen Arten sind nur 4 und zudem sehr minderwichtige Pflanzen (Cyperites Custeri HEErR, €. Rechsteineri Hrsr, Yuccites Car- tieri Hzer, Robinia constricta HrEr), welche dieser Stufe eigen- thumlich, folglich als Leitpflanzen dienen könnten. Fassen wir dagegen die beiden Stufen, untere Braunkohle und graue Molasse, unter der gebräuchlichen Bezeichnung „untere Suss- wassermolasse“ zusammen, so erhalten wir für diese letzteren zu den schon genannten noch folgende interessante Leitpflan- zen, die nicht höher, wohl aber zum Theil ausserhalb der 937 Schweiz auch tiefer hinabgehen: Sabal major Une., Carpinus _ grandis Ung., Ficus ef. multinervis Heer, Laurus primigenia Une., Z. Agathophyllum Une., Rhamnus Gaudini Hzer, Rhus ‚Brunneri Hrzr, Carya Heeri Er. Setzt man in dieser Richtung die Vergleichung nach oben fort, so ist unter den 26 Arten, welche Baltersweil mit der Meeresmolasse theilt, nur eine einzige dieser Stufe eigenthum- liche Leitpflanze (Banksia Deikeana HEER) zu finden. Auch unter den 43 mit der oberen Süsswassermolasse gemeinschaft- lichen Pflanzen trifft man nur 5 wenig charakteristische Arten (Dyospyros anceps Hzer, Echitonium cuspidatum HEEr, Koel- reuteria vetusta HRER, Zanthoxylon juglandinum A. Br., Daul- bergia nosiratum Kov.), die man bisher als auf diese obere Stufe beschränkt ansah. Es kann demnach kein Zweifel darüber entstehen, dass die Flora von Baltersweil, verglichen mit der Schweiz, nicht nur mit derjenigen der unteren Süsswassermolasse überhaupt, sondern noch speciell mit ihrer ältesten Abtheilung, der unte- ren Braunkohle von Monod, Poudeze und dem hohen Rhonen am nächsten, ja sogar sehr nahe verwandt sei. Aus diesem folgt aber noch keineswegs, dass wir Bal- tersweil mit dem Horizonte von Monod zu parallelisiren haben. - Denn bei den bisherigen Untersuchungen hat es sich gezeigt, dass unsere Flora gewichtige Elemente enthält, die stets nach unten verwiesen und uns schliesslich an den untersten Rand der pflanzenführenden Tertiärschichten der Schweiz geführt haben. Dieser Ariadnefaden erlaubt uns aber nicht, hier ste- hen zu bleiben, sondern ihm auch zu den anderen beruhmten europäischen Tertiärfloren , besonders zu jenen, die anerkannt älter sind als die schweizerische, zu folgen. Es kann freilich, wie angedeutet, nicht unsere Absicht sein, bei allen Fundstellen, an welchen Baltersweiler Pflanzen zum Vorschein kamen, zu verweilen, denn solche giebt es in Europa mehr als hundert, sondern es wird genügen, nur die interes- santeren, die wirklich Stoff zum Vergleichen darbieten, zu be- rücksichtigen. Eine solche Localität ist unstreitig das ziemlich weit ent- fernte Sotzka in Steiermark, dessen Braunkohlenflora von den Fachmännern für eine der ältesten Europas erklärt wird, ohne jedoch über ihre Stellung im System einig zu sein. Die Her- 35" 538 ren F. Unger, K. v. ETTinGsyausen und Dr. RoLLe paralleli- siren dieselbe mit dem Pariser Grobkalke, während sie E. Guün- BEL zum Gyps von Montmartre und ©. HEER zum Sande von Fontainebleau stellt. Nur darin stimmen diese Autoren dem- nach mit einander überein, dass diese Flora einer älteren Pe- riode angehöre, als diejenige der unteren schweizer Braunkohle, da die letztere mit dem weissen Thon und Süsswässerkalk von Saucats und der Faluus von Merignac ete. parallelisirt wird.*) Baltersweil hat mit Sotzka folgende 20 zum Theil sehr charakteristische Arten gemeinschaftlich: Phragmites oeningen- sis A. Br., Quercus lonchitis Ung., Planera Ungeri Ert., Lau - rus primigenia Ung., L. Agathophyllum Une., Cinnamomum Scheuchzeri HEer, (. lanceolatum Uxe., €. polymorphum A. Br., Dryandroides hakeaefolia Une., D. lignitum Ung., An- dromeda protogaea Ung., Vaccinium acheronticum Ung., Eugenia Aizoon Ung., Juglans bilinica Une., Carya elaenoides Ung., Gle- ditschia celtica Unc., Üassia Berenices Ung., €. hyperborea Une., ©. phaseolites Une., Acacia Sotzkiana Ung. Von diesen Arten sind die beiden Dryandroides und Laurus, sowie die Gleditschia als Charakterpflanzen der unteren europäischen Braunkohle hervorzuheben , wobei noeh zu bemerken ist, dass die übrigen zu jener Abtheilung von Pflanzen gehören, welche durch die ganze mitteltertiäre Reihe hindurchgehen. Nach diesem Verzeichniss enthält die Flora von a weil mehr als ein Viertel (30; pCt.) Sotzkapflanzen, während diejenige von Monod bei ihrem grossen Artenreichthum kaum mehr als 4 (173 pCt.) derselben aufzuweisen hat. Aus diesem ist zu folgern, dass Baltersweil mit Sotzka viel näher verwandt sei als Monod, daher wahrscheinlich auch ein höheres Alter habe als dieses. Die grosse Annäherung der Klettgauer Flora an die räumlich so entfernte steiermärkische von Sotzka bildet unstreitig bei der Altersbestimmung der ersteren ein nicht zu unterschätzendes wichtiges Element. Auch mit der im Horizonte von Sotzka stehenden vo von Mt. Promina in Dalmatien hat Baltersweil einige beach- tenswerthe Arten, wie Cinnamomum lanceolatum Uxe., €. poly- morphum A. Br., Dryandroides hakeaefolia Une., An- dromeda protogaea Ung., Cassia phaseolites Ung., C. ambigua *) ©. Heen, Flora tert. Helv, III., p. 325. 539 'Ung. gemeinschaftlich. Desgleichen mit Kumi in Griechenland: Myrica salicina Ung., Quereus elaena Ung., Planera Ungeri Err., Cinnamomum Scheuchzeri H£ER, Dryandroides hakeaefolia Une., D. laevigata Hrer. Fast eben so wichtig wie die Flora von Sotzka ist für uns diejenige von Häring in Tyrol. Was wir über das Alter der ersteren bemerkt haben, gilt auch buchstäblich von der letzteren, da sie einstimmig einander parallel gestellt werden. Baltersweil theilt mit Häring 14 Arten: Sabal major Unc., Typha latissima A. Bar., /lanera Ungeri Err., Cinnamomum lan- ceolatum Une., Dryandroides hakeaefolia Unc., D. ligni- tum Une., Andromeda protogaea Ung., Vaccinium acheronticum Ung., Eugenia Aizoon Unc., Rhus prisca Ert., Cassia hyper- borea Ung., Cassia phaseolites Une. , CE. ambigua Une., Acacia sotzkiana Une. ‚Auch hier begegnen wir unter diesen überhaupt nicht un- - wichtigen gemeinschaftlichen Pflanzen einigen für die untere Abtheilung des mitteltertiaren Schichtencomplexes sehr bezeich- nenden Arten, wie ‚Sabal major Une. ‚ Rhus prisca Ent. und der so ausgezeichneten, in Baltersweil so häufigen Dryandroi- des hakeaefolia Une., so dass die Analogie beider Floren als eine feststehende Thatsache zu betrachten sein wird. Mit dem Häring so nahe verwandten Sieblos in der Rhön hat Baltersweil 11 Arten gemeinschaftlich. Es sind: Phragmi- tes oeningensis A. BrR., Quercus lonchitis Uxg., Cinnamomum Scheuchzeri Hrer, (. lanceolatum Ung., Andromeda protogaea _ Une., Vaccinium acheronticum Ung., Sapindus falcifolius A. Br., Celastrus Bruckmani A. Br., Ilex stenophylla Unc., Acacia sotz- kiana UnG., Mimosites haeringiana Ert. Diese Pflanzen sind, mit Ausnahme der letzteren, welche auf die untere Braunkohle beschränkt ist, an keine einzelnen Unterabtheilungen gebunden. Die Florula der Blättermolasse von Sperbach im Elsass hat auch etliche Pflanzen: Quercus lonchitis Une., Laurus pri- migenia Ung., Dryandroides lignitum Ung., Diospyros brachyse- pala A. Br. und Echitonium Sophiae Weg. mit Baltersweil ge- meinschaftlich, unter welchen Zaurus primigenia als oligocäne Leitpflanze hervorzuheben ist. Es ist auch sehr beachtenswerth, dass die Baltersweiler Flora mit der unteren Braunkohle der Wetterau die folgenden 12 Arten, dagegen mit der dortigen mittleren und oberen Ab- 540 theilung keine einzige Pflanze gemeinsam hat: Sabal major Ung., Myrica salicina Ung., Carpinus grandis Ung., Quercus chlorophylla Ung., Q. lonchitis Ung., Planera Ungeri Err., Cinna- momum Scheuchzeri H»er, €. lanceolatum Unc., C. polymorphum A. Br., Cornus orbifera Hrer, €. Studeri Hser, Juglans acumi- nata A. Br. Von grossem Interesse für uns ist, wie zu zeigen sein wird, die nahe Verwandtschaft von Baltersweil mit der. unter- oligocänen Flora Italiens. Wir meinen diejenige der Braun- kohlenmergel von Novale, wozu noch das nahe Salcedo und Chiavone zu zählen ist, die von den Paläontologen dem Niveau von Sotzka und Häring parallel gestellt wird. Novale hat 20 Arten mit Baltersweil gemeinschaftlich: Sabal major Une., Myrica salicina Ung., Quercus elaena Ung., Qu. chlorophylia Une., Planera Ungeri Err., Ficus cf. mul- tinervis Hser, Laurus primigenia Une. , Cinnamomum Scheuchzeri HEER, Ü. lanceolatum Ung., Dryandroides hakeaefo- lia Une., D. lignitum Une., Andromeda protogaea Une., Vacei- nium acheronticum Uxe., Diospyros brachysepala A. Br., Juylahs bilinica Une., Carya elaenoides Une., Cassia Berenices Une., C. hyperborea Ung., €. phaseolites Une., €. ambigua Ung. Auch hier fehlen die so charakteristischen Leitpflanzen Dryandroides hakeaefolia, Sabal major und Laurus primigenia nicht, und die Uebereinstimmung dieses Verzeichnisses mit den fruheren, S. 538— 540, spricht nicht nur für die Analogie von Novale mit Baltersweil, sondern auch mit Sotzka und Häring. Von Novale - Pflanzen hat Baltersweil, gleichwie von Sotzka, 334 pCt., dagegen das viel näher an Italien liegende waadtländische Monod nur 11 pCt. (4). Dieses spricht noch augenfälliger als bei Sotzka dafür, dass Baltersweil nicht dem Horizonte der unteren schweizer Braunkohle, sondern einem tieferen — dem von Novale -- angehören müsse. Mit der Florula der interessanten Oadibona-Schichten (Ita- lien) hat Baltersweil Laurus primigenia Ung., Cinnamomum Scheuchzeri HsER, (. lanceolatum Ung., Dryandroides laevigata Une., D. lignitum Uns. und Juglans bilinica gemeinschaftlich. Wir könnten die Vergleichung von Baltersweil mit tertia- ren Specialfloren noch weiter verfolgen, was uns aber, ohne etwas zu gewinnen, zu sehr von dem vorgesteckten Ziele ab- lenken würde. Es ist zwar nicht in Abrede zu stellen-, ‚dass ; ‚541 ® unsere Localität noch mit mancher anderen interessante Pflan- zen oft in beträchtlicher Anzahl theilt, so z. B. mit den Niederrheinischen Braunkohlen bei Bonn 21 Arten Gypsen von Senigaglia (Italien) 20 Kalkmergeln von Radoboj (Kroatien) 15 Braunkohlen von Parschlug (Steiermark) 16 Schichten von Tokay (Ungarn) 14 Kalkmergeln von Turin (Superga-Hugel) 13 rothen und blauen Mergeln v. Val d’Arno 11 oberen Braunkohlen der Rhön 10 weissgrauen Mergeln von Günzburg ) Schichten von Sagor (Krain) 7 Braunkohlen von Bilin (Böhmen) 7 Schichten von Menat (Frankreich) 6 Sandsteinen von Montajone (Italien) - 5 weissen Thonen der Insel Wight 2 NS PREIS HaRmeenn N BIT BE an Ben ara. Yan Das Pa BES el 1 Da aber Baltersweil ausser Dalbergia nostratum, die jedoch noch etwas zweifelhaft ist, keine für die jüngere Braunkohle bezeichnenden Leitpflanzen, wie z.B. die so charakteristischen Podogonien oder einige bezeichnende Populus, Salıx oder Nadelhölzer , aufweisen kann, so führt uns die Vergleichung mit den obigen und noch anderen, namentlich auch den schwei- zerischen Specialfloren, entweder zu der Bestätigung der schon gewonnenen Resultate, oder bleibt häufig resultatlos, wenn sich nämlich für die Altersbestimmung. der Schichten keine geeigneten Pflanzen zeigten. Da wir auch das Verhältniss von Baltersweil: zur schweizerischen Molasse, unter welcher auch die reiche badische Flora von Oeningen und Schrotzburg be- griffen, kennen, so kann eine Vergleichung mit den einzelnen Localitäten des Molasselandes keine anderen neuen Resultate liefern, muss folglich hier wegbleiben. Beiläufig mag noch erwähnt werden, dass es auffallen könnte, wenn man erfährt, dass die Baltersweiler Flora, auf deren hohes Alter bisher immer aufmerksam gemacht wurde, mit derjenigen des um enorme Zeiträume jüngeren Oeningens noch 32 Arten theile. Allein, wenn wir die Nähe und den Artenreichthum (465) dieser Flora berücksichtigen und zudem noch finden, dass von den fraglichen gemeinsamen Pflanzen 542 die meisten an keine bestimmten Stufen gebunden, auch viel tiefer, eine beträchtliche Anzahl sogar bis in die älteste Braun- kohle hinabgehen, und dass die vermeintlich für die Oeningen- stufe sprechenden Arten zu den selteneren und minder wich- tigen gehören, so muss mit der Analogie zugleich auch das Befremden schwinden. Bei diesen Untersuchungen haben wir nun gefunden, dass die Flora von Baltersweil sehr nahe verwandt ist mit jenen der untersten Schweizermolasse von Monod, Pandeze und dem hohen Rhonen, sich aber jedoch noch enger an diejenige des noch älteren Braunkohlenhorizontes von Sotzka, Häring und Novale anschliesst. Sie theilt mit dem letzteren nicht nur die wieh- tigsten unteroligocänen Leitpflanzen, sondern in 33 Arten ihre vornehmste dominirende Baum- und Strauchflora. Ich möchte nur an die immergrünen Eichen, die Feigen-, Lorbeer-, Zimmet- und Kampher-Bäume, an die Palmen, die Seifen- und Jambosbäume, die Ebenhulz- und Nussbäume, sowie an die Myrica, Dryandroides, Cassien und Acazien erinnern. Da aber die beiden Stufen, Monod und Sotzka, die unter- oligocänen Leitpflanzen mit einander theilen und solche, die für ihre Trennung massgebend wären, überhaupt nicht existiren, so ist man bei der Trennung und Eirreihung dieser Horizonte in das System und beim Parallelisiren mit denselben etwa auf folgende Momente angewiesen: 1) auf die Lagerungverhältnisse, 2) auf die etwa die Flora begleitende Fauna und 3) auf den in jeder Stufe etwas eigenthümlich ausgeprägten Gesammtcha- rakter der Flora, welcher Unterschied darin besteht, dass sich die ältere mehr einer tropischen als die jüngere nähert. Wir sind bei der Einreihung von Baltersweil vor der Hand auf die Merkmale No. 3. beschränkt, werden aber weiter unten. beim Parallelisiren des Hangenden auch von No. 1. und 2. Gebrauch für diese Stufe machen können, daher später wieder auf diesen Gegenstand zurückkommen. Baltersweil hat 46 Baum- und Straucharten, von denen die heutigen analogen Arten bekannt sind und sich Folgen massen auf die Zonen vertheilen: a) Tropen 14 Arten oder 30 pCt. b) Warme Zone Ze a cr c) Gemässigte Zone 5 „ „eben er EORE E RE 543 Gestützt auf die jetztlebenden analogen Arten hat Pro- fessor O. Heer für die Schweiz folgende Resultate gefunden: 1) Die obere Braunkohle (Oeninger Stufe) hat 7 pOt. Pflanzen, die der tropischen, 33 pCt., die der warmen, und 18 pCt., die der gemässigten Zone entsprechen. 2) Die untere Braunkohle (Monod-Stufe) hat 15 pCt. tro- pische, 36 pCt. subtropische und 15 pCt. Pflanzen temperirter Klimate aufzuweisen. ' Wenn aber in der Tertiärformation, wie beruhmte Autoren schon längst nachgewiesen, die Zunahme der tropischen Pflan- zentypen und die Abnahme derjenigen gemässigter Klimate von oben nach unten Gesetz ist, so muss nothwendig Baltersweil viel älter sein als die Monod-Stufe; denn es hat ja (in Pro- centen ausgedrückt), wie wir gesehen, noch einmal so viel tropische, bedeutend mehr subtropische und weniger Typen temperirter Klimate als diese Stufe, gehört also nicht zu der- selben, wie wir fruher bei geringerem Material angenommen hatten. *) Die grösste Aehnlichkeit hat dagegen die Baltersweiler Flora, wie wir gesehen, in ihrem Gesammt- und klimatischen Charakter sowohl, als in den Leitpflanzen mit denjenigen von Sotzka, Häring und Novale, ist daher mit diesem Horizonte zu parallelisiren, welcher von GÜMNBEL und SANDBERGER neuer- dings als das Aquivalent des Gypses von Montmartre betrach- tet wird. | Horizont der Austernagelfluhe und des Turritellenkalkes. Es wurde schon bei Beschreibung der Stufen gezeigt, dass diese beiden marinen Niederschläge einer Periode angehören und nur als Faciesbildungen zu betrachten sind. Daher haben wir dieselben hier bei dem Versuche, ihr Alter zu ermitteln, unter der gemeinschaftlichen Bezeichnung Austernagelfluhebil- dung zusammengezogen, Die kleine Fauna dieser Schichten entbehrt aber der leitenden Säugethierreste, und die anderen Thierspecies geben - Zeugniss von einer mitteltertiären Bildung, ohne jedoch genu- gendes Material zur Feststellung des engeren Horizontes darzu- bieten. Deswegen sind wir bei der Einreihung in das System *) Neues Jahrbuch für Mineralogie, Jahrg. 1862, p. 719 u. d, £. 544 hauptsächlich auf die Lagerungsverhältnisse, das Hangende und Liegende, angewiesen, welche beide sich durch interessante Floren auszeichnen, die für ihre Parallelisirung mit classischen Lokalitäten genügenden Stoff lieferten. | Doch versuchen wir zuerst, in unserem Grenzgebiete selbst Analogien für die Austernagelflubebildungen aufzufinden. Im Osten des Klettgaus treffen wir schon auf dem nahen Randen, bei Epfenhofen, Wiechs und Zollhaus, tertiäre mee- rische Niederschläge, welche paläontologisch und petrographisch auf das Genaueste mit unserem Turritellenkalke von Berchen- hof übereinstimmen. Der Grobkalkcharakter, das sehr häufige Vorkommen von Turritella turris Basr., Pecten Burdigalensis Lam., P. palmatus Law., Ostrea caudata Münst., O. undata Lam., Ozxyrhina hastalis Ac. und Balanus-Arten sind wichtige gemein- same Merkmale. Diese marinen Ablagerungen, deren nähere Kenntniss wir Prof. P. Merıan und Dr. J. SchiLL verdanken, sind auf dem Jura des nördlichen Höhgaus und der oberen Donaugegend, wenngleich nur sporadisch vorhanden, doch häufig anzutreffen. So bei Thengen, Altdorf, Klausenhof, Blumenfeld, Schopfloch, Zimmerholz, Bachzimmern .etc.*) Besonders gut entwickelt trifft man diese Schiehten in der Umgebung von Zimmerholz bei Engen, wo sie in mehreren grossen Steinbrüchen . aufge- schlossen sind. Bei meinem letzten Dortsein, in Begleitung meines Bruders Thomas und meines Sohnes, konnten wir in dem Steinbruche auf der Thalseite von unten nach oben fol- gendes Profil beobachten : a) Ein Conglomerat, zusammengesetzt aus gerundeten Muschelkalk- und Jurakalkgeschieben, b) Harte, poröse, gelbliche Kalksteine mit Pecten palmatus Lam., P. Burdigalensis Lam., Ostreen, Balanen, Haifischzähnen. 8— 10’ mächtig. : c) Thonig-sandige, arme Schicht, 2. d) Weicher, schmutzig gelber Kalkstein mit Pecten, Austern etc. 10%. e) Sandiger Thon, mit Geröllen durchschwärmt, 4. *) Vergl. Dr. J. Scaturt, die Tertiär- und Quartärbildungen am Boden- see und im Höhgau, p. 33 u. d. f. 545 f) Conglomerat, aus Jurakalk- und Muschelkalk - Geröllen bestehend, 4. Ueber dem Steinbruche besteht der ;jHügel aus gelben, sandigen, mit zahlreichen Kalkgeröllen durchschwärmten Thonen. Aufden Bergen beiderseits des oberen Donauthales, zwischen Geisingen und Möhringen, trafen wir, und zwar auf Höhen bis zu 2750 ü. d. M., häufig auf diese tertiären meerischen Schich- ten, die gewöhnlich nur als kleine Inseln auf dem Jura er- scheinen, welche öfter von einer thonig sandigen Geröllabla- gerung bedeckt sind oder auch selbst die Oberfläche bilden. In ähnlicbem sporadischen Auftreten kann man diese Meeresbildung durch ganz Württemberg bis Nördlingen verfol- gen *), wodurch eine Verbindung mit dem bairischen Tertiär- becken der oberen Donaugegend hergestellt ist. Machen wir vom Klettgau aus in entgegengesetzter Richtung eine Wanderung nach Westen, so treffen wir auf dem Schweizer- jura ähnliche Meeresbildungen häufig an. Es sind theils mit Austern gespickte Conglomerate, petrefaktenreiche poröse Kalke, Mergelsandsteine und sandige Mergel.**) Schon nahe an un- serer Grenze sind bei Endringen im Aargau Conglomerate mit Austernschalen anstehend, auf die schon Prof. Mousson auf- merksam machte.*”*). Es ist dies eine auf dem Aargauer Jura ziemlich verbreitetey), vom Muschelsandstein abweichende Bildung, zu welcher auch die sporadischen rothen Meereskalke von Wölfliswyl und Urken etc. zu rechnen sind. Unsere beiden Faciesbildungen mit noch einigen Abände- rungen sind ebenfalls über den Solothurner, Baseler und Berner Jura verbreitet. Ich möchte hierbei nur an die roth cämen- tirten Geröllconglomerate, welche häufig in Muschelconglomerate übergehen und die schon vom Randen und dem Klettgau her bekannten Haifischzähne, Balanen, Turritellen, Austern, Pecten etc. einschliessen, erinnern, die bei Sissach, Diegeten, Känerkinden, Rüneburg, Tenikerfluhe etc. getroffen werden. Ferner an die marinen Mergel von Lauffen, Neucal und Prun- traut, die Nagelfluhe und den Meereskalk von Delsberg, Dornach, *) Vergl. ©. Hexi, Flora tert. Helv. III, p. 209. *”*) B. Stuper, Geologie der Schweiz, II, p. 396 u d. £. =) A. Movsson, geologische Skizze von Baden, p, 66. +) ©. Mösch, das Flötzgebirge im Ct. Aargau, p. 68, 546 Aesch, Rädersdorf und Ettingen. Die nähere Kenntniss dieser u Schichten verdankt man besonders Prof. Prrer MERIAN und Dr. J. B. GrepPpin. Von Basel nordwärts kann man ähnliche marine Nieder- schläge am Fusse des Schwarzwaldes und der Vogesen bis nach Bingen im Mainzerbecken verfolgen. Auf der rechten (badischen) Rheinseite sind besonders die marinen Kalksand- steine von Schloss Rötteln und Stetten bei Lörrach. die Con- glomerate und Sandsteine von Oberweiler, Britzingen und Lauffen, von Müuhlenbach und Oos bei Baden hervorzuheben, die F. SANDBERGER alle dem Meeressande von Alzei und Wein- heim im Mainzerbecken parallel stellt.*) Auch auf der anderen Seite des Rheines trifft man bei Mühlhausen, Sperbach, Strass- burg, Lobsann etc. auf diese Schichten. **) Aus dem Gesagten geht hervor, dass die Klettgauer Auster- nagelfluhe ein nicht unwichtiges Glied in dem Gürtel tertiärer meerischer Niederschläge bildet, der von Bingen im Mainzer- becken aus sich durch das obere Rheinthal bis Basel hinzieht und da sich auf dem Baseler, Berner und Solothurner Jura aus- breitet, dann in schmalen Streifen über den Aargauer und Klettgauer Jura und den Randen bis zur Donau fortsetzt, fer- ner, deren Lauf durch Württemberg so ziemlich folgend, das bairische Tertiärland des oberen Donaubeckens erreicht und. sich da mit der ältesten Meeresmolasse verbindet, die E. W. GUnBEL auch dem Meeressande von Alzei und Weinheim pa- rallel stellt, dem nun auch dieser ganze Gürtel beizuordnen wäre. Die Geognosten sind zwar über das Alter und die Zusam- mengehörigkeit dieser Bildungen noch getheilter Meinung; den- noch aber sind sie in einem der wichtigsten Punkte einig, namlich in dem, dass sämmtliche marinen Niederschläge dieses Gürtels älteren Perioden angehören als der Muschelsandstein des schweizerischen Mittellandes.***) *) F. Sınpsersen, geolog. Beschreib. von Badenweiler. p. 2, 3, 19. *) B. Stenpen, Geologie der Schweiz, II, p. 403 und P. Menmıun, die geol. Verhältnisse des Rheinthales bei Basel, Verhandl. der Schwei- _ zerischen Naturforsch. Gesellschaft, 1856, p. 17 u.d f. %%**) Man vergleiche hierüber die Schriften von F. SanpBercer, P. Merian, B. Stuver, A. MürLten, O. Heer, K. Mayer, J. Scuicı, E, W. GünseL etc. 547 Der Analogie resp. Verbindung und Gleichaltrigkeit der subjurassischen tertiären Niederschläge mit denjenigen im Mainzerbecken reden zwar die gründlichsten Kenner dieser Lokalitäten und Bildungen, die Herren P. Merıan, F. Sanp- BERGER und B. Stuper, das Wort. Ich erlaube mir Einiges hierauf bezügliche anzuführen. Nachdem F. SANDBERGER in der geologischen Beschreibung von Badenweiler, Beiträge zur Statistik der inneren Verwaltung des Grossh. Baden, Heft 7., die Identität der dortigen tertiären Schichten mit denen im Mainzerbecken nachgewiesen, sagt er pag. 19.: | „In Bezug auf ihre mineralogische Beschaffenheit stimmen die Breisgauer Tertiärschichten am meisten mit ihrer südlichen Fortsetzung in den Cantonen Basel, Solothurn und dem Berner Jura, wo sich von den Bohnerzlagern aufwärts ungefähr die namliche Schichtenfolge, aus ähnlichem Material gebildet und dieselben Petrefakten einschliessend, wiederholt.* In den Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft von 1856., pag. 22. sagt P. Merıan: „Die genaue Vergleichung der Petrefakten beweist, dass unsere (die Basler) marinische Tertiärformation im Alter über- einstimmt mit den marinischen Schichten des Mainzerbeckens, dass sie folglich dem untersten Miocängebirge oder dem soge- nannten Oligocangebirge beizuordnen ist.* B. Srtuper’ bespricht in der „,Geologie der Schweiz“ an verschiedenen Stellen dieses Verhältniss. So heisst es Band Il., pag. 403.: Ä „Eine auffallende Analogie, die beinahe Identität heissen kann, zeigt sich zwischen den nordjurassischen marinen Ter- tiarbildungen und derjenigen des Mainzerbeckens, mit welchem ohnehin die um Basel und Muhlhausen herum verbreiteten Massen durch die unter dem Rheinschutt auftauchenden ma- rinen Bildungen von Strassburg, Lobsann u. a. Orten in Ver- bindung stehen mögen. Der jurassische Grobkalk ist sowohl nach den Charakteren der Steinart,; als nach Beschaffenheit der organischen Ueberreste, demjenigen des Mainzerbeckens täuschend ähnlich.“ Seite 444, steht: „— auch setzt MerıAn ohne Bedenken die Gruppe von Fiezen (am Randen) in Verbindung mit Muschelconglomeraten, 548 die im Klettgau vorkommen sollen, und mit den marinen Ter- tiärbildungen bei Wölfliswyl und im Basler Jura.“ | - Wenn nun aus dem Besprochenen auf das Unzweideu- tigste hervorgeht, dass die Klettgauer Austernagelfluhe und der Turritellenkalk dem Horizonte des Meeressandes von Alzei und Weinheim einzuordnen sei, so gewinnt diese Folgerung doch erst bei der speziellen Betrachtung der Lagerungsverbhält- nisse unserer meerischen Niederschläge ihre vollkommenste Bestätigung. | Wie wir früher, Seite 113—115, gefunden, so stehen die Blätterschichten von Baltersweil — das Liegende der Auster- nagelflubebildung — dem Horizonte von Sotzka, Häring und Novale, beziehungsweise dem Gyps von Montmartre parallel. Das Hangende dagegen, der Melaniensand von Dettighofen, ist, was weiter unten erörtert wird, dem Niveau der schweize- rischen unteren Susswassermolasse, dem Cyrenenmergel von Hochheim und Hakenbeim, dem Kalke von Beauce, dem Mer- gel und Süsswasserkalke von Saucats aequivalent. Die Lücke zwischen diesen zwei Horizonten füllt im System diejenige des Sandes von Fontainebleau, Alzei etc. aus. Bei uns im Klett- gau wird diese Lucke durch die Austernagelfluhebildung aus- gefüllt, die daher als gleichalterig mit dem Meeressande von Alzei und Funtainebleau zu erklären ist. Die Annahme einer Verbindung des Mainzer Meeres mit dem bairischen durch eime lange Meerenge in den oberrheini- schen’ und Donaugegenden erklärt auf eine ungezwungene Weise die so räthselhaften, nach den Lokalitäten petrographisch so verschiedenen und sporadisch auftauchenden meerischen Abla- gerungen dieses Gürtels. Eben so natürlich erklärt sich dann die ausserordentliche Energie der die Austernagelfluhe bildenden Strömung, da ja auch in heutigen Meerengen ähnliche Bewe- gungen der Gewässer zu beobachten sind. Schon oben wurde der. Beweis geliefert, dass diese Meeresstromung uber den Baseler und Aargauer Jura und durch den Klettgau die Richtung von Westen nach Osten hatte, woraus zu folgern ist, dass die Wasser des Mainzer Meeres (mittel- und oberrheinischen Meeres) in dasjenige der Donau- länder (Baiern) abflossen. 549 Horizont des Melaniensandes. Das Alter der Klettgauer Melaniensandstufe wird mit Be- rüucksichtigung der Lagerungsverhältnisse vorzüglich aus der Flora und Fauna von Dettighofen abzuleiten sein. Die Flora zählt zwar nur 45 Arten; darunter sind aber eine Anzahl cha- rakteristischer Pflanzen, die uns doch sicherer zu leiten im Stande sind als die auch nur aus 36 Species bestehende Fauna, obgleich diese auch einige nicht unwichtige Anhalts- punkte darbietet. Dettighofen hat mit dem nahen Baltersweil 16, zum Theil sehr interessante Pflanzenarten gemeinschaftlich, die schon früher mit Namen aufgeführt wurden. | ‚Mit der schweizerischen Molasse verglichen, theilt Dettig- hofen mit der*) I unteren Braunkohle 29 Pflanzenspecies. II. grauen Molasse 29 a III. Meeresmolasse 13 n IV. oberen Süsswassermolasse 27 5 Unter den mit der unteren Braunkohle gemeinschaftlichen Arten sind als auf diese Stufe beschränkte Leitpflanzen zu nennen: Myrica Unyeri HEER, (innamomum transversum HEER, Porana Ungeri HEEr, Rhamnus rectinervis HrErR, und als solche, die nur in der grauen Molasse beobachtet wurden: ('yperites plicatus Hrzer, ©. Zollikoferi HEER, Yuccites Cartieri Hrer, Es leuchtet ein, dass die letzteren eine geringere Bedeutung haben als die ersteren, folglich die Flora von Dettighofen, obgleich sie mit beiden Stufen gleichviel (29) Arten theilt, doch mit der unteren Braunkohle näher verwandt zu sein scheint. Mit der Meeresmolasse theilt Deitighofen am wenigsten (13) Arten; auch sind dabei keine Leitpflanzen. Dagegen fin- den sich unter den 27 mit der oberen Molasse gemeinschaft- lieben Arten: Smilax sagittifera Hzer, Celastrus crassifolius A. Br., Colutea Salteri Hzer und Dalberyia nostratum Kov., die bisher nur in dieser Stufe getroffen wurden. Wenn wir die unteren beiden Stufen, untere ee und graue Molasse, vereinigen, die bekanntlich als „untere *) Wir benutzten bei den folgenden Vergleichungen hauptsächlich wieder O. Heer’s tertiäre Flora der Schweiz, 550 Süsswasser-Molasse“ begriffen werden, so treten als Leit- pflanzen für letztere zu den schon bei den Stufen genannten 7 Arten noch folgende 6 neue sehr interessante hinzu: Sabal major Une., Fopulus Gaudini Fısch., Cinnamomum specta- bile Hrer, Dryandroides banksiaefolia Uxe., Eucalyptus oceanica ? Ung., Carya Heeri Ert. Nach diesem theilt Dettighofen mit der unteren Susswasser- molasse nicht nur die grösste Anzahl Arten (35), sondera auch weitaus die meisten — nämlich 13 — Leitpflanzen und hat bei der Analogie mit dieser Abtheilung in ihr, wie oben gezeigt, mit der unteren Braunkohle von Monod die meiste Aehnlichkeit. Hierbei ist noch zu bemerken, dass die Flora und Fauna von Dettighofen zu unterst in der Melanienstufe gleich über der Austernagelfluhe vorkommt, und dass der mitt- lere und obere Melaniensand, der nur sparsam von abgerie- benen Austernschalen darchschwärmt wird, wohl auch jungeren Stufen als Monod parallel sein kann. Werfen wir auch hier, wie bei Baltersweil, die Blicke nach auswärts, so ist überall eine grössere Verwandtschaft der Dettighofer Florula mit der unteren als oberen Braunkohle zu beobachten. So theilt nämlich Dettighofen mit der unteroli- gocänen Braunkohle von Sotzka (S.), Häring (H.) und Novale (N.) folgende, zum Theil sehr interessante Arten: Phragmites oeningensis A. Br. Sabal major Use. (H. N.) Myrica Ungeri Hzer. (S. H.) Cinnamomum Rossmässleri Heer (H. N.) C. Scheuchzeri HEEr. (8. N.) C. lanceolatum Un. (S. H. N.) C. polymorphum A. Br. (S.) Daphnogene Ungeri HEer. (S. N.) Dryandroides banksiaefolia Une. (S.H.N.) Vaccinium acheronticum Une. (S. H. N.) Porana Ungeri ? HEER. (S.) Eucalyptus oceanica ? Une. ($. H.) Amygdalus pereger Une. (S. N.) Cassia Berenices Une. (S. N.) C. phaseolites Une. (S. H. N.) 5öl Cassia ambigua Une. (H. N.) ©. lignitum ? Une. (S. H. N.) Acacia sotzkiana Ung. (8. H.) Aus diesem Verzeichnisse geht hervor, dass Dettighofen mit Sotzka in Steiermark 15 (5 seiner Pflanzen), mit Häring in Tyrol 11 und mit Novale in Italien 12 Pflanzenspecies gemein- sam hat, folglich auch mit diesem Horizonte in naher Bezie- hung steht. Auch ist noch besonders auf die Verwandtschaft von Dettig- hofen mit Speebach im Elsass aufmerksam zu machen, die zwar nur wenige, aber wichtige Arten mit einander theilen: Quercus Schimperi HEER, Quercus Köchlini Hrer, Eucalyptus oceanica Ung., Mimosites haeringiana Ert. Die beiden Eichen sind nämlich bis jetzt nur an diesen zwei Lokalitäten getroffen worden. Ausser mit den schon genannten tertiären Floren theilt Dettighofen noch mit vielen anderen europäischen Fundstellen Pflanzen, die nach Zahl und Wichtigkeit sehr verschieden ver- theilt sind. Wir beschränken uns hier, wie bei Baltersweil, nur auf die wichtigeren Angaben. Dettighofen hat gemeinschaftlich mit den Braunkohlen am Niederrhein bei Bonn 17 Arten, Gypsen von Senigaglia 12 Braunkohlen von Parschlug 10 Kalkmergeln von Radoboj 13 Braunkohlen, unteren der Wetterau Schichten von Tokay Kalkmergeln der Superga bei Turin Braunkohlen, oberen der Rhön Mergeln von Günzburg Braunkohlen von Sieblos (unt. Braunkohle d. Rhon) Mergeln des Val d’Arno Braunkohlen des Mt. Promina Schichten von Menat Braunkohlen von Oadibona Schichten von Sagor Sandsteinen von Montajone Susswasserkalken von Kumi Braunkohlen von Bilin Zeits. d. D.geol.Ges. XXIL 3. SS De RN Pre BES BE EN JEDER LER Ben BR Pur Duden Hrn SESERLn } OOo nu ft [mn oO Nr} = o& [op) 552 Das Ergebniss der Vergleichung von Dettighofen mit den genannten Lokalitäten, gestützt auf die Zahl und Wichtigkeit anerkannter Leitpflanzen, dient uns zur Bestätigung der schon gewonnenen Resultate, indem wir auch hier immer nach unten gewiesen wurden. Aus dem Bisherigen geht hervor, dass die Flora von Dettishofen sehr nahe, ja am nächsten verwandt sei mit der- jenigen des Horizontes von Monod und des hohen Rhonen, sowie mit der von Sotzka, Häring und Novale. Es bleibt uns daher nur noch zu ermitteln, welchem von diesen beiden Ho- rizonten sie sich am engsten anschliesse. Es wurde schon früher gezeigt, dass die Flora von Dettighofen, nach den Lagerungsverhältnissen zu urtheilen, gar viel jünger sein. müsse als diejenige von Baltersweil; denn beide sind ja durch etwa 300 Fuss mächtige, aus Süsswasser- und Meeresnieder- schlagen gebildete Zwischenschichten getrennt. Wenn sie aber dessenungeachtet doch in einem nahen Verwandschaftsverhält- nisse zu einander stehen, so kommen eben doch einige wesent- liche Verschiedenheiten vor. In Dettighofen tritt namlich das tropische Element, gegenüber von Baltersweil, um etwas zurück, und zugleich erscheinen Typen, wie die Pappeln und Weiden, die dort fehlen, und’ welche für eine Annäherung an temperirte Klimate sprechen. Darum werden wir, gestützt auf die in Be- zug auf klimatischen Charakter schon bei Baltersweil ge- machten Erörterungen, nach welchen eine tertiare Lokalflora desto älter ist, je mehr sie sich einer tropischen nähert, Dettig- hofen für jünger als Baltersweil erklären müssen, was ja auch mit den Lagerungsverhältnissen übereinstimmt. Auch ist noch auf das Fehlen der für Baltersweil so wichtigen Leitpflanzen Dryandroides hakeaefolia Une. und D. laevigata einiges Gewicht zu legen. { Die Flora von Dettighofen schliesst sich demnach sowohl durch ihren klimatischen Charakter, als auch durch die Leit- pflanzen nicht so enge wie Baltersweil an die Braunkohlen von Sotzka, Häring und Novale an, sondern entspricht viel mehr dem Horizonte von Monod, Paudeze und hohen Rhonen, ist daher mit letzterem, beziehungsweise mit den Cyrenenmergeln des Mainzerbeckens, dem Susswasserkalke von Saucats und den - Faluns von Merignae zu parallisiren. Die aus Meeres-, Süsswasser- und Landthieren zusammen- gesetzte Fauna der Melanienschichten von Dettighofen trägt einen mitteltertiären (oligocänen) Charakter, und ohne dass sie zur Unterscheidung einer bestimmten Unterabtheilung das Ma- terial darbietet, deutet sie doch mehr auf die unteren als oberen Ablagerungen dieser Periode hin. 993 Schon früher wurde nachgewiesen, dass die brackischen Melanienschichten gleich wie die Austernagelfluhe einer von Westen nach Osten gerichteten Strömung ihre Entstehung verdanken, woraus folgt, dass auch zu dieser Zeit der Rhein- Donau-Kanal noch existirte, dass aber die Aussüussung des Mainzerbecken schon begonnen und wir die Gebilde aus der brackischen Periode der Cyrenenmergel vor uns haben. Auch kommen alle Thiere unseres Melaniensandes entweder im Mainzerbecken selbst, oder in den entsprechenden Nieder- schlagen auf dem Verbindungsstreifen mit den Donaugegenden: am Oberrhein, in der Schweiz und Württemberg vor. So trifft man im Mainzerbecken in den Schichten der Meeresbildung fol- sende, auch im Klettgauer Melaniensande vorkommende Petre- fakten: Palaeomerix Scheuchzeri MEYER, Microtherium Benggeri MEYER, Ölanorbis solidus Tumoun., Lymnaeus pachygaster Tmom., Helix Ramondi Br., H. ozystoma Tmom., H. osculum Tuoxm., H. subsulcosa Tuonu., H. punctigera Tom. etc. Weiter oben im Rheinthale ist, neben anderen mit dem Klettgau gemeinschaftlichen Muscheln, auch die bei uns häufige Melania Escheri Broxg. stellenweis zahlreich vorhanden. Auch im Thale von Delsberg ist diese Muschel, nebst noch einer an- sehnlichen Zahl Klettgauer Petrefakten, so auch Palaeomerix Scheuchzeri, anzutreffen. Aehnliche Verhältnisse bieten, wie schon früher gezeigt, die tertiären Plateaus des Baseler, Solothurner und Aargauer Jura. Horizont der Juranagelfiuhe. Die wenigen fossilen Pflanzenreste, die wir aus dieser Stufe vom Kaltwangen bei Bühl kennen, geben wohl einige praktische Winke, aber keine genügenden Anhaltspunkte zu einer sicheren Altersbestimmung. Anderwärts hat diese Bildung im schweizerischen Jura *), im Höhgau und der oberen Donaugegend eine weite Verbrei- tung**), ist aber überall äusserst petrefaktenarm, und nur aus den Lagerungsverhältnissen folgerten die Geognosten, dass die- selbe der oberen Susswassermolasse parallel sei. Die Lage- rungsverhältnisse der Juranagelfluhe im Klettgau und das Vor- herrschen der Populus-Blätter in ihrer Florula sprechen ebenfalls für diese Ansicht, und so hätten wir bis auf Weiteres dieselbe dem Horizonte von Oeningen einzuordnen. *) B. Stuper, Geologie der Schweiz, II, p. 366 u. d. f. **) J. Scaucr, die Tertiär- und Quartärbildungen am Bodensee etc. Pal: d. f. 36 * 954 Einreihung des Klettgaues in das Fachwerk des | : | Nord- und Mainzer Schweizer | Frankreich. Mittel- | Rlettgau. Deutschland. Becken. Jura. | | Dinotherien- | Dinotherien- = sand von Schichten von | = Bois de Raube, ' = | Eppelsheim | ja Chaux de Oberste |Obere ee Juranagelfluhe Juranagel- kahlenkil- der Cantone er Schichten von Schichten von| Aargau, Solo- | 2 > | nude thurn, Basel ee ER ä : n ; ‚ Dasel, er Florula E Aix und Apt. Rhön ete. | Laubenheim. | Be | or BubE a... a | Faluns der MR Litorinellen- | Touraine. Obere Schich- kalk von | S Süsswasser- ten vonCassel,!| Wiesbaden. Melanien- kalk von | Tubeck, | Corbieular |, Meeres-Kalk, sand, oben mit Saucats. “| Schichten ee | _0 00000 || -Sand, -Mergel- Austern, un- | Cerithien-und ind-Cduslome rn Meerischer Land- ; schnecken- rate von Endin-| Fjora und 5 [Schichten von'Sandv.Cassel,) kalk von | Tgen, Wöliswyl,| p . ’ > = S x Sternberg Oppenheim. Uck Kä Be, Speebach. "SO erenmei une Düsseldorf. | 2elrcn kinden, Rüne- Hochheim. | |burg, Lauffen, Septarien- \eebier ar, | Neucul, Prun- Ar on. MEETES- A rrät, Delsberg,|fluhebildung: = Thon der |sand v. Wein- 2 Turritell = |, Sand von. |). | heim, Alzei. || - Dormaclı, EEE o|® er PX 60 | Meeresbil-" || -Aesch, Räder een o|l:= ontaine- dungvon Lör.|\ chenhof; SS ei sch Ober | dorf, Basel. Fi ein Sand! 192 nenn Oos b) rien | 2: Magdeburg. | Britzingen, | ee &) | | Mühlhausen. | Kaltwangen, ER Untere Mo- | Braunkohlen | Süsswasser- | lasse mit der er a ne Bohnerze von Flora von ı er ark. tadt, . | 5 | Gyps von - A ee Delsberg, Baltersweil. 5 en ernstein- Bohnerze von: Tasarıar and Be nn “Schichten des’ Kandern, ; ne | | Samlande Auggen, herum Be | s, Schliengen Albfüheren, ‘ | Jestetten. 955. Systems der mitteleuropäischen Tertiärbildungen. ne ae T | obere Donau- B e Bayern. | Oesterreich. Italien. gegend. 2 > | | gegend. e Sandstein von | Dinotherien- Montajone, an sand und Con. Sand Vorl sand. iM. Mario. Blaue | geriensand. | Mergel von Be | | Castelnuovo. | Saranageitune | Obere Süss- [ojere si Juranagelfluhe ER ‚Obere Süsswas- | anal Blaue und ge- | des Randens, |" Ajbis, Irchel, | Sebichten. | Serdiichen Höh- an sermolasse und ee |brannnte Thone gaues und der , fand Des CroızeAux an zwei brasilianischen Quarzen. Die- selben Flächen behandelte in einer sebr scharfsinnigen Arbeit „Ueber einige Flächen am Quarz“ (Pogg. Ann. Bd. 99, S. 296 — 310) Wessgy, welcher sie nebst mehreren ähnlich liegen- den (d d, d, ete.) an Krystallen von der Grimsel, Järischau etc. beobachtete. Beide Forscher heben die Unregelmässigkeit der nur untergeordneten und etwas gewölbten oder gebrochenen Flächen 7 und 7, hervor. Des Cwoizsaux sah zwei benach- barte Dihexaöderkanten (—R:R) zugeschärft durch 7 undy,, welche also, in gleicher Weise an allen Dihexa@derkanten erscheinend, ein vollflächiges Didodeka@der bilden würden. — Die Flächen y sind demnach Abstumpfungen der Kante R: — R, welche einen stumpferen Winkel mit R, einen weniger stumpfen mit — R bilden, ein Verhältniss, welches sich in Bezug auf y, umkehrt. Auch an unseren Krystallen treten 7 und /, unregelmässig und nur selten auf. Die Bestimmung (Fig. 5) geschah durch Reflex eines dem Goniometer nahe ge- rückten Lampenlichts. An einem der Krystalle war eine Di- hexa@derkante durch drei Flächen modificirt „ y, und $ (das sogleich zu erwähnende Dihexaöder 2. Ordnung), die benach- barte Kante trug nur eine Fläche &, die dann folgende nur y. Neigung von 7: BR oder 7,:—R = 164° 58 2 »„ Zi: oder y:—R = 148° 46. 623 Das mittlere Trapezo@der 1. Ordnung {, wurde von Des CLOIZEAUX ein einziges Mal an einem brasilianischen Krystalle be- obachtet, links unter dem Hauptrhomboöäder liegend, dessen Kante mit der ausgedehnten Rhombenfläche abstumpfend.. An den Krystallen von Palombaja tritt 2, bisweilen mit grosser Regel- mässigkeit die abwechselnden Kanten R:g abstumpfend auf; indem die Flächen entweder zur Rechten oder zur Linken unter Brliegen (3. Fig. 2). t1,:R:= 162° 37. rn ist eine untere Trapezfläche, unter dem Gegenrhom- bo&der liegend, demnach 2. Ordnung. Sie wurde von WAar- KERNAGEL zuerst aufgefunden, durch Des CLoizEAux aus dem Wallis, dem Dauphin&e und von Carrara wieder beobachtet; namentlich an letzterem Fundorte glatt und, glänzend. Unsere Krystalle zeigen n stets gewölbt, sodass nur eine annähernde Messung möglich war. Die Fig. 2, eine_naturgetreue Dar- stellung, zeigt, wie zn diejenigen Kanten R:g abstumpft, an denen it, nicht auftritt. Das Dihexaöder & ist eine der, seltensten Flächen. Be- reits HaUyY führt sie vom Amethyst von Oberstein auf und stellt sie als auftretend an allen 6 Dihexaöderkanten« R:—R dar. Des Croızeaux fand dieselbe Form an Amethysten von Uru- guay und aus den Kupfergruben des Oberen Sees. Auch wurde & durch Dr. Ew. Becker (s. Pogg. Ann. Bd. 138, S. 626) an Quarzen von Baveno wiedergefunden. Nach Des ÜLOIZEAUX tritt &E an mehreren benachbarten Kanten der Com- bination R:— R auf, während Becker die Flächen nur zur - Hälfte, und zwar über den Rhombenflächen liegend, also eine trigonale Pyramide bildend, beobachtete. An unseren Krystallen tritt & zuweilen vollzählig an allen sechs Kanten auf, als ausserst schmale Abstumpfungen. Mit & auch wohl 7 und >, an derselben Kante, wie oben bereits angedeutet. &:R oder = 2 — 156° 52 (Fig. 1, 3, 4). Das Skaleno@der 5° "wurde von Des CLoIzEAUx an einem Krystalle unbekannten Fundorts, als eine einzeln auftretende Fläche, beobachtet. An einigen Exemplaren unseres Fundorts (Fig. 5) finden sich etwas gerundete, schmale symmetrische Zu- schärfungen der drei Endkanten des Hauptrhomboäders, welche angenähert die Lage der Des Croizeaux’schen Flächen 5° ha- ben. Die approximativen Messungen für unsere Flächen er- gaben beiderseits 5°: R und 5°,:R = 166, während Des BILTE DES, SER Sa IT Sa a Ba na a TR TEN 3 a ge VERA ER SED RE 624 CLoIzEAUx für diese Kanten 168° 33° berechnet. Unsere Flächen liegen demnach zwischen 5’ und b’, 45 P®)= (Aa: 2 a:2.a:c), deren Neigung zu R = 162° 2. Das symmetrische hexagonale Prisma k, bestimmte zuerst Lüvy an einem Krystall der Turxer’schen Sammlung; Des CLo1ZEAUxX beobachtete dasselbe gleichfalls an einem beider- seits auskrystallisirten brasilianischen Quarze, und zwar die abwechselnden Kanten des Prismas g, rechts unter dem Haupt- rhomboöder, zuschärfend. An mehreren der Krystalle von Pa- lombaja treten je zwei Flächen k, mit grosser Regelmässigkeit an den abwechselnden Prismenkanten auf, und zwar entweder zur Rechten (Fig. 1) oder zur Linken (Fig. 2) des Hauptrhomboöäders liegend. Die schmalen Flächen tragen eine schiefe Streifung, welche parallel zur Combinationskante mit derjenigen Fläche des Hauptrhomboäders ist, welcher die Flächen k, anliegen. Die Trapezo@äder 7 und 7, würden mit den Prismenflächen 2 horizontale Combinationskanten bilden. k, :k, = 158° 12/;tk, : g= 160° 54°. Diejenigen Kanten des. hexagonalen Prismas, an denen die k, nicht erscheinen, sind abgerundet. Einige Krystalle gestatten wahrzunehmen, dass diese runde Abstumpfung nicht von Einer, sondern von zwei Flächen herruhrt, welche einem anderen symmetrischen Prisma angehören, dessen Bezeichnung nach annähernden Messungen k, ist. Dieses Prisma ist nach Des Croizeaux unter den Formen ähnlicher Art an den car- rarischen Krystallen am häufigsten. Die Flächen E, 7, o, welche nicht in den Zonen — R:R :g oder R:— R:g liegen, gehören zu den Formen, welche Des Cwoizeaux: „Hemiscalenoedres places d’une maniere quel- conque sur les angles lateraux du rhomboedre primitif,“ QuEN- STEDT „Gyroidflächen“ nennt. Mit Ausnahme zweier, bereits von BROOoKE angegebenen Formen dieser Art wurden alle bis jetzt bekannten (gegen 40) von Des CroizEaux bestimmt. Jene - Formen, im Allgemeinen selten, unregelmässig und von geringer Ausdehnung, fallen, trotz ihrer scheinbar ganz unregelmässigen _ Lage, wenigstens in eine Zone, welche durch zwei sicher be- stimmte und nicht ganz seltene Flächen gebildet werden (Aus- nahmen bilden nur die beiden Broorr’schen Flächen \ und ;). In Bezug auf diese Flächen darf an die Bemerkung Des CLOIzEAUX’s erinnert werden (welche er bei Diskussion der [/ .. D a Form « = (td: a:--a:c), d' d bil äussert) „on doit 625 done reconnaitre qu’il existe des faces parfaitement determinees, dont la notation ne peut pas s’exprimer par des rapports aussi simples que le supposaient les lois primitivement etablies par Havr.“ Für das Hemiskalenoöder E, dessen vollständige Formel == 230: &b:&a:,b:,a:3b:c), ermittelt sich u. a. eine Zone zwischen dem Rhomboäder # R (e* Des CLo1zEaux) und g. Vergleicht man das Zeichen mit demjenigen der gewöhn- lichen Quarzflächen, so erscheint es zwar complieirt, während es unter denen der „faces isol&ees* eines der einfacheren ist. Der Bestimmung von E wurden zwei Kantenmessungen zu Grunde gelegt, nämlich R:E = 158° 5’—-18 und AR:E — 159° 45’— 160° 17. Diese Kanten berechnen sich aus jener Formel: R:E = 158° T, AR:E = 159° 55, eine Uebereinstimmung mit den beobachteten Winkeln, welche, mit Rücksicht auf den Grad der Genauigkeit der Messungen, als genugend bezeichnet werden darf. Jedenfalls lässt sich, ohne allzu complieirte Axenschnitte zu erhalten, eine voll- kommenere Uebereinstimmung mit den Messungen nicht er- zielen. Die neuen Flächen wurden, wenngleich immer etwas gerundet, doch mehrfach messbar gefunden. Sie erscheinen in der Dreizahl und zwar entweder rechts oder links unter dem Hauptrhomboäder (Taf. XIV., Fig. 1, 3, 5). Zuweilen treten die E auch als ein volllächiges Skaleno@äder auf (Fig. 6). Solche Krystalle liessen mich Anfangs glauben, dass hier wirklich Skaleno@der vorlägen. Doch die Unwahr- scheinlichkeit dieser Annahme überhaupt, sowie die bestimmt hemiedrische Erscheinung an der Mehrzahl der Krystalle, be- wogen mich, eine Zwillingsbildung, und zwar die Verbindung eines rechten und eines linken Individuums (wie sie bei bra- silianischen Amethysten bereits von G. Rose nachgewiesen wor- den ist) anzunehmen, wenngleich in solchen Fällen eine Zwil- lingsgrenze nicht wahrzunehmen ist. Während das holoedrische Skalenoöder EZ seine stumpfe Endkante in der Richtung der Fläche R legt, liegt diejenige von / unter — R. Das Hemiskalenoöder 7, dessen vollständige Formel = Ga: b:- a:--b:-1ad::b':4;c), tritt niemals ohne E auf, wozu sich stets 4R gesellt. Hierdurch erkennt man sogleich die Zone AR: E:I, welche bei Bestimmung von I zu Hülfe genommen wurde, Wäre 7 als ein volltlächiges Ska- RR 1. 626 lenoöder entwickelt, so wurden seine weniger stumpfen End- kanten durch die Flächen R abgestumpft werden. Die Flächen I neigen noch mehr zur Rundung, als die E. Ihre Bestim- mung erfolgte aus einer annähernden Messung unter Berück- sichtigung jener Zone und kann nur als muthmasslich betrachtet werden. Berechnet: 1.9 191% 29 I:.R = 145° 46 I:AR = 131° 344 Gemessen: I:E = circa 157° 30. Wohl die merkwürdigsten Flächen unserer Quarze sind die des spitzen, negativen Hemiskalenoöders o, vollständige Formel = (4a : — b' 7 a: bb: a: : b: 6). Die o bilden Abstumpfungen ‚der. 15 1ı abwechselnden Combinationskanten des Rhomboäders 4R und der anliegenden Prismenfläche g (ähnlich wie » Dss CLoIzEAUux’s zwischen — 8R und g liegt). Die Flächen o treten mit auf- fallender Regelmässigkeit an den abwechselnden Kanten 4AR:g auf, und zwar stets nur dort, wo die Flächen E und k, Jie- gen, niemals dort, wo die Flächen %k, die Prismenkante ab- runden. Die Fläche o ist schief gestreift, parallel ihrer Com- binationskante mit R. Diejenigen Krystalle, an denen E und I als vollflächige Skalenoeder erscheinen, zeigen alle sechs Kanten 4R:g durch o abgestumpft. Aus der Formel für o berechnet sich 4R:o = 144° 44!’ g:o = 154° 38H, ge- messen 4AR:o = 144° 50 g:o = 154° 30 —40'. In un- seren Figuren 1—5 ist angedeutet, dass diejenige Kante 4R:g, welche nicht durch o abgestumpft ist, stets durch zwei Flächen gerundet modificirt wird. Dieselben können gleich- sam als eine Fortsetzung der Prismenflächen X, angesehen wer- den und sind stets wie mit höckerigen Schuppen bedeckt. Die Richtung der Kanten, welche in den Figuren die genannten Flächen mit den k,, sowie mit,» bilden, wurden aus annähern- den Messuugen berechnet, die indess zu ungenau waren, um die Ableitung einer Formel zu rechtfertigen. Oft vereinigen sich die beiden (Kante 4R:g) abrundenden Flächen zu einer 627 einzigen Wölbung, mit welcher sich gerundete Flächen des Endes verbinden. Der Unterschied zwischen der einen durch 0 abgestumpfien Kante 4R:g und der anderen anliegenden, deren Rundung sich gegen das Ende mehr auszudehnen pflegt, ist bei unseren Krystallen ein durchgreifender. Die eben er- “wähnten schuppenartigen Protuberanzen nehmen oft die Ge- stalt stumpfer, vierseitiger, parallel gestellter Pyramiden an. Wie überhaupt zwischen den Krystallen vom Collo di Palombaja und gewissen brasilianischen eine ausserordentliche Aehnlichkeit besteht, so wiederholen jene kleinen Pyramiden sich auch bei jenen letzteren Vorkommnissen. Von den Flächen k, eines Brasilianers sagt Dss CLoizeaux: „elles sont arron- dies et parsemees de petites pyramides saillantes qui ont la forme des clous dits & tete de diamant.* Schliesslich sei noch bemerkt, dass die Flächen E, 7, o einen anderen Charakter besitzen , als die gewöhnlichen, wohlgebildeten, scharf mess- baren Krystalllächen des Quarzes, und hierin wohl mit den meisten Hemiskaleno@derflächen übereinstimmen. Sie neigen zur Rundung und geben in Folge dessen stets mehr oder we- niger verwaschene Bilder. Auch geben die Messungen dieser gleichsam nebligen Reflexe an verschiedenen Krystallen zu- weilen etwas verschiedene Werthe. (sewiss besteht ein auf- fallender Gegensatz zwischen solchen zur Wölbung neigenden Flächen und den ebenen, glatten, glänzenden, echten Krystall- flächen. Doch wäre es ein Irrthum zu glauben, die Rundun- gen jener Flächen wären zufällig und unregelmässig. Dass dies nicht der Fall, erhellt schon aus der Betrachtung der Linien, unter denen solche Wölbungen zu Ecken zusammenstossen. Es herrscht in Bezug auf den Verlauf der hier entstehenden Curven eine auffallende Gesetzmässigkeit. Der Zukunft muss es vorbehalten bleiben, die Ursache der Wölbung gewisser Flächen eines Krystallsystems zu ermitteln, von denen Car. $. Weiss glaubte, dass sie mit „geringerer Kraft hervorgebracht, mit geringerem Erfolge den allgemeinen Gravitationskräften abgewonnen seien.* Nicht nur die neuen Flächen E, I, o zeigen sich mehr oder weniger gerundet, sondern auch —AR, t,,n,&,7,r', db’; während die Flächen des Hauptrhom- bo@ders, wie auch, wenn sie vorhanden, diejenigen des Gegen- rhomboöders stets eben sind, abgesehen von den dreiseitigen PETE SLR N 628 Eindrücken, welche sie tragen. Gewöhnlich sind auch die AR eben, und ebenso die Prismenflächen. - Nicht selten befinden sich unter den Quarzen von Pa- lombaja Zwillinge zweier rechter oder zweier linker Iudividuen, welche bei gemeinsamer Axe c 60° gegen einander gedreht sind (siehe Taf. XIV., Fig. 5). Sie sind mit einer Prismen- fläche oder einem Theile derselben verbunden, im Uebrigen deutlich gesondert. Auf den Rhombo&derflächen der scheinbar einfachen Kry- stalle beobachtet man fast niemals Zwillingsgrenzen,, wie sie so häufig die Verwachsungen von Individuen derselben Art in verschiedener Stellung charakterisiren. Dennoch sind die meisten dieser Krystalle vielfache Zwillinge, doch in einer anderen als der gewöhnlichen Verbindungsweise. Während nämlich bei den Zwillingen des Quarzes die Grenzen meist mehr oder weniger vertical herablaufen, oder ganz unregel- mässig sich begrenzen und in zahlloser stuckweiser Zertheilung sich durchdringen, so laufen hier die Grenzen annähernd ho- rizontal über die Prismenflächen, resp. über 4R (s. Taf. XIV., Fig. 4). Da die Prismenkanten abwechselnd deutlich durch zwei Flächen k, zugeschärft‘ oder überhaupt nicht modificirt, die alternirenden indess durch k, abgerundet sind, so zeist sich als Folge der Zwillingsbildung an derselben verticalen Kante abwechselnd jene zweifache Modification, während gleich- zeitig die Flächen des Prismas g mit den Flächen des spitzen Rhomboeders 4R abwechseln. Dies Alterniren von AR und g ist demnach hier nicht dem gewöhnlichen Öscilliren dieser Flächen zuzuschreiben, sondern steht in innigem Zusammen- hange mit jener Zwillingsbildung. Von dieser interessanten Verbindung wird Fig. 4 eine deutliche Vorstelluug geben. Der Krystall besteht aus horizontal uber einander liegenden Stücken gleicher Art, welche 60° gegen einander gedreht sind. Der Zwilling ist derselben Art wie der Krystall 1, d. h. es würde E und o, wenn vorhanden, zur Rechten unter dem Haupt- rhombo&der liegen. Denn o tritt immer als Abstumpfung über denjenigen Kanten g:g oder an denjenigen g:4R auf, welche nicht abgerundet sind. Eine ähnliche Verschiedenheit dersel- ben Prismenkante, welche auf nahe horizontale Zwillingsgren- zen schliessen lässt, findet sich zuweilen auch an den Kry- stallen von Carrara, s. Des CLolzEAaux (Mem. sur la cristalli- 629 sation et la structure interieure du Quartz, pl. Il., f. 62). Solche Verschiedenheiten von Scharf und Gerundet an dersel- ben verticalen Kante wiederholen sich an unseren Krystallen vielfach. In anderen Fällen haben die Grenzen, in denen die verschieden gestellten Individuen zusammenstossen, auch einen mehr unregelmässigen Verlauf. Einige der Krystalle zeigen nämlich theils zwei anliegende Hauptrhomboälderflächen, theils auf beiden Seiten die Prismenfläche in gleicher Höhe von schar- fen oder gerundeten Kanten eingeschlossen, was auf einen mehr verticalen Verlauf der Grenze schliessen lässt. An eini- gen der Krystalle zeigen sich, über die Prismen- und Rhom- bo@derdächen laufend, Linien oder dünne Lamellen parallel einer Fläche R. Auch dies scheinen Zwillingseinschaltungen zu sein. Wo dieselben über die gerundeten Kanten (R:R, oder R.: — R) laufen, ist deren Wölbung in eigenthümlicher Weise gestört, ähnlich der Erscheinung, welche WEBskY be- schreibt, s. PoGGEnd. Ann. Bd. 99. Wie bereits oben ange- deutet wurde, treten an einzelnen unserer Palombaja-Quarze die Flächen E, 7 und o als vollllächige Skaleno&der auf, siehe Taf. XIV., Fig. 6. Man könnte diese Krystalle für einfache halten und zugleich E, I und o als wirkliche Skaleno&der an- sehen, wenn nicht an so vielen Krystallen das trapezo&@drische Auftreten der genannten Flächen unzweifelhaft wäre und den Beweis für die Zwillingsnatur jener Exemplare lieferte. Es sind demnach Individuen verschiedener Art, ein rechtes und ein linkes, in gleicher Stellung zum Zwilling verbunden. R ist also für beide Individuen eine Fläche des Hauptrhombo&- ders, und es liegt ein Fall derselben Zwillingsbildung vor, welche am ausgezeichnetsten bei brasilianischen Amethysten vorkommt. Es ist bekannt, dass G. Ross in seiner berühmten Arbeit über den Quarz (Schriften der k. Ak. d. Wissensch. 1844) an jenen Amethysten als eine Folge desselben Zwillingsgesetzes, die Trapezflächen x als Skalenoöderflächen auftretend sah, sowie, dass später Dss CLoizEaux durch optische Untersuchung die Verwachsung von rechtem und linkem Quarze vielfach bestä- tigte. — Das Wachsthum unserer Krystalle geschah in lauter Kapseln oder kappenförmigen Hüllen, wie dieselbe Erschei- nung so bekannt ist bei den Amethysten von Schemnitz und _ bei den Quarzen von Poretta, nahe Bologna. Die Schalen schliessen oft nicht unmittelbar zusammen, sondern lassen 630 schmale Hohlräume zwischen sich. Zuweilen bemerkt man auch im Inneren grösserer Krystalle kleine sogenannte negative Krystalle, silberweiss in Folge der totalen Reflexion erglän- zend. Diese schalenförmige Bildung ist oft im Inneren der Krystalle deutlich sichtbar, indem ein dünner Ueberzug von Eisenocker die successiven Lagen bezeichnet. Die Flächen des Hauptrhombo&ders tragen zuweilen eine feine horizontale Streifung, welche durch das oscillirende Auftreten des Rhom- bo@äders —; R hervorgerufen wird. Ausserdem zeigen die Flä- chen des Hauptrhomboäders und die des Gegenrhomboeders sehr häufig dreiseitige Vertiefungen, so geordnet, dass sie stets eine Seite ihres dreiseitigen Umrisses mit der Kante zwischen Prisma und Rhomboöder parallel und der Endecke des letzte- ren zugewandt haben. — Eine besondere Eigenthumlichkeit unserer Quarze besteht in der Rundung ihrer Kanten. Dem oben über die Wölbung der Flächen E, I und o Gesagten ist noch hinzuzufügen, dass sich an unseren Krystallen ein allmäliger Uebergang findet von denjenigen, welche normale Contouren ha- ben, bis zu jenen, welche wenigstens in ihrer oberen Hälfte völlig einem Tropfen Glas gleichen. Auch an demselben Krystalle ver- halten sich die Kanten sehr verschieden in Bezug aufihre Neigung, sich zu runden. Im Allgemeinen gilt die Regel, dass eine Kante, je näher zur Endecke hin sie liegt, um so mehr zur Rundung geneigt ist. So ist die Endecke immer gerundet, desgleichen die Kanten des Hauptrhombo&@ders, häufig diejenigen des Di- hexa&@ders, seltener diejenigen des Prismas. Fast niemals ge- rundet sind die horizontalen Kanten, also diejenigen zwischen den Rhomboedern und dem Prisma. Auch die Rundung selbst ist eines genaueren Studiums werth. Wo dieselbe weiter fort- geschritten ist, da ist die betreffende Kante von Fläche zu Fläche stetig gerundet, und wo zwei gerundete Kanten zusam- menstossen , stellt sich eine kugelige Wolbung ein. Nicht so an jenen Krystallen, wo die Rundung ein gewisses Maass nicht überschreitet. Hier. setzt die cylindrische Wolbung bestimmt gegen die Flächen ab, ja sie ist zuweilen von denselben durch einen etwas erhöhten Saum geschieden; und wo gerundete Kanten sich treffen, entsteht eine scharf gezeichnete Knickung. Rundung und Knickung erinnern auffallend an bekannte ähn- liche Erscheinungen am Diamant; die Flächen des Dodekaäders sind hier gewölbt, und zwar in der Richtung der langen Dia- 631 gonale stetig gerundet, in derjenigen der kurzen gleichsam in einem Knick, der zuweilen zickzackförmig verläuft, gebrochen. Ueber die Ursache der Wölbung der Quarzkanten kann man einer zweifachen Ansicht sein, zwischen denen die Entschei- dung recht schwierig ist. Entweder wir haben es mit einer ursprünglichen krystallinischen Bildung oder mit einer späteren corrodirenden Einwirkung zu thun, denen die Quarze ausge- setzt waren. Für erstere Ansicht scheint zu sprechen, dass zuweilen die Flächen vollkommen spiegelglänzend, wäh- rend die Kanten völlig gewölbt sind; sowie dass die sehr klei- nen Quarzkryställchen, welche als ältere Bildung die Druse bekleiden, keine Spur jener Kantenrundung zeigen, während die grösseren Krystalle daneben förmlich wie tropfenartige Massen erscheinen. Auch wissen wir aus den vorzüglichen Arbeiten von Des CLoIzsEAaux und WEBskY, dass mehrere der selteneren Quarzflächen, z. B. die k, rt, /, t, «', m, nicht sel- ten oder gewöhnlich gerundet sind. Nichtsdestoweniger be- steht eine unleugbare Analogie zwischen manchen der rund- kantigen Krystalle von Palombaja und den durch verdunnte Flusssäure geätzten Quarzen, so dass der Gedanke an eine Corrosion sich auch für jene natürlichen Vorkommnisse viel- leicht nicht ganz zuruckweisen lässt. Die Kanten, welche zu- nächst sich runden, sind dieselben, welche auch der Einwirkung der Flusssäure am wenigsten widerstehen. Ferner findet sich die oben erwähnte Unregelmässigkeit in Bezug auf die Lage derjenigen Flächen , welche theils die Endkanten des Haupt- rhombo&ders, theils diejenigen des Dihexaäders zuschärfen oder abstumpfen, auch bei denjenigen Flächen, welche durch Ein- tauchen der Quarze in Flusssaure an Stelle jener Kanten her- vorgebracht werden. Meist sind allerdings die Flächen unse- rer Quarze noch glänzend und glatt, während die Kanten be- reits stark gerundet sind. Zuweilen indess bemerkt man auch auf den Flächen jenes Moiree-artige Relief, welches die geätz- ten Quarze auszeichnet. Bereits Herrn Des CLoIzEAaux ent- ging die Aehnlichkeit der geätzten Krystalle mit manchen von - ihm untersuchten Quarzen nicht: „Lorsque l’action de l’acide fluorhydrique a et& convenablement menagee, les moirages sur les plans des sommets et les petites facettes qui remplacent leurs aretes d’intersection prennent une telle ressemblance avec ce qu’on observe sur certains &chantillons du Dauphine, du Zeits, d. D. geol. Ges. XXII, 3. 41 EN a u ze NEE 632 Brasil, de Järischan, de Siberie etc. et sur les hyacinthes de Compostella, qu’on se demande naturellement si ces öchan- tillons n’avaient pas subi l’action lente et prolongee d’un gaz ou d’un liquide faiblement corrosif. On est d’autant plus porte ‘'& croire & une action de ce genre, qu’on en trouve dans la nature des exemples qui ne paraissent guere contestables. [Gewisse Quarze von Gutannen.] On est porte & admettre, que l’eau agissant pendant un temps indefini, et d’une maniere continue, possede une puissance beaucoup plus grande qu’on ne le croit generalement, et peut produire des effets dont nous ne nous rendons pas un compte bien exacte.* Wenige Jahre nachdem obige Worte geschrieben, lehrten die Versuche Dav- BREE’S, „que l’eau surchauffee a une influence tres-energique sur les silicates; elle en dissout un grand nombre, detruit certaines combinations a bases multiples, en fait naitre de nouvelles, soit hydratees, soit anhydres; enfin elle fait cristalliser ces nouveaux silicates bien au-dessous de leur point de fusion.“ (Dausree, Et. s. 1. metamorphisme, p. 94.) Indem wir das Studium der fraglichen Quarze mehr abbrechen als beenden, mag noch die Bemerkung; gestattet sein, dass man zuweilen auf der völlig gerundeten Endecke eine kleine warzenformige Spitze, oder auf gerundeten Kanten Reihen flacher Warzen wahrnimmt, welche man nur für neue Gebilde halten kann. Bei der Entstehung der Quarze von Palombaja vereinigten sich mit den Bedingungen zur Bildung seltenster Flächen solche, in Folge deren gerundete Kanten gebildet, die Flächen geätzt wurden, und wieder andere, welche eine Neubildung von Quarz- masse veranlassten. Mit der Voraussetzung solcher verwickel- ten Bildungsprocesse steht das Vorkommen unserer Quarze auf dem Contact von Granit mit dem durchbrochenen und meta- morphosirten Kalkstein wohl in einer gewissen Beziehung.*) Etwas sudwestlich von unserer Contactstelle tritt in der Punta di Cavoli der centrale Granit unmittelbar an’s Meer und bildet die Küstenstrecke Secchetto bis zum Golf von Barbatoja. Dieses granitische Gestade entspricht demnach dem diametral gegenuberliegenden zwischen S. Andrea und Patresi. Oest- lich von der Wurzel der Halbinsel Fetovaglia beginnt schon wieder die Schieferhulle: grüne Schiefer, welche durch Auf- *) 8. die Anmerkung 1 am Schlusse dieses Aufsatzes. 633 nahme von Diallagblättern in einen schieferigen Gabbro über- gehen. Wo jene Landzunge sich an die Insel schliesst, führt der Weg uber dichte, harte, doch trotz der Granitnaähe nicht wesentlich veränderte Kalkschiefer, welche hier gebrochen werden (Piatti di Fetovaglia). Diese Schiefer, welche mit Sandsteinen wechsellagern, streichen von Nordwesten nach Sudosten, in der Richtung der Landzunge, welche durch diese Straten gebildet wird, und fallen gegen Südwesten. Es sind dieselben Schichten, die wir bei Marciana fanden, und welche den im Cap Poro endenden Hügelzug zusammensetzen. Wohl mehr als eine Miglie führt der Weg nach Pomonte uber jene Kalk- .schiefer fort, bis gegen das genannte Thal hin, dem Beginn unserer Umwanderung, wieder grüne Schiefer, mit Serpentin verbunden, erscheinen. Die Scheidung jener sedimentären Sehichten (Macigno) und der krystallifischen Schiefer wäre hier eine schwierige Aufgabe, so dass die Auffassung STUDER’s erklärlich wird: „on se persuade facilement que tous ces schistes amphiboliques et diallagiques, qui a chaque pas chan- gent de nature, ne sont & proprement parler que du — — fiysch modifie.“ [?] Noch bleibt uns die östliche Grenze des Granitgebirgs Capanne und namentlich die Gegend von S$. Piero zu be- trachten übrig. Je interessanter hier die Contactverhält- nisse sind, um so mehr ist die mangelhafte Gesteinsent- blössung zu beklagen, im Gegensatze zur übrigen Gebirgs- peripherie, welche vom Meere bespult wird. Als Hülle des Granitmassivs erscheint auch hier wieder eine schmale Zone krystallinischer Schiefer von mannichfaltiger petrographischer Beschaffenheit, welche einen ununterbrochenen Zug, vom Hügel Palombaja beginnend, bis über S. Illario hinaus bilden. In _ weiterem Abstande, das untere Gehänge bis zur Ebene bildend, erscheinen Kalk- und Sandsteine. Das hohe mineralogische Interesse, welches sich an S. Piero knüpft, beruht wesentlich auf den mineralreichen Gängen turmalinführenden Gra- nits, welche den normalen Granit in der Nähe seiner östlichen Grenze durchbrechen, und zuweilen auch in die krystallinischen Schiefer fortsetzen. In der näheren Umgebung von S. Piero und S. Illario streicht die Grenze zwischen dem Granit und den Schiefern von Süd-Nord oder von Südsudwest nach Nord- 4] * pr WE Br Wr Bd» Hal De Pay, IE % Be N 1 EN N Zar 5 B i F) 4 { j Era TR Seal N az 634 nordost. Das Fallen ist steil östlich, zuweilen auch westlich, häufig vertical. Der Gesteinswechsel fällt hier zusammen mit dem plötzlichen steileren Absturz des Gebirges, wodurch S. Piero eine so ausgezeichnete Lage, gleichsam am äussersten Rande einer hohen Terrasse, erhält. Die krystallinischen Schie- fer, deren Streichen um die Nordsüdlinie schwankt, und deren Fallen der Grenzfläche conform ist, sind bei San Piero von der mannichfachsten Beschaffenheit, dabei die scheinbar ver- schiedenen Gesteine auf das Engste verbunden. Es herrscht namentlich ein dunkler glimmerführender Thonschiefer, welcher in einen deutlich krystallinischen, kleinschuppigen Glimmer- schiefer übergeht. Eine äusserst feine Schieferung ist vor- handen, und indem die einzelnen Lagen bald glänzend schwarz, bald grau sind, erhält das Gestein oft ein eigenthümlich flecki- ges Aussehen. Körnerseines triklinen Feldspaths scheiden sich zuweilen in der Grundmasse aus. Mit diesen Straten tritt der Granit in Verbindung unmittelbar unterhalb S. Piero an der Strasse, welche zur Marina hinabfuhrt. Der Schiefer fällt steil vom Granit ab, an der Grenze sind beide Gesteine in merk- würdiger Weise gleichsam in einander verflochten. Der Gra- nit dringt in mannichfachen Ausläufern in den Schiefer ein, dessen Straten in der Granitnähe auseinandergerissen und gebogen sind (s. Fig.). Zahlreiche Schiefereinschlusse werden Grenze zwischen Granit und Schiefer bei S. Piero. vom Granit in der Nähe der Grenze umhullt; dieselben zeigen eine krystallinische Ausbildung, entbalten in grösserer Menge triklinen Feldspath, sind gneissähnlich. Ausser jenen Granit- apophysen, welche augenscheinlich die Schieferstraten zerrissen und dislocirt haben, bemerkt man zahlreiche lagerartige Gänge von Granit, welche zwischen die Schieferstraten normal ein- geschaltet erscheinen. Diese Lagergänge sind zuweilen weni- ger als 3 Centimeter mächtig, und nicht immer ist die Ent- A Sur 635 scheidung leicht, ob ein wirklicher Gang oder eine höhere krystallinische Ausbildung eines Stratums vorliegt. In beiden Fällen aber, sowohl wo die Granitmassen die Schieferschich- ten knicken und offenbar eine abnorme Grenze vorliegt, als auch wo beide Gesteine fast zu alterniren scheinen, ist die Verbindung derselben eine so innige, dass es unmöglich sein würde, dieselbe durch Beschreibung Dem deutlich zu machen, welcher ähnliche Lagerstätten nicht gesehen. Fast noch merk- würdiger als jene granitischen Lagergänge sind einzelne Schie- ferstraten, fuss- bis handbreit, welche mehrere hundert Fuss von der Grenze entfernt mitten im Granit stehen mit ihrem normalen Streichen und Fallen. Da auch hier die Verbindung eine durchaus innige ist, so könnte die genannte Beobachtung wohl die Vermuthung erwecken, dass das einem feinschieferi- gen Gneiss ähnliche Schieferstratum nur eine Modification des Granits darstelle. Gegen eine solche Auffassung streiten aber nicht nur die sehr zahlreichen Punkte um S. Piero, an denen ein offenbar abnormer Verband von Schiefer und Granit statt- findet, sondern auch die Wahrnehmung, dass solche Schiefer- straten nur in der Nähe der Schiefergrenze, niemals im Innern des Granitgebirges erscheinen.*) Während dies eben erwähnte Contactverhalten beweist, dass Granit und Schiefer, als sie ihre jetzige Lagerstätte einnahmen, in einem fast plastischen Zu- stande waren, giebt es auch Erscheinungen, welche von Be- wegungen dieser Felsmassen im bereits erstarrten Zustande Zeugniss ablegen. Es sind Spiegel auf Granit an der Con- *) Das bei S. Piero beobachtete lagerartige Auftreten von Granit im Thonschiefer und die Einschaltung von Schieferstraten im Granit scheint sich in gleicher Weise, zufolge der genauen Untersuchungen GumPpxEcur's, bei Eule in Böhmen zu wiederholen. (Kansten’s Archiv, 10. Bd,, S. 510, 1837.) Gumprecut beobachtete theils ein wiederholtes Alterniren von Granitlagergängen mit Schieferstraten in steiler Stellung, theils grosse Massen von Thonschiefer mit Granit auf das Innigste verwachsen und in regelloser Weise wechselnd und kommt zu folgender — der unserigen entgegengesetzten — Ansicht, dass das Vorkommen ohne Unterschied von Granit im Schiefer und von Schiefer im Granit, der mehrfache lager- artige Wechsel von Granit im Schiefer nur durch den ruhigsten Bildungs- process sich erklären lasse und die Vorstellung von einem gewaltsamen Durchbruche des Granits ausschliesst. Es kann freilich nicht geleugnet werden, dass einzelne Contactpunkte, für sich allein betrachtet, mehr- deutig sind. Par2 ur r 3 #4 Pi un De, ar GA u. fr WE WE RE u 9 1 ehr a A Br ME Be Narr EB Dana Naar 1 Zen re EEE IE ee ar DEREN 636 tactläche. Ein solches ausgezeichnetes Stuck bewahrt Herr Hauptmann Pısanı zu S. Piero in seiner an elbanischen Vor- kommnissen reichen Sammlung. Das Gestein ist ein turma- linführender Granit, die Spiegelfläche, polirt und gestreift, be- 'steht aus einer + Mm. dicken Turmalinschicht. Diese Spiegel- flächen auf Granit finden sich in der unmittelbaren Nähe von S. Piero bei der Kapelle S. Francesco. _ Noch verbreiteter als die glimmerigen Thonschiefer sind um S. Piero und S. Illario Gesteine aus der Familie der grü- nen Schiefer, welche sowohl unter sich, als auch mit den Glimmerthonschiefern enge verbunden sind. Legt man Hand- stucke dieser verschiedenen Gesteine neben einander, so wird es demjenigen, der das Auftreten derselben nicht beobachtet hat, schwer zu glauben, dass diese scheinbar so verschieden- artigen Massen auf engem Raume in einander übergehen und, so massig sie auch in Handstücken erscheinen, sämmtlich den krystallinischen Schiefern angehören. Unter diesen Gesteinen.ver- dient zunächst Erwähnung: ein dioritischer Schiefer, in Hand- stucken gewöhnlich massig erscheinend, ein deutlich körniges Ge- menge von triklinem Feldspath und Hornblende, zu welchem theils auf Klüften, theils in der Masse sich schwarzer Turmalin ge- sell. Auf den Kluftflächen dieses Gesteins sind zugleich mit den büschelförmigen Aggregaten des Turmalins kleine Albite und zierliche Sphene aufgewachsen. Die Sphene von S. Piero (s. Taf. XV., Fig. a sind eine Combination folgender Flächen: P=.e:ea:005b), 2 0%, h‘ I = (a:b:oorc), or; b! M = (a:;b:xc, . of... 2. ,(2056=-005), .4Poo; 8 4 — (arc:oob), Ps; : 1.-— (066: 0%), | (Px9); m gq = (6:080:000, (see): g Ab n = (a:*b:&c), GR2), a % blatt) ee PA) 1 s—-la:z bee), (4 P4); e?. Wie die Fig. 17 (gerade Projection auf die Horizontal- ebene) zeigt, herrschen die Flächen P, r, n, y, während die 637 anderen meist sehr zurücktreten. Die Flächen !, M, q sind etwas matt, die anderen sehr glänzend, auch x (was beim Sphen bekanntlich selten der Fall) messbar, so dass an die- sen Krystallen von S. Piero die von HESsEnBErRG an Krystallen von Tavetsch „mit völlig spiegelebenen Flächen 2“ berichtigte Bestimmung der genannten Fläche bestätigt werden konnte. Die Farbe der Krystalle ist grünlichgelb. Auch Sphen-Zwil- linge kommen zu S. Piero vor (Sammlung Forzsı), in ihrer Ausbildung völlig an diejenigen aus Tavetsch erinnernd. Ferner tritt als ein Glied der grünen Schiefer ein ausge- zeichneter Saussürit-Gabbro auf, welchen man namentlich in der Schlucht del Bavatico, zwischen S. Piero und S. Ilario findet. Der Saussurit bildet die derbe, licht graulichgrüne Grundmasse, in welcher, unregelmässig vertheilt, bis 1,5 Cen- timeter grosse Körner von schwärzlichgrünem Diallag liegen. Die Spaltungsflächen desselben sind faserig und erscheinen meist etwas gebogen in der Weise des Smaragdits. In naher Beziehung zu diesem grünen .Gabbro steht ein merkwürdiges Granatgestein, welches theils aus röthlichbraunen, glas- bis fettglänzenden, sogleich als derber Granat erkennbaren, theils aus apfel- bis graugrünen Partien, zu welchen bisweilen Epidot hinzutritt, besteht. Beide Substanzen, die röthlichbraune Gra- natmasse und die grünen Partien sind mit einander innig ver- bunden, so dass ihre gegenseitigen Begrenzungen verwaschen sind. Stellenweise sondern sich beide auch rein aus, so dass man Stücke von röthlichem Granat und andere aus dem grünen Mineral bestehend schlagen kann. Letzteres hat im äusseren Ansehen die grösste Aehnlichkeit mit Jadeit. (Ueber diese vergl. die treffliche Arbeit „Analysen einiger Nephrite und Ja- deite* von Prof. v. FELLENBERG, vorgetr. in der schweiz. naturf. Ges. am 24. Aug. 1869 zu Solothurn). Schon glaubte ich einen europäischen Fundort für eines dieser nephritähnlichen Mine- ralien gefunden zu haben, welche durch ihr Vorkommen als Steinwerkzeuge*) in neuerer Zeit ein so hohes Interesse er- *) Auch auf Elba kommen nicht selten Steinwaffen vor, jene Be- weise einer uralten Bevölkerung. Steinerne Pfeilspitzen wurden schon seit langer Zeit von der ländlichen Bevölkerung zufällig gefunden und aufbewahrt. Man hielt sie für „Donnerkeile‘“ und befestigte sie an die Hütten als vermeintlichen Schutz gegen Blitze, auch hängte man sie wohl den Kindern als Amulette um den Hals. Die volksthümliche Be- 638 weckt haben. Die Härte des grünen Minerals von S. Piero ist gleich Quarz, sogar etwas höher, indem spitze Ecken jenes die Quarzflächen, wenngleich nur wenig, ritzen. Der Bruch ist eben bis splitterig, schimmernd; an den Kanten durchschei- nend; Strichpulver weiss; spec. Gew. — 3,286 (Nephrit 2,96 bis 3,06; Jadeit 3,30 bis 3,40, Saussurit 3,02 bis 3,20 nach v. FELLENBERG). In Bezug auf Zähigkeit und Schwerzerspreng- barkeit verhält sich unser Mineral vollkommen wie Nephrit. Die leichte Schmelzbarkeit unter heftigem Schäumen zu einem lichtbraunen Glase verräth indess sogleich, dass wir es mit einem ganz anderen Mineral — nämlich grünem Granat — zu thun haben. Die Analyse, bei welcher die Oxydationsstufen des Eisens unberücksichtigt blieben, ergab: zeichnung für diese Steine ist auf Elba „saetta‘ (sagitta). Herr Rar. Foresı erwarb sich das Verdienst, diese elbanischen Steinwaffen in grosser Zahl gesammelt und ihre Bedeutung als Zeugnisse einer vorhistorischen Bevölkerung erkannt zu haben (1865). Eine aus mehr als 1000 Exem- plaren bestehende Sammlung elbanischer Steinwaffen und -werkzeuge wurde von Herrn Foresı zur Pariser Ausstellung 1867 gesandt und be- wies, dass Elba eine der reichsten Oertlichkeiten für die Reste der Stein- zeit ist. Die hauptsächlichsten Fundorte sind: der Abhang der Höhe von Capoliveri und die Hochebene Calamita, die Ebene von Acquabuona, der Colle Reciso, S. Lucia, Buraccio, die Umgebung von 8. Piero und S. Illario. Die Steine, woraus jene Waflen und Werkzeuge gefertigt, gehören theils der Insel an (Quarzit, Opal, harte Schiefer, Diaspro [grü- ner Saussurit und Granat]), theils sind sie derselben fremd (Feuerstein, Chalcedon, Agat, Obsidian). Die Gegenstände sind Beile, Messer, Pfeil- spitzen; s. Dell’ etä della pietra all’ isola d’Elba, lettera di R. Fonesı al prof. J. Coccnı, Estratto Jdal „Diritto“ N. 231, 24 Ag. 1865. Eine überaus zierliche Pfeilspitze mit Widerhaken aus rothem Jaspis (40 Mm. lang, 25 Mm. breit), jetzt in meinem Besitze, fand ich bei einem Bauer in der Val delle tre acque. Derselbe hatte sie wenige Tage vorher auf seinem Acker ausgegraben. Noch sei erwähnt die Auffindung einer alten Grabstätte am Calamitaberge. Sie bestand aus einer vielleicht natür- lichen Höhlung von 3 M. Länge, 2 M. Höhe, in. Eisenerz. Eine nie- dere Oeffnung (wahrscheinlich ursprünglich mit einem Stein geschlossen) gestattete den Eingang. In der Höhle lagen, von einer wenige Decimeter. hohen Erdschicht bedeckt, sieben menschliche Skelete, erwachsenen und jugendlichen Individuen angehörig. Bei den Gebeinen fanden sich Gegen- stände von Bronce und Terracotta. 639 Derber grüner Granat von S. Piero Kieselsäure 39,29 Thonerde 16,16 Eisenoxyd 10,05 Kalkerde 29,23 Magnesia 9,85 Gluhverlust 0,64 101,22. Die Analyse, deren Berechnung wegen mangelnder Be- stimmung der beiden Oxydationsstufen des Eisens unterbleiben muss, beweist, dass das untersuchte Mineral ein Kalkthoneisen- Granat ist und in Bezug auf seine Mischung den Grossularen am nächsten steht. Ein ähnliches Vorkommen von derbem, grunen Granat wie bei S. Piero scheint bisher kaum, beob- achtet zu sein. Die nahe Beziehung desselben zum grünen Saussurit-Gabbro bestätigt sich auch dadurch, dass der grüne, quarzharte Granat Körner von Diallag umschliesst und so ein der Formation der grünen Schiefer angehöriges Granat-Diallag- Gestein bildet, welches man wohl als eine neue Felsart zu unterscheiden berechtigt wäre. Nahe verwandt sind die Ge- steinsstraten, in welchen die sogenannten oktaäödrischen Granate sich finden; es sind Gemenge von derbem Epidot und Granat, beide Bestandtheile sich mit durchaus verwasche- nen Rändern begrenzend und in einander gleichsam verflösst. Mit diesen harten Schiefern wechseln schnell und vielfach Schichten mit dunkelgrüner chloritischer Grundmasse, welche eine noch grössere Verbreitung gewinnen als die harten Stra- ten. Der Fundort der Granaten liegt wenig südöstlich, kaum 60 M. unterhalb S. Piero, am Gehänge Monte di Castiglione genannt. Der Hauptmann PısAanı entdeckte (1859) dies merk- würdige Vorkommen, Prof. L. Bomgıocı zu Bologna beschrieb zu- erst die Krystalle (Nota sul granato otta&drico d. is. dell’ Elba) *) und Pısanı zu Paris analysirte dieselben (Compt. rend. LV., *) Herr Bowsiccı erwähnt als Combinationsgestalt dieser Granaten auch das Leucitoöder; die dasselbe darstellende Figur zeigt indess irriger - Weise die Combination des Granatoöders mit dem Leueitoide (a:3a: 3a), 303, welches weder an den elbanischen, noch überhaupt an Granatkry- stallen jemals beobachtet wurde. I RETTEN le : nl We A#r ER RE ENTE FE a N AL 5 ET Pa 640 216). Das Ergebniss dieser Untersuchung wurde (1862) durch eine zweite Analyse R. Reurter’s zu Wien bestätigt. Die Fund- stätte stellte sich (1864) dar als ein in jenen Schiefern auf- tretendes Kluftsystem; dieselbe (Eigenthum des Hauptmanns Pısanı) wär auf eine Strecke von 7 Meter Länge und 0,3 Me- ter Breite ausgebrochen und hat alle Sammlungen mit den in bis dahin nicht beobachteten Formen krystallisirten Granaten versehen, welche in der Zeit unmittelbar nach ihrer Auffindung ausserordentlich hoch bezahlt wurden. Begleitende Mineralien sind Chlorit in lichtgrünlichen bis silberweissen, hexagonalen Täfelchen, Epidot und eine weisse steinmarkähnliche Substanz. Letztere bildet kugelige Partien und zuweilen dünne Ueber- zuge über dem Granat und befindet sich auf verschiedenen Stufen der Zersetzung, wie die Härte — bald derjenigen des Flussspaths gleich, bald unter 'Kalkspath — beweist. Der Granat gehört zur Abtheilung der Kalk-Thonerde-Gräanate, zum Grossular. Pısanl’s Analyse ergab: Kieselsäure 39,38, Thon- erde 16,11, Eisenoxyd 8,65, Kalkerde 36,04, Magnesia 1,00 (REUTER fand nur 0,04), nebst Spuren von Mangan; Gluh- verlust 0,31. Spec. Gew. 3,73 nach Reuter. Thonerde und Eisenoxyd sind im Molekular-Verhältniss von 3:1 vorhanden. Die Farbe ist fleischroth bis licht bräunlichgelb, bei den klei- neren Krystallen zuweilen fast farblos. Bekanntlich ist das Oktaäder die seltenste Combinations- form des Granats und hat sich nur -an sehr wenigen Fund- stätten als äusserst kleine oder punktförmige Flache gefunden; umsomehr überraschte das Vorkommen von S. Piero, woselbst die kleineren Krystalle zuweilen nur vom Oktaöder begrenzt sind, mit welchem an den etwas grösseren Krystallen sich noch das Dodekaöder (dessen Flächen mit einer feinen welli- gen Streifung parallel ihrer langen Diagonale geziert sind) und das Ikositetraöder (a:24:2a), 202 combinirt. Selten sind die Oktaöderflächen spiegelglänzend, doch kommt es na- mentlich bei den kleineren Krystallen vor, meist sind sie etwas matt, ebenso die Flächen des Ikositetraäders, während die Flächen des Granatoäders glänzend sind. Zuweilen sieht man auf demselben Handstücke Krystalle, welche nur vom Okta&der be- grenzt sind, neben anderen, welche eine Combination desselben mit jenen beiden genannten Formen darbieten. Noch seltsamer ist es, dass nur wenige Schritte von der Fundstätte der oktaödri- - BE er. 641 schen Krystalle entfernt auf denselben Klüften sich gleichfarbige Granate finden, welche die Combination des Dodekaöders mit dem Ikositetraäder zeigen, ohne eine Spur von Oktaäderflächen. Welche Ursache mag bewirkt haben, dass an jener vereinzelten und beschränkten Lokalität der Granat in einer ihm an seinen tausend andern Fundorten fremden Form krystallisirte ? Der Epidot, welcher den okta@drischen Granat begleitet, ist von grünlichgelber Farbe und wird von folgenden Flächen umschlossen: 2 (a2: 0), Er 7 = (0.e:00b), Px e=(a:c:xob), —Pw u Ca:b’0e, &r2 MM: (e:009@:05), or 122: (@:0095 :00e), o8f.x., Die Krystalle sind wenig ausgezeichnet und zu genauen Messungen ungeeignet. Am Gehänge unter S. Illario und S. Piero tritt enge verbunden mit den genannten grünen Schiefern Serpentin auf, welcher eine ansehnliche Verbreitung gewinnt. An denselben lehnen sich am Fusse des Gebirgs gegen Pila hin die Sandsteinschichten, auf welche wir bei der Betrachtung des mittleren Inseltheils zurückkommen werden. Der Serpentin ist entweder noch fest, von schwärzlichgrüner Farbe mit licht- gelben Fleckeu (wahrscheinlich von zersetztem Granat her- rührend), oder zu einem losen, feinkörnigen Gruss zerfallen. Wie in den Schiefern, so treten auch im Serpentin Gänge von Turmalingranit auf. Man beobachtet dieselben namentlich deut- lich am Wege von Marina di Campo nach S. Piero, von wel- cher Oertlichkeit sie bereits durch Savı erwähnt und abgebildet wurden. Der zu Gruss zerfallene, aufgelöste Serpentin wird (besonders unterhalb S. Illario) von einem vielverzweigten Gangnetze durchschnitten. Die Gangtrümer sind kaum über 4 em. mächtig, laufen gänzlich regellos umher, sich unendlich zertheilend, sodass kaum handgrosse Flächen des zersetzten Serpentins von jenem Gangnetze frei sind. Diese Trümer sind mit kieselführendem Magnesit erfüllt, welcher in vielen Gruben am Abhange bei S. Illario und S. Piero gewonnen und nach Florenz verkauft wird. Auf der Insel wird dieser Magne- sit irrthumlicher Weise Kaolin genannt, und mit dieser irri- + 642 gen Vorstellung hängen auch frühere Angaben zusammen, da- hin lautend, dass jene Trümer die letzten Ausläufer und Ver- zweigungen von Granitgängen wären. Das Magnesit-Vorkommen auf Elba ist offenbar analog demjenigen von Baumgarten in Schlesien. Auch an letzterem Orte erscheint der Magnesit nur im verwitterten Serpentin. „Es entsteht eine sandige Masse, deren Uebergang in Serpentin man in den tieferen „Magnesit- löchern“ sehr gut beobachten kann. Darin liegen zuweilen fuss- grosse Knollen von weissem, dichtem Magnesit. Da zwischen diesen Knollen immer noch etwas frischerer Serpentin ubrig bleibt, so sieht das Gestein wie von Magnesitgängen durch- zogen aus.“ (Rorn, Erl. z. geogn. K. des Niederschl. Geb. S. 108.) Das mit Magnesit erfüllte Gangnetz bei S. Piero und S. Illario ist wohl eben in Folge der Verwitterung des Ser- pentins gebildet, dann mit den Zersetzungsprodukten des Ge- steins, Magnesit und Opal, erfüllt worden. Auf ähnlicher Lagerstätte wie der Magnesit findet sich auch Opal, wenig südlich unterhalb der Kapelle S. Rocco bei S. Piero. Es grenzt hier Granit unmittelbar an zersetzten und zu Gruss zerfallenen Serpentin, in welch letzterem Gesteine Opal, zwar nicht in eigentlichen Gängen, wohl aber in flachen Knauern, welche zu Schnuren aneinandergereiht sind, auftritt. In grosser Menge kann man diese abgeplatteten Opalsphäroide sammeln; dieselben sind theils frisch, halbdurchsichtig bis durchscheinend, fast farblos, oder zu einer porzellanweissen Masse zersetzt. Der frische Opal besitzt das spec. Gew. = 1,990 (bei 21° C.). Der Wassergehalt desselben, durch heftiges und anhaltendes Gluhen bestimmt, — 9,48. Beim Glühen zerspringt das Mi- neral mit Heftigkeit und zerfällt theilweise zu feinem Pulver. Nach jenem Glühen ergab sich das spec. Gew. 1,815. Tri- dymitkrystalle, welche G. Rose in den Opalen vieler Fundorte nachwies (Monatsber. der k. Ak. zu Berlin. 3. Juni 1869), konnte ich im elbanischen Opal nicht auffinden. In Begleitung des Opals finden sich auch eigenthümlich schwammig aus- sehende Gesteinsstücke, welche bei genauerer Betrachtung sich als Granatgestein herausstellen; eine lichtbraune zersetzte Masse mit vielen Drusen und Hohlräumen, welche bekleidet und erfüllt sind mit gelblichbraunen, dodekaödrischen Granat- krystallen. Diese Granate (deren Oberfläche rauh und zer- setzt ist) haben eine gewisse Aehnlichkeit mit den Zusammen- 643 häufungen von weissem resp. mehrfarbigem Granat, welche zu Auerbach an der Bergstrasse, ursprünglich eingewachsen in körnigem Kalke, vorkommen. An der Granat- und Opal-Fund- stätte bei S. Piero ist indess kein Kalkstein sichtbar. Könnte man die nahe Beziehung der Granate und des Opals am ge- nannten Orte noch bezweifeln, so wird eine solche doch be- wiesen durch das Vorkommen eines granatführenden schwarzen Opals, nahe der Fundstätte des oktaödrischen Granats, kaum 60 m. unter $. Piero unfern der Strasse nach der Marina. Der schwarze Opal, auf Elba Pietra di pece ge- nannt, sieht in der That einem Pechstein täuschend ähnlich, von dem er sich indess sogleich durch seine Unschmelzbarkeit vor dem Löthrohre unterscheidet. Dieses Gestein findet sich nicht anstehend, sondern nur in vielen kubikfussgrossen Blöcken an dem theils bewachsenen, theils mit Geröll bedeckten Berg- abhange. Es enthält in einer bräunlich- bis grünlichschwarzen, fettglänzenden, durchscheinenden, mitunvollkommen muschlichem Bruche sehr leicht zersprengbaren apatitharten Grundmasse in grösster Menge Granat von schmutzig gelber bis grünlichgelber Farbe. Die Bildung und Ausscheidung der Granate aus dieser Grundmasse ist eine ganz eigenthümliche, schwer zu schildernde. Hier erscheinen auf dem schwarzen Grunde ziemlich deutliche, unregelmässig vertheilte, gelbliche Dodeka£der - Durchschnitte, deren Krystalle stets durch die Bruchfläche zerrissen werden, so innig ist ihre Verbindung mit der Grundmasse. Das In- 'nere dieser Granate zeigt eine gleichsam körnige Beschaffen- heit. Zuweilen bemerkt man um einen kaum stecknadelknopf- grossen, gerundeten Granatkern ein über 1 Linie grosses Do- deka@derprofil, dessen haarfeiner Saum gelbe Granatsubstanz, dessen Inneres bis auf den kleinen Kern amorphe Opalmasse ist, eine Erscheinung, welche an die Granathüllen im körnigen Kalke erinnert. Andere Stucke des Gesteins zeigen mit der schwarzen Grundmasse alternirend eine Menge ziemlich pa- ralleler, wenngleich im Einzelnen auch unregelmässig laufender lichtgelber Streifen, wodurch eine Aehnlichkeit im Ansehen mit gewissen streifenweise entglasten Obsidianen entsteht. An- fangs ist man zweifelhaft, für was man jene Streifen zu halten habe. Eine genauere Untersuchungen lehrt indess bald, dass dieselben sich in perlschnurähnliche Reihen kugeliger Partien zu treunen streben, welche nichts Anderes als Granat sind. 644 Bei mikroskopischer Untersuchung einer dünnen Plaite ergiebt sich, dass die dunkle Farbe nicht dem Opale selbst zukommt, sondern durch fleck- und strichweise Einmengung einer röth- lichbraunen Substanz (Eisenoxydhydrat) hervorgebracht wird. Spec. Gew. des schwarzen Opals = 2,065 (bei 21° C.). Der Wassergehalt, wie oben bestimmt, = 6,36. Zerspringt beim Gluhen zwar auch, doch nicht so heftig und nicht zu Pulver wie der weisse Opal. Spec. Gew. nach dem Glühen = 1,953. Bei der Verwitterung verräth dieser Opal eine lamellare Zu- sammensetzung, und zwar liegen die Lamellen nahe normal zu jenen Granatstreifen. Auf Kluften und in Drusen des Gesteins scheiden sich Ueberzuge und kleintraubige Massen von Hyalith ab. Das Vorkommen dieses granatführenden Opals nahe der Granitgrenze ist gewiss bemerkenswerth und überzeugend fur die bydroplutonische Contaktwirkung des Granits. Granate im Opal eingewachsen sind eine bisher nur wenig beachtete Er- scheinung. Die einzige mir bekannte Analogie unseres Vor- kommens möchte das Pyropenlager von Meronitz bieten, von welchem Fundorte alle Sammlungen in einem opalartigen Ge- steine eingewachene Pyrope besitzen. Das den Pyrop von Meronitz beherbergende Gestein ist ein thoniges Conglomerat, welches vorzugsweise aus Mergelstuckeu besteht. Ausserdem umschliesst das Conglomerat auch Stücke eines „zwischen Halb- opal und Pechstein mitten inne stehenden Gebildes* von grü- ner oder grauer Farbe, mit vielen Pyropen erfüllt (s. Avc. E. Reuss, Umgebungen von Töplitz und Bilin, S. 157). - Eine der grössten Merkwürdigkeiten der Insel, ja eines der wichtigsten und schwierigsten Probleme der Geologie bieten die Granitgänge von S. Piero dar. Sind wir noch weit entfernt von der Einsicht in die Bildung des Gebirgsgranits, so mehren sieh die Schwierigkeiten der Erklärung im Ange- sichte der Gebilde des Ganggranits. Es sind Erzeugnisse längst vergangener Zeiten — von Processen, welche, wenigstens in den uns erreichbaren Theilen der Erdrinde, erloschen sind; durchaus verschieden sowohl in formaler Hinsicht, als auch in Rücksicht der Mineralführung von den Produkten der vulka- nischen Kräfte. Denn wer hätte in diesen jemals Turmalin oder Beryll gefunden (diese für die elbanischen Granitgänge bezeichnenden Mineralien). Die Gänge turmalinführenden Granits streichen von N.—S. oder von SSW.— NNO,, ihr 645 Fallen ist steil zwischen 50° und 90°; der Hauptgang von Grotta Docei zeigt Streichen Al, Fallen 55° gegen West. Sie setzen im normalen Granit auf, laufen indess zuweilen in die Gesteine der Schieferhülle hinein. Im Vergleiche zu den oben geschilderten Gängen, welche man längs der Küstenfahrt um das Capanne-Gebirge bewundert, zeigen die Gänge von S. Piero eine grössere Regelmässigkeit, ein mehr constantes Streichen und mehr stetiges Fortsetzen. Ihre Menge zählt nach Tau- senden, sie sind zwar nicht an die nächste Nähe der Grenze gebunden, indem sie sich vereinzelt bis zum Secchetto finden. Doch mussen wohl auch sie als Erscheinungen der Grenze ge- deutet werden. Sie zeigen grosse Verschiedenheiten unter ein- ander und doch wieder vollkommene Uebergänge. Gemeinsam ist allen die Gegenwart des’ Turmalins, welcher niemals fehlt. Hier stellt sich der Gang dar als eine wenige Millimeter dicke Platte, namentlich gegen die Saalbänder hin mit schwarzem Tur- malin gefleckt, welche bei der Verwitterung des Nebengesteins in Folge ihrer grösseren Festigkeit und dichteren Gefüges etwas hervorragt. An anderen Orten ist das Ganggestein (bei einer Mächtigkeit von mehreren Zollen) fast schneeweiss bis auf ein- zelne uuregelmässig vertheilte Turmalin-Nester. Dies weisse Gestein zeigt zuweilen eine Menge kleiner runder, stecknadel- knopf- bis erbsengrosser Hohlräume, wie sie kaum an dem Granit eines anderen Fundorts mögen beobachtet sein. Die- selben erinnern an kleine Blasenräume und sind sehr verschie- den von den kleinen Drusen anderer Granite z. B. desjenigen von Lugano u. a. O. Die Form der letzteren ist nicht rund, vielmehr bedingt durch die in sie hineinragenden krystallisirten Gemengtheile. Die runden Hohlräume des Ganggranits sind mit kleinen zierlichsten Quarzkrystallen bekleidet und um- - schliessen zuweilen einzelne Feldspathkrystalle und Eisen- glanz. Letzterer bildet dünne hexagonale Tafeln, zugeschärft durch die Flächen des Hauptrhomboäders (a:a:o0a:c) Rund des ersten spitzeren (ta :!d:o0a:c), —2R. Zuweilen sind diese Krystalle Zwillinge nach dem Gesetze: Zwillings- Ebene die Basis, Drehungswinkel 60°. Die Individuen sind nicht (wie gewöhnlich) mit der Basis, sondern mit einer Fläche des ersten hexagonalen Prismas verbunden. Dies Vorkommen des Eisenglanzes erinnert an die Auffindung desselben Mine- rals durch G. Rosz im Ganggranit des Riesengebirges „in sehr Sn MO ER 646 feinen, metallisch glänzenden Täfelchen“ (J. Rors, Erläut. z. geogn. K. v. niederschles. Geb. S. 62). — Wo die Gänge et- was mächtiger werden und in ihrem Inneren unregelmässig ge- staltete hohle Räume umschliessen, stellt sich gewöhnlich eine mehr oder weniger deutliche symmetrische Anordnung der Gemengtheile ein. So zeigte ein 16 cm. mächtiger Gang an beiden Saalbändern viel schwarzen Glimmer in hexagonalen oder unregelmässigen Blättchen im Gemenge mit Quarz und weissem Feldspath. Weiter gegen das Innere des Ganges ge- staltet sich der Glimmer zu schmalen linearischen Täfelchen, meist quer gegen die Gangfläche gerichtet. Diese glimmerreiche Gangzone nimmt auf beiden Seiten symmetrisch geordnet eine Breite von etwa 8 cm. ein. Es folgt jederseits eine etwa 2 cm. breite Zone mit Schriftgranit erfüllt. Der Feldspath schnee- weiss in zollgrossen Körnern, der Quarz in den charakteristi- schen röhrenförmigen Gestalten. Den inneren 2—5 cm. mächtigen Gangraum erfüllen ganz oder theilweise Krystalle von Feldspath, Quarz, Turmalin und Lithionglimmer. Bei einer Mächtigkeit der Gänge von „ bis 1 m. vervielfältigt sich zuweilen die Zahl der symmetrischen Zonen, mehr als faust- grosse hohle Gangräume thun sich im Centrum auf, in welche die herrlichsten Krystalle hineinragen. Das gewöhnliche Ge- setz der Vertheilung ist: schwarzer Turmalin an den Saal- bändern, dann grobkörnige Gemenge von weissem Feldspath und schneeweissem Oligoklas mit Quarz, fast immer in schrift- granitähnlicher Verwachsung. Auch in diese feldspathreiche Hauptgangmasse ist stets schwarzer Turmalin eingesprengt, und zwar in unregelmässig vertheilten Nestern mit Quarz gemensgt. Wo endlich gegen die Mitte sich der Gang, wenngleich nur wenig, aufthut, erscheinen sogleich, in ihrer Krystallumgrenzung nicht mehr gehemmt, die milchweissen Feldspathe mit eigen- thümlich mattem Glanze, Albit, Quarz, silberweisser bis licht- röthlicher Glimmer, Granat in vereinzelten Krystallen von gelblichrother, seltener von brauner oder grunlicher Farbe, Beryll farblos, grünlichweiss, bläaulichweiss oder licht rosenroth, Turmalin von verschiedenen Farben, unter denen namentlich die rothe am geschätztesten ist. Seltene Vorkommnisse sind: Zinnstein, Petalit, Kastor, Pollux, Pyrrhit (?). Nicht alle Gänge, und nicht derselbe Gang in seiner ganzen Erstreckung, führen edle Mineralien. Häufig schliessen sie sich und sind 647 “ dann nur mit feinkörnigem Turmalingranit erfüllt. Die Mine- raliengräber (unter ihnen verdient Erwähnung LvIGI CELERI zu S. Piero) folgen den oft sehr unscheinbaren Gängen über die mäch- tigen Granitbuckel weg. Wo eine Spur von Rosa- Turmalin erscheint, da verspricht der Gang gute Ausbeute; er wird hier durch Sprengarbeit geöffnet, wobei leider die gesuchten Tur- maline fast immer aus den Drusen abbrechen. Zuweilen be- merkt man auch, dass zwei naheliegende Gänge sich en den und wieder Kenne. Eine besondere Erwähnung verdient der Gang, genannt Grotta Docci. Zwischen S. Piero und S. Illario ziehen zwei an ihrem Ursprung muldenähnliche, weiter gegen die Ebene schluchtenartige Thäler herab, welche durch einen gerundeten Ausläufer des Oapannegebirges geschieden werden. Derselbe senkt sich in steil gewölbtem Absturz gegen die Ebene und verräth deutlich die schalenformigen Ablösungsflächen der ‚Granitrücken. Etwa in der halben Höhe der gegen die Ebene stets steiler, endlich vertikal abstürzenden Granitmasse erscheint der Gang, 1—1,7 m. mächtig, schon aus der Ferne als klaf- fende Spalte (in Folge der Sprengarbeiten) bemerkbar. Von S. Piero steigt man, um zur Grotta Docei zu gelangen, in das Thal del Bavatico steil hinab. In sehr geringer Entfernung erreicht man hier die Granitgrenze, während sie zugleich mit jenem eben erwähnten Bergrücken weiter gegen Ost vorspringt. Der Granit ist an der Grenze reich an dunklem Glimmer, der ' zunächst angrenzende dioritische Schiefer fällt an dieser Stelle wenig steil gegen West. In demselben setzt nahe der Grenze ein fast vertikal stehender, nord- südlich streichender Gang von Turmalingranit auf. Wo solche Gänge im Normalgranit auf- setzen, sind sie mit dem Nebengestein fest verwachsen, Klüfte öffnen sich wohl im Inneren, nicht aber am Saalband. Jener Gang im Schiefer steht hingegen mehr lose in einer Gebirgs- kluft, auf deren Wänden Sphen, Albit, Turmalin erscheinen. Nieht fern von diesem Punkte sieht man im Thale nördlich unter $. Piero einige zersprengte kolossale Granitblöcke: es ‚sind die Trümmer jenes „losen Blockes von 44 Ellen Umfang“, welchen Ammanatı (1825) sprengen liess, um Gangdrusen zu ‚öffnen. Es ist normaler Granit mit den gewöhnlichen grossen Feldspathkrystallen, welcher von mehreren Gängen durchsetzt wird. Noch jetzt erzählen die Leute mit Staunen, dass aus jenem bis dahin werthlos erachteten Felsblock ein Werth von Zeits. d, D. geol. Ges, XXII, 3. 42 648 vielen Tausend Frances an Krystallen sei gewonnen worden. In diesem oberen Theile der Thalmulde tritt auch grüner Schiefer und schiefriger Gabbro auf, von vielen Gängen mit Tur- malingranit durchsetzt. Bald wird in der Thalsohle der nor- male Granit wieder herrschend. Der Bach bildet eine Reihe kleiner Kaskaden über die mächtigen Felsbänke hinweg. Zwischen solchen steileren Stufen setzt das Wasser feinge- schlemmte erdige Theile ab, und auf diesen begünstigten Stellen stehen Citronenbäume und Reben unmittelbar neben gewaltigen Granitsphäroiden. Man gelangt nun bald an den Absturz jener das Thal gegen Nord begrenzenden Felswölbung, welche von mehreren Gängen mit gleichem Streichen h. 1—2 und -Fallen 50—60° gegen W. durchsetzt wird. Der mäch- tigste darunter heisst Grotta Docei, eine der reichsten Mineral- . fundstätten. Man kann in den kluftähnlichen, ausgebrochenen Raum eine Strecke hineingehen. Selbst die von den Gräbern bei Seite geworfenen Massen des Ganggesteins, grobkörnige Gemenge von schneeweissem Feldspath (zum Theil mit Zwil- lingsstreifung), schwarzem und grünem Turmalin, Quarz, licht- röthlichem Lithionglimmer sind von grosser Schönheit. Grosse schwarze Turmaline finden sich, wie bekannt, auch auf der Insel Giglio. Ihre Lagerstätte ist ganz ähnlich derjenigen der Insel Elba: auf Gängen von Turmalingranit. Wenn oben auf die Schwierigkeit einer Erklärung dieser Gänge von S. Piero hingewiesen wurde, so beruht dieselbe einerseits in der vom Hauptgranit verschiedenen mineralogischen Constitution derselben, theils in der Neigung zu symme- trischer Gruppirung der Gangmineralien, welche Thatsache sich nicht füglich mit einer instantanen Injectionsbildung zu vereinigen scheint. Die gewöhnliche Ansicht der Entstehung von Granit- gängen im Granit „als Spaltengänge, welche sich sogleich oder doch sehr bald nach der Erstarrung des sie einschliessenden Granits bildeten, als noch granitisches Material zu ihrer Bildung vorhanden war — Nachgeburten derselben Granitformation, in deren Bereiche sie vorkommen“ (s. Naumann, Geognosie Bd. II, 231) kann, so zutreffend sie in den meisten Fällen sein mag, unsere Gänge nicht erklären. Denn der Turmalin, der Beryll, Lithionglimmer etc. sind dem Normalgranite fremd. Betrachtet man vorurtheilsfrei die elbanischen Gangdrusen, wie sie z. B. in den Sammlungen zu Florenz, Turin, Portoferrajo etc. sich finden, namentlich jene bis 8, ja ll dem. grossen » a 649 Turmaline, welche verschiedene Farbenschichten zeigen, die Verwachsungen von Feldspath und Quarz, die Fortwachsungs- hüllen mancher Feldspathkrystalle, die regelmässige Um- wachsung von Litbionglimmer um Beryll, die Bergkrystalle mit ihren Zwillingsflecken, so wird man die Frage, ob solche Bildungen der Erstarrung einer feurig injieirten Masse ihre Entstehung verdanken, schwerlich bejahen können. Alles deutet vielmehr auf sehr allmälig wirkende Kräfte, welche auch die geringsten Minima der Stoffe (die sicherlich weit unter ein Milliontel der Gangmasse betrugen, wie das Zinn und das Cäsium) vereinigten und zu Krystallisirten Mineralien gestalteten (Zinnstein und Pollux). Auch so nur konnte die symmetrische Erfüllung des Gangraumes zu Stande kommen in denjenigen Gangtheilen, wo die krystallinische Ausbildung ihren höchsten Grad erreicht. Es erinnert zwar die dem Symmetrischen sich nähernde Mineralgruppirung an gewisse erzführende Gänge. Dennoch sind beide Erscheinungen höchst verschieden. Der Erzgang mit seinen symmetrisch geordneten Lagen von Schwer- spath etc. setzt scharf ab gegen das Nebengestein, während der Turmalingranit des Ganges fest und ohne scharfe Grenze mit dem Hauptgranit verbunden ist. Indem wir uns zu der Ansicht bekennen, dass die Stoffe zu den Mineralien der Gänge von S. Piero in irgend welcher Lösung aus der Tiefe der Erde (nicht aus dem Nebengesteine) emporgeführt worden sind, können wir uns nicht verhehlen, dass auch ihr sich manche Bedenken enigegenstellen. Zu ihnen gehört, dass am M. Mot- terone zu Baveno und in den Mourne Mountains, Irland u. a. a. OÖ. es nicht in die Tiefe niedersetzende Gänge, sondern rings geschlossene Drusen sind, welche mineralführend erscheinen. Die Elemente zu diesen Mineralien können wir uns nicht füg- lich durch spätere Processe aus der Tiefe hinaufgebracht denken. Wenn wir nach ähnlichen Vorkommnissen, durch deren Ver- gleichung die Gänge von S. Piero für uns an Verständniss gewinnen könnten, suchen, so offenbart sich uns sogleich fol- gende bemerkenswerthe Thatsache: fast jedes der in dieser Hinsicht genauer durchforschten Granitgebirge besitzt in Bezug auf Mineralführung in Drusen und Gängen ein eigenthümliches Gepräge — auch dann, wenn die Gebirgsgesteine einander in hohem Grade gleichen. Der Granit von Brixen hat grosse Aehnlichkeit mit demjenigen von Elba, und doch finden sich die Miueralien von S. Piero nicht im tyroler Granitgebiet. 42* 650 So ist auch nur an einzelnen Punkten der .Gneissgranit der Schweizer Alpen reich an mineralführenden Klüften und Gängen (z.B. S. Gotthardt), andere (z.B. Adula) sind arm oder frei davon. Zur Vergleichung der Drusen- und Gangmineralien des Granits würden sich besonders eignen: Turmalin, Beryll, Granat, Topas (die den Granit konstituirenden Mineralien: Feldspath, Quarz, Glimmer finden sich natürlich überall auch in Gängen und Drusen). Elba besitzt die drei ersteren, auffallender Weise keinen Topas, welchen man indess, da Zinnstein vorkommt, noch aufzufinden hoffen dürfte (eine gewisse Aehnlichkeit mit Topas erhalten eigenthümlich unsymmetrisch ausgebildete Quarz- krystalle, an denen zwei parallele Flächen des hexagonalen Prismas sowie die entsprechenden Dihexaäderflächen gänzlich fehlen). DBaveno liefert weder Beryll, Granat, noch Topas; Turmalin nur in wenig ausgezeichneter Weise. Die Drusen von Mourne Beryll und Topas. Der Ganggranit des Riesen- gebirges umschliesst in allen Drusen neben den bekannten albitbedeckten Feldspathen, Rauchtopase „denen bisweilen rothe Granate in Leucitoödern eingewachsen sind, während sonst in diesem Granit Granat nicht vorkommt* (G. Rose, s. Roru Erläut. S. 63). Turmalin, Berylil, Topas fanden sich indess im Riesengebirge nicht. Die unregelmässig gestalteten Hoöh- lungen im Granit von Striegau (aus denen gewöhnlich beim Oeffnen ein thoniger Grand herausfällt) umschliessen neben anderen Mineralien Turmalin, Beryll, Granat (selten), s. Ew. BECKER, „Ueber das Mineralvorkommen im Granit von Strie- gau,* Diss. Breslau.*) „Die einen Zoll bis Fuss mächtigen Gänge im Granite von Schweidnitz enthalten gelben gemeinen - Beryli und kleine Krystalle von rothem Granat“ (G. Rose s. Rora, Erläut. S. 140). Der Granit von Strehlen führt auf Gängen Turmalin und rothen Granat, aber keinen Beryll. Die berühmten Fundstätten der „bunten Steine,* Mur- sinka, Schaitanka nahe Katharinenburg liefern schwarzen Turmalin, Beryll, Granat und Topas; sie finden sich in Höh- lungen eines grobkörnigen Granits, welche gewöhnlich mit braunem Thon angefüllt sind (KoxscH. Mat. I, 150). Die Ge- birge Adun-Tschilon und Kuchuserken in Gängen von Peg- *) Den in diesem trefflichen Aufsatze aufgeführten Mineralien aus den Gängen von Striegau ist noch hinzuzufügen Axinit, auf dessen Vorkommen Dr. Krantz mich aufmerksam machte, 651 matit, welche den Granit durchsetzen: bunte Turmaline, Berylle und Topase. Am Ilmensee bei Miask mit Amazonenstein: Be- rylle und Topase. Die grösste Analogie mit den Gängen von S. Piero zei- gen indess die Granitgänge von Chesterfield und Goshen, Mass.; sie führen die bekannten bunten Turmaline, Berylle, Lithionglimmer, Spodumen ; letzterer gleichsam ein Vertreter des Petalits (Castors) von S. Piero. Ein in der Krantz’schen Sammlung befindliches fussgrosses Gangstuck von Chesterfield, die Gangmächtigkeit begreifend, zeigt eine an das elbanische Vorkommen erinnernde symmetrische Structur: zu beiden Seiten, den grösseren Theil “des Gangraums einnehmend, blättriger Albit, von welchem die gegen die Gangmitte sich freier entwiekelnden bunten Turma- line umhuüllt werden, endlich die centrale Zone einnehmend, eine derbe Masse von rauchgrauem Quarz. Noch möge zum Vergleiche eine Erinnerung an die als Mineralfundstätte viel- leicht einzig dastehenden Gänge im Syenite von Brevig ge- stattet sein. Wenngleich sowohl Gang- als Nebengestein auf den Inseln des Langesund-Fjords wesentlich verschieden sind von den betreffenden Gesteinen S. Pieros, so besteht doch in anderer Hinsicht manche Verwandtschaft. Wie die letzteren, so können auch die Gänge von Brevig als Grenzerscheinungen . aufgefasst werden. Auch diese Gänge erheischen durch ihren Reichthum an seltenen und eigenthüumlichen Mineralien, welche zum grösseren Theil dem Nebengestein fehlen, die Annahme besonderer Bildungsprocesse, verschieden von der Bildungs- weise des Hauptgesteins. Nichtsdestoweniger findet auch bei Brevig (wie bei S. Piero) eine überaus innige Verbindung von Gang und Nebengestein statt. Ein eigentliches Saalband ist bei diesen prachtvollen Gängen nieht vorhanden; fest mit dem normalen Syenit verbunden ragen die hand- bis fussgrossen röthlichgelben Feldspathkrystalle in den Gangraum hinein. — Eine symmetrische Gangstructur beobachtet man auch an der neuen Strasse durch Hallingdal nahe Gulsvik“ (Norwegen), Der dort herrschende dunkle Gneiss wird auf einer Strecke von etwa 2 Wegestunden von unzähligen Gängen des herrlichsten grösskörnigen Granits durchsetzt. Die Gänge sind durchaus unregelmässig, sie winden sich in allen Richtungen, schwellen an, schnüren sich zusammen, umschliessen Bruchstücke von Gneiss, setzen bald quer durch die Gneissstraten, Apophysen 652 in dieselben treibend, erscheinen dann wieder gleich lagerar- tigen Massen zwischen den Straten. Einige dieser bewunderns- werthen Gänge besitzen eine symmetrische Anordnung, indem slimmerreiche Zonen mit solchen von Schriftgranit abwechseln. Zuweilen ist die Gruppirung sphärisch: sonnenähnliche Glim- mermassen werden von kreisförmigen Zonen von Schriftgranit _ etc. umschlossen. | Bemerkungen über die in den Gängen von S. Piero vorkommenden Mineralien. 1. Feldspath. Die durch den eigenthumlich milden Glanz ausgezeichneten Krystalle von Elba sind in ihrer Masse nicht so rein, wie die Oberfläche es vermuthen lassen könnte. Zerbricht man einen solchen Krystall, so bemerkt man ge- wöhnlich, dass sein Inneres mit Quarz durchwachsen ist, oder dass dies Innere sich zuweilen als eine Art von Schriftgranit darstell. Es ist deshalb schwieriger und zeitraubender, als man glauben sollte, vollkommen reines Material zur chemischen Analyse zu gewinnen. Das spec. Gew. des weissen, möglichst frischen Feldspaths von S. Piero = 2,540 (bei 15° C.) Nach- dem das-Mineral über -— Stunde sehr heftig geglüht worden, wobei es einen Glühverlust von 0,35 pCt. erlitt, war das spec. Gew. auf 2,515 gesunken. Dasselbe Material wurde noch heftiger über dem Gebläse geglüht, wodurch sein absolutes Gewicht nicht weiter abnahm, das specifische indess auf 2,506 sich verminderte. Der Feldspath enthält, wenn rein ausgesucht, nur Spuren von Kalk, Magnesia und Eisen und besteht aus “ Kieselsäure 64,64 Ox. dl AT Thonerde 19,40 *) 9:08 Kali 11,95 =.22.09 Natron 3,40 —7 0,88 a) *) Die Thonerde-Bestimmung der Analyse mittelst Aufschliessen durch kohlensaures Natron hatte den wahrscheinlich zu hohen Werth 20,24 er- geben. **) Zur Vergleichung mit dem Feldspath aus den Gängen von .S. Piero möge die Analyse Damour’s, den Oligoklas aus dem Granit von Secchetto betreffend, hier eine Stelle finden: Kieselsäure 62,30; Thonerde 22,00; Eisenoxyd 0,44; Kalk 4,80; Magnesia Spur; Kali 0,94; Natron 8,20; Summe = 98,74. Spec. Gew. = 2,002. Ve br 5 lee a HE ( A 653 Der untersuchte Feldspath gehört der vorstehenden Analyse zufolge zu den natronreichen, indem auf 2 Mol. Kali ungefähr 1 Mol. Natron vorhanden ist. In Bezug auf die chemische Mischung stimmt der elbanische Feldspath sehr nahe mit den Sanidinen von Laach überein (Pogg. Ann. Bd. 135, S. 562). Ob der Natron-Gehalt unseres granitischen Feldspaths sich durch eine isomorphe Vertretung des Kalis erklärt oder durch eine lamellare Verwachsung mit Albit (wovon indess an den unter- suchten Krystallen nichts wahrzunehmen war), kann natürlich nicht durch die chemische Analyse entschieden werden. Doch ist daran zu erinnern, dass einer Verwachsung von 1 Mol. Albit und 2 Mol. Feldspath ein höheres spec. Gew. (2,58) zu- kommen würde, als das gefundene (s.a.a. O.). Die Krystalle von S. Piero sind eine Combination des vertikalen Prismas TT', nebst der Längsfläche M und der sehr häufig vorhan- denen Querfläche k, dazu meist nur schmal das Prisma z7’, sowie der Endflächen P, x, y und 1 (= 2«@:c:cob; oder be- zogen auf Naumann’s Grundform = 2 Po), endlich des hin- teren schiefen Prismas o. Selten nur sieht man andere Flächen. Die Endigung der Krystalle wird entweder allein durch Pund x gebildet, oder es treten zu diesen noch y und oo’ hinzu. ] ist stets schmal und etwas gewölbt. Ueber die Winkel des elbanischen Feldspaths wurden vom Verf. bereits früher aus- führliche Mittheilungen gemacht, s. Min. Mitth. Forts. VI Pogg. Ann. Bd. 135. S. 454. Es sei gestattet, aus jenen Angaben hier die Axen- und Winkelwerthe unseres Feldspaths zu wie- derholen. Es ist das Verhältniss der Klinoaxe zur Ortho- axe zur Vertikalaxe -- 0,58994 : 1: 0,276749, wenn die Ein- heit jener Axen durch die Flächen TT’Px bestimmt werden. Der Axenwinkel (zwischen a und c) beträgt 91° 6° 35”. Es betragen die Kantenwinkel 7: 7’ = 118° 56. P:T = 112° 13. 0:M = 116° 47; ferner die Neigung von P zur Axe c = 63° 57’ 40°; von x zu derselben Axe = 65° 46 50”. An mehreren der zur Analyse verwandten Krystalle wur- den vorher Messungen mit dem Fernrohr-Goniometer ausgeführt, ee N =. 118°,58%.(ber. 118° 56): M 7 = 1202 77000752). 7:2 = 110° 38; 7:2 = 110% 36 (ber. Bea] P:2 129° 40° (ber. 129° 44°), AmKr.2. 7: == 119 1%. T:x = 110° 36; T:x 110° 4. P:x = 654 129% 45.2, :Am Kr. 3-72 7119 NO Dee 0 Pir— 199° 40... Am Ke.45 7:28 = 1182 3% Diese Werthe stimmen demnach nahe mit den früher -er- haltenen überein und bestätigen das damals gewonnene Re- sultat, dass zwar die Feldspathe derselben Oertlichkeit in ihren Kantenwinkeln etwas schwanken, doch nicht in dem Maasse, dass dadurch die Verschiedenbeiten in den Winkeln der Krystalle verschiedener Fundorte (Vesuv, Laach, Elba, Pfitsch) verwischt werden. Gewöhnlich sind in den Drusen von 8. Piero die Krystalle in der Weise aufgewachsen, dass diejenige Seite, auf welcher r liegt (die Hinterseite) frei aus- gebildet, die Vorderseite mit der Fläche P indess mehr oder weniger durch Aufwachsung verborgen ist. Selten nur ist das Gegentheil der Fall. Diese Eigenthümlichkeit wiederholt sich auch bei den Feldspathen anderer Granitgänge und ebenso ge- wöhnlich bei den aufgewachsenen Sanidinen. Es köunte diese Thatsache zufällig erscheinen, wenn sie sich auf eine geringe Zahl von Wahrnehmungen gründete, da sie sich aber an den verschiedensten Orten und Weisen des Vorkommens wiederholt, so muss ihr eine uns noch verborgene Ursache zu Grunde liegen. Die Krystalle von S. Piero sind zwar meist einfach (während in den Drusen zu Baveno wohl nur Zwillinge vor- kommen), doch auch nicht selten zu Zwillingen verwachsen nach den drei beim Feldspath überhaupt bekannten Gesetzen: 1) Drehungsaxe die Vertikale oder Zwillingsebene parallel der Querfläche k, 2) parallel einer Fläche n, 3) parallel P, Diese Reihenfolge*) entspricht zugleich der Häufigkeit des Vorkom- mens der Zwillinge zu 8. Piero. Die Zwillinge nach dem er- sten Gesetze kommen unter ‘den aufgewachsenen Krystallen anderer Fundorte nur selten vor; sie finden sich indess auch zu Bodenmais, unter den Adularen der Alpen, sowie unter den Sanidinen des Vesuvs. Während die so gewöhnlichen, in Gra- nit, Porphyr und Trachyt eingeschlossenen Zwillinge dieser Art ..*%) Herr p’Acuıarpı führt zwar noch ein 4. Zwillingsgesetz auf: „Zwillingsebene parallel und Umdrehungsaxe normal zu g! (M). Doch ist diese Angabe vielleicht nur eine Wiederholung der betreffenden Worte Des Cro1zsaux’s, in Bezug auf welche zu bemerken ist, dass, wenn jenes Zwillingsgesetz existirte, das System des Feldspaths triklin sein müsste. Da dasselbe aber unzweifelhaft monoklin ist, so kann keine Zwillings- verwachsung existiren parallel g! (M). 2 655 als Schiefendflächen P und y besitzen, herrscht bei den elba- nischen Krystallen «. Demnach liegen bei diesen Verwach- sungen P des einen und x des anderen Individuums neben _ einander, und zuweilen anscheinend in einer Ebene, Eine ge- nauere Untersuchung lehrt indess, dass P stets etwas steiler zur Vertikalaxe geneigt ist, als x, wenngleich dieser Unter- schied in Folge der schwankenden Lage von x auf einen nur sehr kleinen Werth herabsinken kann. Zwillinge nach dem zweiten Gesetze waren von S. Piero noch nicht bekannt, als G. Rose nach den von Dr. Krastz mitgebrachten Stücken eine Mittheilung über die Mineralien jener Granitgänge machte. Diese Zwillinge, welche sich seitdem nicht selten gefunden haben, bilden theils lange, dünne, fast rektangulare Prismen, deren Zuspitzung durch die Flächen 7, y, x, o gebildet wird, theils kurze dicke Prismen, in deren Endigung nur je eine Fläche 7 beider Krystalle erscheint. Häufig sind auch drei Individuen nach diesem Gesetze verbunden. Diese Zwillinge sind stets nur mit demjenigen Ende frei, an welchem TT einen ausspringenden Winkel bilden, eine Wahrnehmung, welche sich für die gleichgebildeten Zwillinge aller anderen Fundorte, mit “ Ausnahme gewisser Adulare, wiederholt. Die Zwillinge nach dem dritten Gesetze stellen sich dar als rektanguläre Prismen PM PM, im der Endigung zugeschärft durch x! x 1. Die stets etwas gerundeten Flächen ! begegnen sich hier zu einer eylindrischen Wölbung. Zuweilen sind sie auch flächenreicher durch das Mitauftreten von y, 0, T, z. Diese Zwillinge sind, wenn aufgewachsen, stets mit demjenigen Ende frei, wo x x eine ausspringende Kante bilden. Zuweilen finden sich ein- fache Krystalle und die aufgeführten dreierlei Zwillinge auf ein- und demselben Handstücke vereinigt. Nicht selten be- sitzen die elbanischen Feldspathe einen silberglänzenden Schiller, welcher vorzugsweise längs der Kante T:T’ oder auch längs den Kanten x: 7T, 2: T’ sich zeigt. Der Reflex geht von zahl- losen Punkten und kleinen Partien aus, ungleich jenem Schiller des Adulars, des Mikroklins, Sanidins, bei welchem in einer gewissen Stellung der ganze Krystall in einem milden, bläulich- weissen Lichte erstrahlt. Der Schiller unseres Feldspaths unterscheidet sich auch durch seine Lage von demjenigen des Adulars, worüber Reusch eine ausgezeichnete Untersuchung a. u a4 2 A 656 geliefert hat (Pogg. Ann. Bd. 120, S. 95). Zwar erglänzt der Silberschein auch in unserem Falle in einer Fläche zwischen x und % (Querfläche), doch bildet derselbe mit x den Winkel von 145°—147°. Hieraus folgt die Neigung der Schillerfläche zu P (über 2) = 942° bis 962”, während dieser Winkel beim Adular nach Reusch = ca. 74° beträgt. Doch konnte ich mich überzeugen, dass der Schiller des elbanischen Feldspaths eine nicht ganz constante Lage hat, sondern zuweilen in einer noch steiler zur Axe c geneigten Fläche hervortritt. Der ge- nannte Forscher sieht die Ursache der Erscheinung am Adular in einer versteckten Spaltungsrichtung. Ein aus schillerndem elbanischen Feldspath ungefähr parallel der Fläche % geschlif- fenes Plättchen zeigte mir unter dem Mikroskope eine sehr grosse Menge röhrenförmiger Hohlräume, annähernd in der Richtung der Axe c. Doch scheinen diese nicht die Ursache des Schillers zu sein, welcher vielmehr von einzelnen Partien ausgeht und von einem Systeme allerfeinster Sprünge und Risse herzu- rühren scheint. Da die Erscheinung sich besonders in der Nähe der Kanten zeigt, so könnte sie wohl mit einer begin- nenden Verwitterung der Krystalle zusammenhängen. Nur ein- zelne der elbanischen Krystalle besitzen jenen Schiller, die Mehrzahl nicht, eine Thatsache, welche sich in gleicher Weise bei dem Adular, dem Feldspath im Syenit des südlichen Nor- wegens etc. wiederholt. Nicht immer ist der elbanische Feldspath von jener weissen, milchartigen Farbe, oft in Folge der Verwitterung gelblichweiss bis bräunlichgelb. Röthliche Farbe, welche die Feldspathe der meisten anderen Fundorte charakterisirt, kommt bei den Krystallen der Gänge von S. Piero nicht vor. Nicht selten finden sich in den Gängen von S. Piero eigenthumlich zer- störte Feldspathe mit seltsam zerfressenem Ansehen, welches auch von anderen Fundorten bekannt ist und so sehr an die lamellare Verwachsung des Perthits erinnert. Schmale, tief einschneidende Furchen (mit etwas welligem Verlaufe) ziehen dann über die Flächen P, x, y in horizontaler Richtung, über M und T T' vertikal. Es hat den Anschein, als ob diese Feldspathe ursprünglich aus vielen, etwas wellig gebogenen Lamellen parallel der Querfläche zusammengesetzt gewesen wären, von denen die abwechselnden leichter zerstorbar waren. Dass diese letzteren Albit und solche eigenthumlich zerfressenen 657 Feldspathe ursprünglich lamellare Verwachsungen von ÖOr- thoklas und Albit waren, ist nach dem, was der Perthit dar- bietet, nicht unmöglich. Es finden sich in der That zu S. Piero Feldspathkrystalle mit eingewachsenen Albitkeilen. und -Jamellen, welche sehr an den Perthit erinnern. Nach einer ausge- zeichneten Stufe der Krantz’schen Sammlung habe ich in Fig. 7 (natürliche Grösse) die Fläche P eines Feldspathkrystalls dar- gestellt. Die gestrichelten Partien, welche im Niveau der PFläche liegen, sind Albitlamellen mit deutlicher Zwillings- streifung. Die feinsten Albitlamellen sind kaum mit blossem Auge wahrnehmbar. Uebrigens scheinen diese Albitpartien mehr gleich Keilen, denn als Blätter eingeschaltet zu sein und nicht tief in den Feldspath einzudringen. Zuweilen wächst der Albit auch kammförmig über die Feldspathfläche empor. Auch die Fläche M ist mit Albiten bedeckt, doch in vorra- genden, mehr frei gebildeten Krystallen, welche stets den cha- rakteristischen einspringenden Winkel der Periklinverwachsung zeigen. Ueber die angedeutete Einschaltung von Albit in Feld- spath kann man einer zweifachen Ansicht sein: entweder sind Feldspath und Albit eine ursprüngliche und gleichzeitige Bil- dung und die blättrig zerfressenen Krystalle sind das Produkt der Auslaugung des Albits, oder es hat sich der Albit erst später in dem so eigenthüumlich zerstörten Feldspath änge- siedelt. Wenngleich die erstere Ansicht zugleich jene Zerfres- senheit zu erklären scheint, so halte ich doch die letztere fur die .wahrscheinlichere. In Bezug auf die oben bezeichnete Zerstörung der Feld- spathkrystalle verhalten sich die Flächen verschieden: zuerst _ wird P zerstört und x, dann M, endlich und viel schwieriger 7”. Es deutet dies darauf hin, dass wir es hier mit einer den Aetz- linien verwandten Erscheinung zu thun haben. Erwähnenswerth ist, dass ausser den Feldspathen von gewöhnlichem Ansehen und Ausbildung in einzelnen seltenen Gangdrusen von 8. Piero auch bis mehrere Zoll grosse, adularähnliche Krystalle vorkommen. Sie sind stark durchscheinend, eine Combination der Flächen TT P, x, mit nur untergeordnetem oder fehlendem M. Die Fundstätte ist „la Colta“ zwischen S. Piero und S. Illario. 2) Albit begleitet wie auf anderen Granitgängen so auch hier den Feldspath, ohne indess in Bezug auf Grösse und Schönheit der Krystalle andere Vorkommnisse zu erreichen. LET. Bm. RE a # mi. SE RE ee N RLLREEN Me I EEE E SR F ; Ari, Ba Ale: LEE TE A BT a 3 RE ESLLE RE j REN ee ik, { - Ei ia u a Se i , 658 Die nur kleinen Krystalle sind theils mit dem Feldspath ver- wachsen, theils aber für sich gebildet und dann meist in zu- sammengehäuften Gruppen. Es sind stets Zwillinge, und zwar sind die drei beim Albit bekannten Gesetze der Verbindung (1. Zwillingsebene M. 2. Drehungsaxe die Vertikale. 3. Dre- hungsaxe die in der Basis P liegende Normale zur Klinodia- sonale) vertreten. Wenn die kleinen Krystalle regelmässig mit dem Feldspathe verwachsen sind und dessen Flächen P, X, y bedecken, so bilden sie Zwillinge nach dem Gesetze: Zwillingsebene die Längsfläche, Umdrehungsaxe senkrecht dar- auf. In demjenigen Falle, dass die Fläche M des Feldspaths von Albiten in paralleler Stellung bedeckt ist, zeigen letztere stets die charakteristische einspringende Kante des Periklins. Diejenigen Krystalle, welche nicht mit Feldspath regelmässig verwachsen sind, bilden Gruppen zweierlei Art, von denen jede eine Combination zweier Zwillingsgesetze darbietet. Es sind entweder tafelförmige Krystalle mit vorherrschender Längs- fläche, welche eine Verbindung des ersten mit dem zweiten Gesetze darbieten. Oder es haben die Zwillingsgruppen eine periklinähnliche Form durch Vorherrschen der Flächen P, x, M. Da man hier ein- und ausspringende Winkel sowohl auf den Flächen P und, als auch auf M sieht (diese letzteren parallel der Kante ? :M), so müssen diese letzteren Gruppen eine Com- bination des ersten Gesetzes sein mit dem dritten, dessen Zwil- lingsaxe die in P liegende Normale zur kurzen Diagonale der rhomboidischen Basis P bildet. | 3) Der Quarz steht an Grösse und Schönheit der Krystalle demjenigen vieler anderer ähnlicher Fundorte nach. Meist be- trägt ihre Grösse weniger als einen Zoll, oft nur wenige Linien. Theils wasserhell, theils rauchgrau von der Farbe des so- genannten Rauchtopases, Zuweilen Krystalle beider Farben auf demselben Handstücke, ja in wasserhellen Krystallen rauch- graue Partien. Ausser dem Haupt- und Gegenrhombo&der R und — R und dem ersten hexagonalen Prisma treten an diesen zn a ge Rhomboöder erster Ordnung — R e), 3R Ca 2,5 -R (> 9, sowie die Rhombenfläche s und die drei Trapez- Bichen erster Ordnung u, y, £. Ein regelmässiges Auftreten der Rhomben- und Trapezflächen an den abwechselnden Ecken wurde nicht beobachtet, vielmehr meist jene Flächen an allen at, TEN Zwar in“ rE hie Bulle a Re He TE " u ee 659 Ecken, und zwar die Trapeze entweder zur Rechten oder zur Linken der Prismenkante anliegend. Krystalle mit sechsma- ligem Auftreten der Trapeze zur Rechten und solche mit Links- lage derselben Trapeze finden sich sehr häufig auf denselben Stücken, ja unmittelbar sich berührend.*) Viele dieser Kry- stalle besitzen keine vollkommen parallele Axenstellung, wie die gleichsam als stumpfe Bruchkante erscheinenden Zwillings- grenzen auf den Prismen- und Rhomboäderflächen beweisen. Bei anderen Zwillingen, welche einen vollkommeneren Paral- lelismus ihrer Axen besitzen, fallen Haupt- und Gegenrhom- bo@der der beiden Individuen in dieselbe Ebene und lassen den Unterschied von Glänzend und Matt vortrefflich erkennen. Zuweilen bilden diese so verschieden gezeichneten Partien mehr zusammenhängende Theile der Oberfläche, zuweilen erscheinen hingegen die Rhombo&derflächen mehr gefleckt. Häufig sieht - man aus grösseren Feldspathkrystallen viele kleinere Quarze hervorragen, und zwar gruppenweise in annähernd paralleler Stellung. Eine gesetzmässige Verwachsung- zwischen den Quarzen und dem Feldspath hat indess nicht statt, wohl aber zeigen die Quarze ein Bestreben, eine ihrer Flächen ungefähr parallel zu legen mit derjenigen Fläche des Feldspaths, aus welcher sie hervorwachsen. So beobachtet man oft, dass die Quarze, welche sich aus der PFläche des Feldspaths erheben, mit dieser eine ihrer R Flächen parallel haben, während andere aus y hervorwachsende, ihr AR parallel zu yrichten. In anderen *) Herr v’Acnıarnı hebt als charakteristisches Kennzeichen der Quarze aus den Granitgängen von S. Piero ihre holo@drische Ausbildung (eompitezza) hervor. ‚‚Sämmtliche Rhombo&der haben ihre Gegenformen; wie dem Hauptrhombo&der das Gegenrhombo&der, so entspricht dem 3R (e >) dass —3R (e°), oR (e®), —d3R (e®), ferner der Trapezfläche u die vu, der x die o, und ebenso pflegt die Rhombenfläche s an allen Ecken [nicht an den abwechselnden] zu erscheinen.“ Diese Worte n’Acnı- ARDI'S, welcher nur die L£vy’schen Symbole giebt, machen es wohl zwei- fellos, dass er Zwillinge für einfache Krystalle gehalten hat. Von der Form-—3R (welche zu den noch nicht sicher beobachteten gehört) be- merkt Des Croızeaux „avant que M. Rose eüt attire l’attention sur les eristaux macl&s par enchev&trement, ce rhomboedre a dü ätre fregquemment 7 confondu avec son inverse e? (3R).“ Die tür « und o als Trapezoeder zweiter Ordnung angesprochenen Flächen sind. offenbar x und x des an- deren Individuums. In einer gütigen brieflichen Mittheilung vom 17. Apr. stimmt Herr n’Ackıarnı der oben gegebenen Deutung der Krystalle zu. 660 Fällen ist es nicht R, sondern eine Prismenfläche (g) des Quarzes, welche sich in’s Niveau der Feldspathflächen legt. Zu diesem Flächenparallelismus kommt häufig noch ein Kanten- parallelismus; z. B. parallel die Flächen: y Feldspath zu R Quarz, und die Kanten y:7 des ersteren, mit R:g des letz- teren. Doch sind es stets nur Annäherungen, keine wirklich gesetzmässigen Krystallgruppirungen. In den Gängen von S. Piero findet sich der Quarz zu- weilen in ganz seltsam zerfressenen, losen Partien. Sie gleichen „einem Stückchen Wachs, welches eine Näherin oft gebraucht hat, welches demnach scharfe Einschnitte von den Fäden, auch wohl einzelne Nadelstiche aufweist,“ oder auch „halbgeschmol- zenen, schwimmenden Eisbergen im Kleinen“ (s. BREITHAUPT, Pogg. Ann. Bd. 79, t. III, f. 12). Diese Quarze sind in Bezug auf ihr äusseres Ansehen nur schwer vom Petalit (Castor), fast gar nicht von Pollux zu unterscheiden. 4) Der Lepidolith ist beschränkt auf die Gänge des Tur- malingranits, und zwar tritt er im Inneren derselben auf, wäh- rend zu den schwarzen Turmalinen der Saalbänder sich häufig dunkler Biotit gesellt. Die Farbe silberweiss bis lichtrosa, in kleinen schuppigen Aggregaten, doch auch in grösseren (bis 2,5 Cm.) Zusammenhäufungen. Zuweilen sind die Blätter zu Kugeln gruppirt. 5) Der Granat zeigt als herrschende Form ee das Dodeka&der oder das Ikositetraäder (a:2a:2a), 202, zu- weilen tritt auch das Hexakisoktaöder (a:+a:ta), 307, und der Pyramidenwüurfel (a:2a: a), © O& hinzu. Die Farbe des Granats der Granitgänge ist sehr mannichfach: lichtgelb (Topazolith), honiggelb, hyazinthroth, bräunlichroth, selbst grün (Sammlung Forzsı). Die Krystalle sind gewöhnlich nur etwa 2 mm. gross, erreichen indess zuweilen eine Grösse von 1 bis 3 cm.; sie finden sich meist einzeln, gewöhnlich auf weissem Feldspath aufgewachsen. Es sei gestattet, an die Mannichfal- tigkeit der Granat-Vorkommnisse in der Nähe von S. Piero zu erinnern. Ausser dem eben erwähnten Granat auf weissem Feldspath der Granitgänge wurde oben angeführt: der okta- ödrische Granat auf grünem und chloritischem Schiefer, der derbe grüne Granat, welcher zuweilen Diallagkörner umschliesst, derber röthlichbrauner Granat, gelber Granat in Krystallen und unregelmässigen Körnern und Streifen im schwarzen Opal, Ba ER 661 endlich die unvollkommen ausgebildeten, röthlichen Granate im Marmor nahe der Granitgrenze am Collo di Palombaja. Wie verschieden von einander sind die hier genannten Vor- kommnisse, und dennoch haben sie das Gemeinsame, dass sie sammtlich in Beziehung zur Granitgrenze stehen — denn auch die Gänge von S. Piero können wir als Grenzerscheinungen auffassen. 6) Der Beryll (s. Fig.8 und 8a) bildet theils einfache, nur vom hexagonalen Prisma und der Basis begrenzte, theils complicirtere Krystalle, an denen ich folgende Flächen beob- achtete: Hexagondodekaöder 1 40:20: ©8902 6), P = 5 0 2080: 0); 2P2 & ä 0 = .(20.:0.::2l0.:.c), D2 Didodekaöder 25 (042 02056), 3P% 1. hexagon. Prisma M = (a:a:wa:wc), »P 2: 5 ® n = (a:Za:a:c0c), &oP2 Basis 6. —=(6.0 0.5000. 28.0),, 10. B): Wie schon G. Rose bemerkt, zeichnen sich die elbanischen Berylle vor denen vieler anderer Fundorte dadurch aus,, dass ihre Prismenflächen glatt sind; seltener nur sind sie gestreift und vereinigen sich zu einer cylindrischen Wölbung. Die Flächen sind meist von vorzuglichem Glanze und Glätte, sich zu genauen Messungen eignend. Die Krystalle sind gewöhnlich wasserhell, nicht selten licht röthlich, auch licht grünlich oder bläulich. In letzterem Falle meist milchig getrubt. Fast immer sind sie prismatisch verlängert, selten von dicktafelförmiger Gestalt, meist nur wenige Linien, zuweilen indess über Zoll gross. Solche Form besitzt ein herrlicher Krystall der Floren- *) Herr p’Acnısuıpı giebt als von ihm beobachtet an elbanischen Beryllen ausser £ (b'), s (a!), o (a?), M (m), n (k'), ce (p) noch fol- gende Formen an: ben = (Dar: 2a: 2:05 .S3P BETH a Farzwoare)asli2 BR: 3 a? = (3a:3a:ja:c), 4P2 h2 la: ala: or), @;P} ” no. D ex Von diesen Formen ist das Dihexaöder $ P2 neu. 662 tiner Sammlung (Scuola di Perfezionamento). Derselbe stellt eine hexagonale Tafel dar, 1 cm. dick, 5 cm. im Durchmesser haltend; er ist innen farblos, an seiner Peripherie rosenroth. Merkwürdig ist ein Beryll der Turiner Sammlung (S. Val.); derselbe ist regelmässig in einer -zollgrossen Tafel von Lepi- dolith eingewachsen, so dass die Spaltungsrichtung des Glim- mers mit der Basis des Berylls zusammenfällt; letzterer be- findet sich im Centrum des Glimmers. ® Die Berylle sind nicht haufig, sie finden sich meist nur vereinzelt, doch auch zuweilen zusammengehäuft und annähernd parallel gruppirt; meist sind sie mit einem Ende aufgewachsen und nur an einer Seite mit Endflächen versehen. Bisweilen sieht man indess auch beide Enden gleichmässig auskrystallisirt. So ein 13 mm. langer Beryli der Krantz’schen Sammlung, welcher einen Feldspathkrystall durchspiesst und mit beiden Enden frei hervorragt. In ähnlicher Weise findet sich zuweilen der Beryll durch schwarzen Turmalin gewachsen. Es kommen auch wie zerfressen aussehende Berylle vor. « Bekanntlich hat von KokscHhArow mehrere russische Be- rylle von vorzüglichster Beschaffenheit zu dem Zwecke unter- sucht, etwaige Störungen in der Krystallisation zu constatiren. Das erlangte Resultat war, dass die Krystalle unseres Minerals im Allgemeinen mit höchster Regelmässigkeit gebildet sind, dass indess nichtsdestoweniger einzelnen Flächen, von gleich voll- kommenem Glanz und Glätte, eine abnorme Lage zukommt, indem ihre Kanten Abweichungen bis zu 7’ zeigen. Die herr- liche Ausbildung eines elbanischen Berylis der Krantz’schen Sammlung veranlasste mich, eine ähnliche Messungsreihe aus- zuführen. Es wurden zunächst bestimmt (s. Fig. 8a) !:c = 1352 62; s® re =:185°%6; s’ze = 185° 0; ss . 05 5; s’:c = 135° 5t‘. Für den russischen Beryll berechnet v. KokscHArow diesen Winkel = 135°. 3 55”. Ferner wurden gemessen: &: Mu=.- 127° 48; 8:M? = WTA m 127° 48: s?;M® = 197° 48.5 st: Mt = 1785 2 = 120: 48. Der Werth dieser Winkel beträgt nach v. KoKSCHAROW = 127° 42° 37” (seine Messung ergab 127° 45). Es ergab sich ferner der Winkel s:s® = 138° 3945 sts? = 138% 374; s! ;5t = 138° 382. v. Korscnnone 138° 38° 23°. Soweit also erscheint unser Beryll als ein in 663 ungewöhnlicher Weise treffllich gebildeter. Untersuchen wir aber in gleicher Weise die Kanten, welche die Prismenflächen mit der Basis bilden, so finden wir eine bemerkenswerthe Ab- weichung von der gesetzmässigen Gestalt, indem die gegen- überliegenden Prismenflächen gegen die genannten Kanten hin etwas convergiren. Statt des Winkels 90° wurde gemessen: Ze ur; Pr. NM? = 3029; P: MM’ = 30° 20); 2% Ze 9857 PEN? — 9%°53; P:.M® = %° 0. Die Sehne der Flächen M in ihrem obersten Theile verräth sich nieht in ihrem physikalischen Ansehen, welches vielmehr gleich dem der übrigen Flächen tadellos ist. Die Wölbungen der Prismenflächen bringen es mit sich, dass ihre Kanten im oberen Theile des Krystalls etwas grösser als 120’ sind. Ich fand Br 720735; M?:M®”— 120°°0,.M°: mM* = 120° Beum = M = 7190°6; MM: = 120° 3. M*:M* = 120° T'. Diese Storung in der Lage der Prismenflächen gegen die Basis hin, ist keine isolirte Erscheinung bei dem untersuchten Krystalle. An.einem zweiten von mir mitgebrachten Krystalle betrugen die 6 Kanten zwischen Prisma und Basis = WM’ 2.2307 4; 90° 72; 90°11'; 90° 6#°;:90° 3°; die: Vertikal- kanten, wenn nicht in unmittelbarer Nähe der Basis gemessen, ergaben sämmtlich 120° 0’. 7)Dem Turmalin (s. Fig. 9 bis 12) hat bereits G. Rose eine vortreffliche Beschreibung gewidmet (s. Krantz, Elba, Kuarsten’s und v. Decuen’s Arch. Bd. XV), worin die merkwür- dige Buntfarbigkeit dieses Vorkommens eingehend erörtert wird. Den ihm vor mehr als 30 Jahren bekannten Flächen: Hauptrhombo&der (a:a:©a:c), R Erstes stumpfes Rhomboöder (d:a :ca:%c), —z erstes spitzes Rhomboöäder (d:ad:a:2c), —2R hemiedrisches Prisma (g) (aa 2c0a:coo» ch zweites hexagonales Prisma (a) (a:ta:a:wc), »P2 Basis (ce) (va:wa:wa:c),oR sind noch folgende hinzuzufügen : - Zeits. d. D. geol. Ges xXXH. > 43 664 zweites spitzes Rhomboäder (a:a:wa:4c), AR Skalenoöder (t) (a:ta:ta:c), 8&R%) symmetrisches Prisma (m) (a:+a:ta:oc), L(®R2)*) Der Turmalin findet sich in den Granitgängen Eibas von schwarzer, rother, grüner Farbe, auch mehrfarbig oder endlich farblos. Die schwarze Varietät, welche allein einen we- sentlichen Gemengtheil des Ganggranits bildet, ist am häu- figsten. Diese bis einen Zoll grossen Krystalle zeigen herr- schend das zweite Prisma, nur untergeordnet tritt als Ab- stumpfung der abwechselnden Kanten das dreiseitige Prisma auf. In der Zuspitzung der Krystalle herrscht stets 2, zu welchem untergeordnet bald —2R, bald —+{R (mit matten Flächen) hinzutritt. Ersteres ist nach G. Ross das obere, au- tiloge, letzteres das untere, analoge Ende. An beiden Enden ausgebildete Krystalle des schwarzen Turmalins habe ich nieht gesehen. — Besonders charakteristisch für Elba sind die rothen Turmaline, ihre Farbe ist licht rosenroth, selten dunkler rosen- roth, ganz selten tiefroth. Diese Krystalle sind flächenreicher als die schwarzen, sie zeigen alle oben aufgeführten Formen. Obgleich Herrn G. Rose keine an beiden Enden ausgebildete Krystalle dieser Art zur Verfügung standen, so gelang es ihm doch, durch die Untersuchung ihres pyro&lektrischen Verhaltens die verschiedene Ausbildung beider Enden zu unterscheiden. Dem- nach waren gleichmässig blass rosenroth gefärbte, stark durch- scheinende Krystalle an beiden Enden mit der herrschenden Basis begrenzt, wozu am oberen antilogen die Flächen R, am unte- ren, analogen Ende — ; R hinzutreten (s. Fig. 12). Andere, am oberen Ende rosenrothe, in der Mitte fast farblose, gegen das untere Ende eine dünne hellgrüne Schicht darbietende Krystalle waren nur an diesem unteren Ende auskrystallisirt *) Herr p’Acnıannı beobachtete an elbanischen Turmalinen ausser AR, —AR,—2R,a@R,@P2,oR,3(3R3%:,noch folgende symmetrische Prismen : 1 1 ik, br a! dE,— (a:la:taxgc, Koohı 4 1 Ar btd' d = la:tarzarme), Ilm R$) gi 1 ig, b’ A d?= (a:la:ta: oc) 4(o R?), letzteres neu, zeigt etwas gerundete Flächen, Dazu endlich das Skalenoäder: 1q, d? dı d! = (a:ta:2u:c), 44 RB). 665 mit den Flächen —* R. — Die Sammlungen zu Turin (S. Var.), zu Portoferrajo und diejenige des Dr. Krantz besitzen melı- rere an beiden Enden auskrystallisirte, rothe elbanische Tur- maline. Ein blass rosenrother Krystall zu Turin zeigt am obe- ren, sich verjüngenden Ende die glänzende Basis nebst R und — 2 X; am unteren die matte Basis nebst #. Ein anderer tiefrother Krystall daselbst zeigt oben die Basis, R und das Skalenoöder /; unten die Basis, /t und —, /t. Dieser letztere Krystall ist dadurch höchst merkwürdig, dass er nirgends die kleinste Anwachsstelle zeigt, also lose in der Druse gelegen haben muss. Einige kaum minder schöne Krystalle dieser seltenen beiderseitigen Ausbildung besitzt Forzsı. An dem einen Krystall oben /t und Skalenoöder t, unten die matte Basis. Ein zweiter zeigte oben die glänzende Basis nebst R, unten die matte Basis. Ein dritter oben die Basis nebst /t, unten —+R; ein vierter oben die glänzende Basis nebst Zt, unten die matte Basis nebst #. Ein Kırystall bei Pısanı oben A nebst — 2A, unten of, A, —!R. — Von dreien der Krantz’schen Samm- lung angehörigen zweiendigen Turmalinen besitzt der eine oben R nebst — 2, ot und dem Skalenoäder £, unten die Basis, {, —2 #4, —:R (s. Fig. 10), der zweite oben die Basis nebst Ä#, —2%, A R, unten R und of (s. Fig. 11); der dritte oben oR glänzend nebst R und —2R, unten oR matt nebst R.*) Die aufgewachsenen Krystalle von Rosafarbe, welche man lose in den Sammlungen sieht, sind häufig von der herr- “ schenden Basis begrenzt. Ist sie matt, so gesellen sich zu ihr entweder keine andere ‘Formen, oder R nebst —:R, dazu selten —2R; ist sie glänzend, so. treten gewöhnlich andere Flächen hinzu: RZ, —2R und Skalenoeder ti. Jenes ist das untere, analoge, dieses das obere, antiloge Ende. Die rosafar- bigen Turmaline erreichen eine Länge von reichlich 8 cm. Handstücke mit 5, 6 soleher Krystalle gewähren einen unge- mein prachtvollen, Anblick. Meist sind sie mit dem unteren, dem analogen Ende frei, doch finden sich auch nicht selten auf demselben Stücke Krystalle mit freiem oberen, neben anderen mit freiem unteren Ende. Gewöhnlich besitzt der Rosaturmalin —_ *) Die in den Fig. 9—11 dargestellten Krystalle wurden auch auf ihr elektrisches Verhalten geprüft, und das obere Ende als das antiloge bestimmt. 45 * 666 tief gestreifte Prismen, als Folge einer Parallelverwachsung sehr zahlreicher Krystalle. Meist verjüngen sich diese Kry- stalle etwas gegen das aufgewachsene Ende hin; nach dem freien Ende hin blasst die Farbe gewöhnlich aus. Selten nur sind die rothen Turmaline ihrer ganzen Länge nach von ein- und demselben Farbenton, es findet dies nur statt bei den ganz blassen. — Die grünen Krystalle haben nie den gleichen Far- benton in ihrer ganzen Länge; auch sie kommen beiderseitig auskrystallisirt vor. Oben R nebst —2R, beide Formen mit glänzenden Flächen, unten R, —;!R (s. Fig. 9) beide matt. In der Mitte ist der Krystall (Fig. 9) blass, nach oben wird die Farbe dunkler grün, nach unten bläulichgrun, (Krantz’ sche Sammlung). Oben R nebst — 2R, dessen Flächen herrschen, unten R nebst dem herrschenden —-ZR (bei Forzsı). Die rothe und die grüne Farbe sind oft mit einan- der combinirt: die Krystalle sind an ihrem aufgewachsenen, an- tilogen Ende bräunlichgrüun, gegen die Mitte olivengrün, am freien Ende dunkel rosenroth und hier nur mit — ; R begrenzt. Statt der rothen stellt sich hier auch wohl eine lichtbläuliche Farbe ein. Im Gegensatze zu den buschelförmig gruppirten, gleich- artig licht rosafarbigen Krystallen besitzen diese letzteren meist ein wohlgeformtes hexagonales Prisma mit schwach abge- stumpften abwechselnden Kanten. Es reihen sich hier die von G. Rose bereits scharf hervorgehobenen Krystalle an: am auf- gewachsenen Ende rosenroth, nach oben ausblassend, dann eine lichtolivengrüne Färbung annehmend, am freien Ende mit einer dünnen, höchstens eine halbe Linie dieken, schwarzen Schicht bedeckt. Das freie Ende dieser Krystalle, welches durch das glänzende Hauptrhomboäder gebildet wird, ist das antiloge. Bei Forzsı: nadelförmige Turmaline von blasser Rosafarbe mit grünen Köpfchen. Lichtrosa und hellgrün findet sich auch wohl in der Weise verbunden, dass letztere Farbe am antilogen Pole mit der glänzenden Basis, R und — 2R erscheint, das Rosa hingegen am analogen, nur durch die matte Basis begrenzten Pole. Die Krystalle bald mit dem grünlichen, bald mit dem rosa Ende aufgewachsen. Die lieblichsten Farbentöne entstehen, wenn Rosa und licht Himmelblau in Schichten mit ein- ander wechseln. Die verschiedenen Farben der elbanischen Turmaline begrenzen sich nicht immer in horizontalen Ebenen, sondern bilden zuweilen haubenförmige Hullen. Bei den am - y Po u 667 aufgewachsenen, antilogen Ende bräunlichgrünen, am freien, analogen Ende rosafarbigen Turmalinen bildet die grüne Tur- malinmasse einen inneren Kern, welcher noch etwas in die rothe obere Hälfte des Krystalls emporsteigt. — Zuweilen fin- den sich die Turmaline auch ganz farblos, wasserhell, dann meist nur klein. Häufig indess zeigen die farblosen Krystalle an ihrem aufgewachsenen Ende oder an ihrem Kopfe oder an beiden zugleich Farben. Ein solcher doppelt ausgebildeter Krystall war am analogen Pole farblos, durch die Basis und — + R begrenzt, am antilogen Pole gleichsam mit einem schwar- zen Deckel (o AR, R) endend. Ein farbloser Krystall an beiden Enden dunkelgrün. Farblose Krystalle am ausgebildeten, anti- logen Ende gelblichbraun. Die so mannichfachen Farbencom- binationen unserer Turmaline sind durch vorstehende Angaben nicht erschöpft. Als Seltenheit bildet der Turmalin röhren- formige, innen hohle Krystalle. Grosse Turmaline mit Albit bedeckt; darauf zahllose kleine parallel orientirte Turmalin- Krystalle. Um einen Quarzkrystall ringsum mit parallelen Axen gruppirt ein Kreis von Rosaturmalin-Prismen (Forest). — Wir verdanken RAMMELSBERG die Untersuchung von 4 Varietä- ten elbanischen Turmalins. I. Schwarz, bräunlich durchscheinend, spec. Gew. 3,059 (Magnesiaeisen-Turmalin), II. schwarz, theils bräunlich, theils graulich durchschei- 'nend (Eisen-Turmalin), II. grün, oft an einem Ende röthlich oder schwärzlich, spec. Gew. 3,112 (Eisenmangan-Turmalin), IV. röthlich und farblos (3,022) Mangan-Turmalin. H,O K,O Na,0 Li,0O CaO MgO MnO 1. 223.2.0,25:.:::,2,19 — 0,714 6,77 0,58 BIOWAIO.-B.0. 80, FR 9,93 30,02 (9,08) 38,20 0,15 H,O K,O Na,0 Li,0O CaO MgO MnO Be 05 2350... —-: 082 1,68, 1,87 20 41.0,.B,0,: 810, El 10,52 34,15 (9,37) 37,14 0,47 H,O K,O Na,0 Li,0O CaO MgO MnO a 2600 034 240 074 — 041 2,51 668 Fe0.,A,0: BB som 1,38 41,89 (9,99) 37,74 0,50 H,O K,O Na,0 Li,O CaO MgO MnO IV: 92,417. 1,30.>:9,00 1,28 2022000. 0098 Feo Al)0°B,0.:. 80 mr ©4405: 952 38.85 00: 8) Petalit (Castor) (s. Taf. XIV., Fig. 15—16). Unter unscheinbaren Quarzresten der Krantz’schen Sammlungen er- kannte der mineralogische Scharfblick Breımmaupr’s (1849) ein neues elbanisches Mineral, welchem er den Namen Castor mit Bezug auf den gleichfalls von ihm entdeckten Pollux bei- legte (Ann. Chemie und Pharm. CXIX., 436. 1849). G. Rose wies 1850 nach, dass dies neue Mineral mit dem Petalit zu vereinigen wäre, mit welchem es die Spaltungsrichtungen ge- mein habe bei einer fast gleichen Mischung und nur etwas geringerem spec. Gew. (Pocc. Ann. Bd. 79, S. 162. 1850). Des CLoizEaux, indem er sich der Ansicht G. Rose’s in Be- zug auf die specifische Identität von Castor und Petalit an- schloss, zugleich die Messungen BrEITHAUPT’s bestätigend, hatte das Glück, mehrere ausgezeichnete Krystalle dieses seltenen Minerals durch SimAnn zu erhalten, auf Grund deren es ihm möglich war, die krystallographischen und optischen Eigen- schaften des Petalits genau zu untersuchen und mit denjenigen des Spodumens zu vergleichen (Ann. Chimie et Phys. 4° ser. t. II. p. 264. 1864; Poce. Ann. Phys. Chemie, Bd. 122. S. 648). — Da die Krystallformen des elbanischen Petalits wohl nicht allgemein bekannt sind, so habe ich es nicht als‘ eine vergebliche Mühe erachtet, die von Dss CLoIzEAUx gege- benen Figuren neu zu zeichnen, zugleich mit Rücksicht darauf, dass die von ihm gewählte Projection in Bezug auf die Elevation etwas verschieden von der unserigen ist. Bei dem Mangel eigener Beobachtungen uber den Petalit erkenne ich es mit um so grösserem Danke an, dass Herr Dr. Srrüver in Turin die Güte hatte, eine Beschreibung zweier trefflicher Petalite (deren Ansicht zu Turin mir gleichfalls durch ihn gewährt wurde) in der Sammlung der Ingenieurschule mir brieflich mitzutheilen (11. Dec. 1869). 669 Axenelemente des Petalits von Elba, nach Des CLo1zEAux’s Messungen berechnet: @30°0 -:1:.15342° 1:0,(40980: Die Axen a und c schliessen vorn oben den Winkel 212°.26. 'ein- Beobachtete Flächen: m = (a:b:00c), or N VEN Poo g°’ (2@:b:ooc), (oc P2) wo (:2 0:05), —2Poo 0° = (a:20: 0b), IP» = (2ad:5:4e), —(4P9) 2 = (b:2c:»a), (2Pw) g'= (b:wa:we), (Po) | Br Ta:eb.ece, SPD. :0° = (a:2c:&b), 4 Po p = (e:ou:wb), :oP a? = (d:Ac:wb), —APow Berechnete Winkel: m:m = 86° 20” (vorn) p:h' = 112° 26 z : me: = 136° 90 | So ch, 192.2 9.:9° = 50° 15° (vorn) p:Kante E =, 113° 8 4 er 220. — 141° 23 n:e.— ‚120. 2. 1 „Die am häufigsten vorkommenden Flächen sind p, Er I a*,m,g'. Die Krystalle sind gewöhnlich durch ‚Vorherrschen 1 von g' tafelartig geworden; die Flächen der Zone p, 0°, h' sind allein glatt und glänzend, alle anderen sind stark gestreift und zuweilen wie angefressen.* (Des CLo1zeaux). Die beiden ausgezeichneten Petalite der Sammlung im Castel S. Valentino ‚befanden sich unter einer grossen Reihe durch Hauptmann Pısanı zusammengebrachter elbanischer Mineralien, welche auf An- trieb SELLA’s vor einigen Jahren vom Ministerium erworben wurde. Sie lagen unter den Quarzen und wurden erst durch Dr. Srtrüver als Petalite erkannt. „Obgleich die Beschaffen- _ heit der Krystalle keine sehr genauen Messungen zulässt, so überzeugt man sich doch leicht, dass sie der Hauptsache nach 670 mit Des Cuoizeaux’s Fig. 4 (siehe unsere Fig. 16) überein- stimmen; nur sind sie in der Richtung der geneigten Axe (a) mehr in die Länge gezogen, und fehlt ihnen die Fläche 1 0° = (a: 2c:cob). Dafür beobachtet man ausser p= (c:ma:wb) go — 2a:b:2o A l 1 und = (2«d:b:4c) (b°’d‘ g'), an beiden Krystallen noch eine Form (2@ :b:mc), m < 4, welche zwischen (ec: oa: ob) und (2@:b:4c)sund mit beiden in derselben Zone liegt. Der grössere der beiden Krystalle, dessen Dimensionen 52 Mm. :20 Mm.: 15 Mm. sind, zeigt in der Zone p und g', noch eine Fläche, welche nicht mit e® — (b:2c: a) übereinstimmt. An: dem kleineren Exemplare (35 Mm. :27 Mm.: 22 Mm.) be- obachtete ich ausserdem eine Fläche (a: mc:cebd), welche mit p einen Winkel von etwa 130° macht und von Des Cror- ZEAUX nicht angegeben wird. Bei der geringen Zuverlässigkeit der Messungen möchte es sich kaum lohnen, Symbole für die. drei von DES CLoOIZEAUx nicht beobachteten Flächen zu berech- nen. Die Krystalle sind vollkommen spaltbar nach der Basis X p; von dem Vorhandensein der zweiten Spaltungsrichtung o* konnte ich mich nicht überzeugen, da ich die Stucke nicht be- schädigen wollte. Im Uebrigen sind die Krystalle farblos und durchsichtig, besitzen Feldspathhärte und starken Glasglanz, welcher auf der Fläche der vollkommensten Spaltung in’s Perl- mutterartige übergeht. Mit Ausnahme der Basis sind. ihre Flächen sehr uneben und theilweise tief zernagt und zerfressen, wie das am Petalit von Elba ja fast immer beobachtet wird. Vor dem Löthrohr schmilzt die Substanz der Krystalle nicht sehr schwer zu einem durchsichtigen Glase, wobei sich die Flamme schön carminroth färbt.“ (STRÜVER.) Die Zusammensetzung des Petalits von Elba ist nach der Analyse Puartner’s folgende: Kieselsäure 78,01, Thonerde 18,86, Lithion 2,76, nebst Spuren von Kali und Natron. Das spec. Gew. 2,392. — Nur in wenigen Exemplaren scheint der Petalit auf Elba vorgekommen zu sein. Ausser jenen beiden Krystallen zu Turin befindet sich in Italien vielleicht nur ein einziger im Besitze des Dr. Forzsı in Florenz, von nur gerin- ger Grösse. Noch seltener als der Petalit ist der 9) Pollux, welcher durch die Analyse Pısanr’s zu Paris ein 671 so hohes Interesse gewonnen hat: Kieselsäure 44,03; Thon- erde 15,97; Eisenoxyd 0,68; Cäsiumoxyd 34,07; Natron und Lithion 3,88; Wasser 2,40. Summe 101,71. Spec. Gew. 2,901. Den schönsten Pollux - Kıystall besitzt die Sammlung der Ecole des Mines zu Paris (die Ansicht desselben verdanke ich Herrn Prof. FriEpeL); derselbe ist fast 2 Centimeter gross und stellt die Combination des Würfels mit dem Ikositetraöder (a:2a:2a) dar. Seine Flächen sind rauh und. zum Theil wie angefressen. Einen anderen, viel kleineren Krystall be- sitzt die Sammlung des Jardin des plantes. Eine optische Un- tersuchung des Pollux gab Herr Des CLoizEaux (s. Nouv. Re- -cherches s. 1. propr. opt. d. crist. p. 8). Der Pollux ist einem zerfressenen Quarze noch ähnlicher als der Petalit. “ Manche in den Sammlungen als Pollux geltende Stücke sind nur Quarz;.selbst die Mineraliengräber auf Elba vermögen ge- wisse zerfressene Quarze nicht von jenem seltensten Mineral zu unterscheiden. 10) Der Zinnstein wurde zuerst von Dr. Krantz, als in sehr kleinen Zwillingen sehr selten in den Granitgängen von S. Piero vorkommend, erwähnt. Die Krystalle höchstens 2-Mm. gross, stets Zwillinge, sind theils im Ganggestein ein- gewachsen, theils in den Drusen aufgewachsen und stellen Combinationen der Grundform (deren Flächen »vorherrschen), des ersten stumpfen Oktaöders mit den nur schmal entwickel- ten Flächen des ersten und zweiten quadratischen Prismas dar. Die Zwillingsbildung geschieht nach dem gewöhnlichen Gesetze, parallel einer Fläche des ersten stumpfen Oktaäders. Die auf- gewachsenen Krystalle sind zuweilen verlängert in der Rich- tung derjenigen Oktaöderflächen, deren Kante durch die Zwil- lingsebene abgestumpft würde. Die Flächen des ersten stumpfen Oktaöders sind gestreift parallel der Combinationskante mit der Grundform, und die Flächen dieser letzteren gewölbt. Statt der gewölbten Fläche der Grundform ist zuweilen auch ein Dioktaöder (gleichfalls mit etwas gewölbten Flächen) vorhan- den, welches die Kanten zwischen beiden Oktaödern abstumpfen würde. Die über der Hauptoktaöderfläche liegende Endkante des Diokta@öders misst 175° bis 176°. Die mangelnde Ebenheit der Flächen liess von einer Berechnung des Zeichens dieser Form absehen. Ein Krystall, welcher freilich nur annähernde Messungen gestattete, zeigte seltsame Abweichungen von den RER BELEN. 672 Winkeln der normalen Zinnsteinkrystalle. Es wurde nämlich die Kante zwischen einer Fläche des 2ten Prismas und der anlie- genden Fläche des lten stumpfen Okta&ders = circa 130° be- stimmt. Der Zinnstein findet sich in den Gängen von S. Piero nur in vereinzelten Zwillingskrystallen von schwarzer Farbe. Das Vorkommen des Zinnsteins in sporadischen Krystallen auf Granitgängen ist um so interessanter, da dies Mineral sonst seine eigenthümlichen Lagerstätten (Stockwerke oder Gänge) besitzt. Nur ein zweites Beispiel des Vorkommens auf Granitgängen, gleichsam in verirrten Krystallen, ist bis jetzt bekannt: die bereits oben erwähnten Gänge von Chesterfield Mass. „wenige Krystalle mit Albit und Turmalin“, Dana, Mi- neralogy, S. 158. Den genannten Mineralien aus den elbani- schen Granitgängen sind noch hinzuzufügen sehr kleine okta&- drische Krystalle, welche wahrscheinlich 11) Pyrrhit sind. Ich fand dieselben auf einem vonS. Pikse mitgebrachten Stücke in Begleitung von gelblichem Feldspath, Quarz, rotem Turmalin, Lepidolith. Ihre Form ist das regu- läare Okta@der, woran als eine punktformige Abstumpfung der Ecken an einem der Kryställchen noch die Fläche des Wür- fels beobachtet wurde. Farblos bis lichtgeiblich, Demantglanz. Eine genauere Untersuchung dieser Krystalle war theils durch ihre äusserst geringe Grösse, theils durch die verschwindend kleine Menge des zur Verfügung stehenden Materials unaus- führbar. Es gelang nicht, mit den Oktaödern eine Quarzfläche zu ritzen, doch andererseits liess eine Stahlnadel auch keine Spur auf den Oktaäderflächen zurück. Vor dem Löthrohr un- schmelzbar. Nach längerem Blasen wird das Mineral schwarz, obne beim Erkalten seine ursprüngliche Färbung wieder an- zunehmen. Die Krystalle, deren Grösse kaum + Mm. erreicht, sind theils auf Quarz, theils auf Feldspath aufgewachsen, resp. zum Theil in dieselben eingesenkt; auch fanden sich diese kleinen Krystalle, welche ohne ihren starken demantähnlichen Glanz der Wahrnehmung entgehen würden, beim Zerbrechen eines Feldspaths in denselben eingewachsen. Nur sehr selten scheinen die fraglichen Krystalle vorzukommen; denn trotz viel- fachen Nachsuchens auf gleichartigen Stücken wurden sie nicht wieder gefunden, weshalb auch eine vollständige Unter- suchung des Minerals späteren glücklichen Funden vorbehalten bleiben muss. Der Pyrrhit, eine von G. Rose (Pose. Ann. 673 Bd. 48. S. 562. 1840) aufgestellte Mineralspecies, ist bekannt- lich bisher nur an einem einzigen Punkte beobachtet worden, ‚auf Feldspath der Granitgänge von Alabaschka nahe Mursinsk, in Begleitung von Lepidolith, Albit und Topas. Unser für Elba neues Mineral hat offenbar mit dem Pyrrhit die grösste Analogie. Zu dieser Species stellte bekanntlich später TEschE- MACHER kleine rothe reguläre Okta@der in vulkanischen Aus- würflingen von den Azoren. In Bezug auf den elbanischen Pyrrbit, so stimmt die Krystallform, die Härte, die Unschmelz- barkeit vor dem Löthrohr mit dem typischen Vorkommen. Auch für den Pyrrhit von Alabaschka giebt G. Ross an, dass er sich vor dem Löthrohre schwärze. Namentlich stimmt auch das Vorkommen überein: mit Turmalin und Lepidolith auf Feldspath der Granitgänge. Ferner haben beide gemein, dass sie ausserordentlich selten sind, indem von beiden Vorkomm- nissen nur eine einzige Stufe bekannt ist, auf jeder indess eine nicht ganz kleine Zahl okta@drischer Kryställchen sich fanden. Als Verschiedenheiten der Krystalle beider Fundorte sind her- vorzuheben, dass der Pyrrhit. aus dem Ural eine pomeran- zengelbe Farbe und Glasglanz besitzt, der elbanische farblos bis gelblich ist und fast demantglänzend. Trotz dieser Ver- schiedenheit erscheint die Deutung der Krystalle als. Pyrrhit bei Weitem die wahrscheinlichste. Wollte man sie als Spinell ansprechen (die einzige noch mögliche Deutung; denn G. Ro- ses Rhodizit, mit rothem Turmalin und Quarz auf den Granit- gängen zu Schaitansk vorkommend, hat Topashärte und ist, wenn auch schwierig, vor dem Löthrohr zu weissem Glase schmelzbar, seine Form meist das herrschende Dodekaäder mit untergeordnetem Tetraäder), so würde gegen diese Auffassung sprechen: die höhere Härte des Spinells (welcher auch wohl niemals in farblosen Krystallen beobachtet wurde), sowie noch entschiedener, dass der Spinell, ein in den verschiedensten Weisen des Vorkommens bekanntes Mineral, bisher weder im Granit eingewachsen, noch in Granitgängen aufgewachsen ge- funden worden ist. Auch wurde bisher der Würfel als Combi- nationsgestalt des Spinellokta@ders noch nicht gesehen. Sollte sich demnach die Deutung der elbanischen Oktaöder als Pyrrhit nicht bestätigen, so haben wir es mit einem neuen Mineral zu thun. SRH ne 674 Der mittlere Inseltheil bildet schon durch seine- Küstenentwickelung einen scharfen Gegensatz zu dem durch eine fast ungestörte Kreislinie bezeichneten Gestadesaume des Capanne-Gebirges. In Gestalt tiefer Buchten dringt das Meer in das Inselland ein: im Süden sind es die drei schönen Golfe von Campo, von Acona und Stella; im Norden die Buch- ten von Procchio, Biodola, Viticeio (welche nur Theile eines grossen Busens bilden), endlich der herrliche Golf von Porto- ferrajo, einer der grössten und geschütztesten Häfen des Mit- 'telmeeres, fast einem Binnensee vergleichbar. Zwischen die- sen Buchten springen Landzungen weit hinaus, welche theils durch Gebirgsrücken mit der Inselmitte verbunden sind, wie das Cap Fonza, theils aber losgelöste Erhebungen sind, welche nur durch eine flache Senkung mit den: Hauptkörper der In- sel sich verbinden, wie das Cap Stella, Cap Enfola und die beiden vereinigten Hügel, auf denen Portoferrajo, eine der merkwürdigsten Städteanlagen,, steht. Kaum finden sich an- derswo so grosse landschaftliche Gegensätze einander in ähn- licher Weise nahe gerückt, wie auf Elba; das Oapanne-Gebirge mit seinen Felsspitzen, Steinmeeren umfluthet von einer durch keine Bucht besänftigten Brandung — und die Umgebungen von Portoferrajo, dessen weites Seebecken selbst bei Sturmen kaum bewegt ist, wo fruchtbare und bebaute Ebenen sich zwischen dem Meere und den schön gerundeten Hügeln aus- dehnen. Die Küstenentwickelung der Inselmitte, welche am italienischen Gestade ihres Gleichen nicht hat, lässt schon vermutben, dass nicht eine Kuppel wie im Westen, sondern unregelmässig verzweigte Bergzüge diesen Theil der Insel ein- nehmen: es sind breite, gewölbte Kämme mit kegelförmigen, gerundeten Kuppen. Statt der grauen nackten Bergflächen des Monte Capanne zeigen sich die Gehänge hier mit dichtem, fast undurchdringlichem Strauchwerk bedeckt. Als dominirender Gebirgszug lässt sich derjenige bezeichnen, welcher vom Cap Fonza durch die Inselmitte mit sudnördlicher Richtung bis zur Punta dell’ Acquaviva streicht und hier einen Ausläufer nach dem Cap Enfola sendet. Das Profil der Höhenlinie dieses Zuges stellt sich, von 8. Piero gesehen, als eine lange Reihe runder, an Höhe nicht sehr verschiedener Gipfel dar.*) Viele *) Gebirgssenkung zwischen S. Martino-und dem Golf d’Acona = ca. 2106 m. Niedrigster Punkt des Kammes zwischen La Pila und Acona = ca. 240,9 m. (nach meiner Aneroid-Messung). Im a SR EN N: R“ % 675 kurze Queräste laufen von jenem Hauptkamme ab; namentlich nahe seiner mittleren Erstreckung ein Rücken, welcher denM. Barbatoja trägt und mit dem Montorello zur Gebirgssenkung zwischen der Inselmitte und der Ostinsel abfällt. Die zahl- reichen Bergzweige umschliessen Thäler und tief einschneidende Buchten. Das grösste jener Thäler, zugleich das fruchtbarste der Insel, ist das von $. Martino, welches in den steilen Schluchten des Centrums der ganzen Insel seinen Ursprung nimmt und sich gegen die Küstenebene und die Rhede von Portoferrajo öffnet. Das Gebirge fällt gegen die Küste theils in allmäliger Senkung ab, so gegen die Buchten, theils in jahen bis lothrechten Felswänden, so am Cap Fonza und bei Acqua- viva. Die beiden tiefen Senkungen von Pila im Westen und Acquabuona im Osten, welche den mittleren Inseltheil orogra- pbisch begrenzen, bilden nicht in gleicher Weise scharfe geo- gnostische Scheiden. Die charakteristischen Gesteine der In- selmitte gehen über das Thal von Pila und die Ebene von Campo hinweg und bilden nicht nur den Fuss des Gebirges bei S. Piero, sondern auch das mehr isolirte Hügelland von Poro, und ebenso erscheinen die Grünsteine und Serpentine der Kette des Monserrato im Montorello sowie in dem weit vorspringenden Vorgebirge Stella. Dieser mittlere Inseltheil besteht vorzugsweise aus zwei verschiedenen Gesteinsmassen: einer innig verbundenen Bil- dung von Sandstein, thonigem Mergelschiefer nebst Kalk- stein (Macignobildung) und Quarzporphyr. Der Sandstein, das herrschende Gebilde, ist stets glimmerführend, bald fein- körnig und dünnschieferig, bald grobkörnig und in massigen Bänken abgesondert. Dem Sandsteine sind allem Anscheine nach sehr unregelmässige: Straten und Massen von Mergel- schiefer oder lichtgrauem Kalksteine eingelagert. Die einzigen organischen Ueberreste, welche ich in dem Sandsteine gesehen, bestanden in verkohlten, undeutlichen Pflanzentheilen. Von früheren Beobachtern (Stuper) werden aus den Kalkschichten Fucoiden (F. intricatus) sowie die sogenannten Mäandrinen, Ab- drücke vielfach gerundeter Pflanzenformen, erwähnt. Es sind dies in petrographischer Hinsicht dieselben Schichten wie jene, welche auf dem toskanischen Festlande Macigno genannt wer- den. Wenngleich sie: auf Elba keine organischen Einschlüsse enthalten, auf welche eine Altersbestimmung gegründet werden 676 könnte, so scheint die Zugehörigkeit der fraglichen elbanischen Schichten zum Eocän oder vielleicht zur oberen Kreide durch einen Vergleich derselben mit den in Toscana auftretenden kaum zweifelhaft zu sein. Gleiche Straten, wie diejenigen, welche in der Inselmitte eine so grosse Ausbreitung gewinnen, ruhen am Monte Ripaldi bei Florenz auf Schichten, welche durch Inoceramus als der Kreide zugehörig charakterisirt wer- den. Der Quarzporphyr zeigt in seinen herrschenden Varie- täten grosse Feldspathkrystalle von weisser Farbe, Quarz, Oli- goklas, Glimmer und, als wohl nie fehlenden 'Gemengtheil, schwarzen Turmalin. Wie immer in den Porphyrdistrikten, findet sich (im Gegensatze zu den Granitgebirgen) ein mannich- facher Wechsel des Gestein. So kommen namentlich: am Monte Bello und anderen Punkten der Nordküste feinkörnige, schneeweisse Gesteine vor, in denen der Turmalin rundliche, fast dichte Knauer bildet. Trotz seines petrographischen Wechsels wird der Porphyr nie dem Centralgranit des Monte Capanne ähnlich, wohl aber jenen Gängen, welche in so grosser Zahl auf der Grenze zwischen dem Granit und dem Schiefer hervorbrechen. Auch den dichten Gesteinsvarietäten der Gänge von S. Piero kann der Porphyr in seinen feinkörnigen Ab- . anderungen ähnlich werden, ohne aber jemals etwas der edlen Drusenbildung Verwandtes zu zeigen. — Dass es nicht ganz leicht ist, zu einem sicheren Urtheil über die relative Ver- breitung des Sandsteins (und Kalksteins) und des Quarzpor- phyrs im mittleren Inseltheile zu gelangen, zeigen die in diesem. Punkte so auffallend verschiedenen Angaben von KraAntz und STUDER. Einen Theil der Schuld dieser verschiedenen Auffas- sung tragen die mit fast undurchdringbarem Buschwerk bedeck- ten Höhen. Zwischen Cap Enfola und Portoferrajo setzt aller- dings der Porphyr als herrschendes Gestein ganze Hügel zusammen; im übrigen Theile der Inselmitte indess. offenbart sich ein beständiger Wechsel zwischen Maeigno und Porphyr, wie ich denselben auf so engem Raume und in fast unzähliger Wiederholung bisher an anderen Orten nicht gesehen. Auf Strecken von hundert Schritten sieht man nicht selten mehr- fachen Wechsel der Sedimentbildung und des Eruptivgesteins. Die Beobachtung an den .felsigen Küsten, sowohl am Cap En- fola als am Cap Fonza oder Cap Poro klären jenen Sachver- halt auf. Man sieht hier den Porphyr in zahlreichen Gängen 677 der verschiedensten Art mit dem Macigno verbunden, theils in Lagergängen mit demselben alternirend, theils in eigenthum- lieher Weise die Straten dislocirend, theils von einer unter- lagernden Porphyrmasse aus viele unregelmässig gestaltete Apophysen in die aufliegende Sandsteindecke eindringend. So belehren uns die schönen Kuüstenprofile auch uber das Ver- halten beider Gesteine im Innern. Der Porphyr bildet neben selbständigen Hügeln im Norden und einem nicht unbedeu- tenden Küstenstrich am östlichen Ufer der Bucht von Campo mehrere grosse und weit fortsetzende Gänge mit nord - süd- lichem Streichen und ausserdem eine ausserordentliche Menge kleinerer Durchbrüche. _Beschränkte Partien von Macigno, welche mitten im Porphyr, zum Theil auf der Höhe der Berge sich finden, sind wahrscheinlich nichts Anderes als Scholien, welche vom Eruptivgestein in ihre jetzige Lage emporgehoben wurden. i Zwei Thatsachen sind es, welche durch die Beobachtungen im mittleren Inseltheile ausser Zweifel gestellt werden, die Dislocation und Erhebung der Schichten durch den Porphyr und das Fehlen jeglicher Umänderung des stratifieirten Gesteins in der Nähe der Porphyrgrenze. Dies bedingt einen wesent- liehen Unterschied zu Jen Contakterscheinungen des Granits des Monte Capanne. Die Lagerung der Macignostraten ist eine sehr unregelmässige, bedingt durch die zahlreichen Durch- brüche des Porphyrs. Das herrschende Streichen scheint un- gefähr parallel der Nordsud -Richtung zu sein. Wie bereits oben bemerkt, verbreitet sich der Macigno, begleitet von Por- phyrdurchbrüchen, auch etwas jenseits der Thalebene von Campo und Pila. Dies letztere Dörfchen steht auf einer buckelförmigen Erhebung von Porphyr, welche rings von Ma- cigno umgeben ist. Der dieser Formation angehörige Sand- stein bildet einen Saum am Fusse des Gebirges von S. Piero. Wo der Fussweg von Pila nach S. Piero sich zu erheben be- ginnt, sind grosse Faltungen des Sandsteinschiefers entblösst. Der Charakter des Gesteins wechselt auch hier schnell, bald ist es in massige Bänke gesondert, bald dünnschiefrig, Das Fallen ist hier im Allgemeinen gegen Ost gerichtet. Die Ma- ciguo-Formation der Inselmitte ist wohl als eine Mulde zu be- trachten, deren östlicher Flügel sich auf die älteren Straten des; Monserrato legt, und deren westlicher Flügel bei Pila und S. Piero in unmittelbarer Nähe der krystallinischen Schiefer und des Granits sich emporhebt. Bevor man von Pila aus die Wegescheide nach S. Piero und S. Illario erreicht, sieht man am Wege eine sehr kleine Porphyrmasse im Gebiete der wechselnden Sand- und Kalksteinschichten. Weiter hinauf folgt dann Serpentin, dessen Grenze gegen die genannten Schichten nicht entblösst ist, gleichfalls durchbrochen von vielen Gän- gen. Nicht leicht ist hier die Unterscheidung des gleichfalls turmalinführenden Quarzporphyrs, dessen Durchbrüche für den elbanischen Macigno so bezeichnend sind, von dem Turmalin- granit, der die Gänge von S. Piero im Granit und in den krystallinischen Schiefern erfüllt. — Wir wollen nun einige der wichtigsten Punkte der Inselmitte, wie sich dieselben theils vom Meere aus, theils bei verschiedenen Durchwanderungen der Beobachtung darboten, kennen lernen. | Die bereits oben erwähnten Hugel von Poro südlich von der Marina di Campo bestehen aus einem glimmerführen- den Macigno-Sandstein. Das Vorgebirge, welches südlich der genannten Marine in den Golf von Campo hineinragt, zeigt vom Meere betrachtet das merkwürdigste Eindringen des gra- nitähnlichen Porphyrs in den Schiefer. Jener bildet den Fuss, der Sandsteinschiefer die Höhe. In einer Menge von grossartigen Apophysen, von denen die untenstehende Skizze nur eine sehr ungenügende Vorstellung gewähren kann, Vorgebirge südlich der Marina di Campo. dringt der Porphyr in den Sandstein ein. Aehnliche Ver- bältnisse stellen sich am östlichen Ufer des Golfs von Campo dar. Der Granitporphyr durchbricht auch hier in einem mächtigen Gange, welcher sich in verschiedene Trüumer zer- schlägt, den Sandstein, dessen Straten in der Nähe des Erup- tivgesteins mächtige Faltungen zeigen. Der Porphyr umschliesst hier westlich vom Cap Fonza die bekannten Feldspath- 679 krystalle, welche in den Sammlungen. viel verbreitet sind. Dieselben sind eingewachsen in einem turmalinfuhrenden Quarzporphyr (der Quarz in gerundeten Dihexaödern, auch etwas Biotit) und ragen als festere Theile an den von der Brandung des Meeres getroffenen Felswänden hervor. Die Krystalle, welche bis 10 Oentimeter Länge erreichen, sind von der gewöhnlichen Form der eingewachsenen Feldspathe, indem sie die Flächen 77’, M, P, y, 00’, untergeordnet zz undnn zeigen und theils einfache Krystalle — rectanguläre Prismen durch M und P—, theils Zwillinge bilden. Die hier vorkommen- den Zwillinge sind nach zwei Gesetzen gebildet, 1. Zwillingsaxe die Vertikale, sogen. Carlsbader Zwillinge, 2. Zwillingsebene parallel #. Diese letzteren Zwillinge, welche im Allgemeinen unter den eingewachsenen Krystallen Seltenheiten sind, kom- men am Golf von Campo ziemlich häufig vor. Auch finden sich eigenthümliche Drillingskrystalle, in denen die beiden eben genannten Gesetze statt haben. Zwei Individuen sind näm- lich nach dem Gesetze „Zwillingsebene P“ verwachsen, und an eines jener beiden fügt sich ein drittes Individuum nach dem Gesetze der Carlsbader Verwachsung (s. eine Darstellung Poc&. Ann. Bd. 135, S. 477). In der Nähe der Berührung mit dem Quarzporphyr zeigt der Sandsteinschiefer viele Zick- zackbiegungen. Das Eruptivgestein enthält, nach Krantz, zu- nächst der Grenze viele Einschlüsse von Schiefer- und Sand- steinbruchstucken, welche keinerlei Umänderung erkennen lassen. Auf Gangtrumern, welche gleichfalls in der Nähe der Gesteinsgrenze den Schiefer durchsetzen, finden sich, demselben Forscher zufolge, die in Sammlungen verbreiteten lichten Ame- thyste. Die Forzsi’sche Sammlung bewahrt von diesem Orte einen Amethyst-Krystall an der Spitze einer stalaktitischen Bildung von Quarz. — Weiter gegen Osten, gegen das Cap Fonza hin, tritt an der Küste der Macignoschiefer ganz zurück, und mit dem herrschenden Quarzporphyr wird die Felsgestal- tung stets grossartiger. Die Brandung hat hier die seltsamsten Felsformen gebildet; es sind nicht liegende, sondern aufrecht stehende colossale Matratzen, über welche gleichsam Tücher und Fetzen herabhängen. Pilasterähnliche Massen laufen in sonderbare Schnörkel aus, Weithin glänzen die 10 bis 12 Cen- timeter grossen Feldspathkrystalle in den von den Wogen ge- glätteten Felsflächen. So ist die Küstenstrecke zwischen der Zeits. d. D.geol,Ges. XXIl. 3, 44 680 Punta di Mele und dem Cap Fonza. eine der grossartigsten der ganzen Insel. Vom letztgenannten Vorgebirge gegen Ost werden die Macignoschichten wieder herrschend. Dieselben fallen 25° — 80° (doch stellenweise auch steiler) gegen West und werden von kolossalen Lagergangen des Quarzporphyrs durchbrochen, welche, vom Meere emporsteigend, an den 30 bis 50 Meter hohen Steilwänden trefflich zu beobachten sind. In der Nähe des Caps Fonza dringt auch eine Serpentinmasse in die Sandsteinschichten ein. Die gangähnlichen Porphyr- massen, welche an der Sudküste des mittleren Inseltheils ent- blösst sind, erstrecken sich, wenngleich wohl mehrfach unter- brochen oder wenigstens verdeckt, in sudnördlicher Richtung über die Insel weg und erscheinen wieder am Felsgestade zwischen dem Cap Enfola und der Punta dell’ Acquaviva. An letzterem Orte entblosst die Felsenkuste eine grosse Masse von Macignokalk , rings umschlossen von Porphyr. Während von der Acquavivaspitze gegen Ost bis zum Cap Bianco ver- schiedene Porphyrvarietäten die Küste bilden, herrschen gegen Westen bis zu dem kleinen Isthmus von Enfola Maeigno- straten, welche von Porphyrgängen durchbrochen und dislocirt wurden. An der östlichen Seite der kleinen Bucht, an wel- cher ehemals ein Wachthaus, jetzt ein dem Thunfischfang die- nendes Gebäude steht, steigt zwischen steil geneigten bis senkrechten Maeignoschichten ein circa 8 Meter mächtiger Por- phyrgang wohl 30 Meter hoch empor. Der festere Porphyr überragt als ein Felskopf die morschen Kalkschichten, welche durch die Verwitterung mehr zerstört wurden als das Gang- gestein. Auch hat sich in Folge der Zerstörung durch Meer und Atmosphäre eine Kluft zwischen Gang und Nebengestein gebildet, in der man die mauerartige Wand des Ganges deut- lich erblickt. Zur Linken wie zur Rechten von dem genann- ten Durchbruche erblickt man andere, welche wahrscheinlich einer gemeinsamen Eruptivmasse angehören. Links ein schma- ler, senkrecht aufsteigender, rechts ein merk würdiger, kolossaler fast hakenförmig gekrümmter Gang. In unmittelbarer Nähe des mittleren Ganges stehen die Schichten des Kalkschiefers senkrecht, etwas weiter, wo die Nebengänge sich einschalten, sind jene gebogen, vielfach gequält. Es ist hier in der That augenscheinlich, dass es der Porphyr gewesen, welcher die Schichten in dieser unbeschreiblichen Weise dislocirt hat. 681 Ueberzeugender drängt sich dem Beobachter schwerlich an irgend einem anderen Punkte die eruptive Natur plutonischer Gesteine auf. Auch Sruper, der im Jahre 1841 diese Stelle sah, schreibt: „Aupres des filons verticaux, le flysch est evi- demment soulev& en forme de toit, ses strates, convergeant sous un angle aigu vers l’extremite superieure des filons; dans d’autres points, ces filons se replient vers le haut et s’eten- dent assez loin sur le macigno; dans d’autres encore, des masses de fiysch ont ete arrachees de leur gite originaire et portees en haut par le feldspatlı [porphyr] qui forme actuelle- ment leur base. *) — Auch an der westlichen Seite der klei- nen Bucht von Enfola beobachtet man sehr lehrreiche Lage- rungsverhältnisse zwischen Macignokalk und Porphyr. In einer etwa 10 Meter hohen Kuppe steigt letzterer aus dem Meere; es legen sich auf denselben mit einer etwa 50° gegen Nord- west geneigten Grenzfläche die Kalkschichten, deren Fallen hier annähernd conform der Berührungsfläche ist. _Auch hier ‚ist kein Zweifel möglich , dass der Porphyr Ursache der Auf- richtung der durchbrochenen Schichten war. Von der etwas wellig gekrümmten Grenzfläche dringen in die auflagernde Kalkmasse kurze keilförmige Apophysen des Porphyrs ein, welche einen noch plastischen Zustand desselben beweisen, Während also hier der Porphyr die gewaltsamsten Dislocatio- nen in den Macignoschichten hervorgebracht, suchen wir am Cap Enfola, wie am Cap Fonza und überhaupt im mittleren _ Inseltheile eine metamorphische Einwirkung, wie sie der Gra- nit des Capannegebirges auf Kalk und Schiefer hervorgebracht hat, vergeblich. Der graue, geschichtete Macignokalk ist an der Porphyrgrenze weder in Marmor umgeändert, uoch sind Granate (dies charakteristische Contactmineral) in ihm erzeugt worden. Nicht einmal die losgerissenen Kalkblöcke, welche von den oben erwähnten Gängen umhullt werden, zeigen eine *®) Naumann erwähnt von der Punta dell’ Acquaviva „ein inter- essantes Pröfil, in welchem nicht nur die discordante Auflagerung des Granits [Porphyrs] auf den Köpfen der aufgerichteten und gewundenen Macignoschichten, sondern auch ein 9 Schritt breiter Lagergang von Granit zu beobachten ist, welcher mit dem aufliegenden in unmittelbarem Zusammenhange steht und viele Fragmente des Macignoschiefers um- schliesst. Irgend eine auffallende Veränderung der Macignogesteine ist auch hier nicht zu erkennen.“ 44* 682 bemerkbare Veränderung. Von jener unerklärlichen Verschmel- zung zwischen Eruptiv- und Sedimentgestein, welche wir am Collo di Palombaja fanden, bemerken wir am Cap Enfola keine Spur. Während man dort, selbst in unmittelbarer Nähe, die verschlungene Grenze zwischen Granit und Marmor mit Sorgfalt suchen muss, ist die Scheidung von Porphyr und Ma- cigno ganz offenbar, meist auch durch Klüfte bezeichnet. So ähnlich auch der Porphyr der Inselmitte in mineralogischer Hinsicht dem Granit des westlichen Inseltheils sein mag, so muss dennoch die Entstehung beider unter wesentlich verschie- denen Bedingungen erfolgt sein, sei es dass ihre Temperatur eine verschiedene war, oder — was wohl wahrscheinlicher — dass sich nur an die Eruption des Granits, nicht an diejenige des Porphyrs, eine Thätigkeit von Wasser- oder Dampfquellen knüpfte, wodurch allein die plutonischen Contacterscheinungen sich einigermaassen erklären können. So bietet uns Elba ein Beispiel dar, dass der Porphyr — und zwar ein granitähnlicher Porphyr, dem Granite so nahe stehend, dass die Verschieden- heit beider Gesteine von den meisten Beöobachtern kaum be- achtet wurde — ohne metamorphosirende Einwirkung auf sein Nebengestein geblieben ist. Dies ist bekanntlich nicht immer der Fall. Der Syenitporphyr des südlichen Norwegens z. B. hat die angrenzenden Kalkschichten in gleicher Weise umge- wandelt, wie der Granit. Beide Gesteine unterscheiden sich im Norden nicht durch ihre Contact-Erscheinungen, wohl aber wesentlich durch ihre Lagerungsformen. Es ist mehrfach die Meinung ausgesprochen worden, es seien die Contacterscheinun- gen der plutonischen Gesteine durch die auf der Grenze nie- dersinkenden Gewässer gebildet worden. Mit einer solchen Ansicht sind indess die Wahrnehmungen an der Porphyrgrenze auf Elba unvereinbar. Denn niedersinkende Gewässer hatten hier, wo die Grenzen gleichsam geöffnet sind, einen leichteren Zutritt als beim Granit, wo die Oontactflächen fest geschlossen sind. Die Porphyr-Durchbrüche an der Landzunge- von Enfola können wohl in gewisser Hinsicht als Schlussel für das Ver- ständniss des gesammten mittleren Inseltheils dienen. Folgt man nämlich dem längs der Felsenkante hoch über dem Meere hinlau- fenden Pfade, so bemerkt man zwar das auf kürzeste Strecken veränderliche Fallen der Straten und den schnellen Wechsel von Porphyr und Kalkschiefer (wie man dieselben Wahrneh- 683 mungen auch im Innern der Insel macht); der Zusammenhang dieser Erscheinungen offenbart sich indess erst, wenn man vom Meere aus diese Felsen betrachtet. Ueberschreitet man den schmalen niederen Stretto, welcher den kegelförmigen Berg Enfola mit der Halbinsel Acquaviva verbindet, und folgt gegen Südost der Küste des Golfs von Viticcio, so trifft man bald auf einen prächtigen Porphyrgang, welcher, wie kaum zu be- zweifeln, die südliche Fortsetzung der oben erwähnten Gang- masse ist. Der Gang am Viticciogolf enthält grosse weisse Feldspathkrystalle, bis 5 Zoll grosse gerundete Quarzdihexaö- der und kleine Turmalin-Nester. Der Gang steht vertical (mit nordsüdlichem Streichen) zwischen steilaufgerichteten Macigno- schichten, welche auch hier nicht die geringste Metamorphose erkennen lassen. Mehrere andere kleinere Porphyrgänge, un- vollkommen entblösst, sind in der nächsten Umgebung wahr- zunehmen. An diese Beobachtungen der Küste mögen sich einige andere anschliessen aus dem Innern dieses Inseltheils. Ueberschreitet man zwischen der Bucht von Campo und der- jenigen von Acona den centralen Gebirgszug am M. Tambone, so zeigen sich auf diesem ganzen Wege vorherrschend Schich- ten von glimmerigem Sandsteine mit untergeordneten Kalk- banken, deren Streichen im Allgemeinen nordsudlich, deren Fallen bald mehr, bald weniger steil gegen West. Am west- lichen Abhange treten viele kleine gangähnliche Porphyrmassen auf. Auch über den Scheitel des Gebirges laufen von Sud nach Nord mehrere Porphyrgänge, welche sich auf den hier kahlen Gebirgsfächen als lange Klippenreihen darstellen. Als ein sonst nicht. weiter beobachtetes Vorkommniss in diesem Inseltheil darf ein einzelner dichter Kalksteinblock - erwähnt werden, welcher unvollkommen ausgebildete Granaten enthielt. Als Ausnahmen kommen demnach vielleicht auch dem elbani- schen Quarzporphyr zuweilen geringe Contactwirkungen zu. Unbestimmbare Fucoidenreste wurden mehrfach in dem Ma- cignoschiefer auf dem genannten Wege beobachtet. — -Der vom M. Tambone zum M. Barbatoja laufende Kamm besteht vorzugsweise aus Sandsteinschiefer; doch fehlen weder auf der Höhe, noch auf dem westlichen Abhange zahlreiche Por- phyrdurchbrüche. Ein solcher bildet den Gipfel Barbatoja selbst (Höhe ca. 292 m. Aneroid), welcher aus einem Haufwerk Be, . . er ZN Ehe en TE 5 Fe Rn eh Du Br u u zertrummerter Porphyrblöcke besteht (Feldspathkrystalle von mehreren Zoll Grösse, fast einen Zoll grosse Quarzdihexaöder, in Drusen deutlich krystallisirter, schwarzer Turmalin: das neunseitige Prisma begrenzt durch — ;R). Dies Porphyrvor- kommen ist indess nur beschränkt und scheint einem Gange anzugehören, vielleicht demselben, welcher die Klippenreihe am östlichen Abhange des M. Tambone bildet. Jener Gebirgs- knoten, in welchem sich mit der nordsüdlich streichenden Kette der östliche Gebirgszweig vereinigt, genau im Mittelpunkte der ganzen Insel besteht aus Kalkstein (18° gegen West fallend), welcher indess nur eine Einlagerung in dem herrschenden Sand- steinschiefer bildet. Aus letzterem besteht namentlich der M. Zucareti (Höhe ca. 303 m. Aneroid); die Schichten streichen h 24 und fallen 44° gegen Nordwest. Der Sandstein ähnelt einer feinkörnigen Breccie und besteht aus vorherrschenden’ gerun- deten Quarzkörnern nebst kleinen Feldspathpartikeln und Glim- mer. Im oberen Theile der Valle di Termini ist hingegen Porphyr sehr verbreitet. Beim weiteren Hinabsteigen gegen la Pila zeigt sich dann ein beständig wiederholter Wechsel von Porphyr und Sandstein, welch letzterer am Fusse des Ge- birges gegen Pila zu wieder die Oberhand gewinnt. Auf die- ser Wanderung gewinnt man die Ueberzeugung, dass einer- seits der Porphyr den Sandstein in mannichfachen Gängen durchbricht, andererseits kleine Sandsteinpartien auf dem erupti- ven Gesteine ruhen. — Vom M. Barbatoja sinken steile Schluch- ten herab, welche bei ihrer Vereinigung das Thal von S. Mar- tino bilden. Von der Kammhöhe bis hinab zum Thale herr- schen Sandsteine mit untergeordneten Kalkschichten, wenig gegen West und Nordwest fallend. Wo man die Thalsohle er- reicht, sieht man mehrfachen Wechsel der genannten Gesteine und des Porphyrs; Kalkschichten auf Porphyrbänken ruhend, und umgekehrt, Porphyr sich über jene hinweg legend. An den zahlreichen Contactstellen zeigt sich weder am Kalkstein, noch am Sandsteinschiefer die geringste Veränderung. Im Thale S. Martino selbst, in dessen Hintergrunde mit herrlicher Fernsicht auf Portoferrajo die Villa Napoleone (im Besitze DE- MIDOFF’s) liegt, herrscht Porphyr, welcher nun in verschiedenen Varietäten die Hugel bis zur Hauptstadt constituirt. Die Strasse, welche von Procchbio nach Portoferrajo fuhrt und in ihren vielfachen Windungen die eigenthumlich verschlungenen 685 n Bergzuge dieses Inseltheils erkennen lässt, bietet mannichfache Gelegenheit, Durchbrüche des Porphyrs durch die Macigno- schichten zu beobachten. Oestlich von Procchio, wo die Wege von Marciana und S. Piero sick vereinigen, steht tur- _ malinuführender Porphyr an. Wo aber die Strasse gegen Ost anzusteigen beginnt, erscheinen wieder Macignokalkstein und -Sandstein von mehreren Porphyrgängen durchbrochen. Bevor man den höchsten Punkt der Strasse über dem Golf von Bio- dola erreicht, wechseln drei bis vier Mal, ansehnlichere Ver- breitung gewinnend ‚„ Porphyr und Macignoschichten. Letztere erscheinen bald dünnschieferig, bald als compacte Bänke, stets mit .einzelnen eingeschalteten Kalklagern. Jene compacten Massen können zuweilen zu Täuschungen Veranlassung bieten; wenn sie nämlich eine feinkörnige Breccie von Feldspath, Quarz und Glimmer darstellen, sind sie Lagergängen des Por- phyrs nicht unähnlich. Das Fallen der Straten ist im Allge- meinen wenig steil gegen West oder Nordwest, in der Nähe der Porphyrdurehbrüche indess sehr gestört. — Derselbe viel- fache Wechsel von Porphyr und Sandstein herrscht auch in dem nördlichen Drittel des Gebirgszuges der Inselmitte, zwi- schen dem Thale delle tre acque und der Punta dell’ Acqua viva. Bei einer Durchwanderung dieses Gebietes ist es nicht leicht, ein Urtheil darüber zu gewinnen, ob Porphyr oder Sand- steinschiefer an der Oberfläche eine grössere Verbreitung ge- winnt. Es möchte eine fast unlösbare Aufgabe sein, auf eine Karte die Grenzen beider Bildungen zu zeichnen. — Im Hin- tergrunde des Golfs von Vitiecio (und nach Dr. Krantz ebenso an dem von Biodola) findet sich ein lockerer sandiger Meeres- - tuff mit vielen zertrammerten Molluskenschalen. Diese jüngste Meeresbildung steigt nach Krantz bei einer Mächtigkeit von 10—13 M. bis 80 M. über die See empor. Es sei erlaubt, hier eine Beobachtung ©. Fr. NAumann’s über den Contakt zwischen Porphyr und Maeigno in der Val delle ire acque mitzutheilen. „Wo die Strasse von Portofer- rajo nach Marciana in jenes Thal aufwärts biegt, da ist die unmittelbare Auflagerung des feldspathreichen porphyrartigen Granits auf den Schiefern und Sandsteinen des Macigno vor- trefflich zu beobachten; die Schichten des letzteren streichen h. 3 und fallen 30° gegen NW. und bestehen aus schwarzem und grauem Schiefer, grauem Sandstein und Kalkstein; der Granit [Porphyr; eigentlicher Granit kommt im mittleren Insel- theil nicht vor] breitet sich ziemlich regelmässig über ihnen aus und steigt sogleich zu hohen Bergen auf. Dabei lassen die Macignogesteine keine Spur einer Veränderung erkennen; auch der Granit bleibt sich fast ganz gleich bis an die Auf- lagerung, in deren Nähe er etwas kleinkörniger wird, bis er im Contakte selbst die merkwürdige Erscheinung zeigt, dass er dort eine der Contaktfläche entsprechende Parallelstruktur entfaltet und gneissartig wird, daher ein 1 bis 2 Zoll starkes gneissähnliches Saalband längs der Auflagerung zu verfolgen ist.* In den Hugeln, welche gegen Nord das Thal von S. Martino einschliessen und in allmäliger Senkung sich gegen Portoferrajo erstrecken, verdrängt der Porphyr vollständig die Macignoschichten. In der oberen Thalhälfte ist ein aus- gezeichnet grosskörniger Porphyr verbreitet. Die Grundmasse gelblich bis licht grünlichgrau, über 2 cm. grosse weisse Feld- spathkrystalle, kleinere Oligoklase mit deutlicher Streifung, viele bis 2 mm. grosse gerundete Quarzdihexaöder; Biotit in dunkelgrünen, dem Chlorit ähnlichen Blättchen (dass diese Beschaffenheit eine Folge der Verwitterung ist, scheint dadurch bewiesen zu werden, dass die in grosser Zahl in den Feld- spathkrystallen eingewachsenen Biotitblättehen noch vollkommen frisch, tombakbraun sind), Turmalin in kleinen Nestern und Gruppen fehlt nie. — In den nördlich am Meere. liegenden Höhen von Acquaviva und noch ausgezeichneter am Üapo bianco finden sich feinkörnige weisse Porphyrvarietäten, in denen der Turmalin eigenthumliche gerundete härtere Ooncre- tionen von schwarzer Farbe bilde, Am letztgenannten Orte ist der Strand mit zahllosen Rollsteinen dieses schneeweissen, schwarzfleckigen Gesteins bedeckt. Aehnlich ist auch der zu- weilen schiefrig abgesonderte Porphyr der niederen Höhen westlich der Hauptstadt. Ein deutliches Beispiel für die pris- matische Absonderung des Porphyrs bietet der Monte Bello. Dieser, mit einem verfallenen Kastell gekrönte, Berg besteht aus vertikalen Säulen, welche seinem Gipfel ein gleichsam stachliches Ansehen geben. Säulenförmige Felsformen zeigt der Porphyr auch am Golfe von Viticeio. Der Monte Albero, - etwas westlich vom Monte Bello, besteht aus einem weissen, fast dichten Porphyr, dessen Klüfte mit den zierlichsten Wad- dendriten geschmückt sind, daher der Name des Berges. Ein 687 interessantes Vorkommen von Serpentin im Porphyr befindet sich unmittelbar am Meere unter dem Forte $. Rocco. Zu- nächst vor dem Thore der Hauptstadt, nahe der neuen Prome- nade am Meere steht Porphyr (mit grossen Feldspathkrystallen) in niedrigen gewölbten Hügeln an. Geht man wenige Schritte am Gestade gegen West weiter, so erblickt man eine über dem Meeresspiegel sich erhebende kleine Serpentinmasse in den Porphyr eindringen. Sie ist mit Ausnahme des Unterliegenden welches nicht sichtbar ist, rings von Porphyr eingeschlossen. An ihrer westlichen Seite ist sie vom Porphyr getrennt durch eine wohl 1 M. mächtige Conglomeratbildung, in welcher eckige Porphyrfragmente durch Serpentin verbunden sind. Der Ser- pentin enthält Schillerspath und wird durchzogen von schmalen Chrysotilschnuren. Auch viele Kalkspathadern setzen in der kleinen Serpentinkuppe auf, deren Entstehung wohl nur nach derjenigen des Porphyrs erfolgt sein kann, Die kleine Serpentin- masse unter S. Rocco, vergleichbar dem vereinzelten Vor- kommen dieses Gesteins am Cap Fonza, ist gleichsam der Vorläufer zahlreicher und ausgedehnterer Serpentinkuppen in der östlichen Inselhälfte. Ja ein Theil der Stadt und der Festungswerke von Portoferrajo steht auf solchen Massen. Portoferrajo ruht auf zwei mit einander verbundenen Hügeln, deren Basis von Ost nach West weniger als 1 Km., ‚von Nord nach Süd etwa = Km. misst, und welche mit dem Porphyrgebiete der Höhen S. Rocco, Capo Bianco etc. nur durch eine niedere, mit Geroll bedeckte Landenge verbunden sind, die zum Zwecke grösserer Vertheidigungsfähigkeit des Platzes leicht durchstochen werden konnte. Die Stadthügel stürzen in jahen Felsen (50—70 m.) gegen Norden, nach der offenen See ab, während sie gegen Süden, nach dem Innern der Bai bin, sich allmälig senken und einer, freilich nur schmalen Ebene Raum lassen. Auf diesem engen Gebiete, amphitheatralisch sich erhebend, liegt die Stadt, überragt von dem Festungshügel La Stella (61,7 m.) im Ost und dem mit gewaltigen, jetzt verfallenden Werken gekrönten, etwas hö- ‘heren Hügel Falcone gegen West. Der letztere besteht aus röthlichgelbem Kalkstein; der Hügel la Stella mit dem Leucht- thurm aus Gabbro und Serpentin. An den Fuss dieser Felsen gelangt man nur in einer Barke. Zunächst, nachdem man den inneren Hafen verlassen, trifft man ein grünlichschwarzes, 688 gabbroähnliches Gestein, welches an den vom Meeresschlage getroffenen Wänden als ein Conglomerat von 0,3 bis 1 m. grossen runden Blöcken erscheint. Der Gabbro ist reich an Serpentin und geht gegen West in reineren Serpentin, stets mit eingemengtem Schillerspath, über. Am Forte la Stella findet sich als eine dem herrschenden, serpentinreichen, dichten Gabbro untergeordnete Varietät ein schöner Smaragditgabbro mit derbem, graugrünen Labrador. Etwas weiter, unter dem Forte Falcone, folgt, mit nahe senkrechter Grenzfläche gegen den Serpentin, jener röthlichgelbe Kalkstein, dessen deutlich erkennbare Schichtung in unmittelbarer Nähe von Serpentin und Gabbro eine gewaltige S-förmige Krümmung vom Meeres- spiegel bis zum Gipfel des Hügels (gegen 50 m. hoch) bildet. Man kann hier so wenig wie bei Enfola sich der Ansicht ver- schliessen, dass die massigen Gesteine die Ursache der Schich- ten-Dislocation gewesen. Es ist derselbe Kalkstein mit vielen weissen Kalkspathadern ohne Versteinerungen, welcher als Pilasterstein in Portoferrajo dient; er unterscheidet sich wesentlich von dem den Maeignoschichten untergeordneten Kalk- stein und ähnelt sehr den Straten des Monte Calvi, welche durch ihre zahlreichen Versteinerungen sich als mittlerer Lias charakterisiren. Die Schichten von Falcone, deren Streichen von Süden nach Norden, finden sich wieder in der kleinen Insel „lo Scoglietto*, wo sie eine ähnliche Ourve wie unter dem Forte beschreiben. Die Kalkschichten steigen gegen Ost senk- recht aus dem Meere auf, bilden einen Sattel und verflachen sich gegen West. Vom Scoglietto läuft gegen die Stadt eine Barre hin, welche sich, selbst bei nur wenig bewegtem Meere, durch eine Brandungslinie bemerkbar macht. In den Klüften des Kalksteins von Falcone (und bei Bagnaja, gerade östlich gegenüber der Hauptstadt) finden sich schöne Kalkspathkry- stalle, gewöhnlich herrschend das erste spitze Khombaäder —2R. Von hier stammen auch die merkwürdigen, vielfachen Zwillinge, nach dem Gesetze — + R verbunden, deren ausführ- liche Beschreibung in den „Min. Mitth.* gegeben wurde, (Forts. V,N0.20, s. Poee. Ann: B8. 132: S. 5356 = 54. 8 Ne 95 Unter den Gesteinen der Stadthüugel finden sich auch eigen- thümliche Gemenge von Kalk und Serpentin, welche an den Verde antico erinnern. — Südlich von Portoferrajo springt ein niederer Felshügel (le Grotte di S. Giovanni) in die Bucht ee en N I ER DE Mr BI ie (7 '. „st ver N RE 7 AR a t. y 1 NE „ a ME RR un v i Fin > N a N 689 hinein, dieselbe etwas verengend und in eine westliche, klei- nere und eine östliche, grössere Hälfte theilend. Dieser Hügel besteht aus Serpentin, welchem Schillerspath beigemengt ist, und dessen Klüfte von Chrysotil erfüllt sind. Quarzschnüre fehlen nicht. Das Gestein von grüner oder braungefleckter Farbe zeigt oft eine kugelige Absonderung. Der Scheitel des Hügels ist durch Kunst theilweise geebnet und trägt die ausgedehnten Mauerreste, opus reticulatum, einer altrömischen Villa. Auf dem flachen Strande, welcher sich von hier in weitem Bogen nach Portoferrajo herumzieht, zum Theil das Produkt der Anschwem- mung des Baches von S. Martino, breiten sich die Salzgärten aus. Drei Mal wird die Meerwasserlauge je nach dem Grade ihrer Concentration in verschiedene Teiche geleitet; die Dauer des ganzen Processes beträgt bei günstiger Witterung einen Monat. — Wie oben bereits angedeutet ist die Grenze zwischen dem mittleren und östlichen Inseltheil, jene tiefe Senkung zwischen den Bergen Fabrello und Orello vorzugsweise eine oro- graphische, indem der letztere Berg, dessen Verzweigungen die hier nur zwei Miglien breite Insel einnehmen, gleichfalls aus Gabbro und Serpentin bestehen, gleich der Kette des Monser- rato. Die Grenze zwischen diesen Gesteinen und der Maeigno- bildung befindet sich auf der Senkung zwischen den Bergen Barbatoja und Orello, über welche ein Uebergang von Acona nach S. Giovanni führt. Der Weg vom Golf von Acona bis zum Passe geht über Sandsteinschiefer, während man abwärts gegen S. Giovanni nur Serpentin betritt. Bekanntlich erhält der Serpentin Toscanas vereinzelte Kupfervorkommnisse; so auch an mehreren Punkten Elbas (Pomonte wurde bereits oben erwähnt). Vom Monte Orello bewahrt die Forzsi’sche Samm- lung eine 15 Cm. lange, 1,5 Cm. dicke Platte von gediegen Kupfer, theilweise mit einem Ueberzuge von Malachit bedeckt. Bei Reeiso fand vor längerer Zeit ein Hirte eine Masse ge- diegen Kupfer, gemengt mit Ziegelerz, 60 Pfd. schwer. Auch Epidote finden sich am Monte Orello.. — Nahe der Oertlichkeit Orsi am Stella-Golf kommen sehöne rothe Gra- nate (in Dodekaödern) mit Epidot und Albit vor; desgleichen auch bräunlichgrüne Granate (Sammlung Forzsı). Aus Gabbro und Serpentin bestehen die Landspitzen, welche vom Fusse des Monte Orello gegen Sud in den Golf von Stella vor- springen; ebenso die schmale Halbinsel des Capo Stella, welche 690 die Golfe von Acona und Stella trennt. Von hier bewahrt die Forzst’sche Sammlung mehrere ausgezeichnete Gabbro -Va- rietäten: eine Art Gabbro rosso, ein roth und grün gefleckter Serpentin mit Kalkspath - Einmengungen (von Scolca); ein lichtgrünliches Saussuritgestein mit Diallag, ähnlich dem Vor- kommen von Marciana. Auf der westlichen Seite des Golfs von Acona findet sich ein feiner weisskörniger Quarzporphyr, mit zahlreichen kleinen Turmalinen, welche nicht nesterweise, - wie gewöhnlich, sondern einzeln im Gestein liegen. Von Mi- neralvorkommnissen der Inselmitte sind noch zu erwähnen die Quarze von Lamaja, sowie Grauspiessglanz von Procchio. Nach Stuper finden sich, wo die Strasse von Procchio nach - Portoferrajo am Gebirge sich zu erheben beginnt, bei Lamaja, auf Klüften eines Mergels der Macignoformation Quarzkrystalle mit Wassertropfen. Das Hauptrhomboäder herrscht stets über das Gegenrhombo&der vor. Die Krystalle besitzen dieselbe Schalenbildung, welche oben bei den Quarzen von Palombaja erwähnt wurde, und zuweilen hohle lamellare Raume zwischen den einzelnen Schalen (die wohl irrthümlich von STUDER für eine sehr deutliche Spaltbarkeit genommen wurden), ähnlich auch den Quarzen von Porretta. Quarze mit Wassertropfen, de- nen von Lamaja ahnlich, sollen auch an mehreren anderen Punk- ten der Inselmitte vorkommen, z. B. im Thale von S. Maria, welches vom Monte Barbatoja gegen den Golf Acona zieht. Der Grauspiessglanz fand sich auf einem Gange von grauem, feinsplittrigen Quarze, welcher im turmalinführenden Porphyr aufsetzt, nahe Procchio. Die Lagerstätte wurde bei dem Fun- damentiren eines Hauses aufgeschlossen , später wieder zuge- worfen. Das Erz kam in mehrere Zoll langen schönen Strahlen vor; einzelne Stücke zeigen eine Umwandlung des Schwefel- antimons in Antimonoxyd (Weissspiessglanz). Bevor wir diese Bemerkungen über den mittleren Insel- theil schliessen, muss nochmals auf die Wichtigkeit der Be- stimmung der Sandstein- und Kalkschichten hinge- wiesen werden, welche von dem granitähnlichen Quarzporphyr in zahlreichen Gängen durchbrochen werden. Nachdem Nav- MAnn mehrere von ihm gemachte Beobachtungen über .Durch- brüche des Porphyrs durch den Sandstein mitgetheilt (von denen diejenige aus der Val delle tre acque oben wiederholt wurde), bemerkt er: „wenn nun auch diese Erscheinungen be- 691 weisen, dass der im mittleren Theile der Insel Elba auftretende Granit erst nach der Bildung des dortigen Macigno zur Erup- tion gelangt ist, so bleibt doch noch die Frage übrig, welcher - Formation dieser Macigno angehört. Von organischen Ueber- resten habeich nur Fucoiden gesehen, und es ist mir nicht be- kannt, dass irgendwo auf Elba unter diesem Macigno Nummu- litengesteine beobachtet worden sind. Da nun die öster- reichischen Geologen, da GÜNBEL, FISCHER-O0STER und MENE- GHINI gezeigt haben, dass ganz ähnliche fucoidenhaltige Ge steine auch im Gebiete der südeuropäischen Keuper-, Lias- und Kreideformationen vorkommen, so ist man eigentlich nur zu der Folgerung berechtigt, dass diese Granitporphyre von Elba während der sekundären Periode abgelagert sind.“ Mit besonderer Rücksicht auf diese von einer so gewichtigen Auto- rität wie NAUMANN geäusserten Zweifel ersuchte ich Herrn Prof. MEnEGHINI, seine Ansicht in Bezug auf das Alter der fraglichen Schichten mir anzugeben. Ich schätze mich glück- lich, die folgende Mittheilung, welche ich seiner wohlwollenden Freundschaft verdanke, hier anschliessen zu können. „Die aus Macignosandstein, Thonschiefern mit Fucoiden und unreinen Kalken bestehende Formation, welche hei Enfola, Porto- ferrajo, Coccolo, S. Piero, Capoliveri u. a. Orten der Insel von Gängen turmalinführenden Granits durchbrochen wird, nimmt in der Schichtenreihe der Insel dieselbe Stelle ein, in welcher wir die ° oberen Kreide- und die Eocänschichten mit gleichem petrographi- schem Charakter im ganzen mittleren Italien sehen, An anderen Orten werden die Schichten der Kreideformation durch Inocera- men, Scaphiten, Crioceren, Ammoniten, Ptychodus-Zähne ete. etc. charakterisirt, während Nummulitenkalk die untere Grenze des Eocäans bezeichnet. Auf Elba fehlen leider diese Merkmale, Doch mangelt es nicht an indirekten Beweisen, denen zufolge die be- treffenden Schichten gewiss nicht älter als die Kreide, wahr- scheinlich aber jünger sind und dem Eocäan angehören. | 1) Wenngleich im Allgemeinen die petrographischen Kenn- zeichen der Schichten über und unter dem Nummulitenkalke wenig verschieden sind, so ist dennoch die Beschaffenheit des elbanischen Macignos (Pietra morta), wie derselbe namentlich am Coccolo (einer Höhe auf der Grenze zwischen dem westlichen und mittleren Inseltheile) von Gängen turmalinführenden Granits durchbrochen wird, durchaus diejenige der Eocänschichten. ‚692 2) Der Turmalingranit bildet auch Verzweigungen im Ser- pentin, so bei S. Piero, all’Olme nahe der Marina di Marciana u. a. ©. Nun ist aber der schillerspathführende Serpentin (Ofiolite diallagica) im ganzen mittleren Italien nicht nur be- stimmt jünger als die Kreide, sondern auch als die Nummuliten- schichten ; denn zu diesen letzteren gesellen sich Conglomerate aus den verschiedensten Felsarten gebildet, unter denen aber nicht die geringste Spur von Serpentin sich findet. Dies Ge- stein istindess älter als die oberen Eoeänschichten; denn letztere schliessen im Tiberthale Conglomerate von Serpentin ein. Der Gabhro (Euphotid) ist bestimmt junger als der schillerspath- führende Serpentin, den er in Gängen durchsetzt, und endlich ist der Diabasporphyr (Ophit) jünger als der Gabbro. Die Eruption der genannten Gesteine musste der Bildung der Miocan- schichten vorangehen; denn die Conglomerate, welche mit jenen Schichten alterniren, enthalten reichliche Bruchstucke derselben, ja sie bestehen zuweilen gänzlich aus ihnen. Der neuere, schillerspathfreie Serpentin gehört der Miocänformation an, auf deren untere Schichten derselbe einen metamorphosirenden Einfluss ausgeübt hat. Wenn demnach der turmalinführende Granit jünger als der Serpentin ist, so kann sein Alter nicht über das Eocän hinaufreichen. 3) „Die Gänge des Turmalingranits durchkreuzen und ver- flechten sich mit den Durchbruchen (oder Sublimationsbildungen) des Eisenglanzes von Rio, so dass für beide ein gleichzeitige Entstehung wahrscheinlich ist. Es finden sich Feldspathkry- stalle sowohl in Begleitung von Quarz und Eisenglanz, als auch zusammen mit Augit und Illvait, welch’ letztere Mineralien im Contacte der Eisenmasse mit dem Kalksteine auftreten. Wenngleich nun die gangförmigen Vorkommnisse des Eisen- glanzes bei Rio nur in viel älteren Schichten erscheinen, so durchbrechen doch ähnliche Eisenglanzgänge an anderen Orten Mittel-Italiens neuere Schichten, ja im Massetanischen Eocan- bildungen. — Die Annahme, dass Eisenerz-Eruptionen selbst in so nahe liegeuden Gebieten verschiedenen Epochen ange- hören, würde ganz beweislos dastehen. 5 4) Der Turmalingranit von Gavorrano, identisch mit demjeni- gen Elbas ist in petrographischer Hinsicht durch die Porphyre von Castagneto und Campiglia mit den Trachyten von Sasso Forte und der Rocca Tederighi verbunden, welch’ letztere unzweifelhaft. i EI Ds 1 Aa A en ie er Sr 693 der Tertiärepoche angehören. Wenn man auch nicht eine Gleichzeitigkeit der Entstehung der genannten Gesteine an- nehmen will, so scheint es doch naturgemäss, eine unmittel- bare Aufeinanderfolge ihrer Eruptionen vorauszusetzen. So würde sich also auch aus diesem Gesichtspunkte das jugend- liche Alter des Turmalingranits in indirekter Weise bestätigen. 5) Der Turmalingranit erscheint gangförmig in dem glim- merführenden Hauptgranit des Monte Capanne. Auf der Insel Giglio sind diese Gänge vollkommen deutlich und vom Neben- sestein geschieden; während sie auf Elba zuweilen sich an beiden Enden auskeilen und verschwinden. Doch auch im letzteren Falle kann man annehmen, dass die Gänge aus der Tiefe erfüllt wurden, und ihre Fortsetzung sich nur im Gebirge dem Auge entzieht. Der Unterschied zwischen den beiden Granitarten ist nicht nur ein petrographbischer und chemischer (indem Bor, Litbium, [Beryllium,] Cäsium, Zinn etc. in dem neueren anzunehmen sind), sowie ein chronologischer, sondern betrifft auch die Weise ihrer Entstehung. Der Granit des Monte Capanne, den man vielleicht für ein in grosser Tiefe gebildetes oder umgewandeltes Gestein halten könnte, erhob bei seinem muthmasslich langsamen Emporsteigen die um- und auflagernden Schichten und richtete sie auf. Sein Hervortreten fallt in eine viel ältere Epoche. Der Turmalingranit hingegen - ist hydroplutonischer, eruptiver Entstehung, seine Gangbildungen sind vielleicht gleichzeitig mit der letzten Erhebung des Ca- pannegranits.* Der östliche Inseltheil unterscheidet sich durch seine - von Nord nach Süd langgestreckte Form von den oben ge- schilderten Distrikten. Die Nordsud-Richtung fanden wir bereits ausgesprochen in den Gängen von S. Piero, welche in so grosser Zahl den östlichen Abhang des Granitgewölbes durchbrechen. Deutlicher noch trat sie.uns entgegen in dem Hauptgebirgszug der Inselmitte, dem herrschenden Streichen der Maeignostraten und grosser Porphyrgänge. Einen entschei- denden Einfluss auf die Küstenentwicklung gewinnt diese meridiane Richtung indess erst im östlichen Theile, wie ein Blick auf die Karte lehrt. Indem die am Fusse des Üa- pannegebirges kreisförmig gerundete, in der mittleren Insel 694 f mit vielen Ausbuchtungen von West nach Ost gerichtete Küste jenseits der (2 Mgl. breiten) Landenge zwischen den Golfen ' von Portoferrajo und Stella nun nach Nord und Süd läuft, so dass die Ausdehnung der Insel in dieser Richtung schnell auf “ 10 Mgl. wächst, erhält dieselbe ihre eigenthümliche Hammer- gestalt. Auch der orographische Charakter ist im Osten ein. anderer als im Westen, wie man auf der Fahrt über den Golf von Portoferrajo vortreflich wahrnimmt. Gegen Sud und West gerundete oder kegelförmige Hügel, in der Ferne überragt von ' den granitischen Felspyramiden oberhalb Marciana, gegen Ost ein hoher zackiger Felskamm, dessen sägeförmige Gipfelreihe schon durch ihren Namen „Monserrato* angedeutet wird. Vor Allem fesselt in dieser Richtung unseren Blick die Felspyramide Volterrajo, deren zugespitzter Gipfel kaum Raum für eine hohe Thurmruine darbietet. So sind die beiden wichtigsten Orte der Insel, Portoferrajo und Rio Marina, obgleich in gerader Linie nur 4 Mgl. entfernt, doch sehr von einander geschieden. Um den weiten Umweg langs des Golfs zu vermeiden, fahrt man zunächst uber denselben, und muss dann auf einem Saum- pfade den steilen und hohen -Monserrato übersteigen. — Der genannte Bergkamm verliert in seinem nördlichen Fortstreichen schon in dem Monte Serra sein zackiges Ansehen. Die wei- tere Fortsetzung bildet der gerundete Monte Grosso, welcher im Capo della Vita abfällt. Gegen Sud stürzt der Monserrato schnell in hohen Felsen ab, welche den schönen Hintergrund der sich gegen Lungone öffnenden Thäler bilden. Hier wird durch die tief einspringende Bucht gleichen Namens der öst- liche Inseltheil fast durchschnitten. Ein ebener Landstrich, von wenig über eine Mgl. Breite, trennt die Golfe von Lungone und von Stella. Die beiderseitigen Gehänge des Monserrato gegen West und Ost sind nicht gleich. Der westliche Abhang erfolgt ohne Vorhöhen, oder durch nur kurze Querjoche ver- mittelt. Die Gestaltung gegen Ost ist reicher, indem hier, in unmittelbarer Nähe der Küste vom Capo d’Arco beginnend, bis zum Öapo Pero eine Reihe gerundeter Hügel binzieht. Quer- joche, von West nach Ost laufend, verbinden den mittleren Felsenkamm mit den Erhebungen der Küstenkette. In dieser Weise entstehen abgeschlossene, dem Anbau günstige Thal- mulden, welche mittelst schmaler Schluchten sich gegen das Meer öffnen. So ist namentlich gebildet die Thalweitung von Rio alto 695 und diejenige, welche sich bei Ortano öffnet. Die dem Golfe von Follonica zugewandte Küste zwischen Cap Pero und Arco be- sitzt, sehr verschieden von der Küstengestaltung des mittleren Inseltheils, einen auf weitere Strecken geradlinigen Verlauf. Es offenbart sich hierdurch schon ihre Zusammensetzung aus einem zähen Schiefergestein, dessen Streichen ungefähr der Küste eonform ist. — In der südöstlichen Halbinsel, welche durch den oben bezeichneten Isthmus von der Hauptinsel geschieden ist, finden wir den Gebirgskamm des Monserrato nicht wieder. Wie wenn die Natur unserm Inselland alle Hauptformen von Gebirgen hätte verleihen wollen, erhebt sich hier ein Plateau, der Monte Calamita, welcher seinen Namen dem hier vorkommenden attraktorischen Magneteisen verdankt (la ealamita = die Magnetnadel). Der weitberufene Calamita- berg, welcher sich im höchsten Punkte seiner sanften Wölbung bis 1219 p. F. erhebt, ist zum grösseren Theile eine sterile waldlose Hochfläche, welche steil und felsig gegen die offene See, in allmäliger Abstufung gegen den Isthmus und den Golf von Lungone sich senkt. Am nordwestlichen Gehänge dieses Plateaus liegt auf einer schildformigen Bergwölbung enge zu- sammengedrängt Capoliveri. Dies „Freiberg“ besitzt zwar nicht die höchste, aber die freiste, weitsichtbarste Lage unter den Inselstädtehen. Man erblickt von dort über die Inselmitte und den Golf hinweg den höheren Theil von Portoferrajo, die ganze Südküste mit ihren tiefeinschneidenden schöngeformten Golfen. Gegen West und Südwest ist der Horizont begrenzt durch ein langgestrecktes Hochgebirge, von dessen erhabenstem Gipfel selbst im Sommer der Schnee nicht verschwindet. Es ist die Felseninsel Corsica mit dem über 8000 F. h. Monte Rotondo. — Bei Capoliveri verliert der Calamitaberg seinen plateauartigen Charakter und setzt sich in einem gegen Nord- west streichenden Felskamm fort, ‘welcher mit dem Monte Zuccole am Stella-Golfe endet. | Die Halbinsel von Rio, die grössere nördliche Hälfte des östlichen Inseltheils, lässt in Bezug auf ihre geognostische Constitution folgende Hauptzuge erkennen. Im Osten eine Masse von quarzig-chloritischen Schiefern, welche von Nord-Sud streichen und westlich einfallen und vom Capo Pero bis Lungone sich erstrecken. Auf denselben ruhen Schich- ten eines grauen, versteinerungsleeren, eigenthumlich löche- Zeits. d. D. geol. Ges. XXIJ, 3. 45 RT N RE PARE REST N DES RER SE Rt EEE Rn Tas NE ® ER rl ER TR ar h FE ee = 696 rigen Kalksteins, welcher zum grossen Theil das west- liche Gehänge der Küstenerhebungen bildet. Die Kette des Monte Serrato und der Serra besteht aus Serpentin, Grünstein, sowie aus harten metamorphischen Schiefern, welche mit den ebengenannten Felsarten auf das Innigste verbunden sind. Am westlichen Abhang erscheinen ausser den genannten Schie- fern gelbe, meist dünnplattige Kalksteine und, gegen die Ebene von Acquabuona, auch der Quarzporphyr der Inselmitte. Wenn- gleich die Grünsteine des centralen Kammes grosse Störungen in der Lagerung der Straten hervorgebracht, so überzeugt man sich doch leicht, dass das westliche Fallen nicht allein auf die Schieferschichten der Ostküste beschränkt ist, sondern die- ser ganzen Halbinsel zukommt. Wenn ich mir gestatte, für die eruptiven Massen des Monserrato den wenig bezeichnenden Namen Grünstein zu gebrauchen, so erkenne ich ausdrücklich an, dass eine genauere Untersuchung dieses Gesteins noch vorbehalten bleiben muss. Es ist ein grünlichgraues, dichtes, hartes Gestein, bald kugelig, bald unregelmässig massig abge- sondert, den Diabasen des Harzes nicht unähnlich. Im Ge- biete dieses Grünsteins erscheinen die Schiefer und Kalksteine gehärtet, splittrig im Bruche, zu scharfkantigen, parallelepi- . pedischen Bruchstücken zerfallend. Diese Beschaffenheit der Straten, verbunden mit ihren schnellen und vielfachen Knickun- gen und Biegungen, verleihen diesem Gebirgskamme seinen sägeähnlichen Charakter. Frühere Beobachter erwähnen unter den hier auftretenden, durch den Grünstein veränderten Ge- steinen als sehr verbreitet auch Kieselschiefer und Jaspis. Ich habe die letzteren nicht gesehen und glaube, dass jene frü- heren Bezeichnungen auf einer Verwechselung mit harten Schiefern beruhen, welche im Contakte mit Grünsteinen auf- treten. Aehnliche gehärtete Straten sind früher an anderen Orten z. B. im Harze für Jaspis gehalten worden, bis die neuere Untersuchung (s. Kayser, Contaktmetamorphose der körnigen Diabase im Harze, diese Zeitschrift 1870, S. 18) dieselben als veränderte Thonschiefer erkennen lehrte. Es haben sich bisher in den Schichten der Halbinsel von Rio (und zwar weder in den talkig-chloritischen Schiefern und Quarziten der östlichen Kuüstenkette, noch in dem grauen, löcherigen | Kalksteine oder in den metamorphischen Schiefern des Monser- { rato, noch in den Kalkschichten des westlichen Gehänges) keine | ee 697 _ bestimmbaren organischen Ueberreste gefunden. Von einer sicheren Altersbestimmung der hier auftretenden Bildungen kann demnach hier noch weniger als in der Inselmitte die Rede sein. Auf einer kleinen handschriftlichen Karte (Maassstab 1: 400,000), welche mir Herr MEnEGHINI vorzulegen die Gute hatte als den Ausdruck der Ansichten des toskanischen Geologen über die Constitution Elbas, waren die „talkigen“* Schiefer als paläozoisch die darauf ruhenden Kalkschichten als Trias, die mit Grünstein verbundenen Straien des Monserrato als Jura, endlich die Kalke des westlichen Theiles der Rio-Halbinsel als Kreide und Eocän bezeichnet. | Die Wanderungen in der Inselmitte führten uns bis zum ostlichen Fusse des Monte Orello, bis zur Ebene Acquabuona (dieser Name wie die mehrfach wiederkehrenden „Acquaviva*, Rio“ ete. spielen auf die unversiegbaren Quellen jener Oertlich- keiten an, ein in jenen Ländern unschätzbares Gut). — Ueber- schreiten wir nun die Halbinselvon hier bis Rio Marina, Der Monte Fabrello besteht aus einem feinkörnigen bis dichten Grünstein. Die schönbewaldete Kuppe des Monte Fabrello verbindet sich durch einen wenig hohen Rücken mit den höhe- ren Bergen gegen Ost. Jener Rücken wird durch Sandstein- schiefer und grauen Kalkstein der Macignoformation gebildet. Der Hügel, welcher gegen Nordost die Ebene von Acquabuona begrenzt, ist Quarzporphyr, zum wiederholten Beweise, dass die orographischen Scheidungen nicht die geognostischen Gren- zen bestimmen. Von der Ebene der Magazzini steigt man durch das Mühlenthal zur schroffen Serra empor im Anblick des thurmgekrönten Volterrajo, der spitzesten Berggestalt der Insel. Der untere Abhang des Gebirges besteht aus einem dunnplattigen Kalkschiefer von gelber Farbe, dessen Schichten h. 10; streichen und im Allgemeinen sehr steil gegen West fallen. Im Einzelnen bemerkt man viele und schnelle Schichten- wölbungen und enge Faltungen. Diese Kalkstraten nehmen bei der Verwitterung eine rothe Farbe an ; durch ihren Eisengehalt erklärt sich die rothe Farbe der auf dem Kalk ruhenden Erde. Dieselben Kalkschichten, über welche man von den Magazzini emporsteigt, sind prächtig entblösst am felsigen Absturz des Monte Grosso, an welchem man auf der Fahrt von Piombino nach Portoferrajo nahe vorüberfährt. Die Schichten, von Nord nach Süd streichend, sind gewaltig gekrümmt und in einander 45 * 698 gefaltet. Unwillkürlich wird man beim Anblick ‚der nackten Wand des Monte Grosso an das Profil des Axenbergs am Vierwaldstätter-See erinnert. Einzelne grosse Massen im Ab- sturz des Monte Grosso erscheinen roth von Eisenoxyd und unterscheiden sich scharf von der übrigen gelben Kalkmasse des Berges. Auch in den rothen eisenreichen Massen unter- scheidet man deutlich die Schichtenwölbungen des gesammten Bergprofils. Ob die Kalkschichten in den betreffenden Partien das Eisen durch eine Imprägnation von unten, oder, was wohl wahrscheinlicher, durch eine Concentration aus den benach- barten Massen erhalten, bleibt dahingestellt. Die Kalkschichten am Abhange des Monserrato werden höher hinauf unrein thonig, sie nehmen eine schwärzlichbraune Farbe an. Aus diesen Straten tauchen hier und dort kleine Köpfe von Serpentin em- por. Weiterhin geht der’ Kalkstein in einen dünnschiefrigen Thonschiefer über. Derselbe umschliesst seltsamer Weise grosse Blöcke einer Kalkbreccie. Der Schiefer, stets ungefähr von Nord nach Sud streichend wird von handbreiten vertikalen Kalkspathgängen durchsetzt, gleichfalls von Nord-Sud gerichtet. Wo der Weg sich dem Volterrajo-Felsen und dem Kamme des Serrato nähert, nehmen die Schichten das Gepräge eines meta- morphischen Grünsteinschiefers an. Die Schichtung ist zwar undeutlich, doch im Grossen unverkennbar, mit vielen Knickun- gen im Allgemeinen gegen West fallend. Der Volterrajo wen- det gegen Ost abgerissene Schichtenköpfe, während die Straten gegen West jäh einsinken. Der Weg führt nun eine Strecke langs des Serrato fort, um, denselben übersteigend, plötzlich die Aussicht auf die Thalmalde von Rio alto und den Eisen- berg von Rio Marina zu gewähren. Der östliche Abhang des Serrato gegen Rio besteht aus (scheinbar dioritischem) Grun- stein, in welchem mehrere Serpentinmassen eingeschaltet sind. Es bedarf noch einer genaueren Untersuchung, ob dieser Grün- stein eine metamorphische Schieferbildung oder ein eruptives Gestein ist, mit welchem er zuweilen eine kugelige oder un- vollkommen prismatische Absonderung gemein hat. Bemerkens- werth ist hier der schnelle und vielfache Farbenwechsel, welchen die eingeschalteten grünlichschwarzen Serpentinmassen in dem lichteren Grünstein hervorbringen. Von den östlich das Thal von Rio begrenzenden Höhen sieht man sehr deutlich dem herr- schenden lichteren Gestein des Serrato drei bis vier grosse dunkle 699 ellipsoidische Massen, von Nord nach Sud an einander gereiht, etwa in gleicher Höhe mit Rio alto eingelagert. Aehnliche Farbencontraste, durch das schnellwechselnde Auftreten von Serpentin und Gabbro verursacht, sieht man in dem grossar- tigen Gabbro-Serpentingebirge zwischen Rapallo und Spezzia. In der Thalweitung von Rio sind ausser den genannten Bil- dungen bunte Thonschiefer verbreitet, Savı’s Scisti varicolori, von ihm der Juraformation zugezählt. Weniger als 1 Mgl. vom Meere entfernt endet die Thalweitung von Rio alto, indem sie zu einer Schlucht sich gestaltet, welche’ die Küstenerhebung durehbricht. Als Unterlagerndes der bunten Schiefer erscheinen mächtige Schichten eines dichten, grauen, löcherigen Kalksteins, ohne alle Versteinerungen, calecare cavernoso, welcher, vom west- liehen Ende jener Thalschlucht beginnend, den Rücken der Höhe gegen Nord, la Grassera, bildet, doch auch gegen Sud sich erstreckt. Die Kalkschichten streichen gleichfalls nord- südlich und fallen gegen West, zum Theil mit geringer Nei- gung. ‚Weiter gegen Ost treten unter dem Kalk mit steilerem westlichen Fallen talkig - quarzitische Schichten hervor, welche vorzugsweise das Gestade bilden. Der Beobachtung der anste- henden Gesteine ist, wenigstens gegen Nord, in der Rioschlucht bald ein Ziel gesteckt, indem das ganze Berggehänge von der Thalsohle bis zu einer Höhe von 130 — 160 M. aus sandigen, zum Theil wieder zu einem ÜConglomerat verbundenen Roth- eisenmassen besteht, dem Haldensturze (Gettate) von Jahr- tausenden. Um eine Vorstellung von der ungeheuren Eisen- erzmasse (Rotheisen und Eisenglanz) zu erhalten, welche hier vorhanden, muss man die südlich der Val di Rio am Meere (über Torre del Rio) liegende Höhe ersteigen. Man erblickt nun, nur durch die schmale Thalschlucht getrennt, den über 150 M. h. „Eisenberg,“ an seiner Basis gegen 1000 M. aus- gedehnt, welcher fast durchaus die rothe Farbe des Eisenoxyd- pulvers zeigt. Diese erstaunlichen Massen, welche vorzugs- weise aus der kolossalen, durch Tagebau entstandenen Höhlung unterhalb der sogenannten Rotonda stammen, werden von Schluchten der Regenbäche durchfurcht, in denen man die Zu- sammensetzung dieser Massen aus steil über einander gestürz- tem Schutt und Sand deutlich sieht. Dieselben sind durch die Wirkung der filtrirenden Gewässer zum Theil wieder zu einem festen Conglomerate verkittet. Durch diesen Haldensturz ist 700 auch das nur schmale Küstengestade gebildet, auf welchem Marina di Rio liegt. Durch die noch fortdauernden Bewe- gungen dieser aufgeschütteten Massen erklärt sich das ruinen- artige Ansehen mancher Gebäude. Eine neue Kirche bekam Risse, bevor sie vollendet war und musste verlassen werden. Auch mehrere grosse Häuser in der Nähe des Gestades droh- ten in Folge von Senkungen und Ruischungen des Bodens den Einsturz. Bevor wir die Lagerung des Eisenerzes auf der Halbinsel Rio kennen zu lernen suchen, scheint es angemessen, noch einige Beobachtungen uber das Innere dieses Inseltheils anzu- führen, zunächst einige Angaben Horrmann’s über die Schlucht des Monte Serrato. Anstatt vom Volterrajo-Felsen gegen Nordwest nach Rio den Kamm zu überschreiten, wandte sich Horrmann gegen Südost in der Richtung auf Lungone. Das Gestein der zackigen Gipfel zwischen dem Monte Castello und Volterrajo nennt er kieselschieferartigen Jaspis, in scharfkan- tige Bruchstücke zerfallend. „Auf der Nordwestseite dieser Jaspiskegel gestaltet sich eine hochgelegene Fläche, worin Schiefer und Kalkstein herrschen, Streichen h. 12 — 2, Fallen 40—50° gegen West. Auf der Höhe, wo die Schichten einen Sattel bilden, rücken die Jaspiskegel naher zusammen, und an den Rand derselben tretend sieht man durch eine furchtbar wilde, schroff eingerissene Felsenspalte auf die etwa 500 F. tiefer liegende Madonna del M. Serrato. Die zackig ausgeris- senen Felsenwände bestehen nur aus braunem Jaspis in 2 bis 3 Zoll starken Schichten, welche seiger oder mit: sehr steilem Fallen mannichfach gewunden und geknickt sind. Seigere Klüfte durchsetzen diese Jaspiswände und auf den bis in’s Kleinste verfolgbaren Knickungen der Schichten setzen zahl- reiche feine Quarzschnüre durch. Etwa 200 Fuss unter der Kirche der Madonna erreicht man Gabbro, ein dichtes, schmutzig eisenrothes, im Innern schwarzgrünes Gestein. Der geschich- tete Jaspis ist theils mit dem Gabbro innig und unmittelbar verschmolzen, so dass der Uebergang unbemerkt erfolgt, theils liegen zwischen diesen beiden unförmlich über einander ge- häufte Blöcke einer Breccie.“ | Lehrreichen Aufschluss über die Constitution der Kusten- kette gewährt die Val Ortano, südöstlich von Rio. In der oberen Thalmulde viel Serpentin nebst Grünsteinschiefer, dann ! x 701 braune und röthlichbraune Schiefer (der sog. Galestro) mehr- fach von Serpentinköpfen durchbrochen; es folgt jener von der Höhe Grassera erwähnte dichte, cavernöse Kalkstein, wieder Serpentin, dann talkiger Schiefer. Das Fallen stets gegen West. In die letztgenannte Bildung ist ein Lager von Cippolin-Mar- mor eingeschaltet, Talkblättchen und Streifen geben diesem Marmor, welcher als Architekturstein gebrochen wird, ein schiefriges Gefüge. Ob die Val Ortano auch schon den Alten Cippolin (den von ihnen sehr geschätzten Euböischen oder Carystischen Marmor) geliefert, scheint nicht bekannt. Die Küste des Golfs von Ortano, sowie das Felsufer gegen Rio Marina besteht wieder aus chloritisch-talkigem Schiefer, in welchem mehrere Serpentinmassen auftreten. — Ein zweites ähnliches Marmorlager, gleichfalls dem krystallinischen Schiefer untergeordnet, findet sich südlich des Monte Fabrello, in einem Zuge, welcher quer über die Strasse nach Lungone streicht und, nach Dr. Krantz, sich verschmälernd bis zum Stella-Golf zu verfolgen ist. Ein drittes Marmor-Vorkommen. der Rio- Halbinsel findet sich bei Santa Caterina am südöstlichen Ab- hang des Monte Serra. Es ist eine Serpentinbreeeie oder (nach Krantz) ein dunkelgrüner Serpentin, netzartig von weissem Kalkspath durchzogen. Dies Gestein von Santa Uaterina soll schon von den Alten gebrochen und in Rom verwandt worden sein. Die chloritisch-quarzigen Schiefer, welche von Lungone bis jenseits Cap Pero die Küste bilden, streichen zwischen h. 11 und 2 wechselnd, das Fallen ist meist 30° bis 40° (doch auch häufig viel steiler) gegen West. Beim Anblick dieser krystallinischen Schieferstraten könnte man zweifelhaft sein, ob man ihnen mit grösserem Rechte den Namen sericitische oder talkige oder chloritische Schiefer beilegen solle. Eine Unterscheidung der sericitischen Schiefer von den letzteren ist, wie Dr. Lossen (s. diese Zeitschr. B. XIX, S. 552 ff. 1867) ausführt, durch mineralogische Kennzeichen nicht immer leicht zu erzielen, und als talkige Gesteine sind irrthümlicher Weise wohl manche sericitische aufgeführt worden. Ich bestimmte deshalb den Gehalt an Kieselsäure, Thonerde, Eisenoxydul, Magnesia, sowie den Glühverlust für eine möglichst reine Probe jener schuppigen Schiefermasse von graugrünlicher Farbe, welche mit Quarz und accessorischen Feldspathausscheidungen jene Straten bildet. Spee. Gew. 2,851 (bei 15° C.). Vor dem Löthrohre schwer zu schwarzem Email schmelzbar. Kieselsäure 40,01 Thonerde 8,31 Eisenoxydul 24,01 Magnesia 11,06 Kalk Spur Glühverlust 3,46 x Alkalien aus d. Verlust 13,15 100,00 Vorstehende Analyse beweist, dass die untersuchte Sub- stanz weder Sericit, noch Talk ist, sondern wahrscheinlich ein Gemenge von Glimmer und Chlorit. Die zähe Beschaffenheit der Schichten und ihre Lage sind die Ursache, dass hier jede Küstenebene fehlt. Die gerun- deten Hügel fallen meist steil in’s Meer, zuweilen in glatten Felsflächen. Die Schichten nehmen zuweilen den Charakter eines quarzitischen, äusserst festen Conglomerats an; einzelne Anthraeitspuren hat man in den chloritischen Schichten ge- funden. Es ist dieselbe Bildung, deren Schichten, steil gegen Ost fallend, die Insel Gorgona zusammensetzen, sowie einen Theil des Pisanerbergs und, gleichfalls steil aufgerjchtet, als das Unterlagernde der Marmorberge der Apuanischen Alpen erscheint.*) Es ist nicht leicht, die wahre LagerungdesEisenerzes bei Rio Marina zu ermitteln, da die Contactstellen des Erzes mit den umgebenden Gesteinen durch den Haldensturz von Jahr- tausenden überdeckt sind. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Eisenerzmasse im Allgemeinen dem Quarz und Schiefer auf- und eingelagert ist und vom Kalkstein bedeckt wird. Eine Auflagerung schichtähnlicher Massen von Rotheisen über *) Herr Ic. Coccur glaubt in dem Profil steil stehender Schichten vom Meeresstrande bei Rio über den Eisenberg {M. di Rio) bis zur Höhe Grassera folgende Formationen zu erkennen: 1) Azoische oder Lauren- tische Schiefer, 2) Devon, 3) unteres und 4) oberes Steinkohlengebirge, 5) permische Formation (calcare cavernoso), 6) untere, 7) mittlere Trias. — Nicht eine einzige Versteinerung scheint indess zur Begründung dieser Bestimmungen angeführt werden zu können. 703 dem zersetzten Chloritschiefer beobachtet man auf das Deut- lichste in der erst vor wenig Jahren angelegten Grube Vigneria (etwa + Kilom. von Rio gegen Nord, an der Küste), während in den alten Gruben (ohne Ausnahme Tagebaue) diese wahre Lagerung nirgend deutlicher hervortritt. Ebenso unzweifelhaft wie Schiefer die Basis, bildet der Kalkstein des M. Grassera das Ueberlagernde.e Davon überzeugt man sich, wenn man von Rio gegen Nordwest, an der sog. Rotonda vorbei, gegen die Serra‘ alla croce steigt. Man erreicht hier eine ziemlich eben sich ausdehnende Flur, welche die obere Grenze der Erz- masse darstellen mag. Dort, an einem grossen Feigenbaum, ruhen die Schichten des löcherigen Kalksteins auf den hier zu Brauneisenstein umgeänderten Erzmassen. Die Kalkschich- ten fallen auch hier gegen West. Aus derselben ragen hier und dort gleichsam Köpfe von Brauneisen hervor, so dass man auf eine nicht ebenfläachige Grenzfläche zwischen beiden schlies- sen muss. Bezeichnen wir nun annähernd die Ausdehnung der Erzmasse. Dieselbe nimmt einen unregelmässig ellipsoidischen Raum ein mit vielfach ausgebuchteten Rändern, dessen grös- sere Axe von SSO.—N NW. gerichtet 1500 M., während die Breite durchschnittlich 500 M. misst, und zieht sich vom Strande bei Rio bis zu einer Höhe von etwa 200 M. hinauf. In die- ser Ausdehnung sind die alten Halden, welche jetzt den Haupt- gegenstand der Gewinnung bei Rio bilden, mit einbegriffen. Das gesammte Erzfeld zieht sich von der Einmündung des Rio- Baches in’s Meer etwa 500 M. auf der linken Seite des Baches thalaufwärts. Hier wird anstehender Kalkschiefer sichtbar, welcher auf einer Strecke von etwa 500 M. gegen NW. die Grenze bezeichnet, bis in die Nähe des Punktes la Grotta westlich der Rotonda. Von hier beginnt jener löcherige Kalk- stein die Grenze zu bilden, in sehr unregelmässigem Verlaufe bis zum*Fosso d. Valle d. Giove, wo wieder Schiefer beginnt und die ganze östliche Begrenzung bis Rio bildet. Von dieser grossen zusammenhängenden Erzmasse zweigt sich, südlich von dem Fosso d. Valle d. Giove, ein kleineres Depositum ab, Vigueria genannt, dem einzigen Punkte, wo zur Zeit meines Besuches in Rio anstehendes Erz, Rotheisen, gewonnen wurde. Es bildet hier eine mit annähernd ebenflächiger Grenze auf weissem zersetztem Talk- oder Chlorit-Schiefer ruhende Masse. Von Rio steigt man etwa 70 M. am steilen Abhang der alten Haldensturze hinauf bis zum Piano delle Fabriche, wo sich eine ungeheure Aushöhlung, ein Denkmal der hier ehemals stattgefundenen Gewinnung, öffnet. Mitten in dieser grossen Pinge ragt mit verticaler Schichtenstellung ein mächtiger Schieferfels „Ripabianca* empor, um welchen der Abbau herum- gegangen ist. Die Wände der Aushöhlung werden theils von Schiefer gebildet, „welchen der Eisenglanz so erfüllt, dass letzterer stellenweise vorwaltet* (Krantz). Da das Auftreten des Eisenglanzes im Schiefer weit deutlicher am Gestade Rio Albano ist, so werden wir erst weiter unten auf diese merk- würdige gang- oder aderförmige Verflechtung beider zurück- kommen. Die östliche Wand jener grossen Pinge hat vorzugs- weise jene herrlichen Eisenglanz-Drusen geliefert, welche man in den Sammlungen bewundert. Das Erz ist hier mit Quarz gemengt, dessen Krystalle zwar eine besondere Zierde der Eisenglanzstufen bilden, aber die Verhüttung erschweren. An der nördlichen Wand ist (nach Krantz) der Eisenglanz quarz- freier, hier fanden sich die in den Sammlungen verbreiteten, scheibenförmigen (durch die Combination zweier, sehr stumpfer Rhomboe£der gebildeter) Eisenglanz-Krystalle, welche ursprüng- lich von einer weissen steinmarkähnlichen Masse bedeckt waren. Die westliche Wand, welche vorzugsweise aus zersetztem Talk- schiefer besteht, ist durchschwärmt von Eisenglimmer, in dessen Drusen die beruhmten Eisenkiese sich fanden. „In den sich verzweigenden, gangartigen Trümerchen sitzen die Eisenglimmer- blättehen so, dass sie an jeder Seite des Trums oder Ganges sich gleichmässig anlagern, in der Mitte aber sich scharf ab- lösen. Durch bauchartige Erweiterungen dieser Trumer werden oft Drusen gebildet, die selten Schwefel in erdigem Zustande, häufig aber Eisenkies umschliessen.“ (Krantz). Zur Zeit mei- ner Anwesenheit in Rio waren diese Verhältnisse nicht mehr wahrzunehmen; man suchte die Eisenkiese im Eisensande. Westlich über der grossen Pinge steht die sog. Rotonda ca. 115 M. ü. M. Von hier hebt sich gegen die Kalkgrenze hin die Oberfläche der Erzmasse langsamer empor. Das Erz geht in Brauneisenstein über; bei der Grube la Trincera, nordwest- lich von der Rotonda, findet sich auch Spatheisen. In den Klüften des Brauneisens kommen Schalen von Aragonit vor. — Wenngleich es in der ausgedehnten Grube von Rio jetzt nicht möglich ist, die wirklichen Verhältnisse der Auflagerung E Ri = i 4 y h des Eisenerzes auf Schiefer zu beobachten, so bezeugen die langjährigen Erfahrungen, welche man bei dem dortigen Gru- benbau gesammelt hat, dass die Erzmasse an vielen Punkten dem Schiefer nicht normal aufrubt, sondern mit vielen sehr un- regelmässigen, keilförmigen Fortsetzungen in denselben eingreift, und dass der Schiefer in der Nähe der Erzmasse von vielen Eisenglanz-Trümern durchsetzt und zuweilen mit Eisenkies im- prägnirt ist. Es gilt allgemein für Rio die Regel, dass, wenn der Abbau der Schiefer erreicht hat, das Erz abgebaut ist, oder nur noch in einzelnen kleineren Partien in den Schiefer eingreift (zufolge der gütigen Belehrungen, welche ich Herrn _ Dr. Vısc. Meruinı verdanke). Ueber die Lagerung des Riesi-* schen Eisenerzes sind manche Vorstellungen verbreitet, welche, wenngleich sie scheinbar einen Stützpunkt an den Phänomenen von Rio Albano und Cap Calamita finden, dennoch nicht fur naturgemäss zu erachten sind, und welche sich dadurch er- klären, dass man die Lokalitäten, wo die Erzmasse auf Schiefer ruht und mit Kalkschichten alternirt, nicht hinlänglich im Auge behielt. Die eruptive Natur dieser Lagerstätte wurde zuerst von Savı ausgesprochen: „Das Eisenerz-Vorkommen von Rio ist ein ungeheurer Durchbruch (immenso trabocco) von Eisen auf der Grenze von Verrucano und Kalkstein. Wenn man von Rio hinaufsteigt, so findet man zunächst veränderten Verrucano, dann die grosse Eisenmasse, in deren Innerem man Schiefer- banke beobachtet, welche auf das Deutlichste von Eisenglanz und Eisenkies durchsetzt und durchdrungen wurden.“ Diese Ansicht, welche fast ausnahmslos von denen getheilt wurde, welche Rio besuchten, ist indess unvereinbar mit der Lagerung des Erzes in der Vigneria und in der Grube del Vallone bei Ca- lamita, sowie mit allen Erfahrungen über die Lagerung des Rotheisens in anderen Ländern. Die gewöhnliche Form des Eisenglanzes von Rio ist allbekannt, eine Combination des Hauptrhomboöders r (R) mit dem Dihexaöder n = (Ja:2a:2a:c), *P2, in der Endigung begrenzt von der gewölbten Basis, mit welcher sich ein oder mehrere, wegen ihrer Flächenrundung nicht sicher bestimmbare, stumpfe Rhomboäder verbinden. Diese Krystalle erreichen zu- weilen eine Grösse von 5 Cm. Es kommen indess zu Rio, wenngleich seltener auch andere Formen des Eisenglanzes vor: tafelförmig durch die gerundete Basis, das Hauptrhomboöder R, das erste spitze —2R (selten zu Rio), das Dihexaöder = P2 (die Combinationskanten der genannten Rhomboeder ab- stumpfend), das erste stumpfe Rhomboäder — 4 R, ferner mit schmalen Flächen das 1. und 2. Prisma. Alle Flächen mit Aus- nahme von — 2 R glänzend (Turin, Cast. Valent.). Der scheiben- förmigen, scharfrandigen Krystalle geschah bereits oben Er- wähnung. — Herr Dr. Hzssengere hat in den Mineral. Not. No. 8, S. 41, Taf. III, Fig. 40 einen überaus flächenreichen Riesischen Eisenglanz-Krystall beschrieben und abgebildet und dadurch nicht nur die Kenntniss der Formen dieses Vorkom- mens, sondern zugleich der am Eisenglanze überhaupt auftre- tenden vermehrt. Der Krystall ist eine Combination von: R, „P2, AP2, —2R, —5R, —R, —:R, —iR, © P2, ?R3. „Das Rhomboöder —2R ist neu. Die ganze Reihe negativer Rhomboöäder, sogar das am Gotthard ziemlich häufige — 2R pflegt meist am elbanischen Eisenglanze zu fehlen.“ Einen ferneren werthvollen Beitrag zur Kenntniss des Riesischen Eisen- glanzes giebt Herr HrssenBERG in der neuesten, 8. Fortsetzung (No. 9, S. 52 -- 59) seiner „Min. Not.“. Zunächst ein neues Rhombo&der, über dem Hauptrhomboäder liegend, —R, dessen Neigung zur Vertikalaxe sich berechnet — 47° 23%. Ferner beschreibt der verdienstvolle Krystallograph Zwillinge von Rio nach den beiden bisher bekannten Gesetzen : 1) Zwillingsebene eine Fläche des Hauptrhomboäders, 2) Zwillingsebene die Basis, mit parallelen Axen. Der von HEssenBEr@ beschriebene und in einer trefflichen Figur dargestellte Zwilling nach diesem letzten Gesetze ist dadurch besonders interessant, dass die bei- den Individuen sich nicht (wie es gewöhnlich der Fall) gegen- seitig durchdrungen haben, sondern sich berühren mit einer Ebene, parallel zu einer Fläche des ersten hexagonalen Prismas. Die elbanischen Eisenglanze zeichnen sich oft durch die herr- lichsten Anlauffarben aus. Zuweilen sind die Farben auf den - verschiedenen Flächen andere: prachtvoll grun die Basis, dunkel- violblau die Rhomboäderflächen, bei Forzsı. Nächst den Fahl- erzen aus Cornwall sah ich nie ähnliche Farben, wie bei diesen Riesischen Krystallen. Brum macht in seinen „Pseudomorphosen * darauf auf- merksam (Nachtrag S. 107), dass Umwandlungen des Eisen- kieses in Brauneisen viel häufiger seien, wie solche in Roth- eisen. Als Fundorte für letztere werden angeführt Beresowsk, 707 dann der Potzberg bei Kusel, der Stahlberg bei Moschel, Saal- ‚feld, Eibenstock etc. — Zu Rio findet sich feinblättriger Eisen- glanz theils zu kugeligen Massen, theils zu Pyrito&dern gruppirt. beides offenbar Pseudomorphosen nach Eisenkies (bei Forksı), wie sie bereits von QUENSTEDT in seiner „Mineralogie“ aufge- führt werden. — Als Seltenheiten kommen auf der Grube zu Rio Kupferkieskrystalle vor, in Brauneisen umgeändert. Einen über 2 Cm. grossen Krystall dieser Art, eine Combination des Tetra- eders erster Stellung mit demjenigen zweiter Stellung besitzt die Forzst’sche Sammlung. Dort sah ich auch, gleichfalls aus der Gegend von Rio, auf einem Turmalinporphyr - Gangstück zwei pseudomorphische Krystalle von Brauneisen nach Kupferkies. Das Brauneisen bildet auch wohl Umhuüllungen des Quarzes. Seltsam sehen solche Quarzkrystalle (worunter sich auch an einander gewachsene Zwillinge mit paralleler Hauptaxe, 60° gegen einander gedreht), bedeckt mit einer ziemlich dicken Lage von Eisenoxydhydrat aus. Das Brauneisen ist zuweilen in den schönsten bunten Farben angelaufen. — Auf dem Eisenglanz sind mit dem Quarz zuweilen Feldspathkrystalle vom Ansehen des Adulars aufgewachsen, also dieselbe Mineralassociation wie am S. Gotthard. Nicht weniger berühmt als der Eisenglanz ist der Eisen- kies von Elba, ‚dessen Krystalle zuweilen die Grösse einer Faust erreichen, gewöhnlich auf kugelig gruppirtem Eisenglimmer aufgewachsen sind, von dessen Eindrücken der Eisenkies bis- _ weilen an der Anwachsstelle wie zerschnitteu ist. Es herrscht gewöhnlich das Pyritoöder (a: 2a: c0a), 2, dessen Flächen normal zur langen Kante gestreift; seltener herrscht der Wur- fel, dessen Flächen eine Streifung parallel der Pyrito@derkante ‚zeigen. Die Schönheit der pyritoödrischen Krystalle wird we- 'sentlich erhöht durch einen herrlichen Moir& der herrschenden Flächen, welche erglänzen in derjenigen Stellung, in welcher die Würfelfläche spiegeln würde. Zum Pyritoöder treten am häufigsten noch hinzu: der Würfel, das Okta&der, das Dyakis- 3 dodekaäder (a: 0:30), E = |; desgleichen zum herrschenden 3 Würfel das Dyakisdodekaöder, Pyritoöder und Okta&der. Zu- weilen der Mittelkrystall zwischen Pyritoöder und Okta&der oder zwischen Pyritoöder und Dyakisdodeka@der, Dr. StrÜüvEr, wel- ehem wir das wahrhaft bewundernswerthe Werk: „Studi sulla miner. Italiana, Pirite del Piemonte e dell’ Elba* Mem.R. Ac. d. Se. Tor. Ser. II. T. XXVI) verdanken, beobachtete ausser den genannten Formen an den elbanischen Krystallen noch folgende: das Dyakisdodekaeder (a: 2a: 4a) E ı (diese Form ist dadurch ausgezeichnet, dass seine Flächen Trapeze sind, und seine längsten Kanten durch die Flächen des Pyritoeders abgestumpft werden) und das Ikositetraöder (0:24:20) 202 (dessen längere Kanten gleichfalls durch die Pyrito@äderflächen abgestumpft werden). NAUMANN machte zuerst auf die Durch- kreuzungszwillinge des elbanischen Eisenkieses aufmerksam. (Lehrb. rein. u. angew. Kryst. II, 233, 1830.) Srtrüver stellte dieselben in den Figuren 145, 149, 150, 151 seines Werkes dar, welche gewiss zu dem Meisterhaftesten gehören, was bis- her in der krystallographischen Zeichenkunst geleistet worden ist. An diesen Zwillingen herrscht gewöhnlich das Pyrito@der, in einem Falle sah indess Srrüver auch den Würfel herrschend, welcher gleichsam mit eingeschnittenen Kanten erscheint, In der Figur 172 stellt Strüver einen Eisenkieswürfel dar, dessen Flächen an einzelnen Stellen parallel der vertikalen, an anderen parallel der horizontalen Kante gestreift sind. — Der Eisen- kies ist zuweilen umgeändert in ein feinblättriges Aggregat von Eisenglimmer oder in dichtes Rotheisen oder auch in Braun- eisen. Auf dem Eisenkies liegen bisweilen wie aufgestreut Schwefelpartikelchen. Ebenso beobachtet man eingewachsen in Eisenkies nicht selten Eisenglanz, selten Magneteisen. Letzteres kommt in grossen Oktaödern namentlich in der Vigneria vor. Nördlich von der Marina di Rio, am südöstlichen Fusse des Monte Calandazzo, am Seegestade, befindet sich die merk- würdige Eisenlagerstätte von Rio Albano, auf der linken Seite des Thales und Baches gleichen Namens. Auf diese mussen sich die Worte Horrmann’s beziehen: „lch glaube Thatsachen gefunden zu haben, welche mir es höchst wahrscheinlich machen, dass die Eisenmasse Elbas nur das Resultat eines grossen Sub- ‚limationsprocesses von -Eisenglanz in die Spalten eines quarzi- gen Sandsteins ist; womit er der zuerst von SAavı ausge- sprochenen Ansicht zustimmt, &ewiss verdient eine Lagerstätte unser höchstes Interesse, welche ein so vorurtheilsfreier Beob- 709 achter wie Horrwmanv nur durch Eisensublimation glaubt er- klären zu können. Der Weg führt von Rio am Gestade hin, welches hier aus schwarzem, feinen Eisenglanzsande besteht. Dem talkigen Quarzit, welcher oft als ein Conglomerat ausge- bildet ist, ist auch hier längs der Küste eine Reihe von klei- nen Serpentinmassen eingeschaltet, von denen man eine in der Nähe der Vigneria findet. Man folgt dem östlichen Fusse des Monte Giove, der, wie diese ganze Küstenstrecke, aus talkig- ehloritischem Quarzit bestebt, welcher bisweilen Feldspath-Aus- scheidungen zeigt. Wenig nördlich von der Mündung des Rio Albano tritt eine etwa 30 M. hohe Talkquarzitwand an’s Meer und hemmt die Fortsetzung des Küstenweges. Jene Felswand ist von einem Netzwerk von Eisenglanz-Trümern und Schnüren durchzogen, welches sich durch Zertheilung und tausendfache Spaltung stärkerer, scheinbar aus der Tiefe hervorbrechender Gänge bildet. Zur Rechten, aus dem Meere hervortauchend, dringt in den Talkquarzit eine unförmliche Eisenglanzmasse, aus welcher fuss- und handbreite Eisenadern entspringen und, sich verschmälernd, in unendlicher Zertheilung zur Höhe der Felsen- ‚ wand hinaufziehen. Andere Eisengänge mögen gleichfalls in der Tiefe mit jener Masse zusammenhängen. Gewiss wird kein Geologe diese Wand ohne das lebhafteste Interesse be- trachten können: da ist kein Raum, von der Grösse eines Quadratmeters, der nicht von Eisenglanzadern durchzogen oder von Eisenglanznestern durchschwärmt würde. Die Eisentrümer sind ganz unregelmässig: sie schwellen schnell zu mehrere Fuss, ja bis einen Klafter grossen Nestern an, von denen wieder nach verschiedenen Seiten andere Trümer sich abzweigen. Häufig umhüllen die Eisentrümer Bruchstücke von Quarzit; ja es ge- winnt zuweilen der Fels ein conglomeratähnliches Ansehen theils dadurch, dass Quarzitstücke in Rotheisen und Eisenglanz eingebacken sind, oder ein vielmaschiges Netzwerk von Eisen- schnüren sich durch den Schiefer zieht, theils dadurch, dass Stücke von Eisenglanz und Quarzit von einem talkig - chlori- tischen Bindemittel umschlossen werden. Der Eisenglanz, wel- cher sich zu nur papierdünnen Schnüren zertheilt und in kleinen Nestern und Drusen das ganze Gestein durchdringt, ist von feinblättrigem Gefüge, die Blättchen liegen in allen Richtungen. Besonders merkwürdig ist der Anblick dort, wo die Flächen ‘des eisendurchsetzten chloritischen Schiefers dem Wogenschlage Ra. 710 ausgesetzt sind. Hier ragen die schwarzen Eisentrümer und Schnüre leistenförmig hervor. In unmittelbarer Nähe der be- schriebenen Oertlichkeit bildet Rotheisenstein eine mächtige, lagerartige Masse über dem Schiefer (der hier ein ungewöhn- liches Fallen gegen NO. zeigt, Streichen h. 10), welche jetzt auch Gegenstand der Gewinnung ist. Das Rotheisenlager zieht sich von hier gegen den Berg Calandozzo hinauf und besitzt (wenngleich es nicht den Gipfel desselben erreicht) eine unge- heure Ausdehnung bei einer auf 30. M. geschätzten Mächtigkeit. Ein in mineralogischer Hinsieht noch höheres Interesse verdient die Eisenlagerstätte von Torre di Rio, der Fundort der bekannten Ilvaitkrystalle. Der alte T'hurm steht auf tal- kigem Schiefer (woraus auch die Inselklippe in nächster Nähe besteht), in welchem lagerartige Massen von Eisenglanz einge- schaltet sind. Umfährt man im Kahne das kleine Cap, welches der Thurm krönt, so erblickt man einen mächtigen vom Meere auf- steigenden Gang den Schiefer durchbrechend. Grosse Massen des letzteren werden vom Eisenerz umschlossen und zu einem Con- glomerat verbunden. Der Eisengang, welcher vertikal aufsteigt, legt sich dann mit einer sinuosen Grenze auf den Schiefer, in denselben viele Apophysen sendend. Bei dem Anblick dieses Ganges drängt sich dem Beschauer fast unwillkürlich die Ueber- zeugung auf, dass der Eisenglanz hier in irgend einer Weise eruptiv ist. 200 Schritte südlich vom Thurme (nach RüPkLL) fanden sich die Ilvaite. Dem Talkschiefer ist hier eine Lager- masse von grünem strahligem Augit (eine durchaus ähnliche Bildung wie die der Gänge von Campiglia) eingeschal- tet, in deren Liegendem ein Marmorlager auftritt. Die Gangmasse, welche am Thurme Eisenglanz führt, wird im Con- tact mit dem strahligen Augit und Kalkstein zu Ilvait. Eine zweite Augit-Ilvaitmasse, gleichfalls von Schiefer umschlossen, findet sich etwa 125 M. von der ersteren gegen SS W., etwas höher hinauf am Abhange des Monte Fico. Von dieser letzte- ren Lagerstätte stammen, nach einer gütigen Mittheilung des Dr. Krantz, die grossen, doch stets an der Oberfläche zer- setzten, weniger flächenreichen Ilvaite.*) *) Dr. RüpeLı, welcher in den Jahren 1816 und 18 die Insel drei Mal besuchte, schildert das Vorkommen des Ilvaits, wie folgt: „An einer steilen Bergwand südlich vom Wachtthurme, unmittelbar am Meere, wechseln 71 Der Ilvait findet sich bei der Torre di Rio in zwei Va- rietäten, die eine in kleineren, schwarzen, flächenreichen, frischen Krystallen auf einem grünen augitischen Schiefer auf- gewachsen, die andere in grösseren, braunverwitterten Kry- stallen, welche einen geringeren Flächenreichthum zeigen und lose in den Sammlungen sich finden. Wir verdanken Herrn Des Cro1zeaux die Auffindung meh- rerer neuer Formen am Ilvaite, sowie eine Berichtigung der in den früheren Angaben mit Irrthumern behafteten Winkel. MıL- LER giebt als Werth des verticalen Grundprismas M 111° 12 an, des Makrodamas P 112° 40’ (1852) [diese Winkel) auch noch bei Quenstepr, 1863]. Nach Des CroizEaux’s Messungen be- tragen die genannten Winkel 112° 38° und 112° 49 (Ann. d. Mines VIll., 399; 1856). Trotz der nach Des CLoızEAaux’s Untersuchung bereits sehr zahlreichen Formen des Ilvaits ge- lang es dem Scharfsinn HxssenBERe’s, noch ein neues Okta&der aufzufinden. Die am Ilvait bekannten Flächen sind nun fol- gende (siehe Taf. XIV., Fig. 18): ‘verticale Prismen M =(a:b:ce), oP s = (a:2b:c), &©P2 h= (za:b:ooc), oP2 na: b:©6), oP3 de-l@wibien,, PA Ma (a:>b:c0c), SE Längsprismen e = (3b:c:»a), 2 Pos ne (0. e.o0), Po in parallelen Lagen, die nach SW. einsinken, weisser körniger Kalkstein mit wellenförmigem Talkschiefer, welchem sich mächtige Lager von blättrigem und strahligem Pyroxen anlehnen. Diesem letzteren ist das Kieselkalk -Eisen in derben und krystallinischen Massen einge- wachsen, begleitet von Quarz, Eisenglanz, Schwefelkies und Kalkspath.‘ „Man gelangte durch eine glücklich gesprengte Mine an einen Felsriss, dessen Wände mit ungewöhnlich schönen und grossen Krystallen besetzt waren, über 4 Zoll läng und 1 Zoll dick.“ (Jetzt in der Sammlung d. SencKkenBere’schen Gesellschaft zu Frankfurt) v. Leoxuarp, Jahrb. für Mineralogie, 1825 II, S. 385. Zeits. d. D. geol. Ges. XXII, 3. 46 712 Querprismen P.=\(o:ch>b): Po w— Ga: 3 Po Oktaeder 0. = .108,0.:0)% RR 2 —ı(, al.b. ve), 2P2 y—= (a:D:c), 3Pp3 k = (la:b:e), 4P4 » (0: 020), 2P2 u= (a:;b:c), 3P3 Querfläche a — la: ob.coo), oo Poo Längsfläche bi = (b200 a: 00), oo P.o0 Basis e. = (6 Joor0 2 seh), 0. Von diesen Flächen, welche sammtlich in die gerade Pro- jection Fig. 18 eingetragen sind, wurden r, 9, i, u von Des CLOIZEAUX aufgefunden. %k ist diejenige Fläche, deren Kennt- ' niss wir HESSENBERG verdanken; dieselbe fällt in zwei, schon zu beobachtende Zonen, o:a und w: M. Die anderen Formen wurden schon von MıtLer (1852) aufgeführt. Die Zusammen- setzung des Ilvaits von Rio ist zufolge einer Analyse RAmMELS- BERG’s folgende: Kieselsäure 29,83, Eisenoxyd 22,55, Eisen- oxydul 32,40, Manganoxydul 1,50, Kalk 12,44, Wasser 1,60. Ob das Wasser zur Constitution des Minerals gehört, oder von beigemengtem, durch Veränderung des Ilvaits entstandenem Eisenoxydhydrat herrührt, ist noch nicht ermittelt, demnach auch die Aufstellung einer rationellen Formel für den Ilvait noch unthunlich. DaxA berechnet aus seiner Formel folgende Mischung: Kieselsäure 32,8, Eisenoxyd 23,4, Eisenoxydul 31,5, Kalk 12,3. Von den Analysen des elbanischen Ilvaits stimmt indess wegen des zu geringen Kieselsäuregehalts keine mit dieser berechneten Zusammensetzung überein. Zuweilen sind die Ilvaite von Rio in Eisenoxydhydrat umgeändert. Die Kie- selsäure, welche bei dieser Umwandlung ausgeschieden wurde, findet sich zum Theil als neugebildeter Quarz auf deu Stücken wieder. Begleiter der Ilvaite sind ferner: Kalkspath in tafel- formigen Krystallen, Quarz von violblauer und grüner Farbe, Adular. Der strahlige Augit, welcher das Muttergestein dieser Ar a A nn he an de a 713 Ilvaite bildet, ist zuweilen deutlich krystallisirt in der Combi- nation des rectangulären Prismas (Längs- und Querfläche) mit einer einzigen Endfläche, deren Neigung zur Querfläche circa 105° 30. Die Mineralfundstätte von Torre di Rio, Ilvait auf- und eingewachsen dem zu Kugeln gruppirten, strahligen Augit, zeigt die grösste Analogie mit den augitischen Gängen des nahen campigliesischen Erzdistrictes. | An die Eisenmassen von Rio und Rio Albano reiht sich als eine dritte, ähnliche diejenige von Terra nera, zwischen dem Capo d’Arco und Lungone, an. Sie besitzt von den elbani- schen Erzdistrieten die geringste räumliche Ausdehnung, liefert aber vorzüglichstes Erz, Das Vorkommen ist ganz ähnlich demjenigen von Rio Albano und gehört dem quarzitischen Talkschiefer an. Das letztere Gestein wird von unzähligen, in allen Richtungen sich verzweigenden Gängen und Schnüren des reinsten Eisenglanzes durchsetzt. In der Höhe des Tage- baues sieht man auf dem Schiefer eine gewaltige Rotheisen- masse. ruhen, deren Begrenzung wieder sehr unregelmässig ausgebuchtet ist. Eisenglanz-Trümer ziehen sich von der Sohle des Baues durch den Schiefer hinauf und verbinden sich mit der auflagernden Erzmasse. Wo die Trümer den Schiefer in grosser Zahl durchschneiden, da bildet sich ein wahres Con- gslomerat aus theils eckigen, theils gerundeten Quarzitstücken. Glaubt man nun in diesen Erscheinungen die Beweise für eine eruptive Entstehung der betreffenden Eisenglanzgänge sehen zu dürfen, so vereinigen sich mit einer solchen doch schwie- riger die zuweilen über 1 Meter grossen Knauer oder Nester von Eisenglanz, welche mitten im Schiefer, scheinbar ohne Zusammenhang mit den Gängen liegen. Der die Trumer er- füllende Eisenglanz ist feinblätterig und zeigt sich in den klei- nen Drusen krystallisirt mit herrschender Basis, von zierlicher dreifacher Streifung bedeckt. Zwischen den feinen Eisenglanz- tafelchen, die zuweilen in bunten Farben glänzen, finden sich selten nadelförmige Prismen des Quarzes. Die Erzmasse von Terra nera wird von einer 1 Meter dieken Schicht theils rother, theils gelber Eisenerde bedeckt, welche geschlämmt und als Farbstoff in den Handel gebracht wird. Hier am Gestade der Bai von Lungone beginnen die Granitgänge in unbeschreib- licher Menge den Schiefer und Quarzit zu durchbrechen. Das 46* 714 Ganggestein ist Turmalingranit, nicht selten mit mehrere Zoll grossen Feldspathkrystallen. Der schwarze Turmalin häuft sich oft an den Saalbändern an. Das Gestein dieser Gänge von Lungone und Calamita ist nicht wesentlich verschieden von der Granitvarietät, welche rings um den Monte Capanne so vielfach den Schiefer durchbricht und nähert sich gleichfalls dem turmalinführendeu Quarzporphyr der Inselmitte. Von den Gängen von S. Piero unterscheiden sich diejenigen des sud- lichen Theils der Insel nicht nur durch die fehlende Drusen- bildung und den damit zusammenhängenden Mangel an edlen Mineralien, sondern auch durch ihren gänzlich verschiedenen, höchst unregelmässigen Verlauf. Die Granitgänge von Lungone bilden »bald wahre Netze im Schiefer, indem sie sich vielfach zertheilen und zu Maschen wieder verbinden, bald haben sie einen annähernd horizontalen Verlauf, doch mit vielen wellen- formigen Biegungen, verbunden mit mächtigen linsenförmigen Anschwellungen, die mit Einschnüurungen der Gangmasse alter- niren. Zuweilen stellen sich diese Granitgänge scheinbar als Ausscheidungen dar, indem sie rings isolirt im Schiefer liegen, wenigstens ein Zusammenhang mit Gangtheilem, welche in die Tiefe niedersetzen, nicht sichtbar ist. Es kann sich dies in- dess durch die grosse Unregelmässigkeit der hiesigen Gänge erklären. Der Eingang zu dem steinbruchartig betriebenen Tage- bau von Terra nera zeigt den zersetzten Schiefer von einer Menge horizontaler Granittrümer durchsetzt. Wenig westlich von Terra nera folgt Capo bianco. Hier nimmt das herrschende Gestein einen mehr quarzitischen Charakter an und bildet die weissen nackten Felsen der halbkreisförmigen Spiaggia [Strand] di Barbarossa. Viele Quarzgänge zeigen sich und verrathen ihre ° nahe Beziehung zu den Granitgängen dadurch, dass auch sie zu- weilen Turmalin führen, namentlich wiederum an ihren Saalbän- dern. Eine klassische Oertlichkeit für die Beobachtung der Granitgänge ist die unmittelbare Umgebung von Lungone, namentlich das kleine Cap S. Giovanni, welches den Hafen gegen Westen begrenzt, und die in den Schiefer eingeschnitte- nen Gräben der einst mit grossem Aufwand von den Spaniern gebauten, einem schnellen Ruin anheimgefallenen Festung. Am Cap S. Giovanni haben die Gänge jenen charakteristischen un- regelmässigen Verlauf und Verzweigung. Einige steigen meh- rere Fuss mächtig vom Meeresspiegel empor, sich nach oben 715 verjüngend. Andere verschmälern sich nach unten, scheinen sich sogar auszukeilen, bevor sie sich dem Auge an der Wasser- fläche entziehen. Durch Quertrumer verbinden sie sich zu einem Netze, dessen Maschen nicht selten eine annähernd rhombische Gestalt haben. Die beigegebene Skizze (s. Fig.), welche ich Capoliveri Fu z Graniigänge im Schiefer, Cap S. Giovanni bei Lunygone. meinem Freunde Dr. HrssenBEr@ verdanke, giebt einige der grösseren dieser Gänge in ihrer seltsamen Gestaltung wieder. Es ist nicht ganz leicht, diese Gangnetze darzustellen. Zuerst treten nur die grösseren Trüumer dem Auge deutlich hervor. Beginnt man zu zeichnen, so erblickt man andere, eine fast unzählbare Menge, deren genaue Zeichnung kaum möglich. Die zweite Figur stellt einen 5 Meter hohen Felseinschnitt in den Granitgänge im Schiefer. Festungsgräben von Lungone. Festungsgräben dar. Von breiteren Gängen bis 0,5 Meter, laufen kleine zollmächtige, und ganz dünne Trümer in den ver- Errhadel, 716 schiedensten Richtungen ab. Ein eigentliches Durchseizen der in verschiedener Richtung ziehenden Gänge ist nicht zu con- statiren. Dieselben scheinen einer gleichzeitigen Injection ihre Entstehung zu verdanken. Zu derselben Ansicht gelangte be- reits STUDER. Die Halbinsel Calamita bietet das ausgedehnteste Eisenerzlager der Insel dar. Doch mehr noch als durch diesen Reichthum wird unsere Aufmerksamkeit in Anspruch genom- men durch die merkwürdige, schwer erklärliche, scheinbar zwei- fache Lagerungsweise des Erzes. Wie manche geologische Wahrnehmung bei der Inseldurchwanderung unser Interesse auch erweckt haben mag, die Gänge von S. Piero und Enfola, Rio Albano und Torre u. s. w. müssen dennoch zurückstehen im Vergleiche zu den Erscheinungen, welche die Felsen des Caps Calamita uns enthüllen. In seiner Hauptmasse besteht das Oalamitaplateau aus einem chloritischen Glimmerschiefer, welcher nicht selten das Ansehen eines Thonschiefers annimmt, zuweilen auch Feldspathausscheidungen zeigt, ohne indess in einen eigentlichen Gneiss überzugehen. Die Farbe dieser kry- stallinischen Schiefer ist grünlichgrau. Das Streichen im All- gemeinen Nord gegen Sud oder Nordnordost gegen Sudsud- west, das Fallen unter mässigen Winkeln gegen West, doch mit vielen Schichtenfaltungen. Der plateauartige Charakter des Berges bedingt es, dass man auf seinem sanftgewölbten Schei- tel nur wenig Aufschluss über die geognostische Constitution erhält, welche sich vielmehr nur durch Beobachtung der Kusten- profile erschliesst. Das dem Golf von Lungone zugewandte Ge- stade zeigt eine Wiederholung der oben geschilderten Granitdurch- brüche im Schiefer, doch in einem noch grossartigeren Maass- stabe. . Es sind die Erscheinungen, welche Horrmann’s leb- hafte Bewunderung erweckten. „Nichts ist lehrreicher als diese tausendfach wiederholten Granitgänge in ihren mannichfachen Verzweigungen [an den Gestaden von Lungone], und ich glaube, dass selbst die ähnlicher Erscheinungen wegen so berühmte Küste von Cornwall nichts darbietet, was diesem ausserordent- lichen Anblicke gleichkommt.* Da der bewegte Zustand des Meeres mir leider den Besuch der nördlichen und östlichen Küste der Calamita-Halbinsel verwehrte, so sei es gestattet, an die Beobachtungen Horrmann’s zu erinnern. „Am Forte Fasardo wird der schwarze Schiefer von Granitgängen durch- 717 schwärmt, welche bis in’s Innere der Cala delle Perle fort- setzen. Capo Cara und die kleine Felseninsel Scoglio dei Lin- eini sind ganz von Granitgängen durchzogen, der Schiefer streicht h 3, fällt 20— 30° gegen Nordwest. Bis 10 Fuss mächtige Gänge laufen eine Strecke mit der Schieferung pa- rallel, gleich Lagern, weichen dann plötzlich ab und setzen herauf oder herunter (Spiaggia di Mengo). An der Cala del Turco mehrere Gänge, die, sich schaarend, hoch hinaufsteigen und _ von vielen kleinen Trümern bis zur zierlichsten Feinheit um- geben sind. Der ausgezeichnetste Punkt ist der M. di Riparte, dessen zackige Felsen 2 — 300 Fuss aufsteigen, von zahllosen Granitgängen durchbrochen; dieselben gabeln sich, schleppen sich, verwerfen einander. Der mächtigste, gegen 20 Fuss breit» steigt in vielen Krümmungen schräg in die Höhe; einige lassen sich vom Meeresspiegel aus an 200 Fuss hinauf verfolgen.“ Zum Cap Calamita gelangte Horrmans nicht. Offenbar wurde ihm von seinen Schiffern trüglicher Weise die Sudspitze der Insel, Cap Calvo, für jenes ausgegeben. So entging ihm der Anblick des Magneteisensteinganges. Nordwestlich von Capeliveri sind Kalkstein und Thon- schiefer verbreitet, deren petrographischer Charakter den Ma- eignoschichten der Inselmitte gleicht. So bewährt sich auch hier wieder die Wahrnehmung, dass die geognostische Zusam- mensetzung der Insel im Einzelnen sich nicht an die topo- graphische Theilung derselben bindet. Die Ebene von Capo- liveri und die gegen den genannten Flecken ansteigenden Ge- hänge sind mit gelben, lössartigen Massen bedeckt. Zunächst der Ebene, am Wege, der von Lungone nach Capoliveri hin- auffuhrt, herrscht in zahlreichen Faltungen der *chloritische Glimmerschiefer, der, wie oben erwähnt, vorzugsweise die Halb- insel bildet. Weiter hinauf legt sich auf denselben dichter grauer Kalk und Thonschiefer der Macignoformation, mit nordsüdlichem Streichen und westlichkem Fallen. Wo der Weg eine erste Terrasse erreicht, bricht ein kleiner Porphyrkopf, ohne Zwei- fel eine gangähnliche Masse, durch, rings von kalkigsandigem Schiefer umgeben. Bald folgt eine zweite Porphyrmasse (stets turmalinführender Quarzporphyr), welche von stark gestörten Schieferstraten umgeben ist, ohne dass die letzteren in ihrer petrographischen Beschaffenheit irgend eine Veränderung er- kennen liessen. Nun folgen in schnellem und vielfachem Wechsel 718 : Kalkschichten und Porphyr, ein Verhältniss, welches sich durch Beobachtungen wie jene am Cap Enfola erklärt. Aus diesen Kalkschichten, welche hier mit geringer Neigung gegen Westen fallen, besteht auch der felsige Kamm des M. Zuccole. Capo- liveri steht theils auf Quarzporphyr, theils auf Macignokalk. Mehrere Serpentin-Kuppen durchbrechen die Maeignostraten und deuten wohl eine Fortsetzung der Linie des Monserrato an. Der rauhe Pfad von Capoliveri nach der Cala dell’ Inna- morata, dem Ladeplatz für die Calamita-Erze, führt zunächst über talkigen Glimmerschiefer, dann sich gegen die Cala fran- cese hinabsenkend über einen jungen kalkigen Meeressand- stein, einem lockeren tuffartigen Gebilde, ähnlich dem Vor- kommen am Golf Viticcio. Vom breiten Scheitel des Calamitaberges senken sich mehrere nur mit vereinzeltem niederen Gestrüpp bedeckte, wilde Höhen gegen das Meer. Weder Anbau, noch schön gestaltete Berge mildern den einsam öden Charakter dieses südlichen Endes der Insel. Jene Thäler münden in kleinen Buchten, deren eine die Cala dell’ Innamorata ist, welche gegen Süden durch das Cap Ciarpa eingeschlossen wird. Am Ufer aufge- häufte Hügel von Rotheisenerz (im April 1869 320 Tausend Centner) verkunden die Nähe der reichsten *), wenn auch nicht am günstigsten zur Gewinnung gelegenen Grube. Die jene kleine Bucht umschliessenden Höhen bestehen aus dem Oala- mitaschiefer, zwischen Thon-, Talk- und Glimmerschiefer schwan- kend, mit unvollkommener, oft krummflächiger Absonderung. Diese Schichten streichen h. 3°, fallen 30° bis 40° gegen Nordwesten. Mehrere kleine Inseln, die Zwillinge, liegen der Ciarpaspitze (Schiefer) gegenüber und sind ein Beispiel des hier im engsten Raume herrschenden Gesteinswechsels. Die erste, la Gemini di terra, besteht aus Kalkschichten (wohl der Macignoformation), die folgende, G. di mare oder di fuori aus Serpentin. Vom Gestade der Innamorata sind die Gruben, hoch über der Punta di Calamita liegend, etwas mehr als 1 Mg]. gegen Sudost entfernt. Das Thal Calone, durch welches der Weg führt, wird beiderseits von Schieferhöhen eingeschlossen, | *) Es wird die Ausdehnung der 3 grossen Eisenerzlagerstätten Elbas angegeben, wie folgt: Calamita 83 Hektaren, Rio Albano 65 H., Rio nebst Vigneria 54,6 H. 5 WORT 200 EEE RLSRLER GT Koran - Ai BFH nr AN 112, BE ER 2 RN \ 719 während die Thalsohle von einem wenig mächtigen tuffartigen Gebilde bedeckt ist. Weiterhin tritt der Pfad, etwa 60-70 M. ü. M., mit einer Curve in die Schlucht „la Valle“ ein und er- reicht dann wieder, an hobem Absturz zum Meere führend, das eigentliche Calamitagebiet, wo Form und Farbe der Felsen Bewunderung erwecken. Rotheisen, schwarzes Magneteisen, sammtschwarzer Ilvait mit grünen Augitstrahlen, . weisser und gelber Kalk und Schiefer sind hier in schwer entwirrbarer Weise mit einander verbunden. Zunächst springt unter unse- rem Standpunkt die Punta bianca (Kalkstein) in’s Meer, es folgt die P. nera (Magneteisen und Ilvait) und etwas weiter gegen Osten die P. rossa (Rotheisen). Der. Grubenweg führt vom Schiefer zunächst uber rothen Eisensand und -Erde, dann plötzlich über eine blendend weisse Kalkmasse, deren zerrissene Felseu furchtbar jäh zum Meere abstüurzen. Der Kalkstein er- scheint zum Theil wie ein Conglomerat, Serpentin durchdringt ihn, Talk bedeckt die Kluftflächen. Für den Weg musste hier eine schmale Felsenkante hergestellt werden. Es folgt auf eine kurze Strecke wieder der herrschende Schiefer, dann öffnet sich der grosse Tagebau der Cava delle Francesche. Um eine richtige Auflassung der hiesigen Eisenerzlagerstätte zu gewinnen, begeben wir uns zunächst hoch über dem Cap Calamita, dasselbe umgehend, uber ein seltsames (kemenge von strahligem Augit und derbem Ilvait nach der Cava del Vallone (der südlichen dieses Namens). Diese steinbruchartige Grube entblösst folgendes Profil: zu unterst weiss zersetzter Schiefer, das herrschende und älteste Gestein der Oalamita-Halbinsel, darauf diehter Kalkstein, wieder Schiefer, eine 4 bis 6 Meter mächtige Schicht von Eisenerz, ferner Kalk, dann eine zweite 10 Meter mächtige sehr reine Eisenmasse, eine Schicht von talkigem Schiefer, endlich als Decke eine dritte 15 Meter starke Eisenmasse. Das Erz der Grube Vallone verdient eine be- sondere Erwähnung. Es wurde von den dortigen Grubenbe- amten zwar Oligista genannt, doch sind die von mir, dort ge- sammelten Stücke pseudomorphische Massen von Magneteisen nach Eisenglanz. Farbe und Strich schwarz, schimmernd auf dem Bruch, magnetisch. Das Erz ist aber weder dicht, noch körnig (wie es sonst dem Magneteisen zukommt), sondern schuppig. Man erkennt sogar in einzelnen Drusen ganz deut- lich die hexagonalen Formen des ursprünglichen Eisenglanzes; 720 doch auch diese letzteren haben einen schwarzen Strich. Ver- muthlich ist demnach jene ganze colossale Schichtenmasse bei Vallone ursprünglich Eisenglanz gewesen. Das specifische Ge- wicht des genannten Erzes in kleinen Stückchen gewogen (welche indess noch einige kleine Hohlräume umschlossen) er- gab.sich — 4,720 (bei 15° C.). Diese ganze Schichtenmasse (denn das ist sie unleugbar) streicht von Norden nach Süden und fällt 35° gegen Westen. Seltsamer Weise liegen mitten in der Eisenerzmasse einige über 1 Meter grosse Kalkblöcke. Wie vereinigt sich nun mit jenem Profile die Auffassung früherer Beobachter, wie Savı, BURAT, Coguanp, welche übereinstimmend der Calamita-Lagerstätte eine im eigentlichen Wortsinne eruptive Entstehung zuschreiben. „La disposition du terrain au cap Cal.,* sagt BURAT, „ne per- met pas de douter que les minerais de fer n’aient r&ellement joue la röle de roches soulevantes“; und ferner „le rocher de Punta rossa est une colonne €ruptive de fer & divers degres d’oxydation, eruption qui a eu lieu & la maniere de certains dykes basaltiques.* (Geol. appl. I., p. 356, 357). Gewiss waren damals, als die genannten Forscher Calamita besuchten, die Lagerungsverhältnisse der Grube del Vallone und anderer nicht in gleicher Weise aufgeschlossen wie jetz. Hätte sich mir nur in den Küstenentblössungen Gelegenheit zur Beobachtung geboten, so wurde auch mich vielleicht der Besuch Calamitas mit der Ueberzeugung erfüllt haben, dass hier Magneteisen und Eisenglanz in irgend einer Weise eruptiver Entstehung seien. Diese Deutung scheint namentlich der merkwürdige Magnet- eisensteingang nahe der P. bianca zu verlangen. Eine Totalansicht desselben erhält man bei der Steilheit des Ufers nur vom Meere aus. Entfernt man sich im Kahne eine kurze Strecke vom Gestade, so erblickt man, und gewiss mit grösstem Erstaunen, von der Meeresfläche aus bis hinauf zur Grube delle Francesche, eine gangähnliche Magneteisenmasse zwischen theils weissem, theils gelblichweissem Kalkstein er- scheinen. Die Figur, auf schwankendem Boote flüchtig ge- zeichuet, kann nur eine allgemeine Vorstellung dieses Phano- mens gewähren. Zwei Arme, ein mächtigerer und schwäche- rer, erheben sich unter etwa 30° zur Wasserfläche geneigt; beide vereinigen sich, indem sie eine grosse Kalkmasse um- fassen. In seiner weiteren Erstreckung schnurt sich der Gang 721 Magneteisensteingang im Kalkstein an der Punta bianca nahe Cap Calamita. zusammen, schwillt dann nochmals an und endet, soweit man sehen kann, im Kalksteine. Vor jener Einschnürung trennt sich indess ein schmales Trum ab, welches, mehrere Apophy- sen aussendend, aufwärts steigt und, wie es scheint, sich mit der grossen Rotheisenmasse der Cava d. Francesche verbindet. Die verticale Hohe vom Meer bis zur oberen Erzmasse mag etwa 70 Meter betragen. Diese gangähnliche- Masse an der Punta bianca scheint, so gross und fremdartig auch der An- blick ist, von keinem früheren Beobachter wahrgenommen wor- den zu sein (wenigstens findet sich keine Erwähnung dersel- ben), was sich dadurch erklärt, dass jenes Vorkommen, am jahen Kustenabsturz auftretend , nur vom Meere in seiner Ge- sammtheit wahrgenommen werden kann. Das Fremdartige des Eisenganges vermindert sich nicht, wenn man denselben an Ort und Stelle untersucht und zu diesem Zwecke von der C. d. Francesche hinabsteigt. Derjenige Theil des Ganges, wel- cher fast horizontal liegt, ist leicht zugänglich, da hier der Küstenabsturz durch eine weniger geneigte Terrasse unter- brochen ist. Der Gang, hier einem wenig. geneigten Lager Sleichend, erscheint zum Theil ohne Bedeckung von Kalkstein. Weite Klüfte öffnen sich in Folge der Verwitterung zwischen Gang- und Nebengestein; letzteres bildet auch wohl gleichsam ein Gewölbe über der schwarzen Magneteisenmasse. Diese kann mit nichts Anderem treffender verglichen werden, als mit einem vesuvischen Lavastrom, wenn er auf wenig geneigter Unterlage mit zartem Wellengekräusel erstarrt. Mit eigen- thumlichem Glanz schimmert die Eisenoberfläche. Es haben nämlich strichweise die etwa 1 Mm. grossen Magneteisen- Okta@der eine parallele Stellung, wodurch ein moireeähnlicher Schimmer entsteht. Oft beobachtet man, dass der von zahl- Rad on EURE BADER HR SET INS SEISHRENR RE RN We RT 722 i losen kleinen Oktaödern herrührende Reflex nur von einzelnen Strichen oder Partien der Eisenflächen ausgeht, und die zwi- schenliegenden in gleicher Weise glänzen, wenn man die Stücke um 38° 56° dreht. Die reflectirenden Oktaöderflächen bilden demnach den Winkel 141° 4’, gleich der Zwillingskante des Spinellzwillings.. Jene Schaaren von Oktaöderchen sind dem- nach nach dem gewöhnlichen Gesetze verbunden, aber die Krystalle der einen und der anderen Stellung sind ganz un- regelmässig vertheilt und gemengt, wodurch jener eigenthum- liche Glanz entsteht, welcher die Oberfläche der Eisenmasse auszeichnet. Ein besonderes Interesse haben die Apophysen, mit welchen der Eisenglanz in die Kalkmasse eindringt, und welche unwillkurlich zu der Ansicht eines ehemals plastischen Zustandes der Gangmasse und ihrer eruptiven Entstehung drängt. Eine solche Verzweigung des Gangtheils stellt die Skizze dar. Das Magneteisen bildet dort eine pilzförmige Masse im Kalk- steine, welche dahin augenscheinlich nur durch Eindringen von unten gelangt sein kann. Auf der unmittelbaren Grenze von Eisen und Kalkstein beobachtet man meist grossblätteri- gen Kalkspath von vielen kleinen Eisentrümern durchsetzt und so eine conglomeratähnliche Masse darstellend.. An mehreren Stellen tritt als Contactbildung an der unteren Grenzfläche eine mehrere Zoll mächtige Masse von büschelförnig grup- pirtem, asbestahnlichem Augit auf, ähnlich dem den Ivait begleitenden strahligen Augit. Diese Wahrnehmungen und wahrlich noch mehr der unmittelbare Anblick der Magneteisen- masse scheinen eine eruptive Entstehung fur dieselbe zu be- weisen. Eine eingehendere Beobachtung lehrt indess meh- rere Thatsachen kennen, welche nicht wohl vereinbar sind mit der eben ausgesprochenen Ansicht, die ja ohnedies vom theoretischen Gesichtspunkt aus den erheblichsten Einwendun- gen begegnen muss. Zunächst: — eine deutliche Schichtung ist zwar in der zum grossen Theil conglomeratisch ausgebil- deten, mit talkigen Partien gemengten Kalkmasse kaum er- kennbar; dennoch ist wohl die Auffassung des Magneteisens als einer lagerartigen Masse, welche mit Kluftausfullungen in. Verbindung steht, nicht durchaus ausgeschlossen. Ferner lehrt » die Beobachtung des Kalksteins, dass derselbe auf wohl 100 Meter Entfernung von der Hauptmasse von kleinen Trümern, Nestern, einzelnen Krystallkörnern (zuweilen 1 Decim, grosse 72.3 Dodekaöder) von Magneteisen erfüllt ist. Diese letzteren fin- den sich vorzugsweise in grossblätterigen Kalkspathschnüren, welche den Kalkstein in grosser Zahl und nach jeder Richtung durchziehen. Die isolirten Krystalle, umhüllt von Kalkspath, dessen Spaltungsstucke von Zwillingslamellen (parallel dem ersten stumpfen Rhomboöder) durchsetzt werden, müssen doch auf ähnliche Weise gebildet sein, wie die Kalktrümer selbst. Wenn wir nun dem Magneteisengang, trotz seines täuschenden Ansehens eine eruptive Entstehung nicht zuschreiben können, wir aber das Magneteisen in einer Lagerungsform auftretend sehen, welche demselben sonst nicht zuzukommen pflegt, so werden wir zu der Ansicht geführt, dass das genannte Erz an der Punta bianca pseudomorpher Natur und aus Spatheisen- stein oder Eisenglanz entstanden ist, Schreitet man von der P. bianca, deren Magneteisengang allein schon einen Besuch Elbas lohnen würde, weiter gegen Osten zum nahen C. Calamita, so trifft man bald auf klafter- grosse Blöcke von braunem Granatfels. Dieses Gestein, welches von Magneteisenschnüren durchzogen wird, Kalkspath- nester einschliesst und Granatkrystalle bis zu Zollgrösse (Do- deka@der nebst Ikositetra&der) umschliesst, bezeichnet hier die Grenze zwischen Kalkstein und der augitisch-ilvaiti- schen Masse, welche vom C. Oalamita emporsteigt, und von hier etwa 0,4 Kilom. weit die gegen Nordosten ziehende Küste bildet. Dieselbe Masse ist gut aufgeschlossen in dem Bahn- einschnitt, welcher von der CO. d. Francesche nach der U. d. Vallone führt, etwa 70 M. ub. M. Der schmutzig bräunlich- grüne Augit bildet bis armlange Strahlen, die sich theils zu Sphäroiden, theils zu Strahlenzonen gruppiren, und zwischen denen der sammtschwarze Ilvait, meist derb, seltener in Kry- stallen ausgebildet, eingebettet ist. Diese Augit-Ilvaitbildung, welche an Ausdehnung jene von der Torre di Rio und von Campiglia übertrifft, ‚bildet eine stockförmige, mit annähernd senkrechten Grenzen niedersetzende Masse, an deren eruptiver Entstehung wir wohl kaum zweifeln können, wenn wir uns der Gänge von Campiglia erinnern (s. diese Zeitschr. Bd. XX., S. 454). Die Augit-Ilvaitgemenge beider benachbarter Oertlich- keiten sind kaum von einander zu unterscheiden; was deshalb für den Temperinogang bewiesen wurde (]. c. S. 344), muss auch für Rio und Calamita gelten. Während freilich bei Calamita ERNERES E e e ee A VER EREIGNETE TESTS 724 eine stockartige, mit Ilvait imprägnirte, von Granaten als Con- E. tactproduct begleitete Bildung von strahligem Augit (mit Spu- ren von Kupferkies) auftritt, fanden wir bei Campiglia in der- selben Gangspalte mit Ilvait und Augit (welche Kupferkies, Bleiglanz und Blende umschliessen) Gangzüge von Quarzpor- phyr und Augitporphyr — eine Gangformation ohne Gleichen. Auch am Cap Calamita fehlen Beweise für die eruptive Natur der Augit-Ilvaitmasse nicht. Dieselbe unschliesst auf der westlichen Seite des C. Calamita (wie ich von der P. bianca wahrnahm) eine etwa 15 M. grosse Scholle von Kalkstein, ausserdem sind ihr. viele Magneteisenmassen eingeschaltet. Umschifft man das Cal.- Vorgebirge, so erhält man bald den Anblick einer grossen Schichtenstörung, welche mit Wahr- scheinlichkeit dem Hervorbrechen der genannten Bildung zuge- schrieben werden muss. Vom Meere bis zu einer Höhe von eirca 80 M. steigt das Augit-Ilvaitgestein empor; über demselben wölbt sich in einem gewaltigen Sattel, in der Gegend des Caps Ca- Jamita beginnend, aufsteigend bis nahe der Cava del Vallone, dann wieder gegen Nordosten herabsinkend, eine mächtige Kalk-Etage. Der südliche Flügel des Sattels senkt sich all- mälig, der nördliche ist mehrfach gebogen und fällt steil, gleich- falls gegen Sud, ein. Auf dieser Kalkmasse, den Schichten- krummungen folgend, ruht die Erzmasse, dieselbe, auf welcher die Grube del Vallone baut. Wenngleich im Grossen das Erz als ein zusammenhängendes Stratum auf dem Kalk ruht, so scheinen im Einzelnen zwischen beiden doch schwer erklär- liche Lagerungsverhältnisse vorzukommen. Mitten im Eisenerz tritt eine scheinbar losgelöste Schichtenmasse von Kalkstein auf, auch schiebt sich das Erz zwischen und neben die Kalk- straten ein. Von der Cava del Vallone (der südlichen) hebt sich das breite Berggewölbe allmälig empor. An einigen alten Gruben, sämmtlich offenen Tagebauen, vorbei, trifft man bei der oberen Cava del Vallone (der nördlichen) wieder gutes Erz (Rotheisen), dessen Mächtigkeit hier circa 40 M. betragen soll. Weiterhin ist das Terrain bedeckt und verwachsen. Zahlreiche bis 1,5 M. grosse Blöcke von Granatfels mit deutlichen Krystallen (zum Theil auch als eine Art Kokkolith ausgebildet) verrathen die Wiederholung der Erscheinungen vom Cap Calamita. Es folgt zersetzter talkiger Schiefer, in welchen bei der alten 725 Grube Polverajo wieder Magneteisen eingelagert ist. Dasselbe ragt in Felsen auf der öden Bergfläche empor. Hier ist die Fundstätte des attraktorischen Magneteisens (nach welchem Cap und Berg ihren Namen fuhren), welches sich meist in lo- sen Blöcken, doch auch als anstehende Massen findet. An der Punta di Alberoccio sah ich bis 5 M. grosse Magneteisenfel- sen, an denen einzelne Theile den Nordpol, andere den Sud- pol der Bussole anzogen. Von dem letztgenannten Punkte dehnt sich das Plateau nach den Coti nere aus; es ist dies eine langgestreckte Felsmasse von Roth- und Brauneisenstein. Zwischen derselben und der Cava delle Francesche ist das Terrain wenig aufgeschlossen ; umher liegen grosse Blöcke eines kieseligen Rotheisensteins. Der Eisensteinbruch d. Francesche entblösst eine gewaltige Masse von Rotheisen, deutlich in schichtartige, gegen Südosten fallende Bänke gesondert. Lose Massen von Brauneisen bedecken die festen Straten. ‘Im Ein- gange des Bruchs ist eine Schiefermasse stehen geblieben, um welche der Abbau herumgegangen ist. Von der Sohle des Bruches hatte man, um das Erz auf nächstem Wege an’s Meer zu bringen, eine unter ca. 70° geneigte Rolle in den Fels ge- hauen, wodurch man die Eisensteine zu dem Ladeplatz hinab- stürzte. Die durch den Sturz verursachte Zertrümmerung und der Verlust an Erz liess indess hiervon wieder abstehen, so dass jetzt alle gebrochenen Erze nach der Cala dell’ Innamo- rata transportirt werden, Jener Felseinschnitt lässt deutlich die Auflagerung des Eisensteins auf dem Kalksteine, der den ganzen Absturz bis zur Küste bildet, wahrnehmen. Die Mäch- tigkeit der gesammten Eisenerzdecke, welche sich von der C. d. Francesche nach der ©. d. Vallone zieht, wurde mir zu 80 Meter angegeben. Dass am Cap Calamita die Hauptmasse des Eisens auf Kalkstein ruht, kann nicht zweifelhaft sein; wir sahen oben diese Auflagerung vom Meere auf der östlichen Seite, sowie an der ©. d. Frane.; ebenso erblickt man dies Verhalten im Grossen auf der Fahrt von der C. dell’ Innamo- rata nach S. Piero. Auf den sanft gewölbten Calamitaberg legt sich an seiner südlichen Senkung eine Kalketage, und auf diese die rothe Masse des Erzes, welche man bis zum Meere hinabsinken sieht. — Ausser den bisher genannten finden sich am Ö. Calamita noch folgende Mineralien: Aragonit zuweilen "in Formen, welche an die sogenannte Eisenblüthe erinnern; 726 Gyps in Krystallen und seltsam gebogenen Strahlen, auch in Zwillingen nach dem gewöhnlichen Gesetze, bei welchem Zwil- lingsebene die Querfläche ist. Kieselkupfer und Malachit bil- den auf den theilweise zu Brauneisen umgeänderten Felsen von Magneteisen und Eisenglanz bis 1 Mm. dicke Ueberzüge von kleintraubiger Beschaffenheit und Smaragdfarbe. Der Bruch opalartig. Das Mineral löst sich unter starkem Brausen in warmer Chlorwasserstoffsäure, wobei jedes Körnchen eine Kie- selgallerte zurücklässt. Das spec. Gewicht rein ausgesuchter Stückchen dieses malachithaltigen Kieselkupfers = 2,265 (bei 15° C.). Kobaltblüthe (Erythrin) in zierlichen Krystallbüscheln auf theilweise zersetztem Eisenerz (Sammlung Forzsı),. Pseudo- morphose von Magneteisen nach Eisenglanz: beim Hinabsteigen von der Cava d. Francesche zum Magneteisen- steingang fand ich die Oberfläche einer dort anstehenden Par- tie von lichtgrünem augitischen Schiefer mit hexagonalen Ta- feln, bis 2 Centim. gross, bedeckt, deren theilweise hohles Innere und rauhe Flächenbeschaffenheit sogleich die Vermuthung weck- ten, dass eine Pseudomorphose vorläge. An ihrer Oberfläche bestehen diese Formen aus dicht gedrängten Magneteisenokta&- dern, während das Innere von Brauneisen erfüllt wird. Die Umwandlung von Eisenglanz in Magneteisen wurde (s. BLum, Pseudomorphosen, III. Nachtr. S. 19) zuerst von BREITHAUPT beobachtet. Hexagonale Prismen von der Grube „Reicher Trost“ bei Reichenstein in Schlesien waren völlig in Magneteisen um- gewandelt. Ebenso Eisenglimmer von Johanngeorgenstadt. Es tritt uns demnach in diesen Beispielen die entgegengesetzte Umänderung —- ein Verlust an Sauerstoff — entgegen, wie beim Martit und bei den so bekannten okta&drischen Krystallen des vulkanischen Eisenglanzes. Haben wir jene Pseudomor- phose von Magneteisen nach Eisenglanz vor Augen, so kön- nen wir die Möglichkeit gewiss nicht in Abrede stellen, dass auch der ganze Magneteisengang von der Punta Bianca ur- sprunglich Eisenoxyd gewesen und durch Prozesse, welche sich unserer Einsieht noch verschliessen, umgewandelt worden ist, worauf bereits oben hingedeutet wurde. Indem ich diese fragmentarischen Bemerkungen über Elba schliesse, bin ich mir wohl bewusst, dass sie einen nur gerin- gen Beitrag zur Lösung jener grossen wissenschaftlichen Pro- = 727 bleme liefern können, welche die Insel (reicher vielleicht an mannichfaltigen geologischen Erscheinungen als irgend ein an- deres gleich grosses Gebiet Europas) darbietet, und unter denen die wichtigsten sind: die Contacterscheinungen an den Grenzen des Capannegranits, das Fehlen solcher Umänderungen in der Nähe des granitähnlichen Porphyrs der Inselmitte, die Ent- stehung der Gänge von S. Piero, die richtige Deutung des Gabbros, ob hier eruptiv oder ein Glied der metamorphischen Schiefer, die Entstehung der verschiedenen Eisenerze u. a. Die Lösung dieser Fragen ist namentlich deshalb so schwierig, weil die Erscheinungen einer wesentlich verschiedenen Deutung fähig sind, in einer Weise, welche nur derjenige beurtheilen kann, der selbst ähnliche Gebiete besucht. Die endliche Lö- sung jener Probleme, von denen einige schon lange im Vorder- grunde geologischer Forschung stehen, würde nur verzögert werden, wenn man nicht bereitwillig zugeben wollte, dass keine der zur Erklärung aufgestellten Theorien alle beobachteten Er- scheinungen erklärt. Schliesslich muss ich noch aufrichtigen Dank denjenigen Männern aussprechen, deren mündlichen oder schriftlichen Mit- theilungen ich Rath oder Belehrung in Bezug auf die Insel verdanke, namentlich den Herren March. Lor. PArHTo, + Genua, Prof. Is. CoccHı und Dr. Rar. Forzsı, Florenz, Dr. MELLINI und ULrıca’ Rio Marina, Prof. Gıus. Meseehmı und Paoro Savı, Pisa, Hauptm. Pısanı, S. Piero, Auıtc. PaoLı, Capoliveri. Anmerkung 1. Als vorstehende Arbeit bereits vollendet war, erhielt ich durch des Verfassers Güte, L. Bomsıccı, No- . tizie di Mineralogia italiana (1869), Sep. aus den Mem. dell’ Acc. d. Scienze dell’ Istituto di Bologna, Ser. II. Tom. IX; darin „Le forme cristalline del Quarzo Elbano,* betrifft die Quarze der „Grotta Palombaja,* dieselben, welche oben aus- führlich geschildert wurden. Ohne von einander Kenntniss zu haben , haben wir fast gleichzeitig uns mit denselben merk- würdigen Quarzen beschäftigt. Bomsiccr’s Arbeit ist von zahl- reichen Figuren begleitet, welche zwar nicht axonometrisch ge- zeichnet, aber doch sehr anschaulich sind. Während meine Zeiehnungen die gerundeten Scheiteikanten und die kugelige Rundung des Krystallendes ausschlossen, giebt BouBIccı diese axonometrisch nicht konstruirbaren Gestalten wieder. Die Zahl der’von ihm aufgeführten Flächen ist zwar grösser als die oben Zeits. d.D.geol. Ges. XXI. 3. 47 VRR As EASTERN PA Fan BEE Da Ss BE RE ER ee a tr h WAITIE v KRhh, EL ESTER, il pehart de 728 angegebene, doch finden sich darunter weder neue Formen, noch überhaupt Flächen von Hemiskalenoädern oder faces isol&es. Es werden aufgezählt ausser R acht Rhombo&der erster Ordnung, ausser — R sieben Rhomboeder zweiter Ordnung, das erste hexagonale Prisma, mehrere untere Trapezoeder aus der Zone R:g (darunter namentlich t,), zwei obere Trapezo&@der aus der Zone — R:g (darunter 7,), zwei untere Trapezo&der der Zone R:g (wie n), das Dihexaöder zweiter Ordnung &, Ein Skalenoöder, welches die Endkanten des Hauptrhomboöäders zuschärft, bestimmte Bomgiccı muthmaasslich als 5° und glaubt an manchen der Krystalle eine Neigung zur Bildung der basi- schen Fläche zu erkennen. Unter den zahlreichen _ von ihm untersuchten Krystallen waren nur zwei, an denen er die Rhombenfiäche s wahrzunehmen glaubte, doch lässt sich er- kennen, dass er diese Bestimmung nicht für zweifellos hält. Bei aller Anerkennung, welche ich der Arbeit des Herrn Bomsiccı auszusprechen mich gedrungen fühle, darf ich die Bemerkung nicht zuruckhalten, dass derselbe die Zwillingsbil- dung der Krystalle ganz übersehen hat. Hierdurch erklärt sich aber seine Angabe mehrerer Flächen, welche nicht als sicher constatirt betrachtet werden können. Wenn man z. B. die Zwillingsnatur des Krystalls Fig. 4, Taf. XIV verkennen würde, 7 so musste man die Flächen 4 R ansehen als —4R oder e®, eine von Des ÜLoızEAaux als zweifelhaft bezeichnte Fläche, Untersucht man die von BomsIccı angegebenen Rhombo&der l. und 2. Ordnung, so glaubt man zweifellos zu erkennen, dass auf den angedeuteten Irrtbum, nämlich die Verkennung der Zwillingsindividuen, sich die Angabe mehrerer Rhomboeder bei Bomsiccı zurückführen lässt. Das Rhomboeder 2. Ordnung K e® = —4R könnte wohl zur Zahl dieser gehören. Ferner 7 5 finden wir bei Bomsiccı e® = 3R und e® = —3R (letztere Fläche von Des CLoizeaux als zweifelhaft angegeben), von de- nen wahrscheinlich die letztere 3R des Zwillingsindividuums ist. Ebenso könnte a, = +R mit 5! = —!R verwechselt sein. Die gleiche Fehlerquelle ist schwerlich ohne Einfluss bei Bomzıoor’s Angabe der Trapezoöder geblieben; denn in der- selben Relation wie jene Rhomboöder stehen die Trapezflächen t, und ZL. In Bezug auf L (von Ds CLoizkaux nur einmal De a 1 DE ET En mr ner BR 729 und zwar sehr stark gerundet beobachtet, deshalb als zweifel- haft bezeichnet) liegt noch ein anderer Irrthum bei Bomsiccı vor, indem er diese Fläche zu den Trapezoädern der Zone R:s:g rechnet, während sie in Wahrheit zu den oberen Tra- pezo&dern der Zone -- R:s:g gehört. Die Trapezoäder (Pla- giedri) t, it, t,, t, finden sich zwar auf S. 19 des Sep. als obere bezeichnet, in der Zusammenstellung S. 25 indess irr- thümlich als untere. Auch in Bezug auf die Unterscheidung . des Haupt- und Gegenrhombo&ders scheint der verdienstvolle Bologneser Mineraloge nicht immer zu einer ihn befriedigenden Bestimmtheit gelangt zu sein; da er die Unterscheidung der Flächen des Dihexaöders in jene beiden Rhomboäder „difficile e pressoche arbitrario* nennt. Wenn er nun in seinen Figuren 31, 40, 41 Quarze, ohne oder fast ohne Flächen des Haupt- rhomboe@ders zeichnet, so ist gewiss die Vermuthung berechtigt, dass eine Verwechselung der Flächen R mit denen —R vor- liegt. Statt a’ = „R würden wir dann auch hier 5° = — !:R zu setzen haben. Denn Krystalle, an denen das Gegenrhom- bo@der bis zur vollständigen Verdrängung des Hauptrhom. bo@ders herrscht, sind meines Wissens bisher noch nie beob- achtet, und es ist deshalb unwahrscheinlich, dass sie unter den Quarzen von Palombaja sich finden sollten. Was die Kritik der einzelnen Flächen betrifft, so ist es mir freilich unmöglich, mit Bestimmtheit anzugeben, welche richtig und welche etwa irrig bestimmt sind; denn es lässt sich, wenn die Entscheidung zwischen einem Rhombo&der und seiner Ergänzungsform zu- treffen, meist nur behaupten, welches wahrscheinlich ist. Dass aber unter den von Bomeiccı untersuchten Krystallen sich Zwil- linge befanden ganz denen analog, welche oben geschildert wurden, ist unzweifelhaft. So ist Fig. 21 ein Zwilling mit nahe horizontalen Grenzen gleich meiner Fig. 4; Fig. 35 stellt einen Zwilling dar, dessen Individuen neben einander gewachsen sind u. s. f£ Eingehend behandelt Bousiccı die Frage nach der Ursache der Kantenrundung, indem er drei Ansichten ausführlich disceutirt: 1) eine wirkliche Anschmelzung der Kry- stalle, 2) eine theilweise Auflösung und Corrosion derselben, 3) eine Störung im Akte der Krystallbildung selbst, und sich schliesslich für letztere entscheidet. Anmerkung 2. Im Bolletino 3 des R. Com. geol. d’Italia theilt Herr Coccaı die Auffindung der Liasschichten a7“ 730 an der Nordspitze zwischen Cap Castello und Cap Pero mit. Dieselben besitzen nur eine geringe Verbreitung, indem sie zwei kleine Hügel, die Monti rossi, auch Malpertuso genannt, nahe der Ausmundung des Thälchens S. Miniato, zusammen- setzen. Die Basis jener Hügel wird durch (ca. 35° gegen NO. fallende) Schichten eines dichten, schwarzen Kalksteins gebildet, in denen CoccHı einen Repräsentanten des schwarzen Arietenkalkes der Apuanischen Alpen erblickt. Auf dem dunk- len Kalk ruhen dünnplattige rothe Kalkschichten, in denen ein Fragment einer grossen Belemniten-Alveole und einige undeut- liche Ammoniten -Reste beobachtet wurden. Diese Bildung wird durch Coccaı dem rothen Ammonitenkalk (mittleren Lias) zugezählt. Inhalt. VIlIl. Die Insel Elba. Seite Einleitung. Landschaftliche Ansicht . . . . 0:00 Literatur: P. Savı, Fr. Horrwmans, B. Stupsr, A, rs Cobean, FouRnkT, Damous, Naumann, D’Acnıanpı, Ic. Cocenı . „ . .. 5% Uebersicht und Eintheilung . . NE 7% Der westliche Inseltheil babr da Capwine. Gebirge 255756608 Charakter des Gebirges: Granit, Vergleichung des Gesteins mit dem- jenigen anderer Granitgebiete . . . 602 Verhalten der Schieferhülle zum Granit, Sn: auf der Gesteine 606 Granat im Schiefer, in der Nähe der Granitgrenze . . . .. 608 Pomonte, Cap der weissen Steine, Patresi, S. Andrea (Granitcon- elomerat)e.n ; a ile, Marciana, Procchio (Bunte dei Aenane), Grant im Cippolin, in der Nähe der Granitgänge . . . 611 Collo di Palombaja. Granit-Marmor- Grenze, Wollastonet ma Gi nat im Marmor . . ; 01% Quarze von Palombaja, ek würdig a scene ad neue onen (E, I, o), verschiedenartige Zwillingsbildung und Rundung der Kanten, besonders derjenigen, welche die Zuspitzung bilden. . 619 S. Piero, Granitgänge im Schiefer, Schieferstraten im Granit . . 633 Grüne Schiefer, Sphen, derber grüner Granat (Analyse), oktaödri- scher Granat, Bpidot. . „=... .c.... 0. 2 Magnesitgänge im Serpentin. Weisser A schwarzer granatfüh- render:Opal- 1 .. . 641 Gänge von Turmalingranit im nik. von S. Piero (Eisongiesn) .. 644 REN N AR 731 Grotta Docei. ee dieser are mit denen anderer Gegenden . ; . Bemerkungen über die in den Cäncen von s. Piero orkonmnenden Mineralien. Feldspath, Albit, Quarz, Lepidolith, Granat, Beryll, Turmalin, Petalit (Castor), Pollux, Zinnstein, Pyrrhit (?) Der mittlere Inseltheil. Verschiedenheit desselben vom Ca- pannegebirge, Küstenentwickelung. Maeignoschiefer und Kalkstein, irmalinfährenddi" Oo Porphyrgänge am Cap Poro; Cap Fonza; grosse Feldspathkrystalle im Porphyr Punta dell’ Acquaviva vb Eib Enfola, Kufrichtung der ee schichten durch Quarzporphyr, keine metamorphische Einwirkung Wechsel von Macigno und Porphyr im Inneren des mittleren In- seltheils . Porphyrhügel von Dose Tale der Stadt Alter der vom granitähnlichen Porphyr durchbrochenen Sand: un Kalksteinschichten; Bedenken Naumann’s; nen MEsE- GHINI’S Der östliche fo oltheit Varkörteolen “sr NordetidHichkung in der Küstenentwickelung, im Streichen der Kette des Mon- serrato und im Schichtenstreichen 5 Halbinsel von Rio. Quarzig-chloritischer Baer jöcheriää Kalk- stein, Serpentin, Grünstein, dünnplattiger Kalkstein. Keine Ver- steinerungen . £ Vom Golf von Bonakbırajo Ha Rio Maria Schlucht des M. Serrato, Val Ortano. i Lagerung des Eisenerzes von Rio und Vigneria . Eisenglanz, Eisenkies, Pseudomorphosen von un nach Eisen- kies, Kupferkies, Adular 5 Rio Albano, Eisenglanz-Trümer und Schnfte im Schiefer B Torre di Rio, Ilvait mit strahligem Augit Terra nera. Granitgänge am Cap S. Giovanni \ Die Halbinsel Calamita. Granitgänge am Cap Fasardo Capoliveri, Cala dell’ Innamorata SR Punta bianca, Punta nera, Punta rassa Ä Der Magneteisensteingang nahe der Punta bianca Granat- und Ausgitilvait-Gestein am Cap Calamita . Cava del Vallone. Cava delle Francesche Pseudomorphoser von Magneteisen nach Eisenglanz . Anmerkung 1, Bonsıccı’s Arbeit über die a von Palomtara BereRend. “ Anmerkung 2. FE ndang- von iässchichten an der Notre de Beeusrchr ic. GoccHt .. 00... ..220 0m EN 690 693 095 697 700 702 705 708 730 113 716 ET, 719 720 729 724 726 727 729 732 Erklärung der Abbildungen auf Tafel XIV. und XV. Fig. 1— 6. Quarzkrystalle vom Collo (Grotta) di Palombaja, nahe der Punta di Cavoli. Fig. 1, mit den neuen Hemiskalenoöderflächen E, I, o. Fig. 2 mit den seltenen Flächen {, und z, sowie der neuen o. Die Krystalle 1 und 2 sind verschiedener Art, wie man aus der Lage von o erkennt. Fig. 3 zeigt die drei neuen Formen und das seltene Dihexaäder zweiter Ordnung £, sowie das Skaleno@der 5°. Fig. 4 Zwilling aus Individuen gleicher Art gebildet, mit Drehung um 60°. Die Grenzen laufen horizontal. Fig. 5 Zwilling gleichfalls von Individuen derselben Art, an einander gewachsen. Das vordere Individuum zeigt die seltenen oberen Trapezflächen „ und y!, welche sich zu einem Skalenoeder ergänzen. Fig. 6 Zwilling gebildet aus zwei Individuen verschiedener Art in gleicher Stellung. Die Flächen E, I und o ergänzen sich zu Skalenoedern. . 7. Feldspath, S. Piero, mit eingeschalteten Lamellen und Partien von Albit, an Perthit erinnernd. . 8. Beryll, S. Piero, in schiefer, Fig.-8a. in gerader Projection. 9 —12. Turmaline, S. Piero, das antiloge (bei abnehmender Tem- peratur positiv elektrische) Ende nach oben gewandt, 9 ein grüner, 10, 11 und 12 rothe Krystalle. ig. 13, 14. 15, 16. Petalit (Castor), S. Piero, nach Des Croızsaux’s Angaben und Zeichnungen, neu construirt. ig. 17. Sphen, 8. Piero, gerade Projection. TR . 18. Uvait, Torre di Rio, mit allen bisher bekannten Flächen. 733 4. Das fossile Phyllopoden-Genus Leaia R. Jones. Von Herrn H. Laspeyres ın Aachen. Hierzu Tafel XVI. Bei einer in Aussicht genommenen Monographirung der Wettiner und Löbejuner Steinkohlenablagerungen fand ich kurz- lich in den alten Beständen der geognostischen Sammlungen des Handelsministeriums in Berlin ein, namentlich dem Ken- ner dieser Steinkohlenbildungen auffallendes Fossil mit der Bezeichnung „Posidonomya ? Unterzug; Hangendes des Bank- flötzes; Fischerschacht bei Wettin.* Die Zugehörigkeit und Richtigkeit der Etiquette zu dem Fossil steht durch den petrographischen Charakter des feinen : grauen Schieferthones mit vielen wohlerhaltenen Pflanzenresten, die das dortige Steinkohlengebirge bezeichnen, ausser allem Zweifel. Der Finder, der Einsender, sowie die Zeit des Fun- des konnten weder durch die Inventarien noch durch die Hand- schrift des Bestimmers von dem Fossile ermittelt werden. Zwei genau auf einander passende Schieferthonplatten enthalten den Abdruck und den Gegendruck des wohl conser- virten und scharf abgedrückten Fossils. Ein drittes Stuck Schie- ferthon desselben Fundortes zeigt noch ein Bruchstück des- selben Thieres, zum Beweise , dass es nicht so gar selten in diesen Schichten gewesen zu sein braucht. Der Gegenstand unserer Betrachtung ist der Abdruck einer rechten Schalenhälfte eines bivalvenartigen Thieres.. Eine nähere Betrachtung desselben zeigt bald die Unrichtigkeit der obigen alten Bestimmung als Posidonomya oder Posidonia; denn der ganz an dem vorderen Ende des allerdings geraden Dorsalrandes (vergl. Taf. XV]., Fig. 1) gelegene Wirbel, um den herum die concentrische Runzelung sich über die ganze Valve zieht, widerspricht vollständig dem von H. Broxn auf- gestellten Gattungscharakter der Posidonien.*) *) C.v. Leonuarp, Taschenbuch f. d. gesammte Mineralogie, I. Band, XXI. Jahrgang. Heidelberg 1828, S. 262 ff 734 Trotz der auffallenden Grösse des Fossils (15 Mm. lang, 11 Mm. hoch) — die von mir gefertigte Zeichnung Taf. XVI., Fig. 1 zeigt dreifache natürliche Grösse — erinnert seine Bau- art sehr bald an die der Phyllopoden aus der Klasse der Entomostraca oder Schalenkrebse. Die Schale unseres Thieres hat nahezu den a S Umriss eines Vogeleies, dessen Spitze diago- nal abgeschnitten worden ist (vergleiche den Holzschnitt); der gekrummte Theil des Um- risses bildet den Vorder-, Bauch- und Hin- terrand des Thieres, der gerade Theil den Dorsalrand, welcher beinahe gerade, nur ganz schwach nach aussen gewölbt ist. Dorsal- und Vorderrand bilden einen sehr stumpfen durch die Randkrümmung abgerundeten Winkel mit einander. Vorder-, Bauch- und Hinterrand verlaufen vollkom- men sanft in einander, während der letztere auf den Dorsal- rand mit einem rechten Winkel stösst. Vorder- und Bauch- rand zeigen nur eine einseitige Krümmung (nach aussen con- vex); der Hinterrand dagegen besitzt eine doppelte, schwach Sförmige Curve, indem die nach aussen gerichtete Hauptcon- vexität kurz vor dem Dorsalrande in eine schwache Concavi- tät umschwenkt, gleichsam als ob das Thier einen, wenngleich sehr schwachen Schwanzausschnitt besessen hätte.*) Der ver- hältnissmässig schwache aber deutliche Wirbel liegt unmittelbar am vorderen Ende des Dorsalrandes gerade da, wo dieser in den Vorderrand umbiegt. Er überragt den Dorsalrand nicht; das Thier hat also zwischen dem scharfen Dorsal- und Bauch- rande die grösste Höhe; man sieht den Rand des Thieres eben noch um den Wirbel herumlaufen. Von diesem Wirbel aus ist die Schale schwach gewölbt, mit stärkster Böschung nach dem nahen Vorder-, mit schwächerer nach dem schon ferneren Bauch- und ganz schwach nach dem .entferntesten Hinterrande. An den beiden letztgenannten Rändern hört die Böschung vollständig erst mit den in einer Ebene liegenden, *) Dass dieses aber nicht der Fall gewesen ist, macht die Unter- suchung von Gruß an den lebenden Limnadiaceae höchst wahrschein- lich. Bei diesen Krebsen schliessen die Schalenränder im Leben und im Spiritus fest zusammen, nur beim Trocknen krümmen sich die Schalen und klaffen. Il. c. XXXI. 1865. S. 236. 735 also an keiner Stelle klaffenden Rändern selbst auf. Am Dorsal- und Vorderrande endet dagegen die Neigung der Schalenwölbung etwas vor dem Rande, namentlich am Rücken. Hier sind also die Ränder umgefalzt in die ge- nannte Ebene des Thierrandes, sie bilden also gleichsam horizontal liegende Saume (vergl. un uchend ‚die : nebenstehende. -Querschnitt- skizze). Am Vorderrande und am | Vordertheile des Dorsalrandes ist RE wegen der dortigen steileren Bö- schung die Umlegung des Saumes plötzlich und scharf, an der hinteren Hälfte des Dorsalrandes findet ein Verlaufen der Wölbung in die Horizontalität statt; der horizontale Saum des Rückenrandes würde hier nicht scharf zu unterscheiden sein von dem horizontalen, d. h. ebenen Theile der Schalenwölbung, wenn auf dieser Grenze nicht längs des ganzen Dorsalrandes eine scharf markirte, nach dem Wirbel zu aber abnehmende lineare Impression, eine Falte oder Furche in der Schale des Thieres wäre. Eine analoge, aber schwächere, vom Wirbel ausgehende, hinter der Mitte des Dor- salrandes sich verlaufende Falte liegt dem äussersten Dorsal- rande näher. Diese manchen Ligament- oder Schlossgruben ahnlichen Falten lagen auf der Oberfläche der Schale, sind aber nicht als solche zu deuten, sondern als Ornamentfalten in der früheren Chitinsubstanz der Schale.*) Ueber den Bau und die Struktur der Innenseite der Schale wissen wir nichts. Die Wölbung der Valve ist keine continuirliche, sondern eine geknickte; sie wird durch 2 schwache, vom Wirbel nach dem Bauchrande ausstrahlende, divergirende, innen hohle Fal- ten oder Knicke in 3 Felder getheilt. Da die Falten ebenso- wenig scharf sind als die Wölbung der Schale, sieht man die Existenz dieser Felder am besten bei flacher Beleuchtung, bei der ich meine Zeichnung entworfen habe, an den langen Schat- ten oder nach Einreibung der Schale mit Graphit an dem Re- flex des Lichtes. Wie bei einem Krystalle beim Drehen eine Fläche nach der anderen das Licht in unser Auge wirft, so *) Eine ganz ähnliche, aber auf der Innenseite der Schale liegende Chitinfalte beschreibt Gate (l. c. XXXI. 1865. S. 228) bei der leben- den Estheria Jonesi Baınp. 736 reflectirt beim Drehen des Öbjectes ein Feld nach dem ande- ren den Graphitglanz. Die 2 Falten sind in der Mitte des Buckels am deutlichsten ausgesprochen, lassen sich jedoch bis zum Wirbel gut verfolgen, während sie nach dem Schalen- rande zu verlaufen scheinen. Die hier durch Eintrocknen der Chitinmasse oder durch Druck bei der Umschliessung mit Ge- steinsmasse verbogene Schale erlaubt keine ganz sichere Ent- scheidung dieser Frage. Aus Analogien, von denen später die Rede sein soll, ist der Punkt, wo die vordere Falte den Rand der Schale bei Verlängerung erreichen würde, die Scheide zwischen den in einander verlaufenden Vorder- und Bauchrändern, und der analoge Punkt bei der hinteren Falte die Scheide zwischen Bauch- und Hinterrand, obwohl die Hauptkruümmung des Ran- des erst viel weiter nach hinten eintritt. a, Die vordere Falte ist nur schwach und könnte angezwei- felt werden ohne den obigen Nachweis durch Lichtreflex und ohne ihre directe Beobachtung an den Kreuzungspunkten mit den concentrischen Falten. Jedenfalls ist die zweite Falte bei weitem schärfer. Das Vorderfeld ist am kleinsten, beinahe halbkreisförmig und wird von dem Vorderrande und der Vor- derfalte umgrenzt. Das mittlere, dreieckige Feld hat seine Spitze im Wirbel, seine Schenkel sind die beiden Falten, die Basis der Bauchrand. Das hintere, bei weitem grösste Feld, gebildet vom Dorsalrand, Hinterrand und Hinterfalte hat die Gestalt eines „Kinderdrachens*, dessen Spitze im Wirbel liegt. Die Abnormitäten im Hinterfelde, die icb vom Original auf die Zeichnung zu übertragen für geeignet gehalten habe, sind wohl Zerdrückungen, Zerknitterungen der dünnen Schale des Thieres nach dessen Tode vor oder bei der Einhüllung in die Gesteinsmasse. Dreizehn fast gleich breite, namentlich auf dem Buckel der Schale sehr deutliche, innen hohle, concentrisch um den Wirbel, dem Rande der Schale parallel laufende Wachsthums- falten zeichnen die Oberfläche des Thieres und bekunden die absatzweise erfolgte Vergrösserung der Schale. Im Vorder- felde sind sie der Böschung entsprechend sehr scharf gelegt und dicht gedrängt, im Mittelfelde am hohlsten, aber weniger scharfkantig und von einander entfernt und im Hinterfelde wer- den sie ausdrucksloser, weil sie sich noch mehr von einander entfernen. Wie zwei interferrirende Wellen am Interferrenz- una LE ” Grab sh TA N ae IE Er al A | 1 m ET el u Sen ten ge 3 LTE JE ae RE " € er; Ay nr Pr BUN - ’ 737 punkte erhöhte Wellenberge bilden können, so sind die radia- len sowie die concentrischen Falten am ausdrucksvollsten an ihren Kreuzungspunkten. Die Substanz der Schale ist nicht mehr vorhanden, sie ist uns deshalb unbekannt. Aus dem Abdruck zu schliessen, muss sie ungemein zart, dünn, biegsam und glatt, also hornig gewesen sein, etwa wie die Chitinschalen der lebenden Phyllo- poden, namentlich wie die kalkfreien Chitinschalen der Genera Limnadia und Limnetis, welche deshalb nicht die im fossilen Zustande oft noch sichtbaren netzförmigen Skulpturen der Esthe- rien besitzen. Am nächsten unter den lebenden Phyllopoden, die wir durch die Untersuchungen von Ep. GRUBE*) so genau kennen, steht das Genus Estheria, RUPPELL (Cyzicus Aupovin) und da- rin die Arten E. Rubidgei Baırp (Rückenrand gerade, Wirbel klein, ganz nahe am Vorderrande) oder E. dahalacensis Rüpr. (Rückenrand gerade, Wirbel klein, aber. etwas vom Vorderrande abgerückt**); allein diesen Arten und dieser Gattung sind die 2 radialen Falten vollig fremd, die das Wettiner Fossil auch von allen fossilen Estherien unterscheiden, zu denen in den letzten Jahren gerade viele, früher zu den Posidonien ge- stellte Thiere gerechnet werden mussten. Viel näher, und wir werden sehen ganz nahe, steht unser Thier dem nur fossil bekannten Phyllopoden-Genus Leaia Jo- NES ***), welches nach JonES ein sehr naher Verwandter vom Genus Estheria ist. | Generisch unterscheiden sich diese beiden Gattungen nur _ durch die vom Wirbel an die beiden Enden (meist Ecken) des Bauchrandes laufenden Falten, und dadurch, dass der Wirbel stets am Vorderende des geraden Dorsalrandes liegt. Bisher waren nur 4 Arten der Gattung Leaia bekannt, die von JONES und nach dessen Vorgange auch von BEYRICH nur als Varietäten einer Art Leaia Leidyi Jones aufgefasst wur- *) Ep. Gruse, Bemerkungen über die Phyllopoden ete. Archiv für Naturgeschichte XIX., I., 1853, S. 71 f£., Taf. V—VIIL — Derselbe, Ueber die Gattungen Estheria und Limnadia etec., 1. c. XXXI., I, 1869. S. 205 fi. Taf. VIOI—XI. %#) GRruBE ]. c. XXXI. 1865. S. 240. Taf. XL, £. 1. #=#) RUPERT JonEs, a monograph of the fossil Estheriae, London 1862, p. 9 und 115 ff, pl. L,f. 19 -21 und pl. V., f. 11 und 12. 738 den, dem ich mich (s. unten) nicht anschliesse, da man sie specifisch charakterisiren kann. Die erste Leaia fand Dr. Leipy und beschrieb LeA*) als Mollusk (Cypricardia Leidyi) aus Red Sandstone (Formation No. 11 der geognostischen Karte von Pennsylvanien des Prof. Rogers) von Tumbling Run Dam bei Pottsville in Pennsyl- vanien (Basis des Steinkohlengebirges , entweder oberstes De- von oder old red sandstone), Vergl. Taf. XVI., Fig. 3. Die zweite Leaia war schon 1836 von Prof. Dr. W. C. WILLIAMSON in grosser Menge bei einander in den blauen Schie- ferthonen des obersten Steinkohlengebirges von Ardwick bei Manchester, Lancashire, England gefunden und als Mollusk gedeutet worden.**) Vergl. Taf. XVI., Fig. 4. Die dritte Leaia wurde in zahlreichen Exemplaren von J. W. SALTER in einem Thoneisensteine aus dem unteren Steinkohlengebirge von Cottage Row, Crail, Fife, Fifeshire, Schottland gefunden. Vergl. Taf. XVI., Fig. 5. Die Phyllopodennatur und die nahe Verwandtschaft mit Estheria erkennend, vereinte Jones 1862 diese 3 Fossilien zu dem Genus Leaia zu Ehren des ersten Beschreibers LeA, und als L. Leidyi zu Ehren des ersten Finders und unterschied darin Varietäten nach den Findern als Williamsoniana und Salteriana. Nach der Veröffentlichung der Jonzs’schen Arbeit fand BaAentscHh in den Schieferthonen auf der nachmaligen Grenze zwischen dem mittleren (Saarbrücker-Schichten E. Weiss) und dem oberen (Ottweiler-Schichten E. Weiss) productiven Stein- kohlengebirge von Saarbrucken in grossen Mengen innerhalb einer nicht mächtigen Schicht ein Fossil, das BeykıcH und Geinitz als Leaia erkannten und im selben Geiste wie JONES Leaia Leidyi var. Baentschiana nannten.”**) Es war die erste deutsche Leaia. Da von derselben noch keine richtige und gute Abbildung gegeben worden ist, liefere ich eine solche in Taf. XVI., Fig. 2, welche ich nach den gütigst mir mitge- theilten Beyrıcm’schen Originalien aus der paläontologischen *) Proceed. Acad. Nat. Se, Philadelphia 1855, VIL, p. 341, pl. 4. *%*) Bivalvular Shell? W. C. Wıruıamson. Philos. Mag., new series, 1830, IX., p. 351. — Aptychus? J. Puircirs, Silur. Syst., 1839, p. 89. ser) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. XVI., 1864, S. 303. — Neues Jahrbuch 1864, S. 657 f. Bea DEE Oi ee DEE «2 Ve ee Le 0 RN a ka 2 FE a Fe a | y N Te ar u x . \ ; EM > . > r 2 5 x #‘ n£ N nr; = HT 739 Sammlung der Universität in Berlin im 6fachen Maasstabe an- gefertigt habe.*) Ich wählte dazu von den vielen Exemplaren das grösste, da es zugleich dasjenige war, welches alle Cha- raktere am deutlichsten zeigte; nur den gesäumten Dorsalrand übertrug ich von anderen Exemplaren. Diese 4 älteren Leaia habe ich zum Vergleiche mit dem Wettiner Fossile in Originalzeichnung oder in Copien nach den Originalzeichnungen neben dasselbe gestellt und von allen zum bequemeren Vergleiche die rechte Schalenhälfte gewählt, weil von unserem Fossile nur diese bekannt ist. Bei diesem Vergleiche der Thiere in Abbildung und Beschreibung wird mir jeder beistimmen, wenn ich die Wettiner Valve mit Leaia vergleiche, obwohl sie sich in manchen Punkten von den äl- teren Leaien entfernt, namentlich von Leaia Leidyi und L. Lei- dyi var. Williamsoniana.. Am ähnlichsten ist ihr Leaia var. Boentschiana, während Salteriana gleichsam die ersteren mit der letzteren zu verbinden sucht. Da die Beantwortung der Frage, ob generischer oder spe- eifischer Unterschied ? sehr subjectiv ausfallen muss, da es fer- ner misslich ist, nach einem einzigen, wenngleich wohl con- servirten Funde ein Genus schaffen zu wollen, und drittens, da sich unser Fossil in das Joxes’sche Phyllopodengenus als neue Species einreihen lässt, wenn man dessen Genusdiagnose auf Kosten der Speciescharakteristik erweitert und die bisheri- gen Varietäten als Species auffasst, wähle ich das letztere statt eines neuen Genus, obwohl ich mir nicht verhehle, dass ich dabei einen Eingriff in das geistige Eigenthum eines drit- ten, des Autors begehe, wenn ich dessen Diagnosen ummodele, um das Wettiner Fossil zugleich mit umfassen zu lassen, für welches ich nach dem Fundorte den Namen Leaia Wettinensis in Vorschlag bringe, da ich es unmöglich wie die anderen Leaien nach dem Finder nennen kann. Besonders auffallend und abweichend von den übrigen | "meist sehr kleinen Leaien ist die Grösse der Wettinensis ; sie ist circa 3—7 mal grösser als jene und zugleich grösser als fast alle lebenden und fossilen Phyllopoden; nur die von Jo- Sn *) Die Abbildung der Leaia Baentschiana von Geinıtz bei 4fachem Maasstabe im Neuen Jahrbuche, 1865, S. 389, t. II, f. 2 und 3 konnte mich nämlich nicht befriedigen. SA VORK 2“ 1 TEN 7 0 740 nES abgebildeten Estheria striata var. Binneyana MÜnSTER*) und E. Middendorfi Joxnes**) übertreffen sie darin. Ein weiterer grosser Unterschied ist, dass bei der Wetti- nerin die 2 radialen Falten nicht den Schalenrand erreichen, dass sie verhältnissmässig viel weniger markirt sind, nament- lich die vordere Falte, und ganz besonders dass die hintere Falte mit dem Dorsalrande einen sehr viel grösseren, fast dop- pelt so grossen Winkel bildet, wodurch es kommt, dass ihr Ventralrand sehr kurz und das Hinterfeld sehr gross wird. Die Gestalt der Schalen dieser 5 Leaieun, das Verhältniss der Länge zur Höhe, der Umriss. der Schalen sind ungemein ver-_ schieden, und das ist der Grund, weshalb ich sie nicht bloss als Varietäten einer Art aufzufassen vermag. Der Umriss der Schalenhälften, ihr Rand bildet entweder nahezu ein Rechteck, in dem sich Höhe zur Länge verhält ungefähr wie 1:1,7, oder das eingangs dieser Arbeit beschrie- bene an der Spitze schief abgestutzte Eioval mit dem Verhält- nisse von Höhe zur Länge ungefähr wie 1:1,3. n Man kann also die bisherigen Leaien theilen A. in subrectanguläre a Zedys Leaia Williamsoniana und \ Leaia Baentschiana B. in subovale De Wettinensis Leaia Salteriana. Die Leaia Salteriana vermittelt durch andere Eigenschaften (z.B. Knickung der concentrischen Falten am Kreuzungspunkte mit den divergirenden Falten) diese beiden Formentypen, welche die folgende Entwickelungsreihe bilden, die sich durch die Leaia Wettinensis an die Estherien anlehnt und vielleicht nach einem anderen, noch nicht bekannten Phyllopodengenus läuft. Leaia Wettinensis L. Baentschiana L. Salteriana 27 ı c. pl, 148. £ Pays. Cpl IV. enelr 741 Leaia Williamsoniana L. Leidyi. Ich kann deshalb weder L. Salteriana, noch viel weniger L. Baentschiana als Varietäten von L. Leidyi auffassen, son- dern muss diesen verschiedenen Formentypen mindestens spe- eifische Eigenthümlichkeiten beilegen. Da aber in diesem Falle L. Salteriana zwischen den beiden Arten zu stehen käme, ziehe ich es vor, diesem Formentypus eine subgenerische Bedeutung beizulegen und 5 Arten aufzustellen, deren Diagnosen unter der neuen Genusdiagnose folgen werden. Bis jetzt ist diese Phyllopodengattung eine rein paläo- zoische und nur der Steinkohlenformation angehörige, falls man das Muttergestein der L. Leidyi, dessen Stellung zweifelhaft st, das aber die Basis des Steinkohlengebirges sein soll, zu letzterem ziehen dürfte. Drei Formen davon gehören den obersten Steinkohlenschichten an (L. Williamsoniana, L. Baen- ischiana, L. Wettinensis), welche paläontologisch vollkommen ident sein dürften, da sie die gleiche Fauna und Flora zu theilen und grosse petrographische und geognostische Aehnlich- keiten zu besitzen scheinen*); es sind die Schichten, welche E. Weiss für die saarbrücker-pfälzischen Ablagerungen „Ott- weiler“ genannt hat.**) Stellung der Leaia im zoologischen System: Crustacea = Krebse. Entomostraca = Schalenkrebse. Phyllopoden = Blattfüsser Limnadiacea. l. Genus Limnadia Av. BRONGNIART. 2. Genus Limnetis Lovex (Hedessa Lirvien). 3. Genus Estheria RuppeLL (Oyzicus Aupouvın, Isaura JOLLY). 4. Genus Leaia Jones. *) Jones 1. c.p. 118. — E. Weiss, Verhandl. d. naturh. Ver, für Rheinl. u. Westf. XXV. S. 63. — E. F. Geuxman, Die Versteinerungen d. Steinkohlengeb. v. Wettin u. Löbejün. Halle 1844 — 1853. **) E. Weiss, Begründung von 5 geognostischen Abtheilungen in REINER ER I REED RT RS Br EN DRS Ma ZERE A Pd IE r hi 742 Diagnosen: Genus Leaia Jonks.*) Synonym: Cypricardia.**) Kleiner zweischaliger Schalenkrebs von dünner horniger symmetrischer Schale. Schale länglich, sehr ungleichseitig, Rückenrand ganz oder fast ganz gerade, ein schwacher Buckel liest im Niveau des Dorsalrandes und zwar an dessen vorderer Ecke, vor welcher zwei innen hohle, gerade oder ganz schwach geschweifte Fal- ten uber die Oberfläche der Schale laufen, die vordere kür- zere nach dem vorderen Bauchende, die längere hintere nach dem hinteren Bauchende. Diese Falten theilen die convexe Schale in 3 ungleiche, nahe dreieckige, geneigte Felder. Das Vorderfeld ist am kleinsten und fast halbkreisförmig, das mitt- lere hat seine Spitze am Wirbel, seine Basis ist der Bauch- rand, das hintere Feld hat seine Basis am Hinterrand und seine Spitze im Wirbel. Zehn bis dreizehn zarte, innen hohle, concentrisch um den Wirbel dem Vorder-, Bauch- und Hinter- rande parallel laufende Wachsthumsfalten bedecken die ganze Oberfläche. Sie sind im Vorderfelde dicht gedrängt, im Mit- telfelde weiter, und im Hinterfelde am weitesten von einander entfernt; aber innerhalb jedes Feldes in fast gleichen Abstän- den von einander. A. Subrectangulärer Typus: Umriss der Schale fast rechteckig; Länge : Höhe = ca. 1,7:1. Bauchrand und Hinterrand gerade oder sehr schwach convex, Vorderrand gerundet. Alle Ränder ungefalzt, die con- centrischen Falten bei der Kreuzung mit den divergirenden geknickt (scharf umgebogen);. die radialen Falten erreichen den Bauchrand in scharfen Ecken mit dem Vorder- und Hin- terrande. den Steinkohlenführenden Schichten des Saar-Rheingebirges. Verh. des naturh. Ver. f. Rheinl. u. Westf. XXV. S. 68. *) 01. e..p. 119. *%*) Proceed. Acad. Nat. Science. Philadelphia May 1855. VIL S. 341. pl. IV. | er 743 x 1. Leaia Leidyi R. Jones; a monograph of the fossil Estheriae London 1862. Pl. V., f. 11, 12, p. 116. Cypricardia Leidyi Lea.; Proceed. Acad. Nat. Science. Philadelphia 1855, VH., p. 341, pl. 4. Länge 5,5 Mm. \ Höhe 3,2 Mm. | Hinterrand wie abgeschnitten gerade, bildet mit dem Rücken, rande einen rechten Winkel, Bauchrand fast gerade, dem Dor- salrande beinahe parallel; der Buckel scharf gekielt durch er- höhte Falten; die Wachsthumsfalten sind um die Vorderfalte mit einem stumpfen, um die Hinterfalte mit einem rechten Winkel scharf geknickt und im Mittel- und Hinterfelde gerade, aber beim Rückenrande zum Wirbel scharf zurückgebogen, im Vorderfelde schwach convex; Winkel der Vorderfalte mit Dorsalrand beinahe 90°, 5 „ Hinterfalte „ e 5 35°, deshalb Bauchrand fast so lang als Rückenrand. Alter: oberstes Devon ? oder unterste Steinkohle. Verhältniss = 1: 1,66. 9. Leaia Williamsoniana. Leaia Leidyi var. Williamsoniana R. Jones, 1. c. pl. 1, f. 19, 20, p. 117. Bivalvular Shell? W. C. WırLıamsox, Philos. Mag. new series, 1836, 0% P:7901. Aptychus? J. PaıLLırs, Silur. Syst., 1839, p. 89. Länge 2,4 Mm. | Höhe 1,53 Mm. | L. Leidyi ähnlich, aber schmäler und niedlicher, mit eini- gen Euelhumefälten mehr; fast rechteckig. Hinterrand schwach convex mit 'Dorsal- und Bauchrand nahe rechtwinkelig und eckig; Bauchrand gerade, dem Dorsalrand parallel; Vor- derrand stark gebogen, fast halbkreisformig, die beiden Vorder- ecken gerundet; Wachsthumsfalten markirt, am Vorder- und Hinterrande gekrummt, am Bauchrande gerade, beim Dorsal- rande schwach zurückgebogen; Vorder- und Hinterfalten er- höht. Winkel der Vorderfalte mit dem Dorsalrande 90°, n > Hinterblie , „ = 35°. Alter: oberste Steinkohle. Verhältniss 1:1,8. Zeits. d.D.geol.Ges, XXII. 3, 48 744 B. Subovaler Typus: Umriss der Schale gleicht dem eines Eies, dessen Spitze diagonal aber gerade abgeschnitten ist (s. o.). Länge zur Höhe = 1,3 :1. Vorder-, Bauch- und Hinterrand gekrümmt, ohne jede Parallelität. 3. Leaia Salteriana. Leaia Leidyi var. Salteriana R. Jonss, 1,0; pl E52 DI. ee 5 a Verhältniss 1: 1,3.”) Die radialen Falten erreichen den Bauchrand; kein Rand in einen horizontalen Saum umgelegt; die beiden Bauchecken noch deutlich vorhanden, d. h. Vorder-, Bauch- und Hinter- rand, sowie die kräftigen Wachsthumsfalten an den starken radialen Falten noch deutlich geknickt, nicht in eine allmälige Curve verlaufend. Hinterrand und dessen Falten deutlich beim Rückenrande nach dem Wirbel zurückgebogen. Winkel der Vorderfalte mit dem Dorsalrande 90°, . s° Hinteriale 40 Fe 40°. Alter: Untere Steinkohlenformation. 4. Leaia Baentschiana. Leaia Leidyı var. Baentschiana Brvrıcn, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XVI., 1864, S. 363. Grösse sehr verschieden nach dem Alter des Thieres. Höhe des grössten Thieres 4 Mm. | Verbälinisa Il Länge „ 5 29,9 Mia Die gleichen und gleich kräftigen radialen Falten erreichen den Bauchrand; der Dorsalrand deutlich in einen langsgefal- teten horizontalen Saum umgelegt. Die Bauchecken fehlen ; der Vorder-, Bauch- und Hinterrand, sowie die diesem paralle- len, scharfen Wachsthumsfalten an den kräftigen radialen Fal- ten nicht eckig geknickt, sondern zu einer allmäligen Curve in einander verlaufend. Hinterrand und dessen parallele Fal- ten beim Ruckenrande deutlich nach aussen, also schwach *) Wohl irrthümlich ist im Texte von Joxes p. 119 die Höhe zu | 1 Mm., die Länge zu 3,2 Mm., das Verhältniss zu 1:3 angegeben wor- T den; ich habe deshalb die obigen Zahlen der Abbildung entlehnt. 745 S förmig gebogen. Die Kreuzungspunkte der radialen und concentrischen Falten erhöhen sich zu kleinen, innen hohlen, bald mehr bald minder deutlichen Knoten. Zahl der radialen Falten sehr verschieden nach dem Alter; in der Mitte des Buckels am kräftigsten.*) Winkel der Vorderfalte mit dem Dorsalrande 100°, A se Hinterfalten ae 4z 3 38", deshalb Bauchrand sehr lang, Hinterrand kurz. Alter: oberstes Steinkohlengebirge. 9. Leaia Wettinensis.n. sp. Höhe 11 Mm. | Länge 15 Mm. f Der L. Baentschiana sehr ähnlich, nur mit folgenden Un- terschieden: | Die radialen Falten sind viel schwächer entwickelt, na- mentlich die vordere, und verlieren sich kurz vor dem Bauch- Verhältniss 1: 1,36. rande. Ausser dem doppeltgefalteten Dorsalrande ist auch der Vorderrand z. Th. horizontal umsäumt. Der Kreuzungspunkt der Falten etwas erhöht, aber ohne jede Knotenbildung. Winkel der Vorderfalte mit dem Dorsalrand 110°, 2222 Hinterfalte °,..-, n 69°. deshalb der Bauchrand sehr kurz, der Hinterrand sehr lang; das Mittelfeld klein, das Hinterfeld ungemein gross. Alter: oberstes Kohlengebirge. Erklärung von Tafel XV. Fig. 1. Leaia Wettinensis Laspeyres, 1869. aus dem oberen Steinkohlen- gebirge von Wettin. Zeichnung nach dem in der geognostischen Landes- sammlung des Handelsministeriums in Berlin befindlichen Originale bei dreimaliger Vergrösserung. Fig. 2. Leaia Baentschiana Beysıch, 1864, aus dem oberen Steinkohlen- gebirge (Ottweiler-Schichten E. Weiss) von Saarbrücken. Zeichnung nach den in der paläontologischen Sammlung der Universität in Ber- lin befindlichen Originalen bei sechsmaliger Vergrösserung. ee \ *) Die concave, flache, in Fig. 2 angedeutete Falte am Wirbel im Mittelfelde zwischen den beiden Skulpturfalten fehlt bei vielen Exempla- ren zum Beweise, dass sie nur eine Einknickung der abgestorbenen Schale bei ihrem Eintrocknen ist. 48 * Fig Feaie Beilh. Jones, 1862, aus em Toren Sandstein valle in Pennsylyanien. Copie nach Lea Im: ger vor a Fig. 4. Leaia Williamsoniana Joxes, 1862, aus den obersten StÄNEoh- lenschichten von Ardwick bei Manchester (Lancashire). Copie nach Jones (plate I, f. 20, a Monograph of the Fossil Estheriae, London } 1862) bei sechsmaliger Vergrösserung. Fig. 5. Leaia Salteriana Jones, 1862, aus dem unteren Steinkohlenge- birge von Fifeshire in Schottland, Copie nach Jones (Plate L., = f. 21 1. c.) bei sechsmaliger Vergrösserung. 747 5. Ueber den Palatinit von Norheim in der Pfalz. Von Herrn A. Kenseort ın Zürıch. Herr LAspryR&s hat in dieser Zeitschrift, Band XIX. S. 854, die Analyse eines Gabbro von Norheim in der Pfalz und seiner Gemengtheile mitgetheilt, deren Deutung auf erhebliche Wider- sprüche führt, und ich beabsichtigte in meiner Uebersicht da- von Notiz zu nehmen; da ich jedoch die Fortsetzung derselben aufgegeben habe und. Herr LaspEYrEs später das analysirte Gestein (N. Jahrb. f. Min. 1869, 516) als ein selbstständiges mit dem Namen Palatinit zu benennen vorschlug, so finde ich mich veranlasst, auf Grund der mitgetheilten Analysen die Zusammensetzung dieses Gesteins zu besprechen. Ich bemerke vorerst, dass gegen den neuen Namen nichts zu sagen ist, insofern damit gegenüber Gabbro als einem älteren Gesteine ein analoges jüngeres bezeichnet werden soll, ich beabsichtige nur zu zeigen, dass man dieses Gestein nicht als ein Gemenge von Labradorit und Diallagit ansehen kann. Die seiner Zeit mitgetheilte Analyse des Gesteins (diese Zeitschrift XIX., 855) ist eine so genau ausgeführte, wie wohl kaum eine von einer Gebirgsart existirt, und es wäre daher gewiss zu erwarten, dass man auf Grund derselben eine er- folgreiche Berechnung anstellen könnte, doch stösst sofort die Berechnung der Gesteinsanalyse auf eine grosse Schwierig- keit, welche von Herrn LaAsPEYRES nicht so hoch angeschlagen wurde. Das Gestein enthält nämlich ausser 0,625 Luftfeuchtig- keit 5,081 Procent Wasser, muss also durch Zersetzung sehr stark angegriffen sein. Trotzdem wird angegeben, dass das Gestein ein sehr frisches ist, ein so gut wie gar nicht angewittertes, und doch berechnete Herr LaAspzeyres als procentische Zu- sSammensetzung: 748 70,056 Labradorit (vielleicht mit etwas Anorthit) 21,718 Diallagit (vielleicht mit etwas Hyperstken) 5,706 Wasser 1,241 Magnetit 0,602 Titaneisenerz 1,027 Apatit 0,343 Kupferkies 0,066 Kalkspath 0,060 lösliche Chlorverbindungen 100,819 Ich finde diese Berechnung, wenn man die drei ersten Theile des Gesteins ansieht, nicht vereinbar mit der Angabe, dass das Gestein ein sehr frisches, so gut wie gar nicht an- gewittertes sei, und die Besprechung der beiden analysirten Gemengtheile wird genügend erweisen, dass das Gestein stark durch Verwitterung gelitten haben muss, wie schon daraus hervorgeht, dass es aus 70,056 Labradorit, 21,718 Diallagit, 5,706 Wasser bestehen soll. Im Uebrigen wird doch we- nigstens schon (S. 857) von dem Labradorit genannten Ge- mengtheile gesagt, dass er in den krystallisirten Partien meist farblos und durchsichtig oder durch anfangende Verwitterung trübe und weiss oder röthlich ist, sowie die Analyse eine sehr starke Verwitterung darlegt und der Diallagit als solcher kein frisches Mineral ist. Was nun die beiden analysirten Gemeng- theile betrifft, die zur Analyse rein ausgelesen werden konnten, so wird der eine als Labradorit bezeichnet, womit ich mich nicht einverstanden erklären kann. Die Analyse desselben ergab: 52,382 Kieselsäure 0,315 Phosphorsäure 22,019 Thonerde 9,295 Eisenoxydul 4,906 Kalkerde 0,047 Barya und Strontia 3,465 Magnesia 0,686 Kali 6,436 Natron mit Lithia 0,664 Luftfeuchtigkeit 4,624 Wasser 100,799 - 749 Ich sehe nicht ein, wie man bei diesem Resultate der Analyse den Feldspath einen frischen Labradorit nennen kann. Einmal kann man einen Feldspath, welcher 4,624 Wasser ent- hält, nicht so berechnen, dass man das Wasser einfach weg- lässt, und selbst wenn dies geschieht, so ist der Feldspath kein Labradorit. Bis jetzt ist noch kein Labradorit mit die- ser Zusammensetzung gefunden worden, gleichviel ob man den Labradorit nach der früheren Bestimmung als einen Feldspath auffasst, welcher 1Al’O° und 3Si0° auf 1 CaO enthält und worin etwa der vierte Theil der Kalkerde durch Natron ersetzt wird, oder wenn man den Labradorit nach der Tschaer- - Mar’schen Ansicht als eine zwillingsartige oder homologe Ver- wachsung von Anorthit mit Albit ansieht. Auf keine Weise wird aus obigem Resultate der genauen Analyse der Feldspath als Labradorit hervorgehen. Dessenungeachtet behält die Ana- lyse ihren Werth und es wäre nur die Frage, ob sich über- haupt daraus auf die Natur des Feldspathes ein gerechtfertigter Schluss ziehen lasse. Diese möchte ich bejahen, insofern man auf die Natur des Diallagit Rücksicht nimmt und in Betracht zieht, dass sowohl der Feldspath als der Diallagit als der je eine Gemengtheil des Gesteins auch Theile des anderen ein- schliesst. Es erscheint mir daher geboten, zunächst die Ana- lyse des Diallagit zu berücksichtigen. Diese ergab: 51,585 Kieselsäure 4,481 Thonerde 0,326 Kali 1,719 Natron mit Lithia 16,771 Kalkerde 14,596 Magnesia 10,254 Eisenoxydul 0,065 Manganoxydul Spur Strontia 2.246 Wasser 102,043. Obgleich hier ein erheblicher Ueberschuss über 100 vor- liegt, so kann man doch versuchen, die Analyse zu verwerthen, nur nicht in dem Sinne, dass man das Wasser weglässt und einen Augit berechnet, denn das ist ja gerade die Eigenthüm- TR NR U ERSTES, I NL Ba 1 FT N ART, re N VER A EAU RT Er Br . ‚ x 750 lichkeit des Diallagit, dass er ein durch Aufnahme von Wasser veränderter Augit ist. Dass er den in Frage stehenden Feld- spath als Einschluss enthält, zeigt der Alkaligehalt an und wird in der Beschreibung angeführt. Wenn wir daher die Menge und die Natur des beigemengten Feldspathes beurtheilen wollen, so können wir nach dem Kali- und Natrongehalt be- rechnen, wieviel Thonerde und Kieselsäure Eigenthum des Feldspathes ist und wir halten uns hierbei an die TsSCHERMAK- sche Ansicht, welche auch Herr LaspEYREsS nicht unzulässig finden wird, da er selbst die Feldspaththeorie Tscheruar’s als - eine geistvoll begründete ansieht, die immer an Basis gewin- nen muss, je mehr jede neue Beobachtung in dieser Richtung sie bestärkt. Obgleich ein wenig Lithia bei dem Natron vorhanden ist, so kann diese übersehen werden, weil ihre Menge nach der Gesammtanalyse der Gebirgsart berechnet 0,006 betragen würde. Somit erfordern: Na’ = 0:.68i 0° 2,872 Thonerde, 9,981 Kieselsäure, und 0,326 Kali nach derselben Formel 0,557 Thonerde, 1,248 Kieselsäure, und es bliebe daher nach Abzug dieser 16,503 Procent Feld- spathsubstanz mit 3,229 Thonerde und 11,229 Kieselsäure übrig: 1,719 Natron nach der Formel 40,356 Kieselsäure 1,252 Thonerde 16,771 Kalkerde 14,596 Magnesia 10,254 Eisenoxydul 0,065 Manganoxydul 2.246 Wasser Da nun vorauszusetzen ist, dass der Feldspath auch Kalk- erde enthielt, so kann man entsprechend der Thonerde Kalk- erde und Kieselsäure nach der Formel (CaO.AIl?’O°)2Si O0? in Abzug bringen und somit, da 1,252 Thonerde 0,681 Kalk- erde, 1,459 Kieselsäure erfordern, diese, wonach als Bestand- theile des Diallagit übrig bleiben: N 327 A ar a ee Fee ei" Da EEE ZDERL. = & ne EEE 7 NL ” hr, Te u a 751 38,897 Kieselsäure 16,090 Kalkerde 14,596 Magnesia 10,254 Eisenoxydul 0,065 Manganoxydul 2,246 Wasser. Hieraus folgen 6,483 SiO’, 2,873 CaO, 3,649 Mg O0, 1,433 Fe O (incl. Mn O) und 1,248 H’O oder 6,483 Si O?, 7,955 RO, 1,248 H? O, wonach der Diallagit ein etwas ver- änderter Augit ist, welcher Wasser aufnahm und Kieselsäure dafür ausschied. Die ganze abgezogene Feldspathsubstanz beträgt 19,895 Procent und würde als Oligoklas aufzufassen sein, da die Thonerde des Kalkfeldspathes 1,252, die des Alkalifeldspathes 3,229 Procent beträgt. Gehen wir zur Analyse des Feldspathes über, so gestaltet sich die Sache etwas schwieriger, da der Wassergehalt ziem- lich hoch ist. Berechnen wir auch hier nach TscHERMARr’s Theorie aus Kali und Natron den Alkalifeldspath, die Lithia unberücksichtigt lassend, da ihre Menge im Hinblick auf die Gesammtanalyse nur 0,022 Procent betragen würde, so er- fordern: 0,686 Kali 0,752 Thonerde 2,627 Kieselsäure 6,436 Natron 10,692 a 37,370 > 11,444 39.991 und wenn man diese Mengen, zusanımen 58,563 Procent Al- kalifeldspath betragend, sowie noch 0,435 Kalkerde als zu Apatit gehörig mit der Phosphorsäure abzieht, so verbleiben 11,588 Kieselsäure 10,575 Thonerde 4,471 Kalkerde 0,047 Barya und Strontia 8,465 Magnesia 5.255 Eisenoxydul 0,664 Luftfeuchtigkeit 4,624 Wasser 752 - In diesem Reste soll nun Kalkthonerde-Silicat als Antheil des Feldspathes enthalten sein und der Gehalt an Magnesia und Eisenoxydul zeigt den beigemengten Diallagit an. Hier- aus geht hervor, dass der Kalkerdegehalt des Feldspathes ge- ring ist, denn, wenn wir dem Magnesiagehalt entsprechend den Diallagit abziehen, wie er sich aus obiger Analyse und Berechnung ergab, so bleibt wenig Kalkerde übrig, deren Menge an sich schon gering ist, zu gering, um an Labradorit denken zu können. | Der Abzug von Feldspath ergab bei der Analyse des Diallagit einen Rest, der in der That auf Diallagit passt und wenn wir diesen Diallagit auf 3,465 Magnesia umrechnen , 80 erhalten wir: 9,234 Kieselsäure 8,465 Magnesia 3,820 Kalkerde 2,450 Eisenoxydul 0,533 Wasser und wenn wir diese Zahlen abziehen, so bleiben noch 2,354 Kieselsäure 10,575 Thonerde 0,651 Kalkerde 2,805 Eisenoxydul 0,047 Barya und Strontia 0,664 Luftfeuchtigkeit 4,091 Wasser mithin sehr wenig Kalkfeldspath und reichlich Thonerdehydrat ausser geringen Mengen auf andere Beimengungen hindeuten- der Stoffe. Aus der ganzen Berechnung geht aber hervor, dass der Feldspath in keinem Falle Labradorit sein kann, im günstigsten Falle als Oligoklas aufzufassen ist, wie aus der Analyse des Diallagit hervorging. Auf die Gesammtanalyse des Gesteins die Rechnung aus- zudehnen, erscheint nicht zweckmässig, da in ihr der Wasser- gehalt 5,081 noch höher ist als in der Analyse des Feld- spathes und des Diallagit. Bemerkenswerth ist auch dabei, 793 dass bei ihr der Magnesiagehalt erheblich höher gefunden wurde als der der Kalkerde, während in den Analysen der beiden Gemengtheile der Magnesiagehalt geringer ist. Aus Allem geht hervor, dass das scheinbar frisch aus- sehende Gestein durch Aufnahme von Wasser und damit ver- bundene Zersetzung beide wesentliche Gemengtheile, wie die Analysen zeigen, in verandertem Zustande enthält und dass es aus einem verwitternden Feldspath, der vorwaltend Natronfeld- spath ist, vielleicht als Oligoklas bezeichnet werden könnte und aus Diallagit besteht. Der auf das relativ jüngere Alter gegenüber Gabbro basirte Name Palatinit fordert um so mehr auf, die Natur des wirklich frischen Palatinit zu er- mitteln. | A EL Le a a Bel re ee AR at Ba F a 3 x ’ END 5. Er ER ICH ‚ % a arte, ER Furl v or T 6. Ueber ein Vorkommen von Zirkon in dem Hyper- sthenit des Radauthals bei Harzburg. Von Herrn G. Ross ın Berlın. Der Hypersthenit in den grossen Steinbruchen des Ra- dautbales oberhalb Harzburg, worin ich diese Zirkone beob- achtet habe, ist ein meistens kleinkörniges Gemenge haupt- sachlich von Labrador und Hypersthen (oder Bronzit). Der . Labrador findet sich in Körnern, die durch Vorherrschen der Längsflächen tafelartig geworden sind; die darauf fast rechtwinkelig stehende erste Spaltungsfläche ist deutlich ge- streift und perlmutterglänzend und erscheint auf der Bruch- fläche des Gesteins sehr häufig als langgezogenes Rechteck, das zwischen den Kanten mit den Längsflächen wohl 1 bis l+ Linien breit, doch in der Regel viel schmäler ist; er ist graulichweiss bis schneeweiss und mehr oder weniger an den Kanten durchscheinend. Der Hypersthen ebenfalls in tafel- artigen Körnern, die unregelmässig begrenzt und gewöhnlich kleiner als die Körner des Labradors sind, der stets fruher aus- krystallisirt ist als der Hypersthen; derselbe ist deutlich spaltbar nach der Hauptfläche der Tafel, nur sehr undeutlich prisma- tisch, und von faserigem Ansehen auf den prismatischen Spal- tungsflächen , schwärzlichgrün und wenig glänzeud. Das Ge- menge ist gleichmässig körnig, doch kommen darin zuweilen grössere Ausscheidungen vor, die vorherrschend aus Labrador in grösseren Körnern wie gewöhnlich bestehen, und worin nur untergeordnet Hypersthen vorkommt, wie auch zuweilen umge- kehrt dasselbe stattfindet. Labrador und Hypersthen bilden die Haupisemen En des Gesteins, doch kommen als mehr unwesentliche Gemeng- theile darin vor: Titaneisenerz; es ist fein eingesprengt zuweilen in grosser Menge in dem Gestein enthalten, in an- deren Fällen in geringerer Menge, doch dann stets in etwas grösseren Individuen. Es ist am besten zu erkennen, wenn De N a ER Zune 1, SET DE DE Te Re an N nu 5 » = en nr x 759 das Gestein angeschliffen ist, wo es durch seinen Metallglanz hervortritt. Magnetkies, so fein eingesprengt wie meistens das Titaneisenerz, findet sich auch, doch in sehr geringer Menge, wenn es auch zuweilen in grösseren derben Ausschei- dungen darin vorkommt. Olivin von gelblichgrüner bis schwärzlichgrüner Farbe, in kleineren Körnern als Hypersthen, doch zuweilen in wenig geringerer Menge wie dieser; auch er ist besonders deutlich in den geschliffenen Stucken zu erken- nen. Apatit in kleinen sechsseitigen Prismen von grünlich- weisser bis hell lauchgrüner Farbe, mit glatten und glänzen- ‘den Flächen deutlich krystallisirt, sowohl den Hypersthen als den Labrador durchsetzend; er ist stets der zuerst krystalli- sirte Gemengtheil in dem Hypersthenit wie auch in den übri- gen Gebirgsarten , wo er sonst noch und, wie immer, als un- wesentlicher Gemengtheil vorkommt. Magnesiaglimmer braun, nur hier und da; Quarz-in einzelnen unregelmässig be- gsrenzten Körnern; er ist graulichweiss, fettglänzend und findet sich nur da, wo der Labrador in grösseren Ausscheidungen vorkommt und auch hier nur selten. Wenn man den Hpypersthenit auch nur kurze Zeit in Chlorwasserstoffsäure erhitzt, so wird der Labrador wohl an- gegriffen, behält aber noch seinen Glanz, der Hypersthen und Quarz wird nicht angegriffen, der Olivin wird weiss und erdig, das Titaneisenerz wird zum Theil aufgelöst, der Apatit aber vollkommen, indem er regelmässige Eindrücke zurücklässt. An einem Stucke, das etwas Quarz enthielt, waren diese Eindrücke auch in dem Quarz enthalten, zum Zeichen, dass derselbe nicht ein Einschluss in dem Hypersthenite ist, sondern sich mit dem Apatit beim Festwerden des Gesteins ausgeschieden hat. Der Hypersthenit aus den Steinbruchen im Radauthal ist von KEIBEL und STRENG mit wenig von einander abweichenden Resultaten analysirt.*) Beide nennen das Gestein Gabbro; KeiBeL nimmt in demselben Labrador, Diallag und etwas Magneteisenerz an; Streng Labrador, Hypersthen, dunkelgrünen bis graugrünen Diallag, viele kleine Glimmerblättchen und Titaneisenkörnchen und muthmaasst darin auch etwas Augit. Von dem Magneteisenerz in der Analyse KeıBEL’s bemerkt *) Vergl. Brons und Leossarn’s Jahrbuch von 1862, S. 966, wo STRENG auch die Analyse von Kerıreı anführt, 156 Streng, dass es wohl als Titaneisen zu betrachten sei, und ich habe dies später noch besonders bewiesen.*) Diallag, den STRENG neben dem Hypersthen angiebt, habe ich nicht bemerkt, dagegen Olivin, den weder Srrene noch KeiıBeL anführen. Dass das gelblichgrüne Mineral in dem Hypersthenit aber Oli- vin sei, ergiebt sich aus seiner Farbe, seinem Mangel an Spaltungsflächen und Verhalten gegen Chlorwasserstoffsäure. Auch erhält man, wenn man das Pulver dieses Hypersthenits mit Chlorwasserstoflsaure einige Zeit gekocht hat, die Auflösung mit chlorsaurem Kali versetzt und Thonerde und Eisenoxyd mit Ammoniak und den Kalk mit oxalsaurem Ammoniak ge- fällt hat, mit phosphorsaurem Natron einen deutlichen Nieder- schlag von Magnesia.a Ob der Hauptgemengtheil neben dem Labrador in diesem Hypersthenit Hypersthen und nicht viel- mehr Bronzit sei, lasse ich dahingestellt; es ist nach den vorhandenen Analysen nicht auszumachen, was durch Anstellung von Partialanalysen wohl möglich gewesen wäre. In diesem Gestein finden sich nun die kleinen Zirkon- krystalle eingewachsen; es siud lange quadratische Prismen, die an den Enden mit den Flächen des gewöhnlichen Quadrat- okta&ders und des gewöhnlichen Dioktaöders begrenzt sind, die also dieselbe Combination darstellen wie die grossen Zirkon- krystalle, die in dem Syenit des südlichen Norwegens vorkom- men. Die Krystalle sind nur sehr schmal, aber doch nicht selten bis 3 Linien lang, weiss bis rothlichweiss und von star- kem demantartigen Glanze, wodurch sie sich leicht kenntlich machen. Ich habe die Zirkone bis jetzt nur in den Hyper- sthenitstucken gefunden, die ich in dem zweiten Steinbruche, der dem grössten und am meisten südlich gelegenen Stein- bruche zunächst nördlich angrenzt und den Namen „am Bären- stein“ füuhrt**), gesammelt habe; da aber das Gestein in dem %) Diese Zeitschrift von 1869, S. 250. Ich führte hier an, dass Sreexe wohl überall Titaneisenerz bei seinen Analysen des Gabbro aus dem Radauthal gefunden habe, bemerkte aber irrthümlich, dass er mit dem Gabbro aus den Steinbrüchen im Radauthal eigentlich keine Ana- lyse angestellt habe, indem ich die Analyse No. 27, die doch eigens mit einem solchen angestellt ist, vergessen hatte, welches Versehen meiner- seits ich hiermit nachträglich berichtigen möchte. **) Wegen eines am nördlichen Rande des Steinbruchs freistehenden Felsens, der ungefähr das Ansehen eines aufrecht stehenden Bären hat. a 2 SM N E Kr Bel HE Kr une 7 ip ch « ‘ r i 757 Hauptbruche grösstentheils dasselbe ist, so ist es wahrschein- lich, dass er auch da beobachtet werden wird. Die Krystalle finden sich besonders da, wo grössere Ausscheidungen von Labrador vorkommen und sind dann in diesem eingewachsen, doch kommen sie auch in dem Hypersthen vor. Die Zirkone dieses Hypersthenits gleichen in Farbe, Form und Grösse vollkommen den kleinen Krystallen, die ich in ge- ringer Menge fast überall in dem Goldsande des Urals gefun- den habe, und die in grosser Menge in dem Goldsande von Columbien vorkommen, wo sie W. DEGENHARDT beobachtet und gesammelt, und welche Hausmann beschrieben hat. Sie werden weiter noch in anderen Goldalluvionen angegeben, sind aber anstehend weder am Ural, noch an anderen Orten beob- achtet. Ihr Vorkommen am Harz macht es wahrscheinlich, dass sie vielleicht alle aus dem Hypersthenite oder ähnlichen Gesteinen abstammen. Die Zirkone, die in dem Goldsande von Goldberg in Schlesien vorkommen, sind roth und von der Farbe des Hyazinths*), und ebenso die von Ohlapian in Sie- benbürgen; das ursprüngliche Vorkommen dieser rothen Zir- konkrystalle mag daher wohl ein anderes sein, als das des weissen Zirkons. ”) Vergl die Erläuterungen zu der geognostischen Karte von dem niederschlesischen Gebirge, herausgegeben von Roru, S. 385, und den 45. Jahresbericht der Schles. Ges. für vaterländische Cultur, S. 26. 1, N Ber sg N BERN N ET ET Ne TREE NEE 2 el BONO SR RR RER Ct Va un FED EX REN TEN A FE N LE LNEERENR, 2 bee a Te A ya) Ur A ah 758 ß. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr F. Sanpeereer an Herrn G. Rose. Würzburg, den 23. Juni 187. Sie äusserten mir den Wunsch*), das specifische Gewicht des Umwandlungsproductes des Quarzes von Olomuczan zu er- fahren. Dasselbe beträgt nach sehr genauen, von Herrn Dr. RÖNTGEN aus Utrecht und von mir selbst angestellten Ver- suchen 2,68. Die Substanz ist unter dem Mikroskope sehr feinfaserig, wird in dünnen Splittern mit Canadabalsam ge- tränkt durchsichtig und zeigt unter dem Polarisations- Apparat einfache Brechung des Lichts. Es handelt sich also sicher um die schwere amorphe Kieselsäure, auf welche Herr JENZSCH zuerst aufmerksam gemacht hat. 2. Herr Laspeyres an Herrn HaucHEcorNE. Aachen, den 20. Mai 1570. Noch einmal muss ich auf die Kalksteingeschiebe mit ge- borstener Oberfläche im norddeutschen Geschiebelehm zurück- kommen. Bei meinen geognostischen Untersuchungen des letz- ten Sommers in der Provinz Sachsen hat sich der Verbrei- tungsbezirk dieser Gebilde im Mitteldiluvium sehr erweitert. Soweit man nämlich auf dem mansfeldischen Plateau den Ge- schiebelehm nach Westen, dem Harze zu, unter dem Löss (Oberdiluvium) findet, soweit sind auch die an jenen gebun- *) Vergl. diese Zeitschr. Bd. XXIL, S. 185. 759 denen Kalksteingeschiebe mit geborstener Oberfläche verbreitet. Ich kenne in der genannten Gegend keinen Aufschluss im Ge- schiebelehm ohne solche Bildungen, die sich oft zu tausenden und in allea Grössen bis zu der eines Kopfes in einer Lehm- grube finden. Besonders reich daran erwiesen sich die grossen Gruben bei Dalena, westlich von Löbejün, bei Domnitz an der Magdeburg-Leipziger Chaussee unweit Cönnern, bei Wettin und Mucheln ‚sowie jenseits der Saale bei Ihlewitz, Gerbstedt, Heiligenthal u. s. w. im Mansfelder Bergkreise. In meiner ersten Mittheilung über diesen Gegenstand (ver- gleiche diese Zeitschrift 1869, S. 465) äusserte ich meine An- sicht über das Alter des zu diesen Geschieben verarbeiteten Kalksteins, indem ich wohl Andeutungen, Spuren von Verstei- nerungen zu sehen glaubte, dieselben aber nicht mit Sicher- heit nachweisen kounte. Dieser Nachweis ist mir nun im letzten Sommer an mehrfachen Geschieben aus der genannten Lehmgrube von Domnitz gelungen. Derselbe widerlegt aber unzweifelhaft meine frühere, aus rein petrographischen Ver- gleichungen und Betrachtungen gewonnene Ansicht über das tertiäre (mitteloligocane) Alter des stets gleichartigen Kalk- steins aller Geschiebe. Die gefundenen Versteinerungen sind alle für das Obersilur bezeichnend und zu einer solchen Alters- bestimmung trotz der Verwitterung und Zerberstung des Ge- steins sehr wohl erhalten. k Ich sehe mich deshalb genöthigt, meine frühere Ver- muthung durch den jetzigen Nachweis zu berichtigen und darf wohl jetzt mit Sicherheit aussprechen, dass die Kalksteinge- schiebe mit geborstener Oberfläche im norddeutschen Geschiebe- lehm zum grössten Theile aus einem thonigen, nordischen Öbersilurkalkstein gebildet worden sind. Die betreffenden Be- legstücke habe ich mit zahlreichen geborstenen Geschieben der geognostischen Sammlung der geologischen Landesuntersuchung für die Provinz Sachsen in Berlin einverleibt. Wiederholte und bessere Erfunde von Versteinerungen in solchen Geschieben werden ohne Zweifel später das Niveau und die geographische Abstammung ihres Kalksteins näher be- stimmen. Durch das Auffinden von so alten und marinen Verstei- merungen in den Geschieben ist der sicherste und directe, von - mir schon früher indireet geführte Nachweis gegeben, dass Zeits.d. D.geul.Ges. XXIL, 3. 49 LANE Man BE LESE AED ABelAN rm 3 RR NE RR N De a NE a: sa: 760 diese Kalksteinknollen keine geborstenen Kalkconcretionen di- luvialen Alters sind, wie ich zuerst geglaubt hatte und mir eingewendet worden ist, sondern wahre Geschiebe. In Betreff der Entstehungsart dieser Gebilde kann ich nur meine frühere Vermuthung (diese Zeitschrift XXI., 1869, 697) aufrecht erhalten. “ 3. Herr GisseLHnausen an Herrn Eck. Görlitz, den 12. Juli 1870. Einen kurzen Aufenthalt in Görlitz habe ich dazu benutzt, mir den „lössartigen Lehm“ anzusehen, welchen Herr v. BEn- NIGSEN - FÖRDER in seinem Aufsatze über die Niveaus der drei nordischen Diluvial-Meere (Bd. IX. d. Zeitschr.) erwähnt, und von welchem Herr Peck in Görlitz mir mittheilte, dass darin neuerdings mehrere im dortigen Museum der naturforschenden Gesellschaft aufbewahrte Landschnecken (Helix arbustorum und Succinea oblonga) gefunden worden seien, die ihn als wirk- lichen Löss charakterisiren. Das Resultat meiner Beobach- tungen theile ich Ihnen bei der Wichtigkeit der Sache so- gleich mit. In einer Anzahl von Lehmgruben, welche südlich und südwestlich von Görlitz nach der Landeskrone zu betrieben werden, sowie mehrfach in Hohlwegen und an Abhängen ist der Löss in einer Weise aufgeschlossen, welche mit seinem Auftreten am Rhein und in Thüringen völlig übereinstimmt. Die schichtungslose, compacte Masse, deren Mächtigkeit nach Bohrversuchen an einem Punkte bis zu 30’ betragen soll, be- sitzt hell isabellgelbe Farbe, ist von feiner mehlartiger Be- schaffenheit, erscheint frei von fremdartigen Beimengungen, nur hin und wieder von sandigen Streifen durchzogen, zeigt einen bald grösseren, bald geringeren Kalkgehalt, führt mehr oder weniger häufig Lösspuppen und enthält auch die bekann- ten, durch Vermittelung von Wurzelfasern entstandenen, klei- nen wurmförmigen Kalkröhrchen. Der beste Aufschluss findet sich bei der Ziegelei südlich vom Judenkirchhof. Der Löss bildet hier in 15 Fuss Mäch- tigkeit die Decke eines ebenfalls 15 Fuss mächtig aufgeschlos- 761 senen, nach Westen und Osten sanft geneigten Lagers von Sand und Kies, welches eine 8 Fuss hoch entblösste Granit- klippe umschliesst. Nahe der unteren Grenze finden sich hier im Löss die bereits erwähnten Helix arbustorum und Succinea oblonga in ziemlicher Menge. Der unterliegende Sand gleicht zum Theil dem gewöhnlichen nordischen Sande vollkommen und enthält neben rothem Feldspath zahlreiche Feuersteinsplit- ter, zum Theil besteht er aber auch fast nur aus Gruss von lausitzer Granit; die oberste Lage, die Grenze gegen den Löss, bildet eine Schicht von mehr oder weniger grobem Schot- ter, der neben mehr eckigen lausitzer Gesteinen (Basalt, Gra- nit, Diorit, Kieselschiefer, Quarzit) auch sehr gerundete Gra- nite mit rothem Feldspath, sowie Feuersteine führt. Conchylien haben sich bis jetzt in diesen Sand- und Schottermassen nicht gefunden, ebenso wenig gelang es mir aber bei dem — freilich nur flüchtigen — Besuche, Kreide-Bryozoen darin zu entdecken. Ueber die speciellere Verbreitung der Lössmassen vermag ich Ihnen fur jetzt Genaueres nicht zu berichten, doch will ich noch bemerken, dass sie sowohl als Ausfüllung von Thälern und Vertiefungen, wie als Decke der Erhebungen der das Grundgebirge bildenden Granitmassen auftreten, und dass die Meereshöhe, bis zu welcher sie hinaufreichen, 700 Fuss und mehr beträgt, während der Neissespiegel bei Görlitz 574 Fuss hoch liegt. 9 6. Verhandlungen der Gesellschaft. l. Protokoll der Mai - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 4. Mai 1870, Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der April- Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt. Als Mitglieder traten der Gesellschaft bei: Herr Dr. Bernuard LUNDGREN aus Lund, vorgeschlagen von den Herren Bryrıch, Eck und Kunty, Herr Oberhuttenmeister GRUMBRECHT in Oker bei Goslar, vorgeschlagen von den Herren A. SCHLÖNBACH, U. ScHLÖNBACH und Eck. Herr Kuntu sprach über den Inhalt der für die Biblio- thek eingegangenen Bücher. Herr G. Rose berichtete von einem geognostischen Pha- nomen, das man jetzt sehr schön in den Sanddunen, den so- genannten Spiessbergen, hinter Moahit bei Berlin sehen kann, die Bildung nämlich der sogenannten Osteocolla in denselben. Herr HoumGrEn, Baumeister und Bauunternehmer, machte ihn darauf aufmerksam und hatte auch die Güte, ihn dahin zu fuhren. Behufs der neuzuerbauenden Eisenbahn, die von Ber- lin über Stendal nach Lehrte und dann weiter nach Oöln füh- ren soll, wird der Sand dieser Dünen abgetragen und als Auf- schüttung fur die neue Eisenbahn im Spreethal benutzt. Es sind dadurch ganze Profile in den Sandhügeln entblösst, in welchen man diese Osteocolla sehr schön sehen kann; sie be- steht aus den vermoderten Wurzeln der Fichten, mit denen früher diese Hügel bestanden waren. An den Wurzeln hat sich der kohlen®aure Kalk abgesetzt, der von den Tagewässern, N | er a RES 6% 763 welche den Sand durchzogen , aufgelöst war. Er zeigt genau noch die Gestalt der Wurzeln; auch die zartesten Fasern sind erhalten, der Wind weht den losen Sand herum weg, sie ragen aus der Oberfläche der Hügel hervor. vollkommen erhalten, der dicke Stamm in der Mitte, die dünnen Fasern zur Seite, was einen merkwürdigen Anblick gewährt. Erhalten kann man diese Fasern nicht, denn-bei der ge- ringsten Berührung zerfallen sie; nur der dickere Stamm er- hält sich und enthält gewöhnlich in der Mitte noch einen Theil der vermoderten Holzmasse. Betrachtet man den weissen erdigen kohlensauren Kalk unter dem Mikroskop, so sieht man, dass derselbe Kreide ist; er hat vollkommen die Structur derselben und besteht aus ganz kleinen Kügelchen, die sich zuweilen zu Ringen vereinigen, wie sie EHRENBERG beschrieben. Dies ist auch ganz dem gemäss, was man über die Bildung des amorphen kohlensauren Kalkes weiss. Schlägt man eine . Auflösung von Chlorcaleium durch eine Auflösung von kohlen- saurem Natron nieder, so erhalt man einen voluminösen Nie- derschlag von kohlensaurem Kalk, der Kreide ist, und aus lauter kleinen Kügelchen besteht, der aber bald zusammen- fallt und sich in kleine Rhomboäder von Kalkspath umändert. Lässt man aber eine Auflösung von kohlensaurem Kalk in kohlensaurem Wasser unbedeckt in einem Glase stehen, so entsteht zweierlei, Kalkspath und Kreide; ersterer an der Decke und letztere am Boden; so auch in den Dünen an den . Wurzeln. — Zuweilen wird der Kalk fester und hat dann ganz das Ansehen von Kalkstein, und das ist noch zu unter- suchen. | Man könnte vielleicht fragen, wo der Kalk herkommt; denn der Sand brauste bei einem Versuche, den der Vortra- gende gemacht hat, nicht mit Säuren, er scheint auch, unter dem Mikroskop betrachtet, aus nichts als kleinen Quarzkörnern zu bestehen, aber das hindert doch nicht anzunehmen, dass der Kalk aus dem Sande stammt; etwas wird er immer ent- halten, und diese geringe Menge wird nach und nach den Wurzeln zugeführt, und so in einem gewiss sehr langen Zeit- raum das bewirkt, was bei reichlicherem Kalkgehalt wer weiss, ob so vollständig, bewirkt werden könnte. Aber diese Ostecolla giebt noch zu einer anderen Beob- achtung Veranlassung, worauf schon KınDLEr vor vielen Jahren NEN EN N TER ee a N RT LER NO N ee NEN N ORT 764 in einer Notiz in PoGGENDORFF’s Annalen aufmerksam gemacht hat.*) In der Nähe der Östeocolla ist der Sand ganz ge- bleicht, während er in mehreren Zollen Entfernung braun ist. KıspoLer erklärt dies dadurch, dass sich durch die Vermode- rung der Wurzeln eine organische Säure, wie Quellsäure, bilde, die das Eisen des Sandes als Oxydulsalz auflöse, das dann von den Wässern aufgenommen und den Wiesen zugeführt würde, wo es Raseneisenstein, Lager von Bohnerz etc. bilde. Die Entfärbung des Sandes um die Osteocolla sieht man sehr schön. — Der ganze Sand erscheint in den entblössten senk- rechten Wänden wie geschichtet, dünne gelbere, eisenreichere Lagen wechseln mit weisseren ab, erstere scheinen etwas fester zu sein, sie ragen an den entblössten Wänden als scharfe Kanten hervor. — Auch sieht man an diesen Wänden eine frühere Oberfläche, wellenförmig gebogen, aber durch schwarze Dammerde bemerkbar, uber welche sich dann später eine stellenweise 12— 15 Fuss mächtige Sandschicht abgelagert hat. Herr Wessky aus Breslau theilte — anknüpfend an die - im 5. Bande, S. 373 der Zeitschrift gegebene Beschreibung der Erzlagerstätten von Kupferberg und Rudelstadt in Schle- sien — der Gesellschaft seine gegenwärtige Ansicht über das Gesetz der Erzführung der daselbst bekannten Kupfergänge mit, welche er aus den bis vor wenig Jahren fortgesetzten, aber leider resultatlos gebliebenen, ausgedehnten Untersuchungs- arbeiten und aus der aus verschiedenen Sammlungen zu- sammengestellten Localsuite des Museums der Universität Breslau gewonnen habe. Hiernach erscheint die Erzführung der Kupfergänge we- niger beeinflusst von dem Alter und der Richtung des ursprüng- lichen Spaltungs-Phänomens, als von der Beschaffenheit des Nebengesteins; es reihen sich nämlich die durch Pingen und Halden kenntlichen, durch Abbau neuerer Zeit notorisch be- kannten, auch wohl noch anstehenden, zur Zeit aber nicht zu- gänglichen Erzmittel in Zonen, welche mit dem Streichen der Schichten zusammenfallen; ausserhalb dieser Zonen lassen sich die Gänge zwar verfolgen, ihre Ausfüllung ist aber uner- heblich und erzarm. *) Pose. Ann. von 1836, Bd. 37, S. 203. Berzeuıus, Jahresbericht 17, S. 210. 769 Als Axe der Hauptzone kann das aus Uralit (Amphibol nach Pyroxen), Quarz, Magneteisenstein, Zinkblende, Schwefel- kies etc. bestehende Lager der Grube Einigkeit (auf der Gang- karte Tafel X. im 5. Bande der Zeitschrift als Gang bezeich- net) am Westende der Stadt Kupferberg angesehen werden, das sich, nach Handstucken zu urtheilen, bis in die Gegend der Grube Felix nach Südosten hinzieht; die dasselbe in je 80 bis 100 Lachter Breite begleitenden Dioritschiefer stehen noch weiter östlich bei der Colonie Neustadt an. Die Erzmittel dieser Zone stehen vorherrschend auf den jüngsten Gängen vom Streichen hor. 5—- 6, und gehören zu ihnen die abgebauten Kies-Stöcke der Grube Einigkeit, ferner das unter dem Stolln noch anstehende Erzmittel des Rosen- stiel-Ganges, dann über eine ganz ungekannte Stelle hinweg, die in etwa 30° Tiefe unter dem Kupferberger Stolln noch anstehenden Erzmittel des Hoffnung- und Seegen-Gottes-Gan- ges, sowie das vollständig verhauene Erzmittel des Felix- Ganges, sämmtlich charakterisirt durch krystallinischen, zur Drusenbildung geneigten Quarz, auf welchem die geschwefelten Kupfererze aufsitzen. Die nördlich dieser geschlossenen Zone befindlichen Gang- vorkommen der Antoinette- und Sonnen-Grube und die der östlichen Baue des Hoffnung-Ganges haben nach den zusam- men gebrachten Halden- Findlingen eine auffallende Aehnlich- keit mit den Anbrüchen der südöstlich gelegenen Baue von Rudelstadt, theils dichte, mit Kupfererzen verwachsene Quarze, den Gängen hor. 8—9 angehörend, theils chloritische von Kalkspath und auch Flussspath begleitete Gangausfüllungen der Gänge von hor. 10— 12; wenngleich räumlich durch eine Partie von Quarz- und Glimmerschiefer getrennt, sind beide Ganggruppen analoge, in demselben Horizonte belegene Er- scheinungen. | Ein dritter, nur wenig bekannter Strich liegt grössten- theils schon auf der Nordost-Seite des Bober-Flusses und steigt nur in der Krümmung desselben oberhalb der sogenann- _ ten Bergmühle in das Thal desselben hinab; er liegt an der Grenze der Dioritschiefer nit den „grünen *, Albit führenden _ Schiefern und geht in diesen mit ihm eine graphithaltige, von _ Dolomiten begleitete Zone parallel, in der gangartig kurze 766 Bleiglanzmittel aufsetzen , gleichfalls ein an einen bestimmten Horizont geknüpftes Erz-Vorkommen. Herr Kunta sprach über Cyathaspis integer. | Herr RAMMELSBERG theilte seine neuen Untersuchungen über den Astrophyllit von Brevig mit. Derselbe enthält 1,37 Procent Fluor, aber kein Wasser. Die Analyse führt zu mir R°’ R'?"R: (Si TI), 0°, enthaltend die Molecule l Rt (Si,Ti)° 0" 3R’ Si O' II Ne 3 Rom De. Ne: f} Samson 2R’SI O0 also normales und Halbsilikat. Vielleicht ist er nach Analogie der thonerdehaltigen Augite und Hornblenden 3(ReRı m) 0": “ Tij Nu SR’ SiO° (normales Silicat). 2BR O0’ | Er ist kein Glimmer. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. ve w. 0. G. Rose. BeYrıcah. Kunth. 2. Protokoll der Juni - Sitzung. Verhandelt Berlir, den 1. Juni 1870. Vorsitzender: Herr Ewa». Das Protokoll der Mai-Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt. TE A ne N N ee er a EN N EEE Et 767 Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr THeopor WoLr, Professor der Mineralogie in Quito, (Ecuador), vorgeschlagen von den Herren G. vom Rath, G. Rose und BerYrichH. Herr Constantın von CHRUSTSCHOFF aus Charkow in Russland, vorgeschlagen von den Herren F. Rormer, EwaALp und Eck. Der Vorsitzende theilte der Gesellschaft mit, dass die kaiserliche Akademie in Wien laut einer eingegangenen An- zeige folgende Preisaufgabe ausgeschrieben habe: „Es sind möglichst zahlreiche Beobachtungen der Härte an Krystallen auszuführen, wo möglich um das Gesetz der Härte- Aenderungen an einem Krystalle aufzufinden, die Beziehungen dieser Aenderungen zur Theilbarkeit unumstösslich festzustellen, und dieselben auf absolutes Maass zu reduciren.“ Der Einsendungstermin der Bewerbungsschriften ist der 31. De- cember 1871; die Zuerkennung des Preises von 1000 fl. ö. W. findet eventuell in der feierlichen Sitzung der Akademie am 30. Mai 1872 statt. Derselbe legte ferner einige seitens des Königl. Handels- ministeriums der Gesellschaft übersendete Mittheilungen uber Temperaturbeobachtungen in den Bohrlöchern von Sperenberg und Rheme vor, welche in der Zeitschrift veröffentlicht wer- den sollen. Herr GurLT sprach über den Norit in Närödal in Nor- wegen unter Vorlage einer Reihe von Belegstucken. Herr Wenpine legte ein Stück Blei von der Friedrichs- hütte vor, ein Product der Zinkentsilberung, welches auf sei- ner Oberfläche eine eigenthumliche Absonderung gestrickter Krystalle des regulären Systems zeigt. Diese Krystalle treten kurz vor dem Erstarren plötzlich an die Oberfläche und zeigen sich nach jedem Umschmelzen in gleicher Weise. Herr Beyriıca legte einige Porpbyrgerölle aus dem oberen Rothliegenden westlich von Ilfeld vor, deren Feldspathkrystalle in ein weisses, schuppiges, schon mit den Fingern in kleine 49” 768 Blättchen zerdruckbares, in Säuren nicht lösliches, glimmeriges Mineral umgewandelt sind. Derselbe theilte ferner den Inhalt eines Briefes des Herrn LAspEYREs mit (siehe S. 758). Herr Ewarn legte einige Dünnschliffe von Rogensteinen vor. Die letzteren enthalten bekanntlich in einer sandig-thoni- gen Grundmasse Kalkkügelchen, die aus Faserkalk bestehen und ausserdem kuglig abgesondert sind. Die einzelnen Scha- len werden durch kleine T'honmassen von einander getrennt, in Folge wovon in einem Dünnschliff helle und dunkle Ringe zu bemerken sind. Die Fasern sind viel schwerer und ge- wöhnlich nur auf einem angewitterten Durchschnitte erkeun- bar. In manchen Rogenstein-Schichten dagegen liegen in einer gleichen Grundmasse runde Kalkkörner, welche keine faserige Structur besitzen, sondern aus lauter kleinen Rhomboedern zusammengesetzt sind. Wahrscheinlich ist es wohl, dass auch diese Kugeln ursprünglich faserig waren und erst in Folge einer Umwandlung die spathige Beschaffenheit angenommen haben. Die Thonmasse wurde hierbei ebenfalls dislocirt und findet sich nunmehr unregelmässig zwischen den Rhombo&edern vertheilt. Viele Rogensteine sind dolomitisch, und es ist mög- lich, dass diese besonders zu einer solchen Umwandlung hin- neigen. Gewöhnlich zeigen die Rogensteinkörner kleine Halb- kugeln auf ihrer Oberfläche. Ihre Durchschnitte lassen theils Kreise ohne Erhabenheiten , theils Kreise mit dergleichen be- obachten, welche letzteren indess durch die darauf folgenden Kalklagen ausgeglichen werden. Nachdem dies geschehen, folgt wiederum eine Schicht mit Erhabenheiten, welche wie- derum durch die darüber liegenden Kalklagen ausgeglichen werden u. s. f£ Es ist wahrscheinlich, dass ein ungleich- mässiger Absatz des Thons zwischen einzelnen Schalen zu den erwähnten Erhabenheiten die Veranlassung giebt. Herr Kustu sprach über die Beziehungen des Limulus Decheni. Zısck. zu den lebenden Arten derselben Gattung. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. EwaAup. BeEYrıcH. Eck. 769. 3. „Protokoll der Julı - Sitzung. Verhandelt Berlin. den 6. Juli 1870. Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der Juni-Sitzung wurde verlesen und ge- nehmipgt. Der Vorsitzende legte die fur die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher vor. = Derselbe gab der Gesellschaft Kenntniss von dem Inhalt eines Briefes des Herrn F. SAnDBERGER (siehe S. 758). Herr Kosmans sprach über die chemische Zusammensetzung zweier von ihm analysirten Frischschlacken. Herr RAuMELSBERG sprach über die in der Zeitschrift der Gesellschaft (Bd. 22, S. 415) in Uebersetzung mitgetheilte Abhandlung Dausker’s über die künstliche Darstellung von Meteoriten. Er wies darauf hin, dass die künstliche Darstel- lung des Singulo- und Bisilikats (Olivins und Augits) längst bekanut sei, die Synthese von Meteoriten, die allein aus bei- den bestehen, mithin selbstverständlich sei. Es handle sich also nur um die Meteoreisen enthaltenden, und hier haben Dausk£ee’s Schmelzungsversuche mit denselben die vom Vor- tragenden in letzter Zeit auf analytischem Wege gefundene Thatsache, dass das unzersetzbare Silikat der Chondrite keinen Feldspath enthalte, sondern lediglich Augit (Broneit) sei, sehr gut bestätigt. Derselbe erklärte, weshalb der eisenhaltige Oli- vin beim Schmelzen unter Abscheidung von Eisen in fast eisenfreien Enstatit sich verwandle, und besprach die irrige Ansicht Dausr£r’s über die Rolle der Thonerde in dem Bisi- likat. Es wurde die grosse Analogie der Silikatmischung der Meteoriten und ihr Chromeisenerzgehalt mit dem Olivinfels hervorgehoben. Der Vortragende hat kürzlich die einzelnen Gemengtheile der Olivinbomben vom Dreiser Weiher in der Eifel analysirt. Er besprach das Vorkommen des Gesteins in Basalten und Trachyten, wies aber zugleich auf das Vorhan- densein der einzelnen Mineralien des Gemenges in beiden Ge- steinen him Er gedachte ferner der 1853 von GUTBERLET aus- gesprochenen Ansicht, dass der Olivinfels ein fremder Ein- schluss im Basalt sei, führte die entgegenstehenden Gründe en benutzt und in dem Kern dei a zunehmender Dichte geordnete Reihenfolge zum metallischen Eisen annimmt. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. vr "we 008 G. Rose. Beyrıch. Eck. Druck von J. F. Starckein Berlin. x a ee. Zn Fe Zieitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 4. Heft (August, September und October 1870). A. Aufsätze l. Ueber wenig bekannte Crustaceen von Solenhofen. Von Herrn A. Kountn in Berlın.*) Hierzu Tafel XVII. und XVII. Dass in den petrefactenreichen Schiefern von Solenhofen noch andere Crustaceen als die leicht erkennbaren langschwän- zigen Krebse und die nicht minder charakteristischen Arten der Gattung Limulus vorkämen, scheint bereits DESMAREST gewusst zn haben. In seiner „Histoire naturelle des crustaces fossiles, 1822“ sagt er p. 138 darüber Folgendes: „L’une (der beiden bekannten fossilen Arten von Isopoden) est de forme plus al- longee que l’autre et a &t& trouvee dans un fragment de pierre calcaire a grain fin, analogue sous ce rapport & la pierre de Pappenheim, mais dont nous ignorons l’origine. Nous lui don- nons le nom Sphaeroma antiqua.* Bei der Unbestimmtheit dieses Ausdruckes einerseits, und andererseits weil im lithographischen Schiefer mehrere andere den langschwänzigen Krebsen nicht zuzuzählende Formen vorkommen, dürfte der alte Name Sphae- roma antiqua keine Existenzberechtigung mehr besitzen, ganz abgesehen davon, dass der Fundort sogar unsicher ist. Dem um Deutschlands Petrefactenkunde so hoch verdien- ten Grafen Munster verdanken wir auch über die vorliegenden Geschöpfe die ersten näheren Nachrichten. Im dritten Hefte *) Der Herr Verfasser wurde durch den Ausbruch des Krieges ver- hindert, eine letzte Durchsicht der Abhandlung vorzunehmen. D. Red, Zeits. d.D. geol. Ges. XXJJ, 4. 50 der „Beiträge zur Petrefactenkunde, 1840“ finden sich p. 19 bis 23 und t. 1., £ 1—8 und t. 3., f.9 schon sieben „Isopoden“ beschrieben und abgebildet, welche folgende Namen tragen: Sculda pennata Alvis octopus Urda rostrata Urda decorata Urda cincta Urda elongata Norna lithophila. © Diesen Arten fügte Münster 1842 (Heft V.,.p. 77, t. 9, f. 10) noch eine neue Art hinzu: Reckur punctatus, und auf der folgenden Seite des Heftes beschreibt er (p. 48, t. 14, f. 5) einen neuen „langschwänzigen Krebs“, von dem es ihm indessen zweifelhaft ist, ob er „vielleicht zu den Iso- poden * gehören möge: E72 Naranda anomala. Im Jahre 1846 hat Hermann v. MEYER in LEONHARD und Bronw’s Jahrbuch die Notiz gegeben, dass ihm eine neue Species der Gattung Reckur zu Händen gekommen sei; er be- sehreibt sie dort noch nicht, sondern benennt sie nur: Reckur affinis. Später hat er sie Palaeontographica Bd. 4, t. 10, f. 2 be- schrieben und abgebildet. In Bronn’s „Nomenclator, 1848“ finden sich nun die vor- hergehenden Namen mit folgenden Bemerkungen: Sphaeroma antiqua = sp. Isopod.? Sculda pennata = ? Stomatopod. gen. foss. Alvis octopus = Decapodis sine dubio adscribendum ? Urda = ? Stomatopod. gen. foss. Norna = ? Stomatopod. gen. foss. Reckur = Stomatopod. gen. foss. Naranda = Stomatopod. gen. foss. In Geisitz’ „Grundriss der Versteinerungskunde, 1846“ finden sich einige von BURMEISTER aufgestellte Behauptungen, die indessen nur nach den Münster’schen Abbildungen aufge- 773 stellt zu sein scheinen. Dieselben sind in Folge dessen mei- stens unrichtig. QUENSTEDT, „Handbuch der Petrefactenkunde, 1. u. 2. Auf- lage, 1852 u. 1867“, erwähnt Naranda, Alvis und Urda unter den Stomatopoden, während er Sculda und Reckur bei den Isopoden aufführt. In gleicher Weise erwähnt diese Thiere FRISCHMANN im „Versuch einer Zusammenstellung der bis jetzt bekannten fossilen Thier- und Pflanzen - Ueberreste des litho- graphischen Kalkschiefers, 1853.* GIEBEL fügte diesen noch die Art Buria rugosa (Zeitschr. für die gesammten Naturwissenschaften, 1867) bei, welche nichts Anderes ist als Sculda pennata MONSTER. So hat man denn folgende Namen: Sphaeroma antigqua Desn. Sculda pennata Münst. Alvis octopus MünsT. Urda rostrata MUnsT. Urda decorata MUnsT. Urda cincta MünsT. Urda elongata MUNST. Norna lithophila Münst. Reckur punctatus MÜNST. 10. Naranda anomala Münst. ll. BReckur affinis MEYER. 12. Buria rugosa GIEBEL. SUR EBD Die im Jahre 1862 erschienenen paläontologischen Mit- theilungen von OPrrEL haben zunächst einiges Licht über diese Thiere verbreitet. Da dem Verfasser, dessen Genauigkeit der Beobachtungen jedem bekannt ist, die Munster’schen Originale vorlagen, so durfte wohl niemand in die Bemerkungen des- selben Zweifel setzen. Alvis octopus ist nach ihm p. 43 ein unvollständiger Pseud- astacus. Norna lithophila gehört p. 84 in die Nähe von Meco- chirus. Die vier Arten Urda werden als zu einer einzigen gehörig erwähnt und die Zusammengehorigkeit von Urda und Reckur in eine Gattung angemerkt, so dass nach Weglassung der Na- men Sphaeroma antiqua und Buria rugosa noch fünf Namen 90* EST Te BR ER ET ER SI Te Eh BET REN NETERETT TER RI Fe Ga EEE FR ORS ERS WS ER ak RR 774 übrig blieben, welche eine Einreihung in das System erwarten. — Im Verlaufe der Arbeit hoffe ich nachzuweisen, dass von diesen Nuranda anomala als ein sehr schlecht erhaltenes, wohl zu den Decapoden gehöriges Thier auszusondern ist und dass von den übrigbleibenden Namen Urda rostrata mit Reckur affi- nis ident ist. Ich werde weiter einige neue Arten aufstellen, so dass ich folgende zu unterscheiden vermag: l. Stomatopoda. Sculda pennata, Sculda spinosa, Sculda pusilla. 2. Isopoda. | Urda rostrata, Urda punctata, ? Aega sp. | Das Material wurde mir theils von Herrn Professor ZiıTTEL, welchem ich dafür zu besonderem Danke verpflichtet bin, aus der Münchener paläontologischen Sammlung geliehen, theils gehört es der Berliner Universitäts-Sammlung an. Sculda pennata Musst. Taf. XVII., Fig. 1, 2, 3. Beitr. IH. 19, t. 1, £. 7, 8 (non £, 6). Qussst. Handb. 275. Das Aussehen der Thiere ist je nach der Lage, in wel- cher sie sich befinden, äusserst verschieden. Die Gestalt der- selben hat bewirkt, dass sie stets entweder auf dem Rücken oder Bauch liegen, niemals finden sie sich auf der Seite. In- dessen variirt die Gestalt noch bedeutend, je nachdem die An- hänge des vorletzten Segments aus einander gefaltet oder zu- sammengelegt sind, je nachdem das T'hier mit dicht über ein- ander geschobenen Segmenten oder mit mehr gedehntem Kör- per vor uns liegt, je nachdem der Kopf-Brusttheil mehr oder weniger zusammengedrückt ist. Scharfe Messungen sind daher von sehr zweifelhaftem Werthe, da man trotz derselben zu ab- soluten Verhältnissen der gegenseitigen Körpertheile kaum kommt (es ist dies nicht nur bei den uns vorliegenden Thieren so, sondern bei allen denen, deren Körperbeschaffenheit eine Verschiebung der einzelnen Theile leicht ermöglichte, beson- ders bei Fischen, bei welchen manche Paläontologen auf ge- messene Verhältnisse einen übertriebenen Werth zu legen schei- nen). Die unten gegebenen Messungen sollen daher auch nur 7 im Allgemeinen über die Grössenverhältnisse orientiren. 773 Wichtiger als diese schnell erkennbaren Verhältnisse ist eine Verschiedenheit der Erscheinung, die durch die verschie- dene Spaltungsart des Schiefers hervorgebracht ist. Man kann von einem und demselben Thiere vier verschiedene Bilder erhal- ten, nämlich die Rückenansicht und Bauchansicht, und wenn das Thier mitten durch gespalten ist, die Rucken- und die Bauchansicht so zu sagen von innen. Hierauf muss man besonders Rücksicht nehmen, da an einem und demselben Stuck mitunter zwei Erscheinungsweisen (z. B. Rückenansicht von aussen und Bauchansicht von innen) gleichzeitig vorkommen. Hat man eine Ansicht von oben vor sich, so unterscheidet man leicht drei Theile: 1) den Rückenschild mit einigen vor ihm liegenden Theilen, 2) die Segmente des Thorax und Ab- domen, 3) die Schwanzflosse. 1. Der Rückenschild mit den vor ihm liegenden Theilen. Vor dem Ruckenschilde sieht man fast bei allen Stücken eine ungefähr gleichseitig dreieckige Platte. Dieselbe ist durch eine deutliche Furche vom Rückenschilde abgesetzt. Von der vorderen Spitze laufen zwei Leisten nach der Basis, welche ein gleichschenkliges Dreieck einschliessen. An der Basis biegen sie sich seitlich um und verlaufen in die schwach leistenformig angeschwollenen Seitenränder. In dem von ihnen - eingeschlossenen gleichschenkligen Dreiecke zeigen sich zwei kurze Leisten und zwischen ihnen an der Basis ein kleiner Höcker. Diese Platte ist das Rostrum der Stomatopoden. Der Rückenschild hat im Allgemeinen die Form eines symmetrischen Paralleltrapezes. Der Vorderrand hat jederseits einen Einschnitt, so dass die Vorderecken in stumpfen Spitzen vorspriugen. Die Seitenränder sind schwach auswärts gebogen, während der Hinterrand einen einspringenden Bogen bildet. Durch ein System von Furchen ist der Schild in mehrere Re- gionen getheil. Zwei Längsfurchen theilen ihn zunächst in eine mittlere und zwei seitliche Regionen. Sie beginnen an den Einschnitten des Vorderrandes und verlaufen den Seiten- rändern ungefähr parallel nach dem Hinterrande. Die mittlere Region wird durch eine Querfurche in eine vordere mitt- lere und hintere mittlere getheilt. Diese Querfurche ver- lauft im hinteren Drittel des Rückenschildes bogenförmig mit 776 der Convexität nach hinten. Die hintere mittlere Region zeigt noch zwei Furchen, welche an der Querfurche beginnen und nach den hinteren Enden der Längsfurchen laufen; sie schnei- den von dieser Region seitlich zwei Dreiecke ab. Die Querfurche setzt nun aber auf die seitlichen Regionen fort und verschwindet erst gegen den Seitenrand allmälig. Sie wird auf der seitlichen Region von einer kurzen Furche durch- kreuzt, so dass diese beiden eine X förmige Zeichnung bilden. Es entsteht auf diese Weise ein kleines Dreieck unmittelbar an der Längsfurche, welches von dieser und den beiden eben erwähnten begrenzt wird. Der ganze Schild ist mit einer zierlichen Skulptur bedeckt, welche in feinen Leisten und einigen Höckern besteht; die Leisten haben im Allgemeinen Längsrichtung. Ihre Anordnung zu beschreiben würde sehr weitläufig sein und kaum viel nutzen, da ein Blick auf die Figur vie) schneller zum Ziele führt. Es sei bemerkt, dass sich bei der starken Zusammendruckung der Stucke in Bezug auf die Länge der Leisten wohl ein Irrthum eingeschlichen haben kann. — Der bogenförmig ausgeschnittene Hinterrand erscheint dadurch, dass die Leisten ein wenig vor- springen, gezackt, und zwar unterscheidet man in der mittleren Region 7 grössere Stacheln alternirend mit 8 kleineren, in jeder seitlichen 3, von denen der eine die hintere Ecke bildet. Bei einigen der vorliegenden Exemplare zeigen sich nun noch am vorderen Rande zwischen der dreieckigen Platte und den seitlichen Regionen des Rückenschildes gegliederte An- hänge (Antennen etc.), von welchen ich aber erst bei Betrach- tung der Unterseite sprechen will, da sich hier die wahre Na- tur dieser Anhänge zeigt. Ebenso sind mitunter die Seiten- ränder des Rückenschildes durch gewisse von der Unterseite vorgepresste Theile in eigenthümlicher Weise verunstaltet, und es halt dann schwer, sich über ihren Verlauf zu vergewissern. 2. Die Segmente des Thorax und Abdomen (exel. Schwanzflosse). Bei einigen wohlerhaltenen Exemplaren zählt man vom Hinterrande des Rückenschildes bis ans Schwanzende (die Schwanzflosse also mitgerechnet) 10 Segmente, so dass das lte Segment, welches hinter dem Rückenschilde sichtbar wird, von vorn an gerechnet, das 12te Segment des Kör- pers ist. — Bei einem Stuck, an welcher der hintere Theil des Rückenschildes weggesprungen ist, sieht man zwar noch einige vor dem 12ten liegende Segmente, allein es scheint sicher, dass bei normaler Lage des Thieres kein vor dem 12ten liegendes Segment hinter dem Ruckenschilde sichtbar wird. Zuweilen zählt man auch nur 9 Segmente vom Hinter- rande des Rückenschildes aus, allein in diesem Falle zeigen die Segmente immer eine starke Zusammenschiebung nach vorn, so dass ich das nicht für normal halte. — Vom 12ten bis zum ldten Segment nimmt die Breite und Länge der Segmente allmälig zu, so dass, während das 12te Segment etwa die Breite der mittleren Region im Ruückenschilde hat, das 15te in der Breite wenig hinter dem ganzen Schilde zurückbleibt. Vom ldten bis 19ten Segmente hingegen bleibt sowohl Länge als Breite gleich, und zwar ist die Länge etwa ein Viertel der Breite. Das 12te Segment ist glatt und zeigt auf seiner Oberseite nur zwei Querleisten, von denen die vordere im vorderen Drit- tel verläuft und, ehe sie die Seitenränder erreicht, sich im stumpfen Winkel nach vorn biegt und unter dem Hinterrand des Ruckenschildes verschwindet. Die hintere verläuft quer über das Segment im hinteren Drittel. Das 1l3te Segment zeigt ebenfalls diese hintere Leiste, allein auf seinem vorderen Theile bildet sich eine zierliche, aus kleinen stachelig endenden Leistehen bestehende Skulptur aus. Diese Leisten bilden einen quer über dem Segment laufenden Kamm, dessen beide Enden kürzere Stacheln tragen, während gegen die Mitte hin die Länge derselben zunimmt. Ich zähle etwa 24—-30 Zacken. Das l4te Segment hat die hintere Leiste nicht mehr; da- gegen gewinnt der Kamm an Grösse und Zahl der Stacheln; es zeigen sich zwischen 34 und 38 Stacheln, welche alterni- rend gross und klein zu sein scheinen. Ausserdem unterschei- den sich seine Seitenränder von denen der vorbergehenden Segmente dadurch, dass sie mit einem Stachel uber das fol- gende Segment uberzugreifen scheinen, während die der vor- hergehenden Segmente einfach gerundet sind. Vom ldten bis zum 19ten Segment zeigt sich im Bau eine fast vollständige Uebereinstimmung. Die Segmente w£r- den vorn und hinten von zwei parallelen, in der Mitte etwas rückwärts gebogenen Linien begrenzt. Seitlich sind sie durch zwei gerade Linien abgeschnitten, welche in einem Dorn enden, 778 Die Skulptur jedes Segments besteht aus zwei Kämmen, die quer über das Segment laufen. Es mögen in jedem 36—40 Dornen stehen. Von diesen Dornen bilden sich drei zu grösseren Leisten aus, welche fast der ganzen Länge nach über das Segment verlaufen: einer in der Mitte und zwei nahe den Seiten. Die letzteren schneiden zwei kleine seitliche Anhänge ab, auf welche nur die Skulptur des oberen Kammes fortzu- setzen scheint. Es mögen 3 oder 4 Zähne auf denselben vor- kommen. Da diese seitlichen Theile zum Theil nach unten herumgreifen, so sind sie bei der Zusammendrückung nur in seltenen Fällen seitlich ausgebreitet worden; meist zeigen sie sich auf der Unterseite. Das 19te Segment, obwohl in der allgemeinen Anlage durchaus mit den vorhergehenden uberein- stimmend, zeigt an seinem Hinterrand und an seinen seitlichen Anhängen einige Modificationen der Form, welche offenbar be- dingt werden durch die Nothwendigkeit, der Schwanzflosse eine grössere Beweglichkeit zu geben, als den vorhergehenden Segmenten. 3. Die Schwanzflosse. Ganz verschieden in Form und Ornamenten zeigen sich das 20te und 21te Segment, welche zusammen die Schwanz- flosse bilden. Das 20te Segment ist: schmäler geworden als das 19te und anstatt eines kleinen einfachen, fest verbundenen seitlichen Anhanges trägt es eine grosse complieirte, durch Gelenk verbundene Flosse. — Um von derselben ein vollstän- diges Bild zu erlangen, ist es nöthig, Ober- und Unterseite gleichzeitig zu betrachten. Mit dem 2Oten Segment verbunden ist zunächst ein eigenthümlich gestalteter Anhang, welcher un- gefahr die Länge des 21ten Segmentes hat. — Man könnte diesen Anhang am besten vielleicht mit einem Dolch vergleichen, dessen Griff abgebrochen und dessen Klinge und Querstange sehr breit sind, letztere werde ich den Basaltheil des An- hangs nennen. In den Ecken zwischen Basaltheil und Klinge sind durch Gelenk zwei lancettliche Platten eingefügt, eine äussere und eine innere, welche sich so bewegen können, dass sie sich über die Klinge des Dolches schieben und ihn von oben verdecken. Der ganze Anhang kann unter das -2lte Segment geschoben werden. Der Basaltheil hat eine schwer zu beschreibende Form, 779 Die Klinge ist sehr spitzig und von ihrer Basis läuft bis zur Spitze längs der Mitte eine Leiste. Wenig vor der Spitze findet sich an der Aussenseite der Klinge eine kleine, leicht zu übersehende Auxiliarspitze. Die äussere lancettliche Platte ist ebenso lang wie die Klinge; sie hat am Innenrande eine bis zur Spitze verlaufende Leiste. Der Aussenrand trägt eine Anzahl beweglicher Stacheln von lancettlicher Form, welche in bogenformige Aus- schnitte der Platte eingelenkt sind. Die Auzahl dieser Stacheln scheint bei den verschiedenen Grössen zwischen 14 und 15 zu variiren. Jedenfalls ist der hinterste Stachel der grösste, dann folgen zwei kleinere, der nächste ist fast so lang wie der hinterste, und von da nehmen sie bis an den Basal- theil an Grösse ab. Die innere lancettliche Platte ist ähnlich gestaltet wie die äussere; aber sie trägt keine beweglichen Stacheln, sondern ihr Innenrand ist sägeartig ausgezackt. Man zählt bei den verschiedenen Grössen 12 Zähne. In der Mitte der Oberseite läuft auf ihr eine Leiste bis in die Spitze. Was die Skulptur des 20ten Segments anbelangt, so ist kein Stück vorhanden, welches dieselbe in sehr gutem Zustande zeigte. Indessen scheint sicher, dass sich auf ihm nur ein Kamm ausbildet und dass die Zacken nur etwa in der Anzahl von 17 alternirend, gross und klein, sich auf demselben zeigen. Der Hinterrand des 20ten Segments ist behufs grösserer Be- _ weglichkeit des 21ten eigenthümlich ausgeschnitten. Das 21te' Segment ist von halbkreisförmiger Gestalt. In Bezug auf seine Skulptur gilt das vom vorigen Gesagte. So gut ich dieselbe habe entziffern können, ist sie in der Zeichnung gegeben. Wohl erhalten ist indessen der Hinterrand, welcher ähnlich wie die äussere Platte des Anhangs am 20ten Segment be- wegliche Stacheln in bogenförmigen Einschnitten trägt. Die nach hinten gerichteten Spitzen der Bögen sind z. Th. deut- liche Zähne. Was die Grösse der beweglichen Stacheln an- betrifft, so befinden sich jederseits der Mitte zunächst ein grosser, dann vier kleinere etwa gleich grosse, dann ein grösserer und von dem aus noch drei an Grösse allmälig abneh- mende; der letzte liegt dem Ende näher, als der Hinterrand des Basaltheiles am Anhang des 20ten Segments. Jeder die- ser beweglichen Stacheln hat eine lancettförmige Gestalt. Auf der Oberseite sieht man einen niedrigen Saum jeden Stachel \ 780 begrenzen, welcher von einem gerundeten Kiel auf der Mitte des Stachels scharf abgesetzt ist. Dieser Kiel beginnt an der Basis des Stachels und verläuft bis in die Spitze desselben. Auf der Unterseite entspricht dem Kiel eine Furche. Hat man eine Ansicht von der Bauchseite, so kann man ebenfalls die drei erwähnten Haupttheile unterscheiden. 1. Der Ruckenschild mit den vor ihm liegenden Theilen. Die allgemeine Form dieses Theils zeigt sich bei der Be- trachtung von unten wenig verschieden von der oberen Ansicht. Man sieht auch hier meist die dreieckige Platte vor dem Rücken- schilde, allein bei gut erhaltenen Exemplaren wird sie von einigen Schalstucken verdeckt. Zu diesen gehört zunächst Das Ite Segment oder das Augensegment. — Dasselbe hat eine elliptische Gestalt, deren vorderer längerer Rand in der Mitte eingeschnitten ist; senkrecht zu dem Einschnitt läuft eine mediane Längsleiste, welche rechts und links neben sich eine dreieckige Grube hat. Von den Augen selbst ist an keinem Stücke auch nur eine Spur bemerkt worden. Das 2te Segment ist bedeutend grösser als das vorher- gehende. Die Medianleiste des ersten setzt sich auf das 2te fort und hat am hinteren Rande ebenfalls zwei Gruben neben sich. An diesem Segmente müssen die inneren Antennen sitzen. Obwohl ich dieselben an keinem Stücke in directer Verbin- dung mit dem Segment gesehen habe, so liessen sie sich doch unmittelbar vor demselben an einigen Stücken auffinden. In- dessen waren das so feine Organe, dass die Fossilisation ihre Beschaffenheit in hohem Grade verwischte. An keinem Stucke kann man die einzelnen Glieder der Antennen erkennen, und nur an einem gewinnt es den Anschein, als ob sich die An- tenne am Ende in mehrere Zweige spalte. Vom öten Segment gewahrt man nur eine stumpfwin- kelig geknickte Linie am Hinterrande des 2ten. Dieses Segment muss die äusseren Antennen tragen, und obwohl auch sie an keinem Stucke vollständig beobachtet wurden, so konnten sie doch durch verschiedene Beobachtungen ziemlich vollständig 781 reconstruirt werden. Das Basalglied ist undeutlich und ziem- lich dick; auf dasselbe folgt ein kurzes Glied, welches an seinem oberen Ende eine kreisförmige kleine Scheibe zu tragen scheint; an diese schliesst sich eine eiförmige Lamelle, welche am ganzen Rande mit feinen beweglichen Härchen versehen ist; in der Nähe der kleinen kreisförmigen Platte kommt (nach innen von der eiförmigen Lamelle) ein dünner, peitschenförmi- ger, zu der Antenne gehöriger Fortsatz heraus, welcher mit- unter ein- oder zweimal geknickt ist; ob die Knickungen Glie- dern entsprechen oder zufällige Bildungen sind, steht dahin. Das ]te und 2te Segment, sowie die Antennen kommen auch haufig bei der Rückenansicht zum Vorschein; sie liegen dann in der Regel zwischen der dreieckigen Platte und den vorde- ren Ecken des Rückenschildes. Besonders häufig ist die eiför- mige Lamelle der Antennen erhalten, welche mitunter den Ver- lauf der Seitenränder in der Ruckenansicht etwas verdunkelt. Die seitliche Begrenzung des Ruckenschildes wird durch einige Glieder gebildet, welche ich für die Raubfüsse balte. Ich werde weiter unten aus einander setzen, warum es keinem Zweifel unterworfen sein kann, dass die vorliegenden Geschöpfe zu den Stomatopoden gehören, und wenn man das zugegeben haben wird, kann man diese Glieder für etwas anderes nicht ansprechen. Wer recente Exemplare von Stomatopoden in Händen gehabt hat, wird sich dann auch nicht wundern, dass diese an den lebenden so charakteristischen Raubfusse bei unserem Erhaltungszustande wenig erkennbare Merkmale lie- fern. Denn im Tode zieht das Thier die Füsse an, und dann passen bei den Stomatopoden alle Glieder in so vorzuüglicher Weise an- und ineinander, dass, wenn man sich die Thiere zusammengedrüuckt denkt, man von vornherein Bilder erwarten muss, die den unseren ähnlich sind. Am leichtesten erkenn- bar sind das Endglied und das diesem vorhergehende. Sie bilden zusammen einen spindelförmigen Körper, der mehrere Längsfurchen zeigt. Das Glied, welches diese beiden trägt, ist an manchen Stucken auch noch undeutlich erkennbar; es zeigt ähnliche Skulptur wie die beiden erwähnten. Die Mitte des Rückenschildes zeigt nur die Anhänge des Aten bis Ilten Segmentes in einen wusten Knäuel zusammen- geballt, in dem man einige Glieder deutlich zu erkennen ver- geblich sich bemüht. Nur auf einem Stücke ist dieser Knäuel a ae En, is aL auf der Gegenplatte sitzen geblieben und nach diesem Stücke habe ich meine Figur gezeichnet, welche die Lage des Tten bis Ilten Segmentes zeigt. Ein kleines Stück über dem Tten Segment an der rechten Seite des Thieres hat die Lage und auch wohl die Form, welche bei den Stomatopoden die Man- dibeln zu haben pflegen. Was dagegen zwei andere Stücke bedeuten, die weiter vorn liegen (k) und nach vorn in einem stumpfen Winkel zusammenstossen, daruber habe ich keine auch nur einigermaassen sichere Vermuthung. Zuweilen sind alle die eben hier beschriebenen unteren Theile weggesprun- gen, so dass dann der Rückenschild von der Innenseite sicht- bar wird. Alle Leisten und Höcker der Oberseite erscheinen dann als vertiefte Linien und Punkte. 2. Die Segmente des Thorax und Abdomen (excl, Schwanzflosse). Die Segmente 12—14 zeigen auf der Unterseite keine besondere Skulptur. Die Skulptur des 12ten ist oben und un- ten fast dieselbe, und das l3te und l4te zeigen vorn einen kleinen stumpfen Winkel und im hinteren Drittel eine dem Hinterrande des Segments fast parallele Linie. Diese drei Segmente tragen bekanntlich bei den Stomatopoden die Beine. An unseren Exemplaren ist es mir nun nicht gelungen, auch nur eine Spur dieser Organe zu finden; ja noch mehr, ich habe auch nicht einmal die Ansatzstellen derselben entdecken können. Aus diesem Verhalten wird man schliessen mussen, dass die Beine von ungewöhnlich zarter Beschaffenheit waren, und es ist diesein Umstand, der auch unter den lebenden Stomatopo- den keineswegs ohne Analogon ist. Die Segmente 15 —19 sind von gleichem Bau. Auf den beiden Seiten sieht man, wie ich oben auseinandergesetzt, meist den seitlichen Theil der Rückenschale umgeklappt über die Bauchseite ein Stück weg- greifen. Nach vorn und hinten wird jedes Segment durch eine etwas nach rückwärts gebogene Linie begrenzt. Diese Linie wird von einer schwachen Leiste gebildet, welche zu dem von ihr nach hinten liegenden Segment gehört. Hinter dieser Leiste zeigt sich auf jedem Segment eine brillenformige Zeichnung. Die beiden ovalen Augen der Brille sind die Stellen, an denen e „falschen Fusse* angewachsen sind; sie sind von einer gebogenen Leiste umsäumt, welche sich oben und unten in 783 eine wellenförmige Linie von einer Anwachsstelle zur anderen hinziebt. In der Mitte dazwischen findet sich ein kurzer me- dianer Vorsprung. Nach hinten wird die brillenformige Zeich- nung begrenzt durch eine nach vorn gebogene Leiste. Zwi- schen ihr und der Begrenzungsleiste des nächsten Segments liest ein ebener, spindelförmiger Raum: die Gelenkfläche, über welche sich das folgende Segment bei Krümmung des Abdo- mens wegschiebt. — Die Form der falschen Füsse ist zwar an keinem Stucke genau erkennbar, indessen ihre Existenz kann kaum an einem die Bauchseite zeigenden Stücke über- sehen werden. Die Härchen, welche an den Endplatten sitzen, liegen immer in Menge umher. Das Basalstück der falschen Füsse habe ich an keinem Exemplar erkennen können; hingegen war es an einem Stücke möglich, etwas über die Form der beiden Lamellen, welche an ihm ansitzen, zu erfahren. Sie liegen (Taf. XVII., Fig. 2) auf dem 20ten Segment auf und haben die gewöhnliche Form. Die äussere ist wie bei den lebenden etwas länger als die innere und der ganze Rand ist mit feinen Härchen umsäumt. 3. Die Schwanzflosse. Ueber das 20te und 21te Segment und ihre Anhänge habe ich oben bereits das Meiste gesagt. Das 20te Segment zeigt sich von unten gesehen in ganz anderer Gestalt als die vorhergehenden. Da es keine falschen Füsse trägt, so fehlt ihm die brillenförmige Zeichnung und es besitzt nur eine aus mehreren Vertiefungen bestehende Skulptur, Am Vorder- und Hinterrande begrenzt eine erhabene Linie ein halbspindelförmiges Feld. Das hintere dieser Felder trägt in der Mitte einen Höcker und endigt nach hinten in 3 Spitzen, weiche über das folgende Segment hinweggreifen. Seitlich zeigt dieses Segment die Einlenkungen der Anhänge, welche von unten gesehen zwar etwas anders erscheinen als von oben, allein gross ist die Verschiedenheit nich. Am meisten wird sie dadurch hervorgebracht, dass die Klinge des Anhangs hier natürlich einen Theil der lancettlichen Platten verdeckt, wäh- rend es vom Rücken her gesehen sich umgekehrt verhält. Das 21te Segment zeigt im Umfange keine Abweichung von der Rückenansicht. Unmittelbar hinter der mittleren Spitze des 20ten Segments und zum Theil von ihr bedeckt zeigt sich eine kleine kreisförmige Stelle, die von einer Leiste umgeben ist. Es ist der After. Ausserdem findet sich eine aus Höckern gebildete Skulptur, welche die Zeichnung angiebt, soweit ich sie entziffern konnte. Maasse: das grösste Ex. das kleinste (vollständige) Länge | 46 Mm. 22 Mm. Breite des 18ten Seg- mentes | 15 Mm. 7 Mm. Länge des ÜCephalo- thorax 14 Mm. 6,5 Mm. Länge der oben sicht- baren Segmente (ex- clusive Flosse) 19 Mm. 10 Mm. Länge von Segment 20 und 21 13 Mm. 5,5 Mm. 15 Exemplare von München (darunter die Müxster’schen Ongmale,l..c., 121, 8 74,8), 9 Exemplare von Berlin. Sculda spinosa n. sp. Taf. XVII, Fig. 4. Das von Münster Ill., t. 1., f. 6 abgebildete und p. 20 erwähnte Exemplar, welches mit der Corra’schen Sammlung in das Berliner Museum gekommen ist, wurde von dem ge- nannten Autor der vorhergehenden Art zugerechnet. Es gehört dieses Stück nebst zwei in München aufbewahrten Exemplaren einer zweiten, leicht und sicher unterscheidbaren Spe- cies an. Das Berliner Stück zeigt die Rückenseite; das Thier hat noch ein wenig Wölbung, indessen ist die Schale ziemlich stark beschädigt. Dieselbe Ansicht zeigt eines der Münchener Stucke, welches mit Gegenplatte vorliegt. Bis auf die Seiten des Rückenschildes und das 20te und 21lte Segment ist das Stück sehr wohl erhalten. Das 2te Münchener Exemplar zeigt den Rückenschild mit seinen Anhängen von der Bauchseite. Ich kann demnach keine so vollständige Beschreibung dieser Art geben, als dies bei der vorigen möglich war; immerhin ist aber die Rückenansicht fast so gut bekannt, wie bei der vori- gen Art. rau! FEN NP EaR ANERNNE eis as & ha NE a TI ln a ln un hal ne naar "> h du N a a a are Fe ER tr, "IR aha Be ir 2). 2 nd Make un Du © ia nun | da A 9 LE ER REM 1 Ka ie aa ne ua. Der Rückenschild mit den vor ihm liegenden | Theilen. Das Rostrum ist von völlig anderer Gestalt als bei S. pen- nata. Denn anstatt ein gleichseitiges Dreieck zu bilden, zeigt es eine stumpfwinkelige dreieckige Gestalt, deren Breite mehr als das Doppelte der Höhe beträgt. Parallel dem Rande verläuft auf ihm eine schwache Leiste. Vor dem Rostrum zeigt sich das Augensegment und an seinen Seiten ragt das Segment der lten Antennen in zwei schmalen Platten hervor. Von den 2ten Antennen sieht man an den beiden Ruckenansichten nichts Deutliches; allein das dritte Stuck zeigt von beiden Antennen die eiformige Lamelle mit den An- satzpunkten der Härchen, darunter die kreisformige Scheibe und innerhalb von der linken, sowie (beim Anfeuchten) unter _ der rechten eiförmigen Lamelle die zugehörigen peitschenför- migen Anhänge. Nach diesem Stücke ist unsere Rückenan- sicht ergänzt. Die Basalglieder sind nur undeutlich erkennbar. Die Form des Ruückenschildes, obwohl an keinem der vor- liegenden Stücke intact, lässt doch ihre allgemeine Ueberein- stimmung mit S. pennata erkennen. Die Seitenränder mögen ‚vielleicht einen etwas von dem in unseren Figuren reconstruir- ten verschiedenen Verlauf gehabt haben, während ich für die Riehtigkeit von Vorder- und Hinterrand einstehen zu können meine. Der Verlauf der Furchen und die Eintheilung des Ruckenschildes in verschiedene Regionen ist analog, wie bei der vorigen Art; es fehlen indessen hier auf der hinte- ren mittleren Region die schief nach hinten gerich- teten Furchen. Die Skulptur der seitlichen Regionen ist analog wie bei S. pennota. Ganz verschieden ist aber die Skulptur der mittleren Region; der Unterschied beruht darin, dass der Verlauf und die Anzahl der Kiele sich vollig verschieden zeigt von den bei der vorigen Art beobach- teten. Eine lange Auseinandersetzung dürfte zur Erkennung der Skulptur nicht beitragen, man sehe die Zeichnungen. Um aber wenigstens einen Umstand in die Diagnose aufzunehmen, so sei erwähnt, dass der Hinterrand der mittleren Region bei spinosa drei starke Dornen trägt, während er bei pennata 7 schwache aliernirend mit 8 schwächeren besitzt. SH a a ET > N a ED er N TREE EI a Eh N ar I a ar A ü LINKER An N RR ES Ne Be ER T BR SRH N BU x / De De SR RS REN 7 EN SER RE ae RE RN NE N Ak S 786 2.- Die Segmente des Thorax und Abdomen (exe|, Schwanzflosse). An dem Münchener Stücke sieht man die Segmente vom läten an, an dem etwas mehr gestreckten Berliner gewahrt man schon das 12te. Das 12te Segment erscheint glatt. Das l3te trägt in der Mitte einen Kiel und im vorderen Drittel eine Querleiste. Der Hinterrand desselben trägt etwa 16 sehr feine Spitzen. Das l4te Segment ist dem ldten ähnlich, nur sind der mittlere Kiel und die Spitzen des Hinterrandes stär- ker geworden. Die Segmente 15—19 sind sämmtlich gleich gebildet. Sie tragen wie bei S. pennata einen mittleren und zwei seitliche Kiele, welche letztere zwei Seitentheile an jedem Segment abschneiden, die zuweilen nach unten umgebogen sind. Auf den Seitentheilen bemerkt man einen Höcker. Das Mit- telfeld des Segments trägt jederseits am Vorderrande vier (selten 3) nach rückwärts gerichtete Dornen. Am Hinterrande finden sich deren sechs, und zwischen den mittleren ist hier und da die Andeutung von 1 oder 2 ganz kleinen. Diese Skulptur ist’ein weiteres sehr deutliches Unterscheidungsmerkmal dieser und der vorhergehenden Art. Von den Anhängen dieser Segmente habe ich an keinem der vorliegenden Stucke etwas gesehen. 3. Die Schwanzflosse. Das 20te und 21te Segment sind an den Münchener Exemplaren gar nicht, an dem Berliner in sehr beschädigtem Zustande erhalten. Ueber die Skulptur derselben lässt sich in Folge dessen nichts sagen, der Umriss stimmt mit dem bei S. pennata überein; auch die Zahl, Form, Grösse und Anord- nung der beweglichen Stacheln am Hinterrande scheint die- selbe zu sein wie bei voriger Art. Die Gestalt der Anhänge des 20ten Segments, welche an dem Münchener Stück ziem- lich gut und am Berliner einigermaassen erhalten sind, ist auch mit S. pennata übereinstimmend. Die äussere Auxi- liarspitze des dolchförmigen Fortsatzes ist bei S. spinosa stärker entwickelt. An der äusseren lancett- lichen Platte zähle ich von der Basis anfangend 11 an Grösse zunehmende, bewegliche Stacheln, dann 2, welche kleiner sind als der I1te und einen, der dem llten an Grösse gleicht. 787 Auf dem die Unterseite zeigenden Münchener Stücke sieht man ausser den oben angeführten Theilen auf der rechten Seite das 2te (von der Spitze gezählt) sabelformige Glied des Raubfusses; in der Mitte liegt die unentwirrte Masse der um den Mund und an den Brustsegmenten stehenden Anhänge. Unterscheidungsmerkmale zwischen S. pennata und S. spi- nosa sind also: 1) die Gestalt des Rostrum, 2) die Skulptur des Rückenschildes, 3) die Skulptur der Segmente 15 —19, 4) die Grösse der Auxiliarspitze am dolchförmigen Anhang des 20ten Segments: alles Unterschiede, welche auch bei leben- den Arten als Trennungsmerkmale benutzt werden. An sexu- elle Verschiedenheit ist bei diesen beiden Arten nicht zu denken. ; Maasse: Berliner Stück München Länge 35 Mm. 31,3 nicht ganz genau. Breite des 18ten Seg- ments 11,5 Mm. 11 Breite des Cephalotho- rax, hinten ? 15 0) 3 Exemplare. Seuldapusilla n. sp. Taf, XVN. Eis: 5.u. 6. Das Münchener Museum besitzt eine sehr kleine Sculda, welche sich von allen vorhergehenden dadurch unterscheidet, dass sie gar keine Skulpturen besitzt, sondern völlig glatt ist. Das Thier zeigt die Rückenseite.e Das Rostrum zeigt, obwohl nicht vollig deutlich, die breite Form der S. spinosa; vor ihm findet sich eine gerundet dreieckige Platte, die ich für das Segment der ersten Antennen halten möchte; ausser- dem zeigen sich seitlich und vor dem Rückenschilde einige Plättchen von unklarer Form und Bedeutung. Das Rücken- schild zeigt nur die beiden Längsfurchen. Da das Rücken- schild ein wenig nach vorn geschoben ist, so sieht man eine Spur des lOten Segments und dann die übrigen bis ans Ende. Alle sind glatt ohne besondere Merkmale. Das 19te zeichnet sich durch seine Grösse aus, es hat eine bogenförmige Erwei- terung nach hinten. Die Anhänge des 20ten Segments sind denen der vorher beschriebenen Arten analog, die beweglichen Stacheln sind sowohl an ihnen als am 20ten Segmente abge- Zeits. d.D.geol.Ges XXIL 4. 5l 788 brochen. Das 21te Segment hat am Ende eine schwache Ein- biegung nach vorn, bei Ydfacher Vergrösserung kann man die abgebrochenen Stacheln zählen; es sind 18 wie bei S. pennata. Man könnte sich vielleicht versucht fühlen, das kleine Thier für einen Jugendzustand einer der beiden vorhergehen- den Arten zu halten. Iudessen ist es bei lebenden Species nicht bekannt, dass sich junge und alte Thiere in der Skulptur so wesentlich unterscheiden. Länge (ohne Schwanzstacheln) 10,8 Mm., Breite 3,7 Mm. 1 Stuck. München. Systematische Stellung. Münster beschrieb 1840 die Sculda pennata, indem er kurz sagt, sie gehöre zu den Isopoden, aber Gründe für seine Behauptung führt er nicht an. In Bronn’s Nomenclator findet sich der erste Zweifel an der Isopodennatur der vorliegenden Tbiere; es ist der Species das Wort Stomatopod. mit einem Frage- zeichen angehängt. QueEnstept in seiner Petrefactenkunde (1te Aufl., 1852) rechnet Sculda wieder zu den Isopoden und scheint zu meinen, dass diese Gattung mit Reckur ident sei; ich werde weiter unten nachweisen, dass Reckur ein von Sculda sehr wesentlich verschiedenes Thier ist. FRISCHMANN (1855), Zusammenstellung der Petrefacten des lithographischen Schiefers, stellt die Gat- tung ebenfalls zu den Isopoden. Aus den obigen Speciesbeschreibungen ist zwar schon zur Genüge hervorgegangen, dass wir es zweifellos mit einem Sto- matopoden zu thun haben, allein ich will noch einmal zusam- menfassen, was zur schnellen Erkennung dieses Umstandes nöthig ist. Ausser den Stomatopoden könnten in den Betracht kom- men die langschwänzigen Decapoden und die Isopoden. Der einzige Umstand, dass das Ruückenschild nicht vom lten Abdominalsegment begrenzt wird, genügt, die langschwän- zigen Decapoden von der Untersuchung auszuschliessen. Das Vorhandensein eines Rostrum, der Mangel sitzender Augen (wir werden unten sehen, dass sich dieselben bei Iso- poden sehr wohl conservirt haben), die eiformige Lamelle an den äusseren Antennen, das Vorhandensein eines Ruckenschil- des (anstatt eines Kopfes und der folgenden Brustsegmente), 789 ‘ die besondere Beschaffenheit der Anhänge des 20ten Segments, weiter die Beschaffenheit der Bauchseite, die Bildung der Ab- dominalfüsse: das sind ebensoviele Beweise gegen die Iso- podennatur, wie für die Stomatopodennatur unserer Thiere. In der Ordnung der Stomatopoden lässt sich weiter Sculda einordnen in die Familie der Unicuirasses, gemäss der Bildung der Abdominalfüsse und der äusseren Antennen. In dieser gehört sie vermöge der beweglichen Schnabelplatte und der Dreitheilung des Rückenschildes in die Abtheilung der Squilliens, in welcher sich bei Epwarps die drei Gattungen Squilla, Gonodactylus und Coronis finden; letztere Gattung ist in ausnehmend wenigen Exemplaren bekannt und nach Pro- fessor KessLer (Petersburg, 1866) höchstens als Untergattung von Squilla zu betrachten. — Da sich nun Squilla durch die Zähnelung des Endgliedes der Raubfüsse von Gonodactylus unterscheidet, und dieses Merkmal nur bei aufgeklappten Raub- füssen sichtbar ist, so ist eine Entscheidung, welcher von die- sen beiden Gattungen Sculda in dieser Beziehung näher kommt, uicht zu treffen, da ja unsere Stucke die Raubfüsse stets in zusammengefalteter Stellung zeigen. Muthmaasslich wer- den die Raubfusse an ihrem Endgliede glatt sein, wie bei Go- nodactylus, da man sonst wohl die Eindrücke der Zeichnung bemerken würde, indessen bleibt das fraglich. Aber obgleich so nahe verwandt mit beiden Gattungen der Squilliden, hat die Gattung Sculda doch einen sehr guten Unterschied von beiden aufzuweisen. Dieser Unterschied liegt in der Gestalt der Anhänge des 20ten Segmentes. ® Bei Squilla wie bei Gonodactylus sagt Enwarps: „l’article basilaire des membres du penultieme segment est tres-long, tres-gros et se prolonge posterieurement en une grande lame pointue (Klinge des Dolches) qui s’avance entre les deux branches terminales (lancettliche Platten) de ces organes; la branche interne consiste, comme d’ordinaire, en une lame ova- laire & bords cilies, mais la branche externe se compose de deux articles places bout a bout, dont le premier est assez gros et le second lamelleux.“ Bei Sculda nun ist auch die äussere Platte nur von einem Stuck gebildet und zeigt dadurch eine andere Gestaltung. Man könnte meinen, dass der letzte bewegliche Stachel der äusseren Platte, welcher durch seine Grösse auffällt, das Analogon des 51” 790 article lamelleux der Squillen sei. Indessen würde diese Ver- muthung erst dann mehr Sicherheit erhalten, wenn man eine den Uebergang von Sculda zu Squilla vermittelnde Form fände. Es würde eine schöne und interessante Entdeckung sein, wenn sich diese intermediären Formen in einer Formation fänden, die jünger ist als der lithographische Schiefer. Nach dem Vorhergehenden erübrigt es noch, eine kurze Diagnose der Gattung und der Arten zu geben. Ordnung Stomatopoden. Familie Unicuirasses. Tribus Squilliden. Gattung Sculda. Die Raubfüsse wie bei Gonodactylus glatt am Endsgliede (?); die äussere Schwanzflosse besteht aus nur einem Stuck und endet mit einem grossen beweglichen Stachel. — Fundort: Lithographische Schiefer in Baiern. Arten: 1. S. pennata MÜNSTER, Schnabelplatte gleichseitig dreieckig; die Abdominalsegmente zeigen zwei Reihen Stacheln, in jeder Reihe stehen 36 — 40. 2. S. spinosa Kunta, Schnabelplatte stumpfwinkelig drei- eckig (doppelt so breit als hoch), die Abdominalseg- mente zeigen zwei Reihen Stacheln , in jeder Reihe 11—15. 3. S. pusilla Kunta, Schnabelplatte wie bei S. spinosa , die Abdominalsegmente glatt. Urda rostrata Münst. Taf. XVII. Fig. 1, la u. 2. Urda rostrata Münsrt., Beitr. III, p. 21, t. 1, £. 2. Urda decorata Münst., 1. e,t. 1, f. 4 Urda cineta Münst., 1. c., p. 22, t.1, £. 5. Urda elongata Münst., 1. c, t. 1, f. 3. Dieselben in Oppzı, Pal. Mitth. p. 110. Reckur affinis Mever, Jahrb. für Min. etc. 1846, p.598 und Paläontogr. IV. 1854, p. 50, t. 10, f. 2. Die zur Gattung Urda zu stellenden fossilen Reste des lithographischen Schiefers zeichnen sich leider durch eine we- nig gute Erhaltung aus; ihre Schale muss ungemein dünn ge- wesen sein und so können die oben erwähnten Zweifel, was Aussenseite und was Innenseite sei, in vielen Fällen nicht ge- # 791 löst werden. OPPpEL meinte, dass die bestimmtere Deutung ‚ einer späteren Zeit vorbehalten bleiben müsse. Wenn ich der Ansicht bin, dass diese Zeit in gewisser Beziehung gekommen sei, so geschieht das aus dem Grunde, weil ich etwa doppelt so viel Material vor mir habe als OPpEL, und weil unter die- sem Material ein Stuck von verhältnissmässig ausgezeichneter Erhaltung im Berliner Museum sich vorfindet. Dieses Stück dient der folgenden Beschreibung sowie der Abbildung als Grundlage, und einige besonders zu erwähnende Theile sind aus anderen Stücken ergänzt. Es zeigt das vorliegende Stuck die Ruckenansicht eines Thieres und dasselbe ist mit Ausnahme der Seitenpartieen des Vorderrandes gut erhalten. Man zählt im Ganzen 14 Seg- mente; die Trennung der ersten beiden ist nur durch eine flache Furche angedeutet, sie sind unbeweglich mit einander verbun- den,-sie bilden den Kopf; die folgenden fünf, von denen die drei letzten sich durch besondere Grösse auszeichnen, bilden den Thorax, die letzten sieben, mit einer ausgebildeten Flosse endend, bilden das Abdomen. l. Der Kopf von der Ruüuckenseite. Derselbe hat die Form eines symmetrischen Trapezes. Er zerfällt, oberflächlich betrachtet, in einen mittleren und zwei seitliche Theile. Der mittlere verräth durch eine undeutliche Furche, wie schon erwähnt, dass er aus zwei Segmenten (we- nigstens) zusammengesetzt ist. Skulptur ist auf demselben nicht zu bemerken. Vor dem mittleren Theile liegt zunächst eine viereckige Platte; sie wird nach vorn etwas breiter und ist an den Vorderecken eingeschnitten. An beiden Seiten die- ser Platte sieht man zwei zangenförmige Organe, welche sich über die Platte hinaus nach vorn krümmen und hier mit ihren Spitzen fast zusammenstossen. Hinter der langen Spitze zei- gen die Zangen noch einen zweiten Zahn. An der Basis der Platte zeigt sich jederseits ein gabelförmiges Stückchen, auf dessen einem Ende sich eine Antenne erhebt. An einigen Stücken sieht man, dass auch eine zweite Antenne vorhanden ist, doch zeigt sich nirgends eine sicher angegebene Verbin- dung derselben mit dem Kopfe. Die seitlichen Partien stellen zwei grosse nierenförmige Flecke vor, deren Hinterrand noch über den Kopf nach hinten zu weggreift. Wie weit sie gegen 192 das folgende Segment übergreifen, ist nicht ganz sicher festzu- stellen. Bei näherer Betrachtung erweisen sie sich als zwei grosse facettirte Augen, bei welchen in einer Querlinie 8 bis 10, in einer Längslinie 32—40 Facetten stehen. Was die Deutung der oben erwähnten Platte und der zangenformigen Organe anbetrifft, so muss ich zunächst vorgreifend bemerken, dass das Thier, wie ich unten nachzuweisen gedenke, zu den Isopoden zu rechnen ist. Dies vorausgeschickt, kann man wohl die Platte nur für die Oberlippe (Mıuyz Epwarps, t. 32, f. 1) oder etwa für die Basalstüucke der (äusseren) Antennen halten (MıLne Enw., t. 33, f. 10). Das letztere anzunehmen scheint mir aber deshalb unzulässig, weil man doch dann irgend eine - mittlere Theilung sehen müsste, wovon bei den vorliegenden Stücken nichts zu merken ist. Ich halte also diese vorsprin- gende Platte für die Oberlippe. Die zangenförmigen Or- gane ferner könnten entweder für die Mandibeln oder für ein Paar nach vorn vorgestreckte Füsse gehalten werden. Das letztere glaube ich deshalb ablehnen zu müssen, weil die Füsse der Isopoden wohl kaum einen zweiten Zahn an ihrem End- gliede tragen und ferner, weil die anderen Füsse des Thieres wesentlich anders geformte Endglieder besitzen, und ich spreche somit diese beiden Organe als Mandibeln an. An einem seitlich zusammengedrückten Exemplare sieht man, dass die Mandibeln auf ihrer äusseren Krümmung eine Furche haben. 2. Der Thorax von der Rückenseite. Bei der Betrachtung des Thorax stellt sich die merkwür- dige Thatsache heraus, dass bei denjenigen beiden Stucken, welche eine genaue Zählung zulassen, die Anzahl der Seg- mente sich auf fünf beläuft; bei den anderen scheint es indessen häufig, als ob ein Segment weniger vorhanden wäre. Indessen nehme ich doch die Zahl 5 als sicher an, da bei der Zusammenpressung leicht zwei Segmente unentwirrbar über einander geschoben worden sein können, und da ich nirgends mit Sicherheit 4 Segmente zählen konnte, wohl aber an zwei Stücken 5. ; Das lte und 2te Thoraxsegment sind kurz; jedes der 3 folgenden ist doppelt so lang als eins der beiden ersten; alle, Segmente sind glatt, nur das 4te und dte Thoraxsegment tra- gen eine vertiefte Linie an der vorderen Gelenklinie. Dass 795 diese Thoraxsegmente (wenigstens das 2te—Öd te) epimere Plätt- chen trugen, ist au mehreren Exemplaren zu sehen; die ge- naue Form derselben steht indessen nicht völlig fest, wenn auch das — aus den vorhandenen Stucken construirte — Bild, welches die Tafel giebt, nicht wesentlich von der Wirklichkeit abweichen wird. (Da die epimeren Stücke in der Regel, we- nigstens zum Theil, im Gestein sitzen, so erscheint die Form der Thiere meist schlanker als die Figur sie zeigt.) Was die Anhänge dieser Segmente anlangt, so sieht man zwar häufig genug Spuren derselben, allein nur selten sind sie so wohl erhalten, dass sie ein so deutliches Bild geben, wie das Ori- ginal unserer Figur. Man sieht dann, dass das Bein besteht: aus einem ovalen Hüftstücke und 4 (oder 3 ?) auf der Innen- seite gezähnten Gliedern und einer kurzen sichelförmigen Kralle. 3. Abdomen von der Ruckenseite. Leichter und fast immer mit Sicherheit zu erkennen sind die Abdominalsegmente. Die ersten 6 sind schmale oblonge Platten, sie tragen keine epimeren Stucke, sondern sie enden ‚seitlich mit nach hinten gerichteten Dornen. Eine besondere Skulptur ist hicht zu bemerken; sie sind glatt. Das letzte Segment bildet eine grosse abgerundet quadratische Lamelle, mit welcher die Anhänge des vorletzten Abdominalsegmentes eine Schwanzflosse bilden. Jeder dieser Anhänge besteht aus 3 Stücken: einem dreieckigen Basalstücke, an dessen hinterer Seite zwei eiformige Lamellen eingefügt sind. Es braucht nicht gesagt zu werden, dass je nach der Ausbreitung oder Zusammenfaltung dieser Organe das Ende des Leibes eine ver- schiedene Gestalt annimmt. Von den Anhängen der ersten fünf Abdominalsegmente wurde nichts Näheres beobachtet. Obgleich mehrere der vorliegenden Exemplare die Unter- seite zeigen, so ist sie doch bei keinem deutlich genug, um langer bei ihr zu verweilen. Meist liegen die Beine sehr un- ordentlich durcheinander und machen das Bild sehr schwer verständlich. Bei einem Stücke, von dem die obere Schale des Kopfes weggesprengt zu sein scheint, sieht man die eigenthüm- 794 lichen 4 Linien, die ich punktirt angegeben habe. Eine Deu- tung für dieselben weiss ich nicht. Grössenverhältnisse: Länge 36 —42 Mm. Am Thorax grösste Breite 8— 10 Mm. ohne epimere Theile. Anzahl der Stücke: München 7 Stücke (darunter 2 Exemplare in Doppelplatten und alle Münster’schen Originale). Berlin 7 Stücke (darunter 2 Exemplare in Doppelplatten). Was die systematische Stellung dieser Thiere anbetrifft, so folgt aus den sitzenden facettirten Augen, aus der Einthei- lung des Körpers, aus der Beschaffenheit der Abdominalseg- mente und aus der Gestalt der Schwanzflosse, dass Urda zu den Isopoden gehöre und zwar aus dem letzten Grunde zu der Familie der schwimmenden (7. nageurs), aber sie einer der von EpwArps angenommenen Familien zuzutheilen ist unmog- lich, da sie theils Eigenschaften mehrerer Familien vereinigt, theils Eigenthumlichkeiten besitzt, welche bei lebenden unbe- kannt zu sein scheinen. Die eigentbümlichste Analogie findet statt mit den Ancöi. Bei diesen haben die Männchen ähnliche grosse vorspringende Mandibeln, und der Thorax ist bei den Ancei ebenso wie bei Urda in 5 Segmente getheilt. Dagegen zeigt das Abdomen von Urda mehr Aehnlichkeit mit der Ent- wickelung des Abdomens bei den Cymothoadiens von EDWARDS (Alitrope, Nerocile) und die Beschaffenheit der Oberlippe ist eine bei lebenden unbekannte. Es dürfte somit gerechtfertigt _ erscheinen, die Gattung Urda zum Typus einer Familie zu erheben, welche zwischen die Anc&öidae und Oymothoadae zu stellen wäre: Urdaidae. Körper gestreckt; Kopf quadratisch; Augen sehr gross, die ganze Länge des Kopfes einnehmend. An dem vorderen Ende des Kopfes eine grosse vorspringende Oberlippe und zwei noch weiter vorragende Mandibeln (hierdurch wird dieser Apparat den gleichnamigen Theilen mancher Insecten ähn- lich). Thorax besteht aus 5 Segmenten mit epimeren Stücken; 4 2 @ | 4 E . et DE La in u u up u nn an Na nl a en na a de tn 3 TRETEN ; IR N en ah rin aa rei en ie I 195 die Beine. sind zum Laufen eingerichtet und endigen mit kur- zem Nagel. Abdomen wohl entwickelt, fast von der Breite des Tho- rax, aus 7 Segmenten bestehend. Die ersten 6 sind kurz, das 7te bildet mit den Anhängen des 6ten eine grosse Schwanzflosse von der bei den Isopoden gewöhnlichen Zusam- mensetzung. — Einzige Gattung: Urda MÜNSTER. Obige Diagnose. Verbreitung: im lithographischen Schie- fer des weissen Jura. Baiern 2 (?) Arten: Urda rostrata Münst. Oberlippe fast quadratisch. Urda punctata (?) Münst. Oberlippe trapezförmig, nach vorn bedeutend breiter (?) werdend. Was die vier Species anbetrifft, welche Münster gemacht hatte, so sagt OPpPpeL |. ec. davon: „Urda cincta, decorata, elon- gata und rostrata fallen zweifelsohne in eine einzige Species zusammen, indem sogar die von MünsTErR unter der Bezeich- nung Urda cincta und Urda decorata abgebildeten Exemplare einem und demselben auf einer gespaltenen Platte liegenden Individuum angehören, dessen erhabene Seite von MÜNSTER Urda decorata genannt wurde, während er dem Abdruck des- selben Stückes den Namen Urda cincta verlieh!“ Dieser An- sicht muss ich mich in jeder Beziehung anschliessen, und um dies näher zu motiviren, gehe ich zur Betrachtung der Mün- ster’schen Beschreibungen |]. c. p. 21 über. In der Diagnose der Gattung spricht MoünsTER von der Existenz von 14 Beinen; diese Angabe, welche nur auf der ‚Betrachtung der sogleich zu erwähnenden U. rostrata, welche 7 Beine zeigt, beruhen kann, ist deshalb irrthümlich, weil diese 7 Beine jedenfalls nicht einer Körperhälfte zukommen, son- dern beiden angehören. U. rostrata 1. e. f. 2 ist ein interessantes Stuck, weil es das einzige ist, welches zum Theil seitlich zusammengedrückt ist. Die Schwanzflosse sieht man völlig von unten; das vor- letzte Abdominalsegment zeigt sich beinahe noch ganz von unten, nur eine Ecke ist umgebogen; weiter nach vorn nimmt die umgebogene Partie an Grösse zu und den Kopf sieht man völlig von der Seite. Die „schnabelförmige Spitze“ sind die Mandibeln. Die Segmentirung ist sehr undeutlich ; die Auffassung des „Schwanzes* war insofern irrig, als Münster den Theil des Abdomens, den man von der Bauchseite sieht, für den „unteren“, den seitlich umgebogenen für den oberen hält; die „6 schräg liegenden Furchen, an deren Enden eine kleine stachelförmige Spitze steht“, sind die Trennungslinien und die seitlichen Spitzen der Abdominalsegmente. Die Gegenplatten U. decorata und U. cincta zeigen ein Exemplar von der Bauchseite. Die bei decorata erwähnten blattformigen Zeichnungen sind die Beine des Thieres, welche wie gewöhnlich im Tode angezogen sind. Der „Knopf“ bei diesen beiden Thieren ist die Oberlippe mit den Mandibeln. U. elongata ist wieder ein Exemplar von der Bauchseite; die bei MüÜnsTER gezeichneten Antennen vor den Mandibeln konnte ich nicht finden. MÜNSTER selbst hat nicht angegeben, wodurch sich seine Ar- ten*) unterscheiden sollen und aus dem Vorhergehenden dürfte hervorgehen, dass der Erhaltungszustand und die.Freude an einer artenreichen Fauna diese Namen haben entsteben lassen. Der Reckur affinis MEYER gehört ganz sicher auch hierher, man sieht das aus der Gestalt der Schwauzflosse und aus dem gan- zen Habitus des wie es scheint sehr schlecht erhaltenen Stückes. MxyEr machte übrigens zuerst darauf aufmerksam, dass die „punktirten Seitentheile* wohl Augen sein möchten. Urda punctata Münsr. sp. Taf. XVII, Fig. 3 u. 3a. Reckur punctatus Münst., Beitr. V., p. 77, t. 9, £. 10. Reckur punctatus Opr., Pal. Mitth. p. 116. Graf Münster hat an der erwähnten Stelle eine neue Gattung und Art aufgestellt, welche auf zwei Stücke von Dai- ting begründet war, die bis heute die einzigen geblieben sind. Nachdem durch die vorhergehende Untersuchung die Gattung Urda genauer bekannt geworden ist, kann kein Zweifel mehr daruber obwalten, dass die Gattung Reckur gegenstandslos sei. MünsTErR meinte, dass Reckur „einen anderen Kopf“ (d. h. Oberlippe und Mandibeln) „und ein anderes Brustschild* (d.h. Kopf) habe als Urda, aus dem Folgenden wird die grosse Uebereinstimmung dieser Theile bei beiden hervorgehen. OPPEL *) Sie sind sämmtlich nieht durch den Spiegel gezeichnet. . 797 war derselben Ansicht wie ich, er meint, dass die Gattung Reckur eingezogen und die dazu gerechnete Art Urda punctata genannt werden musse, Die geringe Menge des vorliegenden Material und der noch dazu kommende schlechte Erhaltungszustand desselben erlaubt nur von wenigen Theilen ein klares Bild zu erlangen. Beide Stücke zeigen die Rückenansicht. # 1. Der Kopf. “Derselbe hat ungefähr dieselbe Gestalt wie bei Urda rostrata. Nur die Oberlippe hat eine andere Form; sie wird nach vorn viel breiter (etwa noch einmal so breit als an der Basis); die Gestalt der Mandibeln ist, obwohl die Existenz derselbeh nachweisbar ist, nicht zu ermitteln. “Die Segmenti- rung des Kopfes ist nicht zu erkennen, da an beiden Stücken der Dorsalbogen weggesprungen ist. Während nun das Ber- liner (Munster’sche Original-) Stück den Kopf mit Kalk erfüllt zeigt, sieht man an dem Münchener den Ventralbogen des Kopfes von innen. Obwohl stark zerbrochen, scheint man nun an dem Ventralbogen wenigstens eine ungefähre Idee von den Verhältnissen der Mundwerkzeuge an der Unterseite zu be- kommen. Ich habe die Theile skizzirt; indessen erwähne ich ausdrücklich, dass diese Figur keine Abbildung, sondern höch- stens eine schematische Skizze zu nennen ist, in der Irrthümer vorkommen können. Die Mandibeln scheinen nach unten zu dicker zu werden und in der Nähe eines Schalstüuckes befestigt zu sein, welches die Unterlippe vorstellen möchte. Die Augen sind sehr deutlich erhalten; die Facetten sind im Mittelpunkte meist eingedrückt; es ist dies eine Eigenthumlich- keit der Erhaltung. 2° Der Thorax. Die Segmentirung des Thorax ist sehr undeutlich und ich vermag nicht die Segmente sicher zu zählen; es werden aber wohl 5 vorhanden sein, von denen das vordere sehr schmal ist. 3. Das Abdomen. Die 7 Abdominal-Segmente sind gut erkennbar, man sieht fast immer den Ventralbogen von innen; sie gleichen durch- 798 aus denen der vorigen Art. Die Seitentheile der Schwanzflosse (nur am Münchener Stück erhalten) sind sehr undeutlich. Von Beinen ist an beiden Stücken nichts zu sehen. Münster hielt, wie oben erwähnt, Oberlippe und Mandi- beln für Kopf, dagegen den Kopf und die Augen für Rücken- schild! | Wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, kann man bei der schlechten Erhaltung als einzige Difiercı, der Species etwa festhalten, dass punctata eine andere, nach vorn stark breiter werdende, Oberlippe hat. Hätten die Stücke keinen Namen, ich würde ihnen keinen geben; da er vorhanden, mögen die Stücke bis zur Aufklärung der Verhältnisse als etwas zweifelhafte Species unter demselben gehen. Grössenverhältnisse: Länge (M.) 52 Mm.; grösste Brei 15 Mm. Aega (?) sp. Taf. XVIII. Fig. 4 u. 5. Im Münchener Museum findet sich nun noch ein Isopode - — leider nur in einem Exemplare — welcher zeigt, dass aber auch schon im weissen Jura derjenige Typus Vertreter hatte, nach welchem heute die grosse Mehrzahl der schwimmenden Isopoden gebildet ist. Das Stuck, um das es sich handelt, ist leider nicht zum besten erhalten; es zeigt das Thier von der Unterseite. — Um mit dem besterhaltenen Theile zn beginnen, fange ich an mit dem 1. Abdomen. Dasselbe besteht aus 7 Segmenten. Die ersten 5 sind schmal bogenformig gekrümmt und enden seitlich mit einer rückwärts zeigenden Spitze; an dieser Spitze sieht man auf ihnen eine niedrige, gerundete, lang gezogene Erhöhung. Das 6te und 7te Segment sind zur Schwanzflosse verwachsen, und man sieht noch deutlich die Verwachsungsstelle. Das 6te Seg- ment gleicht den vorhergehenden, das 7te ist kurz eiförmig E (länger als breit) und endet mit einer stumpfen Spitze. Die Anhänge des 6ten Segmentes sind normal nach dem Typus der schwimmenden Isopoden gebaut; man sieht ein kurzes Basalstück mit nach inneu gerichteter Spitze und daran zwei lang eiförmige Lamellen, welche neben dem 7ten Segment lie- gen. Der Umriss dieser beiden Lamellen ist nicht ganz sicher. Anhänge an den ersten 5 Segmenten findet man nicht. Das ganze Abdomen zeigt keinerlei besondere Skulpturen, sondern erscheint glatt. 3. Thorax. Viel weniger lässt sich über den Thorax sagen. Beim ersten Anblick sieht man in der Mitte desselben eine Menge paralleler gerader Linien und an den Seiten eine theils durch Gestein, theils durch abgesprungene Schaltheilchen sehr un- regelmässig geformte undeutliche Grenze. Diese parallelen Linien erweisen sich bei genauerem Betrachten als die Grenz- linien von sieben Segmenten und Skulpturlinien auf den- selben. Auf dem 2ten bis 7ten Thoraxsegment sieht man nämlich nicht weit hinter der vorderen Grenzlinie eine dieser paralle- len Linien quer über das Segment verlaufen; es ist dies am I ten, 3ten, 4ten und 7ten Segment am deutlichsten, am 5ten und 6ten aber ziemlich undeutlich. Von seitlichen Begrenzun- _ gen sieht man nur am Sten und Tten Segment etwas Deut- liches. Indessen glaube ich aus dem schwer beschreibbaren und — wenn mau nicht den Vorwurf, Dinge gezeichnet zu haben, die nicht da sind, auf sich laden will — noch schwerer zu zeiehnenden Habitus des Stuckes mit Sicherheit schliessen zu können, dass epimere Stücke da waren. Der muthmassliche Umriss des Stückes ist hinzugefügt, um dem Leser einen An- halt für die Deutung der Linien zu geben. Ausserdem sind noch diejenigen Stücke gezeichnet, welche vielleicht überhaupt eine Deutung zulassen. — Beine nicht beobachtet. — Das erste Thoraxsegment scheint ziemlich hoch gewesen zu sein; man sieht auf ihm neben einigen unbestimmten Eindrucken eine wellenformige Linie, welche sich in der Mitte zu einer Spitze nach vorn hin auszieht und hier in einem halbmondför- migen Stücke endet. Es bleibt zweifelhaft, ob dieses zu dem Tten Thoraxsegmente gehört, oder zum 3.2 Kopf. Sollte das letztere der Fall sein, so stellte es wohl die Unterlippe dar. Vor diesem Stuck liegt eine Stelle, die der Mund sein wird, und an diesem steht eine ungefähr sechs- eckige Platte, welche zweifellos die Oberlippe ist. Sie ist an 800 ihrem vorderen Rande sehr scharf und deutlich begrenzt. Die vordere Begrenzung des Kopfes ist auch nicht so deutlich als wunschenswerth, ebenso wenig habe ich Antennen oder Augen beobachtet. Undeutliche Fragmente um den Mund herum mögen den Fresswerkzeugen und Antennen angehören. 1 Stück. Solenhofen. Münchener Museum. Grössenverhältnisse: Ganze Länge 17 Mm. Länge des Kopfes 2 Mm., des Thorax 8 Mm., der ersten fünf Abdominal- segmente 3 Mm., der Schwanzflosse 4 Mm. — Grösste Breite annähernd 6—7 Mm. Aus dem Vorhergehenden ergiebt sich, dass das vorlie- gende Stück zu den schwimmenden Isopoden, und unter die- sen zu den Cymothoen gehöre. In dieser Familie scheint das Thier der Gattung Aega sehr nahe zu kommen, indessen ist es unmöglich, sie genau zu vergleichen, da diejenigen Theile, welche bei den lebenden die Gattungsmerkmale abgeben, an unserem Stücke fehlen. — Einen neuen Namen zu geben scheint mir unnutz — obgleich ich die Art für besser charakte- risirt halte, als manche auf ein Paar Scheeren gegründete Gat- tung — der, dem besser erhaltene Stücke vorliegen werden, möge einen charakteristischen Namen wählen; die Hauptsache ist, dass durch Obiges der Nachweis geführt wurde, dass im weissen Jura Baierns schon Isopoden vom Typus Aega, nicht vom Typus Sphaeröma, vorkommen. Naranda anomala Münst. Taf. XVIN. Fig. 6. Beitr. V.,p. 78, 1.14, 8.8. Geinırz, Versteinerungskunde. Quexstept, Handbuch. Diese Art vermag ich auch heute noch nicht genügend zu beschreiben, da sich das Material noch nicht wesentlich seit Mvnsrter’s Zeit vermehrt hat. Es liegt mir vor zur Abbildung das Münster’sche Original (Münchener Museum), seine Gegen- ° platte (Berliner Museum) und noch 2 (3?) Exemplare (alle mit Gegenplatten), die wohl zu dieser Art gehören mögen. Sie sind sämmtlich sehr schlecht erhalten; die Münster’schen Exemplare sind bei weitem die besten. Das Münster’sche Original zeigt die Bauchseite von innen, seine Gegenplatte die Rückenseite von innen, das Thier ist also beim Zerschlagen der Länge nach gespalten worden. Die Augen, Antennen und Beine, welche Münster zeichnet, finden sich an seinem Originale nicht und konnten auch an anderen Stücken nicht beobachtet werden; vielmehr spitzt sich der Cephalothorax an der Stelle, wo Münster die Augen zeichnet, zu einer stumpfen Spitze zu. Die beiden lan- 801 cettlichen Stücke, welche Münster an den Seiten des Cephalo- thorax zeichnet, werden sehr wahrscheinlich die nach unten gebogenen Theile des letzteren sein; auf der Gegenplatte (Rückenseite von innen) sind sie kaum angedeutet. Der „ovale Eindruck im Inneren des Cephalothorax“ wird hervorgebracht durch zwei am Hinterrande desselben entspringende, nach vorn bogenföormig gekrummte Leisten auf dem Rücken des Cephalo- thorax: eine Skulptur, welche sich bei Dekapoden zuweilen zeigt. Die in der erwähnten Figur dunkler gezeichneten vor- deren Partieen durften die starken Mandibeln sein, und die Querlinien im Mediantheil sind natürlich die Reste einer Seg- mentirung. Am Abdomen zähle ich ziemlich sicher 7 Seg- mente, die durchaus den Charakter von Dekapodensegmenten zeigen. Die 4 letzten Segmente scheinen eine mittlere Leiste auf dem Rucken zu tragen. Die Gestalt der Schwanzflosse ist nicht recht zu entziffern. Aus dem Gesagten scheint mir soviel hervorzugehen, dass wir es weder mit einem Isopoden noch Stomatopoden zu thun haben, sondern dass das Thier jedenfalls in die Ordnung der langschwänzigen Dekapoden gehört, wohin bereits MÜNSTER es gestellt hatte. Man mag etwa die Gattung Eryon vergleichen. Erklärung von Tafel XVII. und XVAlL. Tafel XVII. Figur Il. Sculda pennata, Bauchseite, vergrössert. 1. ites Segment. 2. 2tes Segment. a. Vordere Antennen. 3. 9stes Segment. d. Hintere Antennen. c. deren kreisförmige Scheibe. d. deren eiförmige Lamelle. e. Geissel. f. Endglied des Raubfusses. g. vorletztes, A. drittletztes Glied des Raubfusses. Mandibeln ? h. Stücke, deren Deutung mir nicht oh! 7—19. Ttes bis 19tes Segment. I. Ansatzstellen der ‚‚falschen Füsse“. m. Umgeklappte Theile des Rückenbogens. &%. Schwimmfüsse. 20. 20tes Segment. n. Basaltheil des Anhanges. o. Klinge. 0. Auxi- liarspitze derselben. „. äussere Platte. g. innere Platte. 21. 2ltes Segment. r. After. Figur I. Sculda pennata, Rückenseite, vergrössert. Ziffern und Buchstaben haben dieselbe Bedeutung wie in Fig. II. s. Rostrum. f. Vorderer Mitteltheil des Cephalothorax. a. Hinterer Mitteltheil des Cephalothorax. v. Seitentheile. w. Seitenzahn des 14ten Segmentes. 802 Figur III. Sculda pennata, nat. Grösse. Figur IV. Sculda spinosa, Rückenseite, vergr. Bezeichnung wie oben. Figur V. Sculda pusilla, Rückenseite, vergr. Figur VI. Sculda pusilla, nat. Grösse. Tafel XVIM. Figur I Urda rostrata Münst., vergr. 1.2. Kopf. a. Oberlippe. 5. Mandibeln. c. gabelförmiges Stückchen. d. Antennen. e. Augen. f. 4 Linien von unbekannter Bedeutung. -3—7. Thorax. og. Epimere Theile. 8—14. Abdomen mit Schwanzflosse. A. Basaltheil der Seitenflosse. i. innere, %k. äussere Lamelle derselben, Figur la. Bein von Urda rostrata. Figur Il. Urda rostrala, nat. Grösse. Figur III. Urda punctata. Figur IIla. Urda punctata, Mundtheile von unten. Figur IV. Aega (? , vergrössert, 1. Kopf. a Oberlippe. 5. (?) Unterlippe. 2—8. Thorax. 9_—15. Abdomen. c. Basaltheil der Seitenflosse. d. innere, e. äussere Lamelle derselben. Figur V. Aega, nat. Grösse. Figur VI. Naranda anomala Bemerkung zu den Tafeln. Für denjenigen, welcher den Erhaltungszustand der Solenhofener Pe- trefacten kennt, ist es überflüssig zu bemerken, dass dasjenige, was man in einer der dargestellten Figuren sieht, nicht an einem der vorliegen- den Stücke sehen kann. Bei der Darstellung wurde dasjenige Stück, welches verhältnissmässig am meisten zeigte, der Figur zu Grunde ge- legt, und alles Detail, welches das gesammte Material darbot, in dieser Figur vereinigt. - Ich "halte diese Methode bei hochorganisirten Thie- ren (z. B. Fischen, Krustaceen) für bei weitem die beste. Sie liefert Bilder, welche eine Vergleichung mit recenten Verwandten gestatten, und welche ganz besonders leicht ein Wiedererkenuen selbst verhältnissmässig schlechter Stücke ermöglichen. Irrthümer wird man nicht leicht begehen, wenn man zweifclhaftes Material von vorn herein aussondert. In der Beschreibung habe ich ohnehin auf nicht ganz sichere Linien hingewie- sen und dieselben da, wo es möglich war, in der Zeichnung punktirt dar- stellen lassen. Steht eine grosse Menge von Tafeln zu Gebote, so würde man (wie PıAnper in seinen Werken über die devonischen Fische) neben einer sol- chen Figur, wie ich sie gegeben, gewissermaassen als Belag von jedem Originale das betreffende Stück zeichnen lassen, welches von ihm in die Hauptfigur entnommen ist. Dazu würde ich im vorliegenden Falle zum Mindesten noch zwei Tafeln gebraucht haben, ohne dass, wie mir scheint, ' der Sache wesentlicher Vortheil erwachsen wäre. KERN 803 2. Chemisch-geologische Untersuchung einiger Kalk- lager der finnischen Schäreninsel Kimito. Von Herrn J. Lemsere ın Dorpat. Hierzu Tafel XIX. Die Bildungsweise der in krystallinischen Gesteinen vor- kommenden Kalklager ist bis jetzt noch nicht entschieden. Die “für die plutonische oder neptunische Entstehungsart angeführ- ten Thatsachen sind meist zu allgemeiner Natur, ihr Gewicht wird durch die geringe Zahl von Experimenten und Beobach- tungen zu sehr herabgedrückt, als dass sie eine sichere Stütze für die Beurtheilung, geschweige denn für die Entscheidung des in Rede stehenden Gegenstandes abgeben könnten. Nur durch Prüfung beider Hypothesen an zahlreichen, durchaus specialisirten Untersuchungsobjecten kann ein sicherer Auf- schluss erlangt werden. Schon lange hat man mit vollem Recht den Contactwir- kungen des kohlensauren Kalkes auf die umgebenden Silicate — oder auch umgekehrt — die Aufmerksamkeit zugewandt, und es sind die Ergebnisse dieser Beobachtungen bald zu Gunsten der plutonischen, bald der neptunischen Hypothese gedeutet worden. Die vorliegende Arbeit hat den Zweck, zur Entscheidung der sö wichtigen Contactfrage einiges Material beizutragen, sowie die Gültigkeit der gegenwärtigen Erklärungsweisen an den ge- sammelten Beobachtungen zu erörtern. Die in der Mündung des bottnischen Meerbusens hart an der Westküste Finlands gelegene grosse Schäreninsel Kimito”) ist sehr reich an Kalklagern, von welchen nur zwei, die von Illo und von Brämboda, untersucht wurden. Die Kalkbrüche von Illo oder Grägnäs liegen in der Sudostgegend der Insel, nicht weit entfernt von der Küste eines tief einschneidenden _ Fjords, und ist ihre Situation aus Fig. 1 ersichtlich. *) Ausgesprochen: Tschimito. Eine Specialkarte war mir nicht zu- gänglich, ist auch für vorliegende Arbeit von geringem Belang. Zeits. d. D. geol. Ges. XXL, 4. 92 804 Der Kalkbruch No. 1 ist durch eine sumpfige Wiese vom Fjord (a) getrennt, und liegt in gleicher Länge mit der Insel Aengesholm (5); die Brüche No. 2—7 sind circa 300 Schritt nordwestlich von No. 1 entfernt und bilden ein einziges Lager. Die Richtung aller Lager ist dieselbe: ONO. — WSW. Wir beginnen die Beschreibung mit dem Kalkbruche No, 1 und verweisen zur besseren Örientirung auf die Fig. 2.*) Das aus ziemlich grosskrystallinischem Kalkspath be- stehende Lager zeigt an der Nordseite, die von vielen Granit- adern durchsetzt ist, eine ausgebildete, verticale Schichtung. Letztere wird theils durch kleine Granitadern, theils durch auf- recht stehende, isolirte Glimmerblättchen, theils durch conti- nuirliche, dünne Glimmerlagen **) hervorgebracht. Nicht immer sind diese Lagen auf läugere Strecken hin continuirlich, son- dern werden oft in der ursprunglichen Richtung von iso- lirten Blättchen fortgesetzt, wie aus Fig. 3 ersichtlich. Wo der Glimmer in grösserer Menge auftritt, ist der Kalk leicht spaltbar, nicht aber, wo er sich sehr isolirt vorfindet. Alle senkrecht stehenden Schichtflächen sind unter einander parallel und fallen mit der Richtung des Kalkbruchs (ONO.— WSW.) zusammen. Gelblicher Do- lomit findet sich oft eingesprengt, meist in kleineren, aber auch in grösseren Partien, welche auf der Zeichnung durch Schraf- firung angedeutet sind. Diese Schmitzen (bis 3’ lang und 1’ breit) sind in der Regel nach einer Richtung, und zwar nach der, die die Schichtflächen des Kalks zeigen, mehr ausgedehnt, also blattformig, und grenzen gegen den Kalkspath meist scharf ab. Ihre Zusammensetzung (No. 1) ist von der des Normal- dolomits wenig verschieden. Dieselbe parallele Rich- tung haben auchalle den Kalkbruch durchsetzen- den grösseren Silicatadern, mögen sie sich conti- nuirlich durch die ganze Länge des Bruchs hinzie- hen (No. 2), oder in isolirten Absätzen auftreten (No. 7). An der Nordseite wird das Kalklager von mehreren, gegen *) Die in den Zeichnungen befindlichen Zahlen beziehen sich auf die Nummern der Analyse und geben den Ort an, denen das Material entnommen wurde. **) Stellenweise mit einem grünen, hornblendeartigen Mineral verge- sellschaftet. an 805 den Kalk scharf abgegrenzten Adern (a, «a No. 2) durchsetzt; sie bestehen aus einem quarzhaltigen, feinkörnigen Gemenge eines weissen Minerals (Skapolith ?) und eines ölgrünen Sili- cats, das seinem äusseren Habitus und seiner Zusammensetzung nach in die Gruppe der Hornblende gehören dürfte. Letzteres Mineral waltet näher zum Kalke hin vor, der weisse Bestand- theil tritt immer mehr zurück, so dass die Grenzregion der Ader aus einer — +1” dieken Schicht fast reinen hornblende- 8 2 artigen Minerals besteht (No. 3). Der mittlere Theil der Ader ist quarz- und glimmerreich, und die Glimmerblättchen sind meist aufrecht und parallel der Richtung der Ader. In der schmalen Kalkzone zwischen den Adern (a, 0) kommen blattformige, scharf abgegrenzte Silicateinlagerungen (No. 4, 5) vor, deren Gestalt aus Fig. 4 ersichtlich ist. Un- mittelbar an der Grenze des Kalks ist die Einlagerung von einem dunkelgrünen Mineral*) mantelföormig umgeben, welche Erscheinung man fast ausnahmslos an allen noch zu beschrei- benden Adern dieses Kalkbruchs wahrnimmt. Von dieser Hulle wird eine -— — +” breite, grünlich graue Zone**) eingeschlos- sen, die aus einem feinkörnigen Silicatgemenge besteht (No, 4), und mit der Binnenpartie (No. 5) verschwimmt. Letztere ist reich an fleischfarbigen kleinen Orthoklaskrystallen. No. 1°. N0. 92 ZNo3 -NoA No> HO 22 1,88 1,45 0,92 0,88 Ca0 CO? 53,76 1,22 4,79 8,92 1,00 SiO: 1,18) 54.98 41,75 5359 56,30 Al’ O° — 19,21 11,65 16,92 17,48 mer!O° 6,47°) 9,96 6,92 3,42 2,50 CaO — 12,71 18,51 10,63 6,42 KO — 2,67 — 1,80 9,01 Na0 — 1,19 1,24 1,85 1,02 Do 3842)22,98° 157,84: 72,58 2,11 99,853 100,15 100,15 100,63 98,00 ') Quarz u. Glimmer. ?) FeOCO?’ °)MgOCO?!. *) Diese hornblendeartigen Mineralien treten als dünne Anflüge auf, so dass eine mechanische Isolirung nicht ausführbar ist. Ihre Farbe durchläuft von hellgrün bis schwarzgrün alle Stadien; ebenso wechselnd ist der äussere Habitus. **) In Fig. 4 durch Schraffirung angedeutet. 52* An der Westseite tritt in der Wand des Kalkbruches eine circa 4’ starke Granitader auf, die durch Fig. 5 näher erläutertist. Die dem Kalke anliegenden Partien der Ader (No. 6) bestehen aus einem grauen, mässig feinkörnigen Gemenge von Labrador und viel Quarz, während die von diesem Labradorgranitsaume eingeschlos- sene Mitte wesentlich‘) von einem grosskrystalli- nischen, fleischfarbigen oder bläulichen Ortho- klas mit wenig Quarz gebildet wird. Bei dieser und allen ähnlichen Adern sind die Grenzen der in ihrer Breite sehr variirenden, labradorführenden Säume gegen den Kalk scharf und geradlinig, gegen die mittlere Orthoklasgranitzone bald scharf, bald Uebergänge zeigend und in Zickzackforın auf- tretend, wie durch die Schraffirung in Fig. 5 angedeutet ist. In keinem Falle sind die Adern an den Berührungsstellen der Säume mit der Binnenpartie leichter spaltbar, als anderswo. No. 6. No. 6a. No. 6b. No. 6e. No. 6d. HO 0,77 0,73 0,73 1,14 0,58 Ca0C0O: 05 u ei 0,71 Ex 5Ii0? 7TIT 5746 06236 aa Ha AR O0! 27 58 BB "DE re Fe? O0: 0,45 0,27 0,19 0,41 0,36 CaO 4,20 8,00 1,17 4,00 8,65 KO 0,71 1,40: 14,98 0,81 0,90 NaO 2,86 6.02 0,94 3,43 6,20 Mg O 0,20 0,14 0,14 0,36 0,25 99,98 100,00 99,10 100,00 100,00 No. 6. + und Labrador. / No. 6a. Weisser, mit Zwillingsstreifung versehener La- brador aus No. 6. Sauerstoffverhältniss von R’O°:RO:SiO? —=3:101 2755 No. 6b. Fleischfarbiger,, grosskrystallinischer Orthoklas aus der Mittelzone in der Ader. — }” breiter Saum der Ader; besteht aus Quarz ”) In sehr geringer Menge finden sich Glimmer und ein grünes, ska- | polithartiges Mineral vor. BUNTE .' al eh, Ba te a EV a, AR na 2,7 a BE © 7 0ER Eu De 1 HE u I aa Ba Ze EZ ET a Re u I BET Val En ar a ZA .. 4 x ° Ki. HE una nr a r ? 807 No. 6c. Gegen den Kalk hin schwach zersetzter, gelb- lich gefärbter Saum von einer anderen Stelle der Ader. No. 6d. Unzersetzter Labrador aus No. 6c. Sauerstoff- verhältniss von R’ O0°?:RO:SiO’ = 3:1,02: 7,17. Beide Labradore 6a und 6d waren etwas quarzhaltig. Auf der nördlichen Seite des Kalkbruchs kommen Reihen von scharf begrenzten, in nichtcontinuirlichen blattförmigen Schmitzen auftretenden “Sranitadern vor, deren Detailverhält- nisse äus Fig. 6 ersichtlich. Die Ausdehnung dieser in einer Richtlinie sich fortziehenden Schmitzen*) ist sehr verschieden. Die grösseren sind 2— 3’ lang bei +’ Breite, die kleinsten etwa 3” lang und entsprechend breit; ebenso variirt ihre gegen- seitige Entfernung. Auch hier ist ein grosskrystallinischer Orthoklasgranit von einem dunkelgrauen, aus viel Quarz und einem feinkörnigen Kalkfeldspath bestehenden Saume umgeben, mit denselben Grenzerscheinungen wie bei der Ader No. 6. Labrador ist unzweifelhaft in diesem Saume enthalten (No. 7b.), aber in sehr geringer Menge; der Hauptbestandtheil konnte wegen Feinheit des Korns nicht isolirt werden. Charakteristisch für diese Schmitzen ist, dass der an den Seiten (a) nur + bis 4" dieke Saum in den Spitzen (No. 7) eine Ausdehnung von mehreren Zollen erreicht, wobei Quarz in grosser Menge auf- tritt. Bei kleineren Einlagerungen ist der Saum meist breiter als bei grösseren, und die kleinsten (No. 7a.) bestehen oft in ihrer ganzen Masse aus den Mineralien des Saumes: Quarz und Kalkfeldspath. N027: 3. No. 2a... No. tb. HO 0,99 1,54 1,00 Ca0 CO? 10,30 6,86 — SiO? 48,66 58,83 54,49 Al? 0° 22,59 18,87 26,99 Fe?O’ 1,64 1,46 0,81 CaO 10,48 9,05 9,42 KO 1,47 1,08 1,38 Na 0 2,55 197° 5,19 Mg O 0.90 70.83. 0,0 99,58 100,49 100,00 *) Wie weit sie sich in die Tiefe erstrecken, konnte nicht ermittelt werden ; es wären dazu Sprengungen nöthig gewesen. 808 No. 7. Grauer, quarzreicher Saum, die Spitze einer Gra- niteinlagerung bildend. Sauerstoffverhältniss von R’O°:RO a:): | No. 7a. 4” lange Einlagerung, von No. 7 eirca ]’ ent- fernt; besteht in ihrer ganzen Masse aus einem Gemenge von Quarz und Kalkfeldspath. Sauerstoffverhältniss von R’O°’:RO =: 3:1,168. Zur Analyse wurden die quarzärmeren Partien von No. 7 und 7a. verwandt. No. 7b. Quarzhaltiger, sehr spärlich eingesprengter La- brador aus No. 7. Sauerstofiverhältniss von R’O°:RO:SiO? —3:1,05°6,81. | Aus dem Vergleich der Analysen No. 7 und 7a. ergiebt sich, dass der feldspathartige Bestandtheil der kleinen Schmitze und des Saumes der grösseren dieselbe Zusammensetzung haben. Labrador lässt sich nur in spärlicher Menge erkennen, was auch die Analysen bestätigen. Denn während im Labra- dor der Kalkgehalt circa * der Thonerde beträgt, weisen die Bauschanalysen für beide Elemente ein Verhältniss von eirca 1:2 auf. Der Hauptbestandtheil*) muss daher sehr kalkreich sein, und nach dem niedrigen Kieselsäuregehalt von No. 7, in dem noch eine grosse Menge Quarz inbegriffen ist, zu schliessen, ist eine Annahme von Skapolith sehr wahrschein- lich. Auch das Sauerstofiverhältniss von R’O°’:RO in No. 7 = 3:1,15, in No. 7a. = 3:1,16 stimmt mit dem vie- len Skapolithe überein. Parallel und in der Nähe der eben beschriebenen Einlage- rungskette wird der Kalk von breiteren und schmäleren Schmitzen durchzogen, die wesentlich denselben äusserlichen Habitus be- sitzen. Die circa 1” breiten und bisweilen mehrere Fuss lan- gen Adern zeigen an der Grenze zum Kalk einen nur wenige Linien dicken, aber deutlich erkennbaren, grauen, quarzreichen ı/ 1 Saum. Bei den 4’— 4’ mächtigen Einlagerungen (No. 8) va- riirt die Dicke des Saumes selbst auf den kürzesten Entfer- nungen von + bis zu einem Zoll. In allen Fällen schliesst der feinkörnige Saum einen grosskrystallinischen, fleischfarbigen oder bläulichen Orthoklasgranit ein. *) Lässt sich durch Salzsäure sehr unvollkommen zerlegen. 809 No. 8. No. 8a. HO 0,40 ibealae Ca0 CO? 0,94 1,28 3120 77268.88 2 19,07 A-0207. 19.54 117 Fe?’ O°’ 0,65 0,75 Ca OÖ 0,91 5,04 KO 10,85 122 Na © 1,16 2,53 Mg O 0,33 0,39 99.906 99.56 No. 8. Mittelzone einer 3” breiten Ader aus Quarz und grosskrystallinischem Orthoklas bestehend. No. 8a. !—1” breiter Saum; umgiebt No. 8 und be- steht aus Kalkfeldspath und viel Quarz. Das feine Korn des Saumes gestattet keine mechanische Isolirung des Feldspaths, aber die Bauschanalyse sowie das Sauerstoffverhältniss von R’O°:RO = 3:1,06 machen die Annahme von Labrador unzweifelhaft. Der nordwestlich von dem Kalkbruche No. 1 (Fig. 1) ge- legene Complex von Steinbruchen gehört, wie schon erwähnt, einem einzigen Lager an. Die ganze Region wird von ab- wechselnden, aufrecht stehenden, und immer dieselbe Richtung beibehaltenden Kalk- und Silicatlamellen gebildet, deren Dicke eine sehr variable ist. Von einer Mächtigkeit von mehreren Faden (in dieser sind die Brüche angelegt) bis zu der von + Zoll kann man die Kalklamellen in allen zwischenliegenden Stufen verfolgen. Das Gleiche gilt von den Silicatlamellen. Zwar ist ihre Maximalbreite geringer, sinkt aber herab bis zu einer Linie, in welchem Falle die Lamellen recht oft von iso- lirten Silicatpartien gebildet werden, ähnlich wie im Kalkbruche No.1 die isolirten Glimmerblättchen als Fortsetzung grösserer Lagen auftreten. Besonders instructiv ist dieser Wechsel von Silicat und Carbonat an den oberflächlich gelegenen Partien wahrzunehmen, wo der leichter lösliche kohlensaure Kalk fort- geführt ist, so dass die Oberfläche durch die übrig gebliebenen Silicatadern ein canälirtes Aussehen erhält, wie aus Fig. 7 ersichtlich. Die Silicatadern sind theils Granit, seltener reiner Quarz, in der Regel sehr feinkörnige Gemenge von graugrünen, sl kalkreichen Mineralien und fleischfarbigem Orthoklas von glei- chem Habitus und Zusammensetzung wie die analysirten Pro- ben No. 4 und 5. In der Regel beobachtet man auch hier, wenigstens an den breiteren Adern, zum Kalke hin ein Vor- walten von graugrünen, kalkreichen Mineralien, während die Mitte reicher an Orthoklas ist.‘ Ein Unterschied im Korn des Saumes und der Binnenpartie ist kaum wahrnehmbar. Ausserdem treten noch zahlreiche, sehr feinkörnige Adern auf, in denen man unter der Lupe neben Quarz einen weissen, wahrscheinlich feldspathartigen, und einen graugrünen horn- blendeähnlichen Bestandtheil erkennt. Eine solche Probe (No. 9) wurde dem den Kalkbruch No. 2 nördlich begrenzen- den Gesteine entnommen, eine andere (No. 9a.) gehört einer 2” breiten Ader zwischen den Brüchen No. 4 und 5 an. No. 9. No. 9a. HO 0,8 1,49 Ca0 CO? 12,34 11,14 Sio® 54,83 56,10 Al?O®: 13,67 13,67 Fe?0: 3,69 23,58 Ca 0 8.70 845 KO 3,37 2,64 Na © 153 14 Mg O 140 1,99 100,12 100,47 Die Zusammensetzung ist eine recht constante. Bei die- sen Aderu beobachtet man gegen den Kalk hin keinen Saum, sie sind in ihrer ganzen Masse gleichförmig, zeigen dagegen stellenweise eine ausgebildete Lamellarstruktur, so dass die auf die Richtung der Adern senkrechten Bruchflächen ein Aus- sehen darbieten, wie der Schnitt eines Buches. Nicht immer ist diese Struktur deutlich wahrnehmbar, sie tritt mehr hervor, wenn der beigemengte kohlensaure Kalk theilweise fortgeführt ist, sei es in der Natur durch die lösenden Tagewasser, oder künstlich durch Behandlung mit verdünnter Salzsäure. Die Adern sind demnach von verticalen, die Richtung der Ader beibehaltenden, mehr oder weniger kalkspathreichen Silicat- lamellen gebildet. Das Gestein No. 9, welches von Granit- ll adern durchsetzt wird, ist etwas nördlich von den Kalkbruchen hornblende- und glimmerreich, und es lassen die Glimmerblätt- chen nicht selten den eben geschilderten Parallelismus er- kennen. Die Detailverhältnisse des Kalkbruches No, 2 sind aus Fig. 8 ersichtlich. Der etwas grau oder rosa gefärbte, ziemlich grobkrystallinische Kalkspath wird von aufrecht stehenden, in der Richtung des Kalkbruchs verlaufenden, circa +” breiten, dunkelgrauen Kalkstreifen durchzogen, die selteu sich auf mehr als einen Faden continuirlich erstrecken, sondern meist in kleinen, unterbrochenen Partien auftreten, wie Fig. 9 deut- licher veranschaulicht. Bald ist die Grösse der Kalkspathkry- stalle in den dunklen Partien dieselbe wie in der Umgebung, und die Färbung wird in diesem Falle durch eingesprengte Graphitblättchen hervorgebracht, nicht etwa durch beigemengte Silieate. Denn die Menge der letzteren betrug nach einer Ana- lyse im dunklen Streif: 2,37 pCt., in der unmittelbaren hellen Umgebung: 5,54 pCt. Bald sind die dunklen Bänder sehr fein- körnig, arm an Graphit, aber reich an ebenfalls feinkörnigen, unter dem Mikroskop in Säulchenform auftretenden Silieaten.*) Die graue Farbe der letzteren, sowie die grössere Lichtdisper- sion der kleinen Kalkspathkrystalle rufen die dunkle Färbung hervor, und verleihen dem Kalkstein ein bandjaspisartiges Aus- sehen. Eine leichtere Spaltbarkeit an den Grenzen der Bänder ist nicht vorhanden. Auf der Südseite des Bruchs kommt bei a eine aderartige Einlagerung vor, die aus einem sehr ungleichartigen, gross- krystallinischen Gemenge von Quarz, Orthoklas und Hornblende *) Die Zusammensetzung der Silicate ist folgende: HO 1,09 Si O0: 59,78 Al? O3 15,23 Fe? O3 3,81 CaO 6,52 KO 3,69 Na 0 1,70 Mg0O 8,22 Die kleinen Säulen sind wahrscheinlich Hornblende Die Menge der Silieate betrug über 7 pCt. des Kalks, ausserdem war 0,28 pCt. Graphit und 1,48 pCt. Schwefel- und Magnetkies vorhanden. 812 besteht. Eine scharfe Grenze gegen den Kalk ist bisweilen gar nicht vorhanden, man sieht die Einlagerung durch Zwischen- stufen von Silicaten und Kalk in letzteren allmälig übergehen. Ebensowenig beobachtet man eine Grenzzone von kalkreichen Silicaten, wie bei den Adern des Kalkbruchs No. 1, sondern der Quarz und Orthoklas berühren unmittelbar den Kalk und oft sind beide Mineralien völlig isolirt im Kalk eingebettet. Etwas östlich tritt bei d, gewissermassen als Fortsetzung von a, ein Complex.von schmalen, parallel laufenden, oft unter- brochenen Adern auf, die wesentlich aus denselben Mineralien bestehen und denselben Habitus aufweisen. Die Nordseite des Kalkbruchs wird in ihrer ganzen Länge in der Richtung NO.—SW. von einer eirca 4’ breiten, verti- calen, gegen den Kalk scharf abgegrenzten Ader durchzogen, deren etwas complicirte Construction durch Fig. 10 erläutert wird. Unmittelbar gegen den Kalk grenzt eine dunkelgraue, feinkörnige, #” dicke Schicht (No. 10), die durch eine sehr dünne helle Zone von der graugrünen, +” breiten Schicht (No. 10a.) geschieden ist. Die Grenzen von No.10 und 10a. sind recht scharf, jedoch nicht so, dass eine leichtere Spalt- barkeit hervorgerufen wird. Der Zone 10a. folgt eine circa 1,5” dicke helle Schicht (No. 10b.) von etwas grösserem Krystallgefüge, und geht in den circa 3” dicken, aus einem schwar- zen und einem weissen Mineral bestehenden Kern (No. 10e.) der Ader über. Die Kernzone ist also beiderseits von 4 sym- metrischen Zonen umgeben. Nicht überall treten sie in der- selben Anzahl auf, namentlich sind die Zonen No. 10 bis 10a. oft zu einer einzigen reducirt; nie fehlt dagegen die Zone No. 10b., die an den schmäleren Stellen der Ader breiter wird, an den schmalsten dagegen den Kern No. 10e. völlig verdrängt. An einer Stelle ist die Ader in der Mitte von einer Kalkschmitze durchsetzt (Fig. 11) uud zeigt gegen letztere dieselbe graue Grenzzone No. 10 wie gegen den äusseren Kalk. Die Natur der Silicate in: diesen Zonen konnte nicht ermittelt werden. Es sind wesentlich quarzarme Gemenge von Feldspäthen *) und hornblendeartigen Mineralien. *) Eine mechanische Isolirung der weissen Krystalle in der Zone No. 10b. wurde versucht. Die Analyse stellte zwar unleugbar die Feld- spathnatur fest, aber auch zugleich, dass das zerlegte Material aus einem Gemenge von Kalk-, Natron- und Kali-Feldspath bestand. % 813 No. 10. No. 10a. No. 10b. No. 10c. No. 10d. HO 1,40 1,82 0,69 0,64 1,67 Ca0COo? 10,94 Spur 0,31 0,59 4,51 SiO:2 59,535 69,68 5961 5870 55,38 Al? O° 12,07 283 29051 21,29 13,80 Fe? Oo?’ 2,32 3,81 2,24 3,28 4,20 Ca oO 10535 ° 10,74 9,02 7.10 - 1490 Ko, 67 0,57 2,15 1,23 NaO0 | 2,45 4,20 4,62 0,83 Mg O 3.17 3,34 1,96 2,15 4,07 99,63 100,21 100,69 100,19 98,66 No. 10d. Die dem Kalk anliegende Schicht von einer anderen Stelle der Ader. Berechnet man No. 10 nach Abzug des Kalkspathgehalts auf 100, so ergiebt sich, dass die einzelnen Zonen, je näher zum Kalk, desto halkreicher werden. Die auf der Westseite in der senkrechten Wand des Kalk- bruchs auftretende, eirca 3° breite Ader No. 11 wird durch Fig. 12 erläutert. Der äussere Habitus, sowie die chemische Zusammensetzung stimmen mit denen der Einlagerung (No. 4, 5) überein. Noll, HO 1,36 Ca0 CO?’ 1,54 Si0O?’ 56,33 Al’ O° 15,49 Fe’ O° 4,70 CaoO 8,63 KO 8,30 Na0O 0,73 MgO 3,49 100,67 Es ist ein feinkorniges Gemenge von Orthoklas und Kalk- silicaten. Die von vielen senkrechten Kalk-Einlagerungen und -Streifen (@) durchsetzte Ader wird nach der Tiefe zu schmäler. Die Verengung geschieht unter Bildung von treppenförmigen Ausläufern (d). In der Regel sind die dem Kalk anliegenden 814 Partien sowohl an den äusseren Grenzen der Ader, als auch bei den innenliegenden, von Kalk-Schnürchen und -Einlagerun- gen durchzogenen Stellen, von den graugrünen, kalkreichen Silicaten gebildet, während weiter ab die fleischfarbigen Ortho- klaskrystalle überwiegen. Ein Complex von 1”—1” dicken Adern desselben Ge- steins durchsetzt die Ostseite des nur einige Schritt entfernten Kalkbruchs No. 3 (Fig. 13), bei denen man bisweilen ein Aus- keilen oder eine Fortsetzung in isolirten Schmitzen nach der Tiefe hin wahrnehmen kann, wie die Fig. 14 näher veran- schaulicht. An beiden Seiten des Kalkbruchs kommen circa 4’ mäch- tige Granitadern vor, die an den Grenzen zum Kalk +” breite, weisse, aus Quarz, Kalkfeldspath und wenig Hornblende be- stehende Säume (No. 12 u. 15) zeigen, deren Korn etwas fei- ner ist, als das der eingeschlossenen Binnenzonen*) (No. 12a. u. 13a.), ganz so, wie das bei den Proben No.6 und 8 beob- achtet wurde. No.12. No. 12a. No.13. No. 13a. HO 0,85 0,74 0,59 0,52 Ca0C0’ 0,59: 2 ° 0,29 1,26 1,01 Sı 0° 74,94 65,96 76,31 72,76 Al?’ O’ 13,99 15,94 12,61 13,17 Fe’ O’ 1,02 1,73 0,89 1,56 Ca O 4,76 1,16 3,05 0,78 KO 055 11,16 0,87 8,71 NaO 4,21 1,12 3,632. 1.07 MgO 034 0,48 0,45 0,43 100,85 98,58 99,62 100,01 Das feine Korn der Säume gestattete keine Isolirung des in ihnen enthaltenen Feldspaths; indessen kann nach der Bauschanalyse und dem. Sauerstoffverhältniss von R’O°: RO (in No. 12a. = 32.1.19; in No. 13a. = 3 :1,08) nur auf einen Labrador geschlossen werden. : Die südliche Wand des Kalkbruches wird von einer Granit- | *) Aus Quarz und fleischfarbigem Orthoklas mit etwas Hornblende und Magnetkies bestehend. 815 ader durchsetzt, die gleichfalls labradorführende Säume zeigt, aber darin von allen bisherigen ähnlichen Gängen abweicht, dass 1) der Saum grosskrystallinisch ist, die Binnenzone (No. 14) bedeutend feineres Korn zeigt, und dass 2) im Saume neben Quarz und Labrador viel Orthoklas vorkommt, während in der orthoklasreichen Mitte Labrador, wenn auch spärlich, angetroffen wird.*) No. 14. No. 14a. No. 14b. HO 0,94 0,61 0,38 Ca0 co: 1,19 = = Sio® 71,59 5858 64.71 K.03) 221373:%# 9593 18,31 Fe? 0° 1,18 0,30 0,38 CaoO 1,19 7,04 0,45 KO 8,38 1977071813 Na0 1,57 6,29 1,50 Me © 0,20 0,18 0,14 99,97 100,00 100,00 No. 14a. Etwas quarzhaltiger Labrador No. 14b. Etwas quarzhaltiger Orthoklas] aus dem Saume. Auf der Nordseite grenzt der Kalk an einen Örthoklasgranit, der gegen den Kalk hin labradorführend ist, jedoch ohne dass letztere Partie eine einigermaassen bestimmte Grenze gegen die orthoklashaltige Zone zeigt, oder constant ein feineres Korn besitzt. Der Kalk legt sich nun entweder unmittelbar an den labradorführenden Saum an, oder ist von letzterem durch eine z— 1” breite Schicht geschieden, die wesentlich aus einem feinkörnigen Gemenge von Quarz und einem hellgrünen Mineral (Skapolith?) besteht. Auch diese Zone zeigt gegen den labradorhaltigen Granitsaum bisweilen verschwommene Grenzen. *) Der Saum sowie die Mitte enthalten etwas schwarzen Glimmer. 816 No. 15. No. 15a. HO 1,11 0,96 Ca0 CO?’ 13,64 0,85 SiO% =45,39.278,10 AI: 0% ..16,37:5: 13,08 Fe’ O0? 3,64 0,67 CaO 15,58 3,98 KO _ 2,40 Na0O 0,96 3,09 Mg O 2,24. :2:0,35 98,96 99,08 No. 15. Halbzöllige, unmittelbar den Kalk berührende Schicht aus Quarz, hellgrünem Skapolith und einem spärlich eingesprengten dunkelgrünen Mineral bestehend; ist ziemlich scharf gegen den aus Quarz, Orthoklas und Labrador bestehen- den Saum (No. 15a.) abgegrenzt. Die Fig. 15 veranschaulicht. diese Aufeinanderfolge. In der südlichen Wand des zum grössten Theil verschütte- ten Kalkbruchs No. 4 ist eine aus Quarz und grosskrystallini- schem Orthoklas bestehende Ader sichtbar, die gegen den Kalk weder scharfe Grenzen noch irgend einen Saum eines kalk- reichen Silicats zeigt. Sie ist oft von Kalk unterbrochen, so dass man sie eigentlich mehr als eine dieselbe Richtung bei- behaltende Kette von Quarz und Orthoklas bezeichnen kann. Aehnliches, wenn auch in kleinerem Maassstabe, wurde im Kalkbruche No. 2, unweit der Einlagerung 5, beobachtet. Der Kalkbruch No. 5 wird nördlich von einer Granitader begrenzt, deren dem Kalk anliegende Region durchaus diesel- ben Verhältnisse zeigt, wie die durch Fig. 15 erläuterte Ader. Allmälige Uebergänge bildend, nimmt der Orthoklasgranit gegen den Kalk hin Labrador auf, welcher Feldspath auch nicht selten mitten in der Ader angetroffen wird. Bald berührt der labradorhaltige Saum unmittelbar den Kalk, bald folgt ihm noch eine meist gut begrenzte Zone, die aus Quarz, einem hell- und einem dunkelgrünen Mineral besteht, ganz so, wie die Probe No. 15, nur tritt letzterer Bestandtheil stellenweis in grösserer Menge auf. Der grüne und der labradorführende Saum ist von wechselnder Dicke und zeigt meist feineres Korn als das Innere, der Granitader. 817 | No.16. No.16a. No.16b. No.16c. No. 16d. HO 1,06 1,38 5,31 0,77 0,30 Ca0 CO? 1,96 2,41 6,70 2 Er Si Oo? 65,31 66,91 54,87 5730 64,85 Al? O° 19,51 15:19°.094,39 26,167 18,98 Fe’ 0° 1,37 2,27 7,06 0,68 0,35 CaO 4.35 10,19 6,35 7,49 0,37 KO 1,43 0,25 1,34 1,08 14,14 NaO 4,34 0,83 0,34 6,32 1,49 MgO 0,67 0,57 3,59 0,20 0,12 100,00 100,00 99,95 100,00 100,00 SEND. 16. Aus Quarz, dunkelrothem Labrador und wenig Orthoklas bestehender Saum der Granitader. No. 16e. Labrador aus No. 16. “No. 16d. Bläulicher Orthoklas aus dem Innern der Ader. No. 16a. Zwischen dem labradorführenden Saume No. 16 und dem Kalke liegende 1” dicke Zone; besteht aus Quarz und einem hellgrünen Mineral (Skapolith ?). No. 16b. Eine ebensolche Zone, nur stark durchsetzt von einem dunkelgrünen Mineral. Den Kalkbruch No. 6 durchsetzt eine eirca 1,5’ breite Granitader, die, aus Quarz, sehr grosskrystallinischem Orthoklas "und spärlich eingesprengtem Labrador bestehend, gegen den umgebenden Kalk hin in Quarz-Labradorzonen übergeht. Letz- tere beruhren nicht unmittelbar den Kalk, sondern sind durch einen dünnen Anflug eines grünen Minerals von ihm geschieden. No.-1E7.2No:T la. HO 0,95 0,90 Sı 0? 58,45 58,30 Al?O° 25,04 25,65 Bez0r 0,66 0,34 CaO 108 ©6014 KO 2,06 ZT NaoO 5,46 4,92 MgO 0,30 0,38 100,00 100,00 No. 17. Weisser Labrador aus dem Saume, 818 No. 17a. Weisser Labrador aus der orthoklasreichen Mittelzone der Ader. Das Auftreten der gewundenen, aber dieselbe Richtung beibehaltenden Granitadern des Kalkbruches No. 7 wird durch Fig. 16 veranschaulicht. Die im Maximum 4” breiten Adern zeigen als Grenzschicht gegen den Kalk einen dünnen, conti- nuirlichen Anflug*), wesentlich aus einem’hellgrünen, horn- blendeartigen Mineral bestehend, welches in sehr geringer Menge auch im Innern der Adern angetrofien wird. Von diesem An- fluge wird ein aus Quarz und rothem Labrador bestehender Saum eingehüllt, der gegen das Innere der Ader gar keine bestimmte Grenze zeigt, sowie auch in seiner Breite ausser- ordentlich variirt. Hier drei Viertel der Aderbreite einneh- mend, tritt er einige Zoll weiter bis zum Verschwinden zurück. Im Allgemeinen nimmt die Breite des Saumes in den engeren Partien der Adern zu, in den engsten ist kein Saum mehr vorhanden, die Ader besteht dann in ihrer ganzen Masse aus Quarz, Labrador und wenig Orthoklas. Fig. 17, wo durch die Schraffirung die labradorführenden Stellen bezeichnet sind, veranschaulicht die eben besprochenen Verhältnisse. i No. 18. No. 18a. No.18b. No. 18e. HO 0,72 0,38 1,65 0,82 Ca0 Co: 0,95 1,14 1094 ” SO: 116. 0% 2815 one A200, 1643 21007 2,43 24,39 Fe? 0° 0,67 0,37 5,66 0,59 Ca O0 3,57 040° nee KO 1330 10,18 “ 1,0 Na O 480 1760 De Mg O 040 032 1245 0,43 100,33 99,94 100,00 100,00 No. 18. Saum einer Ader, aus Quarz und roihem La- brador bestehend. 5 No. 18c. Stark mit Quarz vermengter Labrador aus No. 18. *) Erreicht stellenweise eine Dicke von 2 Linien; die Spitzen der Adern (a) bestehen aus Quarz. | 819 No. 18a. Die Binnenzone der Ader, aus Quarz und Or- thoklas bestehend. No. 18b. Grüner Anflug; trennt den Saum No. 18 vom Kalk. Der Hauptbestandtheil, ein hellgrünes, hornblendeartiges Mineral, wird von dunkelgrünen, asbestartigen Säulchen und sehr wenig rothem Labrador durchsetzt. Etwa eine halbe Meile nordöstlich von Illo liegt nicht weit von einem Fjord entfernt der Kalkbruch von Brämboda. Er bildet (Fig. 15) den in nordöstlicher Richtung sich fort- ziehenden, etwas gewundenen Saum eines Granithugels, wird auf der Sudost-Seite durch eine Wiese abgegrenzt und lehnt sich nach der entgegengesetzten Richtung an Granit an, unter Bildung einer Zwischenregion (No. 19), die durch aufrecht- stehende, der Richtung des Kalklagers parallel laufende, von Kalk durchsetzte Silicatlamellen hervorgebracht wird. Diese sehr feinkörnigen Lamellen lassen unter der Lupe neben viel Quarz ein weisses, feldspathartiges und ein schwarzes, horn. blendeähnliches Mineral erkennen; sie besitzen eine sehr aus- gebildete, mit ihrer Längsrichtung zusammenfallende Parallel- structur, die durch Behandlung mit verdünnten Säuren noch mehr hervortritt, und zeigen gegen den Kalk keine Ueber- gangszonen. Ihre Structur und Lagerung ist der an.den Pro- ben No.9 und 9a. beobachteten gleich, ihre Zusammensetzung (No. 19 und 19a.) abweichend. N0..19#1 Ne. 133%) HO 0,92 1.21 Ca0O CO? 1,82 0,60 SE O=m13.952.201.102 Al? O?° 10122210522 Fe’ O° 1,87 219 Ca O 2,61 3,25 KO 3,38 1,64 Na 0 1,84 2,49 MgO 0,76 0,60 9327. .99,92 Der stellenweise von Dolomit durchsetzte Kalk zeigt eine *) Nicht weit von No. 19 entfernt. Zeits d.D.geol. Ges. XXIII. 4. 53 Fülle von senkrecht stehenden, der Richtung des Lagers parallel laufenden, dunkel gefärbten Bändern, die aus einem mehr oder 4 :. weniger innigen Gemisch von Kallapath und Silicaten bestehen, ganz so, wie dies beim Kalkbruche No. 2 beobachtet wurde, Die Bänder erstrecken sich continuirlich auf recht weite Ent- fernungen und werden selten von reinem Kalk durchschnitten. F Denselben Parallelismus zeigen auch die meisten Granit- oder sonstige Silicatadern , mit deren Beschreibung wir jetzt be- 4 ginnen. E Auf der Südwest-Seite tritt eine Reihe von isolirten, 2 bis 2” breiten Graniteinlagerungen auf (No. 20), die an der Grenze zum Kalk von einem grünen Anfluge umgeben sind. Dann folgt eine höchstens 2 Linien breite, mit dem Innern der Ader verschwimmende Zone, die aus Quarz und einem rothen Feldspath besteht; oft fehlt diese Zone, fast nie aber der grüne 4 Anflug. Die Mitte der Ader ist aus einem feinkörnigen stellen- 4 weise von rothem Feldspath und einem grünlichen Mineral durchsetzten Gemenge von Quarz und Orthoklas gebildet. No. 20. No. 20a. Ho 1.10: 031 Ca0Co? 0,7 2,30 Sio®: 73,57 60,62 Al? 03. 14.18. 31.05 Fe?O?® 0,54 0,87 CaO 2,00 4,11 KO 5,18 3.15 NaO 2,84 5,41 MgO 0,24 0,90 100,42 99,72 No. 20. Die Mittelzone, aus Quarz, Orthoklas und etwas rothem Feldspath bestehend. ; No. 20a. 2° breiter Saum; umgiebt No. 20 und bestehrä Ei aus Quarz, rothem Feldspath und sehr wenig Orthoklas. | Der rothe Feldspath des Saumes konnte nicht isolirt wer- ; den, ist aber wohl, nach der Analogie mit den bisherigen Beobachtungen zu schliessen, Labrador. 4 Die äussere Gestalt beider Einlagerungen weicht insofern von der bisher wahrgenommenen ab, als die Schmitzen selten 821 in eine blattförmige Spitze auslaufen, sondern meist wie abge- hackt erscheinen, wie die Figur 19 erläutert. Häufig bestehen diese Enden aus reinem Quarz (a), wie denn auch Quarzein- lagerungen (5b) zwischen den Granitschmitzen angetroffen werden. In der Nähe des eben erwähnten Punktes, aber auch an- derswo, wird der Kalk von auskeilenden, circa 1” breiten Si- licatschmitzen durchsetzt, die aus #” bis liniendicken, aufrecht- 4 stehenden Lamellen zusammengesetzt sind. Diese durchaus unregelmässig abwechselnden Lamellen bestehen entweder aus hellgrünem Skapolith, oder fleischfarbigem Orthoklas, oder aus Gemengen beider Mineralien. Jede dieser Lamellen, auch die feinste, ist in der Regel durch einen dunkeigrünen, asbestartigen Anflug von der anderen geschieden. Die den Kalk berühren- den Lamellen sind meist Skapolith, und wenn Orthoklas, so fehlt der grüne Anflug selten. Die Zusammensetzung des hell- grünen Skapoliths ist folgende: No. 21. HO 2,32 SiO? "42,04 Al? O0”? 29,01 Fe? O?° 1,53 CaO 18,89 KO 0,70 Na0O 0,67 MsO 3,10 98,25 Im Südwest-Theil wird der Kalkbruch (bei a) von einer 1” breiten, feinkörnigen Granitader in der Richtung W — O durchschnitten, die gegen den Kalk weder eine an Kalkfeld- spath reiche Zone, noch einen grünen Anflug zeigt. Abgesehen davon, dass ihre Richtung von der des Kalklagers abweicht, wird ihre spätere Entstehung noch durch eine Störungserschei- nung bekräftigt. Der von der Ader durchschnittene Kalk ist nämlich sehr reich an den dunklen, oben erwähnten Bändern. Nun wird aber jedes bis zum Granitgang reichende Band auf der anderen Seite des Ganges nicht in derselben Richtlinie angetroffen, sondern etwas seitlich, ohne dass der Parallelis- 99" -Structur zeigen wie die skapolithbaltigen Schmitzen No. 21 _ Mineralien,. sowie die kaum liniendicken Lamellen rufen eine mus der getrennten Bandstücke aufgehoben ist. Die eu veranschaulicht dies deutlicher. = Im Nordost-Theil des Kalkbruchs tritt eine Reihe von eirca Fa breiten Einlagerungen (No. 22) auf, die dieselbe und nach dem äusseren Habitus und den Ergebnissen der Ana- ]yse zu urtheilen, auch dieselben Bestandtheile enthalten: grü- nen Skapolith, eischfarbigen Orthoklas, dunkelgrünes, horn- blendeartiges Mineral und wenig Quarz. Das feine Korn der 2 ausgezeichnete Parallelstructur hervor, auch ist die Grenze zum - Kalk meist von skapolithreichen Lamellen oder doch von BER % dunkelgrunen Anflug gebildet. S No. 22. No. 22a. HO 1,67 1.29 Ca0CO?” _ 6,38 3,92 Si O0? 99,94 56,14 Al? O° 15,33 15,93 >.Q8 5,48 4,62 CaoO 9,37 6,73 KO 2,94 6,91 NaO 1,45 0,76 Mg Ö 2.58 \ 2,61 100,54 98,91 No. 22. Dem Kalk anliegende Partie einer Einlagerung; besteht wesentlich aus Lamellen von Orthoklas, Skapolith und dunkelgrünem, hornblendeartigem Mineral. Orthoklas ist wenig vorhanden. Be: No. 22a. Vom Kalk entferntere Partie; besteht aus La- mellen von Orthoklas, Skapolith und dunkelgrünem Mineral. Die etwas complieirten Lagerungs- und Structurverhältnisse dieser Schmitzen sollen durch die Figur 21 erläutert werden. E 1) Zeigen die Schmitzen keine blattförmigen Spitzen, sondern dieselben abgehackten Enden wie die Ader No. 20. 2) Sind die Endflächen bisweilen parallel (aa), als hätten sie zusam- a mengehört ‚und wären später getrennt worden. 3) Sieht man ge in der Regel die Lamellen der Schmitzen nach den Enden hin E convergiren. 4) Buchten die aufrechtstehenden, dunklen Kalk- | S 823 streifen der Umgebung in der Regel beiderseits iu die circa 1’ entfernten Lücken der Schmitzen ein (b). Zwei der eben beschriebenen Einlagerungen werden von Granitadern schräg durchschnitten, die dieselbe parallele Ver- schiebung der dunklen Kalkstreifen hervorgebracht haben, welche die Figur 20 darthut. . Diese Adern zeigen gegen den Kalk _ dieselben Contacterscheinungen, wie sie bisher oft wahrgenom- men sind: einen Anflug eines dunkelgrünen, hornblendeartigen ‚Minerals, der eine rothen Kalkfeldspath führende, gegen die Mitte der Ader schlecht contourirte Zone umschliesst. Die hier unter- suchte Ader, deren tiefere Partien man in der senkrecht abge- sprengten Wand verfolgen kann, wird nach unten zu schmäler. . An dem eirca 1,5” breiten oberen Theil der Ader konnte kein rother, kalkreicher Saum erkannt werden; je schmäler aber die Ader wird, um so deutlicher tritt er auf, und in der tiefsten, eirca -” breiten Partie besteht sie in ihrer ganzen Masse aus Quarz, wenig Orthoklas und viel rothem Feldspath. Eine Iso- lirung des letzteren war des feinen Korns wegen nicht aus- führbar; es dürfte aber wohl Labrador sein. No. 23. 1,5” breiter, oberster Theil der Ader; besteht aus (Juarz und Orthoklas. | No. 23a. +” breiter Theil, etwa 1 Faden tiefer gelegen als No. 23. Besteht aus Quarz, rothem Feldspath und wenig Orthoklas und ist vom Kalk durch einen dunkelgrünen Anflug geschieden. No. 23. No. 23a. HO 0,52 1,31 Ca0 CO’ 1,42 1,58 SsiO° 74,27 74,64 Al? O° 12,65 13,38 Be’ 0°. 0,42 0,93 CaoO 1,30 1,65 KO 6,87 2,28 Na 0 1,89 3,46 MsO 0,18 0,77 99,52 100,00 Im mittleren Theil des Kalkbruchs beobachtet man in der senkrecht abgesprengten Wand eine circa 2” breite, zur Tiefe hin sich verjüngende Ader, die gleichfalls den Kalkbruch schräg 824 durchschneidet und dieselben Contactzonen zeigt, wie der eben untersuchte Gang No. 23. Sie spaltet sich unten in 2 Aeste, von denen der schmälere in seiner ganzen Masse dieselbe äussere und auch chemische Zusammensetzung besitzt, wie der rothe Saum, der die breiteren Stellen der Ader umgiebt.*) No. 24. No. 24a. No. 24b. HO 0,86 1,10 1,11 Ca0 CO?’ 1,55 0,78 2,89 Si O° 70,87 11,92 71,35 Al? O° 14,17 14,83 14,40 Fe? O’ 1,32 0,91 15T Ca O 1,92.....287 2,9 KO 1,79: 184° 000 Na 0 1,82. .1.13,95.% 013.66 Mg O 0,60: 250,70. 08 100,20 98,90 99,71 No. 24. Die Binnenzone der Ader, aus Quarz und Ortho- klas bestehend; ist von rothem Feldspath (Labrador?) und einem grünen Mineral durchsetzt. No. 24a. Saum der Ader, wesentlich aus Quarz und rothem Feldspath bestehend; enthält Orthoklas eingesprengt. No. 24b. Die schmale Zweigader; besitzt dieselben Mi- neralbestandtheile wie No. 24a und ist etwa 2” von den Pro- ben 24 und 24a entfernt. Der sich windende mittlere Theil des Kalklagers wird von einer Reihe von Einlagerungen durchsetzt, deren Enden nicht blattförmig zugespitzt sind, sondern, wie schon öfter be- obachtet, abgehackt erscheinen. Die Einlagerungen bestehen wesentlich aus sehr feinkörniger schwarzer Hornblende und sind meist vom Kalk durch einen bis 1” dick werdenden Saum von grüner Hornblende getrennt. Letztere tritt in grösseren Krystallen auf und findet sich bisweilen im Innern der Schmitzen vor. Recht oft trifft man an den abgehackten Enden rothen Skapolith an, der auch in den Lücken der Einlagerungen in *) Ein Unterschied in der Grösse des Korns der Saum- und Binnen- partie ist nicht wahrnehmbar. ö 825 isolirten Massen vom Kalk umhüllt wird. Diese Erscheinung ist der an Fig. 19 erörterten durchaus analog. N0o..25. No. 25a. No: 95h. HO 1,61 2:33 2,87 Ca0O CO? 0,45 4,86 1,12 SiO? 50,35 47,32 45,61 Al? O?° 16,27 7,83 27,94 Fe’ oO’ 327 10,39 1,12 CaoO 10,91 16,10 1.11 KO Al 003 3,97 Na O 346 0,86 2,75 MgO 7.02 08,58.3 2.056 99,78 99,20 99,65 No. 25. Mitte der Einlagerung, aus schwarzer Hornblende bestehend. No. 25a. Saum der Einlagerung: grüne Hornblende. No. 25b. Etwas zersetzter rother Skapolitk von den Enden der Einlagerung. Fasst man alle bisher beobachteten Thatsachen zusammen, so ergeben sich folgende Sätze, die selbstverständlich nur der Ausdruck der Majorität der Erscheinungen sind und keines- wegs ausnahmelose Geltung haben. 1) Die senkrecht stehenden, den Kalk durchsetzenden Si- licatadern und -Einlagerungen, sowie die durch Graphit oder Silicate dunkel gefärbten Kalkstreifen sind der_ Längsrichtung der Kalklager parallel. 2) Die aus Ortboklasgranit bestehenden Adern und Ein- lagerungen (No. 8, 18, 23 etc.) sind vom umgebenden Kalk durch einen Anflug eines grünen Minerals geschieden, welches in die Hornblendegruppe gehört und kalkreich ist. 3) Der grüne Anflug schliesst einen aus-Quarz und kalk- reichem Feldspath bestehenden Saum ein, dessen Dicke sehr wechselt. Die aus Quarz und Orthoklas bestehende Mitte der Adern ist von zwei symmetrischen Zonen umgeben. Der kalk- reiche Feldspath des Saumes ist in den meisten Fällen Labrador. 826 4) Die aus einem Gemenge von Orthoklas und Kalkfeld- spath (Skapolith ?) bestehenden Adern und Einlagerungen (No.4, 11, 21, 22) zeigen in der Regel gegen den Kalk hin ein Vor- wiegen von Kalksilicat. 5) Adern, die in ihrer ganzen’Masse Ban sn sind (No. 2, 10, 25), oder die schon verhältnissmässig viel Kalk enthal- tende Grenzpartien zeigen (No. 15, 16), werden bisweilen in der Contactregion noch kalkreicher. In einer Ader (No. 17) weist sogar der Labrador des Saumes einen grösseren Kalk- gehalt auf als der aus dem Innern. Die Sätze 2— D lassen sich allgemein so Zum die Silicate in den Adern und Einlagerungen werden nach den Contactflächen hin kalkreicher. | 6) Die aus Quarz und Labrador bestehenden Säume sind feinkörniger als das Innere der Adern. 7) Diese Säume sind quarzreicher als die eingeschlosse- nen Mittelzonen ; meist ist auch der absolute Kieselsäuregehalt höher. 8) Die labradorführenden Säume nehmen meist an rela- tiver Breite zu, in dem Maasse, als sich die Adern verengen. Die engsten Stellen, sowie die auslaufenden Spitzen sind in der Regel in ihrer ganzen Masse labradorreich. Es dürfte nicht unpassend sein, der Besprechung der ge- netischen Fragen eine Beleuchtung der gangbaren Hypothesen über Kalkbildung in krystallinischen Gesteinen vorauszu- schicken. Der bekannte, von HALL und späteren Forschern angestellte Versuch schien den wichtigsten Einwand gegen eine pyrogene Bildung des Kalkes verschwinden zu lassen. Legt man die sehr wahrscheinliche Kanr-Lapuace’sche Hypo- these eines ursprünglich feurig flüssigen Zustandes der Erde zu Grunde, so lässt sich a priori nichts dagegen einwenden, dass die zwei in ihrer Masse alle übrigen weit übertreffenden Säuren, die Kieselsäure und die Kohlensäure, sich in die Basen getheilt haben, proportional ihrer damaligen Masse und Affi- nität. Das feurige Magma hätte also ein Gemenge von Sili- caten und Carbonaten dargestellt. Mit welchen Basen hätte sich aber die Kohlensäure ver- 827 bunden? Der kohlensaure Kalk behält beim Gluhen unter hohem Druck seine Kohlensäure; eine rein mechanische Kraft hält die sich abstossenden Elemente zusammen, lässt sie nach, so tritt Trennung ein. Die Bestandtheile des kohlensauren Kalks befinden sich beim Glühen unter hohem Druck so zu sagen im Zustande der Spannung. Die kohlensauren Alkalien lassen dagegen in der stärksten Gluth ihre Kohlensäure nicht fahren. Wie wurde sich nun ein unter hohem Druck glüuhendes Ge- misch von Kalkspath und Alkalisilicat umsetzen ? Unter ge- wöhnlichem Druck zerlegt sich ein glühendes Gemenge von kieselsaurem Kalk und kohlensaurem Alkali in Alkalisilicat und Kalkcarbonat. Aber darf man diese Umsetzungsweise auch auf die durchaus verschiedenen Verhältnisse, die der Druck hervorbringt, ohne Weiteres übertragen ? Muss man nicht nach allen bisherigen Erfahrungen annehmen, dass die Ele- mente nur zu solchen Verbindungen zusammentreten, in denen die, durch die jedesmaligen Umstände modificirten Affinitäts- kräfte ihr Gleichgewicht erlangt haben? Dass also im vorlie- genden Falle die Kohlensäure an das Alkali, die Kieselsäure an den Kalk tritt? Es ist dann nirgends ein Trennungsbestre- ben der Elemente vorhanden. Ein Umstand würde allerdings modificirend gewirkt haben: der in der Erdatmosphäre vorhan- dene Wasserdampf. Die kohlensauren Alkalien lassen in der Gluühhitze bei Gegenwart von Wasserdampf ihre Kohlensäure fahren. Da aber der kohlensaure Kalk unter denselben Um- ständen noch leichter zerlegt wird, so zeigen die Alkalien im- mer noch die grössere Affinität zur Kohlensäure. Soll also eine für die Beurtheilung geologischer Erscheinungen über- haupt zulässige Thatsache gewonnen werden, so ist der HALL- sche Versuch dahin abzuändern, dass ein Gemisch von kohlen- saurem Kalk und Alkalisilicat unter hohem Druck geglüht wird. Sollte der wegen schwieriger Beschaffung luftdichter Gefässe nicht leicht ausführbare Versuch angestellt werden, so ist es nöthig, das etwa gebildete Alkalicarbonat noch während der Dauer der höchsten Temperatur vom Kalksilicat zu trennen; sonst durften sich beim Abkühlen die ursprünglichen Verbin- dungen zurückbilden. Ich glaube, dass der Zweck dadurch erreicht wird, dass man den Hohlraum des Gefässes durch ein Diaphragma in zwei Kammern theilt, und nur eine der- FI Se 828 selben (a)*) mit dem Gemisch anfüllt. Hält man die Umsetzung für vollendet, so wird der Apparat um 90° (in der Richtung des Pfeiles) gedreht, jedoch ohne ihn aus dem Feuer zu neh- men, und dadurch dem Allkalicarbonat ein Ausfliessen in die andere Kammer ermöglicht. Selbstverständliich muss durch anderweitige Vorversuche die passende Zusammensetzung des ursprünglichen Gemischs ermittelt werden, damit ein schwer- oder unschmelzbares Kalksilicat hervorgeht, auch ist ein Kali- Natron-Silicat einem einfachen Alkalisilicat vorzuziehen, weil ‚ein Gemisch der sich bildenden Carbonate leichtflüssiger ist als jeder seiner Bestandtheile.. Auch wird es gut sein, das Innere des Gefässes mit Platinblech auszukleiden, um eine mögliche Zerlegung der Alkalicarbonate durch die Eisenwände zu verhindern. Aber auch wenn die supponirte Umsetzung nicht statt- finden sollte, bleiben ‚vor einer unbedingten Zulassung der Möglichkeit einer pyrogenen Kalkbildung noch zu lösende Be- denken übrig. Musste nicht das feurige Magma ein inni- ges Gemenge von Kalkcarbonat und Silicaten vorstellen ? .Wie lasst sich die Gegenwart mächtiger Kalklager mit der oft völli- gen Abwesenheit des Kalkspaths in den umgebenden Gestei- nen vereinigen ? Musste man nicht die Kalklager am meisten in den basischen, kalkreichen Gesteinen antreffen, am seltensten dagegen in den kalkarmen Graniten und Gneissen? Will man die BuNnssn- WALTERSHAUSEN sche Hypothese annehmen, dass die specifisch leichteren, sauren und kalkarmen Silicate das oberflächliche Magma bildeten, also nur sie einen Theil ihres Kalks an die Kohlensäure abtraten, während die tiefer liegen- den, basischen und kalkreichen Verbindungen unangegriffen blieben, so ist das in den Kalklagern häufige Vorkommen von Wollastonit, Skapolith, Epidot, Vesuvian und anderen kalkreichen Mineralien schwierig zu erklären. Mussten nicht so basische Si- licate am ersten zerlegt werden, ja konnten sie sich überhaupt bilden unter der Einwirkung der zwei Säuren, von denen die Kohlensäure durch Entziehen von Kalk, die freie Kieselsäure durch Sichverbinden mit demselben saure Silicate zu bilden bestrebt waren ? *) Fig. 22 stellt den auf das Diaphragma bc senkrechten Durch- schnitt des Gefässes vor. 829 Die Entstehung auf nassem Wege drängt die Frage auf: sind die Kalklager in krystallinischen Gesteinen Meeresbildun- gen oder Producte der Tagewasser und warmen Quellen? Als auffallende Unterschiede zwischen den versteinerungsfübrenden Sedimentkalken und den in Rede stehenden stellen sich heraus: das Fehlen von Kalksilicaten (Wollastonit, Skapolith etc.), sowie das seltene und sehr locale*) Auftreten des kohlensauren Kalks in grosskrystallinischen Massen in den ersteren. Müssten nicht beide Erscheinungen ausserordentlich oft wahrgenommen werden, wenn die in krystallinischen Gesteinen auftretenden Kalke ebenfalls Sedimentbildungen sind? Einerseits kann aus dem Meerwasser die Kieselsäaure nur durch Vermittelung von Organismen niedergeschlagen werden, für einen Absatz von Silicaten ist das Meerwasser zu verdunnt; andererseits ist die durch Infusorien oder durch Verdrängung der halbgebun- denen Kohlensäure durch Luft in bewegtem Wasser hervor- gebrachte Kalkabscheidung, sowie die Gegenwart aufgeschwemm- ter, thoniger Substanzen einer guten Krystallausbildung hinder- lich. Das Fehlen dieser Erscheinungen in Sedimentkalken ist also durchaus nicht auffallend, und man muss somit wohl die in krystallinischen Gesteinen vorkommenden Kalke als Absätze aus Tages- und Quellwasser ansehen. Wenden wir uns jetzt zur Besprechung der hier unter- suchten Kalklager, so fragt sich zunächst: sind der Kalk und die ihn durchsetzenden Silicatadern und -Einlagerungen gleich- zeitig gebildet? Die den Kalkbruch von Brämboda durchschnei- denden Gänge (No. 23, 24) sind unzweifelhaft späteren Ur- sprungs, und auch die Entstehung der in Fig. 21 veranschau- lichten Einlagerungen ist nicht leicht als mit dem umgebenden Kalke gleichzeitig zu deuten. Beide Erscheinungen sollen später eingehend erörtert werden. Allen übrigen Adern kann man nur eine mit dem Kalk gleichzeitige Bildung zuschreiben. Gleichviel ob man den Kalk oder die Silicatlamellen als prä- existirend annimmt, gleichviel ob man die Durchsetzung des *) In vielen Fällen, namentlich in der Umgebung von Rissen, lassen sich die in versteinerungsführenden Kalken auftretenden, aus grosskrystal- linischem Kalkspath bestehenden Partien als spätere Bildungen nach- weisen, nachdem die Schichten schon trocken gelegt waren. Es ist wich- tig, der Genesis solcher Erscheinungen mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden als bisher geschehen. ET BETTER EEE, 830 präexistirenden Gesteins auf nassem oder feurigem Wege vor sich gehen lässt, ganz unerklärlich ist die Zerklüftung des Ge- steins in senkrechte, parallele Lamellen, zumal wir es nicht mit Glimmer- oder Chloritschiefer zu thun haben, deren Structur einer solchen Zerlegung noch am günstigsten ist. Die That- sache, dass viele Silicatadern nach unten zu schmäler werden, (Fig. 12), dass manche sogar auskeilen (Fig. 14), könnte viel- leicht zu Gunsten einer Ausfüllung des zerklüfteten Kalkes durch in Wasser gelöste Silicate gedeutet werden. Abgesehen davon, dass grosskrystallinischer, massiger Kalk überhaupt keine besonders ausgebildete Spaltungsrichtung zeigt, müsste im vorliegenden Falle sich auch eine solche nachweisen lassen.*) Das findet aber nicht statt; die im Kalk vorhandenen dunklen Bänder (Fig. 9) lassen sich von der Umgebung durchaus nicht abspalten, ja der Kalkbruch No. 2 ist am westlichen Ende von Rissen durchsetzt, die beinahe senkrecht auf der Richtung der dunklen Streifen stehen. Das Auftreten von isolirten Si- licateinlagerungen, ja von einzelnen in Kalk eingebetteten Or- thoklaskrystallen spricht durchaus gegen eine ungleichzeitige Bildung. Endlich legt auch das Auftreten der dunklen Strei- fen im Kalk, die ausgebildete Parallelstructur der bisweilen nur +” dicken Silicatlamellen (No. 9, 10, 19), sowie die gleich- falls Parallelismus zeigenden, labradorreichen Säume der Granit- adern, wo doch in keinem Fall eine andere als gleichzeitige Bildung stattgefunden, die Annahme nahe, dass dieselben Um- stände, die im Kleinen die Parallelstructur hervorgerufen, 'auch bei der Entstehung der Lager im Grossen wirksam waren. Lässt sich die Annahme eines feurig-Aüssigen Zustandes mit der so regelmässigen Parallelstructur vereinigen? Müsste nicht das Lager ein regelloses Gemenge von Silicaten und Kalk darstellen? und selbst bei Annahme eines seitlich auf das flüssige Magma wirkenden Drucks, konnte eine so scharfe Sonderung der Silicatadern und -Einlagerungen vom Kalk her- vorgerufen werden, wie sie hier beobachtet wird? müssten nicht die Adern durch ein regelloses Gemenge von Silicaten und *) Nur wo Glimmer in grösserer Menge auftritt, lässt sich der Kalk leichter spalten; er findet sich aber nur im Kalkbruche No. 1 und fehlt anderswo. Eine frühere Existenz und spätere Fortführung des Glimmers ist durchaus unwahrscheinlich, da er zu den durch Atmosphärilien am schwierigsten zersetzbaren Mineralien gehört. 831 Kalk mit dem letzteren verschwimmen? Diese Einwände lassen sich schwer beseitigen. Prüfen wir jetzt die Hypothese einer neptunischen Ent- stehung. Aufrechte Chlorit- und Glimmergänge zeigen oft ‘einen ausgebildeten Parallelismus ihrer Bestandtheile; die Blättehen stehen senkrecht, nnd sind der Richtung des Ganges parallel. Tropfsteinbildungen auf senkrechten Wänden werden durch Ablagerung unendlich dünner Kalkschichten gebildet, die gleichfalls der Wand ‚parallel sind. Schlägt sich in einigeu Schichten mit dem Kalk auch Eisen nieder, so entsteht eine Abwechselung von weiss und braun gefärbten aufrecht und der Wand parallel stehenden Zonen. Versuchen wir jetzt nach diesen Erscheinungen die Entstehung der Kalklager zu erklären. Sickerte kalkhaltiges Wasser senkrecht gegen die Richtung einer breiten Spalte in letztere hinab, so konnte auf der auf- rechten Spaltenwand sich eine Kalkspathschicht niederschlagen. Wurden die Gewässer reicher an silicatbildenden Stoffen, so setzte sich als nächste Schicht ein inniges Gemenge von Kalk und Silicaten -ab, welche letztere einer grösseren Krystallaus- bildung des Kalkspaths hinderlich waren. Es bildeten sich so die dunklen, sehr feinkörnigen, silicatreichen Kalkbänder.*) Isolirte oder gehäufte Glimmerblättchen mussten, wie schon anderweitig beobachtet, in der Richtung entstehen, in welcher das Wasser hinabsickerte, also aufrecht gestellt, und parallel der von ihnen bedeckten Fläche. Trat der kohlensaure Kalk zurück, reicherten sich dagegen die anderen Stoffe des Was- sers an, so schlug sich auf der aufrecht stehenden Kalkwand eine Silicatschicht nieder , es bildete sich eine längere Ader. Traten Pausen in der Ablagerung ein, oder ein Wechsel in der Quantität der gelösten Stoffe, wodurch also abwechselnd kalk- reiche und -arme Silicate gebildet wurden, so musste die Ader eine so ausgebildete Parallelstructur zeigen, wie wir sie bei den Proben No. 9, 10 etc. beobachten, Sickerte an einigen *) In der Sammlung des Universitäts-Laboratoriums zu Dorpat be- findet sich ein Stück Kochsalz aus dem Eltonsee, welches von abwechseln- den, weiss und graubraun gefärbten Zonen gebildet wird. Die gefärbten Bänder entstanden dadurch, dass mit dem Kochsalz der durch Hochwasser zugeführte Thon zugleich niederfiel; nach Klärung des Wassers wurde reines Kochsalz abgesetzt. Diese Erscheinung ist den am Kalke beob- achteten durchaus analog, nur dass im ersten Falle die Schichtung hori- zontal, im zweiten vertical ist. a IR az N E 5 2 ie ” BRITEN ai EN Ale: NET. w SFT EIE 3 = 832 Stellen silicat-*), an anderen kalkreiches Wasser**) über die Wand, so bestand die sich bildende Schicht entweder aus Kalk, der durch Silicate, oder aus letzteren, die durch ersteren unterbrochen waren. Es gingen so die immer dieselbe Rich- tung beibehaltenden Silicateinlagerungen hervor. Ihre Entste- hung lässt sich aber auch ohne diesen Wechsel so denken, dass nur silicatreiches Wasser, aber nicht allen Stellen, zuge- führt wurde. Es bildeten sich auf der Wand isolirte Silicat- partien, und die Lücken zwischen ihnen wurden durch den in einer späteren Periode zugeführten Kalk ausgefüllt. Auch das Schmälerwerden nach der Tiefe hin, sowie das Auskeilen mancher Einlagerungen ist nach der eben entwickelten Ent- stehungsart verständlich. Beleuchten wir jetzt den aus der Mehrzahl der Beobach- tungen abstrahirten Satz 5. Die Silicate werden nach den Contactflächen zu kalkreicher, oder mit anderen Worten: zwi- schen den Säumen der Adern und dem umgebenden Kalkstein besteht ein causaler Zusammenhang. Hat der feurig-fussige Kalk die Thonerde- Alkali-Silicate in Kalksilicate umgewan- delt? ein Process, der in der Einleitung als möglich, ja wahr- scheinlich hingestellt wurde. Aber. wir müssten dann aus- nahmslos die Adern von kalkreichen Silicaten umgeben finden, schmale Adern, deren Breite geringer ist als die der labrador- reichen Säaume mancher Gänge, mussten in ihrer ganzen Masse umgewandelt sein, ja es ist fraglich, ob selbst $’ dicke Sili- cateinlagerungen einer Totalmetamorphose zu widerstehen gross genug waren. Nun herrscht aber eine solche Regelmässigkeit gar nicht; hier berührt der Orthoklas unmittelbar den Kalk, etwas weiter ist er durch einen dunnen grünen Anflug von ihm geschieden, noch etwas weiter durch eine breite Zone von Labradorgranit. Es fehlt uns jegliche Vorstellung über die Momente, die auf so kleinen Strecken des feurig- flüssigen Magmas stellenweise wirkten. Freilich sind aprioristische Vor- stellungen für die Deutung geologischer Vorgänge von gerin- *) Nicht so zu verstehen, als wenn das Wasser die fertigen Silicate als solche gelöst enthielt, sondern Wasser, das mit Kieselsäure und Basen gesättigt war. **) Bei der durch Fig. 21 veranschaulichten Ader würde also bei- spielsweise bei den mit 5b bezeichneten Punkten kalkreiches, bei den zwischenliegenden silicatreiches Wasser hinabgesickert sein. 833 gem Werth, aber auch keine Beobachtung natürlicher oder künstlicher Erscheinungen bildet ein Analogon. Kehren wir jetzt zur neptunischen Hypothese zurück und lassen wir das Kalklager durch Absätze aus Wasser entstehen, - welches abwechselnd mit kohlensaurem Kalk und silicatbilden- den Stoffen gesättigt war. Als nach einer Pause im Kalkab- satze die Bildung einer Silicatader eben begann, war das sickernde Wasser noch für längere Zeit reich an Kalkverbin- dungen, die allmälig abnabmen, um dann wieder, gleichsam als Vorläufer des später folgenden Kalkbildungsprocesses auf- zutreten. Die Annahme, dass während der ganzen Bildungs- dauer einer Ader das Verhältniss der in Wasser gelösten Stoffe, mit Ausnahme des Kalks, nur wenig variirte, und dass letzte- rer Bestandtheil noch nach dem Aufhören und schon vor dem neuen Eintritt der Kalkspatlıbildung in grosser Menge vorhan- den war, in der Zwischenzeit aber sein Minimum erreichte, hat nichts Gezwungenes. Nun werden nach den Versuchen und Beobachtungen Bıscnor’s Alkalisilikate durch Kalksalzlösungen*) in Kalksili- cate umgesetzt, oder mit anderen Worten: die Kieselsäure zeigt unter Umständen eine grössere Verwandtschaft zum Kalk als zum Alkali. Es ist nun klar, weshalb in den beiden Perio- den, in denen der Kalkgehalt sich seinem Maximum näherte, wesentlich Kalksilicate (Labrador, Skapolith), in der Zwischen- zeit, wo er auf ein Minimum herabsank, wesentlich Alkalisili- cate (Orthoklas) gebildet wurden. Es ist nicht mehr auffallend, dass kleine Schmitzen und die engeren Stellen der Adern oft in ihrer ganzen Masse aus kalkreichen Silicaten bestehen, da sie zu ihrer Bildung weniger Zeit beanspruchten als die brei- teren Partien, mithin während der Periode, in welcher der Kalk am meisten vorhanden war, ihre volle Ausbildung er- reichen konnten. Sie sind, so zu sagen, den kalkreichen Sau- men der breiteren Adern äquivalent. Vielleicht durfte sich auch der grössere Quarzgehalt in den Spitzen von Adern und Ein- lagerungen (Fig. 6, 16, 19) durch ein von BiscHor angestelltes Experiment erklären lassen, wonach kieselsaure Alkalien sich mit doppelt kohlensaurem Kalk in Alkali- und Kalkcarbonat *) Orthoklas, Oligoklas und Labrador sind einer Umwandlung in Epidot fähig. 834 einerseits, und freie Kieselsäure andererseits umsetzen. An den Endpartien der Adern, wo das silicatreiche Wasser sich oft mit an doppeltkohlensaurem Kalk reichem mischen Konnte, waren die Bedingungen zu solcher Zerlegung gegeben. Blieb der Kalkgehalt des silicatführenden Wassers immer ein beträchtlicher, so mussten sich Adern von der Zusammen- setzung No. 10 bilden, blieb er ganz constant, so trat keine Zonenbildung ein, wie beiden Proben No. 9und 19. Nun kann man den Einwand gegen die pyrogene Bildung auch hier wie- derholen: weshalb sind die Alkalisilicate nicht ausnahmslos von Kalksilicaten umgeben? Die Antwort kann vorläufig nicht gegeben werden, aber wir kennen durchaus analoge Erschei- nungen, Erscheinungen, die zweifellos ihre Entstehung neptuni- schen Processen verdanken, und deshalb bei der in Rede ste- henden Frage als entscheidende Factoren gelten müssen. Sehr oft wird ein einzelner Krystall dermaassen umgewandelt, dass in den am meisten veränderten Theilen sich noch völlig un- veränderte, mit dem ursprünglichen @lanz, ja mit feiner Zwil- lingsstreifung versehene Partikeln eingebettet finden. Welche Momente bewirkten diese auffallende Erscheinung? Um ein Bei- spiel anzuführen, beginnt die Umwandlung von Orthoklas in Epidot nicht selten von der Mitte aus, während die Oberfläche vollig unalterirt ist. Wie war es möglich, dass das eindrin- gende Wasser nicht die ganze Strecke von der Oberfläche des Krystalls bis ins Innere epidotisirte, sondern sie unverändert liess? Wir können keine befriedigende Antwort geben, aber nach dieser durchaus analogen Erscheinung ist auch der oben angeführte Einwand nicht stichhaltig. Betrachten wir jetzt dıe Zusammensetzung der labrador- besäumten Granitadern näher, so ergiebt sich, dass sie zum Kalke hin kalk- und natronreich, in der Mitte dagegen kali- reich sind. War in den Perioden, wo das Wasser sein Maxi- mum an Kalksalzen zeigte, auch der Natrongehalt am grössten, und machte dieser Stoff in der Zwischenzeit dem Kali Platz? Ein so ‚complicirter und doch so regelmässiger Wechsel ist durchaus unwahrscheinlich, aber auch nicht nöthig anzunehmen. Halten wir daran fest, dass von allen silicatbildenden Stoffen des Wassers nur der Kalk grossen Schwankungen in seiner Menge unterworfen war, sn lässt sich das überwiegende Auf- treten in den Rändern noch immer dadurch erklären, dass der 835 Kalk eine weit grössere Neigung besitzt, sich mit Natron, als mit Kali zu verbinden. Sank der Kalkgehalt des Wassers, so bildete sich kalireicher Orthoklas und nicht ein beide Al- kalien führender Oligoklas nach dem Gesetze, dass die auf nassem Wege sich bildenden Silicate zu solchen Verbindungen zusammentreten, die unter den ihre Bildung begleitenden Um- ständen die grösste Widerstandsfähigkeit in Bezug auf Zer- setzung und Umwandlung zeigen. Der Orthoklas ist aber ent- schieden schwerer verwitterbar als der Oligoklas, und oft be- ginnt die Umwandlung des letzteren damit, dass Natron theil- weise gegen Kali ausgetauscht wird. Lässt sich nun nachweisen, dass der Kalk eine grössere Verwandtschaft zum Natron als zum Kali besitzt? Zunächst ist die Zahl der Kalk-Natron-Zeolithe bei weitem grösser, als die der Kalk-Kali führenden. Man wird einwenden, dass diese Mineralgruppe meist in Gebirgsarten angetroffen wird, die selbst an Kalk und Natron reich sind, und dass beide Stoffe bei der Zersetzung eher ausgeschieden werden, als Kali. Das ist rich- tig, aber dann müssten doch die zersetzten, kalireichen Por- phyre und Granite eben so reiche Fundgruben von Kalk-Kali- Zeolithen sein, wie es die Basalte, Melaphyre etc. für Kalk- Natron-Zeolithe sind, was nicht stattfindet. Und lässt sich nicht nachweisen, dass das Kali eine geringe Verwandtschaft zum Kalk besitzt, wenn es wasserhaltige Silicate bildet? Wie findet man das bei der Zersetzung freigewordene Kali wieder? In Verbindung mit Magnesia und in Form von Glimmer, Glau- konit und glimmerähnlichen !Zersetzungsproducten*), deren Masse eine ungeheure ist. Wir schliessen hieraus auf eine grössere Verwandtschaft des Kalis zur Magnesia und auf eine geringere zum Kalk. Ferner giebt es keinen einzigen Kalk- Kali-Feldspath, andererseits sind alle Kalkfeldspäthe (Oligo- klas, Andesin, Labrador, Skapolith) natronführend. Ein hoher Kaligehalt eines Kalkfeldspaths ist fast immer von einem be- deutenden Wassergehalt begleitet, mithin ein Product späterer Umwandlung, einer Umwandlung, die mit dem völligen Aus- tritt von Kalk und Natron und Ersatz derselben durch Kali *) Die ausgedehnten silurischen und devonischen Thone Russlands sind kali- und magnesiareich und haben eine glimmerähnliche Zusammen- setzung. Zeits. d. D. geol. Ges. XXL, 4. 54 836 und Magnesia aufhört. Es steht somit fest, dass nicht nur die Zahl der Kalk-Natron-Silicate grosser ist, als die der Kalk- Kali-Verbindungen, sondern, was von entscheidendem Gewicht ist, dass die Masse der ersteren (Feldspäthe) die der letzteren unendlich übertrifft. Das ist kein Zufall, sondern spricht ganz entschieden für eine grössere Verwandtschaft des Kalkes zum Natron. Die labradorführenden Säume sind quarzreicher, als die eingeschlossenen Orthoklasgranitzonen, ja in der Regel ist so- gar der procentische Kieselsäuregehalt grösser. Auch das wird durch die Neigung des Kalks, möglichst basische Verbindungen einzugehen, hervorgebracht, Je grösser der Kalkgehalt eines Feldspaths, desto mehr sinkt die Kieselsäuremenge, und die kalkreichsten Mineralien sind auch zugleich die basischsten (Skapolith, Wollastonit, Epidot, Vesuvian, Granat). Bei der Bildung der labradorführenden Saume musste ein beträchtlicher Theil der gelösten Kieselsäure als Quarz niedergeschlagen, bei der Bildung der orthoklasreichen Binnenzone mehr chemisch gebunden werden. Der absolute Mehrgehalt an Kieselsäure ist_ wohl demselben Processe zuzuschreiben, der bei der Bildung des Quarzes an den Spitzen der Einlagerungen angenommen wurde. Sehr oft zeigen die labradorführenden Säume feineres Korn als die Binnenzone; wahrscheinlich war die grössere Quarz- ausscheidung einer guten Krystallausbildung des Labradors hinderlich. Wir wenden uns jetzt zur Frage: sind die den Kalkbruch von Brämboda schräg durchschneidenden , unzweifelhaft später entstandenen Granitadern plutonischen oder neptunischen Ur- sprungs? Wie schon erwähnt, besitzt die in Fig. 20 darge- stellte Ader keine kalkreichen Randpartien, die anderen (No, 23 und 24) zeigen solche, wenn auch nicht überall, und zwar un- mittelbar gegen den Kalk einen dunkelgrünen Anflug, dem ein an rothem Kalkfeldspath reicher Saum folgt. Die Adern wer- den nach der Tiefe zu schmäler, und bestehen dann in ihrer ganzen Masse wesentlich aus Quarz und Kalkfeldspath. Nimmt man an, dass in die Spalten ein feurig-fussiges Magma von unten hineingepresst wurde, so sind zwei Fälle möglich. Entweder war die Zusammensetzung des geschmol- 837 zenen Teiges eine solche, dass beim Erkalten ein Gemenge von Kalk- und Kali-Feldspath herauskrystallisirte, oder das Magma enthielt nur Alkalisilicate, und die kalkreichen Stellen sind Producte der Contactwirkung. Im ersten Falle müssten die Gänge in ihrer ganzen Masse ein inniges Gemenge von Orthoklas und Kalkfeldspath darstellen, eine solche Verthei- lung beider Mineralien, wie sie hier beobachtet ist, kann durch die rein mechanische Kraft des Hineinpressens unmöglich _ hervorgebracht werden. Lässt man die Contactwirkung zu, so treten ausser den früher erörterten noch folgende Bedenken hinzu. Enthielt die im Maximum circa 2”, im Minimum circa 1” mächtige Gangmasse soviel überflüssige Wärme, um den nieht innig beigemengten, sondern an den Spaltenwänden nur eine verhältnissmässig geringe Oberfläche darbietenden kohlen- sauren Kalk in ein Aufschliessungsmittel umzuwandeln, wenn wir einen chemischen terminus technicus gebrauchen wollen ? Und das zugegeben, müssten nicht dann die kalkreichen Säume der breiteren Aderpartien absolut und relativ breiter sein, als die der schmäleren, da erstere über einen grösseren Wärme- überfluss verfügten als letztere? Nun zeigt die Ader an der circa 2” breiten Stelle en 24) Saume, deren Breite zwischen * — 4” variirt; etwa 2” tiefer spaltet sich die Ader in zwei Aeste, und der eine (No. 24b.), etwa 1” breite ist in seiner ganzen Masse aus Quarz und Kalkfeldspath gebildet. Noch ein Bedenken drängt sich auf. Trat mit der Injection die Contactwirkung ein, so wurden die Kalkwände von einer dünnen kalkreichen Schicht überzogen, die jede fernere Ein- wirkung des kohlensauren Kalkes verhindern musste, wenn nicht die geschmolzene Masse in beständiger Bewegung war, wodurch die umgewandelten Grenzpartien nach Innen, die un- veränderten, mittleren Theile aber wieder dem begrenzenden Kalk zugeführt wurden. Das ist schon möglich, aber dann mussten die Adern ein wirres Gemenge von Quarz und den beiden Feldspäthen vorstellen, eine so regelmässige Verthei- lung der letzteren konnte nicht mehr stattfinden. Man wird einwenden, dass sich im Innern der Ader rother Kalkfeldspath eingesprengt vorfindet, und dass auch der Kalk- gehalt der Saume keinen bedeutenden Ueberschuss aufweist. Um so ausgesprochener ist aber die Vertheilung der Alkalien: 54” 838 in den Säumen herrscht Natron, in der Mitte Kali vor.*) Ver- - band sich auch der Kalk eher mit dem Natron, als mit dem “ Kali, so blieb doch das freigewordene Kali an Ort und Stelle ‚und bildete Silicate; wir können uns nicht vorstellen, wie letz- tere vom Rande der Ader zur Mitte wanderten, während die ebenfalls geschmolzenen Kalk-Natron-Verbindungen zurückblie- ben. Das relative Verhältniss beider Alkalien müsste überall dasselbe sein. Auf nassem Wege können wir diese Verthei- lung erklären: das Kalk-Natron - Silicat krystallisirte heraus, das in Lösung bleibende Kali wurde fortgeführt. Nimmt man dagegen bei der feurigen Contactwirkung‘ ein sofortiges Er- starren des sich bildenden Kalkfeldspaths an, so musste die dünnste Schicht desselben jeder ferneren Contaetmetamorphose ein Ende machen. Völlig unerklärbar ist die Bildung des dun- nen grünen Anflugs zwischen dem Kalk und dem kalkreichen Saum durch eine plutonische Contactwirkung. Wir besitzen zahlreiche Beobachtungen über Lavaergüsse, und so werthvolle Beiträge sie auch für die physikalische Geo- logie geliefert haben, so ist es doch sehr zu bedauern, dass so günstige Verhältnisse wenig zur Beantwortung genetischer Fragen ausgebeutet sind. Es wäre von grossem Interesse, durch die chemische Analyse zu untersuchen, wie Lavastrome auf Kalkstein eingewirkt haben, und selbst die Schwierigkeiten, solche Verhältnisse kunstlich herbeizuführen, _durften sich-üuber- winden lassen. Es ist das der einzige Weg, sichere und zu- gleich brauchbare Thatsachen für die Beurtheilung von Con- tactwirkungen, wie die vorliegenden, zu gewinnen und uns von den sehr unsicheren, aprioristischen Deductionen zu be- freien. Betrachtet man die schräg durchschneidenden Adern als Spaltenausfüllungen auf nassem Wege, so schwinden eine Menge der eben aufgeführten Bedenken. Ihre Constitution und Structur *) Der Kalkgehalt des oberen, keinen Saum zeigenden Theils der Ader No. 23 ist nur um }! geringer, als.der in der tieferen, an rothem Feld- spath reichen Partie No, 23a. Die Natronmenge der letzteren überwiegt dagegen die des ersteren ums Doppelte. Wir schliessen daraus, dass der rothe Feldspath der tieferen Partie in der oberen nur in sehr geringer 1 Menge vorhanden ist, und der Kalk in letzterer einem anderen Silicat | angehört. Leider ist das Gestein für eine nähere Untersuchung zu fein- körnig. 839 ist mit den in allen Kalkbrüchen sich vorfindenden, labrador- besäumten Gängen durchaus identisch. Was dort über die mögliche neptunische Entstehungsweise angeführt wurde, gilt auch hier. Es ist nicht einmal nöthig anzunehmen, dass das silicatführende Wasser in zwei getrennten Perioden kalkreich, in der zwischenliegenden Zeit kalkarm war. Da die Gänge den Kalkbruch quer durchsetzen, also die Richtung haben, in welcher das Wasser nach der oben entwickelten Hypothese sickerte, so konnte das kalkreiche, silicatführende Wasser zu gleicher Zeit an beiden Wänden der Spalten kalkfeldspathhal- . tige Saume "bilden, und die tieferen schmäleren Stellen ganz ausfüllen. Als der Kalkgehalt*) sank, wurden die Lücken ausgefüllt. Die Bildungsweise der in Fig. 21 erläuterten Silicatein- lagerungen ist ausserordentlich räthselhaft. Die bisweilen pa- rallel abgehackten Enden der Schmitzen, sowie das Einbuchten der dunklen Kalkstreifen in die Lücken legen den Gedanken nahe, dass diese Einlagerungen ursprünglich eine zusammen- hängende und dann getrennte Ader gebildet, und dass die ent- standenen Lücken dann beiderseits von Kalk ausgefüllt wur- den. Aber der Gang hätte sich dann isolirt und früher ge- bildet haben mussen, ein Process, den wir uns nicht vorstellen können. Andererseits spricht die Parallelstructur, sowie das ‘oft wahrnehmbare Convergiren der dünnen Lamellen nach den Enden hin dafür, dass dieselbe Ursache, die den Parallelismus und das Einbuchten der dunklen Kalkstreifen bewirkte, auch die- selben, durchaus äquivalenten Erscheinungen an den Einlage- rungen hervorrief, mit anderen Worten, dass der Kalk und die Einlagerungen gleichzeitig gebildet sind. Die Schmitzen. sind nach der Tiefe hin nicht blossgelegt, und die wichtige Frage über ihren etwaigen Zusammenhang konnte nicht entschieden werden; wir unterlassen es deshalb, über ihre mögliche Ent- stehungsweise Hypothesen aufzustellen. *) Oder präciser: der Gehalt an solchen Kalkverbindungen, die einer Feldspathbildung günstig waren. Wir wissen, dass die Umsetzungsweisen wesentlich durch die electronegativen Bestandtheile modificirt werden: kohlensaures Alkali giebt mit kieselsaurem Kalk Alkalisilicat und Kalk- carbonat, Alkalisilicat mit CaCl oder Gyps kieselsauren Kalk und die entsprechende Alkalienverbindung. o . it mitgetheilten zusammen, so anzieht, u dnss die E Brklärung En ar ech, weniger Zweifel a, Behken u en _ Annahme einer plutonischen Entstehung. | 841 3. Studien aus dem Gebiete des rheinischen Devon. I. Das Devon der Gegend von Aachen. Von Herrn Emanueı Kayser ın Berlin. Die devonischen Bildungen der Gegend von Aachen sind bereits mehrfach Gegenstand geognostischer Untersuchung ge- wesen. Die meisten der hier in Betracht kommenden, schon in verhältnissmässig früher Zeit entstandenen, älteren Arbeiten haben jedoch heutzutage nur noch historisches Interesse. Als besonders bemerkenswerth heben wir aus dieser Zeit nur den Aufsatz von ScHuLzE: „Uebersicht der Gebirgsbildungen des westlichen Theils des Bergamtes Düren * in NöGGERATH’s Geb. Rheinl. Westph. Bd. I., p. 281 (Bonn. 1822), hervor. Viel wichtiger sind spätere Arbeiten von Baur und besonders von Fern. Rormer. Dieser letztere hat sich mit dem Devon von Aachen zuerst im Jahre 1842 beschäftigt. Die Resultate seiner damaligen Untersuchungen finden sich in seinem Werke über das rheinische Uebergangsgebirge, pag. 20 ff. (Hannover. 1844). Dann hat sich Baur um die Erforschung der alten Formationen Aachens und der benachbarten Eifel Verdienste erworben. In einem 1848 in der Zeitschrift der Deutschen geol. Gesellschaft (B. I., 469) erschienenen Aufsatze, der von einem Profile der Gegend zwischen Aachen und Montjoie be- gleitet wird, ist die Altersfolge der Hauptglieder des älteren Gebirges bereits richtig erkannt; doch fehlt noch eine scharfe Abgrenzung des Devon gegen das Carbon. 1853 nahm FerD. ROoEMER seine Untersuchungen bei Aachen wieder auf. Sein 1855 in der Zeitschr. der Deutschen geologischen Gesellschaft (Bd. VII, 377) veröffentlichter Aufsatz: „Das ältere Gebirge der Gegend von Aachen, erläutert durch Vergleichung mit den Verhältnissen im südlichen Belgien* bezeichnet einen wesent- lichen Fortschritt unserer Kenntniss des Aachener Devon. Zum ersten Male wurde hier für dies Gebiet der Versuch einer de- taillirten Gliederung der gesammten devonischen Schichtenfolge Ba Kyla sah hl A Yoapzl Re a a RT a A a ZA De Ve - 842 nach Fauna und petrographischen Charakteren gemacht, wo- durch der Aufsatz für spätere Arbeiten auf dem Gebiete des rheinischen und belgischen Devon von Wichtigkeit geworden ist.*) Ein Hauptresultat der Arbeit war der Nachweis einer wesentlichen Aehnlichkeit des Devon von Aachen (genauer der Gegend zwischen Eschweiler und Eupen) mit dem belgischen. ROENER unterschied von oben nach unten folgende Glieder: [Kohlenkalk] e) Graue Kalkmergel mit devonischen Korallen. d) Dunkelgraugrünliche, plattenförmig abgesonderte Grau- wackensandsteine mit Spirifer Verneuili.”*) c) Grünliche und röthliche Schiefer mit Kalknieren; Spi- rifer Verneuili, Receptaculites Neptuni, Rhynchonella pugnus. b) Graue, compacte Kalkbänke mit devonischen Korallen, Eifler Kalk. | a) Graugrünliche und röthliche 'Tihonschiefer mit Quarz- schnuren, ohne Versteinerungen. a®) Bank von rothem kieseligem Conglomerat, circa 30’ mächtig, im oberen Theile von a). _ Im Jahre 1863 nahm ScHLöngBAcH einige Berichtigungen am RorMeEr' schen Profile vor. Er unterschied nämlich (Zeit- schrift der Deutschen geol. Ges. XV., 655) von oben nach unten: 1) Graue Kalkmergel mit Spirifer Verneuili und Korallen. 2) Sandig-glimmerige Grauwacken-Schiefer, oben mit grün- lichen Mergeln und schmalen Kalkbändern wechsel- lagernd; Sp. Verneuili, Avicula Neptun. 3) Grünliche und röthliche Schiefer-Mergel mit Sp. Ver- neuili, Rihynchonella pugnus, Goniatiten, Orthoceren. 4) Grauer Mergel-Kalk mit Sp. Verneuili, Rh. pugnus, Re- ceptaculites Neptuni. *) Einen ähnlichen Versuch hatte für das südliche Belgien bereits einige Jahre vorher F. Anpoır Rormer gemacht (Bull. Soc. ge£ol.. de France, 2. s. t. VIIL, p. 87; 1850. — Vergl. auch Palaeontographica Bd. III, Beitr. z. geol. Kenntniss d. nordwestl. Harzes, p. V.). **) Nur die wichtigsten Fossilien der verschiedenen Schichtglieder sind hier genannt, in Betreff der übrigen muss auf die citirte Abhand- lung verwiesen werden. EN ENTER DE en EI 843. 5) Dunkle Mergel-Schiefer mit Sp. Verneuili, Sp. simplex, Producetus subaculeatus etc. In diesem Profile, dessen unterstes Glied unmittelbar dem mitteldevonen Kalke (b) ROEMER’s) aufruht, entspricht 1) = Ror- MER’S e); 2) = seinem d); 3) und 4) = c); 5) fehlt bei Ror- MER, der diese Schicht irrthumlicher Weise zwischen 1) und 2) gestellt hatte, ein Versehen, welches von SCHLÖNBACH be- richtigt ist. | Im Frühjahr 1870 hatte ich Gelegenheit das belgische Devon zu studiren und später die Gegend von Eupen, Vicht und Stolberg bei Aachen mit dem Rormer’schen Profile in der Hand zu besuchen. Ich habe dasselbe, mit der SCHLÖNBACH- schen Aenderung, sehr exact gefunden. Dennoch kann man daran noch einige weitere Aenderungen aubringen, die dasselbe, wie ich glaube, den Verhältnissen noch entsprechender machen. werden. Es wird sich dabei nicht nur eine grosse Analogie, sondern die vollständige Uebereinstimmung in der Entwickelung des Aachener und des belgischen . Devon ergeben, und zwar eine Uebereinstimmung spe- ciell mit den Verhältnissen am Nordrande des so- genannten Beckens von Condroz, nicht Südbelgiens, wie ROEMER annahm, Die Schichtenfolge, wie sie in der Gegend von Aachen, besonders gut im Vichtbachthale oberhalb Stolberg, sowie an der Strasse von Venwegen nach Cornelimunster zu beobachten ist, setzt sich vom Kohlenkalke abwärts bis zu den ältesten Gesteinen des Venn folgendermaassen zusammen: [Kohlenkalk.] a) Graue Kalkmergel mit Korallen. ?) Grünliche Mergel-Schiefer, nach oben kalkig werdend und einige unreine Kalkbänke mit Spirifer Verneuili enthaltend, *) x) Graubraune, glimmerreiche Grauwacken-Sandsteine mit plattiger Absonderung; versteinerungsarm. 6) Grünliche, zerfallende Mergel- Schiefer; versteine- rungsarm. *) Auch hier sind nur die charakteristischsten Fossilien jedes Schich- tengliedes aufgeführt. Bi ? ER 844 &) Graue oder bunte Nieren- (Kramenzel-) Kalke mit Spi- rifer Verneuili, Sp. nudus, Bhynchonella cuboides, Rh. pugnus. £) Graue Kalkmergel mit Receptaculites Neptuni, Spirifer Verneuili, Sp. euryglossus, Rhynchonella cuboides, Rh. pugnus. 1) Dunkelblaugraue Mergel-Schiefer mit ‚Spirifer Verneuili und zahlreichen anderen Versteinerungen. An der Basis eine schwache Bank von Nierenkalk und darunter eine andere von Kalkmergel. vd) Compacte, graublaue Kalkbänke, zuoberst dolomitisirt. t) Rothe, glimmerige Grauwacken-Schiefer und -Sandsteine. Darin die in Rormer’s Profil unter a?) ausgezeichnete Conglomeratbank. x) Dunkelgrau- oder grünlichbraune, quarzreiche Grau- wacken-Sandsteine. \) Ziemlich compacte, hellgrüne, glimmerreiche Grauwacken- Sandsteine mit rothen und grünen oder buntgefleck- ten Schiefern wechsellagernd. u?) grobes, rothes, kieseliges Conglomerat. [Schiefer und Quarzite des Hohen Venn.] In diesem Profile entspricht «) = RoEnMER’s e), = SCHLÖN- zıcH’s 1); ß) fehlt in den beiden anderen Profilen; 7) = d) R. = 2) S.; 5) fehlt; e) = 3) S.; [) = 4) S., beide Glieder zusammen .gleich c) R; „)=5)S;J- JR: 3 und u?) = a) R. Eigenthümlich ist somit unserem Profile die Einschaltung von ß) und Ö), sowie die weitere Theilung der von ROoEMER mit a) bezeichneten unterdevonen Schiefer- und Grauwackenschichten. Ehe wir indess auf eine weitere Besprechung desselben eingehen, mögen hier einige Bemerkun- gen über das uns der Vergleichung wegen interessirende bel- gische Devon Platz finden. Das belgische Devon ist bekanntlich in zwei getrennten Becken abgelagert, einem grösseren südlichen, dem sogenann- ten Bassin von Condroz, und einem kleineren nördlichen, dem sogenannten Bassin von Namur. Ein jedes dieser Becken hat seine besondere Ausbildung und ausserdem ist im Becken von . Condroz die Entwickelung am Südrande (südl. Muldenflügel) eine andere, als am Nordrande. So kann man für das bel- 845 gische Devon im Ganzen drei verschiedene Ausbildungsweisen unterscheiden: 1) die des Bassins von Namur, 2) die des nördlichen und 3) die des südlichen Randes des Bassins von Condroz. Der Hauptunterschied der beiden letzteren besteht darin, dass dem Nordrande mehrere wichtige Glieder des Sud- randes gänzlich fehlen. Diese Verhältnisse werden am besten ‘aus dem folgenden Schema ersichtlich sein, welches die Ent- wickelung des Devon im Norden und im Süden des Bassins von Condroz veranschaulicht, wie sich dieselbe nach den er- folgreichen Untersuchungen von GOSSELET und DEwALQUE dar- stellt (GosseLEet: mehrere Publicationen im Bulletin de la Soc. geol. de France seit 1862 und besonders M&moir s. 1. terrains primaires d. l. Belgique, Paris 1860. — DrwALquE: zwei Ab- handlungen im Bulletin de l’acad&mie Roy. de Belgique 2. s. t. XI, No. 1, 1861 und t. XIII, No. 2, 1862; und Prodrome d’une description geologique de la Belgique 1868): Bassin von Condroz. _ I | Sudrand Nordrand Öber- Psammite von Condroz 7 % Schiefer der Famenune + Kalke und Schiefer von Frasne + Mittel- [ Kalke von Givet + Devon | Calceola-Schichten fehlen _ r Schiehten (Pudding) von Burnot und Ah- Unter- rien (Dumonxr) + - Devon | Coblenz-Schichten (Coblenzien Dun.) fehlen Schichten von Gedinne (Gedinien Dun.) T Demnach unterscheidet sich der Nordrand des Beckens von dem Sudrande wesentlich durch das Fehlen der Calceola- sowie der Coblenz-Schichten. | Der Entwickelung des Nordrandes entspricht nun, wie sich aus dem Weiteren ergeben wird, auf das Voll- ständigste diejenige der Gegend von Aachen. Die mächtigen unter dem Kohlenkalk auftre- tenden plattigen Sandsteine (7) erweisen sich durch ihre petrographische Beschaffenheit, wie durch ihre Fauna, mit a a ar ER ne % Benzin A Er ae BR et Ye EIER WERTET IE ERBE 2% 846 Bestimmtheit als Aequivalent der belgischen Psam- mite von Condroz. In ersterer Beziehung ist die plattige Absonderung in Verbindung mit der hellen Färbung und dem grossen Reichthum an weissem Glimmer charakteristisch. Was die Fauna betrifft, so hat bereits F. RoEuer (l. e.) ausser algen- artigen Resten Spirifer Verneuili MurcnH., Productus subaculeatus MurcHa. und einen Pecten- oder Avicula-artigen Zweischaler aus diesen Sandsteinen aufgeführt. Ausserdem habe ich in den Steinbruchen gleich westlich vom Dorfe Nüttheim bei Stol- berg noch Cucullaea Hardingüi Sow, Athyris concentrica v. Buch, Streptorhynchus erenistria PHıLL. und eine der Rhynchonella pugnus MaArrT. verwandte Form gefunden (die sich jedoch von ihr durch schärfere, in der Nähe der Buckel entspringende Falten unterscheidet, von denen blos zwei auf dem Wulste, eine in dem mit einer hohen, der der Rh. acuminata ähnlichen, Zunge endigen- den Sinus liegen). Von dieser letzten abgesehen, sind alle übrigen genannten Formen auch aus den Psammiten von Con- droz bekannt, Cucullaea Hardingü sogar eins der Leitfossilien. Doch sind alle diese Versteinerungen bei Aachen wie in Bel- gien im Allgemeinen selten, nur Algenreste finden sich häufi- ger und stellenweise zu grossen Massen vereinigt. Nach oben gehen die Sandsteine in mergelige Schiefer (ß) über, die, all- mälig kalkiger werdend, selbst einige unreine Kalkbänke zu enthalten pflegen, in denen Spirifer Verneuili, Athyris concen- trica, Productus sp. und andere, wegen schlechter Erhaltung nicht wohl bestimmbare Brachiopoden relativ häufig sind. Diese Mergelschiefer und ebenso die über ihnen folgenden, die un- mittelbare Unterlage des Kohlenkalks bildenden, korallenfuh- renden Kalkmergel, die auch im Belgischen in der oberen Zone der Psammite sich einstellen (sogen. calcaire d’Etroeungt), mussen mit den Sandsteinen zu einer Etage zusammengefasst werden*), deren bei weitem grössten Theil die Sandsteine ausmachen (ihre Mächtigkeit darf nach F. RoEMER auf eirca 3000’ veranschlagt werden). Nach dem durch die ganze Etage durchgehenden Hauptfossile, dem Sp. Vernewli, möchte *, Diese obersten Kalkmergel scheinen nicht überall vorhanden zu sein. So fehlen sie z. B. im Vichtbachthale, während sie bei Corneli- münster deutlich entwickelt sind. : Fi a SE a Sen ee a te > Ze ag SE nk, Ser I ur “ i 847 ich dieselbe als Etage der Verneuili-Sandsteine be- zeichnen. Von diesen Sandsteinen glaube ich an der Basis dersel- ben auftretende, wenig mächtige Mergelschiefer (6) trennen zu müssen. Ganz vom Ansehen der Büdesheimer Goniatiten-Schie- fer enthalten sie jedoch nicht deren Fauna, von Versteinerun- gen überhaupt kaum etwas Anderes, als hin und wieder un- deutliche Abdrüucke eines aperturaten Spirifer, wahrscheinlich Sp. Verneuili. Diese Form ist das Leitfossil der belgischen Schistes de la Famenne, deren unterer Theil die bekannte Fauna von Budesheim mit verkiesten Petrefacten enthält, welche indess keineswegs überall vorhanden sind. Wir wollen diese _ grünlichen Mergel-Schiefer unter den Verneuili-Sandsteinen, die- sen letzteren entsprechend, vorläufig als Verneuili-Schiefer be- zeichnen (wenngleich dieser Name aus dem Grunde nicht ganz passend erscheint, weil er auf der v. Decnzv’schen Karte der Rheinprovinz und Westfalens, Section Aachen, für das ge- sammte Oberdevon, von den Bergleuten der Aachener Gegend aber für die dunklen Mergel-Schiefer (7) gebraucht wird und durch seine Einführung in einem neuen dritten Sinne möglicher- weise Verwirrung entstehen könnte). Unter den Verneuili-Schiefern tritt eine sehr mannigfaltig, _ aber nicht überall ganz gleich zusammengesetzte Schichtenfolge auf. Sie besteht aus den Gliedern e), £), „) und wird we- sentlich aus Mergel-Schiefern, Kalkmergeln und Nieren- (Kra- menzel-) Kalken gebildet, die jedoch alle dieselbe. Fauna ent- halten. Diese ist besonders durch Rhynchonella ceuboides Sow., Spirifer Verneuili MurcaH. und Receptaculites Neptuni DErrR. cha- rakterisirt. Daneben kommen vor: Spirifer euryglossus SCHNUR, Sp. nudus Sow., Rhynchonella pugnus Marr., Rh. acuminata Marr., Productus subuculeatus MurcH., Athyris concentrica v. BucH, Atrypa reticularis Lın., Pentamerus galeatus Daunm., Orthis Eife- liensis DE VERN., OÖ. striatula SCHLOTH., Melocrinus hieroglyphi- cus GoLDF., verschiedene Korallen, darunter Phillipsastraea Ver- neuili Epw. u. H. und Acervularia pentagona Epw. u. H. Den Schichten der bereits betrachteten Etagen gegenüber sind die in Rede stehenden als versteinerungsreich zu bezeichnen. Beson- - ders gilt dies von den dunklen (von den Aachener Bergleuten zuweilen Verneuili- Schiefer genannten) Mergel-Schiefern (7), die grosse Exemplare von Spirifer Verneuili, Atrypa reticularis BR ae Fe a EN == 848 etc. in grosser Menge enthalten. Petrographische Charaktere — besonders die kramenzelartige Ausbildung der Kalke — wie Fauna kennzeichnen die Etage auf das Bestimmteste als Aequi- valent der belgischen Kalke und Schiefer von Frasne oder der Cuboides-Schichten, welchen letzteren Namen man auch für die gleichstehende Aachener Schichtenfolge ge- brauchen kann. Im Ganzen dürfte dieselbe eine Mächtigkeit von circa 350’ besitzen, wovon etwa 80’ auf die Kramenzel- Kalke kommen. Ebenso wie in Belgien treten auch hier die durch Receptaculites Neptuni ausgezeichneten, sogen. Receptaculiten-Schiefer unter den an Rh. cuboides besonders reichen Kramenzel-Kalken auf. Dagegen scheinen die dunklen, an Sp. Verneuili reichen Mergel-Schie- fer, in denen Rh. cuboides bis jetzt noch nicht gefunden ist, in Belgien, wenigstens in dieser petrographischen Ausbildung, nicht entwickelt zu sein. Die Cuboides-Schichten, die in Belgien als unterstes Glied des Oberdevon ein durchgehendes, sehr wichtiges Niveau bil- den und auch anderwärts sehr allgemein verbreitet sein dürf- ten (Oberkunzendorf, Iberg, Enkeberg; neuerdings auch in der Eifel aufgefunden), machen auch in der Gegend von Aachen die Basis des Oberdevon aus. Ueber ihnen unterschieden wir die Verneuili-Schiefer, über diesen wieder die Verneuili-Sandsteine. Wir hätten somit bei Aachen eine ganz ähnliche Dreitheilung wie in Belgien. Doch könnte man auch, in Anbetracht der geringen petrographischen Verschiedenheit, die beiden oberen Etagen zusammenfassen und würde dann für das Oberdevon, ähnlich wie für das Mitteldevon, zwei Abtheilungen haben, eine untere, überwiegend mergelig-kalkige, und eine obere, vor- herrschend schieferig- sandige. Welcher von diesen beiden Eintheilungen paläontologisch der Vorzug gebuhrt, darüber lässt sich bei der zur Zeit noch mangelhaften Kenntniss über die verticale Verbreitung der Fossilien durch das Oberdevon nicht mit Bestimmtheit entscheiden. | Die unter den Cuboides-Schichten auftretenden Kalke (V) hat RoEemer für Eifler Kalk angesprochen. Man kann ihre Stellung noch weiter präcisiren. Ihre Fauna mit Stringocepha- ius Burtini Derr., Megalodon cucullatus Sow., grossen Murchi- sonien etc. entspricht nämlich völlig derjenigen von Paffrath, während es weder mir, noch Herrn Markscheider GROSSE in \ - 849 Breiningen, einem der fleissigsten Sammler jener Gegend, ge- lungen ist, darin ('alceola sandalina, Spirifer speciosus oder eine andere für die untere Abtheilung des Mitteldevon charakte- ristische Form zu finden. Die betreffenden Kalke ge- hören somit der oberen Abtheilung desMitteldevon, dem Stringocephalen-Kalke, an, dem in Belgien der Kalk von Givet entspricht, während die untere Abthei- lung des Mitteldevon, die CalceolaSchichteniin der Gegend von Aachen fehlen) Die gesammte mächtige Schichtenfolge unter dem Stringo- cephalen-Kalke bis abwärts zu den Gesteinen des Hohen Venns, diese letzten mit eingeschlossen, fasst RoEMER als ver- steinerungsleere Ardennengesteine zusammen. Doch lassen sich, wie dies bereits von Baur geschehen, nach petrographi- schen Merkmalen mehrere Abtheilungen in denselben unter- scheiden. Baur unterschied von oben nach unten: 1) Obere Grauwacke, rothe Schichten, 2) Grauwacken-Schiefer und Sand- steine, 3) Aelteste Thonschiefer und Quarzite.. Die unmit- telbar unter dem Stringocephalenkalke auftreten- den rothen Schichten zeigen die nämlichen petro- graphischen Charaktere, wie die in gleicher Weise unter dem Kalke von Givet in der Gegend von Verviers, Lut- tich, Huy etc. erscheinenden sog. Schichten von Burnot. Die Aehnlichkeit wird vollständig durch die in Rormer’s Pro- file mit a®) bezeichnete, mauerartig aufragende Conglomerat- bank, die, wie bereits von RoEMER bemerkt, in gleicher Weise an der Strasse von Pepinster nach Spaa und an zahlreichen anderen Orten im Belgischen unter dem Namen mur du diable bekannt ist (conf. Bullet. Soc. geol, de France, 2. s. t. XX., p- 783). Ein wenig südlich von Vicht, auf der rechten Thal- *) Es sei hier erwähnt, dass durch bergmännische Tiefbauten im Breinigerberge bei Stolberg mergelige Bänke mit Sp. Verneuili im Strin- gocephalen-Kalke bekannt geworden sind (geogn. und bergmänn. Beschreib. d. Breinigerberges v. W. Jung, Abdr. aus d. Berggeist, Cöln 1867; v. Decuen, Begleitworte z. geolog. Uebersichtskarte der Rheinprov. etec., p. 14). Das Vorkommen dieses charakteristischen oberdevonen Fossils in tieferem Niveau kann jedoch nicht befremden, seit man dasselbe auch _ aus don mitteldevonen Schichten Englands, Belgiens, Nassaus und anderer Localitäten kennt. Auch im Stringocephalen -Kalke der Eifel habe ich dasselbe, wenngleich immer nur als Seltenheit, gefunden. . \ ET er U ei Fire rt a SEIEN, te EN Se ee en ze RAR Ba ET A ER Se er 2 4 , RER 2; ; t as, Er Fe en Se a RR Se A A DE RR es BET re EEE Re LET AN, 2 = 850 seite, gehen die rothen Schichten in dunkle Grauwacken- Sandsteine (x) über, die sehr an die von Dumonrtals Ahrien bezeichneten Schichten erinnern, welche in Belgien unter den Schichten von Burnot auftreten und von manchen Geognosten, darunter GOSSELET, mit denselben ver- einigt werden. -Bei Zweifall theilt sich das Vichtbachthal. Ein linker Ast läuft dem Streichen der Schichten parallel; ein rech- ter durchschneidet dieselben ungefähr senkrecht gegen die* Schichtrichtung, und hier kann man, das Thal aufwärts ver- folgend, eine mächtige Folge von grünen Grauwacken-Sand- steinen und grünen oder rothen Schiefern beobachten (A), bis an die Quarzitgesteine des Venns hinan. Diese Grau- wacken und Schiefer entsprechen dem Gedinien Dumonrt's, welches in Belgien das unterste Glied des Devon bildet. An seiner Basis treten oftmals Conglomerat- und Breccienbildungen auf, welche von den belgischen Geognosten als Pudding von Fepin und Arcose von Weims be- zeichnet werden. Ein dem genannten Pudding ähnliches, gro- bes, aus kieseligen Gesteinen zusammengesetztes, eisenschussi- ges Conglomerat (uw) habe ich gleich nach Ueberschreitung der Venn-Gesteine, etwa - Stunde südlich von Eupen, unweit : der Chaussee nach Montjoie gefunden; zwar nicht anstehend, sondern in losen Blöcken zusammen mit Quarzitschutt in einem Waldgraben; dieselben waren jedoch so zahlreich, dass das Gestein gewiss in der Nähe ansteht Wir hätten somit auch im Unterdevon der Gegend von Aachen die- selben Abtheilungen wie am Nordrande des Bas- sins von Condroz, nämlich die Schichten von Bur- not, das Ahrien, das Gedinien, während das Co- blenzien hier wie dort fehlt. Inwieweit diese wesentlich nur nach dem petrographischen Habitus geschiedenen Abthei- lungen auch paläontologisch begründet sind, das lässt sich bei der noch sehr unzureichenden Kenntniss der Fauna der ver- schiedenen Abtheilungen zur Zeit noch nicht ausmachen. Spa- teren Forschungen muss es vorbehalten bleiben, diese bei der grossen Mächtigkeit und Ausdehnung der Schichtenfolge, den überaus gestörten Lagerungsverhältnissen und dem ganz spo- radischen Vorkommen von Petrefactenfundpunkten sehr schwierig zu lösende Frage zu entscheiden. Die unter den zuletzt beschriebenen Schichten erscheinen- 851 den Gesteine des Hohen Venn können, ebenso wie die Gesteine der Ardennen, deren Fortsetzung das Venn bildet, nach den neuen Untersuchungen von GOSSELET und MaraısE (Obseryat. s. ]. terrain silurien de l’Ardenne, Brux. 1868), die bestimmt gezeigt haben, dass diese Gesteine in der That, der Ansicht Dumont’s entsprechend, überall discordant vom Gedinien überlagert werden und, wenn auch nur als grosse Seltenheiten und in sehr schlechtem Erhaltungszustande, untersilurische Fossilreste enthalten, nicht mehr als zum Devon gehörig betrachtet werden. Wir lassen schliesslich eine Tabelle folgen, welche in übersichtlicher Weise die Eintheilung Fern. RoEmEr’s nebst den SchLöngach’schen Modificationen, Baur’s Eintheilung des Grauwacken-Schiefergebirges, die in diesem Aufsatze versuchte Gliederung und die mit derselben übereinstimmende Entwicke- lung des belgischen Devon am Nordrande des Beckens von Condroz zusammenstellt. Zeits. d. D. geol. Ges. XXIJ, 4. by) 852 F. Rormer, 1855. [Kohlenkalk] e) Graue Kalkmergel m, Korallen d) Graugrüne platt. Grauw.-Sandst. c) Grünl. röthl. Schfr, m. Kalknieren, Re- ceptaculit.-Schfr. b) Compact. Kalkbänke (Eifler Kalk) a) Versteinerungsleere Grauw. u. Thon- Schiefer Nordrand d. Beckens ScuuönsaAcH, 1863. KAYSER, 1870. [Kohlenkalk] «) Gr. Kalkmergel £) Grünl. Mergel-Schiefer y) Plattig. Grauw.-Sandst. 1) Gr. Kalkmergel ee 2) Sandig-glimmerig. Sandstein Grauw.-Schiefer. d) Grünl. Schiefer Verneuili-Schiefer 3) Grünl.röthl. Schfr.- Mergel 4) GraueMerg.-Kalke. [) Graue Mergel-Kalke 5) Dunkle Mergel- n) Dunkle Mergel-Schiefer Schiefer &) Kramenzel-Kalke ' Cuboides- Schichten Baur. 1848 $) Stringocephalen-Kalk ’ . Rothe Schichten (ob. Grauwacke) ı) Rothe Schichten (Schiefer, Grauwacken, Conglom.) x) Dunkl., quarzr. Grauw.-Sandst. Grauwacken-Schiefer | A) Grün. Grauw.-Sandst. und u. Sandsteine grüne und rothe Schiefer 1?) Grobes rothes Conglomer. [Aelteste Schiefer und Quarzite] [Gesteine der Hohen Venn] v. Condroz (GossE- LET-DEWALQUE). [Kohlenkalk] Psamite v. Con- droz Schiefer d. Fa- menne ‚Oberdevon. Schichten von Frasne Kalk v. Givet Ob. Mittel- devon. Schichten von Burnot Unter- Ahrien Don». devon. Gedinien Dum. [Ardennen- Gesteine] 853 4. Studien über Odontopteriden. Von Herrn E. Weıss ın Bonn. Hierzu Tafel XX.,. XXI. und XXla. Unter allen fossilen Farnen, welche man nicht anders als nach dem Modus ihrer Nervation classifieiren kann, weil die unzweifelhafte Kenntniss der Fruchtbildung bei ihnen fast fehlt, gehören die Cyclopteriden, Neuropteriden und Odon- topteriden zu den interessantesten schon deswegen, weil bekanntlich unter den Farnen der heutigen Flora eine ganz schlagende Analogie nicht gefunden wird, trotz der scheinbaren Einfachheit dieses Charakters der Nervenbildung. Vielleicht ist es eben gerade die Einfachheit, welche sich im Ganzen im Flächenskelette jener alten Familien ausspricht und die sie von den lebenden entfernt. Ein grosser Theil des ungenugenden Grades aller zu Hilfe gerufenen Analogieen liegt schon in der Verzweigung der Nerven in den einzelnen Blättchen: ihre Zweige entspringen spitz-bogig und gabeln sich etwa wie ein biegsames der Länge nach halb gespaltenes junges Reissig, das man auseinander sperren lässt. Die Nervengabelung der lebenden Farne geschieht regelmässig viel plötzlicher, mit Win- keln und kleinen Knickungen, welche bei jenen fossilen mehr ausgeglichen sind; es ist hier eben eine grössere Differenzirung in dem Wachsthum der Gefässe vorhanden. Nur hier und da, * bei Neuropteris, kommt schon Aehnliches vor und gerade dieser Theil der Neuropteriden ist es, welcher am glücklich- sten mit Osmunda verglichen werden kann. Unter den obigen 3 Gruppen beanspruchen aber die Odon- topteriden in so fern ein besonderes Interesse, als sie einen Typus bilden, welcher ganz vorzüglich in der productiven Stein- kohlenformation und im Kohlenrothliegenden zu Hause ist. Es ist zu erwarten, dass gerade die hierher gehörigen Farne inner- halb ihres Verbreitungsbezirkes auch gesetzmässige Vertheilung nach unten und oben erkennen lassen, also zur Unterscheidung 59% I 854 älterer und jüngerer Schichten einen nicht unwichtigen Beitrag liefern werden, wenn man ihre Formen erst vollständiger fest- gesetzt hat. Von einigen lässt sich dies schon jetzt nach- weisen. Die Gruppe der hierher gehörigen Pflanzen ist grösser, als es gegenwärtig scheint. Denn einmal sind bei weitem nicht alle Arten derselben bereits bekannt und jede etwas umfang- reichere Arbeit in diesem Gebiete beweist dies, indem sie neue Arten mitbringt; andererseits aber findet man auch manche Form dieser Gruppe erst dann, wenn man andere Abtheilun- gen durchsucht, da sie bei dem provisorischen Charakter der Classifleation der fossilen Farne nach den Nerven, von ver- schiedenen Autoren verschieden aufgefasst, oft sehr versteckt unter ihnen sich herumtreiben. Diesem Uebelstande kann offen- bar nur durch eine schärfere Fassung und Begrenzung des Be- griffes dieser Gruppe und ihrer Stufen abgeholfen werden, wo- bei man eben immer auf eigenthumliche Schwierigkeiten ge- stossen ist. Auch zu deren Beseitigung sollen diese Zeilen einen Beitrag zu liefern suchen. Zuerst ist die Gattung von AD. BRONGNIART für eine Art (Odontopteris Brardi, elassifie. d. veg. foss. 1822) aufge- stellt, später in seinem Hauptwerke (histoire d. veg. foss. 1828) sind vier andere dazu gefügt worden (0. minor, erenulata, obtusa, Schlotheimi), von denen schon die letzten beiden dem Namen nicht mehr entsprechen. Seine Diagnose der Gat- tung ist in der histoire etc. folgende: „Blätter doppelt gefie- dert mit dünnen häutigen Fiederchen, an der Spindel mit ganzer Basis angewachsen, ohne oder mit kaum. merklichem Mittelnerv, mit gleichen einfachen oder gegabelten sehr feinen Nerychen, deren meiste aus der Spindel entspringen. Fructification unbekannt.“ Später wurde der Formenkreis durch andere Autoren, unter denen STERNBERG (PRESL), LINDLEY, GUTBIER, GÖPPERT, GEINITZ, A. ROEMER, STEININGER, BUNBURY, LESQUEREUX, EICHWALD, AnDRÄ u. v. A., durch Hinzufügen mehr oder weniger neuer Arten beträchtlich vermehrt, dadurch aber allmälig auch der ursprüngliche Gattungscharakter so- verändert, dass von ihm nicht mehr viel übrig geblieben ist. Namentlich sind es die Beziehungen zu Neuropteris und das deutlichere Auftreten eines neben und vor den andern sich rer | 855 auszeichnenden Mittelnerven gewesen, welche die veränderte Auffassung der Gattung bezeichnen. BRONGNIART selbst stellte als Neuropteris Villiersi und Dufresnoyi zwei Arten auf, welche später mit Recht zu den Odontopteriden gezogen worden sind. Dagegen bildete die 1835 von GUTBIER ge- schaffene, später von GEINITZ erkennbarer gezeichnete Od. bri- tannica den Ausgangspunkt für eine Reihe von Formen, welche sich mehr an Pecopteriden anschliesst, indem der Mittel- nerv sich herausbildet, die Seitennerven mehr zu divergiren be- ginnen. Diese haben wenigstens theilweise zu der Aufstel- lung einer neuen Gattung Callipteris Brongn. geführt und das Werkchen, worin es geschehen (tableau des genres d. veg. foss. 1849) bezeichnet oder sollte einen Haltepunkt in der Ent- wicklung der Kenntniss dieser Formen sowohl als der Ge- schichte der pflanzlichen Ueberreste überhaupt bezeichnen, weil darin zuerst wieder der Versuch gemacht wurde, gleich- mässig das vorhandene Material zu sichten und zu beherrschen. BRonGnIArT's Diagnose für Callipteris ist folgende: „Wedel doppelt fiederspaltig mit verlängerten an der Spindel herab- laufenden Fiedern. Fiederchen genähert, unter sich zusammenhängend und an der Basis etwas schief, die an der Hauptspindel an Grösse abnehmend; Mittelnerv bogig, schief aus der Spindel entspringend, Seitennerven schief, ein oder zweimal gegabelt oder am untern Wedeltheile viel- leicht dichotom. Fructification punktförmig, in der Gabelung der Seitennerven.* — Die von ihm hierher gerechneten Arten sind: ©. conferta, gigantea, punctulata et sinuata, Göpperti, ob- liqua, (diese 6 freilich nur eine Art bildend), Wangenheimi und zwei ohne Diagnose und Figur aufgezählte. Es ist hinzuzu- fügen, dass bei ihnen allen neben dem Mittelnerven den secun- dären gleiche Nerven aus der Spindel entspringen, welche eine Hauptrolle spielen, seit die Gattung neuerlich allgemeineren Eingang gefunden hat. In der letzten Zeit hat sich ScHIMPER durch sein zusam- menfassendes Werk (traite de pal&eontologie vegetale vol. 1. 1869, vol. II. 1870) das grosse Verdienst erworben, eine neue Station für das Studium der fossilen. Pflanzen und ihrer Ge- schichte errichtet zu haben. Der vortreffliche Forscher hat, wie im ganzen Gebiete seines Gegenstandes, so auch bezug- lich des Kreises, welcher uns hier beschäftigt, zahlreiche neue DE 1 den ee TERTTERR FR FE Re a ET 2 n 856 Gattungstypen aufzustellen sich genöthigt gesehen. Es sind namentlich folgende, welche hier mehr oder weniger in Be- tracht kommen können: Odontopteris, Lescuropteris, Callipteris, Anotopteris, Palaeopteris, Triphyllopteris, Cardiopteris, Lomato- pteris, Cycadopteris, Otopteris, Nilssonia, Pachypteris, Thinnfeldia, womit wir zugleich die allmälige Metamorphose der Blattbil- dung und Nervenvertheilung andeuten wollen. Bei mehreren davon (Callipteris, Lomatopteris, Palaeopteris, Otopteris, Nilssonia) kennt man Fruchtbildungen, welche deshalb nur vergleichs- weise herangezogen werden durften, wenn man eine strenge Scheidung zwischen Frucht- und Nerven-Gattungen bei fossilen Farnen durchführen wollte. Bei Vergleichungen kann man aber gewiss getrost auch die fruchtbar bekannten Farne provisorisch unter die andern mischen. Alle genannten Gattungen stimmen, soweit sie hier in Be- tracht kommen, darin überein, dass bei ihnen nicht blos ein -einziger Hauptnerv in jedem Fiederchen oder Fiedertheile vor- handen ist, welcher die Seitennerven entsendet, sondern dass mehrere Nerven, zum Theil zahlreiche, aus der Spindel gleich- zeitig entspringen. Bei Allen auch ist das Fiederchen mit dem grössten Theile der Basis angewachsen. Es ist für die folgende Darstellung von Nutzen, unter den oben genannten Gattungen die jüngeren Cycadeen-ähnlichen Farne mit sehr derben lederartig beschaffen gewesenen Blät- tern zunächst noch auszuscheiden und erst die ältern, nur bis in den mittleren Keuper verfolgten Formen fur sich, da- nach erst die jüngeren (Lomatopteris — Thinnfeldia der obigen Reihe) zu besprechen. Unter den Uebrigbleibenden ist auch vorerst eine Aus- sonderung derjenigen Gattungen (Palaeopteris, Triphyllopteris, Cardiopteris) vorzunehmen, welche mit andern Cyclopteriden den wesentlichen gemeinschaftlichen Charakter besitzen, dass ihre Blättchen gegen die Basis stark verschmälert oder eingeschnürt und bis auf einen kleinen Theil frei und ihre Nerven in Folge dessen strahlig sind, wenn auch nicht von einem Punkte ausgehend. Schon hier will ich bemerken, dass diese Oyclopteriden bezüglich des ersten Erscheinens in den geologischen Formationen ältere sind, als die übrigbleibenden eigentlichen Odontopteriden. — Die Fiederchen dieser letz- teren sind mit ganzer Basis angewachsen, häufig sogar am lb Zn. SSrle dl a PS a Sa hElE a 3a JE ara Aue . “, y ‘ Pr s }’ 857 Grunde die benachbarten zusammenfliessend. Nur ganz aus- nahmsweise kommt der Fall einer unvollständigen einseitigen Einschnürung des Grundes der Fiederblättchen auch hier vor (z. B. O. Dufresnoyi, Villiersi BRonG., subcuneata L&Esgv.). Somit bleiben noch 4 ScHimper’sche Gattungstypen übrig, welche den Kreis der Odontopteriden bilden und sich in fol- sender Weise ihren Gattungs- Diagnosen gemäss gruppiren würden. Odontopteris (Typen: O. Brardi, Schlotheimi, obtusa, Sternbergi): die Fiederchen haben keinen oder kaum merklichen Mittelnerv, die Nerven entspringen alle aus der Spindel, sind einfach oder zweitheilig, aufsteigend auseinandergehend; an der Hauptspindel Blättchen von anderer Form herablaufend. Lescuropteris (nur eine Art = Pecopteris Moori L&s- QUEREUX): Fiederchen nicht vollständig geschieden, die Fieder- theile an der Hauptspindel herablaufend, gleichgestaltet, mit schwachem Mittelnerv, der dichotomirt, daneben beiderseits mehrere gegabelte Nerven aus der Spindel entspringend, die Nervenäste ziemlich stark divergirend. Callipteris (Typus: ©. = Alethopteris conferta): Fie- derchen oder Fiederlappen an der Hauptspindel fortsetzend, gleichgestaltet; Nerven zu mehreren aus der Spindel entsprin- gend, einfach oder gegabelt, gleichlaufend, der aus der Mitte kräftiger, ihm entspricht eine Rinne auf der Oberseite des Blättchens. | Anotopteris (Typus: A. = Neuropteris distans): Fie- derchen oder Fiederlappen an der Hauptspindel nicht fort- setzend, ihr Mittelnerv sehr dunn, lange vor der Spitze ver- schwindend, Nerven bogig, den secundären gleiche jederseits vom Mittelnery aus der Spindel entspringend. In meiner fossilen Flora der jüngsten Steinkohlenformation und des Rothliegenden im Saar-Rhein-Gebiete (1. Heft 1869) habe ich die alte allmälig bedeutend erweiterte Gattung Odon- topteris, den Grenzen dieser Flora gemäss, in 3 Subgenera: Xenopteris, Mixoneura und Callipteris gespalten, denen man die obigen Typen anreihen kann. Odontopteris als Hauptgattung bezeichnet dann Farne, deren Wedel Fiederchen tragen, welche mit ganzer oder fast ganzer Basis angewachsen, frei oder mehr oder weniger zu- sammengewachsen sind und in welche dabei mehrere Nerven 858 von der Spindel auslaufen, ohne oder mit verschwindendem Mittelnerv. / X enopteris wären dann nur die Odontopteriden im ur- sprunglichen Sinne (Typen: O. Brardi, Schlotheimi), in deren Fiederchen oder Fiedertheilchen kein oder kein hervortretender Mittelnerv erkannt werden kann. — Mixoneura trägt ausser den Blättchen von Xenopteris, nach den Enden der Fiedern hin, Fiederchen mit ächter Neuropteris-Nervation, sowie an der Hauptspindel solche mit Oyclopteris-Nervation (Typus: O. ob- tusa. — Endlich Callipteris wurden solche genannt, deren Fiederchen oder Lappen der letzten Theilung einen Mittelnerv besitzen, der aber wie bei Neuropteris noch weit vor der Spitze verschwindet, und auf dessen unterer Seite den schiefen Seitennerven gleiche Nerven aus der Spindel austreten (Typus: ©. = Alethopteris conferta). Als Neuropteridium wurde ferner ein Farn bezeich- net, der bisher theils zu Neuropteris, theils zu Pecopteris oder Alethopteris gestellt worden ist, namlich N. mirabile Rost sp. = Pec. ovata BRONGNIART. Indessen hat diese ScHimpEr’sche Untergattung doch einen andern Begriff: sie umfasst nämlich die unechten Neuropteris-Arten, deren Blättechen mit dem gröss- ten oder ganzen Theile der Basis an der Spindel angewach- sen, nebenbei einfach gefiedert sein sollen, im Uebrigen Neu- ropteris-artig sind. Erweitert man diese Gattung, indem man nur die „einfache Fiederung* fallen lässt, so liesse sie sich sehr praktisch zu einer eigenen Gattung erheben. In den noch zusammenhängenden Fiederchen des N. mirabile findet man nun ebenfalls feinere den Secundärnerven gleiche Nerven neben dem verschwindenden Hauptnerven. Aehnliches kehrt öfter wieder (so bei Callipteris Sullivanti LESQUEREUX) und so findet sich manche Verwandtschaft zu Oallipteris und Anotopteris, in- dessen auch ebenso vieles Eigenthumliche, was wir durch den Namen Callipteridium ausdrucken wollen. 859 Somit gewinnen wir folgende Uebersicht: Genus: Odontopteris, Subgenus 1: Mixoneura. Nervatio mixta Subgenus 2: 12 er Xenopteris. Nervi aequales alleli Sectio I: v. subaequales ) Xenopteri- Subgenus 3: | des. Lescuropteris. Nerv: subaequales, di- vergentes J Subgenus 4: Callipteris. N. infra n. me- dium obvii S n. medius nervi omnes Subgenus 95: Anotopteris. N. utrinque obvii tenuis, subparalleli Subgenus 6: Callipteridium. N. utringue n. medius nervuli ob- 'seprxogdrrpeg :IT 09988 obvii, validus, lique paten- sed eva- tes, inter se nescens paralleli Ob alle diese Namen Gattungen oder Untergattungen be- zeichnen, ist wohl Nebensache, giebt es doch keine scharfen Grenzen zwischen ihnen so wenig als zwischen den grössern Kreisen; das liegt gerade hier ganz besonders in der Natur der Sache. Man könnte sich ebenso gut mit den beiden Sec- tionen Xenopteris und Callipteris begnügen und würde dann sich an die erste Idee von BRonGnIAaRT anschliessen, dass Cal- lipteris eine Mittelgruppe zwischen Neuropteris und Pecopteris sein sollte. Vielleicht erweitert sich mit Hilfe unseres Schema der Gesichtskreis noch mehr, Zu bemerken ist, dass für die Einreihung eines Farn in die ganze Gruppe diejenigen Blättchen oder Lappen maass- gebend sind, welche durch die am weitesten gehende Fieder- theilung entstehen, dass es also nicht erforderlich ist, dass die Trennung eine vollständige ist, wenn nur entschieden ausge- sprochen. Nur so kann man einigermaassen natürliche Grup- 860 pen aus einem so schlechten Eintheilungsprineipe gewinnen, wie die einseitige Beobachtung der Nervation ist. Uebergänge hat man überall, natürlich auch hier. Am schwierigsten ist die gute Abgrenzung des Typus Callipteridium von Pecopteris im weiteren Sinne. Neuropteris-ähnliches Verschwinden des Mit- telnerven ist hier die Hauptsache, dem gegenuber für Peco- pteris das nur zufällige Auftreten kleiner Nerven, welche neben dem Mittelnerven aus der Rhachis kommen. Pecopteris Gran- dini Brong. könnte man nahezu als Grenze für Pecopteris gel- ten lassen. Aus Xenopteris kann durch theilweises Zusammentreten der primären Nerven Mixoneura, aus dieser Neuropteris wer- den, wie aus ÜCardiopteris oder Palaeopteris durch Auseinander- treten der Nerven Xenopteris. Sind der Nerven nur wenige und spreitzen sie sich nach aussen, so haben wir Lescuro- pteris, welcher Typus wieder durch Verlängerung des mittleren Nerven in Callipteriden und Pecopteriden übergehen kann. — Differenzirt sich in Xenopteris regelmässig der oberste Nerv oder besser, nimmt der mittlere Nerv die nach vorn gerichteten Nerven als Zweige auf, so entsteht Callipteris. Je mehr sich auch von denen der andern Seite ebenso concentriren, um so näher rückt das Ganze an Pecopteris; Anotopteris, Callipte- ridium sind verschiedene Grade dieser Annäherung, jener der geringste, dieser der stärkere, was sich ebenso im Differen- ziren des Mittelnerveu zu erkennen giebt. — Durch mässiges Anastomosiren der Nerven entsteht sogar aus Callipteris oder Callipteridium der hier ausser Acht zu lassende Typus von Pecopteris Defrancei. Diese Betrachtung giebt natürlich nur eine Seite der Ver- wandtschaft unserer Farne, da das Eintheilungsprineip ein ein- seitiges ist. Indessen ist über die Fruchtbildung der ihrem Nerventypus nach hieher gehörigen Gattungen so wenig be- kannt, dass es an Vergleichspunkten durchaus fehlt. Nur das Eine lässt sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit behaupten, dass schwerlich allen Odontopteriden dieselbe Fruchtbildung zukommen wird. Betrachtet man die Weissites-Form von Göp- PERT als die Fruchtbildung der Xenopteris, so sind für die- selbe von BronGnıart (schon 1849) und später wieder von Anpri Onoclea, dagegen von SCHIMPER HAymenophyllum zum Vergleich herangezogen worden. GUTBIER, LEsqQuEREUx und ee ea GE EE ie iz 2 a a A 9. Saal Be Wach x ; 4 861 SANDBERGER glauben bei Neuropteris eine eigenthumliche Fruc- tificationsweise gefunden zu haben, welche letzterer Mesoneu- raster nannte und die recht wohl auch bei Odontopteriden ge- funden werden könnte. Dagegen habe ich bei Callipteris, wie schon erwähnt, eine randliche Pteris- ähnliche Fruchtbildung beobachtet. Ich gebe auf Taf. XX. Fig. 4 die etwas ver- grösserte Darstellung eines fructificirenden Fiedertheilchens von demselben Exemplare, welches ich bereits in der foss. Flora d. j. Stk. u. d. Rothl. S. 77 erwähnte und Dr. StzEe in Trier verdanke. Die scheinbare schiefe Kammerung des verdickten Randes, welche daran sehr deutlich ist, kann nicht sowohl von Falten des Indusiums als von Nerven des umgeklappten Blatt- randes selbst herrühren. Im letzteren Falle würde diese Fruc- tification von der bei Pteris noch wesentlich verschieden sein und daher die Beibehaltung der Gattungsbezeichnung Ale- thopteris statt Pteris um so mehr als geboten erachtet werden müssen. Ueber die geologische Vertheilung der Odontopte- riden im vorstehend präeisirten Sinne will ich vorläufig nur erwähnen, dass sämmtliche Gattungen erst in der Steinkohlen- formation auftreten und dass die meisten schon mit dem Roth- liegenden wieder verschwinden. Mixoneura ist von der mitt- leren (unteren productiven) Steinkohlenformation an bis in das Kohlenrothliegende gleich stark vertreten, die Hauptart (obtusa) ist sogar am häufigsten in letzteren Schichten. Xenopteris ist im Allgemeinen bezeichnend fur die productive Kohlenfor- mation, obgleich einige wenige Arten später, selbst noch im Kupferschiefer auftreten; ob noch später, wird am Schlusse zu besprechen sein. — Callipteris im weiteren Sinne (wozu Anotopteris und Callipteridium zu rechnen sind) ist ziemlich gleich vertreten im Steinkohlengebirge und Rothliegenden, deut- lich noch zu verfolgen in einer Art des bunten Sandsteins und einer anderen des Keuper, ob auch darüber hinaus, kommt namentlich bei Lomatopteris in Betracht. Ihre Unterabtheilung Callipteridium bisher nur im Steinkohlengebirge, die eigent- liche Callipteris zwar vorwiegend im Kohlenrothliegenden, aber doch mehren sich auch die Arten im Carbon. Das Vorstehende ergiebt sich am besten aus einer Ueber- sicht des ganzen hierher gehörigen Materials, zu dessen Zu- sammenstellung ich jetzt schreiten will. Eine vollständige Syn- 862 nopsis der Odontopteriden ist allerdings die folgende Reihung nicht, da mir leider nicht die ganze (besonders auswärtige) Litteratur zugänglich war, da ferner leichtmöglich noch immer einiges Hierhergehörige auch in der benutzten Lit- teratur versteckt geblieben sein kann; doch dürfte die Reihe leicht von Jedem zu ergänzen sein, dem die fehlenden Quellen zur Hand sind. Die benutzte Litteratur ist vorzüglich in folgenden Schriften enthalten, wobei ich besonderes Gewicht auf deutliche Abbildung neben der Beschreibung lege. 1) Stexnsere, Versuch einer geognostisch - botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt. 1821 — 1838. 2) Bronsnuart, Histoire des vegetaux fossiles. 1828 — 1844. 3) Gursier, Abdrücke und Versteinerungen des Zwickauer Schwarz- kohlengebirges. 1836. 4) Görrent, Die fossilen Farnkräuter. 1836. 9) STEINInGER, Geognostische Beschreibung des Landes zwischen der unteren Saar und dem Rheine. 1840. 6) Görrpeat, Gattungen fossiler Pflanzen. 1841 — 1844. 7) Germar, Die Versteinerungen des Steinkohlengebirges von Wettin und Löbejün im Saalkreise. 1844 — 1853. 8) Scurmmper et MouceoT, Monographie des plantes fossiles du gres bigarre des Vosges. 1844. 9) Bronsniart in: MürcHIson, VERNRUN et Keyserrıng, Geologie de la Russie d’Europe. 1845. 10) Kunr, Beiträge zur fossilen Flora der Juraformation Württem- bergs. 1846. 11) Bunguny, On the coal-formation of Cape Breton. Quart. Journ. Lond:,n, III. 1847. 12) Gutsier, Die Versteinerungen des, Rothliegenden in Sachsen. 1849. 43) Geinıtz, Die Versteiner. der Steinkohlenformation in Sachsen. 1855. 14) EıcuwALp, Lethaea rossica. 1809. 15) Quesstept, Der Jura. 1896 — 1857. 16) AcsıLLe oe Zıcno, Flora fossilis formationis oolithicae. Padova, 1856 — 1868. 17) Geinırz, Leitpflanzen des Rothliegenden. 1858. 18) Lesquerrux, in: Rocsrs, The geology of Pennsylvania, vol. II, part. II. 1858. 19) Zıcno, Atti dell. J. R. Instituto Veneto. 1861. 20) Geinıtz, Dyas, II. Band. 1861 — 1862. 21) A. Roermer, Beiträge zur geologischen Kenntniss des nordwest- lichen Harzgebirges. Palaeontographica 9. Band. 1802. 22) R. Anpser, Die Versteinerungen der Steinkohlenformation von Stradonitz in Böhmen. Neues Jahrb. f. Mineral. 1864, x P En EN BE Pe 863 23) Görpzat, Die fossile Flora der permischen Formation. Palaeon- tograph. 12. Band. 186% - 1865. 24) J. Axprä, vorweltliche Pflanzen aus dem Steinkohlengebirge der preussischen Rheinlande und Westphalens. 1865 — 1870. 25) Schenk, Beiträge zur Fiora des Keupers und der rhätischen For- mation, in: Bericht der naturforsch. Gesellsch. zu Bamberg. 1565. (Nach fremdem Citat, mir nicht zugänglich geblieben.) 26) Scnöxteın (und Schexk), Fossile Pflanzen aus dem Keuper Fran- kens. 1865. 27) LEsQuErEUx, in: Worrtuen, Geological survey of Illinois, vol. II. 1806. | 28) Quensteor, Handbuch der Petrefactenkunde. II. Aufl. 1867. 29) Scuexnk, Die fossile Flora der Grenzschichten des Keupers und Lias Frankens. 1867. 30) Scuimper, Traite de pal&eontologie vegetale. 1869. 31) Weıss, fossile Flora der jüngsten Steinkohlenformation und des Rothliegenden im Saar-Rhein-Gebiete. 1869. 32) Unger, Anthraeitlager in Kärnthen. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. zu Wien. 1869. Ich gebe nun die Reihe der Odontopteriden selbst, und zwar zunächst mit Belassung der alten Gattungsnamen, zugleich mit Bezeichnung der ältesten und namentlich der besten Ab- bildungen. Das Letztere geschieht einfach durch beigesetzte Zahlen, welche sich auf die Nummern der vorhergehenden Litte- ratur-Uebersicht beziehen. Bei fehlender Nummer ist die be- treffende Art neu und unten naher beschrieben. Mixoneura. Odontopteris obtusa BRONGNIART (2, 5, 7, 20, 23, 31) [inel. Sternbergi STEININGER, obtusiloba NAUMANN etc. in dem von mir (31) festgesetzten Sinne], Neuropteris Desori LESQUE- REUX [incl. delicatula idem (18)]. Xenopteris. Odontopteris Brardi Brone. (2), Reichiana GUTBIER (3, 13), Winteriana Weiss (31), minor Brone. (2), Schützei A. ROEMER (21), erenulata Broxe. (2); — Schlotheimi Brone. (2), Göpperti WEISS, stipitata GöPpERT (6), Wortheni Lesqu. (27), Brongniarti Weıss, heterophylla Lzsqu. (27), alpina PresL (1,13), alpestris Weiss, sp. indefin. AnprEE (22), catadroma Weiss (31); — Coemansi Anprä (24); — Neuropteris Dufresnoyi Broxen. (2), Od. subcuneata BunguryY (11); — Neesiana (=: Gleichenites Neesi) GöpP. (4). ee 864 Lescuropteris. Neuropteris Moori L»sqv. (18). Callipteris. Callipteris (Pecopteris, Neuropteris, Alethopteris) conferta STERNB. sp. (1—4, 6, 9, 12, 20, 23, 31), Alethopteris prae- longata WeEıss (31), Odontopt. permiensis Bronc. (9), Od. Fischeri Brone. (9), strietinervia GöPP. (23), Neuropteris cicutaefolia GöPP. (23), Pecopteris Wangenheimi Fischer et Brong. (9), Callipteris discreta WEıss ; — Pecopt. obligua Bronc. (2), Pecopt. Sillimanni Brone. (2), Pecopt. subnervosa A. RoEMER (21); — Neuropteris Villiersi Brong. (2), Callipt. latifrons Weiss (31), Odontopteris inaequalis EıchwALn (14); Odontopt. britannica Gute. (3, 13), Neuropt. intermedia ScHimp. (8). Anotopteris. Neuropteris distans PresL (1, 26, 28, 30) [inel. remota PresL], Alethopteris obscura Lesqu. (18). Callipteridium. Callipteris Sullivanti Lesqu. (18, 27), Neuropteris mirabilis Rost [= N. ovata GErMaR (7)], Neuropt. pteroides Gore. (23); — Odontopteris connata A. RoEmer (21), Alethopteris pennsyl- vanica Lesqu. (18); — Callipteridium plebejum Weiss, Neu- ropteris Regina A. RoEmER (21), Pecopteris yigas Gutsier (12, 17). Dem obigen Namenverzeichnisse mögen folgende Nach- weise dienen, wobei im Uebrigen auf ScHimper’s Lehrbuch Bezug zu nehmen ist. l. Mixoneura. Diese Untergattung ist nicht blos durch die einzige, aber in ihren verschiedenen Theilen ausserordentlich vielgestaltige M. obtusa vertreten, sondern auch noch durch andere Arten. Eine davon, die sich gut von odtusa unterscheiden würde, habe ich bei Saarbrücken in mittlern Steinkohlenschichten gefunden, nur ist ihre Erhaltung noch nicht genügend erschienen, sie zu publieiren. Eine andere werde ich sogleich besprechen. 865 M. obtusa. — Wegen der Benennung sei nur nochmals bemerkt, dass dieser Name nach Bronsnmarr die Priorität be- ansprucht, nächstdem ist es der StEinınger’sche Name Stern- bergi, welcher in Betracht käme, während der bisher übliche obtusiloba NAUMANN viel späteren Datums ist. Allerdings ist obtusa Brone. viel und fälschlich eitirt worden, wollte man aber diese Bezeichnung aufgeben, so bliebe nur die zweitgenannte übrig; übrigens vergl. meine fossile Flora ete. — Steinkohlen- ‚formation und Rothliegendes, im letztern häufiger. M. Desori. — Die Reste, welche LEsSQuUEREUx von Penn- sylvanien als Neuropteris Desori und delicatula beschreibt und gegen deren Vereinigung wohl nichts spricht, lassen sich als zweite Art dieser Untergattung auffassen. — Steinkohlen- formation. 2. Xenopteris. Xen. Brardi. — Nach Schinper’s Bemerkung (traite etc.) wurde man hiezu Odontopteris alata LESQUEREUX von 'Tremont zahlen könuen. — Steinkohlenformation. Xen. Reichiana, in dem gebräuchlichsten Sinne. — Hierher gehört offenbar Odontopt. sguamosa Lzsqu. von Potts- ville, Pensylvanien, obschon dieselbe nur in einer einzelnen - Fieder erhalten worden ist. — Steinkohlenformation. Xen. Winteriana. — Nicht sowohl eine Sphenopteris decipiens Lesqu. nahe stehende Art, wie GEINITZz vermuthet, sondern der vorigen, Xen. Reichiana in deren Endfiedern nahe kommend, wie sich durch neuere Funde bestätigte. — Schwalbach bei Saarlouis, obere Steinkohlenformation. Xen. minor. — St. Etienne etc., Steinkohlenformation. Xen. Schützei. — Zorge am Harz. Xen. crenulata. — Terrasson (Dordogne), Steinkohlen- - formation. Xen. Schlotheimi Taf. XXI. Fig. 5. — Diese Abbil- dung eines Exemplars von Grube Gerhard bei Saarbrucken (mitt- lere Steinkohlenformation) wurde des besondern Interesses we- gen, welches dieses Stück zeigt, beigegeben; denn es erwei- tert sich dadurch der bisher bekannte Formenkreis von Xen. Schlotheimi nicht unwesentlich. Die Fiederchen nämlich sind zwar zum grössern Theil normal, oval bis etwas verkehrt eiförmig-rundlich, stumpf, genähert, schief, mit wenigen paral- 866 lelen freien Nerven, die theils einfach, theils ein- bis zweimal gablig sind, aber sie zeigen eine auffallende Neigung sich mit ihren benachbarten Rändern zu vereinigen und so Taeniopteris- artige Blätter zu bilden, besonders auf der einen Seite des Stückes. Der Charakter der Nervation in solchen vereinten Fiederchen erleidet dadurch keine Aenderung. Uebrigens ist diese Verwachsung nur selten, bisher wohl nur an einem Stück von Pottsville durch Lesguereux (Pennsylvanien, t. 7. f. 1.) beobachtet worden. Einige kleinere Abweichungen bestehen in der fast gegenständigen Stellung der Fiederchen und der ungewöhnlich runden Form des untersten Fiederchens der einzelnen Fiedern, sowie darin, dass die Fiederchen nach der Spitze hin schmaler und klein werden. Dagegen ist die Nerva- tion wie der Habitus der Pflanze so übereinstimmend mit Od. Schlotheimi von Manebach, dass an der Richtigkeit der Bestim- mung wohl kein Zweifel ist. Die Nervation betreffend, muss ich mit Hinweis auf Fig. 5a. bemerken, dass, was man auf den ersten Blick für kräftige Nerven hält, bei näherer Unter- suchung sich als eigenthümliche, in der Beschaffenheit des Blättchens beruhende Streifung herausstellt, die wirklichen Nerven sind ‚sehr fein linienförmig und laufen nicht einmal völlig parallel mit dieser Streifung über sie hin. In Fig. da. zeigen die beiden seitlichen Blättchen nur jene falsche Streifung, das mittlere die Nervation und ihre Stellung zu jener. —- Ich habe (fossile Flora ete. im Saar-Rheingebiete) zu Schlotheimi als Synonym Od. crassinervia GÖPPERT (perm. Flora S. 113. t. 14. f. 11. 12.) gezogen und glaube, dass auch dort nicht die wirkliche Nervation vorliegt, sondern wie hier eine solche nervenähnliche Structur. — Das Verwachsen der Fiederchen ist völlig verschieden von dem bei Od. obtusa und bestätigt die getrennte Gruppirung beider Arten. Sie ist vielmehr der Art, wie bei Od. Wortheni und Od., Brongniarti (s. unten). Besonders mit Wortheni erhält sie dadurch viel Aehnlichkeit, wie sogleich näher erläutert werden soll. In Fig. 5a. zeigt das Blättchen rechts den Anfang der Metamor- phose zur Weissites-Form, welche mit concentrischer Runze- lung beginnt und zuletzt dem Blättchen blasiges beerenartiges Aussehen ertheilt. — Steinkohlenformation und Rothliegendes. — Den Fundorten ist noch die obere Kohlenformation von Pottsville und Tremont (Pennsylvanien) zuzufügen. | IETe 867 Xen. @öpperti WEıss. — GöPPERT (perm. Flora, t. 14, f. 2, 3) bildet zwei interessante Reste aus dem Kupferschiefer von Riechelsdorf in Hessen ab, welche von ihm zu Odont. Schlotheimi gezählt werden. — Indessen erscheint es wünschens- werth, dieselben von Schlotheimi getrennt zu halten: die weit kleineren Fiederchen sind mit der Basis etwas zusammenge- zogen, daher wenig keilförmig, selbst verkehrt-eiförmig, öfter abgestutzt und einzelne von ihnen sind der Hauptspindel an- gewachsen, welche relativ sehr kräftig ist. — Ich habe schon in meiuer Flora (l. c. 5. 35) aus diesem Grunde die Kupfer- schiefer-Form als subsp. Göpperti von Schlotheimi getrennt; es ist aber wohl noch gerechtfertigter, sie unter diesem Namen als Art zu unterscheiden. Xen. stipitata. — Öttendorf in Böhmen, permisch. — Hierher Od. Strogonovi Morrıs ? Xen. Wortheni. Taf. XXIa., Fig. 1 (Copie nach LESQUEREUX). — LESQUEREUX (in WORTHEN, geolog. survey of Illinois, vol. II., S. 432, t. 36, f. 1) beschreibt die Art so: „Wedel zweifach gefiedert; Fiedern erster Ordnung ab- wechselnd oder gegenständig, eiförmig, lanzettlich, ungleich gelappt, entweder im unteren Theile ganz oder kaum getheilt, mit einem nierenformigen Blättchen unter der Befestigungs- stelle an der Hauptspindel, oder abwechselnd gefiedert mit verkehrt-eiförmigen stumpfen herablaufenden Theilblättern, welche im Allgemeinen rückwärts gekrümmt und unter der Mitte durch einen scharfen Sinus getrennt sind; Endblättchen entweder in 2 verkehrt - eiförmige stumpfe Theile zerschnitten ‚oder ganz, breiter, deltoidisch, stumpf, mit kurzen abwechseln- den-Loben nahe der Basis. Nerven sehr fein und dicht, ein- oder zweimal gablig, leicht gebogen, von einem breiten flachen Mittelnery entspringend; Oberfläche mit kurzen graden Haaren bedeckt. Obschon bei dieser schönen Art einige Blättchen fast ganz sind mit gebogenen und dichotomen Nerven ähnlich de- nen von Neuropteris, so ist es bei ihrer parallelen basilaren Nervation entschieden eine echte Odontopteris. Im oberen Theile des Wedels sind die Fiedern doppelt, fiederförmig getheilt, während die unteren mehr oder weniger ganz bleiben, stets mit einem nierenförmigen schmalen Blättchen, welches auf der un- teren Seite am Grunde steht. Durch diese Blättchen sowie durch die offenbar behaarte Oberfläche bekommt diese Art Zeits. d.D.geol. Ges, XXII. 4. 56 868 einige Aehnlichkeit mit Neuropteris hirsuta; indessen kann sie nicht als eine Varietät dieses vielgestaltigen fossilen Farns gel- ten, besonders mit Rücksicht auf die Nervation. Dieselbe ist offenbar ähnlich (!) der von Dictyopteris neuropteroides GUTB. in Geinitz Verst., t. 28, f. 6 und wenn die kurzen dicken Li- nien, womit die Blatt- Oberfläche gezeichnet ist und welche kurzen Haaren gleichen, Theile der Nervation sind, so würde unsere Art eine neue Dictyopteris sein. Aber mit Berücksich- tigung der Feinheit der Nerven ist es unmöglich zu entschei- den, ob diese Linien — im Allgemeinen in derselben Rich- tung gestellt, aber manchmal unregelmässig und eben derber als die Nervchen wie in Fig. 1b. — wirklich Haare sind oder Verzweigungen der Nerven und somit eine eigenthumliche Maschenbildung darstellen.“ — Vorkommen: Mazon creek, Grundy county, Steinkohlenformation. Ich bemerke hierzu zunächst, dass die Aehnlichkeit die- ser Pflanze mit jener auf Taf. XXI., Fig. 5 gewiss unverkenn- bar ist, wo sich ebenfalls die Fiederblättehen wiederholt, wenngleich weniger häufig, zu breiten fast ganzrandigen oder wenig gelappten breiten Fiedern vereinigen. Wenn aber das Saarbrücker Stuck zu Od. Schlotheimi gehört, so erstreckt sich deren Typus auch auf OÖ. Wortheni. Zu vereinigen sind gleich- wohl beide Species nicht, denn nicht nur scheint bei Wortheni das Zusammentliessen der Fiederchen regelmässiger zu sein als bei Schlotheimi, sondern vorzüglich hindert hieran auch die Verschiedenheit der Nervation, bei jener dicht und zahlreich, bei dieser locker und sparsam. Die von LESQUEREUX gefun- denen Spuren von Haaren auf seiner Wortheni konnen bei Schlotheimi nicht beobachtet werden, obschon hier und da eine dünne Linie von einem Nerven schief nach dem andern ver- laufend sichtbar ist, die ich aber wegen der Seltenheit dieser Erscheinung nicht mit jener bei Wortheni identifieciren möchte. Die abweichende Form des untersten nach aussen gestellten Fiederchens der Fiedern findet man z. B. auch bei Od. obtusa öfters wieder (vergl. t. 3, f. 2a. u. 3a. meiner foss. Flora) und dürfte wie hier so auch dort vielleicht nicht völlig con- stant sich erweisen. Xen. Brongniarti. — Av. BronGnIart (Russie d’Europe l. ce. t. A, f. 4 und t. F, f.3) benannte Reste als Od. Fischeri, deren Zusammengehörigkeit nur vermuthungsweise angenommen 869 ist. Während die Form auf Taf. A als eine riesige Form von Od. Schlotheimi mit zusammengeflossenen Fiederchen be- trachtet werden könnte, so neigt sich jene auf Taf. F offen- bar mehr zu Callipteris conferta, namentlich in deren gross- blätterigen Varietäten, die BronanIart als Pecopt. Göpperti be- zeichnete. Unter der Voraussetzung, dass es besser sei, so verschiedene Formen wie hier, deren Zugehörigkeit zu dersel- ben Art keineswegs erwiesen ist, auch als getrennte Arten aufzufassen, glaube ich die auf Taf. A dargestellte Pflanze als Od. (Xen.) Brongniarti bezeichnen zu sollen. Für sie gälte folgende Diagnose: „sehr kräftig, gefiedert, Fiedern breit, Tae- niopteris-ähnlich, am Rande wellig bis grob gekerbt- einge- schnitten; Nerven parallel, einfach, gegabelt (?), von einem starken Nerven ausgehend, der die Stelle einer Spindel zweiter Ordnung vertritt.“ — Bjelebei in Orenburg, permisch. Xen. hetierophylla. — Murphysborn, lIlinois, Stein- kohlenformation. Xen. alpina.,— Stangalpe in Styrien(Sternberg), Sachsen (GEINITZ). Ob die Pflanzen beider Fundstellen wirklich zu- sammengehören? Die der Stangalpe hat spitzliche, die sächsische breit-stumpfe Blättchen. Xen. alpestris Wsıss. — Aus den Anthracitlagern in Kärnthen bildet UnGER in einer seiner letzten Schriften (k. Akad. der Wissensch. in Wien, 60. Bd., 1869, S.11, t. 1, f. 6) einen Farn ab, welchen er mit Pecopteris nervosa BRonc. identi- fieirt. Die Abbildung, besonders die Darstellung der Nerva- tion, beweist, dass wir es mit einem Odontopteriden aus der Abtheilung Xenopteris zu thun haben, und erinnert sehr an Odontopteris alpina PrEsL, namentlich wenn man diese Art in Edem von Grimimz (1. c. t. 26, f. 12 u. t. 27, f. 1) ihr gegebe- nen Umfange ansieht. Zu vereinigen ist sie indessen damit nicht, da die Fiedertheilung bei alpesiris nicht bis auf den Grund, kaum bis zur Hälfte geht; die Lappen sind stumpf, oval bis oblong; Nerven locker einfach bis zweifach - gablig; auch mit Od. Schlotheimi ist Aehnlichkeit vorhanden. Od. al- pina ist ursprünglich von der Stangalpe beschrieben, der obige Name erinnert an ähnliches Vorkommen. — Steinkohlen- formation. Xen. sp. indef. Anprer. — Zu diesem Fragmente bemerke ich nur, dass mit Od. Brardi sehr wenig Aehnlichkeit 96 * 870 vorhanden ist, viel mehr mit Xen. alpina und Schlotheimi, aber die Fiederchen sind ganz getrennt und am Grunde etwas ein- geschnurt. Die Einreihung in eine bekannte Art bleibt der Zukunft überlassen. — Stradonitz in Böhmen, Steinkohlen- Formation. Xen. catadroma. Taf. XX., Fig. 3. — Die von mir (foss. Flora 1. c.) gegebene Abbildung reproducire ich hier verbessert. Von einem Mittelnerv ist in keinem der Lappen eine Spur zu entdecken, andernfalls würde man geneigt sein, diesen Farn mit Alethopteris (Callipteris) conferta zu verbinden. — Mittel-Rothliegendes bei Meisenheim. Xen. Coemansi. — Ein ganz eigener Typus, an Spbhe- nopteriden oder Pecopteris Pluckeneti im Habitus heranstreifend. Saarbrücken, Steinkohlenformation, besonders im mittleren Theile der Saarbrücker Schichten. Xen. Dufresnoyi. — Rothliegendes von Lodeve. Brong- NIART hat zwei Reste abgebildet, wovon der eine Neuropteris, der andere Callipteris ähnelt. Xen. subcuneata. — Steinkohlenformation, Cap Breton (Canada). : Xen. Neesiana. — Ein sehr eigenthümlicher Typus, bei welchem man fast an abnorm ausgebildeten Wedel einer ande- ren Art denken möchte, doch ist unter russischen Vorkommen einiges Aehnliche zu finden. Nur weil GöppeErrt den Farn zu Odontopteris stellt, ist er auch in dieser Reihe aufgezählt. — Rothliegendes, Kalkstein von Braunau in Böhmen. 3. Lescuropteris L. Moori. — Greensburg (Pennsylvanien), Steinkohlen- formation. 4. Callipteris. Alethopteris conferta (Taf. XX., Fig 4. — Taf. XXla., Fig. 4, 5) und praelongatao, falls man sie zu Cal- lipteris stellen will, sind nur rothliegend bekannt, namentlich im mittleren, seltener im unteren Rothliegenden. — Wegen der später mehrfach nöthigen Vergleiche mit einer Varietät, welche BRONGNIART ursprünglich Pecopteris Göpperti nannte, aber GOöPPERT selbst schon zu Alethopt. conferta gezogen hat, habe ich dieselbe auf Taf. XXIa., Fig. 4 und 5 theilweise copirt. a 871 Dagegen ist Taf. XX., Fig. 4 ein fructifieirendes Fiederchen und schon im Anfang erwähnt. Call. permiensis. — Unter dieser Art ist nur die von Bros@start (MurcHison, Russie d’Europe, S.6, t. A, f. 1) abgebildete Art zu verstehen, nicht die von GÖPPERT (perm. Flora S. 112, t. 12, f. 3, 4) als Od. permiensis bezeich- nete Pflanze, wovon ich das eine Exemplar (f. 3) mit Ale- thopteris conferta subsp. obligua var. tenuis (cf. Wiss, ]. c. S. 80, t.6, f. 6— 11) vereinigen möchte, da es mit ihr bis auf die wohl nur nicht deutlich erhaltenen Spindelfieder- chen und die mangelnde Nervation ubereinstimnit, während. das andere Exemplar (l. c. f. 4) dem Autor selbst sehr nahe mit Neuropteris salicifolia GöPP. (nec FISCHER), die frei- lich gewiss keine Neuropteris ist, verwandt zu sein schien (S. 102). — Ob übrigens BRoNGNIART’s Od. permiensis nicht ebenfalls mit Al. conferta, aber subsp. confluens zusammenzu- fassen wäre, ist bei der kaum angedeuteten Nervation und den ebenfalls wohl nur nicht erhaltenen Fiederlappen der Hauptspindel eben nicht befriedigend auszumachen. Call. Fischeri (Taf. XXla., Fig. 6a. u. b.). — Nach- dem oben bei Xen. Brongniarti eine von BRoNGNIART als Od. Fischeri bezeichnete Form ausgeschieden worden ist, bleibt als Fischeri nur die hier bruchstückweise nach BronGnıarrT's t. F, f. 3 copirte Art übrig, deren Aehnlichkeit mit Call. con- ferta unverkennbar, für die aber hauptsächlich charakteristisch das Fehlen des Mittelnerven in den unteren Fiederchen zu sein scheint. Vorübergehend will ich hier nur auf Xen. catadroma verweisen, die mit dem gleichen Fehlen eines Mitteinerven den Habitus der Call. conferta verbindet. — Diagnose fur Call. Fischeri: „kräftig und gross, Hauptspindel sehr breit; doppelt gefiedert, Fiedern verlängert, breit; Fiederchen oval, abgerun- det, sehr stumpf, die unteren fast frei, die oberen mehr oder weniger stark vereinigt; in den unteren parallele, einfache (und gablige?) Nerven, in den oberen zeichnet sich nebenbei ein deutlicher Mittelnerv aus, der vor der Spitze verschwindet, Sei- tennerven einfach (auch gablig ?).“ — DBjelebei, Gouv. Oren- burg. Call. strietinervia. — Oelberg bei Braunau, Böhmen, permisch. — Die Bruchstücke reihen sich gewiss dem Typus 872 der Call. conferta an, wie die vorstehenden und noch folgen- den Arten. Call. cicutaefolia. — Permischer Kalkschiefer von Nieder-Rathen, Schlesien. — Auch dieser schöne Rest hat unverkennbare Aehnlichkeit mit C. conferta, ist aber hinlänglich verschieden. Call. Wangenheimi (Taf. XXla., Fig. 3). — Schon von BRONGNIART zu Callipteris gezogen. Aber auch in diesem Falle finden sich zwei durchaus abweichende Formen unter demselben Namen vereinigt, deren Zusammengehorigkeit sehr unwahrscheinlich sein dürfte und die daher hier getrennt wer- den. Eine echte Callipteris ist, was BRONGNIART auf seiner t. F, f. 2 abbildet, wovon ich ein Stück auf Taf. XXIa. Fig. 3 copirt habe. Die allgemeine Form der Fiederlappen ist sehr ähnlich der Alethopteris conferta var. Göpperti (s. Taf. XXIa., Fig. 3 u. 4, ebenfalls Copieen nach BRoNGNIART’S t. F, f._ 1b. u. 1d.), namentlich der etwas tiefer getheilten Stucke; oval, stumpf, gross; der Unterschied beruht in der Nervation: Mittelnerv bei beiden ganz gleich, aber die Seiten- nerven bei Wangenheimi 2— 8fach gablig, bei Göpperti nur einfach bis einmal gablig, auch bei jener etwas mehr abstehend als bei dieser. — Der andere Rest, welcher von BRONGNIART auf seiner t. B, f. la. abgebildet und hier auf Taf. XXIa., Fig. 2 ebenfalls theilweise copirt wurde, ist, soweit die Er- haltung ein Urtheil zulässt, eine Neuropteris; allenfalls könnte Mixoneura, eine Verwandte von M. obtusa, vorliegen, aber zu dieser Annahme wurde doch nur die Kenntniss voll- ständigerer Stücke berechtigen. Man kann diese Form als Neuropteris Qualeni*) unterscheiden, um nicht den Species- namen Wangenheimi zu wiederholen. was zu Verwechselungen führen könnte. — Bjelebei, permisch. | Call. discreta Wniss (Taf. XX., Fig. 1 u. 2. — „Wedel doppelt gefiedert, mit schwacher Spindel. Fiedern verlängert, lineal-lanzettlich, gefiedert; Fiederchen schief abstehend, mit ganzer Basis angewachsen, frei, bis auf den Grund getheilt, dicht, eiförmig oder oblong, oft fast verkehrt eiförmig, ganzrandig, das unterste nach aussen gestellte Fiederchen jeder Fieder rundlich, am Grunde etwas zusammengezogen; sämmt- *) „WANGENHEIM von QUALEN.“ 873 lich stumpf oder, besonders die oberen, mit stumpflicher Spitze; Hinterrand sanft S-förmig, Vorderrand nach der Basis ein- gekrummt. Hauptspindel nicht mit herablaufenden Fie- derchen besetzt. Mittelnerv deutlich, doch dünn und wenig hinter der Mitte des Fiederchens sich auflösend, aus der Spin- del schief entspriugend, dem Vorderrande des Fiederchens ge- nähert; Secundärnerven viele, schief, auf der Vorderseite ge- rade, auf der Hinterseite leicht zurückgebogen, doppelt zwei- spaltig, selten nur einfach gablig und nur die untersten auch wohl einfach, mehrere unterhalb des Mittelnerven aus der Spin- del entspringend. Tracht sehr an Aleth. conferta erinnernd.“ Es liegen 3 Exemplare dieses interessanten Farnes vor, von welchen 2 abgebildet wurden. Er gleicht auf den ersten Blick der vielgestaltigen Alethopteris (Call.) conferta nach Form und Stellung der Fiederchen und der langen Fiedern erster Ordnung, und zwar der von mir (l. c. S. 79) gebrauchten No- menclatur gemäss am meisten der ten Subspecies obligua, welche ausserdem auch die am tiefsten getheilten Fieder- lappen, doch aber noch nicht ganz vollständig getrennte Fieder- chen wie discreta besitzt. In dieser Beziehung ist auch das oben bei Call. permiensis erwähnte Stuck bei GÖPPERT (|. c. f. 3) zu berücksichtigen, das der Figur nach getrennte Fie- derchen haben wurde, aber nicht von so guter Erhaltung, als dass man hierauf Werth legen könnte. — Von allen Formen der Al. conferta ist unsere Art sofort durch zwei Merkmale zu unterscheiden: die Hauptspindel ist nicht mit Fiederchen oder Fiedertheilen besetzt und die Secundärnerven sind zweifach- gablig, nur selten dazwischen einfach gablig oder doppelt ge- gabelt mit nur 3 Gabelzweigen. Des ersteren Umstandes we- gen würde nach BronGntart dieser Farn zu Odontopteris und nicht zu Callipteris zu stellen sein, was gewiss sehr gezwun- gen wäre, da alle übrigen Charaktere mit Callipteris überein- stimmen. Es liefert eben diese Art einen neuen Beweis, dass man in den Begriff von Callipteris jenes Merkmal, bestehend in der Besetzung der Hauptspindel mitFiederchen oder Fiederlappen, nicht aufnehmen dürfe. — Die Gabelung der Nerven bringt unseren Farn in nahe Beziehung zu Callipt. Wangenheimi (s. oben und Taf. XXIa., Fig. 2), natürlich von allem Anderen abgesehen; sind doch von letzterer selbst nur so fragmentarische Stücke bekannt, dass z. B. ein Herablaufen der Fiederchen an der 874 Hauptspindel hier nicht beobachtet wurde. Wollte man auch Wangenheimi sich als eine riesige discreta vorstellen, so sind doch bei jener die Fiedertheile nur bis auf # der Länge ge- trennt und auch nicht dem verkehrt nen genähert. In der That steht Wangenheimi näher an Call. conferta, als discreta. — Die äussere Aehnlichkeit der letzten 2 Arten tritt am deut- lichsten bei Vergleich der Detailfigur zu BronGntArt’s Pecopt. gigantea (= C. conferta), aber ohne Rücksicht auf die Nerven, oder mit der iu meiner foss. Flora etc. t. 7, f. 8 hervor; sie könnte allerdings leicht zu Verwechselungen führen, was um so mehr zu beachten, als Aleth. conferta eine Leitpflanze für Rothliegendes ist, Call. discreta dagegen den Stein- kohlenschichten angehört. — Gefunden wurde sie auf Grube von der Heydt bei Saarbrücken (Flötz Amelung) im oberen Theile der mittleren Steinkohlenformation und mir mitgetheilt von Herrn Inspector FREUDENBERG. Call. obligua. — Anzin bei Valenciennes u. Doeir Steinkohlenformation. — Wird von Geisitz zu /ecopt. (Äste- rocarpus?) pteroides gestellt, doch unterscheidet sich die BRonG- NIART'sSche odliqua noch ziemlich von Gemirz’ t. 32, f. 1, wie überhauet die sämmtlichen pteroides bei ihm von den sonst als typisch betrachteten bei BRonGNIART und GERMAR. Odont. neuropteroide A. Rorm. (Palaeont. 9. Bd. t. 7), welche ich schon früher mit seiner Od. oblongifolia zusammengefasst habe, ist nach Saarbrücker Exemplaren eine Neuropteris, aber sie hat Aehnlichkeit mit Call. obligua, insofern man wie in den Figuren bei RoEMER nur die oberen mit der Basis angewachse- nen Fiederchen vor sich hat. Der Name kann unbedenklich beibehalten werden, da Görperr’s Neuropteris (später Callipte- ris) obliqua als Art eingezogen und zur Aleth. conferta gestellt worden, ausserdem auch von jüungerem Datum ist als .die Spe- cies BRONGNIART'S. Call. Sillimanni. — Steinkohlenformation, Ohio. Call. subnervosa. — Die äussere Form rechtfertigt durchaus die ursprüngliche Stellung dieses Farn zu Pecopteris, aber seine Nervation bringt ihn hierher. Uebrigens neigt er vermöge dieser Nervenstellung zu Lescuropteris. — Steinkohlen- formation, Piesberg bei Ibbenbühren. Call. Villiersi. — Mit der nächstfolgenden verwandt, bildet sie jedoch durch Einschnurung des Grundes der Fieder- 875 chen einen Uebergang zu Neuropteriden. — Alais, Steinkohlen- formation. Call. latifrons. — Mit einem kurzen, aber kräftigen Nerven am oberen Winkel des Fiederchens. — Mittel - Roth- liegendes, Saar-Nahe-Gebiet. Call. inaequalis. — Einige Aehnlichkeit mit C. lati- frons wird rechtfertigen, diesen Rest hier einzureihen; die Un- bestimmtheit des Mittelnerven und der Nervatur überhaupt macht seine Stellung freilich unsicher. — Bjelebei, Kupfer- sandstein. i Call. britannica. — Diese noch sehr ungenügend be- kannt gewordene Art sehe ich mich veranlasst, nur auf die GUTBIER-GEINITZ’ schen Angaben zu reduciren. Es ist mir nam- lich sehr zweifelhaft geworden, dass das, was ich in meiner foss. Flora etc. des Saar-Rheingebietes als Callipteris britannica beschrieb und abbildete, und dem auch andere Forscher zuge- stimmt hatten, richtig bestimmt sei. Die Pflanze von GUTBIER ist sehr vom Habitus der Neuropteris, besitzt einen nur ziem- lich schwachen Mittelnerv und schliesst sich deswegen an Xe- nopteris au, während die Vertheilung der übrigen beiderseits von’ jenem von der Spindel ausgehenden Nerven mit ihren stark zum Rande hin gebogenen Zweigen sie auch zu Callipte- ridium bringen würde. Dagegen ist der von mir (l. c. t.], f. 2) dargestellte Farn, dessen Identität mit einem höchst kleinen, von A. RormER ÖOdont. connata getauften Fragmente schon damals angegeben wurde, seinem Habitus nach viel näher Pecopteris, seiner Nerven wegen zu Callipteridium zu ziehen, wo er aufgeführt werden soll. — Steinkohlenformation, Sachsen. Call. intermedia. — Uuter den sogenannten Neuropte- ris- oder Neuropteridium- Arten des Buntsandsteins ist diese Art die einzige, welche man ihrer Nervation wegen hierher stellen kann. Der übrigens geringe Unterschied von den an- deren beweist, wie nahe sich unsere künstlichen Gattungen zum Theil stehen. — ÖOberster Buntsandstein (Voltziensand- stein) von Sulzbach, Vogesen. 5. Anotopteris. Diese für eine Triasform von SCHIMPER aufgestellte Gat- tung, für welche nicht sowohl der schwache Mittelnerv, son- 876 dern vorzüglich die sehr steilen, ihm fast parallelen Seiten- und übrigen, einschliesslich der beiderseits des mittleren aus der Spindel entspringenden Nerven, charakteristisch zu halten sind, war schon in der Steinkohlenformation vertreten (s. An. ob- scura), hat aber gewisse Verwandte auch in jüngeren Schichten. An. distans (et remota). — Es ist fraglich, ob die nach PRESL, SCHENK, (JUENSTEDT und SCHIMPER citirten Pflanzen das- selbe sind; namentlich will ich u. A. auf das Fehlen des Mit- telnerven in ScHEN&K’s, das deutliche Vorhandensein desselben in QUENSTEDT’s und ScHimper’s Figuren hinweisen. — Letten- kohle und mittlerer Keuper. An. obscura. — LESQUEREUX hat einige Bruchstücke abgebildet und beschrieben, welche der vergrösserten Detail- zeichnung nach (Pennsylvan., t. 1, f. 14a.) hierher zu ziehen sind, obschon der Mittelnerv kräftiger ist und weiter aushält, als bei An. distans; aber zu beiden Seiten finden sich ganz gleiche kleinere Nerven, von der Art der Seitennerven. — Pottsville, Steinkohlenformation. 6. Callipteridium. Call. Sullivanti. Taf. XXI. Fig. 1—-3. — Diese schöne Art hat LesQuErEUx zuerst 1858 in Rogers, geology of Penn- sylvania, S. 866, t. 5, f. 13, hierauf 1866 in WOoRrTHEN, geol. surv. of Dlinois vol. 1. S. 440, t. 38, f. 1 beschrie- ben und abgebildet. Die Abbildungen sind nur Fiedern; die zuletzt gegebene Beschreibung ist folgende: „Wedel offenbar sehr breit und wenigstens doppelt gefiedert; Secundärfiedern lanzettlich mit einer breiten rinnenföormigen Rhachis; Fieder- chen abwechselnd, schief, verkehrt eiformig oder oblong, ge- nähert, an der Basis wenig herablaufend und unter einander mit etwas stumpfem Sinus vereinigt; Mittelnerv breit und flach, über der Mitte der Blättchen plötzlich verschwindend; Nerven schief bogig, fein, dicht, meist zweimal gablig.* — Shamokin, Pennsylvanien; Colchester in Illinois. Steinkohlenformation. Ein Exemplar des Poppelsdorfer Museums von Illinois giebt mir Gelegenheit zu nochmaliger Abbildung, da ihre Ab- weichungen von denen bei LESQUErRkEUx über die Variabilität. der Pflanze einige Kenntniss ertheilen durfte. Fig. 1. ist ein Fiederstück mit den grössern und charakteristischen, hier sehr gedrängten, sogar dachziegeligen Fiederchen oder eigentlich u le Bach Sa 5 ES 877 Theilblättchen (da sie noch immer etwas zusammenhängen), während Fig. 2 und 3 kleinere, locker gestellte und mehr ver- wachsene Theilblättchen darstellen. Die Blättchen sind etwas gewölbt, besonders nach dem Rande hin, sie nehmen gegen die Spitze, auch etwas gegen den Grund der Fieder an Grösse ab, Endfiederchen kaum grösser als die obersten Fiederlappen (nach Lesqusreux). Der starke Mittelnerv löst sich schnell, wenn auch nicht so plötzlich, wie LESQUEREUX zeichnet, etwa in 2 der Länge in viele feine Nerven auf, aber das Ueber- treten der Secundärnerven anf die Spindel, besonders unter- halb des Mittelnerven gestattet nur die Einreihung in die Gat- tung Callipteris oder Callipteridium. Diese Art hat hierin viel Beziehung zu Ca/l. mirabile (Neuropteris ovata BRONGNIART et GERMAR) der Steinkohlenformation, auf der andern Seite zu Call. (Neuropteris) pteroides des Rothliegenden. Die letztere ist von ihr durch scheinbar zartere Beschaffenheit, durch völ- lige Trennung der Fiederchen, sowie durch regelmässigere Ner- vation und die längere breit lineare Form der Fiedern unter- schieden. LESQUEREUX verglich schon bei deren erster Publi- cation seine Pflanze mit Call. conferta und stellte sie deswegen zu derselben Gattung; SCHIMPER glaubt in ihr eine Alethopteris sehen zu sollen. E Call. mirabile. — Ich vereinige hierin unter RostT’schem Artennamen Pecopteris ovata BRONGNIART mit Neuropteris ovala GERMAR (cf. foss. Flora etc. S. 30.). Steinkohlenformation: St. Etienne, Waldenburg, Gotha, Wettin, Saargebiet; nach A. RoEMER auch im Elzebachthale bei Zorge — neuerlich zum Rothliegenden gestellt. Call. pteroides. — Schwarzkosteletz in Böhmen, Roth- liegendes, eine wundervolle Art, ähnlich Call. Sullivanti (siehe diese). Call. connatum. — Eine aus dem kleinen Fragment von ROoEMER’s Od. connata vom Piesberg bei Osnabrück und der Call. britannica vom Remigiusberg in der bayr. Pfalz (s. Weıss, foss. Flora ete. S. 45, t. 1, f. 2) zusammensetzbare Art, welche von Call. britannica (s. oben) abzuscheiden sein wird. Ihr ähnlich ist übrigens auch die folgende Art. — Stein- kohlenformation. Call.? pennsylvanicum. — LESQUEREUXs f. 2, t. 11 (l. e.) würde sich von Call. connatum nur durch steil abste- N a a ei Be en 878 hende Fiederlappen und weniger tiefe Fiedertheilung unter- scheiden — Merkmale, die theils überhaupt kaum Bedeutung haben, theils auf verschiedene Stellung der Bruchstücke am Wedel zurückführbar sind, so dass die Vereinigung beider Arten äusserst leicht erscheint. Von derselben werde ich auch nur noch durch LESQUEREUX’S Fig. 1. abgehalten, welche, wenn in der That zur gleichen Species gehörig, sich sehr eng an Pecopteris anschliesst, weil der Mittelnerv in dieser Figur bis zur Spitze aushält. — Pottsville, Steinkohlenformation. Call.plebejum Wnıss. Taf. XXI., Fig. 4. — „Wedel dop- pelt gefiedert (?), Fiederspindel noch kräftig, streifig. Fiederchen aus breiter Basis Jänglich oval, kaum verschmälert, sehr stumpf, steil abstehend oder etwas nach vorn, sichelförmig gebogen, etwas ungleich, bis zum Grunde getrennt, mit ein wenig welligem Rande. Mittelnerv in der Mitte des Fiederchens, nicht stark, etwa auf ® der Länge verschwindend; Seitennerven schief und bogig abstehend nach aussen gerichtet, dicht, meist doppelt gablig, unterhalb des Mittelnerven noch einige den Seitennerven gleiche Nerven aus der gemeinsamen: Spindel entspringend, während oberhalb nicht oder nur sehr wenige.“ Dass der Farn wenigstens zweifach gefiedert war, geht aus Fiederchen hervor, welche neben dem allein abgebildeten Fiederstüuck in gleicher Richtung liegen. Der Farn, obschon nur nach wenigen Bruchstucken definirt, ähnelt in Form der Blättchen und im Habitus der Odontopteris alpina bei GEINITZ, nämlich f. 12 auf t. 26 seines grossen Werkes und wurde damit im Wesentlichen übereinkommen, wenn hier statt des Mittelnerven wie dort eine Gruppe paralleler Nerven vor- handen wäre; denn ausserdem wurden bei unserer Art die Fiederchen nur etwas kleiner erscheinen. Verschwindend ist dagegen die Aehnlichkeit mit der Figur von Prest (in STERN- BERG, Versuch I., t. 22, f. 2) und noch mehr mit der an- dern Figur bei Gemmz (Il. c. t. 27, 2. 1). Dasesen hat sie wohl viel Verwandtschaft mit der folgenden Art (Re- gina ROEMER) und steht zu ihr etwa so wie diese zu der nächst- folgenden (gigas GutB.). — Grube bei Carlingen unweit Hom- burg im ehemaligen departement de la Moselle. Call. Regina. — Diese von A. RoENMER aufgestellte Species wurde ihrer Beschaffenheit nach sicher eher zu Peco- 879 pteris als zu Neuropteris gehören, wohin sie der verstorbene vortreffliche Harzer Geolog stellte. Insofern entspricht sie ganz dem BroxGNIArT’schen Begriffe von Callipteris und zwar unserer Gruppe des Callipteridium. Vergleicht man sie mit Pecopt. gigas GUTBIER und GEINITZz, so wird ihre Verwandt- schaft damit deutlich hervortreten und gewinnt dadurch um so mehr an Interesse, als die Schichten, worin sie gefunden wurde, neuerlich nicht mehr zur Steinkohleuformation, sondern zum untern Rothliegenden gezählt worden sind. Sie unterscheidet sich wesentlich von ihr durch stärkere Seiten- und schwäche- ren Mittelnerven, der auch früher verschwindet; dagegen ent- springen zu beiden Seiten von ihm kleinere Nerven den andern parallel aus der Spindel und bilden mit den entgegenkommen- den des benachbarten Fiederchens einen stumpfen Winkel wie bei gigas. Ausserdem hat Regina stumpfe, abgerundete Spitzen der Fiederchen, die von gigas sind spitzlich; endlich ist auch die Hauptspindel bei jener wenig, bei dieser reichlich mit her- ablaufenden Fiederchen bekleidet. — Zorge am Harz. Call. gigas GUTBIER. — Wie schon bei der vorigen Art erwähnt, ist der Mittelnerv so kräftig, dass man diese Art nur fraglich als Callipteridium aufführen kann ; er verschwindet aber doch noch merklich vor der Spitze. Uebrigens ist zu sagen, dass die grössere Aehnlichkeit mit Regina die GutgıEr’sche Pflanze (Rotblieg. t. 6, f. 1— 3) besitzt, während die von Geisitz (Leitpflanzen des Rothl. t. 1, f. 2, 3) schon so nahe an Pecopteris herantritt (daher Alethopteris GEın.), dass es gleichgültig erscheint, wo man solche Reste unterbringt. An obige Uebersicht knüpfe ich noch wenige Bemerkun- gen, welche der Uebergänge zu andern Nervationstypen und besonders hier auszuscheidender Formen gedenken sollen. Zunächst einige Steinkohlen-Farne der mittlern und obern Abtheilung. Odontopteris neuropteroides incl. oblongifolia A. ' RoEner ist, wie schon oben erwähnt (bei Call. obligua), als eine Neuropteris aufzufassen, da nur die obern Fiederblättchen mit dem grössten Theile der Basis angewachsen sind und aus der Spindel Secundärnerven entwickeln; die untern sind ganz 880 Neuropteris-artig und sehr ähnlich denen von Neur. tenuifolia. Ich glaubte sie früher mit Call. obligua Bronen. sp. (cf. Ver- handl. des naturh. Vereins d. preuss. Rheinl. u. Westph. 1868. S. 77.) vereinigen zu können. — Osnabrück und Ibbenbühren, Saarbrücken. Odontopteris subcuneata Lesq. (Nlinois, 1. c. t. 36, f.3) hat stark herzförmig eingeschnurte Fiederchen und ist deshalb wohl besser zu den Cyclopteriden zu zählen, obschon auch bei Xen. Dufresnoyi und selbst bei Call. Villiersi Analo- ges vorliegt. Namentlich die tiefer stehenden Blättchen sind der Figur nach am Grunde fast frei. Dies ist ein beträchtlicher Unterschied von Od. subeuneata BunBURY (s. oben), womit Les- QUEREUX fraglich seine Pflanze identificirt. — Mazon creek, Grundy county. Odont. aequalis Lesqumkeux (Nlinois t. 36, f. 2.) ist vielleicht gleich Xenopteris Schlotheimi, welche echt eben dort vorkommt. — Mit voriger. Odontopteris cristata Gutsier (Rothlieg. t. 5, f. 10) ist sehr problematisch. Eine gewisse Aehnlichkeit damit hat Aymenophyllites Clarki LESQUEREUX (lllinois, S. 438, 09520). Neuropteris imbricata Göpr. (perm. Flora t. 10, f. 1, 2), Fiederchen mit ganzer Basis angewachsen, Cal- lipteris ? Neuropteris bohemica ETTINGSHAUSEN (Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen S. 34, t. 13, f. 1) ist wohl ent- weder eine Oallipteris oder ein Neuropteridium in erweitertem Sinne; die mangelnden Nerven lassen keine Entscheidung zu. Neuropteris Kuntzi Gursier (Rothlieg. t. 4, f. 1), ein einzelnes Fiederblättchen mit Callipteris-artiger Nervation, soll nur der von GUTBIER zwischen den Nerven gezeichneten runden Fruchthäufchen wegen (Mesoneuraster SanpEB.) Erwäh- nung finden. Es bleiben noch die Angaben von Odontopteris-Arten aus älteren, unter-carbonischen bis devonischen Schichten zu be- sprechen: Odontopteris imbricata Göprerr (foss. Flora des Uebergangsgebirges 1852; SANBERGER Verst. d. rhein. Schichten- systems in Nassau) von Herborn in Posodonomyen-Schiefer. Odontopteris crasse-cauliculata Lupw. und Od. a a Be EN > 881 Vietori Lupwıc (foss. Pflanzenreste aus der palaeolith. For- mation von Dillenburg ete. Palaeontogr. 17. Bd., 1860, t. 24), beide aus der Dachschiefergrube Hercules bei Sinn im Dill- thale, Ober-Devon. Alle dreiFormen gehören nicht zu den Odontopteriden im obigen Sinne, vielmehr wegen ihrer an der Basis stark ver- schmälerten Blättchen und damit verbundener deutlich ausstrah- lenden Nervation zu den Cyclopteriden, nämlich zu jener Gruppe, welche sich vermöge ihrer zu mehreren von der Spindel ausgehenden Nerven allerdings den Xenopteriden nähert und gewissermaassen die Vorläufer bildet. Den im Vorstehenden aufgeführten ältern Vertretern dieser Familie von Nervenfarnen habe ich nun einige Worte über die jüngern Verwandten zuzufugen. Indessen lassen die Arten des Rhät, Lias, Oolith trotz der vorhandenen schönen und grossen Publicationen darüber vielen Zweifel und dadurch bedingte Unsicherheit der schliesslichen Einreihung zuruck. Unter den Gründen hierfür ist einerseits zu nennen, dass sie nicht häufig genug und. in guter Erhaltung gefunden werden, ihre Kennt- niss vielmehr auf im Ganzen wenig Stücken beruht, deren Nervation oft schwer beobachtbar war und Widersprüche in den verschiedenen Darstellungen hervorrief. Andererseits aber stehen sie wirklich so nahe an der Grenze der Farne, so nahe den Gymnospermen, dass sie wiederholt den verschiedensten Familien eingereiht worden sind. Für eine Art der Gattung Cycadopteris SCHIMPER wird auch jetzt noch vou SCHENK ihre Auffassung als Oycadee geltend gemacht, während SCHIMPER wieder sich der älteren Ansicht anschliesst. Lege ich vorzüg- lich die Scmimper’sche Nomenclatur zu Grunde, so kommen die folgenden Namen in Betracht: Lomatopteris SCHIMPER (= Cycadopteris Zıcno), Otopteris LinpLey et Schenk, Nils- sonia BRONGNIART, Cycadopteris SCHIMPER (= Ütenis BEAN ex parte), Pachypteris BRonentarr (= Dichopteris Zıcno ?), Thinn- feldia ETTINGSHAUSEN ex parte, Dichopteris SCHENK ; auch Odon- topteris ist wiederholt beschrieben, schliesslich eine Laccopteris von ZıiGno zu nennen: — in der That eine Masse Namen für vielleicht nur wenige gute Typen! — Eine kleine Durchsicht 882 der Publicata wird uns die hier nöthige Uebersieht gewinnen lassen. Lomatopteris hat ganz die Tracht von Callipteris aus der Gruppe der conferta und vermehrt noch die Aehnlich- keit mit unserer Alethopteris conferta durch einen Randsaum, welcher um alle Fiederchen läuft, während die Nerven ab- weichend beschaffen sind. Die Hauptformen sind L. jurensis Kurr sp. (= Cycad. Brauniana Zıgno, welche aber nach ScHENK davon etwas verschieden ist) und ZL. heterophylla ZıiGno sp.*) (welche SCHIMPER mit ersterer vereinigt, die aber durch rundliche Form der Fiederchen und dadurch, dass dieselben an der Hauptspindel nicht herablaufen, ebenfalls verschieden sein mag), beide im weissen Jura, wie auch die anderen 2 Arten (undu- lata, Uebergangsform zwischen vorigen, und Heerensis). Bei dieser (rattung hat Zıcno einmal Körperchen zwischen den Nerven entdeckt, welche man für Sori mit gespaltenem Indu- sinm hält. Sind sie das wirklich und nicht Pilzbildungen , so fällt die sonst sehr nahe liegende Analogie des merkwürdigen Randsaumes (umgeschlagenen Blattrandes, wie SCHENK gezeigt hat) mit jenem bei Alethopteris conferta (s. Taf. XX., Fig. 4) und Aleth. brevis (Weiss, Flora etc. des Saar - Rheingebietes S. 82, t. 11. f. 11) wenigstens so lange man diese letz- teren als Fruchtsäume betrachten darf. — Die Nervation weicht schon durch den sehr kräftigen, bis fast zur Spitze aushalten- den Mittelnerv wesentlich von Callipteris ab, nur die Seiten- fiederchen von Lom. heterophylla haben noch ein geringes Maass von nervatio Callipteridis. Alethopteris brevis des Rothliegen- den könnte man ohne Anstrengung als Lomatopteris betrachten. Ötopteris und Nilssonia seien nur vorübergehend er- wähnt; sie sind zwar nach ScHeEnk’s Untersuchungen Farne, aber ausserordentlich Cycadeen -ähnlich. Nilssonia hat dabei nervatio Xenopteridis, Otopteris dagegen würde sich an. die Cyclopteriden oder Neuropteriden mit mehreren vom Grunde ausgehenden Nerven anreihen; auch sie hat Randsaum beob- achten lassen, der diesmal für Fruchtsaum gilt. Cycadopteris (ScHINMPER, nec ZiGNo). Odontopteris cycadea haben BERGER und Brauns aus unterm Lias von zwei *) Siehe die oben eitirten Arbeiten von Zıcxo, namentlich das Pracht- werk: Flora foss. form. oolith. Taf. 16 - 18. e Z Bi Ben: ,.. in 833 Fundorten Pflanzen bekannt gemacht, welche aber von ScHENK wegen einfacher, paralleler, nicht gespaltener Nerven, wie er sie fand, bestimmt zu Pterophyllum gestellt und aus der Reihe der Farne gestrichen wurde. Wenn dies richtig ist, so bleibt nun doch jedenfalls Cycadopteris Ungeri ZiGno (Odontopt. Ungeri Zıeno, Flora foss. form. ool., S. 110, t. 11) aus unterem Oolith von Rotzo im Vicentinischen und im Veronesischen als eine der BErGER’schen ausserordentlich nahe stehende Art übrig, welche aber durch doppelte Fiederung wie auch. da- durch, dass ihre Fiederchen am Ende in ein stumpfes zungen- förmiges Endfiederchen zusammenfliessen, wie es nicht voll- kommener bei Aenopteris Schlotheimi beobachtet wird, sich als echter Farn erweist. Die folgenden 3 Gattungen bieten ihrer Vergleichung mit den paläozoischen die grösste Schwierigkeit, weil über ihre Selbständigkeit und Grenzen noch viel Dunkel herrscht. Pa- chypteris (nach Bronentart mit Mittelnerv) hielt Anprä iden- tisch mit Thinnfeldia späteren Datums, fand aber die Ner- vation an oberen kleinen Fiederchen fast Odontopteris - artig. ZiGno untersuchte 2 Arten von derselben Form und demselben Fundorte wie Brongniart’s Pach. lanceolata und ovata, fand aber keinen Mittelnerv und stellte daher ein neues Genus Di- cehopteris (lanceolata und laevigata) auf, rechnete dazu aber noch andere Arten, wovon D. Visianica (Fl. ete. t. 12 und 15) in 2 Prachtexemplaren aus weissem Jura von Rotzo, auch allein nur Nervation zeigend, die Hauptspecies bil- det. Dieselbe hat nach ihm vollkommen die nervatio Xenopteridis, wie auch seine Cycadopteris Ungeri, während die von Anprä gezeichnete doch eigenthümlich abweicht.) SCHIMPER zieht die Dichopteris Zıcno einfach zu Pachypteris, was indessen doch wohl nur für die zuerst genannten 2 Arten angeht, welche wahrscheinlich als Abdruck der Oberseite ebeu wegen der lederartigen Beschaffenheit des Parenchyms nichts vom Mittelnerv beobachten liessen. *) „Wenige Nerven aus der Spindel entspringend, einfach oder dicho- tom, die mittleren gerade, öfter zu einem mehr oder weniger angezeigten "Mittelnerven vereinigt, der sich bald auflöst, die seitlichen leicht bogig divergirend‘“ (Pach. Thinnfeldi Anprä); erinnert übrigens an Anoto- pteris, Zeils. d. D. geol. Ges. XXI, 4. 3 884 Thinnfeldia (inel. Pach. Thinnfeldi Anori) und Di- chopteris Scuenk (nicht Zıcno) sind „rhätisch*; von ihnen können vorzüglich nur Th. laciniata Schenk (Foss. Flora etc. Frankens, t. 28, f. 1] u. 2) und Dich. incisa ScHEnk (ebenda Fig. 5 u. 6) verglichen werden. Die unvollständige Erhaltung der letzteren bedingt wohl grossentheils ihre Aebnlichkeit mit Odont. Sternbergi STEININGER, welche SchEnk erwähnt (mehr, glaube ich, mit Od. Schlotheimi) und lässt Scuimper die Ver- einigung mit 7'h. Ideiniata als möglich betrachten. Die besser erhaltene Th. laciniala zeigt Callipteris-Charakter in den Figu- ren von SCHENK, viel weniger Th. rhomboidalis Ert., diese viel- mehr in einzelnen kleinen Fiederlappen an der Spitze jene von AnprÄ beobachtete Nervation, in den grösseren Fiederchen vollkommen gefiederte. Endlich ist noch Laccopteris Rotzana Zıexo (Fl. foss. etc. S. 197, t. 22, f. 3) zu verzeichnen, welche der Nervation nach als Anotopteris betrachtet werden muss, übrigens kein Asterocarpus ist, wie die übrigen Laccopteris-Arten (s. SCHENK), sondern nur fingerförmige Stellung der Fiedern mit ihnen ge- mein hat. Dies sind die Analogien der Odontopteriden in der ober- sten Trias oder Rhät und der Juraformation. Kurz: Lomatopteris (jurensis, heterophylia): — kaum Callipteride. Nilssonia: — nahezu Xenopteride. Cycadopteris (Ungeri) mit Dichopteris (Visianica): — Xe- nopteride (Xenopteris ?) | Pachypteris = Thinnfeldia? | Thinnfeldia z. Th. (laciniata) mit Dichopteris incisa: — Callipteride. Thinnfeldia z. Th. (rhomboidalis): — nur noch in einzelnen Fiederchen spurweise Anotopteris-ähnlicher Typus. Laoccopteris Rotzana: — Anotopteris. Will man also auch keine dieser Formen geradezu in die alte Odontopteriden - Subgenera einreihen, so muss man sich eben mit den hier aufgeführten Namen begnügen und sich vor Verwechselungen zu schützen suchen, wie es eben geht. Interessant ist zu sehen, wie der Odontopteriden-Charakter der Nervation in Thinnfeldia vollständig verläuft und verwischt wird. Zum Schlusse geben wir uns Rechenschaft über die Ent- wickelungsgeschichte des hier besprochenen Nerventypus fossi- ler Farne oder über die Geologie der Ödontopteriden. Am schnellsten gewinnt man eine Uebersicht hiervon in einer Zusammenstellung zu folgender Tabelle, für welche ich bemerke, dass die Stärke der horizontalen Linie das mehr oder den Zeit- mn nm . . . ° . Ü u uspr199dooag oyaruge staogdırpeg) ın * > Ten) ee a in uoschelunze, = E 4 —— E s ‘ 5 5 . . . . . Ü Ü Q . s a ® st193doJouvy i Ba Ne Nor Ta A + Meere TEEN Ar, SLR Ehe srıoydirfeg ee 8... 00 = Sta9jdormoserg Te) (ermossıIN)) © 5 u ea ea mm DEE Do... 0.0... h ei (dopwoso)f stıaJdouax ES ERTEGE OR BINJUOXIM ET RENTE uapıxogdop4g häufige Auftreten der betreffenden Formen oydrpuge 3 stı9JdouaxX a4 5 oıyoy | “ ® vinp Gruy) -uopog n 'sopuagaı] LUDER uocten = ser] odnoyy | wadnoyy | Pussgung | Ulegsyooz -[OJIW uoAdd 8 0 dass A 101040 | 1eromım "04 |pun -wgo| "UN 5,5 | er © = re ) Ba Ser SB BE RT Re 836 Zur ersten Reihe kann man im Rothliegenden u. A. frag- lich den Rest in Göpp. perm.Fl. t. 14, f. 7 ziehen (0. Schloth. G.). Die Xenopteriden gehen vom Keuper an höchstens als Cycadopteriden weiter. Callipteris ist als eine Thinnf:ldia noch im Oberkeuper zu finden, im Jura kaum mehr erkennbar. Anotopteris hält in den Formationen mittleren Alters am längsten aus. Was das speciellere geognostische Interesse anbelangt, welches diese Formen in der productiven Steinkohlenformation und dem Kohlenrothliegenden erregen, so lässt sich dasselbe vielleicht noch durch Vergleichung einer kleineren Auswahl von Arten vermehren, welche kleinere Kreise bilden, die entweder sehr abgeschlossen nur einer der beiden geologischen Abthei- lungen angehören, oder welche sich aus der älteren in die jüngere derart fortsetzen, dass man es doch in beiden noch mit verschiedenen Arten zu thun hat, oder endlich sich eben- falls aus der einen in die andere hinein ziehen und zwar mit wirklich übereinstimmenden Art-Merkmalen. Die erste Gruppe sind echte Leitformen für den Geologen, die zweite enthält gleichsam Vorläufer in der älteren, Nachzugler in der anderen Formation, zuletzt die dritte hilft beide Formationen verbinden. Nachstehende Tabelle mag dies verdeutlichen. | Steinkohlenformation. Rothliegendes. Xenopteris: Brardi, Reichiana, minor, oe) Schlotheimi, Göpperti, Brong- | Schlotheimi, Wortheni. ER martı. alpina, alpestris. Coemansi. Neesiana, catadroma. Dufresnoyi, subcuneata. Mixoneura: obtusa, (Neuropt. Loshi). obtusa. Callipteris: (Aleth.) conferta, permiensis, Fischeri. discreta. RR 3 Wangenheimi. cicutaefolia. Nilliersi. latifrons, inaequalis. Callipteridium: Sullivanti, mirabile.“) plebejum, Regina.“) pteroides. gigas, 887 Die einzige Schwierigkeit für die sichere Anlegung dieser Tabelle beruht in der Stellung jener steinkohlenarmen Schichten am Harz, worin die drei mit *) bezeichneten Arten Schützei, mirabile, Regina vorkommen, wovon bisher die zweite blos aus echter Steinkohlenformation bekannt geworden ist, die anderen nur vom Harz. Da neuerdings nämlich die Harzer Geologen sich bewogen gesehen haben, auf ihren schönen grossen geo- logischen Karten, welche vom preussischen Handelsministerium publieirt worden sind und noch publicirt werden, jene Schich- ten zum untern Rothliegenden zu ziehen, so müssten von obi- gen drei Arten Od. Schützei und Regina ganz, mirabile auch ins Rothliegende versetzt werden. Sehr bemerkenswerth ist, dass, wie bekannt, sich unter den vom Harz (Zorge, llefeld) beschriebenen Pflanzenversteinerungen gar keine solche Form befindet, welche nur dem Rothliegenden angehörte, wohl aber viele solche, die man gewohnt war, als carbonische Leit- formen zu betrachten, namentlich Sphenophyllum, Sigillarien etc. Lediglich aus diesem Grunde ist oben die Einreihung der Harzer Odontopteriden in die zweite Spalte nicht ausgeführt worden. Wir haben also dort noch das den alten Anschauun- gen entsprechende Bild. Es ist, wie schon bemerkt, ausser allem Zweifel und soll nicht verdeckt werden, dass die voranstehende Betrachtungs- weise eine einseitige ist, aber sie ist es, weil die Systematik der fossilen Farne dieser Einseitigkeit nicht entbehren kann; namentlich sind also auch die geologischen Speculationen, mit ihnen angestellt, von jenem Vorwurfe nicht frei. Dennoch ist es von Interesse zu erfahren, dass diese geologische Unter- suchung eines so vereinzelten Momentes der Farn-Organisation, wie der Vertheilung der Gefässe in den Nerven der Blätter, doch so bemerkenswerthe Entwickelungsgesetze, von allem Uebrigen unabhängig, erkennen lässt. Unendlich wichtiger ge- wiss wäre es, einen vergleichenden Ueberblick uber die Frucht- bildung der Farne durch den Lauf der Zeiten hindurch zu er- halten, aber das lässt sich eben in ähnlicher Vollständigkeit nicht durchführen, wenn auch einige wundervolle Analogien schon jetzt aufgeführt werden könnten. Hoffen wir mehr von der Zukunft! 888 Erklärung der Tafeln. Taf. XX. Fig. 1 u. 2. Callipteris discreta n. sp., von Grube von der Heydt. bei Saarbrücken. S. 872. — Fig. la. Nervation der untersten Fieder- blättchen, 2fach vergrössert. Fig. 1b. Dieselbe der obersten Fiederchen, 14 fach vergrössert. Fig. 3. Xenopteris catadroma, BRothliegendes von Meisenheim, S. 870. Fig. 4. Alethopteris conferta aus Lebacher Schichten, Fiedersegment mit Fruchtsaum und zerstreuten decorativen Vertiefungen im Parenchym (Abdruck der Unterseite des Blattes, daher die Vertiefungen als Erhaben- heiten erscheinend), 14 fach vergrössert,. S. 861 u. S. 870. Taf. XXL Fig. 1—3. Callipteridium Sullivanti , von Illinois. S. 876. — Fig. 1a. Fiederblättchen i4fach vergrössert; Fig. 3a. desgl. von den oberen Theilen der Fiedern. Fig. 4. Callipteridium plebejum n. sp., von der Grube Carlingen bei Homburg im ehemaligen Departement de la Moselle, Fig, 4a. Ner- vation eines Blättchens, 14 fach vergr. (Mittelnerv ein Minimum zu stark). S. 878. Fig. 5. Xenopteris Schlotheimi von Grube Gerhardt bei Saar- brücken. S. 865. — Fig.5a. Fiederchen mit falscher und wahrer Nervatur und beginnender Metamorphose zur Weissites-Form, izfach vergrössert. Taf. XXlIa. Fig. 1. Xenopteris Wortheni, von Illinois, Copie nach LesQurreux. S. 807. — Fig. 1b. Fiederchen vergrösser. NB. Die Nervation der Originalfigur zu Fig. 1 ist noch merklich dichter als in dieser Copie. Fig. 2. Neuropteris Qualeni n. sp. (Pecopt. Wangenheimi Bnonen. z. Th.) von Bjelebei, Copie nach Bronenıant. S. 872. Fig. 3. Callipteris Wangenheimi von Bjelebei, Copie nach Bronc- nıaat. 8. 872. Fig. 4 und 5. Alethopteris conferta (Pecopt. Göpperti Broncn.), ebendaher, Copie nach Bronsnıart. S. 870. — Fig. 5. Fiederspitze. Fig. 6. Callipteris Fischeri, ebendaher, Copie eines Stückes der Broneniant’schen Figur mit 2 Centimeter breiter Hauptspindel. S. 871. 889 5. Ueber den Meteorstein von Chantonnay. Von Herrn C. Ramneısgere ın Berlin. Dieser zur Abtheilung der Chondrite gehörige Meteorit ist bekanntlich, was seine Silicate betrifft, von BERZELIUS un- tersucht worden.*) RerıcHhengach hat indessen, nach seiner Kenntniss der äusseren Beschaffenheit dieses Steins, welche mit der von BERZELIUS angegebenen durchaus nicht überein- stimme, die Vermuthung ausgesprochen“*), der Letztere habe unter diesem Namen einen anderen Meteoriten in Händen gehabt. Im Besitz von Bruchstucken des Steins von Chantonnay, welche ich Herrn SuepArp verdanke, habe ich es für wuün- schenswerth gehalten, die Analyse zu wiederholen, und sie auch auf das Nickeleisen, Schwefeleisen und Chromeisenerz auszu-- dehnen. Das Ansehen der Fragmente entspricht ganz der Beschrei- bung, welche PırrscHh gegeben hat. Bemerkenswerth ist die anschnliche Härte; das Nickeleisen ist in so kleinen Partieen vorhanden, dass sich die Stücke bequem pulvern lassen. Ein Theil diente ausschliesslich zur Bestimmung des Schwefels (2,24 pCt.). Ein grösserer Theil wurde mit Queck- silberchloridlösung in der Wärme behandelt, wodurch Eisen, Nickel und wenig Magnesia ausgezogen wurden. Der Rest wurde zur Zerlegung des Olivins mit Chlorwasserstoffsäure erhitzt, und der unzersetzte Theil nach Entfernung der freien Kieselsäure, in bekannter Art untersucht. Auf diese Art ergaben sich: *) Poss. Ann. 39, 27. =#) A. a, O. 107, 173. 890 Eisen 5,85 (Nie 1,01 2 Magnesia 0,30 % Schwefel 2,24 = ‚ Eisen 3,92) u Kieselsäure 10 s Eisenoxydul 11,12 ; Nickel 0,15 e Magnesia 16,10 ® Kieselsäure 2112 © Thonerde 2,47 x ‚N\Eisenoxydul 4,56 Manganoxydul 0,27 Magnesia 8,75 Kalk 1,38 Natron (Kali) 1.11 Eisenoxydul 0,31) _ Chromoxyd 0,66| Die Magnesia des ersten Auszugs gehört (nebst der ent- “sprechenden Menge Eisen) zum Olivin, das Nickel in diesem (nebst der ebenfalls entsprechenden Menge Eisen) zum Nickel- eisen. Hierdurch wird eine nicht bedeutende Correction nöthig: a a 7,89 Nickeleisen se 6,16 Schwefelsen Kieselsäure 153.19 Eisenoxydul 1000 42,13 Zersetzb. Silicat Magnesia 16,40 Kieselsäure 21,65 Thonerde 2,53 Eisenoxydul 4,67 Manganoxydul 0,27, 40,64 Unzers. Silicat Magnesia 8,97 Kalk 1,41 Natron (Kali) 1,14 Eisenoxydul 0,31 ; sn er 0,97 Chromeisenerz 97,09 891 Hiernach besteht das Nickeleisen aus Eisen 85,3 Nickel 14,7 100,0 Verglichen mit’ den Angaben BerzeLıus’ ist die prozen- tische Zusammensetzung der Silicate: A. Zersetzbares. BERZELIUS R. Sauerstoff SiO? 32,61 37,33 19,91 Fe OÖ 28,80 25,74 5,28 Mn © 0,82 — — 2? 20,85 Mg O0 34,36 ‚38,93 15,57 Ni ö 0,46 100. (K,Na)’O 0,38 98,03 Dieser Theil ist ein Olivin [| Fe’SiO?| | 3Mg? SiO®| berechnet zu #851 119 - 93102: 3846 Fe = 112 = PeO 23,08 6Mg = 144 = MgO 38,46 160 = 256 100. 624 BERZELIUS’ Analyse, wurde der meinigen sich weit mehr nahern, wenn man das Nickeleisen und Schwefeleisen abziehen könnte, welche darin nach seiner eigenen Angabe enthalten waren. B. Unzersetzbares BERZELIUS*) R. SiO? 56,88 98,27 = AO?’ 6,10 6,22 Fe O 9,83 11,50 2,95 Mn O 0,70 0,66 - 0,15 MgO 20,62 22,08 8,83 CaO 3,14 3,47 0,99 Na? oO 1,01 K’O 051) i 2 un Ni O 0,14 100. 98,93 Hier ist die Uebereinstimmung nicht zu bezweifeln. Die- ser Theil ist ein Broncit, welcher nahezu 1 At. Eisen gegen 4 At. Magnesium (Caleium) enthält, und zwar ein thonerde- haltiger, dessen Ausdruck en [ 15RSi a \ AlO? sein wurde. Der von REICHENBACH angeregte Zweifel darf hiernach wohl zurückgewiesen werden. ei *) Nach Abzug von 1,1 Chromeisenerz. “ 6. Ueber das Schwefeleisen des Meteoreisens. Von Herın C. Rammzısgerc ın Berlin. Vor längerer Zeit schon habe ich durch Versuche zu ent- scheiden mich bemüht, welcher Art das in Meteoreisen enthal- tene Schwefeleisen sei. Es diente hierzu insbesondere das Meteoreisen von Seeläsgen, dessen Hauptmasse sowohl als auch die darin enthaltene Phosphorverbindung (Schreibersit) von mir analysirt worden ist. Die ersten Versuche *) hatten in dem Schwefeleisen 1,37 pCt. Nickel (Co) nachgewiesen, und einen so hohen Eisengehalt gegeben, dass das Ganze nicht ein- mal FeS sein konnte. Ich nahm deshalb an, das Nickel rühre von Nickeleisen her, zog dieses ab (es würde 20 pCt. des Gan- zen betragen haben), und erhielt so durch Rechnung in der That das Sulfuret FeS und nicht Magnetkies. Später **) machte ich darauf aufmerksam, dass eine solche Berechnung nicht ganz zuverlässig sei; ich suchte nach einem nickelfreien Schwefeleisen, und prüfte zuerst dasjenige aus dem Meteoreisen von Sevier County, Tennessee. Dies gab im Mittel 1,76 Ni und 62,22 Fe, und entsprach als Ganzes dem Sulfuret (Fe, Ni) S; wurde aber das Ni als eingemengtem Meteoreisen (mit 6,8 pCt. Ni) angehörend betrachtet, so hätte dessen Menge 26 pCt. betragen müssen, und das restirende Schwefeleisen wäre noch schwefelreicher als Magnetkies, nämlich Fe? S°, Endlich fand ich eine Probe der Substanz aus dem Eisen von Seeläsgen, welche sich frei von Nickel erwies und bei der Analyse sich als FeS ergab. Ich komme auf diesen Gegenstand zurück, weil in letzter Zeit MEunıer wieder zu beweisen gesucht hat ***), dass Magnet- kies im Meteoreisen vorkomme, ohne meine Untersuchungen zu erwähnen. *) Poss. Ann. 74, 443. =) Aa. 0. 121, 365. 2): Ann. Ch. Phys. (4): 17,1. 894 Eine Probe der Substanz aus dem Meteoreisen von See- läsgen wurde gepulvert und da sich kein Anzeichen von Eisen- theilchen beim Reiben ergab, mit dem Magnet geprüft; hier- durch wurde sehr wenig ausgezogen, es konnte also der Probe keine wesentliche Menge Meteoreisen beigemengt sein. Bei der Analyse wurde besonders auf die Nickelbestimmung * geachtet, und das durch kohlensauren Baryt gefällte Eisenoxyd auf Phosphorsäure geprüft, welche sich ın der That sehr deut- lich nachweisen liess. Die Substanz enthält also auch Phosphor. Die Analyse gab Phosphor 0,18 Eisen 62,24 Nickel 1,90 Schwefel (35,68) 100. Als eine ungemengte Substanz betrachtet, wurde sie fast genau (Fe, Ni)S sein, denn die Atome beider verhalten sich = 103 : 100. n Der bedeutende Nickelgehalt kann nicht, von Nickeleisen herrühren; die Menge desselben (1,9 Ni und 25,6 Fe = 27,5 pCt.) ist ganz unannehmbar. Der Phosphorgehalt beweist aber, wie mir scheint, dass die Substanz des Schwefeleisens mit etwas Phosphornickeleisen gemengt ist. Nach dem Mittel meiner früheren Versuche wurden 1,9 Nickel 4,11 Eisen und 0,48 eisen vorhanden sein, bestehend aus Eisen 58,13 := 61.90 = 56 Schwefel 35,68 = 38,03 = 9231 I 100. Da Fe: S in Re 9 .-.50.:32 Be S°’ = 56.:°36 Fe’S® = 56 : 36,6 ist, d. h. da hier die Atome von Fe und S = 100:107, und weder = 100:100 noch = 100:112,5 oder 100:114,3 sind, 4 Phosphor == 6,49 pCt. bedingen, und es würde ein Schwefel- 895 so liefert diese neue Analyse wenigstens keine vollkommen entscheidende Lösung der Frage, und es bleibt nur die frühere _ der nickelfreien Substanz als Beweis für FeS bestehen.*) Meunier hat behauptet, nach seinen Versuchen werde künstlich dargestelltes FeS durch Kochen mit Kupfervitriol- lösung zersetzt, Magnetkies aber nicht, und das Schwefeleisen des Meteoreisens verhalte sich wie letzterer. Es sei also in der That Magnetkies. Ich habe bei näherer Prüfung diese Angaben keineswegs bestätigen können. Beide Schwefelungsstufen geben zu einer Abscheidung von Kupfer Anlass, aber die Zersetzung ist immer nur eine sehr theilweise. Durch Bestimmung des abgeschie- denen Kupfers lässt sich sein Aequivalent an FeS oder Fe’ S’ leicht berechnen, und so ergab sich, dass von 100 Theilen an- gewandter Substanz zersetzt waren: Magnetkies von Trumbull 7,07 pCt. Künstliches Fe S, vollkommen rein 5,1 „ Fe S, durch Reduction aus Magnet- kies in Wasserstoff 1470: Ja ich habe früher gefunden, dass eine möglichst neutrale Lösung von Kupferchlorid noch besser einwirkt; sie hatte in einem Versuche 35,8 pCt. von künstlichem Fe S zersetzt. Es ist also unstatthaft, Nickeleisen von Schwefeleisen der Meteoreisen auf diese Art zu trennen, wie MEUNIER gethan haben will. Auch die Anwendung von Quecksilberchlorid, welche er für diesen Zweck gleichfalls empfiehlt, ist zur Tren- nung beider Körper unbrauchbar, wie ich schon früher gezeigt habe (es waren bei einem Versuche 7 pCt. von künstlichem Fe S dadurch zersetzt). Einen noch schlagenderen Beweis lie- fert die oben mitgetheilte neue Analyse des Schwefeleisens aus *) Das Schwefeleisen aus Toluca-Eisen (0,14 pCt. Ni enthaltend) und das aus Charcas (mit 3,1 pCt. Ni) geben nach Meunıer’s Analysen die Atomverhältnisse = 100 :118 und 100 : 116. dem Metdoreisen von Ben denn es silberchloridlösung behandelt. h - In diesem Auszuge fanden ch 33,8 Eisen und 0,28 Nickel, in dem Rückstand: 28,44 Eisen und 31.09 Nickel. Uebrige müsste ein nickelhaltiges Schwefeleisen von der mel des Bisulfurets sein! / ln En 897 7. Ueber die Zusammensetzung des Lievrits, Von Herrn C. Rammersserg ın Berlin. Vor Kurzem hat STÄDELER*) den Lievrit von Neuem un- tersucht, und darin mehr Eisenoxydul gefunden als seine Vor- gänger, nämlich 36,0 pCt. des wasserfreien Minerals. Dasselbe Resultat (35,93 pCt.) habe auch ich bei Wiederholung früherer Versuche erhalten. Die Zusammensetzung des Lieyrits war bisher noch zwei- felhaft. StäneLer, welcher (Ca, Fe) :Fe:Si= 5,5:1:3,75 fand, nimmt das Atomverhältniss 6:1:4 an, woraus die Formel 1 R°® Fe Si‘ O'’ folgt, welche in ein Halb- und Drittelsilicat 1L 3R? SiO' Fe Si O’ aufgelöst werden könnte. Allein STÄDELER zieht auch das Wasser als chemisch gebundenes in seine Formel. Nun ist der Wassergehalt des Lievrits: 1,27 pCt. nach STROMEYER, 1,60... „ meinen früheren, 1.69... , „ späteren Versuchen, 2.8306. °,5 „ _STÄDELER. Nicht sowohl die geringe Menge, als vielmehr die Erwä- gung, dass ein so eisenreiches, leicht zersetzbares Mineral sehr häufig von Brauneisenstein begleitet ist und sich ganz in solchen verwandeln kann, lässt es sehr gewagt erscheinen, hier das Wasser als ursprünglich zu betrachten. *) Journ. f. pr. Chem. 99, 70. 898 Ich glaube, der Lievrit ist ganz einfach ein Halb- (Singulo-) Silicat. Aus meiner letzten Analyse, 35,93 Fe O darin angenom- II men, folgt? R: Fe: Si = 6,4 :1: 4,33. Setzt man dafür 6:1:4,5 = 12:2: 9, so ist der Lievrit: II 6R? Si O! | Di 12 Q =) Bub R:- Be’ 51. 9° — et und diese Formel berechnet sich, weun (Ca, Mn): Fe=1:2 ist: Gefunden *) Re. STÄDELER. 4Ca = 160 = Ca0O_. 13,50 13,84 13,15 8Fe = 448 = FeO 34,70 86,51 36,00 DEe = 224° = EeOV’ 19,28 18,94 21,24 95 = 22 Ss 07232 30,30 29,91 360 = 516 100. 99,59 100,30 1660 In Wasserstoffgas in einer Glaskugel gegluht, verliert der entwässerte Lievrit Sauerstoff, und enthält nun blos Eisenoxy- dul. Der berechnete Verlust ist = 1,93, der gefundene 2,6 pÜt. Vielleicht wird auch ein wenig Eisen metallisch, doch bemerkt man beim Behandeln mit HCl keine Entwicklung von Wasser- stoffgas. *) Für wasserfreie Substanz, und Mn = Ca gerechnet. 899 E 8. Ueber den Anorthitfels von der Baste, Von Herrn C. Ramnetsgerg In Berlın, STRENG hat in seiner Arbeit über den Gabbro des Harzes *) dieses Gestein unter dem Namen Protobastitfels analysirt, zu- gleich aber auch die Gemengtheile, Anorthit und Broneit, für sich untersucht. Meine Versuche bezweckten theils, die Ab- wesenheit von Olivin zu constatiren, theils zu sehen, in wie weit die Partialanalyse durch Chlorwasserstoffsäure in diesem Fall zu einer Trennung führen möchte. Das Material habe ich selbst an Ort und Stelle ge- sammelt. Das Resultat der Partialanalyse auf das Ganze berechnet, und das Mittel von zwei Versuchen STrEng’s ist: STRENG Kieselsäure 48,96 48,79 Thonerde 18,57 24,97 Chromoxyd — 0,03 Eisenoxyd 1,07 1,28 Eisenoxydul (Mn) 3,22 3,26 Kalk 12.67 12,46 Magnesia 12,20 8,84 Natron (K) 1,01 0,93 Glühverlust 1,54 0,64 99,04 101,25 Bemerkenswerth ist die Differenz in der Thonerde und der Magnesia. Es dürfte daran zu erinnern sein, dass bei der Trennung beider gewisse Vorsichtsmassregeln zu beobachten ' sind, und die Magnesia bei der Fällung der Thonerde schwer- lich ganz von dieser zu trennen ist. ”) Jahrb. f. Min. 1862. Zeits.d. D.geol. Ges. XXI. a. 58 Das nicht allzufeine Pulver wurde mit Chlorwasserstoff- Die prozentische Zusammensetzung beider Silicate, ver- glichen mit den Zahlen von STRENG’s directen Analysen, ist: säure im Wasserbade zur Trockne verdampft u. s. w. Kieselsäure 25,80 Thonerde 17,20 ; a N 55,87 durch Säure zersetzbar 4 Magnesia 1,41 7 & Natron (K) 1,019; & Kieselsäure 23,16 i Thonerde 1,37 e Eisenoxydul 3,22) 41,83 unzersetzbar B. Magnesia 10,79 Kalk 3,29 Gluhverlust 1,34 99,04 Der dem Anorthit fremde Magnesiagehalt beweist, dass etwas Broncit zersetzt wurde. Rechnet man die übrigen Be- standtheile, jenem entsprechend, ab, so erhält man: N Kieselsäure 22,78, 4 Thonerde 17,02 \ 4 Eisenoxyd 0,60) 50,36 & Kalk 8,95 & Natron 1,01 ® Kieselsäure 26,28. & Thonerde 1,55 E; Eisenoxydul 3,64) 47,39 5 Magnesia 12,20 e Kalk 3.12 | u Glühverlust 1,34 39,09 Anorthit. STRENG Kieselsäure 45,24 45,57 Thonerde 33,81 er 59! Eisenoxyd 1519 0,59 Kalk 17,76 en) Natron 2,00 1,85 IR 2,24 STRENG 220 Nimmt man letzteres = 1:6, so muss Al:Si = 1: 2,3, _ und dieser Feldspath aus 1 Mol. Natronfeldspath und 12 Mol. _Kalkfeldspath gemischt sein, Na? AlSis 0° \12Ca AISi? 0° Broneit. STRENG Kieselsäure 55,45 ; 54,15 Thonerde 3,28 3,04 Eisenoxydul 7,68 12,17 Magnesia 25,14 28,37 Kalk - 7,85 2:31 100. 100,10 Fe Hier sind die Atomverhältnisse: *) Worin 0,83 MgO. II II Res Al: R Fe: Ca : Mg Re. 1 : 1,04 1.7290 a STRENG 1 : 0,98 1 : 30,7 4: 198 In jedem Fall also: 903 9, Das Auftreten von Kreide und von Tertiär bei Grodnoe am Niemen. Von Herrn G. Brrenor ın Königsbere. Hierzu Tafel XXII. bis XXIV. Das Vorkommen von Kreideformation und zwar wirklicher Schreibkreide in der Nähe Grodno’s ist zwar seit Langem be- kannt und als nördlichster Ausläufer des polnisch - galizischen Kreidegebirges auch mehrfach erwähnt, aber alle diese Nach- richten beschränken sich eigentlich nur auf die Notiz, dass eben Schreibkreide bei Grodno ansteht und sind wohl sämmt- lich zurückzuführen auf die Angaben von Pusca*), dem besten Kenner jener Gegenden. Leider reicht sein geognostischer Atlas von Polen**) nach Norden nicht bis in die Gegend von Grodno, weder in den Specialkarten, noch in seiner „General- karte von den Königreichen Polen und Galizien“. Seine Nach- richten über die dortige Schreibkreide beschränken sich aber auch eben nur auf die Angabe, dass solche zu Tage gehe „un- weit Miala am Niemen* und „an demselben Fluss zwischen Lossosna und Sallurya in Neupreussen.“ ***) Auf diese Notiz hin unternahm ich es im Sommer vorigen Jahres in Gemeinschaft mit meinem Freunde, Prof. GREwINGK in Dorpat, das Kreidevorkommen von Grodno aufzusuchen, um eine eigene Anschauung der Art und Weise des dortigen Em- portretens inmitten der allgemeinen Diluvialüberdeckung des Landes zu gewinnen. Einige nähere Notizen über die Oert- lichkeit und Art der Lagerung werden auch von allgemeinerem Interesse sein und mögen hier folgen. Aber noch eine weitere Notiz hatte schon immer meine *) Georg GorttLieß Pusch, Geognostische Beschreibung vom König- reich Polen etc. **%) Stuttgart und Tübingen 1837. Sy A. 2 OÖ. Bd. IL, p. 327. 904 Aufmerksamkeit erregt und sollte zu interessanten Aufschlussen führen. PuscH sagt an der bereits erwähnten Stelle: „Die For- mation des Grünsandes ist nur bekannt unter der Schreibkreide 1 Meile West von Grodno in Litthauen nahe der polnischen Grenze, wo sie einige Lachter mächtige Flötze bildet.“ Diese anscheinend recht genaue Nachricht veranlasste uns zu immer erneuten, wenn auch anfangs völlig vergeblichen Nachforschungen nach dem fraglichen Grünsande. Ich will den Leser nicht ermüden mit Beschreibung aller dieser vergeblichen Versuche, die so unendlich erschwert sind in einem Lande, wo wenigstens vier, um nicht zu sagen fünf Sprachen mit ein- ander ringen: das verbotene Polnisch, das auf dem Lande eben so nationale Litthauisch, das amtliche Russisch und das Deutsch, welches letztere überall von der zahlreichen jüdischen Bevöl- kerung gesprochen wird, aber in einem entsetzlichen Kauder- wälsch von Ebräisch-Deutsch und Slavisch-Deutsch. Kurz und gut, nach Tage langem, unermüdeten Suchen fanden wir den Punkt, den Pusca wahrscheinlich gemeint und der, wenn auch anders gedeutet, ein ganz besonderes Interesse in Anspruch nimmt, so dass ihm auch hauptsächlich diese Zeilen gewid- met sind. Zuvor also einige Worte über die Kreide Grodno’s. Wenn das massige und je mehr man sich Grodno nähert zunehmende Vorkommen von Feuersteinen unter dem Diluvial- Geröll der südlichen Abdachung des baltischen Höhenrückens schon auffällig, da echte Feuersteine wie sie im übrigen Norddeutschland ebenfalls häufig, doch in der ganzen Provinz Preussen, wenigstens ostwärts der Weichsel, entschieden zu den Seltenheiten gehören, so weist die unzerstörte Verwitterungs- rinde derselben, die sie nur nahe ihrer ursprünglichen Lager- stätte in dieser Vollkommenheit zeigen, als Gerölle weit trans- portirt und mit anderen Gesteinen zusammengerieben aber meist zum Theil eingebusst haben, mit aller Entschiedenheit schon auf die Nähe anstehenden Kreidegesteins. Diese cha- rakteristisch feine Verwitterungsrinde erreicht selten 1 Mm. Dicke, lässt aber schon aus der Ferne die meist unzerfallenen, wenige scharfkantige Stücke zeigenden Feuersteinknollen durch ihre, der Kreide selbst kaum nachgebende, blendend weisse Farbe auffallen. Zerschlägt man die Knollen jedoch, so über- rascht nicht minder die fast sammetschwarze Farbe ihres In- 905 nern, die für den Feuerstein der Grodnoer Kreide geradezu charakteristisch genannt werden kann. Weitere Anzeichen von der Gegenwart anstehender Kreide zeigten sich in dem überall mit mächtigen Diluvialschichten be- deekten Lande jedoch trotz allen Spähens nicht. Namentlich fanden wir uns in der Erwartung getäuscht, dass der 80 bis 100 Fuss tiefe steilrandige Einschnitt des Niementhales in un- mittelbarer Nähe der Stadt bis in die Kreideschichten hinab- reiche. Oben auf der steilen Höhe des Thalrandes erbaut, überblickt Grodno zwar weithin das Thal des Niemen, der hier bereits in die südliche Abdachung des Landrückens eingetreten ist, aber die (rehänge lassen durchweg nur die gelbe und die dunkel blaugraue Farbe des Diluvialmergels erkennen und die in denselben tief eingeschnittenen Schluchten und Wasserrisse sind mit den mächtigen Gesteinsblöcken des Diluviums erfüllt. Auch die für die mächtige, das Thal auf schlanken Pfeilern überspannende Eisenbahnbrücke nothwendig gewordenen Ein- schnitte des Thalrandes gaben ebensowenig wie die bei der Fundamentirung der Pfeiler im Thal gemachten Auswürfe Aus- kunft über die gesuchten Kreideschichten. Selbst bei den Bewohnern Grodno’s ist das Vorhanden- sein von Kreide in der weiteren Umgegend der Stadt keines- weges allgemein bekannt. Mäala (spr. Mäaule) heisst die Stelle, von welcher nur ein kleiner jüdischer Händler in seiner Krambude ‚täglich Schreibkreide auf dem Markte feilbietet, ein Name und ein Vorkommen, das den vielen bereits Befragten vollig unbekannt zu sein schien, da unsere Fragen oft sogar direct auf einen Ort Namens Miala gerichtet waren, wie PuscH an der genannten Stelle das Kreidevorkommen bezeichnet. Mäala liegt in circa 4 bis 5 Werst, d. h. über — Meile, gradliniger Entfernung nach N.W. von der Stadt, unmittelbar, wie aus der beigegebenen Kartenskizze (Taf. XXIII.) zu ersehen ist, am Rande des Niementhales, dessen Biegungen folgend man jedoch circa ] Meile Weges haben würde. Der Name bezeichnet aber nicht etwa ein Dorf oder einen Flecken, viel- mehr nur unmittelbar die Stelle der Kreidebrüche oder diese selbst. Unter stetem Peitschenknall rollt das leichte russische Gefähr, dessen man sich am besten zu der in Rede stehenden Excursion bedient, mit uns auf der Nordseite zur Stadt hinaus, 906 - hinweg über die ziemlich einförmige Lehmdecke des Plateaus oder ihre oberflächliche Grand- und Sandbedeckung, auf unbe- grabenen und unbepflanzten, ganz der Willkür der Fahrenden preisgegebenen Wegen. Eine Thalschlucht, die wir auf höl- zerner, geländerloser Brücke passiren, können wir zuvor noch untersuchen, allein sie bietet nichts als diluviale Sand- und Mergelschichten. Unser Weg, oder vielmehr die verschiedenen Wagenspuren senken sich allmälig hinab auf eine etwas nie- dere, den Rand des Niementhales begleitende Terrasse, die, mit zahlreichen losen Geschieben nach Art unserer ostpreussi- schen Steinpalwen bedeckt, die Wirkungen der einst in dieser Höhe alle feineren Erdtheile fortführenden Strömung beweisen. Noch einen Kiefernwald haben wir zu passiren, aber einen Wald so todt und öde wie nicht-leicht ein zweiter gefunden wird. Die schlanken hohen Kiefern sind bis in die Wipfel hinein von einem stattgehabten Waldbrande geschwärzt und sammtlich abgestorben, von Unterholz, von Haidekraut oder Rasendecke keine Spur, alles schwarz, alles todt, kein Vogel, kein anderes Thier, ja selbst kein Summen eines Insectes ist zu hören. Es ist ein unübertreffliches Bild des Todes in der Natur. Wie von einem schweren Drucke befreit athmet man auf, sobald sich der Wald lichtet und der Blick in das grüne Thal des Niemen wieder frei wird. Rechts und links am Wege liegen schon beim Transport verlorene Kreidestücke; noch um eine Thalecke biegt der schon etwas ausgefahrefe Weg und wir halten vor einem Kreidebruch, dessen blendend weisse Wand zwischen dem Grün einiger Kiefern und Laubholzbüsche hindurchblickt. Ein so bedeutendes Kreidevorkommen erwartet man kaum, nachdem es in der That schwer gewesen, seine Existenz nur zu erfragen, und doch überzeugen wir uns bald, dass hier sogar mehrere Kreidebrüche neben einander gelegen und seit langen Jahren hier fleissig Kalk gebrochen worden ist. Auch bei unserem Besuch lagen unten am Ufer wieder zwei Witinnen *), die ihre Ladung erwarteten. Nach Grodno selbst, also stromauf, kommt der starken Strömung halber nur wenig und zwar zu Achse. Der Kalk geht vielmehr sogleich strom- *) Die unsere Oder- und Elbkähne ersetzenden, sie aber an Grösse übertreffenden breiten russischen Flussfahrzeuge, ER R nr N Be ea Ku ar Dar, » u a Er BE FE u Pe] ehr Re ren EBEN RE NR - | r= © 7 ai ae v 907 abwärts und wird in Kowno und den kleinen dazwischen und weiter hinab liegenden Städtchen vielfach verkauft, gebrannt und wie gewöhnlich zu Mörtel verwandt, ju zuweilen selbst bis nach Tilsit ausgeführt. Doch betrachten wir nun die Lagerung genauer. Die Kreidebrüche selbst (siehe Taf. XXII.), deren Sohle eirca 30 Fuss über dem Niemen liegt, sind in die östliche Thal- wand hineingearbeitet und zeigen über der Sohle des Bruches, in die man mit kleineren Gruben (Gesenken) noch 15 bis 20 Fuss hinabgegangen ist, eine zum Theil terrassenförmig abge- arbeitete, zum Theil steil aufsteigende Kreidewand von circa 40 Fuss Höhe, über der bis zur oberen Kante des Plateaus noch eirca 10 Fuss Diluvialschichten theils nordischen Sandes, theils oberen Diluvialmergels gelagert sind, so dass eben auf dem Plateau selbst nirgends eine Spur der in geringer Tiefe verborgenen Kreideinsel zu sehen ist. Ich sage Kreideinsel, denn eine solche oder ein Kreideriff ist es wenigstens während des Absatzes der letzten der oberen Diluvialschichten gewesen. Das Niementhal hat diese nur wenige 100 Schritt lange Kreide- kuppe wie zufällis durchschnitten und sie dadurch an’s Licht gezogen, während sie andernfalls vielleicht noch lange verbor- gen geblieben wäre, denn die allgemeine Plateaufläche zeigt keine irgend auffallige Unebenheit, keine leicht zu erwartende kuppenartige Erhöhung über dem in der Tiefe verborgenen Kreidevorkommen. Dieses selbst aber hat eine deutliche Schich- tung mit circa 30—40° N.N.O. Einfallen, scheint aber auch auf dem entgegengesetzten Ende der Kuppe in entgegengesetz- ter Richtung einzufallen, denn am gegenuberliegenden Ufer des Niemen sieht man die direct vom Fluss blossgelegte Kreidemasse sich nur noch wenige, höchstens 10 Fuss über den Wasserspiegel erheben. Wann diese Sattelkuppe, die es darnach wäre, sich erhoben, können erst fortgesetzte genauere Untersuchungen ergeben. Dass die dazu nöthige Hebung möglicher Weise in einer geologisch gesprochen sehr jungen Zeit stattgefunden, darauf deuten die unmittelbar hinter dem nördlichen Ende der ganzen Kreidekuppe in einem steilen Profile sichtbaren, stark von der Horizontalen abweichenden Sandschichten des unteren Diluviums, die wieder von dem horizontal gelagerten oberen Diluvium abgeschnitten und be- deckt werden. Ist diese Aufrichtung der unteren Diluvial- 908 schichten, wie es nahe liegt, mit den durch den Kreidesattel angedeuteten Störungen der Schichtenlagerung in Verbindung zu bringen, so wäre damit die Zeit derselben ziemlich genau bestimmt und fiele in die Zeit zwischen dem Absatz des un- teren Diluviums, das von diesen Störungen noch betroffen ist, und des oberen Diluviums, das gleichmässig und horizontal sowohl Kreide als unteres Diluvium überlagert. Die Hebung wäre somit gleichalterig mit Störungen der Lagerung, wie ich sie mehrfach an unserer samländischen Küste zu erkennen glaube. In dem im vorigen Jahre in Betrieb stehenden Kreide- bruche unterscheidet man vom petrographischen Standpunkte aus (siehe das Profil auf Taf. XXII.) deutlich neben der un- teren Hauptmasse, der eigentlichen weissen und weichen Schreib- kreide, von der eine 25 bis 30 Fuss mächtige Bank vornehm- lich Gegenstand der Gewinnung ist, obere, im Profil mit 2 bezeichnete Bänke, deren zum grossen Theil leicht in scharf- kantige Stücke zerbröckelndes Gestein als gelbe und harte Kreide zu bezeichnen ware, Mitten in diesen hangenden und nur am Nordende des Bruches vorhandenen Schichten fällt durch ihre dunkle, fast schwarze Färbung sogleich eine 12 bis 14 Zoll mächtige Bank auf, die aus haselnuss- bis nicht über faustgrossen Geröllen oder besser Knollen gebildet wird. Diese schwärzlich-grau bis braun glänzenden Knollen, die eine grosse Härte zeigen, be- stehen, wie Analysen ergeben, aus circa 30—50 pCt., auch wohl 60 pCt. Quarzsand mit Glaukonitkörnchen, deren Binde- mittel eine phosphoritartige Masse ausmacht. Eine Analyse, welche Herr ZscHIiEScHE in dem hiesigen Universitätslaborato- rium ausführte, ergab als Hauptmasse des leicht in Chlor- wasserstoffsäure sich lösenden Bindemittels kohlensaure Kalk- erde, daneben Eisenoxydul und Eisenoxyd, wenig Thonerde, aber reichlich Phosphorsäure. Es erlangen diese Phosphoritknollen speciell für ost- preussische resp. samländische Verhältnisse noch ein beson- deres Interesse, da eine Verwerfungskluft der dortigen Nord- küste bei Georgswalde neben unverkennbarem Material der Bernstein-Formation und jüngerer Schichten ganz dieselben, im übrigen dort völlig fremden Phosphoritknollen führt, was hier nur beiläufig erwähnt sein möge. 909 Ermuthigt durch diesen interessanten Aufschlusspunkt und den reichen Fund auch an fossilen Einschlussen verfolgten wir das Gehänge des 'TThalrandes weiter. Hier zeigten sich zwar keine neuen Aufschlusse, nicht einmal der Diluvialschichten, aber die am jenseitigen Ufer mundenden kleinen Thäler ver- sprachen dafür mit ihren kahlen Gehängen desto bessere Ein- blicke, Wir liessen uns ein paar Werst unterhalb der Kreide- bruche Mäala, bei dem auf der Reyuanw’schen Karte Wielka- Bala genannten Fährhause übersetzen und wanderten das Thal der hier mündenden Lossosna hinauf, beiläufig ein Name, wie er fast allen in der Nähe Grodno’s mündenden kleinen Flüsschen oder Bächen beigelegt wird, so dass eine Orienti- rung dadurch ungemein erschwert wird. Das Thal ist im Ver- hältniss zu dem kleinen auf seiner Sohle sich windenden Bach recht breit und tief, mit steilen pittoresken Rändern, die, wie meist in Diluvialthälern unserer östlichen Gegenden, bald in scharfen Graten, bald kegelartig gerundet vorspringen. Sie zeigen anfangs oben stets Sand, Grand und Geröll des oberen Diluvium, hernach auch oberen Diluvialmergel. Das untere Drittel bis über die Hälfte aber wird stets von unterem Dilu- vialmergel mit seiner bekannten dunkelblaugrauen Farbe ge- bildet. : Unweit Puszkary*), eines kleinen auf der Höhe lie- genden Dorfes, ein gut Stück oberhalb einer Hauptgabelung des Thales zeigt sich plötzlich im Niveau des Flusses bloss- gelegt, aber bei einiger Aufmerksamkeit auch noch höher hin- auf unter dem abgeflossenen Gebirge des Abhanges zu bemer- ken, die gesuchte Schreibkreide. Noch etwas thalaufwärts bildet sie mehr als das untere Drittel der eirca 80’ hohen Thalwand, in regelmässiger Folge von unterem Diluvialmergel, darüber einer dünnen Mergelsandschicht und endlich oberem rothen Diluvialmergel mit seiner Lehmdecke überlagert, und ebenso zeigt sich die Kreide in der nur schwach von Alluvial- sanden und Geröll bedeckten Sohle des Thales. Wieder einige Schritt weiter ist sie ebenso plötzlich wie sie aufge- treten auch in der Thalwand verschwunden und nicht möglich ohne grössere Aufdeckarbeiten festzustellen, ob etwa ein *; Die Reymann’sche Karte schreibt Puschkany. 910 Einfallen der Schichten in dieser Richtung gegen Ende be- merkbar. & Vergleichen wir die Lage beider Punkte, des Mäala ge- nannten und des eben bei Puszkary erwähnten, so fällt letz- terer ziemlich genau, so gut es sich aus den Karten ergiebt, in das bei ersterem beobachtete Streichen der Schichten, die N.N.O. einfielen. Wir hätten es somit mit einer Falte resp. Welle, jedenfalls einer Aufbiegung des Kreidegebirges resp. deren höchsten Punkten zu thun, die ihre Längsaxe, ihr Streichen in. 0.8.0. Richtung besitzt. Einige Worte nur noch von den Einschlüssen unserer bei- den Kreidepunkte! Beide sind reich an schwarzen Flint- oder Feuersteinknollen in den abenteuerlichsten Gestalten, die jedoch durchweg an ihrer Aussenseite mit einer dünnen, bereits vor- hin bei den Flintgeröllen des Diluviums erwähnten weissen Verwitterungsrinde versehen sind. Dieselben liegen aber nicht wie sonst häufig der Fall reihenweise, die Richtung der Schich- ten bezeichnend, vielmehr unregelmässig durch die ganze Kreidemasse vertheilt. Nur selten zeigen sie deutliche orga- nische Reste, die im Uebrigen in den Kreideschichten über- haupt nicht gerade selten sind. — Belemniten und zwar die- selben, namentlich in Ostpreussen so häufig als Gerölle im Diluvium vorkommenden Scheiden von Belemnitella mucronata, finden sich sehr zahlreich. Im Ganzen kann man sagen, dass sie in der eigentlichen, eirca 25° mächtigen Hauptbank der Kreide, die vorzüglich gewonnen wird, am häufigsten sind, sel- tener in den oberen Schichten, die sich auch in petrographi- scher Hinsicht als harte gelbliche Kreide unterscheiden lassen und statt dessen an Belemnitella vera erinnernde Formen zeigen. Ein gleicher Unterschied zwischen den oberen harten Kreide- banken und der unteren weissen und weichen Hauptmasse ist auch betreffs der übrigen organischen Reste zu bemerken. In ersteren scheinen Gastropodenformen zu überwiegen und die hangendste durch die circa 1’ mächtige schwarze Phosphorit- bank getrennte, ungefähr 6° mächtige Schichtenfolge dieser gelblichen harten Kreide zeigt sich ganz versteinerungsarm. In letzterer, der eigentlichen Schreibkreide, sind es vorwiegend Zweischaler (Gryphaea, Pecten, Spondylus etc.), aber auch Reste von Echiniden fanden sich nicht selten. Doch genug von der Kreide Grodno’s! Noch ein anderes 91 geognostisches Vorkommen zeichnet, wie Eingangs erwähnt, die Gegend dieser Stadt aus, das bisher noch nicht bekannt, oder wenn es dem ältesten Kenner der Gegend Pusch be- kannt gewesen, von ihm doch verkannt worden ist. Haben wir die unmittelbar vom Fusse der Stadt aus, ein wenig unterhalb der in luftiger Höhe gespannten Eisenbahn- brücke, auf dem Strom liegende Flossbrücke passirt, so wen- den wir uns, die überaus steile jenseitige Plateauhöhe wieder ersteigend, flussabwärts und erreichen in circa 3 bis 3% Werst von der Stadt das Thal eines kleinen, unsern Weg schneiden- den Flüsschens, der eigentlichen, jedenfalls grössten Lossosna, die unweit unterhalb der Mühle, bei der wir dieselbe passiren, gerade an der scharfen Biegung des Niemen nach Norden zu in diesen mündet. Am Kruge des Dörfchens Golo wicze wenden wir uns rechts vom Hauptwege ab in ziemlich nord- licher Richtung und nicht zu grosser Entfernung vom Niemen, diesem noch des Weiteren eine Strecke thalabwärts folgend. In Kurzem bemerken wir links die Mündung eines ziemlich breiten, im Sommer aber fast ganz wasserlosen Nebenthales, in das wir einlenken. Die ziemlich stark ansteigende Thal- sohle ist dicht mit Steinen bedeckt und auch die Gehänge zei- gen zu beiden Seiten nichts Anderes als die uns wohlbekann- ten Diluvialschichten. Aber schon nach eirca 2000 Schritt bietet sich uns der gewünschte Anblick (s. Taf. XXIV.). Diese bis zu * der Höhe grünen Wände des Thales zu beiden Seiten, die den Einwohnern von Golowicze sogar Ma- terial zum Häuseranstrich geben, sind offenbar die Grünsand- schichten, von denen PuscH (siehe eingangs) spricht, denn auch seine Bestimmung des Ortes „l Meile W. Grodno in Litthauen nahe der polnischen Grenze“ passt ungefähr, da der Punkt zwar nur circa 4 Meile westlich Grodno liegt, aber nur auf bald 1 Meile ausmachenden Umwegen zu erreichen ist und auch bereits zum Gouvernement Augustowo, also zum alten Litthauen gehört. Doch mag dem sein wie ihm wolle. Mit Grünsandschichten haben wir es hier in der That zu thun, nur gehören sie nicht der „Grünsand“ in’s Besondere genann- ten Abtheilung der Kreideformation an, worauf weder ihre regelrechte Ueberlagerung, die wir gleich betrachten wollen, noch auch ihr ganzer Habitus und vorzüglich der völlige Man- 912 gel irgend welchen Kalkgehaltes deutet, der doch auch den Schichten der unteren Kreideformation stets eigen. Bei näherer Untersuchung zeigt sich, dass die grüne Farbe vornehmlich ausgeht von einer 3 bis 4 Fuss mächtigen Schicht, die ungemein reich ist an Glaukonit.*) Dieselbe zeigt eine so auffallende Uebereinstimmung mit einer nicht viel mächti- geren Schicht unserer samländischen Bernsteinformation, wie sie bei Gr. Hubnicken am Weststrande auftritt, dass ich mich in Gedanken einer Parallelstellung beider schon damals, ohne Vergleichsmaterial zur Stelle zu haben, nicht erwehren konnte. Auch ein genauerer, jetzt ausgeführter Vergleich ergab keinen weiteren Unterschied, als dass das eine Material ein weniger grobkörniges ist als das andere und letzteres neben dem äusserst fein vertheilten Glaukonit auch etwas Thon zu ent- halten scheint. Die Parallelisirung beider rechtfertigt sich auch ferner durch den Umstand, dass an beiden Punkten, bei Gr. Hubnicken wie bei Golowicze, diese dunkelgrüne Bank dem obersten Niveau der Bernsteinformation resp. des dortigen Schichtencomplexes angehört, und nach der Tiefe so glauko- nitreiche Schichten nicht mehr folgen. Da das Gehänge unter- halb dieser ziemlich festen Bank von Abrutschmassen überall bedeckt wird, so sahen wir uns genöthigt, einen direeten Schurf den Abhang hinunter zu führen. Bei diesen Aufgrabungen zeigte sich denn bis in eine Tiefe.von 12 Fuss hinab ein ziemlich reiner Quarzsand, in welchem bei genauerer Betrach- tung eingemengte, fast schwarz erscheinende Körnchen eines ganz dunklen Quarzes auffallen, begleitet von vereinzelten Glaukonitkörnchen. Kalkgehalt zeigt sich auch in diesem Sande keine Spur. Halten wir den Vergleich mit der Bern- steinformation Samlands aufrecht, so haben wir einen genau in seinem Habitus mit dem vorliegenden ubereinstimmenden Sand hier nicht, aber der Unterschied besteht einzig in der auffallend geringeren Anzahl der Glaukonitkörnchen und nament- lich in dem Fehlen schon etwas mehr zersetzten Glaukonites, der dem samländischen Parallelsaud etwas mehligen Staub beimischt. Die schwarzen Quarzkörnchen sind beiden eigen- *) Eine Schlemm-Analyse ergab in Summa ungefähr: 59 pCt. Quarzsand 41 pCt. Glaukonit (incl. etwas Thon). BRETT EN 913 thüumlich. Der Unterschied ist daher ein jedenfalls nur rela- tiver und geringer; spricht die hauptsächlich entscheidende Lage- rung im Uebrigen dafür, so kann ein Hinderniss der Gleich- stellung beider glaukonitführenden Sande unbedingt darin nicht gefunden werden. Am besten und handgreiflichsten daruber entscheidende Aufschlusse noch tiefer liegender Schichten lassen sich zwar vorab nicht erlangen, denn bei dem trotz aller Vor- sicht von Zeit zu Zeit immer wieder stattfindenden Nach- schurren der abgegrabenen Sandschichten mussten die schon terrassenförmig geführten Schurfarbeiten, die sich nur durch schwer zu beschaffende Zimmerung hätten aufrecht halten lassen, aus Rücksicht auf die in der Tiefe arbeitenden Leute nach dieser Seite hin eingestellt werden. Voruntersuchungen mit einem kleinen Handbohrer ergaben nur ein Fortsetzen desseiben Sandes um noch weitere 4 Fuss, und bei der Mäch- tigkeit der glaukonitischen Quarzsande der samländischen Kustenprofle von in Summa 40 bis 50 Fuss bis zu der den Bernstein selbst erst führenden sogenannten blauen Erde lässt sich an sich ein bestimmtes Resultat nur erst von einer wirk- lichen Bohrung oder besser einem kleinen Schurfschacht er- warten, zu dessen Inangriffnahme die russische Regierung vielleicht in der Folge zu bewegen sein wird. Doch begnügen wir uns bis dahin mit den über der Thal- sohle zu erlangenden Aufschlussen der Lagerung und suchen in ihnen genauer nach Beweisen für oder gegen die Gleich- stellung. Was uns in den als tiefste Schichtenfolge für jetzt aufgeschlossenen glaukonitischen Quarzsanden zunächst in’s Auge fällt, sind vielfache der Schichtung parallele gelbe Strei- fen resp. Schichten und theilweise völlige Verkittungen des Sandes, die, sammtlich von Eisenoxydhydrat verursacht, un- verkennbar an die uns aus dem gleichen Sande des Samlandes als so charakteristisch bekannten Krantstreifen und Schichten erinnern. Proben aus dem Samlande wie von Golowiceze zeigen die völlige Uebereinstimmung auch dieser Krantstreifen, die wie die Sande selbst als einzigen Unterschied bei Golowieze nur den geringsten Gehalt an eingemengten Glaukonitkörnchen erkennen lassen. Daneben finden sich, auch zuweilen schicht- weise geordnet, linsenartige Verhärtungen des Sandes, deren Bindemittel Kieselsäure zu sein scheint, eine Abweichung von hiesigen Vorkommen, die an sich jedoch durchaus nicht auf- 914 fällig in tertiaren Schichten und gleichfalls weder hier noch dort einen Einwurf gegen die Zugehörigkeit zur Bernsteinfor- mation zu begründen im Stande wäre. Auch an der unteren Grenze der Glaukonitbank finden sich ähnliche knollenartige Verkittungen, die aber dadurch charakterisirt sind, dass sich in ihnen Spuren organischer Reste, meist Muschelschaalen fin- den. Das wäre nun allerdings das Beste, was wir finden könnten, um sicheren Anhalt über die Stellung der Schichten zu erlangen, aber leider zeigt sich auch hier eine so grosse Aehnlichkeit in der Erhaltungsweise der Petrefakten mit den ältesten bekannten Versteinerungen im Krant von Kl. Kuhren an der samländischen Küste, dass es nicht möglich war, trotz wiederholten stundenlangen Zerschlagens der fest verkitteten Sande mehr als ein paar die Gattung Pecten ausser Zweifel stellende Exemplare und eine Anzahl völlig unbestimmbarer, aber als Muschelbruchstücke unzweifelhaft zu erkennender orga- nischer Reste aufzufinden. Führen wir jetzt den Schurf, der besseren Blosslegung des Profiles halber, auch noch oberwärts den steilen Abhang hinauf. Auf den ersten Blick nämlich hat es den Anschein, als ob die Glaukonitbank direct von dem rothgelben Diluvial- mergel. überlagert wird und doch blicken hier und da verdäch- tige weisse Sandstellen (s. Taf. XXIV.) hervor und die gelb- rothe Farbe des oberen Theiles des Abhanges zeigt sich als nur einer dünnen, von dem ganz zuoberst liegenden Diluvium abgeflossenen Lehmkruste angehörig. Zwischen Diluvium und Glaukonitbank tritt, auf eine Mächtigkeit von wenigen Fussen beschränkt, aber deutlich und unverkennbar das auch im Sam- lande über der Bernsteinformation folgende Braunkobhlengebirge hervor. Durch 1 Fuss grün und gelbliche Sande, die mög- licherweise noch zur unterliegenden Schichtenfolge zu ziehen sind, getrennt, lagert über der Glaukonitbank zunächst eine über 2 Fuss mächtige Schicht des so charakteristischen milchig- chokoladenfarbenen Kohlensandes und, durch einen bis zu 1 Zoll mächtigen Schmitz eines eigenthumlichen Brauneisen- steinsandes getrennt, sodann eine fast 2 Fuss mächtige Schicht des ebenso unverkennbaren feinen und blendendweissen, bald mehr, bald weniger, bald, wie hier, gar nicht glimmerführenden Quarzsandes, des gestreiften Sandes unserer samländischen Küstenprofile, der hier in seinen obersten 9 Zoll etwas thonig Hl & ww 915 wird. An einer benachbarten Stelle tritt in dieser Folge des Braunkohlengebirges auch noch ein kleines feines ebenso cha- rakteristisches Lettenschmitzchen auf. Es macht somit das Ganze der Lagerung wie der Be- schaffenheit der in Rede stehenden Schichten den Eindruck, dass ich keinen Augenblick Anstand nehmen möchte, das Vor- kommen des „Grünen Thales* bei Golowieze als Bernsteinfor- mation mit überlagernder Braunkohlenformation*) der gleichen Lagerungsfolge unserer samländischen Küsten gleich zu stellen und in ihm den ersten Punkt zu begrüssen, wo ausserhalb des Samlandes und in einer, der Entfernung von Königsberg bis Cöslin, wo die Schichten der Bernsteinformation mit einer Bohrung in einer Tiefe von 323 Fuss unter. der Oberfläche ge- troffen sind, ungefähr gleichen Erstreckung nach Osten, dies bisher exclusiv ostpreussische Gebirge wirklich zu Tage tritt. Aber selbst wenn diese Parallelstellung zu weit gegangen und in der Folge grössere, namentlich tiefere Aufschlüsse oder besser erhaltene organische Reste mehr Material zu sichererer und vielleicht anderer Bestimmung des speciellen geognostischen Horizontes geben sollten, immerhin wird an der Zugehörigkeit der genannten Schichten zum Tertiärgebirge überhaupt wohl kaum je ein gegründeter Zweifel erhoben werden können. Da aber (obgleich die russischen Karten, gestützt auf die Con- junktur der bekannten Karte MurcHıson’s auch hier alles Terrain mit der Farbe der Tertiärformation und speciell des Eocän bedacht haben) noch nirgends in diesen Gegenden Tertiär- gebirge überhaupt bisher beobachtet worden ist, so dürfte die- sem, bis jetzt noch sehr vereinzelten Punkte, als erstem Hin- weis auf das wirkliche Vorhandensein von Tertiär, eine um so grössere Bedeutung beizumessen sein. Alle die genannten, für Tertiärgebirge angesprochenen Schichten zeigen nun ausserdem, wie der einige Fuss in den Abhang hineingeführte Schurf ergab, ein Einfallen von eirca 80° in den Berg hinein d. h. nach NNO., also, worauf gleich hier aufmerksam gemacht werden mag, in Uebereinstimmung mit *) Ich bediene mich absichtlich hier wie überhaupt nur des Aus- druckes Bernstein- und Braunkohlenformation, da der genaue Horizont vorzüglich der ersteren trotz der bereits darüber veröffentlichten Arbeiten noch durchaus nicht gesichert erscheint. Zeits. d. D. geol. Ges. XXL, 4. 59 916 dem, in gradliniger Entfernung circa 3 Werst entfernten Kreide- vorkommen von Mäala. Dabei nimmt die Schichtenfolge nach dem Innern der Thalwand an Mächtigkeit zu und wird in hori- zontalen, also diskordanten Schichten von Diluvium und zwar zuunterst von nordischem gewöhnlichem Spath-Sand und Grand, darüber von oberem Diluvialmergel bedeckt. Unterrichten wir uns nun von der Ausdehnung des ganzen Tertiarvorkommens an dieser Stelle überhaupt, so zeigt sich an der grünen Farbe der beiderseitigen Abhänge, die GREWINGE und mich auch bestimmte, das trotz aller Nachforschung namen- los scheinende Thal mit dem Namen „des Grünen Thales“* zu bezeichnen, deutlich die Erstreckung des Tertiärs auf eine Länge von einigen hundert Schritt. Dabei zeigt sich am An- fangs- wie am Endpunkte ein starkes, ziemlich plötzliches Ein- schiessen der Schichten unter die oberhalb wie unterhalb die ganze Höhe des Thalgehänges wieder einnehmenden Diluvial- schichten, und ebenso auf der den Schurfen gegenuberliegenden Thalseite ein Einfallen ebenfalls in den Berg hinein und zwar nach SSW., so dass sich daraus ein isolirter Sattel ergiebt, dessen Längsrichtung ein Streichen von hora 72 W. d.h. von WNW. nach OSO. ergiebt und mit der Längsrichtung des Thales selbst zusammenfällt (s. Taf. XXIII.). Hätte sich ein solcher Thaleinschnitt nicht gerade an dieser Stelle ausgebil- det, so hätte auch hier, wie bereits bei dem Kreidevorkommen bemerkt, kein Anzeichen die grosse Nähe älteren Gebirges un- ter der Diluvialdecke der allgemeinen Plateaufläche verrathen, woraus wir mit Recht den Schluss ziehen können, dass noch manche derartige Punkte uns jetzt in unserem norddeutschen Diluviallande unbekannt sind, die früher oder später nur durch zufällige Aufgrabungen, Bohrungen oder dergleichen gefunden werden dürften. £ Fassen wir die Resultate aus den, die älteren als Diluvial- schichten in der Umgegend Grodno’s betreffenden Beobachtun- sen zum Schluss noch einmal kurz zusammen, so sahen wir, dass das Niementhal unterhalb der Stadt und auch noch unter- halb des Einflusses der eigentlichen Lossosna eine Welle oder Aufbiegung der Kreideschichten durchschnitten hat, deren Fort- setzung in dem von OSO. nach WN W. gerichteten Streichen bei dem Dörfchen Puschkary abermals auf kurze Erstreckung blossgelegt ist; dass ferner dieser Formationswelle vollig parallel 917 eine zweite Welle, oder wenigstens Kuppe einer solchen, Ter- tiärschichten bis dicht unter die Oberfläche erhoben hat, die überhaupt bisher aus diesen Gegenden noch nirgends nach- gewiesen sind. Von Interesse, wenn auch vorab noch keiner Bedeutung, durfte der Umstand sein, dass die verlängerte Streichrichtung beider Punkte ungefähr Königsberg resp. Braun- kohlen- und Bernstein - Formation des Samlandes und noch weiter fortgesetzt die Kreidepunkte des südlichen Schwedens trifft und dass andererseits die Haupteinfallsrichtung und ebenso eine Verbindungslinie der Tertiärkuppe von Golowicze und der Kreidekuppe von Mäala der Hauptrichtung der Hebungs- linien entspricht, die früher ganz unabhängig von einander GRE- WINGE in seiner Geologie Liv-, Esth- und Kurlands fur die dortige Gegend, ich in der Verbreitung des Tertiärgebirges im Bereiche der Provinz Preussen für die Gegenden diesseits und jenseits der Weichsel übereinstimmend nachgewiesen haben. DI: a ee 918 B. Briefliche Mittheilungen. y 1. Herr Heymann an Herrn C. Lossen. Bonn, den 8. December 1870. Vor Kurzem beobachtete ich bei einem Besuch des Mosel- thales ein Vorkommen sericitischer Gesteine, und zweifle ich nicht, dass es Sie interessiren wird, einige Notizen darüber zu erhalten. Bei dem Dorfe Kövenich gegenuber Enkirch an der Mosel macht dieselbe einen ihrer bedeutendsten Bogen, auf dessen Aussersten Punkten die Orte Trarbach und Traben liegen. Eine von Kövenich aus den steilen Bergrucken, welcher oben die alte Festung Mont royal trägt, überschreitende Chaussee schnei- det diese ganze Curve ab, und erreicht bedeutend oberhalb, bei dem Dorfe COröv, die Mosel wieder. Fast der ganze Weg von Kövenich nach Cröv ist in grünliche Schiefer eingeschnitten, welche sofort als die Gesteine des unteren linken Naheufers bei Bingerbrück wiederzuerkennen sind, welche Sie in Ihrer „Geognostischen Beschreibung der linksrheinischen Fortsetzung des Taunus, Zeitschrift d. deutsch. geol. Ges. Bd. XIX. Jahr-- gang 1867. Heft 3* mit dem Namen Sericitglimmerschiefer bezeichnen. Aehnlich wie am Ruppertsberge bei Bingerbrück treten in diesem Sericitglimmerschiefer lagerartige Gänge von weissem Quarz auf, und veranlasste mich die Analogie der Verhältnisse dieselben etwas näher zu betrachten, da ich ver- muthete, in denselben das Gestein vor mir zu haben, welches Sie unter dem Namen Sericitgneiss vom östlichen Fusse des Ruppertsberges bei Bingerbruück erwähnen. Da von diesen Lagergängen an mehreren Stellen Material zur Verbesserung der Chaussee frisch gewonnen war, wurde mir die Beobach- tung erleichtert, und konnte ich an vielen Stellen einen fleisch- rothen Feldspath anstehend finden, dessen bemerkbare Strei- y üb ’ RA har > F RR Be ve]; ea U N N e g EEE ER" 919 fung darauf hindeutet, dass es wiederum Albit ist. Derselbe findet sich in krystallinischen Körnern und Gruppen durch den Quarz vertheilt, innigst verwachsen mit mehr oder weniger zer- setztem Spatheisenstein, während der Serieit und Chlorit in diesem Gemenge fast ganz zurücktritt. Gangausfüllung und Nebengestein scheinen mir im Ganzen bei dem Vorkommen bei Kövenich schärfer abgesondert zu sein wie bei demjenigen bei Bingerbruck. Sollte es noch eines Beweises für Ihre Behauptung be- durfen, dass diese gesammten Bildungen einen nur auf nassem Wege hervorgerufenen Metamorphismus der rheinischen Devon- schichten darbieten, so haben wir denselben hier in der An- wesenheit des Carbonats und der Art und Weise seines Mit- vorkommens vorliegen. Ueber die Ausdehnung dieser metamorphischen sericitischen Zone war es mir auf meiner Reise, wegen Mangel an Zeit, nicht möglich, eingehende Beobachtungen zu sammeln. Der allgemeinen Streichungslinie der rheinischen Devonschichten gemäss würde diese Sericitzone den Schieferschichten ent- sprechen, welche etwa unterhalb St. Goar den Rhein durch- setzen, während die äusserste Grenze der Sericit- und Quarzit- bildungen des Taunus und seiner linksrheinischen Fortsetzung gegen den Thouschiefer nach Ihnen eine Linie bildet, welche zwischen Schloss Sonneck und Lorch den Rhein durchsetzt. 2. Herr Knor an Herrn G. Rose. Carlsruhe, den 16. Januar 1871. Seit einiger Zeit habe ich mich damit beschäftigt, Ihre schonen Untersuchungen über Krystallisationen verschiedener Körper aus Phosphorsalz und Borax in etwas grösserem Maass- stabe nachzumachen, besonders für den Zweck, grössere Kry- stalle und mannichfaltigere Combinationen an diesen zu erzeu- gen. Ich bediene mich für diese Zwecke eines PErroT’schen Gasofens, welcher bei grosser Leichtigkeit der Handhabung recht befriedigende Resultate liefert. Tridymit habe ich in grösseren Mengen darin darstellen können, ebenso Rutil etc. Ich hatte es darauf abgesehen, den Anatas in Formen zu er- 920 halten, die für seine Krystallisation etwas Bestimmteres aus- sagen. Indessen habe ich immer dieselben rechtwinklig paral- lelepipedischen Körper erhalten, wiewohl theilweise von ziem- lichen Dimensionen, etwa bis 4 Mm. Kantenlänge. Von die- sem Körper stellte ich etwa 10 Gramm dar. Ganz homogen und durchaus deutlich krystallisirt, zeigte er das specifische Gewicht von 2,9. Wiederholte Versuche änderten dieses Re- sultat nicht ab. Ich musste daraus schliessen, dass dieser Körper kein Anatas sei. | Die Analyse bestätigte das. Da das Resultat für Sie von Interesse sein muss, so erlaube ich mir Ihnen die Analyse mitzutheilen. Sie ergab: 5.9: 69,78 PO’ 36,41 entsprechend dem Aequivalentverhältniss 3TiO? + PO®°. Der aus Phosphorsalz sich abscheidende krystallisirte Körper ist demnach „phosphorsaure Titansäure*, die meines Wissens in dieser Form noch nicht bekannt war. 3Ti 0° 123 berechnet auf 100 63,4 PO?’ od & a 5 36,6 192 100,0. Ich vermuthe, dass auch die von Wunder in Chemnitz dargestellten Körper von Zinn- und Zirkonsäure analoge Ver- bindungen mit Phosphorsäure seien, aber das mussen doch wohl erst weitere Untersuchungen beweisen. 3. Herr ZErRENNER an Herrn RamMmELsBERG. Niederlössnitz, den 26. Januar 1871. Es sind Jedem die Kalkspathstufen erinnerlich namentlich von Andreasberg und Przibram, die aus einer Menge neben- und durcheinanderliegender Säulen zusammengesetzt sind, von de- nen jede Säule wieder aus einer grossen Anzahl flacher, über a 1 einander gethurmter Krystalltafeln der Form —+- oder a 921 besteht. So viel ich weiss, fuhren diese sogenannten Nagel- spathe nichts Besonderes in sich, wenn man nicht von dem seltenen Harzer Magnetkies reden will, dessen hexagonale Blätter von solchen Tafeln oder Säulen eingeschlossen vorzu- kommen pflegen. Neuerdings indessen dürften die schwarzen Quarze, welche die Przibramer Nagelspäthe eingeschlossen hal- ten, die Beachtung der Krystallographen verdienen, daher einst- weilen Folgendes. Schon vor einiger Zeit erhielt ich zwei solcher Stufen direct aus Przibram. Die eine überliess ich Herrn Geheimen Commerzienrath R. FERBER, da ein Krystall derselben P2 zeigte, welche Fläche in seiner Sammlung noch nicht vertreten war, aus der anderen grübelte Herr Geheimer Bergrath C. F. NAUMANN einige Krystalle für die Leipziger Universitätssamm- lung, die dort mit der Bestimmung &R. R. —R. in c .. nn liegen dürften. Ich selbst hatte erst in jüngster Zeit Veranlassung, die mir verbliebene Stufe näher zu unter- suchen, beschloss sie ganz und gar zu zersprengen und ent- nahm ihr etwa dreissig schwarze Krystalle, welche ohne Aus- nahme mit vorherrschendem oo R. R, bei meist wenig ent- wickeltem oft verschwindendem Gegenrhomboäder, oben und unten vollständig ausgebildet sind. Sie enthalten aber auch 1) fast ohne Ausnahme die vollzähligen Flächen © P2 wie desgleichen die der Pyramide 2 P2. An einigen Exem- plaren mag hier und da die eine oder die andere von den je sechs Flächen der zweiten Richtung fehlen, oder nicht in ihrer ganzen Erstreckung, sondern nur so zu sagen mittelst eines glänzenden kürzeren Striches zur Ausbildung gelangt sein, so thut das doch der allgemein vorherrschenden Thatsache keinen Eintrag. Dabei will ich nicht unerwähnt lassen, dass neben den ganz schwarzen Krystallen auch graue und hellgraue, ja einige ganz farblose sich befinden und dass, nach meinen bis- herigen Beobachtungen wenigstens, die dunkelsten die flächen- reichsten, die helleren die fläachenärmeren sind. Im Bereiche des vorliegenden Fundes fesselt zunächst 2) die Aufmerksamkeit ein Krystall, welcher ausser ooR. R. bei zurücktretendem — AR. oo P2. 2 P2 mit einer ganz 922 2 | . F niederen hexagonalen Pyramide ER en R (n also beträcht- 0 lich > 1) ausgestattet ist. Diese Pyramide zeigt 4 glänzende Flächen, die sich auf 3 Flächen R und eine der — R-Flächen vertheilen; zwei der letzteren sind unbetheiligt geblieben, da die Spitzen ihrer Trigone nach dem Poleck hin zu wenig auf- ragen. Die Kanten dieser aufgesetzten Pyramide sind ganz scharf, die ziemlich breit entwickelten Flächen parallel mit den Combinationskanten schwach und insofern unregelmässig ge- streift, als die Streifung nur einen Theil der Flächen in Be- schlag nimmt. Dieser Krystall, welcher ganz gleichmässig von Kalkspath umschlossen war und auch Stückchen von letzterem in seiner Prismenmasse noch eingeschlossen enthält, ist übri- gens hemimorph, indem das andere Ende nur die gewöhnliche Erscheinung: RB. — R. 2 P2 bietet. 3) Ein fernerer, in seiner völligen Ausbildung irgend wie vielleicht unterbrochener Krystall, gleichfalls hemimorph und in Zwillingsbildung zeigt an dem einen Ende gar kein R. —R, sondern zunächst eine unmittelbar von den prismatischen Kan- ten ansteigende, sehr flache Pyramide, auf welche eine noch flachere aufgesetzt ist; jede ist mit 3 Flächen entwickelt, die übrigen werden von angewachsenem Kırystall verdeckt. Die Flächen der beiden niederen Pyramiden zeigen scharfe Pol- kanten und starke Anwachsstreifung. Sollten fremde Körper a EL I 4 > mt er RT _ eine höhere oder andere Pyramidenbildung durch materielle % Hemmung verhindert haben, so hätte das nur der Kalkspath gethan haben können, der den Krystall ringsum umgab; dann hätte aber ein Druck stattfinden müssen; demzufolge mussten Krystalleindrücke zu bemerken sein, und da diese nur die Form des eindrückenden Körpers wiedergeben, so musste auf Kalk- spathrhomboöder hingewiesen sein; in Ermangelung solcher behinderte wenigstens von aussen her nichts die Bildung und lässt sich an dem Krystalle keine andere Formentwickelung als die von hexagonalen Prismen wahrnehmen. 4) Unter den vorliegenden Krystallen sind zwei disoma- tisch. Der eine zeigt 2. —R von einer trüben Kalkspath- masse gebildet, der andere indess bringt die Erscheinung sehr schön zur Anschauung, indem sich eine schmale farblose, pellueide Kalkspathplatte, glatt, glänzend und scharfkantig die Quarzform tragend, an der Bildung der drei R-Flächen, einer 923 — R-Fläche und theilweise auch an der einer Contactfläche von oOR betheiligt. Derselbe Krystall ist auch vollständig mit je sechs Flächen & P2 und 2 P2 ausgestattet. Eine weitere Sendung solcher mit grauen und schwarzen Quarzkrystallen angefüllter Kalkspäthe aus dem Lill-Schacht zu Przibram, welche Herr Oberbergrath Jon. Grimm und Herr Bergverwalter KoscHis die Güte gehabt haben, an mich gelan- gen zu lassen und welcher ich eine beträchtliche Anzahl Kry- stalle entnahm, bestätigen noch das Vorhandensein der Flache P2 an einem Individuum und an mehreren Individuen das disomatische Bildungsverhältniss, nach welchem diesmal der Kalkspath sich ausschliesslich an dem Bau der Pyramide und zwar an der Vollendung des Polecks mit den R-Flächen mit- telst glatter, scharfer, glänzender Täfelchen zu völlig gleicher Ebene betheiligt. Solche Individuen dürften vielleicht andeuten, dass beide Minerale zu gleicher Zeit entstanden, daher zu einer Zeit Gestaltung angenommen haben, wo das eine zur Vollen- dung seiner heutigen Form noch Material brauchte, und das andere sich in einem Zustande befand, in welchem es zur For- menbildung noch geeignetes Material abgeben konnte, und dass solche Quarze, so zu sagen, nicht mit fertigen Spitzen aufge- schossen sein können. Interessant werden aber noch eine _ grosse Anzahl dieser Krystalle durch die in ihnen auftreten- den Parallelzeichnungen, d. h. durch diejenigen scharfen Um- risse der eingeschlossenen Masse, welche in Form tiefschwar- zer, zusammenhängender Striche mit dem ganzen Kantensysteme des Krystalls parallel laufen, bald nur in der Pyramide, bald in dieser und dem Prisma, bald — und das ist der seltenste Fall — von einem Poleck zum anderen. Ein näherer Ver- gleich der Krystalle zeigt, dass diese mit unbewafinetem Auge ganz deutlich zu beobachtende Erscheinung nur dann eintritt, wenn die den Krystall heller oder dunkler grau färbende Sub- stanz nicht oder nur in geringer Menge in dessen Mitte sich vorändet, sondern sich zum bei weitem grössten Theile, wie an die Ränder angestreut, in gemeinsamer Entfernung von den Umgebungsflächen angesammelt hat. Krystalle, deren Einschluss aus grau- und schmutziggelben, moosig-wolkigen, trüben, mit 924 rothen Partikeln untermengten, daher heliotropartigen Massen bestehen, geben keine oder verworrene, gleichsam gestörte Bilder, rein dunkelgraue, homogene Massen gewähren die besten. Hat sich z. B. die farbende Masse in hinreichender Menge unter zwei R-Flächen gesammelt und nicht unter der dritten — dies der häufigste Fall — so erscheint die Parallelzeich- nung wie unter einem zarten Glasuberzuge in Form eines ein- geschriebenen, mit den zwei R-Kanten parallel verlaufenden Domas dann, wenn die gefärbt erscheinenden Flächen an dem aufgestellten Krystalle rechts und links vom Beschauer weg- fallen und die Gesichtslinie auf die freie Fläche gerichtet ist; dreht man dann den Krystall um } seiner Peripherie, so fallt die eine oder die andere Hälfte des Domas aus dem Gesichts- kreise; fällt die Gesichtslinie ganz auf eine gefärbte Fläche, so wird die Färbung eine viel hellere durch die dabinterlie- gende Krystallmasse, nimmt die ganze Breite nun der ange- sehenen Fläche ein und zeigt nicht mehr scharfe, sondern ver- worrene Grenzen. Beherbergt ein mit Parallelzeichnung ausge- statteter Krystall in seinem Innern regellos ein Stück Kalk- spath, so ist letzteres gleichfalls rund um seine Masse mit einem schwarzen Ringe umfasst, ein Beweis mehr, dass die die Zeichnung liefernden, vom Quarze aufgenommenen fremden Körper bei der Krystallisirung den Ränder- oder Aussenflächen zugestrebt und sich da festgesetzt haben, während der Schein, die Einschlussmassen seien willkürlich inmitten vertheilt, bei der Durchsichtigkeit des Krystalls täuscht. Mit dem gedachten centrifugalen Streben dürfte auch die Bildung jener dichten Chloritrinde im Zusammenhang stehen, mit welcher man bis zu einer Stärke von —- Zoll die Prismenwände grösserer Berg- krystalle schon vollständig eingefasst beobachtet hat, während das farblose Innere soleher Krystalle von tausend kleinen Blasenräumen durchzogen ist, welche constante Reihen und mit diesen wiederum Theile hexagonaler Netze bilden. Die Samm- lung des Herrn Geheimrath FERBER in Gera enthält ein solehes Belegstück. a a Se A rel En Fee er rer x rn a Fr - 925 6. Verhandlungen der Gesellschaft. Protokoll der August - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 27. Juli 1870, Vorsitzender: Herr G. Rose. Das Protokoll der Juli- Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt., Der Vorsitzende legte die für die Gesellschaft eingegange- nen Bücher vor. Herr G. Rose sprach über das Vorkommen von Zirkon- krystallen in dem Gabbro des Radauthales bei Harzburg (s. Seite 754). Herr GIEBELHAUSEn sprach über den von ihm bei Görlitz aufgefundenen Löss (s. S. 760). Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. G. Rose. Be£yrıch. Eck. Die Generalversammlung, welche im Monat September in Breslau abgehalten werden sollte, musste in Anbetracht des inzwischen ausgebrochenen Krieges auf das künftige Jahr ver- schoben werden. Für die Bibliothek sind im Jahre 1870 im Austausch und als Geschenke eingegangen: 926 A. Zeitschriften: Altenburg. 1868. Mittheilungen aus dem Osterlande. Bd. 19. Heft 1. 2. Augsburg. 1869. Zwanzigster Bericht des naturforschenden Vereins in Augsburg. Augusta. 1863. Second annual report upon the natural history and geology of the State of Maine. Augusta. 1861. Siath annual report of the secretary of the Maine Board of agriculture. Augusta. 1869. Reports of the commissioners of fisheries of the State of Maine for the years 1867 and 1868. Basel. 1869. Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Basel. Th. 5. Heft 2. Berlin. 1869. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen- wesen in dem preussischen Staate. Band 17. Heft 2. 3. 4. 5. 6. (Heft 4 u. 6 Statistik). Berlin. 1869 u. 1870. Monatsberichte der Königl. preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Mai — December 1869. Januar — Juli 1870. Bonn. 1869. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines von Rheinland und Westphalen. Boston. Proceedings of the Boston society of natura] history. Vol. XII. Bogen 1—27. Vol. XIII. Bogen 1— 14. 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A. hinter den Titeln bedeutet Aufsatz, B. briefliche Mittheilung, P. tokoll der mündlichen Verhandlungen. Asıca, Der Ararat, in genetischer Beziehung betrachtet A. G. Berenor, Geologie des Kurischen Haffes und seiner Umgebung. — Das Auftreten von Kreide und von Tertiär bei Grodno am emen A =... LEER Beyrıca, Ueber Rhizocrinus Tofatenisis P; See — Ueber in ein glimmeriges Mineral umgewandelte Feldspath- Krystalle in Bon aus dem Rothliegenden bei Ilfeld, Herm. Be Kıside von New er A. DS DAUBREE. Srfheiische Versuche bezüglich der Meteoriten, Vrerpleiche und Schlussfolgerungen, zu welchen diese Versuche führen. A. Deıesse, Lithologie der Meere der alten Welt. A. Ben K. Emerson, Die Liasmulde von Markoldendorf bei Fänheek Ewıın, Ueber Dünnschliffe von Rogensteinen. P.. GIEBELBAUSEn, Ueber den Löss bei Görlitz. B.. :. : .: 2... Pıur Grota, Ueber den Topas einiger Zinnerzlagerstätten, aan von Altenberg und Schlaggenwald, sein Vorkommen und seine Krystallformen. A.. ; - : — Ueber die Krystallform einer om Bessemerprocese auf der Hörder Hütte gefallenen Schlacke. P. i Heymann, Ueber ein Albitvorkommen in Setieitschiefer. zu Körenich ander Mosel. 5... ..:-. - HaucHecorne, Ueber bituminösen Schiefer aus dem: Roihliegenden bei Nentode. Pr. 3 . — Mexvn, Ueber ee anrichende Ging bei Stade ade Lieth in Holstein. P. RE - E. Kayser, Ueber die Ernte bmetämorghose de Körsiden Diabaze im Harz, A... ; — Ueber die rain Gonstitution and die an des Chrysoberylis. P. KeEnn6oTT, Ueber den Palatinit von orbein in der Pfalz. A. Pro- Seite 173 Ta. KıeruLr, Ueber die Terrassen in Norwegen und deren Bedeu- tung für eine Zeitberechnung bis zur Eiszeit zurück. A.. Knop, Ueber künstliche Krystallisation von ee Rutil und phosphorsaurer Titansäure. B. \ A. Kuntn, Beiträge zur Kenntniss Horsiler Korallen: 3 — Ueber wenig bekannte Crustaceen in Solenhofen. A.. . .„ , H. Laspeyees, Das fossile Phyllopoden -Genus Leaia R. Jones. A. — Ueber Kalksteingeschiebe mit geborstener Oberfläche. 2. J. Lemberg, Ueber einige Umwandlungen finländischer Feldspathe A. — Chemisch- geologische Untersuchung einiger Kalklager der finnischen Schäreninsel Kimito. A. ; Lixpdiıs, Ueber das Bohrloch zu Sperenberg. P. K. A. Lossen, Ueber vordevonische Lepidodendreen-Reste aus dee hercynischen Grauwacke. P.. — Meganteris aus dem Kalksteinbruche 2 Schneckenbesges be Harzgerode. P£. i ö — DUeber den Karpholith von Wippia im Her nn über die ahet mische Constitution des Karpholith. ?.. — Ueber die vordevonischen metamorphischen Scdimentschiehten der Umgegend von Wippra im Haız. P, EEE OrTrmer, Ueber Thone des oberen Hils und Thone der oberen Kreide bei Braunschweig. 2. NE 2 e Ortn, Geschrammte Kalksteirpäschiebe aus dem Dil P. Sr RammELSBERG, Ueber Lüneburgit aus dem Gypsmergel bei Lüneburg. — Ueber kupferhaltigen Phosphorit aus Estremadura. P. — Untersuchungen über den Astrophyllit von Brevig. P. — Ueber Dauss£e’s künstliche Darstellung von Meteoriten und seine Vergleiche und Schlussfolgerungen, P. — Ueber den Meteorstein von Chantonnay. A. . — Ueber das Schwefeleisen des Metevreisens. A. . -». . . — Ueber die Zusammensetzung des Lievrits. 4. — Ueber den Anorthitfels von der Baste. A. . 3 G. vom Ratu, Geognostisch - mineralogische Fragmente aus Talian. Ill. Theil. VII. Die Insel Elba. A. E F. Rosmer, Necrolog von Frieprıcu AnoLpn BoEMeR. A. — Ueber Python Euboicus, eine fossile Rierenseiknne A aus tertiä- rem Kalkschiefer von Kumi auf der Insel Euboea. A. G. Rose, Quarzdruse von Olomuczan. P. . ... 2... — Diamant aus den Dlaschkowitzer Granat-Gruben in Böhmer P. — Ueber ein Vorkommen von Zirkon in dem Hypersthenit des Radauthals bei Harzburg. A. 5 — Ueber die Bildung der Osteocolla in Sande bei Berlin, P. Rota, Mar. Grassı, Ueber die Ausbrüche des Aetna im November und December 1868. A.. E — DE Rossı und Ponzı, Ueber die Gleichzeitieken der Vilonae von m und des Menschen und über die paläo-ethnologischen Funde in der römischen Campagna überhaupt. A. RN L Ueber Zırker’s Untersuchungen der Hacaltzssteiner a Er Runge, Anstehende Juragesteine im Regierungsbezirk Bromberg. A. SE. SANDBERGER, Das specifische Gewicht der amorphen Kieselsäure von Olomuczan. B. EL: ae _ Wessky, Ueber die chemische Constitution des Uranophans. A. . — Ueber die Erzführung der Kupferberg - Rudelstadter Erzlager- ee ME ae ee _ Wenpıing, Ueber gestricktes Blei von der Friedrichshütte. P.. ; Weiss, Myophoria cardissoides aus den Schichten mit Ammonites ler Saarlouis. P. u ae en 2 ee Studien üben Odontopteriden A. .i.:. ». „.... 2... SR. WÜUnTENBERGER, Die Tertiärformation im Rlettgau. A... . ZerREnNeR, Ueber Quarz in den Nagel(Kalk)späthen von Przibram. Er Zeuschnen, Beschreibung neuer Arten oder eigenthümlich ausgebil- ..deter Wereteinerungen in ee Einige Bemerkungen über die geognostische Karte von Ober- schlesien Bam von Herrn Fervinannp Rosmer, A... . . 942 Il. Sachregister. Aachen. 1 Acacia cyclosperma Sotzkiana Acer decipiens opuloides . Rüminianum R Adular von Rio auf Elba Aevap sp. 8 Aetna, Anlsbriche 1868 : Ahrien . Albführen, siehe Dettighofen. Albit Vertheilung desselben in d. metamorphischen Schich- ten des Harz . - Beziehungen zum Diabas im grünen Schiefer auf Elba . PS im umeliaeranit von S. Piero Ne in Lagergängen im Seri- eitschiefer an der Mosel Alethopteris conferta . praelongata . Allrode im Harz Alvis octopus. Ammonites armatus bier was bifer nudicosta geometricus. > Heberti. 0... 2.1, Johnstoni Lohbergensis Lynx . muticus — —— 774. 843. 122. 127. 131. 144. 77a. Ammonites retroflexus. Staszyi submuticus . tamariscinus sp. indef. Amphibol, siehe Hornblende. Amygdalus pereger. S. Andrea auf Elba Andromeda protogaea . Anomia semiglobosa truncata . . .. Anorthit von der Baste Anorthitfels von der Baste, analysirt — Anotopteris 857. 859. 864. 875. — distans SER SS — obscura -- remota Apatit im Hyper ne: Radauthales . . . A Apophyllit, mit schwersl an rer Magnesia erhitzt Aralsee.. 2 Re Ararat, Geneisch betrachtet. Arca exaltatar sera. glabra ligeriensis . . trapezoidea. . .» » Asideres Astraea cretacea Astrophyllit von Brevig, de stitution. . . Augitilvaitgestein von Tore di-Rio 3.000 . von Cap Culamıa - 390. | j ) Augit, strahliger von Torre Beg 2... Aulopora sp. . Austernagelfluhe im Rleitgan 491. 507. 543. 594 — Rollsteihie darin Avicula oxynoti. Baculites Faujasi . . ; Balm am Rhein, siehe Je- stetten. Baltersweil-Bergkapelle, Pro- fil im Tertiär . RR Baltische Meer . Banksia Deickeana ?. — helvetica. — Morloti Basaltgesteine - Belemnites mucronatus Berchemia multinervis. Bergcapelle siehe Baltersweil. Bernsteinformation bei Golo- wicze . Beryll im Einalingtanit- von Sebkisron.: . .... — im Ganggranit Eherhänpt Bessemerprocess, krystallisirte Schlacken desselben Bituminöser Schiefer aus dem Glatzer Rothliegenden . . Bohnerzbildung im KRlettgau 491. 994. Brämboda auf Kimito. Braunkohlenbildungen im Re- gierungsbezirk Bromberg . — bei Golowicze , — im Samlande Brauneisen pseudomorph nach Kupferkies von Rio aufElba Broncezeit in der römischen Campagna . Broneit aus dem Meleorsiein von Chantonnay . > — aus dem Anorthitfels der Baster .% - Buchberg, Profil der seiityei: zerischen Tertiärbildungen Bühl-Kaltwangen, Profil im Tertiär . A Buria rugosa. Burnot (Schichten, Baar von.B.) vo. es 845. Cala dell’ Innamorata auf Elba. . 3 IR Calamita auf Elba. 716, Calceola-Schichten . 845. Callianassa antiqua Callipteriden . Seite 473 773 849 717 723 849 241 859 Callipteridium 858. 859. 864. 876. — connatum — gigas .. — mirabile . — pennsylvanicum — plebejum. — pteroides. — Regina — Sullivanti Callipteris 859. 858. 839. 870, — britannica — cieutaefolia . — conferta . — disereta . — Fischeri . — inaequalis . . — intermedia — Jatifrons ,„ . — obliqua — permiensis — praelongata . — . Sillimanni — strietinervia. — subnervosa . = sVollierst ro na — Wangenheimi . Calamita auf Elba . — Enfola auf Elba . -— Fasardo auf Elba — Fonza auf Elba — 8. Giovanni auf Elba Capolivieri auf Elba . Cap Poro auf Elba 885 877 879 877 877 878 877 878 876 864, 885 875 872 870 872 871 575 875 875 874 871 870 874 871 874 874 872 723 680 716 678 713 717 078 Cap der weissen Steine auf Elba . Cardiopteris Cardium sp. Carpinus grandis Cava delle Francesche Ent Elba . — del Vallone nr Elba Carya elaenoides — BHeeri. Cassia ambigua . — DBerenices — Fischeri . — hyperborea . — Jlignitum . — phaseolites . Castor, siehe Petalit. Cavaria pustulosa . Celastrus Bruckmanni -— crassifolius . Cementsteinknollen im Ter- tiärthon zu Stade Cemoria costata. — punctata. Cerithium . Chabasit mit schwefelssurer Magnesia erhitzt. Chlorit — aus Feldspath entstanden Chloritgänge im Granit von Helsingfors . — analysirt. Chondrit Chrysoberyll, Constitunon Be Krystallform Cellepora granulosa — pusilla . Ceriopora sessilis . . Cidaris clavigera — numismalis . — sceptrifera . . . Cidarites, siehe Cidaris. Cinnamomum Buchi — lanceolatum. — polymorphum . — retusum . 126. 132. 143. 468. Cinnamomum Rossmaessleri — Scheuchzeri. — .:spectabile ... .- ; — subrotundum -—— transversum, Cippolin mit Granat auf Elba Coblenz - Schichten (Coblen- zien). ; Coelosmilia a ; Collo di Palombaja auf Elba Colutea Saiteri . Condroz, Bassin von C, 845. — Psammit von C. . * Contactmetamorphose der kör- nigen Diabase im Harz 103. — ihre stoffliche Natur — genetische Deutung . — der Diabase überhaupt. Coprolithus Mantelli Corax heterodon Corbula striatula Cornus orbifera . . . — Studeri Crania liasina Crustaceen von Solenkdi ; Crypthelia pudica Cuboides-Schichten . . Cycadopteris 856. 881. Cyclopteriden . Cyperites alternans. — Custeri — Deucalionis ? — paucinervis . — plicatus . — Rechsteineri — Zollikoferi ? Dalbergia nostratum Daphnogene Ungeri Deckel der Calceola — Oculiniden . : — Zoantharia rugosa Dentalium polygonum. 582. 854. 853. + Dettighofen-Albführen, Profil ım Tertiär . Seite 566 - 566 968 966 568 611 845 217 617. »27 379 846 845 147 152 152 166 242 242 236 973 973 3rz 71 24 848 885 585 998 597 598 958 98 998 538 979 968 25 24 24 238 480 _ Dichopteris = 222886.:883. Devon, rheinisches b. Aachen —- Litteratur SR — Gliederung . . 842. 843. Diabas im Harz. — Analysen ......% Diabascontactgesteineim Harz — Verbreitung. _ Er hischeBeschrei. 3.7257, EEE — Chemische Zusammen- setzung der sauren . 122. — der basischen . . 124. — Analysen 119, 121. 125. 138. 139. 142. Diallag aus Diabas, optisch untersucht . en Diamanten in Böhmen Diaspor - Diorit von New Jersey Dioritische Schiefer auf Elba Diospyros anceps _ _ — brachysepala Ditaxia compressa . Dolomit von Illo, Sualyairt:: r Dornkopf bei Hasselfelde. Dryandroides banksiaefolia . — hakeaefolia . — laevigata. - — Jignitum . — linearis Dünenwanderung am Kuri- schen Haft . _ Echitonium cuspidatum — Sophiae Eglisau, siehe Enohberp; _ Eichberg, Profil im Tertiär . Eichlebuk, siehe Weisswasser- stelz. Eisenerz von Rio und Vigne- ria Eisenglanz auf Klüften des Diabas : — im neranit:, von 8. Piero. -— auf Elba (Rio) 106 127 140 141 137. 148 159 464 183 884 196 636 972 972 220 505 135 971 570 970 aA 571 175 373 978 483 Eisenglanz pseudomorph nach Eisenkies daselbst — -Trümer und -Schnüre im Schiefer daselbst Eisenkies auf Elba (Rio). Eisenoxyd in metamorphischen Schiefern des Harz. Eisenzeit in der römischen Campagna . ‚Eiszeit . Elba, landschaftliche Ansicht — geognostisch-mineralogi- sche Litteratur — geognostisch- Kopossanhi. sche Gliederung . — mittlerer Inseltheil — östlicher Inseltheil — westlicher Inseltheil . Enstatit künstlich dargestellt 419. 421. 424. 429, Epidot in metamorphischen Schiefern des Harz. 468, —- in Granatgestein auf Elba . Epithyris aber Equisetum Gümbeli — limosellum Eschara dichotoma . Eucalyptus oceanica?. . Eugenia Aizoon . Exogyra auricularis — laciniata . — planospirites — plicata — ponderosa Famenne (Schiefer der Fa- menne) Feldspathe, finländische, Um- wandlung derselben . 339. — im ee von D-WEierou ne: . Feldspathkrystalle, umgewan- delt in ein glimmeriges Mi- nieralı a sy a Felsitschiefer . Fepin, Pudding von une er en DA ET ie re n f 092 768 130 850 Fieus Brauni . — lanceolata Fe — cf. multinervis. . .. Flabellina cordata . . . Fleckschiefer . BR Foraminiferen im Lias von Markoldendorf Frasne (Kalke und Schiefer von.R.). , Fruchtbildung der Odontopte- niden? no. Fusus ® Ganggranite, nach ihren Mi- neralien verglichen . Gastrochaena tibialis Gedinien (Schichten von Ge- dinne) Gervillia olifer — solenoides Gitzhügel bei Hasselfelde. Givet, Kalke von G. Glauconit im Tertiär von Go- lowieze ee — Gr. Hubnicken Gleditschia celtica . : Glimmer in Diabascontactge- stemensia... were 19) — in den metamorphischen Schichten des Harz. Glimmergänge im Granit von Helsingfors. Glimmer aus Beldipath : ent- standen . Göthit Göthitgruppe . Golowieze, Tertiär daselbat‘. \ Granat im Contactschiefer des Granits auf Elba Granat im Cippolin daselbst — im Marmor daselbst . — im grünen Schiefer, derb und octa@drisch daselbst . — im Opal daselbst . — im Turmalingranit da- selbst. — im Ganggranit überherup: 849. 849. 660 650 RER ET ER r [2 SR wg a N ; Seite Granatgestein am Cap Cala- mita auf Elba 723 Granit des Capanne- Gebiräs auf Elba... 2.0.0000 20200, — Grenze gegen den Schiefer 606, 608 — Grenze gegen den Cip- poll zen ne — Grenze gegen den, Mar “ mor 617 Z— Schieferstraten. dann 633 Granit auf Kimito, analysirt 809. 814. 815. 819. 820. 823. 824 Granit von Abo, analysirt . — Zersetzung desselben . v61 — bei Helsingfors, analysirt 361. 368. — Zersetzung desselben 362. Granitconglomerat auf Elba Granitgänge im Schiefer auf Elba . i Ren — im Granit daselbzs ..2...044 — verglichen mit den Gra- nitgängen anderer Gegen- den. ar «0407 — am Cap S. Gioyanın 713 — am Cap Fasardo.. 716 Grevillea haeringiana , 909 — Janeiflia? . . 569 Grotta Docci auf Elba 647 Grodno, Kreide und Tertiär daselbst. er 903 Grüne Schiefer auf Elbe 036 -- im Haız. . 457. 467. 469 Grüne Thal bei Golowieze . 915 Grünsandschichten im Tertiär von Golowize . . « 91 Grünstein auf Elba 695 Gyps bei Inowraclaw . . . %8 — bei Wapnor..2.. 07% 93 Gypskrystalle künstlich aus halbzerlegtem Apophyllit . 353 -- halbzerlegtem Chabasit. 304 Hadrosaurus Foulkii 243 Hasselfelde im Harz 119. 135. 147 SE ÄREN ELEND, Te - Hebung Norwegens der Küste des hen Haffes Heinrichsburg bei. sprung : Hilsthon an der nekenburs bei Braunschweig Holaster cinctus. Holosideres Hornblende Hornblende - Einlagerung im körnigen Kalk von Kimito, analysirt SSH Hornschiefer . - Hypersthen im Espersthenit des Radauthbales . Hyposaurus Rogersii . Mägde- Jestetten-Balm, Profil im Ter- Mar... . llex aphylla? Illo auf Kimito . Dvait auf Elba, NDR 2 FE - — Cap Calamita. Inlandsterrassen. . . Juglans acuminata . bilinica RR: Jura, Brauner in Polen . Torre di 2 Jura in Polen zu Bleszno . zu Bzow. zu Ciegowice zu Czestochowa , zu Grabowa, — zu Jaworznik . zu Nierada . zu Pilicka zu Pomorzany . zu Wlodowice . zu Wysoka . Juragesteine, anstehend Regierungsbezirke berg . bei oe rachw. bei Barecin . Zeits. d.D. geol. Ges. XXI, 4. im Brom- 144. 819. Seite 44 Juragesteine Pommerns<. Juranagelfiuhe im Klettgau 491. 328. 553. 354 — Rollsteine darin 929 Kalk, körniger, genetische Be- trachtungen Eee He — körniger, mit Graphit auf Kimito. 511 bandjaspisähnlich gestreift 811 — mit Silikaten imprägnirt ‘311 Kalklager auf Kimito, che- misch-geologisch untersucht 803 — genetische Deutung der- selbe >. 02.2 % ; 829 Kalkstein auf Elba. 650. 6A) — löcheriger daselbst 695 — dünnplattiger daselbst . 696 Kalksteingeschiebe, geschrammte 466 — mit geborstener Ober- fläche ; 738 Kaltwangen, siehe Bühl. Karpholith von Wippra im Harz . 499 — chemische na desselben 457 — geologisches Vorkommen 497. 468 Kaspisches Meer 2516 Katakomben, römische im Butler At as erst 202 Kelloway-Gruppe in Polen . 374 Kieselsäure, amorphe, von Olomuczan . a 185 Kieselsaures Natron, setzt sich mit kohlensaurem Kali DIN et Kieselsaures Kali, setzt sich mit kohlensaurem Natron um 359 Kimito . ; 803 Klettgau, Tertiärformanen 471 — Profile 473 — Gliederung . 491 Vergleich mit den übri- 61 gen mitteleuropäischen Ter- tiärbildungen Klettgau, Fossilien . ; Koelreuteria cf. oeningensis — vetusta . - Kövenich an der Mosel - Kohlensaures Kali, setzt sich mit kieselsaurem Natron a ee ans Kohlensaures Natron, setzt sich mit kieselsaurem Kali Um Korallen, devonische, Ebersdorf Kramenzel-Kalke Kreide von Grodno : Kreide von New-Jersey 191. — Versteinerungen darin . — en Gliede- rung . a —_ verglichen mit Anderen Kreidebildungen . Kreide verglichen m. Oecsolle Kreidepflanzen von New Jer- sey : Kreidethone bei Biauhechmeig Kryptosideren Küssaburg, siehe onen. Kupferberg, a setz Kupfergänge zu Rupferbare u. Rudelstadt, Erzführung Kurisches Haff, Geologie . von Labrador im Hypersthenit des Radauthales . Labrador von Illo auf Kimito, analysirt RN — Zersetzungsprocess des- selben — vonHelsingfors, nalen — Zersetzungsprocess des- selben -- durch Säuren ed Labrador aus Labradorgranit im körnigen Kalk von Ki- 948. Seite 994 558 979 Ay) 918 397 350 301 806. 807. mito, analysirt 815. 817. Labradorhaltige Grenzgesteine zwischen Granit und kör- nigem Kalk auf Kimito, analysirtt 806. 807. 809. 814. 816. 817. 818. Laccopteris 831. Lamna texana Latium, Vulcane Laurus agathopbyllum — ocoteaefolia . — primigenia Leaia Bientschians —.ı Leidyi . 2 Saunen — Salteriana — Wettinensis. -- Williamsoniana Leda Renevieri . Lepidodendreen, vordevoni- sche im Harz 272 Lepidolith von S. Piero . Lescuropteris . — Moori. Liasmulde v. Merkoldenere — Versteinerungen dersel- ben... Hr were Liasschichten an der Nord- spitze Elba’s Lienheim - Küssaburg,, Profil im Tertiär . Se Lieth 2.2 0 N 733. Lievrit, Constitution Lima conf. punctata — punctata . a: Limulus Decheni aus Brain kohlensandstein A606. Lithodomus spec. Lithologie der Meere . Lherzolith, geschmolzen . — in Serpentin übergehend Löss von Görlitz Lomatopteris 856. 881. Lucina lenticularis . Lüneburgit 897. 899. 864. 882. Seite 808. S185 Lupbode im Harz . Maeignoschiefer auf Elba — Alter derselben Seite 137 675 690 — aufgerichtet durch Porphyr 680 Maeignoschiefer auf Elba. wechselnd mit Porphyr Mäala, Kreide daselbst Magnesia, ersetzt Kalk und Alkalien in Silicaten Magnesiaglimmer im Hyper- sthenit et Magnesitgänge im Se Bantin Elba’s ER Magneteisen, pseudomorph nach Eisenglanz . ; M.agneteisensteingang nahe der Punta bianca auf Elba Magnetkies im Hypersthenit Manganit . er, Marmor in der Granitnähe auf Elba Marciana auf Elba. Meeresterrassen . Meganteris vom neck: berge bei Harzgerode . Melaniensand im Klettgau 521. 549. Meteoreisen, Schmelzung und Daehbiklung . .. . -. , — Schwefeleisen desselben -_ Meteoriten, Constitution der- SELTEN A 4 0} — Dichtigkeit . — Eintheilung in Typen — Entstehung . 1 x — künstliche chbaldung. — unterschieden von den Peridotmassen der Erde — verglichen mit den Peri- _ dotmassen der Erde Meteorsteine, Schmelzung der- selben ; — von hentonnny, haly- Sn ee Mimosites sine Br 949 Seite Mittelkopf bei Hasselfelde 135 Mittelmeer EEE 2 Mixoneura 808. 859. 5063. 864. 855 Mixoneura Desori . 865 — obtusa 865 Modiola sp. ; 320 Molasse, Untere im Klettgau 491, 496. 935. 994 Monserrato, siehe Monte Ser- rato. Monte Capanne auf Elba 600 — Serrato daselbst . 593. 700 Montlivaltia liasina. 313 Mooswies, Profil im Tertiär 486 Mosasaurus Mitchelli . 243 Muschelmergel 12 Myoconcha Jauberti 321 Myophoria cardissoides ._ 469 Myrica salicina . lc — Unger. 27.2, era Nagelspath von Przibram 920. 923 Naranda anomala 772. 773. 774. 800 Necrolog Fr. Av. Rormsr’s. 96 Nerinea Meneghiniana. 266 Neuropteriden SI Neuropteris» .. 2, 858 — bohemiea,. = 0... ielell) | — imbricata 8580 — Kuntzi 880 — Qualeni . GR 2 10370) Nilssonia 856. 851. 882. 854. 885 Nodosaria sulcata 214 Nördliches Eismeer. 22 Nordsee... ..5:.2,22,0008022 Norna lithophila . . 772. 773 Nucleolites erucifer . . „ 217 Nymphaea spec. 979 Ocean grosser 19 Odontopteriden 833 — geologische Wertheilme 861 — Fruchtbildung . 860 — Litteratur 862 61” Odontopteris . — aequalis . — crasso- euherlats — cristata . — imbricata — neuropteroides . — oblongifolia . — subcuneata.. — Vietori Oligoklas aus dem Gr anit von Seite . 859 880 880 880 850 879 879 8850 850 Helsingfors, analysirt 337. 341. — Zersetzungsprocess des- selben — aus einem Granit nörd- lich von Helsingfors, ana- lysirt.. — Zersetzung desselben Oligosideres ; Olivin im Eypersihenis — im Meteorstein v. Chan- tonnay Es F Olivinbomben vom Dreiker Webers ae er Olivinfels . : Oolith, Eisen-, in ale . -—— Gross-, in Polen . — Unterer, in Polen Opal auf Elba, schwarzer granatführender . — weisser EN Orthoklas aus Granit von Helsingfors, analysirt 361. — ausGranit von 1llo, ana- lysirt.. . 806. 815. Osteocolla bei Berlin . . . Osterode \ Ostrea acutirostris . -— arietis — larva . — lateralis . = hasınaa na -— lunata — sublamellosa rs vesicnlaris. =: 5, Otodus appendiculatus 339. 371 346 361 362 417 799 591 Otopteris . . . Oxyrhina Mantelli . Pachypteris . 856. 881. Paläoethnologische Funde in der römischen Campagna, Paläopteris . . Ne Paläozoische en von New Jersey . . Er Palatinit von Norheim , . Parasmilia balanophylloides . Patresi'auf-Blba 2 ee Pecopteriden . Pecten Lohbergensis — quadricostatus . — = speo.indeh Pentacrinus punctiferus Petalit von San Piero Peridoi in den tiefsten Regio- nen der Erde. -—- künstlich aus Senke dargestellt . — künstlich dargestellt 419, 423..4329. — als allgemeine Schlacke Peridotgesteine, Charakter der- selben a ; — unterschieden von den Meteoriten . te Perna Pellai = es a Persoonia laurina . . .. Petraia:? 2 Zee Phasianella cf. cerithiiformis Phillipsastraea — -Hennahis Pholadomya Bieskidensis. Phosphor im Schwefeleisen des Meteoreisens von See- läsgen . Re Phosphorsaure Titansäure ; Phragmites oeringensis Phyllopoden . S. Piero auf Elba Pinus Hampeana . . .. — Spa Planera Ungeri . . ‚856. 881. 882, 633. 644. Seite 832 242 854 252 856 198 747 215 608 885 318 232 319 314 652 Pleuromya liasna . . . Pollicipes maximus, „ Pollux von San Piero. Polysideres ? Pomonte auf Elba . Populus attenuata . . . balsamoides. Gandını? „0. .; mutabilis ovalis Porana Ungeri ? Porphyr auf Elba . — Feldspathkrystalle darja führt Turmalin ‘ohne Contactwirkung — richtet Maeignoschichten auf ee wechselt mit Macigno ab Porphyrgerölle von lifeld Porphyrhügel v. on auf Elba Portoferrajo auf DIE Priseiturben densitextum Procchio auf Elba . Protaraea microcalyx . Protocardia oxynoti Przibram, Quarzkrystalle 920. Punta dell’ Agnone auf Elba — 686. — dell’ Aquaviva. . 2 zabranenı 2.0.2. 719, — .nera — Tossa... . - Puschkary, Kreide ha Pyrargillit, leberfarbiger, ana- lysirt . ER — rother, Snalysirt : Pyrrhit (?) von S. Piero. Python Euboicus Quartärformation von New Jersey . Quarz in ge abasconiget- gesteinen des Harz 129. » 140, — im Hpypersthenit des Ra- Bauihales® „==. 0%, Seite Quarz v, Palombajo auf Elba 619. 727 — im Turmalingranit von S. Piero . 658 ieeheidungene: in en metamorphischen Schichten des Harz 468 — auf Klüften des Diabas 469 Quarzdruse v. Olomuczan 185. 758 Quarzig-chloritischer Schiefer auf Elba 695 Quarzkrystalle in ie Przi- bramer Nagelspäthen 920. 923 Quarzporphyr auf Elba, gra- nitähnlich oh) — turmalinführend . 675 Quarzporphyrgänge am se Boro auf,Elba 2. , 678 Quercus chlorophylla . 902 — elaena 3 962 — Gmelini . 509 — BHaidingeri 963 — Köchlini . 064 — lonchitis . 963 — mediterranea 9063 — myrtilloides. 563 — Schimperi 965 — cf. Valdensis 964 Receptaculiten-Schiefer 848 Reckur affinis 772, 773. 774. 780, — punctatus . 772. 773. 796 Rensselaeria . : 188 Reutehöfe, Profil im Tertiär 487 Rhamnus acuminatifolius 576 — brevifoliu . . . 976 —=.deletus 07, 8.222008 576 — Gaudmi . . 976 — rectinervis .: 976 Rhizocrinus lofotensis . 186 Rhus Brunneri . . „, 577 — Heufleri . 977 — prisca. 977 — Pyrrhae . 977 Rhynchonella furcillata 316 — ranina ER 316 Rio Albano auf Elba. Rio, Halbinsel auf Elba . Rio Marina auf Elba . Robinia constricta . — Regeli r ; Rogenstein, Dünnschliffe : Rollsteine der Austernagel- ffuhe im Klettgau h — der Juranagelfluhe im Rlettgau Rostellaria EN Bo heandseinformahion, me- sozoische von New Jersey Rudelstadt, Erzführungsge- seize ns > Rutil, künstlich re Sabal major Salix angusta Sapindus or Saussurit-Gabbro auf Elba , Schwarzes Meer. Schwefeleisen d. Meteoreisens von Seeläsgen, analysirt . — von Sevier County 89%. Sculda . EB Al: — pennata . 172. 773. 774. — pusilla ee Node — spinosa . 774. 784. 797. Senkung der Küste des Ku- tischen Hans. 2 1.23%, Sericit . . 133. 468. Sericitglimmerschiefer . Serpentin auf Elba. 641. Serpula voluta — triangularis . Silikateinlagerungen u. Adern im körnigen Kalk auf Ki- mito . _ Anklysen derseihn 805. 810. Skapolith (?) haltiges Grenz- gestein zwischen Granit u. körnigem Kalk auf Kimito, analysirt Skapolithhaltige Einlagerung .808. 816. 8i7 im körnigen Ralk von Ki- mito, analysirt .821. Smilax sagittifera Soolquellenzug, polnisch- Be deutscher } Spatheisenstein, mit Albit in Sericitgesteinen Sperenberg, Steinsalzim Bor loch . Sphaeroma antiqua Sphaerosideritknollen im Ter- tiärthon zu Lieth Sphen im Grünen Schiefer auf Elba Spilosit.. Spinellgruppe. Spirifer punctatus Sporadosideres Stade : : Steinwaffen auf Elba ; Steinzeit in der römischen Campagna, ältere (archäo- lithische) — neuere . . E Stringocephalen- Kal Syringopora reticulata Syssideres . Terebratella plicata — Vanuxemiana . — ENCOL Sn Terebratula fragilis . — Harlani . — Pasiniana — subovoides — triangulus — Waterhousei Teredo spec. = 2. 2% Terra nera auf Elba . Terrassen in Norwegen Tertiär bei Grodno i Tertiärformation von New Jersey . . a — im Kleitean Tertiärpfanzen im Klektaan. Tertiärthon bei Stade u. Lietu 822. 772. Seite Thinnfeldia .S56. 881. 883. 884 Thonerde- Kalk - Silicat mit schwefelsaurer Magnesia er- hitzt , 359 Titaneisenerz im Hy Peisthonit 754 Titansäure, phosphorsaure, künstlich erzeugt 920 Topas einiger Zinnerzlager- stätten 381 — von enberz. 383 — von Geyer 411 v.Pobershau b Marienberg 409 vom Sauberg bei Ehren- friedersdorf. 410 — von Schlaggenwalde . 402 — von Zinnwald . 411 Topas im Ganggranit. 650 Torre di Rio auf Elba 710 Trias ? bei Stade 460 — bei Lieth. : 462 Tridymit, künstlich et .. 920 Trigonia limbata 234 Triphyllopteris 856 Trochosmilia inauris 215 _ Trochus selectus . 324 Tuffe von Rom . 263 Purbinaria . . 27 — cupula 27 Turbo heliciformis . 325 eHoN sp... .: ::% 324 — spee. indef. . 323 Turmalin im Granit von $. Piero. 644. 663 — im Grünen Schiefer da- BEIDSE 72.50, 636 — imQuarzporphyr aufElba 675 im Ganggranit. 650 Turmalingranitgänge im Gra- nit von S. Piero 644. 647. 6592 Turritella . 237 Turritellenkalk im Klettgau 491. 519. 543. 554 Typha latissima. . . 960 Uranophan, chemische Con- 92 stitution desselben . . 953 - Seite Urda ER LT 2 :194,:7938 — einceta LE2# 19:17:90. ,796 — decorata. 772. 773. 790. 796 — elongata . 772. 773. 790, 796 — punctata. . 774. 195 3 yostrata 172. 718231902793 Urdaidae . 794 Vaccinium acheronticum . 572 Val Ortano auf Elba. 760 Venus ovalis . 239 Verneuili-Sandstein. 847 — -Schiefer i 847 Vigneria auf Elba . 702 Volnta 8.2.2023 “2291 Vulcane Latiums, sleichaerie mit dem Menschen , 252 Waldheimia cor . 315 — Waterhousei . 319 Wasterkingen, Profil im Ter- Mar. ae 488 Weims, Se von W. 850 Weisses Meer Sa Weisswasserstelz am Rhein- Eichlebuck, Kroßin im Ter- tiär 2 & 475 Wippra im ea, - 455. 467 Wollastonit im Marmor an der Granitgrenze auf Elba 617 Xenopteriden. : 859 Xenopteris . 858. 859, 863. 865 = per‘ 869 — alpina 869 — Brardi z 865 = 2 broneniartie 0. 0 868 — catadroma . .870 — = Coemansı .. nr 0.302870 = erenulata ....00.02.72869 >, Dufresnoyi 2.002. .20..2820 — Göpperti. . ».. 867 — heterophylla . . .„ .„ 869 — minor . 565 — " Neesiana ' °.. ..2,. 0% 570 954 Seite Seite Xenopteris Reichiana . . . 865 Zanthoxylon juglandinum . 577 = Sehlotheimi. -....... 1.3.8068 Zechsteinformation bei Lieth 462 = Schützeii, - 1. Aue 800 —. bei Stade: rn. 7 Seen = /shipitatars 2a un 807, Zeitberechnung, geologische 4 = subeuneata-. u... 870 Zinnstein im Turmalingranit - Winterlanas. >. .0....07.805 von‘S. Piero... wor Ss Worthent 2... 2... 204.867: Zircon im Hyperstbenit des Radauthalsı. ı.. u 20 20000 Yuceites Cartieri . . . . 959 , Zoantharia perforata, paläo- zoische- © , 2. mr oa 5 eiter für Bd. XI bis XX. S. XXX. ist hinter Encrinurus einzu- _ Entrochus ef. Enerinus liliiformis, XIV., 309. Entrochus dubius, XIV., 309. Entrochus silesiacus, XIV., 309. Enerinus dubius, Encrinus liliiformis, Euomphalus silesiacus treichen. Berner für Band XX1. 18: : Na®R Fe Sie O'>, R Alsit 0, > HB: = 0: + 6aq ebenda ist zu streichen. \H$ A1 0$ e zu S. 124 nach Prehnit: SG PDT: area zınıt. HRSBRSi 9:2. ‚hinter Datolith: Gadolinit. (Y, Be, La, Fe)? Si O3, 3. Turmalingruppe. I Il RS Si O5 R3 Si O5 (Br ar re 2 Ali 0° QAISIO> T RS SiO> 2BSio:(T" 6AlSios) I6ALSios m vI Oder kürzer, da Baeq. A, B=AI=R: I u ReSiOs|, „)J R?SiO° I=m\ yı VI 2 SR Si O3 SH Si 05 I 1 R$ Si 0° In R® Si 05 II=m) yı VI 3 ER Si 05 SR Si O0 Noch kürzer wird die Formel beider so: aM TTE (R, R)? Si O° (R, R)? Si O3 VI VI SR Si0O’ SR Si O5 (Ob 8 wohl '9 sein möchte?) S. 348 Z, 15 v. o. ist zu lesen: Vor statt: Von. -23930:-: 19° 207%: = - Gabel si. Gebel. - D0- Bvru - - - Langenbach st. Lengenbach. ee Blamich st. Blemich. Er ee Almerswind st. Almersried. Se ee Schichtung st. Richtung. MIDI DZ VU RR - Fehrenbach st. Fahrenbach. - 357 - 13v.0o. - - = ebenflächiger st. oberflächlicher. 530 are nn untersilurischer st. obersilurischer. 9 19V UN = Wickersdorf st. Wichersdorf. are Our - Meurerstein st. Maurerstein. 230175. 49: vauf. re, ns Hasenthal st. Hohenthal. Ebenso S,3063 Z.18vau. 3022-16 v02 2 = = Gämichen st. Gumechen. E80 Ho I Garnsdorf st. Gernsdorf. Ebenso 2.6, S. 365 2.15 v o., 8.393 2.17 v. 0. S.396 Z. 11 v. 0, 9.398 Z.15 v.u. ION INFO, en Pyrophyllit st. Chrysotil. Ebenso S. 377 Z. 2 v.o. und S$S. 412 2.11 v. o. & 220306 = MV. 0,0. ass mürbe st. mürbig. 318. DS2 VO. 20 Homogeneität st. Homogenität. 9/9. vl en enthält st. enthielt. = 914:= 1IN: 0 022202 - Mikrodiagonale st. Makrodiagonale. = 074. - IE vu. € Leutenberg st. Lautenberg. Ebenso $. 378 zZ. 15 v. u und 8. 352 2.19 v. u. - 975- 5Svu - - - Tafelschieferbrüche st Thonschieferbrüche. -29370.-..18w0, = .2. > von st. am. Ole BL VO. ren Clepsydropsis, st. Clephydropsis N Marktgölitz st” Marktpölitz. "a9... 19:v,00° 2 00072 Mächtigkeit st. Wichtigkeit. = 982... Ivo = see Rabenhügel st. Rebenhügel. BD lv u Here Megalorhachis st Megaloraehis - 401.- 11v.o, re Gartenkuppen st. Gertenkuppen. ist zu lesen: Zabelsdorfer statt: Zobelsdorfer. Ebenso | S. 402 2. 13 v. u. Bioense N reichsten st. weichsten. vu. - - - Herrschdorf st. Heerschdorf. re Fa wu: -.- weiches st. reiches. | = Ba Dvo. - -. - weichen st. reichen. TBV 0 =. ..- Tauschwitz st. Teuschwitz. Bar. gyur =: Judenbach st. Gudenbach. Mayo... -.- .- Fehrenberge st. Fahrenberge. Beau - = - zuoberst st. zuerst. 429 - 12v.u. - - - _SCHAUROTR St. SCHLOTA. : #90=- 930 - - =. Crock st. Hirschendorf. | Br Mu: -.- > Röblitz st. Köblitz. gr, nn dickgeschichteter st. dichtgeschichteter. os vo, - --2 - Schalkau st. Schelkau. ae Ei - Urn - -_- Kahle st. Kehle. - 45- 8vo. - - - Poppenwind st. Poppenried. Be - Tru-- - - Märbeln st. Märbern. | Bei Möhrenbach, Gersitz und Unterschöblingen liegen nicht, wie die Kolorirung der Karte angiebt,, rothe Mergel, sondern Rothliegendes. Verbesserungen für Band XXI. ‚8.187 Z. 10 v. o.lies: solcher, statt: dieser. Ebendaselbst ist hinter: jene, E.:---.: > z. Th. einzuschieben. - 8.187 2. 14 v. o. lies: Stolberg, statt: Wolfsberg. Daselbst Z. 13 v.u. = muss es an Stelle der Worte : das Wolfsberger Grauwacken- lager, heissen: das Stolberger und das Wolfsberger Grau- BE wackenlager. 5. 339 Z. 5 v. u. lies: Gangeud statt: Gangend. 8. 354 Z. 10 v. o. lies: reiner, statt: seiner. Ebenso S. 362 2.3 v. u Es. 364 Z.6 v. o. lies: nicht continuirlich, statt: continuirlich. . 366 Z. 7 v. u. lies: Umsetzung, statt: Untersuchung. . 370 Z.8 v. u. lies: oligoklasreichen, statt: orthoklasreichen. . 371 Z. 17 v. u. ist „dritte‘‘ zu streichen. BR vı vı 8.457 2.17 v.o.lies:1®, statt IR. 5. 497 Z. il v. u. lies: eisenoxydreichen, statt: eisenerzreichen. Druck von J. F.Starcke in Berlin. 1) Er, e 48 ERENR As Tender Mk Re VRR 7. [4 ÜFSchmidet gex2. 20, DI Zraunkoh lenform alıon DE Oberer Jura. kJ Gyps. 7 4 < J a dke Ss 2 geogr MI. 1:500,000. Hlyn zee 2 Ö \ N N N ewo QO Ltecho&yn&k RL “ RX 2 I / Osno I | / MWilkosUnvo, \ N Zarcanie | et Va Ntmozewo | Wapno. so EN /) so 1:25000. Teitschv.d.Deulsch. geol. Ges. 1570. l = /Patex Ne Assonee ec Rbokawa 7 Ss { Ss Jadke Sirxelopo RZ 2 > _% NE = Ba nn ER 8 en Nakel/ ver) == ne =. RN / — 7 / row ET romerger €, a eo ar Hr RK Ir IT Gorsin Trondy | ar Sn Juruschit 5 / } - oanomo | Dombrowken \ N 0erotsle Taf. IT. Brounkohlenform ation: Oberer Jura. 2, geogr kowvo ax SL En | Ps row? Rom bin —/Fnoyewo | 6Gtembooxeh a ST NS Syhiory Mm Biiombere z ei n 7 BE: Bi A Bialoblott | S % / L (Z16708 “ r = - ER / \ ) N T Gr. Soloin = asKotund ut A| TUN Itrzyske £_Rostrsembowo Slonamı Yo © \ — AL Y MEER, ( Barantımo : = Walpumuka © oLaschn z ohakkedomo” Q \ NS harıska IS 07 A PR: AL, \ \ Madzch [27 N > ® Boy ION \ NWodsch TUZIEIO. ref) Labischir > _ r (nomentowo gr N Ä \feiamny 7 / er zul R \ % & _ Bromiemoe SI 0 " \ f 6 NV re EL VERE & ‚Gniewkosso- z = Bopobridemo / ubostronf {IN 7 a 3 a = Peesonkay i Vambıce Wr - D- N 7 N I ; 1yıkano \ f 7 PN, S o r Hr! Asa Barcin > 1 iechoergn Jlabomik j Almen 2 Arc EU, = ,) GG Vstrgrg, Sr Yorabıa / Skuzewo hoc ech N F WSadormiki ATS RW 3 T / 7 .) \ OR Mn, Zub Kereag Mizterap BED Ortomo Falle 2, / az \_ Osmo IN J or - / \, B / a, f X 2 % \ HF N \ > o1dsk (rcknica \ I OR N v N JA Wilkostamo ‘ Kfraälshe / \ e Ze an „ Inoyp ala N oBurdlanie u Ärmszueh | y 2 akosc Ges a Ser & Strasseno \ SL Dr | ze ; Glubossenko ankam 35 WI / a Aomeh: o \ \Chrostowo 3530 Tehmgrabetlß > \ / EW, HR Akı Gevbjewo g Firuch: / von Takose: Fa u en a m. Komibinek: Die Gypsbrüche bei Ss Stadt z Wapno. N | | Inowraclaw. | / RB Ba Va soo voR|/ s m T— R 1: 25000. 1:36,000. Ss OLaue kit P- F. absol: Höhe . Tafel IT. höppgöl € 3 ol:bagerpl: w D [a9) dordag mm [: Irguri Ta 9 ÄAralich Bergkalk-kelsen bei dralich € Pam buk w und (aenozoisch. Jllurial-Terr der drasxeschene. C.Laue hith. D i h N s n R Li \ r „l * r e ) eo ) Rx j x iD x ) A , 5 in 3 h f e Y r. - Die ! ; Zeitschw. d.Deulsch. geol.Ges. IST0, Palavos : Geb: von Alahu ww His.9 Deyma Danga ws Folsinseh won larwirub. ce Truchytische krystallzund - hlastische Gesteine, Andesite ind deren Kersel prodwete Das Araral-Svstem von dem Dsvnsertv Dag aus gesehen aus 76 13 p.F. absol: Höhe. Eruptions Begel II. Ararat om Karnpanyl VaSTR Sudöstl-Eruptzliegel Rerher cn wu Gr. ÄAraral | Tschat 2 Austrilts: Stelle den Quelle Sardar Bulach: ces 5 Hanpt Spalten Kruption 3% P2 Eruptionskegel Sullen Tuppa w Palacos = Geb:von Mel ww Trechydoleritische unddoleritisehe Laren:. “ frtoletroth: Trachydolorit.) It. Aravat Talyallu co- Palacosoisches Terra. 19300 ° m Tehyaltır w £Tierastvon) Arguri Ihal 7% Arpyal €3 a Zurolhagenpl ww Jardug on Aralich Bergkalk kelsen bei dralich, € Dalitscha Thal € hippgöl 1m MWesoxoisch und (aenozoisch. N | | | Allunzial- Ten Tambuk der Arasxesthene. Be: Tafel IM. ÜLaue htlı! » Zeitschr. d.Deutsch .@eol. Ges. 1870. 227, zaummm/ TTESrcRR ( 29 DelawvareBar 22 mn u ZZ | ___ı Geo no stische Skizze sa von NEW JERSEY nach Rogers (ook und Smock. 0 5deut: IM. — — H.Credner del. ° ‚Laue Iith. | | | uno th. de gez FE Schm [4 Ale) ES ZZ [0,®) — [22] [ab] >) r— =) DD an az 2 | «B) | I = a2 an ab) >Q Tat. I tschr.d.Deutsch. Zei Zeitschr. d.Deutsch. 8eol.6es.18770. Tat. I. Taf. VI. eol.Ges. IST0. a [6) ®) heitschr. d.Deutsch. npyampp uyonop. sappjnhum sapınoummprs > $22) 1.179 uooh SIIUOUNUESIP UFYINPS\ 2 nindsıaaıg Sopuonmmysopuoyya LE 7 RS gun 77 \ 4 - / N N San N Rz H G WSUD N ’ Gl ZEN EN A MH S\ ” v Ba SR 70. 18 ILS. reol. 6 © 1% [3 Seo ctnesacnunorcht “.o So ERS RRRRRERENETICL N, tschr d. deutsch N un Re Wagenschieber sc. ee a N Keitschr d. deutsch. ‚geol . Ges. 1870. Peters del. a Wazenschleber sc. r Wr We N EEE LEN n DA bi h E j PR x h SANT a. nen 24 z 5 E Er - ’ \ i x n 3 pn n - re N Ne, hr y SL en 1 4 h ak 0] D x \ $ N » ” n 2 s = “ 3 « “ s r N - er ” e E . 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JuranagelfInhebildung. 9 | Fig. Kichlebuchk 2306 ° In \ II \ : { = Bühl 100° EBichberg 1825° Dettighofin 1635° Baltersweil 1179 ° Lochmühle 1. Oberer weilser Jura. *. Bohmerze._ 3. Untere Holufse. _ 4. Austernagelfluhe. _ 5. Helantensand._ 6. JuranagelfIuhe. Fig. £. Irchel 2238 - FRCGFRENRTGTE Haarbuch 1825 ° ES Buchberg 2 IN & SS bh Rhein 143° af | Rhein ba Wafswafserstelz. 1108 ° Reutehöft | Berch enhof. x | a. Oberer werfser Sara. b. Bohnerzthone._ c. Untere Holafsı rd. Austernagelfluhe. c. Iurritellenkalk. _ /R Helantensand. _ y Ih: JuranagelfInhebildung. | | | je . Untere Si iwafsermolafse.— b. Muschelsandstan._ ec. Obere Sufswafßsermolafse _d. Ditwwiade Nagelfluhe. e. Dilnrialer Schutt. Taf. X ith. Laue | Ü umı fer von ( 1 | P I I I | | « v { ! Nun 1 N I ur ' N - - | . B Kal \ . = 2) 2 “ < B « .. x / ö RT 5 x r ‘ 7 AN ; } ) / or a 9 (r Zeitschr. d.Deulsch. seol. bes. ISTO . al rm #4 HE, Ü.Laue hith Python Euboicus n.sp. eine fossile Riesenschlange aus dem tertiären Kalkmergelschiefer von Cumi auf der Jnsel Euboea. r -Leitschrift d.] Taf. XIV. Gvom Rathdel. Lith.Inst.von A HenryinBann. Ic u | D an ı \ 1 “ x 1 D je us a Y « 3 2 « } A y Ba „Zeitschwift d. Deutsch geol.Ges. 1870. Taf. Ay. GvomRathdıl. Dnstoom AHenrp mBann. al, N N eur a ren : E = K Oft DAR ZA »nannbapp Bung mapuprg ode) mofus,p DA 0UmDOlT Ss say » wdırere anumd) opuopy v7] D7J9P od») ee 0/04) MUT u aue hfh. CL = Y u s S ? + Nu D . j N X Zeitschr.d.Deutsch.geol.Ges. 1870. INSEL ELBA. Maafsstab 1: 172,800. , (Nach d. Karte v.Mittelitalien d.K-Kösterr. Gen. Quartierm. Stabes 86, #00 .) k — du = — - J 74340 7 2 E + 5 Haltenische Ihgli en: 60:72 8 N I Ss x 3 a I Sa NS S ES AS .Q I SES N S RS "I S II S z ES SI REISE RS N N g SR S S EI DI Es R DON S S S ISIRR S TI ES S IIIRE N RSEEN NS I R AI NS BI R ISERRERIS Q S 2 S Ss S SEEN en 5 n S SSs SS S S RS 2 RUN Se x N Sy 88 SB Z S Ser S SS R S Ss 08 S S S REISER SS S A R IS FIIR 5 Sn S oe a en u S 5 en SIT S I | || |} [aa | es 1 | | i = = Ansicht der Jnsel Elba, vom Castell zu Piombino . lau Eutfernungen \ Capo d. Vita 6 Migl. Marina d.Rio 8 M._ Capo d’Arco 10 M._Pogsio Tuco 13 '3 M._ | vom. Cast. Piombino Capo d’Enfola 13 5 M._Monte Capanne 18/2 M.-Capo S. Andrea 18a Mi. = 6.vom Rath del ern 1 (u Dr E D g P ER > ’ -i ; ö Vu \ { , ' . ; Ö „ ii } u * E ; 1 5 =; ; & 3 z ” 2 „7 1 ‘ & i x f 1 Y 4 Pu > ' L \ f 5 £ ” . ö ; S z D J ; > 2 I ı Zeitschr der Deutsch Seol.Gesellsch. 1870 tab dich. Scherm CE \ Mm une o 5 [3 7 A. hasreyr ”r Zeitschr. dDeutsch $eol.Gesellsch 187) Tat 77, z ALTEN FE Zi Y UL Al Ä % u z eV ee rn Pr Schrride r I XIX. Taf. x N Ss SE a an | SSSESEEEHEETLEEEEEREEESEEEEEEÄSEEEEEEEEEERENEG A Ochnure hr. Imstiunt m PRorhiun? N P2 ve y N 1 N x ‚ (Im # \ 2 x . \ D er D e " ‘ ’ N alle, N Zeitschrift: der Dertsch.geol. Gesellsch. 1870. ll S N Dez 8 sis aA a: N Schruge Sir Önstuuk u Merlin Da ‚N ser an meh Ei enry,Bonn, Y: Drucky. AH J.Lütz.lırh, Zeüschr. d.deuisch.geol.&es. 1870. ROSE J.Lütz, lith. Druckv.A.Henry,Bonn, Taf Ya. eol Ges. 1810. üschr d.deutsch.g My Bu) .A.Henry, Bonn. 57 © En} ES = “ Ulsch. 1810. Y Gese der Deutsch. geol. Zeitschr = ———— — I —— — ZZ m TT n a ana vo al 97207) vumpousppsoydsoyz 'zanps a yuag'g PPA7 an]] IqpBo PPRIYgDNPS 9858191'J erhiu? \ ou Q 04 ) % ER UWOIRULIO] - SPrOH & toq Bez \ pimapn puns-yypdg'g Phi -TrPIanyı"v S o UINMTATNTE (I N PIRBIN OWPNIGOPIOAY zop a1yos IT D um nal fl \ N an \ 5 \ = \ OÖ, ; AGOnE Bereudk —— | | | li Il | | I N i | | | | | | | 1} il |} | N z % ae = Kar near‘ a. af £ ar We} „ x 5 Gar a Aa e Fette { Da x y re , 7 e t = x ZU t 5 6 An 3 7 155 H „ Be R R \ e £ 7 | \ } Hot \ L i aa Er r . > { vr rue 2 r\ \ x f i \ { f} ir Br t [L ee ' I \ x 5 af Si £ Kar u » Ai { “ ” * S Zeitschrift der Deutsch. geol. Gesellsch. 1870 Taf: XXI. NE SS I) > xBala- er Wielka Prurszka [MteszKtewrez ei Labno Ss 2 GUN, seh 4 DA ar 7), Or 7 nu . Ungefähr. Ausdehu.9 ceö N, N, 7 Wu; Mr Tertiär von Golowicze Zn | üb.d.Thalsohle. G. RBererdr Del. - SL Schintye Sich. Imsk. eh N tn Me LS AM de U 104 R i y \ . Nah = i 1002 (eRrRz h Se " h US £ D HERR ( 3 N ara: L f ya UERLAUTICE I WENDET umtanıpy °V TED], UL DUn -Tep ypu. = ION) am Be | EBEN ET, 1870. Ies ( eol.t oO - d.Deutsch. | | Jeitschi | ' | | & | Deutschen geologischen Gesellschaft. Zeitschrift der XXI. Band. 1. Heft. November und December 1869 und Januar 1870. (Hierzu Tafel I — III.) Berlin, 1870. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). Behrenstrasse No. 7 Inhalt des I. Heftes. A. Aufsätze. Seite, {. Ueber die Terrassen in Norwegen und deren Bedeutung für eine Zeitberechnung bis zur Eiszeit zurück. Von Herrn EB KRarnnıck; in: Christianid 2 o era er 1 2. Lithologie der Meere der alten Welt. Von Herrn Detessr ERBE LI ee a ee ne er 3. Beiträge zur Kenntniss fossiler Korallen. Von Herrn A. Kınta a Berlin. (Hierzu Tafe-Tyr>.n.2 0... ee ed 4. Anstehende Juragesteine im Regierungsbezirk Be Von Herrn Ruxer in Breslau. (Mit einer Karte auf TafelIl) 44 9. Der Ararat, in genetischer Beziehung betrachtet. Von Herrn Benene in Ballis- (Fiierzu- Tafel-IIE). .. -2, rt NS 6. Ueber die chemische Constitution des Uranophans. Von Herrn DersRrsin Breslau... See ae te 0 7. Nekrolog von Friepdrich Anorıpn Rormer. Von Herrn Fran. Bermen sn» Breslau. 2..0..7 0,20 08,80% BEN an ei 9h 8. Ueber die Contactmetamorphose der are Diabase im Harz. Von Herrn EmanteLr Kayser in Berlin . . . ... 108 9. Geologie des Kurischen Haffes und seiner Umgebung. Von Herren G. Berespr in Königsberg 1. Pr... -. 2%... 49 B. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der November-Sitzung, vom 3. November 1509 . 181 2. Protokoll der December-Sitzung, vom 1. December 18509 . 154 3. Protokoll der Januar-Sitzung, vom 5. Januar 1870 °. . . 18 Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen etwaiger Veränder ungen des Wohnortes sind an Dr Eck (Lustgarten No. b.) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhandlung (Behrenstrasse 7.) einzureichen Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- händlerischem Wege, sondern Bach direcie Üchersendung an | | | | } Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. | | die Bessersehe Buchhandlung zu bewirken. + Au Fi 24 Gn GA a Fate ENT KERN Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. XXI. Band. 2. Heft. Februar, März und April 1870. ON - iF (Hierzu Tafel IV — XI.) Berlin, 1870. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). Behrenstrasse No. 7 Inhalt des II. Heftes, A. Aufsätze. Seite, 1. Ueber die Ausbrüche des Aetna im November und December 1868. Von Herrn Mar. Grassı in Acireale. (Mitgetheilt von Herrn J. Roru in Berlin.) . . . Be Ee 2. Die.Kreide von New Jersey. Von Herrn Eiern ÜREDNER in Leipzig... (Hierzu Tafel IV.) 7. 0.220,00 De 3. Ueber die Gleichzeitigkeit der Vulkane von Latium und Er; Menschen und über die paläoethnologischen Funde in der römischen Campagna überhaupt EN von Herrn Sr BRose m Berlin, u... 2u0%: : a ray 4. Beschreibung neuer Arten oder dena aiiewehitieen Versteinerungen. Von Herrn Zeuschner in Warschau. (Hierzu Tafel V., VL, VIL). ea 2 265 5. Die Liasmulde von Mia Koller seit bei Einbeck. Von Herrn Ben K. Emerson aus N. Bu: BS. en; Wale V IN. IX; X). :% 271 6. Ueber einige Umwandlungen Anländischer Teliahe Von ElerrnJ. -GEMBERG in Dorpat: 1". Sr 2er 7. Einige Bemerkungen über die geognostische Karte von Ober- schlesien, bearbeitet von Herrn Ferpınaxsp Rorwer. Von Herrn Zevsennen in Warschau... ee 8. Ueber den Topas einiger Zinnerzlagerstätten, besonders von Altenberg und Schlaggenwalde, sein Vorkommen und seine Krystallformen. Von Hrn. Pau: Grorta in Berlin. on Paeb xt. 381 9. Synthetische Versuche bezeckch ee Meere Vergleicht und Schlussfolgerungen, zu welchen diese Versuche führen. kon Heren, Datpkke. in Paris 0.080 en. rein B. Briefliche Mittheilung BESSERE EHSÖTIMER 00.0000 ee ee ee EEE C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Februar-Sitzung, vom 2. Februar 1570. . . 455 2. Protokoll der März-Sitzung, vom 2. März 1870 . . . . . 462. 3 Protokoll der April-Sitzung, vom 6. April 1570 °. .. . .. 463 Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzei- gen etwaiger Veränderungen des Wohnortes sind an Dr Eck (Lust- garten No. 6.) zu richten. Die- Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhandlung (Behrenstrasse 7.) einzureichen Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- händlerischem Wege, sondern durch direete Uebersendung an die Besserscehe Buchhandlung zu bewirken. Er n Be Fe 1 br Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. xx Band. 3. Heft. Mai, Juni und Juli 1870. Ar gr (Hierzu Tafel XII—XVI) Berlin, 1870. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). Behrenstrasse No. 7 4 N “ mm a m m . ie 5 KREBS De Inhalt des III. Heftes. A. Aufsätze. Seite, 1. Die Tertiärformation im Klettgau. Von Herrn Franz JoserH Würrensereer in Dettighofen. (Hierzu Tafel XI). . . 471 2. Ueber Python Euboicus, eine fossile Riesenschlange aus ter- tiärem Kalkschiefer von Kumi auf der Insel Euboea. Von Herrn Ferov. Rorser in Breslau. (Hierzu Tafel XIII.) ° 982 3. Geognostisch- mineralogische Fragmente aus Italien. Von Herrn G. von Rırn in Bonn. III. Theil. (Hierzu Tafel IV und XV. it. a ee 4. Das fossile Phyllopoden- Genus Leaia R. Jones. Von Herrn H. Laspeyres in Aachen. (Hierzu TafelXVI). . . . 788 9. Ueber den Palatinit von Norrheim in ser Pfalz. Von Hrn. BSENNEOTTAIN- Zurich En rare Ben ern 6. Ueber ein Vorkommen von Zirkon in dem Hypersthenit des Radauthals bei Harzburg. Von Herrn G. Rose in Berlin 754 B. Briefliche Mittheilung der Herren F. Sınpserger, Laspeyres und GIEBELHAUSEN . . . 798 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Mai-Sitzung, vom 4. Mai 1970 . .. .... .. 762 2. Protokoll der Juni-Sitzung, vom 1. Juni 1870 . . . . . 766 Protokoll der Juli-Sitzung, vom 6. Juli 1870... .. .....769 Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzei- gen etwaiger Veränderungen des Wohnortes sind an Dr Eck (Lust- garten No. 6.) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhandlung (Behrenstrasse 7.) einzureichen Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- händlerischem Wege, sondern Hnich direete UVehersendung an die Bessersche Buchhandlung zu bewirken. ne rer Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. XXI. Band. 4. Heft. August, September und October 1870. (Hierzu Tafel XVIT—XXIV.) Berlin, 1870. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). Behrenstrasse No. 7 Er ONE NER Ka £ 2 Inhalt des IV. Heftes. A. Aufsätze. 1. Ueber wenig bekannte Crustaceen von Solenhofen. Von Herrn A. Kuxt# in Berlin. (Hierzu Tafel XVII. u. XVIIL) 771 Chemisch - geologische Untersuchung einiger Kalklager der finnischen Schäreninsel Kimito. Von Herrn J. LEmBEre 189) . 2u Dorpat.: (Hierzu Tafel XIX}. 1.2... "ones er 3. Studien aus dem Gebiete des rheinischen Devon. Von Herrn Emanver Kayser, in Berlin . 2. 2... 20.0. 84 4. Studien über Odontopteriden. Von Herrn E. Weıss in Bonn. (Hieran: Pafel X, XXI und XXI.) „=. 2.27 2276088 9. Ueber den Meteorstein von Chantonnay. Von Herrn C. Ran- BERSBERE In Berlin =. 00.2.0008 A a Ueber das Schwefeleisen des Meteoreisens.. Von Demselben 89 Ueber die Zusammensetzung des Lievrits. Von Demselben 897 Ueber den Anorthitfels von der Baste. Von Demselben . . 899 Das Auftreten von Kreide und von Tertiär bei Grodno am Niemen. Von Herrn G. Berexpr in Königsberg. (Hierzu BEREERSCH DIEPEXIV 2 a I a le 1) B. Briefliche Mittheilung der Herren Heymann, Knop und ZERRENNER . . 2 2... 0.918 C. Verhandlungen der Gesellschaft. Protokoll der August-Sitzung, vom 27. Juli 1870 . . . . 925 Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für “die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzei- gen etwaiger Veränderungen des Wohnortes sind an Dr. Lossen (Lust- garten No. 6.) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhandlung (Behrenstrasse 7.) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- händlerischem Wege, sondern durch direete Uebersendung an die Bessersehe Buchhandlung zu bewirken. a N INSTITUTION LIBRARIES UNMIINNNN 8 01357 0726 ill wine . n '- basaatt sun at alu van v Per or ® = »r - > $ s \ 4 \ w B N uw Y x